49 Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier

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49 Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier
Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier
Rundweg: Parkplatz N.U.O. Schleichach - Glashütter Waldkapelle –
Theinheim – Parkplatz N.U.O. Schleichach
Tour 7
Durch gepflegte
Wälder zum
gepflegten Bier
Diese Tour führt uns durch abwechslungsreiche
Wirtschaftswälder, wie sie für den Nordsteigerwald typisch sind. Auf unserer Wanderung durch
die ausgedehnten Laub- und Mischwälder können
wir das „Glashütter Käpella“ entdecken und den
Theinheimer Kreuzweg mit seinen Stationen
bewandern. Der Wegabschnitt mit den originellen
Holzfiguren des „Waldgeister-Skulpturenwegs“ ist
vor allem für Kinder ein Höhepunkt. Wir passieren
viele kleine Täler und Kuppen und überwinden
dabei insgesamt beinahe 400 Höhenmeter. Da
kommt schließlich nach zwei Dritteln des Weges
eine Einkehr in einer traditionsreichen Brauereigaststätte gerade recht.
Wir starten vom gut ausgeschilderten Parkplatz
„N.U.O.Schleichach“ nordöstlich von Fabrikschleichach und gehen ein kurzes Stück auf
der Staatsstraße nach rechts Richtung Fabrikschleichach. Nach ungefähr 200 Metern biegen wir
vor einer scharfen Linkskurve nach links auf einen
kleinen Parkplatz ein, von dem Holzschilder den
Weg nach „Theinheim 5 km“ und zur Waldkapelle
(O3) weisen. Diesen Weg gehen wir geradeaus in
den Wald hinein und treffen auf Reste eines alten
Buchenwaldes, wie er im Steigerwald nicht mehr
oft vorkommt. Unter den alten dicken Buchen und
einigen Eichen hat sich ein Buchenunterwuchs
eingestellt. Sofort fällt rechterhand eine mächtige
alte Buche auf und nach 50 Metern finden wir zwei
Glashütter Waldkäpella
Biotopbäume mit eindrucksvollen Spechtspuren.
Nach ca. 200 Metern kommen wir an eine Kreuzung, an der ein Schild „Theinheim“ nach links
zeigt. Um das Glashütter Käpella zu sehen, halten
wir uns aber halb rechts und gehen noch 100 Meter weiter (s. Foto, Karte 1 ). Es liegt als lohnendes
Ziel mitten im Wald, umgeben von Bänken und ist
vor allem innen sehr hübsch eingerichtet. Es wurde
1730 auf Grund des Gelöbnisses eines Holzfuhrmannes zur Zeit der Glashütten erbaut.
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Unterwegs zum Nationalpark Steigerwald – Naturwanderführer
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Tour 7: Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier
Auf den Spuren Balthasar Neumanns
durch die Glashütten-Wälder
Fabrikschleichach ist erst 300 Jahre alt und wurde
am 1. Januar 1706 vom Hüttenmeister Adam Berger als Glashütte und damit als Industriestandort
gegründet. Wegen des hohen Holzbedarfs wurden die Glashütten in den Wäldern angesiedelt,
meist in einer siedlungsärmeren Gegend. Mit
Holzkohle als Energieträger wurde aus den Rohstoffen Sand und Pottasche Waldglas hergestellt.
Der Holzbedarf einer Glashütte zur Herstellung
von Pottasche und zum Heizen der Glasöfen betrug jährlich 2.000 bis 3.000 Festmeter Holz.
