Märchenausstellung

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Märchenausstellung
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TEXTübersicht
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1. heldin im Märchen
DIE HELDIN
Die Prinzessin ist die beliebteste weibliche
Märchenfigur. Oft ist sie nicht nur schön und vornehm, sondern auch tapfer und klug. Aschenputtel hat
viele dieser Charakterzüge. Sie handelt zurückhaltend
und scharfsinnig. Bis zum glücklichen Schluss des
„Die guten ins Töpfchen,
Die schlechten ins Kröpfchen“
Märchens muss sie viele Gefahren und Prüfungen bestehen. Das Mädchen in „Die sieben Raben“ rettet mutig
Die guten
ins Töpfchen,
die schlechten
Attribute im Hintergrund:
ins Kröpfchen.
xx
ihre Brüder. Auch Frau Holle erweist sich als weise und
gerecht. Sie belohnt das fleißige und selbstlose Mädchen
und bestraft die gierige Stiefschwester.
Als die Brüder Grimm die Märchen aufschrieben, waren die
Die Prinzessin ist die beliebteste weibliche
Märchenfigur. Oft ist sie nicht nur schön und vornehm,
sondern auch tapfer und klug. „Aschenputtel“ hat
viele dieser Charakterzüge. Es handelt zurückhaltend
und scharfsinnig. Bis zum glücklichen Schluss des Märchens
muss es viele Gefahren und Prüfungen bestehen.
Das Mädchen in „Die sieben Raben“ rettet mutig seine
Brüder. Auch „Frau Holle“ erweist sich als weise und
gerecht. Sie belohnt das fleißige und selbstlose Mädchen
und bestraft die gierige Stiefschwester.
Als die Brüder Grimm die Märchen aufschrieben, waren die
Rechte der Frauen noch sehr eingeschränkt. Als Ideal galt,
Mutter zu sein und dem Mann zu dienen. Grimms Heldinnen
sind dagegen fast moderne Frauen. Anstatt auf den
Prinzen mit dem weißen Schimmel zu warten, nehmen sie
ihr Schicksal selbst in die Hand. Die jungen Zuhörerinnen
lernen die Bedeutung von Fleiß und Mut – denn manchmal
muss die kleine Schwester die großen Brüder retten!
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
Rechte der Frauen noch sehr eingeschränkt. Als Ideal galt,
Mutter zu sein und dem Mann zu dienen. Grimms Heldin-
Aus KHM 21, Aschenputtel
nen sind dagegen fast moderne Frauen. Anstatt auf den
Prinzen mit dem weißen Schimmel zu warten, nehmen sie
ihr Schicksal selbst in die Hand. Die jungen Zuhörerinnen
lernen die Bedeutung von Fleiß und Mut – denn manchmal
muss die kleine Schwester die großen Brüder retten!
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1. heldin im Märchen
fromm
unschuldig
die schöne prinzessin
DIE HELDIN
Die schöne
Prinzessin
fleissig
Eines der bekanntesten
anmutig
Eines der bekanntesten Märchen ist „Aschenputtel“, KHM 21.
Darin wird ein scheinbar einfaches Mädchen zur Prinzessin.
Mit Bescheidenheit und Witz übersteht es alle Intrigen,
die sich seine böse Stiefmutter zugunsten ihrer Töchter ausdenkt.
KHM 21. Darin wird ein scheinbar
einfaches Mädchen zur Prinzessin.
Mit Bescheidenheit und Witz trotz
sie allen Intrigen,die ihre böse
Stiefmutter zugunsten ihrer
Töchter spinnt.
erhaben
Zitate auf Drehelementen:
Der Schuh ist nicht
zu klein,
die rechte Braut, die
führt er heim.
Der Schuh ist nicht zu klein, die rechte Braut, die führt er heim.
Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.
Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.
Rucke di guh, rucke di guh, Blut ist im Schuh.
Und weil es darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es
Aschenputtel.
Das Mädchen ging jeden Tag hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte, und blieb
fromm und gut.
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Märchen ist „Aschenputtel“,
Bäumchen, rüttel
dich und schüttel
dich, wirf Gold und
Silber über mich!
Attribute im Hintergrund:
fromm
unschuldig
fleißig
anmutig
erhaben
bezaubernd
hübsch
4
1. heldin im Märchen
weise
Die weise Frau
DIE HELDIN
Die weise
Frau
„Frau Holle“, KHM 24, ist
„Frau Holle“, KHM 24, ist die Geschichte von der gerechten, aber auch streng
strafenden, weisen Zauberfrau.
Das umsichtige und fleißige Mädchen wird mit einem Goldregen belohnt.
Die faule Stiefschwester trifft dagegen ein „Pechregen“.
die Geschichte von der
gerechten aber auch streng
strafenden, weisen Zauberfrau.
Das umsichtige und fleißige Mädchen
alt
wird mit einem Goldregen belohnt.
Die faule Stiefschwester trifft dagegen
ein lebenslanger „Pechregen“.
Zitate auf Drehelementen:
Das sollst du haben
weil du fleissig
gewesen bist.
Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist.
Du musst nur achtgeben, dass du mein Bett fleißig aufschüttelst, dann schneit es in der
Welt.
gerecht
Wenn es schneit,
macht Frau Holle
ihr Bett.
Das ist zur Belohnung deiner Dienste.
Kikeriki! Unsere goldene Jungfrau ist wieder hier!
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Attribute im Hintergrund:
weise
alt
gerecht
erfahren
ehrlich
erfahren
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1. heldin im Märchen
Attribute im Hintergrund:
aufrichtig
selbstlos
rein
mutig
Das heldenhafte Mädchen
In „Die sieben Raben“, KHM 25, befreit ein tapferes Mädchen seine sieben Brüder,
die zu Raben verzaubert wurden.
Dafür wandert es allein durch die ganze Welt,
besteht große Gefahren und bringt persönliche Opfer,
um den Fluch über seine Brüder zu brechen.
DIE HELDIN
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die zu Raben verzaubert wurden.
Dafür reist sie allein durch die ganze Welt,
selbstlos
besteht große Gefahren und bringt persönliche
Opfer, um den Fluch über ihre Brüder zu brechen.
Ich suche
meine Brüder
die Sieben
Raben.
Hier, in klein könnte noch
eine Erklärung oder
ähnliches stehen, KHM
oder anderes.
Ich wollte, dass die Jungen alle zu Raben werden!
Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?
ein tapferes Mädchen ihre sieben Brüder,
Hier, in klein könnte noch eine
Erklärung oder ähnliches stehen,
KHM oder anderes.
Zitate auf Drehelementen:
Ich suche meine Brüder, die sieben Raben.
In „Die sieben Raben“, KHM 25, befreit
Ich riche,riche
Menschenfleisch.
rein
Ich rieche Menschenfleisch.
Das heldenhafte
Mädchen
aufrichtig
mutig
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1. heldin im Märchen
Die moderne Heldin
Auch heute gibt es Heldinnen wie aus einem Märchen.
Mal tauchen sie als Aschenputtel aus dem Nichts auf,
mal sind sie tapfer und selbstlos wie im Märchen von
Frau Holle. Sie sind schön, klug und haben manchmal
auch ein gutes Herz.
Angelina Jolie ist so eine moderne Märchenprinzessin.
Sie ist bildschön, reich, intelligent und wohltätig.
Mit Brad Pitt hat sie sogar einen berühmten Prinzen.
Supermodels wie Heidi Klum suchen als „gute Fee”
im TV ein Aschenputtel, das sie in eine Prinzessin
auf dem Laufsteg verwandeln können.
Märchen sind nicht die Wirklichkeit. Auch unsere heutigen, märchenhaften Heldinnen werden vor allem durch
die Medien geschaffen. Denn was Angelina Jolie wirklich denkt,
das weiß nur sie selbst.
