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Mehr als 1000 Worte
Beim Zeichenwettbewerb des Vereins „Freunde der Gärten
der Welt“ überzeugten die meist 10-jährigen Mädchen und
Jungen der Hauptmann-von-Köpenick-Grundschule aus unserem Nachbarbezirk die Jury am meisten. Ende Juni gibt
es für sie in den Gärten der Welt ein großes Picknick.
Laura Stresow und Charleene Eichler errangen für ihr
Bild vom Renaissance-Garten den degewo-Sonderpreis.
Inhalt
16. Jahrgang
Späte Ehre
Am 24. Mai wurde ein Denkmal für die Widerstandsgruppe
Rote Kapelle auf dem Stadtplatz vor der Mildred-HarnackSchule, Schulze-Boysen-Straße 20, in Lichtenberg, feierlich der
Öffentlichkeit übergeben. An diesem Tag jährte sich der Geburtstag eines der bekannten Mitglieder, des ehemaligen Oberregierungsrats im Wirtschaftsministerium, Arvid Harnack, zum 110. Mal.
Schülerinnen der Mildred-Harnack-Schule verlasen einen sehr bewegenden fiktiven Abschiedsbrief von Mildred Harnack an ihren Mann
Arvid. Hans Coppi mahnte in seiner Rede, das Gedenken an die Rote
Kapelle durch aktiven antifaschistischen Widerstand gegen Umtriebe der
NPD, Die Freiheit oder Pro Deutschland lebendig zu halten.
Das Denkmal entstand auf Anregung der Bürgerschaft dieses Wohngebiets
Frankfurter Allee Süd, in dem viele Straßen nach Mitgliedern der Roten Kapelle benannt sind. Die Stahlskulptur von Achim Kühn mit dem Namen „Bürger im Widerstand“ macht den zivilen politischen Ungehorsam als einen über
Ort, Zeit und jegliche Grenzen weiter wirkenden Freiheitsgedanken sinnlich
erfassbar. Sie ist das bundesweit erste für die Widerstandsorganisation
geschaffene Denkmal im öffentlichen Raum. 2010 ging es aus einem
eingeladenen Wettbewerb des Bezirksamts Lichtenberg hervor und
wurde mit zehntausend Euro aus dem Lichtenberger Fonds
für Erinnerungskultur finanziert.
Das Denkmal besteht aus einer hochragenden
Stahlplatte, in die ein stilisiertes Gefängniszellenfenster eingelassen und durch drei
Gitterstäbe kenntlich gemacht ist. Ein
blecherner Stapel auf der Bodenplatte
erinnert an Flugblätter. Er ragt in die
Höhe, entfaltet sich und lässt so an die
Verbreitung von Aufrufen gegen Hitler denken, die Mitglieder der „Roten
Kapelle“ unter Einsatz ihres Lebens
unternahmen, zumal nach dem Angriff
auf die Sowjetunion im Juni 1941. Auf
der Rückseite der rostbraunen Stahlplatte sind drei Schrifttafeln angebracht, die über die „Rote Kapelle“ in
der heutigen Einschätzung der Geschichtswissenschaft informieren.
Nach der Enthüllung des Denkmals
legten zahlreiche Anwesende Blumen
nieder, unter ihnen die Vorsitzende der
Linken, Gesine Lötzsch, die in Lichtenberg mit Direktmandat in den Bundestag gewählt wurde.
Foto: privat
Viele Leser werden sich an
Sänger und Musiker ihrer
Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet,
was aus ihnen geworden
ist. Heute: Dina Straat.
Seite 3
Kiste vor dem Aus?:
Eine der bekanntesten Kultureinrichtungen des Bezirks ist trotz (oder wegen)
Umbaus bedroht. jot w.d.
sucht nach den Ursachen.
Seite 4
Schluss mit Überflutung:
Nach langer Bauzeit wurden die Rahnsdorfer Straße und ihre Regenentwässerung übergeben. jot w.d.
erfuhr, dass nun neue Probleme kommen könnten.
Seite 5
Bienchen summt herum:
Seite 11
Blick in die Backstube:
Noch ist es nicht soweit,
doch bald schon soll im
Freizeitforum Marzahn
eine Schaubäckerei eröffnen. jot w.d. durfte anlässlich des Baubeginns schon
mal Kuchen kosten.
Seite 12
EVP: 1 Euro
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
Künstler-Serie in jot w.d.:
Ohne Bienen wenig Stadtnatur, kaum Obst, kein
Honig. Das Projekt „Berlin
summt“ bringt die unverzichtbaren Insekten auf
prominente Dächer. jot w.d.
traf Königinnen und Völker
auf dem Rathausdach.
Nr. 6/2011
15
e
Jahr
Liebe Leser,
gehören auch Sie zur Gruppe Jener, die in
den vergangenen Tagen aus EHEC-Angst
Gurken, Tomaten und Salat weggeschmissen haben? Also wenn schon unsere CSUVerbraucherschutzministerin Ilse Aigner dazu
rät, kann es ja nicht falsch sein, nicht wahr?
Erstaunlich an der wirklich schlimmen
Erkrankungswelle ist nur, dass man zwar
schon nach wenigen Tagen mit dem Finger
auf die Herkunft einiger belasteter Gurken
zeigt, dass aber im Herkunftsland Spanien
kein einziger Krankheitsfall auftrat. Sollten
die Spanier (wie weiland die DDR) ihre Qualitätserzeugnisse tatsächlich samt und sonders exportieren? Und ausgerechnet nur
nach Deutschland? Oder scheint es nicht
vielmehr so zu sein, dass die Infektion auf
vergammelten Seelenverkäufern, die unter
Billigflagge das Gemüse in die Häfen Westeuropas transportieren, übertragen wurde.
Wurden die Gurken eher in versifften Lagerhallen der Freihäfen großer deutscher oder
Wer verdient an
Frau Aigners bösen
Spanien-Gurken?
holländischer Städte kontaminiert? Wurden die
Kisten auf Lastkraftwagen transporteiert, die
tags zuvor vielleicht lebende (besser: halbtote) Schweine oder Rinder quer durch Europa
karrten? Alles Fragen, die das hochwohllöbliche
Robert-Koch-Institut NICHT untersucht. Und
Ilse Aigner gleich gar nicht.
Letztlich schaute ich zu, wie eine Angestellte
in einem Lebensmittelmarkt dutzende Pakkungen aus dem Fleischregal in den Müll warf.
In Deutschland landen jährlich 20 Millionen
Tonnen Lebensmittel im Müll, gut 90 Prozent
davon sind nicht verdorben. Das meiste wird
vom Handel weggeschmissen. Pro Jahr verhungern drei Millionen Kinder. Meine Erfahrung sagt, dass (insbesondere abgepackte)
Lebensmittel weitaus länger völlig ungefähr-
det verzehrt werden können, als auf den
Packungen steht. Ich habe dutzende Selbstversuche gemacht. Rotwurst in Scheiben,
drei Monate abgelaufen, war beim Auspakken wie neu und schmeckte wunderbar; Joghurt, sechs Wochen drüber, war einwandfrei, Eier lagen acht Monate im Kühlschrank,
als durchgebratenes Rührei mit Schnittlauch
einfach köstlich. Und auch wenn ich es augenzwinkernd immer mal behaupte – tatsächlich ist mein Magen natürlich NICHT aus
Stahl. Wer verdient eigentlich wieviel an den
fortgeworfenen Lebensmitteln, Frau Aigner,
Herr Schäuble?
Im Keller liegen noch zwei spanische Gurken. Wenn diese Kolumne fertig ist und alle
Daten an die Druckerei gesandt sind, werde
ich sie ordentlich waschen, schälen und mir
einen schönen Gurkensalat nach meiner Oma
Rezept davon machen und ihn genüsslich
verspeisen. Und jetzt wünsche ich Ihnen viel
Spaß mit dieser 178. Ausgabe von jot w.d.
Ihr Ralf Nachtmann
2
jot w.d. 6/2011
Bilder und Nachrichten des Monats
Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges
teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so,
dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert
ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente
haben wir im Bild festgehalten und wollen den Le-
Jetzt sprudeln sie wieder
sern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich
dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch
die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie
erst machen das Leben vollkommen.
Red.
Ein Schandfleck wurde beseitigt
Karrieresprung
Leistung lohnt sich. Und wird anerkannt. Seit 2. Mai ist Bianka
Käppler, Chefin des Eastgate, auch
als Managerin für das Allee-Center an der Landsberger Allee in
Lichtenberg zuständig. Die erfolgreiche Powerfrau zählt zu den
„Aushängeschildern“ der Wirtschaft des Wuhlebezirks. Chapeau
und Gratulation! Foto: Nachtmann
Hier trifft das Sprichwort tatsächlich zu: Gut Ding will Weile haben.
Nach Jahren des Elends-Daseins wurde im Mai die Gestaltung des
Kokoschka-Platzes in Helle Mitte nun nahezu vollendet. In der Anmutung nimmt er Bezug sowohl auf den (auf der anderen Seite des
Gebäudes liegenden) Alice-Salomon-Platz als auch auf die Gestaltung an der Quedlinburger Straße. Nun bleibt nur noch zu hoffen,
dass die Bauten nicht schon in kurzer Zeit Vandalismus und den allgegenwärtigen Graffiti-Schmierereien anheim fallen. Foto: Wollner
Weiterhin Hundetüten
Biesdorf/Marzahn – Das Projekt
„Hundetüten-Spender“ an den
Schmetterlingswiesen und am Landsberger Tor wird noch einmal verlängert. Das bestätigte Ordnungsstadtrat
Ja, ich möchte
Christian Gräff. Allerdings müssten
sich diesmal mehr Freiwillige zur Unterstützung finden. Beim ersten Mal
hatte sich nur eine Frau gemeldet. Die
Stadtteilzentren koordinieren nur.
Aboschein
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
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Zeitung zum Jahrespreis von
12 Euro incl. Zustellung,
(außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro)
Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein
weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12.
Ausgabe schriftlich gegenüber dem jot w.d.-Herausgeber kündige. Zur
Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag
überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung.
Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen
innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt).
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jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 56 20 173
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Bei einem kleinen Rundgang durch den Bezirk eröffnete Bürgermeisterin Dagmar Pohle die diesjährige Brunnensaison. Immerhin verfügt
Marzahn-Hellersdorf über 15 Springbrunnen, eine Fontäne und sieben
Kinderplanschen. Eine ganze Reihe von Brunnen wurde in den vergangenen Jahren modernisiert. Zu den bekanntesten gehört der „Brunnen
der Generationen“ von Rolf Biebl vor dem Alten Rathaus Marzahn.
Zur Feier des Tages und zum Erstaunen der Anwesenden wurde sein
Wasser – hier leider nicht zu sehen – grün eingefärbt. Foto: Schuchert
Neues Ratgeberheft
zum Vermieten
Marzahn-Hellersdorf – Wenn
Wohnungseigentümer vor der Situation stehen, ihre Wohnung vermieten zu wollen oder zu müssen,
ist oftmals guter Rat teuer. Im Vergleich zu professionellen Vermietern verfügen sie oftmals nicht
über ausreichende Kenntnisse und
Erfahrungen zum Abschluss von
Mietverträgen, der Auswahl geeigneter Mieter und zur Beilegung
von Streitfällen. Das neue Ratgeberheft „Wie vermiete ich richtig?“ des Verbandes Deutscher
Grundstücksnutzer gibt Tipps für
ein erfolgreiches und möglichst
konfliktfreies Vermieten. Das Heft
kostet 5 Euro (plus 1 Euro Versand) und kann beim VDGN,
Irmastraße 16, 12683 Berlin, Tel.
514 888-0, email [email protected]
bestellt werden.
H. Becker
jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf,
Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür
kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung
genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ...
So erreichen Sie die Redaktion:
Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin
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Spendenkonto: 496622200, BLZ 10070024, Deutsche Bank
Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt.
Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 7. Juli 2011
Redaktionsschluss: 28. Juni 2011, Anzeigenschluss: 30. Juni 2011
IMPRESSUM
jot. w. d.
Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf
Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V.
Anerkannt gemeinnützige Körperschaft
Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: [email protected]
Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion)
Ständige Autoren: S. Birkner, B. Staacke, L. Schuchert
Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173
Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de
Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten
Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 24. Juni, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen
Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos.
Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein.
Vereins- und Spendenkonto: Deutsche Bank, BLZ 10070024, Kontonummer 49 66 222 00
Leute
jot w.d. 6/2011
Der Hühnermacher
Lothar Theinert aus Waldesruh baut
einzigartige Geschöpfe
„Jaja, der Holzmichel hat etwas
dünne Beine. Aber anderes Material hatte ich gerade nicht.“ Lothar Theinert lacht. In der Bredowstraße, „seiner Straße“ gilt
der 69-Jährige als Filou. Nicht
nur, dass er den Waldrand gegenüber seinem Haus mit allerlei,
teils wunderlichen, selbst gebauten Holzfiguren und -köpfen verschönert. Er legt sich auch ganz
gern mal mit dem Straßenamt seiner Gemeinde an. Von wegen,
teuer Geld bezahlen für Bordsteinpflege, die man auch selbst
machen kann. Und bei schönem
Wetter sieht man ihn auch auf seiner schweren
650-er Suzuki
fahren.
Das Jugendliche steht ihm
bis heute ins
leicht zerfurchte Gesicht geschrieben. Kein
Wunder, hat
Theinert doch
17 Jahre lang junge Leute in Berlin zu Haushandwerkern ausgebildet. In Kreuzberg, als das noch
nicht „hip“ war bei Medien- und
Werbefuzzis, die in teuren Lofts
residieren, sondern als es im damals noch alternativen Bezirk
preiswerte Wohnungen gab. Für
Familien, aus denen „seine“ Jugendlichen kamen: Türkische,
arabische, afrikanische Jungs – zu
Beginn der Ausbildung mit dem
Mundwerk oftmals schneller vorweg als mit der Hände Arbeit.
Doch Theinert hat sie alle hingekriegt. „Bei mir ist jeder was geworden, damals zumindest“, sagt
er nicht ohne berechtigten Stolz.
Damals, das war die Zeit, als junge Leute noch nicht glaubten, man
müsse im Fernsehen nur „einmal
gescheit quieken“, und schon
wär’ man TV-Millionär. Auch
damals, Anfang der 1990-er Jahre, war es für manchen türkischen
Jungen – und hatte er auch zehnmal einen deutschen Ausweis –
nicht leicht, eine Lehrstelle zu
finden. Besonders, wenn das
Schulzeugnis einen Durchschnitt
von x-komma-hoch aufwies.
„Wer zu mir kam, musste sich
schon ranhalten“, sagt der frühere Ausbilder. Es steckt einfach in
ihm drin. Immer muss er was zu
tun haben. Werkeln auf dem
Grundstück, in Haus, Keller,
Schuppen oder Werkstatt. „Das
Haus hier haben meine Eltern mit
ihren eigenen Händen aufgebaut“, erzählt Theinert. Er selbst
hat es vor einigen Jahren rundum
mit Wärmedämmung und
Verkleidung versehen.
Eine Überraschung hält er
für jeden Besucher noch
bereit. Wer sein Grundstück
betritt, stößt schon bald auf
seinen „Hühnerhaufen“.
Von 20 Zentimeter bis gut
einen Meter sind sie groß,
seine Lieblinge. Alle selbst
gebaut aus Stein, Eisen,
Draht und Stahlfedern. Wer
von „Steinhühnern“ spricht,
muss aber aufpassen, dass
kein Zoologe in der Nähe
ist. Denn es gibt im Tierreich tatsächlich eine solche
Art. Lothar Theinert ist das
egal. Sollte sich tatsächlich
einmal jemand über die Bezeichnung aufregen, wird er
wohl nur lachend ausrufen:
„Da gackern ja die Hühner.“
R. Nachtmann
Abb.: „Emma“ zählt zu den
Kleinen unter Lothar
Theinerts Steinhühnern.
Die Gnome stehen an der
Straße gegenüber seinem
Grundstück am Waldrand.
Den Holzmichel hat er einer Rübezahl-Figur im
Böhmischen nachempfunden. Fotos: Nachtmann
3
Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 82
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und
80er Jahren – Schlagzeilen machten.
Wie geht es den Publikumslieblingen von einst
heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen
unsere Serie in dieser Ausgabe mit mit der Sängerin Dina Straat fort.
Dina Straat
Auch mit dem außergalaktischen „Robby“ unterwegs
Sie ist immer auf dem Teppich geblieben. Erfolge in ihrem Beruf wie
Medaillen bei Interpretenwettbewerben oder die Teilnahme an internationalen Festivals (Intertalent,
Bratislavska Lyra, internationales
Schlagerfestival Dresden) verleiteten sie nicht zu Höhenflügen, waren eher Ansporn, Neues auszuprobieren. Sie war nie eine, die sich in
der Reihe ganz vorn anstellt und in
diesem zuweilen recht harten Geschäft ihre Ellenbogen gebrauchte.
„Ihre Stimme, ihre Art zu singen,
birgt viel menschliche Wärme in
sich“, schrieb 1979 ein Musikkritiker in einem Artikel über die
Sängerin Dina Straat.
Wer Dina über die Jahre kennt,
schätzt das an ihr, wie ihre gleich
bleibende Freundlichkeit und Offenheit, mit der sie Menschen gegenüber tritt. Im kommenden Monat wird die gebürtige Zittauerin 66
und wie es aussieht, wird sie ihrem
Beruf noch eine ganze Weile treu
bleiben. Besonders beliebt sind ihre
Familienprogramme. Noch zu
DDR-Zeiten entwickelte sie ein
Kinderprogramm mit „Partner“.
Der ist ein Meter zwanzig groß und
hat sich von seinem außergalaktischen Heimatplaneten auf die Erde
verirrt. Robby ist ein sprechender
und singender Roboter. Mit ihm
können die Kinder kommunizieren,
Märchen und Geschichten erfinden.
„Mit Robby unterwegs“ heißt ihr
Programm für Kinder von 4 bis 10.
Als Dina in diesem Alter war, sammelte sie in ihrer Grundschule in
Neukirchen in der Oberlausitz ihre
ersten Bühnenerfahrungen in einem
Weihnachtsmärchen. Nach dem Abitur erlernte sie den Beruf einer
Krankenschwester und schloss 1966
ihr Examen ab. Dann zog sie‘s aber
doch zur Musik, und so begann sie
1968 ein Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber
in Dresden, das sie mit einem Diplom als „Sängerin im Fach Tanzund Unterhaltungsmusik“ abschloss. Schon während ihres Studiums sang sie beim Klaus-LenzSextett, später beim Manfred-Ludwig-Septett, musizierte mit Musikern wie Luten Petrowsky, Reinhard
Lakomy oder Uli Gumpert. Schließlich kam sie zum Dresden-Sextett,
aus dem 1972 die Gruppe Lift hervorging. Beim Dresden-Sextett hatte
sie ihren späteren Mann Gerhard
Zachar kennen gelernt, der auch ihre
ersten Songs schrieb („Bin verliebt“,
„Da war schon die Liebe dabei“,
„Als du wiederkamst“). 1973 hatte
sie ihr Hochschuldiplom in der Tasche und konnte bereits erste
Rundfunkaufnahmen und TV-Auftritte vorweisen. Fortan ging sie solistisch ihren Weg. Sie tourte u.a. mit
dem Orchester Gustav Brom aus der
CSSR, mit Jiri Korn und Karel Gott,
zuweilen auch mit Lift. Im Oktober
1972 heiratete sie Gerhard Zachar,
Tochter Nadja wurde geboren. Die
Familie siedelte nach Berlin über.
Doch wenig später, im November
1978, verunglückte der Lift-Chef
während einer Polen-Tournee tödlich.
