Theorie rund um das Fließgewässer Lebensweise und
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Theorie rund um das Fließgewässer Lebensweise und
Theorie rund um das Fließgewässer Lebensweise und Lebensraumansprüche heimischer Fischarten 1. Wasserkreislauf 2. Fische und ihr Lebensraum 3. Fließgewässerregionen 4. Besiedlungskapazität eines Gewässers 5. Vernetzung und Durchgängigkeit 6. Temperatur, Sauerstoff, Wasserqualität 7. Nahrungsangebot, Nahrungskreisläufe 8. Kieslückensystem, Strukturen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Wasserkreislauf Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Wasserkreislauf Wasserfläche 361,1 Millionen km² = 70,8 % Landfläche 148,9 Millionen km² = 29,2 % Salzwasser 1,338 Milliarden km³ = 96,5 % Süßwasser 0,048 Milliarden km³ = 3,5 % hiervon Eis und Schnee = 69,55 % Grundwasser = 30,06 % Binnengewässer = 0,27 % Moore und Sümfe = 0,04 % Bodenfeuchte = 0,03 % Wasserdampf = 0,04 % Organismen = 0,003 % Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Wasserkreislauf Einteilung der Binnengewässer Grundwasser Quellen Oberirdische Gewässer www.sinsheim.de Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Wasserkreislauf Einteilung der Fließgewässer Nach Zuständigkeit und Unterhaltungspflicht I. und II. Ordnung III. Ordnung Freistaat Bayern, Wasserwirtschaftsamt Kommunen I. Ordnung: Donau, Naab, Regen, etc. (siehe Bay. Wasserhaushaltsgesetz) II. Ordnung: Schwarze Laber, Chamb, Weißer Regen, etc. (siehe Rechtsverordnung) III. Ordnung: Alle anderen Fließgewässer Nach der Breite Kleiner Bach Bach Kleiner Fluß Fluß Strom bis 1 m 1–5m 5 – 25 m 25 – 100 m über 100 m Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Morphologie des Fließgewässers 1. Erosion 2. Transport 3. Akkumulation Wirkende Kraft ist die Schub- bzw. Schleppkraft • Tiefenerosion > 0,5 m/s • Seitenerosion 0,3 - 0,5 m/s nach BARNER 1987 mäandern, wenn langsamer keine Erosion mehr Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Fische und andere aquatische Organismen sind an ihren veränderlichen Lebensraum angepasst durch: • ihren Körperbau Stromlinienform, Hochrückigkeit, Körpergröße, Maulstellung, Flossenform) • ihr Verhalten (z. B. Laichverhalten, Laichplatzwahl, Ernährungsgewohnheiten, Strömungs- und Temperaturvorliebe, Standortwechsel, Strömungs- und Temperaturanpassung, Feindvermeidung) Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Veränderung der Substratstruktur im Fließgewässer - Strukturdiversität Unterschiedliche Strömungsbereiche im Fließgewässer - Strömungsdiversität nach PETTS U. AMOROS, 1996 Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Strukturdiversität im Gewässerquerschnitt Hyporheisches Interstitial = Kieslückensystem SCHWOERBEL: Einführung in die Limnologie JUNGWIRTH: Angewandte Fischökologie an Fließgewässern Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Gewässerkundliche Hauptwerte www.hnd.bayern.de Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Gewässerkundliche Hauptwerte W = Wasserstand [cm] Gewässerwartschulung 17.3Mai Q = Abfluss– [m /s] 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Gewässerkundliche Hauptwerte Q = Abfluss [m3/s] W = Wasserstand [cm] HQ Hochwasserabfluss MQ Mittel in einem bestimmten Zeitraum MHQ Mittel der Höchstwerte verschiedener Abflussjahre MNQ Mittel der Niedrigstwerte verschiedener Abflussjahre HQ 100 MNQ POTT, 1996 Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Gliederung des Querschnitts (nach DVWK, 1984) POTT, 1996 Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Übereinstimmungen und Unterschiede der Lebensraumansprüche - die Einteilung in “Gilden” Gilden nach Laichsubstratwahl: 1. Kies, Stein - lithophil 2. Sand - psammophil 3. 4. 5. 6. 7. an Pflanzen - phytophil Kies bis Stein oder Pflanzen – phyto-lithophil in Höhlen - speleophil in Muscheln - ostracophil ungebunden - indifferent 1. Bachneunauge, Bachforelle, Barbe, Rapfen, Elritze, Äsche 2. Gründling, Schmerle 3. Hecht, Karpfen, Schleie, Steinbeißer, Wels 4. Zander, Barsch, Brachsen, Laube, Aland, Rotauge 5. Mühlkoppe 6. Bitterling Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Übereinstimmungen und Unterschiede der Lebensraumansprüche - die Einteilung in “Gilden” Gilden nach Strömung: 1. strömungsliebend - rheophil 2. an geringe Strömung angepaßt - stagnophil 3. in fließenden und stehenden Gewässern - indifferent 1. Bachneunauge, Bachforelle, Barbe, Rapfen, Elritze, Äsche 2. Schleie, Rotfeder, Moderlieschen, Schlammpeitzger 3. Hecht, Brachsen, Zander, Bitterling, Rotauge, Wels, Barsch, Blei Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Übereinstimmungen und Unterschiede der Lebensraumansprüche - die Einteilung in “Gilden” Gilden nach Nahrungswahl – Nahrung… 1. wird aus Sedimenten filtriert - Filtrierer 2. aus Plankton - planktivor 3. 