BMI Magazin innenpolitik Sport - des Bundesministerium des Innern

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BMI Magazin innenpolitik Sport - des Bundesministerium des Innern
ISSN 0179-4112
innenpolitik
1 | 2013
Informationen des Bundesministeriums des Innern | Information of the Federal Ministry of the Interior
www.bmi.bund.de
SPORT
2 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Liebe Leserinnen und Leser,
6|7
© Parapictures
diese Ausgabe überrascht Sie mit gleich drei Premieren: Die erste ist Ihnen sofort aufgefallen. In Händen halten Sie ein Heft mit doppeltem Inhalt auf Deutsch und Englisch
und dem „sportlichen“ Umfang von 36 Seiten. Die zweite ist der Grund dafür. Erstmals ist
die UNESCO-Weltsportministerkonferenz zu Gast in Deutschland. Dies nehmen wir zum
Anlass, Ihnen und der ganzen Welt die nationale und internationale Sportpolitik der Bundesregierung vorzustellen. Über die Premiere Nummer drei berichten wir im Innenteil:
Den Start des Films „Gold – du kannst mehr als du denkst“.
Viel Vergnügen beim Lesen wünschen Ihnen
Herausgeber und Redaktion
Impressum
Herausgeber:
Bundesministerium des Innern,
Alt-Moabit 101 D, 10559 Berlin
Gesamtkoordination:
Referat G I 6 (BMI)
Redaktion, Gestaltung, Produktion:
MediaCompany – Agentur für
­Kommu­nikation GmbH, Köpenicker Str. 48/49,
Aufgang B, 10179 Berlin
Chefredaktion: Helmut Spörl (Leitung, hs)
Redaktion: Lars Jeschonnek (lj),
Axel Novak (an), Annika Klaus (ak), ­
Alexandra Metzger (am)
Gestaltung: Rebekka Apostolidis
Produktion: Marco Stenzel
Titelbild:
AFP/Getty Images
Der deutsche Turner Marcel Nguyen
während der Olympischen Sommerspiele
London 2012.
Druck:
Silber Druck oHG, Niestetal
Auflage:
15.000 Exemplare
Erscheinungsweise:
bis zu 6 Ausgaben pro Jahr
Vertrieb:
innenpolitik wird kosten­frei geliefert.
­Bestellungen und Adress­änderungen bitte an:
Publikationsversand der Bundesregierung,
Postfach 48 10 09, 18132 Rostock
[email protected]
Artikelnummer:
BMI13004
Inhalt
4 Intro
6Die Welt zu Gast
Die 5. Weltsportministerkonferenz MINEPS V in Berlin.
8Chancengleichheit im Sport bewahren
Der Bundesminister des Innern über die deutsche und internationale Sportpolitik.
14Der schwierige Weg zum „Sicheren Stadionerlebnis“
Vereine und Polizei zeigen gewaltbereiten Fußballfans die rote Karte.
18Auf zwei Laufbahnen ins Ziel
Ein Porträt des Rennrodel-Olympiasiegers Felix Loch zeigt die erfolgreiche
­Förderung des Spitzensports in Deutschland.
22„Sport hat mir ein Leben zurückgegeben“
Die Paralympionikin Birgit Kober spricht über ihren Weg an die Weltspitze.
26Schule der Sportnation
Wie die Hockey-Mädchen der Luisenschule in Mülheim an der Ruhr bei
„Jugend trainiert für Olympia“ gewonnen haben.
28Die integrative Kraft des Sports bewusst einsetzen
Ein Interview über den Beitrag des Sports zum Zusammenhalt unserer G
­ esellschaft.
32Wettrennen mit der Chemie
Wie der Kampf gegen Doping zu gewinnen ist.
18 | 19
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 3
Dear readers,
© © Bundespolizei / Federal Police
This issue will surprise you with three premieres. You will have noticed the first one immediately: The magazine you are now looking at has a respectable size of 36 pages, including
an English and a German version. The second premiere is the reason for the first. The
UNESCO World Sport Ministers Conference will be hosted by Germany for the first time –
a great opportunity to share with you and the world some information about the Federal
Government’s national and international sports policy. The third premiere will be featured inside the magazine: the release of the film “Gold – You can do more than you think”.
Enjoy your reading!
Yours,
the publisher and editors
Imprint
Published by:
Federal Ministry of the Interior
Alt-Moabit 101 D, 10559 Berlin
Contents
5 Intro
7
Be our guests
The 5th World Sport Ministers Conference MINEPS V in Berlin.
9
Ensuring fair competition in sport
The Federal Minister of the Interior talks about German and
international sports policy.
Overall coordination:
Division G I 6 (BMI)
Editorial, design, production staff:
MediaCompany – Agentur für ­
Kommunikation GmbH, Köpenicker Str. 48/49
Aufgang B, 10179 Berlin
Editor in Chief: Helmut Spörl (hs)
Editorial staff: Lars Jeschonnek (lj),
Annika Klaus (ak), Alexandra Metzger (am),
Axel Novak (an)
Design: Rebekka Apostolidis
Production: Marco Stenzel
English translation by:
Language Services Division,
Federal Ministry of the Interior
Linda Fagan-Hos
15
Difficulties on the path towards “The Safe Stadium Experience”
Clubs and the police show violent football fans the red card.
Cover picture by:
AFP/Getty Images
Germany‘s gymnast Marcel Nguyen during
the London Olympic Games 2012.
19
Twin-track career
The portrait of Olympic luge champion Felix Loch illustrates the successful
­promotion of high-performance sport in Germany.
Printed by:
Silber Druck oHG, Niestetal
23
“Sport is what gave me back a life”
Paralympic athlete Birgit Kober talks about her way to the top.
27School of the sporting nation
How the girls’ hockey team from Luisenschule in Mülheim an der Ruhr
won the Youth Training for the Olympics championship.
Edition:
15,000 copies
Frequency:
up to 6 issues per year
29Consciously leveraging the integrative force of sport
An interview about how sport helps keep our society together.
Sales and distribution:
innenpolitik is free of charge.
Orders and change of address:
Publikationsversand der Bundesregierung
Postfach 48 10 09, 18132 Rostock
[email protected]
33Racing against drugs
How we can win the fight against doping.
Article No.:
BMI13004
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schneller | faster
© Bongarts/Getty Images
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SCHNELLER an ihr Ziel
HÖHER hinaus will auch
kommen die deutschen
Spitzenathleten auch dank
der Sportförderung der
Bundesregierung. Wie eine
„duale Karriere“ das sportliche und das berufliche
Vorankommen erleichtert,
zeigt exemplarisch das
Porträt des Rodel-Olympiasiegers und WeltcupGewinners Felix Loch.
Seite 18
der Nachwuchs. Vorbildern, wie dem einstigen
U19-Beachvolleyballer Paul
Becker, eifern jedes Jahr
rund 910.000 Schülerinnen
und Schüler nach, die an
den Wettbewerben „Jugend
trainiert für Olympia“ und
„Jugend trainiert für Paralympics“ teilnehmen.
Seite 26
der Leistungssport der
Menschen mit Behinderung auch auf dem Weg
zur Professionalisierung.
Welche Hürden behinderte Sportler überwinden,
zeigen Athletinnen wie die
Weitspringerin Vanessa
Low oder die Speerwerferin
Birgit Kober.
Seite 22
STÄRKER sein – das gilt
nicht nur im Wettkampf.
Die 5. Weltsportministerkonferenz vom 28. bis
30 Mai in Berlin hat sich
zum Ziel gesetzt, auch die
Werte des Sports zu stärken,
damit dieser seiner Rolle
als Motor gesellschaftlicher Entwicklung gerecht
werden kann.
Seite 28
weiter | further
22 | 23
© Getty Images
WEITER kommen soll
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 5
höher | higher
26 | 27
FASTER towards their
goals thanks to Federal
Government sports funding
for German top-level
athletes. The portrait of
Olympic luge champion
and World Cup winner Felix
Loch shows how a dual
career benefits both the
sport and the job.
Page 19
© Bongarts/Getty Images
FURTHER progress in
high-performance sport
for people with a disability
can also be achieved by becoming more professional.
The example of athlets like
long jumper Vanessa Low or
javelin thrower Birgit Kober
illustrates the obstacles
that athletes with a disability must overcome.
Page 23
HIGHER ambition also
among young athletes.
Every year some 910,000
pupils participate in the
Youth Training for the
Olympics and Youth
Training for the Paralympics
championships, emulating
their idols such as former
U19 beach volleyball player
Paul Becker.
Page 27
STRONGER – not
only in competition.
The 5th World Sport Ministers Conference in Berlin on
28-30 May 2013 is aimed at
reinforcing the values associated with sport, so that
sport can fulfil its role as a
leader in social change.
Page 29
stärker | stronger
© Bongarts/Getty Images
28 | 29
6 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Der Dokumentarfilm „Gold – Du kannst mehr als
du denkst“ zeigt die Lebensgeschichten und den
Weg dreier Athleten mit Behinderung zu den Paralympischen Spielen London 2012. Im Februar
2013 feierte der Film auf der Berlinale Weltpremiere und kurz darauf im Beisein der Schirmherren
Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich
und Willi Lemke in Hamburg seine Deutschlandpremiere. Für den Film begleitete Regisseur Michael Hammon den kenianischen Marathonläufer
Henry Wanyoike, die deutsche Schwimmerin Kirsten Bruhn und den australischen Rennrollstuhlfahrer Kurt Fearnley ein Jahr lang. Der Film wird
auf der 5. Weltsportministerkonferenz gezeigt.
www.du-bist-gold.de
Die Welt zu Gast
Deutschland ist Gastgeber der 5. UNESCO-Weltsportministerkonferenz „MINEPS V“ in
der Zeit vom 28. bis 30. Mai 2013 in Berlin. Sie wird ausgerichtet vom Bundesministerium
des Innern in Kooperation mit der UNESCO und mit Unterstützung durch den Weltrat für
Sportwissenschaft und Leibes-/Körpererziehung (ICSSPE).
D
ie 5. Weltsportministerkonferenz
hat zum Ziel, die besonderen Werte
des Sports zu stärken, damit dieser seiner
Rolle als Motor gesellschaftlicher Entwicklungen gerecht werden kann. Zu den
Schwerpunkten der Konferenz werden
aktuelle Themen der Sportpolitik gehören,
wie die Bekämpfung von Spielmanipulation und Korruption. Hier gilt es ebenso wie
in der Dopingbekämpfung, die Integrität
des Sports zu bewahren.
Ein zweites Thema lautet: Wie kann
allen Menschen als grundlegendes Recht
ein Zugang zum Sport eröffnet werden, der
einen wichtigen Teil des gesellschaftlichen
Lebens darstellt? Dabei geht es zum einen
um die Umsetzung der UN-Konvention
für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Das Ziel muss sein, die Rahmenbedingungen für den Zugang zum Sport
von Menschen mit Behinderung weltweit
Weltsportminister­konferenzen
1976 – MINEPS I in Paris (Frankreich)
1988 – MINEPS II in Moskau (Russland)
1999 – MINEPS III in Punta del Este (Uruguay)
2004 – MINEPS IV in Athen (Griechenland)
2013 – MINEPS V in Berlin
zu verbessern. Zum anderen thematisiert
die Konferenz die Teilhabe von Frauen und
Mädchen an und durch Sport sowie die Situation von Frauen in Führungspositionen
im Sport.
Ein weiterer Themenschwerpunkt der
Weltsportministerkonferenz betrifft die
Förderung von Investitionen in Programme
für Sport und Leibeserziehung. Hier geht es
in erster Linie um Fragen der sozio-ökono-
mischen Aspekte des Sports sowie um Standards für die Bewerbung um Sportgroßveranstaltungen und deren Ausrichtung.
Darüber hinaus wendet sich die Konferenz
der Förderung des Schulsports zu.
Die Konferenzteilnehmer sollen für
die genannten Themen und Zielsetzungen
sensibilisiert werden und Handlungsempfehlungen diskutieren, die im Vorfeld der
Konferenz mit Hilfe international ausgewiesener Expertinnen und Experten entwickelt wurden.
Zu der Konferenz in Berlin werden
rund 500 Teilnehmer erwartet, darunter
Sportministerinnen und Sportminister
sowie Delegationen aus den 195 UNESCOMitgliedstaaten und den acht assoziierten
Mitgliedern, von den Vereinten Nationen
sowie von internationalen Sportorganisationen und weiteren Nicht-Regierungsorganisationen. |
© Parapictures
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 7
The documentary “Gold – You can do more than
you think” follows three athletes with a disability
on their way to the 2012 Paralympics in London.
In February 2013, the film had its world premiere
at the Berlinale and shortly afterwards its German premiere in Hamburg, attended by its patrons, Federal Interior Minister Dr Hans-Peter
Friedrich and Willi Lemke, Special Adviser to the
UN Secretary-General on Sport for Development
and Peace. In his film, director Michael Hammon
portrays one year in the life of Kenyan marathon
runner Henry Wanyoike, German swimmer Kirsten Bruhn and Australian wheelchair racer Kurt
Fearnley. The film will be screened at the 5th
World Sport Ministers Conference.
www.du-bist-gold.de
Be our guests
Germany is hosting the 5th UNESCO Conference of World Sport Ministers, MINEPS V,
which will take place in Berlin on 28–30 May 2013, organized by the Federal Ministry of
the Interior in cooperation with UNESCO and with the help of the International Council
of Sport Science and Physical Education.
