Herbstzeit – Pflanzzeit von Apfelbäumen

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Herbstzeit – Pflanzzeit von Apfelbäumen
LANDESVERBAND BAYERISCHER KLEINGÄRTNER e.V.
Steiermarkstrasse 41
Fon 089-568883 Fax 089-567641
Merkblatt Nr. 13
81241 München
E-Mail: [email protected]
September 2004
Herbstzeit – Pflanzzeit von Apfelbäumen
Unzählige Gründe gibt es, im Kleingarten eigenes Obst anzubauen. Zum einen zieren
Obstgehölze im Frühjahr als blühende Gehölze unsere Gärten und im Herbst können wir
ihre leckeren Früchte ernten.
Die Wahl der Obstart und der Sorte hängt dabei
stark vom Klima, der Lage und der Bodenbeschaffenheit, sowie dem persönlichen Geschmack und der gewünschten Erziehungsform
ab.
Das wohl wichtigste Obstgehölz ist der Apfelbaum und somit ist es nicht verwunderlich, dass
er fast in jedem Garten anzutreffen ist. Der
Anbau von Äpfeln macht aber nur Freude, wenn
man die richtige Sorte gewählt hat. Dabei spielt
neben der geschmacklichen Komponente auch
die Widerstandsfähigkeit der Sorten bezüglich
Krankheiten und Schädlingen eine große Rolle.
Was macht aber den Apfel so gesund und
wertvoll: Zum einen besitzt er ein ausgewogenes
Verhältnis zwischen Zucker und Fruchtsäuren
und enthält viele Ballaststoffe (1,5 bis 2,3
Prozent), Vitamine (C, E, Folsäure und Vitamine
der
B-Gruppe),
Mineralstoffe
und
Spurenelemente. Weiterhin sei auf das Pektin
verwiesen, welches sich günstig auf den
Cholesterinspiegel und auf die Darmfunktion
auswirkt. Der Genuss von Äpfel aktiviert den
Stoffwechsel, schützt das Herz und die Blutgefäße, baut Säuredepots im Körper ab,
beeinflusst das Nervensystem günstig und fördert den Schlaf.
Neuerdings macht ein weiterer Inhaltsstoff auf sich aufmerksam, nämlich der sekundäre
Pflanzenstoff Quercetin. Dieser gibt den Äpfeln die Farbe und ist daher in und unter der
Schale zu finden. Dieser Inhaltsstoff stärkt das Immunsystem und soll das Risiko von
Dickdarmkrebs reduzieren, daher sollte man Äpfel mit Schale essen! Der Verzicht auf
Pflanzenschutzmittel im eigenen Garten garantiert zudem einen gesunden Genuss!
Herbstzeit –Pflanzzeit für Äpfelbäume
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1. Nach welchen Kriterien kann man eine Apfelsorte charakterisieren?
1.1. Gebrauchswert:
Äußere Qualität:
Die äußere Qualität wird durch die Größe, Form, Farbe sowie Schalenbeschaffenheit (makellos) charakterisiert. Manch einer verzehrt lieber gelbe Äpfel, eine andere Person bevorzugt ausschließlich rote Äpfel; Hier gilt der Spruch: Das Auge isst mit! Äpfel sollen natürlich frei von Krankheiten und Schädlingen sein.
Innere Qualität:
Jede Sorte unterscheidet sich nicht nur äußerlich, sondern auch bezüglich der Inhaltsstoffe. So sind der ernährungsphysiologische Wert und der Gesundheitswert bei der Apfelsorte „Berlepsch“ durch den hohen Vitamin C-Gehalt größer als bei vielen anderen Sorten.
Ferner spielt der Genusswert einer Sorte eine Rolle, er wird gekennzeichnet durch den
Geschmack, dem Aroma und der Textur. Gänzlich fehlen sollten Rückstände von Pflanzenschutzmittel oder anderen Stoffen (z.B. Schwermetallen). Weiterhin sollte der Verarbeitungswert einer Sorte bekannt sein. Manche Sorten eignen sich vorwiegend als Tafelapfel,
andere vor allem als Mostapfel und andere wieder zum Kochen.
