Das Kriegs-Zeitzeugen Buch Wismar als PDF

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Das Kriegs-Zeitzeugen Buch Wismar als PDF
WISMAR
Aus der Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933 -1945
Zeitzeugen erzählen
Ein Projekt des Verbundnetzes für Demokratie und Toleranz
Vorwort
Wie verlief die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland und wie sah das konkret im eigenen Ort aus?
Was war früher anders als heute? Was geschah mit den Freiwilligen Feuerwehren in Zeiten der Diktaturen? Welche
historischen Ereignisse fanden in der Region statt?
Das vorliegende Buch ist das Ergebnis der Geschichtswerkstatt Heimat Mecklenburg-Vorpommern – Feuerwehr im
Spiegel der Zeit, die das Verbundnetz für Demokratie und Toleranz im Rahmen der Initiative Jugendfeuerwehren für
Demokratie und Toleranz in der Jugendfeuerwehr Wismar in der Zeit von Oktober 2008 bis April 2009 durchführte.
Das 150-jährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt war für die Jugendlichen ein Anlass, sich mit der
Geschichte ihrer Feuerwehr und ihrer Stadt zu beschäftigen. Schwerpunkt der Werkstatt war die Auseinandersetzung
mit der Feuerwehrgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges – einer Zeit, die auch
für die Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland gravierende Auswirkungen hatte. So verloren sie ihren Vereinsstatus
und wurden zu Hilfspolizeitruppen erklärt. Die Angehörigen wurden 1938 verbeamtet und Mitgliedsaustritte ab 1939
für wirkungslos erklärt.
Neben einer Veranstaltungsreihe zur allgemeinen Geschichte dieser Zeit sammelte die Jugendfeuerwehr Material in
der Feuerwehr, besuchte das Stadtarchiv und sah sich Filme und Zeitungen aus jener Zeit an. Diese Wissensaneignung
war eine wichtige Voraussetzung für die Durchführung von Zeitzeugeninterviews. Insgesamt 6 Interviewpartner
konnten für das Projekt gewonnen werden – Wismarer, die die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg miterlebt
haben. Zeitzeugen kommt eine wichtige Rolle bei Vermittlung von Geschichtswissen zu. Durch ihre Erlebnisberichte
werden abstrakte historische Tatsachen gerade für Jugendliche anschaulicher und greifbarer. In unterschiedlichen
Kontexten hatten die Zeitzeugen auch einen Bezug zur damaligen Feuerwehr oder konnten sich an Einsätze, vor allem
im Zusammenhang mit den Luftangriffen auf die Stadt während des Krieges erinnern.
Parallel begab sich die Jugendfeuerwehr mit dem Fotografen Christian Möller auf Spurensuche durch die Stadt,
fotografierte Häuser, Straßen und Plätze, die vor dem Krieg anders aussahen. Durch die Existenz alter Fotografien, die
die Zerstörung Wismars im Zweiten Weltkrieg dokumentieren, wurde ein Vergleich mit dem heutigen Stadtbild
möglich.
Das Buch erzählt einen Teil der Geschichte Wismars in Bildern und Geschichten. Es kann hier nicht darum gehen, jede
einzelne Aussage auf ihren historischen Wahrheitsgehalt zu überprüfen. An diese oder jene Begebenheit der
Stadtgeschichte wird sich der eine oder andere Zeitgenosse vielleicht ganz anders erinnern, vielleicht auch gar. Die
Berichte sind sehr vor allem eines: persönliche Erinnerungen an eine Zeit vor mehr als 60 Jahren und ganz individuelle
nachträgliche Betrachtungen oder Beurteilungen einzelner Ereignisse. Neben der Wissensvermittlung sollten diese
Gespräche dazu dienen, das Interesse der Jugendlichen für die Vergangenheit zu wecken, um bewusster und mit
offeneren Augen die Gegenwart zu betrachtet und sich die Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie bewusst
zu machen. Denn „wer sich der Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“, schrieb im Jahr
1905 der amerikanische Philosoph George Santayana. In einer Zeit nach der Erfahrung des Zweiten Weltkrieges und
des Holocaust einerseits und angesichts heutiger Wahlerfolge rechter Parteien andererseits erhalten diese Worte
eine besondere Bedeutung. „Ich weiß nicht, dass Leute sich heute noch für solche Sachen einsetzen können, das ist
mir ein Rätsel … da fühlt man sich in Uraltzeiten zurückversetzt“, äußerte eine der interviewten Person, die in diesem
Buch zu Wort kommt.
Die Interviewpassagen wurden thematisch geordnet und für die Drucklegung nur äußerst behutsam überarbeitet und
gegebenenfalls gekürzt, um eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten, aber die sprachlich individuellen Besonderheiten
zu erhalten.
Wir danken herzlich allen Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern für die Bereitschaft, uns aus ihrem Leben zu
erzählen und sich portraitieren zu lassen. Es war uns ein Anliegen, den Geschichten ein Gesicht zu geben.
Ulrike Krause, Projektleitung
Inhalt
Zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Wismar im Kontext der Feuerwehrgeschichte
in Deutschland in den Jahren 1933 – 1945
S. 04
Aus der Geschichte der Stadt Wismar – Zeitzeugen erzählen
S. 06
Der Bombenangriff auf Wismar am 25. August 1944
S. 11
Der Bombenangriff auf Wismar vom 14. zum 15. April 1945
S. 16
Jugend in NS-Diktatur und Krieg
S. 19
Kriegsende in Wismar
S. 27
Resümee der Zeitzeugen
S. 30
Resümee der Projektteilnehmer
S. 32
Hintergrundinformationen zum Projekt
S. 34
Impressum, Bildnachweis und Quellen
S. 35
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Wismar im Kontext der
Feuerwehrgeschichte in Deutschland in den Jahren 1933 - 1945
Die Freiwillige Feuerwehr Wismar wurde im Jahre 1859
gegründet. Bis zum Ende der zwanziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts war ausschließlich sie für den
Brandschutz der Stadt zuständig. Die verheerenden
Schäden zweier Brände im Jahr 1923/24 zeigten jedoch
die inzwischen veraltete Technik und die mangelhafte
Mobilität und erforderten eine Modernisierung der
Feuerwehr und den Bau eines neuen Depots. Am 5.
September 1928 wurde das neue Feuerwehrdepot an
Feuerwehrdepot 1928
der Frischen Grube 13 eingeweiht und einige Tage
darauf ein Auto-Löschzug in Betrieb genommen
werden. Damit waren die Grundlagen für eine
Berufsfeuerwehr
gelegt.
Die
Besatzung
des
Auto-Löschzuges wurde zu einer „ständigen Feuerwehr“
befördert, im Depot wurden Wohnungen eingerichtet
und die Entlohnung erfolgte nach dem Tarif städtischer
Arbeiter. Die übrigen Mannschaften zählten fortan zur
„Reservefeuerwehr“.
Feuerwehrdepot 2009
Historischer Hintergrund
Unmittelbar nach ihrer Machtübernahme im März
1933 begannen die Nationalsozialisten, alle
wesentlichen Bereiche des öffentlichen Lebens ihrem
Regime zu unterstellen. Auch die Feuerwehren waren
davon betroffen. Im Dezember 1933 wurde das
Gesetz über das Feuerlöschwesen erlassen, das alle
bis dahin geltenden Verordnungen ersetzte.
Freiwilligen Feuerwehren als selbstständige Vereine
mit einer demokratisch gewählten Leitung gab es von
nun an nicht mehr. Sie wurden als Exekutivorgane mit
besonderen Aufgaben der Polizeibehörde unterstellt.
Alle Personalstellen mit Weisungsbefugnis wurden
von den Brandinspektoren auf Kreis- und
Bezirksebene vorgeschlagen, dann durch den
Landesbranddirektor ernannt und schließlich von der
Gemeindeverwaltung genehmigt. Voraussetzung war
die politische Zuverlässigkeit gegenüber dem
NS-Regime.In der in Güstrow erschienenen
Mecklenburgischen
Feuerwehrzeitung
vom
15.12.1933
schrieb
dazu
der
damalige
Landesbranddirektor Ecker:
„Unter politischer Zuverlässigkeit verstehe ich die
absolute Einstellung zum nationalsozialistischen Staat.
Hier handelt es sich darum, daß die Führer aller
Feuerwehren hinter dem Führer des Volkes zu stehen
haben …“
Unter der Überschrift: „Seestadt Wismar. Deutschlands
jüngste Berufsfeuerwehr“ ist in der Mecklenburgischen
Feuerwehr-Zeitung vom 15.7.1937 zu lesen, dass die
Feuerwehr der Seestadt Wismar wurde mit Verfügung
vom
20.10.1936
vom
Mecklenburgischen
Staatsministerium, Abt. Inneres, als öffentlich aner-
Für alle Feuerwehren galt ab 1934 eine neue Satzung,
die die Unterordnung unter das Führerprinzip festlegte.
Jüdische Bürger waren fortan von einer Mitgliedschaft
ausschloss.
Die Freiwilligen Feuerwehren hatten in diesen Zeiten
versucht, sich eine gewisse Eigenständigkeit zu
bewahren, was jedoch immer schwieriger wurde. Der
Deutsche Feuerwehrverband wurde 1936 aufgelöst,
danach auch die Landesverbände. An ihre Stelle trat das
Reichsamt für Freiwillige Feuerwehren, das beim
Reichsführer der SS und der Polizei angesiedelt war.
1938 wurde ein neues Reichsgesetz über das
Feuerlöschwesen erlassen. Danach waren die
Berufsfeuerwehren nun Feuerlöschpolizei und die
Freiwilligen Feuerwehren technische Hilfspolizeitruppe.
Zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Wismar
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Feuerwehr Wismar, Foto im Niederdeutschen Beobachter
vom 8.8.1938
Feuerwehr Wismar 1942
kannt.
Leiter
der
Feuerlöschpolizei
wurde
Brandinspektor Frommelt, der zuvor 12 Jahre bei der
Berufsfeuerwehr
in
Leipzig
tätig
war.
Die
Berufsfeuerwehr bestand zu diesem Zeitpunkt aus 1
Brandinspektor, 2 Oberfeuerwehrmännern und 13
Feuerwehrmännern. Außer dieser ist eine Freiwillige
Feuerwehr gegründet worden, die aus 17 Mann bestand
und auf 24 Mann verstärkt werden sollte.
heißt es weiter: „Anschließend schritt der
Oberbürgermeister nach eindringlichem Hinweis auf die
Bedeutung und Heiligkeit des Eides auf den Führer zur
Vereidigung, die für Berufsfeuerwehr und Freiwillige
Feuerlöschpolizei getrennt vorgenommen wurde.“
Im August 1938 wurde die Berufsfeuerwehr
verbeamtet. Nach und nach wurde die Militarisierung
der Feuerwehr vorangetrieben. Uniformen und
Ausbildung wurden denen der Wehrmacht
angeglichen, zu den Aufgaben der Feuerwehr zählte
nun auch der Luftschutz. Deutlich wird im
nachfolgenden
Artikel
des
NS-Blattes
Niederdeutscher Beobachter vom 08.08.1938 die
politische und organisatorische Vereinnahmung der
Feuerwehr durch das NS-Regime.
Ehrentag
der
Wismarer
Feuerlöschpolizei
Wehrmänner wurden Beamte: „Zu einer Feierstunde in
der festlich ausgeschmückten Fahrzeughalle des
Feuerwehrgebäudes fanden sich gestern vormittag die
Spitzen der Behörden und der Partei zusammen. Es galt,
die 16 Berufsfeuerwehrleute in das Beamtenverhältnis
zu überführen und gleichzeitig auch die Beförderungen
bei der Berufs- und bei der Freiwilligen
Feuerlöschpolizei vorzunehmen. Der Der dieser Tag zum
Brandoberingenieur ernannte bisherige Brandinspektor
Frommelt begrüßte als Führer der angetretenen Wehr
die Gäste und wies auf die Bedeutung dieser Stunde hin,
die den Feuerwehrleuten ein Meilenstein auf ihrem
Lebensweg sein solle. Er leitete dann zur Rede des
Oberbürgermeisters über mit den Worten, die der
Führer in „Mein Kampf“ über das Berufsbeamtentum
fand, die auch den jetzt neu ins Beamtenverhältnis
eintretenden Feuerwehrleuten Richtschnur sein
müßten.“ Nach den Ausführungen zur Nähe der
Feuerwehrmänner zu den „soldatischen Idealen“ und
der Pflicht zur Opferbereitschaft „bis zum Letzten“
Erkennbar wird in diesem Artikel auch die personelle
Verquickung von Feuerwehr und NS-Organisationen. Im
Absatz zu den Beförderungen wird erwähnt, dass die
zweite
Löschmeisterstelle
dem
zum
Oberfeuerwehrmann
ernannten
bisherigen
Feuerwehrmann Wunderlich, Wismars ältestem
SA-Kämpfer, zur Verwaltung vorläufig übergeben
wurde.
Im selben Blatt vom 09. August 1938 ist in Bezug auf
„Sport- und Leibesübungen“ in der Feuerwehr von einer
„recht hohe Zahl erworbener SA-Sportabzeichen und
Rettungsschwimmer-Grundscheine“
die
Rede.
Außerdem wird berichtet, dass „außer Sa/So tgl. 2
Stunden exerzieren, dann Arbeitsdienst, fachliche
Weiterbildung durch die neue Fachbücherei“ für die
Feuerwehrleute auf dem Programm stand. „Für die
Bewegung setzte sich die Wehr durch eine ganze Anzahl
freiwilliger Hilfsleistungen ein, weiter fanden zur Pflege
der Kameradschaft Veranstaltungen mit den Beamten
der Polizei statt. Der Sonderzug mit dem Führer und
dem
Duce
wurde
von
unserer
Wismarer
Feuerlöschpolizei mit Trinkwasser versorgt.
