4 stratosphärischer ozonabbau
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4 stratosphärischer ozonabbau
Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau 4 179 STRATOSPHÄRISCHER OZONABBAU Kurzfassung Die Menge des stratosphärischen Ozons und die Abnahme der Ozonschicht variieren im Jahresverlauf und in Abhängigkeit vom Breitengrad. Der Ozonabbau machte über der Antarktis (südlich des 65. Breitengrades) in den 90er Jahren bis zu 60 % aus, während über arktischen Regionen in den Monaten Februar bis April Ozonverluste von 20 bis 25 % beobachtet wurden. In den mittleren Breitengraden der nördlichen Hemisphäre betrug der Ozonabbau im Winter und Frühling 1997 5-6 %, im Sommer und Herbst rund 3 % im Vergleich zu 1979. Die Ozonschicht über Österreich hat – gemittelt über die Jahre 1993 bis 1999 – um 8 % gegenüber dem langjährigen Monatsmittel der Jahre 1926 bis 1979 abgenommen. Messungen in der Antarktis und abseits von großen Ballungszentren zeigen, dass der Ozonabbau zu einer Zunahme der für den Menschen (und andere Lebewesen) schädlichen UV-B Strahlung führt. Erhöhte UV-B-Strahlung kann zu vorzeitiger Hautalterung und einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Hautkrebs und Augenschäden führen; Kinder reagieren besonders empfindlich auf UV-Strahlung. Hauptverursacher des Ozonabbaus sind Chlor- und Brom-Atome, die in Form von halogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und Halonen in die Stratosphäre gelangen. FCKW werden vor allem als Kühlmittel, Lösungsmittel und Treibmittel eingesetzt, Halone finden überwiegend als Feuerlöschmittel Verwendung. Als Reaktion auf den Ozonabbau in der Stratosphäre wurden internationale Abkommen geschlossen (das Montreal Protokoll und dessen Zusatzabkommen), die die Produktion und den Verbrauch ozonabbauender Stoffe schrittweise einschränken bzw. verringern sollen. Mit Hilfe dieser Abkommen soll sich die Ozonschicht bis Mitte des 21. Jahrhunderts wieder erholen. Allerdings werden als Ersatzstoffe für ozonzerstörende Substanzen zunehmend teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW) verwendet, die zwar keine ozonzerstörende Wirkung haben, aber stark treibhauswirksam sind. In der EU trat am 1. Oktober 2000 die neue EU-Verordnung Nr. 2037/2000 über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen, in Kraft. Damit wird die Produktion, das Inverkehrbringen und die Verwendung von ozonabbauenden Substanzen innerhalb der Gemeinschaft, sowie deren Ausfuhr in Drittländer gegenüber der alten EU-Verordnung Nr. 3093/1994 verschärft. In Österreich wurde die Verwendung von FCKW Anfang der 90er Jahre schrittweise verboten, wobei Ausnahmen für bestimmte technisch noch nicht ersetzbare Anwendungen bestehen. Die Verwendung von Halonen ist in Österreich für Neuinstallationen seit 1991 verboten. Seit 1. Jänner 2000 ist auch das Befüllen und Nachfüllen von Feuerlöschern und Löschanlagen mit Halonen verboten, wobei die im Jahr 2000 erlassene Halonbankverordnung die sachgerechte Verwendung der bestehenden Halonbestände regelt. Verwendungsverbote von teilhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (H-FCKW) wurden in Österreich auf Grundlage des Ausstiegsplans der alten EU-Ozonverordnung mit früheren Verbotsterminen für bestimmte Anwendungsbereiche beschlossen. Dank der Maßnahmen hat der Verbrauch von FCKW in Österreich seit Anfang der 90er Jahre stark abgenommen. Auch der Verbrauch von FCKW-Ersatzstoffen scheint in Summe bis 1996 leicht zurückgegangen zu sein. Seit 1996 zeigen die Zahlen allerdings wieder steigende Tendenz, wobei insbesondere einige Anwendungen der treibhauswirksamen H-FKW starke Wachstumsraten aufweisen. 4.1 Globales Problem Nützliches und schädliches Ozon Ozon (O3) kommt im Wesentlichen in zwei Teilen der Erdatmosphäre vor (vgl. Abb. 1): etwa 90 % befinden sich in der Stratosphäre in rund 10 bis 50 km Höhe. Das stratosphärische Ozon wird auch als „Ozonschicht“ bezeichnet. Das restliche Ozon befindet sich im unteren Teil der Erdatmosphäre, der Troposphäre. Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria UKB 6 (2001) 180 Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau Atmospheric Ozone Altutude (kilommeters) 35 30 Stratospheric Ozone (The Ozone Layer) 25 20 15 10 Tropospheric Ozone „Somg“ Ozone 5 0 • Contains 90% of Atmospheric Ozone • Beneficial Role: Acts as Primary UV Radiation Shield • Current Issius: – Long-Term Global Downward Trends – Springtime Antarctic Ozone Hole Each Year – Springtime Arctic Ozone Losses in Several Recent Years • Contains I0% of Atmospheric Ozone • Harmful Impact: Toxic Effects on Humans and Vegetation • Current Issues: – Episodes of High Surface Ozone in Urban and Rural Areas 5 10 15 20 15 Ozone Amount (pressure, milli-Pascals) Quelle: WMO (1998) Abb. 1: Ozon in der Atmosphäre. Die Ozonmoleküle in beiden Schichten der Erdatmosphäre sind identisch, haben aber vollkommen unterschiedliche Effekte auf Mensch und Ökosystem. Das stratosphärische Ozon absorbiert den Großteil der schädlichen UV-B Strahlung der Sonne und ist damit