ROTWEISSROT Ausgabe IV/2010 - Auslandsösterreicher
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ROTWEISSROT Ausgabe IV/2010 - Auslandsösterreicher
ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 3/2010 € 3,– Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P AKTUELL BUNDESLÄNDERWAHLEN INTERNET ORF TVTHEK & ORF 2 EUROPE SCHMANKERLECKE MOHNSCHMARRN MIT HEIDELBEEREN Tanz & Theater Plus: Alles über Festivals in Österreich www.newbusiness.at DAS MAGAZIN FÜR UNTERNEHMER ww w.n ew bus ines s.at DAS MA GAZ IN F ÜR Alles, was Sie für Ihr Business brauchen! UNT ERN EHM ER Date n&S icher heit Wie Sie Ih r Unte rneh men t ma chen topfi /10, JU LI 2010 , 3,60 EURO P. B. B., + ABS VERL AGS POST OTTO -BAUEND ER: A-10 AMT POST ZULA ER-G ASSE 6 60 WIE N 02Z0 309 SSUN GSN UMM 69M ER NE NR. 06 W with ! dsc BUSIN E R S ES Bran hutz Was Sie ü be imm er wis r das The ma sen w ollte Burg n enla Das Bund nd eslan Wirts da chaft sraum ls MO h SS Top-T ema Ticke tin Zutrit g & tskon trolle BUSINE DAS NEW BUSINESS PAKET um nur 29 Euro! Abonnieren & profitieren Sie! Hotline: 01/235 13 66-100 Fax: 01/235 13 66-999 E-Mail: [email protected] P Ja, ich bestelle das NEW BUSINESS PAKET für ein Jahr (elf Ausgaben plus sechs EXPORTER‘S) um nur 29 Euro. P Ja, ich bestelle das Vorteilsabo NEW BUSINESS für zwei Jahre (22 Ausgaben plus zwölf EXPORTER‘S) um nur 50 Euro. P Ja, ich will das I-Tüpferl auf mein NEW BUSINESS PAKET und ein NEW BUSINESS Game gewinnen! (Unter Ausschluss des Rechtsweges) NEW BUSINESS, 1060 Wien, Otto-Bauer-Gasse 6/4, www.newbusiness.at Inhalt/Editorial 4–5 4 ORF-TV im Ausland Vorwort Österreichisches Fernsehen im Internet 6 Günter Düriegl Chefredakteur Österreich aktuell Wahlen im Burgenland, in der Steiermark und in Wien 9 10–29 BMeiA Donauraumstrategie und Bürgerservice-Preis 10–29 Schwerpunkt-Thema Musik, Tanz & Theater. Plus: Festivals in Österreich 30–33 Aus den Bundesländern Die Länder berichten über Kultur und Politik 34–35 34–35 Regionen, Land und Leute Fauna und Flora des Neusiedlersees 36–39 Österreich aktuell Neuigkeiten und Chronik 40–44 Österreicher in aller Welt Veranstaltungsberichte aus dem 10. Bundesland 46–47 Porträt Nachruf: Rudolf Leopold 46–47 48 Schmankerlecke Rezept von Johann Lafer 48 49–50 Buchbesprechungen In einer Vierteljahreszeitschrift wie dem ROTWEISSROT Berichtenswertes vorzustellen, das in unserer so schnelllebigen Zeit Anspruch auf gleich bleibende Aktualität hat, ist eine stete Herausforderung, der sich auch diese „Sommerausgabe“ nicht entziehen kann. In diesem Jahr bestimmen Wahlen das innenpolitische Leben in Österreich. Der Bundespräsident, der burgenländische Landtag und der Landeshauptmann des Burgenlandes wurden gewählt, die Landtagswahlen in der Steiermark und in Wien stehen aus, ein „heißer“ Herbst, der auch die Bundespolitik nicht unberührt lassen wird, steht bevor. Österreichs Außenpolitik setzt Akzente in einer neuen europäischen Initiative zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Donauraum, dem Österreich schon immer ein besonderes Augenmerk widmete. Unmittelbarer als bisher erhalten Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher breitestgefächerte Informationen über Österreich durch die ORF-TVthek. Es lohnt sich, über Internetanschluss das umfassende Angebot des österreichischen Fernsehens anzunehmen. Diesmal gilt unser besonderes Interesse dem Tanz und Theater in Österreich. Österreichs Tanzszene hat einen Stellenwert erobert, der internationalem Vergleich selbstbewusst standhält. Es ist an der Zeit, darüber zu berichten. Die Bedeutung des österreichischen Theaters ist bekannt und unbestritten. Manches vielleicht nicht ganz so bekannte Detail aus diesem so reichen österreichischen Kulturschatz vorzustellen, ist unser Anliegen. Dem Theater sind wir Österreicher besonders verbunden, ist es doch jenes Bild vom Leben, das darzustellen Goethes Theaterdirektor fordert: „So schreitet in dem engen Bretterhaus Den ganzen Kreis der Schöpfung aus Und wandelt mit bedächt’ger Schnelle Vom Himmel durch die Welt zur Hölle!“ Neuerscheinungen und ein Hörbuch Günter Düriegl, Chefredakteur 50 ROTWEISSROT Impressum www.weltbund.at 3 AÖWB-Intern ORF-TV im Ausland nutzen Der ORF bietet mit der ORF-TVthek und ORF 2 Europe zwei wichtige Services an, die österreichisches Fernsehprogramm auch im Ausland empfangbar machen. © ORF die „Zeit im Bild“ um 19.30 Uhr auch in Gebärdensprache präsentiert. Die Ausstrahlung ORF 2 Europe wird täglich in der Zeit von ca. 6.00 bis ca. 0.30 Uhr gesendet. Das TELETEXT-Angebot mit den aktuellsten Schlagzeilen und Meldungen aus Österreich kann 24 Stunden abgerufen werden und enthält ab Seite 370 auch entsprechende Programminformationen zu ORF 2 Europe. Die technischen Daten ORF 2 Europe ist über Digitalsatellit ASTRA in Europa frei empfangbar. Die technischen Daten: ORF-Transponder (117), Position 19,2 Grad Ost, Frequenz 12.692 GHz, Polarisation horizontal, Symbol Rate 22.000, FEC 5/6. Die Einstellung ist auch mit automatischem Suchlauf möglich. ORF-TVthek – die neue Video-Plattform des ORF im Internet. s gibt zahlreiche Wege, sich auch vom Ausland aus über das Geschehen in Österreich auf dem Laufenden zu halten – z.B. mit dem ORF-Fernsehprogramm: Über das Internet kann man nämlich seit Neuestem auf der Video-Plattform ORFTVthek mehr als 70 TV-Sendungen online und weltweit abrufen. Und mit dem frei empfangbaren digitalen Satelliten-TVSender ORF 2 Europe kann man in Europa ORF-Programme auch direkt am TV-Gerät genießen. E ORF 2 Europe – Österreichisches Fernsehen europaweit Mit ORF 2 Europe steht ein europaweit über Digitalsatellit frei empfangbarer TVSender zur Verfügung. Er exportiert österreichische Themen und die österreichische Lebensart nach Europa und gibt Urlaubern, Geschäftsreisenden, interessierten 4 Europäern und Auslandsösterreichern die Möglichkeit, das politische, kulturelle und gesellschaftliche Leben Österreichs hautnah zu erleben. Mit ORF 2 Europe trägt der ORF auch dazu bei, dass Österreich im erweiterten Europa in kultureller, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht verVWlUNW%HDFKWXQJ¿QGHW Das Programm ORF 2 Europe bietet ein umfangreiches Angebot an Information, Kultur, Bildung, Wissenschaft, Unterhaltung sowie Filmen und Serien aus Österreich. „Zeit im Bild“, „Report“ oder „Heute in Österreich“ – das europaweite Angebot von ORF 2 umfasst die komplette Palette der Informationssendungen von ORF 2. In der Zeit von 19.00 bis 19.20 Uhr wird „Wien heute“ ausgestrahlt. Im Rahmen der uncodierten Ausstrahlung von ORF 2 via Digitalsatellit wird www.weltbund.at Wo kann man ORF 2 Europe uncodiert via Digitalsatellit empfangen? Via Astra kann man ORF 2 Europe unverschlüsselt empfangen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Finnland, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Po- Der „Report“ mit Gabi Waldner – zu sehen auf ORF 2 Europe und ORF-TVthek. ROTWEISSROT AÖWB-Intern len, Por tugal, Schweiz, Schweden, Serbien-Montenegro, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn. Weitere Infor mationen sowie eine Programmvorschau sind über den ORF TELETEXT (ab Seite 370) sowie im Internet auf http://derneue.ORF.at abrufbar. Weitere österreichische FernsehProgramme in Europa Zusätzlich zu ORF 2 Europe sind in Europa auch 3sat (in Kooperation mit ZDF, ARD und SRG auf ASTRA Analog und Digital), TW1 und ORF SPORT PLUS (beide auf ASTRA Digital ORF Transponder 115) empfangbar. Mehr als 70 Sendungen via Internet Seit einigen Monaten stellt die ORF-TVthek, die neue Video-Plattform des ORF, im Internet ein spezielles kostenloses Service bereit, das es nicht nur in Europa sondern weltweit ermöglicht, TV-Sendungen des ORF zu nutzen: Mehr als 70 Sendungen sind unter http://TVthek.ORF.at regelmäßig als Video-on-Demand verfügbar, hinzu kommen zahlreiche LiveStreams. Dieses umfangeiche Angebot stellt ein wichtiges Service für Auslandsösterreicherinnen und -österreicher dar, denn die Sendungen sind zum allergrößten Teil weltweit zugänglich. Ausnahme sind Sendungen oder Beiträge, für die der ORF nur Onlinerechte für Österreich hat, und die damit nicht aus dem Ausland abgerufen werden können. Dies trifft jedoch nur in äußerst wenigen Fällen zu, beispielsweise bei manchen Sport-Übertragungen. „Zeit im Bild“ mit Tarek Leitner und Marie-Claire Zimmermann auch im Ausland zu sehen. ROTWEISSROT Die ORF-TVthek bietet mehr als 70 Sendungen on demand. Aktuelle Bundesland-Infos auf der ORF-TVthek weltweit verfügbar. Das Angebot im Detail Insgesamt bietet die ORF-TVthek ein breitgefächertes Angebot aus den verschiedensten Genres, das von Informationssendungen, Dokumentationen, Magazinen und Bundesländersendungen über Sport-, Kultur-, Religions- und Servicesendungen bis zu österreichischen ComedyFormaten und ORF-T V- Musikshows reicht. Die Sendungen sind nach der TVAusstrahlung für jeweils sieben Tage auf der Video-Plattform verfügbar. Themenschwerpunkte fassen darüber hinaus Sendungen und Beiträge zentral zusammen und erleichtern es somit, sich umfassend über ein bestimmtes Thema zu informieren. ORF-Onlinedirektor Thomas Prantner: „Es ist dem ORF ein wichtiges Anliegen, den vielen im Ausland lebenden und arbei- tenden Österreicherinnen und Österreichern ein Service anzubieten, das ihnen jederzeit einen umfassenden und aktuellen Blick auf die Heimat ermöglicht. Mit der Online-Video-Plattform ORF-TVthek kann man nun von Australien bis Chile ORF-Fernsehprogramme und damit aktuelle österreichische Nachrichten, Magazine, Dokus und vieles mehr nutzen.“ Wie groß der Bedarf ist, österreichisches TV im Ausland zu konsumieren, zeigt die Statistik: Im April 2010 kam jeder fünfte Videoabruf aus dem Ausland, insgesamt wurden Videoabrufe aus 153 Staaten (inkl. Österreich) verzeichnet. Einfache Bedienung Neben diesem sehr umfangreichen Angebot quer durch alle Programm-Genres ist auch die Benutzerfreundlichkeit von zentraler Bedeutung: Die Navigation ist einfach und bequem konzipiert, es gibt diverse Suchmöglichkeiten. Alles was man braucht, um über die ORFTVthek österreichisches Fernsehen weltweit nutzen zu können, ist ein Computer oder Laptop mit Internetanschluss. Gehen Sie einfach auf http://TVthek.ORF.at und genießen Sie sofort österreichisches Fernsehen. News aus Österreich mit Armin Wolf in der „ZiB 2“. www.weltbund.at 5 Österreich aktuell Das Wahljahr endet in Wien Wahlen in drei Bundesländern dominieren das innenpolitische Jahr 2010. Es geht nicht zuletzt darum, wie die Koalitionäre im Bund „danach“ miteinander umgehen werden. Michael Mössmer o einfach, wie im Burgenland, wird es wohl in der Steiermark und in Wien nach der Wahl nicht vonstatten gehen. Im Burgenland führt die vom – zum dritten Mal wiedergewählten – Landeshauptmann Hans Niessl geführte SPÖ eine Koalitionsregierung mit der ÖVP und deren Landesparteiobmann Franz Steindl – dem ebenfalls wiedergewählten – LH-Stellvertreter an. Auch wenn dies vorerst nicht unbedingt so aussah. Ein teils heftig ausgetragener Wahlkampf, in dem sich Niessl und Steindl nicht sehr viel schuldig blieben, endete nach der Wahl mit einem Minus für die SPÖ von -3,92%, die mit 48,26% der Stimmen Rang eins erreichte. Die absolute Mehrheit von 2005 (52,18%) konnte allerdings nicht gehalten werden. An zweiter Stelle rangiert die ÖVP mit 34,62% (2005: 36,38%), an dritter die FPÖ mit 8,98% (2005: 5,75%). Auf Rang vier landeten mit 4,15% die Grünen (2005: 5,21%). Die von der FPÖ abgespaltene „Liste Burgenland“ erreichte auf Anhieb exakt 4% der Stimmen, womit – erstmals in der Geschichte Burgenlands – fünf Parteien im Landtag vertreten sind. Die Regierungsverhandlungen waren von fast freundschaftlichem Charakter geprägt und ebenso präsentierten Niessl und Steindl ihre Koalitionsvereinbarung für die nächsten fünf Jahre. Im Rahmen der Konstituierenden Sitzung des Burgenländischen Landtags erklärte der wiedergewählte Landeshauptmann, er sehe dies als klaren Auftrag, den erfolgreichen burgenländischen Weg fortzusetzen. „Alle im Landtag vertretenen Parteien lade ich ein, ihre Ideen einzubringen und konstruktiv an der Bewältigung künftiger Herausforderungen mitzuwirken.“ Es werde gelingen, den Aufstieg des Burgenlandes erfolgreich fortzusetzen. Steindl, wieder als Landeshauptmann-Stellvertreter bestätigt, sagte, man stehe am Beginn einer neuen Periode, wo das Gemeinsame 6 © Bgld. Landesmedienservice S Burgenlands alter und neuer Landeshauptmann Hans Niessl und sein Stellvertreter, Franz Steindl, nach der Koalitionsvereinbarung in Eisenstadt. vor dem Trennenden stehe, „um die bestehenden Herausforderungen im Konsens erfolgreich bewältigen“ zu können. Wenige Tage später, am 28. Juni, wurde Niessl von Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg auf die Österreichische Verfassung angelobt. In der Bundespolitik hat diese erste von drei „Etappen“ kaum Spuren hinterlassen. Und auch im Burgenland ist wieder der Alltag eingekehrt – wie wenn der Wahlkampf nicht stattgefunden hätte. Nur, dass sich eben der Landtag anders zusammensetzt, als zuvor. www.weltbund.at In der Steiermark geht es um den Landeshauptmannsessel In der Steiermark, wo am 26. September rund 970.000 Menschen aufgerufen sind, den steirischen Landtag zu wählen, geht es schlicht und einfach darum, ob es der ÖVP gelingen kann, den am 2. Oktober 2005 an die SPÖ verlorenen Landeshauptmann-Sessel zurückzuerobern. Über Jahrzehnte hindurch war die Steiermark fest in Händen der ÖVP, bis Waltraud Klasnic ihr Amt an Franz Voves abgeben musste. Seither schwelt gewissermassen ROTWEISSROT Wahlkampf, wenn es auch nirgends „draufsteht“. Während, wenige Wochen vor dem Wahltermin – und wenn man Umfragen glauben schenkt –, Voves bei einer Direktwahl eine deutliche Mehrheit der SteirerInnen hinter sich vereinen könnte, herrscht Unruhe in der Landespartei, deren möglichst lückenlose Unterstützung Voves aber für einen Wahlgewinn braucht. Herausforderer ist sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer, der als Landesparteiobmann seine geschlossene ÖVP hinter sich sieht, aber, so die Umfragen, als Landeshauptmann nicht so beliebt zu sein scheint, wie Voves. Doch: es wird nicht der Landeshauptmann gewählt, sondern die Partei, die einen Spitzenkandidaten in die Wahl schickt. Die FPÖ zielt darauf ab, nach dem Verlust von fast 8% bei der Wahl 2005 diesmal wieder in den Landtag zurückzukehren. Die KPÖ war 2005 mit 6,3% die drittstärkste Kraft im Land und möchte, so wie die Grünen (sie schafften damals mit 4,7% der Stimmen knapp den Einzug in den Landtag) naturgemäss zulegen. Jedenfalls gibt es Warnungen vor möglichen Koalitionen in der Grünen Mark: rot-grün wird dort von „einer Hälfte“ ebenso als Abschreckung eingesetzt, die eigenen Wähler zu aktivieren, wie die „andere Hälfte“ das „Risiko“ schwarz-blau in die Medien transportiert. Es wird sich zeigen, ob es der ÖVP gelingt, die bis 2005 fast 60 Jahre andauernde „Herrschaft“ in der Steiermark zurückzuerobern, oder, ob es der SPÖ gelingt, das Land an die „dauerhaft“ SPÖ-regierten (Burgenland und Wien) anzureihen. SPÖ-Hochburg Wien Um den Landeshauptmann-Sessel in Wien braucht sich die SPÖ wohl keine Sorgen zu machen. „Das rote Wien“, seit 1918 nicht nur Begriff für Sozialdemokratische Architektur und Sozialpolitik, wird wohl weiterhin von der SPÖ regiert werden, selbst wenn am 10. Oktober die bei den Landtags-, Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen 2005 erreichten 49,1 % der Stimmen nicht gehalten werden sollten. Diesmal sind rund 1,2 Mio. WählerInnen zur Wahl aufgerufen. Michael Häupl, er ist seit 7. November 1994 Bürgermeister und ROTWEISSROT © ORF/Sora Österreich aktuell Landeshauptmann von Wien, ist sich seiner Sache sicher, man habe in der Vergangenheit sehr viel für Wien und die WienerInnen getan. Er sieht in seinen MitbewerberInnen keine ernsthafte Konkurrenz. Im Falle, dass die SPÖ doch Stimmen verlieren würde, müsste wohl ein „Juniorpartner“ in die Landesregierung geholt werden – wofür sich die Wiener Grünen in einem seit dem späten Frühjahr schwelenden Wahlkampf nicht nur den eigenen Wählern deutlich anbieten. Sie hatten bei der letzten Wahl 14,6 % der Stimmen auf sich vereinen können und lagen damit etwa gleichauf mit der FPÖ (14,8 %). Die ÖVP kam mit 18,8 % auf Rang zwei. Als Spitzenkandidat der SPÖ steigt Michael Häupl neuerlich in den Ring. Der ÖVP ist der Stadtparteiobmann Johannes Hahn abhanden gekommen, als er Anfang 2010 als EU-Kommissar für Regionalpolitik nach Brüssel berufen wurde. Seine Nachfolgerin ist Christine Marek, Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend. Bei den Grünen, die in die Wahl mit dem Ziel ein- www.weltbund.at stiegen, die ÖVP überholen zu wollen, hat ein Richtungsstreit dazu geführt, dass im Oktober zwei Listen antreten werden und sich damit wohl keine optimale Ausgangssituation geschaffen haben. Es wird sich weisen, ob es Prof. Alexander Van der Bellen, langjähriger Bundessprecher und nunmehriger Spitzenkandidat der Grünen in Wien, gelingen wird, die Landespartei halbwegs geeint in die Wahl zu führen. Die FPÖ hat ihren Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache als Wien-Spitzenkandidaten nominert. Strache erklärte, er wolle in Wien Platz zwei erreichen und könne sich durchaus vorstellen, einmal Bürgermeister zu sein. Er schloss auch eine Koalition mit der SPÖ nicht aus – eine Konstellation, die bei letzterer wohl auf wenig Gegenliebe stossen wird. Solange die Grünen mit der FPÖ nicht können, wird eine Wiener Landesregierung von der SPÖ angeführt werden. Die Möglichkeit, dass ÖVP und FPÖ gemeinsam mehr Stimmen erreichen, als SPÖ und Grüne gemeinsam, ist zwar nicht auszuschliessen, aber doch nicht wahrscheinlich. 7 Österreich aktuell Wahlen, weiss man schon, vor den auf uns zukommenden Streitereien zu warnen. Als die Regierung Alfred Gusebauer (SPÖ) und Wilhelm Molterer (ÖVP) im September 2008 abgewählt wurde (weil man völlig zerstritten war), traten Faymann und ÖVPBundesparteiobmann Josef Pröll an, gemeinsam und konstruktiv die Geschicke des Landes in die Hand zu nehmen. Und „wir Österreicher“, so liessen uns damals Umfragen wissen, würden einer Grossen Koalition ohnedies mehr zutrauen, auch tiefgreifende Entscheidungen zu treffen und das Land vorwärts zu bringen. Doch, wie immer, wurde vergessen, dass hier eine Zweckgemeinschaft eingegangen wird und es sich nie um eine „Liebesheirat“ handelte, wie Pröll einmal sinngemäss feststellte. Dem Koalitionspartner bleibt das Privileg der Opposition, lautstark auf die Fehler des anderen hinzuweisen, vereinbarungsgemäss verwehrt. Das lässt sich über eine gewisse Frist wohl unter gewissen Schmerzen vermeiden – jedoch dann © BKA/HBF, Andy Wenzel Die Folgen für die Bundespolitik Unwahrscheinlich hingegen ist, dass nach den Wahlen in der Steiermark und in Wien die SPÖ-ÖVP-Koalition auf Bundesebene so weiterläuft – siehe Burgenland – , wie wenn nichts gewesen wäre. Anders als im Burgenland wird der grosskoalitionäre Alltag nicht wieder einkehren. Die beiden, meist auf einer Augenhöhe eingestuften Grossparteien werden sich sukzessive, aber rechtzeitig, für die nächste planmässige Nationalratswahl im Herbst 2013 in 3RVLWLRQEULQJHQ,KUÄ3UR¿OVFKlUIHQ³ZLH es Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender Werner Faymann bereits mehrmals formuliert hat. Die Wirtschaftskrise und die ebenso rasche wie möglichst budgetschonende Beseitigung von deren Auswirkungen auf nationaler Ebene haben die beiden sonst so konträren Parteien zusammengeschweisst. Auch die Opposition trug das ihre zu dieser seltenen Gemeinsamkeit bei, die vielfach nicht nur von den Medien als „Kuschelkurs“ gegeisselt wurde. Jetzt, vor den beiden entscheidenden Bundeskanzler Werner Faymann (r.) und Finanzminister Josef Pröll bei einer der gemeinsamen Pressekonferenzen nach dem Ministerrat am Ballhausplatz. 