Festschrift 120
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Festschrift 120
120 Jahre – traditionsbewusst und zukunftsorientiert – Festschrift zum 120-jährigen Bestehen der Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM) 120 Jahre – traditionsbewusst und zukunftsorientiert – Festschrift zum 120-jährigen Bestehen der Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM) 120 Jahre DPVKOM Bonn, Mai 2010 Herausgeber: Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM) Schaumburg-Lippe-Str. 5, 53113 Bonn Postfach 14 31, 53004 Bonn Telefon 0228.911400, Fax 0228.9114098 E-Mail: [email protected] Internet: www.dpvkom.de Verantwortlich für den Inhalt: Maik Brandenburger Gestaltung: Ute Bott Titel: Verbandsvorstand, Verbandstagsvorsitz und Mitarbeiter der Verbandsverwaltungsstelle in den 20er Jahren (oben) sowie Unterschriftenaktion zur Verlängerung des Postmindestlohns im April 2010 (unten) Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, Werner-von-Siemens-Straße 13, 53340 Meckenheim Internet: www.druckcenter.de Fotos: Archiv, Fotolia 4 120 Jahre DPVKOM Inhaltsverzeichnis Grußwort von Johannes Minde Seite 6 Grußwort von Heinrich Höffgen Seite 8 Grußwort von Heinz Berlage Seite 10 Grußwort von Willi Russ Seite 12 Grußwort von Volker Geyer Seite 14 I. 6. Juni 1890 – die Geburtsstunde der Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM) Seite 17 II Entwicklung und Ausbau des Verbandes zwischen 1900 und 1918 Seite 21 III Der Verband in der Weimarer Republik Seite 23 IV Die Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg Seite 27 V Die 50er Jahre: Erfolgreiche Weiterentwicklung des DPV Seite 28 VI Die 60er Jahre: DPV schließt zahlreiche Tarifverträge ab und erzielt Einkommensverbesserungen Seite 32 VII Die 70er Jahre: DPV begleitet strukturellen Wandel bei der Deutschen Bundespost Seite 35 VIII. Die 80er Jahre: Kampf gegen die Privatisierung Seite 37 IX Die 90er Jahre: Aus DPV wird DPVKOM Seite 40 X Die Jahre 2000 bis 2010: DPVKOM kämpft gegen Lohn- und Sozialdumping Seite 45 XI. Fazit und Ausblick: DPVKOM spielt auch in Zukunft eine wichtige Rolle Seite 53 5 120 Jahre DPVKOM Grußwort von Johannes Minde Bundesvorsitzender von 1965 bis 1980 6 120 Jahre DPVKOM Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein „Menschen verachtendes Dienstrecht“ und unbefriedigende soziale Verhältnisse, besonders für die nach der Stephan’schen Personalreform von 1871 sogenannten „niederen Beamten“ und ihre Familien, waren Anlass und Triebfeder für die Gründungsväter unserer Gewerkschaft, einer Handvoll wagemutiger und konfliktbereiter Männer, eine Interessengemeinschaft als Gemeinschaft gleich gesinnter Postler ins Leben zu rufen. Sie gründeten am 6. Juni 1890 in Berlin-Friedrichshain den „Verband Deutscher Postassistenten“, den Vorläufer des späteren „Deutschen Postverbandes“ und der heutigen „Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM)“ im Deutschen Beamtenbund. Ziel unserer Gewerkschaft, auch nach ihrer Wiedergründung im Jahr 1948, war und ist es, gemeinsam mit unserer Dachorganisation „Deutscher Beamtenbund“ eine wirkungsvolle Interessenvertretung der Beschäftigten bei der Post beziehungsweise nun bei den Postnachfolgeunternehmen und im öffentlichen Dienst sicherzustellen. Das ist aber für unsere Gewerkschaft DPVKOM nur zu erreichen, wenn die gewerkschaftlichen Aktivitäten im Bereich der Postnachfolgeunternehmen auf die spezifischen Probleme konzentriert und sachfremde Einflüsse von außen abgewehrt werden. Unerlässlich ist weiterhin, klare Zielvorstellungen zum Werteerhalt und zur Erarbeitung neuer Werte zu entwickeln und sie auch gegen das Management oder eine öffentliche Mehrheitsmeinung durchzusetzen zu versuchen. Diese Postulate, die ich mich fast 16 Jahre lang bemüht habe in meiner Verantwortung als Bundesvorsitzender umzusetzen, sind heute durch die Struktur der Postunternehmen noch schwerer zu erreichen. Sie sind aber nach wie vor notwendig und aktuell. Denn nur wer sich an bestimmten Werten orientiert, wird eine nachhaltige Vertretung der Mitarbeiterinteressen gegenüber den Unternehmensvorständen erreichen können. Angesichts der sozialen Kälte in den heutigen Aktiengesellschaften der früheren Deutschen Bundespost ist diese ebenso wie in den Gründerjahren dringend erforderlich. Wir stehen in einer langen gewerkschaftlichen Tradition, die uns verpflichtet, an unseren berufspolitischen Wertvorstellungen, die wir trotz harter gewerkschaftlicher Konkurrenz jahrzehntelang nachhaltig vertreten haben, unbeirrt festzuhalten. Ich gratuliere der DPVKOM zu ihrem 120-jährigen Jubiläum und wünsche ihr weiterhin erfolgreiche Arbeit für ihre Mitglieder und die Kollegenschaft insgesamt. Mit kollegialen Grüßen Johannes Minde 7 120 Jahre DPVKOM Grußwort von Heinrich Höffgen Bundesvorsitzender von 1980 bis 1988 8 120 Jahre DPVKOM Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach dem Krieg und der Erfahrung daraus war es schwer, sich für eine der Gewerkschaften im öffentlichen Dienst zu entscheiden. Daher war ich nach Abschluss meiner Ausbildung im Postdienst interessiert, eine Organisation zu erkennen, bei der ich Vertretung bekommen und gleichzeitig meine persönliche Freiheit bewahren konnte, den Deutschen Postverband im Deutschen Beamtenbund. Die Art der Werbung, Betreuung und Kollegialität, die ich kennenlernte, regte mich an, die Mitarbeit in der Gewerkschaft anzustreben. Das geschah natürlich zunächst nebenamtlich, später wurde dann sogar eine hauptamtliche Betätigung daraus. Die gesamte Situation der berufs- und gewerkschaftspolitischen Arbeit hat mich dann auch bewogen, zu gegebener Zeit den Vorsitz in der Organisation zu übernehmen. Rückblickend stelle ich fest, dass mich die Mitarbeit sehr befriedigt hat. Aus meiner Erfahrung kann ich nun auch erkennen, dass sich nach der Postreform die Aufgaben und Möglichkeiten der Umsetzung für die Gewerkschaft deutlich geändert haben. Das Berufsbeamtentum steht nicht mehr im Mittelpunkt, und die Wettbewerber versuchen, sich die „Rosinen“ aus dem Aufgabenspektrum der Unternehmen herauszupicken, nach Möglichkeit noch mit Dumpinglöhnen. Es ist daher sehr befriedigend, als interessierter Ruheständler zu erfahren, mit welcher Energie und Sachkenntnis sich die Gremien der DPVKOM um die Belange der Unternehmen und vor allem der Beschäftigten kümmern. Auch die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Beamtenbund und der Tarifunion stützt die erfolgreiche Umsetzung der Vorhaben. Die rasche technische Entwicklung in allen Bereichen der Unternehmen und die raffinierten Aktivitäten der Wettbewerber zwingen die Fachkräfte in den Gremien der DPVKOM zur ständigen höchsten Aufmerksamkeit, um die Entwicklungen und Komplikationen weitsichtig zu erkennen und daraus die nötigen Regelungen für die Beschäftigten zu erarbeiten; hierzu gehört auch die Forderung nach leistungsgerechter Bewertung und Bezahlung sowie Nachteile abzuwenden. Ich wünsche allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DPVKOM daher die Kraft und die Geduld, sich mit den Problemen zu befassen und den Mitgliedern als Ergebnis somit die ständige berufskonforme Betreuung und Vertretung. Aufgrund der Ergebnisse, die der Deutsche Postverband in 120 Jahren vorweisen kann, habe ich keinen Zweifel, dass die DPVKOM weiterhin zum Wohle der Beschäftigten in den Unternehmen, der Unternehmen selbst und natürlich auch der Bürgerinnen und Bürger, die die Leistungen der Unternehmen in Anspruch nehmen, wirken wird. Mit kollegialem Gruß Heinrich Höffgen 9 120 Jahre DPVKOM Grußwort von Heinz Berlage Bundesvorsitzender von 1988 bis 1992 10 120 Jahre DPVKOM Liebe Kolleginnen und Kollegen, 120 Jahre Kommunikationsgewerkschaft Deutscher Postverband. Das ist ein Datum, das an eine Geschichte gewerkschaftlicher Arbeit, welche die verschiedensten Zeiten und gesellschaftlichen Gegebenheiten umspannt, erinnert. In dem noch stark feudalistisch geprägten Kaiserreich lagen die Anfänge. Die Gründer mussten kämpfen, für ihr Engagement Nachteile hinnehmen und eine bis dahin beispiellose Aufbau- und Organisationsleistung erbringen. Wachstum und Erfolge stellten sich in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg unter der demokratischen Verfassung ein, wurden jedoch jäh unterbrochen durch Auflösung und Überführung in parteigesteuerte Einheitsorganisationen nach 1933. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verhinderten die Besatzungsmächte zunächst die Neugründung. Zu stark war die Aversion gegen Beamtenorganisationen. Der Neuanfang begann dennoch. Ich habe als Mitglied erleben können, wie der Durchbruch in den fünfziger Jahren gelang. An wesentlichen Grundlagen der Neuordnung des Beamtenrechts im Nachkriegsdeutschland konnte zusammen mit dem Deutschen Beamtenbund mitgewirkt werden. Die Anerkennung als Tarifpartner bei der Deutschen Bundespost wurde erreicht. Dadurch wurde Mitwirkung auch bei den Angelegenheiten der Angestellten und Arbeiter geschaffen. Der mühsame Prozess, Einigkeit und Stärke für die Lösung der Probleme der Beschäftigten zu gewinnen, wurde erfolgreich abgeschlossen. Aber es war auch ein Kampf gegen Alleinvertretungsansprüche und vielfältige Gegenströmungen zu führen. Der damalige Postverband hat erfolgreich dafür gestritten, dass das Kollektiv, das zur Durchsetzung übergreifender Ziele erforderlich ist, nicht zu einem Machtinstrument wurde, welches die persönlichen Rechte des Einzelnen einschränkte. Immer wieder mussten diese Rechte eingeklagt und verteidigt werden. Für mich selbst war es entscheidend für meine Mitarbeit in den Gremien des Deutschen Postverbandes, für diese Grundhaltung zu streiten. Dies gilt auch für die Generation der Gewerkschafter, die die Arbeit nach der Zäsur der Postreform weitergeführt hat. Mein Wunsch ist es, dass die DPVKOM auch in den kommenden Jahrzehnten diese Arbeit fortführen kann. Dafür Mitstreiter zu gewinnen und zu halten, ist notwendig. Auch dafür wünsche ich viel Erfolg. Mit kollegialem Gruß Heinz Berlage 11 120 Jahre DPVKOM Grußwort von Willi Russ Bundesvorsitzender von 1992 bis 2007 12 120 Jahre DPVKOM Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde der DPVKOM, in diesen Tagen wird unsere DPVKOM schon 120 Jahre alt. Ja, Sie haben richtig gelesen. Zwar ist unsere Gewerkschaft unter dem Namen DPVKOM ja noch recht jung, nämlich erst 13 Jahre. Durch unsere Vorgängerorganisationen Deutscher Postverband und Verband Deutscher Postassistenten können wir jedoch auf eine 120-jährige Tradition zurückblicken. Ich hatte die Ehre in dieser Gewerkschaft über 35 Jahre zu arbeiten; beginnend 1974 als Ortsjugendleiter in Frankfurt/Main bis zum Jahre 2007 mit zuletzt fast 15 Jahren als Bundesvorsitzender der Organisation. In dieser langen Zeit, die mich beruflich aber auch persönlich sehr geprägt hat, konnte ich diese traditionsreiche Gewerkschaft von allen Seiten gut kennenlernen. Ich bin im Rückblick stolz darauf, dass ich mit anderen Kolleginnen und Kollegen unsere DPVKOM durch alle Wirrungen und vor allen Dingen Irrungen der Postreformen führen durfte. Viele haben uns damals schon für „politisch tot“ erklärt, aber wir haben immer gekämpft. Heute sind wir die einzige Kommunikationsgewerkschaft Deutschlands, die erfolgreich der Versuchung widerstand, in Großgewerkschaften unterzugehen. Dieser Weg war immer sehr steinig und oft wussten wir nicht mehr wo „das Licht am Ende des Tunnels“ war. In diesen schwierigen Phasen haben wir uns unserer Gemeinsamkeiten besonnen und erfolgreich und solidarisch einen Weg aus dem Dickicht der Veränderungen gefunden. Besonders prägend für mich war das hautnahe Erleben der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes. In vorderster Reihe habe ich zusammen mit vielen Freunden den Weg der „Postler“ aus der ehemaligen DDR in ein geeintes Deutschland mit begleiten dürfen und in dieser Umbruchzeit viele wertvolle menschliche Kontakte verspüren können. Unser „Erfolgsrezept“ war und ist, dass wir nicht jeder Strömung nachgelaufen sind. Wir haben vielmehr versucht, im Team die Menschen bei den schwierigen Veränderungen zu begleiten und mitzunehmen. Dabei haben wir unsere Organisation immer wieder anpassen müssen, ohne aber radikal mit den guten alten Werten wie basisnah und solidarisch brechen zu müssen. Unser Umfeld, die Postunternehmen und die Politik haben es uns nicht leicht gemacht. Sie haben oft lieber dem „Mainstream“ nachgegeben, anstatt kritisch die eine oder andere Reform bei näherem Hinsehen lieber fallen zu lassen. Auch in diesen schweren Stunden hat unsere DPVKOM die Kraft und vor allen Dingen den Mut besessen, einen eigenen – wenn auch schwierigeren – Weg zu gehen. Ich wünsche meiner DPVKOM auch in den nächsten Jahrzehnten die Kraft, diesen Weg des Ausgleichs weiterzugehen. Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen an der Spitze Willen, Mut und Ausdauer, unsere Gewerkschaft auch in Zukunft weit weg von falschen Funktionärsinteressen zu führen und sie damit als gewerkschaftliche Alternative in Deutschland zu erhalten und auszubauen. In kollegialer Verbundenheit Euer Willi Russ 13 120 Jahre DPVKOM Grußwort von Volker Geyer Bundesvorsitzender seit 2007 14 120 Jahre DPVKOM Liebe Kolleginnen und Kollegen, kann Gewerkschaftsarbeit etwas verändern oder verbessern? Meine Antwort auf diese Frage ist eindeutig: Ja, sie kann! Dies zeigt nicht nur die Geschichte der Gewerkschaftsbewegung im Allgemeinen, sondern auch die unserer DPVKOM, deren 120-jähriges Bestehen wir unter anderem mit der vorliegenden Festschrift würdigen wollen. Die Anfänge der Gewerkschaftsbewegung waren im 19. Jahrhundert. Damals konnte sich niemand etwas unter Arbeitsschutz, Tarifverträge oder betriebliche Mitbestimmung vorstellen. Die Arbeitgeber gaben den Ton an und bestimmten wie, wann und wo gearbeitet werden sollte. Arbeiter wurden behandelt wie Diener ohne Rechte. Die dadurch hervorgerufene Unzufriedenheit der Arbeitnehmer war der Ursprung der Gewerkschaftsbewegung – auch bei der damaligen Reichspost. Heute schauen wir auf 120 Jahre erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit. Die Arbeitswelt hat sich auch dank unserer Gewerkschaft geändert und im Interesse der Arbeitnehmer und Beamten wesentlich verbessert. Gute Bezahlung und soziale Sicherheit sind nach wie vor Bestandteil der Arbeits- und Lebenswelt vieler Menschen hierzulande. Doch wie lange noch? Die Arbeitgeber sind seit Jahren bestrebt, das unter anderem von den Gewerkschaften Erreichte auf dem Altar der permanenten Gewinnsteigerung zu opfern. Auslagerung, Betriebsübergang, befristete Arbeitsverträge und Lohndumping sind für Manager mittlerweile „normale“ Instrumente der Personalführung. Die Ziele sind dabei offensichtlich. Die Lohnkosten sollen zugunsten des Profits gesenkt und die Beschäftigten so verunsichert werden, dass sie sich nicht mehr wehren. Gleichzeitig wird das unternehmerische Risiko auf die Arbeitnehmer verlagert. Die Leih- und Zeitarbeitnehmer oder befristet Beschäftigte haben weniger Rechte und können von heute auf morgen entlassen werden. Als DPVKOM könnten wir diese Entwicklung nun bejammern. Dies hilft jedoch den Arbeitnehmern und Beamten in den Postnachfolgeunternehmen oder auch den Call-Center-Mitarbeitern in keiner Weise. Deshalb versuchen wir, etwas zum Besseren zu verändern – so wie die Gründungsväter unserer Gewerkschaft vor 120 Jahren. Die DPVKOM kämpft beispielsweise für Mindestlöhne in der Post- und Call-CenterBranche, damit Lohndumping keine Chance mehr hat. Wir wollen auch eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte bei einem Betriebsübergang und damit sicherstellen, dass bestehende Tarifverträge weiter gelten. Darüber hinaus muss es gesetzliche Verbesserungen für Leih- und Zeitarbeitnehmer und befristet Beschäftigte geben. Unsere Ziele werden wir allerdings nur dann erreichen und durchsetzen, wenn die Menschen im Betrieb bereit sind, uns bei unserer Arbeit zu unterstützen. Das heißt: Mitglied werden und Gewerkschaftsarbeit mitgestalten ist das Gebot der Stunde. Schließlich liegt der Schlüssel für eine bessere und gerechtere Arbeitswelt in der Solidarität der Menschen in den Betrieben – heute genauso wie vor 120 Jahren. Mit kollegialen Grüßen Volker Geyer 15 120 Jahre DPVKOM 16 120 Jahre DPVKOM I. 6. Juni 1890 – die Geburtsstunde der Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM) 1. Die Vorgeschichte Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gab es zaghafte Versuche, Vereinigungen der Postbeamten zu bilden. Dabei war zunächst an einen Zusammenschluss auf geselliger und kollegialer Basis gedacht. Erst die Personalreform des damaligen Generalpostmeisters Stephan im Jahr 1871 führte dazu, über den Aufbau einer schlagkräftigen und gewerkschaftliche Ziele verfolgenden Organisation nachzudenken. Diese Reform der Personalordnung der Deutschen Reichspost hatte nämlich weitreichende negative Folgen für Teile des Postpersonals. Insbesondere die Postassistenten wurden durch die Reform stark benachteiligt. Sowohl deren Einkommensverhältnisse als auch Fortkommenschancen waren miserabel. Viele lebten bei hoher Arbeitsleistung mit ihren Familien in völlig unzumutbaren Verhältnissen. Im Jahre 1887 gab es dann erste Anzeichen, im Wege des Zusammenschlusses eine Besserung der bestehenden Verhältnisse zu erzielen. Dabei fanden sich trotz der Gefahr disziplinarischer Maßnahmen und persönlicher Nachteile entschlossene Männer, die sich engagiert und kämpferisch für die Verbesserung der Situation der Beamten einsetzten. Zu diesen Männern zählte auch der 1860 in Halle an der Saale geborene Hermann Grothe. Dieser war in Magdeburg als Postassistent beschäftigt. Hermann Grothe Grothe gründete dort 1887 einen geselligen Verein der Magdeburger Postassistenten mit dem Namen „Für uns“. Dort debattierte Grothe mit Gleichgesinnten über Verbesserungen für die Laufbahn der Postassistenten, über die Möglichkeit wirtschaftliche Verbesserungen durch Selbsthilfeeinrichtungen zu schaffen und berichtete in der Presse über die Situation der Postassistenten. Der Magdeburger Oberpostdirektion blieben die Akti- vitäten von Hermann Grothe natürlich nicht verborgen. Durch eine Versetzung Grothes wollte sie diesem Treiben ein Ende machen. Im Oktober 1888 wurde Grothe nach Oberhausen strafversetzt. Ein halbes Jahr später wurde er in Solingen mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist angestellt. Ein Jahr darauf folgte dann die nächste Abordnung, und zwar nach Kaldenkirchen an die holländische Grenze. Grothe warb jedoch auch an seinen neuen Dienstorten unbeirrt für seine Ideen. Im Rheinland, insbesondere in Düsseldorf, gab es schon lokale Vereinigungen, die Grothes Positionen und Ideen unterstützten. Da in der Zwischenzeit auch in Berlin die Vorbereitungen zu einer Verbandsgründung vorangeschritten waren, wurde vorgeschlagen, die Wahrnehmung der zentralen Aufgaben in Berlin zu bündeln. Bei Veranstaltungen in Berlin forderte dann ein junger, engagierter und mutiger Postassistent namens Kotzer, die Idee einer Verbandsgründung der Postassistenten endlich zu verwirklichen. Hermann Grothe hatte hierzu bereits eine Verbandssatzung ausgearbeitet. Er war der festen Überzeugung, dass ein Postverband kommen musste. 17 120 Jahre DPVKOM Der Gründungssaal in Friedrichshain 2. Die Gründung des Verbandes Deutscher Postassistenten Am 6. Juni 1890 war es dann soweit se und den Abschluss von – im Saal der Brauerei Friedrichs- Verträgen zur Erzielung wirtschafthain in Berlin gründeten etwa 1.200 licher Vorteile für die Mitglieder Postassistenten den Verband Deut- hin. Darüber hinaus erstrebe der scher Postassistenten. Dies war die Verband die Ehrenrettung des StanGeburtsstunde der Kommunikati- des und solle diesem die Möglichonsgewerkschaft DPV (DPVKOM). keit geben, seine Stimme zu erheben, um die berechtigten WünZu dieser Gründungsversammlung sche zum Ausdruck zu bringen. war auch Hermann Grothe eingela- Nachdem die von Grothe entworden worden. Er ging in seiner fene Satzung angenommen wurde, Grundsatzrede auch auf die Ziele stand die Vorstandswahl auf der des Verbandes ein. Diese waren Tagesordnung. Zum ersten Vorsitzunächst einmal wirtschaftlicher zenden des Verbandes Deutscher Art. Angesichts der schwierigen Postassistenten wurde an diesem wirtschaftlichen Lage sei der Zu- Abend Ferdinand Funk gewählt. sammenschluss der Standesangehö- Dieser hatte sich im Vorfeld der rigen eine Notwendigkeit. So wies Gründungsversammlung ebenfalls Grothe insbesondere auf die Erfor- vehement für die Verbandsgründerlichkeit einer Unterstützungskas- dung eingesetzt. 18 Der erste Vorsitzende des Verbandes Deutscher Postassistenten Ferdinand Funk 120 Jahre DPVKOM Die Einladung zur Gründungsversammlung am 6. Juni 19 120 Jahre DPVKOM Auch das ge schah 25. Januar: Der Deutsche Reichstag lehnt mit 167 gegen 98 Stimmen eine Vorlage der Regierung über die Verlängerung des Sozialistengesetzes auf unbestimmte Zeit ab. 1890: worauf der junge Monarch zuvor mehrfach gedrängt hat. Zwei Tage später ist der Rücktritt vollzogen. 1. Juli: Helgoland-Sansibar-Vertrag: Das Deutsche Reich erhält Helgoland von Großbritannien; im 18. März: Reichskanzler Otto von Austausch dazu erkennt das DeutBismarck reicht sein Entlassungsge- sche Reich die englischen Ansprüsuch bei Kaiser Wilhelm II. ein, che auf Sansibar an und tritt die deutsche Kolonie Wituland an Großbritannien ab. 12. Oktober: Der Parteitag der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) in Halle beschließt die Umbenennung der Partei in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD). Quelle: Wikipedia 3. Die ersten Jahre nach der Gründung Der neue Vorstand des bereits am 23. Januar 1891 in „Verband Deutscher Post- und Telegraphenassistenten“ umbenannten Verbandes begann mit großem Elan den organisatorischen Aufbau des Verbandes. Er startete Aktionen zur Mitgliedergewinnung – bis März 1891 waren dem Verband rund 3.000 von insgesamt 25.000 Postassistenten beigetreten – und legte auch eine „Zeitschrift des Verbandes Deutscher Postassistenten“ auf. Die erste Ausgabe zum 1. Juli 1890 wurde mit einer Auflage von mehr als 11.000 Stück im Reichsge20 biet versandt. Trotz Einschüchterungen, Maßregelungen, Versetzungen und menschenverachtenden Eingriffen in die persönlichen und familiären Verhältnisse der gewählten Verbandsvertreter seitens der Obrigkeit unter Generalpostmeister Stephan entwickelte sich der Verband weiter. So wurden neue Bezirks- und Ortsvereine gegründet, eine Geschäftsstelle eingerichtet und die Mitgliederwerbung intensiviert. Dem Verband gelang es, die Probleme der Postassistenten in die öffentliche Diskussion zu bringen. Eine Entspannung zwischen dem Verband und der Postverwaltung trat erst mit dem Tod Stephans im Jahre 1897 ein. Nach einem Friedensschluss mit Stephans Nachfolger Podbielski 1899 konnte der Verband ohne Eingriffe des Dienstherrn arbeiten. Die Organisationsstärke des Verbandes, seine Stellung in Politik und Gesellschaft und die Unterstützung durch die Öffentlichkeit hatten dazu geführt, dass die Postverwaltung Forderungen des Postassistentenstandes in Laufbahnfragen erfüllen musste. 120 Jahre DPVKOM II. Entwicklung und Ausbau des Verbandes zwischen 1900 und 1918 Der Zeitraum vor dem Ersten Weltkrieg war gekennzeichnet von einem Ausbau des Verbandes, einer erneuten Namensänderung in „Verband mittlerer Reichs-Post- und Telegraphenbeamten“ im Jahre 1907 sowie starken Aktivitäten im sozialen Bereich. Dabei stand zunächst der Kampf gegen die beruflichen und finanziellen Probleme der mittleren Laufbahnbeamten im Vordergrund. Gleichzeitig erfolgten starke Bemühungen im sozialen Bereich zum Vorteil der Mitglieder. So wurden soziale Einrichtungen ausgebaut und 1901 eine Fürsorgekasse gegründet, um den Mitgliedern in Fällen unverschuldeter Not beistehen zu können. Darüber hinaus wurde in diesem Zeitraum eine Sterbekasse, eine Rechtsschutzkasse oder auch eine Feuerversicherung geschaffen. Organisatorisch und in Bezug auf die Mitgliederstärke verlief die Entwicklung des Verbandes außerordentlich erfolgreich. So konnte er seine Mitgliederzahl von knapp 15.000 zu Beginn des neuen Jahrhunderts auf sage und schreibe rund 40.000 bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 steigern. Dies war ein eindrucksvoller Beleg für den Erfolg und die Kraft der Verbandsidee. Der Verband verstand sich als Vertretung aller Gruppen des mittleren Dienstes. Im Gegensatz dazu gründeten sich vier weitere Organisationen, die die se- Arbeit des Verbandes wegen der paraten Interessen bestimmter Be- wirtschaftlichen Not und des damit amtengruppen vertraten und den verbundenen sozialen Abstiegs der Verband bekämpften. Beamten jedoch vorwiegend besoldungspolitische Aufgaben und Zu Beginn des Ersten Weltkrieges Ziele. Außerdem musste sich die waren alle Vorbedingungen für die Verbandsarbeit auf Fragen der HinWeiterentwicklung des Verbandes terbliebenenversorgung und der mit dem Ziel der Bildung einer Ein- Versorgung von Kriegsbeschädigheitsorganisation als alleinige Ver- ten konzentrieren. Die Struktur der tretung der mittleren Post- und Organisation blieb während des Telegraphenbeamten gegeben. Ersten Weltkrieges hingegen unverWährend der Kriegsjahre hatte die ändert. Bereits 1890 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift des Verbandes Deutscher Postassistenten mit einer Auflage von mehr als 11.000 Stück. 21 120 Jahre DPVKOM Auch d as gesch 1. April 1891: Deutschland richtet auf Postdampfern in die USA schwimmende Postämter ein, die mitgeführtes Postgut bearbeiten. 5. Mai 1891: In London können die ersten Briefmarken aus einem Automaten gekauft werden. 1. April 1893: Einführung der Mitteleuropäischen Zeit als einheitliche Uhrzeit für ganz Deutschland. 22 ah 1891 - 1914: 1. April 1900: Die Briefzustellung in Deutschland wird als Monopol der Reichspost anvertraut, die private Beförderung örtlicher Sendungen verboten. 1908: Frauen dürfen in Parteien und Gewerkschaften eintreten. 2. Januar 1909: In Berlin führt die Deutsche Reichspost den bargeldlosen Zahlungsverkehr mittels Postschecks ein. 18. Februar 1911: Erste Postbeförderung mittels Flugzeug durch den französischen Piloten Henri Pecquet. Er transportierte in Indien mit seinem Doppeldecker 6.000 Briefe und Postkarten von Allahabad ins acht Kilometer entfernte Naini. 