eine Voraussetzung für die Existenz von Leben auf der Erde. Allerdings ist Ozon, wenn es mit Lebewesen in direkten Kontakt tritt, aufgrund seiner großen chemischen Reaktivität sehr schädlich. Deshalb hat Ozon in der Troposphäre (bodennahes Ozon) negative Effekte auf die menschliche Gesundheit und das Ökosystem. Diese doppelte Rolle des Ozons führt zu zwei unterschiedlichen Umweltproblemen: (1) die Abnahme des stratosphärischen Ozons, die vor allem durch die anthropogen emittierten halogenierten Kohlenwasserstoffe FCKW, H-FCKW, Halone und Methylbromid verursacht wird; (2) die Zunahme des troposphärischen Ozons, das mengenmäßig wichtigster Bestandteil des photochemischen Smogs ist und das durch die Einwirkung von Sonnenlicht vor allem aus den Vorläufersubstanzen flüchtige organische Verbindungen (VOC) und Stickstoffoxide (NOx) entsteht. (vgl. Kap. 2.4). Bildung und Verteilung von stratosphärischem Ozon Ozon wird in der Stratosphäre durch die ultraviolette Strahlung (UV) der Sonne gebildet. Kurzwellige UVStrahlung (Wellenlänge < 240 nm) spaltet ein Sauerstoffmolekül (O2), worauf sich ein O-Atom mit einem O2-Molekül zu einem Ozon-(O3-)Molekül verbindet. Ozon wird seinerseits durch UV-Strahlung mit Wellenlängen < 310 nm wieder gespalten. Durch diese Reaktionen wird die kurzwellige UV-Strahlung, die für lebende Zellen schädlich ist, praktisch vollständig absorbiert und erreicht die Erdoberfläche nicht. Die Bildung von stratosphärischem Ozon ist entsprechend der Sonneneinstrahlung in niedrigen Breiten am stärksten. Auf Grund von Transportprozessen in der Stratosphäre wird ozonreiche Luft in höhere Breiten verfrachtet, sodass das meiste Ozon in Regionen von 50° bis 60° nördlicher bzw. südlicher Breite gemessen wird, wo die Ozonsäule ca. 400 DU bzw. 350 DU ausmacht, während in Äquatornähe ca. UKB 6 (2001) Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau 181 250 DU gemessen werden. Die Maßeinheit DU (Dobson units) für die Ozonsäule ist derart definiert, dass unter Druck- und Temperaturverhältnissen auf Meeresniveau 1 DU einer Ozonschichtdicke von 1 Millimeter entspricht. Die Abnahme der Ozonschicht Messungen der Gesamtmenge des stratosphärischen Ozons (der stratosphärischen Ozonsäule) werden an einigen europäischen Observatorien seit den 20er Jahren durchgeführt, seit 1966 von Satelliten. Bei relativ unregelmäßigem Verlauf lässt sich in den letzten Jahrzehnten tendenziell eine globale Abnahme des stratosphärischen Ozons feststellen, die seit 1982 besonders auffällig war (bis -5 % vom Mittelwert des Zeitraumes 1964-1980) und 1993 besonders stark (-9 %) war. Die Menge des stratosphärischen Ozons und die Abnahme der Ozonschicht variieren im Jahresverlauf und in Abhängigkeit vom Breitengrad. Besonders stark fällt der Abbau des stratosphärischen Ozons über der Antarktis in den Monaten September bis November aus, wo im sog. „Ozonloch“ zeitweilig großflächig unter 200 DU gemessen werden. Der Ozonabbau machte über der Antarktis (südlich ca. 65°S) in den 90er Jahren bis zu 60 % aus, während über arktischen Regionen in den Monaten Februar bis April Ozonverluste von 20 bis 25 % beobachtet wurden. In den tropischen Regionen (rund 20 Grad nördlich und südlich des Äquators) findet kein oder nur sehr geringer Ozonabbau statt (vgl. Abb. 2). Im Jahr 1997 betrug der Ozonabbau in den mittleren Breitengraden der nördlichen Hemisphäre im Winter und Frühling 5-6 %, im Sommer und Herbst rund 3 % im Vergleich zu 1979. In den mittleren Breitengraden der südlichen Hemisphäre nahm die Ozonschicht über das ganze Jahr betrachtet um rund 5 % ab (WMO, 1998). Schematic of the North-to-South Ozone Depletion: 1979-1997 0 Ozone Change (%) -2 -4 -6 -8 -10 60 North 40 30 15 0 Latitude 15 30 40 60 South Quelle: WMO (1998) Abb. 2: Schematische Darstellung der Ausdünnung der Ozonschicht nach Breitengraden (1979-1997). Im sehr kalten Winter 1999/2000 wurde über der Arktis der stärkste Ozonabbau in den 90er Jahren gemessen, nämlich eine lokale Reduktion von über 60 % (in einer Höhe von 18-20 km). Integriert über die gesamte Ozonsäule lagen die Reduktionen bei 20-25 %, wobei die niedrigsten Ozonwerte im März gemessen wurden. Die durchschnittliche Ozonsäule über Europa lag 15 % unter den Durchschnittswerten von vor 1976 (EORCU, 2000). Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria UKB 6 (2001) 182 Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau Mechanismen und Ursachen des anthropogenen Ozonabbaus Die Erkenntnisse über den verstärkten Abbau des stratosphärischen Ozons lösten intensive wissenschaftliche Bemühungen aus, um die Mechanismen und Ursachen des Ozonverlustes zu identifizieren. Es stellte sich heraus, dass Chlor- und Brom-Radikale eine zentrale Rolle in den chemischen Prozessen des Ozonabbaus spielen; diese Cl- und Br-Atome gelangen in Form halogenierter Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und Halone in die Stratosphäre. Starker Ozonabbau findet vor allem innerhalb des abgeschlossenen Polaren Wirbels statt, welcher sich im Winter in der Stratosphäre über