Festschrift 120

Transcrição

Festschrift 120
120 Jahre
– traditionsbewusst und zukunftsorientiert –
Festschrift zum 120-jährigen Bestehen der
Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM)
120 Jahre
– traditionsbewusst und zukunftsorientiert –
Festschrift zum 120-jährigen Bestehen der
Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM)
120 Jahre DPVKOM
Bonn, Mai 2010
Herausgeber:
Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM)
Schaumburg-Lippe-Str. 5, 53113 Bonn
Postfach 14 31, 53004 Bonn
Telefon 0228.911400, Fax 0228.9114098
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dpvkom.de
Verantwortlich für den Inhalt: Maik Brandenburger
Gestaltung: Ute Bott
Titel: Verbandsvorstand, Verbandstagsvorsitz und Mitarbeiter der Verbandsverwaltungsstelle in den 20er
Jahren (oben) sowie Unterschriftenaktion zur Verlängerung des Postmindestlohns im April 2010 (unten)
Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, Werner-von-Siemens-Straße 13, 53340 Meckenheim
Internet: www.druckcenter.de
Fotos: Archiv, Fotolia
4
120 Jahre DPVKOM
Inhaltsverzeichnis
Grußwort von Johannes Minde
Seite 6
Grußwort von Heinrich Höffgen
Seite 8
Grußwort von Heinz Berlage
Seite 10
Grußwort von Willi Russ
Seite 12
Grußwort von Volker Geyer
Seite 14
I.
6. Juni 1890 – die Geburtsstunde der Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM)
Seite 17
II
Entwicklung und Ausbau des Verbandes zwischen 1900 und 1918
Seite 21
III
Der Verband in der Weimarer Republik
Seite 23
IV
Die Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg
Seite 27
V
Die 50er Jahre: Erfolgreiche Weiterentwicklung des DPV
Seite 28
VI
Die 60er Jahre: DPV schließt zahlreiche Tarifverträge ab und erzielt Einkommensverbesserungen
Seite 32
VII
Die 70er Jahre: DPV begleitet strukturellen Wandel bei der Deutschen Bundespost
Seite 35
VIII. Die 80er Jahre: Kampf gegen die Privatisierung
Seite 37
IX
Die 90er Jahre: Aus DPV wird DPVKOM
Seite 40
X
Die Jahre 2000 bis 2010: DPVKOM kämpft gegen Lohn- und Sozialdumping
Seite 45
XI.
Fazit und Ausblick: DPVKOM spielt auch in Zukunft eine wichtige Rolle
Seite 53
5
120 Jahre DPVKOM
Grußwort von Johannes Minde
Bundesvorsitzender von 1965 bis 1980
6
120 Jahre DPVKOM
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ein „Menschen verachtendes Dienstrecht“ und unbefriedigende soziale Verhältnisse, besonders für die
nach der Stephan’schen Personalreform von 1871 sogenannten „niederen Beamten“ und ihre Familien,
waren Anlass und Triebfeder für die Gründungsväter unserer Gewerkschaft, einer Handvoll wagemutiger
und konfliktbereiter Männer, eine Interessengemeinschaft als Gemeinschaft gleich gesinnter Postler ins
Leben zu rufen. Sie gründeten am 6. Juni 1890 in Berlin-Friedrichshain den „Verband Deutscher Postassistenten“, den Vorläufer des späteren „Deutschen Postverbandes“ und der heutigen „Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM)“ im Deutschen Beamtenbund.
Ziel unserer Gewerkschaft, auch nach ihrer Wiedergründung im Jahr 1948, war und ist es, gemeinsam mit
unserer Dachorganisation „Deutscher Beamtenbund“ eine wirkungsvolle Interessenvertretung der Beschäftigten bei der Post beziehungsweise nun bei den Postnachfolgeunternehmen und im öffentlichen Dienst
sicherzustellen.
Das ist aber für unsere Gewerkschaft DPVKOM nur zu erreichen, wenn die gewerkschaftlichen Aktivitäten
im Bereich der Postnachfolgeunternehmen auf die spezifischen Probleme konzentriert und sachfremde
Einflüsse von außen abgewehrt werden. Unerlässlich ist weiterhin, klare Zielvorstellungen zum Werteerhalt und zur Erarbeitung neuer Werte zu entwickeln und sie auch gegen das Management oder eine
öffentliche Mehrheitsmeinung durchzusetzen zu versuchen.
Diese Postulate, die ich mich fast 16 Jahre lang bemüht habe in meiner Verantwortung als Bundesvorsitzender umzusetzen, sind heute durch die Struktur der Postunternehmen noch schwerer zu erreichen. Sie sind
aber nach wie vor notwendig und aktuell. Denn nur wer sich an bestimmten Werten orientiert, wird eine
nachhaltige Vertretung der Mitarbeiterinteressen gegenüber den Unternehmensvorständen erreichen können. Angesichts der sozialen Kälte in den heutigen Aktiengesellschaften der früheren Deutschen Bundespost ist diese ebenso wie in den Gründerjahren dringend erforderlich.
Wir stehen in einer langen gewerkschaftlichen Tradition, die uns verpflichtet, an unseren berufspolitischen
Wertvorstellungen, die wir trotz harter gewerkschaftlicher Konkurrenz jahrzehntelang nachhaltig vertreten
haben, unbeirrt festzuhalten.
Ich gratuliere der DPVKOM zu ihrem 120-jährigen Jubiläum und wünsche ihr weiterhin erfolgreiche
Arbeit für ihre Mitglieder und die Kollegenschaft insgesamt.
Mit kollegialen Grüßen
Johannes Minde
7
120 Jahre DPVKOM
Grußwort von Heinrich Höffgen
Bundesvorsitzender von 1980 bis 1988
8
120 Jahre DPVKOM
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nach dem Krieg und der Erfahrung daraus war es schwer, sich für eine der Gewerkschaften im öffentlichen
Dienst zu entscheiden. Daher war ich nach Abschluss meiner Ausbildung im Postdienst interessiert, eine
Organisation zu erkennen, bei der ich Vertretung bekommen und gleichzeitig meine persönliche Freiheit
bewahren konnte, den Deutschen Postverband im Deutschen Beamtenbund.
Die Art der Werbung, Betreuung und Kollegialität, die ich kennenlernte, regte mich an, die Mitarbeit in der
Gewerkschaft anzustreben. Das geschah natürlich zunächst nebenamtlich, später wurde dann sogar eine
hauptamtliche Betätigung daraus. Die gesamte Situation der berufs- und gewerkschaftspolitischen Arbeit
hat mich dann auch bewogen, zu gegebener Zeit den Vorsitz in der Organisation zu übernehmen. Rückblickend stelle ich fest, dass mich die Mitarbeit sehr befriedigt hat.
Aus meiner Erfahrung kann ich nun auch erkennen, dass sich nach der Postreform die Aufgaben und
Möglichkeiten der Umsetzung für die Gewerkschaft deutlich geändert haben. Das Berufsbeamtentum steht
nicht mehr im Mittelpunkt, und die Wettbewerber versuchen, sich die „Rosinen“ aus dem Aufgabenspektrum der Unternehmen herauszupicken, nach Möglichkeit noch mit Dumpinglöhnen.
Es ist daher sehr befriedigend, als interessierter Ruheständler zu erfahren, mit welcher Energie und Sachkenntnis sich die Gremien der DPVKOM um die Belange der Unternehmen und vor allem der Beschäftigten
kümmern. Auch die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Beamtenbund und der Tarifunion stützt die
erfolgreiche Umsetzung der Vorhaben.
Die rasche technische Entwicklung in allen Bereichen der Unternehmen und die raffinierten Aktivitäten der
Wettbewerber zwingen die Fachkräfte in den Gremien der DPVKOM zur ständigen höchsten Aufmerksamkeit, um die Entwicklungen und Komplikationen weitsichtig zu erkennen und daraus die nötigen Regelungen für die Beschäftigten zu erarbeiten; hierzu gehört auch die Forderung nach leistungsgerechter
Bewertung und Bezahlung sowie Nachteile abzuwenden.
Ich wünsche allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DPVKOM daher die Kraft und die Geduld, sich
mit den Problemen zu befassen und den Mitgliedern als Ergebnis somit die ständige berufskonforme
Betreuung und Vertretung. Aufgrund der Ergebnisse, die der Deutsche Postverband in 120 Jahren vorweisen
kann, habe ich keinen Zweifel, dass die DPVKOM weiterhin zum Wohle der Beschäftigten in den Unternehmen, der Unternehmen selbst und natürlich auch der Bürgerinnen und Bürger, die die Leistungen der
Unternehmen in Anspruch nehmen, wirken wird.
Mit kollegialem Gruß
Heinrich Höffgen
9
120 Jahre DPVKOM
Grußwort von Heinz Berlage
Bundesvorsitzender von 1988 bis 1992
10
120 Jahre DPVKOM
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
120 Jahre Kommunikationsgewerkschaft Deutscher Postverband. Das ist ein Datum, das an eine Geschichte
gewerkschaftlicher Arbeit, welche die verschiedensten Zeiten und gesellschaftlichen Gegebenheiten umspannt, erinnert.
In dem noch stark feudalistisch geprägten Kaiserreich lagen die Anfänge. Die Gründer mussten kämpfen,
für ihr Engagement Nachteile hinnehmen und eine bis dahin beispiellose Aufbau- und Organisationsleistung
erbringen. Wachstum und Erfolge stellten sich in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg unter der demokratischen Verfassung ein, wurden jedoch jäh unterbrochen durch Auflösung und Überführung in parteigesteuerte Einheitsorganisationen nach 1933.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verhinderten die Besatzungsmächte zunächst die Neugründung. Zu
stark war die Aversion gegen Beamtenorganisationen. Der Neuanfang begann dennoch. Ich habe als
Mitglied erleben können, wie der Durchbruch in den fünfziger Jahren gelang.
An wesentlichen Grundlagen der Neuordnung des Beamtenrechts im Nachkriegsdeutschland konnte zusammen mit dem Deutschen Beamtenbund mitgewirkt werden. Die Anerkennung als Tarifpartner bei der
Deutschen Bundespost wurde erreicht. Dadurch wurde Mitwirkung auch bei den Angelegenheiten der
Angestellten und Arbeiter geschaffen.
Der mühsame Prozess, Einigkeit und Stärke für die Lösung der Probleme der Beschäftigten zu gewinnen,
wurde erfolgreich abgeschlossen. Aber es war auch ein Kampf gegen Alleinvertretungsansprüche und
vielfältige Gegenströmungen zu führen. Der damalige Postverband hat erfolgreich dafür gestritten, dass das
Kollektiv, das zur Durchsetzung übergreifender Ziele erforderlich ist, nicht zu einem Machtinstrument
wurde, welches die persönlichen Rechte des Einzelnen einschränkte. Immer wieder mussten diese Rechte
eingeklagt und verteidigt werden.
Für mich selbst war es entscheidend für meine Mitarbeit in den Gremien des Deutschen Postverbandes, für
diese Grundhaltung zu streiten. Dies gilt auch für die Generation der Gewerkschafter, die die Arbeit nach
der Zäsur der Postreform weitergeführt hat. Mein Wunsch ist es, dass die DPVKOM auch in den kommenden Jahrzehnten diese Arbeit fortführen kann. Dafür Mitstreiter zu gewinnen und zu halten, ist notwendig.
Auch dafür wünsche ich viel Erfolg.
Mit kollegialem Gruß
Heinz Berlage
11
120 Jahre DPVKOM
Grußwort von Willi Russ
Bundesvorsitzender von 1992 bis 2007
12
120 Jahre DPVKOM
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freunde der DPVKOM,
in diesen Tagen wird unsere DPVKOM schon 120 Jahre alt. Ja, Sie haben richtig gelesen. Zwar ist unsere
Gewerkschaft unter dem Namen DPVKOM ja noch recht jung, nämlich erst 13 Jahre. Durch unsere
Vorgängerorganisationen Deutscher Postverband und Verband Deutscher Postassistenten können wir jedoch
auf eine 120-jährige Tradition zurückblicken.
Ich hatte die Ehre in dieser Gewerkschaft über 35 Jahre zu arbeiten; beginnend 1974 als Ortsjugendleiter in
Frankfurt/Main bis zum Jahre 2007 mit zuletzt fast 15 Jahren als Bundesvorsitzender der Organisation. In
dieser langen Zeit, die mich beruflich aber auch persönlich sehr geprägt hat, konnte ich diese traditionsreiche
Gewerkschaft von allen Seiten gut kennenlernen. Ich bin im Rückblick stolz darauf, dass ich mit anderen
Kolleginnen und Kollegen unsere DPVKOM durch alle Wirrungen und vor allen Dingen Irrungen der
Postreformen führen durfte. Viele haben uns damals schon für „politisch tot“ erklärt, aber wir haben immer
gekämpft. Heute sind wir die einzige Kommunikationsgewerkschaft Deutschlands, die erfolgreich der
Versuchung widerstand, in Großgewerkschaften unterzugehen. Dieser Weg war immer sehr steinig und oft
wussten wir nicht mehr wo „das Licht am Ende des Tunnels“ war. In diesen schwierigen Phasen haben wir
uns unserer Gemeinsamkeiten besonnen und erfolgreich und solidarisch einen Weg aus dem Dickicht der
Veränderungen gefunden. Besonders prägend für mich war das hautnahe Erleben der Wiedervereinigung
unseres Vaterlandes. In vorderster Reihe habe ich zusammen mit vielen Freunden den Weg der „Postler“
aus der ehemaligen DDR in ein geeintes Deutschland mit begleiten dürfen und in dieser Umbruchzeit viele
wertvolle menschliche Kontakte verspüren können.
Unser „Erfolgsrezept“ war und ist, dass wir nicht jeder Strömung nachgelaufen sind. Wir haben vielmehr
versucht, im Team die Menschen bei den schwierigen Veränderungen zu begleiten und mitzunehmen. Dabei
haben wir unsere Organisation immer wieder anpassen müssen, ohne aber radikal mit den guten alten
Werten wie basisnah und solidarisch brechen zu müssen. Unser Umfeld, die Postunternehmen und die Politik
haben es uns nicht leicht gemacht. Sie haben oft lieber dem „Mainstream“ nachgegeben, anstatt kritisch die
eine oder andere Reform bei näherem Hinsehen lieber fallen zu lassen. Auch in diesen schweren Stunden
hat unsere DPVKOM die Kraft und vor allen Dingen den Mut besessen, einen eigenen – wenn auch
schwierigeren – Weg zu gehen.
Ich wünsche meiner DPVKOM auch in den nächsten Jahrzehnten die Kraft, diesen Weg des Ausgleichs
weiterzugehen. Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen an der Spitze Willen, Mut und Ausdauer, unsere
Gewerkschaft auch in Zukunft weit weg von falschen Funktionärsinteressen zu führen und sie damit als
gewerkschaftliche Alternative in Deutschland zu erhalten und auszubauen.
In kollegialer Verbundenheit
Euer
Willi Russ
13
120 Jahre DPVKOM
Grußwort von Volker Geyer
Bundesvorsitzender seit 2007
14
120 Jahre DPVKOM
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
kann Gewerkschaftsarbeit etwas verändern oder verbessern? Meine Antwort auf diese Frage ist eindeutig:
Ja, sie kann! Dies zeigt nicht nur die Geschichte der Gewerkschaftsbewegung im Allgemeinen, sondern
auch die unserer DPVKOM, deren 120-jähriges Bestehen wir unter anderem mit der vorliegenden Festschrift würdigen wollen.