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2. held im Märchen
DER HELD
Wenn es im Märchen brenzlig wird, sind Helden
gefragt. Sie kämpfen tapfer gegen Riesen, Einhörner und böse Wölfe.Viele werden zwar eher unfreiwillig zum Helden, aber in Gefahr und Not beweisen
sie männliche Tugenden. Wo es an Körperkraft fehlt, wie
beim „Tapferen Schneiderlein“, helfen List und Mut, um
„Rapunzel, Rapunzel,
laSS mir dein Haar herunter!“
Wenn es im Märchen brenzlig wird, sind Helden gefragt.
Sie kämpfen tapfer gegen Riesen, Einhörner und böse Wölfe.
Viele werden zwar eher unfreiwillig zum Helden,
aber in Gefahr und Not beweisen sie männliche Tugenden.
Wo es an Körperkraft fehlt, wie beim „Tapferen Schneiderlein“,
helfen List und Mut, um am Ende siegreich zu sein.
Der Jäger befreit als der offizielle Hüter des Rechts „Rotkäppchen“
und die Großmutter aus dem Bauch des Wolfes. Das Schneiderlein
wird durch ein Missverständnis zum Helden. Rapunzels Prinz ist
der gefühlvolle Held, der vor Liebesschmerz vom Turm springt und
um den Verlust seiner Liebsten weint.
Der Märchenheld ist ein normaler Mensch ohne Zauberkräfte.
Bei Gefahren erweist er sich viel tapferer als der adlige Prinz.
Er wird also nicht automatisch als Held geboren. Erst das
Bestehen von scheinbar aussichtslosen Aufgaben macht ihn
zum wahren Helden der Geschichte.
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Rapunzel,
Rapunzel,
lass mir
dein Haar
herunter!
Aus KHM 12, Rapunzel
am Ende siegreich zu sein.
Der Jäger befreit als der offizielle Hüter des Rechts Rotkäppchen und die Großmutter aus dem Bauch des Wolfes. Das
Schneiderlein wird durch ein Missverständnis zum Helden.
Aber Rapunzels Prinz ist eher passiv und schicksalsergeben.
Der Märchenheld ist ein normaler Mensch ohne Zauberkräfte.
Bei Gefahren erweist er sich viel tapferer, als der adlige Prinz.
Er wird also nicht automatisch als Held geboren. Erst das
Bestehen von scheinbar aussichtslosen Aufgaben,macht ihn
zum wahren Helden der Geschichte.
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2. held im Märchen
Attribute im Hintergrund:
mutig
edel
freundlich
schön
fromm
mutig
der edle prinz
DER HELD
edel
Der edle
Prinz
Im Märchen „Rapunzel“,
KHM 12, liebt der Prinz ein
Im Märchen „Rapunzel“, KHM 12, liebt der Prinz ein Mädchen,
das von einer Zauberin in einem Turm eingesperrt wurde.
Durch diese verliert er sein Augenlicht und irrt fortan durch die Welt.
Erst durch Zufall findet er Rapunzel wieder und kann sie aus der Wüste befreien.
Mädchen, das von einer Hexe
in einem Turm eingesperrt wurde.
freundlich
Durch diese verliert er sein Augenlicht
und irrt fortan durch die Welt. Erst durch
Zufall findet er Rapunzel wieder
und kann sie befreien.
schön
Zitate auf Drehelementen:
Rapunzel,
Rapunzel, laß
mir dein Haar
herrunter.
Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter!
Rapunzel hatte lange, prächtige Haare. Sie waren fein wie Gold.
Rapunzel war das schönste Kind der Welt.
Er führte sie in sein Reich, und sie lebten lange und glücklich.
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fromm
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2. held im Märchen
Attribute im Hintergrund:
gerecht
tatkräftig
ordnungshütend
gerecht
Der fürsorgliche Jäger
tatkräftig
DER HELD
Der fürsorgliche Jäger
Im Märchen „Rotkäppchen“,
Im Märchen „Rotkäppchen“, KHM 26, wird ein Mädchen namens
Rotkäppchen zusammen mit seiner Großmutter von einem bösen
Wolf gefressen. Der Jäger entdeckt den Wolf und befreit die Gefangenen
nach einem besonderen Plan, um sie nicht zu verletzen.
KHM 26, wird ein Mädchen
namens Rotkäppchen zusammen
mit ihrer Großmutter von einem
Damit ich
dich besser
fressen kann!
bösen Wolf gefressen.
Zitate auf Drehelementen:
Dann zog er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich
in ihr Bett und zog die Vorhänge vor.
erfahren
Dass ich dich besser fressen kann!
Als Rotkäppchen in den Wald kam, traf sie auf den Wolf.
ordnungshütend
Aber, Großmutter, warum hast du so ein großes Maul!
Finde ich dich hier, du alter Sünder, ich habe dich lange gesucht.
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2. held im Märchen
Attribute im Hintergrund:
übermutig
wagemutig
abenteuerlustig
schlau
übermutig
Der tapfere Bursche
DER HELD
Das Märchen „Das tapfere Schneiderlein“, KHM 20, erzählt die
Geschichte von einem einfachen, aber schlauen Schneider.
Durch Mut, Abenteuerlust und Einfallsreichtum gelingt es ihm,
schwere Aufgaben zu bestehen und die Prinzessin zu heiraten.
Der tapfere
Bursche
Das Märchen „Das tapfere Schneiderlein“,
KHM 20, erzählt die Geschichte von einem
Sieben
auf einen
Streich!
einfachen aber schlauen Schneider.
Durch Wagemut, Abenteuerlust und Einfalls-
schlau
wagemutig
reichtum gelingt es ihm, schwere Aufgaben
zu bestehen und die Prinzessin zu heiraten.
Zitate auf Drehelementen:
Vor einem
Einhorn fürchte
ich mich noch
weniger als vor
zwei Riesen.
Sieben auf einen Streich!
Vor einem Einhorn fürchte ich mich noch weniger als vor zwei Riesen.
Also war und blieb das Schneiderlein König, bis er starb.
Der Schneider wollte in die Welt hinaus.
Er dachte, dass seine Werkstatt zu klein und langweilig ist.
Da kannst du lesen, was ich für ein Mann bin.
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abenteuerlustig
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2. held im Märchen
Der moderne Held
Der Begriff Held wird heute oft sehr schnell benutzt.
Wer ist ein moderner Held? Der Feuerwehrmann im
einstürzenden World Trade Center? Der Sportler, der
im Wettkampf über sich hinauswächst? Der Demonstrant, der gegen ein übermächtiges Regime antritt?
Moderne Helden stehen oft im Dienste einer guten
Sache. Bob Geldorf etwa, der es vom Lastwagenfahrer zum Rockstar brachte. Er nutzte seinen Ruhm,
um Wohltätigkeitskonzerte zu organisieren.
Für sein Engagement wurde er sogar zum Ritter
geschlagen. Heute gibt es Superhelden! Sie heißen
Superman, Batman oder Spider-Man. Sie haben
enorme Kraft, können fliegen und sind fast unbesiegbar. Der männliche Superheld unserer Tage ist reine
Fiktion. Er entstammt der Welt des Comics oder
des Films.
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3. die bösen im märchen
DIE BÖSEN
Das Böse hat im Märchen viele Gesichter.
Es ist mal eine schöne aber eifersüchtige Frau,
oder ein eher rätselhaftes Wesen.Die Bösen trachten
den Guten mit Heimtücke, Zorn und Gier nach dem
Leben.
„Knusper, knusper, knäuschen“
Das Böse hat im Märchen viele Gesichter.
Es ist mal eine schöne, aber eifersüchtige Frau
oder ein eher rätselhaftes Wesen. Die Bösen trachten
den Guten mit Heimtücke, Zorn und Gier nach dem
Leben.
Die böse Stiefmutter versucht aus Eitelkeit, ihre schöne
Stieftochter „Schneewittchen“ umzubringen. Die böse
Hexe möchte Hänsel verspeisen, und „Rumpelstilzchen“
will das erste Kind der Königin.
