Gute Arbeit für Menschen mit Behinderung

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Gute Arbeit für Menschen mit Behinderung
guteArbeit_Titel_Layout 1 29.05.2015 10:41 Seite 1
Gute Arbeit für Menschen
mit Behinderung –
DAS muss drin sein!
Dokumentation einer Tagung
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in der Lan
Inhalt
Vorwort:GuteArbeitfürMenschenmitBehinderungen
4
5
EinführungundGrußworte
BegrüßunginLeichterSprache,RolfKohn
Eskannsichnochmehrändern,UlrikeDetjen 11
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14
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TariflicheEntlohnungfürWerkstattbeschäftigte,MargitGlasow
EigeneErfahrungenmitdemThemaArbeit,MartinaSiehoff I.
DieWFBM:ExklusiveheileWelt?WenigLohn!Aber:SichereRente!
WerkstatträteundBeschäftigteberichten
ReformbedarfinWerkstätten,LudgerKlein‐Ridder
ArbeitsbedingungenindenWfbM`sverbessern–Workshopergebnisse
II.
DerIntegrationsbetrieb:Einbisscheninklusiv?Tariflohn!Rückkehrrecht?
BeschäftigteundUnternehmer/innenberichten
VorstellungdesIntegrationsunternehmensAfBgGmbH,MonikaBraun
19
EinordnungvonIntegrationsunternehmenundAuswertungderWorkshopergebnisse
FörderungvonIntegrationsprojektendurchUlrikeDetjen
21
III.
SchwerbehindertimBetrieb:GesicherterArbeitsplatzohneLeistungsdruck?
BerichtausderArbeiteinerSchwerbehindertenvertretung,DetlefBieber 22
BeschäftigungsförderungfürMenschenmitBehinderungüberdasTariftreue‐und
VergabegesetzNRW,NilsBöhlke 25
28
Beschäftigungsförderung–ErgebnissedesWorkshops
IV.
WaskönnenwirvomBundesteilhabegesetzerwarten?
TeilhabefürEmanzipation!?–DasBundesteilhabegesetzzwischenAnspruchund
Wirklichkeit,SonjaKemnitz
30
NeueLeistungenzurTeilhabeamArbeitsleben,Dr.SabineWendt 35
37
Ausblick–wiekannesweitergehen?
Dokumente
AnfragezurVergabevonstädtischenAufträgenanIntegrationsbetriebeund
WerkstättenfürMenschenmitBehinderungen 39
40
AnfrageBeschäftigungvonMenschenmitBehinderunginderKreisverwaltung
AntragderFraktionDIELINKE.imLWL:„ResolutionzurAusgleichsabgabeundzur
FörderungderBeschäftigungvonMenschenmitBehinderung“
41
AnfragederKreistagsfraktionDIELINKEinRecklinghausen:ArbeitundBeschäftigung
fürMenschenmitBehinderung‐UmsetzungderUN‐Behindertenrechtskonvention
43
AntragderFraktionDIELINKE.imLVR13/171:BeschäftigungvonHausmeistergehilfen 44
AntragderBundestagsfraktionDIELINKE:GuteArbeitfürMenschenmitBehinderung
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Abkürzungsverzeichnis
Impressum
DIELINKE.FraktionimLandschaftsverbandWestfalen‐Lippe
Landeshaus,Freiherr‐vom‐Stein‐Platz1,48133Münster
DIELINKE.FraktioninderLandschaftsversammlungRheinland
Landeshaus,C405‐C409,Kennedy‐Ufer2,50679Köln
V.i.S.d.P.:RolfKohn
Redaktion:RolfKohn,StefanMüller,DanielaGlagla
Fotos,sofernnichtandersvermerkt:TobiasJacob
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53
Vorwort:GuteArbeitfürMenschenmit
Behinderung–DASmussdrinsein!
LiebeLeserinnenundLeser,
dieFragenachderGutenArbeitwurdeindenletztenJahrenvonSeitenderGewerkschaften
immerwiedergestellt.Wir,dieLWL‐FraktionunddieLVR‐FraktionDIELINKEhaben
versucht,durchAnträgeundAnfragenGuteArbeitfürMenschenmitBehinderungenzu
schaffen.
MitunsererVeranstaltung„GuteArbeitfürMenschenmitBehinderung–dasmussdrinsein!“
wolltenwirdieverschiedenenBereicheansprechen,indenenheuteMenschenmit
Behinderungarbeiten.WirwolltendieVor‐undNachteileaufzeigen.Undwirhabendie
Teilnehmer/innengefragt,wasdennGuteArbeitfürsieheißt.
EinTeilvonmenschenrechtsbasierterBehindertenpolitikmussGuteArbeitfürMenschenmit
Behinderungsein.Aufdem1.Arbeitsmarkt,entschleunigt,gutbezahlt,mitArbeitsverträgen
unddengleichenArbeitnehmer/innenrechten,wiesiealleanderenauchhaben.
Biswirdahinkommen,müssenwirdieArbeitsbedingungenindenWerkstättenverbessern,
fürMindestlohnundArbeitsverträgekämpfen.Aberdafürbenötigenwirentsprechende
Rahmenbedingungen.EinediesernotwendigenRahmenbedingungenisteingutes
Bundesteilhabegesetz.EinezweiteistdieverbesserteFinanzierungderFörderungvonArbeit
fürMenschenmitBehinderungaufdem1.ArbeitsmarktundindenIntegrationsbetrieben.
DiesgehtzumeinenübermehrEinnahmenbeiderAusgleichsabgabe,zumanderenmuss
dieseFinanzierungalsgesamtgesellschaftlicheAufgabevermehrtüberSteuergeldererfolgen.
IstdieUmsetzungderUN‐Behindertenrechtskonvention,istInklusionoderkonkreteine
entschleunigte,demMenschenangepassteundnichtkrankmachendeArbeitinunserem
kapitalistischem,aufKonkurrenzundAusbeutungberuhendemGesellschaftssystem
letztendlichmöglich?Wirdenken,nein.AberindemwirfürGuteArbeitkämpfen,konkrete
Verbesserungenerreichen,zeigenwirheutedenWegaufunddieMöglichkeit,guteArbeitzu
bekommen.Indemwirdarüberdiskutieren,welcheArbeitwirhabenwollen,arbeitenwir
heraus,wieeinemenschlicheundMenschenmitBehinderunggleichberechtigtteilhabende
Gesellschaftaussehenmuss.UnddasheißtimBereichderArbeit:Arbeitmusssinnvollund
erfüllend,gutbezahltundgesundsein.DasistunserZiel,dafürsetzenwirunsein!
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EinführungundGrußworte
BegrüßunginLeichterSprache
RolfKohn,SprecherderFraktionDIE
LINKE.inder
Landschaftsversammlung
Westfalen‐Lippe
___________________________________________________________Foto:Privat______________
GuteArbeitfürMenschenmitBehinderung–
Dasmussdrinsein!
SoheißtderTitelunsererheutigen
Veranstaltung.
IchbegrüßeSieundEuchganzherzlich!
Veranstaltung
MeinNameistRolfKohn.
IchbinSprecherderFraktionDIELINKE
inderLandschaftsversammlungWestfalen‐Lippe.
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RolfKohn
VerehrteTeilnehmerundTeilnehmerinnen,
GuteArbeit–wasistdas?
Arbeit
GuteArbeitgeschiehtohneLeistungsdruck.
GuteArbeitbrauchteingutesArbeitsklima.
GuteArbeitbrauchteinengutenLohn.
GuterLohn
GuteArbeitbrauchteinensicheren
Arbeitsplatz.
GuteArbeitbrauchtguteArbeitsbedingungen.
DasistguteArbeitfüralleMenschen.
GuteArbeitfürMenschenmitBehinderungen?
GuteArbeitfürMenschen
mitBehinderung
WasistdasBesondere?
Wasistanders?
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MenschenmitBehinderungenbraucheneinen
barrierefreienArbeitsplatz.
EinpsychischerkrankterMenschbraucht
einenArbeitsplatzohneDruck.
MenschenmiteinerLernverzögerung
braucheneinfacheundklare
Arbeitsstrukturen.
EineRollifahrerinbrauchteinenBetriebohne
Barriere
Treppen.
Arbeitsplätzemüssendembehinderten
Menschenangepasstwerden.
DerMenschistwichtig.
AngepassteArbeit
DashatpositiveFolgenfüralleMenschenim
Betrieb.
Arbeitensollruhigerwerden.
AlleMenschensolleneinengutenArbeitsplatz
haben.
AlleMenschensollenihreFähigkeitenentfalten
können.
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RuhigeArbeitfür
alleMenschen
AlleMenschensollensichbeiderArbeitwohlfühlen!
Arbeitmussmenschen‐freundlichgestaltetwerden.
DerMenschistwichtigeralsderGewinn.
GuteArbeitfürMenschenmitBehinderung–dasmussdrinsein!
Dasmussdrinsein!
SoheißenvieleVeranstaltungenunsererPartei.
DiesekommenindennächstenMonaten.
GutesLebendasmussdrinsein.
AllesAndereistzuwenig
DasistdasMindeste.
DasisteinMenschenrecht!
Wirsagen,ArbeitisteinMenschenrecht.
GuteArbeitisteinMenschenrecht.
UnddasistdasMindeste.
SostehtesinderUN‐Behindertenrechtskonvention.
DieGesellschaftmusssichnachdembehindertenMenschenrichten.
NichtderMenschnachderGesellschaft.
SehrgeehrteDamenundHerren,
GuteArbeitfürMenschenmitBehinderungmussgefördertwerden.
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ArbeitsplätzeinIntegrations‐BetriebenzuschaffenkostetGeld.
DerMindest‐LohninWerkstättenmussstaatlichfinanziertwerden.
Arbeits‐AssistenzkostetGeld.
AmMittwochwarSozial‐AusschussimLWL.
DieVerwaltungdesLWLhateinenPlanvorgelegt.
GeldfürguteArbeit
DieEinnahmenausderAusgleichs‐Abgabereichennichtmehr.
DieVerwaltungwillvielwenigerGeldfürArbeitsplätzevonMenschenmit
Behinderungausgeben.
NeueArbeitsplätzeinIntegrations‐BetriebenwillderLWLnichtmehrfördern.
WirLINKEwollendasnicht.
Wirwollen,dassdieAusgleichs‐Abgabe
erhöhtwird.
DasfordertauchderParitätische
Wohlfahrtsverband.
Wirwollendafürkämpfen.
Wirwollenkämpfen
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WirLINKEhabeneinPapierbeschlossen.
DieAusgleichs‐Abgabemusserhöhtwerden.
GeldausSteuernsollfürArbeitsplätze
genommenwerden.
DasPapiersollauchvonanderenParteien
unterstütztwerden.
andereParteien
MehrGeldmussher.
WirbrauchenmehrguteArbeitsplätzefürMenschenmitBehinderung.
Dasmussdrinsein.
GuteArbeitisteinMenschenrecht!
Daskanngelingen.
Wirmüssenallemitmachen!
Ichfreuemichaufeineinteressante
Veranstaltung!
IchdankeIhnenfürIhreAufmerksamkeit!
Wirmüssenmitmachen
DieBilderindiesemVortragsindvon:
Copyright
LebenshilfefürMenschenmitgeistigerBehinderungBremene.V.,
IllustratorStefanAlbers,AtelierFleetinsel,2013
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Eskannsichnochmehrändern
UlrikeDetjen,VorsitzendederFraktion
DIELINKE.inder
LandschaftsversammlungRheinland
_____________________________________________________________ Foto:LVR___________________
LiebeTeilnehmerinnen,liebeTeilnehmer,liebeGäste:
IchfreuemichüberdasInteresseandieserKonferenz.DieLinksfraktioninder
LandschaftsversammlungRheinlandbegrüßtSieundeuchalleganzherzlich.
IchmöchtemiteinemkleinenZitatbeginnen:
„FürdieIrrenversorgunghatdieSelbstverwaltunggrößererKörperschaften(Provinzenin
Preußenu.s.w.)einzutreten…WiesehrdieseArtvonAnstaltenzugenommenhat,gehtdaraus
hervor,dassdieAnzahlderselbenvon199mit25.300BettenimJahre1876auf391mit
59.000BettenimJahre1900gestiegenist.Dabeiistzuberücksichtigen,dassdie
IrrenanstalteninneuesterZeitvielgrößerundaußerhalbderStädteangelegtwerdenund
dassindenKrankenhäuserndergrößerenStädteaußerdemnochbesondereAbtheilungenfür
Geisteskrankebestehen.“
Daswarvormehrals100Jahren.Wenigewussten:MenschenmitBehinderungensindwie
alleanderen.Eshatsichvielgeändert.Und:Eskannsichnochmehrändern.Werkstättensind
besseralsEinsperreninIrrenanstalten.GuteArbeitistnochbesser.DieUN‐
Behindertenrechtskonvention(UN‐BRK)fordertgleicheRechteaufArbeitundgleicheRechte
imArbeitslebenfürMenschenmitBehinderungen.
GuteArbeitistfüralleMenschenwichtig.AuchfürMenschenmitBehinderungen.GuteArbeit
isteinewichtigeBedingungfüreinselbstbestimmtesundgleichberechtigtesLeben.
GuteArbeitistbedeutend,damitmansichgutfühltinderGesellschaft.Damitman
Anerkennungfindet.GuteArbeitistwertvoll,damitdasLebennichtlangweiligist.GuteArbeit
mussauchgutbezahltwerden.DamitjederMenschanderGesellschaftteilhabenkann.
GuteArbeitzugutemLohnkönnenwirnichtalleindurchsetzen.GuteArbeitzugutemLohn
gehtnur,wennwirunszusammentun.Alle,dieschlechtverdienenoderwenigGeld
bekommen,könnensichzusammentun.Egal,obGrundsicherungundWerkstattentgelt,oder
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HartzIVundAufstocken.Bündnissesindwichtig.AmEndekönnenwirguteArbeitfürgutes
GeldundguteArbeitfürvielZufriedenheiterreichen.Darüberwollenwirheutesprechen.
TariflicheEntlohnungfürWerkstatt‐
beschäftigte
MargitGlasow,SprecherinderBAG
SelbstbestimmteBehindertenpolitik
____________________________________________________________________________________Foto:Privat_____________
AlleMenschen,egalobmitoderohneBehinderung,habeneinRechtaufArbeit.Dassteht
schoninArtikel23derAllgemeinenErklärungderMenschenrechte.DasRechtauffreie
Berufswahl,aufgerechteArbeitsbedingungenundeinenLohn,derfüreinemenschenwürdige
ExistenzdesArbeitendenundseineFamilieausreicht,gehörendazu.
DieUN‐KonventionüberdieRechtevonMenschenmitBehinderungenbekräftigtdiesen
Anspruch:NachArtikel27habenMenschenmitBehinderungeingleichberechtigtesRechtauf
Arbeit,genauer:"denLebensunterhaltdurchArbeitzuverdienen,dieineinemoffenen,
integrativenundfürMenschenmitBehinderungzugänglichenArbeitsmarktund
Arbeitsumfeldfreigewähltoderangenommenwird."
DerUN‐FachausschussfürdieRechtederMenschenmitBehinderunghatam26.und27.
März,alsovorknappvierWochen,dendeutschenStaatenberichtzurUmsetzungderUN‐BRK
inDeutschlandgeprüft.DasAugenmerklagdabeibesondersaufdenSonderstrukturenim
BereichArbeit,insbesondereinFormderWerkstätten.
