Erstattungsmodelle für Arzneimittel in Europa

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Erstattungsmodelle für Arzneimittel in Europa
Erstattung für Arzneimittel in Europa
Dr. Sabine Vogler
CMI-Workshop, Bundesministerium für Gesundheit, 17.1.2011
Pharmaceutical Pricing and Reimbursement Information (PPRI)
» Aus einem EU-Projekt (2005-2007) entstanden
» Hintergrund: Bedarf an
Vernetzung der Behörden
Aktuelle Informationen
» Ergebnisse:
Länderberichte (PPRI Pharma Profiles)
Glossar
Indikatoren
Vergleichende Analyse: PPRI Report
Regelmäßiger Erfahrungsaustausch
Pharmaceutical Pricing and Reimbursement Information (PPRI)
Aktives Netzwerk aus Behörden aus 37 Staaten (inkl. 27 EU-MS)
Antipsychotikum, ATC-3: N05
AVP netto/Tab – Teuerstes Produkt = 100
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
DE
AT
LI
IE
CY
DK
EL
CZ
SE
IT
BE
LU
LT
PT
FR
ES
BG
LV
SK
SI
RO UK HU NO
PL
NL
IS
4
Antidepressivum, ATC-3: N06A
AVP netto/Tab - Teuerstes Produkt = 100
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
DE DK MT EL
LI
CH CZ
CY UK
FI
EE
FR
IE
SE
LU PT AT LV NO
IS
SK
PL
IT
LT
SI
RO BG ES
5
NL
Preisbildung in Europa – internationale Preisvergleiche
Preisbildung und Erstattung in der EU
» Preisbildung und Erstattung liegen in der Kompetenz der EUMitgliedstaaten
» EU-Standard: Transparenz-Richtlinie 89/105/EWG
Zulassung
Preisbildung
Erstattung
Distribution
Wer entscheidet über Erstattung?
» Institutionen, die über die Erstattung entscheiden:
Arzneimittelagenturen (z.B. IT, PT)
Sozialversicherung (z.B. AT, BE, DE, FR, osteuropäische
Länder mit Sozialversicherungssystem)
Gesundheitsministerium (z.B. CY, LT, MT) bzw.
Sozialversicherung (z.B. EE)
» Gleiche Institution für Erstattungsentscheidung wie bei
Preisbildung?
» Enge Verknüpfung Preisbildung + Erstattung
» Im Allgemeinen Preisregulierung für erstattungsfähige
Arzneimittel
Voraussetzungen für Erstattung
Wovon hängt die Erstattung ab?
» Produktabhängige Erstattung
- in 19 EU-MS
» Indikationenabhängige Erstattung
- Baltische Staaten
» Bevölkerungsgruppenabhängige Erstattung
- Irland, Malta und Zypern
» Verbrauchsorientierte Erstattung
- Dänemark und Schweden
» Kriterien für Erstattung
Pharmakologisch
Therapeutisch
Gesundheitsökonomisch
Gesundheitsbudget
Positivlisten und Negativlisten
» Positivlisten sind verbreiteter
Definition: Taxative Auflistung von
Arzneimitteln, die von der öffentlichen
Hand nach bestimmten Kriterien erstattet
werden
Status: in 24 EU MS (alle außer DE, ES, UK)
» Negativlisten
Definition: Taxative Auflistung von
Arzneimitteln, die nicht in die Erstattung
(in Österreich in den Erstattungskodex)
auf genommen werden
Status: in nur 4 Ländern (DE, HU, ES, UK)
» Griechenland
Englisches Glossar:
http://phis.goeg.at
 Glossary
Ein erstattungsfähiges Arzneimittel wird nicht überall
zur Gänze erstattet
» Erstattung zu 100 % für alle erstattungsfähigen Arzneimittel
in nur 5 Ländern (AT, DE, IT, NL, UK )
» Gesplittete Erstattungssätze:
Beispiel Belgien
100 % - lebenswichtige Arzneimittel (Krebsmedikamente)
75 % - therapeutisch wichtige Arzneimittel (Antibiotika, AM für
Herzkreislauferkrankungen)
50 % - Arzneimittel zur Symptombehandlung (PPI)
40 % - Grippeimpfstoffe, Antihistamine
20 % - Kontrazeptiva
Beispiel Portugal
100 % - essenzielle, lebenswichtige Arzneimittel
95 % (seit Okt. 2010: 90 %) - essenzielle AM für chronische Erkrankungen
69 % - Arzneimittel für schwer wiegende Erkrankungen
37 % - Arzneimittel mit erwiesenem therapeutischen Nutzen für nichtprioritäre Erkrankungen
15 % - neue Arzneimittel ohne bislang erwiesenem therapeut. Nutzen
Referenzpreissystem: ein zentrales Erstatttungselement
Definition:
Zahler legen für eine Gruppe
vergleichbarer Arzneimittel
(Referenzgruppe) einen
maximalen Erstattungsbetrag
– den Referenzpreis /
Festbetrag – fest. Bei Erwerb
eines Arznei-mittels im
Referenzpreissystem muss der
/ die Versicherte die Differenz
zwischen dem Referenzpreis
und dem tatsächlichen
Apothekenverkaufs-preis /
Publikumspreis des
Arzneimittels selbst bezahlen,
neben allfälligen Selbstbeteiligungen.
