Die drei Säulen der Innovation - Fakultät Wirtschafts

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Die drei Säulen der Innovation - Fakultät Wirtschafts
Innovationspolitik
Die drei Säulen der Innovation –
Bildungsausgaben, Bildungsbeteiligung
und Bildungsqualität:
Was kann der Staat tun?
Seminararbeit zu „Aktuelle Probleme der Wirtschaftspolitik“
Universität Hamburg
Lehrstuhl Internationale Wirtschaftsbeziehungen
Prof. Dr. Thomas Straubhaar
Wintersemester 2007/2008
Eva Louise Dressel / Gregor Kaiser
22. Oktober 2007
Inhalt
1
Einleitung ......................................................................................................................... 1
2
Die wirtschaftspolitische Bedeutung von Innovation ................................................. 2
2.1
2.2
2.3
2.4
3
Wohlstand durch Wachstum ...................................................................................... 2
Wachstumsdeterminanten ......................................................................................... 2
Definition von Innovation............................................................................................ 3
Innovationsrenten ...................................................................................................... 3
Humankapital als wesentlicher Faktor von Wachstum im Allgemeinen und
Innovationen im Speziellen ................................................................................................... 4
3.1
3.2
Humankapital, Sozialkapital und Wissenskapital als Basis von Innovation ............... 4
Humankapital als Wachstumsfaktor........................................................................... 4
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.3
3.4
4
Bestimmungsfaktoren von Innovationsfähigkeit......................................................... 7
Bildung ....................................................................................................................... 7
Bildungsausgaben .......................................................................................................... 8
5.1
5.2
5.3
6
Humankapital als Innovationsfaktor ........................................................................... 6
Externe Effekte von Humankapital............................................................................. 6
Bildung als Handlungsfeld zur Humankapitalsteigerung ........................................... 7
4.1
4.2
5
Grundlegendes Verständnis ...................................................................................... 8
Theoretische Ansätze ................................................................................................ 9
Situation Deutschlands im internationalen Vergleich ................................................. 9
Bildungsbeteiligung...................................................................................................... 10
6.1
6.2
Begriffsdefinition ...................................................................................................... 10
Empirie der Bildungsbeteiligung nach Bereichen .................................................... 10
6.2.1
6.2.2
6.2.3
6.2.4
6.2.5
6.2.6
6.3
7
Neoklassisches Wachstumsmodell .................................................................... 4
Endogenes Wachstumsmodell ........................................................................... 5
Empirische Evidenz ............................................................................................ 6
Bildungsbeteiligung Deutschlands im EU-Vergleich ......................................... 10
Bildung im Elementar- und Primarbereich (ISCED 0 und ISCED 1) ................. 10
Altersspezifische Bildungsbeteiligung im Sekundarbereich (ISCED 2 bis 5) .... 11
Tertiäre Bildung (ISCED 5 und ISCED 6) ......................................................... 11
Geschlechtsspezifische Bildungsbeteiligung .................................................... 11
Schüler mit Migrationshintergrund .................................................................... 12
Ableitung der Bildungsbeteiligung auf die Innovationsfähigkeit ............................... 12
Bildungsqualität ............................................................................................................ 12
7.1
7.2
7.3
Elemente der Bildungsqualität ................................................................................. 12
Bewertungsansätze von Bildungsqualität ................................................................ 13
Möglichkeiten der Qualitätssteigerung ..................................................................... 13
8
Handlungsempfehlungen ............................................................................................. 14
9
Zusammenfassung ....................................................................................................... 18
Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 20
Appendix ............................................................................................................................... 25
ii
1 Einleitung
In unserer globalisierten, arbeitsteiligen Welt besitzen andere Länder als Deutschland
sowohl natürliche Ressourcenvorkommen als auch komparative Kostenvorteile bei der
arbeitsintensiven Produkterstellung und dem Anbieten von Dienstleistungen. Diese Nachteile
gilt es für eine sich auf hohem Wohlstandsniveau befindende sowie technologisch
entwickelte Nation durch besonders hohe Qualität und stetige Innovationen auszugleichen
mit dem Ziel der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und Erarbeitung einer Spitzenposition.
Noch findet der internationale Innovationswettbewerb zwischen Industrienationen statt. Zu
einem aussagekräftigen Innovationsvergleich reicht daher das Heranziehen von 17 hoch
eintwickelten Nationen. Deutschland liegt in diesem Vergleich momentan im unteren
Mittelfeld auf Rang 7 (DIW 2006: 9). Das ist für die Ansprüche genauso wie für die
Zukunftsfähigkeit Deutschlands unbefriedigend, gerade im Hinblick auf schnell mit großen
Industriestaaten wie Westeuropa und den USA konvergierende Staaten, zum Beispiel Indien
oder China.
Der Begriff Innovation, abgeleitet vom Lateinischen novus (neu) und innovatio (Erneuerung),
bezeichnet die marktfähige Umsetzung einer technischen oder organisatorischen Erfindung
beziehungsweise Invention. Bereits hier wird deutlich, dass der treibende Faktor von
Innovation der Mensch ist. Gemeint ist hierbei nicht der Mensch als ausführende Arbeitskraft,
sondern als denkender, kreativer und ideengenerierender Schöpfer.
Bei der Bevölkerungsbasis Deutschlands von rund 82 Millionen Einwohnern liegen völlig
unterschiedliche Fähigkeiten, Leistungsstärken, Leistungswillen und Potenziale vor. Ziel
muss es also sein, das durchschnittliche Niveau dauerhaft zu steigern. Dies kann nur durch
Bildung erreicht werden. Neben der individuellen Bedeutung von Bildung als Qualifikation am
Arbeitsmarkt und der persönlichen Entwicklung trägt Bildung auch wesentlich zum
Wirtschaftspotenzial sowie dem kulturellen und sozialen Leben einer Volkswirtschaft bei.
Vorliegende Arbeit beschäftigt sich zunächst mit der grundsätzlichen Definition des
Innovationsbegriffs sowie der volkswirtschaftlichen Relevanz für Wachstum und Wohlstand
eines Landes und legt auf Grund der außerordentlichen Bedeutung des Faktors
Humankapital für Innovationen, der durch Bildungsinvestitionen steigerbar ist, den Fokus auf
die
innovationspolitischen
Säulen
Bildungsausgaben,
Bildungsbeteiligungen
und
Bildungsqualität. Abschließend werden bildungspolitische Handlungsempfehlungen für die
Bundesrepublik Deutschland aufgezeigt.
Die Methodik dieser Arbeit thematisiert hauptsächlich die Politik, wobei zu Beginn
theoretische Grundlagen aus Wachstums-, Humankapital- und Innovationstheorie gelegt
werden.
Den
zentralen
Teil
der
Arbeit
bilden
die
Bereiche
Bildungsausgaben,
Bildungsbeteiligung und Bildungsqualität. Sie wurden einzeln bezüglich theoretischer
Fundamente und empirischer Evidenz bearbeitet. Daraus resultierende, erzielbare politische
Schlussfolgerungen werden unter dem Punkt Handlungsempfehlungen ausgeführt.
1
2 Die wirtschaftspolitische Bedeutung von Innovation
2.1
Wohlstand durch Wachstum
Der Schwerpunkt einer jeden Volkswirtschaft ist unbeachtet anderer politischer Ziele, die
Generierung, Erhaltung und Erhöhung des Wohlstandes. Der Weg dorthin gestaltet sich für
verschiedene Staaten in Abhängigkeit von ihrer Grundausstattung und Ausgangssituation
unterschiedlich, er führt immer aber auch vorbei am Konzept des Wachstums.
Im jetzigen globalen Zeitalter ist Offenheit für eine wachsende Volkswirtschaft unerlässlich.
Landläufig
gesehen
haben
ressourcenreiche
Länder
mit
ihrer
naturgegebenen
Einkommensquelle bessere wirtschaftliche Voraussetzungen. Ebenfalls wichtig ist eine
breite, junge und gut ausgebildete arbeitende Bevölkerung. Seit Beginn der rapiden
wirtschaftlichen Entwicklung, grob datiert auf die industrielle Revolution, hat sich die
gegebene Entwicklungsstufe eines Landes immer mehr als Kriterium herausgebildet. Die
Schere zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern klafft mehr und mehr
auseinander.
Doch sind oben genannte Faustregeln nicht mehr generell gültig. Die Preise am
Rohstoffmarkt unterliegen Schwankungen und sind zum Beispiel für Agrarprodukte stark
gefallen. Je nach Ressourcenart können die Quellen versiegen, so dass es nicht ratsam ist,
sich auf diesem Vorteil auszuruhen. Manche Länder nutzen auch gerade ihren komparativen
Vorteil aus dem Vorhandensein von günstiger Arbeitskraft. Zudem ist eine Veränderung der
Sichtweise angemessen. Bisher unterschätzte Länder werden technologisch leistungsfähiger
und stellen ernsthafte Konkurrenz zu alteingesessenen, wirtschaftliche Vorherrschaft
beanspruchenden Staaten, wie zum Beispiel dem westlichen Europa.
In diesem Zusammenhang ist Deutschland als hoch entwickelt, offen und global agierend,
jedoch rohstoffarm, alternd und im Bevölkerungswachstum retardierend zu charakterisieren.