8 www.weltbund.at nicht, wenn eine Serie von Wahlen ins Haus steht, wie seit Anfang 2009: es wurden Landtage gewählt, Abgeordnete zum EU-Parlament, es gab mehrere Gemeinderats- und Arbeiterkammerwahlen und, nicht zuletzt, die Wahl des Bundespräsidenten. Die nächste Wahl, die ins Haus steht, ist die zum Gemeinderat im Burgenland in ziemlich genau zwei Jahren. Bis dahin könnte die Bundesregierung eigentlich relativ ungestört wesentliche Vorhaben abarbeiten, die im Koalitionsabkommen bisher noch nicht abgehakt sind wie etwa die Verwaltungsreform, die Reformen des Gesundheitswesens, eine umfassende Bildungsreform und vieles andere mehr. Könnte: denn es wird nicht unwesentlich davon abhängen, ob SPÖ oder ÖVP im Spätherbst Rückenwind aus der Bevölkerung zu spüren glauben und das den jeweils anderen deutlich spüren lassen. Denn dann wird der Wahlkampf für die nächste Nationalratswahl 2013 wohl frühzeitig ausgerufen werden. Und das, obwohl die letzte Wahlrechtsänderung die Legislaturperiode von bisher vier auf nunmehr fünf Jahre verlängert hat. Man wird sehen, wann diese Zeitspanne das erste Mal ausgenützt werden wird. 9RUOlX¿JLVWGDYRQDEHUNHLQH5HGH DXVser bei der Opposition, die natürlich ein frühzeitiges Ende der Koalition erwartet), denn es stehen massive Probleme an, deren Lösung keinen Aufschub erlauben. Gemeint ist die präkere Budgetsituation, in die nicht nur Österreich in den letzten eineinhalb Jahren während der Wirtschaftskrise geraten ist. Vizekanzler Pröll kündigte anlässlich einer Diskussionsveranstaltung der Industriellenvereinigung kurz vor der Sommerpause an, es würde Österreich „das grösste Sparpaket“ bevorstehen. Und so vorrangig es auch sein PDJGLH6WDDWV¿QDQ]HQZLHGHUKDOEZHJV in den Griff zu bekommen, so sicher ist es auch, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen SPÖ und ÖVP kommen wird. Denn der Zugang zu einschneidenden Massnahmen unterliegt, wie nicht erst auf den zweiten Blick zu erkennen, schlicht und einfach den beiden Parteiprogrammen. Wunder nur, dass das jemanden überrascht. ROTWEISSROT Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten Donauraumstrategie Österreich im Mittelpunkt einer neuen europäischen Initiative, die grenzüberschreitender Zusammenarbeit eine neue Dynamik verleiht. eit seinem Amtsantritt setzt sich Außenminister Dr.Michael Spindelegger für die Bedeutung des Donauraumes und der Schwarzmeerregion ein. „Der Donauraum im neuen Europa“ war auch das Thema des Europa-Forums Wachau, das heuer zum 15.Mal vom Außenministerium gemeinsam mit dem Land Niederösterreich im Stift Göttweig organisiert wurde. Die Veranstaltung war für Bundesminister Spindelegger ein ausgezeichneter Anlass, eines seiner Herzensthemen anzusprechen und neue Perspektiven für die Gestaltung des Zusammenlebens im Donauraum zu skizzieren. Der Donauraum hat vom neuen Europa PDJHEOLFKSUR¿WLHUW'LH2VW|IIQXQJXQG die Europäische Nachbarschaftspolitik haben mitgeholfen, die Völker des Donauraums einander näher zu bringen. Während der letzten Monate wurde sehr intensiv an der Ausarbeitung einer EU-Strategie für den Donauraum gearbeitet. In fünf erfolgreichen Konferenzen konnten auch Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie engagierte BürgerInnen ihre Interessen artikulieren. Dieser Prozess verläuft außerordentlich vielversprechend: intensiv, demokratisch und arbeitsam. Eine der schwierigsten Herausforderungen – auch für die Länder des Donauraums – ist S Die Donauraumstrategie umfasst die DonauAnrainerstaaten und regionale Nachbarländer. ROTWEISSROT derzeit die Bewältigung der Folgen der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise. Hier gilt es, die nötigen strukturellen Reformschritte anzugehen. Der geographische Raum des Donaubeckens steckt einen klaren Rahmen ab und es zeigt sich deutlich, dass die Zukunft dieser Region in einem verstärkten Miteinander liegt. Die Herausforderung besteht darin, alle Staaten in die Vorarbeiten eng einzubinGHQRKQHGLH(8(QWVFKHLGXQJV¿QGXQJ]X beeinträchtigen. Dabei müssen unterschiedliche und bisweilen widersprüchliche Zielvorstellungen vereint werden – und das mit unvergleichlich mehr Partnern an einem Tisch. Ohne Kroatien und Serbien – um die augenfälligsten Beispiele zu nennen – wäre eine Donauraum-Strategie nicht ihren Namen wert. Die Strategie soll bestmöglich dazu beitragen, den Bedürfnissen und Vorstellungen einiger der reichsten und einiger der ärmsten Teile Europas gleichermaßen Rechnung zu tragen. Die Europäische Kommission konnte kürzlich bereits Elemente der künftigen EUStrategie präsentieren. Die erste Säule der Strategie ist die „Konnektivität“, bestehend aus den Bereichen Transport und Energie. Ein österreichischer Vorschlag über ein nachhaltiges und konkurrenzfähiges Transportsystem setzt auf die Donau als „grüne Wasserstraße“. Die zweite Säule – „Umweltangelegenheiten“ – umfasst die weiten Bereiche Hochwasserschutz und Abwasserentsorgung. Die dritte Säule, zusammengefasst unter dem Ziel der „sozioökonomischen Entwicklung“, soll generell die Verbesserung und Verstärkung der Verbindungen fördern. Es handelt sich um Verbindungen zwischen den Bewohnern des Donauraums, Wissenschaftern und Wirtschaftstreibenden. Österreich hat dabei den Bereichen Bildung, Kultur und nachhaltigem Tourismus spezielle Aufmerksamkeit gewidmet. Bei der Er- www.weltbund.at Aktuelles aus Österreich Gesandte Dr. Brigitta Blaha, Leiterin der AuslandsösterreicherInnenAbteilung im BMeiA. Weltweit für Sie im Einsatz – Bürgerservice-Preis 2010 1HEHQGHUMlKUOLFKLQ:LHQVWDWW¿QGHQGHQ Botschafterkonferenz im Außenministerium wird seit nunmehr sechzehn Jahren auch zu einer Konsular- und Verwaltungskonferenz eingeladen. Ende Juni haben die Fachleute des auswärtigen Dienstes auf dem Gebiet der konsularischen Dienstleistungen im In- und Ausland die Möglichkeit, ihren Wissensstand zu aktualisieren und Erfahrungen untereinander auszutauschen. Dieses Zusammentreffen bringt unbestritten einen Mehrwert in der Verbesserung der Qualität der Dienstleistungen für die AuslandsösterreicherInnen. Heuer wurde zum zweiten Male der Bürgerservice-Preis an MitarbeiterInnen des konsularischen Dienstes verliehen. Die PreisträgerInnen haben sich durch ihren weit über das Erwartbare hinausgehenden Einsatz für ÖsterreicherInnen weltweit verdient gemacht. An dieser Stelle sei all jenen gedankt, die - oft unter schwierigen Umständen - „weltweit für Sie da“ sind. stellung dieser Strategie gilt es, zwei Extreme zu vermeiden: Weder darf das Projekt überfrachtet werden, noch darf sich die Strategie in ein paar wenigen symbolischen Initiativen erschöpfen. Die DonauraumStrategie soll als Plattform für die Behandlung von offenen politischen Fragen fungieren und das gemeinsame Erarbeiten mittelfristiger Lösungen ermöglichen. Für Österreich war der Donauraum immer ein bedeutendes Element seiner außenpolitischen Orientierung und wird künftig noch deutlicher in den Fokus seiner Aufmerksamkeit rücken. 9 Schwerpunkt-Thema Das Sommertheater boomt Klassischer Ernst und hübsche Unterhaltung an vielen Orten: Das Burgtheater blüht im Graben und die Oper im Steinbruch. Hans Haider in Steinbruch wie in Krastal bei Villach, ein Stadtplatz wie in Stockerau, ein Burghof wie in Perchtoldsdorf, ein Klostergarten wie in Melk, ein längst zu groß gewordenes Stadttheater wie in der ehemaligen Krupp-Stadt Berndor f oder die abgestorbene Pracht von Speisesälen und Terrassen im Südbahnhotel am Semmering: Allsommerlich nehmen Liebediener der zumeist heiteren Muse die romantischsten Winkel in ganz Österreich in Besitz. Auf ihr Publikum dürfen sie sich ver- © Hans Haider E Heuer steht in Reichenau an der Rax u.a. „Das Konzert“ und „Ein Volksfeind“ am Spielplan. 10 www.weltbund.at lassen, das strömt mit nimmermüdem Eifer und hitzegemilderten Erwartungen, die an den meisten Spielplätzen selbst Kleinstkunst nicht enttäuschen kann. Erzfeind der Freiluft-Theatraliker ist der Regen. Wenn nach stundenlangem Zittern und vielleicht auch Beten, eine Vorstellung ins Wasser fällt, wird gerne an Max Reinhardt, den Meister des Salzburger „Jedermann“, erinnert, der nach einer solchen Kränkung durch den Wettergott geschworen haben soll: Nie mehr ein Freiluftspektakel nördlich von Verona! „Und ist alles net wahr“ singt der Lorenz in Nestroys Posse „Die verhängnisvolle Faschingsnacht“. Denn inzwischen überziehen Openair-Events die Lande und Kalender beinahe so dicht wie die Zeltfeste der Freiwilligen Feuerwehren. Pop, Rock und Jazz locken die großen Massen an - in Wels, St. Pölten, Wiener Neustadt, Saalfelden, Nickelsdorf und Wiesen (Burgenland). Nicht wenige Fans reisen mit Zelt, Luftmatratze und Dosenbier an. Theatergäste bestehen auch außerhalb von Thalias bekannten Tempelbezirken auf nummerierte Sitzplätze. Einerseits will man möglichst viele davon, denn um Karten gibt es Drängeleien. Die vom Sänger6HQLRU+DUDOG6HUD¿QVWHWLJHUZHLWHUWHQ Mörbischer Operettenfestspiele (heuer: „Der Zarewitsch“ von Franz Léhar) brachte es inzwischen zu 5000 Tribünenplätzen vor der Bühne im Neusiedler See. Doch DQGHUHUVHLWVYHUÀFKWLJWVLFKGLH:DO]HUseligkeit alter Zeiten aus dieser Megadimension. Das Burgenland bewahrt die Glückseligkeiten für Romantiker an vielen anderen Sommerspielorten. Im – zweisprachigen – burgenländischen Parndorf ist die Bühne zwischen der barocken Kirchenfassade, der Dorflinde und dem Kriegerdenkmal aufgeschlagen. Man sitzt auf Klappsesseln und Bänken. Für die Pause richten die ROTWEISSROT Damen aus dem Kulturverein Schmalzund Liptauerbrote her. Komödien von Shakespeare, heuer „Die Zähmung der Widerspenstigen“ entzücken dort in jedem Sommer die Dorfbürger. Touristische Kalküle? Nein, wir spielen für uns! Ein Mann aus dem Dorf ist als Komiker bekannt und steuert Extempores in der kroatischen Sprache bei. Bürgermeister oder Ortskulturmotoren mit JU|HUHQ%XGJHWVHQJDJLHUHQ3UR¿V,Q Güssing werkelt der ehemalige Burgschauspieler Frank Hoffmann als Intendant. Im bayerischen Evergreen „Der Brandner Kaspar und das ewige Leben“ sicherte er Einheimischen gute Rollen. Solche Laien entzücken oft mehr als das Nebenpersonal von Funk und Fernsehen, das zur Sommerzeit nach Gagen jagt. Ähnlich das Schlosspiel in Oberdorf (heuer: „Ein Sommernachtstraum“), wo 2003 der Schauspieler Wolfgang Böck den ungleich bekannteren Burgmimen Rudolf Buczolich als Intendant ablöste. Ambitiöser die Sommerspiele Perchtoldsdorf mit Barbara Bißmeier als Prinzipalin: Dort gibt man heuer den „Hamlet“. Der für seine Lachnummern bekannte Schauspieler Felix Dvorak sicherte sich heuer sowohl in Berndorf wie im Fürstenberg-Schloss Weitra leicht die Hauptrollen – er ist an beiden Orten Intendant. Jürgen Wilke, in Oskar Werners Zeiten ein Jungstar im Burgtheater, ließ sich für Laxenburg turbulente Szenen nach Shakespeares „Sturm“ schreiben. In Salzburg ist, selbstverständlich, das Festspiele-Schauspiel auf dem Niveau von Burg und Josefstadt und Münchner Residenztheater besetzt. Dort ist mit guten Namen reichlich Geld zu verdienen. Einzig den Festspielen in Reichenau gelang es in der nur wenig niedrigeren Preiskategorie, zugleich ein Urlaubsziel in einer lieblichen Landschaft sowie ein feingestimmtes Schauspieler-Theater zu werden. Die drei, vier Inszenierungen und rund 130 Vorstellungen in jeder Sommersaison sind zumeist schon auf Monate ausverkauft. 1988 wurden die Festspiele gegründet, von dem Maler und Bühnenbildner Peter Loidolt und seiner Frau Renate. Damals verscheuchte der deutsche Poltergeist ROTWEISSROT © Rolf Bock Schwerpunkt-Thema Festspiele Stockerau: Für Victor/Victoria steht dieses Jahr erstmals Maya Hakvoort auf der Bühne. Claus Peymann viele Stammgäste und Schauspieler aus dem Burgtheater. Das Kurtheater an der Rax mauserte sich zur willkommen Alternative. Der für Nestroy, Schnitzler, Hofmannsthal richtige Tonfall bezog ein Dauerexil. Zur Jahrtausendwende wurde mit den „Letzten Tagen der Menschheit“ von Karl Kraus am Semmering im leerstehenden Südbahnhotel eine verführerisch neue Spielstätte eröffnet. In Reichenau bekommt „Die Welt von gestern“ (so nannte Stefan Zweig seine Autobiographie) feinziseliert Gestalt. In einem Zubau zum alten Kurtheater aus den 20er Jahren brachte eine moderne Arenabühne mit mehr Möglichkeiten literarisch zu experimentieren. Doch die mimischen Großkaliber lockten verlässlicher als neue Literatur, nämlich Publikumslieblinge aus der Burg - wie Annemarie Düringer, Maria Happel, Regina Fritsch, Sylvia Lukan, Petra Morzé, Heinrich Schweiger, Peter Matic, Martin Schwab, Nicolas Ofczarek (der Salzburger „Jedermann“ 2010) und „Josefstädter“ wie Maria Nentwich, Maria Köstlinger, Otto Schenk, Robert Meyer, Joseph Lorenz, Miguel Herz-Kestranek, André Pohl, Herbert Föttinger. Heuer wurden Ibsens „Volksfeind“ und Hermann Bahrs „Konzert“ angesetzt. Mit „Ruhm“ vom jungen Wiener Erfolgsautor Daniel Kehlmann und Schnitzlers „Der Weg ins Freie“ wurde eine Reihe von Roman-Dramatisierungen www.weltbund.at fortgesetzt. Man sah schon den „Zauberberg“ nach Thomas Mann und „Die Strudelhofstiege“ nach Heimito von Doderer . Der Genius Loci macht mancherorts das Programm prickelnder. Doderer hatte in der Prein an der Rax ein Quartier. Schnitzlers Geliebte Olga Waisnix stammte aus Reichenau. Die Raimund-Festspiele in Gutenstein, wo der Dichter begraben liegt, wurden – leider – vor zwei Jahren zur Musical-Bühne. In Amstetten wählten die Kulturmanager diese amerikanische Muse zur Regentin ihrer Sommerspiele. Dass auf der Burg Liechtenstein bei Maria Enzersdorf jährlich Nestroy gespielt wird (heuer „Zu ebener Erde und im ersten Stock“), geht auf den verstorbenen Hans Weigel zurück, den wortmächtigsten Wiederentdecker Nestroys. Er baute sich in Maria Enzersdorf mit dem noch immer gut ausschauenden Nestroy-Mädel Elfriede Ott ein Haus. „Das Gewürzkrämer-Kleeblatt“ zeigen heuer die Nestroy-Spiele im Schwechater Schloss Rothmühle. Sie bestehen seit 1973 und werden durch ein jährliches Nestroy-Symposion begleitet. Hier also ist ein Gutteil der Nestroy-Kompetenz versteckt, die im Burgtheater nach und nach versickert. Auch Grillparzer hatte eine solFKHYRQGHU:LVVHQVFKDIWEHJOHLWHWH3ÀHgestelle von 1954 bis 1983 im Burggraben der Esterhazy in Forchtenstein. Klaus Ma- 11 Schwerpunkt-Thema 12 nis Komödie „Der Diener zweier Herrn“ begann man vor zehn Jahren. Im letzten Sommer zeigte „Cyrano de Bergerac“ seine lange Nase. Heuer folgte eine verrückte Farce aus dem Theaterbetrieb: „Der nackte Wahnsinn“ von Michael Frayn. Immerhin mit einem aus dem deutschen Fernsehen bekannten Kommissar. Solch marktgängige Unterhaltungskunst hat ebenso Hochsaison wie der Sommerklassiker von Shakespeare („Romeo und Julia“ auf der Rosenburg und in Mödling, „Der Widerspenstigen Zähmung“ im Schloss Piber in der Steiermark, wo die Lipizzaner gezüchtet werden), Molière („Der Geizige“ in Ramsau), Lessing („Nathan der Weise“ in Einöde bei Villach) Schiller („Wilhelm Tell“ in Melk), Feydeau („Die Katze im Sack“ in Matzen) oder Ödön von Horváth („Kasimir und Karoline“ Pregarten in Oberösterreich, seit 2003 mit Stadtrecht). Sehr oft gönnen sich Großstädter diesen Sommerspaß, die am Land ein Zweitquartier aufgeschlagen - und oft zu spät gemerkt haben, dass sie sich damit selber isoliert haben. Nicht zufällig richtet das Land Niederösterreich den abwechslungsreichsten Theatersommer aus, denn dort ist die Zahl der niedergelassen WienFlüchter besonders hoch. Wiener Opern-Habituès zieht es in den Steinbruch von St. Margareten im BurgenODQG KHXHUÄ'LH=DXEHUÀ|WH³ LQV6WLIW Klosterneuburg („Don Giovanni“) und nach Gars am Kamp („La Traviata“). Das Festi© Martin Hesz ria Brandauer glänzte dort 1977 in der „Jüdin von Toledo“. Als er im Reinhardt-Seminar Schauspielkunst unterrichtete, bot der Kino-Weltstar seinen Eleven eine spezielle Ferienbeschäftigung in seinem Heimatdorf Altaussee an einem unterirdischen See im Salzbergwerk, wo in den letzten Kriegsjahren die Schätze des Kunsthistorischen Museums eingelagert waren. Bald jedoch wurde der Spielplatz behördlich gesperrt. Bei einem Brand hätten die Zuschauer durch den schmalen Stollen nicht verlässlich evakuiert werden können. Seither zeigt der Theaternachwuchs den „Sommernachtstraum“ auf einer Wiese am Ufer des in der Nacht tiefschwarzen Altausseer Sees. Zu einem längst notwendigen Abschied von einem Genius loci kam es heuer bei den Schlossspielen Rattenberg. Dort wurde Josef Wenters historisches Schauspiel über den 1651 im Schlosshof enthaupteten Wilhelm Bienner („Der Kanzler von Tirol“), 1976 zum letzten Mal aufgeführt, wohl für immer ersetzt. Manfred Schild schrieb und inszenierte eine Neufassung dieser Tragödie um einen ehrbaren Beamten, der seinen Landesherrn kritisierte und dem Adel Privilegien nehmen wollte. Wenter, ein Südtiroler, war ein übler, aber nicht singulärer Karrierist. Sein KanzlerStück wurde 1934 im Burgtheater uraufgeführt, der Ständestaat ehrte ihn 1936 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis. 1938 tat er kund, dass er längst schon ein illegaler Nazi war. Der oberösterreichische Autor Franzobel (ein Pseudonym) überraschte 2005 in Wolfsegg mit einem von Laien aufgeführten Stück über den gescheiterten Aufstand der Sozialisten im Februar 1934 im oberösterreichischen Hausruck-Viertel („Hunt oder der totale Februar“) die Sommerspiel-Szene. Solche politische Kraftakte eines „Theaters von unten“ blieben rar. In der Stadt Haag in Niederösterreich, an der Autobahn zwischen Amstetten und Enns, entsprang das Sommertheater einem von Wirtschaftsexperten vorbereiteten Stadtentwicklungskonzept. Nach einem Faceliftig des kleinen Stadtplatzes wurde bei jungen Architekten eine doppelstöckige Tribüne bestellt. Mit Carlo Goldo- Der Märchensommer in Schloss Poysbrunn ist für Kinder jedes Jahr ein besonderes Erlebnis. www.weltbund.at val Retz nutzt die Kirche des Dominikanerklosters (Zweitheimat des Wiener Kardinals Christoph Schönborn O.P.) für Henry Purcelles „Dido und Aeneas“. In Stockerau setzt der vielseitige Alfons Haider auf das Musical – heuer als Star in „Victor – Victoria“ von Henry Mancini. Auch die von der Autobahn umfahrene Stadt Amstetten machte sich einen kleinen Namen als Musical-Hort. Im Schloss Poysbrunn im Weinviertel nistete sich eine bezaubernde Kunstinitiative für die jüngsten Besucher ein: der „Märchensommer“ mit Bühnenmenschen für Kinder zum Mitmachen. Staunen darf man im alten Gemäuer und im Park. Und ein bisschen fürchten. Aber was macht das schon? „RiesenFreund“ heißt die Performance 2010, und ein Freund hilft immer. Die Schauspielerin Nina Blum startete schon vor fünf Jahren mit dieser Kinderüberraschung und tritt dort auch selber auf. Sie ist eine Psychologin – und Tochter der Kindertherapeutin Krista Schüssel und des gewesenen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel. Fürsorgliches Theater anderer Art fand im Grazer Pfarrhaus St. Vinzenz, einem österreichweit ausstrahlenden Stützpunkt für die Betreuung von Notleidenden („Vinziwerke“) einen Spielplatz. Dort zeigt man heuer, wie gutes Tun belohnt wird in dem Stück „Thomas auf der Himmelleiter“. Die Berufsschauspielerinnen und -schauspieler sowie die Opernchöre und -orchester dürfen sich während der Sommerferien ausruhen, denn da sind die großen Häuser geschlossen. Stehen sie dennoch auf der Bühne, nennen sie das „Pfusch“. Das soll kein Branchenfremder hören, denn der zöge die falschen Schlüsse daraus. Selbstverständlich will jeder geben, was er kann. „Zwischen acht und zehn bist du allein“, wissen die Mimen, die Sänger. Da helfen keine Gage und keine Freundschaft mit dem Intendanten, da musst du im Theaterräderwerk perfekt mitschnurren. Seit der Umstellung auf die Sommerzeit wird es eine Stunde später dunkel. Doch kaum wo beginnt ein Spiel deshalb um neun. Denn die Impresarios achten darauf, dass nach Ende der Vorstellung auch die ortsansässigen Gastwirte ein Geschäft machen. ROTWEISSROT ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 4 x pro Jahr Platzieren Sie Ihr Inserat im Mitgliedermagazin des Auslandsösterreicher-Weltbundes! ROT S S I E ROTW Ausla ndsös te rr e ic Jo u rn her NEUE & Forschung Ausgabe 2 17. Mai Ausgabe 3 17. August sl a nd sö s l 4/ 20 0 3682 06 Z0 GZ mer b., Zu P.b. A-1 010 W amt post rlags n, Ve Wie eich isch 82 6 03 6 6Z um ngsn ssu ch Ers so ung ein rt W , Ve ien rlag spo sta m 0W -101 tA tur &D kün esig stle rm n it W e ltru t i ft igkei hangha a S h t l c n ha 010 i rts Wi ach EXPO 2 N & über die All TV O TAG N DE R W AKTU UN E GI ELT NI BU LL SLA ND NN ND SBR SÖ UCK STE RRE DIE ICH TM AR ER FEIC 2 HTI 009 SCH NG SCH WE ER MA INS NK FILE E TM RLE IT P C OLE KE NTA eB au Z0 Tel.: +43/1/235 13 66-300 rna num NZ RE ELL NFE TU O AK ENK B T W N HL AÖ SIDE WA Ä EN K PR NT ITI OL SIDE P N Ä NE ESPR AT IN KE -SAL ND EC EL BU RL KE PARG N A -S HM PITZ SC S FEL TA ICH AU or t Arc hite err k Öst rG [email protected] er ungs er me Lorin Polak ich lass ich Zula .b., , P.b ien Anzeigenkontakt rre BER hein ungs Ers Au re ter P Ausgabe 4 15. November T RO urtion, In oa InnoJv Ersc Wien, Ver lagspo Ausgabe 1 15. Februar st e ien, T O SR S I WE ft nscha – Wisse hu€n3,g c 0 rung & Fonrasl 2/20s1titutionen und Förde ngsort cheinu Erscheinungstermine 2010 dsö 6P 06 Z03 Zulass & Familie 010 Wie stamt A-1 z Feiern ungsnu & Theater lan Jou 6826 P & Expo Shanghai n, P.b.b., z Tanz Aus FOS ALLE IN mmer GZ z Wirtschaft RO TW EISS RO T 2010 AÖWB RTE NGSO TAGU ELL K AKTU POLITI HR AHLJA ZUM W LECKE ANKER SCHM SUPPE HAUM SC IE SELLER Die Schwerpunkt-Themen 2010 z Wissenschaft € 3,– 010 al 1/2 es hm 9€ 3, – Schwerpunkt-Thema Glück kommt zum Glücklichen Österreicher auf den Bühnen der Welt: Egal ob Theater-, Musik- oder Filmbranche. Welches Land ist das Eldorado der Schauspielkunst? Österreicher und ihr Geschenk an die Allgemeinheit. Alexandra Aurelia Nemeth sterreich ist ein kleines Land. Im Vergleich zum Rest des Globus, sicherlich. Und dennoch: Frei nach dem Motto: „klein, aber oho“ hat es zahlreiche Berühmtheiten und Künstler hervorgebracht. Kein Wunder, schließlich gilt Österreich – insbesondere Wien – als Wiege der Kunst. Einige wenige Schauspieler haben es auf die Bühnen der Welt geschafft, sind geradezu ins Rampenlicht geboren, wie die nachfolgenden Beispiele beweisen. In einem Interview spricht Otto Schenk, der sich nicht als Künstler sieht, über die Arbeitsbedingungen am Metropolitan Thea- ter in New York: „Ich habe mich in die Met verliebt. Die schönsten Arbeitsbedingungen und die größten Sänger habe ich dort vorgefunden. Ich habe vor einiger Zeit sogar meinen Eid gebrochen. Schließlich wollte ich nicht mehr Regie führen. Aber Don Pasquale mit Frau Netrebko habe ich dort inszeniert. Es war einfach toll, mit all meinen Helfern zusammenzuarbeiten. New York ist eine Stadt, die mich jedesmal so heimatlich umfängt, wie keine zweite.