Anständig essen - Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen
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Anständig essen - Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen
Winter 2011 / 31. Jahrgang GESUNDBRUNNEN Thema Gut Essen – Ernährung in der Altenpflege | Gastlichkeit Im Restaurant „Vier Jahreszeiten“ an der Werra | Archiv Rätselraten mit der Blumenstein-Kartei | Gesundheit Beweglich bleiben! 2/2011 MAGAZIN DER EVANGELISCHEN ALTENHILFE GESUNDBRUNNEN GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Inhalt Editorial Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde und Förderer, Besinnung 4 Du bereitest vor mir einen Tisch ... Archiv 30 Ernährung in der Altenpflege 6 8 12 14 17 16 17 20 22 23 Anständig essen Sieg der Vernunft? Die optische Speisekarte Eigener Herd ist Goldes wert Fleischpopcorn und mehr Lieblingsfrucht Kartoffel Modernes Kochen für alte Menschen Heringssalat stärkt die Gemeinschaft Restaurant „Vier Jahreszeiten“ Rezept „Grüne Soße“ Freunde & Förderer 35 36 37 38 40 41 42 Ein Fest für Mensch und Tier Personen 28 29 Pianist Fabian Gehring Ratgeber Dr. Hans-Hilmar Baun Herz und Hand ... das ist mir wichtig Vorsicht an der Bahnsteigkante! Als Hotelgast im Chor Nachgesehen: „Bleiben Sie dran!“ Unterwegs mit Max und Nico Eine „Rucksack-Hofgeismarerin“ Die Feuerbestattung Gesundheit 45 Beweglich bleiben! Satire 46 Operiert am offenen Jahr Impressum Herausgeber: Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen e.V., Brunnenstr. 23, 34369 Hofgeismar Tel. (0 56 71 )88 20, Fax (0 56 71) 882 211, [email protected], www.gesundbrunnen.org Konto 0208000, Evangelische Kreditgenossenschaft eG, BLZ 520 604 10 ViSdP: Barbara Heller, Leitende Pfarrerin, Redaktion: Christiane Gahr | Fotos: EAG, Paavo Blåfield, Fotolia, Thomas Rosenthal Schlussredaktion/Layout: Lothar Simmank, www.redbuero.de | Druck: Repro + Druck Boxan, Kassel 2 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Essen hält Leib und Seele zusammen – das Sprichwort sagt es, und es spiegelt das, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen jeden Tag erleben. Essen ist ein wichtiger Bestandteil im Leben unserer Bewohner und Bewohnerinnen, unserer Gäste und Klienten. In dieser Ausgabe des Gesundbrunnen berichten wir darüber, was Heimköche tun können für die alten Menschen, die uns anvertraut sind. Wir berichten darüber, was Nahrung, Nahrungsproduktion und Nahrungaufnahme bedeuten und bedeutet haben und welche neuen Entwicklungen und Ideen es in diesem Bereich gibt. Ausstellung Jahresfest 24 Von „ABF“ bis „Zinzalwurz“ – Kreuzworträtsel mit der Blumenstein-Kartei Christiane Gahr ist Öffentlichkeitsreferentin der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen Hat sich Ihre Adresse geändert? Haben Sie Anmerkungen zum Versand des Heftes? Möchten Sie den „Gesundbrunnen“ nicht mehr bekommen? Dann melden Sie sich bei uns: Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen, Telefonzentrale, Brunnenstr. 23, 34369 Hofgeismar, Tel. (0 56 71) 882-0, E-Mail: telefonzentrale@ gesundbrunnen.org Im Jahr 2007 gewann das Evangelische Altenhilfezentrum Ahnatal den zweiten Platz des Kasseler Gesundheitspreises mit dem Projekt „Mundgerecht“. Es handelte sich um einen optischen Speiseplan, Fotos von Gerichten und ihren Zutaten, die durch ein Klettsystem tagesaktuell zusammengestellt werden können. Eine solche Menükarte ermöglicht Menschen, die an Demenz erkrankt sind, mehr Genuss, Orientierung und Selbstständigkeit beim Essen. Es hat auch in der Fachöffentlichkeit für Aufmerksamkeit gesorgt. In diesem Heft finden Sie – ebenso wie auf dem Titel – Bilder davon. Darüber hinaus berichten wir wieder aus den verschiedenen Häusern, über Menschen und Projekte. Wir wünschen Ihnen eine gute Unterhaltung und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen! Mit freundlichen Grüßen Ihre Christiane Gahr Unser Titelbild zeigt hessische „Grüne Soße“ aus Hofgeismar GESUNDBRUNNEN 2 | 11 3 Inhalt Editorial Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde und Förderer, Besinnung 4 Du bereitest vor mir einen Tisch ... Archiv 30 Ernährung in der Altenpflege 6 8 12 14 17 16 17 20 22 23 Anständig essen Sieg der Vernunft? Die optische Speisekarte Eigener Herd ist Goldes wert Fleischpopcorn und mehr Lieblingsfrucht Kartoffel Modernes Kochen für alte Menschen Heringssalat stärkt die Gemeinschaft Restaurant „Vier Jahreszeiten“ Rezept „Grüne Soße“ Freunde & Förderer 35 36 37 38 40 41 42 Ein Fest für Mensch und Tier Personen 28 29 Pianist Fabian Gehring Ratgeber Dr. Hans-Hilmar Baun Herz und Hand ... das ist mir wichtig Vorsicht an der Bahnsteigkante! Als Hotelgast im Chor Nachgesehen: „Bleiben Sie dran!“ Unterwegs mit Max und Nico Eine „Rucksack-Hofgeismarerin“ Die Feuerbestattung Gesundheit 45 Beweglich bleiben! Satire 46 Operiert am offenen Jahr Impressum Herausgeber: Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen e.V., Brunnenstr. 23, 34369 Hofgeismar Tel. (0 56 71 )88 20, Fax (0 56 71) 882 211, [email protected], www.gesundbrunnen.org Konto 0208000, Evangelische Kreditgenossenschaft eG, BLZ 520 604 10 ViSdP: Barbara Heller, Leitende Pfarrerin, Redaktion: Christiane Gahr | Fotos: EAG, Paavo Blåfield, Fotolia, Thomas Rosenthal Schlussredaktion/Layout: Lothar Simmank, www.redbuero.de | Druck: Repro + Druck Boxan, Kassel 2 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Essen hält Leib und Seele zusammen – das Sprichwort sagt es, und es spiegelt das, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen jeden Tag erleben. Essen ist ein wichtiger Bestandteil im Leben unserer Bewohner und Bewohnerinnen, unserer Gäste und Klienten. In dieser Ausgabe des Gesundbrunnen berichten wir darüber, was Heimköche tun können für die alten Menschen, die uns anvertraut sind. Wir berichten darüber, was Nahrung, Nahrungsproduktion und Nahrungaufnahme bedeuten und bedeutet haben und welche neuen Entwicklungen und Ideen es in diesem Bereich gibt. Ausstellung Jahresfest 24 Von „ABF“ bis „Zinzalwurz“ – Kreuzworträtsel mit der Blumenstein-Kartei Christiane Gahr ist Öffentlichkeitsreferentin der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen Hat sich Ihre Adresse geändert? Haben Sie Anmerkungen zum Versand des Heftes? Möchten Sie den „Gesundbrunnen“ nicht mehr bekommen? Dann melden Sie sich bei uns: Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen, Telefonzentrale, Brunnenstr. 23, 34369 Hofgeismar, Tel. (0 56 71) 882-0, E-Mail: telefonzentrale@ gesundbrunnen.org Im Jahr 2007 gewann das Evangelische Altenhilfezentrum Ahnatal den zweiten Platz des Kasseler Gesundheitspreises mit dem Projekt „Mundgerecht“. Es handelte sich um einen optischen Speiseplan, Fotos von Gerichten und ihren Zutaten, die durch ein Klettsystem tagesaktuell zusammengestellt werden können. Eine solche Menükarte ermöglicht Menschen, die an Demenz erkrankt sind, mehr Genuss, Orientierung und Selbstständigkeit beim Essen. Es hat auch in der Fachöffentlichkeit für Aufmerksamkeit gesorgt. In diesem Heft finden Sie – ebenso wie auf dem Titel – Bilder davon. Darüber hinaus berichten wir wieder aus den verschiedenen Häusern, über Menschen und Projekte. Wir wünschen Ihnen eine gute Unterhaltung und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen! Mit freundlichen Grüßen Ihre Christiane Gahr Unser Titelbild zeigt hessische „Grüne Soße“ aus Hofgeismar GESUNDBRUNNEN 2 | 11 3 thema Besinnung Besinnung Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! 1. Könige 19, 5 Du bereitest vor mir einen Tisch ... „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“ (Psalm 23,5) So könnte man manche Mahlzeit im Pflegeheim beschreiben. Manche Bewohnerinnen und Bewohner kommen sich vor, als seien sie im Feindesland: „Wo bin ich hier? Jedenfalls nicht zu Hause. Das ist nicht mein Tisch, nicht meine Tischdecke, nicht mein Teller, nicht meine Gabel, und auch das Essen riecht ganz anders, als ich es kenne. Was sind das hier für Leute? Was wollen sie von mir?“ sonst ganz vom Fleisch…“. - Essen im Angesicht des „Feindes“ Untergewicht – Essen in Zeiten des Body Mass Index. Es gibt in der Bibel eine Geschichte von einem, der vor seinen Feinden auf der Flucht war. Und der dann nicht mehr weiter wollte, nichts mehr sehen, nichts mehr hören, auch nichts mehr essen. Und auch die, die sich besser orientieren können, haben mit „inneren Feinden“ zu kämpfen: Schmerzende Zähne, ein trockener Mund, Schluckbeschwerden. Das Frühstücksbrötchen wird zum Abenteuer. Wie wichtig sind Köche, Hauswirtschafts- und Pflegekräfte, die das essen bringen und vorstellen, die buchstäblich erklären, was das heute auf dem Teller liegt. Die beim Essen helfen und unterstützen. In bestimmten Zeiten wird das Essen auch für die Pflegenden zum „Feind“. Sie fürchten sich vor der Frage der Prüfer vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen: „Was machen Sie denn, wenn ein Bewohner dauernd abnimmt und nicht essen mag?“ Und dann bitten und drängen sie die Bewohner: „Sie müssen doch essen. Sie fallen ja 4 Hier ist sie: „Und Ahab sagte Isebel alles, was Elia getan hatte und wie er alle Propheten Baals mit einem Schwert umgebracht hatte. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diesr Zeit dir tue, wie du diesen getan hast! Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort. Barbara Heller ist Leitende Pfarrerin der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen Er aber ging hin in die Wüste eine Tagesreise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und erlegte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er geges- GESUNDBRUNNEN 2 | 11 „Befiehl dem Herrn deine Wege! Das ist die Aufforderung, unser Leben in Gottes Hände zu geben.“ sen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERREN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb. Und er kam dort in eine Höhle und blieb dort über Nacht. Essen im Angesicht der Feinde. Was erlebt Elia? Er ist lebensmüde, aber noch nicht am Lebensende. Der Engel animiert ihn zum Essen, versorgt ihn und sagt ihm, wie es weitergehen soll. Elia wünscht sich eine Wende, eine dramatische Wende: „So kann es nicht weitergehen…“. Gott kommt im stillen, sanften Sausen. Undramatisch. Und Gott zeigt eine Zukunft auf. Und siehe, das Wort des HERRN kam zu ihm: Was machst du hier, Elia? Er sprach: Ich habe geeifert für den HERRN, den Gott Zebaoth; denn Israel hat deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert getötet und ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten danach, dass sie mir mein Leben nehmen. Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf dein Berg vor den HERRN! Die Köche können zu rettenden Engeln für Bewohnerinnen und Bewohner werden, wenn der „Berg“ auf dem Teller zum Feind wird. Sie bereiten hochkalorische Kost zu, die mit dem nötigen Nährwert versorgt, auch bei kleinen Mengen. Sie präsentieren Essen, das man mit den Fingern essen kann, wenn Messer und Gabel zum Feind geworden sind. Sie bieten pürierte und passierte Kost attraktiv an, so dass sie Lust auf das Essen macht. Und siehe, der HERR wird vorübergehen. Und ein großer starker Wind, der die Berge zeriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm und sagte; Was hast du hier zu tun, Elia?!“ (1. Könige 19, 1-13) Für die Pflegenden heißt die Aufgabe: Essen reichen und dem Tempo, das die Pflegebedürftigen vertragen. Und wenn einer trotzdem nicht essen mag, herausfinden, was an der Zeit ist: Lebenskrise oder Lebensende? Und dann: Mit den Lebensmüden im Angesicht der Feinde ausharren. Dem alten Menschen zeigen, dass er nicht allein ist, wenn die Feinde morgens, mittags und abends lauern. Und auch denen beistehen, die am Lebensende angekommen sind, mit Angehörigen und Ärzten, und irgendwann dann auch nicht mehr zum Essen drängen im Angesicht des Todes. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Barbara Heller 5 thema Besinnung Besinnung Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! 1. Könige 19, 5 Du bereitest vor mir einen Tisch ... „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“ (Psalm 23,5) So könnte man manche Mahlzeit im Pflegeheim beschreiben. Manche Bewohnerinnen und Bewohner kommen sich vor, als seien sie im Feindesland: „Wo bin ich hier? Jedenfalls nicht zu Hause. Das ist nicht mein Tisch, nicht meine Tischdecke, nicht mein Teller, nicht meine Gabel, und auch das Essen riecht ganz anders, als ich es kenne. Was sind das hier für Leute? Was wollen sie von mir?“ sonst ganz vom Fleisch…“. - Essen im Angesicht des „Feindes“ Untergewicht – Essen in Zeiten des Body Mass Index. Es gibt in der Bibel eine Geschichte von einem, der vor seinen Feinden auf der Flucht war. Und der dann nicht mehr weiter wollte, nichts mehr sehen, nichts mehr hören, auch nichts mehr essen. Und auch die, die sich besser orientieren können, haben mit „inneren Feinden“ zu kämpfen: Schmerzende Zähne, ein trockener Mund, Schluckbeschwerden. Das Frühstücksbrötchen wird zum Abenteuer. Wie wichtig sind Köche, Hauswirtschafts- und Pflegekräfte, die das essen bringen und vorstellen, die buchstäblich erklären, was das heute auf dem Teller liegt. Die beim Essen helfen und unterstützen. In bestimmten Zeiten wird das Essen auch für die Pflegenden zum „Feind“. Sie fürchten sich vor der Frage der Prüfer vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen: „Was machen Sie denn, wenn ein Bewohner dauernd abnimmt und nicht essen mag?“ Und dann bitten und drängen sie die Bewohner: „Sie müssen doch essen. Sie fallen ja 4 Hier ist sie: „Und Ahab sagte Isebel alles, was Elia getan hatte und wie er alle Propheten Baals mit einem Schwert umgebracht hatte. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diesr Zeit dir tue, wie du diesen getan hast! Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort. Barbara Heller ist Leitende Pfarrerin der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen Er aber ging hin in die Wüste eine Tagesreise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und erlegte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er geges- GESUNDBRUNNEN 2 | 11 „Befiehl dem Herrn deine Wege! Das ist die Aufforderung, unser Leben in Gottes Hände zu geben.“ sen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERREN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb. Und er kam dort in eine Höhle und blieb dort über Nacht. Essen im Angesicht der Feinde. Was erlebt Elia? Er ist lebensmüde, aber noch nicht am Lebensende. Der Engel animiert ihn zum Essen, versorgt ihn und sagt ihm, wie es weitergehen soll. Elia wünscht sich eine Wende, eine dramatische Wende: „So kann es nicht weitergehen…“. Gott kommt im stillen, sanften Sausen. Undramatisch. Und Gott zeigt eine Zukunft auf. Und siehe, das Wort des HERRN kam zu ihm: Was machst du hier, Elia? Er sprach: Ich habe geeifert für den HERRN, den Gott Zebaoth; denn Israel hat deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert getötet und ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten danach, dass sie mir mein Leben nehmen. Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf dein Berg vor den HERRN! Die Köche können zu rettenden Engeln für Bewohnerinnen und Bewohner werden, wenn der „Berg“ auf dem Teller zum Feind wird. Sie bereiten hochkalorische Kost zu, die mit dem nötigen Nährwert versorgt, auch bei kleinen Mengen. Sie präsentieren Essen, das man mit den Fingern essen kann, wenn Messer und Gabel zum Feind geworden sind. Sie bieten pürierte und passierte Kost attraktiv an, so dass sie Lust auf das Essen macht. Und siehe, der HERR wird vorübergehen. Und ein großer starker Wind, der die Berge zeriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm und sagte; Was hast du hier zu tun, Elia?!“ (1. Könige 19, 1-13) Für die Pflegenden heißt die Aufgabe: Essen reichen und dem Tempo, das die Pflegebedürftigen vertragen. Und wenn einer trotzdem nicht essen mag, herausfinden, was an der Zeit ist: Lebenskrise oder Lebensende? Und dann: Mit den Lebensmüden im Angesicht der Feinde ausharren. Dem alten Menschen zeigen, dass er nicht allein ist, wenn die Feinde morgens, mittags und abends lauern. Und auch denen beistehen, die am Lebensende angekommen sind, mit Angehörigen und Ärzten, und irgendwann dann auch nicht mehr zum Essen drängen im Angesicht des Todes. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Barbara Heller 5 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Anständig essen „An dem Tag, an dem ich beschloss, ein besserer Mensch zu werden, stand ich morgens in einem Rewe-Supermarkt und hielt einen flachen Karton mit der Aufschrift „HähnchenGrillpfanne“ in der Hand. Ein gern und häufig von mir gekauftes Produkt, das sowohl schmackhaft wie auch preisgünstig und einfach in der Zubereitung war.“ So beginnt Karin Duves Buch „Anständig essen – Ein Selbstversuch“, das im Januar 2011 im Galiano-Verlag , Berlin erschienen ist. Die Autorin beschreibt darin ihren Weg durch das Jahr 2010, das sie dem Essen gewidmet hat. Und zwar dem Essen unter moralischen Aspekten in einer Zeit, die geprägt ist vom gedankenlosen Konsum: „Dank der beigefügten Aluminiumschale musste man noch nicht einmal eine Pfanne schmutzig machen. Ofentür auf, zack rein, auf 180 Grad stellen und eine Stunde später konnte man das knusprige und vor sich hin blubbernde Fleisch auf einen Teller schieben. Aber bevor ich die Hähnchenpfanne in meinen Einkaufswagen legen konnte, preschte Jiminy Grille aus der Tiefe des Supermarktes heran und riss sie mir aus den Fingern.“ 6 Vegetarische Untermieterin „Jiminy Grille“ ist der Spitzname von Karen Duves Untermieterin, einer erklärten Vegetarierin und Weltverbesserin, die ein Zimmer auf dem Bauernhof der Autorin gemietet hat. Sie spielt eine zentrale Rolle im Buch – ganz wie ihr Namensvetter in der Disney-Verfilmung von „Pinocchio“: Jiminy ist die Grille, die der ehemaligen Marionette zur Seite gestellt wird, als Aus Karin Duves Buch „Anständig essen“: Jiminy Grille und die Hähnchenpfanne aus der Tiefkühltruhe für 2,99 Euro diese noch über keinerlei Gewissen verfügt. „Wie kannst du dieses Qualfleisch kaufen?“, schreit sie die Autorin im Supermarkt an, „Du weißt doch ganz genau, wie diese Hühner gehalten werden.“ „Richtig. Irgendwo weit draussen an der Peripherie meines Bewusstseins wusste ich, dass die Bedingungen, unter denen dieses Huhn einmal gelebt hatte, wohl eher unerfreulich Karen Duve wurde 1961 in Hamburg geboren, lebt mit einem Maultier, einem Pferd, einem Esel, zwei Katzen und zwei Hühnern auf dem Lande in der Märkischen Schweiz. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. „Weihnachten mit Thomas Müller“ und „Thomas Müller und der Zirkusbär“ sind inzwischen Klassiker, ihre Romane „Regenroman“ (1999), „Dies ist kein Liebeslied“ (2002), „Die entführte Prinzessin“ (2005) und „Taxi“ (2008) waren Bestseller und sind in 14 Sprachen übersetzt. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 waren. Ich räumte es ein. „Je günstiger der Preis, desto unerfreulicher die Bedingungen. So einfach ist die Rechnung“, sagte Jiminy, beugte sich über die Tiefkühltruhe und legte die Hähnchenpfanne ordentlich zurück. Sie zeigte auf das Preisschild, das außen an der Kühltruhe klebte. „Und 2,99 Euro für ein ganzes Huhn lässt auf verbrecherische Grausamkeit schließen.“ Anonyme Masse Fleisch Bilder aus Fernsehdokumentationen des ZDF-Spätprogramms flackerten vor Duves inneren Auge auf, sie erinnert sich an Junghühner mit kahlen Hälsen, zu Tausenden auf engsten Raum gequetscht, Hühner mit teilamputierten Schnäbeln und gebrochenen Beinen. „Es kostet Willen und Überwindung, daran zu denken, was alles hatte geschehen müssen, bevor die anonyme Masse Fleisch in der Aluminiumschale lag. Es machte überhaupt keinen Spaß daran denken zu müssen – insbesondere auch deshalb nicht, weil mir am Ende dieser geistigen Anstrengung natürlich nichts andres übrig blieb als auf die Hähnchenpfanne zu verzichten.“ Und nicht nur das: Die Autorin fasst den Entschluss, einen Selbstversuch zu starten. Jeweils GESUNDBRUNNEN 2 | 11 zwei Monate lang testet sie Ernährungsphilosophien am praktischen Bespiel: Biologisch-organisch, vegetarisch, vegan und am Ende sogar frutarisch – also nur das, was die Pflanze freiwillig gibt. „Nicht konsequent, aber achtsam“ Sie recherchiert über das Dasein als Masthuhn. Und dass es Hühnern in Biohaltung nicht viel besser geht. Sie setzt sich mit den Weltanschauungen hinter den Ernährungsarten auseinander – und kommt zu dem Schluss, dass die Konsequenz aus diesem Wissen die Pflicht zum Verzicht auf das Fleisch des Huhns ist und auch auf dessen Eier, Federn und wozu es sonst noch verwertet wird. Die Autorin, die mittlerweile nahezu vegan lebt, zieht für sich folgenden Schluss: „Vielleicht ist gerade das Leid, das ich selbst verursache, das einzige, das zu verhindern ich jemals imstande sein werde.“ Am Ende schreibt sie: „Ich werde nicht konsequent sein, aber achtsam“. Karen Duves Buch „Anständig essen – Ein Selbstversuch“ ist im Berliner GalianiVerlag erschienen, hat 335 Seiten und kostet 19,95 Euro Christiane Gahr ist Öffentlichkeitsreferentin der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen 7 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Anständig essen „An dem Tag, an dem ich beschloss, ein besserer Mensch zu werden, stand ich morgens in einem Rewe-Supermarkt und hielt einen flachen Karton mit der Aufschrift „HähnchenGrillpfanne“ in der Hand. Ein gern und häufig von mir gekauftes Produkt, das sowohl schmackhaft wie auch preisgünstig und einfach in der Zubereitung war.“ So beginnt Karin Duves Buch „Anständig essen – Ein Selbstversuch“, das im Januar 2011 im Galiano-Verlag , Berlin erschienen ist. Die Autorin beschreibt darin ihren Weg durch das Jahr 2010, das sie dem Essen gewidmet hat. Und zwar dem Essen unter moralischen Aspekten in einer Zeit, die geprägt ist vom gedankenlosen Konsum: „Dank der beigefügten Aluminiumschale musste man noch nicht einmal eine Pfanne schmutzig machen. Ofentür auf, zack rein, auf 180 Grad stellen und eine Stunde später konnte man das knusprige und vor sich hin blubbernde Fleisch auf einen Teller schieben. Aber bevor ich die Hähnchenpfanne in meinen Einkaufswagen legen konnte, preschte Jiminy Grille aus der Tiefe des Supermarktes heran und riss sie mir aus den Fingern.“ 6 Vegetarische Untermieterin „Jiminy Grille“ ist der Spitzname von Karen Duves Untermieterin, einer erklärten Vegetarierin und Weltverbesserin, die ein Zimmer auf dem Bauernhof der Autorin gemietet hat. Sie spielt eine zentrale Rolle im Buch – ganz wie ihr Namensvetter in der Disney-Verfilmung von „Pinocchio“: Jiminy ist die Grille, die der ehemaligen Marionette zur Seite gestellt wird, als Aus Karin Duves Buch „Anständig essen“: Jiminy Grille und die Hähnchenpfanne aus der Tiefkühltruhe für 2,99 Euro diese noch über keinerlei Gewissen verfügt. „Wie kannst du dieses Qualfleisch kaufen?“, schreit sie die Autorin im Supermarkt an, „Du weißt doch ganz genau, wie diese Hühner gehalten werden.“ „Richtig. Irgendwo weit draussen an der Peripherie meines Bewusstseins wusste ich, dass die Bedingungen, unter denen dieses Huhn einmal gelebt hatte, wohl eher unerfreulich Karen Duve wurde 1961 in Hamburg geboren, lebt mit einem Maultier, einem Pferd, einem Esel, zwei Katzen und zwei Hühnern auf dem Lande in der Märkischen Schweiz. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. „Weihnachten mit Thomas Müller“ und „Thomas Müller und der Zirkusbär“ sind inzwischen Klassiker, ihre Romane „Regenroman“ (1999), „Dies ist kein Liebeslied“ (2002), „Die entführte Prinzessin“ (2005) und „Taxi“ (2008) waren Bestseller und sind in 14 Sprachen übersetzt. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 waren. Ich räumte es ein. „Je günstiger der Preis, desto unerfreulicher die Bedingungen. So einfach ist die Rechnung“, sagte Jiminy, beugte sich über die Tiefkühltruhe und legte die Hähnchenpfanne ordentlich zurück. Sie zeigte auf das Preisschild, das außen an der Kühltruhe klebte. „Und 2,99 Euro für ein ganzes Huhn lässt auf verbrecherische Grausamkeit schließen.“ Anonyme Masse Fleisch Bilder aus Fernsehdokumentationen des ZDF-Spätprogramms flackerten vor Duves inneren Auge auf, sie erinnert sich an Junghühner mit kahlen Hälsen, zu Tausenden auf engsten Raum gequetscht, Hühner mit teilamputierten Schnäbeln und gebrochenen Beinen. „Es kostet Willen und Überwindung, daran zu denken, was alles hatte geschehen müssen, bevor die anonyme Masse Fleisch in der Aluminiumschale lag. Es machte überhaupt keinen Spaß daran denken zu müssen – insbesondere auch deshalb nicht, weil mir am Ende dieser geistigen Anstrengung natürlich nichts andres übrig blieb als auf die Hähnchenpfanne zu verzichten.“ Und nicht nur das: Die Autorin fasst den Entschluss, einen Selbstversuch zu starten. Jeweils GESUNDBRUNNEN 2 | 11 zwei Monate lang testet sie Ernährungsphilosophien am praktischen Bespiel: Biologisch-organisch, vegetarisch, vegan und am Ende sogar frutarisch – also nur das, was die Pflanze freiwillig gibt. „Nicht konsequent, aber achtsam“ Sie recherchiert über das Dasein als Masthuhn. Und dass es Hühnern in Biohaltung nicht viel besser geht. Sie setzt sich mit den Weltanschauungen hinter den Ernährungsarten auseinander – und kommt zu dem Schluss, dass die Konsequenz aus diesem Wissen die Pflicht zum Verzicht auf das Fleisch des Huhns ist und auch auf dessen Eier, Federn und wozu es sonst noch verwertet wird. Die Autorin, die mittlerweile nahezu vegan lebt, zieht für sich folgenden Schluss: „Vielleicht ist gerade das Leid, das ich selbst verursache, das einzige, das zu verhindern ich jemals imstande sein werde.“ Am Ende schreibt sie: „Ich werde nicht konsequent sein, aber achtsam“. Karen Duves Buch „Anständig essen – Ein Selbstversuch“ ist im Berliner GalianiVerlag erschienen, hat 335 Seiten und kostet 19,95 Euro Christiane Gahr ist Öffentlichkeitsreferentin der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen 7 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Sieg der Vernunft? „Abends eine Tüte Kartoffelchips und zwei Gläser Weißwein und ein Familien(eis)becher Ben & Jerry’s New York Super Fudge Chunk. Es musste einfach sein.