Internationale Kinderliteratur

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Internationale Kinderliteratur
Internationale Kinderliteratur
bis 9 Jahre
Zusammenstellung und Annotationen:
Geralde Schmidt-Dumont
Stand: 2014
Bilderbucherzählungen
Abbatiello, Antonella:
Das Allerwichtigste
Schlieker & Koth 2010. 44 S. Mit Hör-CD EUR 16,95
(Ed. bi:libri)
Deutsch - griechisch
Deutsch - italienisch
Deutsch - russisch
Deutsch - spanisch
Deutsch - türkisch
Ab 3 Jahre
Der Hase sagt: „Das Allerwichtigste sind die Ohren.“ Die anderen Tiere sagen: „Vielleicht ist das so.“ Und dann kann der
Betrachter einen Teil der gegenüber liegenden Seite umklappen und sieht dahinter, wie sich alle Tiere lange Ohren haben
wachsen lassen. Danach lassen sie sich vom Igel überzeugen, dass das Allerwichtigste hingegen Stachel seien, von der
Giraffe ein langer Hals usw. Die weise Eule macht ihnen jedoch klar, dass jeder etwas anderes hat, das wichtig ist.
Ein humorvoller parabelartiger Appell, sich nicht einem Konformitätsdruck zu beugen, sondern seine eigene Individualität zu
leben.
Am Schluss findet sich eine zweisprachige Auflistung der Tiernamen, jeweils mit einem Bild versehen.
Der sehr einfache Text ist wie ein Kinderreim konzentriert und rhythmisiert und deswegen sehr wirkungsvoll.
Zum Erfolg des Buches trägt sicher auch seine originelle Gestaltung bei: Das Umklappen der halben Seite erzeugt immer
wider einen komischen Überraschungseffekt.
Ak, Behic:
Die Stadt auf dem Wind
Anadolou 2007. 29 S. EUR 9,80
deutsch - türkisch
3 - 6 Jahre
Ein Wirbelwind reißt eine Stadt mitsamt ihrer Bewohner in die Luft und trägt sie fort. Die Bewohner richten sich jedoch mit
dieser Katastrophe ein und lassen sich auf das Abenteuer einer neuen unbeschwerten Lebensweise in einer schwebenden,
wirbelnden Stadt ein.
In dynamischen Wimmelbildern zeichnet der Autor und Illustrator das skurrile Bild einer neuen Sicht auf die Dinge mit
ungeahnten Möglichkeiten.
Akal, Aytül (Text) / Fariba Gholizadeh (Ill.):
Das gefräßige Buchmonster. Übers. aus d. Türk. von Reinhard Fischer. Ill. von Fariba Gholizadeh.
Ed. Orient 2008. 24 S. EUR 14,90
Deutsch - türkisch
Ab 4 Jahre
Das Buchmonster fraß alle Bücher auf und verwüstete, als es keine mehr fand, aus Wut die ganze Stadt. Die Eltern der Kinder
lockten es zu einem Psychologen, der das Monster davon überzeugte, dass es viel angenehmer ist, sich aus Büchern vorlesen
zu lassen oder sie selbst zu lesen, als sie zu fressen.
Die nette Idee, die Liebe zu Büchern in eine phantasievolle Geschichte einzukleiden, endet leider mit einer dick aufgetragenen
Moral, die sich an die Eltern wendet: „Die Eltern des Monsters haben ihm, als es klein war, nie Märchen vorgelesen. […] Indem
ihr ihm von nun an Märchen vorlest, könnt ihr dafür sorgen, dass es ein verträgliches und braves Monster werden wird.“
Die Bilder sind allerdings ein Zeugnis der hoch entwickelten iranischen Buchillustrationskunst.
Cebe, Mustafa / Ibrahim Cayir:Schneeball. Wer bin ich?
Ed. Lingua Mundi 2009. ca. 45 S. EUR 12.90
Deutsch - russisch
Deutsch - italienisch
Der weiße Hase Schneeball fällt in den Schlamm und ist danach von Seinesgleichen nicht wiederzuerkennen. Auch auf die
anderen Tierarten wirkt er fremdartig; aber sie spielen trotzdem mit ihm. Nach einem Bad im Teich ist der Hase wieder der
Alte, aber er weiß nun, dass er überall Freunde hat.
Celik, Aygen-Sibel (Text) / Barbara Korthues (Ill.):
Sinan und Felix. Mein Freund / Arkadasim.
Wien: Betz 2007. 26 S. EUR 12,95.
6 - 9 Jahre
Die beiden Jungen Sinan und Felix gehen in den Park, um Fußball zu spielen. Sie sagen „Oooh!“ und „Aaah“ und dabei
verstehen sie sich; denn das klingt gleich in deutscher und in türkischer Sprache. Aber wenn Sinan mit einem anderen Jungen
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türkisch spricht, dann kann Felix ihn nicht verstehen und
ärgert sich darüber. Deshalb bringt Sinan ihm ein paar
Brocken Türkisch bei.
