Sonissima Ausgabe Deutsch im PDF Format - Stiftung .besser
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Sonissima GUT AUFGELEGT DJ Antoine über laute Beats, stille Momente und Gehörschutz. F O KU S 8 16 W E LT O H N E K L A N G 34 S P R A C H S C H ATZ Ein Selbstversuch im Akustiklabor wird zur Grenzerfahrung. Was Sprachen und Dialekte über unsere Identität verraten. Journal rund ums Ohr Mai 2013 Stiftung «besser-hören-schweiz» Über die Stiftung «besser-hören-schweiz» Als gesellschaftlich orientierte, auf das Hören ausgerichtete nationale Plattform hat sich die Stiftung «besser-hören-schweiz» zum Ziel gesetzt, über den Stellenwert des guten Hörens und seine Bedeutung für die Lebensqualität jedes Einzelnen zu informieren und bei Bedarf Wege zur Korrektur von Hördefiziten aufzuzeigen. In der Schweiz sind rund 1 Million Menschen von Gehörminderungen betroffen oder bedroht. Die Stiftung möchte die Menschen motivieren, ihre Lebensqualität und Chancengleichheit nicht durch vermeidbare Hördefizite zu mindern und ihr Gehör bestmöglich zu schützen. − Sie will die Bedeutung der Vorsorge gegen Lärmschäden durch einen qualifizierten und präventiven Gehörschutz stärker in der Gesellschaft verankern. − Sie will generelle Hilfe durch Vernetzung leisten, über Angebote und Leistungen im Hörmittel- und Hörschutzbereich informieren und durch Services den Umgang mit dem Gehör bilden. − Sie engagiert sich für alle Fragen, die Menschen mit Beeinträchtigungen des Gehörs besonders bewegen, und bezieht auch zu gesellschaftlichen und sozialpolitischen Themen Stellung. Die Stiftung «besser-hören-schweiz» ist unabhängig und nicht gewinnorientiert. Dazu engagiert sich die Stiftung mit vielfältigen Aktivitäten und Dienstleistungen für alle Themen rund um das Ohr und das Hören in Kompetenznetzwerken und kooperiert mit Interessengemeinschaften. Editorial 3 Liebe Leserinnen und Leser Wir freuen uns, Ihnen das erste Magazin «Sonissima» zu präsentieren, in dem sich alles ums Thema Hören dreht. Der Weg dorthin war spannend: Im Team sind Ideen entstanden, die überraschende Einblicke in die Welt der Geräusche und Klänge gewähren. Wir sind auf all unsere Sinne angewiesen, um unsere Umwelt zu erfahren, die immer stärker visuell und digital geprägt ist. «Sonissima» legt seinen Fokus auf die auditive Wahrnehmung. Cover: Ornella Cacace; Editorial: zVg. «Wir sind auf all unsere Sinne angewiesen, um unsere Umwelt zu erfahren, die immer stärker visuell und digital geprägt ist. ‹Sonissima› legt seinen Fokus auf die auditive Wahrnehmung.» Mit lauten Beats geht es los: Charts-Stürmer DJ Antoine erzählt uns in der Titelgeschichte, was ihm gutes Hören bedeutet. Ganz leise wird es in der Rubrik «Welt ohne Klang», wo wir fortan der Frage nachgehen, wie das Fehlen von Klängen auf uns wirkt. Der Besuch im schalldichten Akustiklabor hat unseren Autor auf jeden Fall ganz schön irritiert. Lautstark und lustvoll geht es im Beitrag über Volksfeste zu – natürlich nicht ohne Tipps zum sinnvollen Umgang mit Lautstärke. Haben Sie sich schon einmal überlegt, welche Geräusche charakteristisch für einen Kanton sind? Wir haben auf unserer Suche so manch interessante «Hörstation» in Schwyz ausfindig gemacht. Dies nur ein kleiner Vorgeschmack auf ein vielfältiges Heft, ganz im Rhythmus des Lebens. Im Namen der Stiftung «besser-hören-schweiz» wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen! Ihr Herbert Saxer Präsident des Stiftungsrates PS: Ihr Feedback würde uns freuen. Wir hören Ihnen gut zu. [email protected] Mai 2013 — Sonissima Inhalt 4 8 22 16 20 28 40 Müntschi Trüütli 34 Sonissima — Mai 2013 Inhalt 5 WISSEN 34 Sprachschatz Was hat Sprache mit Identität zu tun? Ein Interview. FOKUS 8 Gut hören ist sein Kapital: DJ Antoine über harte Beats und Gehörschutz. 36 Echo Auf den guten Ton kommt es an – auch bei Esswaren. SCHWEIZ GESELLSCHAFT 14 Nach Gehör Hier herrscht Harmonie. Zu Besuch beim Orgelbauer. 16 Welt ohne Klang Lauter Stille. Ein Selbstversuch im Akustiklabor. 44 Audioguide Fünf Ausstellungen mit dem Audioguide erkunden. 20 Die neuen Sonnenbrillen sorgen für schöne Aussichten. 46 O-Ton Welches Geräusch ist unerträglich? Wir fragen nach. 22 Wie sich Lawinen geräuschvoll ankündigen. RUBRIKEN 24 Der Bernhardinerhund im Wandel der Zeit. PRÄVENTION Fotos: Ornella Cacace; Fritz Beck; Yann Gross; zVg 40 KanTON Hörbar unterwegs im Kanton Schwyz. 28 Im Alltag Volksbräuche laut und lustvoll feiern – aber sicher. 6 13 32 38 48 Weitersagen Lautmalerisch Vom Hörensagen Klangkulisse Geräuschinventar Impressum Herausgeber: Stiftung «besser-hören-schweiz» Allmendstrasse 11 6312 Steinhausen www.besser-hoeren-schweiz.org Erscheint periodisch in Deutsch und Französisch Produktion: Vogt-Schild Druck AG Kontakt Druck: Pamela Güller Realisation: Infel AG Chefredaktion: Claudia Meyr Inhaltskonzept: Matthias Bill Art Direction: Laetitia Buntschu Signer Bildredaktion: Diana Ulrich Klimaneutral gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier. 31 Hört, hört! 365 Tage Schutz für die Ohren. Tipps vom Experten. Mai 2013 — Sonissima Weitersagen 6 997 bis 999 von 1000 Neugeborenen hören gut. Leise lohnt sich: denn Lärm vermindert die Leistungsfähigkeit des Kurzzeitgedächtnisses um 5–30 Prozent. Quelle: Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP), Stuttgart 1 bis 3 allerdings kommen mit einer Hörminderung zur Welt. Im Klang baden Mit dem Bauch hören? Mit den Händen sehen? Das und noch viel mehr Sinnliches gibt es im Sensorium Rüttihubelbad. Je nach Jahreszeit können die Besucher an 70 bis 100 Erlebnisstationen Bekanntes und Unbekanntes spielerisch entdecken – und dabei alle Sinne fördern und fordern. Steine, Hölzer, Gongs, Metallplatten und Saiten lassen sich beispielsweise in Schwingungen versetzen. Das kann der Besucher nicht nur hören, sondern auch sehen und spüren. Jede Station spricht mehrere Sinne gleichzeitig an. Hören heisst auch kommunizieren: Zahlreiche Hör- und Sprachrohre laden zum Dialog ein. Das Sensorium, Im Sensorium gelegen in den Hügeln des Emmenwarten rund tals, ist für Gross und Klein gleicher100 Sinnesmassen ein lohnendes Ausflugsziel. stationen. www.ruettihubelbad.ch/de/sensorium Sonissima — Mai 2013 Weitersagen 7 Mit den Beinen hören 600 Mikrometer klein ist das Hörorgan dieses Insekts Die kolumbianische Laubheuschrecke Copiphora gorgonensis hört mit den Beinen. Das nur 600 Mikrometer winzige Hörorgan ist in den Vorderbeinen platziert und ist damit um das Zehn- bis Hundertfache kleiner als die Ohren von Säugetieren. Trotz seiner geringen Grösse kann das Insekt damit auch im Ultraschallbereich hören – es registriert Frequenzen bis zu 30 Kilohertz. Dies ist notwendig, um einerseits Artgenossen zu erkennen und andererseits potenzielle Fressfeinde wie etwa Fledermäuse zu entlarven. Wie Forscher an der Universität Bristol* herausfanden, ist das Ohr der Laubheuschrecke ähnlich aufgebaut wie das von Säugetieren oder Menschen. Ziel der Wissenschaftler ist es nun, das sehr effiziente Heuschreckenohr besser zu verstehen. Sie hoffen, nach seinem Vorbild zukünftig kleinere, effektivere Hörgeräte entwickeln zu können. «Lärm ist das Geräusch der anderen.» Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890–1935) Fotos: Peter Mosimann; zVg; Daniel Robert/Fernando Montealegre-Zapata; iStockphoto/Kenneth C. Zirkel; akg-images * Forschungsergebnisse veröffentlicht im Fachmagazin «Science» 11/12 Lärmgeplagte Zürcher Nirgendwo in der Schweiz wohnt es sich so lärmig wie in Zürich. Laut einer Studie, die die Mobilität in den grössten Deutschschweizer Städten verglichen hat, leidet jeder dritte Stadtzürcher unter quietschenden Reifen und Motorengeräuschen. Sehr viel ruhiger geht es in Bern zu. Dort klagt nur jeder 20. Bewohner über eine zu hohe Lärmbelastung. Quelle: Städtekonferenz Mobilität (SKM), Bern Frühes Hörerlebnis Bereits im Mutterleib beginnt der Mensch, zu hören. Etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche fängt der Hörsinn an zu funktionieren. Wissenschaftliche Studien belegen, dass ein Embryo den Gesang der Mutter wahrnimmt. Und drinnen geht es akustisch ohnehin turbulent zu: Das Herz der Mutter dröhnt, die Schlagader direkt hinter der Fruchtblase pocht, der Magen rumpelt, der Darm gluckert. Bis zu 80 Dezibel beträgt der Lärmpegel im Mutterleib, etwa so viel wie im Strassenverkehr. Mai 2013 — Sonissima FOKUS 8 Ruhig und in sich gekehrt: So erlebt man DJ Antoine, den erfolgreichsten Popstar der Schweiz, nur selten. Sonissima — Mai 2013 FOKUS 9 DJ ANTO I N E GUT HÖREN I ST SEIN K A P I TTA L DJ Antoine sorgt weltweit für Partystimmung. Seine Musik geht nicht nur in die Beine, sondern auch auf die Ohren. Der Schutz des Gehörs liegt ihm deshalb am Herzen. T E X T : C L A U D I A M E YR YR Fo tos : O rnella Cacace E s ist neun Uhr morgens. In der Lounge-Bar Purpur im Zürcher Seefeld ist es ruhig. Der Name der Bar ist Programm: purpur die Wände, schwer das Mobiliar. In zwei Stunden öffnet der Betrieb. Vor der grossen Fensterfront herrscht bereits geschäftiges Treiben. Es ist wie in einem Stummfilm: Trams, Autos und Passanten ziehen lautlos vorbei. Nur das leise Zischen der Kaffeemaschine ist im Hintergrund zu hören. Auf einem Sofa sitzt der Star, teure Uhr am Handgelenk, Löwenkopf am Ringfinger und Goldschnallen an den Lederslippern. Am Abend zuvor ist DJ Antoine aus Kuala Lumpur zurückgekommen, wo er vor 15 000 Menschen aufgelegt hat. Geschlafen hat er nur ein paar Stunden. Nicht zuletzt auch aus Nervosität – sein neues Album «2013 Sky is the Limit» ist soeben erschienen. Doch die Müdigkeit ist dem erfolgreichsten DJ der Schweiz nicht anzusehen. Er ist einer, der es versteht, Musik zu produzieren, die den Menschen in die Ohren kriecht. «Es gibt oft Momente, wo ich Zeit vermisse – Zeit für mich», sagt Antoine und rührt in seinem Latte Macchiato. Der 37-Jährige geniesst die entspannte Atmosphäre im Lokal. «Für mich ist Ruhe das Schönste», sagt er. Leise Töne für jemanden, der für grosse und vor allem laute Auftritte bekannt ist. Antoine Konrad, so sein bürgerlicher Name, setzt sich gern in Szene. Sein Kleidungsstil ist schrill und extravagant, seine Inszenierungen in Musikvideos und auf der Bühne bringen seine exhibitionistische Ader zum Tragen. Doch hinter der Fassade aus knallenden