Die Papageientaucher im Loro Parque

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Die Papageientaucher im Loro Parque
Cyanopsitta Die Zeitschrift der Loro Parque Fundacion
Cyanopsitta
Wort
des
Nr. 69 - Juni 2003
Gründers
Nr. 69 - Juni 2003
Cyanopsitta ist gedruckt auf umweltfreundlichem, holzfreiem, beschichtetem Recycling-Papier: Symbol Freelife Satin©, FEDRIGONI®
Cyanopsitta - Latein für Blauer Papagei. Die
einzige Art in dieser Gattung ist der Spixara,
Cyanopsitta spixii. Dieser äusserst bedrohte
Papagei ist das Symbol der Loro Parque
Fundación und steht gleichzeitig für die
Notwendigkeit, unseren Planeten zu erhalten.
Wort des Gründers ...................................... 2
Einweihung des Papageientaucher-Geheges.3
Die Papageientaucher des Loro Parque. .... 4
Treffpunkt ................................................. 6
Loro Parque Hotline .................................. 7
Konferenz der europäischen Vogeltierärztevereinigung...................................8
Thermografie im Loro Parque ................. 10
Stiftungsnachrichten ................................ 12
Europäisches Symposium über
Meeressäugetiere ...................................... 14
Der Rare Bird Club besucht Teneriffa ...... 16
Nachrichten aus Tanimbar ....................... 17
Neues vom Blaukehlara-Projekt .............. 21
Titelseite: Goffin-Kakadu (Cacatua goffini).
Foto LPF/J. A. del Corral
Redaktionsbüro:
Loro Parque S.A.
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Teneriffa, Kanarische Inseln. Spanien
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Dr. Javier Almunia, Corinna Brauer, Marcellus
Bürkle, Dr Lorenzo Crosta, Inge Feier, Wolfgang
Kiessling, Matthias Reinschmidt, Prof. David
Waugh, Dr Linda Timossi und Rafael Zamora.
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Die letzten drei Monate waren für den Loro Parque sehr
ereignisreich. Wir hatten die Ehre zwei äusserst wichtige Kongresse zu
veranstalten, das Europäische Symposium über Meeressäugetiere
EAAM (Eurpoean Association for Aquatic Mammals) und den
alljährlichen Kongress der Europäischen Vogeltierärzte-Vereinigung
EAAV-ECAMS (European Association of Avian Veterinarias - European
College of Avian Medicine Surgery). Beide Veranstaltungen waren für
alle Beteiligten sehr produktiv, wovon nicht nur unsere Tierkollektion
(und die damit verfolgten Artenschutzziele) sondern auch die
Handhabung von Tierbeständen in Menschenobhut auf der ganzen Welt
profitiert. In dieser Ausgabe ergänzen wir die Berichte über diese
interessanten Veranstaltungen mit einem Artikel über eine neue, noch
unkonventionelle Technik in der Untersuchung von Tieren, die
sogenannte Infrarot-Thermografie.
Ausserdem berichten wir über die Einweihung unserer neuen
Papageientaucher-Ausstellung, die kürzlich eröffnet wurde um den Loro
Parque um eine neue Tierart zu bereichern. Genau genommen handelt
es sich hierbei um das Ergebnis der Verlegung unserer HumboldtPinguine, die zuvor den Platz der neuen Papageientaucher-Ausstellung
belegten.
Das Einfangen und der Transport dieser imposanten Vögel, die
in ihrem Heimatland Island gnadenlos gejagt werden, gleicht einer
Rettungsmission, die wir in einem der Artikel beschreiben.
Ende März präsentierte unsere Erziehungsabteilung ihr
neuestes Erziehungsmaterial in Form eines mehrsprachigen Videos
sowie einer interaktiven CD-ROM mit dem Titel «Paco der Papagei».
Dieses Erziehungsmittel bietet den Schülern nicht nur eine leicht
verständliche Einführung in die Welt der Papageien, sondern auch eine
anregende Methode zur Erlernung von Fremdsprachen. Insgesamt
wurden 500 Exemplare verteilt dank der Finanzierung durch den Loro
Parque und die hiesige Regierung.
Unsere Feldprojekte sind noch in vollem Gang, und wir haben
erst kürzlich den Bericht über die Tätigkeiten des Feldteams auf Tanimbar
im Jahr 2002 erhalten. Anhand der von der LPF finanzierten und von
Birdlife Indonesia ausgeführten Studien wurden die als nächstes zu
treffenden Massnahmen bestimmt, so z.B. die Realisierung eines
Umwelterziehungsprogramms mit Schwerpunkt auf Habitatzerstörung
und Wilderei endemischer Papageien Tanimbars.
Schliesslich sind nun auch alle Vorbereitungen für den Start
unseres Feldprojektes in Bolivien getroffen worden. Während der
letzten Wochen reiste der Feldkoordinator nach Teneriffa und traf sich
dort mit den zuständigen Mitarbeitern der LPF. Es scheint, dass der
erste Schritt in Richtung proaktiver Miteinbeziehung der LPF in das
Blaukehlara-Projekt nun getan werden kann.
Wolfgang Kiessling
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Cyanopsitta
Nr. 69 - Juni 2003
Das ehemalige Gehege der Humboldt-Pinguine in ‘Planet
Penguin’ wurde komplett erneuert
Eröffnung der neuen
Papageientaucher-Ausstellung
Die Nisthöhlen der früheren Bewohner wurden beibehalten,
bleiben jedoch noch geschlossen bis die Papageientaucher
ihre Geschlechtsreife erreicht haben. Viele Monate sind seit
der Expedition vergangen und die Papageientaucher sind
zu kräftigen, subadulten Tieren herangewachsen. Im
nächsten Jahr werden sie nach der Mauser ihr graues
Gefieder verlieren und ihr leuchtend- farbiges endgültiges
Federkleid tragen.
Gerade noch rechtzeitig zu Ostern wurde die neueste
Attraktion des Loro Parque eingeweiht. In ihrem neuen
Gehege in Planet Penguin, das sehr ihrem natürlichen
Lebensraum in Island gleicht, befindet sich die europaweit
grösste Zookollektion von Papageientauchern (Fratercula
arctica). Im letzten Jahr erhielt der Loro Parque die Erlaubnis
der isländischen Regierung Jungtiere aus den Nestern zu
entnehmen um auf Teneriffa ein Forschungs-und
Erziehungsprojekt zu starten. Bis heute ist nur wenig über
die Haltung dieser Tiere in Menschenobhut bekannt.
Im neuen Gehege wurde eine isländische
Landschaft naturgetreu nachgeahmt, so dass sich die jungen
Papageitaucher pudelwohl fühlen. Dies merkt man vor allem
an dem sehr aktiven Verhalten dieser imposanten Tiere, die
sowohl über als auch unter Wasser beobachtet werden
können. Ihre Ernährung besteht wie auch in ihren
Heimatgewässern, dem kühlen Nordatlantik, aus kleinen
Fischen (diese werden in tiefgekühltem Zustand geliefert
um die bestmögliche Qualität zu garantieren). Während der
Handaufzuchtsphase wurden die Vögel durch die Fütterung
immer grösserer Fischstücke allmählich an den Verzehr
ganzer Fische gewöhnt. Diese Tiere in ihrem neuen Umfeld
zu beobachten ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art,
welches das Herz jedes Tierfreundes höher schlagen lässt.
Nach der Verlegung der Humboldt-Pinguine in ein
grösseres Gehege am Haupteingang von Planet Penguin
bot das alte Gelände einen äusserst geeigneten Ort für die
Unterbringung der Wasservögel. Als Polarausstellung
gedacht, wurde die Anlage einem kompletten Umbau
unterzogen, um den völlig anderen Umweltbedingungen der
Papageientaucher (im Gegensatz zu dem tropischen,
wüstenähnlichen Klima der Humboldt-Pinguine) gerecht zu
werden. Ein Luftkühlungssystem musste installiert werden,
um die Papageientaucher mit den gewohnten Temperaturen
des Nordatlantiks zu umgeben, wohingegen das 100 m3
Becken unverändert blieb, da dessen Wasser über das
Hauptkühlsystem von Planet Penguin gekühlt werden kann.
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Cyanopsitta Die Zeitschrift der Loro Parque Fundacion
Nr. 69 - Juni 2003
Die Papageientaucher im
Loro Parque
Papageientaucher (Fratercula arctica) auf einer Felsenküste im Nordatlantik
Die allerneueste Attraktion des Loro Parque entstand vor ca. einem Jahr, als eine
Gruppe von jungen Papageientauchern vor der Küste Islands eigesammelt und nach
Teneriffa gebracht wurde. Diese anscheinend unkomplizierte Aufgabe stellte sich
als Kraftprobe mit unzähligen logistischen Problemen heraus. Das Loro Parque-Team, das
nach Island reiste, berichtet von dieser Mission.
Um für den Loro Parque eine neue Attraktion zu schaffen
begaben sich Ende Juli 2002 der Biologe Matthias
Reinschmidt und der Tierarzt Marcellus Bürkle auf eine
abenteuerliche Reise nach Island. Der auf Island gebuchte
Führer hatte alles notwendige für diese Expedition
vorbereitet. Vom etwa vier Autostunden von der
Inselhauptstadt Reykjavik entfernten Hafenstädtchen
Stükyüsholmür aus begann der abenteuerliche Teil der Reise.
Hier wartete ein kleines Fischerboot auf die Besatzung des
Loro Parque. Dieses Boot brachte die Wissenschaftler auf
kleine vorgelagerte Inseln die von den Papageitauchern
bewohnt werden. Nur während der Brutzeit sind die kleinen
Meeresvögel dort zu finden. Außerhalb der Brutsaison leben
sie auf dem offenen Meer. Zur Brutzeit aber graben sie in der
dünnen Erdschicht der Inseln einen bis zu zwei Meter tiefen
Gang, an den sich die Brutkammer anschließt. Hier wird ein
einziges Ei gelegt und bebrütet. Allein um Island herum leben
über vier Millionen Brutpaare der kleinen Papageitaucher,
so dass dieser Vogel auch von der Einheimischen
Bevölkerung als Wildbret gejagt wird. Tatsächlich konnte
die Mannschaft des Loro Parques Isländer dabei
beobachten, wie sie, auf einer Klippe sitzend ausgewachsene
Tiere, direkt im Flug mit einem grossen Netz gfingen. Die
Tiere wurden sofort geschlachtet und landeten wohl im
Kochtopf.
Die Mission der Loro-Parque-Crew war allerdings eine
andere. Eine offizielle Erlaubnis der Isländischen Regierung
ermöglichte es, Jungtiere den Nisthöhlen zu entnehmen,
um diese für ein Forschungs- und Umwelterziehungsprojekt
nach Teneriffa zu bringen. Jedes Jahr erteilt die isländische
Regierung Genehmigungen für die Jagd auf über 150000
Papageitaucher, so dass der Loro Parque wenigstens einige
der 2002 dem Tode geweihten Tiere retten konnte. Bisher
ist erst sehr wenig über die Haltung dieser Tiere in
Menschenobhut bekannt. Vom Boot aus waren die Vögel
auf ihren Inseln schnell entdeckt. Schwieriger gestaltete
sich allerdings das Anlegen auf diesen kleinen Inseln.
