BMI Magazin innenpolitik Sport - des Bundesministerium des Innern
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BMI Magazin innenpolitik Sport - des Bundesministerium des Innern
ISSN 0179-4112 innenpolitik 1 | 2013 Informationen des Bundesministeriums des Innern | Information of the Federal Ministry of the Interior www.bmi.bund.de SPORT 2 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Liebe Leserinnen und Leser, 6|7 © Parapictures diese Ausgabe überrascht Sie mit gleich drei Premieren: Die erste ist Ihnen sofort aufgefallen. In Händen halten Sie ein Heft mit doppeltem Inhalt auf Deutsch und Englisch und dem „sportlichen“ Umfang von 36 Seiten. Die zweite ist der Grund dafür. Erstmals ist die UNESCO-Weltsportministerkonferenz zu Gast in Deutschland. Dies nehmen wir zum Anlass, Ihnen und der ganzen Welt die nationale und internationale Sportpolitik der Bundesregierung vorzustellen. Über die Premiere Nummer drei berichten wir im Innenteil: Den Start des Films „Gold – du kannst mehr als du denkst“. Viel Vergnügen beim Lesen wünschen Ihnen Herausgeber und Redaktion Impressum Herausgeber: Bundesministerium des Innern, Alt-Moabit 101 D, 10559 Berlin Gesamtkoordination: Referat G I 6 (BMI) Redaktion, Gestaltung, Produktion: MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH, Köpenicker Str. 48/49, Aufgang B, 10179 Berlin Chefredaktion: Helmut Spörl (Leitung, hs) Redaktion: Lars Jeschonnek (lj), Axel Novak (an), Annika Klaus (ak), Alexandra Metzger (am) Gestaltung: Rebekka Apostolidis Produktion: Marco Stenzel Titelbild: AFP/Getty Images Der deutsche Turner Marcel Nguyen während der Olympischen Sommerspiele London 2012. Druck: Silber Druck oHG, Niestetal Auflage: 15.000 Exemplare Erscheinungsweise: bis zu 6 Ausgaben pro Jahr Vertrieb: innenpolitik wird kostenfrei geliefert. Bestellungen und Adressänderungen bitte an: Publikationsversand der Bundesregierung, Postfach 48 10 09, 18132 Rostock [email protected] Artikelnummer: BMI13004 Inhalt 4 Intro 6Die Welt zu Gast Die 5. Weltsportministerkonferenz MINEPS V in Berlin. 8Chancengleichheit im Sport bewahren Der Bundesminister des Innern über die deutsche und internationale Sportpolitik. 14Der schwierige Weg zum „Sicheren Stadionerlebnis“ Vereine und Polizei zeigen gewaltbereiten Fußballfans die rote Karte. 18Auf zwei Laufbahnen ins Ziel Ein Porträt des Rennrodel-Olympiasiegers Felix Loch zeigt die erfolgreiche Förderung des Spitzensports in Deutschland. 22„Sport hat mir ein Leben zurückgegeben“ Die Paralympionikin Birgit Kober spricht über ihren Weg an die Weltspitze. 26Schule der Sportnation Wie die Hockey-Mädchen der Luisenschule in Mülheim an der Ruhr bei „Jugend trainiert für Olympia“ gewonnen haben. 28Die integrative Kraft des Sports bewusst einsetzen Ein Interview über den Beitrag des Sports zum Zusammenhalt unserer G esellschaft. 32Wettrennen mit der Chemie Wie der Kampf gegen Doping zu gewinnen ist. 18 | 19 SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 3 Dear readers, © © Bundespolizei / Federal Police This issue will surprise you with three premieres. You will have noticed the first one immediately: The magazine you are now looking at has a respectable size of 36 pages, including an English and a German version. The second premiere is the reason for the first. The UNESCO World Sport Ministers Conference will be hosted by Germany for the first time – a great opportunity to share with you and the world some information about the Federal Government’s national and international sports policy. The third premiere will be featured inside the magazine: the release of the film “Gold – You can do more than you think”. Enjoy your reading! Yours, the publisher and editors Imprint Published by: Federal Ministry of the Interior Alt-Moabit 101 D, 10559 Berlin Contents 5 Intro 7 Be our guests The 5th World Sport Ministers Conference MINEPS V in Berlin. 9 Ensuring fair competition in sport The Federal Minister of the Interior talks about German and international sports policy. Overall coordination: Division G I 6 (BMI) Editorial, design, production staff: MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH, Köpenicker Str. 48/49 Aufgang B, 10179 Berlin Editor in Chief: Helmut Spörl (hs) Editorial staff: Lars Jeschonnek (lj), Annika Klaus (ak), Alexandra Metzger (am), Axel Novak (an) Design: Rebekka Apostolidis Production: Marco Stenzel English translation by: Language Services Division, Federal Ministry of the Interior Linda Fagan-Hos 15 Difficulties on the path towards “The Safe Stadium Experience” Clubs and the police show violent football fans the red card. Cover picture by: AFP/Getty Images Germany‘s gymnast Marcel Nguyen during the London Olympic Games 2012. 19 Twin-track career The portrait of Olympic luge champion Felix Loch illustrates the successful promotion of high-performance sport in Germany. Printed by: Silber Druck oHG, Niestetal 23 “Sport is what gave me back a life” Paralympic athlete Birgit Kober talks about her way to the top. 27School of the sporting nation How the girls’ hockey team from Luisenschule in Mülheim an der Ruhr won the Youth Training for the Olympics championship. Edition: 15,000 copies Frequency: up to 6 issues per year 29Consciously leveraging the integrative force of sport An interview about how sport helps keep our society together. Sales and distribution: innenpolitik is free of charge. Orders and change of address: Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09, 18132 Rostock [email protected] 33Racing against drugs How we can win the fight against doping. Article No.: BMI13004 4 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT schneller | faster © Bongarts/Getty Images 18 | 19 SCHNELLER an ihr Ziel HÖHER hinaus will auch kommen die deutschen Spitzenathleten auch dank der Sportförderung der Bundesregierung. Wie eine „duale Karriere“ das sportliche und das berufliche Vorankommen erleichtert, zeigt exemplarisch das Porträt des Rodel-Olympiasiegers und WeltcupGewinners Felix Loch. Seite 18 der Nachwuchs. Vorbildern, wie dem einstigen U19-Beachvolleyballer Paul Becker, eifern jedes Jahr rund 910.000 Schülerinnen und Schüler nach, die an den Wettbewerben „Jugend trainiert für Olympia“ und „Jugend trainiert für Paralympics“ teilnehmen. Seite 26 der Leistungssport der Menschen mit Behinderung auch auf dem Weg zur Professionalisierung. Welche Hürden behinderte Sportler überwinden, zeigen Athletinnen wie die Weitspringerin Vanessa Low oder die Speerwerferin Birgit Kober. Seite 22 STÄRKER sein – das gilt nicht nur im Wettkampf. Die 5. Weltsportministerkonferenz vom 28. bis 30 Mai in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, auch die Werte des Sports zu stärken, damit dieser seiner Rolle als Motor gesellschaftlicher Entwicklung gerecht werden kann. Seite 28 weiter | further 22 | 23 © Getty Images WEITER kommen soll SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 5 höher | higher 26 | 27 FASTER towards their goals thanks to Federal Government sports funding for German top-level athletes. The portrait of Olympic luge champion and World Cup winner Felix Loch shows how a dual career benefits both the sport and the job. Page 19 © Bongarts/Getty Images FURTHER progress in high-performance sport for people with a disability can also be achieved by becoming more professional. The example of athlets like long jumper Vanessa Low or javelin thrower Birgit Kober illustrates the obstacles that athletes with a disability must overcome. Page 23 HIGHER ambition also among young athletes. Every year some 910,000 pupils participate in the Youth Training for the Olympics and Youth Training for the Paralympics championships, emulating their idols such as former U19 beach volleyball player Paul Becker. Page 27 STRONGER – not only in competition. The 5th World Sport Ministers Conference in Berlin on 28-30 May 2013 is aimed at reinforcing the values associated with sport, so that sport can fulfil its role as a leader in social change. Page 29 stärker | stronger © Bongarts/Getty Images 28 | 29 6 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Der Dokumentarfilm „Gold – Du kannst mehr als du denkst“ zeigt die Lebensgeschichten und den Weg dreier Athleten mit Behinderung zu den Paralympischen Spielen London 2012. Im Februar 2013 feierte der Film auf der Berlinale Weltpremiere und kurz darauf im Beisein der Schirmherren Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich und Willi Lemke in Hamburg seine Deutschlandpremiere. Für den Film begleitete Regisseur Michael Hammon den kenianischen Marathonläufer Henry Wanyoike, die deutsche Schwimmerin Kirsten Bruhn und den australischen Rennrollstuhlfahrer Kurt Fearnley ein Jahr lang. Der Film wird auf der 5. Weltsportministerkonferenz gezeigt. www.du-bist-gold.de Die Welt zu Gast Deutschland ist Gastgeber der 5. UNESCO-Weltsportministerkonferenz „MINEPS V“ in der Zeit vom 28. bis 30. Mai 2013 in Berlin. Sie wird ausgerichtet vom Bundesministerium des Innern in Kooperation mit der UNESCO und mit Unterstützung durch den Weltrat für Sportwissenschaft und Leibes-/Körpererziehung (ICSSPE). D ie 5. Weltsportministerkonferenz hat zum Ziel, die besonderen Werte des Sports zu stärken, damit dieser seiner Rolle als Motor gesellschaftlicher Entwicklungen gerecht werden kann. Zu den Schwerpunkten der Konferenz werden aktuelle Themen der Sportpolitik gehören, wie die Bekämpfung von Spielmanipulation und Korruption. Hier gilt es ebenso wie in der Dopingbekämpfung, die Integrität des Sports zu bewahren. Ein zweites Thema lautet: Wie kann allen Menschen als grundlegendes Recht ein Zugang zum Sport eröffnet werden, der einen wichtigen Teil des gesellschaftlichen Lebens darstellt? Dabei geht es zum einen um die Umsetzung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Das Ziel muss sein, die Rahmenbedingungen für den Zugang zum Sport von Menschen mit Behinderung weltweit Weltsportministerkonferenzen 1976 – MINEPS I in Paris (Frankreich) 1988 – MINEPS II in Moskau (Russland) 1999 – MINEPS III in Punta del Este (Uruguay) 2004 – MINEPS IV in Athen (Griechenland) 2013 – MINEPS V in Berlin zu verbessern. Zum anderen thematisiert die Konferenz die Teilhabe von Frauen und Mädchen an und durch Sport sowie die Situation von Frauen in Führungspositionen im Sport. Ein weiterer Themenschwerpunkt der Weltsportministerkonferenz betrifft die Förderung von Investitionen in Programme für Sport und Leibeserziehung. Hier geht es in erster Linie um Fragen der sozio-ökono- mischen Aspekte des Sports sowie um Standards für die Bewerbung um Sportgroßveranstaltungen und deren Ausrichtung. Darüber hinaus wendet sich die Konferenz der Förderung des Schulsports zu. Die Konferenzteilnehmer sollen für die genannten Themen und Zielsetzungen sensibilisiert werden und Handlungsempfehlungen diskutieren, die im Vorfeld der Konferenz mit Hilfe international ausgewiesener Expertinnen und Experten entwickelt wurden. Zu der Konferenz in Berlin werden rund 500 Teilnehmer erwartet, darunter Sportministerinnen und Sportminister sowie Delegationen aus den 195 UNESCOMitgliedstaaten und den acht assoziierten Mitgliedern, von den Vereinten Nationen sowie von internationalen Sportorganisationen und weiteren Nicht-Regierungsorganisationen. | © Parapictures SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 7 The documentary “Gold – You can do more than you think” follows three athletes with a disability on their way to the 2012 Paralympics in London. In February 2013, the film had its world premiere at the Berlinale and shortly afterwards its German premiere in Hamburg, attended by its patrons, Federal Interior Minister Dr Hans-Peter Friedrich and Willi Lemke, Special Adviser to the UN Secretary-General on Sport for Development and Peace. In his film, director Michael Hammon portrays one year in the life of Kenyan marathon runner Henry Wanyoike, German swimmer Kirsten Bruhn and Australian wheelchair racer Kurt Fearnley. The film will be screened at the 5th World Sport Ministers Conference. www.du-bist-gold.de Be our guests Germany is hosting the 5th UNESCO Conference of World Sport Ministers, MINEPS V, which will take place in Berlin on 28–30 May 2013, organized by the Federal Ministry of the Interior in cooperation with UNESCO and with the help of the International Council of Sport Science and Physical Education. T he 5th World Sport Ministers Conference is aimed at reinforcing the special values associated with sport, so that sport can fulfil its role as a leader in social change. Main conference topics will include current issues of sport policy, such as combating match-fixing and corruption. Like efforts to stop doping, these policies aim at preserving the integrity of sport. The second topic revolves around the question: How can all people benefit from a fundamental right of access to sport which is an important part of social life? On the one hand, this is about implementing the United Nations Convention on the Rights of Persons with Disabilities by improving access to sport for people with a disability everywhere in the world. On the other hand, the conference addresses the participation of women and girls in and World Sport Ministers Conference 1976 – MINEPS I in Paris, France 1988 – MINEPS II in Moscow, Soviet Union 1999 – MINEPS III in Punta del Este, Uruguay 2004 – MINEPS IV in Athens, Greece 2013 – MINEPS V in Berlin, Germany through sport and the situation of women in leadership positions. Another