Gewaltsame Erstickung - Institut für Rechtsmedizin
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Gewaltsame Erstickung - Institut für Rechtsmedizin
Gewaltsame Erstickung Erhängen, Erdrosseln, Erwürgen, Erwürgen Tod im Wasser Charité Ch ité – Universitätsmedizin U i ität di i B Berlin li Institut für Rechtsmedizin Hannoversche Str. 6 10115 Berlin Dr. med. Sven Schmidt 1. Pathophysiologie des Erstickens I Inneres Ersticken E ti k X Tod durch Behinderung des Sauerstofftransports der Erythrozyten und/oder der Sauerstoffverwertung durch die Körperzellen Äußeres Ersticken X Tod durch Verlegung der Luftwege und/oder Behinderung der Atemmechanik und/oder Sauerstoffmangel der geatmeten Luft 1. Pathophysiologie des Erstickens A h kti h Ersticken Asphyktisches E ti k X Sauerstoffmangel bei gleichzeitiger Behinderung einer Abatmung von Kohlendioxid Hypoxisches Ersticken X Sauerstoffmangel bei gleichzeitig erhaltener Möglichkeit einer Abatmung von Kohlendioxid 2. Allgemeine Erstickungsbefunde X Petechiale Blutungen (Stauungsblutungen) - LidLid und Augenbindehäute - Mundschleimhaut - Hinterohrregion - seröse Häute der Brustorgane (Epikard, Pleura, Thymuskapsel X Zyanose der Gesichtshaut X Stauung und Dunsung der Gesichtsweichteile X Lungenblähung X Akute Dilatation der rechten Herzhälfte X Flüssiges Leichenblut X Bl tarm t der Milz Blutarmut Mil 2. Allgemeine Erstickungsbefunde Beweis eines gewaltsamen Erstickungstodes Nachweis des Erstickungsmechanismus D Ausschluß anderer Todesursachen D 3. Strangulation Hauptformen des Strangulationstodes sowie der beteiligten pathophysiologischen Letalfaktoren 3. Strangulation Erhängen g Def.: - Halskompression mittels eines Strangwerkzeuges durch eigenes Körpergewicht Ptg.: - Kompression der Halsarterien und/oder Halsvenen mit Zirkulationsstop im Gehirn - Verlegung der Atemwege durch Kompression der Trachea oder Hochdrücken des Zungengrundes Frg.: - Differentialdiagnostische Abgrenzung - Todesart: Suizid oder Unfall bzw. bzw Fremdtötung - Symptome überlebten Hängens - Vitalität 3. Strangulation Typisches Erhängen X symmetrisch um den Hals liegendes, nach hinten ansteigendes Strangwerkzeug und X Lage des Knotens am höchsten Punkt in Nackenmitte und X frei hängender Körper Atypisches Erhängen X asymmetrisch liegendes Strangwerkzeug oder X Knoten bzw. höchster Punkt außerhalb der Nackenmitte oder d X Kontakt des Körpers mit dem Boden Mögliche Körperpositionen sowie Knoten- und Stranglagen mit resultierenden Arterienokklusionen beim Erhängen 3. Strangulation Subjektive Wahrnehmungen X E fi d Empfindungslosigkeit l i k it X Schnelligkeit der Gedanken und Einbildungen X Glückseligkeit, erotische Gefühle X Panoramaschau („Quick motion pictures, Zeitrafferphänomen“) 3. Strangulation Erstickungsstadien beim Erhängen X Eintritt von Bewußtlosigkeit und Handlungsunfähigkeit - nach ca. 10 s (starke initiale Gesichtszyanose) X in und exspiratorische Dyspnoe in- für ca. 1 min (Beinahe-Kontraktur der Hals- und Atemhilfsmuskulatur; Heraustreten der Zunge) X tonisch-klonische Krämpfe - 8 bis 10 konvulsivische Zyklen für ca. 15 bis 30 s (evtl Kot-, (evtl. Kot Urin-, Urin Samenabgang) X Apnoe - für ca. 1 bis 2 min X terminale