Stents: Eine neue Therapie der Ösophagusvarizenblutung
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Stents: Eine neue Therapie der Ösophagusvarizenblutung
Jahrgang 9 / Ausgabe 5/05 Erscheinungsort: Wien; Verlagspostamt: A-8600 Bruck an der Mur ISSN 1682-6833 INTENSIV - NEWS Forum für Intensiv- und Notfallmedizin Österreichische Gesellschaft für Internistische und Allgemeine Intensivmedizin (ÖGIAIM) Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) Stents: Eine neue Therapie der Ösophagusvarizenblutung Ösophagusvarizen stellen eine der häufigsten klinischen Manifestationen der portalen Hypertension bei Patienten mit Leberzirrhose dar. Nach Auftreten einer Ösophagusvarizenblutung bei Leberzirrhose ist die mit einer Mortalität von 30 bis 40% innerhalb der 6 Wochen nach Auftreten der Erstblutung extrem erhöht (De Franchis R; Gastroenterol Clin North Am 1992; 21: 85-101). Bei 47 - 84% der Patienten kommt es innerhalb der nächsten Wochen zu einer neuerlichen Blutungsepisode, 70% versterben innerhalb des ersten Jahres (Graham DY, Gastroenterology 1981; 80:800; Pagliaro L, Efficacy and efficiency of treatments in portal hypertension. In de Francis R, ed. Portal Hypertension, Blackwell Science, 1996; 159, D´Amico G. Hepatology 1995; 22:332). Bei Auftreten einer akuten Ösophagusvarizenblutung steht zunächst die Stabilisierung des Kreislaufs im Vor- Abb. 1: Ösophagusstent in Position Abb. 2: Nach Entfernung (Stent 1 Woche in situ) dergrund. Die Standardtherapie besteht aus intensivtherapeutischen Maßnahmen einschließlich spezieller medikamentöser, endoskopischer und tamponierender Verfahren, um die Blutung zu stoppen. Durch Ausschöpfen dieser Maßnahmen kommt es in ca. 90% zu einem Blutungsstopp (Garcia-Tsao G. Gastroenterology 2001; 120:726). Neben der intravenösen Gabe vasoaktiver Subs- tanzen (Somatostatin, Octreotid, Glycylpressin) gehören endoskopisch etablierte Methoden wie Sklerotherapie, Gummibandligatur und HistoacrylInjektion zur Standardbehandlung. Gemäß der Literatur findet sich ein diskreter Vorteil der Gummibandligatur im Vergleich zur Sklerotherapie. Neue Daten lassen auch alternativ die Histoacryl-Injektion als sinnvoll erscheinen. Gastherausgeber: Univ.-Prof. R. Schöfl www.intensivmedizin.at und www.dgiin.de Ösophagusstent bei Varizenblutung • Konsensus portale Hypertension • Konsensus akute Pankreatitis • Images in Intensive Care • Internistische Intensivstationen • Kongresse • Arbeitsgemeinschaft für Intensivpflege Archiv: www.medicom.cc Fosfomycin® Der Gewebe-Penetrator FOSFOMYCIN® HANDELSFORMEN: 8 g i. v. Infusionsflaschen, 10 Stk./4 g i. v. Infusionsflaschen, 10 Stk./1 g i. v. Infusionsflaschen, 25 Stk. ZUSAMMENSETZUNG: 1 Infusionsflasche, 8 g i. v. enthält: 10,56 g Fosfomycin Dinatrium (entsprechend 8 g Fosfomycin und 116 mmol Natrium) / 1 Infusionsflasche, 4 g i. v. enthält: 5,28 g Fosfomycin Dinatrium (entsprechend 4 g Fosfomycin und 58 mmol Natrium) /1 Infusionsflasche, 1 g i. v. enthält: 1,32 g Fosfomycin Dinatrium ( entsprechend 1 g Fosfomycin und 14,5 mmol Natrium). ANWENDUNGSGEBIETE: FOSFOMYCIN® „Sandoz“ ist bei nachgewiesener Fosfomycin-Empfindlichkeit der Erreger, insbesondere bei Staphylokokken und multiresistenten Keimen, zur gezielten Therapie von ZNS-, Knochen- und Weichteilinfektionen angezeigt. Banale Infektionen sind keine Indikation für eine Therapie mit Fosfomycin. Fosfomycin soll in Kombination mit anderen Antibiotika (z. B. b-Laktam-Antibiotika) eingesetzt werden. GEGENANZEIGEN: Unverträglichkeit gegenüber Fosfomycin. Bei Herzinsuffizienz, Hypertonie und Lungenödem ist Vorsicht geboten. SCHWANGERSCHAFT UND STILLPERIODE: Da eine teratogene Wirkung einer Substanz nie auszuschließen ist, soll Fosfomycin in der Schwangerschaft nur bei vitaler Indikation verabreicht werden. Nach Verabreichung von Fosfomycin wurden geringe Mengen in der Muttermilch gefunden. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der „publizierten Fachinformation“ zu entnehmen. Ösophagusstent bei Varizenblutung Nach primärem Blutungsstopp durch medikamentöse oder endoskopische Maßnahmen ist eine Planung des weiteren Managements zur Prävention einer Rezidivblutung erforderlich. Dazu gehört die Implantation eines TIPS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Stentshunt), so wie interventionelle radiologische Methoden. Die chirurgischen Methoden wurden zuletzt im Behandlungskonzept etwas zurückgedrängt. Bei Auftreten von Ösophagusvarizenblutungen als Folge einer hepatalen Dekompensation ist eine Evaluation zur Lebertransplantation erforderlich. Gelingt es jedoch nach Ausschöpfen der erwähnten Methoden nicht, die Blutung zu stoppen, so bleibt häufig nur mehr die Ballontamponade als letzter Ausweg. Am häufigsten dafür verwendet wird die Sengstaken-Blakemore-Sonde, etwas seltener die Linton-NachlassSonde. Die Ballontamponade ist breit verfügbar, führt jedoch immer wieder zu schwerwiegenden Komplikationen (Williams SG; BMJ 1994; 308: 1213). Als häufigste Komplikation treten Drucknekrosen in der Speiseröhre auf. Der Patient kann Flüssigkeit oder sogar seinen eigenen Speichel nicht schlucken. Es besteht Aspirationsgefahr, der Patient sollte intubiert werden und ist intensivpflichtig. Ein Entfernen der Ballontamponade nach 24, spätestens 48 Stunden mit adäquaten Unterbrechungen ist erforderlich. Nicht zu vergessen ist auch, dass in vielen Krankenhäusern keineswegs immer eine 24-StundenVerfügbarkeit eines erfahrenen Endoskopikers gegeben ist! INTENSIV - NEWS Abb. 3: Akute Ösophagusvarizenblutung Blutungsstillung durch Stents? Da aufgrund der vorliegenden Literatur auch in bekannt erfahrenen Zentren trotz Ausschöpfen aller Maßnahmen nur in 90 % ein Stopp der Ösophagusvarizenblutung möglich ist, haben wir nach neuen Möglichkeiten der akuten Blutungsstillung gesucht. Für Patienten mit Leberzirrhose ist es immens wichtig, die Blutung rasch zu stillen, da es durch die intestinale Überladung mit Blut zu einer massiven Eiweißüberlastung und weiteren Problemen wie Enzephalopathie, Infektion u. ä. m. kommt. Deshalb haben wir an der II. Med. Abteilung des AKH Linz gemeinsam mit der 2. Chirurgischen Abteilung sowie dessen Ludwig-Boltzmann-Institut eine neue Möglichkeit der Blutungsstillung gesucht. Die Verwendung selbst expandierender beschichteter Metallstents ist eine etablierte Methode bei stenosierenden Malignomen des Ösophagus (Dormann A; Endoscopy 2004, 36:543; Ramirez FC; Gastrointest Endosc. 1997; 45:360). Abgeleitet davon haben wir einen selbst expandierenden, innen beschichteten Metallstent entwickelt. Nach vorausgegangenen experimentellen Untersuchungen sowie Druckmessungen der Ösophagusvarizen zur Ermittlung des erforderlichen Anpressdruckes ergaben sich als optimale Stentdimensionen ein Durchmesser von 25 mm mit einer Länge von 135 mm und Innenbeschichtung (ELLA-Danis® Stent). Zur einfachen Platzierbarkeit wurde ein spezielles Insertionsset entwickelt, welches eine Platzierung des Stents auch ohne Röntgendurchleuchtung möglich macht. An der Spitze des Einführinstruments befindet sich ein insufflierbarer Ballon, der nach Füllung mit Luft an die Cardia gezogen wird. Nach Positionierung (das Einbringen ist, wenn erforderlich, auch über Führungsdraht möglich) wird der Stent freigesetzt, der Ballon abgelassen und das Set entfernt. Der Stent führt zu einer Kompression der Ösophagusvarizen, die ein venöses Niederdrucksystem darstellen. Das Einführungsset ist mit speziellen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet, welche Komplikationen bei Fehlplatzierung verhindern. Eine neuerliche Endoskopie zur Kontrolle des Blutungsstopps sowie der korrekten Positionierung ist sofort möglich. Erste Ergebnisse Dieses Verfahren wurde mittlerweile bei mehr als 20 Patienten eingesetzt und hat in allen Fällen zu einem Blutungsstopp geführt. Kurz nach Setzen des Stents war, wie erwähnt, eine endoskopische Nachkontrolle möglich, da es sich ja um keine stenosierende ÖsophaguserNOVEMBER 2005 3 Überleben GESTATTET KEINEN KOMPROMISS Der neue Maßstab in der Therapie von Fluconazol-resistenten Candida-Infektionen, invasiver Aspergillose und schweren Pilzinfektionen, hervorgerufen durch Scedosporium spp. und Fusarium spp. Mykose-Kompetenz hat einen Namen. Ösophagusstent bei Varizenblutung krankung handelt. Die Patienten konnten schon 2 Stunden nach Setzen des Stents Flüssigkeit sowie Flüssignahrung zu sich nehmen. Die Stents blieben im Schnitt 5 - 7 Tage im Ösophagus liegen (in einem Fall 14 Tage). Während dieser Zeit war es möglich, alle weiteren erforderlichen Untersuchungen zum weiteren Management der Patienten zu organisieren. Durchgeführt wurden angiographische Untersuchungen, CTSplenoportographie, MR-Splenoportographie, Druckmessungen für TIPS u. ä. m. Damit ließ sich die endgültige und optimale Therapiestrategie festlegen. Entweder nach TIPS oder kurz vor Ligatur ließen sich die Stents bei allen Patienten problemlos entfernen. Durch Zug an einer Schlaufe am proximalen und am distalen Ende des Stents kommt es bei der Entfernung zu einer Verschmälerung und Elongation des Stents. Alle Stents konnten ohne Rezidivblutung oder wesentliche Schädigung der Schleimhaut extrahiert werden. In Einzelfällen konnte sogar eine Teilthrombosierung einzelner Varizen endosonographisch beobachtet werden. Diese neue und bisher einzigartige Therapieform scheint im ersten Augenblick recht invasiv. Da die Intervention bei allen damit behandelten Patienten komplikationslos und erfolgreich war, ist das System mittlerweile gemäß den europäischen Sicherheitsstandards CE-zertifiziert. Die Stenttherapie wurde nach Ausschöpfen aller bisher etablierten Maßnahmen angewendet. Die Vorteile der neuen Methode bestehen in einem raschen BlutungsINTENSIV - NEWS stopp und in der gefahrlosen Möglichkeit, sofort nach Implantation des Stents zu endoskopieren. Zwischenzeitlich sind alle weiteren Maßnahmen zur umfassenden Abklärung und Therapieplanung möglich. Der Patient kann problemlos Flüssigkeit trinken und Flüssignahrung zu sich nehmen. Einer allfälligen Aspiration wird durch leichtes Hochlagern des Oberkörpers wie bei allen Stentprozeduren ohne Antirefluxventil begegnet. Ein weiterer Vorteil des neuen Stents liegt in der Platzierbarkeit auch ohne Röntgendurchleuchtung. Dies ermöglicht auch eine Verwendung im notärztlichen Bereich, da das komplette Set in einem Koffer verpackt ist. Die Dimensionen des Stents wurden aufgrund der Pilotuntersuchungen gewählt. Die Länge von 135 mm garantiert, dass das proximale Ende distal des Aortenbogens zu liegen kommt und so lokale Probleme verhindert werden. Es kam zu keinen Spätkomplikationen innerhalb von 30 Tagen. Als eine temporäre Behandlungsmaßnahme erzielt die Stentprozedur bei Ösophagusvarizen einen sofortigen Blutungsstopp und damit die rasche hämodynamische Stabilisierung des Patienten. Weitere Evaluation für die endgültige Therapie, wie TIPS, chirurgische und radiologisch-interventionelle Prozeduren sind möglich, insbesondere ist auch eine Evaluation zur Lebertransplantation. Der pflegerische Aufwand am Patienten wird deutlich verringert. Eine Intubation oder Intensivtherapie ist in den meisten Fällen nicht mehr notwendig. Zusammenfassung Die Verwendung des Stents zur Blutstillung bei sonst nicht beherrschbarer Blutung aus Ösophagusvarizen ist eine innovative Methode, die nach sorgfältiger Selektion und Evaluation an mehr als 20 Patienten, insbesondere in Notfallsituationen, bisher angewendet wurde. Die Prozedur verursacht keine Komplikationen und führt zu sofortigem Blutungsstopp. Weiterentwicklungen des Stents einschließlich der Verwendung biodegradierbarer Materialien sind vorgesehen. Zur Bestätigung dieser Erfahrungen sind größere Studien mit mehr Patienten erforderlich. Dr. Rainer Hubmann II. Medizinische Abteilung Allgemeines Krankenhaus Linz Linz, Österreich [email protected] Unter Mitarbeit von: Dr. Markus Sedlak Markus, II. Med. Abt. Dr. Manfred Czompo, Abt. für Pathologie Dr. Peter Pichler, Institut für Radiologie; Dr. Andreas Shamiyeh, II. Chir. Abt. Dr. Jan Danis, II. Chir. Abt. Dr. Georg Biesenbach, II. Med. Abt. AKH-Linz und Ludwig Boltzmann Institut für operative Endoskopie und Laparoskopie Linz, Österreich NOVEMBER 2005 5 Konsensus portale Hypertension Österreichischer Konsensus zur Definition und Behandlung von portaler Hypertension und ihrer Komplikationen Der Österreichischen Konsensuskonferenz zur Portalen Hypertension am 13.12.04 in Wien ging ein Expertenmeeting mit wichtigen Proponenten der Baveno-III-Konsensuskonferenz am 12.12. 04 voraus (www.oeggh.at/videos.asp). Der österreichische Konsensus selbst basiert auf dem Baveno-II-Konsensus bezüglich der portal hypertensiven Blutung (1) und bezüglich der Behandlung von Aszites auf den Empfehlungen des International Ascites Club (2). Der Abschnitt zur TIPS-Implantation basiert auf dem Konsensus der Vienna TIPS Study Group (VTSG) (3). Der Österreichische Konsensus zur portalen Hypertension ist zwischenzeitlich in voller Länge publiziert (4), im Folgenden sollen die wichtigsten therapeutisch relevanten Abschnitte dargestellt werden, wobei insbesondere auf Änderungen und Abweichungen von den oben genannten Konsensusstatements hingewiesen werden soll und die Therapie der akuten Varizenblutung sowie die Sekundärprophylaxe der Varizenblutung im Volltext abgedruckt sind. Die Aszitestherapie wird in dieser Zusammenfassung nicht dargestellt, das Management der spontan-bakteriellen Peritonitis jedoch schon. Diagnose der portalen Hypertension Die Diagnose der portalen Hypertension ist seit Jahren unstrittig und wurde im Konsensus entsprechend der internationalen Richtlinien übernommen. Die wichtigste Modifikation in diesem Abschnitt betrifft die endoskopische Beurteilung von Varizen. Da die in Österreich gebräuchliche Paquet-Klassifikation (5) 4 Varizengrößen vorsieht, die allerdings nicht durch klinische End6 NOVEMBER 2005 punkte (Blutungsrate, Mortalität, etc.) charakterisiert sind, wurde beschlossen, die Varizeneinteilung zu vereinfachen und an die in internationalen Multizenterstudien gebräuchliche, einfache Einteilung in kleine und große Varizen zu verändern. Weitere Gründe für die Vereinfachung der Klassifikation waren die allgemeine Tendenz, sich auch bei 4 Varizenstadien nicht gerne auf ein Stadium festlegen zu wollen (z. B. Varizen III, II.