Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen
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Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen
Analyse Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 2 Inhalt 1. Einleitung 4 5 5 1.1 GlobaleEinflussfaktorenfürNachhaltigkeit 1.2 NachhaltigkeitimImmobilienbereich 2. Design der Analyse 6 3. Einordnung der befragten Unternehmen in Unternehmenssparten 7 4. Kernergebnisse im Überblick 8 5. Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft 10 6. NachhaltigkeitalswertbeeinflussenderFaktor 11 7. 12 Nachhaltigkeit im Portfolio 8. NachhaltigkeitimFinanzierungsumfeld 14 14 16 8.1 EinflussvonNachhaltigkeitaufKreditentscheidungen 8.2 NachhaltigeErträgeinderBeleihungswertermittlung 9. StellenwertinderGesetzgebung 18 10. Zukünftige Handlungsfelder bei Immobilieninvestitionen 20 20 22 10.1 BaulicheUmsetzungvonNachhaltigkeitsstrategien 10.2 „Green Leases“: mietvertragliche Umsetzung vonNachhaltigkeitsstrategien Abschlusskommentar 24 Die Autoren 26 Abkürzungsverzeichnis 27 3 1. Einleitung NachhaltigkeitistinTeilbereichenderImmobilienwirtschaftbereits fest verankert, die Verantwortung in Bezug auf ökologisches und sozialesHandelnfindetinvielenMaßnahmenihreUmsetzung. InsbesonderebeiImmobilieninvestitionenhatdasThema„Nachhaltigkeit“anBedeutunggewonnen.DurchdieZertifizierung von Gebäuden und die damit verbundene Messbarkeit haben Projektentwickler,Investoren,KreditinstituteundauchNutzerdie Möglichkeit,Objekte„vermeintlich“zuvergleichen.Nachhaltigkeitsaspekte gewinnen auch bei der Revitalisierung von BestandsimmobilienanBedeutungundfindenzunehmendindenmietvertraglichen Regelungen Berücksichtigung. Ziel dieser Analyse ist es,einenÜberblicküberdenmomentanenUmgangmitNachhaltigkeitsthemen zu geben und aktuell relevante Handlungsfelder zu benennen. 4 Ernst & Young Real Estate 1.1 Globale Einflussfaktoren für Nachhaltigkeit NachhaltigkeitwirddurchglobaleEinflussfaktorenbestimmt,die in Zukunft immer stärker zum Tragen kommen werden: • ► Gesellschaftlicher Wandel Trotz weltweiten Bevölkerungszuwachses wird die Einwohnerzahl in Deutschland sinken. Dieser Strukturwandel hat zur Folge,dassNeubauaktivitätenzurückgehenundBestandsimmobilien verstärkt an Aufmerksamkeit gewinnen werden. Diese Entwicklung wird auch zur Entstehung von anderen Lebens-, Arbeits- und Wohntypologien beitragen. • ► Rohstoffverknappung Bedingt durch Bevölkerungszuwachs und fortschreitenden Wohlstand, insbesondere auch in den Schwellenländern, wird der weltweite Energiebedarf ansteigen. Daraus resultierende höhere Energiepreise werden die Bewirtschaftungskosten einer Immobilie maßgeblich steigern. • ► Klimawandel Der Ausstoß von Treibhausgasen (zum größten Teil Kohlendioxid) während des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie beeinflusstdieglobaleErderwärmung. 1.2 Nachhaltigkeit im Immobilienbereich EineallgemeingültigeDefinitioneinernachhaltigenImmobiliegibt esnachwievornicht.JenachZertifizierungs-undRatingverfahren fallen die Gewichtungen unterschiedlich aus. Generell sind folgende Kriterien einer über den gesamten Lebenszyklus nachhaltig konzipierten Immobilie von Bedeutung: • ► Gebäudeeffizienz Reduzierung des Energiebedarfs durch Optimierung der Gebäudesubstanz bei gleichzeitiger Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauchs durch Anpassungen in der Anlagentechnik undimNutzerverhaltenderMieter • ► Emissionen und Ressourcen Verbesserung der CO2-Bilanz durch Reduktion des Emissionsausstoßes und Ressourcenverbrauchs, sowohl bei der Energieversorgung und der Auswahl von Baumaterialien als auch durch Beiträge zur Abfallreduktion bzw. Recyclingmaßnahmen • ► Gebäude- und Infrastruktur RealisierungeinernachhaltigenNutzungdurchOptimierung derErschließungundNutzungs-bzw.Flächenflexibilitätder Immobilie • ► Gesetzliche Rahmenbedingungen Gesetzliche Regelungen auf internationaler (Kyoto-Protokoll) und nationaler Ebene (EnEV, EEG, EEWärmeG) geben Handlungsziele und Umsetzungsinstrumente für Klimaschutz und Energieeinsparung vor. • ► Corporate Social Responsibility (CSR) NachhaltigkeitwirdvonimmermehrUnternehmentransparent und imagewirksam in Form von Corporate-SocialResponsibility-Reports (CSR-Reports) in die öffentliche Berichterstattung integriert. Dabei werden zunehmend auch der unternehmenseigene Energie-, Wasser- und Ressourcenverbrauch sowie die CO2-Bilanz dargestellt. Diese Kriterien werden die Auswahl der Immobilien hinsichtlich Standort undGebäudestrukturbeeinflussen. Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 5 2. Design der Analyse Diese Analyse basiert zum Teil auf einer im Frühjahr 2011 durchgeführten Befragung durch die Ernst & Young Real Estate GmbH (Ernst & Young Real Estate) und darüber hinaus auf eigenen Analysen und Schlussfolgerungen. Die Befragung richtete sich an namhafte Kreditinstitute, Immobilieninvestoren, Projektentwickler sowie Großmieter. Mittels leitfadengestützter Interviews wurden rund 40 in Deutschland ansässige Institute und Unternehmen befragt. Entsprechend den verschiedenen Interessenslagen der Marktteilnehmer wird denNachhaltigkeitsaspekteneineunterschiedliche Gewichtung beigemessen. Eine Immobilie ist nachhaltig, wenn ... Abbildung 1 86 % ... sie sich hinsichtlich sich ändernder AnforderungenanFunktion,Technik, Umwelt oder auch Attraktivität anpassen kann. (Anpassungsfähigkeit und höhere Nachvermietungschancen) 56 % ■ Projektentwickler 100 % 83 % ■ Kreditinstitute ■ Mieter 86 % ... umweltschonende Ressourcen bei Entwicklung,BauundBetriebzum Einsatzkommen. (Ressourcenschutz) ■ Investoren 56 % 89 % 100 % 57 % ...dieKernprozessederNutzeroptimal ablaufen können. (Produktivität der Nutzer und Nutzerzufriedenheit) 44 % 56 % 50 % 57 % ... sie eine dem Risiko entsprechende RenditebeiEntwicklung,Bauund Betrieb von Gebäuden gewährleistet. (Werterhalt und Wertmehrung) 56 % 11 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % NebenallgemeinenAnforderungen an nachhaltige Immobilien haben wir uns auch damit beschäftigt, • welcheAspektevonNachhaltigkeit • welchenStellenwertNachhaltigkeit • wieentscheidendNachhaltigkeitfür • welchewertbeeinflussendenFak- • welche Anforderungen es an die 6 Ernst & Young Real Estate für die Wirtschaft hat; torendurchNachhaltigkeiterzielt werden könnten; denstärkstenEinflussaufKreditentscheidungen ausüben; Immobilienportfolios ist; Gesetzgebung gibt; 100 % • wo die zukünftigen Handlungs- felder für Immobilieninvestitionen liegen könnten. 3. Einordnung der befragten Unternehmen in Unternehmenssparten Die Interviews wurden überwiegend mit Mitgliedern der Geschäftsführung sowiemitfirmeninternenSpezialistenim Bereich Finanzierung, Bewertung und Nachhaltigkeitdurchgeführt.Diebefragten Unternehmen wurden dabei hinsichtlich ihrer Interessenslage im Immobilienmarkt unterschieden. In welche Unternehmenssparte lässt sich Ihr Unternehmen einordnen? Abbildung 2 19 % 23 % ■ Projektentwickler ■ Investoren ■ Kreditinstitute ■ Mieter 29 % 29 % Projektentwickler Für Projektentwickler bieten nachhaltige Gebäude Wettbewerbsvorteile in Bezug auf Marketing und Image sowie attraktivere Renditen beim Verkauf. Investoren NachhaltigkeitistalsImagefaktoreinfester Bestandteil der Anlagestrategie. Aus Sicht der Investoren beruht eine nachhaltige Immobilieninvestition auf einer nahezu gleichrangigen Gewichtung der unterschiedlichenNachhaltigkeitsaspekte. Kreditinstitute NachhaltigkeitwirdalszukünftigesWachstumsfeld im Immobilienbereich betrachtet. Kreditinstitute berücksichtigen bei der Beleihungswertermittlung spätestens seit der Einführung der Beleihungswertverordnung die nachhaltigen Erträge einer Liegenschaft.InwieweitweitereNachhaltigkeitsaspekteindieBewertungmiteinfließen, ist unterschiedlich. Dennoch gewähren derzeit nur wenige Kreditinstitute in Deutschland Risikoabschläge bei Kreditkonditionen für nachhaltige Immobilien. Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen Mieter Auf Mieterseite gibt es bereits eine steigendeNachfrageinBezugaufnachhaltige Gebäude. Ausschlaggebend sind dabei vor allem Energieeinsparpotenziale, aber auch geschäftspolitische Faktoren im Zuge der CSR-Berichterstattung sowie eine mögliche Steigerung der Arbeitsproduktivität. 7 4. Kernergebnisse im Überblick Unsere Befragung zeigt, dass das Thema „Nachhaltigkeit“, das von vielen nur als vorläufiger Trend und Imagefaktor bezeichnete wurde, in der Immobilienbranche angekommen ist und immer mehr an Bedeutung gewinnt. Sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik wurde erkannt, dass in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung des deutschen Immobilienmarktes Handlungsbedarf besteht. Die Marktteilnehmer haben dabei jedoch einen unterschiedlichen Erwartungshorizont. 