Im übrigen nahm die Wehr auch rege in den
Schulungskursen der Partei und der DAF teil, um so in
allen Gebieten durchgebildet stets und überall ihren
Mann stehen zu können. … An reichseigenen
Fahrzeugen modernster Konstruktion erhielt die Wehr
noch zwei Spritzen, und zwei KZ-Wagen für den
Feuerwehrbergungstrupp
(Luftschutzzwecke),
da
Wismar ja Luftschutzort erster Ordnung ist. … Im Gasund Luftschutzwesen wurde eifrig gearbeitet, … .“
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Aus der Geschichte der Stadt Wismar - Zeitzeugen erzählen
Historischer Hintergrund
Im Frühjahr 1939 erklärten Frankreich und
Großbritannien, die lange Zeit nicht gegen Hitlers
Annexionen einschritten, um einen Krieg zu
verhindern,
das
Ende
ihrer
bisherigen
"Appeasement-Politik" gegenüber der aggressiven
Expansionspolitik Deutschlands und garantierten die
Unabhängigkeit des polnischen Staates. Mit dem
Angriff auf Polen am 1. September 1939 begann
Deutschland den Zweiten Weltkrieg. Nach der
Besetzung Dänemarks und Norwegens begann am 10.
Mai 1940 der deutsche Angriff auf die Niederlande,
auf Belgien, Luxemburg und Frankreich und die
Besetzung dieser Länder.
Am 16. Juli 1940 befahl Hitler Vorbereitungen zur
Invasion Englands, am 13. August eröffnete er die
"Luftschlacht um England".
Bis zum Frühjahr 1941 erfolgten durch die deutsche
Luftwaffe Flächenbombardierungen britischer Städte
wie Sheffield, Birmingham, Bristol, Liverpool, Glasgow,
Belfast. In London flüchten tausende Menschen vor den
Brandbomben in die Schächte der U-Bahn. In der Nacht
zum 15. November 1940 zerstörten 500 Bomber die
Stadt Coventry nahezu vollständig.
Ab Frühjahr 1942 begannen die massiven, gezielten
Luftangriffe der Engländer, ab 1943 auch der
Amerikaner gegen deutsche Städte, bei denen zwischen
500 000 und 600 000 Menschen um Leben kamen.
Wismar als Industrie- und Hafenstadt mit dem
Flugzeugbau der Norddeutschen Dornier-Werke
gehörte mit zu den ersten Zielen der britischen Royal Air
Force, deren Ziel es war, die kriegswichtige
Rüstungsindustrie und die Infrastruktur zu schädigen
sowie die Kriegsmoral der Bevölkerung zu brechen.
Insgesamt 12 Bombenangriffe flogen die Engländer und
Amerikaner bis zum Kriegsende auf die Stadt, davon 7
Angriffe zwischen dem 24. Juni und dem 29. Juli 1940.
Danach kündigte die Sirene 133 Mal Fliegerverbände an,
wobei es bei Warnungen blieb. Am 28. April 1942 wurde
über Wismar der Ausnahezustand verhängt. Bis zum
Kriegsende folgten 5 Luftangriffe, davon drei besonders
Die Bombardements vom 24. September 1942, 25.
August 1944 und 14./15. April 1945 haben sich tief in
die Erinnerung derer eingeprägt, die die Angriffe
miterlebten.
Über 300 Menschen verloren in Folge der Luftangriffe
ihr Leben, 344 Wohnhäuser wurden zerstört, 531
Gebäude schwer, weiter 1025 leicht beschädigt. 3165
Wohnungen, das waren über 26 % des damaligen
Wohnbestandes der Stadt, gingen verloren. Bis heute ist
das Stadtbild von der Zerstörung geprägt – neue Häuser
zwischen alten, hier und da eine Baulücke, ein Parkplatz,
Bäume oder eine Grünanlage, wo früher ganze
Häuserzeilen standen.
Turmstraße mit Gefangenenturm 1944
untere Altwismarstr. 1944
Im Nachfolgenden kommen Wismarer zu Wort, die jene
Zeit als Kinder oder Jugendliche miterlebt haben. Ihnen
ist gemeinsam, dass ihre Väter aufgrund des Alters von
einer Einberufung verschont blieben. Sie konnten in
Wismar bleiben und ihren Berufen nachgehen, wurden
aber zusätzlich in Organisationen, wie der Feuerwehr
oder dem Hilfszoll, vor Ort
eingebunden. Mit
diesen Aufgaben betraut, hatten sie ihren Beitrag zur
Verteidigung der damals sogenannten „Heimatfront“ zu
leisten. Damit war eben auch die Feuerwehr, vor allem
durch ihre Unterordnung unter die Polizei, aus
politischer Sicht im nationalsozialistischen Staatsgefüge
einer der machterhaltenden Faktoren, wie einer der
Interviewpartner betonte.
Hinterhof
Altwismarstr./
Großschmiedestraße
Aus der Geschichte der Stadt Wismar - Zeitzeugen erzählen
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Dr. Martin Steinbrecher, geb. 1935
Mein Vater ist Jahrgang 1902. Das ist, so spricht man
drüber, der sogenannte „Goldene Jahrgang“ und zwar
deshalb, weil die in diesem Jahr Geborenen sind um den
Ersten Weltkrieg grade so drumrum gekommen – bis
1919 sind sie nicht eingezogen worden und für die
zweiten Weltkrieg waren sie zu alt. Zumindest als
reguläre Soldaten. Nun ist mein Vater nicht eingezogen
worden. Er war aber kaserniert und das hier bei der
Feuerwehr in Wismar. Er war hauptberuflich der Pastor
von St.-Marien und hat auch während des ganzen
Krieges neben seiner Zugehörigkeit zu der besonderen
Einheit hier bei der Feuerwehr seinen kirchlichen Dienst
versehen – Sonntags seine Gottesdienst und die vielen
Beerdigungen, die es hier in Wismar gab und alles das,
was eben dazu gehört, wenn man hier eine größere
Gemeinde hat.
Gewohnt hat er hier in der Scheuerstraße. Er zeigte
manchmal, wenn wir hier unterwegs waren, hoch auf
die Fenster gegenüber den drei großen Toren in der
Frische Grube. „An der Stelle, sagte er, da oben, da ist
unser Schlafraum.“ Da hatte er mit 7 oder 8 Männern
zusammen seine Schlafstätte. Er war kaserniert, er war
auch uniformiert, er hatte eine blau-graue Uniform mit
einem Käppi mit einer Kokarde. Die hatten aber nicht
wie Wehrmachtsangehörige den Adler mit dem
Hakenkreuz oben an, sondern nur das Käppi wie auch
die Feuerwehrleute insgesamt wohl.
Er gehörte also zu einer Einheit, die als Beobachter,
Melder und Hilfskräfte hier bei der Feuerwehr in
Wismar angestellt waren. Was heißt angestellt,
abkommandiert war, das heißt, es war eine Truppe von
Männern, eben von 50-60 Jahren, die mit Fahrrad
ausgerüstet bei jedem Luftangriff, bei jedem Flieger
Mühlengrube und Schabbelhaus 1944 und 2009
alarm in die Stadt mussten. Mein Vater selbst hatte
seinen Meldestandort in der alten Wache am
Marktplatz, also in dem Haus, wo die zwei Kanonen
stehen, da irgendwo hatte er sein Telefon, wo er sich
aufzuhalten hatte.
Sobald also Fliegeralarm war, rückte diese Truppe, ich
weiß nicht genau, wie viel das waren, ich schätze mal, es
sind 8 bis 10 Männer gewesen, die als Melder sich in die
Stadt absetzten. Jeder hatte so seinen Bezirk - der Vater
da, rings um das, was wir heute gotisches Viertel
nennen, am Marktplatz, Dankwartstraße und Hegede.
Und wenn es dann wirklich zum Bombenabwurf kam,
mussten diese Leute raus und ihr Gebiet abfahren oder
aufpassen, wo fallen Bomben, wo werden Häuser
zerstört, Keller verschüttet. Wo ist also Feuerwehr
gefragt, wo sind Hilfskräfte zum Ausgraben der
Verschütteten notwendig und wo liegen Blindgänger.
Blindgänger, das hab ich selbst miterlebt, waren
eigentlich nach jedem Fliegerangriff immer Mode, da
steckten dann so zwei Drittel im Straßenpflaster oder
lagen irgendwo in Gärten. Dieser Vorabtrupp von
Männern, also eigentlich keine Feuerwehrleute,
sondern Melder, hatten das zu beobachten und
mussten vor Ort sein, durften also nicht irgendwo im
Luftschutzkeller sitzen, sondern sollten vor Ort gucken,
wo hat´s reingeschlagen, wo sind Menschen in Not und
mussten dann Meldung machen. Für den Vater hieß das
zum Stadthaus, da das Telefon bedienen.
Es gibt heute noch jede Menge alte Häuser hier in
Wismar, wo nicht inzwischen neu verputzt oder
gemalert ist, wo man diesen weißen Streifen über dem
Trottoir, über dem Fußweg oder hinterm Vorgarten an
der Hauswand selbst sieht, ein Streifen, der unmittelbar
auf das Fenster zugeht, wo sich der Luftschutzraum
befand.
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Irmgard Lorenz, 1924
Ich bin im 85. Lebensjahr. Wir hatten ein Geschäft am
Markt, mein Vater war gegen die Nazis eingestellt voll
und ganz. Und so wurden wir auch erzogen zu Hause.
Weil er immer sagte, das nimmt kein gutes Ende mit
den Nationalsozialisten. Wir waren dann nachher am
Turnplatz im Lyzeum. Sehr schöne Mädchenschule.
Und als der Krieg ausbrach, wurde das Lyzeum sofort
geräumt für ein Lazarett. So und dann mussten wir nun
wo bleiben und hier war die Hilfsschule, hier in diesem
Gebäude (heute: ….) Und da kamen wir dann rein,
hatten dann entweder vormittags oder nachmittags
Schule und so konnte man dann immer zur Feuerwehr
gucken. Das war ja auch ganz schön, auf dem Hof und
wenn die ausfuhren usw. Die Feuerwehr war für uns
dann doch hier ein Erlebnis.
Mein Vater wurde eingezogen, er kam nicht zur Armee,
er kam zu Feuerwehr und fuhr die große Leiter. Das war
was für uns. Also bei Fliegeralarm musste Vadder immer
erst zur Feuerwehr rennen und hier war so ein
Unterstand auf dem Hof, wo sie auch unterkriegen
konnten und dann mussten sie eben zum Löschen
fahren. Ich weiß noch als die Turmstraße brannte, als
der große Angriff war, da hab ich dann Vadder gesehen
bei der Leiter, er sagte: „Bloß nach Hause, weg hier.“ Es
hatte ja jeder mit seinem Anwesen zu tun. Für Vadder
auch nicht einfach, wenn die Angriffe waren, denn saß
er hier und wusste nicht… Dadurch sind wir mit der
Feuerwehr bisschen zusammengekommen, da Vadder
seine Kriegsverpflichtung eben bei der Feuerwehr
machen musste. Aber er war zu Hause, das war schon
viel wert.
Elisabeth Müller (Name geändert), geb. 1924
In Redentin war eine ganze Kompanie, Infanterie war´s
nicht. Das war ein Löschtrupp und das waren Soldaten,
die in Russland oder Frankreich schwer verletzt waren,
die wurden dann als Löschtrupps eingesetzt und die
waren in Redentin stationiert. Und von Redentin aus
wurden sie dann immer eingesetzt in diese Städte, wo`s
brannte.
Und bei uns im Haus hatten wir Einquartierungen. Jedes
Haus hatte Einquartierung von diesen deutschen
Soldaten mit dem Löschtrupp. Und dieser Löschtrupp
musste dann ja immer weg, wenn es brannte, ob´s in
Hamburg war - in Hamburg war´s ja noch am
Schlimmsten oder oder Lübeck, wo immer es
Bombenangriffe gab. Und wenn die Leute dann
wiederkamen zwei, drei Tage später, es hat niemand
erzählt, denn die haben alle dieses Elend gesehen, was
da passierte. Die waren über 2 Jahre bei uns stationiert.
Christa Innecken
Wir hatten eine Mineralwasserfabrik. Die hatte mein
Großvater schon gegründet 1896, in der Neustadt 40.
Die ist in der DDR-Zeit eingegangen. Da gab es Selters
und Brause, grüne, rote, gelbe. 1935 hat mein Vater das
Geschäft übernommen, da starb mein Großvater. Und
´36 hat er das alles neu aufgebaut, eine neue Fabrik
hinten auf dem Hof, zwei Garagen. Wir hatten früher
Feuerwehrübung 1938
Pferde noch bei meinem Großvater, das hatten wir dann
nicht mehr. Drei oder vier Angestellte und einen Fahrer,
einen Kutscher. Und ´39 hatten wir einen Opel Blitz und
einen Fahrer Petersen. Der wurde samt dem Opel Blitz
eingezogen und fiel in den ersten drei Tagen in Polen.
Samt Opel Blitz. Der Mensch hatte 7 Kinder. Das war
furchtbar.
Die Feuerwehr kam während des Krieges jeden Tag und
holte ihre Brause direkt bei uns aufm Hof. Die hatten
immer Dörst. Das waren ganz treue Kunden. Und es
wurde immer Plattdeutsch gesprochen.
Mein Vater war während des Krieges beim Hilfszoll.
Es ist nie was passiert, es ist keiner gegangen, es ist
keiner gekommen. Das empfand mein Vater als äußerst
befreiend, dass er da an der Küste herummaschieren
konnte. Er war mit einem Fahrrad ausgestattet, mit
einem Gewehr, einem Revolver und einem Brotbeutel –
das war die Ausstattung. Passiert ist nie was. Nachts
wurde Streife mit 2 Mann gefahren. Zunächst mussten
sie die Grenzen schützen, da heißt, die gingen Tag und
Nacht und kontrollierten die Grenzen, ob da
irgendwelche Feinde kamen. Es kamen aber überhaupt
gar keine Feinde. Da bin ich oft mitgegangen, weil das
einfach auch schön war, nach Hoben oder nach Poel
oder Redentin, nachts mit Doppelstreife und am Tage
alleine. Also das war eigentlich mehr Spaß, es war nichts
Ernsthaftes.