Gewagte Sprünge vom schaukelnden Boot auf glitschig
nasse Felsen waren sehr gefährlich, dennoch
unausweichlich. Ein Fehltritt und das Eiswasser hätte
Verheerendes anrichten können. Das Auffinden der
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Nr. 69 - Juni 2003
Bruthöhlen war einfach, aber die bis zu zwei Meter langen
Gänge ermöglichten es nicht immer direkt an die Jungtiere
heranzukommen, und so konnte nur aus etwa jeder zehnten
Nisthöhle ein Küken einzeln entnommen werden. Dies
bedeutete, dass die Loro Parque-Mitarbeiter bei
Schneeregen mit gesammter Montur auf dem eiskalten
Boden lagen, den Arm in der Höhle nach Jungtieren
grabend. Eine schier endlose Aufgabe, die aber dennoch
Dank dem Durchhaltevermögen und der Aussicht diese Tiere
bald einem grossen Publikum auf Teneriffa zeigen zu können,
bewältigt wurde. Als die gewünschte Anzahl der Jungen
nach zwei Tagen intensiver Arbeit endlich erreicht war,
wurde der Rücktransport vorbereitet.
Nicht vergessen werden darf die Tatsache, dass sobald die
ersten Jungen geborgen waren auch die regelmässige
Fütterung dieser Tiere notwendig wurde. Es stellte eine
enorme Arbeit dar, soviele hungrige Schnäbel auf einmal zu
stopfen.
Direkt aus München war eine zweimotorige Cessna gebucht
worden, die aus Witterungsgründen mit einem Tag
Verspätung auf Island ankam. In diese wurden dann am
Montag Morgen in aller Frühe die jungen
Papageitaucherkücken sowie die Wissenschaftler des Loro
Parque verladen. Kein Quadratzentimeter Platz war mehr
übrig, denn die Transportkisten füllten jeden freien Winkel
aus. Vom Reisekomfort für die menschlichen Passagiere ganz
zu schweigen, denn 10°C Umgebungstemperatur, die für
die Küken notwendig sind, lassen das Vergnügen am
Fliegen für Menschen doch sichtlich weichen.
Der Transport der jungen Papageientaucher.Oben: Anlegen des
Bootes. Mitte: Transport mit dem Auto. Unten: Zwischenlandung
auf dem Rückflug nach Teneriffa.
alle legten schnell Hand an, um die inzwischen sehr
hungrigen Papageitaucher zu füttern.
42 Stunden dauerte der Transport der Tiere zwischen Island
und Teneriffa, mit Zwischenlandungen in Island,
Schottland, Frankreich und Spanien. Alle 5 bis 6 Stunden
wurde gelandet, um wieder aufzutanken. Bei unserem
Zwischenstopp in Frankreich wurden nachts um ein Uhr
alle Tiere ausgeladen, und während die Piloten ihre
gesetzliche Ruhepause einhielten, fütterten Biologe und
Tierarzt alle Küken auf dem Rollfeld.
Die Aufzucht der sehr sensiblen Tiere erfolgte in der
Quarantänestation des Pinguinhauses. Spezielle Fische
wurden mit Vitamintabletten präpariert, die ein gesundes
Aufwachsen garantierten.
Seit der Expedition sind nun schon viele Monate vergangen,
und die Küken sind mittlerweile zu recht stabilen
jugendlichen Papageitauchern herangewachsen, so dass
der Zeitpunkt gekommen war, diese nun in ihr endgültighes
Gehege im Planet Penguin zu übersiedeln. Dort wurde eine
isländische Landschaft, wie sie von den Loro ParqueMitarbeitern vorgefunden wurde, naturgetreu nachgeahmt,
so dass sich die jungen Papageitaucher pudelwohl fühlen.
Als der Transport am Dienstag mitten in der Nacht auf
Teneriffa ankam, stand dort schon ein Kühlwagen des Loro
Parque bereit, der Papageitaucher und Mannschaft nach
Puerto de la Cruz brachte. Dort erwartete die gesamte
Mannschaft und die Direktion die Expedition zurück und
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Nr. 69 - Juni 2003
TREFFPUNKT - TREFFPUNKT - TREFFPUNKT - TREFFPUNKT
Während des
weltbekannten
Karnevals auf
Teneriffa wählte
das
Erste
Programm des
spanischen
Fernsehens den
Loro Parque als
Szenario. In
einem der Programme traten die Karnevalsköniginnen dieses
und letzten Jahres in Begleitung des Bürgermeisters der
Hauptstadt Santa Cruz auf.
Die XXXIX. spanische Mathematik-Olympiade fand
dieses Jahr in den beiden Universitäten der Kanarischen
Inseln statt. Fast zweihundert Jugendliche beteiligten sich
an diesem Denksport-Ereignis. Um sich von den
Anstrengungen etwas zu erholen besuchten sie den Loro
Parque.
Während ihres Besuches im
Loro Parque versicherte die
Schauspielerin
Tippi
Hedren, die in Begleitung
ihres Lebensgefährten Dr.
Marty Dinnes kam, dass sie
ein grosser Papageienfan
sei. Die Schauspielerin
engagiert sich heutzutage
gemeinsam mit ihrer
Tochter Melanie Griffith in
humanitären und Umweltschutzaktionen und ist
ausserdem Gründerin und
Präsidentin der Roar Foundation sowie des ShambalaReservates. Sie zeigte sich ausserdem sehr interessiert an
der Stiftung und ihren Projekten.
Auch die Teilnehmer der zweiten Runde des TVMusikwettbewerbs «Operación Triunfo» dessen
Gewinner Spanien beim Gran Prix d’Eurovision vertritt,
zählten zu unseren kürzlichen Besuchern. Die jungen
Musiker hatten viel Spass mit den Tieren und dem
Personal.
Das ‘Loro Parque Niko Motobike’- Team der Saison
2003-2004 wurde im Pressesaal des Thai-Dorfes vorgestellt.
Im letzten Jahr war das Team äusserst erfolgreich und gewann
mehrere Rennen, die auf den Kanarischen Inseln statt fanden.
Wie auf dem Foto zu sehen ist, brachte das Team sämtliche
Trophäen zu dieser Präsentation mit. In diesem Jahr werden
einige der Sportler auch in verschiedenen anderen Disziplinen
wie Biathlon und Triathlon mitkämpfen.
Der bekannte lateinamerikanische Sänger
Manny Manuel verbrachte einen ganzen Tag
im Loro Parque. Der Künstler, der 1999 für
den Grammy in der Kategorie Merengue
nominiert war, lebt zur Zeit in Los Angeles
(USA) wo er sich auf den Einstieg in den
englischen Musikmarkt vorbereitet.
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Cyanopsitta
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LORO PARQUE HOTLINE - LORO PARQUE HOTLINE - LORO PARQUE HOTLINE
Ende März besuchte der französische ApneaTaucher Loic Leferme, der seit Oktober 2002 mit 162
m den Weltrekord in der Disziplin «no limits» hält, den
Loro Parque. Dabei gab der Sportler in der neuen Anlage
«El Pacífico» eine Kostprobe seines Könnens.
Der IV Internationale Kongress über
Marketing und Öffentlichkeitsarbeit in Zoos fand
dieses Jahr vom 08. bis 10. Mai im Zoo von Budapest
(Ungarn) statt. Mitorganisatoren dieser Konferenz waren
die EAZA, die WAZA und der Zoo von Budapest. Unter
den Teilnehmern befanden sich Dr. Peter Dollinger
(Executive Director der WAZA), Henning Julin,
Vorsitzender des Marketing-Komitees der EAZA,
Corinne Bos (Koordinatorin der Artenschutzkampagnen
der EAZA), Hans-Ove Larsson (Vertreter der
schwedischen AZA innerhalb der WAZA), Professor
Gordon McGregor Reid (Ratsmitglied der EAZA und
WAZA). Carolina Méndez reiste nach Budapest, um den
Loro Parque bei dieser Konferenz zu vertreten und stellte
dabei die neuesten Marketing- und PR-Initiativen des Loro
Parque vor. Ausserdem hatte sie Gelegenheit, an
verschiedenen
Diskussionsrunden
über
Kommunikationsstrategien und die Erhaltung der
Biodiversität teilzunehmen.
Der Nashornleguan wiegt zwischen 5-10 kg und kommt
ausschliesslich auf der Insel Hispaniola, die ein trockenes
Klima, eine felsige Landschaft und Pflanzen wie
Sukkulenten und Dorngewächse kennzeichnen. Im Loro
Parque haben wir neben den Drachenbäumen gegenüber
der Baby Station ein neues Gehege für diese Art entstehen
lassen. Dieser Platz scheint besonders geeignet zu sein,
denn die einheimischen, freilebenden Eidechsen tummeln
sich hier in hoher Zahl. Der Nashornleguan teilt seinen
Lebensraum mit zwei jungen Galapagos-Schildkröten
(Geochelone nigra).
Ende Mai wurde auch der Umbau des
Alligatoren-Bereiches fertiggestellt. Dieser erlitt
während eines Sturmes durch den Sturz des benachbarten
Ficus-Baumes erheblichen Schaden, der sofort repariert
werden musste. Bei dieser Gelegenheit wurde das Gehege
umgestaltet und vergrössert und den (immer grösser
werdenden!) Alligatoren angepasst.
Während der Osterfeiertage beherbergte der
Loro Parque vorübergehend eine Reihe von Tieren, die
sonst nicht zur Kollektion des Zoos gehören. Um den
Kindern, die während dieser Festtage den Park besuchten,
die traditionellen Ostertiere näher zu bringen, wurde am
Eingang der Anlage eine Fläche eingezäumt, auf der
Kaninchen und Lämmer unter Beaufsichtigung gehalten
wurden damit sie die Kinder aus nächster Nähe
betrachten konnten.
Ausserdem
wurden
verschiedene
Freizeitaktivitäten für die Kinder organisiert wie z.B.
Malen, Schminken, Wettbewerbe, Geschicklichkeitsübungen und die Anfertigung von Ostergrusskarten.
Die grosse Anzahl von Kindern, die mit bemalten
Gesichtern im Loro Parque herum liefen und die viel Spass
mit den Tieren hatten, machten dieses Osterfest zu etwas
ganz Besonderem für alle Parkbesucher.
Dieses Frühjahr feiern wir den Geburtstag zweier
Mitglieder unserer Gorilla-Junggesellengruppe: Rafiki,
der jüngste Gorilla, wurde am 29. Mai 12 Jahre alt, und
Maayabu wird am 28. Juli 15.
Vor einigen Wochen wurde eine neue Tierart
in die Tierfamilie des Loro Parque aufgenommen. Es
handelt sich dabei um einen männlichen Nashornleguan
(Cyclura cornuta) der aus einer Gruppe konfiszierter
Tiere stammt. Diese Art ist wohl die grösste innerhalb
der Familie der Iguanidae und kann bis zu 1 m lang
werden; der Schwanz kann zusätzliche 0,7 m messen.
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Europäische Konferenz
über Vogelmedizin im LP
Vom 22. bis 26. April fand im Loro Parque die 7. Konferenz der
Europäischen Tierärztevereinigung (EAAV) sowie das 5.
Wissenschaftliche Treffen der Europäischen Hochschule der
Vogelmedizin- und Chirurgie (ECAMS) statt.
Eröffnungszeremonie mit Wolfgang Kiessling und Dr. Lorenzo Crosta.
Teilnehmer), England (22 Teilnehmer) und Italien (18
Teilnehmer). Die Konferenz begann am Dienstag, den
22. April, mit einer Veranstaltung des ECAMS. Hierbei
wurden
allerneueste
wissenschaftliche
Forschungsergebnisse präsentiert. Die EAAVHauptkonferenz dauerte drei Tage (23.-25. April). Hier
wurden insgesamt 60 Vorträge in 15 Sitzungen gehalten.
