In Repräsentationsformen in den biologischen
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In Repräsentationsformen in den biologischen
In Repräsentationsformen in den biologischen Wissenschaften. Hg. von Armin Geus, Thomas Junker, Hans-Jörg Rheinberger, Christa Riedl-Dorn und Michael Weingarten. Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie, Bd. 3. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 1999, S. 249-279. Darwins deutsche Verleger und Übersetzer 249 ‘Vermittler dieses allgemeinen geistigen Handels’: Darwins deutsche Verleger und Übersetzer bis 1882* THOMAS JUNKER & DIRK BACKENKÖHLER „Und so ist jeder Übersetzer anzusehen, daß er sich als Vermittler dieses allgemeinen geistigen Handels bemüht, und den Wechseltausch zu befördern sich zum Geschäft macht. Denn, was man auch von den Unzulänglichkeiten des Übersetzens sagen mag, so ist und bleibt es doch eins der wichtigsten und würdigsten Geschäfte in dem allgemeinen Weltwesen.” Johann Wolfgang von Goethe an Thomas Carlyle, 20. Juli 1827 Übersetzungen von fremdsprachigen Originalwerken bilden einen Grundpfeiler des internationalen Wissenstransfers und haben eine strategische Bedeutung für die Verbreitung wissenschaftlicher Theorien. Wie schnell neue Entdeckungen international publik werden und welche länderspezifischen Rezeptionsunterschiede sich ergeben, hängt auch von Zeitpunkt und Qualität der Übersetzung ab. Wie bei anderen Publikationen kann man bei Übersetzungen zwischen Inhalt und Kontext unterscheiden. Wer waren die Übersetzer, was war ihr beruflicher und sozialer Hintergrund und aus welchem Motiv haben sie die Übersetzung durchgeführt? Was kann man über die jeweiligen Verleger sagen? Wie positionierten sie die Übersetzungen? Als wissenschaftliche oder populärwissenschaftliche Schrift, in welcher Auflage und Ausstattung, zu welchem Preis? Diese primär wirtschaftlich motivierten Interessen der Verleger können wichtige Indizien für die Popularität einer Theorie, eines Autoren oder eines Genres liefern. Wir möchten mit unserer Darstellung die Aufmerksamkeit auf den Kontext wissenschaftlicher Übersetzungen richten, indem wir die Verlage und Übersetzer vorstellen, die sich zu Charles Darwins Lebzeiten (bis 1882) um die Rechte an Übersetzungen seiner Hauptwerke ins Deutsche bemühten.1 Darwins metaphorische Sprache, in der * Paul Bühler (1936-1996) gewidmet, der Dirk Backenköhlers Mentor in allen Fragen der Evolution und des Darwinismus war, und für Annett, die seine wochenlangen Abende mit Darwin & Co geduldig ertrug. Ein wesentlicher Teil der Recherchen wurde in der Cambridge University Library (England) durchgeführt, wobei die Mitarbeiter der ”Correspondence of Charles Darwin” von großer Hilfe waren. Unser Dank gilt auch dem Schweizerbart Verlag, Herrn Dr. Obermiller, Herrn Wiese und Frau Grundner, für die freundliche Unterstützung bei der Suche nach Unterlagen zur Produktion der Übersetzungen von Darwins Schriften. 1 Einen (nicht ganz vollständigen) Überblick über die deutschen Ausgaben geben Perschmann (1909) und Freeman (1977). Die Verlage und Verleger wissenschaftlicher Literatur und ihre Rolle beim Wissenstransfer sind bisher von der Wissenschaftsgeschichte stiefmütterlich behandelt worden. Die Untersuchung wird dadurch erschwert, daß viele kleine Verlage nur relativ kurz existierten und kaum Spuren hinterlassen haben. Zu Verlagen und Verlegern in Deutschland vgl. Schmidt (1902-08) und WBB (1990-). Zu Verlagsveränderungen im ent- Thomas Junker & Dirk Backenköhler 250 Begriffe wie ‘natural selection’, ‘struggle for existence’ und ‘survival of the fittest’ ein zentrale Rolle einnehmen, machte eine adäquate Übersetzung besonders schwierig (vgl. beispielsweise Baron 1968a, b; Pörksen 1986).2 Während die inhaltlichen Kontroversen über Darwins Sprache und ihre adäquate Übertragung bis heute aktuell sind – jede moderne Darstellung der Evolutionstheorie muß sich dem Problem stellen, wie die genannten Begriffe zu übersetzen sind –, hat der sozialgeschichtliche Hintergrund kaum Aufmerksamkeit erfahren. Übersetzer und vor allem Verleger wurden offensichtlich als mehr oder weniger irrelvante Randerscheinungen aufgefaßt. So war es beispielsweise bis vor wenigen Jahren üblich, im Literaturverzeichnis wissenschaftshistorischer Schriften auf eine Nennung der Verlage zu verzichten; erst in den letzten Jahren hat sich hier ein Wandel angebahnt. Die internationale Gelehrtengemeinschaft war nach der Ablösung von Latein als allgemeiner Wissenschaftssprache durch die jeweiligen Landessprachen auf Übersetzungen angewiesen, um einen Zugang zu fremdsprachiger Fachliteratur zu erhalten. Erst in den letzten Jahrzehnten bahnt sich mit der Dominanz des Englischen wieder eine Entwicklung zu einer einheitlichen Wissenschaftssprache an. Für das 19. Jahrhundert und bis in die Mitte unseres Jahrhunderts kann man die Koexistenz mehrerer dominanter Wissenschaftssprachen feststellen: in erster Linie Französisch, Deutsch und Englisch. Die Notwendigkeit von Übersetzungen galt in noch stärkerem Maße für die sich ständig vergrößernde, lesende Öffentlichkeit, die an den neuesten Entdeckungen der Naturwissenschaften teilhaben wollte und denen sonst wegen mangelnder Sprachkenntnisse oftmals der Zugang verwehrt geblieben wäre (vgl. die umfassende Studie von Daum 1998). Die öffentliche Diskussion ist auch für die Darwin Rezeption in Deutschland bezeichnend: Die Begeisterung für Darwins Theorien wurde nur zum Teil von den Fachwissenschaftlern getragen; ihre eigentliche Stärke gewann sie durch das Interesse von Laien – von Lehrern, Ärzten und Apothekern u. a. (vgl. Junker & Richmond 1996). sprechenden Zeitraum: Erlecke (1871), Erlecke (1886), Volkening (1892) und das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Vgl. auch Meadows (1980) und MacLeod (1980). 2 Zur Rezeption der Theorien Darwins in Deutschland vgl. Montgomery (1974a, b), Kelly (1981), Corsi & Weindling (1985), Junker (1989, 1991, 1995a, b, 1998), Junker & Richmond (1996), Rieß (1994) und Engels (1995). Zur Rolle von Übersetzungen in den deutschfranzösischen Wissenschaftsbeziehungen am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert siehe Kanz (1996, S. 61-100). Darwins deutsche Verleger und Übersetzer 251 Tabelle: Darwins deutsche Übersetzer Übersetzer Jahr der Werk Publ. Jahr Anfrage Verlag Publ. Jahr Original Übersetz. Hartmann 1839 Journal 1839 ? – Dieffenbach 1844 " " Vieweg 1844 Kölliker 1859 Origin 1859 ? – Bronn 1860 " " Schweizerbart 1860 Bronn 1862 Orchids 1862 Schweizerbart 1862 Treviranus 1862 " " Schweizerbart – Hildebrand 1862 " " ? – Kindt 1864 " " ? – Rolle 1866 Origin 4th ed. 1866 Suchsland – Geinitz 1866 " " Schweizerbart – Leonhard 1866 " " Schweizerbart – Carus 1866 " " Schweizerbart 1867 Peschel 1866 Variation 1868 Oldenbourg – Carus 1867 " " Schweizerbart 1868 Vogt 1867 " " Ricker – 1867 " " Weise – Carus 1869 Descent 1871 Schweizerbart 1871 Vogt 1869 " " Ricker – ? 1869 " " Duncker – ? 1869 " " Brockhaus – ? 