TraurigeRealitätinDeutschlandist,dassdieseSonderstruktureninkeinsterWeiseabgebaut
wurdenundgleichzeitigMenschenmitBehinderungüberdurchschnittlichvon
Arbeitslosigkeitbetroffensind.DieZahlensprechenfürsich:VondenüberdreiMillionen
schwerbehindertenMenschenimerwerbsfähigenAltersindnurca.965.000beschäftigt,etwa
178.000schwerbehinderteMenschensindarbeitslosgemeldet.DieZahlder
schwerbehindertenArbeitslosensteigtseit2009durchschnittlichum8%!
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FürFrauenmitBehinderungistesbesondersschwierig,sichamArbeitsmarktzubehaupten.
NuretwaeinFünftelvonihnenisterwerbstätig.IhreErwerbsquoteliegtmit23%deutlich
unterderjenigenderbehindertenMännermit30%.VieleFrauenmitBehinderungschätzen
ihreVermittlungschancenalsschlechteinundziehensichausdemErwerbslebenzurück,
ohnesicharbeitsloszumelden.Vielewerdenungewolltundallzuschnellaufdenhäuslichen
Bereichzurückgewiesen.
Dieetwa330.000BeschäftigtenindenWerkstättenfürbehinderteMenschenhabenkeinen
ArbeitnehmerstatusunderhaltenDumpinglöhnevondurchschnittlich1,30€proStunde.
Hinzukommt,dasssichjedes3.UnternehmeneinerStudiedesDeutschen
Gewerkschaftsbundes(DGB)zufolgeweigert,dergesetzlichvorgeschriebenen
Mindestbeschäftigungspflichtvon5%nachzukommen,undliebereinesogenannte
Ausgleichsabgabezahlt.UnddasinZeitendesFachkräftemangels!DabeisindBeschäftigtemit
Behinderungdurchschnittlichetwashöherqualifiziertalsnichtschwerbehinderte.Ca.7000
schwerbehinderteAkademikerinnenundAkademikerwarenimSeptember2012auf
Stellensuche,Tendenzebenfallssteigend.
UmdieArbeitssituationvonMenschenmitBehinderungzuverbessern,fehltein
gesellschaftlichesUmdenken,umbessereChancenzugebenundtatsächlicheTeilhabezu
garantieren.Deshalbbegrüßeichessehr,dassdieTagung„GuteArbeitfürMenschenmit
Behinderung“heutehierinMünsterstattfindet.IcherhoffemirdavoneinenDialogdarüber,
waskonkretgetanwerdenkann–undmuss,ummehrMenschenmitBehinderunglangfristig
undnachhaltigaufdemallgemeinenArbeitsmarktzubeschäftigen.Strategienwärenmeiner
MeinungnachunteranderemdieverstärkteFörderungvonIntegrationsfirmen,dererhöhte
EinsatzvonMittelnausderAusgleichsabgabefürdieQualifikationundBeschäftigung
behinderterMenschenunddieStärkungdesBudgetsfürArbeit.
EinbesonderesAnliegenistesunsauchdurchzusetzen,dassdenBeschäftigteninden
WerkstättenderMindestlohngezahltwirdundihnenderArbeitnehmerstatuszuerkannt
wird.DazubedarfeseinergrundlegendenReformdesWerkstattrechts,wieesdieLINKE
bereits2012mitihremAntrag„GuteArbeitfürMenschenmitBehinderung“dargelegthat.
DanachsollenWerkstattbeschäftigteunterBeibehaltungdererforderlichen
NachteilsausgleicheinregulärenArbeitsverhältnissenmittariflicherEntlohnungbeschäftigt
werden,wieesz.B.indenWerkstättenFrankreichsundderNiederlandeüblichist.
LiebeGenossinnenundGenossen,liebeTagungsteilnehmerinnenundTeilnehmer.
Esgibtvielzutun.Lasstesunsgemeinsamangehen.Ichwünscheunsallenheutezunächst
vielekreativeIdeenundanschließenddennötigenSchwung,umdieErgebnissedieser
TagungindieBreitezutragenunddasRechtaufArbeitfürMenschenmitBehinderung
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Realitätwerdenzulassen.EinmodernesBundesteilhabegesetz‐herausgelöstausdem
SystemderSozialhilfe‐istfürunsdazueineunverzichtbareVoraussetzung.Dennsonst,
davonbinichüberzeugt,wirdeskeinegrundlegendeVerbesserungderLebenssituationvon
MenschenmitBehinderunggeben.
EigeneErfahrungenmitdem
ThemaArbeit MartinaSiehoff,Sprecherinder
Landesarbeitsgemeinschaft
SelbstbestimmteBehindertenpolitik
NRW
__________________________________________________________________________________________________________
InderEinladung,dieicheinigenvonIhnenpersönlichindieHandgedrückthabe,steht,dass
dieAnregungzudieserVeranstaltungvonderLandesarbeitsgemeinschaftSelbstbestimmte
Behindertenpolitik(LAGSBP)DIELINKENRWkam...IchbegrüßeSiejetzthiernocheinmal
rechtherzlichimNamengenaudieserLAG.MeinNameistMartinaSiehoffundichbin
VorstandsmitgliedebenderLAGSBP.
EingeladenhabendieFraktionenDIELINKE.inderLandschaftsversammlungWestfalen‐
Lippe(LWL)unddieFraktionDIELINKE.inderLandschaftsversammlungRheinland(LVR).
DieLAGfreutsichüberdieguteZusammenarbeitmitdenbeidenFraktionenundfindetes
ganzwunderbar,dassdieseVeranstaltungzustandegekommenist.EinigeMitgliederderLAG
sindebenfallsMitgliederdieserFraktionen,mitundohneBehinderung.
MeinepersönlicheBetroffenheitbestehtinmehrfacherHinsicht:zumEinenbinichsichtlich
„mobilitätseingeschränkt“(beschreibtdieArt„Behinderung“deutlicher),wiebereits
erwähntbinicheinVorstandsmitgliedderLAGSBP,desWeiterenalsSchwerbehinderteeine
sogenannte„Assistenznehmerin“underhaltevomLWLLeistungen.Dadurcherlebeichzur
Zeit(alsoinderAnfangsphase)einenrelativengen„bürokratischer“KontaktzumLWL...sehr
nettundunbürokratisch,ohnehierNamenzunennen...
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MeinepersönlichenErfahrungenalsSchwerbehindertemitdemThemaArbeitwaren
langsam,schleichend,genauwiemeinKrankheitsbild:zunächstmussteichdeutlich
registrieren,dassichmichbeimeinerArbeitalsPhysiotherapeutinineinerStrokeUnitnicht
mehraufmeinenKörperverlassenkonnteundsomitmeineunddieSicherheitdervonmir
behandeltenPatient/innennichtmehrgewährleistenkonnte.Daraufhinließichmich
innerbetrieblichweiterbilden,umdannimMedizincontrollingsozusageneinen
Computerarbeitsplatzzuerhalten.
IchwohnteinUnnaundhatteeinenrelativweitenAnfahrtswegzumzweitgrößtenKlinikum
NRW.UmmichnichtdemStopandGoderA40auszusetzen,welcheseineÜberforderung
meinerFußmuskulaturbedeutethätte,fuhrichweiteUmwege.
LeiderwarkeinBehindertenparkplatzdirektamKlinikgebäudefürmichzuergattern,sodass
ichfürmeineVerhältnissesehrweitwegparkenmussteundmichschonmorgenserschöpftin
meinenBürostuhlhineinfallenließ....DieArbeitimMedizincontrollinghattevielmitZeitdruck
unddenrotenZahlenzutun,mitdenensichdieKlinikdamalsschmückte...
IchkonntediesenDrucknacheinpaarJahrennichtmehraushalten,entschiedmichdazu,eine
RentewegenErwerbsunfähigkeit,diesog.EURentezubeantragen.Seit2009arbeiteichnicht
mehrundfürmichistdasgutso.
Nichtdestotrotzodergeradeauchdeshalbistesmirwichtig,michfürGuteArbeitfür
MenschenmitBehinderungeinzusetzen.
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DASMUSSDRINSEIN!!!
AbschließendmöchteichSieherzlicheinladen,beiuns,alsobeiderLAGSBPMitgliedzu
werden...Eskostetnichts,wirversendenkeinefiesenWerbemails,machenkeinen
Telefonterror,freuenunsüberInteresse,auchüberMitarbeit!
IchwünscheunsalleneineguteVeranstaltung!
I. DieWfbM:ExklusiveheileWelt?WenigLohn!
Aber:SichereRente!–Werkstatträteund
BeschäftigteberichtenüberdieAufgabeund
WirklichkeitderWfbM
ReformbedarfinWerkstätten:
Unzufriedenheitübergeringe
Löhnewächst
LudgerKlein‐Ridder,
KreistagsschatzmeisterderLINKENin
Gütersloh
Foto:Privat_
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GuteArbeitfürMenschenmitBehinderung:Dasmussdrinsein–AuchimWertkreis
Gütersloh!EndlichwirddieÖffentlichkeitaufmerksamaufdieWillkür,mitder
LohnkürzungeninWerkstättenfürbehinderteMenschen(WfbM)durchgesetztwerden:Im
MärzberichtetedasWirtschaftsmagazinWISOdesZDFdarüber,dassinderWertkreis‐
WerkstattGüterslohdurchEinführungeinesneuenEntlohnungssytemsmalebenmehrals
derHälftederBeschäftigtenderLohngekürztwurde.12Beschäftigteentschiedensich,sich
mitKlagendagegenzurWehrzusetzen.Diesesindnochnichtrechtskräftigentschieden.
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DieLINKEinGüterslohunterstütztedieBeschäftigtenmiteineram12.Septemberletzten
JahresangesetztenDemonstration,woraufhinderStadtverbandssprechervonder
WerkstattleitungmiteinerUnterlassungsklagevordemAmtsgerichtbedrohtwurde,weiler
gesagthatte,derWerkstattrathabeimVorfeldgeäußert,dassTeilnehmerandieserAnti‐
Lohndumping‐DemonstrationmitProblemenvonSeitenderWerkstattleitungzurechnen
hättenunddieDemoillegalsei.Diesessolltesonichtweiterbehauptetwerden,obwohleine
eidesstattlicheVersicherungvorliegt,diegenaudasbestätigt.
DieTragikderWerkstatträteist,dasssielieberkuschen,stattdenvielenMenschenmit
Behinderung,derenInteressensiedochvertretensollen,aufjedeerdenklicheWeisezu
helfen.DasssieaberdenenindenRückenfallen,diedenWerkstattbeschäftigtenauchinder
ÖffentlichkeitUnterstützungundRespektverschaffenwollen,dasisteinHöhepunktder
Selbstverleugnung.
UmzukünftigenAuseinandersetzungendieserArtentgegenzuwirken,wärenAlternativenwie
derMindestlohnauchfürMenschenmitBehinderungodereinbedingungsloses
GrundeinkommenbedenkenswerteMaßnahmen.
DerBeitragvonHeinzWaschhof,DienststellenleiterderRecklinghäuserWerkstätten
BeruflicheIntegration,istaufunserenWebseiteneinsehbarunter:www.linksfraktion‐lvr.de
oderwww.linksfraktion‐lwl.de
ArbeitsbedingungenindenWfbM`sverbessern–
ErgebnissederArbeitsgruppe
Teilnehmer/innen:
RolfStelzer,AktionskreisDerbehinderteMenschinDortmund,Lothar,AssistentvonRolf
Steltzer,HeinzWaschhof,LeiterderBeruflichenIntegrationbeiderDiakonieim
KirchenkreisRecklinghausen,TheoFleckenstein,imEltern‐undBetreuerbeiratinderWFB
LangenfeldundVatereinesgeistigbehindertenSohnes,JudithWilmsen,erstseitkurzemmit
BehinderungundsollWerkstattmitarbeiterinwerden,DIELINKEinGütersloh,LudgerKlein‐
Ridder,frühererGesamtschullehrer,DIELINKEinGütersloh,VolkerGroßholz,Werkstattrat
derCaritas‐WerkstättenKöln,Heinz‐PeterHelmes,VorsitzenderdesWerkstattratesder
Caritas‐WerkstättenKöln,MitgliedinderLandesarbeitsgemeinschaftderWerkstatträte,
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SabineWendt,Rentnerin,früherbeiderLebenshilfebeschäftigt,LAGSelbstbestimmte
BehindertenpolitikinHessenundMitgliedderBAG,RolandKoslowski,hatteals
SozialarbeiterengenKontaktzuWerkstättenundwarfürdieFraktionDIELINKEimLWLim
Sozialausschuss,TobiasJacob,gelernterComputerfachverkäufer,hatnach10Jahren
WerkstattgekündigtundistMitgliedderFraktionDIELINKEimLVRundderLAG
SelbstbestimmteBehindertenpolitikNRW
Moderation:MargitGlasow,Protokoll:DanielaGlagla
Heinz‐PeterHelmesbetont,derWerkstattratdürfesichvonniemandemkleinkriegenlassen.
DerWerkstattrattreffesichetwa11MalimJahrunderörtereüberregionaleThemen,dadie
WerkstättenundAußenarbeitsplätzeweitgestreutseien.DieThemenEssenundGehalt
würdenamhäufigstendiskutiert.Vor2JahrenhabeesGehaltskürzungengegebenundder
WerkstattrathabesicherfolgreichgegenweitereKürzungengewehrt.
HeinzWaschhofführtaus,dieWerkstättenseienleidermanchmalgezwungen,dieEntgeltezu
kürzen,wennsienichtgenugverdienen.DerWettbewerbseigroßundesseibereitsoftso,
dassbeiAusschreibungendieLöhnederWerkstättenoftzuhochseienundsievonanderen
Anbieternunterbotenwürden.
TobiasJacobkritisiert,dassdieSolidaritätinWerkstättenzuwünschenübriglasse.Esseiihm
nichtklar,oballeWerkstatträtedieselbenProblemehätten.BeiihmhabemandenSpint
unerlaubtaufgeschlossenundmanhabeihmnichtkündigenwollenundkeinArbeitszeugnis
ausgestellt.
RolandKoslowskischildertwiesichseinerBeobachtungnachdieBedingungeninden
WerkstättenindenletztenJahrenverschlechterthaben.Erbetontwiewichtigesist,dassbei
öffentlichenAusschreibungenvornehmlichWerkstättenberücksichtigtwerden.
SabineWendtergänzt,dassdieIntegrationsämterdazuangehaltenwerdensollten,zu
kontrollieren,obkeineDumpinglöhnegezahltwerden.DiesschlägtsiealsAnfragefürdie
Landschaftsverbändevor.AußerdemweistsieaufdiePositionderInternationalen
ArbeitsorganisationILOhin,derzufolgedieEntgeltverordnungenindenWerkstättennichtin
Ordnungseien.AuchmitderUN‐BRKseidieEntgeltsystematiknichtvereinbar.
LudgerKlein‐RiddersiehteinenweiterenUnterschiedzumAllgemeinenArbeitsmarktund
betont,dassauchindenWerkstättendieEntwicklungdereinzelnenBeschäftigtenobjektiv
bewertetwerdenmüsse,wasbisherwillkürlichgeschehe.
RolfSteltzermerktan,esgebenochweitereLückenimGleichstellungsgesetz.Daherseies
wichtig,politischDruckzumachen.
RolfKoslowskiweistaufdieVerantwortungderWerkstättenhin,dieselberoffensiv
einfordernsollen,beiAuftragsvergabenbevorzugtberücksichtigtzuwerden.
DieVerbesserungsvorschlägewerdenabschließendunterfolgendenPunktensubsumiert:
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‐