8 Ernst & Young Real Estate Bei über 90 Prozent der befragten Unternehmen ist das Thema „Nachhaltigkeit“ auf Vorstands- und Geschäftsführungsebene bereits als strategischer Erfolgsfaktor identifiziert und bei drei Vierteln der Unternehmen Bestandteil der Unternehmensstrategie. ►Der Wettbewerbsvorteil von nachhaltigen Immobilien wird sich bei Immobilieninvestitionen verstärken und zu entsprechenden Wertsteigerungen der Objekte führen. Fast 90 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Nachhaltigkeit im Portfoliomanagement in Bezug auf die Rendite und Energieeffizienz die größte Rolle spiele. DieUnternehmenalsNutzerundMieter von Immobilien setzen damit die Standards und forcieren die Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsziele.Somitlassensichdie Mieterals„Motor“derNachhaltigkeitsentwicklungenidentifizieren. Durch die Zunahme von Transaktionen mit nachhaltig konzipierten Immobilien wird auch die Transparenz bezüglich der Wertauswirkungen nachhaltiger Aspekte zunehmenunddirektenEinflussaufdie Immobilienbewertungspraxis haben. Eine Renditesteigerung wird nur dann erzielt,wennsichNachhaltigkeitundEnergieeffizienzdesMietobjektsinreduzierten BetriebskostenfürdenMieterfinanziell positiv auswirken. Die Bewirtschaftungskosten haben laut den Befragten den größten Einfluss auf Kreditentscheidungen. Allerdings gewähren derzeit nur wenige Kreditinstitute in Deutschland Risikoabschläge bei Kreditkonditionen für nachhaltige Immobilien. Im Rahmen einer Beleihungswertermittlung werden die einzelnen Wertparameter durch die Nachhaltigkeit nach Meinung der Banken, Investoren und Projektentwickler allenfalls mittelmäßig beeinflusst. AusunsererSichtwirddieEnergieeffizienz zukünftig bei der Immobilienbewertung vermehrt eine Rolle spielen und den MarktwerteinerImmobiliebeeinflussen. Mehr als 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Regierung aufgrund des steigenden Stellenwerts von Nachhaltigkeit zunehmend sowohl an deren Verbreitung als auch an deren Förderung beteiligen wird. Dazu könnten zum einen Steuererleichterungen und verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten beitragen und zum anderen rechtliche Möglichkeiten, die Mieter verstärkt an den Kosten der energetischen Maßnahmen zu beteiligen. Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 9 5. Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft DieWirtschaftnimmtNachhaltigkeitzunehmend als gewinnbringenden Erfolgsfaktor und imagebildendes Instrument wahr. Die Befragung der Marktteilneh- mer zeigt allerdings, dass die Unternehmen dem Thema eine unterschiedliche Bedeutung auf geschäftspolitischer Ebene beimessen. Wie sieht Ihr internes Nachhaltigkeitsmanagement aus? Abbildung 3 BehandelnSiedasThema „Nachhaltigkeit“aufVorstands-/ Geschäftsführungsebene? 91 % 9% ■ Ja IstdasThema„Nachhaltigkeit“Teil Ihrer Unternehmensstrategie? 73 % Haben Sie in Ihrem Unternehmen ein institutionalisiertes Nachhaltigkeitsmanagement eingerichtet? 27 % 41 % Haben Sie eine externe Nachhaltigkeitsberichterstattungaufgesetzt? 27 % Orientieren Sie sich bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung an den GRI G3? 18 % 0% 10 % Bei über 90 Prozent der befragten UnternehmenistdasThema„Nachhaltigkeit“ auf Vorstands- und Geschäftsführungsebene bereits als strategischer Erfolgsfaktoridentifiziertwordenund bei drei Vierteln Bestandteil der Unternehmensstrategie. 50 % 9% 64 % 9% 64 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % ■ Nein ■ k. A. 18 % 90 % 100 % orientieren sich ca. zwei Drittel am Berichtsrahmen der Global Reporting Initiative (GRI G3), der sich international alsRichtliniefürNachhaltigkeitsberichtserstattung durchgesetzt hat. Über 40 Prozent der Befragten haben bereitseininstitutionalisiertesNachhaltigkeitsmanagement eingerichtet. Bei ca. einem Viertel der Befragten ist NachhaltigkeiteinfesterBestandteilder externen Berichterstattung. Davon Aus unserer Sicht professionalisiert sichdasNachhaltigkeitsmanagementin denUnternehmen.Nachhaltigkeitsziele werden durch die Verankerung in der Unternehmensberichterstattung transparent dargestellt und gewinnen dadurch an Bedeutung. Die Unternehmen als NutzerundMieterderImmobiliensetzen 10 Ernst & Young Real Estate damit die Standards und forcieren die UmsetzungdereigenenNachhaltigkeitsziele. Somit lassen sich die Mieter als „Motor“derNachhaltigkeitsentwicklungenidentifizieren. 6. Nachhaltigkeit als wertbeeinflussenderFaktor ÜberdieAuswirkungenvonNachhaltigkeit auf den Wert einer Immobilie sind sich die befragten Teilnehmer einig. Der Marktwert einer nachhaltig konzipierten Immobilie wird demnach steigen, während der Marktwert einer Immobilie mit wenigen oderkeinennennenswertenNachhaltigkeitsaspektenehernegativbeeinflusst wird (fast 80 Prozent der Befragten). Aus Ihrer Sicht ... Abbildung 4 ... werden Immobilien ohne Nachhaltigkeitsaspekte abgewertet. 73 % 14 % 13 % ■ Ja ... werden Immobilien mit Nachhaltigkeitsaspekten aufgewertet. ... spielt Nachhaltigkeit in wirtschaftsschwachen Gegenden eine große Rolle. 78 % 9% 10 % 48 % 12 % ■ Nein ■ k. A. 43 % je 2 % ... bedeutet Nachhaltigkeit in MetropoleneinenVorteilimKonkurrenzkampf. 