Während der Held oft erst im Laufe der Geschichte zum
Helden wird, sind die Bösen schon immer böse. Die bösen
Figuren stehen für Urängste im Menschen. Dies kann
der Verlust der Eltern oder des Kindes sein. Dies kann aber
auch der Tod an sich sein. Der Märchenhörer durchlebt
beim Hören diese Ängste und lernt mit ihnen umzugehen.
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Knusper,
knusper,
knäuschen...
Aus KHM 15, Hänsel und Gretel
Die böse Stiefmutter versucht aus Eitelkeit ihre schöne
Stieftochter Schneewittchen umzubringen. Die böse Hexe
möchte Hänsel verspeisen und Rumpelstilzchen will das
erste Kind der Königin.
Während der Held oft erst im Laufe der Geschichte zum
Held wird, sind die Bösen schon immer böse. Die bösen
Figuren stehen für Urängste im Menschen. Dies kann der
Verlust der Eltern oder des Kindes sein. Dies kann aber
auch der Tod an sich sein. Der Märchenhörer durchlebt
beim Hören diese Ängste und lernt mit ihnen umzugehen.
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3. die bösen im märchen
Der Wind,
der Wind,
das himmlische
Kind.
Die hinterhältige Hexe
DIE BÖSEN
Die hinterhältige Hexe
Das Märchen „Hänsel und
Das Märchen „Hänsel und Gretel“, KHM 15, erzählt die Geschichte
von zwei Geschwistern. Die Eltern setzen die Kinder der Gefahr aus.
Eine Hexe nimmt die Kinder gefangen und will Hänsel braten und essen,
aber Gretel überlistet diese und befreit ihren Bruder.
Gretel“, KHM 15, erzählt die
Geschichte von zwei Geschwistern, die von einer Hexe
gefangen werden. Die böse Hexe
will Hänsel essen, aber Gretel
falsch
überlistet sie und befreit
ihren Bruder.
alt
Zitate auf Drehelementen:
Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
häßlich
hinterlistig
Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?
Wenn die Hexe ein Kind fing, tötete sie es.
Danach kochte sie das Kind und aß es.
Das war für die Hexe ein Festtag.
bedrohlich
Hänsel, wir sind frei! Die alte Hexe ist tot!
unschuldig
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Attribute im Hintergrund:
falsch
alt
hinterlistig
hässlich
bedrohlich
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3. die bösen im märchen
Der listige wicht
DIE BÖSEN
Der lustige
Wicht
Im Märchen „Rumpel-
Im Märchen „Rumpelstilzchen“, KHM 55,
hilft ein seltsames Männchen einer Frau, aus Stroh Gold zu spinnen.
Als Gegenleistung will es ihr erstes Kind, sobald sie Königin geworden ist.
Nur wenn sie den Namen des bösen Männleins errät, darf sie ihr Kind behalten.
stilzchen“, KHM 55, hilft ein
seltsames Männchen einer
Frau aus Stroh Gold zu spinnen.
Als Gegenleistung will er ihr
kleinwüchsig
erstes Kind, wenn Sie Königin
geworden ist. Nur wenn sie den
Namen des bösen Männleins
errät, darf sie ihr Kind
behalten.
Zitate auf Drehelementen:
... der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt!
häßlich
Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß‘!
jähzornig
Heute backe ich, morgen braue ich, übermorgen hole ich das Kind der Königin.
Du hast drei Tage Zeit.
Wenn du meinen Namen rätst, darf dein Kind bei dir bleiben.
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lächerlich
Attribute im Hintergrund:
kleinwüchsig
jähzornig
lächerlich
hinterlistig
erbarmungslos
runzelig
hässlich
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3. die bösen im märchen
Attribute im Hintergrund:
schön
listenreich
eifersüchtig
ungerecht
neiderfüllt
jung
Die eifersüchtige Stiefmutter
schön
Im Märchen „Schneewittchen“, KHM 53, will die böse Stiefmutter die
Schönste im ganzen Land sein, doch Schneewittchen ist schöner.
Deswegen will sie Schneewittchen töten. Ihr böser Plan wird jedoch durch einen
Jäger, sieben Zwerge und einen Prinzen verhindert.
DIE BÖSEN
Die eifersüchtige
Stiefmutter
Im Märchen „Schneewittchen“, KHM 53,
will die böse Stiefmutter die Schönste
Spieglein,
Spieglein an der
Wand, wer ist
die Schönste im
ganzen Land?
listenreich
Zitate auf Drehelementen:
wittchen töten. Ihr böser Plan wird jedoch
Prinzen vereitelt.
Du Schöne, jetzt wirst du getötet.
jung
eifersüchtig
Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz
ungerecht
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
neiderfüllt
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ist schöner. Deswegen will sie Schnee-
durch einen Jäger, sieben Zwerge und einen
Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?
Hüte dich und lass keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind!
im ganzen Land sein, doch Schneewittchen
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3. die bösen im märchen
Das moderne böse
Jedes Kind weiß, dass es in dieser Welt nicht nur Gutes
gibt. Allerdings gibt es verschiedene Einschätzungen,
was gut und was böse ist. Die Medien verbreiten heute
moderne Beispiele von Bösewichten.
Diese können schrullig sein wie Gargamel oder Mr. Burns
aus den „Simpsons“. Oder übermächtig böse wie Sauron
in „Herr der Ringe“. Sie können aber auch das negative
Gegenstück des Helden sein, etwa Darth Vader, der die
dunkle Seite von Luke Skywalker ist.
Eine klassische Erzählung kommt nur schwer ohne die
Bösen aus. Sie sind die Herausforderung, an denen sich
der Held beweisen muss. Die Bösen besitzen bestimmte
Charaktereigenschaften, die in den unterschiedlichen
Kulturkreisen als schlecht gelten. Im Märchen gehört
der innere Streit von Gut und Böse zum Menschsein.
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4. tiere im märchen
DIE TIERE
Tiere sind ein wichtiger Bestandteil von
Märchen. Sie können zwar denken und handeln
wie Menschen, sind aber dennoch von ihnen sehr
verschieden. Tier und Mensch stehen auf unterschiedliche Art und Weise in einer Beziehung zu einander.
„Du schreist einem durch Mark und Bein“
Tiere sind ein wichtiger Bestandteil von Märchen.
Sie können zwar denken und handeln
wie Menschen, sind aber dennoch von ihnen sehr
verschieden. Tier und Mensch stehen auf unterschiedliche
Art und Weise in einer Beziehung zueinander.
Der Wolf ist meistens ein böses Tier. Er verspeist Geißlein oder
auch mal das „Rotkäppchen“ samt Großmutter. Während die
„Bremer Stadtmusikanten“ sich wie Menschen benehmen, ist der
„Froschkönig“ ein Mensch, der in einen Frosch verzaubert wurde.
Oft stehen Tiere für Probleme bestimmter Menschengruppen.
Der Märchenhörer lernt durch die Abenteuer der Tiere, wie er sich
in bestimmten Situationen verhalten kann. Das Märchen von den
„Bremer Stadtmusikanten“ lehrt die Rolle von Zusammenhalt
und Mut für eine bessere Zukunft. Dies war im 19. Jahrhundert
eine fast revolutionäre Botschaft.
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Der Wolf ist meistens ein böses Tier. Er verspeist Geißlein oder
Du schreist
einen durch
Mark und Bein.
Aus KHM 27,
Die Bremer Stadtmusikanten
auch mal das Rotkäppchen samt Großmutter. Während die Bremer Stadtmusikanten sich wie Menschen benehmen, ist der Froschkönig ein Mensch, der als Frosch verzaubert wurde.
Oft stehen Tiere für Probleme bestimmter Menschengruppen.
Der Märchenhörer lernt durch die Abenteuer der Tiere, wie er sich
in bestimmten Situationen verhalten kann. Das Märchen von den Bremer
Stadtmusikanten lehrt die Rolle von Zusammenhalt und
Mut für eine bessere Zukunft. Dies war im 19. Jahrhundert eine
fast revolutionäre Botschaft.