conference topic is promoting public investment in sport and physical education programmes. Key issues under this heading include social and economic aspects of sport and standards for applications to host major sporting events. In addition the conference tackles the promotion of school sport. The aim is to raise awareness among participants of the topics and aims and to discuss recommendations for action, developed together with internationally renowned experts ahead of the conference. About 500 participants are expected to attend the conference in Berlin, including sports ministers, experts and delegations from the 195 member states and eight associate members of UNESCO, from the United Nations and from international sport organizations and NGOs. | 8 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Chancengleichheit im Sport bewahren Die Themen der Weltsportministerkonferenz bewegen auch die deutsche Sportpolitik. Antworten auf eine Reihe drängender Fragen gibt der Bundesminister des Innern im Interview. Was erwarten und erhoffen Sie sich von der Weltsportministerkonferenz? Die Weltsportministerkonferenz wird im Jahr 2013 die wichtigste internationale Plattform für einen globalen sportpolitischen Informationsaustausch darstellen. Die Konferenz soll dazu beitragen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktuelle sportpolitische Themen miteinander diskutieren sowie gemeinsam Empfehlungen für gegenwärtige und zukünftige sportpolitische Herausforderungen verabschieden. Dr. Hans-Peter Friedrichist seit 3. März 2011 Bundesminister des Innern. Der 56-jährige CSU-Politiker aus dem oberfränkischen Naila ist seit 1998 als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Der Jurist und Wirtschaftswissenschaftler war dort ab Oktober 2009 bis zu seiner Ernennung zum Minister Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und seit 2005 als stellver tretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zuständig für die Bereiche Verkehr, Bau, Stadtentwicklung, Tourismus und Kommunalpolitik. © BPA Der jüngste Wettskandal zeigt: Geld schießt eben doch Tore oder verhindert sie. Wie kann der Staat Manipulationen von Fußballspielen eindämmen? Der Sport allein – trotz seiner Hauptverantwortung in eigenen Angelegen heiten – ist nicht in der Lage, diese skandalösen Manipulationen allein zu bekämpfen, hinter denen nicht selten die organisierte Kriminalität steckt. Die Bundesregierung hat erkannt, dass es sich insbesondere bei der wettbezogenen Manipulation von Sportwettbewerben um eine globale Bedrohung für die Integrität des Sports handelt. Deshalb unterstützt Deutschland den Kampf gegen diese Manipulationen nicht nur im Rahmen der Erarbeitung einer Europaratskonvention oder auf Ebene der Europäischen Kommission, sondern macht dies zu einem wesentlichen Gegenstand der Weltsportministerkonferenz 2013. Diese Konferenz bietet eine einzigartige Plattform, auf der Regierungsvertreter und führende Sportorganisationen gemeinsam internationale Ansätze bestimmen sowie Empfehlungen für wirksame Präventionsmaßnahmen und Sanktionen erarbeiten können. Die Ermittlungserfolge bei den im Februar 2013 von Europol präsentierten Manipulationsfällen zeigen zudem, dass der Staat insbesondere im Bereich der Ermittlungen und der Strafverfolgung einen essentiellen Beitrag zur Bekämpfung der Manipulation von Sportwettbewerben leistet. Der Kampf gegen Doping bleibt eine Herausforderung. Wie kann ein Durchbruch gelingen, in Deutschland und international? Der Kampf gegen Doping ist besser aufgestellt, als die Presseberichterstattung gelegentlich den Anschein erweckt. Nehmen Sie nur den prominenten Fall Armstrong in den USA, den die Anti-Doping-Agentur der USA aufgrund eigener Ermittlungen abschließen konnte. Es geht hier neben Fortentwicklung der Dopinganalytik und „intelligenter“ Kontrollen um weiteren Ausbau der indirekten Nachweisverfahren, SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 9 Der Sportminister beim Staffellauf durch Berlin. | The sports minister at a relay race in Berlin. © Camera 4 Ensuring fair competition in sport The topics of the World Sport Ministers Conference are also on the agenda of Germany’s sports policy. The Federal Minister of the Interior answers urgent questions in the following interview. Dr Hans-Peter Friedrich has been Federal inister of the Interior since 3 March 2011. The M 56-year old CSU member from Naila in Bavaria has been a member of the German Bundes tag since 1998. From October 2009 until his appointment as minister, he chaired the CSU parliamentarians in the German Bundestag and has been deputy chair of the CDU/CSU parliamentary group responsible for transport, building, urban development, tourism and local politics since 2005. What are your hopes and expectations for the World Sport Ministers Conference? The World Sport Ministers Conference will be the major international platform for a global exchange on sports policies in 2013. At the conference, participants will discuss contemporary sports issues and jointly adopt recommendations for current and future challenges in sports policy. The most recent betting scandal shows that money can score goals or prevent them. How can the government curb manipulation of football matches? Despite having the main responsibility for its own matters, sport alone is not able to fight these outrageous scandals frequently committed by organized crime. The Federal Government has recognized that the manipulation of sports betting in particular is a global threat to the integrity of sport. This is why Germany is supporting the fight against such manipulation, not only by contributing to a Council of Europe Convention and the work of the European Commission but also by making anti-doping work a key topic of the 2013 World Sport Ministers Conference. The conference offers an unparalleled forum 10 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT zum Beispiel Blutpassprogramme, und sogenanntes „whistleblowing“, also Aufgreifen (anonymer) Hinweise aus dem Sport durch den Sport. Genauso wichtig bleibt eine zielgruppenspezifische Präventionsarbeit. Der Staat muss international agierende Netzwerke des Dopingmittelhandels mit dem Strafrecht wirksam bekämpfen. Nur im Zusammenwirken dieser vier Säulen werden wir auch künftig die Seuche Doping erfolgreich bekämpfen können – national wie international. Wie können Sie für eine bessere Ausstattung der Nationalen Anti-DopingAgentur (NADA) weitere Geldgeber ins Boot holen und eine langfristige Lösung finden? Entscheidend ist und bleibt, dass sich die vorhandenen Stakeholder der NADA – also Sport, Bund und Länder sowie die Wirtschaft – alle gemeinsam engagieren und der von ihnen bei Stiftungsgründung übernommenen Verantwortung endlich ange- messene Taten folgen lassen. Mit dem von mir einberufenen „Runden Tisch“ Anfang letzten Jahres ist diese Debatte rechtzeitig neu angestoßen worden. Der Bund hat sich seit Gründung der NADA 2002 überproportional engagiert und wird auch in Zukunft seiner finanziellen Verantwortung gerecht werden. „Die Grenzen der Leistungsfähigkeit sind noch nicht erreicht.“ Sind immer neue Rekorde ohne Chemie überhaupt noch möglich? Die Weltspitzenleistungen haben sich in der Mehrzahl der Sportarten weiterentwickelt. So wurden bei den Olympischen Sommerspielen in London 2012 36 Weltrekorde aufgestellt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und liegen nach den Feststellungen des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) unter anderem in einer konsequenten Umsetzung anerkannter Trainingsgestaltung und der Erschließung trainingsmethodischer, technologischer und sportmedizinischer Reserven. Die Grenzen der Leistungsfähigkeit sind damit noch nicht erreicht und deshalb ist wohl auch im neuen Olympiazyklus mit dem Zielwettkampf der Olympischen Sommerspiele in Rio 2016 mit einer weiteren Leistungsentwicklung zu rechnen. Bei der Leistungsentwicklung muss natürlich die Dopingproblematik – leider – mit einbezogen werden mit dem unumstößlichen Bekenntnis: ein klares Nein zu Leistungsentwicklungen, die auf unerlaubte Mittel zurückzuführen sind. Wir sind für einen sauberen Sport, und nur der ehrlich errungene Sieg zählt. Die Bundesregierung unterstützt deshalb den Kampf gegen das Doping konsequent. Der SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 11 to unite government actors and bellwether sports organizations to define international approaches and develop recommendations for effective prevention and sanctions. The successful Europol investigations of manipulation made public in February 2013 also show that government work, in particular investigations and law enforcement, is essential to fight the manipulation of sporting competitions. The fight against doping continues to be challenging. How can we achieve a breakthrough, both in Germany and internationally? Our anti-doping efforts are more successful than media coverage sometimes suggests. Take the famous case of Lance Armstrong in the US for example, which US Anti-Doping Agency was able to solve through its own investigations. In addition to improving doping analysis and “intelligent” testing, we need to make greater use of indirect detection methods, e.g. biologi- cal passports and whistleblowing, i.e. using (anonymous) tips from athletes. Targeted prevention efforts are equally important. Government must fight international trafficking networks with the entire force of criminal law. We must be strong in all four pillars to be able to successfully fight the scourge of doping also in the future, both at national and international level. How can you get further sponsors on board to increase resources for NADA (Germany’s National Anti-Doping Agency) and find a long-term solution? It is crucial for the stakeholders of NADA, i.e. sport, federal and state governments and industry, to work together to translate the responsibility they assumed by establishing the foundation into appropriate action. The round table I convened early last year restarted the discussion at the right time. Since NADA was founded in 2002, the Federal Government has shown outstanding commitment and will meet its financial responsibility also in the future. Is it be possible to keep breaking records without doping? Geld schießt Tore: Im Februar wurde das Ausmaß des bisher größten Wettskandals der Fußballgeschichte deutlich. Europol ermittelt. | Money scores goals. In February, the full extent of the largest betting scandal in football history became evident. Europol is investigating. © Getty Images Performance has improved in the majority of sports. For example, 36 world records were broken during the 2012 Olympic Games in London. There are various reasons for this, including – according to the Institute for Applied Training Science (IAT) – consistently implementing rec ognised training standards and exploiting the potential of training methods, technology and sports medicine. Since we have not reached the limits of performance yet, further improvements may be expected during the new Olympic cycle culminating in the 2016 Olympic Games in Rio. Unfortunately, doping is always an issue when talking about improved performance, and we must take a firm stand and say no to performance enhancement based on illicit substances. We are committed to clean sport where only the honest victory counts. The Federal Gov- ernment therefore strongly supports the fight against doping. We must take up this fight worldwide to preserve and ensure fair competition in sport. Security and its costs, in particular during football matches, is a growing problem. “The limits of performance have not yet been reached.” Football is still a great sport, and the great majority of fans are not violent. Unfortunately, recent events have shown that violence inside and outside the stadiums is still an issue. To protect innocent fans and bystanders the police presence is steadily growing. We must not falter in our efforts to ensure football events free of violence so that everyone in Germany can enjoy this experience. Our aim must be to reduce the burden and costs of federal and state police operations, also to save taxpayer money. This can be achieved only by preventing violence in connection with football matches. The 2012 Paralympic Games in London were inspiring for many people. How did your ministry contribute? The Federal Ministry of the Interior supports the National Paralympic Committee Germany by providing significant funding for high-performance sport. Funding is based on the Ministry’s programme for high-performance sport and additional funding guidelines. The framework conditions for promoting high-performance sport apply equally to people with and without a disability. You can see that the needs and the situation of high-performance sport of people with a disability are taken seriously. In 2012, we provided funding of 6,471,000 euros. In addition, we 12 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Kampf muss weltweit geführt werden, um die Chancengleichheit im Sport zu bewahren und zu sichern. Ein wachsendes Problem ist die Sicherheit und ihre Kosten vor allem rund um Fußballspiele. Fußball ist nach wie vor ein großartiger Sport, der die überwiegend friedlichen Massen begeistert. Leider zeigen die aktuellen Geschehnisse wieder, dass die Gewalt innerhalb und außerhalb der Stadien nach wie vor vorhanden ist. Um die vielen friedlichen Fans und Unbeteiligten zu schützen, steigt