ALZ Jahresbericht dt - Schweizerische Alzheimervereinigung
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ALZ Jahresbericht dt - Schweizerische Alzheimervereinigung
Jahresbericht Schweizerische Alzheimervereinigung Jahresbericht 2010 Durchbruch zur nationalen Demenzstrategie Kurz vor Redaktionsschluss dieses Jahresberichts stimmte der Nationalrat beiden Motionen für die Steuerbarkeit der Demenzpolitik zu: – der Motion von Jean-François Steiert: Grundlagen eines dauerhaften Monitorings der individuellen und gesellschaftlichen Kosten, die in der Schweiz durch Demenzkrankheiten verursacht werden, – der Motion von Reto Wehrli: Erarbeitung einer gemeinsamen Demenzstrategie von Bund, Kantonen und betroffenen Organisationen. Nun geht es um eine Mehrheit im Ständerat, der Kammer der Kantone. Hierfür ist wichtig, hervorzuheben, dass erstens für den Bund sehr viel auf dem Spiel steht und dass zweitens die Hauptkompetenz zum Handeln bei Kantonen und Gemeinden bleibt, konzeptionelle Mitwirkung des Bundes aber unerlässlich ist. Obwohl für uns als Alzheimervereinigung die menschliche Aufgabe, das Leben mit Demenz zu erleichtern, im Vordergrund steht, lernten wir, auch über Kosten zu argumentieren. Dies hat sich nun bewährt. Die Begründung der Motion Wehrli appelliert an die Verantwortung des Bundes «bezüglich der Kostenentwicklung in der obligatorischen Krankenversicherung und in weiteren Sozialversicherungszweigen»: Ohne Demenzstrategie wird es schlechtere Krankheitsverläufe geben, und mehr betreuende Angehörige werden wegen Überforderung krank. Das wirkt prämientreibend. Ungeplantes, teilweise krankheitsbedingtes Ausscheiden betreuender Angehöriger aus dem Erwerbsleben erzeugt Mehrkosten für Arbeitslosen- und Invalidenversicherung. Besondere Sorgen bereitet uns, ob die neue private Kostenbeteiligung an Spitex zum Verzicht auf notwendige Spitexleistungen führt und dadurch der Selbstausbeutung Vorschub leistet. Diese strategisch relevante Fehlentwicklung läge in der Verantwortung des Bundes als Urheber der neuen Pflegefinanzierung. Ulrich E. Gut, Zentralpräsident 1 Information und Beratung Antworten auf drängende Fragen 2010 | Information und Beratung Auf einen Blick Die sorgfältige und fachkundige Beratung von Menschen, die direkt oder indirekt von Demenz betroffen sind, gehört zu unseren Kernaufgaben. Seit Jahren spielt dabei das Alzheimer-Telefon eine zentrale Rolle. Demenzberatung Vier professionelle und mehrsprachige Beraterinnen beantworten am Alzheimertelefon Fragen zum Leben mit Demenz. Vor allem Lebenspartner und Kinder von Betroffenen, aber auch Fachleute nutzen dieses Gratisangebot der Schweizerischen Alzheimervereinigung. «Manche Ratsuchende sind völlig erschöpft und wissen nicht mehr weiter», berichtet Beraterin Anna Munk, eine ausgebildete Psychiatrie-Pflegefachfrau. Andere suchen Auskunft über Verlauf und Symptome der Krankheit, Adressen oder Entlastungsangebote, oder sie brauchen Rat in finanziellen und rechtlichen Fragen. Oft stellt sich im Laufe des Gesprächs heraus: Vieles weist auf eine Demenz hin, eine Diagnose wurde aber nicht gestellt. Dann empfiehlt das Beratungsteam eine genaue Abklärung. Persönlich und anonym Häufig führen auch telefonische Bestellungen zu einer persönlichen Beratung. «Wir hören zu und helfen herauszufinden, wo der Schuh drückt», sagt Anna Munk. Darum kann ein Gespräch nur ein paar Minuten, aber auch mehr als eine Stunde dauern. Die Beratungen sind individuell und anonym. Auffällig mehr Frauen als Männer suchen am Alzheimertelefon Rat. In den letzten Jahren wie auch 2010 ist die Nachfrage gestiegen. Immer dann, wenn die Alzheimervereinigung in den Medien erwähnt wurde oder zum Beispiel eine neue Broschüre erschienen ist, steigt die Zahl der Anrufe. Ratsuchende können sich auch an ihre kantonale Sektion der Alzheimervereinigung wenden. Dort erhalten sie wichtige regionale Informationen und Adressen sowie allgemeine Beratung. Die Sektionen arbeiten eng vernetzt mit dem Team des Alzheimer-Telefons. 