magazin z - Neue Zürcher Zeitung
Transcrição
magazin z - Neue Zürcher Zeitung
DIE SUBSTANZ DES STILS Geschenke 2016 15 22 26 28 ZUTAT HONIG ZU TISCH A LICE IM W UNDERL A ND STADT-DESTILLAT BROOK LY N ROUND TABLE KÖRPERLOSER SE X ZEUG DER BREIT K REMPIGE HU T PRODUKTE SPIT ZEN WÄSCHE IM PORTRÄT P R A DA IM GESPRÄCH ERMENEGILDO ZEGN A Schöne Bescherung BEIM S CHE NK E N IS T V IE L E S E R L AUB T – SOL A NGE M A N NICH T DE N HUMOR V E R L IE R T Seite 3 5 Helle Köpfe DE R L E UCH T E NP RODU Z E N T F OSC A RINI W EIS S DIE S TÄ R K E N DE S I TA L IE NISCHE N H A NDW E R K S RICH T IG EIN Z USE T Z E N Seite 4 4 Craft-Beer IM S CH W EI Z E R JUR A W IR D E IN S A F T GE BR AU T, AUF DE N SE L BS T NE W YOR K E R NICH T V E R Z ICH T E N MÖCH T E N Seite 4 8 DEZEMBER 2016 52 54 57 61 CHANEL .COM Beyond Perfume louisvuitton.com Gepflegte Haut durch edle Seide. Seide trifft Sakura Die unendlich feuchtigkeitsspendende Kraft der Seide. Das gleichzeitige Aufblühen der Sakura-Blüten. Die ULTIMATIVE Begegnung, um das volle Potenzial der Haut auszuschöpfen. www.sensai-cosmetics.com ULTIMATE <wm>10CAsNsjY0MDQx0TUxMDWxNAIATizxrA8AAAA=</wm> <wm>10CFWLMQ6AIBAEXwTZhTvgpDR0xMLY0xhr_1-JdhabzCSzvVf1-La27Wh7JSjiBCoWai7FIxK5kjH6oolvYAFMC0UzabDfxxEaAIy3meJog-J0sowUg7_P6wG8DOxEdgAAAA==</wm> Z ZEUG 15 Outlaw E IN S T A L S E R K E N N U N G S Z E I C H E N E I T L E R GO C K E L , G A N G S T E R U N D C O W B O Y S S T I G M AT I S I E R T, S I N D H Ü T E MIT BREIT ER K REMPE HEU T E AUF L AUFS T EGEN EBENSO ZU SEHEN W IE AUF DEN KÖPF EN S TIL BE W USS T ER F R AUEN Tex t DAV I D S T R E I F F C O R T I KEINE A LT E N HÜTE Maison Michel: Die französische Manufaktur entwirft Hüte für die ModeKollektionen von Chanel. Gladys Tamez: Die grandiosen Kreationen der mexikanischen Designerin werden von Stars wie Lady Gaga getragen. Mühlbauer: Trotz über 100-jähriger Geschichte hat das Wiener Unternehmen keinen Staub angesetzt. F o t o J O N A S M A R GU E T Wenn man bei einem Hutmacher nicht gleich an den verrückten aus dem Buch «Alice im Wunderland» denkt, so doch zumindest an einen Handwerker, dessen Metier nicht minder brotlos als antiquiert erscheint. Nick Fouquet passt in keine der beiden Schubladen – mit der Vergangenheit beschäftigt er sich nicht über die Massen, auch weil sich seine Gegenwart ebenso aufregend wie erfolgreich gestaltet. Der studierte Umweltwissenschafter entwirft in seinem Atelier in Los Angeles Hüte, die nicht einfach Bilder aus alten Kriminalfilmen evozieren Nick Fouquet und kaum mit dem Pferderennen in Ascot in Verbindung gebracht werden. Vielmehr kommen die eigenständigen Kreationen wie die Kopfbedeckung edler Vagabunden daher und erweisen sich dadurch als überaus Laufsteg-tauglich. Mit dem Hutmacher hat sich aber auch seine Kundschaft gewandelt. Lange galt das Huttragen als Bekenntnis zu einer spezifischen Gruppe, heute aber trägt Hut, wer gern mit Konventionen bricht. Filzhut (1150 Fr.), von Nick Fouquet, bei Trois Pommes T H E A R T Big Bang Unico Italia Independent Green Camo. Entwickelt in Zusammenarbeit mit der Lifestyle-Marke Italia Independent. Gehäuse gefertigt aus camouflagegrünem Texalium und einer 18K Rotgold-Legierung. UNICO Kaliber, Chronograph mit Säulenrad. Militärgrünes Chino-Armband, aufgenäht auf schwarzem Kautschuk. Auf 250 Exemplare limitierte Serie. BOUTIQUES GENEVE • GSTAAD • LUZERN ZURICH • ZERMATT O F F U S I O N GESCHENKE Z 17 INHALT 4 8 — Z E NI T Schaumkrone Die Schweizer trinken nicht mehr Bier als früher, aber immer öfter handwerklich Gebrautes von kleinen, innovativen Herstellern 5 2 — Z U TAT Honig Was von der Biene zur eigenen Nahrungsversorgung erzeugt wird, bekommt auch dem Menschen gut ZEITGEIST 19 — NEUE S AUS DER SCH W EIZ 2 0 — NEUE S AUS DER W ELT 2 2 — PRODUK T E 2 4 — SCHÖNHEI T 5 4 — Z U T ISCH Alice im Wunderland In der Erzählung von Lewis Carroll werden nicht nur kleine Mädchen hinters Licht geführt Seite 35, Im Bilde: Gaben für eine gelungene Familienfeier. Seite 57, Stadt-Destillat: BedfordStuyvesant, Brooklyn, New York. 2 6 — IM P OR T R ÄT Familienangelegenheit Aus der Boutique, die Mario Prada 1913 in Mailand eröffnete, hat seine Enkelin Miuccia einen globalen Luxuskonzern gemacht 2 8 — IM GE SP R ÄCH ZÄSUR Seite 28, Im Gespräch: Ermenegildo «Gildo» Zegna. 3 1— RICH A RD K ÄGI 3 2 — EL ISA BE T H BRONF EN / R A PH A EL GÜL L ER 3 3 — BA RBA R A V INK EN / BICE CURIGER 3 4 — SA R A H IL L ENBERGER Ermenegildo Zegna Der italienische Unternehmer über Massanfertigungen, stationären Handel und seinen persönlichen «Intelligence Service» 3 5 — IM BIL DE Oh du fröhliche Mit sorgsam ausgewählten Geschenken vermag man Freude zu bereiten, ohne sich dem totalen Konsumrausch hinzugeben FOTOS: RENÉ FIETZEK, DOUGLAS MANDRY, NICOLE BACHMANN, MASSIMO GARDONE, MOHAMED SOMJI Seite 44, Manufaktur: Foscarini. Seite 52, Zutat: Honig, im Lebkuchen und am Braten. 4 4 — M A NUFA K T UR Lichtblicke In Marcon bei Venedig produziert Foscarini hochwertige Leuchten und setzt dabei auf das handwerkliche Know-how der Region Seite 22, Produkte: Spitzenwäsche für den Alltag. Dezember 2016 ZUGABE 5 7— S TA DT-DE S T IL L AT 6 0 — IMPRE SSUM / BE ZUGSQ UEL L EN 6 1— ROUND TA BL E 6 2 — Z I TAT ZEITGEIST Z 19 NEUES AUS DER SCH W EIZ SHOPPING UHREN Prada-Store Blau in den Winter Bahnhofstrasse 42, Zürich Es wurde einem einiges an Geduld abverlangt, doch das Warten hat sich gelohnt: Mit einer ausschweifenden Cocktailparty feierte das italienische Modelabel Prada diesen Herbst die Eröffnung einer eigenen Boutique an der Zürcher Bahnhofstrasse. Zuvor war ganze zwei Jahre lang gehämmert, gebohrt, gefeilt und auf Hochglanz poliert worden. Nun erwarten einen – verteilt über 1100 Quadratmeter und drei Etagen – nebst Damen- und Herrenmode, Lederkreationen und Accessoires auch viel Teppich, Samt, schöne Borsani-Stühle, grosse Videoleinwände und ein ikonischer SchachbrettBoden. (ijo.) prada.com Cover des Magazins «Adam» (1961). AUSSTELLUNG bucherer.com Les Suisses de Paris Viu-Flagship-Store «Blue Editions Manero Peripheral» (6500 Fr.), von Carl F. Bucherer. ACCESSOIRES Gestalterischer Kulturaustausch www.museum-gestaltung.ch Die Taschen von Nasire auf dieser Seite zu präsentieren, hat durchaus seine Berechtigung – denn entworfen werden sie in Zürich. Für die Herstellung seiner geradlinigen und zeitlosen Kreationen vertraut das Schweizer Unternehmen allerdings auf marokkanisches Handwerk. In Marrakesch wird pflanzlich gegerbtes Rindsleder in traditioneller Machart zu hochwertigen Produkten verarbeitet. (das.) GENUSS Limmatquai 16, Zürich Wie passend: Ausgerechnet im ehemaligen Kino Nord-Süd hat sich der zweite Zürcher Flagship-Store von Viu niedergelassen. Denn Kino-Fans sind mit den Sehhilfen der Schweizer Brillenmarke sehr gut bedient – weil sie sowohl qualitativ als auch optisch bestens abschneiden. Im neuen Laden ist die gesamte Kollektion an Korrektur- und Sonnenbrillen erhältlich. Beraten wird von zertifizierten Augenoptikern. (ban.) Stilvoll Zähne zeigen: Silberring (ab 350 Fr.), von Doryphoros. SCHMUCK Bijous mit Biss Museum für Gestaltung Zürich, bis 19. März 2017 Nicht nur des urbanen Lockrufs wegen sind viele Schweizer Grafiker und Typografen in den fünfziger Jahren nach Paris gezogen. An der Seine fanden sie mit ihrer Ausbildung interessante Aufgaben bei Zeitschriften, Werbeagenturen und kulturellen Institutionen. Ihre Arbeiten zeigt nun das Museum für Gestaltung. (das.) Im Zürcher Prada-Store wähnt man sich in einer Filmkulisse. Seit 1888 bietet Bucherer seiner Kundschaft feinste Schweizer Zeitmesser. Um der generationenübergreifenden Kooperation mit führenden Manufakturen zu huldigen, haben diese für den Luzerner Juwelier exklusive Uhren kreiert. Ob Audemars Piguet «Royal Oak» oder Chopard «Happy Sport»: 13 Häuser – auch Bucherer selbst mit der «Manero Peripheral» – sind mit einem Mal blau. Hicks. Prosit! (fzo.) Shizuku Flüelastrasse 25/27, Zürich Doryphoros ist der Name einer bekannten Statue der griechischen Antike. Es handelt sich dabei um einen Speerträger aus Marmor. Doryphoros ist auch der Name der Schmuckkollektion von Sebastian Schaub. Inspiriert von Zeichnungen, die der Zürcher Künstler vor ein paar Jahren angefertigt hat, sind massive Fingerringe in Form von Gebissen entstanden, handgemacht und aus Sterling-Silber. (ban.) doryphoros.ch HOTEL Hotel Huus Schönriedstrasse 74, Saanen-Gstaad nasire.com Premium-Sake-Trio. Doppelzimmer im Hotel Huus. Zum Drei-Jahre-Jubiläum der Firma machte sich Marc Nydegger selbst das grösste Geschenk. In Zürich Albisrieden, in der Siedlung James, hat er seinem Online-Sake-Shop ein physisches Domizil gegeben. Wer auf Sake steht oder sich davon verführen lassen möchte, findet in Nydegger einen kundigen Experten – und im Shop erstklassige Tropfen aus Japan. (ols.) Bewegung steht beim «Huus» im Zentrum, schliesslich steht das eben eröffnete Hotel auch in Gstaad. Von Skikursen über Canyoning und Klettern bis zu geführten Winterwanderungen bietet man viele Aktivitäten an. Zur Regeneration eignet sich dagegen das grosszügige Spa mit Bergsicht. Und auch das stilvolle Interieur trägt zur Entspannung bei. DZ ab 250 Fr. (das.) Tolle Optik zu vernünftigem Preis: Sehbrillen (195 Fr.), von Viu. Tasche «O525» (519 Fr.), von Nasire. shizuku.ch Dezember 2016 huusgstaad.com FOTOS: PD shopviu.com ZEITGEIST 20 Z NEUES AUS DER W ELT RESTAURANT Wandregal «Zodiac» (einzelne Teile ab 155 Fr.), von Zaozuo. DESIGN SHOPPING La Maison des Têtes Qwstion invites 19, rue des têtes, Colmar Zieglergasse 38, Wien Unter der Leitung von Marilyn und Eric Girardin ist die «Maison des Têtes» zum feinsten Hotelrestaurant von Colmar geworden. Im Juni hat sich zur währschaften winstub ein gastronomisches Restaurant gesellt. Während dort mit Sorgfalt zubereitete Regionalgerichte den Gaumen erfreuen, bilden hier noble Produkte aus ganz Frankreich – etwa Froschschenkel, Hummer, Täubchen – die Basis für subtil austarierte Kreationen. (zit.) Der Name ist hier Konzept – so werden im Wiener Geschäft von Qwstion nicht einfach nur die Erzeugnisse des Schweizer Taschenlabels verkauft. Vielmehr laden sie andere Marken, die ihre Idee von ebenso funktionalen und qualitativ hochstehenden wie ästhetisch ansprechenden Produkten teilen, dazu ein, sich einer entsprechend interessierten Kundschaft zu präsentieren. (das.) Blindtext und hier wieder und länger hier dann Blindtext Cashmere-Body mit Spitze (450 Fr.), von Eric Bompard x Albertine. qwstion.com MODE la-maison-des-tetes.com Anpassungsfähig Modular und flexibel einsetzbar muss heute nicht nur der Mensch sein, wir verlangen es auch von unserem Mobiliar. Schliesslich wissen wir nicht, ob wir morgen noch wohnen, wo und wie wir es heute tun. Das Wandregal «Zodiac», vom italienischen Designer Luca Nichetto für den chinesischen Produzenten Zaozuo entworfen, ist jedenfalls für jede Situation gewappnet. Es lässt sich je nach Bedürfnis oder Notwendigkeit umbauen, redimensionieren oder für ganz andere Zwecke nutzen als einst gedacht. (das.) Exquisit sind in der «Maison des Têtes» Küche wie Tischkultur. zaozuo.com Tausendsassa Kuschlige Spitze ACCESSOIRES Feinste Wolle trifft auf edle Spitze: Der französische Cashmere-Experte Eric Bompard hat mit der jungen Unterwäschemarke Albertine zusammengespannt und eine limitierte Kollektion in zarten Wintertönen kreiert. Die Kniestrümpfe, klippbaren Bodys und Négligés sind feminin, glamourös und bequem zugleich. Erhältlich sind die guten Stücke im Online-Shop von Eric Bompard. (ijo.) eric-bompard.com Verschiedene Anbieter, gemeinsame Philosophie: Qwstion invites. SCHMUCK Fingerzeig Von Freitag bis Sonntag Vom Berg auf den Gipfel Eigentlich scheint es bedenklich, wenn man selbst für seine Freizeit eine Agenda braucht. Andererseits wird künftigen Ereignissen – auch der erfreulichen Art – mehr Wert beigemessen, wenn man sie sorgfältig niederschreibt. Ganz besonders auf dem hochwertigen und in Rindsleder eingefassten Papier der deutschen Firma Treuleben, die einen Kalender anbietet, der dem Wochenende genügend Platz einräumt. (das.) Früher trug Moncler, wer sich mit Steigeisen an einem Hang zu schaffen machte, heute zeigt man damit modisches Flair. Zum steilen Aufstieg passt, dass der einstige Bergsport-Spezialist einen Flagship-Store an der Madison Avenue in New York eröffnet hat. Zu diesem Anlass haben diverse Gestalter mit speziellen Moncler-Entwürfen der Stadt ihre Ehre erwiesen. (das.) FOTOS: PD treuleben.com Agenda «Work Life» (153 Fr.), von Treuleben. Rollkoffer (ab 1960 Fr.), von Marc Newson (Bild) für Louis Vuitton. moncler.com Marc Newson entwirft seit Jahren erfolgreich Möbel, Accessoires und elektronische Geräte, wobei einige seiner Kreationen auf Auktionen Preise im sechsstelligen Bereich erzielen. Als Designer hochwertigen Reisegepäcks ist er bisher allerdings noch nicht gross in Erscheinung getreten. Der Entwurf des ultraleichten Rollkoffers für Louis Vuitton dürfte ihm aber nicht schwergefallen sein – hat er doch auch schon Flugzeuge konzipiert. (das.) louisvuitton.com Die Daunenjacken von Moncler trägt man jetzt auch in New York City. Dezember 2016 Ringuhr «J12 XS», Unikat (Preis auf Anfrage), von Chanel. Wer sagt denn, dass eine Armbanduhr ans Handgelenk gehört? Der Arm reicht doch bis zu den Fingerspitzen. Und so findet Chanel mit der MiniUhr «J12 XS» souverän den Weg in die Verlängerung. 