das Einsatzaufkommen der Polizei stetig an. Damit Fußball für Alle ein erlebbares Ereignis bleibt, dürfen wir in unseren Anstrengungen für gewaltfreie FußballEvents in Deutschland nicht nachlassen. Grundsätzlich muss das Ziel verfolgt werden, die Einsatzbelastung und -kosten für die Polizei von Bund und Ländern zu reduzieren, auch um somit Steuergelder einzusparen. Dies kann nur gelingen, wenn die Gewalt im Umfeld von Fußballspielen eingedämmt wird. Die Paralympischen Spiele 2012 in London haben viele Menschen begeistert. Was hat Ihr Haus zu dieser Entwicklung beigetragen? Der Leistungssport im Deutschen Behindertensportverband finanziert sich in weiten Teilen aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern. Grundlagen der Förderung durch das BMI sind das Leistungssportprogramm und die hierzu ergangenen Förderrichtlinien. Die Rahmenbedingungen zur Förderung des Leistungssports der Menschen mit Behinderung entsprechen dabei denen der Menschen ohne Behinderung; Sie sehen – die spezifischen Belange und die Situation des Leistungssports der Menschen mit Behinderung finden also Berücksichtigung. Konkret wurden im Haushaltsjahr 2012 6.471.000 Euro hierfür zur Verfügung gestellt. Zudem erfolgt eine Förderung im Rahmen der sogenannten „Dualen Karriere“, einem Programm zur Förderung von Beruf und Spitzensport. In diesem Programm sind elf behinderte Sportlerinnen und Sportler bei Bundesbehörden beschäftigt, davon sieben im BMI und dessen Geschäftsbereich. Gesundheitsvorsorge, soziale Integration, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gewaltprävention, internationales Ansehen – Sport soll viele Funktionen erfüllen. Kann er das? Startschuss für Helfende Hand 2013! Zum fünften Mal sind Ideen und Projekte gefragt, um Menschen für ein Ehrenamt im Bevölkerungsschutz zu begeistern. Die „Helfende Hand“ ist ein Förderpreis, den das Bundesministerium des Innern jährlich vergibt. Der Förderpreis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Unter www.helfende-hand-foerderpreis.de sind die Online-Bewerbungsformulare zu finden. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Juli 2013. Ich denke, ja – der Sport kann das leisten. Sport ist ein zentraler Bestandteil der Freizeitgestaltung vieler unserer Bürgerinnen und Bürger. Er fördert eine gesunde Lebensführung und stiftet Gemeinschaft, innerhalb und außerhalb des Vereinssports. Der Breitensport ist Teil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens, und die Sportbewegung in Deutschland blickt auf eine lange Tradition zurück. Konkret ergreift die Bundesregierung auch Maßnahmen für Fair Play und Toleranz im Sport und honoriert derartige Aktivtäten, die sich gegen die Gewalt im und außerhalb des Sports richten. Mein Ministerium leistet hierzu gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und anderen einen konkreten Beitrag durch die jährliche Vergabe des Fair Play Preises des Deutschen Sports. Und letztlich tragen die Erfolge unserer Spitzensportlerinnen und -sportler zum Beispiel bei Olympischen und Paralympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften zweifelsfrei auch zum Ansehen unseres Landes in der Welt bei. Sie sehen, dass der Sport all dies bereits leistet, wobei ihn die Bundesregierung unterstützt; sie schafft damit verlässliche Rahmen- und Trainingsbedingungen und ermöglicht somit auch die Entfaltung der von Ihnen angesprochenen wertvollen gesellschaftspolitischen Funktionen. | SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 13 support the dual careers programme to balance high-performance sport and occupational career. Eleven athletes with a disability are employed with federal agencies under this programme, including seven athletes at the Federal Ministry of the Interior and its executive agencies. plishes all these things with the support of the Federal Government which thus creates reliable framework and training conditions and fulfils the valuable social requirements you mentioned. | Health care, social integration, social cohesion, preventing violence, international reputation – sport has to meet many expectations. Can it live up to them? Yes, I think that sport is able to achieve this. For many citizens, sport is a central part of their recreational activities. It fosters a healthy lifestyle and creates a sense of community, be it in sport clubs or elsewhere. Recreational sport is part of our social life, and Germany’s sports movement has a long tradition. The Federal Government promotes fair play and tolerance and rewards activities against violence in sport and beyond. For example my ministry grants the annual Fair Play Award of German Sport together with the German Olympic Sports Confederation. Finally, the achievements of our top-level athletes, for example at Olympic Games and Paralympic Games, world and European championships, also influence the reputation of our country in the world. Sport accom- Kick-off for the 2013 “Helping Hand” award! For the fifth time, we are looking for ideas and projects to encourage people to volunteer in civil protection. “Helping Hand” is an annual award granted by the Federal Ministry of the Interior. The winner will receive 300,000 euros. Application forms are available online at www.helfende-hand-foerderpreis.de The deadline for applications is 31 July 2013. Förderung durch Staatsdienst: Rollstuhlbasketball-Nationalkapitänin Marina Mohnen (r.) arbeitet bei der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung. | Support through employment in government: The captain of the national wheelchair basketball team, Marina Mohnen (right), works for the Federal Academy of Public Administration. © AFP/Getty Images 14 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Der schwierige Weg zum „Sicheren Stadionerlebnis“ Der Anteil gewaltbereiter „Fans“ liegt im Promillebereich. Doch diese kleine Gruppe verursacht riesige Probleme. Vereine und Polizei suchen gemeinsam nach Lösungen. E Das 1993 in Kraft getretene Nationale Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) hat zum Ziel, Gewalt und Verfehlungen im Rahmen von Sportveranstaltungen durch Maßnahmen wie eine einheitliche Stadionordnung, Regelungen zu bundesweiten Stadionverboten oder auch Planung und Durchführung von Fanreisen zu vermeiden. Das NKSS setzt den Rahmen für die Zusammenarbeit aller an Fußballspielen beteiligten Akteure – und ist als konzeptionelles Dach für Strategien auf nachgeordneter Ebene zu sehen. Der Besuch im Stadion darf auch für Familien nicht zum Risiko werden. | A trip to the stadium should not become a risk for families either. s war eine sehr deutliche Mehrheit, mit der die Vereine am 12. Dezember 2012 das Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit dem © dpa Namen „Sicheres Stadionerlebnis“ verabschiedeten. Vorausgegangen war ein bisher einmaliger Protest der deutschen Fußballfans: Sie blieben mehrere Wochen lang bei den Spielen der 1. und 2. Bundesliga Der Bundesminister des Innern, Dr. Hans-Peter für zwölf Minuten und zwölf Sekunden stumm, um Friedrich, begrüßt die Verabschiedung des Sichergegen das Sicherheitskonzept zu protestieren. heitskonzepts, weil es zeigt, dass Vereine und VerKernpunkte des Konzepts, das ab der im Augustbeginnenden Spielzeit 2013/2014 umge- bände sich ihrer großen Verantwortung bewusst sind und diese auch setzt werden soll, sind wahrnehmen: „Die Verdie umfangreiche Auseine haben die Aufgabe, stattung der Stadien im Stadion für Sichermit Videoanlagen, die „Ein nachhaltiger und heit und Ordnung zu Qualifizierung des Ordintensiver Dialog mit den sorgen. Die staatliche nungsdienstes und die Seite ist für die öffentEinstufung von Partien Fans ist unerlässlich.“ liche Sicherheit und als Risikospiele durch Ordnung zuständig, wie die Vereine nach Rückin anderen Bereichen sprache mit den Sicherauch. Den präventiven Bereich der Fanbetreuung heitsbehörden. Damit kann eine „Begrenzung des finanzieren Länder, Kommunen sowie die Verbände Verkaufs der Eintrittskarten sowohl für Steh- als und Vereine gemeinsam. Ich freue mich, dass DFB auch Sitzplatzbereiche“ ebenso einhergehen wie und DFL angekündigt haben, ihren Finanzierungsverstärkte Personenkontrollen an den Eingängen. Fans kritisieren, dass damit der Weg frei sei für anteil deutlich zu erhöhen. Die Vereine bekennen sich durch Annahme des Konzepts eindeutig zu ihGanzkörperkontrollen am Stadioneingang, wie sie im ren finanziellen Verpflichtungen bei StadionsicherNovember 2012 beim Spiel Bayern München gegen heit und Fanbetreuung.“ Eintracht Frankfurt bereits praktiziert wurden. Diese Eingebettet ist das Konzept „Sicheres StadioArt von Kontrollen sind aus Sicht der Arbeitsgemeinnerlebnis“ in einen intensiven Dialogprozess, der schaft Fananwälte „rechtswidrig“ und stellen einen seinen Rahmen im Nationalen Ausschusses für „massiven Eingriff in die Grundrechte“ dar. SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 15 Difficulties on the path towards “The Safe S tadium Experience” The proportion of fans willing to engage in hooliganism is tiny. Yet this small group is causing major problems. Clubs and police officers are jointly looking for solutions. 18.7 million fans T he security concept drawn up by the Bundesliga association (DFL) under the heading “The Safe Stadium Experience” (Sicheres Stadionerlebnis) was adopted by a very clear majority of clubs on 12 December 2012. This was preceded by unprecedented protests by German football fans who observed twelve minutes’ and twelve seconds’ silence over a period of several weeks at football matches in the first and second division of the Bundesliga to show their displeasure at the security concept. The core issues of the concept that is to be implemented at the launch of the 2013/2014 season involve stadiums being kitted out with sophisticated CCTV equipment, stewards employed by the clubs and those employed by third party companies having to complete the DFB’s training programme and the home team having to justify the decision to classify a match as a high-risk encounter following coordination with the security authorities. This means that “restricting the number of tickets sold attended football matches of the first and second division Bundesliga at football stadiums in the 2011/2012 season. Police action was required at 757 matches, racking up a total of 1.88 million man hours for the police forces of the federal states and the Federal Police. 1,142 persons were injured, including 235 police officers. 16 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Die Bundespolizei sorgt für Sicherheit in Zügen und auf Bahnhöfen. | Federal police officers provide for safety on trains and at railway stations. © dpa 18,7 Millionen Zuschauer verfolgten die Spiele der 1. und 2. FußballBundesliga in der Saison 2011/2012 in den Stadien. Bei 757 Spielen waren polizeiliche Einsatzmaßnahmen erforderlich, bei denen insgesamt 1,88 Millionen Arbeitsstunden durch die Polizeien der Länder und die Bundespolizei geleistet wurden. 1.142 Personen wurden verletzt, darunter 235 Polizeibeamte. Sport und Sicherheit (NASS) findet. Im NASS sitzen alle Akteure rund um Fußballspiele: von der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder über die DFL und die Deutsche Bahn bis hin zur Koordinierungsstelle der Fanprojekte (KOS). Der NASS arbeitet laufend am Nationalen Konzept Sport und Sicherheit. Fanprojekte setzen auf Sozialarbeit Um die enorme Arbeitslast für die Polizeien der Länder und die Bundespolizei zur Sicherung der Spiele zu reduzieren, kommt den Fanprojekten eine besondere Bedeutung zu. Der steigenden Gewaltbereitschaft gerade bei jüngeren sogenannten „Ultras“ vor allem gegenüber der Polizei setzen die Fanprojekte eine sozialpädagogische Arbeit entgegen. Sie basiert auf der Annahme, dass repressive Maßnahmen we- niger erfolgreich sind als alternative Freizeit- und Bildungsangebote für jugendliche Fans, die eine kreative Fankultur stärken und in der Lebenswelt der Fans ansetzen – etwa im Stadion, auf Auswärtsfahrten, in Fantreffs und bei Fanturnieren. In dieser Präventionsarbeit sieht Bundesinnenminister Dr. Friedrich einen Schlüssel zum Erfolg: „Ein nachhaltiger und intensiver Dialog mit den Fans fördert das Verständnis füreinander und ist unerlässlich, um das Ziel eines gewaltfreien Fußballs zu erreichen.“ Er nimmt aber auch die Masse der friedlichen Fans in die Pflicht: „Was uns jetzt entscheidend weiterbringen würde, wäre, wenn die 99,9 Prozent vernünftige Fans die wenigen, die sich nicht an die Ordnung halten und gewalttätig sind, auf dem Weg zu den Stadien isolieren. Dann hätten wir schon viel erreicht.