ROTWEISSROT Ausgabe II/2011 - Auslandsösterreicher

Transcrição

ROTWEISSROT Ausgabe II/2011 - Auslandsösterreicher
Rotweissrot
Auslandsösterreicher
Journal 2/2011 € 3,–
Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P
AÖWB AKTUELL
Präsidentenkonferenz
AÖWB Vorschau
Weltbund-Tagung
SCHMANKERLECKE
KräuterGnocchi
Gesundheit & Wellness
Das österreichische Gesundheitssystem
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04.05.2011
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Inhalt/Editorial
Vorwort
Günter Düriegl
Chefredakteur
Die Weltbund-Tagung 2011 findet heuer im Palais Ferstel, Wien, statt (S. 7).
04 AÖWB Intern
Das war die Präsidentenkonferenz 2011
06 AÖWB Weltbund-Tagung
Vorschau: das Programm, die Termine und Tagungsorte
10 AÖWB Stipendium
Der AÖWB unterstützt Musikstudent David de Gans
11
Politik aktuell
AM Spindelegger ist Vizekanzler
12 Informationen aus dem BMeiA
Krisenmanagement und Reisepass
14 Sag zum Abschied leise Servus …
Ein Porträt über Peter Alexander
16 Schwerpunkt-Thema
Gesundheit und Wellness in Österreich
34 Aus den Bundesländern
Die Länder berichten über aktuelle Themen
38 Kunst und Kultur
Ausstellungsinformation: Karikaturmuseum Krems
40 Österreich News
Interessante Neuigkeiten und Chronik aus Österreich
© Palais Ferstel, Wien
44 Österreicher in aller Welt
Veranstaltungsberichte aus dem 10. Bundesland
48 Schmankerlecke
Rezept von Johann Lafer
49
Buchbesprechungen
Neuerscheinungen und Lesenswertes
50
Impressum
ROTWEISSROT
„Klinge, kleines Frühlingslied, kling hinaus ins Weite“ heißt es bei
Heinrich Heine. Ins Weite will auch unser ROTWEISSROT klingen.
Damit der Klang unseres Journals auch seinen Reiz behält, variieren
wir das eine oder andere Mal behutsam, aber erkennbar den melodischen Rahmen. Sie werden die leichten Änderungen des Layouts
erkennen, sie sind dem zeitgemäßen grafischen Design geschuldet.
Österreichische Grafik und österreichisches Design haben Geltung,
davon machen wir Gebrauch. Mit der vorliegenden Frühlingsnummer
erscheint ROTWEISSROT im frischen Kleid.
Schon mit dieser Ausgabe wollen wir Sie auf die Weltbund-Tagung
2011 in Wien und auf Ihren Besuch in der Bundeshauptstadt selbst
einstimmen: Die Einladung ist ausgesprochen, das Programm liegt
vor. Die beiden Tagungsorte, das Palais Ferstel und das Wiener
Rathaus, sind Architekturjuwele aus dem „Letzten Glanz der Märchenstadt“, wie ihn Otto Friedländer einfühlsam beschrieb. Das Umschlagbild unseres Journals zeigt den Blick an den Rossen der von
der Siegesgöttin Nike gelenkten östlichen Quadriga des Parlaments
vorbei gegen Heldenplatz und Hofburg. Der Reiz Wiens ist unbe­
streitbar.
Am 30. April fand die Präsidentenkonferenz in Wien im Palais Auersperg statt, wir berichten. Berichtet wird auch, dass der AUSLANDS­
ÖSTERREICHER-WELTBUND Stipendien an junge Auslands­
österreicher vergibt, die ihre Studien in Österreich vertiefen wollen.
Der aus Argentinien stammende David de Gans studiert in Wien
Dirigieren, er schreibt darüber.
Die Beiträge des Bundesministeriums für europäische und interna­
tio­nale Angelegenheiten widmen sich in des Wortes wahrer Bedeutung
brandaktuellen Themen. Die tragischen Ereignisse in der arabischen
Welt, aber auch in Japan zeigen sehr deutlich, wie wichtig es für
Österreicherinnen und Österreicher ist, sich bei den jeweils zuständigen diplomatischen Vertretungen registrieren zu lassen. Nur dann
kann, wenn es nötig ist, zeitgerecht und wirkungsvoll geholfen werden.
Bitte denken Sie daran.
„Gesundheit und Wellness, das österreichische Gesundheitssystem“
ist das Schwerpunktthema dieser Frühlingsnummer. Walter Dorner,
der Präsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer,
aber auch in diesem für die Gesellschaft so existenziell wichtigen
Bereich kundige Journalistinnen und Journalisten kommen zu Wort.
Auch für das uns alle betreffende Gesundheitssystem gilt für Österreich
das Wort Grillparzers: „Es ist ein gutes Land.“
Günter Düriegl, Chefredakteur
www.weltbund.at
3
AÖWB intern
Präsidenten-Treffen 2011
Am 30. April 2011 fand die diesjährige internationale Präsidentenkonferenz des AÖWB statt.
Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts werden angenommen. Günter Düriegl
W
Das Außenministerium und der AÖWB
Als Vertreter der Bundesländer begrüßte
der Präsident Dr. Renate Metlar vom Büro
für AuslandssteirerInnen und Auslands­
österreicherInnen vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung und Peter De
Martin von der Geschäftsstelle für AuslandsniederösterreicherInnen des Amtes
der Landesre­gierung NÖ.
Gesandter Mag. Bernhard Faustenhammer legte in Vertretung der Gesandten Dr.
Brigitta Blaha den Bericht des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten vor: Eingangs wies
er darauf hin, dass durch die tiefgreifenden Veränderungen in der Österreichischen Volkspartei (vgl. auch Seite 11) Außenminister Dr. Michael Spindelegger nun
auch das Amt des Vizekanzlers übernom-
4
V. l.: Vizepräsident Werner Götz, Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil, Vizepräsident Dr. Jürgen Em,
Gesandter Mag. Bernhard Faustenhammer.
men hat und ihm Dr. Wolfgang Waldner als
Staatssekretär zur Seite gestellt wurde.
Wolfgang Waldner, der von 1999 bis zu
seiner jüngst erfolgten politischen Bestellung Geschäftsführer des Museums Quartiers war, hatte 1983 bis 1987 die Funktion
des Kulturattachés an der österreichischen Botschaft in Washington inne und
war von 1988 bis 1999 Leiter des Austrian
Cultural Forum in NYC. Durch die beiden
zuletzt genannten Funktionen ist Staatssekretär Waldner ein unbestrittener Kenner auslandsösterreichischer Anliegen
und führte in seiner Antrittsrede im Nationalrat auch aus, dass das Bundesministerium für europäische und internationale
Angelegenheiten auch weiterhin die Auslandsösterreicherinnen und Auslands­
österreicher bestmöglich betreuen wird.
Zu den ins Auge gefassten Änderungen
der Briefwahl: SPÖ und ÖVP haben da­
rüber Einigung erzielt, dass Wahlkarten
am Wahltag spätestens um 17.00 Uhr bei
der zuständigen Wahlbehörde eingelangt
sein müssen. Nicht zuletzt auf Intervention
des AÖWB wird dafür aber die Frist für die
Abgabe der Briefwahlstimmen nach vorne
um eine Woche verlängert werden, sodass für die Auslandsösterreicher prak-
www.weltbund.at
tisch keine Verschlechterung entsteht.
Wesentlich waren auch die Ausführungen
von Magister Faustenhammer über den
erleichterten Weg zum neuen Reisepass
(vgl. auch Seite 13). Die aktuellste Erleichterung betrifft die Tatsache, dass bei
schwerer gesundheitlicher oder körperlicher Behinderung der Passwerber unter
Verweis auf ein ärztliches Gutachten und
eine notarielle oder von einer gleichwer­
tigen offiziellen Stelle erteilten Beglau­
bigung seiner Nämlichkeit zur Abgabe
­seiner biometrischen Daten nicht mehr
persönlich erscheinen muss.
Unter Hinweis auf zuletzt erfolgte bedeutsame Reisen des Bundesministers Spindelegger in den Nahen Osten und in die
Volksrepublik China zeigt sich die österreichische Außenpolitik unverändert in ihren
Prinzipien aktiv, kontinuierlich und verlässlich.
Gesandter Faustenhammer räumte ein,
dass es schmerzlich ist, wenn die österreichischen Botschaften in Harare und Bogota und die Generalkonsulate in Chicago,
Zürich und Krakau geschlossen werden
müssen, aber die Sicherung der Währungsstabilität erfordert Einschnitte der
österreichischen Budgetpolitik. Er führte
ROTWEISSROT
© Roland Pirker
ieder hatte der AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND zur Teilnahme an der jährlich stattfindenden internationalen Präsidentenkonferenz nach Wien
ins Palais Auersperg eingeladen, und wieder waren Präsidentinnen und Präsidenten aus aller Welt gekommen. Sie kamen
aus Australien, Belgien, Deutschland,
Frankreich, dem Fürstentum Liechtenstein, Großbritannien, Italien, Kanada,
Kroatien, den Niederlanden, der Schweiz,
Ungarn und den USA.
Auch an diesem 30. April erwartete die
Teilnehmer ein dichtes, wohldurchdachtes
und herausforderndes Programm, eine
Arbeitstagung stand bevor, zu der Dkfm.
Ing. Gustav Chlestil, der Präsident des
AÖWB, die Angereisten willkommen hieß.
Er stellte die neuen Mitglieder des Vorstandes, Vizepräsident Werner Götz aus
Berlin, Thomas Payer aus Hannover und
Jürgen Bischof aus London, vor. Mit den
beiden zuletzt Genannten, so führte
­Chlestil aus, hat die nächste, die jüngere
Generation Verantwortung für die Arbeit
des AÖWB mit übernommen.
AÖWB intern
aber aus, dass unbeschadet aller leider
auch mit personellen Reduktionen verbundenen notwendigen Strukturmaßnahmen,
die wegen der wirtschaftlichen und budgetären Zwänge und der verbindlich festgelegten Sparziele nun einmal erfolgen müssen, die finanzielle Zuwendung des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten an den
AÖWB in vollem Umfang unverändert beibehalten wird.
Präsident Chlestil sprach dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten für die ungebrochen weitere Unterstützung der Anliegen
der Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher und des AÖWB den
Dank aus, den Gesandter Faustenhammer gerne entgegennahm.
Hofrat Dr. Walter Dujmovits, der Präsident
der „Burgenländischen Gemeinschaft“,
sprach von den ernsten Veränderungen,
die die Vereine und Vereinigungen durch
die Altersstruktur einerseits und den immer geringer werdenden Zuzug neuer Mitglieder andererseits erfahren. Die Generation, die zur Gründung der „Burgenländischen Gemeinschaft“ führte, hat ein
hohes Alter erreicht, Auswanderung, wie
sie damals erfolgte, findet nicht mehr statt.
Und dennoch lebt die „Burgenländische
Gemeinschaft“ in ihrer sehr erfolgreichen
Spielart des „Burgenland Bunch“ weiter.
Als Verein organisiert, trifft sich die zweite
und dritte Generation, zum überwiegenden Teil nun „Native Americans“, aber mit
bewusst gepflegten burgenländischen
Wurzeln, auf Plattformen, Foren und Portalen des Internet. Das wohl größte per-
Ass. Prof. Dr. Klaus Poier hielt einen Vortrag
über die Vertretung der AÖ im Parlament.
ROTWEISSROT
sönliche Treffen in Österreich findet 2011
am 3. Juli beim „Picnic“ der Auslandsburgenländer in Moschendorf/Güssing statt.
Der Vorstand plant
In den Mittelpunkt seines Berichtes stellte
Präsident Chlestil die Ziele des Vorstands
für die kommende Funktionsperiode:
» Vertretung der Auslandsösterreicher Im
Nationalrat
» Staatsbürgerschaftsrecht: Weitere
Erleichterung der Wiedererlangung/
Standards für die Beibehaltung
» Intensive Werbung für die Online-­
Plattform
» Kampagne zur Erhöhung der Wahl­
beteiligung
» Weiterführung der Meinungs-Panels
» Prüfung der möglichen Nutzung der
Bürgerkarte für Auslandsösterreicher
» Regelmäßige Presseaussendungen
» Erweiterung der Serviceangebote
» Weiterer Ausbau der Leistungen der
Weltbundvorteilskarte
» Initiative zur Einführung von E-Voting
» Abschluss des Österreich-Quiz
» Einsatz der AÖWB-Ausstellung im
In- und Ausland
» Neuauflage des Buches „Weltweit
Freunde“
Gerne ehrte Gustav Chlestil den Öster­
reicher Verein Basel anlässlich seines
60-jährigen Bestehens mit der Überreichung des „Silbernen Tellers“ an den Präsidenten Hansruedi Hartmann und den
Altpräsidenten Ing. Gerhard Winkler.
Im 21. Jahrhundert daheim
Aufhorchen ließ der Vortrag von Ass. Prof.
Dr. Klaus Poier von der Karl-FranzensUniversität Graz zum Thema „Vertretung
der Auslandsösterreicher im Parlament“.
Der Vortrag war die Zusammenfassung
einer Studie, die der AÖWB zu dieser Frage in Auftrag gegeben hatte. In bestechend kurz gefassten und auf den Punkt
gebrachten Übersichten über parlamentarische Vertretungen von Auslandsbürgern
in Staaten wie Frankreich, Italien, Kroatien
und Portugal stimmte Ass. Prof. Dr. Poier
auf grundsätzliche Fragen ein. Er zog den
Schluss, dass es auch für Österreich möglich wäre, dieses Anliegen der Auslands­
www.weltbund.at
österreicherinnen und Auslandsösterreicher in die Tat umzusetzen. In jedem Fall
müsste der Artikel 26 des Bundesverfassungsgesetzes geändert werden. Verfassungsänderungen bedürfen der Zweidrittelmehrheit im Nationalrat.
Eine mögliche Lösung für die Forderung
des AÖWB sieht Prof. Poier in einem zusätzlichen Wahlkreis, der in zwei Regionalwahlkreise unterteilt ist. Die Verteilung
der Mandate sollte sich nach der Zahl der
in der Wählerevidenz Eingetragenen richten. Unabdingbare Voraussetzung für das
Eintreten in Verhandlungen mit der Politik
und der Administration ist aber eine entsprechend hohe Wahlbeteiligung der Auslandsösterreicherinnen und Auslands­
österreicher. Sie ist derzeit ziemlich niedrig (siehe dazu auch die genannten Ziele
des AÖWB-Vorstands).
Der AÖWB gab die Errichtung einer Internet-Plattform in Auftrag, die den Auslands­
österreicherinnen und Auslandsösterreichern die Möglichkeit eröffnet, auf dieser
Plattform in Form von „Community-Bildung“ zusammenzukommen, sich auszutauschen und gemeinsam zu kommunizieren. Im Lauf der Entwicklung dieses größten, ambitioniertesten und wohl auch zukunftsweisendsten Projektes, das der
AÖWB jemals angegangen ist, setzte sich
die Überzeugung durch, auch die „Inlands­
österreicher“ für die Teilnahme zu gewinnen. Die Präsentation der nun im Erprobungsstadium befindlichen Plattform
durch die Herren Dipl.-Ing. Jürgen Schmidt
und Dipl.-Ing. Thomas Iacopino von der
durch Ausschreibung ermittelten Firma
strg.at.gmbh. wurde zum unbestrittenen
Höhepunkt der Konferenz.
Die Plattform übersteigt alles, was man von
Plattformen wie Facebook und all den anderen kennt, so sehr, dass man staunend
insbesondere die interaktiven Möglichkeiten, die sich auftun, sieht und erlebt. Dabei
muss nicht betont werden, dass die Beachtung des Datenschutzes eine conditio sine
qua non ist. Mit unserer Plattform setzen
wir den Schritt von Web 2.0 zu Web 3.0. Es
wird schwer sein, anderswo Vergleichbares
zu finden. Dieses Projekt ist wohl das überzeugendste Bekenntnis des AÖWB, sich
den faszinierendsten Herausforderungen
des 21. Jahrhunderts zu stellen.
❍
5
AÖWB intern
Weltbund-Tagung 2011
Jedes Jahr ist der Tagungsort in einem anderen Bundesland. Heuer findet die Konferenz und
die Generalversammlung vom 1. bis 4. September in Wien statt. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer
Einladung zur Generalversammlung des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES
Konferenzort: Palais Ferstel, Strauchgasse 4,
1010 Wien
Donnerstag, 1. September 2011
9.00–18.00 Uhr
Registrierung: Palais Ferstel, Strauchgasse 4, 1010 Wien
14.00–16.00 Uhr
Stadtrundgänge: Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich!
Altstadt: „Entdecken Sie das alte Wien!“
Versteckte Hinterhöfe, alte Paläste, Spione und Schmuggler,
mit B
­ eethoven und Goethe gespickt usw.
Treffpunkt: Freyung/Schottenkirche
Freitag, 2. Sept. 2011, Beginn 14.00 Uhr
Erster Teil:
Begrüßung und Eröffnung der Generalversammlung
„Geheimnisse der Altstadt“
Mit dem Blutgassenviertel, vorbei an der Synagoge,
an ehemaligen Mozart-Wohnstätten usw.
Treffpunkt: Freyung/Schottenkirche
Aktuelle Themen des Bundesministeriums für
europäische und internationale Angelegenheiten
Aktuelle Themen der Burgenländischen Gemeinschaft
Genehmigung des Protokolls der
­Generalversammlung 2010 in Eisenstadt
19.00 Uhr
Aktuelle Themen des Weltbundes, Finanzbericht
2010 und Information über die Arbeit des
Vorstandes
Freitag, 2. September 2011
Kaffeepause
Bericht der Generalsekretärin
Abend im Schweizerhaus, Wiener Prater, Prater 116, 1020 Wien
Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich!
9.00–17.00 Uhr
Registrierung: Palais Ferstel, Strauchgasse 4, 1010 Wien
9.00–10.00 Uhr
Führung durch die Staatsoper Ort: Staatsoper, Opernring 2, 1010 Wien
Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich!
9.00–11.00 Uhr
Stadtrundgänge: Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich!
Kunst & Architektur: „Architekturspaziergang: Von der Romanik bis zum Jugendstil“
Kostbarkeiten, Ein- und Ausblicke und spannende Besonderheiten …
Treffpunkt: Stephansplatz (Ecke Jasomirgottstraße)
Bericht der Rechnungsprüfer
Entlastung des Vorstandes
Ehrungen
„Jugendstil und Jhdt.-Wende: Vom Looshaus zur Postsparkasse Otto Wagners“
Architektur und Interieur-Design. Mit Innenbesichtigungen.
Treffpunkt: Albertinaplatz (bei Hrdlicka-Denkmal)
Verlesung und Behandlung von Anträgen
Samstag, 3. Sept. 2011, Beginn 14.30 Uhr
„Der Dritte Mann: Wien auf den Spuren eines Filmklassikers“
Erleben Sie die Altstadt von Drehort zu Drehort: unkonventionell, lebendig und
spannend!
Treffpunkt: U4 Stadtpark vis-à-vis Hotel Intercontinental
Zweiter Teil:
Begrüßung und Eröffnung der Generalversammlung
Vortrag über ein aktuelles Thema
Präsentation der AÖWB-Online-Plattform:
www.austriansabroad.org
Anregungen der Delegierten für den Weltbund
Allfälliges
Änderungen vorbehalten
14.00–18.00 Uhr
Generalversammlung 1. Teil, Ort: Palais Ferstel, Strauchgasse 4, 1010 Wien
19.30–23.00 Uhr
Wien-Abend auf Einladung des Bürgermeisters und Landeshauptmannes
Dr. Michael Häupl beim Heurigen Wolff, Rathstraße 50, 1190 Wien
Samstag, 3. September 2011
10.00–12.00 Uhr
Festakt mit Auszeichnung des „Auslandsösterreichers des Jahres 2011“
Ort: Rathaus, Großer Festsaal, Eingang Lichtenfelsgasse,
Aufgang Feststiege, 1080 Wien
12.15 Uhr
Festessen auf Einladung des Bundesministers für europäische und internationale
Angelegenheiten Dr. Michael Spindelegger
Ort: Rathauskeller, Rathaus, 1080 Wien, Eingang Rathausplatz 1
14.30–17.30 Uhr
Generalversammlung 2. Teil, Ort: Palais Ferstel, Strauchgasse 4, 1010 Wien
20.30 Uhr
Abschlussball des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES
Ort: Rathaus, Großer Festsaal, Eingang Lichtenfelsgasse,
Aufgang Feststiege, 1080 Wien
9.30 Uhr
Katholischer Gottesdienst im Stephansdom, Stephansplatz 1, 1010 Wien
10.00 Uhr
Evangelischer Gottesdienst in der Evangelischen Kirche, Dorotheergasse 18,
1010 Wien
12.00 Uhr
Abschlussmittagessen, Ort: Brandauers Schlossbräu, Hietzing, Am Platz 5,
1130 Wien, Essen € 20,– auf eigene Rechnung; Getränke auf Rechnung des AÖWB.
Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich!
Änderungen vorbehalten
6
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
© Wien Tourismus / F3
Sonntag, 4. September 2011
AÖWB Info
Palais Ferstel
Der Ort der Weltbund-Tagung 2011 – ein Architekturjuwel des Historismus, errichtet von
Heinrich von Ferstel, einem der erfolgreichsten Wiener Baukünstler. Günter Düriegl
D
© Palais Ferstel, Wien
as ehemalige Bank- und Börsengebäude (Wien 1, Freyung 2 – Strauchgasse 4 – Herrengasse 14), nun eine der
Adressen der „Palais Events“, wurde
1855–1860 nach Plänen des Architekten
Heinrich von Ferstel (1828–1883) erbaut.
Bauherren waren die „k. k. privilegierte Nationalbank“ und die „Wiener Börsekammer“, die infolge der fortschreitenden Industrialisierung und der damit ­verbundenen
wirtschaftlichen Expansion, die eine ­rasche
Entwicklung des Geldverkehrs und des
Bank- und Börsewesen mit sich brachte,
erheblich gesteigerten Raumbedarf hatten.
Den Teilnehmern an der beschränkten
Kon­­­kurrenz gab der Gouverneur der Na­
tio­nalbank vor: Das Gebäude sollte „bei
strenger Beachtung von Ökonomie und
bei Vermeidung eines wertlosen Luxus mit
jener Solidität und künstlerischer sowie
technischer Vollkommenheit ausgeführt
werden, welche sowohl dem Zwecke des
Gebäudes als auch namentlich der Würde
eines so reichen Nationalinstitutes entspricht“.
Gefordert – gelöst
Die Herausforderung für Ferstel, dessen
Entwurf sich gegen Arbeiten von van der
Nüll, Siccardsburg, Förster, Hansen, Romano und anderen durchgesetzt hatte,
war groß, eine für Wien einmalige Aufgabe
war zu erfüllen: Das Programm war mehrteilig: Neben Bank und Börse waren auch
Geschäftslokale und ein Kaffeehaus einzubinden. Überdies war der Bauplatz bemerkenswert unregelmäßig, schmal gegen die Freyung, breit gegen die Herrengasse, in der Strauchgasse stand nur ein
Teil des Areals zur Verfügung, außerdem
steigt das Gelände von der Freyung an.
Bestechend ist Ferstels Raumkonzept.
Die Bank erhielt den Trakt gegen die Herrengasse, von wo aus auch das ihr zugeordnete Stiegenhaus ausging. Der Börse,
mit einem notwendigerweise größeren
ROTWEISSROT
Raumbedarf, wurde der Trakt an der
Strauchgasse zugeteilt. Das repräsentativ
gestaltete Stiegenhaus führt von der
Strauchgasse über einen glasgedeckten
Hof zum großen Börsesaal im ersten
Stock. An der Innenkante des Gebäudes
erstreckt sich die mit Glas überdachte
­G alerie mit den Geschäftslokalen, der
­Basar. Zentrum des Kommunikationssystems ist der sechseckige, ebenfalls mit
Glas überdachte Hof. Die Eingangshalle
des Basars an der Freyung ist nach Art der
„Loggia dei Lanzi“ in Florenz gestaltet.
Auch bei den beiden anderen Fassaden
griff Ferstel Vorbilder der italienischen
Abendliche Außenaufnahme des Palais Ferstel.
Trecento-Architektur auf. Höhepunkt der
Fassadengestaltung ist die abgeschrägte
Ecke gegen die Herrengasse mit den jeweils drei aneinandergestellten Bogenfenstern und den zwölf von Hans Gasser
geschaffenen, die Völker der Monarchie
symbolisierenden figürlichen Plastiken.
Als Verfechter des „Materialbaus“ verwendete Ferstel teuerste Baustoffe. Sockel,
Pfeiler und Stiegen wurden aus Wöllers-
www.weltbund.at
dorfer Stein gearbeitet, Fassadenteile wie
Balkone, Gesimse, Gliederungen sowie
die steinernen Stiegengeländer aus dem
harten weißen Kaiserstein von Kaisersteinbruch, während die Wandflächen aus
St. Margarethener Kalksandstein hergestellt wurden. Auch die Ausstattung der
Innenräume mit Holzvertäfelung, Ledertapeten, Stuccolustro und reicher ornamentaler Bemalung war aufwendig.
Das Café Central
Der von Anton Dominik Fernkorn in ­Bronze
und Marmor ausgeführte „Donauweibchenbrunnen“ bestimmt den sechseckigen Hof. Unter dem beherrschenden
­Donauweibchen verweisen der Kaufherr
mit dem Folianten, der Schiffbauer mit
­L ederschurz und Winkelmaß und der
­Fischer mit Netz und Ruder auf die Wirtschaftskraft des Flusses. Die Nixen sind
Botinnen der gefahrvollen Schönheit der
Donau, die im Donauweibchen sagen­
hafte Gestalt annimmt.
