als PDF

Transcrição

als PDF
JUGENDMAGAZIN DES HANDWERKS
4 | 2008
PETER FOX
Punkte – Bewerbungsfehler vermeiden
Lehrer – Handwerksberufe testen
Erfahrung – Leben gestalten
Anzeige
SCOOTER ATTACK
liegt als pdf vor.
aus 02 2008
w w w. h a n d f e s t - o n l i n e . d e
I N H A LT
4 | 2008
Punkte sammeln für die Lehre
Wunschberuf und Traumjob sind selten reine Glückstreffer. Gut vorbereitet und mit
der richtigen Einstellung lässt sich bei den meisten Chefs richtig punkten. Wie das
geht und wie man Absagen & Co vermeidet …
Seite 8
Lehrer lernen
Sie sollen die Berufswahl begleiten, sie sollen die Ausbildungsgänge kennen und sie
sollen auf das vorbereiten, was nach der Schule auf ihre Schüler zukommt. Damit dies
reibungslos klappt, machen sie sich regelmäßig auf und besuchen den Alltag im
Handwerk: Lehrer.
Seite 12
Die Erfahrenen
Alle sind sie mit einer Ausbildung im Handwerk gestartet und haben viel Beruf und
Leben gelernt. Jeder für sich und jeder nach seinen Wünschen. Was sie vereint? Die
Gewissheit, das Richtige getan zu haben. Mit ihrer Ausbildung und dem, was danach
kam und weiterhin kommt. Ein Leben lang.
Seite 16
Freundliche Übernahme
Ohne Manager-Tricksereien, millionenschwere Abfindungen oder Schmiergeldaffären –
Betriebübergaben im Handwerk sind Herzenssache. Und wer seinen Betrieb nach oft
über 35 Jahren weitergibt, braucht vor allem eines: Vertrauen. Schließlich sind ihnen
die Mitarbeiter ans Herz und der gesamte Betrieb in den Kopf gewachsen. Seite 28
06 Service
30 Hintergrund
12 Schule
Glitzer, Stroh und Harmonie – Modistin Ina Müller
Lehrer lernen
36 Im Gespräch
16 Beruf & Karriere
PETER FOX
DIE ERFAHRENEN
37 Gewinne + Rätsel
38 Vorschau
03
04
Service
Jetzt neu!
eCards „Lass
mal wieder von
dir hören …“
Ob zum Geburtstag, aus Liebe oder als knackiger Gruß an die
Kumpels, eCards kommen an – und zwar ganz ohne Briefmarke! Wir
haben die passende elektronische Postkarte für fast jede Gelegenheit auf spleens.de!
Zurzeit stehen 24 Motive zur Auswahl und jeden Monat werden es mehr.
Es lohnt sich also immer, regelmäßig vorbeizuschauen. Der Renner ist
bei euch die „A…karte“, sie befindet sich unangefochten auf Platz eins
der Beliebtheitsskala und wird häufig verschickt. Freundschaft und
Liebe steht bei den spleens-Usern auch ganz hoch im Kurs, die Motive
„Friends4-ever“ und „Ich … dich“ belegen die nächsten Plätze und finden vielfach den Weg in die E-Mail-Postfächer.
So geht´s:
Einfach eCard anklicken, Empfänger oder Empfängerin eingeben, Nachricht schreiben, und ab geht die Post!
Du bist gefragt
Immer heraus mit der Sprache: Du hast Wünsche für neue Motive oder
witzige Sprüche für eine Karte, dann schicke uns eine E-Mail. Wir freuen uns auf deine Ideen!
Alle eCards jetzt unter www.ikk-spleens.de! Du hast
Wünsche und Ideen für Motive? Dann schick uns eine Mail:
[email protected]
Anzeige
Bertelsmann
liegt als pdf vor.
6001770a+771a+772a_210x280_4c.pdf
06
Service
MIT SOFT SKILLS
ÜBERZEUGEN
Ob jemand die Einladung zum Vorstellungsgespräch oder sogar die Lehrstelle bekommt, hängt maßgeblich davon ab, wie
die Schulnoten sind, ob man Praktika absolviert hat oder andere Nachweise beibringt, die belegen: der Beruf passt zu mir
und ICH passe in den Betrieb. Neben diesen
harten Fakten existieren viele weitere, sehr
viel schwieriger nachweis- oder darstellbare Schlüsselqualifikationen – soft skills
genannt. Wenig objektiv und kaum wirklich
greifbar. Sie haben viel mit Charakter, den
persönlichen Stärken und sozialen Kompetenzen zu tun.
Was sie bewirken? Sie sind dafür verantwortlich, ob man als Bewerber die entscheidenden Sympathiepunkte bekommt.