4. 5. 6. 7. aus Wirbellosen - invertivor aus Fischen - piscivor teils aus Wirbellosen/teils aus Fischen - invertivor-piscivor aus pflanzlichem Material - herbivor ohne Präferenz - omnivor 1. nur Bachneunauge 2. Stint, Schnäpel, Maifisch 3. Äsche, Schneider, Elritze, Strömer, Frauennerfling, Mühlkoppe, Steinbeißer, Schmerle 4. Huchen, Hecht, Rapfen, Wels, Zander 5. Bachforelle, Barsch, Rutte 6. Nase 7. Karpfen, Karausche, Laube, Döbel, Aland, Hasel Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Übereinstimmungen und Unterschiede der Lebensraumansprüche - die Einteilung in “Gilden” Gilden nach Mobilität: 1. 2. 3. 4. 5. kurze Distanzen kurze bis mittlere Distanzen mittlere Distanzen mittlere bis lange Distanzen lange Distanzen 1. Bachforelle, Äsche und die meisten Cypriniden, Steinbeißer, Wels 2. Bachneunauge, Stint 3. Rapfen, Nase, Barbe, Quappe 4. Huchen, Flunder 5. Stör, Maifisch, Lachs, Meerforelle, Aal Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fische und ihr Lebensraum Übereinstimmungen und Unterschiede der Lebensraumansprüche - die Einteilung in “Gilden” Gilden nach Diadromie; d.h. Ortswechsel bei Laichwanderung über mittlere Distanzen: 1. vom Meer ins Süßwasser - anadrom 2. 3. vom Süßwasser ins Meer innerhalb des Süßwassers - katadrom - potamodrom 1. Stör, Meer-, Flussneunauge, Lachs, Meerforelle, Maifisch, Stint 2. Flunder, Aal 3. Barbe, Nase, Rapfen, Quappe, Huchen mittlere Distanzen lange Distanzen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Abiotische Zonierung Typische Fließgeschwindigkeiten Umrechnung Gefälle: 100 ‰ = 10 % = 1 m Höhenunterschied auf 10 m Länge Fischregion / Wasserbreite Obere Forellenregion <1m (1–5) m (5–25) m (25–100) m > 100 m Gefälle [‰] Gefälle [‰] Gefälle [‰] Gefälle [‰] Gefälle [‰] 100–16,5 50–15,0 Untere Forellenregion 15,0–7,5 Äschenregion 14,5–6,0 6,0–2,0 Barbenregion 4,5–1,25 1,25–0,33 0,75–0,25 Brachsenregion 0,25–0 Kaulbarsch-Flunderregion 0 Abschätzung der Fließgeschwindigkeit www.wikipedia.de • Schwimmendes Objekt auf Wasseroberfläche. • Zeit zum Zurücklegen von 1 bis 2 m messen. Fließgeschwindigkeit ist mittig unter der Wasseroberfläche am größten. Nimmt zum Ufer und zur Sohle hin ab. Strecke x Breite x Geschwindigkeit = Abfluss Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen - Zönologische Fließgewässerregionen nach ILLIES 1961 Einbeziehung von: Gewässerbreite, Wasserführung, Strömung sowie Makrozoobenthos und der wichtigen abiotischen Faktoren (O2-Konzentration, Temperaturamplitude) nach POTT 1979, 1996 Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Längszonierung nach hydrologischen Merkmalen bzw. Temperatur, Strömung, Sauerstoff ( nach OTTO & BRAUCKMANN 1983, LAWA 1989) Sowie Gliederung anhand von Leitorganismen (nach ILLIES 1961, POTT 1996) Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Abiotische Zonierung Veränderung abiotischer Parameter von der Quelle bis zur Mündung 1. Gefälle und Fließgeschwindigkeit nehmen ab. 2. Abfluss und Größe des Gewässers nehmen zu. 3. Größe des Sohlmaterials nimmt ab (Stein Kies Sand). 4. Schlammauflagerung nimmt zu. 5. Jahreszeitliche Höchstwerte der Wassertemperatur nehmen zu, Tiefstwerte nehmen ab. 6. Organische Belastung des Wassers nimmt zu. 7. Sauerstoffgehalt nimmt ab wegen organischer Belastung und steigender Wassertemperatur. 8. Gewässergute nimmt ab. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Abiotische Zonierung Nach Leitfischarten Fischregionenindex Eukrenal Quellregion Region 1 Hypokrenal Quellbach Region 2 Epirhithral Obere Forellenregion Region 3 Metarhithral Untere Forellenregion Region 4 Hyporhithral Äschenregion Region 5 Epipotamal Barbenregion Region 6 Metapotamal Brachsenregion Region 7 Hypopotamal Kaulbarsch-/Flunderregion Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fließgewässerregionen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Besiedlungskapazität Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Besiedlungskapazität Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Besiedlungskapazität Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Besiedlungskapazität Fischbesatz kann Strukturvielfalt und Lebensraumqualität nicht ersetzen! Vor einem Besatz sollte kontrolliert werden, ob die betreffende Art sich nicht bereits selbst vermehrt oder welche Gründe ihr Aufkommen behindert. Besatzmaßnahmen • können Reproduktionsausfälle ersetzen • sind zur Wiederansiedlung verschollener Arten sinnvoll • wirken sich grundsätzlich nur dann positiv aus, wenn der Lebensraum auch entsprechende Strukturen bzw. Besiedlungskapazitäten bereithält • sind bei sich selbst vermehrenden Beständen eher nutzlos • müssen mit geeigneten frühen Lebensstadien durchgeführt werden – je älter die Besatzfische, desto problematischer ist die Eingewöhnung und desto höher ist die Abwanderungs- und Sterberate • müssen mit qualitativ hochwertigen, gesunden Fischen erfolgen (keine domestizierten Fische aus Mastbetrieben) • sollten immer nur mit im Gewässer auch heimischen Fischen erfolgen; Herkünfte aus der Region zeigen meist bessere Anpassungen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Vernetzung und Durchgängigkeit Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Vernetzung und Durchgängigkeit Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Temperatur 1. Fische sind wechselwarme Tiere. 2. Ihre Körpertemperatur hängt von der Umgebungstemperatur ab. 3. Regel: 10°C Temperaturerhöhung erhöht den Stoffwechsel um das Zwei- bis Dreifache. 4. Die Wassertemperatur hat Einfluss auf die Laichreife der Tiere, die Embryonalentwicklung und das Wachstum. Begriffserklärung: • Stenotherm = geringe Temperaturtoleranz • Eurytherm = große Temperaturtoleranz • Oligo = Wenig • Meso = Mittel • Beispiele: Oligo-Stenotherm = Vorkommen im kalten Wasser, geringe Temperaturtoleranz 5. Ausbruch von Fischkrankheiten bei einer gewissen Wassertemperatur möglich. 6. Wichtig bei Besatzmaßnahmen: Temperaturunterschied zwischen Transport- und Besatzwasser max. 2 °C! 7. Auswahl passender Besatzfische nach Ihren typischen Fischregionen! Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Sauerstoff – O2 1. Sauerstoff wird in ein Gewässer über die Luft, die Wasserbewegung, und die Photosynthese (Phytoplankton und Wasserpflanzen) eingebracht. 2. Sauerstoff wird durch die Atmung der Lebewesen (Tiere, Pflanzen, Bakterien) und Abbauprozesse verbraucht. Sauerstoffgehalt folgt einem tagesperiodischen Zyklus. 3. Sauerstoffbedarf von Fischen steigt bei Nahrungsaufnahme, Stress und steigender Umgebungstemperatur an. 4. Wassertemperatur hat direkten Einfluß auf den Sauerstoffgehalt. • 0°C: 100% Sättigung = 14,6 mg/l • 10°C: 100% Sättigung = 11,3 mg/l • 20°C: 100% Sättigung = 9,1 mg/l 5. BSB5 = Biochemischer Sauerstoffbedarf (ein Parameter für die Gewässergüte) = Durch Abbauprozesse bedingter Sauerstoffbedarf innerhalb von 5 Tagen bei Dunkelheit und 20°C. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Sauerstoff – O2 Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer pH-Wert 1. ph-Werte von 6 bis 8,5 sind in der Regel für Fische unbedenklich. 2. Werte darunter oder darüber führen zu Kiemen- und Hautschäden und Tod. Toxizität hängt auch von der Einwirkdauer ab. 3. Kohlendioxid und Schwefeldioxid wirken sauer, Kalklauge wirkt basisch. 4. Tagesperiodische Abhängigkeit: Tagsüber ansteigend, Nachts sinkender ph-Wert. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Säurebindungsvermögen 1. Prinzipiell Messung des Kalkgehalts eines Gewässers. 2. Kalkreiche Gewässer sind gute, kalkarme sind eher schlechte Fischwasser. 3. Kalk ist wichtig für die Primärproduktion (CO2 für Photoysnthese) und die Pufferung des ph-Werts. 4. Formen des Kalks im Wasser: 1. CaCO3 = Kohlensauerer Kalk, neutral und schwer löslich 2. Ca(HCO3)2 = Calciumbikarbonat, neutral und gut löslich 3. Ca(OH)2 = Calciumhydroxid, stark alkalisch Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Problem biogene Entkalkung CO2 + Kohlendioxid + H2O H2CO3 Wasser Kohlensäure CaCO3 + H2CO3 Ca(HCO3)2 Kalk + Kohlensäure Calciumbikarbonat Tagsüber Bildung von Calciumhydroxid Nachts Bildung von Kalk Ca(HCO3)2 Ca(OH)2 + Calciumbikarbonat Calciumhydroxid + Kohlendioxid • OH- Konzentration steigt • ph-Wert steigt • kritisch in kalkarmen Gewässern! Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 2 CO2 (Biomasse) Theorie rund um das Fließgewässer Wasserqualität - Chemische Gewässergüte Nährstoffe, Salze, Summenkenngrößen (TOC, AOX) Bewertungskriterium ist Güteklasse II Erläuterungen: Umrechnungsfaktoren für Phosphor- und Stickstoffverbindungen. Angaben in der Tabelle als Stickstoff- und Phosphoranteil an anorganischen Stickstoff- und Phosphorverbindungen. Ammonium 1 mg/l NH4-N = 1,29 mg/l NH4 Nitrat 1 mg/l NO3-N = 4,43 mg/l NO3 Nitrit 1 mg/l NO2-N = 3,29 mg/l NO2 Phosphat 1 mg/l PO4-P = 3,06 mg/l PO4 Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Ammoniak - Ammonium NH3 + H3O+ NH4+ + H2O 1. Ammoniak ist sehr giftig für Lebewesen und hat einen deutlich erkennbaren Geruch (stechend, brennend). Es verdampft leicht. 2. Ammonium ist ungiftig. 3. In welchen Anteilen Ammoniak oder Ammonium im Wasser vorkommen, ist vom ph-Wert und der Temperatur abhängig. 4. Ammoniak entsteht durch den Abbau eiweißhaltiger Abfallstoffe und im biologischen Eiweißstoffwechsel. Es kann durch Silowasser, Gülle und Jauche in das Gewässer gelangen. 5. Ein zu hoher Ammoniakgehalt schädigt die Kiemen. 6. Ammonium ist ein wichtiger Pflanzennährstoff. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nitrit - Nitrat NH3 + O2 NO2- + O2 NO3- Nitrifikation Denitrifikation 1. Der Umbau erfolgt über Bakterien unter Verwendung von Sauerstoff. 2. Nitrit ist sehr giftig, wird aber bei ausreichend Sauerstoff zügig in das ungiftige Nitrat umgebaut. 3. Nitrat ist ein wichtiger Nährstoff und fördert das Plankton-, Pflanzen- und Algenwachstum. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Phosphate 1. Wichtiger Plankton-, Pflanzen- und Algennährstoff. 2. Im Gewässer der Minimumfaktor. Minimumfaktor, d.h. Wachstum ist von der knappsten Ressource abhängig. 3. Für aquatische Lebewesen ungiftig. 4. Eintrag über geklärte Abwässer, Düngemittel und Waschmittel (Handwaschmittel und Geschirrspüler) 5. Natürlicher Eintrag über Niederschläge und phosphathaltiges Gestein. 6. In der Wasserwirtschaft als Orthophosphat bezeichnet (anorganisch, gelöstes Phosphat in der Form HPO42- oder H2PO4-) Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Ammoniak - Ammonium NH3 + H3O+ NH4+ + H2O 1. Ammoniak ist sehr giftig für Lebewesen und hat einen deutlich erkennbaren Geruch (stechend, brennend). Es verdampft leicht. 2. Ammonium ist ungiftig. 3. In welchen Anteilen Ammoniak oder Ammonium im Wasser vorkommen, ist vom ph-Wert und der Temperatur abhängig. 4. Ammoniak entsteht durch den Abbau eiweißhaltiger Abfallstoffe und im biologischen Eiweißstoffwechsel. Es kann durch Silowasser, Gülle und Jauche in das Gewässer gelangen. 5. Ein zu hoher Ammoniakgehalt schädigt die Kiemen. 6. Ammonium ist ein wichtiger Pflanzennährstoff. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Wasserqualität – Stickstoffproblematik durch Diffuse Einträge • • Mittelgebirgsbäche im Wald: Niedrige N-Gehalte Mit Austritt aus dem Wald und Durchfluss landwirtschaftlicher Flächen: Hohe NGehalte, immer > als GKl II Auswirkungen • • • • • • Nährstoffanreicherung (Eutrophierung) Starkes Algenwachstum auf Kies, Schotter, Steinen Anreicherung von Feinsedimenten in Algenpolstern Ausbildung einer sauerstoffarmen Reduktionsschicht in den Polstern Verlust von Lebensraum der Makrobenthosfauna Artenverarmung der Lebensgemeinschaft Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Wasserqualität – Stickstoffproblematik durch Diffuse Einträge Algenwachstum durch diffuse Nährstoffeinträge Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Wasserqualität – Fischartenbezogene Parameter Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Grundlegende chemische Reaktion: Photosynthese in den Chloroplasten Wasser + Kohlendioxid + Energie Zucker + Sauerstoff + Wasser 12 H2O + 6 CO2 + Licht 216 g + 264 g + 675 kcal C6H12O6 + O2 + 6 H2O 180 g Glucose + 192 g + 108 g Biomasse 1 kcal = 0,27 g Glucose 1 kcal = 0,28 g Sauerstoff Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Zur Produktion von 1,25 kg Trockengewicht (Fisch) = 5 kg Nassgewicht Photosynthese der Pflanzen Photosynthese 6,01 kg Kohlendioxid 4,1 kg Zucker 2,46 kg Wasser 4,37 kg Sauerstoff 65400 KJ Licht Atmung Stoffwechsel Organismen 4,1 kg Zucker 1,25 kg Biomasse 0,139 kg Ammoniak (NH3) 1,85 kg Wasser 0,049 kg Phosphat (PO43-) 3,61 kg Kohlendioxid 