19 mm Durchmesser, hochpräzises Quarzwerk, Keramik, Weissgold, Brillanten, facettierte Diamanten: Dieses «Jöö»-Juwel gehört an ihren Finger. Damit er ihr diskret aus der Hand liest, ob es langsam an der Zeit wäre, von der Aufwärmphase in den Angriff überzugehen. (fzo.) chanel.com HAPPY DREAMS HAPPY DIAMONDS 22 Z ZEITGEIST SPIT ZENGEFÜHL WA R U M S O L LT E M A N B E S O N D E R E WÄ S C H E N U R Z U B E S O N D E R E N A N L Ä S S E N T R A G E N ? AUCH ZU HAUSE VOR DEM F ERNSEHER M ACHEN SPIT ZEN EINE GU T E FIGUR Re dak tion A N N A K A M I N S K Y Fotos DOUGL AS MANDRY B Überraschend Unterm weissen T-Shirt bleibt «Ingo» unsichtbar. Fallen die Hüllen, wird die nudefarbene Linie mit gepunkteter Spitze jedoch zum Hingucker. A BH und String «Ingo» (80 Fr. und 45 Fr.), von Marie Jo Elegant Im Alltag Wäsche aus Chantilly-Spitze, bestickt mit floralen Elementen und gesäumt von weichem Lycra, zu tragen, ist nicht übertrieben, sondern zum Träumen schön. Panty und BH «Talisman» (490 Fr. und 405 Fr.), von La Perla C Avantgardistisch Extremer Look, extrem bequem. Das Zürcher DesignerDuo Lyn Lingerie versteht es, edle Spitze von Bischoff aus St. Gallen modern zu inszenieren. Low-Rise-Brief «Liz» (140 Fr.), von Lyn Lingerie D Zugeknöpft Der Ausdruck «zugeknöpft» ist beim Body aus Viskose-Satin mit Spitzeneinsätzen als Kompliment zu verstehen. Body (160 Fr.), von Hanro Produkte ZEITGEIST 24 Z Weihnachten in der Nase Gold, Weihrauch, Myrrhe und Gewürze brachten die Weisen aus dem Morgenland bei ihrem Besuch in Bethlehem mit. Wer es ihnen gleichtun will, verschenkt orientalische Parfums mit kostbaren Ingredienzien wie Moschus, Patschuli oder Oud – das mittlerweile sogar teurer ist als Gold Tex t U R S U L A B O R E R 1 Exzentrisch Der Mix aus Schokolade, Pfeffer und Moschus braucht eine Portion Mut. 2 «Boccanera», EdP, 50 ml, etwa 190 Fr., von Orto Parisi, bei Spitzenhaus Zürich Il lus t r a t ion A L I C E T Y E 3 Betörend Kardamom, Kaffee und Patschuli ver führen wie ein Schleiertanz. «Noir Premier L’Origine Or Intemporel», EdP, 100 ml, etwa 290 Fr., von Lalique Lifting ohne Spritze und Skalpell Wer sich bei Glow in Zürich auf den Behandlungstisch legt, schaut nicht an eine weisse Wand, sondern auf den See. Aussicht und Räumlichkeiten sind denn auch keine Details, sondern Konzept des Beautycenters. Besitzerin Andrea Engelbrecht setzt auf Schönheit, die wortwörtlich unter die Haut geht, weil sie auch die Seele von Ballast befreit. Neben energetischer Körperanalyse mit Global Diagnostics bietet sie Gesichtsbehandlungen oder Haarentfernung an. Einen unmittelbaren LiftingEffekt hat die AntiAgeBehandlung von Biologique Recherche. Nach einer Hautanalyse wird das Gesicht mit den Produkten der Traditionslinie gereinigt. Danach werden hochkonzentrierte, aber natürliche Seren und Crèmes mit einer speziellen Massagetechnik in die Epidermis eingearbeitet. (na.) «Biologique Recherche Soin et Lissant» (60 Min, 220 Fr.), Glow Medical Beauty Center, Utoquai 49, Zürich; glow-mbc.ch Schönheit Würzig Zimt, Kardamom und Weihrauch versetzen in eine besinnliche Stimmung. «Black I», EdP, 50 ml, 298 Fr., von Widian by AJ Arabia, bei Parfümerie Osswald Zürich 4 Sanft Veilchen, Rosen und Oud um fassen einen wie eine Umarmung. «Oud Satin Mood», EdP, 70 ml, etwa 259 Fr., von Maison Francis Kurkdjian, bei Globus Wie riecht denn das? «Der kuschlige Oversize-Mantel unter den Duftkerzen.» – «Wie Melania Trumps Pyjama.» – «Gut, ein wenig nach Skihütten-Wellness.» – «Irgendwie religiös, sozusagen ‹Der Name der Rose›, auf Lifestyle getrimmt.» – «Wie das Wohnzimmer meiner Eltern.» – «Erinnert mich an den Duft in der Bad- und Bettwäscheabteilung eines Warenhauses.» – «Weckt provenzalische Sommergefühle, selbst im tristen Winter.» – «Riecht dezent und sieht super aus.» «Lavendel», handgemachte Duftkerze (138 Fr. für 900 g), aromatisch, krautig und leicht blumig, die natürliche Lavendel-Duftnote wirkt dank dem Wirkstoff Silexan entspannend und lindert Unruhezustände, von Acqua di Parma PARIS PREMIER BAG IM PORTRÄT 26 Z Prada W E R M O DI S C H E T WA S A U F S I C H H I E LT, K A U F T E S C H O N V O R H U N D E R T J A H R E N B E I P R A D A E I N . U N T E R D E R L E I T U N G V O N M I U C C I A P R A D A , E N K E L I N D E S F I R M E N G R Ü N D E R S , U N D IH R E M PA R T N E R PAT R I Z I O B E R T E L L I W U C H S DI E M A I L Ä N D E R M A R K E Z U M G L O B A L E N K O N Z E R N Tex t K I M DA N G BE S T SE L L E R DI E P R A DA - GR U P P E Gr ün der CEO E igene Geschä f t e Marken 1913 Das erste Geschäft in der Galleria Vittorio Emanuele II. Elegantes Gepäck, Accessoires und Luxuswaren – das Sortiment des ersten Prada-Geschäfts unterscheidet sich kaum von jenem der heute weltbekannten Marke. 1913 eröffnet Mario Prada eine Boutique in der Mailänder Einkaufspassage Galleria Vittorio Emanuele II. Bald beliebt bei der Aristokratie und der europäischen Elite, wird das Unternehmen 1919 zum königlichen Hoflieferanten ernannt – daran erinnern das Wappen des Hauses Savoyen und die vier Savoy-Knoten im Logo. 1958 übernimmt Mario Pradas Tochter Luisa die Leitung und übergibt diese 1978 an ihre Tochter Miuccia. Zusammen mit ihrem Geschäftspartner und späteren Gatten Patrizio Bertelli baut Miuccia Prada die Firma zum globalen Luxuskonzern mit mehreren Marken aus. Heute produziert die Gruppe Lederwaren, Kleidung und Schuhe für Frauen und Männer. Seit Juni 2011 ist das Unternehmen mit 20 Prozent seiner Aktien an der Hongkonger Börse kotiert. 19 13 PAT R I Z I O BE R T E L L I C E O und C he f de s igner in Miuccia Prada und Patrizio Bertelli. Gr ün dungsjahr M A R I O P R A DA U m s a t z ( 2 0 15 ) M I U C C I A P R A DA 6 2 2 I N 7 0 L Ä N DE R N 3 , 5 4 8 M R D. € M i t ar bei t er 12 414 CA R SHOE , CHURCH’S, M A RCHESI 18 24, MIU MIU, PR A DA GESCHÄFTSFELDER GESTALTUNGSPHILOSOPHIE Mode «Den Kern von Pradas Kreativität bilden die Neugier und das sorgfältige Beobachten der Welt, der Gesellschaft und Kultur. Dieses Streben sprengt die physischen Grenzen von Modeboutiquen und fördert die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten und scheinbar fernen Welten. Das Resultat davon ist ein neuartiges Entwerfen einer natürlichen, fast modelosen Mode.» Miuccia Prada und Patrizio Bertelli 3,6 Mio. m² Leder verarbeitet die Prada-Gruppe im Jahr. 4 Mio. m Stoff verarbeitet die Prada-Gruppe im Jahr. Die « Galler ia B ag» aus S a f f ian - L eder gib t es sei t 2 0 0 7. Ihr Name is t eine R eve r en z an die Galler ia V i t t or io E manuele II , w o der ur spr üngliche P r ada - L aden s t eh t . Brillen Schuhe Parfums Handtaschen und Gepäck Hauptsitz: Mailand Produktionsstandorte: Arezzo, Toskana Buresta, Toskana Civitanova Marche, Marken Dolo, Venetien Fucecchio, Toskana Levane, Toskana Montegranaro, Marken Montone, Umbrien Piancastagnaio, Toskana Scandicci, Toskana Torgiano, Umbrien Schauspielerin Jessica Chastain in der ResortKampagne 2017 von Prada. Mailand Northampton (UK) Isle, Limoges (F) Die vor gut 25 Jahren von Miuccia Prada und Patrizio Bertelli ins Leben gerufene Kunststiftung veranstaltet Ausstellungen, Konferenzen und Filmzyklen. 2011 eröffnete sie in Venedig ein Domizil in einem Palazzo aus dem 18. Jahrhundert. 2015 ist im Süden Mailands ein 19 000 m² grosser Kultur-Campus (Bild links) in einer von Rem Koolhaas umgebauten Brennerei dazugekommen. fondazioneprada.org Die Savoy-Knoten, die das Firmenlogo zieren, erinnern an die Ernennung Pradas zum Hoflieferanten um 1919. Gemälde des Firmengründers Mario Prada. Dezember 2016 FOTOS: PD Fondazione Prada KAFFEE, AN DER SPITZE DER E VOLUTION MI T N ESC A FÉ ® D O LC E GUSTO ® Mit dem neusten Design MOVENZA gibt NESCAFÉ® Dolce Gusto® dem Kaffee eine neue Dimension Der raffinierte Klappmechanismus der neuen MOVENZA verwandelt das Designstück auf Knopfdruck in eine aussergewöhnliche Kaffeemaschine. Durch die einfache und intuitive Touch-Technologie lassen sich starke Espressi, schaumgekrönte Latte Macchiatos oder heisse Schokolade geniessen. Erhältlich jetzt auf www.dolce-gusto.ch COFFEE IS NOT JUST BLACK IM GESPRÄCH 28 Z Ermenegildo «Gildo» Zegna Der 61-Jährige führt als CEO das Unternehmen, das sein Grossvater Ermenegildo Zegna 1910 gegründet hat und das heute eine der führenden italienischen Luxusmarken für Männermode ist. Ein Gespräch in London INTERVIEW J E R O E N VA N R O O I J E N Was verbindet Sie mit der britischen Hauptstadt? Meine ersten Erinnerungen gehen zurück auf das Jahr 1974. Ich war damals 19 Jahre jung und kam als Schüler hierher, machte mein A-Level und ging aufs College. Heute lebt mein Sohn in London, die Stadt ist also ein zweites Zuhause. Auch geschäftlich ist London wichtig für uns. Wir sind seit 1987 mit einem eigenen Geschäft tätig und befinden uns hier in einem extrem kompetitiven Umfeld. Das spornt uns an. FOTO: MOHAMED SOMJI Den Zegna-Flagship-Store an der New Bond Street in London haben Sie zwei Jahre lang umgebaut und nun wiedereröffnet – Sie glauben also weiterhin an das traditionelle Format des Ladengeschäfts und den stationären Handel? Sie denken also nicht, dass wir sehr bald schon alles, inklusive Massanzügen, nur noch im Internet bestellen werden? Natürlich sind Läden immer noch relevant. Es ist für unsere Kunden noch immer das Bequemste und Beste, einen Laden zu besuchen. Sie wollen gerne Geschichten hören, Kontakt mit Menschen haben und «umarmt» werden. Wir gehen zurück zu den alten Tagen: «Hug your customer.» Es geht um Gefühle und Erlebnisse. Nur so schafft man heute langfristige Beziehungen. Ich höre nun schon mein ganzes Leben lang, dass Roboter uns bald auf allen Ebenen ersetzen werden. Das ist doch Bullshit. Natürlich sind gewisse industrielle Jobs automatisiert worden, aber man kann die Menschen nicht überall ersetzen. Allerdings wird es immer anspruchsvoller. Handel zu betreiben, ist heute eine komplexe Sache. Es geht um das richtige Produkt, den Preis, die engagierten Mitarbeiter, die Schaufenster, die Markenpräsentation. Alles muss stimmen. Retail is detail. Ermenegildo «Gildo» Zegna 30 IM GESPRÄCH Z Wie wissen Sie, was Ihre Kunden von Ihnen wollen? Wir haben eine sehr fortgeschrittene Kundendatenbank, daraus kann ich viel lesen. Ein gutes CRM-System ist viel wert. Darüber hinaus ist es wichtig, selbst den Kontakt in die Geschäfte hinein zu halten. Ich spreche oft mit unseren Kunden. Ausserdem mache ich manchmal Mystery Shopping und besuche die Stores unangemeldet. Dabei sehe ich den Laden so, wie ihn die Kunden auch erleben. Last, but not least habe ich eine Reihe von Personen ausserhalb der Firma, denen ich vertraue – ich nenne sie meinen eigenen «Intelligence Service». Der Zegna-FlagshipStore an der Londoner New Bond Street erstrahlt nach dem Umbau in neuem Glanz. Was sind das für Männer, Viel unterschiedlicher, als Sie wahrscheinlich denken. Es sind nicht nur vermögende Chinesen und Russen. Vielleicht sind sie nicht durchs Band blutjung, aber dafür haben sie Geschmack und Niveau. Und wir tun viel dafür, dass auch ihre Söhne eines Tages zu Zegna kommen. Sneakers sind zum Beispiel eine gute Möglichkeit, jüngere Kunden an die Marke heranzuführen. Dieses Cross-Selling funktioniert. Die Märkte sind gesättigt, das Wachstum ist flacher geworden – wie kann Zegna noch wachsen? Es gibt noch genügend unerschlossenes Marktpotenzial. Wir richten unser Augenmerk vor allem auf Nischen, die wir entwickeln können. Personalisierung wird wichtiger, das Angebot an Massanfertigung wird breiter werden, Lederaccessoires stellen eine grosse Chance dar, und auch in der Sportswear ist noch nicht alles gesagt. Neben den bekannten Anzügen wird bei Zegna auch das edle Schuhwerk für den Mann auf Mass gefertigt. 2016 war für viele Luxusunternehmen ein hartes Jahr. Welche Prognose machen Sie für 2017? Wir erleben eine Zeit des raschen Wandels und der fortgesetzten Instabilität. 2015 haben wir unsere Produktion effizienter aufgestellt, 2016 die Organisation gestrafft. Man muss die Kosten gut im Griff haben, in der ganzen Organisation sehr diszipliniert sein und am Ball bleiben. Zuschauen liegt nicht mehr drin. Ich würde gerne prophezeien, dass 2017 ein besseres Jahr wird als das zurückliegende, aber solches lässt sich heute nicht mehr sicher voraussagen. Ich werde auf jeden Fall sehr vorsichtig budgetieren. Ermenegildo «Gildo» Zegna FOTOS: PD die sich bei Zegna einkleiden? Kaffeegenuss – frisch gemahlen, nicht gekapselt. Roger Federer Inspirierendes Vorbild, unerreichter Rekordhalter als Grand-Slam-Sieger und als Nummer eins der Tennis-Weltrangliste – und Kaffeegeniesser. Dank P.E.P.® zum perfekten Espresso. Die Z6 von JURA begeistert selbst anspruchsvollste Geniesser wie Roger Federer. Der Puls-Extraktionsprozess (P.E.P.®) garantiert Ristretto und Espresso in höchster Kaffeebar-Qualität. Sogar die Zubereitung von Trendspezialitäten gelingt durch automatisches Umschalten von Milch auf Milchschaum ganz leicht auf Knopfdruck. Für vollendete Funktionalität sorgen die frontale Bedienung sowie das Intelligent Water System (I.W.S.