“ Das bekennt die Autorin Meike Winnemuth im „Süddeutsche Zeitung Magazin“ für den 36. Tag ihres siebenwöchigen Gesundheitsprogramms. Dabei hatte sie so gut angefangen, mit einer Untersuchung in einer Praxis für „VitalAging“ und einem ausgeklügelten Plan für Ernährung und Bewegung. Sechs Wochen lang läuft es gut – und dann: Der Zusammenbruch. Vernünftige Entscheidung So kann es gehen, wenn die unvernünftigen Bedürfnisse sich gegen die vernünftige Entscheidung für eine bedarfsgerechte Ernährung durchsetzen. Die Autorin selbst trägt es mit Fassung, verbucht ihr Experiment, gesund zu leben als interessante Lebenserfahrung und freut sich, dass sie nun weiß, „dass es geht“. Vielleicht wird ihr das helfen, sollte sie in späteren Jahren als Bewohnerin eines Altenheims mit dem Expertenstandard Ernährungsmanagement konfrontiert werden, der die orale Ernährung in der Pflege sicherstellen und fördern soll. Die Zielsetzung des Expertenstandards klingt zunächst 8 einmal sehr vernünftig, sinnvoll und wünschenswert: „Bei jedem Bewohner mit pflegerischem Unterstützungsbedarf oder einem Risiko für oder Anzeichen von Mangelernährung ist die orale Nahrungsaufnahme entsprechend seinen Bedürfnissen und seinem Bedarf sichergestellt.“ Die „Untiefen“ dieser schlicht wirkenden Zielsetzung entstehen dadurch, wie man den Begriff der Mangelernährung auslegt und versteht. Zwischen Standards und Selbstbestimmung: Ernährungsmanagement jenseits von BodyMass-Index und Ernährungsmaßstäben Pflege (DNQP) in den Häusern, die an der modellhaften Implementierung des Expertenstandards beteiligt waren. Dennoch wird diese Form der Fehlernährung im Expertenstandard nicht behandelt. Ernährungsgewohnheiten Es besteht die Gefahr, beim Thema Ernährung die Bemühungen darauf zu konzentrieren, das Gewicht zu steigern, anstatt auf die Bedürfnisse und das subjektive Wohlbefinden Bedürfnisse und Bedarf der Bewohner zu fokussieren. Denn das Nebeneinander Das beginnt bereits mit dem von Bedürfnissen und Bedarf Einzug. Gefordert wird im Exkann sich durchaus als Gegen- pertenstandard ein aktuelles einander entpuppen. Nach wie Screening-Ergebnis zur Ernähvor wird unter Mangelernäh- rungssituation (E1). Schon rung primär Unterernährung beim Einzug muss die neue Bewohnerin bereit sein, sich wiegen und messen zu lassen und AnExpertenstandards sind gaben zu ihren Ernähgut. Sich außerdem an den rungsgewohnheiten zu machen. Letzteres ist individuellen Bedürfnissen wahrscheinlich relativ und Wünschen der Bewohunproblematisch, weil nerinnen und Bewohner zu es auch darum geht, orientieren, ist besser. Vorlieben und Abneigungen beim Essen zu erfragen, um dann den verstanden. Fehlernährung im individuellen Wünschen gerecht Sinne eines „Zuviel“ kommt in zu werden. der Praxis dagegen häufiger vor. Mit dem Wiegen kann das Das ergab zum Beispiel das Au- schon anders sein. Für viedit des Deutschen Netzwerks le Menschen, insbesondere für Qualitätsentwicklung in der für Frauen, ist das Gewicht ja GESUNDBRUNNEN 2 | 11 So kann es gehen, wenn die unvernünftigen Bedürfnisse sich gegen die vernünftige Entscheidung für eine bedarfsgerechte Ernährung durchsetzen durchaus ein heikles, manchmal leidvolles Thema. Wer ist mit seinem Gewicht schon zufrieden? Das Ansinnen, sich von einer fremden Person wiegen und das Gewicht zu protokollieren zu lassen, kann also durchaus mit unangenehmen Gefühlen und Scham verbunden sein. „Zählen Sie mir hier die Bissen in den Mund?“ In der Tat. Pflegekräfte berichten, dass es Bewohnerinnen gibt, die sich weigern, sich wiegen zu lassen. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Das ist ihr Selbstbestimmungsrecht. Möglicherweise gefällt es ihnen auch nicht, dass in den ersten Tagen in Form eines Ernährungsprotokolls genau erfasst wird, was und vor allem, wie viel sie essen. „Finden Sie mich zu dick?“ Wenn ein Screening durchgeführt wurde und die Pflegekraft zu dem Schluss kommt, dass Maßnahmen zu ergreifen sind, um einer Form der Feh- lernährung entgegenzuwirken, steht ein Beratungsgespräch an. Auch die Beratung an sich ist beim Thema Ernährung schon ein sensibler Punkt. Gelingt es den Pflegekräften, der Bewohnerin zu vermitteln, dass es um die Frage der Gesundheitsförderung geht? Oder nimmt sie in erster Linie wahr, dass man ihr Gewicht und damit vielleicht ihr Aussehen kritisiert? „Finden Sie mich zu dick?“ Wenn die Bewohnerin diesen 9 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Sieg der Vernunft? „Abends eine Tüte Kartoffelchips und zwei Gläser Weißwein und ein Familien(eis)becher Ben & Jerry’s New York Super Fudge Chunk. Es musste einfach sein.“ Das bekennt die Autorin Meike Winnemuth im „Süddeutsche Zeitung Magazin“ für den 36. Tag ihres siebenwöchigen Gesundheitsprogramms. Dabei hatte sie so gut angefangen, mit einer Untersuchung in einer Praxis für „VitalAging“ und einem ausgeklügelten Plan für Ernährung und Bewegung. Sechs Wochen lang läuft es gut – und dann: Der Zusammenbruch. Vernünftige Entscheidung So kann es gehen, wenn die unvernünftigen Bedürfnisse sich gegen die vernünftige Entscheidung für eine bedarfsgerechte Ernährung durchsetzen. Die Autorin selbst trägt es mit Fassung, verbucht ihr Experiment, gesund zu leben als interessante Lebenserfahrung und freut sich, dass sie nun weiß, „dass es geht“. Vielleicht wird ihr das helfen, sollte sie in späteren Jahren als Bewohnerin eines Altenheims mit dem Expertenstandard Ernährungsmanagement konfrontiert werden, der die orale Ernährung in der Pflege sicherstellen und fördern soll. Die Zielsetzung des Expertenstandards klingt zunächst 8 einmal sehr vernünftig, sinnvoll und wünschenswert: „Bei jedem Bewohner mit pflegerischem Unterstützungsbedarf oder einem Risiko für oder Anzeichen von Mangelernährung ist die orale Nahrungsaufnahme entsprechend seinen Bedürfnissen und seinem Bedarf sichergestellt.“ Die „Untiefen“ dieser schlicht wirkenden Zielsetzung entstehen dadurch, wie man den Begriff der Mangelernährung auslegt und versteht. Zwischen Standards und Selbstbestimmung: Ernährungsmanagement jenseits von BodyMass-Index und Ernährungsmaßstäben Pflege (DNQP) in den Häusern, die an der modellhaften Implementierung des Expertenstandards beteiligt waren. Dennoch wird diese Form der Fehlernährung im Expertenstandard nicht behandelt. Ernährungsgewohnheiten Es besteht die Gefahr, beim Thema Ernährung die Bemühungen darauf zu konzentrieren, das Gewicht zu steigern, anstatt auf die Bedürfnisse und das subjektive Wohlbefinden Bedürfnisse und Bedarf der Bewohner zu fokussieren. Denn das Nebeneinander Das beginnt bereits mit dem von Bedürfnissen und Bedarf Einzug. Gefordert wird im Exkann sich durchaus als Gegen- pertenstandard ein aktuelles einander entpuppen. Nach wie Screening-Ergebnis zur Ernähvor wird unter Mangelernäh- rungssituation (E1). Schon rung primär Unterernährung beim Einzug muss die neue Bewohnerin bereit sein, sich wiegen und messen zu lassen und AnExpertenstandards sind gaben zu ihren Ernähgut. Sich außerdem an den rungsgewohnheiten zu machen. Letzteres ist individuellen Bedürfnissen wahrscheinlich relativ und Wünschen der Bewohunproblematisch, weil nerinnen und Bewohner zu es auch darum geht, orientieren, ist besser. Vorlieben und Abneigungen beim Essen zu erfragen, um dann den verstanden. Fehlernährung im individuellen Wünschen gerecht Sinne eines „Zuviel“ kommt in zu werden. der Praxis dagegen häufiger vor. Mit dem Wiegen kann das Das ergab zum Beispiel das Au- schon anders sein. Für viedit des Deutschen Netzwerks le Menschen, insbesondere für Qualitätsentwicklung in der für Frauen, ist das Gewicht ja GESUNDBRUNNEN 2 | 11 So kann es gehen, wenn die unvernünftigen Bedürfnisse sich gegen die vernünftige Entscheidung für eine bedarfsgerechte Ernährung durchsetzen durchaus ein heikles, manchmal leidvolles Thema. Wer ist mit seinem Gewicht schon zufrieden? Das Ansinnen, sich von einer fremden Person wiegen und das Gewicht zu protokollieren zu lassen, kann also durchaus mit unangenehmen Gefühlen und Scham verbunden sein. „Zählen Sie mir hier die Bissen in den Mund?“ In der Tat. Pflegekräfte berichten, dass es Bewohnerinnen gibt, die sich weigern, sich wiegen zu lassen. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Das ist ihr Selbstbestimmungsrecht. Möglicherweise gefällt es ihnen auch nicht, dass in den ersten Tagen in Form eines Ernährungsprotokolls genau erfasst wird, was und vor allem, wie viel sie essen. „Finden Sie mich zu dick?“ Wenn ein Screening durchgeführt wurde und die Pflegekraft zu dem Schluss kommt, dass Maßnahmen zu ergreifen sind, um einer Form der Feh- lernährung entgegenzuwirken, steht ein Beratungsgespräch an. Auch die Beratung an sich ist beim Thema Ernährung schon ein sensibler Punkt. Gelingt es den Pflegekräften, der Bewohnerin zu vermitteln, dass es um die Frage der Gesundheitsförderung geht? Oder nimmt sie in erster Linie wahr, dass man ihr Gewicht und damit vielleicht ihr Aussehen kritisiert? „Finden Sie mich zu dick?“ Wenn die Bewohnerin diesen 9 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Nationaler Expertenstandard Ernährung 10 Eindruck hat, sind die Fragen nach Gewicht und Ernährungsgewohnheiten in erster Linie als Kritik oder als eine mangelnde Akzeptanz der Person angekommen. Das wäre fatal, insbesondere in einer Phase, in der sich jemand langsam eingewöhnen und Vertrauen gewinnen soll. Allen Meldungen über das angebliche Verhungern in den Heimen zum Trotz wird das Übergewicht als Thema dominieren. Das ist auch nicht überraschend. Die meisten, die sich zu Hause oft nur noch dürftig versorgt und ernährt oder durch akute Erkrankungen Gewicht verloren haben, nehmen bei fünf Mahlzeiten am Tag in der stationären Einrichtung bereits nach einigen Wochen deutlich zu. Selbst entscheiden Die Bewohnerinnen, bei denen Untergewicht festgestellt wird, werden ebenfalls beraten und müssen dann selbst entscheiden können, ob sie eine Gewichtszunahme anstreben und entsprechende Maßnahmen akzeptieren – von besonders hochkalorischer Kost bis zu Zusatznahrung. Es könnte die Versuchung entstehen, geschmacksneutrale, aber sehr wirkungsvolle Zusatzstoffe beizumischen, um sich in Sachen BMI „auf die sichere Seite zu bringen“ – auch ohne Absprache und Zustimmung. Mit Bedürfnisorientierung und Respekt vor der Selbstbestimmung hätte dies allerdings nichts zu tun und ist deshalb klar abzulehnen. Die Beratung wird also darauf hinauslaufen, Maßnahmen vorzuschlagen oder zu erörtern, die eine Gewichtsabnahme zum Ziel haben: kleinere Portionen, Reduzierung von Fett und Zucker. Doch viele Bewohnerinnen wollen nicht auf bevorzugte Teigwaren mit reichhaltigen Saucen und Fleisch verzichten. Ebenso wenig möchten sie Kuchen und Schokolade missen, die ihnen im wahrsten Sinne des Wortes das Leben versüßen. Sie verzichten lieber auf Gemüse und Salat. Wenn man den Expertenstandard einführt, kann dies durchaus eine Dynamik auslösen, die im Gegensatz zur Orientierung an den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und ihrer Selbstbestimmung steht. Hier ist Vorsicht geboten. Gerade in der Eingewöhnungsphase, auf deren Gestaltung der MDK bei seinen Prüfungen so großen Wert legt, muss es darum gehen, den Menschen deutlich zu vermitteln, dass ihre Selbstbestimmung in der Einrichtung gewahrt wird und die Angebote von Pflege, Betreuung und Versorgung sich an ihren Bedürfnissen und Interessen orientieren. Bebilderte Speisekarten Schlüsselthemen im Expertenstandard sind das Verpflegungskonzept und die individuelle Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme. Neben dem Screening erweist sich an deren Umsetzung die Bedürfnis- und Bewohnerorientierung. Das beginnt damit, dass man Essensgewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen erfragt. Dann geht es darum, wie das Speisenangebot den neuen Bewohnern präsentiert wird. Es ist relativ üblich, die Menükarte für die folgende Woche vorzustellen und die Bewohner auswählen zu lassen. Aber nicht alle Bewohner können mit den Ankündigungstexten etwas anfangen. Köche entwickeln deshalb bebilderte Speisekarten. Wer noch einen Schritt weitergehen will, bildet neben dem fertigen Gericht einzelne Zutaten ab, damit der Betrachter noch besser einschätzen kann, ob dieses Menü wohl seinem Geschmack entspricht. Dies soll den Appetit wecken und bei den Bedürfnissen der Bewohner ansetzen. Umso wichtiger ist es, das Essen selbst ansprechend anzurichten und zu servieren. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Essen und Trinken sind menschliche Grundbedürfnisse und spielen daher eine zentrale Rolle für Gesundheit und Wohlbefinden. Kranke und pflegeabhängige Menschen können sich oft nicht angemessen ernähren und benötigen daher besondere Unterstützung. Findet keine adäquate Unterstützung statt besteht die Gefahr einer Mangelernährung. (…) Ausgerichtet ist der Expertenstandard auf die Zielgruppe der erwachsenen Menschen, die der Pflege bedürfen und ganz oder teilweise in der Lage sind, oral Nahrung und Flüssigkeit zu sich zu nehmen. (Aus der Präambel zum „Expertenstandard Ernährungsmanagement“, vollständig: (Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Fingerfood oder Flüssiges Die unterschiedlichen Kostformen wie Fingerfood, pürierte, passierte oder verflüssigte Kost sind in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan, von den angebotenen Fertigprodukten bis zu entsprechenden Hilfsmitteln und Küchengeräten für die eigene Produktion. Probleme treten dann oft bei der „umfassenden und fachgerechten Unterstützung zur Sicherung der bedürfnisorientierten und bedarfsgerechten Ernährung während und auch außerhalb der üblichen Essenszeiten“ (E4) auf. Inzwischen benötigen zwischen 15 und 25 Prozent der Bewohner eine voll- GESUNDBRUNNEN 2 | 11 ständige Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme – bei fünf Mahlzeiten am Tag. Zum Teil braucht es zwischen 15 und 30 Minuten Zeit pro Hauptmahlzeit. Eine 1:1-Betreuung beim Essenanreichen in ruhiger Atmosphäre wäre der Idealzustand, um die Nahrungsaufnahme zu optimieren und zu vermeiden, dass sich die Bewohner verschlucken. Angesichts der Rahmenbedingungen in der Pflege ist dieser Idealzustand kaum zu erreichen. Respektvoller Umgang Wie kann die Einrichtung dem Respekt vor der Person entsprechen und gerade im Zusammenhang mit dem Essen dem Einzelnen wohltun und nicht etwa durch Vernachlässigung schaden? Hierin liegt die größte Herausforderung für die Altenpflege, mit organisatorischen und ethischen Komponenten. Die Qualitätsmerkmale des Ernährungsmanagements sind Bedürfnis vor Bedarf: Zur professionellen Kompetenz gehört das Wissen über den Ernährungsbedarf. Die Mitarbeitenden sollten sich mit diesem Wissen jedoch in erster Linie an den Bedürfnissen der Bewohner orientieren. Ethisch formuliert bedeutet das: Es geht um den Respekt vor der Selbstbestimmung der Bewohner. Selbstbestimmung respektieren Alle Maßnahmen, die der Bewohner nicht akzeptiert oder die man nicht mit dem Bewohner besprochen hat, sind abzulehnen. Auch die Beratung muss ein Angebot sein, das angenommen oder abgelehnt werden kann. Die Einrichtung muss diese Orientierung vorgeben und dem MDK gegenüber vertreten. Das bedeutet: Es geht darum, die Selbstbestimmung der Bewohner zu respektieren und die Mitarbeiter zu schützen, damit sie fachlich angemessen handeln können. Angemessene Betreuung, um die Nahrungsaufnahme zu unterstützen: Auch der Verlust der Fähigkeit, selbständig zu essen, schränkt die Alltagskompetenz gravierend ein. Entsprechend müsste eine zusätzliche Betreuung bei der Nahrungsaufnahme finanziert werden. Bis dahin muss auf diesen Mangel hingewiesen werden und gleichzeitig sollte man sich darum bemühen, die Versorgungssituation so positiv wie möglich zu gestalten. Barbara Heller ist Leitende Pfarrerin der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen. Über den Expertenstandard Ernährungsmanagement schrieb sie im Mai 2011 ebenfalls in der Fachzeitschrift „Altenheim“. 11 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Nationaler Expertenstandard Ernährung 10 Eindruck hat, sind die Fragen nach Gewicht und Ernährungsgewohnheiten in erster Linie als Kritik oder als eine mangelnde Akzeptanz der Person angekommen. Das wäre fatal, insbesondere in einer Phase, in der sich jemand langsam eingewöhnen und Vertrauen gewinnen soll. Allen Meldungen über das angebliche Verhungern in den Heimen zum Trotz wird das Übergewicht als Thema dominieren. Das ist auch nicht überraschend. Die meisten, die sich zu Hause oft nur noch dürftig versorgt und ernährt oder durch akute Erkrankungen Gewicht verloren haben, nehmen bei fünf Mahlzeiten am Tag in der stationären Einrichtung bereits nach einigen Wochen deutlich zu. Selbst entscheiden Die Bewohnerinnen, bei denen Untergewicht festgestellt wird, werden ebenfalls beraten und müssen dann selbst entscheiden können, ob sie eine Gewichtszunahme anstreben und entsprechende Maßnahmen akzeptieren – von besonders hochkalorischer Kost bis zu Zusatznahrung. Es könnte die Versuchung entstehen, geschmacksneutrale, aber sehr wirkungsvolle Zusatzstoffe beizumischen, um sich in Sachen BMI „auf die sichere Seite zu bringen“ – auch ohne Absprache und Zustimmung. Mit Bedürfnisorientierung und Respekt vor der Selbstbestimmung hätte dies allerdings nichts zu tun und ist deshalb klar abzulehnen. Die Beratung wird also darauf hinauslaufen, Maßnahmen vorzuschlagen oder zu erörtern, die eine Gewichtsabnahme zum Ziel haben: kleinere Portionen, Reduzierung von Fett und Zucker. Doch viele Bewohnerinnen wollen nicht auf bevorzugte Teigwaren mit reichhaltigen Saucen und Fleisch verzichten. Ebenso wenig möchten sie Kuchen und Schokolade missen, die ihnen im wahrsten Sinne des Wortes das Leben versüßen. Sie verzichten lieber auf Gemüse und Salat. Wenn man den Expertenstandard einführt, kann dies durchaus eine Dynamik auslösen, die im Gegensatz zur Orientierung an den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und ihrer Selbstbestimmung steht. Hier ist Vorsicht geboten. Gerade in der Eingewöhnungsphase, auf deren Gestaltung der MDK bei seinen Prüfungen so großen Wert legt, muss es darum gehen, den Menschen deutlich zu vermitteln, dass ihre Selbstbestimmung in der Einrichtung gewahrt wird und die Angebote von Pflege, Betreuung und Versorgung sich an ihren Bedürfnissen und Interessen orientieren. Bebilderte Speisekarten Schlüsselthemen im Expertenstandard sind das Verpflegungskonzept und die individuelle Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme. Neben dem Screening erweist sich an deren Umsetzung die Bedürfnis- und Bewohnerorientierung. Das beginnt damit, dass man Essensgewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen erfragt. Dann geht es darum, wie das Speisenangebot den neuen Bewohnern präsentiert wird. Es ist relativ üblich, die Menükarte für die folgende Woche vorzustellen und die Bewohner auswählen zu lassen. Aber nicht alle Bewohner können mit den Ankündigungstexten etwas anfangen. Köche entwickeln deshalb bebilderte Speisekarten. Wer noch einen Schritt weitergehen will, bildet neben dem fertigen Gericht einzelne Zutaten ab, damit der Betrachter noch besser einschätzen kann, ob dieses Menü wohl seinem Geschmack entspricht. Dies soll den Appetit wecken und bei den Bedürfnissen der Bewohner ansetzen. Umso wichtiger ist es, das Essen selbst ansprechend anzurichten und zu servieren. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Essen und Trinken sind menschliche Grundbedürfnisse und spielen daher eine zentrale Rolle für Gesundheit und Wohlbefinden. Kranke und pflegeabhängige Menschen können sich oft nicht angemessen ernähren und benötigen daher besondere Unterstützung. Findet keine adäquate Unterstützung statt besteht die Gefahr einer Mangelernährung. (…) Ausgerichtet ist der Expertenstandard auf die Zielgruppe der erwachsenen Menschen, die der Pflege bedürfen und ganz oder teilweise in der Lage sind, oral Nahrung und Flüssigkeit zu sich zu nehmen. (Aus der Präambel zum „Expertenstandard Ernährungsmanagement“, vollständig: (Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Fingerfood oder Flüssiges Die unterschiedlichen Kostformen wie Fingerfood, pürierte, passierte oder verflüssigte Kost sind in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan, von den angebotenen Fertigprodukten bis zu entsprechenden Hilfsmitteln und Küchengeräten für die eigene Produktion. Probleme treten dann oft bei der „umfassenden und fachgerechten Unterstützung zur Sicherung der bedürfnisorientierten und bedarfsgerechten Ernährung während und auch außerhalb der üblichen Essenszeiten“ (E4) auf. Inzwischen benötigen zwischen 15 und 25 Prozent der Bewohner eine voll- GESUNDBRUNNEN 2 | 11 ständige Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme – bei fünf Mahlzeiten am Tag. Zum Teil braucht es zwischen 15 und 30 Minuten Zeit pro Hauptmahlzeit. Eine 1:1-Betreuung beim Essenanreichen in ruhiger Atmosphäre wäre der Idealzustand, um die Nahrungsaufnahme zu optimieren und zu vermeiden, dass sich die Bewohner verschlucken. Angesichts der Rahmenbedingungen in der Pflege ist dieser Idealzustand kaum zu erreichen. Respektvoller Umgang Wie kann die Einrichtung dem Respekt vor der Person entsprechen und gerade im Zusammenhang mit dem Essen dem Einzelnen wohltun und nicht etwa durch Vernachlässigung schaden? Hierin liegt die größte Herausforderung für die Altenpflege, mit organisatorischen und ethischen Komponenten. Die Qualitätsmerkmale des Ernährungsmanagements sind Bedürfnis vor Bedarf: Zur professionellen Kompetenz gehört das Wissen über den Ernährungsbedarf. Die Mitarbeitenden sollten sich mit diesem Wissen jedoch in erster Linie an den Bedürfnissen der Bewohner orientieren. Ethisch formuliert bedeutet das: Es geht um den Respekt vor der Selbstbestimmung der Bewohner. Selbstbestimmung respektieren Alle Maßnahmen, die der Bewohner nicht akzeptiert oder die man nicht mit dem Bewohner besprochen hat, sind abzulehnen. Auch die Beratung muss ein Angebot sein, das angenommen oder abgelehnt werden kann. Die Einrichtung muss diese Orientierung vorgeben und dem MDK gegenüber vertreten. Das bedeutet: Es geht darum, die Selbstbestimmung der Bewohner zu respektieren und die Mitarbeiter zu schützen, damit sie fachlich angemessen handeln können. Angemessene Betreuung, um die Nahrungsaufnahme zu unterstützen: Auch der Verlust der Fähigkeit, selbständig zu essen, schränkt die Alltagskompetenz gravierend ein. Entsprechend müsste eine zusätzliche Betreuung bei der Nahrungsaufnahme finanziert werden. Bis dahin muss auf diesen Mangel hingewiesen werden und gleichzeitig sollte man sich darum bemühen, die Versorgungssituation so positiv wie möglich zu gestalten. Barbara Heller ist Leitende Pfarrerin der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen. Über den Expertenstandard Ernährungsmanagement schrieb sie im Mai 2011 ebenfalls in der Fachzeitschrift „Altenheim“. 11 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Die optische Speisekarte 12 Bebilderte Speisekarten sollen Appetit wecken und bei den Bedürfnissen der Bewohner ansetzen Rinderbrühe mit Eierstich Blumenkohlschnitzel Leberknödel Panierte Scholle Goulaschsuppe Quarkauflauf Pfannkuchen mit Kirschen Quarkknödel mit Vanillesauce GESUNDBRUNNEN 2 | 11 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 13 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Die optische Speisekarte 12 Bebilderte Speisekarten sollen Appetit wecken und bei den Bedürfnissen der Bewohner ansetzen Rinderbrühe mit Eierstich Blumenkohlschnitzel Leberknödel Panierte Scholle Goulaschsuppe Quarkauflauf Pfannkuchen mit Kirschen Quarkknödel mit Vanillesauce GESUNDBRUNNEN 2 | 11 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 13 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege „Eigener Herd ist Goldes Wert“ Ein eigenes Küchenmanagement, das Qualität sichert und Geld spart, hat die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen entwickelt „Essen für Menschen mit Demenz“: Ein Seminar der besonderen Art für Köche und Küchenkräfte Alle Häuser der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen haben eigene Küchen, die zum Haus gehören – mittlerweile fast schon eine Ausnahme in der Branche. „Ist Selbstkochen weiterhin der richtige Weg?“ – das fragte die Geschäftsleitung Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen im vergangenen Jahr. Ein klares „Ja“ war das Ergebnis der Überlegungen. Eine Projektgruppe wurde ins Leben gerufen, die ausloten sollte, welche Vorteile und welches Einsparungspotenzial ein einheitliches Küchenmanagement bringen könnte. Fünf Köche, drei hauswirtschaftliche Fachkräfte und zwei Heimleiter erarbeiteten ein Konzept, das derzeit in einer Pilotanwendergruppe gestartet wurde und bis Sommer 2012 in allen Häusern der Altenhilfe eingeführt sein soll. Wie sinnvoll ist ein einheitlicher Speisenplan? Welche Kostenvorteile ergeben sich aus der Zentralisierung des Einkaufs? Welche Software ist geeignet? Mit welchem Grossisten arbeitet der Träger in Zukunft zusammen? Wie entsteht ein einheitlicher und verbindlicher Warenkorb für 18 Küchen, die im ganzen Land verteilt sind? 14 Fleischpopcorn, Rinderbrühe als Fingerfood, Himbeeren mit Chili … Auch mit dem neuen Management steht die Küche für Qualität: Reiner Schweißhelm bei einem Lehrgang für altersgerechtes Kochen Damit beschäftigte sich die Gruppe seit April 2010. Herausgekommen ist ein solides Konzept, das Qualität und Kostenmanagement in Einklang bringen soll. Das war und ist mit viel Arbeit verbunden – Verfahren müssen geprüft, entwickelt und erlernt, Daten eingepflegt und verwaltet werden, und natürlich muss auch der Speiseplan umgestellt werden – im Warenkorb des Gesamtunternehmens befanden sich zuvor mehr als 4.000 Artikel, heute sind es knapp 1.000. Das spart richtig Geld – Sortimentsbreite und -tiefe lassen sich ohne jeden Qualitätsverlust reduzieren, so die Erfahrung der Projektgruppe. Grob kalkuliert wird der neue Warenkorb und die Management-Software dem Träger eine Ersparnis von insgesamt rund 200.000 Euro pro Jahr einbringen – und das ohne Qualitätsverlust. Der Pilotanwendergruppe gehören an Küchenleiter Rolf Schümmelfelder, Heimleiter Klaus Vering, Köchin Tatjana Kuhn, Küchenleiter Matthias Ferdinand, Küchenleiter Reiner Schweißhelm und Verwaltungsdirektor Rolf Pfannkuche Christiane Gahr GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Kocharena in der Festhalle: Köstlich arrangierte Häppchen und ungewöhnliche Geschmacksrichtungen Wenn Essen für Menschen mit Demenz zum Problem wird, weil der Appetit fehlt, das Besteck keine Bedeutung mehr hat und möglicherweise noch Schluckstörungen dazu kommen, ist neben Fachwissen viel Kreativität gefragt, um schmackhafte und ansprechend aussehende Mahlzeiten herzustellen. Im April wurde deshalb die Festhalle der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen zur Kocharena: Dort fand ein Tagesseminar für GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Köche und Küchenfachkräfte aus dem Altenhilfebereich statt. Das Diakonische Aus- und Fortbildungszentrum hatte gemeinsam mit dem Diakonischen Werk Rheinland zu dieser Kooperationsveranstaltung eingeladen. 