Die Anfänge der Gewerkschaftsbewegung waren im 19. Jahrhundert. Damals konnte sich niemand etwas
unter Arbeitsschutz, Tarifverträge oder betriebliche Mitbestimmung vorstellen. Die Arbeitgeber gaben den
Ton an und bestimmten wie, wann und wo gearbeitet werden sollte. Arbeiter wurden behandelt wie Diener
ohne Rechte. Die dadurch hervorgerufene Unzufriedenheit der Arbeitnehmer war der Ursprung der Gewerkschaftsbewegung – auch bei der damaligen Reichspost.
Heute schauen wir auf 120 Jahre erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit. Die Arbeitswelt hat sich auch dank
unserer Gewerkschaft geändert und im Interesse der Arbeitnehmer und Beamten wesentlich verbessert.
Gute Bezahlung und soziale Sicherheit sind nach wie vor Bestandteil der Arbeits- und Lebenswelt vieler
Menschen hierzulande. Doch wie lange noch? Die Arbeitgeber sind seit Jahren bestrebt, das unter anderem
von den Gewerkschaften Erreichte auf dem Altar der permanenten Gewinnsteigerung zu opfern. Auslagerung, Betriebsübergang, befristete Arbeitsverträge und Lohndumping sind für Manager mittlerweile
„normale“ Instrumente der Personalführung. Die Ziele sind dabei offensichtlich. Die Lohnkosten sollen
zugunsten des Profits gesenkt und die Beschäftigten so verunsichert werden, dass sie sich nicht mehr
wehren. Gleichzeitig wird das unternehmerische Risiko auf die Arbeitnehmer verlagert. Die Leih- und
Zeitarbeitnehmer oder befristet Beschäftigte haben weniger Rechte und können von heute auf morgen
entlassen werden.
Als DPVKOM könnten wir diese Entwicklung nun bejammern. Dies hilft jedoch den Arbeitnehmern und
Beamten in den Postnachfolgeunternehmen oder auch den Call-Center-Mitarbeitern in keiner Weise.
Deshalb versuchen wir, etwas zum Besseren zu verändern – so wie die Gründungsväter unserer Gewerkschaft vor 120 Jahren. Die DPVKOM kämpft beispielsweise für Mindestlöhne in der Post- und Call-CenterBranche, damit Lohndumping keine Chance mehr hat. Wir wollen auch eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte bei einem Betriebsübergang und damit sicherstellen, dass bestehende Tarifverträge weiter gelten.
Darüber hinaus muss es gesetzliche Verbesserungen für Leih- und Zeitarbeitnehmer und befristet Beschäftigte geben.
Unsere Ziele werden wir allerdings nur dann erreichen und durchsetzen, wenn die Menschen im Betrieb
bereit sind, uns bei unserer Arbeit zu unterstützen. Das heißt: Mitglied werden und Gewerkschaftsarbeit
mitgestalten ist das Gebot der Stunde. Schließlich liegt der Schlüssel für eine bessere und gerechtere
Arbeitswelt in der Solidarität der Menschen in den Betrieben – heute genauso wie vor 120 Jahren.
Mit kollegialen Grüßen
Volker Geyer
15
120 Jahre DPVKOM
16
120 Jahre DPVKOM
I.
6. Juni 1890 – die Geburtsstunde der
Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM)
1. Die Vorgeschichte
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts
gab es zaghafte Versuche, Vereinigungen der Postbeamten zu bilden.
Dabei war zunächst an einen Zusammenschluss auf geselliger und kollegialer Basis gedacht. Erst die
Personalreform des damaligen Generalpostmeisters Stephan im Jahr
1871 führte dazu, über den Aufbau
einer schlagkräftigen und gewerkschaftliche Ziele verfolgenden Organisation nachzudenken. Diese
Reform der Personalordnung der
Deutschen Reichspost hatte nämlich weitreichende negative Folgen
für Teile des Postpersonals. Insbesondere die Postassistenten wurden
durch die Reform stark benachteiligt. Sowohl deren Einkommensverhältnisse als auch Fortkommenschancen waren miserabel. Viele
lebten bei hoher Arbeitsleistung mit
ihren Familien in völlig unzumutbaren Verhältnissen. Im Jahre 1887
gab es dann erste Anzeichen, im
Wege des Zusammenschlusses eine
Besserung der bestehenden Verhältnisse zu erzielen. Dabei fanden sich
trotz der Gefahr disziplinarischer
Maßnahmen und persönlicher Nachteile entschlossene Männer, die sich
engagiert und kämpferisch für die
Verbesserung der Situation der Beamten einsetzten.
Zu diesen Männern zählte auch der
1860 in Halle an der Saale geborene Hermann Grothe. Dieser war in
Magdeburg als Postassistent beschäftigt.
Hermann Grothe
Grothe gründete dort 1887 einen
geselligen Verein der Magdeburger
Postassistenten mit dem Namen
„Für uns“. Dort debattierte Grothe
mit Gleichgesinnten über Verbesserungen für die Laufbahn der Postassistenten, über die Möglichkeit
wirtschaftliche
Verbesserungen
durch Selbsthilfeeinrichtungen zu
schaffen und berichtete in der Presse über die Situation der Postassistenten.
Der
Magdeburger
Oberpostdirektion blieben die Akti-
vitäten von Hermann Grothe natürlich nicht verborgen. Durch eine
Versetzung Grothes wollte sie diesem Treiben ein Ende machen. Im
Oktober 1888 wurde Grothe nach
Oberhausen
strafversetzt.
Ein
halbes Jahr später wurde er in Solingen mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist angestellt. Ein Jahr
darauf folgte dann die nächste Abordnung, und zwar nach Kaldenkirchen an die holländische Grenze.
Grothe warb jedoch auch an seinen
neuen Dienstorten unbeirrt für seine
Ideen. Im Rheinland, insbesondere
in Düsseldorf, gab es schon lokale
Vereinigungen, die Grothes Positionen und Ideen unterstützten. Da in
der Zwischenzeit auch in Berlin die
Vorbereitungen zu einer Verbandsgründung vorangeschritten waren,
wurde vorgeschlagen, die Wahrnehmung der zentralen Aufgaben in
Berlin zu bündeln. Bei Veranstaltungen in Berlin forderte dann ein junger, engagierter und mutiger
Postassistent namens Kotzer, die
Idee einer Verbandsgründung der
Postassistenten endlich zu verwirklichen. Hermann Grothe hatte hierzu
bereits eine Verbandssatzung ausgearbeitet. Er war der festen Überzeugung, dass ein Postverband
kommen musste.
17
120 Jahre DPVKOM
Der Gründungssaal in Friedrichshain
2. Die Gründung des Verbandes Deutscher Postassistenten
Am 6. Juni 1890 war es dann soweit se und den Abschluss von
– im Saal der Brauerei Friedrichs- Verträgen zur Erzielung wirtschafthain in Berlin gründeten etwa 1.200 licher Vorteile für die Mitglieder
Postassistenten den Verband Deut- hin. Darüber hinaus erstrebe der
scher Postassistenten. Dies war die Verband die Ehrenrettung des StanGeburtsstunde der Kommunikati- des und solle diesem die Möglichonsgewerkschaft DPV (DPVKOM). keit geben, seine Stimme zu
erheben, um die berechtigten WünZu dieser Gründungsversammlung sche zum Ausdruck zu bringen.
war auch Hermann Grothe eingela- Nachdem die von Grothe entworden worden. Er ging in seiner fene Satzung angenommen wurde,
Grundsatzrede auch auf die Ziele stand die Vorstandswahl auf der
des Verbandes ein. Diese waren Tagesordnung. Zum ersten Vorsitzunächst einmal wirtschaftlicher zenden des Verbandes Deutscher
Art. Angesichts der schwierigen Postassistenten wurde an diesem
wirtschaftlichen Lage sei der Zu- Abend Ferdinand Funk gewählt.
sammenschluss der Standesangehö- Dieser hatte sich im Vorfeld der
rigen eine Notwendigkeit. So wies Gründungsversammlung ebenfalls
Grothe insbesondere auf die Erfor- vehement für die Verbandsgründerlichkeit einer Unterstützungskas- dung eingesetzt.
18
Der erste Vorsitzende des Verbandes
Deutscher Postassistenten Ferdinand Funk
120 Jahre DPVKOM
Die Einladung zur Gründungsversammlung am 6. Juni
19
120 Jahre DPVKOM
Auch
das ge
schah
25. Januar: Der Deutsche Reichstag lehnt mit 167 gegen 98 Stimmen eine Vorlage der Regierung
über die Verlängerung des Sozialistengesetzes auf unbestimmte Zeit
ab.
1890:
worauf der junge Monarch zuvor
mehrfach gedrängt hat. Zwei Tage
später ist der Rücktritt vollzogen.
1. Juli: Helgoland-Sansibar-Vertrag: Das Deutsche Reich erhält
Helgoland von Großbritannien; im
18. März: Reichskanzler Otto von Austausch dazu erkennt das DeutBismarck reicht sein Entlassungsge- sche Reich die englischen Ansprüsuch bei Kaiser Wilhelm II. ein, che auf Sansibar an und tritt die
deutsche Kolonie Wituland an
Großbritannien ab.
12. Oktober: Der Parteitag der Sozialistischen
Arbeiterpartei
Deutschlands (SAPD) in Halle beschließt die Umbenennung der Partei in Sozialdemokratische Partei
Deutschlands (SPD).
Quelle: Wikipedia
3. Die ersten Jahre nach der Gründung
Der neue Vorstand des bereits am
23. Januar 1891 in „Verband Deutscher Post- und Telegraphenassistenten“ umbenannten Verbandes
begann mit großem Elan den organisatorischen Aufbau des Verbandes. Er startete Aktionen zur
Mitgliedergewinnung – bis März
1891 waren dem Verband rund
3.000 von insgesamt 25.000 Postassistenten beigetreten – und legte
auch eine „Zeitschrift des Verbandes Deutscher Postassistenten“
auf. Die erste Ausgabe zum 1. Juli
1890 wurde mit einer Auflage von
mehr als 11.000 Stück im Reichsge20
biet versandt. Trotz Einschüchterungen, Maßregelungen, Versetzungen und menschenverachtenden
Eingriffen in die persönlichen und
familiären Verhältnisse der gewählten Verbandsvertreter seitens der
Obrigkeit unter Generalpostmeister
Stephan entwickelte sich der Verband weiter. So wurden neue Bezirks- und Ortsvereine gegründet,
eine Geschäftsstelle eingerichtet
und die Mitgliederwerbung intensiviert. Dem Verband gelang es, die
Probleme der Postassistenten in die
öffentliche Diskussion zu bringen.
Eine Entspannung zwischen dem
Verband und der Postverwaltung
trat erst mit dem Tod Stephans im
Jahre 1897 ein. Nach einem Friedensschluss mit Stephans Nachfolger Podbielski 1899 konnte der
Verband ohne Eingriffe des Dienstherrn arbeiten. Die Organisationsstärke des Verbandes, seine
Stellung in Politik und Gesellschaft
und die Unterstützung durch die
Öffentlichkeit hatten dazu geführt,
dass die Postverwaltung Forderungen des Postassistentenstandes
in Laufbahnfragen erfüllen musste.
120 Jahre DPVKOM
II.
Entwicklung und Ausbau des Verbandes
zwischen 1900 und 1918
Der Zeitraum vor dem Ersten Weltkrieg war gekennzeichnet von
einem Ausbau des Verbandes, einer
erneuten Namensänderung in „Verband mittlerer Reichs-Post- und Telegraphenbeamten“ im Jahre 1907
sowie starken Aktivitäten im sozialen Bereich. Dabei stand zunächst
der Kampf gegen die beruflichen
und finanziellen Probleme der mittleren Laufbahnbeamten im Vordergrund. Gleichzeitig erfolgten starke
Bemühungen im sozialen Bereich
zum Vorteil der Mitglieder. So wurden soziale Einrichtungen ausgebaut und 1901 eine Fürsorgekasse
gegründet, um den Mitgliedern in
Fällen unverschuldeter Not beistehen zu können. Darüber hinaus wurde in diesem Zeitraum eine Sterbekasse, eine Rechtsschutzkasse oder
auch eine Feuerversicherung geschaffen.
Organisatorisch und in Bezug auf
die Mitgliederstärke verlief die Entwicklung des Verbandes außerordentlich erfolgreich. So konnte er
seine Mitgliederzahl von knapp
15.000 zu Beginn des neuen Jahrhunderts auf sage und schreibe rund
40.000 bei Ausbruch des Ersten
Weltkrieges im Jahre 1914 steigern.
Dies war ein eindrucksvoller Beleg
für den Erfolg und die Kraft der
Verbandsidee. Der Verband verstand sich als Vertretung aller Gruppen des mittleren Dienstes. Im
Gegensatz dazu gründeten sich vier
weitere Organisationen, die die se- Arbeit des Verbandes wegen der
paraten Interessen bestimmter Be- wirtschaftlichen Not und des damit
amtengruppen vertraten und den verbundenen sozialen Abstiegs der
Verband bekämpften.
Beamten jedoch vorwiegend besoldungspolitische Aufgaben und
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges Ziele. Außerdem musste sich die
waren alle Vorbedingungen für die Verbandsarbeit auf Fragen der HinWeiterentwicklung des Verbandes terbliebenenversorgung und der
mit dem Ziel der Bildung einer Ein- Versorgung von Kriegsbeschädigheitsorganisation als alleinige Ver- ten konzentrieren. Die Struktur der
tretung der mittleren Post- und Organisation blieb während des
Telegraphenbeamten
gegeben. Ersten Weltkrieges hingegen unverWährend der Kriegsjahre hatte die ändert.
Bereits 1890 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift des Verbandes
Deutscher Postassistenten mit einer Auflage von mehr als 11.000 Stück.
21
120 Jahre DPVKOM
Auch d
as gesch
1. April 1891: Deutschland richtet auf Postdampfern in die USA
schwimmende Postämter ein, die
mitgeführtes Postgut bearbeiten.
5. Mai 1891: In London können
die ersten Briefmarken aus einem
Automaten gekauft werden.
1. April 1893: Einführung der
Mitteleuropäischen Zeit als einheitliche Uhrzeit für ganz
Deutschland.
22
ah 1891
- 1914:
1. April 1900: Die Briefzustellung
in Deutschland wird als Monopol
der Reichspost anvertraut, die private Beförderung örtlicher Sendungen verboten.
1908: Frauen dürfen in Parteien
und Gewerkschaften eintreten.
2. Januar 1909: In Berlin führt die
Deutsche Reichspost den bargeldlosen Zahlungsverkehr mittels Postschecks ein.
18. Februar 1911: Erste Postbeförderung mittels Flugzeug durch den
französischen Piloten Henri Pecquet. Er transportierte in Indien mit
seinem Doppeldecker 6.000 Briefe
und Postkarten von Allahabad ins
acht Kilometer entfernte Naini.
28. Juli 1914: Österreich-Ungarn
erklärt Serbien den Krieg, Beginn
des Ersten Weltkriegs.
Quelle: Wikipedia
120 Jahre DPVKOM
III.
Der Verband in der Weimarer Republik
Nach dem Ersten Weltkrieg stellte
sich der Verband bei Wahrung der
parteipolitischen Neutralität positiv auf die freiheitlich-demokratische
Grundordnung
ein.
Gleichzeitig forderte er seine Mitglieder auf, sich am politischen
Leben zu beteiligen. Die Zukunft
der Beamten, ihre rechtliche Position sowie wichtige Grundsatzfragen waren zunächst offen. Der
Verband setzte sich für eine unveränderte rechtliche Stellung der Beamten ein. An den gesetzlichen
Grundlagen des Beamtenrechts änderte sich vorerst auch nichts. Dem
Verband gelang es sogar, eine Reihe von Verbesserungen im Beamtenbereich zu erzielen. So wurde
beispielsweise dem Personal eine
Mitwirkung bei der Aufstellung
der Dienststundenpläne zugestanden. Darüber hinaus konnten Verbesserungen beim Erholungsurlaub durchgesetzt oder auch die
wöchentliche Arbeitszeit herabgesetzt werden.