-III, III-IV), wodurch aus 4 Stadien gleich 7 Stadien werden, möglicherweise auch durch die nicht überall vorhandene Kenntnis der genauen Definition der Varizenstadien nach Paquet. Die neue Einteilung in Österreich soll daher lauten: Die Beurteilung des Varizengrades sollten in keine, kleine (< 5 mm Durchmesser) und große (> 5 mm Durchmesser) eingeteilt werden. Prä-Primärprophylaxe der Varizenblutung In der prä-primären Prophylaxe, welche das Management von Patienten mit portaler Hypertension ohne Varizen thematisiert, gab es keine vom internationalen Konsensus abweichenden Empfehlungen. Primäre Prophylaxe Eine medikamentöse Prophylaxe mit nicht-selektiven β-Blockern bei Patienten mit portaler Hypertension ist bei Patienten mit Varizen zu empfehlen. Dadurch kann sowohl die Progression der Varizen als auch die Inzidenz einer Varizenblutung reduziert werden. 1. Indikationen für medikamentöse Behandlung/Follow-up Endoskopie: In Erweiterung der Therapieempfeh- lungen für Patienten mit großen Varizen wird im Österreichischen Konsensus aufgrund rezenter Daten auch die Therapie bei Patienten mit kleinen Varizen gefordert, sodass alle Patienten mit Varizen medikamentös behandelt werden sollen. Der Text lautet: Auch Patienten mit kleinen Varizen (< 5 mm Durchmesser) sollten mit βBlockern behandelt werden, da auch bei diesen Patienten die Blutungsinzidenz gesenkt werden kann (6). 2. Überwachung der β-Blocker-Therapie: In der Überwachung hält man sich nun nicht mehr unbedingt streng an eine absolute Mindestherzfrequenz oder an das Ausmaß der Reduktion sondern mehr an das subjektive Gefühl des Patienten, was als Alternative zur Frequenzmessung postuliert wurde: Eine schrittweise Erhöhung der βBlocker-Dosis bis zu einer Verringerung der Herzfrequenz in Ruhe um 25% (jedoch nicht auf < 50 / min.) oder bis zur maximal tolerierbaren Dosis (Entwicklung von Nebenwirkungen) ist die meist verwendete Vorgangsweise für die Dosis-Einstellung von β-Blockern bei Zirrhose-Patienten. Zur Therapiekontrolle der medikamentösen Therapie eignet sich lediglich die invasive Pfortaderdruckmessung (HVPG), welche allerdings in der Primärprophylaxe nicht routinemäßig zur Anwendung kommt. d) Eine Verringerung des HVPG unter 12mmHg oder > 20% des Ausgangswertes vor Therapie ist der einzige geprüfte Parameter, um jene Patienten zu erfassen, die unter β-Blocker-Therapie vor einer Varizenblutung geschützt sind. Die mittlere beINTENSIV - NEWS Konsensus portale Hypertension nötigte Dosis von Propranolol, um dieses Ziel zu erreichen, liegt zwischen 70 und 80 mg/Tag (7). 3. Behandlung von Patienten mit Kontraindikationen oder Intoleranz zu β-Blockern: Obwohl die Therapie von Patienten mit β-Blocker-Intoleranz unklar ist, so erscheint doch die Varizenbandligatur bei diesen Patienten als vernünftige Alternative: • Isosorbitmononitrat (ISMN) als Monotherapie ist jedoch keine gute Alternative (8). • Immer mehr Daten mit prophylaktischer Ösophagusbandligatur bei großen Varizen (> 5 mm Durchmesser) zeigen, dass diese ähnlich effektiv wie die β-Blocker-Prophylaxe ist (9). Sie kann deshalb bei β-Blocker-Unverträglichkeit und großen Varizen eingesetzt werden, insbesondere bei zu erwartender schlechter Blutungstoleranz des Patienten (dekompensierte Zirrhose). • Die Anwendung von Kombinationstherapien (β-Blockern + ISMN, endoskopischer Behandlung und pharmakologischer Therapie) kann in der Primärprävention nicht empfohlen werden, da sie entweder nicht effektiver sind als Monotherapien oder ihre Anwendung in Studien nicht ausreichend untersucht ist. Akute Varizenblutung, Rezidivblutung Die Definition der akuten Varizenblutung und der Rezidivblutung wurde unverändert aus dem Baveno-II-Konsensus übernommen. Behandlung der akuten Varizenblutung: Die Behandlung von Patienten mit akuter Varizenblutung sollte idealerweise in einer Einheit erfolgen, in der das Personal mit der Behandlung dieser Patienten vertraut ist und die notwendigen therapeutischen Interventionen routinemäßig vorgenommen werden. INTENSIV - NEWS Voraussetzungen: • Möglichkeit der engmaschigen hämodynamischen Überwachung • kontinuierliche Überwachung der O2Sättigung • ausreichend venöser Zugang zur Kreislaufstabilisierung und Infusionstherapie. Die Intubation zur Durchführung der Endoskopie ist wünschenswert bei: • massiver unkontrollierter Varizenblutung • schwerer hepatischer Enzephalopathie (HE III und IV) • Unfähigkeit, eine zumindest 90%-ige O2-Sättigung beizubehalten • manifeste Aspiration / Aspirationspneumonie 1. Zeitliche Planung der Endoskopie: a) Endoskopie sollte nach Aufnahme so bald wie möglich, nach hämodynamischer Stabilisierung (Patient soll nicht im Schock sein) durchgeführt werden (spätestens innerhalb von 12 Stunden, idealerweise innerhalb der ersten 6 Stunden nach Aufnahme), besonders bei Patienten mit klinisch signifikanten Blutungen oder bei Patienten mit Verdacht auf Zirrhose; b) Bei milder Blutung, welche weder hämodynamische Änderungen verursacht noch Bluttransfusionen erfordern, kann die Endoskopie elektiv erfolgen. 1. Blutvolumenersatz: a) Der Blutvolumenersatz sollte zurückhaltend mittels Erythrozytenkonzentraten erfolgen, um den Hämatokrit zwischen 25-30% (Hämoglobin 9-10 g/dL) zu halten und mit Volumsersatzlösungen, um hämodynamische Stabilität zu gewährleisten. b) Weitere Daten bezüglich der Notwendigkeit der Behandlung von Gerinnungsstörung und Thrombozytopenie müssen erhoben werden; bei schweren Gerinnungsstörungen (NT < 30%) oder Thrombozytopenie (Thrombozytenzahl < 30000 / µL) sollte eine Substition mit Fresh Frozen Plasma (FFP) bzw. Thrombozytenkonzentrat jedenfalls erwogen werden. Der Einsatz von Prothrombin-Komplex Konzentraten sollte vermieden werden. 2. Antibiotikaprophylaxe um bakterielle Infektionen/spontan bakterielle Peritonitis zu verhindern: a) Antibiotika-Prophylaxe ist ein wesentlicher Bestandteil der Therapie und sollte unbedingt vor der Endoskopie begonnen werden. Verabreicht werden sollten Breitspektrumantibiotika oral oder intravenös (10). Alle Patienten sollten auf das Vorhandensein einer Infektion untersucht werden. 3. Prävention/Therapie der hepatischen Enzephalopathie: a) Laktulose kann oral oder durch eine naso-gastrale Ernährungssonde oder Einlauf gegeben werden, um eine hepatische Enzephalopathie zu verhindern, obwohl die Wirkung fraglich belegbar ist. b) Bei Vorliegen einer Enzephalopathie sollte L-Ornithin-L-Aspartat in den ersten 24-48 h intravenös zusammen mit ausreichender Flüssigkeitssubstitution, später je nach Bedarf oral verabreicht werden. 4. Prognoseeinschätzung: a) Die Child-Pugh-Klassifikation ist nicht ausreichend, um individuelle Risken und Prognose abzuschätzen und der zusätzliche Nutzen anderer prognostischer Indikatoren sollte festgelegt werden. b) Der Effekt anderer chronischer Krankheiten, Nierenversagen, bakterielle Infektionen, HCC und aktive Blutung bei der Endoskopie sollten in Studien evaluiert werden. c) Ein HVPG von >20 mmHg ist mit einem signifikant erhöhten Versagen der Blutungskontrolle und einer signifikant erhöhten Mortalität assoziiert (11). NOVEMBER 2005 7 I M P R E S S U M Herausgeber: Österr. Gesellschaft für internistische und allgemeine Intensivmedizin (ÖGIAIM) und Deutsche Gesellschaft für internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) Erscheinungsort: Wien Verbreitung: Deutschland, Österreich, Schweiz Für den Inhalt verantwortlich: Prof. Dr. Wilfred Druml, Prof. Dr. Karl Werdan, Prof. Dr. Christian Madl, DGKP Christian Vaculik Beirat: Prof. Dr. R. Erbel, PD Dr. U. Janssens, Prof. Dr. M. Joannidis, Prof. Dr. H.P. Kierdorf, Prof. Dr. G. Kreymann, Prof. Dr. A. Laggner, Prof. Dr. K. Lenz, Prof. Dr. B. R. Ruf, Prof. Dr. Erich Schmutzhard, Prof. Dr. G.W. Sybrecht, Prof. Dr. H.J. Trappe, PD Dr. A. Valentin, Prof. Dr. S. Weilemann. Prof. Dr. Ch. Wiedermann Der Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge spiegelt die Meinung der Verfasser wider und muss nicht mit jener der ÖGIAIM, DGIIN bzw. Redaktion übereinstimmen. Ziele der INTENSIV-News: Information und Diskussionforum zu aktuellen Themen der Intensivmedizin und Notfallmedizin Kommentare und Zuschriften erbeten an: Für die ÖGIAIM: [email protected]; für die DGIIN: [email protected]; für die Arbeitsgemeinschaft für Intensivpflege: [email protected] Internet: www.intensivmedizin.at Heftpreis: € 6,50, Jahresabonnement: € 39,Verleger/Anzeigen: Medicom Verlags GmbH, Koloman-Wallisch-Platz 12, Postfach 1, A-8600 Bruck/Mur Tel.: +43/3862/56 400-0, Fax: +43/3862/56 400-16 Medicom Schweiz VerlagsgmbH, Baarerstrasse 86a, CH-6300 Zug Tel.: +41/41/712 31 31, Fax: +41/41/712 31 30 E-Mail: [email protected], Intensiv-News-Archiv unter: www.medicom.cc FACHKURZINFORMATION: Vfend 50 mg/200 mg Filmtabletten – 200 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung – 40 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen Zusammensetzung: Filmtabletten: 1 Tablette enthält 50 mg/200 mg Voriconazol. Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung: Eine Durchstechflasche enthält 200 mg Voriconazol entsprechend 10 mg/ml-Lösung nach Rekonstitution. Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: Jede Flasche enthält 45 g Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen entsprechend 40 mg/ml Voriconazol nach Rekonstitution mit Wasser. Hilfsstoffe: Filmtabletten: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, vorverkleisterte Stärke aus Mais, Croscarmellose-Natrium, Povidon, Magnesiumstearat; Filmüberzug: Hypromellose, Titandioxid (E 171), Lactose-Monohydrat, Triacetin. Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung: Natrium-beta-cyclodextrin-sulfobutylether (SBECD). Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: Sucrose (0,54 g pro ml Suspension), hochdisperses Siliciumdioxid, Titandioxid (E 171), Xanthan-Gummi, Natriumcitrat, Natriumbenzoat (E 211), Citronensäure, natürlicher Orangengeschmack (enthält Orangenöl, Maltodextrin und Tocopherol). Anwendungsgebiete: VFEND (Voriconazol) ist ein Breitspektrum-Triazol-Antimykotikum für folgende Anwendungsgebiete: Behandlung der invasiven Aspergillose. Behandlung der Candidämie bei nicht-neutropenischen Patienten. Behandlung von Fluconazol-resistenten, schweren invasiven Candida-Infektionen (einschließlich durch C. krusei). Behandlung schwerer Pilzinfektionen, hervorgerufen durch Scedosporium spp. und Fusarium spp. VFEND sollte in erster Linie bei Patienten mit progressiven, möglicherweise lebensbedrohlichen Infektionen eingesetzt werden. Gegenanzeigen: VFEND ist kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Voriconazol oder einen der sonstigen Bestandteile. Die gleichzeitige Anwendung der CYP3A4-Substrate Terfenadin, Astemizol, Cisaprid, Pimozid oder Chinidin mit VFEND ist kontraindiziert, da erhöhte Plasmakonzentrationen dieser Arzneimittel zu QTc-Verlängerung und selten zu Torsade de pointes führen können. Die gleichzeitige Anwendung von VFEND mit Rifampicin, Carbamazepin und Phenobarbital ist kontraindiziert, da diese Arzneimittel die Plasmakonzentration von Voriconazol wahrscheinlich signifikant verringern können. Die gleichzeitige Anwendung von VFEND mit Efavirenz ist kontraindiziert, da Efavirenz die Plasmakonzentration von Voriconazol signifikant verringert während VFEND die Plasmakonzentration von Efavirenz signifikant erhöht. Die gleichzeitige Anwendung von VFEND mit Ritonavir (zweimal täglich 400 mg oder mehr) ist kontraindiziert, da Ritonavir bei gesunden Menschen die Plasmakonzentration von Voriconazol signifikant verringert. Die gleichzeitige Anwendung von Ergot-Alkaloiden (Ergotamin, Dihydroergotamin), die CYP3A4-Substrate sind, ist kontraindiziert, da es durch erhöhte Plasmakonzentrationen dieser Arzneimittel zu Ergotismus kommen kann. Die gleichzeitige Anwendung von Voriconazol und Sirolimus ist kontraindiziert, da Voriconazol wahrscheinlich die Plasmakonzentration von Sirolimus signifikant erhöht. Pharmakotherapeutische Gruppe (ATC-Code): J02A C03. Pharmazeutischer Unternehmer: Pfizer Limited, Ramsgate Road, Sandwich, Kent CT13 9NJ, Vereinigtes Königreich. Stand der Information: März 2005. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Schwangerschaft, Stillzeit und Nebenwirkungen sind der Austria-Codex-Fachinformation zu entnehmen. Konsensus portale Hypertension 5. Gebrauch von Ballon Tamponade: a) Ballon Tamponade sollte nur bei massiver, endoskopisch nicht stillbarer Blutung als temporäre Überbrückung verwendet werden, bis die endgültige Behandlung eingeleitet werden kann. 6. Pharmakologische Behandlung: a) Bei suspizierter Varizenblutung sollte so schnell wie möglich die Verabreichung von vasoaktiven Medikamenten begonnen werden, noch bevor diese endoskopisch definitiv diagnostiziert wird. b) Zur Verfügung stehen einerseits das Vasopressin-Analogon Terlipressin (Bolusapplikation), sowie Somatostatin und sein Analogon Octreotid (Dauerinfusion). c) Die medikamentöse Therapie mit vasoaktiven Medikamenten kann bis zu 5 Tage fortgesetzt werden (Studien sind über 5 Tage gelaufen), um eine frühe Rezidivblutung zu verhindern, im Anschluss daran sollte unmittelbar mit der medikamentösen Sekundärprophylaxe begonnen werden. Dosierungsempfehlungen: • Terlipressin-Anwendung: Initial 2 mg als Bolus alle 4 h, wenn 24 h lang blutungsfrei, dann weiter mit 1 mg Bolus alle 4 h für mindestens weitere 24 h bis max. 5 Tage • Somatostatin-Anwendung: Initial 500 µg als Bolus, danach 500 µg/h (7 µg/kg/ h) als Perfusor, wenn 24 h lang blutungsfrei, dann weiter mit 250 µg/h (3.5 µg/kg/h) für mindestens weitere 24 h bis max. 5 Tage • Octreotid-Anwendung: Initial 50 µg als Bolus, danach 50 µg/h als Perfusor, wenn 24 h lang blutungsfrei, dann weiter mit 50 µg/h für mindestens weitere 24 h bis max. 5 Tage 7. Endoskopische Behandlungen (Ösophagusvarizenblutung): a) Bei akuter Blutung kann entweder eine Ligatur oder endoskopische INTENSIV - NEWS Sklerosierung durchgeführt werden. b) Endoskopische Behandlungen werden am besten in Verbindung mit pharmakologischer Therapie verwendet, welche vorzugsweise vor der Endoskopie begonnen werden sollte. c) Selbst wenn keine aktive Blutung bei der Endoskopie festgestellt werden kann, wird eine endoskopische Varizentherapie empfohlen. d) Es gibt derzeit keinen Konsens über die Anwendung von Cyanoacrylat in der unstillbaren Ösophagusvarizenblutung. Als Ultima Ratio wurde diese Methode jedoch wiederholt erfolgreich eingesetzt. Sekundäre Prophylaxe der akuten Varizenblutung 1. Therapie: Die erste Wahl in der Sekundärprophylaxe ist die medikamentöse Therapie: Entweder mit β-Blockern (wenn deren Wirksamkeit mittels HVPG-Messung kontrolliert werden kann) oder als Kombination β-Blocker mit ISMN (wenn keine Messung zur Verfügung steht oder die β-Blocker-Therapie alleine ineffektiv ist). Als gleich effektive Therapie steht die zyklische Ösophagusbandligatur zu Verfügung, um rezidivierende Varizenblutungen zu verhindern. Die Kombination aus endoskopischer und medikamentöser Therapie wird derzeit in prospektiven Studien evaluiert.Patienten mit fortgeschrittener Leberschädigung sollten für die Lebertransplantation evaluiert werden. Die endoskopische und/oder medikamentöse Behandlung sollte weiter angewandt werden. 2. Behandlung von Patienten mit Unverträglichkeit / Kontraindikation zu βBlockern: a) Die Ösophagusbandligatur ist die bevorzugte Behandlung, um rezidivierende Varizenblutung bei Patien- ten zu verhindern, die eine Kontraindikation oder Unverträglichkeit für eine medikamentöse Therapie haben. b) Die ISMN-Monotherapie ist keine sinnvolle Alternative zur Therapie mit β-Blockern. 3. Behandlung von Patienten mit niedrigem Risiko (gute Leberfunktion, ausreichende Blutungstoleranz) und Versagen der medikamentösen Therapie: a) Die Varizenbandligatur ist die Methode der Wahl bei Rezidivblutung (oder fehlender adäquater Drucksenkung) unter medikamentöser Prophylaxe, obwohl die Bandligatur gerade bei diesen Patienten nur eine mäßiggradige Effektivität haben könnte (12). Die medikamentöse Therapie sollte dennoch fortgesetzt werden. b) Ein TIPS oder gelegentlich auch ein chirurgischer Shunt ist eine sinnvolle Therapie für Patienten mit niedrigem Risiko, bei denen die medikamentöse und endoskopische Rezidivblutungsprophylaxe wiederholt (zumindest zweimal) scheitert. c) Durch die deutlich verbesserte Haltbarkeit und Überlebensrate des gecoateten TIPS stellt dieser eine potentiell attraktive Behandlungsalternative für Patienten mit Versagen der medikamentösen/endoskopischen Rezidivblutungsprophylaxe dar (13, 14). Der mögliche Stellenwert einer früheren elektiven TIPSImplantation (bereits als Erstmaßnahme der Rezidivblutungsprophylaxe) wird in derzeit laufenden Studien geprüft, hat bisher aber schon sehr positive Resultate erbracht (15). d) Die chirurgische Devaskularisation (Sperroperation) ist eine Methode der Ultima ratio, wenn das Auftreten von Rezidivblutungen weder medikamentös noch endoskopisch verhindert werden kann und die Anlage eines TIPS oder Shunts nicht möglich ist. NOVEMBER 2005 9 Konsensus portale Hypertension 4. Behandlung für Hochrisikopatienten, bei denen die medikamentöse/endoskopische Therapie versagt: a) TIPS ist die empfohlene Behandlung für ausgewählte Hochrisikopatienten, bei denen die medikamentöse und endoskopische Rezidivblutungsprophylaxe wiederholt (zumindest zweimal) scheitert. b) Diese Patienten sollten für eine Lebertransplantation in Betracht gezogen werden. Portale hypertensive Gastropathie (PHG), gastrische antrale vasale Ektasien (GAVE) 1. Die PHG ist definiert duch den makroskopischen Aspekt des mosaikähnlichen Schleimhautmusters. Zu unterscheiden ist die PHG mit und ohne Blutungszeichen (16). 2. GAVE (Gefäßektasien im Antrum = Wassermelonenmagen) ist eine spezielle klinische, endoskopische und histopathologische Entitiät, welche endoskopisch durch eine Anhäufung von roten Punkten gekennzeichnet ist, die als lineares Muster angeordnet sind oder als zerstreute Läsionen (die dann aber durch Antrumbiopsie bestätigt werden muss): GAVE kann unter anderen Bedingungen als bei Leberzirrhose gesehen werden. 3. Die Häufigkeit von: a) Akuter PHG-Blutung ist niedrig (weniger als 3% in drei Jahren). b) Chronische Blutungen bei PHG liegen bei ca. 10-15% in drei Jahren. b) Notfall-TIPS oder Shunt-Chirurgie sollten als Ultima ratio bei Nichtansprechen auf vasoaktive Medikamente verwendet werden. 6. Behandlung der chronischen Blutung bei PHG: a) β-Blocker, und wenn erforderlich Eisen, sind die erste Wahl der Behandlung. b) β-Blocker und Isosorbide-5-Mononitrate, sowie andere Therapien (z. B. langwirkendes Somatostatin), sollten untersucht werden. c) Behandlung sollte auf unbestimmte Zeit fortgesetzt werden. d) TIPS ist eine Rettungsmaßnahme bei PHG-assoziierten Blutungen, welche vermutlich auf einen Abfall des Portaldrucks reagieren könnten. 7. Behandlung der Blutung bei GAVE: Der Argonplasmakoagulation bei GAVE ist eine effektive Maßnahme bei nicht allzu starken Blutungen. Fundusvarizen (GV) 1. Für Varizen im Magen sollte die Klassifikation nach Sarin verwendet werden (17): a) Für Fundusvarizen (GOV2 und IGV1) sollte das Vorhandensein von Red Spots, großen Varizen und einem Child-Pugh Stadium B oder C als Risikofaktoren für eine Blutung betrachtet werden. 4. Die Läsionen können sich im Laufe der Zeit verändern (schwanken, verschlechtern oder verbessern). 5. Behandlung der akuten Blutung bei PHG: a) Vasoaktive Medikamente werden mit einer hohen Erfolgsrate (70-100%) in unkontrollierten Studien verwendet. 10 NOVEMBER 2005 2. Fundusvarizen (GOV2, GOV1 + IGV1) haben das höchste Blutungsrisiko. 3. Als Akuttherapie bei Blutung von Fundusvarizen kommen folgende Methoden in Betracht: a) Cyanoacrylatkleber-Injektion in die Varize ist die effektivste Therapie für die akute Fundusvarizen-Blutung b) Endoskopische Varizensklerosierung ist keine Alternative c) Vasoaktive Medikamente können in Verbindung mit anderen Behandlungen verwendet werden. d) Zur Überbrückung bei fehlender Blutungskontrolle kann Ballontamponade eingesetzt werden. d) Banding ist keine etablierte Therapie der Fundusvarizenblutung e) TIPS und Chirurgie werden als Rettungstherapie angesehen 4. Für die langfristige Behandlung der Fundusvarizen gibt es keine gut etablierte und durch randomisiere Studien abgesicherte Therapien: a) Langzeit-Cyanoacrylatklebereinspritzung b) TIPS c) Shunt (für Patienten mit sehr guter Leberfunktion) d) Medikamentöse Drucksenkung mit β-Blockern und/oder ISMN Spontan-bakterielle Peritonitis 1. Eine diagnostische Aszitespunktion sollte bei allen ambulanten und stationären Patienten mit neu aufgetretenem oder sich verschlechterndem Aszites durchgeführt werden. Die Diagnostik sollte zumindest die Bestimmung der Neutrophilen-Zahl, des Gesamtproteins im Aszites, des Serum-Aszites Albumingradienten und je eine aerobe und anaerobe Kultur in Blutkulturflaschen umfassen. Eine neuerliche Punktion sollte auch durchgeführt werden, wenn sich systemische Infektionszeichen (klinisch oder laborchemisch) entwickeln. Bei der Aszitespunktion sollten auch zeitgleich Blutkulturen abgenommen werden. Eine positive Blutkultur auch ohne positive AsziINTENSIV - NEWS Konsensus portale Hypertension teskultur ist ein starker Hinweis auf den verursachenden Keim (18). 2. Eine Neutrophilenzahl im Aszites von >250 / µL (bzw. positiver Harnstreifentest) sollte sofort zum Beginn einer empirischen antibiotischen Therapie mit einem Breitsprektumantibiotikum mit guter gramnegativer Wirksamkeit führen (z. B. Cephalosporin der 3. Generation, Quinolon, Aminopenicillin / Clavulansäure). 3. Bei einer Neutrophilenzahl im Aszites von <250 / µL, aber Vorliegen von klinischen Infektzeichen, sollte ebenfalls eine empirische antibiotische Therapie mit einem Breitsprektumantibiotikum bis zum Vorliegen der Asziteskulturen erfolgen. 4. Patienten mit einer Neutrophilenzahl im Aszites von >250 / µL und klinischem Verdacht auf spontanbakterielle Peritonitis sollten unbedingt Albumin i. v. erhalten: 1.5 g / kg Körpergewicht innerhalb von 6 h nach Diagnose und nochmals 1 g / kg Körpergewicht am Tag 3 (19). Langzeitprophylaxe bei spontan-bakterieller Peritonitis 1. Patienten, die eine Episode einer spontan-bakteriellen Peritonitis überlebt haben, sollten eine Langzeitprophylaxe mit täglich einem oralen Quinolon erhalten. 2. Bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites ohne vorherige Episode einer spontan-bakteriellen Peritonitis kann die Antibiotikaprophylaxe auch dann indiziert sein, wenn das Gesamtprotein im Aszites <1 g / dL ist. Der transjuguläre intrahepatische porto-systemische Shunt (TIPS) in der Therapie der portalen Hypertension (3) Allgemeine Vorraussetzungen für die TIPS-Implantation: • Bildgebendes Verfahren zur Darstellung der Durchgängigkeit der anatoINTENSIV - NEWS mischen Strukturen (Lebervenen, Pfortader) als Vorraussetzung für den technischen Erfolg der TIPS-Implantation. • Echokardiographie zum Ausschluss einer Herzinsuffizienz oder einer pulmonalen Hypertension. • Ausreichende Leberfunktion, d. h., nach Möglichkeit kein Child-Pugh Score > 11 und kein MELD > 18; bei Child Pugh Score >11 und MELD Score > 18 muss die Entscheidung im Einzelfall sehr genau überdacht werden. TIPS bei Varizenblutung: • Der TIPS hat keinen Stellenwert in der Primärprävention der Varizenblutung. • Der TIPS ist Therapie der 2. oder 3. Wahl in der Sekundärprävention der Varizenblutung. • Wenn trotz adäquater pharmakologischer und/oder endoskopischer Therapie zumindest eine Rezidivblutung aufgetreten ist. • In manchen Fällen kann der TIPS auch als Therapie der Wahl in der Sekundärprophylaxe eingesetzt werden. • Wenn der Patient im Rahmen der ersten Varizenblutung eine sehr schlechte Blutungstoleranz gezeigt hat (z. B. protrahierter Intensivaufenthalt, lange Rekonvalenzenz, starke Verschlechterung der Leberfunktion, etc.). • Wenn bei der Varizenblutung ein HVPG von >20 mmHg vorlag (15). Literatur 1. de Franchis R. Updating consensus in portal hypertension: report of the Baveno III Consensus Workshop on definitions, methodology and therapeutic strategies in portal hypertension. J Hepatol 2000; 33:846-852. 2. Moore KP, Wong F, Gines P, Bernardi M, Ochs A, Salerno F, Angeli P, et al. The management of ascites in cirrhosis: report on the consensus conference of the International Ascites Club. Hepatology 2003; 38:258-266. 3. Angermayr B, Cejna M, Peck-Radosavljevic M. Management von Patienten vor und nach Implantation eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) - Bericht der Vienna TIPS Study Group. Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen 2003; 1:11-14. 4. Peck-Radosavljevic M, Trauner M, Schreiber F. Austrian consensus on the definition and treatment of portal hypertension and its complications. Endoscopy 2005; 37:667-673. 5. Paquet KJ, Oberhammer E. Sclerotherapy of bleeding oesophageal varices by means of endoscopy. En- doscopy 1978; 10:7-12. 6. Merkel C, Bolognesi M, Sacerdoti D, Bombonato G, Bellini B, Bighin R, Gatta A. The hemodynamic response to medical treatment of portal hypertension as a predictor of clinical effectiveness in the primary prophylaxis of variceal bleeding in cirrhosis. Hepatology 2000; 32:930-934. 7. Abraldes JG, Tarantino I, Turnes J, Garcia-Pagan JC, Rodes J, Bosch J. 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Effect of intravenous albumin on renal impairment and mortality in patients with cirrhosis and spontaneous bacterial peritonitis. N Engl J Med 1999; 341:403-409. Univ. Prof. Dr. Markus Peck-Radosavljevic Abt. f. Gastroenterologie und Hepatologie Klinik f. Innere Medizin IV Medizinische Universität Wien Österreich [email protected] NOVEMBER 2005 11 Literatur Rezension: Sepsis und MODS K. Werdan, H.