Die Bedeutung des Verlusts des

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Die Bedeutung des Verlusts des
Kreistagsfraktion im KT Waldshut / Fraktion im SKT-Ausschuss des KT Waldshut
Josef Klein, stellv. Vorsitzender des Ausschusses für
Schule, Kultur und Tourismus im Kreis Waldshut
Die Bedeutung des Verlusts des
Schulamtsstandortes Waldshut aus
verwaltungstechnischer und pädagogischer Sicht
mit einem Überblick über die Auswirkungen der Rücknahme der
Verwaltungsreform im Schulamtsbereich in Südbaden
und
einer Kurz-Kritik der Rücknahme der Verwaltungsreform im
Schulamtsbereich in ganz Baden-Württemberg
Blick in die Vergangenheit
Bis zum Jahre 2005 gab es in Baden-Württemberg 30 Staatliche Schulämter, davon 7
in Südbaden. Nach einem Machtwort des damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel, das
die Landtags-Regierungsfraktionen abnickten, ohne dabei selbst glücklich zu sein, wurden
aus 30 nun neu 44 Ämter unter verschiedensten Bezeichnungen. Diese wurden in den
Landkreisen in die Landratsämter eingegliedert. In den Stadtkreisen blieben sie „Staatliche
Schulämter“. Vorgabe war, dass innerhalb 7 Jahren 20 Prozent der Kosten reduziert werden
mussten.
Blick in die Gegenwart
Nachdem die Landesregierung gemerkt hatte, dass sowohl die Sachverständnis, als
auch die Funktionsfähigkeit, als auch die Unabhängigkeit der Schulverwaltung nicht mehr
gegeben war, beschloss der Landtag die Rolle rückwärts. Man hatte eingesehen, dass mehr
Ämter nicht weniger Kosten verursachen können und es ist ein Verdienst der Landratsämter,
dass die Kostenersparnis im Schulbereich zumindest teilweise aus anderen Sparten erbracht
werden musste. Neue Vorgabe war: in Baden-Württemberg gibt es künftig nur noch 16-20
Schulämter. Proteste allenthalben kennzeichneten diesen Beschluss, befürchtet man doch
eine weitere Abgehobenheit der Schulverwaltung von der Nähe der Schulen. Für Südbaden
waren zunächst 4 Schulämter angedacht. Auf Intervention verschiedener Interessenvertreter
wurde Südbaden ein Schulamt mehr zugestanden (=5). Beschlossen sind nun 21
Schulämter in BW:
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-2Kein Aprilscherz
Am 1. April 2008 veröffentlichte das Staatsministerium in Stuttgart die
Pressemitteilung Nr. 89/2008, in der der Ministerpräsident Günther Oettinger, Innenminister
Heribert Rech (CDU) und Justizminister Ulrich Goll (FDP) das Konzept der
Behördenstandorte für die neuen Schulkreise festlegen. Dies geschieht im Zuge der
Rücknahme der Verwaltungsreform von 2006. Die neuen Standorte werden als Paketlösung
angepriesen, denn für die Flurbereinigungsämter werden in der gleichen Pressemitteilung
neue Standorte festgelegt. Auch genannt, und deshalb im Hintergrund vorhanden, sind die
Grundbuchämter, die im nächsten Jahrzehnt ebenfalls weiter zentralisiert werden sollen.
Zugleich lobt sich das Ministertrio selbst: „Es ist gelungen, landesweit ausgewogene
Standortentscheidungen zu treffen.“ Interessant ist, dass hier drei fachfremde Minister in
Unkenntnis der tatsächlichen Bedeutung eines Schulamtes für den jeweiligen Kreis und vor
allem seiner Einwohner ohne das zuständige Fachressort eine Entscheidung treffen und dies
selbst noch zugeben: „Nachdem (Hervorhebung durch den Verfasser) damit die letzten Eckpunkte
für eine Weiterentwicklung der Verwaltungsreform festgelegt worden seien, werde das
Innenministerium die Änderungen… in den Gesetzentwurf aufnehmen. Das geschehe in
enger Abstimmung mit den Fachressorts.“
Kritik
der
Freien
Wähler:
Den
zuständigen
Fachminister
an
Standortsentscheidungen nicht zu beteiligen kommt einer Entmachtung desselben gleich.