In der Szene bekannte Autoren wie
Walter Kubiczeck, Franz Bartzsch,
Peter Paulick und Ingeburg Brano-
ner schrieben Dina Titel auf den
Leib, mit denen sie sehr erfolgreich
wurde – erinnert sei an „Kräht der
Hahn“, „Musikanten in der Stadt“
oder „Versprochen ist versprochen“. Amiga produzierte 1980
nach mehreren Singles ihre erste
Solo-LP „Aber Du bist da“. Zwei
Jahre war sie Gast der Live-Show
von Frank Schöbel. Anfang der
80-er Jahre kam es zu einer festen
Zusammenarbeit mit der Gruppe
„Kleeblatt“. In dieser Zeit lernte
sie auch ihren neuen Lebensgefährten Erhard, genannt „Schmidtel“
(„Schmidt Sound Service“) kennen.
Die beiden sind noch heute ein
Paar und ergänzen sich auch beruflich bestens. Fernab der Hektik der Innenstadt leben sie am
Rande von Berlin.
Nach ihrem Ausstieg bei „Kleeblatt“ gestaltete Dina wieder eigene Programme, mal solo, mal mit
Band. 1998 feierte die Künstlerin
ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum,
nach langer Zeit erschien wieder
eine Scheibe von ihr – die MaxiCD „Eine Frau, die Liebe fühlt“.
Im Jahr 2003 feierte die Sängerin
gemeinsam mit Lift ihr 35-jähriges Bühnenjubiläum. Ihre Liedtexte schreibt sich Dina inzwischen
selbst. Neben ihren Kinderprogrammen gestaltet sie ein Familienprogramm für Großeltern, Eltern
und Kinder. Mit Witz und Temperament erzählt sie Episoden aus dem
Familienleben, die sie mit eigenen
Schlagern, Oldies der 50-er und 60er, Pop-Songs und Rockballaden ergänzt. Mit einer kehrt sie quasi an
ihre Anfangszeit als junge Sängerin
zurück – „Jeden Abend“ von Lift,
in ihrer ganz eigenen Version.
Ingeborg Dittmann
In dieser Serie erschienen bisher:
Abb.: Die junge Dina hätte eine gewisse Lena von heute ganz weit in den
Schatten gestellt; ihre Single von
1975, herzliche Geburtstagswünsche
gab’s 2010 auch von „Schlagerpapst“
Siggi Trzoß. Fotos: Dittmann, Archiv
Julia Axen, Franz Bartzsch, Hans-Jürgen
Beyer, Hansi Bibl, Holger Biege, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Kurt Demmler, Dieter Dornig, Hartmut Eichler, electra, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar
Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold
Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Heinz-Jürgen
Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Michael
Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler,
Monika Herz, Andreas Holm & Thomas Lück,
Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten,
Jürgen Kerth, Herber t Klein, Jiri Korn, Horst
Krüger, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy,
Klaus Lenz, Lift, Angelika Mann, Gerti Möller,
Thomas Natschinski, Omega, Jenny Petra,
Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen,
Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform,
Gaby Rücker t, Christian Schafrik, Fred
Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze, Hartmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herber t Klein, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel
Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Petra Zieger,
Wolfgang Ziegler
4
jot w.d. 6/2011
Per Floß durch
den Kanal
Marzahn – Das Bürgerhaus Südspitze, Marchwitzastraße 24-26,
geht mit Reiselustigen auch in diesem Monat wieder auf Tour ins
Umland. Am 18. Juni, 9 bis 15
Uhr, steht eine Floßfahrt auf dem
Finowkanal (mit Mittagessen) im
Programm; Preis 36 Euro. Am 22.
Juni, 14 bis 17 Uhr, ist eine Kaffeefahrt (24,50 Euro) nach Carlsburg geplant. Am 26. Juni, 12 bis
18 Uhr, geht es zum Erdbeerfest
mit Riesen-Erdbeertorte und Blasmusik nach Klaistow. Preis: 19,50
Euro. Am 30. Juni wird von 11
bis 17 Uhr zu einer Fahrt zur
Fischerhütte nach Blossin (mit
Mittagessen und Kaffeetrinken in
Prieros) eingeladen. Preis: 16,50
Euro. Info und Anmeldung für alle
Fahrten Tel. 54 221 55. Am 25.
Juni steigt im Bürgerhaus zwischen 12 und 17 Uhr das traditionelle Sommerfest. Höhepunkt ist
die Andrea Berg Double Show von
Marion Hänsel.
I.D.
Offene Seminarreihe
zur Psychose
Hellersdorf – Auf Initiative des
Allgemeinpsychiatrischen Verbundes Marzahn-Hellersdorf wurde der Aufbau eines Psychoseseminars als Idee eines gleichberechtigten Erfahrungsaustausches
auf den Weg gebracht. Psychoseseminare sind Veranstaltungsreihen, in denen Psychoseerfahrene, Angehörige, Freunde, psychiatrisch Tätige, Studierende und
Auszubildende zueinander finden,
um sich partnerschaftlich über
ihre Erfahrungen mit Psychosen
auszutauschen. Im April und Mai
wurden die ersten Veranstaltungen
in der Alice-Salomon-Hochschule erfolgreich absolviert. Am 21.
Juni steht das Thema „Schuld,
Kränkung, Stigmatisierung, Traumata – Folgen von Psychosen?“
auf dem Programm, am 5. Juli
heißt es „Was brauchen Betroffene, Angehörige und Professionelle in einer Psychose?“ Die Teilnahme ist kostenlos, Interessierte
können sich bei Christoph Liebers
von der Lebensnähe gGmbH, Tel.
543 69 83, sowie bei Renate Bauer (email [email protected]) informieren.
RN
8. Stadtteilfest
Hellersdorf – Am 25. Juni wird
das Terrain um den „Kompass –
Haus im Stadtteil“ am Kummerower Ring 42 zur Festmeile. Von
14 bis 20 Uhr wird ein Überblick
von dem geboten, was das Quartier lebenswert macht. Die Organisatoren vom Stadtteilverbund
Kaulsdorf Nord und viele Vereine und Initiativen präsentieren
ihre Angebote zu Gesundheit,
Umwelt, Sport, Kinder- und Jugendarbeit, Kultur, Sozialberatung
und Freizeitgestaltung. Stände
bieten Mitmachaktionen, abgerundet wird das Fest durch ein buntes Bühnenprogramm und einen
Trödelmarkt, für den man sich
noch anmelden kann Tel. 56 49 74
01 oder email [email protected]. R. Eckhardt
Großsiedlung
Kommt jetzt die neue Brücke?
Nach Verzögerungen ist ein barrierefreier Zugang zum Marzahner Parkfriedhof in Sicht
Marzahn – Schon seit Jahren ringt
der Bezirk um eine Verlängerung
der nördlichen S-Bahnbrücke am
Bahnhof Marzahn. Damit soll zugleich ein barrierefreier Übergang
zum Parkfriedhof und zum angrenzenden Gewerbepark geschaffen
werden. Doch immer wieder taten
sich neue Hindernisse auf. Erst
stieg die Firma Knorrbremse als
Bauherr aus. Dann mangelte es an
Geld. So zog sich das Vorhaben
Jahr für Jahr hin. „Es ist kein Zustand“, schimpft Marcel Wendler.
Seitdem seine 72-jährige Mutter
auf der rostigen Eisentreppe gestürzt war, fällt ihr das Gehen
schwer. Und wenn die Seniorin die
Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen auf dem Friedhof aufsuchen will, muss sie ein Taxi nehmen. Andere, die sich das nicht
leisten können, haben kaum eine
Chance, dorthin zu gelangen.
Dass die Betroffenen verärgert
sind, kann Bodo Lützenberg, Sprecher der Bürgerinitiative „Marzahner Promenade“, gut verstehen.
„Wir hatten vor zwei Jahren schon
eine Zusage, sogar vom Baubeginn
war die Rede – doch es blieb immer nur beim Versprechen“, resümiert er. Nun haben die Verhandlungen des Bezirkes mit der Deutschen Bahn offenbar doch zum
Erfolg geführt. Laut Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff steht einer Verlängerung der EastgateBrücke zum Wiesenburger Weg
nichts mehr im Wege. Bezirk und
Die Brücke ist, auch wenn man es nicht glauben mag, noch keine 35
Jahre alt.
Foto: Staacke
Bahn einigten sich, die Brücke bis Bahnhofs eine alte desolate Eisentreppe vom Wohngebiet zum
Ende 2012 zu errichten.
Die vom Bezirk erstellten Baupla- Friedhof. Entgegen früheren Plänungsunterlagen sollen noch in nen wolle die Bahn diese nunmehr
diesem Jahr in Zusammenarbeit erhalten und sanieren. Darüber inmit der Bahn aktualisiert werden. formierte Bürgermeisterin DagDie bisher vom Einkaufszentrum mar Pohle unlängst auf einer von
über die Märkische Allee zum S- der Bürgerinitiative einberufenen
Bahnhof Marzahn führende Brük- Zusammenkunft im vollen Saal
ke soll um 27 Meter verlängert des Kieztreffs der Volkssolidarität.
werden. Mit dem Abgang über Für das Vorhaben stünden 2,2
eine Betonrampe unmittelbar hin- Millionen Euro aus Bundes- und
ter den Bahngleisen sollen künf- Landesmitteln bereit. Der Senat,
tig Rollstuhlfahrer oder Eltern mit der das Vorhaben auf die DringKinderwagen den Parkfriedhof lichkeitsliste setzte, übernimmt
erreichen können. Bisher führte aufgrund der knappen Kasse den
einzig am südlichen Ende des S- Eigenanteil in Höhe von 250 000
Euro. Doch Fragen zur Finanzierung der Wartungs- und Instandhaltungskosten der neuen Brücke
sind noch offen. Ursprünglich sollte der Bezirk 80 Jahre lang dafür
aufkommen. Über diesen Passus
geriet das Bauvorhaben monatelang ins Stocken.
„In den kommenden Jahren will
die Bahn alle Berliner Stationen
barrierefrei ausbauen“, teilte Dagmar Pohle den Anwesenden mit.
Aber es ging eben nicht alles auf
einmal. Für die Älteren war das
nur ein schwacher Trost. „Wie lange sollen wir denn noch warten?
Wenn wir auf dem Friedhof liegen, ist es für uns zu spät“, meldete sich der fast 90-jährige Wolfgang Wahl zu Wort. Er forderte,
Nägel mit Köpfen zu machen. Der
Bezirk sei nicht Eigentümer der
Brücke, sondern versuche seit Jahren, die Bahn in Verantwortung zu
nehmen, stellte die Bürgermeisterin klar und versprach, am Ball zu
bleiben.
Bereits Ende April sollte der Vertrag per Unterschrift besiegelt
werden. Doch nichts ist passiert.
Christian Gräff vertröstete jüngst
auf eine „zeitnahe“ Umsetzung.
Was immer das auch bedeuten
mag. Kann dies doch morgen oder
erst am Sankt-Nimmerleinstag
sein. Für Bodo Lützenberg ist dies
kein Grund, euphorisch zu werden. Im Gegenteil. „Wir machen
weiter Druck“, erklärt er.
Barbara Staacke
„Wir stehen vor dem Aus!“
Vorerst kein Ende der Bauarbeiten an der „Kiste“ in Sicht
Hellersdorf – Im Oktober 2010 sollte die Jugendfreizeiteinrichtung „Kiste“ an der Heidenauer Straße nach
zweimonatigen Bauarbeiten eigentlich wieder öffnen. Dann hieß es, die
Einrichtung werde Ende Dezember
übergeben. Nun haben wir Mai 2011.
Ende April schickten Marie Heyer,
Sissi Radke und Susanne Major vom
Vorstand des Steinstatt e.V., der die
Einrichtung (mit Kino Kiste) am UBahnhof Hellersdorf seit 22 Jahren
betreibt, ihre Fragen an die Bezirksbürgermeisterin. Sie fragen: „Wie
kam es dazu, dass aus einer für die
Kiste positiv gedachten Maßnahme
ein Schlag gegen die Kiste wurde,
der ihr Überleben als Kultureinrichtung in Frage stellt?“ Hintergrund:
2004 hatte die Entwicklungsgesellschaft „Stern“ den Bedarf der
„Kisten“-Betreiber ermittelt. Der
Veranstaltungsraum sollte vergrößert, die Decke erhöht, die Lagerfläche erweitert werden. Nach Möglichkeit sollte das Dach begehbar und
als Café genutzt werden. 2010 begannen die in Regie des Bezirksamtes getätigten Bauarbeiten. Mit folgendem Ergebnis, wie der Vereinsvorstand auflistet: unveränderte Größe und Höhe des Veranstaltungsraumes, 15 Quadratmeter weniger(!)
Lagerfläche, stattdessen ein rundum
verglastes „Kassenhäuschen“ ohne
Lagerfläche und Funktionalität, der
Dachumbau (nicht begehbar) führte
zu Sachschäden im Kino und zu einer Erhöhung des Lärmpegels wegen der Lüftung.
Zwischen Veranstaltungsraum (Konzerte) und Kino wurde eine Brandschutztür eingebaut, die aber nicht
mehr schalldicht ist. Dabei hatte die
Kommune erst im Jahr 2004 für teuer Geld eine Doppeltür zwischen
beiden Räumen einbauen lassen.
Diese wurde nun entfernt. Ein
gleichzeitiger Kino- und Konzertbetrieb ist nun nicht mehr möglich.
Weiterhin fragt der Verein, weshalb
er als Betreiber in die Vorausplanung
der Bauarbeiten nicht mit einbezogen und auch bei Beratungen nicht
hinzugezogen wurde. Die Mitglieder
des Vereins hätten sich gern mit ehrenamtlichen Arbeitsleistungen am
Innenausbau beteiligt, hatten sie
doch bereits in den vergangenen 20
Jahren bewiesen, dass durch diese
das Haus aufgewertet werden konnte. Seit 1993 führen Verein und gemeinnützige GmbH das Haus kom-
Fred Schöner, der seit Anfang an für die „Kiste“ kämpft, Marie Heyer und Sissi Major (re.). Innen hui, außen pfui? Schlamperei am Eingang zum Kassenhäuschen.
Fotos: Dittmann
plett eigenverantwortlich. Nun aber
wurden sie quasi vor die eigene Tür
gestellt.
„Wir stehen ohne eigenes Verschulden vor dem Aus!“ – deutet Vereinsvorsitzende Marie Heyer an. Seit
dem Sommer 2010 gab es keine Veranstaltungen, kein Cafébetrieb und
seit 1. September 2010 keine Kinovorstellung mehr. Was das für eine
Kultureinrichtung bedeutet, kann
sich jeder vorstellen: Das langjährige Stammpublikum sucht sich andere Klubs.
500 000 Euro sollen die Bauarbeiten
gekostet haben. Mit dem Ergebnis:
(Fast) Nichts wird besser, aber alles
ist gut?
Ingeborg Dittmann
PS: Auf der Sitzung der BVV (nach
Redaktionsschluss) berichtete Kulturstadtrat Stephan Richter, dass sich
die Verwaltung der Probleme bewusst sei und dass sie gemeinsam mit
den Betreibern nach Lösungen suche.
Knackpunkt sei u.a. die Schallschutztür zwischen Kino- und Bühnensaal,
deren Anfertigung mehrere Wochen
dauere. Auch müssten die KistenLeute die aus Brandschutzgründen
nicht genehmigungsfähigen (Richter: „Wir haben da versucht, zu vermitteln, aber erfolglos.“) Podestunterbauten gegen solche aus Metall
austauschen. Sobald die Brandschutzauflagen erfüllt seien, könne
der Verein die Kiste wieder nutzen,
versprach der Stadtrat.
Kleinsiedlung
jot w.d. 6/2011
5
Ins Becken
Regenentwässerung lässt „Seen“ auf der Straße Vergangenheit sein
groß“, versichert Baustadtrat
Christian Gräff. Denn sollte es,
was nicht auszuschließen ist, einmal mehrere Tage lang ordentlich
schütten, kann selbst beim Sandboden das Wasser nicht so schnell
versickern. Zudem muss das Bekken den Regen aus Pilgramer und
einem Teil der Rahnsdorfer Straße aufnehmen.
Letztere wurde im Zuge der Entwässerungsarbeiten auch repariert. „Ohne, dass dafür Straßenausbaubeiträge fällig werden“,
freut sich der Stadtrat. Allerdings
kämpft seine Partei, die CDU,
nicht erst im jetzt einsetzenden
Wahlkampf für eine Abschaffung
dieses seit knapp fünf Jahren existierenden Gesetzes. Mittlerweile hat sich auch die Linke der Forderung angeschlossen. „Berlin
hat beispielsweise die höchsten
Grundsteuern in ganz Deutschland“, sagt Mario Czaja, Wahlkreisabgeordneter der CDU für
Mahlsdorf-Kaulsdorf, der das
Mandat bei den Wahlen im September erneut anstrebt. Die Politik dürfe die Eigenheimbesitzer
nicht per se als „reich“ betrachten, denen „man immer tiefer in
die Tasche langen“ könne.
Dass im Zuge der Straßenrepa-
ratur die Tonnagebegrenzung
durch die Verkehrslenkung Berlin,
eine Senatseinrichtung, aufgehoben wurde, ärgert viele Anwohner.
Wenn jetzt 40-Tonner die
Rahnsdorfer als „Schleichweg“
zur zuweilen vollen B 1 nutzen,
dauere es „keine paar Jahre“, dann
sei alles wieder kaputt. Stadtrat
und Abgeordneter wollen sich der
Problematik annehmen, versprachen sie, machten den Bewohnern
allerdings nicht viel Hoffnung.
Nicht zuletzt, weil die „Bauklasse
3“ der Straße, die eben auch LkwVerkehr zulässt, durch die Ämter
garantiert werde. R. Nachtmann
Kaulsdorf – Das kleinste Museum Berlins in der Ev. Jesuskirche, Dorfstraße 12, lädt am
15. Juni, 19 Uhr, zum „Turmmuseumsabend 2011“ ein. Im
Mittelpunkt steht die Eröffnung
der Ausstellung „… mit lockerer Hand“ – unterwegs zwischen
Oder und Spree mit Ludwig
Krause. Gezeigt werden Grafiken von Gebäuden und Stadtansichten aus Berlin und Brandenburg. Moderation Joachim Klee,
musikalische Begleitung auf der
Orgel Kantor Oliver Vogt. Eintritt frei, Spenden erbeten. I.D.
„Is doch keene
Frage nich“
Biesdorf – Am 22. Juni, 16 Uhr,
ist Schauspieler Ernst-Georg
Schwill zu Gast bei „Literatur im
Schloss“. Der Berliner liest aus
seiner Autobiografie „Is doch
keene Frage nich“. Eintritt 4 Euro.
Ganz zufällig war auch der Berliner CDU-Chef und Spitzenkandidat Frank Henkel bei der offiziellen Übergabe zugegen.
Fotos: Nachtmann
Mahlsdorf – Viele Jahre stand
die Rahnsdorfer Straße, besonders an der Kreuzung zur Pilgramer Straße und vorm Friedhof,
bei Regengüssen tief unter Wasser. Das hat sich nun nach dem
Bau eines Regenwasserrückhaltebeckens an genannter Kreuzung
geändert. Vor wenigen Tagen
wurde das Bauwerk, das der Bezirk gemeinsam mit den Berliner
Wasserbetrieben errichtete, offiziell übergeben. Seine Funktionsfähigkeit hatte es schon eine Woche zuvor bei einem kurzen aber
kräftigen Landregen bewiesen.