der Antarktis bildet. In dieser abgeschlossenen Luftmasse können sich halogenierte Kohlenwasserstoffe im Winter anreichern. Wesentlich für die Reaktionen von Cl und Br mit O3 ist die Bildung Polarer Stratosphärischer Wolken bei sehr tiefen Temperaturen (unter –80 °C) und die Freisetzung der Cl- und Br-Radikale, sobald nach dem südpolaren Winter Sonnenstrahlung den Polaren Wirbel erreicht; durch diese UV-Strahlung werden Clund Br-Atome aus den FCKW und Halonen freigesetzt und reagieren rasch mit O3. Da zudem auch kein Ozontransport aus niedrigeren Breiten stattfindet, tritt der stärkste Ozonabbau zu Frühlingsbeginn über hohen Breiten auf, und zwar vor allem in Höhen von 13 bis 23 km. Da sich über der Nordpolarregion kein abgeschlossener Polarer Wirbel in der Stratosphäre bildet (dies wird durch die komplexere Land-Meer-Verteilung der Nordhemisphäre verhindert), entsteht hier kein großflächiges Ozonloch, das jenem über der Antarktis vergleichbar wäre. Allerdings konnten in den letzten Jahren auch in nördlichen Breiten im Frühling kleinere „Ozonlöcher“ beobachtet werden, in denen kurzzeitig ein Ozonabbau um 20 bis 25 % auftrat. Als Hauptverursacher des vom Menschen verursachten Ozonabbaus wurden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) bzw. bromhaltige Halone identifiziert. FCKW und Halone als Träger der Cl- und Br-Atome sind chemisch reaktionsträge Substanzen, die aus der Troposphäre – der untersten Schicht der Atmosphäre – langsam in die Stratosphäre gelangen und dort lange verweilen. FCKW werden vor allem als Kühlmittel, Lösungsmittel und Treibmittel eingesetzt, Halone finden überwiegend als Feuerlöschmittel Verwendung. Als Reaktion auf den Ozonabbau in der Stratosphäre werden vermehrt H-FCKW und H-FKW anstelle von FCKW eingesetzt. H-FKW haben zwar keine ozonzerstörende Wirkung, aber sie sind stark treibhauswirksam (vgl. Tab. 1 und Kap. 3). Tab. 1: Hauptverursacher des Ozonabbaus und Ersatzstoffe. Ozonzerstörendes Potenzial (FCKW-11 = 1) Substanzen Einsatzgebiete FCKW Vollhalogenierte Fluorchlorkohlenwasserstoffe bestehen aus Chlor, Fluor und Kohlenstoff Kühlmittel, Lösungsmittel, Treibmittel für Schaumstoffe 0,6-1 Halone bestehen aus Brom, Fluor und Kohlenstoff Feuerlöschmittel 3-10 H-FCKW Teilhalogenierte Fluorchlorkohlenwasserstoffe bestehen aus Chlor, Fluor, Kohlenstoff und Wasserstoff Werden als Ersatzstoffe für FCKW verwendet 0,01-0,1 Sie haben kürzere atmosphärische Verweilzeiten und geringere Kapazitäten als FCKW, reaktives Chlor in der Stratosphäre freizusetzen Methylbromid besteht aus Brom, Kohlenstoff und Wasserstoff Pestizide 0,6 H-FKW Teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe bestehen aus Fluor, Kohlenstoff und Wasserstoff Werden als Ersatzstoffe für FCKW und H-FCKW verwendet Kein ozonzerstörendes Potenzial, aber stark treibhauswirksam Quelle: EPA (2000) UKB 6 (2001) Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau 183 Das Vorkommen ozonabbauender Substanzen in der Atmosphäre Die Konzentration ozonabbauender Substanzen in der Troposphäre erreichte ihre höchsten Werte um 1994 und geht seitdem in Summe langsam zurück. Vor allem die Konzentration chlorhaltiger Verbindungen in der unteren Atmosphäre geht zurück, während die Konzentration bromhaltiger Verbindungen immer noch zunimmt. Der Rückgang bei Chlor ist zum Großteil auf den verringerten Einsatz von Methylchloroform (Industrielösungsmittel) zurückzuführen, während Chlor aus FCKW immer noch leicht ansteigt. Das Vorkommen der meisten Halone steigt weiter (beispielsweise Halon-1211 fast 6 % pro Jahr), allerdings hat sich auch deren Wachstum in den letzten Jahren verlangsamt. Das Vorkommen von H-FCKW und H-FKW, die als Ersatzstoffe für FCKW verwendet werden, steigt weiter an. Ihr ozonzerstörendes Potenzial ist beträchtlich niedriger als jenes der FCKW, allerdings ist ihr Treibhausgaspotenzial sehr hoch. Die Konzentration von Chlor- und Bromverbindungen in der Stratosphäre soll vor dem Jahr 2000 ihren maximalen Wert erreicht haben. Die Verzögerung gegenüber dem Maximum in der Troposphäre liegt an der langen Zeit, die die bodennah emittierten Substanzen benötigen, um von der Troposphäre in die untere Stratosphäre zu gelangen (WMO, 1998). Steigerung der bodennahen UV-B Belastungen durch den Ozonabbau Die Sonne emittiert Strahlung in verschiedensten Wellenlängen, u. a. energieintensive UV-B-Strahlung, die Gesundheitsschäden bei Lebewesen auslösen (beim Menschen: Sonnenbrand, Hautkrebs, Augenschäden). Die Stärke der bodennahen UV-B-Strahlung hängt neben dem Einfallswinkel der Strahlen und lokalen Bedingungen (Wetter, Luftverschmutzung) vor allem von der Ozonmenge in der Atmosphäre ab, da die Ozonschicht den Großteil der schädlichen UV-B-Strahlung absorbiert. Messungen in der Antarktis, wo der Ozonabbau am stärksten ist, und abseits von großen Ballungszentren haben gezeigt, dass der Ozonabbau mit einer Zunahme der bodennahen UV-B Strahlung verbunden ist. Entwicklung der Ozonschicht Im Jahr 1987 wurde das Montreal Protokoll zur Wiener Konvention zum Schutz der