Zusätzlich gab es 14 wissenschaftliche
Posterpräsentationen in der Ausstellungshalle. Die
Themen, die in diesen wissenschaftlichen Werken
erläutert wurden, waren sehr verschieden: Infektiöse
Krankheiten, Pilzerkrankungen, Ernährung,
Fruchtbarkeit
und
Fortpflanzung,
Blutkreislauferkrankungen, Raubvögel und andere
Vogelarten, Ophthalmologie, Pathologie, Diagnosen,
Labormedizin, Artenschutz und Feldforschung, Verhalten
und Zucht, medizinische Fallstudien und Chirurgie.
Die Veranstaltung fand im Hotel Botánico statt,
eines der am besten konditionierten Hotels für solche
Ereignisse auf Teneriffa. Die Konferenz, die alle zwei
Jahre in einem der europäischen Länder statt findet,
wurde schon in folgenden Städten abgehalten: 1991 Wien
(Österreich); 1993 Utrecht (Niederlande); 1995 Jerusalem
(Israel); 1997 London (England); 1999 Pisa (Italien) und
2001 München. Die nächsten Veranstaltungen in 2005
und 2007 werden die Teilnehmer nach Arles (Frankreich)
und Zürich (Schweiz) bringen.
Ungefähr 200 Personen aus insgesamt 29 Ländern
einschliesslich China, Neuseeland, Kuba und St. Vincent
und den Grenadinen nahmen an der Konferenz teil. Eine
besondere Auszeichnung erhielten die beiden Teilnehmer
aus Neuseeland, Dr. Brett Gratrell und Dr. Berend
Westera, als Anerkennung dafür, dass sie die weite
Anreise bis nach Teneriffa in Kauf genommen hatten.
Am Samstag, den 26. April, wurden in der
Universität von La Laguna in der Fakultät für Biologie
sieben praktische Workshops abgehalten. Der Dekan
Prof. Raimundo Cabrera Pérez stellte freundlicherweise
Die am meisten vertretenen Länder waren Spanien
(32 Teilnehmer), USA (29 Teilnehmer), Deutschland (24
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Cyanopsitta
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die Räumlichkeiten und einige technische Materialien zur
Verfügung.
Zu den bekanntesten Sprechern gehörten:
· Brian Speer (USA): Transsinuale Pin-Technik gegen
Schnabeldeformierungen bei Papageien;
· Rüdiger Korbel (Deutschland): Fotografische
Dokumentation einmaliger Pigmentmuster und vaskulärer
Fingerabdrücke von Iris und Fundus bei Vögeln - ein
Modell zur individuellen Identifizierung?
· Neil Forbes (England): Zusammenstellung einer Kolonie
gesundheitsgeprüfter Flamingos in England und deren
Exportation nach Neuseeland
· Nigel Harcourt-Brown (England): Jahreszeitlich
bedingtes Auftreten von Federrupfproblemen bei
Graupapageien.
· Sjeng Lumeij (Niederlande): Pathophysiologie und
klinische Merkmale bei aviären Herzkrankheiten mit
Schwerpunkt auf Elektrokardiographie.
· Sharon Redrobe (England): Diät und
Computerbildanalyse einer Serie von Leberbiopsien bei
zwei an Haemochromatose erkrankten Tukanen
(Ramphastos toco).
· Greg Harrison (USA): Feldbeobachtungen bei der
Untersuchung freilebender Kakaduarten in Australien.
· Branson Ritchie (USA): Kontrolle infektiöser
Krankheiten.
· David Phalen (USA): Identifizierung, Feststellung und
Behandlung von Megabakterien.
· Michael Taylor (Kanada): Fortgeschrittene Endoskopie.
Oben: Spendendanksagung von David Waugh. Unten: Stand der
LPF im Hotel Botánico.
(Association of Avian Veterinarians) deren Vorstand Dr.
Crosta angehört, der Loro Parque Fundación für ihre
Bemühungen auf dem Gebiet des Papageienschutzes eine
Spende über 1000 US$ aus. Prof. David Waugh, Direktor
der LPF, nahm den Preis entgegen und bedankte sich
mit einer kurzen Rede.
Aber auch spanische Sprecher waren anwesend:
· Jesus Rodriguez-Quiros: Erfolgreiche Wundbehandlung
mit Laser bei einem Wüstenbussard (Parabuteo
unicinctus).
· Andrés Montesinos: Herzerkrankung bei einem
Würgfalken: Möglicher Taurinmangel.
Die Arbeitsgruppen wurden durch Besuche im
Loro Parque und die Zuchtstation in La Vera ergänzt. Im
Verlauf der Führungen durch die Papageienzuchtstation,
die der Vogelkurator Matthias Reinschmidt leitete,
erfuhren die Teilnehmer Interessantes über die Haltungsund Zuchtmethoden der LPF. Die Besucher waren enorm
beeindruckt vom hohen Standard was Pflege und
Unterbringung der Papageien angeht und waren sichtlich
begeistert von der Artenvielfalt und Grösse der
Papageienkollektion.
Die drei Tierärzte des Loro Parque hielten ebenfalls
einen Vortrag.
Lorenzo Crosta, Leiter der LP Tierklinik, referierte über
die Testikularbiopsie bei Papageien.
Marcellus Bürkle, sein Kollege, erläuterte die
Elektrophorese bei Papageien anhand von Normalwerten
und spezifischen Fällen.
Linda Timossi, zuständig für Säugetiere, Reptilien und
Seevögel im LP, erörterte die medizinische und nichtmedizinische Betreuung einer gemischten
Pinguinkollektion in einem geschlossenen Umfeld.
Die LPF nahm diese Gelegenheit wahr um einen
Informationsstand vor den Konferenzräumen
aufzustellen und den Teilnehmern ihre
Papageienschutzprojekte zu erläutern. Der Stand wurde
in den Kaffeepausen von vielen Interessenten aufgesucht
sodass die LPF insgesamt 39 neue Mitglieder dazu
gewinnen konnte.
Die LP-Tierärzte leiteten ausserdem die
praktischen Labortagungen und traten als Co-Autoren
zweier weiterer Arbeiten auf.
Am Ende der Konferenz wurde Dr. Crosta ein zweites
Mal zum Vorsitzenden des Europäischen Komitees der
Vogeltierärzte gewählt. Ausserdem händigte die AAV
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Cyanopsitta Die Zeitschrift der Loro Parque Fundacion
Nr. 69 - Juni 2003
Ein gemeinsame Initiative des Loro Parque und des Frankfurter Zoos
Thermographie im Loro Parque
Dr. Dr. Sabine Hilsberg, Frankfurt Zoo
Seit ca. 7 Jahren wird die Technik der Infrarot-Thermographie
in der Zoo- und Wildtiermedizin verstärkt zur Überwachung
des Gesundheitszustandes sowie zur Erforschung der
Thermoregulation bei Zoo- und Wildtieren eingesetzt. Diese
Technik ist absolut nicht-invasiv, das Tier merkt gar nicht,
dass es ,,erforscht" wird. Jedes Lebewesen und jeder
Gegenstand strahlt kontinuierlich Wärme ab. Mit einer
speziellen Infrarot-Kamera wird das Tier mit seiner
Wärmeabstrahlung in seiner natürlichen oder
Zooumgebung untersucht und die Bilder - Thermogramme
- aufgezeichnet. Die Auswertung erfolgt sofort mittels
Kamerabildschirm oder später am Computer in grösserem
Detail. Auch bewegte Bilder können mittels dieser Kamera
und einem Videorekorder aufgezeichnet werden.
Auf einem Wärmebild - Thermogramm - werden z.B. wärmere
Hautbezirke rot (oder weiss = übersteuert), mittelwarme gelb
bis grün und kalte blau bis violett als Falschfarbenbilder
dargestellt. Ein weisses Areal ist wärmer als die oberste
Temperatur auf der Skala, ein schwarzes kühler als die
unterste. Jede Farbe ist in einem Bild individuell mit einer
bestimmten Temperatur in Grad Celsius korreliert. Auf der
Skala neben dem Bild ist immer die aktuelle Korrelation
zwischen einer Farbe und einer Temperatur angegeben. Ein
Bild ist daher nur in Verbindung mit einer Vergleichsskala
aussagekräftig.
Um verschiedenen Fragen der Thermoregulation
nachzugehen, z.B. warum der Pinguin nicht auf dem Eis
festfriert, wie ein Seelöwe, ein Delphin oder ein Papagei ihre
Wärme abgeben, oder wie ein Gorilla im Verhältnis zum
Menschen Wärme abstrahlt, trafen sich eine
Wissenschaftlerin vom Zoo Frankfurt, die diese Methode
massgeblich in der Zoopraxis eingeführt hat, mit Kollegen
aus dem Loro Park, Teneriffa. Im Loro Park steht das
weltgrösste Pinguinarium, in dem antarktische Pinguine auf
Schnee und Eis gehalten werden, so das die Frage nach
den Pinguinen, wie auch die anderen Fragen hier bestens
zu beantworten sein sollten. Begleitet wurde die Studie von
einem Fernsehteam vom Sender Kabel 1 für ein neues
Wissenschaftsmagazin des Senders.
Die Infrarot-Bilder der Pinguine zeigten eindrücklich, was
andere Wissenschaftler vor vielen Jahren schon an der
Struktur der Blutgefässe theoretisch erarbeitet hatten:
Pinguine nutzen, wenn sie auf dem Eis stehen, meistens ihr
Gegenstromwärmeaustauschprinzip in den Füssen und
Flügeln. Bei Pinguinen sind die Blutgefässe in den Beinen
so angeordnet, dass die Blutgefässe, die warmes Blut zu
den Beinen hinführen - die Arterien, direkt neben den
blutableitenden Gefässen - den Venen - liegen. Durch diesen
Trick wird die Wärme aus dem warmen Gefäss an das kalte
abgegeben, um das kalte Blut in Richtung Körper
anzuwärmen und das warme Blut in Richtung Füsse
abzukühlen. Dadurch werden die Füsse sehr kalt gehalten,
können also das Eis unter den Füssen nicht anwärmen und
schmelzen, was sonst zu einem Festfrieren der Pinguinfüsse
am Eis führen würde. Ähnliches gilt für die Flügel über deren
Oberfläche sonst zu viel Wärme an die Umgebung verloren
gehen würde, wenn diese Körperwärme nicht vorher über
das Gegenstromblutgefäss an den Körper zurück geschickt
würde. Ab und zu muss daher auch ein Pinguin seine Füsse
und Flügel mal erwärmen, um den Austausch von
Stoffwechselprodukten zu verbessern. Dafür setzt sich der
Pinguin dann auf seine Füsse und kippt die Zehen nach
oben, so dass er nur noch auf seinen „Hacken" steht. So
kann er die Füsse erwärmen, ohne am Eis festzufrieren. Wenn
der Pinguin aber auf Felsen steht, ist es nicht ganz so
wichtig, das er die Füsse abhebt, dann kann er auch mal in
normaler Standposition seine Füsse kurz erwärmen.
Dieses gleiche Prinzip des Gegenstromwärmeaustausches
sieht man auch bei Delphinen und Seelöwen in ihren Flossen.