“Die Verehrung der europäischen Kunst ist in den USA besonders ausgeprägt. Auch Almut Zilcher Gotscheff macht ihre Erfahrungen in der großen weiten Welt. Die gebürtige Österreicherin ging vor einem viertel Jahrzehnt nach Deutschland. Sie ist der Meinung, dass „es junge Schauspieler heutzutage nicht einfach haben. Es gab eine Zeit am Salzburger Mozarteum, wo vielleicht 100 Bewerber waren. So sind es heute aber – zum Beispiel an der Ernst Busch Schule in Berlin – mehr als 10mal so viele. Die Konkurrenz ist höher, die Karrieren müssen schneller verlaufen, es mangelt an Zeit, Kontinuität und vor allem Geduld.“ © Fechter Management Ö Otto Schenk als Josef Bieder auf der Bühne – in dem Stück „Die Sternstunde des Josef Bieder“. 14 www.weltbund.at ROTWEISSROT Joe Zawinul eröffnete das Birdland in Wien. Musikalische Karrieren Früh übt sich, wer ein Star werden will. Geduld ist da eine der wichtigsten Tugenden. Die weltberühmten Buben der Wiener Sängerknaben sind das Paradebeispiel für Disziplin in jungen Jahren, und was man alles erreichen kann. Ein Knabenchor aus Wien, der in der Tradition der Hofsängerknaben steht, die am 30. Juni 1498 vom deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I. begründet wurden. Die Aufgabe der ursprünglich ca. 14–20 Knaben war die musikalische Gestaltung der Heiligen Messe. Heute gibt es rund 100 aktive Wiener Sängerknaben, die auf vier Konzertchöre aufgeteilt sind. Die vier Chöre sind gleichrangig; sie teilen sich die Aufgaben: die Tourneen, die Dienste in der Hofburgkapelle, die Konzerte und Auftritte in Wien und in Österreich, Ton- und Filmaufnahmen, Sonderprojekte. Jeder Chor hat seinen Kapellmeister und sein Erzieherteam. Brüder singen im gleichen Chor. Die Chöre sind nach vier Komponisten benannt, die eng mit der Geschichte der Wiener Sängerknaben verbunden sind: Anton Bruckner, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert. Apropos Komponist: Auch Joe Zawinul ist einer der erfolgreichsten Exporte aus Österreich. Der 2007 verstorbene Jazz-Musiker war nicht nur Begründer des Electric Jazz, gemeinsam mit Miles Davis, sondern ist nach Auffassung von Musikern und Kritikern der einzige europäische Musiker, der eine prägende Bedeutung auf die Hauptströmung des Jazz ausübte. ROTWEISSROT Zawinuls Musik mit Weather Report war ein Erfolg auf der ganzen Welt, besonders afrikanische Zuhörer liebten diesen Sound. Sein Intro zu dem Stück „Black Market“ war mehr als 20 Jahre lang die Erkennungsmelodie von Radio Dakar im Senegal. Weather Report-Platten machten als raubkopierte Kassetten die Runde und beeinflussten eine ganze Generation von afrikanischen Musikern. Seine späteren afrikanischen Bandmitglieder im Zawinul Syndicate baten ihn darum, mitspielen zu können – wegen ihrer Wertschätzung der Musik von Weather Report. 2004 eröffnete Zawinul in seinem Wiener Heimatbezirk den Jazz- und Musikclub Birdland im Souterrain des Hilton Hotels. Er benannte ihn nach dem berühmten New Yorker Birdland, der von 1949 bis 1965 einer der beliebtesten Jazzclubs war und den er als den wichtigsten Ort seines Lebens bezeichnete. Theater-Macher Der wichtigste Ort im Leben der Almut Zilcher Gotscheff war immer schon die Bühne. Als ausgewanderte Österreicherin weiß sie wohl um „die wichtigsten Impulse für österreichische Theater. Die deutschen Regisseuren und Bühnenbildner haben 7KHDWHUVHKUEHHLQÀXVVW'LH(LQGUFNH aus dem Ausland waren und sind noch heute so bereichernd für meine weitere Karriere, dass ich sie nur jedem Schauspieler, Künstler, Theaterschauspieler empfehlen kann. Das Faszinierende am Spiel im Ausland ist, dass egal, welche Sprachbarrieren vorhanden sind, die theatralische Sprache eine universale Dimension hat. Jeder versteht das Theater. Es verbindet die Menschen global.” Auch hier gibt es – wie in einigen Bereichen des Lebens auch – eine zweite Seite der Medaille. Während in anderen Ländern unattraktive Nebenjobs, wie das Drehen von Telenovelas oder schlechten Serien, vonnöten sind, um den eigenen Traum vom Theaterdasein zu verwirklichen, „geht „Ich liebe das Metropolitan Theater in New York. Ich habe dort meine schönsten Arbeitsbedingungen vorgefunden.“ Otto Schenk, Schauspieler es den Schauspielern im deutschsprachigen Raum sehr gut. Hier kann man noch von Engagements leben und seinen tägliFKHQ8QWHUKDOW¿QDQ]LHUHQ´KlOW=LOFKHU Gotscheff fest. Auch Otto Schenk lobt den deutschsprachigen Raum für seine künstlerische Of© www.lukasbeck.com © Absolute Ensemble Schwerpunkt-Thema Weltweit berühmt: die Wiener Sängerknaben. www.weltbund.at 15 Schwerpunkt-Thema © A.M.P.A.S./ Matt Petit Almut Zilcher Gotscheff in der Inszenierung „Die Wildente“. © Christof Mattes Film-Eroberer und Oscarpreisträger Den erfolgreichen Bad Ausseer Klaus Maria Brandauer verschlug es ebenfalls in die :HOWKLQDXV-HGRFKSUR¿WLHUWHHUQLFKWQXU von den deutschen Bühnen. Beispielsweise spielte er 1983 in James Bond 007: Als Maximilian Largo überzeugte er gefährlich, ein wenig unberechenbar und vor allem einen Hauch psychopathisch. Doch was macht Brandauer so besonders? Die FAZ beschreibt den Schauspieler so: „Es ist diese Mischung aus Arroganz und Souveränität, aus aalglatter, narzißtisch unterfütterter Unverschämtheit und Nonchalantem, aus Disziplin, Können, Erfolg gewachsenem Selbstbewußtsein, mit der Brandauer zu einer öffentlichen Figur geworden ist, an der sich die Geister scheiden: Man mag ihn ganz, oder man mag ihn gar nicht.“ Der Oscar-Preisträger Christoph Waltz ist auch ein enormer Sympathieträger. Er erlangte 2009 internationale Bekanntheit in der Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa in Quentin Tarantinos Film Inglourious Basterds, für die er 2010 den Oscar als Bester Nebendarsteller gewann. Waltz spielt zumeist ambiva- © Iko Freese fenheit: „In Wahrheit müssen wir dankbar sein, dass die Nachschaffenden auch ein Paradies in Österreich vorfinden. Insbesondere aber der deutschsprachige Raum als Gesamtes ist interessant. Deutschland ist ein vielfältiger Raum, wo das Goethe-Wort gilt. Ihr wisst, auf unseren deutschen Bühnen, probiert jeder, was er mag. Das ist ja ein Freibrief.” 82. Academy Award: Christoph Waltz beim Eintreffen am „Red Carpet“. Klaus Maria Brandauer am Balkon des Berliner Ensembles nach seiner Probe zu Ödipus. 16 lente, abgründige Charaktere, die nach außen eine bürgerliche Fassade wahren, oder verkörpert den Typus des Labilen mit Hang zur Melancholie und geplagt von Selbstzweifeln. Auch das muss ein guter Schauspieler können, und auf jeden Fall hartnäckig sein Ziel verfolgen. Otto Schenk & Co haben es vorgemacht. Es braucht www.weltbund.at zunächst viel Engagement, um als Österreicher erfolgreich auf den Bühnen der Welt zu stehen. Wie Otto Schenk am Ende des Interviews sagt: „Ein Bereitsein für Zufälle ist nötig. Und: Das Glück kommt nur zum Glücklichen.“ Oder haben Sie einen unserer Künstler bei einer Preisverleihung vor Unglück weinen sehen? ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema Das große Ohr für die Stimmen Eine beeindruckende Ära ist zu Ende: Ioan Holender verließ nach 22 Jahren die Direktion der Wiener Staatsoper. Hans Haider it Saisonende 2010 ging der Langzeitkapitän Ioan Holender von Bord des größten Musikdampfers der Welt. Die Wiener Staatsoper wurde für eine große Monarchie gebaut. Für die Republik ist sie eigentlich zu groß. Doch für den vielsprachigen Mitteleuropäer aus der Banat-Metropole Temešvár war sie genau richtig. Zu seinem Abschied kurz vor seinem 75. Geburtstag inszenierte er eine Sechsstunden-Stargala und einem Querschnitt durch sein Repertoire. Keinem Bundespräsidenten oder Kanzler wurde je spektakulärer adieu gesagt. Er wird seine Hände nicht in den Schoß legen. Er bleibt daheim in Wien, wird aber als künstlerisch Verantwortlicher die Budapester Oper mitregieren, hat einen Zweijahresvertrag als Berater der Met, bleibt Lehrbeauftragter an der Universität. Ioan Holender hielt es so lange wie kein anderer auf dem Schleudersitz am Wiener Opernring aus: Vor 22 Jahren bekam er seinen Vertrag. Er begann an der Seite des bald verstorbenen Eberhard Waechter und wirkte 18 Jahre als Alleindirektor. Als Impresario assoluto. Sein Engagement durch die Kunstministerin Hilde Hawlicek stieß auf Kritik, weil der ausgebildete Sänger ein Künstlervermittlergewerbe betrieb. Er verkaufte sofort die Firma, behielt aber die Erfahrung, die Kontakte – und sein unbestechliches Ohr als Stimmenentdecker. Die wenigsten Operndirektoren sind in der Beurteilung von Stimmen – und deren $XVEDXIlKLJNHLW±¿UP+ROHQGHUYHUVWDQG es, für die Staatsoper junge Sänger zu engagieren, die bald darauf Karriere auch an den anderen vier, fünf Weltadressen machten. Wie Natalie Dessay, Elina Garanca, Angelika Kirchschlager und zuletzt Elisabeth Kulmann. Als ihm der unbekannte Michael Schade vorsang, engagierte er ihn auf der Stelle als Almaviva im „Barbier von Sevilla“; er gilt vielen heute als welt- ROTWEISSROT © Hans Haider M $XIGHP2SHUQGDFKEH¿QGHWVLFKHLQ=HOWIUGLH.LQGHURSHUQ bester lyrischer Tenor. Adrian Eröd ist heute der Bayreuther Beckmesser. Gegen den Zeittrend Richtung Stagione-Betrieb gelang ihm der Aufbau eines Ensembles und die Bewahrung jener „Eckzähne“, die das Publikum liebt und sucht. Er schreckte es zwar mit waghalsigen Neuinszenierungen etwas von „Der Troubadour“, „Manon Lescaut“, „Frau ohne Schatten“, „Palestrina“. Doch man verzieh ihm, denn er holte Carlos Kleiber für den „Rosenkavalier“ und gab den jungen Dirigenten Christian Thielemann und Franz Welser-Moest die besten Chancen. Die meisten dieser Entdeckungen blieben ihm treu, viele zu Freundschaftspreisen. Denn Holender ist ein Sparmeister und hinterließ seinem aus Paris engagierten Nachfolger Dominique Meyer elf Millionen Euro, obwohl das Staatsopernbudget seit 1999 nicht mehr erhöht wurde. Der von den Kommunisten schikanierte Fabrikantensohn wurde die Traumata seiner frühen Tage nie los. 1959 wurde er nach Wien www.weltbund.at entlassen teilte die AnfangsschwierigNHLWHQPLWYLHOHQ8QJDUQÀFKWOLQJHQ*Hwiss auch in Dankbarkeit gegenüber seiner neuen Heimat wollte er den luxuriösen – doch volkswirtschaftlich so wichtigen – Opernbetrieb möglichst günstig gestalten. Zeitungen machten sich über ihn lustig, als die inzwischen in Österreich eingebürgerte Sopranistin Anna Netrebko klagte, sie müsse sich das Taxi vom Flughafen in die Stadt selber zahlen. Holender bewies als Jude Mut, als er Österreich gegen die Sanktionen der EU verteidigte, die das Land 2000 nach der Bildung einer Mitte-Rechts-Regierung dem Faschismus ausgeliefert wähnte. 2005, zum 50-Jahr-Jubiläum der Wiedereröffnung des im Krieg von Bomben stark beschädigten Opernhauses, erinnerte er an jene Künstler, die das Ensemble 1938 aus politischen Gründen verlassen mussten. Und entschuldigte sich namens seiner neuen Landsleute „für das, was wir ihnen angetan haben“. 17 Schwerpunkt-Thema Gut gelernter Österreicher Kammerschauspieler Jürgen Wilke im Gespräch: „Das entscheidend Unverzichtbare des Theaters ist der Schauspieler.“ Günter Düriegl ürgen Wilke, Kammerschauspieler, Professor, geboren in Berlin/Karlshorst, dann mit den Eltern nach Königsberg übersiedelt, mit der Mutter und den Geschwistern 1945 aus der untergeKHQGHQ6WDGWJHÀRKHQHLQ3UHXVVHDOVR erweckte das im Biedermeier zu erstaunlicher Blüte gelangte Alt-Wiener Volkstheater eines Philipp Hafner, eines Joachim Perinet, eines Karl Meisl und anderer zu neuem Leben. Seit nun schon 26 Jahren geben ihm die Komödienspiele in der Franzensburg in Laxenburg bei Wien mit dieser heiteren, humorvoll – hintergründigen Wiederbelebung Recht. Heuer weht ein „Stürmischer Sturm“, (27. Juni bis 29. August) durch den Schlosspark. Shakespeares „Der Sturm“ („The Tempest“) stand Pate für eine verrückte Insel – Liebes – Geschichte (Posse von Susanne F. Wolf). Adi Hirschall schlüpft in die Rolle des schiffbrüchigen Prospero Probst, der mit seiner Tochter Miranda (Tina Nitsche) vor Jahren auf einer weit entlegenen Insel gestrandet ist. Nun herrscht er mit Hilfe eines Zauberbuches über die Kreaturen des Eilandes: den Luftikus Ariel (Birgit Linauer) und das abgründige Kraftwesen Caliban (Marika Lichter). Die Ereignisse überschlagen sich als neue Schiffbrüchige auf der Insel landen, darunter Prosperos hinterlistiger Bruder Antonio (Kurt Hexmann). Die Eintönigkeit des Inseldaseins kippt: Liebe, ,QWULJH5DFKHXQG¿QVWHUH0DFKHQVFKDIten sind an der Tagesordnung. Es bedarf einer tiefen Theaterleidenschaft und eines Jürgen Wilke am Burgtheater Wien 1966/67 als Prinz von Homburg. 18 feinen Sensoriums für die dem Wiener innewohnende Freude am Theatralischen, um den gültigen Wert des Alt – Wiener – Volkstheaters, das aus dem barocken Hanswurst kommend, seinen Höhepunkt in Ferdinand Raimund und Johann Nestroy gefunden hatte, auch heute schlüssig und überzeugend vorzutragen. Beides zeichnet Jürgen Wilke aus. „Ich bin ein gut gelernter Österreicher“ sagt er von sich und man glaubt es ihm gerne, gefällt es ihm doch, dass „die Österreicher Auseinandersetzungen dazu benutzen, einen 0LWWHOZHJ]X¿QGHQ³'HUgVWHUUHLFKHUZHL nun einmal, dass das „sowohl als auch“ oft mehr vermag als das „ja oder nein“. „But release me from my bands. With the help of your good hands” Prosperos Schlusswort © Helmut Baar J www.weltbund.at Bald wurde die tiefe Theaterleidenschaft bestimmende Richtschnur im Leben von Jürgen Wilke, auch wenn es zunächst alles andere als einfach war. Der Mutter und den Geschwistern gelang die Flucht aus Ostpreussen an Bord eines Flüchtlingsschiffes, der sechzehnjährige Jürgen Wilke wurde zum Volkssturm eingezogen und nach Berlin abkommandiert. Es gelang ihm, den Russen zu entkommen und sich in das zunächst von den Amerikanern besetzte Gebiet abzusetzen. Bei den Großeltern väterlicherseits, in einem Dorf in der Magdeburger Börde fand er Mutter und Geschwister wieder. Der Vater war gefallen. Bald aber starben die Großeltern, Jürgen Wilke wurde zum Familienoberhaupt. Mit Gelegenheitsarbeiten sorgte er für sich und die seinen. Gleichzeitig besuchte er eine Schauspielschule, da er überzeugt war, Talent für diesen Beruf zu ROTWEISSROT ROTWEISSROT © Franz Hausmann haben, war er doch in der Schule für das Aufsagen von Gedichten stets gelobt worden. Lange hielt es ihn nicht auf der Schauspielschule. Schon nach einem Jahr ging er 1949 ans Stadttheater Oldenburg zum Vorsprechen und wurde genommen. Als „Ruprecht“ im Zerbrochenen Krug spielte er seine erste Rolle, seine Theaterlaufbahn hatte begonnen und fand trotz aller weiteren Fährnisse, die Mutter starb 1950, keine Unterbrechung. Entscheidend wurde für Jürgen Wilke, dass er 1951–1955 am Schauspielhaus Düsseldorf unter dem legendären Gustaf Gründgens spielte. Die wohl bedeutendste Rolle hier war sein „Max Piccolomini“ gemeinsam mit Gustaf Gründgens als Wallenstein. Auf Düsseldorf folgten die Münchner Kammerspiele und das Hamburger Schauspielhaus, das Theater in der Josefstadt, das Burgtheater. Die Namen der Schauspieler, mit denen Wilke auf den Bühnen stand, lassen sich sehen, hier eine kleine Auswahl: M 1956, mit Oskar Werner in „Hamlet“ (Shakespeare) M 1957 mit Paula Wessely in „Frau ohne Bedeutung“ (Wilde) M 1957 mit Werner Kraus in „Don Carlos“ (Schiller) M 1964 mit Ernst Deutsch in „Nathan der Weise“ (Lessing) M 1968/69 mit Johanna Matz in „Was ihr wollt“ (Shakespeare) Mit Wilkes Engagement ans Theater in der Josefstadt 1956 ist auch seine ständige Übersiedlung nach Wien verbunden. Die Bühnenverpflichtungen hielten ihn aber nicht von Tourneen als Darsteller und Regisseur durch Europa und Amerika ab, er trat auch bei Festspielen in Deutschland und Österreich auf und wurde schließlich Intendant von Festspielen. In Andernach am Rhein übernahm Jürgen Wilke 1966 seine erste Festspielintendanz. Für Österreich entscheidend wurde Wilkes Übernahme der folgenden Intendanzen: M 1971 – 1997 Stockerauer Festspiele M 1981 – 1996 Perchtoldsdorfer Sommerspiele M Seit 1985 Komödienspiele in der Franzensburg +LHULQ/D[HQEXUJ]HLJWVLFKWUHIÀLFK-Ugen Wilkes Gespür für den Reiz des Alt- © privat Schwerpunkt-Thema Mit Paula Wessely in „Frau ohne Bedeutung“. Smarter Jürgen Wilke in Wien. Wiener Volkstheaters, das in köstlichsten Travestien Schwächen, aber auch Stärken der Menschen aufspürt. Es steht schon dafür, einige von diesen Aufführungen zu nennen, die das Pathos ihrer Vorlage brechen und auf jenes menschliche Maß zurückführen, das wir alle brauchen, um an uns selbst nicht nur zu zweifeln. M „Der Barbier von Sievering“ von Karl Meisl, 1989 M „Hamlet vom Tandelmarkt“ von Joachim Perinet, 1990 MÄ 'LHWUDYHVWLHUWH=DXEHUÀ|WH³YRQ.DUO Meisl, 1991 M „Othellerl, der Mohr von Wien“ von Karl Meisl, 1998 M „Der Traum vom Lieben Augustin“ – seit 2001 ist der beliebte Adi Hirschall (Volksschauspieler und Sänger) Ensemblemitglied. Zusätzlich dazu bespielte Jürgen Wilke das Schlosstheater im Blauen Hof in Laxenburg, und arbeitete auch mit der Neuen Oper Wien zusammen. Gerade das Konzept der Neuen Oper Wien, die es seit 1990 gibt, entspricht Wilkes Vorstellung vom Wesen des Theaters. Ein ähnliches, nur der dramatischen EsVHQ]YHUSÀLFKWHWHV8QWHUQHKPHQZDU-Ugen Wilkes Teilnahme und Teilhabe am Tourneetheater „Der Grüne Wagen“. Das Theater wurde von Alexander E. Franke gegründet und ist neben der „Neuen Schaubühne München“ eines der ältesten deutschsprachigen Tourneetheater nach 1945. 1983 erwarb Jürgen Wilke gemeinsam mit Otto Ander den Grünen Wagen, ab 1989 war Wilke der alleinige Eigentümer. In diesen Jahren machte er Tourneen durch Deutschland, die Niederlande, die Schweiz und Österreich. Mit der Spielzeit 2005/06 trat er das Unternehmen an Thomas Stroux ab. Jürgen Wilkes Leidenschaft für das Theater erschließt sich in seiner sofort gegebenen Antwort auf die Frage, was er für das entscheidend Unverzichtbare des Theaters hält: Es ist der Schauspieler! Damit ist die Rückkehr zum Ausgangspunkt gegeben: In Shakespeares „Der Sturm“, dem Paten der diesjährigen Aufführung spricht Prospero im 4. Akt vom Wesen des Theaters. Diese Passage beschreibt die Theaterkunst, die Schauspieler und Bühnenabläufe beschwört, das zu tun, was der Dramatiker will. www.weltbund.at Prospero spricht: „Die Zauber sind vorbei. Da unsere Mimen, Wie ich dir sagte, waren alle Geister und Sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft; Und, wie dies körperlose Traumgewebe, so Die wolkenhohen Türme, die Paläste, Die stillen Tempel, selbst der Erdenball, -DZDVDQLKPQXUWHLOKDWZLUG]HUÀLHHQ Und, wie dies wesenlose Schauspiel schwand, Vergehen ohne Spur. Wir sind vom Stoff, Aus dem die Träume sind; und unser kleines Leben Beginnt und schließt ein Schlaf.“ 19 Schwerpunkt-Thema Humor immer ernst genommen Otto Schenk zählt zu den grössten Komikern des Landes, er ist als Schauspieler ebenso erfolgreich wie als Regisseur und ist in Theater und Oper gleichermassen zu Hause. Michael Mössmer aum jemand anderes hat die heimische Kulturszene so geprägt, wie Otto Schenk. Das nach aussen hin eher schrullige, aber überaus liebenswerte Multitalent hat sich in den Jahrzehnten, in denen er unterschiedlichstem Publikum in jedem Genre immer höchstklassige Unterhaltung geboten hat, möchte es eigentlich nicht, wenn zu viel Aufhebens um seine Person gemacht wird. Im Gegensatz zu den meisten seiner Künstlerkollegen gesteht er, sozusagen, erst auf Nachfrage ein, was alles er in seinem bisherigen Bühnenleben geleistet hat. Es ist nicht nur seine Vielseitigkeit, es ist die offensichtliche Freude, die ihm seine Arbeit macht. Und er scheint sie auch in immer ähnlich hoher Intensität zu machen, gleichgültig, ob er einen Buben gibt, der mit seinem Freund – dieser ist sein Kollege Helmut Lohner – spitzbübisch leicht zweideutige Begriffe zu erraten versucht; oder ob er, als „der Schenk“, an der Metropolitan Opera New York zum wiederholten Male und mit Begeisterungsstürmen gefeiert wird, „Die Fledermaus“, „Fidelio“, „Tannhäuser“ oder den kompletten „Ring“ inszeniert. Nach Wien zurückgekehrt, steht er wieder auf der Bühne des Theaters in der Josefstadt, das, wie er erzählt, nicht nur seine künstlerische Heimat ist, die ihn als junger Schauspieler geprägt hat. Die Josefstadt nimmt in seinem Leben eine ganz besondere Rolle ein: „Als Jungschauspieler © Theater in der Josefstadt / Moritz Schell K Zwei Tage vor seinem Geburtstag stand Otto Schenk in Klaus Pohls Stück „Einmal noch“ im Theater in der Josefstadt auf der Bühne. 