Gewerkschaftenstärken:DamitdieGewerkschaftensichzunehmendalsSprachrohrfür
dieWerkstättenverstehen,istesauchfürWerkstattbeschäftigtewichtig,
Gewerkschaftsmitgliedzuwerden.
‐
GerechterLohn:AuchindenWerkstättenmussderMindestlohnalsGehaltgeltenund
diesermussdieGrundsicherungübersteigenunddarfnichtvondieserabgezogenwerden.
ZueinemgerechtenLohngehörtauchdieEinführungeinerobjektiven
BewertungsmethodederEntwicklungvonMitarbeiter/innen.
‐
KeineDumpinglöhne:DieIntegrationsämtermüssenbeidenVertragsabschlüssen
daraufachten,dasssienichtunterderVoraussetzungvonDumpinglöhnengeschlossen
werden.
‐
DierechtlicheGleichstellungwirdsichergestellt
‐
ÖffentlicheVergaben:BevorzugteBerücksichtigungderWerkstättenbeiöffentlichen
VergabendurchdieKommunenundLändermussvondenWerkstätteneingefordert
werden.
II. Integrationsbetriebe–Einbisscheninklusiv?
BeschäftigteundUnternehmer/innenberichten
VorstellungeinesIntegrations‐
unternehmens:DieAfBgGmbH
MonikaBraun,ProkuristinderAfBgGmbH
Foto:Privat
DasAfB‐Konzept
AlsEuropaserstesgemeinnützigesIT‐SystemhaushatsichAfBseit2004daraufspezialisiert,
ausgemusterteIT‐HardwarevongroßenKonzernenundöffentlichenEinrichtungenzu
übernehmen
DieHardwarewirdaufbereitet,einezertifizierteLöschungvorhandenerDatenvorgenommen
19
unddieGeräteanschließendindenAfB‐LadengeschäftenoderüberdenOnlineshopmit
mindestenseinemJahrGarantiewiederverkauft.DadurchwerdendieProdukteindieHände
neuerNutzergebracht.DefekteoderzualteGerätewerdenzurErsatzteilgewinnunginihre
einzelnenBestandteilezerlegt,dieübrigenRohstoffegehenanzertifizierteRecyclingbetriebe.
DasBesonderedaran:AlleArbeitsschritteimUnternehmensindbarrierefreigestaltetund
werdenvonbehindertenundnicht‐behindertenMenschengemeinsamverrichtet.Die
IntegrationderMitarbeiterindieBerufsweltunddiedamitverbundenenPerspektiven
sprechenfürsich.Hinzukommt,dassdieressourcenverzehrendeNeuproduktionvon
Hardwaresubstituiert,ElektroschrottundCO₂inerheblichemMaßreduziertwerden.
Heuteschonsindüber100großeKonzerne,Banken,Versicherungenundöffentliche
EinrichtungenCSR‐PartnervonAfB.SiesehendenVorteildarin,notwendige
GeschäftsprozesseohnezusätzlichesInvestmentmitsozialemundökologischemEngagement
zuverknüpfen.DurchdiesePartnerschaftenkonntenanbisher13StandorteninDeutschland,
Österreich,FrankreichundderSchweizüber200ArbeitsplätzeinderIT‐Branchegeschaffen
werden,davon50ProzentfürMenschenmitHandicap.
ImJahr2014wurdensoüber230.000Gebrauchtgerätebearbeitetundvermarktet.
UnternehmenallerBranchenkönnensichdaranbeteiligenunddieKooperationmitAfB
hervorragendinihreeigeneNachhaltigkeitsstrategieintegrieren!
VisionenundZiele
UnsereVisionistdiedigitaleInklusionunsererGesellschaft.Umdiesezuerreichen,willAfB
eininklusivesBeschäftigungsangebotinderIT‐Branchevorantreiben.Dasheißt,dassin
einemmodernen,innovativenUnternehmeninallenBereichenMenschenmitundohne
Behinderungsolidarischzusammenarbeiten.
DasselbsterklärteZielvonAfBistes,langfristig500ArbeitsplätzefürMenschenmitHandicap
anzubieten.DarüberhinauswillAfBdurchdieAufbereitungdergebrauchtenIT‐Geräte
großerUnternehmenRessourcenunddieUmweltschonen.
UmdengesellschaftlichenErfolginsozialerundökologischerHinsichtauchzukünftigweiter
voranzutreiben,suchtAfBnachweiterenFirmenundöffentlichenEinrichtungen,dieihre
nichtmehrbenötigteIT‐HardwarezurDatenlöschungundAufbereitungbereitstellen.
AberauchPrivatpersonenunterstützendurchdenKaufderaufbereitetenIT‐Geräte,dass
ArbeitsplätzefürMenschenmitHandicapgesichertunddieUmweltgeschontwerden.
20
DarüberhinaussollenmitHilfederaufbereitetenIT‐GeräteauchMenschenmitgeringem
BudgetaufmoderneIT‐HardwarezurückgreifenkönnenunddurchSchulungensollengezielt
auchbeispielsweiseSeniorenmitdementsprechendenKnow‐Howausgestattetwerden,
damitsieanderdigitalenWeltteilhabenkönnen.IndemwirAfBerfolgreichweiter
vorantreibenwollenwirinderGesellschaftdasBewusstseinfürerfolgreichesSocial
EntrepreneurshipundeinenachhaltigeUnternehmensführungschaffen.
Webhttp://www.afb‐group.eu/
EinordnungvonIntegrationsunternehmenund
AuswertungderWorkshopergebnisseFörderung
vonIntegrationsprojekten
durchUlrikeDetjen
EsgibtIntegrationsunternehmen,Integrationsbetriebe–dassindTeilevonUnternehmen–
undIntegrationsabteilungen.IndiesenUnternehmenarbeitenMenschenmitundohne
schwereBehinderungen.MindestenseinViertelundhöchstensdieHälftederBeschäftigten
habeneineBehinderung.
AlleerhaltenmindestenstariflicheEntlohnung,siesindsozialversicherungspflichtig
beschäftigt.DerBetrieb,dasUnternehmenerhältfürdieseBeschäftigtenZuschüssezumLohn
undkannZuschüssefürInvestitionenerhalten.DerZuschusszumLohnbeträgt210Euroje
BeschäftigtenmitBehinderungimMonat.ErwirdausderAusgleichsabgabefinanziert.
InvestitionenkönnenausLandesmittelnundausMittelnderAusgleichsabgabemitbiszu
80%gefördertwerden.
ImBereichdesLandschaftsverbandesWestfalen‐LippesindindenletztenJahren1500
ArbeitsplätzeinIntegrationsunternehmenentstanden,imBereichdesLandschaftsverbandes
Rheinland1400Arbeitsplätze.EndedesJahres2015werdenesca.2.000Arbeitsplätzein
Westfalenund1800ArbeitsplätzeimRheinlandsein.
DerLWLwirdnurnochdieIntegrationsbetriebefördern,diebiszumOktober2014einen
Förderantraggestellthaben.DieEinnahmenausderAusgleichsabgabesinken–zumeinen,
weildieAnzahlderBeschäftigteninderRegionzurückgehtundzumanderen,weilmehr
BehinderteindenBetriebenarbeiten.DieBelegschaftenwerdenälterunddieZahlder
MenschenmitBehinderungenunterihnensteigt.
BeimLandschaftsverbandRheinlandistdieRücklageausderAusgleichsabgabenochsohoch,
dassweitereIntegrationsunternehmenentstehenkönnenunddieEinnahmenausder
21
Ausgleichsabgabesindkonstant.AberauchhierstehtlangfristigdieFrage,obdiese
FörderungaufDaueraufrechterhaltenwerdenkann.
DieIntegrationsunternehmensindeineMöglichkeit,dieabgesonderteBeschäftigungin
WerkstättenfürMenschenmitBehinderungen(WfbM)zuvermeiden.Siesindaberimmer
nocheineSonderformderArbeit–wennauchsozialversicherungspflichtigimGegenteilzur
ArbeitinderWfbMundsiesicherneinEinkommen,dasselbständigesLebenmöglichmacht.
80%derBehinderungenentstehenimLaufedesArbeitslebens.IndenletztenJahrensindes
zunehmendpsychischeBehinderungen,dieauchdurchzunehmendenStressundDruckam
Arbeitsplatzentstehen.DieprivatenundöffentlichenUnternehmenmüssteneigentlich
sicherstellen,dassdieseMenschenamnormalenArbeitslebenteilhabenkönnen.Die
BeschäftigungsverpflichtungfürUnternehmenistzuniedrig–sieentsprichtnichtdemAnteil
vonMenschenmitBehinderungenimerwerbsfähigenAlter.Siemussdringendangehoben
werden–dannwürdeauchdieAusgleichsabgabesteigen,wenndieUnternehmenihrer
Beschäftigungsverpflichtungnichtnachkommen.
III.SchwerbehindertimBetrieb:Gesicherter
ArbeitsplatzohneLeistungsdruck?
BerichtausderArbeiteiner
Schwerbehindertenvertretung
DetlefBieber,Vorsitzenderder
Landesarbeitsgemeinschaftder
Schwerbehindertenvertretungenan
HochschulenNRW
22
Foto:privat
Gliederung
•SituationSchwerbehinderterimRegelbetrieb
•SituationSchwerbehinderterandenHochschulenNRW
•SondersituationeinerSchwerbehindertenvertretunganHochschulen
•SchwerbehindertimRegelbetrieb:ErhaltundSchaffungvonArbeitsplätzenfürbeh.
Menschen/Inklusion
•Waswurdebishergetan:
o Hochschulzukunftsgesetz(HZG)‐NRW§§77a,62b,nrw.inklusiv#Seminareder
LASH:Bauen,BetrieblichesEingliederungsmanagement(BEM).
•Wasmussnochgeschehen:
o FürdieStudierenden
o FürdieBeschäftigten
o InBauangelegenheiten
o GesetzlicheÄnderungen/Bundesteilhaberecht
SituationSchwerbehinderterimRegelbetrieb
•
DieArbeitslosigkeitgehtdurchdenDemographischenWandelzurück,die
Arbeitslosigkeitschwerbehinderternicht.
•
VieleSchwerbehinderungentretenimLaufedesArbeitslebensauf
•
Schwerbehindertesindlängerarbeitslos,aberinderRegelauchhöherqualifiziert.
•
AbgangsratenausArbeitslosigkeit:
o SchwerbehinderteArbeitslose7,70%
o NichtschwerbehinderteArbeitslose12,80%(2014QuelleBA)
SituationSchwerbehinderterBeschäftigterandenHochschulenNRW
•
DieBeschäftigungsquotewirdinderRegelerfüllt,dieEinstellungsverfahrenlaufen
korrektab
•
GrundsätzlicheAblehnunggibtesausSichtderSchwerbehindertenvertretung(SBV)
nicht
•
ArbeitsplätzewerdenmitHilfedesLWL/LVRgestaltet–Jobcoaching,
Minderleistungsausgleich,Integrationsfachdienst…
•
BefristeteVerträgeimwissenschaftlichenBereichsindeinProblem
•
FürEinstellungsverfahrengilt:JehöherdieQualifikation,destoschwierigerdas
Einstellungsverfahren
SondersituationeinerSchwerbehindertenvertretunganHochschulen(Aufgabendiebei
derFreistellungnichtberücksichtigtwerden)
23
•
Berufungsverfahren
•
ZweiPersonalräte,PRundPRwiss.,zweiQuartalsgespräche
•
BEMfüralleStatusgruppen
•
InBauangelegenheitensindwirauchfürdieStudierendenmitBehinderungzuständig
•
AnvielenHochschulenunterstützenwirdieStudierendeninFragenBehinderung,
AusweisundAntragstellungbeimLWL/LVR
•
WirförderndieschwerbehindertenStud.Hilfskräfte
•
ZusammenarbeitmitderBeauftragtenfürdiebehindertenStudierenden
ErhaltundSchaffungvonArbeitsplätzenfürBehinderteInklusionanHochschulen‐
Waswurdebishergetan:
•
VielekonstruktiveGesprächeimMinisteriumfürWissenschaftundForschung(MIWF)
mitunsererMinisterinunddenFachbeamten–Ergebnis:§77a/§62bHZG‐NRW….
•
WorkshopInklusionanHochschulengemeinsameVeranstaltungderKanzlerundder
LASH
•
SeminaredesLVR/LWLaufunsererJahresversammlung
•
SeminarebarrierefreiesBauenanHochschulen/w.ab‐nrw.de
•
Zusammenarbeit:Arbeitssicherheit,Gleichstellung,Personalrat
•
DieLASHfördertdieZusammenarbeitderSBVundderBeauftragtennach§62bHZG–
NRW/gem.nrw.inklusivS.218
ErhaltundSchaffungvonArbeitsplätzenfürBehinderte
Beschäftigte:
•
DiefinanziellenMitteldesLWL/Arbeitsagenturmüssen„amArbeitsplatz“landenund
nichtirgendwoimUnternehmenversickern,nursokannAkzeptanzaufallenEbenen
entstehen.
•
DiezweiteEbenemusszumTeilnochinformiertwerden
•
Langzeiterkrankungen
Studierende
•
FörderprogrammfürschwerbehindertestudentischeHilfskräfte(Kostet:4Std./Woche
x10Eurox52Wochenca.2.000.‐Euro/Jahr)
•
Förderprogrammfürschwerbehindertepromovierende
ErhaltundSchaffungvonArbeitsplätzenfürBehinderte
InBauangelegenheiten&beigesetzlichenÄnderungen
24
Bauen
DIN18040,§55BauONRW–Zweckentsprechend/Interpretation
GesetzlicheÄnderungen/,,Bundesteilhaberecht“
•
VetorechtfürdieSBV,wieim§62bHZGfürdieBeauftragten(Folie14)
•
SBVundDienstelleentscheidenrechtssicherwelcheBewerberingeladenwird–
Änderung§82SGBIX
•
SchreibkraftunabhängigvomPersonalrat,Änderung§96,9SGBIX
•
FreistellungderSBV=sobaldeinPRfreigestelltist‐wirddieVertrauenspersonauch
freigestellt,bisdieInklusionsichtbarer..
•
DieBeteiligungsrechtederSBVmüssenbeachtetwerden!Hinweisschilderfürden
Schreibtischverteilen§§95,71..SGBIX
•
Einstellungsverfahren,positivesKlimaschaffen,Arbeitgeberbeauftragte
•
Arbeitsgruppe_InklusionsPartner_gegründet
•
InklusionimLeitbildderHochschuleverankert‐Präsidium
•
Arbeitsagentur–Gleichstellung‐GradderBehinderung(GdB)–Vorstellungsgespräch
(GleichstellungvordemVorstellungsgespräch.)
•
WelcheArbeitenkönnenvonderWfbMübernommenwerden
GuteArbeitohneLeistungsdruck?DerLeistungsdruckwirdausmeinerSichtleiderbleiben,
kannabermitHilfedesLVR/LWL,Integrationsfachdienst(IFD),Fürsorgestelle…gemildert
werden–wichtig‐rechtzeitigeBeantragung
InklusionbeginntindenKöpfen,öffnetdenWegfürNeues,auchfürneueGeschäftsfelderund
Märkte
Webseite:lash‐nrw.de
BeschäftigungsförderungfürMenschenmit
BehinderungüberdasTariftreue‐und
VergabegesetzNRW
VortragvonNilsBöhlke,WissenschaftlicherMitarbeiteram
Wirtschafts‐undSozialwissenschaftlichenInstitutderHans
BöcklerStiftung
25
1.ÜberblicküberTariftreue‐undLandesmindestlohnregelungen
MindestlohnimVergabegesetz:
BW,BE,BB,HB,HH,NI,NRW,MV,RP,SL,SH,HE
12Bundesländer
Landesmindestlohngesetz:
BE,HB,HH,SH,
4Bundesländer
Tariftreue‐undMindestlohnregelungen
26
1. TariftreueerklärungaufderBasisdes
Arbeitnehmer‐Entsendegesetzes(AEntG)
2. UmfassendeTariftreuereglungfürden
VerkehrssektorbegründetdurchseineeuroparechtlichenSonderstellung
3. Festlegungeinesallgemeinen
vergabespezifischenMindestlohnsvonderzeit8,85Euro
WeiteresozialeKriterienimTVgGNRW

