auch gutmenschen werden 50: bono vox
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auch gutmenschen werden 50: bono vox
Publikation: Ressort: tbhb tb-fc Pagina: Erscheinungstag: 9 6. 5. 2010 Ist-Farben: MPS-Planfarben: cmyk0 cmyk TAGBLATT 9 DONNERSTAG, 6. MAI 2010 Festakt zum Auftakt ins Dunant-Jahr Von Kairo bis Kapstadt Ein Wirt greift durch Eine Reihe von Anlässen erinnern in Heiden an Leben und Ideale Henry Dunants. Am Samstag tritt IKRK-Präsident Jakob Kellenberger am Festakt auf. seite 11 Kurt Schaad reist von Kairo nilaufwärts nach Kapstadt und lernt auf seiner Reise viele Menschen kennen. seite 10 Der «Anker» Frauenfeld war eine Spelunke, bekannt dafür, dass kräftig zugelangt wurde. Dann kam Sivel Reinhard. zoom 16 MENSCH & TIER Der Zauber hat ein Ende Eine Lichtgestalt Bono feiert am Montag seinen 50. Geburtstag. Der Ire ist längst nicht mehr nur Sänger von U2, sondern ein Mann auf gewichtiger Mission, der alles tut, um das Leiden in Afrika zu lindern. D en Monat März verbrachte Bono, eigentlich ja immer noch Sänger bei U2, wieder mal in Afrika. Was nicht weiter überrascht, denn das Wohlergehen des Schwarzen Kontinents ist ihm mittlerweile wichtiger als das unbedingte Setzen weiterer Musik-Meilensteine. Erst letzte Woche wurde der Ire, der auch schon für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden ist, in den USA für seinen Kampf gegen Afrikas Armut mit einem weiteren Preis ausgezeichnet: dem Humanitarian Leadership Award. In seiner Dankesrede erwähnte Bono die Musik mit keinem Wort, er fragte das Publikum, das sich vor allem aus hochrangigem US-Militär und Politikern wie dem früheren Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, John McCain, zusammensetzte, nur kurz und ironisch: «Wer hat denn hier bloss diesen Peacenick Bono reingelassen?» Um dann flugs in extenso über den Hunger und die zunehmende Versteppung in Ländern wie Nigeria oder Somalia zu referieren. fuhr so schon früh, was es heisst, ein Aussenseiter zu sein. Eine Erfahrung, die zweifelsohne ein grosses Scherflein zu seiner späteren Wandlung zum moralistischen Aktivisten beitrug. Aus Larry Mullen Band wird U2 Mit 16 stiess er in der Mount Temple School in Dublin auf jene Annonce, die sein Leben nachhaltig verändern sollte. Der 14jährige Schlagzeuger Larry Mullen Jr. suchte Musiker, um eine Band zu gründen. Als der von seinen Schulfreunden Bono Vox (Lateinisch «bona vox» für «gute Stimme») Genannte Mullens Küche betrat, war allen klar, dass die Gruppe nicht wie geplant The Larry Mullen Band heissen würde. Nach eini- gen Namenswechseln einigte man sich auf das mehrdeutige U2, nicht aus Begeisterung, sondern weil die anderen Vorschläge noch weniger gefielen. Dank dem Gewinn eines Talentwettbewerbes konnte sich das Quartett 1978 erstmals Studiozeit leisten, und bereits ein Jahr später warfen U2 ihre erste EP auf den Markt, die sich sogleich in den irischen Charts festsetzen konnte. International aller- dings war damit noch kein Blumentopf zu gewinnen. Rock für Stadien Das Débutalbum «Boy» (1980) wurde für Bonos Texte kritisiert, die insbesondere von seinen Ein Aussenseiter Dass er dereinst mit Staatsoberhäuptern wie Angela Merkel oder Multimilliardären wie Bill Gates in Kontakt stehen würde, daran hätte der am 10. Mai 1960 als Paul Hewson geborene Vorort-Dubliner wohl selbst in seinen allerkühnsten Jugendträumen nicht gedacht. Als Sohn eines Katholiken und einer Protestantin war er in keiner der beiden Kirchen wirklich zu Hause und er- Michael Gasser ling Stone» zur Bemerkung, die Band sei mittlerweile fähig, bedeutungsvolle Songs zu schreiben. 