96 % ...bestehteinereelleChance, Bestandsimmobilien nachhaltig zurevitalisieren. 57 % 0% 10 % Der Standort einer Immobilie wird auch zukünftig eine übergeordnete Rolle spielen. In den Metropolen erfahren nachhaltig konzipierte Immobilien eine steigende NachfrageundhabenVorteileimKonkurrenzkampf um potenzielle Mieter. In wirtschaftsschwachenRegionenhatNachhaltigkeitderzeitkeinensignifikanten Stellenwert. Mehr als die Hälfte der Befragten schätzen die Chancen, dass Bestandsimmobilien nachhaltig revitalisiert werden können, positiv ein. 20 % 30 % 40 % 50 % 15 % 60 % 70 % 28 % 80 % 90 % 100 % Damit zeichnet sich eindeutig ab, dass die Befragten von einer immer größeren ökonomischenBedeutungvonNachhaltigkeit in der Immobilienbranche ausgehen. Dabei wird auch der nachhaltigen Revitalisierung von Bestandsimmobilien eine höhere Relevanz zugemessen. wird auch die Transparenz bezüglich der Wertauswirkungen nachhaltiger Aspekte zunehmenunddirektenEinflussaufdie Immobilienbewertungspraxis haben. Der Wettbewerbsvorteil von nachhaltigen Immobilien wird sich bei Immobilieninvestitionen verstärken und zu entsprechenden Wertsteigerungen der Objekte führen. Durch die Zunahme von Transaktionen mit nachhaltig konzipierten Immobilien Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 11 7. Nachhaltigkeit im Portfolio Fast 90 Prozent der Befragten sind der Meinung,dassNachhaltigkeitimPortfoliomanagement in Bezug auf die Rendite und EnergieeffizienzdiegrößteRollespielt.Die EnergieeffizienzhatunmittelbarenEinfluss auf die Betriebskosten, die in der Regel von den Mietern getragen werden. Dennoch messen Investoren und Projektentwickler derEnergieeffizienzeinehoheBedeutung zu. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Sie hoffen, dass Einsparungen bei den Betriebskosten den Mietertrag für die Immobiliepositivbeeinflussen. Gründe für Nachhaltigkeit im Portfolio Abbildung 5 Rendite 88 % Energieeffizienz 88% 75 % Wertsteigerung Lebenszykluskosten 69 % Image 69 % 56 % Premiumeffekt 50 % Drittverwendungsfähigkeit 44 % Leerstandsabbau 25 % Kreditkonditionen 19 % Förderprogramme(KfW-Bank) 0% 12 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Ernst & Young Real Estate 70 % 80 % 90 % 100 % Eine höhere Wertsteigerung (Platz 3) und sinkende Lebenszykluskosten (Platz 4) untermauerndenwirtschaftlichenEinfluss derNachhaltigkeitaufdieImmobilieninvestition und die Bedeutung für die betroffenen Marktteilnehmer. Das positive Image (Platz 5) von nachhaltigen Immobilien könnte zumindest für die größeren gewerblichen Mieter ein Beweggrund sein, eine höhere Miete zu akzeptieren. Im Übrigen dürfte aber der Grundsatz gelten, dass die Bereitschaft, für ein Mietobjekt eine höhere Miete zu zahlen, nur dannbesteht,wennsichNachhaltigkeit undEnergieeffizienzdesMietobjektsin reduzierten Betriebskosten für den Mieter finanziellpositivauswirken.Andererseits können Betriebskosten nur dann gesenkt werden,wenndieNutzungderImmobilie auchnachhaltigundenergieeffizient erfolgt.DerNutzerhatessomitzumindest bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand, durch energie- und ressourcensparendes Verhalten die Höhe der von ihm zu zahlenden Betriebskosten zubeeinflussen. Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 13 8.NachhaltigkeitimFinanzierungsumfeld 8.1 Einfluss von Nachhaltigkeit auf Kreditentscheidungen Die Bewirtschaftungskosten haben aus SichtderBefragtendengrößtenEinfluss auf Kreditentscheidungen. Danach wurde die Flexibilität der Gebäudestruktur als kreditentscheidendes Kriterium genannt. Die technischen Eigenschaften im Sinne derEnergieeffizienzaufPlatz3stehen wiederum in direktem Zusammenhang mit den Bewirtschaftungskosten. Es ist anzunehmen, dass sich niedrige Bewirtschaftungskosten sowie hohe Flexibilität in der Gebäudestruktur in geringeren Abvermietungszeiträumen widerspiegeln,waswiederumEinflussauf die Risikobewertung während eines Kreditentscheidungsprozesses haben könnte. Die anderen genannten Kriterien spielen bei Kreditentscheidungen eine eher untergeordnete Rolle. Allerdings gewähren derzeit nur wenige Kreditinstitute in Deutschland Risikoabschläge bei Kreditkonditionen für nachhaltige Immobilien. 