Frauenförderung

ILO‐Kernarbeitsnormen

UmweltfreundlicheBeschaffung

GeltungauchfürLeiharbeiterinnenundLeiharbeiter

„Weiteresoziale,umweltbezogeneoderinnovativeAspektekönnenvorgegeben
werdenҤ3Abs.4

Wichtig:„Produktbezogenheit“
RechtlicheRahmenbedingungenfürMenschenmitBehinderung
§141Satz1SGBIX:
VergabevonAufträgendurchdieöffentlicheHand
AufträgederöffentlichenHand,dievonanerkanntenWerkstättenfürbehinderteMenschen
ausgeführtwerdenkönnen,werdenbevorzugtdiesenWerkstättenangeboten.
Aber:§4Abs.6TVgGNRW:
AufbevorzugteBietergemäߧ141Satz1[…]findetAbsatz3[Anm.NB:vergabespezifischer
Mindestlohn]keineAnwendung.
Aberebennicht§3Abs.4
2.BeispieleausderPraxis
-
DasmussausdenKommunenkommen!!!
-
DieEvaluierungenderGesetzegebenzudiesemAspektkeineInformationen!
3.WiekönnenwirdasinunsererKommuneumsetzen?
1. Esmusszunächstsichergestelltwerden,dassder§141SGBIXwirklicheingehalten
wird
2. InitiativemussvonderlokalenVergabestelleausgehen
3. EsmusszumProduktpassen(Produktbezogenheit)
4. EsmusseinentsprechendesUmfeldgeschaffenwerden
MöglicheForderungen
•
„WegmitderSonderbehandlungfürWerkstätten!“
27
•
„ArbeitvonMenschenmitBehinderungistnichtwenigerwert!“
•
„FördertUnternehmen,dieInklusionvorleben!“
Webseite:www.tariftreue.de
Beschäftigungsförderung–Ergebnissedes
Workshops
DasTariftreue‐undVergabegesetzNRW(TVgGNRW)wurdeimJahre2012aufDruckvon
GewerkschaftenundderLinksfraktionimLandtagmitdenStimmenvonSPD,GrünenundDIE
LINKEbeschlossen.EsgehtaufeinenEntwurfderLinksfraktionzurück.AnderErarbeitung
desEntwurfswarNilsBöhlkealsFachreferentderFraktionbeteiligt.
HeutearbeitetNilsBöhlkebeiderHans‐Böckler‐Stiftung.
BeiderKonferenzleiteteNilsBöhlkezusammenmitBarbaraSchmidt,Sprecherinder
FraktionDIELINKEimLWL,dieArbeitsgruppe3„BeschäftigungsförderungfürMenschenmit
BehinderungüberdasTariftreue‐undVergabegesetzNRW“.ZuBeginnstellteerdasTVgG
NRWineinemImpulsvortragvor.
DasTVgGNRWlegtfürNRWeinenvergabespezifischenMindestlohnvon8,85Eurofest.
Weiterwirdfestgelegt,dassdieKernarbeitsnormenderInternationalenArbeitsorganisation
(ILO),wiez.B.dasVerbotvonKinderarbeitoderSklavenarbeitunddasRechtauf
gewerkschaftlicheVertretungverbindlichsind.EineSonderstellungnehmendieVergabenim
VerkehrsbereichaufgrundvoneuroparechtlichenVorschriftenein.Aberauchhiergiltdas
TVgG.DasGesetzlegtfest,dassauchsozialeKriterienbeiderAuftragsvergabe,wie
beispielsweisedieFrauenförderung,eingefordertwerdenmüssen/können.Auchweitere
sozialeundökologischeKriterienkönnenvorgegebenwerden.DasTVgGgiltfüralle
UnternehmenmitöffentlicherMehrheitsbeteiligung.
EineAusnahmeistimTVgGistfestgelegt:BeiVergabennach§141Satz1SGBIXsollen
AufträgederöffentlichenHand,dievonanerkanntenWerkstättenfürbehinderteMenschen
ausgeführtwerdenkönnen,bevorzugtdiesenWerkstättenangebotenwerden.Hiergilt
jedoch,dassderMindestlohnvonaktuell8,85Euronichtgilt.
28
WeiterInfoszumTVgGfindetmalimInternetunterwww.tariftreue.de.Dortstelltdas
Wirtschafts‐undSozialwissenschaftlicheInstitutderHans‐Böckler‐Stiftunglaufendaktuelle
InformationenzudenTariftreue‐RegelungenindenBundesländernzurVerfügung.
SchwierigkeitenundProblemegibtesbeimTVgGanfolgendenStellen:BeiFahrdienstenfür
behinderteMenschenundimSchülerInnenspezialverkehrwirdoftderMindestlohnnicht
eingehalten(BeschwerdensindüberdieHotlinedesMinisteriumsmöglich).DerZollistfür
dieKontrollederEinhaltungdesMindestlohnszuständig.Hiergibtesjedochoftzuwenig
PersonalundzuwenigKontrollen.DieRatsvertreterInnenderLINKENhabenein
AkteneinsichtsrechtbeiörtlichenVergabeverfahren.Siekönnensozumindestüberprüfen,ob
dieAnforderungeninderAusschreibungkorrektsindundobdasmitderVergabebedachte
UnternehmendieKriterieneinhaltenwill.
SchwerbehindertimBetrieb:Gesicherter
ArbeitsplatzundangepassteArbeitohne
Leistungsdruck?–Workshopergebnisse
FrauEvaJäger‐Kuhlmann,LWLIntegrationsamt
DetlefBieber,FreigestellterVorsitzenderderLandesarbeitsgemeinschaftder
SchwerbehindertenvertretungenderHochschulenNRW
Moderation:RolfKohn,SprecherderLWL‐FraktionundderLAGSelbstbestimmte
BehindertenpolitikNRW,DIELINKE
JedesMitgliedderArbeitsgruppestelltesichzunächstvor.DieTeilnehmer/innenberichteten
überihrekonkretenSchwierigkeitenalsMenschmitBehinderungimRegelbetrieb.Sowarin
einemBetriebdasBüroderSchwerbehindertenvertretungnichtbarrierefreizuerreichenund
dieSchwerbehindertenparkplätzewarendurchnichtbehinderteKolleginnenundKollegen
besetzt.
EinandererTeilnehmerstelltefest,dassoftnichtoffenmitMenschenmitBehinderungenim
BetriebumgegangenwirdundderArbeitsplatznursolangegesichertist,solangeerauch
gefördertwird.DieswarauchtrotzenormerpersönlicherAnstrengungund
LeistungssteigerungderFall.
EineKolleginmitMigrationshintergrunderzählte,dassbeiihrdieArbeitsplatzsuchedoppelt
schwierigist.AuchdiegesundheitlicheVersorgungistoftnichtbarrierefrei:Sowardie
medizinischeAbteilunginderRehaklinikmitRollatoroderRollstuhlkaumzuerreichen.
29
EinSchwerbehindertenvertreterundBetriebsratstelltefest,dassdieBelegschaftenein
immerhöheresDurchschnittsalterhaben.Auchgibtesheutehäufigpsychischerkrankte
Kolleg/innenunddieErhaltungdesArbeitsplatzesistsehrschwer.Teilweisegibtes
SchwierigkeiteninderZuständigkeitz.B.zwischenArbeitsamtundIntegrationsfachdienst.
DieBereiche,indenenfrüherMenschenmitBehinderungweiterarbeitenkonnten,gibtes
heutenichtmehrodersindoutgesourct:Pförtner/innen,Telefonzentrale,innerbetriebliche
BotinnenundBoten,Waschkaueoderauch“Hofkehren“.
InBochumtreffensichdieSchwerbehindertenvertreterInnenderBetriebealledreiMonate
mitdemIntegrationsfachdienstzumInformations‐Austausch.
EinweiteresThemawaren„Willkürvermittlungen“desArbeitsamtesinBereiche,wo
manaufGrundseinerBehinderunggarnichtarbeitenkann.
AlsVerbesserungenfürdenRegelbetriebwurdenvorgeschlagen:
‐
Besserepersonelle,sachlicheundrechtlicheAusstattungder
Schwerbehindertenvertretung
‐
EinezeitlichunbefristeteFörderungvonArbeitsplätzenfürMenschenmit
Behinderung
‐
BesondereFörderprogrammefürMenschenmitBehinderungmit
Migrationshintergrund
‐
MehrZusammenarbeitvonzuständigenStellenundeinegenauereAbgrenzungbeider
Zuständigkeit
‐
SpezielleAngebotefürMenschenmiteinerpsychischenBehinderung
IV. WaskönnenwirvomBundesteilhabegesetz
erwarten?
TeilhabefürEmanzipation!?–Das
Bundesteilhabegesetzzwischen
AnspruchundWirklichkeit
SonjaKemnitz,ReferentinfürGesundheits‐
undPflegepolitikinderBundestagsfraktion
DIELINKE,MitgliedderLAG
SelbstbestimmteBehindertenpolitikBerlin
Foto:privat
30
"NichtdieEingliederungshilfemussausdemFürsorgesystemherausgelöstwerden,sondern
diebehindertenMenschen,diebisherklein,armundabhängiggehaltenwerden„(Carl‐
WilhelmRößler–ForumbehinderterJuristinnenundJuristen)
Einuraltes„griechisches“Thema…DerPhilosophAristotelesgegenPlaton:Teilhabeistein
leeresWort–nurpoetischeMetapher.Esmußgefülltwerden.Weralsofüllt„Teilhabe“wiemit
welcherBedeutung?Proklossagt460n.Chr.:ArtundAusmaßeinerTeilhabehängtvom
jeweilsTeilhabendenab…istderStreitum`sBundesteilhabegesetz
EineunendlicheGeschichte?
‐AntragderBT‐FraktionCDU/CSU1973(!)dieBundesregierungsolle"einLeistungsgesetz
fürBehindertevorlegenmitderZielsetzung,dasLeistungsrechtfürBehinderteausdem
Bundessozialhilfegesetzheraus‐zunehmenunddievorgesehenenLeistungenunabhängigvon
denEinkommens‐undVermögensverhältnissenderBetroffenenundihrerFamilien
gewähren.„
‐AntragderBT‐FraktionDIELINKEvom30.11.2006(BT‐Drs.16/3698)
‐KampagnevonISLe.V.undForseA2009
StillstandsgründeFehlenderpolitischerWilleundöffentlicherDruck
‐DerBismarckscheVersicherungsstaat
‐EinrichtungszentrierteBehindertenhilfe
‐BehindertenverbändevertretennachBehinderungsartunderbringenFürsorgeleistungen
‐SchwacheSelbstvertretungderMenschenmitBehinderung–wenigbehinderungsarten‐
übergreifendeInitiativen:ISL,ABiD,NitsA,ForseA.
‐KeingesellschaftlichesWillkommen,weilschwacheMenschenrechtskulturinDeutschland
AufschwungundneueImpulse
‐MitderUN‐Behindertenrechtskonventionseit2009
‐ErsterGesetzentwurf:FbJJ(ForumbehindertenJuristinnenundJuristen)–03.05.2011
‐AntragderBT‐FraktionDIELINKE(Drucksache17/7889vom24.11.2011)
‐ZweiterGesetzesvorschlagFbJJ–Mai2013
‐DüsseldorferErklärungderBehindertenbeauftragtenvonBundundLändern10./11.Juni
2013
‐90.TagungASMKNovember2013
‐Koalitionsvertrag18.Wahlperiode–Ankündigung
31
‐AntragderBT‐FraktionDIELINKE2014(BT‐Drs:18/1949vom01.07.2014)FbJJ/ASMK–
KonferenzderArbeits‐undSozialministerderLänder
DiegegenwärtigeChance
GleichzeitigeBereitschaftallerAkteureinBundundLändernzurEingliederungshilfe‐Reform
a)NachwachsenderinternationalerKritikanDeutschlandzurUmsetzungderUN‐BRKb)vor
demHintergrundvonKrise+FinanzverfassungderKommunen(Schuldenbremse2011und
Neuverschuldungsverbotab2020fürdieLänder)
‐VerlagerteSozialausgabenvomBund(Länderanteilstiegvon6%60erJahreauf23%in
2009)c)ErstarkteInteressenvertretungderMenschenmitBehinderungen
DerUN‐FachausschussFürdieRechtevonMenschenmitBehinderungenerklärtebeider
PrüfungdesStaatenberichtsderBRD,April2015:
DieInklusionbetreffend,fordertderAusschuss,MenschenmitBehinderungeneine
unabhängigeLebensführunginderGemeindezuerleichtern(Ziffer42b))stattweiteran
DoppelstruktureninBildung,WohnenundArbeitfestzuhalten.Insbesondereseidas
segregierendeSchulwesenzurückzubauen(Ziffer46b)unddieBehindertenwerkstätten
zugunsteneinerBeschäftigungimerstenArbeitsmarktschrittweiseabzuschaffen(Ziffer50
b)).
WasmussdrinseinfürMmB?
‐ModernesTeilhaberechtimSinnederUN‐BRK–selbstbestimmteLebensführung
‐BedarfsdeckendeUNDeinkommens‐undvermögensunabhängigeTeilhabeleistungen
‐GewährtalsNachteilsausgleich
‐EinschließlichpersönlicherAssistenzinjederLebenslageundLebensphase
‐DurchbundeseinheitlicheBedarfsfeststellung
‐OhneBedürftigkeitsprüfung
‐Mit(vomKostenträgerundLeistungserbringer)unabhängigerBeratung
VerborgeneGefahren
‐ZeitlicheVerzögerungen
‐Bundesregierung:Finanzierungsvorbehalt
‐UneinigkeitderKoalition
‐AbkoppelungderEntlastungderKommunenvonderReformderEHvom18.03.2015spaltet
dieLänderundgefährdeteinBundesteilhabegeld
‐IllusionenvonMenschenmitBehinderungen
‐ZuwenigUnterstützungausdenGewerkschaften
‐BürokratischeÜberregelungen
‐Institutionen‐stattEmanzipationsförderung
32
Gretchenfragen
‐SelbstbestimmteoderprekäreLebensführung?
‐TeilhabepaketoderSparprogramm?
‐LeistungsausweitungoderLeistungsnivellierung?
‐IndividuellerBedarfoderKostenvorbehalt?
‐AlleodereinigeGruppenbehinderterMenschen?
‐ReguläreAusbildungundArbeitoderSondereinrichtungen?
‐EntgeltoderMindestlohninderWerkstatt?
‐DauerhaftefinanzielleBundesverantwortung?
‐MenschenmitBehinderungenalskompetenteExpertenoderBittsteller?
HochrangigesBeteiligungsverfahren
‐ImBundesministeriumfürArbeit+Soziales
