Freundin - Christiane Paul
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Freundin - Christiane Paul
unter freundinnen Zwei wie auf Klassenfahrt Sie können sich festquatschen, bis der Morgen graut: Schauspielerin Christiane Paul und ihre Agentin Madeleine Girke. Im Interview erzählten die beiden Berlinerinnen von rührenden, witzigen, streitbaren und inspirierenden Momenten ihrer Freundschaft Fotos: Jim Rakete/Photoselection s ist nicht ganz leicht, Madeleine Girke, 47, ins Bild zu kriegen. „Sonst stehe ich halt auch nicht im Rampenlicht!“, rechtfertigt die Managerin von Schauspielerin Christiane Paul, 34, ihre Versuche, sich beim Shooting hinter ihr zu verstecken. Hinter der Kamera sind die Rollen anders verteilt, Girke wacht mit mütterlicher Wärme über ihren Schützling. Die ausgebildete Ärztin Christiane Paul ist verheiratet mit dem Chirurgen Wolfgang Schwenk; sie haben Tochter Mascha, 5, und das gemeinsame Baby Maximilian. Am 14. Mai, 20.15 Uhr, ist Paul in der ARDKomödie „Copacabana“ neben Bruno Ganz und Nicole Heesters zu sehen. freundin: Sie sind nicht nur Freundinnen, sondern arbeiten auch zusammen. Kommen Privatleben und Job sich da nicht in die Quere? Christiane Paul: Wir bemühen uns, beides zu trennen. So rufe ich Madeleine nach 20 Uhr eigentlich nur aus privaten Gründen an. Ich respektiere, dass das ihre private Zeit ist, und achte darauf, nichts Berufliches anzusprechen. Madeleine Girke: Das klappt auch sehr gut. Natürlich sind wir abends mal zusammen auf Filmpartys – die sie mir aber manchmal ein bisschen zu früh verlässt! Ich denke dann: Wie, jetzt hab ich ein Glas Wein für uns ergattert und du willst schon gehen? Man könnte ja auch noch bleiben und etwas schnacken … E Steht nicht gern im Rampenlicht: Madeleine Girke mit ihrer prominenten Freundin Christiane Paul (vorn) Wohin zieht es Sie dann, Frau Paul? Paul: Ehrlich gesagt, oft einfach nur ins Bett. Das hat sicher mit meinem permanenten Schlafdefizit als Mutter zu tun. Ich suche aber generell auch lieber das Zweiergespräch. Die vielen Leute bei einer Party machen mich oft ganz kirre. Dann kriege ich die Hummeln … Und schon bin ich am Gehen. Spielt der Altersunterschied bei Ihnen keine Rolle? Paul: Nein, wir sind uns in vielem ähnlich, ergänzen uns aber auch. Ich denke oft: Oje, der Tag hat nur 24 Stunden, wie soll ich das schaffen? Da tut es gut, wenn Madeleine sagt: „Geh die Sache gelassener an, oft ist weniger mehr.“ Ihr liebster Rat: Qualität tut weh – man muss auch schwierige Phasen durchleben, um vielleicht noch besser zu werden. Von ihr nehme ich das an, sie weiß, wovon sie spricht. Girke: Ich war früher ja genauso wie sie, ich kenne diese Energie. Wenn man anfängt, Sätze nicht zu Ende zu sprechen, weil man schon den übernächsten Gedanken formuliert … Dann sage ich: „Christiane, mal etwas langsamer!“ Woher kennen Sie sich eigentlich? Paul: Zum ersten Mal sahen wir uns 1990 bei einem Model-Contest, an dem ich teilnahm. 1995 saß ich dann in einer Talkshow neben der damaligen MTVModeratorin Kristiane Backer, deren Managerin Madeleine war. Bei einem Essen kamen wir dann ins Gespräch. Girke: Das Christiane typisch bescheiden so begann: „Ich weiß gar nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern …“ Ich dachte nur: „Mädel, dich kann man gar nicht vergessen!“ Was bewundern Sie an der anderen? Girke: Dass Christiane so vielseitig ist, sich so viel Stress zumutet – und sich „Wenn eine Beziehung völlig frei von Neid ist, ist das ein großes Geschenk. Und das haben wir“ Christiane Paul dabei doch ihren Humor bewahrt. Und diese große Lust am Leben hat! Paul: Ich kann von Madeleine lernen, und tue das gern. Sehr beeindruckend fand ich, als sie mich durch das Atelier ihres verstorbenen Vaters geführt und mir seine Kunst gezeigt hat. Raimund Girke hat zum Beispiel eines dieser berühmten monochromen, weißen Bilder gemalt, um das es in Yasmina Rezas Theaterstück „Kunst“ geht. Diese Atmosphäre im Atelier gemeinsam mit Madeleine zu spüren, hat mich sehr berührt – das war ein ganz wichtiger Moment für uns beide. 