Bereits die Entscheidung, die Anzahl der Schulämter zu reduzieren, muss man als
Fehlentscheidung einstufen, da eine Dienstleistungsbehörde die Nähe zu den Bürgern
braucht.
Unserer Ansicht nach handelt es sich um politische, aber keineswegs um
Sachentscheidungen, da im Überblick in der Anlage deutlich eine Parteilastigkeit zu Gunsten
der größten Landespartei feststellbar ist.
Überblick:
vor 2005
2005 - 2009
nach 2009
Standort
Landkreis Emmendingen
Stadtkreis Freiburg
Landkreis
Breisgau-Hochschwarzwald
Schulkreis FR
(FR/EM/BrHo)
Freiburg
Schulkreis Offenburg
Landkreis Offenburg
Schulkr. Offenburg (OG)
Offenburg
Schulkreis Schwarzwald
Baar
Landkreis Villingen-Schwenningen
Schulkreise
RottweilVillingen-Schw. (RW/VS)
Donaueschingen
(!)
Schulkreis
Rottweil-Tuttlingen
Landkreis Rottweil
Schulkreise TuttlingenKonstanz (TUT-KN)
Konstanz (!)
später Radolfzell
Schulkreis
Lörrach- Waldshut
Lörrach (!)
Schulkreis Freiburg
Landkreis Tuttlingen
Schulkreis Konstanz
Landkreis Konstanz
Schulkreis Lörrach
Landkreis Lörrach
Schulkreis Waldshut
Landkreis Waldshut
siehe dazu auch unsere Erkenntnisse in Anlage Nr. 1
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Verkehrstechnische Angelegenheiten
Der Landkreis Waldshut – ein besonderer Landkreis
Trotz der Tatsache, dass in der 2. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts der
Landkreis Waldshut eine Blütezeit erlebte, besteht in verkehrstechnischer Hinsicht - und in
der Folge deshalb auch in anderen Bereichen - ein großer Nachholbedarf. Eine
durchgängige Autobahn bis in den Jestetter Zipfel wird schmerzlich vermisst. Auf den
bestehenden Straßen entlang des Hochrheins ist es oft kilometerlang nicht möglich,
langsame Transportfahrzeuge zu überholen. Nicht zu vergessen ist die nördliche
Landkreisregion, die je nach Zielort, zunächst auf die Hauptschlagader am Hochrhein
anfahren muss.
Nicht viel besser sieht es im Bereich der Schienenversorgung aus: die Ortschaften
des Kreises Waldshut sind statistisch gesehen von allen Kreisen der Bundesrepublik
Deutschland am weitesten von den Bahnhöfen entfernt. Dass in vielen Orten erst eine
Anfahrt zum Bahnhof vorgenommen werden muss, muss immer wieder ins Gedächtnis
gerufen werden. Dort aber wird der Zugverkehr als erstes ausgedünnt. Die Metropolpolitiker
sind vermutlich der irrigen Meinung, dass in bevölkerungsärmeren Landkreisen weniger
Stimmen beim Aufschrei zu vernehmen sind.
Der Landkreis Waldshut mit seinen topographischen Eigenheiten hat zwar Erholungscharakter, aber sicher nicht für den-/diejenigen, die dienstlich auf schnelles Vorwärtskommen
angewiesen sind. Bei den im 100 km-Bereich von Lörrach entfernten Orten ist eine
ausreichende Betreuung jedenfalls nicht mehr gegeben. Auf berechtigte Aussagen zur
zusätzlichen Belastung der Mitwelt soll hier verzichtet werden. Sie sind jedoch allseits
präsent. Betroffen von den weiteren Strecken sind nicht nur Lehrkräfte und Schulräte,
sondern auch Eltern, die beim Schulamt vorstellig werden wollen.