Vor allem deswegen ist die Innovationsfähigkeit für die künftige ökonomische Entwicklung
dieses Landes so wichtig.
2.2
Wachstumsdeterminanten
Nach dieser groben Situationsdarstellung sollen nun die Bestimmungsfaktoren für
Wirtschaftswachstum genauer benannt werden. Diese sind nach Paul Samuelson der
ordnungspolitische Rahmen, Verfügbarkeit von natürlichen Ressourcen, Quantität und
Qualität von Humankapital sowie technischer Fortschritt und Innovation. Ergänzt wird diese
Aufzählung noch durch soziale Faktoren wie Wertesystem und Leistungsvorbild der
Gesellschaft, die entscheidend zur Ausprägung unternehmerischer Tätigkeit beitragen.
Dennoch hat sich gezeigt, dass technischem Fortschritt und Innovation in neuerer Zeit die
größte Bedeutung beigemessen werden muss. Dies ist keineswegs reine Theorie, sondern
hat ihre praktische Ausprägung in der Historie gezeigt. Den Wendepunkt stellt die
Industrialisierungsbewegung im 19. Jahrhundert dar. Davor wurde Wohlstand von Grund und
Boden bestimmt. Später waren die Länder erfolgreich, die den technischen Fortschritt
2
maßgeblich beeinflussten und zu nutzen wussten und somit eine breite Kapitalbasis
aufbauten. Alle anderen fielen zurück (Berger 2006: 140 f.).
2.3
Definition von Innovation
Im Weiteren soll der Faktor Innovation behandelt werden. Nach Joseph Schumpeter, einem
Pionier der Innovationstheorie, definiert man Innovation als die Erzeugung und erfolgreiche
wirtschaftliche Umsetzung von Neuerungen. Dabei gehört zum Innovationsprozess nicht nur
die reine Erfindung, Invention genannt, sondern auch die erstmalige Nutzung und
Verbreitung beziehungsweise Diffusion der Neuerung unter den Wirtschaftssubjekten
(Fagerberg/Mowery/Nelson 2005: 4 ff.). Diese Unterscheidung von Innovation von der
bloßen Invention ist für eine angemessene Diskussion des Themas Innovationspolitik,
gerade für den Standort Deutschland grundlegend. Invention ist das erfinderische
Gedankengut einer Idee, sie geht der Innovation demnach voraus, welche die Invention über
einen
Realisierungsprozess
in
ein
marktfähiges,
erfolgreiches
Produkt
umsetzt
(Fagerberg/Mowery/Nelson 2005: 4 f.). Dabei wird deutlich, dass es für Innovationen nicht
nur der Erfinder selber bedarf, sondern auch wirtschaftlich geschickter und risikobereiter
Umsetzer und Investoren sowie einer aufgeschlossenen Nutzerschaft. Im Bereich der
Invention ist Deutschland als „Heimat der Tüftler“ bislang unkritisch zu sehen, es mangelt
vielmehr an der Umsetzung und Vermarktung, das heißt an der über die Erfindung
hinausgehenden Innovationstätigkeit. Viele Neuerungen werden von Deutschen erfunden,
dann aber von anderen gewinnbringend hergestellt und vertrieben. Das mag zum einen an
wenig wirtschaftsfördernden Rahmenbedingungen, zum anderen an einem Mangel an
Entrepreneurship bei den Wirtschaftssubjekten liegen. Wie wichtig Innovation gerade für ein
Hochlohnland ist wird im Folgenden erläutert (Berger 2006: 141).
2.4
Innovationsrenten
Auf mikroökonomischer Ebene ist ein Wirtschaftssubjekt, das ein neues Produkt entwickelt
und erfolgreich einführt, in der Lage, einen höheren Preis für dieses Produkt zu erzielen. Als
einziger Anbieter setzt er außerdem größere Mengen ab. Der Unterschied zwischen diesem
erhöhten Gewinn und dem niedrigeren Gewinn, der unter vollständiger Konkurrenz erzielt
worden wäre, ist die sogenannte Innovationsrente: In ihrer Art ist sie ähnlich einer
Monopolrente. Der Innovator wird somit für seine Mühe belohnt. Dadurch, dass mehr und
mehr Nachahmer in den Markt eintreten, verringern sich die Innovationsrenten, bis sie
schließlich ganz entfallen und man es mit einem Markt mit vollkommenem Wettbewerb zu
tun hat. Um weitere Renten zu erzielen bedarf es daher neuer Innovationen. Diese
Darstellung kann man auf die makroökonomische Ebene übertragen. Eine innovative
Volkswirtschaft lässt sich von den Ländern, die neue Produkte nicht selber herstellen
können, reich entlohnen. Das innovative Land ist so in der Lage, höhere Löhne zu zahlen.
Wachstum und Wohlstand steigen. Mehr Innovationen führen folglich zu vermehrtem
3
Wohlstand.
Da
Innovationsrenten
durch
Imitatoren
versiegen,
ist
kontinuierliche
Innovationstätigkeit notwendig (Berger 2006: 142 f.).
3 Humankapital als wesentlicher Faktor von Wachstum im
Allgemeinen und Innovationen im Speziellen
3.1
Humankapital, Sozialkapital und Wissenskapital als Basis von Innovation
Die herausragende Bedeutung der Innovation für Wachstum und Wohlstand wurde gezeigt.
Daraus ergibt sich folgende Frage: Wovon wird die Entwicklung neuer Produkte,
Produktionsprozesse und Organisationsabläufe beeinflusst? Zusammenfassend stößt man
auf die Konzepte Human-, Wissens- und Sozialkapital. Mit Humankapital bezeichnet man an
eine Person gebundenes, durch Erziehung, Aus- und Weiterbildung und Erfahrung
erworbenes Wissen sowie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für wirtschaftliche
Aktivitäten genutzt werden, während Wissenskapital das ungebundene Wissen einer
Volkswirtschaft ist. Es kann durch Veröffentlichungen oder Patente kodifiziert oder in
unkodifizierter Form in Institutionen eingebettet sein. Sozialkapital stellt die gesellschaftlichen
Normen und Werte dar (Soete/Wurzel/Drewello 2002). Alle diese Bereiche sind für die
Innovationsfähigkeit bedeutend und werden in den unten folgenden Handlungsempfehlungen
bedacht, im Sinne der Kürze dieser Arbeit wird lediglich das Humankapital als vorrangiger
Faktor näher beleuchtet.
3.2
Humankapital als Wachstumsfaktor
3.2.1
Neoklassisches Wachstumsmodell
Wenn man die Bedeutung von Humankapital für Wirtschaftswachstum untersucht, hat man
es naturgemäß mit einer anderen Gewichtung zu tun, als wenn nur der Humankapitaleinfluss
auf Innovation in Betracht gezogen wird, da auch die Produktivitätssteigerung auf die rein
ausführende und nicht nur auf die erfinderische und an neue Technologien lediglich
anpassende Arbeitstätigkeit miteinbezogen werden. An dieser Stelle wird dennoch eine
Darstellung dieses Zusammenhangs gegeben, da aus dieser theoretischen Grundlage eine
Vorstellung zur Relevanz von Humankapital gewonnen werden kann.
Es ist möglich, Humankapital als Inputfaktor in bestehenden Wachstumstheorien zu
modellieren. Dafür bietet sich das neoklassische Wachstumsmodell nach Robert Solow an,
in dem technischer Fortschritt ein exogener Parameter ist und welches sich für einen
interstaatlichen Wachstumsvergleich bewährt hat. Bei der ausschließlichen Betrachtung des
Wachstums eines einzelnen Staates stößt die neoklassische Wachstumstheorie aufgrund
der Exogenität des technischen Fortschritts an ihre Grenzen. Somit erklärt dieses Modell das
unterschiedliche Wachstum verschiedener Staaten durch ihren jeweiligen technischen
Stand. Aussagekräftig ist dieses Modell nur bei Einbeziehung sowohl des Sachkapitals als
auch des Humankapitals (Gundlach 1998: 616). Die Cobb-Douglas-Produktionsfunktion mit
Y als Output, K als Sachkapital, L als Arbeitskraft und A als technischer Fortschritt wird um
den Faktor Humankapital H erweitert zu
4
Y (t ) = K (t )α H (t )β ( A(t ) L(t ))1−α−β
(Koman/Marin 1999: 3). In Anlehnung an Maddison hat Sachkapital bei Industrieländern
einen Einkommensanteil am Sozialprodukt von ungefähr einem Drittel und Humankapital
einen Anteil von zwei Dritteln. Dieser Einkommensanteil lässt sich auch als die
Produktionselastizität des jeweiligen Kapitals unter der Prämisse konstanter Skalenerträge
und vollkommenen Wettbewerbs deuten (Gundlach 1999: 356). Sie fließen in die Funktion
als α und β ein. Sach- und Humankapitalbestand erhöhen sich um die konstanten
Sparquoten sk und sh und verringern sich jeweils um eine Abnutzungsrate δ. Arbeitskraft L
und technischer Fortschritt A wachsen exogen (Koman/Marin 1999: 3). Aus dem
Grundmodell der solowschen Wachstumstheorie geht hervor, dass eine Erhöhung der
Sparquote sk zu einer höheren Sachkapitalausstattung je Arbeitskraft im Steady-state und
somit zu einem höheren Pro-Kopf-Output führt. Analog dazu erhöht eine höhere Sparquote
sh
innerhalb
einer
Volkswirtschaft
in
Form
von
Bildung
und
Fortbildung
die
Humankapitalausstattung je Arbeiter und führt dadurch wiederum zu einem höheren ProKopf-Output. Langfristig gesehen hängt das Pro-Kopf-Ergebnis also sowohl davon ab, wie
viel eine Volkswirtschaft spart, was im keynesianischen Sinn äquivalent zu ihren
Investitionen ist (Blanchard 2003: 58 f.), als auch wie viel sie in Bildung investiert. Genauso
wie Sachkapital einer Abnutzung unterliegt, kann auch Humankapital verfallen. Diese kann
durch regelmäßige Anwendung der Fähigkeiten verlangsamt werden (Blanchard 2003: 238).