„Auch wenn es auf den ersten
Blick überdimensioniert erscheinen mag, ist das Becken nicht zu
Ein Abend im
Turmmuseum
Diskussion mit
Steffen Reiche
Umgedrückte Grashalme belegen, dass das Regenwasser kräftig ins Becken strömte und rasch versickerte.
„Sommerbrise“ und
Konzert auf der Wiese
Mahlsdorf – Am 5. Juni, 15 Uhr über 45 Jahren, dessen Mitgliebis ca. 18 Uhr, wird im Garten der die Sänger fast alle waren.
des Kunsthauses Flora, Flora- Sie können Kaffee und Kuchen
straße 113, vielstimmiger Gesang sowie Getränke erwerben. Der
von drei sehr unterschiedlichen Eintritt kostet 5, ermäßigt 3 Euro.
Chören ertönen. Der Männerchor Am 17. Juni, 19 Uhr, wird durch
Eintracht 1892 e.V. wird mit sei- den Quasi Kunstverein im Kunstnem a-capella-Gesang unter Lei- haus eine neue Ausstellung eröfftung von Markus Crome deut- net. Unter dem Titel „Sommersches und internationales Volks- brise“ werden Arbeiten der
liedgut bieten. Darüber hinaus Künstlerin Sabine Schuberth aus
gehören aber auch Chorsätze be- Berlin gezeigt. Leichte, farbige
deutender Komponisten wie Kunstwerke aus Papier verwanMendelssohn Bartholdy, Schubert deln die Räume des Kunsthauses
und Mozart sowie zeitgenössi- für einige Sommerwochen und
scher Komponisten zum Pro- schaffen eine Verbindung nach
gramm. Die 50 Damen des draußen in die Natur: Sie erinnern
Frauenchores Mahlsdorf, die über an Florales, Insekten, Wolken und
ein reichhaltiges Repertoire aus Wasser. Ein Spiel mit Farbe,
klassischem Liedgut, internatio- Transparenz und Bewegung. Die
nalen Volksliedern sowie geistli- Ausstellung ist bis zum 30. Aucher Chormusik verfügen, werden gust zu sehen. Ulrich Uffrecht,
Quasi-Kunstverein
den Besuchern einen Einblick in
die Ergebnisse ihrer engagierten Probenarbeit geben. Die sieben „Gospel
– Oldies“ haben sich der
traditionellen Musik der
Gospel und Spirituals und
dem damit verbundenen
Satzgesang verschrieben,
und das schon seit der
Gründung des berühmten
Paul-Robeson-Chores vor Eines der Werke von Sabine Schuberth.
Bürgerinteressen? Kein Bedarf
Bezirksamt steuert auf reine Vermarktung
des ehemaligen Wernerbades zu
Kaulsdorf – Bereits im Vorfeld der
jüngsten Sitzung der BVV (die nach
Redaktionsschluss statt fand) sorgte
ein dort vorgelegtes Dokument für
Ärger. Es ist eine der letzten Vorlagen des mittlerweile abgewählten
Stadtrates für ökologische Stadtentwicklung Norbert Lüdtke und bezieht
sich auf das parteiübergreifende Verlangen der Bezirksverordneten vom
Januar dieses Jahres, den Standort des
früheren Wernerbades als Freizeitund Erholungsfläche zu sichern.
Mit einigem Entsetzen lasen ins Benehmen gesetzte sachkundige Bürger,
dass es – kurz gefasst – im Wesentlichen keinen Bedarf für öffentliche
Nutzungen gäbe. Es bestehe „nicht
das Planungserfordernis
Gemeinbedarfsflächen, insbesondere einen KitaStandort“, zu sichern, heißt
es. Auch an öffentlichen
Grünflächen konstatiert die
Verwaltung „keine Erforderlichkeit der Flächensicherung“. Auch der „vorgeschlagene Standort eines
öffentlichen Spielplatzes“
wird als „nicht mehr erforderlich“ angesehen. Eine
gastronomische Einrichtung hingegen soll ermöglicht werden, gegenüber
„der Weiternutzung der vorhandenen
Tennisanlage“ hingegen „bestehen
planungsrechtliche Bedenken“.
Statt dessen wird favorisiert, eine
„nachhaltige städtebauliche Entwicklung planungsrechtlich zu sichern“.
Was wohl nichts anderes heißen kann,
als den Großteil des Geländes zu parzellieren und mit weiteren Häusern
zu bebauen. Feigenblättrig wird in die
Vorlage geschrieben, dass dies „unter Berücksichtigung der angrenzenden Wohngebiete und einer möglichst
großzügigen Freihaltung von Randflächen um den Wernersee“ geschehen solle. Hier bleibt nur zu hoffen,
dass sich die Bezirksverordneten –
auch wenn jetzt Wahlkampfzeiten
sind – nicht so einfach hinters Licht
führen lassen und
diese Vorlage geschlossen zurück
weisen. Denn wenn
schon, wie darin verzeichnet, nicht einmal der „Erhalt von
Kunstskulpturen“
(Foto: Nachtmann)
gesichert werden
kann, wie sollen dann
See und grünes Umfeld gerettet werden?
Ralf Nachtmann
Mahlsdorf – Am 16. Juni, 19
Uhr, spricht Steffen Reiche
(MdB) im Gemeindesaal der
Katholischen Kirchengemeinde St. Martin, Nentwigstraße 1
(Zugang über Giesestraße) zum
Thema „Als Christ in der Politik“. Veranstalter ist die AG
Christen in der SPD MarzahnHellersdorf. Als evangelischer
Pfarrer Mitbegründer der SDP,
Mitglied in der Volkskammer,
Minister in Brandenburg, Parteivorsitzender der SPD in
Brandenburg und Mitglied des
Bundestages verfügt Reiche
über breite Kenntnis von Politik auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen. Hierüber wird
er am 16. Juni berichten und
mit den Besuchern diskutieren.
Eintritt frei.
I.D.
Tanzen im TaP
Biesdorf – Am 4. und 18.
Juni, jeweils 14.30 Uhr, kann
im Theater am Park, Frankenholzer Weg 4, wieder das Tanzbein geschwungen werden.
Livemusik kommt von „The
Voices“ und der „Alex-Band“,
Eintritt 6 Euro. Märchen,
Piratenfest und Puppenspiele für
die Kleinen gibt es am 7., 9., 14.,
21. und 28. Juni, jeweils 10 Uhr,
zu erleben; Eintritt zwischen
2,50 und 3,50 Euro. Karten Tel.
37 30 82 21.
I.D.
Handwerker
stellen sich vor
Mahlsdorf – Am 19. Juni, 10
bis 18 Uhr, findet eine Handwerkerschau auf dem Durlacher Platz in Mahlsdorf-Süd
unter dem Thema „Familienfest mit Handwerk – Rund um
Haus und Garten“ statt. Bei
dem Fest für die ganze Familie stellen sich diesmal auch
wieder Firmen aus dem
VDGN-Unternehmenspool vor.
Für Speis und Trank ist gesorgt.
6
jot w.d. 1/2009
Girls got Rhythm
Starker Start in die diesjährige Parkbühnensaison
Weitere Höhepunkte bereits im Juni
Biesdorf – Eine große Befürchtung
liegt über jedem Beginn einer Freiluftsaison: Dass es schlechtes Wetter
gibt. Derartiges passierte beim Start
von „derArtiges“ auf der Biesdorfer
Parkbühne aber nicht. Im Gegenteil.
Und so ließen es die Fans bei der
Auftakt-Party mit Polka-Beat auch
ordentlich krachen. Besonders
„Bloody Kalinka“ wusste sowohl mit
schnellen Beats als auch mit tief russischer Seele zu überzeugen. Kein
Wunder, ist ihr Frontmann doch
Nikolai Fomin, der uns auch als Dr.
Bajan schon mächtig begeisterte.
Das erste Parkbühnenwochenende
präsentierte auch eine der alljährlichen Säulen des Programms – so genannten Ostrock. Diesmal waren die
Gruppen „Transit“ und „Karussell“
zu Gast und bewiesen, dass bei uns
keiner zurück gelassen wird.
Starker Auftakt mit Nikolai Fomin.
Die Mädels von Black Rosie ließen es mit AC-DC-Hits mächtig krachen.
Die in früheren Jahren eher zum Sai- ker“. Tags darauf wollen die „Irish
sonende aufspielenden Hardrock- Dance Company“ und die Band
Mädels von „Black Rosie“ hauten „Larkin“ an den vorjährigen Erfolg
diesmal bereits beim ersten Teil der von „Celtic Heartbeat“ anknüpfen.
„harten 70-er“ mächtig auf die Pau- Und am 24. Juni wartet mit „Pop
ke rsp. in die Gitarrensaiten. Pech hat- meets Symphony“ der Höhepunkt des
ten die Veranstalter um Programm- Monats. Dann wird Phil Bates mit
chef Fred Schöner nur mit dem dem Berlin String Ensemble die gro„Metalalter“. Im vergangenen Jahr ßen Hits des Electric Light Orchestra
noch ein echtes Zugpferd fiel das fein ziseliert und bombastisch zuR. Nachtmann
Konzert mit Runkel, Aly the fiddler gleich aufführen.
und dem Münzer dem einzigen Tag Karten gibt’s an vielen Vorverkaufsmit „indifferenter Wettervorhersage“ kassen und im Internet unter
zum Opfer. Dass die Künstler ohne www.parkbuehne-biesdorf.de.
zu Murren auch vor einem kleinen Kreis ihr
Programm ordentlich
vortrugen, zeigt, dass
auf der Parkbühne Profis zu Gange sind. Im
Juni nun steht „der
Klassiker“ schlechthin
auf dem Programm.
Am 11. Juni heißt es 18 Uhr zum 6. Auch von einem Regenschauer ließen
Mal „Beatles treffen Stones“ mit den sich Publikum und Gruppe Transit
Gruppen „Beattells“ und „Starfuk- nicht beeindrucken. Fotos: Nachtmann
Links & rechts
Schweizer tanzen
Tango zur Harfe?
21. TFF wartet mit vielerlei Überraschungen auf
Schweiz und Volksmusik? Nicht
Wenigen fallen da gerade mal Alphörner und „Heidi-Land“ ein. Die
Schweiz ist zwar ein kleines Land,
aber im Verhältnis zu seiner Größe
eines der kulturell vielfältigsten in
Europa. Im Rest der Welt weiß man
eben nur wenig davon, denn der
Schweizer ist sich selbst genug.
Musiker müssen nicht ins Ausland
reisen, sie verdienen zu Hause so
viel, wie sie im Ausland nie bekommen würden. So ist es vielen auch
verborgen geblieben, dass sich in
den letzten Jahren vor allem in der
deutschsprachigen Schweiz eine
Bewegung gebildet hat, die sich
„Neue Volksmusik“ nennt und versucht, traditionsbewusst und dennoch nicht tümelnd und vor allem
abseits der festgefahrenen Regeln
der mächtigen Verbände die traditionelle Musik der Eidgenossen
weiterzuentwickeln. Nun also stehen die Eidgenossen bei der 21.
Auflage des Thüringer Folk Festivals TFF als Länder-Schwerpunkt
im Zentrum. Auch wenn
die Musik der deutschen
Schweiz überwiegt, mit
Bandella la Castellana ist
auch eine Gruppe der italienischen Schweizer dabei. Mit großem Interesse
erwarten die Fans das diesjährige „magische Instrument“, die Harfe. Musiker
aus Afrika, Asien, Europa
und Südamerika werden
die große Vielfalt des „Engels-Instruments“ präsentieren. Zum Tanz
des Jahres wurde der Tango erkoren. Das dürfte den Tanzstuben des
Festivals einen riesigen Zulauf bescheren. Organisatorisch gibt es einige kleinere Änderungen: Der Donnerstag ist nunmehr fest ins Programm integriert, die Abend-Veranstaltungen im Park sind für
Dauerkartenbesitzer inbegriffen.
Deren Anzahl wurde übrigens auf
37 000 gedeckelt. Dafür stieg der
Preis auf nunmehr 64/32 Euro. In
Anbetracht von umgerechnet fast
1000 Stunden Musik ein Spottpreis.
Bis 22. Juni erfolgt der Verkauf auch
im Online-Shop (https://tff-rudolstadt.de/tff-shop.html); schriftliche
Bestellungen sind bis 19. Juni (Poststempel) abzusenden.
Auch der langjährige Einsatz von
jot w.d. wird sich für die Besucher
lohnen: Spätestens ab kommendem
Jahr wird es im Programmheft ein
kleines „Instrumenten-Lexikon“
geben. Es war eine Anregung von
uns.
R. Nachtmann
Das 21. TFF läuft vom 30. Juni
bis 3. Juli in Rudolstadt; Info
www.tff-rudolstadt.de
Auch die italienische Harfenistin
Cecilia Chailly wird in diesem
Jahr das „magische Instrument“
vorführen.
Foto: tff
Sieben auf einen Streich
Marzahn-Hellersdorf – Die Uhrzeiger
bewegten sich auf 13 Uhr zu, als Kulturstadtrat Stephan Richter die Stufen
der Museumstreppe im alten Dorfkern
von Marzahn erklomm. Er sollte als Ressortchef der Gastgeber und „Reiseleiter“ für die von seinem Fachbereich vorbereitete Kultur-Tour am 23. Mai sein.
Angesichts der erwartungsfrohen und
frohgestimmten Gesichter der mehr als
40 eingeladenen mitreisenden
„Tour“isten spöttelte er leise: „Sieht ja
wie’n Staatsbesuch aus.“ Irgendwie war
es das auch.
In den Räumlichkeiten des als Treff- und
Startpunkt auserkorenen Bezirksmuseums wurde immerhin der Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten im Senat von Berlin, André Schmitz, erwartet. Und wird nicht schon seit längerem
gemunktelt, es reise der künftige Kultursenator durch die Bezirke? Bürgermeisterin Dagmar Pohle freute sich
sichtlich, ihn trotz Terminnot willkommen
heißen zu können. Bei im kommenden
Jahr fehlenden zehn Millionen Euro
Haushaltsmittel lässt sich ahnen, warum. Und Schmitz zeigte sich verständig
hinsichtlich des unausgesprochenen
Empfindens, es ginge immer nur um das
Geld. Er tat seinen Gastgebern den Gefallen aber nicht, diesen Ball aufzuneh-
Staatssekretär André Schmitz auf „Schnuppertour“ in Bezirkskultur
men. Der Staatssekretär wollte Kultur
sehen, genauer gesagt, die Orte, an
denen sie gehegt und gepflegt wird.
Sieben auf einen Streich – wie beim
„Tapferen Schneiderlein“ – haben die
Veranstalter in den Tourenplan gewebt.
Neben dem Museum waren das die „Pyramide“, das Ausstellungszentrum in
Hellersdorf, das Theater am Park, die
Musikfabrik Orwohaus, das TschechowTheater sowie das Atelierprogramm
Marzahner Promenade und die Galerie
M. Die Kultur Schaffenden, Fördernden
und Sponsoren, die – wie der Staatssekretär auch – mit einem Bus von Ort zu
Ort gebracht wurden, meinten vorab,
einem kulturellen Parforce-Ritt beizuwohnen. Aber mitnichten. Vernünftiger
Weise verzichteten – mit einer Ausnahme – die Nutzer und Betreiber von Ateliers und Bühnen darauf, dem Berliner
Regierungsvertreter eine Art Werbeverkaufsschau anzubieten. Von Iris Krömling
(Museum) bis Karin Scheel (Galerie M)
konzentrierten sich alle Präsentatoren
auf das Wesentliche, ohne die Probleme
auszusparen. Der Staatssekretär hinwiederum kehrte nirgendwo den alles besser Wissenden hervor – nicht mal zum
Schluss – sondern er gewann zusehends Sympathien dadurch, dass er im
Großsiedlungsbezirk besseres Wissen
erlangen wollte. Der junge Mann aus
dem Orwohhaus wird ihm dabei sehr
behilflich gewesen sein. Mit einem aus
Interessiert lässt sich André Schmitz von
Iris Krömling das Modell Hellersdorfs im
Bezirksmuseum erklären. Foto: Nachtmann
langen erfolgreichen Kämpfen um das
Haus gewachsenen Selbstbewusstsein
sagte er allen Anwesenden: „Dieses
Haus steht als Beispiel dafür, wie man
eine Idee mit wenig Geld aber mit viel
persönlichem Engagement erfolgreich
verwirklichen kann.“
600 Musiker haben dieses Haus an der
Landsberger Allee/Frank-Zappa-Straße
unterdessen für sich als Musikfabrik
auserkoren und Studios gemietet. Davon bestreitet der Trägerverein, der endlich auch den Eigentumstitel besitzt und
acht feste Arbeitsplätze geschaffen hat,
Unterhalt und Betrieb des gesamten
Hauses. Wenn auch gewissermaßen von
der Hand in den Mund. Staatssekretär
Schmitz war anzusehen, dass ihm das
imponierte, und die „Orwohäusler“ bei
ihm künftig kaum auf taube Ohren stoßen würden.
Auch die Künstlerinnen im Atelierprojekt
an der Marzahner Promenade beeindruckten den Besucher vom Senat. Das
landeseigene Wohnungsunternehmen
Degewo hat hier leerstehende Ladenlokale als Ateliers für Nachwuchskünstler
zu kulanten Bedingungen vermietet. Und
die aktuellen Nutzerinnen unter der
Hausnummer 43 versprühten anstekkenden Elan und ehrliche Freude, hier
kreativ wirken zu dürfen. Dass der ne-
benan leer stehende Laden noch die
Werbung „Bestattungen“ trägt, irritiert
und schreckt vielleicht auch ein wenig
ab. Würde man stattdessen den Wortanfang von „Be-„ in „Erstattungen“
wandeln, könnte das den Zulauf sicherlich kräftigen.
Bleibt das Tschechow-Theater – die Ausnahme. Hier wurde den Besuchern eine
Selbstdarstellung geboten, die so gut wie
keine Fragen geschweige denn eine Diskussion aufkommen ließ. Wer noch vor
Monaten vor dem Hintergrund einer dubiosen Ausschreibung die heißen Auseinandersetzungen um die Zukunft dieses Haus mitgemacht hat, staunte nicht
schlecht über die Harmonie, die Selbstgefälligkeit und die aufgetragene Kühnheit, unbedarften Mitbürgern eine heile
Welt vorzugaukeln, die es gerade in dieser Theaterwelt nicht gibt. Und das fing
schon bei der Besetzung des Bühnenparts an, der keineswegs – wie suggeriert – in diesem Theater seinen Ursprung hatte. Den flüchtigen Busgast
wird das nicht jucken. Doch ich saß auch
im Bus, nicht flüchtig. Nur leicht beschämt. Ich hatte weiland mitgekämpft.
Torsten Preußing
Weitere Kulturberichte im Internet unter: www.hossfeld-marzahn.de/kultur.
Blick zum Nachbarn
jot w.d. 6/2011
7
Von Ahrensfelde bis Waldesruh
Zweimal fünf Dörfer um unsere fünf Dörfer herum – Teil 10: Lichtenberg
Unser Fünfdörferbezirk ist auf Brandenburger Seite von ebenfalls fünf
Dörfern umzingelt: Ahrensfelde und Eiche (beide Landkreis Barnim),
Hönow, Neuenhagen und Dahlwitz mit seinen Siedlungsausläufern
Birkenstein und Waldesruh (allesamt Landkreis Märkisch Oderland).
Auf Berliner Seite umgibt uns wiederum eine dörfliche Fünferbande:
Falkenberg, Hohenschönhausen, Lichtenberg, Friedrichsfelde und
Lichtenberg erlebte eine Metamorphose vom kleinen, Berlin gehörenden Bauerndorf zu einer zunächst
eigenständigen Großstadt.