10/2008 => 109 unter freundinnen Zwei wie auf Klassenfahrt Sie können sich festquatschen, bis der Morgen graut: Schauspielerin Christiane Paul und ihre Agentin Madeleine Girke. Im Interview erzählten die beiden Berlinerinnen von rührenden, witzigen, streitbaren und inspirierenden Momenten ihrer Freundschaft Fotos: Jim Rakete/Photoselection s ist nicht ganz leicht, Madeleine Girke, 47, ins Bild zu kriegen. „Sonst stehe ich halt auch nicht im Rampenlicht!“, rechtfertigt die Managerin von Schauspielerin Christiane Paul, 34, ihre Versuche, sich beim Shooting hinter ihr zu verstecken. Hinter der Kamera sind die Rollen anders verteilt, Girke wacht mit mütterlicher Wärme über ihren Schützling. Die ausgebildete Ärztin Christiane Paul ist verheiratet mit dem Chirurgen Wolfgang Schwenk; sie haben Tochter Mascha, 5, und das gemeinsame Baby Maximilian. Am 14. Mai, 20.15 Uhr, ist Paul in der ARDKomödie „Copacabana“ neben Bruno Ganz und Nicole Heesters zu sehen. freundin: Sie sind nicht nur Freundinnen, sondern arbeiten auch zusammen. Kommen Privatleben und Job sich da nicht in die Quere? Christiane Paul: Wir bemühen uns, beides zu trennen. So rufe ich Madeleine nach 20 Uhr eigentlich nur aus privaten Gründen an. Ich respektiere, dass das ihre private Zeit ist, und achte darauf, nichts Berufliches anzusprechen. Madeleine Girke: Das klappt auch sehr gut. Natürlich sind wir abends mal zusammen auf Filmpartys – die sie mir aber manchmal ein bisschen zu früh verlässt! Ich denke dann: Wie, jetzt hab ich ein Glas Wein für uns ergattert und du willst schon gehen? Man könnte ja auch noch bleiben und etwas schnacken … E Steht nicht gern im Rampenlicht: Madeleine Girke mit ihrer prominenten Freundin Christiane Paul (vorn) Wohin zieht es Sie dann, Frau Paul? Paul: Ehrlich gesagt, oft einfach nur ins Bett. Das hat sicher mit meinem permanenten Schlafdefizit als Mutter zu tun. Ich suche aber generell auch lieber das Zweiergespräch. Die vielen Leute bei einer Party machen mich oft ganz kirre. Dann kriege ich die Hummeln … Und schon bin ich am Gehen. Spielt der Altersunterschied bei Ihnen keine Rolle? Paul: Nein, wir sind uns in vielem ähnlich, ergänzen uns aber auch. Ich denke oft: Oje, der Tag hat nur 24 Stunden, wie soll ich das schaffen? Da tut es gut, wenn Madeleine sagt: „Geh die Sache gelassener an, oft ist weniger mehr.“ Ihr liebster Rat: Qualität tut weh – man muss auch schwierige Phasen durchleben, um vielleicht noch besser zu werden. Von ihr nehme ich das an, sie weiß, wovon sie spricht. Girke: Ich war früher ja genauso wie sie, ich kenne diese Energie. Wenn man anfängt, Sätze nicht zu Ende zu sprechen, weil man schon den übernächsten Gedanken formuliert … Dann sage ich: „Christiane, mal etwas langsamer!“ Woher kennen Sie sich eigentlich? Paul: Zum ersten Mal sahen wir uns 1990 bei einem Model-Contest, an dem ich teilnahm. 1995 saß ich dann in einer Talkshow neben der damaligen MTVModeratorin Kristiane Backer, deren Managerin Madeleine war. Bei einem Essen kamen wir dann ins Gespräch. Girke: Das Christiane typisch bescheiden so begann: „Ich weiß gar nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern …“ Ich dachte nur: „Mädel, dich kann man gar nicht vergessen!“ Was bewundern Sie an der anderen? Girke: Dass Christiane so vielseitig ist, sich so viel Stress zumutet – und sich „Wenn eine Beziehung völlig frei von Neid ist, ist das ein großes Geschenk. Und das haben wir“ Christiane Paul dabei doch ihren Humor bewahrt. Und diese große Lust am Leben hat! Paul: Ich kann von Madeleine lernen, und tue das gern. Sehr beeindruckend fand ich, als sie mich durch das Atelier ihres verstorbenen Vaters geführt und mir seine Kunst gezeigt hat. Raimund Girke hat zum Beispiel eines dieser berühmten monochromen, weißen Bilder gemalt, um das es in Yasmina Rezas Theaterstück „Kunst“ geht. Diese Atmosphäre im Atelier gemeinsam mit Madeleine zu spüren, hat mich sehr berührt – das war ein ganz wichtiger Moment für uns beide. 