3.2.2
Endogenes Wachstumsmodell
Es ist neben dem um Humankapital erweiterten neoklassischen Wachstumsmodell auch
möglich, das endogene Wachstumsmodell in Anlehnung an Paul Romer zu betrachten, um
den Effekt von Humankapital auf volkswirtschaftliches Wachstum zu verdeutlichen. Hierbei
ist technischer Fortschritt kein exogener Parameter mehr. Nach neoklassischer Sichtweise
trägt Humankapital bei gegebenem technischen Wissen direkt als Produktionsfaktor zum
Wachstum bei, während im endogenen Modell technischer Fortschritt erst entwickelt werden
muss. Es ist das Humankapital, welches dessen Entwicklung maßgeblich beeinflusst
(Wößmann 2007: 32). Bei Betrachtung dieses Modells erklären sich Wachstumsunterschiede
zwischen verschiedenen Staaten durch ihre unterschiedliche Humankapitalausstattung, nicht
durch ihren gegebenen technischen Stand (Fuhrmann/Böhringer 2007: 1127 f.). Sach- und
Humankapital unterliegen nicht unbedingt der Abnutzung, vielmehr kommt es zu
Wissensübertragungen zwischen Anbietern sowie zu positiven externen Effekten. Nach
Robert Barro kann die Wachstumsrate des Pro-Kopf Outputs Δy als Funktion des gegebenen
Pro-Kopf-Outputs y und des steady-state Pro-Kopf-Outputs y* dargestellt werden:
Δy = f ( y , y*) mit y* = f ( Z ) .
Man sieht deutlich, dass sich y durch Steigerung des langfristig erzielbaren Pro-KopfOutputlevels erhöht. Die Determinante Z kann dabei aus verschiedenen Einflussgrößen
5
modelliert werden, beispielsweise aus der Qualifikation der Arbeitskräfte oder anderen
bildungsbezogenen Variablen (Wilson/Briscoe 2004: 41).
3.2.3
Empirische Evidenz
Bisher wurde zur empirischen Messung des Einflusses von Humankapital auf die
wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere im Sinne der neoklassischen Theorie, lediglich auf
die Anzahl der Schuljahre abgezielt. Der so gesuchte Zusammenhang konnte nicht valide
ermittelt werden. (Gundlach 1998: 619 f.) Das zeigt, dass auch weitere Determinanten zur
Quantifizierung von Humankapital einbezogen werden müssen wie zum Beispiel Qualität der
schulischen Ausbildung, Lernen am Arbeitsplatz und Ernährungs- und Gesundheitszustand.
Die beiden Letztgenannten sind relevant, können für Industrienationen jedoch allgemein als
gegeben angesehen werden, für Entwicklungsländer bedeuten sie Handlungsbedarf.
Bezüglich des Einflusses der weiteren Determinanten liegen keine geeigneten Studien vor.
Die Signifikanz von Humankapital auf die wirtschaftliche Entwicklung kann daher nur
theoretisch angenommen werden, sie ist jedoch als hoch einzustufen (Gundlach 1998: 621).
3.3
Humankapital als Innovationsfaktor
Der Einfluss von Humankapital auf Innovation wurde in seiner Bedeutung für das Wachstum
einer Volkswirtschaft schon implizit genannt und dargestellt. Dem wird an dieser Stelle durch
eine Zusammenfassung Rechnung getragen. Eine detaillierte Untersuchung entfällt im
Rahmen dieser Arbeit. In der neoklassischen Wachstumstheorie ist technischer Fortschritt
eine exogene Variable, das heißt er ist im Modell nicht veränderbar und Humankapital dient
vornehmlich der Arbeitsproduktivitätssteigerung. Betrachtet man dagegen das endogene
Wachstumsmodell, ist technischer Fortschritt Ergebnis von Inputfaktoren wie gesteigertem
Humankapital (Wößmann 2007: 32). Höher qualifizierte Arbeitskräfte generieren neues
Wissen und steigern und beschleunigen dessen Verbreitung. Die Investition in Humankapital
in Form von Bildungsmaßnahmen dient daher nicht allein der Höherqualifikation des
Arbeiters, wovon im ersten Moment er selber durch eine bessere Stellung auf dem
Arbeitsmarkt profitiert, sondern sie dient allgemein dem technischen und sozialen Fortschritt
(Soete/Wurzel/Drewello 2002).
3.4
Externe Effekte von Humankapital
Durch die Faktorgebundenheit des Wissens ist Humankapital ein privates Gut, bei dem
Rivalität und das Ausschlussprinzip besteht. Wie allerdings bereits gezeigt, dient gezielter
Humankapitaleinsatz dem Aufbau von Wissen, welches dann dem Wissenskapital
zugerechnet wird und bei dem die Rivalitätseigenschaft aufgehoben ist. Wissen ist daher ein
öffentliches Gut (Fuhrmann/Böhringer 2007: 1127). Dieser Wissensaufbau entsprich in etwa
dem technischen Fortschritt und ist somit unter anderem einer der externen Effekte der
Humankapitalakkumulation, da er zum Großteil nicht rein privater Natur ist. In diese
Kategorie fällt auch die intergenerationale Wissensverbreitung, das heißt junge Menschen
profitieren von dem Wissen der Älteren (de la Fuente 2004: 88 f.). Für unsere Thematik
6
nebensächlich sind weitere Externalitäten von Humankapital, nämlich dass aus einem
höherer Bildungsniveau in der Regel ein besserer Gesundheitszustand, eine niedrigere
Kriminalitätsrate sowie ein gesteigertes Umweltbewusstsein und Staatsbürgertum folgt.
Diese Effekte können sich wiederum auf indirekte Weise positiv auf eine Volkswirtschaft
auswirken. Investitionen in Humankapital sind daher nicht nur wegen des direkten Einflusses
auf Wachstum und Wohlstand zu fördern (Wilson/Briscoe 2004: 47).
4 Bildung als Handlungsfeld zur Humankapitalsteigerung
4.1
Bestimmungsfaktoren von Innovationsfähigkeit
Die Innovationsfähigkeit eines Landes wird von zwei Dimensionen bestimmt. Zum einen von
den Akteuren und zum anderen vom Innovationssystem. Die drei Akteure sind die
Unternehmen, der Staat und die Gesellschaft. Das Innovationssystem besteht aus sieben
Faktoren. Diese sind Bildung, Forschung und Entwicklung, Regulierung und Wettbewerb,
Finanzierung, innovationsfreundliche Nachfrage, Vernetzung sowie Umsetzung in der
Produktion. (DIW 2006: 12 f.). Dabei kommt den Unternehmen die aktive Rolle der
Umsetzung
und
Einführung
am
Markt
zu,
während
der
Staat
für
förderliche
Rahmenbedingungen wie geeignetes Wirtschaftsförderungs- und Rechtssystem, öffentlichen
Forschungsinstitutionen
und
Besserqualifikation
der
Wirtschaftssubjekte
durch
Bildungsmaßnahmen wie auch einer gewissen Nachfrage nach Innovation sorgen muss. Die
Bedeutung einer aufgeschlossenen, aktiven und risikofreudigen Gesellschaft sollte nicht
unterschätzt werden. Sie trägt wie der Staat zur Innovationsnachfrage bei und kann über
Bildung gefördert werden. Im Vergleich zu den anderen 16 Industriestaaten liegt
Deutschland bei den Unternehmen auf Platz 7 und hat in einigen Teilbereichen sogar eine
Position in den oberen Rängen (DIW 2006: 17 ff.). Dagegen konnte dem Staat nur Rang 9
(DIW 2006: 29 ff.) und der Gesellschaft sogar nur Rang 10 (DIW 2006: 39 ff.) von insgesamt
17 gegeben werden. Handlungsbedarf ist also auf vielerlei Ebenen geboten, um im
internationalen Vergleich in Zukunft bestehen zu können.