®), das den Wasserfilter von selbst erkennt. JURA – If you love coffee. www.jura.com ZÄSUR Erst kommt das Fressen . . . Tex t R I C H A R D K Ä G I Il lus t r a t i on G R A F I L U Der Autor trifft Alfred, ein Wollschwein, dessen Bauch er an seinem Geburtstagsessen zubereiten wird. Ein faktennahes Gespräch Hallo Alfred, es ist mir ein wenig peinlich, dass . . . Alfred: (unterbricht) Du meinst, weil du mein bestes Stück essen wirst? Kein Ding, das hat bei uns eine andere Bedeutung als bei euch Jungs. Äh, nein, aber wir plaudern hier bei Äpfeln und hartem Brot, und uns beiden ist bewusst, wie die Geschichte ausgehen wird. Fatal für dich, wunderbar für mich. Bestimmt bist du mir gram? Alfred: Ach was. Hampi (der Bauer, also Alfreds Boss) hat uns schon beizeiten darauf vorbereitet. Das Leben bei ihm ist zwar kein Rübenschlecken, aber so gut wie wir hat es kaum ein Schwein. Wir leben in einer Art Symbiose mit Hampi. Obwohl er gar nie Schweine wollte. Seine steilen Hänge oberhalb des Walensees sind mit keiner Maschine zu bewirtschaften, nur wir Wollschweine werden mit all dem Gestrüpp fertig. Dafür dürfen wir den Boden komplett umgraben und finden immer wieder neue Stellen mit würzigen Kräutlein. Deren Aromen findest du in meinem Bauchfett wieder, freu dich darauf! Darauf kannst du Speck nehmen. Woher kommst du überhaupt, so struppig, wie du aussiehst? Alfred: Ursprünglich aus Ungarn. Unsere Rasse – Mangalitza – wühlt sich seit 200 Jahren durch die Böden Osteuropas. Dank den dichten Haaren und der enormen Speckschicht fühlen wir uns durch alle Jahreszeiten sauwohl draussen. Darum riechen wir auch viel besser, nach Büschlein und dem Wind, der unsere Borsten zerzaust. Vor einiger Zeit verdrängte uns das profane englische Hausschwein beinahe. Sie sind auf schnelles Wachstum und weniger Fettanteil gezüchtet, der Markt verlangte nach den mageren, bleichen Cousins. Unser Bestand schrumpfte bis auf wenige hundert Kollegen. Doch dann nahmen sich einige Gourmets unserer Sache an und sicherten durch ihre Gier auf unser Fett den Fortbestand. Aha. Aber auch hier sind ja deine weissen Verwandten viel verbreiteter, leider weggesperrt in grossen, fensterlosen Ställen, aus denen es so schrecklich riecht. Gibt es da Konkurrenzdenken? Alfred: Stimmt, die haben nichts zu grunzen dort. Vermutlich ist es eher Neid auf unser schweinisch schönes Leben an der frischen Luft. Als die Ersten von uns in die Schweiz kamen, das war schon schwierig. Dunkle Haut und Kraushaare! Kannst dir ja vorstellen, welche Gedanken das hierzulande auslöste. Aber da waren einige Enthusiasten, die sagten: «Wir schaffen das!» Sie teilten uns interessierten Bauern in der ganzen Schweiz zu. Solchen, denen das Schweinewohl am Bauch liegt. Wir waren überall willkommen. Ausser in einem Kaff namens Oberwil-Lieli. Dort wollen sie nur bleiche Schweine. Scheint ein gallisches Dorf zu sein. Frisches Blut und noch dazu von dunklen Kraushaarigen wie uns ist da unerwünscht. Das öffnet der Inzucht Tür und Tor, was für eine Menscherei! Fleisch essen gilt ja immer mehr als Verbrechen an unserem Planeten. Müssen wir Karnivoren uns bald bei Nacht und Nebel zum Metzger schleichen, falls der nicht schon von militanten Veganern zum MandelmilchAbfüllen zwangsrekrutiert wurde? Alfred: Tja, es läuft gerade gewaltig schief. Die Hälfte der Weltproduktion an Getreide wird für die Tierfütterung verschwendet, was für ein Irrsinn. Würde jedermann drei Tage in der Woche vegetarisch essen, die Welt wäre eine andere. Dabei muss auch niemand gleich zum Gemüse-Fundi werden. Und bitte ohne Ersatzprodukte wie Schnitzel aus Soja oder Käse aus Cashewnüssen, comme c’est dégoûtant! Du hast ja auch keine Ersatzfrau zum Aufblasen, oder? Äh, ja, hast recht, eine Richtige oder keine, klar. Und meine Luft brauche ich für anderes, zum Beispiel um damit die Grillglut anzufachen, auf der ich deinen 31 Bauch rösten werde. Du hast nie etwas anderes als Gemüse, Gras und Obst gefressen? Kaum zu glauben, so fett wie du bist! Ein veganes Schwein! Alfred: Fast. Bei der Mama etwas Milch gezapft, ein paar Wochen lang. Sonst nur Gemüseresten und altes Obst. Und was so auf unserer Steilwiese wächst. Das Beste sind die vergärten Trester im Herbst, die uns Hampi überlässt, wenn er seinen Wein keltert. Da laden wir jeweils die Nachbarsschweine zur Stallparty und lassen echt den Menschen raus. Hört sich nach einem glücklichen Dasein an. Ich verspreche dir, eine exquisite Zubereitung wartet auf dein Bäuchlein, du darfst deinem Ableben gelassen entgegensehen. Alfred: Schön. Schon Brecht sagte: Die Sau ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an sie denkt. Und ich weiss, meinen Bauch wirst du nie vergessen. Also: Schwein gehabt! R I C H A R D K Ä GI i s t F ood Scou t bei Globus . A u f der Suche nach de m w ahr ha f t Gu t en r ei s t er um die ganze Wel t . Das Wollschwein R e zep t f inden S ie au f gl obus .ch /de /delica t es s a / f oodscou t ZÄSUR WAHRGENOMMEN Ein Lob der Butter Tex t E L I S A B E T H B R O N F E N FOTO: GETTY IMAGES Marlene Dietrich soll, laut ihrer Tochter, die Qualität ihrer Liebhaber daran gemessen haben, ob sie ihre berühmten Rühreier mit Begeisterung verspeisten oder diese mit verstohlener Ausrede zur Seite schoben. Als Prüfung von deren Sinneslust gedacht, be stand das Rezept der Filmdiva darin – und das machte es auch so besonders –, auf drei Eier ein Pfund But ter zu verwenden. So ungewöhnlich diese Speise als Beweis intimer Freundschaf t auch erschei nen mag, der Exzess triff t im Kern, warum die einen die But ter so loben, die anderen sie verteufeln. Sie steht für eine süsse Geschmeidigkeit, die, im Übermass verwen det, auch als Zeichen dekadenter Opulenz gesetzt werden kann. Zugleich verbessert sie jede Speise, der sie hinzugefügt wird, so dass sie nicht nur als etwas Angenehmes und Nützliches begriffen wird, sondern regelrecht für jenen Zusatz steht, der notwendig ist, damit eine Sache gelingt. So sagt man von jemandem, der ent täuscht ist und den Mut verloren hat, «ihm fällt die But ter vom Brot». Jemandem die But ter auf dem Brot nicht zu gönnen, bedeutet hinge gen, neidisch auf ihn zu sein, sich nicht die Il lus t r a t i o n N A O M I E L L I O T T But ter vom Brot nehmen zu lassen, dass man sich nicht benachteiligen lässt. Ist einem wiederum das Glück nicht günstig, so sagt das Sprichwort: Es bleibt keine But ter auf seinem Brot liegen. Mein Lob der But ter hat aber vor wiegend damit zu tun, dass ich den ihr zugesprochenen apotropäischen Zauber ganz konkret in meiner Küche zum Einsatz bringe. Vor kühnen E xperimenten brauche ich keine Angst zu haben, kann ich mich doch auf einen einfachen Grundsatz des Kochens verlassen: Fast jede Speise wird mir gelingen, wenn ich den Mut aufbringe, genug But ter zu benutzen. Die Tomaten sauce erhält eine cremige Süsse, das im Zehn Dinge, die dich im neuen Jahr weniger glücklich machen werden Tex t R A P H A E L GÜ L L E R Auf dem Rückflug von San Francisco habe ich eine digitale Geschäf tsidee ersonnen. Ich war dabei, einen Selbstverbesserungs artikel in Listenform zu lesen. So à la «Zehn unnütze Dinge, die du wissen musst. Num mer sieben wird dein Leben für immer verändern!». Die sind gerade schrecklich populär. Und das natürlich nicht ohne Grund: Unser Hirn versteht die Welt in Schubladen. In den «Listicles», wie die Artikel im Fach jargon genannt werden, wird uns das Sortieren und Abgrenzen von Informationen abgenommen. Schon Got t war sich wohl der Trägheit seines Menschen bewusst, als er die Zehn Gebote formulierte. Während der Lek türe des Ar tikels ist mir eingefallen, dass ich mir bald wieder gute Vorsätze fürs neue Jahr zurechtlegen muss. Natürlich nur, um dann beim Korken knallen zu monieren, dass man sich sowie so nie daran hält. Wieso also nicht eine App star ten, die Listen, Vorsätze und Moti vierung kombinier t? Die App würde basie rend auf meinem Verhalten zehn Dinge vorschlagen, in denen ich mich verbessern soll. Die Vorsätze wären selbst verständ lich individualisier t, das ist heute Standard im Web. Wie neulich, als ich Kondome auf Amazon Prime Now bestellt habe. Die wer den da ganz praktisch inner t einer Stunde geliefer t. Aber mein ganzes Instagram war danach voll mit personalisier ter Präser vativPublicit y. Unheimlich reibungslos. Die App jedenfalls würde dann im neu en Jahr mit dem Coaching beginnen und zum Vorsatz «Keine Nägel kauen!» aufzei gen, was ich in der letzten Stunde alles Ekliges angefasst habe. Und im FastFood Restaurant zeigt sie ein Video darüber, wie ChickenNuggets hergestellt werden, da mit ich dem Ziel «Sixpack!» näher komme. Einzig den Vorsatz «Weniger Zeit am Smar tphone!» würde die App nicht un terstützen. Das wäre schlecht für den Geschäf tsgang, schliesslich soll mich die Idee ja schnell reich machen. Für die Mone tarisierung werden gesponser te Tipps sorgen. Zum Vorsatz «Wieder mehr Sex!» 32 Ofen geröstete Obst die richtige Kara mellisierung, und aus dem Kar tof felpüree wird eine samtige Delikatesse. Doch auch weil sie so reich an Ver wandlungen ist, begeister t mich diese umstrit tene Zutat. So bildet sie beim Zubereiten von brauner But ter zuerst eine schaumige, weisse Flüs sigkeit, wird dann durchsichtig golden und schlägt grosse, luf tige Blasen, bevor sie schliesslich eine braune Farbe annimmt und einen nussigen Duf t verströmt. Um einen Crumble zuzubereiten, lasse ich die mit Mehl und Zucker vermischten But ter flocken so lange durch die Finger gleiten, bis sich winzige Perlen gebildet haben. Und wenn ich beim Abschmecken einer Speise den Eindruck habe, es fehle ihr et was, erinnere ich mich an den Geheimtipp der französischen Spitzenköche: Einfach mehr But ter ver wenden. Sie ver wandelt alles zu einem wunderbaren Ganzen. E L I S A B E T H B R O N F E N is t P r o f e s s or in f ür angl o amer ik anische L i t er a t ur und K ul t ur w is sen scha f t en an der Uni ver si t ä t Z ür ich . Ihr neus t es Buch , «B e se s sen . M eine K ochmem oir en» , is t i m N o vember bei m E ch t zei tVer lag er schienen . kann Amazon die Kondomlieferung in Stun denfrist anpreisen, zum Vorsatz «Mehr Zeit mit den Kindern verbringen!» McDonald’s seine ChickenNuggets. Ebenfalls unterschlagen würde die App gewisse Tipps zum Vorsatz «Glücklich sein!». Gemäss Studien waren Er wachsene ab dreissig in den USA letztes Jahr weniger glücklich als Jugendliche – zum ersten Mal seit Beginn der Erhebung in den siebziger Jahren. Eine gängige Definition von Glück ist Realität, dividier t durch Er war tungen. Öf fnen die vielen Listen und Vorsätze die Kluf t zwischen WunschIch und Realitäts Selbst immer mehr? Wird mit steigendem Alter of fensichtlich, dass wir die überhöh ten Er war tungen an uns selber nie er füllen werden? Macht uns die Suche nach dem Glück unglücklich? Meine Vorsätze für diesen Silvester lauten auf jeden Fall «Weniger Selbstver besserungsArtikel!» und «Keine schwach sinnigen BusinessIdeen!». Aber wie wir wissen, halten diese Vorsätze eben nie. Interessierte Investoren finden meine Kon taktdetails in der Kurzbiografie unten. R A P H A E L GÜ L L E R be t r eu t als Mar kenber a t er in L ondon z ahlr eiche i n t er na t ionale U n t er neh men . K or r e sp on den z i n L is t en f or m ni m m t er ger ne un t er hell o @ r aphaelgueller.com en t gegen . ZÄSUR WELTORDNUNG Verliegen Tex t B A R B A R A V I N K E N Apropos schenken: Wünschen sich die meisten Leute nicht immer geschenkte Zeit? Hier ein Traum zum Zeitgeschenk, den mir gleich mehrere Freunde erzählt haben: Sie träumten davon, nicht mehr aufzustehen und mit der Geliebten, dem Geliebten einfach liegen zu bleiben. Dieser Traum war keineswegs eine erschreckende Vision von Bet tläge rigkeit, es war nicht Todessehnsucht, sondern Wunschtraum. Sofort denkt man an Erec und Enide, blieben doch im gleichnamigen mit telalterlichen Roman die frisch verheirateten, über die Ohren verliebten Königskinder einfach im Bet t – bis zum Mit tag! Sie verliggen sich, stat t sich um ihre gesellschaf tlichen Pflichten zu kümmern, und werden zum Spot t des Hofes. Ans Bet t werden Eric und Enide vom Eros gefesselt, während die heu tigen Zeitgenossen darin eher einen Or t sehen, wo sie von allem und jedem verschont bleiben. Hier wird man in Ruhe gelassen, keiner stellt Ansprü che. Keine erotischen Hochleistungen, keine spor tlichen Gipfelleistungen, kein Feststress, kein Akkord, kein Zwang zu Dauergenuss und Dauer glück, kein scheinbar zwangloses, umso angestrengteres Eingepasstsein in Arbeitsabläufe, keine Abenteuer reisen – kurz, man entzieht sich allen Ansprüchen, den eigenen wie jenen der Welt, im Guten wie im Schlechten: Il lus t r a t i on J E A N - M I C H E L T I X I E R zur richtigen Zeit am richtigen Or t zu sein, optimal zu funktionieren, alles wie am Schnürchen laufen zu lassen, punk tgenau zu landen, maximalen Spass zu haben. Seit Jahren wird folglich das Bet t als Or t des Schlafens gefeier t. Noch nie aber hat man das Für und Wider – et wa: welche Matratze? – hin und hergewendet wie heute. Jeder ist eine Prinzessin auf der Erbse geworden. Ein unerschöpfliches Thema sind die möglichen Füllungen der Kopfkissen, Sand vom Meer oder Kirschkerne? Selten sahen so viele Leute das Glück der Welt nicht auf dem Rücken der P ferde, sondern in der Horizontalen. Der Schlaf – früher glat te Zeit ver schwendung oder als Schwester des Todes die dunkle Seite des Lebens – wird zum himmlischen Höhepunkt. Die einst ver fängliche Frage: «Schläfst du mit mir?», kann plötzlich ganz wör tlich gemeint sein. Das Cocooning hat mit dem Kult ums Bet t eine neue Radi kalisierung er fahren; die Auszeit, das Zeitschenken hat eine andere Dimen sion erreicht: «Sunday in Bed» – eine Firmierung mit Zukunf t. Um wirklich zu leben, nicht am Leben vorbeizuleben, steht man nun nicht mehr auf, sondern bleibt einfach liegen. Aber auch hier gilt: Gewusst wie, denn man liegt, wie man sich bet tet. Die Sehnsucht nach dem Bet t ist so gross, dass es bis auf die Strasse reicht: Morgenmantel und Hausrock werden jetzt auch draussen getragen, und selbst Bet t wäsche ist reif für öf fentliche Bewunderung. Der ero tischexotische BoudoirStil der neun ziger Jahre mit Marabufedern, Satin laken, jungle fever und VersaceAra besken ist dem heimisch Ver trauten gewichen. Flanellschlafanzüge, Woll Hausröcke und CashmerePantof feln werden zu Lieblingskleidern, aus de nen man gar nicht mehr herauskommt. Zudem heissen und verheissen Par fums «frisch gebügelte Baumwoll wäsche» oder «weisses Leinen». Das Bet t ist ein neuer Lustor t, weil wir hier einfach einmal gar nichts tun, sondern uns sinnlos verliggen. An schönen Sachen, die man hier für ver schenken oder geschenk t bekommen kann, mangelt es nicht. B A R B A R A V IN K E N is t P r o f e s s or in f ür A llgemeine L i t er a t ur w i s senscha f t und R o manische P hil ol ogie an der L M U i n M ünchen . E in br ei t es P ub l ik um er r eich t e sie m i t i hr en Über legungen zur deu t schen F am ilienpol i t ik und z ur M ode . AUS DEM AUGENWINK EL Jugendlicher Übermut Tex t un d F o t o gr a f ie BI C E C U R I G E R BI C E C U R I G E R is t k üns t ler ische Dir ek t or in der F on da t ion V incen t van Gogh A r les und C he f r edak t or in der K uns t pub l ik a t ion «Par ke t t » . Z u vor w ar sie w ähr end 2 0 Jahr en K ur a t or in am K uns t haus Z ür ich . 