Die Auswirkungen der Glashütte waren hier aber
nicht so verheerend wie z.B. im Nordspessart, wo
die Buchenwälder großflächig abgeholzt und
schließlich durch Nadelforste ersetzt wurden. Um
die Glasfabrik entstand eine Siedlung mit kleinen, ebenerdigen Häuschen, die Kaserne. Den
Ortsnamen Fabrikschleichach erhielt der Ort erst
140 Jahre später. In Fabrikschleichach erinnern
historische Bauwerke an die Zeit der Glasproduktion, allen voran die vom fürstbischöflichen Hofbaumeister Balthasar Neumann 1747 errichtete
Pottaschesiederei. Die Glasproduktionsstätte war
der bedeutendste Wirtschaftsbetrieb des Hochstifts Würzburg. Balthasar Neumann war viele
Jahre Pächter der Glashütte und produzierte in
Fabrikschleichach das Glas für den Prachtbau der
Würzburger Residenz. In der ehemaligen Pottaschesiederei in Fabrikschleichach befindet sich
heute die Töpferei Cafe Ton (siehe Karte 8 ), die
unter Kennern als Geheimtipp gehandelt wird.
Literatur: Loibl, Werner (2006): Fabrik-Schleichach - Die
Geschichte der Glashütte im Steigerwald. Arbeitskreis für
Heimatgeschichte Rauhenebrach zur 300-Jahr-Feier (Hrsg.).
Nach diesem Abstecher zur Kapelle gehen wir wieder zurück und folgen dem Wegweiser nach Theinheim. Der etwas zugewachsene Fußweg schlängelt
sich etwa 800 Meter die Hangkante entlang und wir
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können immer wieder schöne Blicke auf die Hangwälder werfen – eine willkommene Abwechslung
zu den später folgenden geradlinig verlaufenden,
breiten Forststraßen. Hier sind auch eine Vielzahl
an Nisthilfen für Insekten, Fledermäuse und Vögel
angebracht, die den Mangel an Biotopbäumen und
Baumhöhlen im Wirtschaftswald etwas mildern
sollen. Die hiesige Waldwirtschaft ist eng mit dem
Namen Moritz Pflaum verbunden, der in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts hier arbeitete und der
die Laubwälder so intensiv pflegte, dass kaum ein
Biotopbaum übrig blieb (siehe Infokasten).
Pflaum´sche Forstwirtschaft:
Kahlschlagsfrei, dennoch schlecht für
Specht & Co
Oberforstmeister Moritz Pflaum prägte 1921 bis
1948 entscheidend die Wälder im Nordsteigerwald. Die von oben verordneten sehr starken
Holznutzungen in den Notjahren während und
nach den beiden Weltkriegen führte Pflaum in
den Waldbeständen um Fabrikschleichach in
Form einer sehr intensiven Pflege durch.
Über Jahrzehnte nutzte er im Gegensatz zu seinen Kollegen im Süden des Steigerwaldes den
Buchenvorrat nicht in Form von Kahlschlägen,
sondern für die damalige Zeit sehr fortschrittlich
durch eine intensive Hochdurchforstung auf der
ganzen Fläche. Dabei wurde in den Nachkriegsjahren doppelt so viel Holz genutzt wie später.
Die Nutzung erfolgte stets nach dem Prinzip:
„Das Schlechte fällt zuerst“. Dadurch entwickelten sich auch aus jüngeren Buchenbeständen
Bäume mit starken Durchmessern, so wie sie
heute das Ziel moderner Durchforstungskonzepte sind. Aus heutiger Sicht positiv: Er schuf eine
kahlschlagsfreie Waldwirtschaft, begünstigte die
Laubbäume, löste den Laubwald nicht durch Nadelwald ab und hinterließ Laubwälder von hoher
ökonomischer Wertleistung. Aus heutiger Sicht
negativ: Der intensiven Pflege fielen (fast) alle
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Tour 7: Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier
Biotopbäume zum Opfer. Weil bei seinem Durchforstungsverfahren die für viele holzbewohnenden Käferarten und höhlenbrütenden Vogelarten
lebenswichtigen Strukturen (z.B. anbrüchige Einzelbäume) schon im Frühstadium entfernt wurden, konnten sich nur relativ anspruchslose Arten
halten. Für Arten wie den Nashornkäfer, Zunderschwamm oder den Grauspecht war schließlich
kein Platz mehr. Die Folge waren einschneidende
Verluste bei der Artenvielfalt.
