Der Abschlussbericht

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Der Abschlussbericht
Bayerische Staatskanzlei
Der Abschlussbericht
21. Lehrgang für Verwaltungsführung
www.stk.bayern.de
Die Bayerische Staatsregierung bereitet besonders qualifizierte Nachwuchskräfte auf die wachsenden und immer komplexer werdenden
Aufgaben der Verwaltungsführung vor. In den Bereichen Führen, Soziales, Europa, Wirtschaft, Ausland und Medien wurden die vorhandenen
Kenntnisse vertieft und erweitert. Die übergreifenden Themen Werte,
Bildung, Wissenschaft und Kunst, Globalisierung, Mythos Bayern, Nachhaltigkeit sowie Politikberatung förderten interdisziplinäre Denkweisen
und stärkten die Kompetenz zur Erfüllung von Querschnittsaufgaben. Die
17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dokumentieren ihre Erfahrungen und
Ergebnisse des Lehrgangs in dem vorliegenden Abschlussbericht.
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
nach neun Monaten intensiver, vielseitiger und erfolgreicher Fortbildungsarbeit werden im August 2009
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung wieder in ihre Ressorts in
Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, zur Stadt München und zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
zurückkehren. Sie haben nicht nur ein differenzierteres, tiefenschärferes Bild von sich selbst und ihrem
persönlichen Potenzial gewonnen, sondern auch von der Entwicklung, den Chancen
und Risiken unserer Gesellschaft und ihrer existenzieller Lebensbereiche. Vielseitig
gestärkt werden sie ihre jeweiligen Aufgaben engagiert und gemeinwohlorientiert
wahrnehmen.
Die 17 Lehrgangsteilnehmerinnen und –teilnehmer sind sehr schnell zu einem leistungsfähigen, einfallsreichen Team zusammengewachsen. Dazu hat ein Aufenthalt
auf der Kühroint Alm mit einigen Grenzerfahrungen und dazugehöriger, extern begleiteter Reflexion spürbar beigetragen.
Leistungs- und formbewusst, entwicklungsoffen, selbstsicher aber nicht profilsüchtig und mit gegenseitigem Respekt haben die Teilnehmer sich den verschiedensten Lehrgangsaufgaben gestellt. Unter dem
Motto Selbstmanagement hat das Lehrgangsteam das gesamte Lehrgangsprogramm einschließlich unserer
Jahrestagung ideenreich mitgestaltet und zusammen mit der Lehrgangsleitung durchgeführt. Dabei wurden viele Impulse entwickelt, neues situations- und problemadäquates Wissen zu generieren, und zwar
ganzheitliches Wissen, das der hohen Komplexität unserer Lebensverhältnisse, der Multikausalität vieler
Probleme und dem elementaren Bedürfnisse an werteorientierten sinnhaften Antworten gerecht wird. So
wurden zu zahlreichen sektorspezifischen Sichtweisen ständig bereichsübergreifende, gesamtkulturelle
und gemeinwohlorientierte Lösungen gesucht. Bei vielen Gelegenheiten, wie etwa Evaluationen, Bilanzworkshops, Buchbesprechungen, eigenen Referaten und häufigen Diskussionen im In- und Ausland haben
die Lehrgangsteilnehmerinnen und –teilnehmer sowohl ihr fachliches und fachübergreifendes Funktionswissen wie auch ihr grundsätzliches Orientierungswissen erweitert und vertieft.
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Zu den Recherchethemen „Zukunftsentwicklung ländlicher Regionen“, „Daseinsvorsorge im Ländervergleich am Beispiel der Wasserversorgung“ und „das Duale System der Berufsbildung als Modell für Europa“ haben sie in kreativer, interdisziplinärer Teamarbeit gut begründete, hoffentlich allseits überzeugende
Antworten gefunden.
Der Dank der Lehrgangsleitung gilt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für viele Anregungen und kritisch konstruktive Gedanken zu Lehrgangsinhalt und –ablauf. Für ihren jeweiligen Beitrag zum Lehrgangserfolg danke ich allen Referentinnen und Referenten sowie Gesprächspartnern aus dem In- und Ausland.
Den Ministerien und ihren Amtschefs gilt mein Dank für die gute Zusammenarbeit bei den Recherchearbeiten und für ihre komprimierte ressortspezifische Aufgabendarstellung.
Den Lehrgangsabsolventinnen und –absolventen wünsche ich nun eine gelingende Umsetzung ihrer neuen Erkenntnisse und Erfahrungen. Nehmen Sie sich immer wieder Zeit, um über sich und die Welt nachzudenken. Behalten Sie alle Sektoren unserer Kultur im Blick und pflegen Sie das interdisziplinäre vernetzte Arbeiten im Interesse des Gemeinwohls und des Gesamtkunstwerks Politik.
Alfred Müller
Lehrgangsleiter
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Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
der 21. Lehrgang für Verwaltungsführung orientierte sich in vielerlei Hinsicht an bewährten Traditionen.
Seminarangebote zu den klassischen Themen der Personalführung und der Öffentlichkeitsarbeit, zu
den aktuellen Problemen der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung, zur Positionierung Bayerns in
Europa und der Welt wechselten sich mit Tagesausflügen zu interessanten Einrichtungen sowie längeren
Informationsaufenthalten ab. Die Berichte der Teilnehmer, die in diesem Abschlussband zusammengetragen sind, geben ein lebendiges Bild von der Vielfalt der dabei
gewonnenen Eindrücke. Wie in den vergangenen Jahren erhielten die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer die Möglichkeit, selbst Verantwortung für die Gestaltung einzelner
Programmpunkte zu übernehmen. Diese Aufgabe der Mitgestaltung, aber auch die
kleineren und größeren Herausforderungen, die Besuche bei ausländischen Einrichtungen, Praktika oder Recherchearbeiten mit sich brachten, ließen die Teilnehmer zu
einer festen Gemeinschaft zusammenwachsen. Die Ergänzung der Gruppe um Gäste
aus Sachen und Sachsen-Anhalt sowie um Vertreter der Landeshauptstadt München
und der Evangelisch-Lutherischen Kirche hat sich einmal mehr als hilfreich und förderlich erwiesen. Am Ende ist ein Netzwerk von „Prinzen“ und „Prinzessinnen“ entstanden, von dem ich
überzeugt bin, dass es viele Jahre tragen wird.
Der 21. Lehrgang für Verwaltungsführung war aber auch ein Lehrgang des Übergangs. Es war der letzte,
den Alfred Müller von Anfang bis Ende geleitet hat. Seinen steten Bemühungen um die Besinnung auf
die uns leitenden Werte, sein Insistieren auf die Evaluation des Erlebten und viele inhaltliche Anregungen
haben „Den Lehrgang“ fast 10 Jahre lang geprägt. Auch wenn die offizielle Übergabe der Amtsgeschäfte
erst im kommenden Jahr stattfinden wird, sei ihm für sein Engagement, vor allem aber für sein Vorbild als
fordernde und fördernde Führungspersönlichkeit bereits an dieser Stelle herzlich gedankt. Der 21. Lehrgang für Verwaltungsführung war nicht nur Alfred Müllers letzter Lehrgang, es war gleichzeitig der erste
Lehrgang mit einem neuen Geschäftsführer. Insbesondere die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben mir
diesen Start sehr leicht gemacht. Sie haben konstruktiv mitgearbeitet und die Elemente, die das traditionelle Angebot erweiterten, äußerst positiv aufgenommen. Neben den verschiedenen „roten Fäden“, wie der
Besichtigungsreihe in den Münchener Kunstmuseen oder den Besuchen in verschiedenen Bildungseinrichtungen, haben sie insbesondere die neuen Angebote zur persönlichen Weiterentwicklung und individuellen
Förderung dankbar aufgenommen und mit Leben erfüllt. Ihre Resonanz hat deutlich gemacht, dass der
eingeschlagene Weg richtig ist und weiter verfolgt werden soll. Für die in den zurückliegenden neun Monaten gezeigte Offenheit, für die Leistungsbereitschaft und die konstruktive Kooperation danke ich allen
Teilnehmern sehr herzlich.
Mit dem Rüstzeug, das sich alle 17 Absolventen des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung in den zurückliegenden Monaten erworben haben, sind sie nun bestens vorbereitet, um die Herausforderungen zu
meistern, die sie in Ihren neuen Positionen erwarten. Ich wünschen Ihnen allen dazu von Herzen viel Glück
und Gottes Segen.
München, im Juli 2009
Dr. Peer Frieß
Geschäftsführer des Lehrgangs
Anmerkung
Aus Gründen der Vereinfachung und der leichteren Lesbarkeit wurde in der vorliegenden Dokumentation
bei persönlichen Bezügen jeweils die männliche Form der Bezeichnung gewählt; diese ist jederzeit und an
allen Stellen durch die weibliche Form ersetzbar.
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Abschlussbericht
Inhalt
1 Der 21. Lehrgang für Verwaltungsführung
2 Ziel des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung
3 Methodik des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung
4 Module
4.1 Modul Führen
4.2 Modul Soziales
4.3 Modul Europa
4.4 Modul Wirtschaft
4.5 Modul Ausland
4.6 Modul Medien
5 Querschnittsthemen
5.1 Bildung, Wissenschaft und Kunst
5.2 Globalisierung
5.3 Mythos Bayern
5.4 Nachhaltigkeit
5.5 Politikberatung
5.6 Werte
6 Informationsaufenthalte
7 Recherchearbeiten
7.1 Zukunftsentwicklung ländlicher Regionen
7.2Untersuchung der rechtlichen Vorgaben für Leistungen der Daseinsvorsorge / Dienste von
allgemeinem Interesse in verschiedenen europäischen Ländern und ihrer Auswirkungen
auf die Versorgungsstrukturen
7.3Das Duale System der Berufsausbildung als Modell für Europa – Aktuelle Entwicklungen
bei der Konzeption der dualen Ausbildungsangebote im internationalen Vergleich
8 Jahrgangstreffen
Auf dem Weg zu einer neuen Weltwirtschaftsordnung?
9 Ausblick
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Anhang
Buchbesprechungen
Veranstaltungsübersicht
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1 Der 21. Lehrgang für Verwaltungsführung
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Horizonte erweitern“ – zu Beginn des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung haben wir 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer uns dieses Lehrgangsziel gesetzt. Wir haben uns vorgenommen, unter
diesem Grundgedanken unsere Persönlichkeiten
weiterzuentwickeln, unsere Berufskompetenzen zu
steigern, unsere Allgemeinbildung zu erhöhen und
nicht zuletzt uns ein Netzwerk für unser künftiges
berufliches Wirken zu schaffen.
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir wünschen Ihnen viel Freude beim Studium des
vorliegenden Abschlussberichts des 21. Lehrgangs.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Bericht einen
Überblick über unsere Tätigkeit sowie einige Anregungen und Denkanstöße geben können.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung
Dabei haben uns insbesondere der Leiter des Lehrgangs, Herr Ministerialdirektor a. D. Alfred Müller,
und der Geschäftsführer, Herr Ministerialrat Dr. Peer
Frieß, unterstützt. Beiden ist es in hervorragender
Art gelungen, uns in sechs Modulen und sechs
Querschnittsthemen sowie in vielen Gesprächen
eine Vielzahl von wertvollen Anregungen und Impulsen mit auf den Weg zu geben. Hierfür möchten
wir uns von ganzem Herzen bedanken.
Unser Dank gilt aber auch all denen, die es uns ermöglicht haben, am Lehrgang teilzunehmen: der
Bayerischen Staatskanzlei, den Staatsministerien
des Freistaats Bayern, der Staatskanzlei bzw. dem
Staatsministerium der Finanzen des Freistaats
Sachsen, der Staatskanzlei Sachsen-Anhalts, der
Stadt München und der Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Bayern.
Für den Erfolg des Lehrgangs war auch eine gute
Organisation erforderlich, für die wir uns bei Frau
Ruth Zuther und Frau Dr. Barbara Hindinger ganz
herzlich bedanken.
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Der 21. Lehrgang für
Verwaltungsführung
Constanze Balzer
Oberregierungsrätin, Juristin
Bayerisches Staatsministerium
der Finanzen
Dr. Falk Hoffmeyer
Oberregierungsrat, Jurist
Staatskanzlei des Landes
Sachsen-Anhalt
Birgit Massinger
Regierungsoberrätin, Juristin
Sächsisches Staatsministerium
der Finanzen
Peter Nitschke
Oberregierungsrat, Jurist
Bayerisches Staats­ministerium
für Arbeit und Sozial­ordnung,
Familie und Frauen
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Falk Brem
Oberregierungsrat,
Vermessungs­ingenieur
Bayerisches Staatsministerium
der Finanzen
Margret Kolbeck
Forstoberrätin
Bayerisches Staatsministerium
für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten
Dr. Edith Mente
Regierungsdirektorin, Juristin
Bayerisches Staats­ministerium
für Arbeit und Sozial­ordnung,
Familie und Frauen
Dr. Sabine Nothhaft
Bauoberrätin, Bauingenieurin
Münchner Stadtentwässerung
Landeshauptstadt München
Baureferat
Daniel Oden
Bauoberrat, Architekt
Oberste Baubehörde im Bayerischen
Staatsministerium des Innern
Rainer Popp
Baudirektor, Bauingenieur
Oberste Baubehörde im Bayerischen
Staatsministerium des Innern
Dr. Ute Schinner-Stör
Regierungsdirektorin, Juristin,
Bayerisches Staatsministerium für
Wirtschaft, Infrastruktur,
Verkehr und Technologie
Christian Steib
Regierungsdirektor, Jurist
Bayerisches Staatsministerium der
Justiz und für Verbraucherschutz
Thomas Prieto Peral
Kirchenrat, Pfarrer
Landeskirchenamt der
Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Bayern
Christoph Reichert
Regierungsdirektor, Jurist
Bayerisches Staatsministerium
des Innern
Dr. Alexander SchmittGlaeser
Oberregierungsrat, Jurist
Bayerisches Staatsministerium
für Wissenschaft, Forschung
und Kunst
Dr. Alexander Steinmann
Medizinaldirektor, Arzt,
Bayerisches Staats­ministerium
für Umwelt und Gesundheit
Stephan Wiediger
Baudirektor, Ver­mes­sungsingenieur
Länd­liche Entwicklung
Bayerisches Staatsministerium
für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten
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2 Ziel des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung
Eine leistungsfähige und bürgerorientierte Verwaltung ist ein wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb der Regionen. Gerade in einer immer komplexeren Weltgesellschaft auf immer engeren Raum ist
Flexibilität bei gleichzeitiger Kontinuität der staatlichen Verwaltung besonders gefordert. Deshalb
beschloss der bayerische Ministerrat am 31. Juli
1967 Fortbildungslehrgänge für besonders qualifizierte Nachwuchskräfte des höheren Dienstes für
Spitzenfunktionen in der öffentlichen Verwaltung
einzurichten.
Mit einem Festakt im Prinz-Carl-Palais startete am 3.
November 2008 der 21. Lehrgang für Verwaltungsführung in München. In den letzten neun Monaten bereiteten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des
Lehrgangs auf die wachsenden und immer komplexeren Aufgaben der Führung in der Verwaltung vor. In
den Modulen Führen, Soziales, Europa, Wirtschaft,
Ausland und Medien wurden die vorhandenen Kennt-
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nisse vertieft, erweitert und neues Wissen vermittelt.
Die übergreifenden Themen Werte, Bildung, Wissenschaft und Kunst, Globalisierung, Mythos Bayern,
Nachhaltigkeit sowie Politikberatung förderten interdisziplinäre Denkweisen und stärkten die Kompetenz
der Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer zur
Erfüllung von Querschnittsaufgaben. Schwerpunkte
im Lehrgang waren:
◆ Vermittlung moderner Methoden und Techniken
des Managements und der Führung unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse der
öffentlichen Verwaltung
◆ Förderung der Bereitschaft an der stetigen Weiterentwicklung der Verwaltung mitzuarbeiten
◆ Vertiefung und Erweiterung des erworbenen
Wissens durch Informationsaufenthalte in Wirtschaftsunternehmen sowie in Verwaltungen des
In- und Auslands
◆ Vermittlung und Vertiefung europarechtlicher
sowie europapolitischer Inhalte
◆ verstärkte Sprachausbildung
◆ Förderung einer werteorientierten Persönlichkeitsentwicklung durch intensive Auseinandersetzung mit sozialen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Themen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, jetzt Absolventinnen und Absolventen, des 21. Lehrgangs
werden als Multiplikatoren das neue Wissen und die
gewonnenen Erfahrungen für die Weiterentwicklung ihrer jeweiligen Verwaltung zum Nutzen des
Gemeinwohls und zum Gelingen des Gesamtkunstwerks Politik einsetzen. Sie können dabei auf ein
interdisziplinäres und ressortübergreifendes Netzwerk zurückgreifen.
3 Methodik des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung
Selbststeuerung
Der 21. Lehrgang für Verwaltungsführung war in
sechs Module gegliedert, die jeweils zusammenhängende und abgeschlossene Themenbereiche behandelten. Jeweilige Modulbeauftragte erarbeiteten
für ein Modul das Programm aus den Zielen und
Schwerpunkten der Lehrgangsteilnehmer. Dieses
Programm wurde mit dem Leiter und dem Geschäftsführer des Lehrgangs abgestimmt. Die jeweiligen Modulbeauftragten betreuten und moderierten die Veranstaltungen ihres Moduls. Zu den
Inhalten der einzelnen Module siehe Kapitel 4.
Übergreifende Querschnittsthemen wurden unter
verschiedenen Blickpunkten im Laufe des Lehrgangs vertieft behandelt. Jeweilige Querschnittsbeauftragte stimmten die gemeinsam erarbeiteten
Ziele und Schwerpunkte erst mit den Modulbeauftragten und anschließend mit dem Leiter sowie dem
Geschäftsführer des Lehrgangs ab. Zu den Inhalten
der sechs Querschnittsthemen siehe Kapitel 5.
Dieses Selbstmanagement führte zu einer dauerhaften intensiven und engagierten Auseinandersetzung mit den jeweiligen Inhalten und Themen bei
knapper Zeit. Der Wechsel in der Rolle des Beauftragten förderte darüber hinaus interdisziplinäre
und ressortübergreifende Zusammenarbeit, Teamfähigkeit und Führungsqualitäten. Gleichzeitig erhöhte sich damit die Identifikation mit den Zielen
sowie den Inhalten und steigerte die hohe Motivation der Lehrgangsteilnehmer. Der im Lehrgang angelegte Seiten- bzw. Perspektivwechsel ermöglichte den Teilnehmern neues Wissen und neue Erkenntnisse nicht nur zu erfahren, sondern auch
selbst zu generieren.
Die Lehrgangsteilnehmer richteten sich mit Unterstützung des Landesamtes für Finanzen in Regensburg eine Internetplattform ein. Diese Plattform
erleichterte die Zusammenarbeit, den Datenaus-
tausch und den Datenzugriff unabhängig vom Ort.
Die Internetplattform war Informationsquelle und
Arbeitsmedium zugleich. Ihr Einsatz verzögerte sich
leider, da die zugesagten Laptops für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erheblich verspätet geliefert wurden.
Kamingespräche
Persönlichkeiten aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft
und Gesellschaft wurden zu unterschiedlichen Themen vom 21. Lehrgang zu Kamingesprächen eingeladen. In entspannter und vertrauter Atmosphäre
konnten Themen intensiv beleuchtet, hinterfragt
und somit fruchtbar diskutiert werden. Diese Gespräche waren für alle Beteiligten sehr wertvoll und
erkenntnisfördernd.
Informationsaufenthalte
Informationsaufenthalte in anderen Staaten und
Bundesländern sowie bei Wirtschaftsunternehmen
und in sozialen Einrichtungen vertieften das in den
Lehrgangsveranstaltungen erworbene Wissen. Die
praktische Anschauung der angewendeten Methoden und Techniken in den jeweiligen Institutionen
erlaubte die Prüfung auf ihre Anwendbarkeit in der
öffentlichen Verwaltung. So erlebten die Lehrgangsteilnehmer die Pflege von Beziehungen und
Netzwerkpartnern praktisch mit.
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wie Zeit und Personal, im laufenden Geschäftsbetrieb nicht möglich ist. Mit den Ergebnissen dieser
Recherchearbeiten schuf der Lehrgang echten
Mehrwert. Parallel vertiefte er auch sein Wissen zu
dem jeweiligen Thema, als auch die Fähigkeit in
ressortübergreifenden Teams vernetzt zusammenzuarbeiten. Näheres zu den Recherchearbeiten
siehe im Kapitel 7.
Buchbesprechungen
Evaluationen
Alle Veranstaltungen evaluierten die Lehrgangsteilnehmer ausführlich. Besonderer Wert lag dabei auf
der Prüfung, ob die gesetzten Ziele erreicht wurden,
auf der Bedeutung für die künftige berufliche Tätigkeit sowie auf der Frage nach dem Erkenntnisgewinn, dem geistigen Mehrwert. Ferner wurden
Empfehlungen für weitere Planungen und kommende Lehrgänge abgegeben.
Die Lehrgangsteilnehmer wählten mit der Lehrgangsleitung aktuelle Buchtitel aus, die über die
Lehrgangsdauer verteilt jeweils in kleinen Teams
aus drei Personen vorgestellt und anschließend mit
den anderen Teilnehmern besprochen wurden. Die
ausgewählten Bücher, siehe Anhang 1, deckten das
vielfältige Spektrum der Gesellschaft, der Politik
und der Wirtschaft ab, so dass die Teilnehmer intensiv an der Gesellschaftsanalyse und dem Gesamtkunstwerk Politik arbeiteten.
Auswertungen, Reflexionen
Zusätzlich zu den Evaluationen und der persönlichen
Reflexion gab es am Ende der Module jeweils eine
Auswertung in Form von Bilanzworkshops mit externer Moderation. Dieses neu eingeführte Element
im Lehrgang sicherte das Wissen der Lehrgangsteilnehmer aus dem jeweiligen Modul und leitete den
Transfer der Erkenntnisse in den (kommenden) Berufsalltag ein. Dieser methodisch wichtige Baustein
wird auch künftig ein Erfolgsgarant für den Mehrwert des Lehrgangs sein.
Recherchearbeiten
Interdisziplinäre Teams mit fünf bzw. sechs Lehrgangsteilnehmern bearbeiteten drei spezielle Themen, die sie auf Vorschlag der Ressorts und nach
Auswahl durch das Kollegium der Amtschefs von
der Staatskanzlei erhielten. Diese Recherchearbeiten behandeln traditionell komplexe Fragestellungen, deren vertiefte Bearbeitung den jeweiligen
Staatsministerien aufgrund knapper Ressourcen,
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Impulsreferate
Mehrere Teilnehmer bereicherten den Lehrgang mit
persönlichen Beiträgen aus ihren beruflichen Bereichen. Die sich anschließenden Diskussionen förderten auch das Verständnis für andere Ressorts
und die Vernetzung der Lehrgangsteilnehmer.
Persönlichkeitsbildung
Zur Halbzeit des Lehrgangs führte zum ersten Mal
der Leiter und der Geschäftsführer des Lehrgangs
mit jedem einzelnen Teilnehmer ein persönliches
Entwicklungsgespräch. Dabei wurde geprüft, inwie-
weit jeder Einzelne noch besser, auch durch die
Gruppe, unterstützt werden kann; und zwar nicht
nur im Hinblick auf eine mögliche künftige berufliche Verwendung. Diese Personalentwicklungsmaßnahme erleichterte den Teilnehmern die gezielte Entwicklung ihrer Persönlichkeit im Lehrgang.
In einem weiteren Gespräch zum Abschluss des
Lehrgangs wurden die Entwicklungserfolge und
eventuelle weitere Entwicklungsschritte diskutiert.
Bei zunehmender Globalisierung werden die beruflichen Kontakte immer internationaler. Neben der
Fachkompetenz werden somit die Sozialkompetenz
sowie der Umgang mit anderen Kulturen für eine
gelungene Geschäftsbeziehung entscheidend sein.
Als unterstützende Maßnahme erhielt deshalb jeder
Teilnehmer von der externen Firma ICUnet.AG ein
Persönlichkeitsprofil, das sieben ausgewählte Dimensionen berücksichtigt. Das persönliche Ergebnisprofil
wurde mit Profilen der Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA, Kanada, Brasilien, Argentinien, China, Malaysia, Südafrika abgeglichen. Dies
erlaubte jedem Einzelnen, seine persönlichen Differenzpunkte und Übereinstimmungen mit den Gepflogenheiten dieser Länder zu erkennen, sich entsprechend auf künftige Situationen vorzubereiten sowie
adäquat reagieren zu können. Diese Auswertung sahen die Lehrgangsteilnehmer als wichtigen Baustein
zur Ausbildung ihrer gesamtkulturellen Kompetenz
als Führungskraft an.
Darüberhinaus nutzte jeder Teilnehmer die Möglichkeit, mit zwei externen professionellen Personalentwicklern eine Potenzialanalyse durchzuführen. In einem Gespräch erfolgte eine persönliche
Stärken-Schwächen-Analyse sowie ein Abgleich
des Fremd- und Selbstbilds. Die beiden Berater
meldeten jedem Teilnehmer zurück, wie sie ihn
erlebten und wie andere Personen wahrscheinlich
auf sein Verhalten reagieren werden. Für die Teilnehmer lag ein weiterer Mehrwert darin, dass zugleich Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung
aufgezeigt wurden.
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4 Module
die bereit sein müssen, die Herausforderungen anzunehmen und die Veränderungen mitzutragen. Für
eine lösungsorientierte und effiziente Verwaltung
tragen die Führungskräfte die Verantwortung.
Die Führungskräfte müssen deshalb lernen, mit
den sich verändernden Strukturen und Rahmenbedingungen umzugehen und diese aktiv selbst mitzugestalten. Sie müssen innovativ sein und mit
ihren Ideen die Gesellschaft und die Verwaltung
voranbringen. Die Führungskräfte dürfen sich
nicht mit dem Erreichten zufriedengeben, sondern
sie sollen nach einer ständigen Verbesserung streben, die allen, den Mitarbeitern und der Gesellschaft, zugute kommt.
Demografischer und gesellschaftlicher Wandel, Änderungen in der Arbeitswelt, Globalisierung; diese
beispielhaft genannten Megatrends und die aktuellen Entwicklungen in der Finanz- und Wirtschaftswelt verändern unsere Gesellschaft und
unser Leben. Sie machen auch vor dem öffentlichen
Dienst nicht halt und stellen diesen vor große Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Die
Verwaltung muss schnell und kompetent auf diese
Herausforderungen reagieren.
Eine besondere Rolle spielen hierbei die Führungskräfte, deren Aufgaben durch stets neue Handlungsfelder bestimmt werden. Die Zukunftsfähigkeit
der Verwaltung hängt entscheidend von dem Engagement und der Motivation der Führungskräfte ab,
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Nur Führungskräfte, die mit Begeisterung die ihnen
gestellten Aufgaben annehmen, die hierzu erforderlichen Maßnahmen erfolgreich umsetzen und dabei
die Mitarbeiter mitnehmen, werden in der Lage
sein, sich den Megatrends unserer Zeit zu stellen
und die Zukunft durch ihre Ideen und ihr Handeln
spürbar mitzugestalten.
Der 21. Lehrgang für Verwaltungsführung hat
sich deshalb das Ziel gesetzt, sich in verschiedenen Modulen mit den aktuellen Themen und
den Megatrends zu beschäftigen. Es sind dies die
Module Führen, Soziales, Europa, Wirtschaft,
Ausland und Medien, deren Inhalt im Folgenden
dargestellt wird.
4.1 Modul Führen
Im Modul Führen wurde den Teilnehmern das nötige
Rüstzeug mitgegeben, damit sie in Zeiten von komplexen und rasanten Veränderungen mit den Herausforderungen umzugehen wissen. Die Teilnehmer
haben sich daher intensiv mit den verschiedensten
Themen der Führung auseinandergesetzt. Die Themen reichten von der Teamfindung über Strategieplanung, Changemanagement, Coaching bis hin zur
Führung aus motivationspsychologischer Sicht.
Auch Einblicke in die Führung eines BenediktinerKlosters und in ein globales Wirtschaftsunternehmen waren möglich. Einige herausragende und interessante Seminare, Vorträge und Veranstaltungen
werden im Folgenden besonders dargestellt.
hin zum Aufstieg und Klettern im freien Fels zum
Watzmannhaus. Daneben waren Übungen zu bewältigen, die darauf angelegt waren, den übrigen
Lehrgangsteilnehmern bedingungslos zu vertrauen
oder bei denen der Erfolg nur durch gemeinsames
Handeln erreicht werden konnte.
Durch die Motivation der Teilnehmer und die große
Kompetenz der Trainer herrschte ein vertrauensvolles Klima des Zusammenwirkens, das den erfolgreichen Abschluss vieler Übungen erst möglich
machte. Die anschließende Reflexion und die Erarbeitung der theoretischen Grundlagen sorgten bei
den Teilnehmern für ein vertieftes Verständnis des
Geleisteten und damit auch für ihre eigene Rolle als
Führungskraft.
Führen in einem internationalen
Wirtschaftsunternehmen
Teamfindungsseminar
Zu Beginn des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung wurde im Trainingszentrum der Bundespolizei
in Berchtesgaden, dem Kührointhaus, ein dreitägiges Seminar durchgeführt, dessen Ziel die Teamfindung und das gegenseitige Kennenlernen bei
gemeinsamer sportlicher Aktivität war. Bei den
durchgeführten Übungen konnten die Teilnehmer
ihre eigenen psychologischen und physiologischen
Grenzen im Umgang mit Angst und Furcht in unvertrauten Situationen austesten.
Der Prokurist eines international agierenden Wirtschaftsunternehmens im Bereich Mikroelektronik
stellte die Methoden der Mitarbeiterführung dar.
Das Unternehmen erkennt seine Mitarbeiter als sehr
wichtigen Faktor für den Gesamterfolg und investiert deshalb in diese beispielsweise mit Fortbildungen. Die Mitarbeiterführung erfolgt topdown
nach weltweit einheitlichen Vorgaben in Verbindung mit regelmäßiger, institutionalisierter Kontrolle. Zusätzliches Instrument der Mitarbeiterführung ist die Vereinbarung von Zielvorgaben, auch
zur Bestimmung der Entgelthöhe.
Weiteren vertieften Einblick in die Mitarbeiterführung privater Wirtschaftsunternehmen erhielten
die Teilnehmer bei den Wirtschaftsaufenthalten;
siehe dazu Kapitel 4.4.
Coaching
Die überaus anspruchsvollen Übungen reichten vom
– gesicherten – Sprung vom Balkon des dritten
Stocks des Kührointhauses, Übung Flying Fox, bis
In einem einführenden Seminar wurden den Teilnehmern des Lehrgangs Ziele und Methoden des
Coachings nähergebracht. Es wurde deutlich, dass
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Coaching die Integrität, die Verschwiegenheit, ein
besonderes Einfühlungsvermögen und die Unvoreingenommenheit des Coaches voraussetzt.