In 20 EU-Mitgliedstaaten
Referenzpreissysteme und Generikasubstitution
Generikasubstitution
Referenzpreissystem
Kein Referenzpreissystem
Nicht erlaubt
BE, BG, EL
AT, (CY)1, IE, LU
Erlaubt
CZ, EE, ES, FR, HU, IT, LT, LV, NL,
PT, PL, SI, RO
UK
Verpflichtend
DE, DK, FI, SK
MT, SE
1 Im privaten Sektor
Quelle: PPRI, GÖG/ÖBIG-eigene Erhebungen
Referenzpreissystem und Generikasubstitution sind Maßnahmen,
die einander ergänzen und oft gemeinsam zum Einsatz
kommen. Sie können zur Kostendämpfung mittels der
Förderung eines rationalen Einsatzes von Arzneimitteln
beitragen.
Risk-Sharing Schemes: Modelle der Zukunft?
» Kosten- und/oder Risikobeteiligung – Definition:
Überbegriff für Vereinbarungen, die eine Aufteilung der
Behandlungskosten (z. B. medikamentöse Therapie) zwischen
Anbietern, Leistungserbringern und / oder den Trägern der
Kosten vorsehen.
Eine typische Ausprägung ist, dass Hersteller von Arzneimitteln
mit dem Zahler (z. B. Krankenkasse) oder Leistungserbringer
(z. B. Krankenhaus) eine Preis- oder Umsatzobergrenze für ein
bestimmtes, zumeist kostenintensives Arzneimittel vereinbaren
oder übereinkommen, dass die Arzneimittel nur dann bezahlt
werden, wenn sie nachweislich (z. B. Veränderung bestimmter
Laborparameter) wirken.
» Insbesondere in UK (Patient Access Schemes) und IT, weitere
europäische Länder folgen
Öffentliche Arzneimittelausgaben
Öffentliche/private Arzneimittelausgaben in % der gesamten Arzneimittelausgaben, 2008 oder letztverfügbares Jahr
UK
LU
EL
DE
IE
ES
SK
CH
AT
FR
EU 27*
CZ
TR
SI
BE
MT
SE
NL
LV
HU
PT
DK
FI
EE
NO
CY
IT
LT
PL
0%
10%
20%
30%
40%
50%
öffentliche Ausgaben
60%
70%
private Ausgaben
80%
90%
100%
Keine Daten für BG, RO verfügbar
* exkl. BG, RO
letztverfügbare Jahre: 2008: AT, BE, CZ, DE, EE, ES, FI, FR, HU, IE, IT, NO, PL, PT, SE, SI, SK, UK; 2007: CH, CY, DK, EL, MT; 2006: LT, LV; 2005: LU; 2002:NL; 2000: TR
Quellen: OECD 2010: AT, BE, CH, CZ, DE, DK, EL, ES, FI, FR, HU, IE, IT, LU, NL, NO, PL, PT, SE, SI, SK, TR, UK; PPRI Profil 2007 LT; PHIS Hospital Pharma Report 2009 CY; PHIS Hospital Pharma Report 2010
für EE; PPRI Profile 2008 Lettland; PHIS Hospital Pharma Report Malta 2009
Schlussfolgerungen
» In allen EU-Mitgliedstaaten kommen in etwa die
gleichen Instrumente bei der Erstattung zur
Anwendung.
» Weit verbreitet sind Positivlisten, prozentuelle
Erstattungssätze und Referenzpreissysteme; RiskSharing-Vereinbarungen sind im Kommen.
» Die konkrete Ausgestaltung der Erstattungssysteme ist
von Land zu Land unterschiedlich. Unterschiede sind
kulturell und oft auch historisch bedingt.
» Änderungen in den Erstattungssystemen finden
regelmäßig statt.
» Die Finanzierung im stationären Sektor ist anders.
Weitere Informationen
» PPRI: http://ppri.goeg.at  Publications
Länderberichte: PPRI Pharma Profiles
PPRI Pharma Report
» Informationen zur Finanzierung/Erstattung von
Arzneimitteln in Krankenanstalten:
PHIS: http://phis.goeg.at  Hospital Pharma
» WHO CC: http://whocc.goeg.at – im Aufbau
Kontakt
Dr. Sabine Vogler
Pharma-Schwerpunktverantwortliche,
PPRI/PHIS-Projektmanagerin,
Leiterin des WHO-Kooperationszentrums für Arzneimittelpreisbildung
und –erstattung an der GÖG
Stubenring 6
1010 Wien
T:
+43 1 515 61-147
F:
+43 1 513 84 72
E:
[email protected]
www.goeg.at

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