Literatur: Müller, Jörg (2005): Waldstrukturen als Steuergröße für Artengemeinschaften in kollinen bis submontanen
Buchenwäldern. Dissertationsschrift an der TU München,
Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung,
Landnutzung und Umwelt Department für Ökosystem- und
Landschaftsmanagement – Lehrstuhl für Waldwachstumskunde.
Grenzstein Bamberg-Würzburg (1688)
Nach der kleinen Lichtung mit einer Waldschutzhütte und einem Rastplatz folgen wir der Beschilderung Richtung Theinheim und biegen nach rechts
in die Forststraße ein. Der Name „Steinknuck“ der
örtlichen Waldabteilung ist auf eine Beschreibung
des Standortes als Steinhügel bzw. Hügel aus Stein
zurückzuführen.
Von dieser Kreuzung an begleiten uns beidseitig
der Forststraße immer wieder eingezäunte BuchenEichenwälder – ein Hinweis darauf, dass noch zu
viele Rehe den nachwachsenden Mischwald verbeißen. Der Nachwuchs der Waldbäume muss immer
noch durch teure Zäune geschützt werden.
Gut 1000 Meter nach dieser Kreuzung treffen wir
links des Weges auf einen bemoosten Grenzstein
neben einer Bank (siehe Infokasten, Karte 2 ).
Historische Grenzsteine an der Jagdgrenze zwischen Hochstift Bamberg
und Würzburg
Der Grenzstein markiert eine historische Jagdgrenze zwischen den Hochstiften Bamberg und
Würzburg, auf die man sich nach langwierigem
Streit geeinigt hatte. Auf dem Stein sind über
dem Jagdhorn die Buchstaben B:S für Bamberger
Schulterbach und W:S für Würzburger Lehen zu
erkennen. Im Volksmund wurden sie scherzhaft
als Bamberger Süffling und Würzburger Lump
bezeichnet. Der Stein ist 1688 hier aufgestellt
worden. In der damaligen Zeit spielte die Jagd
bei Fürsten und Fürstbischöfen noch eine bedeutende Rolle. Insbesondere die Hohe Jagd auf das
sogenannte „Hochwild“ war begehrt und deshalb
damals dem Adel bzw. den Klöstern vorbehalten.
Unter das „Hochwild“ fielen z.B. Wildschweine
oder auch Wölfe und Rothirsche, die damals noch
im Steigerwald vorkamen.
Direkt gegenüber bezeichnet ein kleines weißes
Schild hinter der abzweigenden Forststraße nach
Fabrikschleichach die lokale Waldabteilung als
„Mühlschlag“. Der Name weist darauf hin, dass der
hiesige Müller hier das besondere Recht hatte, Holz
einzuschlagen. Nach weiteren 200 Metern können
wir den nächsten Grenzstein entdecken, der etwas
versteckt im jungen Buchenwald – etwa fünf Meter
links vom Wegesrand entfernt – zu finden ist. Auf
dieser Seite zieht auch kurz darauf ein imposanter
abgestorbener Höhlenbaum die Aufmerksamkeit
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Tour 7: Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier
auf sich. Die Bearbeitungsspuren von Specht und Co.
sind gut zu erkennen. Die tiefen Spalten und Risse
bieten Fledermausarten im Sommer gute Quartiermöglichkeiten.
Junge Eichen werden von
Rehen abgefressen
Gleich hinter dem Höhlenbaum biegen wir nach
links in eine Forststraße in Richtung „Fürnbach“
ein. Wir gehen über einen Kilometer bergab durch
ansehnliche Buchen-Eichenwälder, die auf großen
Flächen eine Buchennaturverjüngung aufweisen.