Champagnerkorken, Blitzlichtgewittern, Privatjet, Limos und Partys steckt harte Arbeit. Er arbeitet, wenn die anderen feiern. Vergangenes Jahr legte er an rund 200 Veranstaltungen rund um den Erdball auf und begeisterte weit über eine Million Zuschauer. Betritt er die Bühne, strecken ihm Tausende die Hände entgegen – ein Rockstar. Sein Instrument ist das DJ-Pult, von hier aus feuert er seine House-Beats ab. Die Show aus Sound, Licht- und Spezialeffekten bringt den Dancefloor zum Brodeln; und seine Ohren zum Pfeifen – wenn er nicht aufpasst. Frühzeitig vorsorgen Vor sechs Jahren hat er sich deshalb einen individuellen Gehörschutz anfertigen lassen (siehe Box auf S. 11). «Meine Mutter hört das Zirpen der Grillen nicht mehr», erzählt er. «Ich aber will auch im Alter noch alles hören. Darum denke ich, man muss seine Ohren schützen.» Dabei setzt Mai 2013 — Sonissima FOKUS 10 Zarte Ohren Mädchen und junge Frauen stehen hohen Lautstärken kritischer gegenüber als ihre männlichen Kollegen: 66 % beurteilen die Lautstärke von Musikveranstaltungen und Musiklokalen generell als zu hoch, bei Männern sind es immerhin 57 %. Wenn er die Bühne betritt, beginnt die Party. DJ Antoine liebt den Kontakt mit dem Publikum – das kommt an. Quelle: Suva Antoine auch auf seinen persönlichen Dezibelmesser: «Während ich auflege, singe ich immer leise vor mich hin. Wenn ich mich noch gut höre, weiss ich, dass die Pegel um die 100 Dezibel liegen.» Hört er sich selber nicht mehr, stellt er die Lautstärke seiner Lautsprecher am Mischpult zurück und setzt seinen Gehörschutz ein. Antoine kann die Lautstärke bei sich oben steuern, nicht so die Leute, die an den Boxen oder vor der Bühne tanzen. Studien sagen, dass schon Dauerbelastungen von 85 Dezibel, so laut ist es an einer verkehrsreichen Strasse, zu Gehörschäden führen Sonissima — Mai 2013 können. Für Antoine ist deshalb klar: «Ich kann nur jedem empfehlen, der in den Ausgang geht: Macht euch Ohrstöpsel rein. Die Investition lohnt sich.» Das Argument, ein Gehörschutz sei uncool, kann er nicht nachvollziehen. Im Gegenteil. «Eine hübsche Frau mit Ohrenstöpseln, die hat es begriffen», sagt er. «Meine Freundin und die ganze Familie tragen welche.» Leider sei dies eher noch die Ausnahme: «Im Allgemeinen sehe ich nicht viele Leute mit Ohrenstöpseln. Und wenn, dann eher an schicken Partys, die von einem älteren Publikum besucht werden.» So wie in St. Tropez, wo auch schon mal das Toilettenpapier als Gehörschutz zweckentfremdet wird. Hörpausen einlegen Dass Antoine Wert auf sein Gehör legt, ist klar und macht Sinn. Die Zeiten, als DJs «nur» Schallplatten auflegten, sind vorbei. «Heutzutage ist der DJ ein Rockstar, der Musik produziert», sagt er. Das geht nicht ohne musikalische Begabung und Ohren, die noch alle Frequenzen hören. Die FOKUS 11 Tipps für Besucher von Konzerten und Clubs Generell gilt: Wenn laut, dann nicht zu lang. Wenn lang, dann nicht zu laut. Ein gesundes Gehör erträgt etwa pro Woche: − 10 Stunden bei 93 Dezibel − 5 Stunden bei 96 Dezibel oder − 2 Stunden bei 100 Dezibel. Abstand halten Schon fünf bis zehn Meter Abstand zum Lautsprecher minimieren das Hörschadenrisiko extrem. Gehörschutz in Hifi-Qualität Für DJs und Profimusiker sind individuell angepasste Gehörschütze die beste Lösung (zum Beispiel Elacin®ER). Sie erreichen eine gleichmässige, lineare Dämmung im Frequenzbereich von 125 Hz bis 800 Hz und sorgen damit für ein natürliches Hörerlebnis – nur eben leiser. Schön relaxen Vorher, nachher, zwischendurch. Pausen sind für das Ohr mehr als nur gehörfreie Zeiten – es kann sich erholen. Nach einer durchtanzten Nacht oder einem lauten Konzert das Gehör mindestens 10 Stunden schonen. Vorne mit dabei Wer an Konzerten in der ersten Reihe mittanzen will, benutzt einen Gehörschutz. Das gleiche gilt für Tanzwütige vor den Boxen. Rauscht es? Ohrgeräusche (Pfeifen, dumpfes Gefühl, Piepsen) sind Warnsignale, die ernst zu nehmen sind. Vorübergehende Hörprobleme können Vorboten von bleibenden Schäden sein, die sich oft erst über Jahrzehnte entwickeln. Sind die Ohrgeräusche nach 12 Stunden nicht weg, sollte rasch ein Arzt konsultiert werden. Fotos diese Doppelseite: TONIGHT.de/Idajet Bogdani; zVg. Klar geregelt Die Schall- und Laserverordnung (SLV) regelt, wie laut es an Veranstaltungen sein darf. Erlaubt ist ein Stundenpegel von maximal 100 Dezibel. Der Veranstalter muss klar deklarieren, mit welchem Schallpegel zu rechnen ist, und dem Publikum kostenlos Gehörschütze anbieten. Arrangements, die DJ Antoine auf Knopfdruck an seinen Konzerten abspielt, hat er selbst erschaffen – von der Melodie über den Rhythmus bis zum Text. Auf seinen Reisen rund um den Erdball lässt er sich inspirieren, seine Ohren hat er dabei ständig auf Empfang: «Unterwegs mache ich mir oft Notizen oder schicke meinem Studiopartner schnell eine Tonaufnahme per Voicemail.» So ist auch die Gesangspassage mit dem Kinderchor Appenzell in seinem Fundus gelandet. Liebliche Stimmen und harte Beats – beides ist ihm wichtig. Der Basler hat ein Ohr für süffige Melodien. Seine Hits sind Dancefloor-Knaller und gnadenlose Ohrwürmer. Und wenn er keine Musik macht? «Es ist wie eine Erholung fürs Ohr, sich mal nicht beschallen zu lassen. Ich habe das Gefühl, das tut den Ohren «Es ist Erholung fürs Ohr, sich mal nicht beschallen zu lassen. Ich habe das Gefühl, das tut den Ohren gut.» Mai 2013 — Sonissima FOKUS 12 «Für mich ist Ruhe das Schönste.» Zugehört bei DJ Antoine Empfinden Sie absolute Stille als unangenehm? Nein, das finde ich genial. Zum Beispiel im Chalet in den Bergen, wenn es draussen schneit und die Flocken lautlos zu Boden fallen, oder in der Wüste von Dubai, wo ich gerade kürzlich war. Dort hast du einfach Natur, Sonne und sonst nichts. Wunderbar. Wie schalten Sie ab? Am besten kann ich an einem schönen, ruhigen Ort abschalten – in einem guten Hotel oder einfach bei mir zu Hause vor dem Kamin. Beine ausstrecken und dem Feuer zuhören, wie es knistert. Auch spazieren gehe ich gerne – aber nur dort, wo es nicht viele Leute hat. Sind sie auch mal nicht erreichbar? Meine Mutter hat mir mal gesagt: «Du kannst nicht überall gleichzeitig sein, du kannst nicht auf jeder Party tanzen – und verpassen tust du auch nichts. Du musst einfach mal sagen, jetzt bin ich nicht verfügbar.» Das mache ich zwischendurch und schalte das Telefon aus. Was hören Sie privat? Wenn ich viel im Studio bin, höre ich unter der Woche oft keine Musik. Und wenn doch, dann gerne so ein wenig melancholische Klassik. Vor allem im Winter und Herbst. Im Sommer dann eher Bossa Nova, Jazz und Soul. Zum Autofahren mag ich RnB. Sonissima — Mai 2013 gut.» Das war nicht immer so. Früher drehte er als Erstes die Musikanlage auf, wenn er in seinem Ferienhaus im Burgund ankam. Heute setzt er andere Prioritäten: «Ich finde es genial, einfach mal in die Natur zu lauschen, das Zirpen der Grillen und das Zwitschern der Vögel zu hören.» Umso schlimmer findet er, dass viele Jugendliche sich permanent mit Musik beschallen und die Kopfhörer im Ohr haben. «Es ist einfach auch schlecht fürs Gehör», weiss er. Doch viele Jugendliche kümmern die Gefahren wenig, die von ihrem Lieblingshobby ausgehen. Laut soll es sein, weil dann Musikhören am meisten Spass macht, wenn der Magen im Bassschlag vibriert, man mit den Ohrhörern die Welt draussen nicht mehr wahrnimmt. Dass Schwerhörigkeit die Folge sein kann, darüber machen sich junge Musikfans meist keine Gedanken. Wenn sie es merken, ist es allerdings zu spät. Einmal eingebüsstes Hörvermögen ist endgültig verloren. Wie schwierig es für Eltern ist, Grenzen zu setzen, weiss Antoine aus eigener Erfahrung. Bei seinem 12-jährigen Sohn schreitet er aber trotzdem ein: «Ich sage ihm oft, jetzt hören wir mal keine Musik. Schluss mit Bäng, Bäng, Bäng.» ¶ Lautmalerisch 13 «SCHLURP» Ziehen des Stöpsels in der Badewanne Illustration: Corinna Staffe Jud Laute erzeugen Bilder im Kopf. Doch wie lassen sie sich gestalterisch umsetzen? Angeregt vom Geräusch des Wassers, liess Illustratorin Corinna Staffe ihrer Fantasie freien Lauf. Schiff Ahoi! Mai 2013 — Sonissima G E S E L L S C H A F T — Nach Gehör 14 Unter allen Musikinstrumenten weist die Kirchenorgel den grössten Grundtonumfang auf: 16 bis 8000 Hz O R G E L B A U -T R A D I T I O N HERR DER PFEIFEN Orgelbauer Armin Hauser weiss, was es braucht, damit aus Hunderten von Pfeifen ein Gesamtkunstwerk entsteht. TE X T+ Fo to s : C H R I S T I A N R O T H Sonissima — Mai 2013 G In Reih und Glied stehen die Pfeifen auf der Intonierlade – der Einstimmhilfe des Orgelbauers. ute Orgeln zu bauen ist eine Kunst», sagt Armin Hauser. «Es braucht grosses Fachwissen über Hölzer und Metalle, Kenntnisse über physikalische Gesetzmässigkeiten und komplexe mechanische Zusammenhänge.» Hauser ist ein Spezialist auf seinem Gebiet. Zusammen mit seinen Mitarbeitenden hat der 72-Jährige in den letzten 43 Jahren rund 140 Orgeln gebaut. Von kleinen Hausorgeln bis hin zu Paradestücken mit 40 Registern. Jede Hauser-Orgel ist ein Einzelstück, in dem viel kunsthandwerkliches Können steckt. So erstaunt es nicht, dass von den ersten Planungen bis zur Fertigstellung oft mehrere Jahre vergehen. In einer mittelgrossen Orgel stecken beispielsweise rund 3000 bis 4000 Arbeitsstunden. «Wenn sich der Orgelbauer dem Instrument mit Leib und Seele verschreibt, dann können gute Instrumente entstehen», so Hauser. Nach Gehör — G E S E L L S C H A F T 15 Lippen, Zungen, Klaviaturen und Pedale «Eine Orgel ist ein Aerophon (Lufttöner) aus skalamässig gestimmten Eintonpfeifen, die durch ein Gebläse gespeist und durch Klaviaturen eingeschaltet werden», so die musikwissenschaftliche Definition. Jede Pfeife kann grundsätzlich nur einen bestimmten Ton einer bestimmten Klangfarbe und Lautstärke erzeugen. Daher kommen Pfeifen von verschiedener Grösse und Bauart zum Einsatz. Es gilt: je länger die Pfeife, desto tiefer der Ton, und umgekehrt. Orgelbau ist ein Zusammenspiel von Planern, Architekten, Gehäuseschreinern und Pfeifenmachern. Ob aus Holz oder einer Legierung aus Zinn und Blei, jede Pfeife wird nach bestimmten Massen angefertigt und separat gestimmt. Damit aus Tausenden von Einzelteilen zum Schluss ein wohlklingendes Gesamtkunstwerk wird, dafür ist der Intonateur verantwortlich. Bei dieser hörsensiblen Aufgabe sorgt Armin Hauser für die klangliche