In dem kühlen Wasser versuchen die Tiere über diese nicht
so gut isolierten Körperanhänge möglichst wenig Wärme
zu verlieren. Da aber das Wasser eine viel höhere
Wärmeleitfähigkeit als Luft hat - wir merken das, wenn wir
in kaltes Wasser gehen, wie schnell uns richtig kalt wird haben diese Tiere, wie auch die Pinguine eine dicke Haut
und Speckschicht, Robben auch noch ein Fell darüber. So
können die Tiere ihren Körper schützen, nur die ,,Arme und
Beine" müssen sie mit diesem speziellen Trick besonders
schützen. Aber auch hier wird ab und zu die ,,Heizung" in
den Beinen angestellt, damit der Stoffaustausch besser
funktioniert. Die Augen aller drei Meeresbewohner, sowie
die Basis der Tasthaare bei den Robben sind allerdings von
dieser Wärmesparmassnahme ausgenommen. Damit ein
Säugetier oder Vogel mit seinen Augen sehen kann, muss
das Auge eine bestimmte Betriebstemperatur haben, ca. 35
bis 40 0C. Bei diesen Temperaturen kann das Auge gut
fokussieren und einen Gegenstand scharf einstellen, was ja
für die Beutejagd essentiell ist. Die Tasthaare der Robben
(Vibrissen) können auch nur bei bestimmten Temperaturen
arbeiten, denn an ihrer Basis befinden sich sensible
Mechanorezeptoren, die eine bestimmte Arbeitstemperatur
brauchen. Wenn unsere menschlichen Hände zu kalt sind,
weil wir ohne Handschuhe im Schnee gespielt haben, können
wir auch kaum noch etwas ergreifen oder fühlen - unsere
Mechanorezeptoren können bei so kalten Temperaturen
nicht mehr richtig arbeiten. Robben brauchen ihre Tasthaare
aber, um ihre Umgebung zu ertasten, daher müssen sie einen
Wärmeverlust in Kauf nehmen.
Bei den Papageien konnten wir feststellen, dass einige Arten
mit sehr grossen Schnäbeln, z.B. Hyazintharas, den
Unterschnabel zur Wärmeabgabe nutzen können, wenn
ihnen warm ist. Kleinere Papageien, z.B. Gelbbrustaras
10
Cyanopsitta
Nr. 69 - Juni 2003
brauchen bei gleichen Temperaturen den Schnabel noch
nicht zur Wärmeabgabe einzusetzen, da sie als kleinerer
Vogel ein besseres Oberflächen- zu Volumenverhältnis
haben. Vögel und Säugetiere produzieren mit ihrem
Stoffwechsel viel Wärme. Wenn sie einen grossen Körper
haben, wird es für sie schwieriger Wärme abzugeben, wenn
es heiss ist. Die Federn isolieren den Vogelkörper ganz gut,
natürlich nicht so wie die Speckschicht einen Delphin, aber
so gut, dass der Papagei in seinem Lebensraum gut damit
leben kann und auch mal windige oder kühlere Tage
aushalten kann. Die Abgabe von Wärme stellt für den
Papagei, genau wie für den Menschen, eher dann ein
Problem dar, wenn die Luft sehr feucht und die Temperatur
sehr hoch ist. Der Hyazinthara nutzt dann seinen Schnabel,
den er vermehrt durchblutet, so dass die Wärme abgegeben
werden kann, oder er sucht Wasser oder feuchte Erde, mit
deren Hilfe er sich abkühlen kann. Der Gelbbrustara
hingegen besitzt an Arealen seines Kopfes eine fast
unbefiederte Haut, die er zur Wärmeabgabe vermehrt
durchbluten kann, er braucht also seinen Schnabel nicht so
intensiv für diese Aufgabe. Wenn dieser Papagei sich
aufregt, also im Stress ist, kann er dieses unbefiederte Feld
im Gesicht verstärkt durchbluten und bekommt dann rote
,,Bäckchen". Der Arakakadu als weiteres Beispiel hat noch
ein anderes ausgeklügeltes System: er hat eine rote,
unbefiederte ,,Wange", die er aber wahlweise durch
Betätigung von Gesichtsmuskeln öffnen oder schliessen
kann. Wenn ihm kalt ist, zieht er die unten angrenzende
befiederte Haut hoch, wenn ihm warm ist, lässt er die
befiederte Haut wieder herunter und öffnet so dieses
Wärmefenster.
Beim Betrachten der Gruppe männlicher Gorillas
verschiedener Alterstufen konnten wir gut erkennen, dass
die behaarten Stellen den Körper besser gegen
Wärmeverlust schützen als die unbehaarten. Ein junger
Gorilla hatte sich an seinen Armen die Haare ausgezupft.
Dort gab er vermehrt Wärme ab. Als jugendlicher Gorilla
macht ihm dass aber nichts aus, da er den ganzen Tag in der
schönen Anlage herumtollt und so viel Wärme produziert,
dass diese neuen Wärmefenster sicher helfen ihn ein
bisschen abzukühlen. Die Brust der Gorillas ist generell
wenig behaart und daher ein gutes Wärmefenster, genau
wie Teile ihres Gesichts. Bei einigen Individuen war die Nase
kühler, bei einigen wärmer. Dieses Phänomen sieht man auch
bei uns Menschen. Bei den Gorillas, wie auch bei uns
Menschen, sind die Augen wegen ihrer hohen
Betriebstemperatur und einer fehlenden Isolierschicht, ein
prominentes Wärmefenster. Da die Augen aber so ein
wichtiges Organ darstellen und auf ihre Nutzung im Freiland
oder im Zoo selten verzichtet werden kann, muss auch hier
ein Wärmeverlust hingenommen werden. Gorillas in ihrem
warmen Lebensraum haben mit dem Wärmeverlust auch
meist keine Probleme, nur in den Virunga-Bergen, dem
Lebensraum der Berggorillas, wird es richtig kühl und nass.
Diese Gorillas haben daher auch ein viel dichteres Fell als
ihre Artgenossen, die Flachlandgorillas, wie sie hier zu
studieren waren. Die hier gewonnenen Erkenntnisse über
die normale Thermoregulation können nun von den
Wissenschaftlern im Loro Park und im Zoo Frankfurt gezielt
genutzt werden, um die Haltungsbedingungen und den
Gesundheitszustand solcher Tiere in den eigenen und
anderen Zoos sowie im Freiland zu überwachen
Thermografie eines Gelbbrustaras. Teile des Kopfes sind
nicht befiedert, hier entsteht ein Wärmeverlust. Ober- und
Unterschnabel sind kühl, hier keine Wärmeabgabe.
Thermografie eines Hyazinth-Aras. Befiederter Kopf, kein
Wärmeverlust. Unterschnabel vermehrt durchblutet: aktives
Wärmefenster, hier geöffnet.
Thermografie eines Arakakadus. Dieser Vogel hat im Gesicht
ein aktives Wärmefenster, das er öffnen und schließen kann
indem er die befiederte Haut, die lose angebracht ist, über
das Wärmefenster hoch zieht.
Oben: Wärmefenster aktiviert. Unten: Wärmefenster
geschlossen.
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Cyanopsitta Die Zeitschrift der Loro Parque Fundacion
Nr. 69 - Juni 2003
STIFTUNGSNACHRICHTEN - STIFTUNGSNACHRICHTEN
Am 19. und 20. März fand im Thai-Dorf des Loro
Parque ein Kursus statt, bei deren Organsation die Loro
Parque Fundación in Zusammenarbeit mit der Fundation
Carolina, der ‘Friends of Coto Doñana Foundation’ und der
Universität von San Pablo CEU mithalf. Es handelt sich
dabei um den II. Master in Tropenbiodiversität. Ausser
der Loro Parque Fundación wirkten noch andere
Institutionen mit, die sich im Umweltschutz und der
Erhaltung der Biodiversität engagieren, so u.a. das ‘National
Parks Network’ und die Universität von La Laguna. Im
Rahmen des Kurses wurden vier Vorträge gehalten: “Zoos
und ihre Rolle bei der Erhaltung der Biodiversität ” (Prof.
David Waugh), “Die Umwelterziehungsmassnahmen der
Loro Parque Fundación” (Dr. Javier Almunia), «Inselökologie
am Beispiel des Kanarischen Archipels» (Prof. Antonio
Machado Carrillo) und «Makronesische Botanik» (Prof.
Wilfredo Wilpret). Dieser Kursus ermöglichte es den
Studenten (20 Biologen aus Lateinamerika, die teilweise
schon in den Umweltbüros ihrer jeweiligen Länder arbeiten)
den Artenreichtum der Kanarischen Inseln zu entdecken.
Zusätzlich erfuhren sie Details über die Planung,
Ausführung und Finanzierung von in situ und ex situ
Artenschutzprojekten.
Ausserdem wurden die Teilnehmer durch den Loro
Parque geführt und hatten die Gelegenheit die Tierklinik,
die Handaufzuchtstation und sogar die Zuchtstation in La
Vera zu besichtigen.
Ende März stellte die Loro Parque Fundación das
neueste Erziehungsprojekt «Paco der Papagei» vor. Es
handelt sich dabei um eine Erziehungseinheit bestehend
aus einem viersprachigen Video und einer interaktiven CDRom. Das Video wurde von der LPF produziert und
hauptsächlich im Loro Parque gedreht. Es dient der
allgemeinen Vorstellung der Familie der Papageien mit
Betonung auf deren Artenreichtum und Schönheit. Da das
Video in vier Sprachen produziert wurde, kann es auch beim
Erlernen von Fremdsprachen in den Schulen Teneriffas
verwendet werden und weist gleichzeitig auf die Gefahren
hin, denen die Papageien heutzutage ausgesetzt sind.
Dank der Finanzierung durch den Loro Parque und
der Teneriffa-Inselregierung wurden 500 Kopien dieses
Lehrmaterials in Auftrag gegeben, die an alle Schulen
Teneriffas gratis verteilt wurden. Der Präsentation des neuen
12
Lehrmaterials wohnten bei: Josefa García Moreno,
Regierungsbeauftragte für Erziehung, Arbeit und Jugend,
Wolfgang Kiessling, Präsident der Loro Parque Fundación
und Generaldirektor des Loro Parque, Valentín Rodríguez,
Koordinator der Initiative «La Escuela Viaja (=»die Schule
geht auf Reisen») sowie Schuldirektoren und Lehrer.
Dank dieser Initiative steht dieses überaus wichtige
und interessante Lehrmaterial ab sofort allen Schülern und
Absolventen von Gesamtschulen sowie staatlichen
Sprachenschulen (ca. 150000 im Jahr) zur Verfügung.
Die LPF erhielt ausserdem Besuch aus St Vincent
von Dr. Kathian Herbert-Hackshaw, der leitenden Tierärztin
des Königsamazonen-Projektes. Dr. Herbert-Hackshaw
absolvierte vom 3. März bis 29. April ein spezielles
Trainingsprogramm in der Tierklinik des Loro Parque, das
von der Loro Parque Fundación unterstützt wurde. Hierbei
arbeitete sie gemeinsam mit den Tierärzten des Loro Parque,
was ihr die Gelegenheit bot sämtliche Aspekte der
tierärztlichen Betreuung einer Papageienkollektion
kennenzulernen; dies galt besonders für den Bereich der
Chirurgie. Während ihrer letzten Aufenthaltswoche konnte
Dr. Herbert-Hackshaw sogar die Konferenz der EAAV
(European Association of Avian Veterinarians) besuchen
und so in den Workshops noch mehr praktische Erfahrung
sammeln. Ausserdem machte sie zahlreiche neue Kontakte,
die ihr bei ihrer Arbeit auf St. Vincent später sehr nützlich
sein können. In ihrer Heimat ist Dr. Herbert-Hackshaw für
die tierärztliche Betreuung der Königsamazonen zuständig,
die in der staatlichen Zuchtanlage leben, und wird ihr kürzlich
erlangtes Wissen und die im Loro Parque gesammelten
Erfahrungen für die Erhaltung dieser sehr gefährdeten
Papageienart hervorragend einsetzen können. Die Loro
Parque Fundación wird dieses Programm weiterhin
unterstützen und Dr. Herbert-Hackshaw ausserdem
Instrumente und weitere tierärztliche Ausrüstung zukommen
lassen um ihr ihre Aufgabe zu erleichtern. Die Stiftung
bedankt sich ganz besonders bei Dr. Thomas Nichols vom
St. Vincent Parrot Conservation Consortium für die
Finanzierung Dr. Herbert-Hackshaws Reisekosten sowie bei
Cyanopsitta
Nr. 69 - Juni 2003
STIFTUNGSNACHRICHTEN - STIFTUNGSNACHRICHTEN
der AAV für die Übernahme der Einschreibegebühren für
ihre Teilnahme am Kongress der EAAV.