20 Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen waren nach Hofgeismar gekommen um neue Impulse zum Thema: „Essen für Menschen mit Demenz“ zu bekommen. Und die gab es reichlich: Nach einer kurzen Einführung vom Küchenchef der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar, Küchenmeister Reiner Schweißhelm, ging es an die praktische Erprobung – fast wie im Fernsehen. An sechs mit aller erforderlichen Küchentechnik und Material ausgestatteten Arbeitsplätzen konnte man lernen, wie man Mahlzeiten und Fingerfood originell und kostengünstig herstellt. So entstanden beispielsweise Pralinenschaum mit Chilihimbeeren, Lachmousse, Avocadoschaum, passierte Fleischkost in fester Form, Fleischpopcorn und sogar Brühe, die in fester Form als appetitlich arrangierte Häppchen präsentiert wurde. Die „Jury“ war begeistert – nicht nur kulinarisch, sondern auch fachlich: Testpersonen für die abschließende „Verkostung“ waren nämlich Teilnehmer einer Palliative Care Weiterbildung im DAFZ. Insbesondere für ihren zukünftigen Arbeitsbereich stellt die Weiterentwicklung der passierten Kost zu einer „Wissenschaft für sich“ eine wichtige Säule dar. Arnim Borowski, Christiane Gahr 15 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege „Eigener Herd ist Goldes Wert“ Ein eigenes Küchenmanagement, das Qualität sichert und Geld spart, hat die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen entwickelt „Essen für Menschen mit Demenz“: Ein Seminar der besonderen Art für Köche und Küchenkräfte Alle Häuser der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen haben eigene Küchen, die zum Haus gehören – mittlerweile fast schon eine Ausnahme in der Branche. „Ist Selbstkochen weiterhin der richtige Weg?“ – das fragte die Geschäftsleitung Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen im vergangenen Jahr. Ein klares „Ja“ war das Ergebnis der Überlegungen. Eine Projektgruppe wurde ins Leben gerufen, die ausloten sollte, welche Vorteile und welches Einsparungspotenzial ein einheitliches Küchenmanagement bringen könnte. Fünf Köche, drei hauswirtschaftliche Fachkräfte und zwei Heimleiter erarbeiteten ein Konzept, das derzeit in einer Pilotanwendergruppe gestartet wurde und bis Sommer 2012 in allen Häusern der Altenhilfe eingeführt sein soll. Wie sinnvoll ist ein einheitlicher Speisenplan? Welche Kostenvorteile ergeben sich aus der Zentralisierung des Einkaufs? Welche Software ist geeignet? Mit welchem Grossisten arbeitet der Träger in Zukunft zusammen? Wie entsteht ein einheitlicher und verbindlicher Warenkorb für 18 Küchen, die im ganzen Land verteilt sind? 14 Fleischpopcorn, Rinderbrühe als Fingerfood, Himbeeren mit Chili … Auch mit dem neuen Management steht die Küche für Qualität: Reiner Schweißhelm bei einem Lehrgang für altersgerechtes Kochen Damit beschäftigte sich die Gruppe seit April 2010. Herausgekommen ist ein solides Konzept, das Qualität und Kostenmanagement in Einklang bringen soll. Das war und ist mit viel Arbeit verbunden – Verfahren müssen geprüft, entwickelt und erlernt, Daten eingepflegt und verwaltet werden, und natürlich muss auch der Speiseplan umgestellt werden – im Warenkorb des Gesamtunternehmens befanden sich zuvor mehr als 4.000 Artikel, heute sind es knapp 1.000. Das spart richtig Geld – Sortimentsbreite und -tiefe lassen sich ohne jeden Qualitätsverlust reduzieren, so die Erfahrung der Projektgruppe. Grob kalkuliert wird der neue Warenkorb und die Management-Software dem Träger eine Ersparnis von insgesamt rund 200.000 Euro pro Jahr einbringen – und das ohne Qualitätsverlust. Der Pilotanwendergruppe gehören an Küchenleiter Rolf Schümmelfelder, Heimleiter Klaus Vering, Köchin Tatjana Kuhn, Küchenleiter Matthias Ferdinand, Küchenleiter Reiner Schweißhelm und Verwaltungsdirektor Rolf Pfannkuche Christiane Gahr GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Kocharena in der Festhalle: Köstlich arrangierte Häppchen und ungewöhnliche Geschmacksrichtungen Wenn Essen für Menschen mit Demenz zum Problem wird, weil der Appetit fehlt, das Besteck keine Bedeutung mehr hat und möglicherweise noch Schluckstörungen dazu kommen, ist neben Fachwissen viel Kreativität gefragt, um schmackhafte und ansprechend aussehende Mahlzeiten herzustellen. Im April wurde deshalb die Festhalle der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen zur Kocharena: Dort fand ein Tagesseminar für GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Köche und Küchenfachkräfte aus dem Altenhilfebereich statt. Das Diakonische Aus- und Fortbildungszentrum hatte gemeinsam mit dem Diakonischen Werk Rheinland zu dieser Kooperationsveranstaltung eingeladen. 20 Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen waren nach Hofgeismar gekommen um neue Impulse zum Thema: „Essen für Menschen mit Demenz“ zu bekommen. Und die gab es reichlich: Nach einer kurzen Einführung vom Küchenchef der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar, Küchenmeister Reiner Schweißhelm, ging es an die praktische Erprobung – fast wie im Fernsehen. An sechs mit aller erforderlichen Küchentechnik und Material ausgestatteten Arbeitsplätzen konnte man lernen, wie man Mahlzeiten und Fingerfood originell und kostengünstig herstellt. So entstanden beispielsweise Pralinenschaum mit Chilihimbeeren, Lachmousse, Avocadoschaum, passierte Fleischkost in fester Form, Fleischpopcorn und sogar Brühe, die in fester Form als appetitlich arrangierte Häppchen präsentiert wurde. Die „Jury“ war begeistert – nicht nur kulinarisch, sondern auch fachlich: Testpersonen für die abschließende „Verkostung“ waren nämlich Teilnehmer einer Palliative Care Weiterbildung im DAFZ. Insbesondere für ihren zukünftigen Arbeitsbereich stellt die Weiterentwicklung der passierten Kost zu einer „Wissenschaft für sich“ eine wichtige Säule dar. Arnim Borowski, Christiane Gahr 15 Ernährung in der Altenpflege Kartoffel, Ernährung in der Altenpflege FRÜHER UND HEUTE die deutsche Lieblingsfrucht, auch am Gesundbrunnen Aus Kartoffeln besteht bei zwei Dritteln aller Gerichte die Sättigungsbeilage am Gesundbrunnen. Küchenchef Reiner Schweißhelm achtet beim Einkauf auf Sortenvielfalt, damit etwa das Püree nicht nur zur Erntezeit im Herbst nach Kartoffeln schmeckt. Dies gelingt mit Sorten, die bei der Lagerung ihre Stärke nur langsam abbauen. Im Jahr verarbeitet die Hofgeismarer Küche knapp 12.500 Kilo Kartoffeln. 1921 hätte diese Menge gerade mal gute vier Monate gereicht. Ernst Moering schreibt in der Chronik dazu: „1.200 Zentner Kartoffeln bei 288 Pfleglingen und 30 Bediensteten, also 4 Zentner pro Kopf, das zeigt die Armseligkeit der Verpflegung, insofern diese eben im Wesentlichen aus Kartoffeln besteht.“ 1946 hätte man dieses Urteil als Jammern auf hohem Niveau verspottet. Eine Auflistung der Kartoffeleingänge vom 29.11.1945 in der Gärtnereiakte (ArchEAG, H-A/61) verzeichnet 76.500 Kilogramm eingekellerte Kartoffeln. Bezieht man diese Angaben zur Vergleichbarkeit nur auf die Bewohnerzahl, so standen pro Kopf und Jahr 1921 etwa 100 Kilo Kartoffeln zur Verfügung, 1946 etwa 190 Kilo und 2011 etwa 30 Kilo. Luxus drückt sich hier in einer kleineren Zahl aus. „Seit den 1950er Jahren ist unser Essen immer fleischlastiger geworden“, sagt Schweißhelm. Eine Abkehr von diesem Trend könnte in Zukunft die Kartoffelmenge wieder in die Höhe treiben. Roland Müller 16 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Modernes Kochen für alte Menschen Er kann alles: Rührei, Früchteschaum und eine Luftblase mit Rouladengeschmack. Interview mit Reiner Schweißhelm, Küchenmeister der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar Reiner Schweißhelms Zentralküche in Hofgeismar ist die größte innerhalb der Evangelischen Altenhilfe. Sie versorgt sechs Altenheime, das Betreute Wohnen und das Diakonische Aus- und Fortbildungszentrum. Dabei bietet sie auch ein umfangreiches Angebot an Spezialkost – für Menschen mit Schluckbeschwerden, für Menschen mit besonderem Energiebedarf, für Sterbende. Über Möglichkeiten und Praxis der altengerechten Küche sprachen Barbara Heller und Roland Müller mit dem Küchenmeister. Im Interview räumt Reiner Schweißhelm mit klassischen Vorurteilen gegenüber der Altenheimküche auf. Was zeichnet das normale Alltagsessen Ihrer Küche am Gesundbrunnen aus? Schweißhelm: Es soll gut, schmackhaft und frisch sein. Wir kaufen überwiegend regional ein, verzichten also zum Beispiel auf einen Joghurt aus Süddeutschland. Das Essen ist von den Nährwerten her auf unsere GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Klientel zugeschnitten. Zum Einkauf und zur Planung haben wir aktuell ein neues softwaregestütztes System eingeführt.(siehe Kasten) Wie sieht es mit Sonderwünschen aus, können Sie die erfüllen? Schweißhelm: Aber ja. Letztens hat eine Bewohnerin einen Zettel mit 100 Speisewünschen abgegeben. Das war völlig schmerzfrei, ich musste dafür gerade mal zehn Artikel einkaufen, die wir nicht ohnehin haben. Unsere Bewohner haben hausbackene, bodenständige Wünsche. Hier gibt es niemanden, der mit dem Ferrari vorfährt. Schwieriger sind manchmal die Zeitwünsche. Aber ich habe hier in der Küche ein tolles Team. Nudeln mit Tomatensoße oder Linsensuppe zum Frühstück – das machen wir. Besonders stolz sind wir auf unser Angebot an Frühstückseiern. Früher gabs nur hartgekochte Eier, weil die ja keimfrei sein müssen. Seit wir einen Polluxierer haben, werden die Eier 40- Küchenmeister Reiner Schweißhelm 50 Minuten keimtötend erhitzt, danach ist alles möglich: weiches Ei, Rühr- oder Spiegelei. Haben sie keine Bedenken, dass Ihnen die Sonderwünsche über den Kopf wachsen? Schweißhelm: Die Mehrheit ist mit unserem Essen sehr zufrieden. Wenn aber jemand mit einem Wunsch kommt, dann bekommt er das auch. Und das ist absolut leistbar. Es steht zwar im Hinterkopf: Es sind 360 Bewohner und jeder könnte etwas anderes essen wollen – aber es ist ja nicht so. Wir sind die Fachkräfte, wir haben es in der 17 Ernährung in der Altenpflege Kartoffel, Ernährung in der Altenpflege FRÜHER UND HEUTE die deutsche Lieblingsfrucht, auch am Gesundbrunnen Aus Kartoffeln besteht bei zwei Dritteln aller Gerichte die Sättigungsbeilage am Gesundbrunnen. Küchenchef Reiner Schweißhelm achtet beim Einkauf auf Sortenvielfalt, damit etwa das Püree nicht nur zur Erntezeit im Herbst nach Kartoffeln schmeckt. Dies gelingt mit Sorten, die bei der Lagerung ihre Stärke nur langsam abbauen. Im Jahr verarbeitet die Hofgeismarer Küche knapp 12.500 Kilo Kartoffeln. 1921 hätte diese Menge gerade mal gute vier Monate gereicht. Ernst Moering schreibt in der Chronik dazu: „1.200 Zentner Kartoffeln bei 288 Pfleglingen und 30 Bediensteten, also 4 Zentner pro Kopf, das zeigt die Armseligkeit der Verpflegung, insofern diese eben im Wesentlichen aus Kartoffeln besteht.“ 1946 hätte man dieses Urteil als Jammern auf hohem Niveau verspottet. Eine Auflistung der Kartoffeleingänge vom 29.11.1945 in der Gärtnereiakte (ArchEAG, H-A/61) verzeichnet 76.500 Kilogramm eingekellerte Kartoffeln. Bezieht man diese Angaben zur Vergleichbarkeit nur auf die Bewohnerzahl, so standen pro Kopf und Jahr 1921 etwa 100 Kilo Kartoffeln zur Verfügung, 1946 etwa 190 Kilo und 2011 etwa 30 Kilo. Luxus drückt sich hier in einer kleineren Zahl aus. „Seit den 1950er Jahren ist unser Essen immer fleischlastiger geworden“, sagt Schweißhelm. Eine Abkehr von diesem Trend könnte in Zukunft die Kartoffelmenge wieder in die Höhe treiben. Roland Müller 16 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Modernes Kochen für alte Menschen Er kann alles: Rührei, Früchteschaum und eine Luftblase mit Rouladengeschmack. Interview mit Reiner Schweißhelm, Küchenmeister der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar Reiner Schweißhelms Zentralküche in Hofgeismar ist die größte innerhalb der Evangelischen Altenhilfe. Sie versorgt sechs Altenheime, das Betreute Wohnen und das Diakonische Aus- und Fortbildungszentrum. Dabei bietet sie auch ein umfangreiches Angebot an Spezialkost – für Menschen mit Schluckbeschwerden, für Menschen mit besonderem Energiebedarf, für Sterbende. Über Möglichkeiten und Praxis der altengerechten Küche sprachen Barbara Heller und Roland Müller mit dem Küchenmeister. Im Interview räumt Reiner Schweißhelm mit klassischen Vorurteilen gegenüber der Altenheimküche auf. Was zeichnet das normale Alltagsessen Ihrer Küche am Gesundbrunnen aus? Schweißhelm: Es soll gut, schmackhaft und frisch sein. Wir kaufen überwiegend regional ein, verzichten also zum Beispiel auf einen Joghurt aus Süddeutschland. Das Essen ist von den Nährwerten her auf unsere GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Klientel zugeschnitten. Zum Einkauf und zur Planung haben wir aktuell ein neues softwaregestütztes System eingeführt.(siehe Kasten) Wie sieht es mit Sonderwünschen aus, können Sie die erfüllen? Schweißhelm: Aber ja. Letztens hat eine Bewohnerin einen Zettel mit 100 Speisewünschen abgegeben. Das war völlig schmerzfrei, ich musste dafür gerade mal zehn Artikel einkaufen, die wir nicht ohnehin haben. Unsere Bewohner haben hausbackene, bodenständige Wünsche. Hier gibt es niemanden, der mit dem Ferrari vorfährt. Schwieriger sind manchmal die Zeitwünsche. Aber ich habe hier in der Küche ein tolles Team. Nudeln mit Tomatensoße oder Linsensuppe zum Frühstück – das machen wir. Besonders stolz sind wir auf unser Angebot an Frühstückseiern. Früher gabs nur hartgekochte Eier, weil die ja keimfrei sein müssen. Seit wir einen Polluxierer haben, werden die Eier 40- Küchenmeister Reiner Schweißhelm 50 Minuten keimtötend erhitzt, danach ist alles möglich: weiches Ei, Rühr- oder Spiegelei. Haben sie keine Bedenken, dass Ihnen die Sonderwünsche über den Kopf wachsen? Schweißhelm: Die Mehrheit ist mit unserem Essen sehr zufrieden. Wenn aber jemand mit einem Wunsch kommt, dann bekommt er das auch. Und das ist absolut leistbar. Es steht zwar im Hinterkopf: Es sind 360 Bewohner und jeder könnte etwas anderes essen wollen – aber es ist ja nicht so. Wir sind die Fachkräfte, wir haben es in der 17 Ernährung in der Altenpflege Hand, die Bewohner optimal zu versorgen. Das ergibt eine sehr hohe Bewohnerzufriedenheit. Mein Ziel ist: Wenn ich mal als Bewohner ins Heim komme, dann soll es was Anständiges zu Essen geben. Was für Informationen brauchen Sie für solche kulinarischen Sonderanfertigungen und wie kommen die zu Ihnen? Schweißhelm: Als erstes muss ich wissen, wo Bewohner mit besonderem Bedarf oder mit Sonderwünschen sind. Dies kann über einen Informationszettel gehen. Dann besuchen wir die Bewohner und sprechen mit ihnen. Bei mobilen Leuten sind wir dazu übergegangen, dass sie zu uns in die Küche kommen. Ganz wichtig ist auch, dass die Pflege weiß, dass wir keine Hemmschwellen haben, etwas zu organisieren, was für das Wohl der Bewohner gut ist. Ich merke dann immer, wenn Body-Mass-Index (BMI) Der BMI ist eine Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Zu seiner Ermittlung wird das Körpergewicht durch die Körpergröße mal Körpergröße geteilt, also kg/m². Das Normalgewicht für Männer liegt im Intervall von 20-25 kg/m², für Frauen bei 19-24 kg/m². Eine Aussagekraft für eine Einzelperson hat der BMI allerdings nur, wenn dabei seine Statur und der Körperfettanteil berücksichtigt wird. Für sich allein stellt der BMI lediglich einen unverbindlichen Richtwert dar. 18 Ernährung in der Altenpflege ich Anfragen habe: Die Mitarbeiter sind sehr schüchtern und haben keine Vorstellung, was wir überhaupt machen können. Wir betreiben seit vielen Jahren diese Wunschkost. In der Zusammenarbeit mit der Hauswirtschaft ist es uns gelungen, Leute, die extreme Wünsche haben in der Ernährung, zufrieden zu stellen. Wenn ein Sterbender nicht mehr essen kann oder will: Ist Ihre Aufgabe dann beendet? Schweißhelm: Nein. Wichtig ist, in dieser Phase mehr Augenmerk auf die sogenannte Mundpflege zu legen. Und da haben wir von der Küche aus tolle Möglichkeiten. Ich war selber von der Entwicklung total überrascht. Im Moment machen wir gerade Tests mit Lieblingsgetränken. Das kann ein Bier sein, das kann ein Wein sein, und das versuchen wir über den Pacojet so aufzuarbeiten, dass es in kleinen Mengen als Sorbet gereicht werden kann. Wir sind ja schon fast sechs Jahre mit unseren Pacojet zugange. „Pacossieren“ nennt man ein Verfahren, das tiefgefrorene Rezeptzutaten direkt zu einer feinen Konsistenz püriert. (siehe Kasten) Ananassorbet zum Beispiel ist erwiesenermaßen für die Zahnpflege und den Rachenraum unheimlich günstig. Und wenn auch das Sorbet nicht mehr genießbar ist? Schweißhelm: Wenn auch diese Feinstrukturen schon zu grob sind, geht es ganz einfach nur mit Luft, die angereichert ist mit Naturgeschmackstoffen. Hochkalorische Kost Da alte Menschen in der Regel weniger essen, aber die gleichen Nährstoffe brauchen, muss das Essen diese Nährstoffe eben konzentrierter bieten. Treten krankheitsbedingt, etwa bei Krebspatienten, Gewichtsverluste ein, so muss dies noch stärker durch hochkalorische Kost ausgeglichen werden. „Das geht aber nicht mit einer Flasche Sprühsahne“ sagt Schweißhelm, „es muss eine ausgewogene Ernährung gegeben sein.“ Eine Lösung versprechen da Gerichte aus Kichererbsenmehl, Eigelbpulver und Haselnüssen, die zu Mus verarbeitet werden. Zum Beispiel arbeite ich jetzt an einem Geschmack „Rinderroulade-Rotkohl“. Es ist ein ganz einfaches System: Eine Aquariumspumpe bläst mir in ein Glas Essenzen auf, die ich vorher bearbeitet habe. Dann gebe ich dem Patienten mit einem Löffel so ein paar „Seifenblasen“, die lösen sich im Mund auf. Er muss nicht schlucken, es ist aber eine gewisse Feuchtigkeit da und der Geschmack. Ich habe schon ein Großteil an Lebensmittel in diese Form gebracht und bei Kollegen einen „Aha“-Effekt erreicht. Im Alter haben Menschen oft große Probleme mit dem Kauen und Schlucken. Gibt es für sie mehr als „püriert und passiert“? Schweißhelm: Absolut. In Hofgeismar betrifft das etwa 180 der 380 Bewohner. Für sie können wir die Vollkost in 10 verschiedenen Kostformen aufbauen. Dafür wird das Gerüst GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Flüssignahrung, nicht über 50 Grad: Kartoffeln, Rinderroulade, Brokkoli an festen Lebensmitteln heruntergebrochen, zuerst auf passierte Kost in fester Form. Es ist das gleiche Essen. Es wird, bevor es gegart wird, umgewandelt und damit wesentlich geschmeidiger im Mund. Davon kann ich dann weiter herunterbrechen auf breicremig bis hin zu flüssig – in einer Fleischbrühe aufgelöst. Das geht wirklich bis zu der Vorstufe zur künstlichen Ernährung. Einige Bewohner sind auf Zusatznahrung angewiesen. Haben Sie auch für diesen Bereich ein Spezialangebot entwickelt? Schweißhelm: Wir haben sehr große Erfolge mit unseren „Lempetalcocktail“, früher „Dekubituscocktail“ genannt. Der besteht zum großen Teil aus Milch vom Bauer Möcklinghoff, der 800 Meter entfernt ist. Die wird vom Euter entkeimt und morgens um 7 Uhr bei uns angeliefert: Ganz frische Milch mit allen Enzymen und Bestandteilen, die uns bei einer Dekubitusprävention unheimlich behilflich ist. Da kommen noch Quark, Sahne, Früchte mit rein und auch noch eine Avocado, die das Ganze geschmeidig gestaltet. Und auf dieser Basis können wir hochkalorische Kost, eiweißreiche Kost herstellen zum Trinken. Wir haben reichlich Material zur Verfü- GESUNDBRUNNEN 2 | 11 gung, um Zusatznahrung frisch herzustellen und auch auf den Bewohner mit der Geschmacksrichtung einzugehen. Das findet einen sehr hohen Anklang. Gibt es noch andere Darreichungsformen? Schweißhelm: Espumas zum Beispiel. Klassisch sind Espumas aufgespritzte Schaumgebilde. Das kann Früchteschaum sein, aber genauso gut Tomatensoße. Der kann hochkalorisch angereichert werden und ist bei Schluckbeschwerden absolut ok. Des Weiteren arbeiten wir mit Smoothies, das sind in der klassischen Form einfach angedickte Fruchtsäfte. Da kann man im Regelfall auch auf die Chemie beim Eindicken verzichten, indem man einfach nur eine Banane mit unterzieht. Sie sind sehr vollmundig und können auch als Kalorienbombe genommen werden. Vielen Dank für das Gespräch. Pacojet: Vom Eisblock zum Staubhaufen Der Pacojet ist ein rechteckiger Kasten, vom Ausmaß einer Espressomaschine. Unter ihm wird ein Behälter mit einem Fassungsvermögen von einem Liter geklemmt, in dem sich beispielsweise Mohrrüben befinden. Diese Mohrrüben sind auf minus 18 Grad tiefgefroren. Wird der Pacojet angestellt, bewegt sich ein rotierendes Messer mit 15.000 Umdrehungen pro Minute langsam herunter. Diesen Vorgang nennt man pacossieren. Von dem Möhreneisblock bleibt gefrorener Möhrenstaub. Das Ergebnis ist ein Produkt von intensivem, natürlichem Geschmack, das mit Agar-Agar als Geliermittel zu flüssiger, aber auch cremiger oder fester Form weiterverarbeitet werden kann. Je nach Grad der angestrebten Festigkeit sieht es am Ende auch wieder wie eine Mohrrübe aus. Die Naturbasis wird bei diesem Verfahren nicht verlassen, geschmacksverstärkende Zusatzstoffe werden nicht gebraucht. 19 Ernährung in der Altenpflege Hand, die Bewohner optimal zu versorgen. Das ergibt eine sehr hohe Bewohnerzufriedenheit. Mein Ziel ist: Wenn ich mal als Bewohner ins Heim komme, dann soll es was Anständiges zu Essen geben. Was für Informationen brauchen Sie für solche kulinarischen Sonderanfertigungen und wie kommen die zu Ihnen? Schweißhelm: Als erstes muss ich wissen, wo Bewohner mit besonderem Bedarf oder mit Sonderwünschen sind. Dies kann über einen Informationszettel gehen. Dann besuchen wir die Bewohner und sprechen mit ihnen. Bei mobilen Leuten sind wir dazu übergegangen, dass sie zu uns in die Küche kommen. Ganz wichtig ist auch, dass die Pflege weiß, dass wir keine Hemmschwellen haben, etwas zu organisieren, was für das Wohl der Bewohner gut ist. Ich merke dann immer, wenn Body-Mass-Index (BMI) Der BMI ist eine Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Zu seiner Ermittlung wird das Körpergewicht durch die Körpergröße mal Körpergröße geteilt, also kg/m². Das Normalgewicht für Männer liegt im Intervall von 20-25 kg/m², für Frauen bei 19-24 kg/m². Eine Aussagekraft für eine Einzelperson hat der BMI allerdings nur, wenn dabei seine Statur und der Körperfettanteil berücksichtigt wird. Für sich allein stellt der BMI lediglich einen unverbindlichen Richtwert dar. 18 Ernährung in der Altenpflege ich Anfragen habe: Die Mitarbeiter sind sehr schüchtern und haben keine Vorstellung, was wir überhaupt machen können. Wir betreiben seit vielen Jahren diese Wunschkost. In der Zusammenarbeit mit der Hauswirtschaft ist es uns gelungen, Leute, die extreme Wünsche haben in der Ernährung, zufrieden zu stellen. Wenn ein Sterbender nicht mehr essen kann oder will: Ist Ihre Aufgabe dann beendet? Schweißhelm: Nein. Wichtig ist, in dieser Phase mehr Augenmerk auf die sogenannte Mundpflege zu legen. Und da haben wir von der Küche aus tolle Möglichkeiten. Ich war selber von der Entwicklung total überrascht. Im Moment machen wir gerade Tests mit Lieblingsgetränken. Das kann ein Bier sein, das kann ein Wein sein, und das versuchen wir über den Pacojet so aufzuarbeiten, dass es in kleinen Mengen als Sorbet gereicht werden kann. Wir sind ja schon fast sechs Jahre mit unseren Pacojet zugange. „Pacossieren“ nennt man ein Verfahren, das tiefgefrorene Rezeptzutaten direkt zu einer feinen Konsistenz püriert. (siehe Kasten) Ananassorbet zum Beispiel ist erwiesenermaßen für die Zahnpflege und den Rachenraum unheimlich günstig. Und wenn auch das Sorbet nicht mehr genießbar ist? Schweißhelm: Wenn auch diese Feinstrukturen schon zu grob sind, geht es ganz einfach nur mit Luft, die angereichert ist mit Naturgeschmackstoffen. Hochkalorische Kost Da alte Menschen in der Regel weniger essen, aber die gleichen Nährstoffe brauchen, muss das Essen diese Nährstoffe eben konzentrierter bieten. Treten krankheitsbedingt, etwa bei Krebspatienten, Gewichtsverluste ein, so muss dies noch stärker durch hochkalorische Kost ausgeglichen werden. „Das geht aber nicht mit einer Flasche Sprühsahne“ sagt Schweißhelm, „es muss eine ausgewogene Ernährung gegeben sein.