1868 wurde das Café Central (Eingang
Herrengasse 14) eröffnet, das sich nach
der Schließung des nahe gelegenen Café
Griensteidl um 1900 durch den Zustrom
von Intellektuellen, Literaten und Künstlern zu einem der geistigen Zentren des
Fin de siècle entwickelte. Wohl zu den
­bekanntesten Stammgästen zählten Peter
Altenberg, Alfred Adler, Egon Friedell,
Hugo von Hofmannsthal, Anton Kuh, Adolf
Loos, Leo Perutz und Alfred Polgar. Auch
Leo Trotzki (Lew Dawidowitsch Bronstein),
der spätere Gründer der Roten Armee,
war wiederholt Schach spielender Gast im
Café Central. Auf eine mögliche Revolu­
tion in Russland angesprochen, soll der
spä­tere k. k. Ministerpräsident Graf Clam
­Martinic erwidert haben: „Wer soll denn
schon Revolution machen? Vielleicht der
Herr Bronstein aus dem Café Central?“
­Ö sterreichische Politiker waren nicht
­immer weitsichtig.
❍
7
AÖWB intern
Das Rathaus in Wien
N
achdem ursprünglich das sogenannte
„Kommunalloch“ (Parkring gegenüber dem Stadtpark) als Platz für das neu
zu errichtende Rathaus vorgesehen war,
erreichte Bürgermeister Cajetan Felder
bei Kaiser Franz Joseph die Freigabe des
Paradeplatz-Areals auf dem ehemaligen
Josefstädter Glacis als Baugrund. Der in
Württemberg geborene ­Architekt Friedrich
von Schmidt (1825–1891), Dombaumeister zu St. Stephan und k. k. Oberbaurat,
wurde mit der Ausführung betraut. Der
Bau begann am 25. Mai 1872, am 14. Juni
1873 fand in Anwesenheit des Kaisers die
feierliche Grundsteinlegung statt. Am
12. September 1883 ­wurde der Schlussstein zum gleichen ­Zeitpunkt gelegt, da
auch die zweite Säkularfeier des Sieges
über die Türken 1683 stattfand.
Der Geist der Zeit
Die klar zutage tretenden idealtypisch
­a ufgefassten Formen profaner Gotik –
Hinweise auf flämische Architektur sind
unverkennbar – und der Renaissance
­h aben das Rathaus in Verkennung der
Komplexität des scheinbar einfachen
Sachverhalts ­( barocke Grundrissglie­
derung) schlechthin zum Wiener Para­
digma der Erläuterung des Historismus,
nämlich als eine Wiederholung historischer Stilformen, werden ­lassen. Dieser
Auffassung trat schon ­Friedrich von
Schmidt entgegen:
„Wenn an mich die Frage gerichtet wird, in
welchem Style das Rathaus gebaut sei, ob
gothisch? – Ich muss offen bekennen,
dass ich es nicht weiß! Wenn man mich
früge, ob es im Style der Renaissance
­gebaut sei, so muss ich antworten, dass
ich es nicht glaube: Wenn aber irgend
­etwas charakteristisch für den Styl des
Baues ist, so mag es der Geist der Neuzeit
im eigentlichen Sinne des Wortes sein,
der sich voll in ihm ausspricht. Ich kann
nur sagen, was ich angestrebt habe.“
8
Im Rathaus Wien findet der Festakt der
Weltbund-Tagung 2011 statt.
Damit aber folgte Friedrich von Schmidt
den schon von Vitruv erhobenen Forderungen nach utilitas, firmitas und venustas
eines Bauwerks, und er bekannte sich
fraglos zu Vielfalt und Widerspruch in der
Architektur. Es sollte uns nicht schwer­
fallen, dieses Bekenntnis zu verstehen, da
wir, der Moderne entwachsen, auch die
Postmoderne zu überschauen beginnen.
Repräsentation und Denkmal
Schmidts Hauptanliegen, klare Präzision
und eine verhaltene Festigkeit der Form in
seiner Architektur zu gestalten, ist im Rathaus verwirklicht. Das Rathaus als städtisches Zentrum findet gleichsam seine
­e igene Überhöhung, sein Symbol alter
munizipaler Würde in dem auf drei Seiten
www.weltbund.at
frei stehenden Hauptturm. Die Zweckbestimmung des Bauwerks ist durch die
Sphäre der Denkmalhaftigkeit, die ihrerseits die Repräsentation überlagert, überhöht. Diese romantische Interpretation
des Gebäudes findet sich schon in seinem
Fundament, dem teilweise mit Stufen versehenen Sockel.
Diese mit Mitteln der Architektur Gestalt
gewordene Vereinigung von Repräsen­
tation und Denkmal findet sich überzeugend im Festsaal. 71 Meter lang, 20 Meter
breit und 18,5 Meter hoch erfährt dieser
Saal eine Steigerung seiner Wirkung
durch die scheinbare Unübersehbarkeit
der Anzahl der Joche.
Unter Baldachinen stehen zehn Statuen
von historischen Wiener Persönlichkeiten:
Die Bürgermeister Konrad Vorlauf (1335–
1408) und Wolfgang Treu (1488–1540)
wurden von Johannes Benk geschaffen.
Werner David schuf den Bürgermeister
Johann Georg Hörl (1722–1806) und den
Begründer der Hygiene als eigene Wissenschaft, Johann Peter Frank (1745–
1821). Die Verteidiger Wiens gegen die
Türken Niklas Graf Salm (1459–1530) und
Ernst Rüdiger Graf Starhemberg (1638–
1701) wurden von Franz Erler geschaffen.
Victor Tilgner schuf den Begründer der
Kunstsammlung der Albertina, Herzog
­Albert von Sachsen Teschen (1738–1822)
und den Bürgermeister Stephan von
Wohlleben (1751–1823). Der Bürgermeister Johann von Liebenberg (1627–1683)
und der Chemiker, Münzfachmann und
Mäzen Johann Freiherr von Chaos (1604–
1663) wurden von Anton Paul Wagner
geschaffen.
Diese Anmerkungen belegen, wie viel an
Interpretation dieses Bauwerk zulässt,
und doch gilt, was Theophil Hansen zusammenfasste, als er 1869 den von Friedrich von Schmidt eingereichten Entwurf
beurteilte: „Im Ganzen kann man nicht
zweifeln, dass es ein Rathaus ist.“
❍
ROTWEISSROT
© PID der Stadt Wien
Herausragender Ort für den Festakt der Weltbund-Tagung 2011. Anmerkungen zum genialen
architektonischen Entwurf des „gotischen Rationalisten“ Friedrich von Schmidt. Günter Düriegl
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Café-Restaurant im Kuppelsaal des Kunsthistorischen Museums
AÖWB Thema
Jahresstipendien an Universitäten
Die Kommission des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES hat sich in diesem Jahr für
den aus Argentinien stammenden Musikstudenten David de Gans entschieden.
iesmal bin ich dran, etwas über mich
zu schreiben, und das ist nicht immer
so leicht … Ich bin Mitglied des AUS­­
LANDS­ÖSTERREICHER-WELT­BUNDES
in einem Land, das genau 11.600 Kilo­
meter von Wien entfernt ist. Ich habe das
Glück gehabt, ein Stipendium zu bekommen, das es mir ermöglicht, eine professio­
nelle Weiterbildung zu erhalten in einem
Bereich, der nicht so „gewöhnlich“, aber
eigenartig ist: die Kunst des Orchesterdirigierens. Und das im „Mekka der Musik“,
in Wien! Dafür bin ich außerordentlich
dankbar. Ich wollte mich auch sehr herzlich bei Frau Dr. Helperstorfer, Generalsekretärin des AÖWB in Österreich, bedanken und bei Herrn Jorge Porak, dem Präsidenten der Argentinisch-Österreichischen Gesellschaft, denn durch sie konnte ich das alles schaffen und darf schon
seit sieben Monaten in dieser schönen
Stadt sein!
Studium
Also, dank des AÖWB mache ich ein Postgradualstudium an der Universität für
­M usik und Darstellende Kunst, wo ich
auch andere Fächer wie zum Beispiel
Operndirigieren, Korrepetition, zeitgenössische Musik (was nicht nur Analyse, sondern auch Ensembledirigieren beinhaltet)
und Instrumentenkunde neben den Zen­
tralfächern auswählen konnte (Klavier und
Bratsche), was mir eine bessere und komplettere Weiterbildung ermöglicht. Das
Studium ist reich und komplett, wir bekommen ein interessantes Repertoire von
Bach bis Grisey und dürfen mit dem Universitätsorchester proben. Proben mit
dem Orchester ist das Wichtigste, und es
ist wirklich die Arbeit, die ein Dirigent sein
ganzes Leben lang macht, denn da muss
man alle seine Kenntnisse zeigen, um
eine gute und neue Version, im Stil, gestimmt, balanciert, mit der richtigen Dynamik und Artikulation und so weiter zu
10
schaffen. Denn das Konzert ist nur ein
­Resultat dieser harten Arbeit, die dem
­Zuhörer durch den Musiker die Idee des
Dirigenten über den Komponisten und das
bestimmte musikalische Stück zeigt.
Argentinien
Ich bin in Buenos Aires geboren. Dort habe
ich schon als Kind Musikunterricht bekommen und Geige und Klavier ­studiert, aber
ich wollte immer Dirigent werden: Meine
Mutter hat mich einmal, als ich zwei Jahre
alt war, mit einem chinesischen Ess-Stäbchen beim „Dirigieren“ erwischt, als ich
von nebenan Klavierspiel hörte – obwohl
ich niemals ein Orchester gesehen hatte!
Ich habe viel Klavier gespielt und auch
Kammermusik gemacht, bis ich die Gelegenheit hatte, ein Orchester zu dirigieren.
Und dann wollte ich nichts anderes tun,
denn das Gefühl, dass die Musik durch die
Hände rauskommt und die Energie sich
durch die Musiker verteilt, um einen gemeinsamen „Ton“ zu bauen, ist etwas, das
ich nicht mit Worten beschreiben kann,
das muss man selber erleben!
Mein Hauptstudium habe ich an der UCA
– Katholische Universität Argentiniens –
absolviert. Mit dem Orchesterdienst habe
ich als Assistent in verschiedenen Orchestern angefangen und auch als Gast dirigiert. Dann habe ich mich entschieden,
ein eigenes Projekt aufzubauen. Nach viel
Arbeit ist ein aktives Jugendorchester mit
30 Studenten entstanden, die mit voller
Energie sehr schön und gemeinsam ge­
arbeitet haben. Von einem Jahr zum
­a nderen gab es einen großen Niveau­
unterschied, der uns alle sehr gefreut hat.
Leider muss ich das Jugendorchester
­momentan in der Ferne lassen, aber zum
Glück existiert es noch und gibt weitere
Konzerte.
Ich habe auch in Argentinien mit Sängern
gearbeitet, und mit einem Universitätsfreund haben wir eine Opernkompanie
www.weltbund.at
David de Gans studiert Orchesterdirigieren.
organisiert. Mein Professor dort ist der
bekannteste Operndirigent und ich habe
viel bei ihm gelernt. Dank ihm habe ich die
Oper gemocht, etwas, das leider nicht alle
tun, obwohl es eine sehr komplette und
reiche Kunst ist.
Wien, Wien, nur du allein ...
Als ich Mitte September 2010 nach Wien
kam, war schon Herbst und dann gleich
Winter, und ich kam von einem kalten Winter in Argentinien! Das ist leider nicht so
gesund, und am Anfang war es nicht so
leicht. Jetzt, mit der Wärme nach einem
ganzen Winterjahr, ist es ganz anders, und
man hat viel Lust und Energie!
Ich bedanke mich nochmals herzlich beim
AÖWB und wünsche dem Nächsten, der
dieses Stipendium bekommt, dass er sich
so gut fühlen kann wie ich!
❍
ROTWEISSROT
© privat
D
Politik aktuell
AM Spindelegger ist Vizekanzler
Eine schwere Erkrankung von Vizekanzler DI Josef Pröll erforderte eine kurzfristige
­Umbildung der ÖVP-Regierungsmannschaft. Michael Mössmer
© BKA/HBF/Dragan Tatic
A
m 13. April gab Vizekanzler und Finanzminister DI Josef Pröll bekannt,
dass er aus gesundheitlichen Gründen mit
sofortiger Wirkung alle politischen Funk­
tionen zurücklegen muss. Pröll war am 18.
März mit einer Lungenembolie in eine
Innsbrucker Klinik eingeliefert worden.
Seine Ärzte hätten ihn auf das immense
Risiko hingewiesen, das er einginge, würde er sich nicht zurücknehmen. Er sei zu
der Überzeugung gelangt, dass es ihm
nicht mehr möglich sei, jenen Einsatz, den
seine Verantwortung verlange, voll leisten
zu können. Bereits tags darauf stellte er
seinen Nachfolger als Bundesparteiobmann vor: Er heißt Dr. Michael Spindel­
egger und wird am ÖVP-Parteitag am 20.
Mai als solcher bestätigt werden.
Das neue Regierungsteam ist am Vormittag des 21. April von Bundespraesident
Heinz Fischer angelobt und am 28. April
dem Hohen Haus vorgestellt worden.
In der Sitzung des Nationalrates erklärte
Bundeskanzler Dr. Werner Faymann
(SPÖ), das neue Regierungsteam werde
mit vollem Einsatz arbeiten und das Gemeinsame vor das Trennende stellen. „Wir
können auf die aktuelle Situation in Österreich stolz sein. Wir haben die geringste
Arbeitslosigkeit in Europa und ein doppelt
so hohes Wirtschaftswachstum, als im
Vorjahr prognostiziert.
Dies zeigt, wie rasch wir in der Lage waren, den wirtschaftlichen Aufschwung zu
nutzen.“ Österreich gehöre zu den wenigen Ländern in der Europäischen Union,
die mit der Rating-Bestnote Triple A bewertet werden. Der Wohlstand Österreichs
sei am dritthöchsten Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf in der EU abzulesen. Spindelegger selbst wird sich als Außenminister dafür einsetzen, die geplanten Vorhaben
umzusetzen. So ist Österreich Kandidat
für den Menschenrechtsrat, Schwerpunkte sind Religion und Freiheit der Medien.
Als Vizekanzler wird er sich gemeinsam
ROTWEISSROT
V. l.: StS im BM für Inneres Sebastian Kurz, BM für Wissenschaft und Forschung o. Univ.-Prof.
Karlheinz Töchterle, für Inneres Mag.ª Johanna Mikl-Leitner, BK Dr. Werner Faymann, BP Dr.
Heinz Fischer, Vizekanzler und BM für europ. und intern. Angelegenheiten Dr. Michael Spindel­
egger, BM für Finanzen Dr. Maria Fekter, BM für Justiz Mag.ª Dr. Beatrix Karl und StS im BM für
europ. und intern. Angelegenheiten Dr. Wolfgang Waldner.
mit Reinhold Mitterlehner besonders
um den Bereich Familie kümmern, denn
­dieser ist eine „Herzensangelegenheit“.
„Wir stehen in der Mitte, wir werden in der
Mitte bleiben und gute Regierungsarbeit
machen.
Das Motto ist: Nicht kuscheln, nicht streiten, sondern konstruktiv im Interesse
­Österreichs zu arbeiten“, ersuchte Spindel­
egger auch die Opposition, ihn und sein
Team auf diesem Weg zu unterstützen.
Aus der Opposition war nicht viel Gutes
über die „Neuen“ zu hören. Das lässt sich
darauf reduzieren, dass die Regierung
erst dann akzeptabel wäre, würde sie ihren bisherigen Kurs verlassen und nur
noch jenen von FPÖ, BZÖ und Grünen
geforderten verfolgen.
❍
Die Verteilung der Ressorts
Dr. Michael Spindelegger
Vizekanzler und Außenminister
Dr. Maria Fekter
bisher Innenministerin, nunmehr Finanz­
ministerin
Mag.ª Johanna Mikl-Leitner
bisher Landesrätin in Niederösterreich,
nunmehr Innenministerin
Dr. Reinhold Mitterlehner
bleibt Wirtschaftsminister
DI Nikolaus Berlakovich
bleibt Landwirtschaftsminister
www.weltbund.at
o. Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle
bisher Rektor der Universität Innsbruck,
nunmehr Wissenschaftsminister
Mag.ª Dr. Beatrix Karl
bisher Wissenschaftsministerin,
nunmehr Justizministerin
Dr. Wolfgang Waldner
bisher Geschäftsführer des Wiener MQ,
nun­mehr Staatssekretär im Außenministerium
Sebastian Kurz
bisher Bundesobmann der Jungen ÖVP,
nunmehr Staatssekretär für Integration
11
BMeiA
Krisenmanagement –
ein Pfeiler im Außenministerium
G
lücklicherweise sind während dieser
Ereignisse keine ÖsterreicherInnen
physisch zu Schaden gekommen. Zahlreiche BürgerInnen im Ausland waren
jedoch für Schutz und Unterstützung
durch das Außenministerium dankbar.
Für eine solche Unterstützung kann
Öster­reich glücklicherweise auf Strukturen zurückgreifen, die eine rasche und
effektive Hilfe ermöglichen. Zum einen
zeigte sich die Nützlichkeit des bewährten Netzes der österreichischen Vertretungsbehörden und ihrer ­MitarbeiterInnen.
An den Botschaften wurden vorbereitete
Krisenpläne genutzt. In Nordafrika wurden in allen drei Krisensituationen innerhalb von Stunden vom Außenministerium
geleitete, gemischte Unterstützungs­
teams, bestehend aus MitarbeiterInnen
des Außen-, des Innen- und des Verteidigungsministeriums, in die Krisenregion
entsandt, um die Botschaften konsularisch, telekommunikationstechnisch und
in Belangen der Sicherheit zu unterstützen. Solche Teams arbeiteten erfolgreich
in Tunis, in Kairo, an den Touristendestinationen und in Tripolis. Sowohl bei den
Krisen in Nordafrika als auch in Japan
wurden darüber hinaus die österreichischen Vertretungsbehörden in den um­
liegenden Ländern in Alarmbereitschaft
versetzt.
Effektive Kommunikationsmittel wie Webseiten, Satellitentelefone und unterschied­
liche Mobiltelefonsysteme, die Möglichkeit der Zusammenarbeit innerhalb der
EU und mit befreundeten Ländern sowie
der Informationsaustausch über Webplattformen und Telefonkonferenzen sind
dabei entscheidende Erfolgsfaktoren. Auf
dieser Grundlage konnte – generalstabsmäßig in der Zentrale des Bundesmi­
nisteriums für europäische und inter­
12
Ein rot-weiß-rotes Krisenteam im Einsatz.
nationale Angelegenheiten koordiniert
– zahlreichen ÖsterreicherInnen auch im
Zusammenspiel mit ­Familienangehörigen,
inländischen Behörden, Unternehmen
und Reiseveranstaltern geholfen werden,
schwierige und außer­­gewöhnliche Situationen zu meistern. Dies geschah im direkten telefonischen Gespräch, durch
Informationsvermittlung, bei der operativen Hilfestellung für Einzelpersonen in
Not, an den Flughäfen, bei der Ausstellung von Reisedokumenten und bei der
Organisation von Evakuierungen aus
dem Land. In Japan wurden auch KaliumJod-Tabletten verteilt.
Einmal mehr zeigte sich, dass die Registrierung an den Botschaften eine Grundvoraussetzung für eine effektive Unterstützung war. Am sichtbarsten waren
wohl die ständig aktualisierten Reiseund Sicherheitshinweise auf den Web­
seiten. Oft stellte sich die Frage nach
­e iner formellen Reisewarnung. Österreich war wiederholt der erste EU-Staat,
der zum Schutz seiner Auslandsbürge­
rInnen eine erhöhte Warnstufe vorgab,
andere EU-Staaten folgten dann zumeist
sehr rasch – so etwa im Fall von Tunesien
und Ägypten. In allen Fällen war die
­Sicherheit der ÖsterreicherInnen oberste
www.weltbund.at
Devise. In Tunesien betraf die Unterstützung 250 Touristen und 100 Auslands­
österreicherInnen. In Ägypten zahlenmä­
ßig die größte Herausforderung – befanden
sich zu Beginn der Ereignisse knapp
5.000 ÖsterreicherInnen (3.500 Touristen
sowie 1.500 AuslandsösterreicherInnen
und Expats). In Libyen hingegen befanden sich zu Beginn der Krise nur zirka
180 AuslandsösterreicherInnen, zum Teil
an diversen Wüstenlokalitäten verstreut.
Hier erwies sich der Einsatz als vergleichsweise kompliziert und heikel. In
Japan wiederum waren etwa 500 BürgerInnen vor Ort und viele Angehörige und
besorgte BürgerInnen im Inland, die sich
mit den Auswirkungen der Katastrophe
auseinandersetzen mussten.
Für jene, die das jeweilige Land während
der Krise nicht mit eigenen oder kom­
merziell verfügbaren Verkehrsmitteln
wunschgemäß verlassen konnten, wurden Evakuierungsflüge und Konvois
­organisiert. Insgesamt hat Österreich mit
eigenen Mitteln 350 Personen aus Nordafrika direkt evakuiert; bei Weitem die
meisten von ­ihnen ÖsterreicherInnen,
aber auch BürgerInnen aus mindestens
15 weiteren Staaten. Umgekehrt wurden
zirka 17 Landsleute unter teils sehr
­heiklen Bedingungen durch befreundete
EU-Mitgliedsstaaten aus Libyen geholt.
Hier hat die europäische Solidarität gut
funktioniert.
Das Ergebnis war in Summe für unsere
BürgerInnen positiv: Alle Ausreisewilligen
konnten die Krisenländer verlassen. Auch
wurde der zur Verfügung stehende Apparat zur Unterstützung von Österreiche­
rInnen im Ausland verstärkt. Beredtes
Zeugnis dieses Erfolgs sind die zahlreichen an die Unterstützungsteams gesandten Dankesschreiben. ❍
ROTWEISSROT
© Österreichische Botschaft Tripolis
Die jüngsten Krisen in Nordafrika und Japan haben gezeigt, dass sich die Lage auch in stabil
geglaubten Ländern unvorhersehbar rasch ändern kann.
BMeiA
OSZE im Interesse
aller aktiver nutzen
Österreichs Beitrag zur Modernisierung der Organisation für
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
A
m 1. und 2. Dezember 2010 fand in
Astana der 7. OSZE-Gipfel seit 1975,
zugleich der erste in Zentralasien, statt,
Bundespräsident Heinz Fischer äußerte
sich erfreut über die Astana-Erklärung, die
den Auftrag zur Modernisierung sowie
zum schrittweisen Umbau der OSZE in
eine moderne Sicherheitsgemeinschaft
erteilte. Eine OSZE, die „fit für das 21.
Jahrhundert“ ist, soll einen klaren Mehrwert für die Sicherheit aller ihrer Bürger
und Bürgerinnen im Raum von Wladiwostok bis Vancouver schaffen. Dazu ist es
notwendig, das zeitlose, umfassende
Sicher­heitskonzept der OSZE – basierend
auf den drei Pfeilern politisch-militärisch,
ökonomisch-ökologisch und Menschenrechte und Grundfreiheiten inklusive
­demokratischer Wahlen – an die neuen
„Die Sicherheit eines jeden von uns
ist untrennbar mit der Sicherheit
eines jeden anderen verbunden.“
Ursula Plassnik
Sicherheitsbedrohungen anzupassen.
Dazu zählen der internationale Terrorismus, die organisierte Kriminalität, der Drogen- und Menschenhandel, Gefahren der
Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen wie auch die Sicherstellung
der gefahrlosen und freien Nutzung des
Internets. Darüber hinaus sind die 56 teilnehmenden Staaten der OSZE aber auch
gefordert, ihre Verpflichtungen im Bereich
der Menschenrechte und Grundfreiheiten,
insbesondere der Medien- und Versammlungsfreiheit gründlicher umzusetzen. Vermehrte vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen und eine Lösung der offenen Konflikte im OSZE-Raum (Georgien,
ROTWEISSROT
Moldau/Transnistrien, Berg-Karabach),
die nach wie vor Opfer fordern, sind Etappen zum Aufbau einer modernen Sicherheitsgemeinschaft, in der die BürgerInnen
ein gleich hohes Maß an Sicherheit und
Entfaltungsmöglichkeiten genießen. Der
bevorstehende OSZE-Ministerrat am 6.
und 7. Dezember 2011 in Wilna soll erste
wichtige Weichenstellungen vornehmen.
Österreichs Beitrag zur
­Modernisierung der OSZE
Österreich als Sitzstaat des OSZE-Sekretariats hat traditionell großes Interesse an
einer aktiven und starken Organisation:
Deshalb beteiligt sich Österreich ­finanziell
und personell an der Umsetzung von
OSZE-Aufgaben. Mit Werner Almhofer stellt
Österreich den Leiter der größten OSZEFeldpräsenz (im Kosovo). Für die 2011 anstehende Bestellung eines/einer neuen
OSZE-Generalsekretärs bzw. -sekretärin
hat die österreichische Bundesregierung
beschlossen, die ehemalige Außenminis­
terin und Parla­m ents­a bgeordnete Dr.
Plassnik ins Rennen zu schicken. Sie ist
nicht zuletzt infolge ihrer umfangreichen
politischen Erfahrung jene Kandidatin, die
der OSZE ein stärkeres politisches und
­öffentlichkeitswirksameres Profil verleihen
könnte. Dr. Plassnik hat sich dafür ausgesprochen, den Mehrwert, den die OSZE
aus ihrer einzigartigen Zusammensetzung
und ihren über viele Jahre entwickelten politisch verbindlichen Verhaltensregeln
schöpft, noch aktiver zu nutzen, etwa beim
Aufbau funktionierender parlamentarischer
Systeme und der Stärkung der Zivilgesellschaft. „Das Grundkonzept der OSZE, dass
die Sicherheit eines jeden von uns untrennbar mit der Sicherheit eines jeden anderen
verbunden ist, gehört keineswegs in die
­Alteisensammlung“, so Dr. Plassnik.