4.2
Bildung
Im Innovationsindikator Deutschland wird von diesen sieben Faktoren der Bildung mit 21%
die höchste Gewichtung beigemessen, gefolgt von Nachfrage nach Innovation mit 19% und
Forschung mit 18% (DIW 2006: 57). Wenn man bedenkt, dass ein höherer Bildungsstand die
Nachfrager innovationsfreundlicher stimmt, kommt Bildung eine sogar größere Bedeutung
zu. Daher befasst sich vorliegende Arbeit mit dieser wichtigsten Einflussgröße. Bildung hat
als ökonomisches Gut zwei Eigenschaften. Es kann Konsumgut, aber auch Investitionsgut
sein. Bildung kann man aus Interesse oder Neugier konsumieren, während sie auch zu einer
besseren Arbeitsqualifikation und dadurch höheren künftigen Einkommen für Individuum und
Staat beiträgt. In diesem Fall erfüllt Bildung ihren Investitionszweck (Straubhaar/Winz 1992:
32
ff.).
Aus
angesprochen
der
erweiterten
hervor,
dass
neoklassischen
mit
Investition
Wachstumstheorie
in
Humankapital
geht
in
7
wie
bereits
Form
von
Bildungsmaßnahmen die Produktivität dieses Faktors gesteigert wird. Die endogene
Wachstumstheorie misst Bildung die Bedeutung des wichtigsten Inputfaktors für technischen
Fortschritt bei, welcher wiederum maßgeblich für volkswirtschaftliches Wachstum ist
(Wößmann 2007: 32). Mit Bildungsmaßnahmen sind Kosten verbunden. Diese existieren als
Bildungsausgaben wie auch in Form von Opportunitätskosten durch entgangenen
Arbeitslohn während der Bildungszeit. So wie steigende Bildung auch im Interesse des
Staates ist, so ist dessen Beteiligung am Bildungssystem und seinen Kosten sowohl legitim
als auch für die effiziente Ausgestaltung dieses Systems notwendig (Wößmann 2007: 34).
Andernfalls würden nicht genug Menschen Bildungsanstrengungen auf sich nehmen, wie es
für die Volkswirtschaft förderlich wäre (Gundlach 1999: 346).
Aus oben angesprochenem Innovationsindikator geht hervor, dass Deutschland derzeit im
Bereich der Bildung im Sinne der Innovationsförderung auf Rang 11 von 17 und damit eher
schlecht im internationalen Vergleich liegt (DIW 2006: 63). Durch diese mangelhafte
Positionierung wird die Innovationsfähigkeit Deutschlands heruntergezogen, die ansonsten
auch gut ausgeprägte Bereiche wie Umsetzung mit Rang 3, Vernetzung zwischen
Unternehmen, Hochschulen und Forschungszentren mit Rang 4 und Forschung und
Entwicklung mit Rang 5 vorzuweisen hat (DIW 2006: 13). Wobei diese zum Großteil Wirkung
auf die momentane Innovationstätigkeit haben. Bildung hingegen entfaltet ihre Wirkung erst
zeitversetzt. Um Zukunftsfähigkeit des Innovationssystems zu garantieren, muss der
Bildungssektor frühzeitig leistungsfähiger gemacht werden, sonst gehen bestehende Stärken
verloren. Heute verfügt Deutschland zum Beispiel noch über relativ viele junge Fachkräfte,
aber der Nachwuchs ist gering. Vom Innovationsindikator bekommt Deutschland hier nur den
vorletzten Platz zugewiesen (DIW 2006: 65). Anschließende Darlegung behandelt
Handlungsfelder zur Verbesserung der Bildungssituation. Dabei werden unter Konzentration
auf den Akteur Staat Bildungsausgaben, -beteiligung und -qualität als maßgebliche Säulen
näher beleuchtet. In jedem Bereich wird auf zugrunde liegende Theorie und Empirie
eingegangen,
mögliche
politische
Maßnahmen
werden
im
Abschnitt
Handlungsempfehlungen genannt.
5 Bildungsausgaben
5.1
Grundlegendes Verständnis
Obwohl ein statistischer Zusammenhang von Bildungsausgaben zu Leistungsstand von
Schülern empirisch nicht nachgewiesen werden konnte, sondern sich eher qualitative
Faktoren wie Schüler-Lehrer-Verhältnis, Ausbildung der Lehrer oder Sachmittelausstattung
auf das Leistungsniveau auswirken, wird dennoch der Bildungsfinanzierung ein Abschnitt
gewürdigt, da es nahe liegt, dass monetären Investitionen in Bildung die Qualität verbessern
(Gundlach 1999: 347). Bildungsausgaben sind eine Zutat von vielen für die Steigerung von
Bildungsqualität.
8
5.2
Theoretische Ansätze
Zur Erklärung der Höhe und Verteilung von Bildungsausgaben können mehrere
Theorieansätze herangezogen werden. Der erste davon ist das politische Erbe, das heißt die
Bildungsausgaben eines Staates werden von den Ausgaben vorangegangener Perioden
bestimmt. Als zweiter Erklärungsansatz fungieren sozioökonomische und soziokulturelle
Faktoren wie die wirtschaftliche Situation, demographische Bevölkerungsverteilung, Religion
und über einen negativen Zusammenhang der Anteil des sekundären Sektors. Aus der
dritten Theorie geht die Bedeutung der Ausgestaltung des Bildungswesens durch unter
anderem Personaleinsatz, Klassengrößen und Bildungsbeteiligung der Bevölkerung hervor.
Der vierte Ansatz bespricht die Bedeutung von konkurrierenden politischen Programmen und
staatlicher
Finanzsituation.
Der
Haushaltsetat
ist
endlich
und
muss
unter
den
Sozialpolitikfeldern nach ihren jeweiligen Gewichtungen aufgeteilt werden. Fünftens werden
politische
und
institutionelle
Faktoren
untersucht,
zum
Beispiel
Föderalismus,
Direktdemokratie und Mehrheitserfordernisse. Diesen Faktoren kann eine negative
Korrelation unterstellt werden. Die maßgebliche politische Richtung in der Regierung spielt
ebenfalls eine Rolle. Sechstens, der Stärke organisierter Interessen wie Gewerkschaften und
Frauenerwerbsbeteiligung wird ein positiver Einfluss auf Bildungsausgaben zugemessen. Als
letzter Theorieansatz sei die Internationale Hypothese genannt. Laut dieser geht von der
wirtschaftlichen Offenheit einer Volkswirtschaft ein positiver Effekt aus (Nikolai 2007: 27 ff.).
5.3
Situation Deutschlands im internationalen Vergleich
Im Bereich der Bildungsfinanzierung im 17-Nationen-Vergleich liegt Deutschland weit unten
auf dem 12. Platz. Als Referenz wurde dabei das Verhältnis der Ausgaben für öffentliche und
private
Bildungseinrichtungen
Ausgaben
je
zum
Bildungsteilnehmer
Bruttoinlandsprodukt
genommen.
und
Deutschland
die
gibt
durchschnittlichen
bezogen
auf
das
Bruttoinlandsprodukt lediglich 5,3% seiner finanziellen Ressourcen aus und liegt damit unter
dem
OECD-Durchschnitt
von
5,9%
(DIW
2006:
64
f.).
Relativiert
wird
dieses
unterdurchschnittliche Abschneiden durch die Tatsache, dass Deutschland vergleichsweise
ein großes Budget hat und viel in sein Sozialsystem investiert und dadurch der Prozentwert
der Bildungsausgaben heruntergedrückt wird. Aussagekräftiger sind daher die Ausgaben je
Schüler beziehungsweise Student (Wößmann 2007: 35 f.).
Im Jahr 2003 gab Deutschland 7.000 Euro pro Schüler für Bildungseinrichtungen aus und lag
damit geringfügig über dem OECD-Durchschnitt von 6.500 Euro. Die Werte variieren jedoch
stark nach Bundesländern und den nach ISCED standardisierten und klassifizierten Stufen
(Appendix, Erklärung zu ISCED). Der hohe Wert wird nur erreicht durch die starke
Beteiligung der deutschen Wirtschaft über das duale Ausbildungssystem. Der Primarbereich
liegt mit 4.400 Euro unter dem OECD-Durchschnitt von 5.200 Euro, ebenso wie
Sekundarbereich I und allgemeiner Sekundarbereich II. Nur durch überdurchschnittlich hohe
Ausgaben im beruflichen Sekundarbereich II von 12.100 Euro, bei einem OECD-Schnitt von
7.500, liegt der deutsche Ausgabenanteil am gesamten Sekundarbereich mit 6.800 Euro
9
knapp über den OECD-durchschnittlichen 6.600 Euro. Im Ländervergleich liegt Spitzenreiter
Hamburg mit 8.400 Euro weit über und Schlusslicht Nordrhein-Westfalen mit 6.500 Euro
genau bei OECD-Schnitt. Diese Diskrepanzen sind auf Unterschiede in qualitativen Faktoren
wie
Klassengrößen,
Lehrmittelfreiheit
oder
Sachmittelausstattung
zurückzuführen
(Statistisches Bundesamt 09.2006: 51 ff. / Appendix Abbildung 1).
Man sieht hieraus, dass der deutsche Staat noch zu geringe Bildungsinvestitionen tätigt.
Problematisch ist die Bildungsfinanzierung gerade in ärmeren Bundesländern, die daher im
Innovationswettbewerb zurückfallen. Mit einer jährlichen Ausgabensteigerung von 34
Milliarden Euro wäre es möglich notwendige Reformen durchzuführen. Dann würde der
Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt auf 6,76%, also deutlich über OECDDurchschnitt, steigen (DIW 2006: 74).