Disziplin und Sorgfalt
Keine Sorge, nicht absoluter Gehorsam und
Unterordnung sind gefragt, vielmehr geht es
darum, seine Aufgaben gründlich und konzentriert zu erledigen. Pünktlichkeit ist gleichfalls ein Muss. Bewerbungsunterlagen, die als
Haufen geheftetes Papier beim Betrieb ankommen, werden erst gar nicht gelesen.
Warum auch, schließlich nimmt der Bewerber
die Sache ja auch nicht wirklich ernst oder
weiß nicht, auf was es in der Ausbildung
ankommt.
Teamfähigkeit
Nur wer verstanden hat, dass weniger die
Einzelleistung und vielmehr das Gesamt- bzw.
Endergebnis zählt, kann wirklich Punkte sammeln.
Umgangsformen und Kommunikation
Es gibt kaum einen Betrieb oder Beruf, in dem
man nicht ständig mit Leuten in Kontakt
kommt. Kunden, Kollegen, Chefs oder Lieferanten, andauernd wird man angesprochen,
gegrüßt oder auch gebeten und gefragt.
Gerne, Bitte, Danke, Mahlzeit, Auf Wiedersehen und Guten Tag sind daher nicht nur
Floskeln, sondern zeigen, dass man eine
Erziehung genossen hat und weiß, wie gutes
Miteinander funktioniert. Mit ein wenig
‚Benimm’ geht eben alles leichter. Vor allem,
wenn es Konflikte gibt und man sachlich und
fair seinen Standpunkt vertreten sollte.
Freundlich- und Höflichkeit
Freundlicher Umgangston, ein nettes Wort,
Lächeln und Wertschätzung machen das Leben
einfacher. Dies gilt nicht nur beim Kennen lernen von ihr oder ihm, sondern sorgt auch für
eine entspanntere Ausbildung. Menschen vertrauen eben sehr viel eher denjenigen, die
ihnen freundlich und höflich begegnen. Und
das macht vieles einfacher.
Motivation und Lernbereitschaft
Eigentlich selbstverständlich. Wer sich für
einen Beruf entschieden hat, sollte zeigen,
dass es einem ernst ist und man Tag für Tag
mit Ausdauer und Anstrengungsbereitschaft
dabei ist. Keiner verlangt, dass man sofort
alles beherrscht, weiß oder beim ersten Mal
bereits kann. Dafür ist schließlich die Ausbildung da. Was allerdings verlangt wird, ist: der
Wille. Der Wille etwas zu erlernen, der Wille
sich einzusetzen und der Wille, es beim nächsten Mal wieder ein wenig besser zu können.
Interkulturelle und
sprachliche Kompetenzen
Gutes Deutsch ist wichtig. Wer weitere
Sprachen beherrscht und in einer zusätzlichen
Kultur aufgewachsen ist, noch besser. Aber
auch dies sollte man richtig platzieren und
seinen zukünftigen Ausbilder davon überzeugen, dass auch sie oder er davon profitiert.
Empathie und Sensibilität
Nicht nur unter Freunden und in der Familie
ist es wichtig, sich mal ohne Worte zu verstehen und zu wissen, was der andere denkt oder
empfindet. Auch in der Ausbildung sollte man
Antennen dafür entwickeln, wie das eigene
Verhalten auf Kollegen und Chefs wirkt bzw.
was diese einem mitzuteilen versuchen, ohne
dafür Vorträge zu halten. Mimik und Gestik
sagen oft mehr.
Selbstständigkeit
In den ersten Tagen der Ausbildung weiß
kaum jemand, wie man sich einbringen kann
oder wo, welche Aufgabe auf einen wartet.
Wichtig nur, man sollte sich anbieten, präsent
sein und Fragen stellen. Nach und nach
erfährt man mehr und erledigt selbstständig
gewisse Arbeiten. Immer darauf zu warten, bis
einem eine Tätigkeit zugewiesen wird, ist eher
kontra. Punkte gibt’s für den, der Arbeit sieht,
fragt und sie erledigt.
Organisationstalent und Flexibilität
Egal um welche Tätigkeiten es auch geht, wer
seine Arbeiten vordenkt und plant kommt besser klar. Und wenn Unvorhergesehenes auftritt, beweist man, dass Flexibilität kein Fremdwort ist. Schnell stellt man sich auf die neue
Situation ein und entwickelt Alternativen.
Mode, Styling und Hygiene
Ein Piercing kann gut aussehen – muss es aber
nicht. Gleiches gilt für die Frisur auf dem
Bewerbungsfoto oder das gewählte Outfit für
das Vorstellungsgespräch: Angemessen und
möglichst natürlich sollte alles sein. Zu viel
Schminke, extreme Hair-Stylings, übertriebener Schmuck oder ein Dress, der eher auf die
Superstar-Bühne passt, sind tabu. Das gleiche
gilt für verdreckte oder zerrissene Klamotten.