Der Bombenangriff auf Wismar am 25.August 1944
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Der Bombenangriff auf Wismar am 25. August 1944
Dr. Martin Steinbrecher
Es war ein Angriff am Tage, während sonst alle Angriffe
ja nachts erfolgten. Zweite oder dritte Klasse waren wir.
Unsere
Schulen,
das
heutige
GerhardHauptmann-Gymnasium (die damalige Knabenschule),
die Reuter-Schule und das Lyzeum wurden dann 1943
zum Lazarett umgebildet und als Schule geschlossen.
Das rote Ziegeldach wurde so angestrichen, dass von
oben ein riesiges rotes Kreuz übrig blieb. Die Alliierten
haben ja tatsächlich diese Gebäude verschont und nicht
angegriffen. Zum Schuljahresbeginn 1944 wurde ich mal
wieder umquartiert als Schüler und kam in die heutige
Klosterschule,
also
diese
integrierte
Schule,
Goetheschule. Es ist also wohl der 10. September oder
so gewesen, da heiß es Ährensammeln. Alle
Schulklassen, also 1-4 gingen in Richtung Luftwaffenlazarett, also der heutige Krankenhauskomplex, dort auf
den Äckern mussten wir Ähren lesen. Im Krieg wurde ja
alles verwertet. Schulklassen mussten eben Ährenlesen,
um zusätzlich zur Versorgung der Bevölkerung einen
Betrag zu leisten. Und während wir da am späten
Vormittag auf den Äckern rumsausten und uns da die
nackten Füße zerstachen an den Strohhalmen, rief
plötzlich eine Lehrerin: „Am Marienkirchturm hängen
die Fahnen, es ist Fliegeralarm.“ Keiner kann mir heute
sagen, welche Art von Fahnen das gewesen sind, aber
das muss so gewesen sein, dass zur Kennzeichnung von
Fliegeralarm für die weitere Umgebung am
Marienkirchturm Fahnen rausgehängt wurden. Wir
hätten das damals auf den Äckern so weit weg von der
Stadt auch nicht über die über die Sirenen mitgekriegt.
damals ein Gutshof, und die Zufahrt zu diesem Gutshof
war mit großen Linden rechts und links bestückt, und
wir flüchteten uns unter diese Bäume. Dann kam aus
dem Lazarett die Kolonne von Sanitätsfahrzeugen. Die
Fahrzeuge wurden in Sicherheit gebracht auch unter
diese Bäume und dann kümmerten sich die
Sanitätsunteroffiziere da um uns Kinder und beruhigten
uns, denn es ging dann fürchterlich los, man hörte diese
Flugzeuggeschwader. Das ist bis heute unvergessen,
wenn da Hundert Flugzeuge in der Luft sind, die da in
Staffel immer zu fünft in 2-3 Tausend Meter Höhe
einhergebrummt kommen, es ist ein Wahnsinnsgeräusch.
Und dann fielen die Bomben. Das war dieser Angriff, der
der Waggonfabrik eigentlich gelten sollte, wo aber die
Straße – Dr. Leber-Strasse da unten zertrümmert wurde.
Und auf unsere Schule, die Goetheschule sind auch
Bomben gefallen. Es sind auch Schulklassen im Keller,
die höheren Schulklassen sind im Keller unten gewesen,
aber es hat zumindest dort keine Toten gegeben.
Zurück zu diesem Angriff, den wir da draußen
mitgemacht haben. Diese Schulklassen, wir sahen
Wismar brennen und nachdem die Flugzeuge längst weg
waren, heulten wir da rum und wollten natürlich nach
Hause und da hieß es: „Nein, in der Stadt liegen
Blindgänger, ihr dürft nicht, ihr müsst hier oben bleiben
bis es Entwarnung gibt.“ Und das hat wirklich bis zum
Abend gedauert.
Auf diese Weise kriegten wir also mit, es muss
Fliegeralarm sein und dann wurden wir gescheucht, die
drei-vierhundert Kinder, die wir waren, unter die
Bäume, von der Straße, die heute auf das Zoogelände
zugeht, da hinten, wo diese Spielscheune steht, das war
Schwarzes Kloster 1944 und 2009
Bademutterstraße, Bäcker Röhl 1944 und 2009
Der Bombenangriff auf Wismar am 25. August 1944
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Großschmiedestraße 1944 und 2009
Helga Leonhardt, geb. 1933
Ja, da durften wir ja nicht hierbleiben. Die Schulen
wurden geschlossen, wir kamen alle in ein KV-Lager. Da
waren die Kinder gesammelt und gingen zur Schule.
Canow bei Wesenberg waren wir und kamen wir hier bei
Neubukow hin. Die Schulen wurden ja alle als Lazarett
oder so was genutzt. Ich war in der Fritz-Reuter-Schule.
Wir wohnten ja direkt am Lindengarten, wo die
Bushaltestelle ist. Da wohnten wir.
Wir waren im Keller. Ich hab nur gesehen, da hat meine
Mutter uns weggescheucht, wie die Turmstraße kaputt
ging. Wie sie die Kinder da vorbeigetragen haben. Das
durften wir als Kinder nicht sehen, da mussten wir rein
ins Haus. Man zuckte immer zusammen, wenn das Ding
(die Sirene) ging. Wir hatten Angst.
Wo ich gewohnt hatte, da ist ´ne Autowerkstatt, die
haben uns immer mit dem Auto außerhalb von Wismar
gebracht. Und wenn dann ein Angriff kam, dann sahen
wir, wie die leuchtenden Dinger runtergingen von den
Flugzeugen, man hörte auch das Gebrumme, das hörte
man, ja.
Elisabeth Müller
Als der Angriff kam, hatten wir Schule. Voralarm kam,
dann hieß es: „Sofort die Schule verlassen und sofort
nach Hause.“ Ich wohnte damals in Redentin und musste
denn natürlich noch mit dem Fahrrad nach Redentin und
war grade zu Hause, da ging der Angriff los. Und glauben
Sie, die Sonne war weg. Es hat so gebrannt in Wismar, es
gab keine Sonne mehr, es gab nichts. Und dann haben
wir zugesehen, zum ersten Mal haben wir das gesehen,
als die Amerikaner die Bomben runterwarfen. Wir haben
sie immer in der Sonne aufblitzen sehen. Wir haben von
Redentin aus natürlich nicht sehen können, wo es war.
Aber die ganze Gegend, wissen wir ja, ging ja weg. Es war
furchtbar. Es war furchtbar. Wir haben Tage gebraucht,
um überhaupt hinzukommen, Schule war weg, es gab
nichts mehr von da an, es gab für uns keine Schule mehr,
es war alles vorbei. Und die Feuerwehr konnte an dem
Tag bestimmt nicht raus. Wir haben auch nichts gehört,
denn es war ja alles kaputt. Es brannte alles lichterloh.
Und ich weiß noch, wir sind dann, als der Angriff vorbei
war, zwei, drei Tage später, wo jetzt die Kreuzung ist, die
Hochbrücke und da ist doch diese Kreuzung, da geht’s
zur Kanalstraße zur Stadt rein, und grade an dieser Stelle
stand ´ne Bäckerei, Bäckerei Levknecht, das werd ich nie
vergessen. Und grade als wir dort hinkamen und wollten
mal gucken, wir wollten ja auch mal sehen, was los war
und sind durch die Trümmer gestapft dahin und da
brachten sie die Toten raus. Wissen Sie, das vergisst man
nicht. Dahinter war eine Gaststätte und diese ganzen
Häuser auf dieser Seite, auf der rechten Seite bis zur
Turmstraße hin war ja alles ein Ruinenfeld, Dornierwerk
alles. Und dieser ganze Angriff hat höchstens eine viertel
Stunde gedauert. Länger hat es nicht gedauert. Es kam
eine Welle auf die andre und nach ´ner Viertel Stunde
war alles vorbei. Wenn ich heute über die Hochbrücke
geh, seh´ ich immer noch im Geiste die Häuser, wie sie
mal standen.
Christa Innecken, geb. 1929
Also dieser Angriff, der 1944 im August, der war ja am
Tage. Und wir waren auf dem Feld in Kritzowburg da
hinten irgendwie. Was haben wir da gemacht, Wurzeln
verzogen oder ich weiß nicht mehr. Wir waren aber mit
einer kleineren Klasse zusammen. Und da waren also
zwei Lehrerinnen bei uns, und dann sahen wir - ob wir
den Alarm gehört haben, das kann ich gar nicht sagen,
aber wir sahen eben die Flugzeuge in der Sonne. Und das
Brummen, das konnte man hören. Aber das war ja oft,
dass man das Brummen hörte. Und Flugzeuge konnte
man ja nun alle Tage lang sehen, da haben wir uns noch
gar nichts bei gedacht. Aber dann klinkten sie die
Bomben aus. Das war genau zu sehen. Und dann fielen
die und das kam wie ein Wolkenbruch. Wenn man in die
Stadt reingucke, war alles voller Rauch.
Das löste also doch ziemliche Panik aus, besonders bei
den Jüngeren. Und da war irgendwo so ein kleines
Wäldchen und da hatten unsere Lehrerinnen uns dann
reingescheucht und hatten Hilde und mich dazu
verdonnert, auf die Kleinen aufzupassen, sie zu
beruhigen. Ich mein, die wussten natürlich, es gibt ein
paar Leute, da können sie sich drauf verlassen.
14
Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Böttcherstraße, Richtung Krämerstraße
Also, die stehen das durch ohne selbst in Panik zu
kommen. Aber die Lehrerinnen konnten uns nachher
nicht mehr halten. Da haben wir gesagt, also wir
müssen jetzt nachgucken. Wir waren mit dem Fahrrad
da und dann haben wir das ja erst mal gesehen, was da
los war.
Da ist ja die Waggonfabrik getroffen und die ganze
Dr.-Leber-Straße, die Gartenstraße, die Turmstraße, die
Großschmiedestraße,
die
Altwismarstraße
mit
Waedekin und auch die Kanalstraße. Also es war
furchtbar, es war furchtbar, da brannte es ganz
schrecklich. Und das war völlig klar, dass die Feuerwehr
das nicht schaffen konnte. Das brannte ja überall.
Ich bin bei meinem Gang helfen zu wollen erst in der
Turmgasse gewesen bei meiner Tante, die war halb
ausgebombt und da haben wir alles nach draußen
geschafft. Sie musste da raus, eine ganze Wand war weg
und ehe das denn so weit war, war es Mittag. Und dann
bin ich in die Adolf-Hitler, jetzt Dr. Leber-Straße
gegangen und da brannte alles. Die ganzen Häuser auf
der linken Seite. Und die hatten da Phosphorbrandbomben geschmissen. Das war ganz schlimm, da
hab ich mir dann meine ganzen Füße kaputtgemacht
und das heilte nicht wieder. Aber das merkte ich damals
noch gar nicht. Und dann bin ich weitergegangen
gegenüber von der jetzigen Polizei da unten, da hatte
mein Onkel ein Haus und das brannte lichterloh. Da
konnte ich ja dann nicht hin, das war gesperrt. Weil in
der Turmstraße Sprengbomben gefallen waren, die
nicht explodiert waren. Die mussten erst entfernt
werden. Und deswegen konnte man da nicht hin. Das
hat mein Onkel mir später immer vorgeworfen: „Wärst
du gekommen, dann hätten wir das Haus retten
können.“ Ich konnte aber nicht, weil die Leute,
Feuerwehr oder was, eben sagten: „Da geht es jetzt
nicht hin, da wird gesprengt“.
Und dann bin ich weitergegangen zum Lindengarten bis
zu Bauhofstraße und dann sah ich, dass das Haus von
meiner Großmutter völlig zerstört war. Und dann bin ich
erst mal nach Haus gegangen, um zu sehen, ob meine
Großmutter nicht zu Hause war.
Großschmiedestraße und Turmstraße 1944 und 2009
Meine Großmutter tauchte nicht auf. Und dann gingen
wir wieder hin mit meinem Vater und dann fingen wir
an zu graben. Den ganzen Nachmittag bis Abends, bis es
noch hell war, dann hatten wir das Wohnzimmer
freigelegt, aber sie nicht gefunden.
Am nächsten Tag, ach so, ich hatte so eine Art
Rauchvergiftung. Ich konnte nachts kaum Luft kriegen,
also das war grauenhaft. Aber na ja, so um elf am
nächsten Tag war ich dann wieder so einigermaßen
einsatzbereit und dann haben mein Vater und ich
weitergegraben, im Flur war sie nicht und im
Schlafzimmer auch nicht. Aber dann in der Küche, da
war sie. Es war ein schneller Tod, haben wir uns dann
gesagt. Mein Vater hatte Geburtstag an dem Tag, das
war natürlich schlimm.
Ich finde immer, heute wird so viel Wert gelegt auf
diese kaputten Kirchen und so, na sicher, das ist auch
unwiederbringlich, aber mir ging das immer um die
Menschen. Das finde ich viel schlimmer. Es wird immer
so viel gedacht an diesen letzten Angriff, aber der
Angriff davor, da denkt keiner mehr dran.
Auf dem Friedhof wurden dann die Leute aufgebahrt
vor der Halle - 153. Wir hielten Totenwache, so machte
man das damals. Man musste alles aushalten im Kopf,
viel denken durfte man nicht. Aber da war also wirklich
der Ernst des Krieges da. Wer da noch nicht wusste, das
ist jetzt hier das Ende und es geht nicht weiter, also der
tat einem wirklich Leid.