1987 konstatierte dasselbe Blatt, dass U2 mit «Joshua Tree» nicht mehr nur «Helden», sondern veritable «Superstars» seien. Spätestens mit ihrem Auftritt am Live Aid zugunsten der Hungeropfer Äthiopiens zwei Jahre zuvor zeigte sich die Band bereits vollends politisiert. Für den seit 1982 mit Alison Stewart verheirateten Bono nahm eine neue Ära ihren Lauf, eine, die ihn zum Teilzeitmusiker und zum Vollblutengagierten werden liess. Seither rast der vierfache Vater nonstop durch die Kontinente und schlägt die Trommel für alle Benachteiligten. Nicht, dass U2 seit den frühen 90er-Jahren keine interessanten Werke mehr abgeliefert hätten – «Pop» (1997), ihre Hinwendung zur Elektronik und zu tanzorientiertem Material gehört zweifelsohne zu den innovativsten und überzeugendsten Leistungen der Band –, dennoch spürt man: Bono ist häufig nicht mehr so bei der Musik-, eher bei der Weltrettungssache. Zwar bestreitet er aufs vehementeste, ein Missionar zu sein, aber ein Getriebener, das ist er. Schweiz erwartet U2 Träumen und dem Wesen der Adoleszenz handelten. Sie wurden als zu handgestrickt und zu unfokussiert bemängelt. Gleichzeitig wurde der Frontmann für sein enormes Bühnencharisma gelobt. Mit jedem weiteren Album machten U2 einen kreativen Schritt vorwärts, parallel dazu wuchs nicht nur ihr Renommée, sondern auch ihr Erfolg. Die Formation spielte von Beginn weg einen Rock, der nicht für kleine Clubs, sondern für Stadien angelegt war. Bei U2 hatte alles riesig zu sein: der Sound, die innovativen Licks von Gitarrist David «The Edge» Evans, die Gefühle und natürlich auch das stimmliche Pathos von Bono, dessen Tenor stets ein klein wenig in Richtung Larmoyanz neigt. Veritable Superstars Das Album «War» (1983) mit seinem Hit «Sunday Bloody Sunday» veranlasste das amerikanische Musikmagazin «Rol- Gegenüber der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit» sagte er im letzten Jahr, er sei keineswegs eine Mutter Teresa, eher schon «ein Punkrocker», der die nötigen Deals mache. «Ich will, dass etwa vorangeht.» Auch wenn das heisst, sich mit Leuten einzulassen, die politisch und ethisch ganz woanders stehen. Es wäre ein zu leichtes, Bono, der auch Co-Gründer des AfrikaHilfswerks «One» ist, als christlich motivierten Gutmenschen abzutun. Denn der schillernde Hansdampf, der dieser Tage seinen 50. Geburtstag feiern kann, ist nicht ohne Widersprüche. So bringt er seltsamerweise kein Verständnis dafür auf, dass er und U2 heftig kritisiert wurden, als die Band ihren Geschäftssitz von Irland nach Holland verlegte, um Steuern zu sparen. So wird aus der Lichtgestalt wieder ein Mensch, was gut ist. In seine weiterhin überzeugendste Rolle als Sänger schlüpft Bono dieses Jahr auch noch: U2 gehen wieder mal auf grosse Tournée und werden im September gleich zweimal halt in der Schweiz machen. Bild: ap/Gero Breloer Ein letztes Mal muss es noch sein, ich muss adieu sagen. Zwei Vorstellungen noch, dann ist der Circus Knie weg. Auf Nimmerwiedersehen, bis nächsten Frühling. «Gute Reise und schönen Sommer» wünsche ich den Elefanten, die gleichmütig hinter dem Zelt ihr Heu aufklauben. Aufmerksam schauen sie mich aus kleinen Äuglein an. Die Pferde schnauben in ihren Ställen, einige drehen gerade im Zelt ihre Runden. Morgen wird es vorbei sein mit der Zirkus-Herrlichkeit. Dann müssen wir wieder selber lachen und können nicht mehr auf die Clowns zählen. Aber ein wenig Zirkus-Zauber wird bleiben, als Glitzerstaub auf unserer Seele. Das Staunen darüber, was Menschen können und Tiere sind. Arrivederci. (R.A.) FREUD & LEID Suworow und Sawiris Im Sommer soll das Freilichtspiel «Suworow» 35 000 Zuschauer nach Andermatt locken. Das Dialektstück erzählt vom Leiden der Bevölkerung im Urserental in den Kriegswirren vor 1800. Und diese Woche ging es endlich richtig los mit dem Bau des Alpen-Resorts von Samih Sawiris. «Die Zeiten, in denen die Abwanderung im Urserental Sorgen bereitet hat, sind vorbei», freute sich die Regierungsrätin. Das nächste Freilichtspiel ist also gesetzt. Es heisst «Sawiris» und erzählt vom Leiden der Bevölkerung im Urserental vor der Ankunft des ägyptischen Grossinvestors. (Hn.) ZITAT Hip-Hop ist immer noch eine junge Kultur. Und wenn eine Band wie Sens Unik nach 20 Jahren noch mittun kann, dann bedeutet das schon etwas. Carlos Leal Mitglied von Sens Unik und Schauspieler (siehe zoom 16)