1869 " " Hoffmann – Meyer 1869 Darwin 1859 Besold 1870 Carus 1871 Expression 1872 Schweizerbart 1872 Lehmann 1872 " " ? – Major 1872 " " ? – Carus 1874 Ges. Werke – Schweizerbart 1874-81 Krause 1877 Sketch 1877 Günther 1877 Schlesinger 1877 " " Cologne Gazette ? Krause 1879 Erasmus 1879 Günther 1880 ? /Wallace Darwin In der Tabelle sind alle bekannten Übersetzer und Verlage aufgeführt, die sich bis 1882 um die Rechte an Übersetzungen von Darwins Werken ins Deutsche bemühten. Weitere Erläuterungen werden im Text gegeben. Thomas Junker & Dirk Backenköhler 252 Wir werden im folgenden die Entstehungsbedingungen der Übersetzungen verschiedener Werke Darwins schildern, biographische Hinweise zu den Übersetzern geben, Motiven für ihre Übersetzung nachgehen und Darwins eigene Präferenzen und Vorstellungen erläutern.3 Die Werke selbst können dabei nur andeutungsweise erwähnt werden. Der für unsere Fragestellung interessanteste Zeitraum sind die Jahre zwischen 1859, der Veröffentlichung von Origin of Species, und 1868, als sich Carus als ‘offizieller’ Übersetzer Darwins etabliert hatte. Bekannt wurden vor allem drei deutsche Übersetzer Darwins: Ernst Dieffenbach übersetzte Darwins Journal of Researches (1839) in der 1840ern. Heinrich Georg Bronn besorgte zwei Ausgaben von Origin of Species (1859) und die Übersetzung von Orchids (1862). Julius Victor Carus übersetzte alle anderen wichtigen Werke Darwins und überarbeitete die Übersetzungen von Dieffenbach und Bronn. Darüber hinaus gab es aber noch eine ganze Reihe anderer Anfragen von Übersetzern und Verlegern, die deutschsprachige Ausgaben von Darwins Werken erstellen wollten, und auf die wir durch die Kalendarien zu Darwins Briefwechsel aufmerksam gemacht wurden (vgl. Burckhardt & Smith (1994) und Junker & Richmond (1996)). Eine überraschend große Zahl von Briefen in Darwins Korrespondenz dreht sich um Übersetzungen, um inhaltliche Aspekte ebenso wie um rechtliche Fragen. Diese Briefe haben bisher nur wenig Beachtung gefunden; ihre Analyse eröffnet aber neue Gesichtspunkte: Darwin war schon um 1865 in Deutschland so bekannt, daß es für Verleger und Übersetzer attraktiv erschien, sich um die Rechte an seinen Werken zu bemühen. Dies ist auch insofern ein wichtiger Anhaltspunkt, als nur sehr wenige Details über die Verbreitung und Leserschaft von Darwins Büchern in Deutschland erhalten sind. Selbst Angaben über Auflagenzahlen der Übersetzungen sind für die frühen Ausgaben rar und müssen aus dem Briefwechsel von Darwin rekonstruiert werden. Journal of Researches (1839) Darwins erstes Buch, Journal of researches into the geology and natural history of the various countries visited by H.M.S. Beagle (1839a), ist sein vielleicht populärstes Buch und wird in der Zahl der Auflagen nur von Origin of Species übertroffen. Auf der Basis eines Tagebuchs gab Darwin in dieser Schrift eine faszinierende Schilderung seiner Erlebnisse auf der Reise mit der Beagle. Bereits wenige Monate nach der Veröffentlichung des Journal of Researches erhielt er am 23. August 1839 einen Brief von Carl Friedrich Alexander Hartmann (1796-1863)4, in dem dieser ihm mitteilte, daß er eine Rezension von Darwins Werk veröffentlicht habe5 und nun beabsichtige, das Buch zu übersetzen, sobald er einen Verleger gefunden habe (CCD 2: 214-5). Hart- 3 Vgl. auch Kirschke (1989) und G. Müller (1992). 4 Zu Hartmann vgl. DSB 6: 142-3 (M. Koch). 5 Die Rezension konnte nicht nachgewiesen werden. 253 Darwins deutsche Verleger und Übersetzer mann arbeitete zu dieser Zeit als Minenkommissar in Braunschweig, war aber gleichzeitig intensiv publizistisch und übersetzerisch tätig; er hatte u.a. Charles Lyells Principles of Geology (1830-33) ins Deutsche übertragen.6 Ein Anknüpfungspunkt zu den geologischen Interessen Hartmanns war insofern gegeben, als Darwin im Journal of Researches auch geologische Phänomene beschrieb. Es bleibt im Dunklen, warum Hartmann seinen Plan nicht verwirklichte; weitere Briefe von oder an Darwin sind nicht erhalten.7 Eine vollständige Übersetzung des Journal of Researches kam erst 1844 zustande, als eine Übersetzung durch Ernst Dieffenbach im Verlag Friedrich Vieweg und Sohn erschien. Friedrich Vieweg hatte seinen Verlag 1786 gegründet.8 Sein Sohn Eduard Vieweg modernisierte das Unternehmen und war einer der ersten deutschen Verleger, der technische Neuerungen in Buchdruck und Papierherstellung konsequent nutzte. Der Verlag wandte sich unter Eduard Vieweg zunehmend den Naturwissenschaften zu. Besonderes Engagement galt dabei der Chemie. Justus von Liebig, ein guter Freund Viewegs, hatte dies angeregt. Ein weiterer Schwerpunkt lag bei periodischer Literatur (Archiv für Anthropologie, Naturwissenschaftliche Rundschau und Jahresberichte der Chemie). Ernst Dieffenbach (1811-1855)9 hatte in Gießen Medizin zu studiert, mußte aber nach Zürich fliehen, da er sich in der Burschenschaftsbewegung engagiert hatte; 1835 konnte er in Zürich sein Studium abschließen, bevor ihn auch hier der lange Arm der deutschen Justiz erreichte – 1836 wurde er ausgewiesen. Die nächste Etappe seines Exils war London. 1839 konnte er die Leitung einer Expedition nach Neuseeland wahrnehmen. Ende 1841 kehrte er nach England zurück und bearbeitete die Ergebnisse seiner Forschungsreise. Ab 1843 bereitete Dieffenbach seine Rückkehr nach Gießen vor. Da er keine Stelle an der dortigen Universität erhielt, wurde er Mitarbeiter verschiedener wissenschaftlicher Fachzeitschriften, des Auslands und der Allgemeinen Zeitung. In diese Zeit fällt auch seine Übersetzung von Darwins Journal of Researches. Im Zuge der Revolution von 1848 entfaltete Dieffenbach rege politische Aktivität, die ihm eine mögliche Kandidatur für die Paulskirche einbrachte, was er jedoch ablehnte. 6 Von den Herausgebern der Correspondence of Charles Darwin wurde die Vermutung geäußert, daß Hartmann auf Lyells Anraten ein Freiexemplar des Journal of Researches zugesandt worden war (CCD 2: 215). 7 Noch im Jahr 1839 wurde ein kurzer Auszug aus dem Journal of Researches in deutscher Übersetzung veröffentlicht. In der Weimarer Zeitschrift Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde erschien in der Rubrik „Miscellen“ ein kurzer Abschnitt unter dem Titel: „Über die Luftschifferei der Spinnen“ (Journal of Researches, S. 187-8; Darwin 1839b). Der Übersetzer wird nicht genannt. Auch andere frühe, überwiegend geologische Arbeiten Darwins wurden ins Deutsche übersetzt. In den Neuen Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde und in den Annalen der Physik und Chemie erschienen Arbeiten von Darwin teils ganz (Darwin 1838a, 1838b, 1844b), teils im Auszug (Darwin 1841) und teils als Sammelrezension (Darwin 1845). Übersetzer werden ebenfalls nicht genannt. Die Sammelrezension in den Annalen, in der Darwins Theorie der Entstehung der Korallenriffe besprochen wird, besorgte J. C. Poggendorff, der Herausgeber der Zeitschrift, selbst. 8 Zu Friedrich Vieweg & Sohn vgl. Schmidt (1902-08, S. 983-6). 9 Zu Dieffenbach vgl. ADB 5: 120 (Gümbel), Wolkenhauer (1927) und Bell (1974). Thomas Junker & Dirk Backenköhler 254 In dieser Zeit leitete er die Redaktion der bei J. Ricker in Gießen erscheinenden Freien hessischen Zeitung. 1849 habilitierte sich Dieffenbach an der Universität Gießen für Geologie und 1850 wurde er zum außerordentlichen Professor für Geologie und Geognosie ernannt. Vier Jahre später, am 1. Oktober 1855, starb er. Dieffenbach hatte sich Ende Juni 1843 an Darwin gewandt, um die Möglichkeiten einer Übersetzung des Journal of Researches zu sondieren.10 Darwin zeigte sich von dem Angebot sehr erfreut, er versprach sich um die Holzschnitte und Tafeln zu kümmern und band Dieffenbach in seine eigenen Forschungen ein. Dem Brief vom 4. Juli 1843 legte er ein Exemplar der Questions about the Breeding of Animals (Darwin 1840) bei und bemerkte abschließend prophetisch: „‘Species’ is a subject, which I intend sometime to publish on.–“ (CCD 7: 477). Die Anregung zur Übersetzung scheint Dieffenbach von Alexander von Humboldt (1769-1859) und Justus von Liebig (1803-1873) erhalten zu haben. Besonders Liebig unterstützte Dieffenbach und vermittelte wohl auch den Kontakt zu dem Verleger Vieweg (vgl. Bell 1974, S. 114-5). Inhaltlich war Dieffenbach durch den langen Aufenthalt in England und die Expedition nach Neuseeland prädestiniert, das Journal of Researches zu übersetzen. Das wesentliche Motiv zur Übersetzung war aber ein ökonomisches – bedingt durch die Schwierigkeit, als Wissenschaftler eine angemessene Stelle zu finden. Origin of Species (1859; 1. deutsche Ausgabe 1860) Während die erste deutsche Übersetzung des Journal of Researches auf Anregung Dieffenbachs zustande gekommen war, hat Darwin sich bei Origin of Species schon frühzeitig um Übersetzungen ins Französische und Deutsche bemüht. Er ließ Freiexemplare nach Deutschland und Frankreich versenden und erkundigte sich bei seinen Freunden T. H. Huxley und Joseph D. Hooker nach „spekulativen Ausländern“, denen er ein Exemplar senden könne.11 Im deutschsprachigen Raum erhielten laut Darwins Liste Heinrich Georg Bronn, Julius Victor Carus, Robert Caspary, August Grisebach, Oswald Heer, Albert Kölliker, Rudolf Leuckart, Justus Liebig, Jakob Moleschott, August Heinrich Petermann, Christian Friedrich Schweizerbart und Carl Theodor Ernst von Siebold je ein Exemplar.12 Darwin ließ es aber nicht bei diesem Schritt bewenden, denn seine Theorie sollte nicht nur denjenigen Wissenschaftlern Deutschlands und Frankreichs bekannt werden, die in der Lage waren, Origin of Species im englischen Original zu lesen. Um eine möglichst breite Wirkung zu entfalten, wollte Darwin sein Werk übersetzen lassen. 