1.2. Marktwert (nun das ist für den Erwerbsgartenbau interessant)
1.3. Anbauwert für den Kleingarten interessant und sollte daher berücksichtigt werden
Ertragsverlauf:
Früheinsetzende Erträge, reich und regelmäßig (wenig Alternanz), wenig Pflückgänge
Anfälligkeit:
Geringe Anfälligkeit für Krankheiten (v.a. Schorf und Mehltau), Schädlinge und physiologische Störungen (Stippe, Fleischbräune u.a. geringe Berostungsneigung, kein Fruchtfall
vor der Ernte)
Qualität
Hoher Anteil von großen Früchten
Erziehung:
Leicht erziehbare Kronen; möglichst kleinkronig mit reicher und kurzer Fruchtholzgarnierung; keine Verkahlungs- und Vergreisungstendenz, mittelstarker bis schwacher Wuchs
Vor dem Kauf einer Sorte sollten Sie sich daher Gedanken machen, welche Eigenschaften
der neue Apfelbaum besitzen sollte:
•
•
•
•
Möchten Sie einen Tafelapfel, der sich zum Lagern eignet oder lieber einen zum
Mosten?
Soll der Apfel süßlich oder säuerlich schmecken?
Welche Farbe soll er besitzen?
Ist die Sorte widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Schädlinge?
Herbstzeit –Pflanzzeit für Äpfelbäume
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2. Sortenwahl
Nehmen Sie sich Zeit bei der Wahl der Sorte. Berücksichtigen Sie, dass die Sorte sowohl
für den Standort geeignet als auch – um lange Zeit Freude am neuen Apfelbaum zu haben- widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Schädlingen sein sollte.
Was bedeuten folgende Bezeichnungen?
•
•
•
Resistente Sorte: Diese Sorte ist widerstandsfähig gegen einen oder mehreren Schaderregern
Tolerante Sorte: Diese Sorte besitzt eine gewisse Widerstandskraft gegen einen oder mehreren Schädlingen, die sich im Rahmen des verträglichen hält.
Robuste Sorte: So werden oft alte Sorten, die sehr widerstandsfähig sind bezeichnet.
Mittlerweilen gibt eine Reihe von neuen Apfelsorten, die sowohl widerstandsfähig gegen
Krankheiten und Schädlingen sind als auch geschmacklich vorzüglich schmecken.
Unter anderem stammen einige Sorten aus der Versuchanstalt Dresden-Pillnitz. DresdenPillnitz ist eine Zusammenlegung von vier Zuchtstätten, die sich folgende Schwerpunkte
gesetzt hat:
1. Neuzüchtung wertvoller Tafelsorten:
2. Resistenzzüchtungen
Im Bereich der wertvollen Tafelsorten sind folgende Sorten auf den Markt gekommen: Pikant, Pilot, Pimona, Pinova und Piros
Diese Sorten haben alle die Vorsilbe „Pi“ (für Pillnitz). Pi-Sorten sind nicht resistent, aber
sehr widerstandsfähig gegen über Krankheiten und zeichnen sich durch hervorragenden
Geschmack aus.
Bei den Resitzenzzüchtungen ist das Ziel der Versuchsanstalt eine Vierfachresitzenz nämlich gegen Schorf, Mehltau, Feuerbrand und Spinnmilbe.
Diese Sorten beginnen mit der Vorsilbe „Re“ (wie Resistenz), z.B. Rebella, Remo, Retina,
Rewena, Reglindis.
Auch international werden resistente Sorten entwickelt wie der schorfresistente, schmackhafte Lagerapfel „Topaz“ und der Tafelapfel „Rubinola“, die beide in Prag (Strizovice) gezüchtet wurde. In der Broschüre „Resistente und robuste Kernobstsorten“ herausgegeben
von der staatlichen Lehr – und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5, 74189 Weinsberg (2000) findet man eine Zusammenfassung über die wichtigsten resistenten Apfelsorten.