14 Ernst & Young Real Estate Einfluss von Nachhaltigkeit auf Kreditentscheidungen Abbildung 6 Bewirtschaftungskosten Flexibilitätder Gebäudestruktur Technische Eigenschaften Architektur Rohstoffverbrauch 22 % 13 % 25 % 16 % 40 % 50 % 37 % 56 % 50 % 57 % 60 % 62 % 44 % 70 % 43 % 17 % Europaweit gibt es diverse Kreditinstitute, die nachhaltige Aspekte durch Sonderkonditionen bei der Kreditvergabe fördern. Weltweit haben sich mehr als 160 Finanzdienstleister in der sogenannten „UNEP-ErklärungderBankenzurUmwelt und zur nachhaltigen Entwicklung“, die einen Leitfaden für Banken im Umgang mitNachhaltigkeitszielenvorgibt,verpflichtet.InDeutschlandistdiesbezüglich Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 83 % 17 % 78 % Kr ed iti ns ti In tut Pr e ve oj st ek or te en nt w ic kl er 50 % Kr ed iti ns ti In tut Pr e ve oj st ek or te e nt n w ic kl er 43 % 38 % 44 % Kr ed iti ns ti In tut Pr e ve oj s ek to te re nt n w ic kl er 57 % 75 % 67 % 56 % Kr ed iti ns tit I Pr nv ute oj es ek to te re nt n w ic kl er 75 % Kr ed iti ns ti In tut Pr e ve oj st ek or te e nt n w ic kl er 0% 78 % 10 % 11 % 89 % 20 % 17 % 67 % 25 % 30 % 25 % 80 % 25 % ■ KeinEinfluss 90 % 22 % ■ IndirekterEinfluss 16 % 100 % ■ DirekterEinfluss die staatlich geführte Kreditanstalt für Wiederaufbau zu nennen. 15 8.2 Nachhaltige Erträge in der Beleihungswertermittlung Im Rahmen einer Beleihungswertermittlung werden nach Meinung der Banken, Investoren und Projektentwickler die einzelnen Wertparameter allenfalls mittelmäßig durch dieNachhaltigkeitbeeinflusst. Nachhaltige Erträge in der Beleihungswertermittlung Abbildung 7 Leerstand 3,83 Leerstandsdauer 3,83 WirtschaftlicheLebensdauer/ Restnutzungsdauer 3,72 3,65 Umlagefähige Nebenkosten Mieteinnahmen 3,62 Abvermietungszeiträume 3,61 Rendite 3,61 3,55 Restwert Mieterfluktuation 3,52 Nicht umlegbare Nebenkosten 3,52 Mietausfallrisiko 3,43 3,18 Sicherheitsabschlag Erträgedurchzusätzliche Energiegewinnung 2,65 1 2 4 5 6 Sehr stark Sehr schwach 16 3 Ernst & Young Real Estate NeuistNachhaltigkeitinderBeleihungswertermittlung nicht. In § 10 der Beleihungswertermittlungsverordnung (BelWertV) wurde festgelegt, dass nur der Ertrag berücksichtigt werden darf, den das Objekt bei ordnungsgemäßer Bewirtschaftung jedem Eigentümer nachhaltig gewähren kann. Diese nachhaltige Miete ist von vielen Faktoren, beispielsweise der Drittverwendungsfähigkeit sowie der Lage und Verkehrsanbindung des Gebäudes, abhängig. Diese Faktoren sind Nachhaltigkeitselemente. DieökonomischeNachhaltigkeithatdamit auch in der Vergangenheit bei Immobilienbewertungen eine große Rolle gespielt. In Teilbereichen wird innerhalb der WertermittlungauchdiesozialeNachhaltigkeit beispielsweise durch Berücksichtigung der Arbeitsstättenverordnung mit einbezogen. DieökologischeNachhaltigkeitwurdebei Immobilienbewertungen bisher eher stiefmütterlich behandelt, da die monetären AuswirkungenderEnergieeffizienzbei Miet-undKaufpreisfindungnichtisoliert messbarwaren.Energieeffizienzwird Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen aus unserer Sicht künftig eine wichtige Rolle bei der Immobilienbewertung spielen und den Marktwert einer Immobilie beeinflussen. 17 9.StellenwertinderGesetzgebung Bereits im August 2007 wurden auf politischer Ebene Klima- und Energieziele bis 2020 mit den Eckpunkten des Integrierten Energie- und Klimaschutzprogramms (IEKP) festgelegt. Das unter der Bezeichnung „Meseberger Beschlüsse“ bekannte Programm beinhaltet ein Maßnahmenpaket zum Klimaschutz sowie zum Ausbau erneuerbarerEnergienundEnergieeffizienz. Teil des Maßnahmenpakets für die Immobilienwirtschaft ist unter anderem dieNovellierungderEnergieeinsparverordnung (EnEV) und des ErneuerbareEnergien-Wärmegesetzes (EEWärmeG). Gemäß § 3 des am 1. Januar 2009 in Kraft getretenen EEWärmeG zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich wird geregelt, dass Eigentümer von Gebäuden, die neu errichtet werden, den WärmeenergiebedarfdurchdieanteiligeNutzung von erneuerbaren Energien decken müssen. Das EEWärmeG legt hierfür in § 5 Anteile von bis zu 50 Prozent für bestimmte erneuerbare Energiequellen fest. Doch auch schon in der Vergangenheit war Deutschland im Hinblick auf die ökologischeNachhaltigkeitkeinNiemandsland. DurchDIN-NormensowiedieWärmeschutzverordnung (WSchV) und Heizungsanlagen-Verordnung (HeizAnlV), die durch die Energieeinsparverordnung abgelöst wurden, wurden bereits früh Grundsteine fürökologischeNachhaltigkeitgelegt. 18 Ernst & Young Real Estate DiejetzigenNovellenundGesetzesänderungensollenenergieeffizientesHandeln nicht nur vereinfachen, sondern auch belohnen. Dies zeigt sich beispielsweise bei folgenden Entwicklungen: • geplante Verankerung des Klimaschutzes in das Baurecht • Mietrechtsnovelle • energetische Mietspiegel Aus Ihrer Sicht ... Abbildung 8 ... wird Nachhaltigkeit in Zukunft stärker gefördert. 63 % 25 % 12 % ■ Ja ... werden die rechtlichen Möglichkeiten der Beteiligung der Mieter an den Kosten der energetischen Maßnahmen steigen. 61 % 30 % ■ Nein 9% ■ k. A. 4% ...beeinflusstNachhaltigkeitdie Abschreibung von Immobilien. 