T
he 5th World Sport Ministers Conference is aimed at reinforcing the special values associated with sport, so that
sport can fulfil its role as a leader in social
change. Main conference topics will include current issues of sport policy, such
as combating match-fixing and corruption. Like efforts to stop doping, these
policies aim at preserving the integrity of
sport.
The second topic revolves around the
question: How can all people benefit from
a fundamental right of access to sport
which is an important part of social life?
On the one hand, this is about implementing the United Nations Convention on the
Rights of Persons with Disabilities by improving access to sport for people with a
disability everywhere in the world. On the
other hand, the conference addresses the
participation of women and girls in and
World Sport Ministers Conference
1976 – MINEPS I in Paris, France
1988 – MINEPS II in Moscow, Soviet Union
1999 – MINEPS III in Punta del Este, Uruguay
2004 – MINEPS IV in Athens, Greece
2013 – MINEPS V in Berlin, Germany
through sport and the situation of women
in leadership positions.
Another conference topic is promoting
public investment in sport and physical
education programmes. Key issues under
this heading include social and economic
aspects of sport and standards for applications to host major sporting events. In
addition the conference tackles the promotion of school sport.
The aim is to raise awareness among
participants of the topics and aims and to
discuss recommendations for action, developed together with internationally renowned experts ahead of the conference.
About 500 participants are expected to
attend the conference in Berlin, including
sports ministers, experts and delegations
from the 195 member states and eight
associate members of UNESCO, from the
United Nations and from international
sport organizations and NGOs.
|
8 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Chancengleichheit
im Sport bewahren
Die Themen der Weltsportministerkonferenz bewegen auch die
­deutsche Sportpolitik. Antworten auf eine Reihe drängender Fragen
gibt der Bundesminister des Innern im Interview.
Was erwarten und erhoffen Sie sich
von der Weltsportministerkonferenz?
Die Weltsportministerkonferenz wird
im Jahr 2013 die wichtigste internationale
Plattform für einen globalen sportpolitischen Informationsaustausch darstellen.
Die Konferenz soll dazu beitragen, dass die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktuelle
sportpolitische Themen miteinander diskutieren sowie gemeinsam Empfehlungen
für gegenwärtige und zukünftige sportpolitische Herausforderungen verabschieden.
Dr. Hans-Peter Friedrich­ist seit 3. März 2011
Bundesminister des Innern. Der 56-jährige
CSU-Politiker aus dem oberfränkischen Naila ist
seit 1998 als Abgeordneter im Deutschen
Bundestag. Der Jurist und Wirtschaftswissenschaftler war dort ab Oktober 2009 bis zu seiner
Ernennung zum Minister Vorsitzender der
CSU-Landesgruppe und seit 2005 als stellver­
tretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zuständig für die Bereiche Verkehr,
Bau, Stadtentwicklung, Tourismus und
Kommunal­politik.
© BPA
Der jüngste Wettskandal zeigt: Geld
schießt eben doch Tore oder verhindert
sie. Wie kann der Staat Manipulationen
von Fußballspielen eindämmen?
Der Sport allein – trotz seiner Hauptverantwortung in eigenen Angelegen­
heiten – ist nicht in der Lage, diese skandalösen Manipulationen allein zu bekämpfen,
hinter denen nicht selten die organisierte
Kriminalität steckt. Die Bundesregierung
hat erkannt, dass es sich insbesondere
bei der wettbezogenen Manipulation von
Sportwettbewerben um eine globale Bedrohung für die Integrität des Sports handelt. Deshalb unterstützt Deutschland den
Kampf gegen diese Manipulationen nicht
nur im Rahmen der Erarbeitung einer Europaratskonvention oder auf Ebene der
Europäischen Kommission, sondern macht
dies zu einem wesentlichen Gegenstand
der Weltsportministerkonferenz 2013.
Diese Konferenz bietet eine einzigartige
Plattform, auf der Regierungsvertreter und
führende Sportorganisationen gemeinsam
internationale Ansätze bestimmen sowie
Empfehlungen für wirksame Präventionsmaßnahmen und Sanktionen erarbeiten
können. Die Ermittlungserfolge bei den
im Februar 2013 von Europol präsentierten Manipulationsfällen zeigen zudem,
dass der Staat insbesondere im Bereich der
Ermittlungen und der Strafverfolgung einen essentiellen Beitrag zur Bekämpfung
der Manipulation von Sportwettbewerben
leistet.
Der Kampf gegen Doping bleibt eine
Herausforderung. Wie kann ein Durchbruch gelingen, in Deutschland und international?
Der Kampf gegen Doping ist besser aufgestellt, als die Presseberichterstattung gelegentlich den Anschein erweckt. Nehmen
Sie nur den prominenten Fall Armstrong
in den USA, den die Anti-Doping-Agentur
der USA aufgrund eigener Ermittlungen
abschließen konnte. Es geht hier neben
Fortentwicklung der Dopinganalytik und
„intelligenter“ Kon­trollen um weiteren
Ausbau der indirekten Nachweisverfahren,
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 9
Der Sportminister beim
Staffellauf durch Berlin. | The
sports minister at a relay race
in Berlin.
© Camera 4
Ensuring fair
­competition in sport
The topics of the World Sport Ministers Conference are also on the agenda of ­Germany’s
sports policy. The Federal Minister of the Interior answers urgent questions in the
­following interview.
Dr Hans-Peter Friedrich has been Federal
­ inister of the Interior since 3 March 2011. The
M
56-year old CSU member from Naila in Bavaria
has been a member of the German Bundes­
tag since 1998. From October 2009 until his
appointment as minister, he chaired the CSU
parliamentarians in the German Bundestag
and has been deputy chair of the CDU/CSU
parliamentary group responsible for transport,
building, urban development, tourism and local
politics since 2005.
What are your hopes and expectations
for the World Sport Ministers Conference?
The World Sport Ministers Conference
will be the major international platform
for a global exchange on sports policies in
2013. At the conference, participants will
discuss contemporary sports issues and
jointly adopt recommendations for current
and future challenges in sports policy.
The most recent betting scandal shows
that money can score goals or prevent
them. How can the government curb manipulation of football matches?
Despite having the main responsibility for its own matters, sport alone is not
able to fight these outrageous scandals
frequently committed by organized crime.
The Federal Government has recognized
that the manipulation of sports betting in
particular is a global threat to the integrity
of sport. This is why Germany is supporting the fight against such manipulation,
not only by contributing to a Council of
Europe Convention and the work of the
European Commission but also by making
anti-doping work a key topic of the 2013
World Sport Ministers Conference. The
conference offers an unparalleled forum
10 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
zum Beispiel Blutpassprogramme, und sogenanntes „whistleblowing“, also Aufgreifen (anonymer) Hinweise aus dem Sport
durch den Sport. Genauso wichtig bleibt
eine zielgruppenspezifische Präventionsarbeit. Der Staat muss international agierende Netzwerke des Dopingmittelhandels
mit dem Strafrecht wirksam bekämpfen.
Nur im Zusammenwirken dieser vier Säulen werden wir auch künftig die Seuche
Doping erfolgreich bekämpfen können –
national wie international.
Wie können Sie für eine bessere Ausstattung der Nationalen Anti-DopingAgentur (NADA) weitere Geldgeber ins
Boot holen und eine langfristige Lösung
finden?
Entscheidend ist und bleibt, dass sich
die vorhandenen Stakeholder der NADA –
also Sport, Bund und Länder sowie die Wirtschaft – alle gemeinsam engagieren und
der von ihnen bei Stiftungsgründung übernommenen Verantwortung endlich ange-
messene Taten folgen lassen. Mit dem von
mir einberufenen „Runden Tisch“ Anfang
letzten Jahres ist diese Debatte rechtzeitig
neu angestoßen worden. Der Bund hat sich
seit Gründung der NADA 2002 überproportional engagiert und wird auch in Zukunft
seiner finanziellen Verantwortung gerecht
werden.
„Die Grenzen
der Leistungsfähigkeit sind
noch nicht erreicht.“
Sind immer neue Rekorde ohne Chemie überhaupt noch möglich?
Die Weltspitzenleistungen haben sich
in der Mehrzahl der Sportarten weiterentwickelt. So wurden bei den Olympischen
Sommerspielen in London 2012 36 Weltrekorde aufgestellt. Die Ursachen hierfür
sind vielfältig und liegen nach den Feststellungen des Instituts für Angewandte
Trainingswissenschaften (IAT) unter anderem in einer konsequenten Umsetzung
anerkannter Trainingsgestaltung und
der Erschließung trainingsmethodischer,
technologischer und sportmedizinischer
Reserven. Die Grenzen der Leistungsfähigkeit sind damit noch nicht erreicht und
deshalb ist wohl auch im neuen Olympiazyklus mit dem Zielwettkampf der
Olympischen Sommerspiele in Rio 2016
mit einer weiteren Leistungsentwicklung
zu rechnen. Bei der Leistungsentwicklung
muss natürlich die Dopingproblematik –
leider – mit einbezogen werden mit dem
unumstößlichen Bekenntnis: ein klares
Nein zu Leistungsentwicklungen, die auf
unerlaubte Mittel zurückzuführen sind.
Wir sind für einen sauberen Sport, und
nur der ehrlich errungene Sieg zählt. Die
Bundesregierung unterstützt deshalb den
Kampf gegen das Doping konsequent. Der
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 11
to unite government actors and bellwether sports organizations to define international approaches and develop recommendations for effective prevention and
sanctions. The successful Europol investigations of manipulation made public in
February 2013 also show that government
work, in particular investigations and law
enforcement, is essential to fight the manipulation of sporting competitions.
The fight against doping continues
to be challenging. How can we achieve a
breakthrough, both in Germany and internationally?
Our anti-doping efforts are more successful than media coverage sometimes
suggests. Take the famous case of Lance
Armstrong in the US for example, which
US Anti-Doping Agency was able to solve
through its own investigations. In addition
to improving doping analysis and “intelligent” testing, we need to make greater use
of indirect detection methods, e.g. biologi-
cal passports and whistleblowing, i.e. using
(anonymous) tips from athletes. Targeted
prevention efforts are equally important.
Government must fight international trafficking networks with the entire force of
criminal law. We must be strong in all four
pillars to be able to successfully fight the
scourge of doping also in the future, both
at national and international level.
How can you get further sponsors on
board to increase resources for NADA (Germany’s National Anti-Doping Agency) and
find a long-term solution?
It is crucial for the stakeholders of
NADA, i.e. sport, federal and state governments and industry, to work together to
translate the responsibility they assumed
by establishing the foundation into appropriate action. The round table I convened
early last year restarted the discussion at
the right time. Since NADA was founded in
2002, the Federal Government has shown
outstanding commitment and will meet its
financial responsibility also in the future.
Is it be possible to keep breaking records without doping?
Geld schießt Tore: Im Februar
wurde das Ausmaß des bisher
größten Wettskandals der
Fußball­geschichte deutlich.
Europol ermittelt. |
Money scores goals. In February,
the full extent of the largest
betting scandal in football
history became evident. Europol
is investigating.
© Getty Images
Performance has improved in the majority of sports. For example, 36 world records were broken during the 2012 Olympic Games in London. There are various
reasons for this, including – according to
the Institute for Applied Training Science­
(IAT) – consistently implementing re­c­
ognised training standards and exploiting the potential of training methods,
technology and sports medicine. Since
we have not reached the limits of performance yet, further improvements may be
expected during the new Olympic cycle
culminating in the 2016 Olympic Games
in Rio. Unfortunately, doping is always an
issue when talking about improved performance, and we must take a firm stand
and say no to performance enhancement
based on illicit substances. We are committed to clean sport where only the
honest victory counts. The Federal Gov-
ernment therefore strongly supports the
fight against doping. We must take up this
fight worldwide to preserve and ensure fair
competition in sport.
Security and its costs, in particular during football matches, is a growing problem.
“The limits of
performance have not
yet been reached.”
Football is still a great sport, and the
great majority of fans are not violent. Unfortunately, recent events have shown that
violence inside and outside the stadiums is
still an issue. To protect innocent fans and
bystanders the police presence is steadily
growing. We must not falter in our efforts
to ensure football events free of violence so
that everyone in Germany can enjoy this
experience. Our aim must be to reduce the
burden and costs of federal and state police
operations, also to save taxpayer money.
This can be achieved only by preventing violence in connection with football matches.
The 2012 Paralympic Games in London
were inspiring for many people. How did
your ministry contribute?
The Federal Ministry of the Interior
supports the National Paralympic Committee Germany by providing significant
funding for high-performance sport. Funding is based on the Ministry’s programme
for high-performance sport and additional
funding guidelines. The framework conditions for promoting high-performance
sport apply equally to people with and
without a disability. You can see that the
needs and the situation of high-performance sport of people with a disability
are taken seriously. In 2012, we provided
funding of 6,471,000 euros. In addition, we
12 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Kampf muss weltweit geführt werden, um
die Chancengleichheit im Sport zu bewahren und zu sichern.
Ein wachsendes Problem ist die Sicherheit und ihre Kosten vor allem rund um
Fußballspiele.
Fußball ist nach wie vor ein großartiger Sport, der die überwiegend friedlichen
Massen begeistert. Leider zeigen die aktuellen Geschehnisse wieder, dass die Gewalt
innerhalb und außerhalb der Stadien nach
wie vor vorhanden ist. Um die vielen friedlichen Fans und Unbeteiligten zu schützen,
steigt das Einsatzaufkommen der Polizei
stetig an. Damit Fußball für Alle ein erlebbares Ereignis bleibt, dürfen wir in unseren
Anstrengungen für gewaltfreie FußballEvents in Deutschland nicht nachlassen.