Von den Anfängen des Dorfes im
13. Jahrhundert nördlich der heutigen Frankfurter Allee auf einem
lichten Berge kündet heute nur
noch die beschauliche Dorfkirche
am Loeperplatz, benannt nach einer Lichtenberger Gutsbesitzerfamilie. 1375 schon gab es einen
Dorfkrug. Anders als die benachbarten, zum Niederbarnim gehörigen Dörfer wurde Lichtenberg alsbald von Berlin im Jahre 1391 gekauft. Das Stadtgut als Vorwerk
Berlins kassierte die Abgaben der
Bauern, 17 Bauernanwesen und
219 Seelen hatte das Dorf vor dem
Dreißigjährigen Krieg.
Die Schrecken des Krieges überlebten neun Höfe, erst 100 Jahre
später waren es 14. Seit 1620 gab
es im Dorf eine Schmiede, 1750
kam eine Windmühle und später
noch eine Ziegelei hinzu. Den Jahrhunderte währenden Stillstand der
Entwicklung dokumentiert das große Wandbild in der Rüdiger-/ Ecke
Atzpodienstraße. Es zeigt das Dorf
um 1800, eine Ansammlung strohgedeckter Lehmhäuser für 300
Dörfler rund um die Kirche. Erst
1777 wurde eine Dorfschule eingerichtet, ein Zimmer davon war
der Seidenraupenzucht gewidmet.
Doch dann war es aus mit der Ruhe:
Die Oberschicht Berlins entdeckte
die Vorzüge des Wohnens im Grünen, Staatskanzler Karl August von
Hardenberg kaufte 1806 Berlin den
Gutsbesitz ab, General Graf von
Möllendorf erbaute beim Dorf seinen Landsitz. Die Berliner eroberten Lichtenberg als Ausflugsziel.
Zufällig zerstörten vier Großbrände zwischen 1833 und 1840 das gesamte alte Dorf mit Ausnahme der
gemauerten Kirche und so wurde
Platz für Industrieanlagen, Villen
und Mietshäuser. Heute erinnert
der Dorfanger mittenmang der
Möllendorfstraße als Grünfläche
mit Kirchlein an Lichtenbergs dörfliche Geschichte, alles andere ist
untrennbarer Bestandteil der Metropole. Die Bewohnerzahl Lichtenbergs wuchs von nur 336 im Jahre 1817 auf 907 im Jahr 1858, danach ein rasantes Wachstum: 1875:
12 000, nur 15 Jahre später schon
22 000. Da musste von 1896 bis
1898 das neugotisch gemauerte
Rathaus her. Erst 1908 bekam
Lichtenberg sein Stadtrecht verliehen, da wohnten dort bereits 71 000
Leute! Als man 1912 Boxhagen
und Rummelsburg vereinnahmte,
hatte Lichtenberg als eigenständige Großstadt 133 000 Bürger, bevor es 1920 in Groß-Berlin aufging.
Wie kam es zu diesem Boom? 1867
wurde die Ostbahn gebaut, 1870
bekam Lichtenberg einen Rangierbahnhof und 1881 den Personenbahnhof „Lichtenberg-Friedrichsfelde“. Zahlreiche Anschlussgleise
machten das Entstehen einer Industrielandschaft an der ehemaligen
Rittergutstraße, heute Josef-OrloppStraße, möglich: Siemens und
Halske (DDR: Elektrokohle Lichtenberg), die Norddeutsche Kugellagerfabrik (DDR: Wälzlagerfabrik
Josef Orlopp) und neben der Mar-
Das Rathaus entstand bis 1898, richtig alt ist allein die Kirche am heutigen Loeperplatz.
Fotos: Clauder
Karlshorst, allerdings hier gekrönt von der Stadt Köpenick. Deren
alte slawische Wurzeln werden schon im Namen sichtbar, so wie auch
bei Hönow, Dahlwitz und dem heimischen Marzahn.
In loser Folge widmet sich jot w.d. Interessantem und Wissenswertem
aus der nahen Umgebung. Vielleicht werden Sie neugierig auf unsere
Nachbarn und raffen sich gar zum Kurzausflug auf?
Tango Argentino
garinefabrik Berolina noch zahlreiche andere Nahrungsgüterhersteller
für die aufstrebende Weltstadt.
Nach dem ersten Bürgermeister der
Stadt Lichtenberg wurde das damals auf dem Dorfhügel gebaute
Oskar-Ziethen-Krankenhaus
(OZK) benannt. In Herzberge kam
eine Irrenanstalt hinzu (heute Königin Elisabeth Krankenhaus). Die
S-Bahn erreichte 1901 Lichtenberg.
1912 entstand die erste Brücke über
die Bahn im Verlaufe der Frankfurter Allee. Manch älterer Leser
von jot w.d. kann sich noch erinnern, wie das Nadelöhr für den Autoverkehr in Richtung der Großsiedlungen unseres Bezirkes von
1976 bis 1980 durch die jetzige
breite Brücke ersetzt wurde. Das
Politbüro der SED kritisierte danach das Bauwerk als zu groß, zu
teuer und zu stadtzerstörend, danach unterblieb der schon geplante Abriss weiterer Häuser für die
Anbindung der Weitlingstraße. Ein
Menetekel für die A 100? Deren
angedachte Weiterführung bis zur
Kreuzung Frankfurter Allee mit der
Möllendorfstraße am Ring-Center,
also in das ohnehin Auto-geplagte
Herz von Lichtenberg, hat neue
Staurekorde im Visier.
Zurück zur Schiene! Lichtenberg
war zu DDR-Zeiten der eigentliche
Hauptbahnhof Ostberlins mit SBahn, U-Bahnanschluss Richtung
Alex (Linie E seit 1930) und Straßenbahn nach Norden. Am heutigen Ostbahnhof verkehrten damals
weniger Fernzüge als am 1976
modern gestalteten Lichtenberger
Bahnhof. In Diskussion war auch
ein zweiter S-Bahnsteig, bevor zeitweise das dortige S-Bahn-Werk
stillgelegt wurde. Die S-Bahnkrise
hat auch hier ihre Spuren hinterlassen, das Werk wurde wieder aufgemacht …
Ach so, die idyllischen Orte und
Geheimtipps für den Wochenendausflug fehlen noch. Fehlanzeige
beim vom Großstadtkrach geplagten Lichtenberg? Na, versuchen Sie
es doch mal in der Lichtenberger
Parkaue mit ihrem Kinder- und
Jugendtheater, gleich hinter dem
Allee-Center. Oder im Park des
Krankenhauses Herzberge, gleich
neben Marzahn. Wer sich dazu
noch bilden will, dem sei der Städtische Zentralfriedhof Lichtenberg
mit der Gedenkstätte der Sozialisten empfohlen. Im Eingangsbereich wurde vor einigen Jahren eine
aufschlussreiche Ausstellung installiert, die tagsüber frei zugänglich ist.
U. Clauder
Wasser marsch
Freiwillige Feuerwehr Ahrensfelde feiert 100-jähriges Bestehen
Ahrensfelde – Etwa drei Wochen
noch, dann hallt am 18. Juni „Kanonendonner“ durch die Ulmenallee der Gemeinde gleich hinterm Stadtrand und gibt das
Volksfest frei zur Feier und zur
Ehr’ der einhundertjährigen Ortsfeuerwehr. Vom 17. bis 19. Juni
werden aus diesem Anlass auf
dem Festplatz gegenüber dem
Motorsportclub Kommandos in
allen Lautierungen zu hören sein,
die das Dasein der Feuerwehrleute beglücken: „Wasser marsch!“,
„Feuer frei!“ und „Halt den
Schlauch schön fest“!. Nach dem
Festumzug am Sonnabend-Morgen durch Ahrensfelde werden
die engagierten Jünger St. Florians – Frauen wie Männer, jüngere wie ältere – in „Schnupperkursen“ ihre Technik und ihr Können bei Rettung und Gefahrenabwehr demonstrieren.
Am Freitag-Abend ist das Festzelt für die Jugend und die jung
Gebliebenen reserviert. Die Lindenberger Band „Neutral“ und DJ
Hartmut sorgen für den stimmungsvollen musikalischen Auftakt zum Fest, während am Folgetag neben den Vorführungen der
Feuerwehr buntes Jahrmarkttreiben auf dem Platz sowie „Stimmung, Jux, Fidelitas“ – u.a. mit
der Gruppe „Sowieso“ sowie den
Kochkunst in Indien
Hohenschönhausen – Am 22.
Juni, 19.30 Uhr, lädt der Kulturring zur neuen Veranstaltung der
Reihe „Kochkunst“ in den Kieztreff „Falkenbogen“, Grevesmühlener Straße 20, ein. Moderatorin
Alina Martirosjan-Pätzold stellt
gemeinsam mit Künstlern die indische Küche vor. Eintritt 7 Euro
(inkl. Kostproben), Anmeldung
Tel. 96 06 32 33.
I.D.
Chearleaders vom SV Grün Weiss
– im „Leinwandpalast“ die Szenerie beherrschen werden. Um
die Jüngsten kümmert sich die
Jugendfeuerwehr mit Hüpfeburg
und Schminkkoffer, aber auch
mancher Blick in deren „Trickkiste“, also die lehrreichen
„Brandschutzkoffer“, wird beim
Kinderfest gestattet sein. Den Tag
beschließt ein farbenprächtiges
Höhenfeuerwerk.
Das Festgelände an der Ulmenallee gehört zum Eigentum der
Evangelischen Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, die den Ostkirchhof nebenan unterhält. Deshalb wird
auch erstmals in einem nachdenklich gehaltenen Programmteil dieser Ort mit seinen Bediensteten
u.a. während einer Führung vorgestellt und gewürdigt werden.
Noch bis 14. Juni können dienstags zwischen 18 und 19 Uhr sowie sonntags zwischen 10 und 11
Uhr in der Ahrensfelder Feuerwache, 1. Obergeschoss, Dorfstraße
51, Veranstaltungskarten gekauft
werden. Preise: Freitag 5 Euro,
Sonnabend 7,50 Euro, beide Tage
10 Euro; Sonntag Eintritt frei.
Torsten Preußing,
Vorsitzender des Fördervereins
der Freiwilligen Feuerwehr
Ahrensfelde
Karlshorst – Literatur, Musik,
Tanz, Bilder und Kulinarisches –
am 10. Juni steht Argentinien im
Mittelpunkt des Carlshorster Salons mit Moderatorin Alina Martirosjan-Pätzold. Zu Gast
ist der Musiker, Tänzer
und Schauspieler Paco
Liana (Foto: Mahn). Er ist bekannt durch zahlreiche Konzerte
im In- und Ausland – so gab er
schon fünf Solokonzerte in der
Berliner Philharmonie – und genießt einen exzellenten Ruf als
Tangolehrer. Beginn 19.30 Uhr,
Portland-Cement-Haus, Dönhoffstraße 38 (unweit des S-Bahnhofes). Eintritt 15 Euro (inkl. landestypischer Speisen), Karten Tel.
553 22 76.
Pavillon für Mieter
Hönow – Am 11. Mai eröffnete ein
Pavillon, den ein Bauunternehmen
für das Pflegewohnstift im
Hönower Neubaugebiet errichtet
hatte. Neben zwei separaten Räumen stehen eine komplett eingerichtete Küche, Sanitäranlagen und
eine kleine Bibliothek zur Verfügung. Die Deutsche Seniorenstift
Gesellschaft, die auch das „Service-Wohnen“ für viele Mieter im
Karree betreut, organisiert künftig
regelmäßig Veranstaltungen. Außerdem steht der Pavillon für private Anmietungen, etwa bei Familienfeiern, bis maximal 22 Uhr zur
Verfügung. Info Tel. (03342)
50800 ().
Bärbel Gräber eröffnete den
Pavillon.
Foto: Nachtmann
7. Schlossfest
Dahlwitz – Am 5. Juni lädt ab 14
Uhr der Förderverein Dahlwitzer
Herrenhaus zum mittlerweile 7.
Schlossfest auf dem Anger zwischen Evangelischer Kirche und
Herrenhaus ein. Im Programm
sind u.a. der Kirchenchor Hönow,
ein Märchenerzähler, das Kindertheater der Kita „Kinderkiste“, ein
Bücherstand und das Hofcafé der
AWO auf dem Kirchhof. Beim
Bühnenprogramm ist die Rüdersdorfer Bergkapelle mit von der
Partie, für jugendliche Zuschauer
gastieren die „United Dancing Angels“ aus Altlandsberg.
8
jot w.d. 6/2011
Emil ist grausam
Tipps und Termine
Kulturmarktplatz
an der Promenade
Marzahn – Zum „Treffpunkt M auf der
Marzahner Promenade“ wird am 25.
Juni zwischen 11 und 18 Uhr eingeladen. Auf dem Kulturmarktplatz präsentieren sich u.a. ortsansässige Vereine und
Initiativen. Geboten wird ein Bühnenprogramm, gestaltet von Musik- und
Tanzschulen und dem Kinder- und
Jugendtreff FAIR. An mehreren Ständen
kann getrödelt werden.
I.D.
Frühstück mit
Horst Drinda am Abend
Marzahn – Die „Mark-Twain-Bibliothek“, Marzahner Promenade 52-54, verlegt ihr „Literarisches Frühstück“ auf die
Abendstunden und präsentiert am 8.
Juni, 20 Uhr,
zur 1. Langen
Nacht der Bibliotheken
das Buch von
Horst Drinda
„Die Welt ist
noch nicht
fertig“. Es
wurde herausgegeben
und bearbeitet von Drindas Sohn, Dr.
Stefan Drinda, und Adelheid Wedel. Das Vorwort schrieb Gisela
Steineckert. Der beliebte Schauspieler
und Regisseur Horst Drinda wehrte die
Bitten seiner Familie, über sein Leben
zu schreiben, immer ab. Nachdem Frau
und Kinder nicht locker ließen und ihm
einen Computer schenkten, machte er
sich doch ans Werk. Es entstanden 21
kluge und bewegende Briefe. Sie widerspiegeln das Leben eines großen Künstlers, der in der DDR zu den Stars von
Bühne und Film zählte.
Orgel-Otto im Kompass
Hellersdorf – Am 21. Juni, 14 Uhr, präsentiert Orgel-Otto im Kompass am
Kummerower Ring 42 sein Berlin-Programm „Untern Linden, untern Linden“.
Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,50
Euro, Karten Tel. 56 49 74 01.
Kultur & Freizeit
Manfred Borges und Ernst-Georg Schwill bei „3 nach drei“
Hellersdorf – Einmal hatte er
einen wichtigen Termin verpasst. Der war ihm mittels
Email übermittelt worden.
„Können die Leute nicht anrufen“, empört sich der Schauspieler Ernst-Georg Schwill. „Ick
hab mit Computern nüscht am
Hut. Emil (gemeint sind Emails,
ID.) ist grausam“, erfahren die
Besucher der Talkreihe „3 nach
drei“ am 18. Mai im Kulturforum. Zum Glück haben die Organisatoren der Reihe, Carola
Röger und Siggi Trzoß, ErnstGeorg per Telefon zum Talk eingeladen. Und weil er direkt via
U-Bahn vom Alex kam, war
pünktliches Erscheinen gesichert. Der zweite Talkgast von
Moderator Siggi Trzoß kam aus
Pankow, auch mit der U-Bahn
– der 82-jährige Schauspieler
Manfred Borges. Weitere Strekken fährt er auch noch mit Auto,
etwa, wenn es zum „Klassentreffen“ in seine Geburtsstadt
Blankenburg im Harz geht.
Seine Ausbildung erhielt er in
den 40-er Jahren des vorigen
Jahrhunderts in München und
Weimar, seit Gründung des
Berliner Maxim-Gorki-Theaters 1952 gehörte Borges dem
Ensemble an, bis 1997! „Er
habe das Theater damals mit
aufgebaut“, erzählt er. Noch
heute steht der 82-Jährige auf
der Bühne des Berliner Kriminaltheaters. Obwohl er, wie er
zugibt, mit Krimis eigentlich
nicht viel am Hut hat.
„Ich bin da mal eingesprungen
für jemanden und so hat es sich
halt ergeben.“ In diesem Beruf
Ernst-Georg Schwill (re.) und Manfred Borges. Foto: Dittmann
spielten Glück und der Zufall Jahre), „Der Preis der Schöneine große Rolle, weiß der ge- heit“ (2001) – um nur einige
standene Theater- und Film- Filme zu nennen. Dennoch,
schauspieler aus eigener Erfah- und da ist er sich mit seinem
rung. Sein Repertoire an Film- Kollegen Ernst-Georg Schwill
und Fernsehrollen ist beträcht- einig, würde er heutzutage dielich: „Die Störenfriede“, „Stär- sen Beruf nicht mehr ergreifen.
ker als die Nacht“, „Der Um mit einer Rolle besetzt zu
Hauptmann
von
Köln“ (50-er Jahre),
„Nackt unter Wölfen“, „Die Mutter und
das
Schweigen“,
„Jenny“ (60-er und
70-er Jahre), „Daniel
Druskat“,
„Zwei
schräge Vögel“ (80-er
Jahre), „Liebling
Kreuzberg“ (90-er
Marzahn statt Hollywood
Sonntagsmatinee mit Schlager, Operette und Tanzshow
Musikkabarett im FFM
Marzahn – Am 3. Juli, 16 Uhr, trifft in
der Studiobühne des Freizeitforums Wiener Charme auf preußische Nüchternheit. Das Musikkabarett unter dem Titel „An der schönen schwarzen Donau“
wird von Martha Pfaffeneder (Gesang
und Moderation) und Jens-Karsten Stoll
(Klavier und Kommentare) präsentiert.
Eine schwarz-amüsante Melange aus
Texten und Noten für Freunde des „liebreizenden“ Wiener Humors. Eintritt 8
Euro, Karten Tel. 542 70 91.
I.D.
Das Ei ist hart
Hellersdorf – Unter dem Motto „Das Ei
ist hart“ (Loriot) bringen Ute Beckert
und Jörg Peter Malke sowie die „KleinstSymphoniker“ Walter Thomas Heyn und
Karin Leo am 29. Juni Skeche und Geschichten über allzu Zwischenmenschliches auf die Bühne des Kulturforums,
Carola-Neher-Straße 1. Beginn 14.30
Uhr, Eintritt 4 Euro, Kaffeegedeck 2
Euro, Karten Tel. 56 111 53.
werden, komme es weniger
aufs Können an. „Man muss
passen“, meint Schwill. Schauspieler könnten sich auch kaum
noch mit eigenen Gedanken
und Vorschlägen einbringen.
„Das Ensemble gibt es nicht
mehr.“ (Borges).
Schwill, der im März 72 wurde
und schon als Jugendlicher zum
Film kam (mit 15 spielte er in
„Alarm im Zirkus“), ärgert sich
über die vielen Anglizismen in
der Branche („Kommen Sie ans
Set! Früher hieß das Drehort.“)
Nach einer begonnenen Lehre
als Filmfotograf und noch während seines Studiums an der
Filmhochschule wurde er bekannt als Hauptdarsteller in
Heiner Carows DEFA-Film „Sie
nannten ihn Amigo“, auch durch
„Berlin – Ecke Schönhauser“
und „Eine Berliner Romanze“.
1960 dann spielt er in Frank
Beyers Film „Fünf Patronenhülsen“. Unzählige Rollen als „der
Kumpel von nebenan“ folgten.
Nach der Wende übernahm
Schwill auch Rollen in TV-Serien wie „Auf alle Fälle Stefanie“ und dem Berliner „Tatort“.
Als Assistent der beiden Kommissare bezeichnet er sich selbst
als „Diener zweier Herren“.