20 www.weltbund.at habe ich von meinen Vorbildern die Selbstverständlichkeit gelernt, die es braucht, um ein guter Schauspieler zu sein, dass man auf der Bühne so ist wie im Leben und man keinen Unterschied bemerkt.“ Als Direktor habe er seine Vorstellungen realisieren können und die Erfahrung gemacht, „dass man dieses Haus nicht als Schreibtischtäter, sondern nur als selbstaktiver Schauspieler erfolgreich führen kann.“ Wer nun glaubt, Schenks unnachahmlicher Humor wäre dieser ehrwürdigen Funktion zum Opfer gefallen, der irrt. Denn er brilliert in „Die Sternstunde des Josef Bieder“, einem Stück für eine Person, das er sich zusammen mit dem Autor Eberhard Streul auf den Leib geschrieben hat, ebenso, wie er sein Publikum in den Kammerspielen bei 470 (!) Vorstellungen des Dauerbrenners „Othello darf nicht platzen“ begeistert. Zwischendurch „macht er FernVHKHQ³ZLUNWLQUXQG.LQR¿OPHQPLW und wird in Joe DiPietros „Noch einmal verliebt“ ab Januar 2011 wieder auf der Bühne in der Josefstadt stehen. Zwei Tage vor Schenks 80. Geburtstag, am 10. Juni, feierte man ebendort Premiere von Klaus Pohls Stück „Einmal noch“, in dem Schenk „Karl Meier“, die Hauptrolle, gab und nicht nur vom Premierenpublikum, sondern auch durchgehend von der heimischen Presse bejubelt und bewundert wurde. Wir wollen mit einem für Schenk so typischen Satz enden, mit dem er sich bei Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny für die Verleihung der „Bürgerurkunde“ der Stadt Wien bedankte: „Ich bin stolz darauf, dass mir bestätigt wird, dass ich das bin, was ich mein Leben lang geglaubt habe, zu sein.“ Dem ist, ausser herzlichen Glückwünschen zum Geburtstag und zu einem derart erfüllten künstlerischen Leben, eigentlich nichts hinzuzufügen. ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema Sprache ist eigentlich zu wenig Ewald Palmetshofer, im Mühlviertel geborener Dramatiker, hat mit seinen textlich außergewöhnlichen Stücken Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum erobert. Christian Horwath iteraturpreise, Auszeichnungen für den besten Nachwuchsdramatiker, ein hoher Output aus seiner Schreibfeder: der 1978 im Mühlviertel geborene Ewald Palmetshofer hat mit seinen teils radikalen, sprachgewandten Stücken an österreichischen ebenso wie an internationalen Bühnen einen Grad an Aufmerksamkeit erregt, wie es seit dem Eintreffen der Postmoderne in den österreichischen TheaterTempeln nicht geschehen ist. Aufgewachsen ist Palmetshofer im oberösterreichischen Mühlviertel, in einem ländlich geprägten Industriegebiet, wo die Einwohner sich zu den großen Betrieben hin orientieren, wie etwa auf die VOESTStahlwerke, für die auch der Vater arbeitete. Mit den Fronleichnamsprozessionen im Ort hatte Ewald Palmetshofer den ersten Kontakt zum Theater – „über den Ort waren lauter Teilbühnen verteilt.“ Die Folge, dann in Wien, war die Aufnahme des Theaterwissenschafts- und Germanistik-Studiums. Palmetshofer zeigte sich da in gewisser Weise kompromisslos gegenüber dem tradierten Theater-Karriere-Fundament, wenn er weniger die formale und mehr die inhaltliche Auseinandersetzung suchte. Daher brach er nach einem Jahr ab und verlegte sich auf Theologie und Philosophie. „Ich hatte immer den Eindruck, ich arbeite nur mit Sekundärbearbeitungen der Themen, die mich wirklich interessierten. Mir fehlte das Denkhandwerkszeug“, das er eher in der Theologie gefunden hat. Neuer Rhythmus für die Sprache Palmetshofer begann mit dem Schreiben von Mundarttexten. Neben dem Studium setzte er sich auch immer wieder vor Publikum, um aus seinen Arbeiten vorzulesen. „Ich lese sehr gerne vor.“ Die Dramaturgie kam erst danach und mit ihr auch der eigene Stil, seinen Figuren Sätze auf ROTWEISSROT © Alexi Pelekanos/Schauspielhaus L Ewald Palmetshofer bringt eine neue Sprache auf die Bühne. den Leib zu schreiben, die radikal abgeschnitten sind. Oft fehlen Verben, oft ganze Satzteile, wodurch die auf den ersten Blick alltägliche Sprache bei Palmetshofer zu einem Rhythmus wird, bei dem der Alltag nicht mehr mithalten kann. „Der Sinn „Es gibt etwas, das der Sprache entweicht und man darum immer wieder anfängt.“ Ewald Palmetshofer klingt zwar an, aber die Finalität geht in einem neuen Anfang weiter. Für mich ist es eher dieses Gefühl, dass die Sprache eigentlich zu wenig ist, dass es etwas gibt, was ständig entwischt und man darum immer wieder anfängt.“ www.weltbund.at Seit fünf Jahren und seinem Debütstück „sauschneidn. ein mütterspiel“ ist die Theaterwelt auf ihn aufmerksam geworden. Auf Lesungen beim steirischen herbst folgte unter anderem eine Einladung zum hotINK International Play Reading Festival in New York und szenische Lesung im Shop Theater New York. Palmetshofer wurde 2008 zur Theaterbiennale in Wiesbaden eingeladen. Sein Stück „hamlet ist tot.“ – auch nominiert für den Nestroy-Preis in der Kategorie „Bester Nachwuchs“ – gastierte am Maxim Gorki Theater in Berlin. 2008 war er International Residency of Playwrights am Royal Court Theatre in London und erhielt im selben Jahr den Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2008. Seit 2009 ist Ewald Palmetshofer Gastdramaturg im Wiener Schauspielhaus. 21 Schwerpunkt-Thema Akrobatik, Jazz und Futurismus Abseits der altbewährten Festspieltradition hat sich in Österreich eine lebendige Festivalszene aufgetan, die Tradition, Gegenwart und Zukunft kreativ verbindet. Hanna Ronzheimer ine gute Performance kommuniziert mit dem Publikum in einem lebendigen, diskutierenden Rahmen“, kommentiert Werner Schrempf, künstlerischer Leiter des Grazer Straßen- und Figurentheaters „La Strada“ die aus dem Boden schießenden Festivals der letzten Jahre. In der Steiermark setzt er diese Maxime jedenfalls um: die ganze Stadt wird zur Bühne, wenn Straßenkünstler aus ganz Europa jeden Sommer neun Tage lang für und mit den Grazern Theater spielen. Unter dem Motto ‘Raus zu den Menschen und für das Publikum arbeiten’ entstehen eigens für den jeweiligen Ort produzierte Performances, die auch soziale und kulturelle Fragen aufwerfen. Für 2011 plant Schrempf, den Verkehrsknotenpunkt Jakominiplatz zur Bühne umzugestalten: Eine Klanginstallation auf dem urbansten Ort der Stadt lädt dann zur künstlerischen Interaktion ein. Auf musikalischer Ebene trifft Lokales auf Globales beim jährlichen Kremser Sommerfestival „Glatt und Verkehrt“. Volksmusik bricht aus und auf zu neuen Ufern, © Tanzsommer Diavolo E Die Akrobatengruppe „Diavolo“ aus den USA beim Tanzsommer Innsbruck. 22 www.weltbund.at wenn Künstler aus aller Welt und aller Musikrichtungen mit den eigenen musikalisch-kulturellen Wurzeln experimentieren. Gefragt wird hier nicht nach Stilen und Gattungen, sondern nach Regionen und Herkunft. So gab es 2010 neben österreichischen Musikern wie dem Frauenstreichensemble „Netnakisum”, das sich Musik aus allerlei Weltgegenden zu eigen macht und eigenwillig arrangiert, oder den souligen Wienerliedern von „5/8erl in Ehrn” auch Geschichten aus dem fernen China zu hören. Der vietnamesische Jazz-Gitarrist Nguyên Lê Saiyukiim musizierte mit seinen japanischen und indischen Partnern auf der „Reise in den Westen“, nach dem gleichnamigen chinesischen Roman aus dem 16. Jahrhundert. Internationale Jazzfestivals in der Stadt und in den Bergen Jazz aus Österreich gibt es beim 6. „Marianne Mendt Jazzfestival“ in St. Pölten. Die Sängerin und Schauspielerin Mendt wird dort ab dem 29. September neben der Spitze des heimischen Jazz wieder den talentiertesten Nachwuchs aus ganz Österreich auftreten lassen. Zu den schon etablierten Stars zählen heuer Carole Alston, Ines Reiger, Caroline de Rooij, Joy Flemming, Wolfram Berger, Wolfgang Puschnig und Diknu Schneeberger. Getanzt wird in den Bergen: Als 1995 ersmals der „Internationale Tanzsommer Innsbruck“ stattfand, machte sich Skepsis breit: Würden die Tiroler sich für Bewegungskultur jenseits des Wanderbaren begeistern können? Sie konnten. Schon im ersten Jahr entwickelte sich das regelmäßig im Frühsommer stattfindende Festival zum Erfolgsprojekt. Choreographien vom französischen Ballett „Biarritz” oder der akrobatischen Avantgarde „Diavolo” aus den USA beeindruckten 2010 das Publi- ROTWEISSROT © La Strada © Tanzsommer Ballett Biarritz © Glatt und Verkehrt Schwerpunkt-Thema Abendstimmung: Festival „Glatt und Verkehrt“. „ Ballet Biarritz“ beim Tanzsommer Innsbruck. „La Grosse Couture“, Festival La Strada. kum. Mit 35.000 Besuchern habe er heuer eine Grenze erreicht, so Leiter Josef Resch: „Wir wollen gar nicht mehr wachsen“. Kein Walzer, sondern Tango in Wien: Die Organisation „Tango Amadeus“ lud im Mai zum ersten Wiener Tangofestival. Die leidenschaftlichen Tänzerinnen Marion Jantsch und Vera Palaoro ließen internationale Künstler bei Shows und Workshops LQWUDGLWLRQVYHUSÀLFKWHWHQ/RFDWLRQVZLH den Palais Eschenbach und Palffy auftreten. Das Budapester Orchester „Tipica” rundete den feurigen Event ab. Eine Verbindung zwischen den klassischen Bruckner Festspielen und der futuristisch anmutenden „Ars Electronica“ war die Idee der ersten Linzer Klangwolke 1979: Bruckners 8. Symphonie in einer quadrophonen Raumanordnung. In diesem Jahr fährt die visualisierte Klangwolke als Eisenbahnprojekt der Zukunft unter dem Titel „Baby Jet“ am 4. September im Linzer Donaupark vor. Den Soundtrack für die Inszenierung des Künstlernetzwerks „Lawine Torrèn“ liefert Peter Valentin. Am 12. September eröffnet die klassische Klangwolke auch in diesem Jahr wieder das Brucknerfest. Die „Ars Electronica“, 1979 ,geboren‘ und heute eines der wichtigsten internationalen Medienkunstfestivals, ist da bereits in vollem Gange. „Repair-sind wir noch zu retten?” fragt das Festival ab dem 2. September und macht sich sogleich auf die Suche nach Visionären, die mit hohem Fachwissen und viel Kreativität an einer alternativen Zukunft jenseits von Klimawandel und Finanzkrise arbeiten. Ein Festival, bei dem sich Kunst und Wissenschaft, Design und Engineering auf gleicher Augenhöhe begegnen. Zum Designer – Hotspot erklärt die Vienna Design Week ab ersten Oktober den 17. Wiener Bezirk: Unter dem Slogan „nur keine Berührungsängste“ geht es schwerpunktmäßig um die kreative Revitalisierung Hernalser Einkaufsstrassen. Nach einem hoffentlich stürmischen Steirischen Herbst (vom 24. September bis 15. Oktober) darf man sich zum Jahresende noch einmal Inspiration für die eigene winterliche Beweglichkeit holen: das zehnte Winterfest Salzburg zeigt vom 25. November bis zum 31. Dezember als einziges akrobatisches Zirkusfestival Österreichs internationale Künstler in der runden Are- na. „Österreich ist das Land der Festivals“, meint Josef Resch vom Tanzsommer Innsbruck. Auch wenn unter dem steigenden Druck der internationalen Gäste eigentlich nur noch das Beste vom Besten im Programm funktioniere, solle im Erfolgsrezept eines nicht vergessen werden: auch „die lokale Bevölkerung muss sich mit dem )HVWLYDOLGHQWL¿]LHUHQN|QQHQXQGHVPLWtragen wollen“. Festivals auf einen Blick La Strada, www.lastrada.at/ Glatt und Verkehrt www.glattundverkehrt.at/ Tanzsommer Innsbruck www.tanzsommer.at/ Tangofestival Wien www.check-in-page.at/tango/index.cfm Marianne Mendt Jazzfestival www.mmjazzfestival.at Ars Electronica, www.aec.at/ Linzer Klangwolke, www.klangwolke.at/ Vienna Design Week www.viennadesignweek.at/ Winterfest Salzburg, www.winterfest.at/ Holen Sie sich den Geschmack Österreichs! AustrianGrocery.com – The taste of Austria! T he tas te o f Austria! ist der größte Online-Shop für österreichische Lebensmittel mit weltweitem Versand! Wählen Sie aus einem stetig wachsenden Sortiment von derzeit rund 2.500 Produkten. Von A wie Almdudler bis Z wie Wiener Zucker! www.austriangrocery.com – und die Heimat kommt mit der Post! Wir liefern österreichische Produkte weltweit! *Geben Sie dazu im Kundenprofil Ihre WELTBUND-Mitgliedsnummer an und Ihr Rabatt wird automatisch abgezogen. Preise gültig bis auf Widerruf. Satz und Druckfehler vorbehalten. Mindestbestellsumme: EURO 25,- -15% für WELTBU NDMitglieder! * Schwerpunkt-Thema ImPulsTanz Innerhalb von 25 Jahren schufen ein Kulturmanager und ein Choreograf aus einem regionalen Festival einen wesentlichen Bestandteil der internationalen Tanz-Szene. Michael Mössmer © ImPulsTanz / André Cornellier © ImPulsTanz / Anna Van Kooij Louise Lecavalier konnte als einzige eine Pirouette waagrecht im Sprung tanzen. Young Choreographers‘ Series – Pieter Ampe & Guilherme Garrido. 24 lso, Hand aufs Herz: Sind wir Österreicher ein Volk der Tänzer? Ein klares „jein“ gibt Aufschluss über unsere Einstellung zu einer Kunstform, die einen viel zu geringen Stellenwert einnimmt. „Der Kongress tanzt“, hiess ein Film von Franz Antel (1951), der die Welt glauben liess, unser ganzes Land würde sich nur im Walzertakt bewegen. Vom Volkstanz abgesehen, der aber seit Jahrzehnten vor allem in Wien aus dem Alltag heraus in ein Eck gedrängt wurde und im modernen Kulturverständnis kaum mehr Platz hat, war der Tanz sozusagen ein Minderheitenprogramm. Dieses Vakuum führte vor rund 26 Jahren dazu, dass der Wiener Kulturmanager Karl Regensburger und der Choreograf Ismael Ivo die „Internationalen Tanzwochen Wien“ aus der Taufe hoben. Anfang der 80er-Jahre begann der 1954 in Laa an der Thaya geborene Karl Regensburger als Manager beim damaligen „Tanzforum Wien“. Der jungen Einrichtung fehlte es an Dynamik und Regensburger begann, interessante Tanzlehrer einzuladen. Zufällig lernte er den afro-brasilianischen Tänzer Ismael Ivo kennen, der frischen Wind ins Haus brachte. Regensburger organisierte eine Tanzserie im Serapionstheater; die Auftritte Ismael Ivos wurden ein Riesenerfolg. Regensburger organisierte in der Folge Aufführungen an der Berliner Schaubühne. Zurück in Wien organisierten die beiden Workshops und Tourneen. Ismael Ivo wurde 1955 in Sao Paulo (Brasilien) geboren, wo er Schauspiel und Tanz studierte und 1981 und 1982 als bester Solotänzer ausgezeichnet wurde. 1983 folgte er der Einladung von Alvin Ailey nach New York und wurde Mitglied der „Alvin Ailey Dance Center“. Von 1985 bis 1996 lebte Ismael Ivo in Berlin. Mit zahlreichen Soloprogrammen gastierte er seither in der ganzen Welt. Er zieht nicht, wie A www.weltbund.at ROTWEISSROT Intendant Karl Regensburger. ROTWEISSROT Ä/HQRPEUHGµRU³GHVNDQDGLVFKHQ&KRUHRJUD¿H6WDUV0DULH&KRXLQDUG Bedeutung als Zentrum für Tanz und Performance. Mit ihren künstlerischen Visionen und ihren Managementfähigkeiten gründeten und etablierten sie mit grossem Erfolg die Internationalen Tanzwochen und das ,ImPulsTanz-Festival‘.“ Kulturjournalist Karl-Heinz Roschitz hob in seiner Laudatio die Verdienste von Ismael Ivo und Karl Regensburger hervor, Wien zu einer Tanzstadt zu machen. Beide hätten es verstanden, in der Entwicklung der Festivals immer am Puls der Zeit zu bleiben und die Kunst und die Kunstschaffenden immer in den Vordergrund zu rücken. ImPulsTanz steht für Performances, Research Projekte und Workshops. Hier trifft zeitgenössischer Tanz auf zukunftswei© ImPulsTanz / Angelo Redaelli © ImPulsTanz / Michael Dürr viele andere Tanzkünstler, enge Grenzen zwischen Modern Dance und ethnischen 7DQ]ULFKWXQJHQIULKQYHUÀLHVVHQGLHVH zu einem Ganzen. In vier erfolgversprechenden Jahren der „Internationalen Tanzwochen“ mit sechs Lehrern, darunter bereits namhafte wie Joe Alegado, Germaine Acogny und Walter Raines, und zwanzig Workshops beginnt sich eine neue Tanzkultur zu entfalten. Weitere vier Jahre später, 1988, wird das zunehmend erfolgreiche WorkshopFestival um eine Performance-Schiene erweitert: das „ImPulsTanz Festival“ geht über die Bühne. Gezeigt werden unter anderem Werke von Wim Vandekeybus, Marie Chouinard und Mark Tompkins, deren Namen bis heute eng mit dem inzwischen grössten Tanzfestival Österreichs verbunden bleiben. Ganz der Förderung des zeitgenössischen Tanzes verschrieben, wird im Rahmen von „ImPulsTanz“ 1996 das Projekt danceWEB ins Leben gerufen. Die Vernetzung europäischer Tanzinstitute bietet künftigen Tänzern und Choreografen Orientierung und unterstützt sie in ihrer künstlerischen Laufbahn mithilfe von Stipendien, Fortbildungsprogrammen und Koproduktionen. Die beiden Gründer erfuhren, neben den beeindruckenden Erfolgen mit ihren Festivals, auch Anerkennung durch die „Heimatstadt“ Wien, als ihnen Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny 2006 das „Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien“ überreichte. „Ismael Ivo und Karl Regensburger tragen wesentlichen Anteil an Wiens © ImPulsTanz / Sylvie-Ann Paré Schwerpunkt-Thema Ismael Ivo, künstlerische Beratung. www.weltbund.at sende Produktionen von Newcomern, die beim Festival in der Serie [8:tension] ihren festen Platz gefunden haben. ImPulsTanz – das sind Trisha Brown Company, Cie. Marie Chouinard, Cie Wim Vandekeybus & Ultima Vez, Merce Cunningham Dance Company, Mathilde Monnier, Anne Teresa de Keersmaeker & Rosas, La La La Human Stepsr Jirí Kylián & Nederlands Dans Theater, Lloyd Newson / DV8 Physical Theatre, Les Ballets C. De La B., Le Ballet de l‘Opéra National de Paris, Cie. Josef Nadj, Cie. Jan Fabre, Raimund Hoghe, Cie. Jérôme Bel, Emio Greco / PC, Cie. Maguy Marin, William Forsythe & Ballet Frankfurt, Milli Bitterli, Salva Sanchis, um nur ein paar zu nennen. ImPulsTanz – das sind über 40 Produktionen in zehn Spielstätten und 80 DozentInnen in 200 Workshops mit über 5.000 Kursbuchungen und rund 3.000 StudentInnen. ImPulsTanz ist die stete Suche nach neuen Trends und Tendenzen im zeitgenössischen Tanz. Und ImPulsTanz hat sich einen Namen gemacht. Als Beispiel sei hier etwa ein Reisearrangement genannt, das jüngst im „The Boston Globe“ erschienen ist: „36 Hours in Vienna“, während derer auch ein Besuch des „modern dance extravaganza“ angepriesen wird. ImPulsTanz ist also auf dem besten Weg, seinen Platz in der Reihe der internationalen Tanzfestivals aufs neue zu bestätigen. www.impulstanz.com 25 Schwerpunkt-Thema Volkstanz verbindet Experten sind sich einig über die Entstehungsgeschichte des österreichischen Volkstanzes. Auch, dass Tanz die Völker rund um den Erdball vereint, bestätigt nicht nur eine Medaille. Alexandra Aurelia Nemeth er heimische Volkstanz, wie wir ihn heute kennen, ist für den Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der österreichischen Volkstänze, Helmut Jeglitsch, „ein reines Ideengebäude, das am Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden und heute ungefähr 100 Jahre alt ist.“ Jeglitsch sieht die Wurzel des Volkstanzes in deutsch-nationalistischen Elementen, ebenso wie in der Jugenderziehung und -ertüchtigung. Bermerkenswert ist, dass entgegen der breiten gesellschaftlichen Meinung, der Volkstanz in Wirklichkeit kein ländliches, sondern eher ein städtisches Element ist. Der Vorsitzende ist sich sicher, dass „man sich am Ende des 19. Jahrhunderts darum bemühte, den Volkstanz wieder zurück aufs Land zu bringen.“ Dort war er schon in Vergessenheit geraten. Hinzu kommt, dass in der österreichischen Volkstanz- und Folkloretanzszene die internationalen Volkstänze in ihrer © Franz Steininger D Eine von vielen verschiedenen Formen des Volkstanzes ist der Reigen. 26 www.weltbund.at Gesamtheit als „Folkloretänze“ bezeichnet werden, im Gegensatz zu den (österreichischen) „Volkstänzen“. Die europäische Musikethnologin Nicola Benz zitiert aus der Systematik von Wilhelm Schepping nach Felix Hoerburger: „Wenn man von Volkstanz spricht kann dieser, erstens, historisierend gepflegt werden, also museal. Auch in geselliger Funktion, oft unter Einbeziehung neuer Figuren, vor allem als Folkloretanz Jugendlicher und Erwachsener. Drittens die Tanzdarbietung, die häufig in Trachten aufgeführt wird. Und natürlich die ungebrochene Überlieferung taditioneller Tänze. Leider wird der letzte Punkt aber immer seltener.“ „Volkstanzen“ bedeutet also generell, österreichischen Volkstanz zu betreiben. Innerhalb der Folkloretanzszene hingegen schließt „Folkloretanzen“ den österreichischen Volkstanz nicht immer aus. Die Gründe für diese Abgrenzungen dürften darin liegen, dass der Begriff „Volkstanz“ in der heutigen Zeit etwas negativ besetzt LVW+lX¿JHU]lKOHQ9RONVWlQ]HDXFKHLQH *HVFKLFKWH(VJHKWKlX¿JXPDOOWlJOLFKH Dinge, wie die Arbeit verschiedener Handwerksberufe, um Brautschau oder Brautwerbung und andere. Daraus wurden auch die Namen der Tänze abgeleitet (zum Beispiel: Töpfertanz, Hetlinger Bandriter, KesVHOÀLFNHU.UDJHOXQGHU%UDXWWDQ] Andere Tänze sind einfach nach der Art der Musik benannt, der Melodie oder dem Takt. Hierbei sind die Namen der einzelnen Tänze von Region zu Region verschieden und mitunter austauschbar. Heute wird oft der Ort der Aufzeichnung angeführt.Einige Tanznamen haben mit der heutigen Bedeutung des Wortes oft nichts mehr zu tun. Etwa ist der Name des in Österreich überlieferten Schwedischen eine Verballhornung des ursprünglichen Namens „Schwäbischer Walzer“. ROTWEISSROT Typisch österreichisch Österreichische Volkstänze sind ein Gemeinschaftserlebnis. „Alle sollen mittanzen können, ohne Altersgrenzen nach unten oder oben. Wenn zu wenige Männer da sind, dann tanzen eben zwei Frauen miteinander“, so Jeglitsch. Wie genau österreichische Tänze aussehen, erklärt er im Interview genauer: „Der Großteil der österreichischen Tänze sind Paartänze, manche auch so genannte Wechseltänze, bei denen die Paarbindung im Verlauf eines Tanzes mehrmals wechselt. Reigenoder Kettentänze, bei denen es unter Umständen auf den Geschlechtermix wenig oder gar nicht ankommt, sind in Österreich selten.