‐KeinklardefiniertesInstrument–oftEU
‐„höhergestellt“,aberauch„vorgeordnet“
‐wirdvonderExekutiveberufenProbleme:‐WermachtTeilnehmerstrukturundRegeln?‐
WiebindendieErgebnissedieRegierung?‐WieunabhängigbleibendieTeilnehmerim
späterenDiskussionsverlauf?
DerVerlauf
‐ZweiArbeitsgruppenaufBundesebene
‐„Fachexpertenarbeitsgruppe“(Parität,AktionPsychischKranke,bvkm,BAGSelbsthilfe,
Lebenshilfe,rbm,ZSL,SoVD,BBNRWundBrandenburg)
‐24.06.2014GesprächBMNahles/BAGFWauchzurReformEH(BMNahles:„andere
RegelungenbeiVermögenundAnsparen“)
‐AGBTHG:30Vertreter:MmB(13),Bundesländer(5),KommunaleSpitzenverbände(3),
Sozialversicherung(GKV,RV,UVBA),Sozialpartner(BdA,DGB),KSKundBR
‐9Treffen–Abschlussam14.04.2015
‐www.gemeinsam‐einfach‐machen.de
EinigeDissenspunkte
‐„keineNEUEAusgabendynamik“(Koalitionsvertrag)
‐Volle„Einkommens‐undVermögensunabhängigkeitoderhöhereFreibeträge?
‐KreisderLeistungsberechtigten(Mehrfachschwerstbehinderte)
‐Leistungsgruppenerweitern?„Bildung“und/oder„Assistenz“
‐Bundesteilhabegeld‐BehinderungsbegriffimSGBIX.
BeispielBundesteilhabegeld
‐PauschaleGeldleistunganrechnungsfrei
33
‐UnabhängigvonderBehinderungsart
‐GestaffeltoderunabhängigvomBehinderungsgrad?
‐GeteiltinSelbstbehaltundLeistungsträgeranteiloderindividuellvollverfügbar?
‐SockeloderErsatzderFachleistung?
‐Dauerhaftbundesfinanziert?‐SchonbedingungslosesGrundeinkommenodernoch
mehrHartzIV?
Wieesparlamentarischweitergeht
‐ReferentenentwurfdesBMAS‐Herbst2015
‐StellungnahmenVerbände–EINEStimme?
‐GesetzesvorschlagderBundesregierung
‐1.LesungimBundestag
‐öffentlicheAnhörung–breiteTeilnahme
‐2.und3.LesungimBundestag
‐ZustimmungspflichtdesBundesrates‐Gesetzsollzum01.07.2016imGesetz‐blattstehen
(BundesministerinNahles)undbiszum01.01.2018inKrafttreten
Wastun?
‐Illusionenabbauen‐vernetzen
‐überdieKernforderungenderBehinderten‐bewegungaufklären
‐dieBundesverantwortungbetonen
‐ÖffentlicheAktionen:Petitionen,Hearings
‐AbgeordneteindenWahlkreisenauffordern
‐Eigeninteressend.Verbändezurückstellen
‐BehinderungsartenundanderesozialeGruppennichtgegeneinanderausspielen
‐DiePerspektiveerweitern
PolitischerHorizont
‐EsgehtnichtnurumbehinderteMenschen
‐sondernumallemitUnterstützungsbedarf:
‐chronischKranke
‐KinderundJugendliche
‐Ältere,HochbetagteundzuPflegende
‐MigrantinnenundMigranten
‐WohnungsloseundArbeitslose
‐EsgehtumeinmenschenrechtlichesGrundverständnisdesSozialstaatesunddie
AufhebungvonDiskriminierung
Informationsportale:
‐www.gemeinsam‐einfach‐machen.deVeröffentlichungderDebatteinderAGBTHGimBMAS
34
‐www.teilhabegesetz.orgPlattformderöffentlichenInitiativenfürdasBTHG
‐www.kobinet‐nachrichten.org
‐www.institut‐fuer‐menschenrechte.de/monitoring‐stelle/staatenberichtspruefung/crpd‐
follow‐up/
‐www.brk‐allianz.de‐SchattenberichtderZivilgesellschaftzurUmsetzungderUN‐BRKin
Deutschland
‐www.nitsa‐ev.de–NetzwerkfürInklusion,Teilhabe,SelbstbestimmungundAssistenze.V.
NeueLeistungenzurTeilhabeam
Arbeitslebendurchdas
Bundesteilhabegesetz
Dr.SabineWendt,Rechtsanwältin
Marburg
WaswurdeinderArbeitsgruppeBundesteilhabegesetz(BTG)zurTeilhabeam
Arbeitslebenbesprochen?
1.ÖffnungderWfbM„nachunten“fürWerkstattunfähige
●MehrausgabenfürdieBundesagenturfürArbeitfürdenBerufsbildungsbereich
●MehrausgabenfürdieSozialversicherung
●Problem:AbsenkungderLöhne,weilArbeitsergebnisfürmehrPersonenverwendet
werdenmuss
●KeineEinschränkungdesWunsch‐undWahlrechts:Wernichtarbeitenwillmussweiter
EingliederungshilfeinTagesförderstättenerhalten
2.ÖffnungderWfbMnachaußendurchZulassungandererAnbieter
●WegfalldesAnerkennungsverfahren,ErsatzdurchZulassungnachSGBIII
●RealisierungdurchdasBudgetfürArbeit
●RechtsanspruchaufEingliederungshilfebleibtbestehen
●FolgenfürdiedauerhaftevolleErwerbsminderung?
35
WelcheReformanliegenwurdennichtbesprochen?
1.DiemangelhafteEntlohnunginWfbM
●DasArbeitsförderungsgeldsollzwarangehobenwerden.
●AbervomMindestlohnistkeineRede,esbleibtdabei,dassdieWfbMkeineLöhne
garantierenmuss,sondernjederzeitkürzenkann.
●Dasändertsichnur,wennmitHilfederGewerkschaftenTarifevereinbartwerden,und
dieWerkstattfinanzierunggeändertwird
2.DiebehindertenBeschäftigtenmüssenmehrRechtegegenüberdenEinrichtungen
undDienstenbekommen
●WerkstattbeschäftigtemüssenvolleArbeitnehmerrechtebekommen
●ProbebeschäftigtewährendderUnterstütztenBeschäftigung,demZuverdienstu.a.müssen
mehrRechteimBeschäftigungsbetriebhaben(ZuständigkeitSchwerbehindertenvertretung
u.a.)
WelcheweiterenForderungenmüssenerfülltwerden?
●AnhebungderAusgleichsabgabeauf6Prozent
●VorrangigeFörderungderIntegrationsbetriebe
●DasForumbehinderterJuristinnenundJuristen(FbJJ)willdurchNeufassungdesBegriffs
derErwerbsfähigkeitauchMenschenmitsehrschwerenBehinderungendenWegzur
TeilhabeamArbeitslebenaufdemallgemeinen
Arbeitsmarktöffnen
●ReformderRechtevonSchwerbehindertenvertretungundWerkstatträten
FolgenfürdieEntlohnung
●StattGrundbetragMindestlohndurchstaatl.Subvention
●EinsparungvonLeistungenfürdenLebensunterhalt
●LohnmussgarantierterKostenfaktorsein,durchtarifvertraglicheRegelung
FolgenfürdieMitwirkung
●UmwandlungderWerkstättenmitwirkungsverordnung(WMVO)mitRechtenanalogdes
Betriebsrats
●GesetzlicheRegelungderZusammenarbeitmitBetriebsratund
Schwerbehindertenvertretung
36
Ausblick–Wiekannesweitergehen?
DieTagungistzuEnde,dieErgebnissezusammengefasstunddokumentiert,aberwiegehtes
weiter,wasnun,wastun?
UnsereIdeeistes,denschonbeiderVorbereitungbeschrittenenWegweiterzugehen:es
sollteninmöglichstvielenStädten–nichtnurinNRW–dieAnfragezurBeschäftigungvon
MenschenmitBehinderungeninderVerwaltunggestelltwerden.Wiewirdindereigenen
VerwaltungdieBeschäftigunggefördert,wiesehendieArbeitsbedingungenaus,istdie
Arbeitsumgebungbarrierefrei?HiersolltenauchdieSchwerbehindertenvertretungenals
„Expertinnen“und„Experten“befragtundmiteinbezogenwerden.Undessolltebeiallen
UmbautenundNeubautendaraufgeachtetwerden,dasseinebarrierefreieVerwaltung
entsteht–dieskommtdenKolleginnenundKollegenzuGuteebensowiedenBesucherinnen
undBesuchern.
VergibtdieStadt,derKreis,öffentlicheAufträgeanIntegrationsunternehmen?Werden
IntegrationsunternehmenoffensivüberAusschreibungeninformiert?WirddasTariftreue‐
undVergabegesetz,werdenanderegesetzlicheMöglichkeitengenutzt,umdieBeschäftigung
vonMenschenmitBehinderungzufördern?Nachdemwirdasnachgefragthaben–undwir
erwartendortsehrmagereErgebnisse–solltenwirdieVerwaltungenauffordern,einKonzept
vorzulegen,wieArbeitsplätzefürMenschenmitBehinderungdurchdieVergabeöffentlicher
Aufträgegefördertwerdenkönnen.
DieAusgestaltungdesBundesteilhabegesetzeswirdfürdienächstenJahredieStrukturen
legenunddenRahmenbilden,wieMenschenmitBehinderungaufdem1.Arbeitsmarkt
teilhabenkönnen.WiesiehtesausmitArbeitsassistenz,wiemitderMobilitätzum
Arbeitsplatz?AuchistdieFrage,wiesichderBundanderFinanzierungderTeilhabe,der
Eingliederungshilfebeteiligt.WenndieseBeteiligungnichtgeschieht,wirdgeradeinNRWder
DruckaufdieLandschaftsverbändegroß,StandardsundLeistungenfürMenschenmit
Behinderungenzusenken.Auchhieristesdringendnotwendig,dieDebatteumdas
BundesteilhabegesetzindieKreiseundKommunenzutragen.ImHerbstdiesenJahreswird
eseinenerstenReferentInnenentwurfdesGesetzesgeben,wirmüssenversuchen,dasThema
indenKommunenbekanntzumachen,esdortzudiskutieren,fürdiezentralenForderungen
nachEinkommens‐undVermögensunabhängigkeitzuwerben.Füraufdeneinzelnen
MenschenzugeschnitteneundbedarfsdeckendeLeistungen.
DieEinnahmenausderAusgleichsabgabestagnieren,beimLWListdeswegendieFörderung
vonneuenArbeitsplätzeninIntegrationsbetriebeneingestellt.Waspassiert,wennkeinGeld
mehrdafürdaist,Arbeitsplätzebehindertengerechtzugestalten,sodassKolleginnenund
37
Kollegendortweiterarbeitenkönnen?AuchhierhabenwirunsmiteinemVorschlagfüreine
ResolutionzurErhöhungderAusgleichsabgabeundderbesserenFinanzierungdurch
Steuermitteleingebracht.
DieBundestagsfraktionDIELINKEwirdimJuni2015einenweiterenGesetzesentwurfzur
GutenArbeitfürMenschenmitBehinderungvorlegen.DortsinddieRahmenbedingungen
genannt,diewirfüreineguteArbeitfürMenschenmitBehinderungenbrauchen.Auchdiesen
müssenwirbekanntmachen.
WirbrauchenaberdieZusammenarbeitmitderSelbsthilfevonMenschenmitBehinderung,
denWerkstättenundIntegrationsbetrieben,denIFD’sunddenGewerkschaften,den
SchwerbehindertenvertretungenundWerkstatträten.Wirbrauchendiegegenseitige
Information.NurdannkönnenwirErfolghaben.
Undnursowirdesauchmöglichsein,langfristigdieWerkstättenalsSondereinrichtungenfür
MenschenmitBehinderungenzuüberwinden.DerrichtigeWegistersteingeschlagen,wenn
derTrendsichumkehrt,Werkstattplätzenichtmehrzunehmen,sondernabgebautwerden
können.InDeutschlandundÖsterreichhabenSondereinrichtungenlangeTraditionundsind
dadurchfestverankert.InandereneuropäischenLändernistdasanders,Großbritannienhat
2013denSchrittgewagtundalleWerkstättengeschlossen.Am17.AprilhatderUN‐
AusschussfürdieRechtevonMenschenmitBehinderungeneinenKatalogmit25Fragenzum
erstenStaatenberichtderBundesrepublikDeutschlandbeschlossen.DerAusschussfragt
unteranderem,wiedievielenSondereinrichtungenfürMenschenmitBehinderungenauf
Daueraufgelöstwerdenkönnen–unddazugehörenauchdieWerkstätten
BarrierefreiheitundeineinklusiveGesellschaftbeginntimKopf.Auchdieinklusiveund
barrierefreieArbeitswelt,mitMindestlohnundArbeitsvertragentstehtimKopf,mussgewollt
werden,alsMenschenrechtbegriffenundgefördertwerden.Daskönnenwirschaffen,wenn
wiresüberallthematisierenundeinfordern.WennwirdieErgebnisseunsererTagung
nutzen,sieweiterentwickelnundweiterdamitarbeiten,könnenwirundwerdenwirErfolg
haben.
38
Dokumente
AnfragezurVergabevonstädtischenAufträgenan
IntegrationsbetriebeundWerkstättenfürMenschenmit
Behinderungen
ArbeitundBeschäftigungfürMenschenmitBehinderung‐UmsetzungderUN‐
Behindertenrechtskonvention
(FormulierungfürKreise)
SehrgeehrteDamenundHerren,
seit2009giltinDeutschlanddieUN‐Behindertenrechtskonvention.SiegarantiertMenschen
mitBehinderungendasRechtaufeinselbstbestimmtesLeben.Umdiesesselbstbestimmte
Lebenführenzukönnen,wirdimArtikel27,ArbeitundBeschäftigung,festgehalten:
„dieVertragsstaatensichernundförderndieVerwirklichungdesRechtsaufArbeit,
einschließlichfürMenschen,diewährendderBeschäftigungeineBehinderungerwerben,durch
geeigneteSchritte,einschließlichdesErlassesvonRechtsvorschriftenumunteranderem....e)für
MenschenmitBehinderungenBeschäftigungsmöglichkeitenundberuflichenAufstiegaufdem
ArbeitsmarktsowiedieUnterstützungbeiderArbeitssuche,beimErhaltundderBeibehaltung
einesArbeitsplatzesundbeimberuflichenWiedereinstiegzufördern.“.
IndiesemZusammenhangstellenwirdienachstehendenFragen:
1.) WerkstättenfürMenschenmitBehinderungen