❍
www.weltbund.at
Aktuelles aus Österreich
Gesandte
Dr. Brigitta Blaha,
Leiterin der Auslands­
österreicherInnenAbteilung im BMeiA.
Der leichtere Weg zum neuen Reisepass
Wie an dieser Stelle bereits früher angekündigt, ist die Möglichkeit der Beantragung von Reisepässen und Personalausweisen an ausgewählten österreichischen
Honorarkonsulaten nun Realität. An bislang zwanzig Standorten, welche für die
AuslandsösterreicherInnen von besonderer Bedeutung sind, können bereits die
Fingerabdrücke für die biometrischen
­Sicherheitspässe abgenommen werden.
Dadurch ergeben sich für viele AntragstellerInnen erhebliche Zeit- und Kostenersparnisse. Solche Antragsstellen befinden
sich schwerpunktmäßig in Weltgegenden,
in denen zahlreiche Auslandsösterrei­
cherInnen ständig leben oder die von der
nächsten Berufsvertretungsbehörde weit
entfernt liegen. Als Beispiele seien die
Honorar(general)konsulate in Stuttgart,
Nürnberg, Genf, Barcelona, Vancouver,
Sydney und Perth angeführt. Unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der AuslandsösterreicherInnen wird am Ausbau
dieses Netzes gearbeitet. Auf der Homepage des Außenministeriums kann auch
jederzeit und für jedes Land der Erde eingesehen werden, welche Passantrags­
stellen zur Verfügung stehen.
Weiterhin möglich bleibt für AuslandsösterreicherInnen die Antragstellung bei jeder
inländischen Passbehörde anlässlich eines
Aufenthaltes in Österreich oder bei einer
dem Wohnsitz geografisch näheren österreichischen Berufsvertretungsbehörde außerhalb der Europäischen Union. Auslands­
österreicherInnen mit Wohnsitz in einem
Mitgliedsstaat der Europäischen Union
kön­nen ihre Anträge für einen neuen Reisepass oder Personalausweis bei jeder österreichischen Berufsvertretungsbehörde innerhalb der Europäischen Union einreichen.
13
Porträt – Nachruf
Peter Alexander 1926–2011
E
s war ein langer Volksschulweg, und
so gab es immer wieder kleine und
größere Erlebnisse, wie sie halt nur in der
Kindheit passieren – und sich bis heute in
besonderer Erinnerung halten. In dieser
Besonderheit vergangener Tage liegt
­meine wiederholte Begegnung mit Peter
Alexander. Wer diese stets freundliche
Person in der Sechsschimmelgasse im
9. Wiener Gemeindebezirk wirklich war,
wusste ich lange nicht. Erst meine Mutter
sprach später von einer „Berühmtheit“.
Peter Alexander Neumeyer wurde am
30. Juni 1926 als Sohn eines Bankbeamten und seiner aus Pilsen stammenden
Mutter in Wien geboren und verbrachte
seine Gymnasialzeit in der Stadt Znaim.
Schon dort sorgte der begnadete Bub mit
köstlichem Humor und Lehrerparodien für
beste Unterhaltung und heimste viel Beifall ein. Als junger Kriegsgefangener in
Ostfriesland hatte er dann vor seinen
­Leidensgenossen die ersten Auftritte in
„Jederman“.
Bühne statt Medizinerlaufbahn
1948 begann Peter Alexander ein Medizinstudium, entschied sich jedoch alsbald
für das erträumte Schauspielstudium am
Reinhardt Seminar. Nach dessen Abschluss trat er in Operetten, Lustspielen
und Komödien auf (Wiener Bürgertheater,
Marietta Bar usw.), wo er sein großes
­Talent im allerfeinsten Erzählen von Paro­
dien, Anekdoten und Geschichten über
alle möglichen Zeitgenossen unter Beweis
stellte. Die Ähnlichkeit mit den von ihm
derart Nachgezeichneten war dermaßen
überzeugend, dass der Wiener Radiosender „Rot Weiß Rot“ auf ihn aufmerksam
wurde: Alexander verkörperte den Inbegriff der guten Laune. Man brachte immer
mehr Ausschnitte seiner stets zahlreicher
werdenden Aufritte, und so gewann er
­immer mehr an Beliebtheit, denn er verbreitete eine neue Lebensfreude und er-
14
Zu seinem 70er lud Peter Alexander im ORFFernsehen zu einer Zeitreise.
laubte in jener Nachkriegszeit der Not,
Verlassenheit und Hoffnungslosigkeit wieder Trost, Heimatliebe und Zuversicht mit
seinem ungekünstelten, mehrdeutigen
und dennoch feinen Humor, der zugleich
die Einladung war, das Leben wieder
leichter zu nehmen.
1951 versuchte er sein Glück als Schlagersänger und produzierte – mit vollem
Erfolg – seine erste Schallplatte „Das machen nur die Beine von Dolores“ im Keller
des Musikvereins. Weitere erfolgreiche
Schlager, die immer wieder die Hitparaden
anführten, waren „Das kleine Beisl“,
„Steck dir deine Sorgen an den Hut“, „Unser täglich Brot ist die Liebe“, „Der letzte
Walzer“, „Delilah“ und viele andere.
Symbiose für 52 gute Jahre
1952 heiratete Peter Alexander die Schauspielerin Hilde Hagen, die ihre Karriere
aufgab und nicht nur für 52 Jahre seine
Ehefrau, sondern auch seine langjährige
treue Managerin wurde. Die beiden Kinder
Susanne und Michael sah er als Geschenk
des Himmels, die Familie bedeutete ihm,
der so zurückhaltend und weitab von in die-
www.weltbund.at
sen Kreisen sonst üblichen Skandalen war,
alles. Seine Familie war sein Rückhalt und
sein Glück, sein Erfolg und seine Liebe.
Der bekannte österreichische Regisseur
Franz Antel holte ihn 1954 wegen seines
Wiener Charmes, seines „Wiener Schmähs“
und seinem offenherzigen, spitzbübischen
Lächeln zum Film. Bald bezauberte der
bescheidene, sympathische Peter Alexander das Publikum in Hauptrollen in Filmen
wie „Verliebte Leute“, danach „Bonjour
­Kathrin“ mit Caterina Valente (die ihm eine
lebenslange Freundin blieb und mit der er
noch kurz vor seinem Ableben telefonierte), „Kriminaltango“ mit Viviane Bach, „Im
Weißen Rössl“ mit Waltraut Haas, „Graf
Bobby, der Schreck des Wilden Westens“
mit Gunther Philipp, sowie in Operettenaufführungen wie „Die lustige Witwe“,
„Die Fledermaus“ und „Hochzeitsnacht im
­Paradies“.
Peter Alexander bewies sich als ein wahrhafter Entertainer. Er war ein Genie in seiner großartigen Vielseitigkeit. Er blödelte
auf hohem Niveau, und seine humorvolle
menschliche Art und Weise tat so mancher Seele immer wieder aufs Neue gut,
denn er gab den Menschen oft neuen Mut,
mit den Erinnerungen an die Kriegszeit
besser fertig zu werden.
Am 9. März 1969 startete Peter Alexander
die „Die Peter Alexander Show“, die Jahrzehnte hindurch die Fernsehunter­haltung
prägte. Seine Shows waren eine Mischung
aus Gesang, Unterhaltung, Gesprächen
und Parodien, die aus ihm eine unerreichbare Fernsehgröße machten.
Seine Gäste waren unter anderen Marika
Rökk, Anneliese Rothenberger, Paul Hörbiger, Gilbert Becaud, Placido Domingo,
Johannes Heesters, Caterina Valente,
Roy Black, Milva, Johnny Cash, Montserrat Caballé, Udo Jürgens, um nur einige
anzuführen.
Seine ganz besondere Begabung und
Ausstrahlung lag in seiner großartigen und
ROTWEISSROT
© ORF / Ali Schafler
„Sag zum Abschied leise Servus“: So sehr er im Licht der Öffentlichkeit stand, so still war es
dann um den einst so fröhlichen Wiener geworden. Waltraut Kindler Goertzen und Michael Mössmer
Porträt – Nachruf
© ORF / Kirch Media, Zitat-Quelle: Claudio Honsal: „P. A. Das Leben ist lebenswert“, Amalthea Verlag 2006
herzbewegenden Musikalität und wie er
Melodien singend und tanzend verkörpern
konnte. Trotz seiner großen Er folge
­bewies Peter Alexander stets Bescheidenheit.
1973 erreichte er mit „Peter Alexanders
Wunschkonzert“ einen Marktanteil von
fast 80 Prozent – ein Wert, von dem Sender noch heute träumen. Danach folgten
„Wir gratulieren“ und Abende mit bunter
Musikmischung und nationalen und internationalen Gästen.
Rückzug vom Quotenwahn
Nach dem Zerwürfnis mit dem ZDF produzierte der ORF 1991 fünf „Peter Alexander
Shows“ mit internationalen Stars wie Tom
Jones, Richard Chamberlain, Agnes
­Baltsa, Larry Hagman, Liza Minelli und
vielen anderen. Unvergesslich sind wohl
seine Parodien des „Musikantenstadl“,
von „Moik“ und „Falco“ sowie vom „Mundl“
und aus dem „britischen Königshaus“!
Peter Alexanders 30-jährige Karriere hatte viele große Höhepunkte. Einer davon
war wohl der Auftritt des 89-jährigen
Heinz Rühmann mit dem Lied „Ich brech
die Herzen der stolzesten Frauen“.
1993 wollte Peter Alexander seine Auf­
tritte beenden. Er habe sich von seinem
Wesen und seiner Mentalität stets zur
„heilen Welt“ mehr hingezogen gefühlt und
sei von dem „Quotenwahn“ und dem
­geschmacklosen, niedrigen Niveau des
Fernsehens enttäuscht gewesen. So ging
1995 die allerletzte „Peter Alexander
Show“ über die Bühne.
1996 produzierte der ORF zum 70. Geburtstag des Entertainers das „Peter
­Alexander Geburtstagsspecial“. Das Publikum feierte ihn begeistert als Vertreter
der aussterbenden Kunst, die Gefühle der
Menschen so gut reflektieren zu können.
Seine beispiellosen Erfolge bewiesen sich
in 51 Spielfilmen, diversen Theaterrollen,
40 eigenen Fernsehshows, 600 Gastauftritten, rund 150 Singles und 120 Langspielplatten, die sich millionenfach verkauften.
Im Jahr 2001 zog Peter Alexander einen
Schlussstrich und beendete damit sein
öffentliches Auftreten: Das Fernsehen sei
so brutal, ordinär und billig geworden,
­beklagte er, und fast alle Tabus würden
ROTWEISSROT
V. l.: Adrian Hoven, Waltraut Haas und Peter Alexander „Im Weißen Rössl“.
fallen. Der gute Geschmack sei auf der
Strecke geblieben.
Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2003,
mit der ihn für einen Großteil seines Lebens ein harmonisches Herzensbündnis
einte, war sein Leben zutiefst erschüttert.
Er zündete jeden Nachmittag zur Todesstunde seiner geliebten Hilde im Wohnzimmer seiner efeubewachsenen Grinzinger Villa eine Kerze an. Hier lebte er mit
seinen allerliebsten Erinnerungen, zog
„Ich habe meinen Beruf über 50 Jahre
sehr ernst genommen, jetzt nehme
ich meine Pension sehr ernst.“
Peter Alexander
sich immer mehr zurück, verbrachte seine
Zeit mit Schwimmen im Pool in seinem
Feriensitz am Wörthersee oder am Luganersee, wo er ebenfalls eine friedvolle
­Liegenschaft besaß.
Völlige Abgeschiedenheit
Eine große Leidenschaft Peter Alexanders
war auch das Angeln, hier begeisterte ihn
vor allem das Fliegenfischen ganz tief in
den kühlen, ruhigen Donauauen, wo er
schon 10 bis 15 Kilometer am Tag zurücklegen konnte. Dieser Sport verband ihn
übrigens 35 Jahre lang mit dem Autorennfahrer Dieter Quester, den er Ende der
70er Jahre beim Kauf eines Weihnachtsbaums kennenlernte. Auch Reisen und
Abenteuer gehörten zu Peter Alexanders
schönsten Erinnerungen. Von einer er-
www.weltbund.at
zählte er immer wieder, als 1981 sein
Wohnwagen in Kanada von drei Schwarzbären schwerst beschädigt wurde.
2009 traf Peter Alexander ein neuerlicher
Schicksalsschlag: Seine Tochter Susanne
Neumeyer-Haidinger kam in Koh Samui in
Thailand bei einem Autounfall ums Leben.
Er verfiel in große Trauer und verlor vollends seinen Lebensmut, lebte allein und
zurückgezogen und träumte wohl von der
Liebe seines Lebens.
Wenig Ablenkung war ihm noch verblieben, so interessierte er sich für den Fußballverein Bayern München und seine
Modelleisenbahn.
Zwei Tage bevor sich der Vorhang vor der
Bühne seines Lebens für immer schloss,
sprach er noch mit seiner Filmtraumpartnerin Caterina Valente und seinen Freunden und Grinzinger Nachbarn, dem Ehepaar Agnes und Rudolf Buchbinder. Sie
kamen noch einmal auf Besuch. Wie so oft
spielte Peter Alexander mit Rudolf Buchbinder vierhändig am Klavier ... es war
eine ganz außergewöhnliche Seelenfreundschaft, gekrönt von Musik.
Am 18. Februar 2011 ging das edle Leben
des wahren Botschafters der guten Laune,
der, trotz Ruhm und Erfolg, die Grund­
festen seines Menschseins und seines
Charakters nie wanken ließ und der einen
schöneren Weg für uns beispielhaft mit
Heiterkeit, Frohsinn und Humor bekränzte,
zu Ende.
In wehmutsvollem Schweigen und im
Glanz unvergesslicher Erinnerungen flüstern wir „Danke schön, es war bezaubernd, danke schön …“
❍
15
Schwerpunkt-Thema
Für eine solidarische Finanzierung
Über die Vorteile des österreichischen Gesundheitssystems und wie der hohe Standard in
der medizinischen Versorgung auch in Zukunft gehalten werden kann. Walter Dorner
D
ie solidarische Finanzierung des
­ö sterreichischen Gesundheitssystems gewährleistet Patienten und Patientinnen unabhängig von ihrem Einkommen,
Alter, Herkunft oder Geschlecht, einen gerechten Zugang zu Gesundheitsleistungen.“ So heißt es in einer Broschüre, die
das Gesundheitsministerium vor Kurzem
herausgegeben hat. Gerade diese solidarische Finanzierung ist es, die unser Gesundheitssystem von vielen anderen vergleichbarer OECD-Staaten abhebt. Und
das Bemerkenswerte daran ist: Unser
­G esundheitssystem gehört nicht einmal
zu den teuersten. In Österreich werden
derzeit 7,9 Prozent des Bruttoinlandspro-
16
duktes (BIP) für Gesundheit ausgegeben.
Rechnet man die privaten Leistungen hinzu, kommt Österreich auf 10,3 Prozent,
gemessen am BIP. Damit spielt Österreich
in einer ähnlichen „Liga“ wie beispielsweise die Niederlande, Kanada, Belgien,
Deutschland oder Frankreich, die zwischen 7,1 und 8,7 (öffentliche Ausgaben)
beziehungsweise 1,8 und 3,0 (private Ausgaben) für ihre Gesundheitssysteme aufwenden.
Zum Vergleich: Die USA wenden derzeit
etwa 16 Prozent des BIP für Gesundheitsleistungen auf, und das, obwohl Millionen
von US-Amerikanern nicht oder nur gering
krankenversichert sind. In Österreich hin-
www.weltbund.at
gegen sind nahezu 100 Prozent der Bevölkerung krankenversichert und haben daher kostenlosen Zugang zu allen Gesundheitsdienstleistungen.
Der größte Teil der Gesundheitsausgaben
fließt jährlich in die stationäre Versorgung
(33,5 Prozent), gefolgt vom ambulanten
Bereich (18,2 Prozent). Der Anteil der Arzneimittel und medizinischen Ge- und Verbrauchsgüter beträgt 17,1 Prozent. Für die
Langzeitpflege, die Ausgaben für statio­
näre Langzeitpflege sowie Tages- und
Heimpflege beinhaltet, werden 12,4 Prozent ausgegeben. Fünf Prozent entfallen
auf die zahnärztliche Versorgung. Die Verwaltung der Gesundheitsversorgung
ROTWEISSROT
© AKH-Informationszentrum
Das Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien (AKH) ist das „Flaggschiff“ unter Österreichs Spitälern.
Schwerpunkt-Thema
schlägt mit 3,5 Prozent zu Buche und ist
damit auch international gesehen relativ
günstig. Allerdings relativiert sich dies
gleich wieder, wenn man bedenkt, dass in
Österreich lediglich 1,9 Prozent für Prävention und den öffentlichen Gesundheitsdienst aufgewendet werden. Damit ist und
bleibt die Prävention in Österreich nach
wie vor das Stiefkind der Gesundheitsversorgung.
„Auf unser Gesundheitssystem
können alle Auslandsösterreicher
zu Recht stolz sein.“
Walter Dorner
Wichtigster Financier des österreichischen Gesundheitssystems ist die soziale
Krankenversicherung (KV), die 2009 mit
etwas mehr als 14 Milliarden Euro an­
nähernd die Hälfte aller Gesundheitsausgaben bestritten hat.
Steigende Gesundheitsausgaben
Wie die meisten industrialisierten Länder
ist auch Österreich mit steigenden Gesundheitsausgaben konfrontiert. Allerdings darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass der Anteil der Gesundheitsausgaben gemessen am BIP in den
letzten Jahren und Jahrzehnten in etwa
gleich geblieben ist. Das heißt: Österreich
gibt nominal mehr aus, was aber mehr mit
der Inflation zusammenhängt und weniger
einer tatsächlichen Kostenexplosion entspricht.
Trotzdem hat vor allem in den letzten Jahren die Kostenfrage immer stärker die
­Diskussion rund um notwendige ­Reformen
im Gesundheitsbereich geprägt. Gesundheitsökonomen wollen Spitäler zusperren,
um Kosten zu sparen. Niedergelassene
Ärztinnen und Ärzte werden mit chefarztpflichtiger und ökonomischer Verschreibweise dazu verpflichtet, weniger Medikamente zu verordnen, und die Patienten
sollen mit zusätzlichen Selbstbehalten
­belastet werden. Es dreht sich alles um
eine entscheidende Frage: Was darf die
Behandlung eines Patienten kosten?
Natürlich betonen auch in Österreich jeder
Politiker und jede politische Partei, dass
ROTWEISSROT
Insgesamt 8.427 Kassenärzte sorgen für eine flächendeckende und von der Solidar­
gemeinschaft getragene extramurale Versorgung.
medizinische Leistungen nicht nach ökonomischen Gesichtspunkten bewertet
werden dürften, doch die Realität sieht
auch in Österreich mittlerweile etwas anders aus. Zwar sind uns Diskussionen und
Maßnahmen wie etwa in Großbritannien,
wo beispielsweise ab 70 Jahren keine
Hüftoperationen mehr durchgeführt werden, es sei denn, man zahlt sie privat, bislang erspart geblieben. Doch auch in
­Österreich sind Ärztinnen und Ärzte Tag
für Tag mit den immer häufiger auftretenden Zwängen durch Ökonomie, Politik und
Pharmaindustrie konfrontiert.
Die österreichische Ärzteschaft ist sich
dieser Problematik durchaus bewusst und
hat auf Grundlage eines Expertenpapiers
ein Gesundheitskonzept erarbeitet, das
bereits der Öffentlichkeit präsentiert wurde und auch auf der Homepage der Österreichischen Ärztekammer nachzulesen ist
(www.aerztekammer.at). Ziel einer nachhaltigen Reform des österreichischen Gesundheitswesens muss es demnach sein,
auch in Zukunft allen Versicherten den
gleichen Zugang zu einer medizinischen
www.weltbund.at
Daten & Fakten
Beschäftigte im österreichischen
Gesundheitswesen
In Österreich arbeiten etwa 200.000 Menschen im Gesundheits- und Sozialwesen,
darunter zwei Drittel Frauen. Knapp mehr
als 20 Prozent dieser Beschäftigten sind
Ärztinnen und Ärzte, inklusive jener in
Ausbildung (40.131).
In Österreichs Spitälern arbeiten neben
dem ärztlichen Personal (ungefähr 19.000
Ärztinnen und Ärzte; Vollzeitäquivalente)
etwa 53.000 Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, 13.800 Personen der
­Sanitätshilfsdienste und der Pflegehilfe,
13.300 Beschäftigte in medizinisch-technischen Diensten wie Röntgen, Physiothera­
pie, Ergotherapie, Labor etc. sowie knapp
1.300 Hebammen.
16.233 Ärztinnen und Ärzte in Österreich
sind niedergelassen, davon 6.503 Allgemeinmediziner und 9.730 Fachärzte.
8.427 von ihnen haben mindestens einen
Kassenvertrag.
17
Schwerpunkt-Thema
Erfahrungsbericht
18
Das Medizinische Zentrum Bad Vigaun in Salzburg aus der Vogelperspektive.
Versorgung auf hohem medizinischem
­Niveau zu gewährleisten.
Im Mittelpunkt steht dabei naturgemäß die
ausreichende Dotierung der Krankenkassen. Diese kämpfen seit Jahren mit einer
ausgeglichenen Bilanzierung, die teilweise auch deshalb nicht gesichert ist, weil
die Politik in Österreich den Krankenkassen immer wieder versicherungsfremde
Leistungen aufgebürdet hat. Daher fordert
die Ärztekammer, dass der Bund alle an
die Krankenkassen übertragenen versicherungsfremden Leistungen abdeckt.
Dies betrifft insbesondere die vollständige
Abdeckung der Leistungen bei Mutterschaft, den Ausgleich der Mindereinnahmen für Leistungen an Arbeitslosen sowie
die Abdeckung der Mindereinnahmen aus
Rezeptgebührenbefreiungen.
Weiters plädiert die Ärztekammer für die
Finanzierung der ärztlichen Leistungen
aus zwei Töpfen: Aus dem ausschließlich
aus Steuermitteln finanzierten Topf des
Gesundheitsfonds sollen alle stationären
Behandlungen bezahlt werden. Über das
ärztliche Gesamtvertragssystem (Zahlungen der Krankenkassen aufgrund gesamtvertraglicher Vereinbarungen) soll der
gesamte ambulante Bereich finanziert
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werden. Eine Finanzierung aus zwei Händen würde sicherstellen, dass die ambulante Gesundheitsversorgung in Österreich auch weiterhin leistungsfähig bleibt.
Modell der Zukunft
Der Ärztekammer ist es in den letzten Jahren gelungen, einige wesentliche Neuerungen umzusetzen, die durchaus als
„Meilensteine“ bezeichnet werden können.
So ist beispielsweise am 1. Jänner 2011
ein neuer Gruppenpraxengesamtvertrag
in Kraft getreten. Damit ist es österreichischen Ärztinnen und Ärzten erstmals
möglich, sich zu einer Kassen-GmbH
­zusammenzuschließen.
Durch die längeren Öffnungszeiten, die
geteilte Finanzierung sowie den fachlichen Austausch, aber auch aufgrund der
gewonnenen Lebensqualität sehen viele
Kolleginnen und Kollegen die Gruppenpraxis mittlerweile als Modell der Zukunft.
Derzeit werden Gruppenpraxen nahezu
quer über alle Fachrichtungen gegründet,
und man kann sagen, dass Gruppenpraxengründungen im Jahr 2010 in Österreich förmlich explodiert sind. So ist in
Wien mit Jahresende 2010 die Zahl der
gegründeten Gruppenpraxen auf ungefähr
ROTWEISSROT
© Bad Vigaun
Zur Kur in Bad Vigaun
Aus der Sicht der Sozialversicherung ist
der Kuraufenthalt eine Vorsorgemaßnahme und dient dazu, bei Berufstätigen die
Erwerbsfähigkeit zu erhalten und Krankenstände zu reduzieren. Für mich als
Kurgast bedeutet eine Kur, dass ich mich
drei Wochen fernab meiner gewohnten
Umgebung einem strengen Therapieplan
unterwerfen muss.
Meinen Kuraufenthalt verbrachte ich in
Bad Vigaun: Es liegt etwa 15 km südlich
von Salzburg zwischen Hagen- und Tennengebirge, südlich vom Untersberg und
südlich von der nur 3 km entfernten alten
Kelten- und Salzstadt Hallein.
Die moderne Thermen- und Saunalandschaft hat mir sehr gut gefallen. Die wohltuende Wirkung des Thermalwassers
habe ich am eigenen Körper verspürt. Wirbelsäulen- und Unterwassergymnastik,
Ausdauer- und Krafttraining, Massagen,
Stromanwendungen, Inhalationen, medi­
zinische Bäder und Moorpackungen vervollständigten mein Kurprogramm. Gern
geb ich’s zu: Die Moorpackungen habe ich
besonders genossen.
Danach war ich erschöpft und musste sehr
aufpassen, dass ich den nächsten Termin
nicht verschlief. Besonders im Winter oder
bei Schlechtwetter ist der unterirdische
Verbindungsgang, der alle Gebäude verbindet, sehr vorteilhaft. So können die
­Kurgäste im Bademantel oder Trainingsanzug bequem und entspannt vom Zimmer zur Kuranwendung gehen, auch ich
hab’s getan.
Die einzigartige Lage von Bad Vigaun
habe ich an den Wochenenden genutzt:
So wanderte ich nach Hallein und besuchte das Keltenmuseum und das StilleNacht-Museum. Beide zu sehen lohnt
sich. Sogar einen Ausflug nach Salzburg
habe ich unternommen.