Keineswegs sollten aber die alten und regionaltypischen Sorten vergessen werden, die
geschmacklich einzigartig und oftmals „von Natur aus“ robust sind.
Vorsicht vor dem Anbau von gängige Marktsorten wie Cox Orange, Janagold, Elstar,
Gloster oder Golden Delicious! Diese sollten im Kleingarten nicht angebaut werden. Denn
sie neigen in regenreichen Regionen zu starken Schorfbefall und bei trockenwarmen Wetter teilweise zu Mehltau. Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln ist vorprogrammiert.
Herbstzeit –Pflanzzeit für Äpfelbäume
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Kaufen Sie den Apfelbaum nur in Baumschulen, in der Qualität, Auswahl und Beratung
stimmen. Dafür lohnt sich auch ein größerer Anfahrtsweg.
Oftmals werden in Gartenmärkten Obstbäume in Herbst frühzeitig angeboten. Diese Bäume wurden vorzeitig entlaubt und das Holz ist noch nicht ausgereift. Mitunter sind die
Bäume nicht ausreichend etikettiert, es fehlen beispielsweise Angaben zur Veredelungsunterlage.
3. Standortwahl
Apfelbäume pflanzt man am besten an einen sonnigen Standort, damit nach Regenschauern die Blätter leicht abtrocknen und Krankheiten sich weniger stark ausbreiten können.
Der Boden sollte humos, gut strukturiert und leicht sauer sein (pH-Wert 5,5 bis 6,5). Aufschluss über die Nährstoffsituation des Bodens gibt eine Bodenprobe.
Desweiteren sind Niederschläge von 700mm pro Jahr empfehlenswert. Bei ungünstiger
Verteilung oder geringeren Niederschlägen sollte in den ersten Jahren gewässert werden.
Hinweis: Bodenmüdigkeit
Immer wieder beobachtet man vor allem in kleinen Gärten, dass beispielsweise ein alter
Apfelbaum gerodet und an gleicher Stelle wiederum ein Apfelbaum gepflanzt wurde. Zwar
gibt es Gebiete wie beispielsweise in Südtirol, in denen dies möglich, aber in unseren Gegenden verläuft das Wachstum dieser neugepflanzten Obstbäume oftmals gehemmt (kleiner Pflanzen, vorzeitiges Altern, Spitzendürre, usw.) und es entwickeln sich gestauchte
Wurzeln, die büschelartig angeordnet sind. In der Fachsprache wird von Bodenmüdigkeit gesprochen. Dieser Begriff wird manchen Hobbygärtnern auch aus dem Gemüseund Ziergarten bekannt sein. Der nachfolgenden Tabelle kann man die jeweiligen Nachbauzeiten für Obstgehölze entnehmen.
Beispiel: Im Garten wurde ein Apfelbaum gerodet. Der Tabelle kann man nun entnehmen,
dass an gleicher Stelle ein Apfelbaum erst in 20 Jahre gepflanzt werden sollte. Die Pflanzung eines Kirschbaums ist hingegen möglich.
Apfel
Birne
Kirsche
Pfirsich
Pflaume
•
Apfel
•
Birne
•
•
Neupflanzung nach 20 Jahren
Neupflanzung nach 4 bis 5 Jahren
Leer
Kirsche
Neupflanzung sofort möglich
Pfirsich
Pflaume
•
•
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4. Wahl der Unterlage
Die Größe eines Apfelbaumes hängt vor allem von der Unterlage ab, daher werden Apfelbäume werden schon seit langem auf Unterlagen veredelt. Während früher vor allem
Hochstämme und Halbstämme in den Gärten vorzufinden war, werden mittlerweilen meistens Buschbäume oder Spindelbäume gewählt. Die Stammhöhe von einem Buschbaum
beträgt 60 bis 80 cm, die eines Spindelbusches nur ca. 40 bis 60 cm.