“ Heimische Tänze folgen auch einem bestimmten Ritual. Die typischen Volkstänze sind hierzulande der Walzer und die Polka. Allerdings werden diese im Volkstanz etwas anders ausgeführt, als im Standardtanz. Insbesondere die Polka wird ruhig und walzerähnlich und eher selten in der galoppartigen Form getanzt, wie sie in den Tanzschulen gelehrt und aus der volkstümlichen Szene bekannt ist. Nichtsdestotrotz veränderte sich der europäische Gesellschaftstanz stetig. Die Musikethnologin Nicola Benz ist sogar der Meinung, dass „die neuen Tänze, wie Cakewalk, Schieber oder Charleston, die vorwiegend auf dem städtischen Parkett getanzt wurden, Gesellschaftstänze wie Polka, Walzer oder Quadrille sogar verdrängen konnten.“ Die österreichische Tradition konnte aufrecht ROTWEISSROT Andere Länder, andere Sitten Doch wie sieht die tänzerische Einheit in anderen Ländern aus? In der Bretagne zum Beispiel werden auch schwerpunktmäßig Gemeinschaftstänze bevorzugt. Im Gegensatz zu Österreich sind in Frankreich die Reigentänze beliebt. „Es gibt in der Bretagne aber keine Zeremonien und keine Trachten im Publikumstanz. Deshalb schätze ich die Bindungsef fekte insgesamt geringer ein, als hierzulande“, vergleicht der Vorstandsvorsitzende. Im Gegensatz zu Österreich, waren Volkstänze in der Bretagne nie ein städtisches Phänomen. Im Rahmen der sozioökonomischen Umwälzungen im Europa des 20. Jahrhunderts, fanden Volkstänze in der agrarischen Welt ihr jehes Ende. Ab dem Niedergang des ländlichen Volkstanzes wurde dieser in die städtischen Gegenden übernommen. „Die Schwerpunkte dieser Tänze lag klar auf der Hand: Tanz, Musik, Tracht und vor allem die bretonische Sprache, die ja nichts mit dem Französischen zu tun hat. Diesen Tänzen wurde erhebliche poli- tische Bedeutung beigemessen. Schließlich galten diese als starker Ausruck regionaler Identität und dienten nicht zuletzt als Abwehr des von Paris ausgehenden Zentralismus“, analysiert Jeglitsch. Er sieht auch in Südtirol gewisse Ähnlichkeiten zur Bretagne. Interessant ist auch, dass in baltlischen Ländern, Volkslieder und Volkstänze im Zeitraum von 1987 bis 1992 als „Singende Revolution“, eine erhebliche politische Rolle gespielt haben. Der Volkstanz formt nicht nur eine Kultur, macht aus ihr, das, was sie nach außen hin repräsentiert. Viel wichtiger noch ist der Gehalt eines Kulturgutes: Deshalb möchte die Bundesarbeitsgemeinschaft des österreichischen Volkstanzes einen Eintrag in die UNESCO-Liste der „immateriallen Kulturgüter“ erreichen. „Der österreichische Volkstanz ist schließlich immaterielles Kulturgut“, so Jeglitsch. Die Verhandlungen laufen bereits. Ist der Volkstanz nun der Kitt, der das Volk zusammenbringt bzw. -hält? Der österreichische Volkstanz geht in seiner heutigen Form auf den Wiener Lehrer Raimund Zoder (1882-1963) zurück: „In den 1960-er Jahren hat unser Verein eine Medaille machen lassen, mit der Menschen ausgezeichnet wurden, die sich um den österreichischen Volkstanz besonders verdient gemacht hatten. Diese so genannte Raimund-Zoder-Medaille birgt auf ihrer Rückseite eine kleine Inschrift, die zentralen Leitsätze Raimund Zoders: Tanz ist Bindung“, so Jeglitsch abschließend. © Österreich Werbung/Grieder Die Wahrung der Tradition... erhalten werden: „Der typisch österreichische Volkstanz beginnt mit einem polonaiseartigen Auftanz und endet mit einem Schlusskreis, zur allgemeinen Verabschiedung. Meist wird dabei auch gesungen. Auch hierdurch entstehen feste Bindungsglieder innerhalb der Tanzgruppe“, so sieht Jeglitsch die Volksbindung durch den Tanz. © Österreich Werbung/Niederstrasser © Wolfgang Utz/pixelio Schwerpunkt-Thema ... mit viel Musik und den dazugehörigen Trachten stehen beim Volkstanz im Vordergrund. www.weltbund.at 27 Schwerpunkt-Thema Die Bretter der Welt Die Tanz- und Theaterausbildung hat in Österreich eine lange Tradition. Der Weg zum Schauspieler und Tänzer ist ebenso vielfältig wie die Bühnenwelt. Christian Horwath verkörpert B, während C zusieht. Der englische Kulturkritiker Eric Bentley hat die Formel des Schauspiels auf einen einfachen Nenner gebracht, der heute zur klassischen Erklärung des Schauspiels geworden ist. Um diese Formel mit Leben zu füllen, braucht es eine gute Schule. Und in ÖsterUHLFKYHUSÀLFKWHWGD]XVFKRQGLH7UDGLWLRQ mit dem Burgtheater steht die bedeutendste deutschsprachige Sprechbühne in Österreich. So ist auch die Ausbildung für angehende Schauspieler – für ein kleines Land – sehr vielfältig. Max Reinhardts Rolle Die Reife zum Schauspieler – ein freies Gewerbe, bei dessen Erfolg oder Misserfolg Talent eine wesentliche Rolle spielt – kann hierzulande sowohl auf akademischem Weg als auch in privaten Schulen erreicht werden. Bekannteste Adresse für die kommenden A´s aus Bentleys Formel ist in Österreich das Max-Reinhardt-Semi- nar der Universität für Musik und darstellende Kunst. Das im Jahr 1928 vom legendären Theatermacher Max Reinhardt gegründete Seminar hat einige der bekanntesten Schauspieler und Regisseure Österreichs hervorgebracht – darunter so klingende Namen wie Paula Wessely, Gertraud Jesserer, Susi Nicoletti, Helmut Qualtinger und Otto Schenk. Zu internationaler Berühmtheit haben es unter anderem die Seminar-Abgänger O.W.Fischer im europäischen Film oder © Reinhard Werner/Burgtheater A Das Wiener Burgtheater ist die bedeutendste Sprechbühne im deutschsprachigen Raum. 28 www.weltbund.at ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema Akademische Ausbildung Neben dem Institut für Theater, Film- und Medienwissenschaft, dem Wiener Konservatorium, dem Schauspielinstitut an der Linzer Anton Bruckner-Universität hat das Salzburger Mozarteum das größte Renomee unter den akadamischen Ausbildungswegen. Die auf das Jahr 1841 zurückggehende Universität legt laut Instituts-Vorstand Univ. Prof. Amélie Niermeyer vor allem Wert auf die individuelle Ausbildung. „Die schöpferischen Möglichkeiten des Einzelnen werden zielstrebig gefördert.“ Die Schauspielschüler beschäftigen sich mit interdisziplinären Ansätzen, sowie mit den Medien Film, Funk und Fernsehen und sind dadurch auf alle schauspielerischen Alternativen der Zukunft vorbereitet. „Die Ausbildung berücksichtigt die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden in künstlerischer und pädagogischer Hinsicht.“ Nikolaus Selimov, Konservatorium Wien Weitere Schulen Die nichtakademischen Schauspielschulen wiederum lassen sich in zwei Kategorien einteilen: staatlich anerkannt und privat. Qualitativ ist die Ausbildung an allen Schauspielschulen sehr unterschiedlich. Deshalb sollte man bei der Wahl der Schule einige Punkte prüfen: Die Zahl der Dozenten, ihre berufliche Qualifikation, Lehrinhalte und vor allem die garantierte Zahl der Unterrichtsstunden, für die es eine vorgeschriebene Mindestzahl gibt. Auf dem nichtuniversitären privaten Weg gibt es zudem die Möglichkeit, vor der Paritätischen Kommission der Bühnen- ROTWEISSROT © Laszlo Szito Birgit Minichmayr mit drei Theaterjahren in Berlin und einer Rolle in der Hollywood9HU¿OPXQJGHV3DWULFN6VNLQG5RPDQV „Das Parfum“ gebracht. Max Reinhardt selbst meinte einst, dass der wahre Schauspieler von der Lust getrieben sei, „sich unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln, um in den anderen am Ende sich selbst zu entdecken“. Das Tanzquartier Wien gilt als erste Adresse der österreichischen Tanzausbildung. gewerkschaft (Sektion „Kunst, Medien, freie Berufe“) in drei Teilschritten eine Bühnenreifeprüfung zu absolvieren, welche sozialversicherungsrechtlich dem Magister-Diplom einer staatlichen Kunstuniversität gleichgestellt ist. Tanzen in Wien Auch in punkto tänzerischer Darstellung hat Österreich eine ganze Reihe an Ausbildungsstätten zu bieten. Das wichtigste Institut dafür ist das Tanzquartier Wien (TQW). Wie Walter Heun, künstlerischer Intendant des TQW erläutert, ist das Haus dem Weiterdenken und der Förderung „von zeitgenössischem Tanz und Performance, sowie den damit in Verbindung stehenden theoretischen Diskursen und 3RVLWLRQHQ³YHUSÀLFKWHW6HLWGHUYHUJDQgenen Saison legen Heun und sein Team besonderen Wert auf die choreographischen Aspekte, die als „dynamischer und wahrnehmungsorientierter Dialog mit den Zuschauern oder als Moment der Begegnung von künstlerischem Schaffen“ thematisiert werden. An der Privatuniversität Konservatorium Wien wird das Fach „Pädagogik für modernen Tanz“ angeboten. Wie Abteilungsvorstand Nikolaus Selimov erklärt, gliedert sich das zentrale künstlerische Fach in drei gleichwertige Bereiche: „Moderne Tanztechnik, Künstlerisches Gestalten www.weltbund.at und Methodik. Diese schaffen gemeinsam die Voraussetzungen für tanzpädagogische Vermittlungstätigkeit.“ Die Ausbildung am Konservatorium Wien berücksichtigt die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden in künstlerischer und pädagogischer Hinsicht, fördert im Rahmen von Gruppenunterricht deren soziale Kompetenz und bildet gleichermaßen im pädagogischen, WlQ]HULVFKHQXQGFKRUHRJUD¿VFKHQ%Hreich aus, so Selimov. Berühmter Sohn der Oper Auch an der Wiener Staatsoper werden auf Internats-Basis Kurse der Ballettschulen des Hauses für Kinder ab zehn Jahren angeboten. Die Schule hat ebenso einen weltweit renommierten Namen – nicht nur wegen der aktuellen künstlerischen Position des Hauses, sondern auch wegen eines ehemaligen Choreografen: Rudolf Nurejew, 1993 in Frankreich verstorbene Ballett-Ikone, kam 1964 nach Wien und war dann bis 1988 als Tänzer und Choregraf am Wiener Staatsopernballett tätig. Nurejew hat 1982 auch die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen. Darüber hinaus kann analog zur Schauspiel- auch die Tanzausbildung neben dem akademischen Weg in den zahlreichen Tanz- und Ballettschulen Österreichs abgelegt werden. 29 Österreich regional Aus den Bundesländern Koordination: Günter Düriegl „Burgenland tanzt“ im Jahr der Volkskultur 2010 as Jahr 2010 steht im Burgenland ganz im Zeichen des Tanzes. Eine gemeinsame Initiative der Kulturabteilung des Landes und des Burgenländischen Volksliedwerks will unter dem Titel „Burgenland tanzt! 2010 Jahr der Volkskultur“ eine Plattform für alle Formen des Tanzes bieten. Der Tanz soll dabei nicht nur als geselliges Vergnügen gesehen werden. Vielmehr ist die soziale, therapeutische und gesellschaftliche Grenzen überschreitende Funktion ein Anliegen. Neben der Vernetzung all dieser Aktionen soll Tanz in Kindergärten, Schulen, Behinderteninstitutionen sowie in Altenwohn- und Pflegeheimen verankert werden. Fortbildungen, Symposien, Workshops und viele öffentliche Veranstaltungen runden das Programm ab. Der Museumsverein Oberschützen klinkt sich mit der Ausstellung „Tanz[lust]“ über historische Tanzformen ein. Die neu erstellte Homepage steht als Plattform für Termine sowie für alle Infos über die burgenländische Tanzszene zur Verfügung. www.burgenlandtanzt.com www.burgenland.gv.at © Burgenländisches Landesmedienservice D Kulturlandesrat Helmut Bieler und Organisatorin Karin Ritter, Burgenländisches Volksliedwerk. Vorarlberg stark nachgefragt ie Homepage des Landes Vorarlberg bietet eine Fülle an interessanten Informationen für die Bürgerinnen und Bürger. Zudem lassen sich hier bereits mehr als 150 Web-Formulare ausfüllen und via Internet an die entsprechende Stelle in der Landesverwaltung zur Weiterverarbeitung senden. „Die Webseiten des Landes sind gut besucht und die Leistungsangebote ¿QGHQEHDFKWOLFKHQ=XVSUXFK³IUHXWVLFK Landeshauptmann Herbert Sausgruber. Rund 13 Millionen Zugriffe verzeichneten die Internetseiten des Landes im Vorjahr. Mit der Anwendung moderner Kommuni- © Landespressestelle D Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber beurteilt die Homepage des Landes. 30 www.weltbund.at kationstechnik sollen Wege abgekürzt, der Amtsverkehr vereinfacht und die öffentliche Verwaltung insgesamt noch bürgerfreundlicher gestaltet werden. Bei den Web-Formularen, wo das Land bundesweit eine Vorreiterrolle einnimmt, wurden im Zeitraum von Jänner bis Juni 2010 rund 7.500 Anträge eingereicht. Zu den meistverwendeten Web-Formularen zählen die Bestellformulare der Landesbibliothek, die Gewerbeanmeldung sowie Anträge auf Studien- bzw. Forschungsaufenthalte im Ausland. www.vorarlberg.at ROTWEISSROT Österreich regional Steiermark: Klaus Dermutz n dieser Ausgabe soll Ihnen ein Auslandssteirer vorgestellt werden, der sich als Autor von wunderbaren Büchern über deutschsprachige Theaterkunst bereits einen guten Namen gemacht hat und derzeit in Berlin wirkt. Es ist Klaus Dermutz, der 1960 in Judenburg geboren wurde. Er studierte Theologie, Soziologie und Philosophie; in Theologie promovierte er. Seit seiner Jugend beschäftigte er sich mit dem Theater. Als Student sah er – und das ließ ihn nicht mehr los – die Uraufführung von Wolfgang Bauers Stück „Ein fröhlicher Morgen beim Friseur“ (1983), in der immer die Kirchenglocken der Herz-Jesu-Kirche läuteten, wenn ein Mann, der eine Miniatur-Herz-Jesu-Kirche auf dem Kopf trug, auf dem Friseurstuhl ein- und ausatmete. Diese surreale Weltsicht gefiel ihm und führte ihn noch stärker zum Theater. Die I Aufführungen im „Steirischen Herbst“ hat er regelmäßig besucht und zudem in Graz zahlreiche interessante in- und ausländische Produktionen gesehen. Mit Karin Bergmann, der Vize-Direktorin des Burgtheaters in Wien, und Klaus Bachler, Burgtheater-Direktor (1999-2009), gab er die „Edition Burgtheater“ heraus und verfasste dafür sechs Monographien. Diese „Bühne auf Papier“ brachte es im Lauf der Jahre auf insgesamt zehn Bände, darunter auch der Band über Klaus Maria Brandauer, verfasst von Christine Dössel. Noch in diesem Jahr wird das Büro für Auslandssteirer und Auslandssteirerinnen das Buch von Klaus Dermutz „ Die Kunst geht knapp nicht unter“, einen Gesprächsband mit dem deutschen Maler Amseln Kiefer, in Graz und in der Steiermark präsentieren. www.steiermark.gv.at Geplanter Erscheinungstermin ist Oktober, Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-518-42187-1. Tirol: Neuer EU-Koordinator für Brenner Basistunnel in klares Signal an die Österreichische Bundesregierung kam vom neuen EU-Koordinator für den Brenner Basistunnel (BBT), Pat Cox, anlässlich seines Tirol-Besuchs im Juni. „Es ist mir ein Anliegen, dass dieses Projekt schnell realisiert wird“, sagte der Ire volle Unterstützung für den BBT zu. Der frühere Präsident des Europäischen Parlaments ist in dieser Funktion dem im letzten Jahr verstorbenen vormaligen belgischen EU-Kommissar Karel van Miert nachgefolgt. 3URMHNWEXGJHWLHUXQJ¿[LHUW „Wir haben die Ressourcen jetzt verfügbar, lassen sie uns die Gelder jetzt nutzen“, verweist Cox auf den bis zum Jahr 2013 zur Verfügung stehenden EU-Beitrag für dieses Priorität-1-Projekt: Der BBT ist das einzige Infrastrukturprojekt, das mit HLQHU0LOOLDUGH(XURYRQGHU(8NR¿QDQziert wird. 75 Prozent der Gesamtstrecke von Berlin bis Palermo sind bereits ausgebaut. Es fehlt der sensible Bereich im ROTWEISSROT ©: Land Tirol/Mück E Tirols Landeshauptmann Günther Platter (r.) mit Pat Cox. Wipptal. „Wir sind bereit für den Bau des Brenner Basistunnel“, mahnt Tirols Landeshauptmann Günther Platter von der www.weltbund.at Bundesregierung Vertragstreue gegenüber der EU und den beteiligten Staaten ein. www.tirol.gv.at 31 Österreich regional Wien: Kunst in Bewegung Kärnten: Gemeinsam grenzenlos stark heater, Musik, Literatur, Malerei bis hin zu Kabarett oder Historischem. Unglaublich bunt und vielfältig ist der „Kärntner Kultursommer 2010“. Über 300 Veranstaltungen in allen Regionen des Landes ¿QGHQVLFKXQWHUGLHVHP'DFK'DLVWEHstimmt für Alt und Jung, für jeden Geschmack etwas mit dabei. Erleben Sie unter anderem die Komödienspiele auf Schloss Porcia in Spittal oder die Sommerspiele Eberndorf, tauchen Sie ein in die Keltenwelt Frög, genießen Sie die herrlichen Klangwelten beim Wörthersee Classics Festival. Ein Höhepunkt wird auch zweifelsohne wieder das Konzertprogramm beim Carinthischen Sommer in Ossiach und Villach sein. Traditionell wird der „Kärntner Kultursommer“ mit einer Auftaktveranstaltung eröffnet. Heuer erfolgte dies in der Klagenfurter Wörtherseebucht. Kulturlandesrat Harald Dobernig konnte dabei die druckfrische Broschüre as beliebte internationale ImPuls Tanz Festival, das zum 27. Mal von 15. Juli ELV$XJXVWVWDWW¿QGHWKDWKHXHUHLQ besonders vielfältiges Programm: Uraufführungen und Österreich-Premieren, 180 Workshops, ein Open-Air und ein AIDS Charity Event, ein Schulprojekt und sogar eine Versteigerung. Mit „ Le nombre d‘or “ vereint Marie Chouinard aus Kanada Eleganz und Magie und bringt mit ihrer Compagnie „olympisches Gold“ zu ImPulsTanz. Das Stück feierte im Rahmen der Olympischen Spiele in Vancouver seine Weltpremiere. Die Oper hat in Wien keine Sommerpause. Im Juli 2010 kehrt die nachtschwärmerische „Fledermaus“ unter der Regie des deutschen Opernregisseurs Philipp Himmelmann ins Theater an der Wien und somit an den Ort ihrer Uraufführung zurück. Premiere: 15 Juli 2010. www.impulstanz.com www.theater-wien.at D 32 © UAbt. Kunst und Kultur Kulturlandesrat Harald Dobernig präsentierte die neue Kultursommer-Broschüre. mit dem umfassenden VeranstaltungskaOHQGHUYRUVWHOOHQ,P,QWHUQHW¿QGHQ6LH alle Termine und Informationen. www.kultursommer.kaernten.at OÖ: Sagenhafte Vielfalt am Weitwanderweg Donausteig it einem großen Eröffnungsfest an der Schlögener Schlinge wurde der Donausteig, der 450 Kilometer lange Weitwanderweg im oberösterreichischbayerischen Donautal zwischen Passau und Grein, feierlich eröffnet. Unter dem Motto „einfach sagenhaft“ bietet der Donausteig dem Wanderer außergewöhnliche Ein- und Ausblicke in die abwechslungsreiche Landschaft entlang M © Werbegemeinschaft Donau OÖ © Armin Bardel T Ob Weitwanderer, Genusswanderer oder $XVÀXJVZDQGHUHU±MHGHU:DQGHUHUW\S¿QGHW am Donausteig seine Route. www.weltbund.at der Donau. Für jeden Typ Wanderer ist ein passendes Angebot dabei: Weitwanderer können den gesamten Donausteig in mehreren Tagesetappen in Angriff nehmen. Die insgesamt 450 Kilometer Donausteig verlaufen sowohl am nördlichen als auch am südlichen Ufer des Stromes. 6SH]LHOOIU$XVÀXJVZDQGHUHUZXUGHQGLH 40 Donausteigrunden konzipiert. Sie zweigen an ausgewählten Einstiegsstellen von der Hauptroute ab und führen auch ins Hinterland. Die optimale Einbindung von Bahn, Bus und Schiff ermöglicht es auch gezielt Teilstücke des Donausteiges in Angriff zu nehmen und wieder an den Ausgangspunkt zurückzukehren. Gleichzeitig eignet sich der Donausteig ideal für Familien ebenso wie für gemütliche Genusswanderer – mit anschließender Einkehr bei den 64 DonausteigWirten. Weitere Informationen: Werbegemeinschaft Donau Oberösterreich, Tel: +43(0)732/7277-800. www.donausteig.com ROTWEISSROT Österreich regional Niederösterreich: Unterzeichnung der „Göttweiger Erklärung“ beim Europa-Forum Wachau ie Unterzeichnung der „Göttweiger Erklärung zur Donauraumstrategie“ durch Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Vizekanzler DI Josef Pröll und Außenminister Dr. Michael Spindelegger war Höhepunkt und Abschluss des diesjährigen Europa-Forums Wachau, das von 26. bis 27. Juni im Stift Göttweig abgehalten wurde. Der Donauraum sei eine wesentliche strategische Region im Herzen Europas, meinte Landeshauptmann Pröll in seinen Worten. „Der Donauraum hat eine Schlüsselrolle für die Europäische Union“, verwies der Landeshauptmann auf die rund 100 Millionen Menschen, die in diesem 38 Regionen umfassenden Raum leben. Entscheidende Aufgabe sei es, durch die Donauraumstrategie die politische Stabilität zu forcieren, denn diese sei die beste Grundlage für wirtschaftliche Prosperität. Die Donauregion könne einen wichtigen Beitrag leisten, „dass die Europäische Union in ihrer Entwicklung stabil vorankommen kann“, so Pröll. Die Donauraum-Strategie, die im Rahmen der ungarischen Präsident- ©: NLK D LH Dr. Erwin Pröll: „Donauraum hat Schlüsselrolle für Europäische Union“. schaft verabschiedet wird, könne dabei auch „ein guter Handlauf für die Tagesarbeit“ sein, betonte der Landeshauptmann. „Die Donau ist ein faszinierender Fluss, der Länder verbindet aber auch trennt und der durch Brücken die Trennung überwinden kann“, betonte Vizekanzler Josef Pröll eingangs seiner Rede. Die 130 Brücken an der Donau seien zum „Synonym für unser Haus Europa“ geworden. Abschließend appellierte er, Österreich auch weiter als „Dreh- und Angelpunkt in Richtung Südosteuropa“ zu sehen und diese Chance auch zu nutzen, denn „Österreich wird immer Brückenbauer in Europa sein“. www.noe.gv.at Junge Stimmen brachten Salzburg zum Klingen unge Stimmen brachten Salzburg beim Bundesjugendsingen, das Ende Juni nach 27 Jahren wieder in Salzburg stattfand, zum Klingen. 