Die drei Wochen, in denen ich mich ausschließlich um meine Gesundheit kümmern konnte, sind vorbei. Ich habe ohne
strenge Diät drei Kilo abgenommen und
fühle mich rundherum beweglicher, gut
und erholt.
Schwerpunkt-Thema
60 gestiegen und wird schon sehr bald
weiter ansteigen. Allein in den großen Bezirken Wiens (Favoriten, Simmering, Floridsdorf, Donaustadt) befindet sich ungefähr ein Drittel der Vertragsgruppenpraxen. Zahlreiche Anträge auf Neugründungen liegen bereits vor. Die Zahl der in
Wien tätigen Vertragsärzte und Gruppenpraxen ist mittlerweile dreistellig.
© Archiv, privat
„Derzeit werden Gruppenpraxen nahezu quer über alle
­Fach­richtungen gegründet.“
Walter Dorner
Der international exzellente Ruf der österreichischen Medizin gründet aber nicht nur
auf der umfassenden extra­muralen Versorgung der österreichischen Bevölkerung, sondern auch auf den Leistungen,
die in den Spitälern täglich erbracht
­werden. Österreich spielt dabei in vielen
Bereichen in der „Weltliga“ mit, so zum
Beispiel im Bereich der Transplan­t a­
tionschi­r urgie oder auch der Onkologie.
Österreichische Ärztinnen und Ärzte sind
sehr gut vernetzt und pflegen enge Kontakte mit den internationalen Fachgesellschaften.
Die hohe Reputation der österreichischen
Medizin lässt sich auch daran messen,
dass viele ausländische Patienten unsere
Spitäler, allen voran die drei Universitätskliniken in Wien, Graz und Innsbruck, aufsuchen, um sich in Österreich behandeln
zu lassen. Auch wissen wir, dass Tausende von Auslandsösterreichern Jahr für
Jahr nach Österreich kommen, um notwendige ärztliche Untersuchungen oder
Behandlungen durchführen zu lassen.
Dieser Aufgabe wollen wir uns auch in
­Zukunft intensiv annehmen, ist dies doch
grundlegendes Selbstverständnis österreichischer Medizin, basierend auf der
legendären ersten und zweiten Medizinischen Schule in Wien.
Äußeres sichtbares Zeichen unserer diesbezüglichen Bemühungen um Internationalität sind dabei die sogenannten Freundschaftsverträge, die die Österreichische
Ärztekammer mit den Landesärztekammern von Sachsen-Anhalt, Thüringen,
ROTWEISSROT
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg
und Sachsen sowie mit einzelnen Regionen in Dänemark ­abgeschlossen hat.
Diese Freundschaftsverträge haben zahlreiche Hürden für den Zugang österreichischer Mediziner im Ausland beseitigt. Die
momentane Entwicklung gibt uns recht:
Ende 2009 waren in Deutschland bereits
mehr als 2.000 österreichische Ärztinnen
und Ärzte tätig, davon knapp 1.500 im
­Spital und 200 als niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Auf diese Art erweitern
österreichische Mediziner ihren Horizont
– ein Erfahrungsschatz, der später dann
der österreichischen Bevölkerung sowie
allen anderen, die zur ärztlichen Behandlung nach Österreich kommen, zugute
kommen wird.
Ethische Verpflichtungen
Die zukünftigen Entwicklungen im Gesundheitswesen bergen jedenfalls aus ethischer
Sicht außerordentliche Herausforderungen
in sich, denen wir uns unweigerlich zu stellen haben.
Der Beruf des Arztes ist nicht gleichzusetzen mit irgendeiner anderen Berufsgruppe,
bei der Einsparungen vielleicht leichter
durchzuführen sind. Wir haben eine ethische Verpflichtung unseren Patienten gegenüber, der wir uns nicht entziehen können und wollen. Die Rahmen­bedingungen
zur Einhaltung dieser Verpflichtung müssen nach wie vor und unabhängig von der
finanziellen Situation der Krankenkassen
oder der Spitalsträger zur Verfügung gestellt werden.
Ein solidarisches Gesundheitssystem, wie
es in Österreich vorherrscht, verlangt auch
nach solidarischen Maßnahmen zur Finanzierung des Gesundheitssystems. Statt
neuer Selbstbehalte für die Versicherten
wäre es besser, die monatlichen Versicherungsbeiträge gegebenenfalls moderat
­anzuheben und gleichzeitig die Höchst­
bemessungsgrundlage zu erhöhen.
Sollten diese oder ähnliche Maßnahmen
zur Finanzierung des Gesundheitswesens
nicht durchgesetzt werden, wird unser
Top­system, auf das auch alle Auslands­
österreicher stolz sein können und das zu
den besten der Welt zählt, über kurz oder
lang zusammenbrechen. Dies gilt es mit
allen Mitteln zu verhindern.
❍
www.weltbund.at
Mehr als 14 Mrd. Euro wendet die soziale KV
jährlich für die Gesundheit der Österreicher auf.
Autorenporträt
MR Dr. Walter Dorner,
Präsident der
Wiener und der
Österreichischen
Ärztekammer.
MR Dr. Walter Dorner ist seit 1999 Präsident der Wiener Ärztekammer und seit
2007 auch Präsident der Österreichischen
Ärztekammer.
Er ist einer der erfahrensten Standes­
politiker Österreichs, denn bereits 1981
wurde er zum Vollversammlungsmitglied
in Wien gewählt.
Neben seinen standespolitischen Aktivitäten war Dorner ärztlicher Leiter des Heeresspitals Wien sowie Kommandant der
Van-Swieten-Kaserne in Wien-Stammersdorf. Nach wie vor betreibt er eine chirurgische Ordination in Wien-Alsergrund. Zahlreich sind auch seine Auszeichnungen:
1991 wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen der Ärztekammer für Wien verliehen,
1995 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 1998 das
­Große Ehrenzeichen für Verdienste um
die Republik Österreich, 2005 das Große
Ehrenzeichen der Österreichischen Ärztekammer, 2009 der Goldene Rathausmann
der Stadt Wien sowie das Große Goldene
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und schließlich 2011 der
Ehrenring der Ärztekammer für Wien.
19
Schwerpunkt-Thema
Medizintechnik aus Österreich
Die alternde Gesellschaft Westeuropas schafft neue Herausforderungen für die Medizin­
technologie. Der Standort Österreich bietet einige interessante Ideen. Hanna Ronzheimer
O
bjektiv über Innovationen im Medizinbereich zu schreiben ist keine einfache Aufgabe. Jede Firma möchte ihr Produkt als bahnbrechend wichtige Erfindung
auf den Markt bringen, schwammig bleibt
die Grenzziehung zwischen Marketing
und wirklicher Neuheit. Jüngere preisgekrönte Erfindungen zeugen aber durchaus
vom Innovationsgeist österreichischer
­Medizintechnik.
„Mehr als 600 Bio-, Pharma- und
Medizintechnikunternehmen gibt
es bereits in der Region Wien.“
Life Science Austria Vienna Region
pherd Center für Rehabilitation in ­Atlanta
(USA). Dort soll die Integration der in
­Österreich entwickelten Methode in den
klinischen Alltag vorbereitet werden –
mentaler Export also.
Der Innsbrucker Medizinphysiker Stefan
Berne wurde erst im Januar dieses Jahres
mit dem Prototypenförderungspreis des
Österreichischen Wirtschaftsservice ausgezeichnet. Das Team um Berne ent­
20
In Wien forscht die Otto-Bock-Gruppe an Hightech-Prothesen wie dem C-Leg.
wickelt eine Linse mit einstellbarer Brennweite. Bernet will nun im Zeitraum von ein
bis zwei Jahren einen entsprechenden
Prototyp entwickeln, der dann in breiter
Verfügbarkeit herkömmliche Optiken wesentlich verbessern soll.
Medizin auf Esspapier
Innovativer Wind weht auch in der Steiermark: Das Grazer Kompetenzzentrum
Pharmaceutical Engineering (RCPE) wurde im vergangenen September mit dem
steirischen Innovationspreis „Fast Forward Award“ für die Entwicklung von „ausdruckbarer Medizin“ ausgezeichnet: Dabei
wurde ein Verfahren entwickelt, das speziell auf die Eigenschaften des Patienten
(Alter, Geschlecht, Körpergröße) abgestimmte Arzneistoffe auf essbare Spezialpapiere druckt, in eine Gelatinekapsel
einbringt, die dann vom Patienten oral eingenommen werden kann. Neben einer
Verbesserung der Medikation könnten dadurch Kosten- und Zeitaufwand für klini-
www.weltbund.at
sche Studien und in der Produktion stark
reduziert werden.
Medizinprodukte als
­Wirtschafts­branche
Die Branche der Medizinprodukte boomt
und hat auch im Exportwesen eine große
Zukunft vor sich, sind sich Verbände wie
„Life Science Austria“ oder die Vereinigung
der Medizinprodukteunternehmen „Austromed“ sicher. Während in Europa die immer
ältere Bevölkerung den Wunsch nach Lebensqualität bis ins hohe Alter hegt und
dazu die breite Palette vom künstlichen
Hüftgelenk bis zur Vitalpille benötigt, steigt
gleichzeitig die Nachfrage nach bis vor Kurzem noch unerschwing­lichen Medizinprodukten in den Schwellenländern.
Der österreichische „Life-Science-Sektor“,
das sind Biotechnologie, Medizintechnologie und Pharma-Betriebe zusammengefasst, besteht gegenwärtig noch überwiegend aus Kleinunternehmen mit weniger
als 50 Mitarbeitern.
ROTWEISSROT
© Otto Bock, Vokes Air
Forschung aus Österreich
In Wien veröffentlichte die Mathematikerin
Ursula Hofstötter 2010 beispielsweise ihre
Dissertation über eine neue Methode zur
Rehabilitation des Rückenmarks bei Querschnittlähmung und gewann damit den
Niederösterreichischen WissenschaftsAnerkennungspreis. Ihre Arbeit ist Teil des
übergeordneten Transnational-Brain­
power-Projekts des Wissenschaftsfonds
(FWF), der mit mehreren Unis gemein­
same Studien zur Erforschung einer
­neuen Methode der Rückenmarkstimulation und Nervenrehabilitation für Querschnittgelähmte betreibt – ganz ohne
Operation. Die Forschungsgruppe kooperiert dabei unter anderem mit dem She-
Schwerpunkt-Thema
Das österreichische Unternehmen Vokes Air entwickelt Lösungen für „reinste“ Luft, beispielsweise für Operationssäle.
Immerhin betrug der Gesamtumsatz der
österreichischen Life-Science-Unternehmen im Jahr 2007 bereits 8,7 Milliarden
Euro. In der Medizintechnologie werden
etwa 4,6 Prozent des Umsatzes in Forschung investiert, wobei Kooperationen
mit staatlichen und privaten Forschungseinrichtungen nahezu bei allen Betrieben
stattfinden. Zwar sind ein Viertel aller
Medtech-Betriebe in Wien zu finden, aber
auch in der Steiermark, in Oberösterreich
und Tirol tut sich etwas.
Der „Cool Loop“ aus Tirol
Bereits seit seiner Gründung 2005 beschäftigt sich das Innsbrucker Start-upUnternehmen „AFreeze“ mit der Behandlung von Herzrhythmusstörungen mittels
Kryotechnologie. Mit ihrer Innovation des
„Cool Loop“-Katheters soll dem Vorhofflimmern durch Kälte Abhilfe geschaffen
werden. Der Cool Loop verödet Herzmuskelgewebe durch Schockgefrieren. Das ist
vor allem dann eine Möglichkeit, wenn Me-
ROTWEISSROT
dikamente keine dauerhafte Besserung
bringen und Vorhofflimmern als die eigentliche Grunderkrankung feststeht. Wenn
die klinischen Studien abgeschlossen
sind, ist laut der Firma die Vermarktung in
Österreich, der Schweiz, Tschechien und
der Slowakei geplant.
Global Players
Als Global Player sieht sich das Ende des
19. Jahrhunderts gegründete Unternehmen Greiner Bio One mit Sitz in Kremsmünster. Heute arbeiten 1.400 Mitarbeiter
in 19 Niederlassungen, die Firma ist in
mehr als 100 Ländern präsent. Spezial­
gebiete sind Entwicklung, Produktion und
Vertrieb von Plastiklaborequipment, zen­
trale Geschäftsbereiche sind PreAnalytics
und BioScience. Erst Ende März präsentierte Greiner auf der SBS Conference
and Exhibition in Orlando, Florida, erstmals Zellkulturflaschen mit einer neuartigen Polymermodifikation zur optimalen
Kultivierung embryonaler Stammzellen.
www.weltbund.at
Auch Otto Bock, Weltmarktführer bei High­
­tech-Prothesen aus Deutschland, betreibt
in Wien ein großes Forschungs- und Produktionszentrum. Hier wurde beispielsweise der Weltmarktführer der Beinprothesen, das „C-Leg“, entwickelt und weltweit exportiert.
Manch einer meint sogar, demnächst sind
Prothesen besser als echte Beine.
❍
MEDTEC Europe 2011
Österreich auf der Exportmesse
Auf der MEDTEC Europe 2011 in Stuttgart
präsentierte „Life Science Austria“ (LISA)
14 österreichische Medizintechnikunterneh­
men sowie mehrere regionale Life-ScienceClusterorganisationen.
Österreichische Exportprodukte der Medizintechnik gab es auf der vergangenen
„Medical Fair Asia 2010“ in Singapur zu
sehen – eine der wichtigsten Messen der
Branche in Asien.
21
Schwerpunkt-Thema
Der ganze Mensch im Blick
Ganzheitliche Medizin betrachtet Krankheit als Ausdruck eines Ungleichgewichts der Einheit
von Leib-Seele-Geist und als Störung körpereigener Regulationsvorgänge. Veronika Krenn
s war ein aktionistischer Selbstversuch, mit dem rund zwei Dutzend Verbraucherschützer im Februar in Wien die
Unwirksamkeit der Homöopathie beweisen wollten: mit der Einnahme von „Überdosen“ homöopathischer Arzneimittel.
Dass dabei niemand zu Schaden gekommen ist, wurde als Beweis für die Wirkungslosigkeit gesehen. Aber eine einmalige Einnahme, so Friedrich Dellmour von
der Österreichischen Gesellschaft für
­homöopathische Medizin, könne nur dann
Wirkung haben, wenn das Arzneimittel
auch zum Beschwerdebild des Patienten
passe. Und: Jedes Mittel sei individuell auf
den Patienten – im passenden Potenzgrad
– abzustimmen.
Für die einen wirkungslose Geschäfte­
macherei, für die anderen eine wichtige
Ergänzung zur konventionellen Medizin:
„Unter dem Begriff Komplementärmedizin
wird ein breites Spektrum von Disziplinen
und Behandlungsmethoden zusammengefasst, die definitionsgemäß ergänzend
zur Schulmedizin eingesetzt werden. Neben traditionellen europäischen Methoden
wie Pflanzenheilkunde oder Homöopathie
sind in den letzten Jahren vor allem die
asiatischen Heiltraditionen, etwa die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit
ihrer bekanntesten Therapieform, der
Akupunktur, bei uns immer beliebter
­g eworden“, so beschreibt das Bundes­
ministerium für Gesundheit Komplementär- bzw. Alternativmedizin. Und auch
­Michaela Noseck, Mitglied des österreichischen Arbeitskreises „Qualitätssicherung
und Eingliederung komplementärmedizinischer Methoden in das Gesundheitswesen“ sieht Nützliches in der Komplemen­
tärmedizin und hält die Beschäftigung mit
komplementären und traditionellen Heilmethoden für kulturwissenschaftlich von
großem Interesse.
Europaweite Standards
Um die Verunsicherung der Verbraucher
zu beenden, soll die Qualitätssicherung
vorangetrieben werden. Es geht dabei um
Möglichkeiten des Nachweises und der
Überprüfung – in Österreich ebenso wie in
der EU. So beschäftigte sich ein euro­
päisches Symposium in Wien mit dem
Schwerpunktthema „Ausübung und Weitergabe von traditionellem Heilwissen –
Ansprüche an eine interdisziplinäre Forschung für die Bereiche Qualitätssicherung, Wirksamkeitsnachweis und Ausbildung“. Das Ziel der Veranstaltung der
Association of Natural Medicine in Europe
(ANME): weiterführend mit den jeweiligen
nationalen Berufs- und Fachverbänden
Mindeststandards im Bereich der Ausund Weiterbildung festzulegen, die die
Grundlage von Ausbildungszertifikaten
bilden sollen. Diese sollten dann EU-weit
gesetzlich umgesetzt werden, um einheitliche Standards zu gewährleisten.
Inhaltsstoffe direkt aus der Natur, z. B. die Passionsblume mit ihrer beruhigenden Wirkung.
Österreichs Ausbildungsstandards
In Österreich sind laut Ärztegesetz praktizierende Ärztinnen und Arzte verpflichtet,
sich fortzubilden. Es gibt eine ganze Reihe
von Zusatzausbildungen, die von der
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
22
© www.austroplant.at, pixelio.de/Leonora Schwarz
E
Schwerpunkt-Thema
­ sterreichischen Ärztekammer (ÖAK) anÖ
geboten werden: Akupunktur, Anthroposophische Medizin, Applied Kinesiology,
begleitende komplementäre Medizin bei
Krebserkrankungen, Chinesische Dia­
gnostik und Arzneitherapie, Diagnostik
und Therapie nach Dr. F. X. Mayr, Homöopathie, Integrative Kurmedizin, Kneipp­
medizin, Orthomolekulare Medizin, Phytotherapie und noch einiges mehr. Dass die
Spezialdiplome Ärzten und Ärztinnen
­vorbehalten bleiben, hat gute Gründe:
­M ichael Frass, Präsident des Dachverbandes österreichischer Ärztinnen und
Ärzte für Ganzheitsmedizin, ist davon
überzeugt, dass eine fundierte schulmedizinische Ausbildung die Grundvoraussetzung für die Anwendung komplementärmedizinischer Methoden darstellt.
Evaluation der Methoden
Auch dem Manko, dass komplementäre
Therapien vielfach erst streng wissenschaftlich nachgewiesen werden müssen,
will man offensiv begegnen. Dazu wären
Forschungsgelder vonnöten. „Vorboten“
dessen, was da noch kommen könnte, gibt
es freilich bereits: In Sachen Akupunktur
wird in Österreich Forschung u. a. durch
das Johannes Bischko Institut für Akupunktur vorangetrieben, Forschung in den
Bereichen Homöopathie, Atemwegsmanagement, Sepsis und Intensivmedizin
treibt etwa Michael Frass, Leiter der Abteilung Homöopathie bei malignen Erkrankungen, in der Klinischen Abteilung für
Onkologie im AKH voran. Was nicht da­
rüber hinwegtäuschen kann: Forschungsbedarf gibt es allemal.
Wenn es auch aus konventioneller, naturwissenschaftlicher Sicht noch keinen
plausiblen Wirkmechanismus für manche
komplementäre Methoden gibt, so gilt
dennoch, wie es das Bundesministerium
für Gesundheit formuliert, „das Fehlen von
Plausibilität nicht als Beweis für die
­Unwirksamkeit“.
Weitere Infos:
www.homoeopathie.at
www.akupunktur.at
www.ganzheitsmed.at
www.oekom.or.at
www.arztakademie.at
ROTWEISSROT
Homöopathie kurz gefasst
Volker Neubauer ist Arzt für Allgemeinmedizin und Arzt für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin. Er hat ein Ärztekammer-Diplom für homöopathische Medizin, lehrt im Rahmen der Homöopathieausbildung in Österreich und Deutschland und hat eine Praxis in Wien.
In der Homöopathie, so Neubauer, werde nicht von „Krankheit“ ausgegangen, sondern von
­einer „Verstimmung“ der Lebensenergie. Ziel der Behandlung sei daher nicht ein Ankämpfen
gegen Symptome, sondern eine Wiederherstellung von Lebenskraft und Selbstheilungskräften.
­Volker Neubauer sieht den Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, eigentlich als
Vorläufer der Psychosomatischen Medizin, bei der körperliche und seelische Befindlichkeiten
zusammenhängend betrachtet werden. Ein Keim an sich, sagt Neubauer, müsse noch nicht die
Gesundheit bedrohen. Das sei nur der Fall, wenn auch eine konstitutionelle Neigung zur
­Erkrankung vorliege. So wird vermutet, dass 50 Prozent der Bevölkerung mit dem Stäbchenbakterium Helicobacter pylori infiziert sind. Für einen Großteil der Infizierten sei das harmlos,
bei manchen löse das Bakterium aber Gastritis, bei einem kleinen Teil der Betroffenen sogar
Magenkrebs aus.
Fallbeispiel aus homöopathischer Praxis
Seine Arbeit illustriert Volker Neubauer an einem konkreten Fallbeispiel. Eine Patientin mit
chronischer Bronchitis suchte Hilfe: Über viele Jahre hinweg musste sie schulmedizinisch mit
Antibiotika und Inhalationssprays behandelt werden. Ausgehend von einem Gespräch, in dem
biografische, soziale, geistige, körperlich-seelische wie auch konstitutionelle Faktoren berücksichtigt wurden, verordnete Neubauer eine Arznei, die sowohl zu den physischen Symptomen
als auch zum psychischen Zustand der inneren Resignation und Einengung passte. In der
Folge berichtete die Patientin über auffällig rege Traumaktivität. Der Patientin sei damit ­bewusst
geworden, dass sie lange verdrängte Erlebnisse verarbeite, die „ihr den Atem nehmen“. Das
sei wohl so etwas wie ein Schlüsselerlebnis für sie gewesen. Denn in der Folge habe die
­Patientin von einer deutlichen Besserung ihrer Beschwerden berichtet, der Inhalationsspray sei
nicht mehr ihr „täglicher Begleiter“ gewesen.
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www.weltbund.at
23
Schwerpunkt-Thema
Auf zur Kur!
Urlaub vom Leben erwarten sich über 150.000 Menschen, die jährlich eine Kur von der Kasse
bewilligt bekommen. Gesund in den Alltag zurück ist das Ziel der Auszeit. Hanna Ronzheimer
ellness pur verspricht das Ayur­
veda-Hotel „Sonnhof“ im Tiroler
Thierseetal: Der Klassiker „Pancha Karma ­Kurmit“ ist eine Reinigungskur, die
wie ein wahrer Jungbrunnen für Körper,
Geist und Seele zu wirken verspricht.
­Innere und ­äußere Ölanwendungen, Seidenhandschuh- und Bauchspezialmas­
sage, Entgiftungsbäder, Yoga und ganz
viel Spa mit Blick auf die Alpen. Nach 14
Tagen Indien in Tirol fühlen Sie sich ganz
sicher wie wiedergeboren. Und um 3.927
Euro ­ärmer.
Die Energiereserven mögen zwar wieder
aufgefüllt sein, doch wenn Sie keine pri­
vate Zusatzkasse haben, ist es das Bankkonto sicher nicht mehr. Ayurveda fällt
nicht unter die von der gesetzlichen Kasse
finanzierte Kur. Und die ist, einmal genehmigt, beinahe kostenlos.
Kur, nicht Wellness
Die traditionelle Kur ist kein Wellness­
urlaub, sondern medizinische Notwendigkeit, die zuallererst vom Haus- oder Facharzt diagnostiziert werden muss. Zu den
häufigsten Krankheiten, die eine Kur notwendig machen, gehören laut dem Hauptverband der Österreichischen Sozialver­
sicherungsträger Krankheiten am Bewegungsapparat, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegs- und Hauterkrankungen.
Nach dem Antrag des Arztes an die zuständige Krankenkasse oder den zuständigen Pensionsversicherungsträger erhält
man im positiven Fall die Kurbewilligung.
Drei Wochen sollte man allerdings mindestens einplanen, denn unter diesem
Zeitraum ist eine Kur nicht sinnvoll.
Grundsätzlich werden Kuren verordnet,
um Funktionseinschränkungen zu beheben oder zu verbessern, Risikofaktoren zu
minimieren, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten und eine Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Medizinische Kuren sind demnach auch klar von medizinischer Rehabi-
24
litation abzugrenzen. Steht bei der Rehabilitation die „Reparatur“ im Vordergrund,
geht es bei einer Kur vor allem um Vor­
beugung. Und während es ein Recht auf
Rehabilitation gibt, ist man beim Kurantrag
auf ein wenig Glück und die finanzielle
­Situation der Kasse angewiesen – und die
ist „bei den Gebietskrankenkassen momentan eher schlecht“, wie eine Mitarbeiterin des Hauptverbandes erklärt.
Über 75 Kurorte
Doch welchen der über 500 Kurbetriebe in
mehr als 75 Kurorten für die Genesung
auswählen? Diese Qual der Wahl hat
­leider kaum ein Kassenpatient. Ohne Zusatzversicherung ist die erste Wahl ein im
Eigentum der jeweiligen Kasse befind­
liches Kurzentrum. Lediglich einen Kostenzuschuss zahlt die Kasse, wenn sich
der Patient den Kurort und Zeitraum frei
© EurothermenRessorts
W
Der Kneippguss in Form eines Wasserstrahls hilft bei Verspannungen.
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ROTWEISSROT
Schwerpunkt-Thema
wählen möchte. Doch das Angebot für
Kassenpatienten kann sich ebenfalls
­sehen lassen. Ein vorbildliches Modell betrieblicher Gesundheitsförderung findet
zum Beispiel am „Josefhof“ statt, der Gesundheitseinrichtung der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau am
Stadtrand von Graz. Neben einem breiten
Programm an einwöchigen Kursen zu
­Rückentraining, Ernährung und vielem
mehr gibt es hier bereits seit 13 Jahren die
stationäre Raucherentwöhnung.
Kur-Special: Raucherentwöhnung
Vom Arzt oder der Krankenkasse in den
Josefhof überwiesen, haben die Betrof­
fenen meist schon viele gescheiterte Versuche des Rauchentzugs hinter sich und
rauchen zwei bis sechs Packerln am Tag.
