Projektmanagement - Institut für Informatik
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Projektmanagement - Institut für Informatik
Projektmanagement Prof. Dr. Bernhard Bauer Programmierung verteilter Systeme Lab Institut für Informatik Universität Augsburg Universitätsstraße 14, 86159 Augsburg Tel.: (+49) 821/598-2174, Fax: -2175 URL: http://www.informatik.uni-augsburg.de/vs 1 Organisatorisches Bei weiteren Fragen: Prof. Dr. Bernhard Bauer: Sprechstunde: Montag 13:00 – 15:00 Uhr Informatikgebäude, Zi. 2001 [email protected] 2 Ziele der Vorlesung Die Hauptziele der Vorlesung „Projektmanagement“ sind: Einblick in die Begriffe, Methoden und theoretischen Grundlagen des Projektmanagements Kenntnis kritischer Erfolgsfaktoren für erfolgreiches SoftwareProjektmanagement Projektcontrolling als wichtiger Aspekt für Einhaltung der Projektziele Faktor Mensch in Projekten berücksichtigen 3 Literatur Manfred Burghardt: Projektmanagement: Leitfaden für die Planung, Überwachung und Steuerung von Entwicklungsprojekten, 5. Auflage, 2000, Publicis MCD Verlag Dirk Börnecke: Basiswissen für Führungskräfte: Die Elemente erfolgreicher Organisation, Führung und Strategie, 2. Auflage 2001, Publicis MCD Verlag H. Balzert: Lehrbuch der Software-Technik, Band 1, Spektrum Akademischer Verlag, 2000 I. Sommerville: Software Engineering. Pearson, 2001. T. DeMarco.: The Deadline: A Novel About Project Management. Dorset House Publishing, 1997 U. Witschi, A. Erb, R. Biagini, Projekt-Management: Der BWILeitfaden zu Teamführung und Methodik. Verlag Industrielle Organisation Zürich, 1996 T. DeMarco, T. Lister: Wien wartet auf Dich. Der Faktor Mensch im DVManagement. K. Tumuscheit: Überleben im Projekt. 10 Projektfallen und wie man sie umschifft. Orell Füssli, 1999. 4 Folien und Skripte Bernhard Schätz: Vorlesung Projektorganisation und Management LeopoldFranzens Universität Innsbruck Sommersemester 2003 Ralf Reichwald, Frank Mang Management Innovativer Softwareprojekte Wintersemester 2002/2003, TUM München Siemens: Projektmanagement: ZuWAS Die Zukunft bestehen – Wirtschaft, Arbeitswelt, Schule, 2002 5 Kapitel 1: Einleitung Motivation Projekt Schwierigkeiten bei SW-Projekten Projektmanagement PM – Crashkurs Schlüsselfaktoren für den Projekterfolg Summary 6 1.1 Motivation Historische Projekte Bau der Chinesischen Mauer 7.300 km Länge zur Abgrenzung Mehrere 100 Jahre Bauzeit Neuartige Konstruktion und Bauelemente Bau der Pyramiden 147 m hoch, 2,3 Mio. Steinquader 20 Jahre Bauzeit Ca 100.000 Teilzeitmitarbeiter Turmbau zu Babel Mächtige Stadt soll entstehen Spitze bis in den Himmel Misserfolg wegen Kommunikationsproblemen 7 1.1 Motivation Private Projekte Umzugsplanung Wohnungssuche Transportmittel Helfer organisieren Kartons,... Studienplanung welche Vorlesungen welche Scheine welche Seminare Praktika Hiwi-Jobs,... 8 1.1 Motivation Technische Projekte Flughafenneubau und -umzug München Laufzeit ca. 10 Jahre (mit langer Planungsphase) Umzug an einem Tag (Samstag 18:00 – Sonntag 9:00) „Das 3 Liter Auto“ Politische Auftraggeber Technische Implementierung durch unterschiedliche „Auftragnehmer“ Fraglicher Erfolg... 9 1.1 Motivation Projekte scheitern – Klassiker: 1992: Integration des Reservierungssystems SABRE mit anderen Reservierungssystemen abgebrochen: 165 Mio US $ 1994: Softwareproblemen im Gepäcktransport-System verzögert Eröffnung des Denver International Airport um 9 Monate 2000: US-Unternehmen verloren insgesamt 100 Milliarden US $ wegen „defekter“ Software 10 1.1 Motivation Projekte scheitern... Presse: CW 09/00: „RWE setzte Java-Projekt Cheops in den Sand: Nach vier Jahren Planungs- und Implementierungszeit sowie Investitionen in Höhe von mindestens 100 Mio. DM wurde das geplante SAP-Nachfolgeprojekt de facto eingestellt....Warum gehen Projekte dieser Größenordnung schief: zum einen wegen unzureichendem Anforderungsmanagement, zum anderen wegen fehlender Kommunikation“ CW 03/02: „Microsoft verschiebt Windows .Net Server erneut: Bereits zum zweiten Mal hat Microsoft den Erscheinungstermin für den Windows-2000-Server-Nachfolger "Windows .Net Server„ verschoben. Nun soll sie erst in der zweiten Jahreshälfte (2002) verfügbar sein. (..) Im April vergangenen Jahres hatte der Hersteller das Server-Pendant zu Windows XP bereits von Ende 2001 auf Anfang 2002 vertagt. (...) Sicherheitsbemühungen könnten .Net Server sogar noch weiter verzögern.“ 11 1.1 Motivation Projekte scheitern noch immer... Presse: (Heise 2003) Inpol-Neu kommt stark verspätet: Das neue Computersystem für das Bundesinnenministerium, welches ursprünglich im April 2001 eingeführt werden sollte, wurde im August 2003 doch erfolgreich gestartet. Das Polizei-Fahndungssystem wird als 60-Millionen-Euro-Projekt Polizisten 270.000 Abfragestellen für die Suche nach Tätern, Beweisstücken und vor allem nach Beziehungsgeflechten zur Verfügung stellen. (Heise 2005) Toll Collect: Testphasen und Starttermin immer wieder verschoben. On Board Units (OBUs) anfangs fehlerhaft und mussten ausgetauscht werden. 2004 Kündigung des Vertrags zwischen dem Bund und TollCollect, dann aber Zusammenarbeit doch verlängert. Mittlerweile spielt die LKW-Maut ca. 240 Millionen Euro im Monat ein, Toll Collect auch in Ausschreibungen für Tschechien und Schweden beteiligt. Sollte die PKW-Maut eingeführt werden, würde die Einnahmen von Toll Collect stark steigen. Der Bund rechnet mit 3 Milliarden Euro für den Betrieb im ersten Jahr, 600 Millionen behält Toll Collect ein. Der Bund fordert wegen der zu späten Einführung aber immer noch Zahlungen in Höhe von mehr als 5,1 Milliarden Euro. 12 1.1 Motivation Projekte werden auch weiter scheitern? Bunderwehr-IT-Projekt „Herkules“: Kosten von 6,65 Milliarden Euro für die nächsten 10 Jahre einkalkuliert. Bereits 2001 war die erste Ausschreibung. 2005 wird nach dem Ausstieg von T-Systems aus dem letzten Bieterkonsortium das Projekt, welches nun von IBM und SBS alleine durchgeführt werden soll, totgesagt. Endgültige Entscheidung der Bundeswehr nicht vor Herbst 2005 erwartet. Gesundheitskarte: Das „größte IT-Projekt der Welt“ (Auslieferung an 80 Millionen Versicherte und 1,8 Millionen Firmen im medizinischen Dienstleistungssektor), welches ursprünglich für Januar 2006 eingeführt werden sollte, scheint frühestens in 5 bis 10 Jahren voll funktionsfähig zu sein. Nach diversen Datenschutzkritiken werden nun Funktionen wie Arzneimitteldokumentation erst in späteren Versionen eingebaut. Biometrischer Reisepass? 13 1.1 Motivation Misserfolgsfaktoren The Standish Group (Chaos-Report USA, 2001) 23% der Projekte werden abgebrochen 49% der Projekte sind über dem Kosten- und/oder Zeitplan 28% der Projekte im Zeit- und Kostenplan Zum Vergleich: Stand 1995 31% der Projekte werden abgebrochen 53% der Projekte kosten 189% der ursprünglichen Planung nur 16% der Projekte im Zeit- und Kostenplan 14 1.1 Motivation Misserfolgsfaktoren (Chaos-Report USA, 1995) Unvollständige/ungenaue Anforderungen 13,1% Mangelnde Einbeziehung der Beteiligten 12,4% Ressourcenmangel 10,6% Unrealistische Erwartungen 9,9% Mangelnde Unterstützung vom Management 9,3% Sich häufig ändernde Anforderungen/Spezifikationen 8,7% Mangelnde Planung 8,1% Wird nicht mehr benötigt 7,5% Mangelndes IT-Management 6,2% Mangelndes Technologiewissen 4,3% etc. 15 1.1 Motivation Erfolgsfaktoren für Projekte Für Projektabwicklung geeignete Unternehmensorganisation Hoher Stellenwert von Projektleitung im Unternehmen Definierte Entwicklungsprozesse, die auch angewendet werden Verfügbarkeit von Ressourcen Qualifikation der Mitarbeiter Funktionierendes Qualitätsmanagement Kommunikationsprobleme meistern (Einbeziehung der Stakeholder) Verteilte Entwicklung beherrschen: Unternehmensauftragnehmer, standortübergreifende Entwicklung, Globalisierung, etc.) etc. 16 1.1 Motivation 17 1.1 Motivation 18 1.2 Projekt Was ist ein Projekt? Ein Projekt ist ein Vorhaben, das im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, z.B. Zielvorgabe zeitliche, finanzielle, personelle und andere Begrenzungen Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben projektspezifische Organisation. ( DIN 69 901) 19 1.2 Projekt Merkmale eines Projekts Vorgegebenes Ziel Projekt Begrenzte Ressourcen Definierter Endtermin Projekt Einmalig Produkt Komplex Risikoreich Dynamisch HW-Produkte SW-Produkte Interdisziplinär 20 1.2 Projekt Komponenten eines Projekts Aufbauorganisation Projektfunktionen Projektorganisation Ablauforganisation / Meilenstein und Phasen Phasenorganisation Meilenstein-Trendanalyse Projektzielsetzung Aufbauorganisation Ablauforganisation Projektziele Requirements Projektplanung Strukturplanung Aufwandsschätzung Ablaufplanung Terminplanung Projektsteuerung und -überwachung Berichtswesen Steuerungsmaßnahmen Projektziel Projektplanung Projektsteuerung 21 1.2 Projekt Typische Situation bei FuE- Projekten Typische Situation bei FuE- Projekten sind Ziel bei Projektbeginn nicht genau bekannt Lösungsweg muss erarbeitet werden Hoher Innovationsgrad Hohe Änderungsintensität Termindruck Vorgegebene Bearbeitungskapazität Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen Notwendigkeit für kreativen Freiraum FuE = Forschung und Entwicklung 22 1.2 Projekt Anforderungen an Projekte Anforderungen an das Ergebnis steigen! Komplexität - Größe - Integration Anforderungen an das Projekt steigen! Termine Ressourcen Projekt Neuartigkeit Produktivität Qualität Zahl der Beteiligten Ö Komplexität beherrschen! 23 1.3 Schwierigkeiten bei SW-Projekten Das magische Viereck Zeit: Projektlaufzeit Kosten: Budget Qualität: z.B. Funktionalität, Nutzbarkeit, Wartbarkeit Quantität: Anzahl ausgelieferter Funktionen 24 1.3 Schwierigkeiten bei SW-Projekten Komplexität des Produkts Faktoren: Größe, Diversität, Vernetzung Führt zu Komplexität des Prozesses SW oft komplexer als „klassische“ Ingenieurprodukte 25 1.3 Schwierigkeiten bei SW-Projekten Kennzahlen des Systems R/3 ERP (Enterprise Resource Planning)-Standardsoftware der SAP AG, Walldorf SAP ist der Weltmarktführer für diese Software ca. 7.000.000 Zeilen Quellcode ca. 100.000 Funktionsaufrufe ca. 20.000 unterschiedliche Funktionen ca. 21.000 Reports ca. 17.000 Menüleisten ca. 14.000 Funktionsbausteine 26 1.3 Schwierigkeiten bei SW-Projekten Effizienz vs. Flexibilität: Effizienz: Einsatz bewährter Methoden zur Kostenreduktion: Standardanwendungsdomäne Standardentwicklungsplattform Standardentwicklungsprozess Standardentwicklungsumgebung Flexibilität: Das Unvorhersehbare planen: Änderung der Anforderungen durch den Kunden Änderung der Entwicklungsplattform durch das Management Mitarbeiterfluktuation Änderung des Ausliefertermins durch das Management Verzögerungen durch die Zulieferer 27 1.3 Schwierigkeiten bei SW-Projekten Weitere Schwierigkeiten von SW-Projekten Immaterialität des Produkts: Software ist unsichtbar und damit Für den Kunden schwer erlebbar (Kostenbewußtsein) Bzgl. des Fertigungsgrades schwer messbar Risiko: Umfang, Kosten und Laufzeit Innovativität des Produkts: Software ist i.a. „Null“-Serie und damit Mit dem Einsatz neuster Technologie verbunden Mit der Realisierung umfassender neuer Funktionen verbunden Risiko: Stabilität (Qualität) und Laufzeit Mangelnde Prozessreife: SE ist eine junge Disziplin und damit Fehlen standardisierte und etablierte Entwicklungsprozesse Verständnis für die ingenieurmäßige SE (Kunst vs. Handwerk) Risiko: Qualität und Laufzeit 28 1.3 Schwierigkeiten bei SW-Projekten Darüber hinaus können Ursachen für Schwierigkeiten sein: Verantwortlichkeiten, Informations- und Entscheidungswege sind nicht ausreichend geregelt Projektauftrag und somit Projektziel ist unklar Anforderungen werden am Projektbeginn nicht überprüft Neue (An)forderungen gefährden/verändern die geplanten Projektziele Termine werden vom Wunschdenken/Auftraggeberanforderungen diktiert Kosten werden pauschal geplant Zielabweichungen (Ergebnisse, Kosten, Termine) werden zu spät erkannt Probleme werden gelöst, wenn sie aufgetreten sind (Reaktion vs. Proaktivität) 29 1.4. Projektmanagement Ziele und Prinzipien Ziele der Projektabwicklung Projektziel erreichen Risiken einengen Geforderte Qualität erreichen Durchlaufzeit verkürzen Wirtschaftliche Abwicklung Laufende Transparenz Zuverlässige Aussagen durch Projektmanagement 30 1.4. Projektmanagement Ziele und Prinzipien Die Prinzipien des Projektmanagements sind dabei klare Zielsetzung Auftraggeber, Teilaufgaben, realistisch, akzeptiert Strukturierung Produkt, Prozess, Planung, Organisation, Top-Down, sinnvolle Detaillierung Ergebnisorientierung Meilensteine, Phasenorganisation, Projektfunktionen klare Verantwortlichkeiten Organisation, Ergebnisse, Personifiziert, Know-how-Träger eindeutige Zustände Organisation, Prozess, Planung, Entscheidung, Änderungen, Information Einbeziehen der ProjektmitarbeiterInnen Zielvereinbarungen, Motivation, Kommunikation, Kreativität frühzeitiges Handeln Zieldefinition, Organisation, Planung, Risikoeinengung, Entscheidungen 31 1.4. Projektmanagement Projektmanagement Projektleiter Projektstrukturpläne Matrixorganisation Projektmanagement ? Netzplantechnik Ganzheitliche Methodik zur Arbeitspakete Erreichung des Projektziels Phasenorganisation Meilensteintrendanalyse Task Force 32 1.4. Projektmanagement Software-Entwicklungsprozess Projektziele Design Implementierung Anforderungen der Stakeholder Anforderungsanalyse Test Softwaresystem Aktivität Ressourcen der Infrastruktur 33 1.4. Projektmanagement Standort des Projektmanagements Projektstart Projektideen Projektvorfeld Projektabschluss Projektmanagement Projektdurchführung Systemnutzung Lebenszeit des Projekts Lebenszeit des Systems 34 1.4. Projektmanagement Definitionen Die Aufgabe des Projektmanagers besteht darin, sicherzustellen, dass das Softwareprojekt (...)(Budget- und Zeitbeschränkungen) gerecht wird, und Software abzuliefern, die zum Erreichen der wirtschaftlichen Ziele beiträgt. Sommerville, I. Software Engineering. Pearson, 2001. Management umfasst alle Aktivitäten und Aufgaben, um die Aktivitäten von Mitarbeitern zu planen und zu kontrollieren damit ein Ziel oder der Abschluss einer Aktivität erreicht wird, die durch die Mitarbeiter alleine nicht erreicht werden können (...): Planung, Organisation, Personalauswahl, Leitung, Kontrolle Balzert, H. Lehrbuch der Software-Technik. Spektrum, 1998. 35 1.4. Projektmanagement Definitionen Definition Projektmanagement (DIN 69 901) Für die Abwicklung eines Projekts die Gesamtheit von Führungsaufgaben Führungsorganisation Führungstechniken Führungsmitteln Zielsetzung Zieleinhaltung Entscheidung Projektorganisation Projektabwicklung Motivationstechnik Besprechungstechnik Präsentationstechnik Entscheidungsfindungstechnik Produkt- und Projektstrukturplanungssysteme Termin-, Kapazitäts-, Kosten-, Planungs- und Steuerungssysteme 36 1.4. Projektmanagement PM vs. ST Abgrenzung zur Software-Technik: Softwaretechnik: Ingenieurtechnik, Fachdisziplin Projektmanagement: Nichtfachliche Abwicklung Entwicklungsprozess Starke Schnittstellen: Vorgehensmodelle (Prozessmodelle) Qualitätsmanagement Konfigurationsmanagement 37 1.4. Projektmanagement Das "Magische Dreieck" Das "Magische Dreieck" Ziel Rentabilität Effektivität Produktivität Aufwand Termin 38 1.4. Projektmanagement Das "Magische Viereck" Und hier noch mal das magische Viereck Zeit: Projektlaufzeit Kosten: Budget Qualität: z.B. Funktionalität, Nutzbarkeit, Wartbarkeit Quantität: Anzahl ausgelieferter Funktionen 39 1.4. Projektmanagement Einteilung der Projektziele Projektziele Managementziele Ziel erreichen Erfolgreich sein Immer transparent sein Vorsprung ausbauen Produktziele Funktion Leistung Qualität Prozessziele Termine Aufwand Abwicklung 40 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Requirements Requirements ... sind die einzelnen Anforderungen an Produkt, Projekt, Prozess aus der Sicht des Anwenders. ... sind die Grundlage der Vereinbarungen mit dem Auftraggeber. ... werden vom Auftraggeber und der Entwicklung verantwortet. ... werden inhaltlich vom Auftraggeber und der Entwicklung akzeptiert. ... werden in den ersten Phasen des Projektes erarbeitet. ... sind die Ausgangsbasis für die Entwicklung. 41 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Change Request (CR) Änderungen an Entwicklungsergebnissen sind unvermeidlich - Änderungen der Aufgabenstellung - Neue Erkenntnisse bei der Produktentwicklung - Fehler bei der Produktentwicklung Ziel der formalisierten Behandlung von Änderungen (CR) ist es, die Konsistenz der Entwicklungsergebnisse zu erhalten Änderungen beziehen sich auf definierte Entwicklungsergebnisse (Baselines) und haben Auswirkungen auf - Teilprozesse (Meilensteine) - Davorliegende Entwicklungsergebnisse (Backtracking) - Nachgelagerte Entwicklungsergebnisse Änderungen werden einzeln oder als "Versionsentwicklung" durchgeführt. 42 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Change Request Prozedur Antragsteller Entwicklung Change Control Board Angenommen Change Request Technische Untersuchung Entwicklung Änderung betroffener Dokumente Information an Antragsteller Entscheidung Abgelehnt Projektnotiz Verfolgung des Change Request Systemplanung 43 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Projektfunktionen 1. Projektspezifische Definition der Projektfunktionen 2. Übertragung der Projektfunktionen inkl. Kompetenz und Verantwortung auf die Aufgabenträger Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen LinienProjektorganisationen MatrixProjektorganisationen Reine Projektorganisation Projektleitung Projektplanung und -überwachung Personen Systemplanung und -überwachung Systementwicklung Projektstellen - Linienstellen - Stabsstellen - Temporäre Stellen Systemintegration und -test Konfigurationsmanagement Qualitätssicherung 3. Einbettung des Projekts in die vorhandene Organisation Gremien 44 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Projektfunktionen – Checkliste Projektleitung Klärung der Zielvorgaben und Randbedingungen des Projektes; Festlegung projektinterner Zielvorgaben Steuerung der Zielerreichung Festlegung der Aufbau- und Ablauforganisation Delegation von Aufgaben; Vergabe von Teilaufträgen Koordinierung aller am Projekt beteiligten Stellen Ressourcen- und Personalbeschaffung Personalführung Entscheidung über Lösungsalternativen Festlegung von Entwicklungsprioritäten Entscheidung über Freigabe von Planungen und Entwicklungsergebnissen Information des Managements Kommunikation mit dem Auftraggeber Außenvertretung des Projektes 45 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Projektorganisation – Organisationsformen Bereichsleitung PL E Bereichsleitung F V PL PL E F V PL Projekte in reiner Projektorganisation Bereichsleitung E PL F Projekte in Matrixorganisation V PL Projekte in reiner Linienorganisation 46 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Projektplanung – Allgemein Strukturplanung Operative Planung Produktstruktur Objektstruktur Projektstruktur Aufwände Dauer Termine Kapazitäten Kosten 47 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Schritte der Projektplanung Produktstruktur Aus welchen Komponenten besteht das Produkt? Objektstruktur Welche generellen Untersuchungen? Welche Zwischenergebnisse (Prototypen)? Welche Entwicklungsdokumente? Welche Hilfsmittel, Tools, Vorrichtungen, Messgeräte? Welche Steuerungsergebnisse (Planungen, Berichte)? Projektstruktur Welche Arbeitspakete zur Erstellung der Objekte? 48 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Ablaufplan Komponentencode Der Ablaufplan stellt die sachlogische Verknüpfung (Input/ Output) der Arbeitspakete des Projektstrukturplans dar. Der Ablaufplan bildet die Grundlage für die Erstellung des Netzplans. Der Ablaufplan fasst Arbeitspakete des Projektstrukturplans sinnvoll zusammen. Der Ablaufplan wird grafisch dargestellt. Komponentenspezifikation Komponentenbeschreibung Designspezifikation Komponententest Testspezifikation Testdaten 49 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Netzplan (NP) Der Netzplan zeigt die grafische Darstellung aller Arbeitspakete mit ihren Abhängigkeiten untereinander. Er stellt übersichtlich und kontrollierbar den geplanten Projektverlauf dar. Er zeigt nach erfolgter Terminberechnung - Anfangs- und Endtermine der Arbeitspakete und deren zeitliche Dauer - den "kritischen Weg" und die Pufferzeiten. Ö Der Netzplan ist ein Hilfsmittel zur Planung und Überwachung der Projekttermine. 50 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Definition des Meilensteins Meilensteine bezeichnen Definierte Sachergebnisse (Meilenstein-Inhalt) Fertigstellungstermin (Meilenstein-Termin) Meilenstein-Inhalte sind wesentlich überprüfbar übergebbar eindeutig festgelegt voraus definiert (Phasenorganisation) Meilenstein-Termine werden in der Projektplanung ermittelt 51 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Meilenstein-Trendanalyse Berichtszeitpunkte 200x 200x 200x 200x 200x I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV 2 0 0 x MeilensteinTermine IV III II I 2 0 0 x IV III II I IV III II I IV III II I 2 0 0 x IV III II I 2 0 0 x 2 0 0 x Projekt: xxx Projektleiter: xxx 53 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Meilenstein-Trendanalyse Berichtszeitpunkte 200x 200x 200x 200x 200x I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV 2 0 0 x MeilensteinTermine IV III II I 2 0 0 x IV III II I IV III II I IV III II I 2 0 0 x IV III II I 2 0 0 x 2 0 0 x Projekt: xxx Projektleiter: xxx 55 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Abweichungen Subjektive Einschätzung der Fertigstellung 100 95 98 98 95 98 99 100 90 80 75 60 50 40 30 20 10 Der Fertigstellungsgrad eines Software-Projektes wird während der Hälfte der Projektlaufzeit mit größer als 95% eingeschätzt ! 56 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Berichtswesen Ziel: Stets aktueller Überblick Was wird berichtet? Termine Kosten Leistung, Qualität Kapazität Wie wird berichtet? Meilensteintrendanalyse (MTA) Projektberichterstattung Meilensteine, Arbeitspakete, Laborberichte, QS- Berichte, KM- Control Harte Daten Probleme Motivation Risikoerwartung Verhalten des Auftraggebers Monatsbericht TOP Bericht Verbal Weiche Daten 57 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Abweichungen Ziel: Abweichungen möglichst früh erkennen! Welche Abweichungen gibt es? Vollständigkeit der Ergebnisse Qualität der Ergebnisse Termine Kosten Produktivität Kapazität Managementziele Woran erkennt man sie? Offizielles Berichtswesen - MTA - Verbale Monatsberichte - QS- Berichte - Projektbibliotheks-Bericht Beobachtung - Stimmung im Projekt - Gespräche - Arbeitsverhalten - Gerüchte Reviews 58 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Häufigste Ursachen für Abweichungen Komplexität überfordert den Entwickler; Kein Überblick über die Zusammenhänge Unterschätzung des Aufwandes an Zeit und Manpower für die Restarbeiten Fehlen einer realistischen Planung bzw. zu optimistische Planung 59 1.5. Projektmanagement – Crashkurs Steuerungsmaßnahmen Ziel: Termin einhalten! Leistung Reduzieren Versionsbildung Produktkauf Aufwand Technische Alternativen Entwicklungsprozess Nutzen von Vorhandenem Kapazität Vergrößern Umverteilen Zukaufen Produktivität Ausbildung Abschirmen Information, Kommunikation Motivation 60 1.6 Schlüsselfaktoren für den Projekterfolg Projekterfolg eingebettet in Handlungsweisen des/der Projektmanagers seines Teams Übergeordneten Organisation Organisation des Auftraggebers Handlungsweisen des PMs, die den Projekterfolg fördern Projektkernteam selbst auswählen Nur Mitarbeiter in Kernteam aufnehmen, die bewährt sind Von Anfang an: Gefühl der Verpflichtung und Sinn für Mission Ausreichende Kompetenzen beschaffen Organisationsform: Projektorganisation Gutes Verhältnis zu den Beteiligten Öffentliches Ansehen des Projekts verbessern Kernteam in Entscheidungsfindung und Problemlösung einbeziehen … 61 1.6 Schlüsselfaktoren für den Projekterfolg Handlungsweisen die Projekterfolg fördern … Realistische Kosten-, Zeit- und Leistungsvorgaben entwickeln Einen Ausweichplan für potenzielle Probleme bereithalten Eine passende Teamstruktur wählen, die trotzdem flexibel und flach ist Funktionsfähige Projektplanungs- und Steuerungswerkzeuge einsetzen → Sich nicht nur auf eine Art von Steuerungswerkzeug verlassen Prioritäten vergeben, um das Endziel zu erreichen Änderungen unter Kontrolle halten Nach Möglichkeiten suchen, um leistungsfähigen Projektteammitgliedern einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten 62 1.6 Schlüsselfaktoren für den Projekterfolg Für die übergeordnete Organisation gibt es zahlreiche Variablen, die für den Projekterfolg förderlich sind, wie z.B. Die Bereitschaft, strukturelle Flexibilität zuzulassen Die Bereitschaft, sich an Änderungen anzupassen Eine effektive strategische Planung Die angemessene Betonung von Erfahrungen aus der Vergangenheit Der Einbau von Pufferzeiten Eine unmittelbare und korrekte Kommunikation Eine „enthusiastische“ Unterstützung Allen betroffenen Parteien deutlich machen, dass das Projekt einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leistet 63 1.6 Schlüsselfaktoren für den Projekterfolg Folgende Schritte müssen unternommen werden: Frühzeitige Wahl eines Projektmanagers mit nachgewiesener technischer Fachkenntnis, sozialer Kompetenz und Führungsqualitäten (in der genannten Reihenfolge) Entwicklung von klaren und realisierbaren Richtlinien für den Projektmanager Delegation ausreichender Befugnisse an den Projektmanager. Dem Projektmanager gestatten, wichtige Entscheidungen gemeinsam mit den Kernteammitgliedern zu treffen. Begeisterung für das Projekt und sein Team zeigen Aufbau von kurzen, informellen Kommunikationswegen Den Projektmanager in Bezug auf Vertragsabschlüsse nicht extrem unter Druck setzen Die Kostenschätzung des Projektteams nicht willkürlich zusammenstreichen oder aufblasen Ein enges Arbeitsverhältnis zwischen Auftraggeber und Projektmanager herstellen 64 1.6 Schlüsselfaktoren für den Projekterfolg Vorbedingungen für Management-Techniken Klare Spezifikationen und Designs Realistische Zeitpläne Realistische Kostenpläne Vermeidung von übermäßigem Optimismus Auftraggeberseite Die Pflege einer engen Beziehung Die Aufstellung von vernünftigen Zielen und Kriterien Gut etablierte Prozeduren für Veränderungen Umgehende und exakte Kommunikation Minimierung des Papierkriegs Der Kontaktperson ausreichende Befugnisse geben (insbesondere bei der Entscheidungsfindung) 65 1.7 Kosten des Projektmanagements Kosten des Projektmanagements oft Widerstand gegen moderne PM-Methoden wegen angeblich zu hohen Kosten Die Frage sollte aber nicht ”Kann ich mir ein Projektmanagement leisten?“ sondern ”Kann ich mir es leisten, kein Projektmanagement zu haben?“ lauten. 66 1,7 Kosten des Projektmanagements Art und Umfang der durchzuführenden PM-Aufgaben hängen u.a. ab von Art der Entwicklungsaufgabe Größe des Entwicklungsvorhabens Form der Projektorganisation Anzahl der Entwicklungspartner Entwicklungsdauer Verhältnis Personal-/Materialkosten Durchdringung mit PM-Methoden und Verfahren 67 1.7 Kosten des Projektmanagements Kostenbestandteile des PM Planungskosten Projektgründung, Wirtschaftlichkeitsprüfung, Strukturplanung, Aufwandsabschätzung, Terminplanung, Kostenplanung etc. Überwachungskosten Stundenkontierung, Netzplanaktualisierung, Kostenerfassung, Fortschrittskontrolle, Qualitätssicherung etc. Verfahrenskosten Verfahrensabwicklung, Anwenderunterstützung, Projektführungssysteme, PC-Einsatz etc. Beachte: Normalerweise PM-Kosten getrennt von Konfigurationsmanagement, Dokumentationsmanagement und Qualitätssicherung 68 1.7 Kosten des Projektmanagements Prozentualer PM-Kostenanteil Grobe Regeln: kleine Projekte: 8% mittlere Projekte: 4% große Projekte: 2% 69 1.7 Kosten des Projektmanagements PM-Kosten und Projektkosten 70 1.8 Summary Management • Wissen • Wollen • Entscheiden • Durchsetzen Erfolgreiche Anwendung des Projektmanagements Mitarbeiter • Zielvorgaben • Problembewusstsein • Know-How • Unterstützung 71 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 1. Einleitung 2. Faktor Mensch 3. Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken Projektinitiierung Gründung eines Projekts Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Produkt-/Systemdefinition 72 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 4. Schätzverfahren und Projektplanung Schätzverfahren Projektplanung 5. Projektstrukturen und Personalaktivitäten Einleitung Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen, Unternehmensstrukturen und Projektstrukturen 73 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 6. Projektkontrolle 7. Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle Change-Management Kostenkontrolle Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung Projektabschluss 74 So nicht … Aus dem Projektalltag . . . Wir haben keine Zeit, über die Arbeit nachzudenken, nur genug, um sie zu machen. (DeMarco/Lister) WIR sind schon jahrelang im Geschäft. Bevor Sie Ihre ganze Planerei abgeschlossen haben, ist bei uns schon die Hälfte des Codes fertig. Jemand dachte, daß ein anderer irgend etwas tun würde (...) Projektmanagement können wir: Wir waren schon immer in der Lage, zum Telefon zu greifen und uns kurzfristig abzustimmen. 75 So nicht … Zitate Bei uns gibt es keine Projekte … Das machen wir schon, aber anders … Zu aufwendig, zu bürokratisch Dafür haben wir jetzt keine Zeit Das ist nur in großen Projekten anwendbar Wir brauchen einen VW, keinen Mercedes Das geht nur in militärischen Projekten und Organisationen, unsere Mitarbeiter brauchen Freiräume … Bisher waren wir auch ohne Projektmanagement erfolgreich… Wir haben nur technische Probleme … Wir warten, bis es bessere Verfahren / Werkzeuge gibt … 76 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 1. Einleitung 2. Faktor Mensch 3. Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken Projektinitiierung Gründung eines Projekts Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Produkt-/Systemdefinition 77 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 6. Projektkontrolle 7. Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle Change-Management Kostenkontrolle Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung Projektabschluss 78 Kapitel 2: Faktor Mensch Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken 79 80 2. Faktor Mensch Ausgangssituation „The major problems of our work are not so much technological as sociological in nature“ (DeMarco/Lister: Peopleware, 1999) Kernprobleme bei Projekten sind praktisch immer „Politik“: Probleme zwischen Mitarbeitern und Projektleiter (u.U.) Probleme zwischen Projekt und Auftraggeber/Benutzer Teamdynamik stimmt nicht Hohe Fluktuation Mangelnde Fähigkeiten der Beteiligten 81 2. Faktor Mensch Produktivitätsvarianzen: Beste Mitarbeiter um Faktor 10 besser als schlechteste Beste Mitarbeiter um Faktor 2,5 besser als Durchschnitt Überdurchschnittliche Mitarbeiter um Faktor 2 besser als unterdurchschnittliche Unabhängig von Leistungsmetrik: Anzahl der Fehler Kalenderzeit bis Meilenstein Funktionspunkte pro Zeiteinheit 82 2. Faktor Mensch Fluktuation Fluktuationskosten: Durchschnittliche Fluktuation (de Marco/Lister): - Fluktuationsrate: 33 - 80% pro Jahr Verweildauer: 15 Monate bis 36 Monate Fluktuationsaufwand: - Einstellungskosten: ca. 2 Personenmonate Unproduktive Phase: ca. 3 bis 5 Personenmonate Relative Kosten (bei 2 Jahren): 20% Gründe für Fluktuation: Durchgangsstation: Firmenatmosphäre lädt nicht zu langfristigem Engagement ein Ersetzbarkeitsgefühl: Management betrachtet Mitarbeiter als austauschbare Ressource Bezugsmangel: Mitarbeiter haben keinen Bezug zum Unternehmen 83 Kapitel 2: Faktor Mensch Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken 84 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Der Faktor Mensch ist in SW-Projekten sehr groß, deswegen: Wähle die richtigen Leute aus Betraue die richtigen Mitarbeiter mit den richtigen Aufgaben Motiviere die Mitarbeiter Helfe den Teams durchzustarten und abzuheben Alles andere sind „Administrivalitäten“ 85 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Ursachen für Schwierigkeiten Mangelnde Kommunikation mit Kunden Mangelnde Kommunikation mit Kollegen Mangelnde Kommunikation mit Vorgesetzten Mangelnde Kommunikation mit Stakeholdern Unklare Kommunikationswege Der Kunde als Feinbild Mit der Dauer des Projekts sinkt die Motivation Endlose Meetings Zu viel Kontrolle Zu wenig Kontrolle Unrealistische Ziele ¾ Worst-Case: „Team-Selbstmord“ 86 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Gegenmaßnahmen Defensives Management Situation: - Das Management traut sich weder Entscheidungen selbst zu treffen noch die Verantwortung dafür zu delegieren. Gegenmaßnahme: - Den Mitarbeitern erlauben, ihre eigenen Entscheidungen zu fällen, auch wenn sie Fehler machen. Jemand die Freiheit zu geben, Fehler zu machen, ist ein Zeichen von Vertrauen. Bürokratie Situation: - Das Management gibt genau vor, was und wie zu dokumentieren ist. Gegenmaßnahme: - Dem Team zu erlauben, den Grad der Dokumentation selbst zu wählen. Dokumentation ist eine Art der Kommunikation. Diese muss von den Beteiligten gestaltbar sein. 87 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Gegenmaßnahmen Verteiltes Team Situation: - Das Team ist auf mehrere Standorte bzw. Zimmer verteilt. Gegenmaßnahme: - Schaffen Sie Kommunikations-Events wie zum Beispiel ein gemeinsames Projektfrühstück, einen gemeinsamen Wochenstart, »Stehempfang« zu Anlässen wie Geburtstagen oder Meilensteinen. Häufige Unterbrechungen Situation: - Die Teammitglieder haben zu viele projektexterne Zuständigkeiten. Sie arbeiten noch in anderen Projekten mit oder sind für viele Querschnittsaufgaben in der Firma verantwortlich. Die Telefone läuten zu oft und die Mailboxen laufen voll wegen nicht projektrelevanter Angelegenheiten. Gegenmaßnahme: - Umverteilen der nicht projektrelevanten Tätigkeiten. Umleiten von Anrufen und Weiterleitung von Mails. 88 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Gegenmaßnahmen Angeordnete Qualitätsreduktion Situation: - Aufgrund von finanziellem oder zeitlichem Druck soll an der Qualität gespart werden. Die Selbstachtung eines Entwicklers leidet, wenn er gezwungen wird, ein Produkt mit geringerer Qualität herzustellen, als er eigentlich dazu in der Lage ist. Gegenmaßnahme - Erlauben Sie nicht, dass Kostenreduktion zu Qualitätsreduktion führt, sondern streichen Sie besser einige Funktionen. Appellieren Sie an den Stolz der Entwickler. Unrealistische Termine Situation: - Nicht haltbare Termine entstehen, wenn die Herleitung des Termins ausschließlich außerhalb des Projektteams passiert und alleine von projektexternen Ereignissen abhängt, wie Messetermine, Marketingpläne, Vorstellungen der Geschäftsleitung etc. Gegenmaßnahme: - Enge Terminpläne sind oft notwendig und können auch eine Herausforderung sein. Jedoch ist es ein Leichtes für ein Team, unrealistische fremdbestimmte Termine zu erkennen. Jeder Termin muss mit dem Team besprochen und eingeordnet werden (unrealistisch, fremdbestimmt, realistisch, notwendig etc.). 89 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Gegenmaßnahmen Unbekannte und ungenutzte Gruppendynamik Situation: - Manager steuern Projekte häufig zu stark über bilaterale rollenbezogene Gespräche mit einzelnen Mitarbeitern. Sie scheuen die Konfrontation mit dem ganzen Team. Dass im Team positive oder negative Initiativen entstehen und sich etablieren, bekommen die Manager nicht mit. Gegenmaßnahme: - Eine gut abgestimmte Mischung von bilateralen rollenbezogenen Gesprächen und Teammeetings, Workshops und Events hilft die interessanten Initiativen im Team zu erkennen und zu unterstützen bzw. diesen entgegenzuwirken. 90 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Teamaufbau Charaktere, die eine genügende Portion an Erfahrung mitbringen, die nicht nur alles wissen, sondern auch vieles können und zueinander passen. Mitarbeiterprofile Wissen: z.B. durch Vorlesung, Buch, Seminar Können: Wissen anwenden können Erfahrung: Einsatz des Wissens als Könner in früheren Projekten Ideal: Mitarbeiterprofil oder Skill-Datenbank mit - Zu jedem Projekt genaue Stellenbeschreibung Qualifikationen (bzgl. Wissen, Können, Erfahrung) Liste der Rechten und Pflichten, z.B. bestimmte Dokumente einsehen, bearbeiten, an Meetings teilnehmen, informiert werden, koordinieren,… 91 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Software Engineering Body of Knowledge Kriterien, die das Wissen, das Können und die Erfahrung von Mitarbeitern festhalten hängt davon ab, welches die wichtigen Know-how-Felder in der Firma sind. Eine Anregung für eine Gliederung der möglichen Know-how-Felder kann der so genannte »Software Engineering Body of Knowledge« (Software Engineering Body of Knowledge), kurz »SWEBOK«, geben (www.SWEBOK.org). Diese Gliederung der Themenwelt des Software Engineerings wurde von einem internationalen Firmengremium (SAP, Boeing u.a.) unter der Leitung der IEEE (www.computer.org) erarbeitet und dient als Grundlage vieler Ausbildungsgänge und Studiengänge. 92 93 94 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Process Communication Model Wird in größeren Unternehmen in mehr als 20 Ländern eingesetzt, z.B. NASA für Astronautenteams Wird verwendet um Team hinsichtlich Kommunikationsfähigkeit zusammenzustellen. 