In den letzten Monaten machte sich der Frühling auf
den Kanarischen Inseln nicht nur durch zahlreiche blühende
Pflanzen und Blüten bemerkbar sondern auch durch den
Beginn der Brutsaison in unserer Papageinezuchtstation.
Die höheren Temperaturen und das länger anhaltende
Tageslicht sind nur zwei Faktoren, die dazu beitragen. Die
Papageien sind nun fleissig am Brüten und viele Arten haben
schon Eier gelegt; eine grosse Anzahl von Jungtieren ist
bereits geschlüpft.
Die Kakadus gehören zu der Papageiengruppe, die
gleich zu Beginn des Jahres als eine der ersten mit der
Eiablage beginnt. Im Herbst werden bei den weißen Kakadus
normalerweise die Nistkästen abgehängt und gereinigt. Erst
zu Beginn des neuen Jahres werden die Nisthöhlen dann
wieder in den Volieren installiert. Meist vergehen dann nur
wenige Tage, bis die ersten Eier registriert werden können,
wobei die Inkakakadus (Cacatua leadbeateri) zu den ersten
Kakadus gehören, die Gelege bebrüten. Inzwischen sind
von zwei Paaren fünf Jungtiere geschlüpft. Weitere drei Paare
bebrüten derzeit Gelege. Desweiteren sind auch schon
bewährte Zuchtpaare des Molukkenkakadus (Cacatua
moluccensis), des Großen Gelbhaubenkakadus (Cacatua
galerita galerita), des Nasenkakadus (Cacatua
tenuirostris), des Wühlerkakadus (Cacatua pastinator), des
Nacktaugenkakadus (Cacatua sanguinea), des TritonKakadus (Cacatua galerita triton), des Finsch
Gelbhaubenkakadus (Cacatua galerita eleonora), des
Gelbwangenkakadus (Cacatua sulphurea) des
Orangehaubenkakadus
(Cacatua
sulphurea
citrinocristata), des Abbott-Kakadus (Cacatua sulphurea
abbotti) sowie des Brillenkakadus (Cacatua ophtalmica)
zur Brut geschritten und die ersten Jungen werden bald
erwartet.
Ganz besonders erfreulich ist, dass auch das bewährte
Zuchtpaar der Rosenkopfpapageien (Pionus tumultuosus)
wieder mit der Eiablage begonnen hat. Diese absolute Rarität
in Menschenobhut wird nur in ganz wenigen Haltungen
weltweit gepflegt und der Loro Parque ist sehr an einem
Austausch von Jungtieren zur Blutsauffrischung
interessiert.
Neu in den Bestand kamen zwei weitere
Papageiensubspezies. Dies lässt die Anzahl der Arten und
Unterarten auf mittlerweile 346 anwachsen. Zum einen kamen
drei Paare Neukaledonienloris (Trichoglossus haematodus
delpanchii) von einem französischen Lorizüchter in den
Bestand und zum anderen von einem deutschen
Sittichzüchter drei Tiere des Birma-Rosenkopfsittichs
(Psittacula roseata juneae). Alle Tiere befinden sich derzeit
noch in der obligatorischen sechswöchigen Quarantäne und
werden erst dann in den Bestand integriert, wenn nach
deren Abschluss alle von den Tierärzten durchgeführten
Tests negativ verliefen, d.h. keine Zeichen für Krankheiten
gefunden wurden.
Sehr hoffnungsvoll beginnt das Zuchtjahr bei den
Amazonenarten, so sind bisher schon über 30 Jungtiere bei
13
elf verschiedenen Spezies geschlüpft. Darunter auch seltene
Arten wie Gelbbauchamazone (Amazona xanthops), oder
Taubenhalsamazone (Amazona vinacea). Erfreulich ist auch,
dass nach längerer Zuchtpause erstmals wieder Jungtiere
von der Salvin-Amazone (Amazona autumnalis salvini) und
der Roatán-Gelbnackenamazone (Amazona auropalliata
caribae) geschlüpft sind. Erfolgversprechend sehen auch
die ersten befruchteten Eier der Prachtamazonen (Amazona
pretrei) sowie der Granada-Amazonen (Amazona
rhodocorytha) aus.
Sehr aktiv zeigt sich derzeit auch das Paar Königsamazonen
(Amazona guildingii), das seit Mitte letzten Jahres in einer
grossen Voliere im Loro Parque zusammenlebt und sich sehr
harmonisch verhält. Im Moment wird von beiden Tieren
einer der drei angebotenen Nistkästen stark am
Eingangsloch benagt und die Hoffnung ist gross, dass es
bei dieser Art in diesem Jahr zur Eiablage kommen wird.
Bei zwei Paaren Blaukäppchenloris (Vini australis)
ist jeweils ein Jungtier ausgeflogen. Zwei weitere Eier eines
dritten Paares wurden in den Inkubator überführt, nachdem
das Elternpaar mehrmals die Gelege zerstört hatten. Die
Jungtiere schlüpften mit nur zwei Gramm Körpergewicht und
werden seither fürsorglich von Tierpfleger Markus Deiner
betreut, der die Jungen rund um die Uhr spätestens alle
zwei Stunden füttert. Ansonsten hätten so kleine Jungvögel
keine Überlebenschance. Die Jungen wachsen gut heran
und haben nach zwei Wochen schon ein Gewicht von fast
10 Gramm erreicht.
Um die fachmännische Beratung des
wissenschaftlichen Beirates der LPF noch zu erweitern, bot
deren Präsident Wolfgang Kiessling Herrn Dr. Wolf Michael
Iwand an, dem Beirat beizutreten. Dr. Iwand ist Leiter der
Umweltabteilung der TUI AG, eines der weltgrössten
Unternehmen in der Reisebranche. Die Gruppe World of
TUI ist in allen Bereichen des Tourismus tätig und engagiert
sich ausserdem besonders im Umweltschutz. Dr. Iwand kam
der Aufforderung nach, sodass wir uns jetzt schon auf seine
Teilnahme am diesjährigen Beiratstreffen und seine
Unterstützung freuen.
Cyanopsitta Die Zeitschrift der Loro Parque Fundacion
Nr. 69 - Juni 2003
Loro Parque ist Gastgeber des
XXXI. Symposiums der EAAM
Die Europäische Vereinigung für Meeressäugetiere (EAAM) wurde
im Jahr 1972 anlässlich eines Treffens im Delfinarium der
holländischen Stadt Harderwijk gegründet. Es handelt sich dabei
um eine Vereinigung von Tierärzten, Biologen, Zoodirektoren,
Trainern, Forschern und weiteren Spezialisten, die keine Zeit und
Mühen scheuen, sich durch ihr Engagement und ihre Arbeit für das
Wohlergehen der Meeressäuger in der Natur und in
Menschenobhut einzusetzen.
Diese Vereinigung dient hauptsächlich dazu, den
Austausch von Wissen und wissenschaftlichen
Forschungsresultaten über dieses Fachgebiet zu fördern.
Zu diesem Zweck veröffentlicht die EAAM vierteljährlich
eine Zeitschrift mit dem Titel «Aquatic Mammals» über
zahlreiche Themen, die mit der Pflege, Erhaltung und
tierärztlichen Versorgung der Meeressäuger zu tun
haben.
Das Ansehen, welches diese Veranstaltung
geniesst, ist nicht zuletzt auf die Anwesenheit der
angesehensten Spezialisten auf diesem Gebiet
zurückzuführen, unter denen sich Prof. David Taylor und
Prof. Andrew Greenwood (International Zoo Veterinary
Group, IZVG) aus England befanden sowie Jim McBain
und Brad Andrews (Seaworld) aus den USA und Petra
Deimer (Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere
e.V.) aus Deutchland.
Das Tagesprogramm setzte sich aus über 30
Vorlesungen zusammen, die von Spezialisten aus aller
Welt gehalten wurden; aber auch Spanien war mit einigen
wichtigen Persönlichkeiten vertreten, so z.B. Vidal Martín,
der das aktuelle Thema der Walstrandungen ansprach,
14
Cyanopsitta
und Pascual Calabuig, der ausserdem über das aggressive
Verhalten von Delfinen in der Natur referierte.
Das gesamte Programm wurde im Vorfeld vom Loro
Parque vorbereitet und begann mit zwei Sitzungen über
die tierärztliche Behandlung von Meeressäugern,
während dessen die dritte Sitzung ökologische Fragen
behandelte. Alle weiteren Sitzungen handelten von
verschiedenen Themen wie physiologische Aspekte,
Erziehung, Verhalten sowie Neonatologie und Äthiologie
im Freiland und in Menschenobhut. Als absolutes
Highlight erwartete die Teilnehmer zum Abschluss eine
Fahrt in den Süden Teneriffas, wo sie ein
Walbeobachtungsboot erwartete. Die Kanarischen Inseln
liegen bei dieser touristischen Aktivität was die
Kundenzahl angeht weltweit an zweiter Stelle.
Der Leiter der Abteilung Umweltpolitik auf den
Kanarischen Inseln, Juan Carlos Moreno, lobte vor allem
die grosse Themenvielfalt, die während des Kongresses
behandelt wurde. Er selbst bereicherte das Programm mit
seinem Vortrag über Schutz und Erhaltung der Wale und
Delfine vor den Küsten der Kanarischen Inseln und über
die Rolle welche die kanarische Regierung dabei spielt.
Bezug nehmend auf die kürzliche Strandung von 24 Walen
an den Küsten von Lanzarote und Fuerteventura, die allem
Anschein nach auf militärische Manöver zurückzuführen
ist, kündigte Juan Carlos Moreno an dass möglicherweise
eine freie Zone geschaffen werde, die von solchen
militärischen Manövern ausgeschlossen sei.
Vidal Martín, Präsident der Gesellschaft zur
Erforschung der Meeressäuger im kanarischen Archipel
SECAC, erklärte dass die an den Walen durchgeführten
Sektionen eindeutig auf einen Zusammenhang zwischen
der Strandung der Wale und den militärischen Sonaren
hinweisen. Die Gehirnblutungen, die bei den Tieren
entstanden sind, verursachen Desorientierung sowie
Herzversagen; die Wale sterben während der Strandung.
Ein weiteres Problem, das von Herrn Moreno
angesprochen wurde, ist das Verhältnis zwischen Delfin
und Mensch, das die zuständigen Behörden als äusserst
beunruhigend beurteilen angesichts der Gefahren, die
hier verborgen liegen: “In dem Masse in dem sich der
Mensch in den Lebensraum der Meeressäuger begibt
und Netze und Käfige zum Fischfang einsetzt, werden
diese zu einer leichten Nahrungsquelle für die Tiere.