Grundsätzlich muss das Ziel verfolgt werden, die Einsatzbelastung und -kosten
für die Polizei von Bund und Ländern zu
reduzieren, auch um somit Steuergelder
einzusparen. Dies kann nur gelingen, wenn
die Gewalt im Umfeld von Fußballspielen
eingedämmt wird.
Die Paralympischen Spiele 2012 in
London haben viele Menschen begeistert.
Was hat Ihr Haus zu dieser Entwicklung
beigetragen?
Der Leistungssport im Deutschen Behindertensportverband finanziert sich
in weiten Teilen aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern. Grundlagen
der Förderung durch das BMI sind das
Leistungssportprogramm und die hierzu ergangenen Förderrichtlinien. Die
Rahmenbedingungen zur Förderung des
Leistungssports der Menschen mit Behinderung entsprechen dabei denen der
Menschen ohne Behinderung; Sie sehen
– die spezifischen Belange und die Situation des Leistungssports der Menschen
mit Behinderung finden also Berücksichtigung. Konkret wurden im Haushaltsjahr
2012 6.471.000 Euro hierfür zur Verfügung
gestellt. Zudem erfolgt eine Förderung im
Rahmen der sogenannten „Dualen Karriere“, einem Programm zur Förderung von
Beruf und Spitzensport. In diesem Programm sind elf behinderte Sportlerinnen
und Sportler bei Bundesbehörden beschäftigt, davon sieben im BMI und dessen Geschäftsbereich.
Gesundheitsvorsorge, soziale Integration, gesellschaftlicher Zusammenhalt,
Gewaltprävention, internationales Ansehen – Sport soll viele Funktionen erfüllen.
Kann er das?
Startschuss für Helfende Hand 2013!
Zum fünften Mal sind Ideen und Projekte gefragt, um Menschen
für ein ­Ehrenamt im Bevölkerungsschutz zu begeistern. Die
­„Helfende Hand“ ist ein Förderpreis, den das Bundesministerium­
des Innern jährlich vergibt. Der Förderpreis ist mit insgesamt 30.000
Euro ­dotiert. Unter www.helfende-hand-foerderpreis.de sind die
Online-­Bewerbungsformulare zu finden. Die Bewerbungsfrist endet
am 31. Juli 2013.
Ich denke, ja – der Sport kann das leisten. Sport ist ein zentraler Bestandteil der
Freizeitgestaltung vieler unserer Bürgerinnen und Bürger. Er fördert eine gesunde
Lebensführung und stiftet Gemeinschaft,
innerhalb und außerhalb des Vereinssports. Der Breitensport ist Teil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens, und die
Sportbewegung in Deutschland blickt auf
eine lange Tradition zurück. Konkret ergreift die Bundesregierung auch Maßnahmen für Fair Play und Toleranz im Sport
und honoriert derartige Aktivtäten, die
sich gegen die Gewalt im und außerhalb
des Sports richten. Mein Ministerium leistet hierzu gemeinsam mit dem Deutschen
Olympischen Sportbund und anderen einen konkreten Beitrag durch die jährliche
Vergabe des Fair Play Preises des Deutschen
Sports. Und letztlich tragen die Erfolge unserer Spitzensportlerinnen und -sportler­
zum Beispiel bei Olympischen und Paralympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften zweifelsfrei auch zum
Ansehen unseres Landes in der Welt bei.
Sie sehen, dass der Sport all dies bereits
leistet, wobei ihn die Bundesregierung
unterstützt; sie schafft damit verlässliche
Rahmen- und Trainingsbedingungen und
ermöglicht somit auch die Entfaltung der
von Ihnen angesprochenen wertvollen gesellschaftspolitischen Funktionen. |
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 13
support the dual careers programme to
balance high-performance sport and occupational career. Eleven athletes with a
disability are employed with federal agencies under this programme, including seven athletes at the Federal Ministry of the
Interior and its executive agencies.
plishes all these things with the support
of the Federal Government which thus
creates reliable framework and training
conditions and fulfils the valuable social
requirements you mentioned.
|
Health care, social integration, social
cohesion, preventing violence, international reputation – sport has to meet many
expectations. Can it live up to them?
Yes, I think that sport is able to achieve
this. For many citizens, sport is a central
part of their recreational activities. It fosters a healthy lifestyle and creates a sense
of community, be it in sport clubs or elsewhere. Recreational sport is part of our social life, and Germany’s sports movement
has a long tradition. The Federal Government promotes fair play and tolerance
and rewards activities against violence in
sport and beyond. For example my ministry grants the annual Fair Play Award of
German Sport together with the German
Olympic Sports Confederation. Finally, the
achievements of our top-level athletes, for
example at Olympic Games and Paralympic Games, world and European championships, also influence the reputation of
our country in the world. Sport accom-
Kick-off for the 2013 “Helping Hand” award!
For the fifth time, we are looking for ideas and projects
to encourage people to volunteer in civil protection.
“Helping Hand” is an annual award granted by the
Federal Ministry of the Interior. The winner will receive
300,000 euros. Application forms are available online at
www.helfende-hand-foerderpreis.de
The deadline for applications is 31 July 2013.
Förderung durch Staatsdienst:
Rollstuhlbasketball-Nationalkapitänin Marina Mohnen
(r.) arbeitet bei der Bundesakademie für öffentliche
Verwaltung. | Support through
employment in government:
The captain of the national
wheelchair basketball team,
Marina Mohnen (right), works
for the Federal Academy of
Public Administration.
© AFP/Getty Images
14 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Der schwierige Weg zum
„Sicheren Stadionerlebnis“
Der Anteil gewaltbereiter „Fans“ liegt im Promillebereich.
Doch diese kleine Gruppe verursacht riesige Probleme.
Vereine und Polizei suchen gemeinsam nach Lösungen.
E
Das 1993 in Kraft getretene
Nationale Konzept Sport
und Sicherheit (NKSS)
hat zum Ziel, Gewalt und
Verfehlungen im Rahmen
von Sportveranstaltungen
durch Maßnahmen wie
eine einheitliche Stadionordnung, Regelungen zu
bundesweiten Stadionverboten oder auch Planung
und Durchführung von Fanreisen zu vermeiden. Das
NKSS setzt den Rahmen für
die Zusammenarbeit aller
an Fußballspielen beteiligten Akteure – und ist als
konzeptionelles Dach für
Strategien auf nachgeordneter Ebene zu sehen.
Der Besuch im Stadion
darf auch für Familien nicht
zum Risiko werden. | A trip
to the stadium should not
become a risk for families
either.
s war eine sehr deutliche Mehrheit, mit der die
Vereine am 12. Dezember 2012 das Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit dem
© dpa
Namen „Sicheres Stadionerlebnis“ verabschiedeten.
Vorausgegangen war ein bisher einmaliger Protest
der deutschen Fußballfans: Sie blieben mehrere Wochen lang bei den Spielen der 1. und 2. Bundesliga
Der Bundesminister des Innern, Dr. Hans-Peter
für zwölf Minuten und zwölf Sekunden stumm, um
Friedrich, begrüßt die Verabschiedung des Sichergegen das Sicherheitskonzept zu protestieren.
heitskonzepts, weil es zeigt, dass Vereine und VerKernpunkte des Konzepts, das ab der im
August­beginnenden Spielzeit 2013/2014 umge- bände sich ihrer großen Verantwortung bewusst
sind und diese auch
setzt werden soll, sind
wahrnehmen: „Die Verdie umfangreiche Auseine haben die Aufgabe,
stattung der Stadien
im
Stadion für Sichermit Video­anlagen, die
„Ein nachhaltiger und
heit und Ordnung zu
Qualifizierung des Ordintensiver Dialog mit den
sorgen. Die staatliche
nungsdienstes und die
Seite
ist für die öffentEinstufung von Partien
Fans ist unerlässlich.“
liche Sicherheit und
als Risikospiele durch
Ordnung zuständig, wie
die Vereine nach Rückin anderen Bereichen
sprache mit den Sicherauch. Den präventiven Bereich der Fanbetreuung
heitsbehörden. Damit kann eine „Begrenzung des
finanzieren Länder, Kommunen sowie die Verbände
Verkaufs der Eintrittskarten sowohl für Steh- als
und Vereine gemeinsam. Ich freue mich, dass DFB
auch Sitzplatzbereiche“ ebenso einhergehen wie
und DFL angekündigt haben, ihren Finanzierungsverstärkte Personenkontrollen an den Eingängen.
Fans kritisieren, dass damit der Weg frei sei für anteil deutlich zu erhöhen. Die Vereine bekennen
sich durch Annahme des Konzepts eindeutig zu ihGanzkörperkontrollen am Stadioneingang, wie sie im
ren finanziellen Verpflichtungen bei StadionsicherNovember 2012 beim Spiel Bayern München gegen
heit und Fanbetreuung.“
Eintracht Frankfurt bereits praktiziert wurden. Diese
Eingebettet ist das Konzept „Sicheres StadioArt von Kontrollen sind aus Sicht der Arbeitsgemeinnerlebnis“ in einen intensiven Dialogprozess, der
schaft Fananwälte „rechtswidrig“ und stellen einen
seinen Rahmen im Nationalen Ausschusses für
„massiven Eingriff in die Grundrechte“ dar.
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 15
Difficulties on the path towards
“The Safe S
­ tadium Experience”
The proportion of fans willing to engage in hooliganism is tiny. Yet this small group is
­causing major problems. Clubs and police officers are jointly looking for solutions.
18.7 million fans
T
he security concept drawn up by the Bundesliga
association (DFL) under the heading “The Safe
Stadium Experience” (Sicheres Stadionerlebnis)
was adopted by a very clear majority of clubs on 12
December 2012. This was preceded by unprecedented protests by German football fans who observed
twelve minutes’ and twelve seconds’ silence over a
period of several weeks at football matches in the
first and second division of the Bundesliga to show
their displeasure at the security concept.
The core issues of the concept that is to be implemented at the launch of the 2013/2014 season
involve stadiums being kitted out with sophisticated CCTV equipment, stewards employed by the
clubs and those employed by third party companies
having to complete the DFB’s training programme
and the home team having to justify the decision
to classify a match as a high-risk encounter following coordination with the security authorities. This
means that “restricting the number of tickets sold
attended football matches of
the first and second division
Bundesliga at football
stadiums in the 2011/2012
season. Police action was
required at
757 matches, racking up
a total of 1.88 million
man hours for the police
forces of the federal states
and the Federal Police.
1,142 persons were
injured, including 235 police
officers.
16 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Die Bundespolizei sorgt für
Sicherheit in Zügen und auf
Bahnhöfen. | Federal police
officers provide for safety on
trains and at railway stations.
© dpa
18,7 Millionen Zuschauer verfolgten die
Spiele der 1. und 2. FußballBundesliga in der Saison
2011/2012 in den Stadien.
Bei 757 Spielen waren
polizeiliche Einsatzmaßnahmen erforderlich, bei denen
insgesamt 1,88 Millionen
Arbeitsstunden durch
die Polizeien der Länder und
die Bundespolizei geleistet
wurden. 1.142 Personen
wurden verletzt, darunter
235 Polizeibeamte.
Sport und Sicherheit (NASS) findet. Im NASS sitzen
alle Akteure rund um Fußballspiele: von der Ständigen Konferenz der Innenminister und ­-senatoren
der Länder über die DFL und die Deutsche Bahn bis
hin zur Koordinierungsstelle der Fanprojekte (KOS).
Der NASS arbeitet laufend am Nationalen Konzept
Sport und Sicherheit.
Fanprojekte setzen auf Sozialarbeit
Um die enorme Arbeitslast für die Polizeien der Länder und die Bundespolizei zur Sicherung der Spiele
zu reduzieren, kommt den Fanprojekten eine besondere Bedeutung zu. Der steigenden Gewaltbereitschaft gerade bei jüngeren sogenannten „Ultras“ vor
allem gegenüber der Polizei setzen die Fanprojekte
eine sozialpädagogische Arbeit entgegen. Sie basiert
auf der Annahme, dass repressive Maßnahmen we-
niger erfolgreich sind als alternative Freizeit- und
Bildungsangebote für jugendliche Fans, die eine
kreative Fankultur stärken und in der Lebenswelt
der Fans ansetzen – etwa im Stadion, auf Auswärtsfahrten, in Fantreffs und bei Fanturnieren.
