Das neue Formular Sturzprotokoll
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Das neue Formular Sturzprotokoll
Das neue Formular Sturzprotokoll Ersatz des Formulars Unfallbericht bei der Dokumentation von Stürzen (begleitendes Skript) 1. Vorwort ..................................................................................................... 2 2. Welche Ereignisse sind im Sturzprotokoll zu dokumentieren?.................. 2 3. Dokumentationsvorgaben durch den Expertenstandard ........................... 2 4. Kriterien zur forensischen Absicherung der Dokumentation ..................... 3 5. Wie funktioniert die Dokumentation im neuen Formular Sturzprotokoll? .. 4 1 1. Vorwort Seit 01.01.2008 müssen Stürze von Patienten im Unfallbericht im KAS ausgefüllt werden. Ab 06.05.2008 beginnt das UKB klinikweit durch die Dokumentation im Sturzprotokoll, den ersten Schritt zur Implementierung des Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege (DNQP) umzusetzen. Der Unfallbericht wird durch das Sturzprotokoll ersetzt, welches die notwendigen Angaben zu einer qualitätsgesicherten Dokumentation enthält. Für Unfälle ist weiterhin das Formular Unfallbericht anzuwenden (ab dem 06.05. kann es nur noch über die gesamte Formularliste abgerufen werden). Damit die Dokumentation forensische und pflegewissenschaftliche Kriterien erfüllt, ist das Sturzprotokoll gegenüber dem Unfallbericht um notwendige Felder erweitert worden. Einige Felder im Formular sind Pflichtfelder, das heißt, sie müssen ausgefüllt werden, damit das Formular gespeichert werden kann. 2. Welche Ereignisse sind im Sturzprotokoll zu dokumentieren? Jedes Ereignis, dass nach der am UKB gültigen Definition ein Sturzereignis ist, muss dokumentiert werden. Hierzu zählen unter anderem auch: • Stürze ohne Verletzungsfolge • Durch äußere Umstände verhinderte Stürze (s. Definition) • Stürze, von denen der Patient erst nach einigen Tagen berichtet • Stürze, die niemand gesehen hat. Definition Sturz Als Sturz ist ein unfreiwilliges, plötzliches, unkontrolliertes Herunterfallen oder gleiten des Körpers auf eine tiefere Ebene aus dem Stehen, Sitzen oder Liegen zu verstehen. Als Sturz bzw. Beinahe-Sturz ist auch zu verstehen, wenn ein solches Ereignis nur durch ungewöhnliche Umstände, die nicht im Patienten selbst begründet sind, verhindert wird, z.B. durch das Auffangen durch eine andere Person (AWMF Leitlinien-Register Nr.053/004 Entwicklungsstufe 3, (http://www.awmf.org/Zugriffsdatum 29.04.2008) 3. Dokumentationsvorgaben durch den Expertenstandard Der Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege (DNQP) gibt für die Dokumentation von Sturzereignissen in strukturierten Erfassungsformularen eine ganze Reihe von Kriterien vor, die sich alle im neuen Sturzprotokoll wiederfinden. Ein wesentlicher Grund, warum diese Kriterien bei einem Sturz dokumentiert werden müssen, ist die Sturzanalyse. „Eine strukturierte und umfassende Dokumentation und 2 eine darauf aufbauende Analyse einzelner Sturzereignisse stellen die Basis für die Erfassung und Beurteilung von Risikofaktoren der betreffenden Patienten und Bewohner dar.“ (DNQP: Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege, S. 93) Kriterium Zeitpunkt des Sturzes Situationsbeschreibung Beteiligung von Personen Zeugen Beschreibung von Umgebungsfaktoren Aktivitäten vor dem Sturz Ort des Sturzes Zustand vor einem Sturz Folgen des Sturzes Sturzangst Eingeleitete Folgemaßnahmen Begründungsrahmen Gibt einen möglichen Hinweis auf sturzauslösende Faktoren, z.B: nachts bei Dunkelheit Gibt Aufschluss über das multifaktorielle Geschehen Die Beschreibung des Sturzherganges und die Abklärung von Sturzfolgen wird abgesichert Die Beschreibung des Sturzherganges kann abgesichert werden. Ein Zeuge kann auch eine Person sein, die das Geschehene nicht unmittelbar gesehen, aber etwas gehört hat, z.B: ein Mitpatient Kann einen Hinweis auf sturzauslösende Faktoren geben, z.B: feuchter Fußboden Dies ist für eine besser Prävention notwendig, z.B. hinsichtlich des Trainings der Mobilisation Kann einen Hinweis auf sturzauslösende Faktoren geben, z.B: Bewegungseinschränkung durch Hindernisse Hiermit ist das Risikoprofil des Patienten vor dem Sturz gemeint, also die Frage, ob der Patient aufgrund der Sturzrisikoerhebung als sturzgefährdet galt Erfassung von Verletzungen, Schmerzen und anderen Sturzfolgen Diese hat in