Diese erscheinen auf jeder Seite in einem Extrafeld. Zusätzlich macht die Autorin mit gereimten Rätseln und eingestreuten
türkischen Wörtern dem Leser Lust, noch mehr zu lernen. Auf zwei Seiten am Schluss gibt es noch einen besonderen Spaß:
den Vergleich von gleich klingenden Wörtern, die in den beiden Sprachen aber eine unterschiedliche Bedeutung haben.
Gürmen, Aysel:
Klipp-Klapp, die musikalische Klapperschlange / şıkırdak’ın çıngırağı
Talisa-Verl. 32 S. EUR 12.95.
Deutsch - türkisch
Alter 3-8
Der Klapperschlangenjunge Klipp-Klapp sucht sich, als er älter wird, nicht wie seine Brüder eine Arbeit, sondern gibt sich nur
dem Lauschen auf das geliebte Rasseln seines Schwanzes hin. Der Vater rügt ihn wegen seiner Faulheit, doch dann begibt
sich auf den Vorschlag der Mutter hin die ganze Familie mit Klipp-Klapp auf die Suche nach einer ihm gemäßen Tätigkeit.
Schließlich finden sie für ihn den richtigen Platz als Schellenkranz-Perkussionist in dem Orchester eines Zirkusses.
Nach der anfänglichen Forderung, sich den allgemeinen Normen zu unterwerfen, folgt dann doch die Solidarität der Familie,
die sich dafür einsetzt, dass ihr Sohn seine Individualität leben kann
Am Schluss findet sich ein Aktivierungsvorschlag für die LeserInnen: die Bastelanweisung für die Herstellung eines
Schellenkranzes aus Kronkorken.
Zaghir, Rania (Text) / Racelle Ishak (Ill.):
Wer hat mein Eis gegessen? Übers. aus d. Arab. von Petra Dünges. Ill. von Racelle Ishak.
Berlin: Ed. Orient 2010. 20 S.Br. EUR 5,00 €
Deutsch - arabisch
Deutsch - bulgarisch usw.
Wer hat mein Eis gegessen?: Die große Box der Mehrsprachigkeit: 19 zweisprachige Bücher und 1 Hör-CD (Albanisch,
Arabisch, Bosnisch, Bulgarisch, ... Russisch, Serbisch, Spanisch, Türkisch, Urdu)
Berlin: Ed. Orient je 20 S.Br. EUR 89,00 €
Auch in Einzelausgaben
Ab 4 Jahre
Während die Ich-Erzählerin noch überlegt, wie sie ihr Hörnchen-Eis essen soll, ohne sich zu bekleckern, erscheinen
nacheinander ein Ungeheuer, ein Drache, ein Greif und eine Nixe, die ihr die geschickteste Art vormachen und dabei fast das
ganze Eis aufschlecken. Als nun noch ein fünfköpfiger Riese auftaucht, stopft die Ich-Erzählerin sich den kleinen noch
verbliebenen Rest des Eises schnell mit einem Haps in den Mund.
Die originelle Handlungsidee greift Figuren orientalischer Mythen auf und setzt sie in eine einfache Reihungsgeschichte um, in
der eine mehrfache Wiederholung mit einem überraschenden Gag am Ende abgeschlossen wird
Die hervorragenden Illustrationen einer libanesischen Künstlerin stellen in ihrer Mischung aus Fotocollage, Comicstil und
orientalischem dekorativem Ornament eine moderne Weiterentwicklung der künstlerischen Tradition dar.
Märchen, Fabeln, Parabeln und Schelmengeschichten
Casey, Dawn / Jago (Ill.):
Dhelpra dhe Lejleku. Nje Fabul e Ezopit. Der Fuchs und der Kranich. Eine Fabel nach Äsop. Nacherz. von Dawn Casey. Ill.
von Jago. Albanische Übers. von Viola Baynes.
London: Mantra 2006. 32 S. Br. EUR 11,19
(Fables from Around the World.)
Deutsch - albanisch
Deutsch - bulgarisch
Deutsch - persisch
Deutsch – türkisch
Fox Fables:
Englisch - kurdisch
Englisch - rumänisch
Die bekannte Fabel von Äsop, in der der Fuchs meint, den Kranich bei einer Einladung zum Essen überlisten zu können.
Das Buch bringt zur Geschichte auch eine ganze Seite mit Aktivierungsvorschlägen für die Kinder.
Goldapfelsins Tochter. Ein iranisch-deutsches Märchenprojekt. Hrsg. von der Königin-Luise-Stiftung, Berlin. (Projektgruppe
„Jugend im Dialog – Austausch der Kulturen“) Bearb. d. deutschen Textes: Stephan Trudewind und Jana Wittmann. Übers.
vom Deutschen ins Persische : Mohammad Hossein Khadjehzadeh.
Berlin: Ed. Orient 2010. 19 S. EUR 7,Deutsch - persisch
7 Jahre
Der Prinz überlistet die den Goldapfelsinbaum bewachenden Diwen und schält aus einer Frucht ein schönes Mädchen heraus.