28. Juli 1914: Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg, Beginn des Ersten Weltkriegs. Quelle: Wikipedia 120 Jahre DPVKOM III. Der Verband in der Weimarer Republik Nach dem Ersten Weltkrieg stellte sich der Verband bei Wahrung der parteipolitischen Neutralität positiv auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung ein. Gleichzeitig forderte er seine Mitglieder auf, sich am politischen Leben zu beteiligen. Die Zukunft der Beamten, ihre rechtliche Position sowie wichtige Grundsatzfragen waren zunächst offen. Der Verband setzte sich für eine unveränderte rechtliche Stellung der Beamten ein. An den gesetzlichen Grundlagen des Beamtenrechts änderte sich vorerst auch nichts. Dem Verband gelang es sogar, eine Reihe von Verbesserungen im Beamtenbereich zu erzielen. So wurde beispielsweise dem Personal eine Mitwirkung bei der Aufstellung der Dienststundenpläne zugestanden. Darüber hinaus konnten Verbesserungen beim Erholungsurlaub durchgesetzt oder auch die wöchentliche Arbeitszeit herabgesetzt werden. Frühzeitig begannen bei den einzelnen Beamtenorganisationen Überlegungen, eine einheitliche Beamtenvertretung zu schaffen. Mit Fug und Recht kann behauptet werden, dass der Verband eine der treibenden Kräfte bei der Gründung des Deutschen Beamtenbundes am 4. Dezember 1918 war. Die führende Rolle, die er damals einnahm, schlug sich auch in der Besetzung des ersten Vorstandes des Beamtenbundes nieder. Stellvertretender Vorsitzender des Beamtenbundes wurde nämlich der zweite Vorsitzende des Verbandes Wiechmann. Verband will engeren Zusammenschluss der Postbeamtenschaft Dessen ungeachtet setzte sich der Verband auch für einen engeren Zusammenschluss der Postbeamtenschaft ein. Ein Ergebnis dieser Bemühungen war die Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Reichspost- und Telegraphenbeamten im Dezember 1918. Vorsitz und Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft lagen ebenfalls beim Verband. Mit der Änderung der staatlichen Ordnung gingen für den Verband auch erweiterte Möglichkeiten der Mitwirkung bei der Regelung von Personalangelegenheiten einher. Zwischen dem Reichspostministerium und der Arbeitsgemeinschaft der Reichspost- und Telegraphenbeamten wurden Vereinbarungen getroffen, die zu Verbesserungen für die Postbeamten führten. Dennoch blieben viele grundsätzliche Probleme ungelöst, zum Beispiel hinsichtlich der Laufbahn der Beamten. Erfolgreich konnte sich der Verband Bestrebungen widersetzen, die den Wegfall des passiven Wahlrechtes für Beamte vorsahen. Organisatorisch konnte der Verband seine Erfolgsstory fortsetzen. Durch den Beitritt mehrerer Sonderorganisationen der mittleren Post- und Telegraphenbeamten zum Verband im Jahre 1919 – in diesem Jahr schlossen sich dem Verband insgesamt fünf Vereinigungen an – baute dieser seine Mitgliederzahl zunächst weiter aus. Frühzeitig erkannte er auch die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses des Postpersonals auf internationaler Ebene. Nachdem er sich schon vor dem Krieg hierfür einsetzte, trat er im Juni 1920 dem Verband der Internationalen Vereinigung des Personals der Post-, Telegraphen- und Telephonbetriebe (IPTT) bei. Im Jahre 1925 kaufte der Verband ein eigenes Haus in der Berliner Großbeerenstraße und siedelte dort die Geschäftsstelle an. 23 120 Jahre DPVKOM Bis Mitte der 20er Jahre festigte der Verband seine Strukturen. Kernpunkt seiner Einigungsbestrebungen mit den übrigen Organisationen der Postbeamtenschaft war die stärkere Geschlossenheit der Interessenvertretung. Abwehrkampf fenen Reichssparkommissars zu- erbarmungslosen mindest abmildern, wenn auch zur Sicherung ihrer Rechte. Notverordnungen des Reichspräsidenten nicht verhindern. belasteten die Beamten erheblich. Im Jahre 1930, dem 40. Jahrestag Die Beschäftigten der Reichspost der Gründung des Deutschen Post- verloren nach und nach die Grundlaverbandes, waren erste Auswir- gen ihrer wirtschaftlichen Existenz. kungen der Weltwirtschaftskrise zu In der gegebenen Situation war an Verband heißt nun Deutscher spüren. Ein dramatischer Ab- eine erfolgreiche Arbeit des PostverPostverband schwung in allen Wirtschaftsberei- bandes nicht mehr zu denken – auch chen kündigte sich an. Die wenn er zum damaligen Zeitpunkt Vor diesem Hintergrund kam es wirtschaftlichen Probleme nahmen bei allen Direktionsbezirken und 1927 zu einem Zusammenschluss überhand und die Zahl der Arbeits- den Verkehrsämtern durch Bezirksmit dem Bund der Post- und Tele- losen stieg rapide. Die Beamten- und Ortsverbände oder durch Vergraphenbeamten der Supernumerar- schaft führte in diesen Jahren einen trauensleute vertreten war. laufbahn (Zivilanwärterbund). Auf einem außerordentlichen Verbandstag wurde beschlossen, ab sofort unter dem Namen Deutscher Postverband die Interessen der Beamten zu vertreten. Dennoch gab es auch Rückschläge zu verkraften. Aufgrund des Personalabbaus in den 20er Jahren waren die Mitgliederzahlen rückläufig. Auch wenn äußere Begleitumstände wie Rationalisierungen bei der Deutschen Reichspost, Personalreformen oder auch neue Besoldungsgesetze die Arbeitssituation des Verbandes erschwerten, substanzielle Probleme entstanden für ihn nicht. In einem krisengeschüttelten Jahrzehnt war es dem Postverband gelungen, auf das berufspolitische Geschehen im Interesse seiner Mitglieder erfolgreich einzuwirken. So kämpfte er beispielsweise entschlossen gegen Entbeamtungstendenzen. Außerdem konnte er in Zusammenarbeit mit anderen Vereinigungen negative Folgen eines Sparprogramms Die Deutsche Postzeitung vom 26. Mai 1933 des von der Reichsregierung beru- 24 120 Jahre DPVKOM Die Zwangsauflösung des Postverbandes 1933 Mit der Machtübertragung an Adolf Hitler am 30. Januar 1933 veränderte sich nicht nur grundlegend die Parteienlandschaft in Deutschland. Im Zuge der sogenannten Gleichschaltung verloren alle Organisati- onen ihre bisherigen Strukturen und wurden in das nationalsozialistische Herrschafts- und Unrechtssystem eingegliedert. So wurden beispielsweise alle Postbeamtenorganisationen am 26. April 1933 zu Die Tagesordnung der Schluss-Verbandstagung des Deutschen Postverband einem „Deutschen Postbund“ zwangsvereinigt. In einem Schreiben vom 17. Mai 1933 an die Mitglieder teilte der Vorsitzende des Postbundes Schneider mit: „Mit der Zusammenfassung der gesamten organisierten Postbeamtenschaft im Deutschen Postbunde auf der Grundlage der Einzelmitgliedschaft hören die bisherigen Fachverbände nach Abwicklung der geschäftlichen Angelegenheiten auf zu bestehen.“ Die nun geschaffene organisationspolitische Lage führte unabdingbar zur organisatorischen Auflösung des Postverbandes, dessen Mitglieder bereits im Rahmen der Einzelmitgliedschaft in die Reichsfachgruppe Post des Deutschen Beamtenbundes überführt worden waren. Am 28. Mai 1933 fand in Berlin dann der 46. ordentliche Verbandstag, der gleichzeitig die Schlussverbandstagung des Deutschen Postverbandes war, statt. Wenige Tage zuvor hatte die Deutsche Postzeitung die Mitgliedschaft über den organisatorischen Umbruch des Deutschen Beamtenbundes und des Deutschen Postverbandes unterrichtet. Es sollten 15 Jahre vergehen, bis der Deutsche Postverband seine Erfolgsgeschichte im Sinne der Beschäftigten weiterschreiben konnte. 25 120 Jahre DPVKOM Auch das ge schah 6. April 1917: Die Vereinigten Staaten erklären Deutschland den Krieg. 9. November 1918: Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann ruft die Republik aus. Kaiser Wilhelm II. wird durch Max von Baden eigenmächtig abgesetzt und überträgt dann auf Friedrich Ebert (SPD) die Geschäfte des Reichskanzlers. Das Deutsche Reich wird Republik. 11. November 1918: Mit Inkrafttreten des Waffenstillstandsabkommens von Compiègne zwischen dem Deutschen Kaiserreich und Frankreich endet der Erste Weltkrieg. Er hat über neun Millionen Menschenleben gefordert. 26 1915 - 1933: 19. Januar 1919: Wahl zur Natio- 31. Juli 1932: Nach der Reichstagsnalversammlung in Deutschland. wahl stellt die NSDAP erstmals die Zum ersten Mal sind Frauen stimm- stärkste Fraktion. berechtigt und auch wählbar. 30. Januar 1933: Adolf Hitler wird 13. Januar 1920: Bei Protesten durch Reichspräsident Hindenburg gegen die Verabschiedung des Be- zum Reichskanzler ernannt. triebsrätegesetzes werden vor dem Berliner Reichstag 42 Demonstran- 2. Mai 1933: Die Gewerkschaften ten von der Sicherheitswehr er- werden in Deutschland verboten. Die SA besetzt Gewerkschaftshäuschossen und 105 verwundet. ser und verhaftet Mitglieder. 24. Oktober 1929: Schwarzer Donnerstag an der New Yorker Börse, 10. Mai 1933: Die Nationalsozialisten gründen die Deutsche ArbeitsBeginn der Weltwirtschaftskrise. front als Einheitsverband der 1931/1932: Die Wirtschaftskrise in Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit Deutschland erreicht ihren Höhe- dem Vermögen der zerschlagenen punkt. Es gibt 70.000 Konkurse Gewerkschaften. Das Streikrecht ist zugleich abgeschafft. und 6 Millionen Arbeitslose. Quelle: Wikipedia 120 Jahre DPVKOM IV. Die Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Beamten erst einmal unter Kollektivverdacht, den nationalsozialistischen Staat unterstützt zu haben. Versuche, Beamtenorganisationen neu zu gründen, stießen zunächst auf unüberwindlich erscheinende Widerstände seitens der Besatzungsmächte. Dessen ungeachtet gab es jedoch Kräfte, die für eine eigenständige Spitzenorganisation der Beamten Partei ergriffen – letztendlich mit Erfolg. So wurde am 29. Januar 1949 die Gewerkschaft Deutscher Beamtenbund gegründet, aus der dann auf einem Vereinigungsdelegiertentag am 21. und 22. März 1950 der Deutsche Beamtenbund (Gewerkschaft der Berufsbeamten) hervorging. Möhle wurde zum ersten Vorsitzenden des Postverbandes gewählt. Bereits einige Jahre zuvor gab es auch im Bereich der Post Bestrebungen, den erfolgreichen Deutschen Postverband neu zu gründen. In der britischen Besatzungszone wurden erste lokale Gruppen gebildet. Besonders engagiert waren hier die Kollegen Fritz Möhle und Mense, die in Minden und Bielefeld Ortsverbände des Beamtenbundes bildeten, denen auch zahlreiche Postler angehörten. Am 26. September 1948 war es dann soweit: In Bielefeld wurde der Deutsche Postverband wiedergegründet. Kollege Satzungsgemäß wurde festgelegt, dass der Deutsche Postverband alle Beamten, Beamtenanwärter und Ruhestandsbeamten sämtlicher Laufbahngruppen bei der Post umfasst. Zweck des Postverbandes war es, die beruflichen, geistigen und wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder zu fördern sowie Einrichtungen zu schaffen, die auf die Wohlfahrt der Mitglieder und deren Angehörigen gerichtet sind. Obwohl von konkurrierender gewerkschaftlicher Seite immer wieder versucht wurde, die Gründung eines „Deutschen Postverbandes“ als Berufsvertretung des Postpersonals zu verhindern, konnte die Forderung nach einer selbstständigen Beamtenorganisation letzten Endes doch umgesetzt werden. Der Vorstand nahm sofort Kontakt zu anderen lokalen Gruppen auf. Ziel war es, den Postverband zu einer bundesweiten Organisation auszubauen. Diese Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Am 18. und 19. November 1949 fand in Minden die erste bundesweite Delegiertenkonferenz mit Vertretern aus 16 OPDBezirken und Berlin statt. Gründungsverbandstag des Deutschen Postverbandes am 26. September 1948. Fritz Möhle wird erster Vorsitzender des neugegründeten Postverbandes. 