In dieser Präventionsarbeit sieht Bundesinnenminister Dr. Friedrich einen Schlüssel zum Erfolg:
„Ein nachhaltiger und intensiver Dialog mit den
Fans fördert das Verständnis füreinander und ist unerlässlich, um das Ziel eines gewaltfreien Fußballs zu
erreichen.“ Er nimmt aber auch die Masse der friedlichen Fans in die Pflicht: „Was uns jetzt entscheidend
weiterbringen würde, wäre, wenn die 99,9 Prozent
vernünftige Fans die wenigen, die sich nicht an die
Ordnung halten und gewalttätig sind, auf dem Weg
zu den Stadien isolieren. Dann hätten wir schon viel
erreicht.“
lj
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 17
Fan projects are based on social work
both for seated areas and standing areas” could go
Special importance is attached to fan projects aimed
hand in hand with more checks being carried out on
at reducing the enormous workload facing police
persons at entrances.
officers of the federal states and the Federal Police
Fans criticise the fact that this would open the
floodgates for full body checks being carried out at who have to provide for safety at football matches. The growing propensity for violence particularly
stadium entrances which were in fact carried out
among the younger “Ultras” above all against the poin November 2012 at the match between Bayern
lice is being countered
München and Eintraby fan projects involvcht Frankfurt. These
types of checks are “iling ­s ocio-educational
legal” in the opinion of
work. It is based on the
“A sustainable,
the “Working Group of
assumption that represintensive dialogue with
Fans’ Solicitors” (Arbesive measures are less
itsgemeinschaft Fanansuccessful than alterfans is indispensable.”
wälte) and constitute a
native leisure and ed“massive intervention
ucational activities for
in fundamental rights”.
young fans which foster
Federal Minister of the Interior Hans-Peter Frie- a creative fan culture and focus on the fans’ living
drich welcomes the adoption of the safety concept
environment, for instance, stadiums, trips to away
because it shows that clubs and associations are both
matches, fan encounters and fan tournaments.
very much aware of and accept the huge responsiFederal Minister Friedrich considers this prebility they shoulder: “The clubs have the task of en- vention work to be the key to success: “A sustainable,
suring law and order at the stadiums. State players
intensive dialogue with fans fosters mutual underare responsible for ensuring public safety and order standing and is indispensable for accomplishing the
just as they are in other areas. The federal states, lo- goal of hooligan-free football.” Yet he also appeals to
cal authorities, associations and clubs jointly finance
the masses of peaceful fans: “What would definitely
the preventive area of stewardship. I am pleased to
help us now is if the 99.9 percent of sensible fans
hear that the DFB and DFL will be greatly increas- were willing to isolate those who refuse to observe
ing their share of the funding. By adopting the con- order and behave like hooligans at the stadiums. If
cept, clubs have unequivocally acknowledged their we managed to achieve this, we would have indeed
financial obligations in terms of safe stadiums and
accomplished a lot.”
lj
stewardship.”
The “Safe Stadium Experience” is part of an intensive dialogue process that is taking place within the framework of the National Committee on
Sport and Safety (NASS). The members of the NASS
Committee include all players involved in football
matches from the Standing Conference of the Interior Ministers of the federal states, the DFL and
Deutsche Bahn right up to the Fan Project Coordination Centre (KOS). The NASS Committee is working continuously on the National Concept on Sport
and Safety.
Die Vereine müssen im
Stadion für Sicherheit und
Ordnung sorgen. | The clubs
have the task of ensuring law
and order at the stadiums.
Foto: Bongarts/Getty Images
The National Concept
on Sport and Security
­(Nationales Konzept Sport
und Sicherheit (NKSS)
which entered into force in
1993 is aimed at preventing
hooliganism and misdemeanours at sporting
events by implementing
measures such as uniform
stadium rules, regulations
governing nationwide
stadium bans as well as
planning and implementing
trips for fans. The NKSS
provides the framework for
cooperation between all
parties involved in football
matches. It is also the
conceptual umbrella for
strategies at subordinate
level.
18 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Sportlich auf zwei Kufen
unterwegs: Rennrodler Felix
Loch. | Travelling on two
runners as an athlete:
Luger Felix Loch.
© Getty Images
Auf zwei Laufbahnen ins Ziel
Schneller als die Polizei erlaubt fährt Felix Loch nur in der Rodelbahn. Der Gesamtwelt­
cupsieger 2013 kann als Bundespolizist auf ideale Trainingsbedingungen und auf berufliche
Absicherung setzen.
Der Rennrodler Felix Loch,
Olympiasieger im Einsitzer
2010 in Vancouver, startet
für den RC Berchtesgaden
und lebt in Schönau am
Königssee. Der 23-jährige Sohn des Deutschen
Rodelnationaltrainers
Norbert Loch bewies sein
Talent schon früh. Zum
ersten Mal gewann er den
Deutschen Meistertitel im
Einsitzer im Alter von 13
Jahren, damals noch in der
„Jugend B“. In der aktuellen
Saison 2012/2013 holte
der Polizeimeister, der an
der Bundespolizeisportschule Bad Endorf trainiert,
sowohl den Europameistertitel in Oberhof als auch
die Weltmeistertitel in der
Einzelkonkurrenz und mit
der Teamstaffel auf der
Bahn in Whistler und wurde
zum zweiten Mal in Folge
Gesamtweltcupsieger.
U
nbändige Freude und Stolz schwingt in der
Stimme mit, wenn der Rennrodler Felix Loch
von seinem Sieg im Gesamtweltcup erzählt, den er
in diesem Winter zum zweiten Mal in Folge errungen hat. „Dort sieht man den, der über die gesamte
Saison hin die beste Leistung erbracht hat. Ich freue
mich einfach sehr, eigentlich sogar mehr als beim
ersten Mal.“ Für den Spitzensportler, der in der Saison 2011/12, 22 Jahre nach Georg Hackl, als erster
den Gesamtsieg wieder nach Deutschland holte,
zählt eine Goldmedaille bei Olympia aber noch
mehr. „Dieser Wettkampf steht einfach ganz oben,
das ist was Einmaliges.“ Zweimaliger Medaillengewinner bei Olympia könnte es aber durchaus im
nächsten Winter heißen, denn der schnelle Mann
auf dem Schlitten holte bereits 2010 Gold im Einsitzer in Vancouver. In Sotschi, dem Austragungsort
der olympischen Winterspiele im kommenden Jahr,
fand das letzte Weltcuprennen statt. Loch schildert,
dass er eher entspannt war. „Ich wollte das Rennen
nicht unbedingt gewinnen. Ich wusste, mit einem
guten Ergebnis sollte es schon reichen. Wichtiger
war es“, betont er, „noch intensiv Material zu testen
und die Besonderheiten der Bahn kennen zu lernen.
Wir sind sehr vom Wetter abhängig und in Sotschi
kann es im Winter sehr warm sein und unglaublich
viel Schnee oder sogar Regen fallen.“
Jetzt ist der Athlet erst einmal froh, dass die Saison vorbei ist und er ein wenig Pause vom Rodeln
hat. Aber im nächsten Atemzug spricht er schon
leidenschaftlich vom bevorstehenden Sommertraining im wichtigen Olympiajahr. Radfahren,
Laufen oder Inlineskaten, also allgemeines Ausdauertraining gehören dazu ebenso wie Athletiktraining, Techniktraining und zahlreiche Materialtests.
Im Juli und August besteht jeweils für zwei Wochen
die Möglichkeit, den Startablauf in der Bahn zu
trainieren. Dafür wird ein kurzes Stück der Bahn
vereist und an Technik und Material gefeilt.
Eine Woche im Sommer ist außerdem für die
Fortbildung im Polizeidienst reserviert. In dieser
Zeit stehen beispielsweise Schießtraining oder Neuerungen im Polizeirecht auf dem Programm. Der
Spitzensportler ist nämlich auch Polizist und hat
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 19
Twin-track career
Felix Loch only breaks the legal speed limit when he is in a luge.
As a ­police officer with the Federal Police, the winner of the 2013
Luge World Championships is lucky enough to have both ideal
training ­conditions and job security.
Y
ou can sense the immense joy and pride when
luger Felix Loch talks about his second successive
win at the Luge World Championships this winter.
“The winner of the Luge World Championships is the
luger who has shown the best overall performance
over the entire season. I am just delighted to have
won it, this time even more so than the first time
round.” Yet winning gold at the Olympics means
even more to the top-level athlete who was the
first German athlete to reclaim gold at the World
Luge Championships in the 2011/2012 season, 22
years after Georg Hackl. “This competition is definitely top of my list, it is simply unique.” There is
a strong possibility Felix Loch will be a two-time
Olympic gold medallist next winter given that the
fastest luger in the world won the men’s singles at
the Olympics in Vancouver in 2010. The last World
Cup event was held in Sochi, which will be hosting
the Winter Olympic Games next year. Loch says that
he was actually quite relaxed about the whole thing.
“I didn’t feel I had to win the race. I knew I would win
if I managed to obtain a good overall result. It was
more important to put the material to an intensive
test and to get to know the track conditions. We are
influenced greatly by the weather and it can be very
warm in the winter in Sochi, or there can be an unbelievable amount of snow or even rain.”
He is now glad the season is over and he can have
a bit of a break from his sport. Yet in the very next
breath he speaks enthusiastically about the forthcoming summer training in the important year of
the Olympics. Training includes cycling, running or
inline skating as well as general endurance training,
athletics training, technique training and numerous material tests. He will have the opportunity to
spend two weeks training for starts on the track in
the months of July and August. To this end, a small
piece of the track is refrigerated and the athletes
have the opportunity to fine-tune their technique
and test the material.
One week in the summer is also reserved for advance training for police officers. The programme,
for instance, includes shooting practise and amendments to police legislation. This top-level athlete is
also a police officer. After completing his intermedi-
Dienstlich auf vier Rädern:
Der Polizeiberuf hält den
Rücken frei für Training und
Wettkampf. | Travelling
on four wheels as a police
officer: His job as a police
officer keeps his back free
for training and competitions.
© Bundespolizei / Federal Police
Felix Loch, the luger,
Olympic Gold medallist in
the men’s singles 2010 in
Vancouver, will be
competing for RC Berchtesgaden. He lives in Schönau
am Königssee. The
23-year-old son of the
German National Luge
Team coach Norbert Loch
displayed talent at an early
age. He won the German
Championship in the men’s
singles at the age of 13,
competing in the “Jugend B”
team. The police constable
has won both the European
Championships in Oberhof,
the men’s singles event at
the World Championships
and the team relay event in
Whistler, British Columbia
in the 2012/2013 season,
winning the Luge World
Cup twice in a row.
20 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Medaillen-Bilanz:
Mit Ablauf der Wintersportsaison 2012/2013 konnten
die Sportlerinnen­und
Sportler bei der Bundespolizeisportschule Bad
Endorf die Erfolgs­bilanz seit
Einführung der Spitzensportförderung auf 560 Medaillen
erhöhen. Sie gewannen 39
Medaillen bei Olympischen
Spielen, 197 Medaillen bei
Weltmeisterschaften, 148
Medaillen bei Europameisterschaften sowie 176
Medaillen bei Weltmeisterschaften im U-23, Juniorenund Jugendbereich.
nach seinem Realschulabschluss an der Bundespolizeisportschule im bayerischen Bad Endorf eine
Ausbildung zum Polizeimeister absolviert. „Um
Viertel nach sieben in der Früh ging der Unterricht
los bis zum Mittag und dann noch mal bis um halb
vier. Sporttraining bis ungefähr sechs, sieben Uhr,
Abendessen, Lernen und dann ins Bett fallen“, schildert Loch seine Ausbildungszeit in Kurzform. Dauert
die Polizeiausbildung normalerweise zweieinhalb
Jahre, so haben angehende Bundespolizisten im Bad
Endorfer Modell einer dualen Karriere die Chance,
unter professionellen Bedingungen Spitzensport
und Berufsausbildung zu kombinieren und diese
innerhalb von vier Jahren abzuschließen.
Schnelligkeit auch im Beruf
„Von Ende März bis Ende Juli ist das Schulprogramm
sehr gestrafft und man muss dranbleiben, dass man
mitkommt“, erinnert sich Loch an seine Ausbildungszeit. „Aber es war eine sehr schöne Zeit zusammen mit den Biathleten, Skispringern und Sportlern
aus anderen Disziplinen.“ Jeweils ab August steht für
die Athleten der Bundespolizeisportschule dann der
Leistungssport im Vordergrund. Seit erfolgreich abgeschlossener Prüfung zum Polizeimeister ist das für
den Rennrodler fast ganzjährig der Fall. Und dieser
ist überzeugt davon, „dass wir im Wintersport niemals so erfolgreich wären, wenn wir dieses Modell
nicht hätten.“ Optimale Trainingsmöglichkeiten,
ärztliche Betreuung und bestens ausgebildete Trai-
Bundespolizeisportschule
Die Bundespolizeisportschule mit ihrem Leistungszentrum im bayerischen Bad Endorf fördert seit 1978
Spitzensportler in den mittlerweile zwölf olympischen Wintersportdisziplinen Ski alpin, Snowboard,
Nordische Kombination, Skilanglauf, Skispringen, Biathlon, Eisschnelllauf, Short Track, Bob und Rennrodeln, Skeleton sowie Freestyle/Skicross. Hier können
die Spitzensportler ihr Training mit der Ausbildung
für den mittleren Polizeivollzugsdienst kombinieren.
Inzwischen haben über 400 Sportlerinnen und
Sportler aus ganz Deutschland dieses „Bad Endorfer
Modell“ der dualen Karriere durchlaufen. Neben der
Förderung des Spitzensports bietet die Sportschule
als zweites Standbein auch polizeispezifische Gesundheitspräventions- und Sportlehrgänge an und
bildet Einsatz- und Polizeitrainer aus.
ner gehören dazu, „aber von unschätzbarem Wert
ist auch die berufliche Absicherung“, so Loch. „Im
Sport kann schnell etwas passieren, zum Beispiel
eine Verletzung, aufgrund derer man den Kontakt
zur Welt­spitze nicht mehr halten und seinen Sport
nicht mehr betreiben kann. Dann ist es von unschätzbarem Wert, wenn ich direkt in den Polizeiberuf wechseln kann.“
An welcher Stelle innerhalb der Bundespolizei
dies sein könnte, da will sich der Mann, der die Geschwindigkeit liebt und mit bis zu 140 Stundenkilometer durch den Eiskanal rast, noch nicht festlegen.