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4. tiere im märchen
Attribute im Hintergrund:
furchterregend
laut
alt
treu
furchterregend
Die musikalischen Tiere
Im Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“, KHM 27,
flüchten vier alte Tiere vor ihren Besitzern, die sie töten wollen.
Sie bilden eine Gemeinschaft und verjagen mit ihrem Gebrüll Räuber aus einem Haus.
Dort wohnen sie dann friedlich zusammen und reisen nicht weiter nach Bremen.
TIERE
laut
Die musikalischen Tiere
Im Märchen „Die Bremer
Stadtmusikanten“, KHM 27,
flüchten vier alte Tiere vor ihren
Besitzern, die sie töten wollen.
Sie bilden eine Gemeinschaft
alt
und verjagen mit ihrem Gebrüll
Räuber aus einem Haus. Dort wohnen
sie dann friedlich zusammen
und reisen nicht weiter nach
Bremen.
Zitate auf Drehelementen:
Ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant.
Komm mit mir und werde auch Stadtmusikant!
Komm mit uns nach Bremen. Du kannst gut Nachtmusik spielen.
Von nun an trauten sich die Räuber nicht mehr in das Haus.
Die Tiere haben uns überlistet.
Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krähte.
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treu
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4. tiere im märchen
Attribute im Hintergrund:
täuschend
listenreich
gefräßig
hinterhältig
täuschend
listenreich
Die schlauen Tiere
Das Märchen „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“, KHM 5,
erzählt die Geschichte von einem listigen Wolf, der sechs Geißlein frisst.
Das siebte aber versteckt sich im Uhrenkasten und bleibt unentdeckt.
Mutter Ziege kann ihre Kinder schließlich aus dem Bauch des Wolfes befreien.
TIERE
Die schlauen
Tiere
Das Märchen „Der Wolf und
die sieben Geißlein“, KHM 5,
erzählt die Geschichte von einem
listigen Wolf, der sechs Geißlein
frisst. Mutter Ziege kann aber ihre
gefrässig
Kinder aus dem Bauch des
Wolfes befreien.
Zitate auf Drehelementen:
Oh, mein Bauch tut mir weh.
Ich dachte, es waren sechs Geißlein, aber es waren Steine.
Streu mir weißes Mehl auf meine Pfote!
Wir machen nicht auf! Unsere Mutter hat keinen schwarzen Fuß wie du.
Du bist der Wolf!
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hinterhältig
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4. tiere im märchen
Attribute im Hintergrund:
hilfsbereit
hässlich
eigennützig
aufdringlich
Der verwunschene Mensch
Im Märchen „Der Froschkönig und der eiserne Heinrich“, KHM 1,
will ein Frosch mit einer Prinzessin befreundet sein.
Die Prinzessin wirft den Frosch angeekelt an die Wand und dadurch
verwandelt er sich zurück in einen Prinzen.
Der Frosch wird im Märchen nicht geküsst!
hilfsbereit
TIERE
häßlich
Der verwunschene
Mensch
Im Märchen „Der Froschkönig und der
eiserne Heinrich“, KHM 1, will ein Frosch mit einer
Prinzessin befreundet sein. Die Prinzessin wirft den
Forsch angeekelt an die Wand und dadurch verwandelt er sich zurück in einen Prinzen. Der Frosch wird
Zitate auf Drehelementen:
im Märchen nicht geküsst!
Ach, du spielst nur im Wasser!
Ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wiederbringst.
Da wurde sie böse und warf den Frosch an die Wand.
eigennützig
Das Essen schmeckte dem Frosch, aber nicht der Prinzessin.
aufdringlich
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4. tiere im märchen
Das moderne tier
Tiere sind in unserer Welt auf vielfältige Weise zu Hause.
Einige werden gegessen, andere gekrault. Tiere leben
in der Wildnis und vor vielen hat man Angst oder ekelt
sich. Menschen vergleichen sich mit Tieren, denn sie leben
von Anfang an mit ihnen zusammen. Dementsprechend
stehen Tiere in unserer Sprache für bestimmte menschliche Wesenszüge.
Ein Storch ist stolz und eine Gans ist dumm. Ein Igel gilt als besonders
schlau und ein Esel als störrisch, ein Biber ist fleißig und ein Löwe mutig.
Um einen Menschen zu beschreiben, nennt man ihn „faulen Hund“,
„lahme Ente“ oder „listige Schlange“. Tiere helfen dem Menschen, sich
selbst zu verstehen.
Truhendeckel
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5. magie und zauberei
MAGIE&
ZAUBEREI
Magie und Zauberei sind im Märchen sehr wichtig.
Wenn dort magische Dinge passieren,sind nicht immer
Hexen oder Zauberer am Werk. Manchmal passiert
Magisches einfach im Alltag.
„Tischchen, deck dich!“
Magie und Zauberei sind im Märchen sehr wichtig.
Wenn dort magische Dinge passieren, sind nicht immer
Hexen oder Zauberer am Werk. Manchmal passiert
Magisches einfach im Alltag.
„Dornröschen“ sticht sich an einer Spindel in den Finger und fällt
für 100 Jahre in einen Tiefschlaf, weil eine rachsüchtige weise Frau
sie verwünscht hat. Ein armes Mädchen wird mit vom Himmel fallenden
Talern belohnt. Drei Söhne erhalten zum Ende ihrer Lehrzeit
wundersame magische Gegenstände als Geschenk.
Zauberei und Magie sind in Märchen „ganz normal“. Magie macht
die Geschichte spannender, sie kann aber auch Werte und Moral
vermitteln. Die Aussicht auf ein Wunder spendet Trost und
stärkt die Hoffnung der Zuhörer auf ein besseres Leben.
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Tischschen,
deck dich!
Aus KHM 36, Tischlein
deck dich.
Dornröschen sticht sich an einer Spindel in den Finger und fällt für
100 Jahre in einen Tiefschlaf, weil eine böse Frau sie verwünscht hat.
Ein armes Mädchen wird mit vom Himmel fallenden Talern
belohnt. Drei Söhne erhalten zum Ende ihrer Lehrzeit wundersame
magische Gegenstände als Geschenk.
Zauberei und Magie sind in Märchen „ganz normal“. Magie macht die
Geschichte spannender, sie kann aber auch Werte und Moral
vermitteln. Die Aussicht auf ein Wunder spendet Trost und
stärkt die Hoffnung der Zuhörer auf ein besseres Leben.
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5. magie und zauberei
Zauberhafte Gaben
Attribute im Hintergrund:
wundersam
unglaublich
außergewöhnlich
unbeschreiblich
MAGIE UND
ZAUBEREI
Zauberhafte
Gaben
Das Märchen „Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“, KHM 36,
erzählt die Geschichte von drei Söhnen, die von ihrem Vater verstoßen wurden.
Als sie zum Vater zurückkehren, bringen sie ihm magische Dinge mit,
die sehr nützliche Eigenschaften haben und ihnen ein wunderbares Leben ermöglichen.
Das Märchen „Tischlein deck
dich, Goldesel und Knüppel aus
dem Sack“, KHM 36, erzählt die
Geschichte von drei Söhnen, die
von ihrem Vater verstoßen wurden.
Um sich ihrem Vater zu beweisen,
bringen ihm die Söhne magische
Dinge mit, die sehr nützliche
Eigenschaften haben.
Zitate auf Drehelementen:
Tischchen deck dich!
Bricklebrit!
Knüppel, aus dem Sack!
Ich bin so satt, ich mag kein Blatt.
Mäh! Mäh!
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
24
5. magie und zauberei
Wundersames Eingreifen
Im Märchen „Die Sterntaler“, KHM 153, verschenkt ein gutherziges Mädchen
sein gesamtes Hab und Gut an bedürftige Menschen.
Zur Belohnung fallen Goldtaler vom Himmel.