Feinabstimmung der Orgelpfeifen untereinander und zueinander. Das Thermometer, das an der Wand hängt, leistet dabei wichtige Dienste. «Eine Orgel muss immer auf den Raum abgestimmt sein, wo sie zum Einsatz kommt», betont er. Denn die Raumtemperatur wirkt sich unmittelbar auf die Stimmung der Orgel aus. Als Richtwert gilt eine Temperatur von 17 Grad. Wohlklang gestalten Nach der Vorintonation in der Werkstatt geht es an den Aufstellungsort. Dort wird Pfeife für Pfeife eingebaut. Mit Spezialwerkzeugen bearbeitet Armin Hauser die Öffnung an der Vorderseite der Pfeife und gestaltet so den Klang. Und zwar so lange, bis alle Pfeifen eines Registers in Klangcharakter und Lautstärke harmonisch tönen und sich akustisch in den Raum einpassen. «Diese Arbeit hat viel mit Gefühl zu tun und ist schwierig, in Worte zu fassen», so Hauser. Dass er ein feines Gehör für harmonische Klänge hat, versteht sich von selbst. «Als Chorleiter war mir die Intonation ebenfalls immer sehr wichtig.» Genau wie beim Stimmen der Orgeln, gab er sich erst zufrieden, wenn die richtigen Töne kamen. Seine Beharrlichkeit zahlt sich mit Wohlklang aus. «Für einen Menschen sind 40 Jahre eine lange Zeit, für eine rein mechanische Orgel aber eine kurze Angelegenheit», sagt Armin Hauser. Was er damit meint, wird in der Domkirche von Valère in der Walliser Kantonshauptstadt Sitten klar. Dort erklingt eine über 500 Jahre alte Orgel – eine der ältesten spielbaren der Welt. Doch die Welt hat sich auch im Orgelbau weitergedreht. In den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder Ansätze, diesen zu modernisieren. Statt wie bis anhin mechanisch, erfolgte die Verbindung zwischen den Tasten und den Spielventilen nun pneumatisch oder elektronisch. Armin Hauser ist jedoch überzeugt, dass traditionell gebaute Orgeln weiterhin die besten sind: «Wenn man Spitzenorganisten fragt, dann bevorzugen sie fast immer ein voll mechanisches Instrument.» Bedenken, dass elektronische Orgeln das traditionelle Handwerk des Orgelbauers verdrängen, hat er deshalb nicht. Und es gibt durchaus auch Neuerungen, die er begrüsst. So sorgen heute elektronische Gebläse für die nötige Luftzufuhr – der Organist muss keine Blasebälge mehr treten. Die ganze Aufmerksamkeit gehört dem Musizieren. Armin Hauser ist Orgelbauer aus Leidenschaft. Fast jeden Tag ist er noch in der Orgelbauwerkstatt anzutreffen. «So lange ich mag, arbeite ich weiter», sagt er. Und wenn er sich einmal zurückzieht, steht ein erfahrenes Team von Mitarbeitern bereit, sein Lebenswerk fortzuführen – ganz im Sinne des Orgel-Kunsthandwerks. ¶ Kaiser Nero liebte die Orgel ZUR PERSON Seit 1970 leitet Armin Hauser seine eigene Orgelbaufirma. Das Bestreben des 72-Jährigen ist es, an die Orgelbautradition des 16. bis 19. Jahrhunderts anzuknüpfen, ohne die Ansprüche der heutigen Zeit ausser Acht zu lassen. Rund 140 Orgeln hat der passionierte Orgelbauer zusammen mit seinem Team bis anhin zum Klingen gebracht. www.orgelbau-hauser.com Das Wort «Orgel» stammt vom griechischen «Organon» ab, was «Werkzeug» oder «Instrument» bedeutet. Wasserorgeln gab es schon im 3. Jahrhundert vor Christus. Die erste schriftliche Erwähnung in den römischen Schriften geht auf den Philosophen Cicero (106–43 v. Chr.) zurück. Es ist überliefert, dass Kaiser Nero und weitere römische Herrscher Orgelmusik spielten oder sie zumindest liebten. Die Wasserorgel mit Kolbenpumpen wurde später durch Balgorgeln abgelöst. Mai 2013 — Sonissima G E S E L L S C H A F T — Welt ohne Klang 16 In der schallschluckenden Umgebung des Raums geht unserem Autor Marcus Schick die akustische Orientierung verloren. Sonissima — Mai 2013 Welt ohne Klang — G E S E L L S C H A F T 17 BESUCH IM AKUSTIKLABOR LAUTER STILLE Ins schalldichte Akustiklabor des Computerherstellers Fujitsu dringt kein Geräusch. Ein Selbstversuch, der zur Grenzerfahrung wird. TE XT: MAR C US S C H I C K Fo tos : Fri tz B eck D ie Tür fällt schwer ins Schloss. Der Raum ist vollkommen abgeschlossen: Kein Mucks dringt mehr rein. Und auch nicht raus, eine «Camera Silens», ein Gefäss der Stille auf etwa vier mal vier Metern. Das Auge findet hier kaum Halt, es gibt keine Fenster, nur vier von der Decke baumelnde Glühlampen mit ihren gleissenden Wolframleuchtfäden. Anders als Energiesparleuchten brummen diese nicht. Aber ich bin nicht zum Schauen, sondern zum Hören hier. Und das wird zur Grenzerfahrung. Denn jeglicher Laut hier drin wird von den Schaumstoffkeilen geschluckt, die mir in einem zarten Türkiston hundertfach von den Wänden und der Decke entgegenstacheln. Seit die Tür geschlossen ist, hat der Druck auf meinen Ohren unangenehm zugenommen. Geradeso als würde ich mit einem Flugzeug abheben oder im Empire State Building mit dem Fahrstuhl aus dem 86. Stockwerk ins Erdgeschoss rauschen. Unwillkürlich halte ich mir die Nase zu und stosse kräftig Luft hinein, um den Druck auszugleichen. Ich befinde mich im Akustiklabor des japanischen Computerherstellers Fujitsu in Augsburg. Frank Sommerrock leitet hier den technischen Vertrieb für Testdienstleistungen im Zentrum für Tests und Zulassungen der Fujitsu Technology Solutions GmbH. Im Akustiklabor messen seine Kollegen beispielsweise die Geräuschentwicklung von PCs, Servern und Peripheriegeräten. «Wir vergleichen hier Komponenten verschiedener Mai 2013 — Sonissima G E S E L L S C H A F T — Welt ohne Klang 18 «Ich kann mich auf meine Empfindungen hier nicht verlassen. Wenn ich die Augen schliesse, muss ich mich konzentrieren, um nicht zu schwanken.» Hersteller, lokalisieren verschiedene Schallquellen, legen Messwerte für Zertifizierungen vor und machen Lösungsvorschläge zur Reduzierung der Geräuschbelastungen», erklärt der Elektroingenieur. Die Schallmessung eines PCs mit Lüfter gehöre beispielsweise zu den Zulassungsvoraussetzungen für die Zertifizierung mit dem Ökosiegel «Blauer Engel». Irritierte Wahrnehmung «Das Akustiklabor ist so angelegt, dass man selbst eine Stecknadel fallen hört», hatte Sommerrock bei der Besichtigung erklärt. Doch von der Stille trennen uns noch ganz andere Geräusche – die Lautstärkenskala ist nach oben offen. Jemand hat draussen mit roten Magnetknöpfen ein Plakat mit einer Schalldruck- und Schalldruckpegel-Skala auf Sonissima — Mai 2013 die mächtige Stahltür gepinnt. Unten rangiert das Blätterrascheln des Waldes mit etwa zehn Dezibel, oben ein in 100 Metern Entfernung startendes Düsenflugzeug. Es erreicht mit etwa 130 Dezibel schon die menschliche Schmerzgrenze. «Hören ist etwas sehr Subjektives», weiss Frank Sommerrock. Einen Schalldruckpegel von 70 Dezibel – das entspricht dem Geräuschpegel eines Staubsaugers in einem Meter Entfernung – empfinde der eine als unangenehm, ein anderer fühle sich hingegen nicht gestört. «Unsere Prüfung», so Sommerrock, «zielt darauf, mit exakten, nachvollziehbaren Messungen unsere akustische Umgebung zuverlässig vor gesundheitsschädlichen Einflüssen zu schützen.» Diese Laborbedingungen bekommen meine Ohren in diesem Selbstversuch einer Stilleerfahrung gerade zu spüren. «Das Druckerlebnis hat fast jeder», hatte mich der Vertriebsleiter vorgewarnt. Auch wenn dies physikalisch nicht begründet sei. Der Luftdruck im Labor unterscheide sich nicht von dem im Vorraum. Es seien vielmehr die Science-Fiction-artig anmutenden Welt ohne Klang — G E S E L L S C H A F T 19 Schaumstoffkeile, die den Schall «schlucken», statt ihn wie gewohnt zu reflektieren. «Ein solches Nicht-Echo ist in unserem Gehirn als Alltagswahrnehmung nicht abgespeichert. Es reagiert entsprechend irritiert.» Stille Grenzerfahrung Als ich allein bin, spüre ich der Stille nach, versuche sie in den letzten Winkeln wahrzunehmen. Ich lehne mich nahe an die Wand – der Druck auf das Ohr scheint zuzunehmen, fast schmerzhaft – oder ist das nur Einbildung? Fest steht, ich kann mich auf meine Empfindungen hier nicht verlassen. Wenn ich die Augen schliesse, muss ich mich konzentrieren, um nicht zu schwanken. Auch das Gleichgewichtsorgan scheint dem Gehirn eine Fehlermeldung zu senden. Das ist anstrengend. Ich ertappe mich beim Gähnen – ist das schon Müdigkeit oder soll bloss der Druck auf die Ohren nachlassen? Absolute Stille kann mir das Ohr aber auch hier nicht bieten. Es bleibt immer ein gleichförmiges Rauschen zu vernehmen: Die Blutzirkulation tönt gleichförmig mit einem bumpernden Takt. Ich höre auch deutlich meinen Atem. Je intensiver ich mich auf ihn konzentriere, desto schneller geht er. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Menschen in solchen schallschluckenden Umgebungen die akustische Orientierung im Raum verloren geht. Das Gehirn reagiert auf das Fehlen «gelernter» Reize mit Unsicherheit und Unbehagen. Das kann ich bestätigen. Kein Wunder, dass eine derartige unheimliche Stille etwa unter Isolationshaftbedingungen im Extremfall auch als Folterinstrument missbraucht werden kann. Im Akustiklabor schafft die physikalische Isolation erst die Voraussetzungen für reproduzierbare wissenschaftliche Messergebnisse. Der Raum ist von einer zweiten Aussenwand umgeben. Nur der Boden ist hier nicht mit schallschluckendem Schaumstoff verkleidet. Allerdings wurde auch er schalloptimiert. Sein Fundament ist vom übrigen Gebäude abgetrennt, damit nicht der Bodenschall in Form von Vibrationen, die beispielsweise von einem vorbeifahrenden Lkw ausgehen, die Messergebnisse verfälscht. In der Mitte des Labors steht ein massiver Holztisch. Er ist mit Zentimetermassbändern exakt ausgerichtet. Genauso wie die Mikrofonstative, die um ihn Spalier stehen – «bloss nicht auf die Kabel treten», hatte Sommerrock gemahnt, dann muss die gesamte Konstruktion neu kalibriert werden. Von allen Seiten scheinen mich die metallischen Mikro-Röhren anzuglotzen und zu fragen: «Was machst Du hier? Ruhe!» «Ein solches Nicht-Echo ist in unserem Gehirn als Alltagswahrnehmung nicht abgespeichert. Es reagiert dementsprechend irritiert.» Ich setze mich auf den Tisch und sauge die Stille auf. Das Zur-Ruhe-Kommen will jedoch nicht gelingen. Zu fremd und dadurch ein bisschen bedrohlich wirkt diese Umgebung. Mit einer meditativen Stille, wie sie von vielen Religionen als besonders intensive spirituelle Erfahrung gesucht wird, hat dies nicht viel zu. Zu angespannt sind die Sinne. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnet sich die Tür. Frank Sommerrock tritt ein: «Wie wars?», fragt er. «Seltsam», antworte ich benommen. Von dem Magnetfeld-Testlabor nebenan schwappen Stimmengewirr und Lachen herüber. Es klingt wie Musik in meinen Ohren. ¶ Für unverfälschte Messergebnisse: Kein Laut entgeht den Mikrofonen. «Das DruckErlebnis hat fast jeder. Auch wenn dies physikalisch nicht begründet ist.» Mai 2013 — Sonissima GESELLSCHAF T 20 Nicht von Pappe SONNENBRILLEN SCHÖNE A U S S I C HTE N Frühlingsgefühle im Bauch und hinter den Ohren – nichts wie ab in die Sonne. Treiben Sie es bunt und stylisch. Die neuen Sonnenbrillen sind da! Oh, Boy! Nichts für Blender, sondern für Männer, die blendend aussehen wollen und ihre Augen ganz im Trend der Zeit schützen. www.olivergoldsmith.com Sonissima — Mai 2013 Die Pappbrille ist das trendige Party-Accessoire schlechthin. Natürlich handmade und umweltfreundlich hergestellt. Neu gibt es die Kult-Brille auch für Sonnenanbeter – notabene mit UV-Schutz. www.papp-up.com GESELLSCHAF T 21 e h c n t a n u M b s n e g ö m Davon träumen Fashionitas. Inspiriert vom Look der 50er-Jahre ist diese Brille in Schmetterlingsform ein echter Eye-Catcher. www.andy-wolf.at Customized Retro-Appeal Die brandneuen Brillenmodelle von Adidas gibt es nicht von der Stange. Nach dem Baukastenprinzip stellt man sie vielmehr online selbst zusammen. Freie Farb- und Formenwahl für alle! Das Modell «Swing» leuchtet in so herrlichen Farben wie Melone und Minze. Seine runden Formen sind eine Homage an den Stil der 60er-Jahre. www.wunderkind.com www.adidas.com/eyewear Trendiges für Kids Das Neoprenband sieht nicht nur lustig aus, sondern erfüllt auch seinen Zweck. Es ist bequem und sorgt für perfekten Halt – auch und gerade wenn die Kleinen herumtoben! Fotos: zVg www.babybanz.ch Sportlich unterwegs Edle Hölzer Vuarnet steht für Sonnenschutz und optische Qualität seit 1960. Auch in punkto Design bedient die Lifestyle-Marke höchste Ansprüche. Es muss nicht immer Metall oder Plastik sein: Wieso nicht ein Leichtgewicht aus Bambus? Oder doch lieber das Edelholz-Modell? Alles feinste Handarbeit. www.vuarnet.ch www.einstoffen.ch Mai 2013 — Sonissima GESELLSCHAF T 22 LAWINEN-FRÜHWARNSYSTEM IN DEN SCHNEE HINEINGELAUSCHT Vom «Wumm»-Geräusch bis zum Grollen niederdonnernder Schneemassen: Lawinen bahnen sich ihren Weg auch ins Gehör. TE X T: M I C H A E L F L Ü C K I G E R D as «Wumm»-Geräusch von kollabierenden Schneeschichten jagt einem schon Schauer über den Rücken.» Für Bergführer Lukas Dürr, Mitarbeiter beim WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, ist das vertraute Warnsignal nach wie vor unheimlich. Es sind explosionsartig herausgepresste Luftmassen, die diesen Klang verursachen. Sie entweichen, wenn tiefer gelegene, instabile, luftige, körnige Schichten zusammenbrechen. «Damit sich nach solchen Brüchen eine Schneebrettlawine lösen kann, braucht es glücklicherweise ein Gefälle von über 30 Grad», erläutert Dürr. Skifahrer lösen im freien Gelände ab und zu Sonissima — Mai 2013 kleinere Schneebrettlawinen aus. Das ist alles andere als harmlos und kann auch mal ins Auge gehen. Der Bergführer ist auch mal auf einem Schneebrett talwärts gerauscht. «Unversehens bin ich in einer Mulde stecken geblieben. Ohnmächtig musste ich zusehen, wie mich nachfliessende Schneemassen in einer unheimlichen Stille eingegraben haben.» Zum Glück wurde er nicht ganz verschüttet und konnte von seinen Kunden befreit werden. «So eine Erfahrung bleibt haften.» Galoppierende Büffelherden Das Geräusch einer niedergehenden Lawine hängt von ihrer Beschaffenheit ab. Mit bis zu 300 Stundenkilometern herunterstiebende Staublawinen entwickeln enorme Druckwellen; wie eine Faust krachen diese in Gehölz und Fels. In der oberen Schicht stäubt es gewaltig, unten fliesst der schwere Schnee mit vermindertem Tempo nach. François Dufour ist Mitarbeiter einer SLF-Forschungsgruppe, die im Vallée de la Sionne mit robusten Sensoren detaillierte Daten zum Lawinenverhalten erhebt. Er hat schon unzählige Lawinen zu Forschungszwecken ausgelöst: «Eine Staublawine klingt wie das dumpfe Grollen einer GESELLSCHAF T 23 «Eine Staublawine klingt wie das dumpfe Grollen einer grossen, über die Prärie galoppierenden Büffelherde.» François Dufour Fotos: Yann Gross; Keystone/Alessandro Della Bella grossen, über die Prärie galoppierenden Büffelherde. Das ist immer gleich.» Je nach Untergrund, Fels oder Baumwuchs, knackt und rumpelt es dazu. Um einen Blick auf solche Schauspiele von Naturgewalten zu ergattern, braucht es Glück. Wer zum Beispiel im Frühjahr von fern die durch Erwärmung schwer gewordenen Schneemassen herunterdonnern hört, ist mit den Augen meist zu spät am Hang. Hat der Schall mit seinen 340 Metern pro Sekunde den kilometerweit entfernten Hörer erreicht, ist der Spuk oft schon vorbei. Zu sehen ist noch das Nachfliessen des letzten Teils. Ein dumpfes Nachhallen über dem Tal kündet noch während Sekunden vom Naturschauspiel. Allerdings: Während die grossen Lawinen sichtbare Spuren hinterlassen, sind die meisten Lawinen eher klein, verursachen wenig Lärm, bleiben ungehört und oft auch unentdeckt. Ausserhalb des Hörspektrums Alec van Herwijnen hat für Geräusche innerhalb des menschlich wahrnehmbaren Spektrums von 20 Hertz bis 20 Kilo-Hertz wenig Gehör. Der in den flachen, lawinenlosen Niederlanden aufgewachsene Lawinenforscher schmunzelt: «Ganz Ohr bin ich mit meinen Geräten für die Geräusche im Infra- und Ultraschallbereich, also dort, wo unser Gehör gar nicht mehr hinreicht.» Sein Ziel ist es, die Methoden und Instrumente der Lawinendetektion weiter zu verfeinern. Die Bevölkerung soll frühzeitig und besser geschützt werden als heute. Aktuell kann lediglich zwischen fünf verschiedenen Gefahrenstufen für grossräumige Gebiete unterschieden werden. Trotz der detaillierten Daten, die 150 automatische meteorologische Messstationen sowie die zahlreichen Beobachter in den Berggebieten liefern, bleibt es eine grosse Herausforderung, zu entscheiden, ob zum Beispiel eine bestimmte Strasse gesperrt werden muss oder nicht. Van Herwijnen horcht die Schneemassen mit seinen hochempfindlichen Messgeräten nach Lawinenniedergängen ab. Um die Wellen im Infraschallbereich zu messen, nutzt er akustische wie auch seismische Geräte. Diese Wellen mit Frequenzen von unter 50 Hertz sind lang und tragen weit. Sie eignen sich daher für den grossräumigen Einsatz. Die Methode hat allerdings auch ihre Tücken, wie van Herwijnen ausführt: «Lawinen sind nicht die einzigen geräuschhaften Ereignisse im Gebirge. Nebengeräusche und Erschütterungen von Flugzeugen, Eisenbahnen, Wetterereignissen und Fahrzeugen gilt es aus dem Klang- respektive Langwellenbrei zu separieren.» Der Niederländer hat in einer dreijährigen Forschungsarbeit am Davoser Wannengrat charakteristische Infraschallbilder von Lawinen herausgearbeitet. Ihm ist es gelungen, eine typische Wellensequenz in Form eines Triangels aus der Fülle von Daten herauszukristallisieren. Van Herwijnen ist überzeugt: «Flächendeckende Messungen von Infraschallwellen würden die Detektion verbessern. Gefahren könnten viel besser eingegrenzt werden. In der Folge liesse sich zuverlässiger entscheiden, ob zum Beispiel Sperrungen vorgenommen werden oder eine Sprengung ausgelöst werden soll.» Fakt ist, dass diese Methode heute lediglich zu Forschungszwecken angewendet wird – und dies zudem nur begrenzt auf wenige Hänge. Wunschtraum Ultraschall Immerhin: Tatsächlich kennt die Naturwissenschaft mit Messungen im Ultraschallbereich eine noch viel zuverlässigere Messmethode. Sie hat sich zum Beispiel bei Materialien wie Metallen bewährt. Ultraschall kann die Strukturen von Schneeschichten viel differenzierter auf Veränderungen abhorchen. Der Wermutstropfen dabei: Dafür muss man ganz nah dran sein. Die Kurzwellen verflüchtigen sich rasch, die Forscher müssten Hang für Hang unzählige Messgeräte anbringen. Angesichts der grossflächig gefährdeten Berggebiete ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem schlägt das Forscherherz van Herwijnens bei dieser Methode höher. Er möchte den dünnen Haarriss-Brüchen, die vor Lawinenniedergängen im Schnee auftreten, auf den Grund gehen. Mit leuchtenden Augen sagt er: «Mit Ultraschall würden wir den Lawinen ein Schnippchen schlagen. Statt hilflos zusehen zu müssen, könnten wir kurzfristig im Voraus feststellen, ob sich eine Lawine löst.» ¶ Damit sich nach Brüchen in den unteren Schichten eine Schneebrettlawine lösen kann, braucht es ein Gefälle von über 30 Grad Überprüfung einer SLF-Messanlage auf dem Versuchsfeld unterhalb des Weissfluhjochs in Davos. Mai 2013 — Sonissima GESELLSCHAF T 24 Der Chorherr geniesst die Aussicht auf das Hospiz und den Bergsee von der alten Passstrasse aus. A S C H W E I Z E R N AT I O N A L H U N D F O N D AT I O N BARRY– DI E STI FTU NG I N KÜ RZE D Hunde vom Grossen Die St. Bernhard haben zahlreiche Menschen vor dem weissen Tod bewahrt. Die Zeiten haben sich geändert – doch der Mythos lebt weiter. TE X T: K A R I N S C H L E M M E R Sonissima — Mai 2013 m Anfang war Barry: Der Hund lebte von 1800 bis 1812 im Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard. Er rettete rund 40 Personen das Leben und ist damit zweifellos der erfolgreichste Retter, der je auf der Passhöhe seinen Dienst versah. Seine Geschichte ist von Legenden umgeben und hat viel zum guten Ruf der Bernhardinerhunde beigetragen. Darum gibt es auf dem Hospiz immer einen Hund namens Barry. Der alt gewordene Barry wurde 1812 von einem Pater zu Fuss nach Bern gebracht. Dort genoss er eine gute Pflege und starb zwei Jahre später an Altersschwäche. Geschichte der Lebensretter Auf der Passhöhe des Grossen St. Bernhard auf 2469 Meter über Meer haben Mönche im 11. Jahrhundert als Zufluchtsort für Reisende und Pilger ein Hospiz gegründet. Dort wurden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zur Bewachung und zum Schutz grosse Berghunde gehalten. Das Vorhandensein solcher Hunde ist bildlich seit 1695 und schriftlich in einer Aktennotiz des Hospizes im Jahre 1707 dokumentiert. Die Hunde vom Grossen St. Bernhard wurden bald als Begleithunde und besonders als Rettungshunde für in Schnee und Nebel verirrte Reisende eingesetzt. Sie haben zahlreiche Menschenleben gerettet und vor dem weissen Tod bewahrt. Die dazu in vielen Sprachen publizierten