Die Höhe eines Baumes ist vor allem von seiner Unterlage also seiner Wurzel abhängig.
Das können zum einen aus Apfelkerne gezogene Sämlinge sein oder sogenannte Typenunterlagen, die vegetativ vermehrt werden.
Wie werden diese Typenunterlagen vermehrt?
• Man hat Einzelpflanze mit wertvollen Eigenschaften selektiert
• Nun wird diese über den Boden zurück geschnitten
• Im Frühjahr zeigen sich viele Triebe, die nun mit Erde angehäufelt werden
• Es bilden sich im Laufe der Vegetationsperiode Wurzeln
• Bewurzelte Triebe werden entnommen
Alle erblichen Eigenschaften bleiben dieselben.
Wie bereits oben beschrieben spielt die Veredelungsunterlage („Wurzel des Obstgehölzes“) eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Wüchsigkeit des Obstgehölzes, Höhe, Ertragsbeginn, Frosthärte, Alter und Qualität der Früchte. Während Sorten auf schwachwachsenden Unterlagen wie M27 oder M9 bereits sehr früh Früchte tragen und aufgrund
ihrer Größe vor allem für kleine Gärten geeignet sind, können Sorten auf starkwachsenden
Unterlagen wie Sämling zwar erst später beerntet werden, liefern dafür aufgrund Ihrer langen Lebensdauer hohe Erntemengen. Sämlingsunterlagen findet man heutzutage nur
mehr selten, wenn dann in Bauerngärten und in Streuobstwiesen.
Allgemein gilt:
Umso schwachwüchsiger eine Unterlage, desto kleiner die Endhöhe des Gehölzes, desto
früher beginnt der Ertrag, desto empfindlicher reagiert der Baum aber auf schlechten Boden, Trockenheit, Staunässe, Frost sowie Krankheiten und Schädlinge.
Je weniger Standraum ein Baum benötigt, desto schwächer ist die Unterlage zu wählen
und desto höher sind die Standortansprüche.
Schwachwachsende Unterlagen beim Apfel
M27:
M9:
M26:
MM106:
M7:
sehr schwachwachsend; frühfruchtend; Pfahl notwendig; benötigt guten Standort
Endhöhe bis 2,5 m; schwachwachsend; positive Einflüsse auf Größe
und Farbe der Früchte; konstante Erträge; guter Boden notwendig;
Pfahl nötig; frostempfindlich
frosthart; schwachwachsend; in Bayern aber wie M7 wachsend
mittelstarkwachsend; auch für feuchte Böden geeignet; blutlausresistent; in Bayern wie M7 wachsend; Pfahl
mittelstarkwachsend; auch für schlechtere Böden geeignet; robust gegen Kragenfäule; Trockenheit und Nässe; Endhöhe bis 4 m
Herbstzeit –Pflanzzeit für Äpfelbäume
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5. Pflanzung
Wie man schon dem Titel des Merkblattes entnehmen kann, ist die beste Zeit Äpfelbäume
zu pflanzen, der Herbst, wenn die Blätter bereits abgefallen sind. Baumschulen bieten
dann wurzelnackte Apfelbäume an. Containerpflanzen können das ganze Jahr gepflanzt
werden, sind aber in der Regel um vieles teuerer.
Hat man ein geeignetes Obstgehölze gewählt und gekauft, kann mit der Pflanzung begonnen werden. Obstgehölze und Beerensträucher können –solange der Boden frostfrei
ist- bis Mitte November gepflanzt werden. Auch bei einer Pflanzung im Frühjahr sollte man
die Obstgehölze jetzt kaufen, da im Frühjahr oftmals die gewünschten Sorten und Unterlagen nicht mehr bzw. in schlechter Qualität erhältlich sind. In diesem Falle werden die
Obstgehölze bis zur Pflanzung im Frühjahr „eingeschlagen“.
Nun aber zur Pflanzung:
•
Zunächst wird ein großes Pflanzloch (1m x 1m) zwei spatentief ausgehoben und die
Aushuberde mit einer geringen Menge Kompost verbessert. Mineralische Volldünger dürfen auf keinen Fall verwendet werden. Pfahl vor der Pflanzung in den Boden
bringen.