-P. Schuster, U. Müller-Werdan: Sepsis und MODS, 4. Auflage, Springer Verlag GmbH, 2005, 628 S., 140 Abb., 79,95, ISBN: 3-540-00004-6 Sepsis, schwere Sepsis und septischer Schock nehmen unter prognostischen, aber auch zunehmend unter sozioökonomischen Gesichtspunkten, eine herausragende Rolle in der Intensivbehandlung kritischer Patienten ein. Das Multiorgan-Dsyfunktionssyndrom und das konsekutive Multiorgan-Versagen sind bei diesen Krankheitsbildern immer wieder und immer häufiger anzutreffen. Die von uns behandelten Patienten sind zunehmend älter und weisen schon bei Eintritt in die Intensivmedizin eine hohe Komorbidität auf. Es ist bekannt, dass das Multiorganversagen nicht nur sehr häufig ist, sondern für bis zu 80% aller Intensivtodesfälle verantwortlich ist und natürlich eine hohe ökonomische Bedeutung besitzt. Insofern ist es erfreulich, dass das Deutsche Standardwerk „Sepsis und MODS“ nunmehr in der 4. Auflage vorliegt. Die Autoren haben dieses Werk über die Jahre konsequent weiter entwickelt und mit der aktuell vorliegenden Auflage gründlich überarbeitet und an die aktuelle Datenlage angepasst. Neben den Herausgebern finden sich alle namhaften und kompetenten Wissenschaftler als Co-Autoren, die sich auf dem Gebiet der Sepsis und dem Multiorganversagen verdient gemacht haben. Das Werk ist übersichtlich und didaktisch hervorragend aufgebaut, die sehr ausführlichen pathophysiologischen Grundlagen werden durch Themen zur antimikrobiellen Therapie, Prophylaxe und Therapie der Organdysfunktion, Sepsis und Gerinnung und Sepsis bei speziellen Patientengruppen, vervollständigt. Der Leser kann sich einen sehr gründlichen Überblick über aktuelle Therapiestrategien verschaffen, auch neue und experimentelle Therapieverfahren werden umfassend dargestellt und kritisch bewertet. Dabei wird er durch übersichtliche Tabellen und Darstellungen unterstützt. Jedes Kapitel wird durch ein „Fazit für die Praxis“ abgerundet. Sehr erfreulich ist die klare Darstellung der aktuellen Therapieempfehlungen (basierend auf der „Surviving Sepsis Campaign“), zu Fragen der Antibiotikatherapie, aber auch zur Prävention der nosokomialen Sepsis. Die enge Zusammenarbeit der Herausgeber und Autoren mit der Deutschen Sepsis Gesellschaft schafft hier einen zusätzlich hohen Evidenzgrad. Die Herausgeber und das Autorenteam sind daher zu beglückwünschen: Dieses Buch gehört nicht nur in den Schrank eines jeden Intensivmediziners, sondern sollte seinen Platz auf jeder Intensivstation finden. Assistenten, Oberärzte und Chefärzte können ihre tägliche Arbeit evidenzenbasiert und praxisnah mit diesem „Goldstandard“ absichern. PD Dr. med. U. Janssens Internist / Kardiologe / Internistische Intensivmedizin Chefarzt Medizinische Klinik St.-Antonius-Hospital 52249 Eschweiler Konsensus akute Pankreatitis Management des Intensivpatienten mit schwerer akuter Pankreatitis Internationale Konsensus-Konferenz Im April 2004 wurde in Washington, DC eine internationale Konsensuskonferenz abgehalten, die Empfehlungen zum Management der schweren, akuten Pankreatitis bei kritisch kranken Patienten erarbeitet hat. Diese Konsensus Empfehlungen wurden Ende 2004 im Journal Critical Care Medicine veröffentlicht (Nathens AB et al; Crit Care Med 2004; 32:2524-2536). Die Empfehlungen sind auf jene Intensivpatienten mit schwerer akuter Pankreatitis fokusiert, bei denen eine rasche, progressive Entwicklung zum Mehrorganversagen mit einer prognostizierten Mortalität über 30% und einer Spitalsliegedauer über einem Monat zu erwarten ist. Die Jury der Konsensus-Konferenz setzte sich aus 10 Mitgliedern, wobei sowohl Internisten, Chirurgen und Intensivmediziner vertreten waren, zusammen. Diese Jury beurteilte die Empfehlungen von 24 internationalen Experten auf dem Gebiet der Pankreatitis. Diese Experten wurden im Vorfeld zu der Konsensus-Konferenz ersucht, 6 spezifische Fragen zum Thema der schweren, akuten Pankreatitis zu beantworten. Zu diesen 6 Fragen wurden im Rahmen der Konsensus-Konferenz 23 Evidenz-basierende Empfehlungen abgegeben. Diese Empfehlungen wurden nach Evidenzlevel und Empfehlungsgrad des Center for Evidence Based Medicine, Oxford, United Kingdom (Phillips B et al.; www.cebm.net/ levels_of_ evidence#refs.) eingestuft. Evidenzlevel 1a und Empfehlungsgrad A stellen jeweils den höchsten Level bzw. Grad dar. Folgende 6 spezifische Fragen und folgende 23 Empfehlungen wurden publiziert: INTENSIV - NEWS Frage 1: Wann soll der Patient mit akuter Pankreatitis auf die Intensivstation transferiert werden? • Empfehlung 1: Es gelten die konventionellen Kriterien für die Aufnahme auf die Intensivstation, wobei folgende Risikofaktoren zu berücksichtigen sind: Rasche Verschlechterung des Allgemeinzustandes, hohes Alter, Übergewicht, hoher Flüssigkeitsbedarf, große Pankreasnekrosen (Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D). • Empfehlung 2: Patienten mit schwerer, akuter Pankreatitis sollen von einem intensivmedizinisch geführten, multidisziplinären Team betreut werden (Zentrum mit Endoskopie, ERCP, Chirurgie, intervent. Radiologie) (Evidenzlevel: 3a; Empfehlungsgrad: B) • Empfehlung 3: Patienten mit schwerer, akuter Pankreatitis benötigen ein enges hämodynamisches Monitoring, eine aggressive Flüssigkeitstherapie, Monitoring der Harnausscheidung, des Säure-Basenhaushaltes und der Oxygenierung; Pankreatitis spezifische Prognose Scores wie Ranson Kriterien oder Glasgow Score und allgemeine intensivmedizinische Prognose Scores (APACHE-II oder SAPS II) sind als gleichwertig anzusehen, ersetzen jedoch nicht ein klinisches Monitoring (Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D). • Empfehlung 4: Es wird kein Routinemonitoring von CRP, IL6, Procalcitonin oder Trypsinogen aktiviertes Protein für Prognose bzw. Triage empfohlen (Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D). • Empfehlung 5: Es wird empfohlen initial bei diagnostischer Unsicherheit ein Abdomen CT mit Kontrastmit- tel, wenn keine Kontraindikation besteht, durchzuführen (Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D). • Empfehlung 6: Zur Abklärung bzw. Diagnose lokaler abdomineller Komplikationen wird ein Abdomen CT mit Kontrastmittel 48 - 72 Stunden nach Symptombeginn durchgeführt (Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D). Frage 2: Sollen Patienten mit akuter schwerer Pankreatitis prophylaktisch Antibiotika erhalten? • Empfehlung 7: Bei inkonklusiver Evidenz und unterschiedlicher Expertenmeinung wird keine routinemäßige prophylaktische Therapie mit Antibiotika oder Antimykotika empfohlen. Weitere Studien sind notwendig um mögliche Subgruppen, die von einer prophylaktischen Therapie profitieren zu definieren (Evidenzlevel: 2b; Empfehlungsgrad: B). • Empfehlung 8: Es wird keine prophylaktische Anwendung einer selektiven Darmdekontamination empfohlen. Frage 3: Wann und wie soll bei Patienten mit akuter, schwerer Pankreatitis die künstliche Ernährungstherapie durchgeführt werden? • Empfehlung 9: Eine enterale Ernährung ist einer parenteralen Ernährung zu bevorzugen. Der Beginn der enteralen Ernährung soll unmittelbar nach initialer Stabilisierung erfolgen und wenn möglich über eine jejunale Sonde (Evidenzlevel: 1a; Empfehlungsgrad: A). • Empfehlung 10: Eine parenterale Ernährung ist nur dann indiziert, wenn eine enterale Ernährung auch nach 5 bis 7 Tagen nicht ausreichend möglich ist (Evidenzlevel: 5; EmpfehNOVEMBER 2005 13 Konsensus akute Pankreatitis lungsgrad: D). • Empfehlung 11: Wenn eine parenterale Ernährung verwendet wird, soll diese einen Glutaminzusatz enthalten (Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D). • Empfehlung 12: Sowohl bei enteraler als auch parenteraler Ernährung werden engmaschige Blutzuckerkontrollen mit dem Ziel der Normoglykämie empfohlen (Evidenzlevel: 1b; Empfehlungs-grad: A). • Empfehlung 13: Bei enteraler Ernährung wird keine Immunonutrition empfohlen; auch die Therapie mit Probiotika wird nicht empfohlen (Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D). Frage 4: Welche Indikationen bestehen für ein chirurgisches Vorgehen und wann ist der geeignete Zeitpunkt? Welchen Stellenwert hat die perkutane Drainage bzw. Laparoskopie? • Empfehlung 14: Es wird eine sonographische oder CT-gezielte Feinnadelpunktion mit anschließender gramFärbung und Gewinnung einer Kultur bei Evidenz einer pankreatischen Nekrose und klinischen Zeichen für eine Infektion empfohlen (Evidenzlevel: 4; Empfehlungsgrad: C). • Empfehlung 15: Bei Patienten mit steriler Nekrose wir kein chirurgisches Debridement oder Drainage empfohlen (Evidenzlevel: 4; Empfehlungsgrad: C). • Empfehlung 16: Bei Patienten mit infizierter pankreatischer Nekrose und/oder Abszess wird ein chirurgisches Debridement oder Drainage empfohlen. Der Goldstandard für dieses chirurgische Vorgehen ist ein offenes chirurgisches Debridement. Minimal invasive Techniken sind möglicherweise bei selektiven Patienten indiziert (Evidenzlevel: 4; Empfehlungsgrad: C). • Empfehlung 17: Es wird empfohlen, wenn möglich, eine operative Nekrosektomie und/oder Drainage frühestens nach 2 bis 3 Wochen durchzuführen, um eine Demarkation der 14 NOVEMBER 2005 Abb. 1: CT-Abdomen bei schwerer, akuter Pankreatitis pankreatischen Nekrosen abzuwarten. Der klinische Eindruck gilt jedoch als primärer Parameter für den Zeitpunkt des chirurgischen Vorgehens (Evidenzlevel: 4; Empfehlungsgrad: C). Frage 5: Unter welchen Umständen sollen Patienten mit biliärer Pankreatitis einer Gallengangssanierung (ERCP) unterzogen werden? • Empfehlung 18: Bei allen Patienten mit akuter Pankreatitis soll primär eine Diagnostik mit Sonographie und Laborparameter zum Ausschluss oder Diagnose einer biliären Pankreatitis erfolgen (Evidenzlevel: 4; Empfehlungsgrad: C). • Empfehlung 19: Bei biliärer Pankreatitis mit Gallengangsobstruktion soll eine ERCP mit Papillotomie innerhalb von 72 Stunden nach Symptombeginn durchgeführt werden (Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D). • Empfehlung 20: Bei suspizierter oder nachgewiesener biliärer Pankreatitis ohne Gallengangsobstruktion wird ebenfalls die Durchführung einer ERCP innerhalb von 72 Stunden empfohlen (Evidenzlevel: 1c; Empfehlungsgrad: B). Frage 6: Gibt es einen Stellenwert für eine adjuvante anti-inflammatorische Therapie bei akuter Pankreatitis? • Empfehlung 21: Allgemeine supportive intensivmedizinische Maßnahmen sollen auch bei Patienten mit schwe- rer, akuter Pankreatitis angewandt werden. Dazu zählen frühzeitiger Volumenersatz und eine lungenprotektive Beatmung bei Patienten mit akutem Lungenversagen (Evidenzlevel: 1b; Empfehlungsgrad: A). • Empfehlung 22: Bei jenen Patienten, die die Kriterien einer schweren Sepsis erfüllen, wird eine Therapie nach den derzeitigen Sepsis-Guidelines empfohlen. Diese Giudelines beinhalten eine Therapie mit rekombinantem aktivierten Protein C (Evidenzlevel: 1b; Empfehlungsgrad: A) und eine Therapie mit niedrig-dosiertem Hydrocortison bei katecholaminpflichtigem septischen Schock (Evidenzlevel: 1b; Empfehlungsgrad: B). Vor Beginn einer Therapie mit rekombinantem aktivierten Protein C muss die theoretische Möglichkeit einer retroperitonealen Blutung berücksichtigt werden (Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D). • Empfehlung 23: Es wird keine immunmodulierende Therapieformen mit antiinflammatorischer Wirkung, wie zum Beispiel anti-TNF-alpha oder Lexipafant empfohlen (Evidenzlevel: 1b; Empfehlungsgrad: A bei Lexipafant; Evidenzlevel: 5; Empfehlungsgrad: D für alle anderen Therapien). Übersetzung: Univ. Prof. Dr. C. Madl Klinik für Innere Medizin IV AKH-Wien, Österreich [email protected] INTENSIV - NEWS Images in Intensive Care Endoskopische Nekrosektomie bei schwerer akuter Pankreatitis Bei einem 30-jährigen Patienten wurde aufgrund einer infizierten Flüssigkeitsansammlung in der Bursa omentalis im Rahmen einer akuten nekrotisierenden Pankreatitis eine transgastrische Zystendrainage durchgeführt. Initial wurden 2 10F Doppelpigtailstents und eine nasozystische Sonde gelegt, die zu einer deutlichen Besserung des klinischen Bildes führten. 