Ausserdem entsteht so ein direkter Kontakt zwischen
Mensch und Tier, was momentan im Süden Teneriffas zu
beobachten ist, wo die Menschen die Delfine mit toten
Fischen füttern. Dies hat sehr ernste Auswirkungen
sowohl für den Menschen als auch für die Tiere. Die
Strände sind sehr nahe und wir wissen nicht, wie dies
die Situation beeinflussen kann”, so Juan Carlos
Moreno. “In dieser Hinsicht werden wir strenge
Vorschriften diktieren. Dies wurde auch bereits der
Fischereibehörde mitgeteilt, die ihrerseits Massnahmen
treffen und jegliche solcher Aktionen verbieten will.
Gleichzeitig sollen Wege gefunden werden, die Tiere von
den Käfigen fern zu halten, an die sie sich schon
gewöhnt haben”, kündigte Moreno an.
Nr. 69 - Juni 2003
In einem der Vorträge, der am letzten Tag der
Konferenz präsentiert wurde, hatten die Teilnehmer die
Gelegenheit die Videoaufnahmen eines Hobbyfilmers zu
verfolgen, der vor zwei Jahren im Süden Gran Canarias
zufällig filmte, wie eine 60-jährige Frau in Küstennähe
durch die Agressionen eines Delfins ums Leben kam.
Der Zwischenfall endete für die Frau leider tödlich
aufgrund der körperlichen Überlegenheit des Delfins.
Pascual Calabuig, Tierarzt der Wildtier-Auffangstation
von Tafira (Las Palmas de Gran Canaria) zweifelt sehr
daran dass die Agressionen in böser Absicht gegen die
Frau gerichtet wurden.
Die Tatsache dass dieses Symposium nun schon
zum zweiten Mal im Loro Parque statt findet, beweist
dass unsere Institution sich darum bemüht, den höchsten
Ansprüchen gerecht zu werden was die Haltung und
Betreuung dieser Tiere in Menschenobhut betrifft. Durch
die Verbreitung und Veröffentlichung der allerneuesten
Kenntnisse und Forschungsergebnisse verbessern wir
nicht nur das Wohlergehen der Meeressäugetiere, die im
Loro Parque leben, sondern auch jenes aller anderen in
Menschenobhut lebenden Cetaceen.
Allein
schon
die
gesundheitlichen
Routinekontrollen, denen die Delfine regelmässig
unterzogen werden, stellen für die Überwachung einer
Delfingruppe in Menschenobhut eine wichtige
Informationsquelle dar. Dazu gehören natürlich auch die
wiederholten Blutanalysen und Abstriche der
Schleimhaut in den Atemwegen zur Identifizierung der
dort ansässigen Bakterien, die im Loro Parque gemacht
werden. Diese Informationen führten letztendlich zu dem
Vorschlag eine Doktorarbeit zur Erforschung der
Epidemiologie und Immunabwehr der Delfinkollektion des
Loro Parque zu verfassen. Diese beiden Gebiete sind noch
unerforscht und könnten wertvolle Diagnosehilfen an
den Tag bringen.
Die verantwortungsvolle und hingebungsvolle
Betreuung der Delfine im Loro Parque halfen auch dabei,
eine Diät für die Handaufzucht von Neugeborenen zu
entwickeln, die von Joan Salichs während des
Symposiums vorgestellt wurde. Dieses Thema fand reges
Interesse bei den Teilnehmern des Symposiums.
Des Weiteren wird im Loro Parque derzeit ein
Forschungsprojekt über die Verständigung zwischen
Delfinen realisiert. Mittels Digitalisierung und Analyse
der Laute anhand derer sich die Tiere miteinander
verständigen soll versucht werden, mehr über die Existenz
sogenannter Verständigungscodes herauszufinden.
Doktorvater
dieser
äusserst
interessanten
Forschungsarbeit, die von einem Studenten aus Ungarn
im Rahmen eines Stipendiums durchgeführt wird, ist Prof.
Luis Felipe López Jurado von der Universität in Las Palmas
de Gran Canaria.
Parallel zum Symposium fand das jährliche
Treffen der Internationalen Vereinigung der Delfintrainer
IMATA (International Marine Animal Trainers
Association) statt.
15
Cyanopsitta Die Zeitschrift der Loro Parque Fundacion
Nr. 69 - Juni 2003
Der ‘Rare Bird Club’ von Birdlife International im Loro Parque
‘Rare Birds’ auf Teneriffa
Auf Einladung Wolfgang Kiesslings reiste der Rare
Bird Club von Birdlife International am ersten
Maiwochenende nach Teneriffa um die wunderschöne
Landschaft der Insel und natürlich auch die vielen
interessanten und exotischen Vogelarten, die dort leben, zu
besichtigen. Auf dem Programm der Reisegruppe, die 18
Teilnehmer umfasste, standen mehrere Ausflugsziele von
besonderem landschaftlichen oder kulturellen Interesse und
natürlich ein ausgiebiger Besuch im Loro Parque und der
Aufzuchtstation in La Vera. Beim Begrüssungsessen im Hotel
Botánico hiess Wolfgang Kiessling seine Gäste herzlich
willkommen und überreichte den neuen Mitgliedern
Mortimer und Theresa Sackler traditionsgemäss ein
Willkommenspräsent (ein Bild mit afrikanischen
Scherenschnäbeln).
Der erste Ausflug führte die Vogelkundler in das
grösste, noch intakte Lorbeerwaldgebiet Teneriffas im
Naturschutzpark vom Monte del Agua. Hier leben zwei
bedrohte endemische Taubenarten der Kanarischen Inseln,
die Silberhalstaube Columba bollii und die Lorbeertaube
Columba junoniae. Obwohl die Tauben nicht leicht zu
sichten sind, gelang es der Gruppe trotzdem, einige
Silberhalstauben und die sehr zahlreich vorhandenen wilden
Kanarienvögel Serinus canaria zu beobachten. Diejenigen,
die nicht an der Vogelexpedition teilnahmen, besuchten
Städte wie Icod de los Vinos, Garachico und Masca. Im
Anschluss trafen sich beide Gruppen in Los Gigantes zu
einer nachmittäglichen Bootstour. Hierbei trafen sie auf
grosse Tümmler Tursiops truncatus, brütende Fischadler
Pandion haliatus, Gelbschnabelsturmtaucher Calonectris
diomedea und drei Berbererfalken Falco (peregrinus)
pelegrinoides.
Am folgenden Tag konnten die Vogelspezialisten
den seltensten Papagei der Welt in der Zuchtanlage von La
Vera besichtigen. Sie überzeugten sich ebenso von unseren
aussergewöhnlichen Zuchterfolgen mit dem Blaukehlara Ara
glaucogularis, und erfuhren Einzelheiten über das Projekt
zur Erhaltung dieser Papageienart in Bolivien, das die
Stiftung in Zusammenarbeit mit dem bolivianischen BirdlifePartner unterhält. Anschliessend traf sich die Gruppe zum
Mittagessen im Loro Parque und besichtigte die
Dr Mortimer Sackler (li.) wird vom Rare Bird Club offiziell
willkommen geheissen; von li. n. re.: Wolfgang Kiessling, Jane
Fenton, Dr Mike Rands, Theresa Sackler
Zooeinrichtungen. Das grösste Lob erntete mit Abstand
die Anlage der Pinguine.
Am letzten Tag unternahmen die Mitglieder des
Rare Bird Club einen Ausflug in den Nationalpark des Teide.
Auch im kanarischen Kiefernwald im Vulkangebirge
Teneriffas wurden die Vogelliebhaber fündig und sichteten
zwei endemische Vogelarten, den Kanaren-Buchfink
Fringilla teydea und das Wintergoldhähnchen Regulus
teneriffae. In den höher gelegenen Zonen der Cañadas del
Teide entdeckte die Gruppe einen Inselpieper Anthus
berthelotii und begutachtete ehrfürchtig die endemischen
Gebirgspflanzen so z.B. die über zwei Meter hoch werdende
rote Tajinaste oder Teide-Natterkopf Echium wildpretii.
Die Mitglieder des Rare Bird Club waren von ihrem
Besuch sichtlich begeistert. Dieser Club unterstützt die
Artenschutzbemühungen der Organisation Birdlife
International, die sich seit mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit der LPF erfolgreich im Vogelschutz engagiert.
Solche gemeinsame Projekte sind eine Bestätigung für die
Mitglieder des Rare Bird Club dass ihr Beitrag gut angelegt
ist. Wir freuen uns schon auf ihren nächsten Besuch.
Der wissenschaftliche Beirat16der LLoro
oro PParque
arque FFundación
undación
Tomás de Azcárate y Bang
Umweltministerium der
Kanarischen Inseln
Teneriffa, Spanien
Povl Jorgensen
Vogelzüchter
Haslev, Dänemark
Nigel J. Collar
Birdlife International
Leventis Fellow in Conservation Biology
Cambridge University, England
Ian R. Swingland
Gründer
Durrell Institute of
Conservation and Ecology
Kent, England
Jørgen B. Thomsen
Vizepräsident
Conservation International
Washington DC, USA
Dr. Wolf Michael Iwand
Director del Departamento
de Gestión Ambiental de
TUI, Alemania
16
Susan L. Clubb
Vogelveterinär
Florida, USA
Wolfgang Grummt
Tierpark Friedrichsfelde
Berlin, Deutschland
Roland Wirth
Präsident
Zoologische Gesellschaft für Artenund Populationsschutz
München, Deutschland
Cyanopsitta
Nr. 69 - Juni 2003
Nachrichten aus
Tanimbar
Das Tanimbar-Archipel auf den Molukken zählt derzeit zu den Regionen Indonesiens die
schnellstmöglich als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden sollten. Auf den Inseln leben
zwei endemische Papageienarten (der Goffin-Kakadu Cacatua goffini und der Blaustrichellori
Eos reticulata), sowie der Riedels Edelpapagei Eclectus roratus riedeli. Seit 1990 steht der
Schutz des Tanimbar-Archipels auf der Projektliste unserer Organisation mit Schwerpunkt auf
der Erhaltung der dort ansässigen Papageienpopulationen. Schon damals beschloss die Loro
Parque Fundación, dass die Natur in diesem Gebiet durch Papageienschutzprojekte geschützt
werden kann. Der erste finanzielle Beitrag der LPF wurde für Studien zur Erfassung der
gegenwärtigen Situation der Region verwendet, und zehn Jahre später verpflichtete sich die
LPF zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um weitere Studien durchzuführen
und den Status der Papageienpopulationen und anderer endemischer Vögel auf Tanimbar zu
bestimmen. Unter Berücksichtigung der für das Jahr 2003 zugeteilten Summe hat die Stiftung
insgesamt 37.050 US$ für die Erhaltung der Biodiversität auf Tanimbar investiert. Es folgt ein
aktueller Bericht des Feldteams über die Ergebnisse der Feldstudie.
Die Anfangsphase des Projekts, das von der LPF
finanziert und von BirdLife International ausgeführt wurde,
konzentrierte sich darauf, Status und Habitatnutzung des
Goffin-Kakadus und des Blaustrichelloris zu bestimmen
sowie festzustellen, welchen Umfang der Handel mit diesen
beiden Arten sowohl auf der Hauptinsel Yamdena als auch
auf den anderen Inseln des Archipels erreicht hat. Diese
Vorarbeit lieferte den Feldbiologen Informationen über
Vegetation, Landnutzung, Entwaldung, den Handel mit
Vögeln sowie andere Aspekte, die mit der Nutzung der
natürlichen Resourcen des Landes zu tun haben. Dadurch
fand das Team heraus, dass die wichtigsten Gefahren für
beide Papageienarten in der systematischen Zerstörung
ihres Lebensraumes durch illegale Entwaldung und die
Erteilung nicht tragbarer Abforstungskonzessionen
bestehen, aber auch in der Nachfrage nach illegal
gefangenen Papageien auf dem Schwarzmarkt. Die
Ergebnisse brachten ebenso hervor, dass die Bestände
derzeit stabil sind und deuten darauf hin, dass die Entnahmen
von Tieren aus dem Freiland und die Todesfälle, die durch
den illegalen Handel verursacht werden, von der Natur
wieder ausgeglichen werden. Dieses im Prinzip positive
Ergebnis löste beim Feldteam und den beteiligten
Organisationen jedoch keinesfalls Optimismus aus, denn die
erst kürzlich erlangte Selbstständigkeit des Archipels, die
schlechte Wirtschaftslage und das kaum vorhandene
Fachwissen des für das Management der natürlichen
Resourcen zuständigen Personals weisen auf eine unsichere
Zukunft hin.