Ozonschicht mit dem Ziel unterzeichnet, die Produktion und den Verbrauch ozonabbauender Stoffe schrittweise einzuschränken bzw. zu verringern. Wenn das Montreal Protokoll und seine Zusatzabkommen voll eingehalten werden, könnte sich die Ozonschicht schrittweise bis Mitte des 21. Jahrhunderts wieder erholen (d. h. das Niveau von vor 1980 erreichen. Abbildung 3 zeigt vergangene und prognostizierte Konzentrationen von ozonabbauenden Chlor- und Bromverbindungen in der Stratosphäre je nach Umsetzung der internationalen Abkommen. Ohne das Montreal Protokoll und dessen Zusatzvereinbarungen hätten sich die Chlorund Bromkonzentrationen in der Stratosphäre bis 2050 auf Basis 1980 verzehnfacht. Im Gegensatz dazu könnte mit den gegenwärtigen internationalen Abkommen die Konzentration der ozonabbauenden Substanzen in der Atmosphäre schrittweise reduziert werden. Der langsame Rückgang der ozonabbauenden Substanzen in der Stratosphäre ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die meisten der FCKW und Halone atmosphärische Verweilzeiten von rund 50 bis einige hundert Jahre haben. Allerdings ist die Erholung der Ozonschicht auch noch von anderen Faktoren abhängig, wie dem atmosphärischen Vorkommen von Methan, Lachgas und Sulfatpartikeln, und nicht zuletzt von der Klimaerwärmung (vgl. Kap. 3). Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria UKB 6 (2001) 184 Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau Abundance (parts per billion) 20 No Protocol Montreal 1987 15 10 London 1990 5 Copenhagen 1992 Vienna 1995 Montreal 1997 0 1980 1980 1980 1980 Year 1980 1980 2100 Quelle: WMO (1998) Abb. 3: Effekte der internationalen Abkommen über ozonabbauendes stratosphärisches Chlor und Brom. Zusammenhang zwischen stratosphärischem Ozonabbau und Klimaerwärmung Der Abbau der stratosphärischen Ozonschicht und die globale Klimaerwärmung werden für gewöhnlich als unabhängige Phänomene gesehen. Es sind unterschiedliche atmosphärische Prozesse involviert, sie haben unterschiedliche Auswirkungen und sie werden von unterschiedlichen internationalen Abkommen behandelt. Allerdings bestehen komplexe Wechselwirkungen zwischen beiden Phänomenen. Viele Zusammenhänge sind noch unklar, aber es gibt einige wichtige Ansatzpunkte. Ein erster Ansatzpunkt ist die Wirkung von Ozon, das eine wichtige Rolle im Wärmehaushalt der Erde spielt: zum einen absorbiert Ozon UV-B-Strahlen in der Stratosphäre, was zu einer Erwärmung der Stratosphäre führt. Zum anderen absorbiert hauptsächlich bodennahes Ozon aber auch jene Infrarotstrahlung, die von der Erde emittiert wird. Daher trägt der Abbau des stratosphärischen Ozons zu einer Abkühlung der Erdoberfläche bei, während die erhöhten Ozonkonzentrationen in der Troposphäre zur Erwärmung der Erdoberfläche beitragen. Eine zweite Wechselwirkung zwischen stratosphärischem Ozon und Klimaerwärmung ergibt sich aus den Emissionen, die den Ozonabbau bewirken: FCKW, Halone und H-FCKW, die wichtigsten Verursacher des stratosphärischen Ozonabbaus, sind gleichzeitig beträchtliche Treibhausgase. Sie haben ein Treibhausgaspotenzial, das zwischen 100 und 11.000 mal höher ist als jenes von CO2. Auch H-FKW, die vermehrt als Ersatzstoffe für FCKW und H-FCKW Verwendung finden, haben ein sehr hohes Treibhausgaspotenzial (vgl. Abb. 4). UKB 6 (2001) Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau 5.600 10,00 Halon-1301 4.000 8.500 11.700 9.300 5.000 FCKW-11 1,00 FCKW-12 1,00 FCKW-13 1,00 FCKW-114 1,00 0,80 FCKW-113 0,60 FCKW-115 9.300 630 H-FCKW-141b 0,11 2.000 H-FCKW-142b 0,065 1.700 H-FCKW-12 0,055 93 H-FCKW-123 0,02 480 H-FCKW-124 0,022 11.700 H-FKW-23 650 H-FKW-32 1.300 15.000 185 10.000 5.000 H-FKW-134a 0 0 Treibhausgaspotenzial (CO2 = 1) 2 4 6 8 10 12 Ozonabbaupotenzial (FCKW-11 = 1) Quelle: EPA (2000) Abb. 4: Ozonabbaupotenzial und Treibhausgaspotenzial von ozonabbauenden Substanzen und deren Ersatzstoffen. Ein dritter Aspekt ist die Wirkung der Klimaerwärmung auf den stratosphärischen Ozonabbau. Die Klimaerwärmung kommt durch die Absorption der infraroten Strahlung der Erde in der Troposphäre zustande. Durch die Absorption der infraroten Strahlung in den unteren Schichten der Atmosphäre kommt es zu einer Kühlung in der Stratosphäre, was die Bildung von polaren stratosphärischen Wolken fördert. Polare stratosphärische Wolken spielen eine wichtige Rolle beim Ozonabbau, da sie das Medium sind, auf dem Chlorverbindungen in ozonzerstörende Cl-Radikale umgewandelt werden. 4.2 4.2.1 Ozon- und UV-Messungen in Österreich Stratosphärische Ozonmessungen auf dem Hohen Sonnblick Um die Dicke der stratosphärischen Ozonschicht über Österreich kontinuierlich erfassen zu können, hat das Institut für Meteorologie und Physik der Universität für Bodenkultur im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie ein Spektrophotometer zur Registrierung des Gesamtozons und der vertikalen Höhenverteilung des Ozons installiert. Die Ergebnisse zahlreicher über den Tag verteilter Einzelmessungen des Gesamtozons, wie auch der durchgehenden siebenjährigen Messreihe lassen Aussagen einerseits über die jahreszeitliche Ozonverteilung, andererseits über Schwankungen von Tag zu Tag, und schließlich auch über tageszeitliche Variationen zu. Exemplarisch werden in Abbildung 5 die Monatsmittel der letzten Jahre gezeigt, die deutlich den Konzentrationsrückgang gegenüber dem langjährigen Monatsmittel der Jahre 1926 bis 1978, gemessen in Arosa (Schweiz), illustrieren. Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria UKB 6 (2001) 186 Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau 400 langjähriges Monatsmittel Sonnblick 1994 Sonnblick 1995 Sonnblick 1996 Sonnblick 1997 Sonnblick 1998 Sonnblick 1999 Sonnblick 2000 380 Gesamt-Ozon (DU) 360 340 320 300 280 260 Jan Feb März Apr Mai Jun Jul Monat Aug Sep Okt Nov Dez Quelle: Institut für Meteorologie und Physik, Univ. f. Bodenkultur Abb. 5: Monatsmittelwerte der Dicke der Ozonsäule am Sonnblick in Dobson Units (DU), im Vergleich zum langjährigen Mittel, ermittelt aus Messungen in Arosa (Schweiz) von 1926-1978. Die größten Abnahmen wurden im Winter/Frühling beobachtet (die Abnahme in den Wintern der letzten Jahre betrug bis 9 %), in der Jahreszeit also, in der das Gesamtozon normalerweise hoch ist. Gemittelt über die Jahre 1993 bis 1999 beträgt die Abnahme 8 %. Der beobachtete Rückgang der Ozonschicht korreliert mit einem Anstieg der UV-B Strahlung, sofern die anderen Einflussparameter unverändert bleiben. 4.2.2 Messnetz zur kontinuierlichen Erfassung der UVB-Strahlung In den letzten Jahren wurde ein Messnetz zur kontinuierlichen Erfassung der Strahlungsintensität der erythemal (hautrötend) wirksamen solaren Strahlung an repräsentativ ausgewählten Orten in Österreich aufgebaut. Ziel ist dabei, eine aktuelle Information der Bevölkerung über die UVB-Strahlenbelastung zu ermöglichen. Derzeit wird die Intensität der UV-Strahlung an den folgenden Standorten erfasst: Wien, Bad Vöslau, Linz, Graz, Klagenfurt, Mariapfarr, Innsbruck, Dornbirn und am Hohen Sonnblick. Abbildung 6 zeigt exemplarisch den maximalen UV-Index (dieser ist ein Maß für die Intensität der für die Gesundheit relevanten Effekte der UV-Strahlung der Sonne) in Abhängigkeit von der Jahreszeit. UKB 6 (2001) Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau 187 14 1998 UV-Index 12 1999 UV-Index 2000 UV-Index UV-Index 10 8 6 4 2 0 Jän Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Quelle: Institut für Meteorologie und Physik, Univ. f. Bodenkultur Abb. 6: Maximaler UV-Index am Sonnblick zwischen März 1998 und Juni 2000. Der wichtigste Parameter, der die solare Bestrahlungsstärke beeinflusst, ist die Sonnenhöhe (Zenitwinkel), wodurch auch die Jahresgänge erklärt werden können. Weitere Variabilität ergibt sich aus der Bewölkung. Diese ist neben der Sonnenhöhe der zweitwichtigste Einflussfaktor für die UV-Strahlung am Erdboden. Beim Vergleich von minimalen absoluten Bestrahlungsstärken im Sommer mit Maximalwerten im Winter ist die im gleichen Ausmaß sowohl durch den Zenitwinkel wie auch durch den Einfluss der Bewölkung verursachte Variabilität erkennbar. Zu Zenitwinkel und Bewölkung kommt noch die Ozonabsorption als weitere Ursache von Schwankungen der UV-Strahlung. Die beobachtete natürliche Variabilität des Gesamtozons von etwa 10 % im Sommer und Herbst führt somit zu weiteren Schwankungen von etwa 10 % für die erythemwirksame Strahlung. Die Messwerte des Stratosphärischen Ozons und der UVB-Strahlungsintensität werden täglich im Teletext (Seite 644) und auf der Homepage des BMLFUW (http://www.bmu.gv.at unter „Themen“ bzw. „Service“) veröffentlicht. Im Internet ist zur besseren Veranschaulichung der flächenhaften Verteilung der UVStrahlungsintensität auch eine Karte der UV-Belastung zu sehen. Die Information ist deshalb von Relevanz, da der vermehrte Aufenthalt in der Sonne zu vorzeitiger Hautalterung und einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Hautkrebs und Augenschäden führen kann. Kinder reagieren besonders empfindlich auf UV-Strahlung. Säuglinge sollten der Sonne möglichst nicht ausgesetzt werden, Kleinkinder nur, wenn sie durch Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor und Sonnenbrillen mit starkem UV-Filter geschützt sind. 4.2.3 Verbrauch von ozonzerstörenden Substanzen und deren Ersatzstoffen in Österreich Da in Österreich keine Produktionsstätten für FCKW, H-FCKW, H-FKW und Halone existieren, wird der Verbrauch von ozonabbauenden Substanzen und einiger Ersatzstoffe anhand der Außenhandelsstatistik abgeschätzt. Da die Entwicklung der Lagerbestände nicht erfasst wird, können diese allerdings die Verbrauchszahlen verzerren. Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria UKB 6 (2001) 188 Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau In der Außenhandelsstatistik werden die Halogenderivate der Kohlenwasserstoffe unter der Warennummerngruppe 2903 geführt, wobei neben einer Reihe von Einzelsubstanzen auch Substanzgruppen enthalten sind. Da nicht alle Einzelsubstanzen extra erfasst werden, können ozonabbauende Substanzen und deren Ersatzstoffe nur in Tonnen aufsummiert werden, nicht gewichtet nach ihrem Ozonabbaupotenzial. Außerdem ist auch eine mengenmäßige Unterscheidung wesentlicher FCKW-Ersatzstoffe seit der Umstellung der Nomenklatur der Außenhandelsstatistik 1995 nicht mehr möglich. Abbildung 7 zeigt, dass der Verbrauch von FCKW seit Anfang der 90er Jahre stark zurückgegangen ist. Der Anstieg im Jahr 1994 und der Exportüberschuss im darauffolgenden Jahr, sind auf den EU-Beitritt Österreichs zurückzuführen: Da der Import von FCKW in die Mitgliedstaaten der EU stark beschränkt ist, der Handel innerhalb der Mitgliedstaaten aber nicht diesen Restriktionen unterliegt, dürften einige Firmen ihre Lagerbestände vor dem österreichischen EU-Beitritt angefüllt und 1995 wieder entleert haben. Auch der Verbrauch von FCKW-Ersatzstoffen scheint in Summe bis 1996 leicht abgenommen zu haben, seither weisen die Zahlen allerdings wieder steigende Tendenz auf. 3.500 3.000 Tonnen 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 1991 FCKW H-FCKW, H-FKW, FKW 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Quelle: Außenhandelsstatistische Auswertungen aus PEROTECH (1999) Abb. 7: Verbrauch (Import minus Export) von FCKW und Ersatzstoffen (H-FCKW, H-FKW, FKW). Außer den in Abbildung 7 erfassten Mengen werden noch zusätzliche Mengen an FCKW, H-FCKW und H-FKW nach Österreich importiert, die in verschiedenen Zubereitungen für unterschiedliche Anwendungen enthalten sind und mengenmäßig nicht abgeschätzt werden können. Es wird allerdings angenommen, dass diese Mengen im Vergleich zu den in der Abbildung angeführten gering sind (PEROTECH, 1999). Außerdem sind auch jene Substanzgemischgruppen nicht in der Abbildung enthalten, die unter der Warennummerngruppe 38 der Außenhandelsstatistik geführt sind. Da die mengenmäßige Unterscheidung wesentlicher FCKW-Ersatzstoffe seit der Umstellung der Nomenklatur der Außenhandelsstatistik 1995 nicht mehr möglich ist, gibt PEROTECH (1999) einen Überblick über Verkaufsmengen, die aufgrund von Erhebungen bei in diesen Bereichen tätigen Unternehmen zusammengestellt wurden. Dabei fällt auf, dass insbesondere einige Anwendungen der H-FKW starke Wachstumsraten vorweisen (vgl. Tab. 2). UKB 6 (2001) Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau 189 Tab. 2: Verkaufsmengen von FCKW-Ersatzstoffen in Österreich. Substanz Kurzzeichen Verkaufsmengen (t), gerundet Typ 1995 1) 1996 1) 1997 1998 R 134a H-FKW 130 167 315 337 R 404a H-FKW 3 32 65 94 R 407c H-FKW 1 4 7 R 507 H-FKW 5 8 12 16 R 413a H-FKW+KW H-FCKW 310 372 374 448 H-FCKW 125 125 95 71 H-FCKW 50 60 120 150 R 22 2) R 141b R 142b 2) 1 6 R 401a H-FCKW+H-FKW 2 7 12 13 R 402a H-FCKW+H-FKW 6 16 19 17 631 789 1.016 1.159 Summe 1) Zum Teil Schätzwerte 2) Zum Teil in Mischung Quelle: PEROTECH (1999) 4.3 4.3.1 Maßnahmen Internationale Maßnahmen Das wichtigste internationale Abkommen zum Schutz der stratosphärischen Ozonschicht ist die Wiener 1 Konvention (1985) und darauf aufbauend das Montreal Protokoll (1987). Die Wiener Konvention ist eher allgemein gehalten und drückt die Absicht der Regierungen aus, die stratosphärische Ozonschicht zu schützen und den Informationsaustausch zwischen Behörden, Wissenschaft und Industrie hinsichtlich des Ozonabbaus auszubauen. Sie nennt keine Substanzen, die die Ozonschicht schädigen könnten, und FCKW werden erst am Schluss des Annex erwähnt als chemische Substanzen, die beobachtet werden sollten. Trotzdem stellt die Konvention einen wichtigen Präzedenzfall dar: zum ersten Mal hatten Nationen beschlossen, ein globales Umweltproblem in Angriff zu nehmen, bevor dessen negative Effekte spürbar bzw. wissenschaftlich nachgewiesen wurden. Zwei Monate nach der Unterzeichnung der Wiener Konvention im März 1985, publizierten Britische Wissenschafter in der Zeitschrift „Nature“ Studienergebnisse über massiven Ozonabbau in der Antarktis. Diese Erkenntnisse wurden von US-Amerikanischen Satellitenaufnahmen bestätigt und stellten somit den ersten Beweis für einen beträchtlichen Ozonabbau dar. Sie unterstrichen die Notwendigkeit für die Ausarbeitung konkreter Maßnahmen zur Schutz der Ozonschicht und beschleunigten somit die Verhandlungen für ein Protokoll zur Wiener Konvention. Als Resultat wurde im September 1987 eine Einigung über Maß2 nahmen zum Schutz der Ozonschicht erzielt und das Montreal Protokoll unterzeichnet. Das Montreal Protokoll konkretisiert die Bestimmungen der Wiener Konvention mit dem Ziel, die Produktion und den Verbrauch ozonabbauender Stoffe schrittweise einzuschränken bzw. zu verringern. Inzwischen wurde das Protokoll mehrmals angepasst und erweitert (London 1990; Kopenhagen 1992; Wien 1995; Montreal 1997; Peking 1999). Tabelle 3 zeigt den aktuellen Stand wichtiger Reduktionsziele für ozonabbauende Stoffe unter dem Montreal Protokoll. 1 Wiener Konvention zum Schutz der Ozonschicht, 1985; BGBl. 596/1988. 2 Montreal Protokoll über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen 1987; BGBl. 283/1989. Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria UKB 6 (2001) 190 Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau Tab. 3: Reduktionsziele unter dem Montreal Protokoll und der neuen EU-Ozonverordnung. Substanzen EU-Ozonverordnung (2000) Montreal Protokoll Industriestaaten FCKW Produktion und Verbrauch Verbot: 1995 Halone Produktion und Verbrauch Verbot: 1994 H-FCKW Verbrauch Basisniveau: H-FCKW-Verbrauch 1989 + 2,0 % des FCKWVerbrauchs 1989 Basisniveau: H-FCKW-Verbrauch 1989 + 2,8 % des FCKWVerbrauchs 1989 1999: Einfrieren auf dem H-FCKW-Verbrauch 1989 + 2,6 % des FCKWVerbrauchs 1989 Einfrieren: -35 %: -65 %: -90 %: -99,5 %: Verbot: Basisniveau: 1995-97 Einfrieren: -50 %: -85 %: Verbot: Verbot: 1994 1.7.1999 2005 2007 2010 Basisniveau: 1995-97 Einfrieren: -50 %: Verbot: 2001: Einfrieren auf Basisniveau Methylbromid Produktion und Verbrauch Verbot: 1996 Montreal Protokoll Entwicklungsländer 2002 2005 2010 Basisniveau: 2015 Einfrieren: Verbot: 2016 2040 1996 2004 2010 2015 2020 2030 -15 %: -55 %: -70 % -75 %: Verbot: 2002 2003 2004 2008 2010 Basisjahr: 1991 Basisjahr: 1991 Basisniveau: 1995-98 -25 %: -60 %: -75 %: Verbot: 1999 2001 2003 2005 -25 %: -50 %: -70 %: Verbot: Einfrieren: -20 %: Verbot: 1999 2001 2003 2005 2002 2005 2015 Anmerkung: Die Bestimmungen des Montreal Protokolls berücksichtigen alle Zusatzabkommen. In vielen Fällen existieren Ausnahmeregelungen etwa für die Instandhaltung von existierenden Geräten oder für Verwendungszwecke, für die keine Ersatzstoffe bestehen. Europäische Union: Am 1. Oktober 2000 trat die neue EU-Verordnung Nr. 2037/2000 vom 29. Juni 3 2000 über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen (EU-Ozonverordnung) in Kraft. Ziel der neuen Verordnung ist die Begrenzung und Überwachung der Produktion, des Inverkehrbringens und der Verwendung von Stoffen, die zum Abbau der Ozonschicht führen, innerhalb der Gemeinschaft, sowie der Ausfuhr dieser Stoffe in Drittländer. Die wichtigsten Bestimmungen der neuen Verordnung sind. 1. Ausstieg aus Produktion und Verbrauch von H-FCKW: H-FCKW werden gegenwärtig vor allem in Kühlgeräten und Klimaanlagen, als Treibmittel für Schaum und Isolierstoffe und als Lösungsmittel verwendet. Die neue Verordnung sieht einen rascheren Ausstiegszeitplan aus Produktion und Verbrauch von H-FCKW vor als das Montreal Protokoll. Sie verbietet den Verbrauch aller H-FCKW innerhalb der nächsten vier Jahre außer für die Instandhaltung existierender Geräte. Für die Instandhaltung existierender Geräte tritt 2010 ein Verbot von neuen H-FCKW in Kraft, während wiederverwertete Substanzen bis 2015 zum Einsatz kommen dürfen. 2. Ausstieg aus Produktion und Verbrauch des Pestizids Methylbromid: Die neue Verordnung sieht für den Verbrauch von Methylbromid in der Landwirtschaft einen etwas rascheren Ausstiegszeitplan als das Montreal Protokoll vor. Außerdem soll durch Einfrieren und einen Reduktionsmechanismus das Schlupfloch verringert werden, das im Montreal Protokoll für den Verbrauch von Methylbromid im Quarantänebereich und bei der Behandlung vor dem Transport vorgesehen ist. UKB 6 (2001) Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau 191 3. Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen aller ozonabbauender Substanzen: Verbrauchsverbote für Stoffe, deren Produktion und Importe schon verboten sind (insbesondere FCKW in existierenden Kühl- und Klimageräten und Halone in Brandschutzgeräten), sollen den Kampf gegen illegalen Handel mit solchen Substanzen verbessern. Außerdem sollen strengere Richtlinien beim Umgang mit ozonabbauenden Substanzen (Ausbildungsprogramme, verpflichtende Rückgewinnung, Entsorgung, Monitoring- und Lizenzierung) zur Emissionsreduktion beitragen. 4.3.2 Nationale Maßnahmen Tabelle 4 zeigt die wichtigsten Ausstiegsziele für ozonzerstörende Substanzen in Österreich. 4 Die Verwendung von FCKW wurde in Österreich Anfang der 90er Jahre schrittweise verboten. Allerdings existieren Ausnahmen für medizinische Zwecke oder für bestimmte technisch noch nicht ersetzbare Bereiche. Außerdem dürfen FCKW für die Instandhaltung von Kühl-, Wärme- und anderen Klimaanlagen, die vor dem jeweiligen Verbotstermin hergestellt oder eingeführt wurden unter bestimmten Voraussetzungen verwendet werden (Umbau technisch nicht möglich oder Aufwand zu groß). 5 Die Verwendung von Halonen ist in Österreich für Neuinstallationen seit 1991 verboten. Seit 1. Jänner 2000 ist auch das Befüllen und Nachfüllen von Feuerlöschern und Löschanlagen mit Halonen verboten. Ausgenommen sind nur jene Bereiche (sogenannte „kritische Verwendungszwecke“), in denen nach dem derzeitigen Stand der Technik keine gleichwertigen Ersatzstoffe oder alternative Löschverfahren zur Verfügung stehen (z. B. Einsatz in Flugzeugen, in einigen Anwendungen in der Petrochemie und in bestimmten militärischen Anwendungen). Laut Schätzungen vom BMLFUW betragen die in Österreich vorhandenen Halonbestände, die derzeit in nicht-kritischen Verwendungszwecken eingesetzt werden rund 90 Tonnen. Um die sachgerechte Verwendung dieser Halonbestände sicherzustellen, wurde eine Halonbank eingerichtet, wo Unternehmen ihre Bestände aus nicht-kritischer Verwendung abgeben können. Aus der Halonbank können aber auch Halone 6 für die kritische Verwendung bezogen werden. 