Die Erfolgsquote liegt am Josefhof ein
Jahr nach der Kur bei einem Drittel der
Teilnehmer.
„Eine positive biologische Reaktion
nach der Heilstollentherapie ist
eindeutig messbar.“
Univ.-Prof. Dr. Markus Ritter
Auch hier ist die Ernährungsberatung ein
wichtiger Teil der Kur, denn gerade bei
Frauen steht die Angst vor einer Gewichtszunahme dem Rauchstopp im Weg, so die
am Josefhof beschäftigte Ärztin Eva
Edelsbrunner. Die Versicherungsanstalt
für Eisenbahn und Bergbau übernimmt bei
allen aktiv beschäftigten Mitgliedern die
Kosten für den Aufenthalt im Josefhof. Der
Arbeitnehmer „zahlt“ drei Urlaubstage, der
Arbeitgeber zwei.
Auch Pfleger brauchen eine Auszeit
Auch andere Kassen haben spezielle Angebote. Die oberösterreichische Gebietskrankenkasse bietet ANNA an: Die Kur
„Angehörige nehmen Auszeit“ richtet sich
an Menschen, die Angehörige pflegen und
aufgrund ihrer Mehrfachbelastung Kreuzbeschwerden oder Burn-out-Symptome
zeigen, aus Sorge um den Pflegling aber
keine Kur in Anspruch nehmen würden.
Bei ANNA wird die Pflegekraft umsorgt,
während die OÖGKK die Betreuung des
ROTWEISSROT
Römisches Bad: Ein Bad wie zu Zeiten der Römer bringt Entspannung zu zweit oder als Single.
Pfleglings organisiert. Neben einem umfangreichen Therapieangebot aus Gymnastik, Massagen und psychologischer
Beratung ist die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit anderen pflegenden
Angehörigen eine wichtige Quelle, um
neue Energie zu schöpfen.
Spezielle Erholung für Bauern
Die SVB (Sozialversicherungsanstalt der
Bauern) schickt Bäuerinnen und Bauern
„in besonderen Situationen“ auf zwei­
wöchige Erholungsaufenthalte.
Im Zentrum stehen hier Belastungen, die
die Einzelperson auf sich gestellt auf
­Dauer nicht tragen kann, wie etwa Generations- und Partnerkonflikte, Krisen in der
Lebensbewältigung, körperliches und seelisches Leid sollen durch physische und
psychische Kurmaßnahmen verbessert
werden.
Eine Vertragseinrichtung der besonderen
Art hat die Beamtenversicherung BVA zu
bieten: Versicherte können sich eine
„Heilstollenkur“ in Bad Hofgastein zugute
kommen lassen. Zwei Kilometer entfernt
vom Tageslicht haben die Patienten eine
Chance auf 90-prozentige Schmerzlinderung bei ­Erkrankungen von Rheuma bis
Allergie. Das besondere Zusammenspiel
von Radon, Wärme und Luftfeuchtigkeit
macht den Gasteiner Heilstollen zu einem
sehr effektiven natürlichen Heilmittel für
rheumatische Erkrankungen.
Zweimal in fünf Jahren wird eine Kur
höchstens bewilligt. Dann aber zahlt die
Kasse den Großteil der Kosten. Lediglich
ein Selbstbehalt zwischen sieben bis 18
Euro pro Tag fällt je nach Einkommen an.
Da lässt sich ja vielleicht sogar privat noch
etwas zur Seite legen – für eine kleine
Ayurve­da-Kur.
❍
Die Sauna bringt den Kreislauf in Schwung und gehört zum Inventar vieler Kurhäuser.
www.weltbund.at
25
Schwerpunkt-Thema
Heilquelle Natur
Auch ohne Küste ist Österreich Badeland: Über 80 Heilbäder, Mineralquellen, Moor- und
Schlammvorkommen bieten sich neben Heilstollen zur Gesundung an. Hanna Ronzheimer
ie Bädertradition lässt sich in Österreich bis in die Römerzeit zurückverfolgen. Badebetrieb gibt es in Bad Gastein
und Baden schon seit der Neuzeit im 14.
und 15. Jahrhundert, 1793 erhielt Bad
Gastein sein Badeschloss.
Die Trinkhalle im oberösterreichischen
Bad Ischl wurde 1819 errichtet. Hier, an
Österreichs wohl berühmtestem Kurort,
der seit 1827 auch zum Urlaubsort der
Kaiserfamilie zählte, wird so ziemlich jeder
Kurwunsch erfüllt: von Sole und Schwefelquellen bis zu Thermen oder einfacher
Luftkur.
Vom Heilbad zum Kurort
Wann darf sich ein Ort mit einem „Bad“ vorneweg schmücken? Die behördliche Anerkennung eines Heilbades erfolgt nach dem
Bundesgesetz über natürliche Heilvorkommen und Kurorte mit den entsprechenden
Ausführungsgesetzen der Bundesländer.
Voraussetzung ist in beiden Fällen das Vorhandensein eines natürlichen ortsgebundenen Heilvorkommens. Werden über das
Heilvorkommen hinaus noch weitere zusätzliche Kriterien erfüllt, kann ein Ort als
Kurort bezeichnet ­werden.
Im Moor
Moor ist mehrere tausend Jahre alt und
wird seit rund 200 Jahren therapeutisch
ver wendet. Das oberösterreichische
Neydharting gilt als ältestes bekanntes
Heilmoorbad der Welt. Dass der mittel­
alterliche Mediziner Paracelsus eine strapaziöse Reise nach Neydharting auf sich
nahm, um sich von der Wirkung des Moors
persönlich zu überzeugen, gehört zum
Gründungsmythos des gleichnamigen
Moorbades in der Nähe von Wels.
Um als Heilmoor zu gelten, müssen organische und anorganische Bestandteile sowie Huminsäure, pH-Wert und Wärmehaltevermögen entsprechend den Vorschriften enthalten sein. Inhaltsstoffe aus 350
verschiedenen Pflanzenarten wirken hier
geballt auf den menschlichen Körper in
Form von Packungen, Bädern, schmerzstillenden Salben, Trinkkuren oder Cremes.
Bis 42 Grad im Moorbad
Aufgrund seiner Nähe zum Moor ist auch
das Waldviertler Kurzentrum Harbach
spezialisiert auf Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates, bei dessen
Therapie die besondere Heilkraft des
­Harbacher Hochmoors mit modernen Behandlungsmethoden kombiniert wird. Das
verwendete Moor wird am nahegelegenen
Nebelstein abgebaut und direkt im Kurhaus verarbeitet. Ein Bad im Moor kann
bis zu 42 Grad warm sein, weshalb das
Herz während des Bades gekühlt werden
sollte.
Im Schwefel
Baden bei Wien ist als ehemalige kaiserliche Kurstadt für seine heilsamen Schwefelthermalquellen bekannt. Mit einer natürlichen Temperatur bis zu 36 Grad Celsius
ist das heilkräftige Wasser Basis für zahlreiche Anwendungen in den Bereichen
Prävention, Kur, Wellness und Badespaß.
Schwefelbäder wirken ebenfalls entzündungshemmend und fördern die Durchblu-
© Gasteiner Heilstollen, Xundheitswelt
D
Moorbad: Eine wohltuende Wirkung zeigt sich bei dieser Behandlung im Wasser bei Temperaturen bis zu 42 Grad.
26
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ROTWEISSROT
Schwerpunkt-Thema
Schwitzen tief unter der Erde: Die extrem hohe Luftfeuchtigkeit im Stollen wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus.
tung. Ihre antiseptische Wirkung hemmt
eine vermehrte Talgproduktion. Durch die
besonders feine Verteilung von Schwefel
und Schwefelverbindungen zeigt dieses
Präparat eine nachhaltige Wirkung, ohne
die Haut oder Schleimhäute zu reizen.
Schwefel ist besonders bei Hauterkrankungen wie Akne, aber auch bei Gelenksproblemen empfehlenswert.
Im Stollen
Als Relikte aus dem Bergbau sind Heil­
stollen zwar von Menschen errichtet, doch
ihre Heilkraft kommt, natürlich, aus dem
Inneren der Erde: Hier liegt die relative Luftfeuchtigkeit nahe der maximalen Sättigung,
also bei 100 Prozent. Durch die Kühle nehmen Schwellungen und Entzündungen der
Atemwege ab, die Beschwerden werden
gelindert, und freies Durchatmen wird ermöglicht. Nachhaltige Wirkung stellt sich
nach drei- bis vierwöchiger Kur ein.
Bad Gastein hat als ehemalige Gold- und
Silbergrube schon seit 1954 ein Heilstollenkurhaus, in dem es aber nicht kalt, sondern heiß ist: Entdeckt hat man die Heil-
ROTWEISSROT
kraft des Stollens dort eher zufällig, als
man in der Zeit des Zweiten Weltkriegs
wieder vermehrt in den Stollen tätig wurde
und positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeiter bemerkte. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigten
die Vermutung, dass eine hohe Luftfeuchtigkeit, hohe Temperaturen (bis 44 °C) sowie die im Inneren vorkommende Radonstrahlung sich positiv auf verschiedene
Krankheitsbilder auswirken.
„Alles, was wir brauchen, um
­gesund zu bleiben, hat uns die
Natur reichlich geschenkt.“
Sebastian Kneipp (1821–1897)
Relativ neu ist der ehemalige Bleistollen
„Barbara“ in Dellach an der Drau in Kärnten. Seit 2008 für den Heilbetrieb geöffnet,
richtet sich das Therapieangebot vor allem
auf Erkrankungen der Atemwege: Asthma,
Infektanfälligkeit der Atemwege, chronische Erkrankungen des Nasen-Rachen-
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Raumes oder chronische Bronchitis. Nicht
geeignet sind Stollen klarerweise für
Klaustrophobiker.
Im Kneippbad
Sebastian Kneipp hatte nie Medizin studiert, doch als der Deutsche 1897 starb,
waren seine Heilmethode des Gehens in
­eisig kaltem Wasser bzw. die kalten Güsse
bereits über viele Ländergrenzen hinweg
bekannt. Von ihm persönlich geheilt worden zu sein, darauf beruft sich die verstorbene Gründerin der Kneipp-Traditions­
häuser in Oberösterreich.
Seit 1911 bieten hier die „Marienschwestern vom Karmel“ original Kneippkuren an.
Dabei richtet man sich nach Kneipps
5-Säulen-Therapie: Ernährung, Heilpflanzen, Bewegung, Lebensordnung und natürlich Wasser. Das Kneippen beruht auf
einem einfachen Wirkprinzip, einer „Reizreaktion“: Die natürlichen Reaktionen des
Körpers (z. B. beim Gehen im kalten Wasserbecken) werden therapeutisch genutzt.
Vor allem bei Krampfadern ist Kneippen
empfehlenswert.
❍
27
Schwerpunkt-Thema
Wellness und Genuss
Bei einem Thermenurlaub in der Grünen Mark muss man auf Wein, Kernöl und Schokolade
nicht verzichten. Stephan Burianek
M
Alter Kurort neu
Im Fall von Bad Gleichenberg war die
Kernkompetenz schnell gefunden: „Wir
sind für all jene da, die ihren Thermenaufenthalt mit einer therapeutischen Behandlung oder einer ärztlichen Untersuchung
verbinden wollen“, sagt Primarius Dr. Trinker, ärztlicher Leiter des nahen Klinikums
und „Geburtshelfer“ des Life Medicine
­Resorts, in dem individuelle Betreuung
großgeschrieben wird.
Neben Fitness- und Allergietests verfügt
das Life Medicine Resort beispielsweise
über eine moderne Kältekammer, die bei
Rheumapatienten und Sportverletzungen
zum Einsatz kommt. Eine Dorn-BreussRückenmassage mit warmem Johanniskrautöl kann man ohnehin immer brauchen. Doch selbst wenn man sich vollends
gesund fühlt, ist dieses Resort mit seinem
Designhotel auf Fünf-Sterne-Niveau eine
Reise wert. Die geschwungene Architektur des Gebäudes fügt sich nicht zuletzt
aufgrund der großzügigen Verwendung
von Lärchenholz perfekt an der Begrenzung zum Kurpark ein, der mit seinen alten
28
Entspannung pur: Holunderölmassage für Körper und Seele.
Platanen, Mammut- und Trompetenbäumen eine einzigartige Sehenswürdigkeit
ist. Das abendliche Vier-Gang-Menü im
hauseigenen Restaurant unter der Leitung
von Haubenkoch Otto Bayer soll angeblich
nicht mehr als 700 Kalorien auf den Tisch
bringen. Wer’s glaubt! Ach ja: Thermalwasser gibt es auch. Es ist, um genau zu
sein, ein Natrium-HydrogencarbonatChlorid-Thermalsäuerling, wie auch bei
den meisten anderen steirischen Thermalquellen, der rheumatischen Beschwerden
vorbeugen soll.
Zur Kur an der Grenze
Ein paar Kilometer weiter südlich, in Bad
Radkersburg, ist man stolz auf den besonders hohen Mineralisierungsgrad und die
hohe Austrittstemperatur des Thermalwas­
­sers, mit dem sowohl die Therme als auch
die umliegenden Thermenhotels beheizt
werden können. „Im Gegensatz zu den
meisten anderen Thermen schießt das
Wasser hier mit Eigendruck zutage“, erklärt Dorli Weberitsch vom Tourismusverband der Gemeinde bei einem Rundgang
durch das Quellhaus, in dem der Schwefelgeruch beharrlich in die Nase sticht.
www.weltbund.at
Alle paar Wochen müssen die Rohre der
beiden Quellbohrungen gesäubert werden, sonst würden sie aufgrund der unvermeidbaren mineralischen Ablagerungen
zuwachsen. Das sind interessante technische Details. Interessanter ist aber die
Tatsache, dass in Bad Radkersburg auch
Profisportler Kraft tanken. Nicht nur die
heimische Fußballnationalmannschaft
schlägt in Bad Radkersburg regelmäßig
ihre Zelte auf, sondern auch internationale
Teams. Wie auch immer: Bad Radkersburg definiert sich als Ort der Bewegung.
Über zahlreiche Radwege lässt sich die
pittoreske Gegend um die geschichtsträchtige Kleinstadt, deren Stadtmauer
noch vollständig erhalten ist, erkunden.
Bad Radkersburg liegt an Mur, die in diesem Abschnitt den Grenzfluss zu Slowenien bildet. Morgenläufe oder Spaziergänge durch die Murauen, dem nach den
Donauauen größten österreichischen
­Augebiet, können vor allem während der
Periode herbstlicher Farbenspiele einen
meditativen Charakter erreichen. Zudem
finden in Kooperation mit dem Extremsportler Christian Schiester unter dem
Motto „Auf ins neue Leben“ Programme
ROTWEISSROT
© Steirisches Thermenland, Steirisches Thermenland/Harald Eisenberger
angelndes Marketing kann man den
Steirern nicht vorwerfen. In höchst
verführerischen Hochglanzbroschüren
versprechen sie Reisen in unterschiedlichste „Länder“: Ein „Vulkanland“ soll es
in der Steiermark ebenso geben wie ein
„Weinland“ und ein „Schlösserland“. Vor
einigen Jahren bereicherten einige Gemeinden im südöstlichsten Zipfel des
­Bundeslandes diese Vielfalt und gründeten das „Thermenland“. Seither bewerben
diese Thermenorte unterschiedliche Zielgruppen und konkurrieren – zumindest
offiziell – nicht mehr miteinander. Das
Marketingkürzel USP, das für „Unique Selling Proposition“ und daher für die Vermarktung von Kernkompetenzen steht, ist
seit einigen Jahren ein geflügeltes Wort in
der Region.
Schwerpunkt-Thema
zur Verbesserung der Lebensqualität
durch Bewegung statt. „Natürlich wissen
wir, dass ein großer Teil unserer Besucher
wegen der Erholung nach Bad Radkersburg kommt“, räumt die Direktorin des
­Vitalhotels, Claudia Wendner, ein, „aber
Erholung und Bewegung schließen einander nicht aus.“
Wer anderer Meinung ist, dem sei das
Quellenhotel in Bad Waltersdorf empfohlen. Seit rund zwei Jahren verfügt das Hotel über eine „Quellenoase“, die exklusiv
den Hotelgästen vorbehalten ist. Ob inmitten quakender Frösche im Frühling oder
im malerisch zugefrorenen Eis im Winter
– der im Naturteich integrierte ThermalWhirlpool ist vor allem abends eine Oase
der Erholung. Stammgäste kommen indes
häufig wegen der unterschiedlichen Anwendungen ins Quellenhotel. Denn nur in
Bad Waltersdorf wird die „Traditionelle
Steirische Medizin“ (kurz TSM) angeboten. Unter dieser geschützten Bezeichnung stößt alte Naturmedizin auf ein zeitgenössisches Erscheinungsbild. Seit Kurzem bietet der „Styrian Spa“-Bereich der
Heiltherme beispielsweise eine kürzlich
entwickelte Massage mit dem Titel „Die
magische Acht“ an. „Achterbewegungen“
und das Öl aus dem Fruchtfleisch von
­Kürbissen sorgen bei dieser Anwendung
für Entspannung bei Stressgeplagten.
Genussland
Apropos Kürbis: Die Südoststeiermark ist
mit ihrer verblüffend hohen Dichte an Haubenrestaurants und Produzenten hochwertiger Nahrungsmittel bekanntlich ein
­regelrechter Hotspot für kulinarisch interessierte Besucher. Klasse trotz Masse:
Josef Zotters Schokoladenmanufaktur
nahe der Riegersburg wird von Bussen
regelrecht gestürmt.
Nur wenige Produzenten in der Region
haben einen vergleichbaren Bekanntheitsgrad. Viele Bauern, die frische und naturreine Nahrungsmittel produzieren, sind zu
klein für eine Zertifizierung mit dem BioGütesiegel. Zudem gelten selbst unter
österreichischen Weinkennern die Traminer aus dem Winzernest Klöch noch als
Geheimtipp. Die Preise in den familiär
­geführten Buschenschanken sind daher
nach wie vor höchst moderat. Dennoch:
ROTWEISSROT
Typisch steirisch: eine Brettljause am Pool genießen und die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.
Der wachsende Bekanntheitsgrad hat
der Region einen spürbaren Wohlstand
gebracht.
Ruhe und Erholung
Das war nicht immer so. Der Ort Blumau
beispielsweise zählte vor drei Jahrzehnten
zu den ärmsten Gemeinden in Österreich.
Bis der Bauunternehmer Robert Rogner
auf den bereits damals viel Aufsehen erregenden Künstler Friedensreich Hundertwasser traf und gesagt haben soll: „Sie
heißen Hundertwasser, ich habe hundert
Grad heißes Wasser. Machen wir etwas
daraus!“ Das war der Startschuss für eine
faszinierende Thermenlandschaft mit den
unverkennbar verspielten Häuserfassaden, bewaldeten Dächern und unebenen
Fußböden (bekanntlich verachtete Hundertwasser gerade Linien als „gottlos“).
Türmchen mit Zwiebeldächern fehlen in
der Rogner-Therme ebenso wenig wie
„Augenschlitz-Häuser“. Ginge es nach
dem im Jahr 2000 verstorbenen Künstler,
dürfte das Gras in der Anlage nur dreimal
im Jahr gemäht werden, aber das will man
den Gästen natürlich nicht zumuten. Auch
mit einem weiteren Wunsch des Künstlers
wird wohl bald gebrochen werden: Früher
oder später müssen die bunten Fassaden
neu gestrichen werden. Hundertwasser
sah in den Schlieren alternder Fassaden
einen natürlichen Alterungsprozess und
verglich sie mit der Faltenbildung beim
Menschen. Ein gemeinnütziger Stiftungsrat sorgt dafür, dass sich Hundertwassers
künstlerisches Erbe nicht zu weit von sei-
www.weltbund.at
nem Ursprung entfernt, und muss jedem
Teppich, der ausgetauscht werden soll,
erst seine Absolution erteilen. Trotz der
verspielten Architektur lautet das zentrale
Thema der Rogner-Therme „Ruhe und
­Erholung“. Für Kinderbetreuung ist mit
dem hausinternen Kindergarten gesorgt,
der jedoch in der Vermarktung keine zentrale Rolle spielt. Anders verhält sich das
mit dem sehenswerten Spa-Bereich. Dort
können rund zwei Dutzend Masseure mit
unterschiedlichen Spezialgebieten für
­jeweils eine Stunde gebucht werden. Zwei
Thermalquellen versorgen das weitläufige
Areal, dessen Entwicklung noch nicht
­abgeschlossen ist. Einige Gebäude sind
noch in Planung. Ob sie je gebaut werden,
steht in den Sternen und hängt wohl von
der Nachfrage ab.
In der Nähe von Bad Blumau (auf dem
Weg nach Fürstenfeld) steht eine mächtige Eiche mit einem Umfang von rund acht
Metern. Bereits im Jahr 990 soll sie
­erwähnt worden sein, folglich gilt sie als
älteste Eiche Europas. Kein Wunder, dass
der Eiche in der Steiermark eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Als
„Steirische Eiche“ bezeichnen die Ein­
wohner stolz jene Steirer, die sich international einen Namen gemacht haben. Der
bekannteste Vertreter dieser Spezies ist
Arnold Schwarzenegger, dessen politischer Werdegang als kalifornischer Gouverneur seiner Popularität nicht viel anhaben konnte. Naturverbundene Redewendungen sind in der „grünen Mark“ übrigens
generell keine Seltenheit.
❍
29
Schwerpunkt-Thema
Ernährung und Bewegung
Functional Food, Bionahrungsmittel, Makro- versus Mikroküche, Fast- oder Slow-Food oder
die Nahrungsprofis schwören jeweils auf ihre Ernährungsweise. Iris Wagnsonner
P
eter T. achtet sehr auf seine Ernährung, kocht am liebsten mit frischen
heimischen Lebensmitteln, die zurzeit am
Markt sind. Doch hin und wieder kehrt er
mit seinem hungrigen siebenjährigen
Sohn am Weg vom Fußballtraining nach
Hause beim Fast-Food-Lokal auf einen
Hamburger ein. Ist das nicht gegen seine
Grundsätze? „Lieber ein Hamburger mit
100-prozentigem Rindfleisch als eine
Semmel mit undefinierbarer Mischwurst“,
erklärt der Vater mit Ambitionen zu hochwertiger Kost seine Philosophie. Als Ausgleich gibt es zum Abendessen Suppe,
gekocht mit selbst gepflücktem Bärlauch
aus dem Prater.
Qualität vor Quantität
Was ist wirklich gut für unseren Körper,
welche Nahrungs- und Genussmittel haben einen positiven, welche negativen
Einfluss auf unser Wohlbefinden? Wir achten vermehrt auf unsere Gesundheit, aber
woran sollen wir uns halten? An Gütesiegel, Zertifikate, Bio-Etikett, Herkunftsbezeichnung, Inhaltsstoff, E-Kennzahl oder
Expertenberichte in Zeitschriften? Beispiel Kaffee: Regelmäßig wechseln Erkenntnisse immer neuer Studien einander
ab: Einmal gilt Kaffee als gesund, dann
wieder als ungesund. Ähnlich verhält es
sich mit Schokolade. Ist sie jetzt Dick­
macher oder sorgt sie für ein bisschen
mehr an Glücksgefühl? Das Maß der Dinge gilt hier wohl auch der Masse. Also
nicht nur die Qualität zählt, sondern
­genauso die Quantität.
Obst und Gemüse bilden die breite Basis der Ernährungspyramide.
Diktat der Waage
Eigentlich wird uns die beste Ernährung
praktisch in die Wiege gelegt: Neugeborene werden mit einer instinktiven Fähigkeit
zum Suchen, Finden und Erfassen der
Brust geboren. Dieses instinktive Verhalten muss jedoch mit erlerntem Verhalten
nach der Geburt verstärkt werden. Leider
geht uns die instinktiv gesunde, gehaltvolle „Nahrungssuche“ im Lauf der Zeit ver-
loren. Denn schon in Kindergärten und
Schulen wird der Geschmacksinn mittels
Fertiggerichten „umgeschult“ auf Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel und andere Zusatzstoffe. Fructose zum
Beispiel ist ein solcher, der nicht nur als
Süßungsmittel, sondern auch als Hilfsstoff
z. B. für Fertig-Pommes-frites eingesetzt
wird. Da sie beim Herausbacken mit hoher
Hitze schnell karamellisiert, verleiht sie
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ROTWEISSROT
Schwerpunkt-Thema
den Erdäpfelstangen die schnelle Bräunung. Die Nahrungsmittelindustrie zeigt
sich beim Einsatz von Zusatzstoffen sehr
kreativ. Der Lebensmittelhandel setzt dem
seinen Trend zu hauseigenen „Biolinien“
(z. B. Spar „Natur*pur“, Billa „ja natürlich“)
entgegen. Es ist nichts gegen einen Burger hin und wieder einzuwenden, wenn die
Balance passt. Und wenn die Kalorien die
Chance bekommen, auch wieder abgebaut zu werden – nämlich in Form von
ausreichender Bewegung. So ist z. B. das
Prinzip der Mayr-Kur Reduktionskost gemeinsam mit Bewegungstherapie.
© BB, ÖFBB
Bewegungsfreude
Sind Sie der sportliche Powertyp? Das
heißt, Sie müssen nach dem Training
­verschwitzt und „erledigt“ sein, um sich fit
zu fühlen? Wie wäre es dann einmal mit
Faustball als Alternative zu den altbekannten Sportarten? Noch nie davon gehört?
Das wird sich bald ändern, denn dieses
Jahr findet die Faustballweltmeisterschaft
von 7. bis 14. August in Österreich statt. In
Linz, Salzburg, Kremsmünster und Wien
zeigen die Herren- und Damenteams ihr
Können. Gemeinsames Training bei Lauftreffs u. a. spornt an: Man ist an Verein­
barungen gebunden und arbeitet einem
(gemeinsamen) Trainingsziel entgegen,
das spornt an.