Coaching wird immer mehr zu einem wesentlichen
Instrument der Führungskompetenz und ein Merkmal von Führungsqualität. Denn im beruflichen
Umfeld trifft man vermehrt auf schwierige, anspruchsvolle Gesprächspartner und Situationen, die
es erfordern, sich qualifiziert mit anderen zu beraten. Beim Coaching geht es daher unter anderem
um folgende Fragen:
◆ Wie kann man sich selbst qualifiziert und unabhängig beraten lassen?
◆ Wie kann man die Erfahrungen anderer zur Lösung der eigenen Anliegen und Herausforderungen nutzen?
◆ Wie kann man selbst andere Menschen – Bürger,
Kollegen, Vorgesetzte, Mitarbeiter – beraten und
unterstützen?
fordert. Nur dann ist es möglich, die Aktion des
anderen förmlich zu spüren und entsprechend
schnell darauf zu reagieren. In vielen praktischen
Übungen (Pantomime und Rollentausch) versuchten
die Teilnehmer, von dem Reflex, erst nachzudenken
und abzuwägen, bevor sie (re-) agieren, loszukommen. In weiteren Übungen lernten sie, mit der
Überraschung einer unvorhergesehenen Situation
umzugehen.
Desweiteren probierte jeder persönlich bewusst den
sogenannten „Hochstatus“ (Auftreten mit übertriebenem Selbstvertrauen) und den „Niedrigstatus“
(extreme Unsicherheit) aus. Dadurch erfuhren die
Teilnehmer, wie innere Gefühle und äußeres Auftreten einander bedingen, und dass durch gezieltes
äußeres Auftreten sich auch die eigenen Gefühle
ein Stück weit beeinflussen lassen.
Dirigentengespräch mit Mariss
Jansons
Improvisationstheater TATWORT
Ein herausragendes Ereignis im Modul Führen war
das Treffen des Lehrgangs mit einem der derzeit
bedeutendsten Dirigenten: Mariss Jansons; Dirigent
des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und des Concertgebouw-Orkest Amsterdam.
Die Teilnehmer beobachteten den Dirigenten und
das Symphonieorchester während zwei Proben.
In verschiedenen praktischen Übungen, die durch
eine Schauspielerin von TATWORT angeleitet wurden, erfuhren die Teilnehmer, dass Improvisation die
unbedingte Aufmerksamkeit in Raum und Zeit er-
Entgegen bestehenden Klischees betonte Mariss
Jansons im Gespräch den Führungsstil eines Teamspielers, um mit psychologischem Moment die
Darüberhinaus stellten zwei Kursteilnehmer die
Kollegiale Beratung vor. Nach den theoretischen
Grundlagen wurde die Methode an praktischen
Beispielen geübt und vertieft.
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„empfindlichen“ Künstler als „Diplomat“ zu führen.
Ein Orchester zu führen bedeutet, eine klare künstlerische Idee des Werks zu haben, die zwar intuitiv,
aber in einem langen Prozess und auf der Grundlage
von vielen Informationen zu Werk und Komponist
entsteht. Daneben ist eine authentische Führungsrolle gefragt, die auch zu eigenen Fehlern steht und
einen Entwicklungs- und Reifeprozess als Dirigent
voraussetzt.
Besonders gewinnbringend war für die Teilnehmer
das strategische Modell mit den Ablaufschritten bei
Überzeugungsreden, die durch verschiedene Übungen
geprobt werden konnten. Dabei erkannten die Teilnehmer, wie wichtig es ist, Koalitionen und Kompromisse einzugehen, aber auch für neue Ideen offen zu
sein, ohne seine Hauptzielrichtung zu verlieren.
Führen aus motivationspsychologischer Sicht
In diesem Seminar, geleitet von dem renommierten
Professor Lutz von Rosenstiel, wurden die Hintergründe der Motivationspsychologie erschlossen
und wertvolle Hinweise für die Führungsrolle gegeben. So wurde den Teilnehmer verdeutlicht, dass
insbesondere Kommunikationsmängel der Führungskraft ein großes Problem in der Führung darstellen. Dabei handelt es sich oftmals um Mängel in
der verbalen und nonverbalen Kommunikation, oder
auch, dass sich die Führungskraft nur mit einem
geringen Zeitanteil seinen Mitarbeitern widmet.
Weiterhin wurden den Lehrgangsteilnehmern die
Grundlagen der Motivation erläutert. So ist grundBeeindruckend war, wie Mariss Jansons einen cha- sätzlich zwischen intrinsischen Motiven, die zurismatischen Führungsstil demonstrierte, ohne die meist durch die Arbeit selbst befriedigt werden
anderen Dimensionen von Führung wie Team, Ana- können (Beispiele: Wunsch nach Kontakt, Leistung,
lyse, Ziele, Innovation aus dem Auge zu verlieren.
Ergänzend erläuterten der Geschäftsführer des
Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks,
der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit und der dreiköpfige Orchestervorstand den Ablauf und die Rahmenbedingungen des Spielbetriebs des Orchesters.
Problemgespräche
In mehreren praktischen Übungen mit zunehmender
Schwierigkeit wurden den Teilnehmern Werkzeuge,
Tipps, Methoden und Strategien für eine konstruktive Gesprächsführung bei Problemen und Konflikten an die Hand gegeben. Dabei wurde den
Teilnehmern die Macht der Emotionen in Gesprächen, die sogar stichhaltige Sachargumente
wirkungslos werden lassen können, bewusst.
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Macht, Einfluss) und extrinsischen Motiven, wie
materielle und soziale Anreize (Bespiele: Wunsch
nach Geld, Sicherheit, Geltung, Wertschätzung,
Anerkennung) zu differenzieren. Da scheinbar gleiche Anreize auf verschiedene Menschen höchst
unterschiedlich wirken können, ist es Aufgabe der
verantwortungsvollen Führungskraft, individuell
auf die Mitarbeiter einzugehen.
Führen mit Werten und Tugenden
Eine ganz andere Sichtweise auf das Thema Führung wurde den Teilnehmern durch Professor Dr.
Bordt, einem der führenden deutschen Philosophen,
vermittelt. In Ableitung aus den Ansätzen der
Tugendethik beschrieb der Referent die Anforderungen an eine Führungskraft, die diese befähigt,
spannungsfrei und erfolgreich im Berufs-, und zugleich im Privatleben zu bestehen, was einer gelungenen Lebensführung entspricht. Für viele Menschen gelten heute in diesen beiden Lebensbe-
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reichen zum Teil getrennte, völlig unterschiedliche
Wert- und Moralvorstellungen, was der Referent als
einen der Gründe für aktuelle Fehlentwicklungen
wertete.
Das Konzept eines werteorientierten Führens ist
durch drei sogenannte interpersonelle Werte gekennzeichnet, die insbesondere in der Kommunikation zu den Mitarbeitern zum Ausdruck kommen:
◆ Wertschätzung und Anerkennung
◆ Kritikfähigkeit und Eingestehen eigener Fehler
◆ Zutrauen und Vertrauen.
Den Lehrgangsteilnehmern zeigte sich, wie lebendig, hilfreich und praxisrelevant ein philosophischethischer Diskurs sein kann. Ethik und Philosophie
erscheinen gerade in der Verknüpfung mit praktischen Problemfeldern und der Entwicklung von
Führungsprofilen alles andere als nur graue Theorie,
sondern als zeitlose, deduktive Werkzeuge.
4.2 Modul Soziales
Die Facetten der sozialen Frage treten immer mehr in
den Blickpunkt. So widmeten die Teilnehmer diesem
Themenbereich ein eigenes Modul Soziales, was zudem einer guten Tradition des Lehrgangs entspricht.
Auch im Hinblick auf die Bedeutung sozialer Gesichtspunkte in nahezu allen Tätigkeitsbereichen der
Staatsverwaltung erscheint eine intensive Beschäftigung sehr hilfreich. Vertiefende Einblicke waren angesichts der Vielschichtigkeit des Themenfelds und
des begrenzten Zeitkontingents nur vereinzelt möglich. Durch den Überblick erfolgte jedoch zumindest
eine hinreichende Sensibilisierung der Teilnehmer für
soziale Belange; dies wird nicht nur im beruflichen
Umfeld von Nutzen sein, sondern auch für die persönliche Entwicklung.
Im Einzelnen erfolgte neben einem Überblick über
wichtige soziale Fragestellungen durch den Amtschef des zuständigen Ministeriums, Herrn MD Seitz,
ein vertiefender Vortrag zur Zukunft der sozialen
Sicherungssysteme sowie zu den mit dem demografischen Wandel verbundenen Herausforderungen
für den Sozialstaat. Darüber hinaus konnten die
Teilnehmer im Rahmen von Vorträgen und Diskussionen mit Vertretern der katholischen und der
Evangelisch-Lutherischen Kirche, der kommunalen
Spitzenverbände sowie der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern wichtige Einblicke in die Problematik
aus dortiger Sicht erlangen. So machten sich die
Teilnehmer unter anderem mit den Themen Bürgerschaftliches Engagement, Ehrenamt, Soziale Sicherungssysteme und demografischer Wandel vertraut.
Es standen aber auch Besuche diverser Wirtschaftsunternehmen zum Thema soziales Engagement (corporate social responsibility – CSR) auf der
Tagesordnung.
◆ Blaues Kreuz, München
◆ Inn-Salzach-Klinikum GmbH, Wasserburg am
Inn
◆ Streetwork München, Drogenanlaufstelle
◆ Münchner Tafel e. V.
◆ Landshuter Tafel
◆ Kinderzentrum München
◆ Caritasverband der Erzdiözese München und
Freising e. V.
◆ Heilpädagogische Tageseinrichtung für Kinder
◆ Isar-Amper-Klinikum Klinik München Ost –
Fachbereich Forensik
◆ Justizvollzugsanstalt München Stadelheim
◆ Sozialbürgerhaus Milbertshofen / Am Hart
◆ Polizeipräsidium München
◆ Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Rosenheim e. V.
◆ St. Josefs-Heim München
◆ Landratsamt Fürstenfeldbruck
◆ Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München
◆ Frauenobdach Karla 51 München
◆ Kirchlicher Sozialdienst am Flughafen München
◆ Ausländeramt am Landratsamt GarmischPartenkirchen
◆ Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Außenstelle München
Soziale Woche
Im Rahmen eines einwöchigen Praktikums hospitierten die Lehrgangsteilnehmer bei nachfolgenden
selbstausgewählten Einrichtungen:
23
Hierbei konnten die Lehrgangsteilnehmer durch
intensiven persönlichen Kontakt sowohl mit sozial benachteiligten Menschen als auch mit Menschen, die einer sozialen Unterstützung bedürfen,
wertvolle Eindrücke von den aktuellen sozialen
Problemen und dem diesen entgegenwirkenden
Engagement gewinnen. Der Austausch und das
Zusammenarbeiten mit den hauptberuflich oder
ehrenamtlich Tätigen in diesem Bereich verdeutlichte die Wichtigkeit und Notwendigkeit dieser
Einrichtungen für ein sozialeres Klima in unserer
vielschichtigen Gesellschaft.
rem auch bei der Frage relevant, wie viel Sozialstaat
die Gesellschaft sich leisten will oder wie stark dieser ausgeprägt sein soll.
Zentrum für Palliativmedizin
Dass sich sozialen Fragen letzten Endes kein Mensch
entziehen kann, erfuhren die Teilnehmer im Großhaderner Zentrum für Palliativmedizin hautnah.
Hier nahmen alle bewegende Eindrücke von den
Möglichkeiten eines würdevollen Umgangs mit
Menschen in ihrer letzten Lebensphase mit.
Besuch sozialer Einrichtungen
Philosophische Betrachtungen
Von den beiden Vorlesungen von Herrn Dr. Trampota, Philosophische Hochschule München, erwarteten sich die Teilnehmer mehr Klarheit in der Frage
„Wie viel Sozialstaat braucht ein Land?“. Beide
Vorträge zur Abwägung zwischen Liberalismus und
Kommunitarismus sowie die Diskussion verdeutlichten eindrucksvoll, wie praktisch relevant und lebendig Philosophie sein kann. Während Liberalismus
eine Entsolidarisierung bzw. Atomisierung der Gesellschaft zur Folge haben kann, birgt der Kommunitarismus die Gefahr einer Unterdrückung von
Freiräumen und Kreativität des Einzelnen. Die Abwägung zwischen den beiden Polen ist unter ande-
24
Weitere wichtige Erfahrungen gelebten sozialen Engagements machten die Teilnehmer an zwei Besuchstagen. Einige Lehrgangsteilnehmer führte der
Weg zur Münchener Tafel und zu einer Erstaufnahmestelle für Asylsuchende, während andere den
Verein BISS (Bürger in sozialen Schwierigkeiten e. V.)
sowie das Sozialbürgerhaus in Giesing-Harlaching
besuchten. Der Besuch der Münchner Tafel an einer
ihrer Ausgabestellen bereicherte das Sozialmodul
durch das Erleben im direkten Kontakt häufig verdrängter, großstädtischer Armut. Einen guten Einblick in die Probleme von Asylsuchenden gab der
Besuch der Erstaufnahmestelle für Asylbewerber in
München Sendling. Der Gang durch die Räumlichkeiten sowie die Erläuterungen der dort Tätigen hinterließen bei den Teilnehmern tiefe Eindrücke und
erinnerte alle an unseren erreichten Wohlstand.
Wie Verwaltungsorganisationen effizient und bürgerfreundlich gestaltet werden können, erlebten
die Lehrgangsteilnehmer beim Besuch des Sozialbürgerhauses in München Giesing-Harlaching.
Sozialleistungen aus einer Hand, die hier in kooperativer Zusammenarbeit zwischen Arbeitsagentur
und Kommune erbracht werden, wären sicher
nicht nur hier zum Wohle von Bürgern und Verwaltung wünschenswert.
Ein anschauliches Beispiel, wie mit beharrlichem
Engagement etwas bewegt werden kann, gab der
Besuch bei Deutschlands ältester ObdachlosenZeitschrift: dem BISS-Magazin. „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist hier das Motto, das in eindrücklich konsequenter Weise umgesetzt wird. Die Lebensgeschichte eines früheren Alkoholikers und jetzigen
BISS-Mitarbeiters zeigt, wie wichtig bürgerschaftliches Engagement sein kann. Dass den BISS-Mitarbeitern die Ideen nicht ausgehen, veranschaulicht
das neueste Projekt „Hotel BISS“. Hier soll das ehemalige Münchner Frauengefängnis Neudeck in ein
Sternehotel umgewandelt werden, in dem jüngeren
Menschen mit sozialen Schwierigkeiten eine erstklassige Qualifizierung - mit Lehrstelle - in der
Hotellerie ermöglicht werden soll.
politik leisten und was nicht?“, „Wie viel staatlicher Paternalismus ist notwendig und möglich?“
oder „Was müssen Eliten heute können?“. Diese
Reflexionen vor dem Hintergrund einer Gesellschaftsanalyse ermöglichten einerseits einen
Rückblick auf Erlebtes, aber andererseits auch einen Ausblick auf zu Gestaltendes.
Gerade in Zeiten knapper Haushaltsmittel ist die
Finanzierung von Sozialleistungen ein Dauerthema.
Auffallend war, dass auch die Referenten des Moduls Soziales keine Patentlösungen bieten konnten,
wie der Finanzengpass im Sozialbereich gelöst werden kann. Weder können Sozialausgaben einfach
gekürzt werden, ohne die Betroffenen empfindlich
oder gar existentiell zu treffen. Noch können einfach Abgaben und/oder Steuern erhöht werden, um
die Sozialleistungen auszuweiten. Eine deutliche
Erhöhung der Abgabenlast wäre nicht nur den Betroffenen schwer vermittelbar, sondern auch im
Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland nachteilig. Eine diesbezügliche Abwägung und Entscheidung wird jedoch nicht nur im Hinblick auf die aktuelle wirtschaftliche Situation, sondern insbesondere auch
im Hinblick auf die demografische Entwicklung in
Zukunft immer häufiger erforderlich werden. Dabei
Nicht unerwähnt soll hier der Besuch der 10. ConSozial im November 2008 in Nürnberg bleiben. Die
ConSozial ist eine der bedeutendsten Kongressmessen für den Sozialmarkt im deutschsprachigen Raum.
Die Lehrgangsteilnehmer kamen auf der Veranstaltung in hochkarätigen Referaten und Workshops mit
sozialen Themenbereichen in Berührung.
Soziale Fragen und Perspektiven
Mit Professor Dr. Nassehi bot sich die Gelegenheit,
die vielfältigen Erfahrungen der Teilnehmer mit
Menschen in unterschiedlichen sozialen Situationen in einen größeren gesellschaftspolitischen
Zusammenhang zu stellen. Zentrale Fragestellungen waren unter anderem: „Was kann Sozial-
25
sollte aber – und dies schien bei den Vorträgen und
Diskussionen immer wieder auf – nicht außer Betracht bleiben, dass der Sozialbereich nicht nur ein
Kostenfaktor, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.
Eine Trennung sozialer von anderen Themen ist jedenfalls bei einem weiten Verständnis von Sozial im
26
Sinne von „menschlichem Zusammenleben, den
gemeinschaftlichen Aufgaben und Notwendigkeiten
dienend“ ohnehin weder sinnvoll, möglich noch
wünschenswert. Denn gerade im Umgang mit sozialen Fragen zeigt sich der Reifegrad einer Gesellschaft, und welche Wertschätzung sie dem Mensch
tatsächlich entgegen bringt. Sozial geht uns alle an,
und zwar überall!
4.3 Modul Europa
In immer stärkerem Maße dominieren Richtlinien
und Verordnungen, aber auch „weichere Vorgaben“ in Gestalt von sogenannten guidelines oder
Empfehlungen der Europäischen Union (EU) die
alltägliche Praxis der Verwaltung von Bund, Ländern und Kommunen. Legislative sowie administrative Anforderungen und Spielräume werden
dadurch ständig neu definiert. Der Prozess der
zunehmenden Europäisierung wichtiger Bereiche
des beruflichen wie gesellschaftlich-politischen
Lebens wird fortschreiten.
Der erste Teil des Moduls war daher geprägt durch
eine Reihe von Einführungsvorträgen und Referaten
zu den verschiedenen Perspektiven, Problemstellungen, Organisationstrukturen und aktuellen Fragen rund um Europa und die EU. Es folgten Informationsaufenthalte in Brüssel und in den baltischen
Staaten Estland und Lettland. Eine Reihe weiterer
zum Teil abschnittsübergreifender Veranstaltungen
und Kamingespräche wie mit Frau Staatsministerin
Müller und Herrn Staatsminister Schneider rundeten das Modul ab.
Es ist deshalb für eine (künftige) Führungskraft unverzichtbar, losgelöst von Fachspezifika auch in
einem übergeordneten Kontext die Geschichte,
Strukturen und Funktionsweise der EU kennen und
verstehen zu lernen. Eine derartig breite Basis befähigt zu einer vertiefenden Analyse sowohl strategischer Fragen europäischer Politik und ihres Verhältnisses zu nationalen und regionalen Interessen
als auch zur facettenreicheren Reflexion der „Alltagsberührungen“ mit der EU. Diese Befähigung ist
nicht zuletzt deshalb von besonderer Relevanz, weil
der Freistaat Bayern als einwohnermäßig achtgrößtes Land der EU auch weiterhin seinen Einfluss auf
europäischer Ebene gebührend geltend machen will.
Europa als Natur- und Kulturraum
Die ersten Veranstaltungen zum Kernthema Europa
zeigten bewusst eine den Lehrgangsteilnehmern
eher unbekannte Perspektive: Sie beleuchteten Europa als Naturraum und als Kulturraum.
Professor Dr. Ludwig vom Department für Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
präsentierte den geographischen Subkontinent Europa, westlicher Teil von Eurasien, in einem globalen
Zusammenhang erdkundlicher und klimatischer
Wirkfaktoren. Die enge Einbettung Deutschlands
und insbesondere Bayerns in diesen Zusammenhang wurde nicht zu letzt bei der Darstellung von
voraussichtlichen Auswirkungen des Klimawandels
überaus deutlich.
Professor Dr. Baumeister, Inhaber des Lehrstuhls für
Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der LMU, zeigte verschiedene Ansätze des
Europa-Begriffs auf: Europa als geographisch-politischer Raum, als Wertegemeinschaft und Europa im
Sinne eines kulturgeschichtlichen Zusammenhangs.
An Hand zahlreicher karthografischer Exponate legte
er die kulturgeschichtlichen Entwicklungen und die
sie bedingenden Einflussfaktoren dar.
27
Beide Vorträge machten den Lehrgangsteilnehmern
von vornherein deutlich, dass Europa nicht nur auf
gegenwärtig aktuelle Fragen etwa nach Kompetenzen der EU, nach der wirtschaftlichen Entwicklung oder nach weiteren EU-Beitrittsländern beschränkt werden kann. Vielmehr prägen Geographie
und Kulturgeschichte Europa, dessen Völker und
Staaten auf ihre eigene unverwechselbare Weise.
Grundlagen, Strukturen, Organe und
Entscheidungsfindung der EU
Die Lehrgangsteilnehmer erhielten in Referaten von
Vertretern der EU-Kommission, der Bayerischen
Staatskanzlei sowie des Centrums für Europäische
Politik (CEP) einen wichtigen Einblick in die Grundlagen, Zusammensetzung und Arbeitsweisen der
EU, insbesondere von Kommission, Rat und Europäischem Parlament (EP).
Herr Dr. Arp, Leiter der Regionalvertretung der EUKommission in München, rief dabei in Erinnerung,
dass die EU – bei allen kritischen Diskussionen im
Detail – unter anderem ein historisches Friedensprojekt, eine Werte- und Interessensgemeinschaft
sowie ein politisches Entscheidungssystem in einem
Binnenraum ohne Grenzen ist.
Hüterin der Verträge und als Motor der Integration
sowie als Impulsgeber für viele legislative Prozesse
zu. Das zum Teil kompliziert anmutende Zustandekommen von Rechtssetzungsakten wurde durch das
Schildern praktischer Beispiele und durch Darlegung der vielfältigen, teils informellen Abstimmungen zwischen den beteiligten Organen Kommission, Rat und EP nachvollziehbarer. Dabei wurde
gleichzeitig auch nochmals das Ringen um die
künftige Stimmengewichtung innerhalb des Rats im
„Europa der 27“ (Mitgliedstaaten) bei der Verhandlung des Vertrags von Lissabon verständlich.
Wichtig für die Beurteilung der Stellung der Bundesländer im „Dreieck mit Bund und EU“ ist auch
die Kenntnis der verschiedenen Möglichkeiten zur
Einflussnahme auf die europäischen Entscheidungsprozesse. Dies sind zum einen formale Mitwirkungsrechte der Bundesländer, insbesondere über
den Bundesrat und über nationale Fachkonferenzen,
aber auch über Ländervertreter in Ratsarbeitsgremien und über den Ausschuss der Regionen. Zum
anderen kommt hierbei vor allem der informellen
Einbringung von Landes-, insbesondere bayerischen
Interessen im Vorfeld sowie in jedem Verfahrensstadium von Rechtssetzungsakten besondere Bedeutung zu. Last but not least sind selbstverständlich die (bayerischen) Mitglieder im EP wichtige
direkte Ansprechpartner. Das konsequente Nutzen
dieser Möglichkeiten ist gerade für ein großes, bevölkerungsreiches Bundesland wie Bayern wichtig,
um der formalen Stellung als lediglich „1/16“, der
deutschen Länder, von „1/27“, Deutschland nummerisch innerhalb der Mitgliedstaaten, erfolgversprechend entgegenzuwirken.
Vertrag von Lissabon
Besonders lehrreich in den Vorträgen war insbesondere die Darlegung des Aufbaus der Kommission
und der dortigen Entscheidungswege, die durch das
Kollegialprinzip der Kommissare gekennzeichnet
sind. Der Kommission kommt dabei die Funktion als
28
Vor allem vor dem Hintergrund des ersten ablehnenden irischen Referendums und der anstehenden
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts war
ein durchgängiges Thema im Europa-Modul der
Vertrag von Lissabon. Dieses Vertragswerk soll – in
Gestalt einer Modifizierung der bestehenden Verträge über die EU und über die Gründung einer
Europäischen Gemeinschaft – künftig die wesentliche Grundlage der EU bilden.
In den Expertenvorträgen stand zum einen seine
Entstehung als Derivat aus dem gescheiterten Verfassungsvertrag, zum anderen sein wesentlicher Inhalt im Vordergrund. Elemente sind unter anderem:
◆ künftige Mitentscheidung des EP bei Rechtssetzungsverfahren als Regel, und zwar grundsätzlich auch in Justiz- und Innenpolitik
◆ neues Mehrheitsverfahren bei Entscheidungen
im Rat
◆ Bestimmung des EU-Ratspräsidenten künftig für
zweieinhalb Jahre
◆ Einführung eines Hohen Repräsentanten für Außen- und Sicherheitspolitik
◆ Verkleinerung der Kommission
◆ Stärkung der nationalen Parlamente durch ein
Subsidiaritätsfrühwarnsystem und Klagerechte.
Daneben war für die Einschätzung der weiteren
europäischen Entwicklung und ihrer Grenzen auch
die Erörterung des wesentlichen Streitpunkts im
Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht ein
wichtiger Erkenntnisgewinn: Handelt es sich im
Lichte des geltenden Demokratieprinzips - mit seinem Postulat einer Legitimationskette aller Hoheitsgewalt - bei der Kompetenzübertragung auf
die EU bereits um eine unzulässige „Entstaatlichung“? Nach Meinung der Referenten wie der
Kursteilnehmer ist dies jedenfalls gegenwärtig noch
nicht der Fall, weil nur bestimmte Zuständigkeiten
auf die EU übertragen werden und insoweit keine
Allzuständigkeit der EU entsteht.
tutionen und umfasste auch einen sehr reizvollen
Abstecher in die Weltkulturerbestadt Brügge, die
auch Venedig des Nordens genannt wird.
Zentraler Ausgangs- und zum Teil auch Veranstaltungsort war dabei die in einem eindrucksvollen
gebäudlichen Ambiente untergebrachte Bayerische
Vertretung als Herzstück der bayerischen Interessenswahrnehmung auf EU-Ebene. Den Lehrgangsteilnehmern wurde veranschaulicht, wie wichtig
eine starke und aktive Präsenz des Freistaats Bayern zur Umsetzung europapolitischer Zielsetzungen
ist. Schnelle und kompetente Informationsbeschaffung für die Staatsregierung gehört hierzu ebenso
wie das zuverlässige „Einspeisen“ bayerischer Vorstellungen bei den relevanten Akteuren. Die Lehrgangsteilnehmer konnten sich unter anderem durch
den Besuch von Abendveranstaltungen mit Podiumsdiskussion, wie zum Thema „Grenzüberschreitende Energieversorgung“ vor dem Hintergrund des
Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine, von
den vielfältigen Aktivitäten des Freistaats bei der
internationalen Netzwerkbildung überzeugen.
Informationsaufenthalt Brüssel
Mit dem notwendigen Grundwissen versehen,
machten sich die Lehrgangsteilnehmer einen eigenen unmittelbaren Eindruck von der „europäischen
Bühne“ in Brüssel. Die Vertretung des Freistaats
Bayern in Brüssel, in unmittelbarer Nähe der Europäischen Kommission und dem EP, hatte hierfür ein
sehr abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Dies beinhaltete nahezu alle wichtigen Insti-
Die Stichworte Netzwerkbildung und Kontakte zogen sich im Übrigen wie ein roter Faden durch viele
Veranstaltungen. Sie sind Teil des allumfassenden
Lobbying, das Brüssel seit Jahren kennzeichnet.
Regionale und kommunale Interessensvertreter
müssen sich dessen ebenso bedienen wie etwa Ver-
29
treter aus Wirtschaft und Industrie, wenn sie sich
bei Kommission und EP Gehör verschaffen wollen.
Allerdings sind Kommission und EP auch ausdrücklich interessiert an einem fachlichen Input, zu dessen Einbringung häufig in Konsultationsverfahren
sogar aufgefordert wird.
im EP, einen authentischen Einblick in die parlamentarische Arbeit aus bayerischer Sicht. Für die
Lehrgangsteilnehmer wurde dabei deutlich, wie
wichtig der Kontakt mit Europaparlamentariern aus
der Region ist, um die Bedeutung des Themas
Europa in der Bevölkerung zu vermitteln.
Einen Schwerpunkt des Aufenthalts bildeten vielfältige Termine mit Vertretern der Kommission. Vor
dem Hintergrund der akuten Wirtschafts- und Finanzkrise war dabei das Treffen mit der Kabinettschefin des Kommissars für Unternehmen und Industrie, Frau Erler, zum Thema “Die Folgen der Finanzkrise für die Automobilindustrie“ besonders
aktuell. Aus erster Hand konnten die Lehrgangsteilnehmer dabei den hohen Stellenwert erfahren, den
man der Automobilindustrie in Brüssel beimisst. Die
zahlreichen Fachreferate von Vertretern verschiedener Generaldirektionen behandelten eine ganze
Bandbreite unterschiedlichster Themen, die über
Wirtschafts- und Finanzpolitik, Landwirtschaft,
Medien, Erweiterung der EU, Bürokratieabbau, Beihilferecht bis hin zu Energiefragen und der Nachbarschaftspolitik der EU reichten. Insgesamt waren
die Fülle der Arbeitsfelder, welche die Kommission
bearbeitet, sowie die Kompetenz aller Referenten in
Brüssel beeindruckend.
Einen unmittelbaren Eindruck von der Arbeitsweise
des Ausschusses der Regionen (AdR) vermittelte
dessen Generalsekretär, Herr Dr. Stahl. Der AdR
stellt mit seinen 344 Mitgliedern die Vertretung
regionaler und lokaler Gebietskörperschaften innerhalb der EU dar. Er gibt – als lediglich beratendes
Gremium - Stellungnahmen zu vielen Themenbereichen ab. Gegenwärtig ist sein Einfluss jedoch
begrenzt. Im Vertrag von Lissabon wird ihm aber
künftig ein Klagerecht bei Verstößen gegen das
Subsidiaritätsprinzip zugestanden.
Im Rahmen eines Besuchs des EP gewährte Herr
MdEP Ferber, Vorsitzender der CSU-Europagruppe
Insgesamt hat der Informationsaufenthalt in Brüssel die Prozesse auf europäischer Ebene sowie die
vielen Kontakt- und Kommunikationsstrukturen
veranschaulicht. Dadurch erscheint vieles wesentlich nachvollziehbarer und transparenter, als es von
der sprichwörtlichen Ferne und dem manchmal
vorurteilsbehafteten Blick aus anmutet.