6 Bildungsbeteiligung
6.1
Begriffsdefinition
Der Begriff Bildungsbeteiligung ist mit zwei verschiedenen Bedeutungen belegt. Zum einen
kann man hierunter die Beteiligung privater Investoren an einem staatlichen Bildungssystem
verstehen, in welcher Form und aus welchen Intentionen auch immer. Dieser Thematik
widmen wir uns unter anderem im Abschnitt Handlungsempfehlungen. Die andere,
klassische
Auffassung,
mit
welcher
wir
uns
im
Folgenden
befassen,
definiert
Bildungsbeteiligung als einen Ausdruck für die prozentuale Partizipation der Bevölkerung an
verschiedenen Bildungsstufen und/oder -einrichtungen.
6.2
Empirie der Bildungsbeteiligung nach Bereichen
6.2.1
Bildungsbeteiligung Deutschlands im EU-Vergleich
Der Anteil der Schüler und Studierenden an der Gesamtbevölkerung der EU-25 über
sämtliche Bildungsstufen hinweg (ISCED 0 bis ISCED 6) lag 2001/2002 in den meisten
Staaten zwischen 20% und 25%. Auffällig ist hier bereits, dass Deutschland mit 20,5% einen
Rang im unteren Mittelfeld und sogar unter dem EU-25-Durchschnitt (23,1%) einnimmt
(EURYDICE 2005: 127). Relativierend ist allerdings hinzuzufügen, dass sich die
Bevölkerungsstruktur der einzelnen Staaten erheblich auf die Bildungsbeteiligungsquoten
auswirkt. Dies sei auch für die weiteren Ausführungen vermerkt.
6.2.2
Bildung im Elementar- und Primarbereich (ISCED 0 und ISCED 1)
Die Besuchsquoten der Vorschulen der drei- bis sechs-Jährigen sind in den letzten Jahren
kontinuierlich gestiegen. Lag die Besuchsquote der 4-jährigen Vorschüler in Deutschland
1979/80 noch bei 64,2%, so war sie 1989/90 schon bei 72,90% und erreichte 2001/02 88,9%
(EURYDICE 2005: 133). Allerdings haben mit Luxemburg und Großbritannien lediglich zwei
Staaten eine Verpflichtung für Vorschulerziehung. Auch die Altersstruktur zu Beginn eines
Vor- oder Primarschulangebots ist europaweit gestreut. In Deutschland zeigt sich eine
durchschnittliche
Partizipation,
allerdings
wird
auch
deutlich,
dass
10
Kinder
erst
vergleichsweise spät in eine Primarschule eintreten, obwohl sie bereits in jüngstem Alter
besonders lernfähig sind und hier die Weichen für erfolgreiches Lernen gestellt werden
(Appendix, Abbildung 2).
6.2.3
Altersspezifische Bildungsbeteiligung im Sekundarbereich (ISCED 2 bis 5)
Der späte Eintritt in die Primarschule kann als Anfangsursache für die Problematik der
langen Bildungslaufbahn im Vergleich zu anderen Staaten angesehen werden. Dieser Trend
setzt sich auch in den weiteren Bildungsstufen (ISCED 2-5) fort. Zu erkennen ist, dass
deutsche Schüler und Studenten vergleichsweise mit höherem Alter in eine anschließende
Bildungsstufe treten beispielsweise diese mit Abschluss verlassen als Jugendliche und junge
Erwachsene in anderen Staaten (Appendix, Abbildung 3). Das Altersspektrum ist gerade bei
den Studierenden in Deutschland viel breiter und umfasst auch ältere Altersgruppen
(EURYDICE 2005: 136 ff.).
Ein weiteres Alarmsignal ist die überproportionale Abnahme der Schulbesuche deutscher
Jugendlicher nach Ende der Schulpflicht. Die Teilnahmequote liegt in Deutschland im Laufe
des zweiten Jahres nach Ende der Schulpflicht bei nur noch etwa 50%, während einige
Staaten über 80% vorweisen können. Ein wenig relativierend ist zu vermerken, dass mit 18
Jahren die Schulpflicht in Deutschland recht lange währt und der Unterschied zwischen
Jungen und Mädchen nicht signifikant ist (EURYDICE 2005: 141 ff.).
6.2.4
Tertiäre Bildung (ISCED 5 und ISCED 6)
Zu bedenken ist außerdem die Entwicklung der Studierendenanzahl im Tertiärbereich. Hier
belegt Deutschland mit einem beängstigenden, nahezu stagnierenden Niveau einen
unterdurchschnittlichen Platz, zumal andere, insbesondere osteuropäische EU-Staaten
deutlich positive Wachstumsraten verzeichnen (Appendix, Abbildung 4 und 5).
So ist es kaum verwunderlich, dass Deutschland auch bezüglich der tertiären
Bildungsbeteiligung der 18- bis 39-Jährigen geschlechtsunabhängig unter dem EU-27Durchschnitt liegt (EURYDICE 2007: 41).
Insbesondere
bei
stark
nachgefragtem
akademischen
Nachwuchs
aus
naturwissenschaftlichen Fächern absolvieren zu wenig Studenten ein Studium (DIW 2006:
66).
6.2.5
Geschlechtsspezifische Bildungsbeteiligung
Erwähnenswert ist zudem, dass Frauen grundsätzlich bei fortgeschrittenen Bildungswegen
unterrepräsentiert
sind
und
bevorzugt
pädagogische,
sozialwissenschaftliche
oder
wirtschaftswissenschaftliche, weniger jedoch naturwissenschaftliche Studiengänge belegen.
Deutschland spielt diesbezüglich im EU-Vergleich keine wesentliche Außenseiterrolle
(EURYDICE 2005: 42 ff.). Jedoch ist der Anteil weiblicher Studierender steigend und war mit
circa 944.000 von insgesamt 1,976 Millionen nahezu paritätisch (Statistisches Bundesamt
12.2006: 120).
11
6.2.6
Schüler mit Migrationshintergrund
Mit 15,4% Schülern mit Migrationshintergrund lag Deutschland 2003 deutlich über dem EU25-Durchschnitt. Anhand der Statistik ist gut zu erkennen, dass andere hochentwickelte
Staaten wie beispielsweise Belgien, Frankreich, Luxemburg und Österreich ebenfalls einen
hohen Migrantenanteil vorzuweisen haben (EURYDICE 2005: 131). Die Integration dieser
Gruppe wurde als eines der zentralen Ziele der Bildungspolitik erkannt und behandelt, wie
auch aktuell am Symposium „Integration durch Bildung im 21.Jahrhundert – eine
Herausforderung für Public-Private-Partnerships“ zu erkennen ist (Bundesregierung 2007).
6.3
Ableitung der Bildungsbeteiligung auf die Innovationsfähigkeit
Im Bereich der tertiären Bildungsbeteiligung wird besonders erschreckend deutlich, welche
Defizite Deutschland zu bewältigen hat, um unter den Global Playern nicht nur mitzuhalten,
sondern an der Spitze zu stehen. Denn gerade diese Bildungsstufe beschäftigt sich mit
analytischem
Denken,
wissenschaftlichem
Arbeiten,
persönlicher
Entwicklung
und
Horizonterweiterung durch beispielsweise Auslandssemester oder studienfachübergreifende
Diskussionen, sowie der Forschung und Entwicklung innovativer Ideen oder Optimierung
bestehender Prozesse.
Aufgrund der Tatsache, dass viele Erfindungen einen universitären Ursprung haben, muss
bewusst sein, dass nicht nur die Partizipation niedriger und das Durchschnittsalter deutscher
Studierender hoch ist, sondern dass es vor allem an qualitativen Veränderungen mangelt.
Genannt seien an dieser Stelle zum Beispiel die Anzahl der Professoren und Dozenten, die
Modernität der Ausstattung in Laboren und multimedialen Einrichtungen sowie die
Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen zur zeit- und praxisnahen Umsetzung der
Forschungsergebnisse in den Markt.
Erste positive Schritte wurden bereits mit der Einführung von Studiengebühren und der
verstärkten Beteiligung privater Investoren (Public Private Partnership) sowie etlichen
Initiativen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und wirtschaftlichen
Stiftungen getan – weitere müssen dringend folgen.
7 Bildungsqualität
7.1
Elemente der Bildungsqualität
Mindestens ebenso wichtig wie die Bildungsbeteiligung und Bildungsausgaben für den
Aufbau von Humankapital und somit der Innovationsfähigkeit eines Staates ist die
Bildungsqualität. Was aber ist Bildungsqualität? Sie setzt sich aus verschiedenen
Teilbereichen zusammen, der wichtigste ist jedoch, sicherzustellen, dass Schüler tatsächlich
lernen (Hanushek/Wößmann 2007: 1). Weitere Elemente beleuchtet das UNESCO
Programm Education for All. Hierzu zählen insbesondere die für Deutschland relevante
„Ausweitung und Verbesserung der frühkindlichen Betreuung und Erziehung, insbesondere
für gefährdete und benachteiligte Kleinkinder“, „Absicherung der Lernbedürfnisse von
Jugendlichen durch Zugang zu Lernangeboten und Training von Basisqualifikationen“,
12
„Reduzierung der Analphabetenrate bei Erwachsenen um die Hälfte bis zum Jahr 2015 und
Sicherung eines angemessenen Grundbildungsniveaus für Erwachsene“ sowie die
„Verbesserung der Bildungsqualität“ und angepasste, relevante Lerninhalte (UNESCO
2007).