Auch wenn sie gerade deshalb so teuer waren.
Beim Bewerbungsgespräch haben sie nichts
zu suchen. Kleiner Tipp: Wenn die Eltern
sagen ‚Jetzt siehste aber mal schick aus’,
nichts mehr ändern, sofort zum Bewerbungsgespräch.
07
08
Service
Punkte
sammeln
für die
Lehre
Alice Brammertz leitet gemeinsam mit
ihrem Mann die Tischlerei Brammertz aus
Kornelimünster
21 Mitarbeiter/innen
Aufträge vom Vatikan
sowie Kunden aus Belgien, Luxemburg,
Spanien und der Region
Herstellung und Restaurierung sowie
hochwertiger und moderner Innenausbau
www.brammertz-schreinerei.de
„Auf die Motivation
kommt es an.“
Wer seinen zukünftigen Chef und Ausbilder von sich überzeugen möchte, braucht: einen
überzeugenden Auftritt, gute Noten, Praktika, soziale und persönliche Kompetenzen und –
ganz wichtig – schlüssige Gründe, warum gerade dieser Betrieb und warum ausgerechnet
dieser Beruf. Was sind aber die Don’ts? Was veranlasst Chefs dazu, die Rote Karte zu ziehen und die mühevoll erstellten Bewerbungsunterlagen ganz geschmeidig an den Absender
zurückzusenden? handfest hat sich umgehört, Entscheider getroffen und Personalexperten
gefragt. Was veranlasst sie dazu, Bewerberinnen und Bewerbern den Recall zu verweigern
und ihnen mit freundlichen Grüßen viel Glück zu wünschen.
Frau Brammertz, wenn es bei Ihnen um die
Besetzung einer Tischler-Lehrstelle geht, was
sind Ihre KO-Kriterien? Wann sagen Sie, danke,
das war’s. Viel Glück, aber nicht bei uns.
Ein KO-Kriterium ist, wenn der Bewerber oder
die Bewerberin mir ein Zeugnis vorlegt, das
nur die Noten befriedigend, ausreichend und
mangelhaft enthält. Wenn dazu noch die
Aussage kommt, in der Schule bin ich ja nicht
so gut, dafür bin ich handwerklich begabt und
sehr zuverlässig. Oft herrscht noch die unzutreffende Meinung vor, wenn ich nicht soviel
„Köpfchen“ habe, dann werde ich halt Handwerker. Aber weit gefehlt. – Jedoch sage ich
nie: danke, das war’s. Viel Glück, aber nicht
bei uns, sondern ich nehme mir eine Stunde
Zeit für ein Gespräch mit dem Bewerber oder
der Bewerberin. Das fällt bei uns unter
„Jugendarbeit“. Hier versuche ich, Ziele mit
dem Bewerber zu entwickeln; Motivation für
das Lernen zu erarbeiten. Meine Empfehlung
ist in jedem Fall, ohne einen guten Schulabschluss, mit dem man sich nur selbst beweist,
wie gut man sein kann, geht gar nichts. Dafür
sind die Ansprüche, gerade heute im Handwerk, zu hoch. Es müssen komplette Arbeitsabläufe erfasst werden, räumliche Vorstellungskraft und Mathematik werden im Schreinerhandwerk gebraucht. Eine gute Rechtschreibung und Ausdrucksweise sind ebenfalls
unerlässlich. – Stolz bin ich jedes Mal (das
kommt recht oft vor), wenn ich einen
Bewerber oder eine Bewerberin „mit Null Bock
auf Schule“ motivieren konnte, an den Noten
zu arbeiten und erst einmal einen guten
Schulabschluss zu erwerben.
Und auf Ihr Unternehmen bezogen: mit welchen Eigenschaften passt jemand so gar nicht
zu Ihrem Betrieb und warum?
Wir arbeiten für anspruchsvolle Kunden, d.h.
neben dem handwerklichen Geschick, den
guten Schulnoten und einer guten Auffassungsgabe, sind eine gepflegte Erscheinung,
Höflichkeit, Sauberkeit und Sensiblität angesagt. Wir arbeiten beim Kunden vor Ort. Ein
sehr privates Umfeld. Etwas übertrieben heißt
das: Zigarette im Mundwinkel, abgewetzte
Hosen und Schuhe, so dahin Schluffen, keinen
klaren Blick und eine ablehnende Körperhaltung passen nicht zu unserem Team. Wir begrüßen uns alle jeden Tag mit Handschlag.