10 Darwin an Dieffenbach, 4. Juli 1843 (CCD 7: 476-78). 11 Darwin an Huxley, 15. Oktober 1859 (CCD 7: 350-1) und Darwin an Hooker, 23. Oktober 1859 (CCD 7: 355-7). 12 Zu den Freiexemplaren von Origin of Species siehe CCD 8, Appendix III, S. 554-70. 255 Darwins deutsche Verleger und Übersetzer Als Herausgeber einer deutschen Ausgabe scheint Darwin zunächst Albert von Kölliker (1817-1905)13 im Auge gehabt zu haben. Am 9. Dezember 1859 also kurz nach Erscheinen von Origin of Species schrieb er an Huxley: „Do not forget when you write to Köllicker [sic!] to say a word about the Translation, it would do good service to the subject“ (CCD 7: 418). Ob Kölliker allerdings eine gute Wahl gewesen wäre, ist eher zu bezweifeln: Zum einen ist seine Sprache eher unbeholfen, zu andern hat sich Kölliker später gegen die Selektionstheorie ausgesprochen (Kölliker 1864). Aus Darwins Briefwechsel geht nicht hervor, woran dieser erste Versuch, einen Übersetzer für Origin of Species zu finden, scheiterte. Ein Brief von Heinrich Georg Bronn (18001862)14 machte die weitere Suche hinfällig: Bronn teilte Darwin nicht nur mit, daß er eine Rezension von Origin of Species verfaßt habe, sondern daß er mit der E. Schweizerbart’schen Verlagshandlung und Druckerei einen renommierten Verlag gefunden habe, der bereit sei, eine deutsche Übersetzung von Origin of Species herauszubringen.15 Die Motive Bronns und die Chronologie seiner Übersetzungen von Origin of Species und Orchids wurden an anderer Stelle bereits ausführlich geschildert, deshalb soll eine kurze Zusammenfassung genügen (vgl. Junker 1991). Bei der E. Schweizerbart’schen Verlagshandlung16 handelte es sich um einen der renommiertesten naturwissenschaftlichen Verlage Deutschlands. Er wurde im Jahre 1830 von Wilhelm Emanuel Schweizerbart (1785-1870) gegründet. Unter Leitung seines Neffen Christian Friedrich Schweizerbart (1805-1879) erweiterte der Verlag sein Programm in Richtung naturwissenschaftliche Spezialliteratur und naturwissenschaftliche Zeitschriften. Im Oktober 1867 wurde die Firma an Eduard Koch (18381897)17 verkauft, der sich fast ausschließlich auf die Naturwissenschaften (Geologie, Mineralogie und Paläontologie) konzentrierte. Dank Bronns zügiger Übersetzung konnte die erste fremdsprachige Ausgabe von Origin of Species in drei Lieferungen schon zwischen dem 4. April und 11. Juni 1860 erscheinen.18 Der Übersetzung hatte Bronn auf Darwins Anregung hin19 Anmerkungen und als 15. Kapitel ein „Schlußwort des Übersetzers“angefügt, in dem er sich mit 13 Zu Kölliker vgl. Kölliker (1899), Ehlers (1906), Waldeyer (1906), DSB 7: 437-40 (Erich Hintzsche) und NDB 12: 322-3 (Erhart Kahle). 14 Zu Bronn vgl. ADB 3: 355-60 (Gümbel), DSB 2: 497-8 (Bert Hansen), NDB 2: 633-4 (Werner Quenstedt), Schumacher (1975) und Junker (1991). 15 Darwin an Huxley, 2. Februar 1860 (CCD 8: 64-5). 16 Zur Geschichte der E. Schweizerbart’schen Verlagshandlung vgl. Jubiläumskatalog (1926). 17 Zu Koch vgl. Correspondenz-Blatt (1897). 18 Die Produktionsbücher aus dieser Zeit sind leider beim Verlag nicht mehr nachweisbar, doch aus dem Briefwechsel lassen sich für die ersten Auflagen der Entstehung der Arten folgende Zahlen rekonstruieren: Bronn gab Darwin gegenüber an, die erste Auflage der Entstehung der Arten sei „nicht sehr stark“ gewesen. (Bronn an Darwin, vor dem 11. März 1862; CCD 10: 109-11). Die Auflage der zweiten deutschen Auflage von 1863 hat nach Angaben von Schweizerbart 1000 Exemplare betragen (Schweizerbart an Darwin, 7. Juni 1862; CCD 10: 235-6). 19 Darwin an Bronn, 4. Februar 1860 (CCD 8: 70). Thomas Junker & Dirk Backenköhler 256 Darwins Theorien auseinandersetzt.20 Bei den Fußnoten Bronns handelt es sich zu etwa je einem Drittel um kritische Anmerkungen, Erläuterungen und Literaturhinweise. Im Gegensatz zu Hartmann und Dieffenbach hat Bronn aus rein wissenschaftlichem Interesse übersetzt; ökonomische Beweggründe haben keine Rolle gespielt. Es läßt sich nur mutmaßen, wie wichtig eine frühzeitige Übersetzung für die Verbreitung von Darwins Theorien in Deutschland war. Sieht man frühe Besprechungen durch deutsche Autoren daraufhin durch, ob sie das Original oder die Übersetzung zitieren, so läßt sich anhand von Zitaten und verwendeten Begriffen mindestens bei der Hälfte der Arbeiten nachweisen, daß sie Bronns Übersetzung verwendeten.21 Es scheint trotz eines gut entwickelten Buchhandels auch schwierig gewesen zu sein, ein Originalexemplar zu erwerben. Wilhelm Preyer, der englischstämmige, an der Universität in Jena tätige Physiologe, erinnert sich später: Ich „bemühte mich längere Zeit vergeblich, das englische Original zu erhalten. [...] Im Frühjahr 1861 gelang es mir endlich ein Exemplar der dritten Auflage zu erwerben“ (Preyer 1896, S. 131). Von verschiedenen Autoren wurde nun darauf hingewiesen, daß die Diskussionen um Darwins Theorie in Deutschland erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahren einsetzten. T. H. Huxley kommentierte dies später mit den Worten: „Germany took time to consider“ (LL 2: 186). Oscar Peschel hat vermutet, daß dies mit dem Zeitpunkt der Verbreitung der Übersetzung zusammenhängt: „Der Streit [um Darwins Theorie] ist ebenso heftig bei uns wie unter den Engländern entbrannt, nur fieng er nicht eher an heiß zu werden als bis eine deutsche Uebersetzung sich verbreitet hatte, woraus sich also ergab daß wissenschaftliche Bücher in englischer Sprache viel weniger gelesen werden als wir geglaubt hatten“ (1867, S. 73). Gegen die Vermutung Peschels spricht allerdings, daß die deutsche Übersetzung bereits ein halbes Jahr nach der Originalausgabe vorlag und sich wohl auch gut verkaufte. Von anderen Autoren wurde deshalb nicht der Zeitpunkt, sondern die Qualität von Bronns Übersetzung für Probleme beim Verständnis der Darwinschen Theorien verantwortlich gemacht. So schrieb August Schleicher in einem offenen Brief an Haeckel: „Ich habe Deinen Willen gethan und mich durch das einiger Maassen unbeholfen angeordnete und schwerfällig geschriebene und theilweise in kurioses Deutsch übersetzte Buch von Anfang bis zu Ende hindurch gearbeitet; die meisten Theile des Werks reizten zu wiederholtem Lesen“ (1863, S. 3). Ernst Hallier kritisierte 20 Kai Kanz weist anhand von deutschen Übersetzungen französischer naturwissenschaftlicher Literatur nach, daß es zu dieser Zeit durchaus üblich war Übersetzungen zu kommentieren (1996, S. 69-74). 21 Das Original wird beispielsweise zitiert von: Rütimeyer (1861, S. 5), R. Wagner (1860-1, S. 5-8), Virchow (1862, S. 31 Fn.), Hildebrand (1863, S. 329), Treviranus (1863, S. 1), Kölliker (1864) und Nägeli (1865, S. 9). Die Bronnsche Übersetzung wird angeführt von: Büchner ([1860] 1862, S. 246), Weinland (1861b), Frohschammer (1862, S. 439), Jäger (1862, S. 107), Haeckel (1862, S. 232 Fn.), Schleicher (1863) und Fritz Müller (1864, S. 4). Darwins deutsche Verleger und Übersetzer 257 1865: „Manche Missverständnisse, welche aus Darwin’s Arbeit entsprungen sind, muss man leider dem Umstand zuschreiben, dass die Autoren nur die Uebersetzung benutzt haben“ (1865, S. 61).22 Bronn hatte sicher keine sehr elegante Sprache; verglichen mit zeitgenössischen Schriften ist sie aber nicht außergewöhnlich unbeholfen. Tatsächlich hat Bronn aber auch einige wichtige Passagen sinngemäß verändert oder ausgelassen.23 Vergleicht man die Übersetzungen von Bronn und Carus, so zeigt sich, daß Carus relativ wenig verändert hat. Er hat etliche Fachtermini präzisiert und Bronns Entstellungen korrigiert, einige stilistische Verbesserungen vorgenommen, aber keine neue Übersetzung vorgelegt. Dies wird auch im Titel der 3. deutschen Auflage von 1867 anerkannt: „Aus dem Englischen übersetzt von H. G. Bronn. Nach der vierten englischen sehr vermehrten Ausgabe durchgesehen und berichtigt von J. Victor Carus.