6 Charaktere Träumer Workaholic Widerständler Revolutionär Bewahrer Befürworter Jeder läßt sich anders (de-)motivieren,… Ideal ist es wann keiner der Charaktere zu häufig vertreten ist 95 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation PCM-Typ Charakter Motivation Demotivation Reaktion Träumer einfallsreich, nachdenklich, ruhig, introvertiert, leicht zu führen schätzt Einsamkeit und braucht viel Zeit zum Überlegen, um kreativ zu sein, wird durch Incentives und Personen motiviert unruhige Umgebung, Führungslosigkeit Aufgaben werden nicht fertig; Rückzug vom Tagesgeschehen Workaholic logisch denkend, verantwortungsvoll, organisiert, Zeitgetrieben Anerkennung von Leistung, Schulterklopfen, Bonus, Incentives, logische Argumentation wenn es zu persönlich wird, wenn Argumente fehlen, Need-to-KnowPrinzip Kritik, Frustration, Beschwerden bzgl. Geld, Fairness und anderen Mitarbeitern Widerständler freundlich, sensibel, mitfühlend, Gefühlsgetrieben eine angenehme Umgebung, sowohl bzgl. Räumlichkeiten als auch Kollegen auf Fehlern herumreiten, Selbstherrlichkeit Sozialisierung mit anderen, Selbstzweifel, Kritik 96 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation PCM-Typ Charakter Motivation Demotivation Reaktion Revolutionär spontan, kreativ, verspielt, ausdrucksstark, tatkräftig ständiger Gedankenaustausch mit anderen, persönlicher Kontakt, Spaßfaktor zeitliche Einschränkungen, Prediger Opportunismus, Beschwerden, Vorwürfe Bewahrer hingebungsvoll, beobachtend, gewissenhaft, hartnäckig, bewerten durch Meinungen anderer Anerkennung von Leistung, Kommittment zu Zielen Selbstherrlichkeit, Machtspiele, Neudefinitionen Kreuzzüge, Selbstgerechtigkeit, verbale Attacken Befürworter anpassbar, überzeugend, charmant, einfallsreich, Aktions-orientiert Risikobereitschaft, Geld Unentschlossenheit, Schwäche, Konfrontation aufwendige Argumentation, negative Dramaturgie, Regelbruch 97 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Teamaufbau Teambildung (nach DeMarco, Lister): Auf gemeinsames Ziel ausrichten Elitegefühl pflegen Anerkennung verteilen Qualität zum Kult erheben Strategische anstatt taktischer Richtlinien Erfolgreiche Teams erhalten Teamverhindernde Faktoren: Kontrolle statt Vertrauen Räumliche Trennung Aufsplitterung auf mehrere Projekte Qualitätsreduktion 98 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Entwicklungsphasen eines Teams Ke in N Te eue am m itg lie de r A be ga f u Ko ns en s ng ru e nd nä 99 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Initialphase Projektziel, die Aufgaben der einzelnen Projektmitglieder und die Zusammenarbeit werden definiert. Teammitglieder finden heraus, was sie tun werden. Führungsstil wird klar Arten der zwischenmenschlichen Kommunikation und Aufgabenteilung wird klar ¾ Diese Phase ist geprägt von Wohlwollen, Höflichkeit, Missverständnissen und Vorsicht. Konfrontationsphase Jetzt werden Diskussionen über verschiedene Ansätze geführt, Meinungsstreite werden ausgetragen und die Rollen festgelegt. Teammitglieder fangen an, sich gegen Gruppenzwänge zu wehren. ¾ Es herrscht Anspannung, man ist kritisch und Konfrontationen stehen auf der Tagesordnung. Organisationsphase Gruppenregeln werden ausgehandelt, die Arbeitsweise festgelegt und das weitere Vorgehen bestimmt. Die Widerstände sind überwunden. Es etablieren sich Regeln und Teamstandards. Teamzugehörigkeit entsteht. ¾ Der Alltag ist geprägt von Engagement und Kooperationsbereitschaft. Arbeitsphase Basis geschaffen für konstruktive Zusammenarbeit. Das Team konzentriert sich auf die Erledigung der Aufgaben. Die Diskussionen über zwischenmenschliche Beziehungen, Rollen und Aufgabenverteilung sind Vergangenheit. ¾ Kreativität, technischen Herausforderungen und Gewissenhaftigkeit. 100 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Grundregeln der Teamarbeit Anerkennung geben, Beiträge fordern gemeinsam handeln eigene Meinung offen äußern Ziele im Auge behalten Konflikte ausdiskutieren aufmerksam zuhören Kritik akzeptieren 101 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Wichtiger Aspekt für das Management eines Teams ist die praktizierte Meeting-Kultur: Nie ohne Agenda ein Meeting beginnen Nie zu spät zu einem Meeting kommen Nie ein Meeting ohne Rollendefinition durchführen (Moderator etc.) Nie ein Meeting ohne Protokoll veranstalten (Wort- oder Ergebnisprotokoll) Nie ein Meeting zeitlich überziehen 102 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Weitere Kommunikationsplattformen für ein Team: Projekt-Mailingliste Projekt-Website Projektportal Projektfrühstück Projektstammtisch Projekt-Kaffee-Ecke mit Espresso-Maschine Projektparty Kamingespräch mit Kunden etc. ¾ Weiterentwicklung des Teams ¾ Schulung, Entwicklungsplan,… → Motivation 103 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Teamclosing - Feedback-Workshop: Was war gut? Was war weniger gut? Wann ging was schief? Warum ging was schief? Welche Merksätze kann man daraus ableiten? Gibt es offene Verbesserungsvorschläge? Analyseschritte: Analyse der projektrelevanten Mails Was war wann Tagesgespräch im Projekt? Analyse der Historie der Offenen-Punkte-Liste ¾ Prozessverbesserungen und Merksätze für die nächsten Projekte (siehe auch Projektabschluss) 104 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Führungsqualitäten eines Projektleiters ist die emotionale Intelligenz. Sie beruht auf fünf Elementen: Selbstwahrnehmung, Eigenmotivation, Selbstregulierung, Empathie und soziales Engagement. Mit anderen Worten: Ein guter Projektleiter verfügt über Eigeninitiative, Entscheidungsfreudigkeit, Durchsetzungskraft, Delegationsbereitschaft und Einfühlungsvermögen. Er/Sie ist konsequent und kann seine MitarbeiterInnen motivieren. 105 2. Faktor Mensch 2.1 Teamworking und Kommunikation Führungswerkzeuge »Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.« Antome de Saint-Exupery Visionen Unser Verhalten wird von Visionen bestimmt. Die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer kann oft mehr bewirken als die beste Handlungsanweisung. Ebenso wird unser Projektalltag von Visionen geprägt. Vorbilder Vorbild sein in Tugenden wie Pünktlichkeit, Fairness, kommunikativ sein, Anteil nehmen etc., aber nicht in Tätigkeiten: Führungskräfte müssen das aufgeben, was sie zur Führungskraft gemacht hat. Delegation Die Ziele bestimmt der Chef, die Wege bestimmen die Mitarbeiter. So kann der Manager den Überblick behalten und muss sich nicht in Details verlieren. Richtiges Delegieren ist die beste Motivation. Motivation Wir können andere Menschen nicht motivieren, wir können ihnen nur helfen, sich selbst zu motivieren. Das heißt, die Führungskraft muss die eigenen Ziele zu den Zielen der Mitarbeiter machen. Lob Leistung, die nicht anerkannt wird, wird nicht beibehalten. Leistung, die anerkannt wird, wird beibehalten. Ein Lob muss zeitlich nah zum auslösenden Moment erfolgen, dann entfaltet es seine größte Wirkung. Tadel Durch Tadel darf kein Stress oder Druck entstehen. Menschen unter Druck denken nicht schneller. Richtiger Tadel erfordert eine disziplinierte Gesprächsführung 106 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Zusammenfassung Der »Faktor Mensch« ist in Softwareprojekten der wichtigste Faktor. Demnach ist die Auswahl der Teammitglieder eine der kritischen Tätigkeiten der Projektleitung. Die Teamentwicklung sollte nicht dem Zufall überlassen werden, sondern über bewusstes Team-Building, Team-Managing, Team-Developing und Team-Closing gesteuert werden. Die Anforderungen an einen Projektleiter sind sehr vielfältig. Um all diesen gewachsen zu sein, sollte jeder Projektleiter eine Menge von Führungsgrundsätzen, Führungswerkzeugen und Gesprächsstrategien beherrschen. 107 Kapitel 2: Faktor Mensch Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken 108 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Wann werden Interviewtechniken verwendet: Bewerberverfahren Auswahlentscheidungen Kundenanforderungen …. Beispiel hier: Bewerberauswahl! 109 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Stellenbezogenen Anforderungskriterien Persönliche und fachliche Anforderungen Grundlage für Auswahlverfahren. Tätigkeitsgebiet einer Stelle in mehrere Anforderungen fachlicher und persönlicher (überfachlicher) Art unterteilen. Auswahlinterview sollen fachlichen („Erfahrungen" und „Kenntnisse) als auch die persönlichen Anforderungen („Fähigkeiten" ) intensiv abgefragt werden. "Muß-Anforderungen . Suchen Sie Anforderungen, die in typischen Situationen in der betreffenden Stelle gestellt werden und deren zugrundeliegende Fähigkeiten vorhanden sein müssen. Definieren Sie die wichtigsten fachlichen und persönlichen Anforderungen für die Stelle. Beschreiben Sie typische Tätigkeiten oder Verhaltensweisen, die jeder Anforderung zugrundeliegen. Gewichten Sie die Anforderungen. 110 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Fähigkeiten können sein Lernfähigkeit Kreativität Teamfähigkeit Ergebnisorientierung Kundenorientiertung Kommunikationsfähigkeiten Durchsetzungfähigkeit Motivationsfähigkeit Strategisches Denken Initiative Veränderungsfähigkeit Networking Skills Einfühlungsvermögen Analysefähigkeiten Planungs- und Organisationsgeschick Mobilität Interkulturelles Verhalten … 111 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Typische Probleme von Auswahlentscheidungen Wichtige Informationen werden übersehen Die gleichen Themen werden mehrmals in den Interviews behandelt Die Informationen des Bewerbers werden vom Interviewer falsch interpretiert Vorurteile und Klischees beeinflussen die Beurteilung Die Interviewer machen sich nicht genug Notizen Die Interviewer treffen voreilige Entscheidungen Die Beurteilungsdiskussion der Interviewer ist nicht systematisch Die Interviewer lassen sich bei ihrer Einschätzung von einem einzigen Kriterium leiten Der Druck zur schnellen Besetzung der Stelle führt zu verfrühten Entscheidungen Die Vorstellungen und Wünsche des Bewerbers werden nur unzureichend beachtet ¾ Interviewtechniken notwendig 112 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Wahrnehmungsverzerrungen Wertungsfreie, objektive Beobachtung gibt es nicht. Mensch sieht die Welt durch verschiedene „Filter", die ihn davon abhalten, mit neutralen Augen zu beobachten. Stimmungen, Vorurteile, vorgefasste Meinungen Die Persönlichkeit des Interviewers, sein Erfahrungshintergrund, seine momentane Stimmungslage sowie bestehende Vorurteile beeinflussen die Wahrnehmung und Beurteilung der Kandidaten. Beispiel Vorurteil: Menschen mit Brille gelten als intelligenter. Beispiel Erfahrungshintergrund: Ein Kandidat kommt aus einer bestimmen Hochschule - er ist grundsätzlich geeignet. Erster Eindruck Problem: ersten Eindruck oft entscheidend. Urteil über eine Person häufig bereits in den ersten 4 Minuten gefällt wird. Beispiel: Der Kandidat erscheint zu spät Urteil: Diese Person ist unzuverlässig. 113 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Wahrnehmungsverzerrungen Sympathie/Antipathie - Ähnlichkeit/Fremdheit sympathisch erscheinende Menschen positiver, Sympathie nichts anderes als eine wahrgenommene Ähnlichkeit (Auftreten, Persönlichkeit, gleicher Studienort). Beispiel: Ein Kandidat, der den Interviewer an eine unsympathische Person erinnert, kann schlechter beurteilt werden. Halo-Überstrahlungseffekt Blendung durch auffälligen Merkmal, das alles andere überstrahlt und so frühzeitig zu einer globalen Beurteilung verleitet. Aus dieser globalen Beurteilung werden eine ganze Reihe von Eigenschaften und Merkmalen implizit abgeleitet. Beispiel: Unattraktiven Kandidaten werden eher negative soziale Eigenschaften zugeschrieben. Extrovertierte, rhetorisch gewandte Kandidaten gelten als intelligenter. Ermüdungs-Effekt Mit steigender Anzahl der Kandidaten werden die Aussagen immer weniger zuverlässig. 114 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Wahrnehmungsverzerrungen Reihenfolgeeffekt/Kontrasteffekt Die Beurteilung hängt vom Zeitpunkt und der Reihenfolge der Informationen ab, die er über einen Kandidaten erhält. Beispiel: zuerst etwas Negatives und dann erst etwas Positives erfahren→ negativeres Bild . Persönliche Eignungstheorie Der Interviewer hat eine eigene Meinung oder Theorie über geeignete bzw. ungeeignete Verhaltensweisen in bestimmten Situationen (z.B. welche Verhaltensweisen eine Führungskraft zeigen/über welche Fähigkeiten sie verfügen sollte). Diese Meinung/Theorie beeinflusst Wahrnehmung und Bewertung. Beispiel: Der Kandidat trägt weiße Tennissocken. → Führungskraft nicht geeignet. 115 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Tipps zur Reduzierung der Fehlerquellen Schaffen Sie eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre ("small talk" zum Einstieg, Positives zum Lebenslauf u.a.). Betonen Sie das gemeinsame Interesse. Mit einem Bewerbern sollten immer mehrere Interviewer sprechen (Mehr-AugenPrinzip). Überdenken der eigenen Urteilsbildung (Selbstreflexion): Wie reagiere ich auf bestimmtes Verhalten, welche Ansprüche habe ich, mit wem vergleiche ich...? Diskussion der Interviewer in der Interviewkonferenz über Eindrücke und Urteile. Wichtige Regel: Jeder Eindruck muss mit konkreten Aussagen und/oder konkretem Verhalten des Bewerbers begründet werden! Halten Sie sich an Ihren Interviewleitfaden, so dass Sie systematisch die Anforderungen abklopfen und nicht zu früh Ihr Urteil bilden. Wenden Sie die verhaltensbezogene Fragetechnik an: ¾ Situation/Aufgabe - eigenes Verhalten - Ergebnis 116 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Die „Ehre des Bewerbers “ Gut Zuhören können. Unterbrechen des Bewerbers nur in Ausnahmesituationen, Nicht in „Prüfungsstil" verfallen. Das Provozieren des Bewerbers hilft nicht weiter. Unterstellungen lassen den Bewerber defensiv werden. Heikle Themen nur dann weiter erörtern, wenn es für die Stelle unbedingt erforderlich ist. Dem anderen vertrauen. Misstrauen zerstört das Gespräch. Für die Antworten genug Zeit lassen. Gesprächspausen zulassen. Eine angemessene Körpersprache zeigen. ¾ Partnerschaftlicher Umgang!! 117 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Frageformen Geeignete Fragen: „W“-Fragen Offene Fragen Beispiele: - „Wie würden Sie eine Aufwandsabschätzung durchführen?" „Warum sind Sie so vorgegangen?„ Weniger geeignete Fragen Suggestivfragen Ja-Nein-Fragen Theoretische Fragen Beispiele: - "Sie haben doch sicher schon einmal eine Budgetplanung gemacht?" "Wenn Sie eine ISDN-Anlage installieren, würden Sie das wirklich ohne Anleitung versuchen?" 118 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Fragetechnik - Verhaltensdreieck Situation Vorgehen Ergebnis 119 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Fragetechnik – Verhaltensdreieck Den Interviews liegt das Prinzip des Verhaltensdreiecks zugrunde. Der Bewerber soll eine Situation schildern, in der er eine bestimmte Tätigkeit das letzte Mal verrichtet hat und dann sein Vorgehen und das daraus resultierende Ergebnis. Der Interviewer fragt bei Ungenauigkeiten immer wieder tiefer nach. Den Fragen liegen Situationsbeschreibungen, zugrunde, die für die betreffende Stelle typisch und z.T. auch kritisch sind. Die Fragen beziehen sich auf die Vergangenheit und lassen auf zukünftiges Verhalten schließen. Sie messen Persönlichkeits-kompetenzen und Aufgabenkompetenzen. Im Idealfall hat man vor dem Bewerbungsgespräch bereits Antworten formuliert, die sehr gutes und nicht erwünschtes Verhalten in der entsprechenden Situation beschreiben. So fallen nach dem Gespräch Interpretation und Auswertung leichter und werden objektiver. 120 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Beispiele Teamfähigkeit Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie die Teamarbeit entscheidend weiterbringen konnten. Was war die Ausgangslage? Was habe Sie unternommen? Was war das Ergebnis Budgetplanung Wann haben Sie die letzte Budgetplanung gemacht? Wie sind Sie dabei vorgegangen? Wie war das Ergebnis? 121 2. Faktor Mensch 2.2 Interviewtechnik Übung!!! 122 Kapitel 2: Faktor Mensch Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken 123 2. Faktor Mensch 2.3 Zeitmanagement Problem: Projekte im Rahmen der vorgegebenen Zeit, Kosten und Leistung/Qualität durchzuführen. Alltag besteht aus zahlreichen Sitzungen, Verfassen von Berichten, Lösung von Konflikten, Planung und Neuplanung, Kommunikation mit dem Kunden und aus Krisenmanagement… ¾ Zeitmanagement notwendig 124 2. Faktor Mensch 2.3 Zeitmanagement Die folgenden Fragen sollten Managern dabei helfen, Problembereiche zu erkennen: Ist es ein Problem, die Arbeit bis zum geplanten Endtermin fertig zu stellen? Mit wie vielen Unterbrechungen pro Tag ist zu rechnen? Haben Sie schon ein Verfahren entwickelt, um mit den Unterbrechungen umzugehen? Wenn Sie einen größeren ununterbrochenen Zeitraum benötigen, steht dieser überhaupt zur Verfügung? Mit oder ohne Überstunden? Wie gehen Sie mit unangemeldeten Besuchern und Anrufen um? Wie behandeln Sie eingehende Post? Haben Sie bestimmte Vorgehensweisen zur Abwicklung von Routinetätigkeiten entwickelt? Wie schwierig ist es für Sie, nein zu sagen? Wie gehen Sie mit Kleinarbeiten um? 125 2. Faktor Mensch 2.3 Zeitmanagement Zeitdiebe Unvollständige Arbeiten Aufgaben, die doppelt ausgeführt Eingehende Anrufe, Briefe und E-Mails Zuständigkeiten sind unzureichend definiert und es fehlt die angemessene Kompetenz Änderungen ohne direkte Benachrichtigung/ Erklärung Wartezeiten, z.B. durch verspätete Mitarbeiter Unfähigkeit, zu delegieren, oder unkluge Delegation Mangelhaftes System zur Informationsgewinnung Mangel an Informationen, die direkt eingesetzt werden können Tägliche Verwaltungsarbeiten Beschwerden der Gewerkschaft Zu viele Review-Ebenen Der Plausch im Büro Fehlplatzierte Informationen Prioritätenwechsel Unentschlossenheit Verzögerungen Treffen von Verabredungen Zu viele Sitzungen Die Überwachung delegierter Tätigkeiten … … Unklare Rollen-/Stellenbeschreibungen Einmischung durch die Unternehmensführung Die Anforderung, am Budget festzuhalten Schlecht ausgebildete Kunden Nicht genügend erprobte Manager Das Fehlen einer Stellenbeschreibung Zu viele Personen sind an unwichtigen Entscheidungen beteiligt Mangelndes Fachwissen Mangelnde Kompetenz, Entscheidungen zu treffen Dürftige Statusberichterstattung Arbeitsüberlastung Unvernünftige Zeitvorgaben Zu viel Reisetätigkeit Fehlen der passenden Projektmanagement-Tools Jede Abteilung will den »schwarzen Peter« an andere weitergeben Unternehmensrichtlinien Widersprüchliche Anweisungen Bürokratische Hindernisse (»Ego«) Linienmanager, die sich ihr eigenes Reich aufbauen Mangelnde Kommunikation … 126 2. Faktor Mensch 2.3 Zeitmanagement To-Do-Liste 127 2. Faktor Mensch 2.3 Zeitmanagement Persönlicher Tagesplaner 128 2. Faktor Mensch 2.3 Zeitmanagement Effektives Zeitmanagement (PM) Delegieren Den Ablauf- und Terminplan einhalten Schnell entscheiden Entscheiden, wer sich darum kümmern soll Lernen, nein zu sagen Sofort beginnen Den schwierigsten Teil zuerst erledigen Reiseunterbrechungen zum Arbeiten nutzen Nutzlose Mitteilungen vermeiden Unwichtige Arbeiten ablehnen Vorausschauen Fragen: Ist die Reise wirklich nötig? Die eigene Energiekurve kennen Telefon- und E-Mail-Zeiten steuern Eine Tagesordnung für Sitzungen versenden Verzögerungen überwinden Den Führungsstil »Management by Exception« anwenden 129 2. Faktor Mensch 2.3 Zeitmanagement Regeln für das Zeitmanagement Durchführung einer Zeitanalyse (Zeitprotokoll) Planung fester Zeiten für wichtige Dinge Klassifikation der Aktivitäten Prioritäten aufstellen Opportunitätskosten für die verschiedenen Aktivitäten aufstellen Das System trainieren (Chef, Mitarbeiter, Kollegen) Delegieren Dinge absichtlich ablehnen Führung nach dem Ausnahmeprinzip praktizieren Ausrichtung auf Möglichkeiten, nicht auf Probleme Fragen Welche meiner Tätigkeiten können eigentlich ganz wegfallen? Welche meiner Tätigkeiten kann eine andere Person besser erledigen? 130 Kapitel 2: Faktor Mensch Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken 131 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Konflikte können Todesurteil für Projekt sein Konflikte entstehen Durch unterschiedliche Ziele und Wertevorstellungen Missverständnisse Antipathie Rivalität Mobbing Zukunftsängste Erfolgslosigkeit 132 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Phasen eines Konflikts Diskussion Am Anfang steht meistens eine Sachfrage, an der sich unterschiedliche Meinungen und Interessen festmachen. Überlagerung Im Verlauf der Diskussion werden Argumente der anderen Seite nicht mehr akzeptiert. Man unterstellt letztlich immer Unaufrichtigkeit. Die Sachebene wird zunehmend von der Beziehungsebene überlagert. Eskalation Die andere Seite reagiert mit Empörung auf die unterstellte mangelnde Integrität und geht zum Gegenangriff über. Der Konflikt eskaliert, Emotionen beherrschen die Szene. Verhärtung Wenn der Konflikt nicht entschieden werden kann, kühlen sich die Emotionen zunehmend ab und man tritt in eine Phase des kalten Kriegs ein. Der Konflikt wird chronisch. 133 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Konfliktlösungsdreieck 134 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Konfliktlösung - Verhaltensdreieck Situation Vorgehen Ergebnis 135 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken „Problemfall“ Mensch im Projekt: Menschen schätzen keine Veränderungen und versuchen sie zu ignorieren 136 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Managementaufgaben Menschen wollen produktiv sein: Was habe ich davon? Was kostet es mich? Was kann ich machen? Was muss ich machen? Erfolgreiche Projektarbeit braucht Transparenz und Realismus: Klare und realistische Ziele aller Beteiligten: Motivation Klare und angemessene Verantwortlichkeiten aller Beteiligten: Delegation Transparenz schaffen: Verantwortungen delegieren: - Delegation: Verantwortungen (für Betroffene) bewusst machen Motivation: Verantwortlichkeiten übertragen Unklarheiten identifizieren - Delegation: Verantwortliche identifizieren Motivation: Ziele (für Projektleitung) bewusst machen Kooperation motivieren: für Betroffene Gewinnsituation bewusst machen Konflikte adressieren: - Delegation: Verantwortliche informieren Motivation: Ziele identifizieren 137 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Kooperation motivieren Kooperation motivieren: Engagement entsteht durch Wollen, nicht durch müssen Mangelnde Motivation führt zu Blockierhaltung Nach Außen: Ziele und Erwartungen aller Verantwortlichen identifizieren Nach Innen: Ziele und Erwartungen identifizieren, Mitarbeiter gleichwertig integrieren Nach Innen: Die Parkplatzfalle (Unproduktiver Mitarbeiter im Projekt): Blockaden identifizieren (Was passt nicht?) Integrieren statt regieren (Projektleiter steht nicht über dem Team) Nach Aussen: Die Querulantenfalle (Bereichleiter sabotiert) Ängste wahrnehmen Gemeinsamen Profit identifizieren In Planung und Umsetzung miteinbeziehen 138 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Verantwortung delegieren Verantwortung delegieren: Mangelnde Verantwortung führt zu mangelnder Motivation Übertriebene Verantwortung führt zu übertriebenem Risiko Verantwortung des Projektmanagers: Nach Aussen: Übernahme von Verantwortung für die erfolgreiche Projektdurchführung gegenüber Management Nach Innen: Übergabe von Verantwortung für die erfolgreiche Aufgabendurchführung an die Projektmitarbeiter Delegation nach Außen: Entscheidungsarthrose (Verzögerte Entscheidungen): - Dokumentieren: Wer muss bis wann welche Entscheidung treffen? Dokumentieren: Was passiert, wenn die Entscheidung nicht getroffen wird? Einfordern: Entscheidungsspielräume (Budget, Führungsverantwortung) 139 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Verantwortung delegieren Delegation nach Außen: Tyrannosauruseffekt (Neue Anforderungen durch Management): - Dokumentieren: Welche Konsequenzen haben Entscheidungen (Budget, Laufzeit, Qualität, Quantität)? Delegieren: Welche Entscheidung wurden getroffen? Delegation nach Innen: Fachexpertenfalle (Projektleiter trifft alle Entscheidungen) - Klare Festlegung (technische) Verantwortung (auch Projektleiter) Gesundes Vertrauen gegenüber Projektmitarbeitern Sinnlose Sitzungen (Unproduktive Sitzungen) - Klare Verantwortung auch für Führungspersonen Möglichkeit der Beteiligung der Betroffenen 140 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Unklarheiten identifizieren: Unklarheiten lösen sich nicht von selbst Unklarheiten führen zu Konflikten oder Demotivation Die Optimismusfalle (Innovative Projekte scheitern) Unklarheiten verursachen übertriebenen Optimismus (Pessimismus) Realistische Einschätzungen gewinnen: Optimistische, realistische, pessimistische Schätzungen Referenzdaten gewinnen Klare Leistungen verbindlich regeln Sinnlose Sitzungen (Unproduktive Sitzungen): Was soll in der Sitzung erreicht werden, was nicht? Welche Aufgaben ergeben sich aus der Sitzung? 141 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Konflikte adressieren: Ungelöste Konflikte hinterlassen Unklarheiten Ungelöste Konflikte verursachen Demotivation Die Sozialkompetenzfalle (Projekte werden durch soziale Spannungen aufgehalten): Spielregeln vereinbaren: Wie wird abgestimmt? Wie wird informiert? Wie wird diskutiert? Krisensituationen moderieren Konflikte erwarten (Anzeichen erkennen) Lösungen anstatt Schuldzuweisungen 142 2. Faktor Mensch 2.4 Konflikte und Problemlösungstechniken Konflikte adressieren Nach Aussen: Die Querulantenfalle (Bereichleiter sabotiert): - Bereichsleiter ansprechen und Motivationen erkunden Die Ressourcenfalle (Keine Ausreichenden Ressourcen): Fehlende Ressourcen rechtzeitig addressieren (mit Konsequenzen) Nach Innen: Das Parkplatzsyndrom (Unproduktiver Mitarbeiter): Mitarbeiter ansprechen und Motivationen erkunden 143 Kapitel 2: Faktor Mensch Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken 144 2. Faktor Mensch 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Grundsätze für den Moderator nicht gegen die Gruppe ankämpfen Störungen haben Vorrang unterscheiden: Wahrnehmung, Vermutung, Bewertung „ich“ – statt „man“ nonverbale Signale beachten nicht bewerten und beurteilen sich nicht rechtfertigen nicht über die Methode diskutieren 145 2. Faktor Mensch 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Aufgabe des Protokollanten erfasst die Substanz simultan mit dem Prozess erfasst „öffentlich“ vermeidet Manipulation bzw. Färbungen dokumentiert nicht länger als nötig, z.B. nur Ergebnisprotokoll visualisiert 146 2. Faktor Mensch 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Aufgaben des Moderators formaler Steuerer Ordnungsfunktion regulieren stimulieren koordinieren steuern sachneutral 147 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Brainstorming Idee Gruppendiskussion Ausschalten denkpsychologischer Blockaden freies Spinnen von Ideen vier Grundregeln des Brainstormings Zurückstellen Zurückstellen jeglicher jeglicher Kritik Kritik Aufgreifen, Aufgreifen, Kombinieren Kombinieren oder oder Weiterentwickeln Weiterentwickeln geäußerter geäußerter Ideen Ideen Ideen Ideen freien freien Lauf Lauf lassen lassen Quantität Quantität geht geht vor vor Qualität Qualität ¾ „Prinzip der freien Abstraktion“ 148 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Brainstorming Einsatzgebiet Kreativphasen: Produktideenfindung, Produktkonzepterstellung Generierung latenter Anforderungen in der Produktprofilplanung für Suchprobleme bzw. einfachere (Teil-)probleme integrierbar in andere Methoden, z.B. Szenariotechnik Produktstrategie planung Produktideenfindung /-bewertung Produktprofilplanung Produktkonzeptplanung Produktkostenplanung Produktkonzepterstellung Verbreitung: am häufigsten angewandte Kreativitätstechnik Anwendungsgrad 50-80% 149 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Brainstorming Voraussetzungen Schulung der Teilnehmer Flipboard und Konferenzraum erfahrener Moderator 150 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Brainstorming Durchführung Einberufung 1-3 Tage im voraus Teilnehmerkreis 5-8 Personen fachlich heterogen, hierarchisch homogen 20-40 min Dauer Moderator überwacht Einhaltung der Grundregeln Nachsitzung 151 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Brainstorming Vorteile rasch erlernbar einfach und schnell vielseitige Ideen anregend und motivierend Nachteile nur für relativ einfache Probleme keine Vorgehenssystematik Einhaltung der Grundregeln schwierig 152 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Brainstorming Varianten Diskussion 66 größerer Teilnehmerkreis Little-Technik Problem zunächst nicht bekannt imaginäres Brainstorming Verfremdung des Problems SIL-Methode Einzel- und Gruppenarbeit abwechselnd Mindmaps 153 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Brainstorming Literatur Schlicksupp, H.: Kreative Ideenfindung in der Unternehmung – Methoden und Modelle, de Gruyter Verlag, Berlin, 1977 Schlicksupp, H.: Innovation, Kreativität und Ideenfindung Vogel Verlag, Würzburg, 1989 Knieß, M.: Kreatives Arbeiten, dtv Beck Verlag, München, 1995 Baier, D.: Marketing und Innovation, Vorlesungsskript, Universität Karlsruhe, 1997 154 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Mind-Maps Idee Methode zur Strukturierung von Daten eines Problems in bildlicher Form. Verknüpfung von sprachlichem mit bildhaftem Denken (kann zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit des menschlichen Denkens führen). Basiert auf der modernen Gehirnforschung und auf der Aufgabenteilung zwischen den beiden Hemisphären des Großhirns. 155 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Mind-Maps Mind-Maps Teilnehmerzahl Einzeln oder in kleinen Gruppen Voraussetzungen Flip-chart und Moderator (bei Gruppen) Papier Farbstifte 156 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Mind-Maps Durchführung 1. Man schreibt in die Mitte eines Papierbogens das Thema 2. Es wird mit einem Kreis umschlossen. 3. Ausgehend von diesem Kreis werden Verästelungen gebildet, welche das Thema in einzelne Bereiche gliedern. Es entstehen Assoziationen und von den Ästen können wiederum Zweige zur Konkretisierung des Teilproblems gebildet werden. Dies geschieht solange, bis den Beteiligten nichts mehr zur Thematik einfällt. 4. Als Gedankenstütze kann man „Hinweisschilder“ benutzen. Regeln: Strukturieren vom Abstrakten zum Konkreten, vom Allgemeinen zum Speziellen nur Substantive verwenden in Blockschrift 157 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Mind-Maps Beispiel 158 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Mind-Maps Vorteile Förderung der Kreativität Steigerung der Effektivität Guter Überblick über das Gesamtproblem schnell und einfach erlernbar flexibel anwendbar Nachteile Zeitbedarf Als Anfänger kann man bei der Stichwortsuche Probleme haben Oft fallen konkrete Stichworte schon vor der Astbildung. 159 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Mind-Maps Literatur Kirckhoff, M.: Mind Mapping; Die Synthese von sprachlichem und bildhaften Denken; Synchron-Verlag; Berlin; 1988 Hugl, U.: Qualitative Inhaltsanalyse und Mind-Mapping; Gabler-Verlag; Wiesbaden; 1995 Vorlesung KLA des Instituts für Maschinenkonstruktionslehre und Kraftfahrzeugbau (mkl) der Universität Karlsruhe (TH); Dozent Dipl.-Ing. N. Burkardt 160 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Methode 635 Idee Weiterentwicklung des Brainstorming Die Ideen eines Teilnehmers werden von dem Zweiten fortgesetzt und dann von dem Dritten usw. schriftlich (Formblatt) 6 Teilnehmer 3 verschiedene Lösungsvorschläge zum selben Thema 5 Minuten Zeit für drei Ideen Einsatzgebiet Vor dem Verwenden anderer und aufwendigerer Entwicklungsmethoden einsetzen 161 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Methode 635 Formblatt 162 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Methode 635 Durchführung 635-Ablauf in ca. 30 min = 6 * 5 Minuten. Regeln: kein Kontakt untereinander Zeitvorgaben unbedingt einhalten je Feld nur eine Idee, schlagwortartig formuliert Hat der Vorgänger ein Feld freigelassen, immer zuerst die eigenen Felder ausfüllen 163 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Methode 635 Vorteile Entfall eines Moderators Ermittlung des Urhebers einer Erfindung möglich eine Idee wird systematisch weiterentwickelt Nachteile geringere Kreativität durch Isolierung und mangelnde Stimulierung mögliche Denkblockaden durch Zeitbeschränkung Missverständnisse durch stichwortartige Beschreibung 164 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Methode 635 Literatur Pahl,G./Beitz,W.; Konstruktionslehre; Springer-Verlag; Berlin; 1993 Das Arbeiten mit kreativen Methoden; Wirtschaftsförderungsinstitut der Handelskammer (WIFI); Wien (Österreich); 1987 Schlicksupp,H.: Ideenfindung; Vogel-Verlag; Würzburg; 1992 165 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken Grundlage: Theorie des kreativen Denkens und Handelns von Edward de Bono Das laterale, kreative Denken wird dem vertikalen Denken (logisches Schlußfolgern, Auswählen und Bewerten von Alternativen, Konzentration auf das Relevante) gegenüberstellt. Wahrnehmung und Informationsverarbeitung folgen in der Regel bestimmten bevorzugten und “eingefahrenen” Datenverarbeitungswegen, die sich über die Zeit bewährt haben (vertikales Denken). Laterales Denken: Statt gewohnheitsmäßig auf der “Datenautobahn” zu fahren mit einem lateralen Sprung auf ein Nebengleis wechseln → Verlassen der üblichen Wege der Datenverarbeitung → ungewöhnliche Lösungen 166 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken - Hutwechsel-Methode Prinzip: schneller Wechsel zwischen verschiedenen Denkmodi, die durch verschiedenfarbige Hüte repräsentiert werden → Verlassen eingefahrener Denkschienen und Perspektivenwechsel Sechs verschiedene Hüte werden nach Absprache zwischen den Teilnehmern gewechselt, gegebenenfalls kann auch die ganze Gruppe den gleichen Hut tragen: Der weiße Hut: Daten und Informationen (Welche wichtigen Informationen fehlen uns? Wie kommen wir an diese Informationen heran?) Der rote Hut: Gefühle, Intuition, Instinkt (gibt die Möglichkeit, Gefühle und Intuitionen ohne langwierige Entschuldigungen, Rechtfertigungen und rationale Tarnungen mitzuteilen) Der schwarze Hut: kritisches Denken, Vorsicht, Fehlervorbeugung, Suche nach Nachteilen (sehr wichtig, sollte aber nicht missbraucht werden und kreative Ideen schon im Keim ersticken) Der gelbe Hut: Optimismus, Suche nach Vorteilen, Suche nach Realisierungsmöglichkeiten Der grüne Hut: kreatives Denken, Suche nach neuen Ideen und Alternativen Der blaue Hut: “Vogelperspektive”, hat eine Art Moderatorfunktion, Kontrolle von Methoden und Verfahren, objektive Prüfung der Denkmodi, Festlegung der Themen, Hinweise auf die nächsten Schritte im Denkprozeß, kann andere Hüte aktivieren 167 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken - Umkehrmethode Die übliche “Marschroute”, die man bei der Bewältigung einer Aufgabe normalerweise einschlägt, wird mental umgekehrt und genau die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen. → unerwartete und neuartige Ideen Beispiel 1: Das Telefon klingelt, wenn ein Anruf eingeht. Provokation: Das Telefon klingelt die ganze Zeit über und ist nur still, wenn ein Anruf eingeht. Dies erscheint zwar absurd, könnte aber z.B. zu der Idee führen, daß man Telefon und Fernsehgerät koppelt und der Ton des Fernsehers automatisch verstummt, sobald ein Anruf eingeht. Beispiel 2: Statt der Suche nach Lösungsmöglichkeiten für ein kundenfreundliches Kaufhaus kann die Instruktion lauten, ein möglichst kundenunfreundliches Kaufhaus zu entwerfen. 168 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken - Random-Input-Technik Um zu einer neuen Idee zu gelangen sucht man ein Wort, das in keinerlei Zusammenhang mit dem Thema bzw. dem Problem steht und stellt es dem Problem gegenüber. → Versuch, aus dieser Wortkombination neue Ideen zu entwickeln Prinzip: Beginn der Suche an einem neuen Ausgangspunkt → erhöht die Wahrscheinlichkeit einer neuartigen Idee schlagartig Begriff sollte Zufallsbegriff sein (beruht auf der Fähigkeit des Gehirns, mentale Verbindungen auch zu fernen Assoziationen und Begriffen herzustellen) 169 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken Einsatzgebiet Die Techniken des lateralen Denkens sind vor allem zur Ideenfindung geeignet, z.B. zum Auffinden neuer Produktideen oder Verbesserungsmöglichkeiten Die Hutwechsel-Methode wird häufig als allgemeiner Diskussionsrahmen verwendet Die Random-Input–Technik und die Umkehrmethode sind besonders geeignet, wenn der Ideenvorrat erschöpft ist, eine Blockade oder eine “Nullpunkt-Situation” ohne Ausgangspunkt vorliegt. 170 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken Voraussetzungen Ein kreatives Team von Kunden/ Konsumenten oder Mitarbeitern Ein geschulter Moderator oder Diskussionsleiter mit Kenntnissen des lateralen Denkens und seiner Techniken 171 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken Durchführung Festsetzung des Themas/ Problemkreises Zusammenstellen einer Gruppe für den Workshop Auswahl eines geeigneten Moderators Auswahl der Technik/ Kombination von Techniken Durchführung des Workshops (unter Beachtung der Regeln, z.B. regelmäßiges Wechseln der Hüte) Ideensammlung Ideenbearbeitung (Weiterentwicklung vielversprechender Ideen in Lösungsvorschläge) Bewertung der Lösungsvorschläge Planung erster Implementationsschritte 172 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken Vorteile Basis ist eine anerkannte Theorie der Kreativität Neuartige Denkimpulse bei Stagnation der Ideenproduktion Erhöhung der Motivation der Teilnehmer durch spielerisches Element der Techniken Häufiger Perspektivenwechsel bewirkt mehr und neuartigere Ideen Nachteile Unscharfe Definition der einzelnen Techniken, “Verwaschung” durch unqualifizierte Anwendung Unübersichtliche Vielfalt an einzelnen Techniken und Variationen der Techniken 173 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken Große Vielfalt weiterer Techniken des lateralen Denkens: “Schöpferische Pause” (kurzes Innehalten, um bewußt Abstand zu gewinnen) “Mentale Provokation” (bewußtes Ausbrechen aus den Grenzen der Vernunft durch eine “provokative Operation”, kurz “po”, bei der eine unlogische und abwegige Äußerung den logischen Gedankengang unterbrechen soll und so zu einem Perspektivenwechsel und zu neuen Ideen anregt) “Trittstein-Provokationen”, zu denen auch die Umkehrmethode gehört. Weitere Trittstein-Provokationen: Übertreibung (Über- oder Untertreibung von Maßzahlen oder Dimensionen) Zerrbilder (das Verhältnis zwischen den Elementen wird willkürlich verändert) Wunschdenken (ein unrealisierbar erscheinender Wunsch wird ausgemalt, sollte allerdings kein angestrebtes Ziel sein) 174 2.4 Moderations- und Kreativitätstechniken Laterales Denken Literatur DeBono, Edward (1986). Edward de Bono's Denkschule: zu mehr Innovation und Kreativität. Landsberg am Lech: MVG DeBono, Edward (1996). Serious Creativity: Die Entwicklung neuer Ideen durch die Kraft des lateralen Denkens. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Johansson, Björn (1997). Kreativität und Marketing: Die Anwendung von Kreativitätstechniken im Marketingbereich. Bern: Lang. 175 zu guter Letzt 176 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 1. Einleitung 2. Faktor Mensch 3. Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken Projektinitiierung Gründung eines Projekts Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Produkt-/Systemdefinition 177 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 4. Schätzverfahren und Projektplanung Schätzverfahren Projektplanung 5. Projektstrukturen und Personalaktivitäten Einleitung Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen, Unternehmensstrukturen und Projektstrukturen 178 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 6. Projektkontrolle 7. Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle Change-Management Kostenkontrolle Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung Projektabschluss 179 Kapitel 3: Projektinitiierung Gründung eines Projekts Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Produkt-/Systemdefinition 180 3 Projektinitiierung Projektvorbereitung: Projektinitiierung: Inhaltliche Definition Schätzung Durchführungsentscheidung Planung Techniken: Innovationsplanung und Problemfeldanalyse Schätzverfahren Arbeitsplanung Aufwands- und Terminplanung Personalplanung 181 3 Projektinitiierung Projektstart 182 3 Projektinitiierung Vorauswahl von Projekten Ausrichtung auf strategische Ziele? nein nein ja Know-how zu akzeptablem Preis erhältlich? nein ja ja Ausreichend Kapazität? nein ja ja Notwendiges Know-how? Wirtschaftlichkeitssteigerung? nein Kapazitäten zu akzeptablem Preis erhältlich nein ja nein Projektidee weiterverfolgen! Projektidee eliminieren 183 3 Projektinitiierung Zeitpunkte der Projektstartkommunikation 184 3 Projektinitiierung Projektinitiierung Produktivitätsvarianzen: Starke Produktivitätsschwankungen zwischen Mitarbeitern Schwache Produktivitätsschwankungen im Team Teamkohäsion Teamidentifikation mittels gemeinsamer Normen „Never change a winning team“ Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel Aufgabe: Personalauswahl: - Anhand der richtigen technischen Metriken messen Teamfähigkeit berücksichtigen Teammitglieder in die Auswahl miteinbeziehen Teamaufbau: - Zeit und Möglichkeit für Teamaufbau einbauen Team als Einheit wahrnehmen 185 3 Projektinitiierung Funktion: Grobdefinition der Ziele des Projekts Grobabschätzung des Nutzens Grobabschätzung der Kosten und benötigten Einsatzmittel Erstvorschlag zur Projektorganisation Aktivitäten: Festlegung Projektziele Erstellung Grobplan Voruntersuchung und Durchführungsentscheidung Organisationsplanung Ergebnisse: Projektauftrag Projekthandbuch Projektplan (Grobversion) 186 3 Projektinitiierung Projektziele Projektidee: Auftragsprojekt: Anforderungskatalog Innovationsprojekt: Marktstudie/Technologiestudie Pflege/Änderungsprojekt: Verbesserungsvorgaben Wichtig: Festlegung Projekterfolgskriterien Messbare Kriterien Präzisierung Projektziele: Lastenheft Pflichtenheft Projektauftrag 187 3 Projektinitiierung Produktbeschreibung: Lastenheft, Pflichtenheft Lastenheft: Definiert durch Kunde oder Projektinitiator Fachorientierte Anforderungssammlung - Produkteinsatz (Welche Nutzer) Produktumgebung (Welche Schnittstellen) Fachliches Datenmodell (Welche Information) Funktionale Spezifikation (Welche Funktion) Benutzungsschnittstelle (Welche Präsentation) Pflichtenheft: Definiert durch Kunde und Projektleiter Fachliche Vertragsgrundlage - Zieleinsatz (Was vom Lastenheft wird geliefert) Leistung und Qualitätsmerkmale (Was sind Leistungsgrenzen) Testszenarien (Was wird getestet) Entwicklungsumgebung (Was wird eingesetzt) Ergänzungen (Was noch) 188 3 Projektinitiierung Grobplan Ziel Projektplan (generell): Festlegung von Vorgängen und Meilensteinen und deren Abhängigkeiten Ziel Grobplan: Grobschätzung Aufwände/Termine: Durchführungsentscheidung Ausgangsversion Projektplan: Projektdurchführung Inhalt Grobplan: Festlegung Projektorganisation: - Festlegung Projektgrobstruktur Zerlegung des Projekts in Aktivitäten und Produkte Festlegung von Aufwänden und Terminen Festlegung von benötigten Einsatzmitteln und Mitarbeitern 189 3 Projektinitiierung Durchführungsentscheidung Ziel: Annahme/Ablehnung Projekt Verfahren: Ermittlung Kosten: Auf Basis Grobplan - Personalkosten (inkl. Personalvorbereitung) Betriebsmittelkosten Organisationskosten Ermittlung Nutzen: - Monetärer Gewinn: Marktanalyse, Effizienzanalyse Investitionsgewinn Risikoanalyse: - Wirtschaftliche Risiken Fachliche Risiken Evtl: Alternativen erstellen und beurteilen Ergebnis: Annahme / Ablehnung Projekt 190 3 Projektinitiierung Projektauftrag Voraussetzung: Durchführungsentscheidung Bestandteile: Beschreibung des Grobkonzepts (Systemspezifikation) Umfasst: Beschreibung des Leistungsumfang (Pflichtenheft) Umfasst: Beschreibung des Anwendungsgebietes (Lastenheft) Projektgrobplan: Termine und Aufwände Projekthandbuch: Entwicklungsprozess Projektstruktur: Externe Rollen (Auftraggeber, Projektmanager, Projektleiter) 191 Kapitel 3: Projektinitiierung Gründung eines Projekts Produkt-/Systemdefinition 192 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts Gründung eines Projekts Basis Projektantrag bildet vertragliche Grundlage zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer legt Leistungsvolumen, sowie Kosten- und Terminrahmen des Projekts fest Notwendig: klare Aufgabenstellung Projektparameter müssen bestimmt Projektrisiken festgestellt werden - Problemfeldanalyse, gesamtes Projektumfeld wird systematisch untersucht mit dem Ziel optimal Planungsgrundlagen für die nachfolgenden Projektabschnitte zu schaffen Innovationsplanung, stellt Weichen für Markterfolg 193 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Innovationsplanung Innovationsplanung Problem: Zukunftssicherung von Unternehmen wird immer mehr von der Entwicklung völlig neuer Produkte bestimmt und hängt immer weniger von der Weiterentwicklung vorhandener Produkte ab. Wandel vom Verkäufermarkt hin zum Käufermarkt Marktgerechte Produkte fehlen, da - Entwicklung berücksichtigt zu wenig die Kundenanforderungen Keine systematische Markterkundung von der Technik getrieben, aber auch beharren auf alten Technologien Konkurrenz und ihre Produkte wird nicht zur Kenntnis genommen Kein Denken in Produktlebenszyklen Notwendig – Strategische Planung Marktanalysen Geschäftsfeldplanung Produktplanung 194 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Innovationsplanung Definition Innovationsplanung ist das gezielte Suchen und Finden von für das Unternehmen lukrative Geschäftsfelder und damit neuer Produkte. Der Ablauf umfasst: Produktpositionierung Produktbewertung Produktauswahl Analysemethoden: Portfolio-Analysen ABC-Analysen Lebenszyklus-Analysen 195 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Innovationsplanung Portfolio-Methode zwei-dimensionale Matrix bestimmter Betrachtungsobjekte Geschäftsfelder Produktgebiete Technologien in Abhängigkeit von zwei Beurteilungskriterien mit Skalierung angeordnet häufig werden eigene und konkurrierende Objekte miteinander verglichen x-Koordinate, z.B. relativer Marktanteil Geschäftsfeldstärke technisches Weiterentwicklungspotential relative Technologieposition y-Koordinate, z.B. Marktwachstum Branchenattraktivität Produktattraktivität am Markt wirtschaftliche Bedeutung Beispiele: Geschäftsfeldportfolio Technologieportfolio 196 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Innovationsplanung Geschäftsfeldmethode (BCG) Feld I: hoher relativer Marktanteil niedriges Marktwachstum ¾ Cash Cow/Goldesel Feld II: hoher relativer Marktanteil hohes Marktwachstum ¾ Stars Feld III: niedriger relativer Marktanteil hohes Marktwachstum ¾ Question marks/Fragezeichen Feld IV: niedriger relativer Marktanteil niedriges Marktwachstum ¾ Dogs/Sorgenkinder 197 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Innovationsplanung Technologie-Portfolio 198 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts – Innovationsplanung ABC-Analyse wird verwendet um Vorauswahl an Produkten zu treffen Anwendung wenn Unwichtiges von Wichtigem zu trennen ist z.B. Auswahl von Produktalternativen diejenigen mit meisten Umsatz Klasse A - enthält Umsatzträchtigsten Produkte, die zusammen bereits 75% des Umsatzes ausmachen Klasse B - enthält die Produkte, die zusammen mit Produkten der Klasse A 90% ausmachen Klasse C - enthält die Umsatzschwächsten Produkte, die nur 10% des Umsatzes ausmachen Analog: Technologieauswahl x-Achse Technologien y-Achse technisch-wirtschaftliche Bedeutung 199 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Innovationsplanung Lebenszyklus-Analysen Produktlebenszyklen Technologielebenszyklen 200 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Innovationsplanung Produktlebenszyklen Zyklen Entstehungszyklus - Definition Entwurf Realisierung Erprobung Marktzyklus - Markteinführung Wachstum Reife Sättigung Degeneration Standzeiten / Innovationszyklen Mobiltelefone < 1Jahr PC 2 bis 3 Jahre Server 3 bis 5 Jahre Anwender-SW etwa 6 Jahre Kraftwerkstechnik 20 bis 30 201 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Innovationsplanung Technologie-Lebenszyklus S-Kurve 3 Phasen Suchphase - Technologie noch nicht leistungsfähig Durchbruchphase - Technologie leistungsfähig großer Nutzen für das Investment Reifephase - Verbesserungsmöglichkeiten ausgereizt Umstieg auf neue Technologie muß vorbereitet werden 202 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Grundparameter Die 3 Grundparameter sind Ergebnis / Leistung Produktivität Projekt Kapazität Aufwand / Einsatzmittel Termin / Zeit 203 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Grundparameter Dreieck verdeutlicht Abfolge in Projektgeschehen Einsatz von Aufwänden (Geld, Personal, Maschinen,...) und Verbrauch an Zeit soll bestimmtes Ergebnis erzielt werden PM hat zentrale Aufgabe Erbringung geforderte Leistung im optimalen Verhältnis zu Zeit und Einsatzmitteln Parameterausrichtung kostenfixierte Parameterausrichtung terminfixierte Parameterausrichtung leistungsfixierte Parameterausrichtung 204 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Grundparameter Produktivität Kopfzahl (= Personalstärke) Qualifikation Qualität DIN: Beschaffenheit einer Einheit bezüglich ihrer Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen Beispiele: Funktionserfüllung Zuverlässigkeit Benutzerfreundlichkeit Wartungsfreundlichkeit Instandhaltbarkeit Umweltfreundlichkeit Übertragbarkeit Zeitverhalten Verbrauchsverhalten Fertigungsfreundlichkeit 205 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Problemfeldanalyse Problemfeldanalyse Richtige FuE-Kosten Richtige Entwicklungsdauer Richtige Aufgabenstellung Richtige Personalstärke Richtiges Produkt Richtige Qualifikation Richtiger Funktionsumfang Richtige Methoden u. Werkzeuge 206 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Problemfeldanalyse Richtige Aufgabenstellung? Produkt kann genial und hochwertig sein, wenn es aber keine Marktbedürfnisse deckt ¾ Flop Deswegen Marktanalyse Portfoliodarstellung ... 207 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Problemfeldanalyse Richtige Entwicklungsdauer? McKinsey: „Das Einhalten und Verkürzen von Entwicklungszeiten ist wichtiger als das Einhalten und Reduzieren von Entwicklungskosten“ 3 Varianten der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung 208 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Problemfeldanalyse Richtige FuE-Kosten? Minimale Projektkosten Es dürfen nicht so viele FuE-Kosten verschlungen werden, wie nie wieder an Erträgen hereinholbar sind. -> Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen 209 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Problemfeldanalyse Richtige Personalstärke? von Brooke: Adding man power to a late project makes it late! Optimale Personalstärke 210 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Problemfeldanalyse Richtige Qualifikation? Produktivität kann erheblich variieren Faktoren von mehr als das 10 (zehn-!)fache sind nicht selten Personalplanung mehr Klasse als Masse Kopfzahlen Make or buy - Entscheidung 211 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Problemfeldanalyse Richtiger Funktionsumfang? Der Kunde bekommt das was er nicht will, aber nicht das was er will Requirements-Engineering sehr wichtiger Schritt! Methoden: Prioritätenliste ABC-Analyse ¾ Versionsplanung 212 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Problemfeldanalyse Richtige Methoden und Werkzeuge? SW-Gebiet Logische Entwurfssysteme Graphische Designtools Programmeditoren IDE Programmgeneratoren, z.B. aus UML-Diagrammen Testsysteme Profiler Dokumentationssysteme HW-Gebiet Systeme zur Logik und Fehlersimulation Layout-Systeme Generierungsprogramme für Prüfdaten 213 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts – Projektantrag Projektantrag Ziel: Entwicklungsauftrag schriftlich fixieren Inhalt wichtigste Eckpunkt der geplanten Entwicklung Zielvereinbarung Aufbau, z.B. - Name des Projekts Kurzbeschreibung des Vorhabens Identifikationsbegriff Projektleiter, Teilprojektleiter Mit-/Unterauftragnehmer Geplanter Personalaufwand Einsatzmittelkosten Meilensteine Fertigstellungstermine Risikobetrachtung Unterschriften 214 3 Projektinitiierung 3.1 Gründung eines Projekts - Projektantrag Arten von Projektanträgen Projektauftrag interne Auftragsvergabe innerhalb eines Unternehmens FuE-Auftrag FuE-Planung innerhalb Entwicklungsbereiches Produktvereinbarung Zielvereinbarung zwischen Ertragszentren eines Unternehmens 215 Kapitel 3: Projektinitiierung Gründung eines Projekts Produkt-/Systemdefinition 216 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition Ziel Aufgabendefinition eines Projekts Wird in mehreren aufeinander folgenden Planungsschritten detailliert mit größerer werdender inhaltlichen Genauigkeit Anforderungskatalog Pflichtenheft Leistungsbeschreibung vom Anwender zu definieren mit Unterstützung des zukünftigen Anwenders, fachliches Grobkonzept im wesentlichen das fachliche Feinkonzept, erstes Grobkonzept für die technische Realisierung und die allgemeinen Realisierungsanforderung; legt Projektinhalt verbindlich fest 217 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition Ziel Aufgabendefinition eines Projekts Wird in mehreren aufeinander folgenden Planungsschritten detailliert mit größerer werdender inhaltlichen Genauigkeit Anforderungskatalog Pflichtenheft Leistungsbeschreibung vom Anwender zu definieren mit Unterstützung des zukünftigen Anwenders, fachliches Grobkonzept im wesentlichen das fachliche Feinkonzept, erstes Grobkonzept für die technische Realisierung und die allgemeinen Realisierungsanforderung; legt Projektinhalt verbindlich fest 218 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Anforderungskatalog Anforderungskatalog Ziel: Präzisierung des Projektziels Mitwirkende: Auftraggeber Aspekte für SW-Projekt Anwendungs- bzw. Einsatzumgebung geforderte Funktionen und Eigenschaften Benutzeroberflächen Benutzerschnittstellen Datenbasis Mengengerüst Qualitätsanforderungen Realisierungsvorgaben Dokumentationsanforderungen Zeit- und Kostenrahmen Ausgehend vom Anforderungskatalog wird dann der Projektvorschlag definiert, i.a. bestehend aus ¾ Zusammenfassung Projektdefinition Ist-Zustand Lösungsalternativen Systemkonzept Basis für die Entscheidung über das Projekt 219 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition Ziel Aufgabendefinition eines Projekts Wird in mehreren aufeinander folgenden Planungsschritten detailliert mit größerer werdender inhaltlichen Genauigkeit Anforderungskatalog Pflichtenheft Leistungsbeschreibung vom Anwender zu definieren mit Unterstützung des zukünftigen Anwenders, fachliches Grobkonzept im wesentlichen das fachliche Feinkonzept, erstes Grobkonzept für die technische Realisierung und die allgemeinen Realisierungsanforderung; legt Projektinhalt verbindlich fest 220 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Pflichtenheft Pflichtenheft Ziel: Definition fachliches Grobkonzept und weitere allgemeine Angaben zu geplanten Produkt Aspekte: welche Funktionen das System erfüllen muss welcher Daten und Informationen verarbeitet werden sollen welche Ein- und Ausgaben vorgesehen sind welche konstruktive Vorgaben (bei HW) zu beachten ist welche Schnittstellen berücksichtigt werden müssen welche sonstigen Produkt/Systemeigenschaften gefordert werden Anforderungen: vollständig widerspruchsfrei 221 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Pflichtenheft Aufbau - Pflichtenheft Gesamtsystem Systemumgebung Systemdarstellung Systembeschreibung Teilsystem Teilsystemdarstellung Kurzbeschreibung der Teilsysteme Komponentenfestlegung Beschreibung der Ein-/Ausgabedaten Darstellung der Bedienoberfläche geforderte Dialogauskünfte und Auswertungen verfahrensinterne Schnittstellen Datendefinition Stammdaten Bewegungsdaten Verwaltungsdaten 222 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Pflichtenheft Aufbau – Pflichtenheft … Schnittstellen zu vor-/nachgelagerten Verfahren Standard-Eingabeschnittstellen Standard-Ausgabeschnittstellen Allgemeine Systemangaben Qualitätsanforderungen Auflagen / Restriktionen Mengengerüst Arbeitsabläufe, vorhandene/geplante Ablauforganisationen sonstige Anforderungen 223 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Pflichtenheft 224 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition Ziel Aufgabendefinition eines Projekts Wird in mehreren aufeinander folgenden Planungsschritten detailliert mit größerer werdender inhaltlichen Genauigkeit Anforderungskatalog Pflichtenheft Leistungsbeschreibung vom Anwender zu definieren mit Unterstützung des zukünftigen Anwenders, fachliches Grobkonzept im wesentlichen das fachliche Feinkonzept, erstes Grobkonzept für die technische Realisierung und die allgemeinen Realisierungsanforderung; legt Projektinhalt verbindlich fest 225 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Leistungsbeschreibung Leistungsbeschreibung Ziel: bildet Gesamtheit der Aufgabendefinition und legt damit die fachliche und technische Basis des geplanten Produkts oder Systems fest Aspekte: welche Teilsystem und Komponenten das Produkt/System umfassen soll welche Fachprozesse zu erfüllen sind wie die Benutzungsoberfläche zu gestalten ist welche Ausgaben in welcher Form zu realisieren sind wie die Datenbasis aussieht welche elektronischen und konstruktiven Eigenschaften (bei HW) bestehen werden welche Schnittstellen vorhanden sein werden welche Realisierungsanforderungen gelten und welche allgemeine Systemeigenschaften gefordert werden Vereinbarungsgrundlage zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer Leistungsbeschreibung ist Basis für für das Management zur Realisierungsentscheidung für die Qualitätssicherung zur Vollständigkeitskontrolle für die Planung zur Durchführungsplanung und für die Realisierung zum Erstellen des technischen Feinkonzepts 226 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Leistungsbeschreibung Im allg. umfasst die Leistungsbeschreibung das fachliche Feinkonzept das technische Grobkonzept und die allgemeinen Realisierungsanforderungen 227 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Leistungsbeschreibung Fachliches Feinkonzept Fachliches Gesamtsystem Systemumgebung Systemdarstellung Systembeschreibung Teilsystem Teilsystemdarstellung Kurzbeschreibung der Teilsysteme Verzeichnis der zugehörigen Datenbereiche Verzeichnis der zugehörigen Komponenten Verzeichnis der zugehörigen Schnittstellen Beschreibung der Komponenten Beschreibung Datensätze Masken und Listen Beschreibung der Masken Funktion und Aufgabe Feldbeschreibungen Ansprungsmöglichkeiten, Meldungen Maskendarstellung Beschreibung der Auswertungslisten Aufgabenbeschreibung Listendarstellung Schnittstellen 228 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Leistungsbeschreibung Technisches Grobkonzept Beschreibung IT-System IT-Systemdarstellung Beschreibung des IT-Systems IT-Systemdatenfluss Zuordnung Fachprozess zu IT-Teilsystemen bzw. –Komponenten Beschriebung der IT-Teilsysteme IT-Teilsystem-Beschreibung Strukturbaum teilspez. IT-Komponenten Strukturbaum zentraler IT-Komponenten Abhängigkeiten zu anderen IT-Komponenten Beschreibung der IT-Komponenten Funktionsbeschreibung Verarbeitungsschritte Anzahl Satzarten Fremdsoftware Speicherkonzept Datenbankschema Verzeichnis der Daten Datenbeschreibungen Datenkatalog Name der Datenelement Synonyme Suchbegriffe Kurzbeschreibungen Angaben zu Format, Länge Default Wertebereiche 229 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Leistungsbeschreibung Allgemeine Realisierungsanforderungen Regeln und Konventionen Guidelines Aufbau Masken, Listen, Meldungen Toolkonzept Qualitätsanforderungen ... Testkonzept Aufgabenstellung Testfälle Testberichte Testdaten Testplanung Testdurchführung Prüflisten Auflagen/Restriktionen Arbeitsabläufe IT-spezifische Auflagen Dokumentation Benutzerdokumentation Anwendungsdokumentation Einführungs- und Versionsplanung Installationskonzept Wartungskonzept Schulungsplan Versionskonzept 230 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Änderungswesen Änderungswesen Änderungsanforderungen stellen zwangsläufig bereits erarbeitete Zwischenergebnisse in Frage. Zwischenergebnisse bauen aufeinander auf → gesamte Ergebnisfolge gefährdet Wirkung von Änderungsanforderungen 231 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Änderungswesen Arten von Vorgehensweisen im Änderungsprozess: kontinuierlicher Änderungsprozess eingeschobener Änderungsprozess begleitender Änderungsprozess 232 3 Projektinitiierung 3.2 Produkt-/Systemdefinition - Änderungswesen 233 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 1. Einleitung 2. Faktor Mensch 3. Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken Projektinitiierung Gründung eines Projekts Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Produkt-/Systemdefinition 234 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 4. Schätzverfahren und Projektplanung Schätzverfahren Projektplanung 5. Projektstrukturen und Personalaktivitäten Einleitung Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen, Unternehmensstrukturen und Projektstrukturen 235 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 6. Projektkontrolle 7. Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle Change-Management Kostenkontrolle Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung Projektabschluss 236 Kapitel 4: Schätzverfahren und Projektplanung Schätzverfahren Projektplanung 237 Kapitel 4: Schätzverfahren und Projektplanung Schätzverfahren Projektplanung 238 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.1 Schätzverfahren Wie man Kosten nicht schätzt - Beispiele: “Für das Projekt stehen uns 12 Monate zur Verfügung, also wird es 12 Monate dauern.” “Der Mitbewerber hat ein Angebot über $1 M abgegeben, dann geben eben wir eines über $0.9 M ab.” “Das Produkt soll auf der nächsten Messe präsentiert werden, also muss die Software in den nächsten 9 Monaten geschrieben und getestet werden.” “Das Projekt wird wahrscheinlich 12 Monate brauchen, das Management wird aber wohl nur 10 Monate akzeptieren. Dann geben wir eben 10 Monate als Schätzung bekannt.” 239 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.1 Schätzverfahren 240 4.1 Schätzverfahren Überblick Notwendigkeit für Schätzungen Bereits in frühen Phasen eines Projekts (noch vor der Genehmigung) muss eine Aussage über die Machbarkeit und die Kosten (Geld und Zeit) getroffen werden. Schätzungen sind Basis für Entscheidungen (Wirtschaftlichkeitsbetrachtung) Genauigkeit der Schätzung muss über die Projektlaufzeit zunehmen Schätzungen sind Basis für die gesamte Projektplanung (Ressourcen, Mitarbeiter) und auch für Folgeaktionen (Markteintritt, Werbekampagnen etc.) Basis für Projektcontrolling 241 4.1 Schätzverfahren Überblick Notwendigkeit für Schätzungen Messung der Produktivität zum Erkennen von Verbesserungspotential zur Beurteilung von Prozessverbesserungen zum Benchmarking Messung der Qualität zum Erkennen von Schwachstellen zur Prüfung der Wirksamkeit von QS-Maßnahmen als Hilfe bei der Freigabe-Entscheidung ¾ Kernaufgabe für das Projektmanagement 242 4.1 Schätzverfahren Überblick Probleme bei Schätzungen Unvollständiges Wissen über Tatsächlichen Projektumfang Voraussichtliche Projektmitarbeiter Technischen und organisatorisches Umfeld Vergleichbarkeit der Projekte bei neuen Technologien, Mitarbeitern und ggf. Vorgehensweisen Zeitproblem Aufwand hängt von sehr vielen Einflußgrößen ab, z.B.: Art der Anwendung, befolgtes Lebenszyklusmodell, nicht-funktionale Anforderungen, künftige Benutzer, organisatorische Randbedingungen bei Auftraggeber sowie Auftragnehmer, Software- und Hardwareumgebung, Stabilität der Umwelt, Qualifikation der Mitarbeiter, Führungsstile, ..., ... 243 4.1 Schätzverfahren Überblick Probleme bei Schätzungen Schätzungen sind ungenau: Mohanty (1981) - 13 Verfahren getestet: min. Aufwand: $362.500, max. Aufwand: $2.766.667 je früher eine Schätzung gemacht wird, umso ungenauer ist das Ergebnis; dennoch: frühe Schätzung ist für das Projektmanagement erforderlich! daher: Wiederholung(en) der Schätzung im Projektverlauf notwendig für Präzisierung und Kontrolle, ob der Budgetrahmen eingehalten wird. 244 4.1 Schätzverfahren Überblick Grundprinzipien einer Schätzung Dokumentation der Annahmen Gewählte Schätzmethode Annahmen über Umfang, Mitarbeiter etc. Definition der Schätzgenauigkeit (passend zur Projektphase) – Angabe einer Ergebniskorridors Einbeziehung erfahrener Kollegen (Reviews) Soll-Werte ungenaue Anforderungen Mist schätzen Aufgabe Aufgabe strukturieren strukturierte Aufgabe schätzen noch fehleranfällig! Fehlerhafte Schätzungen der Vergangenheit fließen ein, daher werden ggf. Fehler wiederholt. 245 4.1 Schätzverfahren Überblick 246 4.1 Schätzverfahren Überblick Komponenten einer Projektschätzung Kosten/Aufwand Personal (in Personentagen bzw. in Kosten bewerten), abhängig von - Systemkomplexität Produktivität aber auch - Schulungskosten (Aus- und Weiterbildung) Steuern und lokale Abgaben Materialkosten (Rechner, Rechenzeit, Tools etc.) Projektnebenkosten (Reisekosten, Mieten, etc.) Software (Betriebssysteme, Entwicklungswerkzeuge) Zeit Gesamte Zeitdauer Zeitliche Abhängigkeiten Infrastrukturvoraussetzungen (Räume, techn. Infrastruktur, Mieten für Büro, Kopierer, Telefon ..., Hardware (ggf. Rechenzeiten), Netzwerk) dies kann ein erheblicher Kostenfaktor sein! hier: Focus Entwicklungsaufwand & Zeit 247 4.1 Schätzverfahren Überblick Vorgehensweise bei Aufwandsschätzungen Ermittlung der geschätzten Personentage Verteilung auf Mitarbeitertypen Einheitliche Verrechnungssätze (keine Differenzierung notwendig) Unterschiedliche Verrechnungssätze je nach Mitarbeitertyp (Erfahrung, etc.) Mitarbeiterkosten = Personentage x Kosten Hier unterschieden sich die Anforderungen innerhalb der Firmen z.T. erheblich (was wird berechnet und wie) 248 4.1 Schätzverfahren Überblick Ermittlung der Personentage Schwierigster Teil der gesamten Projektplanung Vorgehensweise grundsätzlich: Basierend auf Erfahrungen aus der Vergangenheit werden die bekannten Informationen bewertet und in Aufwände umgerechnet Wichtig ist eine möglichst gute Basis (was soll gemacht werden), eine wiederverwendbare Vorgehensweise (welche Schritte werden durchgeführt, welche Ergebnisse müssen erstellt werden) und viel Erfahrung Problem ist die unterschiedliche Produktivität je Mitarbeitern: Annahme von „Standardproduktivitäten“ 249 4.1 Schätzverfahren Überblick Messen Systemkomplexität Komplexitätsfaktoren Größe: Anzahl der Bausteine Diversität: Unterschiedlichkeit der Bausteine Vernetzung: Abhängigkeit der Bausteine Grundlagen der Softwareschätzung Messung/Schätzung von Systemkomplexität Komplexität, Aufwand, Laufzeit Modellparameter: Projekt vs. Prozess 250 4.1 Schätzverfahren Überblick Wie misst man Software ? Softwaremetrik Code Lines of Code - Ansatz: Software = Programmcode Einheit: Lines of Code Meßverfahren: Softwareumfang = Anzahl Programmzeilen Anzahl von Klassen Anzahl von Modulen, Prozeduren Komplexitätsmetriken funktionale Maße Anzahl der Masken Anzahl der Verarbeitungsabläufe, Geschäftprozesse Datenflüsse 251 4.1 Schätzverfahren Überblick Code als Komplexitätsmaß Verbesserung: Standardisierte Code-Zeilen Größe: Zählregeln Diversität: Sprachebene (Assembler, Prozedural, Objektorientiert) Vernetzung: Nicht berücksichtigt Problem: Implementierungsmaßzahl Konsequenz: Erst nach Codierung anwendbar 252 4.1 Schätzverfahren Überblick Weitere Metriken Komponentenmetriken: I.A. Metriken „algorithmischer“ Komplexität Halstead: Anzahl (verwendeter) Operatoren/Operanden McCabe: Anzahl Knoten/Kanten Kontrollflussgraph OO-Metriken: Anzahl Vererbungsstufen, Attribute, Methoden Vorteile: I.A. einfache bzw. automatisierbare Zählverfahren Operieren auf Code/abstrahiertem Code Einschränkung: Erst auf Implementierungsebene einsetzbar Fokus auf Implementierungsgüte 253 4.1 Schätzverfahren Überblick Komplexität und Prozess Verschiedene Maße in verschiedenen Phasen Implementierung: Codezeilen Post-Architektur (Feindesign): Abstrakter Code Prä-Architektur: Funktionspunkte 254 4.1 Schätzverfahren Überblick Klassen von Verfahren Algorithmische Methoden: Grundlage: Formeln, deren Strukturen und Konstanten empirisch sind und mit Hilfe mathematischer Modelle bestimmt werden Vergleichsmethoden: Grundlage: Vergleich früherer Entwicklungen mit dem aktuellen Projekt; Einsatz: speziell in sehr frühen Projektphasen Kennzahlenmethoden: Grundlage: Ableitung von Kennzahlen aus früheren Entwicklungen zwecks Bewertung von Schätzgrößen für das geplante Projekt 255 4.1 Schätzverfahren Überblick Weitere Strategien zur Aufwandschätzung Parkinson’sches Gesetz: besagt, daß sich die Arbeit soweit ausdehnt, daß die verfügbare Zeit verbraucht wird; d.h.: Projektkosten richten sich nach verfügbaren Resssourcen. Beispiel: Wenn die SW in 12 Monaten geliefert werden muß und 5 Mitarbeiter verfügbar sind, wird der Aufwand auf 60 Personenmonate geschätzt. “Pricing to win”: Die Kosten werden nach dem zur Verfügung stehenden Budget des Kunden geschätzt und die Anforderungen werden dem Budget angepaßt. 256 4.1 Schätzverfahren Überblick 2 mögliche Ansätze für Aufwandsschätzungen: Top Down Ansatz Schätzung für Gesamtprojekt, Verteilung (z.B. über Prozentsätze) auf die einzelnen Projektphasen und Ergebnisse Bottom Up Ansatz Schätzung für die Ergebnisse „auf unterer Ebene“ Aggregation nach oben (unter Hinzufügung von Integrationsaufwand) Zunächst wird der Aufwand für jede einzelne Komponente bestimmt. Der Gesamtaufwand resultiert aus der Summe aller Teilaufwände. I.d.R. wird ein gemischter Ansatz benutzt! 257 4.1 Schätzverfahren Überblick Kommentare Anmerkung: große Projekte bedürfen mehrerer unabhängiger Schätzungen. Sollten diese stark divergieren, mangelt es an notwendigen Informationen, die zunächst eingeholt werden müssen (z.B. Anforderungen genauer formulieren, Prototyping, ...). zugrundeliegende Annahme aller Verfahren und Strategien: die Schätzung beruht auf einer fixen Anforderungsdefinition; Problem der Praxis: oft ist eine Schätzung vor der detaillierten Erhebung der Anforderungen notwendig, da letztere bereits hohe Kosten verursacht. Praxis: oft sind die Kosten statt der Anforderungen fix. 258 4.1 Schätzverfahren Überblick Schätzmethoden X Methode kann in dieser Phase eingesetzt werden (X)* nur für ausgewählte Module 1) Schätzungen während den Projektphasen Grobe Schätzug (vor & während Startphase) Detaillierte Schätzung (Planungsphase) weitere Detaillierung (Durchführungsphase) Analogieschätzungen Multiplikatormethode X (X)* (X)* Prozentsatzmethode X (X)* (X)* Delphi-Methode (top-down) X (X)* (X)* Informelle Expertenschätzung (top-down und bottom-up) X X X X X Cocomo X X Function Point X X 2) Expertenschätzungen Drei-Punkt/Zeit-Schätzung (bottom-up) 3) Fortgeschrittene Methoden 259 4.1 Schätzverfahren Analogieverfahren Analogieverfahren Klasse: Vergleichsverfahren Charakteristika: basiert auf Aufzeichnungen von Ist-Werten vergleichbarer, abgewickelter Projekte desselben Unternehmens; sorgfältige Kostenanalysen abgeschlossener Projekte liefern benötigte Informationen (“Erfahrungsmaterial”); Ist-Werte werden mit entsprechenden Korrekturfaktoren multipliziert. besonders geeignet wenn neues System zum Großteil aus existierenden Komponenten besteht und/oder Analogien zu ähnlichen Bauteilen hergestellt werden können; im Anfangsstadium eines Projektes; 260 4.1 Schätzverfahren Analogieverfahren Dazu: Strukturvorschlag für eine Projekt-Erfahrungsdatenbank (Cost-Database): Projektkurzbeschreibung: Name, Beginn-, Ende-Datum, Fachgebiet Aufgabenstellung (Neuentwicklung, Wartung) Arbeitspakete (Leistungsbeschreibung) Ergebnisse: Anzahl der Anweisungen (Befehle, Konstante, LOC) Anzahl A4-Seiten (je Projekt-, Produktdokumentation) Anzahl der Module, durchschnittliche Modulgröße Anzahl der Fehler (je Fehlerart) 261 4.1 Schätzverfahren Analogieverfahren Analogieverfahren Aufwand: Anzahl Personenmonate, Anzahl Mitarbeiter (je Qualifikation) Anzahl der Rechenstunden für die Entwicklung Verteilung der Personenmonate/Rechenstunden im Verlauf Aufwand pro Fehler (je Fehlerart und Bearbeitungsart) Eingesetzte Hilfsmittel für Entwerfen, Implementieren, Planen, Dokumentation. Umgebungsbedingungen, Randbedingungen, Erkenntnisse Betriebssystem, Einflüsse durch Organisation, Rechenzentrum Schätzabweichungsanalyse und Dokumentation Klare Kennzahlen, z. B. Kosten pro Personenmonat,... Besonderheiten des IS-technischen Lösungsweges 262 4.1 Schätzverfahren Analogieverfahren Analogieverfahren Einflußfaktoren: Bewertung nach vorgegebener Skala! Detaillierungsgrad der Anforderungen .. F(a) Komplexität der Aufgabe .. F(b) Erfahrungsstand der Projektmitarbeiter .. F(c) geforderte Qualitätsmerkmale des Produktes .. F(d) Hilfsmitteleinsatz .. F(e) Weitere Bedingung für optimalen Einsatz des Analogieverfahrens: - klare Gliederung der Arbeitspakete 263 4.1 Schätzverfahren Analogieverfahren Ablauf des Analogieverfahrens (Multiplikatormethode): 1. 2. 3. 4. Risikoanalyse aufgrund der Einflußfaktoren: Risikoklasse in % = (vorhandener Skalawert / max. Skalawert) x 100 Schätzen der Aufwände für Arbeitspakete Definition von Bezugsgrößen wie z. B.: Anzahl der Ziele, LOC, Komponenten, Testfälle, Seiten an Dokumentation Berechnung des Personen-Monat-Aufwandes PM(P0) pro Paket mit Hilfe der Werte aus der Cost-Database, z. B. unter Einsatz der Delphi Methode. Modifikation der in Punkt 3 ermittelten Aufwände anhand ihrer Einflußfaktoren F(a) bis F(e): PM(P1) = PM(P0) * F(a) * F(b) * F(c) * F(d) * F(e) Beachte: Das Analogieverfahren macht intensiven Gebrauch der Erfahrungsdaten eines Unternehmens (Cost-Database). Die erfaßten Daten sind daher ausserhalb des betrachteten Entwicklungsumfeldes nur beschränkt brauchbar. 264 4.1 Schätzverfahren Prozentsatzverfahren Prozentsatzverfahren (Extrapolation) : Klasse: Kennzahlenverfahren Charakteristikum: basiert auf einem genau definierten Entwicklungsverfahren, für dessen einzelne Phasen genaue prozentuale Anteilswerte vorliegen. Aus den Aufwendungen für die einzelnen Phasen aus früheren Projekten werden durch Extrapolation die Aufwendungen für neue Projekte geschätzt. Voraussetzungen zur Anwendung des Prozentsatzverfahrens: möglichst umfassende Vergangenheitswerte (dokumentiert); das verwendete Extrapolationsverfahren muß in der Lage sein, zufällige Schwankungen einer Zeitreihe zu glätten; weitgehende Stabilität der Umweltbedingungen Vorgehensmodell: Wasserfallmodell 265 4.1 Schätzverfahren Prozentsatzverfahren Prozentsatzverfahren (Extrapolation) Schwächen: Hochrechnung mit relativ kleinen Werten (5%); Verschiebungen der prozentualen Anteile aufgrund von Faktoren wie Projektgröße, Projekttyp, Komplexität, etc. primärer Einsatz: Schnellanalyse von Projektaufwendungen; Aufwand-Frühwarnsysteme: - Prüfung, ob Aufwand den vorgegebenen Prozentwerten entspricht; nach Abschluß der ersten Phase 266 4.1 Schätzverfahren Prozentsatzverfahren Beispiel einer möglichen Aufteilung der Projektzeit auf einzelne Phasen der Projektabwicklung: (“Planung”) (“Requ.Analyse”) (“Entwurf”) 267 4.1 Schätzverfahren Prozentsatzmethode Aufwandsverteilung in % Aufwandsverteilung in Personentagen Studie 6 53 Systementwurf 15 133 Programmentwurf 23 204 Kodierung/Modultest 35 310 Systemintegration/-test 21 186 Summe 100 886 Phase 268 4.1 Schätzverfahren Delphi-Verfahren Delphi-Verfahren Klasse: Vergleichsverfahren Charakteristikum: systematische Befragung von mindestens zwei Experten, die aus Erfahrung Voraussagen über den Zeitbedarf einzelner Aktivitäten machen. zwei Varianten: - Standard Delphi-Verfahren: Befragung anonym - Breitband Delphi-Verfahren: Schätzergebnisse werden gegenseitig bekanntgegeben, damit Resultate diskutiert und ggf. korrigiert werden können 269 4.1 Schätzverfahren Delphi-Verfahren Ablauf des Standard-Delphi-Verfahrens: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Der Projektleiter schildert jedem Experten das Projektvorhaben und übergibt ihm ein Formular, auf dem die einzelnen Aufgabenpakete angeführt sind Jeder Experte füllt das Formular aus; dabei dürfen Fragen lediglich mit dem Projektleiter besprochen werden Projektleiter analysiert die Angaben. Falls Schätzwerte eines Paketes stark von einander abweichen, werden diese mit Kommentar auf neuem Formular erfaßt Das neue Formular wird erneut zur selbständigen Überarbeitung an die Experten gereicht. Die Schritte 2-4 werden so lange wiederholt, bis die gewünschte Annäherung der Ergebnisse erreicht ist, oder der Projektleiter die Ergebnisse akzeptiert Der Durchschnittswert der letzten Überarbeitung der Ergebnisse aller Aufgabenpakete stellt das endgültige Schätzergebnis dar. 270 4.1 Schätzverfahren Delphi-Verfahren Ablauf des Breitband-Delphi-Verfahrens 4. 5. 6. 7. 