Hilfreich zum Verständnis der Arbeitsweise des
Bundes auf EU-Ebene war der Besuch bei der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland.
Gespräche mit der Brüssel-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung sowie ein Vortrag in der Brüsseler
Repräsentanz der BMW-Group sorgten dafür, dass
die Impressionen des Lehrgangs nicht nur vom Blick
öffentlicher Institutionen geprägt wurden.
Informationsaufenthalt Estland und
Lettland
Erstmals besuchte ein Lehrgang für Verwaltungsführung die beiden baltischen Staaten Estland und
Lettland als Vertreter neuer EU-Mitgliedsländer.
Beide Staaten waren zum 1. Mai 2004 der EU und
kurz zuvor auch der NATO beigetreten. Ziel der
Reise war vor allem, einen Eindruck über die gegen-
30
wärtige politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage sowie über aktuelle Probleme der
beiden Staaten zu erhalten.
Narva 95 %) ist nicht vollständig integriert, insbesondere nicht als Staatsbürger.
Das enorme Wirtschaftswachstum der Vorjahre des
oftmals als baltischer Tigerstaat bezeichneten
Landes, verbunden mit einem Boom seiner ausgeprägten IT-Kultur „E-Estonia“, ist jetzt angesichts
der globalen Finanzkrise und eines deutlichen Rückgangs der Wirtschaftsleistung in 2008 und 2009,
Prognose für das Wachstum - 9 %, einer Ungewissheit über die künftige Entwicklung gewichen. Der
für 2011 angestrebte Beitritt Estlands zur Eurozone
ist aktuell fraglich. Zwischenzeitlich befinden sich
alle estnischen Banken im Besitz skandinavischer
Muttergesellschaften. Trotz Haushaltskürzung will
Estland aber an seiner liberalen Wirtschafts- und
Finanzpolitik festhalten. Schon vor der globalen
Finanzkrise herrschte in Estland durch eine ausgeprägte Ost-West-Migration der Arbeitskräfte Fachkräftemangel. In Folge der Krise wird nun die Gefahr eines weiteren „brain-drain“ gesehen.
Estland
Der Besuch fand in Tallin, der Hauptstadt Estlands,
statt. Gesprächspartner waren von deutscher Seite vor
allem die Vertreter der Deutschen Botschaft, welche
zum Kenntnisgewinn sehr beitrugen. Daneben erfolgten auch Besuche bei der Deutsch-Baltischen
Außenhandelskammer und beim Leiter des GoetheInstituts in Tallin. Die estnische Verwaltung konnten
die Lehrgangteilnehmer bei Vorträgen und Gesprächen
im Wirtschafts-, Außen- und Bildungsministerium
sowie bei der e-governance-academy kennenlernen.
Schon zu Beginn des Aufenthalts wurde deutlich
auf die Verschiedenheit der drei baltischen Staaten,
einschließlich Litauens, hingewiesen, denen man
mit der Verallgemeinerung „das Baltikum“ nicht
gerecht wird. Estland ist mit 1,2 Mio. Einwohnern
dabei der kleinste und nördlichste baltische Staat.
Er hat ein skandinavisch geprägtes Gemeinwesen,
dessen Sprache bereits die Brücke nach Finnland
schlägt. Der russische Bevölkerungsanteil von landesweit etwa 26 % (in Tallin dabei fast 50 %, in
Als Investitionsvorteil sieht Estland dabei nach wie
vor seine papierlose Verwaltung mit breiter Internetanwendung und geringer Bürokratie. Wegen
dem in der Verfassung garantierten Internetzugang
gibt es über das gesamte Land verteilt kostenlose
Internetpunkte. Estland hat sich im Sinne einer
größtmöglichen Vereinfachung ohne große Datenschutzbedenken für eine Internet-Portallösung entschieden, bei der die Bürger mit einer elektronischen
ID-Karte und PIN-Nummer Zugang erhalten. Bei-
31
spiele sind e-Gesundheitssystem, e-Schule, e-Wahl
und e-banking. Zu den weiteren Vorteilen wird neben der geringen Korruption das Steuersystem gerechnet. Es ist durch eine einheitliche Flat-Tax von
21 % für alle Einkünfte bei Fehlen einer Körperschaftssteuer gekennzeichnet.
Das Estnische Bildungssystem ist von einer neunjährigen schulischen Grundausbildung geprägt, an
die sich die Wahl zwischen einer - deutlich präferierten - gymnasialen Ausbildung oder einer Berufsausbildung anschließt.
Außenpolitisch ist das Verhältnis zu Russland letztlich noch immer von Sorge und Angst geprägt.
Wohl nicht zuletzt deshalb ist Estland stark an den
USA, der NATO und an der EU orientiert. Ein gutes
Verhältnis zu ehemaligen Sowjetstaaten wie Georgien oder Ukraine ist für Estland ebenfalls sehr
wichtig. Die Aufnahme weiterer Staaten in die EU
wird befürwortet.
Lettland
Der Besuch konzentrierte sich im Wesentlichen auf
die Hauptstadt Riga. Auch in Lettland war die Deutsche Botschaft eine grundlegende Informationsquelle. Der deutsche Botschafter ermöglichte im
Rahmen eines großen Empfangs zu Ehren des Lehrgangs ein Zusammentreffen mit vielen Vertretern
lettischer Institutionen. Dies verschaffte den Lehr-
gangsteilnehmern beim Smalltalk zusätzliche vertiefende Eindrücke über Land und Leute. Daneben
erfolgten wiederum Besuche bei der Deutsch-Baltischen Handelskammer, beim Goethe-Institut sowie bei politischen Stiftungen. Ferner wurden auch
das Bildungsministerium und das lettische Technologiezentrum besucht.
Lettland ist flächenmäßig etwas kleiner als Bayern.
Es hat rund 2,2 Mio. Einwohner. Nach der lettischen
Mehrheitsbevölkerung, rund 59 %, folgt auch hier
der russische Bevölkerungsteil, der mit etwa 28 %
die stärkste Minderheit stellt. Etwa 400.000 russischsprachige Einwohner haben sich bis heute
nicht einbürgern lassen, was zum Teil auch an den
hierfür erforderlichen anspruchsvollen Sprachtests
liegen dürfte.
Ähnlich wie in Estland ist auch in Lettland die Wirtschaftsleistung nach zweistelligen Zuwachsraten in
den Jahren 2004 bis 2007 im Jahr 2008 um 4,6 %
zurückgegangen. Nach Darlegung der Außenhandelskammer sind die Folgen des EU-Beitritts ein
zunächst massiver Kapitalimport und dann eine
platzende Immobilienblase gewesen. Die Löhne
seien zwar gestiegen, nicht aber die Produktion. Die
Inflationsrate sei von 6 % auf 18 % gestiegen. Das
Zahlungsbilanzdefizit und die Auslandsverschuldung hätten sich verschärft. Mit einem 7,5 Mrd.
Euro-Paket versucht das Land derzeit, die Krise zu
bewältigen. Schlüsselelemente sind dabei die fiska-
32
lische Konsolidierung, die Stabilisierung des Bankensystems, Strukturreformen und die Aufrechterhaltung des Wechselkurses. Der Beitritt zum EuroRaum ist für das Jahr 2012 vorgesehen, derzeit aber
auch fraglich.
musseen. Bis heute führt dies jeweils zu einem angespannten Verhältnis zu Russland und dem starken
Wunsch von Russland unabhängig zu sein. Ebenfalls
gemein ist den Ländern die gegenwärtige wirtschaftliche Talfahrt nach rasanten Jahren des Aufstiegs. Es ist daher zu hoffen, dass die Länder rasch
zu einer nachhaltigen Stabilisierung gelangen, so
dass sie durch einen Beitritt zur Euro-Zone den
einheitlichen Währungsraum weiter vergrößern.
Resümee
Bei allen Unterschieden ist beiden Staaten ihre vor
allem durch die Besetzungen während der NS-Zeit
und während der Sowjetzeit bis 1991 geprägte jüngere Geschichte gemeinsam. Dies zeigten nachdrücklich auch die in beiden Ländern durchgeführten Besuche in den jeweiligen Okkupations-
Fasst man die vielen gesammelten Erfahrungen
zusammen und leitet daraus zugleich einen Auftrag für das weitere Wirken der Lehrgangsteilnehmer ab, so bildet die Einschätzung von Frau Emilia
Müller, der Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, im Kamingespräch eine gute
Grundlage. „Europa ist im Wege einer konstruktiven Linie mit kritischem Blick positiv darzustellen“. Dieses Zitat enthält alle wichtigen Aspekte:
von der notwendigen Kritik im Detail über das Erfordernis eines konstruktiven Mitwirkens aller Beteiligten, gerade der Verwaltung, bis hin zur erforderlichen positiven Grundhaltung und Außendarstellung Europas.
33
4.4 Modul Wirtschaft
Eine funktionierende Wirtschaft ist einer der wichtigsten Aspekte für das Wohlergehen der Gesellschaft. Entsprechend liegt auf diesem Modul ein
Schwerpunkt des Lehrgangs; dies wird unter anderem an der zweiwöchigen Hospitation in Wirtschaftsunternehmen deutlich. Heutzutage müssen
Wirtschaft und Verwaltung für die Prosperität eng
zusammenarbeiten. Nur wenn die zukünftigen Führungskräfte der Verwaltung die Abläufe und die
Bedürfnisse der Wirtschaftsunternehmen kennen
und verstehen, können sie die Wirtschaftsunternehmen auch unterstützen. Im Modul Wirtschaft
haben sich aus den gewonnenen Erfahrungen fünf
Themen herauskristallisiert.
In Bayern daheim, in der Welt zu
Hause – Kompetenzen und Herausforderungen des Wirtschaftsstandorts Bayern
In die Thematik des staatlichen Standortmarketings
wurden die Teilnehmer durch Invest in Bavaria und
Bayern International aus dem Wirtschaftsministerium eingeführt. Anschaulich wurde dargestellt mit
welchen vielfältigen Maßnahmen überwiegend logistischer oder organisatorischer Art der Staat gerade kleineren und mittleren Unternehmen bei der
Erschließung ausländischer Märkte behilflich sein
34
kann. Die Teilnehmer erfuhren auch, wie stark die
heimische Wirtschaft von diesem Auslandsengagement profitiert. Deutlich wurde, wie wichtig es ist,
dass sich Bayern potenziellen Investoren gegenüber
von der besten Seite zeigt. Dies wurde bei einem
Gespräch mit den bayerischen Auslandsrepräsentanten in New York, Paolo Alto, Shandong und
Bangladore sowie im Rahmen unseres Informationsaufenthalts in Québec mit den Vertretern in
Montréal bestätigt. Gerade im Ausland kann ein
bayerisches Kabinettsmitglied für Unternehmen
häufig die wichtige Funktion eines Türöffners für
erste geschäftliche Kontakte übernehmen. Hier
gewinnen auch die sogenannten weichen Faktoren
eines Landes wie Tradition, Kultur und schöne
Landschaft an Bedeutung. Sie heben es einzigartig
von anderen Mitbewerbern ab. Die kommunale
Perspektive der Wirtschaftsförderung lernten die
Teilnehmer bei einem Besuch der Stadt Rosenheim
kennen. Hier unterscheidet sich die Zielrichtung und
demnach auch die gewählten Ansätze.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das zielgerichtete Engagement der bayerischen Verwaltung
zur Unterstützung der Unternehmen bei der Erschließung ausländischer Märkte sowie die Förderung ausländischer Investitionen in Bayern eindrucksvoll ist. Ausländische Investoren schrecken
jedoch häufig zurück, wenn es Lücken in der Infrastruktur wie eine Flughafenanbindung an das überörtliche Schienennetz und unklare Zuständigkeiten
gibt oder schwerfällige gesetzliche Regelungen
drohen. Auch (zu erwartender) erheblicher Widerstand aus der Bevölkerung gegen Großinvestitionen
und dementsprechend lange Verwaltungs- oder
Gerichtsverfahren schrecken ab. Besteht ein tatsächliches Interesse an einer Investition, so muss
der Staat bereits früh durch unterstützende Öffentlichkeitsarbeit tätig zu werden.
legt Wert auf eine Herstellung in Deutschland bei
Markteinführung neuer Antennensysteme bzw. in
den ersten ein bis zwei Jahren der Serienproduktion.
Adidas fertigt als einziges Produkt maßgeschneiderte
Schuhe für Profisportler noch immer in Bayern. Hier
kommen nicht nur die sprichwörtlichen Qualitäten
wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Genauigkeit und
hohe Einsatzbereitschaft zum Tragen, sondern vor
allem auch die sehr gute Ausbildung, gerade in den
handwerklichen Berufen.
Kompetenzen in Bayern
In Gesprächen mit Unternehmern und bei verschiedenen Unternehmensbesuchen erfuhren die Teilnehmer die Stärken und Schwächen des Wirtschaftsstandorts Bayern, wie sie sich aus Unternehmersicht im europäischen und weltweiten Vergleich darstellen. Im Rahmen der Wirtschaftshospitation und bei Exkursionen besuchten die Teilnehmer unter anderem Eurocopter in Donauwörth,
Adidas in Herzogenaurach, die KATHREIN-Werke
KG in Rosenheim, die Flughafen München Gesellschaft und die Hörnig Gruppe bei einem Baustellenbesuch der Haseltalbrücke.
Bayern ist, wie ganz Deutschland, im Bereich der
Massenproduktion von Billigwaren aufgrund der
hohen Lohnkosten, des hohen Standards im Arbeits-,
Sozial- und Umweltschutz und den relativ hohen
Steuern kaum konkurrenzfähig. Die Situation ändert
sich jedoch elementar, wenn die hohe Stückzahl der
Massenproduktion eine weitestgehende Automatisierung durch komplexe Fertigungsanlagen rechtfertigt und damit wieder die anspruchsvolle Tätigkeit
der umsichtigen Bedienung sowie geringste Standzeiten dieser Anlagen gefragt ist. Ähnliche Verhältnisse liegen auch bei Produktionen in geringer
Stückzahl und hohen Qualitätsansprüchen sowie
komplexer Handarbeit vor. Dies ist einer der klassischen Standortfaktoren Bayerns. So lässt Eurocopter große Teile seiner Helikopter in Bayern in
Handarbeit produzieren. Die KATHREIN-Werke KG
In Unternehmen wie Eurocopter und KATHREINWerke KG sowie in der Berufsschule erlebten die
Teilnehmer, dass Ausbildungseinrichtungen und Unternehmen eng zusammen arbeiten. Auszubildende
werden so über die allgemeinen Grundlagen hinaus
in den jeweiligen unternehmensspezifischen Kompetenzen, die in den Unternehmen gebraucht werden, geschult und zwar weitestgehend auf dem
neuesten Stand der Technik. Weiterbildung wird
von den Unternehmen konsequent gefordert und
gefördert. Beim Informationsaufenthalt in Frankreich erfuhren die Teilnehmer, dass dort die Ausbildung deutlicher in staatlicher Verantwortung liegt
als in Deutschland. Die Duale Berufsausbildung ist
deutlich schwächer vertreten. Die Idee des lebenslangen Lernens wird auch in Frankreich in den
letzten Jahren vom Staat stark unterstützt. Großer
Unterschied ist, dass derjenige der Beste ist, der
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eine Allgemeinbildung an einer Hochschule mit
Prestige absolviert hat; unabhängig von seinem
zukünftigen Tätigkeitsgebiet.
Sorgen machen den Unternehmen in Bayern die
Schwierigkeiten beim Erhalt von Investitionsgenehmigungen, wobei nicht unbedingt die Behörden als
hemmend empfunden werden, sondern die streitbare Bevölkerung. Dies dürfte einerseits am hohen
Bildungsstand sowie dem Selbstbewusstsein der
Bürger und andererseits am hohen Freizeitwert
Bayerns liegen. Hier treffen Eingriffe in Natur oder
Landschaft besonders stark das Lebensgefühl der
Menschen. Immer wieder, und aktuell wegen der in
Kraft getretenen reformierten Erbschaftssteuer,
wird mehr Flexibilität in der Steuerpolitik gefordert.
Das Finanzministerium verdeutlicht, dass dies aber
gegen den verfassungsrechtlich verankerten Grundsatz der Steuergleichbehandlung verstößt, der von
der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung geteilt wird, und der wesentlich für die Steuermoral
des einzelnen Bürgers ist.
trägen und Verschiebung bevorstehender Projekte
machen der Wirtschaft arg zu schaffen. Die eigenen Reaktionen der Unternehmen decken sich mit
dem beklagten Verhalten anderer Unternehmen.
Größere Unternehmen sorgen sich wegen der extensiven Arbeitsteilung zunehmend um ihre Zulieferbetriebe.
Das Thema Weltwirtschaftskrise hat konsequenterweise den Lehrgang wie einen roten Faden durchzogen. Nicht zuletzt war es auch Thema unseres
Jahrgangstreffens, siehe Kapitel 8. Im Folgenden ist
dargestellt, wie die von den Teilnehmern besuchten
Unternehmen ihre Situation darstellen, wie sie die
in der Presse viel zitierte Kreditklemme des Mittelstands sehen, und wie sie die staatlichen Konjunkturprogramme einschätzen.
Überwiegend nehmen die Unternehmen, insbesondere die Banken, eine abwartende Haltung ein. Sie
reagieren mit Sparmaßnahmen und teilweise auch
Umsetzung schon länger angedachter Umstrukturierungsmaßnahmen und nutzen die Krise sich für
„danach“ im Wettbewerb besser zu positionieren.
Klagen über das Verhalten von Banken wurden den
Teilnehmern gegenüber nicht geäußert. Die staatlichen Konjunkturprogramme werden vor allem als
positives Signal begrüßt. Die Steuerpolitik ist auch
zu einem guten Stück Symbolpolitik. Grundsätzliches Umdenken und neue Wirtschaftskonzepte
zeichnen möchte so recht keiner, jedenfalls solange
man nicht klarer sieht.
Am stärksten scheint die Logistikbranche von der
Krise betroffen zu sein. Darunter hat ins­be­son­de­re
der Frachtterminal des Flughafens München mit
einem Auftragsrückgang zwischen 25 bis 30 % zu
leiden; vergleichbare Informationen erhielten die
Teilnehmer auch für den Hafen von Marseille. Bekanntermaßen ist der Export stark und vor allem
plötzlich eingebrochen. Erhebliche Auftragsstornierungen, zeitliche Streckungen von Investitionsauf-
Insgesamt dürfte die Krise bei den verschiedenen
Unternehmen je nach Größe und Tätigkeitsfeld stark
versetzt ankommen. Während allgemein beklagt
wird, dass staatliche Konjunkturprogramme zu spät
wirken, kommen sie für andere Unternehmen nach
eigener Einschätzung zu früh. Damit streckt sich
vielleicht die Rezession und verliert an Schärfe, aber
auf der anderen Seite wird es noch eine Weile dauern, bis die Krise als gemeistert gelten darf.
Weltwirtschaftskrise – wo stehen
bayerische Unternehmen?
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Innovationsmotor Bayern – Forschung hofen sowie der FRM II, der größten Forschungsinin Wirtschaft und Lehre zur Siche- vestition des Freistaates Bayern mit einem Investitionsvolumen von 435 Mio. Euro. Der FRM II hat
rung des Standorts
Der Lehrgang besuchte eine ganze Reihe von Firmen und Forschungseinrichtungen, die für die Innovationskultur in Bayern prägend sind. Sie sichert
Bayern einen vorderen Platz als wichtigen Standort
der modernen Industrie und Forschung, unter anderem in den Branchen Elektronik, Biotechnologie,
Maschinenbau und Neutronenforschung. Besuche
waren bei Eurocopter, KATHREIN-Werke KG in Rosenheim, Technische Universität München mit dem
Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (IWB), dem Institut für Raumfahrttechnik sowie der Forschungs-Neutronenquelle
Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) in Garching. Weitere
Eindrücke sammelte der Lehrgang bei Gesprächen
mit der Managerin für Marketing und Kommunikation des Biotechnologie-Clusters (BioM) in Martinsried bei München sowie mit dem Kanzler der
Hochschule Rosenheim.
München international zu einem zentralen Forschungsstandort vor allem für Tumortherapie, Materialwissenschaften sowie Radiographie und Tomographie mit Neutronen werden lassen. Wissenschaftliche Institute und Firmen aus der ganzen
Welt nutzen diese Forschungseinrichtung intensiv.
Mit solch hochqualitativen Forschungseinrichtungen, den Eliteuniversitäten, aber auch allen anderen Universitäten und Fachhochschulen sowie der
breitgefächerten beruflichen Ausbildung des Dualen
Systems wird eine hochwertige und disziplinübergreifende Ausbildung nicht nur des akademischen Nachwuchses gefördert – ein weiterer
Treibstoff für den bayerischen Innovationsmotor.
Die gute Ausbildung und das profunde Know-how
der Arbeitnehmer steigern so gleichzeitig die Attraktivität Bayerns auch für ausländische Investoren, wie Invest in Bavaria verdeutlichte. Der Industriestandort Bayern bietet sich darüber hinaus
gerade auf Grund des hohen Ausbildungsniveaus
dafür an, die Einführung neuer Produktionsverfahren zu planen und zu pilotieren. Ein Musterbeispiel
hierfür ist die KATHREIN-Werke KG, die neue Verfahren zuerst in ihren Standorten in Rosenheim
marktgerecht einführt und anschließend die ausgereifte Massenproduktion in Länder mit billigerem
Lohnniveau verlagert.
Mit einer starken und gezielten Vernetzung von
Firmen und Forschungsinstituten in Clustern, wie
dem BioM-Cluster in Martinsried, lässt sich ein
weiterer Standortvorteil für Wirtschaftsunternehmen in Bayern schaffen. Know-how und gut ausgebildete Arbeitskräfte sind vor Ort und lassen sich so
optimal bündeln. Weite Wege verkürzen sich.
Der Innovationsmotor Bayern läuft mit unterschiedlichen Treibstoffen. Zum einen wurde mit
gezielten Projekten eine gute Basis für eine fortschrittliche Forschung geschaffen. Hervorzuheben
sind das Luft- und Raumfahrtzentrum Oberpfaffen-
Der Innovationsmotor kann und wird nicht nur von
der Industrie und den Forschungseinrichtungen allein am Laufen gehalten. Grundlegend für seine
Laufkraft ist die Mitwirkung der bayerischen Ver-
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waltung, insbesondere durch die Gestaltung der
Rahmenbedingungen wie Infrastruktur, Genehmigungsverfahren und Steuerverwaltung. In Bayern
ergeben sich getrennte Rollen für das Zusammenspiel von Verwaltung und Wirtschaft sowie Forschung: Der Staat sieht sich schon lange nicht mehr
als Unternehmer. Viele seiner ehemaligen Beteiligungen hat er in den 90er Jahren abgegeben, wie
ein Vertreter des Finanzministeriums eindrücklich
geschilderte. Dies gilt nicht weltweit: So haben die
Teilnehmer die Erfahrung gemacht, dass die kanadische Provinz Québec mit HydroQuébec ihr eigenes Energieproduktions- und -versorgungsunternehmen betreibt und in dieses Monopol große
Summen investiert. An einen Ausstieg ist nicht gedacht und er wird als kontraproduktiv für die Erfüllung der Staatsaufgaben angesehen. In Bayern beschränkt sich dagegen die aktive Rolle des Staats
auf die Werbung für den Freistaat, die Gestaltung
der Genehmigungsverfahren sowie die Bereitstellung kostenintensiver Infrastruktur. Spitzenförderungen, wie der FRM II, kosten viel Aufwand, Beharrungsvermögen, Zeit und Geld. Genau diese Investitionen sichern jedoch die wirtschaftliche Zukunft Bayerns. Die erforderlichen Entscheidungen
sind dabei nicht einfach zu treffen, da die Innovationszyklen über mehrere Jahre gehen und nutzbringende Forschungsergebnisse nicht garantiert
werden. Hier stehen Verwaltung und Wirtschaft vor
denselben großen Herausforderungen.
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Moderne Führungsinstrumente in
der Wirtschaft
Alle modernen Führungsinstrumente basieren auf
offener Kommunikation, die Grundlage für Transparenz ist. Interessant war es zu sehen, wie die FMG
seit wenigen Jahren das Führen mit Zielen, mit der
Methode Balance-Score-Card, im Unternehmen einführt und versucht dies vor allem im Bewusstsein
aller Mitarbeiter, vom Vorstand bis zum Gepäckverlader, zu verankern. Ziele einschließlich Qualitätsstandards zu verfolgen, gelingt erst, wenn sie hinreichend konkret definiert sind. Die klare und schlüssige
Definition von Zielen für alle Unternehmensebenen
ist kein einfaches Unterfangen. So wurden nicht nur
am Flughafen, sondern auch beim Bayerischen
Rundfunk Arbeitsgruppen eingesetzt, um die Unternehmensziele auf das Tätigkeitsfeld einzelner Organisationseinheiten herunter zu brechen oder um
journalistische Qualitätskriterien zu erarbeiten. Nur
wenn für jeden Mitarbeiter konkrete Ziele vorliegen,
lässt er sich auf diese verpflichten, daran messen und
schließlich leistungsabhängig entlohnen. Lehrreich
ist, dass mit entsprechender Mühe und Bewusstseinsbildung durchaus auch Verwaltungstätigkeiten
messbar oder zumindest bewertbar sind. Solche Führungsinstrumente sind also auch im staatlichen Bereich anwendbar.
Die berufliche Aus- und Weiterbildung wird ganz
klar als modernes Führungsinstrument eingestuft.
Ohne dieses Mittel finden Unternehmen heute kaum
noch qualifiziertes Personal und können ihre Fachkräfte nicht halten. Ein beispielhaftes Bildungsnetzwerk hat die KATHREIN-Werke KG aufgebaut. Dort
werden schon Schüler und Studenten angesprochen
und mit dem Unternehmen bekannt gemacht. Über
die berufliche Ausbildung oder Praktika als Werkstudent gelingt es Kathrein, Ingenieure und Techniker
für ihre High-Tech-Produkte Made in Germany anzuwerben. Nicht selten führt die Karriere eines Kathreinlehrlings über den Meister und Techniker zu
einem Fachhochschulstudium und zu einer herausgehobenen Position als Führungskraft des Antennenbauers aus Rosenheim. Firmen wie die AUDI AG und
SIEMENS haben die Fortbildung als festen Bestandteil der Mitarbeitergespräche, der Zielvereinbarung
und der Entlohnung festgeschrieben.
Führungsinstrumente, die der Personalentwicklung
zuzuordnen sind, wie Coaching, 270°-Feedback,
Potenzialanalyse, Top-Talent-Programme oder Mentoring fanden die Teilnehmer in den Unternehmen
vor. So bietet beispielsweise die Flughafen München Gesellschaft (FMG) ihren Führungskräften,
falls gewünscht, Coaching an. Der Personalentwickler führt mit der interessierten Führungskraft
ein Vorgespräch, um die Modalitäten abzuklären
und um einen passenden externen Coach auszuwählen. Das eigentliche Coaching findet ohne das
Unternehmen statt; der Coachee gibt dem Unternehmen lediglich ein Feedback, ob ihm die Sitzungen geholfen haben und ob er noch weiteren
Bedarf hat.
Bei den Besuchen in den bayerischen Firmen und in
den Gesprächen mit den Verantwortlichen war
deutlich zu spüren, wie die Unternehmen dem für
unsere Volkswirtschaft gefährlichen Trend des sich
immer weiter verschärfenden Fachkräftemangels
mit hohem Einsatz moderner Führungsinstrumente
entgegen wirken. Die Staatsverwaltung ist gut beraten diesen Punkt weiter genau zu beobachten
und bei Bedarf entsprechend zu handeln.
Der schwere Stand der Wirtschaftsethik
Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise ist nicht nur
die Ethik der Bank- und Finanzbranche in Verruf
geraten, sondern die Ethik des ganzen weltweiten
Finanz- und Wirtschaftssystems steht in der Kritik. Vor allem Politiker, Philosophen und Religionsführer fühlen sich berufen nun ein Umdenken zu
fordern. So diskutierten auch die Lehrgangsteilnehmer mit Vertretern der Unternehmen und der
Politik über die Wirtschaftsethik.
Adidas hat alle seine unmittelbaren Zulieferer und
Dienstleister auf die Einhaltung von Standards hinsichtlich Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit verpflichtet. Der Konzern aus Herzogenaurach führt
dazu regelmäßige Kontrollen seiner Betriebe durch
und hat eine unabhängige Nichtregierungsorganisation (NGO) mit weiteren Kontrollen beauftragt.
Dies geschah auf Grund des großen Drucks der
Öffentlichkeit, als Sportschuhe, auch die Produkte
von Adidas, zunehmend mit Kinderarbeit in Verbindung gebracht wurden. Ethisches Handeln entspringt aber auch aufgrund einer inneren Haltung.
Eine geringe persönliche Verantwortung und die
regelmäßig kurze Vertragsdauer eines Managers
fördert nicht die Identifizierung für das von ihm zu
leitende Unternehmen; insbesondere wenn der per-
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sönliche Vorteil mit einer kurzfristigen Unternehmenspolitik verknüpft ist, wie der vom Jahresabschluss abhängige Leistungsbonus. Anders stellt sich
die Sachlage im bayerischen Mittelstand dar: Sowohl
bei der Hörnig-Gruppe als auch bei der KATHREINWerke KG oder im Amper-Einkaufszentrum identifizieren sich die Führungspersönlichkeiten stark mit
ihrem Unternehmen, und das in guten sowie in
schlechten Zeiten. Dies entspringt zum einen der
Familientradition, da diese Unternehmen bereits in
der dritten oder weiteren Generation geführt werden, zum anderen auch der persönlichen Verantwortung des Unternehmers, da dieser selbst haftet.
Dieses Modell ist jedoch (leider) nur eingeschränkt
auf Großkonzerne übertragbar.
Es wurde mehrmals beklagt, dass den vielen modernen Führungstheorien zum Trotz echte unterneh-
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merische Persönlichkeiten weniger werden, und
man immer häufiger auf „standardisierte Manager“
trifft, die sich zwar mit der Arbeit aber nicht mit
dem Wohl und Wehe dieses Unternehmens identifizieren. Im Gegensatz dazu verknüpft und identifiziert die Öffentlichkeit, auch dank der Medien, die
Unternehmen sehr stark mit den sie führenden Persönlichkeiten.
Die ausgewählten Facetten zeigen die Änderung
der Wirtschaftsethik und beleuchten deren notwendige Evolution. Es gibt auch kein Wundermittel für die Schaffung einer anderen Wirtschaftsethik, die solche Krisen in Zukunft zu vermeiden
hilft. Herausragende Faktoren sind nach wie vor
die persönliche und gesellschaftliche Verantwortung sowie die Identifikation des Unternehmers
mit seinem Unternehmen.