“ Ein Grund für die schwere Verständlichkeit von Bronns Übersetzung dürfte darin liegen, daß die Leser Probleme hatten, Darwins Theorie inhaltlich zu verstehen. Es sollte nicht übersehen werden, welche Übersetzungsleistung Bronn zu erbringen hatte. Er mußte Darwins metaphorische Sprache und einige völlig neue Begriffe, die in eine revolutionäre Sicht der Natur eingebunden waren, als erster zu übersetzen. Auf dem Hintergrund der wissenschaftlichen Traditionen, in denen Bronn aufgewachsen war, war dies trotz aller Mängel keine geringe Leistung. Wie sehr er dabei zu kämpfen hatte, zeigt auch, daß er noch in seiner Rezension im Neuen Jahrbuch „natural selection“ mit „Wahl der Lebensweise“ übersetzte und damit ganz im Lamarckistischen Sinne deutete. Erst durch einen Hinweis Darwins korrigierte er diese Fehleinschätzung. Der Übersetzung kommt dadurch ein hoher Quellenwert zu, sie stellt quasi eine erste Stufe der Rezeption dar. Zudem versuchten sich nach Bronns Tod, als die Frage der Übersetzungen neu zu klären war, verschiedene Verleger und potentielle Übersetzer durch Kritik an Bronn zu profilieren. Orchids (1862) Als erstes größeres Werk Darwins nach 1859 erschien am 15. Mai 1862 On the Various Contrivances by which British and Foreign Orchids are Fertilised by Insects. Mit dieser Schrift begründete Darwin die Blütenökologie als wissenschaftliche Forschungsrichtung. Während Darwin sich bei Origin of Species noch selbst um einen Übersetzer bemühte, lagen ihm bei Orchids bereits mehrere Angebote vor und auch 22 Vgl. auch Rütimeyer (in Martin & Uschmann (1969, S. 118), Rütimeyer 1868, S. 139), Preyer (1870, S. 319), Taschenberg (1903a), G. Müller (1992, S. XIV) und Junker (1991). 23 Die wichtigsten Entstellungen der Übersetzung gegenüber dem Original sind: 1. Im Titel übersetzt Bronn „origin“ mit „Entstehung“ und „the preservation of favoured races“ als „Erhaltung der vervollkommneten Rassen.“ 2. Den berühmten Satz: „Light will be thrown on the origin of man and his history“ (Darwin 1859, S. 488) läßt Bronn komplett aus. 3. In derselben Passage unterläuft Bronn ein weiterer interessanter Fehler: Er übersetzt „psychology“ mit Physiologie, und zeigt so, welche menschlichen Fähigkeiten er auf keinen Fall naturalistisch erklären möchte. Thomas Junker & Dirk Backenköhler 258 der Verlag E. Schweizerbart zeigte sich an einer Übersetzung interessiert, zumal Darwin die verwendeten Holzschnitte zum Selbstkostenpreis zu beschaffen versprach.24 Bei der Absprache zwischen Verlag und Übersetzern kam es jedoch zu Mißverständnissen; nach Bronns Aussage hatte Schweizerbart sich wegen einer deutschen Übersetzung von Orchids sowohl an L. C. Treviranus als auch an Bronn selbst gewandt. Ludolph Christian Treviranus (1779-1864)25 war von seinen wissenschaftlichen Interessen her ein offensichtlicher Kandidat. Er brachte Darwins Schriften über die Befruchtung der Pflanzen besonderes Interesse entgegen, da er sich mehrere Jahre mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte, jedoch zu anderen Ergebnissen als Darwin gelangt war. Treviranus hielt die Selbstbefruchtung bei Pflanzen für die Regel, während Darwin die verschiedenen Mechanismen untersuchte, mit denen Selbstbefruchtung vermieden wird (vgl. Junker 1989, S. 143-4). Obwohl Treviranus bereits über 80 Jahre alt, bekundete er Schweizerbart gegenüber seine Bereitschaft, Orchids zu übersetzen. Zu einer Übersetzung durch Treviranus kam es aber nicht, da Bronn die Übersetzung bereits bis Seite 306 fertiggestellt hatte.26 Orchids hat auf Bronn, der sofort mit der Lektüre begann, einen tiefen Eindruck gemacht, er ließ sich aus dem Gewächshaus der Universität blühende Orchideen kommen, um Darwins Beobachtungen selbst wiederholen zu können und er arbeite – wie er schrieb – Tag und Nacht, um die Übersetzung möglichst schnell dem deutschen Publikum vorlegen zu können (ebd.) Ende Juni hatte Bronn die Übersetzung abgeschlossen, wenig später, am 5. Juli 1862, starb er. Bereits wenige Tage nach Bronns Tod (am 14. Juli 1862) wandte sich der junge Botaniker Friedrich Hildebrand (1835-1915)27 an Darwin, um sich zu erkundigen, ob er für etwaige Übersetzungsdienste zur Verfügung stehen könnte, denn es sei ja unwahrscheinlich, daß Bronn die Übersetzung vor seinem Tode noch abgeschlossen habe (CCD 10: 323). Hildebrand wäre sicher ein geeigneter Übersetzer für Orchids gewesen: Er war in den folgenden Jahren einer der ersten, der die Anregungen, die Darwin zur Sexualität der Pflanzen gegeben hatte, aufgriff und verschiedene Blüten auf das „Gesetz der vermiedenen und unvortheilhaften stetigen Selbstbefruchtung“ hin untersuchte.28 Hildebrand, der zu dieser Zeit als Privatdozent bei Treviranus in Bonn tätig war, war wohl von diesem über den Stand der Übersetzung informiert worden. Auch Hildebrands Interesse an einer Übersetzung war in erster Linie durch wissenschaftliche Motive bestimmt. Treviranus, Bronn und Hildebrand hatten Interesse an 24 Darwin an Bronn, 11 März 1862 (CCD 10: 111-2). 25 Zu Treviranus vgl. Treviranus (1866), ADB 38: 588-591 (E. Wunschmann) und DSB 13: 4623 (P. Smit). 26 Bronn an Darwin, 21 Juni 1862 (CCD 10: 265-8). 27 Zu Hildebrand vgl. Junker (1989, S. 145-7). 28 So der Untertitel zu Hildebrands Die Geschlechter-Vertheilung (1867). Darwins deutsche Verleger und Übersetzer 259 einer Übersetzung von Orchids, weil sie die Anwendung der Darwinschen Theorien auf ein konkretes, bisher rätselhaftes biologisches Phänomen faszinierte. Vollständigkeitshalber sei noch eine Anfrage des Journalisten Hermann Kindt aus dem Jahr 1864 erwähnt.29 Kindt, der über die Übersetzung von 1862 anscheinend nicht informiert war, fragte, ob er Teile der Orchids für einen ungenannten Freund übersetzen könne. Origin of Species (3. deutsche Ausgabe 1867) Eine intensivere wissenschaftliche Diskussion der Darwinschen Theorien begann in Deutschland erst von den Jahren 1863 bis 1865 an. Um diese Zeit begannen auch Schriften zu erscheinen, die sich ausdrücklich an eine breitere Öffentlichkeit wandten: Friedrich Rolles Chs. Darwin’s Lehre von der Entstehung der Arten im Pflanzen- und Thierreich in ihrer Anwendung auf die Schöpfungsgeschichte (1863) und Ernst Haeckels Rede „Ueber die Entwickelungstheorie Darwin’s“ (1864) auf der Versammlung der Naturforscher und Ärzte sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Darwins zunehmende Popularität spiegelte sich in immer häufiger erfolgenden Angeboten von Verlegern und Übersetzern wider. Bronns Übersetzung von Origin of Species war 1863 in zweiter, vermehrter Auflage erschienen. Anfang 1866 wandte sich Friedrich Emil Suchsland (1808-1903)30, ein Verleger aus Frankfurt, an Darwin. Durch seinen in England lebenden Sohn Rudolf Suchsland (1839-1921) schrieb er am 10. März 1866 an Darwin und bat ihn um die Erlaubnis, eine neue deutsche Ausgabe von Origin of Species vornehmen zu dürfen: „It is true that one German translation by Professor Bronn of Heidelberg already exists; but as it is not generally considered a successful reproduction, I think, another and more liberal translation has not only become a necessity for Germany considering the great importance and propagation of your theory there, but is also in your own interest.“31 Suchsland schlug als möglichen Bearbeiter der neuen Auflage Friedrich Rolle vor. Die Antwort Darwins, der zu dieser Zeit mit der Überarbeitung der neuen, vierten englischen Ausgabe von Origin of Species beschäftigt war, ist nicht erhalten geblieben. Er scheint jedoch auf Suchslands Vorschlag durchaus positiv reagiert zu haben, denn Suchsland fühlte sich ermutigt, sein Vorhaben weiter zu verfolgen. Vielleicht auf Darwins Hinweis hin, der sich seinem bisherigen Verleger verbunden fühlte, wandte sich Suchsland auch an Christian Friedrich Schweizerbart und teilte ihm mit, daß er 29 Kindt an Darwin, 5. September 1864 (DAR 169). Es konnten bisher keine biographischen Hinweise zu Hermann Kindt gefunden werden. 