Frühzeitig begannen bei den einzelnen Beamtenorganisationen Überlegungen,
eine
einheitliche
Beamtenvertretung zu schaffen.
Mit Fug und Recht kann behauptet
werden, dass der Verband eine der
treibenden Kräfte bei der Gründung des Deutschen Beamtenbundes am 4. Dezember 1918 war.
Die führende Rolle, die er damals
einnahm, schlug sich auch in der
Besetzung des ersten Vorstandes
des Beamtenbundes nieder. Stellvertretender Vorsitzender des Beamtenbundes wurde nämlich der
zweite Vorsitzende des Verbandes
Wiechmann.
Verband will engeren Zusammenschluss der Postbeamtenschaft
Dessen ungeachtet setzte sich der
Verband auch für einen engeren
Zusammenschluss der Postbeamtenschaft ein. Ein Ergebnis dieser
Bemühungen war die Gründung
der Arbeitsgemeinschaft der
Reichspost- und Telegraphenbeamten im Dezember 1918. Vorsitz
und Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft lagen ebenfalls beim
Verband.
Mit der Änderung der staatlichen
Ordnung gingen für den Verband
auch erweiterte Möglichkeiten der
Mitwirkung bei der Regelung von
Personalangelegenheiten einher.
Zwischen dem Reichspostministerium und der Arbeitsgemeinschaft
der Reichspost- und Telegraphenbeamten wurden Vereinbarungen
getroffen, die zu Verbesserungen
für die Postbeamten führten. Dennoch blieben viele grundsätzliche
Probleme ungelöst, zum Beispiel
hinsichtlich der Laufbahn der Beamten. Erfolgreich konnte sich der
Verband Bestrebungen widersetzen, die den Wegfall des passiven
Wahlrechtes für Beamte vorsahen.
Organisatorisch konnte der Verband seine Erfolgsstory fortsetzen.
Durch den Beitritt mehrerer Sonderorganisationen der mittleren
Post- und Telegraphenbeamten
zum Verband im Jahre 1919 – in
diesem Jahr schlossen sich dem
Verband insgesamt fünf Vereinigungen an – baute dieser seine
Mitgliederzahl zunächst weiter aus.
Frühzeitig erkannte er auch die
Notwendigkeit eines Zusammenschlusses des Postpersonals auf
internationaler Ebene. Nachdem er
sich schon vor dem Krieg hierfür
einsetzte, trat er im Juni 1920 dem
Verband der Internationalen Vereinigung des Personals der Post-,
Telegraphen- und Telephonbetriebe (IPTT) bei.
Im Jahre 1925 kaufte der Verband ein eigenes
Haus in der Berliner Großbeerenstraße und
siedelte dort die Geschäftsstelle an.
23
120 Jahre DPVKOM
Bis Mitte der 20er Jahre festigte der
Verband seine Strukturen. Kernpunkt seiner Einigungsbestrebungen mit den übrigen Organisationen
der Postbeamtenschaft war die stärkere Geschlossenheit der Interessenvertretung.
Abwehrkampf
fenen Reichssparkommissars zu- erbarmungslosen
mindest abmildern, wenn auch zur Sicherung ihrer Rechte. Notverordnungen des Reichspräsidenten
nicht verhindern.
belasteten die Beamten erheblich.
Im Jahre 1930, dem 40. Jahrestag Die Beschäftigten der Reichspost
der Gründung des Deutschen Post- verloren nach und nach die Grundlaverbandes, waren erste Auswir- gen ihrer wirtschaftlichen Existenz.
kungen der Weltwirtschaftskrise zu In der gegebenen Situation war an
Verband heißt nun Deutscher spüren. Ein dramatischer Ab- eine erfolgreiche Arbeit des PostverPostverband
schwung in allen Wirtschaftsberei- bandes nicht mehr zu denken – auch
chen kündigte sich an. Die wenn er zum damaligen Zeitpunkt
Vor diesem Hintergrund kam es wirtschaftlichen Probleme nahmen bei allen Direktionsbezirken und
1927 zu einem Zusammenschluss überhand und die Zahl der Arbeits- den Verkehrsämtern durch Bezirksmit dem Bund der Post- und Tele- losen stieg rapide. Die Beamten- und Ortsverbände oder durch Vergraphenbeamten der Supernumerar- schaft führte in diesen Jahren einen trauensleute vertreten war.
laufbahn (Zivilanwärterbund). Auf
einem außerordentlichen Verbandstag wurde beschlossen, ab sofort
unter dem Namen Deutscher Postverband die Interessen der Beamten
zu vertreten. Dennoch gab es auch
Rückschläge zu verkraften. Aufgrund des Personalabbaus in den
20er Jahren waren die Mitgliederzahlen rückläufig. Auch wenn äußere Begleitumstände wie Rationalisierungen bei der Deutschen
Reichspost, Personalreformen oder
auch neue Besoldungsgesetze die
Arbeitssituation des Verbandes erschwerten, substanzielle Probleme
entstanden für ihn nicht. In einem
krisengeschüttelten Jahrzehnt war
es dem Postverband gelungen, auf
das berufspolitische Geschehen im
Interesse seiner Mitglieder erfolgreich einzuwirken. So kämpfte er
beispielsweise entschlossen gegen
Entbeamtungstendenzen.
Außerdem konnte er in Zusammenarbeit
mit anderen Vereinigungen negative Folgen eines Sparprogramms
Die Deutsche Postzeitung vom 26. Mai 1933
des von der Reichsregierung beru-
24
120 Jahre DPVKOM
Die Zwangsauflösung des Postverbandes 1933
Mit der Machtübertragung an Adolf
Hitler am 30. Januar 1933 veränderte sich nicht nur grundlegend die
Parteienlandschaft in Deutschland.
Im Zuge der sogenannten Gleichschaltung verloren alle Organisati-
onen ihre bisherigen Strukturen und
wurden in das nationalsozialistische Herrschafts- und Unrechtssystem eingegliedert. So wurden
beispielsweise alle Postbeamtenorganisationen am 26. April 1933 zu
Die Tagesordnung der Schluss-Verbandstagung des Deutschen Postverband
einem
„Deutschen
Postbund“
zwangsvereinigt. In einem Schreiben vom 17. Mai 1933 an die Mitglieder teilte der Vorsitzende des
Postbundes Schneider mit: „Mit der
Zusammenfassung der gesamten organisierten Postbeamtenschaft im
Deutschen Postbunde auf der
Grundlage der Einzelmitgliedschaft
hören die bisherigen Fachverbände
nach Abwicklung der geschäftlichen Angelegenheiten auf zu bestehen.“ Die nun geschaffene
organisationspolitische Lage führte
unabdingbar zur organisatorischen
Auflösung des Postverbandes, dessen Mitglieder bereits im Rahmen
der Einzelmitgliedschaft in die
Reichsfachgruppe Post des Deutschen Beamtenbundes überführt
worden waren. Am 28. Mai 1933
fand in Berlin dann der 46. ordentliche Verbandstag, der gleichzeitig
die Schlussverbandstagung des
Deutschen Postverbandes war, statt.
Wenige Tage zuvor hatte die Deutsche Postzeitung die Mitgliedschaft
über den organisatorischen Umbruch des Deutschen Beamtenbundes und des Deutschen
Postverbandes unterrichtet. Es sollten 15 Jahre vergehen, bis der Deutsche
Postverband
seine
Erfolgsgeschichte im Sinne der Beschäftigten weiterschreiben konnte.
25
120 Jahre DPVKOM
Auch
das ge
schah
6. April 1917: Die Vereinigten
Staaten erklären Deutschland den
Krieg.
9. November 1918: Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann ruft
die Republik aus. Kaiser Wilhelm
II. wird durch Max von Baden eigenmächtig abgesetzt und überträgt
dann auf Friedrich Ebert (SPD) die
Geschäfte des Reichskanzlers. Das
Deutsche Reich wird Republik.
11. November 1918: Mit Inkrafttreten des Waffenstillstandsabkommens von Compiègne zwischen
dem Deutschen Kaiserreich und
Frankreich endet der Erste Weltkrieg. Er hat über neun Millionen
Menschenleben gefordert.
26
1915 -
1933:
19. Januar 1919: Wahl zur Natio- 31. Juli 1932: Nach der Reichstagsnalversammlung in Deutschland. wahl stellt die NSDAP erstmals die
Zum ersten Mal sind Frauen stimm- stärkste Fraktion.
berechtigt und auch wählbar.
30. Januar 1933: Adolf Hitler wird
13. Januar 1920: Bei Protesten durch Reichspräsident Hindenburg
gegen die Verabschiedung des Be- zum Reichskanzler ernannt.
triebsrätegesetzes werden vor dem
Berliner Reichstag 42 Demonstran- 2. Mai 1933: Die Gewerkschaften
ten von der Sicherheitswehr er- werden in Deutschland verboten.
Die SA besetzt Gewerkschaftshäuschossen und 105 verwundet.
ser und verhaftet Mitglieder.
24. Oktober 1929: Schwarzer Donnerstag an der New Yorker Börse, 10. Mai 1933: Die Nationalsozialisten gründen die Deutsche ArbeitsBeginn der Weltwirtschaftskrise.
front als Einheitsverband der
1931/1932: Die Wirtschaftskrise in Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit
Deutschland erreicht ihren Höhe- dem Vermögen der zerschlagenen
punkt. Es gibt 70.000 Konkurse Gewerkschaften. Das Streikrecht
ist zugleich abgeschafft.
und 6 Millionen Arbeitslose.
Quelle: Wikipedia
120 Jahre DPVKOM
IV.
Die Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Beamten erst einmal unter
Kollektivverdacht, den nationalsozialistischen Staat unterstützt zu haben. Versuche, Beamtenorganisationen neu zu gründen, stießen
zunächst auf unüberwindlich erscheinende Widerstände seitens der
Besatzungsmächte. Dessen ungeachtet gab es jedoch Kräfte, die für
eine eigenständige Spitzenorganisation der Beamten Partei ergriffen –
letztendlich mit Erfolg. So wurde
am 29. Januar 1949 die Gewerkschaft Deutscher Beamtenbund gegründet, aus der dann auf einem
Vereinigungsdelegiertentag am 21.
und 22. März 1950 der Deutsche
Beamtenbund (Gewerkschaft der
Berufsbeamten) hervorging.
Möhle wurde zum ersten Vorsitzenden des Postverbandes gewählt.
Bereits einige Jahre zuvor gab es
auch im Bereich der Post Bestrebungen, den erfolgreichen Deutschen
Postverband neu zu gründen. In der
britischen Besatzungszone wurden
erste lokale Gruppen gebildet. Besonders engagiert waren hier die
Kollegen Fritz Möhle und Mense,
die in Minden und Bielefeld Ortsverbände des Beamtenbundes bildeten, denen auch zahlreiche
Postler angehörten. Am 26. September 1948 war es dann soweit: In
Bielefeld wurde der Deutsche Postverband wiedergegründet. Kollege
Satzungsgemäß wurde festgelegt,
dass der Deutsche Postverband alle
Beamten, Beamtenanwärter und Ruhestandsbeamten sämtlicher Laufbahngruppen bei der Post umfasst.
Zweck des Postverbandes war es,
die beruflichen, geistigen und wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder
zu
fördern
sowie
Einrichtungen zu schaffen, die auf
die Wohlfahrt der Mitglieder und
deren Angehörigen gerichtet sind.
Obwohl von konkurrierender gewerkschaftlicher Seite immer wieder versucht wurde, die Gründung
eines „Deutschen Postverbandes“
als Berufsvertretung des Postpersonals zu verhindern, konnte die Forderung nach einer selbstständigen
Beamtenorganisation letzten Endes
doch umgesetzt werden. Der Vorstand nahm sofort Kontakt zu anderen lokalen Gruppen auf. Ziel war
es, den Postverband zu einer bundesweiten Organisation auszubauen.
Diese Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Am 18. und 19. November 1949 fand in Minden die
erste bundesweite Delegiertenkonferenz mit Vertretern aus 16 OPDBezirken und Berlin statt.
Gründungsverbandstag des Deutschen Postverbandes am 26. September 1948. Fritz Möhle wird
erster Vorsitzender des neugegründeten Postverbandes.
27
120 Jahre DPVKOM
V.
Die 50er Jahre: Erfolgreiche Weiterentwicklung des DPV
Das Jahr 1950 begann aus verbandspolitischer Sicht mit einem freudigen Ereignis. Im März erschien
die erste Ausgabe der Deutschen
Postzeitung. Bei den Betriebsratswahlen im gleichen Jahr konnte der
DPV einen eindrucksvollen Erfolg
erzielen. So wählten den DPV mehr
Kolleginnen und Kollegen, als er
Mitglieder hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Auseinandersetzungen mit dem gewerkschaftlichen Gegner voll entbrannt. So
wurde der DPV nicht nur in Sachfragen angegriffen, sondern seine
Vertreter wurden auch persönlich
verunglimpft.
Dessen ungeachtet hatte der innere
Auf- und Ausbau des DPV Priorität
in der Arbeit des Verbandsvorstandes. Inzwischen hatten in allen
OPD-Bezirken die Bezirksverbände des DPV ihre Arbeit aufgenommen. Durch Gründung weiterer
Die erste Ausgabe des Deutschen Postzeitung nach dem Zweiten Weltkrieg erschien im März 1950.
Ortsverbände und durch den Aufbau eines Vertrauensleutenetzes
war der DPV bundesweit bei den schlossen, dass für die Mitglieder Der Verbandstag am 4. und 5. Juli
Dienststellen, den Ämtern und den eine Sterbegeldversicherung einge- 1952, ebenfalls in Bonn, wurde in
richtet werden sollte. Darüber hin- einer Zeit durchgeführt, in der wichOPDn der Bundespost vertreten.
aus wurde mit dem Kollegen Carl tige berufspolitische EntscheiAm 14. und 15. April 1950 fand Körber ein neuer Vorsitzender ge- dungen, wie zum Bundesbeamtendann der erste bundesweite Ver- wählt. Verbands- und organisations- gesetz, zum Personalvertretungsgebandstag in Bonn statt. Dieser be- politisch ging es mit dem setz oder zum Postverwaltungsgeschloss eine neue Satzung, mit der Deutschen Postverband weiter berg- setz getroffen werden mussten.
unter anderem festgelegt wurde, auf. Die Mitgliederzahlen stiegen Zum ersten Ehrenmitglied des DPV
dass der Verband seinen Sitz in an und die Bezirksverbände bauten wurde damals Kollege Möhle ernannt.
Köln hat. Außerdem wurde be- ihre Organisationsstrukturen aus.
28
120 Jahre DPVKOM
Deutscher Postverband verlagert
den Sitz von Köln nach Bonn
Gruppenbild mit Männern: Der Bundesfrauenvertretertag 1984 in Limburg. Die erste Frauentagung fand jedoch schon 1952 statt.