“ Eine Lösung versprechen da Gerichte aus Kichererbsenmehl, Eigelbpulver und Haselnüssen, die zu Mus verarbeitet werden. Zum Beispiel arbeite ich jetzt an einem Geschmack „Rinderroulade-Rotkohl“. Es ist ein ganz einfaches System: Eine Aquariumspumpe bläst mir in ein Glas Essenzen auf, die ich vorher bearbeitet habe. Dann gebe ich dem Patienten mit einem Löffel so ein paar „Seifenblasen“, die lösen sich im Mund auf. Er muss nicht schlucken, es ist aber eine gewisse Feuchtigkeit da und der Geschmack. Ich habe schon ein Großteil an Lebensmittel in diese Form gebracht und bei Kollegen einen „Aha“-Effekt erreicht. Im Alter haben Menschen oft große Probleme mit dem Kauen und Schlucken. Gibt es für sie mehr als „püriert und passiert“? Schweißhelm: Absolut. In Hofgeismar betrifft das etwa 180 der 380 Bewohner. Für sie können wir die Vollkost in 10 verschiedenen Kostformen aufbauen. Dafür wird das Gerüst GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Flüssignahrung, nicht über 50 Grad: Kartoffeln, Rinderroulade, Brokkoli an festen Lebensmitteln heruntergebrochen, zuerst auf passierte Kost in fester Form. Es ist das gleiche Essen. Es wird, bevor es gegart wird, umgewandelt und damit wesentlich geschmeidiger im Mund. Davon kann ich dann weiter herunterbrechen auf breicremig bis hin zu flüssig – in einer Fleischbrühe aufgelöst. Das geht wirklich bis zu der Vorstufe zur künstlichen Ernährung. Einige Bewohner sind auf Zusatznahrung angewiesen. Haben Sie auch für diesen Bereich ein Spezialangebot entwickelt? Schweißhelm: Wir haben sehr große Erfolge mit unseren „Lempetalcocktail“, früher „Dekubituscocktail“ genannt. Der besteht zum großen Teil aus Milch vom Bauer Möcklinghoff, der 800 Meter entfernt ist. Die wird vom Euter entkeimt und morgens um 7 Uhr bei uns angeliefert: Ganz frische Milch mit allen Enzymen und Bestandteilen, die uns bei einer Dekubitusprävention unheimlich behilflich ist. Da kommen noch Quark, Sahne, Früchte mit rein und auch noch eine Avocado, die das Ganze geschmeidig gestaltet. Und auf dieser Basis können wir hochkalorische Kost, eiweißreiche Kost herstellen zum Trinken. Wir haben reichlich Material zur Verfü- GESUNDBRUNNEN 2 | 11 gung, um Zusatznahrung frisch herzustellen und auch auf den Bewohner mit der Geschmacksrichtung einzugehen. Das findet einen sehr hohen Anklang. Gibt es noch andere Darreichungsformen? Schweißhelm: Espumas zum Beispiel. Klassisch sind Espumas aufgespritzte Schaumgebilde. Das kann Früchteschaum sein, aber genauso gut Tomatensoße. Der kann hochkalorisch angereichert werden und ist bei Schluckbeschwerden absolut ok. Des Weiteren arbeiten wir mit Smoothies, das sind in der klassischen Form einfach angedickte Fruchtsäfte. Da kann man im Regelfall auch auf die Chemie beim Eindicken verzichten, indem man einfach nur eine Banane mit unterzieht. Sie sind sehr vollmundig und können auch als Kalorienbombe genommen werden. Vielen Dank für das Gespräch. Pacojet: Vom Eisblock zum Staubhaufen Der Pacojet ist ein rechteckiger Kasten, vom Ausmaß einer Espressomaschine. Unter ihm wird ein Behälter mit einem Fassungsvermögen von einem Liter geklemmt, in dem sich beispielsweise Mohrrüben befinden. Diese Mohrrüben sind auf minus 18 Grad tiefgefroren. Wird der Pacojet angestellt, bewegt sich ein rotierendes Messer mit 15.000 Umdrehungen pro Minute langsam herunter. Diesen Vorgang nennt man pacossieren. Von dem Möhreneisblock bleibt gefrorener Möhrenstaub. Das Ergebnis ist ein Produkt von intensivem, natürlichem Geschmack, das mit Agar-Agar als Geliermittel zu flüssiger, aber auch cremiger oder fester Form weiterverarbeitet werden kann. Je nach Grad der angestrebten Festigkeit sieht es am Ende auch wieder wie eine Mohrrübe aus. Die Naturbasis wird bei diesem Verfahren nicht verlassen, geschmacksverstärkende Zusatzstoffe werden nicht gebraucht. 19 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Heringssalat stärkt die Gemeinschaft Zwar bedarf er noch einer stärkeren Unerstützung als die anderen Bewohner – die meisten hier sind in Pflegestufe eins – aber „seitdem Herr Bulau auch bei uns ist, blühen die beiden auf wie Rosen“, sagt Margret Morth, eine der vier Mitarbeiterinnen, die die Hausgemeinschaft betreuen. Haus Salem in Witzenhausen: Was Essen in der Hausgemeinschaft bedeutet Eine besondere Wohnform im Altenpflegebereich ist die Hausgemeinschaft. Sie umfasst einen Wohnbereich mit duchschnittlich zwölf Bewohnern und Bewohnerinnen. Im Zentrum steht die Wohnküche, die alle gemeinsam nutzen. Auf sie sind sowohl Raumkonzept als auch Tagesplanung bezogen. Die Zubereitung der Malzeiten, das gemeinsame Kochen und Essen sind Kernelemente des Zusammenlebens – ein Konzept, das sich besonders positiv auf Menschen mit Demenz auswirkt. Vom Frühstück bis zur gemeinsamen Zubereitung des Mittagessens – die Bewohnerinnen und Bewohner einer Hausgemeinschaft leben nicht nur Tür an Tür, sondern miteinander. Mittlerweile gibt es in zahlreichen Häusern der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrun- Auf Einkaufstour in Witzenhausen 20 nen Hausgemeinschaften. Die erste entstand vor fünf Jahren im Neuen Brunnenhaus in Hofgeismar. Hier wird gemeinsam gekocht, der Garten wird versorgt und der beachtliche Kleintierzoo gepflegt. Dort leben Kaninchen und auch der Therapie-Hund Dino, den Wohnbereichskoordinatorin Angela Brenne mit zum Dienst bringt. Es wuchs eine Gemeinschaft, die weit über das „normale“ Zusammenleben im Heim hinausgeht. In diesem Jahr fuhren die Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam in Urlaub. Das Ziel wählten sie zusammen aus und versorgten sich am Urlaubsort selbst, tatkräftig unterstützt von ehrenamtlichen Helfern wie Chefkoch Reiner Schweisshelm. Wir berichten in dieser Ausgabe davon. Im Haus St. Elisabeth in Herleshausen, das in diesem Margarete und Gerhard Bulau Jahr nach langer Umbauphase neu eröffnet wurde, entstanden gleich vier Hausgemeinschaften: Zwei, die speziell auf Menschen mit Demenz ausgerichtet sind, eine für Menschen mit somatischen Erkrankungen und ein Schwerstpflegebereich, der ähnlich wie die anderen Hausgemeinschaften auf einen zentralen Wohnbereich hin ausgerichtet ist. Auch hier wird gekocht: Der Duft von frisch gekochtem Kaffee am Morgen und das würzige Aroma von Ziebeln und Speck sind hier Therapeutikum. Seit März gibt es auch im Evangelischen Altenpfelgezentrum „Haus Salem“ eine Hausgemeinschaft. Sie ist in einem neu gebauten Teil des Hauses untergebracht. Zentrum ist ein großer, offener Wohnküchenbereich und ein Wohnzimmer mit Sitzgruppen und Fernseher. Gemeinsames Schnippeln ist angesagt GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Dass die Bilder schief an der Wand hängen, macht nichts. Irgendjemand wird sie schon richten. Sie passen ins Bild: Lebendig und familiär geht es hier zu, in der neuen Hausgemeinschaft im Evangelischen Altenpflegezentrum „Haus Salem“ in Witzenhausen. Aufmerksam, umsichtig und höflich gehen die Bewohner miteinander um. Die Bilder hängen direkt über dem großen Esstisch. Grade haben alle Platz genommen, das heisst, heute sind sie nur zu neunt, drei sind im Krankenhaus. Acht Frauen und ein Mann. Es gibt Mittagessen: Heringsalat. Den hat Frau Bulau gemacht. Ihr Geheimrezept. „Das kann keiner so fein wie sie“, sagt ihr Mann. Er ist erst vor 14 Tagen hier herunter gekommen, zuvor lag er schwer erkrankt und pflegebedürftig in einem Zimmer im anderen Wohnbereich des Hauses. Seine Frau ging jeden Tag nach dem Frühstück zu ihm, zum gemeinsamen Mittagessen kam sie wieder herunter. Auch beim Kochen half sie, aber es war immer eine Zerreisssprobe. Dann bot sich die Möglichkeit, dass auch Herr Bulau in die Hausgemeinschaft zog. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Kochen, bestellen und einkaufen gehen – in Witzenhausen ist es wie in anderen Wohngemeinschaften auch. Donnerstagnachmittags wird der Speiseplan besprochen: Was bietet die Küche des Hauses in der kommenden Woche? Was könnten wir backen? Hat jemand Hunger auf etwas Spezielles? Man berät und wählt aus, legt fest, was man sich liefern lässt und was selbst gekocht wird. Manche bekommen Schonkost, die kommt aus der Hausküche. Beim Überlegen und Vorbereiten sind trotzdem alle dabei. Freitags ist Markttag. 50 Euro Wochenbudegt haben sie zur Verfügung. „Oft wollen alle mit zum Einkaufen“, erzählt Margret Morths. Sie macht sich dann mit einigen Bewohnerinnen auf: Fisch, Gemüse, Obst – der Weg in die Stadt ist kurz. „Man lebt ganz anders mit den Bewohnern“, sagt Margret Morth. Die Mitarbeiterinnen bereiten vor, helfen beim Kochen und unterstützen die Kommunikation bei Tisch. Meistens organisiert sich das aber wie von selbst. Heute war Schnippeln angesagt: Gurken, Hering, Zwiebeln. Und Obst für den Nachtisch. Nur die Kartoffeln, die waren zu klein. Und sind jetzt Pellkartoffeln. Darüberhinaus übernehmen die Bewohnerinnen und Bewohner bestimmte Aufgaben. Eine Frau zum Beispiel ist für das Decken des Frühstückstischs zuständig. Sie ist allerdings im Moment im Krankenhaus. Zwar stellt das Personal alles bereit, trotzdem hats heute morgen alles viel länger gedauert. „Das Frühstück genieße ich sehr“, sagt Herr Bulau, der den direkten Vergleich hat. „Die Auswahl ist größer, es steht ja alles auf dem Tisch.“ Und die Gesellschaft: Das Mittagessen läutet der passionierte Sänger spontan mit einem Lied ein: „In einem Hering jung und schlank.“ Die Damen sind begeistert. Frau Bulau schält unterdessen Pellkartoffeln: Eine für ihren Mann, eine für Schwester Margert und eine für mich. „Und der Heringssalat ist ganz ohne Salz?“, fragt jemand. Abschmecken ist heute auch Frau Bulaus Aufgabe gewesen. Für zehn Personen gar nicht so einfach. Das Tischgepäch dreht sich um Mengenangaben, Geheimrezepte und traditionelle Küche. Kasseler grüne Soße wird‘s auch bald mal geben. Und Kartoffelpuffer. „Als wir die das erste Mal gemacht haben, haben wir die Fenster geöffnet, damit der Heimkoch mitbekommt, wie wunderbar es hier riecht“, erzählt Schwester Marget. Die Heimküche liegt nämlich genau gegenüber. Christiane Gahr 21 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Heringssalat stärkt die Gemeinschaft Zwar bedarf er noch einer stärkeren Unerstützung als die anderen Bewohner – die meisten hier sind in Pflegestufe eins – aber „seitdem Herr Bulau auch bei uns ist, blühen die beiden auf wie Rosen“, sagt Margret Morth, eine der vier Mitarbeiterinnen, die die Hausgemeinschaft betreuen. Haus Salem in Witzenhausen: Was Essen in der Hausgemeinschaft bedeutet Eine besondere Wohnform im Altenpflegebereich ist die Hausgemeinschaft. Sie umfasst einen Wohnbereich mit duchschnittlich zwölf Bewohnern und Bewohnerinnen. Im Zentrum steht die Wohnküche, die alle gemeinsam nutzen. Auf sie sind sowohl Raumkonzept als auch Tagesplanung bezogen. Die Zubereitung der Malzeiten, das gemeinsame Kochen und Essen sind Kernelemente des Zusammenlebens – ein Konzept, das sich besonders positiv auf Menschen mit Demenz auswirkt. Vom Frühstück bis zur gemeinsamen Zubereitung des Mittagessens – die Bewohnerinnen und Bewohner einer Hausgemeinschaft leben nicht nur Tür an Tür, sondern miteinander. Mittlerweile gibt es in zahlreichen Häusern der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrun- Auf Einkaufstour in Witzenhausen 20 nen Hausgemeinschaften. Die erste entstand vor fünf Jahren im Neuen Brunnenhaus in Hofgeismar. Hier wird gemeinsam gekocht, der Garten wird versorgt und der beachtliche Kleintierzoo gepflegt. Dort leben Kaninchen und auch der Therapie-Hund Dino, den Wohnbereichskoordinatorin Angela Brenne mit zum Dienst bringt. Es wuchs eine Gemeinschaft, die weit über das „normale“ Zusammenleben im Heim hinausgeht. In diesem Jahr fuhren die Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam in Urlaub. Das Ziel wählten sie zusammen aus und versorgten sich am Urlaubsort selbst, tatkräftig unterstützt von ehrenamtlichen Helfern wie Chefkoch Reiner Schweisshelm. Wir berichten in dieser Ausgabe davon. Im Haus St. Elisabeth in Herleshausen, das in diesem Margarete und Gerhard Bulau Jahr nach langer Umbauphase neu eröffnet wurde, entstanden gleich vier Hausgemeinschaften: Zwei, die speziell auf Menschen mit Demenz ausgerichtet sind, eine für Menschen mit somatischen Erkrankungen und ein Schwerstpflegebereich, der ähnlich wie die anderen Hausgemeinschaften auf einen zentralen Wohnbereich hin ausgerichtet ist. Auch hier wird gekocht: Der Duft von frisch gekochtem Kaffee am Morgen und das würzige Aroma von Ziebeln und Speck sind hier Therapeutikum. Seit März gibt es auch im Evangelischen Altenpfelgezentrum „Haus Salem“ eine Hausgemeinschaft. Sie ist in einem neu gebauten Teil des Hauses untergebracht. Zentrum ist ein großer, offener Wohnküchenbereich und ein Wohnzimmer mit Sitzgruppen und Fernseher. Gemeinsames Schnippeln ist angesagt GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Dass die Bilder schief an der Wand hängen, macht nichts. Irgendjemand wird sie schon richten. Sie passen ins Bild: Lebendig und familiär geht es hier zu, in der neuen Hausgemeinschaft im Evangelischen Altenpflegezentrum „Haus Salem“ in Witzenhausen. Aufmerksam, umsichtig und höflich gehen die Bewohner miteinander um. Die Bilder hängen direkt über dem großen Esstisch. Grade haben alle Platz genommen, das heisst, heute sind sie nur zu neunt, drei sind im Krankenhaus. Acht Frauen und ein Mann. Es gibt Mittagessen: Heringsalat. Den hat Frau Bulau gemacht. Ihr Geheimrezept. „Das kann keiner so fein wie sie“, sagt ihr Mann. Er ist erst vor 14 Tagen hier herunter gekommen, zuvor lag er schwer erkrankt und pflegebedürftig in einem Zimmer im anderen Wohnbereich des Hauses. Seine Frau ging jeden Tag nach dem Frühstück zu ihm, zum gemeinsamen Mittagessen kam sie wieder herunter. Auch beim Kochen half sie, aber es war immer eine Zerreisssprobe. Dann bot sich die Möglichkeit, dass auch Herr Bulau in die Hausgemeinschaft zog. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Kochen, bestellen und einkaufen gehen – in Witzenhausen ist es wie in anderen Wohngemeinschaften auch. Donnerstagnachmittags wird der Speiseplan besprochen: Was bietet die Küche des Hauses in der kommenden Woche? Was könnten wir backen? Hat jemand Hunger auf etwas Spezielles? Man berät und wählt aus, legt fest, was man sich liefern lässt und was selbst gekocht wird. Manche bekommen Schonkost, die kommt aus der Hausküche. Beim Überlegen und Vorbereiten sind trotzdem alle dabei. Freitags ist Markttag. 50 Euro Wochenbudegt haben sie zur Verfügung. „Oft wollen alle mit zum Einkaufen“, erzählt Margret Morths. Sie macht sich dann mit einigen Bewohnerinnen auf: Fisch, Gemüse, Obst – der Weg in die Stadt ist kurz. „Man lebt ganz anders mit den Bewohnern“, sagt Margret Morth. Die Mitarbeiterinnen bereiten vor, helfen beim Kochen und unterstützen die Kommunikation bei Tisch. Meistens organisiert sich das aber wie von selbst. Heute war Schnippeln angesagt: Gurken, Hering, Zwiebeln. Und Obst für den Nachtisch. Nur die Kartoffeln, die waren zu klein. Und sind jetzt Pellkartoffeln. Darüberhinaus übernehmen die Bewohnerinnen und Bewohner bestimmte Aufgaben. Eine Frau zum Beispiel ist für das Decken des Frühstückstischs zuständig. Sie ist allerdings im Moment im Krankenhaus. Zwar stellt das Personal alles bereit, trotzdem hats heute morgen alles viel länger gedauert. „Das Frühstück genieße ich sehr“, sagt Herr Bulau, der den direkten Vergleich hat. „Die Auswahl ist größer, es steht ja alles auf dem Tisch.“ Und die Gesellschaft: Das Mittagessen läutet der passionierte Sänger spontan mit einem Lied ein: „In einem Hering jung und schlank.“ Die Damen sind begeistert. Frau Bulau schält unterdessen Pellkartoffeln: Eine für ihren Mann, eine für Schwester Margert und eine für mich. „Und der Heringssalat ist ganz ohne Salz?“, fragt jemand. Abschmecken ist heute auch Frau Bulaus Aufgabe gewesen. Für zehn Personen gar nicht so einfach. Das Tischgepäch dreht sich um Mengenangaben, Geheimrezepte und traditionelle Küche. Kasseler grüne Soße wird‘s auch bald mal geben. Und Kartoffelpuffer. „Als wir die das erste Mal gemacht haben, haben wir die Fenster geöffnet, damit der Heimkoch mitbekommt, wie wunderbar es hier riecht“, erzählt Schwester Marget. Die Heimküche liegt nämlich genau gegenüber. Christiane Gahr 21 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Restaurant „Vier Jahreszeiten“ im Haus Werragarten Ein Rezept zum Selbstkochen Dass Goethes Mutter die Frankfurter Grüne Soße erfunden haben soll, ist wohl eine Legende. Fest steht jedoch, dass die Schmand-Kräuter-Kreation Vorspeise hatte man die Wahl zwischen einem fruchtigen Tomatencremesüppchen und einem bunten Wildkräutersalat. Beim Hauptgericht durften die Gäste zwischen einem gefüllten Schweinefilet und einem gebratenen Saiblingsfilet wählen. Die Nachspeise – ein Duett vom Tiramisu und Schokoladen-Vanillemousse – rundete das perfekte Frühlingsdinner ab. Und endlich trifft die Familie von Charlotte Brabender ein. Vier Generationen nehmen an dem festlich dekoriertem Tisch Platz. „Wir waren bisher immer da und kommen auch immer wieder gern, weil das so schön ist“, sagt Renate Ulbrich, Tochter von Charlotte Brabender aus Schweina. Vier Generationen im „Frühlingsrestaurant“ – Charlotte Brabender ist im Kreise ihrer Lieben glücklich Immer wieder läuft Charlotte Brabender zur Tür. Sie ist etwas aufgeregt. „Ich warte auf meine Leute“, sagt die 92-Jährige und fügt hinzu: „Wir wollen zusammen essen gehen.“ Ein Chauffeur ist dafür nicht nötig. Charlotte Brabender braucht nicht einmal eine Jacke überzustreifen. Das Restaurant „Vier Jahreszeiten“ nämlich befindet sich im Erdgeschoß von Haus Werragarten in Breitungen, wo die alte Dame ihren Lebensabend verbringt. 22 Essen á la carte im Evangelischen Altenhilfezentrum Haus Werragarten in Breitungen „Die Küche hier ist einmalig“, erzählt Charlotte Brabender anderen Besuchern - alles Stammgäste aus dem Heim und der Nachbarschaft. Die Klasse des Restaurants hat sich schon herum gesprochen. Dazu kommt die Einmaligkeit dieser Lokalität. Entsprechend der Jahreszeiten öffnet das Restaurant vier Mal im Jahr. Dann ver- wandelt sich der Andachtsraum im Erdgeschoss in eine Gaststätte mit einem ganz besonderen Ambiente. Kulinarisch werden nun bald schon zum zweiten Mal die „Vier Jahreszeiten“ durchschritten. Zum zweiten „Frühlingsrestaurant“ hatten 40 Gäste reserviert und genossen die angeboten Köstlichkeiten. Als GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Grüne Soße Ausgezeichneter Service Allein die Idee, im Evangelischen Altenhilfezentrum vier Mal im Jahr ein Restaurant zu betreiben, bezeichnet sie als außergewöhnlich. „Die Bewohner müssen sich nicht fortbewegen – das ist schon toll“, meint sie weiter. Zudem gebe es immer eine nette Bedienung und auch der Service sei ausgezeichnet. Dem konnte die Familie Floss aus Ruhla nur zustimmen. Auch sie kommen gern ins Restaurant „Vier Jahreszeiten“. Im Winter feierte man dort den 90. Geburtstag von Charlotte Floss. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Voll des Lobes war auch Familie Göpfert aus Wernshausen. Hilde Göpfert ist bereits 95 und genoss das Essen mit von Sohn und Schwiegertochter. Für das Ambiente waren in den Nachmittagsstunden Heimleiterin Meike Pieske, Steffi Roßmann und Annett Simmen zuständig. Viel Mühe hatten sie sich beim Falten der Servietten gegeben – auch die Tischdekoration sprang sofort ins Auge. Die Bedienung übernahm Nicole Ferdinand. Richtig schick essen gehen Die Bewohner selbst waren es, die Meike Pieske auf die Idee mit dem Restaurant brachten. „In Gesprächen haben mir Bewohnerinnen immer wieder erzählt, dass sie früher mit ihren Töchtern ganz gern Essen gegangen sind“, berichtet die Heimleiterin. Der Gedanke, im Altenhilfezentrum in ein Restaurant einzuladen, lag nahe. Die Resonanz gibt der Chefin Recht. „Die alten Menschen sollen sich hier bei uns rundum wohl fühlen“, sagt sie. „Und dazu gehöre eben auch, im Kreis der Angehörigen einmal so richtig schick essen zu gehen.“ Annett Recknagel, Journalistin aus Schmalkalden, schreibt oft und gern über „Haus Werragarten“ in Breitungen im Goetheschen Haushalt fest auf dem Speiseplan stand. Vermutlich brachten das Rezept die Hugenotten mit ins Hessische, das erkärt auch, warum die Soße im Kasseler, Marburger und Frankfurter Raum unterschiedlich gemacht wird. Unser Rezept stammt von Louise Domes, ehrenamtliche und frühere Mitarbeiterin im Theodor-WeissHaus in Hofgeismar. Rezept: Ein Becher Schmand, ein Becher saure Sahne, gegebenenfalls ein Schluck Milch. Dann alles Grüne kleinschneiden, dazugeben und unterrühren: Boretsch, Petersilie, Sauerampfer, Pimpinelle, Schlotten oder Schnittlauch, Dill und Zitronnenmelisse. Nun Salz, Pfeffer, Essig und eine Prise Zucker hinzugeben. Sparsam dosieren. Zum Schluss vier hart gekochte Eier würfeln und unterrühren. Während weiter südlich die Kräuter gestampft und passiert werden und gekochter Schinken oder gekochtes Rindfleisch dazu gegessen werden, hält man es im Norden mit Pellkartoffeln und Ei. 23 Ernährung in der Altenpflege Ernährung in der Altenpflege Restaurant „Vier Jahreszeiten“ im Haus Werragarten Ein Rezept zum Selbstkochen Dass Goethes Mutter die Frankfurter Grüne Soße erfunden haben soll, ist wohl eine Legende. Fest steht jedoch, dass die Schmand-Kräuter-Kreation Vorspeise hatte man die Wahl zwischen einem fruchtigen Tomatencremesüppchen und einem bunten Wildkräutersalat. Beim Hauptgericht durften die Gäste zwischen einem gefüllten Schweinefilet und einem gebratenen Saiblingsfilet wählen. Die Nachspeise – ein Duett vom Tiramisu und Schokoladen-Vanillemousse – rundete das perfekte Frühlingsdinner ab. Und endlich trifft die Familie von Charlotte Brabender ein. Vier Generationen nehmen an dem festlich dekoriertem Tisch Platz. „Wir waren bisher immer da und kommen auch immer wieder gern, weil das so schön ist“, sagt Renate Ulbrich, Tochter von Charlotte Brabender aus Schweina. Vier Generationen im „Frühlingsrestaurant“ – Charlotte Brabender ist im Kreise ihrer Lieben glücklich Immer wieder läuft Charlotte Brabender zur Tür. Sie ist etwas aufgeregt. „Ich warte auf meine Leute“, sagt die 92-Jährige und fügt hinzu: „Wir wollen zusammen essen gehen.“ Ein Chauffeur ist dafür nicht nötig. Charlotte Brabender braucht nicht einmal eine Jacke überzustreifen. Das Restaurant „Vier Jahreszeiten“ nämlich befindet sich im Erdgeschoß von Haus Werragarten in Breitungen, wo die alte Dame ihren Lebensabend verbringt. 22 Essen á la carte im Evangelischen Altenhilfezentrum Haus Werragarten in Breitungen „Die Küche hier ist einmalig“, erzählt Charlotte Brabender anderen Besuchern - alles Stammgäste aus dem Heim und der Nachbarschaft. Die Klasse des Restaurants hat sich schon herum gesprochen. Dazu kommt die Einmaligkeit dieser Lokalität. Entsprechend der Jahreszeiten öffnet das Restaurant vier Mal im Jahr. Dann ver- wandelt sich der Andachtsraum im Erdgeschoss in eine Gaststätte mit einem ganz besonderen Ambiente. Kulinarisch werden nun bald schon zum zweiten Mal die „Vier Jahreszeiten“ durchschritten. Zum zweiten „Frühlingsrestaurant“ hatten 40 Gäste reserviert und genossen die angeboten Köstlichkeiten. Als GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Grüne Soße Ausgezeichneter Service Allein die Idee, im Evangelischen Altenhilfezentrum vier Mal im Jahr ein Restaurant zu betreiben, bezeichnet sie als außergewöhnlich. „Die Bewohner müssen sich nicht fortbewegen – das ist schon toll“, meint sie weiter. Zudem gebe es immer eine nette Bedienung und auch der Service sei ausgezeichnet. Dem konnte die Familie Floss aus Ruhla nur zustimmen. Auch sie kommen gern ins Restaurant „Vier Jahreszeiten“. Im Winter feierte man dort den 90. Geburtstag von Charlotte Floss. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Voll des Lobes war auch Familie Göpfert aus Wernshausen. Hilde Göpfert ist bereits 95 und genoss das Essen mit von Sohn und Schwiegertochter. Für das Ambiente waren in den Nachmittagsstunden Heimleiterin Meike Pieske, Steffi Roßmann und Annett Simmen zuständig. Viel Mühe hatten sie sich beim Falten der Servietten gegeben – auch die Tischdekoration sprang sofort ins Auge. Die Bedienung übernahm Nicole Ferdinand. Richtig schick essen gehen Die Bewohner selbst waren es, die Meike Pieske auf die Idee mit dem Restaurant brachten. „In Gesprächen haben mir Bewohnerinnen immer wieder erzählt, dass sie früher mit ihren Töchtern ganz gern Essen gegangen sind“, berichtet die Heimleiterin. Der Gedanke, im Altenhilfezentrum in ein Restaurant einzuladen, lag nahe. Die Resonanz gibt der Chefin Recht. „Die alten Menschen sollen sich hier bei uns rundum wohl fühlen“, sagt sie. „Und dazu gehöre eben auch, im Kreis der Angehörigen einmal so richtig schick essen zu gehen.