WelcheWerkstättengibtesinunseremKreis?
o WievieleMenschenmitBehinderungarbeitendort?
o WievieleMenschenohneBehinderungarbeitendort?
o WasfüreinEntgeltbekommendieMenschenmitBehinderungim
Durchschnitt?

WelcheProduktestellendieWerkstättenher,welcheDienstleistungenbieten
siean?

WelchedieservonWerkstättenhergestelltenProdukteundangebotenen
DienstleistungenwürdenvomKreisbenötigt?
39

WelcheWerkstättenwurdenvomKreismitwelchenAufträgenbedacht?

WelcheWerkstättenhabensichbeimKreisumAufträgebeworben?

WirdderNRW‐Runderlassvom22.3.2011zurbevorzugtenVergabean
Werkstättenangewandt?

HatderKreisdieMöglichkeit,beiWerkstättendasTariftreue‐und
Vergabegesetzanzuwenden?
2.) IntegrationsbetriebeundBetriebemitIntegrationsabteilungen

WelcheIntegrationsbetriebeoderBetriebemitIntegrationsabteilungengibtesin
unseremKreis?
o WievieleMenschenmitBehinderungarbeitendort?
o WievieleMenschenohneBehinderungarbeitendort?
o WirdTariflohngezahlt,wirdderMindestlohnbezahlt?

WelcheProduktestellendieIntegrationsbetriebeoderBetriebemit
Integrationsabteilungenher,welcheDienstleistungenbietensiean?

WelchedieservonIntegrationsbetriebenundBetriebenmit
IntegrationsabteilungenhergestelltenProdukteundangebotenenDienstleistungen
würdenvomKreisbenötigt?

WelcheIntegrationsunternehmenundUnternehmenmitIntegrationsabteilungen
wurdenvomKreismitAufträgenbedacht?

WelcheIntegrationsunternehmenoderUnternehmenmitIntegrationsabteilungen
habensichbeimKreisumAufträgebeworben?

HatderKreisdieMöglichkeit,dasTariftreue‐undVergabegesetzNRWbei
IntegrationsbetriebenundBetriebenmitIntegrationsabteilungenanzuwenden?
AnfrageBeschäftigungvonMenschenmitBehinderung
inderKreisverwaltung
ArbeitundBeschäftigungfürMenschenmitBehinderung‐UmsetzungderUN‐
Behindertenrechtskonvention
(FormulierungfürKreiseinNRW)
SehrgeehrteDamenundHerren,
40
seit2009giltinDeutschlanddieUN‐Behindertenrechtskonvention.SiegarantiertMenschen
mitBehinderungendasRechtaufeinselbstbestimmtesLeben.Umdiesesselbstbestimmte
Lebenführenzukönnen,wirdimArtikel27,ArbeitundBeschäftigung,festgehalten.
Soheißtesz.B.imArtikel27gderUN‐BRK:
„dieVertragsstaatensichernundförderndieVerwirklichungdesRechtsaufArbeit,
einschließlichfürMenschen,diewährendderBeschäftigungeineBehinderungerwerben,durch
geeigneteSchritte,einschließlichdesErlassesvonRechtsvorschriftenumunteranderem....g)
MenschenmitBehinderungenimÖffentlichenSektorzubeschäftigen.“
IndiesemZusammenhangstellenwirdienachstehendenFragen:
1.) WievieleschwerbehinderteBeschäftigtearbeitenbeimKreis?
2.) WiehochistbeimKreisdieBeschäftigtenquotevonschwerbehindertenBeschäftigten?
3.) WurdenvomKreisschwerbehinderteMenscheneingestelltundwenn,inwelchem
Umfang?
4.) WurdenvomKreisschwerbehinderteMenschen,dievorherinWerkstättengearbeitet
habenundwenn,inwelchemUmfang?
5.) GibteseineninternenStellenmarktfürBeschäftigte,diesicheineSchwerbehinderung
imLaufeihrerTätigkeiterworbenhaben?WerdenindiesemStellenmarktauchdie
demKreisgehörendenUnternehmungenundBeteiligungeneinbezogen?
6.) WelcheunterstützendenAngebotegibtesseitensdesArbeitgebersfürMenschenmit
Behinderung?WieistdieInfrastrukturinnerhalbderVerwaltungfürMenschenmit
Behinderung(Behindertentoiletten,barrierefreierundergonomischerArbeitsplatz
usw.)?
AntragderFraktionDIELINKE.imLWL:„Resolution
zurAusgleichsabgabeundzurFörderungder
BeschäftigungvonMenschenmitBehinderung“
DieLandschaftsversammlungmögebeschließen:
DieLandschaftsversammlungdesLandschaftsverbandesWestfalen‐Lippefordertdie
BundesregierungunddenDeutschenBundestagauf,gesetzgeberischwirksamzuwerden
1.) damitdieBeschäftigungspflichtquoteimSGBIXfürMenschenmitBehinderungen
sofortauf6%angehobenwird,
41
2.) damitdieBeschäftigungspflichtquoteregelmäßigderErwerbsbeteiligung
schwerbehinderterMenschenangepasstwird,
3.) damitdieAusgleichsabgabeumdasVierfachederbisherigenRegelungangehoben
wird
Begründung:
EinzentralesZielderUN‐BehindertenrechtskonventionistdieAuflösungvon
Sondereinrichtungen.DerLWLhatdeswegenindenvergangenenJahrenäußersterfolgreich
dieSchaffungvonArbeitsplätzeninIntegrationsbetriebenundBetriebenmit
IntegrationsabteilungenüberdieAusgleichsabgabemitfinanziert.AuchüberdieBeratungder
IntegrationsfachdienstekonntenzahlreicheArbeitsplätzefürMenschenmitBehinderungen
aufdemregulärenArbeitsmarktgeschaffenwerden.ZieldesLWLdabeiwares,langfristige
ArbeitsplätzeundStrukturenzuentwickeln.
UnterstützendhatderLWLinsgesamt3MessenfürIntegrationsunternehmendurchgeführt,
diebundesweitBeachtungfinden.DadurchkonntenweitereInteressent/innengefunden
werden,dieIntegrationsunternehmengründenwollen.AlleinnachderDurchführungder
letztenLWL‐Messesindweitere40AnfragenundAnträgeaufNeugründungenund
Erweiterungeneingegangen.
DieHandwerkskammerMünsterwirdvomLWLunterstützt.Sokonnteeinefundierte
betriebswirtschaftlicheBeratungvonIntegrationsbetriebenundschwerbehinderten
Existenzgründerinnenund‐gründerneingerichtetwerden,dieseitJahrenguteArbeitleistet.
DerLWLhatdamitinderVergangenheitdasimArtikel27derUN‐
BehindertenrechtskonventionfestgehalteneRechtvonMenschenmitBehinderungenauf
einenoffenen,inklusivenundfürMenschenmitBehinderungenzugänglichenArbeitsmarkt
umgesetzt.UnderhatdieBeschäftigungvonMenschenmitBehinderungenimprivaten
Sektor„durchgeeigneteStrategienundMaßnahmengefördert“,wieinderUN‐
Behindertenrechtskonventiongefordert.
DieLandschaftsversammlungfordertdeshalbdenDeutschenBundestagunddie
Bundesregierungauf,dieo.g.Maßnahmenzuergreifen,damitderLWLinZukunftweitere
ArbeitsplätzefürMenschenmitBehinderungeninRegelbetriebenundIntegrationsprojekten
fördernkann.DerLWLwillguteArbeitfürMenschenmitBehinderungenaußerhalbvon
Sondereinrichtungenschaffen,sowieesdieUN‐BRKvorsieht.
AlsgesamtgesellschaftlicheAufgabeundVerpflichtungdurchdieUN‐
Behindertenrechtskonvention,dieTeilhabevonMenschenmitBehinderungamArbeitsleben
42
zuermöglichen,mussdieFörderungregulärerBeschäftigungsowiedieEingliederungshilfe
langfristigaufderBundesebenesteuerfinanziertwerden.
AuchderParitätischeGesamtverbandfordertdieAusgleichsabgabezuerhöhenundden
MehrbedarfausSteuermittelnabzusichern.
AnfragederKreistagsfraktionDIELINKEin
RecklinghausenimJanuar2015:Arbeitund
BeschäftigungfürMenschenmitBehinderung‐
UmsetzungderUN‐Behindertenrechtskonvention
SehrgeehrteDamenundHerren,
seit2009giltinDeutschlanddieUN‐Behindertenrechtskonvention.SiegarantiertMenschen
mitBehinderungendasRechtaufeinselbstbestimmtesLeben.Umdiesesselbstbestimmte
Lebenführenzukönnen,wirdimArtikel27,ArbeitundBeschäftigung,festgehalten.
Soheißtesz.B.imArtikel27derUN‐BRK:
„dieVertragsstaatensichernundförderndieVerwirklichungdesRechtsaufArbeit,
einschließlichfürMenschen,diewährendderBeschäftigungeineBehinderungerwerben,durch
geeigneteSchritte,einschließlichdesErlassesvonRechtsvorschriftenumunteranderem....e)für
MenschenmitBehinderungenBeschäftigungsmöglichkeitenundberuflichenAufstiegaufdem
ArbeitsmarktsowiedieUnterstützungbeiderArbeitssuche,beimErhaltundderBeibehaltung
einesArbeitsplatzesundbeimberuflichenWiedereinstiegzufördern.“
IndiesemZusammenhangstellenwirdienachstehendenFragen:
3.) WerkstättenfürMenschenmitBehinderungen

WelcheWerkstättengibtesinunseremKreis?
o WievieleMenschenmitBehinderungarbeitendort?
o WievieleMenschenohneBehinderungarbeitendort?
o WasfüreinEntgeltbekommendieMenschenmitBehinderung?

WelcheProduktestellendieWerkstättenher,welcheDienstleistungenbieten
siean?
43

WelchedieservonWerkstättenhergestelltenProdukteundangebotenen
DienstleistungenwürdenvomKreisbenötigt?

WelcheWerkstättenwurdenvomKreismitwelchenAufträgenbedacht?

WelcheWerkstättenhabensichbeimKreisumAufträgebeworben?

WirdderNRW‐Runderlassvom22.3.2011zurbevorzugtenVergabean
Werkstättenangewandt?

HatderKreisdieMöglichkeit,beiWerkstättendasTariftreue‐und
Vergabegesetzanzuwenden?
4.) IntegrationsbetriebeundBetriebemitIntegrationsabteilungen

WelcheIntegrationsbetriebeoderBetriebemitIntegrationsabteilungengibtesin
unseremKreis?
o WievieleMenschenmitBehinderungarbeitendort?
o WievieleMenschenohneBehinderungarbeitendort?
o WirdTariflohngezahlt,wirdderMindestlohnbezahlt?

WelcheProduktestellendieIntegrationsbetriebeoderBetriebemit
Integrationsabteilungenher,welcheDienstleistungenbietensiean?