Vereinzelte Fichtenforste beginnen sich aufzulösen und hinterlassen Kahlflächen, die nach und
nach mit Laubbäumen wieder zuwachsen. Kurz
vor einer Waldwiese biegen wir an einer T-Kreuzung nach rechts ab und folgen der Beschilderung
„Richtung Theinheim 3,5 km“. Rechter Hand vom
Kreuzungsbereich sehen wir ein kleines idyllisches
Waldbächlein, das sich hier durch den natürlichen
Eichen-Hainbuchenwald schlängelt (s. Karte 3 ).
Im weiteren Wegverlauf passieren wir einige lichte
Partien rechts des Weges, auf denen wir bei näherem Hinsehen (s. Foto) tausende von kleinen Eichen
feststellen können, die aus Naturverjüngung stammen. Sie scheinen alle in einer Höhe von 20 Zentimetern wie mit dem Rasenmäher abgeschnitten:
Es waren leider die vielen Rehe, die hier die Eichenverjüngung zu 100 % verbissen haben. Es bleibt zu
hoffen, dass es den Eichen gelingt in den nächsten
Jahren hochzuwachsen.
An einem auffälligen, dreieckig ausgeformten
Holzlagerplatz rechts des Forstweges begrüßen uns
einige Zeit später zwei weitere Grenzsteine. Ab hier
können wir einen markanten Baumartenwechsel
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beobachten. Statt der bisher vorherrschen Buchen
und Eichen treffen wir nun vermehrt auf jüngere
Wälder, in denen Fichten und Kiefern dominieren:
Wir haben den Staatswald verlassen und wandern
nun auf einem hellen Schotterweg durch den Gemeindewald Rauhenebrach.
Wir überqueren nach einiger Zeit ein kleines Wiesental und bei der anschließenden T-Kreuzung
wählen wir nicht den kürzeren Weg nach rechts
(Schild „Theinheim 2,5 km“), sondern wenden uns
nach links. Wir folgen der Beschilderung „Theinheim
3 km“ bzw. „Skulpturenweg R3“.
Geheimnisvolle Eulen und
Waldgeister am Wegesrand
Wir befinden uns nun auf dem WaldgeisterSkulpturenweg, der im Jahre 2008 nach einer
Idee des Theinheimer Wirts Michael Bayer eingerichtet wurde (siehe Foto, Karte 4 ). Die Figuren
weisen auf den Sagenschatz Theinheims hin, das
bis zum Mittelalter noch mitten im Wald lag. Die
Skulpturen wurden vom Schnitzer Adam Müller
und vom Motorsägen-Künstler Dietmar Herold
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Tour 7: Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier
aus Baumstämmen kunstvoll angefertigt. Der
Pfad mit den Holzfiguren weckt vor allem bei
Kindern die Entdeckerlust – von einer Sagengestalt zur nächsten läuft es sich gleich doppelt so
schnell. Aber auch ein Holzwigwam mit kleinen
Sitzgelegenheiten lädt zum Verweilen ein.
Diesem Weg folgen wir nun in Richtung Theinheim.
Hier werden wir vom sanft hügeligen, abwechslungsreichen und pfadähnlichen Streckenverlauf
verwöhnt. Wir passieren linkerhand ein Nebental des
Schulterbachtals mit einem offenen Wiesengrund.
Anschließend tauchen wir gleich noch einmal auf
geschlängeltem Weg für kurze Zeit in den Wald mit
seinen vielfältigen Holzgeistern ein. Nachdem der
Waldrand beinahe erreicht ist, gabelt sich der Weg
und wir folgen der Wegmarkierung R3 scharf nach
rechts hangabwärts. Wir lassen nun den Wald hinter
uns und gehen an mehreren aneinandergereihten
Fischweihern vorbei. Unser Weg verläuft parallel zum
Lauf des Schulterbaches, der am Fuß des Bamberger
Berges entlang fließt. An der nächsten Weggabelung
wenden wir uns nach links und sehen Theinheim mit
seinen ersten landwirtschaftlichen Gebäuden vor uns
liegen. Im Ort angekommen, halten wir uns links und
gehen die Holzberg-Straße in Richtung Ortsmitte hinunter zur Schulterbachstraße. Dort angekommen,
biegen wir rechts ab und erreichen nach wenigen
Metern die Traditionsgaststätte „Zum Grünen Baum“
(siehe Karte 5 ). Nach zwei Drittel der Wegstrecke
können wir nun eine wohlverdiente Rast einlegen.