“ lj SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 17 Fan projects are based on social work both for seated areas and standing areas” could go Special importance is attached to fan projects aimed hand in hand with more checks being carried out on at reducing the enormous workload facing police persons at entrances. officers of the federal states and the Federal Police Fans criticise the fact that this would open the floodgates for full body checks being carried out at who have to provide for safety at football matches. The growing propensity for violence particularly stadium entrances which were in fact carried out among the younger “Ultras” above all against the poin November 2012 at the match between Bayern lice is being countered München and Eintraby fan projects involvcht Frankfurt. These types of checks are “iling s ocio-educational legal” in the opinion of work. It is based on the “A sustainable, the “Working Group of assumption that represintensive dialogue with Fans’ Solicitors” (Arbesive measures are less itsgemeinschaft Fanansuccessful than alterfans is indispensable.” wälte) and constitute a native leisure and ed“massive intervention ucational activities for in fundamental rights”. young fans which foster Federal Minister of the Interior Hans-Peter Frie- a creative fan culture and focus on the fans’ living drich welcomes the adoption of the safety concept environment, for instance, stadiums, trips to away because it shows that clubs and associations are both matches, fan encounters and fan tournaments. very much aware of and accept the huge responsiFederal Minister Friedrich considers this prebility they shoulder: “The clubs have the task of en- vention work to be the key to success: “A sustainable, suring law and order at the stadiums. State players intensive dialogue with fans fosters mutual underare responsible for ensuring public safety and order standing and is indispensable for accomplishing the just as they are in other areas. The federal states, lo- goal of hooligan-free football.” Yet he also appeals to cal authorities, associations and clubs jointly finance the masses of peaceful fans: “What would definitely the preventive area of stewardship. I am pleased to help us now is if the 99.9 percent of sensible fans hear that the DFB and DFL will be greatly increas- were willing to isolate those who refuse to observe ing their share of the funding. By adopting the con- order and behave like hooligans at the stadiums. If cept, clubs have unequivocally acknowledged their we managed to achieve this, we would have indeed financial obligations in terms of safe stadiums and accomplished a lot.” lj stewardship.” The “Safe Stadium Experience” is part of an intensive dialogue process that is taking place within the framework of the National Committee on Sport and Safety (NASS). The members of the NASS Committee include all players involved in football matches from the Standing Conference of the Interior Ministers of the federal states, the DFL and Deutsche Bahn right up to the Fan Project Coordination Centre (KOS). The NASS Committee is working continuously on the National Concept on Sport and Safety. Die Vereine müssen im Stadion für Sicherheit und Ordnung sorgen. | The clubs have the task of ensuring law and order at the stadiums. Foto: Bongarts/Getty Images The National Concept on Sport and Security (Nationales Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) which entered into force in 1993 is aimed at preventing hooliganism and misdemeanours at sporting events by implementing measures such as uniform stadium rules, regulations governing nationwide stadium bans as well as planning and implementing trips for fans. The NKSS provides the framework for cooperation between all parties involved in football matches. It is also the conceptual umbrella for strategies at subordinate level. 18 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Sportlich auf zwei Kufen unterwegs: Rennrodler Felix Loch. | Travelling on two runners as an athlete: Luger Felix Loch. © Getty Images Auf zwei Laufbahnen ins Ziel Schneller als die Polizei erlaubt fährt Felix Loch nur in der Rodelbahn. Der Gesamtwelt cupsieger 2013 kann als Bundespolizist auf ideale Trainingsbedingungen und auf berufliche Absicherung setzen. Der Rennrodler Felix Loch, Olympiasieger im Einsitzer 2010 in Vancouver, startet für den RC Berchtesgaden und lebt in Schönau am Königssee. Der 23-jährige Sohn des Deutschen Rodelnationaltrainers Norbert Loch bewies sein Talent schon früh. Zum ersten Mal gewann er den Deutschen Meistertitel im Einsitzer im Alter von 13 Jahren, damals noch in der „Jugend B“. In der aktuellen Saison 2012/2013 holte der Polizeimeister, der an der Bundespolizeisportschule Bad Endorf trainiert, sowohl den Europameistertitel in Oberhof als auch die Weltmeistertitel in der Einzelkonkurrenz und mit der Teamstaffel auf der Bahn in Whistler und wurde zum zweiten Mal in Folge Gesamtweltcupsieger. U nbändige Freude und Stolz schwingt in der Stimme mit, wenn der Rennrodler Felix Loch von seinem Sieg im Gesamtweltcup erzählt, den er in diesem Winter zum zweiten Mal in Folge errungen hat. „Dort sieht man den, der über die gesamte Saison hin die beste Leistung erbracht hat. Ich freue mich einfach sehr, eigentlich sogar mehr als beim ersten Mal.“ Für den Spitzensportler, der in der Saison 2011/12, 22 Jahre nach Georg Hackl, als erster den Gesamtsieg wieder nach Deutschland holte, zählt eine Goldmedaille bei Olympia aber noch mehr. „Dieser Wettkampf steht einfach ganz oben, das ist was Einmaliges.“ Zweimaliger Medaillengewinner bei Olympia könnte es aber durchaus im nächsten Winter heißen, denn der schnelle Mann auf dem Schlitten holte bereits 2010 Gold im Einsitzer in Vancouver. In Sotschi, dem Austragungsort der olympischen Winterspiele im kommenden Jahr, fand das letzte Weltcuprennen statt. Loch schildert, dass er eher entspannt war. „Ich wollte das Rennen nicht unbedingt gewinnen. Ich wusste, mit einem guten Ergebnis sollte es schon reichen. Wichtiger war es“, betont er, „noch intensiv Material zu testen und die Besonderheiten der Bahn kennen zu lernen. Wir sind sehr vom Wetter abhängig und in Sotschi kann es im Winter sehr warm sein und unglaublich viel Schnee oder sogar Regen fallen.“ Jetzt ist der Athlet erst einmal froh, dass die Saison vorbei ist und er ein wenig Pause vom Rodeln hat. Aber im nächsten Atemzug spricht er schon leidenschaftlich vom bevorstehenden Sommertraining im wichtigen Olympiajahr. Radfahren, Laufen oder Inlineskaten, also allgemeines Ausdauertraining gehören dazu ebenso wie Athletiktraining, Techniktraining und zahlreiche Materialtests. Im Juli und August besteht jeweils für zwei Wochen die Möglichkeit, den Startablauf in der Bahn zu trainieren. Dafür wird ein kurzes Stück der Bahn vereist und an Technik und Material gefeilt. Eine Woche im Sommer ist außerdem für die Fortbildung im Polizeidienst reserviert. In dieser Zeit stehen beispielsweise Schießtraining oder Neuerungen im Polizeirecht auf dem Programm. Der Spitzensportler ist nämlich auch Polizist und hat SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 19 Twin-track career Felix Loch only breaks the legal speed limit when he is in a luge. As a police officer with the Federal Police, the winner of the 2013 Luge World Championships is lucky enough to have both ideal training conditions and job security. Y ou can sense the immense joy and pride when luger Felix Loch talks about his second successive win at the Luge World Championships this winter. “The winner of the Luge World Championships is the luger who has shown the best overall performance over the entire season. I am just delighted to have won it, this time even more so than the first time round.” Yet winning gold at the Olympics means even more to the top-level athlete who was the first German athlete to reclaim gold at the World Luge Championships in the 2011/2012 season, 22 years after Georg Hackl. “This competition is definitely top of my list, it is simply unique.” There is a strong possibility Felix Loch will be a two-time Olympic gold medallist next winter given that the fastest luger in the world won the men’s singles at the Olympics in Vancouver in 2010. The last World Cup event was held in Sochi, which will be hosting the Winter Olympic Games next year. Loch says that he was actually quite relaxed about the whole thing. “I didn’t feel I had to win the race. I knew I would win if I managed to obtain a good overall result. It was more important to put the material to an intensive test and to get to know the track conditions. We are influenced greatly by the weather and it can be very warm in the winter in Sochi, or there can be an unbelievable amount of snow or even rain.” He is now glad the season is over and he can have a bit of a break from his sport. Yet in the very next breath he speaks enthusiastically about the forthcoming summer training in the important year of the Olympics. Training includes cycling, running or inline skating as well as general endurance training, athletics training, technique training and numerous material tests. He will have the opportunity to spend two weeks training for starts on the track in the months of July and August. To this end, a small piece of the track is refrigerated and the athletes have the opportunity to fine-tune their technique and test the material. One week in the summer is also reserved for advance training for police officers. The programme, for instance, includes shooting practise and amendments to police legislation. This top-level athlete is also a police officer. After completing his intermedi- Dienstlich auf vier Rädern: Der Polizeiberuf hält den Rücken frei für Training und Wettkampf. | Travelling on four wheels as a police officer: His job as a police officer keeps his back free for training and competitions. © Bundespolizei / Federal Police Felix Loch, the luger, Olympic Gold medallist in the men’s singles 2010 in Vancouver, will be competing for RC Berchtesgaden. He lives in Schönau am Königssee. The 23-year-old son of the German National Luge Team coach Norbert Loch displayed talent at an early age. He won the German Championship in the men’s singles at the age of 13, competing in the “Jugend B” team. The police constable has won both the European Championships in Oberhof, the men’s singles event at the World Championships and the team relay event in Whistler, British Columbia in the 2012/2013 season, winning the Luge World Cup twice in a row. 20 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Medaillen-Bilanz: Mit Ablauf der Wintersportsaison 2012/2013 konnten die Sportlerinnenund Sportler bei der Bundespolizeisportschule Bad Endorf die Erfolgsbilanz seit Einführung der Spitzensportförderung auf 560 Medaillen erhöhen. Sie gewannen 39 Medaillen bei Olympischen Spielen, 197 Medaillen bei Weltmeisterschaften, 148 Medaillen bei Europameisterschaften sowie 176 Medaillen bei Weltmeisterschaften im U-23, Juniorenund Jugendbereich. nach seinem Realschulabschluss an der Bundespolizeisportschule im bayerischen Bad Endorf eine Ausbildung zum Polizeimeister absolviert. „Um Viertel nach sieben in der Früh ging der Unterricht los bis zum Mittag und dann noch mal bis um halb vier. Sporttraining bis ungefähr sechs, sieben Uhr, Abendessen, Lernen und dann ins Bett fallen“, schildert Loch seine Ausbildungszeit in Kurzform. Dauert die Polizeiausbildung normalerweise zweieinhalb Jahre, so haben angehende Bundespolizisten im Bad Endorfer Modell einer dualen Karriere die Chance, unter professionellen Bedingungen Spitzensport und Berufsausbildung zu kombinieren und diese innerhalb von vier Jahren abzuschließen. Schnelligkeit auch im Beruf „Von Ende März bis Ende Juli ist das Schulprogramm sehr gestrafft und man muss dranbleiben, dass man mitkommt“, erinnert sich Loch an seine Ausbildungszeit. „Aber es war eine sehr schöne Zeit zusammen mit den Biathleten, Skispringern und Sportlern aus anderen Disziplinen.“ Jeweils ab August steht für die Athleten der Bundespolizeisportschule dann der Leistungssport im Vordergrund. Seit erfolgreich abgeschlossener Prüfung zum Polizeimeister ist das für den Rennrodler fast ganzjährig der Fall. Und dieser ist überzeugt davon, „dass wir im Wintersport niemals so erfolgreich wären, wenn wir dieses Modell nicht hätten.“ Optimale Trainingsmöglichkeiten, ärztliche Betreuung und bestens ausgebildete Trai- Bundespolizeisportschule Die Bundespolizeisportschule mit ihrem Leistungszentrum im bayerischen Bad Endorf fördert seit 1978 Spitzensportler in den mittlerweile zwölf olympischen Wintersportdisziplinen Ski alpin, Snowboard, Nordische Kombination, Skilanglauf, Skispringen, Biathlon, Eisschnelllauf, Short Track, Bob und Rennrodeln, Skeleton sowie Freestyle/Skicross. Hier können die Spitzensportler ihr Training mit der Ausbildung für den mittleren Polizeivollzugsdienst kombinieren. Inzwischen haben über 400 Sportlerinnen und Sportler aus ganz Deutschland dieses „Bad Endorfer Modell“ der dualen Karriere durchlaufen. Neben der Förderung des Spitzensports bietet die Sportschule als zweites Standbein auch polizeispezifische Gesundheitspräventions- und Sportlehrgänge an und bildet Einsatz- und Polizeitrainer aus. ner gehören dazu, „aber von unschätzbarem Wert ist auch die berufliche Absicherung“, so Loch. „Im Sport kann schnell etwas passieren, zum Beispiel eine Verletzung, aufgrund derer man den Kontakt zur Weltspitze nicht mehr halten und seinen Sport nicht mehr betreiben kann. Dann ist es von unschätzbarem Wert, wenn ich direkt in den Polizeiberuf wechseln kann.“ An welcher Stelle innerhalb der Bundespolizei dies sein könnte, da will sich der Mann, der die Geschwindigkeit liebt und mit bis zu 140 Stundenkilometer durch den Eiskanal rast, noch nicht festlegen. „Zu langsam darf es nicht zugehen. Fanbegleitung am Bahnhof, das könnte mich vielleicht reizen. Aber ich hab ja noch a bisserl Zeit“, fügt er hinzu. Kann sich so ein passionierter Wintersportler überhaupt auf den Sommer freuen? „Ja. Wenn wirklich mal Zeit ist, dann geh ich zum Golfen. Da kann ich abschalten, komme auf andere Gedanken, gehe mit Freunden über den Platz und freue mich über ein schönes Spiel.