Attribute im Hintergrund:
sagenhaft
selbstlos
gutmütig
fantastisch
MAGIE UND
ZAUBEREI
Wundersames
Eingreifen
Im Märchen „Die Sterntaler“,
KHM 153, verschenkt ein gutherziges Mädchen ihr gesamtes
Hab und Gut an bedürftige
Menschen. Zur Belohnung fallen
Silbertaler vom Himmel.
Zitate auf Drehelementen:
Und weil es so allein war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld.
Ich friere so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.
Und als das Mädchen nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel
und es waren Goldmünzen.
Das Mädchen gab ihm das ganze Stückchen Brot.
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
25
5. magie und zauberei
Attribute im Hintergrund:
gemein
unfassbar
geheimnisvoll
zauberhaft
Unheilvolle Verwünschungen
Im Märchen „Dornröschen“, KHM 50, wird eine Prinzessin
durch einen Fluch in einen hundertjährigen Schlaf versetzt.
Um das Schloss wächst eine dichte Dornenhecke.
Genau zur rechten Zeit kommt ein Prinz und erweckt Dornröschen mit einem Kuss.
MAGIE UND
ZAUBEREI
Unheilvolle
Verwünschungen
Im Märchen „Dornröschen“, KHM 50,
wird eine Prinzessin durch einen Fluch in
einen hundertjährigen Schlaf versetzt.
Ein Prinz kämpft sich durch eine dichte
Dornenhecke bis ins Schloss und erweckt
Zitate auf Drehelementen:
Dornröschen mit einem Kuss.
Die Königstochter soll sich an ihrem 15. Geburtstag an einer Spindel stechen und tot sein.
Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung,
und sie stach sich damit in den Finger.
Die Königstochter soll nicht sterben. Sie soll nur 100 Jahre schlafen.
Als der Prinz Dornröschen küsste, wachte Dornröschen auf und blickte ihn freundlich an.
Und da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen gefeiert,
und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
unschuldig
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5. die magie
Die moderne magie
Auch in unserer aufgeklärten und entzauberten Welt
gibt es Magie. Sie taucht in neuen Geschichten um
Zauberer und Hexen auf. Harry Potter verzaubert nicht
nur junge Leser. Die Werbung erzählt uns Märchen über Zauberprodukte.
Manche wollen mit magischen Anti- Aging-Cremes das Altern besiegen,
andere versuchen mit Gute-Laune-Tees ein Lächeln herbeizuzaubern.
Wer Zaubertricks vorführen kann, ist der Held jeder Feier.
Gerade heute haben viele eine Sehnsucht nach dem
Unerklärlichen, das über unsere naturwissenschaftliche Wirklichkeit
hinausgeht. Hinter Zaubertricks oder dem Traum nach ewiger Jugend
steht der Wunsch, dass die Welt eben doch nicht so ist, wie sie ist.
Natürlich oder übernatürlich – nur im Märchen ist das kein Widerspruch.
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Truhendeckel
27
6. Grimmiger Grimm
GRIMMIGER
GRIMM
Viele Märchen erscheinen uns sehr brutal. Da werden
Augen ausgestochen und Menschen vergiftet.Grimms
„grimmige“ Märchen sind Stoff für Albträume. Doch so
grausam die Märchen auch sein mögen, am Ende siegt
„wenn´s mir nur gruselte“
Viele Märchen erscheinen uns sehr brutal. Da werden
Augen ausgestochen und Menschen vergiftet. Grimms
„grimmige“ Märchen sind Stoff für Albträume. Doch so
grausam die Märchen auch sein mögen, am Ende siegt
doch das Gute – meistens jedenfalls.
doch das Gute – meistens jedenfalls.
Wenn´s mir
nur gruselte.
Aus KHM 4, Das Märchen
von einem der auszog
das Fürchten zu lernen.
Ein furchtloser Mann nimmt Geistern ihren Schrecken und darf die
Prinzessin heiraten.Ein Arzt versucht „Gevatter Tod“ zu überlisten und
muss sterben. Für ihn gibt es kein „Happy End“. Die Räuberbraut kann
zwar am Ende einen Mörder überführen, allerdings wird sie vorher
Zeugin von furchtbarer Grausamkeit.
Solche ebenso erschreckenden wie drastischen Darstellungen
dienten im frühen neunzehnten Jahrhundert der Erziehung.
Die grimmigen Märchen beschreiben schreckliche Strafen,
die Kindern drohen, wenn sie Regeln und Verbote brechen.
Aber vielleicht liegt es auch am Namen der Brüder – Das
Wort „grimmig“ stammt aus dem Althochdeutschen und
bedeutet „böse“ oder „erzürnt“.
Ein furchtloser Mann nimmt Geistern ihren Schrecken und darf die
Prinzessin heiraten. Ein Arzt versucht „Gevatter Tod“ zu überlisten und
muss sterben. Für ihn gibt es kein „Happy End“. Die Braut kann zwar
ihren „Räuberbräutigam“ am Ende als Mörder überführen, allerdings
wird sie vorher Zeugin von furchtbarer Grausamkeit.
Solche ebenso erschreckenden wie drastischen Darstellungen
dienten im frühen neunzehnten Jahrhundert der Erziehung.
Die grimmigen Märchen beschreiben schreckliche Strafen,
die Kindern drohen, wenn sie Regeln und Verbote brechen.
Aber vielleicht liegt es auch am Namen der Brüder. Das
Wort „grimmig“ stammt aus dem Althochdeutschen und
bedeutet „wütend“ oder „hart, grausam“.
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6. Grimmiger Grimm
Das Fürchten lernen
Das „Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“,
KHM 4, erzählt die Geschichte von einem dummen, aber furchtlosen Mann.
Er hat keine Angst vor Geistern, die in einem Schloss hausen,
und befreit durch seine Furchtlosigkeit das Schloss und heiratet die Prinzessin.
Attribute im Hintergrund:
geheimnisvoll
grauenhaft
erschreckend
furchtlos
gefährlich
GRIMMIGER
GRIMM
Das Fürchten
lernen
Das „Märchen von einem,
der auszog, das Fürchten zu
lernen“, KHM 4, erzählt die
Geschichte von einem dummen
aber furchtlosen Mann.
Er hat keine Angst vor Geistern,
die in einem Schloss hausen und
befreit durch seine Furchtlosigkeit das Schloss und
heiratet die Prinzessin.
Zitate auf Drehelementen:
Schon viele sind hinein gegangen, aber keiner ist herausgekommen.
Da ging der Junge zu dem Galgen, setzte sich darunter und wartete, bis der Abend kam.
Als es spät war, kamen sechs große Männer. Sie wollten die Toten holen.
Der Küster aber blieb unbeweglich stehen und bewegte sich nicht.
Der Junge sollte glauben, dass er ein Gespenst ist.
Da nahm er die Totenköpfe, setzte sie in die Drehbank und drehte sie rund.
Ich fürchte mich, ich fürchte mich, liebe Frau! Ja, nun weiß ich, was Fürchten ist.
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
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6. Grimmiger Grimm
Attribute im Hintergrund:
gruselig
düster
mörderisch
erschreckend
Der Räuber
Im Märchen „Der Räuberbräutigam“, KHM 40,
soll ein Mädchen mit einem Mann verheiratet werden, dem es misstraut.
Durch Zufall sieht es die Schandtaten des Bräutigams.
Dadurch wird der Räuber und Mörder überführt und bestraft.
Zitate auf Drehelementen:
Geh zurück, junge Braut!
Du bist im Haus von einem Mörder!
Ach, du armes Kind, wo bist du hier!
Aber der Finger sprang in die Höhe und sprang hinter das große
Fass und fiel mir in den Schoß.
Mein Haus ist im dunklen Wald.
Das einsame Haus gefiel ihm nicht.
Es sah so finster und unheimlich aus.
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
GRIMMIGER
GRIMM
Der
Räuber
Im Märchen „Der Räuberbräutigam“, KHM 40, soll ein
Mädchen mit einem Mann verheiratet werden, dem sie misstraut.