79 Chöre mit mehr als 2000 Sängerinnen und Sängern aus ganz Österreich und aus Südtirol waren angetreten, um ihre Begeisterung und ihr Leistungsvermögen in der Chormusik zu zeigen. Österreichweit nahmen an den Vorbewerben 70.000 Kinder und Jugendliche teil. Höhepunkte des Bundesjugendsingens waren die feierliche Eröffnung im Großen Festspielhaus, die musikalische Gestaltung der Krönungsmesse im Salzburger Dom, das freie Singen der Chöre auf den Plätzen der Altstadt, die „Pop Voices“ im Kongresshaus und die acht Chorkonzerte im Mozarteum. Jeder Chor hat einen perfekt inszenierten Auftritt hingelegt. Bei der Abschlussveran- ROTWEISSROT © Mike Vogl J Zum Abschluss des Bundesjugendsingens sang Kammersängerin Angelika Kirchschlager mit einem Salzburger Chor das Schubert-Lied „Ständchen“. staltung, in deren Rahmen die besten Chöre ausgezeichnet wurden, brachte der Oberstufenchor des Musischen Gymnasiums Salzburg gemeinsam mit der weltbe- www.weltbund.at kannten Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager den Zuhörern das „Ständchen“ von Schubert dar. www.salzburg.gv.at 33 Region & Kultur © Österreich Werbung/Jellasitz Tanz & Theater Ausbildung xxxx 320 km2 zum Segeln, Schwimmen, Surfen: der Neusiedlersee wartet mit vielen Facetten auf. Vorspann zweizeilig xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Christian Horwath Wenn der See ruft (LQHHLQ]LJDUWLJH)DXQD )ORUDHLQHXQHUVFK|SÀLFKH:HLWHKRKHWRXULVWLVFKH4XDOLWlWXQGYLHO Sonne – der Neusiedlersee hat sehr viel zu bieten. Christian Horwath er durchschnittlich nur 1,5 Meter tiefe Neusiedlersee hat eine lange und bewegte, aber dafür keine sonderlich tief schürfende Geschichte hinter sich. Entstanden ist der drittgrößte See Europas, oder besser: die Aufwerfungen, dessen Wasserfülle heute den drittgrößten See Europas ausmachen, vor rund 16.000 Jahren durch eine nacheiszeitliche tektonische Absenkung. Bereits im Quartär erhielt das Seebecken durch die gestal- D 34 tenden Wasser-Gewalten von Donau und Raab seine Form. Es dauerte dann weitere 5.000 Jahre, bis sich die ersten Menschen rund um den See ansiedelten. Ein 1,5 tiefes Meer Der See ist der westlichste Steppensee (XURSDVXQGZHLVWKHXWHHLQH*HVDPWÀlche von 320 km² inklusive Schilfgürtel auf. Als die eigentümlichste Besonderheit des Sees gilt immer wieder seine Tiefe. Trotz www.weltbund.at seiner gewaltigen Ausdehnung schwankt die Wasseroberfläche zwischen einem halben und knapp zwei Metern. Legendär sind die See-Wanderungen – zurückverfolgt werden kann die Durchquerung auf einen ansässigen Mann namens Rumi, der nach einer Wette im Jahr 1736 erstmals das Gewässer durchquerte. Der Wasserstand hängt ganz entscheidend von den Niederschlägen und der Verdunstung ab. An heißen Tagen ver- ROTWEISSROT Region & Kultur „Wir wollen die Chancen unserer einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft nutzen.“ LH Hans Niessl Einzigartig ist auch die hydrologische Konsistenz: Durch die Strömungen und die geringe Tiefe des Sees entsteht die prägnante Eintrübung des Wassers durch schwebende Sedimentteilchen, was Algenbewuchs und Verschilfung verhindert. Der Neusiedlersee ist kein Süßwassersee, er hat eine geringfügige Salzkonzentration (ca. ein Zwanzigstel von Meerwasser). Das Meer der Wiener weist Kochsalz, Bittersalz und, als Hauptbestandteil, Soda auf. Aufgrund seiner Wasserqualität und geringen Tiefe ist der Neusiedler See zum Baden sehr gut geeignet. Tourismus-Region am See Der Tourismus ist auch – neben den lokalen Erwerbszweigen wie Weinbau, Schilfund Fischereiwirtschaft – auch der wichtigste Geldbringer in der Region. So hat sich der Neusiedlersee etwa in den letzten Jahren zu einem Mekka der Kite-Surfer gemausert, die Segelboote und die Surfbretter auf dem riesigen See sind Legion ROTWEISSROT LH Hans Niessl verweist auf hohe touristische Qualität. und die Strände zwischen Podersdorf und Illmitz sind allsommerlich erster Anziehungspunkt für Sonnen- und Wasserhungrige aus dem riesigen und bevölkerungsstarken Einzugsgebiet. Ein 500 Kilometer langes Radwegenetz, kilometerlange Wanderwege und unzählige Reitmöglichkeiten runden die Möglichkeiten für die Urlaubsgestaltung ab. Aber auch im Winter ruft der See – die geringe Tiefe sorgt für die rasche Bildung einer tragenden Eisdecke und dann tummeln sich Eis- und Langläufer auf dem zugefrorenen NeuVLHGOHUVHHXQGGHQZHLWOlX¿JHQ6FKQHHfeldern. Auch 2010 kann Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl auf eine positive Tendenz verweisen. „Mit einem plus von 5,1 Prozent im Jänner und Februar zusammengenommen ist uns ein toller Start ins Tourismusjahr gelungen.“ Welterbe der Unesco Einzigartig ist auch Flora und Fauna rund um den See. Die für die Gegend typischen Störche sind - neben Grau- und Silberreihern sowie Großtrappen – eine von rund 300 im Schilfgürtel lebender Vogelarten. Hecht, Zander, Karpfen und Wels bevölkern das Wasser, das Feuchtgebiet rundum ist Lebensraum von Amphibien, von Fröschen über Molche bis zu Nattern, Exoten wie die südrussische Tarantel oder 1.500 Schmetterlingsarten. Nachdem man bereits 1935 Überlegungen anstellte, wurde der See mit seinem Um- www.weltbund.at land im Jahr 1993 auf Grund der für Mitteleuropa einzigartigen Flora und Fauna zum Nationalpark erklärt. Der Park besteht aus dem österreichischen Teil Neusiedler SeeSeewinkel mit 9.700 Hektar und dem mit 23.500 Hektar weit größeren ungarischen 7HLO )HUWĘ+DQViJ 'DV *HELHW ZXUGH 2001 zum UNESCO-Welterbe ernannt. „Wir wollen die herausragenden Chancen unserer einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft als Lebens- und Wirtschaftsraum optimal und im Einklang mit den natürlichen und kulturellen Werten nutzen“, meint Niessl. See-Kultur Rund um den Neusiedlersee hat sich in den vergangenen Jahren ein facettenreiches Kulturangebot etabliert. Für den Aufstieg in den Reigen international anerkannter Festival-Orte sorgten unter andeUHP+DUDOG6HUD¿QPLWGHQ6HHIHVWVSLHOHQ in Mörbisch und die Opernfestspiele im Römersteinbruch von St. Margarethen. Neben den großen Musik-Theaterfestivals lädt auch eine ganze Reihe weiterer VeranVWDOWXQJHQ]XP$XVÀXJDQGHQ6HH'D]X zählen die Interantionalen Haydntage in Eisenstadt, die Passionsspiele in St. Margarethen, das Sommerfestival Kittsee und der Kultursommer in Parndorf. Neben Hochkultur hat aber auch die Populärkultur Platz in der Region: das Nova Rock, inzwischen eines der größten Rock-Festivals in ganz Europa, zog heuer insgesamt rund 150.000 junge Menschen an die Pannonia Fields in Nickelsdorf. © Seefestspiele Mörbisch Ein See aus Soda =XÀVVHZLHVLHVRQVWEHL*HZlVVHUQGLHsen Ausmaßes allgegenwärtig sind, sucht man beim Neusiedlersee (fast) vergeblich. Die Wulka ist der einzig nennenswerte Wasserversorger, ersetzt aber nur etwa ein Viertel der Verdunstungsmenge. © BLMS dunstet ca. ein Zentimeter des Sees – bei dieser Fläche ergibt das die gewaltige Summe von 3 Mio. m3 Wasser, die täglich verloren geht. Dementsprechend hat das Wetter auch immer wieder dafür gesorgt, dass der See sein Gesicht ändert. Während bei heftigen Niederschlägen die 2EHUÀlFKHDXFKVFKRQDXIEHUP anstieg, ist der Neusiedlersee nach längeren Trockenperioden auch immer wieder völlig verschwunden. Zuletzt war das der Fall in den Jahren 1864-1870 – was kurzzeitig zum Reis-Anbau genutzt wurde. Seefestspiele in Mörbisch: Highlight des kulturellen Lebens rund um den See. 35 Österreich aktuell News aus Österreich Michael Mössmer Bundespräsident Heinz Fischer zum zweiten Mal angelobt er wieder gewählte Bundespräsident Heinz Fischer ist am 8. Juli in der 17. Bundesversammlung im historischen Sitzungssaal des Parlaments für seine zweite Amtsperiode angelobt worden. Als Präsidentin der Bundesversammlung verlas Barbara Prammer die Gelöbnisformel, die der Bundespräsident wiederholte: „Ich gelobe, dass ich die Verfassung und alle Gesetze der Republik getreulich beobachten und PHLQH3ÀLFKWQDFKEHVWHP:LVVHQXQG*Hwissen erfüllen werde.“ An der feierlichen Bundesversammlung – die aus den beiden Kammern des Parlaments, Nationalrat und Bundesrat, gebildet wird – nahmen zahlreiche hochrangige Gäste aus dem In- und Ausland teil. Fischer sprach in seiner Rede einige innenpolitische Themen ungewöhnlich deutlich an, unter anderem die ungelöste Ortstafelfrage in Kärnten. © Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles/Mike Ranz D Bundespräsident Heinz Fischer beim Eid auf die Bundesverfassung. Im Bild vorne (v.l.) BM Doris Bures, Vizekanzler Josef Pröll, Bundeskanzler Werner Faymann und BM Claudia Schmied. Oben: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und der Zweite Nationalratspräsident Fritz Neugebauer. Hans Dichand ist tot ans Dichand hat – nicht nur als Herausgeber der „Kronen Zeitung“ – die heimische Medienlandschaft geprägt wie kein anderer. Hans Dichand ist 1921 in Graz geboren und absolvierte eine Setzerlehre. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zur Marine, von wo er 1945 aus kurzer Gefangenschaft nach Graz zurückkehrte und sich beim Britischen Nachrichtendienst © Kronen Zeitung/Klemes Groh H „Krone“-Herausgeber Hans Dichand ist tot. 36 als Redakteur bewarb. Dort übersetzte er BBC-Meldungen, die an die steirischen Zeitungen weitergeleitet wurden. Bereits ein Jahr später war er Chefredakteur der „Murtaler Zeitung“ – dies war das Sprungbrett für den Beginn eines ebenso interessanten, wie erfüllten Lebens. Über die „Neue Österreichische Tageszeitung“ führte ihn sein Weg über die „Kleine Zeitung“ zum damals „Neuen Kurier“, wo er bis 1958 wirkte. Mit acht seiner Kollegen ging er daran, aus dem von ihm erworbenen Titel „Kronen Zeitung“ auch eine gedruckte Zeitung zu machen. Auf der Suche nach Geldgebern traf er auf den damaligen ÖGB-Präsidenten Franz Olah, der mit einem Kredit einsprang. Am Abend des 11. April 1959 lief die Rotationsmaschine in Fritz Moldens altem Pressehaus am Fleischmarkt an und eine beispiellose www.weltbund.at Erfolgsgeschichte war damit eingeleitet worden. Dichand war es gelungen, den Inhalt seines Blattes den Interessen der Bevölkerung nahezu anzugleichen und so die „Krone“ – gemessen an der Bevölkerungszahl Österreichs – zur grössten Tageszeitung der Welt aufzubauen. Man hat dem „Medienzaren“ vieles vorgeworfen, ihn oft infragegestellt, wie er mit seiner Macht umgegangen war, wie er unter dem Pseudonym „Cato“ zu politischen Themen Stellung bezogen hat. Wenn auch viele nicht seiner Meinung waren, so bleiben seine Bürgernähe und sein Erfolg wohl unbestritten.„Mit grosser Trauer und tiefer Betroffenheit“ gab die „Kronen Zeitung“ am 18. Juni bekannt, dass Hans Dichand im Beisein seiner Familie nach kurzer Krankheit gestorben ist. Am 29. Jänner 2011 wäre er 90 Jahre alt geworden. ROTWEISSROT Österreich aktuell Austrian Books Online issen bewahren und zugänglich machen war schon immer der wichtigste Leitsatz von Bibliotheken. Diesem Grundprinzip folgend wird die Österreichische Nationalbibliothek in einer Public Private Par tnership gemeinsam mit Google ihren gesamten historischen, urheberrechtsfreien Buchbestand digitalisieren und online zugänglich machen. „Wir sind stolz, mit diesem Schritt einen weiteren Beitrag zur Demokratisierung von Wissen leisten zu können“, stellte Generaldirektorin Johanna Rachinger im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Karl Pall (Country Manager Google Austria) und Annabella Weisl (Leiterin Google Bücher, Deutschland, Österreich, Schweiz) diesen historischen Meilenstein für die Österreichische Nationalbibliothek vor. In den kommenden Jahren werden rund 400.000 Werke weltweit online kostenfrei zur Verfügung stehen. Die Österreichische Nationalbibliothek folgt mit dieser Kooperation dem Beispiel der renommiertesten Bibliotheken weltweit – Harvard, Stanford oder Oxford arbeiten bereits seit mehreren Jahren mit Google zusammen. In Europa reiht sich die Österreichische Nationalbibliothek mit © Österreichische Nationalbibliothek Wiener Heiltumsbuch, Wien 1502. ROTWEISSROT © Österreichische Nationalbibliothek W Digitalisierungsplatz in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. diesem Schritt zur Volltextdigitalisierung allerdings unter die Vorreiter. Ein Projekt dieser Grössenordnung sieht HLQHQHQWVSUHFKHQGHQ¿QDQ]LHOOHQ5DKmen vor, der für die Österreichische Nationalbibliothek allein nicht zu bewältigen wäre. Aber: Google übernimmt zur Gänze die Digitalisierungskosten – die nicht unerheblichen Kosten für die Vorbereitung und Bereitstellung der Bücher sowie für Speicherung und Zugänglichmachung der Digitalisate trägt die Österreichische Nationalbibliothek. Neben dem Kostenfaktor spielt auch der Zeitfaktor eine wichtige Rolle: aufgrund des von Google entwickelWHQKRFKHI¿]LHQWHQ:RUNÀRZVNDQQGLH Digitalisierung des gesamten historischen Buchbestands der Österreichischen Nationalbibliothek in wenigen Jahren durchgeführt werden. Ein Digitalisierungsvorhaben dieser Grössenordnung würde normalerweise mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Das Ziel von Google Bücher liegt darin, das gesamte Wissen aus den Büchern der Welt online zur Verfügung zu stellen. www.weltbund.at Wenn ein Buch gemeinfrei ist, das heisst nicht mehr dem Urheberschutz unterliegt, wird es vollständig angezeigt. Ist es geschützt, erhalten die NutzerInnen nur einen grundlegenden Einblick über höchstens zwei oder drei Auszüge aus dem Buch sowie Informationen darüber, in welcher Bibliothek sich das Buch befindet oder wo es gekauft werden kann. „Die Volltextdigitalisierung ist ein wesentlicher Beitrag zur Schonung und zur Erhaltung unserer wertvollen Bestände“, so Projektleiter Max Kaiser. „Die teils fragilen Werke müssen in Zukunft nicht mehr in jedem Fall im Original eingesehen werden, sondern können online abgerufen, heruntergeladen und sogar im Volltext durchsucht werden.“ Als grösste wissenschaftliche Bibliothek Österreichs blickt die Österreichische Nationalbibliothek auf eine traditionsreiche Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurück. Heute bietet sie Zugang zu mehr als 8,5 Millionen Objekten, über die Hälfte davon Bücher. www.onb.ac.at 37 Österreich aktuell ©: Technische Universität Wien Atome beobachten auf der Attosekunden-Zeitskala Elektronen aus unterschiedlichen Quantenzuständen können aus dem Atom herausgerissen werden. achdem in den letzten Jahren immer weitere Fortschritte in der Erzeugung ultrakurzer Laserpulse gemacht wurden, stehen nun die wissenschaftlichen Werkzeuge zur Verfügung, den zeitlichen Ablauf von Vorgängen im Atom zu studieren. Durch Laserpulse können Atome ionisiert werden – ihnen werden also Elektronen entrissen. Das geschieht aber so schnell, dass es bisher unmöglich war, solche Ionisationsereignisse in Echtzeit zu beobachten. Durch die Zusammenarbeit von Experimentatoren-Teams und theoretischen Forschungsgruppen kann dieser Prozess nun auf der Zeitskala von Attosekunden untersucht werden. Die Messungen wurden am Max-Planck Institut für Quantenoptik in Garching (Bayern) unter der Leitung von Prof. Ferenc Krausz durchgeführt, theoretische Berechnungen steuerten Prof. Joachim Burgdörfer, Renate Pazourek und Stefan Nagele vom Institut für theoretische Physik der TU Wien bei. Auch Johannes Feist, der im vergangenen Jahr von der TU Wien nach N Harvard (USA) wechselte, ist Teil dieser internationalen Kooperation. Das Phänomen der Photoemission ist schon lange bekannt. Wie das Licht Elektronen aus einem Atom herauslöst, konnte Einstein 1905 schon erklären. „Den zeitlichen Ablauf dieses Prozesses zu untersuchen wäre aber ohne die heutige Laser-gestützte Attosekunden-Messtechnik kaum vorstellbar ”, betont Prof. Burgdörfer. „Und die theoretische Simulation solcher Abläufe wäre ohne die höchste heute verfügbare Computerleistung undenkbar.“ Für Atomphysiker herrschen spannende Zeiten. Am Institut für theoretische Physik der TU Wien zweifelt man jedenfalls nicht daran, dass die Beobachtung von Quantenteilchen in Echtzeit spannende Effekte bereithält, die durch Techniken der Attosekundenphysik ans Licht gebracht werden können. Übrigens: Eine Attosekunde verhält sich zu einer Sekunde etwa so wie eine Sekunde zum Alter des Universums. inster und rückständig – so lautet seit rund eineinhalb Jahrhunderten das gängige Vorurteil zum Mittelalter. „Absolut zu unrecht, denn kulturell war diese Zeitepoche sehr dynamisch. Sie bildet den Ursprung unseres heutigen modernen Europa“, das erklärt der Historiker Univ.Prof. Walter Pohl vom Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. Pohl leitet seit Kurzem im Rahmen der EU-Initiative „HERA“ das internationale Grossprojekt „Cultural memory and resources of the past, 400-1000 AD“. Das Mittelalter hat sehr viel mit unserem heutigen Leben zu tun. „Knöpfe, Brillen, Gabeln, Taschen- und Turmuhren, Buchführung und Bankwesen, all diese ErrunJHQVFKDIWHQVLQGNHLQH(U¿QGXQJHQGHU aufgeklärten Moderne, sondern sie verbreiteten sich bereits im Mittelalter“, be- F 38 tont der Experte. Tausende Originalmanuskripte sind aus dem Frühmittelalter erhalten. Sie dienen den Wissenschaftlern im Zuge ihres neuen Grossprojektes als wertvoller Forschungsschatz. Ganz im Gegensatz zu weit verbreiteten Vorurteilen belegen diese Überlieferungen nach Angaben Pohls den kulturellen Aufschwung, der im Mittelalter stattfand. Zur Erforschung ethnischer Prozesse im Mittelalter, insbesondere im Frühmittelalter, leisten die Historiker ausgehend von Wien seit über drei Jahrzehnten Pionierarbeit. Als „Wiener Schule“ der historischen Ethnographie haben diese Forschungen besonders durch die Arbeiten des renommierten Mediävisten Univ.-Prof. Herwig Wolfram sowie des Wittgensteinpreisträgers Univ.-Prof. Walter Pohl internationale Geltung erreicht. www.oeaw.ac.at/gema/ www.weltbund.at ©: Clemens Gantner, Bearbeitung: Dagmar Giesriegl Forschung am Ursprung des modernen Europa Detail aus dem Mosaik des Tricliniums Papst Leos III., Lateran, Rom. ROTWEISSROT Österreich aktuell Ä'LH=DXEHUÀ|WH³LQ6W0DUJDUHWKHQ ie Opernfestspiele St. Margarethen bieten seit 13 Jahren Inszenierungen populärer Opernwerke, Opern für Kinder und Konzerte. Grossartige Effekte und hohe musikalische Qualität zeichnen die Produktionen im Römersteinbruch aus. In der Saison 2010 wird die Erfolgsgeschichte fortgesetzt: Vom 14. Juli bis 29. August © Festspiele St. Margarethen/M. Waba, B. Kratzig D %KQHQELOGGHU2SHUQIHVWVSLHOHLQ6W0DUJDUHWKHQÄ'LH=DXEHUÀ|WH³ steht mit Wolfgang Amadeus Mozarts Ä'LH=DXEHUÀ|WH³HLQHVGHUPHLVWJHVSLHO ten Werke der Operngeschichte im Römersteinbruch auf dem Spielplan. Märchen, Mysterien, Geisterwesen, RätVHOVSLHOHÄ'LH=DXEHUÀ|WH³LVWHLQH*Hschichte von guten und bösen Mächten und der alles überwindenden Kraft der Liebe. „Dem Publikum verspreche ich zauberhaft-spektakuläre Momente und eine erstklassige Darbietung. Es ist uns wieder gelungen, grossartige Sänger und Sängerinnen zu engagieren!