4.5 Modul Ausland
„Horizonte erweitern“ lautete eines der Ziele, die
sich der Lehrgang gegeben und in Form eines Mobiles im Saal auch stets vor Augen gehalten hat. Zur
Entdeckung neuer Horizonte bot das Modul Ausland
reichlich Gelegenheit. Mit einem Informationsaufenthalt in Québec wurde die Partnerschaftsarbeit
des Freistaats Bayern intensiv erkundet und eine
Provinz auf dem amerikanischen Kontinent mit ihren spezifischen Potenzialen, Mentalität und Problemen kennengelernt. Die Informationsaufenthalte in
Frankreich und Schottland vertieften neben den
Sprachkenntnissen vor allem auch die Kenntnisse
über öffentliche Verwaltung und Projektmanagement in diesen Ländern. Den Studienteil dieses
Moduls prägten drei Regionen mit ihren spezifischen
Herausforderungen: China mit der Globalisierung,
Brasilien mit der Entwicklungszusammenarbeit und
Nordafrika mit der Migrationsproblematik.
Gleich zu Beginn wurden durch GEO-QUÉBEC die
natürlichen geografischen Gegebenheiten Québecs
multimedial vorgestellt. Von den „Bouclier canadien“ im Norden zu den landwirtschaftlich genutzten
Ausläufern der Appalachen im Süden und dazwischen die Ebenen des St. Lorenz-Stroms, wo rund
80 % der Québecer Bevölkerung leben.
Das Ministerium für internationale Beziehungen
stellte die Geschichte und die Grundlagen der multiethnischen Gesellschaft der 7,7 Mio. Québecois
dar. Dazu kamen weitere Vorträge zu innerkanadischen Strukturen und Zuständigkeiten sowie über
den permanenten Einsatz der französischen Sprache in Québec und Kanada.
Informationsaufenthalt Québec
Ein Informationsaufenthalt führte den Lehrgang
nach Québec, einer Partnerregion Bayerns, die sich
als Insel der Frankophonie auf dem nordamerikanischen Kontinent eine eigene Kultur bewahrt hat
und sehr darauf bedacht ist, die eigene Identität
auch weiter zu erhalten. Als der Lehrgang am
Wahrzeichen von Québec-Ville, dem Chateau Frontenac, ankam, war dieses besondere Flair Québecs
schon zu greifen: eine historische Altstadt, von
mächtigen Stadtmauern umsäumt, hoch über dem
St. Lorenz-Strom: Old Europe vor der mächtigen
Naturkulisse der Neuen Welt.
Ein letztes Briefing durch die enorm engagierte
Bayerische Landesvertretung, und schon gingen am
nächsten Tag die Gespräche in den Ministerien der
Provinzregierung los. Die Frankophonie wurde von
den Teilnehmern freundlicherweise nicht streng
eingefordert. Diskussionen und häufig auch die
Vorträge in englischer Sprache erleichterten der
Gesamtgruppe die Verständigung.
Auch der Umgang mit den indigenen Völkern, les
premières nations, mit ihrer Kultur wurde den Teilnehmern mit einem Abstecher in ein Reservat und
in Museen vermittelt. Deutlicher greifbar wurde die
Entwicklung der französischen Kolonisation und
deren Übergang in die englische Herrschaft unter
anderem durch die Stadtführung und den Besuch
des Parlaments in Québec. Kulturelle Impulse setzte
auch die lange Zeit dominierende katholische Kirche, aus deren geistlichen Kollegien insbesondere
die Laval-Universität, die erste Hochschule Nordamerikas, entstand.
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Besonders wichtig waren auch die Erfahrungen der
Weite des Landes und der abseits der Siedlungsachse des St. Lorenz-Stroms liegenden Naturräume. An
einem Wochenende fuhr der Lehrgang mit dem Bus
in die Region Charlevoix und den Nationalpark
Hautes-Gorges-de-la-rivière-Malbaie, der vielfältige Vegetationszonen repräsentiert. Weiter ging
die Fahrt zum Saguenay Fjord nach Tadoussac, wo
wir in dem einzigartigen Marine Park Wale beobachten konnten.
nehmer besuchen konnten. Ein Besuch bei HydroQuébec, dem staatlichen Energiemonopolisten der
Provinz Québec, gab reichlich Anlass für Diskussionen zur Frage der Energieeffizienz und der Umweltverträglichkeit von Wasserkraft. Der Besuch
der Bayerischen Vertretung, die die Teilnehmer
auch in Montréal vorzüglich betreute, bot Gelegenheit zur Information über die bayerische Arbeit
vor Ort.
Informationsaufenthalt in Frankreich
Von den Natureindrücken inspiriert, diskutierten die
Teilnehmer zurück in Québec in Vorträgen zu Klimawandel, Klimaschutz und Energieversorgung. Québec erzeugt seinen Strom zu 97 % aus Wasserkraft
und zwar so reichhaltig, dass Strom in die USA exportiert wird. Neben dem Stolz auf das Erreichte
war bei den Gesprächspartnern stets ein hohes Interesse am Austausch von best practice Beispielen
spürbar. Dieser Dialog zeigte sich in freundschaftlicher Atmosphäre bei vielen Anlässen.
Das vielseitige Programm führte uns auch nach
Montréal. Es gehört zu den Widersprüchlichkeiten
Québecs, dass die mit Abstand größte Stadt der
Provinz nicht deren politische Hauptstadt ist und
sich weniger der reinen Frankophonie verschrieben
hat, als der Rest des Landes. Das polyglotte Leben
in dieser internationalen Stadt bildete daher auch
einen interessanten Kontrast zu den Bemühungen
des Departments für Frankophonie, das die Teil-
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„Permettez-moi, de vous remercier au nom de notre
groupe…“ war ein Satz, der nicht nur häufig im
frankophonen Ausland zur Anwendung kam, sondern auch die dankbaren Gefühle ausdrückt, die die
Lehrgangsteilnehmer all denen entgegenbringt, die
am Erfolg der Fortbildung und vor allem der Frankreichreise mitgewirkt haben.
Doch zunächst chronologisch beginnend: es fand
sich nach den Sprachtests eine fünfköpfige Gruppe
unbeugsamer Gallier, genauer gesagt frankophiler
Bajuvaren, die sich nicht abschrecken ließen, eine
frankophone Minorität des Lehrgangs zu bilden. In
den Sprachkursen mit Mme. Phan-Van blieb die
Stimmung gut und der erste Praxistest, das Seminar in Fischbachau, war keine unüberwindbare
Hürde. Die Höchstschwierigkeiten waren dort eher
beim bayerischen Rahmenprogramm mit Löffelschlagen und Goaßlschnalz‘n aufgeboten.
Die Reise nach Québec bot als Generalprobe vertiefte Praxiserfahrung mit der wunderbaren Sprache, die von den Québecois als Französisch angesehen wird. Im Interesse des gesamten Lehrgangs war
dort aber die überwiegende Präsentationssprache
Englisch. Wenige Tage nach der Rückkehr aus Québec reisten fünf Lehrgangsteilnehmer schon nach
Frankreich.
Die erste Woche in Paris – Ile de France zeigte, dass
Frankreich ein Zentralstaat ist, zu dem man nur
Zugang über sein Zentrum Paris, der prunkvollen,
pulsierenden Metropole, findet. Ein dichtes Gesprächsprogramm vom Außenministerium über den
Senat und Conseil d’État hin zum Élysée-Palast
brachte die Teilnehmer in die oft glanzvollen Zentren der Macht. Dazu kamen weitere Termine mit
den Schwerpunkten Verwaltung, Verkehr, Gesundheit und Finanzen sowie weitere Rendezvous individuels mit den jeweiligen Ressorts. Den Teilnehmern wurde in Paris sehr schnell klar, dass hier das
wirkliche Machtzentrum Frankreichs ist. In Paris
werden die wichtigen Entscheidungen getroffen,
die dann die Regionen und Gemeinden umzusetzen
haben. Dies gilt für alle Bereiche und Ressorts.
Dank der zentralen Lage des Hotels konnten auch
bekannte Kulturdenkmäler wie Notre Dame oder
der Montmarte auf dem Weg besucht werden.
Ein Höhepunkt war sicher die Bastille-Oper vor
und hinter der Bühne sowie das angeregte Gespräch mit Gerard Mortier, dem Intendanten der
Pariser Oper.
Die zweite Woche führte uns nach Metz als „Provinz-Hauptstadt“ der Region Lothringens mit Abstechern in das zweite Zentrum Nancy, sowie zur
elsässischen Metropole und Europastadt Straßburg.
Dabei wurde die Kunst und Kultur von Gotik und
Renaissance bis zur Baustelle des Centre Pompidou
de Metz in allen Schattierungen sichtbar. Unter der
fürsorglichen Betreuung des Institut Régional
d‘Administration (IRA) wurden verschiedenste Bildungsinstitutionen, wie ENA, IRA, INET, und kommunale Institutionen vom Conseil Régional de
Lorraine bis hin zu den wichtigen interkommunalen
Verbünden, den Communautés, der Zentren Metz
und Nancy besucht.
Ein besonderes Highlight war der Besuch des
Hauses und des Gartens von Robert Schumann,
dem Gründungsvater Europas. Dabei wurde deutlich mit welcher, alle Bedenken und Risiken beiseite
schiebenden, selbst heute noch ehrgeizigen Vision
die Politik eine Aussöhnung der Erbfeinde betrieb
und eine wertebetonte europäische Gemeinschaft
begründete. Leider wird heute das Bild der europäischen Organe mehr von den Einzelinteressen der
Mitgliedsstaaten und einem gut gemeinten, aber
ausuferndem Regulierungsanspruch einer intransparenten Brüsseler Bürokratie geprägt.
Zuletzt folgte das mediterrane Finale in der Region
Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA). Der erste Tag
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führte uns in die Sous-Préfecture, die einen morbiden Charme verbreitete, und in das moderne Gefängnis von Aix-en-Provence. Dabei zeigte sich,
dass der glanzvolle Lack der Zentral- und Oberbehörden auf unterer Ebene durchaus auch abblättert
und eine staatliche Verwaltung hier unter nicht
einfachen Rahmenbedingungen, aber dennoch engagiert, arbeitet.
Die Planung, Vernetzung und Wirtschaftsförderung
in der Region PACA waren ein weiterer Schwerpunkt, der den Teilnehmern vor allem in der Regionalprefektur nahe gebracht wurde. Eindrucksvoll
auch der sektorübergreifende Technopole Sophia
Antipolis, deren 9 (von 71 in Frankreich) Poles de
Compétivité mit 6 Mrd. Euro denselben Umsatz wie
die Tourismusbranche der Côte d‘Azur erzielen.
Wissenschaftliche Netzwerke werden dort genauso
gepflegt wie im, auch architektonisch, herausragenden Observatorium von Nizza.
Der Ballungsraum Marseille und die Region PACA
sind historisch und aktuell auch ganz im Sinne der
französischen Initiativen für eine EU-Kooperation
mit allen Mittelmeeranrainern, den Euroméditerrané, zu ihren südlichen Nachbarn hin orientiert.
Gleichzeitig ist innerhalb Frankreichs der Wettbewerb mit Lyon um den zweiten Platz hinter der Ile
de France (Paris) eine Daueraufgabe. Hier sind ne-
ben der im Küstenabschnitt konzentrierten Infrastruktur auch sogenannte weiche Faktoren wie
sonnenverwöhntes Klima und unberührte Natur
Standortvorteile, von denen sich die Teilnehmer in
dem Naturschutzgebiet Iles de Hyères überzeugen
konnten.
Frankreich ist in seiner Vielfalt sowie seiner Gastfreundschaft, die die Teilnehmer reichlich genießen
durften, wirklich einzigartig und mit der geschichtlichen Verbindung ein wertvoller Partner Bayerns.
Informationsaufenthalt Schottland
Vom ersten bis zum letzten Tag an beeindruckte
Schottland mit seiner Schönheit, dem eigenen
Charme – und seinem bekanntermaßen sonnigen
Wetter. Die Schottlandgruppe hatte das besondere
Glück, dass es – untypischerweise – kaum Regen
gab, was das Kennenlernen des Landes sehr erleichterte. Die erste Station war für zwei Wochen
Edinburgh, zweitgrößte Stadt Schottlands und seit
dem Jahr 1437 Hauptstadt. Früher oder später fanden alle den Weg auf Arthur`s Seat, den die Stadt
überragenden kleineren Berg, von dem aus man die
Stadt und den Firth of Forth überblicken konnte
und die ganze Schönheit dieses „Athen des Nordens“, wie es Theodor Fontane bezeichnete, bewundern konnte.
Bei den vielfältigen Gesprächen, unter anderem mit
dem deutschen Konsul Wolfgang Mössinger, dem
Amtschef der schottischen Regierung, Sir John
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Elvidge, und unterschiedlichen Mitarbeitern der
schottischen Regierung sowie Verwaltung wurde
deutlich, dass sich Schottland gegenwärtig in einer
Phase des Um- und Aufbruchs befindet. Seit Mai
2007 hat die Scottish National Party (SNP) die relative Mehrheit im Parlament und ihr Parteivorsitzender Alex Salmond führt seitdem als First Minister
eine Minderheitsregierung. Ein erklärtes Ziel seiner
Regierung ist die Unabhängigkeit Schottlands und
dieses Ziel wird konsequent verfolgt, auch durch
eine Umgestaltung der Regierung, die eine Behandlung aller staatlichen Sujets sicherstellen soll. Hintergrund ist der fortwährende Kampf um die eigenständige Identität des Landes, die tief in der Geschichte verwurzelt ist. Das bis zum Jahr 1707 als
Königreich selbständige Schottland hatte von Anbeginn an eine sehr schwierige Stellung im Vereinigten Königreich. Die Geschichte, vor allem auch die
vielen militärischen Auseinandersetzungen mit England, sind in den Köpfen der Menschen weiterhin
sehr präsent, seien es die Siege unter Robert the
Bruce im 14. Jahrhundert oder das im Jahr 1692,
vom englischem Adel angestiftet, und von den
Schotten selbst verübtes Massaker von Glencoe, das
den MacDonald-Clan beinahe auslöschte. Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Schotten ließen auch
nach dem Act of Union im Jahr 1707 nicht nach und
führten schließlich 1997 zu einer überwältigenden
Mehrheit bei einer Volksabstimmung für ein eigenes
schottisches Parlament mit eigenen, wenn auch
begrenzten Kompetenzen innerhalb des Vereinigten
Königreichs. Diese Entscheidung ist Ausdruck einer
starken schottischen nationalen Identität, die vor
allem dadurch bewahrt wurde, dass das Rechtssystem, das Erziehungswesen und die Kirche von
Schottland auch nach dem Act of Union weiterhin
von England getrennt blieben. Dieses Beharren auf
Eigenständigkeit führte unter anderem zu dem –
zumindest für Außenstehende – amüsanten Rechtsstreit MacCormick v. Lord Advocate aus dem Jahr
1953, in dem das Recht von Königin Elizabeth II
bestritten wurde, sich in Schottland „Elizabeth die
Zweite“ zu titulieren; Begründung: Es gab in Schottland nie eine „Elizabeth die Erste“.
Bis zum Inkrafttreten des Scotland Acts im Januar
1999 und der Konstituierung des schottischen Parlaments und der Regionalregierung am 1. Juli 1999
wurden die schottischen Belange von einem britischen Ministerialkabinett unter dem Vorsitz des
Staatsministers für Schottland geregelt. Durch den
Scotland Act wurden dem Parlament und der Regionalregierung – beide durch dieses Gesetz geschaffen – die vollen judikativen und exekutiven Kompetenzen eines Landes, die „Devolved Matters“ in den
Bereichen Justiz, Bildung, Gesundheit, Arbeit, Verkehr, Tourismus und Landwirtschaft übertragen. Das
Parlament in Westminster behielt sich die „Reserved
Matters“ zurück, die sich auf Bereiche wie Energie-,
Außen-, Finanz- und Sicherheitspolitik erstrecken.
Zudem verfügen Regionalregierung und -parlament
über begrenzte Steuerhoheit. Das schottische Regionalparlament setzt sich aus 129 Abgeordneten
zusammen, die für jeweils vier Jahre gewählt werden. Der Regionalregierung gehören neben dem
First Minister der Generalstaatsanwalt und der
Kronanwalt für Schottland sowie die vom First Minister ernannten Minister und ihre Stellvertreter an.
Der Staatsminister für Schottland, der weiterhin
vom britischen Premierminister ernannt wird, ist
kein Mitglied der schottischen, sondern der britischen Regierung.
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Besonders interessant war die Rolle der Verwaltung, die weiterhin vom British Civil Service besetzt
wird. Auch wenn es auf den ersten Blick problematisch erschien, dass britische Beamte einer Regierung dienen, die die Abspaltung von Großbritannien
anstrebt, so wurde doch schnell deutlich, dass dies
vor dem Hintergrund des Selbstverständnisses des
British Civil Service keine unzumutbaren Loyalitätskonflikte auslöst. Die Beamtenschaft Großbritanniens versteht sich als Servicepersonal der jeweiligen Regierung, mit einer Betonung auf „jeweiligen“. Daraus folgt zum einen, dass sie loyal und
unbedingt die Ziele der jeweiligen Regierung vorantreibt. Zum anderen aber auch dass sie, bzw. die
höchstrangigen Beamten, mit allen politischen
Kräften des Landes in fortlaufendem Kontakt stehen und für alle politischen Konstellationen Regierungskonzepte im Schreibtisch haben. Diese Bipolarität wird – so wurde uns dies zumindest vermittelt – von den herrschenden Politikern auch akzeptiert. Eine einleuchtende Begründung dafür war,
dass jeder vernünftige Politiker weiß, dass er oder
sie nicht ewig an der Macht bleibt.
Neben Terminen in Edinburgh besuchten wir unter
anderem auch die Scottish Environmental Protec-
tion Agency (SEPA) in Sterling, die Police Academy
in Kincardine im traumhaft schönen Tulliallan
Castle, das einst Sitz der polnischen Exilregierung
war und die University of Aberdeen, eine der ältesten Universitäten der Welt, wo uns von Professor
Paul Mitchell Energiekonzepte und von Professor
John Nelson neue Ansätze für Verkehrsgestaltung
vermittelt wurden.
Am Ende der zweiten Woche brachen wir dann zu
einer Reise in die Highlands und die Inselwelt
Schottlands auf. Stationen waren Fort William,
Broadford auf der Isle of Skye, Isle of Harris in den
Äußeren Hebriden und schließlich Inverness, bevor
wir nach Edinburgh zurückkehrten. Die Eindrücke
dieser Fahrt lassen sich kaum in Worte fassen, weil
die Berge, Lochs, Hochmoore, Glens und Küstenlandschaften von einer atemberaubenden wilden
Schönheit sind. Überall finden sich Zeichen alter
Zivilisationen und Kulturstätten beeindruckender
Gediegenheit. Vor allem die Schlösser, Burgen und
Parkanlagen mit zum Teil jahrhunderte altem
Baumbestand vermittelten ein Verständnis für das
Geschichtsbewusstsein und den darauf beruhenden
Patriotismus der Schotten. Es wurde aber auch
deutlich, dass das Leben in Schottland von Entbehrung und Armut geprägt wurde. So schön die Highlands auch sind, so unwirtlich sind sie für die
Menschen, die dort leben. Diese besondere Schönheit beruht auch auf einem früheren ökologischen
Raubbau größten Ausmaßes, der auch heute nicht
beendet ist. Die Waldwirtschaft in den Highlands
erinnert eher an einen landwirtschaftlichen Plantagenbau als an nachhaltige Forstwirtschaft.
Die Fahrt nach Schottland hat den Teilnehmern ein
reiches Bild über Land und Leute vermittelt, das in
Erinnerung bleiben wird. Der Informationsaufenthalt hat auch gezeigt, dass Regierungsstrukturen
und politische Entwicklungen ohne eine vertiefte
Beschäftigung mit den Menschen und der Geschichte eines Landes unverständlich bleiben.
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China
Brasilien
Wie sehr sich China durch die Globalisierung verändert hat, erläuterte Pfarrer Thomas Paulsteiner
vom Centrum Mission Eine Welt der EvangelischLutherischen Kirche in Bayern. Er schilderte dabei
auch eindrucksvoll, wie sich diese Veränderungen
auf das wachsende Christentum in China auswirken. Die Projektarbeit der Hanns-Seidel-Stiftung
zur Förderung des Aufbaus der Zivilgesellschaft in
China erläuterte Willi Lange. Dass die politischen
und kirchlichen Kontakte Bayerns mit China bereits
eine lange Geschichte haben, konnte der Lehrgang
schließlich beim Besuch der Ausstellung „Die Wittelsbacher und das Reich der Mitte“ im Bayerischen
Nationalmuseum studieren. Der Besuch von Konsul
Meng und dem Konsularattaché Wu des Chinesischen Generalkonsulats in München vermittelte
schließlich Einblicke in die wirtschaftspolitische
Situation des Landes.
An einem Brasilientag führten Dr. Jürgen Bergmann
und Pfarrer Mauro Schwalm, vom Centrum Mission
Eine Welt, in die entwicklungspolitischen Herausforderungen des südamerikanischen Landes ein. Neben
einer grundsätzlichen entwicklungspolitischen Debatte und einer anschaulichen Landeskunde stand
dabei ein Planspiel zur differenzierten Wahrnehmung der Agrosprit-Debatte im Zentrum.
Nordafrika
Die Herausforderungen wirtschaftlicher Entwicklung und der Migration von Afrika nach Europa
schilderte der tunesische Konsul in München, Herr
Mohamed M’Adhbi. Eine lebendige, stärker erfahrungsbezogene Darstellung der Entwicklungszusammenarbeit in den Maghreb-Staaten, bot Dr.
Reiner Eckhard aus der Sicht eines ehemaligen
GTZ-Mitarbeiters in Nordafrika.
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4.6 Modul Medien
Die Medien gewinnen immer mehr an Bedeutung;
die Möglichkeiten des Internets verstärken diesen
Trend. Manchmal entsteht sogar der Eindruck, dass
die Medien die Macht über Politik und Wirtschaft
haben und damit die Gesellschaft nachhaltig beeinflussen. Die Medien sprechen von sich selbst als der
vierten Macht im Staat. So war die logische Konsequenz, sich auch mit den Medien im Lehrgang vertieft auseinander zu setzen.
sollte die Politik bzw. die Verwaltung ihre Informationsflut eindämmen, damit sich auch die Journalisten auf das Wesentliche in ihrer Berichterstattung konzentrieren und Schwerpunkte setzen können. Dies bestätigte auch Frau Philippi, die neue
Pressesprecherin der Bayerischen Staatsregierung.
Politik und Medien
Die Politik möchte ihre Anliegen über die Medien an
die Bürger kommunizieren. Um dies schnell und effizient zu erreichen, gibt es in Berlin die Bundespressekonferenz, die der Lehrgang beim Informationsaufenthalt in Berlin besuchen konnte. Im anschließenden Gespräch mit Herrn Wilhelm, dem Regierungssprecher von Bundeskanzlerin Merkel, wurde
die Gratwanderung zwischen der ständigen Neugier
der Journalisten und dem schon zu verlautbarenden
Zwischenstand politischer Prozesse deutlich.
Europa und Medien
Die Politik der EU-Organe ist für viele Bürger sehr
schwer zu verstehen, weil die Medien meist nur
vereinfacht von Europa sprechen. Hier müssten die
Medien mit ihren Meldungen Aufklärungsarbeit,
sozusagen politische Bildungsarbeit, leisten, so Frau
Bolesch, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung in Brüssel. Zudem ist bei der extrem hohen
Themenvielfalt in Brüssel die Auswahl der Themen
besonders wichtig. Dabei ist die konsensorientierte
Arbeit der EU-Kommission für die meisten Redakteure ziemlich unspektakulär, so dass sie sich lieber
an Europaabgeordnete halten, die häufig Partikularinteressen vertreten.
Herr Erhard, Landtagsreporter des Bayerischen
Rundfunks, forderte, dass sich die Politik wieder
stärker an den Themen und an der geänderten
Struktur der Bevölkerung orientieren müsse. Ferner
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Die europäische Medienlandschaft ist so unterschiedlich wie Europa selbst. Herr Strohmeier, Kabinettschef von Viviane Reding, die für Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin, erläuterte uns, dass eine Regelung zu Werbung
und Schleichwerbung notwendig sei. Derzeit sei ein
Umbruch der Medienlandschaft sowie eine schwindende Zuschauerzahl bei den öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten zu beobachten. Daher wird an eine
Finanzierung der Sender nach Inhalten, nach dem
Vorbild Großbritanniens, gedacht. Dies hätte Auswirkungen auf die Rundfunkgebühr und damit auch auf
die Medienlandschaft in Deutschland.
Die gewonnenen Informationen werden von den
Journalisten in der Regel nur so weitergegeben, wie
sie die Informationen für ihre Botschaften benötigen. Das heißt, es werden Informationen auch bewusst zurückgehalten, als Druckmittel eingesetzt
oder gezielt in bestimmten Situationen platziert,
wie uns Journalisten im Gespräch verrieten. Hier
entsteht – zumindest teilweise – der Eindruck, dass
ein faires Kooperationsverhältnis zwischen Medien
und Politik und Wirtschaft für wirtschaftliche
Interessen der Medien ausgenutzt wird.
Generell fällt auf, dass die Berichterstattung in den
letzten Jahren deutlich aggressiver und personenbezogener geworden ist. Konfrontationen und negative Berichterstattung sind en vogue. Man spricht
von der Boulevardisierung der Medien. Dem könne
zumindest teilweise durch eine frühzeitige Information der Medien entgegengewirkt werden, so der
sächsische Regierungssprecher Herr Zimmermann.
Wirtschaft und Medien
Journalisten stehen generell unter Wettbewerbsund Zeitdruck. Dies führt dazu, dass Recherchen
leider manchmal nicht mit der nötigen Gründlichkeit durchgeführt werden. Dieser Umstand ist
gleichzeitig wieder eine Chance, Journalisten im
Sinne von Lobbying mit entsprechenden Informationen zu versorgen. Dies wird bereits von einigen
Unternehmen sehr stark genutzt, genauso wie eine
strategische Planung in der Pressearbeit.
Wahrheit und Medien
Da auch der Journalismus schnelllebiger geworden
ist, sind Journalisten ständig auf der Suche nach
neuen Informationen, die sie gewinnbringend veröffentlichen können. Um an Neuigkeiten zu kommen, wird mit immer härteren Mitteln gekämpft.
Durch die Möglichkeiten des Internets sind praktisch auch alle Informationen sofort verfügbar. Dies
erfordert ein noch umsichtigeres und diplomatischeres Vorgehen bei öffentlichkeitswirksamen
Themen.
Bayerischer Rundfunk
Der 1922 gegründete öffentlich-rechtliche Sender
hat unter anderem die Bevölkerung mit seinem
Programm zu bilden, zu unterrichten und zu unterhalten. Als Ausgleich dafür erhält der Bayerische
Rundfunk (BR) die Rundfunkgebühr. Dies würde ihn
grundsätzlich vom Quotendruck befreien, was in
der Praxis jedoch nicht immer der Fall ist.
49
Der BR, ein Markenzeichen Bayerns, steht für vertrauenswürdige Berichterstattung. Um dies zu erreichen, werden eingehende Meldungen und Informationen überprüft. Dies kostet zwar Zeit und bedeutet zusätzliche Arbeit, verhindert aber beispielsweise Falschmeldungen oder einer Lobby-Kampagne
aufzusitzen. Mit dem bundesweit ausgestrahlten
Programm BR alpha, das in der deutschen Fernsehlandschaft einmalig ist, wird ein Großteil des Bildungsangebots des Senders abgedeckt.
Ein wichtiges Themenfeld, das sich in letzter Zeit
herauskristallisiert, ist die starke Nutzung des Internets durch Jugendliche. Diese sind daher über die
konventionellen Medien, wie Hörfunk und Fernsehen, schwierig zu erreichen. Die Möglichkeit für
öffentlich-rechtliche Sendeanstalten im Internet
aufzutreten, ist allerdings rechtlich beschränkt.
Beispielseise ist das Einstellen von Sendungen im
Internet in Deutschland auf sieben Tage beschränkt.
Trotzdem wird sich der Trend Richtung digital und
online fortsetzen, was den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk vor neue Herausforderungen stellt.
50
Praktische Erfahrungen
In Gesprächen mit Journalisten und Redakteuren,
auch der Abendzeitung München, wurde den Teilnehmern deutlich, dass es nicht nur auf den Inhalt
der Information und Nachricht ankommt, sondern
auch auf das Wie und die Art der Präsentation. Wie
die Formulierungen in verständlicher und klarer
Sprache erfolgen, erprobten die Teilnehmer in
schriftlichen Übungen. Doch bevor die Information
um das Interesse des Bürgers kämpfen kann, muss
sie vom Journalist und vom Redakteur für würdig
befunden werden. Da die Medien die Politik kontrollieren wollen, findet vor allem in diesem Bereich
eine harte Auswahl statt. Selbstverständlich müssen die Politik, die Verwaltung und die Unternehmen jederzeit die Wahrheit sagen, auch wenn es
nur ein Teil davon ist. Das ist im Krisenfall von besonderer Bedeutung. Gerade hier sind die Journalisten sehr nachtragend. Die Internetpräsenz und
–aktivität der Ministerien und der Staatskanzlei ist
noch deutlich ausbaufähig. Erste Schritte dazu
werden gerade unternommen.
5 Querschnittsthemen
Neben den verschiedenen Aus- und Fortbildungsmodulen hat sich der Lehrgang für Verwaltungsführung auch Querschnittsthemen aufgegeben, die
die vielfältigen Veranstaltungen als „rote Fäden“
durchziehen sollten. Die ausgewählten Themen
sind: Bildung, Wissenschaft und Kunst, Globalisierung, Mythos Bayern, Nachhaltigkeit, Politikberatung und Werte.
Wie der Begriff Querschnittsthema bereits impliziert, wurden diese Themen nicht ausschließlich in
eigenen Veranstaltungen erörtert. Sie waren als
Fragestellungen bei den meisten Veranstaltungen
präsent und führten zu vertieften Diskussionen. So
wurde beispielsweise immer wieder die Frage gestellt, wie sich neue Erkenntnisse in der Politikberatung nutzbar machen lassen oder welche Werte
bestimmte wirtschaftliche oder soziale Arbeitsbe-
reiche informieren und wie es um die Nachhaltigkeit von Lösungsvorschlägen bestellt ist. Dabei
wurde fortwährend deutlicher, dass die meisten
Detailprobleme nur Abbildungen der gesellschaftlichen Großbaustellen sind, und dass sich die Lösungen dieser Detailprobleme nur mit Blick auf diese Großbaustellen finden lassen.