30 Die Lebensdaten und weitere Informationen zu Friedrich Emil Suchsland und Rudolf Suchsland wurden uns freundlicherweise von der Familie Suchsland (Frankfurt am Main) zur Verfügung gestellt. 31 Suchsland an Darwin, 10. März 1866 (DAR 177). Thomas Junker & Dirk Backenköhler 260 beabsichtige eine neue Ausgabe von Origin of Species herauszugeben. Er erklärte sich bereit, eventuelle Restexemplare der alten Auflage aufzukaufen, um damit den Ansprüchen der E. Schweizerbart’schen Verlagshandlung gerecht zu werden.32 Suchsland, der 1836 die renommierte J. C. Hermann’sche Verlagsbuchhandlung übernommen hatte, erkannte schon frühzeitig die verlegerischen Möglichkeiten von Darwins Theorien. Er plante, diese in einer Reihe von leichter faßlich geschriebenen Büchern einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dazu gewann er den in Bad Homburg ansässigen Paläontologen und Mineralienhändler Friedrich Rolle. Friedrich Rolles (1827-1887)33 Einsatz für die Darwinsche Theorie ist bereits gewürdigt worden (Martin & Uschmann 1969). In Tübingen, wo er sein Studium 1852 abschloß, war er in Kontakt mit einer Gruppe von jungen Männern gekommen, die später eine wichtige Rolle bei der frühen Darwinrezeption in Deutschland spielten. Hier sind besonders Gustav Jäger (1832-1917) und David Friedrich Weinland (1829-1915) zu nennen. Rolle veröffentlichte in den 1860er Jahren bei Suchsland zwei Bücher, die Darwins Theorien „gemeinverständlich“ darstellten (Rolle 1863, 1866). Doch auch Schweizerbart war inzwischen vom ökonomischen Wert der Bücher überzeugt. Immerhin waren die zwei Ausgaben der Entstehung der Arten wohl schon fast verkauft, weshalb er nicht gewillt war, die Rechte kampflos abzugeben. Nach Erhalt des Briefs von Suchsland wandte sich Schweizerbart noch am folgenden Tag (23. März) an Darwin, um ihn in Kenntnis zu setzen, daß er an eine neue Auflage denken müsse und daß er dafür als Bearbeiter Hanns Bruno Geinitz (1814-1900)34 aus Dresden ins Auge gefaßt habe. In Anbetracht der Tatsache, daß Schweizerbart innerhalb einer kurzen Zeitspanne antworten mußte, war dies eine verständliche Wahl, denn Geinitz war dem Verlag durch zahlreiche geologische Publikationen und als Herausgeber des Neuen Jahrbuchs für Mineralogie, Geognosie und Petrefaktenkunde verbunden. Auch Suchsland versuchte nun noch einmal alle Hebel in Bewegung zu setzen, um sich vielleicht doch noch die Übersetzungsrechte sichern zu können.35 Sein Sohn schrieb am 2. April 1866 abermals an Darwin und erläuterte, daß das neue Angebot der E. Schweizerbart’schen Verlagshandlung nur durch die Aktivitäten seines Vaters ausgelöst worden sei. Als Beweis legte er eine Kopie des Angebots seines Vaters an den Verlag E. Schweizerbart bei.36 Darüber hinaus äußerte er Zweifel an der Wahl von Geinitz als neuem Bearbeiter, da sich dieser bisher Darwins Ideen gegenüber skep- 32 Suchsland an Schweizerbart, 22. März 1866 (Beilage zum Brief von R. Suchsland an Darwin, 2. April 1866; DAR 177). 33 Zu Rolle vgl. ADB 29: 76-8 (Gümbel), Martin & Uschmann (1969), Geologischer Arbeitskreis der Volkshochschule Bad Homburg (1987) und Martin (1987a, b). 34 Zu Geinitz vgl. Geinitz (1900) und NDB 6: 151-2 (Max Pfannenstiel). 35 Die ersten Vereinbarungen über Urheberrechte zwischen Preußen, Sachsen und England datieren von 1846 (Fallbacher 1992, S. 84, 128). 36 Suchsland an Darwin, 2. April 1866 (DAR 177). Darwins deutsche Verleger und Übersetzer 261 tisch geäußert hätte: „he has never before made himself thoroughly acquainted with your theory & under those circumstances it is a great question, whether the new edition will be an improvement on the preceding ones.“37 Suchsland erneuerte seinen Vorschlag, daß eine Übersetzung unter Aufsicht von Friedrich Rolle sicherlich die bessere Lösung wäre, um Darwins Ideen in Deutschland zu fördern, und schlug vor, Darwin möge doch zwei Übersetzungen in Deutschland autorisieren.38 Darüber hinaus hat sich Suchsland auch mit Rolle selbst in Verbindung gesetzt, denn dieser schrieb ebenfalls an Darwin, um ihn vor Geinitz als neuem Bearbeiter zu warnen.39 Darwin griff in die Wahl des neuen Übersetzers durch Schweizerbart jedoch nicht ein und wollte wohl auch einen Verlagswechsel nicht wagen: „I had nothing whatever to do with the selection [of Geinitz] as this lay entirely with the publisher“40 schrieb er später an Rolle. Suchsland jedenfalls zog unter den Umständen sein Angebot zurück und gab seinen Plan einer Übersetzung auf.41 Einmal noch erlangte Suchsland in den folgenden Jahren eine gewisse Bedeutung für den Darwinismus in Deutschland, als er im Jahre 1867 und 1868 mit Rolle den Versuch unternahm, die Hertha als ein Forum zur Verbreitung der Darwinschen Theorien ins Leben zu rufen. Diesem Projekt war jedoch kein Erfolg beschieden. Es erschienen nur zwei Hefte des ersten Jahrgangs, deren Beiträge allesamt von Rolle selbst verfaßt worden waren. Schweizerbart war in der Zwischenzeit auf der Suche nach einem neuen Bearbeiter, denn Geinitz hatte das Angebot aus Stuttgart abgelehnt. Als Alternativen kamen nun der Mitherausgeber des Neuen Jahrbuchs, der Heidelberger Professor Gustav Leonhard (1816-1878)42, und der von Geinitz empfohlene an der Universität in Leipzig tätige Julius Victor Carus in Frage.43 Wie Schweizerbart Darwin am 15. Mai 1866 mitteilte, bevorzuge er jedoch Leonhard, da dieser wie Geinitz dem Verlag schon seit längeren verbunden sei und durch seine Tätigkeit in Heidelberg dem Verlag 37 Suchsland an Darwin, 2. April 1866 (DAR 177). Uns ist nur eine entsprechende kürzere Abhandlung von Geinitz (1863) bekannt, die sich auch nur am Rande mit der Evolutionstheorie auseinandersetzt. Geinitz äußerte sich hier im Sinne der Owenschen Theorie, derzufolge Archaeopteryx ein in seiner Entwicklung gehemmter Vogel sei: „In diesem Fossil ist der embryonale Zustand beständig geworden, und es bietet demnach dieser Prototyp der Vögel Analogien mit anderen Wirbelthieren dar.“ 38 Suchsland scheint trotz seiner populärwissenschaftlichen Aktivitäten nicht an eine „billige“ Ausgabe gedacht zu haben. Die Schweizerbart Ausgaben erschienen immer gut ausgestattet und waren dadurch relativ kostspielig. Die erste deutlich billigere Ausgabe der Origin erschien erst 1892 in einer Übersetzung von Georg Gärtner im Verlag von Otto Hendel in Halle (Darwin [1892]). Der Preis dieser Ausgabe betrug 2.75 M gegenüber 10 M für die Schweizerbart Ausgabe von 1884. Eine Reclam Ausgabe folgte ein Jahr später (Darwin [1893]). 39 Rolle an Darwin, 12. April 1866 (DAR 176). 40 Darwin an Rolle, 21. April 1866 (FNM Senckenberg). 41 Suchsland an Darwin, 16. April 1866 (DAR 177). 42 Zu Leonhard vgl. ADB 18: 307 (Gümbel). 43 Geinitz an Schweizerbart, 29. April 1866 (Beilage zu Schweizerbart an Darwin, 10. Mai 1866; DAR 177). Thomas Junker & Dirk Backenköhler 262 räumlich näher stehe.44 Da Leonhard ablehnte, setzte sich Schweizerbart schließlich doch mit Julius Victor Carus in Verbindung und konnte Darwin am 26. Oktober 1866 mitteilen, daß er Carus für eine Neubearbeitung gewonnen hatte. Julius Victor Carus (1823-1903)45 war nach seiner Promotion im Jahre 1849 als Konservator am Museum of Comparative Anatomy in Oxford tätig gewesen. 1853 wurde er in Leipzig zum außerordentlichen Professor ernannt. Es gelang ihn in den folgenden Jahren jedoch nicht, ein Ordinariat zu erlangen. Übersetzungen aus dem Englischen blieben deshalb für den Extraordinarius ein wichtiger Einkommenszweig. So hatte er u.a. 1863 T. H. Huxleys Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur übersetzt. Carus selbst wandte sich dann am 7. November 1866 zum ersten Mal an Darwin: „Probably you will know already, that Mr. Schweizerbart, the publisher of Bronn’s translation of your work on the origin of species, has asked me to revise this translation, to amend and correct it as far as possible. It is with the greatest pleasure that I will try to do it, partly because I am fully convinced that this work is the most important of our time, partly as it gives me the opportunity to thank you not only for the copy of your work you sent me when it came out first, but especially for the immense good you did with it to organise sciences in general.