Juristische Besonderheiten
Trotz elektronischer Verbindungsmöglichkeiten ist es nach wie vor unumgänglich,
dass für bestimmte Angelegenheiten die Schulleiter und Lehrkräfte das Schulamt besuchen
und umgekehrt. Während die Schulräte dabei wenigstens Dienstfahrzeuge benutzen
könn(t)en, geht man bei den Lehrkräften davon aus, dass diese ihren Privat-Pkw für
dienstliche Angelegenheiten zur Verfügung stellen. Dabei ist dieses Fahrzeug für alleinige
Sachschäden nicht automatisch versichert. Vielmehr muss man für jede Fahrt eine
Fahrtgenehmigung einholen. Nach Ansicht der Juristen sind Pauschalgenehmigungen nicht
zulässig, da jede Einzelfahrt getrennt beurteilt werden muss. Der Verwaltungsaufwand wird
also größer.
Die Dienstreise-Vergütungen sind trotz steigender Benzinpreise seit Jahren
unverändert. Was ist, wenn die Lehrkräfte plötzlich beschließen, dass nur noch öffentliche
Verkehrsverbindungen in Betracht kämen (für die man keine Fahrt-Genehmigung braucht)?
Eine Tagesreise nach Lörrach und zurück wäre dann kein Einzelfall. Und: die Verbindung
Schulverwaltung - Schule würde beträchtlich einreißen. An Schultagen wäre der Schulbetrieb
enorm gestört, da man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur mit enormen Zeitaufwand nach
Lörrach anreisen kann. Für einen Nachmittagstermin in Lörrach fällt in Bonndorf morgens der
Unterricht der Lehrkraft aus, wenn sie auf Bus und Bahn angewiesen ist.
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Pädagogische Betrachtungen
Die demografische Entwicklung zwingt in den nächsten Jahren zu einem Umdenken der lieb
gewordenen Schulstruktur im Kreis Waldshut. Wenn das Lörracher Personal - man zweifelt
ja nicht daran, dass mittelfristig sich keine Waldshuter mehr nach Lörrach bewerben werden,
(wie viele „Waldshuter“ sitzen z.B. im für WT ebenfalls zuständigen Freiburger
Regierungspräsidium?) - wenn also das Lörracher Personal sich dann mit Orten beschäftigt,
die es nur vom Finger auf der Landkarte kennt, dann ist schon im Voraus anzunehmen, dass
dabei nicht das Optimale gestaltet werden kann.
Nach der Zusammenlegung der Fortbildung (diese findet schon seit 2005 von Lörrach
gesteuert statt, als so genannte „Anlaufstelle“) haben Fortbildner aus dem Kreis Waldshut
wegen noch weiterer Fahrtstrecken bereits das Handtuch geworfen. Es ist nicht
auszuschließen, dass genau das Gleiche passieren wird bei der Arbeitsstelle Frühförderung
und Kooperation, beim Personalrat, bei Schulräten, bei der Wahrnehmung besonderer
Aufgaben als pädagogische Berater usw. usf. Der Halbschulkreis Waldshut verliert - das ist
abzusehen - mit den sowieso schon geringen Beförderungsmöglichkeiten für Lehrkräfte
pädagogisches Führungspersonal. Die Schulpsychologische Beratungsstelle, vor 2005 von
Waldshut aus für Lörrach und Waldshut zuständig, geht mit dem neuen Konzept für
Waldshut ebenso verlustig. Dies schwächt die auf Grund der Bevölkerungsdichte sowieso
schon eingeschränkten sonderschulischen Betreuungsmöglichkeiten im Kreis Waldshut.
Standortsentscheidungen
In der eingangs erwähnten Pressemitteilung bezeichnen Ministerpräsident Oettinger
und die Minister Rech (Innen) und Goll (Justiz) das Standortkonzept als „ausgewogene
räumliche Verteilung“. Dies stimmt unter der Voraussetzung, dass tatsächlich in den drei
umstrittenen südbadischen ländlichen Kreisen mit der Peripherielage als neue
Schulamtsstandorte nachweislich CDU-Funktionsträger mit dieser Zuweisung eine
ausgewogene Stärkung erfahren haben. Zumindest teilweise gilt dies sogar auch für das
Flurbereinigungsamt. Diese Aussagen werden in der Anlage 1 zu beweisen sein. Interessant
ist, dass offenbar das Kultusministerium ein weiteres Mal vom Ministerpräsidenten
ausgeschaltet wurde. Weder wurden pädagogische Gesichtspunkte berücksichtigt, noch
findet sich das Kürzel MKS in der erwähnten Pressemitteilung. Auch der Name des
Fachministers Rau spielt bei der Standortentscheidung der Schulämter keine Rolle.
Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass aus Sicht der Freien Wähler ein Schulamt
im Kreis Waldshut die einzig optimale Lösung wäre. Im Sinne einer wenig egoistischen
Lösung - wie sie in Lörrach von den dortigen Landtagsabgeordneten Lusche (CDU) und
Stickelberger (SPD) öffentlich beklatscht wird - in Anbetracht der beiden zu verwaltenden
Schulkreise kann dies eigentlich nur Bad Säckingen sein, weil dies die einzige Stadt ist, die
verkehrstechnisch „in der Mitte“ liegt und bahntechnisch ohne Umstieg zu erreichen ist.
Zumindest im Dreieck Wehr - Bad Säckingen - Rheinfelden müsste der neue Standort
angesiedelt sein.
Soll beim Schulamts-Standort Lörrach der Kreis Waldshut eine Außenstelle erhalten? Nur
unter der Bedingung, dass Lörrach als endgültiger Standort festgeschrieben würde, wäre
dies eine Verbesserung. Durch die Schaffung einer Außenstelle schiebt sich nämlich eine
weitere Ebene in die Hierarchie der Schulverwaltung. Gymnasien und Berufl. Schulen haben
nur das Regierungspräsidium und das Ministerium als Überbau, während speziell für die
Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen die Schulamtsebene zusätzlich vorgesehen ist. Mit
der Außenstelle gäbe es eine weitere Abstufung mit zusätzlichen Reibungen. Deshalb ist
eine Außenstelle nur als Notlösung anzusehen. Zielrichtung muss es sein, die Verquickung
von Behördenstandorten aufzugeben. Was haben Flurbereinigungsämter mit Schulämtern zu
tun?
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Unsinn der neuen Behördenstandorte
Der gesunde Menschenverstand verlangt, dass eine Behörde als Dienstleistungsbetrieb
inmitten des Gebietes liegt, für das sie zuständig ist und dass sie günstig zu erreichen ist.
Dies ist in den drei ländlichen Schulkreisen Südbadens nicht der Fall, denn sowohl Lörrach,
als auch Donaueschingen, als auch Konstanz liegen eher an der Peripherie der neuen
Kreise, als dass man von einer Zentralität sprechen könnte.
Für Bonndorf (Kreis Waldshut) beispielsweise ergibt sich nun die Situation, dass zwei
andere neue Schulämter nachweislich näher liegen, als das für Bonndorf zuständige
Schulamt Lörrach.
Bonndorf – Donaueschingen
Bonndorf Freiburg
Bonndorf – Lörrach
26 km
55 km
78 km
Nicht berücksichtigt ist, dass die Verkehrsanbindung nach Lörrach deutlich schlechter ist als
nach Donaueschingen oder Freiburg.
Für Jestetten (Kreis Waldshut) lauten die Entfernungen wie folgt:
Jestetten - Konstanz 60 km („gute“ Verbindung über die Schweiz)
Jestetten – Lörrach 80 km
(schlechte Verbindung, Fahrtdauer ca. 2 Stunden, einfache Fahrt mit Pkw)
Solche Beispiele gibt es in Südbaden noch viele.
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Anlage 1 Blick auf Südbaden
Einleitung:
Bei Standortentscheidungen sind sowohl Städte als auch Kreise tangiert. In der Folge
möchte ich versuchen, nachzuweisen, warum die ein oder andere Entscheidung so und nicht
anders gefallen sein könnte:
Freiburg Das Schulamt vor 2005 ist das Schulamt nach der Reform 2009. Der Standort
Freiburg ist alleine wegen der Größe und Zentralität der Stadt nicht umstritten (OB Salomon,
Grüne) Die Dienststelle Flurneuordnung kommt aus Proporzgründen in den Kreis BrHo
(neue Landrätin Störr-Ritter (CDU)
Motto: Wenn der Freiburger OB schon grün ist, dann muss die CDU wenigstens das
Flurbereinigungsamt (in BrHo) haben.