27 120 Jahre DPVKOM V. Die 50er Jahre: Erfolgreiche Weiterentwicklung des DPV Das Jahr 1950 begann aus verbandspolitischer Sicht mit einem freudigen Ereignis. Im März erschien die erste Ausgabe der Deutschen Postzeitung. Bei den Betriebsratswahlen im gleichen Jahr konnte der DPV einen eindrucksvollen Erfolg erzielen. So wählten den DPV mehr Kolleginnen und Kollegen, als er Mitglieder hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Auseinandersetzungen mit dem gewerkschaftlichen Gegner voll entbrannt. So wurde der DPV nicht nur in Sachfragen angegriffen, sondern seine Vertreter wurden auch persönlich verunglimpft. Dessen ungeachtet hatte der innere Auf- und Ausbau des DPV Priorität in der Arbeit des Verbandsvorstandes. Inzwischen hatten in allen OPD-Bezirken die Bezirksverbände des DPV ihre Arbeit aufgenommen. Durch Gründung weiterer Die erste Ausgabe des Deutschen Postzeitung nach dem Zweiten Weltkrieg erschien im März 1950. Ortsverbände und durch den Aufbau eines Vertrauensleutenetzes war der DPV bundesweit bei den schlossen, dass für die Mitglieder Der Verbandstag am 4. und 5. Juli Dienststellen, den Ämtern und den eine Sterbegeldversicherung einge- 1952, ebenfalls in Bonn, wurde in richtet werden sollte. Darüber hin- einer Zeit durchgeführt, in der wichOPDn der Bundespost vertreten. aus wurde mit dem Kollegen Carl tige berufspolitische EntscheiAm 14. und 15. April 1950 fand Körber ein neuer Vorsitzender ge- dungen, wie zum Bundesbeamtendann der erste bundesweite Ver- wählt. Verbands- und organisations- gesetz, zum Personalvertretungsgebandstag in Bonn statt. Dieser be- politisch ging es mit dem setz oder zum Postverwaltungsgeschloss eine neue Satzung, mit der Deutschen Postverband weiter berg- setz getroffen werden mussten. unter anderem festgelegt wurde, auf. Die Mitgliederzahlen stiegen Zum ersten Ehrenmitglied des DPV dass der Verband seinen Sitz in an und die Bezirksverbände bauten wurde damals Kollege Möhle ernannt. Köln hat. Außerdem wurde be- ihre Organisationsstrukturen aus. 28 120 Jahre DPVKOM Deutscher Postverband verlagert den Sitz von Köln nach Bonn Gruppenbild mit Männern: Der Bundesfrauenvertretertag 1984 in Limburg. Die erste Frauentagung fand jedoch schon 1952 statt. Erster Frauentag des DPV Im gleichen Jahr, und zwar am 29. und 30. November fand dann auch die erste Frauentagung des DPV statt. Rund 100 Delegierte und Gastdelegierte waren hierzu nach Hamburg angereist. Auf der Tagesordnung standen dabei Themen wie die Gleichberechtigung der Frau, Entlassung der verheirateten Beamtinnen oder auch Dienstpostenbewertung und Besoldung der weiblichen Bediensteten. Um der Frauenarbeit auch im Verbandsvorstand eine starke Stellung einzuräumen, wurde auf dem DPV-Verbandstag 1954 in Bonn die Kollegin Ella Ebert zur stellvertretenden Verbandsvorsitzenden gewählt und beim Verbandsvorstand ein Frauenreferat gebildet. Eine entsprechende Satzungsänderung hatte den Zweck, einerseits die Frauenarbeit im Verbandsvorstand zu institutionalisieren. Andererseits sollte dem Verbandsvorstand in den spezi- fischen Frauenfragen eine kompetente und starke Stütze geschaffen werden. Wenige Jahre später wurde den DPV-Frauen Sitz und Stimme im Verbandsvorstand eingeräumt. Heute ist insbesondere die Mitarbeit der Frauenvertretung in der berufs- und verbandspolitischen Arbeit nicht mehr wegzudenken. Nach der Verabschiedung des Bundespersonalvertretungsgesetzes im Jahre 1955 wurden ein Jahr später erstmals die Personalräte für den Hauptpersonalrat, die Bezirkspersonalräte und die örtlichen Personalräte gewählt. Danach waren alleine in den Bezirkspersonalräten mehr als 100 Vertreter des DPV vertreten. Ein weiteres wichtiges Ereignis für den Postverband war der Bezug des neu erbauten, eigenen Verbandshauses in der Schaumburg-LippeStraße 5 in Bonn zur Jahreswende 1955/1956. Dort hat die Bundesgeschäftsstelle der DPVKOM auch heute noch ihren Sitz. Gleichzeitig wurde der organisatorische Aufbau des DPV vervollständigt. So war neben der Frauengruppe auch die DPV-Jugend nach dem Verbandstag 1956 aufgebaut und mit satzungsrechtlichen Richtlinien Seit 1955 hat der Deutsche Postverband seinen Sitz in Bonn. 29 120 Jahre DPVKOM ausgestattet worden. Letztgenannte firmierte zunächst unter dem Namen „Jugendgruppe des Deutschen Postverbandes“ und wurde erst später in „Deutsche Postverbands-Jugend“ respektive Junge Gewerkschafter umbenannt. Die innergewerkschaftliche Diskussion über die Schaffung einer eigenständigen Jugendorganisation innerhalb des DPV hatte schon nach der Wiedergründung des DPV 1948 begonnen. Dies wurde für notwendig gehalten, um der jüngeren Generation ein eigenes Betätigungsfeld für die Lösung der vielschichtigen Probleme zu geben. Anerkennung als Tarifpartner Ende der 50er Jahre startete die Verbandsspitze ein Aktivierungsprogramm, um eine breitere Basis für ihr Wirken zu schaffen. In diesem Zusammenhang stellte sich auch die Frage nach der Tarifpartnerschaft für den DPV. Der DPV hatte sich schon seit 1954 bemüht, als Tarifpartner für das Tarifpersonal der Deutschen Bundespost anerkannt zu werden. Wurde dies zunächst unter anderem mit dem Hinweis auf den angeblich zu geringen Anteil der im DPV organisierten Tarifkräfte abgelehnt, zahlte sich der Einsatz und die HartnäckigLandesverband Saar tritt dem keit der Verbandsspitze letztendlich aus. Nachdem ein außerordentlicher DPV bei Verbandstag im Juni 1959 einer für Der DPV Saar wurde am 4. Mai die Anerkennung als Tarifpartner 1957 als Landesverband Saar in erforderlichen Satzungsänderung den Postverband überführt. Im glei- zugestimmt hatte, war es am 25. chen Jahr wurde auch die Wirt- November 1959 soweit. Der Bunschafts-GmbH des DPV gegründet. despostminister erkannte den DeutDie Wirtschafts-GmbH führt für die DPVKOM auch heute noch bestimmte Geschäfte durch. Ihre Hauptaufgabe ist die Herausgabe des DPVKOM Magazins. schen Postverband als Tarifpartner an und erklärte sich bereit, mit dem Verband ab sofort Anschlusstarifverträge abzuschließen. Bereits Anfang des Jahres hatten der DPV und die Christliche Gewerkschaft des Post- und Fernmeldepersonals (CGP) eine Vereinbarung über die Bildung einer Tarifgemeinschaft DPV/CGP abgeschlossen. Etwa ein Jahr später, im Januar 1960, fand dann die konstituierende Sitzung der Tarifgemeinschaft statt, in der die Bildung der Tarifgemeinschaft zum 1. Februar 1960 beschlossen wurde. Mit der Anerkennung der Tarifgemeinschaft als vollwertiger Tarifpartner durch das Bundespostministerium im Jahre 1960 hatte der DPV nach jahrelangem, hartnäckigem Ringen die Verhandlungstarifpartnerschaft für den Abschluss von Tarifverträgen für die Angestellten und Arbeiter der Deutschen Bundespost erreicht. Beim Verbandstag 1958 in Bonn gab es dann einen erneuten Wechsel an der Spitze des DPV. Da Kollege Körber aus Altersgründen nicht wieder kandidierte, wurde er vom Kollegen Hugo Alletter als Vorsitzender abgelöst. Vertreter der neu gegründeten Tarifgemeinschaft DPV/CGP bei Verhandlungen mit dem Arbeitgeber. 30 120 Jahre DPVKOM Auch das geschah 1 14. März 1949: In ihrem Amtsblatt informiert die Deutsche Bundespost über die Gründung des Posttechnischen Zentralamts in Darmstadt. Die neue Behörde beeinflusst maßgeblich Entwicklungen im deutschen Postwesen, etwa die spätere Einführung von Postleitzahlen. 23. Mai 1949: Verkündung des Grundgesetzes durch den Parlamentarischen Rat. 15. September 1949: Konrad Adenauer wird erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. 7. Oktober 1949: Die Gründung der DDR erfolgt durch die Konstituierung des 2. Deutschen Volksrats der Sowjetischen Besatzungszone 949 - 1959 : als Provisorische Volkskammer. lin auf Postsendungen geklebt werZum ersten Ministerpräsident wird den. Das Aufkommen aus der nach Otto Grotewohl gewählt. der Berlin-Blockade eingeführten Notopfermarke sollte die wirtschaft6. September 1953: Bei der Bun- liche Not Westberlins verringern destagswahl wird die Union stärks- helfen. te Fraktion, Konrad Adenauer wird als Kanzler bestätigt. 15. September 1957: Bei der Bundestagswahl erreichen die Unions1954: Erstmals wird Weihnachts- parteien mit 50,2 Prozent der geld im Öffentlichen Dienst gezahlt. Zweitstimmen die absolute Mehrheit. Adenauer bleibt Bundeskanz4. Juni 1955: Im Bezirk Dresden ler. setzt die Deutsche Post der DDR erstmals die Röntgentechnik ein, 1. Juli 1958: In der Bundesrepublik um aus der Bundesrepublik Deutschland tritt das GleichstelDeutschland stammende Pakete in- lungsgesetz in Kraft, wonach Frauhaltlich zu kontrollieren. en fortan einen Beruf auch ohne die Zustimmung des Ehemannes ausü31. März 1956: Letztmals müssen ben dürfen. in der Bundesrepublik Deutschland Steuermarken für das Notopfer BerQuelle: Wikipedia 31 120 Jahre DPVKOM VI. Die 60er Jahre: DPV schließt zahlreiche Tarifverträge ab und erzielt Einkommensverbesserungen Zu Beginn der 60er Jahre bildete die Verbesserung der Einkommensverhältnisse den Schwerpunkt der gewerkschaftlichen Arbeit. Hier gelang es dem DPV, eine annähernde Angleichung der Beamtenbesoldung an die allgemeine Einkommensentwicklung durchzusetzen. Darüber hinaus bestimmte der „Kampf um die Planstellen“ die Gewerkschaftspolitik des Verbandes in diesen Jahren. Die Personalverhältnisse bei der Deutschen Bundespost waren zu diesem Zeitpunkt unzumutbar. In den Betriebsdiensten herrschte Personalnot. Auch in dieser Frage konnte der DPV einen Erfolg verbuchen. So wurden in den Haushaltsplänen der Bundespost für die Jahre 1960 bis 1963 neue Planstellen geschaffen. Auf dem Gebiet der Tarifarbeit war der DPV in den Jahren 1963/64 ebenfalls im Interesse seiner Mitglieder erfolgreich. So schloss er nicht nur mehr als 30 Tarifverträge in dieser Zeit ab, sondern setzte auch den Sozialzuschlag für die Arbeiter der Deutschen Bundespost durch. Damit wurde eine Grundsatzforderung aus dem Gründungsstatut der Tarifgemeinschaft erfolgreich umgesetzt. Im März 1965 erfolgte dann ein Führungswechsel an der Spitze des 32 Postverbandes. Nachdem der bisherige Vorsitzende Alletter Ende 1964 seinen Rücktritt erklärt hatte, wurde auf einem außerordentlichen Verbandstag am 12. und 13. März 1965 der Kollege Johannes Minde zu seinem Nachfolger gewählt. endlich im Ansatz geregelt und umgesetzt. Auch im Bereich der Deutschen Bundespost wurden Ziele des DPV zur Entschärfung der Stellenplansituation erfüllt. Die berufsund verbandspolitischen Bemühungen des DPV zeigten Erfolge. Berufspolitisch verlief das Jahr Dies galt auch für die Personalrats1965 recht erfolgreich. So trat unter wahlen im Jahre 1966. So konnte anderem ein Gesetz über die Ge- der DPV Stimmengewinne bei den Vollbesetzte Reihen beim Gewerkschaftstag des DPV 1963 in Wiesbaden. währung einer jährlichen Sonderzuwendung ebenso in Kraft wie die Änderungsverordnung über die Gewährung von Jubiläumszuwendungen oder das zweite Vermögensbildungsgesetz. Mit den gesetzlichen Neuregelungen wurden langjährige Forderungen des DPV nun Beamten, Angestellten und Arbeitern für sich verbuchen und somit Sitze in den Personalräten hinzugewinnen. Die gute und engagierte Arbeit des Postverbandes war sicherlich ein Hauptgrund für diesen Wahlerfolg. 120 Jahre DPVKOM DPV wird Gründungsmitglied von EUROFEDOP Im gleichen Jahr wurde in Wien eine europäische Föderation der Öffentlich Bediensteten (EUROFEDOP) gegründet. Der Postverband erkannte schon früh, dass Postund Telekommunikationspolitik nicht nur eine nationale Angelegenheit ist, und wurde folgerichtig Gründungsmitglied dieser europäischen Vereinigung. Auf dem Verbandstag des DPV 1968 in Göttingen wurden zwei Satzungsänderungen beschlossen, die die verbandspolitische Konzeption des Verbandes untermauerten. So wurde der Name des DPV in „Deutscher Postverband im Deutschen Beamtenbund – Gewerkschaft des Post- und Fernmeldepersonals“ geändert und auf den Zusatz e.V. verzichtet. Zum anderen wurde die Dauer der Amtszeitperiode für die Vorstände von drei auf vier Jahre verlängert. Kollege Minde wurde im Amt des Vorsit- zenden bestätigt. In den folgenden Jahren setzte sich der DPV insbesondere im Bereich der Besoldung und des Beamtenrechts erfolgreich für zahlreiche Verbesserungen ein. So wurde nicht nur die jährliche Sonderzuwendung kontinuierlich erhöht, sondern auf Betreiben des Deutschen Beamtenbundes und des DPV erstmals auch die Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung für Beamtinnen eingeführt. Darüber hinaus konnten Arbeitszeitverkürzungen für die Bundesbeamten durchgesetzt werden. Der DPV war 1966 Gründungsmitglied von EUROFEDOP und vertrat damals wie heute die Interessen der Beschäftigten der Post- und Telekommunikationsbranche auf internationaler Ebene. 33 120 Jahre DPVKOM Auch da s gescha h 1960 - 1969: 13. August 1961: Baubeginn der Berliner Mauer zurück. Ludwig Erhard wird zweiter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. 17. September: Bei der Bundestagswahl 1961 verliert die CDU ihre absolute Mehrheit. Konrad Adenauer bleibt dennoch Bundeskanzler. 12. Mai 1966: In Uetze stellt die Deutsche Bundespost den Betrieb der letzten Handvermittlungsstelle für innerdeutsche Gespräche ein. Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger ihre Arbeit. 21. Oktober 1969: Willy Brandt wird nach dem Sieg seiner SPD bei den Bundestagswahlen am 28. September vom Bundestag zum Bundeskanzler gewählt. 7. Dezember 1962: Ein Mindestur- 30. November 1966: Bundeskanz- November 1969: Gründung des laub von 15 Tagen wird in der Bun- ler Ludwig Erhard reicht den Rück- ARPANET, dem Vorläufer des Indesrepublik Deutschland festgelegt. tritt ein. Einen Tag später beginnt ternets die erste Große Koalition aus Quelle: Wikipedia 15. Oktober 1963: Konrad CDU/CSU und SPD unter dem Adenauer tritt als Bundeskanzler 34 120 Jahre DPVKOM VII. Die 70er Jahre: DPV begleitet strukturellen Wandel bei der Deutschen Bundespost Im Mai 1972 fand der 12. Verbandstag des DPV in Saarbrücken zu einer Zeit des strukturellen Wandels in vielen Dienstzweigen der Deutschen Bundespost statt. Die Berufsbilder der Beamten, Angestellten und Arbeiter veränderten sich stetig, Rationalisierung und Automation standen auf der Tagesordnung. Vor diesem Hintergrund beschlossen die Delegierten des Verbandstages nicht nur rund 400 Anträge, sondern auch ein Aktionsprogramm mit dem Titel „Recht und Freiheit sind unsere Maßstäbe“. Darin sprach sich der DPV unter anderem gegen eine Privatisierung oder Loslösung einzelner Dienstzweige aus dem Verbundbetrieb Deutsche Bundespost aus und forderte die Stärkung der Mitbestimmung der Personalräte in personellen und sozialen Angelegenheiten. Postverband lehnt Privatisierung öffentlicher Aufgaben strikt ab Bis Mitte der 70er Jahre legte der Postverband sein Hauptaugenmerk auf die Erarbeitung von Grundlagen, die ihn zur Mitarbeit an den Reformen, wie zum Beispiel des öffentlichen Dienstrechts, im Sinne der Beschäftigten befähigten. Seine Stimme erhob er insbesondere auch in der zunehmenden öffentlichen Diskussion über die Privatisierung öffentlicher Aufgaben, von der auch die Postdienste betroffen sein sollten. In dieser Frage bezog der Postverband klar Stellung: Seiner Auffassung nach hatte die Bundespost eine gemeinwirtschaftliche Verpflichtung, die sich auch aus dem Grundgesetz ergab. Eine Privatisierung lehnte er ab. Verteuerung des Lebensstandards betroffene Familien mit Kindern besserzustellen. Die Erfolge des DPV in der Tarifarbeit der ersten Hälfte des Jahrzehnts konnten sich ebenfalls sehen lassen. So setzte die TarifgemeinEinkommenserhöhungen schaft durch, die die Steigerung der Leabetwas benshaltungskosten milderten. Hierzu musste sie jedoch auch Mittel des Arbeitskampfes anwenden, zum Beispiel in der Tarifrunde 1974, als sich 82 Prozent der in der Tarifgemeinschaft organisierten Arbeitnehmer für einen Streik ausgesprochen hatten. Außerdem gelang es dem DPV gemeinsam mit dem Beamtenbund, die Arbeitszeit für die Tarifbeschäftigten und für die Beamten von 42 auf 40 Wochenstunden zu verringern. Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation im Jahre 1973 führte dann dazu, dass insbesondere im öffentlichen Dienst Sparmaßnahmen umgesetzt werden sollten. Es drohten gravierende Einschränkungen in den Besitzständen der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes. Dessen ungeachtet bemühte sich der DPV bei den Besoldungserhöhungen zu Beginn und Mitte der 70er Jahre mit Erfolg darum, Unebenheiten im Besoldungsrecht zu beseitigen und durch strukturelle Maßnahmen teilweise einen Ausgleich der Inflation zu erreichen. Dabei ging es dem DPV Auf Betreiben des Postverbandes vorrangig auch darum, durch infla- wurden in diesem Zeitraum nicht tionäre Entwicklungen und von der zuletzt auch Rationalisierungs- Der DPV-Bundesvorsitzende Johannes Minde (Bildmitte) bei der Anhörung im Deutschen Bundestag zur Novellierung des Bundespersonalvertretungsgesetzes im Jahre 1973. 35 120 Jahre DPVKOM schutzbestimmungen für Beamte und Tarifkräfte vereinbart. Die erforderliche Novellierung des Bundespersonalvertretungsgesetzes wurde durch den DPV ebenfalls konstruktiv begleitet. Zahlreiche Forderungen des DPV, wie zum Beispiel hinsichtlich der Erweiterung der Beteiligungsrechte der Personalräte, konnten in das Gesetz eingebracht und verwirklicht werden. Es war ein Erfolg der gewerkschaftlichen Arbeit des DPV, der nach jahrelangen Debatten, zahlreichen Gesprächen mit Fraktionen und Politikern und nach Anhörungen im Deutschen Bundestag eine bessere Interessenvertretung der Beschäftigten bei der Deut- Auch d schen Bundespost erreichen konnte. Diese erfolgreiche Arbeit schlug sich auch im Ergebnis der Personalratswahlen 1973 nieder. Sie brachten für den DPV deutliche Gewinne im Hauptpersonalrat, den Bezirksund örtlichen Personalräten. Das gute Ergebnis konnte bei den Personalratswahlen 1976 noch einmal verbessert werden. Zukünftig Gewerkschaftstag statt Verbandstag Beim Verbandstag 1976 in Kiel bekräftigte der DPV die Forderung nach der laufenden Anpassung der Einkommen an die allgemeine Einkommensentwicklung. Ferner setzte er sich für zeit- und leistungsge- as gesc hah 197 1. Januar 1971: In der Bundesrepublik Deutschland werden Arbeiter den Angestellten gleichgestellt und erhalten nun ebenfalls Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. 1971: Postkrieg zwischen der Bundesrepublik und der DDR wegen der DDR-Briefmarken „Antifaschistischer Schutzwall“, „Mahnmal Wiltz“ und „Unbesiegbares 0 - 1979 rechte Zulagen ein und erneuerte seine Forderungen nach ausreichendem Erholungsurlaub und einer weiteren Humanisierung der Arbeit. Im Mittelpunkt der Beratungen standen demnach das Beamten- und Arbeitsrecht und die Forderungen zur Besoldungs- und Tarifpolitik. Eine Satzungsänderung bestimmte, dass der Verbandstag zukünftig Gewerkschaftstag heißen sollte. Darüber hinaus verabschiedeten die Delegierten neben einem neuen Grundsatzprogramm auch ein Aktionsprogramm. Beide Programme verdeutlichten den Reformkurs des Postverbandes und setzten wichtige Signale für die mittelfristigen Aktivitäten des Verbandes. : Vietnam“. Offizielle Schmuckumschläge zu den DDR-Markenausgaben werden von der Bundesrepublik zurückgeschickt. 19. November 1972: Bei vorgezogenen Parlamentswahlen wird die SPD unter Willy Brandt erstmals zur stärksten Bundestagsfraktion. Willy Brandt wird ein zweites Mal Bundeskanzler. 6. Mai 1974: Willy Brandt tritt als Bundeskanzler wegen der Spionage-Affäre um Günter Guillaume zurück. Helmut Schmidt wird sein Nachfolger. 3. Oktober 1976: Wahlen zum Deutschen Bundestag: Sieg für Bundeskanzler Helmut Schmidt, Niederlage für Helmut Kohl Quelle: Wikipedia 36 120 Jahre DPVKOM VIII. Die 80er Jahre: Kampf gegen die Privatisierung Beim 14. Gewerkschaftstag des Verfügung stand, wurde Heinrich DPV lehnt Privatisierung strikt DPV 1980 in Dortmund stand die Höffgen zum neuen Bundesvorsit- ab Beratung über rund 600 Anträge zenden gewählt. und ein Aktionsprogramm auf der Die folgenden Jahre standen dann dem Regierungswechsel ganz im Zeichen der Diskussion Tagesordnung. Dort formulierte der Mit DPV-Vorsitzende Johannes Minde 1982/1983 lebte die Diskussion und Auseinandersetzung über die Schwerpunkte der Gewerkschafts- über die Privatisierung der Deut- Abschaffung des Monopols und zur arbeit. Dazu zählten unter anderem schen Bundespost erneut auf. Dabei Neustrukturierung der Deutschen die Zusammenarbeit mit dem Be- wurde das Postmonopol von interes- Bundespost, zu der der DPV immer amtenbund, den politischen Par- sierten Kreisen als nicht mehr zeit- eindeutig Stellung bezogen hat. teien und anderen gesellschaft- gemäß angesehen. Beim 15. Der 16. ordentliche Gewerkschaftslichen Gruppen, aber auch der Gewerkschaftstag 1984 in Berlin tag des DPV 1988 in Limburg war Kampf gegen Privatisierungsten- bekräftigte der wiedergewählte bereits geprägt durch die parlamendenzen und die Forderung nach der Bundesvorsitzende Höffgen die For- tarischen Beratungen über die Übernahme neuer Bereiche der derung nach einem Verbleiben der Postreform. Ziel des DPV war es, Fehlentwicklungen bei der Post zu verhindern. Hierfür musste nach Auffassung des DPV der Monopolbereich der Bundespost geschützt und die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Eine Privatisierung der Bundespost lehnte der DPV jedenfalls strikt ab. Die Deutsche Bundespost müsse vielmehr als Verwaltung in organisatorischer, finanzieller und personeller Einheit für das Post-, Postbank- und Fernmeldewesen bestehen bleiben. Unterstützung bei seiner Forderung nach einer einheitlichen BundesJohannes Minde gratuliert Heinrich Höffgen, seinem Nachfolger im Amt des Bundesvorsitzenden, beim Gewerkschaftstag 1980 zur Wahl. post erhielt der DPV von EUROFEDaseinsvorsorge. Der Postverband Netzträgerschaft bei der Post und DOP. Auch der Beamtenbund forderte nach wie vor eine personal- sprach sich gegen eine Auflocke- stellte sich an die Seite des DPV. freundliche Post, weil sie nur da- rung des Postmonopols aus. Gleich- Gemeinsames Ziel war es, die Post durch auch eine leistungsfähige zeitig forderte er die Beteiligung als leistungsstarke, wirtschaftlich der Beschäftigten an den Rationali- gesicherte und dem Gemeinwohl Post sei. sierungsgewinnen bei der Post und verpflichtete öffentliche EinrichDa Minde aus privaten Gründen der allgemeinen Einkommensent- tung zu erhalten und fortzuentwickeln. nicht mehr für eine Wiederwahl zur wicklung. 37 120 Jahre DPVKOM DPV setzt sich erfolgreich für die Beamten und die Tarifkräfte ein Auch in den 80er Jahren war der Postverband erfolgreich für seine Mitglieder und die Beschäftigten der Deutschen Bundespost tätig. So gelang es ihm beispielsweise, Verbesserungen im Bemessungssystem oder auch bei den Laufbahnen und dem Verwendungsaufstieg durchzusetzen. Die in den Jahren zuvor beobachtbaren Tendenzen der Entbeamtung konnten durch den Einsatz des DPV und des Beamtenbundes gestoppt werden. Mit harten Bandagen musste er auch im Bereich des Besoldungsrechts und der Besoldungspolitik kämpfen. Angesichts der immer größer werdenden Defizite der öffentlichen Haushalte zu Beginn der 80er Jahre war die immer wieder vom DPV geforderte Anpassung der Besoldung und Versorgung an die allgemeine Einkommensentwicklung kaum zu ermöglichen. Trotz der rigiden Sparpläne der Bundesregierung zu Beginn der 80er Jahre gelang es dem DPV, das Inkrafttreten wesentlicher Bestandteile des Horrorkatalogs, der insbesondere die Beamten des mittleren und einfachen Dienstes getroffen hätte, zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt mobilisierte der DPV alle erdenklichen Kräfte, um die Sonderopfer für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes abzuwenden – mit Erfolg. Durch das Wirken des DPV und des Beamtenbundes wurde ein großer Teil der Sparmaßnahmen nicht realisiert. Für die Tarifkräfte konnte der DPV zahlreiche Tarifverträge abschließen. Dabei wurden auch immer wieder soziale Komponenten für die unteren und mittleren Einkommensgruppen vereinbart. Dass der DPV immer realistische Forderungen und an den Mitarbeiterinteressen orientierte Tarifforderungen erhob, war auch der Tatsache geschuldet, dass er im Vorfeld jeder Tarifrunde eine Befragungsaktion bei den Beschäftigten der Deutschen Bundespost durchführte. Bei seinen Tarifforderungen beschränkte sich der DPV keinesfalls auf monetäre Inhalte. Auch die Themen Vorruhestandsregelung oder Arbeitszeitverkürzung standen auf der tarifpolitischen Agenda des Postverbandes in dieser Zeit. Um die Tarifforderungen zu untermauern, führte der Postverband in der Tarifrunde 1988 mehrere Warnstreiks durch. Darüber hinaus zeichnete sich die Gewerkschaftsarbeit in den 80er Jahren erneut durch zahlreiche Schulungen von Neumitgliedern, Personalräten oder auch Mitarbei- tern in Führungspositionen aus. Damit wurde der DPV auch weiterhin seinem Anspruch gerecht, die berufliche Weiterbildung der Mitglieder zu fördern und zu unterstützen. Dies geschah unter anderem durch die Fachschulen des Deutschen Postverbandes. Insbesondere neue Dienste, Arbeitsmethoden und Arbeitsabläufe sowie Organisationsformen erforderten es, dass auch Mitarbeiter des DPV mit den entsprechenden Entwicklungen und den gewerkschaftlichen Positionen hierzu vertraut gemacht wurden. Beim Gewerkschaftstag 1988 in Limburg gab es dann erneut einen Wechsel an der Spitze des Postverbandes. Heinz Berlage löste Heinrich Höffgen als Bundesvorsitzenden ab. Zentrale Bedeutung hatte auch die beim Gewerkschaftstag beschlossene Entschließung des DPV zur Postreform. In dem 10Punkte-Programm kritisierte der Postverband die der Zerschlagung der Post zugrunde liegende Gesetzesvorlage auf das Schärfste. Heinz Berlage (r.) im Gespräch mit dem damaligen Postminister Christian Schwarz-Schilling (l.) 38 120 Jahre DPVKOM Gleichzeitig stellte er zahlreiche Forderungen und unterbreitete Vorschläge, wie die Deutsche Bundespost zukunftsfähig gemacht werden könne. Durch Stellungnahmen, Anhörungen und zahlreiche Aktivitäten nahm der Postverband Einfluss auf die Gesetzesvorlage und konnte somit wichtige Änderungen im Sinne der Beschäftigten durchsetzen. Trotz aller Bemühungen konnte er jedoch nicht verhindern, dass die Postreform I letzten Endes vom Parlament beschlossen wurde. Auch da Ein Jahr später, am 1. Juli 1989, trat dann das „Gesetz zur Neustrukturierung des Post- und Fernmeldewesens und der Deutschen Bundespost“ in Kraft. Die Einheit der Bundespost war damit zerschlagen. Außerdem wurde das bisherige Fernmeldemonopol der Deutschen Bundespost erheblich eingeschränkt. Der DPV musste nun die Interessenvertretung der Beschäftigten unter völlig geänderten Vorzeichen wahrnehmen. Sein erstes Ziel lautete, eine möglichst nahtlose Überleitung der s gescha 3. Januar 1980: Die Deutsche Bundespost führt für Ortsgespräche am Telefon den Acht-Minuten-Takt ein. 1. Oktober 1982: Helmut Kohl (CDU) wird nach einem konstruktiven Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) zum neuen Regierungschef gewählt. 6. März 1983: Bei den vorgezogenen Neuwahlen zum 10. Bundestag ziehen zum ersten Mal die Grünen mit 5,6 Prozent der Stimmen in den Bundestag ein. Helmut Kohl bleibt Bundeskanzler. h 1980 - dienst- und tarifrechtlichen Regelungen sicherzustellen, damit eine Schlechterstellung bestimmter Beschäftigter oder Gruppen ausgeschlossen wird. Aus Sicht des Postverbandes waren mit der sogenannten Postreform I zahlreiche Nachteile verbunden. Er befürchtete unter anderem zurecht, dass sie den Rückzug der Post aus der Fläche beschleunige und den Rationalisierungsdruck auf die Beschäftigten erhöhe. Diese Befürchtungen haben sich im Nachhinein als richtig erwiesen. 1989: 6. Januar 1984: Die Deutsche Bun- 7. September 1987: Erich Honedespost stellt die Nachtleerungen cker besucht als erster DDR-Staatschef die Bundesrepublik aus ihren Briefkästen ein. Deutschland. 19. November 1984: Der Chaos Computer Club dringt in das BTX- 11. September 1989: Ungarn öffSystem der Deutschen Bundespost net seine Grenze zu Österreich, ein, überweist 135.000 Mark auf Deutsche aus der DDR gelangen sein eigenes Konto und meldet an- hier in den Westen. schließend den Vorfall. 9. November 1989: Öffnung der 25. Januar 1987: Bei der Bundes- Berliner Mauer und der innerdeuttagswahl in Deutschland wird die schen Grenze Regierungskoalition aus CDU/CSU Quelle: Wikipedia und FDP in ihrem Amt bestätigt. 