10 Tage nach Entfernung der nasozystischen Sonde entwickelte der Patient neuerlich das Bild einer akuten Sepsis verbunden mit epigastrischen Schmerzen, sodass klinisch der V. a. auf einen Verschluss der Abb. 1: Nekrotisierende Pankreatitis Abb. 3 INTENSIV - NEWS Doppelpigtailstents bestand. Dieser Verdacht bestätigte sich bei der Endoskopie. Neben den in situ befindlichen Stents konnte die Retentionshöhle sondiert und reichlich Eiter aspiriert werden. In der Folge wurde die Drainagestelle mit einem Ballon auf 12mm dilatiert und danach die Stents entfernt. Anschließend wurde mit einem Gastroskop in die Retentionshöhle eingegangen, wobei sich das Bild einer infizierten nekrotisierenden Pankreatitis bot (Abb. 1). Die Nekrosen konnten großteils mit einem Dormiakörbchen (Abb. 2-4) und forcierter Spülung entfernt werden. Danach wurden neuerlich 3 Doppelpigtailstents (je 10 French) und eine nasozystische Sonde eingebracht. Eine 2. Nekrosehöhle im linken Unterbauch wurde CT-gezielt perkutan abgeleitet. In den nächsten Tagen kam es zu einer deutlichen Rückbildung der Nekrosehöhlen sowie zu einer fast vollständigen Normalisierung der Entzündungsparameter. Univ. Prof. Dr. A. Püspök Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Innere Medizin IV AKH Wien, Österreich Abb. 2-4: Nekrosektomie mit Dormiakörbchen Abb. 4 NOVEMBER 2005 15 Intensivstationen Österreichs Intensivstation der 2. Medizinischen Abteilung LKH Klagenfurt Das LKH Klagenfurt ist mit 28 Abteilungen und Instituten und derzeit 1.577 systemisierten Betten eines der größten Spitäler in Österreich. Die 2. Medizinische Abteilung wurde 1942 gegründet, hat derzeit 98 systemisierte Betten und als Schwerpunkte die Bereiche Kardiologie und Gastroenterologie. Bis 1995 konnten an der 2. Med. Abteilung nur Überwachungspatienten betreut werden, da an der Überwachungsstation keine Möglichkeit zur extrakorporalen Therapie, noch zur invasiven Beatmung bestand. Daher mussten alle internistischen Intensivpatienten an die anästhesiologische Intensivstation des Hauses transferiert werden. Nach Übernahme der Abteilung durch Univ. Prof. DDr. Georg Grimm im Jahr 1992 wurde in den darauffolgenden Jahren gemeinsam mit OA Reiger mit dem Aufbau einer internistischen Intensivstation begonnen, welche am 1.6.1995 mit 8 Betten in Betrieb genommen werden konnte. Dadurch konnten die Leistungszahlen in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden. Wurden im Jahr 1996 nur 441 Beatmungstage gezählt, so konnten heuer bis Ende November 2005 bereits 1.100 Beatmungstage vermerkt werden. Seit der Eröffnung der Intensivstation besteht die Möglichkeit zur Nierenersatztherapie, wobei im heurigen Jahr bis dato insgesamt 146 Nierenersatztherapietage verzeichnet werden 16 NOVEMBER 2005 konnten (Hämodialyse, Haemofiltration, Hämodiafiltration). Die apparative Ausstattung der Intensivstation umfasst 5 Beatmungsgeräte (EVITA II), 2 Geräte zur Nierenersatztherapie (AK 100 und PRISMA), 1 mobile intraaortale Ballonpumpe, 1 flexibles Bronchoskop, 1 Echokardiographiegerät, 1 mobiles Ultraschallgerät sowie 1 mobiles Röntgengerät. Dazu stehen die Geräte der endoskopischen Ambulanz der Intensivstation jederzeit zur Verfügung. Mit der Steigerung der Leistungen musste auch der Personalstand erheblich gesteigert werden und umfasst derzeit 2 Oberärzte, davon 1 OA in Ausbildung zum Additivfacharzt für internistische Intensivmedi- zin, 1 Turnusarzt sowie 24 diplomierte Pflegepersonen und 2-3 PflegehelferInnen. Die Intensivstation der 2. Med. Abteilung ist seit 1995 seitens der ÖGIAIM als Intensivstation der Gruppe 2 und als Ausbildungsstation anerkannt. Derzeit werden rund 550 Patienten pro Jahr betreut. Da seitens des kardiologischen Schwerpunktes der Abteilung ein hoher Bedarf an Überwachungsbetten besteht (Herzinfarkte, instabile Angina pectoris), können maximal 5 der insgesamt 8 Positionen als Intensivbetten geführt werden. Die mittlere Aufenthaltsdauer der Patienten lag 2005 bisher bei 5.0 Tagen, die mittleren SAPS-II-Punkte bei der Aufnahme bei 32.3, die mittlere Anzahl der TISS-Punkte pro Pflegetag bei 29.5. INTENSIV - NEWS Intensivstationen Österreichs Die beobachtete Mortalität lag im heurigen Jahr bei 14%. Als Erneuerung bietet die 2. Medizinische Abteilung seit 1.3.2005 eine Akut-Herzkatheterbereitschaft rund um die Uhr für den Raum Kärnten und die angrenzenden Bezirke anderer Bundesländer an. Bisher konnten heuer bereits (Stichtag 5.12. 2005) 190 Patienten mit akutem Koronarsyndrom (davon 75% STEMI) über die Intensivstation direkt an das angrenzende Herzkatheterlabor zur Akut-PCI gebracht werden. Da das Landeskrankenhaus Klagenfurt auch über eine eigene Herzchirurgie verfügt, werden an unserer Intensivstation teilweise auch Patienten nach komplizierten herzchirurgischen Ein- griffen intensivmedizinisch versorgt, vorwiegend wenn kardiologische Aspekte im Vordergrund stehen. Als weitere Serviceleistung werden von der Intensivstation Kardioversionen an Patienten der eigenen als auch von anderen Abteilungen durchgeführt und ca. 400 zentrale Venenkatheter pro Jahr für die Patienten anderer Stationen oder Abteilungen gelegt. Durch den gastroenterologisch/metabolischen Schwerpunkt der Abteilung werden auch laufend Pat. mit Sepsis und metabolischem Koma sowie Pat. nach stattgehabten endoskopsichen Eingriffen an der Intensivstation betreut. Durch das geschilderte Leistungsspektrum hat sich die Intensivstation zu einem wesentlichen Baustein der 2. Med. Abteilung entwickelt. Gute Beziehungen bestehen weiters zu den anderen Abteilungen, vor allem der Anästhesie des LKH Klagenfurt, aber auch zu anderen Krankenanstalten, die kontinuierlich gepflegt und ausgebaut werden. Leitung: Univ. Prof. DDr. Georg Grimm Stationsführender Oberarzt: OA Dr. Johannes Reiger OA Dr. Thomas Trattnig Stationsschwester: DGKS Claudia Matheuschitz LKH Klagenfurt, Österreich Lösungen in der nichtinvasiven Beatmung BILEVEL-Technologie Rasches Ansprechen auf den Flowbedarf des Patienten BiPAP VISION Deutlich reduzierte Atemarbeit Großer Druck- und Flowbereich Digitale-Auto-TrackSensitivity Patentierter Algorythmus mit einem besonders sensitiven Trigger, der sich automatisch an auftretende Luft-Lecks und unterschiedliche Atemmuster anpasst. BiPAP SYNCHRONY Damit wird die optimale Synchronisation mit der Atmung des Patienten gewährleistet. BiPAP HARMONY Nähere Information unter www.habel-medizintechnik.at Habel Medizintechnik Ignaz Köck Straße 20, 1210 Wien, Tel. 01/292-66-42 INTENSIV - NEWS NOVEMBER 2005 17 Intensivmedizinische Kontroversen Akute Ulkusblutung: Soll ein Koagel entfernt werden? Endoscopic therapy versus medical therapy for bleeding peptic ulcer with adherent clot: a meta-analysis. Gastroenterology 2005; 129:855-62 Kahi CJ, Jensen DM, Sung JJ, et al. Indiana University Medical Center, and Roudebush Veterans Affairs Medical Center, Indianapolis, Indiana 46202, USA. Background and aims: The optimal management of bleeding peptic ulcer with adherent clot is controversial and may include endoscopic therapy or medical therapy. Methods: We searched MEDLINE, BIOSIS, EMBASE and the Cochrane Library to identify all randomized controlled trials comparing the 2 interventions. Outcomes evaluated in the meta-analysis were recurrent bleeding, need for surgical intervention, length of hospitalization, transfusion requirement and mortality. Results: Six studies were identified that included 240 patients from the United States, Hong Kong, South Korea and Spain. Patients in the endoscopic therapy group underwent endoscopic clot removal and treatment of the underlying lesion with thermal energy, electrocoagulation and/or injection of sclerosants. Rebleeding occurred in 5 of 61 (8.2%) patients in the endoscopic therapy group, compared with 21 of 85 (24.7%) in the medical therapy group (P = Das endoskopische Erscheinungsbild von Gastroduodenalulcera erlaubt einen Rückschluss auf das Risiko einer neuerlichen Blutung. Bei Ulcera mit einem sauberen Grund besteht eine geringere Gefahr einer Reblutung als bei solchen Läsionen, die einen sichtbaren Gefäßstumpf oder ein Koagel aufweisen. Das richtige Management ist in solchen Fällen ein kontroversiell diskutiertes Thema. Während rezente Studien zeigen, dass eine entsprechende endoskopische Intervention die Reblutungsrate senken kann, ist nach wie vor die Einstellung weitverbreitet, solche Läsionen besser nicht anzutasten und sich auf eine medikamentöse Therapie mit Protonen-Pumpen-Inhibitoren (PPI) zu beschränken. Mit der Arbeit von Kahi et al. liegt nun eine Meta-Analyse von sechs Studien mit 240 Patienten vor, die prospektive, randomisierte Vergleichsstudien zwi18 NOVEMBER 2005 .01), for a pooled relative risk of 0.35 (95% confidence interval, 0.14-0.83; number needed to treat, 6.3). There was no difference between endoscopic therapy and medical therapy in length of hospital stay (mean, 6.8 vs 5.6 days; P = .27), transfusion requirement (mean, 3.0 vs 2.8 units of packed red blood cells; P = .75) or mortality (9.8% vs 7%; P = .54). Patients in the endoscopic therapy group were less likely to undergo surgery (pooled relative risk, 0.43; 95% confidence interval, 0.19-0.98; number needed to treat, 13.3); however, this outcome became nonsignificant when only peer-reviewed studies were considered. Conclusions: Endoscopic therapy is superior to medical therapy for preventing recurrent hemorrhage in patients with bleeding peptic ulcers and adherent clots. The interventions are comparable with respect to the need for surgical intervention, length of hospital stay, transfusion requirement and mortality. schen endoskopischer Therapie und alleiniger pharmakologischer Behandlung bei Vorliegen von Ulcera mit aufsitzendem Koagel (Blutung Forrest IIb) untersuchte. Dabei zeigte sich eine Reduktion der Reblutungsrate von 24,7% für die medikamentöse Gruppe auf 8,2% für die Patienten, die einer endoskopischen Intervention unterzogen wurden. Während das Risiko einer Operation in der Interventionsgruppe niedriger war, gab es keinen Unterschied hinsichtlich Mortalität, Anzahl benötigter Blutkonserven und Krankenhausaufenthaltsdauer. Die Schwachpunkte solcher Analysen liegen meist in der Heterogenität der Studien. So wurden in der Gruppe der medikamentösen Therapien Arbeiten mit H2-Blocker-Gabe, sowie mit peroraler und intravenöser (lediglich 1 Studie) Therapie mit PPI inkludiert. Die endoskopische Therapie umfasste eben- falls ein Vielzahl unterschiedlicher Methoden – von Suprarenin-Injektion bis zur Heaterprobe. Schlussfolgerung aus vorliegender Arbeit sollte sein, dass der ideale Zugang zu diesen Patienten ein kombinierter sein muss: Im Falle von (endoskopisch gut zugänglichen) Ulcera sollte das Koagel entfernt und die darunter liegende Läsion entsprechend versorgt werden. Liegt ein Ulcus an einer nur schwer zugänglichen Stelle – zum Beispiel an der Bulbushinterwand – ist ein vorsichtigeres Vorgehen indiziert. Eine adäquate Säuresuppression sollte zusätzlich standardmäßig erfolgen. Dr. Michael Häfner Universitätsklinik für Innere Medizin IV Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie AKH Wien, Österreich [email protected] INTENSIV - NEWS Intensivmedizinische Kontroversen Evolution gegen „intelligentes Design“: Ein ungleiches Match A randomized unblinded pilot study comparing albumin versus hydroxyethyl starch in spontaneous bacterial peritonitis. Hepatology 2005; 42:627-34 Fernandez J, Monteagudo J, Bargallo X, et al. Liver Unit, Hospital Clínic, Villarroel 170, 08036, Barcelona. Spain. The administration of albumin improves circulatory function, prevents hepatorenal syndrome and reduces hospital mortality in patients with cirrhosis and spontaneous bacterial peritonitis. This randomized unblinded pilot study compared the effect of albumin (10 patients) and the synthetic plasma expander hydroxyethyl starch 200/0.5 (10 patients) on the systemic hemodynamics of patients with spontaneous bacterial peritonitis. Baseline measurements were performed within 12 hours after diagnosis of infection. Patients then received 2 doses of the volume expander (1.5 g/kg body weight after baseline measurements and 1 g/kg body weight on day 3). Measurements were repeated after infection resolution. Treatment with albumin was associated with a significant increase in arterial pressure and a suppression of plasma renin activity, indicating an improvement in circulatory function. This occur- Blut ist bekanntlich „ein ganz besonderer Saft“. Einen wichtigen Anteil an dieser Besonderheit hat das Albumin, ein kleines, aus 585 Aminosäuren bestehendes Plasmaprotein, dessen evolutionäre Spur über 550 Millionen Jahre bis zu Protochordaten und primitiven Wirbeltieren verfolgt werden kann. Die charakteristische geladene Cystein-SH-Gruppe wurde sogar beim Endo16-Protein des Seeigels nachgewiesen. Ursprüngliche Aufgaben des Albumin waren Trägerfunktion für Steroidhormone und die Regulation ihrer Rezeptorbindung. Es wird angenommen, dass die Verhinderung „falscher“ xenobiotischer Steroidsignale einen evolutionären Vorteil in der Entwicklung der Wirbeltiere darstellt. Die Evolution des Albumin zur Bindungsstelle unterschiedlichster lipophiler Moleküle gilt als Voraussetzung osmotischer Homöostase (Baker, J Endocrinol 2002; 175:121). Neben seiner Bindungskapazität besitzt Albumin überwiegend antioxidative Funktionen und verhindert Lipidperoxidation. Albumin wirkt auch antiinflammatorisch und kann die Interaktion von Neutrophilen und Endothel sowie die INTENSIV - NEWS red in the setting of a significant expansion of central blood volume (increase in cardiopulmonary pressures and atrial natriuretic factor) and an increase in systolic volume and systemic vascular resistance. In contrast, no significant changes were observed in these parameters in patients treated with hydroxyethyl starch. Von Willebrand-related antigen plasma levels significantly decreased in patients treated with albumin but not in those treated with hydroxyethyl starch. Serum nitrates and nitrites increased in patients treated with hydroxyethyl starch but not in those treated with albumin. These data suggest an effect of albumin on endothelial function. In conclusion, albumin but not hydroxyethyl starch improves systemic hemodynamics in patients with spontaneous bacterial peritonitis. This effect is due not only to volume expansion but also to an action on the peripheral arterial circulation. NFκB-Aktivierung reduzieren. Daneben ist Albumin für 75% des kolloidosmotischen Drucks verantwortlich, was seinen Einsatz als Plasmaexpander begründet. Seine negative Ladung bindet Natrium und damit Wasser im Extrazellulärraum. Insbesondere die Bindung biologisch aktiver Moleküle wie NO an der Cysteingruppe dürfte bei Zuständen vermehrter NO-Produktion vom Volumseffekt unabhängige Effekte haben. Tatsächlich zeigte die jüngst publizierte SAFE-Studie trotz insgesamt mit Kochsalzlösung vergleichbarer Effekte eine grenzwertige Mortalitätsreduktion durch Albumininfusion bei der Subgruppe mit septischem Schock (OR=0.87, p=0.06, NEJM 2004,350:2247). Dies dürfte in besonderem Mass für Patienten mit dekompensierter Zirrhose gelten, die bekanntlich eine vermehrte NO-Synthese aufweisen. So korrelieren NO-Konzentrationen der Ausatemluft mit Zirrhosegrad (Rolla, Hepatology 1997;26:842) und hyperdynamer Zirkulation (Matsumoto, Ann Int Med 1995; 123:110). Es ist einleuchtend, dass „frische“ Albuminbindungsstellen gerade bei massiv vermehrter NO-Produktion im Rahmen einer Peritonitis effektiv sein könnten. Der Anstieg des SVR und der Rückgang des zirkulierenden vWF-Antigens sprechen für Albumineffekte am Endothel. Fernández et al. liefern damit auch eine Erklärung für bekannte klinische Effekte von Albumin bei zirrhotischen Patienten, wo die traditionelle Sichtweise als Plasmaexpander offenbar zu kurz greift. Albumin führt z. B. nur beim Child A - Stadium zu einem Anstieg des zentralen Blutvolumens (Brinch, J Hepatol 2003; 39:24). Hingegen steht das zwar billigere, aber lediglich auf Volumseffekt designte und aufgrund seiner niedrigen C2:C6 Hydroxyethylratio nur wenige Stunden in der Zirkulation verbleibende, eventuell sogar nephrotoxische und gerinnnungshemmende HES 200/0.5 wohl erst am Anfang der Evolution. Größere Studien mit klinischen Endpunkten müssen hier Klarheit schaffen. Ao. Univ.