2 3042 telefonische Beratungen (nationale Helpline) Schweizerische Alzheimervereinigung 363 schriftliche Beratungen (nationale Helpline) 6045 Anrufe in den Sektionen Demenzkranke Menschen als Kunden Tipps für den Umgang 1051 persönliche Beratungen in den Sektionen 2292 schriftliche Beratungen in den Sektionen Webseiten der nationalen Vereinigung und der Sektionen Rund 220 600 Besucherinnen und Besucher 350 Mitglieder im Diskussionsforum Diese Broschüre wird mit einem Einlageblatt laufend für neue Berufsgruppen angepasst. Broschüre «Demenzkranke Menschen als Kunden» Diese neue Informationsbroschüre gibt Tipps zum Umgang mit demenzkranken Kunden. In Zusammenarbeit mit Berufsverbänden wie zum Beispiel dem Verband Schweizer Coiffeurgeschäfte hat die Schweizerische Alzheimervereinigung die wichtigsten Punkte aufgelistet, die den Berufsalltag mit demenzkranken Kunden erleichtern und gleichzeitig dem Kunden helfen, sich manche Peinlichkeit zu ersparen. 3 Direkte Hilfe Nach der Diagnose ist alles anders 2010 | Direkte Hilfe Auf einen Blick Als Kompetenzzentrum für Alzheimer und andere Demenzformen informieren wir umfassend über die Krankheit. Gute Information ist Voraussetzung für die Problembewältigung. Wir veröffentlichen dafür verständlich geschriebene Informationsblätter und Broschüren. 87 Angehörigengruppen* 96 Gruppenleiterinnen 925 Treffen 2010 erschien die Broschüre «Nach der Demenz-Diagnose». Sie hilft zunächst, die Gedanken und Gefühle zu ordnen, die einem nun durch den Kopf gehen. Sie unterstützt den Prozess, mit der neuen Situation besser umzugehen und sich auf das Leben mit der Krankheit einzurichten. Die Broschüre hilft, den Alltag anzugehen, Abläufe und Unternehmungen zu vereinfachen und weiter so aktiv wie möglich zu bleiben. 65 Teilnehmende in Gruppen für Angehörige von jungen Menschen mit Demenz * 17 Wochen Alzheimerferien* 131 Paare in den Alzheimerferien 10 Teilnehmende in Ferien für Kranke ohne Partner 12 Paare in Ferien für jüngere Kranke und Partner 17 Gruppen für Menschen mit Demenz*, 808 Treffen, 8174 Teilnahmen 260 Familien haben Entlastungsdienste der Sektionen in Anspruch genommen (über 26 500 Stunden) * vom BSV anerkannt und unterstützt Die typischen Fragen «Nach der Demenz-Diagnose» führt schrittweise in eine noch fremde Thematik ein. Diagnose Demenz, Alzheimer, da beschäftigen einen tausend Gedanken. Viele Betroffene und ihre Angehörigen erleben Angst, Wut, Niedergeschlagenheit, sie machen sich Sorgen. Die typischen Fragen: «Was bedeutet das nun für mich und für meine Angehörigen? Wie gestalten wir den Alltag? Wie organisiert man ein Leben mit Demenz? Und wo findet man weitere Hilfe?» Die Broschüre gibt viele Tipps, wie Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen für die Zukunft vorsorgen können: Was ist zum Beispiel mit Autofahren, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Finanzen oder der Rente? Und natürlich ist es wichtig, über die medizinischen Fragen, den Umgang mit dem Arzt, die Therapiemöglichkeiten und Art der Medikamente Bescheid zu wissen. Die neue Broschüre fasst auch hier die entscheidenden Punkte zusammen. Betroffene berichten Auch Betroffene und ihre Angehörigen kommen zu Wort: Sie beschreiben, wie sie mit der neuen Situation umzugehen gelernt haben. «Ich mache heute nur noch, was ich gut kann», berichtet etwa Andreas (72), «die Gartenarbeit geht noch prima.» «Nach der Demenz-Diagnose» ist ein wertvoller Ratgeber, der die Probleme beim Namen nennt. Er macht aber auch deutlich: Das Leben geht weiter, und es gibt noch viel, das sich anpacken lässt. 