Chroniken und die mündlichen Berichte der Soldaten, welche 1800 mit Napoleon Bonaparte den Pass überquerten, haben im 19. Jahrhundert den Ruf des Bernhardiners (damals «Barry-Hund» genannt) über ganz Europa verbreitet. Der legendäre Barry wurde zum Urbild des Rettungshundes. Die direkten Vorfahren des St. Bernhardshundes waren GESELLSCHAF T 25 Fotos: Maison hospitalière du Grand-Saint-Bernard, Médiathèque Valais – Martigny; Fondation Barry; Cédric Widmer die in der Gegend viel verbreiteten, grossen Bauernhunde. Diese wurden in wenigen Generationen, nach einem festgelegten Idealtyp, zur heutigen Rasse gezüchtet. Anlässlich eines internationalen Kynologen-Kongresses am 2. Juni 1887 wurde der St. Bernhardshund offiziell als schweizerische Hunderasse anerkannt und der Rassestandard als verbindlich erklärt. Der Bernhardiner gilt seither als Schweizer Nationalhund. Die Bernhardiner-Rasse Eine Zucht mit Tradition Nach der Gründung im Januar 2005 hat die Fondation Barry vom Maison Hospitalière du GrandSt-Bernard (Geistlicher Orden der Chorherren vom Grossen Sankt Bernhard) die Zuchtstätte mit den berühmten Bernhardinerhunden übernommen. Seit April 2005 ist die Stiftung die Besitzerin der 300 Jahre alten Zucht. Damit ist es die weltweit älteste und bedeutendste BernhardinerZuchtstätte. Aktuell besitzt die Fondation Barry 27 Hündinnen und sechs Rüden. Durchschnittlich werden in der Zucht pro Jahr 20 Welpen mit Stammbaum geboren. Ein Team, bestehend aus einem Tierarzt, einer Rassespezialistin und acht Tierpflegern, sorgt für ihr Wohlbefinden, ihre optimale Entwicklung und garantiert eine professionelle Ausbildung. Die Fondation Barry ist Mitglied beim Schweizerischen St.-Bernhards-Club und als gemeinnützig anerkannt. Neben der Sicherung des Fortbestandes der berühmten und legendären Hunde vom Grossen Sankt Bernhard durch eine Zuchtstätte, die auf ethischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, soll auch das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Hund geschaffen und aufrechterhalten werden. Noch heute erobert der ehemalige Rettungshund die Herzen von Gross und Klein im Sturm. Die Fondation Barry bietet die Möglichkeit, am Grossen St. Bernhard Wanderungen mit den Hunden zu unternehmen und die Pflege zu beobachten. ¶ www.fondation-barry.ch Bezeichnung: St. Bernhardshund (oder Bernhardiner) Ursprungsland: Schweiz Vorkommen: In der Schweiz rund 600 Tiere, wenig verbreitete Rasse, durchschnittliche WelpenEintragungen pro Jahr: 100. Aussehen: − Risthöhe: Rüde mindestens 70 cm, Hündin mindestens 65 cm − Gewicht: Rüde 75 bis 85 kg, Hündin 50 bis 70 kg − Fell: Lang- und Kurzhaar. − Farbe: Grundfarbe Weiss mit kleineren oder grösseren rotbraunen Platten (Plattenhunde) bis durchgehende rotbraune Decke über Rücken und Flanken (Mantelhunde). Charakter: Im Wesen freundlich, Temperament ruhig bis lebhaft, wachsam, leicht unabhängig. Auslauf: Täglicher, einstündiger Spaziergang sowie Bewegungsfreiheit im und ums Haus. Ausbildung: Der Bernhardiner ist in erster Linie ein Familienhund, ist je nach Körperbau aber auch als Sport- und Zughund geeignet. Bergung eines Lawinenopfers am Grossen St. Bernhard um 1950. Für wen: Ein Bernhardiner sollte Familienanschluss haben. Der Besitzer muss über reichlich Zeit verfügen, um sich intensiv mit dem Hund abgeben zu können. Besonderheiten: Seit 1884 gilt der Bernhardiner als Schweizer Nationalhund. Mai 2013 — Sonissima © Ron Haviv / VII 26 ERSTE HILFE FÜR MENSCHEN MIT LETZTER HOFFNUNG WWW.MSF.CH Sonissima — Mai 2013 PC 12-100-2 Publireportage HÖREN SIE NOCH DIE VÖGEL ZWITSCHERN? Viele Menschen haben Hörprobleme; viele hören weder die Vögel zwitschern noch die Liebeserklärung des Liebsten und der Liebsten. In Sachen «Hören» ist pro audito schweiz kompetente Partnerin. Etwa jede zehnte Person in der Schweiz hört nicht mehr gut. pro audito schweiz, die Organisation für Menschen mit Hörproblemen, bietet zahlreiche und auch viele kostenlose Dienstleistungen rund ums Hören an. Der Verband setzt sich dafür ein, das Leben von Menschen mit Hörminderungen zu erleichtern. pro audito schweiz ist eine Organisation der Selbst- und Fachhilfe für Menschen mit Hörproblemen und deren Angehörigen. Sie verfügt über ein dichtes Netz an regionalen Vereinen und vertritt beim Bund und den Sozialversicherungen die Interessen aller hörgeschädigten Menschen in der Schweiz. Auch setzt sich der Verband für eine zeitgemässe Versorgung mit Hörgeräten und technischen Hilfsmitteln sowie für hörbehindertengerechte Einrichtungen in öffentlichen Räumen und im öffentlichen Verkehr ein. Der Verband bietet nebst Fachberatungen und Informationen – auch im Bereich Cochlea-Implantate – zahlreiche weitere Dienstleistungen an: Die Ombudsstelle Hörprobleme (zusammen mit weiteren Organisationen), Schulungen für Kommunikationsunterstützung in öffentlichen Gebäuden (Höranlagen), Verständigungs- und Kommunikationstrainings, Ferienlager für hörgeschädigte Kinder, Ausbildung von Audioagoginnen und SchriftdolmetscherInnen, Konsumententests zu Hilfsmitteln. Alles rund um Hörprobleme ist im verbandseigenen Magazin «dezibel» nachzulesen. Hören Sie noch die Vögel zwitschern? Hören Sie, wenn Ihr Partner ihnen zuflüstert «ich liebe dich»? Ein Hörcheck unter der Telefon-Nummer 0900 400 555 ist ein erster Schritt zu mehr Lebensqualität. Denn wer schlecht hört, wird leicht übersehen. Infos: www.pro-audito.ch Feldeggstrasse 69 | Postfach 1332 | 8032 Zürich Tel. 044 363 12 00 | [email protected] Mai 2013 — Sonissima P R ÄV E N T I O N — Im Alltag 28 LAUTES BRAUCHTUM N E K G LO C N E L L E H C S E G Ä L H C S L TROMME Sechseläutenmarsch 105 dB(A) B Ö LLE R S C H Ü S S E Die S Schweizer Sc lieben ihre re Vo V Volksbräuche. Gefeiert wird wi i detailverliebt und llustv lu lustvoll. Da kann es schon mal al laut werden. TE XT: C LAU D IA M EYR / C H R I STIAN R OTH Pünktlich um 18 Uhr wird am Sechseläuten der Scheiterhaufen mit dem Böögg angezündet. Sechseläuten Mit einem lauten Bumm explodiert jeweils am dritten Montag im April der Kopf des Böögg auf dem Sechseläutenplatz am Zürcher Bellevue. Der Schneemann aus Stoff und Holz wird auf einem grossen Scheiterhaufen verbrannt. Umkreist wird er von wackeren Männern in historischen Kostümen, die hoch zu Ross zu den Klängen des Sechseläutenmarsches dahintraben. Je kürzer die Zeit, bis der Böögg den Kopf verliert, desto schneller soll der Winter vorbei sein. Tausende von Zünftern und Zehntausende von Zuschauerinnen und Zuschauern verfolgen jeweils das Spektakel. Zürich Jährlich am dritten Montag im April. Sonissima — Mai 2013 Im Alltag — P R ÄV E N T I O N 29 Kanonenknall Lebendige Volkskultur Kirchengeläut und knallende Feuerwerkskörper übertönen zum Jahresanfang das Klirren der Sektgläser. Doch auch unter dem Jahr wird kräftig gefeiert. Das Bundesamt für Kultur – Hüterin der volkstümlichen Kultur – listet allein 167 Volksbräuche auf. Dazu gesellen sich unzählige Volksfeste. Lust und Lärm bilden dabei oft ein fröhliches Gespann. www.lebendige-traditionen.ch 175 dB(A) (Spitzenwert) Fronleichnamsfest der Herrgottskanoniere Donnergrollen aus Artilleriekanonen gehört für die Luzerner zum Fronleichnamstag wie für andere das Eiersuchen an Ostern. Auf dem Luzerner Hausberg Gütsch feuern Kanoniere mit drei historischen Kanonen zahlreiche Salutund Signalschüsse ab. Allesamt katholische, aktive oder ehemalige Soldaten der Schweizer Armee. Während der Prozession der Gläubigen durch die Altstadt markieren die Signalschüssse einzelne Ritualphasen. Luzern 29. Mai (20 Uhr) und 30. Mai 2013 (während der Prozession). Fotos: swiss-image.ch/Philipp Giegel; swiss-image.ch/Christof Sonderegger; zVg; swiss-image.ch/Pascal Gertschen Walliser Tambouren und Pfeifer Treichlergruppe 110 dB(A) (in der Gruppe gemessen) Chalandamarz «Der kleine Ursli, bim, bam, bum, der hat die grösste Glocke um!», heisst es im bekannten Kinderbuch «Schellenursli» von Selina Chönz und Alois Carigiet. Noch heute ist der erste März der grösste Festtag der Kinder im Engadin und in einigen anderen Tälern. Mit umgehängten Glocken ziehen die Buben am Morgen von Haus zu Haus und singen Chalandamarz-Lieder. Gekleidet in blaue Überhemden mit roten Halstüchern, läuten sie lautstark den Winter aus und feiern den nahenden Frühlingsbeginn. Die Walliser sind ein Völkchen von Tambouren und Pfeifern. Rund 2000 von ihnen sind in 38 Vereinen organisiert. Meist fröhlich tönen die Rhythmen und Melodien. Doch ihren Ursprung haben sie in kriegerischen Konflikten vergangener Zeiten, als unzählige Walliser als Söldner in fremden Diensten standen. Was die Rückkehrer in ihre Heimat mitbrachten, ertönt heute bei Musikwettbewerben, Festen und Anlässen wie dem 72. Oberwalliser Tambouren- und Pfeiferfest. Niedergesteln (VS) 17.–19. Mai 2013. Piccolo 110 dB(A) Engadin, Val Müstair, Bergell, Valposchiavo, Oberhalbstein, Lenzerheide Jährlich am 1. März. Mai 2013 — Sonissima P R ÄV E N T I O N — Im Alltag 30 Feuerwerk 165 Sturmgewehr 165 dB(A) (Spitzenwert) dB(A) Feldschiessen 130 000 Teilnehmer nahmen vergangenes Jahr am eidgenössischen Feldschiessen teil. Damit ist es die grösste Sportveranstaltung der Schweiz, und sogar das grösste organisierte Schützenfest der Welt. Während eines Wochenendes messen sich erfahrene Routiniers und Anfänger in Geschicklichkeit und Präzision – jeweils gleichzeitig an zahlreichen Orten in der Schweiz. Ursprünglich diente das ausserdienstliche Schiessen dazu, die Treffsicherheit der Schweizer Wehrmänner zu erhöhen. Veranstaltungen schweizweit 31. Mai bis 2. Juni 2013. Züri Fäscht Alle drei Jahre findet am ersten Juliwochenende das grosse Feiern am «Züri Fäscht» statt. Auch dieses Jahr verwandeln sich die Innenstadt und das Seebecken wieder in eine riesige Vergnügungszone mit Festwirtschaften, Musikbühnen, Markt- und Essständen und weiteren Attraktionen. Die Höhepunkte des Grossanlasses sind die musikalischen Feuerwerke jeweils am Freitagund Samstagabend. Das Feuerwerk-Spektakel gehört nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den grössten in Europa. Zürich 5. bis 7. Juli 2013. 