Durch Zufall sieht sie die Schandtaten des Bräutigams.Dadurch wird
der Räuber und Mörder überführt
und bestraft.
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6. Grimmiger Grimm
Attribute im Hintergrund:
tödlich
ehrenhaft
aussichtslos
grausam
der tod
Das Märchen „Der Gevatter Tod“, KHM 44,
erzählt die Geschichte von einem Arzt, dessen Taufpate der Tod ist.
Der Tod schenkt ihm ein Wunderkraut, doch der Arzt nutzt es zur Täuschung.
Da man den Tod nicht überlisten kann, muss der Arzt zur Strafe sterben.
GRIMMIGER
GRIMM
Der Tod
Das Märchen „Der Gevatter Tod“, KHM 44,
erzählt die Geschichte von einem Arzt,
dessen Taufpate der Tod ist. Der Tod
schenkt ihm ein Wunderkraut, doch der
Arzt nutzt es zur Täuschung. Da man den
Zitate auf Drehelementen:
Er sieht den Kranken an und weiß, ob er wieder gesund wird
oder ob er sterben muss.
Du bist der Richtige. Du holst den Reichen und den Armen ohne
Unterschied, du sollst mein Taufpate sein.
Achtung! Wenn du die Medizin gegen meinen Willen nutzt, wird
es dir schlecht gehen.
Sieh, das sind die Lebenslichter der Menschen!
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
Tod nicht überlisten kann, muss der er zur
Strafe sterben.
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6. Grimmiger Grimm
Das moderne gruseln
Gruselgeschichten werden von allen Menschen gerne
erzählt. Es gibt verschiedene Arten von Gruselgestalten.
Einige kommen aus dem Reich der Fantasie, wie der
Vampir, der Poltergeist oder der Zombie. Es können
aber auch ganz reale Figuren sein, zum Beispiel der
verrückte Massenmörder von nebenan oder der
menschenfressende Riesenhai am Badestrand.
Als „urbane Legenden“ werden Gruselgeschichten
weitererzählt, ähnlich wie zu Zeiten der Brüder Grimm.
Statt in einem Märchenwald treiben heute riesige
Krokodile ihr Unwesen in der Kanalisation. Oft enthalten
diese Geschichten eine Warnung oder Moral, manchmal
sind sie einfach nur zum Staunen oder zum Gruseln.
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Truhendeckel
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7. Aufgaben und Prüfungen
AUFGABEN&
PRÜFUNGEN
Damit ein Held zum Held wird, muss er Abenteuer
bestehen. Dieses Abenteuer kann das Bestehen von
„Ich fürchte mich nicht!“
Damit ein Held zum Helden wird, muss er Abenteuer
bestehen. Ein Abenteuer kann das Bestehen von
Prüfungen bedeuten, aber auch das Meistern von Gefahren.
Märchen zeigen, dass Menschen immer wieder Prüfungen
ausgesetzt sind, die sie meistern können. Das Märchen hat im
Laufe der Zeit eine Struktur hervorgebracht, die sich in verschiedenen
Geschichten wiederholt.
Ein Königssohn sucht das Abenteuer. Auf seinem Weg trifft er auf
einen Bösen und besteht viele Aufgaben und Prüfungen, wobei ihm
ein treuer Begleiter helfend zur Seite steht. Nachdem er eine letzte
große Prüfung bestanden hat, heiratet er eine Prinzessin, die er
zuvor befreite.
Um den Sinn einer solchen Struktur zu verstehen, muss man
wissen, dass Märchen mündlich erzählt wurden. Sowohl dem
Erzähler, als auch dem Zuhörer half diese Struktur, die Geschichte
richtig zu erzählen und zu verstehen.
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
Prüfungen bedeuten, aber auch das Meistern von Gefahren.
Das Märchen hat im Laufe der Zeit eine Struktur hervorgebracht,die sich in verschiedenen Geschichten wiederholt.
Ich fürchte
mich nicht!
Aus KHM 121, Der Königssohn,
der sich vor nichts fürchtete
Ein Königssohn sucht das Abenteuer. Auf seinem Weg trifft er auf
einen Bösen und besteht viele Aufgaben und Prüfungen,wobei ihm
ein treuer Begleiter helfend zur Seite steht. Nachdem er eine letzte
große Prüfung bestanden hat heiratet er eine Prinzessin, die er
zuvor befreite.
Um den Sinn einer solchen Struktur zu verstehen, muss man
wissen, dass Märchen mündlich erzählt wurden. Sowohl dem
Erzähler, als auch dem Zuhörer half diese Struktur, die Geschichte richtig zu erzählen und zu verstehen.
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7. Aufgaben und Prüfungen
Der furchtlose Königssohn
AUFGABE 1
Das Märchen „Der Königssohn, der sich vor nichts fürchtet“, KHM 121,
erzählt die Geschichte von einem Prinzen, der das Abenteuer sucht.
Nachdem er zahlreiche Prüfungen und Gefahren bestanden hat,
heiratet er eine Jungfrau, die er zuvor von ihrem Fluch befreite.
AUFGABEN&
PRÜFUNGEN
Der furchtlose
Königssohn
Das Märchen „Der Königssohn,
der sich vor nichts fürchtet“,
KHM 121, erzählt die Geschichte
von einem Prinzen, der das
Abenteuer sucht. Nachdem er
zahlreiche Prüfungen und Gefahren
bestanden hat,heiratet er eine
Jungfrau, die er zuvor von
ihrem Fluch befreite.
Zitate auf Drehelementen:
AUFGABE
Er muss drei Nächte in einem verwunschenen Schloss schlafen ...
PRÜFUNG
Er will in die weite Welt gehen ...
AUFGABE
Er muss einen Apfel und einen Ring vom Baum pflücken ...
PRÜFUNG
Er will die schwarze Jungfrau erlösen ...
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
Er muss 3
Nächte in einem
verwunschenen
Schloss verbringen...
Er muss
einen Apfel
vom Baum
pflücken...
PRÜFUNG 1
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7. Aufgaben und Prüfungen
Der tapfere Soldat
AUFGABEN&
PRÜFUNGEN
Das Märchen „Der Bärenhäuter“, KHM 101,
erzählt die Geschichte von einem Mann, der mit dem Teufel einen Handel eingeht.
Wenn er es schafft, sieben Jahre lang im Bärenfell herumzulaufen,
sich nicht zu waschen und nicht zu beten, wird ihm das Geld niemals ausgehen.
Ein junges Mädchen erkennt sein wahres Ich und heiratet ihn.
Der tapfere
Soldat
Das Märchen „Der Bärenhäuter“, KHM 101, erzählt die
Geschichte von einem Mann,
PRÜFUNG 1
der mit dem Teufel einen Handel
eingeht. Wenn er es schafft,
sieben Jahre lang im Bärenfell
herumzulaufen, sich nicht zu
waschen und nicht zu beten,
wird ihm das Geld niemals
Er muss
nach Beschäftigung suchen...
PRÜFUNG
Er muss sich der Begegnung mit einem Bären stellen ...
PRÜFUNG
Er darf sich sieben Jahre nicht waschen, die Haare nicht schneiden und nicht beten …
AUFGABE
Er gibt den Armen Geld ...
AUFGABE
Er rettet den Vater seiner Braut vor dem Gefängnis ...
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
Mädchen erkennt sein
wahres Ich und heiratet ihn.
Zitate auf Drehelementen:
AUFGABE
Er muss nach Beschäftigung suchen ...
ausgehen. Ein junges
Er muß sich
der Begegnung
mit einem Bär
stellen...
AUFGABE 1
Er darf sich
7 Jahre nicht
waschen oder
sich die Haare
schneiden...
35
7. Aufgaben und Prüfungen
Der aufrichtige Prinz
Im Märchen „Das Wasser des Lebens“, KHM 97,
suchen drei Söhne das Heilwasser für ihren kranken Vater, den König.
Die beiden älteren scheitern, der jüngste hat schließlich Erfolg.