4 Entlastung im Alltag macht vieles wieder möglich. Alzheimerferien – gute Momente geniessen Entlastung ohne Trennung: 2010 fanden 17 Alzheimer-Ferienwochen statt, an denen 131 Paare teilnahmen. Die Angehörigen werden bei der Betreuung entlastet, damit die Erholung auch möglich ist. Fast alle sind begeistert, viele kommen seit mehreren Jahren. «Die Pflege delegieren, das Zusammensein und die guten Momente geniessen – das macht die Ferien so kostbar», sagt Sophie Courvoisier von der Alzheimervereinigung. Seit 2008 können sich auch jüngere Menschen mit Demenz und ihre Partner bei einem auf Jüngere ausgerichteten Angebot im Appenzell eine Woche lang erholen. 5 Bildung Wenn die Diagnose jüngere Menschen trifft 2010 | Bildung Auf einen Blick Als Anlaufstelle für Ratsuchende achten wir darauf, dass unsere Informations- und Hilfsangebote den verschiedenen Bedürfnissen Betroffener gerecht werden. Was beispielsweise brauchen jüngere Menschen mit Demenz? 140 Teilnahmen an 20 Praxisberatungen 15 Teilnehmende am Seminar für Gruppenleiterinnen 266 Teilnehmende an zwei Weiterbildungstagungen über 20 Demenz trifft auch Jüngere: Etwa zwei Prozent aller Menschen mit Demenz sind unter 60 Jahre alt. Das Alter wirft besondere Fragen auf: Die Betroffenen sind meist noch im Arbeitsprozess; Kinder leben oft noch zu Hause oder sind in einer Ausbildung. Die Diagnose «Demenz» trifft jüngere Menschen anders in ihrer Lebensplanung als jemanden im AHV-Alter. Das sind belastende Auswirkungen auf die Partnerschaft. Schliesslich ist der Lebenspartner oder die Partnerin ebenfalls einschneidend von der Erkrankung betroffen, sei es in der eigenen Lebensgestaltung, dem Beruf oder den Plänen für die Zukunft. Dazu kommt, dass die erkrankte Person ihre Rolle im Familiengefüge nicht mehr ausreichend wahrnehmen kann. Das führt zu einem Rollenwechsel, der das Familienleben beeinflusst. Auch wird der Betroffene selbst hart in seinem Selbstverständnis getroffen. Nicht zuletzt führt Demenz im Berufsalter zu speziellen rechtlichen und finanziellen Fragen. Diese tiefgreifenden Einschnitte machen entsprechende Angebote nötig. Wir bieten deshalb seit längerer Zeit zum Beispiel Gruppen für Angehörige von jungen Menschen mit Demenz an. Erfolgreiche Tagungen Demenz im Berufsalter ist ein besonderes individuelles und gesellschaftliches Problem. Es verlangt nach Sensibilität und spezifischem Wissen. Wir haben deshalb 2010 im Rahmen unserer Weiterbildungen für die Leitenden von Angehörigengruppen und für Fachleute aus der Pflege zwei Tagungen organisiert. In Lausanne und Olten referierten Experten und Expertinnen über die medizinischen, rechtlichen und finanziellen Aspekte sowie zu Fragen der Betreuung. Dazu berichteten Betroffene dem Plenum von ihren persönlichen Erfahrungen aus dem Leben mit früher Demenz. Die Reaktionen aus dem Publikum waren sehr positiv. Die Mischung aus Fachwissen und Alltagsberichten wurde sehr geschätzt. Die Weiterbildungstagungen sind seit Jahren ein erfolgreiches Angebot. 2010 wurden sie von 266 Personen besucht. 6 Seminare/Kurse für Betreuende (Angehörige oder Fachpersonen), von den Sektionen angeboten über 350 Teilnehmende an diesen Seminaren / Kursen Fortbildungen für betreuende Angehörige, Freiwillige und Fachleute gehören zum festen Angebot der Schweizerischen Alzheimervereinigung. Seminare für Angehörige Betreuende Angehörige leisten einen unschätzbaren Beitrag für die Gesellschaft. Sie brauchen deshalb – wie beruflich Betreuende auch – adäquate Bildungsangebote. Das Seminar 2010 wurde in einer Arbeitsgruppe entwickelt. Das Arbeitsmaterial gibt es als CD-ROM. Damit können auch die Sektionen das Seminar anbieten. Angehörige finden hier alles, was sie über die Krankheit, Betreuungsmöglichkeiten und zu erwartende finanzielle und rechtliche Fragen wissen müssen. Von dieser Wissensvermittlung profitieren auch die Betroffenen unmittelbar. 