„Zu langsam darf es nicht zugehen. Fanbegleitung
am Bahnhof, das könnte mich vielleicht reizen. Aber
ich hab ja noch a bisserl Zeit“, fügt er hinzu. Kann
sich so ein passionierter Wintersportler überhaupt
auf den Sommer freuen? „Ja. Wenn wirklich mal Zeit
ist, dann geh ich zum Golfen. Da kann ich abschalten,
komme auf andere Gedanken, gehe mit Freunden
über den Platz und freue mich über ein schönes
Spiel.“
am
Besuch in der Polizeisportschule: Der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Ole
Schröder beim ZugbandStarttraining mit dem
Skeleton-Teamweltmeister
Michi Halilovic. | Visit to
the Federal Police Sport
College: Parliamentary State
Secretary Dr Ole Schröder at
the skeleton start-up training with the skeleton team
champion Michi Halilovic.
© BMI
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 21
ate secondary school education at the Federal Police
Sport College in Bad Endorf, Bavaria, he completed
his training as a police constable. “Lessons began at
7:15 am and ended at 12 noon. After lunch, we had
more lessons until 3:30 pm. We had sport training
until around 6:00 pm or 7:00 pm, then we had dinner,
study and then we fell into bed”, Loch says, summing
up his training. Although training for police officers
usually lasts two and a half years, police cadets have
the opportunity to undergo dual training with the
“Bad Endorf model” which combines top-level sport
and vocational training under professional conditions. Police officers training with the Bad Endorf
model complete their training within four years.
Fast-paced work environment
“The training programme is very condensed from
the end of March until the end of July and you have
to stay on the ball in order to keep up”, Loch says, recalling his years of training. “But we had a great time
with the biathletes, ski jumpers and athletes from
other disciplines.” From August onwards, athletes
studying at the Federal Police Sport College focus on
top-level sport. Since successfully passing his police
constable exams, this has been the case nearly every
year for the luger. And he is convinced “that there is
no way we could have been as successful in winter
sports without this model.” Optimum training possibilities, medical care and highly trained coaches
contribute to this success but the fact that “we also
have job security is of inestimable value”, Loch says.
“Things can go wrong very suddenly in sport. Athletes can, for instance, sustain injuries meaning they
are unable to keep up with the world’s top athletes
and are unable to continue with their sport. So it is
invaluable to have a secure job with the Federal Police to fall back on.”
The man who loves speeding and flies along the
ice track at speeds of up to 140 km/h does not want
to say whereabouts exactly he will be working in the
police force. “I would certainly like to work in a fastpaced environment. Accompanying fans at railway
stations would be a job I would perhaps find interesting. But I have plenty of time to decide yet”, he
says. Can such an enthusiast of winter sports look
forward to summer? “Certainly. When I really have
time I enjoy a game of golf. I can switch off, focus on
something different for a change, hit a few balls on
the golf course with a few friends and look forward
to a nice game of golf.”
am
Federal Police Sport College
The Federal Police Sport College which has its training base in the Bavarian town of Bad Endorf has been
promoting top-level athletes in the winter sport
­disciplines Alpine ski racing, snowboarding, Nordic
combination, cross country, ski jumping, biathlon,
speed skating, short track, bobsleigh, luge and
­skeleton as well as freestyle/ski-cross since 1978.
Top ­athletes can combine their sports training with
training for the intermediate police service. Meanwhile more than 400 athletes from the whole of
­Germany have undergone dual career training with
this “Bad Endorf model”. In addition to promoting
high-performance sport, the Sport College also
­provides courses on preventive health and on sport
disciplines as well as training for task force and
­police instructors.
List of medals:
By the time the 2012/2013
winter sport season had
come to an end, athletes
from the Federal German
Sport College in Bad Endorf
had managed to claim
560 medals since the pro­motion of high-performance
sport was introduced. They
won 39 medals at the
Olympic Games, 197 medals
at World Championships,
148 medals at the European
Championships, 176 medals
at the World Junior and U23
Championship.
22 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
„Sport hat mir ein ­
Leben zurückgegeben“
Die Speerwerferin und Kugelstoßerin Birgit Kober hat zweimal paralympisches Gold
­geholt. Sie spricht über Sportförderung und ihren persönlichen Weg an die Weltspitze.
Birgit Kober (41) ist zweifache Goldmedaillengewinnerin der Paralympischen Spiele
London 2012 und Weltmeisterin 2011 in den Disziplinen
Speer und Kugelstoßen. Sie
leidet seit einem ärztlichen
Behandlungsfehler 2007 an
einer schweren Koordinierungs- und Bewegungsstörung (Ataxie) und sitzt im
Rollstuhl. 2012 wurde die
Münchnerin zur „Behindertensportlerin 2012“ gekürt.
www.birgitkober.de
www.birgitxxl.de
11 Ausbildungs- und
Arbeitsplätze in der
Bundesverwaltung sind
nach den Paralympischen
Winterspielen in Turin 2006
für Spitzenathletinnen und
-athleten mit Behinderung
geschaffen worden, initiiert
vom Bundesminister des
Innern. Sie ermöglichen
es, ein professionelleres
Training mit Beruf und Ausbildung in Einklang zu bringen. Die Athleten wurden
dem Bundesministerium
des Innern vom Deutschen
Behindertensportverband
benannt.
Spitzensportlerinnen gelten als Vorbilder, gar als
Heldinnen. Fühlen Sie sich so?
leistungen, sondern darum, dass es
mir besser geht. Zuerst konnte ich
mich kaum im Rollstuhl halten.
Nein, als Heldin fühle ich mich nicht. Es freut
mich natürlich, wenn ich so gesehen werde, das ist
Und Ihre zwei Goldmedaillen?
ein sehr warmes Gefühl. Ich sehe es als Verpflichtung, den Menschen etwas zurückzugeben, ein
Ich bin irrsinnig glücklich, Gold
Vorbild zu sein und andere zu ermutigen. Nach den
gewonnen zu haben. Ich wusste, ich
Goldmedaillen bei den Paralympischen Sommer- kann das, und es geht mir immer daspielen 2012 in London habe ich viele E-Mails be- rum, mein Bestes zu geben, Grenzen
kommen, vor allem von Kindern und Jugendlichen. zu überwinden. Wenn das einmal
Aber auch Erwachsene haben mir geschrieben, ich
nicht reicht, wenn jemand anderes
sei ihnen ein Vorbild, auch in meinem Kampf, den
einfach besser ist, geht die Welt für
ich im Zuge meines Schadensersatzprozesses gegen
mich nicht unter. Die Paralympics in
ein Münchner Klinikum wegen des Behandlungs- London haben gezeigt, wie groß die
fehlers ausfechte. Als ich vor fünfeinhalb Jahren wieder mit dem Sport
angefangen habe, hätte ich mir mehr
Menschen gewünscht, die mir auf
„Wir Behindertensportler
die Schultern klopfen und sagen: Ich
wurden in London
glaube an Dich.
Was bedeuten Ihnen der Sport
und der Leistungssport?
nie mitleidig betrachtet.“
Werfen war immer schon mein Ding. Ich habe
mit elf Jahren angefangen, Speer zu werfen, war
Bayerische Meisterin und Süddeutsche Vizemeisterin. Nach dem Behandlungsfehler dachte ich zuerst:
Jetzt bleibt mir nur noch Reha-Gymnastik. Ich hatte
damals alles verloren. Bei den Sommer-Paralympics
2008 in Peking habe ich erstmals sitzende Werfer gesehen und dies als Chance begriffen. Der Sport hat
mir einen Alltag, eine Struktur, ein Leben und die
Lebensfreude zurückgegeben. Ich habe ein Umfeld
an Menschen gewonnen, die mich nicht mitleidig
ansehen, sondern Teamkameraden sind. Als ich mit
meinem Training anfing, ging es nicht um Höchst-
Glücks-Wurf: Birgit Kober
setzt strahlend zum
Weltrekord in London an. Ein
Lebenstraum ging ihr schon
vorher in Erfüllung. |
A stroke of luck: Birgit Kober
beams with delight after
breaking the world record in
London. She had already
fulfilled her life-long
ambition.
© Axel Kohring
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 23
“Sport is what gave
me back a life”
The javelin thrower and shot putter Birgit Kober won two gold medals at the Paralympics.
She talks about the promotion of sport and her personal path to becoming one of the
world’s best athletes.
Top-level athletes are considered to be role models and even heroes. Do you feel like one?
No, I don’t see myself as a hero. I am of course
delighted if people see me in this light, it’s very flattering. I feel under obligation to give something
back to people, to be a role model and to encourage others. After winning gold medals at the 2012
Summer Paralympics in London, I received a large
number of e-mails especially from children and
young people. But I also received mail from adults
who said I was a role model for them not just in
my sporting career but also in my lawsuit against
a clinic in Munich which I am suing for damages I
suffered as a result of medical negligence. I wish I
had had more people clapping me on the back and
saying “I believe in you” when I took up sport again
five and a half years ago.
What does sport and high-performance sport
mean to you?
Well, throwing has always been my thing. I began throwing a javelin at the age of eleven, I was
the Bavarian champion and runner-up in southern Germany. The first thing that crossed my mind
after the error was made in my medical treatment
was: all I have left now is rehab gymnastics. I had
lost everything at the time. I saw athletes throwing
a javelin from a seated position for the very first time
at the 2008 Summer Paralympics in Beijing and I
recognised this as an opportunity. Sport has given
me back a daily routine, a structure and new zest for
life. I am surrounded by people who regard me as a
team mate rather than someone to be pitied. When
I began training, my goal was not to achieve maximum performance but to start to feel a bit better. To
begin with, I found it hard to keep my balance in my
Birgit Kober (41) was a double gold medal winner at the
2012 Paralympics in London
and 2011 world champion
in the disciplines javelin
and shot put. She has been
suffering from a severe condition affecting the coordination of muscle movements
(ataxia) since 2007 as a result
of medical negligence and is
now confined to a wheelchair.
In 2012, Birgit Kober, who is
from Munich, was presented
with the “2012 Disabled
Athlete of the Year” award.
www.birgitkober.de
www.birgitxxl.de
24 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
U-Bahnfahrt durch London:
Birgit Kober mit einem Hut
der Metropolitan Police
zusammen mit Trainer
Joachim Lipske. | Trip on
the underground through
London: Birgit Kober wearing
a Metropolitan Police helmet
alongside her coach Joachim
Lipske.
© Birgit Kober
Leistungsfähigkeit von behinderten Sportlern ist.
Vielen Menschen wurde vielleicht zum ersten Mal
klar, dass es sich um richtigen Leistungssport handelt. Wir Behindertensportler wurden in London
nie mitleidig betrachtet. Dort konnte ich mit Vielem
Frieden schließen.
Mit 5,1 Mio. Euro
fördert das Bundesministerium des Innern im Jahr
2013 den Leistungssport der
Menschen mit Behinderung.
Dabei gelten die gleichen
Kriterien wie bei der Förderung des Spitzensports
der Menschen ohne Behinderung. Schwerpunkt ist
unter anderem eine weitere
Professionalisierung mittels
hauptamtlicher Trainer und
paralympischer Trainingsstützpunkte.
Ihr Gold-Wurf war ja ein ganz besonderer.
Bei meinem letzten Speerwurf hat mich das
ganze Stadion „eingeklatscht“. Das passiert sonst
nur stehenden Werfern oder Springern. Das hat
mich irrsinnig glücklich gemacht, das vergesse ich
mein ganzes Leben nicht mehr. So etwas hatte ich
mir immer schon gewünscht. Die Zuschauer haben
mich so beflügelt, dass ich im letzten Versuch noch
einen neuen Weltrekord geworfen habe. Danach ist
das Stadion regelrecht aufgebrandet.
Trainieren Sie tatsächlich im Park?
Ich trainiere am Olympiastützpunkt München.
Das sind hin und zurück drei Stunden Fahrt mit
öffentlichen Verkehrsmitteln. Deshalb trainiere ich
das Speerwerfen manchmal alleine auf einer Wiese
neben der Rentenversicherungsanstalt nahe meiner
Wohnung. Das stört dort niemanden. Aber ohne
meinen Trainer Joachim Lipske und ohne meinen
Verein TSV Bayer 04 Leverkusen wäre ich heute
nicht da, wo ich stehe.
Halten Sie eine weitere Professionalisierung im
Leistungssport für behinderte Menschen für nötig?
Ja, das täte uns gut. Nur auf Breitensportstrukturen zu setzen, genügt nicht mehr. Mein Trainer
ist als Landestrainer der bayerischen Werfer und
Jugendnationaltrainer für die Hammerwerfer im
Deutschen Leichtathletikverband angestellt. Für die
Arbeit mit mir bekommt er nichts bezahlt, und für
London musste er sich sogar Urlaub nehmen. Glücklicherweise haben wir in der Leichtathletik seit vier
Jahren einen festangestellten Nationaltrainer, Willi
Gernemann, der eine wunderbare Arbeit leistet.
Trainieren Sportler mit und ohne Behinderung
getrennt?