Offenburg Das Schulamt vor 2005 ist das Schulamt nach der Reform 2009. Der Standort
Offenburg ist alleine wegen der Größe und Zentralität der Stadt nicht umstritten. Die
Dienststelle Flurneuordnung kommt ebenfalls nach Offenburg. Da die Oberbürgermeisterin
Edith Schreiner CDU – Mitglied ist, besteht für den Proporz kein arg dringendes Bedürfnis,
zumal beispielsweise in dem möglichen Proporzsitz Lahr, der zweitgrößten Stadt im Kreis,
mit Dr. Wolfgang G. Müller ein Bürgermeister sitzt, der der SPD angehört.
Und wohnt in Offenburg nicht zufällig auch noch der bildungspolitische Sprecher der CDU
Baden-Württembergs und Vertreter des Landkreises Offenburg, Herr Schebesta? Da ist doch
wirklich alles in Butter. Oder?
Schwarzwald-Baar Rottweil
Das Schulamt in Rottweil oder VS anzusiedeln wäre dort vertretbar. Aber wehe dir Stadt,
deren Bürger sich erlaubt haben, einen SPD-OB zu wählen (Dr. Rupert Kubon, Villingen) Du
kriegst das Schulamt nicht! In der Villinger Innenstadt wurde vor 2005 ein Schulamtsgebäude
hergerichtet, in das die Schulverwaltung nie einzog, weil die Verwaltungsreform sie dann in
die Räume des Landratsamtes verbannte. Nun aber, wo diese Räume bereit stünden, will
das Amtsgericht in diese Räume einziehen, was einen erneuten Umbau voraussetzt. In
Donaueschingen hingegen muss ein Domizil für das neue Schulamt erst hergerichtet
werden. Warum aber Donaueschingen? Wie es sich gehört hat die Stadt einen CDU-OB
(Thorsten Frei, früher Junge Union und CDU Bad Säckingen). Deshalb müssen Lehrkräfte
aus dem nach Norden ausgeweiteten Schulkreis künftig weiter südlich zum Schulamt fahren.
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-7Konstanz- Tuttlingen
„Zunächst“ bleibt Konstanz Sitz des Schulamts (der äußerste südl. Winkel, des neuen
Schulkreises, „später“ soll es Radolfzell werden. Dies verwundert überhaupt nicht, denn
lange bevor die Standortdiskussion eröffnet war hat der dortige CDU-Landtagsabgeordnete
Andreas Hofmann bereits verkündet, dass Konstanz Sitz des Schulamtes bleiben werde.
Schließlich verliert die Stadt derzeit die Gewerbeakademie nach Singen, da ist der Verlust
des Schulamtes nicht auch noch zu verschmerzen. Man wird doch angestrengt beobachten,
wie viel und wann später Radolfzell Sitz wird. Aber, das kann man jetzt schon sagen, auch
Radolfzell ist geographisch nicht die optimale Lösung. Es gäbe auch für dieses Schulamt
günstigere Lösungen in Bezug auf Lage, Verkehrsanbindungen und Mieten.
Lörrach – Waldshut
Statt einer Entscheidung zugunsten eines Standortes inmitten des neuen Schulkreises
kommt eine Randlage zustande, die mit Sachlogik nicht mehr nachzuvollziehen ist. Deshalb
suchen wir doch andere Argumente:
Landkreis Waldshut Landrat Bollacher (frei)
Landkreis Lörrach
Landrat Schneider (CDU)
Stadt Lörrach
OB Heute-Bluhm (CDU)
Landkreis Lörrach: in der letzten Legisalaturperiode kein CDU-Landtagsvertreter. Jetzt Herr
Lusche. Der WT-ler Peter Straub sitzt relativ fest im Sattel, Lusche braucht Rückenwind.
Und welch Wunder: mit dem Proporz-Kandidaten Bad Säckingen (Flurbereinigungsamt)
kehrt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Bad Säckingens -in Personalunion Amtsleiter bei
der Flurneuordnung- mit dem gesamten Amt in seine Heimatstadt zurück.