7 Forschung Kosten durch Demenz werden erdrückend 2010 | Forschungsförderung Auf einen Blick Menschen mit Demenz müssen Zugang zu optimaler Pflege und sozialer Betreuung haben. Doch die Zahl Betroffener steigt rapide, und damit auch die Kosten. Wir haben 2010 eine wissenschaftliche Studie zu den Kosten von Demenz in Auftrag gegeben. 3 neue unterstützte Projekte Direkte Kosten 80 603 Franken Fördergelder ausbezahlt Indirekte Kosten 69 273 Franken Fördergelder zugesprochen Heime 47% Pflege und Betreuung durch Angehörige 44% Die erste wissenschaftliche Studie zu den Kosten der Demenz in der Schweiz wurde im Auftrag der Schweizerischen Alzheimervereinigung von einem unabhängigen Forschungsinstitut erstellt. Die im Herbst 2010 veröffentlichte Studie zeigt, dass Demenzkrankheiten bereits heute volkswirtschaftliche Kosten von rund 6,3 Milliarden Franken pro Jahr verursachen. 90 Prozent davon entstehen durch Pflege und Betreuung. Fast die Hälfte tragen Angehörige durch die so genannte «informelle Pflege und Betreuung». Ausgehend von heute rund 107 000 Menschen mit Demenz, ist bis 2050 mit fast 300 000 Erkrankten zu rechnen. Angesichts dieser Zunahme ist es unrealistisch, zu glauben, man könne weiterhin auf die informelle Pflege in diesem Umfang zählen. Die Studie macht auch deutlich, dass – zumindest in den Anfängen der Krankheit – die Betreuung zu Hause weitaus kostengünstiger ist als in einem Heim. Doch die Pflege durch Angehörige wird immer seltener, weil sich die Gesellschaft und die Familienstrukturen wandeln und sich immer weniger Menschen der Pflege eines demenzkranken Familienmitglieds widmen werden. Heute betragen die Kosten für die informelle Pflege 2,8 Milliarden Franken. Es muss nun endlich gehandelt werden Wir müssen heute Massnahmen treffen, damit Betroffene und ihre pflegenden Angehörigen mehr fachliche Hilfe und finanzielle Unterstützung erhalten. Weiterhin braucht es eine Anpassung der stationären Strukturen an die Bedürfnisse derer, die aufgrund ihrer fortgeschrittenen Erkrankung in Heimen betreut werden müssen. Hier geht es auch um die Ausbildung von Pflegefachpersonen und den Erhalt der Betreuungsqualität. «Die Studie beweist, wie dringend wir ein nationales Aktionsprogramm zu Demenz brauchen», sagt Ulrich E. Gut, Zentralpräsident der Schweizerischen Alzheimervereinigung. «Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Politik sich endlich mit dem Problem befasst.» 8 Memory Clinics Spitex 5% Spitalaufenthalt 3% 0,1% Medikamente 0,4% Hausarzt, Diagnose und Behandlung 0,4% Pflegende Angehörige tragen fast die Hälfte der Kosten von Demenz. Das wird nicht so bleiben. Forschung, um Demenz besser zu verstehen Mit ihrem Forschungsfonds unterstützt die Alzheimervereinigung Forschungsprojekte für ein besseres Verständnis der Demenzkrankheiten und zur unmittelbaren Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Demenz. Zwei Beispiele unterstützter Projekte: Am Universitätsspital Lausanne werden Verhaltensauffälligkeiten und psychologische Symptome bei Demenz in Schweizer Alters- und Pflegeheimen untersucht. Aktuelle Daten sollen die Zusammenhänge dieser Auffälligkeiten deutlicher machen. Und eine Studie am Universitätsspital Basel will herausfinden, wie früh Hausärzte und Hausärztinnen Demenzen erkennen und ob sie bei der Diagnostik und Therapie die anerkannten Leitlinien umsetzen. Die Studie ist ein Beitrag zur besseren Früherkennung von Demenz. 9 Öffentlichkeitsarbeit Wir brauchen eine nationale Demenzpolitik! 