der Folge eines Sturzes einen deutlichen Einfluss auf die Sturzgefährdung und den Genesungsverlauf Einleitung therapeutischer und präventiver Maßnahmen 4. Kriterien zur forensischen Absicherung der Dokumentation Kriterium Der letzte Zeitpunkt, an welchem der Patient vor dem Sturz gesehen wurde Zeugen Vidierung des Sturzprotokolls Begründungsrahmen Dient der Abklärung, ob eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorliegt, wie lange der Patient eventuell gelegen hat, bevor er gefunden wurde Im Streitfall können alle Zeugen helfen, die zu einem Ereignis etwas beizutragen haben, die Situation möglichst korrekt und umfassend darzustellen. Aus den Akten nachzuvollziehen, wer Zeuge war, muss auch noch längere Zeit nach einem Ereignis möglich sein Das Sturzprotokoll stellt im Streitfall ein Beweisdokument dar. Mit der Vidierung wird 3 Datum und Ersteller des Sturzprotokolls abgesichert, dass das Dokument nachträglich nicht mehr geändert werden kann Gibt Aufschluss über die Aktualität der Niederschrift eines Sturzgeschehens und den Ansprechpartner aus der Klinik Das neue Formular soll Sie unterstützen, möglichst vollständig die notwendigen Kriterien zu erfassen und keine wichtigen Punkte zu vergessen. 5. Wie funktioniert die Dokumentation im neuen Formular Sturzprotokoll? • Das Sturzprotokoll wird in der Mappe Pflege-Dokumentation über die Schaltfläche Sturzprotokoll auf der linken Seite aufgerufen. Abb. 1: Die Mappe Pflegedokumentation Das Formular ist in drei Bereiche gegliedert: 1. Den Formularkopfbereich mit grundlegenden Daten 2. den mittleren Teil mit der Beschreibung des Sturzereignisses 3. den unteren Teil mit der Beschreibung der Sturzfolgen 4 1. Formularkopf: Abb. 2: Der Kopfbereich des Sturzprotokolls • • • • • der Formularkopf enthält die Klinik, den Patientennamen, die Fallnummer und das Geburtsdatum des Patienten. Datum und Uhrzeit des Sturzes muss eingetragen werden (wie in allen Datums- und Uhrzeitfeldern von Orbis, kann für den Eintrag des heutigen Datums der Buchstabe „h“ verwendet werden, für die aktuelle Uhrzeit der Buchstabe „j“ wie jetzt). Beide Felder sind Pflichtfelder und müssen einen Eintrag enthalten. Auch der Eintrag des letzten Zeitpunktes, an welchem der Patient vor dem Sturz gesehen wurde ist ein Pflichtfeld Die Aktivitäten unmittelbar vor dem Sturz sind – soweit bekannt – kurz im Freitextfeld zu beschreiben. Dieses Wissen kann helfen, das Sturzrisiko zukünftig zu vermindern, da es eventuell Aufschluss über Sturzursachen geben kann (z.B. der Patient ist zu schnell aufgestanden und ihm ist schwindelig geworden, …) Das Vorliegen einer Sturzrisikoerhebung ist für die Sturzprophylaxe notwendig. Im Rahmen der Anamnese sollen Aspekte einer erhöhten Sturzgefährdung abgefragt, besprochen und dokumentiert werden. Solange hierfür noch kein klinikeigenes Formular im KAS oder in Papierform vorliegt, soll die Dokumentation in der Anamnese, im Stammblatt oder/und im Pflegebericht abgelegt werden. 5 2. Beschreibung des Sturzereignisses: Abb. 3: Der mittlere Teil des Sturzprotokolls • • Hier wird zunächst angegeben, wo der Sturz stattgefunden hat. Es gibt eine Mehrfachauswahl. Hinter jedem Ort ist eine Freitexteingabe möglich. Danach erfolgt die genaue Beschreibung des Sturzherganges. Sie sollte so detailliert wie möglich sein, da die Dokumentation auf Jahre hinaus der zuverlässigste Nachweis des Sturzereignisses ist. Dieses Feld ist ein Pflichtfeld. Abb. 4 Freitextbeschreibung des Sturzes 6 • Wenn keiner den Sturz beobachtet hat, ist dies ebenfalls zu dokumentieren. Dann sollte trotzdem eine Beschreibung des Sturzes/der Umstände und des Vorfinden des Patienten gemeinsam mit den herbeigerufenen Personen stattfinden und die Beschreibung des Patienten selbst (soweit möglich) dokumentiert werden. Für die Beschreibung des Sturzes aus Patientensicht gibt es ein eigenes Formularfeld. Abb. 5 Körperstellung vor dem Sturz • Bei der Körperstellung unmittelbar vor dem Sturz gibt es in der Kategorie Aufstehen/Hinsetzen ein zusätzliches Menü, um beschreiben zu können, von wo der Patient aufgestanden ist bzw. wohin er sich setzen wollte. Abb. 6 verwendete Hilfsmittel • Die üblichen Hilfsmittel zur Fortbewegung bei Gehbeeinträchtigung sind aufgelistet. Weitere müssen über „Sonstige“ im Freitext eingetragen werden. Abb. 7 Hindernisse/Umgebungsfaktoren • Bedingungen, die durch die Umgebung vorgegeben