Im Laufe der neun Monate wandelten sich die
Querschnittsthemen so zunehmend von offenen,
vagen Fragestellungen hin zu deutlicheren Vorstellungen und Leitbildern für die bevorstehende Arbeit
in den jeweiligen Einsatzgebieten der Lehrgangsteilnehmer. Sie steigerten die Sensibilität der Teilnehmer für gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge, förderten interdisziplinäre Denkweisen und
stärkten ihre Kompetenz für die Erfüllung von
Querschnittsaufgaben.
51
5.1 Bildung, Wissenschaft und Kunst
Das Querschnittsthema Bildung, Wissenschaft und
Kunst zog sich wie ein roter Faden durch alle Module des Lehrgangs. Im Folgenden werden einige
ausgewählte Veranstaltungen beschrieben.
Meitner-Gymnasiums in Unterhaching, der einen
sehr guten Überblick über den Alltag, die Strukturen
und den Umgang mit alten und neuen Herausforderungen in der Bildungspolitik an einem bayerischen
Gymnasium bot.
Bildung
Bildungsgerechtigkeit – Mythos und Leitidee
Im Rahmen des Sozialmoduls referierte Frau Ohrnberger vom StMUK über die Maßnahmen, die Bayern ergreift, um die vieldiskutierte, bereits in der
Bayerischen Verfassung verankerte Bildungsgerechtigkeit zu erreichen. Auf sehr anschauliche
Weise wurden die Ergebnisse der Schulleistungsvergleiche und die Ansätze in Bayern zur Bildungsgerechtigkeit dargestellt. Dabei wurde deutlich, dass
die Anstrengungen im Bildungsbereich von wesentlicher Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft
unserer Gesellschaft sind.
Hauptschule und Gymnasium
Im Laufe des Lehrgangs wurden anhand von Besuchen unterschiedlicher Schultypen auch praktische
Informationen zur Bildungsgerechtigkeit in Bayern
vermittelt. So besuchten die Teilnehmer zwei sogenannte Brennpunktschulen, um sich über den
Schulalltag in Hauptschulen und zu den Hintergründen der dortigen Herausforderungen zu informieren. Als Kontrast diente ein Besuch des Lise-
Zum Besuch der international anerkannten EliteSchule Internat Schloss Salem siehe Kapitel 6. Die
Eindrücke vom Besuch der Berufsschule Fürstenfeldbruck sind im Kapitel 4.4 beschrieben.
Wissenschaft und Forschung
TU München und der Forschungsreaktor FRM II
Ein Besuchstag des Standorts Garching der TU
München bot die interessante Möglichkeit, sich zu
Theorie und Praxis rund um den Forschungs- und
Technikstandort München zu informieren und hinter die Kulissen zu blicken. Am Anfang stand die
Vorstellung des Instituts für Werkzeugmaschinen
und Betriebswissenschaften (IWB) durch den Institutsleiter Professor Zäh. Mit ihm diskutierten die
Teilnehmer aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte der Forschung wie Kooperationen mit Industriepartnern, Studentenzahlen und
–strukturen sowie den EU-Bologna-Prozess. Anschließend folgte ein Besuch des Instituts für Luftund Raumfahrt, in dem die Lehrgangsteilnehmer
von Professor Ulrich Walter, dem bekannten Astronauten und Leiter des Lehrstuhls für Raumfahrttechnik, begrüßt wurden.
Zum Abschluss des Besuchstags wurde als Großforschungseinrichtung die Forschungsneutronenquelle
Heinz-Maier-Leibniz (FRM II) der TU München unter Führung von Professor Dr. Petri besichtigt. Der
Forschungsreaktor ist als Neutronenquelle eine
Großforschungseinrichtung, die weltweit Interesse
weckt; als modernster ziviler Forschungsreaktor ist
er einmalig. Er liefert ein eindrucksvolles Beispiel,
wie ein Zentrum der Spitzenforschung exzellente
Wissenschaftler in globalem Maßstab anzieht und
52
wie damit der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort München bzw. Bayern, vor allem an der TU
München, von diesem internationalen und interdisziplinären Austausch profitieren kann.
Umweltforschungsstation Schneefernerhaus
Bei einem Besuch der Umweltforschungsstation
Schneefernerhaus (UFS) auf der Zugspitze konnte
der Lehrgang Spitzenforschung auf höchstem Niveau erleben. Die UFS arbeitet mit zahlreichen internationalen Partnern vernetzt in globalen Projekten wie der Global Atmosphere Watch oder dem
pazifischen Tsunami-Warnsystem. Ein zentrales
Forschungsthema dieses renommierten Instituts ist
der Klimawandel, mit besonderem Augenmerk auf
dem Ökosystem Alpenraum, das in spezifischer
Weise betroffen ist. Daher befasst sich die Station
neben der globalen Klimaforschung auch mit den
regionalspezifischen Auswirkungen wie der Veränderung des Permafrosts im Hochgebirge. Die Forschungsergebnisse erlauben Rückschlüsse darauf,
wie der globale Klimawandel sich lokal in den Alpen
auswirken wird, beispielsweise in einer erhöhten
Murengefahr bei abnehmendem Permafrost.
Fraunhofer-Institut in Magdeburg
Anlässlich der Informationsreise nach SachsenAnhalt konnte sich der Lehrgang beim Besuch des
Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und –automatisierung (IFF) in Magdeburg von der Vernetzung
universitärer und außeruniversitärer Forschung mit
der Industrie überzeugen. Das Institut sieht sich als
„Innovationsbeschleuniger für die Gesellschaft“
und forscht unter anderem anwendungsorientiert
in den Bereichen Logistik, Automation und Virtual
Engineering. Die Demonstrationen der Forschungsergebnisse ließen die Theorie sehr plastisch werden
und den Nutzen der Vernetzung deutlich erkennen.
Kunst und Architektur
Münchener Museen mit Frau Dr. Prottung
Das Münchener Museumsareal bot dem Lehrgang
reichlich Gelegenheit für eine ausgiebige Befassung
mit unterschiedlichen abendländischen Kunstepochen. Begleitet von einer versierten Kunsthistorikerin wurden im Lauf des Lehrgangs verschiedene
Museen besucht und ausgewählte Werke näher erläutert. Den Anfang machte die Glyptothek mit ihrer Sammlung griechischer und römischer Skulpturen von Weltrang aus verschiedenen Epochen.
Während in der Archaischen Zeit die Statuen noch
in strenger Haltung dargestellt sind, entwickeln die
Künstler der Klassischen Zeit ein naturnahes Menschenbild und zeigen Körper von idealer Schönheit.
Im darauffolgenden Hellenismus werden erstmals
auch Emotionen und Aspekte des Schreckens, der
Gewalt und des Hässlichen dargestellt. Erst die
Kunst der frühen Kaiserzeit der römischen Republik
ist durch eine Wiederbelebung der klassischen
Idealität geprägt.
53
Ein Besuch der Alten Pinakothek brachte dem Lehrgang die europäische Malerei zwischen dem Mittelalter und dem 18. Jahrhundert näher. Neben anderen wurden zentrale Werke von Dürer, Raffael, Rubens und Rembrandt näher betrachtet und die
Hintergründe ihrer Entstehung sowie ihrer künstlerischen Intention erläutert.
Nächste Etappe auf dem Weg in die Moderne war
eine Führung durch die Neue Pinakothek mit ihren
Werken aus den Epochen der europäischen Kunst
vom Klassizismus bis zum Jugendstil. Impressionismus und Expressionismus wurden dabei besonders ausführlich betrachtet.
genommen werden. Mit dem Museum Brandhorst
erfährt das Münchener Kunstareal einen bedeutenden Zugewinn. In Verbindung mit der Sammlung
der Pinakothek der Moderne wird das facettenreiche Profil der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts
eindrucksvoll erweitert.
Architektur und Städtebau in München
Ein besonderer Fokus wurde während des Lehrgangs auf die Baukunst gerichtet. Den Auftakt
machte ein „inhouse-Seminar“ zur Baugeschichte
des Prinz-Carl-Palais.
Beim Besuch der Pinakothek der Moderne faszinierte neben der Architektur von Stephan Braunfels
das breite Spektrum der Werke ab dem „Blauen
Reiter“ über den Surrealismus bis hin zum Ouevre
von Joseph Beuys und Andy Warhol.
Neben den Museumsbauten besichtigten die Teilnehmer in München unter anderem die jüdische
Synagoge, den Justizpalast, die Baustelle der Hochschule für Fernsehen und Film und des Ägyptischen
Museums. Bei den Informationsaufenthalten waren
architektonische Besonderheiten immer fester Bestandteil des Programms.
Sammlung Brandhorst
Noch vor der Übergabe des frisch fertiggestellten
Museumsneubau der Sammlung Brandhorst an die
Bayerischen Staatsgemäldesammlungen hatte der
Lehrgang die Gelegenheit zur Besichtigung der
noch leeren Räume. Die Teilnehmer konnten sich bei
dieser „Preview“ vom faszinierenden Werk der Berliner Architekten Sauerbruch-Hutton überzeugen
und ein letztes Mal die pure Raumkomposition ohne Kunstwerke auf sich einwirken lassen. Kurz vor
Lehrgangsende konnten die neuen Ausstellungsräume dann mit den Kunstwerken in Augenschein
Im Rahmen einer Vorlesung mit anschließendem
Stadtrundgang wurden ausgewählte Aspekte der
städtebaulichen und architektonischen Entwicklung
Münchens von Professor Nerdinger, dem Direktor
des Architekturmuseums der TU München erläutert.
Insbesondere die Stadterweiterungen unter König
Ludwig I. konnten nach entsprechender theoretischer Vorbereitung vor Ort, etwa in der Ludwigstraße, der Brienner Straße und am Karolinenplatz,
den Lehrgangsteilnehmern erläutert werden. Der
bereits durch die Vorlesungen zur Bayerischen Geschichte erfolgte Blick auf die historische Entwick-
54
lung unseres Landes konnte durch Professor Nerdinger nun um die gebauten Zeugnisse Münchens
erweitert werden.
Kunst bei den Informationsaufenthalten
Auch die Informationsaufenthalte im In- und Ausland boten Gelegenheit, um den kulturellen Horizont zu weiten. Neben dem Besuch der Semperoper
in Dresden wurden diverse Museen in den baltischen Staaten, Kanada, Frankreich und Schottland
besucht. Ein künstlerischer Höhepunkt in Frankreich war der Besuch der Opera de la Bastille in
Paris, bei dem auch ein Blick hinter die Kulissen, mit
einer Führung, möglich war.
55
5.2 Globalisierung
Als Querschnittsthema haben sich die Teilnehmer
mit der Globalisierung, ihren Auswirkungen auf die
Wirtschaft, die Natur und die Gesellschaft insbesondere in Bayern sowie in den von uns besuchten
Ländern Lettland, Estland, Frankreich, Schottland
und der Provinz Quebec befasst. Im Folgenden werden die wesentlichen Veranstaltungen zum Thema
Globalisierung vorgestellt.
Jahrgangstreffen
Aus aktuellem Anlass beschäftigten wir uns auch
auf dem Jahrgangstreffen intensiv mit Fragen der
Globalisierung in der Wirtschafts- und Finanzwelt.
Unter dem Titel „Auf dem Weg zu einer neuen
Weltwirtschaftsordnung?“ wurden das Für und
Wider der globalisierten Wirtschafts- und Finanzsysteme, die aktuelle Krise, ihre Gründe und mögliche zukünftige Entwicklungen sowie die staatlichen Einflussmöglichkeiten intensiv diskutiert.
Nähere Informationen enthält das Kapitel 8.
Adidas AG
Beim Besuch der Konzernzentrale der Adidas AG in
Herzogenaurach wurde deutlich, dass Adidas eines
der Unternehmen ist, das einerseits die Chancen der
Globalisierung bewusst wahrgenommen hat, andererseits aber auch deren Grenzen direkt erfahren
musste. Wird die Produktion stark arbeitsteilig
komplett in Billiglohnländer verlagert, muss dies
auch mit dem Export von sozialen Mindeststandards und deren Kontrolle einhergehen, möchte das
Unternehmen in der westlichen Welt nicht seinen
guten Ruf verlieren. Folglich wurden Prozesse wie
Schulungen, Zertifizierung oder Audits in puncto
Arbeits- und Sozialstandards etabliert. Dabei werden auch externe Berater sowie Menschenrechtsorganisationen zu Rate gezogen. Das stark globalisierte Unternehmen steht gleichzeitig vor der Herausforderung, sein eigenes Know-how in der Produktion nicht zu verlieren und die Markenidentität
zu bewahren.
Fuggerei in Augsburg
Professor Kießling zeigte in seinem Vortrag zum
internationalen Wirtschaftsimperium der Fugger im
16. Jahrhundert auf, dass das Phänomen der Globalisierung mit internationalem Güteraustausch, weltweiter Arbeitsteilung und darauf aufbauend internationalen Finanzbeziehungen schon im Mittelalter
präsent war. Für diesen Handel wurden schon damals schnelle Kommunikationsnetze aufgebaut, die
es ermöglichten jederzeit zu wissen, wer was wo
benötigt und wer welche Ware zu welchem Preis
wo hat. Diese Systeme waren die Vorläufer des
heutigen Post- und Telekommunikationswesens.
Das Handelshaus der Fugger mit Niederlassungen
unter anderem in Augsburg, Antwerpen, Lissabon,
Ungarn, Südamerika und auf den Azoren ist dafür
ein bekanntes – aber nicht das einzige – Beispiel.
Seine Entstehung war das Resultat eben dieser
frühen Form der Globalisierung.
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KATHREIN-Werke KG
Der Besuch der Rosenheimer Unternehmenszentrale
der KATHREIN-Werke KG unterstrich, dass Heimat
und Globalisierung in einem mittelständischen
Technologie-Unternehmen keineswegs Gegensätze
sind. Deutlich wurden uns die Einflussmöglichkeiten
eines globalisierten mittelständischen Unternehmens auf die lokalen und regionalen Entschei-
dungsträger vorgeführt. Die Verwaltung muss den
kreativen Spielraum nutzen, um die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen.
kunft vor allem die drastische Reduzierung des
Verbrauchs von sogenanntem „virtuellem Wasser“
ist, also des Wassers, das in die landwirtschaftliche
und industrielle Produktion fließt und durch den
Konsum indirekt verbraucht wird. Die Vernetzung
von Wissensgebieten zur Bewältigung globaler Krisen und Problemlagen ist wichtig und notwendig.
Seine auf das Wasser fokussierten Lösungsvorschläge stehen im Gegensatz zu den derzeit allgemein favorisierten Lösungen des Treibhauseffekts
und der CO2-Vermeidung.
Baltikum
Wassermanagement in Zeiten
globaler Krisen
Der Leiter der bayerischen Wasserwirtschaft, Dr.
Grambow, StMUG, ging zunächst auf die Situation
der bayerischen Gewässer und die Entwicklungen
im Hinblick auf den Rechtsrahmen der Europäischen Union (EU), insbesondere die Wasserrahmenrichtlinie, ein. Sodann stellte er anschaulich
Wasserversorgung und Klimawandel als globale
Herausforderungen dar. Bereits heute ist in vielen
Regionen der Welt Wasserknappheit ein drängendes
Problem. Die Wasserknappheit steht unmittelbar
vor den EU-Außengrenzen. In nicht allzu ferner
Zukunft werden auch innerhalb der EU, vor allem in
den Mittelmeerstaaten, schwindende Wasserressourcen ein wichtiges Thema sein. Andere Regionen
der Erde sind schon jetzt von den Auswirkungen des
Klimawandels und einer nicht nachhaltigen Wassernutzung betroffen. Zu erwarten ist, dass globale
Konflikte künftig immer häufiger ihre Ursache im
„Kampf um das Wasser“ haben werden.
Besonders die baltischen Staaten sind schwer von
der globalen Finanzkrise betroffen. Sie haben die
nationalen Banken in den letzten Jahren an skandinavische Banken verkauft und befinden sich nunmehr in deren Abhängigkeit. Ebenso besteht eine
faktische Abhängigkeit der Landeswährungen vom
Euro, die den volkswirtschaftlichen Handlungsspielraum minimiert. Die zuvor wachstumsverwöhnten
baltischen Tigerstaaten haben noch kein ausreichendes Fundament gebildet, die erheblichen Einbrüche der lokalen Wirtschaftsentwicklung aufgrund der globalen Krise abzufedern. Das ganze
Land, vom Bürger über Unternehmen bis hin zum
Staat, ist daher zu massiven Einschnitten bei den
Ausgaben und beim Lebensstandard gezwungen.
Dennoch erschienen uns die Bewohner Estlands und
Auch Professor Wolfram Mauser von der LudwigMaximilians-Universität München beschrieb die
drohende globale Wasserknappheit als echte weltumspannende Herausforderung. In seinem Vortrag
wurde deutlich, dass die Herausforderung der Zu-
57
Lettlands vergleichsweise zuversichtlich. Sie redeten offen über die Probleme und Fehler der Vergangenheit, aus denen sie bereit sind zu lernen.
Brüssel
In Brüssel wurde uns eindrücklich geschildert, wie
die Europäische Kommission versucht, den Spagat
zu schaffen zwischen „Löschen lokaler Brände“,
Einfordern und Umsetzen einer „europäischen Solidarität“, Erstellen zukunftsfähiger Wirtschafts- und
Finanzregeln und dem Erhalt errungener gemeinsamer Standards wie die Vorgaben des Wachstumsund Stabilitätspakts oder im Bereich des Umweltund Arbeitsschutzes.
Provinz Québec
Die Provinz Québec fühlt sich gegen die Wirtschafts- und Finanzkrise gut gewappnet, auch
wenn die Schlagzeilen in den Zeitungen Zweifel an
dieser Haltung erlauben. Interessant war zu erfahren, dass Québec auf dem amerikanischen Kontinent die Vorreiterrolle im Klima- und Naturschutz
auch zukünftig übernehmen will. Sie setzen stark
auf saubere Energie, insbesondere aus dem massiven Ausbau der Wasserkraft durch das staatliche
Vorzeigeunternehmen HydroQuébec, das Energie
auch im großen Stil in die USA exportiert. Als
zweites Standbein wird die Windkraft ausgebaut.
58
Energiesparmaßnahmen nehmen hingegen eine
nachrangige Rolle ein. Großes Interesse besteht an
der Zusammenarbeit mit Deutschland und Bayern,
die in Europa als die Vorreiter beim Klima- und
Naturschutz angesehen werden.
Frankreich
Frankreich glaubt fest an die Stabilität seiner Banken, auch wenn in Gesprächen durchaus französische Spezifika wie eine starke Abhängigkeit der
Unternehmen von ausländischen Investmentfonds
und die Kurzfristigkeit derer Engagements in den
französischen Unternehmen erwähnt werden. Der
Staatspräsident versucht, mit politischem Druck
und persönlicher Autorität bei den Banken die ab-
wartende Zurückhaltung in der Finanzkrise aufzubrechen. Mit einem in der Krise gegründeten Strategischen Investmentfonds (FSI) soll nach Ansicht
des Elysée-Palasts Unternehmen bei Investitionen
unterstützt werden, die über zukunftsträchtige
Technologien verfügen. Eine bekannte und verdiente Persönlichkeit wurde vom Präsidenten als
Mediator zwischen Unternehmen und Banken eingesetzt, an den sich Unternehmer wenden können,
die bei ihrer Hausbank plötzlich keine Kredite mehr
bekommen. Des Weiteren werden mit der Förderbank für den Mittelstand OSEO, einer der KfW
vergleichbaren Bank, die Unternehmen darin unterstützt, Kreditlinien zu strecken.
Wirtschaftshospitation
Während der zweiwöchigen Hospitation der Lehrgangsteilnehmer in verschiedenen Wirtschaftsunternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen,
bestand die Gelegenheit, etwas über die Perspektive und die Maßnahmen der Unternehmen in der
Krise zu erfahren. Auch wenn naturgemäß jedes
Unternehmen unterschiedlich auf die Krise reagiert,
lässt sich vereinfachend festhalten, dass die Banken
tendenziell eine defensive abwartende Haltung einnehmen. Wohl aufgrund des großen Misstrauens
der Banken untereinander kommt es nicht sichtbar
zu einer konzentrierten Aktion und offensiven Vorschlägen der Banken, wie sich zukünftig der Finanzmarkt weniger anfällig ausgestalten ließe. So warten alle Beteiligten auf die Politik, sei es auf euro-
päischer oder nationaler Ebene. Die Zurückhaltung
bei der Kreditvergabe resultiert nicht nur aus höheren Kosten im Interbankenverkehr, das heißt bei
der Refinanzierung, sondern auch von einer gewissen Ungewissheit, welche Verluste die eigene Bank
wird realisieren müssen. Damit verbundenen ist
auch eine Risikoscheu bei neuen Geschäften sowie
beim Bestreben, Rücklagen für eventuelle neue
gesetzliche Regelungen zu bilden. Unternehmen der
Realwirtschaft, die nicht unmittelbar ums Überleben kämpfen müssen, nehmen die Krise zum Anlass,
Kostensenkungsprogramme zu starten oder stringenter umzusetzen und anstehende Investitionen
zu verschieben. Die bisherige Unternehmensstrategie wird aber in der Regel nicht – allein – wegen der
Wirtschaftskrise grundsätzlich in Frage gestellt
oder neu ausgerichtet.
59
5.3 Mythos Bayern
Das Querschnittsthema Mythos Bayern beleuchtet
die Innen- und Außenwirkung des Freistaats Bayern, insbesondere vor dem Hintergrund seiner Geschichte, seiner sozialen Besonderheiten sowie der
Persönlichkeiten, die dieses Gemeinwesen geprägt
haben. Dabei stellte sich die Frage, wie diese Eigenarten der Politik und Verwaltung Maßstäbe für erfolgreiches Handeln bieten können.
In ihren Vorträgen verdeutlichten Professor Kramer
und Professor Treml, dass die Politik im Freistaat die
wesentlichen Strukturelemente der bayerischen
Gesellschaft im Blick behalten muss. Die Reformen
der letzten Jahre, die im Kern von einer teilweise
übertriebenen Modernisierungsideologie getragen
waren, hätten partiell zu einer Entfremdung gerade
bürgerlicher Schichten von der institutionalisierten
Politik geführt. „Laptop und Lederhose“ sei zwar ein
griffiger Slogan, er könne aber die differenzierte
und in örtlichen Gemeinschaften verankerte Kultur
des Freistaates nicht hinreichend beschreiben, geschweige denn für die Politik aktivieren.
Vielfalt Bayerns
Eine sensible Analyse der sozio-historischen Fakten
ist für ein erfolgreiches Handeln des Staats unverzichtbar. Landtagspräsident a.D. Hans Böhm bekräftigte dies im Rahmen eines Kamingesprächs
den Teilnehmern eindrucksvoll mit vielen Beispielen
aus seiner langjährigen Tätigkeit. Das Volk der Bayern ist eigenständig, manche sagen auch stur, aber
durchaus bereit, Autorität zu akzeptieren. Es zeichnet sich durch Vielfalt und Buntheit aus, was es
schwierig macht, es ideologisch gleichzuschalten.
Es akzeptiert aber durchaus klare Maßstäbe. Diese
Eigenarten sind eine seiner großen Stärken. Diese
Stärke wird aber verspielt, wenn der Freistaat im
Sinne der Effektivität die Trennung von Staat und
Gesellschaft aufhebt und dem Gedanken einer
„Bayern AG“ folgen würde. Trotz aller Klagen und
Konflikte im Freistaat: Bayern ist eines der wenigen
deutschen Länder mit einem klaren und bunten
Profil. Einem Profil, das auch die Bürger des Freistaats schätzen. Es ist gerade dieses Profil, das die
starke Stellung Bayerns im Ausland unterstützt. Die
Bayerischen Vertretungen in Berlin, Brüssel, Montréal und die Leiter Bayerischer Vertretungen in anderen Partnerregionen bestätigten den Teilnehmern,
dass der Name Bayern Sympathie erzeugt und
Türen öffnet.
Tradition und Moderne
All dies bedeutet aber nicht, dass Politik und Verwaltungshandeln die Gegebenheiten als statisch
ansehen dürfen. Tradition ist kein Fixum. Dies wurde besonders deutlich beim Besuch in Benediktbeuern, wo Bezirkstagspräsident Josef Mederer die
Teilnehmer empfing. Heimatpfleger Stefan Hirsch
erläuterte eindrücklich an vielen Beispielen, auch
des Denkmalschutzes, dass Heimatpflege nicht nur
Traditionen bewahrt, sondern auch Wege in die
Zukunft findet, die den Traditionen gerecht werden.
Dieselbe Einstellung zur Tradition vermittelte uns
der Trachtenexperte Alexander Wandinger im
60
Trachten-Informations-Zentrum (TIZ), in dem etwa
3.000 originale Kleidungsstücke, rund 20.000 Bilder
und eine umfangreiche Bibliothek zusammengefasst sind. Der Begriff der Tracht schwankt ständig
zwischen Vergangenheit und Zeitgeist. Was Tracht
ist und was nicht, kann nur in einer Gesamtschau
verstanden werden.
Politik und Verwaltung haben die Aufgabe, den
Balanceakt zwischen Tradition und Gegenwart zu
bewältigen. Die vielen gesellschaftlichen Kräfte in
Bayern müssen sorgsam gepflegt und unter Umständen wieder gestärkt werden. Ein solcher Akt
kann allerdings kaum auf der Grundlage reiner rationaler Überlegungen gelingen, weil er zu komplex
erscheint. Wichtig ist es, dass man sich an den
richtigen Werten, Leitbildern und Persönlichkeiten
orientiert, die diese Werte verkörpern. Der Amtschef des Wissenschaftsministeriums, Dr. Friedrich
Wilhelm Rothenpieler, legte den Teilnehmern beim
Kaminabend vor allem Franz Josef Strauß als Vorbild ans Herz. Er habe in seiner Mischung aus profunder Geschichtskunde und seinem Gespür für das
„einfache Volk“ die Bayern verstanden.
Bayern, wie es lebt
Der Mythos Bayern ist nicht das Oktoberfest, die
Lederhose oder Neuschwanstein. Es ist nicht das
Bier, die Zwiebeltürme oder die Gebirgsschützen. Es
ist auch nicht der Christkindlesmarkt, das Glockenspiel oder Oberammergau. Es ist das, was hinter all
diesen Schmankerln steht und sie erhält: Es sind die
Menschen, die sich in diesem Bayern zuhause fühlen und sich für ihre Heimat Bayern engagieren.
Dieses Engagement wird solange bestehen, solange
die Politik und die Verwaltung des Freistaats seine
Bürger als Bewahrer ihrer Sitten und Traditionen
annimmt und unterstützt.
Pars pro tote kann man den Altstadtverein München nennen, der den Wiederaufbau Münchens
nach dem Krieg nach historischem Vorbild durchgesetzt hat. Und dies im Gegensatz zu den Altstadtvereinen aller anderen deutschen Großstädte. An
dem Ergebnis erfreuen wir uns alle noch heute.
61
5.4 Nachhaltigkeit
Das Querschnittsthema Nachhaltigkeit begegnete
dem Kurs nicht nur im Rahmen einiger Veranstaltungen, sondern schien auch immer wieder in anderen Bereichen mehr oder weniger einschneidend
auf. So waren die drei Themen Klimawandel, Energieversorgung und Umgang mit der Ressource
Wasser speziell bei den Informationsaufenthalten
immer mit auf der Tagesordnung. In Québec, wo
Wasser fast sprichwörtlich im Überfluss vorhanden
ist und damit auch die aus der Wasserkraft gewonnene Energie. Oder in Schottland, ebenfalls ein von
Wasser stark geprägtes Land, das bei 11.800 Kilometern Küstenlinie mit der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie vor ganz andere
Herausforderungen gestellt ist als beispielsweise
Bayern. Oder in Brüssel, wo das Thema Energie an
zwei Abenden in der Bayerischen Vertretung auf
der Tagesordnung stand. Zum Einen bei einer Podiumsdiskussion mit Europaministerin Müller und
dem russischen Botschafter zum Gasstreit. Zum
anderen an einem Abend des Deutschen Maiskomitees, wo das Thema Energie aus nachwachsenden
Rohstoffen diskutiert wurde.
Gemeinsam war allen Veranstaltungen, dass ein
enorm hoher Stand an Expertenwissen und Infor-
62
mationen vorhanden, eine Lösung der komplexen
Energieversorgungsprobleme, konkrete Maßnahmen im Zuge des Klimawandels oder die Erreichung
der Millennium Development Goals im Bereich
Wasser aber bei weitem nicht in Sicht sind.
Der Begriff der Nachhaltigkeit ist heute in aller
Munde. Dass aber ein Großteil der Bevölkerung mit
diesem Begriff wenig anfangen kann, erläuterte
Professor Michael Suda in seinem Vortrag. Der
Nachhaltigkeitsbegriff, der aus dem 18. Jahrhundert stammt und aus dem Bereich der Holzwirtschaft kommt, weist auf den Erhalt der Ressource
bei der Bewirtschaftung hin. Er verfolgt das Ziel des
Gleichklangs aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem.
Professor Suda wies in diesem Zusammenhang
auch noch auf die zeitliche und räumliche Komponente der Nachhaltigkeit hin. Häufig werden nämlich die Probleme räumlich in die sogenannte Dritte
Welt oder zeitlich schlicht auf nachfolgende Generationen vertagt, ohne eine Lösung zu finden.
Herr Dr. Martin Grambow stellte in seinem Vortrag
zum Thema „Wassermanagement in Zeiten globaler
Krise“ dar, dass es zwei Formen der Nachhaltigkeit
gibt: Die Schwache Nachhaltigkeit, bei der Ökonomie, Ökologie und Soziales ersetzbar und gegeneinander austauschbar sind, und die Starke Nachhaltigkeit, bei der eine Präferierung der Ökologie gilt.
Er wies in diesem Zusammenhang auf die Zugspitzerklärung hin, die im Jahr 2008 in Wildbad Kreuth
diskutiert und veröffentlicht wurde. Dort haben
sich Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer
vier Tage zu einem Workshop getroffen, um über
Lösungsmöglichkeiten nachzudenken. Auf eine Formel gebracht, wird die Krise verursacht durch das
Bevölkerungswachstum, den übermäßigen Konsum,
unter anderem von Energie, die Verunreinigung der
Umwelt und den hohen Landverbrauch. All das
wirkt sich negativ auf Klima, Wasser und damit
Ernährung, Gerechtigkeit, Menschenwürde, Biodi-
versität, und Schöpfung aus. Zudem beeinflussen
sich diese Faktoren in hohem Maß gegenseitig.
Anpassungsstrategien sind allerdings erheblich und
verlangen eine noch stärkere Forschung.