“ am Besuch in der Polizeisportschule: Der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Ole Schröder beim ZugbandStarttraining mit dem Skeleton-Teamweltmeister Michi Halilovic. | Visit to the Federal Police Sport College: Parliamentary State Secretary Dr Ole Schröder at the skeleton start-up training with the skeleton team champion Michi Halilovic. © BMI SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 21 ate secondary school education at the Federal Police Sport College in Bad Endorf, Bavaria, he completed his training as a police constable. “Lessons began at 7:15 am and ended at 12 noon. After lunch, we had more lessons until 3:30 pm. We had sport training until around 6:00 pm or 7:00 pm, then we had dinner, study and then we fell into bed”, Loch says, summing up his training. Although training for police officers usually lasts two and a half years, police cadets have the opportunity to undergo dual training with the “Bad Endorf model” which combines top-level sport and vocational training under professional conditions. Police officers training with the Bad Endorf model complete their training within four years. Fast-paced work environment “The training programme is very condensed from the end of March until the end of July and you have to stay on the ball in order to keep up”, Loch says, recalling his years of training. “But we had a great time with the biathletes, ski jumpers and athletes from other disciplines.” From August onwards, athletes studying at the Federal Police Sport College focus on top-level sport. Since successfully passing his police constable exams, this has been the case nearly every year for the luger. And he is convinced “that there is no way we could have been as successful in winter sports without this model.” Optimum training possibilities, medical care and highly trained coaches contribute to this success but the fact that “we also have job security is of inestimable value”, Loch says. “Things can go wrong very suddenly in sport. Athletes can, for instance, sustain injuries meaning they are unable to keep up with the world’s top athletes and are unable to continue with their sport. So it is invaluable to have a secure job with the Federal Police to fall back on.” The man who loves speeding and flies along the ice track at speeds of up to 140 km/h does not want to say whereabouts exactly he will be working in the police force. “I would certainly like to work in a fastpaced environment. Accompanying fans at railway stations would be a job I would perhaps find interesting. But I have plenty of time to decide yet”, he says. Can such an enthusiast of winter sports look forward to summer? “Certainly. When I really have time I enjoy a game of golf. I can switch off, focus on something different for a change, hit a few balls on the golf course with a few friends and look forward to a nice game of golf.” am Federal Police Sport College The Federal Police Sport College which has its training base in the Bavarian town of Bad Endorf has been promoting top-level athletes in the winter sport disciplines Alpine ski racing, snowboarding, Nordic combination, cross country, ski jumping, biathlon, speed skating, short track, bobsleigh, luge and skeleton as well as freestyle/ski-cross since 1978. Top athletes can combine their sports training with training for the intermediate police service. Meanwhile more than 400 athletes from the whole of Germany have undergone dual career training with this “Bad Endorf model”. In addition to promoting high-performance sport, the Sport College also provides courses on preventive health and on sport disciplines as well as training for task force and police instructors. List of medals: By the time the 2012/2013 winter sport season had come to an end, athletes from the Federal German Sport College in Bad Endorf had managed to claim 560 medals since the promotion of high-performance sport was introduced. They won 39 medals at the Olympic Games, 197 medals at World Championships, 148 medals at the European Championships, 176 medals at the World Junior and U23 Championship. 22 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT „Sport hat mir ein Leben zurückgegeben“ Die Speerwerferin und Kugelstoßerin Birgit Kober hat zweimal paralympisches Gold geholt. Sie spricht über Sportförderung und ihren persönlichen Weg an die Weltspitze. Birgit Kober (41) ist zweifache Goldmedaillengewinnerin der Paralympischen Spiele London 2012 und Weltmeisterin 2011 in den Disziplinen Speer und Kugelstoßen. Sie leidet seit einem ärztlichen Behandlungsfehler 2007 an einer schweren Koordinierungs- und Bewegungsstörung (Ataxie) und sitzt im Rollstuhl. 2012 wurde die Münchnerin zur „Behindertensportlerin 2012“ gekürt. www.birgitkober.de www.birgitxxl.de 11 Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Bundesverwaltung sind nach den Paralympischen Winterspielen in Turin 2006 für Spitzenathletinnen und -athleten mit Behinderung geschaffen worden, initiiert vom Bundesminister des Innern. Sie ermöglichen es, ein professionelleres Training mit Beruf und Ausbildung in Einklang zu bringen. Die Athleten wurden dem Bundesministerium des Innern vom Deutschen Behindertensportverband benannt. Spitzensportlerinnen gelten als Vorbilder, gar als Heldinnen. Fühlen Sie sich so? leistungen, sondern darum, dass es mir besser geht. Zuerst konnte ich mich kaum im Rollstuhl halten. Nein, als Heldin fühle ich mich nicht. Es freut mich natürlich, wenn ich so gesehen werde, das ist Und Ihre zwei Goldmedaillen? ein sehr warmes Gefühl. Ich sehe es als Verpflichtung, den Menschen etwas zurückzugeben, ein Ich bin irrsinnig glücklich, Gold Vorbild zu sein und andere zu ermutigen. Nach den gewonnen zu haben. Ich wusste, ich Goldmedaillen bei den Paralympischen Sommer- kann das, und es geht mir immer daspielen 2012 in London habe ich viele E-Mails be- rum, mein Bestes zu geben, Grenzen kommen, vor allem von Kindern und Jugendlichen. zu überwinden. Wenn das einmal Aber auch Erwachsene haben mir geschrieben, ich nicht reicht, wenn jemand anderes sei ihnen ein Vorbild, auch in meinem Kampf, den einfach besser ist, geht die Welt für ich im Zuge meines Schadensersatzprozesses gegen mich nicht unter. Die Paralympics in ein Münchner Klinikum wegen des Behandlungs- London haben gezeigt, wie groß die fehlers ausfechte. Als ich vor fünfeinhalb Jahren wieder mit dem Sport angefangen habe, hätte ich mir mehr Menschen gewünscht, die mir auf „Wir Behindertensportler die Schultern klopfen und sagen: Ich wurden in London glaube an Dich. Was bedeuten Ihnen der Sport und der Leistungssport? nie mitleidig betrachtet.“ Werfen war immer schon mein Ding. Ich habe mit elf Jahren angefangen, Speer zu werfen, war Bayerische Meisterin und Süddeutsche Vizemeisterin. Nach dem Behandlungsfehler dachte ich zuerst: Jetzt bleibt mir nur noch Reha-Gymnastik. Ich hatte damals alles verloren. Bei den Sommer-Paralympics 2008 in Peking habe ich erstmals sitzende Werfer gesehen und dies als Chance begriffen. Der Sport hat mir einen Alltag, eine Struktur, ein Leben und die Lebensfreude zurückgegeben. Ich habe ein Umfeld an Menschen gewonnen, die mich nicht mitleidig ansehen, sondern Teamkameraden sind. Als ich mit meinem Training anfing, ging es nicht um Höchst- Glücks-Wurf: Birgit Kober setzt strahlend zum Weltrekord in London an. Ein Lebenstraum ging ihr schon vorher in Erfüllung. | A stroke of luck: Birgit Kober beams with delight after breaking the world record in London. She had already fulfilled her life-long ambition. © Axel Kohring SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 23 “Sport is what gave me back a life” The javelin thrower and shot putter Birgit Kober won two gold medals at the Paralympics. She talks about the promotion of sport and her personal path to becoming one of the world’s best athletes. Top-level athletes are considered to be role models and even heroes. Do you feel like one? No, I don’t see myself as a hero. I am of course delighted if people see me in this light, it’s very flattering. I feel under obligation to give something back to people, to be a role model and to encourage others. After winning gold medals at the 2012 Summer Paralympics in London, I received a large number of e-mails especially from children and young people. But I also received mail from adults who said I was a role model for them not just in my sporting career but also in my lawsuit against a clinic in Munich which I am suing for damages I suffered as a result of medical negligence. I wish I had had more people clapping me on the back and saying “I believe in you” when I took up sport again five and a half years ago. What does sport and high-performance sport mean to you? Well, throwing has always been my thing. I began throwing a javelin at the age of eleven, I was the Bavarian champion and runner-up in southern Germany. The first thing that crossed my mind after the error was made in my medical treatment was: all I have left now is rehab gymnastics. I had lost everything at the time. I saw athletes throwing a javelin from a seated position for the very first time at the 2008 Summer Paralympics in Beijing and I recognised this as an opportunity. Sport has given me back a daily routine, a structure and new zest for life. I am surrounded by people who regard me as a team mate rather than someone to be pitied. When I began training, my goal was not to achieve maximum performance but to start to feel a bit better. To begin with, I found it hard to keep my balance in my Birgit Kober (41) was a double gold medal winner at the 2012 Paralympics in London and 2011 world champion in the disciplines javelin and shot put. She has been suffering from a severe condition affecting the coordination of muscle movements (ataxia) since 2007 as a result of medical negligence and is now confined to a wheelchair. In 2012, Birgit Kober, who is from Munich, was presented with the “2012 Disabled Athlete of the Year” award. www.birgitkober.de www.birgitxxl.de 24 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT U-Bahnfahrt durch London: Birgit Kober mit einem Hut der Metropolitan Police zusammen mit Trainer Joachim Lipske. | Trip on the underground through London: Birgit Kober wearing a Metropolitan Police helmet alongside her coach Joachim Lipske. © Birgit Kober Leistungsfähigkeit von behinderten Sportlern ist. Vielen Menschen wurde vielleicht zum ersten Mal klar, dass es sich um richtigen Leistungssport handelt. Wir Behindertensportler wurden in London nie mitleidig betrachtet. Dort konnte ich mit Vielem Frieden schließen. Mit 5,1 Mio. Euro fördert das Bundesministerium des Innern im Jahr 2013 den Leistungssport der Menschen mit Behinderung. Dabei gelten die gleichen Kriterien wie bei der Förderung des Spitzensports der Menschen ohne Behinderung. Schwerpunkt ist unter anderem eine weitere Professionalisierung mittels hauptamtlicher Trainer und paralympischer Trainingsstützpunkte. Ihr Gold-Wurf war ja ein ganz besonderer. Bei meinem letzten Speerwurf hat mich das ganze Stadion „eingeklatscht“. Das passiert sonst nur stehenden Werfern oder Springern. Das hat mich irrsinnig glücklich gemacht, das vergesse ich mein ganzes Leben nicht mehr. So etwas hatte ich mir immer schon gewünscht. Die Zuschauer haben mich so beflügelt, dass ich im letzten Versuch noch einen neuen Weltrekord geworfen habe. Danach ist das Stadion regelrecht aufgebrandet. Trainieren Sie tatsächlich im Park? Ich trainiere am Olympiastützpunkt München. Das sind hin und zurück drei Stunden Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Deshalb trainiere ich das Speerwerfen manchmal alleine auf einer Wiese neben der Rentenversicherungsanstalt nahe meiner Wohnung. Das stört dort niemanden. Aber ohne meinen Trainer Joachim Lipske und ohne meinen Verein TSV Bayer 04 Leverkusen wäre ich heute nicht da, wo ich stehe. Halten Sie eine weitere Professionalisierung im Leistungssport für behinderte Menschen für nötig? Ja, das täte uns gut. Nur auf Breitensportstrukturen zu setzen, genügt nicht mehr. Mein Trainer ist als Landestrainer der bayerischen Werfer und Jugendnationaltrainer für die Hammerwerfer im Deutschen Leichtathletikverband angestellt. Für die Arbeit mit mir bekommt er nichts bezahlt, und für London musste er sich sogar Urlaub nehmen. Glücklicherweise haben wir in der Leichtathletik seit vier Jahren einen festangestellten Nationaltrainer, Willi Gernemann, der eine wunderbare Arbeit leistet. Trainieren Sportler mit und ohne Behinderung getrennt? Am Stützpunkt trainiere ich mit einer Gruppe nichtbehinderter Werfer. Wenn wir Behindertensportler weiterkommen wollen, ist das nur zusammen mit nichtbehinderten Athleten möglich. Gibt es eine Annäherung auch in der Förderung? Bei den Erfolgsprämien für Medaillen ist schon viel geschehen. Irgendwann sollte es da eine wirkliche Gleichstellung geben. Das gilt auch für Modelle einer dualen Karriere von Sport und Beruf. Viele von uns haben aber Grenzen, die auch im Beruf gelten. Sponsoring gibt es kaum? Wer als nichtbehinderter Leichtathlet olympisches Gold holt, sieht die Sponsoren Schlange stehen. Ich habe zwei Goldmedaillen, aber noch keinen Sponsor. Für das Training binde ich als Hockerersatz zuweilen zwei Mineralwasserkästen zusammen. Das wäre doch auch eine nette Werbung. … bei der man gleich an den früheren Rennrodler Georg Hackl denkt … … ja. Aber ich lächle doch auch ganz nett. Sponsoren paralympischer Athleten könnten ganz andere Gruppen von Menschen erreichen. hs SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 25 wheelchair. Success came gradually, like an engine that propels you forward. And what about the two gold medals you won? I am extremely happy to have won gold. I knew I could do it and I always aim to do my best and to cross boundaries. If this is not enough at times, if someone else is simply better, it’s not the end of the world for me. The Paralympics in London have shown what disabled athletes are capable of achieving. It probably dawned on many people for the “We disabled athletes were never viewed with pity in London.” first time that Paralympic athletes are competing in proper high-performance sport and that Paralympic Games are on an equal footing with the Olympics. We disabled athletes were never viewed with pity in London. I discovered in London once again what it is like to be a normal person. I managed to find an inner peace and come to terms with a lot of issues that had troubled me. The throw that won you the gold medal was a very special one. The whole stadium erupted in applause when I threw my last javelin. This usually only happens for throwers or jumpers in a standing position. It made me ecstatically happy, it is something I will never forget. It is something I was always hoping to experience. The spectators inspired me so much that I managed to set a new world record with my last throw. The crowds went absolutely crazy! Is it true that you do your training in a park? I train at the Olympic Training Centre in Munich. It takes me three hours using public transport to get there and back. That is why I sometimes practise throwing a javelin on my own at the park close to where I live. I don’t disturb anyone there. Yet I would not be where I am today without my coach Joachim Lipske and my club TSV Bayer 04 Leverkusen. 