33 ZÄSUR Ooooh! Te x t un d Ill us t r a t ion S A R A H I L L E N BE R G E R Jahresende! Zeit für selbstgemachte Ge schenke. Meine Lieblingszeit! Wenn ich et was schenke, gehe ich genauso vor wie bei der Arbeit an einem neuen Projek t: Brainstorming, Recherche, Produktion und schliesslich Präsentation. Das klingt viel leicht über trieben und unpersönlich, aber das ist es keineswegs. Ich versuche, mir ab einem Monat vor Weihnachten nicht mehr viel anderes vorzunehmen, um mich ganz auf das Schenken zu konzentrieren. Ich bin quasi ein GeschenkNerd. Schuld daran sind meine Eltern. Als ich klein war, haben sie sich geweiger t, mir gekauf te Geschenke zu Gebur tstagsfeiern mitzugeben. Ich solle mir doch et was Per sönliches einfallen lassen, meinten sie. «Wieso bastelst du nicht lieber et was selbst? Du kannst das doch so gut!» Wie of t habe ich mich in Grund und Boden ge schämt, wenn eine coole Freundin dann eine von mir gebastelte Collage aus dem Geschenkpapier riss. Erst Jahre später habe ich meine Eltern verstanden, als Freunde von mir anfingen, sich dafür zu entschuldigen, mir «nur et was Gekauf tes» zum Gebur tstag zu überreichen. In Japan gibt es 25 verschiedene An lässe zum Schenken: Wenn jemand auf eine Reise geht, zur Genesung, zu Neujahr oder als Beileidsbekundung. Es gibt sogar Sommer und WinterSchenkfeste. Kein Wunder, wird Japan auch das Land des Schenkens genannt. Die Kritik am Schenken habe ich nie verstanden. Man muss sich dem Konsum terror nicht beugen, es geht vielmehr um die Auseinandersetzung mit und Wer t schätzung für Menschen, die einem wichtig sind, um eine kleine Geste, um ein Ritual, das uns Besinnung bescher t. S A R A H I L L E N B E R GE R be w eg t s ich i n ihr en Wer ken z w ischen K uns t und Design . O f t se t z t sie A ll t agsgegens t ände i n einen über r aschenden K on t ex t . Im Magaz i n « Z » gib t die gebür t ige M ünchner in und Wahlber liner in E inb l ick i n ihr e Bil der und Gedanken w el t . 34 Z IM BILDE Alle Jahre wieder FOTOS D O U G L A S M A N D R Y REDAKTION K I M D A N G , A N N A K A M I N S K Y OBEN Kleid, Samt (1200 fr.) ALICE ARCHER bei TASONI, Ringe «Rouge Passion», Roségold, synthetischer Saphir bzw. synthetischer Rubin ( je 820 fr.) POMELL ATO, Armreif «Skinny», Gelbgold (1250 fr.) KURZ, Ohrclips, Gelbgold mattiert (3180 fr.) TÜRLER COV E R Fingerringe «Shooting Stars», Gelbgold, Diamanten und Perle (2100 f r . und 2950 f r .) OL E LY NGGA A RD COPENHAGEN bei KURZ, Damenuhr «Classique Phase de Lune», Weissgold, Automatik, 30 mm (24 100 fr.) BREGUE T, Pulli, Wolle ( etwa 300 fr.) MSGM bei FIDELIO, Schachtel-Set (5 Stück) «Box Box Desktop», Karton, Papier (etwa 50 fr.) HAY bei EINZIGART, Chronograf «Artelier Calibre 112», Edelstahl, 43 mm (6300 fr.) ORIS, Herrenpulli, Cashmere (490 fr.) HANNES B. SET-DESIGN E L I S E R R E S FOTO-ASSISTENZ A L A DIN B O R I O L I STYLING-ASSISTENZ J O C E LY N E I T E N HAARE UND MAKE-UP H E LV E L E A L (S T Y L E C O U N C I L ) MODELS N A DIN E K E L L E R (O P T I O N ) , E T I E N N E D. T. (S C O U T ) Geschenke 35 36 Z OBEN L INKS Ringe «Perlée couleurs», Gelbgold, Diamanten und Malachit bzw. Roségold, Diamanten und Karneol (8000 fr. und 7300 fr.) VAN CLEEF & ARPELS OBEN Systemkamera, «PEN E-PL8» (etwa 699 fr.) OLYMPUS, Chronograf «Polo S», Stahl, 42 mm (14 000 fr.) PIAGE T, Pullover, Schurwolle (199 fr.) BOSS L INKS El-Primero-Chronometer «Heritage Revival Cronometro Tipo CP-2», 43 mm (7900 fr.) ZENITH, Rasier-Set, Pinsel Dachshaar (etwa 150 fr.) MÜHLE bei GLOBUS, Eau de Parfum «Baptême du feu», 50 ml (etwa 150 fr.) SERGE LUTENS bei GLOBUS, Eau de Parfum «Blackpepper», 100 ml (etwa 105 fr.) COMME DES GARÇONS bei GLOBUS Z IM BILDE OBEN Funkkopfhörer «MDR 1000X» (479 fr.) SONY, Chronograf «Polo S», Stahl, 42 mm (14 000 fr.) PIAGE T, Behälter versilbert (tabasco 38 fr., worcester 48 fr., ketchup 54 fr., maggi 36 fr.) AUX ARTS DU FEU, Bär, Wolle handgefilzt (59 fr.) AF TEROOM bei EINZIGART, Serviette und Tischtuch Karo schwarz, Leinen (16 fr. und 258 fr.) ARTIANA , Kerzenständer, Messing, Design: Jaime Hayon (94 fr.) FRIT Z HANSEN bei WOHNBEDARF, Whisky-Tumbler «Royal», Kristallglas (95 fr.) MOSER bei MEISTER SILBER, Gabel «Due Sicilie», versilbert, Set mit 72 Teilen (4660 fr.) PAMPALONI bei MEISTER SILBER RECH TS Armreif «Cactus», Gelbgold, Lapislazuli, Diamanten, (72 500 fr.) CARTIER, Spiegel «Rainbow Mirror», Design: Studio Roso (833 fr.) FRIT Z HANSEN bei WOHNBEDARF Geschenke 37 38 IM BILDE OBEN Uhr «Luminor Oro Rosso», Roségold, Manufakturwerk, Handaufzug, 72 Stunden Gangreserve, 42 mm (20 700 fr.) PANER AI, Boxershorts «Adam» (140 fr.) HANNES B., Muschel-Besteck, Metall (fr. 69.90) GLOBUS RECH T E SEIT E Handtasche «Mini Orsetta», Samt (1520 fr.) MARCO DE VINCENZO bei TASONI, Weissgold-Ohrclips, 40 Rubine (15,46 Kt) und 376 Diamanten (1,25 Kt) (preis auf anfrage) CHOPARD, Etagère, Porzellan, Design: Paola Navone (118 fr.) REICHENBACH bei ARTIANA , Vintage-Weinkelch, Kristallglas, Einzelstück (420 fr.) AUX ARTS DU FEU, Eau de Parfum «Vert Malachite», 100 ml (etwa 315 fr.) ARMANI PRIVÉ Geschenke Z Z 39 40 Z OBEN L INKS Kerzenständer «Ildhane», Gusseisen (90 fr.) ANDERSSEN & VOLL bei IC DESIGN, Ikosaeder-Objekt, Leder (4700 fr.) HERMÈS, Beistelltisch, Holz (621 fr.) FRIT Z HANSEN bei WOHNBEDARF, Vase «Nuage large», Aluminium (249 fr.) VITR A bei TEO JAKOB, Teppich «Terrazzo Red», 150×220 cm (1425 fr.) SCHÖNSTAUB, Sitzkissen, Velours (290 fr.) ARTIANA OBEN Bluse «Brunella Blouse» (etwa 660 fr.) LENA LUMELSK Y bei TASONI, Jupe, Samt plissiert (1080 fr.) MARCO DE VINCENZO bei TASONI, Schachtel-Set (5 Stück) «Box Box Desktop», Karton, Papier (etwa 50 fr.) HAY bei EINZIGART, Damenuhr «Lady Datejust 28 – Rolesor jaune», Stahl und Gelbgold, 28 mm (8100 fr.) ROLE X , Mantel, Neopren, und Rollkragenpulli, Alpakaund Schurwolle (etwa 750 fr. und 380 fr.) BOSS L INKS Teller, Porzellan handbemalt (etwa 290 fr.) HEREND bei AUX ARTS DU FEU, Weissgold-Collier, Aquamarine, Turmaline, Diamanten (56 800 fr.) BUCHERER, Weissgold-Ohrhänger «Ancient Path», Smaragde und Brillanten (46 900 fr.) GÜBELIN, Platin-Ohrstecker «Victoria», Marquise-Diamanten (18 400 fr.) TIFFANY & CO. RECH T E SEIT E Armreif «Serpenti», Weissgold, Smaragde und Diamanten (62 000 fr.) BULGARI, Notizbuch «H5», Kalbsledereinband, Naturpapier mit Silber-Kopfschnitt, und Kugelschreiber, Messing, mit Ruthenium veredelt (320 fr. und 280 fr.) HIERONYMUS, Nussknacker, Bambus, Stahl (etwa 260 fr.) CEDES MIL ANO bei T WO ROOMS Geschenke Z IM BILDE Geschenke 41 42 IM BILDE RECH TS Collier, Roségold poliert, und Manschettenknopf «Türler by Alessandro Mendini», Gelbgold, Lapislazuli, Brillanten (56 800 fr. und 22 000 fr.) TÜRLER, Armreif, Roségold, und Ring, Roségold (4950 fr. und 2600 fr.) BUCHERER, Armreife «Skinny», Gelbgold (1290 fr. und 1250 fr.) KURZ, Lupe «La Loupe» (1600 fr.) HERMÈS UN T EN Lurex-Pullover (765 fr.) CHRISTOPHER K ANE bei TASONI, Jupe, Samt plissiert (etwa 1230 fr.) MARCO DE VINCENZO bei TASONI, Strumpfhose «Gala» (50 fr.) FOGAL , Damenuhr «Classique Phase de Lune», Weissgold, Automatik, 30 mm (24 100 fr.) BREGUE T, Ringe «Colpo di Fulmine», Weissgold, Diamanten und Peridot bzw. Granat (je 2260 fr.) POMELL ATO, Teppich «Terrazzo Red», 150×220 cm (1425 fr.) SCHÖNSTAUB, Whisky-Tumbler «Royal», Kristallglas (95 fr.) MOSER bei MEISTER SILBER, Chronograf «Artelier Calibre 112», Edelstahl, 43 mm (6300 fr.) ORIS, Portemonnaie «Pearl», Pferdehaar gewoben (750 fr.) AKRIS, Cardigan, Wolle handgestrickt (1290 fr.) HANNES B. Geschenke Z Z 43 L INKS OBEN Damen-Derby, Lackleder perforiert (1030 fr.) CHANEL , Teller, Porzellan handbemalt ( etwa 290 fr.) HEREND bei AUX ARTS DU FEU, Teppich «Tropicana 4», Durchmesser 220 cm (2400 fr.) SCHÖNSTAUB, «Serif T V Medium», Design: Ronan und Erwan Bouroullec ( etwa 1000 fr.) SAMSUNG, Ski «Otwo Motion» (1140 fr.) STÖCKLI OBEN Skibrille «Lid Methane» (etwa 260 fr.) POC, Collier, Weissgold, Aquamarine, Turmaline, Diamanten (56 800 fr.) BUCHERER, Pulli, Wolle ( etwa 300 fr.) MSGM bei FIDELIO L INKS Uhr «Bohème ExoTourbillon Slim», Rotgold, Diamanten, 38 mm (39 000 fr.) MONTBL ANC, Eau de Cologne «Eau de Néroli Doré», 100 ml ( etwa 127 fr.) HERMÈS, Eau de Parfum «Aromatics in Black», 50 ml ( etwa 105 fr.) CLINIQUE bei GLOBUS, Eau de Parfum «Le Gemme Imperiali – Splendia», 100 ml ( etwa 350 fr.) BULGARI, Dose, Glas geschliffen (189 fr.) ARTIANA , Schachtel-Set (5 Stück) «Box Box Desktop», Karton, Papier ( etwa 50 fr.) HAY bei EINZIGART Geschenke 44 MANUFAKTUR Z TEXT D AV I D S T R E I F F C O R T I Jenseits von Nostalgie Lagune oder Autobahn? Die meisten von uns brächte diese Wahl wohl kaum ins Grübeln. Auch Carlo Urbinati nicht. Der italienische Architek t mag das Meer, doch Mit te der neunziger Jahre wählte er die Option, die weniger nach Salzwasser roch. Dafür jedoch nach Zukunf t. Denn mit dem Umzug von Murano nach Marcon, aufs venezianische Festland, erschloss er seiner Firma nicht nur ein ef fizientes Distributionsnetz, das sich inzwischen bis nach China und in die USA erstreck t, sondern legte den Grundstein für ein modernes Design-Unternehmen, das auch in einem leidgeprüf ten Markt noch immer expandier t. Foscarini bezeichnet sich als Produzent hochwer tiger Leuchten – nicht jedoch als Hersteller, was häufig in denselben Topf gewor fen wird, im vorliegenden Fall jedoch einen signifikanten Unterschied darstellt. Schon als die Firma noch auf der Insel der Glasbläser zu Hause war und riesige, massgeschneider te Kronleuchter für eine vermögende Klientel aus dem arabischen Raum fer tigte, war man auf Zulieferer und ex terne Werkstät ten angewiesen, da es an einer eigenen Produktionsstät te fehlte. Auf Murano erntete man dafür skeptische Blicke, doch was damals noch als Schwäche betrachtet wurde, hat sich mit tlerweile als eine der grossen Stärken von Foscarini entpuppt. Ohne Fabrik muss man weder einen Maschinenpark am Laufen halten noch Handwerker dauerhaf t beschäf tigen. Vor allem aber kann man bei jedem Projek t auf spezifische Herausforderungen – seien sie technologischer oder materieller Ar t – reagieren und sich jeweils an jene Spezialisten wenden, die im entsprechenden Fall das beste Resultat versprechen. Dies war insofern wichtig, als die jungen Gestalter Carlo Urbinati und Alessandro Vecchiato bei ihrem Einstieg in die Firma darauf drängten, nicht mehr nur auf Bestellung zu ent wer fen, sondern eine eigene Kollek tion aufzubauen. Dabei wollten sie sich nicht auf Muranoglas beschränken, das neben vielen Vorzügen durchaus auch Nachteile auf weist und nicht für jedes Projek t geeignet ist. An der Verbundenheit von Foscarini zur umliegenden Region hat dies nichts geänder t. Ohne die hier vorherrschenden Strukturen könnte die Firma kaum in der Form bestehen, wie sie dies heute tut. «Was italienisches Design auszeichnet, ist das engmaschige Netz aus familiengeführ ten, kleinen Werkstät ten und Unternehmen, die über viel Sachkenntnis ver fügen, flexibel auf spezifische Wünsche eingehen und diese rasch umsetzen können», sagt Urbinati. Bei grossen Industriebetrieben, wie man sie beispielsweise in Deutschland häufig vor finde, könne man OBEN Der Architekt Carlo Urbinati ist Miteigentümer und Manager von Foscarini. RECHTS OBEN Der Hauptsitz von Foscarini in Marcon sieht von aussen aus wie eine Fabrik, im Innern gleicht er eher einer Schönheitsklinik. RECHTS Die Leuchte «Aplomb» hat man zusammen mit einem Beton-Spezialisten realisiert. Foscarini FOTOS: PD Der Leuchtenproduzent Foscarini stammt aus Murano. Das berühmte Glas der Insel bestimmt die Arbeitsweise der Firma jedoch ebenso wenig wie dessen romantisches Image. Vielmehr setzt das innovative Design-Unternehmen auf Forschung, Kreativität und das Know-how der Region Z nicht einfach an die Tür klopfen und er war ten, dass diese bereit seien, einen kleinen Protot yp für einen zu bauen. Das gehe nur, wenn man eine persönliche, enge und über viele Jahre erprobte Beziehung zu den Zulieferern aufgebaut habe. «Die Manufakturen müssen nahe sein, damit ein stetiger Austausch stat t findet, wir gemeinsam Produk te ent wickeln und die Arbeitsprozesse auch kontrollieren können.» So zogen Urbinati und Vecchiato, nachdem sie Foscarini Ende der achtziger Jahre übernommen hat ten, denn auch nicht weit vom Gründungsor t weg. Murano ist von Marcon aus mit Auto und Wasser taxi in rund fünfzig Minuten erreichbar, der Flughafen ist wesentlich näher, und die Autobahn liegt direkt vor der Tür. Die Szenerie ist dafür auch eine ganz andere. Aus der weitgehend gesichtslosen Industriezone sticht das Hauptquar tier von Foscarini höchstens durch den markanten roten Namenszug her vor. Umso mehr überrascht die ätherische Atmosphäre im Innern. Lichtdurchflutete Räume, glänzende Böden, kaum Lärm und kein Gestank – weder nach Leim und Farbstof fen noch nach gegerbtem Leder. Man wähnt sich beinahe in einer Klinik für plastische Chirurgie. Der Verdacht, hier würde