•
Nach dem Transport müssen die Wurzeln der Obstgehölze kurze Zeit gewässert
und anschließend sofort gepflanzt bzw. eingeschlagen werden.
•
Vor dem Pflanzen müssen beschädigte Wurzeln entfernt werden.
•
Während die Veredelungsstelle von Rosen unter die Bodenoberfläche kommt,
bleibt diese bei Obstgehölzen 10 bis 15 cm über dem Boden. Ansonsten würde die
Edelsorte Wurzeln bilden und die positiven Eigenschaften der Unterlage würden
verschwinden.
•
Nun wird das wurzelnackte Obstgehölz solange gerüttelt, bis alle Hohlräume im
Wurzelbereich mit Erde ausgefüllt sind.
•
Anschließend sollte die Oberfläche festgetreten, die Pflanzen ausreichend gewässert sowie mit Rindenmulch, Kompost oder einjährigen Mist abgedeckt werden.
•
Der Pflanzschnitt (vgl. unten) wird erst im Spätwinter durchgeführt.
•
Ein Baumpfahl ist bei Pflanzung eines Buschbaumes oder eines Spindelbusches
unbedingt nötig. Während der ersten Jahre benötigen auch Halb- und Hochstämme zum Anwachsen einen Baumpfahl.
Bei der Pflanzung sind die Grenzabstände einzuhalten
Wichtig: Bevor Sie einen Apfelbaum oder auch andere Gehölze pflanzen, informieren sie
sich hinsichtlich der Grenzabstände in ihren Gartenordnungen oder fragen Sie in der Vorstandschaft ihres Kleingartenvereines nach!
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6. Düngung von Obstgehölzen im Kleingarten
Obstbäume sollten nur mäßig mit Stickstoff versorgt werden. Folgen von StickstoffÜberdüngung:
• Zu starkes Triebwachstum, während die Blüten- und Fruchtbildung zurückbleibt
• Erhöhte Anfälligkeit für tierische und pilzliche Schaderreger, da Triebe, Blätter und
Früchte bei beschleunigtem Wachstum weich bleiben. (große Blattlauskolonien)
• Frostschäden an unausgereiften Holz
• Anreicherung von Nährstoffen im Boden mit der Folge unharmonischer Nährstoffaufnahme (vgl. Förderung von Stippigkeit)
Düngung von neugepflanzten Obstgehölzen
Da man den Erdaushub eines möglichst geräumigen Pflanzloches mit verrottetem Kompost und Pflanzerde gut vermischt über die Wurzeln füllt, wird ein Teil des Nährstoffbedarfs aus diesen organischen Quellen geliefert. In den ersten 3 bis 4 Jahren wird die
Pflanzstelle (Baumscheibe) jährlich mit ca. 15 g Hornoska bestreut. Bester Zeitpunkt für
diese Düngung ist Anfang April.
Zur Unterdrückung von Unkräutern empfiehlt es sich, die Baumscheibe über den Sommer
mit organischen Material zu mulchen. Wühlmäuse fressen bevorzugt Wurzeln junger
Bäume und finden im Winter unter der Abdeckung Schutz, daher soll der Mulch ab September weggeräumt werden.
Bringen Sie keine frischen Holzhäcksel in den Erdaushub mit ein oder auf die Baumscheibe junger Obstgehölze, da diese bei der Verrottung den Stickstoff aus dem Boden
verbrauchen, der dann den Pflanzen fehlt.
6. Schnittmaßnahmen bei Obstgehölzen
Der Schnitt von Obstbäumen insbesondere des Apfels beschäftigt schon seit Jahrhunderten Obstliebhaber. Aber auch heute ist die Diskussion um den richtigen Schnitt immer
noch aktuell. Während im Erwerbsgartenbau vor allem das Kriterium Ertrag eine maßgebliche Rolle beim Rückschnitt spielt, müssen im Hobbygarten natürlich auch ästhetische
Aspekte berücksichtigt werden. Aber nicht überall findet man geschnittene Obstbäume
und dennoch loben die Besitzer die Erträge dieser ungeschnittenen Obstbäume.