“, freut sich Intendant Wolfgang Werner. Manfred Waba feiert mit dieser Inszenierung sein Regiedebut auf Europas grösster Naturbühne; auch für das Bühnenbild und die Ausstattung verantwortlich, entwirft er Szenerien, die in einzigartige Welten entführen. www.ofs.at Wien Modern 2010 as Festival Wien Modern, 1988 von Claudio Abbado gegründet und mit 2010 erstmals unter der künstlerischen Leitung von Matthias Lošek, verwandelt von 29. Oktober bis 20. November 2010 die Stadt in eine internationale Plattform für Musik der Gegenwart. An 13 Spielorten vom Wiener Konzerthaus bis zum Semperdepot spannt das Festival einen Klangbogen aktueller musikalischer Entwicklungen. Das Eröffnungswochenende bestreiten das RSO, das Klangforum Wien sowie das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg – ein bewusst gesetztes Statement der Wichtigkeit von Ensembles für die Musik der Gegenwart. Der Kunsthalle Wien project space am Karlsplatz bildet einen neuen Festivalort, der zu einem lebendigen Dialog einlädt: Lothar Knessl, Doyen der Neuen Musik, leitet an drei Sonntagen informative wie unterhaltsame Diskussionen mit hochkarätigen Partnern. www.wienmodern.at ROTWEISSROT © Wien Modern / Lukas Beck D Das Klangforum Wien: 24 MusikerInnen aus neun Ländern. www.weltbund.at 39 Österreicher in aller Welt Das 10. Bundesland Koordination: Irmgard Helperstorfer ©: privat Österreicher-Verein Thun Mitglieder des Österreicher-Vereins Thun bei ihrer Vereinsreise nach Tirol. Vereinsreise Österreicher-Verein Thun. Die Vereinsreise des Österreicher-Vereins Thun führte heuer über Christi Himmelfahrt ins schöne Land Tirol, nach Jenbach und ins Zillertal. Wie bereits in den vergangenen Jahren fuhren auch wieder zahlreiche Mitglieder des Österreicher-Vereins Zürich mit den Thunern mit und allesamt genossen die drei schönen Tage in denen auch der Wettergott – oder besser gesagt der Regengott – eine grosse Rolle spielte. Immer wenn wir mit dem Bus unterwegs waren regnete es, kaum waren wir draussen war es trocken oder es lachte sogar die Sonne. Nachdem wir auf der Hinfahrt noch einen Abstecher an den Aachensee machten, fuhren wir dann am Freitag mit der Zillertalbahn von Jenbach nach Mayrhofen. Ein Erlebnis nicht nur für DampflokomotivFans; es gab auch einen einmalig schönen Swarowski Barwagen und einen Zillertaler Musikanten, welcher für Stimmung sorgte und sogar dazu verleitete, den Zillertaler Hochzeitsmarsch im schmalen Bahnwagen zu tanzen. Nach dem Besuch einer Schaukäserei und der entsprechenden Käseverkostung, blieb noch genügend Zeit um in Mayrhofen die diversen Trachtengeschäfte abzuklappern und hier oder dort ein Schnäppchen zu ergattern. Am Abend durfte ein zünftiger Zillertaler Musikant natürlich nicht fehlen und dieser spielte zum Tanz auf, bis es keinen mehr auf den Sitzen hielt. Am Samstag führte uns die Reise noch nach Hall in Tirol in die Münzstätte, wo sich jeder nach der Führung noch eine Erinnerungsmünze prägen konnte. Die Stimmung war die ganzen drei Tage lang mehr als hervorragend und unser Buschauffeur war so begeistert von uns Auslandsösterreichern, dass er nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit uns nach Österreich fahren will. Bei dem Oberwalliser-Verein tut sich immer etwas. Einen schönen Höhepunkt konnten am 20. März 2010 bei der GV der VÖS in Zürich zwei Vorstandsmitglieder unseres Vereins erleben. Marlies Födinger und Christl Schwestermann konnten aus den Händen der Präsidentin Helga Martinelli das silberne Verdienstkreuz der VÖS in Empfang nehmen. Sie würdigte ihre Arbeit für den Verein Oberwallis insbesondere, aber auch ihre Verdienste für das Land Österreich. Bereits anlässlich der Jahresversammlung im November 2009 wurde der Mitbegründer und bis 2007 Präsident des Österreicher Vereins Oberwallis, Erich Födinger, zum Ehrenmitglied ernannt. Mitte März wurde das neue Jahresprogramm für 2010 herausgegeben. Somit begann das neue Vereinsjahr mit einem 40 Kulturanlass und lud zu einer Besichtigung des Frauenklosters St. Ursula in Brig ein. Interessant, da die meisten Teilnehmer das mit viel Liebe und Geschmack im letzten Jahrzehnt renovierte Kloster mit wunderschönem Garten, trotz langjährigem Wohnsitz in der Region, zum ersten Mal von innen zu sehen bekamen. Anschließend gab es ein gemütliches Beisammensein bei einem kalten Buffet in den Räumlichkeiten der St. Ursula Residenz. Im Juni treffen sich der Thuner und Oberwalliser-Verein zu einem gemeinsamen $XVÀXJLP%HUQHU2EHUODQG'HU%HWWWDJVDXVÀXJLP6HSWHPEHUIKUWVLHGLHVHV-DKU ins Unterwallis. Dieser Anlass wird von den „französischsprachigen“ Österreichern, initiative und festfreudige Mitglieder des Oberwalli- www.weltbund.at © privat Österreicher-Verein Oberwallis Marlies Födinger und Christl Schwestermann erhielten das silberne Verdienstkreuz der VÖS. ser Vereins, organisiert. Die JahresverVDPPOXQJLP1RYHPEHU¿QGHWLQ%ULJ*OLV statt. ROTWEISSROT Österreicher in aller Welt Innsbrucker Historiker auf Dokumentationsreise in Israel. Zwei Innsbrucker Historiker, Univ. Doz. Dr. Horst Schreiber und Christoph W. Bauer, waren Ende Mai auf einer Reise in Israel, bei der sie Recherchen für das Projekt „Alte Heimat – Schnitt – Neue Heimat“ unternahmen. Begleitet waren sie von Irmgard Bibermann, die bei der Bearbeitung des Projekts hilft, sowie zwei Technikern für die Filmaufnahmen und den Ton. Zwei Bücher, welche kürzlich auf den Markt kamen, bezeugen die gründliche Arbeit, welche die Forscher geleistet haben: „Von Bauer & Schwarz zum Kaufhaus Tyrol“ von Doz. Dr. Schreiber und „Graubart Boulevard“ von Christoph W. Bauer (kein Verwandter der Familie die Mitbesitzerin des Kaufhauses war!). Beide Bücher, mit zahl- reichen Photographien und Dokumenten und ganz genauer Beschreibung aller Einzelheiten, berichten über das Schicksal von drei jüdischen Familien aus Innsbruck, also Bauer, Schwarz und Graubart. Der Besuch in Haifa am 27. Mai hatte zwei Zwecke: Erstens fand am Nachmittag eine Veranstaltung der Israel-Österreich Gesellschaft Haifa statt, bei der Doz. Dr. Schreiber sein Projekt erklärte und Christoph Bauer aus seinem Buch vorlas. Der zweite Zweck war den Verfasser dieser Zeilen – Peter F. Michael Gewitsch – in einem mehrstündigen Filminterview zu befragen, was er über das Schicksal der Innsbrucker Juden zu berichten weiß. Er ist nämlich mütterlicherseits Innsbrucker Abstammung. Als sich dann herausstellte, dass auch seine Frau viel über das Schick- © Archiv Israel-Österreich Gesellschaft Haifa Die Klagemauer, immer einen Besuch wert. sal und die Einordnungsschwierigkeiten von mitteleuropäischen Juden in Israel berichten kann, wurde dann auch sie ausführlich interviewt. Die Veranstaltung war sehr aufschlussreich und zahlreiche Zuhörer blieben noch lange nach dem Ende, um sich vor Ort mit Doz. Dr. Schreiber, Christoph Bauer und Irmgard Bibermann zu unterhalten. 8QVHUHÄ$XVWULDQ6RFLHW\4XHHQVODQG³ wurde 1990 in Brisbane gegründet. Die Anzahl der Mitglieder dieser Vereinigung war wohl geringer als die anderer europäischer Gruppen, doch das Beisammensein war herzlich. Natürlich wurde Deutsch gesprochen, mit österreichischem Klang und Eigenarten. Jedoch wurde auch Englisch eingemischt, denn es hatte ja “Mischehen” gegeben. Wir legten Wert darauf, das Gemeinsame der Mitglieder zu fördern. So ZXUGHRI¿]LHOOQLHGLH)UDJHQDFK6WDDWVangehörigkeit, Religion, Ausbildung, Beruf etc. gestellt. Die Mitglieder sind möglicherweise österreichische Staatsbürger oder Herzensösterreicher oder Altösterreicher oder Freunde von Österreich. Der hiesige Honorar General-Konsul war stets ein guter Freund unserer Gesellschaft. Natürlich war die Anzahl unserer Mitglieder nie sehr groß. Auch sind manche Mitglieder so alt, dass sie nicht zu allen Veranstaltungen kommen können. Manche wohnen zu weit entfernt, was in Australien durchaus möglich ist. Alle warten deshalb auf unseren “Newsletter” (in deutscher und englischer Sprache gemischt), der ihnen reichhaltige Artikel bietet, vor allem über Ereignisse und Kultur in ROTWEISSROT © privat Austrian Society4XHHQVODQG Österreich. Unsere Veröffentlichung erscheint viermal im Jahr und bietet weit mehr als es bei ähnlichen Organisationen üblich ist. Wir treffen einander regelmäßig zu gesellschaftlichem Kontakt und um besondere österreichische Gedenktage zu feiern. Bis kürzlich veranstalteten wir jährlich einen Ball “Frühling in Wien”, der einen besonders ausgezeichneten Ruf hatte, sodass sogar Teilnehmer aus anderen Gegenden dazu kamen. Leider mussten wir das Format des Balles kürzen, da aufgrund der internationalen Wirtschaftslage die Kosten für alle diesbezüglichen Funktionen auf mehr als das doppelte gestiegen sind. Wir haben ja, aufgrund der verfügbaren Anzahl der Mitglieder, keine eigenen Räumlichkeiten, keine Musik- und Theatergruppe, nicht einmal eine Sportgruppe. Wir sind nur ein Freundeskreis mit besonderen kulturellen Aufgaben. Die Jahreshauptversammlung ist die am wenigsten besuchte Veranstaltung. Vorschläge für die Wahl von Funktionären sind sehr selten. So ist unsere derzeitige Präsidentin, Karin Kuno, schon seit 14 Jahren in diesem Amt und noch länger als Redakteurin des Newsletters. Dabei ist ihre Tätigkeit aus- www.weltbund.at Die Präsidentin Karin Kuno (r.) und ihr Vater Rolf Kuno, ehemaliger Präsident. gedehnter als sie in anderen Organisationen wäre. Leider sind gerade in den letzten beiden Jahren einige unserer Mitglieder gestorben und es kommen sehr wenige neue Österreicher hierher. Gottlob haben wir einige Junge als Mitglieder willkommen KHLHQN|QQHQGRFKGLHVHVLQGEHUXÀLFK sehr beschäftigt und können nicht so oft teilnehmen. Jedenfalls werden wir heuer den 20. Geburtstag unserer Gesellschaft würdig zusammen mit dem österreichischen Nationalfeiertag bei einem Gala Dinner Dance mit guter Musik und heimatlichen Speisen in einem sehr schönen Festlokal feiern und dabei gewiss an die Heimat denken. 41 Österreicher in aller Welt Goldenes Ehrenzeichen für Claire Rood. Am 26. Februar 2010 überreichte Generalkonsulin Dr. Karin Proidl der Präsidentin des Austrian – American Council im Bundesstaat Washington, Frau Claire Rood, das vom Bundespräsidenten verliehene Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. In ihrer Festrede betonte die Generalkonsulin, dass diese Ehrung im Lichte des langjährigen und besonders eindrucksvollen Einsatzes von Claire Rood höchst verdient sei. Seit bald vierzig Jahren vermitte l t C l a i r e Ro o d i m B u n d e s s t a at Washington ihr profundes Wissen über und ihr inniges Gefühl für Österreich. Claire Rood gestaltet seit 1997 als Präsi- dentin des Austrian-American Council im Bundesstaat Washington die jährliche Feier zum Austrian American Day am 26. September - einmal mit Neurath`s Wiener Schrammeln und ansonsten mit klassischer oder volkstümlicher österreichischer Musik. Seit mehreren Jahren organisiert Claire Rood zumeist auch die feierliche Begehung des österreichischen Nationalfeiertags in Seattle. Bei den genannten Veranstaltungen wirken auf Claire Roods Initiative sehr gerne Regierungsvertreter aus der Hauptstadt Olympia mit. Gefeiert wurde der freudige Anlass mit Generalkonsulin Dr. Karin Proidl und dem Leiter der österreichischen Außenhandelsstelle Dr. Rudolf Thaler im Kreise von © privat Austrian-American Council Washington V.l.n.r. Handelsdelegierter Dr. Rudolf Thaler, Präsidentin Claire Rood und Generalkonsulin Dr. Karin Proidl. Claire Roods Familie sowie den treuesten Unterstützern und Mithelfern des AustrianAmerican Council. Vereinigung der Österreicher in Griechenland © privat Grünes Herz schlug in Athen. Steirische Musi, steirische Schmankerln, steirisches Know-how, Architektur, Mode, Bildende Kunst und was sonst noch zum Grünen Herzen der Steiermark gehört – dieser „steirische Herzschlag” war bei den „Steiermark-Tagen in Athen” vom 29.10. bis 8.11.2009 auch in Athen zu hören. Möglich gemacht hat das die Vereinigung der Österreicher in Griechenland zusammen mit dem Büro für AuslandssteirerInnen beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung mit Unterstützung des Landes Steiermark, der Stadt Graz und der Österreichischen Botschaft in Athen. Zwischen den 50er und den 80er Jahren haben Tausende von griechischen StudentInnen in Graz und Leoben studiert und viele von ihnen haben aus der Steiermark Dr. Damalas mit Ehrengästen, der „Steirischen Blas“ und Schülerinnen der Tourismusschule. 42 Ehepartner nach Griechenland mitgebracht. Der Anteil der SteirerInnen unter den Mitgliedern der Vereinigung der Österreicher in Griechenland ist daher besonders hoch. Durch diese besondere Beziehung zwischen Griechenland und der Steiermark ist die Idee entstanden, einmal die Steiermark und ihre Hauptstadt in Athen in gebührender Weise zu präsentieren. Die Steiermark-Tage begannen mit einem gut besuchten Architekturabend im Vortragssaal des Neuen Benaki Museums, organisiert vom österreichischen Architekten Stephan Bürger, an dem der Film „Sense of architecture” vorgeführt wurde, der Architektur in und aus der Steiermark zeigt. Durch einen glücklichen Zufall kommen sowohl der Generalmanager als auch der Chefkoch des renommierten Athener Hotels Ledra Marriott, Erich Zuri und Herbert Damböck, aus der Steiermark und so war es nahe liegend, in diesem Hotel am 4.November 2009 einen steirischen Festabend zu veranstalten. Die Veranstaltung dieses Abends erfolgte in Abstimmung mit dem traditionellen jährlichen Treffen der ehemaligen griechischen Studenten in Graz. Von den zahlreichen Gästen waren manche extra zu diesem Steiermark-Fest aus Thessaloniki, Patras, Ioannina, Santorin, Kreta und sogar aus Deutschland www.weltbund.at angereist. Die Präsidentin der Vereinigung, Dr. Elfriede Damalas, konnte aber auch eine große steirische Delegation begrüßen, der außer Vertretern aus Politik, aus der Wirtschaft und von den Universitäten auch Frau Dr. Metlar vom Büro für AuslandssteirerInnen sowie Herr DI Vigelius vom AUSLANDSÖSTERREICHERWELTBUND angehörten. Zu Beginn des Festabends eröffnete der österreichische Botschafter Dr. Michael Linhart die Ausstellung der steirischen, derzeit in Amsterdam arbeitenden Malerin Laura Stadtegger. Mit viel Schwung sorgte dann die „Steirische Blas” den ganzen Abend für die richtige Stimmung, dessen Höhepunkt für viele das Büffet mit den steirischen Spezialitäten und der ausgezeichnete steirische Wein war. Am nächsten Tag konnte man an einer Weinverkostung sowie an der Verkostung anderer steirischer Produkte teilnehmen und auch dabei war die Stimmung wieder fröhlich und ausgelassen. So mancher nutzte die Gelegenheit, um wieder das Tanzbein zu schwingen. Den Abschluss der „Steiermark-Tage in Athen” bildeten Steirische Kulinarische Tage im Hotel Ledra Marriott, die Gelegenheit boten, steirische Spezialitäten zu genießen und dabei steirische Musik zu hören. ROTWEISSROT Österreicher in aller Welt Wirtschaftsforum mit EU-Kommissar Dr. Hahn. Die Österreichische Vereinigung in Belgien hat vor einem Jahr ein Wirtschaftsforum ins Leben gerufen. Ziel des Wirtschaftsforums ist es, eine Plattform für alle in Belgien in und mit der Wirtschaft tätigen Auslandsösterreicher/innen zu bieten. So können sich Selbstständige sowie Angestellte von Betrieben mit EUBeamten und Lobbyisten in einem einmaligen „Biotop“ austauschen und Bekanntschaften schließen. Nach zwei erfolgreichen Treffen in Zusammenarbeit mit Nestlé Benelux sowie der Österreich-Werbung folgte eine Einladung der besonderen Art. Das Wirtschaftsforum feierte am 29. April zusammen mit dem Absolventenverband der Wirtschaftsuniversität Wien („WUAlumni“) „10 Jahre internationale Alumni- Arbeit“. Mehr als 60 geladene Gäste verfolgten die Festrede von EU-Regionalkommissar Dr. Johannes Hahn, dem prominentesten Neuzugang der Auslandsösterreicher in Belgien. Auch wurde im Rahmen der Veranstaltung vom Vizepräsidenten der Österreichischen Vereinigung in Belgien, Mag. Christian Macek, die künftige Kooperation des Wirtschaftsforums der ÖVB mit den WU-Alumnis in Belgien bekannt gegeben. Gefeiert wurde dank der Unterstützung von Mag. Susanne Strohm, Leiterin des Brüsseler Büros der Wirtschaftsagentur Wien, im stillvollen Haus der Stadt Wien in Brüssel. Warmes Sommer wetter sowie feine Schmankerln und österreichischer Wein haben den äußerst gelungenen Abend abgerundet. © privat Österreichische Vereinigung in Belgien V.l.n.r.: Christian Macek (Vizepräsident Österreichische Vereinigung), Verena Ulrich (GF WU-Alumni Club), Susanne Strohm (Leiterin des Brüsseler Büros der Wirtschaftsagentur Wien) und EU-Kommissar Hahn. Österreicher-Verein Zürich ROTWEISSROT Männerchor, gefolgt von Andi Keusch aus Uster und Christian Stumpf aus Arbon. Den Gruppensieg konnten sich die Krien- © privat VÖS-Kleinkaliberschiessen und Jahreskonzert Österreicher-Männerchor Zürich. Am 8. Mai trafen sich 48 Schützinnen und Schützen aus 8 verschiedenen Vereinen zum traditionellen 50m Kleinkaliberschiessen in Zürich-Schwamendingen. Organisiert wurde der unter dem Patronat der VÖS (Vereinigung der Österreicher in Schweiz) stehende Anlass durch den Österreicher-Verein Zürich. Ein sportlicher Anlass der seinen Höhepunkt wieder mit dem Absenden erreichte und für einige Überraschungen sorgte. Dieses Mal fand das Absenden aber nicht im Schützenhaus statt, sondern im Restaurant Landhus in Zürich-Seebach, wo der Österreicher–Männerchor Zürich sein Jahreskonzert gab. Zu Gast war der Männerchor Zürich-Schwamendingen und zum Tanz spielten die ROMANOS auf. Wie schon erwähnt, gab es bei der Rangverkündigung einige Überraschungen. Bei den Damen siegte Monika Bläsi aus Kriens, welche mit 143 Punkten auch gleich den Tagessieg nach Hause trug. Die Ränge 2 und 3 belegten Doris Bamert aus Zug und Anita Laube aus Zürich. Bei den Herren siegte heuer Martin Gänser vom Präsidentin Monika Löscher (r.) mit der Schützenkönigin Sonja Buob. www.weltbund.at ser mit einem knappen Vorsprung mit 674 Gesamtpunkten vor dem Männerchor und Arbon sichern. Nebst dem Tagessieg trugen die Damen auch den Titel des Schützenkönigs nach Hause und zwar mit Sonja Buob aus Kriens. Nach der Rangverkündigung folgte dann das Konzert der beiden Männerchöre. Der Österreicher-Männerchor Zürich begeisterte das Publikum vor allem mit seinen beiden Solisten Hans Gänser und Fritz Schnyder, welche mit „Der alte Jäger“ und „Wo der Wildbach rauscht“ alle mitrissen. Auch der Männerchor Zürich-Schwamendingen wartete mit einem österreichischen Lied auf und der Text passte so gut zu uns: „Oh heiliger Peter, schütze mir meinen Wein, sonst können wir auf Erden nimmer mehr selig sein“. Auch die Tänzerinnen und Tänzer kamen nicht zu kurz und eine reichhaltige Tombola umrahmte den Anlass noch zusätzlich. Die Organisatoren des KK-Schiessens hoffen natürlich, dass nächstes Jahr – wie heuer am Samstag vor dem Muttertag – viele Schützinnen und Schützen den Weg nach Zürich-Schwamendingen finden werden. 43 Österreicher in aller Welt Die Mitglieder der Schwedisch-Österreichischen Vereinigung vor dem Schloss Baldernäs. © Stadt Uster Österreicher-Verein Uster „Wohnstadt am Wasser“, der neue Slogan der Stadt Uster im schweizer Kanton Zürich. Der Österreicher-Verein Uster (Schweiz) besteht seit 1954 – mehr als 50 Jahre. Es gibt in diesem Verein einige Herren ohne die der Verein nicht mehr bestehen würde! Also, ein bisschen der Reihe nach: Vorhandene Unterlagen belegen, dass der Österreicher-Verein Uster im April 1954 gegründet wurde. Ein Gründungsmitglied, Herr Hugo Ogertschnig, ist noch heute dabei. Mit dabei war bis vor zwei Jahren auch Herr Fritz Lainer (inzwischen verstorben). 1955 kam neu zum Österreicher-Verein Uster Herr Josef (Sepp) Mailänder. Auch er war sogleich in den Vorstand berufen, 44 Österreicher Klub London was sich dank seiner kaufmännischen Ausbildung in Sachen Organisation stark auswirkte. Natürlich gab es im Verlaufe der Jahre immer wieder Wechsel in der Präsidentschaft, jedoch alle hatten den Erhalt des Vereins an oberster Stelle! Alljährlich tolle öffentliche Unterhaltungsabende, wobei immer ein anderes Bundesland mit Musik – Gesang – Schuhplattler usw. engagiert war. Inzwischen waren auch „Jubiläen“ angesagt und zu feiern: 20-30-40-Jahre! 2004 war der bisherige Höhepunkt erreicht: 50 Jahre Österreicher-Verein Uster. Drei Herren gestalteten diesen festlichen Anlass. Alle drei Herren, Sepp Mailänder, Hugo Ogertschnig sowie Hanspeter Senoner bekamen das Goldene Ehrenzeichen des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES! Inzwischen wurde den Herren Hugo Ogertschnig und Oswald Rutter für ihre Verdienste um den Verein die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Herr Sepp Mailänder ist seit 1987 „Ehrenpräsident“ des Österreicher-Vereins Uster. Natürlich sind noch alle weiterhin für den Verein tätig wo es nötig ist. Herr Hanspeter Senoner, 20 Jahre als Präsident, hat etwas zurückgesteckt, ist noch Vize-Präsident und verwaltet derzeit die Finanzen des Österreicher-Vereins Uster. www.weltbund.at Am 11. Juni lud der Österreicher Klub London zu einem humoristischen Abend ins Austrian Cultural Forum London ein. Es war eine große Ehre, den vielfach ausgezeichneten österreichischen Autor und Satiriker, Baron Wolf von Schilgen, der extra aus Österreich anreiste, begrüßen zu dürfen. Der Präsident des ÖKL Jürgen Bischof hielt die offizielle Einleitung und dann ging es los mit der Autorenlesung. Die mitreißende Vortragskunst und der einmalige Humor des Herrn Baron von Schilgen ließen die anwesenden Gäste nicht nur schmunzeln, sondern auch von Herzen lachen. Nach der mehr als eine Stunde langen Lesung, durften wir noch ein wenig aus dem Leben des Autors hören. Und wie es für Österreich üblich ist wurde anschließend noch ein Glaserl Wein serviert und man ließ den Abend mit Freude ausklingen. © privat Besuch des Dalsland Kanal in Schweden am 13. Juni 2010. Die SchwedischÖsterreichische Vereinigung in Göteborg besuchte dieses Jahr bei ihrem jährlichen $XVÀXJ'DOVODQG(LQHUGHU+|KHSXQNWH war eine Schiffsreise über das Aquädukt auf den Dalslands Kanal. Dieser Kanal wurde 1868 gebaut und besteht aus einem Schleusensystem in Haverud mit welchem die Schiffe in ein 25 Meter höheres Seesystem gelangen. Die Reisegruppe bestand aus 48 Mitgliedern, die von unserer Vereinsreiseleiterin Inga-Lill Schragen betreut wurden. Der Abschluss der Reise bestand aus einem Essen im idyllischen Baldernäs Schloss. © privat Schwedisch-Österreichische Vereinigung in Göteborg Präsident Jürgen Bischof (l.) mit dem Autor Baron Wolf von Schilgen. ROTWEISSROT 20.000 österreichische Exporteure warten auf Sie! EXPORTER’S ist Österreichs einziges Medium für die Exportwirtschaft. Nutzen Sie diese Kontakt-Chance. Jetzt. Kontakt Lorin Polak Geschäftsführung Tel: 01/235 13 66-300 E-Mail: [email protected] EXPORTER’S AKTUELL: Die neuen Ausgaben zu den wichtigsten Business-Themen für Österreichs Exportwirtschaft erscheinen am 14. September und am 19. Oktober! Porträt Ein Leben für die Kunst Rudolf Leopold: „… und an diesem Tag beschloss ich, Bilder zu sammeln.