-Prof. Dr. Ludwig Kramer Klinik für Innere Medizin IV AKH Wien, Österreich [email protected] NOVEMBER 2005 19 See the signs Hepa-Merz ® HEPATISCHE ENZEPHALOPATHIE Jede chronische Lebererkrankung birgt das Risiko einer hepatischen Enzephalopathie. Das Erkennen des Symptome ist wesentlich für die Diagnose, denn 4 von 5 Patienten werden nicht diagnostiziert. Die Schlüsselsymptome der hepatischen Enzephalopathie – Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Müdigkeit, Störungen der Feinmotorik, Lethargie und verminderte Reaktionszeit, werden durch einen erhöhten Ammoniakspiegel verursacht. Hepa-Merz® – die Standardtherapie bei chronischen Lebererkrankungen mit Symptomen der hepatischen Enzephalopathie ■ reduziert nachhaltig erhöhte Ammoniakspiegel ■ verbessert Lebensqualität und kognitive Funktion ■ zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit im Alltag Hepa-Merz L-Ornithin-L-Aspartat EFFEKTIVE LEBERTHERAPIE UND MEHR ® Intensivmedizinische Kontroversen Gibt es eine zirrhotische Kardiomyopathie? Cardiac alterations in cirrhosis: reversibility after liver transplantation. J Hepatol 2005; 42:68-74 Torregrosa M, Aguade S, Dos L, et al. Liver Unit, Department of Internal Medicine, Hospital Universitari Vall d'Hebron, Universitat Autonoma de Barcelona, Passeig Vall d'Hebron 119, Barcelona 08035, Spain. Background/aims: Liver cirrhosis induces cardiac alterations. We aimed to define these alterations and assess their reversibility after transplantation. Methods: Cirrhotic patients (n = 40) and controls (n = 15) underwent echocardiography and stress ventriculography. Fifteen cirrhotics were reevaluated 6-12 months after transplantation. Results: Cirrhotics had higher left ventricular wall thickness (9.6+/-1.2 vs. 8.8+/-1.2 mm; P < 0.05) and ejection fraction (73+/6 vs. 65+/-4%, P < 0.001) than controls. Basal diastolic function was similar. During stress, cirrhotics presented lower increases of heart rate, left ventricular ejection fraction, stroke volume and cardiac index (P < 0.05 for all) and diastolic dysfunction with lower ventricular peak filling rate (P = 0.001). Exercise capacity was reduced (48+/-21 vs. 76+/-24 W; P < 0.001). As- citic patients exhibited more diastolic dysfunction at rest and during stress compared to non-ascitic patients. Liver transplantation caused regression of ventricular wall thickness (10.2+/1.3 vs. 9.5+/-1.2 mm; P < 0.05), improvement of diastolic function and normalization of systolic response and exercise capacity during stress (significant increases in heart rate, ventricular ejection fraction, stroke volume and cardiac index; P < 0.05 for all). Conclusions: Cardiac alterations in cirrhosis present with mild increases in ventricular wall thickness, diastolic dysfunction that worsens with ascites and physical stress and abnormal systolic response to stress limiting exercise capacity. Liver transplantation reverses these alterations. Circulatory function and hepatorenal syndrome in cirrhosis. Hepatology 2005; 42:263-5 Ruiz-del-Arbol L, Monescillo A, Arocena C, et al. Hepatic Hemodynamic Unit, Gastroenterology Department, Hospital Ramon y Cajal, University of Alcala, Ctra. de Colmenar Viejo Km. 9.1, 28034 Madrid, Spain. The pathogenic mechanism of hepatorenal syndrome is not well established. We investigated the circulatory function in cirrhosis before and after the development of hepatorenal syndrome. Systemic and hepatic hemodynamics and the activity of endogenous vasoactive systems were measured in 66 patients who had cirrhosis with tense ascites and normal serum creatinine levels; measurements were repeated at follow-up in 27 cases in whom hepatorenal syndrome had developed. At baseline, mean arterial pressure and cardiac output were significantly higher and hepatic venous pressure gradient, plasma renin activity and norepinephrine concentration were significantly lower in patients who did not develop hepatorenal syndrome compared with those presenting with this complication. Peripheral vascular resistance was decreased to the same Die hyperdyname Kreislaufregulation mit erhöhtem Herzminutenvolumen und erniedrigtem systemischen Gefäßwiderstand bei Patienten mit Zirrhose ist seit fast 50 Jahren bekannt (Murray JG; Am J Med 1958; 24:358). In der Initialphase ist dies bedingt durch eine Vasodilation im Muskelstromgebiet und Splanchnikusgebiet. Mit fortschreitender Erkrankung kommt es im Muskelstromgebiet zu einer zunehmenden Vasokonstriktion, während die Vasodilati- INTENSIV - NEWS extent in the two groups. Plasma renin activity and cardiac output were the only independent predictors of hepatorenal syndrome. Hepatorenal syndrome occurred in the setting of a significant reduction in mean arterial pressure (83 +/- 9 to 75 +/7 mmHg; P < .001), cardiac output (6.0 +/- 1.2 to 5.4 +/- 1.5 L/min; P < .01) and wedged pulmonary pressure (9.2 +/- 2.6 to 7.5 +/- 2.6 mmHg; P < .001) and an increase in plasma renin activity (9.9 +/- 5.2 to 17.5 +/- 11.4 ng/mL . hr; P < .001), norepinephrine concentration (571 +/- 241 to 965 +/- 502 pg/mL; P < .001) and hepatic venous pressure gradient. No changes were observed in peripheral vascular resistance. In conclusion, these data indicate that hepatorenal syndrome is the result of a decrease in cardiac output in the setting of a severe arterial vasodilation. on im Splanchnikusstromgebiet weiter massiv zunimmt, so dass eine weitere Abnahme des systemischen Gefäßwiderstandes resultiert. Ein erhöhtes Herzminutenvolumen schließt bei einem verminderten Gefäßwiderstand eine Herzinsuffizienz – wie aus vielen Untersuchungen bei Patienten mit Sepsis bekannt - nicht aus. Vor etwa 20 Jahren konnten wir anhand von Sarnoff-Diagrammen keine Einschränkung der Kontraktilität bei Patienten mit Zirrhose finden (Lenz K; Wien Klin Wochenschr 1985; 97:469). Wurde bei diesen Patienten die Erkrankung durch eine Infektion kompliziert, so verschlechterte sich die Kontraktilität. Unter Belastung hingegen fand sich bei Zirrhosepatienten in mehreren Studien trotz einer erhöhten Auswurfleistung eine Verminderung der systolischen Funktion (Kelkbaek H; Am J Cardiol 1984, 54:852; 12:207; Grose RD; J Hepatol 1995; 22:326). Primär wurde dies auf die toxische NOVEMBER 2005 21 Intensivmedizinische Kontroversen Wirkung des Alkohols, die auch die Leberzirrhose verursachte, zurückgeführt (Bernardi M; J Hepatol 1991; 12:207). Grose et al. (J Hepatol 1995; 22:326) konnten jedoch zeigen, dass diese belastungsabhängige linksventrikuläre Dysfunktion bei Patienten mit nicht alkoholinduzierter Zirrhose identisch mit jener von Patienten mit Alkohol induzierter Zirrhose war. Neben der systolischen Funktionsstörung konnte auch eine diastolische Funktionsstörung bei Vorhandensein von Aszites und erhöhter Plasmareninaktivität (PRA) gefunden werden, wobei nach Aszitespunktion einhergehend mit einer Abnahme der Plasmareninaktivität diese diastolische Dysfunktion wiederum verschwand (Pozzi M; Hepatology 1997; 26: 113). Die erhöhte PRA dürfte hierbei eine dominierende Rolle spielen, da nach TIPS die diastolische Funktionsstörung nur jener Patienten, die mit einem Abfall der PRA reagierten, sich besserte (Salerno F; Hepatology 2003; 38:1370). Als Ursache scheinen jedoch auch mechanische Effekte für ein abnormes Kontraktilitätsverhalten der Hinterwand, bedingt durch ein hochstehendes Diaphragma, eine Rolle zu spielen (Raisinghani A; Am J Cardiol 2002; 89:626). Zusätzlich zu den funktionellen Veränderungen wurden auch morphologische Veränderungen, v. a. eine linksventrikuläre Hypertrophie (Pozzi M; Hepatology 1997; 26: 1131) beobachtet. Diese Befunde konnten auch von Torregrosa et al. (J Hepatol 2005; 42:68) bestätigt werden, der die diastolische Funktion mittels Herzecho und die systolische Funktion unter Belastung mittels Radionuklidventrikulographie bei 40 Patienten mit einer Leberzirrhose untersucht und mit den Befunden von 15 gesunden Probanden verglichen hat. 15 dieser Zirrhosepatienten wurden 6-12 Monate nach einer Lebertransplantation nochmals untersucht und mit der Situation vor Transplantation verglichen. Patienten mit Leberzirrhose hatten eine vergrößerte linksventrikuläre Wanddicke und Auswurffraktion. Durch Belastung stiegen bei den Patienten mit Zirrhose die Herzfrequenz, die linksventrikuläre Auswurffraktion, das Schlagvolumen und das Herzminutenvolumen signifikant geringer an. Weiterhin bestand eine diastolische Dysfunktion, die bei Patienten mit Aszites stärker ausgeprägt war, als bei jenen ohne. Die Belastungskapazität war vermindert. Nach der Lebertransplantation kam es zu einer Regression der linksventrikulären Wanddicke und Verbesserung 22 NOVEMBER 2005 der diastolischen Funktion sowie zur Normalisierung der systolischen Funktion unter Belastung und Belastungskapazität. Eine diastolische wie auch eine systolische Funktionsstörung des Herzens unter Belastung kann somit bei Patienten mit fortgeschrittener Zirrhose und portaler Dekompensation als gesichert angenommen werden. Unklar ist allerdings , ob a) diese Veränderungen reversibel sind, b) diese Veränderungen klinisch so relevant sind, dass eine Therapie sinnvoll und notwendig ist und falls ja, c) welche Therapie zur Besserung der Herzinsuffizienz bei Leberzirrhose durchgeführt werden soll. Die Reversibilität der diastolischen Dysfunktion durch Aszitespunktion bzw. TIPS ist seit einiger Zeit bekannt. Torregosa et al. (J Hepatol 2005; 42:68) konnten nun zeigen, dass auch die systolische Dysfunktion durch Normalisierung der Leberfunktion im Rahmen einer Transplantation, ebenso wie die linksventrikuläre Hypertrophie, reversibel ist. Das Ausmaß einer systolischen Funktionseinschränkung war eher gering, so dass deren klinische Relevanz nur in speziellen klinischen Situationen beschrieben wurde. Über eine erhöhte kardiale Belastung wurde bislang bei der Durchführung eines transjugulären portosystemischen Shunts (TIPS) und im Rahmen von Lebertransplantationen berichtet (Rayes N; Transplant Proc 1995; 27:1237; Huonker M; Gut 1999; 44: 743). Sowohl nach TIPS als auch nach chirurgisch angelegtem, portosystemischen Shunt wurde über das Auftreten von akutem Herzversagen berichtet (Braverman AC; Chest 1995; 107:1467). Weiterhin waren 7,3% der Todesfälle nach einer Lebertransplantation durch eine Herzinsuffizienz bedingt (Myers RP; Liver Transpl 2000; 6 [Suppl1]: S44). Klinisch relevanter könnte jedoch die Herzinsuffizienz für die Entstehung des hepatorenalen Syndroms sein. Ruiz der Arbol et al. (Hepatology 2005; 42:439) untersuchten bei 66 Patienten mit Zirrhose und Aszites, sowie einem normalen Serumkreatinin die systemischen und hepatalen Kreislaufparameter und die Aktivität des endogenen vasoaktiven Systems. Bei 27 dieser 66 Patienten entwickelte sich ein hepatorenales Syndrom. Er konnte zeigen, dass der Entwicklung eines hepatorenalen Syndroms eine Abnahme der Herzauswurfleistung und Erhöhung vasokonstriktorischer Hormone vorausging. Wenngleich eine Hy- povolämie für die Abnahme des Herzminutenvolumens wahrscheinlich eine relevante Rolle spielte, so hat die Verminderung der Herzfunktion entscheidend zur Entstehung des hepatorenalen Syndroms beigetragen. Aus den Ergebnissen bisheriger Untersuchungen über die Herzfunktion kann daher gefolgert werden, dass bei Patienten mit Leberzirrhose in Situationen erhöhter Kreislaufbelastung durch akute Erkrankungen, wie z. B. Blutung oder schwere Infektion, durch eine hepatal bedingte Herzinsuffizienz (eventuell verstärkt durch eine weitere Verschlechterung der Kontraktilität im Rahmen der akuten Erkrankung) die Morbidität und Mortalität entscheidend beeinflusst werden können, da zur Beherrschung der Akutsituation die myokardiale Reserve nicht mehr ausreicht. Welche therapeutischen Konsequenzen daraus gezogen werden sollen, muss offen bleiben. Ob eine positiv-inotrope Therapie, wie bei Patienten mit Sepsis (Rivers E; N Engl J Med 2001; 345:1368) zumindest in Akutsituationen frühzeitig eingesetzt, die Prognose verbessert, sollte Ziel zukünftiger Studien sein. Problematisch ist, dass in früheren Studien durch Dobutamin keine Besserung der Herzauswurfleistung erzielt werden konnte (Mikulic M et al. Clin Pharmacol Ther 1983; 34:56). Andererseits konnten durch Verwendung von positiv-inotropen Substanzen wie z. B. Dopamin in Kombination mit Vasopressoren (Gülberg V; Hepatology 1999; 30:870) bei Patienten mit hepatorenalem Syndrom gute Erfolge erzielt werden. Auch die günstige Wirkung von Noradrenalin (Duvoux C; Hepatology 2002; 374) könnte durch dessen positiv-inotrope Wirkung mitbedingt worden