39 120 Jahre DPVKOM IX. Die 90er Jahre: Aus DPV wird DPVKOM Am 1. Januar 1990 begannen die drei eigenständigen Unternehmen Postdienst, Telekom und Postbank ihre Arbeit. Die Neustrukturierung brachte erhebliche Veränderungen mit sich – auch für den DPV. Er sah in dieser Postreform I vor allem eine Zerschlagung der ehemaligen einheitlichen Bundespost. Die Folgen dieser politischen Entscheidung hatten in erster Linie die Beschäftigten und die Bürger zu tragen, indem Arbeitsplätze verloren gingen und die Kosten für Postdienstleistungen auf die Bürger verlagert wurden. Die Realität infolge der umstrukturierten Bundespost war zunächst wesentlich drastischer als der Postverband sie befürchtet hatte. So verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der drei Unternehmen Postdienst, Postbank und Telekom. Außerdem wurden insbesondere bei den Personalkosten drastische Einsparungen vorgenommen. Auch zu diesem Zeitpunkt bezog der Postverband klar Stellung: Er lehnte die zunehmend lauter werdenden Forderungen nach einer vollständigen Privatisierung der Postunternehmen und deren Umwandlung in Aktiengesellschaften rigoros ab. Doch nicht nur die Umstrukturierung der Deutschen Bundespost, auch der Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung hatten weitreichende Auswirkungen auf die Arbeit des Postverbandes. Be- 40 Mitglieder des Vorstandes des Landesverbands Ost 1990 sonders erfreulich war, dass der Deutsche Postverband im 100. Jahr seines Bestehens im September 1990 endlich wiedervereinigt werden konnte. Zuvor war im Mai 1990 eine unabhängige Gewerkschaft Postverband der DDR gegründet worden. Die Aufbauarbeit, die in diesen Jahren geleistet wurde, war immens. Neben der Vereinigung der beiden Gewerkschaften mussten auch die beiden Postverwaltungen in Ost und West zusammengelegt werden, was aufgrund der unterschiedlichen Strukturen und Dienstleistungsangebote eine gewaltige Aufgabe darstellte. Außerdem mussten unterschiedliche Tarif- und Entlohnungsstrukturen vereinheitlicht werden. Im Laufe der Zeit wurden zahlreiche Tarifverträge, die westlichen Tarifstandard festschrieben, für die Beschäftigten in den neuen Bundesländern und dem Ostteil von Berlin abgeschlossen. Übertragen wurde auch der Rationalisierungsschutztarifvertrag. Gleichzeitig setzte sich der Postverband dafür ein, dass Arbeitskräfte der Deutschen Post als Beamte übernommen wurden. Die Tarifarbeit des DPV wurde durch die Umstrukturierung der Deutschen Bundespost wesentlich komplizierter und arbeitsintensiver. Dabei hatten sich die Aktivitäten auf dem Gebiet der Tarifpolitik in den Jahren zuvor bewährt. Seit der Gründung der Tarifgemeinschaft im Jahre 1960 konnte der DPV mehr als 400 Tarifverträge mit den Unternehmen der Deutschen Bundespost erfolgreich abschließen. Es wurden zahlreiche Verbesserungen für die Beschäftigten erzielt. Die Entschlossenheit des DPV, Verbes- 120 Jahre DPVKOM serungen auch für die Beschäftigten im Osten zu erreichen, zeigt unter anderem ein Streik im Jahre 1991 zur Durchsetzung einer Teuerungszulage für das Beitrittsgebiet. Dabei kam es zu Arbeitsniederlegungen in Berlin, MecklenburgVorpommern und Thüringen. Dem Postverband gelang es jedenfalls, in relativ kurzer Zeit fast das komplette Tarifsystem der Postbeschäftigten im Westen auf die Postler im Osten zu übertragen. Wechsel an der Spitze des DPV Beim 17. Gewerkschaftstag des DPV im Jahre 1992 in Aachen, dem ersten gesamtdeutschen Gewerkschaftstag, wurde Willi Russ zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er löste Heinz Berlage ab. Die Folgejahre waren für die Beschäftigten der Postnachfolgeunternehmen mit dramatischen Änderungsprozessen verbunden. 1995 begann durch die Umwandlung der Deutschen Bundespost in drei eigenständige Aktiengesellschaften ein neues postalisches Zeitalter. Da diese Postreform II nicht verhindert werden konnte, setzte sich der DPV für akzeptable berufliche Chancen der Beschäftigten in den Aktiengesellschaften ein. Aufgrund des Einsparungsdrucks und der fortgesetzten Rationalisierung stand er dabei vor enormen Herausforderungen. In der öffentlichen Auseinandersetzung über die Postreform II konnte der Postverband seine Standpunkte einer breiten Öffentlichkeit Um Verbesserungen für ihre Mitglieder zu erzielen, scheute der DPV auch vor Arbeitskampfmaßnahmen nicht zurück. darlegen. Er lehnte die Aktiengesellschaft als Unternehmensform ab und plädierte stattdessen für das Organisationsmodell einer Anstalt des öffentlichen Rechts. Dem Postverband gelang es, im Gesetzgebungsverfahren des Jahres 1994 zahlreiche Verbesserungen durchzusetzen. So wurde im Gesetz beispielsweise aufgenommen, dass der soziale Besitzstand eines Beschäftigten gewahrt bleiben soll. Zahlreiche Umstrukturierungen bei Post, Postbank und Telekom Zahlreiche neue Betriebskonzepte im Bereich der Deutschen Post AG führten nicht nur zu einer erheblichen Verunsicherung der Beschäftigten, sondern erschwerten auch die Arbeit des Postverbandes. Schließlich waren die neuen Strukturen in den Bereichen der Fracht, der Briefpost oder auch bei den Postfilialen mit Kostensenkungen und damit häufig mit einem Personalminderbedarf verbunden. Daneben stellte die Post 1998 eine neue „Vertriebs- und Filialstrategie“ vor, die insbesondere die Aufgabe eigen- betriebener Postfilialen und in diesem Bereich den Ausbau mit Kooperationspartnern vorsah. Hiergegen machte die DPVKOM mobil und sammelte für den Erhalt der Postfilialen an einem Tag mehr als 20.000 Unterschriften. Aber auch bei der Telekom wurden weitreichende Veränderungen eingeleitet. Dazu zählten unter anderem die Neuorganisation des Vertriebs und die Umstrukturierung des Kundendienstbereiches. Die Privatkunden- und Geschäftskundenbereiche wurden strikt getrennt, regionale Niederlassungen wurden gebildet. Die Gründung zahlreicher Tochterunternehmen verunsicherte und demotivierte das Personal. Erschwerend kam hinzu, dass 1998 sowohl das Sprachdienstmonopol als auch das Netzmonopol wegfielen. Dessen ungeachtet konnte der Postverband erreichen, dass beispielsweise die Beschäftigten in den neuen Gesellschaften keine Verschlechterungen ihrer beruflichen und finanziellen Anwartschaften erleiden mussten. Dennoch wurden auch im Bereich der Telekom zahl- 41 120 Jahre DPVKOM reiche Rationalisierungs- und Personalabbaumaßnahmen umgesetzt. Dem Postverband war es dabei zu verdanken, dass mit dem Abschluss von Tarifverträgen unter anderem auch betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden konnten. Im Bereich der Postbank hat sich der DPV in dieser Zeit vehement dafür eingesetzt, dass das Unternehmen das volle Spektrum an Bankdienstleistungen abdeckt, um wettbewerbsfähig zu sein. Gleichzeitig gelang es dem DPV, Mitarbeiterkonditionen für das Personal der Postbank zu vereinbaren. Darüber hinaus machte er sich erfolgreich dafür stark, dass Personaleinsparungen bei der Postbank sozialverträglich durchgeführt wurden. So wurde beispielsweise auf Drängen des Postverbandes die natürliche Fluktuation genutzt. Auch in den 90er Jahren musste sich der DPV mit weitreichenden Änderungen im Bereich des Beamtenrechtes auseinandersetzen. Dazu zählten beispielsweise diverse Neuregelungen im Bereich des Dienstrechts, des Laufbahnrechts, des Reise- und Umzugskostenrechts oder auch des Urlaubsrechts. Darüber hinaus wurden auch im Bereich des Versorgungsrechts mehrere neue Gesetze erlassen, die sich natürlich auch auf die Mitgliedschaft des DPV auswirkten und bei denen der Postverband im Gesetzgebungsverfahren Einfluss nehmen konnte. Dabei gelang es ihm immer 42 wieder, Verbesserungen für die von sie hier, wie auch bei der Deutschen ihm organisierten Beamten durch- Post AG und der Deutschen Postzusetzen. Postverband und Beam- bank AG, eine betriebliche Alterstenbund legten auch in dieser Zeit versorgung für die Mitglieder im großen Wert darauf, dass die verfas- Tarifgebiet Ost erreichen. sungsgemäßen Grundlagen des BeHervorragende Rechtsschutzaramtenrechts beachtet wurden. beit des DPV DPV schreibt Tarifgeschichte Ein wichtiges Argument für den Durch die unterschiedliche Interes- Beitritt zur DPVKOM war und ist senlage der drei Postnachfolgeun- auch heute noch die hervorragende ternehmen wurde es immer Rechtsschutzarbeit. Die Vertretung schwieriger, einheitliche Tarifver- und Betreuung in rechtlichen Angeträge abzuschließen. Mit der Deut- legenheiten ist für die Mitglieder schen Telekom AG verhandelte die eine der wichtigsten gewerkschaftTarifgemeinschaft in der Lohn- und lichen Leistungen. In den 90er JahVergütungsrunde 1996 erstmals un- ren verlagerte sich der Schwerpunkt abhängig vom öffentlichen Dienst dieser Arbeit mit der Umwandlung und den beiden anderen Aktienge- der Postunternehmen in Aktiengesellschaften. Mit dem Abschluss sellschaften in den Bereich des ArVorher hatten eines Tarifvertrages zur Erprobung beitsrechtes. von alternierender Teleheimarbeit verwaltungsrechtliche Auseinanderim Jahre 1995 schrieb sie im Be- setzungen die Rechtsschutzarbeit reich der Deutschen Telekom AG des DPV bestimmt. Dabei konnte Tarifgeschichte. Außerdem konnte der DPV in zahlreichen Fällen die Im Jahr 1996 konnte der damalige Bundesjugendleiter und heutige DPVKOM-Bundesvorsitzende Volker Geyer auf das 40-jährige Bestehen der Postverbandsjugend zurückblicken. 120 Jahre DPVKOM Ein neue Ära bricht an: Aus dem Deutschen Postverband wird die Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM). Ansprüche der Mitglieder durchsetzen. So wurden zahlreiche Kündigungen oder auch Eingriffe in das Beamtenrecht erfolgreich abgewehrt. Umbenennung in DPVKOM Auf dem 18. Gewerkschaftstag des DPV in Aschaffenburg im Jahre 1997, bei dem Willi Russ im Amt des Bundesvorsitzenden bestätigt wurde, stimmten die Delegierten für die Umbenennung des Deutschen Postverbandes in Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM). Hintergrund dieser Umbenennung waren die weitreichenden Veränderungen im Bereich der ehemaligen Deutschen Bundespost. Die Deutsche Bundespost gehörte der Vergangenheit an. Durch die Namensänderung hat sich die DPVKOM als die Fachgewerkschaft für die gesamte Postund Telekommunikationsbranche etabliert. Aus dem DPV war nun die DPVKOM und damit die einzige Kommunikationsgewerkschaft Deutschlands geworden. Diese Namensänderung führte auch dazu, dass sich die 1956 gegründete DPV-Jugend 1997 in Junge Gewerkschafter in der DPVKOM umbenannte. Diese konnte mittlerweile auf 41 Jahre Geschichte zurückblicken. Intensiviert wurde in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts auch die Seniorenarbeit im DPV. Nachdem vom Bundeshauptvorstand eine entsprechende Richtlinie verabschiedet wurde, konnte 1997 die Seniorengruppe in der DPVKOM satzungsgemäß fest verankert werden. Organisatorisch wurde ein geschäftsführender Bundesvorstand gebildet. Sinn der Gründung einer Seniorengruppe war es, die aus dem aktiven Berufsleben ausscheidenden Mitglieder aufzufangen und weiterhin zu betreuen. Darüber hin- aus hat sich die Seniorengruppe das Ziel gesetzt, Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen zu nehmen, die direkt oder indirekt Senioren betreffen. Konzentrationsprozesse bei den gewerkschaftlichen Mitbewerbern und die Notwendigkeit, zukunftsträchtige Tätigkeitsfelder zu erschließen, führten dann 1998 zu dem Entschluss, eine Kooperation mit der ebenfalls im Beamtenbund organisierten Vereinigung der Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden (VRFF) einzugehen. Ausdrückliches Ziel der Zusammenarbeit war eine Fusion nach einer mehrjährigen Kooperationsphase. In den Jahren nach 1998 wurden auch zahlreiche Aktivitäten gestartet, wie zum Beispiel eine gemeinsame Mitgliederzeitung oder auch aktive Hilfen bei der Tarifarbeit. Zu einer Fusion ist es jedoch nicht gekommen. 43 120 Jahre DPVKOM Auch d as gesch 18. März 1990: Erste freie Wahl zur Volkskammer in der DDR 3. Oktober 1990: Mit dem Beitritt der Gebiete der DDR samt Ost-Berlins zum Geltungsbereich des Grundgesetzes wird die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vollzogen. 2. Dezember 1990: Bei der Bundestagswahl 1990, der ersten gesamt- 44 ah 1990 - 1999: deutschen, wird die Regierung von Helmut Kohl im Amt bestätigt. 27. September 1998: Die Wahlen zum 14. Bundestag der Bundesrepublik Deutschland führen zum En1. Juli 1993: In Deutschland wer- de der 16 Jahre andauernden „Ära den fünfstellige Postleitzahlen ein- Kohl“, Gerhard Schröder wird Bungeführt. deskanzler in einer Koalition von SPD und den Grünen. 16. Oktober 1994: Die Bundestagswahl 1994 ist die zweite nach der Wiedervereinigung. Helmut Kohl Quelle: Wikipedia bleibt Kanzler. 