Energieversorgung
Klimawandel
Zwei Veranstaltungen hatten das Thema Klimawandel als Schwerpunkt und beleuchteten die Folgen
für Europa und Bayern näher. Professor Ralf Ludwig
von der Ludwig-Maximilians-Universität stellte den
Naturraum Europa und die Veränderungen, die mit
dem Klimawandel verbunden sind, vor. Bei einem
Tag auf der Zugspitze mit einem Besuch des
Schneefernerhauses konnte der Lehrgang zum Einen die Folgen des Klimawandels am Abschmelzen
des Schneeferners und zum Anderen die Klimaforschung in Bayern in der Forschungsstation vor Ort
besichtigen. Dabei wurde dem Lehrgang die dreiteilige Strategie des Freistaats, bestehend aus
◆ Minderung der Treibhausgase,
◆ Anpassung an den Klimawandel sowie
◆ Forschung und Entwicklung erläutert.
Als Fazit der beiden Veranstaltungen lässt sich sagen, dass die Auswirkungen des Klimawandels für
Bayern erheblich sein werden. Im Einzelnen sind
aber noch viele Fragen offen. Obwohl die Gefahren
wie starke Niederschläge, Trockenheit oder Wasserknappheit überwiegen, gibt es auch Chancen für
Bayern. Die hervorragende Infrastruktur und Forschung erlauben ein frühzeitiges Erkennen der
Schlüsselthemen und damit eine frühzeitige Entwicklung zielgerichteter Anpassungsstrategien. Die
Unsicherheiten bei der Entwicklung von sektoralen
Ein weiteres, immer wiederkehrendes Thema war
die Frage nach der zukünftigen Energieversorgung
bei steigendem Energiebedarf und schwindenden
Öl- und Gasvorräten. Bei einer Buchbesprechung
von Hans-Werner Sinns „Das Grüne Paradoxon“ und
einem Vortrag von Bernhard Fischer, Vorstandsmitglied bei E.ON Energie, wurde die Energieversorgung von Heute und Morgen diskutiert. Schwerpunkte der Diskussion waren dabei die Problematik
der regenerativen Energie, der CO2-Ein­spa­rung und
des Atomausstiegs; auch vor dem aktuellen Hintergrund des Gasstreits Anfang des Jahres 2009. Dabei zeigte sich deutlich, dass die regenerativen Energien kein Mittel sein können, um die Abhängigkeit
von Gas liefernden Ländern zu verringern. Das Potenzial an erneuerbaren Energieformen ist zu gering. Die Versorgungssicherheit mit Energie aus
Wind und Sonne ist derzeit leider nicht kontinuierlich gegeben. Bei der Nutzung von Biomasse zur
Energieerzeugung muss zudem auf eine Vielzahl
weiterer Faktoren wie Rodung, Landverbrauch oder
die Lebensmittelpreise geachtet werden.
Ressource Wasser
In verschiedenen Zusammenhängen tauchte das
Thema Wasser auf. Wasser als unerschöpflicher
Energielieferant in Québec. Oder auch die Frage
„Wie lang reicht die Ressource Wasser?“, die von
Professor Wolfram Mauser in seinem Vortrag zu
den globalen Perspektiven gestellt wurde, die sich
aus der Wasserknappheit ergeben. Dabei zeigte sich
deutlich, dass neben der ungleichen Verteilung der
Ressource Wasser auf unserem Planeten vor allem
unser Konsumverhalten ein großes Problem darstellt. Das wurde anhand des Konzepts des virtuellen Wassers besonders deutlich. So werden für die
Produktion von einem Kilo Käse 5.000 Liter Wasser
verbraucht, für eine Scheibe Tost 40 Liter, für einen
Liter Milch 1.000 Liter und für ein Kilo Rindfleisch
sogar 16.000 Liter. Der Verbrauch an virtuellem
63
◆ Sparen von Wasser durch Handel mit virtu-
ellem Wasser, vor allem in den Ländern mit
Wassermangel.
Neben diesen eher technischen Lösungsansätzen
müssen aber grundsätzlich gesellschaftliche Fragen geklärt werden: Eine Einigung auf minimale
Wasserrechte für jeden Menschen ist dabei von
Bedeutung. Das heißt, jeder muss Zugang zu sauberem Trinkwasser und ein Anrecht auf einen
minimalen Anteil an den Wasserreserven haben.
Zugspitzerklärung
Wasser ist dabei bei den gleichen Produkten je nach
Herstellungsland sehr unterschiedlich. Beispielsweise benötigt 1 kg Getreide aus Italien 2.421 Liter
Wasser, aus den Niederlanden dagegen nur 619 Liter; 1 kg Rindfleisch aus Mexiko benötigt 37.762
Liter Wasser, aus Japan nur 11.019 Liter. Anhand
des Konzepts lässt sich hochrechnen, dass im Jahr
2050 unweigerlich eine Wasserknappheit eintreten
wird, wenn jeder Mensch genügend zu Essen und
sauberes Trinkwasser haben soll und wenn sich
gleichzeitig die Konsumgewohnheiten in den industrialisierten Ländern und die Art der Nahrungsmittelproduktion nicht ändern. Eine effizientere Nutzung von Wasser ist daher die einzige Lösung. Hier
sind verschiedenen Maßnahmen denkbar:
◆ Reduzierung der Wasserverluste in der Landwirtschaft durch verbesserte Produktionsweisen
◆ Züchtung von wassereffizienteren Pflanzen,
genetisch oder konventionell
◆ Änderung der Lebensstile und Konsummuster
64
Die Veranstaltungen zum Querschnittsthema Nachhaltigkeit haben gezeigt, dass die verschiedenen
Bereiche wie Bevölkerungswachstum, Energie, Wasser und Klimawandel sich gegenseitig beeinflussen
und nicht isoliert voneinander betrachtet werden
können. Die Lösung der dabei entstehenden Probleme ist komplex und die Zeit drängt. So sind der
Klimawandel und die damit verbundene Erderwärmung unausweichlich, was die Lebensbedingungen
in Europa und weltweit radikal verändern wird. Als
Fazit zum Thema Nachhaltigkeit sei deshalb hier
noch einmal die Zugspitzerklärung zitiert. Sie beschreibt die Rolle, die die Nachhaltigkeit zukünftig
in der Gesellschaft einnehmen muss: „Nachhaltigkeit muss zur Leitlinie werden. Zu den herausragenden Aufgaben des Erdsystem-Managements
gehört es, das globale Allgemeingut verantwortungsvoll zu bewirtschaften. Die Gesellschaften
müssen eine nachhaltig wirksame Beziehung zwischen der natürlichen Umwelt und dem menschlichen Streben finden.“
5.5 Politikberatung
Gerade in unserer heutigen Zeit sind Führungskräfte der öffentlichen Verwaltung in ihrer Schnittstellenfunktion zwischen Politik und Bürger in besonderer Weise als sachverständige Berater gefordert.
Folgerichtig durchzog das Querschnittsthema Politikberatung alle Module des Lehrgangs. Die Teilnehmer beschäftigten sich mit den Wechselwirkungen
zwischen Politik und gesellschaftlichen Strukturen
sowie Institutionen. Sie untersuchten auch die
Wechselwirkungen zwischen Politik und Bürgern
sowie Funktion, Bedeutung und das Zusammenwirken verschiedener politischer Ebenen. Zahlreiche
Veranstaltungen im In- und Ausland boten Gelegenheit, die verschiedenen Facetten des Themas zu
beleuchten.
wurde den Teilnehmern beim Besuch des Forschungsreaktors in Garching oder dem Cluster Biotechnologie in Martinsried sehr deutlich. Nur weitsichtige politische Weichenstellungen können Bayern auch künftig einen Spitzenstandort für Wissenschaft und Forschung ermöglichen.
Wissenschaft und Politik
Ein wichtiges Element für die Wechselwirkungen
zwischen Politik und Wissenschaft ist der Austausch. Markantes Beispiel ist das von den Teilnehmern organisierte Jahrgangstreffen mit dem Thema
„Auf dem Weg zu einer neuen Weltwirtschaftsordnung?“. Dort diskutierten die Professoren Dr. Bofinger und Dr. Sinn sowie der bayerische Finanzminister Fahrenschon.
Einen aktiven Ansatz zur Politikberatung wählt die
in Magdeburg ansässige Deutsche Akademie der
Wissenschaften Leopoldina. Sie hat sich zum Ziel
gesetzt, Zukunftsthemen aufzugreifen und Politik
sowie gesellschaftliche Gruppierungen zum Diskurs
anzuregen. Auf internationaler Ebene bietet das
Centrum für Europäische Politik (CEP) eine Informationsplattform für aktuelle europarechtliche
Entwicklungen. Der aus Funk und Fernsehen bekannte Professor Weidenfeld vom Zentrum für Angewandte Politikberatung erläuterte den Teilnehmern die Ursachen für die zunehmende Politikverdrossenheit, die er insbesondere in der wachsenden
Individualisierung der Gesellschaft sieht. Dass umgekehrt die Wissenschaft auch die Politik benötigt,
Gesellschaft und Politik
Gesellschaftliche Gruppierungen, die enormen Einfluss auf die Politik ausüben, erlebten die Teilnehmer im Gespräch mit zahlreichen Vertretern von
Wirtschaft, Kirchen und sonstigen Verbänden. So
ringen Wirtschaftsunternehmen wie die KATHREINWerke KG, die Flughafen München GmbH und die
Adidas AG meist gemeinsam mit Politik und Verwaltung um günstige Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wirtschaften. Der Chef der Staatskanzlei
Sachsens und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten stellte das sächsische Mittelstands-Programm zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise vor. Dass auch die Kirchen im intensiven und
offenen Dialog mit der politischen Spitze Bayerns
stehen, erfuhren die Teilnehmer beim Zusammentreffen mit Landesbischof Friedrich in der Evangelischen Akademie Tutzing.
65
Einblicke in die Arbeit politischer Stiftungen erhielten die Teilnehmer zunächst in den Niederlassungen der Konrad-Adenauer-Stiftung und der
Friedrich-Ebert-Stiftung in Riga, die dort den Aufbau demokratischer Strukturen tatkräftig unterstützen. In Berlin konnten die Teilnehmer bei der
Hanns-Seidel-Stiftung die Funktion politischer Stiftungen als Impulsgeber gesellschaftspolitischer
Diskussionen und deren bildungspolitischen Auftrag hautnah bei einem Vortrag mit dem Genozidforscher Professor Heinsohn erleben.
beleuchtet Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt in
seinem Buch „Die Verantwortung des Politikers“, die
er bei seinen Entscheidungen hat und wo sich
ethische Grundsätze herleiten lassen. Der amerikanische Journalist Fareed Zakaria beschäftigt sich
mit dem Spannungs- und Wechselverhältnis von
Freiheit und Demokratie sowie deren konkreten
Konsequenzen für Politik und Verwaltung. Die Teilnehmer erkannten, dass Freiheit und Verantwortung in der Gesellschaft wieder miteinander verbunden werden muss.
Die Medien, als Teil der Gesellschaft, beeinflussen
die Politik. Um dies besser zu verstehen, lernten die
Teilnehmer unterschiedliche Perspektiven kennen.
Beispielhaft seien die Treffen mit dem Sprecher der
Bundesregierung, Herrn Wilhelm, anlässlich einer
Bundespressekonferenz in Berlin, mit der Sprecherin der Bayerischen Staatsregierung, Frau Philippi,
dem Chefredakteur der Abendzeitung, Herr Makowsky, und dem Reporter des Bayerischen Rundfunks im Bayerischen Landtag, Herrn Erhard, genannt. Insbesondere die Kontaktpflege zu den Medien, die Kontinuität der Ansprechpartner, die Konzentration auf das Wesentliche und die journalistische Professionalität wurden als Kriterien erfolgreicher Pressearbeit und somit auch der Politikvermittlung genannt.
Die Herausforderungen an die Politik und an die
Eliten im gesellschaftlichen Wandel waren auch
Thema von Buchbesprechungen im Lehrgang. So
66
Ein wesentliches Element im Umgang der Politik mit
den Bürgern stellt die Wertschätzung des bürgerschaftlichen Engagements dar. Positive politische
Begleitung von aktiver bürgerlicher Mitgestaltung
an unserer Gesellschaft ist gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels unerlässlich.
Die Bedeutung gesellschaftlicher Gruppierungen
wie der Freiwilligen Feuerwehr kann dabei gar nicht
hoch genug eingeschätzt werden. Ihr Stellenwert
sowie ihre verbindende Funktion in der Gesellschaft
wurden in einem ausführlichen Gespräch mit dem
Vorsitzenden des Landesfeuerwehrverbands deutlich. Eine höhere Identifikation und mehr persönliches Engagement führen in der Regel auch zu
weniger Politikverdrossenheit.
Politik im Dialog
Für eine erfolgreiche Vermittlung politischer Ziele
ist die Kommunikation zwischen Politikern, Bürgern
und Verwaltung entscheidend. Zentrales Element
des Querschnittthemas Politikberatung war daher
der direkte Dialog mit Politikern und der Führungsspitze politiknaher Verwaltung. So bot sich den
Teilnehmern die Möglichkeit zu Gesprächen mit
StMin Müller und StM Schneider ebenso wie mit
bayerischen Abgeordneten des Bundestages (Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Deutschen
Bundestag, Dr. Ramsauer MdB, und dessen Stellvertreter, Herrn Straubinger MdB) und dem Vorsitzenden der CSU-Europagruppe im Europäischen Parlament, Herrn Ferber MdEP. Gespräche mit Ministerpräsident Seehofer und Bundesministerin Aigner,
MdB, fielen wegen ihres Terminkalenders sehr kurz
aus. Neben aktuellen Themen befragten die Teilnehmer ihre Gesprächspartner unter anderem zu ihren
Erwartungen an Verwaltungsführungskräfte. Insbesondere bereichsübergreifendes vernetztes Denken,
politisches Mitdenken, Kenntnisse über das Zusammenwirken politischer Ebenen und das Vertreten
eigener Standpunkte gehörten dabei zu den genannten Eigenschaften. Bestätigt wurden diese Erwartungen auch in den Gesprächen mit den Amtschefs der Bayerischen Staatsministerien.
Eindrücke von den Besonderheiten kommunaler
Politik bekamen die Teilnehmer in Rosenheim vor
Augen geführt, wo die Landesgartenschau 2010
dazu beiträgt, ein integriertes Konzept der Stadtentwicklung umzusetzen. Herr Huber, als Mitglied
des Bezirkstags, brachte den Lehrgangsteilnehmern
die Aufgaben und Besonderheiten der bayerischen
Bezirke näher.
Von dem mitunter nicht ganz einfachen Zusammenspiel von Bund und Ländern erfuhren die Lehrgangsteilnehmer bei den Hintergrunderläuterungen
zur Föderalismusreform I und II durch den Amtschef der Bayerischen Staatskanzlei, Herrn Dr. Schön.
Gleichzeitig war die Föderalismusreform auch Paradebeispiel für politische Machbarkeit und die dafür
zu schaffenden Rahmenbedingungen.
Beim Informationsaufenthalt in Berlin boten die
Büroleiter von Dr. Ramsauer, MdB, und von Herrn
Gröhe, MdB, als unter anderem für Bund-LänderKoordinierung zuständigem StM im Bundeskanzleramt, einen hervorragenden Einblick in Abläufe
und Strukturen auf politischer Ebene. Die Teilnehmer hatten auch die Gelegenheit sich über die Arbeitsweise des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, als einflussnehmendes Verfassungsorgan, zu
informieren.
67
Auf europäischer Ebene verdeutlichte der Besuch
bei der Vertretung Bayerns in Brüssel, wie wichtig
die Vernetzung zwischen Politik und Verwaltungsebene ist. Die aktive Kontaktpflege von Vertretern
bayerischer Ministerien mit den EU-Gremien trägt
dazu bei, dass europäische Themen erfolgreich
besetzt und mitgestaltet werden können. Am Beispiel der Automobilbranche erläuterte Frau Erler,
die Kabinettschefin von EU-Kommissar Verheugen, den Balanceakt zwischen Wirtschafts- und
Umweltzielen in Europa sowie der Vertretung
nationaler Interessen.
Das Verhältnis von Verwaltung und Politik im internationalen Vergleich betrachteten die Teilnehmer
während der Informationsaufenthalte im Ausland.
In Schottland legte Sir John Elvidge, der Leiter der
dortigen „Staatskanzlei“ den Akzent auf die parlamentarische Arbeit und das Zusammenspiel der
Beamtenebene mit der Politik im Spannungsfeld der
Devolution, siehe Kapitel 4.5. Ein Treffen mit dem
persönlichen Referenten von Präsident Sarkozy sowie seinem europapolitischen Berater ermöglichte
einen Vergleich mit dem zentralistischen System in
Frankreich. Abstimmungsprozesse politischer Entscheidungen haben dort weit weniger Gewicht, da
68
der Einfluss des französischen Präsidenten bei politischen Richtungsentscheidungen wesentlich stärker ist, ebenso wie der direkte Einfluss auf die einzelnen Ressorts.
Verwaltung und Politik
Als Fazit der sehr vielseitigen Gespräche und Veranstaltungen des Lehrgangs gewannen die Teilnehmer
den Eindruck, dass die Bayerische Verwaltung aufgrund ihrer hohen Sachkompetenz Vertrauen in der
Politik genießt. Sie ist deshalb nicht nur bei der
Umsetzung politischer Entscheidungen sondern
auch im Prozess der Entscheidungsfindung gefordert. Insbesondere von den Führungskräften wird
erwartet, dass die Mitarbeiter der Verwaltung über
laufende gesellschaftliche und politische Diskurse
gut informiert sind und fachliche Themen auch über
Ressortgrenzen hinweg bearbeiten können. Ihr Hintergrundwissen über politische Prozesse versetzt
die Mitarbeiter deshalb in die Lage, die Politik kompetent zu beraten und politische Zielsetzungen im
Verwaltungshandeln für den Bürger nachvollziehbar
zu machen. Grundvoraussetzung ist eine werteorientierte und gefestigte Persönlichkeit der Mitarbeiter, insbesondere der Führungskräfte.
69
5.6 Werte
Die Lehrgangsteilnehmer befassten sich intensiv
mit dem Thema Werte und hierbei insbesondere mit
den nachfolgenden Fragen:
◆ Was sind Werte?
◆ Inwieweit sind Werte allgemeingültig oder gesellschafts- bzw. zeitenabhängig?
◆ Gibt es eine Wertehierarchie?
◆ Wie sind widerstreitende Werte gegeneinander
abzuwägen?
Diese Auseinandersetzung erfolgte nicht nur im
Rahmen von explizit zu diesem Thema gehörigen
Vorträgen, sondern auch im Zusammenhang mit
anderen Veranstaltungen. Beispielhaft seien folgende Programmpunkte erwähnt, bei denen die
Wertediskussion vertieft geführt wurde.
Eckert zu den Führungsgrundsätzen des Hl. Benedikt, siehe Kapitel 4.1, sowie der Besuch der jüdischen Synagoge in München boten viele Gelegenheiten, sich mit den Antworten der unterschiedlichen Religionen zur Wertefrage auseinander zu
setzen. Im Gespräch mit Ministerialdirektor Dr.
Schön wurde deutlich, dass der Staat keine Ethik
und Moral produzieren kann. Dazu benötigt er insbesondere die Kirchen, die die ethischen Grundlagen und die Werte in einem Staat schaffen.
Jahrgangstreffen und Werte
Die Wertefrage wurde auch im Rahmen des Jahrgangstreffens im Hinblick auf die Finanz- und Wirtschaftskrise, siehe Kapitel 8, diskutiert. Zügelloses
Gewinnstreben und Gier zeugen von einem Werteverfall bei den Verantwortlichen der Finanzbranche.
Modul Soziales und Werte
Besonderes deutlich trat die Wertediskussion im
Modul Soziales, siehe Kapitel 4.2, in den Vordergrund. Dort wurde die Frage „Wie viel Sozialstaat
braucht ein Land?“ mit Vertretern verschiedener
staatlicher und nichtstaatlicher Einrichtungen vertieft erörtert. Einigkeit herrschte darüber, dass der
Staat nur dann tätig werden soll, wenn ein Bürger
sein Schicksal allein nicht mehr meistern kann. Doch
genau diese Grenze festzulegen und das natürliche
Streben des Menschen nach Freiheit nicht zu unterdrücken, ist ein sehr schwieriges Unterfangen.
Alltag und Werte
Die Wertediskussion zeigte sich als umfassendes
und übergreifendes Schwerpunktthema, das sich
durch alle Bereiche der Gesellschaft zieht. Die oben
genannten Fragen können die Teilnehmer selbstverständlich auch nach den gewonnenen Erfahrungen
Palliativmedizin und Werte
Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, sich im Zentrum für Palliativmedizin am Universitätsklinikum
in München Großhadern intensiv mit dem absoluten Wert der Menschenwürde unter dem besonderen Blickwinkel eines menschenwürdigen Sterbens
eingehend zu befassen.
Religion und Werte
Ein ausführliches Gespräch mit Landesbischof Dr.
Johannes Friedrich, ein Vortrag von Abt Johannes
70
nicht abschließend oder mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit beantworten. Es handelt sich viel-
mehr um philosophisch-ethische Fragestellungen,
deren Diskussion insbesondere im Bereich der Vorlesungsreihe Philosophie - Führen mit Werten,
Kommunitarismus versus Liberalismus, Philosophie
allgemein - nachhaltige Denkanstöße zu einer möglichen Abwägung gab. Diese Anregungen gaben
Orientierung und helfen, Eckpfeiler für künftige
Tätigkeiten zu setzen. Im Hinblick auf die anhaltenden Globalisierungs- und Beschleunigungstendenzen, die Problematik der Nachhaltigkeit sowie
die demografische Entwicklung werden nicht nur
Führungskräfte immer häufiger in Entscheidungsprozesse eingebunden sein, die eine werteorientierte Abwägung erforderlich machen.
71
6 Informationsaufenthalte
Im Rahmen des Lehrgangs hatten die Teilnehmer
auch die Möglichkeit Eindrücke vor Ort zu erleben.
Getreu der chinesischen Weisheit, einmal gesehen
ist mehr Wert als 1.000 mal gehört, führten diese
sogenannten Informationsaufenthalte die Teilnehmer nach Sachsen-Anhalt, Sachsen, Baden-Württemberg, Berlin, Franken und Schwaben zu unterschiedlichsten Stellen und Institutionen.
Sachsen-Anhalt
Zu Beginn des Aufenthalts in Sachsen-Anhalt erhielten die Lehrgangsteilnehmer die Gelegenheit,
sich im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle
in der Ausstellung „Fundsache Luther – Archäologen auf den Spuren des Reformators“ über neue
archäologische Befunde aus dem Elternhaus des
Reformators Martin Luther in Eisleben und seiner
Wirkungsstätte in Wittenberg zu informieren.
Bewegende Einblicke in die Struktur und die Lebensbedingungen in einem Konzentrationslager
sowie in den Umgang der ehemaligen DDR mit der
NS-Vergangenheit erhielten die Lehrgangsteilnehmer im Außenlager des KZ Buchenwald, Langenstein-Zwieberge. Besonders nahe ging dieser Eindruck bei einer Kranzniederlegung am Massengrab.
72
Gemeinsam mit den Bürgermeistern der angrenzenden Gemeinden besichtigten die Teilnehmer die
ehemalige innerdeutsche Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Dabei wurden das
System der Grenzsicherung der DDR und die Lebensbedingungen der Bevölkerung in Grenznähe
wieder lebendig. Deutlich hervorgehoben wurde das
Ungleichgewicht in der wirtschaftlichen Entwicklung beiderseits der ehemaligen Grenze, bedingt
durch unterschiedliche Fördervoraussetzungen für
die Wirtschaft und die Infrastruktur.
Durch einen Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung wurden die Lösungsansätze und die
zielgruppengerechte Kommunikation von Konzepten
gegen den Rechtsextremismus und die damit verbundene Gewalt in Sachsen-Anhalt, vor allem durch
die Bildung von Netzwerken für Demokratie und
Toleranz in Schulen, vorgestellt. Das Bundesland
versucht aktiv gegen den Rechtsextremismus vorzugehen, der im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung in der DDR seit dem 2. Weltkrieg und nach
der Wende gesehen werden muss.
Den Teilnehmern bot sich die Gelegenheit eine
Windkraftanlage im Windpark Druiberg der Gemeinde Dardesheim zu besichtigen. Der Bürgermeister
stellte die Weiterentwicklung der Region zur
Modellregion Harz mit dem Ziel der Verknüpfung
von erneuerbaren Energiequellen mit elektronischen
Steuerungselementen und optimierter Verbrauchssteuerung vor. Beeindruckend war, dass durch die
Beteiligung der Gemeinde an den Stromerlösen und
die Möglichkeit des Anteilerwerbs für ortsansässige
Bürger eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung
erreicht werden konnte.
Mit der Leopoldina in Halle hat Sachsen-Anhalt
eine herausragende wissenschaftliche Einrichtung,
die erfolgreich wissensbasierte Politik- und Gesellschaftsberatung betreibt. Die Generalsekretärin
Professorin Dr. Schnitzer-Ungefug stellte die Aufgaben der Nationalen Akademie als internationale
Repräsentanz im Verband der europäischen Akademien vor; zu denen zählen insbesondere die Durchführung von Tagungen zu gesellschaftspolitischen
Themen wie Wasser, Energie, Nanotechnologie oder
die Mitwirkung an der Vorbereitung und Erarbeitung von Empfehlungen für den G8-Gipfel.
werden konnten, den Verlauf der umfangreichen
Wiederaufbau- und Renovierungsarbeiten. In den
prachtvollen Räumen des Historischen Grünen Gewölbes präsentiert Sachsen die wertvollsten Prunkschätze, die der Sammelleidenschaft August dem
Starken zu verdanken sind.
Nach einer Führung durch die Sächsische Staatskanzlei erhielten die Teilnehmer einen Überblick
über die demografischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Sachsen. Im Vergleich zu Bayern ist
Sachsen zwar dichter bevölkert, die Einwohnerzahl
ist jedoch durch den Wegzug von vor allem jungen
Menschen in andere Bundesländer stark rückläufig.
Bis zum Jahr 2020 wird mit einem Rückgang der
Erwerbstätigen um 25 %, sowie mit einem Bevölkerungsrückgang von rund 9 % gerechnet. Allerdings
ist die demografische Entwicklung innerhalb Sachsens zeitlich und räumlich sehr unterschiedlich;
Dresden und Leipzig sind derzeit wachsende Städte,
was die Bevölkerung und die Wirtschaft betrifft.
Sachsen
Den Auftakt des Aufenthalts in Sachsen bildete der
unvergessliche Besuch von Richard Wagners Lohengrin in der Semperoper in Dresden. Ein weiterer
kultureller Höhepunkt war die Besichtigung des
Dresdener Residenzschlosses. Der Leiter des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Herr Coulin, ehemaliger Teilnehmer des Führungslehrgangs in Baden-Württemberg, erläuterte
während einer Führung, bei der auch nicht öffentlich zugängliche Bereiche des Schlosses besichtigt
Die Demografie und deren Folgen in Sachsen verdeutlichte in eindrucksvoller Weise der Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank, Herr
Weber, den Teilnehmern. So wird insbesondere ein
Umdenken im Bereich der städtebaulichen Entwicklung nötig werden, da die Durchschnittspreise
für Wohneigentum und die Mietertragswerte im
Vergleich zu Westdeutschland erheblich gesunken
sind. Der Leerstand von Wohnungen beträgt in
Sachsen rund 20 %, im Vergleich in Bayern etwa
73
3 %. Deshalb wird ein weiterer Wohnungsrückbau
erforderlich sein. Dem Rückbau und Abriss eines
Gebäudes steht allerdings gerade in Sachsen oft der
Denkmalschutz entgegen. Auswirkungen der demografischen Entwicklung sind in Sachsen auch bei
der Industrie erkennbar. So hat sich etwa die Beschäftigtenzahl in der Industrie in dem Zeitraum
von 1991 bis 2006 von 670.800 auf 328.700 mehr
als halbiert. Auch bei Planungen im Schul- und
Gesundheitsbereich werden in Sachsen verstärkt
entsprechende Überlegungen anzustellen sein.
Einen interessanten Einblick in seine Tätigkeit vermittelte der Regierungssprecher von Sachsen, Herr
Zimmermann, insbesondere vor dem Hintergrund
der seit der letzten Landtagswahl regierenden CDU/
SPD-Koalition. Dabei ging er auch auf die Hintergründe und die Folgen der Krise der Sächsischen
Landesbank ein.
Der Aufenthalt in Sachsen wurde durch den Besuch
der Sonderausstellung „Das Wetter, der Mensch
und sein Klima“ im Deutschen Hygienemuseum
beendet. Der Direktor des Museums und die Kuratorin der Ausstellung erläuterten in einer Führung,
dass die mit wissenschaftlicher Unterstützung konzipierte Ausstellung den Besuchern mit Objekten,
Medieninstallationen und interaktiven Elementen
die Wechselbeziehungen zwischen Mensch, Wetter
und Klima auf verschiedenen Ebenen selbst nachvollziehbar und erlebbar macht. So wurden beispielsweise konkrete Auswirkungen von Wetter und
Klima auf die Umwelt anhand von Exponaten oder
der Einsatz des Wetters als Waffe dargestellt. Abgerundet wurde die Ausstellung von einer Darstellung der neuesten Entwicklungen durch das KyotoProtokoll, die Weltklimakonferenz auf Bali sowie
durch Klimazeugen und wissenschaftliche Vorschläge zur Lösung der Probleme.
Baden-Württemberg
Erster Programmpunkt des zweitägigen Informationsaufenthalts in Baden-Württemberg war der
Besuch einer privaten deutschen, international an-
74
erkannten Elite-Schule: das berühmte Salemer Internat. Die von Kurt Hahn im Jahr 1930 formulierten „Sieben Salemer Gesetze“ sind hier wertebezogener Leitfaden einer in vielfältiger Weise außergewöhnlichen Schule. Insbesondere das siebte Gesetz „Befreit die Kinder der Reichen und Einflussreichen von dem lähmenden Bewusstsein ihrer Bevorzugung“ wurde dem Lehrgang eindrücklich vor
Augen geführt. Dabei wurde auch deutlich, dass
durch die Qualität des Unterrichts und der damit
verbundenen schulischen Leistungen eine spätere
Bevorzugung gerade wieder entsteht.
Weiter ging es in den Schwarzwald, wo ein Treffen
mit dem aktuellen Führungslehrgang des Landes
Baden-Württemberg organisiert war. Nach einer
gemeinsamen Besichtigung der Badischen Staatsbrauerei Rothaus AG mit dem Brauerreivorstand Dr.
Thomas Schäuble und dem ehemaligen Finanzminister Gerhard Strathaus tauschten die Teilnehmer
mit den „Schwestern und Brüdern aus dem Ländle“
bei einem anschließenden gemütlichen Beisammensein in kleineren und größeren Tischrunden
Erfahrungen aus. Auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Aufbau und Gestaltung der Lehrgänge
wurden diskutiert.