“ Annett Recknagel, Journalistin aus Schmalkalden, schreibt oft und gern über „Haus Werragarten“ in Breitungen im Goetheschen Haushalt fest auf dem Speiseplan stand. Vermutlich brachten das Rezept die Hugenotten mit ins Hessische, das erkärt auch, warum die Soße im Kasseler, Marburger und Frankfurter Raum unterschiedlich gemacht wird. Unser Rezept stammt von Louise Domes, ehrenamtliche und frühere Mitarbeiterin im Theodor-WeissHaus in Hofgeismar. Rezept: Ein Becher Schmand, ein Becher saure Sahne, gegebenenfalls ein Schluck Milch. Dann alles Grüne kleinschneiden, dazugeben und unterrühren: Boretsch, Petersilie, Sauerampfer, Pimpinelle, Schlotten oder Schnittlauch, Dill und Zitronnenmelisse. Nun Salz, Pfeffer, Essig und eine Prise Zucker hinzugeben. Sparsam dosieren. Zum Schluss vier hart gekochte Eier würfeln und unterrühren. Während weiter südlich die Kräuter gestampft und passiert werden und gekochter Schinken oder gekochtes Rindfleisch dazu gegessen werden, hält man es im Norden mit Pellkartoffeln und Ei. 23 Jahresfest Jahresfest Ein Jahresfest für Mensch und Tier Ausgebildete Spezialisten: Wie funktioniert eine Rettungshundestaffel? Die Bremer Stadtmusikanten – die erste Unter dem Motto „Mensch und Tier“ fand das Alten-WG der Geschichte – zierten das 118. Jahresfest der Evangelischen Altenhilfe GePlakat zur diesjährigen Veranstaltung. sundbrunnen im September in Hofgeismar statt Und darum ging es am Sonntag, dem 4. September, auf dem Gelände der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar: Mensch und Tier, ihre Beziehung zueinander und ihr Älterwerden. Schon beim Eröffnungsgottesdienst in der Festhalle waren die Bremer Stadtmusikanten Thema. Daneben konnte man auf eigens für den Altenheimbereich konzipierten Ausstellungstafeln das Märchen nachlesen und anschauen. Tiere auch auf dem Festgelände: Neben Büchermarkt und Flohmarkt, Essens- und Getränkeständen befand sich auch die Kuh „Luise“. In ihrer Nähe konnte man erfahren, was man aus Milch alles machen kann, wie die Milchprodukte schmecken – und ob man sich zum Melker eignet. Die Bremer Stadtmusikanten „in lebensecht“ Melk-Wettbewerb mit der Kuh Luise Tiertherapeutin Tatjana Rech, die auch in den Häusern der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen wirkt, stellte ihre Arbeit praktisch vor. Neben ihrem Therapiehund „Herrn Mücke“ hatte sie einen Kleintierzoo dabei, der den großen und kleinen Besuchern des Jahresfestes Gelegenheit zum Anschauen, Streicheln und Mitmachen bot. Die Kinder der Käthe-Kollwitz-Schule aus Hofgeismar präsentierten sich und ihre Tiere im Rahmen einer bezaubernden Zirkusaufführung. Und die Schülerinnen und Schüler der HerwigBlankertz-Schule sorgen für ein thematisch passendes Spielangebot für Kinder. Neue Sichtweisen eröffnete die Tagespflege am Gesundbrunnen: Mit Kunsttherapeutin Doris Haas hatten die Gäste der Einrichtung Bilder zum Thema „Mensch und Tier“ gemalt – erstaunliche und beeindruckende Darstellungen, die im Rahmen einer Vernissage verkauft wurden. Vom Erlös soll ein weiterer Malkurs finanziert werden. Weitere tierische Attraktionen waren eine Rettungshundestaffel und die Altenhilfe-Pferde. Während der Sommersaison ziehen sie täglich einen Planwagen, mit dem die Bewohner Ausflüge in die Umgebung machen. Das Plakatmotiv zum Jahresfest stammt von der Hofgeismarer Künstlerin Julia Drinnenberg. 24 Schüler der Käthe-Kollwitz-Schule Stand „Aktionsbündnis Brunnentempel“ GESUNDBRUNNEN 2 | 11 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 25 Jahresfest Jahresfest Ein Jahresfest für Mensch und Tier Ausgebildete Spezialisten: Wie funktioniert eine Rettungshundestaffel? Die Bremer Stadtmusikanten – die erste Unter dem Motto „Mensch und Tier“ fand das Alten-WG der Geschichte – zierten das 118. Jahresfest der Evangelischen Altenhilfe GePlakat zur diesjährigen Veranstaltung. sundbrunnen im September in Hofgeismar statt Und darum ging es am Sonntag, dem 4. September, auf dem Gelände der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar: Mensch und Tier, ihre Beziehung zueinander und ihr Älterwerden. Schon beim Eröffnungsgottesdienst in der Festhalle waren die Bremer Stadtmusikanten Thema. Daneben konnte man auf eigens für den Altenheimbereich konzipierten Ausstellungstafeln das Märchen nachlesen und anschauen. Tiere auch auf dem Festgelände: Neben Büchermarkt und Flohmarkt, Essens- und Getränkeständen befand sich auch die Kuh „Luise“. In ihrer Nähe konnte man erfahren, was man aus Milch alles machen kann, wie die Milchprodukte schmecken – und ob man sich zum Melker eignet. Die Bremer Stadtmusikanten „in lebensecht“ Melk-Wettbewerb mit der Kuh Luise Tiertherapeutin Tatjana Rech, die auch in den Häusern der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen wirkt, stellte ihre Arbeit praktisch vor. Neben ihrem Therapiehund „Herrn Mücke“ hatte sie einen Kleintierzoo dabei, der den großen und kleinen Besuchern des Jahresfestes Gelegenheit zum Anschauen, Streicheln und Mitmachen bot. Die Kinder der Käthe-Kollwitz-Schule aus Hofgeismar präsentierten sich und ihre Tiere im Rahmen einer bezaubernden Zirkusaufführung. Und die Schülerinnen und Schüler der HerwigBlankertz-Schule sorgen für ein thematisch passendes Spielangebot für Kinder. Neue Sichtweisen eröffnete die Tagespflege am Gesundbrunnen: Mit Kunsttherapeutin Doris Haas hatten die Gäste der Einrichtung Bilder zum Thema „Mensch und Tier“ gemalt – erstaunliche und beeindruckende Darstellungen, die im Rahmen einer Vernissage verkauft wurden. Vom Erlös soll ein weiterer Malkurs finanziert werden. Weitere tierische Attraktionen waren eine Rettungshundestaffel und die Altenhilfe-Pferde. Während der Sommersaison ziehen sie täglich einen Planwagen, mit dem die Bewohner Ausflüge in die Umgebung machen. Das Plakatmotiv zum Jahresfest stammt von der Hofgeismarer Künstlerin Julia Drinnenberg. 24 Schüler der Käthe-Kollwitz-Schule Stand „Aktionsbündnis Brunnentempel“ GESUNDBRUNNEN 2 | 11 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 25 Jahresfest Jahresfest Das Wetter hielt trotz angekündigten Regens Lange Schlangen am Waffelstand Die Herwigh-Blankertz-Schule sorgte für originelle Angebote für Kinder Einladend für jedes Alter Ein abwechslungsreiches Angebot Zeit für Muße auf dem 118. Jahresfest 26 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 27 Jahresfest Jahresfest Das Wetter hielt trotz angekündigten Regens Lange Schlangen am Waffelstand Die Herwigh-Blankertz-Schule sorgte für originelle Angebote für Kinder Einladend für jedes Alter Ein abwechslungsreiches Angebot Zeit für Muße auf dem 118. Jahresfest 26 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 27 Personen Personen Fabian Gehring: Brausende Läufe, mitreißende Akorde Ausnahmetalent am Flügel: Fabian Gehring Rachmaninow, Liszt und Beethoven, und das auf höchstem Niveau – so etwas hört man selten in der Festhalle der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen. Das Publikum war begeistert, als Fabian Gehring die ersten Takte von Bachs Partita Nr. 2 c-Moll anschlug, denn schnell war klar: Der junge Mann, der hier am Flügel sitzt ist ein Ausnahmetalent – und hat wahrscheinlich eine große Zukunft vor sich. Erst 20 Jahre ist er alt, erhielt schon als Sechsjähriger Klavierunterricht von der Mutter. Beide Eltern sind Musiker und Musiklehrer, so dass das Talent des Jungen von Anfang an erkannt und gefördert wurde. Bereits während der Schulzeit wurde er Vorstudent bei Professor Olga Rissin-Morenova an der 28 Ein kompetenter Ratgeber Seit 40 Jahren engagiert sich Dr. Hans-Hilmar Baun ehrenamtlich in der Mitgliederversammlung und im Vorstand für die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen Musikhochschule Karlsruhe, seit gut einem Jahr zusätzlich von Professor Felix Gottlieb. Im Herbst nahm er ein Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg auf. Zuvor gastierte Gehring am Gesundbrunnen – der junge Mann spielte für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie für Interessierte, Angehörige, Freunde und Förderer. Zustande gekommen war dies aufgrund persönlicher Beziehungen: Fabian Gehrings Tante wohnt im Haus am Gesundbrunnen in Hofgeismar. Sie stellte den Kontakt her. Auszeichnung Und Gehring verzauberte sein Publikum mit exzellenter Technik, erstaunlicher Präzision und überzeugender Spielfreude – und das, obwohl ihm der Flügel in der Festhalle ein wenig Probleme bereitete. Insbesondere bei Liszts Transkriptionen über Lieder Franz Schuberts (Aufenthalt, Müller und der Bach, Auf dem Wasser zu singen) und bei Rachmaninows Preludien op.23 Nr. 2 B-Dur und Nr. 4 D-Dur, sowie dem Moment musical op. 16 Nr. 4 e- Moll kam das Instrument an seine Grenzen. Das überspielte Fabian Gehring aber problemlos, und das Publikum bedankte sich mit rauschendem Applaus. Auf dem Bild sind weitere Mitglieder zu sehen, die für zehn bzw. zwanzig Jahre ehrenamtliches Engagement Christiane Gahr Dankesbrief der Diakonie für Dr. Hans-Hilmar Baun Auf der diesjährigen Herbst-Mitgliederversammlung der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen bekam Dr. Hans-Hilmar Baun den Dankesbrief der Diakonie für 40 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit im „Aufsichtsrat“ der Altenhilfe verliehen. Die Urkunde war fälschlicherweise auf den Namen „Braun“ ausgestellt – Baun sagte dazu, das sei ihm schon beim Abitur so gegangen. bei der Altenhilfe geehrt wurden: Wolfgang Anneke, Dr. Claudia Jansen, Dr. Hans-Hilmar Baun, Dekan Peter Laucht, Dekan Wolfgang Heinicke (v. l. n. r.) GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Man muss schon weit in die Geschichte der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen zurückgehen, um die Anfänge des Engagements von Dr. HansHilmar Baun zu finden. Es war Anfang der 70er Jahre, als der Kasseler Rechtsanwalt und Notar vom damals Leitenden Pfarrer Hermann Fürer gefragt wurde, ob er nicht in der Altenhilfe-Mitgliederversammlung mitarbeiten möchte. „Sie müssen die Satzung überarbeiten“, sagte Fürer – und dazu brauche man einen guten Juristen. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Mit dem Amtsantritt von Pfarrer Rudolf Schmidt im Jahr 1972 nahm Dr. Baun seine ehrenamtliche Tätigkeit auf. Später wurde er auch in den Vorstand der Einrichtung gewählt. Seitdem berät Dr. Baun die Altenhilfe in allen wichtigen Entscheidungen – egal, ob es dabei um Investitionen für Bauvorhaben, um Personalfragen oder um neue Konzepte der Altenpflege geht. Die Mitgliederversammlung tagt zweimal im Jahr, mit den Vorstandskollegen trifft er sich einmal im Monat. Seit 1997 ist der 78-jährige Fachanwalt für Arbeitsrecht selbst im Ruhestand. Die Verbindungen nach Hofgeismar wurden im Laufe der Jahre intensiver: Seine Mutter und auch die Schwiegermutter lebten im Stiftsheim in Kassel. Ob er und seine Frau auch eines Tages in einer Einrichtung der Evangelischen Altenhilfe wohnen werden, weiß Dr. Baun noch nicht. Noch genießt man das selbstständige Leben im Kasseler Stadtteil Nordshausen. Lothar Simmank 29 Personen Personen Fabian Gehring: Brausende Läufe, mitreißende Akorde Ausnahmetalent am Flügel: Fabian Gehring Rachmaninow, Liszt und Beethoven, und das auf höchstem Niveau – so etwas hört man selten in der Festhalle der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen. Das Publikum war begeistert, als Fabian Gehring die ersten Takte von Bachs Partita Nr. 2 c-Moll anschlug, denn schnell war klar: Der junge Mann, der hier am Flügel sitzt ist ein Ausnahmetalent – und hat wahrscheinlich eine große Zukunft vor sich. Erst 20 Jahre ist er alt, erhielt schon als Sechsjähriger Klavierunterricht von der Mutter. Beide Eltern sind Musiker und Musiklehrer, so dass das Talent des Jungen von Anfang an erkannt und gefördert wurde. Bereits während der Schulzeit wurde er Vorstudent bei Professor Olga Rissin-Morenova an der 28 Ein kompetenter Ratgeber Seit 40 Jahren engagiert sich Dr. Hans-Hilmar Baun ehrenamtlich in der Mitgliederversammlung und im Vorstand für die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen Musikhochschule Karlsruhe, seit gut einem Jahr zusätzlich von Professor Felix Gottlieb. Im Herbst nahm er ein Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg auf. Zuvor gastierte Gehring am Gesundbrunnen – der junge Mann spielte für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie für Interessierte, Angehörige, Freunde und Förderer. Zustande gekommen war dies aufgrund persönlicher Beziehungen: Fabian Gehrings Tante wohnt im Haus am Gesundbrunnen in Hofgeismar. Sie stellte den Kontakt her. Auszeichnung Und Gehring verzauberte sein Publikum mit exzellenter Technik, erstaunlicher Präzision und überzeugender Spielfreude – und das, obwohl ihm der Flügel in der Festhalle ein wenig Probleme bereitete. Insbesondere bei Liszts Transkriptionen über Lieder Franz Schuberts (Aufenthalt, Müller und der Bach, Auf dem Wasser zu singen) und bei Rachmaninows Preludien op.23 Nr. 2 B-Dur und Nr. 4 D-Dur, sowie dem Moment musical op. 16 Nr. 4 e- Moll kam das Instrument an seine Grenzen. Das überspielte Fabian Gehring aber problemlos, und das Publikum bedankte sich mit rauschendem Applaus. Auf dem Bild sind weitere Mitglieder zu sehen, die für zehn bzw. zwanzig Jahre ehrenamtliches Engagement Christiane Gahr Dankesbrief der Diakonie für Dr. Hans-Hilmar Baun Auf der diesjährigen Herbst-Mitgliederversammlung der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen bekam Dr. Hans-Hilmar Baun den Dankesbrief der Diakonie für 40 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit im „Aufsichtsrat“ der Altenhilfe verliehen. Die Urkunde war fälschlicherweise auf den Namen „Braun“ ausgestellt – Baun sagte dazu, das sei ihm schon beim Abitur so gegangen. bei der Altenhilfe geehrt wurden: Wolfgang Anneke, Dr. Claudia Jansen, Dr. Hans-Hilmar Baun, Dekan Peter Laucht, Dekan Wolfgang Heinicke (v. l. n. r.) GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Man muss schon weit in die Geschichte der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen zurückgehen, um die Anfänge des Engagements von Dr. HansHilmar Baun zu finden. Es war Anfang der 70er Jahre, als der Kasseler Rechtsanwalt und Notar vom damals Leitenden Pfarrer Hermann Fürer gefragt wurde, ob er nicht in der Altenhilfe-Mitgliederversammlung mitarbeiten möchte. „Sie müssen die Satzung überarbeiten“, sagte Fürer – und dazu brauche man einen guten Juristen. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Mit dem Amtsantritt von Pfarrer Rudolf Schmidt im Jahr 1972 nahm Dr. Baun seine ehrenamtliche Tätigkeit auf. Später wurde er auch in den Vorstand der Einrichtung gewählt. Seitdem berät Dr. Baun die Altenhilfe in allen wichtigen Entscheidungen – egal, ob es dabei um Investitionen für Bauvorhaben, um Personalfragen oder um neue Konzepte der Altenpflege geht. Die Mitgliederversammlung tagt zweimal im Jahr, mit den Vorstandskollegen trifft er sich einmal im Monat. Seit 1997 ist der 78-jährige Fachanwalt für Arbeitsrecht selbst im Ruhestand. Die Verbindungen nach Hofgeismar wurden im Laufe der Jahre intensiver: Seine Mutter und auch die Schwiegermutter lebten im Stiftsheim in Kassel. Ob er und seine Frau auch eines Tages in einer Einrichtung der Evangelischen Altenhilfe wohnen werden, weiß Dr. Baun noch nicht. Noch genießt man das selbstständige Leben im Kasseler Stadtteil Nordshausen. Lothar Simmank 29 Archiv Archiv Von „ABF“ bis „Zinzalwurz“ Die Blumenstein-Kartei ist ein privates Lexikon. Das Archiv hat den Nachlass aus Herleshausen übernommen. Otto Blumenstein (1922 - 2009) Diese Karte könnte bei des Rätsels Lösung helfen (siehe Seite 32 und 33) – ein Beispiel aus der Blumenstein-Kartei 30 „Der Astrologe Wallensteins?“ Eine immer wiederkehrende Frage im Kreuzworträtsel. Und egal wie oft ich seinen Namen durch andere Lösungsworte ermitteln konnte, ich kann ihn mir nicht merken. Ein Kreuzworträtsel unterhält mich mehr oder minder lange, aber es bildet mich nicht. Jedenfalls nicht im Bereich Astrologie. Vielleicht ging es Otto Blumenstein ähnlich. Nur nahm er das nicht hin, sondern baute sich ein Lexikon im Karteikartenformat auf. Als Otto Blumenstein im Frühjahr 2009 im Altenheim Herleshausen starb, hinterließ er drei Dutzend prall gefüllte Karteikästen, die nun einen beträchtlichen Platz im Leseraum des Archivs der EAG in Hofgeismar einnehmen. Otto Blumenstein, Jg. 1922, wuchs in Eisenach auf, besuchte die Schule bis zur achten Klasse, GESUNDBRUNNEN 2 | 11 kam als Wehrmachtssoldat in die Sahara und in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Seiner Geburtsstadt blieb er nach seiner Rückkehr treu, dort arbeitete er in der Stadtverwaltung und dort lebte er zusammen mit seiner Frau Irmgard, bis er nach Herleshausen kam. Sie hatten einen Garten und einen Hund. Ihre Urlaube verbrachten sie in den Bergen, meist in Bulgarien. Otto Blumenstein fuhr gerne Auto, und er liebte Kreuzworträtsel. Er löste sie und er machte sie. Beidem diente seine Kartei. Es ist nicht bekannt, wann und warum Otto Blumenstein damit angefangen hat, aber die Vielzahl der Einträge, die vor allem für rätselnde DDR-Bürger Bedeutung hatten, zeigen: Es war kein Hobby für den Ruhestand. Er schnitt die Karteikarten aus Papier zurecht und beschrieb sie mit einer Schreibmaschine, hinzu traten Ausschnitte aus Zeitungen wie ein Bericht über die Fahrergehälter in der Folmel eins, abgelegt unter „Geld“. War ein Karteikasten voll, musste ein neuer angeschafft und die Karten umgeschichtet werden. Die unterschiedliche Bauart der Kästen zeigt, dass mitunter viele Jahre dazwischen gelegen haben müssen. Die Blumenstein-Kartei wuchs in mühevoller Kleinarbeit im Laufe von Jahrzehnten. Sie reicht von „ABF – Abkürzung für Arbeiter- und Bauern Fakultät“ bis Zinzalwurz – volkstümliche Bezeichnung für Gelben Enzian“. Sie enthält den „Bortsch – russische Gemüsesuppe mit roten Rüben“ und GESUNDBRUNNEN 2 | 11 den „Parteikader – planmäßig herangebildeter Stamm von politischen Nachwuchskräften“, genauso wie das „Abfohlen“, „Disney, Walt“ oder „Der Untergang der Titanic“ als Ausschnitt aus einer Programmzeitschrift (der Film lief im ersten Programm der ARD). Was Otto Blumenstein mit seiner Kartei hinterlässt, ist im Zeitalter des Internets eigentlich völlig überholt, aber für ein Archiv ist sie nicht nur ein schmückendes Möbelstück, sondern ein völlig angemessenes Nachschlagewerk. Die Wartburg als ungelöstes Rätsel Die gewöhnlichen Rätsel in den Tageszeitungen werden heutzutage vom Computer erstellt, ein Mensch schaut anschließend nochmal drüber und verändert Fragen, je nachdem, ob sie für den Leserkreis schwerer oder leichter ausfallen sollen. Ein solcher Mensch ist Dirk Langenfeldt, Chef der RätselManufaktur in Hamburg: „Per Hand werden Kreuzworträtsel nur für Fachzeitschriften gemacht, wo möglichst viele Worte aus deren Spezialgebiet untergebracht werden.“ Der Rätselmacher, der sein Hobby aus Jugendtagen zu seinem Beruf machte, erklärt auch wie das funktioniert. Nachdem die Rastergröße festgelegt ist, beginnt man mit langen und vor allem schönen Worten, „oberlehrerhaft“ oder „Babyspeck“ etwa, und nicht mit kalten und technischen wie „Karosseriebau“. Von links oben bis rechts unten geht es dann möglichst lange so weiter bis nur noch die Füllwörter wie „Ern“ der fränkische Hausflur weiter helfen. „Nervbegriffe“ nennt sie Langenfeldt, aber sie sind nötig um Löcher zu stopfen, denn alles was über einen Buchstaben hinausgeht muss mit einer Frage definiert werden. Besonders schwierig wird es, wenn neben der Rastergröße auch gleich sämtliche Wortlängen festgelegt sind. Genau diese Aufgabe stellte uns Otto Blumenstein. Er hinterließ nicht nur eine Kartei, sondern auch ein Kreuzworträtsel in Form der Wartburg, das gerahmt und hinter Glas in seinem Zimmer hing. Dummerweise sind die dazugehörigen Fragen nicht überliefert. Die Aufgabe bestand nun darin, mit Hilfe seiner Kartei zumindest das Rätselraster des kleinsten Turmes auszufüllen. Ignoriert wurde dabei eine weitere Hürde: Blumenstein definierte auch einzelne Buchstaben und auch Wortteile, die wiederum einen abfragbaren Sinn ergaben. Solche Fragezahlen wurden nicht berücksichtigt, abgesehen von den Fragen 9, 10 und 16 senkrecht. Hier hatten sich nicht nur zufällig sinnvolle Wortteile ergeben, sondern damit auch eine Hilfestellung für das ganze Wort. Um das Raster zu füllen, musste ich drei neue Sperren und zwei neue Fragen einbauen (33 und 34). Umlaute wurden - wie es die Kartei vorgab - nicht umgewandelt. Viel Spaß! Roland Müller 31 Archiv Archiv Von „ABF“ bis „Zinzalwurz“ Die Blumenstein-Kartei ist ein privates Lexikon. Das Archiv hat den Nachlass aus Herleshausen übernommen. Otto Blumenstein (1922 - 2009) Diese Karte könnte bei des Rätsels Lösung helfen (siehe Seite 32 und 33) – ein Beispiel aus der Blumenstein-Kartei 30 „Der Astrologe Wallensteins?“ Eine immer wiederkehrende Frage im Kreuzworträtsel. Und egal wie oft ich seinen Namen durch andere Lösungsworte ermitteln konnte, ich kann ihn mir nicht merken. Ein Kreuzworträtsel unterhält mich mehr oder minder lange, aber es bildet mich nicht. Jedenfalls nicht im Bereich Astrologie. Vielleicht ging es Otto Blumenstein ähnlich. Nur nahm er das nicht hin, sondern baute sich ein Lexikon im Karteikartenformat auf. Als Otto Blumenstein im Frühjahr 2009 im Altenheim Herleshausen starb, hinterließ er drei Dutzend prall gefüllte Karteikästen, die nun einen beträchtlichen Platz im Leseraum des Archivs der EAG in Hofgeismar einnehmen. Otto Blumenstein, Jg. 1922, wuchs in Eisenach auf, besuchte die Schule bis zur achten Klasse, GESUNDBRUNNEN 2 | 11 kam als Wehrmachtssoldat in die Sahara und in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Seiner Geburtsstadt blieb er nach seiner Rückkehr treu, dort arbeitete er in der Stadtverwaltung und dort lebte er zusammen mit seiner Frau Irmgard, bis er nach Herleshausen kam. Sie hatten einen Garten und einen Hund. Ihre Urlaube verbrachten sie in den Bergen, meist in Bulgarien. Otto Blumenstein fuhr gerne Auto, und er liebte Kreuzworträtsel. Er löste sie und er machte sie. Beidem diente seine Kartei. Es ist nicht bekannt, wann und warum Otto Blumenstein damit angefangen hat, aber die Vielzahl der Einträge, die vor allem für rätselnde DDR-Bürger Bedeutung hatten, zeigen: Es war kein Hobby für den Ruhestand. Er schnitt die Karteikarten aus Papier zurecht und beschrieb sie mit einer Schreibmaschine, hinzu traten Ausschnitte aus Zeitungen wie ein Bericht über die Fahrergehälter in der Folmel eins, abgelegt unter „Geld“. War ein Karteikasten voll, musste ein neuer angeschafft und die Karten umgeschichtet werden. Die unterschiedliche Bauart der Kästen zeigt, dass mitunter viele Jahre dazwischen gelegen haben müssen. Die Blumenstein-Kartei wuchs in mühevoller Kleinarbeit im Laufe von Jahrzehnten. Sie reicht von „ABF – Abkürzung für Arbeiter- und Bauern Fakultät“ bis Zinzalwurz – volkstümliche Bezeichnung für Gelben Enzian“. Sie enthält den „Bortsch – russische Gemüsesuppe mit roten Rüben“ und GESUNDBRUNNEN 2 | 11 den „Parteikader – planmäßig herangebildeter Stamm von politischen Nachwuchskräften“, genauso wie das „Abfohlen“, „Disney, Walt“ oder „Der Untergang der Titanic“ als Ausschnitt aus einer Programmzeitschrift (der Film lief im ersten Programm der ARD). Was Otto Blumenstein mit seiner Kartei hinterlässt, ist im Zeitalter des Internets eigentlich völlig überholt, aber für ein Archiv ist sie nicht nur ein schmückendes Möbelstück, sondern ein völlig angemessenes Nachschlagewerk. Die Wartburg als ungelöstes Rätsel Die gewöhnlichen Rätsel in den Tageszeitungen werden heutzutage vom Computer erstellt, ein Mensch schaut anschließend nochmal drüber und verändert Fragen, je nachdem, ob sie für den Leserkreis schwerer oder leichter ausfallen sollen. Ein solcher Mensch ist Dirk Langenfeldt, Chef der RätselManufaktur in Hamburg: „Per Hand werden Kreuzworträtsel nur für Fachzeitschriften gemacht, wo möglichst viele Worte aus deren Spezialgebiet untergebracht werden.“ Der Rätselmacher, der sein Hobby aus Jugendtagen zu seinem Beruf machte, erklärt auch wie das funktioniert. Nachdem die Rastergröße festgelegt ist, beginnt man mit langen und vor allem schönen Worten, „oberlehrerhaft“ oder „Babyspeck“ etwa, und nicht mit kalten und technischen wie „Karosseriebau“. Von links oben bis rechts unten geht es dann möglichst lange so weiter bis nur noch die Füllwörter wie „Ern“ der fränkische Hausflur weiter helfen. „Nervbegriffe“ nennt sie Langenfeldt, aber sie sind nötig um Löcher zu stopfen, denn alles was über einen Buchstaben hinausgeht muss mit einer Frage definiert werden. Besonders schwierig wird es, wenn neben der Rastergröße auch gleich sämtliche Wortlängen festgelegt sind. Genau diese Aufgabe stellte uns Otto Blumenstein. Er hinterließ nicht nur eine Kartei, sondern auch ein Kreuzworträtsel in Form der Wartburg, das gerahmt und hinter Glas in seinem Zimmer hing. Dummerweise sind die dazugehörigen Fragen nicht überliefert. Die Aufgabe bestand nun darin, mit Hilfe seiner Kartei zumindest das Rätselraster des kleinsten Turmes auszufüllen. Ignoriert wurde dabei eine weitere Hürde: Blumenstein definierte auch einzelne Buchstaben und auch Wortteile, die wiederum einen abfragbaren Sinn ergaben. Solche Fragezahlen wurden nicht berücksichtigt, abgesehen von den Fragen 9, 10 und 16 senkrecht. Hier hatten sich nicht nur zufällig sinnvolle Wortteile ergeben, sondern damit auch eine Hilfestellung für das ganze Wort. Um das Raster zu füllen, musste ich drei neue Sperren und zwei neue Fragen einbauen (33 und 34). Umlaute wurden - wie es die Kartei vorgab - nicht umgewandelt. Viel Spaß! Roland Müller 31 Rätsel Rätsel Die Aufgabe besteht darin, mit Hilfe der Blumenstein-Kartei das Rätselraster des kleinsten Turmes auszufüllen. Waagrecht 1 5 10 11 15 16 18 20 22 23 25 26 27 30 „Personenhaft vorgestelltes außerweltliches Wesen; Gesangssolist der CSSR“ „Hauptstadt des Ken Mil auf der japanischen Insel Honshu, an der Bucht Isewan „Tagesheime für Schulkinder“ „Vakuum, Nichts;Geistlosigkeit, Gedankenarmut; Einsamkeit, Einöde“ „Pfade, auf denen das Ziel gar nicht oder nur mit Schwierigkeiten erreicht werden kann“ „Nebenfluss der Mokscha, zwischen Moskau und Plusa in der RSFSR [Abkürzung für die russische Sowjetrepublik], 436 km lang; Nebenfluß der Oka (...); Fluß im Norden der RSFSR, von den Waldai Höhen bis zur Twerza“ „Höchster Vulkan Europas in Sizilien, 3280 m hoch“ „Elektrizitätsträger; elektrisch geladenes Masseteilchen (Atom); Drama von Euripides“ „James, US-amerikanischer Filmschauspieler, Jg. 1939, Misery (USA 1990)“ „Chemisches Zeichen für Erbim; veraltete Anrede der 2. Person; persönliches Fürwort“ „Zeitanzeiger“ (Mehrzahl) „Selten, knapp; kostbar; begehrt“ „Igor Jewgenjewitsch, Jg. 1895, sowjetischer Physiker, Nobelpreis 1958“ „Männlicher Vorname; Titelheld eines Kinderbuches von Erich Kästner“ Senkrecht Rätselmacher gesucht Für alle, die sich selbst an dem Rätsel probieren möchten, ein Tipp vom Profi: Mit den langen Wörtern 4 und 6 senkrecht beginnen. Mir hatte er das erst hinterher verraten. Wer sich lieber an eines der anderen Gebäuderaster machen will, kann auch das tun. Jeder erfolgreiche Versuch wird im „Gesundbrunnen“ abgedruckt. 