Während er fortreitet, um seinen Vater von seinem Wunsch zu informieren, sie zu heiraten, tötet eine hässliche Sklavin das
Mädchen, zieht dessen Kleider an und wird von dem zurückkehrenden Prinzen, der ihren Ausreden glaubt, geheiratet. Aus
dem Blut der Apfelsintochter wächst jedoch ein Strauch mit schönen Blüten, der von einer Wäscherin ausgegraben und mit
nach Haus genommen wird. Goldapfelsins Tochter erzählt ihr ihre Geschichte, worauf die Wäscherin sie in den Palast
mitnimmt. Der Prinz erkennt Goldapfelsins Tochter wieder und heiratet sie statt der Sklavin.
Deutsche und iranische Kinder haben in einem gemeinsamen Projekt dieses alte persische Märchen nacherzählt und Bilder
dazu gemalt. Ihre Arbeiten sind in diesem Buch abgedruckt.
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Heyn, Abu Bakr:
Der Teejunge Kasim.
Freiburg im Breisgau: Verl. für islamische Bildung u. Erziehung 2008. 60 S.
10 Jahre
Der elternlose Junge Kasim kocht Tee und verkauft ihn in den Gassen des Basars. Der Goldschmied Bostan bestellt Tee,
weigert sich dann aber, ihn zu bezahlen, weil vorher eine reiche Kundin seine Kette auch nicht bezahlt hatte. Er mäkelt an
Kasim herum und beschimpft ihn als schlechten Muslim. Dieser fragt seinen Freund, den reichen Teppichhändler Abu Mazim,
was denn ein guter Muslim sei. Statt zu antworten, beauftragt Abu Mazim Kasim damit, eine Lammkeule von ihm als Geschenk
zu einer armen Töpferfamilie zu bringen. Die Familie behält die Keule aber nicht, sondern gibt sie weiter an eine noch ärmere,
die wiederum an eine noch wieder ärmere. Danach sagt der freundliche Teppichhändler zu Kasim: „Ihr seid erst dann echte
Muslime, wenn ihr eurem Nächsten das wünscht, was ihr für euch selbst wünscht.“.
Das Buch wurde im Jörg Imram Schröter Verlag für islamische Bildung und Erziehung in Freiburg veröffentlicht. Ebenso wie
der Verleger scheint auch der Autor ein europäischer konvertierter Muslim zu sein. Er schreibt westlich routiniert und elegant
und evoziert schwärmerisch den Zauber der orientalischen Altstadt. Dabei trifft er sehr schön den Ton einer einfachen
bildhaften Parabel.
Karimé, Andrea:
Tee mit Onkel Mustafa.
Picus Verl. 2011. 133 S. EUR 13,90.
10 Jahre
Das Mädchen Mina macht Familienurlaub im Libanon und begegnet staunend und fragend vielem Unbekannten. Sie macht die
Bekanntschaft von Papas Onkel, dem Schafhirten Mustafa und fasst sofort Zuneigung zu dem freundlichen verschmitzten
Alten, der es faustdick hinter den Ohren hat und augenzwinkernd Geschichten voll Witz und Lebensweisheit erzählt, die die
Waage zwischen Lüge, Wahrheit und Traum halten und aus denen nicht selten die Weisheit des Narren Nasreddin Hodscha
hervor schimmert. Auch der Vater lässt Mina im Ungewissen darüber, was an Onkel Mustafas angeblichen Erlebnissen der
Wirklichkeit entspricht.
Überraschend muss die Familie aus dem Libanon abreisen, weil es hier wieder einmal Krieg gibt, und nimmt Onkel Mustafa mit
nach Deutschland. Dort kann er sich aber nicht von seinen anarchischen Angewohnheiten lösen und wirkt in dieser anderen
Umgebung unpassend, ja peinlich. Weil er Heimweh hat, kehrt er in den Libanon zurück.
Diesen komischen Clash der Kulturen hatte bereits Abdel-Qadir in seinem Buch „Spatzenmilch und Teufelsdreck“ zum
Gegenstand gemacht, wo der Opa aus Palästina die Familie in Deutschland besucht. Karimés Erzählung ist aber literarisch
gekonnter, ist ein ausgesprochenes Lesevergnügen. Sie schreibt amüsant, mit farbiger metaphernreicher Sprache und flicht
orientalische Floskeln und eigene Sprachschöpfungen ein.
Allerdings bedient Karimé hier auch das Klischee, dass der Orient das Land des wundersamen Geschichtenerzählens sei.
Nach dem Rezept des skurrilen Geschichten erzählenden Onkels funktioniert auch der Erfolg von mehreren Büchern von Rafik
Schami.
Kurt, Kemal:
Als das Kamel Bademeister war. Keloglans lustige Streiche. Ill. Monika Sieveking.
Ed. Orient 2. Aufl. 1998. 95 S. EUR 14,90.
Ab 7 Jahre
Der gewitzte Keloglan führt seine Mitmenschen mit pfiffigen Streichen an der Nase herum.