10/2008 => 109 unter freundinnen „Was Christiane mit ihrem Mann geschaffen hat, ist so schön: eine kleine bunte, glückliche Familie“ Frau Paul, Sie sind auch Ärztin wie Ihr Mann. Wie sieht der Mix in Ihrem Freundeskreis aus? Paul: Unser Freundeskreis ist bunt gemischt, da sind nicht nur Mediziner. Girke: Wobei: Ich finde, gerade Mediziner haben oft einen Hang zur Kunst, sind sehr musisch – vielleicht als Ausgleich. Ich bin natürlich froh über Christianes zweiten Beruf: Bei Wehwehchen kann ich ihr schnell mal eine Frage stellen, statt gleich zum Arzt zu gehen. Was bedeutet der Begriff Freundschaft ganz konkret für Sie? Paul: Man steht im Leben vielen Entscheidungen gegenüber, die man letztlich nur allein fällen kann. Menschen zu haben, die einem dann mit Rat und Verständnis zur Seite stehen und auch bei einem bleiben, egal wie man sich entscheidet: Das ist das Wichtige. Girke: Wir beide begleiten und beschützen uns. Ich erinnere mich an lange Gespräche mit Christiane, als mein Vater starb – sich dann aufgefangen zu wissen ist schön. Ihr wurde das Zuhören nie zu viel. Und: Ich bin sehr stolz auf sie, wenn sie Erfolg hat. Da krieg ich oft Tränen in die Augen. Frei von Neid und Eifersucht 110 => 10/2008 zu sein gehört auch zu einer Freundschaft. Paul: Missgunst ist ja oft ein Problem. Wenn man Beziehungen hat, die völlig frei davon sind, ist das ein großes Geschenk. Das haben wir. Erinnern Sie sich an besondere Momente? Girke: Letztes Jahr waren wir auf einer FincaEröffnung auf Mallorca, Boris Becker hatte eingeladen. Wir wohnten in einem süßen Landhotel, ich kam aber leider spät nachts nicht mehr in mein Zimmer. Also saßen wir bis 5 Uhr früh gemeinsam auf Christianes Terrasse. Dann legten wir uns wie auf Klassenfahrt zusammen ins Bett und brabbelten, bis wir eingeschlafen waren. Das war sehr vertraut, etwas, was man nicht mit jedem kann. Paul: Und meine Hochzeit! Wir saßen in der Nacht vorher ewig bei Whisky und Zigaretten zusammen, am nächsten Tag dann hast du mich quasi zum Altar geführt: mich von zu Hause abgeholt, mir in letzter Sekunde einen Brautstrauß besorgt. Meine Retterin in der Not! Hört sich dramatisch an. Was war los? Girke: Sie rief mich drei Stunden vor der Trauung an. Das Drama: Ihr Strauß passte nicht zum Kleid, welkte schon. Also sprang ich aus der Dusche und raste los, nahm bei diversen Blumenläden alle Rosen mit, die vorrätig waren. In einem Laden am Savignyplatz hatten sie spontan Zeit, diese Rosen auch zu binden. In letzter Sekunde! Als ich Christiane später so wunderschön vor dem Altar stehen sah, wusste ich, warum ich immer darauf bestanden habe, wirklich nur einmal in meinem Leben Trauzeugin sein zu wollen … Es ist einfach etwas Besonderes. Solltet ihr zwei also jemals Ärger kriegen, Christiane: Ich komme um die Ecke! Streiten Sie sich denn nie? Paul: Doch. Wir haben da Phasen, in denen wir denken: „Blöde Kuh!“ Girke: Dann bin ich zickig und knalle schon mal den Hörer auf. Es wäre ja fatal zu sagen, alles ist nur Sonnenschein. Wir haben beide Pfeffer im Blut. Welcher Punkt nervt am meisten? Girke: Mit Sicherheit der: Sie ist immer pünktlich, ich komme oft zu spät. Früher rief sie schon drei Minuten vor dem Treffen an und fragte: „Wo bleibst du?“ Da war ich ab und zu allein schon aus Trotz unpünktlich. Paul: Manchmal versuche ich extra, unpünktlich zu kommen. Bisher schaffe ich das nicht. Aber ich arbeite dran … Frau Girke, was wünschen Sie sich für Ihre Freundin Christiane noch? Girke: Schöne Rollen, klar, aber da wird noch viel kommen. Manchmal ein bisschen mehr Ruhe und Gelassenheit. Und dass ihr Leben weiter so glücklich ist. Was sie da mit Wolfgang geschaffen hat, ist so schön: Man kommt in eine kleine bunte Familie rein. Die Tochter hat wieder etwas merkwürdige Strümpfe zu merkwürdigen Oberteilen an, lacht und redet gleichzeitig. Und man geht vorbei und denkt sich: Aha. Wie die Mama. Das wünsche ich ihr: dass dieses Glück bleibt. Und dass sie bei allem Frieden biestig bleibt. Nichts ist schlimmer, als sich anzupassen, Christiane! Paul: Verstanden. Aber bleib du auch schön wachsam! Girke: Das musst du mir nicht sagen. Ich wohne ja gegenüber von Christiane und gucke von meiner Wohnung schräg auf sie runter. Und sei es nur, wenn dein Auto nicht richtig geparkt ist … Ich sehe alles, Kleene! Interview: Annette Schmiede HAARE, MAKE-UP, STYLING: BASICS Madeleine Girke