“46 44 Zu dieser Zeit waren im Deutschen Bund Spannungen zwischen Österreich und Preußen entstanden, die dann im Juni schließlich zur Sprengung des Bundessystems und zum Krieg zwischen den Bundestreuen Staaten unter Führung von Österreich-Ungarn (auch Württemberg gehörte dazu) und den sezessionistischen Staaten unter Führung von Preußen führten. 45 Zu Carus vgl. NDB 3: 161 (Max Beier), Taschenberg (1903a, b), DSB 15: 77-9 (Gloria Robinson) und Zirnstein (1977). 46 Carus an Darwin, 7. November 1866 (DAR 161). 263 Darwins deutsche Verleger und Übersetzer Auch Probleme der Übersetzung von Bronn sprach Carus in seinem Brief an: „According to the opinion of most of my younger colleagues he did not even deal fairly with it. I should not like to go as far as this, but I must confess, that I dislike strongly that sort of authoritative doubt and that sometimes quite ludicrous display of a so called higher scientific argumentation which he shows in his [notes] and especially in his Epilogue.“47 Darwin antwortete Carus bereits am 10. November 1866: „I cannot express too strongly my satisfaction that you have undertaken the revision of the new edition, & I feel the honour which you have conferred on me. I fear that you will find the labour considerable, not only on account of the additions, but I suspect that Bronn’s translation is very defective, at least I have heard complaints on this head from quite a large number of persons. It would be a great gratification to me to know that the translation was a really good one, such as I have no doubt you will produce. According to our English practice you will be fully justified in entirely omitting Bronn’s appendix, & I should be very glad of its omission.“48 Carus entschloß sich in Abstimmung mit Darwin schließlich Bronns Fußnoten und vor allem das „Schlußwort“ zu streichen und keine neuen Anmerkungen hinzuzufügen (vgl. auch Carus’ Vorwort in Darwin 1867, S. V-VI). Weitere deutsche Ausgaben von Origin of Species folgten 1870, 1876 und 1881. Francis Darwin hat später die Beziehung zwischen seinem Vater und Carus so charakterisiert: „The conscientious care with which this work [the translations] was done was of material service, and I well remember the admiration (mingled with a tinge of vexation at his own shortcomings) with which my father used to receive the lists 47 ebd. 48 Darwin an Carus, 10. November 1866 (Deutsche SB, Darmst. 1918.214, Carus 1). Thomas Junker & Dirk Backenköhler 264 of oversights, &c., which Professor Carus discovered in the course of translation. The connection was not a mere business one, but was cemented by warm feelings of regard on both sides“ (LL 3: 48-9). Das enge Verhältnis zwischen Darwin und Carus belegen auch die 167 Briefe aus den Jahren 1866-81 (vgl. auch Carus 1868, 1882a, b). Kurioserweise haben sich die beiden niemals persönlich kennengelernt! Die Auseinandersetzungen des Jahres 1866 um die Rechte an der deutschen Übersetzung von Origin of Species gingen eindeutig von den Verlegern Suchsland und Schweizerbart aus. Obwohl in den Briefen mit der Qualität der Bronnschen Übersetzung auch inhaltliche Fragen angesprochen wurden, stand das wirtschaftliche Interesse im Vordergrund. Auch die potentiellen Übersetzer Rolle, Geinitz, Leonhard und Carus wurden von den Verlegern benannt. Während bei der ersten Auflage der Entstehung der Arten und bei Orchids Wissenschaftler auf Darwin zukamen, die fachliches Interesse an seinen Schriften hatten, war das bei der dritten Auflage nur noch bedingt der Fall. Dieser signifikante Umschwung dokumentiert den Bekanntheitsgrad von Darwin in Deutschland, der es für Verleger attraktiv machte, sich seiner Werke anzunehmen. Variation (1868) Darwins Briefwechsel, der sich auf die Übersetzungsrechte an The Variation of Animals and Plants under Domestication (1868a) bezieht, bestätigt die Beobachtungen im Zusammenhang mit der dritten deutschen Auflage von Origin of Species. Die ersten Angebote, Variation zu übersetzen, erhielt Darwin bereits im Herbst 1866. Den Beginn machte Rudolf Oldenbourg (1811-1903), Besitzer des gleichnamigen renommierten Verlagshauses in München.49 Oldenbourg hatte, nachdem er als Geschäftsführer der Münchner Niederlassung des Verlagshauses Cotta tätig gewesen war, 1860 einen eigenen Verlag gegründet. Damit übernahm er einen Teil des Sortiments von Cotta, so daß das Unternehmen schon bei seiner Gründung zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Verlagen im deutschsprachigen Raum zählte. Das Verlagsangebot umfaßte dabei alle Bereiche von Wissenschaft und Technik. So gehörte u.a. die umfangreiche Reihe „Geschichte der Wissenschaften im Deutschland“ zum Verlagsprogramm von Oldenbourg. Am 28. Oktober 1866 schrieb er an Darwin, daß er gerne eine Übersetzung von Darwins neuem Werk herausbringen würde; als möglichen Übersetzer schlug er Oscar Peschel vor (DAR 173). Auch Oldenbourg beklagte die mangelnde Qualität der bisherigen deutschen Übersetzungen von Darwins Werken: „Being for many years a personal admirer of your studies, I had reason to regret, that the German translations of your works until now, always fell into hands, which were not quite fit for it, though the translators were respectable men“ (ebd.). 49 Zu R. Oldenbourg vgl. Werden und Wesen (1958) und Schmidt (1902-08, S. 729-32). Darwins deutsche Verleger und Übersetzer 265 Auf die Bedeutung von Oscar Peschel (1826-1875)50 für die Darwin-Rezeption in Deutschland hat Gerhard Müller hingewiesen (1992). Peschel hatte 1854 die Leitung der Zeitschrift Das Ausland, die zum Cotta Verlagsimperium gehörte, übernommen und führte sie bis 1870. Das Ausland berichtete nicht nur über Politik, Volkswirtschaft und Belletristik, sondern es wurden auch die Fortschritte der Naturwissenschaften verfolgt. Am 29. Januar und 5. Februar 1860 erschien eine ausführliche Besprechung von Origin of Species. Peschel erkannte schon zu diesem frühen Zeitpunkt die große Bedeutung von Darwins Theorie und schloß mit den Worten: „Vielleicht wird man denn auch bald von einem Darwin’schen Naturgesetz reden, wie man es in Bezug auf die Lehrsätze Newtons, Keplers u.a. gethan hat“ (Peschel 1860, S. 140). In der Folgezeit wurden im Ausland die Fortschritte der neuen Theorie aufmerksam verfolgt und kritisch beleuchtet. Darwin, der mit der Arbeit von Carus bei der Überarbeitung von Bronns Übersetzung zufrieden und auch bei seinem neuen Werk an einer zügigen Herausgabe der geplanten deutschen Übersetzung interessiert war, schrieb im März 1967 an Schweizerbart, um dort vorzufühlen, ob dieser Carus für eine Übersetzung gewinnen könne.51 Zugleich setzte er Schweizerbart eine Frist, da er zu diesem Zeitpunkt – wie er schrieb – schon zwei Anfragen von deutschen Verlagen, darunter ein Angebot mit Bezahlung, vorliegen hatte. Darwin wollte aber auch in diesem Falle auf eine Bezahlung verzichten, wenn Schweizerbart Carus als Übersetzer gewinnen könne: „I would give up any claim for payment if I could get a good translator [...] could you persuade Prof. V. C[arus]. to translate this work?“52 Interessanterweise scheint Darwin von Schweizerbart lange Zeit keine Bezahlung für die Übersetzungsrechte an seinen Werken erhalten zu haben. Nachdem er auf eine Abgeltung für die Rechte an Origin of Species verzichtet hatte, setzte Schweizerbart stillschweigend voraus, daß dies auch für die folgenden Werke gelte. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum sich der deutsche Verlag hinsichtlich der Auflagenzahlen so bedeckt hielt! Schweizerbart nahm Darwins Angebot gerne an53 und wandte sich an Carus, der Darwin umgehend antwortet: „You will have heard from Schweizerbart that I am willing to translate your new work, the more so, as it is my full conviction, that the progress of biology depends on the firm proving of your theory.“54 Carus, von Darwin zu höchster Dringlichkeit gemahnt, verschob ein eigenes Buchprojekt und machte sich sogleich an die Übersetzung, so daß der erste Band der deutschen Ausgabe von Variation im Januar 1868 erschien und der zweite nur vier Monate später folgte. 