Training: sicher und sanft
Für Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen empfiehlt es sich, gelenkschonende Sportarten wie Walking dem
Power-Workout vorzuziehen. Haben Sie
schon einmal von Qigong, Spiraldynamik,
Beckenbodengymnastik oder Core Training gehört? (Infos zum Beispiel im Internet auf www.koerpergarten.at, www.qigonggesellschaft.at). An diese sanften
Trainings können Sie mit Neugierde herangehen und sie als Motivation für Ihren
persönlichen Bewegungsplan nützen.
Schauen Sie sich in Ihrer Umgebung um,
die meisten Studios bieten über Yoga und
Pilates hinaus gezielt auf bestimmte Bedürfnisse zugeschnittene Seminare an.
Das Wichtigste – ob Energie tanken beim
Spaziergang in guter Luft und freier Natur
oder Auspowern bei schweißtreibendem
Workout im Studio – Spaß muss sein! ❍
ROTWEISSROT
In Brasilien trainierte die Herrenmannschaft um Michael Feichtenschlager für die Faustball-WM 2011.
Buchtipp
Heilkräuter aus dem Klostergarten
Benedikt Felsinger will mit seinem ersten Buch inspirieren, sich mit heimischen Pflanzen und deren Wirkung auseinanderzusetzen. Der 1965 in Horn
geborene Autor war in der Pfarre Harth ein enger Mitarbeiter des in Österreich
sehr bekannten Kräuterpfarrers Hermann-Josef Weidinger und setzt dessen
Tätigkeit – nicht nur als Autor, sondern auch im Verein Freunde der Heilkräuter
in Karlstein/Thaya – fort.
Das neue Kräuterbuch von Prior Felsinger beschreibt 40 Pflanzen und deren
Wirkung sehr ausführlich. Abgerundet werden die Abhandlungen jeweils mit
einem Rezept. Der Favorit der Redaktion: Rosenblüten-Hautwasser, herrlich
erfrischend an heißen Sommertagen! Das Einzige, was für eine intensive Beschäftigung mit
den zahlreich beschriebenen Kräutern und zum Ausprobieren der interessanten Rezepturen
vielleicht fehlt: ausreichend Zeit! Diese sollte man sich der Gesundheit zuliebe und für den
Seelenausgleich hin und wieder nehmen. Tipp für Vielbeschäftigte: Die erwähnten Heilpflanzen
sind großteils in Apotheken erhältlich.
Erschienen im Ueberreuter Verlag, ISBN 978-3-8000-74396-9
www.weltbund.at
31
Schwerpunkt-Thema
Mit Mentalkraft an die Arbeit
Burn-out ist zum Schlagwort für die Folgen von Stress in Job und Alltag geworden. Techniken zur Entspannung und inneren Stärke boomen – auch in Unternehmen. Hanna Ronzheimer
irtschaft ist unsere Sprache: Ge­
fühle werden „investiert“, Faulheit
muss man „sich leisten können“, mit seiner
Kraft muss man „haushalten“. Stress, Zeitmangel und ein Übermaß an Flexibilitätsund Erreichbarkeitsanforderungen scheinen Teil eines „normalen“ Lebens geworden zu sein. Arbeitsverhältnisse werden
unsicherer und anstrengender, Handys
und Internet verunmöglichen eine strikte
Trennung zwischen Beruf und Freizeit.
Sogar der Stress will heute „gemanagt“
werden. Stress- und Zeitmanagement sind
„Social Skills“, die man sich aneignen sollte, um zu vermeiden, dass man – wie zurzeit über eine halbe Million Österreicher –
Von der inneren Ruhe ist es nur ein kleiner Schritt zur mentalen Stärke.
32
www.weltbund.at
„ausbrennt“, also dem „Burn-out“ verfällt.
Das subjektive Empfinden vieler lässt sich
nach den Worten der Trainerin Brigitte
­Z adrobilek, Leiterin der Wiener Firma
Stresscoach.at, so beschreiben: „Alles wird
immer mehr, und ich weiß nicht so recht,
wie ich das weniger werden lassen soll.“
In Österreich leiden etwa 27 Prozent der
Bevölkerung an ungesundem Stress am
Arbeitsplatz. Das Ausbrennen äußert sich
in psychosomatischen Symptomen wie
Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Erschöpfungsgefühlen, Konzen­
trationsschwäche, Panik und Bluthochdruck.
Die Sehnsucht, aus dem stressgeplagten
Alltag auszusteigen, und sei es auch nur
für ein paar Stunden, ist groß, die Angebote dafür sind vielfältig: Autogenes Training, Yoga, Schweigeseminare oder Wellnesswochenenden kommen dem Wunsch
nach Langsamkeit, Abschalten und innerer Ruhe entgegen.
Dauerstress macht krank
„Stress ist ein Zustand, der uns das Überleben in unbekannten Situationen sichert.
Nach einiger Zeit vergeht der Stress wieder. In der modernen Gesellschaft besteht
dieser Zustand aber ständig! Das macht
uns krank, weil wir zu wenig Ruhephasen
haben und zu viel tun“, meint Sabine
Schmaldienst vom DAO-Zentrum Wien.
Neben fernöstlichen Entspannungstech­
niken wie Yoga und Qigong bietet das
­Zentrum auch Klang- und Herzkreismedita­
tion sowie ein achtwöchiges Programm
zur „Mindful Based Stress Reduction“ an,
in dessen Zentrum das Konzept von „mehr
Achtsamkeit“ steht, durch die sich verschiedene stressbedingte Krankheiten
bessern können.
„Unser vegetatives Nervensystem, das für
die automatischen Prozesse wie Atmen
und Verdauen zuständig ist, besteht aus
Sympathicus (Anspannung) und Parasym-
ROTWEISSROT
© gettyimages
W
Schwerpunkt-Thema
pathicus (Entspannung). Qigong und Yoga
helfen, in den Parasympathicus leichter
hineinzufinden: über Körperübungen und
über die Atmung“, erklärt Schmaldienst
den Nutzen der asiatischen Techniken.
Sie hat selbst eine berufliche Vergangenheit in der Wirtschaft, wo sie vom Karate
zu ­Qigong wechselte.
Wirtschaft entdeckt Stresscoaching
Aber zurück zum „Stressmanagement“.
Auch die Wirtschaft hat das Entspannen
entdeckt: Es führt nämlich zu mehr Produktivität. Schließlich stellen psychische
Erkrankungen mittlerweile die zweithäufigste Ursache für vorzeitige Pensionierungen dar. Brigitte Zadrobilek gibt Coaching-Seminare für Unternehmen, von
denen im Optimalfall beide Seiten profi­
tieren, also Mitarbeiter wie Chefs. „Man
muss an beiden Seiten ansetzen: der persönlichen und der betrieblichen Seite.“ Auf
der betrieblichen Ebene versucht Zadro­
bilek, die Arbeits- und Kommunikationsverhältnisse zu optimieren, Konflikte zwischen den Mitarbeitern und Vorgesetzten
zu identifizieren und zu lösen.
„Das Eigentliche um uns bringt
durch Resonanz das Eigentliche
in uns zum Anklingen.“
DDr. Karl Stifter, Mentalenergetiker
© privat, www.anastasiayoga.com
Neben dieser „Verhältnisprävention“ sei
aber auch die „Verhaltensprävention“ unabdingbar: sich besser abzugrenzen, das
eigene Verhalten so zu ändern, dass der
Stress nicht mehr als so bedrückend wahrgenommen und schneller abgebaut wird.
Handlungsspielraum finden
Seinen Chef kann man sich nicht aussuchen, meint Zadrobilek: „Aber ich muss
mich immer fragen: Wo liegt mein eigener
Handlungsspielraum?“ Konzentriere man
sich auf das, was man selbst beeinflussen
kann, würden sehr viele Werkzeuge und
Möglichkeiten sichtbar. Schaue man aber
genau das an, was man nicht ändern
kann, gerate man in die Opferrolle. „Die
Leute schauen gern hin auf das, was sie
nicht ändern können. Das ist bequem, da
ROTWEISSROT
Hatha-Yoga als Anti-Stress-Methode lehrt z. B. Anastasia Stoyannides in ihren Seminaren.
Termine und Infos: www.anastasiayoga.com
brauch ich nicht an mir arbeiten. Das ist
typisch“, so ihre Erfahrung.
Mentale Stärke hilft, trotz hektischem
Chef ruhig zu bleiben, Prioritäten zu setzen und das eigene Tempo zu behalten.
Spezielle Atemübungen, Gymnastik oder
„Brain Moves“, eine Gehirngymnastik, die
beide Gehirnhälften aktiviert und koordiniert, erhöhen die Stresstoleranz. Aber
auch ein Glas kaltes Leitungswasser
schnell zu trinken oder das Fenster zu öffnen, bestenfalls den „Ort des Stresses“
kurz zu verlassen, ist eine gute Idee.
„Ich verstehe unter mentaler Stärke die
innere Ruhe aus den Übungen, die wir
­machen. In einer Stresssituation in Ruhe
angemessen reagieren zu können und
nicht in Panik zu verfallen ist das Ziel: In
der Ruhe liegt die Kraft“, so Qigong-Trainerin Schmaldienst. Mehr Konzentration,
aber auch höhere Leistungsfähigkeit verspricht sie sich von ihren Kursen.
Zadrobilek beobachtet in Unternehmen
eine steigende Akzeptanz für das Thema
Gesundheit. Dazu trage auch der demografische Wandel der Gesellschaft bei,
meint sie: „Seit der letzten Wirtschaftskrise,
aber auch im Angesicht der zunehmend
älteren Arbeitnehmer sehe ich verstärktes
Interesse der Unternehmen am gesundheitlichen Zustand ihrer Mitarbeiter.“
Und wie entspannt sich eine „Expertin des
Stresscoachings“? Neben mäßigem Sport
und sorgfältig eingehaltenen Ruhepausen
nach Stressphasen vor allem mit ganz viel
Schlaf!
❍
www.weltbund.at
Mentalenergetiker Hon.-Prof. DDr. Karl Stifter
zeigt mit seiner Urkraftmethode®, wie ungeahnte Energiereserven mobilisiert werden können:
www.drstifter.com
33
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Burgenland
Kärnten
Kärntens grüne Mobilitätszukunft
Großes Goldenes Ehrenzeichen
Der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl ist seit
3. März 2011 Träger einer der höchsten österreichischen Auszeichnungen. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer verlieh ihm in
Anwesenheit zahlreicher Fest- und Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Verwaltung und der hohen Geistlichkeit, mit Bundeskanzler Dr. Werner Faymann an der Spitze, in der Präsidentschaftskanzlei in Wien das „Große Goldene Ehrenzeichen am
Bande für Verdienste um die Republik Österreich“.
Auszeichnung für das gesamte Burgenland
Bundespräsident Dr. Fischer dankte dem Landeshauptmann im
Namen der Republik Österreich für seinen unermüdlichen Einsatz
und sein individuelles Engagement, sprach von einer persönlichen Ehrung, aber insgesamt gesehen von einer Auszeichnung
für das ganze Burgenland, das nach dem Krieg schweren Zeiten
ausgesetzt war, sich aber nach dem Jahr 1989, dem „Fall des
Eisernen Vorhangs“, auf eindrucksvolle Art und Weise entwickelt
hat. „Die Burgenländerinnen und Burgenländer können zu Recht
stolz sein auf das Erreichte. Diese Erfolge tragen die Handschrift
von Hans Niessl, der in seiner Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und
­Bescheidenheit immer ein offenes Ohr für die Wünsche, Sorgen
und Ängste der Menschen hat“, so Bundeskanzler Dr. Werner
Faymann in seiner Laudatio, der den Antrag zu dieser Auszeichnung gestellt hatte.
❍
www.burgenland.gv.at
34
LH Dörfler in einem der ersten Elektroautos von Mercedes-Benz.
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
© Burgenländisches Landesmedienservice, LPD/Josef Bodner
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer würdigt Landeshauptmann Hans Niessl.
Kärnten geht in der Mobilität neue Wege. Umweltschutz, Innovation, Lebensqualität und Sparmöglichkeiten für Pendler stehen
dabei im Mittelpunkt. So wurde im Dezember 2010 die S-Bahn
Linie S1 zwischen Spittal, Villach, Klagenfurt, St. Veit und Friesach eingeführt. Die S2 von St. Veit über Feldkirchen, Villach,
Faaker See bis Rosenbach folgt im Dezember 2011, die S3 von
Feistritz im Rosental über Klagenfurt nach Kühnsdorf im Juli 2011.
Entlang dieser Bahnstrecken stehen mehrere Park-&-Ride-Plätze
zur Verfügung.
Zudem setzt Kärnten auf die Elektromobilität. Über die Initiative
„Lebensland Kärnten“ wird der Ankauf von Elektrofahrrädern und
Elektroscootern gefördert. „25 Prozent aller Autofahrten sind unter zwei Kilometer lang und 50 Prozent unter fünf Kilometer. Das
sind klassische Raddistanzen“, meint Verkehrsreferent Landeshauptmann Gerhard Dörfler. Er verweist auch auf die sehr gut
ausgebauten Radwege in Kärnten.
Auch bei den Elektroautos will Kärnten Vorreiter sein. Im südlichsten Bundesland werden ab Sommer 15 Mercedes-Benz A-Klasse
E-Cell umfassend getestet. Neben dem Landesdienst, Firmen
und Bildungseinrichtungen will Dörfler auch die Bevölkerung, von
der Krankenschwester bis hin zum Skilehrer, einbinden. Wasser
und Sonne sollen statt Öl die „Tankstellen“ der Zukunft sein. So
wird demnächst an der Klagenfurter Schnellstraße S37 Österreichs größtes Photovoltaikkraftwerk errichtet.
❍
www.lebensland.com
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Niederösterreich
Oberösterreich
Eurothermen auf Erfolgskurs
GF Dr. Martin Schima, BM Bernhard Müller, Klubobm. Mag. Klaus Schnee­berger, LH Dr. Erwin Pröll, BM Dr. Beatrix Karl und GF Dr. Bernd Mößlacher.
© NLK Reinberger, EurothermenResort Bad Schallerbach
Grundsteinlegung für MedAustron
Mit der Grundsteinlegung fiel kürzlich der offizielle Startschuss
für die Umsetzung von MedAustron in Wiener Neustadt. Um rund
200 Millionen Euro wird ab sofort in Zusammenarbeit mit dem
international anerkannten CERN-Institut ein Zentrum für Krebsforschung und Krebsbehandlung errichtet.
„Diese Grundsteinlegung ist eine Zäsur in der gesamten Entwicklung des Bundeslandes Niederösterreich“, sagte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll im Zuge seiner Festrede. Für den Landeshauptmann sei der Festakt „ein Signal des Erfolgs, ein Signal der
Hoffnung und ein Signal der Zukunft“. So werde heute „sichtbar
und spürbar, dass dieser Standort in der Lage ist, international zu
reüssieren“, so Pröll. Weiters sei MedAustron ein Signal der Hoffnung für an Krebs erkrankte Menschen sowie ein Signal der Zukunft, denn „die Zukunft in diesem Land sind rauchende Köpfe
und nicht rauchende Schlote“. Durch die Zusammenarbeit mit
CERN werde weltweit führendes Know-how nach Niederösterreich gebracht, und damit passe MedAustron „punktgenau in die
Strategie des Landes“, verwies der Landeshauptmann auch auf
die niederösterreichische Forschungs- und Wissenschaftsachse.
Der Landeshauptmann: „Dort, wo Forschung ist, entsteht Fortschritt. Und dort, wo Forschung ist, entsteht Vorsprung.“
„Bildung und Ausbildung sind der Nährboden, Wissenschaft und
Forschung sind die Saat für Wachstum, Aufschwung und Arbeitsplätze“, sagte Bundesministerin Dr. Beatrix Karl.
MedAustron ist zugleich Behandlungszentrum für die Tumortherapie und Forschungszentrum für die klinische und nichtklinische
Forschung mit Ionenstrahlen. Im Vollbetrieb werden nach Fertigstellung pro Jahr rund 1.200 Patientinnen und Patienten behandelt werden können. Nach der Grundsteinlegung wird nun mit
Hochdruck auf der Baustelle gearbeitet. Schon Ende des Jahres
soll die Errichtung abgeschlossen sein. Im kommenden Jahr wird
mit den technischen Einbauten begonnen. Im Jahr 2013 soll der
Probebetrieb anlaufen, ab 2015 sollen die ersten Patientinnen und
Patienten in Wiener Neustadt behandelt werden.
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www.noe.gv.at
ROTWEISSROT
Rund 30 Millionen Euro werden derzeit in den Ausbau des Wasserparks Aquapulco und in die Therme Schallerbach investiert,
und das aus betriebseigenen Mitteln!“, freut sich Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. „Der Aufsprung auf den Zug der Thermen wurde zum Erfolgssprung!“
Mit der von der Oberösterreichischen Thermenholding entwickelten „OÖ. Thermenstrategie 2010“ konnten seit 2006 drei ehemalige Kuranstalten, Bad Schallerbach, Bad Hall und Bad Ischl, zu
modernen Tourismusleitbetrieben umgebaut werden, die Investitionshöhe betrug rund 110 Millionen Euro. Wichtige volkswirtschaftlich Ziele wurden erreicht, etwa die Stärkung der regionalen
Bauwirtschaft, eine massive Steigerung der Wertschöpfung in
den jeweiligen Regionen sowie die direkte und indirekte Sicherung von Arbeitsplätzen, die um 45 Prozent von 560 auf 800
­gesteigert werden konnten.
„Eine aufregende Piratenwasserwelt für Kinder und eine entspannende Südseetherme für Erwachsene – durch die Realisierung
dieses Zukunftskonzepts entsteht eine einzigartige Thermenanlage, die die Erfolgsstory des EurothermenResorts Bad Schallerbach auch für die nächsten Jahre nachhaltig fortschreiben wird“,
so Thermenholding-Geschäftsführer Gen.-Dir. Markus Achleitner.
Die Eröffnung der „Aquapulco – Piratenwasserwelt“ ist für 9. Juli
2011 geplant, die Cabrio-Therme wird im Herbst 2011 in Betrieb
gehen.
❍
www.land-oberoesterreich.gv.at
Die Erfolgsbilanz der OÖ. Thermenholding kann sich sehen lassen: Auch
die Gästezahlen stiegen um 25 Prozent auf 1,2 Millionen pro Jahr.
www.weltbund.at
35
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Salzburg
Steiermark
Porentief Steiermark
Zwei neue Thermen
Das Bundesland Salzburg ist auf den Thermen-Zug im Vergleich
zu anderen Bundesländern spät, dafür aber gut vorbereitet aufgesprungen. Nachdem eine Studie dem Alpenraum trotz eines
gewissen Sättigungsgrades anderswo noch gute Chancen für den
Wellness- und Gesundheitstourismus bescheinigt hatte, ließ das
Land 2005 die Chancen mehrerer Projekte beurteilen und hat
schließlich drei zur Verwirklichung vorgeschlagen und auch eine
Unterstützung des Landes zugesagt. Zwei der drei Vorhaben sind
bereits realisiert, und zwar die Therme Amadé in Altenmarkt im
Pongau sowie die Tauern Spa World in Kaprun-Zell am See. Das
Thermenprojekt in St. Martin bei Lofer ist dagegen aufgrund verschiedener Probleme über das Projektstadium noch nicht hinausgekommen. Allen Projekten ist eines gemeinsam: Für die Realisierung wurde Kirchturmdenken überwunden, indem sich alle
umliegenden Gemeinden für den besten Standort stark gemacht
haben. Erklärtes Ziel ist weiters, auf den Wintergast konzentrierte Tourismusgebiete zu Ganzjahresdestinationen auszubauen.
Von dem neuen Qualitätsangebot sollen jedoch nicht nur die
­Gäste, sondern auch die Einheimischen profitieren. Nicht zu vergessen sind die wirtschaftlichen Dimensionen der Vorhaben.
Durch die beiden realisierten Projekte, die Ende 2010 fast zeitgleich eröffnet wurden, sind zusammen rund 300 Arbeitsplätze
geschaffen worden. Die Investitionen beliefen sich auf rund 100
Millionen Euro, die zu einem großen Teil in die regionale Wirtschaft geflossen sind.
❍
www.salzburg.gv.at
36
© TAUERN SPA Zell am See – Kaprun, Steiermark Tourismus / ikarus.cc
Gäste und Einheimische fühlen sich in den neuen Thermen- und
Wellness­anlagen sichtlich wohl.
Resi ist ein richtig fesches Steirer-Mädel: keine Falten, stramme
Figur, das G’sichterl mit der puren Lebensfreude in den Kuller­
augen. Ihre Ohren sind ein wenig groß, aber es kommt ja auf die
inneren Werte an … Ja, Resi ist eine Kuh und gemeinsam mit
Enzian und Ringelblume eine der wichtigsten Zutaten für AlpenWellness im Norden der Steiermark. Auf über 1.000 Meter
­Seehöhe kraxelt die Zahl der roten Blutkörperchen nur so in die
Höh, und die Kilos wiederum purzeln fröhlich ins Tal! Trotz diesem
herrlichen Bratl am Abend und dem Glaserl Wein. Bergluft „frisst“
Kalorien …
Schnitt! Wir wechseln in den Süden der Steiermark: Die Berge
weichen Streuobstwiesen, Teichen, sanften Hügeln und Weingärten. Hier hat die steirische Thermen-Erfolgsgeschichte seinerzeit
ihren Anfang genommen – heute sprudelt das heilsame Wasser
ja im ganzen Land. Während man im Norden des Landes wandert,
„wandelt“ man hier im Süden eher oder borgt sich ein Rad aus
und erkundet die Schlösser und Burgen der Region.
Steiermark, das ist porentiefes Wohlgefühl. Neben den Gastgebern in den Wellness- und Gesundheitshotels gibt es noch eine
Vielzahl kleiner „Helferleins“, die direkt vor der Tür wachsen und
uns sprichwörtlich unter die Haut gehen: Machen Sie sich auf zu
einer Entdeckungstour zwischen Hollerbusch, Speckstein und
Bauernfango …
Informationen und kostenlose Bestellung des Magazins „Wohl­
gefühl“ auf www.steiermark.com/wellness.
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www.auslandssteirer.at
Wellness mit Herz.
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Tirol
Vorarlberg
150 Jahre Vorarlberger Landtag
Die Vertreter von Politik, Sozialpartnerschaft, Energiewirtschaft und
Gemeinden besiegelten die Deklaration zur Wasserkraftnutzung in Tirol.
© Land Tirol / Berger, Landespressestelle Vorarlberg
Ausbau der Wasserkraft: Klares Ja
Der Durchbruch für eine zukunftsorientierte Wasserkraftnutzung
in Tirol ist geschafft. Politik, Sozialpartner, Umweltverbände und
Energiewirtschaft haben zwei Jahre lang klare Kriterien zur Bewertung von Standorten und Kraftwerksprojekten erarbeitet. Damit sollen künftig die besten Projekte an den richtigen Standorten
entstehen.
„Die Tiroler Landesregierung bekennt sich ganz klar zum Ausbau
der Wasserkraft. Das Wasser ist das Kapital unserer Zukunft.“
Das sagte LH Günther Platter anlässlich der Präsentation des
Kriterienkatalogs im Landhaus. Das bedeute aber nicht, dass
­jeder Bach verbaut werden soll. „Es geht um eine ausgewogene
und sinnvolle Nutzung der Ressource Wasser“, so der Landeshauptmann. Weiters hat Platter den Landesenergieversorger
­TIWAG damit beauftragt, ein neues, landesweit gültiges Entschädigungsmodell für Kraftwerksregionen auszuarbeiten.
Mit wenig Naturverbrauch viel Energie zu gewinnen – und das
nach objektiven, fairen Kriterien – ist das Ziel des nunmehr
­vorliegenden Leitfadens zur Beurteilung von Kraftwerksprojekten.
In den kommenden 25 Jahren sollen damit in Tirol bis zu 40 Prozent des energiewirtschaftlich nutzbaren Wasserkraftpotenzials
ausgebaut werden. Das entspricht einer Elektrizitätsmenge von
2,8 Terawattstunden. 95 Prozent der Tiroler Gewässerstrecken in
Tirol bleiben von Kraftwerken unberührt.
Das Wichtigste ist, dass wir die Wertschöpfung aus der Wasserkraft in unserer Hand halten und selbst die am besten geeigneten
Gewässerstrecken ausbauen“, so LH-Stv. Anton Steixner. Der
nun vorliegende Kriterienkatalog ist das strategische Planungsinstrument für eine Projektbeurteilung nach wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten.
❍
www.tirol.gv.at
ROTWEISSROT
Die Zukunft der Länder im Nationalstaat und in der Europäischen
Union stand im Mittelpunkt der Feierlichkeiten rund um das Jubiläum „150 Jahre Vorarlberger Landtag“. Für ein gutes Gleich­
gewicht zwischen Einheitlichkeit und regionalem Spielraum sprachen sich Landtagspräsidentin Bernadette Mennel und Landeshauptmann Herbert Sausgruber aus: „Größere Zustimmung finden Entscheidungen, wenn sie vor Ort in gutem Austausch mit
den Menschen zustande kommen.“
„In einem guten Gleichgewicht zwischen Einheit und regionalem
Spielraum liegt viel Kraft“, sagte der Landeshauptmann. Entscheidende Elemente dabei seien Partnerschaft und die aktive Zusammenarbeit zum Nutzen der Bürgerinnen und Bürger. „Wir brauchen für ein Europa, das sich global erfolgreich behaupten kann,
starke Länder und Regionen, die zusammenarbeiten“, so Landtagspräsidentin Mennel. Zum gleichen Schluss gelangte Fest­
rednerin Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Land­
tages, in ihrem Vortrag mit dem Titel „Die Zukunft der Landes­
parlamente – Partnerschaft und Zusammenarbeit in einem
­gemeinsamen Europa“.