In seinem autobiografischen
Buch „Is doch keene Frage nich“
sind all die Geschichten aus den
vergangenen 70 Jahren nachzulesen. Dass im Herbst ein zweites Buch folgen soll, verriet er
den Besuchern im Kulturforum
am Rande. Arbeitstitel: „Icke,
meine und andere Tatorte“.
Ingeborg Dittmann
Gabriele Scheidecker zeigte Witz und Charme, Holm und Lück waren in Hochform. Fotos: Dittmann
Marzahn – Der Chor am 8. Mai
im großen Saal des FFM war
vielstimmig: „Hulala, Sommer in
den Bergen“; zwei nicht mehr
ganz so junge und doch immer
noch jugendlich frisch wirkende
Schlagersänger in knallengen
schwarzen Lederhosen hatten
das Publikum zum Mitsingen
animiert – Andreas Holm und
Thomas Lück, Freunde im Leben und Partner auf der Bühne
seit vielen Jahren. In ihrer Moderation werfen sich die beiden
mit viel Humor gegenseitig die
Bälle zu. Und nicht selten nehmen sie sich in dem einen oder
anderen Song selbst auf die
Schippe („Baby mach lieber die
Lichter aus, so taufrisch sehn wir
nicht mehr aus“, „Was willst du
denn in Hollywood?“). In einem
Medley erklingen Hits von Gestern wie „Siebenmal Morgenrot“, „Ein Mädchen wie dich“,
„Sie war mein Kurschatten“.
Auf die Sonntagsmatinee mit
Moderator Siggi Trzoß hatte die
Opernsängerin Gabriele Scheidecker eingestimmt. An der Berliner Musikhochschule hatte sie
einst Gesang, Schauspiel und
Tanz studiert, war danach an
Theatern in Görlitz, Cottbus,
Schwerin und Rostock engagiert. In Marzahn brachte sie
Ausschnitte aus ihrem Programm „Frauen sind keine Engel“ – dargeboten mit Charme,
Witz und Augenzwinkern. Viel
Applaus gab es auch diesmal
wieder für Andrea und Wilfried
Peetz, die sich mal solistisch,
mal als Gesangsduo präsentierten. Gute Laune verbreiteten an
diesem Sonntagvormittag auch
die Mädchen der Showtanzgruppe „Lolli Pops“. Da zuckte
es manch einem im Saal selbst
in den Beinen.
I. Dittmann
Kultur & Freizeit
jot w.d. 6/2011
9
Alles begann mit Ringelnatz
Der Lyriker Heinz Kahlau war zu Gast des Talks „Wenn die Neugier nicht wär“
Marzahn – Er war der meist gelesene Lyriker der DDR. Unzählige Gedichte, Aphorismen, Sinnsprüche. Liedtexte, aber auch
Drehbücher oder Texte für Kinderbücher und fürs Theater hat er
geschrieben. Nicht zu zählen die
vielen Nachdichtungen. Generationen wuchsen mit seinen Liebesgedichten auf – die schönsten
davon vereint in dem immer wieder neu aufgelegten Lyrikband
„Du“. Nun ist der Hauptteil seines umfangreichen Lebenswerkes
(allein mehr als 20 Lyrikbände
gibt es von ihm) in einem Band
vereint – „Sämtliche Gedichte
und andere Werke“ (1950 –
2005), Herausgeber Lutz Görner,
Aufbau-Verlag. Ein dickes Buch
mit Hunderten von Seiten.
Daraus las der Lyriker, Autor und
Schriftsteller, der am 6. Februar
80 Jahre alt wurde, am 21. Mai
im Freizeitforum Marzahn während des Talks mit Barbara
Kellerbauer „Wenn die Neugier
nicht wär“. Die Studiobühne war
bis zum letzten Platz von interessierten Besuchern gefüllt, und
das, obwohl frühsommerliche
Temperaturen an diesem
Samstagabend wohl zahlreiche
Alternativen zur Freizeitgestaltung im Freien boten.
Heinz Kahlau war für diesen
Abend im FFM extra mit seiner
Frau Cordula (seit 33 Jahren sind
beide verheiratet) und seinen
Töchtern Christine und Anja aus
seinem kleinen Dorf auf Usedom
angereist, wo er seit 2005 mit seiner Frau lebt. 1972 hatten sie dort
eine 300 Jahre alte Fischerhütte
als Sommersitz erworben.
Kahlau, zum Glück handwerklich
begabt: „Seitdem haben wir ununterbrochen daran herumgebaut.“ Im Dorf stehen 14 alte
und 16 neue Häuser. Kahlau mit
seinem trockenen Humor: „Ick bin
dort jetzt Ehrenbürger. Da brauch
ich mir wenigstens keine Sorgen
um einen Friedhofsplatz zu ma-
Heinz Kahlau war Gast in der Kellerbauer-Talkshow. Foto: Dittmann
chen.“ Aufgewachsen in Drewitz
bei Potsdam als Sohn einer Arbeiterfamilie hatte er als Kind
und Jugendlicher keinerlei Berührung mit Literatur. „Lesen
macht dumm, war mein Stiefvater überzeugt und so hatten wir
kein einziges Buch zuhause“, erzählt Heinz Kahlau.
Erst als er wegen einer Lungentuberkulose in einer Heilstätte
in Rathenow weilte,
kam er erstmals mit
Literatur in Berührung.
„Ein anderer Patient
hatte mir einen Band
mit Ringelnatz-Gedichten gegeben. Da
habe ich mich regelrecht festgelesen und
dann selbst angefangen, kleine Verse zu schreiben.“
Sein erstes Gedicht druckte die
„Märkische Volksstimme“ ab. So
kam er zur Arbeitsgemeinschaft
junger Autoren“, einer Nachwuchsgruppe des Schriftstellerverbandes der DDR. Bevor
Kahlau 1953 Meisterschüler von
Bertolt Brecht wurde, hatte er als
Elektriker, Holzdrechsler und
Traktorist in Potsdam gearbeitet.
Brecht hatte ihn gefragt, was er
denn alles so kenne an Theaterstücken und anderen Werken. Er
habe den „Faust“ gesehen und
eine Operette, deren Namen er
vergessen habe, antwortete der
junge Mann wahrheitsgemäß. Das
seien die besten Voraussetzungen für
seine Karriere als
T h e a t e r d i c h t e r,
wenn er all das
Zeugs, was es so
gibt, nicht kenne,
soll Brecht geantwortet haben.
Seinen ersten Gedichtband „Hoffnung lebt in den
Zweigen der Caiba“
veröffentlichte Kahlau 1954. Von
1956 an war er freischaffender
Schriftsteller, veröffentlichte Lyrik, Dramen, Prosa, Lieder, arbeitete als Funk- und Filmautor („Auf
der Sonnenseite“), schrieb
Kinderhörspiele und Kinderbücher. Theaterstücke wie „Ein Krug
mit Oliven“, „Der Musterschü-
ler“, „Die kluge Susanne“ und die
„Galoschenoper“ (nach Brechts
Dreigroschenoper) folgen. Dass er
zwischen 1957 und 64 als IM der
Staatssicherheit verpflichtet wurde, legt das heutige Mitglied der
Linken 1990 offen. Wegen eines
in Paris veröffentlichten kritischen
Gedichtes hätte man ihm sieben
Jahre Bautzen angedroht. „Ich bin
dann ausgestiegen und wurde
selbst überwacht.“
Später erhielt er zahlreiche Preise (Lessing-Preis, Kunstpreis der
FDJ, Becher-Medaille, Nationalpreis), war zwischen 1970 und 80
Präsident des PEN-Zentrums der
DDR und Mitglied im Berliner
Vorstand des Schriftstellerverbandes. Sein Wissen gab er oft und
gerne an die jüngere Generation
weiter, ob in der Singebewegung
oder zu den Poetenseminaren der
FDJ in Schwerin. Für schreibende Jugendliche gehörte sein kleines grünes Büchlein „Der Vers,
der Reim, die Zeile – Wie ich
Gedichte schreibe“ zur Standardliteratur. Noch heute steht das in
meinem Bücherschrank wie auch
sein „Balladenband“ von 1976,
„Fundsachen“ (1984) und natürlich das berühmte LiebeslyrikBüchlein „Du“.
Zahlreiche Notizbücher stapeln
sich in seinem Arbeitsraum, in denen er auf Schritt und Tritt seine
Gedanken festhielt, um sie später,
umgesetzt in Verse, Reime oder
Prosa, in die Tasten der Schreibmaschine zu hämmern. „Dafür
gab`s Lob, aber auch Tadel, das hat
mich wach gehalten“, sagt er.
Ob er heute noch schreibe, fragt
die Moderatorin. Da wiegt er bedächtig den Kopf, blickt in die
Runde und meint: „Ich schlafe 12
Stunden, dann lese ich, dann lass
ich mich von meiner klugen Frau
verwöhnen und wenn dann noch
Zeit bleibt… Schließlich liest er
noch ein Gedicht. Das endet so:
„…Ich lebe, weil ich dichte.“
Ingeborg Dittmann
Tipps und Termine
Kultur per Tour
zum Kienberg
Hellersdorf – Am 18. Juni, 14 Uhr,
steht eine Wanderung zum Kienberg im
Programm, mit Einkehr in das GalerieCafé CP. Dort kann die aktuelle Ausstellung besichtigt werden. Treffpunkt
14 Uhr Kulturforum, Carola-NeherStraße 1, Teilnehmergebühr 2 Euro.
„Alternativlos“
Marzahn – Unter diesem Titel steht das
Programm von Gerd Hoffmann vom Kabarett „Die Radieschen“, zu erleben am
24. Juni, 19 Uhr, im Tschechow-Theater, Märkische Allee 410. Eintritt 8, ermäßigt 6 Euro. Karten Tel. 93 66 10 78.
Theater im TaP
Biesdorf – Das „theater DIE BOTEN“
wird 50 Jahre. Aus diesem Anlass zeigen die Mitstreiter am 26. Juni, 18 Uhr,
einen Querschnitt ihres Repertoires; u.a.
„Romeo und Julia“, „Die Erziehung der
Engel“, „Goldberg-Variationen“ und
„Burattino“ im Theater am Park, Frankenholzer Weg 4.
Am 25. Juni, 16 Uhr, geht es im TaP
um Kunst, Erotik, Fantasie und Satire
beim „Frech-Frivoles-Festival“. Dabei
werden auch Preise verliehen. Eintritt
für beide Veranstaltungen frei.
I.D.
Die Mailänder Scala
Marzahn – In der Reihe „Reise durch
die Musikwelt“ geht es am 15. Juni, 15
Uhr, im Frauentreff HellMa um den
Mythos „Scala“. Über Interpreten und
spektakuläre Aufführungen berichtet Dr.
Eberhard Rudolph. Eintritt 1 Euro.
HellMa, Marzahner Promenade 41, Tel.
542 50 57.
Sommerfest im Klub
Hellersdorf – Zu einem Sommerfest
mit Musik und Tanz wird am 21. Juni
im Klub Am Baltenring 74 eingeladen.
Musikalisch unterhält der „OhrwurmExpress“. Eintritt 2,50 Euro, Karten Tel.
56 30 993.
Arno Prinz von Wolkenstein zu Besuch im Kiez
Ausstellung „Kunst und Künstler aus Mahlsdorf“ eröffnet
Mahlsdorf – Die Ausstellungseröffnung im Kieztreff „Kieke
mal“ des Unionhilfswerks begann und endete musikalisch mit
Liedern zweier ehemaliger
Mahlsdorfer – des Ortschronisten und Autoren Paul Großmann
(„Leise, leise schleicht ein Schatten“) und des Komponisten Kurt
Schwaen („Wer möchte nicht im
Leben bleiben“). Letzteres war
Teil der Filmmusik zu dem
DEFA-Spielfilm „Sie nannten
ihn Amigo“ von 1959. Wera
Küchenmeister schrieb den Text,
Schwaen die Musik. Der prominente Mahlsdorfer ist einer von
zwölf Künstlern, die in dieser
neuen Ausstellung in Wort, Bild
und Dokumentation vertreten
sind. Ebenso wie Sandmännchenvater Gerhard Behrendt, die
Keramikerin und Bildhauerin
Johanna Jura, die Schriftsteller-
und Filmautoren Jurek Becker
und Rudi Strahl, die Maler Karl
Hartwig und Kurt Massow, die
Kinderbuchillustratorin Ingeborg Meyer-Rey und einige an-
dere Kunstschaffende, die einst
in Mahlsdorf lebten und arbeiteten. Anlass der Ausstellung am
Hultschiner Damm ist die Tatsache, dass unser „Dorf“ in diesem
Jahr laut erster urkundlicher Erwähnung 666 Jahre wird. Von der
Öffentlichkeit und der Bezirksbehörde kaum wahrgenommen,
machten zwei Mahlsdorfer „von
Harald Kintscher und Maria Hartwig bei der Ausstellungseröffnung.
Fotos: Nachtmann
heute“ auf dieses Ereignis aufmerksam – zunächst mit einem Mahlsdorfer Kunstkalender (Heimatverein/Harald Kintscher),
nun mit dieser Exposition. Die Idee dazu hatten Harald Kintscher und Michael Wiedemann. Heimatforscher Harald Kintscher
sprach am 13. Mai dann auch die einführenden Worte, erzählte auch, wie er zu dem einen oder anderen Exponat gekommen ist.
Etwa einem Originalplakat des Stücks von
Rudi Strahl „Arno Prinz von Wolkenstein“
aus dem Jahre 1977, das er von Strahls Witwe Alice erhielt.
Interessant ist dieser Blick in die Geschichte unseres Ortes sicherlich besonders für die
vielen Neubürger. Aber auch alteingesessene Mahlsdorfer werden staunen, wie viele
prominente Künstler in ihrem Kiez einst lebten und wirkten. Ein Besuch lohnt allemal,
die Tram 62 hält vor der Tür. Die Ausstellung ist bis 30. November (außer im Juli/
August) im Kieztreff, Hultschiner Damm 84
A (gegenüber der Sparkasse) zu sehen.
Inge Dittmann
10
20 Jahre Otto-NagelGymnasium
Biesdorf – „1878 erhielt Biesdorf ein kleines Schulgebäude,
in dem zwei Lehrer 18 Schüler
unterrichteten.“ So steht es in altdeutscher Schrift in unserer
Schulchronik. Das Gebäude in
seiner jetzigen Form entstand im
Jahre 1911. Unser Otto-NagelGymnasium wurde vor genau 20
Jahren als 6. Gymnasium von
Berlin-Marzahn gegründet. Jetzt
ist das Otto-Nagel-Gymnasium,
Schulstraße 11, eine moderne
Schule in einem historischen Gebäude und eine der gefragtesten
Schulen in Berlin. Vom 6. bis 10.
Juni findet die Festwoche zum
Jubiläum statt. Das Vorbereitungsteam um Frau Scherfenberg
– sie ist Lehrerin für Mathematik und Physik und Verantwortliche für die Schulchronik – hat
interessante Projekte vorbereitet.
Interessierte sind zum Schulhoffest am 9. Juni von 15-18 Uhr
eingeladen. Info Tel. 514 38 64,
www.otto-nagel-gymnasium.de.
Lutz Seele, Schulleiter
Kindermusical
über heiligen Franz
Kaulsdorf – In dem Kindermusical „Franziskus“ geht es
um das Leben des Heiligen
Franz von Assisi. Das Musical
wird am 26. Juni, 15 Uhr, von
den Kinder- und Jugendchören
in der evangelischen Jesuskirche aufgeführt; Eintritt frei.
Neues
Privat-Gymnasium
Wilmersdorf – Eine reformpädagogische Privatschule mit
Begabtenprofil startet ab dem
neuen Schuljahr an der Schlangenbader Straße 31. Einen
Schwerpunkt wird die Arbeit mit
so genannten Hochbegabten bilden, die in „normalen“ Schulen
kaum eine adäquate Förderung
erhalten können. Das Schulgeld
beträgt je nach Einkommenssituation zwischen 100 und 480
Euro pro Monat. Es gibt noch
zwei Info-Veranstaltungen am 9.
Juni, 18 Uhr, und 16. Juni, 19
Uhr. Anmeldungen über Galileo
Schools for Life UG, Dorothee
Langosch, Tel. 0157-85 60 60 21,
email [email protected].
Trau Dich was – im
Niedrigseilgarten
Hellersdorf – Wild Whoosey,
Teamwippe, Spinne und ZickZack heißen die Übungselemente im neu entstandenen Niedrigseilgarten des Hauses Sonneneck, Alt-Hellersdorf 29-31, der
Schulklassen und Jugendgruppen für spannende Trainingsstunden zur Verfügung steht. In
moderierten Veranstaltungen
werden Teamgeist und Körperbeherrschung geschult. Bauherren des Projekts waren MarzahnHellersdorfer Jugendliche, die
sich in den berufsorientierenden
Werkstätten bei Kids & Co fachpraktische Kompetenzen aneignen. Anmeldung Tel. 99 90 1763.
jot w.d. 6/2011
Jugend-Bildung-Sport
Märchen ohne Magie
Gastspiel der Theatergruppen des Max-Planck-Gymnasiums
Biesdorf – Mit dem Abitur in der
Tasche blicken die Schüler der
Kurse im Darstellenden Spiel
(DS) des Max-Planck-Gymnasiums aus Mitte zurück auf drei
Jahre voller Spaß, verspielter
Improvisationen, verrückter Kostüme, spannender Auftritte an
ungewöhnlichen Orten und können gar nicht glauben, dass dies
mit dem Abschluss des vierten
Semesters nun ein Ende finden
soll. Einen definitiven Abschluss
bildet nun das Gastspiel der
Schüler am 15. Juni im Theater
am Park TaP am Frankenholzer
Weg.
Mit dieser Aufführung auf der
Bühne des Theaters am Park
kommen die beiden DS-Gruppen
des diesjährigen Jahrgangs noch
einmal zusammen und möchten
ihre Abschlussprojekte vorstellen.
Zuerst geht es direkt in den Märchenwald, aber in dem ist es
schon lange nicht mehr, wie’s mal
war. Die Märchenfiguren wagen
kaum es auszusprechen: die Magie der Märchen ist verschwunden! Wo ist sie hin? Verloren?
Vergessen? Geklaut?
Die zweite Gruppe hat sich an
einem Stück von Brecht versucht
und herausgefunden, dass der
„Kongress der Weißwäscher“
auch in der heutigen Zeit noch so
einige interessante Einsichten
bietet. Mit Erfolg wurde diese
Aufführung bereits als Beitrag zu
den 13. Theatertagen der Marzahner und Hellersdorfer Schulen
im Februar im TaP gezeigt.
Die beiden Theaterschülergruppen sind stolz und freuen sich,
noch einmal präsentieren zu können, was sie in ihrem letzten
Schuljahr gemeinsam erarbeitet
haben.