50 Zu Peschel vgl. ADB 25: 416-30 (F. Ratzel) und Hellwald (1876). 51 Darwin an Schweizerbart, März 1867 (DAR 84.1: 28-29). 52 ebd. 53 Schweizerbart an Darwin, 22. März 1867 (DAR 177). 54 Carus an Darwin, 5. April 1867 (DAR 161). Thomas Junker & Dirk Backenköhler 266 Fast gleichzeitig zu dem Verhandlungen mit Carus im Jahre 1867 erreichten Darwin noch zwei weitere Angebote aus Deutschland. Carl Vogt erklärte sich bereit das Werk für seinen Freund, den Verleger J. Ricker aus Gießen, zu übersetzen.55 Die J. Ricker’sche Buchhandlung56 war 1832 von Joseph Ricker gegründet worden. Sein Bruder Anton führte das Geschäft nach Josephs frühem Tod im Jahr 1834 bis 1887 weiter. Das Verlagsprogramm Rickers beinhaltete hauptsächlich wissenschaftliche Veröffentlichungen, wobei ein Schwerpunkt die Theologie war. Anton Ricker, ein guter Freund von Carl Vogt beteiligte sich publizistisch an den Ereignissen des Jahres 1848. In seinem Verlag erschien in dieser Zeit unter anderem die von Vogt, Dieffenbach und Moritz Carriere (1817-95) herausgegebene Freie Hessische Zeitung. Carl Vogt (18171895)57 hatte sein Studium in Gießen wegen politischer Verfolgung abbrechen müssen. Nach Aufenthalten in Neuchâtel und Paris kehrte er 1842 nach Gießen zurück und übernahm eine Professur für Zoologie. Er beteiligte sich aktiv an der Revolution von 1848. Nach der Niederschlagung der Revolution mußte er in die Schweiz fliehen. In Genf wurde er auf den Lehrstuhl für Geologie und später für Zoologie berufen. Durch seine Teilnahme am Materialismusstreit in den 1850ern wurde er zu einem der bekanntesten Vertreter der materialistischen Philosophie dieser Zeit (zum Verhältnis von Materialismus und Darwinismus nach der Revolution von 1848 vgl. Junker 1995b). In den 1860er Jahren war Vogt hauptsächlich anthropologisch tätig und beschäftigte sich besonders mit der Frage der Abstammung des Menschen. Vogt übersetzte Werke von Carl Gegenbaur (1874) ins Französische sowie von Robert Chambers (1851) und T. H. Huxley (1865) ins Deutsche. Ein weiteres Angebot wurde Darwin durch den in Deutschland geborenen, 1834 nach England emigrierten Verleger Nicholas Trübner (1817-84) übermittelt. Trübners Geschäftspartner, der Verleger „Weisse“ aus Stuttgart, ließ Darwin auf diesem Weg ein Angebot unterbreiten.58 Ein Verlag dieses Namens läßt sich in Stuttgart nicht nachweisen. Es handelte sich wahrscheinlich um den Stuttgarter Verleger Gustav Weise59, der schon zahlreiche naturhistorische Bücher verlegt hatte. Descent of Man (1871) Schon vor Veröffentlichung von The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex (1871a) war in Deutschland bekannt geworden, daß Darwin an einem Buch über die Abstammung des Menschen arbeitete. Der große Erfolg von Haeckels Natürlicher Schöpfungsgeschichte (1868) und anderer Schriften zur Abstammung des Menschen machte ein solches Werk für viele Verleger attraktiv. Aus diesem Grund bekundete 55 Vogt an Darwin, 8. April 1867 (DAR 180). 56 Zu Ricker vgl. Börsenblatt (1907) und Börsenblatt (1932). 57 Zur Vogt vgl. Vogt (1896), ADB 40: 181-9 (Ernst Krause) und DSB 14: 57-9 (P.E. Pilet). 58 Trübner an Darwin, 7. Mai 1867 (DAR 178). 59 Zu Weise vgl. Buchhändler-Correspondenz (1910) und Schmidt (1902-08, S. 478). 267 Darwins deutsche Verleger und Übersetzer Carus, beauftragt von Eduard Koch, dem neuen Besitzer der Schweizerbart’schen Verlagshandlung, sein Interesse an einer Übersetzung frühzeitig (Oktober 1869).60 Darwin hatte damals schon Angebote der Verleger Duncker aus Berlin, Brockhaus aus Leipzig und Carl Hoffmann aus Stuttgart erhalten, wie er Carus wissen ließ.61 In Berlin existierten mehrere Verlage der bedeutenden Buchhändler- und Verlegerfamilie Duncker. Carl Duncker hatte seinen Verlag Duncker & Humblot zwar schon 1866 nach Leipzig verkauft, aber er betrieb immer noch einen Verlag unter seinem Namen. Daneben führte auch Alexander Duncker in Berlin einen bedeutenden Verlag.62 Der Verlag F. A. Brockhaus in Leipzig war 1805 von Friedrich Arnold Brockhaus gegründet worden. Zum Programm gehörte neben dem berühmten Lexikon auch die „Internationale wissenschaftliche Bibliothek“.63 Carl Hoffmann führte sein Geschäft in Stuttgart seit den 1820er Jahren. Er war eine bedeutende Figur des Stuttgarter Kulturlebens. Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß sich Stuttgart als verlegerisches Zentrum in Süddeutschland etablieren konnte. Das Firmenimperium umfaßte Verlag, Druckereien, graphische Anstalten, Buchhandlungen etc. und mündete 1890 in die Union Deutsche Verlagsgesellschaft (vgl. Schmidt 1902-08, S. 477-82). Wie Darwin in seinem Brief weiter ausführte, solle Carus sich nicht unbedingt an die Schweizerbart’sche Verlagshandlung gebunden fühlen, wenn er anderweitig ein besseres Angebot finden könnte. Carus hat sich jedoch auch diesmal mit Eduard Koch verständigt, weshalb auch die deutsche Ausgabe von Descent of Man bei der E. Schweizerbart’schen Verlagshandlung in Stuttgart erschien. Darwin erhielt noch ein weiteres Angebot; wie schon bei Variation erkundigte sich Carl Vogt in Auftrag von J. Ricker in Gießen nach den Rechten für eine Übersetzung.64 Die positiven Erwartungen der Verleger sollten sich bestätigen, denn die erste deutsche Auflage, die im Frühjahr 1871 erschien,65 war schon im Lauf weniger Monate verkauft, ein Nachdruck und eine zweite Auflage waren binnen Jahresfrist nötig. Carus schrieb Darwin am 7. Oktober 1871: „You asked me in one of your last letters how many copies of the Descent of Man had be sold in Germany. At the first an edition of 2000 copies was printed; that was sold very soon so that Mr Koch was obliged to make a reprint of 1000 copies. These again are nearly all sold; and now a second edition is printing“ (DAR 161). Weitere Auflagen folgten 1875, 1881 und 1883. 60 Carus an Darwin, 20. Oktober 1869 (DAR 161). 61 Darwin an Carus, 30. Oktober 1869 (Deutsche SB, Darmst. 1918.214) und Darwin an Carus, 9. November 1869 (ebd.). 62 Zu Carl Duncker vgl. ADB 5: 467-472 (M. D.), NDB 4: 195 (Wolfgang Zorn) und Schmidt (1902-08, S. 188-91); zu Alexander Duncker vgl. Schmidt (1902-08, S. 185-88). 63 Zum Verlag F. A. Brockhaus vgl. Brockhaus (1905), Börsenblatt (1906), Schmidt (1902-08, S. 104-111) und WBB (1990, Bd. IV, S. 300-3). 64 Vogt an Darwin, 26. Oktober 1869 (DAR 180). 65 Schweizerbart an Darwin, 14. April 1871 (DAR 169). Thomas Junker & Dirk Backenköhler 268 Spätestens jetzt war Darwin in Deutschland so bekannt, daß die Herausgabe seiner Werke auch in finanzieller Hinsicht einen großen Erfolg darstellte. Verschiedene Schriften Mit Descent of Man hatte sich Carus endgültig als offizieller Übersetzer von Darwins Schriften durchgesetzt. Alle späteren Werke Darwins sind bis auf wenige Ausnahmen in der E. Schweizerbart’schen Verlagshandlung mit Carus als Übersetzer erschienen (Darwin 1874-81). Andere Übersetzer und Verlage konnten nur bei kleineren Schriften Darwins auf Erfolg hoffen. Eine Ausnahme stellte lediglich The Expression of the Emotions in Man and Animals (1872a) dar, für das Darwin zwei Angebote erhielt. So zeigten sich der Schriftsteller und Übersetzer Emil Lehmann (1829-1898)66 und der schweizer Zoologe und Paläontologe Geologe Charles Immanuel Forsyth Major (1843-1923)67 interessiert. Darwin hatte sich jedoch bereits mit Carus verständigt. Im November 1869 erreichte Charles Darwin ein Brief von Adolf Bernhard Meyer (1840-1911)68 aus Berlin, der eine Expedition nach Celebes vorbereitete und sich durch Übersetzungen ein zusätzliches Einkommen verschaffte. Bei der Vorbereitung zu diesen Reisen war er mit Alfred Russel Wallaces Bericht über seine Reise in den malayischen Archipel (1869a) in Berührung gekommen. Noch im selben Jahr erschien Meyers Übersetzung dieses Buches bei Westermann. Auch nach seiner Rückkehr hat Meyer noch verschiedene Werke von Wallace übersetzt (Wallace 1870, 1876). Meyer unterbreitete Darwin in seinem Brief einen Vorschlag des naturwissenschaftlichen Verlages von Eduard Besold aus Erlangen.69 Eduard Besold hatte seinen Verlag erst 1865 gegründet hatte.70 Das Verlagsprogramm umfaßte neben Veröffentlichungen Erlanger Professoren hauptsächlich medizinische und pharmazeutische Titel und das renommierte Biologische Centralblatt. Meyer wollte die „erste Kundgebung über die neue Theorie der ‘Origin of species’„ in deutscher Übersetzung herausgeben: 1859 war im Journal of the Proceedings of the Linnean Society unter dem Titel „On the Tendency of Species to Form Varieties; and on the Perpetuation of Varieties and Species by Natural Means of Selection“ ein Manuskript von Wallace zusammen mit Ausschnitten aus Darwins Manuskripten und Briefen veröffentlicht worden. Obwohl Darwin nicht auf Meyers Plan einging, dem Werk ein gemeinsames Photo der beiden Forscher beizugeben, stimmte er dem Projekt zu, und so konnte Meyers Übersetzung zusammen 66 Vgl. Darwin an Lehmann, 18. Oktober 1872 (James Lowe 1987). Zu Lehmann vgl. ADB 51: 620-622 (Adolf Brüll). 