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Der Bombenangriff auf Wismar vom 14.-15. April 1945
Christa Innecken
Ich hatte eine Freundin bei mir im Zimmer. Das war ein
Flüchtling aus Danzig. Und die schlief bei uns und es war
Voralarm, so weit ich mich erinnern konnte. Und dann
ging diese Luftminengeschichte da los, also es war
schrecklich. Die Glasscheiben rauschten genau in mein
Bett. Ich schlief aber da noch. Es war nämlich kein
richtiger, es war nämlich Voralarm, oder irgendwas, es
war kein richtiger Alarm. Die hatten das gar nicht so
ganz geschnallt, dass die da nun noch drei Bomben
verlieren wollten.
Und in unseren beiden Betten landeten also die Fenster.
Sowohl in ihrem als auch in meinem. Wie so ein Luftzug
haute das da rein. Und mein Vater, der schlief nebenan.
Der war grade vom Dienst gekommen irgendwann spät
in der Nacht. Und denn: „Wat is nun los?“ Das wussten
wir auch nicht. Und dann wateten wir durch Glas im
Hause, wir hatten so ein einfallendes Licht, das war jetzt
kaputt, das war alles runtergekommen.
Und dann haben wir unsere Erste-Hilfe-Taschen
genommen und sind losgezogen. Das alles roch nach
Mörtel und Gas und nach, ich weiß auch nicht. Das war
fürchterlich, das war grauenhaft. Und dann sind wir
durch den Negenchören, weil da diese ganze
Rauchentwicklung war. Und dann haben wir festgestellt,
dass – schattenhaft konnte man das ja alles sehen –
dass, was an der Marienkirche richtig kaputt war, das
konnte man erst am Tage richtig sehen, aber dass die
alte Schule nicht mehr da war und auch die Ahnenhalle,
die war ja auch nicht mehr da. Die Kapelle. Das war alles
platt.
Als wir da hinkamen, da hörten wir Schreie aus der alten
Schule. Dann haben wir da erst mal ein Loch geschaffen,
bis wir denn da die Ersten rauszogen. Mit ziemlicher
Panik war das alles. Eine Frau, die wir rausgeholt hatten,
die schrie wie am Spieß. Also sie konnte sich überhaupt
nicht irgendwie beruhigen, sie schrie. Und da hab ich die
Hand genommen und hab ihr eine runtergeknallt.
Richtig. Dann war sie friedlich. Das hatten wir gelernt als
Rote-Kreuz-Schwester.
Und dann waren ein oder zwei, die hatten sich verletzt.
Da lag eine Tür, da haben wir denn eine draufgelegt.
Dann kam aber schon Hilfe, nachdem wir da so die
ersten vier Leute würd ich sagen, raus hatten. Da kamen
also, ob das nun Feuerwehr war oder Rotes Kreuz, das
weiß ich nicht genau. Die nahmen das dann in die Hand
und dann wurde das professionell weitergemacht.
Aber das die Feuerwehr dabei war, das war zu hören.
Und dass unsere Jungs dabei waren, das wusste ich
auch, denn ich hatte mich gegen Morgen dann mit
zweien getroffen. Wir sind denn erst mal zu meiner
Mutter gegangen, die hatte immer noch Kakao und
denn haben wir da erst mal eine Tasse Kakao getrunken.
Obwohl, bei diesem Luftangriff, da hatten es die wirklich
gut, die im Keller waren, weil es eben Luftminen waren,
die also sofort bei Berührung explodieren und alles mit
sich wegreißen. Und diese Kirche hat praktisch viele
Häuser gerettet. Dass die Kirche getroffen wurde eben
und nicht die kleinen Häuser. Wäre die nicht da
gewesen, dann wär halb Wismar weggewesen, also das
steht fest. Ich weiß auch nicht genau wie viel Luftminen
es waren, es waren höchstens zwei, würde ich sagen,
nicht mehr.
Das von den Leuten, die da verschüttet waren und von
der Frau, die so fürchterlich schrie, erzählte ich vor ein
paar Jahren im Weinberg, da hatte sich unsere Klasse
getroffen. Ich erzählte dieses Geschehen, weil da
nämlich einer dabei war, der in der Georgenkirche
gelöscht hatte. Und dann erzählten wir so und da kam
vom Nachbartisch jemand, eine Frau, eine alte Frau und
sagte: „Was Sie da erzählen, das ist ganz toll, dann
haben Sie uns das Leben gerettet.“ Nee, also als
Lebensretter habe ich mich nun nicht gesehen. Ja, aber
sie wäre da unten gewesen, sie wäre verschüttet
gewesen. Und das fand ich nun wieder ganz toll, das so
nach Jahrzehnten jemand kommt und sagt: „Was Sie da
erzählen, das hab ich selbst erlebt.“ Wie das so
manchmal kommt im Leben.
Irmgard Lorenz
Ja, das war die erste Ahnenhalle, die es überhaupt gab
in Deutschland. Sie mussten ja einen arischen
Stammbaum haben. So und ich hatte hier einen Vetter.
Und eines Tages kommt zu meinen Vater jemand: „Ihre
Familie hängt in der Ahnenhalle.“ „Und Gottes willen“,
sagt mein Vater. Also das war für ihn fast ein
Verbrechen. Aber die Ahnenhalle wurde ja zerbombt.
Das war eine Sühnekapelle. Die musste irgendwann im
Mittellalter gebaut werden, hatte die Kirche eine
Auflage. Das war ein ganz schlichtes Kapellengebäude
und das hat Adolf sich dann untern Nagel gerissen und
hat da die erste Ahnenhalle Deutschlands eröffnet. Blut
und Boden stand da, das war so ein Schlagwort für ihn.
Da waren Namen aufgelistet von den ganzen Familien,
dass sie arisch waren und hingen da, die Gutsbesitzer
und was nicht alles. Und mein verrückter Vetter kam
dann auf die Idee, den Stammbaum, die hatten einen
Lehrer an der großen Stadtschule, der sich dafür
eingebracht hatte. So, und denn hingen wir da auch. Na,
das war schlimm. Aber der Ahnenhalle hat nie einer
nachgetrauert, nie, als die kaputt war. Bei dem Angriff
auf die Kirchen ist die kaputtgegangen.
Der Bombenangriff auf Wismar vom 14.-15. April 1945
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Dr. Martin Steinbrecher
In der Nacht als die Kirchen getroffen wurden, war mein
Vater als Melder in seinem zugeteilten Stadtbezirk
unterwegs und zwar in der Sargmacherstraße. Er guckte
dann wohl in den Himmel, weil er die Flugzeuge hörte.
Und es waren ja wieder erhebliche Mengen an
Flugzeugen unterwegs, obwohl ja wohl nur zwei oder
drei Luftminen geworfen wurden. Und wie er dieses
Heranpfeifen dieser torpedoartigen Luftminen hörte, ist
er in einen Hauseingang gesprungen und zwar da, wo
heute der Coffeeshop ist, dieses Kaffeegeschäft, wo die
halbe Stadt nach riecht, und da hat er im Hauseingang
gestanden. Und dann hat er sich wiedergefunden mit
drei Türen zusammen im Hinterhof dieses Hauses, von
dem Luftdruck dieser Mienen. Er wird dann, wie es
seine Order war, nachdem er sich gesammelt hatte und
gemerkt hatte, was das vorgefallen war, sicherlich
Meldung gemacht haben an die Feuerwehr.
Die Feuerwehr hat in dieser Nacht ja aus meiner Sicht
hervorragende Arbeit geleistet. Sie hat beide Kirchen,
die ja lichterloh brannten, abgelöscht. Also dieser
Komplex, wo heute die neue Kirche steht, diese Häuser
waren einfach eingedrückt, einfach durch den Luftdruck
dem Boden gleichgemacht und er wusste, dass da Leute
im Keller sitzen, den hat er verholfen, dass sie
rauskrabbeln konnten.
Und dann ist er mit seinem Fahrrad rausgekommen zu
uns in die Lübsche Straße. Seine Frau und wir vier
Kinder saßen ja im Keller da im Dunkeln. Wenn Bomben
fielen, war das Erste, dass das Licht weggeschaltet
wurde, genauso, wie sie das Gas abgeschaltet haben. Es
rüttelte an der Kellertür und der Vater kam mit seiner
Taschenlampe herein und sagte: `Kommt raus und guck
Euch an, meine Kirche brennt.´
St.-Marienkirche 1945 und 2009
Also es war noch keine Entwarnung, wie es ja jedem
Fliegeralarm folgte, aber die Flugzeuge waren weg und
da haben wir dann da draußen in der Lübschen Strasse
gestanden und haben auf Wismar geguckt und diese
wirklich lichterloh brennenden Kirche waren von da
draußen also bestens zu sehen, von der Koggenoor aus
da diese Höhe.
Diese Orgel und das Kirchengebälk muss wie Zunder
gebrannt haben. Ob auch Brandbomben geschmissen
wurden, ich weiß es nicht , aber die Kirchen brannten
und man sieht ja bis auf den heutigen Tag, wenn man in
der Georgenkirche steht, die ja nun so schön wieder
aufgebaut ist, oben die Empore sieht man ja heute noch
die verkohlten Balkenreste in der Wand stecken.
Diese Kirchen sind in der Nacht noch gelöscht worden
und der Vater hat mit Feuerwehr und seinen Leuten in
der gleichen Nacht auf der Marienkirche eine Menge
Gerätschaften, Altäre und derartige Dinge gerettet,
herausgetragen, was da auch heute noch in der
Nikolaikirche zu sehen ist, was da noch übrig geblieben
ist.
1938 haben meine Eltern das Haus An der Koggenoor
gekauft und ein Glück, bis dahin haben wir ja im
Marienkirchhof gewohnt. Und dieses alte Pfarrhaus ist
ja bei dem Luftangriff ´45 zerstört worden. Und ob wir
da, wären wir da alle wohngeblieben, heil rausgekommen wären, wär die Frage gewesen.
Nebenbei hat es bei diesem Luftminenangriff auf die
Marienkirche Tote in der Sargmachstraße gegeben Die
Häuser sind nicht beschädigt, aber in den Kellern hat es
den Leuten die Lunge zerrissen. Ja, das ist der
Scheißkrieg, den so ein kleiner Junge sein Lebtag nicht
vergessen wird.
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Schweinsbrücke, Mühlengrube Richtung Bahnhof 1942 und 2009
Irmgard Lorenz
Das war schlimm. Da war Voralarm und bei Voralarm
gingen wir noch nicht in den Keller, erst wenn richtiger
Alarm war. Also Voralarm, es war abends so gegen
zehn. Und die kleine Schwester lag auf der Couch da in
der Ladenstube. Mein Vater war wie immer weg, auch
bei Voralarm musste er schon los. Und auf einmal, also
das war ein Luftdruck, das kann man sich gar nicht
vorstellen, der brauste durch das Haus, als da die ersten
Bomben fielen. So, nun bloß runter in den Keller, erst
mal die Sachen, Fotos. Meine Mutter sagte immer,
„Wenn die Fotos weg sind, sind auch die Erinnerungen
weg.“ Also die Fotos waren wichtig und das stand alles
vor der Kellertür, ab in Keller. Ja, und wo ist das kleine
Kind, das hatten wir vor Schreck vergessen, also wieder
noch mal rauf, da gehörte schon Mut zu. Also die war
wie benebelt durch den Luftdruck. Und dann wir hatten
einen Papagei. Und der Papagei, der hing auf der
Stange, Kopf nach unten. Der hatte durch den Luftdruck
einen Dachschaden. Aber das hat er denn nach ein paar
Tagen verkraftet. Auf jeden Fall also wir waren im
Keller, dann fielen ja noch mehr Bomben, also es war
furchtbar. Und das, wir wussten ja, der Krieg ist
verloren. An dem Abend, wir mussten ja
Hakenkreuzfahnen, das war ja Pflicht, die mussten wir
rausstecken. Und da hatte meine Mutter immer schon
gesagt, die verbrennen wir nicht, wenn so weit ist. Die
müssen wir trennen, Stoff ist ja noch da drunter. Und da
war ich dabei die Hakenkreuzfahnen zu trennen. Also
wenn da was passiert wäre und die hätten gesehen,
dann wäre es uns noch schlechter ergangen.
So und am nächsten Tag haben wir die Stadt dann
verlassen und sind nach Dammhusen, da hatten wir
Gott sei Dank ein Behelfsheim. Mit Sack und Pack dahin
raus aus der Stadt. Mit Papagei, der immer noch den
Kopf hängen ließ. Ja, so war das.
Christa Innecken
Ja, viele sind auch der Stadt raus. Das kommt daher,
dass dieses Röhren der Luftminen, das ist so
erschreckend, also es drückt einen fast zusammen und
dann erst kann wieder aufatmen. Das war so was
Katastrophales, dass viele sagten, das machen wir nicht
noch mal mit. Und sind dann raus aus der Stadt. Wir sind
geblieben. Also das war meinem Vater nicht zuzumuten,
so was hätte er nicht gemacht. Er hat immer gesagt:
„Wat kümmt, dat kümmt.“ Na ja, das war so seine
Einstellung.
Detlef Schmidt, geb. 1945
Ich hab noch mit den Piloten gesprochen, die diesen
Angriff geflogen haben, die waren vor 30 Jahren mal hier,
das waren Kanadier. Und zwar ist Folgendes passiert: die
haben Rostock bombardiert und hatten wohl noch ein
bisschen Munition übrig in ihrer Kiste und habe gesagt,
damit fahren wir nicht nach Hause, so locker gesagt, und
haben diese in Wismar abgeschmissen. Der Londoner
Rundfunk hat am gleichen Abend verkündet, Wismars
Silos wurden zerstört. Und daraus hat man eigentlich ein
Märchen, das ist dann zerstört worden, gemacht, dass
die Kanadier Wismars Kirchen gar nicht zerstören
wollten. Es war so, die Alliierten von Russen bis Kanadier
und Amerikaner wollten eigentlich im letzten Kriegsjahr
Deutschlands Kultur auslöschen, nicht ganz auslöschen,
aber so schädigen, da man annahm, dass sich die eigenen
Bürger gegen die Machthaber erheben werden. Und das
ist nicht aufgegangen. Zum Glück war dann nachher
binnen drei Wochen der Krieg hier in Wismar zu Ende.