H. Berndt
Widerstand
gegen Kürzungen
beim JSO
Marzahn-Hellersdorf – Das Jugendsinfonieorchester MarzahnHellersdorf protestiert gegen die
am 1. April in Kraft getretenen
Kürzungen, die u.a. die Zeit für
Registerproben und die Arbeitszeit
des Dirigenten und des Organisationsteams um die Hälfte beschneiden. Diese Kürzungen mitten im
laufenden Programm gefährden das
Orchester grundlegend in seinem
Fortbestehen. In einem Gespräch
mit dem zuständigen Stadtrat Stephan Richter wurde signalisiert,
dass man von Seiten des Bezirks
den Verlust dieser bedeutenden
kulturellen Institution zwar bedauere, jedoch zum Zwecke der Konsolidierung des Musikschulhaushaltes in Kauf nimmt. Im Gegensatz
dazu zeigte sich in Form von Unterschriftensammlungen und einer
Online-Petition, die in vier Wochen
über 1700 mal unterzeichnet wurde, eine breite Öffentlichkeit mit
dem Jugendsinfonieorchester solidarisch und über die Kürzungen
empört. Darunter sind Persönlichkeiten des deutschen und internationalen Musiklebens wie z.B. Helmut Lachenmann (Komponist),
Georg Faust (1.Solocellist der Berliner Philharmoniker), Jörg Evers
(Deutscher Komponistenverband)
und der Fernsehmoderator Dieter
Moor. Als die Berliner Philharmoniker vom Geschehen erfuhren, entschlossen sie sich, ebenfalls aktiv
zu werden. Sie luden das Orchester für den 31.Mai ein, beim
Lunchkonzert in der Philharmonie
zu spielen, um ein größeres Publikum auf die Problematik aufmerksam zu machen. Christina Dietrich
Am 30.Mai (nach Drucklegung dieser
Ausgabe) sollte in der Alice-SalomonHochschule ein Gespräch über die Problematik stattfinden.
Piraten lassen Kinder singen
Abgabefreie Liederbücher werden an Kindergärten verteilt
Marzahn-Hellersdorf – Die
Mitglieder der Piratenpartei im
Bezirk beteiligen sich an der Verteilung gemeinfreier Liederbücher des Musikpiraten e.V. an
Kindertagesstätten. Sie tragen
somit dazu bei, dass die Kleinsten in unserem Bezirk wieder
sorgenfrei singen können.
Als die Verwertungsgesellschaft
Musikedition im Jahr 2009 begann,
Kindertagesstätten in ganz Deutschland finanziell für das Kopieren und
Weitergeben von Noten sowie für
das öffentliche Aufführen von Liedern zu belangen, entschied sich der
Verein Musikpiraten, ein komplettes Liederbuch unter freier Lizenz
zu produzieren. Im Gegensatz zu
kommerziellen Büchern ist bei diesem das Vervielfältigen und Weitergeben von Noten ausdrücklich erwünscht, kostenfrei und ohne Verwaltungsaufwand möglich.
Die Piraten in Marzahn-Hellersdorf
beteiligen sich an der Verteilung der
komplett durch Spenden finanzierten Liederbücher, die viele gängige
Stücke deutschen Liedguts enthal-
Pirat Steffen Ostehr übergab am 24. Mai Birgit Rossow, Leiterin der
Kita Abenteuerland, das lizenzfreie Liederbuch.
Foto: Kirste
ten, von „Fuchs, du hast die Gans
gestohlen“ bis hin zu „Stille Nacht“.
„Es ist schade, dass Verwertungsgesellschaften wie die VG Musikedition nicht mehr davor zurückschrecken, Kindergärten zu schröpfen und so Beeinträchtigungen bei
der Entwicklung zukünftiger Generationen billigend in Kauf nehmen“,
meint Steffen Ostehr, Spitzenkandidat der Piraten im Bezirk. „Ich bin
froh, dass es noch Menschen gibt,
die sich aktiv gegen diese Art von
Profitgier einsetzen.“
Die Piratenpartei setzt sich für eine
umfassende Erneuerung des
Urheberrechtsgesetzes ein, das sowohl den Künstlern als auch den
Konsumenten in der heutigen Zeit
gerecht wird.
Da Verfielfältigungsrechte an Noten
ein komplexes Problem sind, werden alle Liederbücher persönlich
übergeben und die Hintergründe der
Aktion erläutert. Die bisherigen
Reaktionen waren positiv und bestätigen, dass die Piraten und diese
Aktion den Nerv der Zeit treffen.
Sebastian Kirste
Umwelt & Verkehr
jot w.d. 6/2011
11
Königinnen auf dem Rathausdach
100 000 fleißige Arbeiter über den Amtsstuben
Bienen im, besser auf dem Plattenbau, statt auf dem Lande? Wie
soll das gehen, mag da manch einer fragen. Die erfahrenen Imker
Andreas Krüger und Uwe Meyer
erklären es: Die Stadt mit ihren
Parks, Straßenbäumen, Blumenrabatten und anderem Stadtgrün
schaffe ideale Voraussetzungen
für die Bienen, teils sogar bessere wegen zunehmender Monokultur auf dem Land. „Ideal sind zum
Beispiel die vielen Robinien dort
drüben entlang der U 5“, sagt
Krüger. „Die Bienen schwärmen
bis zu drei Kilometer aus, also
auch zum Wuhletal oder zur
Hönower Weiherkette.“ Bei der
Stadtimkerei stünde die Bestäubung der Blüten im Vordergrund,
weniger der Ertrag an Honig. Und
der hätte hier Bioqualität, sagen
die Fachleute, denn Bienen nehmen Autoabgase nicht auf.
Bekanntlich sind Bienen gut organisierte, sprichwörtlich fleißige Völker mit einer „gut durchdachten“ Planstruktur. Vielleicht
färbt davon ja auch etwas auf die
öffentliche Verwaltung ab?
Ingeborg Dittmann
Andreas Krüger (mit Hut) und
Uwe Meyer vom Imkerverein
Wuhletal gewährten uns einen
kurzen Einblick in den Bienenstaat auf dem Rathausdach.
Foto: Dittmann
Hellersdorf – Zwei neue Völker
haben sich im vergangenen Monat
in der Hellen Mitte angesiedelt.
Doch die 100 000 „Neubürger“
benötigen keine Wohnungen, kommen nicht mit der U-Bahn und
verirren sich auch nur selten in
Supermärkte. Sie wohnen hoch
oben auf dem begrünten Dach des
Rathausgebäudes am Alice-Salomon-Platz in zwei „Holzhäuschen“. Mitglieder des Imkervereins Wuhletal 1864 wie Andreas Krüger und Uwe Meyer haben
diese gebaut und die 100 000 fleißigen Bewohner – zwei Bienenvölker – gleich mitgebracht. Stadtimkerei heißt der neue Trend international (in New York oder Paris bereits Tradition) nun auch in
Berlin. „Berlin summt“ – die Idee
zu diesem Projekt hatten das Umweltforum für Aktion und Zusammenarbeit und das Initiativprojekt
„Über Lebenskunst“. Inzwischen
werben an 12 prominenten Dachstandorten Berlins (etwa auf dem
Abgeordnetenhaus oder dem Berliner Dom) zahlreiche Bienenvölker für mehr Stadtnatur. Der in
Hellersdorf wurde am 17. Mai offiziell übergeben. Bürgermeisterin
Dagmar Pohle überzeugte sich bei
einem „Staatsbesuch“ in luftiger
Höhe persönlich vom Wohlergehen der Königinnen mit ihren
Staaten.
Mahlsdorf – In diesem Jahr gibt
es viel Neues im „Garten der Sinne“ des Vereins „Mittendrin in
Hellersdorf“ an der Wodanstraße
6 zu bewundern. Eine Sonnenuhr
wird ebenso vorgestellt, wie die
heimischen Getreidearten, der
Wald der Vorurteile mit dem
Baum der Zukunft und eine
Pflanzentauschbörse. Ein Insektenhotel lädt auch die kleinsten
„Garten der Sinne“ wieder geöffnet
„Gäste“ ein, den „Garten der Sinne“ zu besuchen.
Besonders freuen darf man sich
auch auf die beiden neuen Maskottchen, Eichelhäher Garry und
Waschbär Wodan, die stellvertretend für Tiere aus der Umgebung
stehen. Beide wird man ab diesem
Jahr in Form von preiswerten
Handwerkprodukten, wie z.B.
Handy- und Kosmetiktäschchen
und Schürzen, die von Klienten des
Vereins zur Integration Behinderter hergestellt werden, erstehen
können.
Bis zum Herbst heißt der „Garten
der Sinne“ täglich von 9 bis 17 Uhr
willkommen. Kräuter und ein
Gartenteich laden ebenso zum
Verweilen ein, wie selbstgebaute
Holzspiele, „Sinneswege“ mit unterschiedlichen Oberflächen aus
Naturmaterialien und ein Tobegarten auf dem Grundstück gegenüber in der Wodanstraße 40. Der
Eintritt ist frei. Für Schulklassen
und Gruppen gibt es kostenlose
Führungen, Info Tel. 99 88 160,
email [email protected]. RN
Sicher durch die Radler-Saison
Frühlings-Check des ADFC für Fahrräder startete auf dem Alice-Salomon-Platz
Hellersdorf – Beim Anblick einer
Menschenschlange denkt man unwillkürlich: Hier gibts was kostenlos. Und in der Tat kostete der in
diesem Jahr erstmals als Auftakt
am 7. Mai durchgeführte FahrradCheck des ADFC keinen Cent. Nur
etwas Zeit musste investieren, wer
seinen Drahtesel – egal ob teurer
Flitzer oder museumsreifer Oldie
– auf Sicherheit überprüfen und
nötigenfalls auch leicht reparieren
lassen wollte. Denn erfahrene Mechaniker behoben kleinere Mängel
sofort. Der Fahrradclub spendierte
die Ersatzteile für Bremsen und Beleuchtung. Insgesamt wurden an
diesem Tag 113 Fahrräder auf Verkehrssicherheit geprüft. Der jüngste Radler war erst acht Jahre alt.
Fachberater gaben zudem Informationen und Tipps, wie Radfahrer im
Großstadtverkehr sicherer fahren.
Wer wollte, konnte sich auch an
einem Verkehrssicherheits-Quiz
zum Fahrrad beteiligen. Der alljährliche Frühlings-Check des
ADFC dient der Erhöhung der Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer
und wird von der Verkehrslenkung
Berlin unterstützt.
Im Rahmen der Frühlingsüberprüfung haben die Mitglieder der
Stadtteilgruppe Wuhletal auch für
die diesjährige gemeinsame Aktion von ADFC und AOK „Mit dem
Rad zur Arbeit“ geworben. 15 Interessenten haben vor Ort den
Teilnahmecoupon ausgefüllt und
erhielten dafür ihren Aktionskalender. Außerdem gab es einen
Gutschein für ein T-Shirt.
Zusätzlich konnten sich alle Interessenten mit dem kostenlosen Heft
„Rad und Touren 2011“, Tourenkarten und vielen weitere Informationen rund ums Fahrrad vom
ADFC Berlin eindecken.
RN
Das Schlange-Stehen hat sich gelohnt: Wer seinen „Draht-Esel“ vorführte, fuhr mit einem geprüften und reparierten Rad in die Saison. Fotos: Nachtmann
Perle der
Gartenkunst
Marzahn – Das Bezirksmuseum
und der Verein „Freunde der
Gärten der Welt“ laden am 8.
Juni, 18 Uhr, zu einer Führung
mit Hendrik Gottfriedsen durch
den Chinesischen Garten ein. Er
wird einen Einblick in die Chinesische Gartenbaukunst vermitteln und über die Entstehung der
Anlage informieren. Der im Jahr
2000 eröffnete Garten war der
erste im Ensemble der Gärten
der Welt im Erholungspark Marzahn. Treffpunkt Haupteingang
Eisenacher Straße, Eintritt 3, ermäßigt 1,50 Euro.
I.D.
Poet‘s Corner
und Sternennacht
Biesdorf – Im Rahmen des bundesweiten „Tages der Parks und
Gärten 2011“ gestaltet Schloss
Biesdorf am 18. und 19. Juni ein
abwechslungsreiches Programm
für die ganze Familie. Los geht’s
am 18. 6. um 14 Uhr mit einer
Führung durch den Schlosspark
und einer Besichtigung des Eiskellers (auch 17 Uhr). Zwischen
15 und 17 Uhr stellen junge Poeten im Lesegarten ihre Werke
vor. 19 Uhr gibt es „SommerAbend-Liebes-Lieder“ mit dem
Jugendchor Marzahn-Hellersdorf. Am 19. Juni, 11 Uhr, wird
nach dem Schlosskonzert mit
„twelve strings“ die Ausstellung
„Weibsbilder von gestern und
heute“ eröffnet. 11 und 14 Uhr
finden Schlosspark-Führungen
statt. 14.30 Uhr stellt sich die
Musikschule Fröhlich auf der
Nordterrasse vor und 16 Uhr gastiert das Puppen-Musiktheater
Rumpelstilzchen.
I.D.
Grünstrom spart
Kohlendioxid
Marzahn – Die degewo hat für
die Jahre 2012 und 2013 erstmals ausschließlich Ökostrom
eingekauft und stellt damit die
Hausstromversorgung auf atomstromfreie und CO 2-neutrale
Energie um. Bei der jährlichen
Liefermenge von rund 30 Gigawattstunden wird der Kohlendioxid-Ausstoß um je ca. 19 000
Tonnen verringert. Die Kosten
für die Mieter erhöhen sich um
nur 0,25 Euro im Jahr.
RN
18. Umweltpreis
Marzahn-Hellersdorf – Der 18.
Umweltpreis des Bezirkes ehrt
Aktive und Initiativen, die sich
in besonderer Weise um den
Naturschutz oder die Umweltbildung verdient gemacht haben.
Ausgelobt werden jeweils drei
Ehrungen für Initiativen und
Aktive. Sie sind mit einer Geldprämie von je 1000 bzw. 500
Euro verbunden. Eine Jury
nimmt die Auswahl vor. Beim
19. Umweltfest am 10. und 11.
September, wird der Preis vergeben. Vorschläge bis spätestens 30. Juli beim Koordinator
der Lokalen Agenda 21, Helmut
Hermes, Helene-Weigel-Platz 8,
12681 Berlin, einreichen.
12
Senioren-BVV berät
Lebensbedingungen
Älterer im Bezirk
Marzahn-Hellersdorf – Die
Vorsteherin der Bezirksverordneten-Versammlung, Petra
Wermke, und die Seniorenvertretung mit ihrer Vorsitzenden Regina Steeger laden alle
Senioren herzlich zur diesjährigen Senioren-BVV am 29.
Juni, 15 bis 17 Uhr, in den Rathaussaal in Helle Mitte, AliceSalomon-Platz 3, ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen die Lebensbedingungen
der Seniorinnen und Senioren
in unserem Bezirk. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit,
mit Mitgliedern des Bezirksamtes sowie mit Expertinnen
und Experten direkt ins Gespräch zu kommen und öffentlich Anfragen zu stellen.
Thema
Rechtsmedizin
jot w.d. 6/2011
Konditoren über die Schulter schauen
Erster Spatenstich für eine Schaubäckerei im Freizeitforum
Marzahn – Leckeren Kuchen für
alle gab es am 19. Mai vor dem
ehemaligen Restaurant „Malibu“
im Freizeitforum an der Marzahner Promenade 55. Den verteilten am provisorischen Bäckerstand Andreas Engel und Mitarbeiter der Konditorei & Feinbäkkerei Engel, die einst im Dorf
Marzahn ansässig waren und nun
ihr Geschäft in Hohenschönhausen haben. Künftig werden sie
eine Schaubäckerei im FFM betreiben. Nach dem Ende des
„Malibu“ boten die leeren Räume rechts vom Eingang zum Freizeitforum lange Zeit ein mehr als
trauriges Bild. Zuletzt waren die
großen Glasscheiben durch Plakate verdeckt.
Am 19. Mai wurde im Beisein
von der für das FFM verantwortlichen Stadträtin Manuela
Schmidt der symbolische erste
Spatenstich für den Umbau eines
Marzahn – In der Vorlesungsreihe der Akademie für höhere
Semester des „alt-KLUG e.V.“
geht es am 26. Juni, 10.30 bis
12 Uhr, um „Rechtsmedizin –
ein kleines medizinisches Fach
mit großer Ausstrahlung“. Referent ist Prof. Dr. med. Volkmar Schneider im Kontaktcafé
der „Lebensnähe“, Allee der
Kosmonauten 69. Eintritt frei.
Lese-Café zur
„Spezies Mensch“
Mahlsdorf – Andrea Gerecke
präsentiert am 15. Juni, 14.30
Uhr, im Lese-Café des Pestalozzi-Treff, Pestalozzistraße
1A, heiter-ironische Geschichten über Menschen und ihre
ganz besonderen Eigenheiten.
Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,60 Euro. Karten Tel.
56 58 69 20.
Singen macht Laune
Marzahn – Am 8. Juni, 15 Uhr,
steht das gemeinsame Singen
im Restaurant des Kursana
Seniorenzentrums Landsberger
Tor unter dem Motto „Lachend
kommt der Sommer, wir singen
in geselliger Runde die schönsten Volkslieder“. Texte liegen
vor. Moderation: Carola Röger,
Klavier: Ulrich Wilke. Eintritt
2 Euro, Blumberger Damm 158.
Gesprächsreihe für
Gründerinnen
Marzahn – Im HAFEN – Gründerinnenzentrum, Schwarzburger Straße 10, beginnt eine
neue Gesprächsreihe „Gründung
als Chance?“, die jeden ersten
Montag im Monat, 10 Uhr, stattfindet. Zur ersten Veranstaltung
in dieser Reihe am 6. Juni sind
Frauen eingeladen, die Ideen und
Orientierungen für eine mögliche Selbstständigkeit suchen.
Existenzgründerinnen und gestandene Unternehmerinnen berichten aus ihrer Gründungsphase. Info Tel. 932 81 32. RN
Wirtschaft & Soziales
Stadträtin Manuela Schmidt war sichtlich begeistert vom Kuchen, den Vater und Sohn Engel zum ersten
Spatenstich (mit Abbruchhammer, li.) der Schaubäckerei mitgebracht hatten. Fotos: Dittmann, Nachtmann
Teiles des ehemaligen „Malibu“
gesetzt. Im Spätsommer sollen die
Bauarbeiten beendet sein und die
Besucher können sich dann auf
Kaffee & Kuchen, leckeres Eis
und Sommersonne auf der Terrasse der „Engels“ mit Blick auf den
neu gestalteten Victor-Klemperer-Platz freuen. Am Kuchentisch
Pantomime mit 96
Senioren-Ratgeber-Journal mit vielen Tipps
Marzahn-Hellersdorf – Sie steht
vor der ersten Neuwahl, hofft auf
viele Wähler im Bezirk und auf
engagierte Mitstreiter. Die Seniorenvertretung Marzahn-Hellersdorf zieht in der jüngsten Ausgabe des Seniorenjournals Bilanz,
berichtet von ihrem Engagement
in allen Bereichen – ob es um Gesundheitspolitik oder den Winterdienst, um das Wohnteilhabegesetz oder die Befürwortung geriatrischer Schwerpunktpraxen
geht. Sie setzt sich für die bequemen Müllschlucker ein, informiert Seniorinnen und Senioren
über den Anspruch auf Grundsicherung, nutzt (nicht nur) die
Sozialtage als Plattform, um für
die ältere Generation einzutreten.
Die bevorstehende Wahl der
Seniorenvertretung war auch der
Anlass, Bürgermeisterin und
Stadträte zu befragen, wie sie in
ihrem Ressort Politik für Senioren machen. Der Beauftragte für
Menschen mit Behinderung Matthias Flender gibt Auskunft über
das derzeitige Angebot der
Mobilitätshilfsdienste. Der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf
kann feiern: Seit 20 Jahren engagiert er sich „für das historische
Gedächtnis des Bezirkes“, so Vorsitzender Wolfgang Brauer.
Ihren Spaß haben „Jugendliche
von 16 bis 96“ in der Seniorenpantomimegruppe, die sich neuerdings an der Alice-Salomon-
Hochschule trifft, weitere Pantomimen sind ausdrücklich erwünscht. Das Journal berichtet
über die Angebote der Stadtteilzentren sowie Sport- und Fitnessmöglichkeiten für Senioren, listet
Möglichkeiten auf, in der Nach-
barschaft preiswert Mittagessen
zu gehen, stellt Wohn- und
Pflegemöglichkeiten im Alter vor
und informiert über Beratungsund Hilfsangebote. Das Journal
ist kostenfrei erhältlich, es liegt
u.a. im Bezirksamt, in den Bürgerämtern, Bibliotheken und
Stadtteilzentren aus. Es kann
auch für 1,45 Euro in Briefmarken bestellt werden beim apercuVerlag, Gubener Str. 47, 10243
Berlin.