Am Stützpunkt trainiere ich mit einer Gruppe
nichtbehinderter Werfer. Wenn wir Behindertensportler weiterkommen wollen, ist das nur zusammen mit nichtbehinderten Athleten möglich.
Gibt es eine Annäherung auch in der Förderung?
Bei den Erfolgsprämien für Medaillen ist schon
viel geschehen. Irgendwann sollte es da eine wirkliche Gleichstellung geben. Das gilt auch für Modelle
einer dualen Karriere von Sport und Beruf. Viele von
uns haben aber Grenzen, die auch im Beruf gelten.
Sponsoring gibt es kaum?
Wer als nichtbehinderter Leichtathlet olympisches Gold holt, sieht die Sponsoren Schlange stehen. Ich habe zwei Goldmedaillen, aber noch keinen
Sponsor. Für das Training binde ich als Hockerersatz
zuweilen zwei Mineralwasserkästen zusammen. Das
wäre doch auch eine nette Werbung.
… bei der man gleich an den früheren Rennrodler
Georg Hackl denkt …
… ja. Aber ich lächle doch auch ganz nett. Sponsoren paralympischer Athleten könnten ganz andere Gruppen von Menschen erreichen. hs
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 25
wheelchair. Success came gradually, like an engine
that propels you forward.
And what about the two gold medals you won?
I am extremely happy to have won gold. I knew
I could do it and I always aim to do my best and
to cross boundaries. If this is not enough at times,
if someone else is simply better, it’s not the end of
the world for me. The Paralympics in London have
shown what disabled athletes are capable of achieving. It probably dawned on many people for the
“We disabled athletes
were never viewed with pity
in London.”
first time that Paralympic athletes are competing in
proper high-performance sport and that Paralympic
Games are on an equal footing with the Olympics.
We disabled athletes were never viewed with pity in
London. I discovered in London once again what it
is like to be a normal person. I managed to find an
inner peace and come to terms with a lot of issues
that had troubled me.
The throw that won you the gold medal was a
very special one.
The whole stadium erupted in applause when I
threw my last javelin. This usually only happens for
throwers or jumpers in a standing position. It made
me ecstatically happy, it is something I will never
forget. It is something I was always hoping to experience. The spectators inspired me so much that
I managed to set a new world record with my last
throw. The crowds went absolutely crazy!
Is it true that you do your training in a park?
I train at the Olympic Training Centre in Munich.
It takes me three hours using public transport to get
there and back. That is why I sometimes practise
throwing a javelin on my own at the park close to
where I live. I don’t disturb anyone there. Yet I would
not be where I am today without my coach Joachim
Lipske and my club TSV Bayer 04 Leverkusen.
11 training places
and jobs were created
Do you think it is necessary to further professionalize high-performance sport for disabled athletes?
in the federal administration for top-level
disabled athletes at the
initiative of the Federal
Minister of the Interior
following the 2006 Winter
Paralympics in Turin. They
give disabled athletes the
opportunity to combine
professional training
with work and education.
The National Paralympic
Committee Germany
nominated the athletes
for the Federal Minister of
the Interior.
Yes, I do, it would do us good. It is no longer sufficient to rely solely on sports for all. My coach is
employed as the javelin coach for the federal state
of Bavaria and also coaches the Junior National Shot
Put team that is part of the German Athletics Federation. He doesn’t get paid for the work he does with
me and he even had to take annual leave to attend
the Paralympics in London. Fortunately we have had
a full-time national athletics coach, Willi Gernemann,
for the past few years. He does wonderful work.
Do able-bodied athletes and disabled athletes
train separately?
I train with a group of able-bodied javelin
throwers at the Olympic Training Centre. If we want
to improve as disabled athletes, we can only do so if
we train with able-bodied athletes. The same applies
vice versa, able-bodied athletes also benefit from
training with us.
Are you treated equally when it comes to funding?
A lot has happened in terms of incentive payments for medals. At some stage, we should definitely be treated equally. The same applies to models
offering a dual career of sport and vocational education. You see many of us face limitations which we
also face in working life.
Do you find it hard to get sponsors?
Able-bodied athletes who win gold in the Olympic athletics literally have sponsors queuing up at
the door. I don’t have a sponsor yet even though I
have won two gold medals. I tie two bottle crates
together and use them as a makeshift stool when I
train. Now that would make a lovely advertisement!
… the ad featuring former luger Georg Hackl immediately springs to mind …
… Indeed. But I have a nice smile too! Sponsors of
Paralympic athletes can reach whole new groups of
people. hs
The Federal Ministry
of the Interior will appropriate € 5.1 million
in 2013 for disabled
athletes competing in
high-performance sports.
As such, the criteria are the
same as those that apply to
the promotion of top-level
sport for able-bodied
athletes. The focus is, inter
alia, on achieving further
professionalization by employing full-time coaches
and establishing Paralympic
training centres.
26 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Schule der Sportnation
Mit ihrem erneuten Sieg im Bundeswettbewerb Jugend trainiert für Olympia werben
die Hockey-Mädchen der Luisenschule in Mülheim an der Ruhr zugleich für Hockeynachwuchs im Breiten- und im Leistungssport.
D
ie Rückkehr aus Berlin war ein Triumph. Noch heute ist Sportlehrer
Roland Möller begeistert, wenn er davon erzählt. Im September 2012 hatten
die Hockey-Mädchen der Luisenschule
in Mülheim an der Ruhr ihren Titel als
Bundessieger „Jugend trainiert für Olympia“ verteidigt, da standen Eltern, Freunde,
Schüler und Fans mit großen Transparenten am Bahnhof Duisburg und empfingen
jubelnd das Team. „Das war schon eine tolle Stimmung!“, sagt Möller.
Richtig abgeräumt haben sie, die neun
Mädchen aus dem Ruhrgebiet. Gegen die
Berliner, die Saarländer, die Mecklenburger und gegen Bremen. Nicht nur hartes
Training, auch Glück war entscheidend.
Denn Schulhockey ist ein Sport mit hohem
Tempo. Auf dem kleinen Feld kann sich das
Spiel blitzschnell wenden. „Aber ich hätte
nicht gedacht, dass wir so souverän sind!“,
so Möller.
Hockey ist nicht unbedingt ein Breitensport in Deutschland. Mehr als 77.000
aktive Vereinsmitglieder zählt der Deutsche Olympische Sportbund, davon ist
fast die Hälfte jünger als 14 Jahre. Seit
1978 ist Hockey fester Bestandteil im
Bundesschulwettbewerb „Jugend trainiert
für Olympia“. Am Hockey-Bundesfinale
im Herbst nehmen die Sieger in den 16
Bundesländern teil – wie die Mülheimer
Mädchen.
Teamgeist und Aufstellung zählen
„Für die Teilnehmer bedeutet die Möglichkeit, an einem Wettbewerb teilzunehmen,
eine enorme Motivation. Zudem finden
viele Kinder und Jugendliche über die
Schulwettkämpfe den Weg in die Vereine
Jugend trainiert für Olympia und Jugend trainiert für Paralympics sind bundesweite Schulmannschaftswettbewerbe und mit rund 910.000
Schülerinnen und Schülern die weltgrößten ihrer
Art. Mehr als 25 Millionen Kinder und Jugendliche mit mehr als 2,3 Millionen Lehrkräften und
Betreuern haben sich seit 1969 beteiligt.
www.jtfo.net
www.jtfp.de
Die Deutsche Schulsportstiftung ist neben
tausenden engagierter Lehrkräfte, Eltern und
Vereinsvertreter ein wichtiger Akteur im Jugendsport. Sie ist seit 2003 Träger des Bundeswett­
bewerbs. Gleichzeitig initiiert sie weitere
Wett­bewerbe mit den Sportfachverbänden und
fördert Projekte außerhalb des Schulsports.
www.deutsche-schulsportstiftung.de
Das Hockey-Mädchenteam der Luisenschule in
Mülheim an der Ruhr.
und damit auch in den Leistungssport“,
sagt Karl Weinmann, Stellvertretender
Vorsitzender der Deutschen Schulsportstiftung.
Möller kümmert sich seit bald vier
Jahren um die Mannschaft mit den 14
bis 15 Jahre alten Mädchen: „Der Stamm
der Mannschaft bleibt, auch wenn nicht
immer die gleichen Spielerinnen an den
Wettkämpfen teilnehmen.“ Dabei profitiert
die Schule von den bundesweit bekannten
Vereinen HTC Kahlenberg und HTC Uhlenhorst in der Hockeyhochburg Mülheim.
Knapp 40 der 1.200 Luisenschüler spielen
aktiv Hockey. Für die Vereine hat das einen
gewichtigen Vorteil: Die Schule bringt ein
gewisses Verständnis für Wettkampfzeiten
und Vereinsarbeit auf.
Wichtig, so Möller, seien Teamgeist und
die Besetzung. Weil beim Schulhockey nur
sechs Spielerinnen auf einem kleinen Platz
spielen, ist die Teamaufstellung flexibler
als beim größeren Feldhockey. Hockey ist
oft die Leidenschaft von ganzen Familien.
„Es gibt regelrechte H
­ ockeydynastien“, sagt
Möller. So schnell dürfte der Nachwuchs
also nicht ausgehen. an
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 27
School of the sporting nation
Having won the Federal Competition “Youth Training for the Olympics” for the second
time, the girls’ hockey team from Luisenschule in Mülheim an der Ruhr are encouraging
young hockey players to participate in high-performance sport and sport for all.
Youth Training for the Olympics and Youth
Training for the Paralympics are nationwide
school team competitions which around 910,000
pupils compete in, making them the biggest
school competitions in the world. More than 25
million children and young people have
competed in these competitions with the help of
more than 2.3 million teachers and coaches since
1969.
www.jtfo.net
www.jtfp.de
The German School Sports Foundation (Deutsche
Schulsportstiftung) is an important player in
youth sports alongside thousands of dedicated
teachers, parents and club representatives. It has
sponsored the federal competition since 2003. At
the same time, it launches other competitions in
cooperation with sports federations and promotes
projects outside school sports.
www.deutsche-schulsportstiftung.de
The girls’ hockey team from Luisenschule in
Mülheim an der Ruhr. © WAZ
T
riumphant return from Berlin. Sports
teacher Roland Möller still raves about
the experience when he talks about it. In
September 2012, the girls’ hockey team
from Luisenschule in Mülheim an der Ruhr
managed to defend their title as winners
of the “Youth Training for the Olympics”
competition, arriving home to the cheers
of parents, friends, fellow pupils and fans
who were waving large banners at the railway station in Duisburg. “The atmosphere
was terrific!” Roland Möller says.
The nine girls from the Ruhr region
literally cleaned up. They beat the teams
from Berlin, Saarland, Mecklenburg and
Bremen. Yet their success was not just the
result of hard training; luck was also on
their side. School hockey is a very fastpaced sport. Things can turn around in
a split second on the small hockey pitch.
“However, I wasn’t expecting the team to
do so well”, Mr Möller says.
Hockey would not necessarily be classified as a sport for all in Germany. The
German Olympic Sports Confederation
represents more than 77,000 active club
members. Almost half of them are under
the age of 14. Hockey has been an inte-
gral part of the federal school competition
“Youth Training for the Olympics” since
1978. The winning teams in the 16 federal
states including the girls from Mülheim
will be competing in the national hockey
finals this autumn.
Team spirit and the line-up are what count
“The opportunity to compete in a competition provides huge motivation to those
competing. What is more, many children
and young people who compete in school
competitions move on to clubs and end
up competing in high-performance sport”,
Karl Weinmann, Vice-Chair of the German
School Sport Foundation, says.
Roland Möller has been coaching the
hockey team of girls aged between 14 and
15 for almost four years now: “The main
team members will carry on even though it
is not always the same players who actually
get to play in the competitions.” As such, Luisenschule is benefiting from the clubs HTC
Kahlenberg and HTC Uhlenhorst in Mühlheim where hockey is a hugely popular sport.
Just under 40 of the 1,200 pupils attending
Luisenschule are active hockey players.
There is a major benefit in this for the clubs
too. The school is fairly accepting of competition times and the work clubs have to do.
Team spirit and the line-up are important, Mr Möller says. Because only six players can play on the pitch in hockey matches
between school teams, the line-up is more
flexible than it is with field hockey, which is
played on a larger pitch. You will often find
that whole families have a passion for hockey. “We actually have hockey dynasties”,
Möller says. So there will be no shortage of
young hockey players any time soon. an
28 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Die integrative Kraft des
Sports bewusst einsetzen
Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern,
erläutert im Interview, worin die gesellschaftliche Funktion des Sports liegt und wie das
Bundesministerium diesen für die Stärkung von Respekt und Toleranz nutzt.
„Sport wirkt durch seine über
­Kulturgrenzen hinweg geltenden
Regeln integrativ.“
hier genauso funktioniert, und seine
eigenen Erfahrungen einbringen. Zudem heißt es zu Recht: Sport spricht
alle Sprachen. Kulturelle Grenzen wie
auch Sprachbarrieren wirken im Zusammenspiel im Sport sehr viel weniger als andernorts. Deshalb wurde
auch schon vor über zwanzig Jahren
das Programm „Integration durch
Sport“ auf den Weg gebracht.
Welche Rolle spielen die Sportverbände und
-vereine?