32 1 2 3 4 5 6 Die Wartburg als Rätsel 1G 8A 11 L 15 I 16 Z 20 I 23 E 26 R X X 2O 9G E R 17 N O 24 R A X X 3T 10 H 12 E R A 21 N 25 U R X X 4T O R W 18 Ä 22 C H 27 T 30 E 31 R 5T R E E 19 T A R 28 A M X 6S T 13 E G 33 (rot) N A E M I 32X(x-rot) GESUNDBRUNNEN 2 | 11 7U E 14 B E A 34 (rot) N N 29 M L X 7 9 10 14 16 17 19 21 29 33 „Bewohner des nördlichen Vorlandes der Kapaten“ „Märchengestalt, menschenfressender Riese in französischen Märchen“ „Insel der griechischen Kykladen“ „Schlussmann einer Ballsportmannschaft“ „englisch Baum“ „schmaler Fußweg; kleine Brücke, kurze Wegüberführung; Stützbrettchen der Saiten bei Streichinstrumenten“ „Unseres Erachtens“ (Abkürzung) „altgermanischer Wurfspieß“ Oberste griechische Göttin; Tochter des Kronos und der Rhea; Schwester und Gemahlin des Zeus; Asteroid, entdeckt 1868“ „Augustin (1881-1968), deutscher Kurienkardinal seit 1959, Jesuit, Präsident des 1960 gegründeten Konzilssekretariats zur Förderung der Einheit der Christen“ „Schmuck, Prachtstück; schmückendes Beiwerk“ „Weiblicher Vorname; Drama von Henrik Ibsen von 1879“ „Stadt in Westsibirien am großen Irtysch-Knie; Gewicht der Verpackung; indisch-tibetanische Göttin“ „Ort am Bug in der polnischen Wojewodschaft Lomza; bloß, ausschließlich, lediglich“ „Milliliter“ (Abkürzung) „hebräischer Frauenname; Schwiegermutter von Ruth in der Bibel“ GESUNDBRUNNEN 2 | 11 33 Rätsel Rätsel Die Aufgabe besteht darin, mit Hilfe der Blumenstein-Kartei das Rätselraster des kleinsten Turmes auszufüllen. Waagrecht 1 5 10 11 15 16 18 20 22 23 25 26 27 30 „Personenhaft vorgestelltes außerweltliches Wesen; Gesangssolist der CSSR“ „Hauptstadt des Ken Mil auf der japanischen Insel Honshu, an der Bucht Isewan „Tagesheime für Schulkinder“ „Vakuum, Nichts;Geistlosigkeit, Gedankenarmut; Einsamkeit, Einöde“ „Pfade, auf denen das Ziel gar nicht oder nur mit Schwierigkeiten erreicht werden kann“ „Nebenfluss der Mokscha, zwischen Moskau und Plusa in der RSFSR [Abkürzung für die russische Sowjetrepublik], 436 km lang; Nebenfluß der Oka (...); Fluß im Norden der RSFSR, von den Waldai Höhen bis zur Twerza“ „Höchster Vulkan Europas in Sizilien, 3280 m hoch“ „Elektrizitätsträger; elektrisch geladenes Masseteilchen (Atom); Drama von Euripides“ „James, US-amerikanischer Filmschauspieler, Jg. 1939, Misery (USA 1990)“ „Chemisches Zeichen für Erbim; veraltete Anrede der 2. Person; persönliches Fürwort“ „Zeitanzeiger“ (Mehrzahl) „Selten, knapp; kostbar; begehrt“ „Igor Jewgenjewitsch, Jg. 1895, sowjetischer Physiker, Nobelpreis 1958“ „Männlicher Vorname; Titelheld eines Kinderbuches von Erich Kästner“ Senkrecht Rätselmacher gesucht Für alle, die sich selbst an dem Rätsel probieren möchten, ein Tipp vom Profi: Mit den langen Wörtern 4 und 6 senkrecht beginnen. Mir hatte er das erst hinterher verraten. Wer sich lieber an eines der anderen Gebäuderaster machen will, kann auch das tun. Jeder erfolgreiche Versuch wird im „Gesundbrunnen“ abgedruckt. 32 1 2 3 4 5 6 Die Wartburg als Rätsel 1G 8A 11 L 15 I 16 Z 20 I 23 E 26 R X X 2O 9G E R 17 N O 24 R A X X 3T 10 H 12 E R A 21 N 25 U R X X 4T O R W 18 Ä 22 C H 27 T 30 E 31 R 5T R E E 19 T A R 28 A M X 6S T 13 E G 33 (rot) N A E M I 32X(x-rot) GESUNDBRUNNEN 2 | 11 7U E 14 B E A 34 (rot) N N 29 M L X 7 9 10 14 16 17 19 21 29 33 „Bewohner des nördlichen Vorlandes der Kapaten“ „Märchengestalt, menschenfressender Riese in französischen Märchen“ „Insel der griechischen Kykladen“ „Schlussmann einer Ballsportmannschaft“ „englisch Baum“ „schmaler Fußweg; kleine Brücke, kurze Wegüberführung; Stützbrettchen der Saiten bei Streichinstrumenten“ „Unseres Erachtens“ (Abkürzung) „altgermanischer Wurfspieß“ Oberste griechische Göttin; Tochter des Kronos und der Rhea; Schwester und Gemahlin des Zeus; Asteroid, entdeckt 1868“ „Augustin (1881-1968), deutscher Kurienkardinal seit 1959, Jesuit, Präsident des 1960 gegründeten Konzilssekretariats zur Förderung der Einheit der Christen“ „Schmuck, Prachtstück; schmückendes Beiwerk“ „Weiblicher Vorname; Drama von Henrik Ibsen von 1879“ „Stadt in Westsibirien am großen Irtysch-Knie; Gewicht der Verpackung; indisch-tibetanische Göttin“ „Ort am Bug in der polnischen Wojewodschaft Lomza; bloß, ausschließlich, lediglich“ „Milliliter“ (Abkürzung) „hebräischer Frauenname; Schwiegermutter von Ruth in der Bibel“ GESUNDBRUNNEN 2 | 11 33 Freunde und Förderer Freunde und Förderer Liebe Freunde und Förderer, auf den folgenden Seiten erfahren Sie von Spendern und Spenderinnen, warum sie den Freundes- und Förderkreis unterstützen. Oftmals sind persönliche Erlebnisse der Anlass, konkret zu helfen – ich bin sehr beeindruckt, was unsere Spender über ihre Motive berichten. Ein Sprichwort sagt: „Wenn Du schnell gehen willst, gehe allein. Doch wenn Du weit gehen willst, gehe mit anderen.“ In seiner über 118 Jahre langen Geschichte hat die Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen immer wieder dankbar Menschen an ihrer Seite gehabt, die zusätzlich geholfen haben. Ob in schweren Zeiten die Landwirte aus den umliegenden Dörfern, die Lebensmittel spendeten oder noch heute die Freunde und Förderer, die sich engagieren und gezielt für bestimmte Projekte spenden. Gemeinsam wurden und werden Ziele erreicht, sprich wirksame Hilfen für die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Einrichtungen. Heute sind es Therapieangebote oder soziale Projekte, die aus der Regelfinanzierung durch die Pflegesätze nicht finanziert werden können, sondern nur mit Unterstützung durch die Freunde und Förderer möglich sind. Das 34 ist „Menschlichkeit Pflegen“ in einer langen Tradition. Wir sind dankbar, wenn Sie unsere Arbeit wieder mit Ihrer Spende unterstützen oder auch Ihre Verbundenheit zur Ev. Altenhilfe und den regelmäßigen Bezug unserer Zeitschrift „Gesundbrunnen“ mit einem finanziellen Dankeschön zum Ausdruck bringen. Herzlichen Dank allen, die es uns im vergangenen Jahr ermöglichten, mit ihrem Beitrag, ihrer Spende die sozialen Aktivitäten für unsere Bewohnerinnen und Bewohner durchzuführen. Ihre Hilfe kommt gut an! Herzliche Grüße Ihr Martin Bleckmann Martin Bleckmann ist bei der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen zuständig für den Bereich Spenden und Fundraising. Er ist auch Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises. „Warum ich neulich Mitglied geworden bin“ Ursula Thienemann engagiert sich als Angehörige schon längere Zeit ehrenamtlich im Neuen Brunnenhaus in Hofgeismar. Auf dem Jahresfest der Evangelischen Altenhilfe kamen wir am Stand der Freunde und Förderer ins Gespräch. Zum Abschluss entschied sie sich spontan, Mitglied im Freundes- und Förderkreis zu werden. Gezielt möchte sie mit ihren Spenden die Projekte in der Hausgemeinschaft im Neuen Brunnenhaus fördern. Ja, warum bin ich dem Förderkreis beigetreten? Ende Mai/Anfang Juni dieses Jahres konnte ich an einem Urlaubsaufenthalt der Hausgemeinschaft 1, Neues Brunnenhaus, in der Lüneburger Heide teilnehmen. Ich habe die Vorfreude mitUrsula erlebt: Wohin fahren wir, was Thienemann müssen wir mitnehmen, was ziehe ich an, wie wird das Wetter? Diese Fragen sorgten für Unterhaltung und Anregung. Die Reise war bestens organisiert, acht ausgefüllte Tage von morgens bis abends, für mich bereichernd das Beisammensein mit den zu betreuenden Menschen. Auch wenn man am nächsten Tag vergessen hat, was gestern war, der Augenblick des Erlebens zählt, die andere Umgebung, die neuen Eindrücke. Da sind engagierte Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter, die darf man nicht allein lassen. Viele Initiativen kommen von ihnen. So ist auch der kleine Garten vor der Terrasse entstanden. Aus der schlichten grünen Wiese ist ein Ort zum Wohlfühlen geworden. Einsatzfreude muss belohnt und unterstützt werden. In anderen Einrichtungen des Gesundbrunnens wird es weitere Beispiele geben. Auf die Frage am „grünen Tisch“, förderungswürdig oder nicht, sollte als Antwort oft ein positives Ja möglich sein. Ursula Thienemann GESUNDBRUNNEN 2 | 11 „Herz und Hand … das ist mir wichtig“ Ich spüre, dass unser Gespräch persönlich wird: Else Reitz erzählt mir von einer Begegnung mit einer an Alzheimer erkrankten Bewohnerin. Ehrenamtlich betreute sie diese Dame in einer Einrichtung der Evangelischen Altenhilfe. Eine Bewohnerin, die sich sprachlich nicht mehr mitteilte und mit der auch andere Formen der Kommunikation aufgrund des Krankheitsbildes kaum möglich waren. Einmal habe sie versucht, mit der Frau zu singen. Sie sang ihr bekannte Volksweisen vor – geduldig und ausdauernd. Dabei habe sie darauf geachtet, ob das eine oder andere Lied irgendwelche Reaktionen hervorbringe. Und irgendwann – mittlerweile war durch die Begegnungen auch ein ganz eigenes Vertrauensverhältnis entstanden – geschah es. Mit einer ganz eigenen Singsprache ergänzte sie eines der Lieder Strophe um Strophe. Eine Brücke war geschaffen worden für weitere Formen der Verständigung. „Das“, so Else Reitz, „hat mich zutiefst berührt.“ Diese Geschichte liegt einige Jahre zurück, aber „die Gefühle sind noch sehr nah.“ Eine Geschichte, die ihr verdeutlicht hat, wie wichtig der Einsatz von Musik allgemein ist, ebenso wie es gezielte musiktherapeutische Angebote sind. Diese zusätzlichen Angebote sind oftmals nur mit ehrenamtlicher Unterstützung und durch Spendengelder möglich. Die Entscheidung, mit ihrer Mitgliedschaft im Verein und auch mit Spenden konkret zu helfen, hat auch mit ihrer Biografie, ihrem Berufsleben, zu tun. Sechzehn Jahre – bis zum Jahr 2002 – war sie im Diakonischen Aus- und Fortbildungszentrum der Altenhilfe mitverantwortlich für die hauswirtschaftlichen Belange. Dabei hat sie viele Mitarbeitende aus diakonischen und kirchlichen Arbeitsbereichen kennengelernt, hat auch erfahren, wie die Arbeit vor Ort aussieht – die schönen und bereichernden Dinge und auch das, was im Arbeitsalltag belastend sein kann. Und Else Reitz weiß, dass die Anforderungen für die Mitarbeiter in den Wohnbereichen durch die stark angestiegene Anzahl der an einer Demenz erkrankten Bewohner zugenommen hat. „Um so dringlicher“, sagt sie, „wusste ich, dass ich helfen werde.“ Und das tut sie jetzt seit über zehn Jahren. Bei all ihren Tätigkeiten ist sie, wie sie sagt, immer auch mit „Herz und Hand“ dabei und Else Reitz: „Ich unterstütze den Förderkreis der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen seit Jahren“ engagiert sich wo sie gebraucht wird und wie es die eigene Gesundheit erlaubt. Und auf meine Frage, welche Projekte sie als Mitglied im Freundes- und Förderkreis der Evangelischen Altenhilfe gezielt unterstützt, nennt sie natürlich sofort Musiktherapie und Sinnesgärten. Hierüber informiert sie sich, nicht zuletzt in der Zeitschrift „Gesundbrunnen“. Sie freut sich über die Aktivitäten und die vielfachen Projekte, die von den Freunden und Förderern ermöglicht werden. Und sie ist dabei: auf ihre ganz eigene Art und Weise, mit Herz und Hand. Herzlichen Dank dafür! Martin Bleckmann 35 Freunde und Förderer Freunde und Förderer Liebe Freunde und Förderer, auf den folgenden Seiten erfahren Sie von Spendern und Spenderinnen, warum sie den Freundes- und Förderkreis unterstützen. Oftmals sind persönliche Erlebnisse der Anlass, konkret zu helfen – ich bin sehr beeindruckt, was unsere Spender über ihre Motive berichten. Ein Sprichwort sagt: „Wenn Du schnell gehen willst, gehe allein. Doch wenn Du weit gehen willst, gehe mit anderen.“ In seiner über 118 Jahre langen Geschichte hat die Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen immer wieder dankbar Menschen an ihrer Seite gehabt, die zusätzlich geholfen haben. Ob in schweren Zeiten die Landwirte aus den umliegenden Dörfern, die Lebensmittel spendeten oder noch heute die Freunde und Förderer, die sich engagieren und gezielt für bestimmte Projekte spenden. Gemeinsam wurden und werden Ziele erreicht, sprich wirksame Hilfen für die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Einrichtungen. Heute sind es Therapieangebote oder soziale Projekte, die aus der Regelfinanzierung durch die Pflegesätze nicht finanziert werden können, sondern nur mit Unterstützung durch die Freunde und Förderer möglich sind. Das 34 ist „Menschlichkeit Pflegen“ in einer langen Tradition. Wir sind dankbar, wenn Sie unsere Arbeit wieder mit Ihrer Spende unterstützen oder auch Ihre Verbundenheit zur Ev. Altenhilfe und den regelmäßigen Bezug unserer Zeitschrift „Gesundbrunnen“ mit einem finanziellen Dankeschön zum Ausdruck bringen. Herzlichen Dank allen, die es uns im vergangenen Jahr ermöglichten, mit ihrem Beitrag, ihrer Spende die sozialen Aktivitäten für unsere Bewohnerinnen und Bewohner durchzuführen. Ihre Hilfe kommt gut an! Herzliche Grüße Ihr Martin Bleckmann Martin Bleckmann ist bei der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen zuständig für den Bereich Spenden und Fundraising. Er ist auch Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises. „Warum ich neulich Mitglied geworden bin“ Ursula Thienemann engagiert sich als Angehörige schon längere Zeit ehrenamtlich im Neuen Brunnenhaus in Hofgeismar. Auf dem Jahresfest der Evangelischen Altenhilfe kamen wir am Stand der Freunde und Förderer ins Gespräch. Zum Abschluss entschied sie sich spontan, Mitglied im Freundes- und Förderkreis zu werden. Gezielt möchte sie mit ihren Spenden die Projekte in der Hausgemeinschaft im Neuen Brunnenhaus fördern. Ja, warum bin ich dem Förderkreis beigetreten? Ende Mai/Anfang Juni dieses Jahres konnte ich an einem Urlaubsaufenthalt der Hausgemeinschaft 1, Neues Brunnenhaus, in der Lüneburger Heide teilnehmen. Ich habe die Vorfreude mitUrsula erlebt: Wohin fahren wir, was Thienemann müssen wir mitnehmen, was ziehe ich an, wie wird das Wetter? Diese Fragen sorgten für Unterhaltung und Anregung. Die Reise war bestens organisiert, acht ausgefüllte Tage von morgens bis abends, für mich bereichernd das Beisammensein mit den zu betreuenden Menschen. Auch wenn man am nächsten Tag vergessen hat, was gestern war, der Augenblick des Erlebens zählt, die andere Umgebung, die neuen Eindrücke. Da sind engagierte Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter, die darf man nicht allein lassen. Viele Initiativen kommen von ihnen. So ist auch der kleine Garten vor der Terrasse entstanden. Aus der schlichten grünen Wiese ist ein Ort zum Wohlfühlen geworden. Einsatzfreude muss belohnt und unterstützt werden. In anderen Einrichtungen des Gesundbrunnens wird es weitere Beispiele geben. Auf die Frage am „grünen Tisch“, förderungswürdig oder nicht, sollte als Antwort oft ein positives Ja möglich sein. Ursula Thienemann GESUNDBRUNNEN 2 | 11 „Herz und Hand … das ist mir wichtig“ Ich spüre, dass unser Gespräch persönlich wird: Else Reitz erzählt mir von einer Begegnung mit einer an Alzheimer erkrankten Bewohnerin. Ehrenamtlich betreute sie diese Dame in einer Einrichtung der Evangelischen Altenhilfe. Eine Bewohnerin, die sich sprachlich nicht mehr mitteilte und mit der auch andere Formen der Kommunikation aufgrund des Krankheitsbildes kaum möglich waren. Einmal habe sie versucht, mit der Frau zu singen. Sie sang ihr bekannte Volksweisen vor – geduldig und ausdauernd. Dabei habe sie darauf geachtet, ob das eine oder andere Lied irgendwelche Reaktionen hervorbringe. Und irgendwann – mittlerweile war durch die Begegnungen auch ein ganz eigenes Vertrauensverhältnis entstanden – geschah es. Mit einer ganz eigenen Singsprache ergänzte sie eines der Lieder Strophe um Strophe. Eine Brücke war geschaffen worden für weitere Formen der Verständigung. „Das“, so Else Reitz, „hat mich zutiefst berührt.“ Diese Geschichte liegt einige Jahre zurück, aber „die Gefühle sind noch sehr nah.“ Eine Geschichte, die ihr verdeutlicht hat, wie wichtig der Einsatz von Musik allgemein ist, ebenso wie es gezielte musiktherapeutische Angebote sind. Diese zusätzlichen Angebote sind oftmals nur mit ehrenamtlicher Unterstützung und durch Spendengelder möglich. Die Entscheidung, mit ihrer Mitgliedschaft im Verein und auch mit Spenden konkret zu helfen, hat auch mit ihrer Biografie, ihrem Berufsleben, zu tun. Sechzehn Jahre – bis zum Jahr 2002 – war sie im Diakonischen Aus- und Fortbildungszentrum der Altenhilfe mitverantwortlich für die hauswirtschaftlichen Belange. Dabei hat sie viele Mitarbeitende aus diakonischen und kirchlichen Arbeitsbereichen kennengelernt, hat auch erfahren, wie die Arbeit vor Ort aussieht – die schönen und bereichernden Dinge und auch das, was im Arbeitsalltag belastend sein kann. Und Else Reitz weiß, dass die Anforderungen für die Mitarbeiter in den Wohnbereichen durch die stark angestiegene Anzahl der an einer Demenz erkrankten Bewohner zugenommen hat. „Um so dringlicher“, sagt sie, „wusste ich, dass ich helfen werde.“ Und das tut sie jetzt seit über zehn Jahren. Bei all ihren Tätigkeiten ist sie, wie sie sagt, immer auch mit „Herz und Hand“ dabei und Else Reitz: „Ich unterstütze den Förderkreis der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen seit Jahren“ engagiert sich wo sie gebraucht wird und wie es die eigene Gesundheit erlaubt. Und auf meine Frage, welche Projekte sie als Mitglied im Freundes- und Förderkreis der Evangelischen Altenhilfe gezielt unterstützt, nennt sie natürlich sofort Musiktherapie und Sinnesgärten. Hierüber informiert sie sich, nicht zuletzt in der Zeitschrift „Gesundbrunnen“. Sie freut sich über die Aktivitäten und die vielfachen Projekte, die von den Freunden und Förderern ermöglicht werden. Und sie ist dabei: auf ihre ganz eigene Art und Weise, mit Herz und Hand. Herzlichen Dank dafür! Martin Bleckmann 35 Freunde und Förderer Freunde und Förderer Bitte Vorsicht an der Bahnsteigkante In 30 Sekunden von Helmarshausen nach Hofgeismar Durch Ihre Spende ermöglicht: Singen und Musizieren im Modellprojekt Schloss Landau Der Zug fährt durch Helmarshausen, Gottsbühren und Hümme – Zielbahnhof ist Hofgeismar. So ist es zumindest auf der großen Eisenbahnplatte in der Tagespflege am Gesundbrunnen in Hofgeismar. Jeden Freitag treffen sich fleißige Baumeister, es wird gemeinsam geplant, wie das Gelände gestaltet werden soll: Steht das Trafohäuschen neben dem Ortschild von Hofgeismar? Sollen die Figuren vor das Ortschild von Helmarshausen platziert werden? Wie viele Anhänger sollen an die Lock gekoppelt werden? Die Freude, in dieser Baugruppe eine kleine Welt für sich zu gestalten, vermischt sich mit Erinnerungen an die eigene Kindheit. Das Projekt „Eisenbahn“ der Tagespflege hat viele Liebhaber unter den Tagespflegegästen. Hier können sie sich mit ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringen. Es ist jedes Mal ein Wunschkonzert, wenn Christoph Knatz sein Akkordeon ausgepackt hat. Denn der Student aus Wolfhagen spielt und singt alles, was sich sein „Chor“ so wünscht. Mal sitzen die Sängerinnen und Sänger auf der Galerie im Grafenschloss, mal im Brunnenhaus nebenan. Schauplatz ist Schloss Landau, ein Modellprojekt der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen, wo Betreutes Wohnen, Stationäre Pflege und ein Pflegehotel kombiniert sind. Und darum sieht Christoph Knatz auch oft in fremde, leuchtende Augen. Denn Hotelgäste sind nicht selten ebenso mit Begeisterung bei diesen musikalischen Stunden dabei wie die Hausbewohner. Jüngstes Beispiel: Eine Gruppe aus der Altenhilfe in Herleshausen war schon zum zweiten Mal auf Schloss Landau zu Gast im Hotel. Nicht nur die betagten Gäste, auch Pflegerinnen und Pfleger hatten viel Spaß mit Christoph Knatz. Tagespflege „Tagsüber bestens versorgt und abends wieder zu Hause.“ Die Tagespflege ist ein Betreuungs- und Pflegeangebot für Menschen, die sich nicht (mehr) selbst vollständig versorgen können. Pflegenden Angehörigen bietet die Tagespflege Entlastung, denn sie können in Ruhe eigenen Aufgaben nachgehen oder Kraft schöpfen. 36 Als Hotelgast im Chor Eine kleine Welt Eine große Holzplatte, von zwei Tischen getragen, steht für die Bebauung bereit. Eisenbahnstrecken sind schon gelegt worden, Ortschaften und Grünflächen sind im Entstehen. Unter ihnen auch einige Heimatorte der Tagespflegegäste und Wahrzeichen der Region. Viele haben schon eigene Ortsschilder an der Bahnstrecke. Friedrich Werner, ein Tagespflegegast aus Helmarshausen, hat zu Hause liebevoll ein idyllisches Panorama gemalt, das dann als Hintergrundmotiv der Eisenbahnplatte die kleine Welt vervollständigt. Eugen Rapp, der die Gäste jeden Tag mit dem Bus von zuhause abholt, ist von diesem Projekt begeistert. Er kommt in seiner Freizeit und hilft. Hat aus eigener Erfahrung Fachkenntnisse, die zum Bau dieser „kleinen Welt“ wertvoll sind. Fachliche Kompetenz bringt auch das Ehepaar Theel mit, das das Projekt ehrenamtlich unterstützt. Eisenbahn-Fans sind sie bekannt. Theels organisieren seit vielen Jahren den Aufbau und die Ausstellung einer Modelleisenbahn- anlage Pfingsten in der Festhalle, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Zum Bauteam gehört auch die Leiterin der Tagespflege, Sabine Ganter-Shaw. Als Kind habe sie sich immer eine Eisenbahn gewünscht, sagt sie. Bis zum Sommer sollen alle Bauten und Vorrichtungen am Modell abgeschlossen sein. Deshalb wird immer weiter gewerkelt am Projekt „Eisenbahn“ – aber so etwas wird bekanntlich nie ganz fertig. Für den Bau fehlen auch noch Mittel. Zubehör ist nötig: Häuschen, Figuren und natürlich ein ausreichender Fuhrpark aus Lokomotiven und Anhängern. Das kostet Geld – etwa 600 Euro, damit die Eisenbahnlandschaft „Hofgeismar und Umgebung“ ans Netz gehen kann. Mit Ihrer Spende können Sie dazu beitragen: Stichwort „Eisenbahn“. Martin Bleckmann Zu den Landauern gehört zum Beispiel Armin Hausmann aus der stationären Pflege. Er singt selbst gerne und wartet auch auf diese Stunden, „weil Herr Knatz so gut singt und spielt“. Auch Gisela Meyer und Margarethe Ludwig aus dem GESUNDBRUNNEN 2 | 11 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Gute Laune: Christoph Knatz spielt Akkordeon Betreuten Wohnen sind immer dabei, kennen viele der Volkslieder auswendig. Aber das Repertoire ist noch breiter: Auch Seemannslieder erklingen, wenn das Akkordeon ausgepackt ist. Alle 14 Tage ist der junge Musiker zu Gast und versammelt Bewohner und Gäste aus allen Teilen der Einrichtung um sich. Möglich macht das der Freundes- und Förderkreis der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen, der Spenden zu eben solchen Zwecken zur Verfügung stellt. Denn eins ist sicher: Musik macht das Leben reicher! Darum gilt der Dank allen Spenderinnen und Spendern, die diese musikalischen Stunden ermöglichen! Christiane Deuse 37 Freunde und Förderer Freunde und Förderer Bitte Vorsicht an der Bahnsteigkante In 30 Sekunden von Helmarshausen nach Hofgeismar Durch Ihre Spende ermöglicht: Singen und Musizieren im Modellprojekt Schloss Landau Der Zug fährt durch Helmarshausen, Gottsbühren und Hümme – Zielbahnhof ist Hofgeismar. So ist es zumindest auf der großen Eisenbahnplatte in der Tagespflege am Gesundbrunnen in Hofgeismar. Jeden Freitag treffen sich fleißige Baumeister, es wird gemeinsam geplant, wie das Gelände gestaltet werden soll: Steht das Trafohäuschen neben dem Ortschild von Hofgeismar? Sollen die Figuren vor das Ortschild von Helmarshausen platziert werden? Wie viele Anhänger sollen an die Lock gekoppelt werden? Die Freude, in dieser Baugruppe eine kleine Welt für sich zu gestalten, vermischt sich mit Erinnerungen an die eigene Kindheit. Das Projekt „Eisenbahn“ der Tagespflege hat viele Liebhaber unter den Tagespflegegästen. Hier können sie sich mit ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringen. Es ist jedes Mal ein Wunschkonzert, wenn Christoph Knatz sein Akkordeon ausgepackt hat. Denn der Student aus Wolfhagen spielt und singt alles, was sich sein „Chor“ so wünscht. Mal sitzen die Sängerinnen und Sänger auf der Galerie im Grafenschloss, mal im Brunnenhaus nebenan. Schauplatz ist Schloss Landau, ein Modellprojekt der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen, wo Betreutes Wohnen, Stationäre Pflege und ein Pflegehotel kombiniert sind. Und darum sieht Christoph Knatz auch oft in fremde, leuchtende Augen. Denn Hotelgäste sind nicht selten ebenso mit Begeisterung bei diesen musikalischen Stunden dabei wie die Hausbewohner. Jüngstes Beispiel: Eine Gruppe aus der Altenhilfe in Herleshausen war schon zum zweiten Mal auf Schloss Landau zu Gast im Hotel. Nicht nur die betagten Gäste, auch Pflegerinnen und Pfleger hatten viel Spaß mit Christoph Knatz. Tagespflege „Tagsüber bestens versorgt und abends wieder zu Hause.“ Die Tagespflege ist ein Betreuungs- und Pflegeangebot für Menschen, die sich nicht (mehr) selbst vollständig versorgen können. Pflegenden Angehörigen bietet die Tagespflege Entlastung, denn sie können in Ruhe eigenen Aufgaben nachgehen oder Kraft schöpfen. 36 Als Hotelgast im Chor Eine kleine Welt Eine große Holzplatte, von zwei Tischen getragen, steht für die Bebauung bereit. Eisenbahnstrecken sind schon gelegt worden, Ortschaften und Grünflächen sind im Entstehen. Unter ihnen auch einige Heimatorte der Tagespflegegäste und Wahrzeichen der Region. Viele haben schon eigene Ortsschilder an der Bahnstrecke. Friedrich Werner, ein Tagespflegegast aus Helmarshausen, hat zu Hause liebevoll ein idyllisches Panorama gemalt, das dann als Hintergrundmotiv der Eisenbahnplatte die kleine Welt vervollständigt. Eugen Rapp, der die Gäste jeden Tag mit dem Bus von zuhause abholt, ist von diesem Projekt begeistert. Er kommt in seiner Freizeit und hilft. Hat aus eigener Erfahrung Fachkenntnisse, die zum Bau dieser „kleinen Welt“ wertvoll sind. Fachliche Kompetenz bringt auch das Ehepaar Theel mit, das das Projekt ehrenamtlich unterstützt. Eisenbahn-Fans sind sie bekannt. Theels organisieren seit vielen Jahren den Aufbau und die Ausstellung einer Modelleisenbahn- anlage Pfingsten in der Festhalle, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Zum Bauteam gehört auch die Leiterin der Tagespflege, Sabine Ganter-Shaw. Als Kind habe sie sich immer eine Eisenbahn gewünscht, sagt sie. Bis zum Sommer sollen alle Bauten und Vorrichtungen am Modell abgeschlossen sein. Deshalb wird immer weiter gewerkelt am Projekt „Eisenbahn“ – aber so etwas wird bekanntlich nie ganz fertig. Für den Bau fehlen auch noch Mittel. Zubehör ist nötig: Häuschen, Figuren und natürlich ein ausreichender Fuhrpark aus Lokomotiven und Anhängern. Das kostet Geld – etwa 600 Euro, damit die Eisenbahnlandschaft „Hofgeismar und Umgebung“ ans Netz gehen kann. Mit Ihrer Spende können Sie dazu beitragen: Stichwort „Eisenbahn“. Martin Bleckmann Zu den Landauern gehört zum Beispiel Armin Hausmann aus der stationären Pflege. Er singt selbst gerne und wartet auch auf diese Stunden, „weil Herr Knatz so gut singt und spielt“. Auch Gisela Meyer und Margarethe Ludwig aus dem GESUNDBRUNNEN 2 | 11 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Gute Laune: Christoph Knatz spielt Akkordeon Betreuten Wohnen sind immer dabei, kennen viele der Volkslieder auswendig. Aber das Repertoire ist noch breiter: Auch Seemannslieder erklingen, wenn das Akkordeon ausgepackt ist. Alle 14 Tage ist der junge Musiker zu Gast und versammelt Bewohner und Gäste aus allen Teilen der Einrichtung um sich. Möglich macht das der Freundes- und Förderkreis der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen, der Spenden zu eben solchen Zwecken zur Verfügung stellt. Denn eins ist sicher: Musik macht das Leben reicher! Darum gilt der Dank allen Spenderinnen und Spendern, die diese musikalischen Stunden ermöglichen! Christiane Deuse 37 Freunde und Förderer Freunde und Förderer „Bleiben Sie bitte dran!