Doch er wird von seinen Brüdern heimtückisch hintergangen.
Am Schluss kann er den König von der Wahrheit überzeugen und
erhält seinen gerechten Lohn.
Er muss
auf der
goldenen
Strasse
reiten...
AUFGABEN&
PRÜFUNGEN
Der aufrichtige
Prinz
Im Märchen „Das Wasser des Lebens“,
KHM 97, suchen drei Söhne das Heilwasser für
ihren kranken Vater, den König. Die beiden älteren
Er muß dem
Zwerg freundlich
begegnen...
scheitern, der jüngste hat schließlich Erfolg.
Doch er wird von seinen Brüdern heimtückisch
hintergangen. Am Schluss kann er den König von
der Wahrheit überzeugen, und er erhält seinen
AUFGABE 1
gerechten Lohn.
Zitate auf Drehelementen:
AUFGABE
Er rettet seine betrügerischen Brüder ...
AUFGABE
Er muss freundlich zu dem Zwerg sein.
AUFGABE
Er muss das Wasser des Lebens für seinen kranken Vater holen ...
PRÜFUNG
Er rettet drei Reiche mit seinem Brot und seinem Schwert ...
PRÜFUNG
Er muss auf der Mitte der goldenen Straße reiten ...
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
PRÜFUNG 1
Er muss
das Wasser
des Lebens
für seinen
kranken Vater
holen...
36
7. Aufgaben und Prüfungen
Die modernen prüfungen
Auch moderne Helden müssen Prüfungen bestehen. Und
auch heute folgen diese Geschichten der gleichen Struktur
wie bereits die grimmschen Märchen. Spider-Man, James
Bond oder Aragorn handeln alle wie Grimms Helden.
Hier der Beweis: Alles beginnt damit, dass Harry Potter in
die Zauberschule Hogwarts geladen wird. Dort kämpft Aragorn
gemeinsam mit seinen treuen Freunden gegen die bösen Soldaten
Mordors und besteht viele Abenteuer. Nachdem alle Aufgaben
und Gegenspieler wie der Grüne Kobold erledigt sind, heiratet
Spider-Man seine große Liebe Mary Jane.
Die Parallelen zwischen den Märchen der Brüder Grimm und
den heutigen Geschichten sind kein Zufall. Über die Jahre und
Jahrhunderte wurden die Geschichten unzählige Male neu- und
weitererzählt. Heute sind sie fester Bestandteil unserer Kultur.
Es stellt sich die Frage, ob nicht diese Erzählstruktur, der
eigentliche Schatz dieser Märchen ist. Sie findet sich heute
in vielen Geschichten wieder.
Truhendeckel
Zum Beispiel:
„Spider-Man“
„Der Herr der Ringe“
„Slumdog Millionär“
Welche Geschichten fallen dir noch ein?
Schreib eine Geschichte auf die Tafel und teste ihre Erzählstruktur.
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
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8. Die lichtung
märchenfrau
Viele der Märchen, die die Brüder Grimm sammelten und aufschrieben,
hörten sie von der Märchenfrau Dorothea Viehmann.
Sie wird am 8. November 1755 in Rengershausen geboren.
1777 heiratet sie den Schneider Nikolaus Viehmann.
Zehn Jahre später zieht sie mit ihm nach Niederzwehren
bei Kassel, wo sie 1813 die Brüder Grimm kennenlernt.
Diesen erzählt sie mindestens 36 Märchen, die sie von durchreisenden
Kaufleuten, Handwerksburschen und Fuhrleuten gehört hat.
Aufgrund der französischen Herkunft ihres Vaters finden auch
französische Märchenvariationen Einzug in die Märchensammlung,
z. B. „Der gestiefelte Kater“.
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
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8. Die lichtung
Kultureller Wert
Die Märchen der Brüder Grimm gehören neben der Luther-Bibel zu den
bekanntesten und weltweit am meisten verbreiteten deutschen Büchern.
Aus diesem Grund hat die UNESCO im Jahr 2005 die „Kinder- und Hausmärchen“ in das Weltdokumentenerbe aufgenommen.
Neben ihrer Bedeutung als Sprachwissenschaftler sind die Brüder Grimm
auch für die Entstehung einer parlamentarischen Kultur wichtig.
1848 wird Jacob Grimm Abgeordneter des ersten deutschen
Nationalparlaments in der Frankfurter Paulskirche.
Sein Vorschlag zu Artikel 1 der Grundrechte lautet:
„Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien, und deutscher Boden duldet
keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er
frei.“
Quelle: www.grimms.de
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8. Die lichtung
grimmsches Wörterbuch
1838 beginnen die Brüder Grimm, das große „Deutsche Wörterbuch“ zu
verfassen. Ziel des Wörterbuches soll es sein, den gesamten deutschen
Wortschatz von Luther bis Goethe zu erfassen.
Die Brüder Grimm schaffen zu Lebzeiten nur die Stichwörter von
„A“ bis „Frucht“. Erst im Jahr 1961 wird das Wörterbuch fertiggestellt.
Es umfasst 16 Bände in 32 Teilbänden mit insgesamt 67.744 Spalten.
Das Buch gilt bis heute als eine der wichtigsten Leistungen der
europäischen Sprachwissenschaft.
Quelle: www.grimms.de
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8. Die lichtung
Deutsche Grammatik
Jacob Grimm verfasst zwischen 1819 und 1837 die
„Deutsche Grammatik“. In diesem Buch beschreibt er
erstmals die Entwicklung der germanischen Sprachen.
Er gründet so die Forschung zur Entwicklung
von Wortbedeutungungen, die Etymologie.
Heinrich Heine schreibt über dieses Werk:
„Seine ‚Deutsche Grammatik‘ ist ein kolossales Werk, ein gotischer Dom,
worin alle germanischen Völker ihre Stimmen erheben, wie Riesenchöre,
jedes in seinem Dialekte.“
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
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8. Die lichtung
Kinder- und Hausmärchen
Die „Kinder- und Hausmärchen“ sind das bekannteste Buch der Brüder
Grimm. Das Buch ist die weltweit erste systematisch festgehaltene
Sammlung von Märchen. Mittlerweile gibt es Übersetzungen in über
160 Sprachen.
Die Märchensammlung inspirierte zudem viele Autoren und Regisseure.
Die bedeutendste erhaltene Quelle für die Entstehungsgeschichte der
grimmschen Märchen sind die Kasseler Handexemplare aus dem Jahr
1812/1815. In dieser Ausgabe finden sich zahlreiche handschriftliche
Ergänzungen und Notizen der Brüder Grimm. Sie bildet die Grundlage
für die Aufnahme der „Kinder- und Hausmärchen“ in das UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Quelle: http://www.unesco.de/mow-hausmaerchen.html
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8. Die lichtung
Deutsche Sagen
Neben den „Kinder- und Hausmärchen“ sind die „Deutschen Sagen“ das
zweite große Sammelwerk traditioneller deutscher Geschichten.
Mit weit über 500 Geschichten sammelt das Buch viele wichtige Sagen.
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8. Die lichtung
Biografie der Brüder grimm
Jacob Ludwig Karl Grimm wird am 4. Januar 1785 in Hanau geboren.
Sein Bruder Wilhelm Karl Grimm kommt am 24. Februar 1786 am gleichen Ort zur Welt. Die Familie lebt die ersten Jahre in Steinau (Hessen).
Um den ältesten Söhnen eine gute Bildung zu ermöglichen, schickt die
Mutter sie auf ein Gymnasium in Kassel ...
FORTSETZUNG UNTER KLAPPE
1802
Die Brüder Grimm studieren Rechtswissenschaft in Marburg.
Dort begegnen sie dem romantischen Dichter Clemens Brentano.
Durch diese Bekanntschaft wird ihre Leidenschaft für die deutsche
Volkspoesie (Volkslieder, Märchen und Sagen) geweckt. Nach ihrem
Abschluss 1806 erhalten beide eine Anstellung an der Hessischen
Landesbibliothek in Kassel.