Jugend in NS-Diktatur und Krieg
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Jugend in NS-Diktatur und Krieg
Christa Innecken
Wegen des vielen Alarms war ich eigentlich immer
ärgerlich, weil: man schlief, dann wurde man geweckt,
meine Mutter sagte, „Du musst in den Keller.“ Unser
Keller war nun denkbar schlecht, das war feucht und
scheußlich, dann kamen die Nachbarn von oben, die
Mieter und dann erzählten die sich oder spielten Karten
oder irgend so etwas. Also das muss man sich nun nicht
vorstellen, es gab so viel Alarm, es gab ja manchmal
täglich zweimal Alarm oder Nachts und es passierte
überhaupt nichts. Wir haben 12 Angriffe gehabt.
Werner Innecken
Man muss das geografisch sehen. Die Einflugschneise
war hier oben. Die kamen über die Nordsee, durch die
Ostsee und flogen hier über Land nach Berlin und
Dresden usw. in die großen Industriemetropolen. Und
jedesmal, wenn die ankamen und brummten, dann
wurde bei uns Alarm gegeben.
Christa Innecken
Man war wie gelähmt nachher. Man wollte nur noch,
dass Ruhe ist, das Frieden ist. Also nicht immer das
Bewusstsein, jetzt kommt gleich wieder Alarm, du
musst in den Keller. Es war ja nichts mehr normal. Man
konnte nicht mehr richtig Mittagessen kochen, wenn
man das so nimmt.
Ich wurde konfirmiert im April ´44. Drei Anläufe
brauchten wir, um einmal in die Kirche zu kommen.
Jedes Mal kam Alarm und dann mussten wir wieder
nach Hause. Und dann hatte ich zwei Onkel, der eine,
der war Nazi, also war in der Partei und der andere war
nicht in der Partei. Die kriegten sich das Streiten, aber
nicht so rum, sondern umgekehrt: der, der Nazi war, der
war also völlig dagegen, gegen Adolf, gegen Krieg, gegen
alles und der andere war genau dafür. Mein Vater hat
die rausgeschmissen, der konnt es nicht mehr hören.
Das war meine Konfirmation, das war eine Katastrophe.
Dr. Martin Steinbrecher
Es gab eine Vorschrift. Bei den Häuser, die links und
rechts ein weiteres Haus hatten, waren die Keller alle
durchbrochen, so dass man von einem Keller in den
nächsten kam. Es war nur eine provisorische
Einziegel-Steinwand hochgezogen, die jede Frau oder
Oma oder wer sich sonst in dem Keller aufhielt,
umschupsen konnte mit wenig Aufwand. Und diese
etwas quadratmetergroßen Maueröffnungen durften
nicht verstellt werden.
Und es gab ja in jeder Straße für immer paar Häuser
zuständig einen sogenannten Luftschutzwart. Das waren
meistens ziemlich fanatische Nazis und jeder hatte
einen heillosen Respekt vor denen. Weil, ein Anschiss
von denen konnte sehr unangenehm werden. Und die
kontrollierten immer wieder erstens ob dieser
Mauerdurchbruch zugängig war und vom eigentlichen
Luftschutzraum, der oft mit Balken zusätzlich gestützt
war, auch zugängig war durch die Türen, die ja in
manchen Kellern ziemlich verwinkelt sind. Der passte
auf, das die sogenannten Feuerpatschen sowohl auf
dem Dachboden wie im Keller vorhanden waren, das
immer Wasser da war, ein halb voller Eimer
Wasserneben dem Feudel und dem Wischer oben auf
dem Dachboden.
Das war schon, also von Leuten dieser Art angeschmiert
zu werden, war nicht gut. Denn es wurde ja nur allzu
schnell von Leuten dieses Schlages auch konstruiert, das
jemand sich gegen die Beschlüsse der Nazipartei durch
laxes Verhalten entgegenstellte. Das konnte, ich will
nicht grad sagen, dass da gleich die Gestapo da
hinterher kam, aber es wurde ja Material gesammelt
gegen jedermann. Das ging ja los mit Feindsender
hören, und was unsere Eltern da damals so durch- und
mitgemacht hatten, wo wir Kinder das kaum ahnten,
nur nach dem Krieg dann so aus Einzelheiten
heraushörten, was das denn gewesen ist. Warum der
Radioapparat in der hintersten Ecke vom Zimmer des
Vaters stand und das möglichst in Kleiderschranknähe,
weil, wenn da Feindsender gehört wurden, dass das
eben nicht von außen sichtbar war.
ABC-Straße 1944 und 2009
Jugend in NS-Diktatur und Krieg
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Ernst Bohnsack, geb. 1927
Ich bin damals, wir waren fünf Jungs, 13-14 Jahre alt,
nicht freiwillig zur Feuerwehr gegangen. Das sag ich, so
wie es ist. Nämlich, wir mussten hin. Das hieß damals
nicht Freiwillige Feuerwehr, das hieß damals, wo ich
anfing bei der Feuerwehr, HJ-Feuerwehr. Wir hatte da
eine Hakenkreuzbinde um den Arm, und das war damals
für uns die sogenannte Nazizeit. Wir mussten hin und da
wurde nicht gefragt. Ob du heute Abend Zeit hast oder
nicht, da wurde der Dienstplan rausgegeben, das war
mittwochs von acht bis zehn und sonnabends von halb
drei bis halb vier, halb fünf. Da musste jeder
hinkommen, wenn einer gefehlt hat, wurde er bestraft.
Nicht vom Leiter der Feuerwehr, sondern vom Nazi.
Wenn einer länger als vier Mal vom Dienst
unentschuldigt gefehlt hat, dann wurde er im Keller von
Neukloster vier Tage eingesperrt. Und genau so war das
nachher auch, als der Krieg anfing. Ich bin da in
Neukloster angefangen am 4. April 1942, habe ich
angefangen, da in der Schule zu arbeiten. Das war eine
Lehrerinnenbildungsanstalt. Und ich war damals auf
diesem Dings in der Landwirtschaft beschäftigt. Also ich
war mitverantwortlich, dass damals, wenn die Sirenen
gingen, dass alle den Keller aufgesucht haben.
Wir hatten noch einen, der war bei der damaligen NSKK,
sozialistische Kraftfahrerkorps war der drin, weil der
krank war. Und wir beide mussten dann versuchen, das
alle Beschäftigten, das waren ja so 300 Mann, den Keller
aufsuchen. Obwohl auch Schwache dabei waren,
mitunter hatten wir nicht so viele Keller. Wenn die
Sirene ging, mussten wir also die Keller aufsuchen.
Obwohl, ich musste auch auf dem Turm sitzen in
Neukloster. Auf dem Markt ist so ein großer Turm, da
mussten wir mit vier Mann sitzen. Jeder ein Gewehr,
ohne Schloss, da war kein Schloss, wir konnten nicht
schießen. Ich weiß nicht, was wir damit sollten. Aber
damit mussten wir auf das Dach klettern und sitzen, so
lange, bis Entwarnung gegeben wurde. Und wenn
Entwarnung war, konnten wir wieder nach Hause
gehen. Das war unsere Arbeit. Wir wurden damals
aufgenommen von der HJ-Feuerwehr, also als
HJ-Feuerwehrmänner.
Geschichtlicher Hintergrund
Als immer mehr Männer zum Wehrdienst verpflichtet
wurden, kam es in den Feuerwehren zu
Personalmangel, der nach und nach durch Jugendliche
ersetzt wurde.
Ab 1938 wurden systematisch aus den Reihen der
Hitlerjugend HJ-Feuerwehrscharen gebildet. Dabei
verfolgten die Landesverbände der Feuerwehren und
die SS-Führung unterschiedliche Zielsetzungen: die
Feuerwehren sahen hierin eine Chance zur
Nachwuchsgewinnung, der Reichführer der SS und der
Polizei Heinrich Himmler eine Personalgewinnung
vorrangig für den Luftschutz. Mit fortschreitendem
Krieg wurden die wurden die Jugendlichen nicht nur bei
Brandeinsätzen, sondern auch nach Luftangriffen
eingesetzt. Von Seiten der SS-Führung war es von Am-
fang an nicht vorgesehen, die Jugendlichen für den
aktiven Feuerwehrdienst ausbilden zu lassen. Sie
wurden gleich nach ihrer Ausbildung zu den Flakhelfern
oder direkt zum Frontdienst einberufen.
Nach dem Krieg wurde der Deutsche Feuerwehrverband
neu gegründet. Es wurde betont, dass die
HJ-Feuerwehren keine Vorgängerorganisation der
später entstandenen Jugendfeuerwehren darstellen.
Christa Innecken
Die Große Stadtschule gab es schon gar nicht mehr. Es
gab damals den sogenannten Brandschutz. Der wurde
von Jungs, also HJ, die waren dafür ausgebildet. Die
größeren gingen dann nachher auch gleich an die Front.
So wie wir Hilfsschwestern waren, wurden die auch
ausgebildet zum Löschen und zum Helfen. Und die
hielten nachts auch Wache und schliefen in der Schule,
in der Stadtschule. Da war eine Sprengbombe gefallen.
Und vorne am Schulhof standen Linden, die gingen weg.
Und da war ein großer Trichter und direkt in die
Stadtschule waren Brandbomben gefallen und die
haben sie gelöscht. Es standen ja überall so diese
Patschen und Wasser und Sand. Das musste ja überall
stehen. Es wurde auch immer nachgeguckt, ob das da
war. Also in jedem Haus stand das. Und die haben das
gelöscht. Also sonst wär die bestimmt abgebrannt. In
der Lübschen Straße da ganz oben raus, noch hinter
Lemkenhof, da waren dahinter Baracken. Da wurden wir
ausgebildet. Wir als Hilfsschwestern und die Jungs als
Feuerwehrhelfer oder wie auch immer. Wie die sich
nannten, weiß ich nicht. Zehn, zwölf Jungs waren das
vielleicht. Und bei Einätzen mussten wir uns beim Bann
melden, so nannte sich das. Bei dem letzten Angriff
waren wir Mädchen bei der Alten Schule und die Jungs
waren bei der Georgenkirche eingesetzt. Zusammen mit
der Feuerwehr. Das hörte man, also dieses Rauschen
des Wassers. Die hatten sich auch zu melden und
wurden dann eingesetzt. Das war also … man setzte sich
auch selbst ein. Weil, da wo eigentlich die Leute
entscheidungskräftig waren, die waren manchmal auch
Schulhof der Großen Stadtschule 1944 und 2009
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Mühlenstraße 1944 und 2009
Wir Kinder spielten Krieg. Die andere Straßenseite war
eben schon der Feind und wir verglorifizierten
diejenigen, wo … die Schulkameraden eben, der eine
wusste, der Vater ist in Russland und wir haben
wochenlang nichts gehört. Mein Freund gegenüber,
Fritz Fink, dessen Vater war in Norwegen, dem ging es
hervorragend. Der schickte wunderbare Sachen, einen
Schlitten, drei Meter lang, wie wir es gar nicht kannten.
Der war mit Dingen ausgerüstet, einem Stahlhelm
kindergerecht und einen kleinen Spaten. Wie ein kleiner
General stolzierte der auf der anderen Straßenseite, von
uns beneidet, rum. Also wir Kinder haben den Krieg und
was er bedeutete und woher er kam und warum er war,
natürlich in dem Sinn nicht kapiert.
ABC-Straße 1944 und 2009
Werner Innecken, 1926
Ich hatte mich 1942 freiwillig gemeldet. Es gab eine
Tendenz. An der Großen Stadtschule Wismar waren wir
damals alle versammelt in der Aula. Die Schüler, die in
Frage kamen, die Jahrgänge, die wurden in der Aula
zusammengeholt. Eine Unterrichtsstunde fiel aus, weil
Agitatoren von der Waffen-SS zu uns in die Schule
kamen. Die warben unter uns Schülern für ihre Truppe.
Da wurden dann patriotische Reden gehalten und so
weiter, dass es eben das Höchste ist, dieser Gattung
beizutreten. Aber jeder ahnte, was auf ihn zukommen
würde.
Nun war das aber so, der Krieg ging zu Ende und ich
kann mich nicht entsinnen, dass keiner von den hundert
Schülern, die da in der Aula waren, sich ein einziger
gemeldet hat für die SS. Wir hatten uns alle freiwillig
zum Krieg gemeldet. Wir waren in der Klasse 25 Jungs
und 2 Mädchen und die hatten alle ihre Waffengattung
schon gewählt und das auch irgendwo hinterlegt. Das
heißt, wir umgaben uns mit einem Schutzschild, um
nicht zur SS zu kommen. Jeder hatte sich beworben, der
eine bei der Flak, der andere bei der Marine, der dritte
bei der Infanterie und so weiter. Und denn konnten die
nichts mehr machen.
Was die SS seinerzeit so gemacht hat, das wussten wir
und da hielten wir uns schon zurück als Jungs. Also ich
muss schon sagen, ganz unpolitisch waren wir nicht.
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Auf der einen Seite erfuhren wir was vom
Kriegsgeschehen
und
den
Einzelheiten,
die
vorgekommen sind und auf der anderen Seite lebten
wir in unserem jugendlichen Leichtsinn. Das ist etwas,
was heute oft missverstanden wird und auch in Büchern
oder Niederschriften steht oft, dass wir praktisch
ernsthafte Menschen damals waren. Das war nicht der
Fall. Wir wussten zum Beispiel, dass die SS an Fronten,
die dünn waren und beschädigt waren durch
Gegenangriffe eingesetzt wurden. Und die hatten auch
eine Order gegen die Zivilisten in Dörfern vorzugehen.