Schnappatmung X iirreversibler ibl Todeseintritt T d i t itt - nach 5 bis 10 min (Herzaktion evtl. 20 bis 30 min) 3. Strangulation Äußere Befunde X Ä Äußere Strangmarke X Zwischenkammblutungen X Selbstrettungsspuren X häufiges Fehlen von petechialen Blutungen der Gesichtshaut und Schleimhäute sowie von Dunsung und Zyanose des Gesichts X Blutaustritt aus Nase, Mund oder Ohren X Anschlagspuren g X Leichenflecke an abhängenden Körperpartien X Salivation Tränenfluß, Salivation, Tränenfluß Pupillenzeichen X Erektion, Ejakulation 3. Strangulation Innere Befunde X Innere Strangmarke X Verletzungen von Zungenbein und Kehlkopf X Periostale Blutungen am Ursprung des M. sternocleidomastoideus X häufiges Fehlen von Blutungen der Halsmuskulatur und Atemhilfsmuskulatur X Simonsche Blutungen X Halsmuskelzerreißungen, Dekapitation X Querrisse der Gefäßintima der Aa. carotides X Fraktur des Dens axis mit Halsmarkquetschung X Ohrzeichen 3. Strangulation Vitale Zeichen X petechiale Blutungen X Speichelabrinnspur X Kehlkopfblutungen X Einblutungen der vorderen Halsmuskulatur X Zwischenkammblutungen X Periostale Blutungen am Ursprung des M.sternocleidoM sternocleido mastoideus X Simonsche Blutungen 3. Strangulation Erdrosseln Def.: - Halskompression mittels eines Strangwerkzeuges durch Muskelkraft Ptg.: - Kompression der Halsgefäße, v. a. der Halsvenen, mit Zirkulationseinschränkung g im Gehirn - Verlegung der Atemwege durch Kompression der Trachea - Reflexmechanismen Frg.: - Differentialdiagnostische Abgrenzung - Todesart: Suizid oder Fremdtötung - Symptome überlebten Drosselns - Vitalität 3. Strangulation Äußere Befunde X D Drosselmarke l k X Stauung und Dunsung des Gesichts X Blutaustritt aus Nase, Mund oder Ohren X petechiale Blutungen der Gesichtshaut und Schleimhäute 3. Strangulation Innere Befunde X kräftige Einblutungen der Halsmuskulatur, v. a. unter der Drosselmarke X Frakturen F kt von Zungenbein Z b i und/oder d/ d oberen b Schildknorpelhörnern X petechiale Blutungen der Kehlkopfschleimhaut X petechiale Blutungen der serösen Häute (Pleura visceralis, Perikard, Thymuskapsel) X querstreifige Unterblutungen der Zungengrundmuskulatur X feinblasig-schaumiger Inhalt der Trachea 3. Strangulation Erwürgen g Def.: - Halskompression durch eine oder beide Hände von vorn oder hinten Ptg.: - unvollständige Kompression der Halsgefäße mit Zirkulationseinschränkung g im Gehirn - Verlegung der Atemwege durch Kompression von Larynx und Trachea - Reflexmechanismen Frg.: - Differentialdiagnostische Abgrenzung - Symptome überlebten Würgens - Vitalität 3. Strangulation Äußere Befunde X Wü Würgemale l X Stauung und Dunsung des Gesichts X Blutaustritt aus Nase, Mund oder Ohren X petechiale Blutungen der Gesichtshaut und Schleimhäute 3. Strangulation Innere Befunde X kräftige Einblutungen der Kopfschwarteninnenfläche, der Knochenhaut des Schädeldaches, der Hals-, Nacken- und Rückenmuskulatur X Frakturen von Zungenbein und/oder oberen Schildknorpelhörnern X petechiale Blutungen der Kehlkopfschleimhaut X petechiale Blutungen der serösen Häute (Pleura visceralis, Perikard, Thymuskapsel) X querstreifige Unterblutungen der Zungengrund Zungengrundmuskulatur, des Gaumenbogens und des Pharynx