Maar, Paul (Text) / Aljoscha Blau (Ill.):
Das fliegende Kamel. Geschichten von Nasreddin Hodscha.
Oetinger 2010. 63 S. EUR 12,00.
Ab 7 Jahre
Paul Maar erzählt ein paar der überlieferten Geschichten um den weisen Narren Nasreddin nach. Zusätzlich sind ihm noch ein
paar Geschichten mit demselben schrägen Humor eingefallen, in denen Nasreddin im heutigen Deutschland mit Familie, Auto,
Fernsehen und Telefon durchaus logisch um die Ecke denkt.
Osman, Nabil:
Die Anekdoten des Spaßmachers Djuha / Nabil Osman. Mit Wortschatz, Übungen, grammatischen Anmerkungen,
Übersetzungen und Übungschlüssel [Arabisch]. Usrati-Institut für Arabisch, München
Ismaning: Hueber 2007. Mit Audio-CD EUR 31,99
(Arabisches Lesebuch für Anfänger und Fortgeschrittene [Medienkombination].)
Ab 7 Jahre
In der arabischen Welt nimmt Djuha die Rolle des Schelmen ein.
Osman, Nabil:
Der Löwe und die Maus. Für Anfänger. Mit Wortschatz, grammatischen Anmerkungen, Übungen und Übungsschlüssel.
Hueber 2. Aufl. 2007. 68 S. Br. EUR 16,49
(Usrati. Arabische Geschichten für Anfänger.)
Ab 7 Jahre
Deutsch - arabisch
Fabeln.
Schami, Rafik / Peter Knorr (Ill.):
Der Wunderkasten.
Beltz u. Gelberg 2. Aufl. 2011. 48 S. EUR 5,95
4
(Minimax.)
Ab 7 Jahre
Der alte Geschichtenerzähler aus Damaskus erzählt den Kindern mit Hilfe seines Bilderkastens die Liebesgeschichte von dem
Hirtenjungen Sami und der schönen Leila.
Ulusoy, Imdat / Yasemin Yaka (Ill.):
Nikolaus von Myra. Nach einer auch in der Türkei bekannten Legende.
Anadolu 2007. 24 S. Kt. EUR 8,80
Deutsch – türkisch
7 Jahre
In einfachen kurzen Sätzen in wenigen Textzeilen auf jeder Seite wird die Geschichte des heiligen Nikolaus erzählt, der
Bischof in der türkischen Stadt Myra bei Antalya war. Als während einer Notzeit Seeräuber vor der Stadt erschienen und Gold
forderten oder ihre Kinder, um sie als Sklaven zu verkaufen, gab Bischof Nikolaus den Seeräubern die Kostbarkeiten seiner
Kirche und rettete damit die Kinder.
Die Idee, mitteleuropäische Bräuche und Legenden auf ihre Wurzel in der antiken Türkei zurückzuführen und damit eine
Gemeinsamkeit herzustellen, ist zu begrüßen. Ein Anhang unterstreicht das gemeinsame Interesse noch durch Fotos von der
historischen Nikolauskirche, die gern von europäischen Touristen von Antalya aus besucht wird.
Leider wird dieses Bemühen um Authentizität von den Illustrationen der Heiligenlegende konterkariert, in denen weder
Nikolaus noch die Piraten in antiker Kleidung auftreten, sondern den Klischees von Weihnachtsreklame und von schlechten
Kinder-Trickfilmen entsprechen.
Ural, Serpil:
Anatolien erzählt. Vom Ararat nach Zelve.
Anadolu 2008. 63 S. EUR 9,80
Deutsch – türkisch
Ab 8 Jahre
Sammlung von Erzählungen um die Schelme Hacivat und Karagöz und Nasreddin Hodscha und von märchenhaften regional
angebundenen Geschichten und Ortssagen aus der Türkei. Wir finden dort z. B. Geschichten um den Berg Ararat, die
Siebenschläfer-Höhle oder von den Wassern von Pamukkale.
Am Schluss des Buches ist auf einer Türkeikarte eingetragen, aus welcher Region die Geschichten stammen.
Sachbücher
Brodersen, Ingke:
Sascha und sein neues Zuhause. Eine Geschichte / von Ingke Brodersen. Mit Bild. von Alexander Ivanov.
Hamburg : Carlsen 2011. 24 S. Br. EUR 3.90 vergriffen
(Lesemaus. Bd 196.)
(Alle Kinder dieser Welt.)
3 - 5 Jahre
Der Junge Sascha erzählt von seiner Ausreise aus Russland, dem Abschied von der dort zurückbleibenden Großmutter und
der Ankunft in Deutschland, den ersten Monaten im Wohnheim und im Kindergarten.
Die Darstellung der kirgisischen Großmutter als Schamanin lässt sie exotisch und märchenhaft erscheinen. Die Schilderung
der ersten Monate im Wohnheim ist jedoch realitätsnah und bezieht auch die negativen Aspekte mit ein, so die
Feindseligkeiten der verschiedenen Ethnien untereinander und Saschas Gefühl der Einsamkeit im Kindergarten, in dem er
vorerst die Kinder und die Betreuerinnen nicht versteht.