nur verschöner t und dekorier t, was anderswo mit viel Schweiss erarbeitet wurde, verflüchtigt sich allerdings schnell. Während in der hauseigenen Werkstat t Designer Modelle aus St yropor bauen und Materialstudien betreiben, beugen sich in der Ent wicklungsabteilung Ingenieure über eine Handvoll elek tronischer Finger, anhand derer Stromstärken geprüf t werden, erproben in der Klimakammer das thermische Verhalten technischer Komponenten, bringen in Er fahrung, wie heiss ihre Leuchten bei intensiver Nutzung werden, oder forschen nach einem passenden LED-Modul. In der Qualitätskontrolle überprüf t und setzt man hingegen die Teile zusammen, die von den verschiedenen Zulieferern nach Marcon gebracht werden. Diese sind alle in Italien zu Hause, einige von ihnen nur einen Steinwur f ent fernt. So fähr t man gerade einmal ein paar Kilometer über die Poebene, um bei einer der grössten Glasmanufak turen der Region auf tätowier te Männer zu tref fen, die glühende Glaskugeln vor sich her tragen und daraus filigrane Lampenschirme formen. Die Unternehmenskultur ist hier eine andere als bei Foscarini, wo man alles, was man tut, auch in Wor te fasst und MANUFAKTUR eloquent beschreibt. Die Glasbläser sind eine verschlossene Gesellschaf t, die Geheimnisse ihrer Zunf t werden meist nur in der Familie, bestenfalls im eigenen Betrieb weitergegeben. Sie hät ten jedoch grosse Schwierigkeiten, Nachwuchskräf te zu finden, betont Urbinati – zu wenig passen wohl 9 0 0 Grad heisse Schmelzöfen, lange Nachtschichten und die antiken, aus Birnbaumholz geschnitzten Werkzeuge der maestri, pallinai und assistenti zur Lebenswelt junger Italiener. Das Know-how, das in solchen Betrieben steck t, ist für Foscarini jedoch unersetzlich. Deshalb versuchen sie auch gemeinsam mit diesen Lösungen zu finden, um sie am Leben zu erhalten. Beispielsweise, indem man gewisse Arbeitsschrit te in semiindustrielle Prozesse über führ t, um Kosten zu sparen. Oder indem man ihnen neue Geschäf tsfelder erschliesst. «Wir liefern ihnen die Ideen zu ihren Fähigkeiten und Technologien, das heiss t , wir zeigen ihnen, wie sie noch anders nut zen Ohne eigene Fabrik muss man weder einen Maschinenpark am Laufen halten noch Handwerker dauerhaft beschäftigen. Foscarini 45 OBEN Die Leuchte «Spokes», inszeniert für das Magazin «Inventario». UNTEN Ingenieure in der Entwicklungsabteilung experimentieren mit Materialien und Lichttechnologien. 46 Z Gestalter. Ergänzt werden diese Listen mit Por träts vergessener Visionäre, verrückten Ideen oder kulturgeschichtlichen Analysen. Die Firma als solche kommt nur auf den ersten und letzten beiden Seiten vor, jeweils in Form einer Inszenierung ihrer Leuchten durch einen Fotografen oder Künstler, wobei die Produkte manchmal gar nicht zu erkennen sind. Was nach Luxus aus vergangenen Zeiten klingt, ist für Foscarini ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur. «Inventario» dient ihnen als Fallstudie für künf tige Projek te und soll ihre Herangehensweise illustrieren. Auf Murano, wo mit tler weile eine Glashüt te nach der anderen schliessen muss, runzelt man deswegen wohl hin und wieder die Stirn. Doch die Insel ist – wenn überhaupt – nur noch am Horizont zu erspähen. Näher liegt die Autobahn. Foscarini Der Leuchtenproduzent Foscarini wurde zwar ursprünglich auf Murano gegründet, setzt jedoch schon länger nicht mehr aus schliesslich auf das berühmte Glas der Insel in der venezianischen Lagune. Je nach Gestalt, Funktion und Zweck eines Produkts expe rimentiert man gerne mit Kunst stoffen, Aluminium, Beton, Holz oder gar WashiPapier – wobei man hierzu jeweils mit dafür geeig neten Werkstätten und Betrieben zusammenspannt. Der Mitinhaber und Architekt Carlo Urbinati hat es in den letzten dreissig Jahren geschafft, aus einem kleinen Produzenten massgeschneiderter Kronleuchter ein DesignUnterneh men mit fast 100 Mitarbeitern zu machen, das jährlich 45 Millionen Euro umsetzt. Foscarini unterhält Büros im italienischen Marcon, in London, New York sowie in Japan und verfügt über ein hoch modernes, digitales Distributions system, das Kunden von Mailand bis Tokio innerhalb weniger Tage beliefern kann. In Bezug auf die Gestaltung arbeiten die internen Design und Entwicklungsabtei lungen mit Designern wie Rodolfo Dordoni, Ferruccio Laviani und Patricia Urquiola zusammen. (das.) foscarini.com OBEN Die vielfältige Materialwahl des Unternehmens zeigt sich bei den Leuchten «Aplomb» aus Beton, «Caiigo» aus Glas und Aluminium, «Jamaica» aus beschichtetem Papier, «Birdie» aus Kupfer und «Chouchin» aus mundgeblasenem Glas (von links nach rechts). UNTEN LINKS Bevor die Leuchten des italienischen Produzenten auf den Markt kommen, werden sie zahlreichen Tests unterzogen. FOTOS: PD können, was sie schon längst beherrschen», erklär t Urbinati. So grif f man beispielsweise bei der Leuchte «Twiggy» auf ein Komposit-Material zurück, das von einer Firma stammt, die bisher hochwer tige Angelruten hergestellt hat te, die der billigen Konkurrenz aus Asien jedoch nichts mehr entgegenzusetzen hat te. Die Pendelleuchte «Aplomb» stammt hingegen aus einer Betonfabrik, die mit Design so wenig zu tun hat te wie Foscarini mit gegossenen Treppen. Urbinati spür t eine Verant wor tung für den Erhalt dieser gewerblichen Strukturen in seiner Region. «Wir aktivieren die Manufakturen, lassen sie nicht einschlafen.» Of t sei dafür ein langes Pingpongspiel vonnöten, da sich nicht alle mit demselben Enthusiasmus auf ein E xperiment mit dem Leuchtenproduzenten einliessen. «Wir sind jedoch har tnäckig und flexibel, so dass am Ende alle Seiten profitieren», sagt der kreative Unternehmer. Sich mit einem «Handcraf ted»-Stempel zu brüsten, wie dies zurzeit sehr in Mode ist, liegt ihm jedoch fern. Es entspricht schlicht nicht dem Image, das er mit seiner Firma transpor tieren will. «Wir sind keine Handwerker, wir machen Industriedesign», betont Urbinati, obwohl viele Leuchten von Foscarini durchaus Spuren eines handwerklichen Prozesses auf weisen. Viel wichtiger sind Urbinati jedoch die Wer tschätzung für gute Ent wür fe und die damit einhergehende Förderung einer Produk tkultur. Diese erreicht Foscarini unter anderem mit «Inventario», einer Publikation, die weit über die werberischen Hauspostillen vieler Unternehmen hinausgeht. Die Unterzeile «Tut to è proget to!» verrät den Ansatz des ebenso gut geschriebenen wie gestalteten Magazins, das eine Ar t Kompendium für architek tonische Elemente, Möbelstücke und Alltagsgegenstände darstellt – hier findet man witzige, interessante und zuweilen kuriose Zusammenstellungen von Raumfluchten über Ventilatoren und Aschenbecher bis zu Eisskulpturen bekannter FOR THOSE WHO LOVE THE FINER THINGS NOW AVAILABLE NEW SLIMS 3 MG S SLIMS 7 MG Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu. Fumer nuit gravement à votre santé et à celle de votre entourage. Il fumo danneggia gravemente te e chi ti sta intorno. ZENIT 48 Z Marke Eigenbrau Die Zahl der Personen, die das Maximum aus Malz, Hopfen und Hefe herauszuholen versuchen, steigt rasant. Die Schweizer Bierszene ist so innovativ wie unüberschaubar und reicht von der Brasserie BFM mit Weltruf bis zu «gypsy brewers» wie Tom Strickler, die nur sehr kleine Mengen herstellen. Sie alle brauen, wonach die Szene lechzt TEXT O L I V E R S C H M U K I In der Bierbranche werde gerne über ihn gefrotzelt. «Sie nennen mich den lustigen Welschen», sagt Jérôme Rebetez, Gründer der Brasserie des Franches-Montagnes (BFM). Deswegen anzufangen zu schäumen, käme ihm jedoch nicht im Traum in den Sinn. Vielmehr schwingt Stolz in seiner Stimme mit. Seine Brasserie, gegründet 1997 und gelegen in Saignelégier in den jurassischen Freibergen, gehört zu den grössten Kleinbrauereien der Schweiz. Hier werden im Wochentakt bis zu acht Sude à 20 Hektoliter bière artisanale gebraut, der jährliche Bierausstoss beläuft sich in diesem Jahr auf rund 4500 Hektoliter – nicht wenig, aber doch nur ein Tropfen, verglichen mit den geschätzten 1,8 Millionen Hektolitern, die etwa Feldschlösschen jährlich produziert. Den Ruf als Schweizer Craft-Beer-Pionier – als Craft-Beer bezeichnet man in der Regel Bier, das nicht in Massen und hand- FOTOS F A B I A N U N T E R N Ä H R E R werklich gebraut wird – geniesst Rebetez, der natürlich genauso gut auszuteilen wie einzustecken weiss, sichtlich. Für die Festtagszeit liess er für sein malziges, dunkles Winterbier «La Mandragore», das man an vielen Orten in der Deutschschweiz sowie in CoopFilialen der Romandie findet, eine spezielle Verpackung entwerfen. Auf dieser prangt in grossen Lettern der Satz: «Die Bier vom Weihnachten». Eine zynische Salve in östlicher Richtung über den Röstigraben? Bien sûr. Wohlgemerkt, solche Gags produziert das Kernteam der 25-köpfigen Brasserie des Franches-Montagnes – genau wie ihren äusserst populären Gerstensaft – im Minutentakt. Hat jemand eine besonders gute Idee, etwa bei einem Mittagessen oder einer Partie Tischfussball, bricht die Mannschaft jeweils in lautes Grölen aus, hält sich den durchtrainierten oder auch wohlgerundeten Bauch. Bier Seit ihrer Gründung 1997 ist die Kleinbrauerei Brasserie des Franches-Montagnes (BFM) in Saignelégier (JU) stetig gewachsen. ZENIT Z 49 VON UNTEN RECHTS IM UHRZEIGERSINN Der jurassische Braumeister Jérôme Rebetez; pro Jahr braut die Brasserie BFM rund 3000 Hektoliter Bier; das «Abbaye de Saint Bon-Chien», ein im Eichenfass gelagertes Sour Ale, ist das vielleicht bekannteste Schweizer Bier; die Brauereikatze hört auf den Namen «Vingt-sept». Zahlen und Fakten Steuerpflichtige Brauereien in der Schweiz 734 (STAND OKTOBER 2016, QUELLE: EZV) Bierkonsum in der Schweiz (2015) 55,8 LITER PRO KOPF (QUELLE: BfS) Die Gags reichen von Etiketten, auf denen Anti-BügeleisenPiktogramme zu finden sind, über sonderbare Ladenöffnungszeiten – 13.16 bis 01.21 Uhr – bis zu der absurd genauen Alkoholgehalt-Deklaration 10,276% auf einem Imperial Stout namens «Alex le Rouge». Ein Einfall verrät besonders viel darüber, was Rebetez von den nach immer neuen Sorten lechzenden sogenannten beer geeks hält. Am 1. April dieses Jahres pries BFM auf Facebook unter dem Slogan «Neu auch in Dosen» zwei neue Produkte an: eine Panaché-Variante des Verkaufsschlagers «La Salamandre» und eine Wodka-Caramel-Version des Salbei-Biers «La Meule», beide im Energydrink-Look. Dem Photoshop-Joke krochen einige auf den Leim, die Nachfrage nach den Bieren im Brauerei-Shop tags darauf sei gross gewesen, erzählt der Jurassier. Rebetez habe gut lachen, könnte man nun einwenden. Schliesslich gehört sein Betrieb zu den 49 professionellen Brauereien der Schweiz, die einen Jahresausstoss von über 1000 Hektolitern haben. Rebetez war einer der Ersten, die nach dem Fall des Schweizer Bierkartells 1991, das ein halbes Jahrhundert lang Innovationen verhindert hatte, mit ihren Kreationen auf sich aufmerksam zu machen wussten – und fand Abnehmer und Anhänger. Am Publikumsevent, dem «Brassin public» Anfang November, kamen rund 2000 Besucher in den Genuss von nicht weniger als 17 Sorten BFM-Bieren. Das bekannteste davon, das «Abbaye de Saint BonChien», eine säurestarke Cuvée, die bis zu einem Jahr im Eichenfass verbringt, wurde 2009 von der «New York Times» zum besten holzgelagerten Bier der Welt erkoren. Heute wird es in 17 Gliedstaaten der USA serviert und ist in den angesagtesten Bars von Tokio zu finden. Rebetez bezeichnet das «Bon-Chien» als das bekannteste Schweizer Bier überhaupt. Eine dreiste Übertreibung? Urteilen Sie selbst. Nun drängt sich die Frage auf, was BFM anders macht als Bier andere Brauereien. Nebst dem Umstand, dass sie über einen charismatischen Inhaber verfügt, der ein eigentliches Anti-Marketing betreibt – Rebetez nennt es «Schluck-für-Schluck-Propaganda» –, fällt die deutliche Linie auf, die geschmacklich verfolgt wird. «Unsere Biere haben alle viel Körper und einen markanten Nachtrunk. Das ist unsere Signatur», sagt Rebetez. Er halte nicht viel von Kategorien wie Weissbier, Rotbier und so weiter: «Autos beurteilt man ja auch nicht nach ihrer Farbe.» Er, der studierte Önologe, erkannte früh eine Lücke und setzte auf Biere, die sich durch eine Balance auszeichnen anstatt durch «Hopfen, Hopfen, Hopfen». Eine Produktelinie, die er «Degustator» nennt, gibt ihm die Möglichkeit, seine Ideen in kleinen Mengen umzusetzen und in kurzen Zeitabständen auszuprobieren. «Ich gehe damit bewusst gegen den Trend», sagt Rebetez. Beer geeks verlangten nach kräftigen Imperial Stouts; ihnen gehe es ums Eichenfass, um viel Alkohol und um Säure – solche Leute seien dann entsetzt, wenn sie etwa das neuste «Degustator» probierten, ein Weizenbier, dem Orangenblütenhonig zugegeben wurde sowie weisser und rosa Pfeffer. Auf Ratebeer.com, einem bei der Craft-Beer-Community sehr beliebten Online-Portal, lautet ein Urteil dazu: «Zu viel Kohlensäure, zu leichter Körper, etwas ölig, aber immerhin gut ausbalanciert.» Ein Kommentar ganz nach Rebetez’ Geschmack. Doch die «Degustator»-Linie folgt natürlich auch dem Trend, indem sie eben limitiert ist. «Der Craft-Beer-Trinker verlangt ständig nach etwas Neuem», sagt etwa Tom Strickler, der es mit seinem Label Storm & Anchor ebenfalls zu einem guten Ruf in der Schweizer Bier-Landschaft gebracht hat. Er sei ein grosser Fan des India Pale Ale (IPA), nach dem immer mehr Leute verlangen. Vorbilder dieses Biertyps findet er in Übersee, im «Heady Topper» von The Alchemist in Vermont oder im «Pliny the Elder» der kalifor- 50 ZENIT Z Die Bierszene hat sich ausser durch Experimentierfreudigkeit und die Unabhängigkeit der Produzenten von Anfang an durch einen hohen Grad an Transparenz ausgezeichnet. 