sein. Unbestritten ist jedoch, dass eine Hypovolämie – die zu einer weiteren Verschlechterung der Herzauswurfleistung führt – unbedingt möglichst rasch ausgeglichen werden muss. So konnte durch die zusätzliche Volumengabe in Form von Humanalbumin die Prognose von Patienten mit Zirrhose und spontan bakterieller Peritonitis signifikant gebessert werden (Sort P; N Engl J Med 1999; 335:403). Auch hier dürfte vor allem der Volumeneffekt entscheidend gewesen sein, wenngleich zusätzlich direkte Effekte von Humanalbumin nicht sicher ausgeschlossen werden. Prim. Prof. Dr. Kurt Lenz Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz, Österreich [email protected] INTENSIV - NEWS Intensivmedizinische Kontroversen Intestinale Mikrozirkulation im septischen Schock Effect of increased cardiac output on hepatic and intestinal microcirculatory blood flow, oxygenation and metabolism in hyperdynamic murine septic shock. Crit Care Med 2005; 33:2332-8 Albuszies G, Radermacher P, Vogt J, et al. Sektion Anasthesiologische Pathophysiologie und Verfahrensentwicklung, Universitatsklinikum, Ulm, Germany. Objective: Septic shock-associated organ dysfunction is attributed to derangements of microcirculatory perfusion and/or impaired cellular oxygen utilization. The hepatosplanchnic organs are regarded to play a pivotal role in the pathophysiology of sepsis-related organ failure. In a murine model of septic shock, we tested the hypothesis whether achieving normotensive, hyperdynamic hemodynamics characterized by a sustained increase in cardiac output would allow maintenance of regional microvascular perfusion and oxygenation and, thus, hepatic metabolic capacity. Design: Prospective, controlled, randomized animal study. Setting: University animal research laboratory. Subjects: Male C57Bl/6 mice. Interventions: Fifteen hours after sham operation (n = 11) or cecal ligation and puncture (CLP) (n = 9), mice were anesthetized, mechanically ventilated and instrumented (central venous and left ventricular pressure-conductance catheter, portal vein and superior mesenteric artery ultrasound flow probes). Animals received continuous intravenous hydroxyethylstarch and norepinephrine to achieve normotensive and hyperdynamic hemodynamics and glucose was infused to maintain normoglycemia. Sepsis-assoziierte Organdysfunktion ist als multifaktorielles Geschehen mit Funktionsstörung der Makro-, Mikrozirkulation, des endokrinen Systems und des zellulären Metabolismus zu verstehen. Die Organschädigung im Splanchnikusgebiet scheint dabei eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Multiorganversagens zu spielen. Gerd Albuszies und Mitarbeiter haben versucht, an einem Mäusemodell des hyperdynamen septischen Schockes, eine Normalisierung der mikrozirkulatorischen Veränderungen zu INTENSIV - NEWS Measurements and main results: Measurements were recorded 18, 21, and 24 hrs post-CLP. In CLP-mice, titration of hemodynamic targets were affiliated superior mesenteric artery and portal vein flow. Using a combined laser-Doppler flowmetry and remission spectrophotometry probe, we found well-maintained gut and liver capillary perfusion as well as intestinal microcirculatory hemoglobin oxygen saturation, whereas hepatic microcirculatory hemoglobin oxygen saturation was even increased. At 24 hrs post-CLP, the rate of de novo gluconeogenesis as derived from hepatic C-glucose isotope enrichment after continuous intravenous 1,2,3,4,5,6-C6-glucose infusion (condensation biosynthesis modeling after gas chromatography-mass spectrometry isotope measurements) was similar in the two experimental groups. Conclusions: During murine septic shock achieving normotensive hyperdynamic hemodynamics with fluid resuscitation and norepinephrine, exogenous glucose requirements together with the lack of norepinephrine-induced increase in the rate of gluconeogenesis mirror impaired metabolic capacity of the liver despite well-maintained hepatosplanchnic microvascular perfusion and oxygenation. erzielen und deren Auswirkung auf die Lebersyntheseleistung zu untersuchen. Die Versuchstiere (Mäuse) wurden dabei in zwei Gruppen eingeteilt: „Cecal ligation and puncture (CLP) induced peritonitis“ Gruppe und sham-OP-Gruppe (Kontrolle). Anschließend wurden die Tiere volumen- und druckoptimiert (mittels Noradrenalin), um eine hyperdyname Kreislaufsituation zu erreichen, was wiederum mittels technisch äusserst aufwendiger Apparatur (intraarterieller-intrakardialer conductance Katheter, perivaskulärer multiple- channel ultrasonic transit-time Flowmeter etc.) monitiert und gesteuert wurde. Unter optimierter Volumenund Vasopressorentherapie konnten praktisch normale Mikrozirkulationswerte in der CLP-Gruppe erreicht werden, aber eine proportionale Steigerung der Glukoneogenese, eine stark O2-abhängige metabolische Leistung, die als Surrogatparameter für die Lebersyntheseleistung gewählt wurde, war nicht nachzuweisen. Die Autoren schließen aus diesen Ergebnissen, dass trotz Aufrechterhaltung einer adäquaten MikroperfusiNOVEMBER 2005 23 Intensivmedizinische Kontroversen on im Splanchnikusgebiet die Lebersyntheseleistung in der Sepsis kompromittiert bleibt. Die Studie lässt jedoch einige Fragen offen: 1. In der CLP-Gruppe wurde gesteigerte kapilläre Hb O2-Sättigung in Leber und Darm gemessen. Ist dies das Resultat eines mikrozirkulatorischen Shunts oder handelt es sich dabei um eine Reduktion des O2-Verbrauchs infolge der Noradrenalininfusion? Es ist anzunehmen, dass die Ursache der Organdysfunktion eine Mischung aus mikrozirkulatorischem Shunt, O2-Extraktionsund/oder Utilisationsdefizit auf zellulärer Ebene und einem „intrinsischen Hit“ darstellt (TNF and Interleukin-6 verursachen hepatozelluläre Dysfunktion, das Endotoxin hemmt bekanntlich einige Enzyme im Krebs-Zyklus und der 24 NOVEMBER 2005 oxidativen Phosphorylierung). Eine genauere Differenzierung der Ursache ist aufgrund der Versuchsanordnung nicht möglich. 2. Hat das Ausbleiben einer Steigerung der Glukoneogenese unter Noradrenalininfusion allein genügend Aussagekraft, um eine Störung der synthetischen Leberleistung zu beweisen? Andere Parameter wie z. B. Indocyaningrün Clearance oder Gerinnungsfaktorensynthese hätten die Aussagekraft erhärtet. 3. In den CLP-Tieren konnte kein Anstieg der NO2- /NO3-Mengen nachgewiesen werden. Wurden diese durch die Ketaminnarkose mitbeeinflusst? In einer rezenten Studie wurde nämlich festgestellt, dass letzteres die NO-Synthase hemmt (Chen RM et al., Crit Care Med. 2005 May; 33[5]:1044-9). Zusammenfassend lässt sich feststel- len, dass es im Sepsis-Tiermodell gelingt, mittels Noradrenalin die Makroperfusion und vermutlich auch die Mikrozirkulation im Splanchnikusgebiet sicherzustellen. Dabei ist aber das Erreichen von „target values“ der globalen hämodynamischen Parameter keineswegs eine Garantie für einen ausreichenden therapeutischen und bedarfsgerechten Effekt auf der Organebene. Nicht unerwartet lässt sich dabei die Lebersyntheseleistung, gemessen an der Glukoneogenese, nicht kompensatorisch steigern. MODS ist eben nicht nur ein ausschließlich perfusionsabhängiges Phänomen. Dr. Jordan Kountchev Prof. Dr. Michael Joannidis Medizinische Intensivstation Klinische Abteilung für Innere Medizin Universitätsklinik für Innere Medizin Medizinische Universität Innsbruck Österreich INTENSIV - NEWS Kongresse • 7. Refresher Kurs Intensivmedizin 19. - 21. Jänner 2006 TRAUNKIRCHEN/TRAUNSEE, Österreich Information: www.intensivmedizin.at • 36th SCCM Critical Care Congress 21. - 25. Jänner 2006 SAN FRANCISCO, USA Information: www.sccm.org • 14th Winter Symposium of Intensive Care Medicine 5. - 10. Februar 2006 ZERMATT, Schweiz Information: www.intensive.org • ÖGIAIM - Greenhorn-Seminar Intensivmedizin Vorseminar zur WIT 2006 15. Februar 2006 WIEN, Österreich Information: www.intensivmedizin.at • Kursus Internistische Intensivmedizin 17. - 19. März 2006 WÜRZBURG, Deutschland Information: Dr. G. Burrows Müritz-Klinikum E-Mail: [email protected] www.intensivmedizin-kursus.de • 26th International Symposium on Intensive Care and Emergency Medicine 21. - 24. März 2006 BRÜSSEL, Belgien Information: www.intensive.org • Hämofiltrationsseminar 2006 5. - 6. Mai 2006 Hotel Gut Brandlhof SAALFELDEN, Österreich Information: www.intensivmedizin.at 24. Wiener Intensivmedizinische Tage - WIT 2006 „Das HERZ des Intensivpatienten“ 16. - 18. Februar 2006; AKH-Wien, Hörsaalzentrum VORPROGRAMM: 16.02.2006 ■ ■ Gemeinsames Seminar ÄrztInnen und Pflegepersonen: ■ ■ Der Tod des Intensivpatienten Reanimation ■ Mittagsseminare: ■ Workshops: ■ ■ ■ Die nicht-invasive Beatmung Praxis der intraaortalen Ballonpumpe Kurse: ■ ■ ■ Levosimendan in der Intensivmedizin Thrombozyten-Aggregationshemmung HAUPTPROGRAMM: 17.-18.02.2006 ■ Zentraler Venenkatheter: Technik, Indikationen, Komplikationen Die jejunale Sonde: Zu wenig verwendet Bei Intensivpatienten Perkutane Tracheotomie Bronchoskopie an der Intensivstation Reanimation für Ärzte Reanimation für Pflegepersonen ■ ■ ■ ■ ■ Das Herz bei SIRS und MODS Der kardiogene Schock Herz - Organ - Interaktionen Kardiales Monitoring auf der Intensivstation Das akute Koronarsyndrom Arrhythmien bei Intensivpatienten INFORMATION: www.intensivmedizin.at bzw. Prof. Dr. Wilfred Druml, Tel. +43/1/40400-4503, E-Mail: [email protected] INTENSIV - NEWS NOVEMBER 2005 25 Arbeitsgemeinschaft für Intensivpflege Schmerzmanagement bei Intensivpatienten Schmerz ist eine der am stärksten mit Angst besetzten menschlichen Erfahrungen. Es gibt zahlreiche Hinweise, dass Patienten in der täglichen klinischen Praxis auch an Intensivstationen unzureichende Schmerzlinderung bzw. Prävention erfahren. Durch Interviews mit Patienten nach einem Intensivaufenthalt wurde deutlich, dass der Beatmungstubus sowie Operationswunden die schlimmsten Schmerzerinnerungen darstellten. Arterielle Blutabnahmen (Punktion) und endotracheales Absaugen hingegen zählten zu den am meisten gefürchteten Interventionen (Payen, JF, Crit Care Med 2001; 29: 2258). Für uns „gesunde Menschen“ wäre allein der Gedanke, z. B. eine Pleuradrainage ohne Analgesie oder Sedierung zu erhalten, entsetzlich. Im Gegensatz zu unseren Patienten würden wir jedoch wissen, was uns erwarten könnte und hätten die Möglichkeit eine adäquate Schmerztherapie bzw. Prävention zu fordern. Da es nun bereits eine steigende Anzahl von Fachzeitschriften, Büchern und Veröffentlichungen zum Thema Schmerz und Schmerzkontrolle gibt, müsste das Schmerzmanagement nicht neu erfunden, sondern lediglich die erfolgreiche Umsetzung im klinischen Alltag erarbeitet werden. Ziel unseres Projektes ist es daher, sowohl das Pflege – wie auch ärztliche Personal für diese wesentliche Problematik zu sensibilisieren, damit Schmerzkontrolle und Schmerzbehandlung den ihnen zukommenden Stellenwert in der täglichen Praxis erreichen können. 26 NOVEMBER 2005 Abb. 1: Visuelle Analog-Skala (VAS) Erhebung des Ist-Zustandes an unserer Station Bisher gab es weder bei kontaktierbaren noch bei nicht kontaktierbaren Patienten eine einheitliche reproduzierbare Schmerzerfassung. Es oblag der subjektiven Einschätzung der Pflege, ob und wie viel Schmerzmedikation nach ärztlicher Verordnung notwendig war bzw. verabreicht wurde. Dass Schmerz im heutigen klinischen Alltag noch immer eine vernachlässigte Rolle spielt, zeigen die Ergebnisse einer Analyse von 56 pflegerischen und ärztlichen schriftlichen Transferierungsberichten an unserer Station. Bei der Erhebung wurde auf sämtliche Informationen zum Thema Schmerz geachtet, wie z. B. schmerzfrei, Schmerzlokalisation bzw. -charakter, erhaltene Therapie, Therapieerfolg, etc. Fälle über Schmerz berichtet. • Die Art und Weise der Beschreibungen unterschieden sich in allen Fällen. Eine Evaluierung der täglichen Schmerzdokumentation im elektronischen CareVue-Krankenblatt (CareVue = PDM-Dokumentation an jeder Bettenposition) wurde nicht in statistischer Form aufgelistet, fallbezogene Erhebungen unterstützten aber ebenso diese Annahme. Eine routinemäßige Dokumentation des Parameters Schmerz im Krankenblatt war nicht üblich, Schmerzbeurteilung bzw. Dokumentation beschränkte sich bisher auf Auflistung der erhaltenen Therapie. Diese Ergebnisse bestätigen unsere Hypothese, dass Schmerz nicht jene Priorität im klinischen Alltag zukommt, wie es zum Beispiel bei Vital- oder Laborparametern der Fall ist. Ergebnisse: • Bei den ärztlichen Berichten wurden Schmerzen und die erhaltene Therapie nur in 16 % der Fälle dokumentiert. • In den pflegerischen Transferdokumenten wurde nur in 11% der Zielsetzung/Vorgehensweise Schulung und Sensibilisierung des Pflegepersonals In der speziellen Schmerztherapie wird ein multidisziplinärer Therapieansatz als „State of the Art“ angeseINTENSIV - NEWS Arbeitsgemeinschaft für Intensivpflege hen (Müller-Mundt, Gabriele: Schmerzpatienten in der ambulanten Pflege; in: Schaeffer/ Ewers [Hrsg.]: Ambulant vor stationär, Perspektiven für eine integrierte ambulante Pflege Schwerkranker; Bern; 2002; S.233). Dennoch ist in den meisten Fällen die professionelle Pflege der Eckpfeiler in der Schmerztherapie - vor allem im Bereich der Schmerzerhebung und Informationsweitergabe an die Ärzte. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass das Pflegepersonal mehr Zeit beim Patienten verbringt als Ärzte. Daher ist unser Anliegen, die theoretischen Grundlagen zum Thema Schmerz, Schmerzkontrolle und Schmerztherapie im Rahmen einer Fortbildung zu vermitteln. Vortragsinhalte: Was ist Schmerz; Schmerzarten; wie erkennt man Schmerz; welche Priorität hat Schmerz; Schmerzevaluierung; Arbeiten mit Scores und Schmerzskalen; Dokumentation; Analgetika und deren Wirkung, Dauermedikation versus Bedarfsmedikation. Routinemäßige Schmerzerfassung und einheitliche Dokumentation Verwendung von standardisierten Beurteilungskriterien Auf jeder Intensivstation gibt es sowohl kontaktierbare Patienten wie auch solche, die sich nicht äußern können. Für beide Patientengruppen gilt es, geeignete einheitliche SchmerzMessinstrumente zu schaffen, die eine reproduzierbare Erfassung des Schmerzerlebens gewährleisten. Der kontaktierbare wache Patient: Der Patient ist die einzige Autorität zur Beurteilung seiner Schmerzen, daher nimmt er die wichtigste Rolle bei der Schmerzerhebung ein. Beim INTENSIV - NEWS Tab. 1: Schmerzbeurteilung bei kontaktierbaren Patienten wachen, kontaktierbaren Patienten (auch wenn dieser intubiert ist) lässt sich Lokalisation, Schmerzintensität und Erträglichkeit durch Frage/ Antwort herausfinden. Um die Schmerzintensität besser erfassen zu können, verwenden wir einen Schmerzschieber [Visuelle Analog-Skala (VAS)], der den subjektiv empfunden Schmerz in Zahlen ausdrückt (Abbildung1). Der Patient stellt entsprechend seinem Schmerz den Schieber zwischen „keine Schmerzen“ und „stärkste vorstellbare Schmerzen“ ein. An der Rückseite der Skala kann man den numerischen Wert ablesen. Diese Skala ist auch für Patienten geeignet, die nur schlecht oder gar kein Deutsch sprechen. Die Schmerzintensität ist einerseits ausschlaggebend, um eine medikamentöse Therapie einzuleiten und an- dererseits zur Überprüfung der erfolgten Maßnahme z. B.: vor Medikamentengabe VAS 6; nach der Therapie VAS 2. Untersuchungen mit VAS-Skalen haben gezeigt, dass 35-55% des Pflegepersonals die Schmerzintensität ihrer Patienten unterschätzen (Payen, JF, Crit Care Med 2001; 29: 2258). Diese Ergebnisse bestätigen, wie notwendig eine adäquate Schmerzerfassung im klinischen Bereich ist. Ein zweiter Indikator für eine analgetische Therapie ergibt sich durch die Erhebung der Schmerztoleranz (= Erträglichkeit) (McCaffery, Margo: Schmerz - Ein Handbuch für die Pflegepraxis, 1997). Dazu ein Beispiel: Zwei Patienten geben jeweils eine VAS von 4 an. Diese Angabe sagt aber noch nichts über das tolerierbare Schmerzmaß des NOVEMBER 2005 27 Arbeitsgemeinschaft für Intensivpflege Einzelnen aus. Somit wissen wir durch die alleinige Erfassung der Intensität noch nicht, ob in diesem Fall eine Schmerzbehandlung erforderlich ist. Für den Einen kann VAS 4 erträglich sein, der Andere aber hält sie für unerträglich. Daher muss in jedem Fall die Erträglichkeit erfragt werden. Wir haben in unserem Dokumentationssystem daher die Einteilung erträglich, mäßig erträglich und nicht erträglich gewählt. Dokumentation am Krankenblatt (PDM-CareVue) Das Ziel war die Gestaltung einer standardisierten Dokumentation im elektronischen Krankenblatt (CareVue), mit dem eine routinemäßige Schmerzerfassung schnell und effizient möglich wurde (Tabelle 1). Sämtliche einzugebende Parameter sind in Auswahllisten vorkonfiguriert und lediglich durch Anklicken auszuwählen. Eine handschriftliche Dokumentation haben wir bewusst vermieden, da dies in den meisten Fällen einen hohen zeitlichen sowie bürokratischen Aufwand bedeutet und damit die Akzeptanz im Team nicht gefördert werden würde. Der nicht kontaktierbare Patient: Ist es dem Intensivpatienten aber nicht möglich, seinen Schmerz selbst zu äußern, da er z. B. sediert oder verwirrt ist, müssen andere Indikatoren herangezogen werden. Beim nicht kontaktierbaren Patienten kann ausschließlich gemutmaßt werden, ob Schmerzen vorliegen (z. B. Grimassieren, erhöhte Vitalparameter). Die meisten Scores (z. B.: Ramsay) überprüfen den Sedierungszustand des Patienten und sind daher für eine Schmerzbeurteilung nicht geeig28 NOVEMBER 2005 Tab. 2: Schmerzscore bei nicht kontaktierbaren Patienten, Dokumentation im Krankenblatt (CareVue) net. In den Bereichen Neonatologie und Pädiatrie gibt es bereits einige validierte Schmerzscores, die anhand von Körperhaltung und Mimik eine Beurteilung durch Außenstehende ermöglichen (Denecke H.; Hünseler C.: Messen und Erfassen von Schmerz. 2000; 14:302). In Anlehnung daran wurde für die Erwachsenen-Schmerzerfassung der Behavioral Pain Scale (BPS-Score), welcher Mimik, Muskeltonus und Toleranz der Beatmung beurteilt, entwickelt (Payen, JF, Crit Care Med 2001; 29:2258). Wir entschieden uns, diesen Score im Rahmen unseres Projektes in modifizierter Form umzusetzen, da wir aufgrund unseres Patientenkollektives (Langzeitpatienten, Entwöhnungsprobleme von der Beatmungsmaschine, etc.) den Parameter Toleranz der Beatmung für ungeeignet erachtet haben. Wir beurteilen Mimik und Muskeltonus in drei Abstufungen (Tabelle 2). Bei diesem Score kann man eine Gesamtpunkteanzahl von max. 6 erreichen, siehe Zeile Score Total. Je nach Punkteergebnis kommt man zu folgender Beurteilung: 2 gute Analgesie, 3-4 mäßige Analgesie, 5-6 schlechte Analgesie Erhebung und Dokumentation Je nach Patientengruppe ist entweder die Schmerzbeurteilung oder der Schmerzscore zu wählen. Die Schmerzerhebung und deren Dokumentation erfolgt mind. 3 x täglich: Vormittag/ Nachmittag/ Abend bzw. Nacht. Um eine effektive Schmerztherapie zu gewährleisten, muss nach Verabreichung eines Analgetikums unter Berücksichtung der pharmakokineINTENSIV - NEWS Arbeitsgemeinschaft für Intensivpflege tischen Medikamenteneigenschaften eine zusätzliche Schmerzevaluierung stattfinden. Diese erfolgt wiederum mittels Score oder VAS und Schmerztoleranzbefragung. Transferdokumentation Im Rahmen der PDM-CareVue Gesamtkonfiguration erfolgte eine Neugestaltung der allgemein gültigen pflegerischen Transferierungsberichte. Eine eigene Dokumentationszeile, die eine Schmerzbeurteilung wie zum Beispiel eine Auswahlmöglichkeit • bei Transfer schmerzfrei • benötigt Schmerzmedikation bei Pflege, Mobilisation, etc. anbietet, wurde dabei nicht berücksichtigt und konnte aus formalen sowie technischen Gründen nachträglich nicht mehr ergänzt werden. Ermöglicht wurde uns bei der Beurteilungszeile der Neurologie, den Begriff Schmerz zusätzlich anzuführen, der somit als Hinweis dient, das Thema Schmerz im Transferblatt nicht zu vernachlässigen. Schmerz: Ein fixer Bestandteil der Visite Eine effektive Schmerzprävention und -behandlung erfordert einen interdisziplinären Behandlungsansatz. Um Erfolg oder Misserfolg einer Schmerztherapie festzustellen, ist es notwendig, die verabreichte Thera- INTENSIV - NEWS pie regelmäßig zu evaluieren und nötige Veränderungen in der Therapie bei der Visite zu besprechen. Schmerzmanagement soll, wie es bei Vital- oder Laborparametern bereits üblich ist, ein täglicher Bestandteil der Visite sein. Der Arzt muss sich dabei auf die korrekte Einschätzung der Schmerzsituation durch die betreuende Pflegekraft verlassen können. Die Pflegeperson muss sich bewusst sein, dass ihre Angaben als wichtiger Parameter in der Schmerztherapie herangezogen werden. Nicht zuletzt sollte der Patient das Gefühl bekommen, dass seine Schmerzen ernst genommen und behandelt werden. Weiters sollte der pflegerische Tagesablauf mit den medizinischen Interventionen im Rahmen der Visite strukturiert werden, um Schmerzmittel nicht unnötig oft verabreichen zu müssen. Das würde in der Praxis z. B. bedeuten, dass nach einem ärztlichen Eingriff die verbleibende analgetische Wirkung genutzt wird, um Pflegemaßnahmen zu erledigen. Eine klare Strukturierung der Maßnahmen durch die am Bett arbeitende Pflegekraft ist Grundvoraussetzung. sensibilisieren und eine interdisziplinär einheitliche Sprache zu finden. Durch eine adäquate Schmerzbeurteilung soll eine zuverlässige Einschätzung der Schmerzsituation des Patienten erfolgen. Vorrangig erschien uns dabei, die routinemäßige Schmerzerhebung und Dokumentation für alle so einfach und praktikabel zu gestalten, dass bei möglichst geringem Aufwand ein möglichst hoher Nutzen erreicht werden kann. Als weitere Schritte planen wir ein detailliertes SOP (Standard operating procedure) für die Schmerztherapie auf unserer Station. Dazu zählen standardmäßige Kurzanalgesien bei Interventionen (z. B. zentralvenöse Katheter legen; Pleuradrainagen setzen, etc.) und Analgesierung bei speziellen Krankheitsbildern bzw. Patientengruppen (z. B.: postoperatives Management, Langzeitintensivpatienten, etc.). Die bislang positive Annahme dieses Projektes innerhalb des Teams stimmt uns zuversichtlich, dass der Umgang mit Schmerzen an unserer Station ein aktuelles Thema bleiben wird. Fazit Unser Anliegen war es, die Schmerzerfassung und Dokumentation auf unserer Station zu optimieren, das Team im Umgang mit Schmerz zu DGKS Sabine Christ, Wien [email protected] DGKS Mag. Ingrid Dolhaniuk, Wien [email protected] NOVEMBER 2005 29 Arbeitsgemeinschaft für Intensivpflege Kann eine Stuhlableitung nosokomiale Infektionen verhindern? Erfahrungen mit einem neuen Stuhlableitungssystem Stuhlableitungssysteme wurden meist bei Patienten mit ausgeprägten Diarrhoen eingesetzt. Früher eingesetzte Darmrohre waren jedoch mit gravierenden Nachteilen verbunden, waren nur selten effektiv und konnten vor allem wegen der Gefahr der Verursachung von Druckläsionen nur wenige Stunden in situ belassen werden. Vor kurzem wurde nun ein neues Stuhlableitungssystem vorgestellt, das seit Januar 2005 auch in Deutschland erhältlich ist (Zassi BMS [Bowel Management System]), das diese Nachteile vermeidet. Diese „BMS“ wurde speziell für nicht-mobile Patienten auf Intensivstationen entwickelt, ist weitgehend atraumatisch und kann bis zu 29 Tagen anorektal positioniert bleiben. Der Stuhl des Intensivpatienten kann als Quelle zum Auftreten nosokomialer Infektionen beitragen. Ein neuer Weg der Infektionsprävention besteht darin, den Stuhl bei Intensivpatienten abzuleiten. Die Zunahme nosokomialer Infektionen an unserer operativen Intensivstation hat uns dazu geführt, dieses neue „BMS“Stuhlableitungssystem auch bei Patienten ohne Diarrhoen zur Infektionsprävention einzuführen und seine Effektivität zu untersuchen. Merkmale: • Vollständig aus Silikon (latexfrei) • Länge ca. 150 cm (ähnlich einem Harnkatheter Set) • Durchmesser ca. 2,5 cm (ähnlich einem Anoskop) • Der Niederdruckballon bleibt über einen weiten Blähvolumenbereich symmetrisch • Er wird unter Druck nicht hart (Foleykatheter) 30 NOVEMBER 2005 • Keine Katheterspitze, die gegen die Darmwand stoßen könnte Transsphinkterische Zone: Die außerordentlich dünnwandige, flachliegende Konstruktion bietet: • Einen großen Innendurchmesser für die Stuhlevakuierung • Komfort, indem eine kontinuierliche Erweiterung des Schließmuskels vermieden wird, was zur Inkontinenz führen könnte • Aufrechterhaltung der physiologischen Sphinkterfunktion • Ein vermindertes Präsenzgefühl im empfindlichen und nervlich stark reizbaren Analkanal Ein Spüllumen befindet sich an der Katheterspitze und ermöglicht die Applikation von Spüllösungen und Medikamenten in das Rektum, ohne dass der empfindliche Analkanal immer wieder traumatisiert werden muss. Der Katheter ist so konstruiert, dass er sich bequem dem distalen Rektum anpasst, ohne dass die Schleimhäute beschädigt oder fäkale Ausscheidungsreflexe ausgelöst werden. Auch findet sich eine Vorrichtung zur Schließung des Hauptlumens, um vorübergehend den fäkalen Fluss zu stoppen und/oder infundierte Spüllösungen bzw. Medikamente zurückzuhalten. Diese fungiert auch als Einführhilfe. Klinische Erfahrungen: Im Rahmen der Infektionsprävention wird das BMS von uns bei allen Patienten eingesetzt, bei denen wir davon ausgehen, dass sie länger als drei Tage beatmet werden. In den letzten 6 Monaten wurden von uns 50 Systeme verwendet. Die maximale Einsatzdauer betrug 23 Tage. Am Anfang wurde von uns das BMS nicht fixiert. Dies erwies sich aber als nicht sinnvoll, da das System in das Rektum „wanderte“ und es immer wieder zu Undichtigkeiten kam. Als wir das BMS grundsätzlich fixierten, sind diese nicht mehr aufgetreten. Beim Einsatz des BMS ist es in vielen Fällen notwenig, ein Stuhlmanagement durch die Gabe von Medikamenten durchzuführen (z. B. Lactulose). Dies macht und hält den Stuhl annähernd flüssig, sollte aber nicht bei Patienten mit einer Diarrhoe angewandt werden. Im nächsten Schritt haben wir in Zusammenarbeit mit der Krankenhaushygiene begonnen, beim Einsatz der Fäkaldrainage ein Infektions-Screening durchzuführen. Erste Ergebnisse zeigen eine Abnahme der nosokomialen Infektionen um 25%. Diese Daten sind zurzeit noch nicht validiert, bestätigen aber einen deutlich positiven Trend zur Verminderung nosokomialer Infektionen. Beim Einsatz des BMS kam es bei keinem Patienten zu Komplikationen, d. h. keine Druckgeschwüre, keine Blutungen. Die bisher beobachtete Abnahme nosokomialer Infektionen kann nach unserer Auffassung zu einer Reduzierung der durchschnittlichen Verweildauer und damit auch zu einer Kostenreduktion im Intensivbereich führen. Wir werden den Einsatz des neuen BMS weiter durch die Krankenhaushygiene überprüfen, um konkrete Zahlen zu erhalten, seine Effektivität weiter zu belegen und den Einsatz zu standardisieren. Ernst-Hermann Steinfeld Operative Intensivstation Universitätsklinik Göttingen, Deutschland [email protected] INTENSIV - NEWS Äthiopien braucht Partner. Nicken Sie nicht, tun Sie was: Als ProjektPartner. 01/58 66 950-0 [email protected] PSK 7.199.000 Bisher oral – jetzt auch parenteral Nexium® iv – der iv PPI! Potent Prompt Individuell www.astrazeneca.at Esomeprazol