110 Buntes für die Kleinen Das Gehör zu schützen, ist die beste Prävention. Gehörschutzpfropfen gibt es für jede Gelegenheit und jedes Budget: vom billigen Schaumstoffpfropfen bis hin zu individuell angepassten Gehörschützen für Musiker. Für die Kleinen gibt es beim Akustiker spezielle Kapselgehörschütze in poppigen Farben. «Der Gehörschutz ist gleich noch Ohrenwärmer. Deshalb tragen ihn Kinder gerne», so Beat Hohmann, Akustikexperte bei der Suva. Unter dem Namen Pamir kommen die Gehörschütze auch dort zum Einsatz, wo scharf geschossen wird. Aus der Sicht von Beat Hohmann sind Salutschüsse, wie sie beispielsweise die Herrgottskanoniere am Fronleichnamstag in Luzern abfeuern, für das Publikum weniger problematisch: «Die Schüsse am frühen Morgen wecken zwar mit dem dumpfen Knall die halbe Stadt auf, gefährden aber höchstens das Gehör der Kanoniere, die sich hoffentlich schützen.» Ohnehin gilt: «Wer zwei Stunden an einen lauten Umzug geht und dann wieder nach Hause, ist viel weniger gefährdet als jemand, der drei Tage durchfeiert», so der Experte. dB(A) Alpabzug Charmey Es ist ein magischer Moment, wenn Vieh und Sennen nach dem Alpsommer zurück ins Tal kehren. Auf den Köpfen der Tiere türmen sich farbenprächtige Blumengestecke, die im Takt des ohrenbetäubenden Vielklangs der Kuhglocken hin- und herwippen. Wie Helden erwartet man die Heimkehrer auf dem Dorfplatz. Auch die musikalische Unterhaltung kommt nicht zu kurz: Das Fest wird von Alphornklängen, Ländlerkapellen und Gesängen begleitet. Charmey (FR) 28. September 2013. Sonissima — Mai 2013 Einzelne Kuhglocke Hört, hört! — P R ÄV E N T I O N 31 Während 365 Tagen Schutz für die Ohren Schweizer Volksfeste können auch schon mal richtig laut werden. Aber Lärm ist nicht das Einzige, vor dem wir unsere Ohren das Jahr hindurch schützen sollten. Fotos: swiss-image.ch/Gian Marco Castelberg und Maurice Haas; Keystone/WalterBieri; zVg G A S T TE X T: TO N I V O N B Ü R E N Mit dem Schutz des Ohres assoziiert man zuerst einmal den Schutz des Gehörs vor zu viel oder zu starkem Lärm. Es gibt aber weit mehr Einflüsse als nur Lärm, die unseren Ohren zu schaffen machen. Insbesondere Kälte, Wind, Wasser und Sonnenbestrahlung setzen dem äusseren Ohr zu und können es schädigen. Die Kälte an der Körperoberfläche vermindert die Durchblutung. Wenn Wind und Nässe diesen Effekt noch verstärken, kann es bereits bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zu Gewebeschädigungen (Erfrierungen) kommen. Die Ohrmuschel ist durch ihre exponierte Lage und durch das dünne Gewebe aus Haut und Knorpel besonders gefährdet. Ein einfacher und effektiver Schutz sind Mützen, Stirnbänder oder Ohrenschützer. Einen direkten Zusammenhang zwischen kalten Ohren und einer Mittelohrentzündung, wie oft behauptet, gibt es übrigens nicht. Setzt man sich allerdings über einen längeren Zeitraum kalter Luft aus (z. B. in klimatisierten Räumen), kann dies eine Virusinfektion im Nasen- und Rachenraum auslösen. Diese kann dann indirekt zu einer Mittelohrinfektion führen. Vorsicht vor der «Bade-Otitis» Aber auch in der Wärme lauert Gefahr. Gerade im Sommer, wenn das kühle Nass lockt, kann es zu Gehörgangsentzündungen kommen. Die sogenannte «Bade-Otitis» gehört während der Badesaison zu den häufigsten Ohrenbeschwerden. Dabei gelangt Wasser in den Gehörgang und weicht die Haut dort über längere Zeit auf. Bakterien können dadurch leichter ins Gewebe eindringen und eine schmerzhafte Infektion mit verminderter Hörfähigkeit auslösen. Begünstigt wird dies durch nicht ganz sauberes Badewasser oder kleine Verletzungen im Gehörgang, oft verursacht durch den Gebrauch von Wattestäbchen. Daher gilt: Wattestäbchen haben im Gehörgang nichts zu suchen! Bei häufigem oder langem Aufenthalt im Wasser und bei anfälligen Personen können Ohrtropfen auf Alkohol- und Essigsäurebasis prophylaktisch angewendet werden. Man erhält sie in Apotheken und Drogerien. Sie schützen durch den trocknenden und pflegenden Effekt die Gehörgangshaut vor Infektionen. Eine Alternative sind auch Ohrstöpsel aus Silikon oder ein Stirnband aus Neopren. Tragen Schwimmer sie einzeln oder kombiniert, kann ein Eindringen des Wassers in den Gehörgang in der Regel verhindert werden. Sonnenschutz für die Ohren Wann immer unsere Haut der Sonne ausgesetzt ist, muss sie geschützt werden. Glücklicherweise ist dies für die meisten Menschen in den letzten Jahren zur Selbstverständlichkeit geworden. Aus gutem Grund. Die Haut «vergisst» keinen Sonnenbrand. Die schädigenden Einflüsse durch die Sonnenbestrahlung summieren sich über die Jahre und Jahrzehnte. Bösartige Hauttumore, die hauptsächlich durch Sonnenbestrahlung verursacht werden, kommen zu etwa drei Viertel im Kopfbereich vor. Durch die exponierte Lage der Ohrmuschel am Kopf tritt ein grosser Teil dieser Tumore hier auf. Meist sind es zu Beginn nicht heilende Krusten an der Ohrmuschel. Sie fallen nicht besonders auf und stören nur wenig – aber mit der Zeit vergrössern sie sich. In der Regel lassen sich diese Tumore chirurgisch behandeln, in seltenen Fällen muss allerdings die ganze Ohrmuschel entfernt werden. Besonders wichtig ist deshalb ein Sonnenschutz auch für die Ohrmuscheln. Und immer daran denken: Rückseite nicht vergessen. Ein zusätzliches Hilfsmittel ist ein Sonnenhut mit breiter Krempe, der die Ohrmuscheln mit abdeckt. ZUR PERSON Seit 2011 führt Dr. Toni von Büren eine eigene HNO-Arztpraxis in Altdorf. Als Facharzt betreut er die rund 35 000 Bewohner des Kantons Uri. Zudem ist er als Konsiliar- und Belegarzt im Kantonsspital Uri tätig. Im Vorstand der Stiftung pro audito Uri engagiert sich von Büren aktiv für Menschen mit Hörproblemen. Mai 2013 — Sonissima Vom Hörensagen 32 Superheld sei Dank Saubere Sache: Der weltweit erste OhrenWaschsalon eröffnete 2006 in Tokio: Zehn Minuten säubern, Akupunktur und Massage kosten dort etwa 17 Franken. Der vierjährige Anthony Smith will sein Hörgerät partout nicht tragen. Seine Helden sind Spider-Man, Hulk und Batman – und die tragen schliesslich auch keine Hörgeräte. So die simple Begründung des kleinen ComicFans. Verzweifelt wendet sich die Mutter an den Comic-Verlag Marvel, den Erschaffer des Helden-Universums. Marvel lässt sich nicht lange bitten und kreiert kurzerhand einen brandneuen Superhelden: «Blue ear», der ein blaues Hörgerät trägt. Und Anthony? Der will sein blaues Hörgerät seither gar nicht mehr ausziehen. «Unsympathische Menschen erkennt man an der Stimme!» Marc Sway, Musiker und Jurymitglied bei «The Voice of Switzerland» Sonissima — Mai 2013 ! t s s s s p Wie viel Geldscheine mögen es wohl sein, fragt sich Jeanne Moreau in «Eva» (1962). Wussten Sie, dass ... ... wir immer die gleiche Stille hören, wenn es auf der Leinwand mucksmäuschenstill wird? Zu verdanken ist diese Stille einem Tontechniker, der sie vor 50 Jahren aufgenommen hat. Da Sounddesigner bei der Filmvertonung gerne auf die altbewährte «Sound-Konserve» zurückgreifen, hören sich spannungsgeladene Szenen vertraut still an. Vom Hörensagen 33 Haariger Rekord Fotos: The blue Ear by Nelson Ribeiro; Keystone/Keystone Hamburg; Hitomi Kai Yoda; Fotolia/Petra B.; 2013 GUINNESS WORLD RECORDS Ltd. Wie lang sind eigentlich die längsten Ohrenhaare der Welt? Das Guinness-Buch der Rekorde weiss Antwort: Der Inder Antony Victor ist der Mann mit den längsten Ohrenhaaren – er kann stolze 18,1 Zentimeter lange Haare vorweisen. Sphärische Klänge Mit seinem sphärischen Klang-Projekt «The Sound oft the earth» nimmt der japanische Designer Yuri Suzuki den Zuhörer mit auf eine akustische Reise – in 30 Minuten geht es rund um die Welt. Wie bei einem klassischen Vinyl-Plattenspieler kreist die Nadel über die Rillen der metallenen, schwarzen Erdoberfläche. Hinterlegt ist die Weltkugel mit Klängen, die Yuri Suzuki im Laufe der letzten Jahre weltweit gesammelt hat. Der letzte Schrei Wenn Joachim Pfaff, besser bekannt als Wurst-Achim, seine Ware an den Mann bringt, dann wird es laut. «WurstAchim, das lauteste Lebewesen der Welt», ziert den Wagen des 53-jährigen Osnabrücker. Mit einem Messresultat von 107 Dezibel kann er es schon fast mit dem Lautstärkenpegel einer Kettensäge aufnehmen. Nicht umsonst gilt er als erfolgreichster und beliebtester Marktschreier Deutschlands. Aal-Ingo, Käse-Rudi, Nudel-Olli, Bananen-Uwe, Michel-Blumenkönig und TaschenOle – allesamt Mitbewerber um den lauten Titel – müssen gegen ihn leise beigeben. Mai 2013 — Sonissima W I S S E N — Sprachschatz 34 S P EZ I A L FA L L M U N D A RT « Sprache ist ein Identitätsmerkmal» Wieso wirken manche Sprachen und Dialekte lebhafter, lauter oder langsamer als andere? Sprachwissenschaftler Professor Dr. Stephan Schmid hat Antworten darauf. I NT E R V I E W: P AT R I C K S TE I N E M A N N 64% der Schweizer Gesamtbevölkerung sind deutschsprachig. Davon sprechen 93,3% im Alltag Dialekt. (Stand: Volkszählung 2000) Die Deutschschweizer Dialekte unterscheiden sich in ihrem Wortschatz und in ihrer Aussprache beträchtlich voneinander. Gibt es auch laute und leise Dialekte in der Schweiz? Bezüglich Lautstärke sind es nicht so sehr die regionalen Ausprägungen, welche die Dialekte unterscheiden. Es sind eher die individuellen Temperamente der Sprecher, deren soziale Hintergründe sowie spezifische Gesprächssituationen, die einen Einfluss auf die Lautstärke der Aussprache haben. Die Berner laufen ja angeblich nicht nur langsamer als die Zürcher, sie reden auch weniger schnell. Stimmt das auch aus wissenschaftlicher Sicht? Es gibt eine Studie, die genau zum gegenteiligen Ergebnis kommt. Allerdings wurden da nur ein einziger, offenbar ziemlich langsamer Zürcher und zwei aussergewöhnlich schnelle Berner Personen untersucht ... Eine andere, etwas grösser angelegte Studie bestätigt hingegen das Klischee. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es allerdings sehr schwierig, die Sprechgeschwindigkeit zu messen. Meist werden dabei die Silben pro Sekunde gezählt. Diese sind jedoch abhängig von der Sprachstruktur. Im Französischen und Spanischen etwa Sonissima — Mai 2013 sind die Silben einfacher als im Deutschen, dementsprechend wird das Deutsche auch als eher langsame Sprache wahrgenommen. Wie lassen sich die Sprachmelodien der Deutschschweizer Dialekte charakterisieren? Es wurden schon Experimente durchgeführt, bei denen die Sprache gefiltert wurde, sodass nur noch die Sprachmelodie erkennbar war. Dabei hat sich gezeigt, dass etwa das Walliserdeutsche oder das Bündnerdeutsche eher singende Dialekte sind, während der Zürcher Dialekt ziemlich flach ist. Eine Hypothese zur Frage, warum das so ist, gründet im Sprachkontakt der Dialektsprecher zu ihren Nachbarn. Und da sind die Walliser und die Bündner ja eher nach Süden zu den romanischen Sprachen ausgerichtet. Was ist besser verständlich, das Schweizerdeutsche oder das Hochdeutsche? Das Schweizerdeutsche hat mehr Betonungen und Akzente, während das Hochdeutsche eher als ganzer Bogen wahrgenommen wird. Grundsätzlich erleichtern Sprachen mit mehr Akzenten das Verstehen. Das Schweizerdeutsche ist jedoch «Das Walliserdeutsche oder das Bündnerdeutsche sind eher singende Dialekte, während der Zürcher Dialekt ziemlich flach ist.» Sprachschatz — W I S S E N 35 Müntschi Bern Müntsi Region Freiburg Muntsi Muntschi Zentralwallis Oberwallis Trüütli Appenzell Für das Wort Kuss gibt es im Dialekt vielerlei Ausdrücke – variierend nach Region. Chüssli / Chuss Nordostschweiz, Sarganserland Schmatz Zürich Schmutz / Schmütz(e)li Quelle: Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz, 2010 Verlag Huber Frauenfeld Unterwalden ein Spezialfall, weil hier viele Worte abgeschliffen sind oder sich überlappen. Für die Hörer ist beim Dialekt oft schwierig, zu erkennen, wo ein Wort anfängt und wo es aufhört. Im Hochdeutschen sind die Worte dagegen klarer voneinander abgegrenzt. Fotos: getty/David Ryle Die Nachbarsprachen des Schweizerdeutschen – Französisch und Italienisch – wirken lebhafter. Weshalb? Dazu gibt es zwar keine Studien, aber einige Erklärungsversuche. So sind in den romanischen Sprachen – wie schon erwähnt – die Silben kürzer und deshalb ist die Aussprache schneller, was wiederum lebhafter wirkt. Wenn wir Vokale und Konsonanten anschauen, dann stellen wir eine Korrelation von vokalreichen Sprachen im Süden und den damit verbunden offenen Mundstellungen fest, während im Norden Konsonanten und eher geschlossene Münder dominieren. Allerdings passt da der Vergleich des eher mono- tonen Spanischen mit dem benachbarten, eher singenden Portugiesischen nicht rein. Grundsätzlich sind es Sprachgewohnheiten, die sich auch in der Aussprache und der Sprechweise zeigen. Sprache ist ein wesentliches Identitätsmerkmal der Sprechenden. Sie dient sowohl dazu, sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen, als auch dazu, sich abzugrenzen. Welchen Einfluss haben fremde Sprachen auf die Aussprache einzelner Dialekte? Erste Messungen einer Pilotstudio haben ergeben, dass die Sprechgeschwindigkeit bei Immigrantenkindern zum Teil langsamer ist und der Rhythmus monotoner als bei nativen Dialektsprechern. Zudem zeigt sich, dass gewisse Konsonanten anders ausgesprochen werden, etwa das stimmhaftere «g» bei Sprechern aus dem Balkanraum. Es ist nicht auszuschliessen, dass sich das Schweizerdeutsche – wie auch andere Sprachen und Dialekte – durch die Akzente der Immigranten verändern wird. Wie langfristig und nachhaltig das sein wird oder ob es sich eher um eine wieder abklingende Modesprache handelt, können wir heute allerdings noch nicht sagen. ¶ ZUR PERSON Prof. Dr. Stephan Schmid ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Phonetischen Laboratorium der Universität Zürich und bietet als Lehrbeauftragter unter anderem einen Einführungskurs in die Phonetik an. Er ist zudem Titularprofessor für italienische Sprachwissenschaft. Mai 2013 — Sonissima W I S S E N — Echo 36 L E B E N S M I T T E L- S E N S O R I K KR A C H E N D E R KNUSPERSOUND Auf den guten Ton kommt es an – auch bei Esswaren. Denn wie es tönt, wenn wir reinbeissen, beeinflusst wesentlich unser Frischeempfinden. TE XT: R UTH HAFE N Sonissima — Mai 2013 Knusprig, also frisch, tönt lauter und höher. Echo — W I S S E N 37 Es gilt die Faustregel: je dicker, desto dumpfer das Geräusch beim Reinbeissen und Kauen. S Fotos: Avenue-Images/Jonathan Kantor; getty/Lars Klove chon für die Hexe aus «Hänsel und Gretel» war die Akustik beim Essen nicht ganz unerheblich. Wäre nämlich das Dach ihres Lebkuchenhauses mit labbrigem und nicht mit knusprigem Material bedeckt gewesen, wer weiss, wie das Märchen ausgegangen wäre. Auf jeden Fall hätte die Alte Hänsel und Gretel weder knuspern gehört, geschweige denn erwischt. An der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil kennt man sich nicht nur mit Lebkuchen aus, sondern mit Backwaren im weitesten Sinn. Hier leitet Annette Bongartz am Institut für Lebensmittel- und Getränkeinnovation die Fachstelle Sensorik. Neben den Vorlesungen, in denen sie Studierenden der Lebensmitteltechnologie das Handwerk der Sensorik vermittelt, führt sie für Kunden aus dem Lebensmittelsektor (darunter Grossverteiler und KMU aus der Schweiz) Versuchsreihen auf verschiedenen Gebieten durch. Ein Backwarenpanel etwa, zusammengesetzt aus Personen, die eigens dafür trainiert wurden, testet Produkte objektiv auf Krusten- und Krumeneigenschaften. lebensmitteltechnisch unbedenkliche Stoffe, etwa gewisse Enzyme (wie Amylasen und Lipasen) beimengen, damit die Ware länger frisch bleibe, erklärt sie, oder für die ideale Kruste mit der Mehlmischung experimentieren. Bei Guetzli etwa helfe aber auch die hermetische Verpackung, da besonders die Luftfeuchtigkeit schlecht für die Kruste sei. Vor allem bei Guetzli oder auch bei Pommes Chips kommt es neben der Verpackung aber auch auf die Oberfläche und die Dicke an, denn diese bestimmen mit, wie es tönt. Sind die Chips dick oder dünn, glatt oder geriffelt, beeinflusst das die Akustik und das Mundgefühl. Es gilt die Faustregel: je dicker, desto dumpfer das Geräusch beim Reinbeissen und Kauen. Für ihre Forschungen auf dem selten erwähnten Gebiet der Pommes-Chips-Akustik haben 2008 zwei Forscher, Massimiliano Zampini von der Universität im italienischen Trento und Charles Spence von der Universität Oxford, den Ig-Nobelpreis (franz.-engl. Wortspiel: ignoble) auf dem Gebiet Ernährung erhalten. Dieser «alternative Nobelpreis» ist eine satirische Auszeichnung, die an der amerikanischen Harvard-Universität seit 1991 verliehen wird. Er soll wissenschaftliche Leistungen ehren, die «Menschen zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen». Zampini und Spence konnten beweisen, dass Lautstärke und Klanghöhe beim Essen von Pommes Chips das Frischeempfinden beeinflussen. Im Experiment mussten die Versuchspersonen in 180 identische Pommes Chips der Marke Pringles beissen. Über den Kopfhörer, den die Tester trugen, veränderten die Forscher das Geräusch, das die Chips beim Reinbeissen angeblich machten. Die Testpersonen hatten so das Gefühl, unterschiedlich frische Chips zu essen. Knusprig, also frisch, tönt lauter und höher. Fazit: Wir können uns Dinge nicht nur schönreden, wir können sie auch schönhören. ¶ www.ilgi.zhaw.ch www.improbable.com (Ig-Nobelpreis) Sind die Chips dick oder dünn, glatt oder geriffelt, beeinflusst das die Akustik und das Mundgefühl. Gummige Bürli haben keine Chance Die Akustik könne, so Bongartz, nicht der wichtigste, aber doch ein entscheidender Punkt für die Gesamtbeurteilung eines Produktes sein; bei Brot und Backwaren natürlich mehr als etwa bei einem Fruchtsaft. «Die Konsumenten machen einen Teil des Frischeempfindens über die Akustik aus», erklärt sie. Wenns knuspert, wird es als frisch empfunden. «Gummige Bürli haben keine Chance», sagt sie. Man könne dem Brotteig Mai 2013 — Sonissima Klangkulisse 38 Sonissima — Mai 2013 Klangkulisse 39 E L E FA NTE N D U S C H E Hautpflege für Dickhäuter Anfang der Siebzigerjahre kam die Elefantendame Druk als ein Geschenk des Königs von Bhutan in den Zoo Zürich. Genau wie ihre fünf Artgenossen wird sie täglich geduscht. Diese Routine dient der Hautpflege und ist ein wichtiges Mittel, um das Vertrauen zwischen Pfleger und Tier zu vertiefen. Hören Sie selbst, wie es beim Baderitual her und zu geht. Einfach den QR-Code mit Ihrem Smartphone scannen und reinhören – am besten mit Kopfhörern. Foto: Keystone/Steffen Schmidt. Ton: Andri Probst http://bit.ly/elefantendusche Live dabei: Jeden Sonntag findet um 10 Uhr eine kommentierte Elefantendusche für die Besucher des Zoo Zürich statt. www.zoo.ch Mai 2013 — Sonissima S C H W E I Z — KanTON 40 HÖRBAR S C H W YZ 2 Kommen Sie mit auf eine geräuschvolle Entdeckungsreise durch den Urkanton Schwyz. 1 4 7 3 5 6 Einsiedel n 1 Grossartiges Welttheater Auf dem Platz vor der Einsiedler Klosterkirche wird diesen Sommer wieder Theater gespielt: Das «Einsiedler Welttheater» nach Calderón, erstmalig 1924 hier aufgeführt, gastiert erneut. Für die Spielperiode 2013 hat sich der Schriftsteller Tim Krohn des Stücks angenommen. Rund 500 Personen aus Einsiedeln und Umgebung sind wie in den Jahren zuvor an der Produktion beteiligt. Dabei wird es toben und tosen auf dem Klosterplatz. Aufführungen 40 Aufführungen vom 21. Juni bis 7. September 2013. Spielbeginn jeweils um 20.45 Uhr, Dauer 1 ¾ Stunden, ohne Pause. www.einsiedler-welttheater2013.ch Eine Gruppe von EinsiedlerMönchen gründete das Kloster Einsiedeln ursprünglich als Ort der Stille. Bis heute suchen die Mönche im Gebet und in der Stille nach Gott. Unterbrochen wird die Andacht höchstens durch Hämmern, Meisseln, Sägen und Zischen in den klostereigenen Werkstätten. Die lautere – wenngleich auch harmonische – Welt der Klänge und Töne fand und findet in der Klosterkirche statt. Bereits früh organisierte das Kloster öffentliche Orgelkonzerte und machte damit die Welt der Musik breiteren Kreisen zugänglich. Hier pfeifen die üppig verzierten Marien- und Mauritiusorgeln zusammen mit der Chororgel himmlische Klänge aus vergangenen Jahrhunderten aus der einzigartigen Orgellandschaft hinaus. www.wallfahrt-einsiedeln.ch Sonissima — Mai 2013 Stille und Orgelklänge KanTON — S C H W E I Z 41 Vitznau – Rigi 2 Dampf-Nostalgie Fauchend, keuchend und stampfend kletterten die Dampfrosse der letzten Jahrhundertwende auf die Rigi und verschlangen und verdampften auf der Bergfahrt satte 500 Kilogramm Kohle und 2 200 Liter Wasser. Als allererste Bergbahn Europas schnaufte eine solche Dampflok 1871 als Rigi Bahn von Vitznau hoch auf den beliebtesten Ausflugsberg der Schweiz weit über dem Vierwaldstättersee. Der puffende Lärm aus dem Schornstein, das Zischen der funkenden Räder auf der Schiene sind Musik in den Ohren von Bahnnostalgikern. Mit den Erlebnisfahrten «Dampf Nostalgie» der Rigi Bahnen kann man eine Reise zurück in die Zeiten machen, in der Bahnfahren noch eine laute und