2010 | Öffentlichkeitsarbeit Auf einen Blick Betroffene und ihre Angehörigen erleben täglich, dass die Leistungen bei der Betreuung und Pflege nicht an ihre Bedürfnisse angepasst und ausserdem unkoordiniert sind. Wir fordern die Politik auf, dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen der Realität angepasst werden. über 230 öffentliche Veranstaltungen mit Referaten und Vorträgen 6 Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Spitex zum Thema «Mit Alzheimer zu Hause leben – aber wie?», 630 Teilnehmende 1596 Wie eine solche Koordination der Kräfte funktionieren könnte, hat der Kanton Waadt in Zusammenarbeit mit der Alzheimervereinigung mit dem so genannten «Alzheimerprogramm» aufgezeigt, das 2010 öffentlich vorgestellt wurde. Dieses viel versprechende Beispiel zeigt, dass die erforderliche Vernetzung der Leistungserbringer aus Medizin, Betreuung und Pflege bei einem gesamtgesellschaftlichen Problem wie Demenz möglich ist. Dieser Meilenstein macht auch Mut für die Umsetzung des Manifests «Priorität Demenz», das die Alzheimervereinigung 2007 lanciert hat. Es verlangt mit einem Katalog von Forderungen, dass die Politik endlich die nötigen Rahmenbedingungen für eine angemessene Betreuung und Behandlung Demenzkranker ermöglicht. Bereits im ersten Jahr wurden 25 000 Unterschriften in Bern deponiert. Doch die Aktion geht weiter: Auch 2010 wurden wieder Tausende Unterschriften gesammelt. Ein grosser Teil kam über das «InfoMobil» der Alzheimervereinigung zustande, das in sechs Kantonen Station machte und für unser Anliegen warb. Wir bleiben dran! Unsere Strategie der Beharrlichkeit mit dem Ziel, politischen Druck aufzubauen und aufrechtzuerhalten, brachte 2010 zunächst nicht den gewünschten Erfolg. Zwei Motionen der Nationalräte Steiert und Wehrli, die eine nationale Demenzpolitik forderten, wurden vom Bundesrat zurückgewiesen. Obwohl der Welt-Alzheimer-Bericht 2010 nachwies, dass Demenz weltweit ein ernsthaftes Problem darstellt und dringende Lösungen verlangt, hat die Schweizer Regierung dies bisher ignoriert. Doch Ende 2010 änderte ein erneuter Vorstoss, diesmal von Nationalrat Cassis, die Haltung des Bundesrats. In seiner Antwort auf die Motion kündigte dieser noch für 2011 eine nationale Konferenz zur Problematik Demenz an. 10 Zeitungsartikel zum Thema Alzheimer 18 Sektionen vergaben an 72 Personen FOKUS-Preise Eugen Fricker von der Sektion St. Gallen/ Appenzell ist einer der Helfer, die 2010 mit dem «InfoMobil» der Alzheimervereinigung unterwegs waren. Alzheimer und Demenz in den Medien 2010 sind in den Medien 1596 Beiträge über Alzheimer und Demenz erschienen. Zu den häufigsten Themen gehörte die Tour des «InfoMobil» in sechs Sektionen. Viele Medien nahmen das «InfoMobil» zum Anlass, über Angebote in den Sektionen oder vertieft über Demenz zu berichten. Ein anderes wichtiges Thema war die Veröffentlichung der Kostenstudie im September. Viele Beiträge gingen auf Demenz ein und analysierten die Situation. Auch die Verleihungen der FOKUS-Preise und Veranstaltungen zum Welt-Alzheimertag brachten Aufmerksamkeit. Vermehrt wurde über Demenz-Spezialeinrichtungen berichtet. 11 Freiwillige, Mitarbeitende und Mitglieder Mit Freude und Herzblut 2010 | Freiwillige, Mitarbeitende und Mitglieder Auf einen Blick Die Arbeit in den Sektionen der Vereinigung ist vom Engagement vieler Freiwilliger geprägt. Sie helfen in der Unterstützung Betroffener zu Hause, bei der Entlastung pflegender Angehöriger, bei Veranstaltungen oder arbeiten in den Vorständen. Zwei Beispiele. 