1-3) Schritte 1-3 wie Standardverfahren, mit dem Zusatz, daß vor dem Ausfüllen der Formulare eine Sitzung einberufen wird, in der alle Experten unter der Moderation des Projektleiters über die zu erstellende Schätzung diskutieren Der Projektleiter beruft eine Sitzung ein, in der die Teilnehmer über die zurückerhaltenen Formulare diskutieren Die Experten überarbeiten ihre Ergebnisse selbständig und übergeben diese dem Projektleiter Die Schritte 2-5 werden solange wiederholt, bis die gewünschte Annäherung erreicht ist, oder der Projektleiter die Ergebnisse akzeptiert Der Durchschnittswert der letzten Überarbeitung der Ergebnisse aller Aufgabenpakete stellt das endgültige Schätzergebnis dar. Anmerkung: Kostenverantwortung liegt beim Projektleiter! 271 4.1 Schätzverfahren Drei-Zeiten-Verfahren Drei-Zeiten Verfahren (“Beta-Methode”) Charakteristikum: für jede Tätigkeit wird deren optimistische-, häufigste und pessimistische Dauer geschätzt 272 4.1 Schätzverfahren Drei-Zeiten-Verfahren Drei-Zeiten-Verfahren (“Beta-Methode”) Hauptanwendung: bei stark innovativen Verfahren, bei welchen Aufwände nur ungenau bestimmt werden können. Berechnungsbeispiel: A B C D E F G Tätigkeit Erstellen der Vorstudie Erstellen des Konzeptes Erstelen des Pflichtenheftes Erstellen der Detailstudie Realisieren Testen Einführen OD 3 8 6 10 12 9 10 HD 8 13 10 17 22 18 10 PD 10 15 22 22 26 32 14 MD 7,5 12,5 11,3 16,7 21 18,8 12,7 100,5 273 4.1 Schätzverfahren Drei-Zeiten-Verfahren Gewichteter Schätzwert (PERT) = Optimistisch + 4 (Realistisch) + Pessimistisch 6 Pessimistisch − Optimistisch = 6 Standardabweichung * * für jeden Schätzwert Gesamtunsicherheit = ∑(S tan dardabweichung) 2 274 4.1 Schätzverfahren Work Breakdown Structure Work Breakdown Structure (WBS) / Projektstrukturplan Hierarchische Darstellung aller (Teil-) Ergebnisse, die zur Erzielung des Projektergebnisses notwendig ist Strukturierte Beschreibung der relevanten Arbeitsschritte (basierend auf Ergebnismustern) Aufgliederung der Aufgaben zur Zuweisung von Verantwortlichkeiten Basis für Schätzung, Budgetierung, Mitarbeiterzuweisung und auch Kontrolle Historisch stark am „Produkt“ (= Endsystem) ausgerichtet, jetzt zunehmend mehr am Prozess der Erstellung 275 4.1 Schätzverfahren Work Breakdown Structure Die WBS ist ein Mittel, ein Projekt graphisch in Teile zu zerlegen und darzustellen kein Terminplan keine Abbildung der Projektorganisation Verschiedene Gliederungsprinzipien funktionsorientiert: z.B.: Funktionsblöcke - Teilfunktionen -Einzelaufgaben phasenorientiert: z.B.: Phasen - Fachgebiete - Verantwortlichkeiten objektorientiert: z.B.: Objekte/Blöcke - Funktionen Meist werden Mischformen verwendet: (z.B.: erste Ebene phasenorientiert, ab zweiter Ebene funktionsorientiert) 276 4.1 Schätzverfahren Work Breakdown Structure Aufbau der WBS top-down: Projekt in Teile zerlegen bottom-up: einzelne Aufgaben zu Blöcken zusammenfassen kombiniert: Grobstrukturierung definieren, Aufgaben zuordnen und Blöcke definieren Jede Vorgehensweise hat ihre Vor- und Nachteile Welche Methode gewählt wird, hängt letztendlich von den verantwortlichen Projektmitarbeitern ab 277 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Function - Point – Verfahren Alan Albrecht, IBM 1981 Ziel: Messung Datenflusskomplexität Größe: Anzahl der Datenflussschnittstellen Diversität: Datenflussarten Vernetzung: Gemeinsame Datenquellen/-senken Verfahren: Analyse aus Sicht der Systemumgebung Messung über funktionale Schnittstellen - Externe Eingabe Externe Ausgabe Externe Anfrage Interne Logische Dateien Externe Logische Dateien Systemfunktionen werden gezählt und bewertet Bewertung in sog. Funktionspunkten werden in Personenmonate umgerechnet Methode ist gut anwendbar, weil sie funktionsorientiert arbeitet Funktionen des geplanten Systems müssen vollständig beschrieben sein (Pflichtenheft) 278 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Function - Point – Verfahren Basis der Aufwandsschätzung ist die funktionsbezogene Bewertung von fünf ausgewählten Funktionsbereichen. Der zu schätzende Aufwand hängt vom funktionalen Umfang des Projektes und von dessen Komplexität ab. Vorgehensweise: Bestimmen der Funktionen, d.h. Quantifizierung des Projektumfangs durch die Ermittlung von „Function“ Gewichten der Funktionen, d.h. Bewertung des Schwierigkeitsgrades der Funktionen durch „Points“ Berücksichtigung der Einflußfaktoren, d.h. Analyse des Einflusses von 7 vorgegebenen Faktoren Berechnen der Function Points, d.h. Berechnung des bewerteten Function Points Ermitteln der Projekt- Aufwands, d.h. mit Hilfe von historische Daten 279 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Produkt-/Projektanforderungen Funktionen Einflußfaktoren Klassifizierung (einfach, mittel, komplex) Bewertung der Einflußfaktoren Unbewertetete Function Points Einflußfaktor Function Points des Projekts als Basismaßzahl für Funktionalität Bewertete Function Points Aufwand MM FP Gesamtprojektaufwand (laut Erfahrungskurve) Abgeschlossene Projekte (bewertet durch Function Point Analyse) 280 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Bewertung des Produkt / Projekts nach Einflußfaktoren und Berechnung des Value Adjustment Factors (Anpassung um ±30 %), z.B.: Datenkommunikation, Verteilte Verarbeitung (inkl. Verteilter Daten) Leistungsanforderungen (Antwortzeitverhalten) Begrenzte Kapazität (stark belastetes System), Transaktionsrate Benutzerfreundlichkeit Berechnung der bewerteten Function Points Ermittlung des mittleren Aufwands Berechnung des spezifischen Aufwands Prozentualer Abschlag für durchlaufene Projektspezifische Korrektur-Faktoren, z.B. Stabilität der Anforderungen, Erfahrung und Produktivität des Teams, Tools und Methoden, Wiederverwendung Spezielle Risiken (Verfügbarkeit der Teammitglieder, Zugang zu Informationen, Zulieferungen Dritter) Aktualisierung der empirischen Daten 281 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Zuordnung der Produktanforderungen zu Kategorien: Die in dem SW-Produkt verwendeten Datenbestände: Internal Logical File (eigener Datenbestand, der gelesen und geschrieben wird) External Interface File (Datenbestand, der außerhalb des SW-Produkts gepflegt aber in dem SW-Produkt verwendet wird) Die Transaktionen auf diese Datenbestände: External Inputs (Veränderung des internen Datenbestands) External Outputs (Ausgaben, die eine Auswertung der Datenbestände erfordern) External Inquiry (Abfragen, die ohne Auswertung gemacht werden können) Klassifizierung der Funktionen (einfach, mittel, komplex) Aufsummierung zu unbewerteten Function Points 282 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Grundformel Zahl der Eingabefunktionen/-daten (EF) Zahl der Ausgabefunktionen/-daten (AF) Zahl der Datenbestände (DB), d.h. intern gespeicherter Dateneinheiten/logische Dateien Zahl der Referenzdaten (RD), d.h. Schnittstellen zu externen Systemen Zahl der Abfragefunktionen/-daten (AF) ¾ Jede Funktion wird mit Hilfe vorgegebener Tabellen nach den Kriterien „einfach“, „mittel“ oder „komplex“ klassifiziert und mit dem entsprechenden Wert (i.e. Point) aus der Tabelle versehen und anschließend werden die Points aller Funktionen summiert: ¾ Unbewertete Function Points: ¾ UFP = a*EF + b*AF + c*DB + d*RD + e*AF mit a,b,..., e Gewichtungsfaktoren 283 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Ein-/Ausgabe Eingabe bzw. Ausgabe von Umgebung an System Logisch zusammenhängend Benutzer- oder Kontrolleingabe bzw. -ausgabe Eingabe: Verändert /erweitert internen Datenzustand Ausgabe: Erhält Datenzustand, ist unabhängig von Benutzereingaben 284 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Standardtabelle Eingaben 285 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Standardtabelle Ausgaben 286 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Datenbestände/Referenzdaten - logische Dateien Benutzer- oder Kontrolldaten, die von Anwendung betreut oder gewartet wird Gruppe von intern bzw. extern verarbeiteter Daten Logisch zusammenhängend Interne: Erzeugt, verwaltet oder bearbeitet Externe: Von Außen zur Verfügung gestellt 287 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Standardtabelle Datenbestände 288 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Standardtabelle Referenzdaten 289 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Externe Abfrage Ein-/Ausgabekombination, jede Abfrage wird gezählt, die zu einem Suchen in einem Datenbestand führt und das Ergebnis dem Benutzer sichtbar gemacht wird. Logisch zusammenhängend Von Benutzer oder Systemumgebung Eingabe löst sofortige Reaktion aus Ändert Interne Logische Daten nicht 290 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Standardtabelle Abfragen 291 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Beispiel 292 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Bisher wurde die Funktionszahl ausschließlich durch Produkteigenschaften bestimmt Der Projektaufwand unterliegt aber weiteren Einflußfaktoren im Projektumfeld, d.h. Einflüsse, Randbedingungen und Qualitätsanforderungen, die den Schwierigkeitsgrad des Vorhabens bestimmen Diese werden durch einen „Einflußgrad“ bei der Aufwandsberechnung berücksichtigt (Gewichtung) 0 kein Einfluß 1 gelegentlicher Einfluß 2 mäßiger Einfluß 3 mittlerer Einfluß 4 bedeutender Einfluß 5 sehr starker Einfluß Der Einflußgrad bildet einen Korrekturfaktor zu der ermittelten Funktionszahl 293 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Einflußfaktoren: EF1: Verflechtung mit anderen Verfahren EF2: Dezentrale Datenverwaltung und Datenhaltung EF3: Transaktionsrate und Antwortzeitenverhalten EF4: Transaktionslogik: EF4.1: Schwierige Rechenoperationen EF4.2: Umfangreiche Kontrollverfahren EF4.3: Anzahl der Ausnahmeregelungen EF4.4: Schwierige und komplexe Logik EF5: Wiederverwendung in anderen Verfahren (10%,20%,...,50%) EF6: Datenbestandskonvertierungen EF7: Benutzerbedienung, Usability 0–5 0–5 0–5 0 – 10 0–5 0 – 10 0–5 0–5 0–5 0–5 294 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Vorgehen: Einfluß der Systemkomplexität durch Berücksichtigung von 7 Komplexitätsgrößen/Einflußfaktoren (z.B. Transaktionsrate, Performanz, Online Dateneingabe) Gewichtung der Größen von 0 (keine Bedeutung) bis 5 bzw.10 (hohe Bedeutung) Die Summe der bewerteten Function Points (BFP) ergibt sich als Produkt aus den unbewerteten Function Points (UFP) und den Punkten der Einflußfaktoren (EF): ¾ ... Einflußfaktor (EF) ¾ EF = 0,70 + (0,01 * Summe der Gewichtungsfaktoren) ¾ ... daraus Berechnung der bewerteten Function Points ¾ BFP = UFP * EF ¾ ... somit können Einflußfaktoren +/-30% das Ergebnis beeinflußen 295 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Berechnung der Funktionszahl 296 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Berechnung des Einflußgrades und bewerteten Function Points: 297 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Ermittlung des Aufwands Die ermittelten Function-Points (Korrelationskurve) müssen nun in Aufwand (Personentage) umgerechnet werden Ablesen des voraussichtlichen Aufwandes direkt aus der Function -Point – Kurve/Tabelle Die Function - Point - Kurve ist eine durch Regressionsanalyse ermittelte Kurve/Tabelle auf Basis von früheren Projekten, d.h. diese Kurve/Tabelle repräsentiert in hohem Maße die gewonnenen Erfahrungen mit einer spezifischen Entwicklungsumgebung. Sie wird aus Function-Point Aufwandskombinationen berechnet 298 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Ermittlung des Aufwandes Der Aussagegehalt der Function - Point – Kurve / Tabelle steigt mit der Anzahl der beobachteten realisierten Projekte, weil eine bessere Anpassung der Kurve an die Beobachtungen vorgenommen werden kann. 299 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Voraussetzungen für die Methodenanwendung „brauchbare“ Aufwandskurve als Ausgangsbasis Nachkalkulation bzw. Kalibrieriung, Entwicklung einer eigenen Aufwandskurve (ca. 100 Projekte; Nachkalkulation ist sehr teuer) iterative Projektplanung (FP-Methode erst in der Spezifikationsphase aussagekräftig einsetzbar Standardisierung des Schätzverfahrens. Zählweise der Ein- / Ausgaben Bewertung von Einflußfaktoren ¾ Methodenhandbuch schreiben 300 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Vorteile der Function Point Analyse Unabhängig von der Implementierungssprache leicht erlernbar mit wenig Aufwand anzuwenden Einzelschätzungen sind gut nachvollziehbar unternehmensspezifisch anwendbar gute Anwenderkriterien iterativ anwendbar, d.h. zunehmende Detaillierung 301 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Nachteile der Function Point Analyse Hohe Unsicherheit bei der Berechnung der Function Points Komponenten einer Anwendung oft schwer zu bestimmen Gewichtungsfunktionen allein aus Erfahrung abgeleitet Bestimmung der Gewichtungsfaktoren schwierig Einflußfaktoren beliebig wählbar Wachsende Unsicherheit, je mehr der Schwerpunkt des Systems in einem Bereich (z.B. bei Berechnungsfunktionen) liegt Wiederverwendung (z.B. von Code) und Zulieferung werden nicht berücksichtigt schwierige Abbildung der Schätzergebnisse auf einen Netzplan summarischer Ansatz korrespondiert nicht direkt mit konkretem Problem 302 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Umrechnungs-Kurve (Erfahrung aus vorangegangenen Projekten) MM 300,00 250,00 durchschnittlicher Aufwand 200,00 Function Point Wert 150,00 100,00 50,00 00 00 20 00 18 00 16 00 14 00 10 12 0 0 80 0 60 0 40 20 0 0,00 FP Kontrolle durch andere Schätzmethode ! Schätzklausur projektspezifische Korrekturfaktoren geschätzter Projektaufwand 303 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Nicht berücksichtigt: Stabilität der Anforderungen Erfahrung des Teams fachlich bzgl. Aufgabengebiet (Domäne) technisch bzgl. Entwicklungstechnologie Produktivität des Teams Teamgröße und -Struktur, mehrere Standorte, ... Termindruck, Parallelisierung der Arbeiten Tools und Methoden Wiederverwendungs-Anteile spezielle Risiken Verfügbarkeit des Personals und von Ressourcen Zugang zu Informationen Zulieferungen Dritter ... 304 4.1 Schätzverfahren Function – Point – Verfahren Fazit Unterstützung der Methode bei Bestimmung der Funktionalität Einbeziehung von und somit auch bessere Nachvollziehbarkeit durch Personen ohne fundiertes technisches Wissen Hohe Unsicherheit bei der Bestimmung Weiterentwicklungen: Feature Points (besser geeignet, wenn Schwerpunkt in einem Bereich liegt) Object Points … 305 4.1 Schätzverfahren CoCoMo CoCoMo Verfahren: Constructive Cost Modeling (CoCoMo) Entwickler: Barry Boehm (1981) Schätzung des Umfangs der Codezeilen (Korrelationskoeffizienz) Charakteristikum: beruht auf einer Kombination von Gleichungen, statistischen Modellen, und Schätzungen von Parameterwerten (z.B. mit der Delphi-Methode) Anwendungsgebiete: Informationssysteme (Honeywell, IBM,US Army) Eingebettete System (AT&T, Boeing, Motorola) Ansatz: Eingabe: - Messung/Abschätzung der Systemkomplexität Abschätzung von Prozessparametern Ausgabe: - Abschätzung des Realisierungsaufwands Abschätzung der minimalen Realisierungszeit 306 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Ausgangspunkt: Das Modell basiert auf der Analyse von Daten aus vergangenen Projekten Das Modell stellt eine Beziehung zwischen der Größe des zu erzeugenden Software-Produktes und dem Aufwand in Personen-Monaten dar. E = C1 * KLOCC2 mit E geschätzter Aufwand KLOC Kilo Lines of Code C1, C2 Konstanten, die von der Art des betrachteten Projektes abhängen genauer in KDSI : KDSI .. Kilo Delivered Source Instructions (d.h. Kommentare werden nicht gezählt) daraus werden berechnet: E .. Entwicklungsaufwand (in Anz. der Personenmonate (PM)), TDEV .. Entwicklungszeit (Time for Development, in Monaten) 307 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Bestimmungsgrößen Anzahl der benötigten Codezeilen (Basisalgorithmus) Komplexitätsgrade, die durch sog. Einflußfaktoren gesetzt werden - PREC: Güte der Organisation im Projekt FLEX: Restriktivität gesetzter Anforderungen RESL: Güte der Behandlung von Risikofaktoren TEAM: Teamkompetenz und Motivation PMAT: Qualität des Entwicklungsprozesses 20 Parameter zur Kalibrierung entsprechend Produkteigenschaften und Entwicklungsvorgehen (Multiplikatoren) 308 4.1 Schätzverfahren CoCoMo 3 Modellvarianten: Basismodell: Einsatz in Frühstadium eines Projektes; Projekt wird gesamtheitlich betrachtet; Kosten- und Zeitaufwand werden nach einer Grundgleichung bestimmt; dient als Ausgangspunkt weiterer Schätzungen. Zwischenmodell: berücksichtigt 15 Einflußparameter Entwicklungsphasen werden nicht differenziert Erweitertes Modell (“Detailmodell”): berücksichtigt 15 Einflußfaktoren sowie die Abweichungen der anteilsmäßigen Aufwände der einzelnen Entwicklungsphasen. 309 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Projektarten in CoCoMo: einfache SW-Projekte (Organic mode): kleines, gut harmonierendes Team arbeitet in bekannter Umgebung, Teammitglieder haben Erfahrung in Umgang mit solchen Projekten, Innovationen in Architektur und Funktionen des SW-Produktes sind minimal, Schnittstellen sind gering und stabil, auf den Fertigstellungstermin wird wenig Druck ausgeübt,... Produktgröße < 50 KDSI mittelschwere SW-Projekte (Semi-detached mode): Projekt stellt ein Mittelding zwischen Organic and Embedded dar Produktgröße < 300 KDSI komplexe SW-Projekte (Embedded mode): starker Kosten- und Termindruck, große Innovation, hohe Anforderungen an das Projektteam, eingebettet in äußerst komplexes Umfeld, hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit des SW-Produktes ... ; Produktgröße: jede Größe 310 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Grundformel zur Ermittlung des Entwicklungsaufwandes: E = C1 * KDSI C2 * ∏ Ei wobei C1 und C2 hängt von de Projektart und vom Projektmodell ab Ei Einflußfaktoren mit i= 1 ..15 (“Kostentreiber”), wobei Ei = 1 im Grundmodell Entwicklungszeit: TDEV = C3 * EC4 mit wobei C1’ im Grundmodell C1’’ sonst 311 4.1 Schätzverfahren CoCoMo CoCoMo-Gleichungen Aufwand: OM: PM = 2,4 * (KLOC)^1,05 SDM: PM = 3,0 * (KLOC)^1,12 EM: PM = 3,6 * (KLOC) ^1,2 Entwicklungszeit: OM: TDEV = 2,5 * (PM)^0,38 SDM: TDEV = 2,5 * (PM)^0,35 EM: TDEV = 2,5 * (PM)^0,32 Rechenbeispiel: 10.000 LOC Semi Detached Model - PM = 3,0 * 10 ^ 1,12 = 39,54 PM TDEV = 2,5 *39,54 ^ 0,35 = 9,05 CM Embedded Model - PM = 3,5 * 10 ^ 1,2 = 55,44 PM TDEV = 2,5 * 55,44 ^ 0,38 = 11,49 CM 312 4.1 Schätzverfahren CoCoMo TDEV .. benötigte Entwicklungszeit in Monaten: organic: TDEV = 2.5 * E 0.38 semidetached: TDEV = 2.5 * E 0.35 embedded: TDEV = 2.5 * E 0.32 Beispiele zu Produktgrößen, Personenzahl, Entwicklungszeit: 313 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Graphen zu COCOMO Aufwandschätzungen für verschiedene Projektgrößen: 314 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Graph zur geschätzten Projektdauer in Abhängigkeit von der Projektgröße (Kurve für alle drei Projektklassen ähnlich): 315 4.1 Schätzverfahren CoCoMo COCOMO Kostentreiber: Kategorien: very low / low / nominal / high / very high / extra high Attribute Produkt-Attribute - RELY: Benötigte SW-Zuverlässigkeit DATA: Umfang der Datenbasis CPLX: Komplexität des Produkts Computer-Attribute - TIME: Nutzung der verfügbaren Ausführungszeit STOR: Nutzung des verfügbaren . Speicherplatzes VIRT: Änderungshäufigkeit der Systembasis TURN: Bearbeitungszyklus Personal-Attribute - ACAP: Analysefähigkeit der Mitarbeiter AEXP: Erfahrung der Mitarbeiter in dem Aufgabengebiet PCAP: Programmierfähigkeit der Mitarbeiter VEXP: Erfahrung d. Mitarbeiter in der Systemumgebung LEXP: Erfahrung d. Mitarbeiter in d. Programmiersprache. Projekt-Attribute - MODP: Verwendung mod. Entwicklungsmethode TOOL: Verwendung von SW-Tools SCED: Anforderungen an die Entwicklungszeit 316 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Kostenfaktor Die Kostenfaktoren gehen multiplikativ in die Berechnung des Aufwandes ein: E’ = E * ∏ cdriver Für jeden Faktor existieren zwei Bewertungstabellen: - eine kummulierte für das Zwischenmodell, - eine nach Phasen aufgeschlüsselte für das Detailmodell: Studie: PR (plans and requirements) Systementwurf: PD (product design) Programmentwurf: DD (detailed design) Codierung und Einzeltest: CUT (code and unit test) Integration und Systemtest: IT (integration and test= 317 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Beispieltabelle zur Phasen-Bewertung des Faktors TOOL: 318 4.1 Schätzverfahren CoCoMo 319 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Beispiel: Aufwandsverteilung für die Klasse “einfache Projekte”: 320 4.1 Schätzverfahren CoCoMo 321 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Berechnungsbeispiel für das Zwischenmodell: Ausgangspunkt: komplexes Projekt mit geschätzten 60 KDSI Aufwandsschätzung: E0 = 3.6 * 601.20 = 490 PM TDEV = 2.5 * 490 0.32 = 18 Monate N = 490/18 = 28 Mitarbeiter; Korrektur der Basisaussage durch Einflußfaktoren: RELY = 1.10, STOR = 1.30, MOD = 1.05, SCED = 1.15, ACAP = 0.55; übrige Einflußfaktoren sind alle = 1; E1 = 490 * 1.10 * 1.30 * 1.05 * 1.15 * 0.55 = 566 PM 322 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Kommentar zur benötigten Personenzahl: Vorsicht: N = E/TDEV gibt nur einen groben Durchschnittswert, da die Anzahl im Projektverlauf schwankt! Vorschlag von Putnam (1978): der optimale Mitarbeiterstand folgt einer Rayleigh-Kurve: Beispiele zu Rayleigh-Kurven: 323 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Folgerungen: Bei einer kleinen Produktgröße vermag eine Person mehr Codezeilen (LOC) pro Zeiteinheit zu schreiben, als bei einem großen Produkt. Die Entwicklungszeit nimmt anteilsmäßig ab, je größer ein Produkt ist. Aufwandsverteilung: Unterscheidung von 5 Entwicklungsphasen mit verschiedenen Anteilswerten, abhängig von Projektklasse; Da bei COCOMO die erste Phase bereits abgeschlossen sein muß, liegt sie außerhalb des Modells; ihr Aufwand wird daher zu den restlichen vier Phasen addiert. 324 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Tabelle zur Illustration des gewichtigen Anteils der (subjektiven) Schätzungen der Einflußparameter am Gesamtergebnis: 325 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Anmerkungen zu COCOMO für die Bewertung des Zwischenmodells sind viele Parameter unbekannt; Ergebnisse können daher nicht mit anderen Verfahren verglichen werden. primäre Kritik an COCOMO: zu viele Parameter starke Umgebungsabhängigkeit, viele subjektive Elemente 326 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Kalibrierung des Modells: Notwendig für einen erfolgreichen Einsatz in einer Organisation. Vorgehen: Vergleich tatsächlicher und geschätzter Kosten; Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate zur Approximation der geschätzten und tatsächlichen Kosten; Anpassung des konstanten Faktors in der Gleichung für den Aufwand (E); Anpassung der Einflußfaktoren: - - die von Boehm vorgeschlagene Liste sollte nach Bedarf angepaßt/ergänzt/verkürzt werden; Vorgehen zum Auffinden der Wertetabelle für neue Faktoren: » Schätzen des Aufwandes ohne Einsatz des entsprechenden Parameters, » dann: Messung der aktuellen Kosten, dann: finden des besten Faktors so, daß geschätzter und gemessener Aufwand übereinstimmen Problematik: Faktoren sind oft nicht unabhängig voneinander ... 327 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Fazit Einsatz für Grobschätzungen nach Abschluss der Analysephase Verbesserung der Ergebnisse bei Aufteilung des Gesamtprojekts in kleinere Einzelprojekte, die einzeln geschätzt werden Erfahrungen zeigen Abweichungen der Schätzungen vom tatsächlichen Aufwand um den Faktor 4 Weiterentwicklungen: Ada COCOMO COCOMO II 328 4.1 Schätzverfahren CoCoMo CoCoMo II Beobachtung: Schätzung stark abhängig von - Eigenschaften zu erstellendes System Eigenschaften erstellendes Unternehmen Unterschiedliche Parameter: - - Linear (Frühes Design): Projektorientiert » Mensch: Qualifikation Personal » Technik: Produktgüte, Legacy, Plattform, Entwicklungsumgebung, Zeitplan Exponentiell: Prozessorientiert » Technik: Randbedingungen, Risikomanagement, Prozessreife » Mensch: Erfahrung, Kohäsion 329 4.1 Schätzverfahren CoCoMo CoCoMo II Modellgleichungen Parameter: Aufwandsfaktor EM aus Einzelfaktoren EMi Skalierfaktor B aus Einzelgewichten Wi Grundfaktor A Zeitplanfaktor SCED% Gleichungen Skalierfaktor: B = 0,91 + 0,01 * Summe(Wi) Grundaufwand: PMGrund = A * Größe(FPA) ^ B Aufwandsfaktor: EM = Produkt(EMi) Gesamtaufwand: PMGesamt = EM * PMGrund Laufzeit: TDEV = [3,67 * PMGesamt ^(0,28+0,2*(B-1,01))] * SCED%/100 331 4.1 Schätzverfahren CoCoMo CoCoMo II - Aufwand Generell: Auswirkung des exponentiellen Faktors Prozess - Faktor > 1 “Diseconomy of Scales” 332 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Komplexität und Produktivität Ziel Schätzung: Bestimmung Realisierungsaufwand Bestimmung Realisierungszeit Produktivität: Bestimmung Mitarbeiterzeit/Systemeinheit Berechnung: „Aufwand = Produktivität * Größe“ Beobachtung: - Durchschnittl. Produktivität: 5 FP/PM IS-Produktivität: 8 FP/PM ES-Produktivität: 4 FP/PM 333 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Komplexität und Produktivität Produktivität beeinflußt: Durch administrativen Aufwand Durch personellen Aufwand Durch Abstimmungsaufwand 334 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Realisierungsaufwand und Laufzeit Ziel Schätzung: Bestimmung Realisierungsaufwand Bestimmung Realisierungszeit Intensität: Bestimmung „Projektlaufzeit/Aufwand“ Berechnung: „Laufzeit = Intensität * Aufwand“ Beobachtung: - Laufzeit polynomial in Aufwand Laufzeitvorgaben beeinflussen Aufwand Maximale Laufzeitverkürzungen: 70-75% 335 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Realisierungsaufwand und Laufzeit Laufzeit beeinflusst Aufwand: Durchschnittliche Laufzeit minimiert Aufwand Zusätzlicher Aufwand erlaubt Kürzung (70%) Erhöhte Laufzeit verringert Aufwand nicht 336 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Aufwandsfaktoren Projektparameter Parameter wirken linear auf Aufwand Arten von Parameter: - - - Produktfaktoren, z.B.: » Zuverlässigkeit » Anforderungen an Dokumentation » Vorbereitung Wiederverwendung Personalfaktoren, z.B.: » Fluktuation » Anwendungserfahrung Projektfaktoren: » Werkzeugeinsatz » Zeitplan Beeinflussung: - Technisch, projekttechnisch Konsequenz: Beeinflussung durch Projektmanagement 337 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Skalierfaktoren Prozessparameter Faktoren wirken exponentiell auf Aufwand/Laufzeit Arten von Faktoren: - Portfolio: Projektdomäne vs. Unternehmens-know-how Prozess: Vorgaben, Reife, Risikomanagement Personal: Teamkohäsion Beeinflussung Prozessparameter: - Marktstrategisch: Projektauswahl Unternehmensstrategisch: Entwicklungskultur Personalstrategisch: Personalkultur Konsequenz: Beeinflussung durch Unternehmensmanagement 338 4.1 Schätzverfahren CoCoMo Vorteile von COCOMO Geeignet für schnelle, grobe Schätzungen der anfallenden Kosten Gute Ergebnisse bei kleineren Projekten, die in einer bekannten Entwicklungsumgebung durchgeführt werden (Vergleichbarkeit mit bereits durchgeführten Projekten ist gegeben) Abdeckung des Gesamtprojekts angefangen bei der Designphase bis hin zur Testphase (z.T. durch Erfahrungswerte wie 10% Management, 10% Infrastrukturaufwand) Nachteile von COCOMO Wesentliche Einflussgrößen auf den Projektaufwand bleiben unberücksichtigt: notwendige Entwicklungshardware Einsatz moderner CASE-Tools spezielle Fähigkeiten der Mitarbeiter Qualität des Management Qualität der Benutzerschnittstelle Vergleichbarkeit mit bereits durchgeführten Projekten nicht immer gegeben viele im voraus zu bestimmende Einflussfaktoren 339 4.1 Schätzverfahren Zusammenfassung Zusammenfassung Drei Merksätze zur Schätzung Funktionelle Abhängigkeit kann Code als Komplexitätsmaß ersetzen. Entwicklungsaufwand wird von Projektfaktoren linear, von Prozessfaktoren exponentiell beeinflusst. Laufzeit kann bei Mehraufwand maximal auf 70-75% gekürzt werden. Zwei Warnungen zur Schätzung: Detaillierung bestimmt Genauigkeit (20-50%) Modelle benötigen Kalibrierung 340 4.1 Schätzverfahren Zusammenfassung Bedeutung von Schätzungen für das Projektmanagement Basis für alle wichtigen Projektentscheidungen Alle „mathematischen“ Verfahren haben starken Einfluss von persönlicher Erfahrung (meist Erfahrungen des Unternehmens, nicht nur des Projektmanagers) Verfahren haben sehr viele Stellschrauben, die vorsichtig eingesetzt werden müssen Ergebnisse einer Schätzung (Aufwand und Zeit) ist politisch meist zu hoch/zu spät, Korrekturen müssen strukturiert und durchdacht angegangen werden Review durch Kollegen/Experten ist unabdingbar 341 Kapitel 4: Schätzverfahren und Projektplanung Schätzverfahren Projektplanung 342 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.2 Projektplanung Variablen mit Einfluss auf den Entwicklungsprozess Zielvariablen Beschreiben die Zielsetzung während der System-Entwicklung (e.g. minimale Entwicklungszeit, maximale Qualität, minimale Kosten) Kontrollvariablen Beschreiben die Einflussfaktoren, die vom Projekt-Management aktiv beeinflusst werden können (z.B. verwendete Tools, Projekt-Organisationsform, Unkontrollierbare Variablen Beschreiben den Einfluss “von außen” auf das Projekt Diese Variablen entziehen sich der Beeinflussung durch das Projekt-Management (z.B. Erfahrung der Benutzer, Organisatorische Änderungen im Unternehmen) 343 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.2 Projektplanung Typische Planungsfehler Pläne verlangen zu viel in zu kurzer Zeit Pläne basieren auf unrealistischen Wunschterminen Das Senior Management hält an den Wunsch fest, obwohl eine realistische Planung andere Termine ergeben würde Pläne werden nicht mit Betroffenen abgestimmt Niemand hat geprüft, ob die zugrunde liegenden Personaleinsatzanforderungen erfüllt werden können Schätzungen sind zu optimistisch und basieren nicht auf Erfahrungen Verschiedene spätere Arbeiten lassen sich jetzt noch gar nicht abschätzen, sondern erst z.B. nach dem Design (Management will aber jetzt eine Festlegung) etc. 344 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.2 Projektplanung Planungsintensität in den Projektphasen 345 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.2 Projektplanung Übersicht Planungsschritte 346 4.2 Projektplanung Übersicht Planungsdokumente Planungsschritte Dokumente Projekt-umfang und Meilen-steine festlegen Projektziele E* Projektdefinition E* Projektorganisation E* Projektspezifisches Vorgehensmodell E* Anforderungsspezifikation E* Projekt-strukturplan erstellen Größen-, Aufwands-, und Kostenschätzungen durchführen Aktivitäten-zeitplan aufstellen Ü Ü Ü Projektstrukturplan E Ü Ü Arbeitspaketbeschreibung E Ü Ü Kosten-planung aufstellen 347 4.2 Projektplanung Übersicht Planungsdokumente Planungsschritte Dokumente Projekt-umfang und Meilen-steine festlegen Meilensteinplan Projekt-strukturplan erstellen Größen-, Aufwands-, und Kostenschätzungen durchführen E Aktivitäten-zeitplan aufstellen Ü Schätzdokument (Größen, Aufwand,Kosten) E E Aktivitätenzeitplan E Kostenplan Projektplan Kosten-planung aufstellen E A A A A Legende: E: (Erstellen) Das Dokument wird in diesem Schritt erstellt. E*: Dokument wird erstellt bzw. angepasst, abhängig davon, ob es schon in der Phase Projektstart erstellt wurde. Ü: (Überarbeiten) In diesem Schritt wird das Dokument überarbeitet. 348 A: (Anpassen) Das Dokument wird an die Projektbedürfnisse angepasst bzw. ergänzt. 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.2 Projektplanung Vorbedingungen für effektive Projektkontrolle Die Projektleitung muss sich über die Ziele des Systems im Klaren sein Die Projektleitung muss genügend Spielraum für die Kontrolle haben (i.e. Anzahl der Kontrollvariablen, Ausmaß in dem die Kontrollvariablen verändert werden können) Die Projektleitung muss die aktuellen Informationen über den Stand des Projekts haben Die Projektleitung muss über ein konzeptuelles Modell des zu kontrollierenden Systems verfügen Mit anderen Worten, die Projektleitung muss wissen, wovon die einzelnen Kontrollvariablen abhängen und in welcher Weise sie einander gegenseitig beeinflussen 349 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.2 Projektplanung Regelkreis des Projektmanagements 350 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.2 Projektplanung Planungstechniken Ziele: Überblick über den Projektablauf Vorbereitung der Projektdurchführung Zeitschätzung und Terminbestimmung Planung der Vergabe von Ressourcen Resultate dienen als: Entscheidungs-, Steuerungs- und Kontrollunterlagen; Inhalte: Definition Aufgabe: Was ist zu tun? Definition Vorgaben/Hilfsmittel: Wie ist es zu tun? Definition Termine: (Bis) Wann ist es zu tun? Definition Verantwortung: Wer hat es zu tun? Durchführung der Planung: Wiederholt Projektinitiierung Projektdurchführung: Neuplanung bei - Detaillierung Produktstruktur Änderung Terminlage Änderung Personallage Änderung Ressourcenlage 351 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.2 Projektplanung Wirkung des Planungsaufwands 352 4 Schätzverfahren und Projektplanung 4.2 Projektplanung Projektplan Funktion: beschreibt aktuellen Planungsstand (Soll-Werte) Vorbereitung Ressourcenbereitstellung Vorbereitung Kontrolle/Steuerung Bestandteile von Projektplänen Zusammenfassung mehrerer Vorgänge zu einer Phase Festlegung von Meilensteinen als Abschluss von Phasen oder Vorgangsgruppen: - Null-Dauer Überprüfbarkeit: Teilprodukt ist fertiggestellt Kurzfristigkeit: kurze Zeitdauer zwischen Meilensteinen Gleichverteilung: kontinuierliche und gleiche Verteilung Abhängigkeiten zwischen Meilensteinen und Vorgängen: - fachliche terminliche Integration in Netzplänen personelle Elemente (Planung): Projektstrukturplan Terminplan Personalplan Ressourcenplan Zusätzlich: Ist-Werte Projekt 353 4.2 Projektplanung Projektstrukturplan Projektstrukturplan oder Work Breakdown Structure siehe auch Aufwandsabschätzung Ziel: Erfassen der Abhängigkeiten im Projektverlauf Vorbereiten der Aufwands- und Zeitplan Idee: Zerlegung des Projekts solange in Teilaufgaben, bis diese umsetzbar sind Die einzelnen umsetzbaren Teilaufgaben werden mit Meilensteinen für Beginn und Ende versehen (und deren Erreichung überprüft) Ist ein Mittel, ein Projekt graphisch in Teile zu zerlegen und darzustellen kein Terminplan keine Abbildung der Projektorganisation 354 4.2 Projektplanung Projektstrukturplan Projektstrukturplan 355 4.2 Projektplanung Projektstrukturplan Typen von Projektstrukturplänen Objektorientierter Projektstrukturplan Definition der Aufgabenpakete nach der technischen Struktur des Projektes z.B.: Objekte/Blöcke - Funktionen Hausbau: Keller, Erdgeschoss, Dachgeschoss Funktionsorientierter Projektstrukturplan Definition nach Entwicklungsfunktionen (Bereichen) z.B.: Funktionsblöcke - Teilfunktionen - Einzelaufgaben Hausbau: Rohbau, Ausbau Ablauforientierter Projektstrukturplan Definition gemäß Entwicklungsprozeß z.B.: Phasen - Fachgebiete - Verantwortlichkeiten Hausbau: Planung, Umsetzung ¾ Meist werden Mischformen verwendet (z.B.: erste Ebene phasenorientiert, ab zweiter Ebene funktionsorientiert) 356 4.2 Projektplanung Projektstrukturplan Projektstrukturplan Projektprozessauswahl Auswahl von Phasenkonzept oder Vorgehensmodell z. B. IT-Projekt im öffentlichen Bereich nach V-Modell Tailoring: projektspezifische Anpassung und Detaillierung Erstellung: Instantiierung Prozessmodell Produktstruktur: Erfassen/Festlegen der Teilprodukte und ihrer Abhängigkeiten Ablaufstruktur: Festlegen der Vorgänge abhängig von der Produktstruktur Elemente: Phasen (entsprechen Prozessphasen) hierarchische Strukturierung der Aufgaben Vorgänge (konkretisieren Prozessaktivitäten) Meilensteine (entsprechen Prozessereignissen) 357 4.2 Projektplanung Meilensteine Meilensteine: Ziel: Ermöglichen die Projektkontrolle Gezieltes Erkennen der Projektverzögerung Rechtzeitiges Erkennen der Projektverzögerung Entsprechen synchronisierenden Projektereignissen Projektstart, Projektende, Vorgangsende Daher: Geknüpft an Erstellung eines (Teil)Produkts Dichte: Relativ zur Gesamtlaufzeit: Abstände bis zu vier Wochen Gleichverteilung: ungefähr gleiche Abstände Eigenschaften: Überprüfbarkeit: Objektive Kriterien - „Systemarchitektur liegt vor“ Testdrehbuch mit 10 Testfällen liegt Nicht: „Implementierung zu 80% abgeschlossen“ 358 4.2 Projektplanung Meilensteine Achtung: 90%-Syndrom! 359 4.2 Projektplanung Projektablaufplan Projektablaufplan Abhängigkeiten zwingende Folge empfehlende Folge freie Folge Verschiedene Ablaufplänen mit unterschiedlichem Informationsgehalt Linearpläne Netzpläne 360 4.2 Projektplanung Darstellungen Projektablaufplan - Darstellungstechniken Listungstechnik nur bei kleinen (Linear-)Plänen sinnvoll einsetzbar Terminlisten: Workpackages (Vorgangslisten), von außen vorgegebene Termine Netzplantechnik, zusätzlich technologische Abhängigkeiten z. B. - Vorgangspfeilnetzplan Vorgangsknotennetzplan Ereignisknotennetzplan Balkendiagrammtechnik zusätzlich je Teilaufgabe Start- und Endtermin bzw. Dauer z. B. - Gantt-Diagramm PLANNET-Diagramm Vernetzte Balkenpläne zusätzlich einfache Abhängigkeiten zwischen Vorgängen 361 4.2 Projektplanung Terminlisten Terminlisten Enthält Liste der Aktivitäten bzw. Vorgänge Zu jedem Vorgang wird die Liste der beteiligten oder verantwortlichen Personen angegeben Weiter wird (meist) eine Deadline für jeden Vorgang definiert Zusätzlich kann eine Liste der Meilensteine existieren bzw. eine separate Liste von außen vorgegebener wichtiger Termine (Deadlines) 362 4.2 Projektplanung Netzplantechnik Netzplantechniken Ziel Terminplanung für Vorgänge/Ereignisse Berücksichtigung der Abhängigkeiten (evtl. Varianten) Kennzeichen umfassendes Planungsinstrument für komplexe Projekte bietet übersichtlichen Überblick über den Projektablauf, inklusive der eindeutigen Darstellung der Abhängigkeiten einzelner Vorgänge im Ablauf ermöglicht genaue Zeitschätzung bzw. Terminfestlegung für den Gesamtablauf sowie für einzelne Vorgänge Erkennen der zeitintensivsten Ablauffolge: “kritischer Weg” ermöglicht relativen Vergleich der Konsequenzen von Terminen, Kosten und Einsatzmitteln verschiedener Planungsvarianten fördert rechtzeitige Entscheidungen, da mögliche Konsequenzen im Netzplan ersichtlich sind. Netzpläne bieten, dank komplexer Methoden um Abhängigkeiten zwischen Vorgängen darzustellen, die umfangreichste Information über Projekte. Diese Information muss allerdings auch zuverlässig und vollständig erhoben werden können. 