Capriz, Donatella:
Paola, Fabio und das Familienfest
Carlsen 2011. 24 S. Br. EUR 3.90 vergriffen
(Lesemaus. Bd 198.)
(Alle Kinder dieser Welt.)
3 - 5 Jahre
Bennys beste Kindergartenfreunde Paola und Fabio fahren in ihre Heimat Italien, um dort die Taufe einer kleinen Cousine
mitzufeiern. Vor der Kirche begrüßt sich die große Familie herzlich und findet sich nach dem Taufakt zu einem Festessen in
einem Restaurant zusammen.
Cengiz, Gülsüm / Saadet Ceylan (Ill.):
Das Seidenkleid.
Bonn: Freie Akademie 2008. 78 S. Kt. EUR 9,80
Deutsch – türkisch
8 Jahre
Ein Mädchen soll in einer Schulaufführung als Schmetterling auftreten und bekommt dafür von der Mutter ein Kleid aus Seide
genäht. In der Nacht träumt das Mädchen, sie flöge als Schmetterling über eine Wiese und gelange dann zu den Anlagen einer
Seidenraupenzucht. Aus Gesprächen der Arbeiter erfährt sie, dass die Raupen in den Kokons durch Hitze getötet werden,
bevor sie schlüpfen können. Denn nur so kann ein unbeschädigter langer Faden von dem einzelnen Kokon abgerollt und
verarbeitet werden. Weinend erwacht sie und beschließt, in ihrem späteren Leben nie etwas aus Seide zu tragen.
Die Geschichte changiert einerseits zwischen der Insekten- und Kleintierromantik der „Biene Maja“ und starker
Emotionalisierung und andererseits der Vermittlung von Sachinformation. Die Sachinformation wird nie in den Illustrationen
umgesetzt; denn diese beschränken sich auf die poetischen Aspekte.
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Am Schluss des Buches werden wiederum Projekte zum
Beobachten von Insekten und zum Besuch einer Fabrik
vorgeschlagen; andererseits aber auch wieder Verständnisfragen zu den emotionalen Erlebnissen des Mädchens gestellt.
Erol, Neset / Mustafa Delioglu:
Mehmet bekommt eine Schwester.
Anadolu 2002. 40 S. EUR 12,8.
Ab 4 Jahre
Deutsch - türkisch
Ein deutsch-türkisches Aufklärungsbuch: Mehmets Mutter erzählt ihm, dass er bald ein Geschwisterchen bekommen wird,
wenn es aus ihrem Bauch heraus kommt. Wie das Baby da hinein gekommen ist? Wir sehen ein Bild mit dem Kopfkissen
eines Ehebetts, darauf den Kopf des Vaters mit Schnauzbart und der Mutter, die sich lächelnd zugewandt sind; Vaters Hand
liegt auf der Schulter der Mutter; alles andere spielt sich unter der Bettdecke ab, man sieht lediglich rote Herzen fliegen. Dann
sieht man ein Bild von der nackten Mutter im Badezimmer. Ihr Kopf ist nicht zu sehen, das Badetuch verdeckt ihre Scham. Der
Bauch erscheint im Querschnitt mit dem Baby an der Nabelschnur darin. Mehmet steht davor, ein Fragezeichen über dem
Kopf. Ein weiteres Bild: Die Mutter bei der Frauenärztin mit nacktem Bauch auf der Liege; auf dem Bildschirm des Monitors
erscheint das Baby. Als das Baby auf die Welt gekommen ist, besucht Mehmet mit dem Vater die Mutter im Krankenhaus. Er
bekommt dort kleine Spielsachen, Schokolade und Bonbons geschenkt. „Siehst du, Mehmet, mein schöner Sohn, was deine
Schwester für dich mitgebracht hat?“ sagt seine Mutter zu ihm. (S. 37)
Es bietet sich an, dieses Buch vergleichend mit deutschen Aufklärungsbilderbüchern zu lesen.
Gersmeier, Ria / Katja Kiefer (Ill.):
Bärenleben
Olms 2009. 22 S. EUR 12,95.
(Kollektion Olms junior.)
Deutsch - polnisch
Deutsch - russisch
Deutsch - spanisch
Deutsch - türkisch
4 - 6 Jahre
Die Bärin frisst sich im Herbst einen Winterspeck an und zieht sich in ihre Höhle zum Winterschlaf zurück. Dort bekommt sie im
Winter zwei winzige Bärenbabys und säugt sie. Im Frühling sind sie groß genug, um mit der Mutter zu lernen, wie man
Nahrung sucht.
Die Sachgeschichte hält sich konsequent an die Sachinformation, und doch wird durch das Mutter-Kind-Motiv ein emotionaler
Bezug hergestellt.
Neben jedem großen Bild greifen kleine Bilder Details heraus und sind zweisprachig beschriftet.
Gürz Abay, Arzu / Sibel Demirtas (Ill.):
Leyla und Linda feiern Ramadan / Leyla ve Linda Ramazanı kutluyorlar.