Nachdem man nun herausgefunden hatte, welches
die Bedrohungen für die Biodiversität des Archipels sind,
reichte Birdlife Indonesia bei der LPF einen
Finanzierungsantrag ein um eine Aufklärungskampagne zu
starten, welche zum Schutz der endemischen Papageien und
ihres Lebensraumes aufrufen soll; bei dieser Initiative ist
auch die Mithilfe der betroffenen einheimischen
Interessengruppen berücksichtigt. Die LPF stimmte dem
Antrag zu und bewilligte 20.000 US$ für das Jahr 2002.
Um das Hauptziel des Projektes zu erreichen, wurden
verschiedene Zielpunkte angestrebt, u.a. die Entwicklung
einer Strategie zur Aufklärung der Bevölkerung und der
Regierung sowie die Herstellung von Materialien, um die
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Cyanopsitta Die Zeitschrift der Loro Parque Fundacion
Nr. 69 - Juni 2003
Ausführung der geplanten Massnahmen zu erleichtern; die
Analyse von Politik und Gesetzen der Regierung hinsichtlich
der Erhaltung der Waldzonen und den Handel mit Papageien
auf Tanimbar; das derzeitige Ausmass der Wilderei, des
illegalen Handels und der Waldzerstörung und letztendlich
die Bildung von Partnerschaften mit Entscheidungsträgern
und Meinungsbildnern.
Somit konnten mit diesem neuen Projekt
die Empfehlungen, die während der ersten Projektphase
formuliert worden waren durch die direkte Miteinbeziehung
der einheimischen Bevölkerung und Regierung in die Tat
umgesetzt werden, um den Handel unter Kontrolle zu bringen
und den Wald auf den Inseln zu schützen. Das Feldteam
richtete seine Erziehungskampagnen gezielt an die
Gemeindevorsteher und gewählten Entscheidungsträger und
unterstützte gleichzeitig das Fachpersonal der Regierung
dabei, wirksame Pläne für die Verwaltung der Forstbestände
vorzubereiten. Ausserdem organsierte es für die Beamten,
die mit der Überwachung des Vogelhandels beauftragt
wurden, ein Trainingsprogramm, u.a. um sie für die
bevorstehenden Aufgaben zu motivieren.
Dieser Ansatz im neuen politischen Klima
Indonesiens wird vom Feldteam als einer der wirksamsten
betrachtet, vor allem, da der Einfluss der Zentralregierung
nachgelassen hat und den lokalen Regierungsvertretungen
immer mehr Entscheidungsbefugnis über die Verwaltung der
Resourcen eingeräumt wurde. Die Loro Parque Fundación
ist derzeit die einzige Organisation, welche diese überaus
wichtigen und notwendigen Umwelterziehungsmassnahmen
über die Bedeutung der Biodiversität und des Problems des
illegalen Handels finanziert. BirdLife hat inzwischen noch
weitere Anträge auf die Finanzierung ergänzender
Aktivitäten zur Ausbildung und Spezialisierung menschlicher
Resourcen gestellt wie z.B. die fachliche Orientierung von
Regierungen sowie die Ausarbeitung von „Mikro"-Projekten
zur Unterstützung der Gemeinden, die in unmittelbarer Nähe
der Waldzonen leben.
Für die Durchsetzung der Ziele plante das Feldteam
Oben links: Blick auf den Wald Tanimbars. Oben rechts: Landkarte
mit Angaben über Status und Nutzung des Waldes im TanimbarArchipel. Unten: Blaustrichellori Eos reticulata.
folgende Aufgaben: Anstrengung einer Studie über
öffentliche Meinung und Wissensstand der Bevölkerung;
Organisation eines Workshops mit Vertretern der wichtigsten
Institutionen (Regierung, Kirche, Schulen, Landwirte etc.),
um sich auf eine Aufklärungsstrategie zu einigen; Analyse
der aktuellen Regierungsverordnungen und Gesetze;
Beratung der lokalen Regierungsvertretungen, um deren
Handlungen zu unterstützen und zu beeinflussen; Feld-und
Markterforschung, um die aktuelle Lage des Vogelfangs und
-Handels beurteilen zu können; Durchführung von
Feldstudien, um die Ursachen und Ausmasse von
Waldverlusten sowie entsprechende Gegenmassnahmen zu
bestimmen; die Abschliessung von Abkommen mit
18
Cyanopsitta
Nr. 69 - Juni 2003
Schlüsselinstitutionen, damit die Projektpläne im laufenden
Jahr ausgeführt werden können.
Meinungsumfrage
Die Studie über den öffentlichen Standpunkt
brachte interessante und vielversprechende Ergebnisse
hervor. Generell ist die Bevölkerung der Ansicht, dass die
Verantwortlichkeit für den Naturschutz auf Tanimbar (einschl.
der Papageien) nicht ausschliesslich bei der Regierung liegt.
Die Mehrheit der Befragten (32%) war der Meinung, dass
die Einwohner die Verantwortung tragen, und 6% hielten
den Gemeindevorsteher für verantwortlich; lediglich 24%
wiesen diese Aufgabe der Regierung zu und 6% der
Umweltschutzabteilung KSDA (Natural Resource
Conservation Department). 16,6% gaben vor, sie wüssten
keine Antwort, und die restlichen Befragten gaben
unterschiedliche Antworten.
Obwohl die Einwohner seit früher Kindheit an die
Papageien Tanimbars gewöhnt sind, wissen nur wenige, dass
diese Vögel endemisch sind und nirgendwo sonst
vorzufinden sind. Auf die Frage, was denn wohl Tanimbars
einzigartiges Merkmal sei, gaben nur 3,3% der Befragten
den Goffin-Kakadu oder andere einheimische Papageien als
Antwort.
Die Mehrheit der Befragten (84,7%) war der
Ansicht, dass die Papageien im Wald leben; 8,7% nannten
den Waldrand als Lebensraum der Tiere; 1,7% meinten, die
Papageien leben im Garten und die restlichen gaben
abweichende Antworten. Bei der Frage, wie die Einwohner
heutzutage die Situation der Papageien- und speziell der
Kakadupopulationen auf Tanimbar einschätzen, glaubten
55,3% dass diese anstiegen; 37,3% meinten, die Bestände
seien rückläufig; 4,3% waren der Ansicht, sie seien stabil
und die restlichen 3% wussten keine Antwort. Auf die Frage,
warum die wilden Bestände wohl rückläufig seien, gaben
61% keine Antwort; 32,3% machten die Wilderei dafür
verantwortlich; 4,3% wiesen auf die Degradierung des
Waldes hin und die restlichen 2,3% wussten keine Antwort.
Auf die Frage, ob sie das Einfangen von Papageien
bzw. Kakadus für den Tiermarkt billigten, antworteten 50,3%
verneinend, 46,3% bejahend und 3,3% gaben keine Antwort.
Obwohl die Hälfte der Betroffenen die Jagd auf Papageien
und Kakadus auf Tanimbar ablehnten, so konnten immerhin
53% davon keinen Grund für ihre Ablehnung nennen; 14,7%
zeigten sich um ihr Aussterben besorgt; 14% erwähnten ein
gesetzliches Jagdverbot; 7,7% sagten, die Papageien seien
ein Geschenk Gottes; 5,7% wussten keine Antwort und die
restlichen 5% gaben verschiedene andere Gründe an.
Auf die Frage hin, welche Vorteile die Papageien
Tanimbars für die Einwohner hätten, sahen nur 2,7% einen
ökologischen Vorteil, wohingegen der Grossteil der Befragten
die Tiere als direkte greifbare Einnahmequelle für die
Gemeinde betrachtete.
Ein positives Ergebnis der Umfrage war, dass 85%
aller Angesprochenen der Meinung waren, dass die
Papageien geschützt werden sollten. Diesbezüglich liefert
die Bereitschaft der Öffentlichkeit, für den Schutz der Vögel
und Wälder Tanimbars Verantwortung zu übernehmen, eine
sehr gute Ausgangsposition. Ferner ist davon auszugehen,
dass die Inselbewohner durchaus selbst in der Lage sein
werden, ihre Umwelt zu erhalten und Schutzmassnahmen
durchzuführen, wenn sie erst einmal über das nötige Wissen
über ihre Natur, massgebende Gesetze sowie ihre Rechte
und Verpflichtungen verfügen.
Insgesamt ergab die Umfrage, dass es den
Einwohnern Tanimbars allgemein an Wissen über den Status
und die Notwendigkeit fehlt, die endemischen Papageien zu
schützen, sie jedoch gleichzeitig sehr daran interessiert und
bereit sind, ihre Natur zu schützen und zu erhalten.
Legale und illegale Jagd
Seit 2000 hat die Umweltschutzbehörde 'Natural
Resource Conservation Department Sub-Section (SS-KSDA)'
keine Jagd- oder Transportgenehmigungen für Tanimbars
Papageien augestellt, erteilt diese jedoch zu
Souvenirzwecken. Trotz alledem deuten die Tatsachen darauf
hin, dass die illegale Jagd und der Handel mit den Papageien
Aktuelle Papageienschutzprojekte der
Loro Parque Fundación:
Hauptprojekte
*
Brasilien: Rettung des Spixaras (Cyanopsitta spixii)
*
Brasilien: Erhaltung der Rotschwanzamazone (Amazona brasiliensis)
*
Bolivien: Erhaltung des Blaukehlaras (Ara glaucogularis)
*
Kolumbien & Ekuador: Erhaltung des Gelbohrsittichs (Ognorhynchus icterotis)
*
Thailand: Wildtierreservat in Phu Khieo
*
Philippinen: Schutzprogramm für den Rotsteisskakadu (Cacatua haematuropygia)
*
Indonesien: Erhaltungsschutz von endemischen Papageien auf Tanimbar
Kleine Projekte
*
Ekuador: Schutz des El-Oro-Sittichs (Pyrrhura orcesi)
*
St Vincent & die Grenadinen: Erhaltung der Königsamazone (Amazona guildingii)
*
Indonesien: Die Brutbiologie des Orangenhaubenkakadus (Cacatua sulphurea citrinocristata)
*
Kolumbien: Projekt Hapalopsittaca: Suche nach Papageienbeständen in der Zentralkordillere
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Cyanopsitta Die Zeitschrift der Loro Parque Fundacion
Nr. 69 - Juni 2003
Tanimbars anwächst. Dies ist auf die mangelhafte Kontrolle
zurückzuführen, die vom einzigen vorhandenen, für diesen
Bereich verantwortlichen Angestellten des SS-KSDA
ausgeübt wird. Diese eine Person ist zuständig für den
ganzen westlichen Distrikt Südost-Malukus. Die
Informationen, die das Team von der Umweltschutzbehörde
erhalten hat, besagen dass im Jahr 2001 insgesamt 30
Genehmigungen für die Jagd auf C. goffini und 80
Genehmigungen für die Jagd auf E. reticulata zu
Souvenirzwecken erteilt wurden, im Jahr 2002 waren es 25
(C. Goffini) und 81 (E. reticulata).