Dr. Christoph Bergner,
geboren am 24. November 1948 im sächsischen
Zwickau, ist seit 2005 Parlamentarischer Staatssekretär
beim Bundesminister des
Innern. Seit Februar 2006
ist er Beauftragter der
Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale
Minderheiten und seit März
2011 Beauftragter der Bundesregierung für die neuen
Bundesländer. Als Präsident
des mitgliederstärksten
Sportvereins SachsenAnhalts, des SV Halle, engagiert er sich auch privat
für den Sport und seine
integrative Wirkung.
© BMI
Sport ist Wettkampf – nur einer kann am Ende
siegen. Wie kann Sport da zugleich den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern?
Sein integratives Potenzial zieht der Sport vor
allem aus zweierlei: Er bietet zum einen jedem die
Möglichkeit, sich im Vergleich mit anderen zu messen und dabei die eigene Persönlichkeit zu entfalten
und zu stärken. Zum anderen hängt die integrative
Wirkung des Sports auch wesentlich davon ab, dass
sich alle gemeinschaftlich auf Regeln verständigen
und daran gebunden fühlen, wenn sie miteinander
und gegeneinander Sport treiben.
Wie genau kann Sport zur Integration beitragen?
Sport ist international: Fast überall auf der Welt
wird Sport betrieben, auch nach international kodifizierten Regeln. Egal also, woher ein Mensch kommt
– er kann in Deutschland etwas weiterführen, was
Sie sind die entscheidenden Grundinstitutionen.
Das ist auch einer der besonderen Vorzüge im Sport:
Er hat eine rein zivilgesellschaftliche Basis. Der Staat
sorgt allein für die Rahmenbedingungen und unterstützt die eigentlichen Akteure. Für die Sportförderung des Bundesministeriums des Innern, die sich
vor allem auf den Spitzensport bezieht, gilt deshalb
immer der Grundsatz der Autonomie: Wir sind Partner des Sports, respektieren ihn als zivilgesellschaftliche Bewegung.
Wie kann Sport dazu beitragen, Gewalt und
Rechtsextremismus einzudämmen?
Automatisch tut er das nicht. Und er kann im
Wettkampfgeschehen sogar so polarisieren, dass sich
Emotionen in Aggression und Gewalt entladen. Andererseits wirkt Sport durch seine über Kulturgrenzen hinweg geltenden Regeln integrativ. Wichtig ist,
dass wir uns alle gemeinsam der Bedrohungssituation bewusst sind und aktiv dagegensteuern. Das be-
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 29
Dr. Christoph Bergner beim
10-km-Lauf am Vorabend
des 8. Mitteldeutschen
Marathons in Halle. |
Dr Christoph Bergner
running a 10K on the eve
of the 8th Central German
Marathon in Halle.
© BMI
Consciously leveraging the
integrative force of sport
Dr Christoph Bergner, Parliamentary State Secretary at the Federal Ministry of the Interior­,
explains in an interview what role sport plays in society and how the Federal Ministry is
­leveraging sport to strengthen respect and tolerance.
Sport involves competition, which means there
can only be one winner. So how is it that sport also
has the capacity to promote social cohesion?
Sport derives its integrative potential above
all from two things: on the one hand, it provides
everyone with the opportunity to measure themselves against others, and in doing so, to develop and
strengthen their own personality. On the other hand,
the integrative impact of sport also depends hugely
on people agreeing to set common rules and being
willing to observe them when they engage in sport
with each other and compete against each other.
How can sport contribute to integration?
Sport is international: people engage in sport
in almost every corner of the globe and they do so
according to rules that are codified internationally.
Regardless of where people come from – they can
continue with their sport in Germany based on the
same rules, and can contribute their own experience.
The saying rightfully goes: the language of sport is
universal. Cultural boundaries and indeed language
barriers are a lot less noticeable in the context of
sport than they are in other walks of life. This is what
prompted the launch of the “Integration through
Sport” programme over twenty years ago.
What role do sport federations and clubs play?
They are crucial basic institutions. That is also
one of the special benefits of sport. It is based solely on civil society. The state alone is responsible for
creating the general conditions and supports the
players involved. That explains why the principle of
autonomy always applies to the funding for sport
and top-level sport from the Federal Ministry of the
Interior: we are partners in sport which we respect
as a civil society movement.
Dr Christoph Bergner,
who was born in Zwickau in
the federal state of Saxony
on 24 November 1948,
was appointed Parliamentary State Secretary
at the Federal Ministry of
the Interior in 2005. He
was appointed Federal
Government Commissioner for Matters Related to
Ethnic German Resettlers
and National Minorities in
February 2006 and Federal
Government Commissioner
for the new federal states in
March 2011. As the chair of
SV Halle, the biggest sports
club in Saxony-Anhalt, he
is also involved in sport and
champions the integrative
role of sport in his private
life.
30 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Jetzt Preisträger 2013
vorschlagen!
Das Bundesministerium
des Innern, der Deutsche
Olympische Sportbund
und der Verband Deutscher
Sportjournalisten vergeben
2013 erstmals gemeinsam
den Fair Play Preis des
Deutschen Sports. Gesucht
werden Einzelpersonen,
Gruppen oder auch Initiativen, die ab dem 1. Juni 2012
ein Beispiel für Fair Play im
Sport gegeben haben. Der
Preis wird verliehen in den
Kategorien Behindertensport, Nichtbehindertensport sowie Sonderpreis,
zum Beispiel Integration,
Bekämpfung von Rechtsextremismus, Engagement im
Anti-Doping-Bereich. Jetzt
Preisträger vorschlagen
unter
www.fairplaypreis.de
wirken wir auch mit Vorbildern erfolgreicher Athleten, die Werte wie Respekt und Toleranz verkörpern.
Gemeinsam mit diesen Athleten können wir in verschiedenen Kampagnen ein klares Bekenntnis gegen
Fremdenfeindlichkeit und Gewalt ablegen. Wir müssen die integrative Funktion des Sports sehr bewusst
einsetzen und dürfen nicht davon ausgehen, dass sie
sich von selbst einstellt.
Es gibt aber auch Fälle, in denen sich der Rechtsextremismus selbst den Sport zunutze machen will.
Deshalb engagiert sich das Bundesministerium
des Innern etwa auch in dem Projekt „Sport und Politik verein(t) gegen Rechtsextremismus“. Die Vereine und Verbände haben das Problem, dass sie selbst
parteiunabhängig und offen für jedermann sein
wollen – und gerade deshalb aufpassen müssen, dass
Rechtsextremismus nicht bei ihnen Unterschlupf
findet. Auch in dem Programm „Zusammenhalt
durch Teilhabe“ sensibilisieren wir die Akteure vor
Ort, damit sie solche Entwicklungen selbst verhindern.
Gibt es etwas, das Ihnen persönlich die soziale
Bedeutung des Sports besonders eindrücklich nahe
gebracht hat?
Da sind zum einen die vielen positiven Erfahrungen, die ich in meinem eigenen Verein mache, etwa
wie junge Menschen aus sozial schwachen Familien
im Sport ihre Persönlichkeit entwickeln, Selbstbewusstsein tanken und dadurch gestärkt ihren Platz
in der Gesellschaft finden. Daneben beeindruckt
mich persönlich auch das, was ich als Aussiedlerbeauftragter im Integrationsbereich erlebt habe – und
freue mich ganz besonders, dass drei unserer olympischen Medaillen in London junge Aussiedler errungen haben, die aus der früheren Sowjetunion zu
uns gekommen sind. |
Die Ruderinnen Barbara Karches (l.) und
Charlotte Arand vom Mainzer Ruderverein gewannen einen Fair Play Preis 2012.
Während der Europäischen Studentenmeisterschaften 2011 in Moskau haben sie kurz
entschlossen ihr Rennboot dem Schweizer
Herrenteam geliehen, obwohl sie damit den
eigenen Start gefährdeten. Die Schweizer
hatten Probleme mit ihrem Boot. |
The rowers Barbara Karches (on the left)
and Charlotte Arand who are members of
Mainz Rowing Club were presented with
a Fair Play Award in 2012. During the 2011
European University Rowing Championships in Moscow, they did not hesitate to
lend their rowing boat to Switzerland’s
men’s team despite the fact that they were
risking their own participation by doing so.
The Swiss rowers were having problems
with their boat.
© Michael Schick
Wertevermittler Sport:
Programme und Initiativen
Das Programm „Integration durch Sport“ fördert
gemeinsames Sporttreiben von Menschen mit und
ohne Migrationshintergrund – finanziell in sogenannten Stützpunktvereinen sowie beratend und mit
Fortbildungen für alle Engagierten. Das Programm
wurde bereits 1989 unter dem Namen „Sport mit
Aussiedlern“ auf Initiative der Bundesregierung ins
Leben gerufen.
www.integration-durch-sport.de
Die Kampagne „Sport und Politik verein(t) gegen
Rechtsextremismus“ unterstützt Sportvereine und
-verbände darin, gegen rechtsextremistische Erscheinungsformen im Sport vorzugehen und ein tolerantes
Vereinsklima zu bewahren. Zu den Trägern gehören
neben dem Bundesministerium des Innern, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend etwa auch die Deutsche Sportjugend, der Deutsche Olympische Sportbund, der Deutsche FußballBund, die Landessportbünde, der Deutsche
Städte- und Gemeindebund, die Sportministerkonferenz, die Bundeszentrale für politische Bildung und
das Bündnis für Demokratie und Toleranz.
www.vereint-gegen-rechtsextremismus.de
Mit dem Programm „Zusammenhalt durch Teil­habe“
fördert das Bundesministerium des Innern in ländlichen und strukturschwachen Gegenden Projekte für
demokratische Teilhabe und gegen Rechtsextremismus – darunter auch zahlreiche Sportvereine und
-initiativen.
www.zusammenhalt-durch-teilhabe.de
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 31
How can sport help to contain violence and
right-wing extremism?
It does not do so automatically. In fact sport has
the potential to pitch people against each other in
competitions and matches to such an extent that
emotions can escalate into aggression and violence.
On the other hand, sport has an integrative effect
owing to the rules that traverse cultural boundaries. It is important that each and every one of us is
aware of the threats we face and that we take active
measures to counteract them. We can do so by identifying successful athletes who embody values such
have gained in my own club, for instance, witnessing
how young people who come from underprivileged
families develop their personality through sport,
build their self-confidence and hence manage to
find their place in society. I am also highly impressed
by what I experienced as the Federal Government
Commissioner for Matters Related to Ethnic German Resettlers and National Minorities in the field
of integration – and am really delighted that three
of our athletes who won Olympic medals in London
are young repatriates who came to us from the former Soviet Union. |
Sport communicating values:
Programmes and initiatives
“Sport has an integrative effect
owing to the rules that traverse
cultural boundaries”
as respect and tolerance as role models. Together
with these athletes we can take a firm stand against
xenophobia and violence in a number of different
campaigns. We need to make a conscious effort to
leverage the integrative capacity of sport and should
never assume it can be taken for granted.
Yet there are also cases in which right-wing extremists try to use sport for their own benefit.
That is why the Federal Ministry of the Interior
is, for instance, involved in the project “Athletes and
politicians united against right-wing extremism”.
One of the problems facing sport federations and
clubs is that they are not reliant on any particular
political party and want to be accessible to everyone. It is for this very reason they need to ensure
that right-wing extremism doesn’t slip in through
the back door. We are also raising awareness among
players at local level with the “Cohesion through
participation” programme so that they can counteract any such trends themselves.
Is there anything in particular that really impressed the social importance of sport upon you?
Well, there is certainly the positive experience I
The “Integration through Sport” programme encourages people with and without a migration background
to participate in sport together – providing funding in
sport clubs officially recognized for their efforts to promote integration, providing advice and offering advanced training for all stakeholders. The programme
was launched back in 1989 under the name “Sport with
repatriates” at the initiative of the Federal Government.
www.integration-durch-sport.de
The “Athletes and politicians united against rightwing extremism” campaign helps sport federations
and clubs to nip any signs of right-wing extremism in
the bud and to cultivate an atmosphere of tolerance in
clubs. In addition to the Federal Minister of the Interior, the Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth and the federal states, the
sponsors include the German Sports Youth (Deutsche
Sportjugend), the German Olympic Sports Confederation (Deutscher Olympische Sportbund), the German
Football Association (Deutscher Fußball-Bund), the
sport federations of the federal states, the German Association of Towns and Municipalities (Deutscher
Städte- und Gemeindebund), the Conference of Ministers and Senior Officials Responsible for Physical Education and Sport, the Federal Agency for Civic Education and the Alliance for Democracy and Tolerance.
www.vereint-gegen-rechtsextremismus.de
The Federal Ministry of the Interior is aiming to fund
projects for democratic participation and against
right-wing extremism in rural and structurally weak
regions with the “Cohesion through participation”
programme which numerous sports clubs and initiatives are involved in.
www.zusammenhalt-durch-teilhabe.de
Now is the time to
nominate award
winners for 2013!
The Federal Ministry of
the Interior, the German
Olympic Sports Confederation and the Association
of German Sport Journalists
will be presenting the Fair
Play Award of German
Sports in 2013. This award
is presented to individuals,
groups and even initiatives
that have set an example
of fair play in sport since
1 June 2012. The award is
presented in the categories
sport for the disabled and
sport for the able-bodied.