Im Rahmen des 150-Jahre-Jubiläums sind zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten geplant. Während das Landesarchiv mit
einer Ausstellung und einer Vortragsreihe über das Ständewesen
die Geschichte vor 1861 erhellt, stehen im Rahmen einer Wanderausstellung die Entwicklung und Zukunft des Landesparlaments im Mittelpunkt. ❍
www.vorarlberg.at/landtag
Die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Landtagspräsidentin
Mennel, Ilga Sausgruber und Landeshauptmann Sausgruber.
www.weltbund.at
37
Österreich regional – Aus den Bundesländern
Wien
Kunst und Kultur
Schwellköpfe, Frankreich, um 1830, Sammlung Werner Nekes.
Badespaß in der Therme Wien Oberlaa.
Modernste Stadttherme Europas
In Wien-Oberlaa hat im Herbst 2010 die neue „Therme Wien“ ihre
Pforten geöffnet. Sie bietet auf einer Gesamtfläche von 75.000
Quadratmetern Badespaß und Wellnessvergnügen pur für große
und kleine Thermenfans. Nach 100 Öffnungstagen bestätigt die
erfolgreiche Bilanz: Über 230.000 Badegäste kamen seit der
­Eröffnung – besonders der vergrößerte Saunabereich, die Wasserrutsche und der Sprungturm haben es den BesucherInnen
angetan. In der modernsten Thermenanlage wurden die großzügigen Badebereiche wie große Steine entlang eines Wasserlaufs
positioniert: Stein der Schönheit, Stein der Ruhe, ErlebnisStein,
SaunaStein und FitnessStein. Begeisterte Thermenfans deklarieren sich nicht nur als Wasser-, sondern auch als Leseratten. Die
„Therme Wien“ hat deshalb die erste Thermenbibliothek Österreichs mit einer Hörbuchlounge eingerichtet.
❍
Therme Wien
Kurbadstraße 14, 1100 Wien
Tel.: +43/1/680 09-9600
38
www.thermewien.at
Streifzüge durch 400 Jahre Karikatur und Bildsatire mit
­ erken aus der Sammlung Werner Nekes, Ausstellung im
W
Karikaturmuseum Krems, 20. 3. 2011 bis 18. 9. 2011.
Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens präsentiert das Karikaturmuseum Krems die Ausstellung „Ich traue meinen Augen
nicht“. Kurator der Ausstellung ist Werner Hofmann, einer der
ganz großen Kunsthistoriker weltweit. Ihm zur Seite stand Werner
Nekes, aus dessen renommierter Sammlung Schlüsselwerke in
dieser Ausstellung gezeigt werden. Anhand von rund 200 Ausstellungsobjekten werden allgemeine Themenbereiche der Karikatur sowie wesentliche Aspekte der Bildsatire vorgestellt.
Es geht dabei um Verschlüsselung, Verzerrung, Mehrdeutigkeit,
Täuschung, spielerische Verästelung und Illusion, wobei dem
­Aspekt der Karikatur als Unterhaltungsmedium besonderer Stellenwert zukommt. In unterschiedlichen Ausstellungsbereichen
wird den Voraussetzungen, Anfängen und physiognomischen
Wurzeln der Karikatur nachgegangen, die Unterwanderung der
Kunst durch die Karikatur wird aufgezeigt, unterschiedliche Bildtypen werden vorgestellt sowie die grundsätzlichen Fragen: „Was
ist der Mensch? Was ist die Kunst?“ gestellt.
Eine Schau von herausragenden Karikaturen, Publikationen und
Objekten, die Besucherinnen und Besucher staunen lässt, ihre
Sinne verwirrt und ihre Wahrnehmung täuscht, führt in Bereiche,
wo Rätsel, Überraschungen und Ungewissheiten warten, und
­vermittelt dabei wesentliche Inhalte von Karikatur und Bildsatire.
Gängige Muster der Wahrnehmung werden unter der Devise
„Schau genau“ in Frage gestellt.
Das Karikaturmuseum Krems ist mit Eisenbahn, Bus und eigenem
Pkw sehr leicht erreichbar.
❍
www.karikaturmuseum.at
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
© Therme Wien, Sammlung Werner Nekes
Ein Besuch steht dafür
DER AKTUELLE TOP-BUCH-TIPP
Peter Schnitt / Rainer Himmelfreundpointner:
Interkulturelles Marketing in aller Welt
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in kleines Land als „Exportgroßmacht“:
Schon heute rangiert Österreich beim
Warenexport pro Kopf unter den Top Ten
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der Welt. Grundstein dafür ist die punktgenaue Abstimmung des Marketingmix auf
regionale Erfordernisse und Gegebenheiten.
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Dieses Fachbuch stellt erstmals die gängigen
Theorien den Erfolgsbeispielen in der Praxis
gegenüber und zeigt anhand von 21 ausführlichen Fallstudien aus österreichischen
Unternehmen, wie die Theorie erfolgreich im
Alltag angewendet wird.
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Weltsprachen, sowie ein Länder und Literaturverzeichnis.
Österreich News
Michael Mössmer
Leider reicht der Raum nicht aus, alle Neuaufnahmen vorzustellen, weshalb hier zwei
stellvertretend umrissen werden:
Dürrnberger Schwerttanz
Der Dürrnberger Schwerttanz wird seit
rund 500 Jahren praktiziert und ist eng mit
der Salzburger Salinenindustrie und dem
Bergbau verknüpft. Es handelt sich dabei
um einen in der mittelalterlichen Tradition
der Handwerker und Standestänze wurzelnden Reigen und Kettentanz, der ursprünglich von Bergknappen an Berufsfesten und anderen Ehrentagen aufgeführt
wurde. Bis heute ist die Aufführung des
Schwerttanzes ausschließlich besonderen
Anlässen vorbehalten. Der Tanz selbst
enthält eine Reihe von Schrittfolgen und
komplizierten Tanzfiguren, wobei das
Schwert als Bindeglied eingesetzt wird.
Bis zur Schließung der Saline im Jahr
1989 wurde der Schwerttanz unter Vorsitz
des Salinendirektors und Bergwerkleiters
alle vier Jahre aufgeführt. Seitdem widmet
sich der Verein ehemaliger Knappen der
Pflege des Tanzes. Mit Ausnahme weniger
Jahre während der beiden Weltkriege lässt
sich von einem lückenlosen und kontinuier­
lichen Entwicklungsverlauf sprechen.
Roman – die Sprache der Roma
Beim Roman handelt es sich um eine Va­
rie­tät des Romani, die spezifisch für die im
Burgenland lebenden Roma ist und ausschließlich auf österreichischem Staats­
gebiet gesprochen wird. Das Roman kann
auf eine über 500-jährige Tradition zurückblicken und wird heute in allen gängigen
Medien der Burgenland-Roma verwendet.
Die Weitergabe des Roman erfolgt in erster Linie außerhalb der Familien in Form
von Sprachkursen für verschiedene Altersstufen. Da dem Roman seitens der Mehrheitsbevölkerung ein nur geringes Ansehen eingeräumt wird und kaum Interesse
daran besteht, sind viele Roma im Burgenland dazu übergegangen, sich hauptsächlich der Mehrheitssprache Deutsch, aber
auch der beiden Minderheitensprachen
Kroatisch und Ungarisch zu bedienen.
40
Das Nationale Verzeichnis des immateriellen
Kulturerbes erhielt Zuwachs
I n Ergänzung zur UNESCO-Welterbekonvention von 1972 wird nun seit 2003
auch den vielfältigen gelebten Traditionen
internationale Aufmerksamkeit geschenkt,
unter dem Begriff „immaterielles Kultur­
erbe“ werden sie welt weit von der
UNESCO dokumentiert und geschützt.
Immaterielles Kulturerbe im Sinne des
UNESCO-Übereinkommens sind mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen einschließlich der Sprache
als Trägerin des immateriellen Kulturerbes, darstellende Künste, gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, Wissen
und Praktiken in Bezug auf die Natur und
das Universum und schließlich traditionelle Handwerkstechniken. Mehr noch als
historische Bauwerke oder Landschaften
sind diese oft nur mündlich tradierten
Praktiken identitätsstiftend und für Gemein­
schaften von hoher Bedeutung. Gerade im
Zeitalter der Globalisierung gewinnen
­regionale Traditionen und lokales Wissen
stark an Bedeutung.
In hohem Maße identitätsstiftend
Mehr noch als historische Bauwerke oder
Landschaften sind diese oft nur mündlich
tradierten Praktiken identitätsstiftend und
für Gemeinschaften von hoher Bedeutung. Gerade im Zeitalter der Globalisierung gewinnen regionale Traditionen und
lokales Wissen stark an Bedeutung.
Seit 2009 ist Österreich einer von 134
Staaten des UNESCO-Abkommens und
hat sich damit verpflichtet, entsprechende
Maßnahmen zur Erhaltung des immateriel­
len Kulturerbes zu setzen.
Seit dem 22. März 2011 ist die Liste
UNESCO um 15 österreichische Besonderheiten länger:
» Roman – die Sprache der BurgenlandRoma
» Vorarlberger Flurnamen
» Dürrnberger Schwerttanz
» Österreichische Volkstanzbewegung
» Anklöpfeln im Nordtiroler Unterland
» Ebenseer Fetzenzug
» Gasteiner Perchten
» Lichtbratlmontag in Bad Ischl
» Mullen und Matschgern in den
 MARTHA-Dörfern
» Stille Nacht – das Lied zur Weihnacht
» Windischgarstner Nigloumzug
» Wirlinger Böllerschützen
» Dreistufenlandwirtschaft im
 Bregenzerwald
» Köhlerei
» Pecherei in Niederösterreich
Die „Repräsentative Liste“
Auf die Aufnahme in die „Repräsentative
Liste“, die aktuell 213 kulturelle Ausdrucksformen aus mehr als 80 Ländern enthält
(z. B. Argentinischer Tango, die Manden
Charta, älteste Verfassung der Welt – Mali,
die tibetische Oper), warten auch drei
öster­reichische Nominierungen, nämlich
die Falknerei, die klassische Reitkunst der
Spanischen Hofreitschule und die Tiroler
Fasnacht in Imst – Schemenlaufen.
❍
www.unesco.org/culture/ich/
Der Dürrnberger Schwerttanz wird seit rund 500 Jahren im Tennengau praktiziert und ist eng mit der
Salzburger Salinenindustrie und dem Bergbau verknüpft.
www.weltbund.at
ROTWEISSROT
© Schwerttanz Verein von Dürrnberg
Stellvertretend zwei Beispiele
Österreich News
„Das ist die perfekte
Welle …“
Im Fokus: Muskelspannung
J
emandem einen Ball zuzuwerfen,
ohne dass er von anderen Leuten abgefangen werden kann, ist relativ einfach.
Jemandem etwas zuzurufen, ohne dass
es von anderen Leuten gehört werden
kann, ist viel schwieriger. Hier gibt es
­e inen grundlegenden Unterschied zwischen Wellen und festen Objekten: Während sich der Ball entlang einer geraden
Linie bewegt, breiten sich Wellen meist in
alle Richtungen gleichzeitig aus. Quanten­
physiker der TU Wien stellen nun eine
Methode vor, wie man Wellen dazu bringen kann, sich ebenfalls auf simplen,
­geraden Bahnen zu bewegen.
Nicht zu hören
Veröffentlicht wurden diese Ideen nun im
Fachjournal „Physical Review Letters“. Mit
den mathematischen Konzepten, die an
der TU Wien entwickelt wurden, lassen
Eine Welle breitet sich vom Sender zum
Empfänger aus – an Abhörmikrofonen vorbei
sich Wellen so maßschneidern, dass sie
sich exakt entlang einer gewünschten
Bahn fortbewegen. Wer sich abseits dieser Bahn befindet, wird von der Welle niemals erreicht. Mögliche Anwendungen
gibt es viele, sind die Physiker überzeugt,
so etwa in der Strahlentherapie.
❍
Quantenbits wurden von Innsbrucker Quantenphysikern in einer Ionenfalle miteinander verschränkt.
Mit 14 Quantenbits rechnen
© TU Wien, Universität Innsbruck
E
inen neuen Weltrekord haben Quantenphysiker der Universität Innsbruck
erzielt: Sie konnten 14 Quantenbits kon­
trolliert miteinander verschränken und
­realisierten so das größte bisher gebaute
Quantenregister. Das Experiment ist nicht
nur ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu
einem zukünftigen Quantencomputer, es
liefert auch überraschende Erkenntnisse
über das quantenmechanische Phänomen
der Verschränkung.
Grenze des bislang
Möglichen verschoben
Die Verschränkung von einzelnen Quantenbits lässt den Quantencomputer be-
ROTWEISSROT
stimmte Probleme wesentlich schneller
lösen als klassische Computer. Werden
mehrere Teilchen verschränkt, steigt die
Empfindlichkeit deshalb stark an. „Dies
wird als Superdekohärenz bezeichnet“,
sagt Thomas Monz, Nachwuchsforscher
im Team von Rainer Blatt am Institut für
Experimentalphysik der Universität Innsbruck.
„In der Quanteninformation wurde dieses
Phänomen bisher kaum wahrgenommen.“
Es hat nicht nur für den Bau von Quantencomputern Bedeutung, sondern auch bei
der Konstruktion sehr genauer Atomuhren
oder für Quantensimulationen. ❍
www.quantumoptics.at
www.weltbund.at
Wissenschaftlern der Universität Salzburg
gelang in der Muskelforschung ein markanter Durchbruch. Bislang hatte man angenommen, dass energiesparende Halteleistungen von Muskeln auf dem Arretieren
der krafterzeugenden Moleküle beruhen.
Das Forscherteam um Stefan Galler erbrachte nun aber an Muscheln den Beweis, dass hierfür eigene Haltemoleküle
zuständig sind.
Beim Wettstreit um die stärksten Muskeln
im Tierreich belegen erstaunlicherweise
die Muscheln seit Jahrmillionen den ersten
Platz. Ihre Überlegenheit ist frappierend;
doch noch verblüffender ist, dass ausgerechnet diese Muskeln kaum Energie benötigen, wenn sie die Muschelschalen mit
unglaublicher Kraft geschlossen halten.
Für die tierische Konkurrenz blamabel –
für die Wissenschaft ein Rätsel! Nun fand
das Forscherteam um Stefan Galler vom
Fachbereich Zellbiologie heraus, dass die
bisherigen Annahmen falsch sind.
Da Muschelmuskeln im Haltezustand kaum
Energie benötigen, glaubte man, dass hier
die Ruderbewegungen – ähnlich der Totenstarre – beinahe zum Stillstand kommen.
Stefan Galler und seine Jungmitarbeiter
­Julia Litzlbauer und Markus Kröss schalteten die Querverbindungen mittels neu verfügbarer Hemmstoffe aus und beobachteten trotzdem einen hohen Haltewiderstand.
Dieser Widerstand kann also nicht auf arretierten Querverbindungen beruhen. Er wird
vielmehr durch eigene Haltemoleküle –
also Brückenverbindungen, die sich nur
beim Halten ausbilden – verursacht. Deren
Natur ist unklar, und so bleibt das Rätsel
um die energiesparende Muskelspannung
weiterhin spannend.
Energiesparende Haltezustände geringerer
Ausprägung treten auch in den Muskeln
unserer Blutgefäße auf, und krankhafte
Veränderungen des Blutgefäßsystems gehören bekanntlich zu den häufigsten Todesursachen.
Wieder einmal hat das naturwissenschaft­
liche Studium tierischer Modellorganismen
bestimmte Grundfunktionen des Lebens
besonders deutlich gezeigt.
41
Österreich News
Michael Mössmer
Mörbisch: Zigeunerbaron
Zum 90-jährigen Jubiläum des Burgenlandes setzte Intendant Harald Serafin den
„Zigeunerbaron“ auf den Spielplan. Nicht
umsonst begann 1957 mit dieser Operette
die Geschichte der Seefestspiele, denn
die Lage am Neusiedler See nahe der
­ungarischen Grenze bot schon damals die
perfekte Kulisse dafür.
Nach langjährigen Kriegswirren kehrt der
junge Sándor Barinkay auf den Gutsbesitz
seiner Familie zurück, den der Schweinezüchter Zsupán in Besitz genommen hat.
Die Zigeunerin Czipra erkennt in Barinkay
den Sohn des ehemaligen Gutsbesitzers,
der sich in das Zigeunermädchen Saffi
Venedig: Seemacht,
Kunst und Karneval
I n das niederösterreichische Renaissanceschloss Schallaburg bei Melk ist
mit der Ausstellung „Venedig – Seemacht,
Kunst und Karneval“ das Flair der Lagunenstadt eingezogen. Die hochkarätige
Ausstellung beleuchtet die Geschichte der
„Stadt im Wasser“ und ihren Aufstieg zur
Handelsmetropole. Der darauf basierende
Reichtum war Grundlage für das blühende
kulturelle Leben der Stadt. In drei Räumen
werden daher einzigartige künstlerische
Leistungen wie Gemälde von Tizian, Tintoretto oder Longhi präsentiert.
Von Marco Polo bis Casanova
Die Ausstellung spannt den zeitlichen
­Bogen bis zur Biennale und zur aktuellen
Frage, wie die Pfahlbauten der Stadt für
die Zukunft erhalten werden können. Auch
der Karneval oder die Musik sind wichtige
Themen. Begegnungen mit berühmten
Das Renaissanceschloss Schallaburg zeigt die
bisher wohl hochkarätigste Ausstellung.
venezianischen Persönlichkeiten wie
Marco Polo oder Casanova werden möglich. Die Schau umfasst 350 Exponate auf
1.200 Quadratmetern Fläche und ist bis
6. November zu besichtigen.
❍
www.schallaburg.at
verliebt. Als sich jedoch herausstellt, dass
sie von adeliger Herkunft ist, fühlt er sich
ihrer als einfacher „Zigeunerbaron“ nicht
würdig. Er verpflichtet sich nach dem Werben des Grafen Homonay für die Armee
und zieht, ebenso wie Zsupán, in den
Krieg. Die Truppen kehren nach einigen
Jahren erfolgreich zurück und Barinkay
wird aufgrund seiner Verdienste in den
Adelsstand erhoben. KS Brigitte Fassbaender möchte das Bühnenwerk von
­Johann Strauß ein „bisschen näher an die
Gegenwart rücken“ und verlegt das Geschehen in die Zeit kurz vor dem ersten
Weltkrieg. Am Pult steht Dirigent Manfred
Mayrhofer (alternierend: Günter Fruhmann), Prof. Rolf Langenfass zeichnet
sowohl für das Bühnenbild als auch für die
Kostüme verantwortlich.
42
womit die Übergabe des „Feuers“ an die
kommenden Generationen sichtbar und
hörbar gemacht wird. Den fulminanten
Schlusspunkt des Festivals setzen die
­Wiener Philharmoniker mit dem „Konzert
für Orchester und Schlagzeug“ am 25. November, das in Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus stattfindet.
Friedrich Cerha ist einer der wichtigsten und bis
heute aktivsten Komponisten unserer Zeit.
A
nlässlich seines 85. Geburtstags
­widmet Wien Modern von 28. Oktober
bis 25. November Friedrich Cerha einen
Schwerpunkt und garantiert internationale
Strahlkraft für einen der wichtigsten und bis
heute aktivsten Komponisten unserer Zeit.
Eröffnet wird das Festival Wien Modern
2011 mit dem Opus Magnum „Spiegel I – VII“
am 28. Oktober. Es dirigiert der neue Chefdirigent des RSO Wien, Cornelius Meister,
www.weltbund.at
Martin Grubinger am Schlagzeug
Das Schlagzeugsolo wird vom Shootingstar der internationalen Szene Martin
­G rubinger unter der künstlerischen Leitung von Peter Eötvös gespielt. Innerhalb
dieser Klammer wurde in Zusammen­
arbeit mit dem Komponisten aus dem
­umfangreichen Œuvre ein facettenreiches
Programm mit szenischen Werken, Ur­
aufführungen und Österreich-Premieren
zusammengestellt. ❍
www.wienmodern.at
ROTWEISSROT
© Helmut Lackinger, Seefestspiele Mörbisch, Hilda Uccusic
Wien Modern 2011: Friedrich-Cerha-­
Schwerpunkt mit Wiener Philharmonikern
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E-Mail: [email protected]
Tel.: +43 1 405 46 40-761
Mobil: +43 664 23 07 441
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Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland
Association Autrichienne á Paris
„Bruno Kreisky – Die Biographie“:
Am 13. Jänner 2011, wenige Tage vor dem
100. Geburtstag von Bruno Kreisky, lud der
österreichische Botschafter bei der OECD,
Dr. Wolfgang Petritsch, die Asso­ciation Autrichienne à Paris und den AAP Business
Club zu einer Präsentation ­seines Buches
„Bruno Kreisky – Die Biographie“.
Dieses Buch ist das Resultat einer jahrelangen Beschäftigung des Autors mit dem
Phänomen Kreisky, das er mit kritischer
Distanz analysiert. Dazu schien er auch
prädestiniert zu sein, denn mehr als sechs
Jahre enge Mitarbeit als einer der Sekretäre des Bundeskanzlers Bruno Kreisky
gestatteten ihm, ungewöhnliche Einblicke
in das Denken und den Arbeitsstil dieser
Ausnahmeerscheinung der österreichi­
schen Nachkriegszeit zu gewinnen. Die
Buchpräsentation wurde in Form eines Gesprächs von Botschafter Dr. Petritsch mit
dem in Paris lebenden österreichischen
Schriftsteller Peter Stephan Jungk geführt.
Großes Interesse und ein hochkarätiger,
mit viel Beifall bedachter Abend.
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V. l. n. r.: Botschafter Dr. Petritsch und Gesprächspartner Jungk.
Finnland-Österreich Verein RY
44
Im Gruppenbild sind die fröhlichen Preisträger mit der österreichischen Botschafterin Frau Dr. Margit
Wästfelt (im Bild rechts) zu sehen.
Deutsch Nummer eins in Europa ist“, sagte
Herr Botschafter Tom Grönberg, der Präsident des Finnland-Österreich Vereins.
Für die praktische Durchführung des Aufsatzwettbewerbs ist der Finnland-Österreich Verein zusammen mit dem finnischen
Deutschlehrerverband verantwortlich. Die
Aufsätze werden in der Schule im Deutschunterricht geschrieben. Als Hauptpreise
werden traditionell zwei zweiwöchige
Sprachkurse in Salzburg vergeben. Zu-
www.weltbund.at
sätzlich werden kleine Stipendien und zahlreiche Buchpreise verteilt. Im Jahr 2010
nahmen 171 Schüler aus 29 verschiedenen
Oberstufen – bisheriger Rekord! – an dem
Schreibwettbewerb teil. Insgesamt haben
während dieser Jahre über 3.000 Schüler
teilgenommen.
Weitere Information finden Sie unter
http://www.suomi-itavaltayhdistys.fi > Auf
Deutsch > Aktuelles > Rundschreiben
1/2011.
❍
ROTWEISSROT
© privat
Aufsatzwettbewerb zum 20. Mal für die
Schüler in der Oberstufe in Finnland
Der Finnland-Österreich Verein arrangiert
seit 20 Jahren Aufsatzwettbewerbe für die
Schüler in der Oberstufe in Finnland. Mit
dem Schreibwettbewerb will der Verein
das allgemeine Interesse der Schüler für
die deutsche Sprache in Finnland erregen
und die Kenntnis der Kultur der deutschsprachigen Länder – und besonders das
Interesse der Kultur, Natur und Geschichte Österreichs – fördern. Im Februar fand
die festliche Preisverleihung in der Residenz der österreichischen Botschaft Helsinki statt.
„Für ein kleines Land wie Finnland ist es
wichtig, dass die Schüler in der Schule
mehrere Fremdsprachen lernen können.
Mit unserem traditionellen Schreibwettbewerb versuchen wir, das Interesse für die
deutsche Sprache zu wecken und zu verstärken. Es ist ja eine unbestrittene Tat­sa­
che, dass von allen Muttersprachen
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland
Österreichische Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe e. V.
Tag der offenen Tür in Bielefeld
Die Geschäftsführerin Ilse Diekjobst der
Österreichischen Gesellschaft Ostwest­
falen-Lippe e. V. mit Sitz in Bielefeld,
Nordrhein-Westfalen, hat per Brief alle
278 in Bielefeld wohnenden Österreicher
persönlich zu einem gemeinsamen Kennenlernen bei einem Tag der offenen Tür
zum 18. Gründungstag eingeladen.
„Wir sind kein ausländischer Trachten­
verein, sondern die moderne Vertretung
unserer Landsleute in der Region.“ Mit diesen Worten eröffnete der Präsident Norbert Bonta den erstmals durchgeführten
Tag der offenen Tür in der festlich geschmückten Cafeteria des „Salzburg-Stiftes“ im Ortsteil Stieghorst.
In seiner locker vorgetragenen Begrüßungsansprache stellte Bonta dann das
vielseitige Vereinsleben vor: Besuche bei
Firmen, öffentlichen Einrichtungen, Ver­
einen und Organisationen, Dichterlesungen, Museums- und Ausstellungsbesuche
sowie Städtereisen. Mithilfe einer selbst
produzierten Dia-Schau gab Bonta einen
V. l. n. r.: Musiker Helmut Neuhaus, Schriftführerin Anna Glow, Vereinsmitbegründer Franz SeimlBuchinger, Vereinsmitbegründerin Christl Schmied, Schatzmeister Dr. Rene Seiml-Buchinger,
Geschäftsführerin Ilse Diekjobst, Vereinspräsident Norbert Bonta.
Rückblick auf die Gründerzeit der Gesellschaft.
„Gutes Essen und Getränke sind bei
­unseren Zusammenkünften ein wichtiger
Bestandteil.“ So wurden alle Gäste am
Nachmittag und abends mit öster­­reichi­­
schen Gerichten und Weinen bewirtet.