“ Nachgesehen: Der Banker Dieter Fritz unterstützt ehrenamtlich das Projekt „Bewohner-Urlaub“ Ins Gespräch vertieft: Wilhelmine Ziffling und Dieter Fritz Bewohner-Urlaub Nach Sittensen in die Ferienanlage Haasehof fuhr die Hausgemeinschaft aus dem Neuen Brunnenhaus Hofgeismar im Juni dieses Jahres. Die Urlaubsfahrt konnte nur durchgeführt werden, weil Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer über ihre normale Arbeitszeit und mit Engagement und dem Einsatz ihrer Freizeit tätig waren. Spenden von Angehörigen, Erträge vom letzten Weihnachtsmarkt, eine Eigenbeteiligung und Spenden der Freunde und Förderer der Ev. Altenhilfe haben diese erfolgreiche Freizeitmaßnahme ermöglicht. Übernommen wurden unter anderem die Kosten für die Hin- und Rückfahrt mit dem Bus, Unterkunft und Verpflegung vor Ort sowie die Eintrittsgelder. 38 Dieter Fritz ist klare Aussagen gewohnt. Als Bankbetriebswirt ist er verantwortlich für die Bereichsleitung Personal bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG in Kassel (EKK). Den Menschen wahrnehmen, Sachverhalte erkennen und kommunizieren, das ist sein Hauptgeschäft. Und er hat seine Erfahrungen gemacht. Erfahrungen mit der Evangelischen Altenhilfe, mit Bewohnern und Mitarbeitern des Neuen Brunnenhauses in Hofgeismar. Es begann vor zwei Jahren: Im Rahmen des Programms „Blickwechsel“ war er, der Prokurist und Banker, fünf Tage als Helfer im Wohnprojekt des Neuen Brunnenhauses in Hofgeismar. Dort hat er „über den Tellerrand geschaut“ und eindrückliche Erfahrungen gemacht. Wir berichteten darüber. Beziehungen entstanden zu den Bewohnern und den Mitarbeitern. Der Kontakt blieb bestehen. Jetzt unterstützte er das Projekt „Bewohner-Urlaub“, das die Hausgemeinschaft 1 im Neuen Brunnenhaus in Hofgeismar in diesem Sommer in Angriff nahm. Er hat „nachgesehen“ und berichtet, wie das Projekt bei den Bewohnern angekommen ist. Und er weiß wovon er spricht. Gewohnt voranzugehen, ist er diesmal „hinterhergefahren“: Dieter Fritz unterstützte die Reisegruppe nicht nur passiv, sondern nahm sich zwei Tage Urlaub und fuhr Wagen und Anhänger mit Gepäck und Ausstattung für die Bewohner nach Bremen. Er ist hinterhergefahren, eingesprungen für jemanden, der den Transport übernehmen wollte und ausgefallen war. Und wenn er über diese Tage beschreibt, dann spricht er nicht vom „Bewohner-Urlaub“, sondern davon, wie wohl der Aufenthalt jedem Einzelnen getan hat, und von der besonderen Gemeinschaft, die entstanden ist und diese Tage bereichert hat. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Spenden und helfen Vor der evangelischen Kirche in Sittensen – die Reisegruppe wurde sogar im Gottesdienst besucht Von den „glänzenden Augen“ der Bewohner, von Menschen, die gehbehindert und auf Pflege angewiesen sind und für die dieser Urlaub ein ganz besonderes Geschenk ist: Eine andere Umgebung kennenzulernen, andere Reize aufzunehmen und sich auf Neues einzulassen. Solche positiven Erfahrungen prägen und halten lange vor. Als Personalverantwortlicher weiß er, dass der Mensch Anregung für alle Sinne braucht. Immer wieder kommt er im Gespräch darauf zurück, wie das Engagement der Mitarbeiterinnen für dieses Projekt ihn beeindruckt. Wie viel Engagement und auch Freizeit sie in die Vorbereitung und Umsetzung gesteckt haben. Davon, so Dieter Fritz „lebt solch ein Projekt“. Und natürlich von den Spenden der Freunde und Förderer. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Was ihn persönlich noch beeindruckt? Dass Bewohner und Mitarbeiter den Kontakt mit ihm, der vor zwei Jahren einmal im Wohnbereich „Gastarbeiter“ war, pflegen. Ihn teilhaben lassen. Zu besonderen Anlässen wird er eingeladen oder besucht auch selbst gern immer mal wieder die Bewohner und Mitarbeiter im Wohnbereich. „Da kommt der Herr Dieter“, wird er dann liebevoll von Bewohnern begrüßt. Auch das klare und deutliche Zeichen. Als Personalverantwortlicher schätzt er dies und sagt zum Abschluss unseres Gespräches noch einmal: „Das Projekt ist für die Bewohner ganz toll. Bleiben Sie bitte dran!“ Ja, das werden wir – mit Unterstützung unserer Freunde und Förderer. Martin Bleckmann Sie können auch bequem online spenden: Klicken Sie einfach www.gesundbrunnen.de (Helfen und Fördern) an. Hier finden Sie weitere Informationen über die Projekte, die wir mit Unterstützung der Freunde und Förderer einrichten konnten. Ihre Spende kommt gut an! Bitte vermerken Sie ggf. den Spendenzweck und die Einrichtung. Wir informieren Sie! Mitglieder des Freundes- und Förderkreises (Jahresbeitrag 31,- Euro), Unterstützer und Spender werden zu Kulturveranstaltungen und zur jährlichen Mitgliederversammlung eingeladen. Gern schicke ich Ihnen Unterlagen zu einer Mitgliedschaft und die Satzung des Freundes- und Förderkreises zu. Haben Sie eine E-Mail-Adresse? Gern halte ich Sie auch per Mail über Projekte oder Einladungen auf dem Laufenden. Diese Form der Kommunikation spart Portokosten. Freundes- und Förderkreis der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen e.V. Hofgeismar Ev. Kreditgenossenschaft eG (EKK), BLZ 520 604 10, Konto 1600 39 Freunde und Förderer Freunde und Förderer „Bleiben Sie bitte dran!“ Nachgesehen: Der Banker Dieter Fritz unterstützt ehrenamtlich das Projekt „Bewohner-Urlaub“ Ins Gespräch vertieft: Wilhelmine Ziffling und Dieter Fritz Bewohner-Urlaub Nach Sittensen in die Ferienanlage Haasehof fuhr die Hausgemeinschaft aus dem Neuen Brunnenhaus Hofgeismar im Juni dieses Jahres. Die Urlaubsfahrt konnte nur durchgeführt werden, weil Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer über ihre normale Arbeitszeit und mit Engagement und dem Einsatz ihrer Freizeit tätig waren. Spenden von Angehörigen, Erträge vom letzten Weihnachtsmarkt, eine Eigenbeteiligung und Spenden der Freunde und Förderer der Ev. Altenhilfe haben diese erfolgreiche Freizeitmaßnahme ermöglicht. Übernommen wurden unter anderem die Kosten für die Hin- und Rückfahrt mit dem Bus, Unterkunft und Verpflegung vor Ort sowie die Eintrittsgelder. 38 Dieter Fritz ist klare Aussagen gewohnt. Als Bankbetriebswirt ist er verantwortlich für die Bereichsleitung Personal bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG in Kassel (EKK). Den Menschen wahrnehmen, Sachverhalte erkennen und kommunizieren, das ist sein Hauptgeschäft. Und er hat seine Erfahrungen gemacht. Erfahrungen mit der Evangelischen Altenhilfe, mit Bewohnern und Mitarbeitern des Neuen Brunnenhauses in Hofgeismar. Es begann vor zwei Jahren: Im Rahmen des Programms „Blickwechsel“ war er, der Prokurist und Banker, fünf Tage als Helfer im Wohnprojekt des Neuen Brunnenhauses in Hofgeismar. Dort hat er „über den Tellerrand geschaut“ und eindrückliche Erfahrungen gemacht. Wir berichteten darüber. Beziehungen entstanden zu den Bewohnern und den Mitarbeitern. Der Kontakt blieb bestehen. Jetzt unterstützte er das Projekt „Bewohner-Urlaub“, das die Hausgemeinschaft 1 im Neuen Brunnenhaus in Hofgeismar in diesem Sommer in Angriff nahm. Er hat „nachgesehen“ und berichtet, wie das Projekt bei den Bewohnern angekommen ist. Und er weiß wovon er spricht. Gewohnt voranzugehen, ist er diesmal „hinterhergefahren“: Dieter Fritz unterstützte die Reisegruppe nicht nur passiv, sondern nahm sich zwei Tage Urlaub und fuhr Wagen und Anhänger mit Gepäck und Ausstattung für die Bewohner nach Bremen. Er ist hinterhergefahren, eingesprungen für jemanden, der den Transport übernehmen wollte und ausgefallen war. Und wenn er über diese Tage beschreibt, dann spricht er nicht vom „Bewohner-Urlaub“, sondern davon, wie wohl der Aufenthalt jedem Einzelnen getan hat, und von der besonderen Gemeinschaft, die entstanden ist und diese Tage bereichert hat. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Spenden und helfen Vor der evangelischen Kirche in Sittensen – die Reisegruppe wurde sogar im Gottesdienst besucht Von den „glänzenden Augen“ der Bewohner, von Menschen, die gehbehindert und auf Pflege angewiesen sind und für die dieser Urlaub ein ganz besonderes Geschenk ist: Eine andere Umgebung kennenzulernen, andere Reize aufzunehmen und sich auf Neues einzulassen. Solche positiven Erfahrungen prägen und halten lange vor. Als Personalverantwortlicher weiß er, dass der Mensch Anregung für alle Sinne braucht. Immer wieder kommt er im Gespräch darauf zurück, wie das Engagement der Mitarbeiterinnen für dieses Projekt ihn beeindruckt. Wie viel Engagement und auch Freizeit sie in die Vorbereitung und Umsetzung gesteckt haben. Davon, so Dieter Fritz „lebt solch ein Projekt“. Und natürlich von den Spenden der Freunde und Förderer. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Was ihn persönlich noch beeindruckt? Dass Bewohner und Mitarbeiter den Kontakt mit ihm, der vor zwei Jahren einmal im Wohnbereich „Gastarbeiter“ war, pflegen. Ihn teilhaben lassen. Zu besonderen Anlässen wird er eingeladen oder besucht auch selbst gern immer mal wieder die Bewohner und Mitarbeiter im Wohnbereich. „Da kommt der Herr Dieter“, wird er dann liebevoll von Bewohnern begrüßt. Auch das klare und deutliche Zeichen. Als Personalverantwortlicher schätzt er dies und sagt zum Abschluss unseres Gespräches noch einmal: „Das Projekt ist für die Bewohner ganz toll. Bleiben Sie bitte dran!“ Ja, das werden wir – mit Unterstützung unserer Freunde und Förderer. Martin Bleckmann Sie können auch bequem online spenden: Klicken Sie einfach www.gesundbrunnen.de (Helfen und Fördern) an. Hier finden Sie weitere Informationen über die Projekte, die wir mit Unterstützung der Freunde und Förderer einrichten konnten. Ihre Spende kommt gut an! Bitte vermerken Sie ggf. den Spendenzweck und die Einrichtung. Wir informieren Sie! Mitglieder des Freundes- und Förderkreises (Jahresbeitrag 31,- Euro), Unterstützer und Spender werden zu Kulturveranstaltungen und zur jährlichen Mitgliederversammlung eingeladen. Gern schicke ich Ihnen Unterlagen zu einer Mitgliedschaft und die Satzung des Freundes- und Förderkreises zu. Haben Sie eine E-Mail-Adresse? Gern halte ich Sie auch per Mail über Projekte oder Einladungen auf dem Laufenden. Diese Form der Kommunikation spart Portokosten. Freundes- und Förderkreis der Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen e.V. Hofgeismar Ev. Kreditgenossenschaft eG (EKK), BLZ 520 604 10, Konto 1600 39 Freunde und Förderer thema Mit Max und Nico „durch die Westentasche“ 130 Mal im Jahr fährt die Kutsche durchs Hofgeismarer Land Herbert Hanf und Katrin Stolte sind sich einig: Planwagenfahrten der Hofgeismarer Altenhilfe könnte es öfter geben. Doch die erfreuen sich großer Beliebtheit bei den Bewohnern – da kann nicht jeder jede Woche dabei sein. Trotzdem: Wann immer möglich, ist Herbert Hanf mit von der Partie. Er wohnt seit knapp einem Jahr im AndreasMöhl-Haus und hat sich gut eingelebt. Im Frühjahr machte er zwei Bekanntschaften, die ihm besonders am Herzen liegen – Max und Nico, zwei der vier Altenhilfe-Pferde. Sie ziehen zuverlässig und ruhig den einrichtungseigenen Planwagen durch die Hofgeismarer Lande. Insgesamt fährt der Planwagen im 26 Wochen langen Sommerhalbjahr 130 Mal aus. In einem Saison-Plan ist festgelegt, wann welches Haus an der Reihe ist. Katrin Stolte, Mitarbeiterin im sozialen Dienst, begleitet Herbert Hanf, Katrin Stolte 40 „Ich bin ja nur eine Rucksack-Hofgeismarerin“ Eva Mohn genießt die Planwagenfahrten Eva Mohn diese Ausfahrten. „Die Bewohnerinnen und Bewohner warten jedes Mal freudig darauf, wenn der Planwagen vor dem Andreas-Möhl-Haus einfährt und die Fahrt beginnt.“ Dieses Angebot machen die Freunde und Förderer mit ihren Spenden möglich. Sie unterstützen sowohl den täglichen Unterhalt der Tiere als auch die Unterbringung in Stall und Paddock. Das Schnauben der Pferde, das Klappern der Hufe ruft bei jedem sicher ganz eigene Gedanken hervor – bei Herbert Hanf ist es Freude. Früher hat er im Nebenerwerb selber Landwirtschaft und Tiere gehabt. Er genießt die Fahrt durch die vertraute Landschaft. „Die Gegend“, sagt er, „kenne ich wie meine Westentasche“. Er kommt aus Hümme (bei Hofgeismar) und zeigt seinen Mitfahrenden gern die Sehenswürdigkeiten, an denen die Route des Tages vorbeiführt. Marc Wolter und Lars Busch, die beiden Kutscher, gehen auch schon mal auf Wünsche ein. Und so ziehen dann Max und Nico durch vertraute Gegenden und lassen manche Erinnerungen wach werden. Teilhaben und mobil sein auf eine ganz besondere Art und Weise – die Freunde und Förderer machen es mit ihren Spenden möglich. Martin Bleckmann GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Sie fühlt sich sichtlich wohl. In ihrem behaglich eingerichteten Appartement herrscht eine wohlige Atmosphäre. Auf dem liebevoll gedeckten Kaffeetisch liegt ein Papierbogen mit handschriftlich Notizen. Eva Mohn hat sich vorbereitet auf unser Gespräch. Sie wusste, dass in der aktuellen Ausgabe des „Gesundbrunnen“ über die Planwagenfahrten berichtet wird. Dazu könne sie etwas sagen, meinte sie. So verabredeten wir einen Termin für ein Interview. Eva Mohn ist Mieterin im Haus am Gesundbrunnen, die Einrichtung des betreuten Wohnens der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Eva Mohn nimmt ihre Notizen in die Hand. Ich erkenne einen vollgeschriebenen Bogen, säuberlich notiert und gegliedert. „Diese Punkte“, sagt sie, „sollten in dem Bericht über die Planwagenfahrten nicht fehlen.“ Die Liste enthält Vermerke über die Ausstattung der Planwagen, berücksichtigt die Unterbringung der Pferde im Sommer und im Winter und beinhaltet Erfahrungen und Vorschläge zu den Fahrtrouten. Sie hat sich umfassend informiert und Gedanken gemacht. Sie weiß, dass dieses Angebot, die Haltung der Pferde, Geld kostet. Die Planwagenfahrten sind für sie und ihre Mitmieter immer ein besonderes Vergnügen. So berichtet sie von einer Ausflugsfahrt nach Beberbeck, bei der als Höhepunkt im Park ein Picknick veranstaltet wurde. „Zwei PS sind mir lieber als 120 PS“, sagt sie. Sie sei früher leidenschaftliche Autofahrerin gewesen, erzählt sie. Heute jedoch genießt sie es, mit nur zwei Pferdestärken das Umland zu erfahren: „Es rauscht nicht alles so schnell vorbei, und wir erleben die Natur und die Jahreszeiten.“ Als aus Vellmar Zugezogene erobert sie sich die Stadt und die Region Schritt für Schritt, nicht zuletzt auch mit jeder Planwagenfahrt. Sie möchte ihre neue Heimat kennenlernen, das Umland entdecken und wenn sie beschreibt, wohin sie die bisherigen Routen führten blitzen ihre Augen auf. Sie schaut auf ihre Notizen. Auf ihrem Zettel ist ein Punkt besonders markiert. Es ist ein Wunsch: Besondere Ausflugsfahrten, auf denen kundige Begleiter das schöne Umland erklären und Geschichten über Land und Leute erzählen. „Ich bin ja eine RucksackHofgeismarerin“, sagt sie, und sie möchte mehr erfahren. Also: Kundige Reiseführer gesucht! Im Frühjahr werden die Pferde wieder angeschirrt. In Eva Mohn hätten Sie eine aufmerksame Zuhörerin. Die Liste mit weiteren interessanten Anregungen hat mir Eva Mohn mitgegeben. Ich habe sie weitergereicht, sicher fließen Ideen von ihr in die Planung fürs nächste Jahr ein. Auf der Liste ist auch hervorgehoben: „Bitte ausrichten! Herzlichen Dank den Spendern, die dieses Angebot ermöglichen!“ Und das möchte ich an Sie weitergeben. Ein Angebot als Erfolgsmodell – ermöglicht durch die Spenden der Freunde und Förderer. Martin Bleckmann 41 Freunde und Förderer thema Mit Max und Nico „durch die Westentasche“ 130 Mal im Jahr fährt die Kutsche durchs Hofgeismarer Land Herbert Hanf und Katrin Stolte sind sich einig: Planwagenfahrten der Hofgeismarer Altenhilfe könnte es öfter geben. Doch die erfreuen sich großer Beliebtheit bei den Bewohnern – da kann nicht jeder jede Woche dabei sein. Trotzdem: Wann immer möglich, ist Herbert Hanf mit von der Partie. Er wohnt seit knapp einem Jahr im AndreasMöhl-Haus und hat sich gut eingelebt. Im Frühjahr machte er zwei Bekanntschaften, die ihm besonders am Herzen liegen – Max und Nico, zwei der vier Altenhilfe-Pferde. Sie ziehen zuverlässig und ruhig den einrichtungseigenen Planwagen durch die Hofgeismarer Lande. Insgesamt fährt der Planwagen im 26 Wochen langen Sommerhalbjahr 130 Mal aus. In einem Saison-Plan ist festgelegt, wann welches Haus an der Reihe ist. Katrin Stolte, Mitarbeiterin im sozialen Dienst, begleitet Herbert Hanf, Katrin Stolte 40 „Ich bin ja nur eine Rucksack-Hofgeismarerin“ Eva Mohn genießt die Planwagenfahrten Eva Mohn diese Ausfahrten. „Die Bewohnerinnen und Bewohner warten jedes Mal freudig darauf, wenn der Planwagen vor dem Andreas-Möhl-Haus einfährt und die Fahrt beginnt.“ Dieses Angebot machen die Freunde und Förderer mit ihren Spenden möglich. Sie unterstützen sowohl den täglichen Unterhalt der Tiere als auch die Unterbringung in Stall und Paddock. Das Schnauben der Pferde, das Klappern der Hufe ruft bei jedem sicher ganz eigene Gedanken hervor – bei Herbert Hanf ist es Freude. Früher hat er im Nebenerwerb selber Landwirtschaft und Tiere gehabt. Er genießt die Fahrt durch die vertraute Landschaft. „Die Gegend“, sagt er, „kenne ich wie meine Westentasche“. Er kommt aus Hümme (bei Hofgeismar) und zeigt seinen Mitfahrenden gern die Sehenswürdigkeiten, an denen die Route des Tages vorbeiführt. Marc Wolter und Lars Busch, die beiden Kutscher, gehen auch schon mal auf Wünsche ein. Und so ziehen dann Max und Nico durch vertraute Gegenden und lassen manche Erinnerungen wach werden. Teilhaben und mobil sein auf eine ganz besondere Art und Weise – die Freunde und Förderer machen es mit ihren Spenden möglich. Martin Bleckmann GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Sie fühlt sich sichtlich wohl. In ihrem behaglich eingerichteten Appartement herrscht eine wohlige Atmosphäre. Auf dem liebevoll gedeckten Kaffeetisch liegt ein Papierbogen mit handschriftlich Notizen. Eva Mohn hat sich vorbereitet auf unser Gespräch. Sie wusste, dass in der aktuellen Ausgabe des „Gesundbrunnen“ über die Planwagenfahrten berichtet wird. Dazu könne sie etwas sagen, meinte sie. So verabredeten wir einen Termin für ein Interview. Eva Mohn ist Mieterin im Haus am Gesundbrunnen, die Einrichtung des betreuten Wohnens der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar. GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Eva Mohn nimmt ihre Notizen in die Hand. Ich erkenne einen vollgeschriebenen Bogen, säuberlich notiert und gegliedert. „Diese Punkte“, sagt sie, „sollten in dem Bericht über die Planwagenfahrten nicht fehlen.“ Die Liste enthält Vermerke über die Ausstattung der Planwagen, berücksichtigt die Unterbringung der Pferde im Sommer und im Winter und beinhaltet Erfahrungen und Vorschläge zu den Fahrtrouten. Sie hat sich umfassend informiert und Gedanken gemacht. Sie weiß, dass dieses Angebot, die Haltung der Pferde, Geld kostet. Die Planwagenfahrten sind für sie und ihre Mitmieter immer ein besonderes Vergnügen. So berichtet sie von einer Ausflugsfahrt nach Beberbeck, bei der als Höhepunkt im Park ein Picknick veranstaltet wurde. „Zwei PS sind mir lieber als 120 PS“, sagt sie. Sie sei früher leidenschaftliche Autofahrerin gewesen, erzählt sie. Heute jedoch genießt sie es, mit nur zwei Pferdestärken das Umland zu erfahren: „Es rauscht nicht alles so schnell vorbei, und wir erleben die Natur und die Jahreszeiten.“ Als aus Vellmar Zugezogene erobert sie sich die Stadt und die Region Schritt für Schritt, nicht zuletzt auch mit jeder Planwagenfahrt. Sie möchte ihre neue Heimat kennenlernen, das Umland entdecken und wenn sie beschreibt, wohin sie die bisherigen Routen führten blitzen ihre Augen auf. Sie schaut auf ihre Notizen. Auf ihrem Zettel ist ein Punkt besonders markiert. Es ist ein Wunsch: Besondere Ausflugsfahrten, auf denen kundige Begleiter das schöne Umland erklären und Geschichten über Land und Leute erzählen. „Ich bin ja eine RucksackHofgeismarerin“, sagt sie, und sie möchte mehr erfahren. Also: Kundige Reiseführer gesucht! Im Frühjahr werden die Pferde wieder angeschirrt. In Eva Mohn hätten Sie eine aufmerksame Zuhörerin. Die Liste mit weiteren interessanten Anregungen hat mir Eva Mohn mitgegeben. Ich habe sie weitergereicht, sicher fließen Ideen von ihr in die Planung fürs nächste Jahr ein. Auf der Liste ist auch hervorgehoben: „Bitte ausrichten! Herzlichen Dank den Spendern, die dieses Angebot ermöglichen!“ Und das möchte ich an Sie weitergeben. Ein Angebot als Erfolgsmodell – ermöglicht durch die Spenden der Freunde und Förderer. Martin Bleckmann 41 Ausstellung Austellung Verboten für 1.000 Jahre Die Feuerbestattung in Geschichte und Gegenwart – eine Ausstellung im Kasseler Museum für Sepulkralkultur Reich bis ins zweite Jahrhundert hinein die Verbrennung der Leichname auf Scheiterhaufen üblich. Da Holz aber in dieser Zeit der Hauptbrenn- und Rohstoff war, wurde er knapp. Scheiterhaufen wurden teuer und von der Staatsführung auch nicht mehr gern gesehen. Die Zukunft der Bestattungen könnte in der Promession liegen: Hierbei wird der Leichnam zuerst gefriergetrocknet und anschließend kompostiert. Oder in der Resomation: Hierbei wird der Leichnam in Kalilauge aufgelöst. Oder auch in einer Renaissance der Erdbestattung. Die Gegenwart gehört der Feuerbestattung, für die sich in diesem Jahr erstmals mehr als 50 Prozent der Verstorbenen in Deutschland entschieden haben. Zum Vergleich: 1920 waren es gerade mal 1,8 Prozent. Die Bestattungsformen sind Modeerscheinungen, das zeigt die neue Ausstellung im Museum für Sepulkralkultur mit dem Titel „Unter den Flügeln der Phönix“. Und ein Wechsel der vorherrschenden Bestattungsform hat meist ganz praktische Gründe. So war im römischen 42 Dann beschleunigte sich der allmähliche Übergang zur Erdbestattung. Die Kirche bezeichnete die Feuerbestattung als heidnisch, und im Jahr 785 verbot sie Karl der Große ganz. Dieses Verbot sollte mehr als 1.000 Jahre Bestand haben. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde es gelockert. Es war eine äußerst gemischte Gruppe, die sich für die Feuerbestattung stark machte: Ärzte aus hygienischen Gründen; Arbeiterverbände um die armen Schichten von Kosten zu entlasten; Freidenker, weil sie kirchlich geprägte Vorschriften ablehnten; aber auch Friedhofsverwaltungen, weil die Bevölkerungszunahme viele Friedhöfe – vor allem in den Städten – an ihre Grenzen stoßen ließ. Die ersten Krematorien entstanden am Ende der 1870er Jahre. Ihr Baustil orientierte sich wahlweise an Sakralbauten oder an antiken Vorbildern. Erst mit dem Krematorium in Dresden- Fotos: Museum für Sepulkralkultur Das alte Krematorium in Dresden-Tolkewitz Tolkewitz nach den Entwürfen von Fritz Schuhmacher (1911) setzte sich eine eigenständige Architektur für die Orte der Feuerbestattung durch. Diese Die Trauerhalle des Krematoriums in Sonneberg Zur Ausstellung In der Broschüre „Erloschene Feuertempel“ sind 92 Außenund Innenansichten von stillgelegten Krematorien der Jugendstilzeit zu finden (12 Euro). Die hundertjährige Geschichte des Krematoriums und des Urnenhains in Dresden-Tolkewitz wird in einer dicken Festschrift vertieft (29,80 Euro). Der Siemens‘sche Ofen für Leichenverbrennung wird im zweiten Teil der Ausstellung gewürdigt. Fotos von Frank Fleischmann im dritten Teil zeigen stillgelegte Krematorien in Dessau, Gera und Sonnenberg. Der erkennbare Verfall gibt diesen Bildern in Verbindung mit dem vergangen Sinn dieser Gebäude einen extrem GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Moderner Kremationsofen morbiden Charakter. Zu sehen ist das alles noch bis zum 1. Januar 2012 im Kasseler Museum für Sepulkralkultur. Roland Müller GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr; Mittwoch bis 20 Uhr (18 Uhr öffentliche Führung) Ausblick: Ab 25. Januar 2012 ist die Ausstellung „Galgen, Rad und Scheiterhaufen – Einblicke in Orte des Grauens“ zu sehen. Am 31. Januar 2012 feiert das Museum für Sepulkralkultur sein 20-jähriges Bestehen. 43 Ausstellung Austellung Verboten für 1.000 Jahre Die Feuerbestattung in Geschichte und Gegenwart – eine Ausstellung im Kasseler Museum für Sepulkralkultur Reich bis ins zweite Jahrhundert hinein die Verbrennung der Leichname auf Scheiterhaufen üblich. Da Holz aber in dieser Zeit der Hauptbrenn- und Rohstoff war, wurde er knapp. Scheiterhaufen wurden teuer und von der Staatsführung auch nicht mehr gern gesehen. Die Zukunft der Bestattungen könnte in der Promession liegen: Hierbei wird der Leichnam zuerst gefriergetrocknet und anschließend kompostiert. Oder in der Resomation: Hierbei wird der Leichnam in Kalilauge aufgelöst. Oder auch in einer Renaissance der Erdbestattung. Die Gegenwart gehört der Feuerbestattung, für die sich in diesem Jahr erstmals mehr als 50 Prozent der Verstorbenen in Deutschland entschieden haben. Zum Vergleich: 1920 waren es gerade mal 1,8 Prozent. Die Bestattungsformen sind Modeerscheinungen, das zeigt die neue Ausstellung im Museum für Sepulkralkultur mit dem Titel „Unter den Flügeln der Phönix“. Und ein Wechsel der vorherrschenden Bestattungsform hat meist ganz praktische Gründe. So war im römischen 42 Dann beschleunigte sich der allmähliche Übergang zur Erdbestattung. Die Kirche bezeichnete die Feuerbestattung als heidnisch, und im Jahr 785 verbot sie Karl der Große ganz. Dieses Verbot sollte mehr als 1.000 Jahre Bestand haben. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde es gelockert. Es war eine äußerst gemischte Gruppe, die sich für die Feuerbestattung stark machte: Ärzte aus hygienischen Gründen; Arbeiterverbände um die armen Schichten von Kosten zu entlasten; Freidenker, weil sie kirchlich geprägte Vorschriften ablehnten; aber auch Friedhofsverwaltungen, weil die Bevölkerungszunahme viele Friedhöfe – vor allem in den Städten – an ihre Grenzen stoßen ließ. Die ersten Krematorien entstanden am Ende der 1870er Jahre. Ihr Baustil orientierte sich wahlweise an Sakralbauten oder an antiken Vorbildern. Erst mit dem Krematorium in Dresden- Fotos: Museum für Sepulkralkultur Das alte Krematorium in Dresden-Tolkewitz Tolkewitz nach den Entwürfen von Fritz Schuhmacher (1911) setzte sich eine eigenständige Architektur für die Orte der Feuerbestattung durch. Diese Die Trauerhalle des Krematoriums in Sonneberg Zur Ausstellung In der Broschüre „Erloschene Feuertempel“ sind 92 Außenund Innenansichten von stillgelegten Krematorien der Jugendstilzeit zu finden (12 Euro). Die hundertjährige Geschichte des Krematoriums und des Urnenhains in Dresden-Tolkewitz wird in einer dicken Festschrift vertieft (29,80 Euro). Der Siemens‘sche Ofen für Leichenverbrennung wird im zweiten Teil der Ausstellung gewürdigt. Fotos von Frank Fleischmann im dritten Teil zeigen stillgelegte Krematorien in Dessau, Gera und Sonnenberg. Der erkennbare Verfall gibt diesen Bildern in Verbindung mit dem vergangen Sinn dieser Gebäude einen extrem GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Moderner Kremationsofen morbiden Charakter. Zu sehen ist das alles noch bis zum 1. Januar 2012 im Kasseler Museum für Sepulkralkultur. Roland Müller GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr; Mittwoch bis 20 Uhr (18 Uhr öffentliche Führung) Ausblick: Ab 25. Januar 2012 ist die Ausstellung „Galgen, Rad und Scheiterhaufen – Einblicke in Orte des Grauens“ zu sehen. Am 31. Januar 2012 feiert das Museum für Sepulkralkultur sein 20-jähriges Bestehen. 43 Internet Gesundheit Neue Internet-Seite www.gesundbrunnen.org Auf unseren neuen Internet-Seiten finden Sie sämtliche Angebote der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen Die Internetseite der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen erscheint seit dem 30. September 2011 in neuer Pracht. Auf www.gesundbrunnen.org stellt sich der Träger in neuem Konzept und Design vor. Spezielle Seiten für Spenden und Fundraising, Service und Aktuelles ergänzen den Überblick. Bei der Konzeption wurde viel Wert gelegt auf eine gezielte und intuitive Benutzerführung, die auch für ältere Internetnutzer gut zugänglich ist, ein frisches und modernes Design sowie eine zeitgemäße technische Umsetzung. Das Webportal entspricht den modernsten Anforderungen an barrierefreie Webseiten. Alle Texte sind in einer großen, gut lesbaren Schrift gesetzt und können über eine Vorlesefunktion bequem abgerufen werden. Eine interaktive Karte zeigt alle Standorte der Evangelischen Alten- 44 hilfe Gesundbrunnen auf und bietet über gezielte Filterfunktionen eine schnelle Erreichbarkeit der einzelnen Angebotsbereiche. Einige Tochtereinrichtungen erscheinen schon jetzt im neuen Design und Konzept, in den kommenden Monaten sollen alle Einrichtungen sowie die Internetseiten der Krankenhäuser und des Aus- und -Fortbildungszentrums dem neuen Auftritt angepasst werden. Derzeit entsteht eine Subseite, die die Altenhilfe als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb vorstellt. Auf ihr werden auch aktuelle Stellenanzeigen veröffentlicht werden. Das seniorengerechte Webportal wurde zusammen mit „bronz[soft} media architects“ aus Lohfelden bei Kassel marketingstrategisch entwickelt und realisiert. (red) GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Beweglich bleiben! In einem gesunden Körper bleibt nachweislich auch der Geist länger gesund, sagt Prof. Dr. Vogel – und rät auch im Alter zu Sport Liebe Leser, unser Körper ist ein Wunderwerk. Nach einem Bau- und Entwicklungsplan, den wir je zur Hälfte von unseren Eltern mitbekommen haben, reift und wächst er bis zur vorgesehenen Größe heran. Zeitlebens tut er dann seinen Dienst: Er bewegt uns, verwertet Nährstoffe, renoviert unsere Gewebe, eliminiert Schadstoffe und Krankheitserreger und heilt unaufgefordert innere und äußere Verletzungen. Seine Steuerungszentrale überwacht und steuert alle diese Vorgänge lebenslang, Tag und Nacht, sorgt für Ordnung und den notwendigen Wechsel zwischen Aktivität und Ruhepausen. Tagsüber lernen wir, nachts wird das Neue sortiert und gespeichert, Materielles wie Immaterielles. Trotz vielfältiger Anforderungen bleiben Zusammensetzung und Gewicht unseres Körpers erstaunlich stabil. Zeiten von Appetitlosigkeit, zum Beispiel bei einer Infektionskrankheit, werden nach der Genesung durch verstärkten Hunger ausgeglichen, bis wir bei unserem Sollwert angekommen, also wieder im „Gleichgewicht“ sind. Für Notzeiten (Wintermonate) kann der Kör- GESUNDBRUNNEN 2 | 11 per Reserven anlegen: Das tut er in einem hochenergetischen Speicher, dem Fettgewebe, das selbst wenig Energie verbraucht und auch noch gut gegen Kälte isoliert. Wir zivilisierten Menschen verfügen auch im Winter über reichlich Nahrung und haben Mühe, die Fettspeicher wieder zu leeren, erst recht wenn wir uns wenig bewegen. Viele Erwachsene und immer mehr Kinder plagen sich heute mit Übergewicht herum. Als ein von Alter und Körperbau unabhängige Vergleichsgröße wurde der BMI (Body Mass Index) entwickelt, der das Gewicht mit der Körperoberfläche (vereinfacht dem Quadrat der Körperlänge) in Beziehung setzt. Ein zwei Meter großer Mensch mit 80 Kilo hätte dann einen BMI von 20 (80 geteilt durch 2 x 2), mit 100 Kilo einen BMI von 25 kg/m2. Erwachsene mit einem BMI von 18 bis 25 sind normalgewichtig, Werte über 25 bedeuten Übergewicht, Werte über 30 Adipositas, also Fettsucht. Bei Betagten ist die Beurteilung des BMI allerdings problematisch, denn sie verlieren Muskelmasse bis hin zum krankhaften Muskelschwund, Prof. Dr. Werner Vogel ist ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhauses Gesundbrunnen in Hofgeismar der Sarkopenie. Dieser kann mit einer relativen Fettvermehrung kombiniert sein, so dass ein normaler BMI eine normale Gewebsverteilung vortäuscht. Wenn diese Menschen Abmagerungskuren machen, verlieren sie weiter an Muskulatur, werden gebrechlich und drohen zu stürzen. Wichtig ist daher im Alter eine eiweißreiche Kost, die über den Tag verteilt wird, um genügend Muskulatur wieder aufzubauen. Außerdem muss diese regelmäßig trainiert werden, damit die Muskelfasern kräftiger werden. Da Vorbeugen besser als Heilen ist, sollte man schon in jungen Jahren Normalgewicht anstreben und auch halten durch gesunde Ernährung und körperliches Training. Sport hat sich wissenschaftlich auch im Alter als segensreich erwiesen. Er hält fit, hilft Stürze und Knochenbrüche zu vermeiden. Sport macht auch Spaß, besonders gemeinsam mit anderen. Klammern Sie sich also lieber nicht an BMI – und Kalorientabellen, sondern achten Sie auf Ihren Körper, seine Beweglichkeit und Ihr Wohlbefinden. Ihr Prof. Dr. Werner Vogel 45 Internet Gesundheit Neue Internet-Seite www.gesundbrunnen.org Auf unseren neuen Internet-Seiten finden Sie sämtliche Angebote der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen Die Internetseite der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen erscheint seit dem 30. September 2011 in neuer Pracht. Auf www.gesundbrunnen.org stellt sich der Träger in neuem Konzept und Design vor. Spezielle Seiten für Spenden und Fundraising, Service und Aktuelles ergänzen den Überblick. Bei der Konzeption wurde viel Wert gelegt auf eine gezielte und intuitive Benutzerführung, die auch für ältere Internetnutzer gut zugänglich ist, ein frisches und modernes Design sowie eine zeitgemäße technische Umsetzung. Das Webportal entspricht den modernsten Anforderungen an barrierefreie Webseiten. Alle Texte sind in einer großen, gut lesbaren Schrift gesetzt und können über eine Vorlesefunktion bequem abgerufen werden. Eine interaktive Karte zeigt alle Standorte der Evangelischen Alten- 44 hilfe Gesundbrunnen auf und bietet über gezielte Filterfunktionen eine schnelle Erreichbarkeit der einzelnen Angebotsbereiche. Einige Tochtereinrichtungen erscheinen schon jetzt im neuen Design und Konzept, in den kommenden Monaten sollen alle Einrichtungen sowie die Internetseiten der Krankenhäuser und des Aus- und -Fortbildungszentrums dem neuen Auftritt angepasst werden. Derzeit entsteht eine Subseite, die die Altenhilfe als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb vorstellt. Auf ihr werden auch aktuelle Stellenanzeigen veröffentlicht werden. Das seniorengerechte Webportal wurde zusammen mit „bronz[soft} media architects“ aus Lohfelden bei Kassel marketingstrategisch entwickelt und realisiert. (red) GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Beweglich bleiben! In einem gesunden Körper bleibt nachweislich auch der Geist länger gesund, sagt Prof. Dr. Vogel – und rät auch im Alter zu Sport Liebe Leser, unser Körper ist ein Wunderwerk. Nach einem Bau- und Entwicklungsplan, den wir je zur Hälfte von unseren Eltern mitbekommen haben, reift und wächst er bis zur vorgesehenen Größe heran. Zeitlebens tut er dann seinen Dienst: Er bewegt uns, verwertet Nährstoffe, renoviert unsere Gewebe, eliminiert Schadstoffe und Krankheitserreger und heilt unaufgefordert innere und äußere Verletzungen. Seine Steuerungszentrale überwacht und steuert alle diese Vorgänge lebenslang, Tag und Nacht, sorgt für Ordnung und den notwendigen Wechsel zwischen Aktivität und Ruhepausen. Tagsüber lernen wir, nachts wird das Neue sortiert und gespeichert, Materielles wie Immaterielles. Trotz vielfältiger Anforderungen bleiben Zusammensetzung und Gewicht unseres Körpers erstaunlich stabil. Zeiten von Appetitlosigkeit, zum Beispiel bei einer Infektionskrankheit, werden nach der Genesung durch verstärkten Hunger ausgeglichen, bis wir bei unserem Sollwert angekommen, also wieder im „Gleichgewicht“ sind. Für Notzeiten (Wintermonate) kann der Kör- GESUNDBRUNNEN 2 | 11 per Reserven anlegen: Das tut er in einem hochenergetischen Speicher, dem Fettgewebe, das selbst wenig Energie verbraucht und auch noch gut gegen Kälte isoliert. Wir zivilisierten Menschen verfügen auch im Winter über reichlich Nahrung und haben Mühe, die Fettspeicher wieder zu leeren, erst recht wenn wir uns wenig bewegen. Viele Erwachsene und immer mehr Kinder plagen sich heute mit Übergewicht herum. Als ein von Alter und Körperbau unabhängige Vergleichsgröße wurde der BMI (Body Mass Index) entwickelt, der das Gewicht mit der Körperoberfläche (vereinfacht dem Quadrat der Körperlänge) in Beziehung setzt. Ein zwei Meter großer Mensch mit 80 Kilo hätte dann einen BMI von 20 (80 geteilt durch 2 x 2), mit 100 Kilo einen BMI von 25 kg/m2. Erwachsene mit einem BMI von 18 bis 25 sind normalgewichtig, Werte über 25 bedeuten Übergewicht, Werte über 30 Adipositas, also Fettsucht. Bei Betagten ist die Beurteilung des BMI allerdings problematisch, denn sie verlieren Muskelmasse bis hin zum krankhaften Muskelschwund, Prof. Dr. Werner Vogel ist ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhauses Gesundbrunnen in Hofgeismar der Sarkopenie. Dieser kann mit einer relativen Fettvermehrung kombiniert sein, so dass ein normaler BMI eine normale Gewebsverteilung vortäuscht. Wenn diese Menschen Abmagerungskuren machen, verlieren sie weiter an Muskulatur, werden gebrechlich und drohen zu stürzen. Wichtig ist daher im Alter eine eiweißreiche Kost, die über den Tag verteilt wird, um genügend Muskulatur wieder aufzubauen. Außerdem muss diese regelmäßig trainiert werden, damit die Muskelfasern kräftiger werden. Da Vorbeugen besser als Heilen ist, sollte man schon in jungen Jahren Normalgewicht anstreben und auch halten durch gesunde Ernährung und körperliches Training. Sport hat sich wissenschaftlich auch im Alter als segensreich erwiesen. Er hält fit, hilft Stürze und Knochenbrüche zu vermeiden. Sport macht auch Spaß, besonders gemeinsam mit anderen. Klammern Sie sich also lieber nicht an BMI – und Kalorientabellen, sondern achten Sie auf Ihren Körper, seine Beweglichkeit und Ihr Wohlbefinden. Ihr Prof. Dr. Werner Vogel 45 Satire EAG im Überblick Operiert am offenen Jahr Wieder geht ein Jahr zur Neige. Der Kasseler Kabarettist Bernd Gieseking führt Protokoll, zieht Bilanz und kommentiert. Wie ein Gefäßchirurg operiert er am offenen Jahr, genussvoll seziert er Peinlichkeiten und Höhepunkte. 2011 – ein interessantes Jahr, insgesamt auch ein feuchtes. Ein verregneter Sommer, Putin war tauchen, zu Guttenberg ist baden gegangen und der FDP steht das Wasser bis zum Hals. Putin war auf Pressefotos zu sehen mit Neoprenanzug und Taucherflasche. Zwei Meter tief ist er getaucht. Ich frage mich, ob eine Tauchuhr zwei Meter überhaupt schon anzeigt. Dann ist Putin aufgetaucht mit zwei antiken Vasen, die vor ihm niemand entdeckt hatte! Toll!! Welche Schätze könnten gehoben werden, wenn der Mann sich aufs Tauchen konzentrieren würde!! Das könnte auch die Rettung für Griechenland sein! Schatztauchen! Schlechter dran als Griechenland sind nur noch die Börse und die FDP. Die Börse und Griechenland würde man gerne retten. Aber was sollen die Griechen jetzt tun? Jede Olive einzeln und zu Höchstpreisen verkaufen? Wenn der Grieche uns nicht nach jedem Essen einen Ouzo spendieren würde, stünde der wirtschaftlich ganz anders da. Das summiert sich! Mein lieber Christos! Da kommt was zusammen! Die japanische Atomkatastrophe brachte vor allem Baden-Württemberg ins Wanken. Nun gibt es dort den ersten grünen Ministerpräsidenten, dem in Stuttgart täglich ein großer Bahnhof bereitet wird. Nur bei der Suche nach dem EHECErreger tappte Kommissarin Merkel im Dunkeln. Die Fahndung nach dem EHEC-Verursacher verlief wie im „Tatort“. Ständig neue Verdächtige. Ich selber habe noch Gurken gegessen, als schon Sprossen verdächtig waren. Die Lage war irgendwie unübersichtlich. 46 Das strahlte aus wie Fukushima auf deutsche Wahlergebnisse. Die FDP verwirrte sich. Philip Röslers Flugzeuge landeten auf falschen Flughäfen. Für den war die Lage komplett unübersichtlich. Seit seiner Wahl ein kompletter Blindflug. Manche wünschten sich sogar Westerwelle zurück. Die Medien trugen zur Verwirrung bei: Harald Schmidt ging wieder zu den Privaten. Günther Jauch kam zur ARD, auf den Sonntag, weshalb Beckmann auf den Donnerstag musste, obwohl da schon Maybritt Illner im ZDF den gleichen Gästen dieselben Fragen stellte wie Anne Will am Mittwoch. Und 2012? Bekommt der Euro nasse Füße? Kann Merkel rechnen? Was liegt vor uns? Was wird aus der FDP? Wie teuer wird uns ein Euro? Aber wir können uns jeden Euro leisten, denn die Hypo Real Estate (HRE) hat sich verrechnet. Zu unseren Gunsten! Um 55 Milliarden. Die haben wir plötzlich mehr! Wir können uns also echt was leisten in Zukunft! Die Zukunft! Seltsam, nie spricht jemand von ihr im Plural. Keiner redet von Zukünften. Eine Vielzahl von Zukunft scheint ausgeschlossen. Gibt es gar nicht „verschiedene Möglichkeiten“? Ist alles schon klar? Aber wenn es nur eine Zukunft gibt, was liegt dann vor uns? Wir wissen nur: Die Zukunft ist ungewiss! Da wir ein feuchtes Jahr hatten, habe ich nur noch eine Frage an die Zukunft: Kann man unter einem Rettungsschirm nass werden? Bernd Gieseking ist Kabarettist, Autor und Ostwestfale. Wenn er nicht auftritt, schreibt er satirische Texte, u.a. für die TAZ, schreibt Theaterstücke und Kinderhörspiele, spricht auf WDR 5 oder moderiert. www.satirischer-jahresrückblick.de GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen widmet sich der Pflege und Rehabilitation alter Menschen. Sie betreibt 24 Altenheime in Hessen und Thüringen, sechs davon am Stammsitz in Hofgeismar. An mehreren Standorten unterhält sie ambulante Dienste, Einrichtungen des betreuten Wohnens und Tagespflegen. Zum Angebot gehören auch zwei Hospize, ein geriatrisches Krankenhaus und ein Diakonisches Aus- und Fortbildungszentrum mit eigener Altenpflegeschule. Weitere Infos unter www.gesundbrunnen.org Ahnatal: Ev. Altenhilfezentrum Ahnatal, Casselbreite 5, 34929 Ahnatal, 05609 80360 Bad Hersfeld: Altenzentrum „Hospital“, Hospitalgasse 1-3, 36251 Bad Hersfeld, 06621 50460 Kirchhain: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Elisabeth“, Mozartstr. 9, 35274 Kirchhain, 06422 938030 Bad Wildungen: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Victorquelle“, Feldmannstraße 1, 34537 Bad Wildungen, 05621 78750 Korbach: Ev. Altenhilfezentrum Korbach, Enserstr. 27, 34497 Korbach, 05631 97590 Birstein: Ev. Altenhilfezentrum Birstein, Rosengarten 2, 63633 Birstein, 06054 421 Breitungen: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Werragarten“, Frauenbreitunger Weg, 98597 Breitungen, 036848/40590 Fulda: Ev. Alten- und Pflegeheim „Haus Emmaus“, Gerloser Weg 11, 36039 Fulda, 0661 902110 Herleshausen: Ev. Alten- und Pflegeheim „Haus St. Elisabeth“, Schulstr. 22, 37293 Herleshausen, 05654 92310 Hofgeismar: • Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen, Brunnenstraße 27, 34369 Hofgeismar, 05671 882 193 • Ev. Krankenhaus Gesundbrunnen, Am Krähenberg 1, 34369 Hofgeismar, 05671 50720 • Diakonisches Aus- und Fortbildungszentrum für Altenarbeit, Gesundbrunnen 12, 34369 Hofgeismar, 05671 882 650 • Ev. Altenpflegeschule am Gesundbrunnen, Gesundbrunnen 12a, 34369 Hofgeismar, 05671 882610 Kassel: Ev. Altenhilfezentrum „Am Stiftsheim“, Ahrensbergstr. 21, 34131 Kassel, 0561 93290 • Hospiz Kassel, Konrad-Adenauer-Str. 1, 34131 Kassel 0561 3169765 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Landau-Bad Arolsen: „Wohnen und Pflege am Park“, Pflege- und Seminarhotel, Schloss Landau, 34454 Landau-Bad Arolsen, 05696 97990 Lippoldsberg: Ev. Altenhilfezentrum Lippoldsberg, Brauhausstr. 5, 37194 Lippoldsberg, 05572 948620 Ludwigsau-Reilos: Ev. Altenhilfezentrum Ludwigsau-Reilos, Brückenstr. 1, 36251 Ludwigsau-Reilos, 06621 92590 Marburg: Ev. Altenpflegeheim „Elisabethenhof“, Am Rotenberg 60, 35037 Marburg, 06421 93500 • St. Elisabeth-Hospiz Marburg, Am Rotenberg 60, 35037 Marburg, 06421 935040 Philippsthal: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Kreuzberg“, Im Küchengarten 1, 36269 Philippsthal, 06620 92000 Steinbach-Hallenberg: Ev. Altenhilfezentrum Steinbach-Hallenberg, Brunnenstr. 2, 98587 Steinbach-Hallenberg, 036837 47411 Witzenhausen: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Salem“, Am Johannisberg 4, 37213 Witzenhausen, 05542 5036300 Zierenberg: Ev. Alten- und Pflegeheim Zierenberg, Falkenweg 11, 34289 Zierenberg, 05606 51850 47 Satire EAG im Überblick Operiert am offenen Jahr Wieder geht ein Jahr zur Neige. Der Kasseler Kabarettist Bernd Gieseking führt Protokoll, zieht Bilanz und kommentiert. Wie ein Gefäßchirurg operiert er am offenen Jahr, genussvoll seziert er Peinlichkeiten und Höhepunkte. 2011 – ein interessantes Jahr, insgesamt auch ein feuchtes. Ein verregneter Sommer, Putin war tauchen, zu Guttenberg ist baden gegangen und der FDP steht das Wasser bis zum Hals. Putin war auf Pressefotos zu sehen mit Neoprenanzug und Taucherflasche. Zwei Meter tief ist er getaucht. Ich frage mich, ob eine Tauchuhr zwei Meter überhaupt schon anzeigt. Dann ist Putin aufgetaucht mit zwei antiken Vasen, die vor ihm niemand entdeckt hatte! Toll!! Welche Schätze könnten gehoben werden, wenn der Mann sich aufs Tauchen konzentrieren würde!! Das könnte auch die Rettung für Griechenland sein! Schatztauchen! Schlechter dran als Griechenland sind nur noch die Börse und die FDP. Die Börse und Griechenland würde man gerne retten. Aber was sollen die Griechen jetzt tun? Jede Olive einzeln und zu Höchstpreisen verkaufen? Wenn der Grieche uns nicht nach jedem Essen einen Ouzo spendieren würde, stünde der wirtschaftlich ganz anders da. Das summiert sich! Mein lieber Christos! Da kommt was zusammen! Die japanische Atomkatastrophe brachte vor allem Baden-Württemberg ins Wanken. Nun gibt es dort den ersten grünen Ministerpräsidenten, dem in Stuttgart täglich ein großer Bahnhof bereitet wird. Nur bei der Suche nach dem EHECErreger tappte Kommissarin Merkel im Dunkeln. Die Fahndung nach dem EHEC-Verursacher verlief wie im „Tatort“. Ständig neue Verdächtige. Ich selber habe noch Gurken gegessen, als schon Sprossen verdächtig waren. Die Lage war irgendwie unübersichtlich. 46 Das strahlte aus wie Fukushima auf deutsche Wahlergebnisse. Die FDP verwirrte sich. Philip Röslers Flugzeuge landeten auf falschen Flughäfen. Für den war die Lage komplett unübersichtlich. Seit seiner Wahl ein kompletter Blindflug. Manche wünschten sich sogar Westerwelle zurück. Die Medien trugen zur Verwirrung bei: Harald Schmidt ging wieder zu den Privaten. Günther Jauch kam zur ARD, auf den Sonntag, weshalb Beckmann auf den Donnerstag musste, obwohl da schon Maybritt Illner im ZDF den gleichen Gästen dieselben Fragen stellte wie Anne Will am Mittwoch. Und 2012? Bekommt der Euro nasse Füße? Kann Merkel rechnen? Was liegt vor uns? Was wird aus der FDP? Wie teuer wird uns ein Euro? Aber wir können uns jeden Euro leisten, denn die Hypo Real Estate (HRE) hat sich verrechnet. Zu unseren Gunsten! Um 55 Milliarden. Die haben wir plötzlich mehr! Wir können uns also echt was leisten in Zukunft! Die Zukunft! Seltsam, nie spricht jemand von ihr im Plural. Keiner redet von Zukünften. Eine Vielzahl von Zukunft scheint ausgeschlossen. Gibt es gar nicht „verschiedene Möglichkeiten“? Ist alles schon klar? Aber wenn es nur eine Zukunft gibt, was liegt dann vor uns? Wir wissen nur: Die Zukunft ist ungewiss! Da wir ein feuchtes Jahr hatten, habe ich nur noch eine Frage an die Zukunft: Kann man unter einem Rettungsschirm nass werden? Bernd Gieseking ist Kabarettist, Autor und Ostwestfale. Wenn er nicht auftritt, schreibt er satirische Texte, u.a. für die TAZ, schreibt Theaterstücke und Kinderhörspiele, spricht auf WDR 5 oder moderiert. www.satirischer-jahresrückblick.de GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen widmet sich der Pflege und Rehabilitation alter Menschen. Sie betreibt 24 Altenheime in Hessen und Thüringen, sechs davon am Stammsitz in Hofgeismar. An mehreren Standorten unterhält sie ambulante Dienste, Einrichtungen des betreuten Wohnens und Tagespflegen. Zum Angebot gehören auch zwei Hospize, ein geriatrisches Krankenhaus und ein Diakonisches Aus- und Fortbildungszentrum mit eigener Altenpflegeschule. Weitere Infos unter www.gesundbrunnen.org Ahnatal: Ev. Altenhilfezentrum Ahnatal, Casselbreite 5, 34929 Ahnatal, 05609 80360 Bad Hersfeld: Altenzentrum „Hospital“, Hospitalgasse 1-3, 36251 Bad Hersfeld, 06621 50460 Kirchhain: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Elisabeth“, Mozartstr. 9, 35274 Kirchhain, 06422 938030 Bad Wildungen: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Victorquelle“, Feldmannstraße 1, 34537 Bad Wildungen, 05621 78750 Korbach: Ev. Altenhilfezentrum Korbach, Enserstr. 27, 34497 Korbach, 05631 97590 Birstein: Ev. Altenhilfezentrum Birstein, Rosengarten 2, 63633 Birstein, 06054 421 Breitungen: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Werragarten“, Frauenbreitunger Weg, 98597 Breitungen, 036848/40590 Fulda: Ev. Alten- und Pflegeheim „Haus Emmaus“, Gerloser Weg 11, 36039 Fulda, 0661 902110 Herleshausen: Ev. Alten- und Pflegeheim „Haus St. Elisabeth“, Schulstr. 22, 37293 Herleshausen, 05654 92310 Hofgeismar: • Ev. Altenhilfe Gesundbrunnen, Brunnenstraße 27, 34369 Hofgeismar, 05671 882 193 • Ev. Krankenhaus Gesundbrunnen, Am Krähenberg 1, 34369 Hofgeismar, 05671 50720 • Diakonisches Aus- und Fortbildungszentrum für Altenarbeit, Gesundbrunnen 12, 34369 Hofgeismar, 05671 882 650 • Ev. Altenpflegeschule am Gesundbrunnen, Gesundbrunnen 12a, 34369 Hofgeismar, 05671 882610 Kassel: Ev. Altenhilfezentrum „Am Stiftsheim“, Ahrensbergstr. 21, 34131 Kassel, 0561 93290 • Hospiz Kassel, Konrad-Adenauer-Str. 1, 34131 Kassel 0561 3169765 GESUNDBRUNNEN 2 | 11 Landau-Bad Arolsen: „Wohnen und Pflege am Park“, Pflege- und Seminarhotel, Schloss Landau, 34454 Landau-Bad Arolsen, 05696 97990 Lippoldsberg: Ev. Altenhilfezentrum Lippoldsberg, Brauhausstr. 5, 37194 Lippoldsberg, 05572 948620 Ludwigsau-Reilos: Ev. Altenhilfezentrum Ludwigsau-Reilos, Brückenstr. 1, 36251 Ludwigsau-Reilos, 06621 92590 Marburg: Ev. Altenpflegeheim „Elisabethenhof“, Am Rotenberg 60, 35037 Marburg, 06421 93500 • St. Elisabeth-Hospiz Marburg, Am Rotenberg 60, 35037 Marburg, 06421 935040 Philippsthal: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Kreuzberg“, Im Küchengarten 1, 36269 Philippsthal, 06620 92000 Steinbach-Hallenberg: Ev. Altenhilfezentrum Steinbach-Hallenberg, Brunnenstr. 2, 98587 Steinbach-Hallenberg, 036837 47411 Witzenhausen: Ev. Altenhilfezentrum „Haus Salem“, Am Johannisberg 4, 37213 Witzenhausen, 05542 5036300 Zierenberg: Ev. Alten- und Pflegeheim Zierenberg, Falkenweg 11, 34289 Zierenberg, 05606 51850 47 ev. Altenhilfe gesundbrunnen geMeinnützige gMbh hofgeisMAr Die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen betreibt 24 Alten- und Pflegeheime bzw. Altenhilfezentren, ein geriatrisches Krankenhaus, ein Aus- und Fortbildungszentrum, zwei Hospize und einige ambulante Pflegedienste. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Einrichtungen finden Sie im Heft oder unter www.gesundbrunnen.org Menschlichkeit Pflegen