Des Weiteren wurden im Dezember 2002 Studien
über den Handel mit Papageien auf dem Marktplatz und in
den Häfen Saumlakis durchgeführt. Ausserdem wurden in
den Dörfern, die während der Meinungsumfrage aufgesucht
worden waren, Kontrollen realisiert um Hinweise auf Jagd
und Wilderei ausfindig zu machen. Dabei entdeckte das
Feldteam 2 C. goffini, 28 E. reticulata und 2 Geoffroyus
geoffroyi an Bord der 'Yamdena Satar' (die nach Ambon
auslief). Die Tiere wurden von verschiedenen Personen als
Souvenirs mitgenommen. Im Verlauf der Aufenthalte in den
sechs überwachten Dörfern konnten keine Jagdaktivitäten
auf Kakadus bzw. andere Papageien beobachtet werden.
Ein Ausgangspunkt für den illegalen Handel mit
endemischen Papageien Tanimbars ist der Hafen von Larat.
Die Insel, die nördlich von Yamdena liegt, bietet den von
Tanimbar auslaufenden Schiffen einen zusätzlichen
Anlaufpunkt und wird derzeit nicht auf illegalen Tierhandel
kontrolliert.
Zukünftige Massnahmen
Das Felteam empfiehlt am Ende seines
Abschlussberichtes einige Massnahmen, die vorbeugend
getroffen werden sollten um die im Freiland lebenden Tiere
des Tanimbar-Archipels zu schützen. Dazu gehören:
Umweltaufklärung, Einführung massgebender
Gesetze und Verordnungen, Verdeutlichung der Rechte und
Pflichten der Öffentlichkeit gegenüber der Umwelt,
Förderung des Stolzes auf die Heimat und die einzigartigen
Pflanzen-und Tierarten, die in ihr vorkommen.
Aufforderung an die Behörden, die Erteilung von
Jagdgenehmigungen (insbesondere für C. goffini und E.
Reticulata) ganz zu unterbinden.
Einrichtung einer Kontrollstelle zur Überwachung
möglicher illegaler Transporte endemischer Papageien über
den Hafen von Larat nach aussen.
Einleitung rechtlicher Schritte gegen sämtliche
illegalen Papageien- und Holzhändler.
Befürwortung einer Waldzone auf Yamdena, die
als Pufferzone, Wassereinzugsgebiet und Lebensraum für
wilde Tiere dienen soll.
Kontrolle der Verteilung von Motorsägen in den
einzelnen Gemeinden Tanimbars.
Miteinbeziehung des Papageienschutzes
in die traditionellen Religionsvorschriften der sasi-Kirche.
Landnutzungsplanung unter der Berücksichtigung
traditioneller sowie von der Regierung vorgesehener
Methoden.
'Birdlife Indonesia' hat einen Finanzierungsantrag
für diese Schritte eingereicht, der im September 2003 vom
wissenschaftlichen Beirat der LPF geprüft werden soll. Die
Resultate dieses überaus wichtigen gemeinsamen Projekts
der LPF und Birdlife International sind äusserst
zufriedenstellend, und obwohl noch viel Arbeit getan
werden muss scheinen die Chancen für die Erhaltung der
Oben: Traditionsgemäss werden Baustämme für den Bootsbau
verwendet. Unten: Abholzung der Wälder.
Waldgebiete und der darin beheimateten endemischen
Papageien Tanimbars recht gut zu stehen. Wie gewohnt
werden wir unsere Leser über die Entwicklung dieser
Schutzinitiative auf dem Laufenden halten.
20
Cyanopsitta
Nr. 69 - Juni 2003
Neue Massnahmen für
den Schutz des Blaukehlaras
Nach der Wiederentdeckung des Blaukehlaras (Ara glaucogularis ) im Jahr
1992 iniziierten die bolivianische Partnerorganisation von Birdlife International,
Armonía, und die Loro Parque Fundación ein Programm um diese äusserst
seltene und gefährdete Papageienart und ihr Habitat zu schützen. Der
Feldkoordinator Siegfried Weisel informiert uns über den aktuellen Stand der
Dinge.
Andere Arten teilen das Habitat des Blaukehlaras: Rotbaucharas Ara manilata
Der Blaukehlara ist eine endemische Papageienart
Boliviens, die in den Savannen der Beni-Region lebt; diese
bilden das Zentrum der bolivianischen Ebenen und werden
von dem mächtigen Fluss Mamore und seinen kleineren
Nebenflüssen durchflossen. Wie es bei vielen anderen
grossen Papageienarten der Fall ist leidet sein Bestand seit
mehreren Jahren unter der Jagd auf Exemplare im Freiland
für den weltweiten Tierhandel sowie unter der
fortwährenden Degradierung seines Lebensraumes, um die
Bedürfnisse der Siedler nach Holz und Konstruktionsmaterial
zu befriedigen und Weideland für die Rinderhaltung
anzulegen, die inzwischen zum wichtigsten Geschäftssektor
der Beni-Region herangewachsen ist.
Im Verlauf der letzten acht Jahre wurden daher
verschiedene Aktivitäten zur Bestimmung des Status von
Ara
glaucogularis
eingeleitet,
so
z.B.
Umwelterziehungsmassnahmen, Überwachung des
Tierhandels und die Intensivierung der Zusammenarbeit mit
den Farmern und den Regierungseinrichtungen. Leider
deuten die in 2001 und 2002 gesammelten Daten darauf hin
dass der Gesamtbestand des Blaukehlaras in seinem derzeit
bekannten Verbreitungsgebiet unter die kritische Grenze von
50 Exemplaren gesunken ist.
Die genauen Gründe für die Tatsache dass die
Population weiter gesunken ist sind noch nicht ganz klar.
Abgesehen von einem gezielt entwickelten
Forschungsprogramm zur Identifizierung der Hauptgefahren
für den Bestand des A. glaucogularis müssen unverzüglich
Massnahmen getroffen werden, um das Aussterben dieser
Art zu verhindern.
21
Loro Parque Fundacion und Armonía arbeiten seit
Cyanopsitta Die Zeitschrift der Loro Parque Fundacion
Nr. 69 - Juni 2003
Blaukehlara-Schutzprogramm dringend benötigte Ausrüstung
Boot, Motor
Geländemotorrad
Feldausrüstung:
Zelte,
Schlafsäcke,
aufblasbare Matratzen,
Luftpumpe,
Kocher,
Taschenlampen,
Rucksäcke,
tragbare Wasserfilter
wasserdichter Verbandskasten
Funkgeräte (2 m Frequenzbereich)
Feldstecher
Teleskop und Stativ
Laptop
Tragbares Aufnahmegerät
Unidirektionales Mikrofon
Kletterseile
Für nähere Informationen kontaktieren Sie bitte
die LPF unter Tel. +34 922 374081, Fax: +34 922
375021 oder email:
[email protected]
Wir bedanken uns für Ihr Interesse und Ihre Hilfe.
Flusshabitat innerhalb des Lebensraumes des Blaukehlaras.
hervorragende Nahrungs- und Nistmöglichkeiten bietet und
näher erforscht werden sollte.
Der neue Stützpunkt in Trinidad sowie gezielt
geplante Feldexpeditionen in entlegenere, schwerer
zugängliche Zonen in den Ebenen Benis und die
bevorstehende
Durchführung
von
mehr
Feldforschungsaktivitäten verbessern die Chance, bisher
noch unentdeckte Blaukehlaras zu lokalisieren und mehr
über die Gefahren herauszufinden, denen die Vögel
ausgesetzt sind, um diesen entgegen zu wirken. Diese
notwendigen Massnahmen erhöhen jedoch die
Gesamtkosten für die Erhaltung dieser stark gefährdeten
Art; daher wenden wir uns an alle interessierten und
artenschutzorientierten Leser und bitten Sie, uns auf jede
mögliche Weise zu helfen. Neben Geldspenden, die stets
sehr willkommen sind, suchen wir noch Sponsoren für
dringend benötigte Feldausrüstung (siehe oben).
einiger Zeit an der Entwicklung eines umfassenden Plans
zur Rettung des Blaukehlaras. Dieser wird der bolivianischen
Regierung gegen Anfang Juni 2003 vorgelegt werden, um
deren Befürwortung und Unterstützung zu gewinnen und
die vorgeschlagenen Erhaltungsmassnahmen durchführen
zu können. Abgesehen davon wurden während der letzten
drei Monate zwei weitere konkrete Schritte unternommen,
um das Funktionieren des Plans zu sichern.
In Trinidad, der Hauptstadt Benis, wurde ein Büro
installiert als neuer Stützpunkt für das Projekt. Dies garantiert
nicht nur einen wesentlich schnelleren Zugang zu den derzeit
bekannten und möglicherweise existierenden Standorten,
sondern erleichtert und verbessert die Koordination und
die Verhandlungen mit den Landbesitzern (von denen viele
in Trinidad leben). Der Kontakt zu den Viehzüchtern ist
besonders wichtig, denn es geht hierbei um den Zutritt zu
den Lebensräumen der Aras und ihre Farmen sowie um
gemeinsame Bemühungen zur Entwicklung und
Überwachung alternativer landwirtschaftlicher Methoden
um wertvollen Habitat für den Blaukehlara zu schützen. Eine
erste Entdeckungsreise in den bisher unerforschten
Nordwesten der Beni-Region, in dem Bestände von A.
glaucogularis vermutet jedoch nicht bestätigt wurden, fand
im April statt. Auch wenn hier keine Aras gesichtet wurden
fand das Feldteam immerhin heraus dass dieses Gebiet
Angesichts des neuen permanenten Stützpunktes
im Zentrum des Verbreitungsgebietes des Blaukehlaras und
der erneuten Zusicherung der Unterstützung des
Viehzüchterverbandes (FEGABENI) und der bolivianischen
Naturschutzbehörde sind wir zuversichtlich dass wir diese
Papageienart und seinen Lebensraum erhalten können.
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Cyanopsitta
Nr. 69 - Juni 2003
Förderer und Sponsoren
der L
oro P
arque F
undación
Parque
Fundación
Loro
Der Loro Parque ist der
Hauptsponsor der Stiftung. Somit
werden die Spenden und Beiträge
unserer Sponsoren und Mitglieder
zu 100% in unsere Papageien- und
Artenschutzprojekte investiert.
Über 30.000 Euros
Über 5.000 Euros
Bis 5.000 Euros
Emcadisa, Panalu, Haribo, Pollenergie, Vogelfreunde Achern, The Bird Endowment, Cash and Carry, Verlag
Michael Biedenbänder, Association of Avian Veterinarians (AAV), Emerencio e Hijos, Georg Fischer, Moeller
Electric, Cita, Hagen Avicultural Research Institute, Pakara, Agencia Guimerá, Rohersa., Rotary Club Distrito
2200, Fixoni, Matutano, Kanarien- u. Exotenzuchtverein Forchheim 1963, Cavas Catalanas, Celgan, Club de
Leones, Iberlanda Garden, Dialte, Procalor, Frutas Cruz Santa.
Malinda Chouinard, Diane Bock, Manuel Fraga Alba, Folker de Soye, Rolf y Ellen Pape, Gabrielle Alexander,
Carolyn Debuse & Kim Fondrk.
Ein herzliches Dankeschön an alle
Förderer und Sponsoren
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