195 Vorstandsmitglieder in 21 Sektionen und der Vereinigung über 8000 Stunden ehrenamtliche Vorstandsarbeit (Sektionsvorstände und Zentralvorstand) rund 30 000 Stunden ehrenamtliche Arbeit für Menschen mit Demenz und Angehörige Salomon Schumacher wollte sich nach der Pensionierung als Freiwilliger für eine gemeinnützige Sache engagieren. So hat er 2004 auf die Anfrage, als Kassier in den Vorstand der Sektion Graubünden einzutreten, gerne zugesagt. Sein Ziel neben der Buchführung war es, die Zahl der Mitglieder zu erhöhen. Heute hat Graubünden fast dreimal so viele Mitglieder und bereits 51 Kollektivmitglieder: ein Resultat rühriger Vernetzung und fleissigen Briefeschreibens. Dank solider Finanzen wagte man neue Projekte wie zum Beispiel das Alzheimer-Ferienprogramm «Allegra in Grischun». Diese betreute Ferienwoche in Seewis wird bereits zum vierten Mal angeboten. Darüber hinaus kam 2010 ein Leistungsvertrag mit dem Kanton zustande. Das ermöglicht, mehr Fachleute in der Sektion zu beschäftigen und das Angebot auszudehnen. Salomon Schumacher wird weiterhin ausgelastet sein. Er freut sich: «Ich habe eine sinnvolle und kreative Aufgabe, die ich mit viel Herzblut erfülle.» Nicht aus reiner Selbstlosigkeit Auch in Schaffhausen lebt die Sektion vom Engagement Freiwilliger. Herbert Maissen leitete vor seiner Pensionierung ein Altersund Pflegeheim und gehörte 1999 zu den Gründungsmitgliedern der Sektion. Heute führt er die Beratungs- und Geschäftsstelle. Er setzt stark auf Vernetzung mit anderen regionalen Organisationen, mit denen er zum Beispiel Informationsveranstaltungen, Kurse und Weiterbildungen organisiert. Man berät Betroffene und Interessierte über Demenz und mischt sich schon mal in die Lokalpolitik ein. Herbert Maissen will das Bedürfnis nach Information befriedigen und angebotsorientiert arbeiten. Auch die Förderung der Freiwilligenarbeit gehört dazu. Der unschätzbare Wert Freiwilliger wird deutlich, wenn Herbert Maissen jetzt nach 13 Jahren über seinen Rückzug nachdenkt. Schwierig sei es, jemanden zu finden, sagt er. Dabei sei Freiwilligenarbeit nicht selbstlos, findet er. Sie sei auch ein Gewinn an Ansehen, Erfolg, Kontakten und mache viel Freude. 12 8449 Mitglieder (946 Eintritte, 594 Austritte) 14 Mitarbeitende in der Geschäftsstelle «Unsere Sektion bildet regelmässig Freiwillige aus und unterstützt die lokale Vernetzung mit anderen Organisationen.» Herbert Maissen, Sektion Schaffhausen Ehrungen für Engagement und Mut Auch 2010 vergab die Alzheimervereinigung wieder ihre FOKUSPreise. In 18 Sektionen wurden Menschen für besondere Beiträge und Courage im Leben mit Demenz geehrt. Einer von ihnen ist Marcel Brasey aus Genf. Er wurde für sein mutiges Bekenntnis zu seiner Erkrankung ausgezeichnet. Er lebt seit 12 Jahren mit der Diagnose «vermutlich Alzheimer». Er erinnere sich an den Tag, an dem seine Probleme begannen, «wie an den 11. September». Weil man ihm seine Erkrankung nicht ansieht, kämpft er: «Ich habe ein Recht auf Behandlung und eine angemessene Betreuung.» 13 Finanzen Konsolidierte Finanzen 2010 2010 | Bilanz und Jahresrechnung Auf einen Blick Konsolidierte Bilanz (in CHF) Die konsolidierten Finanzen bleiben dank der treuen Unterstützung der Gönnerinnen und Gönner sowie Erbschaften äusserst positiv; die Gesamtheit dieser Beiträge ermöglicht der Schweizerischen Alzheimervereinigung, die für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen so wichtigen Leistungen zu finanzieren und ihre Reserven auszubauen. Aktiven 31.12.2010 31.12.2009 Flüssige Mittel 7’609’143.67 6’728’296.03 92’453.16 100’367.19 Debitoren Aktive Rechnungsabgrenzung Finanzanlagen Die Betriebserträge, überwiegend von Privatpersonen, sind gegenüber 2009 um 21% gestiegen, dies insbesondere dank Spenden und Erbschaften (+ 29%). Der Anteil der Subventionen, welche auch die auf das AHV-Gesetz gestützten einschliessen, blieb gleich. 