Verschiedenste international vergleichende Studien wie TIMSS oder PISA beweisen jedoch
seit Jahren, dass das Leistungsniveau deutscher Schüler nicht nur unterdurchschnittlich ist,
sondern es außerdem ein massives Qualitätsgefälle zwischen den Bundeslängern gibt (DIW
2006: 74).
7.2
Bewertungsansätze von Bildungsqualität
Die Erreichung von einheitlicher Bildungsqualität gilt es ebenfalls zu verfolgen. Ein Jahr
Schule zum Beispiel in der Internatsstadt Salem ist offenkundig nicht gleich produktiv wie ein
Jahr Schule andernorts (Hanushek/Wößmann 2007: 1).
Insbesondere bei naturwissenschaftlichen Bereichen hat Deutschland Defizite gegenüber
vergleichbaren Staaten. Die insgesamt schlechten Ergebnisse der Qualität sind auf
strukturelle
Probleme
der
Bildungspolitik
zurückzuführen
(DIW
2006:
74).
Die
Bildungsqualität ist primär ausschlaggebend für höhere Einkommensnettorenditen und
ökonomisches
Wachstum,
weniger
die
Bildungsquantität.
Wobei
hier
ein
enger
Zusammenhang besteht: viele Jahre gelernt bedeutet verallgemeinert mehr Bildungsqualität
(Hanushek/Wößmann 2007: 2 ff.). Außerdem müssen Kinder dann intensiev lernen, wenn es
ihnen besonders leicht fällt. Diese erste Lernphase ist bei deim durchschnittlichen
Einschulalter von 6,8 Jahren bereits vorbei (DIW 2006: 74).
Bildungsqualität ist ansatzweise messbar in Form von Beobachtung und Bewertung
kognitiver
Fähigkeiten,
zum
Beispiel
durch
die
PISA
Schülerstudie,
das
Hochulforschungsrankings Shanghai und das Ranking des „Times Higher Education
Supplement“. In die Bewertung fließen unter anderem die Forschungsleistungen, die ProKopf-Zitationsraten,
die
Relation
von
Dozenten
und
Studenten
sowie
die
unter
Wissenschaftlern ermittelte Reputation der Universitäten mit ein. Außerdem werden
Managerumfragen des World Economic Forum berücksichtigt, in denen Führungskräfte
einschätzen, inwieweit das jeweilige staatliche Bildungssystem den Anforerungen einer
wettbewerbsfähigen Wirtschaft genügt. Die Ergebnisse dieser Studien weisen für
Deutschland in der Regel ein allenfalls passables, oft jedoch schlechtes Ranking auf den
Schlussplätzen aus. Weiche Faktoren wie beispielsweise die Anzahl von Patenten,
Publikationen und Zitaten wurden ebenfalls berücksichtigt (DIW 2006: 66 ff.).
7.3
Möglichkeiten der Qualitätssteigerung
Des weiteren wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen Bildungsqualität und
Wirtschaftswachstum nachgewiesen. Hier schneidet Deutschland recht gut ab, hat seit 1979
jedoch kontinuierlich an Plätzen und Gesamtpunktzahl nachgelassen. Dieser Trend ist
alarmierend (Hanushek/Wößmann 2007: 6). Um Qualität zu steigern ist es nicht vorrangig
13
wichtig, dass mehr und mehr Geld für Bildung zur Verfügung gestellt, sondern dass das
vorhandene Geld gezielt und effizient verteilt und eingesetzt wird (Hanushek/Wößmann
2007: 14 ff.). Hierzu zählt beispielsweise auch die Ausbildung, Weiterbildung und Bezahlung
der Lehrer und Pädagogen. Bessere Lehrerausbildung, praxisnahes Studium, neue
Lehrmethoden, allgemeinbildende und fächerübergreifende Elemente und einen unabhängig
vom
Studienfach
naturwissenschaftlich-mathematischen
Einfluss
bedeuten
einen
einschneidenden und sinnvollen Perspektivwechsel (DIW 2006: 72). Zudem ist es nicht nur
für unser Rentensystem monetär von Vorteil, weniger Lehrer zu verbeamten, ein
Angestelltenstatus
führt
zu
dauerhaften
Anstrengungen,
der
Einführung
von
leistungsabhängiger Vergütung über Bewertungssysteme und somit zu mehr Wettbewerb
und Qualitätsverbesserung des Unterrichts. Zur Verbesserung von kognitiven Fähigkeiten
von Schülern und Studenten führen erwiesenermaßen Auswahl und Wettbewerb zwischen
den Schulen, dezentrale und autonome Schulen und Universitäten sowie ursächliche
Zurechenbarkeit von Ergebnissen (Hanushek/Wößmann 2007: 16).
Alle diese Defizite unserer Bildungsqualität weisen einen Nachteil in dem Bereich aus, der
bisher noch als Standortvorteil Deutschlands gilt: Forschung und Entwicklung. Hier erreicht
Deutschland aktuell Platz 5 von 17 (DIW 2006: 69).
Insgesamt belegt Deutschland im internationalen Bildungsqualitätsvergleich einen nicht
zufriedenstellenden Platz 14 unter den Schlusslichtern. Viel muss also noch getan werden,
um die Bildungsqualität nachhaltig zu steigern (DIW 2006: 68).
8 Handlungsempfehlungen
Die vorangegangenen Ausführungen haben mehr als deutlich gemacht, dass sich ein auf so
hohem Level befindlicher Staat wie Deutschland nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen darf,
sondern sein Potenzial auf anspruchsvoller Ebene nutzen, sich teilweise von alten Werten
lösen und reformbereit sein muss, um nicht zurückzufallen. Nur so kann dauerhaft Handel,
wirtschaftlicher Wohlstand, sozialverträgliches Gleichgewicht, Wachstum und ein geordnetes
Zusammenleben gewährleistet werden.
Bundespräsident Köhler hat diesbezüglich in seiner Rede „Die Ordnung der Freiheit“ beim
Arbeitgeberforum am 15. März 2005 ordnungspolitisch Stellung bezogen. Neben
strukturellen Problemen, Arbeitslosigkeit, zu hohen Lohnnebenkosten, Blockaden für das
Wirtschaftswachstum durch das komplexe Steuersystem, dringendem Reformbedarf und
generationsunverträglicher Staatsverschuldung wurden auch die Bereiche Bildung, Wissen
und Innovationen thematisiert. „Nur mit ständig erneuertem Wissen, das wir schnell in
Entwicklung und Produktion umsetzen, werden wir uns in der Welt der Globalisierung
behaupten. Wir müssen um so viel besser sein, wie wir teurer sind.“ (Köhler 2005: 6 ff.) Es
gilt
also,
den
komparativen
Nachteil
resultierund
unter
anderem
aus
hohen
Lohnnebenkosten des globalen Standortes Deutschland durch besondere Fähigkeiten,
Qualität und Wissen zumindest auszugleichen.
14
Die späte Einschulung und lange Bildungsdauer bedeuten einen Nachteil für den Standort
Deutschland. Der Staat sollte schon von klein auf Kinder fordern und fördern. Wissbegierde
zu wecken und Wissen frühzeitig spielerisch zu vermitteln ist der richtige Weg. Dafür müssen
Kinder bereits früh mit bildenden Einrichtungen in Kontakt kommen. Schon die Familie im
Hintergrund spielt eine entscheidende Rolle. Wie viele Bücher gibt es im Haushalt? Wird das
Kind abgefragt und Erfolge gelobt? Finden Gespräche über das Gelernte und die
Tagesereignisse des Kindes am Abendbrottisch statt? Leider werden in einigen, besonders
sozial- und bildungsschwachen Haushalten nicht die notwendigen Grundlagen gelegt. An
den erzieherischen Fähigkeiten sowie einer kinder- und sozialbewussten Verantwortung der
Eltern kann nur schwer etwas verändert werden. Umso wichtiger ist es, die betreffenden
Kinder so früh wie möglich zu unterstützen, damit diese im Erwachsenenalter nicht
denselben Weg gehen. Verpflichtende Vorschulangebote und Ganztagsschule mit
unterrichtsfremden, gemeinschaftlichen Aktivitäten wie beispielsweise verschiedene Sportund Freizeitangebote, Ausflüge, spielendes Theater etc. helfen Interessen zu erkennen und
zu wecken.
Finanzierbar könnten diese verpflichteten Angebote durch eine massive Kürzung oder sogar
Streichung des Kindergeldes zu Gunsten eines indirekten Transfers in eben solche
Institutionen sein, zumal in vielen, gerade sozialschwachen Familien dieses Geld nicht für
die Kindererziehung und –versorgung genutzt, sondern oftmals zweckentfremdet wird.
Zusätzlich werden Eltern dadurch zeitlich entlastet und könnten ihrer Arbeit nachgehen oder
einfach nur Zeit für sich selber finden, was insbesondere bei Eltern mit schwer erziehbaren
oder psychisch beeinträchtigten Kindern mehr als nur eine Erleichterung ist.