67 Zu Major vgl. Sarjeant (1980, Bd. 2, S. 1028). Vgl. Major an Darwin, 18. Oktober 1872 (DAR 88: 123-4). 68 Zu Meyer vgl. Hertel (1990 a, b). 69 Meyer an Darwin, 16. November 1869 (DAR 171). 70 Zum Verlag Eduard Besold konnte nur das Gründungsdatum (15. Februar 1865) nachgewiesen werden (vgl. GVK, Bd. 4, S. 79-86). Darwins deutsche Verleger und Übersetzer 269 mit zwei kurzen biographischen Einleitungen und zwei Werkverzeichnisssen 1870 in einer kleinen Broschüre erscheinen. In der Einleitung bemerkte Meyer: „Es ist in Deutschland vielfach unbekannt geblieben, daß neben Charles Darwin ein anderer Forscher Englands, Alfred Russel Wallace, auf das Recht Anspruch machen darf als Erfinder der so viel beregten, bekämpften und vertheidigten Theorie der ‘Entstehung der Arten’ angesehen zu werden“ (Darwin & Wallace 1870, S. III). Im Jahr 1877 war ein kurzer Aufsatz Darwins „A biographical sketch of an infant“ erschienen. Eine Übersetzung durch Ernst Krause (1839-1903)71 wurde noch im selben Jahr im Kosmos abgedruckt. In einem Brief von Max Schlesinger (geb. 1846, vgl. DBA), vom 4. Juli 1877, wird eine zweite Übersetzung des „Sketch“ für die Cologne Gazette erwähnt. Weder die Zeitschrift noch die Übersetzung konnten nachgewiesen werden. Abschließend sei noch der biographische Abriß erwähnt, den Charles Darwin über seinen Großvater Erasmus Darwin verfaßte, und der in Ernst Krauses Biographie von Erasmus Darwin erschien. Die englische Ausgabe wurde 1879, die deutsche Übersetzung 1880 im Ernst Günther’s Verlag herausgegeben. Der Schwerpunkt des kleinen Verlages lag neben pharmazeutischer Literatur auf Schriften zum Darwinismus. Carl Alberts, der den 1826 gegründeten Verlag seit 1866 leitete konnte eine ganze Reihe bekannter Darwinisten zur Mitarbeit gewinnen. Im Ernst Günther’s Verlag erschienen die Zeitschrift Kosmos und die umfangreiche Reihe Darwinistische Schriften, in der bis 1890 31 Bände u.a. von E. Haeckel, G. J. Romanes (1848-1894), C. DuPrel (1839-1899) etc. und die Werke von Gustav Jaeger (18321917) herausgegeben wurden.72 Schluß Unsere kurze Darstellung der Geschichte der frühen deutschen Darwin- Übersetzungen hat gezeigt, daß Zeitpunkt, Ort, Qualität, Motiv und Verlag einer Übersetzung von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren abhängen. Wissenschaftliches Interesse spielt ebenso eine Rolle wie finanzielle Erwägungen und weltanschauliche Affinität. Überblickt man die Namen der möglichen und tatsächlichen Übersetzer, so fällt auf, daß es sich z.T. um bedeutende Wissenschaftler handelt: Hartmann, Dieffenbach, Bronn, Treviranus, Hildebrand, Rolle, Carus und Vogt sind nicht als Übersetzer, sondern als Wissenschaftler bekannt geworden. Es ist bezeichnend, daß mit Dieffenbach und Vogt zwei Vertreter der demokratischen Bewegung vertreten waren, die einen beträchtlichen Teil ihres Lebens im Exil verbringen mußten. 71 Zu Krause vgl. DSB 7: 498-9 (Georg Uschmann), NDB 12: 699-70 (Albert Schwarz) und Daum (1995, S. 227-45). 72 Zum E. Günther’s Verlag vgl. GVK (Bd. 7, S. 1113-4) und Schmidt (1902-08, S. 197-8). Thomas Junker & Dirk Backenköhler 270 Bei den Verlagen finden sich rein wissenschaftliche Verlage, wie Schweizerbart, aber auch populäre Verlage wie Suchsland. Von Mitte der 1860er Jahre an läßt sich ein zunehmendes verlegerisches Interesse an Darwins Schriften nachweisen: Spätestens zu diesem Zeitpunkt muß es in Deutschland eine breite soziale Gruppe gegeben haben, die sich für die Naturwissenschaften interessierte. Die Briefe Darwins, die wir im Zusammenhang mit der Suche nach einem geeigneten Übersetzer und Verlag untersucht haben, machen nur an der Oberfläche einen passiven Eindruck. Darwins primäres Interesse war es, eine zuverlässige Übersetzung seiner Schriften zu erreichen. Dabei war sein Vergehen eher konservativ: Nachdem er sich von der Qualität der Carusschen Übersetzungen und des Schweizerbartschen Verlages überzeugt hatte, lehnte er die zahlreichen anderen Angebote ab. Diese Angebote hatten aber eine andere Funktion für Darwin: er erwähnte sie – dezent, aber eindeutig –, um bei Carus und Schweizerbart das Bewußtsein für den finanziellen und ideellen Wert seiner Bücher wach zu halten. Die Geschichte der Übersetzungen von Darwins Schriften ist eine Facette des faszinierenden Bildes, das der Darwinismus des 19. Jahrhunderts in Deutschland bietet. An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Ökonomie gelegen, zeigt sich, daß Wissenschaft auch auf eine interessierte Öffentlichkeit angewiesen ist. Übersetzungen der weniger spektakulären Werke Darwins, die im Rahmen der Gesammelten Werke (1874-88) und der Gesammelten kleineren Schriften (Krause 1886) erschienen, wäre wohl unter weniger günstigen Bedingungen unterblieben. Aber nicht nur Darwin selbst profitierte vom öffentlichen Interesse an der Evolutionstheorie: Den Biologen vermittelte dieses breite Interesse – jenseits ökonomischer Verwertbarkeit ihrer Ergebnisse und Anerkennung durch ihre Dienstherren – ein Gefühl für die Bedeutung ihrer Wissenschaft. Literatur Genutzte Archive DAR: The Darwin Papers, Manuscripts Room, Cambridge University Library, Cambridge, England. Deutsche SB: Deutsche Staatsbibliothek, Berlin. FNM Senckenberg: Forschungsinstitut und Natur-Museum Senckenberg, Frankfurt am Main. Werke Darwins73 Darwin, Charles (1838a): „Über gewisse erhabene und gesenkte Stellen im Stillen und Indischen Weltmeere, zu deren Erkenntnis das Studium der Corallenformationen geführt hat.“ Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde 4: 100-103. 73 Es werden nur die erwähnten Werke Darwins und die entsprechenden Übersetzungen aufgeführt (zu den verschiedenen Ausgaben der Werke Darwins vgl. Freeman 1977). 271 Darwins deutsche Verleger und Übersetzer – (1838b): „Über die Dammerde-Bildung.“ Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde 6: 180-183. – (1839a): Journal of Researches into the Geology and Natural History of the Various Countries visited by H. M. S. Beagle, under the Command of Captain Fitzroy, R. N. from 1832 to 1836. London: Henry Colburn. – (1839b): „Über die Luftschifferei der Spinnen.“ Neue Notizen aus dem Gebiete der Naturund Heilkunde 11: 23-4. – (1840): Questions about the Breeding of Animals. Facsimile with an Introduction by Sir Gavin de Beer. 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Vieweg und Sohn. – (1844b): „Über die Structur und Fortpflanzung des Genus Sagitta.“ Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde 30: 1-6. – (1845): „Über Verbreitung, Beschaffenheit und Entstehung der Korallen-Inseln.“ Annalen der Physik und Chemie 64: 563-614. – (1859): On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life. London: John Murray. – (1860): Über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzen-Reich durch natürliche Züchtung, oder Erhaltung der vervollkommneten Rassen im Kampfe um’s Daseyn. Nach der zweiten [englischen] Auflage mit einer geschichtlichen Vorrede und andern Zusätzen des Verfassers für diese deutsche Ausgabe aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Dr. H. G. Bronn. Stuttgart: E. 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