11 training places and jobs were created Do you think it is necessary to further professionalize high-performance sport for disabled athletes? in the federal administration for top-level disabled athletes at the initiative of the Federal Minister of the Interior following the 2006 Winter Paralympics in Turin. They give disabled athletes the opportunity to combine professional training with work and education. The National Paralympic Committee Germany nominated the athletes for the Federal Minister of the Interior. Yes, I do, it would do us good. It is no longer sufficient to rely solely on sports for all. My coach is employed as the javelin coach for the federal state of Bavaria and also coaches the Junior National Shot Put team that is part of the German Athletics Federation. He doesn’t get paid for the work he does with me and he even had to take annual leave to attend the Paralympics in London. Fortunately we have had a full-time national athletics coach, Willi Gernemann, for the past few years. He does wonderful work. Do able-bodied athletes and disabled athletes train separately? I train with a group of able-bodied javelin throwers at the Olympic Training Centre. If we want to improve as disabled athletes, we can only do so if we train with able-bodied athletes. The same applies vice versa, able-bodied athletes also benefit from training with us. Are you treated equally when it comes to funding? A lot has happened in terms of incentive payments for medals. At some stage, we should definitely be treated equally. The same applies to models offering a dual career of sport and vocational education. You see many of us face limitations which we also face in working life. Do you find it hard to get sponsors? Able-bodied athletes who win gold in the Olympic athletics literally have sponsors queuing up at the door. I don’t have a sponsor yet even though I have won two gold medals. I tie two bottle crates together and use them as a makeshift stool when I train. Now that would make a lovely advertisement! … the ad featuring former luger Georg Hackl immediately springs to mind … … Indeed. But I have a nice smile too! Sponsors of Paralympic athletes can reach whole new groups of people. hs The Federal Ministry of the Interior will appropriate € 5.1 million in 2013 for disabled athletes competing in high-performance sports. As such, the criteria are the same as those that apply to the promotion of top-level sport for able-bodied athletes. The focus is, inter alia, on achieving further professionalization by employing full-time coaches and establishing Paralympic training centres. 26 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Schule der Sportnation Mit ihrem erneuten Sieg im Bundeswettbewerb Jugend trainiert für Olympia werben die Hockey-Mädchen der Luisenschule in Mülheim an der Ruhr zugleich für Hockeynachwuchs im Breiten- und im Leistungssport. D ie Rückkehr aus Berlin war ein Triumph. Noch heute ist Sportlehrer Roland Möller begeistert, wenn er davon erzählt. Im September 2012 hatten die Hockey-Mädchen der Luisenschule in Mülheim an der Ruhr ihren Titel als Bundessieger „Jugend trainiert für Olympia“ verteidigt, da standen Eltern, Freunde, Schüler und Fans mit großen Transparenten am Bahnhof Duisburg und empfingen jubelnd das Team. „Das war schon eine tolle Stimmung!“, sagt Möller. Richtig abgeräumt haben sie, die neun Mädchen aus dem Ruhrgebiet. Gegen die Berliner, die Saarländer, die Mecklenburger und gegen Bremen. Nicht nur hartes Training, auch Glück war entscheidend. Denn Schulhockey ist ein Sport mit hohem Tempo. Auf dem kleinen Feld kann sich das Spiel blitzschnell wenden. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass wir so souverän sind!“, so Möller. Hockey ist nicht unbedingt ein Breitensport in Deutschland. Mehr als 77.000 aktive Vereinsmitglieder zählt der Deutsche Olympische Sportbund, davon ist fast die Hälfte jünger als 14 Jahre. Seit 1978 ist Hockey fester Bestandteil im Bundesschulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Am Hockey-Bundesfinale im Herbst nehmen die Sieger in den 16 Bundesländern teil – wie die Mülheimer Mädchen. Teamgeist und Aufstellung zählen „Für die Teilnehmer bedeutet die Möglichkeit, an einem Wettbewerb teilzunehmen, eine enorme Motivation. Zudem finden viele Kinder und Jugendliche über die Schulwettkämpfe den Weg in die Vereine Jugend trainiert für Olympia und Jugend trainiert für Paralympics sind bundesweite Schulmannschaftswettbewerbe und mit rund 910.000 Schülerinnen und Schülern die weltgrößten ihrer Art. Mehr als 25 Millionen Kinder und Jugendliche mit mehr als 2,3 Millionen Lehrkräften und Betreuern haben sich seit 1969 beteiligt. www.jtfo.net www.jtfp.de Die Deutsche Schulsportstiftung ist neben tausenden engagierter Lehrkräfte, Eltern und Vereinsvertreter ein wichtiger Akteur im Jugendsport. Sie ist seit 2003 Träger des Bundeswett bewerbs. Gleichzeitig initiiert sie weitere Wettbewerbe mit den Sportfachverbänden und fördert Projekte außerhalb des Schulsports. www.deutsche-schulsportstiftung.de Das Hockey-Mädchenteam der Luisenschule in Mülheim an der Ruhr. und damit auch in den Leistungssport“, sagt Karl Weinmann, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Schulsportstiftung. Möller kümmert sich seit bald vier Jahren um die Mannschaft mit den 14 bis 15 Jahre alten Mädchen: „Der Stamm der Mannschaft bleibt, auch wenn nicht immer die gleichen Spielerinnen an den Wettkämpfen teilnehmen.“ Dabei profitiert die Schule von den bundesweit bekannten Vereinen HTC Kahlenberg und HTC Uhlenhorst in der Hockeyhochburg Mülheim. Knapp 40 der 1.200 Luisenschüler spielen aktiv Hockey. Für die Vereine hat das einen gewichtigen Vorteil: Die Schule bringt ein gewisses Verständnis für Wettkampfzeiten und Vereinsarbeit auf. Wichtig, so Möller, seien Teamgeist und die Besetzung. Weil beim Schulhockey nur sechs Spielerinnen auf einem kleinen Platz spielen, ist die Teamaufstellung flexibler als beim größeren Feldhockey. Hockey ist oft die Leidenschaft von ganzen Familien. „Es gibt regelrechte H ockeydynastien“, sagt Möller. So schnell dürfte der Nachwuchs also nicht ausgehen. an SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 27 School of the sporting nation Having won the Federal Competition “Youth Training for the Olympics” for the second time, the girls’ hockey team from Luisenschule in Mülheim an der Ruhr are encouraging young hockey players to participate in high-performance sport and sport for all. Youth Training for the Olympics and Youth Training for the Paralympics are nationwide school team competitions which around 910,000 pupils compete in, making them the biggest school competitions in the world. More than 25 million children and young people have competed in these competitions with the help of more than 2.3 million teachers and coaches since 1969. www.jtfo.net www.jtfp.de The German School Sports Foundation (Deutsche Schulsportstiftung) is an important player in youth sports alongside thousands of dedicated teachers, parents and club representatives. It has sponsored the federal competition since 2003. At the same time, it launches other competitions in cooperation with sports federations and promotes projects outside school sports. www.deutsche-schulsportstiftung.de The girls’ hockey team from Luisenschule in Mülheim an der Ruhr. © WAZ T riumphant return from Berlin. Sports teacher Roland Möller still raves about the experience when he talks about it. In September 2012, the girls’ hockey team from Luisenschule in Mülheim an der Ruhr managed to defend their title as winners of the “Youth Training for the Olympics” competition, arriving home to the cheers of parents, friends, fellow pupils and fans who were waving large banners at the railway station in Duisburg. “The atmosphere was terrific!” Roland Möller says. The nine girls from the Ruhr region literally cleaned up. They beat the teams from Berlin, Saarland, Mecklenburg and Bremen. Yet their success was not just the result of hard training; luck was also on their side. School hockey is a very fastpaced sport. Things can turn around in a split second on the small hockey pitch. “However, I wasn’t expecting the team to do so well”, Mr Möller says. Hockey would not necessarily be classified as a sport for all in Germany. The German Olympic Sports Confederation represents more than 77,000 active club members. Almost half of them are under the age of 14. Hockey has been an inte- gral part of the federal school competition “Youth Training for the Olympics” since 1978. The winning teams in the 16 federal states including the girls from Mülheim will be competing in the national hockey finals this autumn. Team spirit and the line-up are what count “The opportunity to compete in a competition provides huge motivation to those competing. What is more, many children and young people who compete in school competitions move on to clubs and end up competing in high-performance sport”, Karl Weinmann, Vice-Chair of the German School Sport Foundation, says. Roland Möller has been coaching the hockey team of girls aged between 14 and 15 for almost four years now: “The main team members will carry on even though it is not always the same players who actually get to play in the competitions.” As such, Luisenschule is benefiting from the clubs HTC Kahlenberg and HTC Uhlenhorst in Mühlheim where hockey is a hugely popular sport. Just under 40 of the 1,200 pupils attending Luisenschule are active hockey players. There is a major benefit in this for the clubs too. The school is fairly accepting of competition times and the work clubs have to do. Team spirit and the line-up are important, Mr Möller says. Because only six players can play on the pitch in hockey matches between school teams, the line-up is more flexible than it is with field hockey, which is played on a larger pitch. You will often find that whole families have a passion for hockey. “We actually have hockey dynasties”, Möller says. So there will be no shortage of young hockey players any time soon. an 28 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Die integrative Kraft des Sports bewusst einsetzen Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, erläutert im Interview, worin die gesellschaftliche Funktion des Sports liegt und wie das Bundesministerium diesen für die Stärkung von Respekt und Toleranz nutzt. „Sport wirkt durch seine über Kulturgrenzen hinweg geltenden Regeln integrativ.