120 Jahre DPVKOM X. Die Jahre 2000 bis 2010: DPVKOM kämpft gegen Lohn- und Sozialdumping Die erste Dekade des neuen Jahrtausends war erneut geprägt durch zahlreiche Umstrukturierungen in den Postnachfolgeunternehmen. Diese gingen mit Auslagerungen und Verkäufen von Unternehmenseinheiten einher. Damit verbunden war ein immenser Personalabbau bei Post, Postbank und Telekom. Trotz dieses schwierigen berufspolitischen Umfelds gelang es der DPVKOM, die Interessen ihrer Mitglieder erfolgreich zu vertreten. Auch dieses Jahrzehnt beinhaltete einen Wechsel an der Spitze der DPVKOM. Beim 20. Gewerkschaftstag der DPVKOM 2007 in Bonn wurde Volker Geyer zum neuen Bundesvorsitzenden der DPVKOM gewählt. Kritisch, aber konstruktiv Zu Beginn des neuen Jahrtausends konnte die DPVKOM mit der Deutschen Telekom AG ein neues Bewertungs- und Bezahlungssystem vereinbaren, das zum 1. Juli 2001 in Kraft trat. Dieses hatte positive Auswirkungen auf die Beschäftigten in den neuen Bundesländern, da nur noch ein Tarifgebiet existierte. Auch nach der Jahrtausendwende war es vordringliches Ziel der DPVKOM, sichere, zukunftsorientierte und wohnortnahe Arbeitsplätze bei der Deutschen Telekom zu erhalten, die bisherigen Einkommensbedin- gungen zu sichern und weiterzuentwickeln oder auch zukunftsweisende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zu schaffen. Die DPVKOM hat in den zurückliegenden Jahren alle Neuorganisationen bei der Deutschen Telekom AG kritisch, aber auch konstruktiv begleitet. Eine deutliche Absage wurde hingegen den Bestrebungen des Unternehmens erteilt, Personalüberhänge durch Zeit- und Leiharbeit abzumildern. In diesem Zusammenhang sah die DPVKOM die Personalservice-Agenturen, wie zum Beispiel Vivento sehr kritisch. Dabei hat die DPVKOM stets betont, dass sie sich konstruktiven Gesprächen zur Beschäftigungssicherung nicht verschließen werde. Dies machte sie auch in mehreren Protestaktionen und Demonstrationen gegen den geplanten Personalkahlschlag 2005 immer wieder deutlich. Damals verkündete die Telekom, dass 32.000 Arbeitsplätze bis Ende 2008 abgebaut werden sollten. Darüber hinaus forcierte das Unternehmen Mitte des Jahrzehnts die Auslagerung und den Verkauf von Unternehmenseinheiten. Dies führte in der Regel zu einer Verschlechterung der Arbeits- und Einkommensbedingungen und stellte die DPVKOM vor große Herausforderungen. Die Entschlossenheit, mit der die DPVKOM diese Entwicklung aufhalten beziehungsweise im Sinne der Beschäftigten positiv beeinflussen wollte, zeigte ein 5-wöchiger Arbeitskampf im Jahre 2007 gegen die Überleitung von 50.000 Telekom-Beschäftigten in drei Servicegesellschaften. Dieser Streik zeigte Wirkung. Die DPVKOM konnte in dieser Frage ein für die Beschäftigten akzeptablen Kompromiss finden. So wurden beispielsweise das Entgeltniveau über Ausgleichszahlungen abgesichert und Ratioschutzbestimmungen angewendet. Bei der Telekom-Tarifrunde 2009 kam es erneut zu Warnstreikaktionen der DPVKOM. 45 120 Jahre DPVKOM Doch der Personalabbau und die Belastungen für die Mitarbeiter bei der Deutschen Telekom hielten an. Neben einem geplanten Personalabbau bei T-Systems gab das Unternehmen 2008 bekannt, insgesamt 59 von 83 Call-Center-Standorte schließen zu wollen. Auf Betreiben der DPVKOM konnten dann zumindest 33 Call-Center-Standorte erhalten bleiben. Auch wenn dies ein schmerzhafter Kompromiss war, hatte sich der Einsatz für die Beschäftigten wieder einmal gelohnt. Das Gleiche galt auch für die Warnstreikaktionen der DPVKOM im Zusammenhang mit der Tarifrunde 2009. DPVKOM setzt sich für den Erhalt von Arbeitsplätzen bei der Deutschen Post ein Im Bereich der Deutschen Post AG setzte sich die DPVKOM auch zu Beginn des neuen Jahrtausends dafür ein, dass trotz zunehmenden Wettbewerbs und Liberalisierung des Postmarktes die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten gesichert und Arbeitsplätze erhalten bleiben. Im Vorfeld der dritten Änderung des Postgesetzes im Jahre 2002 forderte sie unter anderem den Schutz der Arbeitsplätze in Deutschland vor unfairem Wettbewerb ausländischer Postanbieter oder auch den Erhalt der Postfilialen. Darüber hinaus beschäftigte sich die DPVKOM intensiv mit dem Börsengang der Deutschen Post. So führte sie beispielsweise im Jahr 2000 in Bonn eine „Postpolitische Konferenz“ 46 An der „Postpolitischen Konferenz“ der DPVKOM im Jahre 2000 nahmen mehr als 300 Teilnehmer aus dem In- und Ausland teil, unter ihnen auch der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG, Klaus Zumwinkel. mit mehr als 300 Teilnehmern aus Dennoch gab es auch Positives zu dem In- und Ausland durch. Einen vermelden. So konnte die DPVBörsengang des Unternehmens KOM ein neues Entgeltsystem für lehnte die DPVKOM nicht grund- Arbeiter vereinbaren, das eine umsätzlich ab, schließlich war sie der fangreiche Besitz- und Rechtsbeinhaltete. Auffassung, dass nur ein gesundes standswahrung Unternehmen, den Mitarbeitern ei- Finanzielle Einbußen waren damit ne sichere Zukunft bieten kann. ausgeschlossen. Außerdem gelang Nicht ohne Stolz auf die Richtigkeit es der DPVKOM im Jahr 2000, ihrer Einschätzung der Postreform dass alle fremdvergebenden Frachtstellte der DPVKOM-Bundesvorsit- zustellbezirke wieder in den Eigenzende Willi Russ damals dar: „Die betrieb zurückgeführt wurden und Postreform war letztlich nicht zu dass eine erneute Fremdvergabe verhindern, obwohl wir als Gewerk- von Brief- und Frachtzustellbezirschaft frühzeitig auf die damit ver- ken zunächst ausgeschlossen wurbundenen Risiken für die de. Eine klare Position bezog die Beschäftigten und die Bürger hinge- DPVKOM auch in Bezug auf den wiesen haben. Der hohe Personalab- Beschäftigungspakt, der 2003 verbau (rund 150.000 Beschäftigte), handelt wurde. Sie weigerte sich die spürbare Verschlechterung der standhaft, diesen zu unterschreiben, Arbeitsbedingungen bei der Post, da er mehr als ein Dutzend Einzeldie negativen Auswirkungen auf maßnahmen vorsah, die summa den Arbeitsmarkt und das Postfilial- summarum rund 10.000 Arbeitssterben machten deutlich, dass wir plätze vernichtet hätten. Dazu zähldamals keine Gespenster gesehen te unter anderem die Fremdhaben, sondern die tatsächlich ein- vergabe bei der Paketzustellung getretenen Schattenseiten der Priva- oder auch die Trennung von Vorbetisierung.“ Dem ist nichts reitung und Zustellung. Damals wie heute vertrat die DPVKOM hinzuzufügen! 120 Jahre DPVKOM die Auffassung, dass Fremdvergabe nur zu einem führe, nämlich zu Lohn- und Sozialdumping und dass die Trennung von Vorbereitungsund Zustelldienst zur Vernichtung von Vollzeitarbeitsplätzen führe. Auch hier behielt die DPVKOM recht. Der Beschäftigungspakt hat die Arbeitsplätze der Postler nicht sicherer gemacht, sondern genau das Gegenteil bewirkt. Immer wieder wies die DPVKOM darauf hin, dass Qualität der entscheidende Wettbewerbsfaktor sein müsse und nicht die niedrigsten Löhne. 2008 wurde der Postmarkt in Deutschland vollständig geöffnet. Vor diesem Hintergrund setzte sich die DPVKOM schon seit 2005 für einen Mindestlohn in der Postbranche ein – mit Erfolg. Nachdem sie einen Mindestlohntarifvertrag mit dem für die Deutsche Post verhandelnden Arbeitgeberverband Postdienste abgeschlossen hatte, wurde dieser Ende 2007 für allgemeinver- Unermüdlichen Einsatz zeigte die DPVKOM in Bezug auf die Einführung und die Verlängerung des Postmindestlohns, wie zum Beispiel in 2007 als Postmindestlohntüten an die Beschäftigten verteilt wurden (unten) und in 2010 bei einer Unterschriftenaktion. bindlich erklärt. Damit hatte sie erreicht, dass Briefzusteller im Westen 9,80 Euro und im Osten 9 Euro erhalten. Auch nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Jahre 2010, mit dem die dem Postmindestlohn zugrunde liegende Rechtsverordnung aufgrund eines Formfehlers für rechtswidrig erklärt wurde, setzte die DPVKOM ihren Kampf für einen Postmindestlohn fort. So startete sie eine Unterschriftenaktion zur Verlängerung des Postmindestlohns und konnte in wenigen Monaten rund 20.000 Unterschriften von Bürgern und Beschäftigten sammeln. sind unter anderem der Börsengang des Unternehmens im Jahre 2004, die Übernahme des BHW und von 850 Postfilialen anno 2005 oder auch die Abwicklung des Zahlungsverkehrs von Deutscher Bank und Dresdner Bank zu nennen. All dies machte die Postbank zu Deutschlands größter Privatkundenbank mit mehr als 14,5 Millionen Kunden im Jahre 2008. Dadurch wurden auch Begehrlichkeiten anderer Kreditinstitute geweckt. 2008 wurden rund 30 Prozent der Postbank an die Deutsche Bank verkauft. Die DPVKOM sprach sich dagegen aus. Ein solcher Verkauf ist nach Auffassung der DPVKOM nicht mit dem Postbank muss als eigenständige Grundgesetz vereinbar. So muss Bank erhalten bleiben ihrer Meinung nach die Postbank als eigenständige Bank erhalten Auch bei der Postbank AG gab es in bleiben. Außerdem sieht sie für eiden zurückliegenden Jahren wich- nen solchen Schritt keine wirtschafttige Entscheidungen, die die Arbeit liche Notwendigkeit. Nicht zuletzt der DPVKOM nachhaltig beein- befürchtet die DPVKOM durch eiflussten. In diesem Zusammenhang ne spätere Komplettübernahme ei- 47 120 Jahre DPVKOM nen erheblichen Personalabbau und schlechtere Arbeitsbedingungen für die Beamten und Arbeitnehmer. Dessen ungeachtet konnte die DPVKOM auch bei der Postbank Erfolge im Sinne der Beschäftigten erzielen. So vereinbarte sie für die tarifgebundenen beschäftigten Arbeitnehmer ein neues Entgeltsystem, das 2004 in Kraft trat. Dieses beinhaltete neben einem Grundentgelt auch ein variables Entgelt, das sich aus einem Leistungsbonus und einem Unternehmenserfolgsbonus zusammensetzt. Dieses Entgeltsystem stellte den Einstieg der Postbank in das innovative Lohnmodell der DPVKOM dar, das diese 2002 gefordert hatte. Es sah eine Beteiligung der Beschäftigten an den wirtschaftlichen Erfolgen der Unternehmen vor. schäftigten steht. Die DPVKOM hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen wichtigen Arbeitsbereich mitzugestalten. Dieses Beispiel zeigt, dass sie die Veränderungen in der Arbeitswelt offensiv aufgreift und diese im Sinne der Beschäftigten regeln will. Bereits frühzeitig hat die DPVKOM Forderungen zur Gestaltung der Ausbildung, aber auch zu Arbeits- und Einkommensbedingungen formuliert. So war die DPVKOM federführend bei der Entstehung des Ausbildungsberufes „Kaufmann/ Kauffrau für Dialogmarketing“ beteiligt, der 2006 eingeführt wurde. Um die Einkommensbedingungen der Call-Center-Beschäftigten zu verbessern, fordert die DPVKOM als einzige Fachgewerkschaft in diesem Bereich seit 2009 einen branchenspezifischen Mindestlohn von 9,50 Euro. Über ihre Dachorganisation, die dbb tarifunion, hat sie nach dem Mindestarbeitsbedingungengesetz den Antrag gestellt, einen Mindestlohn für diese Branche festzusetzen. Darüber hinaus fordert sie auch die Verbesserung weiterer Arbeitsbedingungen. Neue Akzente in der Tarifpolitik Generell war die Tarifarbeit der DPVKOM davon geprägt, dass die Arbeits- und Einkommensbedingungen in den Postnachfolgeunternehmen an die der freien Wirtschaft angepasst werden sollten. Die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle und leistungsorientierter Bezahlungssysteme ließen die Anforderungen an die Beschäftigten und damit auch die DPVKOM deutlich steigen. Dabei ist die DPVKOM erfolgreich ihrem Anspruch gerecht geworden, soziale Standards und erreichte Besitz- und Rechtsstände abzusichern. DPVKOM fordert Mindestlohn für die Call-Center-Branche Einen zunehmend wichtigeren Stellenwert in der Arbeit der DPVKOM nahm in der zurückliegenden Dekade die Vertretung der Interessen von Call-Center-Mitarbeitern ein. So haben sich auch die Postnachfolgeunternehmen in diesem Bereich positioniert und betreiben eigene Call-Center. Diese neue und innovative Branche verlangt den Beschäftigten eine Menge ab. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass eine kompetente, spezialisierte und starke Interessenvertretung wie die DPVKOM an der Seite der Be- 48 Im Jahre 2002 entwickelt die DPVKOM ein neues innovatives Lohnmodell. 120 Jahre DPVKOM Im Juli 2008 kündigte die DPVKOM die seit 1960 bestehende Tarifgemeinschaft mit der Christlichen Gewerkschaft für Postservice und Telekommunikation (CGPT) fristlos. Diese hatte mit dem Post-Konkurrenten TNT Post Regioservice einen Tarifvertrag abgeschlossen, der einen Lohn unterhalb des zwischen DPVKOM/ CGPT und dem Arbeitgeberverband Postdienste vereinbarten Mindestlohntarifvertrages vorsah. Hierin sah die DPVKOM einen eklatanten Vertrags- und Vertrauensbruch. Wenige Monate später gründete sie zusammen mit der ebenfalls im dbb beheimateten komba gewerkschaft und dem Deutschen Bankangestellten Verband (DBV) eine neue Tarifgemeinschaft für den Postbank-Konzern. Diese Gründung war angesichts des Teileinstiegs der Deutschen Bank bei der Postbank strategisch sinnvoll. Erfolge in Fragen der Mitbestimmung Die ständigen Neuorganisationen bei Telekom, Post und Postbank hatten natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeit der betrieblichen Interessenvertretung. So musste beispielsweise die Anzahl von Freistellungen den geänderten Unternehmensstrukturen angepasst werden. Das Bestreben der DPVKOM, die betriebliche Interessenvertretung zu stärken, zeigte sich aber auch in einem anderen Zusammenhang. So hat sie sich seit jeher für einen Minderheitenschutz im Bei einer dbb-Betriebsrätekonferenz im Jahr 2001 in Berlin zeigte auch die DPVKOM Flagge. Betriebsverfassungsgesetz stark gemacht und diese Forderung mit einer Unterschriftenaktion Anfang des neuen Jahrtausends bekräftigt. Im Vorfeld der Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes wollte sie mit dieser Aktion ein Zeichen für mehr Toleranz, Meinungsvielfalt und damit auch Demokratie im Betriebsrat setzen. Gleichzeitig beteiligten sich zahlreiche DPVKOM-Betriebsräte an einer Betriebsrätekonferenz der dbb-Gewerkschaften im Mai 2001. Die Mobilisierung zeigte Erfolg. Der Gesetzgeber ließ seine ursprünglichen Pläne, den Minderheitenschutz im Betriebsverfassungsgesetz einzuschränken, fallen. dafür ein, dass die Minderheitenrechte in der Richtlinie über die Einsetzung eines europäischen Betriebsrates gestärkt werden. In dieser Frage wurde die DPVKOM auch auf europäischer Ebene aktiv. In zahlreichen Gesprächen mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments setzte sie sich Dies zeigt, dass viele Beschäftigte die engagierte und kompetente Interessenvertretung der DPVKOM zu schätzen wissen und sich starke DPVKOM-Betriebsräte wünschen. Erfolgreich war die DPVKOM auch bei den Betriebsratswahlen in den Unternehmen Post und Telekom in den Jahren 2001 und 2002. So konnte sie die Anzahl ihrer Betriebsratsmandate und auch der freigestellten Betriebsratsmitglieder deutlich steigern sowie bei den Aufsichtsratswahlen bei der T-Mobile einen Sitz erlangen. In manchen Regionen hatte die DPVKOM bei der Betriebsratswahl 2002 einen Zuwachs von 400 Prozent zu verzeichnen. 