Mitglied Helmut Neuhaus lockerte als
­Solomusiker die gesamte Veranstaltung
mit zahlreichen österreichischen Liedern
und Balladen auf.
Die 40 erschienenen österreichischen
Landsleute waren sehr angetan von den
zahlreichen vom Pressereferenten Jörn
Hempel aus dem Archiv zusammengetragenen Unterlagen aus der Vergangenheit.
Der Weltbund hatte umfangreiches Werbematerial zur Verfügung gestellt.
❍
© privat – Foto von Anika Lautz, Bielefeld, Verlag: Neue Westfälische Bielefeld
Philippine-Austrian Cultural Society, Inc.
Adventkonzert
Advent- und Weihnachtsmusik mit den
weltberühmten Las Piñas Sängerknaben
und der einzigartigen Bambusorgel unter
dem Motto „Erlebe den Geist von Weihnacht durch Musik“ wurde von unserer
Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der
Bamboo Organ Foundation, Inc. und der
österreichischen Botschaft mit großem
Erfolg dargeboten.
Die historische Bambusorgel besteht aus
1.031 Pfeifen, von denen 902 aus Bambus
und der Rest aus Metall sind, und wurde
in achtjähriger Arbeit (1816–1824) vom
spanischen Priester Diego Cera erbaut.
In der Kirche, die im sogenannten „Erdbeben-Barock“ zwischen 1797 und 1819 entstanden ist, findet jedes Jahr im Februar
das Internationale Bambus Orgel Festival
mit Schwerpunkt auf sakraler Musik statt.
Zu diesem musikalischen und kulturellen
Event von beachtlichem künstlerischem
­Niveau, der bereits zum 36. Mal stattfindet,
ROTWEISSROT
werden auch heuer wieder österreichische
Musiker wie Prof. Johann Trummer, Orgel,
und Prof. Raphael Leone, Flöte, eingeladen.
Der erste Teil unseres gut besuchten Konzerts mit Werken von Alessandro Scarlatti, Joseph Haydn, Johann Sebastian Bach
und Wolfgang Amadeus Mozart wurde
von den Festival Strings – einem Streicher­
ensemble, bestehend aus ausgewählten
Mitgliedern des Manila Symphonieorchesters – bestritten. Die Orgel wurde von
Mag. Armando V. Salarza, einem begabten Filipino, der seine Ausbildung in Kirchenmusik und Orgel an der Universität
für Musik und darstellende Kunst in Graz
und Wien mit Auszeichnung abgeschlossen hat, gespielt.
Der zweite Teil war traditionellen Weihnachtsliedern gewidmet, wobei der phi­
lippinische Tenor Conrado Calnea Ong
drei Choräle in deutscher Sprache, begleitet von den Las Piñas Sängerknaben,
­vortrug. ❍
www.weltbund.at
Die historische Bambusorgel aus dem 19. Jahrhundert.
45
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland
Österreicherverein Basel
Jubiläumsfeier
Die 60. Generalversammlung des Österreichervereins Basel wurde am 19. Februar 2011 als Jubiläum besonders gefeiert.
An die hundert Mitglieder erschienen zur
Feier im festlichen Zunftsaal der Schmiedenzunft. Das Jubiläum wurde geehrt
durch die Anwesenheit des österreichischen Generalkonsuls in Basel, Herrn Dr.
Ralph T. Honegger, des Präsidenten des
AÖWB, Herrn Dkfm. Ing. Gustav Chlestil,
sowie der Präsidentin der VÖS, Frau Helga Martinelli. Der langjährige Präsident
des ÖVB, Herr Ing. Gerhard Winkler, trat
nach zehnjähriger, höchst erfolgreicher
Tätigkeit von seinem Amt zurück. Als sein
Nachfolger wurde Herr Hansruedi Hartmann, bisher Vizepräsident und Kassier,
einstimmig und mit viel Applaus gewählt,
ebenso die bisherigen Vorstandsmit­
glieder. Zum Dank für die hervorragende
Führung des Vereins über zehn Jahre wurde Ing. Gerhard Winkler von der GV zum
Ehrenpräsidenten des Vereins ernannt,
V. l. n. r.: Neu-Präsident Hansruedi Hartmann, VÖS-Präsidentin Helga Martinelli, Generalkonsul Dr.
Ralph T. Honegger, Alt-Präsident Ing. Gerhard Winkler, AÖWB-Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil
und der Sekretär des ÖVB, Heinz Hamböck.
und seine Gattin, Frau Elisabeth Winkler,
für ihre jährlichen schönen Kunstführungen zum Ehrenmitglied. Frau Helga
­Martinelli als Präsidentin der VÖS verlieh
das goldene Ehrenzeichen der VÖS an
Herrn Generalkonsul Dr. R. T. Honegger.
Der Präsident des AÖWB wies in einer
kurzen Ansprache auf die kulturelle und
soziale Bedeutung der AÖ-Vereinigungen
hin, die von Freiwilligenarbeit in aller Welt
getragen wird. Anschließend begeisterte
das Trio Rieder alle mit einem KaffeehausKonzert mit Musik u. a. von Fritz Kreisler,
Antonin Dvorak, Emil Waldteufel, Johann
Strauß und Franz Lehár. Ein Apéro Riche
beschloss die Jubiläums-GV, für viele
­Mitglieder ein Grund, noch länger beisammen zu bleiben. ❍
Austrian-American Council/West
46
Treasurer Fred R. Reinelt (3. v. l.), Präsidentin Veronika Reinelt (4. v. l.), Generalkonsulin Dr. Karin
Proidl (Mitte in Schwarz), Vizepräsidentin Lilliana Popov-Alexander (4. v. r.), umgeben von Gästen
und dem Tanzensemble Astra.
Ver treter des Kidspace Museum Pasadena, die den diesjährigen „Austrian-American Council West Annual Award“ erhalten
­werden.
Die Aufführung der Astra Dance Company
mit Ausschnitten aus dem ersten und
zweiten Akt von „Astra“ erhielt viel Beifall.
www.weltbund.at
Kaffee und die ausgezeichnete Schoko­
ladentorte stärkten die Gäste weiter und
ließen die meisten fast bis Mitternacht
aushalten, als die fleißigen Musiker zu
spielen aufhörten. Viele waren sich einig:
Nächstes Jahr wollen wir unbedingt wieder dabei sein.
❍
ROTWEISSROT
© privat
Austrian-American Day: Let’s Dance
„Let’s Dance“ hieß das Motto der Feier des
Austrian-American Council West (AAC)
am 25. September anlässlich des Aus­
trian-American Day. Die rund 120 Gäste
machten viel Gebrauch von der Tanz­
fläche, auch schon vor und während des
schmackhaften Abendessens.
Vor dem Nachtisch kamen die Mitglieder
der Astra Dance Company auf die Tanzfläche und bezauberten mit ihren Tänzen
und ihren Kostümen die Zuschauer.
Doch zunächst begann der Abend im
­Garten der österreichischen Generalkonsulin Dr. Karin Proidl mit Drinks und Hors
d’œuvres. Veronika Reinelt, die Vorsitzende des AAC, begrüßte die Gäste und
­Ehrengäste des Abends, darunter den
deutschen Generalkonsul Wolfgang
Drautz mit seiner Frau Sabine und seinen
ungarischen Kollegen Balazs Bokor, und
sie bedankte sich bei allen, die den Abend
ermöglicht hatten. Vorgestellt wurden
Prof. David Wilkinson von der UCLA und
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland
Norwegisch-Österreichische Gesellschaft
Wiener Ball der Norwegisch-Öster­
reichischen Gesellschaft in Oslo
Die Norwegisch-Österreichische Gesellschaft veranstaltete am 5. Feber 2011 in
Oslo in den Räumlichkeiten der Gamle
Logen einen Wiener Ball. Die Ballgäste
wurden nach ihrem Eintreffen mit einem
Sektempfang im Foyer des Ballsaals willkommen geheißen, danach erfolgte der
Einzug in den prachtvollen Ballsaal der
Gamle Logen, das frühere Gebäude der
Osloer Freimaurer.
Abendfüllendes Programm
Nach der schwungvollen Polonaise, angeführt von der Vizepräsidentin der Norwegisch-Österreichischen Gesellschaft,
­Ellen Bache-Wiig, erfolgte die offizielle
Balleröffnung durch den Präsidenten der
Gesellschaft, Dr. Peter Schöfer, und seine
Gemahlin, Gunhild Hesla-Halvorsen.
Die an Höhepunkten reiche Veranstaltung
bescherte der gut gelaunten Festgesellschaft einen Wiener Operettenliedervortrag von Katharina und Peter Klaveness,
gefolgt von der Festansprache des österreichischen Botschafters in Norwegen, Dr.
Die offizielle Balleröffnung durch den Präsidenten Dr. Peter Schöfer und seine Gemahlin Gunhild
Hesla-Halvorsen.
Lorenz Graf, der den Ehrenschutz über die
Veranstaltung übernommen hatte. Besonders hervorzuheben ist die schwungvolle
Ballmusik, mitreißend dargeboten von den
Bo Brekkes All Stars.
Der Reinerlös der Veranstaltung geht an
das SOS Kinderdorf. Da der Wiener Ball
2011 in jeder Beziehung ein großer Erfolg
war, wird er am 11. Feber 2012 abermals
veranstaltet.
❍
Österreicher Klub London
Faschingsfest
Die Faschingsdienstagsfeier des Österreicher Klubs London hat schon jahrelange
Tradition. Im Discokeller des „Electricity
Showroom“ im Shoreditch kamen die
­Ö sterreicher zusammen, um wie in der
Heimat mit Party und Verkleidung den Fasching ausklingen zu lassen. Das diesjäh-
rige Motto der Party war „Wild West“, und
somit durften wir viele Cowboys, Cowgirls,
Winnetous und Old Shatterhands be­
grüßen. DJ Sigi brachte wieder Schwung
in den Western Saloon. Mit dazupassender Country- und Western-Musik und
­n atürlich modernen heißen Rhythmen
wurde bis um Mitternacht gefeiert.
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Gäste der Faschingsparty.
© privat
Austrian American Society of Oregon
Kinderfasching 2011
Am 29. Jänner verbrachten 28 Club-Kinder einen lustigen Nachmittag bei unserem jährlichen Kinderfasching. Polonca
Marx organisierte viele Spiele für Klein
und Groß. Es wurde getanzt, gelacht, gebastelt, an selbst gebackenen Krapfen
und frischen Früchten genascht, und die
Eltern – wenn nicht gerade als Schieds-
ROTWEISSROT
richter oder Mitspieler eingeteilt – hatten
eine gute Gelegenheit zum Ratschen. Als
krönender Abschluss besuchte uns der
Kasperl mit seinen Freunden. Ilse Kamin
hatte sich wieder zwei ganz lustige Kasperlgeschichten ausgedacht und zauberte
damit uns Eltern in unsere Kindheit zurück
und schenkte unseren Kindern ein Stück
österreichische Kultur.
❍
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Christiane Millinger und Tochter.
47
Die Schmankerlecke
Kräutergnocchi mit
Gazpacho-Dressing
Sommerlich leichte Kost mit Urlaubsflair.
1 150 ml 3 EL 6 EL Knoblauchzehe
Tomatensaft
Rotweinessig
Olivenöl
Salz, Pfeffer
100 g gemischte Kräuter
z. B.:
Petersilie,
Majoran,
Estragon,
Bärlauch
400 g Ricotta
3 Eigelb
50 g Parmesan, gerieben
150 g Mehl
50 g Butter
Außerdem:
Kräuterblätter zum Bestreuen
Der Spezialist
Johann Lafer
ist ein über die
Grenzen hinaus
berühmter österrei­
chischer Fernsehkoch
und lebt mit seiner
­ amilie in Deutschland.
F
48
as Rezept von Johann Lafer für diese
Ausgabe klingt wie eine Einführung in
die gesunde und leichte italienisch-spanische Sommerküche.
Kochanleitung
Die Paprika waschen, vierteln und sowohl
die Kerne als auch den Strunk entfernen.
Die Viertel in kleine Würfel schneiden.
Gurke schälen, der Länge nach vierteln,
Kerne herausschneiden und die Gurkenviertel klein würfeln. Zwiebel schälen und
ebenfalls klein würfeln.
Die Knoblauchzehe schälen, fein reiben
und mit Tomatensaft, Essig und Olivenöl
verquirlen. Gemüsewürfel unterrühren
und das Dressing mit Salz und Pfeffer
­abschmecken.
Kräuter waschen, trockenschleudern und
fein hacken. Zusammen mit Ricotta, Eigelb, geriebenem Parmesan und Mehl zu
einem glatten Teig verkneten. Den Teig mit
Salz und Pfeffer kräftig abschmecken.
Gnocchi in leicht kochendes Salzwasser
geben und darin etwa 5 Minuten garen.
Anschließend herausheben, etwas abtropfen lassen, in zerlassener Butter anbraten und mit dem Dressing anrichten.
Einige Kräuterblätter darüber streuen und
servieren.
Kräuterkunde
Frische Küchenkräuter sind „das Tüpfelchen auf dem i“ und herrlich frische Geschmacksgeber. Hier wird das GazpachoDressing von Petersilie, Majoran, Estragon
und Bärlauch – den es leider nur kurze
Zeit frisch zu pflücken gibt – geschmacklich abgerundet. Die feinen Kräuter sind
nicht nur geschmacklich eine Bereicherung, sie nehmen im Rahmen einer gesunden Ernährungsweise auch einen wichti-
www.weltbund.at
gen Stellenwert ein. Denn sie haben viele
bioaktive Substanzen, sodass sie wie Medikamente wirken können. Nicht umsonst
lautet ein beliebter Spruch: „Für alles ist
ein Kraut gewachsen.“
Ist generell die frische Zubereitung von
Nahrungsmitteln der Fertigkost vorzuziehen, gilt auch für die Würze: besser frische
Kräuter als Aromate als Geschmacks­
träger. Dabei brauchen Kräuter keinen
großen Garten, fast alle können in einem
Topf auf der Fensterbank gezogen werden
– bis auf den hier genannten ­Bärlauch,
dessen Ernte im Wald einen Spaziergang
in der Natur als „gesunden Beigeschmack“
hat.
Selbst für die Gnocchi hat Lafer eine leichtere Variante, passend zu dieser Sommerausgabe, gewählt. Statt wie meist Erdäpfel
als Basis, nimmt er hier feinen Ricotta.
Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr
Johann Lafer
© Lafer
Rezept für 4 Personen:
1 Paprikaschote, rot
1 Paprikaschote, gelb
0,5
Salatgurke
1 rote Zwiebel
D
© Lafer
Die Zutaten
ROTWEISSROT
Buchbesprechung
Heide Rosegger
RAMADAN
Reisebilder aus Anatolien
Gnas 2011
176 Seiten, 19,80 Euro
ISBN 978-3-7059-0322-7
E
ine Auslandsösterreicherin aus der
Haute-Savoie entführt uns in die
­äußerste Ecke eines der faszinierendsten
Kulturräume der Menschheit durch Jahrtausende, in den Osten der Türkei. Heide
Rosegger schildert ihre Erlebnisse einer
Zehntagereise, die mit dem Besuch des
2.206 Meter hohen Nemrud Dag mit seinem monumentalen Grabheiligtum des
Königs Antiochos I. Theos von Kommagene beginnt. Weiter nimmt sie uns, ihre
Freundin und den türkischen Reiseführer
mit durch turbulente orientalische Städte,
wo gerade der Ramadan gefeiert wird.
Und weiter und immer weiter führt ihr und
unser Weg durch oft unwegsames Gebiet,
bis wir den Van-See erreichen. Sehr einfühlsam beschreibt sie die armenische,
921 errichtete Kirche zum Heiligen Kreuz
auf der im See gelegenen Insel Agdamar.
Heide Roseggers Reiseerzählung ist eine
sehr persönliche Spurensuche durch ein
geheimnisvolles, von uns Fernreisenden
kaum besuchtes Land östlich von Euphrat
und Tigris. Neben grundsätzlichen Betrachtungen über Sinn und Zweck des Reisens überhaupt geht die Autorin sehr
­behutsam auf historische und aktuelle Probleme und Fragestellungen dieser sehr
fernen türkischen Provinz ein. Dem Reiz
der „Reisebilder aus Anatolien“ wird sich
der Leser nicht entziehen. Das mag auch
daran liegen, dass Heide Rosegger die Urenkelin von Peter Rosegger ist. Die letzten
Sätze ihres „RAMADAN“, die ihrem Heimflug gelten, erinnern in ihrer Poesie an ihren
großen Vorfahren: „Wir saßen da, ein wenig benommen vielleicht, und schauten
lange hinaus, denn wir wollten zusehen,
wie dieses fremde Land, dieses Anatolien
unter uns langsam immer tiefer sank, bis
alles von grauem Nebel spurlos verschluckt
wurde. Und dabei wurde ich von einer unbegreiflichen Traurigkeit ergriffen.“ gd ❍
ROTWEISSROT
Johannes Czwalina/
Clemens Brandstetter
Vom Glück zu arbeiten
Frankfurt am Main 2010
216 Seiten, 29,90 Euro
ISBN 978-3-89981-235-0
N
ur auf einen ersten Blick mag es provokant erscheinen, Arbeit mit Glück
zu verbinden, werden doch viele nicht
müde, vom Arbeitsleid zu sprechen. Bei
näherer Betrachtung jedoch erschließt
sich die Arbeitswelt heute als bedrückend
bizarr: Während die einen vor Überarbeitung fast zusammenbrechen, finden die
anderen keine Arbeit mehr, mit der sie ihr
Leben finanziell absichern können. Und
die Zahl derer, die auf dem Arbeitsmarkt
gar keine Chance mehr haben, wächst
täglich. Eine würdevolle Beschäftigung
aber und damit persönliche Erfüllung in
ihrer Arbeit ist nur noch den allerwenigsten gegönnt. Die beiden Autoren Czwa­
lina, der Theologe und renommierte TopManagementberater, und Brandstetter,
der Ökonom und Manager, beschreiben,
wie sich die Arbeit im Lauf der Geschichte
verändert hat und wohin sich die Arbeitswelt in Zukunft entwickeln wird. Sie legen
das „Handwerkszeug“ dar, das Menschen
für die Arbeitsgesellschaft der Zukunft benötigen. Sie schreiben davon, dass es
durchaus Möglichkeiten gibt, sein Leben
im beruflichen und im privaten Alltag bewusst zu gestalten, seinen persönlichen
Werten und Prinzipien konsequent zu folgen und kein Getriebener zu sein. Es lohnt
sich, diese Möglichkeiten zu erkennen.
Aber nicht nur der Einzelne, auch die Gesellschaft muss sich diesen Fragen stellen
und sie lösen wollen. Die Autoren zeigen
Wege, auf welche Weise wir in der Zukunft
zu einer erfüllenden und erfüllten Arbeitswelt gelangen können. Zu diesem wichtigen Buch über ein zentrales Thema unseres Lebens hat Franz Josef Radermacher,
Präsident des Global Economic Network
und Mitglied des Club of Rome, zu Recht
befunden: „Die Autoren haben ein wichtiges Buch geschrieben und die Bedeutung
der Arbeit richtig verortet.“ gd
❍
www.weltbund.at
Frederic Morton
Ewigkeitsgasse
Mit Lesebändchen
Deuticke Verlag, 2010
512 Seiten, 25.60 Euro
ISBN 978-3-552-06164-4
A
nlässlich des Wienbesuchs von Frederic Morton organisierte der Verein
Welt&Co eine Reihe von Veranstaltungen,
darunter einen literarischen Spaziergang
mit dem Schriftsteller, der zu den Wirkungsstätten der Wiener Kaffeehausliteraten im 1. Wiener Bezirk führte. Im Anschluss daran las er aus seinem wieder
aufgelegten Roman „Durch die Welt nach
Hause“. Weiters erschien kürzlich die
Neuauflage seines Romans „Ewigkeitsgasse“, in dem er die Geschichte der
­Familie Spiegelglas erzählt: In einer kleinen Gasse in einem Wiener Vorstadtbezirk gründet Berek Spiegelglas eine Fabrik
und kommt so zu Wohlstand und Ansehen. Leon Spiegelglas, sein Enkel, flieht
vor der Barbarei des Nationalsozialismus
nach Amerika. In seinem Gepäck hat er
einen Stein aus der „Ewigkeitsgasse“ –
und die Erinnerung an eine Welt, die für
immer verloren ist. Familiengeschichte,
Legende und Fiktion verschmelzen zur
farbigen Chronik einer Welt, die an jenem
Tag des Jahres 1938 unterging, „da in
­Ö sterreich die Hakenkreuze aufblühten
wie die Gänseblümchen“.
Der 1924 als Fritz Mandelbaum geborene
Schriftsteller machte ab 1939 in der erzwungenen Emigration, zuerst in London,
dann in New York, eine Bäckerlehre. Die
Literatur faszinierte ihn immer mehr, er
verbrachte seine Freizeit in Bibliotheken,
bis er schließlich 1949 zu studieren begann – zuerst Nahrungsmittelchemie und
anschließend seine wirkliche Liebe, die
Literaturwissenschaft. Und er schaffte das
Kunststück – als Deutschsprachiger geboren, englische Literatur an verschiedenen
Universitäten zu lehren. Ab 1959 ist er
­freiberuflicher Schriftsteller, dem 1962 mit
dem Bestseller „The Rothschilds. A Family Portrait“ der internationale Durchbruch
gelang. bk
❍
49
Buchbesprechung/Impressum
E
s zieht erst dann Qualitätsdenken in
die Küche ein, wenn man Ehrfurcht vor
der Natur und ihren Gaben hat. Und jedes
noch so kleine Blatt Minze respektiert“, so
Spitzenkoch Josef Trippolt sen. Seit 18
Jahren arbeitet er mit seinem Sohn Josef
Trippolt junior gemeinsam in der ­Küche des
Haubenlokals „Trippolts Zum Bären“ im
­beschaulichen Lavanttal. Vater und Sohn
geben ihren Gerichten stets ­einen eigenen
Charakter. Derzeit hält das Restaurant in
Bad St. Leonhard bei drei Hauben und
­einem Michelin-Stern. Dabei wollen die
beiden Könner gar nicht für Auszeichnungen kochen, sondern einzig für ihre Gäste.
Authentisch und raffiniert. Ohne Effekt­
hascherei, mit viel Liebe zum Detail. Übersichtlich und klar strukturiert werden die
besten Rezepte aus der ­B ären Küche
­serviert, und die Geschichte vom Land­
gasthaus zum international ­anerkannten
Spitzenrestaurant wird von Autorin Silvia
Trippolt witzig und humorvoll erzählt. Für
wen die Trippolts ihr Kochbuch geschrieben haben und zu wem es besonders gut
passt, erklärt „Bär junior“ in den Küchen­
gesprächen auf der Homepage www.zumbaeren.at: „… für Mama und Schwiegermutter Helga, die eine Meisterin der steirischen Küche ist und deshalb auch eine
Meisterin der Alpe-Adria-Küche werden
soll. Für Papa und Schwiegerpapa Hans,
dem sogar Wasser anbrennt. Für Peter, der
bei jeder Rehkeule die Bärenhotline wählt.
Für Stefan, damit er auch in München ein
bissl Heimat schmeckt. Für unsere Gäste,
die uns seit Jahren die Treue halten und
nicht müde wurden, nach diesem Kochbuch zu rufen. Für Silvia Trippolts Kollegen
in den Redaktionen, damit sie tolle Buchtipps und Rezensionen ­schreiben können.“
Und nicht zuletzt deshalb stellen wir Ihnen,
werte Leser, diese neue feine KochbuchKöstlichkeit vor! bk
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ROTWEISSROT – Auslandsösterreicher-Journal
Impressum
Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND
(AÖWB), Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ –
http://www.oe-journal.at. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: ­Hofrat Dr. Günter
Düriegl, Tel.: +43/1/533 52 24-30, Fax: +43/1/533 52 24-9, E-Mail: rotweiss­[email protected].
Produktion und Konzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), A-1070 Wien.
Projektleitung: CPG/Mag. Beate Krapfenbauer, [email protected]. Artdirektion:
CPG/Gerald Fröhlich. Grafik: CPG/Gabriele Gfrerer. Lektorat: CPG/Susanne Drexler.
­Anzeigenkontakt: Robert Holzhacker, Tel.: +43/1/405 46 40-761, E-Mail: [email protected].
Druck: Druckerei Piacek Ges.m.b.H., A-1100 Wien. Die Informationen in diesem Magazin
­entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck- und Satzfehler vorbehalten.
ROTWEISSROT wird auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt, das aus nachhaltig bewirtschafteter
Forstwirtschaft stammt.
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AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND
Chefredakteur:
Hofrat Dr. Günter DÜRIEGL, Wien
Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL,
Ainring/Deutschland
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Der Bundesminister für europäische und
internationale Angelegenheiten
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und die Landeshauptleute der
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Deutschland
Thomas PAYER, Hannover/Deutschland
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www.weltbund.at
ROTWEISSROT
Auslandsösterreicher
Journal 2/2011 € 3,–
AÖWB AKTUELL
PRÄSIDENTENKONFERENZ
Hofburg:
Heldenplatz
© WienTourismus/
Lois Lammerhuber
Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P
Silvia Trippolt
Die Bären Küche.
Das Beste von Josef
& Josef Trippolt
mit Fotografien von Ernst
Peter Prokop
Graz 2010, 29,95 Euro
ISBN 978-3-85378-670-3
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Robert M. Holzhacker, Vertriebs- und Verkaufsleitung, Tel: +43 1 405 46 40-761, E-Mail: [email protected]
Bildung überwindet Armut!
JuGend eIne Welt ist ein österreichisches Hilfswerk,
das seit 1997 weltweit Kinder und Jugendliche in
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