WelchedieservonIntegrationsbetriebenundBetriebenmit
IntegrationsabteilungenhergestelltenProdukteundangebotenenDienstleistungen
würdenvomKreisbenötigt?

WelcheIntegrationsunternehmenundUnternehmenmitIntegrationsabteilungen
wurdenvomKreismitAufträgenbedacht?

WelcheIntegrationsunternehmenoderUnternehmenmitIntegrationsabteilungen
habensichbeimKreisumAufträgebeworben?

HatderKreisdieMöglichkeit,dasTariftreue‐undVergabegesetzNRWbei
IntegrationsbetriebenundBetriebenmitIntegrationsabteilungenanzuwenden?
AntragderFraktionDIELINKE.imLVR13/171:
BeschäftigungvonHausmeistergehilfen
Beschlussvorschlag:
DasProjekt„Hausmeistergehilfen“,dasderLVRmitderStadtKölnvereinbarthat,unddasam
31.01.2012auslaufensoll,wirdunbefristetverlängert.DieentsprechendenMittelwerdenim
44
Haushaltbereitgestellt.FürdieAnstellungvonAssistentinnenundAssistentenanweiteren
SchulensolldieVerwaltungzusätzlicheMittelimHaushaltbereitstellen.
Begründung:
Am15.01.2009wurdeimJosef‐Dumont‐Berufskolleg,KölneineVereinbarungzwischender
StadtKöln,denGemeinnützigenWerkstättenunddemLandschaftsverbandRheinlandzur
BeschäftigungvonjungenMenschenmitBehinderungalsHausmeisterhelferund
SchulassistentenanSchuleninKölngetroffen.DiebeidenSchulträgerLVRundStadtKöln
„kaufen“quasieineDienstleistungbeidenGemeinnützigenWerkstättenKölnGmbHein,die
vondenBeschäftigtenderWerkstättenerbrachtwird.
ImdenSchulausschüssenvom02.02.2009und08.03.2010wurdedurchdieVerwaltung
mitgeteilt,dassdasPilotprojektsehrgutangenommenwerdeunddasandereKommunen
angeregtwerdensollen,dasModellzuübernehmen.
DasKölnerVerfahrenbringtfürMenschenmitBehinderungneueOptionenunddie
FörderungeinerberuflichenPerspektiveaufdemallgemeinenArbeitsmarkt.DieMaßnahme
istdamiteinpraktischesKonzeptfürsubstanzielleInklusion.AusdiesenGründenistdie
Fortführungbzw.eineAusweitungderMaßnahmeunbedingtangezeigt.
AntragderFraktionDIELINKE.imBundestag:Gute
ArbeitfürMenschenmitBehinderung
DeutscherBundestag
Drucksache 17/9758
23.05.2012
17.Wahlperiode
AntragderAbgeordnetenDr.IljaSeifert,SabineZimmermann,JuttaKrellmann,DianaGolze,
AgnesAlpers,MatthiasW.Birkwald,Dr.MartinaBunge,HeidrunDittrich,KlausErnst,Katja
Kipping,YvonnePloetz,KathrinSenger‐Schäfer,KathrinVogler,HaraldWeinberg,Katrin
Werner,JörnWunderlichundderFraktionDIELINKE.
GuteArbeitfürMenschenmitBehinderung
DerBundestagwollebeschließen:
I.DerDeutscheBundestagstelltfest:
InihremVorwortzumNationalenAktionsplan(NAP)derBundesregierungzurUmsetzung
desÜbereinkommensderVereintenNationenüberdieRechtevonMenschenmit
45
Behinderungen(UN‐Behindertenrechtskonvention–UN‐BRK)erklärtdieBundesministerin
fürArbeitundSoziales,Dr.UrsulavonderLeyen:
„EinzentralerPunktistdieTeilhabeamArbeitsleben.ArbeitstärktdasSelbstvertrauen,ist
sinnstiftend,schafftKontakteundFreundschaften.“
PraktischwerdenjedochvieleMenschenmitBehinderungund/oderchronischen
ErkrankungenstrukturelldiskriminiertunddurchbestehendeBarrierenangenaudieser
TeilhabeamArbeitslebengehindert.DieLageamArbeitsmarktfürMenschenmitschwerer
Behinderungistnachwievorhöchstdramatisch.DieArbeitslosenzahlenstagnierenauf
hohemNiveau.ZudemistnurbeirundjedemsechstenArbeitslosenmitschwerer
BehinderungderGrundderBeendigungderArbeitslosigkeiteineBeschäftigungaufdem
erstenArbeitsmarkt,beiallenübrigeninjedemdrittenFall(s.AntwortderBundesregierung
aufdieSchriftlicheFragederAbgeordnetenSabineZimmermannvom12.März2012,
Bundestagsdrucksache17/9002).Mehrals37000beschäftigungspflichtigeArbeitgeber
beschäftigenüberhauptkeineMenschenmitBehinderung(BundesagenturfürArbeit:
„ArbeitsmarktinZahlen.SchwerbehinderteMenscheninBeschäftigung,Deutschland2010“).
Frauen,ältereMenschenundMigrantinnenundMigrantenmitBehinderungsind
überdurchschnittlichvonArbeitslosigkeitundArmutbetroffen.AuchjungeMenschenmit
Behinderung,dieeineAusbildungodereinStudiumerfolgreichabschlossen,finden–trotzz.
T.hervorragenderZeugnisse–nursehrschwerfesteArbeitsplätze.SelbstPraktikawerden
ihnennochschwererermöglichtalsgleichaltrigenundähnlichausgebildetenjungen
MenschenohneBeeinträchtigungen.EsfehlengezielteMaßnahmenzurUnterstützungund
FörderungjungerMenschenmitBehinderung.
GleichzeitigbeeinträchtigtdiebestehendeArbeitsweltvieleMenschenkörperlichundseelisch
inzunehmendemMaße.AbweichendeArbeitszeitenundArbeitsverdichtungsowieimmenser
psychologischerDruckwegenzuhoherAnforderungenanFlexibilitätundUmfangder
AufgabenlassendieZahlvonMenschenmitBehinderungund/oderchronischen
ErkrankungendirektimErwerbsprozessstarkansteigen.EuropaweitisteinmassiverAnstieg
vonpsychischenProblemenimArbeitslebenfestzustellen.DieRepräsentativerhebungdes
DGB‐Index(DGB=DeutscherGewerkschaftsbund)GuteArbeitkommt2011zuderzentralen
Erkenntnis,dassStresseineimmergrößereBelastungamArbeitsplatzdarstellt.Überdie
HälftederBeschäftigtenarbeitetedemnachsehrhäufigoderoftgehetztundmussseitJahren
indergleichenZeitimmermehrleisten.
WederdiverseSonderregelungenundSonderwegenochEinzelprogrammehabeninder
BundesrepublikDeutschlandnachhaltigzudauerhafterBeschäftigungvonMenschenmit
BehinderungundzueinerAbsenkungderArbeitslosenquoteunterihnengeführt.Ganzim
Gegenteil:IneuropäischenLändernohneFörderschulen,Berufsbildungswerkeund
WerkstättenwerdenstärkereEffektefüreineinklusiveArbeitsweltalsinDeutschlanderzielt.
EsgehtumTeilhabeinArbeitundTeilhabedurchArbeit,umrealeFreiheit,seinLebenselbst
zuerarbeitenundunabhängigzufinanzieren.EinesolcheRichtungineineinklusive
46
ArbeitsweltistdurchdieUN‐Behindertenrechtskonvention,insbesondereArtikel27,
vorgegebenundinDeutschlandseitMärz2009geltendesRecht.Diese
gesamtgesellschaftlicheSelbstverpflichtungwirdallerdingssoungenügendumgesetzt,dass
dieStrukturdieserUmsetzungzuhinterfragenundgrundlegendzuverändernist.
EineHumanisierungderArbeitsweltistdringendgeboten.GuteArbeitmachtwederkrank
nocharm–sieverbindetAus‐undWeiterbildung,existenzsicherndeBezahlungund
dauerhaftePersönlichkeitsentfaltungmiteinander.Entschleunigung,umfassende
Barrierefreiheit,diskriminierungsfreieStrukturen,nachhaltigeFörderungvonMenschenmit
BehinderungsowiewirksameAnreizefürArbeitgeber,diesezubeschäftigen,sind
Maßnahmen,diesowohlallenBeschäftigtenalsauchArbeitgebernzugutekommen.Die
KürzungenderBundesregierungimBereichderArbeitsmarktpolitikverhinderndauerhafte
GuteArbeitfürMenschenmitBehinderungundwirkendeneigenenVerpflichtungenausder
UN‐Behindertenrechtskonventionentgegen.EsdrohteinAbfallunterbereitserreichtes
NiveauanstelleaktiverSchrittehinzuinklusiverArbeitundAusbildung.DieFörderungvon
MenschenmitBehinderunginarbeitsmarktpolitischenMaßnahmenistrückläufigunddroht
aufgrundderSparvorgabenimHaushaltweiterabzusinken.
EtlicheUnternehmenverstoßenohneernsteKonsequenzengegengesetzlicheRegelungen
odernutzenvorhandeneInstrumentariennicht,umMenschenmitBehinderungdauerhaftzu
beschäftigen.DiegesetzlichgeregelteBeschäftigungsquotevonschwerbehindertenMenschen
inHöhevon5ProzentwurdeauchimBerichtsjahr2010mitnur4,5Prozentvonden
Arbeitgebernnichterfüllt.PrivateArbeitgeberlagensogarnurbei4Prozent.Über250000
Pflichtarbeitsplätzeblieben2010unbesetzt.DasInstrumentderAusgleichsabgabeverfehlt
gegenüberdenUnternehmenseineWirkung,istinderHöhezugeringunddurchviele
Sonderregelungenauszuhebeln.InsbesonderesorgtedieAbsenkungderBeschäftigungsquote
imJahr2001von6auf5ProzentfürdauerhafteMindereinnahmen,dieden
HandlungsspielraumbeiderBeschäftigungsförderungvonMenschenmitBehinderung
zusätzlicheinengen.BeschäftigungvonMenschenmitBehinderungwirdinhohemMaßeaus
derVerletzungdergesetzlichenPflichtzurBeschäftigungfinanziert.DieseLogikschreibtdie
ArbeitslosigkeitvonMenschenmitBehinderungletztendlichfest.DieGesamtsituationunddie
aktuelleEntwicklungentsprechennichtdenVorgabenderUN‐Behindertenrechtskonvention.
Artikel27derKonventionsiehtvor,staatlichzusichernundzufördern,dassMenschenmit
Behinderungen„ineinemoffenen,inklusivenundfürMenschenmitBehinderungen
zugänglichenArbeitsmarktundArbeitsumfeldfreiwählenkönnen“undgleichberechtigtmit
anderensind,auchhinsichtlichdesEntgelts.AusSichtvielerBetroffenerundihrer
InteressenverbändeverändernauchdieimNationalenAktionsplanderBundesregierung
festgelegtenMaßnahmendieseSituationnicht.Inder„InitiativeInklusion“werdenohnehin
zurVerfügungstehendeMittellediglichumgewidmet,derMittelumfangreichtnichtausund
ihreBereitstellungausderAusgleichsabgabeschließtnotwendigeStrukturveränderungen
vonvornhereinaus.
47
SeitderRatifizierungderBRKwirdinDeutschlandöffentlichvielüberInklusiongesprochen.
DerBegriffInklusionwirdjedochmitsehrunterschiedlichenInhaltengefülltundverkommt
zunehmendzumSparkonzept.InWahrheitgibtesmehrSondereinrichtungen,mehr
bürokratischeHürden,mehrAusgrenzung:
DieZahlderPersoneninSondereinrichtungenwie„WerkstättenfürbehinderteMenschen“
(WfbM)steigtseitJahrenstetigan.1994waren152501MenschenmitBehinderungin
anerkanntenWfbMbeschäftigt,zurzeitsindesnachAngabendesBundesministeriumsfür
ArbeitundSozialescirca275000inrund700Werkstätten.ImJahr2009verdienteein
BeschäftigterimsogenanntenArbeitsbereichderWerkstättenmonatlich170Euro.Auch
KinderundJugendlichemitBehinderungwerdenvielzuschnell,vielzufrühundvielzu
regelmäßigaufSonderwegenauseinemselbstbestimmtenLebenweg‐„gefördert“.
Selbstvertretungs‐undMitbestimmungsrechtevonMenschenmitBehinderungundihren
gewähltenVertretungenwieBetriebsräten,Schwerbehindertenvertretungenund
insbesonderevonWerkstatträtenbleibenhinterdemMenschenrechtsanspruchderUN‐
Behindertenrechtskonventionzurück.
II.DerDeutscheBundestagfordertdieBundesregierungauf,
1.biszumEndederWahlperiodeeinumfassendesGesetzesscreeningdurchzuführenund
einenentsprechendenGesetzentwurfvorzulegenmitdemZiel,diegesetzlichen
Beschränkungenzubeseitigen,diedieTeilhabedurchArbeitfürMenschenmitBehinderung
erschweren.SoistderBehinderungsbegriffimNeuntenBuchSozialgesetzbuch(SGBIX)
gemäßArtikel1Satz2UN‐BRKzufassen.Gesetze,VerordnungenundRegelungensindauf
denWegzubringen,dieeinenPolitikwechselgemäßderUN‐Behindertenrechtskonvention
einleiten,vorallemihresArtikels27,umMenschenmitBehinderungeinselbstbestimmtes
LebenauchdurcheigeneexistenzsicherndeBerufstätigkeitzuermöglichenundzusichern.
DazusindMaßnahmenzuentwickeln,dieDiskriminierungenwirksamsanktionieren,
Sonderlösungenschrittweiseabbauen,bestehendeUnterstützungsleistungenerhaltenund
ausbauensowieneueUnterstützungsformenentwickeln,verbindlichdem
personenzentriertenAnsatzimLeistungsrechtfolgen,bürokratischeHemmnissebeseitigen,
sozialeRechtestärkenundvorallemeineexistenzsicherndeEntlohnunggarantieren;
2.einbeschäftigungspolitischesRahmenprogrammfürMenschenmitBehinderung
aufzulegen,dasdemGrundsatzfolgt,sowenigSonderarbeitsweltenwiemöglichsoregulär
wiemöglichauszugestaltenundschrittweiseRahmenbedingungenfüreineinklusive
ArbeitsweltfüralleBeschäftigten–mitundohneBehinderung–zuschaffen.DieUmsetzung
diesesProgrammsistverbindlichimNationalenAktionsplanzurUmsetzungderUN‐
KonventionüberdieRechtevonMenschenmitBehinderungfestzuschreiben;
48
3.dasSystemderBeschäftigungspflichtundderAusgleichsabgabeumzugestaltenunddazu
entsprechendegesetzlicheRegelungenvorzulegen.Dazugehört:
a)DieAbsenkungderBeschäftigungsquoteimSGBIXistsofortzurückzunehmenundin