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Anlage 2 - Blick auf Baden-Württemberg
In ganz Baden-Württemberg stößt die Reform auf starke Kritik. In Nordbaden beispielsweise
gibt es mit Rastatt, Mannheim, Pforzheim und Karlsruhe künftig nur noch 4 Schulämter und
Strecken von 150 km sind zukünftig keine Seltenheit. Wir blicken ins Land:
Rhein-Neckar-Zeitung (Nordbaden)
Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann wendet sich in einem offenen Brief an
Ministerpräsident Günther Oettinger. Darin heißt es u.a.:
"Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, mit Überraschung und umso größerem Bedauern habe
ich aus der Presse erfahren, dass die Landesregierung sich auf ein Gebiets- und
Standortkonzept im Bereich der Schulverwaltung, der Flurneuordnung und der
Grundbuchämter geeinigt hat. In der Pressemitteilung des Staatsministeriums betonen Sie,
dass mit dem Gesamtkonzept auch eine ausgewogene räumliche Verteilung erreicht wird.
Sie werden verstehen, dass ich... weder die getroffenen Entscheidungen nachvollziehen noch
meine große Enttäuschung darüber verhehlen kann. Die getroffenen Standortentscheidungen
kommen für Mosbach und die gesamte Region einem Kahlschlag gleich...
Schwäbische Zeitung (Südwürttenberg)
Schulamt wandert nach Biberach ab
ULM/REGION (obe) Das künftig für die Landkreise Biberach und Alb-Donau sowie für die Stadt Ulm
zuständige staatliche Schulamt wird in Biberach angesiedelt. Landrat Heinz Seiffert hat diese
Entscheidung der Landesregierung bedauert. Nach seiner Überzeugung hätte die neue
Schulbehörde ins Oberzentrum Ulm gehört.
Wie bereits kurz berichtet, hat der Biberacher CDU-Landtags-Abgeordnete Peter Schneider offenbar
seinen ganzen politischen Einfluss geltend gemacht, um die neue Schulbehörde in seinem
Wahlkreis Biberach anzusiedeln. Schneider hat die Arbeitsgruppe der CDU-Landtagsfraktion
geleitet, die in den letzten Monaten eine teilweise Reform der Verwaltungsreform des Landes
vorbereitet hat.
Tauber-Zeitung (Nordwürttemberg)
"Wir wurden nicht gefragt"
Das Schulamt kommt nach Künzelsau - Sieger und Verlierer
Der Ministerrat hatte kürzlich entschieden, dass für die Landkreise Main-Tauber, Hohenlohe und
Schwäbisch Hall ein Staatliches Schulamt in Künzelsau eingerichtet wird. "Wir wurden 2005 nicht
gefragt, und wir wurden auch jetzt nicht gefragt", erklärt der Leiter des Kreisschulamtes in
Tauberbischofsheim, Hans-Werner Sautner. Der Schulamtsdirektor macht sich keine Illusionen. "Es
gibt bei einer solchen Reform immer Sieger und Verlierer. Ich befürchte, dass der Main-TauberKreis ins pädagogische Abseits fällt." Was die Umsetzung angeht, so "findet die ohne mich statt.
Ich gehe in den Ruhestand."
Warum lange Wege zum Schulamt bzw. zu den Schulen problematisch sind, verdeutlicht ein Blick
auf die Kernaufgaben. So ist das Amt zuständig für die Umsetzung der bildungspolitischen
Vorgaben und hat die Fachaufsicht über alle öffentlichen Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen
sowie die Schulkindergärten im Landkreis. Weitere wichtige Punkte sind die Herstellung und
Sicherung der Ressourcengerechtigkeit und der Leistungsfähigkeit, die Qualitätssicherung und nicht
zuletzt das Personalmanagement, verdeutlicht Sautner. "Da geht es um rund 1000 Lehrerinnen und
Lehrer." Auch bei der Besetzung von Führungspositionen ist das Amt gefordert, etwa bei der
Überprüfung und Beurteilung von Bewerbern für Rektorenstellen.