3 Stevan Paul Der gelernte Koch Stevan Paul arbeitet seit gut 15 Jahren als freier FoodJournalist. Zudem ist der Deutsche Blogger und Kochbuchautor. Zuletzt erschien von ihm das «Craft Beer Kochbuch» (Brandstätter, 2015). nutriculinary.com Wie sind Sie auf die Idee für ein Bier-Kochbuch gekommen? Stevan Paul Als Kochbuchautor bin ich immer auf der Suche nach künftigen Trends. Da lag Bier auf der Hand. Es geht um zwei Aspekte: kochen mit und kochen zu Bier. Ich war der Küchenjunge für den Rezept-Teil, Torsten Goffin hat die Brauerei-Porträts und Wissenstexte geschrieben. Ist Bier im Begriff, Wein als Essensbegleiter teilweise abzulösen? SP Ablösen mit Sicherheit nicht. Aber in zukunftsorientierten Restaurants ist Craft-Beer ein grosses Thema. Der Mehrwert gegenüber industriell hergestelltem TV-Bier, wie ich es nenne, ist, dass diese Biere komplexe Aromenwelten mitbringen. Es werden spezielle Hopfen verwendet, es wird kalt nachgehopft, Biere werden in Fässer gesteckt und sogar verschnitten – beim Craft-Beer wurde das Bierbrauen nochmals neu gedacht. Bier Wie erklären Sie sich den anhaltenden Boom in dieser Szene? SP Es gibt drei Trends, die für mich zusammengehen: Street-Food, die Kaffee- und Barista-Kultur und das Craft-Beer. Alle entstehen aus einem gesellschaftlichen Wandel heraus: Es gibt eine neue Generation von bewussten Geniessern, die sich über das Geniessen hinaus Gedanken machen: Wo kommt etwas her, wer hat es gemacht, was steckt drin? Diese aufgeklärten Verbraucher haben den Industriemüll satt und verlangen nach handwerklich gemachten Dingen, die das Wort Lebensmittel verdienen. Welches Bier passt zu welchem Essen? SP Es geht immer um Bitterkeit, Süsse und um Säure. Wenn man kombiniert, steht die Frage im Raum: Kontrastieren oder begleiten? Süss-herbe Biere passen gut zur asiatischen Küche und zu einer starken Würz-Küche. Dunkle, malzige Biere kommen auch gut zurecht mit Schärfe. Sour-, Weizen- und Wit-Biere wiederum passen hervorragend zu Fisch und Meeresfrüchten. Das sind erste Ansätze, die auch zeigen, dass da viel Luft nach oben ist, um die Biere in die feine Küche zu überführen. Bier und Spitzengastronomie – wie geht das zusammen? SP Craft-Beer hebt sich nicht nur geschmacklich von der Masse ab, sondern auch, weil es nicht unbegrenzt erhältlich ist. Viele regionale Spezialitäten sind nur im Spezialgeschäft oder online zu finden. Dieser Handel schafft eine neue Wertigkeit, die über das Brauen hinausgeht. Natürlich kostet Gutes immer auch etwas mehr. Aber viele Craft-Biere sind preiswert, im Wortsinn. Interview: Oliver Schmuki Schweizer Lokale mit ausgewählten Bieren finden Sie auf: bellevue.nzz.ch LINKE SEITE Rebetez (links) hat in Franck Grare vom «Croix Fédérale» in Muriaux einen Koch gefunden, der es versteht, Bier in der Küche zu verwenden. Hier wird eine Sauce mit einem Schuss «Torpille» von BFM verfeinert; Juralandschaft im Spätherbst. Steuerpflichtige Brauereien: 612 Bierkonsum Schweiz (in Mio. hl) 5 4 322 3 154 2 32 33 1 1990 1995 81 2000 2005 2010 2015 IMMER MEHR KLEINBRAUEREIEN Die Zahl registrierter Brauereien wuchs seit 1990 stark an, während der Bierkonsum relativ konstant ist. (Quelle: Schweizer Brauerei-Verband) nischen Brauerei Russian River Brewing Company. «Das Brauen von IPA ist ein Wettkampf. Alle versuchen, immer noch mehr Frucht ins Aroma zu bringen, man muss ständig an der Rezeptur arbeiten», sagt Strickler, der vor zwölf Jahren und im ganz kleinen Stil mit dem Bierbrauen begonnen hat. Heute braut Strickler rund 440 Hektoliter pro Jahr, Tendenz steigend. «Seit drei Jahren bin ich als gypsy brewer tätig und miete mich jeweils bei Brauereien wie Doppelleu oder Stadtguet [beide in Winterthur] ein», erklärt Strickler, der nebenbei in der Marketingabteilung des Sportamtes Winterthur arbeitet. Er nutze lediglich die Anlagen dieser Betriebe, bringe jedoch seine eigenen Rezepte und auch Ingredienzen mit. «Ich nehme mir die Freiheit heraus, das zu brauen, worauf ich Lust habe», sagt er. Ideen entstünden, wenn er zum Beispiel auf einen spannenden Hopfen stosse. Diese Arbeitsweise resultierte bisher in über 60 verschiedenen Bieren, die Namen tragen wie «Little Monster Double IPA», «Galaxy» oder «Sailor Grave». Strickler zeigt sich begeistert von der CraftBeer-Bewegung hierzulande, in der gerade sehr viel passiere. Das sei auch an Anlässen wie dem Zürcher Craft Beer Festival von Intercomestibles zu spüren, an dem er als Aussteller teilnahm. Rebetez, aber auch Raphaël Mettler von der Brasserie des Trois Dames in Sainte-Croix bezeichnet er als Väter der hiesigen Szene. Unter anderen sei es ihnen zu verdanken, dass heute die Vielfalt derart gross sei. Ja, man kann sogar rechtens behaupten, dass die Schweiz, gemessen an den Einwohnern, die höchste Brauereidichte der Welt hat. Das bestätigt Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes. Kreber relativiert jedoch: «Unsere Gesetzgebung ist gleichzeitig sehr liberal. Erst ab 400 Litern pro Jahr ist man biersteuerpflichtig und muss sich bei der Zollverwaltung registrieren lassen.» Ausserdem könne man sich in der Schweiz relativ rasch als «Brauer» oder als «Braustätte» bezeichnen. So findet man heute in der Schweiz über 730 registrierte aktive Brauereien – 2006 waren es noch deren 175, Ende der achtziger Jahre rund 35. In ganz Deutschland, wo ähnliche Bedingungen herrschen, existieren derzeit 1390 Brauereien. Kreber sieht im Trend, selber Bier zu brauen, einen regelrechten Volkssport: «Die Affinität ist stark am Wachsen, gerade bei Jungen und vor allem auch bei den Frauen.» Seit 2011 wurde sogar ein Biersommelier-Ausbildungsgang ins Leben gerufen. Trotz der rasant steigenden Zahl an Hobbybrauern und Braustätten müsse man aber hervorheben, dass nach wie vor 49 Brauereien für 99,2 Prozent der in der Schweiz produzierten Menge Bier verantwortlich seien, sagt Kreber. Auch Rebetez, der sich übrigens eher als Szene-Grossvater verstanden haben möchte, ist erfreut über das steigende Interesse an seinem Beruf. Lobend erwähnt er Berufskollegen, die bei der Officina della Birra in Bioggio arbeiten oder bei Sudwerk in Pfäffikon (ZH), deren Biere ebenfalls eine unverkennbare Handschrift trügen. Die USA wiederum, die Geburtsstätte des Craft-Beer, seien ihm, der als BFM-Markenbotschafter viel international unterwegs ist, etwas zu «n’importe quoi». «Das ist vergleichbar mit einem Restaurant, das Sushi, Rösti und Pizza gleichzeitig anbietet», so sein Fazit. Zudem stosse er sich an der Tendenz, sogar Bittereinheiten und pH-Werte zu deklarieren: «Einfach widerwärtig!» Wobei: Die Szene hat sich ausser durch Experimentierfreudigkeit und die Unabhängigkeit der Produzenten von Anfang an durch einen hohen Grad an Transparenz ausgezeichnet. Damit will man sich – getreu dem Credo der modernen Do-it-yourself-Bewegung – vom Einheitsbrei gesichtsloser Massenware distanzieren. Kein Wunder, spricht Rebetez begeistert über die Bierszene Italiens, wo man auf eine von grossindustriellen Einflüssen weitgehend verschonte Vergangenheit zurückblicke: «Mir gefällt der ‹Chilometro zero›-Ansatz, der ganz auf Regionalität setzt», sagt er. Zudem werde in Italien auf natürliche, unverkrampfte Weise Bier mit Essen kombiniert und zum Kochen verwendet. Er, der selbst gerne und oft Bier in der Küche einsetzt, spannt immer wieder einmal mit Köchen zusammen wie mit Franck Grare vom Restaurant de la Croix Fédérale im nahe gelegenen Muriaux, mit dem er das Wirtepatent gemacht hat und der gerne ab und zu BFM-Biere für Saucen oder zum Marinieren verwendet. Dass immer mehr Menschen BFM-Biere trinken werden, ist zu erwarten. Nächstes Jahr wird mit dem Bau eines zusätzlichen Produktionsgebäudes begonnen. Das Ziel ist eine Verdoppelung der Produktion. An der Attitüde, das Bier stets neu erfinden zu wollen, ohne sich selbst untreu zu werden, wird Rebetez aber festhalten: «Wir stellen 0,005 Prozent des Schweizer Bierkonsums. Wir können machen, was wir wollen.» Bier Erhältlich bei ww ww.coop.ch w verkauft keinen Wein, Champagner und Schaumwein an Jugendliche unter 18 Jahren. www ZENIT Z DIE PERFEKTE BALANCE Legaris entsteht durch die Charakteristik des Bodens auf dem er wächst. Hergestellt aus sorgfältig ausgewählten Tempranillo-Trauben der Region Ribera del Duero. Seine Unverkennbarkeit wird durch die Reifung in über 21 verschiedenen Fassarten aus französischer und amerikanischer Eiche geprägt. Dies wird bei Legaris als „Cooperage“ bezeichnet. So definiert er seinen eigenen Stil, erwirbt neue Aromen, Eleganz und höchste Komplexität in perfekter Balance. 52 ZUTAT Z Honig (MEL) H O N I G I S T E I N N AT U R P R O D U K T, WA S J E D O C H N I C H T U N B E D I N G T B E D E U T E T, D A S S J E D E R H O N I G A U C H N AT Ü R L I C H H E R G E S T E L LT W I R D Tex t CHRIS T IN A HUBBEL ING F o t o NIC OL E BACHM A NN S t y ling A L EL I L E A L F ÜR S T UDIO L A RDO Illus t ra t ion P E T ER J A ME S F IEL D Seit weisser Industriezucker die Verkörperung des Bösen darstellt, haben Süssungsmittel wie Agavendicksaft, Ahornsirup oder Honig stark an Popularität gewonnen. Honig besteht hauptsächlich aus den Zuckerarten Fructose (Fruchtzucker) und Glucose (Traubenzucker) und wird von der Honigbiene (Apis mellifera) zur eigenen Nahrungsversorgung erzeugt. Es scheint eine starke Verunsicherung zu geben, ob es denn nun eine gute oder schlechte Sache sei, Honig zu konsumieren. Sicher ist: Industriell hergestellten (Import-)Honig sollte man nicht kaufen, denn er ist selten artgerecht produziert. Beim (Bio-)Imker aus der Region kann man hingegen davon ausgehen, dass er verantwor- tungsvoll mit seinen Bienenvölkern umgeht und diese nicht ausbeutet. Nebst Blütenhonig gibt es den sogenannten Waldhonig. Dieser entsteht aus Honigtau, einer Melasse, die von Blattläusen und anderen Insekten ausgeschieden und von Bienen gesammelt wird. Beim Blütenhonig wird zwischen gemischtem und sortenreinem unterschieden. Letzterer stammt zu mindestens 50 Prozent aus einer Pflanzentracht. Ob rein oder nicht, ist kein Qualitätskriterium, sondern nur eine Frage des Geschmacks. Jeder noch so gute, naturbelassene Honig kristallisiert übrigens nach einer gewissen Zeit. Um ihn wieder zu verflüssigen, stellt man ihn bei rund 30 Grad ins warme Wasserbad. Honigmousse Lebkuchen Zutaten für 4 Portionen 3 Blatt Gelatine, 5 Eigelb, 2 EL Marsala, 2 EL Akazienhonig, 2½ dl geschlagener Vollrahm, 2 filetierte Orangen Zutaten für 1 Cakeform 2 TL Lebkuchengewürz, 200 g Honig, flüssig, 150 g Weissmehl, 100 g Roggenmehl, 120 g Rohrohrzucker, 1 dl Vollmilch, Schale von 2 Bio-Orangen, 2 TL Backpulver Zubereitung Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Eigelb und Marsala mit 1 EL Honig verrühren. Im heissen Wasserbad 7 Minuten mit dem Schneebesen aufschlagen. Gelatine ausdrücken, in der heissen Masse auflösen. 1 EL Honig zugeben, im kalten Wasserbad rühren. Schlagrahm unterheben. In Dessertformen füllen, zugedeckt mind. 6 Stunden kalt stellen. Stürzen, mit den Orangenschnitzen dekorieren. Zubereitung Gewürz und Honig vermischen, 15 Minuten ziehen lassen. Nach und nach Mehl, Zucker, Milch, Orangenschale und Backpulver beimischen. Cakeform mit Butter einfetten. Die Teigmasse einfüllen, 45 Minuten im auf 180 Grad vorgeheizten Ofen backen. Abkühlen lassen. Kuchen in Scheiben schneiden, mit Butter bestreichen und geniessen. Braten an Honigsauce Zutaten für 4 Personen: 80 g Honig, 1 TL scharfer Senf, 50 g weiche Butter, 1 kg Schweinebraten, Meersalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle, 2 EL Bratbutter, 50 ml Cognac, 2 dl Kalbsfond, ½ dl Doppelrahm, Salz und Pfeffer, 1 Bund frischer Thymian 1. Ofen auf 80 Grad vorheizen, Honig, Senf und Butter mischen. Fleisch mit Salz und Pfeffer rundum würzen. In der heissen Bratbutter im Bräter scharf anbraten. 2. Honig-Butter-Mischung beifügen. Mit Cognac ablöschen, einköcheln. Das Fleisch im Ofen zirka 4½ Stunden bei 80 Grad garen, bis die Kerntemperatur 63 Grad beträgt. 