363 4.2 Projektplanung Netzplantechnik Netzplantechniken Netzplantechnik ist geeignet für: - Strukturplanung - Zeitplanung - Einsatzmittelplanung - Kostenplanung bewährte Arten von Netzplänen: - CPM: Critical Path Method - PERT: Program Evaluation and Review Technic - MPM: Metra-Potential-Method zahlreiche Softwareprodukte unterstützen den Einsatz der Netzplantechnik; oft: Zusammenfassung verschiedener Arten von Netzplänen; daher: Vorsicht auf Konsistenz! 364 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Erstellen der Tätigkeitsliste als Grundlage jedes Netzplans: entsprechend der Projektstruktur werden alle Teilprojekte in Einzeltätigkeiten zerlegt; für jede Tätigkeit : Definition der erforderlichen Vorbedingungen (Abschluß anderer Tätigkeiten) voraussichtlichen Dauer ggf. der direkten Nachfolgetätigkeiten Erstellung der Tätigkeitsliste (auch “Vorgangsliste”) Beispiel siehe nächste Folie 365 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Beispiel: Tätigkeiten mit Zeitangaben und Vorgängerrelationen 366 4.2 Projektplanung Netzplantechnik Netzplantechniken Netzplanvarianten: Vorgangsknotennetzplan (z.B. MPM) - Knoten (meist Rechtecke) sind Vorgänge (Ereignisse) Kanten sind benötigte Ressourcen/Produkte (Abhängigkeiten, Beziehungen) Vorgangskantennetzplan (z.B. CPM), auch Vorgangspfeildarstellung - Knoten (meist Kreise) sind Ereignisse Kanten/Pfeile sind Vorgänge Schwerpunkt: Vorgang ( = Tätigkeit) mit Dauer Ereignisknotennetzplan (z.B. PERT) - Knoten (meist Kreis) sind Ereignisse Kanten/Pfeile sind Abhängigkeiten, Beziehungen Schwerpunkt: Ereignis: beschreibt Projektzustand, Zustandsübergang kann mehrere Vorgänge umfassen, die nicht näher beschrieben werden. 367 4.2 Projektplanung Netzplantechnik Vorgangsknoten Netzpläne - Activity on Node (AoN) Knoten: enthalten Vorgänge, Vorgangsnummern und Dauern Kanten: beschreiben die Anordnungsbeziehungen zwischen den Vorgängen Vier Anordnungsbeziehungen zwischen Vorgängen Normalfolge (Ende-Anfang Beziehung) Anfangsfolge (Anfang-Anfang Beziehung) Endfolge (Ende-Ende Beziehung) Sprungfolge (Anfang-Ende Beziehung) 368 4.2 Projektplanung Netzplantechnik Vorgangsknotennetzplan - Beispiel 369 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan Vorgangsknotennetzplan Vorgangsknotennetzplan KNP = (A,R,a,A,e,E) A = {a1,...,am} Menge der Aktivitäten im Projekt mit - Dauer einer Aktivität d(a) Frühest/spätest möglicher Beginn b(a)/B(a) Frühest/spätest mögliches Ende e(a)/E(a) p(a) Pufferzeit R = { r1,...,rn } ⊆ A × A Menge der Abhängigkeiten a/A frühester/spätester Starttermin Projekt e/E frühester/spätester Endtermin Projekt Begriffe: Pfad (a1,...,am): Menge von Aktivitäten mit (ai, ai+1) ∈ R Vorgänger V(a): { a‘ | (a‘, a) ∈ R } Nachfolger N(a): { a‘ | (a, a‘) ∈ R } 370 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan Vorgangsknotennetzplan Ein Netzknoten ist i.a. wie folgt aufgebaut: FA - frühester Anfang FE - frühestes Ende SA - spätester Anfang SE - spätestes Ende Subnetze: komplexe Netzknoten können aus Gründen der Übersichtlichkeit in Subnetze zerlegt werden 371 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan Vorgangsknotennetzplan Normalfolge Das Ende von Vorgang 1 ist Voraussetzung für den Beginn von Vorgang 2 (EA: EndeAnfang) Anfangsfolge Der Beginn von Vorgang 1 ist Voraussetzung für den Beginn von Vorgang 2 (AA: Anfang - Anfang) 372 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan Vorgangsknotennetzplan Endfolge Das Ende von Vorgang 1 ist Voraussetzung für das Ende von Vorgang 2 (EE: Ende Ende) Sprungfolge Der Beginn von Vorgang 1 ist Voraussetzung für das Ende von Vorgang 2 (AE: Anfang Ende) 373 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan Terminberechnung Berechnung frühester Projektende e: Für Aktivitäten: - Für initiale Aktivitäten: Frühster Anfang ist Projektanfang Für Zwischenaktivitäten: Frühester Anfang ist frühestes Ende aller Vorgänger Frühestes Ende ist frühester Anfang zuzüglich Dauer Frühestes Projektende e ist frühestes Ende aller Finalaktivitäten 374 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan Terminberechnung Berechnung spätester Projektanfang A: Für Aktivitäten: - Für finale Aktivitäten: Spätestes Ende ist Projektende Für Zwischenaktivitäten: Spätestes Ende ist spätester Anfang aller Nachfolger Spätester Anfang ist spätestes Ende abzüglich Dauer Spätester Projektanfang A ist spätester Anfang aller Initialaktivitäten 375 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan Terminberechnung Berechnung Pufferzeiten p(a): Zeit zwischen frühestem und spätestem Anfang Zeit zwischen frühestem und spätestem Ende Kritischer Pfad: Eine Aktivität mit Pufferzeit 0 ist eine zeitkritische Aktivität All zeitkritischen Aktivitäten auf einem Pfad bilden einen kritischen Pfad Verzögerung kritischer Aktivitäten führen zu Gesamtprojektverzögerungen 376 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan Vorgangsknotennetzplan Beispiel - Tätigkeiten mit Zeitangaben und Vorgängerrelationen 377 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan 379 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan Vorgangsknotennetzplan Beispiel - Tätigkeiten mit Zeitangaben und Vorgängerrelationen 380 4.2 Projektplanung Netzplantechnik - Vorgangsknotennetzplan 382 4.2 Projektplanung Netzplantechnik Netzplantechnik umfasst folgende Schritte: Erstellen der Tätigkeitsliste aufgrund des Projektstrukturplans Erstellen des Netzplans Berechnen der Vorgangszeitpunkte Ermitteln der Pufferzeiten Errechnen des kritischen Weges Verwendung des Netzplans als Basis von Balkendiagrammen, z.B. Belegungsplan, Einsatzplan Einsatzmittel-Auslastungsdiagrammen, z.B. zwecks Bedarfsglättung 383 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM CPM: Vorgangskantennetzplan / Vorgangspfeilplan Knoten: symbolisiert ein Ereignis, welches einen Zustand beschreibt; z.B.: Programm erstellt, Start für den Test; Darstellung: als Kreis oder Rechteck Ereignisknoten enthält folgende Bestimmungsstücke: Ereignisnummer 2 Zeitwert der Vorwärtsrechnung 12 18 Zeitwert der Rückwärtsrechnung 384 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM CPM: Vorgangskantennetzplan oft werden Ereignisknoten auch folgendermaßen dargestellt 385 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM CPM: Vorgangskantennetzplan gerichtete Kante: symbolisiert Vorgang oder Tätigkeit innerhalb eines Projektes; kein Zusammenhang zwischen der Länge des Pfeils und der Dauer des Vorgangs Vorgangsbeschreibung: verbal oder Indexeintrag oberhalb des Pfeils; Vorgangsdauer: num. Eintrag unter dem Pfeil 386 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Regel 1: Ein Vorgang kann erst beginnen, wenn alle vorangehenden Vorgänge abgeschlossen sind. Dabei fällt, mit Ausnahme des ersten Vorgangs, das Anfangsereignis mit dem Endereignis des vorangehenden Vorgangs zusammen. 387 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Regel 2: Müssen mehrere Vorgänge beendet sein, bevor ein weiterer Vorgang beginnen kann, so enden sie im Anfangsereignis des nachfolgenden Vorgangs. Regel 3: Können mehrere Vorgänge beginnen, nachdem ein vorangehender Vorgang beendet ist, so beginnen sie im Endereignis des vorangehenden Vorgangs. 388 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Regel 4: Haben zwei oder mehr Vorgänge gemeinsame Anfangs- und Endereignisse, so ist ihre eindeutige Kennzeichnung durch Einfügen von Scheinvorgängen zu gewährleisten. 389 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Regel 5: Beginnen und enden in einem Ereignis mehrere Vorgänge, die nicht alle voneinander abhängig sind, so ist der richtige Ablauf durch Auflösung der Unabhängigkeiten mittels Scheinvorgängen darzustellen. Regel 6: Innerhalb einer Folge von Vorgängen können beliebig viele Scheinvorgänge eingefügt werden. Sie dienen neben der logischen Verknüpfung auch der besseren Übersicht. 390 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Regel 7: Kann ein Vorgang beginnen, bevor der vorangehende vollständig beendet ist, so ist der vorangehende weiter zu unterteilen, damit ein "Zwischen-Ereignis" definiert werden kann. Regel 8: Jeder Vorgang kann nur einmal ablaufen. Daher dürfen im CPM-Netzplan keine Schleifen auftreten. 391 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Beispiel: CPM Netzwerk Tätigkeiten mit Zeitangaben und Vorgängerrelationen 392 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Beispiel: CPM Netzwerk - Numerierung der Knoten 393 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Beispiel: CPM Netzwerk - Bestimmung der frühesten Beginnzeiten 394 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Beispiel: CPM Netzwerk - Bestimmung der spätesten Beginnzeiten 395 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Beispiel: CPM Netzwerk - Bestimmung des kritischen Pfades 396 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Erstellen des Netzplans: Eintragen der logischen Abhängigkeiten zwischen Tätigkeiten Eintragen der geschätzten Dauer zu einzelnen Tätigkeiten Errechnen der Zeitwerte und Bestimmung des kritischen Weges: Zeitwert der Rückwärtsrechnung: vom Endereignis und dessen Zeitwert aus der Vorwärtsrechnung ausgehend: Zeitwert der Vorwärtsrechnung: Beginn bei 0; dann: addieren der Zeiteinheiten nach der logischen Reihenfolge und Eintrag in das linke untere Feld des Ereigniskreises; Bedeutung: Bestimmung der frühesten Ereigniszeitpunkte; Bestimmung der spätesten Ereigniszeitpunkte durch Subtraktion der Zeitwerte; Eintrag in den rechten unteren Teil des Ereignisknotens; Der kritische Weg umfasst alle Ereignisse, deren früheste und späteste Ereigniszeitpunkte gleich sind Bedeutung: der kritische Weg enthält alle Tätigkeiten, die keine Pufferzeiten erlauben, d.h. zwischen dem geplanten Ende einer Tätigkeit und dem Start der Folgetätigkeit gibt es keine zeitliche Verschiebungsmöglichkeit, wenn das Ende des gesamten Vorhabens unbeeinflußt bleiben soll. 397 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Beispiel eines Netzplans mit einem kritischen Weg: 398 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Berechnen der Vorgangszeitpunkte (“Tätigkeitszeitpunkte”): frühester Anfangszeitpunkt des Ereignisses: spätester Endzeitpunkt eines Vorganges: frühester Endzeitpunkt eines Ereignisses: spätester Anfangszeitpunkt eines Vorganges: FA SE FE SA Zweck: Berechnung der Pufferzeiten und Erstellen des EinsatzAuslastungsdiagramms, z.B. zwecks Bedarfsglättung 399 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM 400 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Aufgrund der Vorwärts- und Rückwärtsrechnung sind bekannt: FA (FZ) und SE (SZ) FE(V1) = FA(V1) + D(V1) SA(V1) = SE(V1) - D(V1) Pufferzeiten: Gesamte Pufferzeit (GP):GP = SE(j) - FA(i) - D oder GP = SZ(j) - FZ(i) - D Bedeutung: GP gibt an, wie lange ein Vorgang höchstens verlängert/verzögert werden kann, ohne daß der Endtermin beeinträchtigt wird. 401 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Freie Pufferzeit (FP): FP = FE(j) - FA(i) - D oder FP = FZ(j) - FZ(i) - D Freie Pufferzeit entsteht, wenn mehrere Vorgänge, die nicht alle zeitbestimmend sind, in einem Ereignis münden. Die freie Pufferzeit gibt den Zeitunterschied zwischen der zeitbestimmenden und der auf einem anderen Weg berechneten frühesten Lage eines Ereignisses an. Bedeutung: FP gibt an, wie lange ein Vorgang höchstens ausgedehnt/verzögert werden kann, ohne den Anfangszeitpunkt der Folgevorgänge zu beeinflussen. 402 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Unabhängige Pufferzeit (UP): UP = FE(j) - SA(i) - D Bedeutung: UP gibt die Dauer an, die der Vorgang mit den Folgevorgaben ausgedehnt oder verschoben werden kann: a) das Startereignis muß zum spätesterlaubten Zeitpunkt beginnen und b) der Vorgang muß den frühestmöglichen Endzeitpunkt einhalten können. weitere Kenngröße: Schlupf im Zustand i: SL(i) = SZ(i) - FZ(i) 403 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – CPM Übersicht zu Pufferzeiten und Schlupf 404 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – PERT Vorgangspfeilnetzplan Program Evaluation and Review Technique (PERT) Eigenschaften: Ereignisorientierter Netzplan ähnlich CPM Betont Projektzustände (Ereignisse); Ziel war die Verbesserung der Zeitschätzungen von den Zustandsübergängen (Pfeile, i.a. beliebige Folgen von Vorgängen) ist lediglich die Dauer und Anordnungsbeziehung (AOB) von Interesse wesentliches Charakteristikum: Berücksichtigung der Unsicherheit bei der Zeitschätzung; für jede Anordnungsbeziehung werden geschätzt: - OD: optimistische Dauer - HD: häufigste Dauer - PD: pessimistische Dauer 405 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – PERT PERT Annahmen: OD, HD und PD stellen drei repräsentative Werte der Häufigkeitsverteilung dar, siehe Aufwandsabschätzung; bei mehrfacher Durchführung fallen alle Zeitwerte zwischen OD und PD; kontinuierliche Verteilungskurve; Folgerung: Beta-Verteilung 406 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – PERT PERT Berechnung der mittleren Dauer (MD) als Erwartungswert aus den drei Schätzungen OD, HD und PD Näherungsgleichung: MD = (OD + 4HD + PD)/6 Angabe der Varianz (δ)2 der Vorgangsdauer zur Bewertung der Unsicherheit bei der Angabe der Vorgangsdauer: Näherungsgleichung: δ 2(D) = ((PD - OD)/6)2 Die Varianz der frühesten/spätesten Zeitpunkte (FZ/SZ) ergibt sich aus der Summe der Varianzen, aus denen FZ und SZ berechnet wurden. 407 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – PERT PERT Da Ereignisse im Vordergrund stehen, werden nicht Pufferzeiten sondern der Schlupf je Ereignis berechnet: SL(i) = SZ(i) - FZ(i) Varianz des Schlupfs: δ2[SL(i) ] = δ2[FZ(i)] + δ2[SZ(i)] oft wir der Endtermin der Projektes vorgegeben; dieser vorgegebene Plantermin (PT) kann zum frühesten Termin (FT) in Beziehung gebracht werden, indem die Wahrscheinlichkeit, mit welcher der Plantermin erreicht werden kann, ermittelt wird 408 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – PERT PERT Anwendung der Normalverteilung zwecks Berechnung: z = [PT(i) - FT(i)]/[δ2(FZ(i)] Beispiel: festgelegter Endtermin: 22.4.2003 Ermittlung aus dem Netzplan ergibt: FT = 29.4.2003 Standardabweichung = 10 Tage z = [ (22.April) - (29.April)]/10 = -0.5 Nachsehen in Formelsammlung zur Normalverteilung bei (-0.5) ergibt: Wahrscheinlichkeit von ca. 31% 409 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – PERT Beispiel zu einem PERT-Netzplan: 410 4.2 Projektplanung Netzplantechnik – PERT Erklärungen zum PERT-Netzplan Beispiel: 411 4.2 Projektplanung Netzplantechnik Zusammenfassung Netzplantechnik Eingabe: - Projektstrukturplan Terminvorgaben Aufwandsschätzung (Zeitaufwände) Ergebnis: - Meilensteinplan Terminplan Einschränkende Annahmen Annahme: Vorgangsdauer genau abschätzbar Annahme: Ressourcen frei planbar Konsequenz: Termin- und Ressourcenplanung verschränkt durchführen 412 4.2 Projektplanung Balkendiagramm Balkendiagramm (GANTT-Diagramm) Graphische Darstellung der Terminlisten unter Einbeziehung der Dauer der einzelnen Vorgänge Gute Visualisierung der einzelnen Phasen und des Projektfortschritts Aktivitäten werden in Balkenform aufgetragen Die Länge des Balkens entspricht der Länge der Aktivität Graue Teile der Balken entsprechen der Pufferzeit (i.e. jene Zeit, um die sich eine Aktivität verschieben darf, ohne Einfluss auf die Gesamtprojektdauer zu nehmen) Aktivitäten ohne Pufferzeit stellen den “kritischen Pfad” dar Aus Gantt-Diagrammen sind die Zusammenhänge der einzelnen Aktivitäten nicht ersichtlich 413 4.2 Projektplanung Balkendiagramm Balkendiagramm (GANTT-Diagramm) Balkendiagramme: vielseitige Verwendung; horizontale Achse: Zeit vertikale Achse: z.B. - Sachmittel: “Belegungsplan” Aufgaben: “Tätigkeitsplan”, “Projektfortschrittsplan” Aufgabenträger: “Einsatzplan” Erweiterungen: Balken können mit Wert beschriftet werden z.B. Mitarbeitername je ein Balken für Soll- und Ist-Wert zwecks Vergleich 414 4.2 Projektplanung Balkendiagramm Balkendiagramm Gesamtpersonalplan Alle Projektpartner kumuliert Personaleinsat Zeitplan - Angaben als 'Personen pro Monat' Arbeitsschritte Meilensteine AP 1 Entwicklung Vorgehensmodell „BP2WS-Prozess“ AP 1.1 Stand der Technik AP 1.2 Vorgehensmodell „BP2WS“ MS 1.1 BP2WS V1 MS 1.2 BP2WS V2 AP 1.3 Dokumentation AP 1.4 UML Profile AP 2 Modelltransformation und Codegenerierung AP 2.1 Stand der Technik AP 2.2 Transformationssprache MS 2.1 Transformationssprache V1 MS 2.2 Transformationssprache V2 AP 2.3 Regeln MS 2.3 Regelbibliothek AP 3 Prototyp AP 3.1 Anforderungen AP 3.2 Modellierung MS 3.1 Modellierung in Innovator AP 3.3 Tranformationen / Codegenerierung MS 3.2 Transformations / Codegen. In Innovator AP 4 Fallstudie AP 4.1 Anforderungen Fallstudie AP 4.2 Anforderungen an BP2WS AP 4.3 Fallstudie 1 und Evaluation MS 4.1 Fallstudie 1 und Eval AP 4.4 Fallstudie 2 und Evaluation MS 4.2 Fallstudie 2 und Eval AP 5 Projektmanagement Summen Einteilung nach Vergütungsg Balkendiagramm Meilensteine Jahr Quartal Quartale berücksich 0,2*3=0,6 2005 2 3 2006 4 bei Wirtschafts-Unternehme o.ä. 2007 1 2 3 4 1 2 Insges. 3 0,7 1,4 1,1 0,7 0,5 1,3 0,6 0,5 1,3 0,9 0,3 0,7 0,9 0,6 1 1,3 MID (Dipl.Ing 41,4 12,3 0 2,1 22,5 5 43,8 0,7 0,9 0,8 0,8 1 1,1 2,2 0,5 0,3 1,5 0,8 0,4 1,3 1,4 1,1 0,6 10,8 2,1 11,1 0 30,6 7 48,3 0,5 1,2 42,6 0,2 0,3 0,2 0,1 0,1 2,4 7,8 3,1 3,5 3,1 2 1 38,1 59,1 1,5 0,9 1,6 0,4 3,6 2,4 3,3 3,3 2,7 3 2 10,8 6 3 9,3 9,3 3,9 18 1 1 2 27,9 4 0,8 0,2 0,3 0,35 0,25 0,1 0,3 0,25 0,25 0,8 10,8 2,1 4,6 6 4,8 4,95 5,05 8,6 7,8 10,25 8,65 7,1 203,4 77,1 Durchschnittliche Zahl von Personen pro Monat über Projektlaufzeit: 1 5 6,78 415 4.2 Projektplanung Balkendiagramm Balkendiagramm 416 4.2 Projektplanung Balkendiagramm Beispiel zu einem Balkendiagramm mit einem Ist-Soll-Vergleich 417 4.2 Projektplanung Balkendiagramm Vernetzte Balkenpläne In das Balkendiagramm werden zusätzlich Informationen über einfache Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Vorgängen eingefügt Darstellung: Pfeile vom Vorgänger-Balken zum jeweiligen Nachfolger Dadurch gute Darstellung der direkten Abhängigkeiten, i.e. welche weiteren Vorgänge werden aufgrund einer Verzögerung ebenfalls verspätet ausgeführt und mit welchen Vorgängen kann im Zeitplan weiter wie geplant vorgegangen werden. Vernetzte Balkenpläne zählen zu den einfachsten und wichtigsten Kommunikationsinstrumenten im Projektmanagement 418 4.2 Projektplanung Balkendiagramm Vernetzte Balkenpläne 419 4.2 Projektplanung Balkendiagramm Vernetzte Balkenpläne 420 4.2 Projektplanung Balkendiagramm ID 1 ID Task Name -2 1st Quarter 1 3 3rd Quarter 7 9 5 T1.1 Selection of tools 3 T1.2 Management of CVS-server, Web-site, … 4 T1.3 Project Co-ordination 5 T1.4 Co-ordination with standards 6 D11 Selection of Tools 31/03 7 D12 Inter-working with other projects 31/03 8 D13 Impact on Standards 9 D14 Impact on Standards 10 D15 Project summary and exploitation plan 11 D16 Annual Report Review 2000 D17 Annual Report Review 2001 13 1st Quarter 13 15 17 17 3rd Quarter 3rd Quarter 19 21 19 21 23 23 1st Quarter 1st Quarter 25 27 25 27 29 29 3rd Quart 3rd Quart 31 31 WP1 WP1 Project Management & Coordination 2 12 11 31/03 30/05 30/06 31/12 31/12 WP2 WP2 Field Trials 14 T2.1 Requirements of Field Trials 15 T2.2 Specifications of Field Trials 16 T2.3 Preparation of Field Trials 17 T2.4 Carry out Field Trials 18 T2.5 Evaluation of Field Trials 19 D21 Requirements of Field Trials 20 D22 Specifications of Field Trials 21 D23 Evaluation of Field Trials 22 WP3 WP3 Light. Ext. Agent Platform 23 T3.1 24 T3.2 System Design, Architecture, API 25 T3.3 Implementation 26 T3.4 Integration 27 T3.5 Maintenance 28 D31 Specification of the LEAP Architecture 29 D32 Specification of LEAP API + profile 30 D33 LEAP Version 1.0 31 D34 LEAP Version 2.0 30/04 30/08 30/06 Set-up of the environment 32 WP4 WP4 Agent Services & Applications 33 T4.1 Design 34 T4.2 Implementation 35 T4.2 Integration 36 T4.4 Maintenance 37 D41 Agent Services Design 38 D42 Lab Trial 39 D43 LEAP Application Implementations 31/05 31/07 31/12 30/08 30/08 31/12 28/09 40 Phase 1 Phase 2 421 4.2 Projektplanung Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Motivation: Berechnung und Visualisierung der Personal- und Betriebsmitteleinheiten, die zu bestimmten Zeitpunkten während des Projektablaufes benötigt werden. Ziele der Einsatzmittelplanung: Reduktion der Brachzeiten von Einsatzmitteln Reduktion der Gesamtheit von Einsatzmitteln Erhöhung der Anzahl der zu bearbeitenden Objekte Optimierung des Einsatzes von Menschen und Maschninen horizontale Achse des E-A-Diagramms: Zeit vertikale Achse: Anzahl der Einheiten 422 4.2 Projektplanung Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Schritte zur Erstellung des E-A-Diagramms: Erstellen des Netzplans, erweitert um die Angabe der Einsatzmitteleinheiten (in Klammer, rechts von der Dauer) Erstellen des Balkendiagramms der frühesten Lage Erstellen des E-A-Diagramms der frühesten Lage Erstellen des Balkendiagramms der spätesten Lage Erstellen des E-A-Diagramms der spätesten Lage Durchführen der Bedarfsglättung gemäß der Bedarfsbegrenzung (“nicht-funktionale Anforderungen”) 423 4.2 Projektplanung Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Beispiel eines Netzplans mit Einsatzmitteleinheiten (und mit unterschiedlichen Zeitwerten des Endereignisses) 424 4.2 Projektplanung Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Beispiel für ein Balkendiagramm der frühesten Lage 425 4.2 Projektplanung Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Beispiel des Ergebnisses der Übertragung des Balkendiagramms der frühesten Lage auf das E-A-Diagramm der frühesten Lage. Kein Vorgang nutzt dabei etwaige Pufferzeiten. 426 4.2 Projektplanung Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Beispiel für ein Balkendiagramm der spätesten Lage (Jenny Abb. 4.21, S. 347) 427 4.2 Projektplanung Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Beispiel des Ergebnisses der Übertragung des Balkendiagramms der spätesten Lage auf das E-A-Diagramm der spätesten Lage. Alle Pufferzeiten werden voll dabei ausgeschöpft. 428 4.2 Projektplanung Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Die E-A-Diagramme der frühesten und der spätesten Lage zeigen Extremwerte des Bedarfs an. Optimale Nutzung der Pufferzeiten ermöglicht Minimierung der Grenzwerte. Neuordnung der Tätigkeiten innerhalb der erlaubten Spektren ermöglicht eine Anpassung des Bedarfs gemäß der Bedarfsbegrenzung. erreicht durch: Verschieben der Vorgänge, der Ereignisse, oder der Arbeitspakete innerhalb der Pufferzeiten. Frühzeitige Erkennung von Engpässen wird ermöglicht 429 4.2 Projektplanung Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Einsatzmittel - Auslastungsdiagramm Beispiel einer Glättung unter dem Kriterium, daß die auf zehn Einheiten festgelegte Bestandesgrenze eingehalten werden muß. 430 4.2 Projektplanung Arbeitspaketbeschreibung PSP-ID 5.3 Schulungen, Teilpaket internes Vertriebstraining 1) Beschreibung des Arbeitspaketes Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von zwei je zweitägigen Trainings für Vertriebsmitarbeiter und ausgewählte Mitarbeiter über die neue Technologie und Funktionalität des Mobile-Odors-Telefons. Ergänzende Informationen: Intensivtraining mit max. 4 Teilnehmern Überwiegend folienbasiertes Training inkl. Übungen (ca. 80 Folien pro Tag) Es gibt bereits Unterlagen einer älteren Schulung, die für das Training benutzt/angepasst werden dürfen. Teilnehmerunterlagen werden durch Druckerei erstellt & geliefert. →Vorher Übergabe elektronisch in pdfFormat. Nachbereitung: Teilnehmerzertifikate und im Kurs erarbeitete Unterlagen (elektronische Bilder via E-Mail) 2) Durchführende Personen oder Rollen Chefdesigner 3) Notwendige Fähigkeiten des/der Durchführungen Gute technische und funktionale Kenntnisse Mobile Odors, Trainerausbildung 431 4.2 Projektplanung Arbeitspaketbeschreibung PSP-ID 5.3 Schulungen, Teilpaket internes Vertriebstraining 4) Dauer und Aufwand 5) Liefergegenstände Schulungsdauer: 2 Tage (à 8 Stunden), Aufwand noch zu bestimmen Trainerfolien, Trainingsorganisation, durchgeführte Trainings, Teilnehmerunterlagen 6) Vorraussetzungen für die Durch-führung Ausreichend zeitlicher Vorlauf bei der Planung, damit alle Teilnehmer mit den 2 Trainings erreicht werden. 7) 8) Vorraussetzungen für eine erfolg-reiche Abnahme Teilnehmer kennen die Technologie und fühlen sich in der Lage, auch mit technisch versierten Kunden ein Vertriebsgespräch zu führen. Kennzahlen zur Überprüfung der korrekten Durchführung keine 432 4.2 Projektplanung Risikoanalyse Risikoanalyse Ziel: Abschätzung der möglichen Risiken mit deren Wahrscheinlichkeit des Eintreffens und Auswirkungen Zeitpunkt der Durchführung: - zu Projektbeginn, bzw. bei der Bewertung der Projektanträge - jeweils nach Abschluss einer Entwicklungsphase, z.B. im Zuge der entsprechenden Reviews Vorgehen: 1) Vorbereitung: Entwurf eines Formulars zum Eintragen der Risiken (falls nicht bereits vorgegeben) 433 4.2 Projektplanung Risikoanalyse Risikoanalyse Beispiel eines Formulars für die Risikoanalyse: 2) Durchführung der Risikoanalyse 2.1 Ermitteln der Risiken: in Teamarbeit; Beispiele für Fragen: - Kommen Aktivitäten mit hohem Innovationsgrad vor? - ist die Abhängigkeit von bestimmten Ressourcen hoch? ... 434 4.2 Projektplanung Risikoanalyse Risikoanalyse 2.2 Beschreiben der Ursachen jedes Risikos Kennt man die Ursachen, ist es einfacher, adäquate Gegenmaßnahmen zu planen. 2.3 Bewerten der Eintrittswahrscheinlichkeit je Risiko 2.4 Bewerten des Auswirkungsgrades/ der Tragweite 2.5 Bestimmen des Risikogrades: die größten Risiken haben eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit und Tragweite 2.6 Beschreibung konkreter Gegenmaßnahmen und präventiver Aktionen 2.7 Frühwarnsystem einrichten: feststellen, aufgrund welcher Anzeichen, Symptome, Ereignisse Gefahren und Risiken frühzeitig erkannt werden können. 2.8 Eventualmaßnahmen (alternative Strategien) planen 435 4.2 Projektplanung Risikoanalyse Risikoanalyse 3) Nachbearbeitung Risikosituation eines Projektes ändert sich mit der Zeit Folgerung: Überprüfung und Aktualisierung des Risikoprofils im Projektverlauf; z.B. bei Reviews Fragen: - Kommen neue Risiken hinzu? - Haben sich die Faktoren bekannter Risiken geändert? - Sind die zur Risikoverminderung getroffenen Maßnahmen noch wirkungsvoll? 436 4.2 Projektplanung Personalplanung Personalplanung Aufgaben der projektbezogenen Personalplanung Sicherstellung der Mitarbeiterverfügbarkeit Optimaler Einsatz der Mitarbeiter - Vermeidung von Mitarbeiterüberlastung Vermeidung von mangelnder Mitarbeiterauslastung 437 4.2 Projektplanung Personalplanung Ermittlung Personalaufwand Prinzipieller Ansatz: Eingaben: Aufwand Aktivität, Dauer Aktivität Ausgabe: Anzahl benötigter Mitarbeiter Verfahren: Zusätzlich: Benötigte Qualifikation Rechenbeispiel: 10 PM Dauer 10 KM : 1 MA Dauer 2 KM : 5 MA Bemerkungen: Annahme der normierten Leistung (1 MA leitet 1 PM pro Monat) Annahme der unabhängigen Multiplizität von Mitarbeitern Berücksichtigung Brutto/Netto-Leistung 438 4.2 Projektplanung Personalplanung Personalplanung Prinzipieller Ansatz: Ermittlung Personalaufwand (Projektstrukturplan, Aufwandsschätzung, Terminplan) Ermittlung Personalressourcen Personalzuordnung und Optimierung der Auslastung Varianten der Zuordnung/Optimierung: Terminorientiert: Aufwände in Abhängigkeit vorgegebener Termine Aufwandsorientiert: Termin in Abhängigkeit vorgegebener (Maximal-)Aufwände Realistisch: Mischverfahren 439 4.2 Projektplanung Personalplanung Optimierung Varianten der Zuordnung/Optimierung: Terminorientiert: - Einhaltung vorgegebener Termine Erhöhung der Personalzuordnung Aufwandsorientiert: - Einhaltung vorgegebener (Maximal-)Aufwände Verschiebung des Termins 440 4.2 Projektplanung Personalplanung Organisatorische Randbedinungen Qualifikation der Mitarbeiter: Qualifizierte Mitarbeiter einsetzen Mitarbeiter qualifizieren (Zeiten/Kosten einplanen) Zeitliche/räumliche Verfügbarkeit: Zeitlich: Persönliche Planung berücksichtigen (Urlaub/Ausfall) Räumlich: Koordinationsverluste einplanen Organisatorische Einbettung: Projektstruktur: Mitarbeiter nach Auslastung einplanen Matrixstruktur: Linenvorgesetzten in Planung einbeziehen Generell: Mitarbeiter rechtzeitig in Planung einbeziehen 441 4.2 Projektplanung Personalplanung Humane Randbedingungen Produktivitätsvarianzen: Starke Produktivitätsschwankungen zwischen Mitarbeitern Schwache Produktivitätsschwankungen im Team Teamkohäsion Teamidentifikation mittels gemeinsamer Normen „Never change a winning team“ Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel Projektidentifikation Identifikation erhöht Produktivität Multiprojekteinsatz reduziert Produktivität Generell: Humane Faktoren sind primäre Produktivitätstreiber 442 4.2 Projektplanung Personalplanung Produktivität Produktivitätsvarianzen: Beste Mitarbeiter um Faktor 10 besser als schlechteste Beste Mitarbeiter um Faktor 2,5 besser als Durchschnitt Überdurchschnittliche Mitarbeiter um Faktor 2 besser als unterdurchschnittliche Unabhängig von Leistungsmetrik: - Anzahl der Fehler Kalenderzeit bis Meilenstein Funktionspunkte pro Zeiteinheit 443 4.2 Projektplanung Personalplanung Ressourcenplanung Verfahren: Im wesentlichen analog Personalplanung Ähnliche Probleme - Qualifikation: Vorbereitung Multiprojekteinsatz: Umrüstung Unterscheidung Nichtverbrauchbare Ressourcen Verbrauchbare Ressourcen (eingebettete SW) 444 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 1. Einleitung 2. Faktor Mensch 3. Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken Projektinitiierung Gründung eines Projekts Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Produkt-/Systemdefinition 445 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 4. Schätzverfahren und Projektplanung Schätzverfahren Projektplanung 5. Projektstrukturen und Personalaktivitäten Einleitung Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen, Unternehmensstrukturen und Projektstrukturen 446 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 6. Projektkontrolle 7. Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle Change-Management Kostenkontrolle Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung Projektabschluss 447 Kapitel 5: Projektstrukturen und Personalaktivitäten Einleitung Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen, Unternehmensstrukturen und Projektstrukturen 448 Kapitel 5: Projektstrukturen und Personalaktivitäten Einleitung Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen, Unternehmensstrukturen und Projektstrukturen 449 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.0 Einleitung Aufbauorganisation Projektfunktionen Projektorganisation Ablauforganisation / Meilenstein und Phasen Phasenorganisation Meilenstein-Trendanalyse Projektzielsetzung Projektziele Requirements Aufbauorganisation Ablauforganisation Projektplanung Strukturplanung Aufwandsschätzung Ablaufplanung Terminplanung Projektziel Projektsteuerung und -überwachung Berichtswesen Steuerungsmaßnahmen Projektplanung Projektsteuerung 450 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.0 Einleitung Projekt: Ein Vorhaben, das im wesentlichen durch Einmaligkeit der Bedingungen in seiner Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z.B. Zielvorgabe, zeitliche, finanzielle, personelle oder andere Begrenzungen, Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben, projektspezifische Organisation. Projektorganisation: Gesamtheit der Organisationseinheiten und der aufbau- und ablauforganisatorischen Regelungen zur Abwicklung eines bestimmten Projektes [DIN 69 901] d.h. temporäre Organisation unternehmensinterne Projektorganisation unternehmensübergreifende Projektorganisation 451 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.0 Einleitung Rollen im Projekt Projektbüro bzw. Projekt- Office Informatik- Seite Projektleiter/Projektverantwortlicher: Teamführung Mitglieder des Projektteams: Arbeitsdurchführung Fachbereichsseite Anwender - Endanwender: später Nutzer Fachberater: Repräsentant der späteren Nutzer im Projektteam Auftraggeber - Auftraggeber: Geldgeber Projektbeauftragter: Ansprechpartner des Projektleiters / Projektverantwortlichen Servicemitarbeiter: Zuarbeiter des Projekts 452 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.0 Einleitung Projektteam & Projektleiter Gesamtverantwortung liegt beim Projektleiter Qualität Kosten Zeit Projektmitarbeiter sind fachlich unterstellt verantwortlich für Durchführung zugewiesener Aufgaben Berichtsweg an den Projektleiter / Projektverantwortlichen Disziplinatorische Unterstellung PL und Mitarbeiter bleiben in ihren Stellen Matrixorganisation fachliche Unterstellung (Berichtsweg) -> Informations - Verdichtung Projektleitung mit Personalverantwortung 453 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.0 Einleitung Einrichten einer projektspezifischen Organisation: Aufbauorganisation Innere Aufbau eines Unternehmens, d.h. - Einbinden des Projekts in die Unternehmensorganisation Einrichten von Rollen und Verantwortlichkeiten Ablauforganisation Organisation der Arbeitsabläufe, d.h. - Abwickeln des Projekts entsprechend des Entwicklungsprozess Festlegen von Aktivitäten und Abläufen Prozeßorganisation - Zweck: Festlegen des Ablaufs Prozeßorganisationsplan Prozeßorganisationsplan - - Phasenziele » Fachliche Beschreibung der Teilaufgaben Phasenergebnisse » produktbezogen (Prototyp) » projektbezogen (Projektplan, Projektbericht, usw.) Phasenabschlüsse » Abnahme eines Teilprojektes / Zwischenergebnisses Kontrollinstanzen 454 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.0 Einleitung Projektorganisation: 455 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.0 Einleitung Projektspezifische Definition der Projektfunktionen Übertragung der Projektfunktionen inkl. Kompetenz und Verantwortung auf die Aufgabenträger Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen LinienProjektorganisationen MatrixProjektorganisationen Reine Projektorganisation Projektleitung Projektplanung und -überwachung Personen Systemplanung und -überwachung Systementwicklung Projektstellen - Linienstellen - Stabsstellen - Temporäre Stellen Systemintegration und -test Konfigurationsmanagement Qualitätssicherung Einbettung des Projekts in die vorhandene Organisation Gremien 456 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.0 Einleitung Projektspezifische Definition der Projektfunktionen Übertragung der Projektfunktionen inkl. Kompetenz und Verantwortung auf die Aufgabenträger Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen LinienProjektorganisationen MatrixProjektorganisationen Reine Projektorganisation Projektleitung Projektplanung und -überwachung Personen Systemplanung und -überwachung Systementwicklung Projektstellen - Linienstellen - Stabsstellen - Temporäre Stellen Systemintegration und -test Konfigurationsmanagement Qualitätssicherung Einbettung des Projekts in die vorhandene Organisation Gremien 457 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.1 Projektfunktionen Projektfunktionen Projektleitung Projektplanung und -überwachung Systemplanung und -überwachung Systementwicklung Systemintegration und -test Konfigurationsmanagement Qualitätssicherung 458 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.1 Projektfunktionen - Projektleitung Projektleitung Zielvorgaben (z.B. Ressourcen, Termine, etc.) und Randbedingungen des Projekts Kontrolle und Steuerung der Zielerreichung Festlegung der Aufbau- und Ablauforganisationen Delegation von Aufgaben Vergabe von Teilaufträgen Koordination aller beteiligten Stellen/Unternehmen/Gruppen Ressourcenbeschaffung, Personaleinsatzplanung Personalführung abh. von Organisationsform Entscheidung über Lösungsalternativen Festlegung von Entwicklungsprioriäten Entscheidung über Planungen und Entwicklungsergebnissen Information von und Kommunikation mit Auftraggeber, Management Außervertretung des Projekts 459 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.1 Projektfunktionen - Projektplanung und -überwachung Projektplanung und –überwachung Projektstrukturplanung (Zerlegung der Gesamtaufgabe in Teilaufgaben) Arbeitspaketdefinition Ablaufplanung (Festlegung der zeitlichen Ablauffolge der Arbeitspakete, Netzplanerstellung, etc.) Definition von Teilaufträgen Planung und Kontrolle von End- und Zwischenergebnissen in Abstimmung mit Systemplanung und –controlling, sowie Qualitätssicherung Ressourcen, wie z.B. Personal, HW, SW,... Termine, Meilensteine Kosten, wie z.B. Personal, Unteraufträge,... Berichtswesen (Ergebnisse, Kosten, Termine, Meilensteine,...) Vertragsadministration 460 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.1 Projektfunktionen - Systemplanung und -überwachung Systemplanung und –überwachung Requirements-Engineering (Analyse technische Anforderungen) Definition und Analyse der technischen Probleme und Zerlegung in Teilaufgaben, sowie Teilaufträge Lösungsalternativen aufstellen und bewerten Feasibility Study (können wir das überhaupt machen?) Entwurf Gesamtsystem Festlegung Schnittstellen nach innen und außen Produktstrukturplanung Konfigurationsplanung inkl. Produkteinheiten und Versionen (-> KM) Entwicklungsweg aufstellen Auswahl der Entwicklungsumgebungen, etc. Rahmenbedingung für Qualitätssicherung und Teststrategie definieren Festlegung und Controling von technischen Richtlinien für Entwurf, Implementierung,... z.B. Code-Layout, Versionierung 461 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.1 Projektfunktionen - Systementwicklung Systementwicklung Definition und Analyse der Anforderungen an die Teilsysteme Projektierung und Entwurf von Komponenten Erstellung und Testen von Prototypen Durchführung von Simulationen Detailspezifikation Realisierung der Komponenten, inkl. Test, Dokumentation und Versionisierung Durchführung von Änderungen und Korrekturen Benutzerdokumentation verfassen 462 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.1 Projektfunktionen - Systemintegration und -test Systemintegration und –test Testplanung inkl. Vorgehen, Umfang und Auswahl von Testfällen Planung und Realisierung der Testsysteme für alle Phasen der Integration: Integrations-, System- und Regressiontests Systemintegration: Zusammenbau der Teilsysteme zum Gesamtsystem Integrationstest: Läuft das integrierte System? Systemtest: Erfüllt das System die Requirements? Regressiontest: Läuft das System nach Fehlerbehebung, Änderungen oder Erweiterungen? 