Die Einführung und Ausweitung des Elterngeldes stellt einen ersten Schritt in die richtige
Richtung dar. Es führt zu mehr erziehungsorientierter Gleichberechtigung beider Elternteile
und hindert diese nicht an der Fortführung ihrer eigenen beruflichen Karriere. Dies ist nicht
nur für die Betroffenen selbst vorteilhaft, sondern ebenfalls aus volkswirtschaftlicher Sicht
wertsteigernd.
Viele skandinavische Länder gehen mit gutem Beispiel voran. Früher, intensiver, weniger
kostenbelastend für Familien und gemeinsam lernen lautet die Devise. Dabei werden
zusätzlich starke Schüler besonders gefördert. Auch in Deutschland müsste ein intensiverer
Fokus auf individuelle Förderung begabter Schüler gelegt werden. Die existierenden
Angebote sind momentan sehr begrenzt, sowohl regional als auch kostenseitig. Eine
flächendeckende, qualitativ hochwertige Förderung ist unerlässlich, um besondere Talente
zu erkennen und zu prägen.
Zudem hängt in kaum einem anderen Land wie Deutschland der Bildungsweg und damit der
berufliche Werdegang so stark von der sozialen Herkunft und dem Vermögen der Eltern ab
(Ehmke 2003). Das wird mittlerweile sogar vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung in verschiedenen Veröffentlichungen anerkannt.
15
Der Staat ist in der Aufgabe, einen innovationsfreundlichen Rahmen zu schaffen, in dem sich
die Wirtschaftssubjekte weitgehend frei bewegen können. Hierzu bedarf es vieler
ordnungspolitischer Veränderungen. Zu nennen ist diesbezüglich in jedem Falle die
konsequente Umsetzung der Föderalismusreform. Es kann nicht sein, dass Länder zu
Lasten des gesamten Wohlstandes und der Bildung unserer Kinder nicht bereit sind, Rechte
resultierend aus dem Subsidiaritätsprinzip an den Bund abzutreten oder Kompromisse zu
schließen. Nur durch die Erreichung von national und international etablierten Standards
kann ein hohes Bildungsniveau und Vergleichbarkeit sowie unerlässlicher Wettbwerb und
Autonomie gewährleistet werden. Aus der Stärkung des Wettbewerbs resultieren mehr
Forschung, mehr private Investitionen und engere Kooperationen zwischen öffentlicher
Forschung und unternehmerischer Umsetzung zur Marktreife.
Ein wichtiges Kriterium für eine solide Bildungs- und Forschungsstruktur sind die
prozentualen Bildungsausgaben der öffentlichen Hand gemessen am Bruttoinlandsprodukt.
Wie zuvor bereits erarbeitet liegt Deutschland hier mit 5,3% nicht nur weit unter dem
europäischen und OECD-Durchschnitt, sondern auch oft hinter den entsprechenden
Ausgaben schnell wachsender und sich entwickelnder Staaten, wie beispielsweise China
oder Indien (DIW. 2006: 74 ff.). Aufgrund der breiteren Bevölkerungsbasis und wachsender
Bildungsanstrengngen ist es kaum verwunderlich, dass in China 2005 fast doppelt soviele
Studenten ihren Abschluss machten wie in den USA. 2006 führte China mit 2,4 Millionen
Absolventen, mehr als dreimal soviel wie die Top 3 OECD-Staaten zusammen, die Weltliste
an (UNESCO Institute for Statistics 2007: 18 ff.).
Gerade im Bereich der tertiären Hochschulbildung hat Deutschland Defizite zu bereinigen,
zumal insbesondere diese Bildungsstufe wegen der vielseitigen Forschung und des
engagierten Experimentierens einen maßgeblichen Initiator von Innovationen darstellt. Die
Rolle des Staates muss es hierbei sein, studierendenfreundliche Rahmenbedingungen zu
schaffen.
Dazu
zählt
neben
einer
Internationalisierung
durch
Bachelor-
und
Masterstudiengänge mit der Zielsetzung vergleichbarer Level und Prüfungen an den
Universitäten auch, jedem Befähigten das Studium finanziell zu ermöglichen. Die positiv zu
betrachtende Einführung von Studiengebühren stellt dabei nicht zwangsläufig einen
Widerspruch dar. Durch konsequente Ausweitung und allokative Verbesserung von
öffentlichen BAFöG-Mitteln und Studentenkrediten sowie steuerlichen Vergünstigungen für
studentische Nebenjobs sowie weitergehende Teilprivatisierungen der Hochschulen kann
dieses Ziel sichergestellt werden. Des Weiteren steigt durch Studiengebühren wieder die
Wertschätzung des Investments Bildung. Qualität hat ihren Preis und wenn man etwas
bezahlt, fungiert man als Kunde und hat somit gegenüber den Universitäten einen
Leistungsanspruch, den jeder Student einfordern kann und sollte.
Privatisierungen sorgen für finanzielle Unabhängigkeit der Universitäten sowie einen
engeren Praxisbezug bei Forschungsgebieten. Solche sollten primär in Beteiligungs- und
Stiftungsform umgesetzt werden. Diese Wahl bietet Vorteile für alle Betroffenen. Neben
16
verschärftem Wettbewerb, mehr innovativer Forschung und einer engeren Vernetzung von
Universitäten und Unternehmen bedeutet dies zudem Steuervorteile für Unternehmen sowie
eine positive Reputation und zeitnah verwertbare Forschungsergebnisse, sprich Gewinne.
Diese sind, wie in den letzten Jahren oftmals vorgeworfen, keinesfalls moralisch verwerflich,
sondern notwendiger Bestandteil für Investitionen, Innovationen, Arbeitsplatzsicherung und
sozialen Wohlstand (Köhler 2005: 7 f.). Für unsere Hochschulen bedeuten private Investoren
über Stiftungen mehr Gelder und somit mehr Möglichkeiten zur Verbesserung der
Studienbedingungen, angefangen mit mehr Dozenten, Professoren und Mitarbeitern über
moderne Ausstattung bis hin zu aktueller Literatur. Dies alles kommt auch den Studenten
zugute, sei es in Form der verbesserten Studienbedingungen, durch Einkommen und
Wissenserweiterung über geschaffene Stellen für Tutoren und wissenschaftliche Mitarbeiter
oder durch praxisnahes Arbeiten und Kontakte zu Unternehmen.
Es sollte auch in Betracht gezogen werden, die Studienfachvielfalt an den Universitäten
einzuschränken. De facto existiert bereits jetzt eine Teilspezialisierung der Hochschulen. Das
verdeutlichen unter anderm Rankings wie das der CHE. Natürlich ist ein Bildungsangebot auf
breiter Ebene erwünscht und für den fächerübergreifenden Austausch sinnvoll, aber unter
Umständen macht es mehr Sinn, einige Studiengänge zu streichen, um dadurch andere,
eventuell regional bedingt Wirtschaftlichere zu stärken und zu verbessern (BMBF 2007: 6 ff.).
Im Schulalter ist dies auf Grund der persönlichen Lebensumstände, dass Schüler in aller
Regel dort leben, wo ihre Eltern wohnen, kaum möglich. Im Studierendenalter hingegen
fördert es neben der qualitativen Verbesserung des Studienganges und engeren Bindung an
Unternehmen vor allem auch die Selbstständigkeit junger Menschen.
Aber nicht nur der Staat, jedes Individuum ist für sich selbst verantwortlich. Dieses
eigenständige, selbstverantwortliche Denken ist in den Nachkriegsjahren bei den deutschen
Bürgern leider verloren gegangen. Stattdessen hat sich aufgrund des stark ausgeprägten
Sozialsystems eine Art Mitnahmementalität breit gemacht. Dieses Anspruchsdenken an die
soziale Hängematte gilt es zu beseitigen. Eine Absicherung der meist unverschuldet
Sozialschwachen unserer Gesellschaft ist nicht nur fair, sondern zwingend erforderlich. Ein
Ausruhen und Leben sowie Wegschieben der Selbstverantwortung auf Kosten der
Steuerzahler trotz Fähigkeit, eigenständig, wenn auch mit Abstrichen und Kompromissen zu
leben, ist jedoch ungerecht und sozial unverträglich. Hier müssen maßgebliche Einschnitte
vorgenommen werden: Weniger Bürokratie statt dessen mehr Effektivität und Effizienz. Einer
der Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft bringt es auf den Punkt: Wer Hilfe braucht soll
Hilfe erhalten, aber nur, wer wirklich Hilfe braucht soll diese erhalten.
Um dem persönlichen Erfolg nachzuhelfen, bedarf es Fleiß und Initiative. Lebenslanges
Lernen lautet die Lösung. Oder anders gesagt: Stillstand bedeutet Rückstand. Nur wer
gewillt und bereit ist, sich stetig fortzubilden hat in der heutigen, schnelllebigen Gesellschaft
und Arbeitswelt eine Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln, zu behaupten und die
Möglichkeit auf berufliche Karriere. Dieser kontinuierliche Zuwachs an Können hat zudem
17
wie oben eruiert einen positiven Effekt auf das volkswirtschaftliche Wissen und dadurch
Wachstum.