Erster Frauentag des DPV
Im gleichen Jahr, und zwar am 29.
und 30. November fand dann auch
die erste Frauentagung des DPV
statt. Rund 100 Delegierte und Gastdelegierte waren hierzu nach Hamburg angereist. Auf der Tagesordnung standen dabei Themen wie
die Gleichberechtigung der Frau,
Entlassung der verheirateten Beamtinnen oder auch Dienstpostenbewertung und Besoldung der
weiblichen Bediensteten. Um der
Frauenarbeit auch im Verbandsvorstand eine starke Stellung einzuräumen, wurde auf dem DPV-Verbandstag 1954 in Bonn die Kollegin
Ella Ebert zur stellvertretenden Verbandsvorsitzenden gewählt und
beim Verbandsvorstand ein Frauenreferat gebildet. Eine entsprechende
Satzungsänderung hatte den Zweck,
einerseits die Frauenarbeit im Verbandsvorstand zu institutionalisieren. Andererseits sollte dem
Verbandsvorstand in den spezi-
fischen Frauenfragen eine kompetente und starke Stütze geschaffen
werden. Wenige Jahre später wurde
den DPV-Frauen Sitz und Stimme
im Verbandsvorstand eingeräumt.
Heute ist insbesondere die Mitarbeit der Frauenvertretung in der
berufs- und verbandspolitischen Arbeit nicht mehr wegzudenken.
Nach der Verabschiedung des Bundespersonalvertretungsgesetzes im
Jahre 1955 wurden ein Jahr später
erstmals die Personalräte für den
Hauptpersonalrat, die Bezirkspersonalräte und die örtlichen Personalräte gewählt. Danach waren alleine in
den Bezirkspersonalräten mehr als
100 Vertreter des DPV vertreten.
Ein weiteres wichtiges Ereignis für
den Postverband war der Bezug des
neu erbauten, eigenen Verbandshauses in der Schaumburg-LippeStraße 5 in Bonn zur Jahreswende
1955/1956. Dort hat die Bundesgeschäftsstelle der DPVKOM auch
heute noch ihren Sitz. Gleichzeitig
wurde der organisatorische Aufbau
des DPV vervollständigt. So war
neben der Frauengruppe auch die
DPV-Jugend nach dem Verbandstag 1956 aufgebaut und mit satzungsrechtlichen
Richtlinien
Seit 1955 hat der Deutsche Postverband seinen Sitz in Bonn.
29
120 Jahre DPVKOM
ausgestattet worden. Letztgenannte
firmierte zunächst unter dem Namen „Jugendgruppe des Deutschen
Postverbandes“ und wurde erst später in „Deutsche Postverbands-Jugend“ respektive Junge Gewerkschafter umbenannt. Die innergewerkschaftliche Diskussion über
die Schaffung einer eigenständigen
Jugendorganisation innerhalb des
DPV hatte schon nach der Wiedergründung des DPV 1948 begonnen.
Dies wurde für notwendig gehalten,
um der jüngeren Generation ein
eigenes Betätigungsfeld für die Lösung der vielschichtigen Probleme
zu geben.
Anerkennung als Tarifpartner
Ende der 50er Jahre startete die Verbandsspitze ein Aktivierungsprogramm, um eine breitere Basis für
ihr Wirken zu schaffen. In diesem
Zusammenhang stellte sich auch
die Frage nach der Tarifpartnerschaft für den DPV. Der DPV hatte
sich schon seit 1954 bemüht, als
Tarifpartner für das Tarifpersonal
der Deutschen Bundespost anerkannt zu werden. Wurde dies zunächst unter anderem mit dem
Hinweis auf den angeblich zu geringen Anteil der im DPV organisierten Tarifkräfte abgelehnt, zahlte
sich der Einsatz und die HartnäckigLandesverband Saar tritt dem keit der Verbandsspitze letztendlich
aus. Nachdem ein außerordentlicher
DPV bei
Verbandstag im Juni 1959 einer für
Der DPV Saar wurde am 4. Mai die Anerkennung als Tarifpartner
1957 als Landesverband Saar in erforderlichen Satzungsänderung
den Postverband überführt. Im glei- zugestimmt hatte, war es am 25.
chen Jahr wurde auch die Wirt- November 1959 soweit. Der Bunschafts-GmbH des DPV gegründet. despostminister erkannte den DeutDie Wirtschafts-GmbH führt für
die DPVKOM auch heute noch bestimmte Geschäfte durch. Ihre
Hauptaufgabe ist die Herausgabe
des DPVKOM Magazins.
schen Postverband als Tarifpartner
an und erklärte sich bereit, mit dem
Verband ab sofort Anschlusstarifverträge abzuschließen. Bereits Anfang des Jahres hatten der DPV und
die Christliche Gewerkschaft des
Post- und Fernmeldepersonals
(CGP) eine Vereinbarung über die
Bildung einer Tarifgemeinschaft
DPV/CGP abgeschlossen. Etwa ein
Jahr später, im Januar 1960, fand
dann die konstituierende Sitzung
der Tarifgemeinschaft statt, in der
die Bildung der Tarifgemeinschaft
zum 1. Februar 1960 beschlossen
wurde. Mit der Anerkennung der
Tarifgemeinschaft als vollwertiger
Tarifpartner durch das Bundespostministerium im Jahre 1960 hatte
der DPV nach jahrelangem, hartnäckigem Ringen die Verhandlungstarifpartnerschaft für den Abschluss
von Tarifverträgen für die Angestellten und Arbeiter der Deutschen
Bundespost erreicht.
Beim Verbandstag 1958 in Bonn
gab es dann einen erneuten Wechsel an der Spitze des DPV. Da Kollege Körber aus Altersgründen
nicht wieder kandidierte, wurde er
vom Kollegen Hugo Alletter als
Vorsitzender abgelöst.
Vertreter der neu gegründeten Tarifgemeinschaft DPV/CGP bei Verhandlungen mit dem Arbeitgeber.
30
120 Jahre DPVKOM
Auch das
geschah 1
14. März 1949: In ihrem Amtsblatt
informiert die Deutsche Bundespost über die Gründung des Posttechnischen
Zentralamts
in
Darmstadt. Die neue Behörde beeinflusst maßgeblich Entwicklungen
im deutschen Postwesen, etwa die
spätere Einführung von Postleitzahlen.
23. Mai 1949: Verkündung des
Grundgesetzes durch den Parlamentarischen Rat.
15. September 1949: Konrad
Adenauer wird erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
7. Oktober 1949: Die Gründung
der DDR erfolgt durch die Konstituierung des 2. Deutschen Volksrats
der Sowjetischen Besatzungszone
949 - 1959
:
als Provisorische Volkskammer. lin auf Postsendungen geklebt werZum ersten Ministerpräsident wird den. Das Aufkommen aus der nach
Otto Grotewohl gewählt.
der Berlin-Blockade eingeführten
Notopfermarke sollte die wirtschaft6. September 1953: Bei der Bun- liche Not Westberlins verringern
destagswahl wird die Union stärks- helfen.
te Fraktion, Konrad Adenauer wird
als Kanzler bestätigt.
15. September 1957: Bei der Bundestagswahl erreichen die Unions1954: Erstmals wird Weihnachts- parteien mit 50,2 Prozent der
geld im Öffentlichen Dienst gezahlt. Zweitstimmen die absolute Mehrheit. Adenauer bleibt Bundeskanz4. Juni 1955: Im Bezirk Dresden ler.
setzt die Deutsche Post der DDR
erstmals die Röntgentechnik ein, 1. Juli 1958: In der Bundesrepublik
um aus der Bundesrepublik Deutschland tritt das GleichstelDeutschland stammende Pakete in- lungsgesetz in Kraft, wonach Frauhaltlich zu kontrollieren.
en fortan einen Beruf auch ohne die
Zustimmung des Ehemannes ausü31. März 1956: Letztmals müssen ben dürfen.
in der Bundesrepublik Deutschland
Steuermarken für das Notopfer BerQuelle: Wikipedia
31
120 Jahre DPVKOM
VI.
Die 60er Jahre: DPV schließt zahlreiche Tarifverträge ab
und erzielt Einkommensverbesserungen
Zu Beginn der 60er Jahre bildete
die Verbesserung der Einkommensverhältnisse den Schwerpunkt der
gewerkschaftlichen Arbeit. Hier gelang es dem DPV, eine annähernde
Angleichung der Beamtenbesoldung an die allgemeine Einkommensentwicklung durchzusetzen.
Darüber hinaus bestimmte der
„Kampf um die Planstellen“ die
Gewerkschaftspolitik des Verbandes in diesen Jahren. Die Personalverhältnisse bei der Deutschen
Bundespost waren zu diesem Zeitpunkt unzumutbar. In den Betriebsdiensten herrschte Personalnot.
Auch in dieser Frage konnte der
DPV einen Erfolg verbuchen. So
wurden in den Haushaltsplänen der
Bundespost für die Jahre 1960 bis
1963 neue Planstellen geschaffen.
Auf dem Gebiet der Tarifarbeit war
der DPV in den Jahren 1963/64
ebenfalls im Interesse seiner Mitglieder erfolgreich. So schloss er
nicht nur mehr als 30 Tarifverträge
in dieser Zeit ab, sondern setzte
auch den Sozialzuschlag für die Arbeiter der Deutschen Bundespost
durch. Damit wurde eine Grundsatzforderung aus dem Gründungsstatut der Tarifgemeinschaft erfolgreich umgesetzt.
Im März 1965 erfolgte dann ein
Führungswechsel an der Spitze des
32
Postverbandes. Nachdem der bisherige Vorsitzende Alletter Ende
1964 seinen Rücktritt erklärt hatte,
wurde auf einem außerordentlichen
Verbandstag am 12. und 13. März
1965 der Kollege Johannes Minde
zu seinem Nachfolger gewählt.
endlich im Ansatz geregelt und umgesetzt. Auch im Bereich der Deutschen Bundespost wurden Ziele des
DPV zur Entschärfung der Stellenplansituation erfüllt. Die berufsund verbandspolitischen Bemühungen des DPV zeigten Erfolge.
Berufspolitisch verlief das Jahr Dies galt auch für die Personalrats1965 recht erfolgreich. So trat unter wahlen im Jahre 1966. So konnte
anderem ein Gesetz über die Ge- der DPV Stimmengewinne bei den
Vollbesetzte Reihen beim Gewerkschaftstag des DPV 1963 in Wiesbaden.
währung einer jährlichen Sonderzuwendung ebenso in Kraft wie die
Änderungsverordnung über die Gewährung von Jubiläumszuwendungen oder das zweite Vermögensbildungsgesetz. Mit den gesetzlichen Neuregelungen wurden langjährige Forderungen des DPV nun
Beamten, Angestellten und Arbeitern für sich verbuchen und somit
Sitze in den Personalräten hinzugewinnen.
Die gute und engagierte Arbeit des
Postverbandes war sicherlich ein
Hauptgrund für diesen Wahlerfolg.
120 Jahre DPVKOM
DPV wird Gründungsmitglied
von EUROFEDOP
Im gleichen Jahr wurde in Wien
eine europäische Föderation der Öffentlich Bediensteten (EUROFEDOP) gegründet. Der Postverband erkannte schon früh, dass Postund
Telekommunikationspolitik
nicht nur eine nationale Angelegenheit ist, und wurde folgerichtig
Gründungsmitglied dieser europäischen Vereinigung.
Auf dem Verbandstag des DPV
1968 in Göttingen wurden zwei Satzungsänderungen beschlossen, die
die verbandspolitische Konzeption
des Verbandes untermauerten. So
wurde der Name des DPV in
„Deutscher Postverband im Deutschen Beamtenbund – Gewerkschaft des Post- und Fernmeldepersonals“ geändert und auf
den Zusatz e.V. verzichtet. Zum
anderen wurde die Dauer der Amtszeitperiode für die Vorstände von
drei auf vier Jahre verlängert. Kollege Minde wurde im Amt des Vorsit-
zenden bestätigt. In den folgenden
Jahren setzte sich der DPV insbesondere im Bereich der Besoldung
und des Beamtenrechts erfolgreich
für zahlreiche Verbesserungen ein.
So wurde nicht nur die jährliche
Sonderzuwendung kontinuierlich
erhöht, sondern auf Betreiben des
Deutschen Beamtenbundes und des
DPV erstmals auch die Möglichkeit
der Teilzeitbeschäftigung für Beamtinnen eingeführt. Darüber hinaus
konnten Arbeitszeitverkürzungen
für die Bundesbeamten durchgesetzt werden.
Der DPV war 1966 Gründungsmitglied von EUROFEDOP und vertrat damals wie heute die Interessen der Beschäftigten der Post- und Telekommunikationsbranche auf internationaler Ebene.
33
120 Jahre DPVKOM
Auch da
s gescha
h 1960 -
1969:
13. August 1961: Baubeginn der
Berliner Mauer
zurück. Ludwig Erhard wird zweiter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
17. September: Bei der Bundestagswahl 1961 verliert die CDU
ihre absolute Mehrheit. Konrad
Adenauer bleibt dennoch Bundeskanzler.
12. Mai 1966: In Uetze stellt die
Deutsche Bundespost den Betrieb
der letzten Handvermittlungsstelle
für innerdeutsche Gespräche ein.
Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger ihre Arbeit.
21. Oktober 1969: Willy Brandt
wird nach dem Sieg seiner SPD bei
den Bundestagswahlen am 28. September vom Bundestag zum Bundeskanzler gewählt.
7. Dezember 1962: Ein Mindestur- 30. November 1966: Bundeskanz- November 1969: Gründung des
laub von 15 Tagen wird in der Bun- ler Ludwig Erhard reicht den Rück- ARPANET, dem Vorläufer des Indesrepublik Deutschland festgelegt. tritt ein. Einen Tag später beginnt ternets
die erste Große Koalition aus
Quelle: Wikipedia
15. Oktober 1963: Konrad CDU/CSU und SPD unter dem
Adenauer tritt als Bundeskanzler
34
120 Jahre DPVKOM
VII.
Die 70er Jahre: DPV begleitet strukturellen Wandel
bei der Deutschen Bundespost
Im Mai 1972 fand der 12. Verbandstag des DPV in Saarbrücken zu einer Zeit des strukturellen Wandels
in vielen Dienstzweigen der Deutschen Bundespost statt. Die Berufsbilder der Beamten, Angestellten
und Arbeiter veränderten sich stetig,
Rationalisierung und Automation
standen auf der Tagesordnung. Vor
diesem Hintergrund beschlossen
die Delegierten des Verbandstages
nicht nur rund 400 Anträge, sondern auch ein Aktionsprogramm
mit dem Titel „Recht und Freiheit
sind unsere Maßstäbe“. Darin
sprach sich der DPV unter anderem
gegen eine Privatisierung oder Loslösung einzelner Dienstzweige aus
dem Verbundbetrieb Deutsche Bundespost aus und forderte die Stärkung der Mitbestimmung der
Personalräte in personellen und sozialen Angelegenheiten.
Postverband lehnt Privatisierung
öffentlicher Aufgaben strikt ab
Bis Mitte der 70er Jahre legte der
Postverband sein Hauptaugenmerk
auf die Erarbeitung von Grundlagen,
die ihn zur Mitarbeit an den Reformen, wie zum Beispiel des öffentlichen Dienstrechts, im Sinne
der Beschäftigten befähigten. Seine
Stimme erhob er insbesondere auch
in der zunehmenden öffentlichen
Diskussion über die Privatisierung
öffentlicher Aufgaben, von der
auch die Postdienste betroffen sein
sollten. In dieser Frage bezog der
Postverband klar Stellung: Seiner
Auffassung nach hatte die Bundespost eine gemeinwirtschaftliche
Verpflichtung, die sich auch aus
dem Grundgesetz ergab. Eine Privatisierung lehnte er ab.
Verteuerung des Lebensstandards
betroffene Familien mit Kindern
besserzustellen.