Talisa-Verl. 2011. 34 S. EUR 13.95 €
Deutsch - türkisch
5-8 Jahre
Das Mädchen Leyla besucht im Urlaub Großeltern, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen in einer türkischen Hafenstadt und
genießt die Abendspaziergänge auf der Promenade und über den Markt. Weil jetzt Ramadan ist, werden sie nachts von einem
Trommler geweckt, um zum Essen aufzustehen. Zum Fest zur Beendigung der Fastenzeit bekommt Leyla Besuch von ihrer
Kindergartenfreundin Linda und deren Mutter, die auf einer benachbarten griechischen Insel Urlaub machen.
Die Informationen der Sacherzählung sind kindgemäß einfach. Auf diese Weise werden Moschee, Muezzin, Gebet,
Gebetsteppich und Kaaba durch den Großvater eingeführt.
Halberstam, Myriam (Text) / Dorothea Tust (Ill.):
Levent und das Zuckerfest. Alle Kinder dieser Welt.
Carlsen 2011. 24 S. Br. EUR 3,90. vergriffen
(LESEMAUS. Bd 190.)
3- 5 Jahre
Im Morgenkreis des Kindergartens schläft der türkische Junge Levent ein. Als ihn seine Freunde wecken, erzählt er ihnen,
dass er mitten in der Nacht mit den Erwachsenen wach bleiben durfte, weil jetzt zur Ramadan-Zeit nur nachts gegessen
werden darf. Und er freut sich schon auf das baldige Zuckerfest. Tom findet das toll. Er darf bei seinem Freund Levent
übernachten und mit ihm das Ende der Fastenzeit erleben. Bei einem Besuch bei Levents Großeltern bekommt er auch einen
Eindruck von der traditionellen Art, das Fest zu begehen.
Hunter, Nick:
Alles über die Olympischen Spiele.
Olms Verl. 2011. 32 S. EUR 12,95
(BILI - ZWEISPRACHIGE SACHGESCHICHTEN FÜR KINDER.)
(KOLLEKTION OLMS junior.)
Deutsch - türkisch
Ab 6 Jahre
Auf jeweils einer Doppelseite wird in wenigen einfachen Sätzen jeweils ein Thema vorgestellt: Geschichte, Symbole,
Teilnahme, Training, Winterspiele und Paralympics. Auf der letzten Seite heißt der Autor Nick Hunter die SportlerInnen in
London willkommen.
Das übersichtliche Doppelseitenlayout mit aussagekräftigen Fotos und Zusatzinfos in Kästchen entspricht dem derzeitigen
westlichen Sachbuchstil.
6
Mörchen, Roland:
Wir gehen in die Bibliothek. Übers. ins Russ. von Ina Kasemir-Sattler. Mit Ill. von Katja Kiefer.
Olms Verl. 2011. 40 S. EUR 12,95
(Bili – Zweisprachige Sachgeschichten für Kinder.)
(Kollektion Olms junior.)
Deutsch - russisch
Deutsch - türkisch
Ab 8 Jahre
Lisa, Jens und Benny spielen in einer Theateraufführung ihrer Klasse im Stadttheater mit. Eine Regisseurin betreut sie bei dem
Einüben und macht sie mit den Aufgaben von Maskenbildner, Souffleuse, Bühnenarbeitern u. a. bekannt. Zur Aufführung
kommen auch die Eltern und Lisas jüngere Schwester Anna ins Theater. Für Anna ist dies alles noch neu: Kartenverkauf,
Garderobe und Ränge im großen Theaterraum. Auf der letzten Doppelseite kann man im Querschnitt in das ganze
Theatergebäude hineinblicken und noch einmal alle Angestellten bei ihrer Arbeit sehen. Die beigegebenen Zahlen verweisen
auf die Fachausdrücke, die auf der folgenden Seite aufgelistet sind.
Der Autor hat versucht, die Sacherzählung durch die drei Protagonisten lebendiger zu machen, von denen Jens erst seine
Widerstände gegen diese babyhafte Märchenaufführung und das Theaterspielen überhaupt überwindet, als er selbst in
Aufgaben eingebunden wird.
In der Reihe „BiLi – Sachgeschichten zur Kultur“ bietet der Verlag noch Bände zu den Themen Bibliothek, Museum und
Fernsehstudio an.
Pana, Bogda:
Jana und Teresa feiern Himmelfahrt. Eine Geschichte.
Carlsen 2011. 24 S. Br. EUR 3.90 vergriffen
(Lesemaus. Bd 194.)
(Alle Kinder dieser Welt.)
3 - 5 Jahre
Jana darf ihre Kindergartenfreundin Teresa in deren polnisches Dorf begleiten, wo die Himmelfahrt groß gefeiert wird mit
Prozession, Messe in der blumengeschmückten Kirche und Gebeten zu Maria.
Sayın, Betül /Text) / Betül Sayın (Ill.):
Mert und der wundersame Fes. Eine Reise durch die Zeit in Istanbul.