463 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.1 Projektfunktionen - Konfigurationsmanagement Konfigurationsmanagement Verwaltung der Entwicklungsergebnisse ((Teil-)Systeme, Module, Versionen, etc.) und Projektdaten Melde- und Änderungswesen (Change Management): Verwaltung und Verfolgung von Requirements, Änderungen (Change Requests) und Bug reporting Konfigurationskontrolle Bereitstellung von Komponenten für Systemintegration und Systemtest Auslieferung vom System Auswertungen 464 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.1 Projektfunktionen - Qualitätssicherung Qualitätssicherung Festlegung der Qualitätsanforderungen Planung der Qualitätsprüfung Objekte, wie z.B. Code, Werkzeuge, Dokumente Verfahren, wie z.B. Code Review, Design Document Control (Umlauf eines Dokuments mit Kommentierung), Structured Walk Through (zusammensetzen mit Diskussion) Kriterien, wie z.B. Zuverlässigkeit, Usability, Performanz, Zeitpunkte, wie z.B. Meilensteine, Beendigung von Phasen Durchführung der Qualitätsprüfung Berichterstatttung 465 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Projektspezifische Definition der Projektfunktionen Übertragung der Projektfunktionen inkl. Kompetenz und Verantwortung auf die Aufgabenträger Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen LinienProjektorganisationen MatrixProjektorganisationen Reine Projektorganisation Projektleitung Projektplanung und -überwachung Personen Systemplanung und -überwachung Systementwicklung Projektstellen - Linienstellen - Stabsstellen - Temporäre Stellen Systemintegration und -test Konfigurationsmanagement Qualitätssicherung Einbettung des Projekts in die vorhandene Organisation Gremien 466 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Aufgabenträger - Rollen Projektstruktur: Definiert durch Rollen Aktivitäten: - Pflichten/Aufgaben Rechte/Kompetenzen Rollenstruktur: Beeinflusst von: Prozessstruktur (z.B. Analyse, Design, Implementierung, Integration) Produktstruktur (z.B. Präsentation, Logik, Datenhaltung) Projektrollen: Projektausschuss Auftraggeber Anwender Projektleiter Projektmitarbeiter (z.T. leitender Mitarbeiter) 467 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Team-Rolle: Projektleiter Rolle: Projektleiter Aufgaben: Erstellung Projekt-, Termin- und Kostenplan Organisation und Koordination Projektteam Durchführung Fortschrittskontrolle Steuerung und Festlegung von Entscheidungen (fachlich) Evtl.: Personelle Betreuung Projektmitarbeiter Erfüllung und Einhaltung der Sach-, Termin- und Kostenziele Kompetenzen: Mitwirkung bei der Projektzieldefinition Mitspracherecht bei der Bestimmung der Fachverantwortlichen projektbezogenes Informations-, Weisungs- und Entscheidungsrecht Delegationsrecht von Aufgaben Verfügungsrecht über Projektbudget Zugriffsrecht auf alle für die Projektdurchführung notwendigen Informationen 468 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Team-Rolle: Mitarbeiter Rolle: Mitarbeiter Aufgaben: Mitwirkung an Projektplanung Durchführung der zugewiesenen Arbeitspakete Dokumentation der zugewiesenen Arbeitsergebnisse Kompetenzen: Vorbereitung/Herbeiführung von Entscheidungen Umsetzung von Vorgaben Einsatz von Ressourcen Variante: Leitender Mitarbeiter 469 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Weitere Mitarbeiter-Rollen • SE-spezifische Team-Rollen: Systemanalytiker Systementwickler Tester • SE-Spezifische Stabs-Rollen: Qualitätsmanager, Qualitätsbeauftragter Konfigurationsmanager IT-Sicherheitsbeauftragter Projekt-Controller • Generelle Prinzipien: Personifizierte Verantwortung Klare Aufgaben und Kompetenzen 470 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Gremien zur Abstimmung, Information, Problemlösung und Entscheidung aber: so wenig Gremien wie möglich Beispiele: Projektbesprechungen Change Control Board Meilenstein-Entscheidungen Beratungsausschuss Entscheidungsausschuss 471 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Projektgremien Entscheidungsausschuss Lenkungsausschuss Projektsteuerungsrunde Projektmeetings Geschäftsführung Geschäftsführung Gesamt-PL Gesamt-PL PL-Projektleiter PL-Projektleiter Teil-PL Teil-PL Team 472 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Unterste Ebene meist wöchentlichen Projektmeetings, die der Projektleiter mit seinem Team durchführt. Themen, z.B.: Klärung fachlicher Probleme auf Detailebene Arbeitspakete und Projektfortschritt Risiken Größere Projekte oft mehrere Teilteams, die von Teilprojektleitern geführt werden. Projektmeetings auf Teilprojektleiterebene Teilprojektleiter treffen sich regelmäßig mit Projektleiter Projektsteuerungs- oder Projektleitungsrunde, Themen, z.B.: Klärung fachlicher und organisatorischer Probleme auf Projektebene Koordinierung verschiedener, an der Projektdurchführung beteiligter Gruppen Projektfortschritt und Risiken 473 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Im Lenkungsausschuss (engl.: steering committee) befinden sich der Gesamtprojektleiter und Entwicklungsleiter von Auftragnehmerseite, der Projektleiter und weitere wichtige Personen vom auftraggebenden Unternehmen sowie von eventuell kooperierenden Unternehmen. Üblicherweise wichtige Stakeholder, insbesondere auch Kostenverantwortliche und Vertreter aus der Geschäftsleitung Interne Projekte - fehlen Vertreter anderer Firmen, stattdessen andere interne Abteilungen eingebunden (wie zum Beispiel Produktmanagement, Marketing, Vertrieb, Produktion, Logistik, Einkauf). Behandelte Themen: Wichtige und strategische Entscheidungen Finanzielle Fragen oder schwerwiegende organisatorische Probleme Projektfortschritt und Risiken auf hohem Niveau Meist ist der Lenkungsausschuss das oberste Gremium. 474 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.2 Aufgabenträger Wenn jedoch die Geschäftsleitung nicht in den Lenkungsausschuss eingebunden ist, gibt es gegebenenfalls als zusätzliche Eskalationsstufe ein weiteres Gremium, Entscheidungsausschuss genannt. unternehmerische Verantwortung letzte und höchste Eskalationsstufe. Themen: (projekt-)übergreifendeIT-Fragen auf hohem Niveau z.B. mit grundlegenden Hardware- und Softwareentscheidungen in einem Unternehmen, und Entscheidungen bei der Projektpriorisierung im Rahmen der so genannten Programmplanung zuständig. 475 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Projektspezifische Definition der Projektfunktionen Übertragung der Projektfunktionen inkl. Kompetenz und Verantwortung auf die Aufgabenträger Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen LinienProjektorganisationen MatrixProjektorganisationen Reine Projektorganisation Projektleitung Projektplanung und -überwachung Personen Systemplanung und -überwachung Systementwicklung Projektstellen - Linienstellen - Stabsstellen - Temporäre Stellen Systemintegration und -test Konfigurationsmanagement Qualitätssicherung Einbettung des Projekts in die vorhandene Organisation Gremien 476 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Ein Ziel der Projektorganisation ist die Regelung der statischen Aspekte (Aufbauorganisation) und auch der dynamischen Aspekte (Ablauforganisation) im Projekt. Sowie die Regelung der Verantwortlichkeiten, beispielsweise die Regelung der Aufgaben und Rechte der beteiligten Personen, d.h. die Rollenverteilung im Projekt, und damit auch die Festlegung der Kompetenzen, die Definition der internen Schnittstellen (z.B. Schnittstellen zwischen Teilteams) die Definition der externen Schnittstellen (z.B. Unterauftragnehmern und die Festlegung von Eskalationswegen) Statische Aspekt welche Organisationseinheiten bzw. welche Personen aus welchen Organisationseinheiten im Projekt zusammenarbeiten, mit welchen Über- bzw. Unterordnungen und mit welchen Befugnissen sie dies tun. ¾ Die Projektorganisation steht damit in enger Beziehung mit der Unternehmensorganisation. 477 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Grundstruktur: Organisationsleitung: Mittellinie: Funktion: Operative Führung Beispiel: Mittleres Management, Gruppenleiter Betrieblicher Kern: Funktion: Strategische Führung Beispiel: Geschäftsführung Funktion: Operative Ausführung Beispiel: Entwickler Stab: Funktion: Unterstützende Ausführung Beispiel: Rechtsabteilung, Telefonzentrale, Zentrale Forschungsabteilung, Methodenberatung 478 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Formen der Unternehmensorganisation: Bereichsstruktur: Untergliederung nach Geschäftsfunktion Bereiche: z.B. Marketing, Entwicklung, Vertrieb, Buchhaltung, Forschung Beispiel: BMW, Microsoft Marktstruktur: Untergliederung nach Produktgemeinsamkeiten Märkte: z.B. BIS (ERP, CRM, etc.), Medizintechnik, Telekom Beispiel: Siemens Spezielle Varianten: Nach Niederlassungen, z.B. Autohäuser Nach Kunden, z.B. SBS – öffentliche Auftraggeber (BfA, BA) 479 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Bereichsstruktur ¾ Schwerpunkte: Know-how-Transfer, Ressourcenflexibilität 480 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Marktstruktur ¾ Schwerpunkte: Effizienz, Produktidentifikation, minimierte Kommunikation 481 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Vor- und Nachteile von Organisationsformen Bereichsstrukturierte Organisation: Vorteile: Standardisierung der Abläufe, erhöhte Wirtschaftlichkeit Spezialisierung, Fachhierarchien, Wissenstransfer Nachteile: Aufwändige Koordination funktionsübergreifender Tätigkeiten Mangelnde Flexibilität Ausrichtung: Fertigung von Standardprodukten Marktorientierte Gruppierung: Vorteile: Flexibilität (neue Marktsegmente) I.A. geringerer bürokratischer Aufwand Nachteile: Schwacher Wissenstransfer durch fehlende Spezialisierung Mangelnde Effizienz durch mangelnde Standardisierung Ausrichtung: Fertigung von Individualprodukten 482 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Projektformen Wesentliches Element: Verantwortung Fachliche Verantwortung („Was wird wann gemacht“) Führungsverantwortung (Personalverantwortung) („Wer macht es wann mit welchem Aufwand“) Problem: Mitarbeiter sind in langfristige Organisationshierarchien eingebunden Projekte konkurrieren kurzfristig mit diesen Hierarchien Resultat: Konflikt zwischen Interessen der Linienhierarchie und der Projekthierarchie (i.E. Linienverantwortung vs. Projektverantwortung) Projektstrukturen: Stab-Linien-Organisation Projektorganisation Matrixorganisation 483 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Bereichsleitung PL E Bereichsleitung F V PL PL E F V PL Projekte in reiner Projektorganisation Bereichsleitung E PL F Projekte in Matrixorganisation V PL Projekte in reiner Linienorganisation 484 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Projektorganisation Prinzip: Verantwortung Projektleiter: Klare Kompetenzen und Verantwortlichkeiten Hohe Projektidentifikation geringer organisatorische Verknüpfungen Kurze Kommunikationswege und geringster „Overhead“ Nachteile: Fachliche Verantwortung Führungsverantwortung Bereichsleitung PL E F V Vorteile: Eigenständige Organisationseinheit für Projekt, extra für Projekt eingerichtet Projektmitarbeiter werden aus Bereichen freigestellt Projekte in reiner Projektorganisation Umstellungsaufwände durch Aus-/Eingliederung Gefahr des Etablierend der Projektgruppe nach Projektende Schwächung der Bereiche Problem der ungleichmäßigen Projektbelastung Gefahr von Parallelentwicklungen in Projekt und benachbarter Linie Einsatz: kleine, mittlere oder große Projekte häufig bei Projekten mit erheblichem Risiko 485 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Projektorganisation 486 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Extremfall: Projektstruktur als Unternehmensform 487 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Stab-Linien-Organisation Prinzip: Keine Leitungsinstanz/Organisationseinheit für Projekt Projektmitarbeiter verbleiben vollständig in Bereichen PL F V PL Vorteile: Schneller Know-How-Transfer Flexible Kapazitätsauslastung Keine Umstellungsaufwände E Verantwortung Projektleiter: Keine fachliche Verantwortung Keine Führungsverantwortung Stabsfunktion (berichtend, koordinierend), z.B. Laborleiter Bereichsleitung Nachteile: Projekte in reiner Linienorganisation Aufwändige Koordinations- und Abstimmungsprozesse Keine Projektidentifikation Keine Instanz mit Weisungsbefugnis Einsatz: Isolierte, kleine Projekte oder Teilprojekte 488 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Stab-Linien-Organisation 489 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Bereichsleitung Matrixorganisation Prinzip: E F V PL Fachliche Verantwortung Keine Führungsverantwortung Schneller Know-How-Transfer, Förderung der Synergy Effekte Projekte in Matrixorganisation Optimale Kapazitätsauslastung Geringe Umstellungsaufwände, schnelle Zusammenfassung von interdiszipliären Gruppen Nachteile: PL Vorteile: PL Verantwortung Projektleiter: Zeitlich befristetes Mehrliniensystem Projektmitarbeiter verbleiben vollständig in Bereichen starke organisatorische Verknüpfung Konfliktpotential durch Doppelunterstellung Hohe Anforderungen an Selbstdisziplin und Eigenständigkeit Hohe Anforderung an Teamfähigkeit und Sozialkompetenz von Mitarbeitern und Leitungskräften Einsatz: Flexible Projektabwicklung in dynamischem Umfeld (Markt und Technologiedynamik) Mittlere und große Projekte 490 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Matrixorganisation 491 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Außerdem: Profitcenter (strategisches Geschäftsfeld, -einheit) Prinzip - Teilbereiche von Matrix- und Bereichsorganisationen eigener Geschäftsabschluss dient als Beurteilung agiert innerhalb eines Gesamtunternehmens als selbständiges Unternehmen Vorteile: - hohe Flexibilität hohe Motivation von Führungskräften und Mitarbeitern rechtlich selbständig: Möglichkeit der Erhöhung der Kapitalbasis Nachteile: - nur erfolgreich, wenn » organisatorisch vom Gesamtunternehmen abgegrenzt » Geschäftsstrategie selbst bestimmen kann » klare Ergebnisverantwortung Virtuelle Organisation 492 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.3 Unternehmensstrukturen & Projektstrukturen Außerdem - unternehmensübergreifende Projektorganisationen klare Vertragsbeziehungen zwischen wirtschaftlich, rechtlich unabhängigen Projektpartnern notwendig Typische Formen: Einzelauftragsorganisation - Auftraggeber behält Verantwortung für Gesamtvorhaben vergibt für klar umgrenzte Teilvorhaben entsprechende Aufträge an Unternehmer (Unteraufträge) Notwendig: Fachwissen über alle Bereiche und Integration der Komponenten Konsortialorganisation - beteiligte Unternehmen bilden Konsortium (z.B. ARGE in der Bauwirtschaft) Projektverantwortung, Arbeitsteilung und Haftung in Konsortialvertrag geregelt i.A. ein Konsortialführer für Auftraggeber fungiert das Konsortium als selbständiger Auftragnehmer mit dem Verträge geschlossen werden Generalunternehmerorganisation - Ein Unternehmen übernimmt die volle wirtschaftliche und technische Verantwortung Andere Unternehmen über Unteraufträge für in sich abgeschlossen Aufgabenteile an dem Gesamtvorhaben beteiligt. 493 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.4 Zusammenfassung Projekt- und Produktstruktur Arbeitsteilung: Nach Prozesstätigkeiten (z.B. Analyse, Design, Implementierung) Nach Produktstruktur (z.B. Präsentation, Logik, Datenhaltung) Beobachtung: Softwaresysteme: i.a. komplexe Produktstruktur Softwaresysteme: Modularisierung zur Komplexitätsreduktion Abstimmungsaufwand: Systemschnittstellen Konsequenz: Abbildung der Produktstruktur auf Projektstruktur 494 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.4 Zusammenfassung Gute Projektorganisation - wie gutes Softwaredesign: schlanken Schnittstelle D.h. eindeutig Verantwortliche für bestimmte Aufgaben festlegen, die Aufgaben so verteilen, dass der Abstimmungsbedarf durch geschickte Zuordnung von Systemteilen zu Bearbeitern minimiert wird (d.h. möglichst viele Schnittstellen in einer Hand), möglichst selten zwischen mehreren verschiedenen Aufgaben und/oder Bearbeitern gewechselt werden muss (Kontextswitch) und Teams so groß wie nötig, aber so klein wie möglich eingeteilt werden (der Abstimmungsaufwand steigt überproportional mit der Teamgröße). ¾ So werden Kommunikationspfade und damit Kommunikationsaufwand, Missverständnisse, Doppelarbeiten etc. minimiert und Arbeiten effizienter erledigt. 495 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.4 Zusammenfassung Kommunikationsaufwand in Teams Konsequenz: Arbeitsteilung Abstimmung- und Kommunikationsaufwand Resultat: Zusätzlicher Aufwand Rechenbeispiel: Aufwand bei 3-Stunden-Besprechungen Zwei Parteien: 2*1*3 = 6 Ph/Woche Vier Parteien: 4*3*3 = 24 Ph/Woche Zehn Parteien: 10*9*3 = 270 Ph/Woche Konsequenz: Minimierung der Schnittstellen 496 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.4 Zusammenfassung 497 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.4 Zusammenfassung Phase Organisationsformen Definition Entwurf Realisierung Erprobung Einsatz E-PO: Es ist noch unsicher, ob es zu einer Beauftragung kommt M-PO: Interdisziplinäres Team für überschaubaren Zeitraum benötigt. R-PO: Das Projekt ist so bedeutend geworden, dass eine eigene Organisationsform angebracht erscheint S-PO: Wartung und Support sollen von den einzelnen zuständigen Stellen erbracht werden 498 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.4 Zusammenfassung Festlegung der Projektstruktur: Bereitstellung von Mitarbeitern: Einbettung in die Unternehmensorganisation Einrichten einer internen Projektstruktur: Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten Projektstruktur: ähnlich Unternehmensstruktur: Leitung: Projektleiter Kern: Projektmitarbeiter Stab: Übergreifende Tätigkeiten (z.B. QM, KM) Projekte konkurrieren mit Unternehmensstruktur: Transparenz von Kompetenzen und Verantwortungen Identifikation gemeinsamer Ziele Linie/Projekt 499 5 Projektstrukturen und Personalaktivitäten 5.4 Zusammenfassung Personalaufwand in Projekten Beobachtung: Kommunikationsaufwand bestimmt durch Projektstruktur Projektstruktur bestimmt durch Produktstruktur Konsequenz: Erst: Festlegung der Produktstruktur Dann: Festlegung der Projektstruktur Evtl. iterativ Resultat: Ungleichmäßige Personalausstattung Beispiel: 500 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 1. Einleitung 2. Faktor Mensch 3. Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken Projektinitiierung Gründung eines Projekts Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Produkt-/Systemdefinition 501 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 4. Schätzverfahren und Projektplanung Schätzverfahren Projektplanung 5. Projektstrukturen und Personalaktivitäten Einleitung Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen, Unternehmensstrukturen und Projektstrukturen 502 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 6. Projektkontrolle 7. Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle Change-Management Kostenkontrolle Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung Projektabschluss 503 Kapitel 6: Projektkontrolle Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle 504 6 Projektkontrolle Projektkontrolle und Projektsteuerung Projektkontrolle: Feststellung des Projektstatus Feststellung von Planabweichungen Techniken: Fortschrittsanalyse Risikoanalyse QS-Maßnahmen Projektsteuerung Durchführungsentscheidungen Korrektivmaßnahmen Techniken: Risikomanagement QM-Maßnahmen Konfigurationsmanagement 505 6 Projektkontrolle Ausgangssituation Große Probleme in Projekten haben selten große Ursachen („Taktik der Nadelstiche“) Auf große Probleme kann mit einer kleinen Anzahl von Maßnahmen (manchmal sogar eine!) erfolgreich reagiert werden Wirklich problematisch sind kleine, aber öfter auftretende Probleme mit kleinen Auswirkungen, die sich summieren („Kleinvieh macht auch Mist“) 506 6 Projektkontrolle Ziele der Fortschrittskontrolle Bestandsaufnahme: Wo steht das Projekt aktuell (regelmäßig)? Feststellung Projekt/Produktstatus und Abweichungen Unterstützung Steuerung Basis für weitere Planungen Produktivitätsentwicklung (Soll/Ist) Zeitplanung Kapazitätsplanung Identifikation von Problembereichen Reaktion auf Probleme, Definition und Durchführung von Gegenmaßnahmen 507 6 Projektkontrolle Fortschrittskontrolle ist nur ein Teil des gesamten Projektcontrollings Budget-/Zeitkontrolle Risikomanagement Mitarbeiterkontrolle Qualitätsmanagement Konfigurationsmanagement ... 508 6 Projektkontrolle Aufgaben der Kontrolle Teilschritte: Basis aller Vergleiche ist der detaillierte Projektplan (baseline) - Erstellt in der Projektplanungsphase Ev. überarbeitet in der vorausgegangenen Periode Erfassung des aktuellen Status (hier unterscheiden sich die Methoden) Festlegung Vorgaben/Soll-Werte Projekt/Produkt - Projekt: Pläne (z.B. Terminpläne, Personalpläne, Kostenpläne) Produkt: Standards (z.B. Dokumentvorlagen, Programmierrichtlinien) nach Qualitätsmanagement Berichts- und Kontrollsystem einrichten Feststellung/Messung Projekt/Produktstatus - Projekt: Fortschrittskontrolle Produkt: Qualitätssicherung Feststellung Abweichungen Ableitung geeigneter Gegenmaßnahmen (falls notwendig) Grundlage: Metriken 509 6 Projektkontrolle Metrik Abbildung einer Eigenschaft in einen Wertebereich Wünschenswerte Kriterien (u.a.): Objektiv: Unabhängig vom messenden Zuverlässig: Wiederholungsneutral Ökonomisch: Mit vertretbaren Kosten durchführbar Nützlich: Für Kontrolle einsetzbar Beispiele: Meilensteintermine, Fehleranzahl, Funktionspunkte 510 6 Projektkontrolle Berichtswesen Berichtswesen Bereitstellung Festlegung Verantwortlichkeiten: Messen, Aufbereiten, Weiterleiten Grundregeln: Regelmäßig: Dichte, gleichmäßige Messungen Rechtzeitig: Maßnahmen zur Gegensteuerung Richtig: Zuverlässige Daten (Metrik, Vertrauensschutz) Berichtsarten (Beispiele): Statusberichte: Messung aktueller Status - Planung: Budgetbericht, Terminbericht, Aufwandsbericht, Risikobericht Qualitätssicherung: Fehlerbericht Änderungsberichte: Vorhersage weitere Entwicklung - Planung: Meilenstein-,Termin-, Aufwandstrend Qualitätssicherung: Fehlertrend, Change Requests 511 6 Projektkontrolle 512 Kapitel 6: Projektkontrolle Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle 513 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Risikomanagement und Projektphasen 514 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Risikomanagement: Ziel: Bereitstellung von Verfahren zur Minimierung von Risiken Verfahren: Identifizieren und Vermeiden von Risiken Risiko: Möglichkeit des Eintretens eines Schadensfalls Einzelschritte: Risikobewertung Identifikation Analyse Priorisierung Risikobeherrschung Planung Überwindung Überwachung 515 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Beobachtungen: Pareto-Regel: 20% der Probleme verursachen 80% der Kosten Behebungsverzögerung: je nach Phase bis zu 1000 Konsequenzen: Fokussierung auf wichtige Risiken Frühzeitige Erkennung und Vermeidung 516 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement 517 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Risikoidentifikation Risikoidentifikation: Aufgabe: Festlegung projektspezifischer Risiken Verfahren: Erstellung Risikoliste Einzelschritte: Identifikation Risiken: Checklisten, Projektabschlüsse Festlegung Risikotreiber: Faktoren, die Risiko beeinflussen Festlegung Indikatoren: Metriken, die Risiko quantifizieren Ermittlung Wahrscheinlichkeiten: Zuordnung Wahrscheinlichkeiten/Metriken Beispiel: Risiko: Unrealistische Kostenplanung Risikotreiber: Übertriebene Anforderungen, unrealistische Wiederverwendung, kompliziertes Design Indikatoren: Anzahl Anforderungen (in FP), Umfang Wiederverwendung (in % Code), Aufwand Design (in Komponenten) Wahrscheinlichkeiten: Übertriebene Anforderungen (gering: < 100 FP, mittel: < 1000, hoch >= 1000) 518 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Risikoidentifikation 519 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Weitere Risikoquellen Anforderungen Anforderungen insgesamt unausgereift oder in Teilen noch unklar Voraussehbar zahlreiche Änderungen Änderungsfreudigkeit des Kunden/Auftraggebers Technik Unrealistisches Design Einzusetzende Technologie wird erst im Laufe des Projekts am Markt verfügbar Unklar, ob geforderte Performanz erfüllt werden kann Erstmaliger Einsatz neuer Tools, Soft- oder Hardwarekomponenten Anwendung Hohe Komplexität, viele ungelöste Probleme Fehlende Erfahrung mit Teilaufgaben Keine Erfahrung in neuer Anwendungsdomäne Kunde Konkurrierende Interessengruppen, Widerstände (z.B. von Anwendern) Keine Erfahrung mit Auftragsvergabe nach außen Mangelnde Kooperationsfähigkeit oder –bereitschaft Integrierte Entwicklung Auftraggeber/Auftragnehmer 520 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Weitere Risikoquellen Projektauftrag, -abwicklung Unrealistische Termine Unrealistische Budgets Projektorganisation Einsatz von Unterlieferanten (generell) Bekannte Probleme von Unterlieferanten Zulieferungen von anderen Projekten oder internen Stellen Ressourcen Drohender Ressourcenentzug wegen anderer, wichtigerer Projekte Ressourcenengpässe oder unzuverlässige Ressourcenzusagen Personelle Mängel Nicht der richtige Projektleiter (unerfahren, ungeeignet, nicht anerkannt etc.) Nicht die richtigen Mitarbeiter (mangelnde Qualifikation oder Erfahrung) Drohender Ausfall von Mitarbeitern (Krankheit, Kündigung) 521 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Beispiele für Präventivmaßnahmen Bei technischen Risiken: Simulation oder Prototyping von Systemen Beratung, Reviews durch Unabhängige Anbieten alternativer Funktionen/Konzepte (bei denen das Risiko nicht auftritt) Vorherige Erprobung von neuen Technologien Bei Risiken bezüglich Anforderungen/Kunde: Verstärktes Bemühen um den Kunden, Kontaktpflege Kundenworkshops (Frühzeitige) Abnahme von Zwischenergebnissen vereinbaren Pflichten des Kunden vertraglich absichern 522 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Beispiele für Präventivmaßnahmen Bei Ressourcenproblemen: Schulung, Coaching von Mitarbeitern/Projektleiter Einsetzen von Mitarbeitern in ähnliche Projekte im Vorfeld Abwanderungsgefährdete Mitarbeiter zu halten versuchen Prioritäten für die Ressourcenzusage mit Management diskutieren Sonstiges Preisaufschläge einkalkulieren „Outsourcen“ von Risiken an Subunternehmer 523 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Risikoanalyse Aufgabe: Ermittlung Risikofaktor = Schadenwahrscheinlichkeit/Schadensausmaß Skala Wahrscheinlichkeit/Schaden: normiert, z.B. 1 - 10 Partnerspezifische Risiken/Schäden: Nutzer: - Erstellung Produkt mit mangelnder Qualität (funktional, Zuverlässigkeit, Benutzbarkeit, Effizienz) Beachte: Risiko fällt i.a. auf Auftraggeber zurück. Auftraggeber: - Projekt überschreitet Budget- oder Zeitplan Beachte: Risiko fällt i.a. auf Entwickler zurück. Entwickler: - Projekt überschreitet Budget- oder Zeitplan Erstellung Produkt mit mangelnder Qualität (Änderbarkeit, Wartbarkeit, Übertragbarkeit) 524 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Bewertungsparameter Eintretenswahrscheinlichkeit: Wie wahrscheinlich ist es, dass der Risikofall eintritt? Schadenshöhe: Welchen Schaden wird das Risiko verursachen? Risikoprioritätszahl (oder Risikokennzahl) = Eintretenswahrscheinlichkeit * Schadenshöhe 525 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Charakterisierung der Eintretenswahrscheinlichkeit Beispiel Wahrscheinlichkeitsintervall 0 ≤ p ≤ 0,25 0,25 ≤ p ≤ 0,5 0,5 < p ≤ 0,75 0,75 < p ≤ 1 Interpretation Es ist eher unwahrscheinlich, dass das Risiko eintritt, aber nicht auszuschließen. Das Risiko wird eher nicht eintreten, es ist aber dennoch möglich. Das Risiko wird eher eintreten als nicht eintreten, es ist aber keineswegs sicher. Das Risiko wird mit ziemlicher Sicherheit eintreten. 526 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Charakterisierung der Schadenshöhe (Beispiel) Einschränkungen der Funktionalität für Endbenutzer kaum merklich 3-5 Einschränkungen der Funktionalität für Endbenutzer merklich, wesentliche Funktionen sind aber unberührt, Produkt kann benutzt werden 6-8 Wesentliche Funktionen sind betroffen, Produkt kann nur mit deutlichen Einschränkungen benutzt werden Einprodukte unbrauchbar 9 – 10 Schaden hinsichtlich Projektkosten Schaden hinsichtlich Überschreitung der Projektdauer Überschreitung Projektkosten ≤ 5% Verzögerung kann wieder aufgeholt werden, End-termin wird gehalten Überschreitung Projektkosten > 5%, aber ≤ 15% Überschreitung Projektdauer bleibt ≤ 10% Überschreitung Projektkosten > 15%, aber ≤ 30% Überschreitung Projektkosten > 30% oder 1 -2 Schaden hinsichtlich Endprodukten des Projekts oder Kennziffer für Schadenshöhe Überschreitung Projektdauer bleibt ≤ 20% Überschreitung Projektdauer > 20% 527 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Beispiel einer Risikoliste im Projekt Mobile Odors Nr. Datum des Eintrags Beschreibung Schadenshöhe Wahrscheinlichkeit Risiko-prio.zahl Kategorie 1 05.01. Zeit für Anforderungsanalyse reicht nicht aus. 6 0,9 5,4 Anforderungs-risiko 2 05.01. Ansprechpartner des Pilot-kunden stehen wegen Urlaubssituation im Mai nicht genügend zur Verfügung. 5 0,5 2,5 Anforderungs-risiko 3 05.01. Übertragungsdauer der Ergebnisse von Duftanalysen zu lange (Verdacht aus Vorstudie). 9 0,5 4,5 Technisches Risiko 528 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Beispiel eines Risikoportfolios Schadenshöhe hoch 3 mittel 2 1 gering gering mittel hoch Wahrscheinlichkeit 529 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Risikomanagement: Weitere Schritte Risikopriorisierung: Aufgabe: Identifikation der höchsten Risiken Verfahren: Identifiziere Risiken nach Analysefaktor gewichtet Risikoplanung: Aufgabe: Festlegung Kontroll- und Steuerungsaktivitäten Verfahren: Bereitstellung Risikoplan Risikoüberwindung: Aufgabe: Abwendung auftretender Risiken Verfahren: - Durchführung Risikoplan: Ausführung Steuerungsaktivitäten Zyklische Durchführung 530 6 Projektkontrolle 6.1 Projektrisiken und Risikomanagement Risikomanagement: Weitere Schritte (Fortsetzung) Risikoüberwachung: Aufgabe: Fortlaufende Erkennung von Risiken Verfahren: - Durchführung Risikoplan: Fortschrittskontrolle, Trendanalyse Evtl: Plananpassung Zyklische Durchführung 531 Kapitel 6: Projektkontrolle Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle 532 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Konfigurationsmanagement Randbedingungen: Produktkomplexität: Viele Module, viele Bearbeiter Produktvielfalt: Viele unterschiedliche ausgelieferte Versionen Probleme: Rücknahme kontraproduktiver Änderungen: Welche Version muss wiederhergestellt werden? Identifikation von Fehlern: Welche (Modul-)Versionen sind davon betroffen? Übernahme von Verbesserungen: Welche (Kunden-) Versionen sind davon betroffen? Einführung neuer Versionen: Wo, warum, und von wem wurden Änderungen vorgenommen? Kontrolle: Welche Änderungen sind durchgeführt 533 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Wartungsaufwand Einzelprojekt Einzelprojekt: Individuelle Anfertigung Schwerpunkt: Pflege (Fehlerbehebung) 534 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Wartungsaufwand langlebiges Projekt Langlebiges Projekt: Wiederholte Installation bzw. (anpassbare) Standardanwendung Schwerpunkt: Änderung (Funktionserweiterung) 535 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Aufschlüsselung Wartungsaufwände 536 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Konfigurationsmanagement Ziel: Produkt ist hinsichtlich seiner funktionellen (Code) und äußeren (zugehörige Information) Merkmale jederzeit identifizierbar Funktion: Sicherstellung der Identifizierbarkeit, Verfolgbarkeit, Kontrollierbarkeit, Status Darstellung der Zusammenhänge und Unterschiede zwischen verschiedenen Konfigurationen Sicherstellung der Verfügbarkeit früherer Konfigurationen Sicherstellen der Integrität (Gültigkeit, Reifegrad) von Produkten Ansatz: Explizite Verwaltung von Produkten 537 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Produkt und Aktivität Aktivitäten: Benötigen, erzeugen, modifizieren Produkte Produkte: Synchronisieren, beeinflussen Aktivitäten 538 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement KM: Produktzustände Produktzustände: Definiert auf allen Produkten des V-Modells Verbinden KM mit allen weiteren Modulen Ermöglichen Produktverwaltung Zusammenhänge: KM: Erfassung Produkt, Produktstatus, Produktänderung QS. Überprüfung/Abnahme Produkt PM: Planung Produkt 539 Projekthandbuch Projektplan KM 1 KM-Planung KM 1.1 KM 1.2 Produkt KM-Plan erstellen KM einrichten KM 2 Produkt- und Konfigurationsverwaltung KM KM KM KM KM KM-Plan 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 Planung/Initiierung Produkt/Konfig-Verwaltung: Produkt initialisieren Konfiguration initialisieren Produkt verwalten Konfiguration fortschreiben Zugriffsrechte verwalten Änderungsantrag/ Problemmeldung KID KM 3.1 KM 3.2 KM 3.3 Änderungsmanagement: Änderungsauftrag KM 3 Änderungsmanagement (Konfigurationssteuerung) Änderung bewerten Änderungsvorgehen entscheiden und Änderung einleiten Änderung abschließen Initialisieren Produkte Zustandsverfolgung von Produkten Konfig-Verwaltung Änderungen gemäß V-Modell-Regelungen Produktbibliothek Änderungenwünsche verwalten Verantwortlichkeiten zu Rollen Berichtsdokumente/ Projektabschlußbericht Änderungsstatusliste KM 4 KM-Dienste Änderungsmitteilung KM KM KM KM KM KM KM Protokoll Schnittstellenübersicht Schnittstellenbeschreibung Projektübergreifender Datenkatalog 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Daten administrieren SW-/HW-Produkte katalogisieren Schnittstellen koordinieren Ergebnisse sichern KM-Dokumentation führen Release-Management durchführen Projekthistorie führen Berichtsdokumente Datenkatalog Zentraler Produktkatalog Projekthistorie 540 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Aufgaben Konfigurationsmanagement Planung Konfigurationsmanagement Bereitstellen Produkt-/Konfigurationsmanagement Bereitstellung Änderungsmanagement Bereitstellung von elementaren Diensten Daten administrieren: - Zentrale, projektübergreifende Haltung aller Daten Konsistente, vereinheitlichte Datendefinitionen SW-/HW-Produkte katalogisieren: Vorbereitung Wiederverwendung Schnittstellen koordinieren: Sicherung kompatibler Schnittstellen Ergebnisse sichern: Wahrung des erreichten Projektstands KM-Dokumentation führen zur Erstellung von Detailunterlagen und Übersichten verschiedenster KM-Belange, Release-Management: Kontrollierte Konfigurationsfreigabe- und verteilung Projekthistorie führen: Nachvollziehbare Dokumentation über den Projektverlauf 541 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Konfiguration Konfiguration: Definition: Ansammlung von Produkten, die unabhängig von einander variiert werden können, einschließlich ihrer Beziehungen Beschreibung: Konfigurationsidentifikationsdokument Funktion: Erfassung der Konfigurationselemente und ihrer Beziehungen Umfasst: - Unterkonfiguration (z.B. HW-Konfiguration, SWKonfiguration) Konfigurationselemente Hilfselemente (Generierungswerkzeuge) 542 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Konfigurationselement Konfigurationselement (engl. Configuration Item): Definition: vom Konfigurationsmanagement erfasset und als Einheit behandelte Ansammlung von Hard- und Software Beispiele: Quellcode-Dateien Testtreiber, Testfälle, Testprotokolle Entwicklungsdokumente (z.B. Pflichtenheft, Architekturentwurf) Hardwarekonfigurationsbeschreibung Im allgemeinen: Nur ursprüngliche Dokumente Keine generierten Dokumente (z.B. Binärcode) 543 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Änderungsmanagement Ziel: Kontrolle der Änderungen zur Sicherung der Produktqualität - Änderungsumfang Verantwortlichkeiten zur Kontrolle der Projektdurchführung Statusverfolgung Ressourcenplanung Aufgaben: Änderungen identifizieren Änderungen bewerten Änderungensvorgehen entscheiden und Änderungen einleiten Änderungen abschließen 544 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Änderungsmanagement Änderungen: Änderungen verwalten - Entgegennehmen/bewerten Entscheiden/einleiten Abschließen Verantwortlichkeiten für Änderungsaufgaben zuweisen Entscheidungen herbeiführen und dokumentieren Projekthistorie mitführen 545 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Begriffe: Version, Variante, Release Begriffe: Version: Ausprägung eines Konfigurationselements zu einem bestimmten Zeitpunkt Variante: Zeitgleich nebeneinander liegende Ausprägung von Elementen - Parallele Entwicklungslinien Unterschiedliche Implementierungen derselben Schnittstelle Unterstützung unterschiedlicher HW/SW-Plattformen Release: Element einer Referenzkonfiguration (baseline) Baseline: Zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgewähltes, gesichertes und freigebenes (Zwischen-)Ergebnis 546 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Schnittstelle Berichtswesen Berichtswesen Festlegung Verantwortlichkeiten Verteilen Informationen Dokumentation Entscheidungen Wesentliche Schnittstellen: Änderungsmanagement: Erfassung Fehler, Änderungen Projekthistorie: Dokumentation Projektabwicklung Berichtsarten (Beispiele): Fehleridentifikation Änderungsanträge und Entscheidungen Änderungsmeldungen Projekthistorie 547 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Fehleridentifikation Assoziierte Informationen: Fehlernummer (laufende Nummer) Datum des Erfassens Art des Tests (Review/Walkthrough, Test) Evtl. Testdaten Beschreibung des Fehler/Verletzte Anforderung/Zugehöriger Testfall Kritikalität des Fehlers Lokalisierung/Modul/Dokument Version des betroffenen Moduls/Dokuments Aufwand des Findens Maßnahme (Änderung Anforderungen/Änderung Dokument/Keine Änderung) Fehlerstatus: Gefunden/Behoben/Getestet Datum Behebung Aufwand Fehlerbehebung Von Behebung betroffene Module/Dokumente 548 6 Projektkontrolle 6.2 Konfigurations- und Versionsmanagement Projekthistorie Entwicklungsverlauf Entscheidungen Schwierigkeiten, deren Ursachen und Behebung Änderungs-/Versionshistorie Nachvollziehbarkeit von Änderungen (Änderungen-Version-Bezug) Dokumentation der Änderungshistorie (Anträge und Änderungen) Dokumentation der Änderungsentscheidungen Planungsstatistik Planabweichungen und Planänderungen Analyse der Ursachen Möglichkeiten zur Verhinderung weiterer Planabweichungen Änderungs- und Fehlerstatistik Änderungsantrag/Problemmeldung Betroffene Produkte Klassifizierung, Beurteilung, Diagnose/Ursache Maßnahmen zur zukünftigen Vermeidung Analyse/Auswertung der Projekthistorie („lessons learned“) 549 Kapitel 6: Projektkontrolle Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle 550 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement 551 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement SW-Qualität: Produkt vs. Prozess Unterscheidung: Prozessqualität: - Faktoren: Planbarkeit, Effizienz (Kosten/Zeit), Produktqualität Kontext: Prozesszertifizierung, Prozessverbesserung Produktqualität: - Faktoren: ISO 9126 Kontext: Analytische/konstruktive QS-Maßnahmen Verschiedene Qualitätsansätze zur Produktqualität Extern getriebene Ansätze: - Nutzerbezogen: Benutzer legen Qualität fest Kosten/Nutzen: Nutzen zu akzeptablem Preis Qualitätsgetriebene Ansätze: - Prozessbezogen: Qualität durch den Erstellungsprozess Produktbezogen: Qualität als meßbare Größe des Produkts Hier: Produktbezogene Qualitätssicherung Was ist Produktqualität? Wie wird Produktqualität erreicht? 