Am nächsten Tag konnten interessante Einblicke in
Arbeitsweise und Tätigkeit des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe gewonnen werden. Leider kam
ein geplantes Treffen mit dem Bundesverfassungsrichter Professor Dr. Broß nicht zustande. Doch
dafür erläuterte einer seiner wissenschaftlichen
Mitarbeiter in fachkundiger Weise Stellung, Verfahren und Arbeit des Gerichtes und führte den Lehrgang durch das Gebäude. Ein gemeinsames Mittagessen mit dem für seine Berichterstattungen über
das Bundesverfassungsgericht durch Funk und Fernsehen bekannten ARD-Korrespondenten und Grimme-Preisträger Karl-Dieter Möller ergänzte die Eindrücke rund um die Tätigkeit des Karlsruher Verfassungsorgans und damit gleichfalls den kurzen aber
gelungenen Abstecher nach Baden-Württemberg.
und ehemaligen politischen Häftlings Siegmar
Faust, der die Teilnehmer durch die Räumlichkeiten
führte, in denen er selbst Verhör, Haft und Folter
erlebt hatte, hinterließen nachhaltige Eindrücke.
Aktuelle Vorwürfe einer Beschönigung der DDRVergangenheit durch Personen des politischen und
kulturellen Geschehens wurden hier plastisch nachvollziehbar und stimmen nachdenklich.
Berlin
Im Mittelpunkt des schon traditionellen Informationsaufenthalts in Berlin stand die aktuelle politische Arbeit und deren Umfeld, natürlich unter
besonderer Berücksichtigung bayerischer Einwirkungsmöglichkeiten. Daneben konnten die Teilnehmer die Bundeshauptstadt Berlin als Teil der Geschichte des geteilten Deutschlands und als vielfältige Kulturstadt erleben.
Vom Flughafen Tegel führte der Weg zunächst zur
Gedenkstätte Hohenschönhausen, ein ehemaliges
Stasi-Gefängnis, wo die Teilnehmer vom stellvertretenden Leiter der Gedenkstätte, Herrn Reiprich,
empfangen wurden. Insbesondere die persönlichen
Schilderungen des DDR-Regimekritikers, Literaten
Die Teilnehmer besuchten eine Plenarsitzung des
Deutschen Bundestags, die Reichstagskuppel und
bekamen eine Privatführung durch das Reichstagsgebäude mit den umliegenden Sitzungs- und Abgeordnetengebäuden durch einen der Lehrgangsteilnehmer,
der vor dem Lehrgang in Berlin tätig war. Ein ausführliches Gespräch mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe, Herrn Straubinger, MdB,
über die Arbeit eines Abgeordneten in Berlin und in
seinem niederbayerischen Wahlkreis über aktuelle
politische Themen wie den Gesundheitsfonds oder
grüne Gentechnik, ermöglichte den Teilnehmern interessante Eindrücke aus erster Hand. Herr Görrissen,
langjähriger und auf dem Bundesparkett höchst erfahrener Büroleiter des Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, berichtete ergänzend über die Rolle der CSU-Landesgruppe und
das Zusammenspiel von Bundesregierung, Bayerischer
Staatsregierung, Fraktionen und Parteien. Trotz des
engen Zeitplans während einer Sitzungswoche ließ es
sich der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Herr Dr.
Ramsauer, MdB, nicht nehmen, die Teilnehmer persönlich zu begrüßen. Obligatorisch war der Besuch
75
der Bayerischen Landesvertretung in Berlin, wo der
Dienststellenleiter, Herr Dr. Schwab, den Teilnehmern
die Arbeit der Bayerischen Staatsregierung in Berlin
erläuterte. Dank der freundlichen Unterstützung von
Herrn Straubinger, MdB, hatten die Teilnehmer am
Abend dann auch noch Gelegenheit beim „Tag des
Bieres“ in der Bayerischen Landesvertretung politische Netzwerke zu knüpfen sowie zu pflegen und
bei dieser Gelegenheit die Bundesminister Aigner und
Steinmeier hautnah zu erleben.
Die vielfältigen Einblicke in die Berliner Politik- und
Lobbyarbeit wurden durch den Besuch bei VENRO,
dem Dachverband von 120 entwicklungspolitischen
Nichtregierungsorganisationen, und einem Zusammentreffen mit dem Leiter des Berliner Büros der
Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) abgerundet. Frau Bilinski von VENRO stellte dabei in anschaulicher
Weise insbesondere die Organisationsstruktur und
die aktuellen Projekte im Rahmen des weltweiten
Aktionsprogramms Agenda 21 vor. Herr Hebeker,
Leiter des Berliner Büros der HSS, beleuchtete die
Arbeit und die Rolle politischer Stiftungen, insbesondere der HSS und erläuterte als ehemaliger
Chefredakteur des Münchner Merkur außerdem die
Rolle der Medien. Schließlich wurden die Teilnehmer
bei einer Abendveranstaltung der HSS in der Französischen Friedrichstadtkirche mit dem Thema „Demographie als Faktor der internationalen Politik“
von Professor Gunnar Heinsohn konfrontiert. Seine
interessante These: Ein Überfluss von jungen Männern in der Bevölkerung birgt immensen politischen
und gesellschaftlichen Sprengstoff.
Neben dem Bundestag als Legislative war es den
Teilnehmern möglich, das Bundeskanzleramt als
Schaltzentrale der Exekutive zu besuchen. Nach einer informativen Führung durch das architektonisch
reizvolle Gebäude erfuhren die Teilnehmer im Gespräch mit Herrn Beermann, Büroleiter des Staatsministers Gröhe, Wissenswertes zu Organisation und
Abläufen im Kanzleramt sowie zu den Aufgaben der
Bund-Länder-Koordinierung. Dank der früheren Arbeitskontakte von Frau Zuther stand eine Führung im
Auswärtigen Amt und ein Fachgespräch zum Thema
„Nahost“ auf dem Programm.
Berlin besteht nicht nur aus dem politischen Betrieb, sondern hat auch kulturell einiges zu bieten.
Davon überzeugte sich der 21. Lehrgang beim Besuch des Deutschen Historischen Museums. In
einem Parforceritt durch „2000 Jahre Deutsche
Geschichte in Bildern und Zeugnissen“ und die
Wechselausstellung „Die Sprache Deutsch“ wurde
klar, weshalb das Deutsche Historische Museum so
beliebt ist. Dass auch moderne Inszenierungen
Dass Politik auch verkauft und an die Wähler gebracht werden muss und wie dies geschieht, konnten die Lehrgangsteilnehmer live in einer Bundespressekonferenz erfahren. Das anschließende Gespräch mit dem früheren bayerischen Regierungssprecher, und jetzigen Sprecher der Bundesregierung, Ulrich Wilhelm, war dabei ein weiterer Höhepunkt des Berlin-Aufenthalts.
76
ihren Reiz haben können, erlebten die Teilnehmer
beim Besuch einer Aufführung von Tolstois „Anna
Karenina“ im Maxim Gorki Theater.
Franken und Schwaben
rei, Gärtnerei sowie Landschafts- und Gartenbau
vor. Die international anerkannte LWG hat Schüler
aus ganz Europa und vermittelt Wissen auf dem
neuesten Stand, wovon sich die Lehrgangsteilnehmer selbst überzeugten.
Beeindruckend war der inzwischen schon traditionelle Besuch der Rummelsberger Diakonie beim Informationsaufenthalt in Franken und Schwaben, bei
dem sich der Lehrgang im Gespräch mit Rektor
Wolfgang Bub und beim anschließenden Besuch
von Einrichtungen für Behinderte und schwer erziehbare Jugendliche ein Bild von vorbildlicher, vom
christlichen Menschenbild geprägter Sozialarbeit
machen konnte. Hier spürten die Teilnehmer den
Wert dieser Einrichtung für unsere Gesellschaft.
Bei einer nächtlichen Fackelwanderung durch Nördlingen machten sich die Teilnehmer mit den historischen Fachwerkhäusern und der einzigen Stadtmauer Deutschlands, die einen vollständig erhaltenen, rundum begehbaren und überdachten Wehrgang besitzt, vertraut. Das Riesmuseum informierte
über die geologische Besonderheit des Rieskraters,
der auch schon Experten der NASA zum Vergleich
mit Mondgestein anlockte.
An der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau
(LWG) in Veitshöchheim stellten die zuständigen
Referenten die Forschungs- und Lehrbereiche Imke-
Besuche der Autobahnbaustelle Haseltalbrücke und
der Firmenzentrale von Eurocopter, siehe Kapitel 4.4,
vervollständigten die interessanten Tage.
77
7 Recherchearbeiten
Der 21. Lehrgang für Verwaltungsführung bearbeitete, wie bereits erwähnt, drei spezielle Themen, die
auf Vorschlag der Ressorts und nach Auswahl durch
das Kollegium der Amtschefs von der Staatskanzlei
gestellt wurden. Diese Recherchearbeiten behandeln traditionell komplexe Fragestellungen, deren
vertiefte Bearbeitung den jeweiligen Staatsministerien aufgrund knapper Ressourcen (Zeit, Personal)
im laufenden Geschäftsbetrieb nicht möglich ist.
Aus arbeitsorganisatorischen Gründen teilten sich
die Lehrgangsteilnehmer in drei interdisziplinäre
78
Teams mit je fünf bzw. sechs Teammitgliedern auf.
Die Teams bearbeiteten selbstständig die ihnen
gestellten Aufgaben parallel zum Kursbetrieb und
zu den Informationsaufenthalten. Die Arbeitsergebnisse wurden den betroffenen Amtschefs und Mitarbeitern sowie der Staatskanzlei vorgestellt. Mit
den Ergebnissen dieser Recherchearbeiten schuf
der Lehrgang echten Mehrwert. Parallel vertieften
die Teilnehmer sowohl ihr Wissen zu dem jeweiligen
Thema, als auch die Fähigkeit, in ressortübergreifenden Teams zusammenzuarbeiten.
7.1 Zukunftsentwicklung ländlicher Regionen
Der ländliche Raum ist und bleibt gleichberechtigter
Partner der Metropolregionen mit eigenständigem
Anspruch auf alle Daseinsfunktionen. Das in Bayern
eingeführte Vorrangprinzip für ländliche Teilräume
ist deutschlandweit einmalig. So wird die politische
Maxime gleichwertige – nicht gleichartige – Lebensund Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen zu
schaffen und zu erhalten konsequent umgesetzt. Die
Recherchearbeit untersucht die Wirksamkeit und
Akzeptanz der zahlreichen staatlichen Förderprogramme und Initiativen aus Sicht der Gemeinden.
Ein Fazit ist, dass es nicht den ländlichen Raum in
Bayern gibt, sondern viele unterschiedliche ländliche Räume und Gemeinden mit unterschiedlichen
Herausforderungen. Das heißt, jede Gemeinde
muss selbst ihre maßgeschneiderte Strategie für
den Erhalt ihres vitalen Orts bzw. Dorfs und damit
eines vitalen ländlichen Raums finden. Kleinere
Gemeinden brauchen in erster Linie Hilfe zur
Selbsthilfe. Sie wünschen sich eine qualifizierte
Beratung in fachlichen, technischen und verfahrensrechtlichen Fragen in den verschiedenen Gebieten. In Förderfragen soll ein zentraler Ansprechpartner konkrete Aussagen machen „was
geht“ und unterstützend tätig sein. Sie fordern
eine personelle Unterstützung mit qualifizierten
Fachleuten, die Projekte von der Planung bis hin
zur Antragstellung und zur Umsetzung begleiten
sowie Prozesse moderieren.
Innovative, effiziente Lösungswege, die exemplarisch für andere Regionen und Gemeinden Bayerns
sein könnten, sind gefragt: best practice Beispiele.
Die Gemeinden müssen größere und komplexere
Herausforderungen gemeinsam, das heißt gemeindeübergreifend, lösen. Für manche Aufgaben sind
auch integrierte Lösungen zu finden, um die gewünschten Synergieeffekte zu erzielen. Auffällig
war, dass die Gemeinden nicht nach einem Staat
gerufen haben, der für all ihre Probleme maßgeschneiderte Lösungen parat hält und dazu auch
noch gleich die Finanzierung hierfür mitbringt. Ent-
gegen gängigen Klischees forderten die Gemeinden
auch nicht „mehr Geld“. Die oft von Politikern aufgestellte Forderung nach einem Ministerium für
den Ländlichen Raum wurde von den Gemeinden
nicht ansatzweise erwähnt.
79
7.2 Untersuchung der rechtlichen Vorgaben für Leistungen
der Daseinsvorsorge / Dienste von allgemeinem Interesse
in verschiedenen europäischen Ländern und ihrer Auswirkungen auf die Versorgungsstrukturen
Aufgabe der Recherchearbeit war es, die Vorgaben
für Leistungen der Daseinsvorsorge in verschiedenen europäischen Ländern und ihre Auswirkungen auf die Versorgungsstrukturen des Wasserbereichs für Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu untersuchen.
Gemeinwohlorientierte Leistungen der Daseinsvorsorge wurden in der jüngsten Vergangenheit durch
die europäische Rechtsetzung teilweise weitreichenden Änderungen unterworfen. So liberalisierte
beispielsweise die Europäische Union bereits die
Telekommunikation, den Strom- und den Gasbinnenmarkt. Die bisherigen deutschen Strukturen
werden zunehmend hinterfragt oder sogar zur Disposition gestellt. Im Rahmen der Arbeit vergleichen
die Lehrgangsteilnehmer deshalb die entspre-
80
chenden rechtlichen Grundlagen in Deutschland,
Frankreich und Großbritannien bzw. Schottland
sowie die jeweiligen Besonderheiten in dem ausgewählten Bereich der Wasserversorgung und der
Abwasserentsorgung.
Als Ergebnis der Arbeit lässt sich festhalten, dass
die aufgrund der historischen Entwicklung unterschiedlichen Systeme in den drei Ländern insgesamt
gut funktionieren. Die Strukturen in Deutschland
sind sehr leistungsfähig und können dem Vergleich
gut standhalten. Sie könnten aber zumindest punktuell optimiert werden: beispielsweise die Förderung des Benchmarking und der Interkommunalität.
Eine grundlegende Neugestaltung ist hingegen weder erforderlich noch wünschenswert.
7.3 Das Duale System der Berufsausbildung als Modell für
Europa – Aktuelle Entwicklungen bei der Konzeption
der dualen Ausbildungsangebote im internationalen
Vergleich
Das Duale System der Berufsausbildung in Deutschland verbindet die Stärken der betrieblichen Qualifizierung mit den Stärken des schulischen Lernens.
Dadurch wird ein hohes Maß an reflektierter Handlungsfähigkeit in Berufs- und Arbeitssituationen
erreicht, von dem alle Beteiligten profitieren: die
Auszubildenden, die einzelnen Betriebe ebenso wie
die Wirtschaft und die Gesellschaft.
Der demografische Wandel, die Globalisierung und
der intensive Strukturwandel hin zu höherwertigen
Arbeitsplätzen stellen nunmehr alle europäischen
Staaten vor neue Herausforderungen. Der Sicherung eines qualifizierten Fachkräftenachwuchses,
und damit verbunden auch die Frage nach einer
zukunftsfähigen Form der Berufsausbildung, wird
bei der Lösung der Probleme eine zentrale Rolle
zukommen. So wird die Weiterentwicklung, auch im
Zuge von bildungspolitischen Initiativen der Europäischen Union (EU), möglicherweise eine gewisse
Annäherung der beruflichen Bildungssysteme in
den Mitgliedsstaaten mit sich bringen.
schließlich Grundvoraussetzungen für einen möglichen Export der Marke Duales System entwickelt.
Die bei den Informationsaufenthalten gewonnenen
Erkenntnisse über die Organisation des beruflichen
Bildungswesens in anderen europäischen Ländern
konnten dabei gewinnbringend eingebracht werden.
Aus Sicht der Verfasser ist das Duale System im
Ergebnis für den Export grundsätzlich geeignet.
Es ist jedoch zu beachten, dass es jeweils im Importland an die Schnittstellen im dortigen Bildungssystem, etwa was die Vorbildung und die
Anschluss- sowie Fortbildungsfähigkeit betrifft,
anzupassen ist.
Bei der Recherchearbeit ist zu klären, ob das Duale
System in Deutschland Vorbild für andere Länder
sein und sogar exportiert werden kann. Hierzu wurden zunächst die Vorteile und Rahmenbedingungen
eines Exports des Dualen Ausbildungssystems analysiert. Anschließend wurde der Nutzen des Dualen
Systems aus der Außensicht dargestellt, ein Vergleich mit anderen Systemen vorgenommen und
81
8 Jahrgangstreffen
Das Jahrgangstreffen des Lehrgangs für Verwaltungsführung fand am 20. und 21. März 2009 in
gewohnter Umgebung in der Sparkassenakademie
Landshut statt. Es stand unter dem Motto „Auf dem
Weg zu einer neuen Weltwirtschaftsordnung?“.
Der Leiter der Sparkassenakademie, Dr. Dieter Winkelmann, begrüßte die große Anzahl von rund 170
Teilnehmern als Hausherr. Anschließend erläuterte
der Bayerische Staatsminister der Finanzen, Georg
Fahrenschon, in seinem Grußwort die aktuelle Situation unter finanzpolitischen Gesichtspunkten.
Der erste Tag
Am späten Vormittag sowie am frühen Nachmittag
des ersten Tages schlossen sich wissenschaftliche
Analysen und Ausblicke an. Professor Dr. FranzJosef Radermacher referierte zu „Globalisierungsgestaltung als Schicksalsfrage: Konsequenzen aus
der Weltfinanzkrise“. Professor Dr. Hans-Werner
Sinn veranschaulichte „Wege aus der Finanzkrise –
eine Analyse der globalen Finanzmärkte“ und
Professor Dr. Peter Bofinger nahm zu „Die
Weltwirtschaft in der Krise: Kurz- und mittelfristige Lösungsansätze“ Stellung. Darüber hinaus diskutierten die Professoren Dr. Sinn und Dr. Bofinger
und antworteten auf zahlreiche Fragen und Anmerkungen aus dem interessierten Publikum.
Über praktische Erfahrungen zur Finanzkrise berichtete Thorsten Weinelt von der Unicredit in
seinem Vortrag „Global Credit Crisis and Outlook on
the World Economy and Financial Markets”. Er war
ebenso wie Professor Dr. Bofinger, Dr. Jürgen Pfister, von der Bayerische Landesbank, und Professor
Dr. Johannes Wallacher, von der Hochschule für
Philosophie München, Teilnehmer einer Podiumsdiskussion, die von Alexander Hagelüken, Journalist
der Süddeutschen Zeitung, moderiert wurde.
Am Abend verwöhnte die Küche der Sparkassenakademie die Teilnehmer kulinarisch mit einem ansprechend in Szene gesetzten Weltwirtschaftsgipfel-Buffet, auf dem typische Speisen der G8-Länder
präsentiert wurden. Danach fand der Abend mit
dem Kabarettisten André Hartmann, der Stimme
Gerhard Schröders am Nockherberg, sowie dem
obligatorischen gemütlichen Zusammensein im
Bierstüberl seinen angemessenen Ausklang.
Der zweite Tag
Der Samstagvormittag diente, neben der Wahl des
Lehrgangsbeirats, der Vertiefung der gewonnenen
Erkenntnisse unter dem geänderten Blickwinkel der
Nachhaltigkeit. Dabei informierte Wolfgang Kugler
von der Bayerischen Landesbank das Publikum über
„Das Nachhaltigkeitsmanagement der BayernLB –
ein Wert(e)treiber?“ und Jörg Blickle, als Vertreter
der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern,
referierte zum Thema: „Nachhaltigkeit umgesetzt
– eine Chance!“.
82
Analysen und Ausblicke aus klassisch wissenschaftlicher, praktischer und alternativer Sicht zu
Hintergründen und Folgen der Krise der Weltwirtschaft. Konkrete Lösungsmodelle wurden selbstverständlich nicht gefunden. Klar wurde jedoch einmal mehr, dass die aktuelle Situation vor allem mit
dem Werteverständnis nicht nur der „banker“ und
„global player“, sondern aller Beteiligter einschließlich des einzelnen Bürgers eng zusammenhängt. Kurzfristige Gewinnmaximierung ist mit
einer nachhaltigen Weltwirtschaft kaum vereinbar.
Bewegung verschaffen konnten sich die Teilnehmer
dann bei einem Bummel über den sogenannten
Marktplatz, der durch sechs Stände vor allem alternative Wirtschaftsmodelle vorstellte:
◆ ethisches Investment in der EvangelischLutherischen Kirche in Bayern
◆ Oikocredit – ein ökumenisches Modell für
Mikrofinanzen
◆ Fairer Handel – GEPA
◆ Attac
◆ Ökostrom – Greenpeace Energy
◆ Kernenergie – E.ON.
Zusammenfassung
Der Leiter des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung, Alfred Müller, resümierte zum Abschluss des
Seminars die vielfältigen Informationen und Eindrücke. Insgesamt ergaben sich für die Teilnehmer
im Rahmen des Jahrgangstreffens interessante
83
9 Ausblick
„Horizonte erweitern“, so das Ziel, das sich die 17
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 21. Lehrgangs
für Verwaltungsführung gesetzt hatten. In den vergangenen neun Monaten haben sie ihre Persönlichkeit werteorientiert weiterentwickelt, ihre Kompetenz im Beruf und somit als Führungskraft erheblich
gesteigert und ihre Allgemeinbildung in vielerlei
Richtungen erweitert. Nicht zuletzt konnten sie ein
tragfähiges Netzwerk für ihr künftiges berufliches
Wirken schaffen und die Bedeutung eines solchen
Netzes verinnerlichen.
Der Lehrgang war somit für die Teilnehmer dahingehend richtungsweisend, auch künftig für einen Blick
über den Tellerrand hinaus offen zu sein und am
begonnenen Netzwerk weiterzuknüpfen.
Die Teilnehmer haben sich für die Zukunft vorgenommen, engagiert und motiviert die künftigen
Herausforderungen, die der Beruf und das Leben
mit sich bringen, anzunehmen und lösungsorientiert sowie mit Augenmaß damit umzugehen. Sie
84
wollen ständig zugunsten der Gesellschaft über
Verbesserungen nachdenken und für die Umsetzung ihrer Ideen und Innovationen die Verantwortung übernehmen.
In jeder Hinsicht wollen die Teilnehmer auch Vorbild
sein – für die Mitarbeiter und für jeden anderen
Bürger. Sie werden sich bemühen, dass ihr Handeln
stets das geprüfte Ergebnis ihrer persönlichen Vernunft und ihrer persönlichen moralischen Einsicht
ist. Die ihnen gestellten Aufgaben werden sie mit
Begeisterung annehmen, einer guten Lösung zuführen und dabei darauf hinwirken, dass ihre Mitarbeiter die gestellten Aufgaben als eigene begreifen
und annehmen. Die Absolventinnen und Absolventen haben in den letzten Monaten viele Vorbilder erlebt und sind bereit, selbst die Rolle eines
Vorbildes zu übernehmen.
Die Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs
erkennen, dass die aktuelle Wirtschaftskrise und
andere Rahmenbedingungen der globalen Welt ih-
rem Einfluss entzogen sind. Für viele Menschen ist
dies Anlass zu klagen, Wut oder ein Gefühl der
Ohnmacht. Damit entsteht eine gefährliche Stimmung in der Gesellschaft, die wie die Geschichte
zeigt, eine Gefahr für unsere freiheitliche demokratische Ordnung darstellt. Jede Demokratie und jede
offene Gesellschaft ist unvollkommen und bedarf
der ständigen aktiven Weiterentwicklung. Für diesen Bedarf sind die Absolventinnen und Absolventen bereit, sich weiter fortzubilden, ihre Persönlichkeit weiter auszubilden und entschlossen für die
Demokratie einzutreten und entschlossen zu han-
deln. Im Übrigen bekennen sich die Teilnehmer
ausdrücklich zu dieser freiheitlichen Ordnung des
Grundgesetzes und wollen an ihr unbedingt festhalten. Die Erfahrungen des Lehrgangs ermöglichen
und fordern einen Neubeginn in Methode und Stil
unserer zukünftigen Tätigkeit. Dieser Neubeginn
wird nicht immer reibungslos verlaufen, aber es gilt
das Wort von Herrmann Hesse: „Jedem Anfang
wohnt ein Zauber inne.“
Die Absolventinnen und Absolventen des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung
85
Anhang 1
Buchbesprechungen
Werner Schwanfelder
Sun Tzu für Manager
Fredmund Malik
Führen, Leisten, Leben
Michael Winterhoff
Warum unsere Kinder Tyrannen werden
Carl Friedrich Gethmann,
Peter Janich, Helmut Schmidt
Die Verantwortung des Politikers
Notker Wolf
Worauf warten wir? – Ketzerische Gedanken zu Deutschland
Hans-Werner Sinn
Das grüne Paradoxon
Fareed Zakaria
Das Ende der Freiheit?
86
Anhang 2
Veranstaltungsübersicht
MODUL FÜHREN
3.11.2008
Eröffnungsveranstaltung mit Festvortrag „Elite – Verpflichtung zur Verantwortung“ von
Professor Dr. Wolfgang A. Herrmann, Präsident der Technischen Universität München,
sowie Reden von Ministerialdirektor Dr. Walter Schön, Lehrgangsleiter Alfred Müller
und Christian Steib, 21. Lehrgang
4.11.2008
Vortrag „Bayern seit 1945“ von Professor Dr. Ferdinand Kramer, Ludwig-MaximiliansUniversität München
Vortrag „Zwischen Landtagswahl und Bundestagswahl – die Entwicklung der Parteien
in Bayern“ von Professor Dr. Werner Weidenfeld, Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung CAP / Ludwig-Maximilians-Universität München Vortrag „Führen nach Benedikt“ von Abt Johannes Eckert, Abtei St. Bonifaz in
München und Andechs
5.11.2008
Besuch der ConSozial, Messe und Kongress in Nürnberg
6.11.2008
Vortrag „Das Prinz-Carl-Palais“ von Daniel Oden, 21. Lehrgang
7.11.2008
Vortrag „Bayern hat sich verändert“ von Rudolf Erhard, Bayerischer Rundfunk
10. bis
12.11.2008 Teamfindungsseminar auf Kühroint mit Thomas Lobensteiner, Ausbildungshaus der
Bundespolizei in Ramsau, Berchtesgadener Land
13.11.2008
Buchpräsentation „Werner Schwanfelder: Sun Tzu für Manager“ von Dr. Alexander
Steinmann, 21. Lehrgang
Vortrag „Führen in einem Wirtschaftsunternehmen – Corporate Responsibility und
Mitarbeiterführung bei STMicroelectronis“ von Dr. B. Rauscher, STMicroelectronis,
München
14.11.2008
Seminar „Strategieplanung“ mit Antje Ireland, Bayerische Akademie für VerwaltungsManagement GmbH, München
Besuch eines Jazz-Abends im Interim-Theater, München
17. und 28.11., Vortragsreihe „Einführung in die bayerische Geschichte“ von Professor Dr. Manfred
3.12.2008
Treml, Leiter Museums-Pädagogisches Zentrum, München
17. und
18.11.2008
Seminar „Besprechungs- und Konferenzleitung“ mit Silke Weigang,
creono management skills, München
87
19.11.2008
Besuch des Buß- und Bettag-Gottesdiensts in der Matthäuskirche München, Gespräch
am Rande mit Ministerpräsident Horst Seehofer und anschließendem Empfang des
Landesbischofs Dr. Johannes Friedrich
Führung durch den neuen Museumsbau der Sammlung Brandhorst, München, mit
Daniel Oden, 21. Lehrgang Vortrag „Coaching“ von Dr. Rudolf Kerschreiter, Ludwig-Maximilians-Universität
München
20. und
21.11.2008
Workshop „Improvisationstheater TATWORT“ mit Schauspielerin Annette Hallström,
München
24. bis
26.11.2008
Seminar „Changemanagement“ mit Professor Dr. Helmut Hofstetter und Franz Pittrich,
München
27.11.2008
Besuch einer Probe des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und Gespräch
mit Chefdirigent Mariss Jansons, Manager Stephan Gehmacher, Pressesprecher Peter
Meisel, Philharmonie im Gasteig, München
Vortrag „Werteorientiertes Qualitätsmanagement in der Staatlichen Führungsakademie
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Lands­hut“ von Stephan Wiediger, 21.