Besonders erfreulich: In der zum Gasthaus gehörenden Brauerei wird seit über 300 Jahren Bier gebraut.
Für den Rückweg gestärkt, gehen wir zur HolzbergStraße zurück. Wir bleiben auf dieser bergauf, bis
die Straße in einen Feldweg übergeht und wir den
Theinheimer Kreuzweg erreichen. Links des Weges
können wir dessen Stationen besichtigen (siehe
Karte 6 ).
Theinheimer Kreuzweg
Den Kreuzweg legten die Theinheimer bereits
1903 mit Relieftafeln aus Terrakotta an. Darauf
sind die Leidensstationen Christi dargestellt. Karfreitags wird hier eine eindrucksvolle Prozession
abgehalten.
Wir gehen gemächlich den Holzberg hinauf und
überwinden, vorbei an bunten Hecken, Höhenmeter
um Höhenmeter. Beim kurzen Verschnaufen lohnt
der Blick zurück auf die ausgedehnten SteigerwaldHochflächen. Am Wegesrand wachsen verschiedene
Wildkräuter und im Spätsommer blühen hier u.a.
die Rundblättrige Glockenblume, der Gewöhnliche
Hornklee oder die Wiesen-Flockenblume.
Nachdem wir wieder den Wald erreicht haben,
lassen wir die Abzweigung zum Waldgeister-Skulpturenweg (R3) rechts liegen und folgen geradeaus
einem Holzschild in Richtung „Fabrikschleichach
4 km“.
Wir durchqueren zumeist jüngere bis mittelalte
Wälder mit wechselnden Anteilen an Buchen, Eichen, Fichten und Kiefern. Kurz bevor wir die rechts
abzweigende Forststraße nach Fürnbach bzw.
Markertsgrün erreichen, passieren wir linker Hand
einen größeren Komplex mit einem jungen Laubwald, der wohl nach Kahlschlag entstanden ist und
in dem kein Altbaum mehr zu finden ist.
Das folgende Wegstück kennen wir bereits vom
Hinweg. Wir gehen es weiter ohne abzubiegen und
erreichen wieder die Abzweigung in Richtung Waldkapelle. Diesmal gehen wir jedoch 70 Meter weiter
und biegen an einem Holzschild, das rechts des
Weges nach Theinheim zurückweist, links in einen
Forstweg ein.
Auf dem Weg zum Parkplatz passieren wir rechter
Hand umzäunte Wald-Versuchsflächen (siehe Infokasten und Karte 7 ). Nach weiteren 200 Metern
kommen wir wieder zum Parkplatz an der Staatsstraße Fabrikschleichach – Eltmann zurück.
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Tour 7: Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier
Versuchsfläche bei Fabrikschleichach
Viel Holz im Wald – gut für’s Klima!