552 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Qualitätsmanagement Qualitätsmanagement: Planung: Vorbereitende Maßnahmen Lenkung: Konstruktive Maßnahmen Sicherung: Analytische Maßnahmen Verbesserung: Prozessverbesserungsmaßnahmen 553 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Qualität (ANSI/ASQC A3-1978), ISO 8402, DIN55350/1, IEEENorm) “Qualität ist die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produkts oder einer Tätigkeit, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung gegebener Erfordernisse bezieht” Mit anderen Worten, Qualität ist an den Benutzeranforderungen zu messen (e.g. Korrektheit, Verlässlichkeit, Verwendbarkeit, ...) Software altert nicht, aber: Es ist davon auszugehen, dass Software eine lange Lebensdauer hat und dabei immer wieder adaptiert wird Es gibt somit auch am System selbst orientiere Facetten der Qualität e.g. Wartbarkeit, Portierbarkeit, Testbarkeit, .. 554 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement V-Modell: QS- und SE-Aktivitäten Analytische Maßnahme: von QS für SE Konstruktive Maßnahmen: von QS auf SE-Produkten in QS 555 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Planung: QS-Initialisierung: Konstruktiv Prüfung (analytisch): Vorbereitung Prozessprüfung („Vorgaben eingehalten“) Produktprüfung Leitung (administrativ): QS-Berichtswesen 556 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Qualitätsplanung und Qualitätsverbesserung Qualitätsplanung: Ansatz: Vorbereitung qualitätssichernder Maßnahmen Verfahren: QS-Plan (Prüfplan) - - - Definition Aufgabe: Was ist zu tun? » QS-Merkmale identifizieren/Metriken auswählen » Zu sichernde Produkte identifizieren Definition Vorgaben/Hilfsmittel: Wie ist es zu tun? » Konstruktive Vorgaben (z.B. Style Guides, Vorlagen) » Analytische Vorgaben (Verfahren, Werkzeuge) Definition Termine: (Bis) Wann ist es zu tun? » Einordnung in den Projektplan Definition Verantwortung: Wer hat es zu tun? » Definition von Rollen (Q-Manager, Prüfer, Ersteller) » Zuordnung von Verantwortlichen Qualitätsverbesserung: Ansatz: Auswertung QS-Ergebnisse und Prozessverbesserung Verfahren: Siehe nächsten Abschnitt 557 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Qualitätslenkung und Qualitätssicherung Qualitätslenkung: Ansatz: Maßnahmen zur Umsetzung der Qualitätsziele Verfahren: - Beurteilung Prüfergebnis Berichtswesen und Analyse Qualitätssicherung: Ansatz: Maßnahmen zur Feststellung ob ausreichende Produktqualität vorliegt Verfahren: (vorwiegend) analytisch/prüfend Im folgenden: Analytische und konstruktive Maßnahmen Auswirkung auf die Prozessqualität 558 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Produktqualität - 3 Fragen 559 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement SW-Qualität - was ist das? SW-Qualität: Merkmale des SW-Produkts Merkmalsbereiche (McCall): - Produkteinsatz Produktbearbeitung Produkterweiterung Qualitätsmodell: Merkmale: Relevante Produktkriterien Metriken: Eigenschaften eines Produkts Maße: Meßeinheit und Meßmethode zur Bestimmung Modell: Standard (z.B ISO 9126) vs. Methode (z.B. GQM) 560 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement McCall, Richards, Walters (1977) McCall, Richards, Walters 77: Factors in Software Quality, Rome Air Development Center, 1977 High-Level Attribute der Qualität i.e. Qualitätsfaktoren lassen sich nicht direkt messen werden durch den Zusammenhang von Qualitätskriterien bestimmt Low-Level Attribute der Qualität i.e. Qualitätskriterien lassen sich direkt messen (entweder objektiv oder subjektiv) 3 Product Activities mit insgesamt 11 Qualitätsfaktoren und 26 Qualitätskriterien 561 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement McCall, Richards, Walters (1977) - Qualitätsfaktoren Activity 1: Product Operation: Benutzer Korrektheit (Correctness) Das Ausmaß, zu dem das System die Anforderungsdefinition und die Ziele der Benutzer erfüllt Verlässlichkeit (Reliability) Das Ausmaß, zu dem das System seine beabsichtigte Funktion erfüllt unter Berücksichtigung der notwendigen Präzision Effizienz (Efficiency) Der Umfang an Ressourcen und Code, den ein System zur Ausführung einer Funktion benötigt Integrität (Integrity) Das Ausmaß, zu dem der Zugriff von unberechtigten Personen auf Software und Daten kontrolliert werden kann Verwendbarkeit (Usability) Der benötigte Einsatz, um den Umgang mit dem System zu erlernen, das System zu bedienen, Eingaben vorzubereiten und die Ausgaben zu interpretieren 562 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement McCall, Richards, Walters (1977) - Qualitätsfaktoren Activity 2: Product Revision: Entwickler Wartbarkeit (Maintainability) Der benötigte Einsatz, um einen Fehler im System zu lokalisieren und zu korrigieren. Testbarkeit (Testability) Der benötigte Einsatz, um ein System zu testen und sicherzustellen, dass es die beabsichtigte Funktion erfüllt Flexibilität (Flexibility) Der benötigte Einsatz, um am System Modifikationen vorzunehmen 563 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement McCall, Richards, Walters (1977) - Qualitätsfaktoren Activity 3: Product Transition (Benutzer und Entwickler) Portierbarkeit (Portability) Der benötigte Einsatz, um ein System für eine andere Hardware- und/oder Software-Umgebung verwendbar zu machen Wiederverwendbarkeit (Reusability) Das Ausmaß, zu dem das System (oder Teile daraus) in anderen Applikationen verwendet werden kann Interoperabilität (Interoperability) Der benötigte Einsatz, um ein System mit anderen zu verbinden ¾ Diese Liste ist natürlich noch erweiterbar! 564 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement McCall, Richards, Walters (1977) - Qualitätskriterien Zugangsprüfung (Access audit) Die Einfachheit, mit der auf Software und Daten zugegriffen werden kann Zugangskontrolle (Access control) Die Vorkehrungen zur Kontrolle und zum Schutz von Software und Daten Genauigkeit (Accuracy) Präzision der Berechnungen und der Ausgabe Allgemeinheit der Kommunikation (Communication commonality) Das Ausmaß, zu dem Standard-Protokolle und –Schnittstellen Verwendung finden Vollständigkeit (Completeness) Volle Implementierung der benötigten Funktionalität Kommunikativität (Communicativeness) Die Einfachheit, mit der Eingabe und Ausgabe verbunden werden können Kompaktheit (Conciseness) Die Kürze des Source-Codes (Lines of Code) 565 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement McCall, Richards, Walters (1977) - Qualitätskriterien Konsistenz (Consistency) Die Verwendung von einheitlichen Design- und Implementations- Techniken während des Projektverlaufes (umfaßt auch einheitliche Notation) Allgemeinheit der Daten (Data commonality) Verwendung von Standard-Datenrepräsentationen Fehlertoleranz (Error tolerance) Kontinuität der Ausführung bei Vorliegen von unvorhergesehenen Ereignissen Effizienz der Ausführung (Execution efficiency) Laufzeitverhalten des Systems Erweiterbarkeit (Expandability) Das Ausmaß, zu dem gesteigerte Speicheranforderungen oder gesteigerte Anforderungen an die Funktionalität berücksichtigt werden können Allgemeinheit (Generality) Die “Breite” der möglichen Einsatzbereiche von Software-Komponenten Hardware-Unabhängigkeit (Hardware independence) Das Ausmaß, zu dem die Software von der verwendeten Hardware abhängig ist 566 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement McCall, Richards, Walters (1977) - Qualitätskriterien Instrumentation (Instrumentation) Das Ausmaß, zu dem die Software selbst Messungen über Daten (e.g. Speicherbedarf) während der Ausführung bereitstellt bzw. die Identifikation von Fehlern ermöglicht Modularität (Modularity) Grad der Unabhängigkeit der einzelnen Module Ausführbarkeit (Operability) Die Einfachheit der Ausführung Selbsterklärung (Self-documentation) Der Umfang an in-line Kommentaren zur Beschreibung der Implementation Einfachheit (Simplicity) Der benötigte Einsatz für das Verständnis der Software (impliziert die Vermeidung von Praktiken, die die Komplexität der Software erhöhen) Software-Unabhängigkeit (Software system independence) Das Ausmaß, zu dem das Produkt von seiner Software-Umgebung abhängig ist (e.g. NonStandard Sprachkonstrukte, Betriebssystem, Bibliotheken, ...) Speichereffizienz (Storage efficiency) Speicherbedarf zur Laufzeit des Systems 567 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement McCall, Richards, Walters (1977) - Qualitätskriterien Nachvollziehbarkeit (Traceability) Die Möglichkeit, Software-Komponenten mit der Anforderungsdefinition in Verbindung zu setzen Training (Training) Die Einfachheit, mit der neue Benutzer vom System Gebrauch machen können ¾ Diese Liste ist natürlich noch erweiterbar! 568 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement SW-Qualität und ISO 9126 6 Qualitätsmerkmale Funktionalität: Richtigkeit, Angemessenheit, Interoperabilität, Ordnungsmäßigkeit, Sicherheit Zuverlässigkeit: Reife, Fehlertoleranz, Wiederherstellbarkeit Benutzbarkeit: Verständlichkeit, Erlernbarkeit, Bedienbarkeit Effizienz: Zeitverhalten, Verbrauchsverhalten Änderbarkeit: Analysierbarkeit, Modifizierbarkeit, Stabilität, Prüfbarkeit Übertragbarkeit: Anpassbarkeit, Installierbarkeit, Konformität, Austauschbarkeit 569 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement DIN ISO 9126 Funktionalität: Vorhandensein von Funktionalität entsprechend den Anforderungen Richtigkeit: Liefern der Richtigen Werte in bestimmter Genauigkeit Angemessenheit: Eignung der Funktionen für best. Aufgabengebiete Interoperabilität: Fähigkeit, mit vorgegebenen Systemen zusammenzuarbeiten Ordnungsmäßigkeit: Erfüllung Anwendungsspezifischer Normen und Gesetze Sicherheit: Fähigkeit, unberechtigten Zugriff zu Verhindern 570 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement DIN ISO 9126 Zuverlässigkeit: Fähigkeit der Software, ihr Leistungsniveau unter festgelegten Bedingungen über einen festgelegten Zeitraum zu erbringen Reife: geringe Versagenshäufigkeit durch Fehlzustände Fehlertoleranz: Fähigkeit, Leistungsniveau bei SW-Fehlern oder Schnittstellen-Fehlern einzuhalten Wiederherstellbarkeit: Fähigkeit, bei einem Versagen das Leistungsniveau wiederherzustellen (benötigte Zeit, Aufwand) 571 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement DIN ISO 9126 Effizienz: Verhältnis zwischen Leistungsniveau der SW und Umfang der eingesetzten Betriebsmittel Zeitverhalten: Antwortzeiten, Verarbeitungszeiten, Durchsatz Verbrauchsverhalten: Anzahl und Dauer der benötigten Betriebsmittel Benutzbarkeit: Aufwand für Benutzung, Beurteilung von Benutzergruppen Verständlichkeit: Aufwand für Verständnis von Konzept und Anwendung Erlernbarkeit: Aufwand für Erlernen der Bedienung Bedienbarkeit: Aufwand für Bedienung 572 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement DIN ISO 9126 Änderbarkeit: Aufwand für Korrekturen, Verbesserungen, Anpassungen Analysierbarkeit: Aufwand zur Diagnose von Mängeln und Ursachen für Versagen Modifizierbarkeit: Aufwand zur Ausführung von Verbesserungen, Fehlerbeseitigung oder Anpassung Stabilität: Wahrscheinlichkeit des Auftretens unerwarteter Wirkungen von Änderungen Prüfbarkeit: Aufwand zur Prüfung geänderter Software 573 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement DIN ISO 9126 Übertragbarkeit: Eignung zur Übertragung in andere SW oder HW Umgebung Anpassbarkeit: Möglichkeit der Anpassung Installierbarkeit: Aufwand zur Installation Konformität: Grad des Einhaltens von Normen für Übertragbarkeit Austauschbarkeit: Möglichkeit, diese SW anstelle einer anderen zu verwenden 574 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Qualitätssicherung IEEE-Norm Qualitätssicherung ist die Gesamtheit der Maßnahmen und Hilfsmittel, die dazu eingesetzt werden, um den Anforderungen an das Software-Produkt und an dessen Entwicklungs- und Pflegeprozess zu entsprechen ISO 8402 Qualitätssicherung ist Teil der Managementfunktionen, die die Qualitätspolitik bestimmen und über ihre Einhaltung wachen. 575 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Aufgaben der Software Qualitätssicherung Sicherstellen, dass Tätigkeiten genau in der Art durchgeführt werden, wie sie geplant waren Erhöhung der Softwarequalität durch ständige Beobachtung der Software und ihres Entwicklungsprozesses Sicherstellen der Übereinstimmung zwischen etablierten Standards bzw. Vorgehensmodellen und dem Entwicklungsprozess Sicherstellen, dass ein nicht entsprechendes Produkt, sein Entwicklungsprozess bzw. der angewandte Standard dem Management bekannt wird damit Gegenmaßnahmen getroffen werden können 576 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Wie erziele ich Produktqualität? Zwei Ansätze: Passiv (analytisch): - Feststellen der Produktqualität nach Erstellung Korrektur bei mangelnder Qualität Aktiv (konstruktiv) - Vorbeugende Maßnahmen bei Erstellung Keine Korrektur erforderlich Aber: - Konstruktiv als Voraussetzung für analytisch Analytisch: „Kein Fehler˝ vs. Fehlerfreiheit 577 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren Ansatz: Keine Qualität per se: - Feststellen der Qualität nach der Realisierung Korrektur zur Qualitätssteigerung Meist: Funktionalität, Zuverlässigkeit, Änderbarkeit Verfahren: Analysierend = statische Überprüfung: - Statische Analyse Review Verifikation Testend = Überprüfen in der Ausführung: - Funktionaler Test Strukturtest 578 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Statische Analyse Bewerten des Produkts mittels Metriken Schwerpunkt: Zuverlässigkeit, Änderbarkeit Verschiedene Metriken: Komponenten: - Umfang: LOC Innere Struktur: Kontrollflusskomplexität Schnittstelle: Anzahl Methoden/Klasse, Schnittstellenbreite Systeme: Umfang: LOC Kopplung: Anzahl Aufrufe in/aus Komponente OO-Metriken 579 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Beispiele: Metriken Komponentenmetriken: „algorithmische“ Komplexität Halstead: Anzahl (verwendeter) Opertoren/Operanden McCabe: Anzahl Knoten/Kanten Kontrollflussgraph Strukturmetriken: Komponenten/Subkomponenten Schnittstellenkomplexität (Anzahl, Breite, Struktur) Weitere: OO-Metriken: Anzahl Vererbungsstufen, Attribute, Methoden Fokus auf Implementierungsgüte 580 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Manuelle Prüfung Arten: Inspektion Review Walkthrough Audit Ziel: Identifikation von Produktdefekten Technik: Prinzip: Manuelles Prüfverfahren Produkte: i.a. Dokumente (Spez.,Code) Vorgaben: Richtlinien, Checklisten Vorgang: Individuelle/moderierte Begutachtung Ergebnis: Freigabe/Änderungsprotokoll 581 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Inspektion Inspektion: Definition: Die Code-Inspektion hat zum Ziel, die Qualität der SW sowie die Leistung der Programmierer zu steigern, indem die Schnittstellen, die Ablaufstruktur, der Codierstandard, etc. überprüft werden Ansatz: Verbesserung schriftlicher Dokumente - manuelle, formalisierte Prüfmethode Identifikation von schweren Defekten anhand von Referenzunterlagen Nebenwirkung: Verbesserung Entwicklungsregeln/Prozess Rollen (nach Fagan, 1976, IBM): - Moderator (nicht Vorgesetzter): prüft Eingangskriterien; plant Durchführung; legt Referenzdokumente fest; weist Rollen zu; zerlegt Prüfobjekt in geeignete Arbeitspakete; legt Termine fest; moderiert Sitzungen; stellt Protokollqualität fest; prüft Überarbeitung; gibt Dokument frei. Autor: reicht Prüfungsobjekt ein; überarbeitet Objekt nach Protokoll Protokollführer: sammel potentielle Defizite aus Einzel- und Gemeinschaftsprüfung; erstellt Protokoll Inspektoren: wird i.a. einer Rolle zugewiesen (z.B. Benutzer, System, Service); führen Individual- und Gruppenprüfung durch. 582 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Inspektion Schritte: Beantragung (Autor), Festlegung eines Moderators (PM) Kurzprüfung des Objekts auf Eingangsqualität (M) Festlegung Inspektionsteams, Zuordnung von Aufgaben an die Inspektoren (M), Festlegung von Referenzdokumenten Individuelle Prüfung/Sammeln von potentiellen Defekten (I, ca. 1 Seite/h) Moderierte Inspektionssitzung (Geschwindigkeit: ca. 20% zusätzliche Defekte gegenüber 80% Individualdefekten; Protokollierung Fehler (Individualprüfung/Inspektion) (M/I) mit defektspez. Information (Kurzbeschreibung, Ort, Bezug zu Referenzdokumente, leicht/schwer, Indiviual- oder Gesamtsitzung, Verbesserungsvorschläge) Überarbeitung Prüfobjekt (Änderung Objekt, Änderung Fehlergrad (schwer/leicht), Änderungsantrag für Referenzobjekt) (A) Überprüfung Überarbeitung hinsichtlich Sorgfalt/Vollständigkeit (nicht Korrektheit!) (M) Überprüfung Freigabekriterien (z.B. alle notwendigen Änderungsanträge gestellt; nur 0,25 schwere Restdefekte/Seite bei 60% Effektivität Entdeckung und 85% Effektivität Behebung; Autor und Moderator stimmen Freigabe zu; optimale Prüfungsgeschwindigkeit eingehalten) 583 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Review/Walk-Through Review: Definition: Ein Review ist ein mehr oder weniger formal geplanter, strukturierter Analyse- und Bewertungsprozeß, in dem Projektergebnisse einem Team von Gutachtern präsentiert und von diesem kommentiert oder genehmigt werden. Was unter welchem Aspekt wann “reviewed” wird, ist im Prüfplan eines Projektes festgelegt Ziel: Identifikation Defekte/Standardabweichung, Freigabe Dokumente: Prüfprodukt, Referenzdokumente Rollen: Moderator, Autor, Protokollführer, Gutachter Verfahren: - Eingangsprüfung, Individualprüfung Reviewsitzung Überarbeitung Walk-Through: Ziel: Identifikation von Defekten, Vermittlung von Inhalten Dokumente: Prüfprodukt Rollen: Autor, Gutachter Verfahren: Gruppensitzung 584 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Review/Walk-Through Qualitätssicherung - Technischer Review Gegenstand des Reviews: “Prüfobjekt”: - Anforderungsspezifikation oder Design (Entwurf) oder Code oder div. technische/organisatorische Konzepte Ziele: - frühzeitige Fehlererkennung; Minimieren von Fehlern; Optimierung der Vollständigkeit; Verbesserung der Verständlichkeit Voraussetzungen: - Gutachter müssen die Methodik, nach der das Prüfobjekt erstellt wurde, kennen; verwendete Standards/Richtlinien sind zu referenzieren; der Fragenkatalog/die Aspekte, nach welchen geprüft wird, müssen schriftlich festgelegt sein; ... 585 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Review/Walk-Through Prozeß eines technischen Reviews: selektiere Review-Team bestimme Ort und Zeit verteile Unterlagen halte ReviewSitzung ab notiere Aktionen und führe Änderungen durch 586 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Review/Walk-Through Kommentare zum Vorgehen bei technischen Reviews: ad Reviewteam: - Projektleiter bestimmt Gutachter, falls diese nicht schon vergegeben sind; das Reviewteam soll einige Projektmitarbeiter (3-4) mit großem, heterogenem Wissensspektrum beinhalten; ad Verteilung der Unterlagen: - muß rechtzeitig, allenfalls nach Fertigstellung der Dokumente geschehen, damit eine ausführliche Vorbereitung möglich ist; ad Reviewsitzung: (max. 2 Stunden) - - ein Mitglied des Reviewteams wird zum/zur Vorsitzenden ge-wählt und ist für die Organisation des Reviews verantwortlich; ein anderes Mitglied wird mit der Schriftführung betraut und ist für die Aufzeichnung aller während der Sitzung gefällten Entscheidungen verantwortlich der Autor des Prüfobjektes führt das Reviewteam durch das Dokument (Vorlesen, Präsentation, ...): “Walk-Through” das Team notiert Probleme, Inkonsistenzen und stellt Fragen; vorerst werden keine Lösungsversuche unternommen! 587 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Review/Walk-Through Kommentare zum Vorgehen bei technischen Reviews: ad Abschluß - Nachbearbeitung: - - Nach Abschluß des Walk-Through werden alle Kommentare durchgegangen; einige können unzutreffend sein und werden verworfen. Alle anderen werden einer der folgenden Kategorien zugeordnet, zum Beispiel: (K1) Problem vernachläßigbar, keine Aktion; (K2) gebe Autor (z.B. Designer) zur Korrektur; (K3) überdenke Teilentwurf neu; Änderungen betreffen andere Teile des Entwurfs (der Analyse,...); Treffen zwischen betroffenen Personen wird vereinbart. Formulare betreffend Aktionen und Kommentare werden von Autor und Vorsitzendem unterfertigt und als Teil der Projektdokumentation abgelegt. Der/die Vorsitzende ist für die Durchführung der Änderungen verantwortlich; falls nur kleine Probleme auftreten, kann von einem weiteren Review abgesehen werden; bei größeren Problemen wird ein weiterer Review anberaumt, ggf. werden Betroffene verständigt. 588 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Review/Walk-Through Projektreview (Management-Review): Gegenstand des Reviews und Bedeutung: - “Standortbestimmung” aus bestimmtem Blickwinkel: » Kontrolle des Sachfortschritts, der Termine, Kosten, etc., » unter Beibeziehung der technischen Reviewberichte, Testberichte, Auditsberichte,...; Zeitpunkt der Durchführung: - nach Phasenende oder in speziellen Situationen wie Wechsel des Projektleiters, Auftraggeber-Probleme,... Zusammensetzung des Reviewteams: Gutachter, Moderator, Projektleiter, Vorsitzender des Projektleiters, Projektmitarbeiter Voraussetzungen: - die Anforderungen an das Projektmanagement liegen in meßbarer Form vor (s. Pflichtenheft des PM); Definition der Ziele des Reviews; was soll erreicht werden? Vorliegen quantifizierter System- und Abwicklungsziele; Bereitschaft zur Verwertung der Ergebnisse. Ablauf: - etwas weniger formal als bei technischen Reviews, da größere Komplexität der Fragestellungen 589 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Review/Walk-Through Prozeß eines Projektreviews: Planungssitzung abhalten Review vorbereiten Reviewsitzung abhalten analysiere Ergebnisse setze erlassene Maßnahmen um 590 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Review/Walk-Through Kommentare zu den Schritten von Projektreviews: ad Planungssitzung: - es wird festgelegt, wann wo, wer, wie, wen/was kontrolliert; auch Zielfestlegung; ad Vorbereitung: - soll max. 2 Wochen dauern, während welcher noch offene Arbeiten abgeschlossen/überarbeitet werden können; Gutachter formulieren Fragen und erstellen Checklisten; Projektteam: aktualisiert Ergebnisse, bereitet Dokumente vor; - Projektleiter stellt Präsentation zusammen; Moderator: informiert alle Verantwortlichen offiziell; ad Durchführung: - Projektleiter/Mitarbeiter präsentieren Projektstatus; Gutachter stellen Fragen bzgl. der Präsentation; Gutachter stellen Zusatzfragen gemäß Checklisten; Konklusionen ziehen in gemeinsamem Gespräch; Risikobeurteilung; Festlegen des weiteren Vorgehens durch Projektleiter-Vorgesetzten in Abstimmung mit dem Projektleiter 591 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Review/Walk-Through Kommentare zu den Schritten von Projektreviews: ad Analyse der Ergebnisse: - - Dauer: max. eine Woche; Gutachter analysieren die Ergebnisse der Sitzung und entwerfen Maßnahmen zur Problemlösung in zwei Berichten: » Review-Bericht - Inhalt: technische Sachverhalte; Risikobeurteilung; Empfehlung korrektiver Maßnahmen; zu treffende Entscheidungen; » Aktionsplan - soll die Durchsetzung der getroffenen Phasenentscheidungen und/oder Qualitätsmängelbehebungen gewährleisten;ggf. Änderung von Prioritäten, Terminen, Budgets, Aufgabenumverteilung; Dokumente werden der zuständigen Instanz (Kontrollausschuß, Auftraggeber,...) zwecks Entscheidung über das weitere Vorgehen übermittelt. ad Umsetzung: Projektleiter modifiziert den Projektplan und führt das Projekt gemäß der neuen Planung weiter 592 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Projektaudit Definition: Ein Audit ist eine Aktivität, bei der sowohl die Angemessenheit und Einhaltung vorgegebener Vorgehensweisen, Anweisungen und Standerds als auch deren Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit geprüft werden. Ziel: Beurteilung der Qualität des Projektabwicklungs-Verfahrens: Konformität des SW-Prozesses mit Vorgaben; Vollständigkeit, Effektivität des SW-Prozesses; Praktiken, Leistungen des Managements; 593 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Projektaudit Ablauf: Planungsphase: - Einführungsgespräch unter Leitung des Qualitätsauditors Teamzusammensetzung ähnlich Projektreview Festlegen von Termin, Ort, Ablauf, Aufgaben, Ziele,... Zusammentragen von Vorbereitungsmaterial wie:vorhandene Projektkennwerte, Checklisten, Projekthandbuch, QS-Richtlinien, etc. Analysephase: Beantwortung von Fragen wie z. B.: - Werden aktuelle QS-Richtlinien befolgt? Wurde in der Projektabwicklung gemäß dem vorgegebenen Verfahren gearbeitet? Entsprechen die Ergebnisse den geforderten Werten, z.B. bzgl. Vollständigkeit, Formalität Entsprechen die Projektplandaten den Projektkennwerten? Entspricht die Wirksamkeit der eingesetzten Methoden und Werkzeuge den definierten Vorstellungen? 594 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Projektaudit Auditsitzung: (Leitung: Auditleiter) Beurteilung aller aufgeführten Analysedaten; Ordnung von Negativ- und Positivwerten und Herausfinden von deren systembedingten Ursachen; Erstellung eines Auditberichts mit Feststellungen und für notwendig erachteten, besprochenen Maßnahmen; Prozeßintegration: Weiterleitung des Auditberichts zum Projektreviewteam; Besprechung der empfohlenen Maßnahmen im Rahmen des nächsten Projektreviews; Integration der notwendigen Maßnahmen in den weiteren SW-Prozeß. 595 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Verifikation Ziel: Vollständige Überprüfung der Korrektheit Technik: Formalisierung (Teil-)Spezifikation Formalisierung Implementierung Mathematische Überprüfung Verfahren: Interaktiv (Theorembeweiser) Automatisch (Model Checker) Einschränkung: U.U. aufwendig Überprüfung der Formalisierungen 596 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Analytische Verfahren: Testen Definition: Testen ist der Prozeß, ein SW-Produkt durch manuelle oder automatisierte Hilfsmittel zu bewerten, um damit die Erfüllung der speziellen Anforderungen nachzuweisen Testziele: Funktionalität: Richtigkeit Zuverlässigkeit: Fehlertoleranz, Reife Testprinzip: Überprüfung Implementierung vs. Spezifikation Überprüfungsmittel: Testfälle Testgüte: Überdeckung des Testraums Spezialfall: Regressionstest (Änderungstest) 597 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Testen: Formen und Verfahren Ansätze: Strukturtest (Glass-Box-Test): - Kontrollflussorientiert Datenflussorientiert Funktionaler Test (Black-Box-Test) - Aquivalenzklassentest Testen spezieller Werte Zufallstest Test von Automaten 598 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Testen: Pfadüberdeckung Ziel: Umfassende Testfallgenerierung Verfahren: Implementierung als Kontrollflussgraph Für jeden Pfad im Graph einen Testfall Praxis: Maximale Pfadlänge 599 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Testen: Schritte im Prozess Test: konstruktive und analytische Anteile Testen im Prozess: Konstruktive Maßnahmen: - Anforderungsanalyse: Spez. Abnahme-/ Belastungstest Entwurf: Spez. Modultest/Integrationstest, Instrumentierung Umsetzung: Instrumentierung Test: Testbettvorbereitung Analytische Maßnahmen - Modultest Integrationstest Abnahmetest, Belastungstest 600 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Konstruktive Verfahren Ansatz: A-priori-Absicherung der Produktqualität Vorgabe von Konstruktionstechniken Präventiv (keine Behebung erforderlich) Techniken: Methoden (Beispiel: SA) Sprachen (Beispiel: Java statt C++) Richtlinien (Beispiel: NASA Coding Standard) Checklisten, Vorlagen 601 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Konstruktive Verfahren: Methoden Ziel:Strukturierte Vorgehensweise Technik: Vorgabe von Zwischenprodukten Vorgaben von Modellen (z.B. Objektorientierte Vorgabe von Einzelschritten (z.B. OOA mit fachl. Klassenmodell, Use CaseModellierung) Vorgabe von Erstellungsmittel (z.B. Klassendiagramm, Objektdiagramm, Use Case Diagramm) Ansätze: SA: Datenfluss, Struktur SSADM:Funktion, Struktur,Prozess OAAD:Daten, Struktur, Prozess Zusätzlich: Änderbarkeit Werkzeugunterstützung 602 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Konstruktive Verfahren: Richtlinien Ziel: Produkteigenschaften a-priori festlegen Technik: Vorgaben von Checklisten, Schablonen Überprüfung der Richtlinien Ansätze: Analyse: Strukturierung (z.B. SCR-Tabellen) Design: - Architektur (z.B. Pattern) Beschreibungen (z.B. Automaten) Umsetzung: Code (z.B. NASA Coding Standard) Zusätzlich: Änderbarkeit, Übertragbarkeit 603 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Beispiel: Coding Standards (NASA) 604 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Was kostet Qualität? Ziel: Vermeidung von Qualitätsmängeln Bisher: Was sind Mängel? Wie vermeidet man Mängel? Was kostet Qualität? Wann entstehen Mängel? Welcher Aufwand entsteht bei der Behebung? Wie effektiv ist die Behebung? Strategie Qualität Produktivität 605 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Fehlerarten im Prozess Wann werden welche Fehler gemacht: Fatal: Anforderungsdefinition Schwer: Entwurf Mittel, leicht: Entwurf, Umsetzung 606 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Aufwand Aufwand: Ausführung: wenig Unterschiede Vorbereitung/Behebung: frühe Aktivitäten effizienter 607 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Effektivität Effektivität: Nur Testen: 1 von 4 Mängel unentdeckt Frühe Mängel benötigen frühe Maßnahmen Hohe Qualität: Kombinierte Ansätze 608 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Produktqualität im Entwicklungsprozess Generell: Schwerwiegende Mängel zu Prozessbeginn Kosten Fehlerbehebung steigen (bis zu x10) Analyse/Entwurfsmängel schwer testbar Aber: Qualitätssicherung oft erst nachgelagert Für hohe Qualität: Fehler frühzeitig finden Fehler vermeiden anstatt finden 609 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Qualität und Produktivität Konstruktive Maßnahmen Strukturierte Methoden Werkzeuggestützte Entwicklung Hohe Programmiersprachen Konstruktive Verfahren: Verlagerung Aktivitäten in frühe Phasen Wirken präventiv Unterstützen Anpassbarkeit (Wiederverwendung) Resultat: Qualitätssteigerung Effektivitäts/Produktivitätssteigerung 610 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Qualität und Werkzeuge Unterstützend: Projekt, Konfiguration Analytische Werkzeuge: Metriken: Messwerkzeuge für Kennzahlen Test: Testwerkzeuge Konstruktive Werkzeuge: Sprachen: Basiswerkzeuge Richtlinien: Prüfwerkzeuge Methoden: Analyse/Entwurfswerkzeuge Nutzen: Steigerung der Qualität (50%) Steigerung der Produktivität (30%) 611 6 Projektkontrolle 6.3 Qualitätsmanagement Zusammenfassung Produktqualität ist anforderungsabhängig Maßnahmen zur Qualitätssicherung: Test sichert Qualität nach/bei Realisierung Frühzeitige Maßnahmen möglich: Reviews Konstruktive Maßnahmen (Verfahren, Werkzeuge) Strategie: Frühzeitige Qualitätssicherung Verbessert Qualität Verbilligt Qualität Erhöht Produktivität Berücksichtigung Qualitätssicherung im Prozess 612 Kapitel 6: Projektkontrolle Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle 613 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Generell Vorgehensweise Basis aller Vergleiche ist der detaillierte Projektplan (baseline) Erstellt in der Projektplanungsphase Evtl. überarbeitet in der vorausgegangenen Periode Erfassung des aktuellen Status (hier unterscheiden sich die Methoden) SOLL/IST Vergleich auf Basis vorab definierter Metriken (key performance indicators) Ableitung geeigneter Gegenmaßnahmen (falls notwendig) 614 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle 615 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Meilensteine Meilensteine bezeichnen Definierte Sachergebnisse (Meilenstein-Inhalt) Fertigstellungstermin (Meilenstein-Termin) Meilenstein-Inhalte sind wesentlich überprüfbar übergebbar eindeutig festgelegt voraus definiert (Phasenorganisation) ¾ Meilenstein-Termine werden in der Projektplanung ermittelt 616 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Meilensteintrendanalyse Ziel: Prognostizierung Termine Erhöhung Planungssicherheit: Erkennen Schätzfehler Verfahren: Status: Regelmäßige Erfassung geplanter Termine Prognostizierung: Interpolation Änderungen Propagierung: Änderung abhängiger Termine Verifizierung: Berücksichtigung Streuung Erkennbare Planungsfehler: Indikatoren Unrealistische Schätzung: - (Super)lineare Verschiebungen Starke Schwankungen Späte Neuschätzung: Terminasymptoten 617 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Meilensteintrendanalyse Verfahren: Regelmäßige Erfassung Status Erfassung pro Meilenstein Keine rückwirkende Änderungen 618 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Berichtszeitpunkte 200x 200x 200x 200x 200x I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV 2 0 0 x MeilensteinTermine IV III II I 2 0 0 x IV III II I IV III II I IV III II I 2 0 0 x IV III II I 2 0 0 x 2 0 0 x Projekt: xxx Projektleiter: xxx 619 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle 1 Berichtszeitpunkte Meilenstein-Termine Meilenstein-Termine Berichtszeitpunkte 3 2 2 Erste Projektbesprechung mit Terminkontrolle nach einem Monat Berichtszeitpunkte Meilenstein-Termine Meilenstein-Termine Berichtszeitpunkte 1 Ausgangssituation nach Planung 3 Zweite Projektbesprechung mit Terminkontrolle nach zwei Monaten 4 4 Dritte Projektbesprechung mit Terminkontrolle nach drei Monaten 620 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Meilensteintrendanalyse Erkennbare Fehler: Unterschätzung M1: Wiederholte Verschiebung (Messfehler) Überschätzung M2: Überhöhte Verschiebung (Planungsfehler) Fehlende Schätzung M3: Späte Verschiebung (Planungsfehler) 621 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Basisplanung Die Basisplanung (baseline) muss bereits an die zur Statusüberwachung ausgewählte Technik angepasst sein Detailgrad/Granularität der Planung Gliederung entsprechend der zu überwachenden Aufgaben (WBS!) Annahmen bei Planung müssen schriftlich festgehalten sein (für Änderungen/Anpassungen) Enthält geplanten Verlauf des Budgetverbrauchs und des erwarteten Fertigstellungsgrads Zeitliche Effekte (Lernkurve, Urlaub, ...) sind eingerechnet 622 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Ansätze zur Ermittlung der aktuellen Zahlen bzw. Zukunftsschätzungen Ist-Zahlen kommen aus Zeitaufschreibung aller Projektbeteiligter In der Methode zur Bestimmung noch anfallender Aufwände unterscheiden sich die Methoden: Zeitorientierte Ansätze - ETC (Estimate to Complete) – geschätzter Restaufwand Zahlen der Mitarbeiter (von Team/Projektleiter verifiziert) Basiert auf geschätztem Fertigstellungsgrad Ergebnisorientierte Ansätze - Status wird an zu erstellenden Ergebnissen gemessen Jedes Ergebnis hat genau einen Status (offen, in Arbeit, fertig) Anteilige Zurechnung von „Support-Tasks“ 623 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Beispiel: Zeitaufschreibung 624 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Zeitorientierte Fortschrittskontrolle Baseline enthält Budgets für alle (Teil-)Aufgaben, die einzelnen Mitarbeitern (oder Gruppen von Mitarbeitern) zugewiesen sind Basierend auf aktuellen IST Zahlen und Schätzung der Mitarbeiter bezüglich der offenen Restaufwände (ETC) bzw. Grad der Fertigstellung (in %) Verglichen werden geplante Kosten pro Aufgabe mit aktuellen Hochrechnungen 625 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Probleme bei der zeitorientierten Fortschrittskontrolle Schätzungen der einzelnen Mitarbeiter bezüglich des aktuellen Stands und der Restaufwände sind spekulativ und von Erfahrung und Zielen der Mitarbeiter abhängig Bewertung Einarbeitungsaufwand Informationsstand über offene Probleme Ähnliche Problematik wie bei Schätzungen generell Probleme werden üblicherweise erst spät deutlich (tatsächlicher Gesamtaufwand wird erst spät – wenn es nicht mehr anders geht – angepasst) 626 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Ergebnisorientierte Ansätze Status wird an Ergebnissen festgehalten Status eines Ergebnisses kann sein: offen, in Arbeit, fertig Zurechnung des Budgets nur bei Erreichen eines Status Unterschiedliche Ansätze werden verwendet: 50% bei Start einer Aufgabe, 50% bei Abschluss 100% bei Abschluss Nach vorher definieren Anteilen (Beispiel: bei 10 zu erstellenden Modulen 10% je fertiges Modul) Vorgehensweise muss bereits in der Planungsphase definiert und verwendet werden 627 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Vorteile Sicherer Status (eher etwas pessimistisch) Weniger Know-how der Mitarbeiter notwendig bei Einschätzung von Restaufwänden Nachteile Nur geeignet bei kurzen Tasks (1-2 Perioden) Keine automatische