1812
Sie veröffentlichen den ersten Band ihrer Märchensammlung.
Die „Kinder- und Hausmärchen“ (KHM) umfassen in dieser Ausgabe
86 Märchen. 1815 folgt der zweite Band mit fast 70 neu gesammelten
Märchen. 1850 erscheint die sechste Auflage, die nun 200 Märchen
umfasst.
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8. Die lichtung
Biografie der Brüder grimm
1816-1818
Die „Deutschen Sagen“ erscheinen. Diese Sammlung besteht aus zwei
Bänden mit 585 Sagen. Die „Deutschen Sagen“ sind nicht so erfolgreich
wie die „Kinder- und Hausmärchen“.
1830
Jacob Grimm wird Professor an der Universität in Göttingen.
Fünf Jahre später erhält auch Wilhelm Grimm dort eine Professur.
Hier verfasst Jacob die „Deutschen Grammatik“. Das Buch ist ein wichtiges Werk, das die historische Entwicklung der germanischen Sprachen
darstellt.
1837
Neben ihrer Forschung engagieren sich die Brüder auch in politischen
Fragen. Sie verfassen eine Streitschrift gegen einen Verfassungsbruch
des Königs von Hannover. Daraufhin werden sie 1837 gemeinsam mit
fünf weiteren Professoren („Göttinger Sieben“) aus dem Universitätsdienst entlassen und des Landes verwiesen.
1840
Nachdem sie Prinz Wilhelm von Preußen 1840 nach Berlin holt, sind
sie weiterhin politisch aktiv. Sie pub-lizieren politische Schriften und
1848 wird Jacob Grimm Abgeordneter der Nationalversammlung.
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8. Die lichtung
Biografie der Brüder grimm
1859/63
In Berlin arbeiten sie weiter am „Deutschen Wörterbuch“. Sie begannen
diese Arbeit schon 1838. Das Wörterbuch hat zum Ziel, Herkunft und
Gebrauch aller deutschen Wörter zu erläutern.
Die Brüder Grimm kommen zu ihren Lebzeiten bis zum Buchstaben F.
Erst 1961 wird das Wörterbuch mit insgesamt 32 Bänden beendet.
Durch diese Leistung gelten die Brüder Grimm als Begründer der
deutschen Sprachwissenschaft.
1859 stirbt Wilhelm Grimm in Berlin.
1863 folgt ihm sein Bruder Jacob Grimm.
Quellen: www.gebrueder-grimm-schriftsteller.de;
www.zeno.org/Literatur/M/Grimm,+Jacob+und+
Wilhelm/Biographie; www.grimms.de
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8. Die lichtung
Hörstation
Märchen wurden zu Zeiten der Brüder Grimm frei erzählt.
Sehr oft waren es Frauen, die den Kindern die Geschichten erzählten.
Auch Erwachsene liebten Märchen. Sie erzählten sie sich gegenseitig.
Hier kannst du ein wenig in die Welt des Märchens eintauchen und den
Märchen der Brüder Grimm lauschen.
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8. Die lichtung – Märchensprache
Eingangs- und Schlussformeln
Viele Märchen fangen mit bestimmten Formeln an, die in vielen verschiedenen Märchen der Brüder Grimm vorkommen. Hört man den Satz,
„Es war einmal …“, dann weiß jeder sofort, dass man ein Märchen hört.
Und was wäre, wenn der Prinz die Prinzessin heiratet und die Geschichte
nicht mit einem romantischen Satz enden würde? Wie wäre es zum Beispiel mit diesen Formeln? Welche Formeln kennst du noch?
„Er führte sie in sein Reich, und sie lebten dort noch lange glücklich
und vergnügt.“
Rapunzel
„Und sie herzten und küssten einander und zogen fröhlich heim.“
Die sieben Raben
„Und da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen
in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende.“
Dornröschen
„Da hatten alle Sorgen ein Ende, und sie lebten in lauter Freude
zusammen.“
Hänsel und Gretel
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8. Die lichtung – Märchensprache
Sprache der Märchen
Bis die Brüder Grimm die Märchen aufschrieben, wurden
diese mündlich weitererzählt. So kam es vor, dass der
ein oder andere Erzähler etwas hinzugefügt oder etwas
weggelassen hat. Die Märchen wurden dadurch immer
wieder verändert und ausgeschmückt.
Kannst du ein Märchen weitererzählen?
Schreib einen kleinen Absatz und werde Teil
des „nie endenden Märchens“!
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
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8. Die lichtung – Märchensprache
Redewendungen
Die Brüder Grimm haben die deutsche Sprache geprägt – nicht nur mit
ihrem „Deutschen Wörterbuch“ und der „Deutschen Grammatik“. Viele
Redewendungen, die im Deutschen benutzt werden, stammen aus den
grimmschen Märchen. Hier nur ein kleiner Auszug aus dem
„Wörterbuch“ Grimms Märchen – Deutsch:
Siebenmeilenstiefel anhaben
Sich sehr schnell zwischen zwei Orten bewegen
Die Luft ist rein
Ausdruck dafür, dass keine Gefahr besteht
Spieglein, Spieglein an der Wand Die Zukunft
voraussagen (wird oft ironisch verwendet)
Durch dick und dünn gehen
Mit jemandem gute und schlechte Zeiten durchleben
Ein Stein vom Herzen fallen
Erleichtert sein
Bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen
Ausdruck dafür, dass etwas sehr weit weg ist
(wird oft ironisch verwendet)
In einen Dornröschenschlaf fallen
Sehr fest schlafen
Sieben auf einen Streich
Ausdruck dafür, unterschiedliche Probleme
gleichzeitig gelöst zu haben
Ich bin so satt, ich mag kein Blatt
Keinen Hunger mehr haben
Ein Auge zudrücken
Über etwas hinwegsehen
Mit einem blauen Auge davon kommen
Glück im Unglück gehabt zu haben
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
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8. Die lichtung – Märchensprache
Märchensymbolik heute
Die Märchen der Brüder Grimm sind aus der Populärkultur
nicht wegzudenken. Die grimmschen Märchen gehören zum
Allgemeinwissen. Seien es ein Frosch mit Krone oder ein Esel,
dem Goldtaler aus dem Hintern fallen.
Wenn solche Bilder auf Gegenständen abgebildet sind,
erkennt sie jeder sofort und versteht ihre Aussage.
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8. Die lichtung – Märchensprache
Reime und Märchenzitate
IN SCHUBLADE
Reime und Wortspiele finden sich sehr oft im Märchen. Da man sich Reime
sehr gut merken kann, sind diese Stellen besonders bekannt. Viele Menschen verbinden mit diesen Textstellen deshalb das gesamte Märchen.
Hört man „Spieglein, Spieglein an der Wand“, dann weiß jedes Kind sofort,
dass es sich um Schneewittchen handelt. Hier ein paar sehr bekannte
Reime und Wortspiele:
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“
Schneewittchen
„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber
über mich!“
Aschenputtel
„Was rumpelt und pumpelt in meinem Bauch herum?“
Der Wolf und die sieben Geißlein
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
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8. Die lichtung – Märchensprache
Reime und Märchenzitate
„Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“
Hänsel und Gretel
„Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß‘!“
Rumpelstilzchen
Übrigens: Im Märchen kommen sehr oft Verkleinerungsformen vor.
Gerade bei Reimen findet man sie.
Töpfchen, Kröpfchen, Häuschen, Bäumchen, Tischlein, Männlein,
pieglein, Geißlein – die Liste solcher Verkleinerungsformen kann
endlos weitergeführt werden.
04. November 2011 // Goethe-Institut // Märchenausstellung
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krafthaus
Anna-Schneider-Steig 2
50678 Köln
Fon +49 (0)221.95 15 30-0
Fax +49 (0)221.95 15 30-22
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Projekt
10094_Märchenausstellung Goethe-Institut
2011
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