“ Schon als Medizinstudent war der Experte im Urteil sicherer als so mancher Kunstkenner. Günter Düriegl m 29. Juni 2010 starb in Wien Rudolf Leopold, der wissenschaftlich-künstlerische Direktor des nach ihm benannten Leopoldmuseums, der wohl begnadetste Kenner der österreichischen bildenden Kunst vom 19. Jhd. bis zur Gegenwart. Geboren in Wien am 1. März 1925, begann er 1943 an der Universität Wien Medizin zu studieren, belegte aber gleichzeitig auch kunstgeschichtliche Vorlesungen. Nachdem er 1953 zum Doktor der Medizin promovierte, nahm er seine Tätigkeit als Augenarzt auf. Aber früher schon, 1947, hatte er sein „Schlüsselerlebnis“, das von diesem Zeitpunkt an sein weiteres Leben bis zu seinem Tod bestimmte. Bei einem Besuch im Kunsthistorischen Museum, so erzählte er gerne, „erkannte ich, dass es ganz andere Bilder gibt als die, die man in den gutbürgerlichen Wohnstuben sieht und an diesem Tag beschloss ich, Bilder zu sammeln“. So begann der Sohn eines Sektionschefs im Landwirtschaftsministerium, der Medizinstudent, der durch Nachhilfeunterricht ein wenig Geld verdiente, Kunst und Kunstobjekte zu sammeln. Sammlerleidenschaft geweckt Waren es zunächst Bilder des 19. Jahrhunderts, so galt sein Interesse bald der österreichischen Kunst der Jahrhundertwende, deren Bedeutung damals im bes- © Leopold Museum, Wien/Michael Himml A Künstlerische Vielfalt Aber Rudolf Leopolds Leidenschaft für die österreichische Kunst galt nicht nur Egon Schiele. Er sammelte Spitzenwerke von Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Richard Gerstl und Albin Egger-Lienz, Gemälde und Grafiken von Herbert Böckl, Hans Böhler, Anton Faistauer, Anton Kolig, Alfred Kubin und Wilhelm Thöny. Sein Interesse galt ferner herausragenden Künstlern des 19. Jahrhunderts: Ferdinand Georg Waldmüller, Friedrich Gauermann, August von Pettenkofen, Anton Romako, Emil Carl Schindler, Carl Schuch und anderen. Die Sammlung Leopold enthält darüber hinaus wesentliche Gegenstände des österreichischen Kunstgewerbes um 1900 von Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Hoffmann, Koloman Moser und Dagobert Peche. Genuine Objekte aus Afrika und Prof. Rudolf Leopold vor Gustav Klimts „Tod und Leben“. 46 ten Falle verkannt, zumeist aber missachtet wurde. Einer dieser verkannten, missachteten, ja sogar verachtend abgelehnten Künstler war Egon Schiele, auf dessen Werk Leopold 1952 stieß. Mit der nur ihm eigenen Sicherheit erkannte Leopold Schieles einzigartiges künstlerisches Genie zu einem Zeitpunkt, da die Kunstwelt vor dem aggressiv Erotischen, dem existentiell Nackten dieser schonungslosen Kunst zurückwich. Um dementsprechend wenig Geld waren die Werke dieses „Frühvollendeten“ zunächst zu haben. Und Leopold begann von nun an mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit, in einer geradezu leidenschaftlichen Besessenheit, die auch dann nicht erlahmte, als die Preise ins Astronomische gewachsen waren, jene Sammlung aufzubauen, die nicht nur die größte und bedeutendste Schiele-Sammlung weltweit ist, sondern darüber hinaus mit großem Stolz stets genannt wird, wenn Österreich sich als Kulturgroßmacht bekennt. www.weltbund.at ROTWEISSROT © Leopold Museum, Wien/OTS/Thomas Preis (2) Porträt Der Sammler in der Ausstellung „Zwischen den Kriegen“ mit NR-Präsidentin Barbara Prammer. einer Ausstellung der Stiftung im Museum of Modern Art in New York die Gemälde „Wally“ und „Tote Stadt“ von Egon Schiele als angebliches Diebsgut beschlagnahmt wurden. Wurde „Tote Stadt“ dann doch von den New Yorker Behörden ausgefolgt, so konnte erst jetzt (im Juli 2010) durch einen Vergleich die Rückkehr von „Wally“ nach Wien für den Herbst dieses Jahres festgelegt werden. Problematik Rückgabegesetz Zur Erforschung anderer strittiger Ankäufe hat die Stiftung der Arbeit einer unabhängigen Provenienzforschungs-Kommission zugestimmt. Da aber das Leopold Museum auf einer Stiftung beruht und daher NHLQ%XQGHVPXVHXPLVW¿QGHWGDV erlassene Kunstrückgabegesetz keine Anwendung. Eine mögliche Rückgabe von vielleicht zweifelhaft erworbenen Werken ist daher nicht so einfach zu entscheiden wie in den vielen Fällen der österreichischen Bundesmuseen sonst. „Für die Stiftung und das Museum ist ihm Wien zu allerhöchstem 'DQNYHUSÀLFKWHW³ Michael Häupl Rudolf Leopold (r.) zu seinem 85. Geburtstag mit Peter Weinhäupl, kfm. Direktor Leopold Museum. Ozeanien sowie Werke alter chinesischer und japanischer Kunst runden die Sammlung im Hinblick darauf ab, dass die europäische Kunst um 1900 mit großem Interesse außereuropäische Kunsttraditionen wahrnahm. Neue Wege 1994 entschied sich die Zukunft der Sammlung. Zu einem Drittel ihres Wertes brachte Leopold seine Kunstsammlung in eine von ihm gemeinsam mit der Republik Österreich errichtete Stiftung (Stiftung Leopold), die von der Österreichischen Nationalbank unterstützt wurde, ein. Er selbst wurde auf Lebenszeit zum Leiter ROTWEISSROT der Sammlung und zum künstlerischen Direktor des in der Folge errichteten Museums (des Leopold Museums) bestellt. Rudolf Leopold brachte 5.266 inventarisierte Kunstwerke in die Stiftung ein und, nun endlich wieder entschuldet und zu Geld gekommen, sammelte er als Privatmann weiterhin Kunst. Auch das Leopold Museum muss sich, wie alle österreichischen Kunstsammlungen, der Diskussion über eine mögliche Rückgabe von unrechtmäßig erfolgtem Erwerb von Kunstgegenständen infolge der nationalsozialistischen Herrschaft und deren Nachwirkungen stellen. Diese Frage erhielt besondere Brisanz als 1998 nach www.weltbund.at Eine Entscheidung in der Frage möglicher Restitutionen kann Rudolf Leopold nicht mehr treffen. Sein Verdienst um die weltweite Anerkennung der österreichischen Kunst seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ist unübertroffen. Der Wiener Bürgermeister, Michael Häupl, fand am 6. Juli 2010 bei Leopolds Begräbnis auf dem Grinzinger Friedhof die richtigen Worte: „Wir begegnen ihm an so vielen Punkten in dieser Stadt – und an ihnen allen ist kulturelle Attraktivität oder, einfach formuliert, Schönheit. Für die Krönung seiner Sammlertätigkeit, die Stiftung und das Museum als Juwel der Stadt, ist ihm Wien zu allerK|FKVWHP'DQNYHUSÀLFKWHW$OV6DPPOHU hat Leopold tief empfundenes ästhetisches Erleben mit echter Kennerschaft verbunden, Leidenschaft und Wissenschaft haben eine seltene Einheit gebildet.“ 47 Die Schmankerlecke Johann Lafer ist ein über die Grenzen hinaus berühmter österreichischer Fernsehkoch und lebt mit seiner Familie in Deutschland. Der Zeitpunkt des Eintreffens des neuen Lafer-Rezepts kommt gerade recht zur Erntezeit der Heidelbeeren (Vaccinium), ein Heidekrautgewächs. Wieder einmal war die Äbtissin Hildegard von Bingen die erste, die im Mittelalter die Heilwirkung der „auf der Heide wachsende Beere“ beschrieb. as Waldviertel lässt grüßen! Dieses Rezept könnte statt vom Auslandssteirer – den Zutaten nach – auch von einem Waldviertler Kochbuch stammen. Denn beide Haupt-Zutaten sind im nordwestlichen niederösterreichischen Viertel beheimatet. Wild wachsende HeidelbeeUHQ¿QGHWPDQKLHUEHUDOODP:DOGHVUDQG und für den Mohn erlangte insbesondere das idyllisch gelegene Mohndorf Arm- D © Lafer Esskultur staunen, mit den Einheimischen beim Fest zu feiern und die kulinarischen Mohnschmankerln zu verköstigen. Für alle die nicht dabei sein können, gibt es die Spezialitäten im Bauernshop als Mitbringsel: Feine Lebensmittel wie das Grau- oder Weißmohnöl oder Mohn zu Kosmetika als Seife, Duschgel oder Gesichtscreme verarbeitet, zeigen die vielseitige VerwenGXQJVP|JOLFKNHLWGHU3ÀDQ]H schlag (www.mohndorf.at) Berühmtheit. Im August des Vorjahres zum Beispiel geVWDOWHWHXQG¿OPWHKLHUHLQ)HUQVHKWHDP aus Taiwan und brachte einen originellen Beitrag über den Waldviertler Graumohn und die Mohnspezialitäten beim Mohnwirt Neuwiesinger. Besonders Mitte Juli, wenn UXQG0RKQEOWHQGLHKD$QEDXÀlche für ca. zwei Wochen erröten lassen, reisen Gäste an, um die rote Pracht zu be- © Lafer Rezept für 4 Personen © Lafer Mohnschmarren mit Heidelbeeren Saft von 1 Orange 3 cl weißer Rum 50 g gemahlener Mohn 4 Eier (Kl. M) 125 ml Milch 120 g Mehl 100 g Zucker 1 El Sauerrahm Salz 50 g Butterschmalz (OÀVVLJHU+RQLJ 300 g frische Heidelbeeren 100 ml Holunder- oder Heidelbeersaft Mark von 1 Vanilleschote 1 Zimtstange 1 Tl Speisestärke 50 g Butter Staubzucker zum Bestreuen Orangensaft mit dem Rum mischen und den Mohn darin 30 Minuten einweichen. Eier trennen. Eigelb in eine große Schüssel geben. Eiweiß bis zur Verwendung kalt stellen. Milch und Eigelb mit dem Schneebesen verquirlen. Mehl, 50 g Zucker und Schlagobers dazugeben, alles mit dem Schneebesen zu einem glatten Teig verrühren. Mohn unterheben. Eiweiß und 1 Prise Salz mit den Quirlen des Handrührers steif schlagen und mit einem Schneebesen vorsichtig unter den Teig heben. Butterschmalz in einer ofenfesten beschichteten Pfanne erhitzen und den Teig hineingießen. Bei mittlerer Hitze backen, bis die Unterseite goldbraun ist. Dann die Pfanne auf der mittleren Schiene in den auf 180 Grad vorgeheizten Backofen schieben und den Schmarren 10-15 Minuten fertigbacken (Umluft 160 Grad). Honig in einer Pfanne schmelzen. Die Heidelbeeren dazugeben, mit Holundersaft, Vanillemark und Zimtstange aufkochen. 2–3 Minuten köcheln lassen und mit der in etwas kaltem Wasser angerührten Speisestärke binden. Den Mohnschmarren mit 2 Pfannenwendern in Stücke teilen. %XWWHUÀRFNHQXQGJ=XFNHUGDUEHUYHUWHLOHQXQGGHQ6FKPDUUHQGDULQNDUDPHOOLVLHUHQ=XP6FKOXVV6WDXE]XFNHUGDUEHU streuen und die Heidelbeeren um den Schmarren verteilen. Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr 48 www.weltbund.at ROTWEISSROT Buchbesprechungen Wilhelm Brauneder Sommerfrisches. Episoden und Anekdoten vom Salzkammergut, Berenkamp Buchund Kunstverlag, 2009, 128 Seiten ISBN 978-3-85093-245-5 ieses hübsche Buch erzählt die Eindrücke des Autors der Sommerfrischenzeit von 1953 bis 1963 am Attersee. Zu den Akteuren zählen nicht die Großen des Salzkammerguts, nicht Gustav Mahler und Klimt etwa, zu den Schauplätzen nicht Villen und Landsitze. Sommerfrischler beleben die Szene, darunter aber doch auch Burgschauspieler und Juristen; Bauernhöfe und einfache Häuser bilden die Kulissen. Das szenen- und anekdotenhaft vorgeführte fällt überwiegend in eine Zeit nahezu ohne Autos, insbesondere ohne Privatautomobile, daher in die Zeit des Angewiesenseins auf öffentliche Verkehrsmittel, mit spärlicher Beleuchtung in Straßen und Gassen, mit so gut wie keinen privaten Telefonanschlüssen, natürlich keinerlei Fernsehen, mit Zimmern in der Regel nur mit kaltem Fließwasser. Dafür gab es kaum Verkehrslärm gefahrloses Radfahren auch über lange Distanzen, Muße zum Lesen, gesellige Spaziergänge, schlichte Höhepunkte wie Kinofilm, Konditoreibesuch, Geburtstagsjause, die Fahrt mit einem Linienschiff. Mit fortschreitenden Jahren wird jeder, der sich erinnert, zum Zeitzeugen und das zurückliegende Erleben zur Alltagsgeschichte, damit zu Elementen der Sozialgeschichte. Auch so will der Autor sein Werk verstanden wissen. ih D ROTWEISSROT Dietmar Grieser Es ist nie zu spät Ihr zweites Leben. Amalthea Signum Verlag, 2010 263 Seiten, 32 Abbildungen ISBN 978-3-85002-718-2 purensucher Dietmar Grieser (Jahrgang 1934!) macht sich auf die Suche nach dem Glück der Spätberufenen und entdeckt eine Fülle überraschender, faszinierender und bewegender Schicksale. Aus einer umfangreichen Recherche stellt er uns 30 vor, von denen in kleiner Auswahl die folgenden genannt sein sollen: Die Dienstmagd Anny Mary Robertson ist 75, als sie unter dem Künstlernamen Grandma Moses zur „Weltmeisterin der naiven Malerei“ aufsteigt, die Bäuerin Anna Wimschneider erobert als 66-Jährige mit ihrem Roman „Herbstmilch“ sämtliche Bestsellerlisten und der Wiener Bürgermeister Theodor Körner ist gar schon 78, als er zum Bundespräsidenten der Republik Österreich gewählt wird. Das berühmte Köchel-Verzeichnis ist die Fleißarbeit eines pensionierten Staatsbeamten aus Krems, Axel Munthes „Buch von San Michele“ der Geniestreich eines alt gewordenen Modearztes. Der Chansonnier Charles Aznavour ist 85 als er das Amt des Botschafters seines Heimatstaates Armenien antritt. Auch Daniel Defoe, der Autor des „Robinson Crusoe“ zählt zu den Spätberufenen. Dietmar Griesers Spurensuche ist seine ganz persönliche und liebenswer te Antwort auf den alles beherrschenden Jugendwahn unserer Zeit. gd S www.weltbund.at E. Fohrer/H.-P. Siebenhaar Griechische Inseln Michael Müller Verlag $XÀDJH 852 Seiten, 22,90 Euro ISBN 978-3-89953-536-5 ykladen, Dodekanes, Nordostägäische Inseln, Ionische Inseln, Nördliche Sporaden, Euböa, Kreta ... Kein anderes europäisches Land hat eine derart reiche und vielfältige Inselwelt vorzuweisen wie Griechenland. Es locken traumhafte Sandstrände, bizarre Gebirgslandschaf ten, weitläuf ige O livenhaine, beschauliche Fischerdörfer und natürlich die Zeugnisse einer jahrtausendealten Kultur. Wer sich auf einen Trip in das griechische Inselparadies vorbereiten und einen verlässlichen Begleiter vor Ort haben will, ist mit diesem Standardwerk glänzend bedient. Auf über 800 Seiten werden nicht weniger als 75 Inseln vorgestellt – mit detaillierten Anreisetipps, zahllosen Übernachtungsempfehlungen, Hinweisen zu Sehenswürdigkeiten und Bademöglichkeiten, zu Restaurants, Tavernen und Kafenions, mit Wandervorschlägen, und, und, und. Kurz: ein unverzichtbares Nachschlagewerk für Kenner und Einsteiger. Eberhard Fohrer, Verlags-Autor der ersten Stunde, studierte Germanistik und Geschichte und wandte sich gleich nach Ende des Studiums dem Journalismus zu. Über seine Schreibtätigkeit hinaus lektorierte und layoutete er. Seit über zwanzig Jahren ist der Griechenland-Kenner hauptEHUXÀLFKDOV5HLVHEXFKDXWRUWlWLJbk K 49 Buchtipp/Impressum ROTWEISSROT – Auslandsösterreicher Journal Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND (AÖWB), Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ – http://www.oe-journal.at. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Hofrat Dr. Günter Düriegl, Tel.: +43/1/533 52 24-30, Fax: +43/1/533 52 24-9, E-Mail: [email protected]. Produktion und Konzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), A-1060 Wien. Projektleitung: CPG / Mag. Beate Krapfenbauer, [email protected]. Artdirektion: &3**HUDOG)U|KOLFK*UD¿N&3**DEULHOH*IUHUHU/HNWRUDW&3*6XVDQQH'UH[OHU$Q]HLgenkontakt: CPG / Beate Krapfenbauer, Tel.: +43/1/405 46 40-765, E-Mail: b.krapfenbauer@ cpg.at. Druck: Druckerei Piacek Ges.m.b.H., A-1100 Wien. Die Informationen in diesem Magazin entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck- und Satzfehler vorbehalten eit kurzem zeigt sich das beliebteste Stadt- und Kulturmagazin Wiens in neuem Look. Mit dem Redesign erhielt das zweimal jährlich erscheinende „Best of Vienna“ mit Stadtplan zu den tollsten Lokalen, schrägsten Shop- und Style-Tipps und den aufregendsten Freizeitvergnügungen. Der Wien-Guide wurde nicht nur optisch modernisiert sondern orientiert sich auch inhaltlich neu: Auf 84 Seiten zeigen junge Redakteurinnen und Redakteure einheimischen Wien-Kennern ebenso wie Städtebesuchern und Dagebliebenen wo es in der Metropole lang geht: wohin man am besten zum Essen geht, wo der Einkauf am schicksten ist, wo die interessantesten Filme zu sehen sind und wo die besten .XOWXUHYHQWVVWDWW¿QGHQ Weil Wien und deshalb auch „Best of Vienna“ viel zu bieten hat, gibt es zur einfachen Orientierung deshalb ein neues Tool: Das Cover ist zugleich Plakat und Stadtplan, auf dem alle im Heft vorgestellten Locations verzeichnet sind. Jede Ausgabe ist einem Schwerpunkt-Thema gewidmet. In Volumne 1/2010 geht es um eine „Stadt voll Lust“, u. a. mit Wiens erster Reportage über Secret Dining und gefährlich klingenden Sportarten wie Kanupolo. Die neue Ausgabe ist im Handel sowie im Internet auf www.faltershop.at ab 20. Oktober erhältlich. bk S 50 Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND Chefredakteur: Hofrat Dr. Günter DÜRIEGL, Wien Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL, Antwerpen/Belgien Ehrenschutz: Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Dr. Michael SPINDELEGGER und die Landeshauptleute der österreichischen Bundesländer: Mag. Gabi BURGSTALLER, Salzburg Gerhard DÖRFLER, Kärnten Dr. Michael HÄUPL, Wien Hans NIESSL, Burgenland Günther PLATTER, Tirol Dr. Erwin PRÖLL, Niederösterreich Dr. Josef PÜHRINGER, Oberösterreich Dr. Herbert SAUSGRUBER, Vorarlberg Mag. Franz VOVES, Steiermark Vizepräsident Außenressort: Dr. Jürgen EM, Bonn/Deutschland Vizepräsident Innenressort: Dr. Georg SCHOISWOHL, Prag / Tschechische Republik Vorstandsmitglieder: Dr. Margarete BERNAVA-BAMBAS, Rom/Italien Ges. Dr. Brigitta BLAHA, Wien ObSenRat Dr. Peter BRAND, Wien HR Dr. Walter DUJMOVITS, Güssing Dr. Peter ERNST, Paris/Frankreich Gerald GANGLBAUER, Sydney/Australien Mag. Karl HARTLEB, Wien Botsch. i. R. Dr. Georg HOHENBERG, Wien Mag. Karin KRALUPPER, Perth/ Westaustralien Helga MARTINELLI, Coldrerio/Schweiz Ehrenpräsident Prof. Fritz MOLDEN, Wien Ing. Rudolf NEUHOLD, Frankfurt am Main/ Deutschland Roland K. PIRKER, Ottawa/Kanada R. Traudwig SCHIEBER-ACKER, Sudbury, MA/USA Dr. Laszlo SCHMIDT, Pecs/Ungarn Dr. Gerhard STADLER, Wien Ing. Paul STRITZ, St. Gallen / Schweiz ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 3/2010 € 3,– AKTUELL BUNDESLÄNDERWAHLEN Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P Falters Best of Vienna. Die besten Seiten Wiens seit 1993 Falter Verlag 2010 84 Seiten, 4,90 Euro ISBN 978-3-85439-437-2 INTERNET ORF TVTHEK & ORF 2 EUROPE SCHMANKERLECKE MOHNSCHMARRN MIT HEIDELBEEREN Tanz & Theater Plus: Alles über Festivals in Österreich Generalsekretärin: Dr. Irmgard HELPERSTORFER, Wien Stv. Generalsekretär: Dipl.-Ing. Alban VIGELIUS, Graz www.weltbund.at Ausdruckstanz oder Turnen? Das Paar am Coverfoto zeigt jedenfalls sehr eindrucksvoll seine Körperbeherrschung. © Alexander Yakovlev ROTWEISSROT DER AKTUELLE TOP-BUCH-TIPP Peter Schnitt / Rainer Himmelfreundpointner: Interkulturelles Marketing in aller Welt hn itt /R Pe te r Sc m el fre ai ne r Hi m un dp oi nt ne r E RELLES U T L U K R INTE ING MARKET IN in kleines Land als „Exportgroßmacht“: Schon heute rangiert Österreich beim Warenexport pro Kopf unter den Top Ten ELT ALLER W der Welt. Grundstein dafür ist die punktgenaue Abstimmung des Marketingmix auf regionale Erfordernisse und Gegebenheiten. Un ichischer lge österre axis Exporterfo aus der Pr imnis der eispielen Das Gehe llb Fa 21 nd von ha an en ternehm Dieses Fachbuch stellt erstmals die gängigen Theorien den Erfolgsbeispielen in der Praxis gegenüber und zeigt anhand von 21 ausführlichen Fallstudien aus österreichischen Unternehmen, wie die Theorie erfolgreich im Alltag angewendet wird. O Bestellen Sie „Interkulturelles Marketing in aller Welt“ bei der Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich, T: 05 90 900 5050 F: 05 90 900 236 E-Mail: [email protected] Preis: € 34,− inkl. MwSt., zzgl. Porto- und Versandspesen Name . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Firma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Adresse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tel./E-Mail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dieser . . . . .Leinenband . . . . . . . .ist . . für . . .alle . . . im . . Tourismus . . . . . . . .aktiv . . . .Wirtschaftstreibenden .......... Ich stimme der elektronischen Speicherung http://webshop.wko.at von großen Nutzen und erklärt die Besonderheiten der verschiedensten Kulturen. Neben unzähligen Tipps und Hinweisen bietet dieses Buch einen Überblick über die sprachlichen Grundbegriffe Umgang mit Gästen und Freunden in den wichtigsten und Verarbeitung der im Daten durch die Service GmbH zu. Weltsprachen, sowie ein Länder und Literaturverzeichnis. CPG ROTWE ISSROT Ausla n dsöste rr e ic h e r J o u rn a AKTUEL L LÄNDER WAHLE N GZ 06 Z03 6826 P BUNDES l 3/2 01 0 € 3,– A-1010 Wie n, P.b.b., Zulassung snummer INTERN ET ORF TV THEK & ORF 2 EU ROPE Erscheinu ngsort Wie n, Verlag spostamt SCHMA NKERLE CKE MOHN SCHMA RRN MIT HEI DELBEE REN Tanz & Theater Plus: A lles übe r Festiv a ls in Ös terre ich NEUE IDEEN FÜR HARTE ZEITEN Ihr Outsourcing-Partner: Die CPG verleiht Ihrem Umsatz mit maßgeschneiderter Kommunikation Flügel. Mit Magazinen, Magalogen, Zeitschriften und Broschüren, die Mitarbeiter motivieren, Endverbraucher informieren und Geschäftspartner von Ihnen und Ihren Produkten überzeugen. Weltweit, mit den besten Partnern vor Ort. CPG – Ihr Partner von Welt. 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