2,42 kg Sauerstoff Bilanz Wachstum 2,41 kg Kohlendioxid 1,25 kg Biomasse 0,61 kg Wasser 1,95 kg Sauerstoff 0,049 kg Phosphat (PO43-) Zersetzung 0,139 kg Ammoniak (NH3) Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Abbau von 1 g Biomasse benötigt 1,56 g Sauerstoff 1gC 3,0 g Sauerstoff 1gN 16,9 g Sauerstoff 1gP 122,3 g Sauerstoff Mit 1gC 1gN 1gP können aufgebaut werden 1,9 g Biomasse 10,8 g Biomasse 78,3 g Biomasse Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf – C-Kreislauf CO2 Eintrag: •Diffusion aus Luft •Niederschläge •Zuflüsse •Atmung •Zersetzung CO2 Verbrauch: •Photosynthese •Diffusion in Luft BICK 1999 •Bindung in Karbonaten (Seekreide) Tageszeitliche Schwankung: tagsüber wenig CO2 gelöst nachts viel CO2 gelöst Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf – C-Kreislauf CO2 + H2O Biomasse BICK 1999 Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Biomasse CO2 (viel O2) oder CH4 (kein O2, Fäulnis) Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf – N-Kreislauf N2 Eintrag: •Diffusion aus Luft •Niederschläge •Zuflüsse •N2-Fixierung durch Bakterien (NH3) •Tierische Ausscheidungen N2 Verbrauch: •Abfluss •Denitrifikation •NH3-Abgabe bei hohem pH •Biomasse BICK 1999 Stickstoff wird bis zu 40x im Jahr umgesetzt! Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf – N-Kreislauf Epilimnion NH3 (Ammoniak) + H2O (Nitrat) NH4+ (Ammonium) + OH- NO2- (Nitrit) NO3- Biomasse Hypolimnion Biomasse NH3 O2) NO2- (Nitrit) NO3- (bei O2) NH3 Erhöhter Nährstoffeintrag erhöhte Biomasseproduktion Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 NH4+ (kein NH4+ (kein O2) Verschlammung der Sohle Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf – P-Kreislauf PO43- Eintrag •Verwitterung phosphathaltiger Steine •Mensch! PO43- Verbrauch •Biomasse •Phosphatfalle •Abfluss BICK 1999 Bei Tod von Organismen verbleibt Phosphat im Epilimnion 40x im Jahr!) Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 schnelle Verwertung (bis zu Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf • Permanente Veränderung der Struktur • Vielzahl kleiner verschiedener Habitate • Unterschiedliche Nährstoffbedingungen • Unterschiedliche Artengemeinschaften Kreislauf abhängig von intakter Gewässerdynamik Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Weidegänger: Weiden Aufwuchs (Algen und Bakterien) ab. Zerkleinerer: Ernähren sich von Falllaub und grobem organischem Material. Sedimentfresser: Ernähren sich von feinen organischen Stoffen (Detritus), Bakterien und Algen. Filtrierer: Fangen schwebende Nahrungspartikel. Räuber: Ernähren sich von lebenden Tieren. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Nährstoffspirale im Fließgewässer An jedem Punkt herrscht ein ständiger Nährstoffinput und -output. Dynamische Nährstoffbedingungen in einem sich ständig ändernden System. Fließgeschwindigkeit beeinflusst die Verweildauer. Nährstoffe werden von der Quelle bis zur Mündung transportiert. Dabei nimmt der Nährstoffgehalt durch Auswaschung und anthropogene Einflüsse zu. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Steigendes Nährstoffangebot Oligotroph Mesotroph Eutroph Poly-/Hypertroph nährstoffarm Mittleres Nährstoffangebot nährstoffreich Sehr nährstoffreich Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Nahrungskette Primärproduzenten Primärkonsumenten Sekundärkonsumenten Tertiärkonsumenten autotroph heterotroph heterotroph heterotroph Destruenten heterotroph, leben von totem organischen Material Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Carnivoren: Konsumieren tierische Organismen Herbivoren: Konsumieren pflanzliche Organismen Primärproduzenten: Wandeln Energie in Biomasse um Saprophagen: Leben von totem organischem Material Detritus: Totes organisches Material SMITH 2009 R Energieverlust durch Stoffwechsel Energiefluss Totes Material und Ausscheidung Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Licht Nährstoffangebot C, N, P Temperatur Biomassen nehmen zu mit steigenden Parametern, Minimumfaktor bestimmt die Geschwindigkeit und Menge! Biodiversität nimmt ab, da Arten mit der besten Verwertung und dem schnellsten Wachstum dominieren. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf 1 kg Raubfisch 10 kg Friedfisch 100 kg Zooplankton 1000 kg Phytoplankton SMITH 2009 Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nahrungskreislauf Energie + Nährstoffe Produzenten Konsumenten Destruenten Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Intaktes Kieslückensystem = Schlüssel zum intakten Fließgewässer Hyporheisches Interstitial = Kieslückensystem Lebensraum für das Makrozoobenthos Laichplatz für Kieslaicher Gefährdung durch Sand- und Feinsedimenteintrag Gefährdung durch Nährstoffeintrag (hohe Biomasseproduktion) Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Kieslückensystem – essentielle Lebensräume für Kieslaicher! Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Kieslückensystem – essentielle Lebensräume für Kieslaicher! Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Kieslückensystem – Restaurierung von Kiesbänken Kiesbank/Furt Gumpen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Kieslückensystem – Restaurierung von Kiesbänken Rechtliches Im Rahmen des Gewässerunterhalts Im Rahmen einer Plangenehmigung Falls die Maßnahme aus Sicht des Unterhaltungsverpflichteten zu umfangreich ist Unbürokratisch Zustimmen muss: • Gewässerunterhaltungsverpflichtete (1. und 2. Ordnung WWA, 3. Ordnung Kommune, Wasser-/Bodenverbände) Einreichen von Erläuterungen und Plänen bei der Kreisverwaltungsbehörde • Wasserwirtschaftsamt • Kreisverwaltungsbehörde • Grundstückseigentümer • Anlieger Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Kieslückensystem – Restaurierung von Kiesbänken Wer bezahlt das? Finanzierung • Förderung aus Mitteln der Fischereiabgabe (Bezirksfischereiverband, 50%) • Eventuell freiwillige Leistung der Kraftwerksbetreiber oder des WWA • Eventuell Förderung durch Kommune als Naturschutzmaßnahme Kosten • Umlagern 0,5 bis 3 €/m² (Bagger) • Kieszugaben und modellieren 2 bis 12 €/m² (Bagger, Kies, ohne Planung) • Bagger pro Tag etwa 400 bis 800 € (1.000 m²) Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Allgemeine Strukturverarmung LFVB, Lebensraum Fließgewässer Restaurieren und Entwickeln Strukturverarmung Hauptgrund für die zurückgehende Artenvielfalt! Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Allgemeine Strukturverarmung - Maßnahmen Gewässervernetzung wieder herstellen, Abstürze und Querbauwerke durchgängig gestalten. Altwasser wieder an den Hauptstrom anbinden. LFVB, Lebensraum Fließgewässer Restaurieren und Entwickeln Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Allgemeine Strukturverarmung - Maßnahmen Strukturmaßnahmen umsetzen 1. Kieslaichplätze schaffen oder restaurieren 2. Totholz einbringen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Allgemeine Strukturverarmung – Maßnahme Totholz Lebensraum für • Fischnährtiere • Fischbrut • Jungfische • Adulte Fische Wirksam als • Laichplatz • Schutz vor Räubern Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung von Gewässerstrukturen Rückbau von Entwicklungshindernissen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung von Gewässerstrukturen Rückbau von Entwicklungshindernissen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung von Gewässerstrukturen Rückbau von Entwicklungshindernissen •Punktuelles Aufbrechen der Uferbefestigung Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung von Gewässerstrukturen Einbringen von Störelementen in die Sohle Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung von Gewässerstrukturen Einbringenvon Totholz Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung von Gewässerstrukturen Initialbepflanzung Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung von Gewässerstrukturen Wiederbespannung von Flutmulden Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung von Gewässerstrukturen Sohlanhebung durch Anlage von Geschiebedepots Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung von Gewässerstrukturen Herstellen von Sohlgleiten Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fischaufstiegsanlagen Wanderhilfe am Chamb, Landkreis Cham Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fischaufstiegsanlagen Gesetzliche Grundlage: § 34 Wasserhaushaltsgesetz (1) Die Errichtung, die wesentliche Änderung und der Betrieb von Stauanlagen dürfen nur zugelassen werden, wenn durch geeignete Einrichtungen und Betriebsweisen die Durchgängigkeit des Gewässers erhalten oder wiederhergestellt wird, soweit dies erforderlich ist, um die Bewirtschaftungsziele nach Maßgabe der §§ 27 bis 31 zu erreichen. Schaffung der Durchgängigkeit um den geforderten guten ökologischen Zustand gemäß der EG-Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen. Fehlende Durchgängigkeit nur ein Faktor für das Ausbleiben und Verschwinden der Arten! Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fischaufstiegsanlagen Typische Situation: Ausleitungskraftwerk Umfangreiche Regelwerke für den Bau und Betrieb von Fischaufstiegsanlagen. EEG-Mehrvergütung für Maßnahmen zur Schaffung der Durchgängigkeit. Landesfischereiverband Bayern e. V., Fischaufstiegsanlagen in Bayern Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fischaufstiegsanlagen Schlitzpass Raugerinne Gleite oder Rampe Beckenpass Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Fischaufstiegsanlagen Wichtig zu wissen • In Fischaufstiegsanlagen sowie direkt ober- und unterhalb darf nicht gefischt werden. • Wasserkraftanlagenbetreiber haben die Pflicht zum Unterhalt. Das bedeutet: 1. Bestimmte Restwassermenge muss ganzjährig abgegeben werden, sofern es die natürlichen Umstände erlauben. 2. Verklausungen (Steine, Blätter, Äste, Wasserpflanzen) sind zu beseitigen. 3. Schäden an der Wanderhilfe sind zu beseitigen. • Bei Verstößen Meldung an das zuständige Wasserwirtschaftsamt oder Landratsamt Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung der Gewässerstrukturen – Vermeidung von Eintrag und Erosion • Eintrag von Feinsedimenten und Nährstoffen aus umliegenden Flächenstücken. • Hauptsächlich Äcker, deren Oberfläche über längere Zeit offen liegt (Hackfrüchte). • Starkregen führt zur Einschwemmung in die Gewässer (v.a. gefährdet sind hangabwärts bewirtschaftete Flächen). Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung der Gewässerstrukturen – Vermeidung von Eintrag und Erosion Folgen der Einträge: Das Kieslückensystem setzt sich mit Sedimenten zu und verkrustet. Lebensraum für Fischnährtiere geht verloren Laichplätze für Kieslaicher gehen verloren Der Nährstoffeintrag erhöht die verfügbare Menge an Nährstoffen. Algen- und Pflanzenwachstum nimmt zu. Anspruchslosere Arten werden dominant. Artenanzahl schrumpft. Biomasse nimmt zu. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung der Gewässerstrukturen - Erosionsvermeidung Lösungsansätze: 1. Gewässerrandstreifen zum Sedimentrückhalt anlegen. 2. Sohle des Fließgewässers umlagern. (Bagger, Schaufel) 3. Strukturen einbringen, die die Fließgewässerdynamik erhöhen. (Totholz, Steine) 4. Bewirtschaftung der direkt angrenzenden, landwirtschaftlichen Nutzflächen ändern. Acker in Grünland umwandeln Konturnutzung Bodenbearbeitung (Pfluglos) Engsaaten Untersaaten Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung der Gewässerstrukturen – Vermeidung von Gewässerbelastungen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung der Gewässerstrukturen – Vermeidung von Gewässerbelastungen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung der Gewässerstrukturen – Vermeidung von Gewässerbelastungen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung der Gewässerstrukturen – Vermeidung von Gewässerbelastungen Einträge können diffus oder punktuell sein. O2-Verbrauch steigt an, Abbau von komplexen organischen Verbindungen zu einfachen anorganischen Verbindungen Biomasse Destruenten steigt Nährstoffangebot im Wasser steigt Biomasse Produzenten und Konsumenten steigt, Artenvielfalt verringert sich Selbstreinigungsfähigkeit des Wassers maßgeblich für Auswirkung (bei begradigten Flüssen um Faktor 3 schlechter) Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Verbesserung der Gewässerstrukturen – Vermeidung von Gewässerbelastungen Zeitliche Reaktion von verschiedenen Organismen auf Abwassereintrag Wichtig: Eingebrachte Nährstoffe werden in chemische Verbindungen eingebaut oder umgebaut, in Sedimenten gelagert oder durch Abfluss aus dem Gewässer ausgetragen. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Instrumente des Gewässerwartes 1. Wasseranalyse 2. Besatz- und Fanglisten 3. Ertragsfähigkeit 4. Korpulenzfaktor 5. Arbeitseinsätze (Verein und Gewässerunterhaltsberechtigter) 6. Elektrobefischungen und Hegefischen 7. Besatzmaßnahmen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Instrumente des Gewässerwartes - Wasseranalyse www.conrad.de, www.tetra.de und www.synlab.de Drei Möglichkeiten Elektronische Messgeräte Farbindikatoren Labor Beispielabbildung Wasserwirtschaftsamt • Teuer • Teuer • Billig • Genau • Genau • Ungenau aber ausreichend • Professionell • Wartungsintensiv • Aquarienfachhandel und professionelle Sets • Bei Fischsterben und Gülleeintrag notwendig! • Auf Wasserfärbung achten! • In Gerichtsverfahren anerkannt • Notwendig für Sauerstoff und Leitfähigkeit Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Instrumente des Gewässerwartes - Wasseranalyse Anwendung Regelmäßig um Kenntnisse über die Wasserqualität zu erlangen. Auf Temperatur- und Zeitabhängigkeit der Meßwerte achten. Nach besonderen Vorkommnissen: Fischsterben oder Gülleeintrag, etc. Hier wichtig: Proben nehmen und von einem unabhängigen Labor untersuchen lassen (wichtig für Schadensersatzforderungen und gerichtliche Verfahren). Sofortige Meldung an Landratsamt und Polizei. Probenmenge 1 bis 2 l in sauberen Glasflaschen luftdicht entnehmen und bis zur Abholung bzw. Verwendung kühl stellen. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Instrumente des Gewässerwartes - Wasseranalyse Zeitpunkt und Ort Grundsätzliche Probennahme: Morgens oder später Nachmittag Im Freiwasser bis 1 m Tiefe und über der Sohle/Grund. Immer an der gleichen Stelle. Mehrere Probenorte möglich, abhängig von den Kosten, dem Interesse und dem Aufwand. Notieren der Meßwerte mit Datum, Ort und sonstigen Beobachtungen, um Entwicklungen im Gewässer erkennen zu können. Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Instrumente des Gewässerwartes – Besatz- und Fanglisten 1. Besatzlisten sind vom Gesetz aus für mindestens 3 Jahre aufzubewahren (§ 22 Abs. 3 AVBayFiG). 2. Fanglisten sind vereinsintern zu führen. Ein Abgleich dieser Listen lässt Rückschlüsse zu auf: • Artenzusammensetzung und Verteilung im Gewässer • Lücken bei Altersklassen und Arten • Erfolg von Besatzmaßnahmen • Verbleib der besetzten Fische (Fang, Wanderung, Tod, Überleben) • Planung zukünftiger Besatzmaßnahmen, Renaturierungsmaßnahmen Besatzmaßnahmen lassen sich aus Besatz- und Fanglisten, unter Berücksichtigung der Umweltbedingungen und den Ansprüchen der Fischarten, ableiten! Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Instrumente des Gewässerwartes – Besatz- und Fanglisten Mit den Listen sind folgende Informationen festzuhalten: Besatzmaßnahmen • Betrieb und Lieferant • Datum • Besatzorte und Menge • Fischarten • Größe und Gewicht • Wasserwerte wie Temperatur und Sauerstoff vom Besatzwasser und Transportwasser Fanglisten • Datum • Fischarten • Größe und Menge • Fangort Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Instrumente des Gewässerwartes – Arbeitseinsätze • Im Verein und/oder zusammen mit dem Gewässerunterhaltungsberechtigten. • Pflegemaßnahmen im und am Gewässer: • Wasserpflanzen und Uferbewuchs reduzieren • Renaturierungsmaßnahmen • Strukturmaßnahmen • Bekämpfung von aquatischen und terrestrischen Neozoen Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Instrumente des Gewässerwartes – Elektrobefischungen • Bedienungs- und Zulassungsschein notwendig. • Ausbildung kann am Institut für Fischerei durchgeführt werden. • Ist von der Kreisverwaltungsbehörde (Landratsamt) zu genehmigen Berechtigungsschein • Ein Antrag mit Angabe der Befischungsgründe ist zu stellen und mit den notwendigen Belegen einzureichen. • Haftpflichtversicherung notwendig. • Zweckmäßig für Bestandserhebungen und um gebietsfremde Arten zu entnehmen. • Durchführung ist der Polizei anzuzeigen. • Kann bei unsachgemäßer Bedienung lebensgefährlich sein. • Strom kann andere und kleinere Tiere töten. Leitfähigkeit beachten! Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014 Theorie rund um das Fließgewässer Nützliche Adressen Landesfischereiverband Bayern e. V. http://www.lfvbayern.de/ Bezirksfischereiverband Oberpfalz http://www.fischereiverband-oberpfalz.de/ Tiergesundheitsdienst Bayern e. V. http://www.tgd-bayern.de/ Landesanstalt für Fischerei – Institut für Fischerei http://www.lfl.bayern.de/ifi/ Wasserwirtschaftsamt Weiden und Regensburg http://www.wwa-wen.bayern.de/ und http://www.wwa-r.bayern.de/ Fachberatung für Fischerei http://www.bezirk-oberpfalz.de/desktopdefault.aspx/tabid-5/140_read-178/ Bayerisches Landesamt für Umwelt – Fachbereich Wasser http://www.lfu.bayern.de/wasser/index.htm Spezielle Seiten für Gewässerwarte mit Informationen, Links und Tipps für Gewässerwarte http://gewässerwart.de/ und http://www.gw-forum.de/forum.php Gewässerwartschulung – 17. Mai 2014