Warum soll man sich also abmühen und stundenlang seine Bäume ausschneiden?
•
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•
Lebensdauer der Obstgehölze wird verlängert
Krankheiten und Schädlinge finden weniger gute Ausgangsbedingungen
Reduzierung der Alternanz (vgl. Seite 11)
bessere Qualität der Äpfel (größer und gesünder)
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6.1 Aufbau einer Krone mit drei Leitästen bei Hoch-, Halbstamm und Buschbaum
6.1.1 Pflanzschnitt beim Apfel:
Pflanzt man in seinem Kleingarten einen Hochstamm, Halbstamm oder Buschbaum empfiehlt
es sich, eine Krone mit drei Leitästen aufzubauen. Dabei wählt man am neugepflanzten Obstgehölz drei kräftige Triebe aus, die sich gut verteilt am Stamm (Mitteltrieb) befinden und am besten nicht aus einem Punkt des Stammes entspringen. Bereits beim Kauf eines Jungbaumes
sollte daher auf die Verteilung der Leitäste um
den Stamm des Obstgehölzes geachtet werden.
Diese Leitäste sollten mindestens mit einem
Winkel von 45° ansteigend aus dem Stamm
entspringen; besitzen die Triebe einen zu steilen
Astabgangswinkel,
müssen
diese
heruntergebunden werden. Anschließend werden
die Leitäste um ein Drittel bis die Hälfte auf ein
nach außenliegendes Auge eingekürzt, wobei die
Schnittflächen der drei Triebe in gleicher Höhe
liegen sollte (Saftwaage). Befinden sich bereits
am verbleibenden Teil der Leitäste Triebe,
belässt man diese sofern sie nicht senkrecht
nach oben oder unten sowie nach innen
wachsen. Für die Fruchtbildung ist eine
waagrechte Stellung der Triebe im Baum am
besten. Triebe, die zur Fruchtentwicklung
herangezogen werden, dürfen auf keinen Fall
angeschnitten werden. Der Stamm (Mitteltrieb)
wird etwa zwei Handbreit über den Schnittflächen der Leittriebe eingekürzt.
Nach dem Pflanzschnitt erfolgt nun je nach Baum fünf bis acht Jahre lang ein so genannter „Erziehungsschnitt“. Das Ziel des Erziehungsschnittes ist der Aufbau einer lichten
Baumkrone.
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6.1.2 Erziehungsschnitt beim Aufbau einer Krone mit 3 Leitästen?
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Zunächst müssen alle Konkurrenztriebe des Stammes und der Leitäste entfernt
werden.
Weiterhin beseitigt man alle nach innen, senkrecht nach oben oder nach unten
wachsenden Triebe.
Anschließend schneidet man die Leitästverlängerungen (d.h. den Neuzuwachs der
3 Leitäste) und Stammverlängerungen (d.h. den Neuzuwachs des Stammes) auf
eine nach außenstehenden Knospe an.
Die Länge der Einkürzung hängt von der Wüchsigkeit des Baumes ab. Erweist sich
der Obstbaum als sehr wüchsig, darf nur gering eingekürzt werden (ungefähr ein
Drittel), ist der jährliche Zuwuchs sehr schwach ausgeprägt, sollte man hingegen
stärker einkürzen (ungefähr die Hälfte).
Wie beim Pflanzschnitt sollten die Schnittflächen der drei Leitastverlängerungen auf
einer Ebene sein.
Alle anderen Triebe die im Baum verbleiben werden nicht angeschnitten, sondern
waagrecht gebunden. Diese Äste stellen die Fruchtäste dar.
Nach dem dritten Jahr belässt man jedem Leitast drei Seitenästen, an denen sich
ebenso Fruchtäste bilden sollen.