Die Erfolge des DPV in der Tarifarbeit der ersten Hälfte des Jahrzehnts konnten sich ebenfalls sehen
lassen. So setzte die TarifgemeinEinkommenserhöhungen
schaft
durch, die die Steigerung der Leabetwas
benshaltungskosten
milderten. Hierzu musste sie jedoch
auch Mittel des Arbeitskampfes anwenden, zum Beispiel in der Tarifrunde 1974, als sich 82 Prozent
der in der Tarifgemeinschaft organisierten Arbeitnehmer für einen
Streik ausgesprochen hatten. Außerdem gelang es dem DPV gemeinsam mit dem Beamtenbund, die
Arbeitszeit für die Tarifbeschäftigten und für die Beamten von 42
auf 40 Wochenstunden zu verringern.
Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation im Jahre
1973 führte dann dazu, dass insbesondere im öffentlichen Dienst
Sparmaßnahmen umgesetzt werden
sollten. Es drohten gravierende Einschränkungen in den Besitzständen
der Beschäftigten des öffentlichen
Dienstes. Dessen ungeachtet bemühte sich der DPV bei den Besoldungserhöhungen zu Beginn und
Mitte der 70er Jahre mit Erfolg darum, Unebenheiten im Besoldungsrecht zu beseitigen und durch
strukturelle Maßnahmen teilweise
einen Ausgleich der Inflation zu
erreichen. Dabei ging es dem DPV Auf Betreiben des Postverbandes
vorrangig auch darum, durch infla- wurden in diesem Zeitraum nicht
tionäre Entwicklungen und von der zuletzt auch Rationalisierungs-
Der DPV-Bundesvorsitzende Johannes Minde (Bildmitte) bei der Anhörung im Deutschen Bundestag zur Novellierung des Bundespersonalvertretungsgesetzes im Jahre 1973.
35
120 Jahre DPVKOM
schutzbestimmungen für Beamte
und Tarifkräfte vereinbart. Die erforderliche Novellierung des Bundespersonalvertretungsgesetzes
wurde durch den DPV ebenfalls
konstruktiv begleitet. Zahlreiche
Forderungen des DPV, wie zum
Beispiel hinsichtlich der Erweiterung der Beteiligungsrechte der Personalräte, konnten in das Gesetz
eingebracht und verwirklicht werden. Es war ein Erfolg der gewerkschaftlichen Arbeit des DPV, der
nach jahrelangen Debatten, zahlreichen Gesprächen mit Fraktionen
und Politikern und nach Anhörungen im Deutschen Bundestag
eine bessere Interessenvertretung
der Beschäftigten bei der Deut-
Auch d
schen Bundespost erreichen konnte.
Diese erfolgreiche Arbeit schlug
sich auch im Ergebnis der Personalratswahlen 1973 nieder. Sie brachten für den DPV deutliche Gewinne
im Hauptpersonalrat, den Bezirksund örtlichen Personalräten. Das
gute Ergebnis konnte bei den Personalratswahlen 1976 noch einmal
verbessert werden.
Zukünftig Gewerkschaftstag statt
Verbandstag
Beim Verbandstag 1976 in Kiel bekräftigte der DPV die Forderung
nach der laufenden Anpassung der
Einkommen an die allgemeine Einkommensentwicklung. Ferner setzte er sich für zeit- und leistungsge-
as gesc
hah 197
1. Januar 1971: In der Bundesrepublik Deutschland werden Arbeiter den Angestellten gleichgestellt
und erhalten nun ebenfalls Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
1971: Postkrieg zwischen der Bundesrepublik und der DDR wegen
der DDR-Briefmarken „Antifaschistischer Schutzwall“, „Mahnmal Wiltz“ und „Unbesiegbares
0 - 1979
rechte Zulagen ein und erneuerte
seine Forderungen nach ausreichendem Erholungsurlaub und einer
weiteren Humanisierung der Arbeit.
Im Mittelpunkt der Beratungen
standen demnach das Beamten- und
Arbeitsrecht und die Forderungen
zur Besoldungs- und Tarifpolitik.
Eine Satzungsänderung bestimmte,
dass der Verbandstag zukünftig Gewerkschaftstag heißen sollte. Darüber hinaus verabschiedeten die
Delegierten neben einem neuen
Grundsatzprogramm auch ein Aktionsprogramm. Beide Programme
verdeutlichten den Reformkurs des
Postverbandes und setzten wichtige
Signale für die mittelfristigen Aktivitäten des Verbandes.
:
Vietnam“. Offizielle Schmuckumschläge zu den DDR-Markenausgaben werden von der Bundesrepublik zurückgeschickt.
19. November 1972: Bei vorgezogenen Parlamentswahlen wird die
SPD unter Willy Brandt erstmals
zur stärksten Bundestagsfraktion.
Willy Brandt wird ein zweites Mal
Bundeskanzler.
6. Mai 1974: Willy Brandt tritt als
Bundeskanzler wegen der Spionage-Affäre um Günter Guillaume
zurück. Helmut Schmidt wird sein
Nachfolger.
3. Oktober 1976: Wahlen zum
Deutschen Bundestag: Sieg für
Bundeskanzler Helmut Schmidt,
Niederlage für Helmut Kohl
Quelle: Wikipedia
36
120 Jahre DPVKOM
VIII.
Die 80er Jahre: Kampf gegen die Privatisierung
Beim 14. Gewerkschaftstag des Verfügung stand, wurde Heinrich DPV lehnt Privatisierung strikt
DPV 1980 in Dortmund stand die Höffgen zum neuen Bundesvorsit- ab
Beratung über rund 600 Anträge zenden gewählt.
und ein Aktionsprogramm auf der
Die folgenden Jahre standen dann
dem
Regierungswechsel ganz im Zeichen der Diskussion
Tagesordnung. Dort formulierte der Mit
DPV-Vorsitzende Johannes Minde 1982/1983 lebte die Diskussion und Auseinandersetzung über die
Schwerpunkte der Gewerkschafts- über die Privatisierung der Deut- Abschaffung des Monopols und zur
arbeit. Dazu zählten unter anderem schen Bundespost erneut auf. Dabei Neustrukturierung der Deutschen
die Zusammenarbeit mit dem Be- wurde das Postmonopol von interes- Bundespost, zu der der DPV immer
amtenbund, den politischen Par- sierten Kreisen als nicht mehr zeit- eindeutig Stellung bezogen hat.
teien und anderen gesellschaft- gemäß angesehen. Beim 15. Der 16. ordentliche Gewerkschaftslichen Gruppen, aber auch der Gewerkschaftstag 1984 in Berlin tag des DPV 1988 in Limburg war
Kampf gegen Privatisierungsten- bekräftigte der wiedergewählte bereits geprägt durch die parlamendenzen und die Forderung nach der Bundesvorsitzende Höffgen die For- tarischen Beratungen über die
Übernahme neuer Bereiche der derung nach einem Verbleiben der Postreform. Ziel des DPV war es,
Fehlentwicklungen bei der Post zu
verhindern. Hierfür musste nach
Auffassung des DPV der Monopolbereich der Bundespost geschützt
und die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Eine Privatisierung
der Bundespost lehnte der DPV
jedenfalls strikt ab. Die Deutsche
Bundespost müsse vielmehr als
Verwaltung in organisatorischer, finanzieller und personeller Einheit
für das Post-, Postbank- und Fernmeldewesen bestehen bleiben. Unterstützung bei seiner Forderung
nach einer einheitlichen BundesJohannes Minde gratuliert Heinrich Höffgen, seinem Nachfolger im Amt des Bundesvorsitzenden,
beim Gewerkschaftstag 1980 zur Wahl.
post erhielt der DPV von EUROFEDaseinsvorsorge. Der Postverband Netzträgerschaft bei der Post und DOP. Auch der Beamtenbund
forderte nach wie vor eine personal- sprach sich gegen eine Auflocke- stellte sich an die Seite des DPV.
freundliche Post, weil sie nur da- rung des Postmonopols aus. Gleich- Gemeinsames Ziel war es, die Post
durch auch eine leistungsfähige zeitig forderte er die Beteiligung als leistungsstarke, wirtschaftlich
der Beschäftigten an den Rationali- gesicherte und dem Gemeinwohl
Post sei.
sierungsgewinnen bei der Post und verpflichtete öffentliche EinrichDa Minde aus privaten Gründen der allgemeinen Einkommensent- tung zu erhalten und fortzuentwickeln.
nicht mehr für eine Wiederwahl zur wicklung.
37
120 Jahre DPVKOM
DPV setzt sich erfolgreich für die
Beamten und die Tarifkräfte ein
Auch in den 80er Jahren war der
Postverband erfolgreich für seine
Mitglieder und die Beschäftigten
der Deutschen Bundespost tätig. So
gelang es ihm beispielsweise, Verbesserungen im Bemessungssystem oder auch bei den Laufbahnen
und dem Verwendungsaufstieg
durchzusetzen. Die in den Jahren
zuvor beobachtbaren Tendenzen
der Entbeamtung konnten durch
den Einsatz des DPV und des Beamtenbundes gestoppt werden.
Mit harten Bandagen musste er
auch im Bereich des Besoldungsrechts und der Besoldungspolitik
kämpfen. Angesichts der immer
größer werdenden Defizite der öffentlichen Haushalte zu Beginn der
80er Jahre war die immer wieder
vom DPV geforderte Anpassung
der Besoldung und Versorgung an
die allgemeine Einkommensentwicklung kaum zu ermöglichen.
Trotz der rigiden Sparpläne der
Bundesregierung zu Beginn der
80er Jahre gelang es dem DPV, das
Inkrafttreten wesentlicher Bestandteile des Horrorkatalogs, der insbesondere die Beamten des mittleren
und einfachen Dienstes getroffen
hätte, zu verhindern. Zu diesem
Zeitpunkt mobilisierte der DPV alle erdenklichen Kräfte, um die Sonderopfer für die Beschäftigten des
öffentlichen Dienstes abzuwenden –
mit Erfolg. Durch das Wirken des
DPV und des Beamtenbundes wurde ein großer Teil der Sparmaßnahmen nicht realisiert.
Für die Tarifkräfte konnte der DPV
zahlreiche Tarifverträge abschließen. Dabei wurden auch immer wieder soziale Komponenten für die
unteren und mittleren Einkommensgruppen vereinbart. Dass der DPV
immer realistische Forderungen
und an den Mitarbeiterinteressen
orientierte Tarifforderungen erhob,
war auch der Tatsache geschuldet,
dass er im Vorfeld jeder Tarifrunde
eine Befragungsaktion bei den Beschäftigten der Deutschen Bundespost durchführte. Bei seinen
Tarifforderungen beschränkte sich
der DPV keinesfalls auf monetäre
Inhalte. Auch die Themen Vorruhestandsregelung oder Arbeitszeitverkürzung standen auf der tarifpolitischen Agenda des Postverbandes in dieser Zeit. Um die Tarifforderungen zu untermauern, führte
der Postverband in der Tarifrunde
1988 mehrere Warnstreiks durch.
Darüber hinaus zeichnete sich die
Gewerkschaftsarbeit in den 80er
Jahren erneut durch zahlreiche
Schulungen von Neumitgliedern,
Personalräten oder auch Mitarbei-
tern in Führungspositionen aus. Damit wurde der DPV auch weiterhin
seinem Anspruch gerecht, die berufliche Weiterbildung der Mitglieder
zu fördern und zu unterstützen.
Dies geschah unter anderem durch
die Fachschulen des Deutschen
Postverbandes. Insbesondere neue
Dienste, Arbeitsmethoden und Arbeitsabläufe sowie Organisationsformen erforderten es, dass auch
Mitarbeiter des DPV mit den entsprechenden Entwicklungen und
den gewerkschaftlichen Positionen
hierzu vertraut gemacht wurden.
Beim Gewerkschaftstag 1988 in
Limburg gab es dann erneut einen
Wechsel an der Spitze des Postverbandes. Heinz Berlage löste Heinrich Höffgen als Bundesvorsitzenden ab. Zentrale Bedeutung hatte
auch die beim Gewerkschaftstag
beschlossene Entschließung des
DPV zur Postreform. In dem 10Punkte-Programm kritisierte der
Postverband die der Zerschlagung
der Post zugrunde liegende Gesetzesvorlage auf das Schärfste.
Heinz Berlage (r.) im Gespräch mit dem damaligen Postminister Christian Schwarz-Schilling (l.)
38
120 Jahre DPVKOM
Gleichzeitig stellte er zahlreiche
Forderungen und unterbreitete Vorschläge, wie die Deutsche Bundespost
zukunftsfähig
gemacht
werden könne. Durch Stellungnahmen, Anhörungen und zahlreiche
Aktivitäten nahm der Postverband
Einfluss auf die Gesetzesvorlage
und konnte somit wichtige Änderungen im Sinne der Beschäftigten
durchsetzen. Trotz aller Bemühungen konnte er jedoch nicht verhindern, dass die Postreform I
letzten Endes vom Parlament beschlossen wurde.
Auch da
Ein Jahr später, am 1. Juli 1989,
trat dann das „Gesetz zur Neustrukturierung des Post- und Fernmeldewesens und der Deutschen
Bundespost“ in Kraft. Die Einheit
der Bundespost war damit zerschlagen. Außerdem wurde das bisherige
Fernmeldemonopol
der
Deutschen Bundespost erheblich
eingeschränkt. Der DPV musste
nun die Interessenvertretung der
Beschäftigten unter völlig geänderten Vorzeichen wahrnehmen.
Sein erstes Ziel lautete, eine möglichst nahtlose Überleitung der
s gescha
3. Januar 1980: Die Deutsche Bundespost führt für Ortsgespräche am
Telefon den Acht-Minuten-Takt ein.
1. Oktober 1982: Helmut Kohl
(CDU) wird nach einem konstruktiven Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD)
zum neuen Regierungschef gewählt.
6. März 1983: Bei den vorgezogenen Neuwahlen zum 10. Bundestag ziehen zum ersten Mal die
Grünen mit 5,6 Prozent der Stimmen in den Bundestag ein. Helmut
Kohl bleibt Bundeskanzler.
h 1980 -
dienst- und tarifrechtlichen Regelungen sicherzustellen, damit eine
Schlechterstellung bestimmter Beschäftigter oder Gruppen ausgeschlossen wird. Aus Sicht des
Postverbandes waren mit der sogenannten Postreform I zahlreiche
Nachteile verbunden. Er befürchtete unter anderem zurecht, dass sie
den Rückzug der Post aus der Fläche beschleunige und den Rationalisierungsdruck auf die Beschäftigten erhöhe. Diese Befürchtungen haben sich im Nachhinein
als richtig erwiesen.
1989:
6. Januar 1984: Die Deutsche Bun- 7. September 1987: Erich Honedespost stellt die Nachtleerungen cker besucht als erster DDR-Staatschef
die
Bundesrepublik
aus ihren Briefkästen ein.
Deutschland.
19. November 1984: Der Chaos
Computer Club dringt in das BTX- 11. September 1989: Ungarn öffSystem der Deutschen Bundespost net seine Grenze zu Österreich,
ein, überweist 135.000 Mark auf Deutsche aus der DDR gelangen
sein eigenes Konto und meldet an- hier in den Westen.
schließend den Vorfall.
9. November 1989: Öffnung der
25. Januar 1987: Bei der Bundes- Berliner Mauer und der innerdeuttagswahl in Deutschland wird die schen Grenze
Regierungskoalition aus CDU/CSU
Quelle: Wikipedia
und FDP in ihrem Amt bestätigt.
39
120 Jahre DPVKOM
IX.