A special award is also presented to people who have
set an example in relation to
integration, the fight against
right-wing extremism and
commitment in the area of
anti-doping. To nominate an
award-winner, please go to:
www.fairplaypreis.de
32 | INNENPOLITIK | 1_2013 | SPORT
Wettrennen mit der Chemie
Häufige und engmaschige Kontrollen sind der Kern einer effektiven Abschreckung
im Kampf gegen Doping. Trotzdem bleiben immer wieder dopende Spitzensportler
unentdeckt. Neben den „intelligenten“ Kontrollen muss die Dopinganalytik weiter
fortentwickelt werden. Wichtig bleiben aber ­­auch nicht-analytische Erkenntnis­
quellen wie das „whistleblowing“ und eine zielgruppenspezifische Präventionsarbeit.
Doping schadet dem Spitzensport. | Doping harms high-performance sport.
© Peter Hince/Getty Images
SPORT | 1_2013 | INNENPOLITIK | 33
Racing against drugs
In the fight against doping, effective deterrence relies on frequent and strict controls. Nevertheless, anti-doping rule violations by high-level athletes continue to
go undetected. In addition to intelligent testing, doping analysis must be refined.
However, non-analytic sources of information such as whistleblowing and targeted
prevention are equally important.
W
e again hit rock bottom when seven-time
Tour de France winner Lance Armstrong
confessed to doping on 17 January 2013 after the
US ­anti-doping agency USADA had banned him
for life in summer 2012. The credibility of high-­
performance sport has greatly suffered due to spectacular doping cases such as those of sprinter Katrin
Krabbe, cross-country skier Johann Mühlegg and
countless cyclists before Armstrong. One old familiar question has surfaced with renewed vigour in the
media: “How can these famous and frequently tested
athletes go undetected for such a long time?”
To understand this, it is important to know
how the fight against doping works. Since 1999 the
World Anti-Doping Agency (WADA) in Montreal has
spearheaded international efforts, developing international standards for testing and publishing an annual list of prohibited performance-enhancing substances and methods. For testing, WADA cooperates
with national anti-doping organizations such as the
National Anti-Doping Agency (NADA) in Germany
and the individual sports federations. In Germany,
NADA carries out the most tests by far. Testing rules
are very strict (see info box).
How did Lance Armstrong manage to evade this
system while massively using doping substances for
such a long time? He succeeded because he and his
team were not only ahead of their opponents but
also ahead of testing methods. The pattern is always
the same: For good money, biochemists develop
new doping substances that cannot be detected by
existing tests.
Athletes also tend to misuse substances intended for other purposes: “It has become part of my
work to scan administration studies for new medi-
cation that will soon be brought to market and may
be misused for doping purposes,” says Mario Thevis, professor for preventive doping research at the
German Sport University Cologne. Thevis heads the
European Monitoring Centre for Emerging Doping
Agents (EUMOCEDA) created in June 2011 at the
initiative of the Federal Ministry of the Interior.
Together with his colleagues he develops tests to
detect performance-enhancing substances before
they go on sale.
One-third of NADA’s budget is used for research
However, experts are convinced that investing in
research is a promising way to fight doping. While
WADA has a research budget of only 4.3 million euros, or only two percent of the global anti-doping
funds, national expenditure on doping research and
analysis must be counted as well, e.g. more than
two million euros per year in Germany alone. This
is about one-third of NADA’s budget. In addition to
Strict testing rules
The one-hour rule requires high-level athletes in
many sports to indicate for each day one hour and
place where they will be available for testing. Athletes must provide those details by the end of each
quarter for the following three months, but then may
change and update them any time. If the doping
control officer does not find the athlete at the indicated place and time, a “strike” will be issued against
that athlete for the missed test. An athlete who receives three strikes within 18 months may be suspended for up to two years.
The World Anti-Doping
Code defines doping as one
of the following:
→presence of a prohibited
substance in a sample;
→use or attempted use of
a prohibited substance or
method;
→refusal to participate in
testing or violation of the
rule to provide whereabouts information;
→tampering;
→possession of or trade in
substances by an athlete
or associated persons.
Originally, the word doping
comes from Afrikaans, the
language of the Dutch
settlers in South Africa. At
village festivals, the natives
drank a strong schnaps
called “Dop”, and people
started using the word
for all kinds of stimulating
drinks. From Afrikaans, the
word was introduced into
the English language and
used in connection with
stimulants administered
during horse races in the
late 19th century.
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Doping ist im Welt-AntiDoping-Code definiert als
der Verstoß gegen eine der
folgenden Bestimmungen:
→Nachweis einer verbotenen Substanz in einer
Dopingprobe
→Gebrauch oder Versuch
des Gebrauchs einer
­verbotenen Substanz
oder Methode
→Verweigerung einer
Dopingkontrolle oder
Verletzung der Informationspflicht über den
Aufenthaltsort
→Verfälschung einer
­Dopingkontrolle
→Besitz von oder Handel
mit Substanzen durch
einen Athleten oder sein
Umfeld
Seinen Ursprung hat das
Wort Doping im Afrikaans,
der Sprache der niederländischen Kolonialisten in
Südafrika. Bei Dorffeiern
der Einheimischen wurde
ein schwerer Schnaps, der
sogenannte „Dop“, getrunken – die Afrikaner übernahmen das Wort und gebrauchten es als generelle
Bezeichnung für Getränke
mit stimulierender Wirkung.
Aus dem Afrikaans fand
das Wort seinen Weg ins
Englische, wo es Ende des
19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit Aufputschmitteln verwendet wurde,
die bei Pferderennen zum
Einsatz kamen.
A
ls der siebenmalige Tour-de-France-Sieger
Lance Armstrong am 17. Januar 2013 nach lebenslanger Sperre durch die US-Antidopingagentur
USADA im Sommer 2012 ein öffentliches Geständnis ablegt, ist ein neuer Tiefpunkt erreicht. Die
Glaubwürdigkeit des Spitzensports hat durch spektakuläre Dopingfälle wie die der Sprinterin Katrin
Krabbe, des Skilangläufers Johann Mühlegg und
unzähliger Radfahrer vor Armstrong großen Schaden genommen. In der medialen Diskussion taucht
eine altbekannte Frage mit neuer Wucht auf: „Wie
kann es sein, dass so berühmte und oft kontrollierte
Sportler so lange unentdeckt bleiben?“.
Um sich einer Antwort anzunähern, ist es wichtig, zu wissen, wie der Anti-Doping-Kampf organisiert wird. An oberster Stelle steht seit 1999 die
­Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Montreal, die
internationale Standards für Kontrollen schafft und
jährlich eine Liste mit den verbotenen leistungssteigernden Substanzen und Methoden veröffentlicht.
Bei der Durchführung der Kontrollen arbeitet die
WADA mit nationalen Anti-Doping-Organisationen
wie der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA)
in Deutschland und den Verbänden der jeweiligen
Sportart zusammen. Dabei werden die mit Abstand
meisten Kontrollen in Deutschland durch die NADA
durchgeführt. Die Kontrollregularien sind streng
(siehe Infokasten).
Wie aber konnte Armstrong in diesem System so
lange so intensiv dopen, ohne enttarnt zu werden? Es
gelang ihm vor allem deshalb, weil er und sein Team
nicht nur schneller als die Gegner waren, sondern
auch schneller als die Kontrollmethoden. Das Muster
ist stets das Gleiche: Biochemiker entwickeln gegen
gute Bezahlung neue Dopingmittel, die von den jeweils aktuellen Tests noch nicht enttarnt werden.
Oft werden die Substanzen von den Sportlern
aber auch zweckentfremdet: „Ein Teil meiner Arbeit ist es inzwischen, klinische Studien danach zu
durchsuchen, ob bald neue Medikamente auf den
Markt kommen, die man als Dopingmittel missbrauchen könnte“, sagt etwa Mario Thevis, Professor
für präventive Dopingforschung an der Deutschen
Sporthochschule in Köln. Thevis leitet die erste Europäische Beobachtungsstelle für neue Dopingsubstanzen (EUMOCEDA), die im Juni 2011 auf Initiative
des Bundesministeriums des Innern geschaffen wurde. Seine Kollegen und er versuchen unter anderem,
Tests für den Nachweis leistungssteigernder Medikamente zu entwickeln, ehe diese auf dem Markt zu
kaufen sind – ein stetiger Wettlauf.
Ein Drittel des NADA-Etats fließt in Forschung
Doch Experten sind sich sicher: Investitionen in
Forschung bieten große Chancen im Anti-DopingKampf. Zwar beträgt der Forschungsetat der WADA
lediglich 4,3 Millionen Euro und somit nur zwei Prozent der weltweit in der Dopingbekämpfung eingesetzten Mittel. Einzubeziehen sind jedoch jeweils
die nationalen Ausgaben für die Dopingforschung
und -analytik, die zum Beispiel allein in Deutschland bei über 2 Millionen Euro im Jahr liegen. Dies
entspricht etwa einem Drittel des Etats der NADA.
Neben der Forschung bleibt der Ausbau anderer
Säulen moderner Dopingbekämpfung wichtig: die
intelligenten Kontrollen (hier hat die NADA 2011
eine „Task Force“ zur Auswertung nicht-analytischer
Erkenntnisquellen eingerichtet) und das sogenannte­
„whistle­blowing“, also anonyme Hinweise. Zudem hat
die NADA 2012 ihre Präventionsmaßnahmen noch
stärker zielgruppenspezifisch ausgerichtet.
Die staatlichen Verfolgungsmaßnahmen richten sich
auf die Doping-Netzwerke. Hier gibt es deutliche Erfolge zu verzeichnen: So hat sich die Zahl der strafrechtlichen Ermittlungsverfahren wegen Dopingvergehen zwischen 2007 und 2011 von 280 auf 1.592 mehr
als verfünffacht, wie der Bericht zur Evaluation des
2007 in Kraft getretenen Gesetzes zur Verbesserung
der Bekämpfung des Dopings im Sport zeigt, den die
Bundesregierung im Oktober 2012 vorgelegt hat.
Auch wenn es einen absolut dopingfreien Sport nie
geben wird, hält der Bundesminister des Innern, Dr.
Hans-Peter Friedrich, die Arbeit zur Bekämpfung
des Dopings für wichtig: „Der Kampf muss weltweit
geführt werden, um die Chancengleichheit im Sport
zu bewahren und zu sichern.“
lj
Strenge Kontrollregularien
Die sogenannte Ein-Stunden-Regelung verpflichtet
die Spitzenathleten vieler Sportarten für jeden Tag
eine Stunde und einen Aufenthaltsort zu benennen,
wo sie für eine mögliche Dopingkontrolle zur Verfügung stehen. Die Angaben müssen jeweils am Ende
eines Quartals für die nächsten drei Monate im Voraus gemacht werden, dürfen aber danach jederzeit
verändert und aktualisiert werden. Wird der Athlet in
dieser Stunde vom Kontrolleur nicht am benannten
Ort angetroffen, wird ein sogenannter „Strike“ für
das Kontrollversäumnis ausgesprochen. Wenn ein
Sportler innerhalb von 18 Monaten drei Verwarnungen kassiert hat, muss er mit einer Sperre von bis zu
zwei Jahren rechnen.
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research, it is important to strengthen other kinds of
anti-doping work: intelligent testing (in 2011 NADA
set up a task force evaluating non-analytic sources
of information) and whistleblowing, or anonymous
information. Since 2012 NADA has adapted its prevention policy to even better meet the needs of specific target groups.
Government efforts focus on doping networks,
with significant success: For example, between 2007
and 2011 the number of criminal investigations of
doping offences rose by more than five times from
280 to 1,592 according to the report evaluating the
2007 Act on the Improvement of the Fight against
Gefallene Helden: Lance
Doping in Sport published by the Federal Govern- Armstrong, Jan Ullrich und
ment in October 2012.
Iban Mayo (v. l.) wurden des
Even though sport may never be completely Dopings überführt. | Fallen
free of doping, the Federal Minister of the Interior, heroes: Lance Armstrong,
Jan Ullrich and Iban Mayo
Dr Hans-Peter Friedrich, sees much benefit in anti-­
(from left) were caught
doping work: “We must take up this fight worldwide
doping.
to preserve and ensure fair competition in sport.” lj
© AFP/Getty Images
Bundesministerium des Innern, Publikationsversand der Bundesregierung,
Postfach 48 10 09, 18132 Rostock, Postvertriebsstück DPAG, Entgelt bezahlt,
B8258
STUDIERENDEN-WETTBEWERB 2013
Reformation und Toleranz:
Was bedeuten Identität und
Toleranz heute?
Als der Theologe Martin Luther 1517 seine 95 kirchenkritischen Thesen­­formuliert hatte,
­begann ein langer Prozess von zum Teil heftigen Auseinander­setzungen. Die Reformation­
führte schließlich zur Herausbildung verschiedener christlicher Konfessionen. In ihren
­religiösen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Auswirkungen erlangte sie
­weltgeschichtliche Bedeutung.
Über Jahrhunderte trug sie zu einer zunehmenden Pluralisierung unserer Gesellschaft bei und
setzte zugleich einen fortdauernden Lern- und Suchprozess in Gang: Was macht unsere Identität aus?
Was bedeutet Toleranz für das Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen und
­Weltanschauungen? Gibt es Grenzen für Toleranz und wo müssen sie gezogen werden?
Heute sind Sie gefragt, hierzu Ihre Ideen in Wort und Bild in den Wettbewerbskategorien
­Wissenschaftliche Arbeit, Essay/Reportage oder Fotografie/Film zu fassen.
Es werden Einzelpreise bis zu 2.500 Euro ausgelobt.
Einsendeschluss für den Wettbewerb ist der 31. Mai 2013.
Weitere Informationen unter www.bmi.bund.de.