6.1.3 Erhaltungsschnitt bei einer Krone mit drei Leitästen
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Wie beim Erziehungsschnitt werden zunächst alle Konkurrenztriebe entfernt.
Ferner beseitigt man alle zu dicht stehenden, nach innen, steil nach oder unten
wachsenden Triebe.
Leitast- und Stammverlängerung werden nicht mehr eingekürzt.
Wichtig ist weiterhin, dass altes Fruchtholz (sehr nach unten hängende Fruchtäste)
auf Neutriebe abgeleitet wird.
6.1.4 Verjüngungs- und Auslichtungsschnitt von Kernobst
Bereits im November (nach dem Laubfall) können ältere Bäume, die geringe jährliche Zuwächse verzeichnen und kleine Früchte tragen, ausgelichtet bzw. verjüngt werden. Je
früher diese Schnittmaßnahmen vorgenommen werden, desto kräftiger ist der
nächstjährige Austrieb. Dabei entfernt man zunächst mit einer Baumsäge kranke bzw.
dürre Äste und altes, mit viel Quirlholz besetztes Fruchtholz (Kennzeichen: stark nach
unten hängend). Außerdem werden alle in der Baumkrone zu dicht stehenden bzw. überkreuzenden Äste und Triebe bis auf den Astring herausgenommen. Anschließend wird bei
einem Verjüngungsschnitt ein Teil der Leitäste eingekürzt und alle großen Wunden (größer als ein 5 DM-Stück) mit einem Wundverschlussmittel verstrichen. Durch diese
Schnittmaßnahmen entwickeln sich im neuen Jahr zahlreiche Jungtriebe, von denen ein
Teil noch im Sommer entfernt werden muss. Dabei belässt man alle 40 bis 50 cm einen
Trieb, der als Fruchttrieb herangezogen wird und daher nicht eingekürzt werden muss.
Herbstzeit –Pflanzzeit für Äpfelbäume
6.2.
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Schnittmaßnahmen bei einer „Schlanken Spindel“
Während Hochstamm, Halbstamm und Buschbaum meistens als Krone mit drei Leitästen
herangezogen wird, sind bei der „Schlanken Spindel“ alle Seiten- und Fruchttriebe an einer einzigen Hauptachse, nämlich am Stamm angeordnet. Aus diesem Grunde entfällt der
Aufbau von Leitästen. Diese Apfelbäume sind schwachwüchsig und auf M9 und M29 veredelt.
6.2.1 Pflanzschnitt bei einer „Schlanken Spindel“ (Unterlage M27 oder M9)
Ist der gepflanzte Spindelbusch zwei Jahre alt, werden beim Pflanzschnitt zunächst nur
der Konkurrenztrieb zum Stamm und Triebe, die bis in eine Höhe von 50 cm über dem
Boden wachsen, entfernt. Anschließend wählt man ca. 4 bis 5 Triebe aus, die man uneingekürzt waagrecht bindet.
Weiterhin können 1-2 schwach Triebe in der Krone bleiben, die waagrecht gewachsen
sind.
6.1.2 Folgeschnitt bei der „Schlanken Spindel“
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•
•
Auch in diesem Fall müssen zunächst alle Konkurrenztriebe entfernt werden
Alle steil nach oben und unten wachsenden Triebe werden entfernt
Da der Spindelbusch keine Leitäste besitzt, müssen keine Triebe eingekürzt werden.
Die Triebe im Baum sollten waagrecht gebunden werden.
Überaltertes Fruchtholz wird zurückgeschnitten und auf einen Neutrieb abgeleitet.
Neben der Theorie spielt natürlich die Praxis die wohl größte Rolle, daher ist es empfehlenswert an einen Schnittkurs, sofern er in Ihrem Stadtverband oder Kleingartenverein
aber auch auf Landkreisebene durch die Kreisfachberater oder von anderen Organisationen angeboten wird teilzunehmen. Hilfreiche Tipps und leichtanschaulich kann man die
wichtigsten Punkte auch dem Arbeitsheft „Obstbaumschnitt in Bildern“ von Hans Walter
Riess (Obst- und Gartenbauverlag, München) entnehmen.