Die Versuchsflächen bei Fabrikschleichach wurden
1870 in einem damals 48-jährigen Buchenwald
eingerichtet, der aus Naturverjüngung hervorgegangen war. Die Buchen hier sind also heute im
Durchschnitt über 180 Jahre alt. Bis zum Jahre
1990 wurden in Abständen von fünf bis maximal
15 Jahren der Brusthöhendurchmesser und die
Baumhöhe aller Einzelbäume gemessen. Das Ziel
dieses Versuches war und ist es, die Wuchsleistung der Buche unter dem Einfluss verschiedener
Durchforstungsstärken zu untersuchen. Die Ergebnisse belegen eindrucksvoll eine besonders hohe
Wuchskraft der Buchen im Steigerwald. Besonders
in den wenig bis schwach durchforsteten Buchenwaldparzellen sind im Laufe der Zeit immense
Holzvorräte angewachsen, die teilweise über 1000
Festmeter Holz pro Hektar betragen. Die geringen
Ausfälle auf dieser Versuchsfläche trotz der zahlreichen Stürme in den letzten Jahren zeigen, dass
diese Buchenwälder mit den hohen Holzvorräten
sehr stabil sind. Da stabile Wälder über Jahrzehnte
und Jahrhunderte Kohlenstoff einlagern, können
sie als effektiver Kohlenstoffspeicher dienen: Eine
durchschnittliche Buche verbraucht pro Tag bei
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der Photosynthese sechs Kilogramm Kohlenstoffdioxid und baut beim Wachsen große Mengen
Kohlenstoff in ihre Biomasse ein. Darüber hinaus
wird Kohlenstoff aus verrottetem Material und in
Wurzeln zum Teil über Jahrhunderte im Boden
gespeichert. Urwälder gehören so zu den größten Kohlenstoffspeichern der Landfläche. Aktive
Kahlschläge oder auch Sturmwürfe in instabilen
Wäldern wirken dagegen klimaschädlich, weil
der in Humus und Boden gespeicherte Kohlenstoff und weitere klimawirksame Gase freigesetzt
werden. Die Forschungsergebnisse aus den Fabrikschleichacher Versuchsflächen weisen auf die
große Bedeutung alter, wenig bis nicht genutzter
Buchenwälder für den Klimaschutz hin. Dies bestätigt auch eine breit angelegte Studie der Universität Antwerpen in 519 Waldgebieten. Das Fazit
der Forscher: „Es mag zwar sinnvoll sein, Wälder
wieder aufzuforsten, noch sinnvoller ist es aber,
alte Bäume nicht zu fällen.“
Literatur: Franz, F. et al. 1993: Wachstumsgang und Ertragsleistung der Buche. In: AFZ/Der Wald, 48: 262-267.
Veröffentlichung Nature, Vol. 455, 11. September 2008,
pp 213-5, DOI 10.1038/nature07276, und Global Change
Biology, Vol. 13(12), pp 2509-37, DOI 10.1111/j.13652486.2007.01439.x
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DTK50 © Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern, Nr. 5056/08
Tour 7: Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier
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Tour 7: Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier
Nützliche Informationen:
Gemeinde Rauhenebrach (PLZ 96181) mit nahegelegenen Ortsteilen Fabrikschleichach, Untersteinbach,
Prölsdorf, Geusfeld, Theinheim, Koppenwind, Fürnbach
und Schindelsee
Gaststätten mit Unterkunftsmöglichkeiten:
r(BTUIPG;VSBMUFO(MBTIÛUUF'BCSJLTDIMFJDIBDI
Glashüttenstr. 8, Tel. 09554 – 534,
www.gasthof-glashuette.de
r(BTUIBVT)PGNBOO4DIJOEFMTFF/S5FMm
www.schindelsee.de
Gaststätten und Einkehrmöglichkeiten:
r$BGFVOE,FSBNJLXFSLTUBUU$BGF5POT,BSUF
Fabrikschleichach, Balthasar-Neumann-Weg 1, Tel. 09554
– 1402,
www.keramik-im-steigerwald.de
r)JSTDIFOCSÅV.JDIFM6OUFSTUFJOCBDI)BVQUTUS
Tel. 09554 - 221
r3FTUBVSBOU"QPMMPO6OUFSTUFJOCBDI)BVQUTUS
Tel. 09554 - 341
r#SBVFSFJ(BTUIPG;VN(SÛOFO#BVN5IFJOIFJN
Schulterbachstr. 15, Tel. 09554 – 293
r(BTIBVT$BGF8BMECMJDL,PQQFOXJOE#FSHTUS
Tel. 09554 - 229
r(BTUIBVT)FV“8ÛS[CFSH,PQQFOXJOE5FMm
r(BTUXJSUTDIBGU4UBVC1SÕMTEPSG.BSLUTUS5FM
– 387
r(BTUXJSUTDIBGU%FSS1SÕMTEPSG5FMm
r(BTUXJSUTDIBGU8FOHFM(FVTGFME5FMm
r%SFJ,SPOFO1SÕMTEPSG.BSLUTUSB“F5FMm
923156
Übernachtungsmöglichkeiten:
r1FOTJPO0QQFMU5IFJOIFJN)PM[CFSH5FMm
r'FSJFOXPIVOHFO)FJOSJDI,FMMFS'ÛSOCBDI
Tel. 09554 – 1252, www.urlaub-bei-keller.de
r'FSJFOXPIOVOH/FFC'ÛSOCBDI4DIVMCFSH
Tel. 09554 – 1256
Weitere Informationen unter www.rauhenebrach.de.