R. Wagner
stand auch der Senior der Bäckerfamilie, der 76-jährige Klaus Engel. Neben Andreas halten auch
seine Söhne Thomas und Peter
die Bäckertradition hoch. Der
Altmeister selbst begann 1959 in
einer Bäckerei an der Warschauer Straße, wo er 30 Jahre tätig
war. Mit seinen 76 Jahren hilft er
noch ab und an bei Sohn Andreas
in der Backstube aus. „Hier in
Marzahn werden wir auch Lehrlinge ausbilden“, erzählt er stolz.
Durch große Glasscheiben zur
Backstube könnten die Besucher
der Konditorei den Bäckern bei
ihrer Arbeit über die Schulter
schauen.
I. Dittmann
„Markt der Frauen“
Lebensmittel- und Handwerksmarkt geplant
Marzahn-Hellersdorf – Die Leitstelle für Wirtschaftsförderung
ZAK und die Gleichstellungsbeauftragte des Bezirksamtes rufen
zum „1. Berliner Markt der Frauen“ auf. Auf diesem sollen Produkte selbständiger Händlerinnen,
Handwerkerinnen und Künstlerinnen sowie Öko-Landwirtinnen insbesondere der angrenzenden Landkreise sowie des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf angeboten werden. Der Markt soll im Spätsommer starten und an Sonnabenden an
einem attraktiven Standort, der gut
erreichbar ist und zum Verweilen
einlädt stattfinden. Für die Anlaufphase sind fördernde bzw. unterstützende Maßnahmen durch die
Verwaltung in Aussicht gestellt.
Gesucht werden nun potentielle interessierte Öko-Landwirtinnen
bzw. Herstellerinnen von ökologischen Produkten, Händlerinnen,
Handwerkerinnen sowie Künstlerinnen.
Die Förderung von Frauen basiert
auf der Tatsache, dass heute immer
noch nur 34 Prozent aller Selbständigen in Berlin Frauen sind und von
allen erwerbstätigen Frauen weniger als jede Zehnte ihre eigene
Chefin ist – im Gegensatz zu 14
Prozent der Männer. Gleichzeitig
arbeiten fast die Hälfte der selbständigen Frauen weniger als Vollzeit, und mehr als Dreiviertel verdienen durchschnittlich weniger als
1500 Euro netto im Monat. Die
Initiierung eines Marktes, auf dem
primär Frauen unterschiedliche
ökologische Produkte, Handwerk
und Kunst der interessierten Bevölkerung anbieten, trägt folglich auch
dazu bei, die wirtschaftliche Situation selbständiger Frauen zu verbessern, weitere Frauen zur
Existenzgründung zu motivieren
und sie dabei zu unterstützen, die
gleichen Chancen wie Männer zu
erlangen.
Ziel ist, dass der erste Berliner
Markt der Frauen ein Magnet für
die Bewohnerinnen und Bewohner
der Region und eine lohnenswerte
touristische Adresse für Gäste aus
Berlin und dem Umland wird. Deshalb werden die künftigen Händlerinnen mit ihren Wünschen und
Ideen von Beginn an in das Planungskonzept einbezogen.
Interessierte finden Informationen
im Internet unter https://www.soscisurvey.de/frauenmarkt; hier
gibt es auch einen Online-Fragebogen, der bis zum 10. Juni ausgefüllt werden kann. Zur Vorbereitung gibt es am 22. Juni, 18-21
Uhr, eine gemeinsame Beratung.
Auskünfte erteilen auch Sne•ana
Sever, Gleichstellungsbeauftragte
beim Bezirksamt, Tel. 90 293 20
50, email: [email protected] und Dr. Gabriele Schambach vom Beratungsunternehmen „Genderworks“, Tel.
214 69 004, email: [email protected].
RN
Feuilleton
jot w.d. 6/2011
Viel Alterseitelkeit
Mit heimlichem Groll
Heinz Florian Oertels „Halleluja für Heuchler“
Der Werbeaufwand für das Buch
war beachtlich. Wie angekündigt,
lagen im März die ersten Exemplare von Heinz Florian Oertels
„Halleluja für Heuchler“ in den
Buchhandlungen oder gelangten per
Versand zu den Vorbestellern. Technisch also beste Voraussetzungen,
um nach „Gott sei Dank“ und „Pfui
Teufel“ einen weiteren Erfolg zu landen.
Vor allem auf Jene,
die ihrem Tun und
Lassen das C wie
christlich als Banner
vorantragen, hat es
Oertel abgesehen. Er
fragt, wie sich die
deutsche Kriegsteilnahme in Afghanistan mit christlichen
Werten vereinbaren
lässt, wie es um das
Gebot der Nächstenliebe in den Führungsetagen von Politik und Wirtschaft bestellt ist, wie es mit dem
falsch Zeugnis reden in der Medienwelt aussieht, die im Talk-Teig unterzugehen droht.
Vielen von Oertels Anklagen und
Schlussfolgerungen wird der Leser
aus vollem Herzen zustimmen, weil
er sich in seinen eigenen Gedanken
bestätigt sieht oder weil ihm der
Autor weitergehende Gedankenanstöße liefert. So etwa, wenn er die
Beamtenmentalität in den öffentlich-rechtlichen Medien beklagt. So
waren ARD und ZDF bei Olympia
1988 in Seoul mit 570 Mitarbeitern
vertreten, während 37 DDR-Reporter und Techniker nicht weniger
13
Jenny Erpenbeck las aus „Heimsuchung“ im Hellersdorfer Kiez
Stunden berichteten. Bei vielen heutigen Reportern wie Bela R. bemängelt Oertel fehlende Gedankentiefe
und Sprachausbildung, überhaupt
sei der heutige kommerzialisierte
Sport nicht mehr sein Sport, wie ihn
Große wie Emil Zatopek,
Muhammad Ali, Pele oder Ulla
Donath einst vorlebten.
Das alles ist wie immer
brilliant aufgeschrieben,
obwohl – wie bei den Gedanken zum Tod von Eva
Strittmatter – arg mit der
heißen Nadel genäht. Und
doch bin ich mit dem Buch
nicht recht warm geworden. Zu unglaubhaft erscheint mir das mehrmalige Lob des Grundgesetzes, zu oft werden Passagen aus der Bibel zitiert,
immer wieder drängt sich
Alterseitelkeit nach vorn
und geradezu verschwenderisch gibt Dr. Oertel (er hat sich
seinen Titel einst wirklich selbst
verdient) lateinische Weisheiten von
sich.
Letzteres könnte ich übrigens auch,
seitdem ich ein entsprechendes
Stichwort bei Wikipedia gefunden
habe. „Si tacuisses philosophus
mansisses“*, hätte der uns allen ja
wohlbekannte Boethius vielleicht zu
dem Buch bemerkt.
H. Sandow
Heinz Florian Oertel, Halleluja
für Heuchler, Das Neue Berlin,
9,95 Euro
* „Wenn du geschwiegen hättest, so
wärest du ein Philosoph geblieben.“
Nunmehr schon zum zweiten
Mal und wiederum gut besucht
fand unter Obhut des Aufsichtsrates der WBG „Hellersdorfer
Kiez“ eine Lesung statt. Jenny
Erpenbeck, Schriftstellerin aus
Berlin, war diesmal der Gast.
Ihr Buch „Heimsuchung“ wurde 2008 für den Leipziger Buchpreis vorgeschlagen. Es ist von
besonderer Sensibilität. Allein
die Sprache der jungen Frau beeindruckt. Da gibt es keine Satzblasen, keine Worthülsen.
„Lese-Musik“ vermeint einer
der Rezensenten zu hören, und
ja, es sind Bilder, die aufkommen, wenn Erpenbeck ihre Geschichten erzählt.
Der Inhalt des Buches rankt sich
um ein Haus. Gegen Ende des
19. Jahrhunderts wurde es auf
einer Wiese am See gebaut,
nach fast 100 Jahren, am Ende
des 20. Jahrhunderts, wieder abgerissen. Dazwischen liegt Leben. Die Autorin erzählt zwölf
Geschichten, die eng an das
Haus gebunden sind. Da ist der
jüdische Besitzer, der das Haus
fluchtartig verlassen muss, weil
er im Nazideutschland um sein
Leben fürchtet, und dessen Spur
verloren geht. Der Architekt, der
das Haus liebevoll umgestaltet,
davon profitierend, dass sein jüdischer Nachbar verkauft. Auch
er verlässt das Grundstück
schließlich heimlich, da er Enteignung fürchtet – dieses Mal,
weil er angeblich den jungen
DDR-Staat betrogen hat. Die
neuen Pächter sind Erpenbecks
Foto: Behling
Großeltern, Antifaschisten, die
als Emigranten nach Deutschland zurückkehren und das Haus
mit ihren Familien liebevoll
umbauen und nutzen. „Wer
sonst sollte das Recht auf Privilegien haben, wenn nicht aktive Gegner des Faschismus?“, fragt
Erpenbeck im Verlauf des Gesprächs trotzig.
Aber auch hier
gibt es schließlich
eine Enteignung,
als sich in den
1990-er Jahren die
„Alteigentümer“
melden und Anspruch auf das
Grundstück erheben.
Gefragt, ob die
Schriftstellerin
„Hexenseele“ mit Heiserkeit
Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke gibt zu, eine Streberin zu sein
und muss mal eben die Klappe halten
Ich bin sprachlos! Für die schwere
Geburt meiner ersten Hausarbeit
im Fernstudium an der Uni Hagen
„Kabarett als Medium“ (die jot
w.d.-Leser werden es nicht mehr
hören können) hat mir der betreuende Professor eine Eins gegeben.
Eine EINS! Uff, das tat gut, auch
wenn wohl nun endgültig klar ist,
dass ich schon immer eine Streberin war, sozusagen vom „Weiterbildungsdrang gequält“, wie mein
Kollege Uwe Karpa (Oberpfleger
Brenneke aus „alpha-team“) in einem Kabarettlied singt.
Okay, vielleicht hatte ich ja bei dem
jungen Professor (Ich gebe zu, dass
er auf mich sehr sexy wirkt, auch,
wenn ich ihn nur aus emails und
einem einzigen Telefonat kenne.)
einfach nur einen Altersbonus.
Etwa so, wie ich bei meinen „Oderhähnen“ inzwischen „Bestandsschutz“ genieße. Unser Wolfgang
Flieder drückt das jedenfalls liebevoll so aus. Aber zeigt dieses TopErgebnis nicht auch, dass so eine
Sympathie zum „Meister“ zu
Höchstleistungen anspornen kann
– egal, in welchem Alter man ist?
Das scheint auch meiner Tochter
Paula in Spanien so zu gehen. Sie
redet zwar nicht darüber, aber ein
altes Muttertier merkt doch, was los
ist. Sie ist verliebt in einen ihrer
Mitbewohner, und nun hat sie tolle Pläne, sich in Spanien selbständig zu machen, eine Yogalehrerausbildung zu absolvieren und eine
Yogapension zu eröffnen. Dass sie
mich nicht wirklich einbindet in
ihre Zukunft, tut mir zwar weh,
aber das ist wohl verständlich.
Denn sie behauptet, jeder meiner
kritischen Hinweise auf Wirtschaftskrise und Studentenrevolten
in Spanien, die dazu dienen sollen,
dass sie nicht abhebt oder sich verrennt, seien eine Manifestation, die
das Universum umsetzt. Weil ich
eben eine Jahrtausendalte Hexenseele hätte ...
Nun also bin ich irgendwie mundtot, genau genommen sprachlos.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Seit Wochen, eigentlich seit Paulas Entschluss, in Spanien bleiben zu wollen, quält mich Heiserkeit. Ich fiel in totale Panik,
nachdem Sängerkollege Bert Beel
erschrocken sagte: „Lass dich ordentlich untersuchen. Das könnte was viel Schlimmeres sein.“
Sofort fiel mir mein Cousin Peter ein (Kehlkopfkrebs). Dann
war da noch im Zug die Begegnung mit zwei alten Damen, die
miteinander sprachen bzw.
krächzten: „Bei mir schließen die
Stimmlippen nicht mehr, das ist
im Alter so.“ Ich also zum Arzt.
Aber die Ärzte fanden nichts, verschrieben homöopathische Tropfen. Dann war plötzlich die Kehlkopfentzündung da. Da verschrieben sie Antibiotika. Kurz darauf
waren die Stimmbänder entzündet. Nun nehme ich Cortison.
Eigentlich sagen mein Körper und
meine Seele nur: Du hältst jetzt mal
für ne Weile deinen vorlauten
Schnabel... Aber das mach mal,
wenn die Premiere von „Zeig mir
mal Dein Sommerloch“ in zehn
Tagen bei den „Oderhähnen“ in
Frankfurt über die Bühne gehen
muss. Zum Schweigen habe ich
doch immer noch irgendwann sehr
viel Zeit, denke ich.
Jetzt krähe ich eben noch unverdrossen in die Welt, zwar mit
EHEC-Panik im Nacken – zumal
nun auch noch Spanien Ursprungsland des Erregers sein
soll. Doch ich glaube, damit stehe ich nicht allein da. Und das ist
doch schön, wenn man nicht allein ist. Ihr Lieben, passt gut auf
Euch auf und beim nächsten Mal
wieder mehr über Gott und die
Welt im Allgemeinen und im Besonderen. Heute muss ich mich
wegen des ärztlich verordneten
Sprechverbots und dem damit
einhergehenden Rat, insgesamt
etwas kürzer zu treten, einfach
mal etwas beschränken.
Einen schönen, sonnigen Juni
wünscht
Eure Daggie
den Verlust ihres „Gartens der
Kindheit“ so sachlich verarbeitet hat, wie es sich im Buch
liest, also ohne historischen
Groll, antwortet sie, dass dem
nicht so sei. Der Verlust schmerze sie noch immer. Aber sie habe
sich von ihren Gefühlen frei geschrieben, habe zum Haus geforscht und eine neue Haltung
dazu bekommen.
Im Kiez-Treff der Genossenschaft war es während der Lesung mucksmäuschen still.
Auch das Gespräch im Anschluss wurde sehr aufmerksam
verfolgt, handelt es sich doch
bei der Schriftstellerin um eine
Enkelin der aus DDR-Zeiten
vertrauten Autoren Hedda Zinner und Fritz Erpenbeck. Und
auch ihre Biographie hat interessante Facetten, hat doch die
Anfang Vierzigerin, die unter
anderem bei Ruth Berghaus und
Heiner Müller studierte, bereits
als Regieassistentin in Graz
und als Dramaturgin für Opern
gearbeitet.
So war es wiederum ein sehr anregender Abend.
Die
Absicht,
„Heimsuchung“
von Jenny Erpenbeck nunmehr
auch zu lesen, haben sicher viele
Gäste mit nach
Hause genommen.
G. Hiller
Wanderausstellung
des Bundestages
in Helle Mitte
Hellersdorf – Auf Initiative von
Petra Pau wird die Wanderausstellung des Bundestages vom
14.-18. Juni in der Hellen Passage am Fritz-Lang-Platz Station
machen. Auf 20 Schautafeln werden die wesentlichen Informationen über Aufgaben und Arbeitsweise des Parlaments und seiner
Abgeordneten vermittelt. Auf
zwei Computerterminals können
Filme, multimediale Anwendungen und Internetauftritt des Deutschen Bundestages angeschaut
werden. Weiterhin liegt Informationsmaterial zur kostenlosen
Mitnahme bereit. Die Stände
werden von 9 bis 18 Uhr betreut.
Schulen, Vereine und Bürger sind
eingeladen und werden Möglichkeiten haben, mit Abgeordneten
Themen von Außenpolitik und
Arbeitsmarktpolitik über Petitionen und Bürgerbeteiligung bis hin
zu Innenpolitik und Kinder-und
Jugendpolitik zu diskutieren.
Dazu kommen u.a. die Bundestags-Mitglieder Gregor Gysi, Stefan Liebich, Halina Wawzyniak
und Diane Golze. Während der
gesamten Tage wird es ein Quiz
geben. Eröffnet wird die Schau
am 14. Juni, 14 Uhr, die Abschlussveranstaltung beginnt am
18. Juni, 10 Uhr.
R.N.
14
jot w.d. 6/2011
Von Neustadt nach
Wusterhausen an der Dosse
Per Bahn und Bus rund um Berlin – Teil 8
Unsere Wanderung startet am Bahnhof
Neustadt, der sich im erst 1954 eingemeindeten Köritz befindet. Der erste
markante Punkt ist die barocke Köritzer
Dorfkirche, bevor es auf einem Fahrweg
zur Stadt geht. Hinter der Schwenzebrücke geht es auf den Poetensteig. Der
Name erinnert wohl an Heinrich von
Kleist. „Der Prinz von Homburg“ oder
„Prinz mit dem silbernen Bein“, eigentlich Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg, erwarb 1662 den Ort und trug dazu
bei, dass er sich zum ansehnlichen Landstädtchen entwickelte. Heute geht es aber
zum „Spiegelberg“.
Nach 1700 kamen französische Glaubensflüchtlinge als dringend benötigte Fachleute hierher. In der Manufaktur stellte
man Spiegel für Sanssouci und andere
brandenburgisch-preußische Schlösser
her. Der „Hugenottenfriedhof“ weist auf
die bis 1827 bestehende französisch-reformierte Kirchengemeinde hin, der
Friedhof wurde mehr als 100 Jahre darüber hinaus benutzt. Leider sind die Grabsteine kaum noch entzifferbar. Wir werfen einen Blick in den rekonstruierten
Schlossgarten und die frühere Poliermühle, wie das Schloss heute Schulinternat. Entlang der Dosse geht es wieder zur
Stadt, dort allerdings auf dem Wanderweg in Richtung Wusterhausen. Wir unterqueren die Berlin-Hamburger-Bahn,
passieren den Karpfenteich und folgen
der Dosse. Auf den Wiesen hinter dem
gegenüberliegenden Ufer kann man gelegentlich Kiebitze beobachten. Nach
Überquerung von Prignitzbahn und B 5
erreichen wir Wusterhausen (Dosse).
Im Mittelalter lag der Ort auf der Poststraße zwischen Berlin und Hamburg und
auf dem Pilgerweg nach Wilsnack. Bis
ins 16. Jahrhundert hatte man das Privileg des Salzhandels. Kähne aus Lüneburg
gelangten auf dem Wasserweg hierher.
Der Straßenname „Schifffahrt“ deutet
noch darauf hin. In der „Petersilienstraße“
gab es gar ein „Rotlichtviertel“. Die Stadt
und ihre Bürger gelangten zu einigem
Reichtum. Große Grundstücke, auf denen
noch heute interessante Bürgerhäuser stehen, künden davon. Die gotische Stephanuskapelle auf dem Friedhof weist aber
auch auf Pestepidemien während des
Dreißigjährigen Krieges hin. Auch mehrere Brandkatastrophen wüteten in der
Stadt. Später wurde Wusterhausen Garnisonstadt, 1796 kamen die „Gelben Reiter“ hierher. Im Volksmund hieß es „Wusterhausen – Schusterhausen“. Im Jahre
1800 gab es immerhin 59 Schuhmacher.
Sie profitierten von Soldaten und Handelsreisenden.
Unser Rundgang führt am früheren Kloster zum Heiligen Geist vorbei, den
Vorgängerbau beschrieb einst Fontane.