“ hier genauso funktioniert, und seine eigenen Erfahrungen einbringen. Zudem heißt es zu Recht: Sport spricht alle Sprachen. Kulturelle Grenzen wie auch Sprachbarrieren wirken im Zusammenspiel im Sport sehr viel weniger als andernorts. Deshalb wurde auch schon vor über zwanzig Jahren das Programm „Integration durch Sport“ auf den Weg gebracht. Welche Rolle spielen die Sportverbände und -vereine? Dr. Christoph Bergner, geboren am 24. November 1948 im sächsischen Zwickau, ist seit 2005 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern. Seit Februar 2006 ist er Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und seit März 2011 Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Als Präsident des mitgliederstärksten Sportvereins SachsenAnhalts, des SV Halle, engagiert er sich auch privat für den Sport und seine integrative Wirkung. © BMI Sport ist Wettkampf – nur einer kann am Ende siegen. Wie kann Sport da zugleich den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern? Sein integratives Potenzial zieht der Sport vor allem aus zweierlei: Er bietet zum einen jedem die Möglichkeit, sich im Vergleich mit anderen zu messen und dabei die eigene Persönlichkeit zu entfalten und zu stärken. Zum anderen hängt die integrative Wirkung des Sports auch wesentlich davon ab, dass sich alle gemeinschaftlich auf Regeln verständigen und daran gebunden fühlen, wenn sie miteinander und gegeneinander Sport treiben. Wie genau kann Sport zur Integration beitragen? Sport ist international: Fast überall auf der Welt wird Sport betrieben, auch nach international kodifizierten Regeln. Egal also, woher ein Mensch kommt – er kann in Deutschland etwas weiterführen, was Sie sind die entscheidenden Grundinstitutionen. Das ist auch einer der besonderen Vorzüge im Sport: Er hat eine rein zivilgesellschaftliche Basis. Der Staat sorgt allein für die Rahmenbedingungen und unterstützt die eigentlichen Akteure. Für die Sportförderung des Bundesministeriums des Innern, die sich vor allem auf den Spitzensport bezieht, gilt deshalb immer der Grundsatz der Autonomie: Wir sind Partner des Sports, respektieren ihn als zivilgesellschaftliche Bewegung. Wie kann Sport dazu beitragen, Gewalt und Rechtsextremismus einzudämmen? Automatisch tut er das nicht. Und er kann im Wettkampfgeschehen sogar so polarisieren, dass sich Emotionen in Aggression und Gewalt entladen. Andererseits wirkt Sport durch seine über Kulturgrenzen hinweg geltenden Regeln integrativ. Wichtig ist, dass wir uns alle gemeinsam der Bedrohungssituation bewusst sind und aktiv dagegensteuern. Das be- SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 29 Dr. Christoph Bergner beim 10-km-Lauf am Vorabend des 8. Mitteldeutschen Marathons in Halle. | Dr Christoph Bergner running a 10K on the eve of the 8th Central German Marathon in Halle. © BMI Consciously leveraging the integrative force of sport Dr Christoph Bergner, Parliamentary State Secretary at the Federal Ministry of the Interior, explains in an interview what role sport plays in society and how the Federal Ministry is leveraging sport to strengthen respect and tolerance. Sport involves competition, which means there can only be one winner. So how is it that sport also has the capacity to promote social cohesion? Sport derives its integrative potential above all from two things: on the one hand, it provides everyone with the opportunity to measure themselves against others, and in doing so, to develop and strengthen their own personality. On the other hand, the integrative impact of sport also depends hugely on people agreeing to set common rules and being willing to observe them when they engage in sport with each other and compete against each other. How can sport contribute to integration? Sport is international: people engage in sport in almost every corner of the globe and they do so according to rules that are codified internationally. Regardless of where people come from – they can continue with their sport in Germany based on the same rules, and can contribute their own experience. The saying rightfully goes: the language of sport is universal. Cultural boundaries and indeed language barriers are a lot less noticeable in the context of sport than they are in other walks of life. This is what prompted the launch of the “Integration through Sport” programme over twenty years ago. What role do sport federations and clubs play? They are crucial basic institutions. That is also one of the special benefits of sport. It is based solely on civil society. The state alone is responsible for creating the general conditions and supports the players involved. That explains why the principle of autonomy always applies to the funding for sport and top-level sport from the Federal Ministry of the Interior: we are partners in sport which we respect as a civil society movement. Dr Christoph Bergner, who was born in Zwickau in the federal state of Saxony on 24 November 1948, was appointed Parliamentary State Secretary at the Federal Ministry of the Interior in 2005. He was appointed Federal Government Commissioner for Matters Related to Ethnic German Resettlers and National Minorities in February 2006 and Federal Government Commissioner for the new federal states in March 2011. As the chair of SV Halle, the biggest sports club in Saxony-Anhalt, he is also involved in sport and champions the integrative role of sport in his private life. 30 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Jetzt Preisträger 2013 vorschlagen! Das Bundesministerium des Innern, der Deutsche Olympische Sportbund und der Verband Deutscher Sportjournalisten vergeben 2013 erstmals gemeinsam den Fair Play Preis des Deutschen Sports. Gesucht werden Einzelpersonen, Gruppen oder auch Initiativen, die ab dem 1. Juni 2012 ein Beispiel für Fair Play im Sport gegeben haben. Der Preis wird verliehen in den Kategorien Behindertensport, Nichtbehindertensport sowie Sonderpreis, zum Beispiel Integration, Bekämpfung von Rechtsextremismus, Engagement im Anti-Doping-Bereich. Jetzt Preisträger vorschlagen unter www.fairplaypreis.de wirken wir auch mit Vorbildern erfolgreicher Athleten, die Werte wie Respekt und Toleranz verkörpern. Gemeinsam mit diesen Athleten können wir in verschiedenen Kampagnen ein klares Bekenntnis gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt ablegen. Wir müssen die integrative Funktion des Sports sehr bewusst einsetzen und dürfen nicht davon ausgehen, dass sie sich von selbst einstellt. Es gibt aber auch Fälle, in denen sich der Rechtsextremismus selbst den Sport zunutze machen will. Deshalb engagiert sich das Bundesministerium des Innern etwa auch in dem Projekt „Sport und Politik verein(t) gegen Rechtsextremismus“. Die Vereine und Verbände haben das Problem, dass sie selbst parteiunabhängig und offen für jedermann sein wollen – und gerade deshalb aufpassen müssen, dass Rechtsextremismus nicht bei ihnen Unterschlupf findet. Auch in dem Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ sensibilisieren wir die Akteure vor Ort, damit sie solche Entwicklungen selbst verhindern. Gibt es etwas, das Ihnen persönlich die soziale Bedeutung des Sports besonders eindrücklich nahe gebracht hat? Da sind zum einen die vielen positiven Erfahrungen, die ich in meinem eigenen Verein mache, etwa wie junge Menschen aus sozial schwachen Familien im Sport ihre Persönlichkeit entwickeln, Selbstbewusstsein tanken und dadurch gestärkt ihren Platz in der Gesellschaft finden. Daneben beeindruckt mich persönlich auch das, was ich als Aussiedlerbeauftragter im Integrationsbereich erlebt habe – und freue mich ganz besonders, dass drei unserer olympischen Medaillen in London junge Aussiedler errungen haben, die aus der früheren Sowjetunion zu uns gekommen sind. | Die Ruderinnen Barbara Karches (l.) und Charlotte Arand vom Mainzer Ruderverein gewannen einen Fair Play Preis 2012. Während der Europäischen Studentenmeisterschaften 2011 in Moskau haben sie kurz entschlossen ihr Rennboot dem Schweizer Herrenteam geliehen, obwohl sie damit den eigenen Start gefährdeten. Die Schweizer hatten Probleme mit ihrem Boot. | The rowers Barbara Karches (on the left) and Charlotte Arand who are members of Mainz Rowing Club were presented with a Fair Play Award in 2012. During the 2011 European University Rowing Championships in Moscow, they did not hesitate to lend their rowing boat to Switzerland’s men’s team despite the fact that they were risking their own participation by doing so. The Swiss rowers were having problems with their boat. © Michael Schick Wertevermittler Sport: Programme und Initiativen Das Programm „Integration durch Sport“ fördert gemeinsames Sporttreiben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund – finanziell in sogenannten Stützpunktvereinen sowie beratend und mit Fortbildungen für alle Engagierten. Das Programm wurde bereits 1989 unter dem Namen „Sport mit Aussiedlern“ auf Initiative der Bundesregierung ins Leben gerufen. www.integration-durch-sport.de Die Kampagne „Sport und Politik verein(t) gegen Rechtsextremismus“ unterstützt Sportvereine und -verbände darin, gegen rechtsextremistische Erscheinungsformen im Sport vorzugehen und ein tolerantes Vereinsklima zu bewahren. Zu den Trägern gehören neben dem Bundesministerium des Innern, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend etwa auch die Deutsche Sportjugend, der Deutsche Olympische Sportbund, der Deutsche FußballBund, die Landessportbünde, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, die Sportministerkonferenz, die Bundeszentrale für politische Bildung und das Bündnis für Demokratie und Toleranz. www.vereint-gegen-rechtsextremismus.de Mit dem Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ fördert das Bundesministerium des Innern in ländlichen und strukturschwachen Gegenden Projekte für demokratische Teilhabe und gegen Rechtsextremismus – darunter auch zahlreiche Sportvereine und -initiativen. www.zusammenhalt-durch-teilhabe.de SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 31 How can sport help to contain violence and right-wing extremism? It does not do so automatically. In fact sport has the potential to pitch people against each other in competitions and matches to such an extent that emotions can escalate into aggression and violence. On the other hand, sport has an integrative effect owing to the rules that traverse cultural boundaries. It is important that each and every one of us is aware of the threats we face and that we take active measures to counteract them. We can do so by identifying successful athletes who embody values such have gained in my own club, for instance, witnessing how young people who come from underprivileged families develop their personality through sport, build their self-confidence and hence manage to find their place in society. I am also highly impressed by what I experienced as the Federal Government Commissioner for Matters Related to Ethnic German Resettlers and National Minorities in the field of integration – and am really delighted that three of our athletes who won Olympic medals in London are young repatriates who came to us from the former Soviet Union. | Sport communicating values: Programmes and initiatives “Sport has an integrative effect owing to the rules that traverse cultural boundaries” as respect and tolerance as role models. Together with these athletes we can take a firm stand against xenophobia and violence in a number of different campaigns. We need to make a conscious effort to leverage the integrative capacity of sport and should never assume it can be taken for granted. Yet there are also cases in which right-wing extremists try to use sport for their own benefit. That is why the Federal Ministry of the Interior is, for instance, involved in the project “Athletes and politicians united against right-wing extremism”. One of the problems facing sport federations and clubs is that they are not reliant on any particular political party and want to be accessible to everyone. It is for this very reason they need to ensure that right-wing extremism doesn’t slip in through the back door. We are also raising awareness among players at local level with the “Cohesion through participation” programme so that they can counteract any such trends themselves. Is there anything in particular that really impressed the social importance of sport upon you? Well, there is certainly the positive experience I The “Integration through Sport” programme encourages people with and without a migration background to participate in sport together – providing funding in sport clubs officially recognized for their efforts to promote integration, providing advice and offering advanced training for all stakeholders. The programme was launched back in 1989 under the name “Sport with repatriates” at the initiative of the Federal Government. www.integration-durch-sport.de The “Athletes and politicians united against rightwing extremism” campaign helps sport federations and clubs to nip any signs of right-wing extremism in the bud and to cultivate an atmosphere of tolerance in clubs. In addition to the Federal Minister of the Interior, the Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth and the federal states, the sponsors include the German Sports Youth (Deutsche Sportjugend), the German Olympic Sports Confederation (Deutscher Olympische Sportbund), the German Football Association (Deutscher Fußball-Bund), the sport federations of the federal states, the German Association of Towns and Municipalities (Deutscher Städte- und Gemeindebund), the Conference of Ministers and Senior Officials Responsible for Physical Education and Sport, the Federal Agency for Civic Education and the Alliance for Democracy and Tolerance. www.vereint-gegen-rechtsextremismus.de The Federal Ministry of the Interior is aiming to fund projects for democratic participation and against right-wing extremism in rural and structurally weak regions with the “Cohesion through participation” programme which numerous sports clubs and initiatives are involved in. www.zusammenhalt-durch-teilhabe.de Now is the time to nominate award winners for 2013! The Federal Ministry of the Interior, the German Olympic Sports Confederation and the Association of German Sport Journalists will be presenting the Fair Play Award of German Sports in 2013. This award is presented to individuals, groups and even initiatives that have set an example of fair play in sport since 1 June 2012. The award is presented in the categories sport for the disabled and sport for the able-bodied. A special award is also presented to people who have set an example in relation to integration, the