Die 90er Jahre: Aus DPV wird DPVKOM
Am 1. Januar 1990 begannen die
drei eigenständigen Unternehmen
Postdienst, Telekom und Postbank
ihre Arbeit. Die Neustrukturierung
brachte erhebliche Veränderungen
mit sich – auch für den DPV. Er
sah in dieser Postreform I vor allem
eine Zerschlagung der ehemaligen
einheitlichen Bundespost. Die Folgen dieser politischen Entscheidung hatten in erster Linie die
Beschäftigten und die Bürger zu
tragen, indem Arbeitsplätze verloren gingen und die Kosten für Postdienstleistungen auf die Bürger
verlagert wurden. Die Realität infolge der umstrukturierten Bundespost war zunächst wesentlich
drastischer als der Postverband sie
befürchtet hatte. So verschlechterte
sich die wirtschaftliche Situation
der drei Unternehmen Postdienst,
Postbank und Telekom. Außerdem
wurden insbesondere bei den Personalkosten drastische Einsparungen
vorgenommen. Auch zu diesem
Zeitpunkt bezog der Postverband
klar Stellung: Er lehnte die zunehmend lauter werdenden Forderungen nach einer vollständigen
Privatisierung der Postunternehmen und deren Umwandlung in Aktiengesellschaften rigoros ab.
Doch nicht nur die Umstrukturierung der Deutschen Bundespost,
auch der Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung hatten
weitreichende Auswirkungen auf
die Arbeit des Postverbandes. Be-
40
Mitglieder des Vorstandes des Landesverbands Ost 1990
sonders erfreulich war, dass der
Deutsche Postverband im 100. Jahr
seines Bestehens im September
1990 endlich wiedervereinigt werden konnte. Zuvor war im Mai 1990
eine unabhängige Gewerkschaft
Postverband der DDR gegründet
worden. Die Aufbauarbeit, die in
diesen Jahren geleistet wurde, war
immens.
Neben der Vereinigung der beiden
Gewerkschaften mussten auch die
beiden Postverwaltungen in Ost
und West zusammengelegt werden,
was aufgrund der unterschiedlichen
Strukturen und Dienstleistungsangebote eine gewaltige Aufgabe darstellte.
Außerdem
mussten
unterschiedliche Tarif- und Entlohnungsstrukturen vereinheitlicht werden. Im Laufe der Zeit wurden
zahlreiche Tarifverträge, die westlichen Tarifstandard festschrieben,
für die Beschäftigten in den neuen
Bundesländern und dem Ostteil von
Berlin abgeschlossen. Übertragen
wurde auch der Rationalisierungsschutztarifvertrag.
Gleichzeitig
setzte sich der Postverband dafür
ein, dass Arbeitskräfte der Deutschen Post als Beamte übernommen
wurden.
Die Tarifarbeit des DPV wurde
durch die Umstrukturierung der
Deutschen Bundespost wesentlich
komplizierter und arbeitsintensiver.
Dabei hatten sich die Aktivitäten
auf dem Gebiet der Tarifpolitik in
den Jahren zuvor bewährt. Seit der
Gründung der Tarifgemeinschaft
im Jahre 1960 konnte der DPV
mehr als 400 Tarifverträge mit den
Unternehmen der Deutschen Bundespost erfolgreich abschließen. Es
wurden zahlreiche Verbesserungen
für die Beschäftigten erzielt. Die
Entschlossenheit des DPV, Verbes-
120 Jahre DPVKOM
serungen auch für die Beschäftigten
im Osten zu erreichen, zeigt unter
anderem ein Streik im Jahre 1991
zur Durchsetzung einer Teuerungszulage für das Beitrittsgebiet. Dabei kam es zu Arbeitsniederlegungen in Berlin, MecklenburgVorpommern und Thüringen. Dem
Postverband gelang es jedenfalls, in
relativ kurzer Zeit fast das komplette Tarifsystem der Postbeschäftigten im Westen auf die Postler im
Osten zu übertragen.
Wechsel an der Spitze des DPV
Beim 17. Gewerkschaftstag des
DPV im Jahre 1992 in Aachen, dem
ersten gesamtdeutschen Gewerkschaftstag, wurde Willi Russ zum
neuen Vorsitzenden gewählt. Er löste Heinz Berlage ab.
Die Folgejahre waren für die Beschäftigten der Postnachfolgeunternehmen mit dramatischen Änderungsprozessen verbunden. 1995
begann durch die Umwandlung der
Deutschen Bundespost in drei eigenständige Aktiengesellschaften
ein neues postalisches Zeitalter. Da
diese Postreform II nicht verhindert
werden konnte, setzte sich der DPV
für akzeptable berufliche Chancen
der Beschäftigten in den Aktiengesellschaften ein. Aufgrund des Einsparungsdrucks und der fortgesetzten Rationalisierung stand er
dabei vor enormen Herausforderungen. In der öffentlichen Auseinandersetzung über die Postreform II
konnte der Postverband seine Standpunkte einer breiten Öffentlichkeit
Um Verbesserungen für ihre Mitglieder zu erzielen, scheute der DPV auch vor Arbeitskampfmaßnahmen nicht zurück.
darlegen. Er lehnte die Aktiengesellschaft als Unternehmensform ab
und plädierte stattdessen für das
Organisationsmodell einer Anstalt
des öffentlichen Rechts. Dem Postverband gelang es, im Gesetzgebungsverfahren des Jahres 1994
zahlreiche Verbesserungen durchzusetzen. So wurde im Gesetz beispielsweise aufgenommen, dass der
soziale Besitzstand eines Beschäftigten gewahrt bleiben soll.
Zahlreiche Umstrukturierungen
bei Post, Postbank und Telekom
Zahlreiche neue Betriebskonzepte
im Bereich der Deutschen Post AG
führten nicht nur zu einer erheblichen Verunsicherung der Beschäftigten, sondern erschwerten auch
die Arbeit des Postverbandes.
Schließlich waren die neuen Strukturen in den Bereichen der Fracht,
der Briefpost oder auch bei den
Postfilialen mit Kostensenkungen
und damit häufig mit einem Personalminderbedarf verbunden. Daneben stellte die Post 1998 eine neue
„Vertriebs- und Filialstrategie“ vor,
die insbesondere die Aufgabe eigen-
betriebener Postfilialen und in diesem Bereich den Ausbau mit
Kooperationspartnern vorsah. Hiergegen machte die DPVKOM mobil
und sammelte für den Erhalt der
Postfilialen an einem Tag mehr als
20.000 Unterschriften.
Aber auch bei der Telekom wurden
weitreichende Veränderungen eingeleitet. Dazu zählten unter anderem die Neuorganisation des
Vertriebs und die Umstrukturierung
des Kundendienstbereiches. Die Privatkunden- und Geschäftskundenbereiche wurden strikt getrennt,
regionale Niederlassungen wurden
gebildet. Die Gründung zahlreicher
Tochterunternehmen verunsicherte
und demotivierte das Personal. Erschwerend kam hinzu, dass 1998
sowohl das Sprachdienstmonopol
als auch das Netzmonopol wegfielen. Dessen ungeachtet konnte der
Postverband erreichen, dass beispielsweise die Beschäftigten in
den neuen Gesellschaften keine Verschlechterungen ihrer beruflichen
und finanziellen Anwartschaften erleiden mussten. Dennoch wurden
auch im Bereich der Telekom zahl-
41
120 Jahre DPVKOM
reiche Rationalisierungs- und Personalabbaumaßnahmen
umgesetzt.
Dem Postverband war es dabei zu
verdanken, dass mit dem Abschluss
von Tarifverträgen unter anderem
auch
betriebsbedingte
Kündigungen ausgeschlossen werden
konnten.
Im Bereich der Postbank hat sich
der DPV in dieser Zeit vehement
dafür eingesetzt, dass das Unternehmen das volle Spektrum an Bankdienstleistungen
abdeckt,
um
wettbewerbsfähig zu sein. Gleichzeitig gelang es dem DPV, Mitarbeiterkonditionen für das Personal der
Postbank zu vereinbaren. Darüber
hinaus machte er sich erfolgreich
dafür stark, dass Personaleinsparungen bei der Postbank sozialverträglich durchgeführt wurden. So
wurde beispielsweise auf Drängen
des Postverbandes die natürliche
Fluktuation genutzt.
Auch in den 90er Jahren musste sich
der DPV mit weitreichenden Änderungen im Bereich des Beamtenrechtes auseinandersetzen. Dazu
zählten beispielsweise diverse
Neuregelungen im Bereich des
Dienstrechts, des Laufbahnrechts,
des Reise- und Umzugskostenrechts oder auch des Urlaubsrechts.
Darüber hinaus wurden auch im
Bereich des Versorgungsrechts
mehrere neue Gesetze erlassen, die
sich natürlich auch auf die Mitgliedschaft des DPV auswirkten und bei
denen der Postverband im Gesetzgebungsverfahren Einfluss nehmen
konnte. Dabei gelang es ihm immer
42
wieder, Verbesserungen für die von sie hier, wie auch bei der Deutschen
ihm organisierten Beamten durch- Post AG und der Deutschen Postzusetzen. Postverband und Beam- bank AG, eine betriebliche Alterstenbund legten auch in dieser Zeit versorgung für die Mitglieder im
großen Wert darauf, dass die verfas- Tarifgebiet Ost erreichen.
sungsgemäßen Grundlagen des BeHervorragende Rechtsschutzaramtenrechts beachtet wurden.
beit des DPV
DPV schreibt Tarifgeschichte
Ein wichtiges Argument für den
Durch die unterschiedliche Interes- Beitritt zur DPVKOM war und ist
senlage der drei Postnachfolgeun- auch heute noch die hervorragende
ternehmen wurde es immer Rechtsschutzarbeit. Die Vertretung
schwieriger, einheitliche Tarifver- und Betreuung in rechtlichen Angeträge abzuschließen. Mit der Deut- legenheiten ist für die Mitglieder
schen Telekom AG verhandelte die eine der wichtigsten gewerkschaftTarifgemeinschaft in der Lohn- und lichen Leistungen. In den 90er JahVergütungsrunde 1996 erstmals un- ren verlagerte sich der Schwerpunkt
abhängig vom öffentlichen Dienst dieser Arbeit mit der Umwandlung
und den beiden anderen Aktienge- der Postunternehmen in Aktiengesellschaften. Mit dem Abschluss sellschaften in den Bereich des ArVorher
hatten
eines Tarifvertrages zur Erprobung beitsrechtes.
von alternierender Teleheimarbeit verwaltungsrechtliche Auseinanderim Jahre 1995 schrieb sie im Be- setzungen die Rechtsschutzarbeit
reich der Deutschen Telekom AG des DPV bestimmt. Dabei konnte
Tarifgeschichte. Außerdem konnte der DPV in zahlreichen Fällen die
Im Jahr 1996 konnte der damalige Bundesjugendleiter und heutige DPVKOM-Bundesvorsitzende
Volker Geyer auf das 40-jährige Bestehen der Postverbandsjugend zurückblicken.
120 Jahre DPVKOM
Ein neue Ära bricht an: Aus dem Deutschen Postverband wird die Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM).
Ansprüche der Mitglieder durchsetzen. So wurden zahlreiche Kündigungen oder auch Eingriffe in das
Beamtenrecht erfolgreich abgewehrt.
Umbenennung in DPVKOM
Auf dem 18. Gewerkschaftstag des
DPV in Aschaffenburg im Jahre
1997, bei dem Willi Russ im Amt
des Bundesvorsitzenden bestätigt
wurde, stimmten die Delegierten
für die Umbenennung des Deutschen Postverbandes in Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM). Hintergrund dieser Umbenennung waren die weitreichenden
Veränderungen
im
Bereich der ehemaligen Deutschen
Bundespost. Die Deutsche Bundespost gehörte der Vergangenheit an.
Durch die Namensänderung hat
sich die DPVKOM als die Fachgewerkschaft für die gesamte Postund Telekommunikationsbranche
etabliert. Aus dem DPV war nun
die DPVKOM und damit die einzige Kommunikationsgewerkschaft
Deutschlands geworden. Diese Namensänderung führte auch dazu,
dass sich die 1956 gegründete
DPV-Jugend 1997 in Junge Gewerkschafter in der DPVKOM umbenannte. Diese konnte mittlerweile
auf 41 Jahre Geschichte zurückblicken.
Intensiviert wurde in der ersten
Hälfte dieses Jahrzehnts auch die
Seniorenarbeit im DPV. Nachdem
vom Bundeshauptvorstand eine entsprechende Richtlinie verabschiedet wurde, konnte 1997 die
Seniorengruppe in der DPVKOM
satzungsgemäß fest verankert werden. Organisatorisch wurde ein geschäftsführender Bundesvorstand
gebildet. Sinn der Gründung einer
Seniorengruppe war es, die aus dem
aktiven
Berufsleben
ausscheidenden Mitglieder aufzufangen und
weiterhin zu betreuen. Darüber hin-
aus hat sich die Seniorengruppe das
Ziel gesetzt, Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen zu nehmen, die direkt oder indirekt
Senioren betreffen.
Konzentrationsprozesse bei den gewerkschaftlichen
Mitbewerbern
und die Notwendigkeit, zukunftsträchtige Tätigkeitsfelder zu erschließen, führten dann 1998 zu
dem Entschluss, eine Kooperation
mit der ebenfalls im Beamtenbund
organisierten Vereinigung der
Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden (VRFF) einzugehen.
Ausdrückliches Ziel der Zusammenarbeit war eine Fusion nach einer
mehrjährigen Kooperationsphase.
In den Jahren nach 1998 wurden
auch zahlreiche Aktivitäten gestartet, wie zum Beispiel eine gemeinsame Mitgliederzeitung oder auch
aktive Hilfen bei der Tarifarbeit.
Zu einer Fusion ist es jedoch nicht
gekommen.
43
120 Jahre DPVKOM
Auch d
as gesch
18. März 1990: Erste freie Wahl
zur Volkskammer in der DDR
3. Oktober 1990: Mit dem Beitritt
der Gebiete der DDR samt Ost-Berlins zum Geltungsbereich des
Grundgesetzes wird die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vollzogen.
2. Dezember 1990: Bei der Bundestagswahl 1990, der ersten gesamt-
44
ah 1990
- 1999:
deutschen, wird die Regierung von
Helmut Kohl im Amt bestätigt.
27. September 1998: Die Wahlen
zum 14. Bundestag der Bundesrepublik Deutschland führen zum En1. Juli 1993: In Deutschland wer- de der 16 Jahre andauernden „Ära
den fünfstellige Postleitzahlen ein- Kohl“, Gerhard Schröder wird Bungeführt.
deskanzler in einer Koalition von
SPD und den Grünen.
16. Oktober 1994: Die Bundestagswahl 1994 ist die zweite nach der
Wiedervereinigung. Helmut Kohl
Quelle: Wikipedia
bleibt Kanzler.
120 Jahre DPVKOM
X.
Die Jahre 2000 bis 2010: DPVKOM
kämpft gegen Lohn- und Sozialdumping
Die erste Dekade des neuen Jahrtausends war erneut geprägt durch zahlreiche Umstrukturierungen in den
Postnachfolgeunternehmen. Diese
gingen mit Auslagerungen und Verkäufen von Unternehmenseinheiten
einher. Damit verbunden war ein
immenser Personalabbau bei Post,
Postbank und Telekom. Trotz
dieses schwierigen berufspolitischen Umfelds gelang es der DPVKOM, die Interessen ihrer
Mitglieder erfolgreich zu vertreten.
Auch dieses Jahrzehnt beinhaltete
einen Wechsel an der Spitze der
DPVKOM. Beim 20. Gewerkschaftstag der DPVKOM 2007 in
Bonn wurde Volker Geyer zum neuen Bundesvorsitzenden der DPVKOM gewählt.
Kritisch, aber konstruktiv
Zu Beginn des neuen Jahrtausends
konnte die DPVKOM mit der Deutschen Telekom AG ein neues Bewertungs- und Bezahlungssystem
vereinbaren, das zum 1. Juli 2001 in
Kraft trat. Dieses hatte positive Auswirkungen auf die Beschäftigten in
den neuen Bundesländern, da nur
noch ein Tarifgebiet existierte.