Das wussten wir damals schon. Es sprach sich ja rum, da
kamen ja auch Urlauber nach Hause und haben erzählt.
Die kamen ernster nach Hause. Also sehr viel Negatives
wurde eben auch berichtet von der Front.
nen Fall auf die Kanzel zielen. Und das war ja etwas
Besonderes, denn derjenige, der da nun hilflos ankam
mit seinem Flugzeug, der hatte ja nun seine Bombenlast
schon abgeschmissen und wer weiß, wie viele
Menschen dabei getötet. Aber wir durften nicht
schießen und haben es auch nicht getan und das
Flugzeug landete in der Badeanstalt in Wendorf unten
am Seeblick und machte die Badeanstalt kaputt.
Ich hatte zu der Zeit schon ein kleines Boot, damit sind
wir dann rüber. Und zwar wussten wir, dass die
Flugzeuge ihre Tanks aus Kreppgummi, ganz starkem
dicken Kreppgummi gebaut hatten. Und an dieses
Kreppgummi, da wollten wir ran. Es war Mode, an den
Schuhen so hohes Kreppgummi zu tragen. Aber das
wurde nichts, das haben wir nicht ganz geschafft.
Und dann ging das ja weiter. 1943 wurden wir - wir
waren ja alle in der nationalsozialistischen Jugendorganisation HJ, alle zur Heimatflak eingezogen. Wir
kriegten eine dunkelblaue Uniform und die sollte als HJ
getragen werden. Aber dadurch, dass wir uns nun als
Militärs fühlten, haben wir die HJ-Binde abgenommen.
Das war das erste, was wir machten. Von unserer Klasse
waren drei Viertel bei einer Batterie auf dem
Dorniergelände. Und in der Batterie waren drei
Geschütze. Da waren wir 16 Jahre alt - was das für uns
war. Wir haben den Teufel tanzen lassen. Wir waren ja
noch im spielerischen Alter sozusagen. Und der Ernst
des Krieges war uns zum Teil so gar nicht mal bewusst.
Wir waren in einer Klasse bald 10 Jahre zusammen, was
das für ein Zusammenhalt war. Ernsthafte Dinge
wurden da keine gesprochen. Nur so nebenbei und
eigentlich nur dummes Zeug. Vier Mann sind noch am
Leben, die wir uns heute noch treffen. In diesem Jahr
sind es 65 Jahre her, als wir gemeinsam Abitur gemacht
haben. Das heißt, das Abitur war für einige ein richtiges,
für mich persönlich war es damals ein Notabitur.
Und dann kam Ende ´43 das halbe Jahr Arbeitsdienst,
Reichsarbeitsdienst in Demmin. Also wenn ich das
genau sagen soll, eigentlich haben wir nichts gemacht –
Vormilitärische Ausbildung, aus unserer Klasse waren 4
Mann dort, wir waren so eine Clique. Der Lagerleiter,
der Arbeitsdienstführer oder wie er sich nannte, war ein
Tischlermeister aus Wismar. Und durch diesen Mann
hatte ich dann einmal Sonderurlaub, 3 Tage nach Hause,
ich glaube, ich musste ihm irgendwas besorgen aus dem
Laden. Und am 1. Januar 1944 zur Marine und dann war
ich auf der Kriegsschule und dann wurden wir im
Februar abkommandiert, so noch den letzten Stoß, den
Krieg zu gewinnen. Und dann befand ich mich in der
Tschechoslowakei und dann bin ich von dort aus
nachher in russische Gefangenschaft gekommen und
bin dann 1948 nach Hause gekommen.
Bei Dornier hatten wir Fliegeralarm. Und zwar kam ein
angeschossener Bomber über den Flugplatz von
Dornier. Der brannte schon. Dann hieß es auf Befehl des
Batteriechefs: Wir dürfen nicht mehr schießen. Auf kei-
Hegede 1944 und 2009
Wir sind als 18-jährige in die Gefangenschaft
gekommen. Wir haben uns da keine großen Gedanken
gemacht. In diesem Alter haben wir das mehr oder
minder als Abenteuer gesehen. Wir fahren in ein Land,
das wir nicht kennen, zu Leuten, die wir nicht verstehen.
Unter welchen Umständen das nun war wurde weniger
registriert. Aber die älteren Mitgefangenen, die Familie
zu Hause hatten und nicht wussten, was los ist, die
haben gelitten.
Jugend in NS-Diktatur und Krieg
25
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Christa Innecken
Also ich muss sagen, mit 10 kam man ja in diese JM,
nannte sich das, Jungmädel. Da war ich eigentlich
heilfroh. Ich hatte fürchterlich Langeweile. Ich war froh,
dass ich mittwochs und sonnabends nachmittags singen
konnte, marschieren konnte oder was weiß ich. Das war
alles nicht so, wie man sich das heute so vorstellt mit so
einem politischen Drall. Das hatten wir nicht und wenn
es so war … Ich mein, ich wurde ja auch bald `Führerin´
nannte sich das. Ein Mädchen, das etwas weiter als wir
war, die wollte mich an einem Nachmittag beobachten,
was ich mit meinen Mädchen da mache. Und dann hab
ich da so Lieder gesungen und dann wollte sie, dass ich
politisch irgendwas erzählte von Adolf Hitler und so. Das
hab ich abgelehnt.
Und dann hab ich mir gesagt, das machst du nicht so
weiter und bin dann zu Roten Kreuz gegangen. Da
wurde auch so von oben herab bestimmt, aber das war
was ganz andres. Da gab es dann eine Ausbildung und
ich habe im Winter ´44 im Luftwaffenlazarett
angefangen, so nannte sich damals. Da haben wir
gearbeitet. Und zwar arbeitete ich im Keller, da kamen
die Schwerverwundeten hin. Wenn Luftalarm war oder
Fliegeralarm, da kamen also die, die sich bewegen
konnten von oben runter in den Keller, aber die
Schwerverwundeten nicht.
Morgens um sechs fing meine Arbeit an und abends um
sechs war ich dann meist wieder zu Hause. Das hat man
als 15Jährige nicht lange machen können. Meine Eltern
haben gesagt: „ Jetzt ist Feierabend.“ Ich hab so
abgenommen in der Zeit, weil das ja auch anstrengend
war. Die Verwundeten kamen direkt von der Front. Ich
habe das sehr bedauert, dass meine Eltern das nicht
mehr wollten. Ich habe rebelliert dagegen, ich wollte
diese Arbeit weitermachen. Die haben mir sonst nicht
viel verboten, aber das haben sie verboten. Denn es gab
ja auch nicht mehr viel zu essen, um mich aufpäppeln zu
können. Aber das war für mich so das Ziel, um
überhaupt zu arbeiten. Und man sah den Ernst des
Krieges dann doch. Und besonders auch die Flüchtlinge,
die hier auf dem Bahnhof ankamen. Da hab ich mir dann
gleich was anderes gesucht. Also Schule gab es nicht
mehr. Die fiel aus gleich nach diesem schweren Luftan-
Altwismarstraße 1942 und 2009
griff 1944 im August und fing wieder an im September
´45. Wir haben da ja praktisch ein Jahr verloren, wir
waren alle 19 als wir das Abitur ablegten.
Wir haben dann Flüchtlinge betreut vom Roten Kreuz.
Gegenüber von der Georgenkirche ist dieser Fürstenhof,
da unten rechts, da war also so für uns eingerichtet. Da
wurde Brote geschmiert und Milch ausgegeben und so.
Und von dort aus sind wir dann immer mit Pferd und
Wagen beladen zum Bahnhof gefahren und haben
verteilt. Und diese Verteilung, die hatte ich. Und das
war manchmal schwierig, denn die Leute, die noch
kräftig waren, die versuchten natürlich schnell an die
Dinge zu kommen, die da verteilt wurden. Und ich
mussten dann sehen, dass es auch die kriegten,
meinetwegen Mütter mit Kindern oder sonst
dergleichen, die sich nicht bewegen konnten. Das war
keine leichte Aufgabe.
Irmgard Lorenz
Wir haben ja eine kleine Schwester, das war ein
Nachkömmling. Und da hat mein Vater versucht, mich
von all diesem, was die Nazis da hatten, freizukriegen
aufgrund der kleinen Schwester. Also ich bin ohne
Arbeitsdienst ohne allem über die Runden gekommen,
das war mein Glück. Und das wollte mein Vater auch
nicht, weil die ja alle politisch, ob sie dran glaubten oder
nicht, gedrillt wurden.
Er hatte einen Grund. Das war die kleine Schwester.
Meine Mutter war krank. Ohne Grund wär es auch nicht
gegangen. Und so bin ich bei all diesen Verpflichtungen
bei den Nazis vorbeigekommen. Na ja, die dran
glaubten oder die jungen Leute – es war ein Erlebnis im
Krieg. Aber da war ich nicht dran interessiert da
Erlebnisse zu haben.
26 Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
________________________________________________________________________________________________
Irmgard Lorenz
Dann hatten wir hier einen sehr netten jungen Kaplan in
der Gemeinde. Der kam aus Hamburg und der hielt
immer ganz scharfe Predigten zu Hitlers Zeiten. Da war
er denen nun aufgefallen. Wenn er predigte, saßen
immer hinten zwei und notierten. Und da hat mein
Vater mit seinem besten Freund schon gesagt: „Da
passiert noch was.“ Und richtig, eines Tages wurde er
abgeholt. Hinter vorgehaltener Hand `wo ist er´, also
wohl im Gefängnis. Und wir Kinder, dann gingen wir
immer in die alte Schule. Da konnte man auf den
Gefängnishof gucken. Da haben wir gedacht, irgendwie
werden wir ihn da ja vielleicht mal sehen. Da haben wir
immer die Alte Schule besucht, das Museum und dann
hingen wir da am Fenster und guckten da auf den Hof.
Aber er war schon weiter weggebracht und ist nachher
in Dachau gelandet. Er hat es überlebt, aber er war
körperlich sehr… zwei, drei Jahre später war er tot.
Dr. Martin Steinbrecher
Die evangelische Kirche war ja in Deutschland ab 1938
gespalten. Da gab es die sogenannten Deutschen
Christen, wo die Pastoren und die Bischöfe mit dem
Adler und dem Hakenkreuz am Talar rumliefen und sich
dementsprechend auch verhielten. Und dann gab es das
Gegengewicht, die sogenannte Bekennende Kirche. Und
auch hier in Wismar ist es so gewesen, dass in der
Georgenkirche, das war so ein Zentrum für die
Deutschen Christen. Da gab es einen adligen Pastor und
es gab nicht nur einen, die sind mit SA-Stiefeln in der
Kirche rumspaziert. Und dann gab es die
Heiligen-Geist-Kirche und die Marienkirche, da war die
andere Truppe. Mein Vater gehörte zur Bekennenden
Kirche und die hatten bei den Nazis ganz schlechte
Karten. Er ist also mehrmals von der Gestapo abgeholt
und nach Schwerin gebracht worden. Ich weiß noch,
dass er sich von uns Kinder da verabschiedete, weil er
nicht wusste, ob er wiederkommt.
In Schwerin gab es einen Bischof, einen Bischof Schulz.
Das war ein fürchterlicher Nazi. Er gehörte den
Deutschen Christen an in besonders prominenter Stelle.
Krönkenhagen, Ecke Rosmarienstraße 1944 und 2009
Er hat schlimme, schlimme Dinge, auch die Juden
verfügt. Er hat z.B. angewiesen, und das ist nicht nur
von ihm gekommen, das waren Gesetze, die seit 1938
hier für Deutschland galten, wo man jüdische Mitbürger
in jeder Weise schikanierte. Der Liebenthal in Wismar,
der Arzt, erhielt Berufsverbot. Ich habe mit einer
ABM-Kraft die Kriegstoten der Stadt Wismar, 3000
gefallenen und vermisste Wismarer, namentlich erfasst
über das Standesamt. Wir haben auch die in Wismar
ansässigen jüdischen Mitbürger erfasst. Ich hab bei mir
ein Protokoll liegen aus Schwerin, wo die
Kriminalpolizei Wismars angewiesen wurde, Name und
Beruf der jüdischen Mitbürger zu nennen. Das Protokoll
ist wohl von 1937: 38 Juden, die es hier in Wismar gab.
Also auch Liebenthal – Jude, seine Frau Nichtjude, aber
seine Kinder „Halbjude“. Er hatte 2 Söhne. Und nun
komme ich wieder auf den Bischof zurück. Es gab also
die Weisung, dass jüdische Mitglieder der
Kirchgemeinden aus der Kirchgemeinde auszuschließen
sind. Dieser Wismarsche Arzt Liebenthal war nämlich
getauft. Er ist 1902 oder so getauft worden, war also
Christ, gehörte zur Gemeinde von meinem Vater. Und
er ist ja ´38 gestorben, aus Kummer, dass er seinen
Beruf nicht mehr haben konnte. Und da hat es hier in
Wismar einen Eklat gegeben. Dieser Arzt war in Wismar
ein ungemein beliebter Arzt. Ungemein beliebt, weil er
so ausgesprochen sozial eingestellt war. Nun war er tot
und die Nazipartei, also der Ortsgruppenleiter und
seine Mannschaft, gaben die Parole aus: „An der
Beerdigung hat keiner teilzunehmen.“ Und von diesem
Schweriner Bischof gab es die Weisung, dass sich die
Kirchgemeinde und damit auch der zuständige Pastor,
sich nicht zu kümmern haben. Und da ist es so
gewesen, es gibt ein Bild, das hab ich vor einiger Zeit in
der Hand gehabt, da sieht man in der Dankwartstraße
den Leichenwagen von Pferden gezogen, schwarze
Rappenpferde und der Leichenwagen mit dem Sarg
drauf und der zieht die Straße entlang und dicht an
dicht stehen die Wismarer auf beiden Seiten der Straße.