Die Durchführung von Schnittmaßnahmen sollte man auch nutzen, Krankheits- und
Schädlingsherde zu entfernen. Findet man beispielsweise mit Mehltau befallene Triebspitzen, sollten dies unverzüglich beseitigt werden. Ebenso müssen am Baum befindliche
Fruchtmumien abgezupft werden, da sie Infektionsherde darstellen. Auch Äste mit Obstbaumkrebs müssen bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden und mit Wundverschlussmittel behandelt werden. Da viele Krankheiten durch Schnittmaßnahmen übertragen werden, ist eine sorgfältige Desinfektion der Schneidewerkzeuge vor allem nach dem
Schnitt von krankhaften Obstbäumen notwendig.
Literaturhinweis:
Hans Walter Riess: Obstbaumschnitt in Bildern; Obst und Gartenbauverlag, München
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7. Welche Gründe kann es geben, dass Apfelbäume keinen Ertrag haben?
7.1. Frost:
Tritt in der Blütezeit Frost auf, können Pollen und Samenanlagen stark geschädigt oder
auch ganz vernichtet werden. Man spricht in diesem Fall von Blütenfrost.
Wenn man von der Frosthärte eines Baumes spricht, sind die tiefsten Temperaturen angesprochen, die vom Baum vertragen werden. Erst bei Wintertemperaturen unter 25°C
besteht eine erhöhte Gefahr, dass kann aber nicht verallgemeinert werden. Wichtig ist, wie
sich die Temperaturen vorher verhielten.
7.2 Fehlende Befruchtersorte
Befruchtungsbiologie
Fast alle Apfelsorten sind selbststeril, das heißt, dass der eigene Pollen auf der Narbe nur
ungenügend keimt und deshalb keine Befruchtung erfolgt, also selbstunfruchtbar sind. Aus
diesem Grunde sind zur ausreichenden Ertragsbildung Pollenspender erforderlich. Zudem
wird die Befruchtungssituation erschwert, weil nicht alle Sorten gute Pollenspender sind.
Nur Sorten, die mit diploiden, das heißt mit zweifachen Chromosomensatz ausgestattet
sind, sind als Pollenspender geeignet.
Sorten die triploid sind also dreifachen Chromosomensatz besitzen sind schlechte Pollenspender. Diese Sorten können zwar von diploiden Sorten befruchtet werden, sind aber
nicht geeignet, andere Sorten zu befruchten, das heißt der Blütenstaub keimt schlecht oder stirbt frühzeitig auf der Narbe der anderen Sorte ab, so dass deine Befruchtung stattfindet.
Die bekannte Sorte „Boskoop“ ist zum Beispiel ein Vertreter eine triploiden Sorte mit einem schlechter Befruchtereigenschaft. Das bedeutet für die Praxis, wenn eine Boskoop im
Garten steht müssen zwei Befruchtersorten also zwei Sorten mit diploiden Chrosomensatz in der Nähe stehen.
In der Praxis bedeutet das: Es sind also immer zwei diploide Sorten nötig, wobei die Blütezeit zudem berücksichtigt werden muss.
Gott sei Dank gibt es in Kleingartenanlagen meistens genügend viele Apfelsorten, so dass
eine Befruchtung normalerweise gesichert ist.
7.3 Alternanz
So wird der sortenbedingte, jährliche Wechsel zwischen überreichen und sehr geringen
Erträgen oder völligen Ertragsausfall genannt.
Welche Abhilfe gibt es?
Ausdünnen in der Blüte, spätestens nach dem natürlichen Junifall. Pro Bukett bleibt nur
eine Frucht und bis zur nächsten Frucht sollte ein Abstand von ca. 20 cm sein. Pro Frucht
sollten 25 Blätter am Baum bleiben.
Sommerschnitt gegen Ende Juli: Neubildung von Blütenknospen wird gefördert.

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