einemerstenSchrittwiederauf6Prozentanzuheben.
b)DiePraktikenundgesetzlichenMöglichkeitensindzubeseitigen,dieesUnternehmen
ermöglichen,dieZahlungderAusgleichsabgabezureduzierenundsodie
Beschäftigungspflichtauszuhebeln.
c)DieAusgleichsabgabeistsoanzuheben,dasssichfürArbeitgeberinnenundArbeitgeber
mehrAnreizefürdieBeschäftigungvonMenschenmitBehinderungergeben,alssichvonder
Beschäftigungspflichtfreizukaufen.
d)VersicherungspflichtigeBeschäftigungvonMenschenmitBehinderungistdurch
dauerhafteNachteilsausgleicheundKompensationvonMinderleistungenzufördern.Für
ArbeitgeberisteinAnreizsystemzuschaffen,einenmöglichsthohenAnteilderArbeitsplätze
mitMenschenmitBehinderungzubesetzen.
e)Unternehmen,diemehralsdiegesetzlichvorgeschriebeneZahlvonMenschenmit
Behinderungbeschäftigen,sindbeiderVergabeöffentlicherAufträgeineinemStufensystem
besonderszuberücksichtigen.
f)SteuerlicheVergünstigungen,insbesonderefürkleineundmittlereUnternehmen,als
zusätzlicheAnreizesindzuprüfen;
4.BarrierefreiheitimSinnevonArtikel9derUN‐Behindertenrechtskonvention
zusichern.Dazugehört:
a)In§3aderArbeitsstättenverordnungsindumfassendeBarrierefreiheitund
„UniversellesDesign“alsPrinzipienderArbeitsstättengestaltunggrundsätzlich,dasheißt
unabhängigdavon,obMenschenmitBehinderungbeschäftigtwerden,festzuschreiben.Diese
Festschreibungerfolgtsowohlfürbaulicheundkommunikativealsauchkognitive
BedingungendesArbeitsprozesses,einschließlicherforderlicherArbeitsassistenz.Esgehtum
einegesundheitsförderndeArbeitsraumgestaltungfürdieMitarbeiterinnenundMitarbeiter.
b)EntsprechendeFörderungenanArbeitgeberinnenundArbeitgeber,dieMenschenmit
Behinderungbeschäftigenmöchten,sollenerhöhtunderweitertwerden.Insbesonderesind
nachhaltigeLösungen,diepräventivgesundheitsfördernddenMitarbeiterinnenund
Mitarbeiternnützen,zufördern.
c)DieseFörderungenwerdenzunächstausdemAusgleichsfondsfinanziert,jedochbeidessen
AbsinkeninfolgesteigenderBeschäftigungsquotenausSteuermittelndesBundesaufgestockt.
d)FürdieSchaffungvonbarrierefreienArbeitsstättensindaufBundesebeneverstärkt
ForschungenundEntwicklungensowietechnischeLösungennachdemPrinzip„Universelles
Design“finanziellzufördern;
5.FörderungenfürMenschenmitBehinderunglangfristigsicherzustellenunddazu
gesetzlicheRegelungenvorzulegen.Dazugehört:
49
a)DenpersonenzentriertenAnsatzalsInstrumentohneKostenvorbehaltauszugestalten.
DafürsindLeistungenzurTeilhabeamArbeitslebenbedarfsgerechtaufderGrundlageeines
bundeseinheitlichen,amLebenslagenansatzorientiertenBedarfsfeststellungsverfahrens
auszugestalten.DieBeweislastliegtbeimLeistungsträger.
b)FürVerlässlichkeitundPlanbarkeitsindFörderungenträgerübergreifendundlangfristig
zugewähren,auchinFormvondauerhaftenLohn‐,Gehalts‐sowieMobilitätszuschüssen.
c)ÜbergangswegeinreguläreBeschäftigungwieder„Öffentlichgeförderte
Beschäftigungssektor“unddie„UnterstützteBeschäftigung“sindzuerweitern,z.B.durch
dauerhafteBerufsbegleitung,undausBundesmittelnlangfristigzusichern.
d)AssistenzleistungensindausSteuermittelnzufinanzierenundvondenVersorgungsämtern
odervonneuzuschaffendenTeilhabeämternzugewähren.EingesetzlicherMindestlohnauch
fürAssistenzkräfteisteinzuführen.DiesgiltauchfürdieZeitwährendeinerAusbildungund
einesPraktikums;
6.besondersbenachteiligteGruppenstärkerzufördern.Dazugehört:
a)SpezifischeFörderprogrammeaufBasiseinerAnalysedertatsächlichenLebenslage
genderspezifischauszugestaltenundzufinanzieren.Dasbetrifftinsbesonderejungeund
ältereMenschensowieMigrantenundMigrantinnenmitBehinderungalsauchzusätzliche
BedarfeinfolgebesondererBehinderungsarten.
b)Demnochimmergeltenden„Ernährermodell“inBeratungundBewilligungvonLeistungen
undderdiskriminierendenEntlohnungvonFrauenmitundohneBehinderungist
entgegenzuwirken.
c)DieAusbildunginanerkanntenAusbildungsberufenistvorrangigzufördern,die
berufsbegleitendeFortbildungzuentwickeln.VerbindlichereFestlegungenfürdie
betrieblicheAusbildungbehinderterundschwerbehinderterJugendlichersinddringend
erforderlich.EineverbindlicheAusbildungsplatzquoteundeine
Ausbildungsplatzausgleichsabgabesindzuprüfen.
d)FortbildungsprogrammeinUnternehmen,VerwaltungenundHochschulenzu
Inklusionsanforderungensindfinanziellzuunterstützen;
7.IntegrationsunternehmenundIntegrationsabteilungenauszubauen.Dazugehört:
a)IntegrationsunternehmensinddurchInvestitionsförderungenundbevorzugteVergabevon
öffentlichenAufträgenundbeiAusschreibungensowiedurchzusätzlicheSteuerentlastungen
inderGründungsphasezustärken.
b)EinAnreizsystem,umdieMindestbeschäftigungsquoteinIntegrationsunternehmenund‐
betriebeninHöhevon25Prozentzuüberbieten,istzuentwickelnundlangfristigzuprüfen,
obdieQuoteangehobenwerdenkann.
c)EineMindestquotefürdieAuftragsvergabevonBundesbehördenan
Integrationsunternehmenund‐betriebeistfestzulegen.Entsprechendist§141
SGBIXzupräzisierenundeineallgemeineVerwaltungsvorschriftzuerlassen.
d)BesondereFörderungenfürIntegrationsunternehmenund‐betriebezur
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BerufsausbildunginanerkanntenAusbildungsberufensindzuentwickeln;
8.BeratungundVermittlungfürMenschenmitBehinderungzugarantieren.Dazugehört:
a)DieBundesagenturfürArbeitmusseinheitlicheAnlaufstellefürdieBeratungund
VermittlungvonMenschenmitBehinderungsowohlfürdenRechtskreisSGBIIIalsauchSGB
IIsein.DiebestehendeSchnittstellenproblematikundwechselndeZuständigkeitenfür
EmpfängerinnenundEmpfängerderGrundsicherungfürArbeitsuchendemitBehinderung
müssenüberwundenwerden;
b)DasRechtaufeineunabhängigeBeratung–imSinnevon„BetroffeneberatenBetroffene“–
durchSelbsthilfeinitiativenundInteressenverbändevonMenschenmitBehinderungist
festzuschreiben.Selbstberatungsstrukturensindinstitutionellzufördern.
c)DieIntegrationsämterwerdenalsbegleitendeUmsetzungsbehördeweiterentwickelt.Die
Integrationsfachdienstesindzustärken.DieAusschreibungspflichtfürLeistungendurchdie
BundesagenturfürArbeitunddurchRehabilitationsträgermusszurückgenommenwerden,
umdieEinheitvonVermittlungundBegleitungzuerhalten;
9.WerkstättenweiterzuentwickelnunddieRechtederBeschäftigtenzustärkenunddafür
gesetzlicheRegelungenzuschaffen.Dazugehört:
a)BeschäftigteinWerkstättenhabeneinRechtaufeinreguläresArbeitsverhältnismit
tariflicherEntlohnung.Der„arbeitnehmerähnlicheStatus“istperspektivischaufzuheben;sie
sollenArbeitnehmer/‐innenbeiBeibehaltungdererforderlichenNachteilsausgleichesein.
b)MenschenmitBehinderungaufsogenanntenAußenarbeitsplätzeninUnternehmenundbei
öffentlichenArbeitgebernsindtariflichnachdemGrundsatz„GleicherLohnfürgleicheArbeit“
zuentlohnen.
c)WerkstattbeschäftigtenmussimFalldesÜbergangsineinversicherungspflichtiges
BeschäftigungsverhältniseinunbefristetesRückkehrrechteingeräumtwerden,dasihre
besonderenZugangsvoraussetzungenzueinervollenErwerbsminderungsrentenicht
beeinträchtigt.
d)MittelfristigsindWerkstättenalsIntegrationsbetriebemitsozialen
Dienstleistungsangebotenweiterzuentwickeln.
e)DieUnterscheidungzwischen„werkstattfähigen“und„nichtwerkstattfähigenMenschen“
istaufzuheben.DamitentfälltauchdieZugangsbedingungineineWerkstatt:dasMindestmaß
anwirtschaftlichverwertbarerLeistung(§136Absatz2SGBIX).
f)EinbundeseinheitlichesprozessorientiertesFeststellungsverfahren–unabhängigvonden
institutionellenLeistungserbringern–istzuentwickeln.
g)DergesetzlicheUnfallversicherungsschutzistauchaufWerkstattbeschäftigteimFörder‐
undBetreuungsbereichauszudehnen.
h)DasModellprojekt„FrauenbeauftragteinWerkstätten“istzuerhalten,bundesweit
fortzuführenundaufIntegrationsunternehmensowieIntegrationsbetriebeauszudehnen;
10.SelbstvertretungundMitbestimmungzustärken:
51
a)MitbestimmungsmöglichkeitenvonMenschenmitBehinderungsindzuverbessernund
entsprechendeRechtevonBetriebsräten,Schwerbehindertenvertretungen(SBV)und
Werkstatträtensindzuerweitern.FürSBVisteinStimmrechtindenAngelegenheiten,die
besondersMenschenmitBehinderungbetreffen,imBetriebsverfassungsgesetz,
PersonalvertretungsgesetzundimSGBIXzuverankern.
b)EinVerbandsklagerechtistimAllgemeinenGleichbehandlungsgesetzzuverankern.Die
Verbandsklagemöglichkeitin§63SGBIXistsozuerweitern,dasseinVerbandgegeneinen
GesetzesverstoßauchdannKlageerhebenkann,wennkeinkonkreterEinzelfallzugrunde
liegt.
c)PraktikablereFreistellungs‐underleichterteHeranziehungsmöglichkeitenvon
StellvertreterinnenundStellvertreternderSBVsindgesetzlichzugewährleisten.Dasbetrifft
auchdenAnspruchaufSchulungundWeiterbildungfürdieStellvertreter/‐innenderSBV.
d)DadasRechtderSBVaufunverzüglicheUnterrichtungundAnhörunginden
Angelegenheiten,dieschwerbehinderteMenschenberühren,oftdurchArbeitgeber/‐innen
nichtbeachtetwird,isteineVerschärfungderentsprechendenFormulierungenimSGBIXund
inanderenGesetzenzugunstenvonbetrieblichenInteressenvertretungenvorzunehmen.
e)§83SGBIXistdahingehendzuändern,dassArbeitgebernichtnurzuVerhandlungenüber
eineIntegrationsvereinbarung,sondernzumAbschlusseinersolchenVereinbarung
verpflichtetsind.
f)MitbestimmungsrechtefürWerkstatträtesindalsSofortmaßnahmeeinzuführen.Diese
sollendieWerkstattordnung,Beschäftigungszeiten,Arbeitsentgelte,GrundsätzefürFort‐und
WeiterbildungundsozialeAngelegenheitenwiePausenräume,Mittagessenundanderes
ausdrücklichbetreffen.
g)UmdieSelbstvertretungderWerkstättenzustärken,istdieFinanzierungder
BundesvereinigungderWerkstatträteaufBundesebenedauerhaftzusichernundinder
Werkstättenmitwirkungsverordnung(WMVO)festzuschreiben.
Berlin,den23.Mai2012
Dr.GregorGysiundFraktion
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Abkürzungsverzeichnis
AEntG
Arbeitnehmer‐Entsendegesetzes
BAG Bundesarbeitsgemeinschaft
BauO LandesbauordnungNRW
BEM BetrieblichesEingliederungsmanagement
BRK Behindertenrechtskonvention
BTG Bundesteilhabegesetz
CSR
VerantwortungvonUnternehmenfürdieGesellschaft,englisch
CorporateSocialResponsibility
DGB DeutscherGewerkschaftsbund
EU
EuropäischeUnion
FbJJ
ForumbehinderterJuristinnenundJuristen
ForseA
ForumselbstbestimmterAssistenzbehinderterMenschen
GdB GradderBehinderung
gGmbH
gemeinnützigeGesellschaftmitbeschränkterHaftung
HZG
Hochschulzukunftsgesetz
IFD
Integrationsfachdienst
ILO
InternationaleArbeitsorganisation,englischInternationalLabor
Organization
LAG LASH
Landesarbeitsgemeinschaft
LandesarbeitsgemeinschaftderSchwerbehindertenvertretungen
anHochschulen
LVR LandschaftsverbandRheinland
LWL LandschaftsverbandWestfalen‐Lippe
MIWF MinisteriumfürInnovation,WissenschaftundForschunginNRW
MmB MenschenmitBehinderungen
NAP NationalerAktionsplan
NWR Nordrhein‐Westfalen
PR
Personalrat
SBP
SelbstbestimmteBehindertenpolitik
SBV
Schwerbehindertenvertretung
SGB
Sozialgesetzbuch
TVgG Tariftreue‐undVergabegesetzNRW
UN
VereinteNationen,englischUnitedNations
WfbM WerkstattfürMenschenmitBehinderung
WMVO
Werkstättenmitwirkungsverordnung
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Eindrücke von der Konferenz
„Gute Arbeit für Menschen mit Behinderung –
DAS muss drin sein!“
am 18. April in Münster
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55
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Gute Arbeit für Menschen
mit Behinderung –
auf dem ersten Arbeitsmarkt!

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