Auch nach der Jahrtausendwende
war es vordringliches Ziel der DPVKOM, sichere, zukunftsorientierte
und wohnortnahe Arbeitsplätze bei
der Deutschen Telekom zu erhalten,
die bisherigen Einkommensbedin-
gungen zu sichern und weiterzuentwickeln oder auch zukunftsweisende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zu schaffen.
Die DPVKOM hat in den zurückliegenden Jahren alle Neuorganisationen bei der Deutschen Telekom
AG kritisch, aber auch konstruktiv
begleitet. Eine deutliche Absage
wurde hingegen den Bestrebungen
des Unternehmens erteilt, Personalüberhänge durch Zeit- und Leiharbeit abzumildern. In diesem
Zusammenhang sah die DPVKOM
die Personalservice-Agenturen, wie
zum Beispiel Vivento sehr kritisch.
Dabei hat die DPVKOM stets betont, dass sie sich konstruktiven Gesprächen
zur
Beschäftigungssicherung nicht verschließen werde.
Dies machte sie auch in mehreren
Protestaktionen und Demonstrationen gegen den geplanten Personalkahlschlag 2005 immer wieder
deutlich. Damals verkündete die Telekom, dass 32.000 Arbeitsplätze
bis Ende 2008 abgebaut werden sollten.
Darüber hinaus forcierte das Unternehmen Mitte des Jahrzehnts die
Auslagerung und den Verkauf von
Unternehmenseinheiten. Dies führte
in der Regel zu einer Verschlechterung der Arbeits- und Einkommensbedingungen und stellte die
DPVKOM vor große Herausforderungen. Die Entschlossenheit, mit
der die DPVKOM diese Entwicklung aufhalten beziehungsweise im
Sinne der Beschäftigten positiv beeinflussen wollte, zeigte ein 5-wöchiger Arbeitskampf im Jahre 2007
gegen die Überleitung von 50.000
Telekom-Beschäftigten in drei Servicegesellschaften. Dieser Streik
zeigte Wirkung. Die DPVKOM
konnte in dieser Frage ein für die
Beschäftigten akzeptablen Kompromiss finden. So wurden beispielsweise das Entgeltniveau über
Ausgleichszahlungen abgesichert
und Ratioschutzbestimmungen angewendet.
Bei der Telekom-Tarifrunde 2009 kam es erneut zu Warnstreikaktionen der DPVKOM.
45
120 Jahre DPVKOM
Doch der Personalabbau und die
Belastungen für die Mitarbeiter bei
der Deutschen Telekom hielten an.
Neben einem geplanten Personalabbau bei T-Systems gab das Unternehmen 2008 bekannt, insgesamt
59 von 83 Call-Center-Standorte
schließen zu wollen. Auf Betreiben
der DPVKOM konnten dann zumindest 33 Call-Center-Standorte erhalten bleiben. Auch wenn dies ein
schmerzhafter Kompromiss war,
hatte sich der Einsatz für die Beschäftigten wieder einmal gelohnt.
Das Gleiche galt auch für die Warnstreikaktionen der DPVKOM im
Zusammenhang mit der Tarifrunde
2009.
DPVKOM setzt sich für den Erhalt von Arbeitsplätzen bei der
Deutschen Post ein
Im Bereich der Deutschen Post AG
setzte sich die DPVKOM auch zu
Beginn des neuen Jahrtausends dafür ein, dass trotz zunehmenden
Wettbewerbs und Liberalisierung
des Postmarktes die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten gesichert
und Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Im Vorfeld der dritten Änderung
des Postgesetzes im Jahre 2002 forderte sie unter anderem den Schutz
der Arbeitsplätze in Deutschland
vor unfairem Wettbewerb ausländischer Postanbieter oder auch den
Erhalt der Postfilialen. Darüber hinaus beschäftigte sich die DPVKOM
intensiv mit dem Börsengang der
Deutschen Post. So führte sie beispielsweise im Jahr 2000 in Bonn
eine „Postpolitische Konferenz“
46
An der „Postpolitischen Konferenz“ der DPVKOM im Jahre 2000 nahmen mehr als 300 Teilnehmer aus dem In- und Ausland teil, unter ihnen auch der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG, Klaus Zumwinkel.
mit mehr als 300 Teilnehmern aus Dennoch gab es auch Positives zu
dem In- und Ausland durch. Einen vermelden. So konnte die DPVBörsengang des Unternehmens KOM ein neues Entgeltsystem für
lehnte die DPVKOM nicht grund- Arbeiter vereinbaren, das eine umsätzlich ab, schließlich war sie der fangreiche Besitz- und Rechtsbeinhaltete.
Auffassung, dass nur ein gesundes standswahrung
Unternehmen, den Mitarbeitern ei- Finanzielle Einbußen waren damit
ne sichere Zukunft bieten kann. ausgeschlossen. Außerdem gelang
Nicht ohne Stolz auf die Richtigkeit es der DPVKOM im Jahr 2000,
ihrer Einschätzung der Postreform dass alle fremdvergebenden Frachtstellte der DPVKOM-Bundesvorsit- zustellbezirke wieder in den Eigenzende Willi Russ damals dar: „Die betrieb zurückgeführt wurden und
Postreform war letztlich nicht zu dass eine erneute Fremdvergabe
verhindern, obwohl wir als Gewerk- von Brief- und Frachtzustellbezirschaft frühzeitig auf die damit ver- ken zunächst ausgeschlossen wurbundenen
Risiken
für
die de. Eine klare Position bezog die
Beschäftigten und die Bürger hinge- DPVKOM auch in Bezug auf den
wiesen haben. Der hohe Personalab- Beschäftigungspakt, der 2003 verbau (rund 150.000 Beschäftigte), handelt wurde. Sie weigerte sich
die spürbare Verschlechterung der standhaft, diesen zu unterschreiben,
Arbeitsbedingungen bei der Post, da er mehr als ein Dutzend Einzeldie negativen Auswirkungen auf maßnahmen vorsah, die summa
den Arbeitsmarkt und das Postfilial- summarum rund 10.000 Arbeitssterben machten deutlich, dass wir plätze vernichtet hätten. Dazu zähldamals keine Gespenster gesehen te unter anderem die Fremdhaben, sondern die tatsächlich ein- vergabe bei der Paketzustellung
getretenen Schattenseiten der Priva- oder auch die Trennung von Vorbetisierung.“
Dem
ist
nichts reitung und Zustellung. Damals
wie heute vertrat die DPVKOM
hinzuzufügen!
120 Jahre DPVKOM
die Auffassung, dass Fremdvergabe
nur zu einem führe, nämlich zu
Lohn- und Sozialdumping und dass
die Trennung von Vorbereitungsund Zustelldienst zur Vernichtung
von Vollzeitarbeitsplätzen führe.
Auch hier behielt die DPVKOM
recht. Der Beschäftigungspakt hat
die Arbeitsplätze der Postler nicht
sicherer gemacht, sondern genau
das Gegenteil bewirkt. Immer wieder wies die DPVKOM darauf hin,
dass Qualität der entscheidende
Wettbewerbsfaktor sein müsse und
nicht die niedrigsten Löhne.
2008 wurde der Postmarkt in
Deutschland vollständig geöffnet.
Vor diesem Hintergrund setzte sich
die DPVKOM schon seit 2005 für
einen Mindestlohn in der Postbranche ein – mit Erfolg. Nachdem sie
einen Mindestlohntarifvertrag mit
dem für die Deutsche Post verhandelnden Arbeitgeberverband Postdienste abgeschlossen hatte, wurde
dieser Ende 2007 für allgemeinver-
Unermüdlichen Einsatz zeigte die DPVKOM in Bezug auf die Einführung und die Verlängerung
des Postmindestlohns, wie zum Beispiel in 2007 als Postmindestlohntüten an die Beschäftigten
verteilt wurden (unten) und in 2010 bei einer Unterschriftenaktion.
bindlich erklärt. Damit hatte sie
erreicht, dass Briefzusteller im
Westen 9,80 Euro und im Osten 9
Euro erhalten. Auch nach einem
Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Jahre 2010, mit dem die
dem Postmindestlohn zugrunde liegende Rechtsverordnung aufgrund
eines Formfehlers für rechtswidrig
erklärt wurde, setzte die DPVKOM
ihren Kampf für einen Postmindestlohn fort. So startete sie eine Unterschriftenaktion zur Verlängerung
des Postmindestlohns und konnte
in wenigen Monaten rund 20.000
Unterschriften von Bürgern und Beschäftigten sammeln.
sind unter anderem der Börsengang
des Unternehmens im Jahre 2004,
die Übernahme des BHW und von
850 Postfilialen anno 2005 oder
auch die Abwicklung des Zahlungsverkehrs von Deutscher Bank und
Dresdner Bank zu nennen. All dies
machte die Postbank zu Deutschlands größter Privatkundenbank mit
mehr als 14,5 Millionen Kunden im
Jahre 2008. Dadurch wurden auch
Begehrlichkeiten anderer Kreditinstitute geweckt. 2008 wurden rund
30 Prozent der Postbank an die
Deutsche Bank verkauft. Die DPVKOM sprach sich dagegen aus. Ein
solcher Verkauf ist nach Auffassung der DPVKOM nicht mit dem
Postbank muss als eigenständige Grundgesetz vereinbar. So muss
Bank erhalten bleiben
ihrer Meinung nach die Postbank
als eigenständige Bank erhalten
Auch bei der Postbank AG gab es in bleiben. Außerdem sieht sie für eiden zurückliegenden Jahren wich- nen solchen Schritt keine wirtschafttige Entscheidungen, die die Arbeit liche Notwendigkeit. Nicht zuletzt
der DPVKOM nachhaltig beein- befürchtet die DPVKOM durch eiflussten. In diesem Zusammenhang ne spätere Komplettübernahme ei-
47
120 Jahre DPVKOM
nen erheblichen Personalabbau und
schlechtere Arbeitsbedingungen für
die Beamten und Arbeitnehmer.
Dessen ungeachtet konnte die DPVKOM auch bei der Postbank Erfolge im Sinne der Beschäftigten
erzielen. So vereinbarte sie für die
tarifgebundenen beschäftigten Arbeitnehmer ein neues Entgeltsystem,
das 2004 in Kraft trat. Dieses beinhaltete neben einem Grundentgelt
auch ein variables Entgelt, das sich
aus einem Leistungsbonus und
einem Unternehmenserfolgsbonus
zusammensetzt. Dieses Entgeltsystem stellte den Einstieg der Postbank in das innovative Lohnmodell
der DPVKOM dar, das diese 2002
gefordert hatte. Es sah eine Beteiligung der Beschäftigten an den wirtschaftlichen
Erfolgen
der
Unternehmen vor.
schäftigten steht. Die DPVKOM
hat es sich zur Aufgabe gemacht,
diesen wichtigen Arbeitsbereich
mitzugestalten. Dieses Beispiel
zeigt, dass sie die Veränderungen
in der Arbeitswelt offensiv aufgreift und diese im Sinne der Beschäftigten regeln will. Bereits
frühzeitig hat die DPVKOM Forderungen zur Gestaltung der Ausbildung, aber auch zu Arbeits- und
Einkommensbedingungen formuliert. So war die DPVKOM federführend bei der Entstehung des
Ausbildungsberufes „Kaufmann/
Kauffrau für Dialogmarketing“ beteiligt, der 2006 eingeführt wurde.
Um die Einkommensbedingungen
der Call-Center-Beschäftigten zu
verbessern, fordert die DPVKOM
als einzige Fachgewerkschaft in diesem Bereich seit 2009 einen branchenspezifischen Mindestlohn von
9,50 Euro. Über ihre Dachorganisation, die dbb tarifunion, hat sie nach
dem Mindestarbeitsbedingungengesetz den Antrag gestellt, einen Mindestlohn für diese Branche festzusetzen. Darüber hinaus fordert sie
auch die Verbesserung weiterer Arbeitsbedingungen.
Neue Akzente in der Tarifpolitik
Generell war die Tarifarbeit der
DPVKOM davon geprägt, dass die
Arbeits- und Einkommensbedingungen in den Postnachfolgeunternehmen an die der freien Wirtschaft
angepasst werden sollten. Die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle und leistungsorientierter Bezahlungssysteme ließen die Anforderungen an die Beschäftigten und
damit auch die DPVKOM deutlich
steigen. Dabei ist die DPVKOM
erfolgreich ihrem Anspruch gerecht
geworden, soziale Standards und
erreichte Besitz- und Rechtsstände
abzusichern.
DPVKOM fordert Mindestlohn
für die Call-Center-Branche
Einen zunehmend wichtigeren Stellenwert in der Arbeit der DPVKOM nahm in der zurückliegenden
Dekade die Vertretung der Interessen von Call-Center-Mitarbeitern
ein. So haben sich auch die Postnachfolgeunternehmen in diesem
Bereich positioniert und betreiben
eigene Call-Center. Diese neue und
innovative Branche verlangt den
Beschäftigten eine Menge ab. Vor
diesem Hintergrund ist es wichtig,
dass eine kompetente, spezialisierte
und starke Interessenvertretung wie
die DPVKOM an der Seite der Be-
48
Im Jahre 2002 entwickelt die DPVKOM ein neues innovatives Lohnmodell.
120 Jahre DPVKOM
Im Juli 2008 kündigte die DPVKOM die seit 1960 bestehende Tarifgemeinschaft mit der Christlichen Gewerkschaft für Postservice und Telekommunikation
(CGPT) fristlos. Diese hatte mit
dem Post-Konkurrenten TNT Post
Regioservice einen Tarifvertrag abgeschlossen, der einen Lohn unterhalb des zwischen DPVKOM/
CGPT und dem Arbeitgeberverband Postdienste vereinbarten Mindestlohntarifvertrages vorsah. Hierin sah die DPVKOM einen eklatanten Vertrags- und Vertrauensbruch. Wenige Monate später gründete sie zusammen mit der ebenfalls im dbb beheimateten komba
gewerkschaft und dem Deutschen
Bankangestellten Verband (DBV)
eine neue Tarifgemeinschaft für
den Postbank-Konzern. Diese Gründung war angesichts des Teileinstiegs der Deutschen Bank bei der
Postbank strategisch sinnvoll.
Erfolge in Fragen der Mitbestimmung
Die ständigen Neuorganisationen
bei Telekom, Post und Postbank
hatten natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeit der betrieblichen Interessenvertretung. So
musste beispielsweise die Anzahl
von Freistellungen den geänderten
Unternehmensstrukturen angepasst
werden. Das Bestreben der DPVKOM, die betriebliche Interessenvertretung zu stärken, zeigte sich
aber auch in einem anderen Zusammenhang. So hat sie sich seit jeher
für einen Minderheitenschutz im
Bei einer dbb-Betriebsrätekonferenz im Jahr 2001 in Berlin zeigte auch die DPVKOM Flagge.
Betriebsverfassungsgesetz stark gemacht und diese Forderung mit einer Unterschriftenaktion Anfang
des neuen Jahrtausends bekräftigt.
Im Vorfeld der Novellierung des
Betriebsverfassungsgesetzes wollte
sie mit dieser Aktion ein Zeichen
für mehr Toleranz, Meinungsvielfalt und damit auch Demokratie im
Betriebsrat setzen. Gleichzeitig beteiligten sich zahlreiche DPVKOM-Betriebsräte an einer Betriebsrätekonferenz der dbb-Gewerkschaften im Mai 2001. Die
Mobilisierung zeigte Erfolg. Der
Gesetzgeber ließ seine ursprünglichen Pläne, den Minderheitenschutz im Betriebsverfassungsgesetz einzuschränken, fallen.
dafür ein, dass die Minderheitenrechte in der Richtlinie über die
Einsetzung eines europäischen Betriebsrates gestärkt werden.