3. Bratenjus und Kalbsfond in ein Pfännchen geben, bei mittlerer Hitze zur Hälfte reduzieren. Rahm beifügen, köcheln, bis Sauce leicht bindet, salzen und pfeffern. Weitere Rezepte finden Sie online auf: bellevue.nzz.ch 4. Vor dem Servieren Sauce wärmen, Thymianblättchen abzupfen, beifügen. Braten in Scheiben schneiden, auf vorgewärmte Teller anrichten, mit der Sauce übergiessen. L É M A N G R A N D B L E U Caran d’Ache hat sich von der landscha�lichen Schönheit des Genfersees und seinem Farbzauber zu einem Schreibgerät inspirieren lassen, das Fernweh weckt und uns träumen lässt. Das Léman Grand Bleu Schreibgerät überrascht ebenso wie er blendet. Durchscheinender blauer Lack lässt die fein eingravierten Wellen so intensiv glitzern wie das kristallklare Seewasser. Erhältlich als Füllfederhalter, Tintenroller, Kugelschreiber und Minenhalter. Caran d’Ache. Die Exzellenz des Swiss Made seit 1915. ZÜRICH – Löwenstrasse 19 • GENF– Place du Bourg-de-Four 8 • Rue de la Corraterie 10 carandache.com 54 ZU TISCH Z Afternoon-Tea mit Alice F D B E C A A C B «Phantasie ist die einzige Waffe im Krieg gegen die Realität.» Serviette (14 Fr.), bei Artiana «Scheine, was du bist, und sei, was du scheinst.» Teller «Clown» (160 Fr.), von Marcel Wanders für Koninklijke Tichelaar Makkum, bei Limited Stock D «Es tut mir leid, dass ich mich nicht erklären kann, aber ich bin nicht ich selbst.» Hase (59 Fr.), von Porzellanmanufaktur Fürstenberg, bei Aux arts du feu E «All das Gerede von Blut und Erschlagen verdirbt mir den Appetit auf Tee.» Keramik-Teekanne (280 Fr.), von Jurgen Bey für Koninklijke Tichelaar Makkum, bei Limited Stock F «Du musst deine Augen schliessen, sonst wirst du nichts sehen.» Teekanne aus dem Set «Tête à tête» (6 Teile, 835 Fr.), von Ginori, bei Aux arts du feu «Ich bin nicht verrückt. Meine Realität ist einfach ein bisschen anders als deine.» Teekanne «Cendrillon» (320 Fr. ), von Astier de Villatte, bei Limited Stock ZU TISCH Z 55 Tex t DAV I D S T R E I F F C O R T I F o t o s N I C O L E B A C H M A N N S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O Der britische Schriftsteller Lewis Carroll schrieb in den 1860er Jahren ein verrücktes Buch, das rasch zum Bestseller avancierte. Bis heute wird «Alice im Wunderland» in vielfältiger Weise zitiert. Wir servieren ein paar Aphorismen daraus zum Tee I H G G H «Das Unmögliche zu schaffen, gelingt einem nur, wenn man es für möglich befindet.» Teller «Pistacia» (65 Fr.), von John Derian, bei Limited Stock I «Wir sind keine Kerle. Wir sind Herren. Du kannst mit uns reden wie mit vernünftigen Menschen.» Messerbänke in Pilzform (6 Stück, 85 Fr.), von Ateliers d’Art La Galine, bei Limited Stock Alice im Wunderland «Es ist besser, gefürchtet zu werden, als geliebt.» Frühstücksteller «Rhomben» (95 Fr.), bei En Soie Design & Wohnen Kochen & Geniessen Uhren & Schmuck Reisen & Entdecken Auto & Gadgets Foto: Luke & Nik Mode & Beauty Schöne Ausblicke für Uhrenkenner und Schmuckliebhaber bellevue.nzz.ch/uhren-schmuck Uhren und Schmuck begleiten den Menschen ein Leben lang. Oft markieren sie den Beginn einer besonderen Lebensphase und gerne werden sie auch für die nächste Generation aufgehoben. NZZ Bellevue hilft Ihnen, aus der Fülle der glitzernden Kostbarkeiten die schönsten Preziosen zu finden. Die neue Lifestyle-Plattform bellevue.nzz.ch ZUGABE T 57 - D E S TI T L A S TA L D Z B N R O O K L Y Vorgartengespräche V O R GU T 2 5 J A HR E N M A C H T E SP IK E L E E S F IL M «DO T HE R IGH T T HIN G» DA S Q U A R T IE R BE DF O R D - S T U Y V E S A N T IN B R OOK LY N BE K A NN T. V IE L E S H AT SIC H S E I T HE R V E R Ä NDE R T, E INIGE S IS T JE DO C H GL E IC H GE BL IE BE N . IN «BE D - S T U Y», JE N S E I T S DE S S HOP P IN G - R U M M E L S V ON M A NH AT TA N , K A NN NOC H E C H T E R NE W Y O R K E R A L LTA G E R L E B T W E R DE N Tex t M O N I C A P O Z Z I Die U-Bahn taucht aus dem Untergrund von Manhattan auf und rattert über die Williamsburg-Brücke, vorbei am Hipster-Quartier und hinein in die Perle von Brooklyn, Bedford-Stuyvesant, kurz Bed-Stuy. An der Strassenecke spielen ein paar Männer Domino. Laut klopfen die Steine auf den Campingtisch. Es riecht nach frisch grilliertem Fleisch. Ein Wagen fährt um die Ecke. Der Bass erschüttert das Geschehen. «Bed-Stuy, the place where my head rests», rappt Biggie Smalls in «Machine Gun Funk». Es ist Freitagabend. Mister Softees Eiswagen hat am Ende des Blocks parkiert. Die Türen der kleinen Kirche im Ladenlokal gegenüber sind offen. Laut ertönt die Predigt, raus bis auf die Strasse. Bedford-Stuyvesant hat mehr als siebzig Kirchen, Tempel und Moscheen. Das Quartierleben findet hier nicht hinter verschlossenen Türen statt. Im Sommer ist der Vorgarten die Erweiterung des Wohnzimmers. Dort spielt sich ein grosser Teil des Alltags ab. Man sitzt auf der Treppe vor dem Haus, dem stoop, politisiert über den Gartenzaun mit Nachbarn und Passanten. Mit Lockenwicklern im Haar und dem do-rag auf dem Kopf macht man Besorgungen im Laden an der Ecke und geniesst das allabendliche Treiben auf der Strasse. Der Cornerstore, auch Bodega genannt, ist die Lebensader des Quartiers. Dort findet man alles, was man zum Überleben Fotos RENÉ FIETZEK braucht: ein frisches Egg-Roll-Sandwich, heissen Kaffee, NewportZigaretten, forties (Starkbier) für die Party, Heftpflaster, gefälschte Yeezy-Sneakers, den Lottomat und die Tageszeitung. Die Wandbilder im Viertel erzählen die Geschichte seiner berühmtesten Bewohner. Der Baseballspieler Jackie Robinson, die Politikerin Shirley Chisholm, der Komiker Chris Rock sowie die Rapper The Notorious B.I.G., Lil’ Kim, Mos Def und Jay Z wuchsen in Bed-Stuy auf. In den dreissiger Jahren verliessen viele Afroamerikaner das damals übervölkerte Harlem, um sich hier niederzulassen. Bis heute stellen sie über die Hälfte der Einwohner und machen das Quartier zu einem Zentrum afroamerikanischer Kultur. Der Spruch «Bed-Stuy, Do or Die» beschreibt die einst prekären Lebensverhältnisse. Armut, Drogen und Kriminalität waren Synonyme für das Viertel. Noch immer leben viele Bewohner äusserst bescheiden in einer der 21 sozialen Wohnungsbauten, den Projects. Doch heute heisst der Feind im Quartier gentrification. Zynisch wurde auch der Slogan angepasst: «Do or Dine». Ein Taubenschwarm fliegt hoch über den Dächern. Und weiter fährt die U-Bahn auf dem Hoch-Trassee raus nach Brownsville und East New York, wo die Mieten noch erschwinglich sind. Brooklyn ZUGABE 58 Z COMMUNITY Nachbarschaft wird in Bedford-Stuyvesant grossgeschrieben. Jeder kennt jeden. Man grüsst sich, fragt: «How are you today?», und verweilt am Gartentor für ein kurzes Gespräch. Im Sommer veranstaltet jeder Strassenzug eine Block-Party. Filmemacher Spike Lee lockt mit seinem Fest an der Lexington Avenue, dem Drehort von «Do the Right Thing», grosses Publikum nach Bed-Stuy. Wer keinen eigenen Vorgarten hat, feiert die Familienfeste im Herbert Von King Park. Dort wird grilliert und mit lauter Musik aus der Boombox bis in die Nacht gefeiert. Nebenan im Hattie Carthan Community Garden gackern derweil die Hühner. Die frischen Eier, Kräuter, Früchte und Gemüse werden auf dem Wochenendmarkt im Garten verkauft. 08 – Saraghina 01 – Anchor Coffee TRINKEN 01 Japanisch 02 Polnisch 03 Jamaicanisch Anchor Coffee Japanische Gastfreundschaft mitten in Brooklyn und ein perfekter Matcha Latte machen diesen winzigen Coffee-Shop zum Juwel. Der nussige Espresso wird mit einer italienischen LaMarzocco-Maschine gebrüht. Im Sommer ist auch der Affogato auf der Karte. «Klein, aber fein» trifft hier zu. Zabka Zabka, Fröschchen, wird in Polen liebevoll ein Kind oder ein Liebhaber genannt. Kaffee, aber auch Piroggen, polnische Wurst und saure Gurken werden in diesem gemütlichen Quartierlokal angeboten. Vom sympathischen Besitzer Clifton erfährt man, was neu ist im Quartier. Natural Blend Juice Bar & Bakery «Ital» steht in der jamaicanischen Küche für vegetarisch bis vegan – und bildet die kulinarische Grundlage des kleinen Lokals. Neben frisch gepressten Säften gibt es ein perfektes jamaicanisches Frühstück mit gerösteter Brotfrucht, Akee und Stockfisch oder Cassava Pone, einen süssen Mix aus Pudding und Kuchen. zabkacafe.com anchorcoffeebk.com 07 – Brooklyn Museum Eine Reihe brownstones 06 – Manny’s ARCHITEKTUR Das Quartier ist bekannt für seine brownstones. Die dreigeschossigen Reihen-Wohnbauten aus braunrotem Sandstein wurden Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. In den letzten fünfzehn Jahren wurden sie zu beliebten Spekulationsobjekten. Entsprechend sind auch die Immobilienpreise kontinuierlich gestiegen. Leider ist Denkmalschutz in der Finanzmetropole New York ein Schimpfwort. Auch in BedfordStuyvesant schiessen architektonisch fragwürdige Um- und Neubauten wie Pilze aus dem Boden und zerstören das historische Strassenbild. Die Bedford-Stuyvesant Society for Historic Preservation wirkt dieser Entwicklung entgegen. Der «Stuyvesant Heights Historic District» wurde bereits 1975 unter Schutz gestellt. 2013 wurden zahlreiche Gebäude dem historischen Viertel angeschlossen und bilden heute ein einmaliges Architektur-Freiluftmuseum. 243 Malcolm X Boulevard 05 – Clementine Bakery BRUNCH 05 Vegan 06 Klassisch Sumner Café Der Avocado-Toast ist die Visitenkarte eines jeden australischen Cafés in New York. Im «Sumner» macht man den besten der Stadt. Zudem lässt sich hier gemütlich brunchen und auch einmal einen Nachmittag lang Home-Office machen. Clementine Bakery Die vegane Bäckerei verführt mit Scones, Muffins und Brownies, und seit kurzem ist die kleine Backstube auch ein hübsches CornerCafé. Der Latte wird mit cremiger Mandelmilch geschäumt. Bei «Clementine» trifft man gelegentlich Hebamme Kimm (siehe rechte Seite), denn in diesem Café darf ungestört gestillt werden. Manny’s Auf rotem Kunstleder sitzend, eine ausgestopfte Hirschkuh im Nacken, so schmeckt French Toast mit Ahornsirup am besten. «Manny’s» ist ein klassisches Brunch-Lokal, das Omeletten, Spiegeleier und köstliches Gebäck anbietet. Auch der Gestalter Trevor Andrew, bekannt als «Guccighost», holt sich seinen Kaffee hier. sumnercafe.com clementinebaker y.com mannysbrooklyn.com 04 Grün 07 – Brooklyn Museum MYRTLE AV E m 3300’ ’ in E DEKALB AV 06 AV BEDFORD 12 – Bedstuy Fly 09 E 13 03 E GATES AV 08 E RALPH AV HALSEY 05 10 HERBERT VON KING PARK ST FULT 14 ON S T 01 GT WASHIN ATLANTIC AVE ON AVE Brooklyn Museum Das Brooklyn Museum ist mit Direktorin Anne Pasternak und Kuratorin Nancy Spector neu fest in Frauenhand. Offen stehen die heiligen Hallen der Kunst aber jedermann. Eintritt bezahlt man nur so viel, wie man kann. Jeweils am ersten Samstag im Monat veranstaltet das Museum gratis Workshops und Führungen. DJ spielen bis in die Nacht. Anfang September tanzt der Caribbean Carnival mit einer Million Besuchern am Museum vorbei. ILLUSTRATION: GIULIO MIGLIETTA 07 Kunst 02 brooklynmuseum.org NEW YORK AVE KULTUR 11 04 – Sumner Café 04 12 07 EASTERN PKWY 15 ZUGABE Z 59 Blick von Brooklyn auf Manhattan E I N E N AC H T I M L E BE N V O N K I M M S U N , 5 7 (RECH T S), H AUSGEBUR T-HEBA MME UND I N I T I A N T I N DE S H U M A N BI R T H P R O J EC T 03 – Natural Blend Juice Bar & Bakery ESSEN 08 Pioniere 09 Fusioniert 10 Helvetisch 11 Preiswert Saraghina Die im Holzofen gebackene neapolitanische Pizza des «Saraghina» lockte schon vor Jahren Manhattan-Foodies an die Ecke Lewis Avenue und Halsey Street. Die labyrinthartigen Räume der Pizzeria haben den rustikalen Charme eines Brockenhauses. Die jüngste Erweiterung ist eine Bäckerei mit Laden. Im Angebot: Ciabatta, hausgemachte Pasta und ein starker Espresso. 750 Myrtle Diner Das täglich wechselnde Menu mit japanischer Fusionsküche enttäuscht den experimentierfreudigen Gaumen nie. Hier werden spanischer Chorizo und Tofu auf rezyklierter Pappe aufgetischt. Das HeimwerkerArt-déco-Ambiente bricht humorvoll mit Traditionen. L’Antagoniste Im Herzen von Bedford-Stuyvesant eröffnete der TibetSchweizer Amadeus Broger sein jüngstes Restaurant. Schweizer Perfektion, Liebe zum Detail und eine authentische französische Küche treffen hier auf eine entspannte Atmosphäre. «Von der Farm auf den Tisch» lautet das Motto der Küche. Klassiker wie Steakfrites oder Duck à l’orange werden mit saisonalen Gerichten ergänzt. Zweifellos auch der beste Service im Quartier. A&A Bake & Double Shop «Mild», «plenty» oder «slight» sind die magischen Worte beim Bestellen. Das kleine Take-out-Lokal frittiert Doubles, ein typisches Frühstück aus Trinidad. Die mit Kichererbsen-Curry gefüllten Teigtaschen sind mit Tamarinde, Apfel- und Mangosauce gewürzt und füllen den Magen für wenige Dollars. 750 Myr tle Avenue saraghinabrooklyn.com 481 Nostrand Avenue lantagoniste.com «Oft schlafe ich im Auto auf einem Parkplatz in der Nähe der werdenden Mutter und warte, bis der Anruf kommt. Letzten Montag wollte eine Frau mit ihrem Mann bis zum letzten Moment allein sein. Sie erwartete ihr zweites Kind, hatte ein breites Becken. Das Pressen würde nicht lange dauern. Kurz nach Mitternacht schrieb mir die Doula, es sei so weit. Ich kam gerade noch rechtzeitig in der Wohnung an, um dem Baby auf die Welt zu helfen. Um vier Uhr morgens war ich wieder zu Hause und unter der Dusche. Zwei Geburten in weniger als zwölf Stunden hinterliessen ihre Spuren. Am Morgen danach fuhr ich nach Philadelphia, um dort als Wahlhelferin für Hillary Clinton zu arbeiten. Sie steht für Frauenrechte, das Recht auf gute medizinische Versorgung, das Recht auf Selbstbestimmung und das Recht auf eine natürliche Geburt. Auf meinem Weg zurück nach Brooklyn realisierte ich, dass Trump auf dem Siegeszug war. Meine Tochter und ich weinten aus Verzweiflung gemeinsam am Telefon. Noch am selben Abend kam der nächste Anruf. Ein kleines Mädchen war auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft und wollte geboren werden.» facebook.com/humnbirth 10 – L’Antagoniste UNTERWEGS Wandbild der lokalen Rap-Legende The Notorious B.I.G. SHOPPING Bedford-Stuyvesant ist von Manhattan aus mit der U-Bahn in zwanzig Minuten zu erreichen. Am schönsten ist die Fahrt im J-Train über die Williamsburg-Brücke. Angekommen, mietet man sich am besten ein «Citibike», um das Quartier zu erkunden. Brooklyn ist mehr oder weniger flach. So ist man auf dem Fahrrad bequem unterwegs. Besuchern bietet Citibike einen Tagespass an. Aber aufgepasst, das Fahrrad muss alle dreissig Minuten eingeloggt werden. Wer ein Stück Quartieralltag erleben will, der fährt im Bus. An jeder Ecke gibt es eine Haltestelle. Die Standorte von Citibike findet man auf citibikenyc.com. SCHLAFEN 12 Streetwear 13 Made in Brooklyn 14 Süss 15 Feudal Bedstuy Fly Authentischer StreetStyle aus der hood (Nachbarschaft), so bezeichnet Besitzer S. King seine Kleidermarke. Zwei Tauben, das Markenzeichen, zieren T-Shirts, Sweatpants und BaseballCaps. Auch die Brooklyn-Rapperin Young M.A (ihr Hit: «OOOUUU»), die gerade die Charts stürmt, ist stolze Trägerin des Labels. KidSuper Studios Die Modekollektion von KidSuper wird in limitierter Auflage in Brooklyn von Hand bedruckt und bemalt. Der Laden mit hellblauer Fassade ist Atelier, Werkstatt und Treffpunkt zugleich. Zurzeit arbeitet der Künstler, Designer und Geschäftsführer Colm Dillane an einem neuen Logo für die Schweizer Eishockeymannschaft Genf/Servette. Dough Brooklyn Die besten Doughnuts im Grossraum New York. Der herrlich süss-fettige Duft dringt bis auf die Strasse und lockt in den Laden. Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. Hibiskus, Blutorange, Zimt und Zucker, Passionsfrucht und Kokosnuss liegen in der Auslage. Leider hat nur eine dieser Kalorienbomben in einem durchschnittlichen Magen Platz. Akwaaba Mansion Das Bed & Breakfast in einer herrschaftlichen Bierbrauer-Villa aus dem 19. Jahrhundert hat nur vier Zimmer. Ein deftiges southern Frühstück am offenen Kamin, High Tea auf der Veranda oder ein frisches Glas Limonade unter dem Kastanienbaum geniesst, wer frühzeitig plant und bucht. Akwaaba heisst: Willkommen zu Hause in Stuyvesant Heights! DZ ab 205 Dollar. bedstuyfly.com kidsuper.land doughdoughnuts.com 11 – A&A Shop Brooklyn akwaaba.com 15 – Akwaaba Mansion Destillate weiterer Städte finden Sie online auf: bellevue.nzz.ch ZUGABE 60 Z ZU GEWINNEN Britische Weihnachten 1 2 GE W I N N E N S I E E I N E S V O N 3 0 S E T S M I T « M I N I AT U R E S » - DU F T K E R Z E N U N D S E I F E N V O N J O M A L O N E L O N DO N I M W E R T V O N J E 17 8 F R A N K E N 1 « C H R I S T M A S M I N I AT U R E S C A N DL E C O L L E C T I O N », F Ü N F K E R Z E N À 3 5 g 2 « C H R I S T M A S M I N I AT U R E S S OA P C O L L EC T I O N », V I E R S E I F E N À 5 0 g Teilnahmeschlus s 11. DE Z E M BE R 2 0 16 Am Wettbewerb teilnehmen können Sie online auf: bellevue.nzz.ch Wer Düfte mag, kommt kaum an Jo Malone London vorbei. Vor über 20 Jahren fing die gleichnamige Gründerin an, in ihrer Küche verschiedene Öle zu mischen. 1994 eröffnete sie eine eigene Manufaktur und Boutique in London, die schnell einmal zum Geheimtipp avancierte. Mittlerweile darf man die zeitlosen, eleganten Düfte für sie, ihn und das Zuhause als Klassiker bezeichnen. Das Besondere: Jeder Duft ist so aufgebaut, dass er gut mit anderen Malone-Nuancen kombiniert werden kann – was es einem ermöglicht, seinen persönlichen Signature-Duft zu kreieren. Zu Weihnachten gibt es limitierte GeschenkBoxen. Dazu gehört die Christmas Miniatures Candle Collection mit den fünf Duftkerzen Sweet Almond & Macaroon, Green Tomato Leaf, Frosted Cherry & Clove, Pomegranate Noir und Peony & Blush Suede. Ein weiteres Highlight ist die Christmas Miniatures Soap Collection mit den vier Seifen Lime Basil & Mandarin, English Pear & Freesia, Pomegranate Noir und Red Roses. Wir verlosen 30 Sets (Kerzen und Seifen) im Wert von je 178 Franken. Am Wettbewerb teilnehmen können Sie online auf bellevue. nzz.ch. Viel Glück! Mi tarbei tende der N Z Z-Mediengruppe sind zur Teilnahme am Wet tbewerb nicht berecht igt . Aus den richtigen Einsendungen werden eine Woche nach Erscheinen des Magazins in der Redak tion die 3 0 L ose gezogen. Die Gewinner werden schrif tlich benachrichtigt . Mit der Teilnahme am Wet tbewerb erklären Sie sich dami t einvers tanden, dass die Neue Zürcher Zei tung AG alle für die Durchführung und A bwicklung des Wet tbewerbs er forderlichen Daten erhebt und diese für den Zei traum des Wet tbewerbs speicher t . Ausserdem erklären Sie sich dami t einvers tanden, dass Ihre Daten für Marketingz wecke, zur Kundenpflege und für personalisier te Werbung ver wendet werden dür fen. Die Daten können zu diesen Zwecken auch innerhalb der NZ Z-Mediengruppe wei tergegeben und ver wendet werden. Die Gewinnerlis ten werden nicht öf fentlich publizier t . Der Recht sweg is t ausgeschlossen, Mehr fachteilnahmen werden gelöscht . Teilnahmeschluss für den Wet tbewerb is t der 11. 12 . 2 016 . IMPRESSUM Z – Die Substanz des Stils is t ein Magazin der N Z Z Chefredak tion F elix E . Müller (fem.) Nicole A l thaus (na.) Redak tionelle Leitung Malena Ruder (rud.) Redak tion K im Dang (kid.) Chris tina Hubbeling (chu.) Jocelyne Iten (ijo.) A nna Kaminsk y (aky.) Peter Keller (kep.) Oliver Schmuki (ols.) David S treif f Cor ti (das.) Rober to Zimmermann (roz.) F lorian Zobl (fzo.) Autoren Ursula Borer, A ndrea Bornhauser, Elisabeth Bronfen, Bice Curiger, Raphael Güller, Sarah Illenberger, Richard Kägi, Manfred Paps t , Monica Pozzi, Jeroen van Rooijen, Barbara V inken, Marc Zi t zmann Ar t-Direction Claudio Gmür (clg.) L ayout A lexandra Kojic (akc.) Jürg S tur zenegger Produk tionsleitung Daniela Salm Bildredak tion A nton J. Erni (aje.) Korrek torat Eva Koenig, Barbara S tuppia Adresse Redak tion N Z Z am Sonntag Pos t fach CH- 8 0 21 Zürich E-Mail: z @ nz z.ch w w w. z.nzz .ch Adresse Verlag N Z Z-Verlag Falkens trasse 11 Pos t fach CH- 8 0 21 Zürich verlag@ nz z.ch Anzeigen Deutschschweiz N Z Z Media Solutions AG Falkens trasse 11 Pos t fach CH- 8 0 21 Zürich Telefon + 41 4 4 2 5 8 16 9 8 Fax + 41 4 4 2 5 8 13 7 0 inserate @ nz z.ch w w w.nzzmediasolutions.ch A ntje Pet zold Key-Account-Managerin Telefon + 41 4 4 2 5 8 13 5 7 antje.pet zold@ nz z.ch Anzeigen Westschweiz N Z Z Media Solutions AG Avenue Mon-Repos 2 2 Case pos tale 7 0 8 2 CH-10 0 2 L ausanne Telefon + 41 21 317 8 8 0 8 Fax + 41 4 4 2 5 8 13 7 0 Inserate @ nz z.ch w w w.nzzmediasolutions.ch Yves Gumy, Key-Account-Manager Telefon + 41 21 317 8 8 0 8 y ves.gumy @ nz z.ch Einzelhef te können zum Preis von Fr. 7. 5 0 unter w w w. z.nz z .ch bezogen werden. BE ZUGSQUEL L EN Lithos S t . Galler Tagblat t AG Druck Prinovis Breslauer S trasse 3 0 0 D- 9 0 471 Nürnberg Konzept und Creative Direction W inkreative w w w.winkreative.com Druckauflage 2 5 7 0 0 0 E xemplare A lle A r tikel wurden exklusiv für « Z – Die Subs tanz des S tils» geschrieben. A lle Rechte vorbehal ten. Jede Ver wendung der redak tionellen Tex te (insbesondere deren Ver vielfäl tigung, Verbrei tung, Speicherung und Bearbei tung) bedar f der schrif tlichen Zus timmung durch die Redak tion. F erner is t diese berecht igt , veröf fentlichte Bei träge in eigenen gedruck ten und elek tronischen Produk ten zu ver wenden oder eine Nut zung Dri t ten zu ges tat ten. Für jegliche Ver wendung von Inseraten is t die Zus timmung der Geschäf t slei tung einzuholen. Unternehmensleitung Vei t Dengler (CEO) Projek t verant wor tung S teven Neubauer Projek tleitung L arissa Bieler ISSN 16 6 2 –15 7 3 © 2 016 Neue Zürcher Zei tung AG Dezember 2016 Akris www.akris.ch Armani www.armani.com Ar tiana www.artiana.ch Aux ar ts du feu www.auxartsdufeu.ch Breguet www.breguet.com Bucherer www.bucherer.com Bulgari www.bulgari.com Car tier www.cartier.com Chanel www.chanel.com Chopard www.chopard.com Christian Dior www.dior.com Comme des Garçons www.comme-des-garcons.com Einzigar t www.einzigart.ch En Soie www.ensoie.com Fidelio www.fideliokleider.ch Globus www.globus.ch Gübelin www.gubelin.com Hannes B www.hannes-b.ch Hanro www.hanro.com Hermès www.hermes.com Hieronymus www.hieronymus-cp.com Hugo Boss www.hugoboss.com Kurz www.kurzschmuckuhren.ch L a Perla www.laperla.com Limited Stock www.limited-stock.com Lyn Lingerie www.lynlingerie.ch Marie Jo www.mariejo.com Meister Silber www.meister-silber.ch Montblanc www.montblanc.com Ole Lynggaard Copenhagen www.olelynggaard.com Olympus www.olympus-global.com Oris www.oris.ch Panerai www.panerai.com Piaget www.piaget.com POC www.pocsports.com Pomellato www.pomellato.com Rolex www.rolex.com Schönstaub www.schoenstaub.com Sony www.sony.ch Stöckli www.stoeckli.ch Tasoni www.tasoni.com Teo Jakob www.teojakob.ch Tif fany & Co. www.tiffany.com Trois Pommes www.troispommes.ch Türler www.tuerler.ch Two Rooms www.tworooms.ch Van Cleef & Arpels www.vancleefarpels.com Vitra www.vitra.com Wohnbedar f www.wohnbedarf.ch Zenith www.zenith-watches.com Z 61 ZUGABE ROUND TABL E R edak t io n J O C E LY N E I T E N WIR LEBEN IN EINER SEXUALISIERTEN GESELLSCHAFT OHNE SEX M AGGI E TA PERT «Sexper tin» und Buchautorin A LE X A N DR E H Ä F ELI «Wir sind oversexed and underfucked. Diese traurige Angelegenheit resultiert aus sexueller Langeweile. Jahre mit dem gleichen Partner, im gleichen Bett mit demselben repetitiven Programm: eine Zunge hier, ein Finger da; rein, raus, schlafen. In Langzeitbeziehungen gibt es selten Überraschungen. Viele Pärchen geben sich mit unerfülltem, Orgasmus-gesteuertem Sex am Ende eines strengen Arbeitstages zufrieden. Mit diesem vorherrschenden sexuellen Minimalismus verlieren selbst hingebungsvolle Paare ihren kreativen Sex-Drive. Um die Erotik wiederaufleben zu lassen, muss Sex Priorität haben. Und zwar indem die eigene Sexualität entdeckt und die tiefsten Sehnsüchte dem Partner mitgeteilt werden. Nur so wird der eigene sexuelle Ausdruck authentisch. Eine ehrliche Kommunikation ist das heilende Elixier, um das Feuer zwischen den Laken wieder zu entfachen.» Fotograf «In meinen Fotografien fokussiere ich komplett auf die Erotik des männlichen Körpers. Erotik entsteht meiner Meinung nach aus dem, was wir sehen und was nicht. Viel davon hat mit Projektionen und Phantasien zu tun. Meine Bilder sollen zum Hinschauen, Träumen und Begehren anregen. Ich mag es, Grenzen auszuloten, und zelebriere das Spiel zwischen blosser erotischer Andeutung und offener Sexualität. Soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram machen den Körper zum Objekt, und das scheint völlig akzeptiert zu werden. Aber sie verbieten wiederum strikt die Darstellung von blanker Nacktheit und Sexualität. Ich plädiere deshalb für eine visuelle Infragestellung und Darstellung des Körpers und der Sexualität.» TA L AYA SCH M I D Festivalleitung Porny Days Zürich «Uns wird alles als sexy verkauft, doch wenn es um echten Sex samt Schweiss und Körperdüften geht, herrscht Zurückhaltung. Zu Beginn des Film-Kunst-Festivals ‹Porny Days› war es schwierig, Nicht-Mainstream-Material zu finden. Wir hatten lediglich eine einzige DVD mit subversiven, überraschenden und feministischen Sexfilmen. Doch die Wahrheit ist, dass es eine wachsende Menge an kreativen Netzwerken und Alternativen zur oberflächlichen Sexiness gibt. Die Werbung, People-Magazine und kommerzielle Pornografie, welche als schnell konsumierbare Ware angepriesen wird, erregen aber viel mehr Aufmerksamkeit als unabhängige, subversive Stimmen.» E ST H ER ELISA BET H SCH Ü TZ Klinische Sexologin und Leiterin des Instituts für Sexualtherapie in Uster «Diese Hypothese scheint mir etwas gewagt, denn Sexualität spielt für beide Geschlechter nach wie vor eine wichtige Rolle. Die durchschnittlichen Paare haben auch nicht weniger Sex als vor dreissig Jahren. Unter dem Begriff der sexualisierten Gesellschaft wird oft verstanden, dass unsere Gesellschaft zu sehr auf das Thema fokussiere und dies die sexuelle Lust vermindere. Für Einzelne mag das zutreffen. Die Mehrheit aber ist froh, dass die Zeiten der Ur- und Grosseltern vorbei sind, in denen alles rund um Sexualität tabuisiert wurde und es viel öfter zu verdeckter sexueller Gewalt kam. Heute werden wir mit vielen Angeboten konfrontiert. Wir müssen selbst entscheiden, was, wie und wie häufig wir selbst oder in einer Liebesbeziehung Sexualität ausleben möchten. Eine offene Gesellschaft trägt aus meiner Sicht dazu bei, das eigene Sexualverhalten zu überdenken, weiterzuentwickeln, um dessen Genuss als Quelle der Lebensfreude für sich selbst und in einer Liebesbeziehung zu nutzen.» K A R I N ST I ER LI N Sexualpädagogin und Gründerin von Taboobreaker «Die sexualisierte Gesellschaft kann als tabuloser Umgang mit sexuellen Themen definiert werden. Eine Gruppe, die dabei oft in den Fokus gerät, sind die Jugendlichen. In meiner Arbeit als Sexualpädagogin nehme ich diese Zielgruppe als verantwortungsbewusst und kritisch wahr, die sich in dieser vielschichtigen Thematik mit einer gesunden Neugierde bewegt, ohne dass diese in einem Extremverhalten gipfelt. Das Entdecken und Ausprobieren einer lustvollen und selbstbestimmten Sexualität hat aus meiner Sicht wenig mit sexualisiertem Benehmen zu tun. Viel mehr tun wir als Erwachsene gut daran, Jugendlichen auf gleicher Augenhöhe ohne moralisierenden Zeigefinger zu begegnen, um ihnen eine reflektierte und bereichernde Auseinandersetzung mit der komplexen Vielfalt der Sexualität zu ermöglichen.» Dezember 2016 62 Z ZUGABE ZITAT A us ge s uch t un d ko m men t ier t v o n M A N F R E D PA P S T « Opiat, Of fene TÜR das: im Gefängnis DER IDENTITÄT; führt in den GEFÄNGNISHOF.» Ambrose Bierce (1842 –1914), amerikanischer Journalist und Schriftsteller Wir sind gefangen in unserem Ich. Im Traum, im Rausch, im Sex versuchen wir, Grenzen zu überschreiten und wenigstens vorübergehend uns selber zu entrinnen. Wir wollen nicht nur anders sein, als wir sind, sondern jemand ganz anderer werden. Drogen, so scheint es uns, können dabei helfen. Sie stossen Türen auf. Doch diese führen nicht ins Freie, sondern lediglich auf den Gefängnishof. Da können wir eine Runde drehen, bevor wir wieder in die Zelle unserer Nüchternheit eingeschlossen werden. Diese Einsicht steht im «Wör terbuch des Teufels» von Ambrose Bierce, einer unerschöpflichen Quelle für gestandene Zyniker und solche, die es werden wollen. Meine Welt. Meine Karte. crbasel Das bin ich, Frohnatur und Besitzerin einer Cornèrcard Classic. Für alle und alles die passende Karte. cornercard.ch Breguet, créateur. Flyback-Chronograph Type XXI 3817 Der Chronograph Type XXI 3817 ist, wie alle seit 1954 von Breguet produzierten Type-XX-Stoppuhren, mit der legendären Flyback-Funktion ausgestattet, dem augenblicklichen Nullen und Neustart der Zähler. Er verfügt über sämtliche technischen und ästhetischen Codes einer wahren Fliegeruhr. Der Saphirglasboden offenbart alle Einzelheiten des mechanischen Uhrwerks mit seinen Siliziumkomponenten und der goldenen Schwungmasse. Wir schreiben die Geschichte fort... B O U T I Q U E S B R E G U E T – B A H N H O F S T R A S S E 3 1 Z Ü R I C H + 4 1 4 4 2 15 11 8 8 – B A H N H O F S T R A S S E 1 G S TA A D + 4 1 3 3 7 4 4 3 0 8 8 4 0 , R U E D U R H Ô N E G E N È V E + 4 1 2 2 3 1 7 4 9 2 0 – W W W. B R E G U E T. C O M