klangvolle Angelegenheit war. www.rigi.ch Fotos: wikimedia.org/Hofec; Judith Schlosser; zVg; Bundesamt für Landestopografie; Valentina Mächler 3 Theaterwelt im Hochofen Einst kochte und zischte der Hochofen in den ehemaligen Hürlimann-Holcim-Fabriken im Ingenbohler Industriegebiet. Dann wurde es still. Mucksmäuschenstill. Die Hochofenhalle der Zementfabrik Brunnen wurde 2008 stillgelegt. Heute hallt die Stimme von Theaterregisseurin Annette Windlin durch die Industriehalle wenn sie dem Ensemble Anweisungen bei den Proben gibt. Im letzten Juli wurde entschieden, dass ein Teil der Industriebrache in eine Theaterlandschaft verwandelt wird. Bei der Premiere der Inszenierung «Das Liebeskonzil» Ende dieses Sommers werden die Schauspieler rezitieren, lachen, streiten, schreien, intonieren bis das Publikum – hoffentlich mit tosendem Applaus – seinen Beifall spendet. Brunnen 20 Aufführungen vom 24. August bis Ende Oktober 2013 www.schwyzkultur.ch Mai 2013 — Sonissima S C H W E I Z — KanTON 42 Goldau 4 Tierisches T ier i Lauschkonzert Das D Da as Qu Q Quaken uake ake des Froschs, Röhren des Rothirschs, ak Schreien Scchr hreiien des d Esels, Fauchen der Wildkatze, Piepsen der Piep Pi Piep epse epse sen n de de Spitzmaus, Schnattern der Wildgans, Heulen des He eul ulen e de Wolfs – im Natur- und Tierpark en Goldau die Tiere ein wahres SinfonieGo old dau a sspielen pi pi orchester. Sie leben mitten in einem wildromanorch or che ches esster. terr.. te tischen Bergsturz-Waldgebiet auf rund 34 Hekttisc ti scche hen n Be aren ursprünglicher Natur. Rund 100 heimische arren n urs rspr prü pr ü und europäische Wildtierarten haben in den un nd eu euro rro op Gehegen eine Heimat gefunden. Der 1925 eröffG he Ge hege gen ne nete Natur- und Tierpark ist in einer einzigartigen, wilden Landschaft gelegen, die durch den «Goldauer Bergsturz» 1806 entstand und in die Geschichte eingegangen ist. Dabei donnerten 40 Millionen Kubikmeter Gesteinsmassen zu Tal und formten eine von Urgewalten geprägte Landschaft. www.tierpark.ch S T. K A R L B E R G S TAT I O N GLOCKENSPIEL BALMLI Illgau ILLGAU 5 Bim, bam, bum Mit der Seilbahn Illgau gelangt man zum Ausgangspunkt einer Familienwanderung der besonderen Art – der Seiliweg spricht die Sinne an. Am Blindenseil wird die Sehkraft herausgefordert, der Tastsinn bei der Käfersuche, der Gleichgewichtssinn auf der Seilbrücke. Auf das Gehör wartet auf dem Weg, der zwischen dem Wohnhaus und dem Stall Steinweid hindurchführt, – bim, bam, bum – ein fröhliches Glockenspiel. Damit kann man nach Lust und Laune bimmeln und dabei entdecken, wie jede einzelne Glocke tönt – jede erschallt in ihrem ganz eigenen Klang. Oder man entlockt ihnen im Zusammenspiel kleine Melodien. www.info-schwyz.ch Sonissima — Mai 2013 KanTON — S C H W E I Z 43 Fotos: iStochphoto/Milos Luzanin; Natur- und Tierpark Goldau; zVg; Stoosbahnen AG; Fotolia/opicobello; Trekking Team AG; Schweizerisches Nationalmuseum; Staatsarchiv Obwalden 6 Der Bruder d e des Alphorns Die Innerschwyzer sch haben ein traditionelles el Blasinstrument in die heutige ge e Zeit Z hinübergerettet: Ze den Büchel. nB . Von seiner Bauart her ist der Büchel ein Alphorn. Die alten Bü Büchel aus Tannenholz und mit papierdünner Birkenrinde umwickelt, die die Schwingungen besonders gut transportiert, haben allerdings keinen geraden Schaft, sondern eine Windung wie bei einer Trompete. Daraus entkommen heisere, archaische Töne, die aus dem Zwerchfell geblasen werden und wie bellende Füchse tönen. Weil das sehr schwierig zu spielen ist, haben die Muotathaler Büchelbauer vor etwa zwei Jahrzehnten angefangen, neue, gerade Büchel zu bauen, die wie bei einer Trompete mit der Zunge angestossen werden und so höhere Töne von sich geben. www.myalphorn.com 7 Muotatthal Höhlenzauber Das Hölloch im Muotathal befindet sich im Bauch eines Berges in der Muotathaler Karstlandschaft und gehört mit 190 Kilometern Länge zu einer der weltweit grössten Höhlen. Wer hinabsteigt, wird von einer fast heiligen, grossen Stille und Dunkelheit empfangen. Plötzlich hört man das Rauschen des Blutes in seinen Adern oder vielleicht gar ein Pfeifen in den Ohren. Schritte hallen. Der Atem weht. Und je nach Standort kann man einen Höhlenwind leise pfeifen hören. Unterirdische Wassersysteme drücken Rinnsale und Bächlein hervor und bringen sie zum Plätschern und Rauschen. www.trekking.ch Geschichte hören Wann und wo beginnt die Geschichte unseres Landes? Dieser und weiteren Fragen geht die Dauerausstellung «Entstehung Schweiz. Unterwegs vom 12. ins 14. Jahrhundert» im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz nach. Geschichte, e, e, die man nicht nur erleben, anschauen, sondern auch anhören kann. Die Welt rund um die Entstetete hung der Schweiz wird in Geschichten auf dem m iPod Audioguide erzählt, die durch einen Erlebbnisparcours über drei Stockwerke führen. Das macht den Museumsbesuch auch zu einem akustischen Erlebnis, das durch mehr als 700 Jahre Geschichte der Eidgenossenschaft führt. Besonders die Entstehungszeit erhitzte die Gemüter und löste – oft lautstarke – Debatten aus. z Schwy www.nationalmuseum.ch Mai 2013 — Sonissima S C H W E I Z — Audioguide 44 Terrakottafiguren aus Qin Shi Huangdis Kaisergrab. Der Genfersee mit Mont Blanc am frühen Morgen. FÜNF MUSEEN MIT AUDIOGUIDES Hörend sehen An trüben Tagen sind Museen regelrechte Zufluchtsorte. Die Schätze, die sie bergen, lassen sich dank Audioguides noch «anschaulicher» erkunden – jenseits von Sprachbarrieren und Berührungsängsten. 1 «Ferdinand Hodler» Die Fondation Beyeler fokussiert in ihrer Ferdinand Hodler-Ausstellung auf das Spätwerk des Schweizer Malers. Zu sehen sind Exponate, die er in den letzten fünf Jahren seines Lebens gemalt hat (1913 bis 1918). Selbstbildnisse und eine Serie über das Leiden und Sterben seiner Geliebten Valentine Godé-Darel geben Einblicke in das Leben und das Wesen von Hodler. Durch die Ausstellung führen Audioguides in Deutsch, Französisch und Englisch, angeboten werden zudem Führungen in Gebärdensprache für Hörgeschädigte (auf Anmeldung). Fondation Beyeler, Riehen BS 27. Januar bis 26. Mai 2013 Do–Di 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr www.fondationbeyeler.ch Sonissima — Mai 2013 2 «Qin – Der unsterbliche Kaiser und seine Terrakottakrieger» Die Ausstellung schildert die Entstehung des chinesischen Kaiserreichs und porträtiert die Figur des ersten Kaisers Qin Shi Huangdi (259–210 v. Chr.). Die Terrakottaarmee des Kaisers, die 1974 entdeckt wurde und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist Teil einer gigantischen Grabanlage, die bis heute nicht vollständig freigelegt ist. Rund 220 faszinierende Originalexponate lassen die Welt des ersten Kaisers aufleben. Audioguides stehen in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch zur Verfügung. Bernisches Historisches Museum, Bern 15. März bis 17. November 2013 Di–So 9–18 Uhr www.qin.ch Audioguide — S C H W E I Z 45 Fotos: Kunsthaus Zürich; Museum of Qin Shihnang terracotta Aemy Xi’an (China); Rodo Wyss; Matt, photo: B. Jacot-Descombes; Swiss-image.ch/Peter Maurer; Rahmen: Fotolia/Jack F Meisterwerk römischer Bildhauerkunst Anfang 2. Jh. Technische Raffinesse in schmucker Hülle. Manni Matter im Worb-Bähnli in Bern 1972. 3 4 «Mani Matter (1936–1972)» «Archäologie, schöne Künste, Kunsthandwerk» Mit Fotos und Briefen, Schallplatten und weiteren Objekten aus Mani Matters Nachlass zeichnet die Ausstellung ein ganzheitliches Porträt des Schweizer Liedermachers, Denkers und Lyrikers. Mehrere Hör- und Medienstationen lassen den Besucher tief in Leben und Werk Mani Matters eintauchen. Jeder Besucher erhält ein iPad, mit dem sich Texte und Lieder, Filmdokumente und Interviews herunterladen lassen. Die Kommentare zur Ausstellung gibt es in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Das Museum gehört mit einer Ausstellungsfläche von 7000 m2 nicht nur zu den grössten, sondern durch seine Sammlungen auch zu den wichtigsten Museen der Schweiz. Es zeigt kulturgeschichtliche Zeugnisse aus den Bereichen Archäologie, Schöne Künste und Kunsthandwerk von prähistorischen Zeiten bis in die Gegenwart. Das Museum bietet Audioguides in Deutsch, Französisch und Englisch an: einen zu den Schönen Künsten, eine Entdeckungstour zur gesamten Ausstellung sowie einen speziell für Taube und Hörgeschädigte. Landesmuseum Zürich, Zürich 26. März bis 8. September 2013 Di–So 10–17 Uhr, Do 10–19 Uhr www.nationalmuseum.ch Musée d’art et d’histoire, Genf Dauerausstellung Di–So 11–18 Uhr www.ville-ge.ch/mah 5 «L’homme et le temps» Es ist eine Schatzhöhle. Rund 4500 der berühmtesten Uhren gibt es zu entdecken, und jede einzelne macht die Bedeutung der Zeitmessung deutlich. Neben internationalen Uhren zeigt das Museum auch repräsentative Exponate der Schweizer Uhrmacherei, etwa eine Orgeluhr von Pierre JaquetDroz sowie mehrere Werke von Abraham Louis Breguet. Durch das Museum, das zum nationalen Kulturgut gehört, führen Audioguides in Deutsch, Französisch und Englisch. Internationales Uhrenmuseum «MIH», La-Chaux-de-Fonds Dauerausstellung Di–So 10–17 Uhr www.ville-de-la-chaux-de-fonds.ch/en/ musees/mih Mai 2013 — Sonissima S C H W E I Z — O-Ton 46 «Wenn meine Kinder ihre Babuschka-Puppen aus Holz öff nen.» «Wenn der Kühlschrank brummt, das macht mich wahnsinnig.» Frederik Kant, 49, Stockholm Welches GERÄUSCH ertragen Sie kaum? «Wenn der Presslufthammer dröhnt – dann laufe ich ganz schnell an der Baustelle vorbei.» Nicole Schulthess, 37, Zürich Vivien Corra, 16, Schaffhausen «Das Quietschen der Kreide auf der Wandtafel. Nur schon bei der Vorstellung daran, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf.» «Ganz schlimm finde ich es, wenn der Zug im Bahnhof einfährt und dabei dieses hohe, quietschende Geräusch macht.» Vreni Vogel, 60, Bad Ragaz Ralf Margreiter, 41, Zürich Sonissima — Mai 2013 Hannah Heimgartner, 16, Siblingen Fotos: Matthias Jurt «Wummernde, dröhnende Bässe.» Rubrik xxxxx 47 Falls Ohren spitzen nicht mehr reicht, besuchen Sie uns doch einmal. > Neuroth-Hörcenter Ihr Spezialist für besseres Hören. NEUROTH-HÖRCENTER Über 60x in der Schweiz und Liechtenstein www.neuroth.ch Mai 2013 — Sonissima G E R Ä U S C H I N V E N TA R #1 D as Fie p e n des R e h s im Wal d . Das Lieblingsgeräusch von Heidi Happy, Musikerin 60–70 dB