3 Amtsblatt L 244 vom 29/09/2000. 4 Verordnung des Bundesministers für Umwelt, Jugend und Familie vom 17. Mai 1990 über Beschränkungen und Verbote der Verwendung, der Herstellung und des Inverkehrsetzens von vollhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffen BGBl. 301/1990. 5 Verordnung des Bundesministers für Umwelt, Jugend und Familie vom 16. August 1990 über das Verbot von Halonen BGBl. 576/1990. 6 Verordnung des Bundesministers für Umwelt, Jugend und Familie über die Einrichtung einer Halonbank (Halonbankverordnung) BGBl. 77/2000. Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria UKB 6 (2001) 192 Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau Tab. 4: Wichtige nationale Verbotstermine für FCKW, Halone und H-FCKW. Substanzen und Anwendungen Verbot FCKW Treibgase 1990 Allgemeines Verbot 1991 Ausnahmen vom allgemeinen Verbot: • Herstellung von Schaumstoffen 1993 • Kühl-, Wärme- und Klimageräte 1994 • Entfetten, Reinigen und Trocknen (Industrie) 1994 • Reinigung (Kleidung und Textilien) 1995 Halone Neuinstallationen 1991 Nachfüllen 2000 H-FCKW Verbot aller nicht ausdrücklich genannten Einsatzbereiche 1.7.1995 Lösemittel 2000 Treibmittel für Schaum- und Isolierstoffe 2000 Kältemittel bei Neuanlagen 2002 Methylbromid Allgemeines Verbot (Ausnahme zugelassener Pflanzenschutzmittel) 1998 Verwendungsverbote von H-FCKW wurden in Österreich auf Grundlage des Ausstiegsplans der alten 7 8 EU-Ozonverordnung mit früheren Verbotsterminen für bestimmte Anwendungsbereiche beschlossen. Ein allgemeines Verbot von Methylbromid trat 1998 in Kraft, allerdings sind zugelassene Pflanzenschutzmittel nicht davon betroffen. 4.3.3 Der Beitrag der Konsumenten Die Konsumenten können vor allem in folgenden Bereichen ihren Beitrag zum Schutz der Ozonschicht leisten: Kauf von Kühlgeräten: In Kühlschränken werden H-FCKW (früher FCKW) sowohl im Kühlsystem als auch in der Schäumung (Isolierung) eingesetzt. Inzwischen werden häufig chlorfreie H-FKW verwendet, die zwar nicht ozonschädlich, aber hoch treibhauswirksam sind. Es existieren allerdings schon viele Kühlgeräte, die weder die ozonabbauenden Stoffe FCKW bzw. H-FCKW, noch deren treibhauswirksame Ersatzstoffe H-FKW enthalten. Diese Geräte kühlen stattdessen mit unproblematischen Kohlenwasserstoffgemischen (Propan/Butan). Greenpeace hat eine Liste von ozon- und klimafreundlichen Kühlschrankmo9 dellen zusammengestellt . Bauprodukte: Für Bauprodukte wie Dämmplatten oder Montageschäume für Fenster und Türen werden H-FCKW und treibhauswirksame H-FKW verwendet. Für die meisten Anwendungen existieren Alternati- 7 Verordnung Nr. 3093/94 des Rates vom 15. Dezember 1994 über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen, ABl. EG Nr. L 333/1 vom 22. Dezember 1994. 8 Verordnung des Bundesministers für Umwelt über ein Verbot bestimmter teilhalogenierter Kohlenwasserstoffe (H-FCKW-Verordnung) BGBl. 750/1995. 9 Weitere Informationen: www.greenpeace.at UKB 6 (2001) Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria Sechster Umweltkontrollbericht – 4. Stratosphärischer Ozonabbau 193 ven, die laut Greenpeace sehr geringe bis gar keine Mehrkosten aufweisen. Greenpeace hat einen aktuellen Marktüberblick zusammengestellt, wo Alternativen zu Bauprodukten mit H-FCKW, H-FKW und SF6 (Treibhausgas) aufgelistet werden. Fachgerechte Entsorgung von Altgeräten: Alte Kühlschränke und Feuerlöschgeräte müssen fachgerecht entsorgt werden, damit möglichst wenig ozonabbauende Substanzen beim Entsorgungsprozess entweichen. Kühlschränke können über den Elektrohandel oder bei den Übernahmestellen der öffentlichen Müllentsorgung abgegeben werden (nähere Information: http://www.ufh.at). Für Feuerlöschgeräte und Löschanlagen wurde eine Halonbank eingerichtet, wo alte Geräte abgegeben werden können. Dadurch können Unternehmen hohe Entsorgungskosten vermeiden, die bei der Entsorgung von Halonen als gefährlicher Abfall anfallen würden. Außerdem wird die Umstellung der alten Halonlöschanlagen auf halogenfreie Löschmittel durch Förderungen nach dem Umweltförderungsgesetz unterstützt (nähere Auskünfte: BMLFUW). Literatur EORCU – EUROPEAN OZONE RESEARCH COORDINATING UNIT (2000): The Northern Hemisphere Stratosphere in the Winter and Spring of 1999/2000. Third European Stratospheric Experiment on Ozone (THESEO) 1998-2000. European Ozone Research Coordinating Unit. Cambridge. PEROTECH (1999): Erhebung des Verbrauches und der Substitution von FCKW und Halonen. Endbericht im Auftrag des BMUJF. Gesellschaft für Abfallwirtschaft, Energie- und Umwelttechnik. Graz. WMO – WORLD METEOROLOGICAL ORGANIZATION (1998): Scientific Assessment of Ozone Depletion: 1998. Executive Summary. Global Ozone Research and Monitoring Project – Report No. 44. World Meteorological Organization. EPA – United States ENVIRONMENTAL PROTECTION AGENCY (2000): http://www.epa.gov/ozone/. Umweltbundesamt/Federal Environment Agency – Austria UKB 6 (2001)