sind, beeinflussen in ganz erheblichem Maße die Sturzgefährdung. Gerade im Begründungszusammenhang, warum es zu einem Sturzereignis gekommen ist, sollten Aspekte, die im Sturzumfeld liegen unbedingt beschrieben werden. Dies kann z.B. eine mangelhafte Beleuchtung, eine im Weg stehende Reisetasche, ein unebener oder besonders glatter Boden oder die Verwendung von nicht geeignetem Schuhwerk sein. Dieses Feld ist ein Pflichtfeld 7 Abb. 8 Zeugen/beteiligte Personen • • • Sowohl die Benennung von Zeugen (erste drei Checkboxen), als auch die Benennung hinzugezogener Personen stellen Pflichtfelder dar. Als Zeuge wird eine natürliche Person bezeichnet, die hinsichtlich eines aufzuklärenden Sachverhaltes durch eigene Wahrnehmung Angaben zur Sache machen kann (http://de.wikipedia.org/wiki/Zeugnis, Zugriffsdatum 30.04.2008). Es kann sich um einen Augenzeugen, aber auch um einen Ohrenzeugen oder einen Zeugen vom Hörensagen handeln (er berichtet dasjenige, was ihm ein anderer aufgrund seiner Wahrnehmung kundtut, z.B. was der Patient der Pflegekraft zu seiner Sturzerfahrung berichtet) Dies soll sicherstellen, dass auch die Personen dokumentiert werden, die einen Sturz nicht unmittelbar gesehen haben, aber zu einem späteren Zeitpunkt Aussagen zu ihren Beobachtungen, z.B: bei Auffinden des Patienten machen können. Die dokumentierende Pflegekraft ist letztlich immer auch eine „hinzugezogene Person“. Die individuelle Beschreibung des Sturzes durch den Patienten ist wichtig in Hinblick auf die persönliche Wahrnehmung des Patienten, mögliche Differenzen in der Beschreibung durch verschiedene Zeugen und zur Klärung, ob der Patient sich an das Sturzereignis vollumfänglich erinnern kann. Abb. 9 Beschreibung des Sturzes aus Patientensicht 8 3. Beschreibung der Sturzfolgen Der dritte Teil des Sturzprotokolls beschreibt die sich aus dem Sturz ergebenden Folgen. Abb. 10 Sturzfolgen • zunächst sind die physischen Verletzungsfolgen zu beschreiben. Wird eine Verletzung angeklickt, muss im Freitext in jedem Fall die Lokalisation angegeben werden. Dieses Feld ist ein Pflichtfeld, auch der Freitext ist Pflichtfeld Abb. 11 Sturzangst • • zukünftige präventive Maßnahmen hängen von der Sturzangst des Patienten ab, da das Sturzereignis im Gedächtnis des Patienten haften bleibt und wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass es einen negativen Einfluss auf ein mögliches weiteres Sturzgeschehen hat. liegt ein Sachschaden vor, ist zu klären, ob der Schaden zusätzlich versicherungsrechtlich angegeben werden muss, z.B. bei einer Haftpflichtversicherung. 9 Abb. 12 Eingeleitete Maßnahmen • • bei den eingeleiteten Maßnahmen ist eine Freitexteingabe nur bei den Checkboxen „Lagerung“ und bei „andere“ möglich. Um redundante Informationswiedergaben zu vermeiden, ist bei den anderen Checkboxen in Klammern lediglich der Hinweis gegeben, wo die Dokumentation der Maßnahme zu finden ist. Das Datum und das Kürzel des Erfassers sind voreingestellt. Beides kann nicht verändert werden. Das Speichern des Sturzprotokolls geschieht über die Schaltfläche „Vidieren“ oder die Schaltfläche „Vidieren und Drucken“. Im zweiten Fall wird automatisch ein Ausdruck der Dokumentation erzeugt. Die Vidierung verhindert eine spätere Veränderung des Dokumentes. Bevor das Formular erfolgreich gespeichert ist, muss der Benutzer sein Passwort eingeben (dieses entspricht dem Passwort beim Anmeldevorgang zu Orbis) und auf „Signieren“ gehen. Abb. 13 Der Speichervorgang Sollte ein Pflichtfeld zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgefüllt sein, erfolgt eine Warnmeldung, mit dem Hinweis, dass das entsprechende Feld noch auszufüllen ist. Die Meldung bestätigt man mit OK und geht dann über die Schaltfläche zurück ins Formular zurück. 10 Abb. 14 Warnhinweis fehlende Dokumentation im Feld Hindernisse/Umgebungsfaktoren Es erfolgen so lange Warnhinweise, bis alle Pflichtfelder ausgefüllt sind. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt eine zusätzliche Dokumentation zu dem Sturzereignis erfolgen, kann entweder ein neues Formular genommen werden, oder über die Schaltfläche „Korrektur“ das alte Formular verändert werden. Abb. 15 Korrektur eines Sturzprotokolls Dieses wird dann nicht überschrieben, sondern bleibt als durchgestrichene Version in der Pflege-Dokumentation erhalten. Abb. 16 korrigiertes Sturzprotokoll in der Mappe Pflege-Dokumentation 11