Einschätzung des Work-in-Process ¾ Gängigste und brauchbarste Technik, die aber entsprechende Erfahrung bei der Definition der Aufgaben und der Einstellung der Messgrößen voraussetzt 628 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Ziele von Metriken Es gibt eine Vielzahl von möglichen Metriken zur Feststellung des aktuellen Stands eines Projekts. Hier werden einige vorgestellt sowie die Arbeit mit den ausgewählten Metriken erläutert. Metriken dienen zur Feststellung des Projektstands basierend auf Statistiken über das Projekt. Sie helfen zur Identifikation von möglichen Problembereichen, identifizieren aber keine Probleme (und lösen sie auch nicht) Wichtiger als welche Metriken ist Überhaupt welche zu verwenden Eine überschaubare Anzahl zu haben Sie einheitlich und durchgängig zu verwenden 629 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Earned Value Analyse (EVA) Gemessen wird der aktuelle Projektfortschritt im Vergleich zu dem baseline Budget. Integriert Kosten, Zeitplan und geleistete Arbeit Auch bekannt als Budgeted Cost of Work Performed Kann für Kosten in unterschiedlichen Einheiten (Personentage, Geld) verwendet werden 630 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Kernkomponenten (Key Performance Indicators KPI) Folgende Basiskennzahlen werden aus den tatsächlichen Aufwänden sowie den geschätzten Restaufwänden errechnet: BCWP – Budgeted Cost of Work Performed - earned value Tatsächliche Ergebnisse bewertet zu geplanten Kosten ACWP – Actual Cost of Work Performed – burned Tatsächliche Ergebnisse bewertet zu tatsächlichen Kosten BCWS – Budgeted Cost of Work Scheduled – scheduled Bis zum Stichtag geplante Arbeit bewertet zu geplanten Kosten BCAC – Budgeted Cost at Completion – baseline Geplantes Gesamtbudget bei Fertigstellung 631 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Beispiel Team A (2 Mitarbeiter): 10 Module a 10 PT in 10 Wochen erstellen Lineare Verteilung der Arbeit (1Modul/Woche) Aktuelle Zahlen nach Ende der Woche 2: 2 Module wurden komplett geliefert Tatsächlicher Aufwand ist 22 PT Kennzahlen: BCWP = 20 Tatsächliche Ergebnisse bewertet zu geplanten Kosten ACWP = 22 Tatsächliche Ergebnisse bewertet zu tatsächlichen Kosten BCWS = 20 Bis zum Stichtag geplante Arbeit bewertet zu geplanten Kosten BCAC = 200 Geplantes Gesamtbudget bei Fertigstellung 632 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Abgeleitete Kennzahlen Aus diesen Basiszahlen können eine Vielzahl von Kennzahlen abgeleitet werden. Betrachtet werden sollen im weiteren Kennzahlen zu Kostenabweichungen: BCWP – ACWP Abweichungen im Zeitplan: BCWP – BCWS Kosten- und Zeitplanabweichungen müssen stets gemeinsam betrachtet werden, sonst sind falsche Interpretationen vorprogrammiert 633 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Beispiele für abgeleitete Kennzahlen CV – Cost Variance - Kostenabweichungen : BCWP – ACWP SV – Schedule Variance - Abweichungen im Zeitplan : BCWP – BCWS CPI – Cost Performance Index: BCWP/ACWP = CEI – Cost Efficiency Index SPI – Schedule Performance Index: BCWP/BCWS = SEI – Schedule Efficiency Index ETC – Estimate to Complete: (BCAC – BCWP)/CPI EAC – Estimate at Completion: ETC + ACWP TCPI - To-Complete Productivity Index: (BCAC - BCWP) / (BCAC - ACWP) 634 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Beispiele für abgeleitete Kennzahlen CV – Cost Variance - Kostenabweichungen : BCWP – ACWP SV – Schedule Variance - Abweichungen im Zeitplan : BCWP – BCWS CPI – Cost Performance Index: BCWP/ACWP = CEI – Cost Efficiency Index SPI – Schedule Performance Index: BCWP/BCWS = SEI – Schedule Efficiency Index ETC – Estimate to Complete: (BCAC – BCWP)/CPI EAC – Estimate at Completion: ETC + ACWP TCPI - To-Complete Productivity Index: (BCAC - BCWP) / (BCAC - ACWP) 635 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Interpretation von Kennzahlen Im folgenden werden neun mögliche Fälle des Vergleichs von CV und SV (Cost und Schedule Varianzen ) betrachtet Die aufgeführten Gründe und möglichen Lösungsansätze sind nur exemplarisch und auf keinen Fall als Kochbuch zu verstehen (aber als gute Anhaltspunkte!) Ähnliche Überlegungen können ebenfalls für die anderen aufgelisteten Kennzahlen erarbeitet werden 636 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Negative CV / Positive SV Mögliche Gründe Zu großzügige Termine Zu viele Mitarbeiter Hoher Terminfokus zu Lasten der Kosten Unnötige Überstunden Mögliche Lösungen Begrenzung der Überstunden Abziehen von Mitarbeiter von dem Bereich Verständnis für Kosten wecken 637 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Keine CV, Positive SV Mögliche Gründe Sieht sehr gut aus! ABER: Je nach Abhängigkeiten könnte Leerlauf (und damit Kosten) der Mitarbeiter entstehen (nächste Arbeitsergebnisse können u.U. nicht vorgezogen werden) Mögliche Lösungen Abhängigkeiten im Projektplan betrachten Sicherstellen, dass die Aufgaben auch komplett abgeschlossen werden (keine 80% fertig Lösungen) Begrenzung der Überstunden Ggf. Mitarbeiter zu anderen Aufgaben einteilen 638 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Positive CV, Positive SV Mögliche Gründe Exzellentes Team mit sehr viel Erfahrung oder sehr konservativer Projektmanager in der Planungsphase ABER: - Versteht das Team die Aufgaben wirklich? Werden „Abkürzungen“ benutzt und komplizierte Teile nach hinten verschoben (z.B. unzureichende Tests) Mögliche Lösungen Qualitätsreviews überprüfen (sind die Ergebnisse wirklich fertig und auch in der notwendigen Qualität) Überprüfen, ob (eigenmächtige) „Optimierung“ des Arbeitsplans durchgeführt wurde (einfache Tasks zu Beginn) Überprüfung, ob der Umfang der einzelnen Aufgaben klar ist und auch richtig verstanden wird 639 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Negative CV / Keine SV Mögliche Gründe Unerfahrenes Team, falsch einkalkulierte Lernkurve Übermäßiges Qualitätsbewusstsein Hoher zeitlicher Einsatz der Mitarbeiter (zu Gunsten des Termins) Zu großzügige Terminplanung, Team macht zusätzliche Arbeit („goldene Wasserhähne“) Mögliche Lösungen Ausbildung des Teams verbessern (Coaching etc.) Zeitplanung überprüfen und ggf. anpassen Überstunden begrenzen (Achtung auf Zeitplan!) Verständnis für Qualitätsanforderungen wecken 640 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Keine CV, keine SV Mögliche Gründe Eigentlich Idealzustand, macht aber jeden Projektmanager nervös! Mögliche Lösungen Qualitätskontrollen überprüfen (nicht auf Kosten der Qualität arbeiten) Überprüfen der Schätzungen (Kosten und Zeit), sind hier zu große Puffer eingebaut? Zusätzliche Anreize für Team zur weiteren Verbesserung überlegen (continuous improvement) 641 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Positive CV, keine SV Mögliche Gründe Exzellentes Team mit sehr viel Erfahrung oder sehr konservativer Projektmanager in der Planungsphase (was die Kosten angeht) Versteht das Team die Aufgaben wirklich? Werden „Abkürzungen“ benutzt und komplizierte Teile nach hinten verschoben (z.B. unzureichende Tests)? Hohe Belastung der Mitarbeiter durch andere Tätigkeiten? Mögliche Lösungen Qualität überprüfen Zeitbelastung der Mitarbeiter durch andere Aufgaben betrachten Ausgleich der Ressourcen mit anderen Team 642 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Negative CV / Negative SV Mögliche Gründe „Alles Sch...“ (Normalsituation!) Passt der Umfang noch (scope creep)? Zusammensetzung des Teams, Lernkurve richtig eingeschätzt? ... Mögliche Lösungen Teamzusammensetzung übeprüfen, ggf. Ausbildung Scope Management überprüfen Planung anpassen (aber bitte nicht ständig...) Das gesamte Repertoire des Projektmanagers kann eingesetzt werden... 643 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Kein CV, Negative SV Mögliche Gründe Arbeiten die Projektmitarbeiter wie geplant an den Aufgaben? Überlastung der Mitarbeiter durch andere Aufgaben Mögliche Lösungen Urlaub, sonst Abwesenheit der Mitarbeiter entsprechen eingeplant? Berichten die Mitarbeiter ihre Zeiten korrekt? 644 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Positive CV, Negative SV Mögliche Gründe Erfahrenes Team Fehlende Mitarbeiter im Team Planung ging von zu vielen verfügbaren Arbeitstagen aus Arbeiten die Projektmitarbeiter wie geplant an den Aufgaben? Mögliche Lösungen Zu erfahrene Ressourcen anders einsetzen Zusätzliche Ressourcen einsetzen (wenn dies Sinn macht!) Verfügbarkeit der Mitarbeiter realistischer planen 645 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Beispiele für abgeleitete Kennzahlen CV – Cost Variance - Kostenabweichungen : BCWP – ACWP SV – Schedule Variance - Abweichungen im Zeitplan : BCWP – BCWS CPI – Cost Performance Index: BCWP/ACWP = CEI – Cost Efficiency Index SPI – Schedule Performance Index: BCWP/BCWS = SEI – Schedule Efficiency Index ETC – Estimate to Complete: (BCAC – BCWP)/CPI EAC – Estimate at Completion: ETC + ACWP TCPI - To-Complete Productivity Index: (BCAC - BCWP) / (BCAC - ACWP) 646 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Beispiel Wir betrachten eine Aktivität, die (der Einfachheit halber) 12 Monate vom 1.1. bis zum 31.12. dauern und 120.000 € kosten soll, wobei nur Personalkosten anfallen. Unser Berichtszeitpunkt ist der 30.6. Laut Kostenplan sollen sich die Kosten linear über die Dauer verteilen. Der PV zum 30.6. beträgt also 60.000 €. Für die Aktivität wurde aber mehr Personalaufwand investiert als geplant, nämlich im Wert von 80.000 €. (= AC). Der Arbeitsfortschritt ist jedoch nicht bei 50 % wie geplant, sondern erst bei 33 % auf dem Stand von Ende April, da sich unerwartete Probleme ergeben hatten. Der EV beträgt also 0,33 x 120.000 € = 40.000 €. CV ist dann 40.000 € 80.000 € = -40.000 €. Die geleistete Arbeit hat also 40.000 C mehr gekostet als geplant. SV beträgt 40.000 € - 60.000 € = -20.000 €., d.h., wir liegen mit unserem Arbeitsfortschritt mit Arbeit im Wert von 20.000 € zurück. 647 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Beispiel zum Cost Performance Index 648 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Beispiel zum Schedule Performance Index 649 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle CPI und SPI grafisch dargestellt am Beispiel eines gut gemanagten Projekts 650 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle CPI und SPI lassen sich wie folgt interpretieren: CPI > 1: Wir haben weniger Kosten gehabt, um die Leistung zu erbringen. CPI = 1: Wir sind genau im Kostenplan. CPI < 1: Wir haben mehr Kosten gehabt, um die Leistung zu erbringen. SPI > 1: Wir sind dem Zeitplan voraus. SPI = 1: Wir sind genau im Zeitplan. SPI < 1: Wir liegen hinter dem Zeitplan. 651 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Mögliche Ursachen für ungünstige CPI- und SPI-Werte sind: CPI > 1: Der Personalaufwand war geringer als geplant, es wurde effizienter gearbeitet. Eventuell wurden zu viele Puffer eingebaut. CPI < 1: Der Personalaufwand war höher als geplant, es wurde aber wenig effizient gearbeitet (eventuell waren die Mitarbeiter unerfahren oder nicht dafür ausgebildet) Es gab unerwartete technische Probleme (insbesondere wenn auch SPI < 1) SPI > 1: Die Aufgabe war einfacher als gedacht. Eventuell durch überhöhten Personaleinsatz erkauft (wenn CPI < 1) Eventuell wurden zu viele Puffer eingebaut. SPI < 1: Eventuell zu geringer Personaleinsatz (insbesondere wenn CPI > 1) Es gab unerwartete technische Probleme (insbesondere wenn auch CPI < 1) 652 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Fallbeispiel: Gängige mögliche Kombinationen von CPI- und SPI-Werten und ihre Interpretationen PV AC EV CPI SPI Interpretation 800 800 800 1,00 1,00 Optimaler Fall 800 600 400 0,67 0,50 Zu teuer und noch weiter hinter Zeitplan; einer der schlimmsten Fälle 800 400 600 1,50 0,75 Zwar kostengünstig, aber hinter Zeitplan; Warum wurden die Kosten so überschätzt? 800 600 600 1,00 0,75 Kosten o.k., aber hinter Zeitplan 800 800 1000 1,25 1,25 Kostengünstiger und vor Zeitplan; Überoptimaler Fall 800 1000 1000 1,00 1,25 Genau im Kostenplan und vor Zeitplan; Überoptimaler Fall 800 600 800 1,33 1,00 Kostengünstiger und genau im Zeitplan; Überoptimaler Fall 800 1000 800 0,80 1,00 Zu teuer, aber im Zeitplan 800 600 1000 1,67 1,25 Erfreulich; Wurden zu viele Puffer eingebaut? 800 1200 1000 0,83 1,25 Zu teuer, aber vor Zeitplan 653 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Der Bestandsaufnahme und der Analyse der Zahlen folgen weitere Schritte Ergebnis der Bestandsaufnahme: Problembereiche sind eingegrenzt, Hypothesen für die Problemlösung existieren bereits. Die genauen Probleme in den Problembereichen sowie die Ursachen dafür müssen erkannt werden. Die Einschätzung der Mitarbeiter zu dem aktuellen Stand und den Statuszahlen ist sehr wichtig (teilen die Mitarbeiter die Bedenken, sehen sie die Situation aufgrund zusätzlicher Information anders?). Gegenmaßnahmen müssen definiert, ggf. mit dem Auftraggeber bzw. dem Vorgesetzten (Programm–Projekt–Team) abgestimmt und umgesetzt werden 654 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Untere Management interessiert sich meistens für: Kostensituation Entwicklungskosten, z.B. aus der EVA (CPI, EAC, …) Bei Großserien im Bereich Embedded Systems: Prognose der Stückkosten verglichen mit den geplanten Kosten Terminsituation Voraussichtlicher Endtermin, SPI (aus der EVA) Termintrends aus der MTA Leistungsumfang Wird die geforderte Funktionalität geliefert oder gibt es Abweichungen? Qualitätssituation Wie ist die Produktqualität? (Z.B. wie viele Fehler der verschiedenen Schweregrade gibt es?) Gibt es direkt kundenrelevante Probleme? Personalstatus Gibt es kritische personelle Engpässe in Projekten? Risiken Zusammenfassung der Risiken, z.B. Top 5 oder Top 10 Risiken und Chancen, bei komplexen Großserienprodukten im Bereich Embedded Systems meistens monetär bezogen auf die Stückkosten: - Welche Risiken gibt es für Kostensteigerungen, welche Chancen für Kostenminderungen? - Welche voraussichtlichen Stückkosten ergeben sich unter der Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten für Risiken und Chancen? Ausgewählte technische Probleme, soweit sie für die Kosten, Termine und Funktionsumfang relevant sind 655 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Mittlere Management hat eine deutlich größere Anzahl von Projekten zu überschauen und erhält meistens stark zusammengefasste „Ampelberichte“ 656 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Topmanagement bei dem eine große Zahl von Projekten zusammenlaufen, benötigt noch stärkere Zusammenfassungen: Gibt es massive Probleme? Verbessert oder verschlechtert sich die Situation? Sind Maßnahmen eingeleitet? Gibt es Handlungsbedarf für den Berichtsempfänger? 657 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Lessons Learned Alle Abweichungen müssen betrachtet werden, nicht nur negative! Positive Abweichungen vom Plan können nur temporär sein und im Projektverlauf negative Auswirkungen haben. Abweichungen sind normal, Bandbreiten müssen aber dem Stand im Projekt entsprechen. Positive Nachrichten zu Beginn eines Projekt sind verdächtig und verdecken oft grundlegende Probleme 658 6 Projektkontrolle 6.4 Fortschrittskontrolle Zusammenfassung Überwachung von Zeit und Budget ist eine Aufgabe des Projektcontrollings. Vorgehensweise und Methoden/Tools müssen bereits in der Projektplanung definiert werden und bei der Projektplanung entsprechend berücksichtigt werden. Metriken sind eine Methode, Bereiche für Schwachstellen in Projekten zu erkennen, Detailanalyse muss folgen. Es gibt eine Vielzahl von Metriken, Beschränkung auf eine wenige aber aussagekräftige ist wichtig. Projektfortschrittskontrolle geschieht nicht nur am Schreibtisch – mit den Mitarbeitern reden! 659 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 1. Einleitung 2. Faktor Mensch 3. Teamworking und Kommunikation Interviewtechniken Zeitmanagement Konflikte und Problemlösungstechniken Moderations- und Kreativitätstechniken Projektinitiierung Gründung eines Projekts Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Produkt-/Systemdefinition 660 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 4. Schätzverfahren und Projektplanung Schätzverfahren Projektplanung 5. Projektstrukturen und Personalaktivitäten Einleitung Projektfunktionen Aufgabenträger Organisationsformen, Unternehmensstrukturen und Projektstrukturen 661 Projektmanagment Erster Überblick über die Vorlesung 6. Projektkontrolle 7. Projektrisiken und Risikomanagement Konfigurations- und Versionsmanagement Qualitätsmanagement Fortschrittskontrolle Change-Management Kostenkontrolle Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung Projektabschluss 662 Kapitel 7: Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung Projektabschluss 663 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung Warum Phase „Projektabschlusses“ Aus Definition von „Projekt“ ableitbar Endliche Dauer (also muss ein Ende von vorne herein geplant sein) Dedizierte Ressourcen (werden auch wieder für andere Aufgaben benötigt) Neuartig – Tagesbetrieb wird außerhalb des Projekts abgewickelt Ist dedizierter Projektschritt (passiert nicht einfach). Definierte Aufgaben eines Projekt sind durchzuführen (entscheidet auch über Erfolg/Misserfolg). Muss daher frühzeitig geplant und explizit durchgeführt werden. 664 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung Bedeutung für Projektmanager Letzte Möglichkeit, die Ergebnisse, die das Projekt erbringen soll, direkt zu beeinflussen Eindruck des Sponsors und der Anwender positiv beeinflussen Offene Punkte/Probleme/Issues abschließen Richtung für langfristigen Erfolg vorgeben Leistung des Projekts kritisch bewerten Methoden, Tools, Vorgehensweisen Entscheidungen, eigenes Verhalten Erfolgreiche Übergabe an die zuständige Organisation zur Betreuung 665 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung Aufgaben: Formaler Projektabschluss Auswertung Projekthistorie Erstellung Projektabschlussbericht Ziel: Gesamtbeurteilung Projekt Bewertung Projektergebnis (Ist/Soll-Vergleich) Dokumentation von Erfahrungen Identifikation von Problemen und Defiziten Vorbereitung Prozessverbesserung 666 Kapitel 7: Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung – Reifegradmodelle Projektabschluss 667 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Beobachtung: Qualitätsverbesserung führt zu Reduktion der Entwicklungszeit Reduktion der Entwicklungskosten Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Ansatz: Verbesserung Entwicklungsqualität Verbesserung Entwicklungsprozess Definition (Software-)Entwicklungsprozess (Software-)lebenszyklusabhängiger Anteil (Analyse, Entwurf, Realisierung) Lebenszyklusunabhäniger Anteil (Planung, Kontrolle, Qualitätssicherung, Konfigurationsmangement) Organisationspezifische Anteil (Prozessdefinition,-bewertung, - verbesserung, Ausbildung) 668 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Strukturierte Verbesserungsansätze Ziele: ¾ Bereitstellung systematisches Vorgehen Richtlinen für Prozesserfassung Metriken für Prozessbewertung Maßnahmen zur Prozessverbesserung Enthalten „Best Practices“ Beispiele: EFQM (European Foundation of Quality Management): abstrakter, ganzheitlicher Ansatz, fragebogenbasiert CMM (Capability Maturity Model): Reifegradbasiert, assessmentorientiert – Entwicklung eingestellt BOOTSTRAP: ähnlich CMM, detaillierter, flexibler SPICE (Software Process Improvement and Capability Determination): ähnlich CMM, ISO-basiert, integriert ISO 9000, detallierter, umfassender 669 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Reifegradmodelle (engl: maturity models) enthalten »Best Practices«, »Best Practices« über Jahrzehnte hinweg in vielen Projekten als erfolgreich erwiesen haben und deren Implementierung erfahrungsgemäß zu Verbesserungen hinsichtlich z.B. Qualität, Termin- und Budgeteinhaltung führen. Unternehmen adaptieren Praktiken, um somit besser und erfolgreicher Software zu entwickeln und dabei schrittweise verschiedene Reifegradstufen zu erreichen. Gruppieren Praktiken nach ihrer Zusammengehörigkeit. Je nach Modell werden diese Gruppen als «Prozesse«, »Prozessbereiche«, oder auch »Schlüsselprozessbereiche« bezeichnet. 670 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Die meisten Reifegradmodelle definieren Kategorien von Prozessen organisatorische Prozesse, unterstützende Prozesse, Engineering-Prozesse etc. Reifegradmodelle stellen keine Prozessbeschreibungen dar Aber: Grundlage zur Entwicklung von Prozessbeschreibungen ¾ Anpassung und Detaillierung an betriebliche Erfordernisse Reifegradstufen (engl.: capability levels) werden verwendet, um verschiedene evolutionäre Stadien in der allmählichen Verbesserung der Prozesse zu beschreiben. sind jeweils Gruppen von Praktiken zugeordnet, die aufeinander aufbauen. ¾ können als Orientierungshilfe für die Prioritäten bei der Prozessverbesserung verwendet werden. 671 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Assessments (ähnlich einem mehrtägigen Audit) Bestimmung des Entwicklungsstandes in einem Projekt oder Unternehmen Vergleich der betrieblichen Abläufe mit den Anforderungen des Reifegradmodells Ergebnis ist u.a. eine Reifegradaussage (je nach Reifegradmodell für die einzelnen Prozesse oder für die untersuchte Organisation) sowie Stärken und Schwächen in den einzelnen Prozessen. ¾ konkrete Verbesserungsmaßnahmen werden definiert. ¾ Reifegrade können also auch dem Nachweis der Güte der (Entwicklungs)Prozesse dienen und werden zunehmend von Unternehmen bei der Lieferantenbeurteilung eingesetzt. 672 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Capability Maturity Model (CMM) Einführung: Definition: SEI, 1991 (Version 1) Zielgruppe: NASA Überarbeitung: 1997 (Version 2) Ziel: Erhöhung der Qualität und Produktivität Reduktion des Risikos Verfahren: Stufenorientiert 5 Stufen zur Einordnung der aktuellen Prozessreife („maturity“) Feststellung der Einordnung mittels fragebogenbasierten Assessments Strukturierte Handlungsempfehlungen entsprechend Prozessreife 673 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMM Schlüsselbereiche (Key process areas): Gebündelt zu Reifegraden Definierten 18 Hauptkriterien für Reifedefinition Untergliedert in Unterverfahren (key practices) Definieren, was in einem Schlüsselbereich zu tun ist Definieren nicht, wie es zu tun ist 674 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Schlüsselprozessbereiche (Key Process Areas, KPAs) umfassen die einzelnen Praktiken und sind den Stufen fest zugeordnet. Um z.B. Stufe 2 zu erreichen, müssen deren Schlüsselprozessbereiche implementiert sein, bei Stufe 3 diejenigen von Stufe 2 und 3 usw. Über die Stufen wird ein Weg der Prozessverbesserung definiert, der auf langjähriger Erfahrung in einer Vielzahl von Projekten basiert erwiesen oder widerlegt. 675 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Architektur von CMM Stufe (Level) Fokus Schlüsselprozessbereich Optimierend (5) Kontinuierliche Prozessverbesserungen Fehlerverhütung Technologie-Änderungsmanagement Prozess-Änderungsmanagement Geleitet (4) Produkt- und Prozessqualität Quantitatives Prozessmanagement Software-Qualitätsmanagement Definierter ingenieurmäßiger Prozess Organisationsweiter Prozessfokus Organisationsweite Prozessdefinition Trainingsprogramm Integriertes Softwaremanagement Software-Produktentwicklung Koordination zwischen Gruppen Partner-Reviews Wiederholbar (2) Projektmanagement und Verpflichtungsprozess Anforderungsmanagement Software-Projektplanung Software-Projektsteuerung und –verfolgung Software-Unterauftragnehmermanagement Software-Qualitätssicherung Software-Konfigurationsmanagement Initial (1) „Helden“ Definiert (3) 676 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Die Reifegradstufen bauen aufeinander auf und haben folgende Bedeutung: Stufe l: Prozesse sind nicht definiert oder werden nicht befolgt. Projekterfolge sind durchaus möglich, basieren dann aber auf Individualleistungen der so genannten »Helden«. Stufe 2: Die Schlüsselprozessbereiche dieser Stufe sind in allen Projekten implementiert, wobei deren Implementierungen von Projekt zu Projekt unterschiedlich sein können. Die Prozesse sind im jeweiligen Projekt definiert, werden gelebt und auch unter Stress beibehalten. Stufe 3: Zusätzlich zu den neu hinzukommenden Prozessbereichen sind nun die Prozesse organisationsweit standardisiert und werden für ein neues Projekt zurechtgeschnitten (mittels »Tailoring Guide-lines«). Die Erfahrungen bei der Nutzung fließen zurück in die Prozessdefinitionen. Stufe 4: Die Prozesse werden nun mit statistischen Methoden überwacht und gesteuert. Stufe 5: Die Prozesse werden ständig systematisch verbessert. Verbesserungsideen werden systematisch erprobt und ihr Erfolg quantitativ 677 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMM: Stufe 1 und 2 678 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMM: Stufe 3 679 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMM: Stufe 4 und 5 680 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMM Verteilung 681 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMM-Verbreitung 682 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMM und Unternehmensgröße 683 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMM Verbesserungsaufwand 684 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMM: Assessmentfragebögen Beispiel: Schlüsselbereich Qualitätssicherung Sind QS-Maßnahmen geplant? Stellt die QS objektiv sichern dass die Softwareprodukte und Aktivitäten den festgelegten Standards, Verfahren und Anforderungen entsprechen Werden die Ergebnisse der QS-Überprüfungen (reviews, audits) den betroffenen Gruppen und Personen zur Verfügung gestellt (d.h., denjenigen, die die Arbeit ausführen und denjenigen, die für die Arbeit verantwortlich sind)? Werden Abweichungen, die nicht innerhalb des Projekts gelöst werden, an das höhere Management berichtet (z.B. Abweichungen von festgelegten Standards)? Folgt das Projekt einer schriftlichen QS-Politik? 685 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Produktionsgüte Zuverlässigkeit des ausgelieferten Systems Abhängig von „built-in“ Qualität/prozessbegleitendes Qualitätsmanagement Güte der Fehleridentifikation- und behebung in Integration und Test 686 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Fehlerbehebungsgüte Effizienz der Fehlerbehebung Maß: Anteil behobener/identifizierter Fehler Abhängig von Prozessgüte 687 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung SPICE SPICE (Software Process Improvement and Capability Determination): ISO/IEC 15504 – Stand Oktober 2003 Ziele: Assessmentmodelle und -verfahren in eine definierte Beziehung zu setzen Integration existierender Ansätze, z.B.: - CMM ISO 9000 Verfahren: Bewertung Entwicklungsprozess mittels Assessments Unterteilung in Prozess- und Reifegraddimension Unabhängige Bewertung Prozessdimensionen Identifikation von Verbesserungsmöglichkeiten 688 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Dimensionen Prozessdimension: Umfang: 5 Kategorien, 29 Prozesse, 200 Aktivitäten Kategorien: - Kunde-Zulieferer-Prozess Entwicklungsprozess (Lebenszyklusaktivitäten) Unterstützende Prozesse (u.a. KM,QS) Managementprozess (u.a. PM, QM) Organisationsprozess (u.a. Zieldefinition, Prozessverbesserung) Reifegraddimension: Umfang: 6 Stufen, 9 Attribute Definiert für jede Prozess Beispiel: Prozessdurchführung, Reifegradstufe 1: Aktivität: Ausführung von Aktivitäten sicherstellen Charakteristika: (z.B.) - Muster für Ein- und Ausgabeprodukte existieren Es gibt Verteilungsmechanismus für Arbeitsprodukte 689 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Reifegradstufen SPICE und CMM im Vergleich CMM SPICE 5 „Optimizing“ „Optimizing“ 5 4 „Managed“ „Predictable“ 4 3 „Defined“ „Established“ 3 2 „Repeatable“ „Managed“ 2 „Performed“ 1 „Incomplete“ 0 1 „Initial“ 690 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung SPICE: Reifegrade 691 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung SPICE-Prozessmodell PRIMARY LIFE CYCLE PROCESSES CUS.1 Acqusition CUS.1.1 Acqusition Preparation CUS.1.2 Supplier selection CUS.1.3 SUPPORTING LIFE CYCLE PROCESSES ENG.1 Development SUP.1 Documentation System requirements analysis and design SUP.2 Configuration Management ENG.1.2 Software requirements analysis SUP.3 Quality Assurance Supplier monitoring ENG.1.3 Software design SUP.4 Verification CUS.1.4 Customer acceptance ENG.1.4 Software construction SUP.5 Validation CUS.2 Supply ENG.1.5 Software integration SUP.6 Joint Review CUS.3 Requirements elecitation ENG.1.6 Software testing SUP.7 Audit CUS.4 Operation ENG.1.7 System integration and testing SUP.8 Problem Resolution CUS.4.1 Operational use ENG.2 System and software maintenance CUS.4.2 Customer support ENG.1.1 692 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Das SPICE-Prozessmodell ORGANISATIONAL LIFE CYCLE PROCESSES MAN.1 Management ORG.1 Organisational alignment ORG.3 Human Resource Management MAN.2 Project Management ORG.2 Improvement process ORG.4 Infrastructure MAN.3 Qualitity Management ORG.2.1 Process establishment ORG.5 Measurement MAN.4 Risk Management ORG.2.2 Process assessment ORG.6 Reuse ORG.2.3 Process improvement 693 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMMI Neben dem ursprünglichen Software CMM ist eine Reihe weiterer Reifegradmodelle für andere Anwendungsgebiete entstanden wie z.B. People CMM, Software Acquisition CMM etc. CMMI auch die Integration (daher das »I« im Namen) Kompatibilität zu ISO 15504 ¾ allgemeinere Entwicklungsprozesse (insbesondere Systems Engineering) Entwickelt von Team aus Industrie, US-Regierung und SEI entwickelt. V0.2 im Jahr 1998 VI.l Ende 2001 erwartete Lebensdauer von vier bis fünf Jahren hat [CMMI 03]. 694 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMMI CMMI - »Product Suite«, bestehend aus verschiedenen Modellen, Assessmentmethoden und Trainingsprodukten. Die Modelle liegen als »Model Framework« mit zwei Dimensionen vor: 1. Dimension: Disziplin - Software Engineering Systems Engineering Integrated Product and Process Development (IPPD) Supplier Sourcing (SS) 2. Dimension: Repräsentationsform - Staged Representation - wie das Software CMM aufgebaut Continuous Representation - analog zur ISO 15504 strukturiert Die in einem Assessment zu untersuchenden Prozesse können wie bei SPICE beliebig gewählt werden (d.h. unabhängig von Reifegradstufen) und für jeden Prozess kann unabhängig von anderen ein individueller Reifegrad ermittelt werden. 695 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMMI-Prozessmodell STAGED REPRESANTATION CONTINUOUS REPRESENTATION LEVEL 2: MANAGED PROJECT MANAGEMENT Requirements management Project planning Project planning Project monitoring and control Project monitoring and control Supplier aggreement management Supplier aggreement management Integrated project management Measurement and anlalysis Risk management Process and product quality assurance Qualitative project management Configuration management ENGINEERING LEVEL 3: DEFINED Requirement management Requirement development Requirement development Technical solution Technical solution Product integration Product integration Verification Verification Validation Validation 696 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung CMMI-Prozessmodell STAGED REPRESANTATION CONTINUOUS REPRESENTATION Organisational process focus SUPPORT Organisational process definition Configuration management Organisational training Process and product quality assurance Integrated project management Measurement and analysis Rist management Decision analysis and resolution Decision analysis and resolution Causal analysis and resolution LEVEL 4: QUANTITATIVELY MANAGED PROCESS MANAGEMENT Organisational process performance Organisational process focus Quanititative project management Organisational process definition LEVEL 5: OPTIMIZING Organisational training Organisational innovation and deployment Organisational process performance Causal analysis and resolution Organisational innovation and deployment 697 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Reifegradmodelle sind Modelle zur Messung, Bewertung und Verbesserung des SW-Entwicklungsprozesses. Diese beinhalten Best Practices, gegen die die realen Prozesse verglichen werden. Anhand der Ergebnisse des Vergleichs werden neben Reifegradstufen auch Stärken und Verbesserungspotenziale identifiziert und konkrete Empfehlungen gegeben. Die am weitesten verbreiteten Modelle sind das stufenorientierte Capability Maturity Model (CMM), das kontinuierliche Modell ISO 15504 (genannt SPICE) sowie das Capability Maturity Model Integration (CMMI), das beide Repräsentationen ermöglicht. Alle Modelle enthalten Projektmanagementprozesse sowie eine Verknüpfung von Projektmanagementpraktiken mit den Reifegradstufen. 698 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Prozessverbesserung: Nebenwirkungen Strukturierte Prozessbesserungsansätze: Ziele: - Messung/Steigerung Prozessproduktivität/Qualität Messung/Reduktion Risiken Ansatz: Standardisierung Entwicklungsprozess Nebenwirkung: Zusätzlicher Aufwand für Prozessverbesserung Prozessoptimierung nur für traditionelle/Standardprobleme Neue Domänen verursachen: - Neue Entwicklungsmethoden (Stufe 1) Neue Qualitätssicherungsverfahren (Stufe 2) Neue Prozessdefinitionen (Stufe 3) Neue Prozesskennzahlen (Stufe 4) Beispiel: - Wechsel von Controlling-Systeme zu Billing-Systeme Wechsel von Automatisierungstechnik zu Automobiltechnik 699 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.1 Prozessverbesserung Prozessverbesserung: Risiken Risiko: Verselbstständigte Prozessverbesserung Prozessbewertung wichtiger als Prozessverbesserung - „Ranking“ als Ziel der Prozessbesserung Übertriebenes Sicherheitsdenken: - Fokussierung auf stabilen Entwicklungsprozess Auswirkung: Vermeidung risikoreicher Innovationen Übernahme neuer Anwendungs-/Geschäftsfelder 700 Kapitel 7: Projektabschluss und Prozessverbesserung Prozessverbesserung Projektabschluss 701 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.2 Projektabschluss Projektabschluss Formaler Projektabschluss: Definierte Beendigung eines Projekts Erreichen des Projektziels Abbruch eines Projekts Prozessabschluss hat unterschiedliche Dimensionen: Produktdimension: - Sicherung der Produkte und Ergebnisse Vorbereitung Softwarepflege und Änderung Vorbereitung der Wiederverwendung/Verbreitung der Ergebnisse Projektdimension: - Freigeben von Ressourcen und Personal Rechenschaftsberichte erstellen Projekt auflösen 702 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.2 Projektabschluss Formale Abnahme durch Auftraggeber Abnahme ist Hauptpflicht des Auftraggebers Abnahmekriterien und Vorgehensweise für die Abnahme sind bereits zu Beginn des Projekts definiert worden (wenn nicht, wird‘s jetzt schwierig...) Abnahme ist Basis für die Übergabe an die übernehmende Organisation/Abteilung Hat ggf. auch rechtliche Auswirkungen (bei Zusammenarbeit mit externen Partnern) Achtung: Abnahme erfolgt i.d.R. vor einer endgültigen Bestätigung des Business Cases (mit allen Konsequenzen) 703 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.2 Projektabschluss Inhalt und grobe Vorgehensweise Begriff der Abnahme Erklärung vs. Verfahren zweigliedriger Abnahmebegriff: körperliche Entgegennahme und Billigung der Leistung 2 mögliche Vorgehensweisen Projektbegleitende Abnahme (dringend empfohlen) „Big bang“ (manchmal nicht anders machbar) Verfahren und Detailvorgehensweise muss vor der Abnahme bekannt sein (auch Testdaten etc.) 704 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.2 Projektabschluss Abnahmekriterien Für die Abnahme wird die Übereinstimmung mit den sog. Annahmekriterien geprüft Einhaltung von Planungs- und Managementprozessen Definition der Verifikationsmethoden Definition der Zeitdauer der Abnahme Vereinbarung von Fehlerklassen Zeitdauer für die Behebung von Problemen ¾ Wichtig: Allen Beteiligten muss klar sein, was Abnahme heißt und was die Regeln sind! 705 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.2 Projektabschluss Abnahmephasen Abnahmephasen: Überprüfung und Vollständigkeitskontrolle des vom Auftragnehmer gelieferten Programms einschl. Dokumentation Installation und anschl. Test in Testumgebung Performancetests auf Basis vereinbarter Mengenprofile Test des störungsfreien Wiederanlaufs nach Abbruch oder Stromausfall Auftraggeber trägt: Verantwortung für Aufbau und Betrieb Testumgebung Verantwortung für Testfälle und -daten 706 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.2 Projektabschluss Rechtliche Auswirkungen Vermutung der vollständigen Lieferung Mangelausschluss (§ 640 II BGB) Untersuchungs- und Rügepflichten (§ 377, 381 II HGB) Mängelbeseitigungs- statt Erfüllungsanspruch Beweislastumkehr Gefahrenübergang Nutzungsrechtseinräumung Verschuldensunabhängiger Zinsanspruch (§ 641 II BGB) Fälligkeit des Vergütungsanspruchs (§ 641 BGB) Verjährungsbeginn (§ 638 BGB) 707 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.2 Projektabschluss Somit Hauptproblem bei der Abnahme ist i.d.R. kein rechtliches sondern ein psychologisches beim Auftraggeber Formaler Teil muss sein, aber dabei partnerschaftliches Verhältnis zwischen Projekt und Auftraggeber beachten Gutes Änderungsmanagement zahlt sich (spätestens) hier aus Kriterien und Verfahren möglichst früh klären und festlegen (Abnahmephase ist Stress...) Bestmögliche Betreuung der zur Abnahme berechtigten Mitarbeiter des Auftraggebers sicherstellen Schnelle Reaktion auf auftretende Probleme 708 7 Projektabschluss und Prozessverbesserung 7.2 Projektabschluss Projektabschlussdimensionen: Personalorganisation: Identifikation und Durchführung von Fortbildungsmaßnahmen Teamgeist belohnen Evtl. Fortführung der Teamstruktur Organisationsdimension: Identifikation von erfolgreichen Verfahren („Best Practices“) Identifikation und Durchführung von Verbesserungsmaßnahmen - Unternehmensstrukturen Technologien Prozessdefinitionen 709 Das war‘s! Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen eine schöne vorlesungsfreie Zeit, viel Erfolg in der Klausur und auf Wiedersehen im neuen Semester! 710