"Wir sind ständig in den Schulen, wir haben aber auch ständig Eltern, Schüler und Lehrer bei uns
im Amt." Dabei geht es um "Problemchen und Probleme". "Gerade bei schwierigen
Familienverhältnissen war die Nähe zum Sozial- und Jugendamt hilfreich", erklärt Sautner.
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Anlage 3 – Mir zugegangene Kommentare
Neckar-Odenwald (Nordbaden)
Elles und elles uff Stuegert zu"
Stuttgart 8/21 Schulämter = 38,10 %
Karlsruhe 4/21 Schulämter = 19,05 %
Tübingen 4/21 Schulämter = 19,05 %
Freiburg 5/21 Schulämter = 23,80 %
KA + TÜ = S !! Diese Gleichung kann nicht aufgehen !!
MA als zweitgrößte Stadt in BaWü ohne eigenes Amt.
Metropol (-Region Rhein-Neckar)
Amt MA + HD + MOS = größter Amtsbezirk in BaWü mit 10 % der Gesamteinwohnerzahl.
Böblingen ? Sindelfingen ? Ludwigsburg ?
Je weiter von Stuttgart weg, desto größer die Amtsbezirke
Enzkreis + PF = Mappus
Ortenaukreis = Rau
Metropolregion Rhein-Neckar:
Hauk (Landwirtschaft)/Stratthaus (Finanzen) + Kultusstaatssekretär Wacker = keinen Einfluss.
Hauk (Originalzitat): "Ich stelle mich nicht gegen meinen Chef"
Stratthaus: Mittlerweile resignierend ohne Hausmacht
Kultusstaatssekretär Wacker: Die Stimme seines Herrn
Vor etwa 4 Wochen war Oettinger im Raum MOS und wurde vom Landrat öffentlich auf den
Zuschnitt der neuen Schulämter hingewiesen. Oettinger nassforsch den Landrat heruntergeputzt
wie einen Schuljungen: "Ich war auch mal Schüler und habe nicht gewusst, dass es ein Schulamt
gab. So wichtig ist das Amt nicht."
Vor 3 Wochen dann öffentliche CDU-Versammlung mit Wacker + Hauk in Buchen. Der CDU-Landrat
vor versammelter Mannschaft: "So wie sich der Ministerpräsident in MOS verhalten hat, ist eines
Ministerpräsidenten nicht würdig !" (Wörtlich, ich war dabei!)
Da sprangen aber Hauk und Wacker wie von der Tarantel gestochen auf und
verteidigten ihren Oet(z)i! Donnerwetter.
Ein Schulleiter aus Nordbaden (dem Verfasser namentlich bekannt)
Göppingen (Nordwürttemberg)
Hier in Göppingen haben wir ja "Glück" gehabt, die Heidenheimer und Gmünder ziehen ins
Göppinger Schulamt. Zum Schulbesuch nordöstlich von Ellwangen an der bayrischen Grenze sind
sie dann in einer Richtung locker 2 Std unterwegs. Es greift sich hier jeder, der was von
Schulbetrieb und Geographie versteht, an den Kopf. Ich hab als PR Mitglied beim Amtsleiter und
Schulräten immer wieder nach sachlichen, wirtschaftlichen Gründen und Einspareffekten gefragt,
die diese "Reform" begründen. Die gibt es auch bei uns nicht!
An unserer Personalversammlung habe ich den Antrag gestellt, die Landesregierung möge
umfassend bilanziert gegenüber unterer Schulaufsicht und Personalvertretung diese 'Reform'
begründen. Mal sehen, was zurückkommt.
Der Schulamtsleiter konnte auf der Versammlung zu meiner Frage nach den Gründen am Mikrofon
auch nur mit betretenem Schweigen antworten.
Wir sind jetzt also ein Schulamt mit ca. 5000 Lehrern, 13 Schulräten und locker 3 Autostunden in
der Diagonale übers Land. Und wie und wann der Personalrat umstrukturiert wird, weiß keine Sau.
Und wer soll das bewältigen, ehrenamtlich Wahlen für 5000 Lehrer vorzubereiten?
Freundliche Grüße
(Autor dem Verfasser namentlich bekannt)

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