46 % ... wird Nachhaltigkeit in Zukunft durch Steuererleichterungen honoriert. 50 % 43 % 0% 10 % Mehr als 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Regierung aufgrund des steigenden Stellenwerts von Nachhaltigkeitzunehmendsowohlan deren Verbreitung als auch an deren Förderung beteiligen wird. So sind knapp 50 Prozent der Befragten der Meinung, dass Steuererleichterungen und verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten zur FörderungvonNachhaltigkeitbeitragen werden. Außerdem gehen über die Hälfte der Befragten davon aus, dass die rechtlichen Möglichkeiten zur Beteiligung der Mieter an den Kosten der energetischen Maßnahmen steigen werden. 20 % 30 % 40 % 43 % 50 % 60 % 70 % 80 % 14 % 90 % 100 % Aktuell sehen die gesetzlichen Regelungen in den §§ 554, 559 BGB vor, dass der Mieter im Wohnungsbau Verbesserungsmaßnahmen zur Einsparung von Energie oder Wasser dulden muss und die Miete um 11 Prozent der für die Wohnung aufgewendeten Kosten erhöht werden kann, wenn die baulichen Maßnahmen nachhaltig Einsparungen von Energie oder Wasser bewirken.WährenddieDuldungspflicht gleichermaßen für Wohn- und Gewerbemietverträgegilt,findetdieMieterhöhungsregelung des § 559 BGB auf gewerbliche Mietverhältnisse keine Anwendung. Die gesetzlichen Regelungen erweisen sich Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen damit insbesondere bei Gewerbemietverträgen als nicht ausreichend. Dem Vermieter steht kein Recht zu, die gewerblichen MieterandenKostenfürNachhaltigkeitsmaßnahmen zur Steigerung der GebäudeEnergieeffizienzinFormvonMieterhöhungen zu beteiligen. 19 10. Zukünftige Handlungsfelder bei Immobilieninvestitionen Unsere Befragung verdeutlicht, dass sichNachhaltigkeitvoneinemTrendzu einem festen Bestandteil von Immobilieninvestitionenentwickelthat.Nachhaltigkeitsbetrachtungen wurden bisher schwerpunktmäßigfürNeubauprojekte vorgenommen, doch die Entwicklung zeigt, dass Bestandsimmobilien ver- stärkt in den Fokus der Marktteilnehmer rücken und sich deshalb auch dort dasThema„Nachhaltigkeit“immer mehr etabliert. 10.1 Bauliche Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien Im Rahmen unserer Umfrage hat sich herausgestellt,dassNachhaltigkeit von Immobilien stark mit dem Begriff der ZertifizierunginVerbindunggebracht wirdundzertifizierteGebäudedadurch einen Marketing- und Imagevorteil genießen. GleichzeitigwerdenNachhaltigkeitsaspekte zunehmend auch in mietvertraglichen Regelungen in Form ÖkologischbetrachtetistdieZertifizierungvonwenigenNeubauprojektenmit Leuchtturmcharakter im Vergleich zum großen Anteil des Gebäudebestands wenig zielführend. Gleichzeitig ist der Zertifizierungsprozessmitrelativhohem Kosten- und Zeitaufwand verbunden und 20 Ernst & Young Real Estate von sogenannten „Green Lease“-Verträgen berücksichtigt. Somit lassen sich für die Immobilienwirtschaft neue Handlungsfelder identifizieren. damit aus ökonomischer Sicht für den Großteil der Bestandsgebäude und auch Neubauprojektezuhinterfragen. In Anbetracht des hohen Anteils von Immobilien am deutschen Gesamtanlagevermögen besteht speziell für Bestandsimmobilien ein starker Investitionsbedarf und damit Handlungspotenzial für alle Bereiche der Immobilienwirtschaft. Bedingt durch die aufgezeigten Vorteile nachhaltiger Immobilien sind zunehmend Bestrebungen wahrnehmbar, denImagefaktor„Nachhaltigkeit“auch Zertifizierungssysteme DiesichfürNeubauprojektebewährten Zertifizierungssystemewiedasdeutsche LabelDGNB,dasamerikanischeLEED oder das britische Label BREEAM werden derzeit durch sukzessive Weiterentwicklungen auf Verlangen des Marktes vereinfacht und insbesondere auch an Anforderungen von Bestandsimmobilien angepasst.Seit2010stehtdasDGNBZertifikatzurModernisierungvonBüro- und Verwaltungsgebäuden zur Verfügung.Außerdembefindetsichderzeitdas DGNB-ZertifikatfürBüro-undVerwaltungsgebäude in der Pilotphase. Es ist für Gebäude ausgelegt, die noch nicht länger als fünf Jahre im Betrieb sind und in denen keine Modernisierungsmaßnahmen mit Auswirkung auf Verbrauchswerte durchgeführt worden sind. Rating- bzw. Screeningverfahren GegenläufigzudenZertifizierungsbestrebungen ergreifen einige Unternehmen selbst die Initiative und entwickeln im Rahmen von RPI-Strategien (Responsible PropertyInvestments)anNachhaltigkeitskriterien orientierte Rating- bzw. ScreeningverfahrenzurBewertungderNachhaltigkeitsperformance von Bestandsgebäuden. Portfolioanalysen zeigen das Optimierungspotenzial und die damit verbundenen Chancen und Risiken der einzelnen Objekte auf und ermöglichen gleichzeitig eine direkte Vergleichbarkeit der