In dieser Frage wurde die DPVKOM auch auf europäischer Ebene
aktiv. In zahlreichen Gesprächen
mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments setzte sie sich
Dies zeigt, dass viele Beschäftigte
die engagierte und kompetente Interessenvertretung der DPVKOM
zu schätzen wissen und sich starke
DPVKOM-Betriebsräte wünschen.
Erfolgreich war die DPVKOM
auch bei den Betriebsratswahlen in
den Unternehmen Post und Telekom in den Jahren 2001 und 2002.
So konnte sie die Anzahl ihrer Betriebsratsmandate und auch der freigestellten
Betriebsratsmitglieder
deutlich steigern sowie bei den Aufsichtsratswahlen bei der T-Mobile
einen Sitz erlangen. In manchen
Regionen hatte die DPVKOM bei
der Betriebsratswahl 2002 einen Zuwachs von 400 Prozent zu verzeichnen.
49
120 Jahre DPVKOM
zunehmend mit der Benachteiligung des „starken Geschlechts“.
Bei der Anhörung des Deutschen Bundestages zur Änderung des Postpersonalrechtsgesetzes vertraten die Kollegen Volker Geyer, Willi Russ und Robert Loosen die Positionen der DPVKOM.
Erfolgreicher Einsatz für Beamteninteressen
Im Zusammenhang mit der Änderung des Postpersonalrechtsgesetzes 2004 konnte sich die
DPVKOM unter anderem erfolgreich dafür einsetzen, dass Sonderzahlungen für die Beamten bei Post
und Postbank nicht wegfallen, der
Ratio-Schutz für Arbeitnehmer
auch auf Beamte angewendet wird
und dass der Beamtenstatus bei
einem Wechsel in Tochter/Enkelunternehmen erhalten bleibt.
Darüber hinaus hat sie sich wiederholt dafür stark gemacht, dass Beamte nicht auf einem unterwertigen
Arbeitsplatz eingesetzt werden. Die
wichtige und unverzichtbare Rolle
der Beamten für die erfolgreiche
Geschäftsentwicklung in den Postnachfolgeunternehmen, aber auch
für die DPVKOM wurde nochmals
in einem Positionspapier hervorgehoben, das der DPVKOM-Gewerkschaftsrat 2005 verabschiedete.
50
Senioren- und Frauengruppe spielen wichtige Rolle in der DPVKOM
Die Bundesfrauengruppe der DPVKOM setzte sich auch in diesem
Jahrzehnt vehement dafür ein, dass
die Arbeitsbedingungen speziell für
Frauen verbessert werden. Die Bundesfrauenvertretung hatte dabei
stets ein offenes Ohr für die Probleme der Kolleginnen. Darüber
hinaus beschäftigte sie sich auch
In der Seniorenarbeit wurde vor
allem der Austausch unter ehemaligen Kollegen in der DPVKOM
großgeschrieben. Zahlreiche Aktivitäten wie Freizeitveranstaltungen,
Seminare oder auch Studienreisen
belegen, dass die DPVKOM sich
um ihre Mitglieder auch nach
derem Ausscheiden aus dem Berufsleben kümmert. Seit 2000 ist die
DPVKOM Vollmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Diese
Mitgliedschaft hat sich als überaus
wertvoll erwiesen, da der Informationsfluss aus dem Seniorenbereich
seitdem immens gestiegen ist. Dessen ungeachtet konnte sich die
DPVKOM-Seniorenorganisation
durch die Teilnahme an überregionalen Veranstaltungen einer breiten
Öffentlichkeit bekannt machen. Im
Jahre 2009 fand dann die erste Sitzung des Seniorenrats statt. Dieser
wurde mit der Seniorenrichtlinie im
Jahre 2007 beschlossen.
Die Bundesfrauenvertretung der DPVKOM setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen für Frauen
ein.
120 Jahre DPVKOM
Einen Schwerpunkt der Arbeit der
DPVKOM bildeten auch Seminare
und Schulungen. Alleine in der Zeit
von 1997 bis 2002 wurden sage und
schreibe 1.500 Teilnehmer in Seminaren der DPVKOM geschult. Die
Themenbreite reichte dabei von Gewerkschaftspolitik, über Staatspolitik bis hin zu Rhetorik. Gleichzeitig
wurden zahlreiche Führungskräfteund
Multiplikatorenschulungen
durchgeführt. Hinzu kamen Seminare in den Bereichen Frauen, Senioren, Jugend und Betriebsverfassungsrecht.
Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit hat die DPVKOM in den zurückliegenden Jahren häufig ihre
Positionen in Zeitungen, Hörfunk
und Fernsehen deutlich machen
können. So wurde beispielsweise
eine Podiumsdiskussion zum Thema Postmindestlohn 2007 live im
Fernsehsender PHOENIX übertragen. Darüber hinaus hat die DPV-
Die spezifische Interessenvertretung für Senioren wird in der DPVKOM großgeschrieben. Im
Bild der aktuelle Bundesseniorenvorstand: v.l.n.r. Renate Wimmer, Kurt Scherff, Karin Leske,
Günter Weidig und Gisela Volk.
KOM ihr Internetangebot sukzessive ausgebaut und modernisiert.
Unter www.dpvkom.de finden
nicht nur die Mitglieder der
DPVKOM, sondern auch die interessierte Öffentlichkeit stets aktuelle
Meldungen.
Auch das DPVKOM Magazin genügt höchsten Ansprüchen, die an
ein Mitgliedermagazin gestellt werden, und wird selbst von Arbeitgeberseite immer wieder gern
gelesen.
Ob durch das DPVKOM Magazin oder das Internet – DPVKOM-Mitglieder erhalten Informationen immer aus erster Hand.
51
120 Jahre DPVKOM
Auch
das ge
schah
2000 -
2010:
18. August 2000: Die Versteige- Beide haben sich zusammen von 29
rung der UMTS-Lizenzen in Prozent des Grundkapitals der Post
Deutschland geht mit einem Erlös getrennt.
von 50,8 Milliarden Euro zu Ende.
22. September 2002: Bundestags20. November 2000: Der Börsen- wahlen: SPD und Grüne können
gang der Deutschen Post AG ver- ihre Regierungsmehrheit knapp beschafft
der
Bundesrepublik haupten.
Deutschland und der Kreditanstalt
für Wiederaufbau einen Emissions- 18. September 2005: Vorgezogene
erlös von rund 6,6 Milliarden Euro. Wahl zum Deutschen Bundestag,
52
Deutschland erhält mit Angela
Merkel zum ersten Mal eine Bundeskanzlerin.
1. Januar 2008: Fall des Briefmonopols der Deutschen Post AG
27. September 2009: Bei den Bundestagswahlen wird die Große Koalition abgewählt, Angela Merkel
bleibt Bundeskanzlerin.
Quelle: Wikipedia
120 Jahre DPVKOM
XI.
Fazit und Ausblick: DPVKOM spielt auch in Zukunft
eine wichtige Rolle
Früher wie heute bestimmt der Mitgliederwille das Handeln unserer
Gewerkschaft. Auftrag der DPVKOM ist es, die berufliche und soziale Situation der Mitglieder zu
verbessern und deren berechtigte
Interessen kompetent zu vertreten.
An diesem Anspruch lässt sich die
DPVKOM messen.
Die Vergangenheit hat aber auch
gezeigt, dass der Einzelne gegen
unsoziale Arbeitgebermaßnahmen
nichts oder nur wenig ausrichten
kann. Erst in der Gemeinschaft mit
anderen sind die Beschäftigten dazu in der Lage, sich zu wehren und
sich für eine Verbesserung ihrer
Arbeitsbedingungen einzusetzen.
Beschäftigte brauchen starke In- Solidarität ist und bleibt für die
DPVKOM und ihre Mitglieder unteressenvertretung
abdingbare Voraussetzung für eine
Ginge es nur nach dem Willen der erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit.
Arbeitgeber, so würden Arbeitszeiten verlängert, Löhne abgesenkt Eine positive Zukunft unserer tradiund Mitbestimmungsrechte der be- tionsreichen Gewerkschaft hängt
trieblichen
Interessenvertretung ganz entscheidend von den haneingeschränkt. Oftmals erscheint es delnden Menschen an der Spitze
so, dass den Unternehmen jedes und an der Basis ab. Ein „die da
Mittel recht ist, den eigenen Ge- oben“ und „die da unten“ darf und
winn zu steigern. Mitarbeiter wer- wird es in der DPVKOM nicht geden in der Regel nur noch als ben. Alle Mitglieder sind dazu aufKostenfaktoren betrachtet, die es gerufen, die Ziele und Forderungen
zu minimieren gilt. Dies zeigt, wie der DPVKOM offensiv zu vertredringend notwendig eine Gegen- ten und für diese zu werben. Wenn
macht hierzu ist. Die Beschäftigten dies gelingt, wird die DPVKOM
brauchen eine starke und kompe- auch in den nächsten 120 Jahren
tente Interessenvertretung wie die zum Wohle der Beschäftigten wirken können.
DPVKOM.
Der beispiellose Kampf der Gründungsväter für eine Verbesserung
der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Postassistenten kann
und sollte daher Mut machen für
die bevorstehenden schwierigen
Aufgaben und Herausforderungen.
Waren es vor 120 Jahren vor allem
die unzumutbaren wirtschaftlichen
Wer etwas zum Besseren verändern will, muss sich wehren- und zwar gemeinsam!
Die vorliegende Festschrift zeigt,
dass die Geschichte der DPVKOM
durchaus als Erfolgsstory bezeichnet werden kann. So konnte der
damalige Verband Deutscher Postassistenten bereits zahlreiche Verbesserungen für seine Mitglieder
und den Berufsstand insgesamt erzielen. Das Gleiche gelang später
dem Deutschen Postverband und
wird auch heute noch von der DPVKOM immer wieder eindrucksvoll
unter Beweis gestellt – trotz vielfältiger Widerstände seitens der Arbeitgeber und trotz zahlreicher
politischer Entscheidungen, die
häufig diametral zu den Interessen
unserer Mitglieder standen und
auch stehen.
und materiellen Lebensumstände
des Berufsstandes, die es zu beseitigen galt, so kämpfen die DPVKOM und ihre Mitglieder heute
und auch zukünftig gegen die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und gegen Lohn- und
Sozialdumping.
53
120 Jahre DPVKOM
54
Mitgliederwerbung:Layout 1
21.05.2010
7:44 Uhr
Seite 1
Vieles spricht für Ihre Mitgliedschaft
in der
... deshalb D
PVKOM –
die bessere W
ahl!
Als Fachgewerkschaft vertritt die DPVKOM die Interessen der Beschäftigten
in den Bereichen Post, Postbank, Telekom sowie Call-Center. Wir wissen, wo
Sie der Schuh drückt.
Die DPVKOM bietet Ihnen ein attraktives Leistungspaket, und das zu einem
günstigen Mitgliedsbeitrag:
• Kompetente Ansprechpartner in beruflichen, rechtlichen und sozialen Angelegenheiten
• Persönliche Betreuung und Beratung durch Gewerkschaftsvertreter vor Ort
• Qualifizierte Rechtsberatung und Rechtsschutz in allen Berufs- und Ausbildungsfragen
• Streikgeld bei Arbeitskämpfen
• Sozialleistungen, wie zum Beispiel Zuschuss zur Grabpflege
• Freizeitunfallversicherung mit Leistungen bei Krankenhausaufenthalt, Invalidität und
im Todesfall
• Zugang zu „DPVKOM mobil“ – dem Rundumschutz bei Unfällen mit
Dienstfahrzeugen
• Versicherung bei Abhandenkommen von Dienstschlüsseln/Code-Cards
• Informationen aus erster Hand durch Faltblätter, Broschüren und Plakate,
das Internet unter www.dpvkom.de sowie die zehnmal im Jahr erscheinende
Mitgliederzeitschrift DPVKOM Magazin
• Informationsveranstaltungen vor Ort zu
aktuellen Themen
• Umfangreiches Seminarangebot und
Schulungsveranstaltungen
und noch vieles mehr …
… für nur 0,8 Prozent von Ihren monatlichen Bruttobezügen,
Auszubildende zahlen monatlich nur 3 Euro!
Füllen Sie die Beitrittserklärung noch heute aus und senden Sie diese an die DPVKOM,
Mitgliederservice, Postfach 14 31, 53004 Bonn oder faxen Sie sie an (02 28) 9 11 40-98.
Sie haben noch Fragen? Diese beantworten wir Ihnen gerne!
Rufen Sie doch einfach an (02 28) 9 11 40-11.
✂
Beitrittserklärung zur
Name, Vorname
Unternehmen / Arbeitgeber
Straße
Niederlassung / Besch.-Amt / Betrieb
PLZ
Ort
Dienststelle / Besch.-Stelle / Ressort
Art der Tätigkeit im Unternehmen
€
geb. am
Telefon dienstlich
Geschlecht m/w
Monatsbrutto
Telefon privat
Wochenarbeitszeit
Eintrittsdatum
Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zur DPVKOM!
Mit dem monatlichen Beitragseinzug durch den Arbeitgeber
für die DPVKOM oder Beitragseinzug von meinem Konto bin
ich einverstanden. Bei Beitragseinzug von meinem Bankkonto
erteile ich der DPVKOM die Einzugsermächtigung. Das Einverständnis für den Beitragseinzug kann ich nur gegenüber
der DPVKOM zurückziehen.
Nach dem „Gesetz zum Schutz vor Missbrauch personenbezogener Daten bei der Datenverarbeitung“ (Bundesdatenschutzgesetz) ist die Verarbeitung personenbezogener Daten im Sinne des Gesetzes u. a. nur zulässig, wenn der Be troffene eingewilligt hat.
Ich bin einverstanden, dass die von mir nebenstehend gemachten Angaben für Zwecke der satzungsgemäßen Aufgaben
der DPVKOM verarbeitet werden.
Innerhalb von 14 Tagen nach Eingang der Beitrittserklärung
kann der Beitritt formlos gegenüber der DPVKOM, Postfach
14 31, 53004 Bonn, widerrufen werden.
Personalnummer
Mitglied einer anderen Gewerkschaft seit:
Ort, Datum/Unterschrift des Neumitglieds
E-Mail
Zutreffendes bitte
ankreuzen
Arbeitnehmer/in
Beamter/in
Insichbeurlaubt
Auszubildende/ r
Rentner/in
Pensionär/in
Name, Vorname des Werbers
Name des Geldinstitutes
Bankleitzahl
Anschrift des Werbers
Kontonummer
Bankverbindung, Konto-Nr., BLZ des Werbers
120 Jahre DPVKOM
56
120 Jahre DPVKOM
57
120 Jahre DPVKOM
58
VPV
Power-System
ERTRAGSS
ICHERHEIT
ge
pr
en
testiert durch Prof. Dr. Schradin
von der Universität zu Köln
üf
tf
ür
Lauf
z eite n a b z
wö
lf
Ja
hr
Die Neuerfindung der Altersvorsorge.
Die VPV Power-Rente ist eine Revolution auf dem deutschen Versicherungsmarkt.
Denn nur sie bietet die hervorragende Kombination aus Beitragsgarantie, hohen Renditechancen und
Ertragssicherheit in einem Produkt. Wie wir das genau machen? Das erklären wir Ihnen gerne ausführlich. Vereinbaren Sie einfach ein Beratungsgespräch über unser Servicetelefon 0 18 03 / 45 55 34 25.
(0,09 € / Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.)
www.vpv-power-rente.de
Power_Rente_AZ-VVG_210x297_0510.indd 1
Donnerstag20.05.1020 11:29

Documentos relacionados