3,5 Mio Franken wurden 2010 für Leistungen für betroffene Personen ausgegeben (direkte Hilfe, Information und Beratung), d. h. 41% der Betriebsausgaben. Die Ausgaben für Öffentlichkeits- und Medienarbeit, politisches Lobbying und Mittelbeschaffung beliefen sich auf 38%, die administrativen Kosten auf 17% der Betriebsausgaben. Die konsolidierten Finanzen der Vereinigung und ihrer Sektionen werden zur Information veröffentlicht. Die Jahresrechnung der Geschäftsstelle (gemäss Richtlinien von FER 21) steht auf Anfrage zur Verfügung. Ertrag Beiträge 5% Subventionen öffentliche Hand 14% Spenden und Legate 61% Dienstleistungen 10% Betriebsfremder Ertrag 3% Fondsverwendungen 7% Andere Total Aktiven Passiven 2’966’641.76 39’751.95 15’321.35 11’746’812.99 10’288’436.16 31.12.2010 31.12.2009 276’091.45 158’907.13 Forschungsverpflichtungen 198’999.00 210’329.00 Passive Rechnungsabgrenzungen Rückstellungen und zweckgebundene Fonds Kapital Total Passiven 337’172.69 409’200.00 2’382’587.65 2’675’705.02 8’551’962.20 6’834’295.01 11’746’812.99 10’288’436.16 Konsolidierte Erfolgsrechnung (in CHF) Ertrag 2010 2009 Beiträge 599’809.15 577’145.22 Subventionen öffentliche Hand * 1’580’426.72 1’377’757.60 Spenden und Legate 6’685’472.23 5’188’494.61 Dienstleistungen 1’138’782.15 1’126’549.80 Betriebsfremder Ertrag 292’628.53 152’176.88 Fondsverwendungen 753’999.96 1’435’371.98 11’051’118.74 9’857’496.09 1’000’000.00 978’400.00 Total Erträge * davon Subventionen gem. Art. 101bis AHVG Direkte Hilfe 2010 2009 1’867’318.70 2’113’585.95 Direkte Hilfe 17% Information und Beratung 1’680’838.23 1’595’798.19 Information und Beratung 15% Öffentlichkeitsarbeit und Mittelbeschaffung 3’245’549.54 2’487’450.67 Öffentlichkeitsarbeit und Mittelbeschaffung 29% Forschung und Projekte Forschung und Projekte Verwaltung und Vereinsarbeit Betriebsfremder Aufwand 14 477’809.83 3’577’673.83 Sonstige Verbindlichkeiten Aufwand Aufwand 427’790.38 3% 13% Verwaltung und Vereinsarbeit Betriebsfremder Aufwand 336’049.45 547’799.46 1’420’255.72 1’103’639.52 98’735.70 -0.02 2’352’989.68 1’755’007.15 1% Fondseinlagen Fondseinlagen 21% Jahresergebnis 49’381.72 254’215.17 Jahresergebnis 1% Total Aufwand 11’051’118.74 9’857’496.09 15 Zentrale Organe Adressen der Sektionen der Schweizerischen Alzheimervereinigung Zentralvorstand Buchhaltung Dr. Ulrich E. Gut, Küsnacht, Zentralpräsident; Gio- Mast-Treuhand, Wichtrach vanna Jenni, Bern; Stephan Kohler, Bern; Roger von Mentlen, Wollerau; Dr. Urspeter Meyer, Köniz; Revision Ruth Rutman, Zürich; Jean-François Steiert, Freiburg; Reoplan Treuhand AG, Bern AG Schweizerische Alzheimervereinigung Aargau Fröhlichstrasse 7, 5200 Brugg Tel. 056 406 50 70 [email protected], www.alz.ch/ag BE Dr. med. Andreas Studer, Basel; Dr. Philippe Vuillemin, Lausanne Ehrenmitglieder Dr. med. Jürg Faes, Genf; Dr. med. Hans Peter Fisch, Geschäftsstelle Baar; Otto Nauer, Davos; Miriam Sticher-Levi, Zürich Birgitta Martensson, Geschäftsleitung; Elena Cornu, Versand; Sophie Courvoisier, Leitung Dienstleistungen; Danke Ingrid Cretegny, Alzheimer-Telefon; Regina Fischlin, Unsere Arbeit wäre nicht möglich ohne: Alzheimer-Telefon; Heike Gieche, Koordination Sek- – Extraspenden von Mitgliedern tionen und Projekte; Barbara Masset, Alzheimer- – Spenden von übrigen Privatpersonen Telefon; Anna Munk, Alzheimer-Telefon; Ruth Weid- – Todesfallspenden mann, Administration; Marianne Wolfensberger, – Legate und Erbschaften juristische Fragen; Ombretta Moccetti, Beratung Tessin – Spenden von Gemeinden und Kirchgemeinden BS/ Schweizerische BL Alzheimervereinigung beider Basel Klingelbergstrasse 23, 4031 Basel Tel. 061 265 38 88 [email protected], www.alzbb.ch FR GE – Spenden von Firmen Forschungskommission Giovanna Jenni, Bern; Prof. Dr. Annemarie Kesselring, Bern; Ruth RitterRauch, Burgdorf Patronatskomitee Jean-Luc Bideau, Schauspieler; Prof. Dr. Jean-Pierre Fragnière; Prof. Dr. med. Felix Gutzwiller, Ständerat; GL Unser ganz besonderes Dankeschön geht an die zahlreichen freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Zeit und Energie unermüdlich in den Dienst von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen stellen. Prof. Dr. med. Norbert Herschkowitz; Annemarie GR rat; Christa Markwalder, Nationalrätin; Thérèse MeyerKaelin, Nationalrätin; Maurizio Molinari, PhD; Dr. Klara schafter, Scientist Adventurer; Johann Schneider-Ammann, Bundesrat; Prof. Dr. med. Martin Schwab; Prof. Dr. med. Hannes Stähelin; Martin Suter, Schriftsteller 16 SO Schweizerische Alzheimervereinigung Solothurn Martin-Disteli-Strasse 2, 4600 Olten Beratungstelefon 062 287 10 29 www.alz.ch/so TG Schweizerische Alzheimervereinigung Thurgau Am Stadtbach 3a, 8500 Frauenfeld Tel. 052 721 32 54 [email protected], www.alz.ch/tg TI Associazione Alzheimer Svizzera Ticino Via Vanoni 8/10, 6900 Lugano Tel. 091 912 17 07 [email protected], www.alz.ch/ti © 2011 Agentur für Sozial-Marketing Schweizerische Alzheimervereinigung Graubünden Regierungsplatz 30, 7000 Chur Tel. 081 253 91 40 [email protected], www.alz.ch/gr UR/ Schweizerische SZ Alzheimervereinigung Uri/Schwyz Geschäftsstelle, Konradshalde 10 8832 Wilen bei Wollerau Tel. 044 786 35 63 [email protected] www.alzheimerurischwyz.ch VD Association Alzheimer Suisse Vaud Place de la Riponne 5, 1005 Lausanne Tel. 021 324 50 40 [email protected] www.alzheimer-vaud.ch VS Association Alzheimer Suisse Valais Case postale 2206, 1950 Sion 2 Nord Tel. 027 323 03 40 [email protected] www.alz.ch/vs LU Schweizerische Alzheimervereinigung Luzern Büttenenhalde 32, 6006 Luzern Tel. 041 372 12 14 [email protected], www.alz.ch/lu NE Association Alzheimer Suisse Neuchâtel Rue Louis-Favre 1, 2000 Neuchâtel Tel. 032 886 83 59 [email protected], www.alz.ch/ne ZG Schweizerische Alzheimervereinigung Zug Landhausstrasse 17, 6340 Baar Tel. 041 760 05 60 [email protected], www.alz.ch/zg OW/ Schweizerische NW Alzheimervereinigung Obwalden-Nidwalden Buochserstrasse 11, 6375 Beckenried Tel. 041 661 24 42 [email protected], www.alz.ch/ow-nw ZH Alzheimervereinigung Kanton Zürich Forchstrasse 362, 8008 Zürich Tel. 043 499 88 63 [email protected], www.alz-zuerich.ch Bildnachweis Umschlag: bab.ch/mauritius; S. 3, 5, 7, 9, 11: Schweizerische Alzheimervereinigung; S. 13: privat. Schweizerische Alzheimervereinigung Glarnerland Soolerstrasse 2, 8762 Schwanden Tel. 079 613 90 90 [email protected], www.alz.ch/gl Association Alzheimer Suisse Jura Rue du Puits 4, CP 800, 2800 Delémont Tel. 032 886 83 35 www.alz.ch/ju marie Kesselring; Prof. Dr. Arnold Koller, alt Bundes- Chiello; Dr. med. Bertrand Piccard, Psychiater, Wissen- Association Alzheimer Suisse Genève Ch. des Fins 27, 1218 Le Grand-Saconnex Tel. 022 788 27 08 [email protected], www.alz-ge.ch Schweizerische Alzheimervereinigung Schaffhausen Geschäftsstelle Postfach 196, 8222 Beringen Tel. 052 741 60 41 [email protected], www.alz.ch/sh JU Huber-Hotz, ehem. Bundeskanzlerin; Prof. Dr. Anne- Obermüller, Publizistin; Prof. Dr. Pasqualina Perrig- Association Alzheimer Suisse Fribourg Route de Sommetier 123, 1688 Sommetier Tel. 026 402 42 42 [email protected] [email protected], www.alz.ch/fr SH – Grosszügige anonyme Spenden Dr. med. Andreas Studer, Präsident, Basel; Dr. med. Jürg Faes, Genf; Prof. Dr. François Höpflinger, Zürich; Schweizerische Alzheimervereinigung Bern Kornhausplatz 7, 3011 Bern Tel. 031 312 04 10 [email protected], www.alz.ch/be SG/ Schweizerische AI/ Alzheimervereinigung St. Gallen/Appenzell AR c/o Pro Senectute Davidstrasse 16, 9001 St. Gallen Tel. 071 227 60 04 www.alz.ch/sga Schweizerische Alzheimervereinigung Association Alzheimer Suisse Associazione Alzheimer Svizzera Rue des Pêcheurs 8E 1400 Yverdon-les-Bains Tel. 024 426 20 00 Fax 024 426 21 67 [email protected] www.alz.ch Alzheimer-Telefon 024 426 06 06