Zum Abschluss besuchen wir die sehenswerte Stadtkirche St. Peter und Paul, von
Einheimischen auch schon mal „Dom“
genannt.
Frank Beiersdorff
Der Autor veranstaltet Wanderungen und
Ausflugsfahrten in Kleinbussen. Rückfragen unter Tel. 993 85 21.
Fachwerkhäuser und gotische Stephanuskapelle in Wusterhausen. Fotos: Beiersdorff
Empfehlungen
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Vermietungs-Center Cecilienplatz 4:
Mo, Fr 9-12 Uhr, Di, Do 10-18 Uhr, Sbd. 9-12 Uhr
Vermietungs-Hotline 6829 – 7777
email: [email protected]
3 nach drei mit Dina Kofferradio neue Zeit
Hellersdorf – Am 15. Juni plaudert Siggi
Trzoß ab 15 Uhr im Kulturforum wieder
mit zwei Prominenten über Leben, Liebe, Lust und Leidenschaft. Zu Gast sind
die Schlagersänger Dina Straat und Michael Hansen. „Mann, wo ist die Zeit
geblieben“ – auf diesem Doppelalbum reflektiert Hansen eine lange musikalische
Zeit; ebenso Dina Straat in ihrer Schlagershow „Die Familienfeier“.
Es sind Reisen durch über 40 Jahre erfolgreiche Bühnen- und Medientätigkeit
beider Interpreten. Beide Bühnenkünstler eint die Vielseitigkeit: Schlager, Jazz,
Rock, Folklore sowie die musikalische
Arbeit mit Gruppen. Eintritt 8 Euro, Karten Tel. 56 111 53.
C. Röger
Berlin – Das „Kofferradio“ beim Sender Alex
Berlin wird nicht mehr dienstags, sondern
sonnabends von 15 bis 16 Uhr ausgestrahlt,
nun sowohl über Kabel 92,6 und 96,85 als
auch über Antenne 88,4 und 90,7; im Internet
über: www.alex-berlin.de oder www.siggitrzoss.de. Die Schlager der Sendung am 11.
Juni haben „Kofferradio-Premiere“ – darunter Titel von Julia Axen, Gerd Christian, Ruth
Brandin, Jenny Petra und Judith Süsz. Am
18. Juni fungiert Studiogast Karl-Heinz Wendorf als Co-Moderator und Musikredakteur.
Unter dem Motto „Der Sommer ist da!“ erklingen am 25. Juni Sommerschlager aus den
vergangenen 50 Jahren. Wünsche und Meinungen zur Sendung an: Kofferradio, Alex
Berlin, Voltastr. 6, 13335 Berlin. I. Dittmann
direkt – Briefe & Antworten
Gesetz kommt endlich
Zu: Spielhallen, u.a. jot w.d. 10/2010
Vor ein paar Wochen bestritten
die Fraktionen von SPD und Linken noch die dringende Notwendigkeit eines Gesetzes, um die
Flut an neuen Spielhallen einzudämmen. Nun kann es gar nicht
schnell genug gehen. Das jetzt
geplante Gesetz orientiert sich am
Gesetzesentwurf der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus aus
dem letzten Jahr. Noch in diesem
Monat soll das Berliner Spielhallengesetz verabschiedet werden. Ich freue mich, dass die Regierungskoalition endlich handelt.
In vielen Stadtteilen Berlins entstehen immer neue Spielhallen.
Ganze Straßenzüge werden zu
Spielhöllen. Der Einzelhandel
zieht sich hier zurück. Die Stadt-
teile drohen abzurutschen. Um
diesen Trend zu stoppen, hatte die
CDU bereits im letzten Jahr die
Initiative für ein Gesetz gegen die
Spielhallenflut gestartet. Nach
einer Gesetzesänderung auf Bundesebene liegt es in der Hand der
Bundesländer, die Genehmigung
und den Betrieb von Spielhallen
zu kontrollieren. Der Senat hat
lange gezögert, sich der Problematik anzunehmen. Leider hat es
Rot-Rot abgelehnt, den Mindestabstand zwischen den Spielhallen
und von den Spielhallen zu Schulen von 500 Meter auf 1000 Meter zu erhöhen. Auch wurde die
Forderung abgelehnt, die Zahl der
Spielhallen auf eine Spielhalle je
50 000 Einwohner zu begrenzen.
Mario Czaja (MdA)
Glückwünsche zum Jubiläum
Liebe Freundinnen und Freunde
vom Herausgeber-Verein und der
Redaktion jot. w.d,
etwas spät, aber nicht minder
herzlich, gratulieren wir Euch zu
15 Jahren unerschrockener, hartnäckiger und interessanter Arbeit.
Zugleich bedanken wir uns für
die gleichbleibend gute Zusammenarbeit mit unserem Verein
und besonders dafür, dass Kunst
und Kultur in Eurem Blatt immer
ihren angemessenen Platz finden.
Die vier Bände mit allen bis da-
hin erschienenen Ausgaben, die
Ihr uns zu unserem Jubiläum im
September 2010 geschenkt habt,
sind ein wahrer Schatz in unserer Sammlung. Auch dafür nochmals Dank.
Wir wünschen Euch Durchhaltevermögen, gute Gesundheit und
weiter viel Erfolg und Freude
beim Recherchieren und Schreiben, Stoff ist ja wahrlich genug
vorhanden.
im Namen des Vorstandes
und des Beirates
Herzlichst Gisela Peter
Lebenswege
Zu: Girls Day 2011 im Autohaus Marzahn
Berufswahl ist ein wichtiger
Schritt Richtung Zukunft. Was
soll ich nur später werden? Was
interessiert mich? Was kann ich
gut? Wo liegen meine Stärken?
Die Entscheidung auf eine Ausbildung fällt nicht leicht, schließlich stehen über 350 betriebliche
Ausbildungsberufe zur Wahl, darüber hinaus viele schulische Ausbildungsmöglichkeiten. Oftmals
stehen Jugendliche und ihre Eltern der Vielfalt, den stetigen
Veränderungen und den damit
verbundenen Anforderungen für
die Berufswahl hilflos gegenüber.
Schließlich wollen viele Seiten
und nicht zuletzt die eigenen Interessen und Fähigkeiten bedacht
werden.
Um das herauszufinden, fand ein
3-tägiges Projekt im HELLA –
Klub für Mädchen und junge Frauen in enger Zusammenarbeit mit
der Marzahner Thüringen-Schule
statt. Eher zurückhaltend und mit
wenigen Erwartungen begeben
sich die Mädels in die Projekttage.
Janine, 13, schildert ihren Traumberuf als Frisörin. „Da kann man
Menschen ein ganz anderes Aussehen schenken und hat immer mit
Menschen zu tun“, sagt sie. Auch
die anderen streben typische Frauenberufe wie Tierärztin, Schneiderin, Erzieherinoder Köchin an.
Es machte den Eindruck, als existiere für sie nur eine Hand voll
Ausbildungsberufe.
Oft entscheiden sich Mädchen
eher für traditionelle Berufe, die
sie aus ihrem Umfeld kennen.
Doch während der Projekttage
sollten die Teilnehmerinnen einen
Blick über den Tellerrand werfen
und typische Männerberufe kennen lernen. Ausreichend Gelegenheit dafür gab es beim Besuch des
Mitsubishi-Autohauses Jörg Lessing in Marzahn. Herr Lessing
ließ es sich nicht nehmen, die
Mädchen aus einer 7. Klasse
selbst durch sein Autohaus und
die verschiedenen Werkstätten zu
führen. Ganz praktisch wurden 6
Berufe vorgestellt und Fragen zu
beruflichen Anforderungen und
persönlichen Qualitäten diskutiert. Interessiert schauten und
staunten die Mädchen während
der vielfältigen Rundführung
durch das Autohaus.
Der Gedanke, einen Beruf mit
Technik, Bau, Elektronik oder
Naturwissenschaften zu wählen,
überkam bisher keines der Mädchen. Jessica, 14 Jahre, hätte sich
nie träumen lassen, vielleicht
doch einmal eine Berufsrichtung
mit Autos einzuschlagen.
Die Mädchen fanden den Projekttag besonders interessant und
lehrreich, sie fanden es gut, mal
ein Autohaus von innen betrachtet zu haben. Hoffentlich war es
nicht der letzte Aufenthalt in einem solchen.
Laura Winter, Praktikantin
jot w.d. 6/2011
15
Kleine Zugeständnisse
Zu: Postsituation in Kaulsdorf, jot w.d. 2 und 4/2011
Bereits Ende Februar schloss die
Filiale der Deutschen Post im
Mädewalder Weg, aber der Unmut hält an. Anwohner, aber auch
Gewerbekunden, müssen durch
Wahlhelfer fehlen
Für die Durchführung der Wahlen zu Abgeordnetenhaus und BVV am 18. September 2011 werden immer noch dringend 350 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer für die Absicherung des Wahlgeschehens im Wahllokal gesucht. Als Wahlhelferin und Wahlhelfer kann jeder tätig
werden, der selbst zum Deutschen Bundestag wahlberechtigt ist. Die Mitarbeit
in einem Wahlvorstand ist ein Ehrenamt,
für Ihr Engagement erhalten Sie ein
Erfrischungsgeld von 31 Euro. Info bis
Mitte Juni in den Bürgerämtern, Tel. 90
293 4068, email [email protected].
Bezirksamt
die Schließung längere Wege
durch den Tunnel oder über die
Brücke in Kauf nehmen. Gerade
ältere Menschen teilten mit, dass
sie die Treppenstufen durch die
Unterführung nicht mehr
schaffen; für Rollstuhlfahrer ist der Weg über die
Brücke äußerst beschwerlich. Kaulsdorfer Gewerbetreibende kritisierten,
dass sie längere Wege haben und nicht mehr alle
Postdienstleistungen aus
einer Hand erhalten.
Ich sehe es genauso wie
viele Kaulsdorfer: Es
stirbt eine Institution. Zu
kritisieren ist auch die
Informationspolitik der
Post. Deshalb lud ich de-
ren Vertreter zur Aufklärung vor
Ort. Anke Baumann teilte mit,
dass es kleine Verbesserungen in
Kaulsdorf dennoch gibt. So gibt
es in der Nähe zwei neue Verkaufspunkte. Auch der Briefkasten vor Ort soll erhalten bleiben.
Die Vertreter nahmen auch mit,
dass an der ehemaligen Post über
die neue Filialsituation und
Standorte besser informiert wird.
Das ist zumindest ein kleiner Erfolg. Auch wenn die Post nie mehr
das sein wird, was sie mal war.
Für Einschreiben muss man zum
Beispiel zu dem mehrere Kilometer entfernten Postcenter am UBahnhof Kaulsdorf-Nord.
Sven Kohlmeier (MdA)
Abb.: Kohlmeier und Baumann im Gespräch mit Bürgern. Foto: Gaedecke
Bauschild noch immer nicht gesichtet
In Nummer 4/2011 von jot w.d.
wurde auf das Fehlen von Informationen über das Baugeschehen
im ehemaligen Seniorenheim in
der Lichtenhainer Straße hingewiesen. Inzwischen sind acht
Wochen verstrichen, und die aufmerksamen Bürgerinnen und Bürger werden nach wie vor über das
Bauvorhaben, seine Träger und
die Terminplanung im Unklaren
gelassen. Im Hof liegen Abbautrümmer, die Container stehen
noch immer neben dem Gebäude. Immerhin: Zuweilen sind zwei
Aktive (Arbeiter oder andere einsatzwillige Kräfte) zu erblicken,
die auf den Balkonen werkeln.
Inzwischen werden immer mehr
Fensterscheiben zerstört, sofern
diese noch nicht herausgenommen worden sind.
Wie ich erfahren habe, sind mehrere Bereiche des Bezirksamts
mit der Einhaltung der Ordnung
auf der Baustelle befasst. Wer
sagt aber nun den Anwohnern
Bescheid? Darauf hofft nicht nur
Siegfried Birkner,
Lichtenhainer Straße 19
jot w.d. 6/2011
Freiheit,
die ich meine ...
Foto: Nachtmann
Einstein übertrumpft!
Kommt bald ein Nobelpreis nach Mahlsdorf?
Wunder gibt es immer wieder: Mahlsdorf
schafft, woran Einstein scheiterte
– den Beweis der Längenkontraktion. Sie ist einer der bekanntesten Effekte der Relativitätstheorie, folgt aus der Relativität der Gleichzeitigkeit. Um
nämlich die Länge eines bewegten Objekts zu messen,
muss man gleichzeitig den Ort der
Spitze und des Endes des bewegten Objektes messen. Damit ist solch eine Längenmessung von der Geschwindigkeit des
Betrachters abhängig. Je schneller ein Objekt gegenüber dem Messsystem unter-
5
wegs ist, desto mehr weicht die Definition von Gleichzeitigkeit des Objekts von der des Messenden ab. Die vom
Messenden
gleichzeitig vorgenommenen
Messungen von
Spitze und Ende
finden aus der Sicht
des
Objekts zunächst an
der Spitze statt und erst später am Ende.
Das Objekt „verkürzt sich“. In unmittelbarem Zusammenhang damit steht das
Phänomen der Zeitdilatation. Befindet
sich ein Beobachter im
Zustand der gleichförmigen Bewegung bzw. ruht
er, geht nach der speziellen Relativitätstheorie
jede relativ zu ihm bewegte Uhr aus seiner
Sicht langsamer. Die Zeit
„dehnt sich aus“.
Das wahre Mahlsdorfer
Wunder hingegen besteht
darin, dass der Effekt der
Längenkontraktion hier
bei relativ ruhenden Objekten eintrat. Verständlich wird der Effekt, der
im hier gezeigten Fall
eine Längenverkürzung
von (angezeigten) 5 auf
tatsächliche 1,2 Meter
wahrscheinlich allein dadurch, dass die angekündigte Bauzeit der betroffenen Straße sich von 13
auf 17 Monate verlängerte. Die dennoch nicht vorhandene Kongruenz beider Verschiebungen muss
aus der in der Zwischenzeit relativ gebremsten
Bewegung des Betrachters resultieren.
Leider hatte ich in Physik nur eine 2.
Cora Browne
to
lls
te
Letzte Seite
Im Schatten
selbst gepflanzter Bäume
Wonnemonat Mai und Vorurlaubsmonat
Juni, überhaupt der herrliche Frühsommer! Ist er nicht geradezu angetan, um
im Schatten von Bäumen zu verweilen,
das frische Grün und die Blütenpracht zu
genießen? Wenn die Bäume selbst gepflanzt sind, in deren Schatten man ruht,
umso besser, oder?
Doch hier wird die Sache vertrackt. Bäume brauchen bekanntlich lange, bis sie
größere Schatten spenden. Folglich ist
man selbst als jugendlicher Baumpflanzer
bestenfalls im besten Alter, wenn es so
weit ist, zumeist aber vom Lebensalter her
schon etwas drüber. Zum anderen stimmt
es immer seltener, dass Pausen im Schatten selbst gepflanzter Bäume reinweg zum
Genießen, also ganz und gar aus momentaner Lust und Laune eingelegt werden,
immer häufiger sind es Verschnaufpausen.
Ihre Notwendigkeit rührt also nicht aus
freier Entscheidung, sondern aus Zwängen zur Ruhe, ein Übel also, das immer
häufiger zwischen notwendigen Arbeiten
auftritt, „körperliche Gebrechen“ nennt
man die spätere Form dieser Zwänge.
Auch sind die genannten Bäume nicht
immer und nicht allen willkommen. Dunkel wird die Wohnung, wenn das Laub sich
vor dem Fenster breit macht, sehr schön
bei großer Hitze und weniger schön an
trüben Tagen. „Deine Birke macht zu viel
Dreck“, mit diesen Worten bricht ein
Nachbar den Stab über mich und meinen
Großbaum. Gut, dass er vergessen hat, wer
die Pappeln mit den noch umfangreicheren Abprodukten über seinem Auto einst
in den Boden brachte. Der Nachbar hinter dem Zaun beschimpft mich und meine
Bäume, wenn der Herbstwind ihre Blätter ungefragt über seinen Zaun bläst. So
lebt man trotz der
guten Taten in der
Jugend nicht ohne
Schimpf
und
Schand. War die
Pflanzung russisch anmutender
Birken nicht vielmehr eine ideologische Unterwanderung im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes NAW
oder der darauf folgenden Volkswirtschaftlichen Masseninitiative VMI??? Wer weiß
das schon so genau nach all den Jahren!
Die Untermieter der Bäume ahnen von all
den Fragen nichts. Blattläuse und sie verzehrende Marienkäferchen, auch Ameisen
und Würmchen pickende Vögel leben
dort, ein Vogelhaus mit seinen Insassen
und so manch verborgenes Getier. Alle
Untermieter leben im stolzen Selbstbewusstsein, dass sie zur Erhaltung der
Artenvielfalt dem Menschen ein Wohlgefallen tun. Wenn die Kreatur wüsste….
Denn: Fällanträge schweben stets wie ein
Damoklesschwert über all den Tieren auf
den Ästen, Zweiglein und Blättern.
Der Baumpflanzer sitzt im Schatten und
guckt dem Treiben zu. Er denkt an das
Luther zugeschriebene Wort: Wenn ich
wüsste, dass ich morgen gehen muss, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen. Na gut, zum Glück wissen wir zumeist nicht, wann wir „morgen gehen“
müssen. Vorsorglich sollte ein Baumpflanz-Lehrling da sein, der irgendwann
im Schatten sitzend all dem Gewusel zusehen möchte. Noch hat es keine Eile mit
besagtem Lehrling: Pflanzzeit ist erst im
Herbst!
Euer Schwejk
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Fußballerisches jot w.d.-Preisrätsel
B E
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
V A
O K
E H
R U
M P
R R
A D
K U
C C
Passend zur in diesem Monat beginnenden Frauen-Fußball-WM sind Begriffe mit zehn Buchstaben folgender
Bedeutung zu bilden: 1. wird bei Foul
oder Meckern gezeigt (2 Worte), 2.
größter Fußballverein der Welt (2 Worte), 3. müssen Schiedsrichter beherrschen, 4. italienische Art der Verteidigung, 5. richtige Bezeichnung des „Elfmeter“, 6. hier gilt das Ko-System, 7.
von Fans gewünscht, in Profistadien
verboten, 8. Spielfeldbegrenzung neben
den Toren, 9. Zeit zwischen Titelvergaben, 10. von dieser Verbrechensart ist der Weltfußball durchsetzt.
Die Buchstaben in den markierten
Feldern ergeben – neu sortiert – eine
Liederform in Fußballstadien (Mz.).
Schicken Sie Ihre Lösung bis 30. Juni (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623
Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. den Film über „KulTour á la carte“ 2010.
Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 5/2011: 1. Volljurist, 2. Psychologe, 3. Gesetzbuch, 4. Schutzmann, 5. Sicherheit, 6. Radarfalle, 7. Paragrafen, 8. Schlägerei,
9. Widerstand, 10. Ermittlung. Das Lösungswort lautete: Verfassung.
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
„Ich finde es einen skandalösen
Vorgang, wenn wir als Bezirk
erst zwei Tage vor Beginn von
Baumaßnahmen in den Straßen
von der Verkehrslenkung Berlin
davon erfahren.“
„Ich werde es nicht akzeptieren,
dass das Zeltlager, das am AliceSalomon-Platz geherrscht hat,
dort wieder hinkommt.
Wir wollen da Qualität, oder es
findet gar nichts statt.“
Christian Gräff, Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Tiefbau, Bürgerdienste und
öffentliche Ordnung auf der Mai-Sitzung der Bezirksverordneten-Versammlung.