fight against right-wing extremism and commitment in the area of anti-doping. To nominate an award-winner, please go to: www.fairplaypreis.de 32 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Wettrennen mit der Chemie Häufige und engmaschige Kontrollen sind der Kern einer effektiven Abschreckung im Kampf gegen Doping. Trotzdem bleiben immer wieder dopende Spitzensportler unentdeckt. Neben den „intelligenten“ Kontrollen muss die Dopinganalytik weiter fortentwickelt werden. Wichtig bleiben aber auch nicht-analytische Erkenntnis quellen wie das „whistleblowing“ und eine zielgruppenspezifische Präventionsarbeit. Doping schadet dem Spitzensport. | Doping harms high-performance sport. © Peter Hince/Getty Images SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 33 Racing against drugs In the fight against doping, effective deterrence relies on frequent and strict controls. Nevertheless, anti-doping rule violations by high-level athletes continue to go undetected. In addition to intelligent testing, doping analysis must be refined. However, non-analytic sources of information such as whistleblowing and targeted prevention are equally important. W e again hit rock bottom when seven-time Tour de France winner Lance Armstrong confessed to doping on 17 January 2013 after the US anti-doping agency USADA had banned him for life in summer 2012. The credibility of high- performance sport has greatly suffered due to spectacular doping cases such as those of sprinter Katrin Krabbe, cross-country skier Johann Mühlegg and countless cyclists before Armstrong. One old familiar question has surfaced with renewed vigour in the media: “How can these famous and frequently tested athletes go undetected for such a long time?” To understand this, it is important to know how the fight against doping works. Since 1999 the World Anti-Doping Agency (WADA) in Montreal has spearheaded international efforts, developing international standards for testing and publishing an annual list of prohibited performance-enhancing substances and methods. For testing, WADA cooperates with national anti-doping organizations such as the National Anti-Doping Agency (NADA) in Germany and the individual sports federations. In Germany, NADA carries out the most tests by far. Testing rules are very strict (see info box). How did Lance Armstrong manage to evade this system while massively using doping substances for such a long time? He succeeded because he and his team were not only ahead of their opponents but also ahead of testing methods. The pattern is always the same: For good money, biochemists develop new doping substances that cannot be detected by existing tests. Athletes also tend to misuse substances intended for other purposes: “It has become part of my work to scan administration studies for new medi- cation that will soon be brought to market and may be misused for doping purposes,” says Mario Thevis, professor for preventive doping research at the German Sport University Cologne. Thevis heads the European Monitoring Centre for Emerging Doping Agents (EUMOCEDA) created in June 2011 at the initiative of the Federal Ministry of the Interior. Together with his colleagues he develops tests to detect performance-enhancing substances before they go on sale. One-third of NADA’s budget is used for research However, experts are convinced that investing in research is a promising way to fight doping. While WADA has a research budget of only 4.3 million euros, or only two percent of the global anti-doping funds, national expenditure on doping research and analysis must be counted as well, e.g. more than two million euros per year in Germany alone. This is about one-third of NADA’s budget. In addition to Strict testing rules The one-hour rule requires high-level athletes in many sports to indicate for each day one hour and place where they will be available for testing. Athletes must provide those details by the end of each quarter for the following three months, but then may change and update them any time. If the doping control officer does not find the athlete at the indicated place and time, a “strike” will be issued against that athlete for the missed test. An athlete who receives three strikes within 18 months may be suspended for up to two years. The World Anti-Doping Code defines doping as one of the following: →presence of a prohibited substance in a sample; →use or attempted use of a prohibited substance or method; →refusal to participate in testing or violation of the rule to provide whereabouts information; →tampering; →possession of or trade in substances by an athlete or associated persons. Originally, the word doping comes from Afrikaans, the language of the Dutch settlers in South Africa. At village festivals, the natives drank a strong schnaps called “Dop”, and people started using the word for all kinds of stimulating drinks. From Afrikaans, the word was introduced into the English language and used in connection with stimulants administered during horse races in the late 19th century. 34 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT Doping ist im Welt-AntiDoping-Code definiert als der Verstoß gegen eine der folgenden Bestimmungen: →Nachweis einer verbotenen Substanz in einer Dopingprobe →Gebrauch oder Versuch des Gebrauchs einer verbotenen Substanz oder Methode →Verweigerung einer Dopingkontrolle oder Verletzung der Informationspflicht über den Aufenthaltsort →Verfälschung einer Dopingkontrolle →Besitz von oder Handel mit Substanzen durch einen Athleten oder sein Umfeld Seinen Ursprung hat das Wort Doping im Afrikaans, der Sprache der niederländischen Kolonialisten in Südafrika. Bei Dorffeiern der Einheimischen wurde ein schwerer Schnaps, der sogenannte „Dop“, getrunken – die Afrikaner übernahmen das Wort und gebrauchten es als generelle Bezeichnung für Getränke mit stimulierender Wirkung. Aus dem Afrikaans fand das Wort seinen Weg ins Englische, wo es Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit Aufputschmitteln verwendet wurde, die bei Pferderennen zum Einsatz kamen. A ls der siebenmalige Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong am 17. Januar 2013 nach lebenslanger Sperre durch die US-Antidopingagentur USADA im Sommer 2012 ein öffentliches Geständnis ablegt, ist ein neuer Tiefpunkt erreicht. Die Glaubwürdigkeit des Spitzensports hat durch spektakuläre Dopingfälle wie die der Sprinterin Katrin Krabbe, des Skilangläufers Johann Mühlegg und unzähliger Radfahrer vor Armstrong großen Schaden genommen. In der medialen Diskussion taucht eine altbekannte Frage mit neuer Wucht auf: „Wie kann es sein, dass so berühmte und oft kontrollierte Sportler so lange unentdeckt bleiben?“. Um sich einer Antwort anzunähern, ist es wichtig, zu wissen, wie der Anti-Doping-Kampf organisiert wird. An oberster Stelle steht seit 1999 die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Montreal, die internationale Standards für Kontrollen schafft und jährlich eine Liste mit den verbotenen leistungssteigernden Substanzen und Methoden veröffentlicht. Bei der Durchführung der Kontrollen arbeitet die WADA mit nationalen Anti-Doping-Organisationen wie der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) in Deutschland und den Verbänden der jeweiligen Sportart zusammen. Dabei werden die mit Abstand meisten Kontrollen in Deutschland durch die NADA durchgeführt. Die Kontrollregularien sind streng (siehe Infokasten). Wie aber konnte Armstrong in diesem System so lange so intensiv dopen, ohne enttarnt zu werden? Es gelang ihm vor allem deshalb, weil er und sein Team nicht nur schneller als die Gegner waren, sondern auch schneller als die Kontrollmethoden. Das Muster ist stets das Gleiche: Biochemiker entwickeln gegen gute Bezahlung neue Dopingmittel, die von den jeweils aktuellen Tests noch nicht enttarnt werden. Oft werden die Substanzen von den Sportlern aber auch zweckentfremdet: „Ein Teil meiner Arbeit ist es inzwischen, klinische Studien danach zu durchsuchen, ob bald neue Medikamente auf den Markt kommen, die man als Dopingmittel missbrauchen könnte“, sagt etwa Mario Thevis, Professor für präventive Dopingforschung an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Thevis leitet die erste Europäische Beobachtungsstelle für neue Dopingsubstanzen (EUMOCEDA), die im Juni 2011 auf Initiative des Bundesministeriums des Innern geschaffen wurde. Seine Kollegen und er versuchen unter anderem, Tests für den Nachweis leistungssteigernder Medikamente zu entwickeln, ehe diese auf dem Markt zu kaufen sind – ein stetiger Wettlauf. Ein Drittel des NADA-Etats fließt in Forschung Doch Experten sind sich sicher: Investitionen in Forschung bieten große Chancen im Anti-DopingKampf. Zwar beträgt der Forschungsetat der WADA lediglich 4,3 Millionen Euro und somit nur zwei Prozent der weltweit in der Dopingbekämpfung eingesetzten Mittel. Einzubeziehen sind jedoch jeweils die nationalen Ausgaben für die Dopingforschung und -analytik, die zum Beispiel allein in Deutschland bei über 2 Millionen Euro im Jahr liegen. Dies entspricht etwa einem Drittel des Etats der NADA. Neben der Forschung bleibt der Ausbau anderer Säulen moderner Dopingbekämpfung wichtig: die intelligenten Kontrollen (hier hat die NADA 2011 eine „Task Force“ zur Auswertung nicht-analytischer Erkenntnisquellen eingerichtet) und das sogenannte „whistleblowing“, also anonyme Hinweise. Zudem hat die NADA 2012 ihre Präventionsmaßnahmen noch stärker zielgruppenspezifisch ausgerichtet. Die staatlichen Verfolgungsmaßnahmen richten sich auf die Doping-Netzwerke. Hier gibt es deutliche Erfolge zu verzeichnen: So hat sich die Zahl der strafrechtlichen Ermittlungsverfahren wegen Dopingvergehen zwischen 2007 und 2011 von 280 auf 1.592 mehr als verfünffacht, wie der Bericht zur Evaluation des 2007 in Kraft getretenen Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Dopings im Sport zeigt, den die Bundesregierung im Oktober 2012 vorgelegt hat. Auch wenn es einen absolut dopingfreien Sport nie geben wird, hält der Bundesminister des Innern, Dr. Hans-Peter Friedrich, die Arbeit zur Bekämpfung des Dopings für wichtig: „Der Kampf muss weltweit geführt werden, um die Chancengleichheit im Sport zu bewahren und zu sichern.“ lj Strenge Kontrollregularien Die sogenannte Ein-Stunden-Regelung verpflichtet die Spitzenathleten vieler Sportarten für jeden Tag eine Stunde und einen Aufenthaltsort zu benennen, wo sie für eine mögliche Dopingkontrolle zur Verfügung stehen. Die Angaben müssen jeweils am Ende eines Quartals für die nächsten drei Monate im Voraus gemacht werden, dürfen aber danach jederzeit verändert und aktualisiert werden. Wird der Athlet in dieser Stunde vom Kontrolleur nicht am benannten Ort angetroffen, wird ein sogenannter „Strike“ für das Kontrollversäumnis ausgesprochen. Wenn ein Sportler innerhalb von 18 Monaten drei Verwarnungen kassiert hat, muss er mit einer Sperre von bis zu zwei Jahren rechnen. SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 35 research, it is important to strengthen other kinds of anti-doping work: intelligent testing (in 2011 NADA set up a task force evaluating non-analytic sources of information) and whistleblowing, or anonymous information. Since 2012 NADA has adapted its prevention policy to even better meet the needs of specific target groups. Government efforts focus on doping networks, with significant success: For example, between 2007 and 2011 the number of criminal investigations of doping offences rose by more than five times from 280 to 1,592 according to the report evaluating the 2007 Act on the Improvement of the Fight against Gefallene Helden: Lance Doping in Sport published by the Federal Govern- Armstrong, Jan Ullrich und ment in October 2012. Iban Mayo (v. l.) wurden des Even though sport may never be completely Dopings überführt. | Fallen free of doping, the Federal Minister of the Interior, heroes: Lance Armstrong, Jan Ullrich and Iban Mayo Dr Hans-Peter Friedrich, sees much benefit in anti- (from left) were caught doping work: “We must take up this fight worldwide doping. to preserve and ensure fair competition in sport.” lj © AFP/Getty Images Bundesministerium des Innern, Publikationsversand der Bundesregierung, Postfach 48 10 09, 18132 Rostock, Postvertriebsstück DPAG, Entgelt bezahlt, B8258 STUDIERENDEN-WETTBEWERB 2013 Reformation und Toleranz: Was bedeuten Identität und Toleranz heute? Als der Theologe Martin Luther 1517 seine 95 kirchenkritischen Thesenformuliert hatte, begann ein langer Prozess von zum Teil heftigen Auseinandersetzungen. Die Reformation führte schließlich zur Herausbildung verschiedener christlicher Konfessionen. In ihren religiösen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Auswirkungen erlangte sie weltgeschichtliche Bedeutung. Über Jahrhunderte trug sie zu einer zunehmenden Pluralisierung unserer Gesellschaft bei und setzte zugleich einen fortdauernden Lern- und Suchprozess in Gang: Was macht unsere Identität aus? Was bedeutet Toleranz für das Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen und Weltanschauungen? Gibt es Grenzen für Toleranz und wo müssen sie gezogen werden? Heute sind Sie gefragt, hierzu Ihre Ideen in Wort und Bild in den Wettbewerbskategorien Wissenschaftliche Arbeit, Essay/Reportage oder Fotografie/Film zu fassen. Es werden Einzelpreise bis zu 2.500 Euro ausgelobt. Einsendeschluss für den Wettbewerb ist der 31. Mai 2013. Weitere Informationen unter www.bmi.bund.de.