Eine Bevölkerung mit höherem Bildungsgrad ist offener für Neuerungen und frische Ideen.
Gerade diese Akzeptanz der Menschen ist ein wesentliches Element zur Umsetzung von
Inventionen
zu
Innovationen
und
das
anschließende erfolgreiche
Vermarkten
an
Konsumenten.
Problematisch ist des Weiteren, dass es Deutschland weniger an Ideenreichtum und
kreativen Köpfen als an der tatsächlichen Umsetzung mangelt. Zurückzuführen ist dies unter
anderem
auf
das
vorherrschende
innovations-
und
forschungsfeindliche
Klima.
Erwiesenermaßen zieht es viele intelligente junge Forscher und Universitätsabsolventen
nach bestandenem Abschluss oder erfolgreicher Promotion ins Ausland, wo oft deutlich
bessere Arbeitsbedingungen und Steuervorteile anzutreffen sind. Auslandserfahrung ist
sowohl wissenschaftlich als auch für die persönliche und soziale Entwicklung eines
Menschen förderlich und erwünscht, das dauerhafte Abwandern der Bildungselite nach
Inanspruchnahme deutscher Bildungseinrichtungen auf Kosten der Steuerzahler hingegen
nicht nur monetär, sondern auch für den Wissenschaftsstandort Deutschland unbedingt zu
vermeiden (DIW 2006: 75). Ansonsten dienen diese Ideengeber anderen Staaten und diese
profitieren dann auf Kosten Deutschland von Inventionen und gut ausgebildeten Menschen.
Hier gilt es, bessere Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen. Erreichbar wäre dies
durch weniger Regulierung und moralisch-hinderlichen Forschungseinschränkungen wie
beispielsweise im Bereich der Gen- oder Nanotechnologien. Ist solch ein Umfeld erst einmal
etabliert, wird es als positiver Nebeneffekt auch High-Potentials aus dem Ausland nach
Deutschland ziehen. Das Prinzip der Clusterbildung funktioniert in anderen Ländern wie den
USA schon länger: Intelligente Leute gehen dorthin, wo andere intelligente Leute sind.
9 Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wohlstand und Wachstum zu einem Großteil
gefördert, als daraus einer Volkswirtschaft Innovationsrenten zugeführt werden. Eine
zentrale Bedeutung hierfür kommt dem Humankapital zu, wie auch in Wachstumsmodellen
diskutiert. Aufgrund der positiven externen Effekte kommt es zu ungenügender privater
Investition in Humankapital. Aus Effizienzgründen ist eine staatliche Beteiligung notwendig.
Die Form der Investition in Humankapital ist Bildung. Sie ist gleichzeitig die wichtigste
Einflussgröße auf die Innovationsfähigkeit eines Staates. Einen Überblick über die derzeitige
Leistungsfähigkeit des Bildungssystems bietet sich mit einer Betrachtung nach den
Bereichen Bildungsausgaben, Bildungsbeteiligung und Bildungsqualität.
Eine Besserung der desolaten Situation kann nur, wie in den Handlungsempfehlungen
geschildert, über eingreifende staatliche Schritte erreicht werden. Deutschland hat zwar
ausgeprägte Stärken, andererseits aber ebenso gravierende Defizite und fällt im
internationalen Vergleich aufgrund der stagnierenden Ergebnisse in Bildungsausgaben,
Bildungsbeteiligung
und
Bildungsqualität
sowie
hier
nicht
behandelter
18
Faktoren,
beispielsweise des demographischen Wandels, bürokratischer Hürden und der Komplexität
des Steuersystems kontinuierlich zurück.
Erstens muss mehr Geld in die Ausbildung junger Leute investiert werden. Dies führt
automatisch bei richtiger Verteilung zu Qualitätsverbesserung sowohl auf horizontaler als
auch auf vertikaler Ebene. Als nächster Schritt muss Deutschland den Mut haben, Reformen
auf den Weg zu bringen, die Entbürokratisierung, Steuervereinfachung sowie innovationsund forschungsfreundliche Rahmenbedingung schaffen.
Es ist jedoch nicht ausreichend, nur einen innovationsfreundlichen Rahmen zu schaffen,
sondern auch das Bedürfnis nach Innovationen zu wecken und erhöhen. Innovationen
können nicht von oben aufgezwungen, also in den Markt zu gedrückt werden, sondern
entwickeln sich von unten. Nur hohe Bildungsqualität auf breiter Beteiligungsebene kann
diese Bedürfniserhöhung dauerhaft erreichen. Dieses Thema wird unter dem Begriff
nachfrageorientierte Innovationspolitik (Edler 2007) sowie einigen Studien (Sattler 2006)
diskutiert.
Das Thema dieser Seminararbeit kann aufgrund der organisatorischen Vorgaben nur
rudimentär behandelt werden. Die Komplexität und enorme volkswirtschaftliche Relevanz
des Einflusses von Bildung auf Innovation und somit gesamtwirtschaftliches Wachstum
hingegen stellt klar, dass eine tiefergehende, empirische und politische Forschung sowie
Betrachtung des Themas unerlässlich ist und sich für eine Diplom- oder Promotionsarbeit
anbietet.
19
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21
Weiterführende Literatur
Folgende Literatur wurde nicht in der Seminararbeit als Quelle explizit verwendet, jedoch
teilweise oder vollständig gelesen und diente als Hintergrundwissen:
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24
Appendix
Erklärung zu ISCED (International Standard Classification for Education)
ISCED 0 (Elementarbereich): Erste Stufe des organisierten Unterrichts in einer Schule oder
einer anderen Einrichtung, für Kinder im Alter von mindestens 3 Jahren.
ISCED 1 (Primarbereich): Die Primarbildung beginnt im Alter von 4 bis 7 Jahren, fällt immer
in den Rahmen der allgemeinen Schulpflicht und dauert in der Regel 4 bis 6 Jahre.
ISCED 2 (Sekundarbereich I): Im Sekundarbereich I wird die grundlegende Bildung des
Primarbereichs fortgesetzt, wenn auch normalerweise stärker fächerorientiert. Das Ende
dieser Bildungsstufe fällt in vielen Staaten mit dem Ende der Vollzeitschulpflicht zusammen.
ISCED 3 (Sekundarbereich II): Die Bildung im Sekundarbereich II beginnt üblicherweise
nach dem Ende der Bildung im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht. Normalerweise sind
die Schüler (*) zu Beginn dieser Stufe 15 oder 16 Jahre alt. Für den Zugang werden im
Allgemeinen bestimmte Qualifikationen (Abschluss der Bildung im Rahmen der allgemeinen
Schulpflicht) sowie weitere Mindestvoraussetzungen verlangt. Der Unterricht ist meist noch
stärker fächerorientiert als im Sekundarbereich I. Die typische Dauer dieser Stufe liegt bei
zwei bis fünf Jahren.
ISCED 4 (postsekundäre, nicht-tertiäre Bildungsgänge): Dieser Bereich umfasst
Bildungsgänge,
die
sich
aus
internationaler
Sicht
im
Grenzbereich
zwischen
Sekundarbereich II und tertiärem Bereich befinden. Sie können den Kenntnisstand
derjenigen, die schon einen Abschluss der ISCED-Stufe 3 erworben haben, erweitern.
Typische Beispiele sind Bildungsgänge, die den Absolventen den Zugang zur ISCED-Stufe 5
ermöglichen oder sie auf den direkten Eintritt in das Arbeitsleben vorbereiten.
ISCED 5 (Tertiärbereich – erste Stufe): Der Zugang zu diesen Bildungsgängen erfordert
normalerweise den erfolgreichen Abschluss der ISCED-Stufe 3 oder 4. Diese Stufe umfasst
akademisch ausgerichtete, theoretisch orientierte Bildungsgänge (Typ A) und praktische
bzw. technisch/berufsbezogen ausgerichtete Bildungsgänge (Typ B), die im Allgemeinen
kürzer sind als die erstgenannten und auf einen direkten Eintritt in den Arbeitsmarkt
vorbereiten.
ISCED 6 (Tertiärbereich – zweite Stufe): Dieser Bereich ist tertiären Bildungsgängen
vorbehalten, die zu einer höheren Forschungsqualifikation führen (Ph.D bzw. Doktorat).
(EURYDICE 2005: 307)
25
Abbildung 1: Jährliche Ausgaben für die Bildungseinrichtungen pro Schüler/Studierenden
(2003) (Statistisches Bundesamt 09.2006: 53)
Abbildung 2: Besuchsquoten an Vorschuleinrichtungen an Primarschulen (ISCED 0 und 1)
nach Alter 2001/02 (EURYDICE 2005: 129)
Abbildung 3: Besuchsquoten nach Alter (ISCED 2 bis 5) 2001/02 (EURYDICE 2005: 131)
26
Abbildung 4: Studierende im Tertiärbereich (ISCED 5 und 6) – Entwicklung 1998 bis 2002 im
Vergleich zu 1998 (EURYDICE 2005: 141)
Abbildung 5: Number of students in tertiary education, by level (ISCED 5A, 5B and 6), 20002004 (EURYDICE 2007: 40)
27