Sie haben zwar nicht am Leichenzug teilgenommen,
haben sich aber hingestellt, weil sie wussten, dann und
dann ist die Beerdigung. Mein Vater als der zuständige
Pastor hat sich nicht an die Weisung von diesem
Kriegsende in Wismar
27
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Schweriner Bischof gehalten, sondern hat den
Liebenthal bis auf den Friedhof hinaus zu Fuß begleitet.
Und die Wismarer haben Spalier gestanden.
Irmgard Lorenz
In dem Haus von Dr. Liebenthal wohnten Freunde
meiner Eltern. Und Liebenthal musste ja auch seiner
Praxis raus. Und das war eine Riesenwohnung in der
Altwismarstraße. Das sieht man heute nicht mehr,
früher
bei
dieser
historischen
Gaststätte
Waedekin-Hotel gegenüber. Und die räumten ihre
große Wohnung, damit Liebenthal da oben eine Bleibe
in seinem Haus hatte. Und als er starb, früher waren die
Beerdigungen von Haus aus, mit dem Sarg durch die
Stadt. Und dieser befreundete Ehemann von meinen
Eltern, der ging mit. Da gehörte Mut zu. Der hatte in der
Waggonfabrik eine leitende Position und er hat gesagt:
„So lass ich den Mann nicht zum Friedhof.“ Also gingen
nur die Söhne, die beiden Söhne, die Frau, das weiß ich
nicht, er und noch einer. So und die Leute, früher, wenn
der Sarg durch die Stadt gefahren wurde, dann mussten
sie ja mit `Adolfgruß´, so war das, Arm heben. Und da
hat er uns erzählt, als der Sarg durch Wismar gefahren
wurde, standen die Leute still. Haben den Arm nicht
hochgehoben, aber haben an ihn gedacht. Nämlich
Liebenthal hat so viel Gutes getan, Tag und Nacht für
die Patienten und die kein Geld hatten, da hat er auch
umsonst für gearbeitet.
Ja, von der Pogromnacht hier in Wismar habe ich was
mitbekommen. Aber die Juden hier in Wismar sind bei
Zeiten aufgebrochen, sofort weg. Ich seh noch die Frau
Blass in der, na wie heißt die Straße, bei Fahrrad Wulff
gegenüber, wo jetzt der Elektriker ist, da war Jude
Blass. Die hatten Bekleidung. Auch so über Land
verkauften sie. Das wurde immer so genannt: das war
Jude sowieso und Jude sowieso, das war aber nicht
abfällig von den alten Wismeranern. Und da gegenüber
wohnte meine Freundin und da hatten sie alles
zerschlagen. Ich seh noch die Frau Blass, also die
blutete auf deutsch gesagt, wie ein Schwein. Die musste
ja nun die Scherben alles wegbringen. Die waren aber
ein oder zwei Tage später schon weg. Die landeten
dann in Amerika. Die auf´m Posten waren, die hauten
gleich ab, die haben nicht abgewartet.
Kriegsende in Wismar
Christa Innecken
Aber was ganz Schlimmes passierte. Ich sagte doch,
dieser Hilfszoll hier in Wismar, der wurde nach diesem
Aufruf: `Wollt ihr den totalen Krieg´ von der SS
übernommen. Ich habe meinen Vater noch nie so
wütend gesehen wie damals. Hilfszoll ist ja nun keine
militärische Einheit in dem Sinne. Das war ganz
schlimm. Da hat ja keiner mit gerechnet. Die mussten
plötzlich anders grüßen, die kriegten ein anderes Dings
auf, und Koppel durften sie nicht mehr tragen…
Ein Freund von mir damals, der zog gen Satow mit einer
Panzerfaust. Die 16-jährigen wurden mit einer Panzer-
Frische Grube Nr. 21 1944 und 2009
faust bewaffnet. Und die Russen waren kurz vor Satow.
Und die sind wieder nach Haus geschickt worden. Da
waren also ein paar alte Soldaten, die hem secht, „Also
wat wollt ihr hier? Haut ab nach Hause. Ich will euch gar
nicht sehen.“ Die kamen dann nach drei Tagen wieder
und er war tiefst beleidigt, dass er da nun nicht in den
Krieg eingreifen konnte. Und seine Mutter erschien bei
meiner Mutter und sagte, „Was soll das denn nun jetzt,
diese Kinder da einzuziehen?“ Das war da aber alles
schon ein Sodom und Gomorrha, man konnte nichts
mehr glauben, es war gar nichts mehr geregelt. Das war
katastrophal.
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Christa Innecken
Als es kurz vor Ende des Krieges mit den Flugzeugen
etwas weniger wurde, weil die Front schon zu nahe
rückte, wurde ich eingesetzt als Melder für irgendwas.
Ich weiß auch nicht, ich meldete hin und her und wo die
Kaufmannskompanie war, in der Lübschen Straße, wenn
Sie
von
unten
raufkommen,
links
die
Heiligen-Geist-Kirche und dann drei Häuser weiter, das,
was so ziemlich verfällt und was jetzt neu aufgerüstet
werden soll - ein wunderschönes Haus, das war damals
noch völlig erhalten und schön. Und oben war die
Kreis-Frauenschaft drin. Das waren Leute, also da
kriegte ich sowieso schon zu viel – die NS-Damen mit
Kranz, furchtbar, mit Kranz und handgewebt, es war ja
grauslich. Jedenfalls war ich dorthin beordert und sollte
also irgendwelche Dinge verbrennen. Richtiggehend
verbrennen - Akten. Das hab ich dann auch getan. Es
war noch nicht ganz Mai, aber es war schon warm und
es wurde immer wärmer und ich hab gedacht, das ist ja
zu verrückt, jetzt hörst Du damit auf. Das machte ich
alleine, es war keiner da. Es war überhaupt keiner da,
ich hatte nur die Aufgabe. Gut, ich hab da auch nicht
weiter hingeguckt, mir war das schon alles völlig
wurscht. Und dann kam also eine gute Dame und
meinte dann zu mir: Also das hätt ich ja wunderbar
gemacht und sie wollte sich auch bedanken bei mir. Und
dann führte sie mich in den sogenannten Tapetensaal.
Dort gab es französische bemalte Tapeten, also das, was
dieses Haus als ganz was Besonderes auszeichnete.
Und da war gestapelt – lauter Schokolade. Also es gab ja
während des ganzen Krieges keine Schokolade und da
stand die also gestapelt. Und da sollt ich mir nun was
von aussuchen, ich könnte davon nehmen, was ich
wollte. Und da habe ich dann gefragt, für wen das denn
so bestimmt sei. >Ja, es sei eigentlich für die
Verwundeten da im Luftwaffenlazarett<. Da bin ich
explodiert. Ich war doch grade bei den Verwundeten
gewesen. Und da hab ich gesagt zu ihr, sie könnte ihren
Scheiß behalten. Also ich machte da nun überhaupt
nichts mehr. Das war für mich das Letzte. Und es war
wirklich der letzte Auslöser meines Nichtglaubens mehr
an die Moral des Volkes Also das fand ich entsetzlich.
Die armen Jungs da, die direkt von von der Front kamen
Rathaus 1942 und 2009
und nix hatten außer erfrorene Beine oder
kaputtgeschossenen Körper, die kriegen die Schokolade
nicht und diese fette Nudel da, die meinte denn noch,
mir was Gutes zu tun. Also solche Dinge kamen für mich
überhaupt nicht in Frage. Und ich würd sagen, für viele
wär das nicht in Frage gekommen. Ich weiß ja gar nicht,
was die sich da so bei dachten. Alles voll, das ganze
Zimmer war voller Schokolade. Also die hatten den
Krieg schon längst aufgegeben, anders konnte man sich
ja nicht vorstellen, dass die so handelten.
Irmgard Lorenz
Sofort als die Russen kamen, sind wir wieder rein in die
Stadt. Da fühlten wir uns sicherer. Die Kanadier waren
vier oder sechs Wochen hier, und dann kamen die
Russen.
Und ich weiß noch als die Russen einzogen, mittags,
standen wir ängstlich hinter den Gardinen und sie
gingen erst ins Rathaus, da wurde ja wohl übergeben
von den Kanadiern und dann zogen die gleich übern
Markt, wo die Deutsche Bank heute ist, da wohnte
meine beste Freundin, der Vater war Bankdirektor, die
warn aber schon weg vor den Russen. Die sagten, komm
sie mit. Und mein Vater sagte: „Nö, dies haben wir
überstanden, dann überstehen wir das auch noch mit.“
Und da zogen die gleich ein, beste Wohnung am Markt.
Und da warn die Russen dann.
Christa Innecken
Die Front war schon nahe. Unweit hinten hörte man von
rechts und links Geschützfeuer. Und es war natürlich für
Wismar und alle Einwohner die Frage, wer kommt
zuerst - die Russen oder die Amerikaner oder Engländer.
Das war die Frage. Und am Tage zuvor, also am 1. Mai,
wurde von dem Kommissar, so nannte sich der Oberste
hier und meinem Vater und noch drei Leuten, die
kamen bei uns Neuenkamp 40 zusammen und haben
dort in meiner Anwesenheit beschlossen: Wismar wird
nicht mehr verteidigt. Da wurde ein Melder losgeschickt
zum Oberbürgermeister. Und nächsten Tag gegen zehn
oder elf, jedenfalls Vormittag, kam von Westen her, wir
guckten da aus der Haustür oben auf der Neustadt,
kamen die Panzer angefahren. Das war ein Geräusch,
Kriegsende in Wismar
29
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also so Eisen und Stein und dann drehten zur Neustadt
rein und drehten dann wieder um und fuhren dann zum
Markt hoch offensichtlich. Und dann war Stille, nichts
mehr, so still hab ich ganz Wismar noch nie erlebt. Die
Nachbarn guckten dann so langsam aus den Türen,
„Alles in Ordnung, die Amerikaner sind da“, jedenfalls
die Alliierten. So. Und mein Vater, der sagte: „Also ich
geh nun mal zum Zollamt“. Und ging weg. Ach so, und
vorher sagte meine Mutter: „Und du ziehst jetzt Zivil
an!“ Ja, das hat er dann gemacht. Dann gingen die
zusammen zu diesem Zollamt und das dauerte und
dauerte und dauerte. Und dann hab ich zu meiner
Mutter gesagt: „Ich geh jetzt auch zum Zollamt.“ Ich
ging also und war so in der Nähe des Wasserturms. Vor
dem
Zollamt
stand
ein
Amerikaner
mit
Maschinengewehr. Und dann hörte ich Schüsse. Das
kam ja direkt da raus, wo mein Vater eigentlich sein
sollte. Ich kannte aber das Zollamt in und auswendig
und bin dann hintenrum reingegangen. Und dann
standen die da, also der Kommissar, die zwei Leute und
mein Vater und ein Toter. Der war also erschossen, das
war Leutnant sowieso. Den Namen weiß ich nicht mehr.
Der hatte sich geweigert, seine Pistole abzugeben. Der
Amerikaner hat ihn aufgefordert und dann wurde er
noch einmal aufgefordert vom Kommissar und dann war
Schluss. Das Schlimme war nämlich, die hatten vorher
was getrunken. Dieser Leutnant jedenfalls, der
erschossen wurde. Der war bekannt dafür, dass er gerne
einen trank. Und man kann sich ja vorstellen, wenn die
Sache nun ganz und gar zu Ende geht, da rasteten die
irgendwie aus. Er wurde zweimal aufgefordert, die
Pistole abzugeben und er hat es trotzdem nicht
gemacht. Es war ja noch Kriegsrecht. Also nach
zweimaliger Aufforderung, da war nichts mehr. Das war
völlig klar. Ob das nun waren Amerikaner oder Deutsche
oder wer. Nach Kriegsrecht wird der erschossen. Der
hatte auch, ich weiß nicht, 5 Kinder oder so. Das
überlegten die alles nicht. Na ja und dann haben sie den
eingewickelt den Toten in eine Plane und dann war der
Krieg aus. Der Kommissar ging vorne raus, ich hab ihm
noch gesagt, „Sie gehen in die Gefangenschaft“, „Ja,
natürlich, ich geh in die Gefangenschaft“, und die
andern gingen hinten raus.
Rathaus 1942 und 2009
Dann kamen wir nach Hause, mein Vater und ich, und es
war ein strahlend schöner Tag. Dann waren da die
Nachbarn und wir unterhielten uns, und denn sagte der
eine: „Also nebenan, die sind nebenan gewesen und
haben was auf die Treppe gelegt und das explodiert
gleich“. „Ach watt“, sagt mein Vadder, „nu reichts“. Und
denn ist er nach nebenan gegangen, allerdings zu mir
hat er gesagt: „Und du kommst jetzt nicht mit“. Und
denn kam er gleich wieder und brachte eine
Zigarrenkiste und denn, und denn sagt, „Nun guck mal
her“. Und denn macht er die auf und da sprang so ´n
Kasperle raus auf so ´ner Spirale und dann entlud sich
also diese ganze Anspannung, also die Leute lachten
und es liefen uns die Tränen runter und es war denn das
Ende des Krieges. Und mein Vadder sagte denn: „Ja und
was nun?“ Ja und da hatte er Recht, denn was nun kam,
war ja offen. Ja, das war das Kriegsende.
Ich fand immer, dass die Handlungsfreiheit
meinetwegen eines Leutnants im Kriegsgeschehen eine
ziemlich große war. Man liest ja Geschichten darüber.
Das fand ich schon ziemlich umwerfend, muss ich sagen.
Was die alles machen konnten, ausführen konnten, mit
ihren Leuten – oder auch nicht – oder es unterließen. Es
gab auch viele Leute, die abschirmend wirkten. Ich weiß
das auch von diesem Kommissar von meinem Vater. Da
war nichts, was an den Nationalsozialismus erinnerte.
Also dieser Kommissar, er nannte sich zwar Kommissar,
aber er hielt das alles ab.