Ed. Orient. 40 S. EUR 16,90
Deutsch - türkisch
Ab 6 Jahre
Der Istanbuler Junge Mert findet auf dem Boden den Fes seines Großvaters. Als er ihn aufsetzt, switcht der Blick zurück in die
Zeit der Osmanen. Wir finden uns in der Geschichte um den Jungen Hamdis wieder, der im Basar einen alten Spiegel
bestaunt. Und damit finden wir uns auch schon in die Geschichte von dem Mädchen Helena versetzt, die in der byzantinischen
Stadt Konstantinopel in eben diesen Spiegel schaut, um sich für den Besuch eines Wagenrennens zu schmücken. Auf dem
Rückweg fällt ihr im Basar ein Beutel mit alten Münzen auf. Wieder springt die die Erzählung in eine neue Geschichte, jetzt um
den Jungen Milja im antiken Byzanz, der von seinem Großvater nach jedem erfolgreichen Fischfang eine Münze geschenkt
bekommt. Sie gehen zum Tempel, um ein Dankopfer darzubringen und finden dort eine Tonscherbe. Und plötzlich befindet
sich der Leser mit einem Steinzeitmädchen in einer Höhle, in der ihre Mutter töpfert.
Diese eingekleidete Sacherzählung leidet darunter, dass mit jedem Zeitsprung der Protagonist gewechselt wird. Und innerhalb
der Einzelgeschichten ist die Handlung unlogisch und schlecht motiviert.
Die Illustrationen sind bilderbuchmäßig verniedlichend, unauthentisch und vermitteln nur einen vagen atmosphärischen
Eindruck von der entsprechenden Zeit. Stellenweise sind die durch die Handlung vermittelten Informationen sogar falsch. Z. B.
haben die Höhlenmenschen noch nicht getöpfert.
Im Text tauchen unverständliche Begriffe auf, die erst im Anhang erklärt werden. Stattdessen hätten sie gleich im Text
umschrieben werden sollen.
Turan, Nuran:
Ulya aus dem All im Topkapi Palast.
Anadolu 2010. Br. 152 S. EUR 9,80
Deutsch - türkisch
Ab 9 Jahre
Das außerirdische Mädchen Ulya hat in der Außerirdischen-Schule die Ferienaufgabe bekommen, Material über den
türkischen Hof vor 300 Jahren zu sammeln und beamt sich dafür in den Topkapi-Palast in Istanbul. Dort verfolgt sie die
Entwicklung des afrikanischen Sklaven Ute, der der Freund des Prinzen Süleyman wird. Einen breiten Raum nimmt die
Schilderung des Festes zur Beschneidung des Prinzen und dreier seiner Halbbrüder ein. Die ungeheure Prachtentfaltung, das
Zeremoniell des Festablaufs und die inszenierten Attraktionen sind offensichtlich kulturhistorisch genau recherchiert, wirken
auf den europäischen Leser allerdings märchenhaft.
Es handelt sich vor allem um Beschreibungen. Die sie zusammen bindende Handlung ist recht sparsam und auch sprunghaft.
Am Schluss findet sich eine von Bildsymbolen begleitete Auflistung und Erklärung von unbekannten Begriffen.
Bemerkenswert sind die delikaten künstlerisch anspruchsvollen Illustrationen. Sie sind nicht sachlich informierend, sondern
schmückend. Es handelt sich um farbenfrohe computergenerierte Bilder, die die traditionelle Buchmalerei stilisieren und mit
Comicelementen verbinden. Dazu passt das ausgesucht schöne Layout mit ornamentalen Randbordüren.
Yalçin, Kemal:Als mein Opa nach Deutschland kam / Kemal Yalçin
Köln: Önel 2006. 49 S. EUR 12.80
Deutsch - türkisch
7
6 - 8 Jahre
Im Rahmen des muttersprachlichen Unterrichts in der Grundschule ließ der Lehrer Kemal Yalcin seine Schüler und
Schülerinnen 2002/2003 die Großeltern nach ihren Erlebnissen befragen, als sie gerade nach Deutschland gekommen waren
und die neue Sprache noch nicht konnten.
Die Kinder lasen vor, was sie aufgeschrieben hatten und spielten die Szenen nach.
Die besten Geschichten wurden in diesem Buch abgedruckt, begleitet von den Zeichnungen der Kinder.
Kindererzählungen
Abedi, Isabel:
Hier kommt Lola! / Isabel Abedi. Mit Ill. von Dagmar Henze.
Bindlach: Loewe 2004. 185 S. Ill. Pp.: EUR 12,95
Übersetzt in viele Sprachen
9 Jahre
Lola erzählt aus ihrem chaotischen Familienalltag, in dem es mit ihrem brasilianischen Gitarre spielenden Vater immer wieder
zu lustigen Szenen kommt. Nach dem Umzug in die Stadt sucht die temperamentvolle Lola mit ungewöhnlichen Einfällen eine
beste Freundin.
Celik, Aygen-Sibel:
Fußball, Gott und echte Freunde.