Objekte. Ebenfalls steht seit Beginn des Jahres ein Masterplanzertifikatfürbaugleiche Gebäudetypen(NeubauHandelsbauten, Industriebauten, Bildungsbauten, Wohngebäude und Hotelgebäude) zur Verfügung.DiesesZertifikatsiehtbereitseine VorzertifizierungderBaubeschreibung vor,sodasssichderzusätzlicheZertifizierungsaufwand während des Bauprozesses reduziert und der standardisierte Gebäudetypkosten-undzeiteffizient errichtet werden kann. • Optimierung der Verbrauchswerte für Bestandsimmobilien zu generieren. Auf dem Markt sind derzeit folgende gegenläufigeEntwicklungenerkennbar: • KostenintensivereZertifizierungs- DieidentifiziertenOptimierungspotenziale werden durch systematische Restrukturierungskonzepte umgesetzt. Dabei kommen folgende Maßnahmen zum Tragen: durchdasNutzungsverhalten • Anpassung der Gebäudesubstanz durch Verbesserung der Gebäudehülle • Anpassung der Anlagentechnik (Wärme/Kälte, Strom- und Wasserverbrauch) Die in der vorliegenden Analyse dargestellten Maßnahmen zur Erreichung derNachhaltigkeitszielewerdenaus unserer Sicht zunehmend auch in mietvertraglichen Regelungen Berücksichtigungfinden. systeme entwickeln sich entsprechend den Marktanforderungen weiter. • Gleichzeitig ermöglichen Rating- und Screeningverfahren kostengünstigere Nachhaltigkeitsbetrachtungen. Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 21 10.2 „Green Leases“: mietvertragliche Umsetzung von Nachhaltigkeits- strategien Im Rahmen von „Green Leases“ haben die Mietparteien die Möglichkeit, HandlungsundDuldungspflichtensowieKostenregelungen für bestimmte Maßnahmen zur ErhöhungderNachhaltigkeitundEnergieeffizienzimMietvertragzuvereinbaren. EinekonkreteDefinitiondesBegriffs „Green Leases“ gibt es nicht. Die Bezeichnung ist vielmehr ein allgemeiner Oberbegriff für Mietverträge, in denen in unterschiedlicher Intensität Regelungen zu NachhaltigkeitsaspektenundEnergiesparmaßnahmen vereinbart werden. Bei den Gestaltungsmöglichkeiten solcher „grünen Mietklauseln“ ist zwischen NeubautenundBestandsgebäudenzu unterscheiden. Vor allem ältere Bestandsgebäude können, sofern sie nicht umfassend modernisiert werden, nicht in vergleichbarer Weise nachhaltig und energieeffizientgenutztwerdenwieNeubauten, diebautechnischunterNachhaltigkeitsaspekten konzipiert und errichtet worden sind. Gleichwohl kann sich auch bei Bestandsobjekten ein verändertes Mieterverhalten erheblich auf den Verbrauch von Energie, Wasser und sonstigen Ressourcen auswirken. Aufgabe des Green Leases ist es, dieses Verhalten verbindlich im Mietvertrag zu regeln. Diese Regelungen können in einem Maßnahmenkatalog zusammengefasst und zum Bestandteil des Mietvertrags gemacht werden, z. B. Hinweise zum richtigen Heiz- und Lüftungsverhalten. Denkbar ist auch die Festlegung, dass bestimmteenergieeffizienteundnachhaltige Materialien zu nutzen sind (Energiesparlampen, Zeitschaltuhren, Spartasten für Toilettenspülung etc.) oder dass ein gewisser Energieanteil aus erneuerbaren Energiequellen bezogen werden muss. In diesem Zusammenhang kann auch die gesetzliche Regelung über die Duldung und Kostenumlegung von 22 Ernst & Young Real Estate Modernisierungsmaßnahmen (§§ 554, 559 BGB) vertraglich auf solche Maßnahmen erweitert werden, die zu einem nachhaltigeren Bezug von Energie führen, auch wenn sie nicht unmittelbar Energieeinsparungen bewirken (z. B. Photovoltaikanlage auf dem Dach). Der Vermieter kann den Mieter zudem vertraglich dazu verpflichten,beiderInstandhaltungund Instandsetzung der Mietsache umweltschonende Materialien einzusetzen und etwaige Ein- oder Umbauten umweltschonend zu gestalten. Um insbesondere bei nachhaltig konzipiertenNeubautendieenergiesparenden Eigenschaften des Gebäudes ausschöpfen zu können, ist es erforderlich, dass der Mieter ausreichende Informationen über die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Einsparung von Energie und Ressourcen erhält. HierfürempfiehltsichdieBeifügungeines Umweltnutzerhandbuchs zum Mietvertrag, um dem Mieter Bedienungs- und VerhaltensanleitungenzurnachhaltigenNutzung zu geben. Für die Konzeption sogenannter „Green-Leases-Klauseln“,empfiehltes sich grundsätzlich, • solche Klauseln stets individuell zu vereinbaren, da sonst die Gefahr besteht, dass sie einer AGB-Inhaltskontrolle nicht standhalten; • im Interesse des Vermieters eine möglichst weitgehende Umlegbarkeit von Kosten für Investitionen in die NachhaltigkeitundEnergieeffizienz der Immobilie auf den Mieter zu vereinbaren; • technisch und personell sicherzustellen, dass die Umsetzung der Maßnahmen überprüft und die Ergebnisse der Maßnahmen den jeweiligen Mietern individuell zugeordnet werden