49 120 Jahre DPVKOM zunehmend mit der Benachteiligung des „starken Geschlechts“. Bei der Anhörung des Deutschen Bundestages zur Änderung des Postpersonalrechtsgesetzes vertraten die Kollegen Volker Geyer, Willi Russ und Robert Loosen die Positionen der DPVKOM. Erfolgreicher Einsatz für Beamteninteressen Im Zusammenhang mit der Änderung des Postpersonalrechtsgesetzes 2004 konnte sich die DPVKOM unter anderem erfolgreich dafür einsetzen, dass Sonderzahlungen für die Beamten bei Post und Postbank nicht wegfallen, der Ratio-Schutz für Arbeitnehmer auch auf Beamte angewendet wird und dass der Beamtenstatus bei einem Wechsel in Tochter/Enkelunternehmen erhalten bleibt. Darüber hinaus hat sie sich wiederholt dafür stark gemacht, dass Beamte nicht auf einem unterwertigen Arbeitsplatz eingesetzt werden. Die wichtige und unverzichtbare Rolle der Beamten für die erfolgreiche Geschäftsentwicklung in den Postnachfolgeunternehmen, aber auch für die DPVKOM wurde nochmals in einem Positionspapier hervorgehoben, das der DPVKOM-Gewerkschaftsrat 2005 verabschiedete. 50 Senioren- und Frauengruppe spielen wichtige Rolle in der DPVKOM Die Bundesfrauengruppe der DPVKOM setzte sich auch in diesem Jahrzehnt vehement dafür ein, dass die Arbeitsbedingungen speziell für Frauen verbessert werden. Die Bundesfrauenvertretung hatte dabei stets ein offenes Ohr für die Probleme der Kolleginnen. Darüber hinaus beschäftigte sie sich auch In der Seniorenarbeit wurde vor allem der Austausch unter ehemaligen Kollegen in der DPVKOM großgeschrieben. Zahlreiche Aktivitäten wie Freizeitveranstaltungen, Seminare oder auch Studienreisen belegen, dass die DPVKOM sich um ihre Mitglieder auch nach derem Ausscheiden aus dem Berufsleben kümmert. Seit 2000 ist die DPVKOM Vollmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Diese Mitgliedschaft hat sich als überaus wertvoll erwiesen, da der Informationsfluss aus dem Seniorenbereich seitdem immens gestiegen ist. Dessen ungeachtet konnte sich die DPVKOM-Seniorenorganisation durch die Teilnahme an überregionalen Veranstaltungen einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Im Jahre 2009 fand dann die erste Sitzung des Seniorenrats statt. Dieser wurde mit der Seniorenrichtlinie im Jahre 2007 beschlossen. Die Bundesfrauenvertretung der DPVKOM setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen für Frauen ein. 120 Jahre DPVKOM Einen Schwerpunkt der Arbeit der DPVKOM bildeten auch Seminare und Schulungen. Alleine in der Zeit von 1997 bis 2002 wurden sage und schreibe 1.500 Teilnehmer in Seminaren der DPVKOM geschult. Die Themenbreite reichte dabei von Gewerkschaftspolitik, über Staatspolitik bis hin zu Rhetorik. Gleichzeitig wurden zahlreiche Führungskräfteund Multiplikatorenschulungen durchgeführt. Hinzu kamen Seminare in den Bereichen Frauen, Senioren, Jugend und Betriebsverfassungsrecht. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit hat die DPVKOM in den zurückliegenden Jahren häufig ihre Positionen in Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen deutlich machen können. So wurde beispielsweise eine Podiumsdiskussion zum Thema Postmindestlohn 2007 live im Fernsehsender PHOENIX übertragen. Darüber hinaus hat die DPV- Die spezifische Interessenvertretung für Senioren wird in der DPVKOM großgeschrieben. Im Bild der aktuelle Bundesseniorenvorstand: v.l.n.r. Renate Wimmer, Kurt Scherff, Karin Leske, Günter Weidig und Gisela Volk. KOM ihr Internetangebot sukzessive ausgebaut und modernisiert. Unter www.dpvkom.de finden nicht nur die Mitglieder der DPVKOM, sondern auch die interessierte Öffentlichkeit stets aktuelle Meldungen. Auch das DPVKOM Magazin genügt höchsten Ansprüchen, die an ein Mitgliedermagazin gestellt werden, und wird selbst von Arbeitgeberseite immer wieder gern gelesen. Ob durch das DPVKOM Magazin oder das Internet – DPVKOM-Mitglieder erhalten Informationen immer aus erster Hand. 51 120 Jahre DPVKOM Auch das ge schah 2000 - 2010: 18. August 2000: Die Versteige- Beide haben sich zusammen von 29 rung der UMTS-Lizenzen in Prozent des Grundkapitals der Post Deutschland geht mit einem Erlös getrennt. von 50,8 Milliarden Euro zu Ende. 22. September 2002: Bundestags20. November 2000: Der Börsen- wahlen: SPD und Grüne können gang der Deutschen Post AG ver- ihre Regierungsmehrheit knapp beschafft der Bundesrepublik haupten. Deutschland und der Kreditanstalt für Wiederaufbau einen Emissions- 18. September 2005: Vorgezogene erlös von rund 6,6 Milliarden Euro. Wahl zum Deutschen Bundestag, 52 Deutschland erhält mit Angela Merkel zum ersten Mal eine Bundeskanzlerin. 1. Januar 2008: Fall des Briefmonopols der Deutschen Post AG 27. September 2009: Bei den Bundestagswahlen wird die Große Koalition abgewählt, Angela Merkel bleibt Bundeskanzlerin. Quelle: Wikipedia 120 Jahre DPVKOM XI. Fazit und Ausblick: DPVKOM spielt auch in Zukunft eine wichtige Rolle Früher wie heute bestimmt der Mitgliederwille das Handeln unserer Gewerkschaft. Auftrag der DPVKOM ist es, die berufliche und soziale Situation der Mitglieder zu verbessern und deren berechtigte Interessen kompetent zu vertreten. An diesem Anspruch lässt sich die DPVKOM messen. Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass der Einzelne gegen unsoziale Arbeitgebermaßnahmen nichts oder nur wenig ausrichten kann. Erst in der Gemeinschaft mit anderen sind die Beschäftigten dazu in der Lage, sich zu wehren und sich für eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen einzusetzen. Beschäftigte brauchen starke In- Solidarität ist und bleibt für die DPVKOM und ihre Mitglieder unteressenvertretung abdingbare Voraussetzung für eine Ginge es nur nach dem Willen der erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit. Arbeitgeber, so würden Arbeitszeiten verlängert, Löhne abgesenkt Eine positive Zukunft unserer tradiund Mitbestimmungsrechte der be- tionsreichen Gewerkschaft hängt trieblichen Interessenvertretung ganz entscheidend von den haneingeschränkt. Oftmals erscheint es delnden Menschen an der Spitze so, dass den Unternehmen jedes und an der Basis ab. Ein „die da Mittel recht ist, den eigenen Ge- oben“ und „die da unten“ darf und winn zu steigern. Mitarbeiter wer- wird es in der DPVKOM nicht geden in der Regel nur noch als ben. Alle Mitglieder sind dazu aufKostenfaktoren betrachtet, die es gerufen, die Ziele und Forderungen zu minimieren gilt. Dies zeigt, wie der DPVKOM offensiv zu vertredringend notwendig eine Gegen- ten und für diese zu werben. Wenn macht hierzu ist. Die Beschäftigten dies gelingt, wird die DPVKOM brauchen eine starke und kompe- auch in den nächsten 120 Jahren tente Interessenvertretung wie die zum Wohle der Beschäftigten wirken können. DPVKOM. Der beispiellose Kampf der Gründungsväter für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Postassistenten kann und sollte daher Mut machen für die bevorstehenden schwierigen Aufgaben und Herausforderungen. Waren es vor 120 Jahren vor allem die unzumutbaren wirtschaftlichen Wer etwas zum Besseren verändern will, muss sich wehren- und zwar gemeinsam! Die vorliegende Festschrift zeigt, dass die Geschichte der DPVKOM durchaus als Erfolgsstory bezeichnet werden kann. So konnte der damalige Verband Deutscher Postassistenten bereits zahlreiche Verbesserungen für seine Mitglieder und den Berufsstand insgesamt erzielen. Das Gleiche gelang später dem Deutschen Postverband und wird auch heute noch von der DPVKOM immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt – trotz vielfältiger Widerstände seitens der Arbeitgeber und trotz zahlreicher politischer Entscheidungen, die häufig diametral zu den Interessen unserer Mitglieder standen und auch stehen. und materiellen Lebensumstände des Berufsstandes, die es zu beseitigen galt, so kämpfen die DPVKOM und ihre Mitglieder heute und auch zukünftig gegen die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und gegen Lohn- und Sozialdumping. 53 120 Jahre DPVKOM 54 Mitgliederwerbung:Layout 1 21.05.2010 7:44 Uhr Seite 1 Vieles spricht für Ihre Mitgliedschaft in der ... deshalb D PVKOM – die bessere W ahl! Als Fachgewerkschaft vertritt die DPVKOM die Interessen der Beschäftigten in den Bereichen Post, Postbank, Telekom sowie Call-Center. Wir wissen, wo Sie der Schuh drückt. Die DPVKOM bietet Ihnen ein attraktives Leistungspaket, und das zu einem günstigen Mitgliedsbeitrag: • Kompetente Ansprechpartner in beruflichen, rechtlichen und sozialen Angelegenheiten • Persönliche Betreuung und Beratung durch Gewerkschaftsvertreter vor Ort • Qualifizierte Rechtsberatung und Rechtsschutz in allen Berufs- und Ausbildungsfragen • Streikgeld bei Arbeitskämpfen • Sozialleistungen, wie zum Beispiel Zuschuss zur Grabpflege • Freizeitunfallversicherung mit Leistungen bei Krankenhausaufenthalt, Invalidität und im Todesfall • Zugang zu „DPVKOM mobil“ – dem Rundumschutz bei Unfällen mit Dienstfahrzeugen • Versicherung bei Abhandenkommen von Dienstschlüsseln/Code-Cards • Informationen aus erster Hand durch Faltblätter, Broschüren und Plakate, das Internet unter www.dpvkom.de sowie die zehnmal im Jahr erscheinende Mitgliederzeitschrift DPVKOM Magazin • Informationsveranstaltungen vor Ort zu aktuellen Themen • Umfangreiches Seminarangebot und Schulungsveranstaltungen und noch vieles mehr … … für nur 0,8 Prozent von Ihren monatlichen Bruttobezügen, Auszubildende zahlen monatlich nur 3 Euro! Füllen Sie die Beitrittserklärung noch heute aus und senden Sie diese an die DPVKOM, Mitgliederservice, Postfach 14 31, 53004 Bonn oder faxen Sie sie an (02 28) 9 11 40-98. Sie haben noch Fragen? Diese beantworten wir Ihnen gerne! Rufen Sie doch einfach an (02 28) 9 11 40-11. ✂ Beitrittserklärung zur Name, Vorname Unternehmen / Arbeitgeber Straße Niederlassung / Besch.-Amt / Betrieb PLZ Ort Dienststelle / Besch.-Stelle / Ressort Art der Tätigkeit im Unternehmen € geb. am Telefon dienstlich Geschlecht m/w Monatsbrutto Telefon privat Wochenarbeitszeit Eintrittsdatum Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zur DPVKOM! Mit dem monatlichen Beitragseinzug durch den Arbeitgeber für die DPVKOM oder Beitragseinzug von meinem Konto bin ich einverstanden. Bei Beitragseinzug von meinem Bankkonto erteile ich der DPVKOM die Einzugsermächtigung. Das Einverständnis für den Beitragseinzug kann ich nur gegenüber der DPVKOM zurückziehen. Nach dem „Gesetz zum Schutz vor Missbrauch personenbezogener Daten bei der Datenverarbeitung“ (Bundesdatenschutzgesetz) ist die Verarbeitung personenbezogener Daten im Sinne des Gesetzes u. a. nur zulässig, wenn der Be troffene eingewilligt hat. Ich bin einverstanden, dass die von mir nebenstehend gemachten Angaben für Zwecke der satzungsgemäßen Aufgaben der DPVKOM verarbeitet werden. Innerhalb von 14 Tagen nach Eingang der Beitrittserklärung kann der Beitritt formlos gegenüber der DPVKOM, Postfach 14 31, 53004 Bonn, widerrufen werden. Personalnummer Mitglied einer anderen Gewerkschaft seit: Ort, Datum/Unterschrift des Neumitglieds E-Mail Zutreffendes bitte ankreuzen Arbeitnehmer/in Beamter/in Insichbeurlaubt Auszubildende/ r Rentner/in Pensionär/in Name, Vorname des Werbers Name des Geldinstitutes Bankleitzahl Anschrift des Werbers Kontonummer Bankverbindung, Konto-Nr., BLZ des Werbers 120 Jahre DPVKOM 56 120 Jahre DPVKOM 57 120 Jahre DPVKOM 58 VPV Power-System ERTRAGSS ICHERHEIT ge pr en testiert durch Prof. Dr. Schradin von der Universität zu Köln üf tf ür Lauf z eite n a b z wö lf Ja hr Die Neuerfindung der Altersvorsorge. Die VPV Power-Rente ist eine Revolution auf dem deutschen Versicherungsmarkt. Denn nur sie bietet die hervorragende Kombination aus Beitragsgarantie, hohen Renditechancen und Ertragssicherheit in einem Produkt. Wie wir das genau machen? Das erklären wir Ihnen gerne ausführlich. Vereinbaren Sie einfach ein Beratungsgespräch über unser Servicetelefon 0 18 03 / 45 55 34 25. 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