Gemeinde Oberaurach (PLZ 97514) mit nahegelegenen
Ortsteilen Fatschenbrunn, Ober-, Unter- und Neuschleichach, Hummelmarter, Tretzendorf und Trossenfurt
Gaststätten mit Unterkunftsmöglichkeiten:
r-BOEHBTUIPGVOE1FOTJPO-JOEFOIPG'BUTDIFOCSVOO
Lindenstr. 7, Tel. 09529 – 981061,
www.lindenhof-steigerwald.de
r)PUFM3FTUBVSBOU$BGF-BOEIBVT0CFSBVSBDI0CFSschleichach, Tel. 09529 – 92200,
www.landhaus-oberaurach.de
r#SBVFSFJ(BTUIPG1FOTJPO;FOHMFJO0CFSTDIMFJDIBDI
Pfarrer-Baumann-Str. 21/23, Tel. 09529 – 92240
Gaststätten, Weinstuben und Einkehrmöglichkeiten
r8FJOTUVCF8FJOHVU/JDP4DIPMUFOT'BUTDIFOCSVOO3JFO
eckstr. 6, Tel. 09529 – 326, www.weingut-scholtens.com
r(BTIPG/FVNBOO/FVTDIMFJDIBDI"SNJO,OBC4US
Tel. 09529 – 529, www.neumanns-kulinar.de
r(BTUIPG5FMM/FVTDIMFJDIBDI"SNJO,OBC4US
Tel. 09529 – 433
r(BTUXJSUTDIBGU;VN4UFJHFSXBME/FVTDIMFJDIBDI"OEFS
Glashütte 1, Tel. 09529 - 595
r)VNNFMIPG'BNJMJF-VU[5SPTTFOGVSU)VNNFMIPG
Tel. 09522 – 5553, www.der-hummelhof.de
r(BTUXJSUTDIBGU.PTFS5SPTTFOGVSU5FMm
r#SBVFSFJm(BTUTUÅUUF#JFSLFMMFS3PQQFMU5SPTTFOGVSU
An der Steige 2, Tel. 09522 - 1840
r(BTUXJSUTDIBGU;VN4UFJHFSXBME5SPTTFOGVSU,MJOHFOTUS
Tel. 09522 –1683
Übernachtungsmöglichkeiten in Pensionen und
Ferienwohnungen:
r'FSJFOXPIOVOHFO&DLFOSFJUFS0CFSTDIMFJDIBDI1GBSSFS
Baumann-Str. 49, Tel. 09529 – 661
r'FSJFOXPIOVOHt)FYFOIÅVTDIFOi4DIJSNFS0CFSschleichach, Kohlbergstr. 14, Tel. 09529 – 368
r'FSJFOIBVT5BMCMJDL/FVTDIMFJDIBDI5BMCMJDL
Tel. 0178 – 9313213,
www.familieriegger2talblickoberaurach.de
r(ÅTUFIBVT4DIBBG5SFU[FOEPSG'PSFMMFOXFH
Tel. 09522 – 485
Weitere Informationen unter www.oberaurach.de.
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