Lehrgang
28.11. und
19.12.2008
Vortragsreihe „Führen mit Werten und Tugenden. Zu einer neuen Art über ethische
Fragen zu sprechen“ von Professor Dr. Michael Bordt SJ, Hochschule für Philosophie,
München
1. und
2.12.2008
Seminar „Problemgespräche“ mit Herrn Holzner, Fortbildungsinstitut der Bayerischen
Polizei, Ainring
3.12.2008
Vortrag „Führen mit Mut“ von Raimund Schöll, Ludwig-Maximilians-Universität
München
4.12.2008
Bildervortrag zur Situation der Christen in der Türkei und im Nordirak von
Thomas Prieto Peral, 21. Lehrgang
Buchpräsentation "Fredmund Malik: Führen, Leisten, Leben" von Dr. Alexander
Steinmann, Daniel Oden, 21. Lehrgang
5.12.2008
Tagesexkursion nach Herrenchiemsee mit Professor Dr. Manfred Treml
8. bis
12.12.2008
Informationsaufenthalt Sachsen-Anhalt und Sachsen
– Ausstellung „Fundsache Luther“ und Himmelsscheibe von Nebra, Landesmuseum für
Vorgeschichte, Magdeburg
– Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, Generalsekretärin Professorin
Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug, Magdeburg
88
– Virtual Development and Training Centre des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb
und -automatisierung, Institutsleiter Dr.-Ing. Gerhard Müller, Magdeburg
– Kampagne „Hingucken! Für ein demokratisches und tolerantes Sachsen-Anhalt“,
Direktor Bernd Lüdkemeier, Landeszentrale für politische Bildung, Magdeburg
– Vortrag „Finanzmarktkrise“ und Arbeitsessen, Vorstandsvorsitzender Henning
Schwarz, Investitionsbank Sachsen-Anhalt, mit Teilnahme von Staatsminister
Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei, Magdeburg
– Dom zu Halberstadt, Domschatz
– Windpark Druiberg in Dardesheim und Arbeitsessen mit Bürgermeister Rolf-Dieter
Künne und anderen
– Besichtigung der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze bei Mattierzoll
– Mahn- und Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge, mit Kranzniederlegung, Leiterin
Ellen Fauser
– Hasseröder Brauerei GmbH
– Schaubergwerk Büchenberg
– DHL-Luftfrachtdrehkreuz Flughafen Leipzig / Halle, Vorstandssprecher Michael Reinboth
– Arbeitsessen mit Staatssekretär André Schröder, Ministerium für Landesentwicklung
und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, und Vorstand Markus Kopp, Mitteldeutsche
Airport Holding, Flughafen Leipzig / Halle
– Richard Wagner: Lohengrin, Semperoper Dresden
– Begrüßung durch Staatsminister Dr. Johannes Beermann, Führung Sächsischer Landtag und Sächsische Staatskanzlei, Dresden
– Demografischer Wandel in Sachsen aus Regierungssicht von Heike Zettwitz, Dresden
– Wiederaufbau des Dresdner Schlosses und Baustellenbesichtigung mit Ludwig
Coulin, Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Dresden
– Vortrag und Gespräch mit Vorstandsvorsitzendem Stefan Weber, Sächsische Aufbaubank Dresden, zu „Demografie und Finanzkrise – Auswirkungen auf Sachsen“
– Besuch der Sonderausstellung „Das Wetter, der Mensch und sein Klima“, HygieneMuseum Dresden, Begrüßung durch den Museumsleiter und Führung mit der Kuratorin
15. bis
17.12.2008
Seminar „Finanzcontrolling“ mit Monika Schwarz, Coaching & Consulting, München
18.12.2008
Vortrag „Führen aus motivationspsychologischer Sicht“, Professor Dr. Lutz von Rosenstiel, Ludwig-Maximilians-Universität München Weihnachtsfeier der Lehrgänge für Verwaltungsführung, mit Andacht von
Thomas Prieto Peral, 21. Lehrgang
22.12.2008
Workshop „Führen – eine Zwischenbilanz“, Dr. Heinz Lehmeier, coach ifb, Dillingen
89
MODUL SOZIALES
7.1.2009
Gespräch mit Ministerialdirektor Friedrich Seitz, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen
Vortrag „Die sozialen Fragen des 21. Jahrhunderts“ von Dr. Elke Hümmeler, Vorsitzende
des Caritasrats, Erzbischöfliches Ordinariat des Erzbistums München und Freising Vortrag „Kommunaler Werkstattbericht“ von Dr. Thomas Huber, Bezirksrat, Ebersberg
Kamingespräch mit Oberkirchenrat Detlev Bierbaum, Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, München
8.1.2009
Buchpräsentation „Michael Winterhoff: Warum unsere Kinder Tyrannen werden“ von
Constanze Balzer, Birgit Massinger, Christian Steib, 21. Lehrgang
Vortrag „Liberalismus – Freiheit und Verantwortung“ von Dr. Andreas Trampota SJ,
Hochschule für Philosophie, München
9.1.2009
Besuch der Cincinnati Hauptschule oder der Hauptschule an der Toni-Pfülf-Straße,
München, unter den Aspekten Integration, Bildungsgerechtigkeit, Berufsvorbereitung,
Eliteförderung
12.-16.1.2009
Sozialhospitation
19.1.2009
Vortrag „Soziale Sicherungssysteme“ von Ministerialrat Dr. Maximilian Gaßner,
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Vortrag „Dienst an der Gemeinschaft – die Freiwilligen Feuerwehren in Bayern“ von
Alfons Weinzierl, Landesfeuerwehrverband Bayern
Vortrag „Bildungsgerechtigkeit – Mythos oder Leitidee?“ von Ministerialrätin Elfriede
Ohrn­berger, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
20.1., 3.2.,
28.4. und
30.7.2009 Kunstgeschichtliche Museumsbesuche: Glyptothek, Alte Pinakothek, Neue Pinakothek,
Pinakothek der Moderne, Sammlung Brandhorst mit Kunsthistorikerin
Dr. Petronella Prottung, München
Vortrag „Demographischer Wandel – Herausforderung für den Sozialstaat“ von
Professor Dr. Rainer Schlegel, Bundessozialgericht, Leipzig
21. und
22.1.2009 Informationsaufenthalt Baden-Württemberg
– Besuch der „Schule Schloss Salem“
– Treffen mit dem Führungslehrgang der Führungsakademie Baden-Würt­tem­berg in
Grafenhausen-Rothaus
90
– Besichtigung der Badischen Staatsbrauerei, Arbeitsessen mit Gerhard Stratthaus,
Finanzminister a. D. und Leiter der Führungsakademie, und Brauereivorstand
Dr. Thomas Schäuble, Innenminister a. D., Grafenhausen-Rothaus
– Besuch des Bundesverfassungsgerichts Karlsruhe
– Gespräch mit Karl-Dieter Möller, Leiter ARD-Fernsehredaktion Recht und Justiz 23.1.2009
Vortrag „Kommunitarismus – Gemeinschaft und Tugend“ von Dr. Andreas Trampota SJ,
Hochschule für Philosophie, München
26. und 27.1.2009 Sozial-Besuchstage in Gruppen bei
– Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin am Klinikum Großhadern; Gespräche
mit Institutsleiter Professor Gian Domenico Borasio, Dr. Stefan Lorenzl, Dr. Martin
Fegg, Pfarrer Dr. Traugott Roser
– Münchner Tafel
– BISS – Bürger in sozialen Schwierigkeiten
– Sozialbürgerhaus Giesing-Harlaching
– Erstaufnahmestelle für Asylsuchende München-Sendling
28.1.2009
Vortrag „Das bayerische Ehrenzeichen als Spiegel bürgerschaftlichen Engagements“
von Ltd. Ministerialrat Rainer Zimmer, Bayerische Staatskanzlei
Bilanz-Workshop zum Sozialmodul mit Professor Dr. Armin Nassehi,
Ludwig-Maximilians-Universität München
Kamingespräch mit Ltd. Ministerialrat Detlef Köhler, Bayerischer Oberster Rechnungshof
MODUL EUROPA
29.1.2009
Vortrag „Europa als Naturraum“ von Professor Dr. Ralf Ludwig, Department für
Geographie, Ludwig-Maximilians-Universität München
Vortrag „Europa als Kulturraum“ von Professor Dr. Martin Baumeister,
Ludwig-Maximilians-Universität München
29.1. und
10.2.2009
Vortragsreihe „Philosophie“ von Professor Dr. Albert Keller SJ, Hochschule für
Philosophie, München
2.2.2009
Vortrag „Entscheidungsjahr 2009“ von Dr. Henning Arp, Leiter der Vertretung der
Europäischen Kommission in München
Buchpräsentation „Carl Friedrich Gethmann, Peter Janich, Helmut Schmidt: Die Verantwortung des Politikers“ von Margret Kolbeck, Dr. Falk Hoffmeyer, Stephan Wiediger,
21. Lehrgang
91
Vortrag „Organisation und Strukturen der Europäischen Union“ von Ministerialrat
Gunnar Wiegand, Vertretung des Freistaats Bayern bei der Europäischen Union, Brüssel
Kamingespräch mit den Leiterinnen und Leitern der Bayerischen Auslandsrepräsentanzen in Bangalore, Shandong, New York, San Francisco, Montréal
3.2.2009
Vortrag „Ausschuss der Regionen“ von Ministerialrätin Doris Schneider,
Bayerische Staatskanzlei
4. bis 6.2.2009 41. Deutsch-Französisches Seminar der Bayerischen Staatskanzlei und des Institut
Français, Fischbachau
9.2.2009
Schulbesuch des Lise-Meitner-Gymnasiums Unterhaching unter dem Thema
„Europa im Unterricht“
Vortrag „Bayerische Europapolitik“ von Ltd. Ministerialrat Markus Theuersbacher,
Bayerische Staatskanzlei
10.2.2009
Vortrag „Der Lissabon-Vertrag“ von Klaus-Dieter Sohn, Centrum für Europäische
Politik CEP
Kamingespräch „Amerika nach der Präsidenten-Wahl“ mit Professor Dr. Michael Zöller,
Universität Bayreuth
11.2.2009
Gespräch über „Justiz und Europa“ mit Ministerialdirektor Hans-Werner Klotz,
Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz
12.2.2009
Vortrag „Europarecht“ von Ministerialrat Dr. Rainer Hutka, Bayerisches
Staatsministerium des Innern
13.2.2009
Vortrag „Privatisierung staatlicher Aufgaben“ von Ministerialrat Frieder Jooß,
Bayerisches Staatsministerium der Finanzen
16. bis
20.2.2009 Informationsaufenthalt Brüssel
Ministerialdirigentin Heidrun Piwernetz, Leiterin der Bayerischen Vertretung, und
Ltd. Ministerialrat Heinz Koller
– Gesandter Dr. Andreas Zobel, Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland
bei der Europäischen Union
– Natalie Häusler, Leiterin des Europabüros der Bayerischen Kommunen
– Markus Ferber, MdEP, Vorsitzender der CSU-Europagruppe
– Gesandter Dirk Brengelmann, Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland
bei der Nato
– Detlev Boning, Generaldirektion Erweiterung
92
– „Bioenergie aus Biomasse – eine strategische Herausforderung?“,
Abendveranstaltung des Deutschen Maiskomitees
– Dr. Gerhard Stahl, Generalsekretär des Ausschusses der Regionen, und Reinhold
Gnan, Kabinettschef des Generalsekretärs; gemeinsam mit dem Hessischen
Führungskolleg
– Michael Niejahr, Generaldirektion Landwirtschaft
– Dr. Karl Ernst Kellner, Generaldirektion Verkehr und Energie
– „Grenzüberschreitende Energieversorgung“ (Gas-Streit), Podiumsdiskussion mit
Staatsministerin Emilia Müller, Martin Reul, MdEP, und dem russischen Botschafter
bei der EU
– André Meyer, Generaldirektion Unternehmen und Industrie
– Andreas Lillig, Generaldirektion Landwirtschaft, Abteilung Direkthilfen
– Dr. Guntram Wolff, Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen
– Dr. Rudolf Strohmeier, Kabinettschef der Kommissarin für Informationsgesellschaft
und Medien, Viviane Reding
– Petra Erler, Kabinettschefin des Kommissars für Unternehmen und Industrie,
Günter Verheugen
– Ronan Mac Aongusa, Generaldirektion Auswärtige Beziehungen
– Gerhard Wörle, BMW Group, Repräsentanz Brüssel, Konzernkommunikation und Politik
– Cornelia Bolesch, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung
– Stadtführungen in Brügge und Brüssel
25.2.2009
Vortrag „Ressource Wasser“ von Ministerialrat Dr. Martin Grambow, Bayerisches
Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
26.2.2009
Vortrag „Nachhaltigkeit“ von Professor Dr. Michael Suda, Technische Universität
München
Kamingespräch mit Staatsminister Siegfried Schneider, Leiter der Bayerischen
Staatskanzlei
27.2.2009
Vortrag „Die baltischen Staaten“ von Tilman Tegeler M. A., Osteuropainstitut
Universität Regensburg
Buchpräsentation „Notker Wolf: Worauf warten wir? – Ketzerische Gedanken zu
Deutschland“ von Dr. Ute Schinner-Stör, Christoph Reichert, Thomas Prieto Peral,
21. Lehrgang
1. bis 7.3.2009 Informationsaufenthalt Baltikum
Teil 1 – Tallin, Estland
– Begrüßung und Briefing durch Dr. Sabine Feyertag, Ständige Vertreterin der
Bundesrepublik Deutschland
– Gespräch mit Tiina Martsik, Deutsch-Baltische Handelskammer, und Harald Biek,
Goethe-Institut Tallin
93
9.3.2009
– Gespräch mit Vertretern des Wirtschaftsministeriums der Republik Estland
– Führung durch das Parlament Estlands
– Begrüßung durch den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Julius Bobinger
– Buffet-Empfang auf Einladung der Ständigen Vertreterin
– Gespräch mit Vertretern des Außenministeriums der Republik Estland
– Besuch der e-Governance Academy
– Stadtführung Tallin mit Besichtigung des Okkupationsmuseums
– Gespräch mit Vertretern des estnischen Bildungsministeriums
– Führung durch das Präsentationszentrum für Informations- und Telekommunikationstechnologien Estlands
– Besuch der Stiftung Innove (Berufsausbildung, Lebenslanges Lernen)
Teil 2 – Riga, Lettland
– Begrüßung und Briefing durch den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland,
Julius Weigel
– Gespräch im Bildungsministerium
– Gespräch mit Hermann Bünz, Friedrich-Ebert-Stiftung
– Gespräch mit Janis Stabulnieks, Leiter Technologiezentrum Riga
– Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters
– Gespräch mit Andreas Klein, Konrad-Adenauer-Stiftung
– Gespräch mit Robert Stafekis, Deutsch-Baltische Handelskammer
– Gespräch mit Ulrich Everding, Goethe-Institut Riga
– Stadtführung Riga mit Besichtigung des Okkupationsmuseums
– Besichtigung der Burg Turaida in Sigulda und des Gauja-Nationalparks
Tagesexkursion zum Thema „Mythos Bayern“
– Gespräch mit Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Vortrag des Bezirksheimatpflegers
Dr. Stefan Hirsch, Führung durch das Trachtenzentrum des Bezirks; Fachberatung
Heimatpflege des Bezirks Oberbayern im Kloster Benediktbeuern
– Besuch des Freilichtmuseums Glentleiten, Vortrag von Frau Dr. Kania Schütz
– Gespräch mit dem zweiten Bürgermeister und dem Stadtbaumeister von Murnau am
Staffelsee, Stadtrundgang
10.3.2009
Vortrag „Energieversorgung in Europa“ von Bernhard Fischer, Vorstandsmitglied der
E.ON Energie, München
Bilanzworkshop zum Europa-Modul mit Dr. Wolfram, Centrum für Europäische Politik
CEP, Freiburg
Kamingespräch mit Emilia Müller, Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Bayerischen Staatskanzlei 94
MODUL WIRTSCHAFT
11.3.2009
Gespräch mit Ministerialdirektor Dr. Hans Schleicher, Amtschef des Bayerischen
Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
Vortrag „Außenwirtschaftsförderung“ von Ministerialdirigent Dr. Thies Claussen,
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
Vortrag „Bayerisches Standortmarketing: Invest in Bavaria“ von Regierungsdirektor
Dr. Johann Niggl, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr
und Technologie
Vorstellung „Bayern International“ durch Hans-Joachim Heusler, Geschäftsführer der
Bayern International GmbH, München-Laim
12.3.2009
Buchpräsentation: „Hans-Werner Sinn: Das grüne Paradoxon“ von Dr. Sabine Nothhaft,
Falk Brem, Rainer Popp, 21. Lehrgang
Abendessen und Gespräch auf Einladung des Landesbischofs Dr. Johannes Friedrich mit
Oberkirchenräten Michael Martin und Hans-Peter Hübner, Evangelische Akademie
Tutzing
13.3.2009
Gespräch mit Ministerialdirektor Josef Poxleitner, Leiter der Obersten Baubehörde im
Bayerischen Staatsministerium des Innern
16.-27.3.2009
Wirtschaftshospitation
20. und 21.3.2009 „Auf dem Weg zu einer neuen Weltwirtschaftsordnung?“ Jahrgangstreffen der Lehrgänge für Verwaltungsführung, Sparkassenakademie Landshut
30.3.2009
Kamingespräch zur Föderalismusreform mit Ministerialdirektor Dr. Walter Schön,
Bayerische Staatskanzlei
31.3.2009
„Crashkurs Brückenbau“ von Rainer Popp, 21. Lehrgang Kamingespräch mit Ministerialdirektorin Karolina Gernbauer und Ministerialdirektor
Wolfgang Lazik, Amtschefs des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und
Gesundheit
1. bis 3.4.2009 Informationsaufenthalt Franken und Schwaben
– Besuch der Rummelsberger Diakonie, Schwarzenbruck
– Empfang und Gespräch mit Pfarrer Dr. Wolfgang Bub, Rektor der
Rummelsberger Diakonie
95
– Besichtigung des Berufsbildungswerk für behinderte Jugendliche oder der Einrichtung für schwer erziehbare Jugendliche
– Sozial- und Umweltprogramm der adidas group, Gespräch mit Frank Henke, Global
Director Social & Environmental Affairs, Herzogenaurach
– Führung und Weinprobe in der Staatlichen Hofkellerei Würzburg
– Besuch der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, Veitshöchheim
– Begrüßung und Führung durch die Abteilung Gartenbau und Bienen,
Arved von Mansberg
– Abteilung Landespflege, Jürgen Eppel
– Schulen- und Gartenakademie, Wolfgang Kloppsch
– „Sensorischer Genuss – Essen und Wein“ mit Professor Klaus Wahl,
Abteilung Weinbau
– Baustellenbesichtigung Haseltalbrücke, A 3 Würzburg – Frankfurt
– Kurzvortrag von Jens Ehmke, Leiter der Dienststelle Würzburg der
Autobahndirektion Nordbayern
– Statement zur Situation einer mittelständischen Baufirma in Krisenzeiten von Wolfgang Hörnig, Geschäftsführender Gesellschafter der Adam Hörnig Baugesellschaft
mbH & Co. KG
– Nachtwächter-Stadtführung in Nördlingen
– Besuch der Eurocopter Group, Donauwörth
– Firmenpräsentation
– Werkrundgang mit Rotorblattfertigung, Tiger / NH 90, Composite Shop, Zivile Hubschrauber
– Gesprächsrunde mit EADS-Führungskräften
– Vortrag „Die Fugger – der Global Player der Renaissance“ von Professor Dr. Rolf
Kießling, Universität Augsburg, Fuggerei Augsburg
6.4.2009
Tagesexkursion zum Flughafen München
– Vortrag zum Flughafenausbau von Dr. Schwendner
– Besuch der LSG Service GmbH, Flugzeugcatering
– Rundfahrt mit Besichtigung des Frachtterminals
– Vortrag zum Luftverkehrsmarketing, Herr Appelt
– Vortrag zur Konzernstrategie, Frau Seidenspinner
7.4.2009
Tagesexkursion zur Technischen Universität München, Forschungszentrum Garching
– Vortrag von Professor Dr. Michael Zäh, Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und
Fertigungstechnik; Führung durch das Institut
– Gespräch mit Professor Dr. Ulrich Walter, Institut für Raumfahrttechnik; Führung
durch das Institut
– Vortrag und Besichtigung der Forschungsneutronenquelle / FRM II mit Professor
Dr. Winfrid Petry, Lehrstuhl für Experimentalphysik
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8.4.2009
Vortrag „Planungen der Politik am Beispiel der Steuerpolitik“ von Ltd. Ministerialrat
Volker Freund
Vortrag „Der Einsatz der Doppik in Kommunen“ von Klaus Puhr-Wes­ter­heide,
Ltd. Ministerialrat a. D., Bayerisches Staatsministerium des Innern
Vortrag „Einsatz der Doppik im Freistaat Bayern“ von Ministerialrat Frank Hils,
Bayerisches Staatsministerium der Finanzen
9.4.2009
Vortrag „Gründerzentren, Technologiecluster, Biotech“ von Dr. Stephanie Wehnelt,
Biotech Cluster Development GmbH, Martinsried
20.4.2009
Tagesexkursion zur Umweltforschungsstation auf der Zugspitze
– Führung „Hochwasserschutz an der Kanker in Garmisch-Partenkirchen“ von Herrn
Kratz, Wasserwirtschaftsamt Weilheim
– Umweltforschungsstation Schneefernerhaus
– Vortrag von Professor Dr. Siegfried Specht, Vorsitzender des Konsortialrats der
Forschungsstation
– Vortrag von Ministerialrat Dr. Stumpp, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt
und Gesundheit
– Besichtigung des Schneefernerhauses
21. bis
24.4.2009 Informationsaufenthalt Berlin
– Besuch der Gedenkstätte Hohenschönhausen: Gespräch mit Siegfried Reiprich,
stellvertretender Direktor der Gedenkstätte, und Führung durch Siegmar Faust,
ehemaliger Häftling eines Stasi-Gefängnisses
– Führung durch den Deutschen Bundestag, Reichstagsgebäude
– „Anna Karenina“, Maxim Gorki Theater Berlin
– Vortrag über die Rolle politischer Stiftungen und die aktuelle Situation der Medien
von Ernst Hebeker, Leiter des Berlin-Büros der Hanns-Seidel-Stiftung
– Überblicksführung Ausstellung „2000 Jahre Deutsche Geschichte in Bildern und
Zeugnissen“, Deutsches Historisches Museum
– Vortragsveranstaltung „Demographie als Faktor der internationalen Politik“ von
Professor Dr. Gunnar Heinsohn, Französische Friedrichstadtkirche Berlin
– Führung durch das Bundeskanzleramt und Gespräch mit Guido Beermann, Büroleiter
von Staatsminister Gröhe
– Gespräch mit Herrn Görrissen, Büroleiter des Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im
Deutschen Bundestag
– Gespräch mit Robert Dölger, Libanon-Referent / Nahostreferat, Auswärtiges Amt
– Gespräch „Perspektive 2015“ bei VENRO als dem Dachverband entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen
– Besuch der Bundespressekonferenz und Gespräch mit Staatssekretär Ulrich Wilhelm,
Regierungssprecher
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27.4.2009
Tagesexkursion nach Rosenheim
– Besuch der KATHREIN-Werke KG: Gespräch mit Professor Dr. Anton Kathrein,
Vortrag „Aus- und Fortbildung bei Kathrein“ von Herrn Thunig und Werkrundgang
– Besuch der Hochschule Rosenheim: Vortrag und Gespräch mit Vizepräsident
Professor Dr. Heinrich Köster und Kanzler Oliver Heller
– Wirtschaftsförderung der Stadt Rosenheim, Gespräch mit Vertretern des
Wirtschaftsreferats, Ausblick auf Landesgartenschau 2010
29.4.2009
Tagesexkursion zur Berufsschule Fürstenfeldbruck: Gespräch mit der Schulleitung,
Gespräch mit der Geschäftsführung des Amper-Einkaufszentrums AEZ, Buchenau
30.4.2009
Bilanzworkshop zum Wirtschaftsmodul mit Alexander Hagelueken, Leiter
Wirtschaftsredaktion, Süddeutsche Zeitung
MODUL AUSLAND
4. bis 6.5.2009 Intensivsprachkurs zur Vorbereitung des Informationsaufenthalts in der Provinz Québec
sowie der Verwaltungspraktika in Frankreich und Schottland
7. bis 16.5.2009 Informationsaufenthalt Provinz Québec, Kanada
– Briefing durch Frédéric Arsenault, Vertretung des Freistaats Bayern in Québec
– Vortrag „Géo-Québec“ von Professor Henri Dorion, Geologe
– Gespräche im Ministerium für internationale Beziehungen (MRI)
– Gespräche mit Vertretern des Sekretariats für interstaatliche kanadische
Angelegenheiten (SAIC) zu „Föderalismus in Kanada“
– Vortrag von Lucie Auger vom Québecer Büro der französischen Sprache (OQLF)
– Besuch des Reservatmuseums im „Maison des Premières Nations“
– Stadtführung Québec Stadt und Besuch „Musée de la Civilisation“
– Informationsfahrt durch die Region von Charlevoix mit Führung durch Charles
Roberge, Präsident der Réserve mondiale de la biosphère / Präsident des Organismus
‚Voix du Monde‘; Vortrag über den Nationalpark Hautes-Gorges-de-la-rivière-Malbaie
von Nationalparkleiterin Claire Ducharme
– Besuch des Marine-Parks von Saguenay-Saint-Laurent, Tadoussac
– Gespräche im Ministerium für natürliche Ressourcen und Fauna (MRNF) und bei der
Agence de l‘efficacité énergétique (AEE) zur Energiepolitik Québecs 2006 bis 2013
und zur Solarenergie und -technik
– Besuch der Assemblée Nationale du Québec
– Gespräche im Ministerium für nachhaltige Entwicklung, Umwelt und Parks (MDDEP)
– Cocktailempfang auf Einladung des Ministeriums für internationale Beziehungen
– Gespräche im Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, Infrastruktur und Export
(MDEIE)
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– Besuch der Vertretung des Freistaats Bayern in Québec
– Besuch der École Nationale d‘Administration Publique (ENAP)
– Abendessen mit Partnern der Kooperationsprojekte Bayern-Québec
– Gespräche im Ministerium für Bildung, Freizeit und Sport (MELS)
– Vortrag und Führung durch die Forschungsanlagen von HydroQuébec
– Stadtrundfahrt Montréal
25.5. bis
13.6.2009
Verwaltungspraktika in Frankreich oder Schottland
16.6.2009
Einführung in die Architekturgeschichte durch Professor Dr. Winfried Nerdinger,
Direktor des Architekturmuseums der Technische Universität München, Stadtrundgang
17.6.2009
China-Tag
– Vortrag „China im Wandel“ von Pfarrer Thomas Paulsteiner, Centrum Mission Eine
Welt, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, Neuendettelsau
– Vortrag „Die Hanns-Seidel-Stiftung in China“ von Willi Lange
– Ausstellungsbesuch „Die Wittelsbacher und das Reich der Mitte“, Nationalmuseum
– Gespräch mit Konsul Meng und dem Konsularattaché Wu des chinesischen Generalkonsulats in München
18.6.2009
Brasilien-Tag mit Dr. Jürgen Bergmann und Pfarrer Mauro Schwalm, Centrum Mission
Eine Welt, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, Neuendettelsau
19.6.2009
Buchpräsentation „Fareed Zakaria: Das Ende der Freiheit?“ von Dr. Edith Mente,
Dr. Alexander Schmitt-Glaeser, Peter Nitschke, 21. Lehrgang
22.6.2009
Gespräch mit dem Konsul der Tunesischen Republik, Mohamed M’ADHBI
Erfahrungsbericht über die Entwicklungszusammenarbeit in Nordafrika von Dr. Reiner
Eckhard, Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Umwelt
23.06.2009
Bilanzworkshop zum Auslandsmodul mit Dr. Peer Frieß, Geschäftsführer Lehrgang
für Verwaltungsführung
Vortrag „Globale Perspektiven der Wasserknappheit“ von Professor Dr. Wolfram
Mauser, Ludwig-Maximilians-Universität München
24.06.2009
Führung durch die jüdische Synagoge Ohel Jakob mit Alon Koll und Führung durch das
Jüdisches Museum der Stadt München mit Frau Simon-Schuster
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MODUL MEDIEN
25.6.2009
Kamingespräch „Mythos Bayern“ mit Hans Böhm, Landtagspräsident a. D.
30.6.2009
Einführung „Kollegiale Beratung“ von Constanze Balzer und Stephan Wiediger,
21. Lehrgang
1. bis 3.7.2009
Medienaufenthalt beim Bayerischen Rundfunk
– Einführung von Christine Spies, Referentin des Verwaltungsdirektors
– Führung durch das Funkhaus mit Patrick Müller
– „Unternehmensplanung und Medienforschung“ von Birgit van Eimeren, Leiterin
Unternehmensplanung und Medienforschung
– „Bayern 2“ von Wolfgang Aigner, Programmbereichsleiter
– „B5aktuell“ von Max Stocker, Programmbereichsleiter
– „Das Bayerische Fernsehen“ von Dr. Brigitte Abold, Stellvertreterin des Chefredakteurs des Bayerischen Fernsehens
– „BR alpha“ von Werner Reuß, Leiter des Bereichs Planung & Entwicklung BR alpha
und des Programmbereichs Bildung, Wissen, Geschichte
– Gespräche mit Stefan Bergmann, Auslandsmagazine/-reportagen, Jürgen Seitz,
Wirtschaftsredaktion, und Stefan Meining, Politische Magazine / Sondersendungen
– Führung durch die Fernsehstudios Freimann
– Besuch der Live-Sendung „Die Abendschau“
– Vortrag „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk vor neuen Herausforderungen" von
Lorenz Zehetbauer, Verwaltungsdirektor
– „Die digitale Zukunft – Besuch des Digitalen Wohnzimmers“ mit Gerald Breunig und
Manfred Schmitz
– Einzelgespräche in verschiedenen Hörfunkredaktionen
– „Jugend & Multimedia“ von Rainer Tief, Programmbereichsleiter
6.7.2009
Kamingespräch mit Ministerialdirektor Dr. Walter Schön, Amtschef der Bayerischen
Staatskanzlei
7.7.2009
Einführung in die Arbeit des Verbands Bayerischer Zeitungsverleger von Frau Pohl
Besuch der Abendzeitung München, Gespräch mit Chefredakteur Arno Makowsky
Seminar „Mit Stil zum Ziel“ von Sabine Schmalhofer, Staatliche Führungsakademie für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, und Stephan Wiediger, 21. Lehrgang
Kamingespräch mit Ministerialdirektor Dr. Friedrich Wilhelm Rothenpieler, Amtschef
des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst
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8.7.2009
Vortrag „Die Pressearbeit der Staatskanzlei“ von Daniela Philippi, Regierungssprecherin
Gespräch mit Ministerialdirektor Klaus Weigert, Amtschef des Bayerischen
Staatsministeriums für Finanzen
Gespräch mit Ministerialdirektor Josef Huber, Amtschef des Bayerischen
Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
9. und
10.7.2009
Seminar „Krisenkommunikation“ von Erwin Haydn
13.7.2009
Workshop „KlarDeutsch“ mit Markus Reiter
14.7.2009
Gespräch mit Ministerialdirektor Günter Schuster, Amtschef des Bayerischen
Staatsministeriums des Innern
16.7.2009
Gespräch mit Ministerialdirektor Marin Neumeyer, Amtschef für Europa- und
Bundesangelegenheiten in der Bayerischen Staatskanzlei
17. und 21.7.2009 Coachingseminar „Wie wirke ich?“ mit Nicole Ehrsam und Pia Braun,
Ludwig-Maximilians-Universität München
20.7.2009
Vortrag „Moderne Dokumentarchivierung“ von Frau Dr. Ksoll-Marcon,
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München
Gespräch „Vernetztes Denken“ mit Alfred Müller, Leiter des Lehrgangs für Verwaltungsführung
22.-23.7.2009
Kamera- und Rundfunktraining mit Ekkehard Mayr-Bülow
24.7.2009
Gespräch mit Ministerialdirektor Josef Erhard, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus
27.7.2009
Baustellenbesuch Hochschule für Fernsehen und Film / Ägyptisches Museum mit Daniel
Oden, 21. Lehrgang
28.und 29.7.2009 Forstwissenschaftliche Exkursion nach Inzell, Besuch der Bayerischen Akademie für
Naturschutz und Landschaftsspflege in Laufen
30.7.2009
Besichtigung eines Hauptsammlers und der Kläranlage Gut Lappen der Münchner
Stadtentwässerung, München-Freimann, mit Dr. Sabine Nothhaft, 21. Lehrgang
31.7.2009
Abschlussveranstaltung des 21. Lehrgangs für Verwaltungsführung mit Staatsminister
Siegfried Schneider, Kuppelsaal der Bayerischen Staatskanzlei
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Impressum
21. Lehrgang für Verwaltungsführung
Bayerische Staatskanzlei
Prinz-Carl-Palais
Franz-Josef-Strauß-Ring 5 • 80539 München
© Juli 2009
Redaktionsteam:Stephan Wiediger, Birgit Massinger,
Christoph Reichert, Dr. Alexander Schmitt-Glaeser
Abbildungen:
21. Lehrgang für Verwaltungsführung
Gestaltung:
Bereich Zentrale Aufgaben der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung
Druck:
Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz
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