Elisabeth Müller
Als 1945 alles vorbei war, waren die Amerikaner ja
zuerst in Wismar. In der Krämerstraße, wo jetzt Karstadt
drin ist, das war früher Kaufhaus Otto. Und Otto selbst
war einer der führenden Nazis mit von Wismar beim
führenden Kreisleiter Dahl und der Oberbürgermeister
von Wismar hieß Pleuger. Und das war eben die Crew
der Stadt. Und als dann die Amerikaner kamen, haben
die das Kaufhaus Otto angezündet und den Otto selbst
auf dem Marktplatz an einem Haken erhängt. Und wir
mussten hin, damals, da kriegten wir alle Bescheid die
jungen Menschen, woher weiß ich heute nicht mehr
und mussten über den Marktplatz gehen.
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Resümee der Zeitzeugen
Christa Innecken
Heute, wenn ich so durch die Straßen gehe, fällt es mir
schwer, mich daran zu erinnern. Manchmal sag, Du guck
mal, da ist ´n Lücke, da stand das und das Haus, und da
wohnte, meinetwegen unsere Lehrerin drin: Man merkt
das gar nicht mehr, dass das Haus weg ist. Ist eben ein
leerer Platz oder es stehen Bäume, aber es standen
eben früher Häuser da. Das Aufräumen damals ging
ziemlich schnell.
Dr. Martin Steinbrecher
Mir liegt schon ein bisschen daran, den jungen Leuten
klarzumachen, wie erbärmlich und schlecht Krieg ist und
was alles wir tun können, damit sich das in keiner Weise
wiederholt.
Werner Innecken
Man muss sich immer vorstellen, wir haben den Krieg
begonnen. Und wir haben unendlich viel Leid nach
Russland reingetragen. Dann können wir nicht hinterher
über die Dinge, die nicht normal liefen mit uns,
schimpfen.
Christa Innecken
Ja, es war eine schlimme Zeit. Aber das hat man nicht
empfunden. Wir waren 14, 15. Was hatten wir für Spaß.
Das kann man gar nicht glauben. Man denkt immer
Krieg, das ist ernst, das ist nur Grauen und Schießen und
Tod. Das ist es natürlich auch, aber die Leute und wir
selbst ja auch, heulten und lachten zu gleicher Zeit.
Christa Innecken
Seltsamerweise hat vorher keiner >Mein Kampf<
gelesen. Da steht das alles drin. Obwohl das ja fast alle
hatten. Das stand aber nun da. Wer liest denn so eine
Schwarte. Man hätte es vorher wissen können: dieser
Hass auf die Juden, die Judenverfolgung,
Einige wussten es ja.
Christa Innecken
Die haben uns ja auch unsere ganze Begeisterung, die
wir hatten, die haben sie uns genommen. Ich kann mich
für keinen, für keinen Politiker ganz gleich, wer auch
immer er ist, könnt ich mich heute begeistern. Für
keinen. Die Kritik da wurde aufgebaut, damals. So lange
haben wir kritiklos vielleicht alles hingenommen und wir
waren ja Helden oder wollten es sein. Und das ging ja
alles in Schutt und Asche.
Und so betrogen wie unsere Jugend ist ja kaum eine
Jugend. Und die hatten ja was aufgebaut, das war
erstaunlich, die hatten uns ja wirklich im Griff. Was
meine Eltern nicht wollten. Aber sie konnten nicht viel
dagegen setzen, wir mussten selbst zur Vernunft
kommen. Und das haben sie ja Gott sei Dank noch
erlebt, dass wir das schafften. Aber da muss man erst
mal hinkommen. Keiner ist leichter verführbarer als die
Jugend. Und das wussten die. Das wussten die.
32
Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Resümee der Mitwirkenden
Jens Weiß
Ich finde Demokratie und Toleranz ganz gut. Dadurch
habe ich einen Einblick gekriegt wie es früher zu
Kriegszeiten war. Durch den Zeitzeugen hat man
bessere Informationen gekriegt, und das was nicht so,
wie es in den Geschichtsbüchern steht. Ich würde das
Projekt Demokratie und Toleranz weiterempfehlen,
man sammelt nur gute Erfahrungen.
Chris Strathmann
Wir waren im Stadtarchiv, das war cool und interessant.
Dann waren wir noch im Pflegeheim, haben Zeitzeugen
befragt und Fotos gemacht.
Dann waren wir auch auf dem St.-Marien-Kirchturm,
das war cool. Und es war sehr interessant und lehrreich.
Vivien Murr
Ich fand sehr interessant zu erfahren, was früher in
Wismar alles passiert ist. Außerdem fand ich es sehr
interessant, als eine Zeitzeugin sagte, dass sie gesehen
hatte, wie Flugzeuge hintereinander über Wismar
geflogen sind und Bomben fallen gelassen hatten. Als
eine andere Zeitzeugin gesagt hatte, dass sie auf einen
Kirchturm gegangen war und die Stadtgesehen hatte,
wie sie von den Luftangriffen zerstört wurde, fand ich
ziemlich mutig, weil es hätte jederzeit wieder ein
Luftangriff kommen können. Dann hätte es passieren
können, dass der Kirchturm von einer Bombe zerstört
worden wäre. Ich persönlich hätte es mich nicht
getraut.
Enrico Weiß
Ich fand das gut, dass wir bei der Kirche waren und die
Zeitzeugen war erzählt haben, vor allem der Zeitzeuge,
der über seinen Vater erzählt, der Melder während des
Krieges in Wismar war.
Lisa-Christin Brumm
Ich fand es sehr schön als wir auf dem Marienkirchtum
waren. Das Beste war natürlich als wir ganz oben waren
und bei den Uhren durch den Luckkasten ganz Wismar
sahen. Mich hat interssiert, was Herr Steinbrecher
erzählt hat, wie meine Straße damals aussah, da er auch
dort wohnte. Das war sehr interessant.
Lukas Qualmann
Ich fand es sehr gut, dass wir in der Stadt waren und
Fotos gemacht haben. Und ich fand es gut, dass wir
Zeitzeugen gesprochen haben.
Björn Strathmann
Ich fand das Projekt Jugend und Toleranz sehr
interessant und informationsreich. Die Zeitzeugen, die
wir bis jetzt befragt haben, lieferten uns zahlreiche In-
formationen, doch die spontane Aktion mit dem
Pflegeheim lief nicht so richtig wie geplant, da wir keine
Fragen vorbereiten konnten und hauptsächlich Ulli das
Gespräch geführt hatte. Sehr schön fand ich auch die
Aktion mit dem St.-Marien-Kirchturm. Es war zwar sehr
anstrengend durch den Aufstieg und wurde wieder gut
gemacht durch die tolle Aussicht und die sehr
interessanten Informationen. Im Stadtarchiv haben wir
alte Fotos, Bilder und Videos gesehen, die uns sehr
gefallen haben. Das lag aber nicht daran, dass wir
unseren Wehrführer Herrn Meschkat als jungen
Maschinist sahen. Der Fototag in der Stadt, wo wir
Häuser, die wir zuvor im zerstörten oder alten Zustand
gesehen haben, fotografiert haben. Aber nicht nur das
war gut, sondern an Besten fand ich das gemütliche
Beisammensitzen in der Runde, wo wir viel gelacht und
gegrübelt haben und die Fotoszenen von uns selbst
gemacht haben – auch das war sehr spaßig.
Benjamin Qualmann
Am Anfang habe ich nicht so recht gewusst, was das
überhaupt für ein Projekt werden wird. Richtig
spannend wurde es, als wir die Zeitzeugen eingeladen
haben und sie von der Kriegszeit hier in Wismar
berichteten. Wie das alles war damals. Wie jeder so
diese Zeit erlebt hat. Es war auch interessant, dass wir
im Stadtarchiv waren und die alten Filme ansehen
konnten, die damals nach den Luftangriffen gemacht
wurden. Wenn ich heute durch die Stadt gehe, sehe ich
alles mit anderen Augen.
Adolf Rumohr
Ich fand das Projekt gut. Ich habe vieles erfahren, was
man so gar nicht wusste über die Feuerwehr und den
Luftschutz zum Beispiel. Und wie das früher so war in
der Schule während der Nazizeit. Und die Berichte über
die Bombenangriffe, so was erfährt man ja sonst nicht.
Stefan Kaspereit
Ich fand die Geschichtswerkstatt super. Wir haben
vorher kaum etwas Genaues gewusst über diese Zeit.
Jetzt denke ich oft, hier haben mal Häuser gestanden
oder das Haus dort in der und der Straße sah früher
ganz anders aus. Besonders wenn man die Turmstraße
heute sieht. Vorher ist mir das nie aufgefallen, man hat
da nie drauf geachtet. Was die Zeitzeugen über den
Krieg erzählt haben, war sehr spannend. Wie
unterschiedlich das für jeden Einzelnen sein konnte,
fand ich erstaunlich. Und vor allem, dass die
Jugendlichen unserer Feuerwehr etwas von der
Geschichte erfahren, das war gut und wichtig. Die
Projektbegleitung und der Ablauf haben uns sehr
gefallen. Der Einblick in die Fotografie und dass alle
selbst die Technik ausprobieren konnten war toll.
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Wismar. Stadt- und Feuerwehrgeschichte 1933-1945
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Hintergrundinformationen zum Projekt
Die Geschichtswerkstatt „Heimat Mecklenburg-Vorpommern – Feuerwehr im Spiegel der Zeit“ ist ein Projekt des
Verbundnetzes für Demokratie und Toleranz und des Landesfeuerwehrverbandes Mecklenburg-Vorpommern für die
Jugendfeuerwehren des Landes im Rahmen der Kampagne Jugendfeuerwehren für Demokratie und Toleranz.
Das Projekt wird bewusst in den Jugendfeuerwehren realisiert. Die Freiwilligen Feuerwehren stellen gerade im ländlichen
Raum eine stabile zivilgesellschaftliche Organisation innerhalb der Kommune dar und leisten einen wichtigen Beitrag für
die Jugendarbeit und die Vermittlung demokratischer Prinzipien durch Wahl der Führungsleiter und Abstimmung von
Beschlüssen durch die gesamte Wehr. Durch die freiwillige Mitgliedschaft von Bürgern in den Feuerwehren haben diese
eine starke Verankerung in der Bevölkerung. Im Ort genießen sie in der Regel ein hohes Ansehen und das Vertrauen der
Einwohner. Hierin liegt die Chance, dass mit diesem Projekt auch über die Grenzen der Feuerwehr hinaus ein deutliches
Signal in Richtung Stärkung demokratischer Strukturen gesetzt wird.
Das Verbundnetzes für Demokratie und Toleranz ist eine Initiative der VNG - Verbundnetz Gas AG Leipzig. Als traditionell
im Osten Deutschlands verwurzeltes Unternehmen ist es das Anliegen der VNG, die regionale Entwicklung in den neuen
Bundesländern zu fördern - wirtschaftlich und sozial. Ziel der Initiative ist es, eine Verbindung zwischen Wirtschaft,
Kommunen, staatlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Aktiven in Kunst und Kultur sowie
engagierten Bürgerinnen und Bürgern aufzubauen, um gemeinsam Projekte zu realisieren, die nachhaltig der Stärkung
der demokratischen Strukturen dienen.
Projektausführende Institution
ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur gGmbH, Berlin
gefördert durch die
VNG - Verbundnetz Gas AG Leipzig
Herzlicher Dank geht an den Ludwigsluster Fotografen und Medienkünstler Christian Möller. Er weihte die Jugendlichen
in die Grundlagen professioneller Fotografie ein, durchstreifte mit ihnen die Stadt auf der Suche nach den heutigen
Ansichten der durch den Krieg zerstörten Straßen und Gebäude, war verantwortlich für die Bildbearbeitung und
gestaltete gemeinsam mit der Projektleitung das vorliegende Buch.
Von Seiten der Feuerwehr wurde das Projekt vom Jugendwart Stefan Kaspereit, und seinem Stellvertreter Sven Triebess
sowie Benjamin Qualmann mit viel persönlichem Einsatz unterstützt. Am Projekt teilgenommen haben außerdem Adolf
Rumohr, ein Mitglied der aktiven Wehr sowie Günter Kaspereit, Ehrenmitglied.
Außerdem danken wir herzlich Herrn Giese für den informationsreichen Nachmittag im Stadtarchiv sowie allen
Projektteilnehmern/Innen und Unterstützern für ihr engagiertes Mitwirken und an dieser Stelle noch einmal ganz
besonders unseren Interviewpartnern.
Hintergrundinformationen zum Projekt
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Impressum
Herausgeber:
Verbundnetz für Demokratie und Toleranz
c/o ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur gGmbH, Berlin
www.verbundnetz-fuer-demokratie-und-toleranz.de
[email protected]
Rahmentext,
Zusammenstellung der Interviews,
Redaktion, Satz und Layout:
Ulrike Krause
Foto:
Christian Möller
Ulrike Krause
Jugendfeuerwehr
Bildbearbeitung:
Christian Möller
www.moe4.de
[email protected]
Bildnachweis:
Die historischen Aufnahmen der Seiten 4 und 5 sind dem Archiv der Feuerwehr Wismar entnommen.
Alle übrigen historischen Aufnahmen entstammen der Privatsammlung Detlef Schmidt und sind uns mit freundlicher
Genehmigung für dieses Projekt zur Verfügung gestellt worden.
Quellenangabe:
Benno Ladwig, Jugendfeuerwehren in Deutschland. Entwicklungsgeschichte. Hanau 1986
Andreas Linhardt, Feuerwehr im Luftschutz 1926-1945. Die Umstrukturierung des öffentlichen Feuerlöschwesens in
Deutschland unter Gesichtspunkten des zivilen Luftschutzes, Braunschweig 2002
www.jugendfeuerwehr-dillenburg.de/download/info/helfer_jugendfeuerwehr _1.pdf –
Verbundnetz für Demokratie und Toleranz

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