können; • aus Gründen der Transparenz über die Ergebnisse der vereinbarten Maßnahmen einen regelmäßigen Informationsaustausch zwischen den Parteien zu vereinbaren. • im Interesse des Mieters eine weit- gehende verbrauchsabhängige VerteilungderNebenkostenzuvereinbaren, damit eine nachhaltige und energieeffizienteNutzungseitensdes Mieters zu einer entsprechenden Nebenkostenreduzierungführt; • konkrete Maßnahmen zur Energie- und Ressourceneinsparung zu vereinbaren, die z. B. in einem dem Mietvertrag beigefügten Maßnahmenkatalog oder Umweltnutzerhandbuch festgelegt sind; Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 23 Abschlusskommentar NachhaltigkeitwirdmaßgeblichdielangfristigeVermietungssituation einer Immobilie bestimmen und dadurchaucheinengroßenEinflussaufdieWertentwicklung von Immobilien ausüben. BeiBestandsimmobilienundNeubautenzeichnensich unterschiedliche Entwicklungen ab. Bestandsimmobilienhalter werden dazu tendieren, durch mietvertragliche RegelungenkostengünstigeLösungenfürNachhaltigkeitsthemenzusuchen.NeubauprojekteohneNachhaltigkeitselemente werden nur noch einen eingeschränkten Marktauftrittfinden.DerStandorteinerImmobilieals NachhaltigkeitsaspektspieltdabeieinestarkeRolle. 24 Ernst & Young Real Estate Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 25 Die Autoren Dietmar Meister Partner Ernst & Young Real Estate GmbH E-Mail [email protected] Herausgeber Ernst & Young Real Estate GmbH Mergenthalerallee 10–12 65760 Eschborn/Frankfurt a. M. Bildquellen Getty Images, Corbis Images, Thinkstock 26 Ernst & Young Real Estate Ernst&Young Kerstin Dressel Director Ernst & Young Real Estate GmbH E-Mail [email protected] Harald Horstkotte Director Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft E-Mail [email protected] Katharina Henrike Littmann Consultant Ernst & Young Real Estate GmbH E-Mail [email protected] Jan Alexander Sinagowitz Consultant Ernst & Young Real Estate GmbH E-Mail [email protected] Abkürzungsverzeichnis AGB » Allgemeine Geschäftsbedingungen RPI » Responsible Property Investments BelWertV » Beleihungswertermittlungsverordnung UNEP » UnitedNationsEnvironmentProgramme BREEAM » Building Research Establishment WSchV » Wärmeschutzverordnung Environmental Assessment Method CSR » Corporate Social Responsibility DGNB » DeutscheGesellschaftfürNachhaltigesBauen EEG » Erneuerbare-Energien-Gesetz EEWärmeG » Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz EnEV » Energieeinsparverordnung GRI » Global Reporting Initiative HeizAnlV » Heizungsanlagen-Verordnung IEKP » Integriertes Energie- und Klimaschutzprogramm LEED » Leadership in Energy and Environmental Design Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilieninvestitionen 27 Ernst & Young Assurance | Tax | Transactions | Advisory Die globale Ernst & Young-Organisation im Überblick Die globale Ernst & Young-Organisation ist einer der Marktführer in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Transaktionsberatung sowie in den Advisory Services. Ihr Ziel ist es, das Potenzial ihrer Mitarbeiter und Mandanten zu erkennen und zu entfalten. Die 141.000 Mitarbeiter sind durch gemeinsame Werte und einen hohen Qualitätsanspruch verbunden. Die globale Ernst & Young-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht und erbringt keine Leistungen für Mandanten. Weitere Informationen finden Sie unter www.de.ey.com In Deutschland ist Ernst & Young mit über 6.900 Mitarbeitern an 22 Standorten präsent. „Ernst & Young“ und „wir“ beziehen sich in dieser Publikation auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited. © 2011 Ernst & Young Real Estate GmbH All Rights Reserved. BKL 0811 TAS-RE-09/2011-131/1-700 Ernst & Young ist bestrebt, die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Diese Publikation wurde daher auf Papier gedruckt, das zu 60% aus Recycling-Fasern besteht. Diese Publikation ist lediglich als allgemeine, unverbindliche Information gedacht und kann daher nicht als Ersatz für eine detaillierte Recherche oder eine fachkundige Beratung oder Auskunft dienen. Obwohl sie mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt wurde, besteht kein Anspruch auf sachliche Richtigkeit, Vollständigkeit und/oder Aktualität; insbesondere kann diese Publikation nicht den besonderen Umständen des Einzelfalls Rechnung tragen. Eine Verwendung liegt damit in der eigenen Verantwortung des Lesers. Jegliche Haftung seitens der Ernst & Young Real Estate GmbH und/ oder anderer Mitgliedsunternehmen der globalen Ernst & YoungOrganisation wird ausgeschlossen. Bei jedem spezifischen Anliegen sollte ein geeigneter Berater zurate gezogen werden.