Arena 2009. 116 S. EUR 5.50
(Arena-Taschenbuch. Bd 2798. Life junior.)
9 Jahre
Der türkische Junge Kerim, der jüdische Junge David und der christliche Junge Christoph sind in ihrer Schule FußballFreunde. Bei einem Turnier der Fußballvereine der religiösen Gemeinden sollen sie jedoch gegeneinander antreten.
Bei dem Turnier, das angelegentlich einer „Woche des Dialogs“ angesetzt worden war, arten die Zuschauerreaktionen der
superreligiösen Erwachsenen in Konfrontationen bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen aus, während die Jungen auf
dem Spielfeld sich nicht auseinander bringen lassen: „Ein Spiel bleibt immer ein Spiel und Freunde immer Freunde.“
Nach einem sperrig anspruchsvollen, experimentellen Einstieg folgen flott geschriebene kabarettreife Szenen, in denen die
Autorin das Verhalten der Erwachsenen ironisiert und ins Groteske steigert. Auch durch den sprachlichem Wortwitz und die
Sprachspielereien und einen „Sprachsalat“ wird das Buch zu einem köstlichen Lesegenuss. Ganz nebenbei fließen
Informationen über die verschiedenen religiösen Praktiken wie Essensregeln und Feiertage ein.
Karimé, Andrea:
Kaugummi und Verflixungen.
Picus Verl. 2010. 61 S. EUR 14,90.
Das lebhafte und resolute Mädchen Huma ist arabischer Herkunft. Sie ist neu in der Klasse und nimmt sich des stillen
Außenseiters an, der „der Graue“ genannt wird. Durch einen Griff in die Steckdose hatte er als kleines Kind einen Stromschlag
bekommen, der seine Haare ergrauen ließ und die Erinnerung an seinen Namen und die frühe Kindheit löschte. Sie macht ihm
mehr Mut, an dem großen Hund des Nachbarn vorbei zu gehen und nimmt ihn mit zu sich nach Haus und öffnet ihm den Blick
in eine arabische Welt. Sie stellt Kaugummibonbons her und verteilt sie mit ihm zusammen in der Klasse. Nun werden sie
beide von den Mitschülern akzeptiert.
Auf phantasie- und humorvolle Weise weckt die Autorin mit libanesischen Wurzeln Interesse an Sprache; etwa wenn Huma
arabisch spricht und er sich seine eigenen "Übersetzungen" zurechtlegt, oder durch ihre Wortneuschöpfungen. Eine solche ist
das Wort "Verflixungen", das in mehreren Zusammensetzungen, u. a. als „Kopfverflixung“ vorkommt.
Nasrallah, Emily:
Kater Ziku lebt gefährlich. Eine Erzählung aus dem Libanon.
Aus d. Arab. von Doris Kilias. Ill. von Maha Nasrallah.
Atlantis Verl. 2004. 128 S. EUR 14,90. vergriffen
(Baobab.)
Ab 9 Jahre
Der Kater Ziku gehört dem Mädchen Muna. Er erzählt von ihrem Leben in Beirut in der Fürsorge der Familie und geborgen in
der Zärtlichkeit seiner kleinen Herrin Muna. Viel besser als in der Stadt gefällt es ihm in ihrem Ferienhaus in den Bergen. Aber
jeder Sommer hat einmal ein Ende, und in der Stadt verändert sich viel, weil es Krieg gibt. Es wird geschossen, und Kater und
Mädchen dürfen nicht mehr nach draußen gehen und auch nicht mehr aus dem Fenster schauen. Kater Ziku versteht wenig
von dem, was vorgeht, aber er spürt, dass alle Angst haben. Auf dem Dach des gegenüber liegenden Hauses schlägt eine
Granate ein, und alle laufen in den Luftschutzkeller, immer wieder. Dann werden die Fenster zugemauert, und auf der Straße
heben Soldaten Schützengräben aus. Bald ist sie von Scherben und Granatsplittern übersät. Dann hört man Donner und
Zischen aus allen Richtungen. Zwischen zwei Angriffen will die Familie mit dem Auto die Stadt verlassen, aber Ziku lässt sich
nicht fangen und bleibt allein in der Wohnung zurück. Als das Haus krachend und prasselnd im Feuer zusammenbricht, rettet
sich Ziku durch einen Sprung durch ein Fenster und verschwindet.
In einem Nachwort beschreibt die Autorin die Bürgerkriegssituation im Libanon 1975. Leider hat das Buch heute im Transfer
auf die Situation in Syrien erneute traurige Aktualität gewonnen.
Das Bewegende an dem Buch sind die starken Gefühle des Mädchens für seinen Kater im Kontrast zu Gefahr und
Grausamkeit außerhalb der Geborgenheit des Hauses.
Die Perspektive des nicht verstehenden Tieres, das auf Fürsorge angewiesen ist, steht stellvertretend für die eines Kindes, das
passiv einen Krieg miterleben muss. Die Autorin hat sich damit eine erzählerische Distanz zu den eigenen belastenden
Erinnerungen geschaffen.

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