Respekt und Achtung voreinander sind bei uns
Firmenkultur. Das heißt auch, Rücksichtnahme
auf den Kunden, den Kollegen – eben auf sein
Umfeld. Das kann man übrigens sehr gut zu
Hause bei seinen Eltern und Geschwistern
üben.
Was sollte Ihrer Meinung nach unternommen
werden, um Schüler besser auf das vorzubereiten, was sie in der beruflichen Ausbildung
erwartet?
Meiner Meinung nach müssen die Schüler oft
erst „ausbildungsfähig“ gemacht werden. Hier
sollten Kurse angeboten werden, in denen Rollenspiele angeboten werden (mit Kamera). Die
Schülerinnen und Schüler sollten selbst sehen
können, wie sie wirken, wenn sie mit gesenktem Kopf in den Betrieb kommen und kaum
eine Begrüßung über die Lippen bekommen.
Herr Pukropski, Wege in den Beruf gibt es viele.
Welche aber davon führen zum Erfolg und welche entpuppen sich als Sackgasse? Worauf
kommt es an?
Zeugnis und Noten sind wichtig – klar. Viel
wichtiger allerdings, so sehe ich das jedenfalls, ist das gesamte Erscheinungsbild. Für
die schriftliche Bewerbung heißt das: gute
Noten nutzen überhaupt nichts, wenn die Bewerbungsmappe diese nicht wenigstens widerspiegeln. Auf den Gesamteindruck kommt’s
an. Kopieren, Tackern, fertig – reicht nicht
und überzeugt erst recht nicht. Worauf auch
viel zu wenig geachtet wird, sind Rechtschreibung und Stil. Und damit meine ich
nicht irgendwelche komplizierten Satzbauten
oder akademischen Floskeln aus Bewerbungsbüchern. Fürchterlich. Einfach und natürlich,
kurz und knackig sollten Bewerbungen sein.
Der Adressat muss merken, dass sich der Absender Gedanken gemacht hat und auch ehrlich davon überzeugt ist, was sie oder er zu
Papier gebracht hat. Die allerwichtigste Voraussetzung dafür: ein absolut überzeugendes
Berufsinteresse. Ansonsten lässt man es besser gleich und spart Druckerpapier. Zunächst
muss Klarheit darüber herrschen, welcher
Beruf gewünscht wird.
Sie bilden Elektroniker in verschiedenen
Fachrichtungen aus. Was ist dafür wichtig? Was
sollten Bewerber mitbringen?
Fachliche Kompetenzen sind eher nachrangig.
Dafür sind wir als Betrieb, die überbetriebliche
Ausbildung und nicht zuletzt das Berufskolleg
da. Wichtig allerdings, wer sich für die
Elektronik entscheidet, sollte wissen, worauf
man sich einlässt bzw. was auf einen
zukommt. Wir müssen leider immer wieder
erleben, dass Jugendliche diesen Berufswunsch haben und gar nicht wissen, um was
es eigentlich geht. Aus diesem Grund vereinbaren wir mit den Bewerbern auch meist ein
kurzes Praktikum. So lernen Interessenten am
besten kennen, was der Beruf hergibt und ob
Betrieb und persönliche Vorstellungen
zusammenpassen.
Was sollte Ihrer Meinung nach unternommen
werden, um Schüler besser und vor allem gezielter auf das vorzubereiten, was sie in der beruflichen Ausbildung erwartet?
Ich glaube, und das gilt meines Erachtens für
alle handwerklichen Berufe, wer feststellen
möchte, ob dieser oder jener Beruf besser mit
den eigenen Fähigkeiten und Wünschen harmoniert, muss es einfach mal ausprobiert
haben. Viel zu viele kommen von der Schule
und haben keinerlei Vorstellung davon, in welche Richtung die Berufsreise gehen soll.
Früher und praxisnäher lautet daher mein
Vorschlag. Mit 13 Jahren einfach mal für ein
Schülerpraktikum anmelden und den beruflichen Alltag kennenlernen. Nur so erlebt man,
wie sich ein Beruf anfühlt, wie er schmeckt
und was es heißt, morgens um drei in der
Backstube zu stehen oder selbst etwas
geschaffen zu haben.
Internet, Kataloge oder Beratungen können
immer nur eine erste Orientierung sein. Wer
mehr will, muss sich einfach trauen, die
Betriebe ansprechen und echte Praxis spüren.
Heinz Pukropski,
Ausbildungsleiter bei
Steuber Elektrotechnik,
Siegen
60 Mitarbeiter/innen,
davon 9 Lehrlinge
Ausgebildet wird in den
Berufen Elektroniker
Fachrichtungen Haus- und
Gebäudetechnik sowie
Maschinen- und
Antriebstechnik
www.steuber-si.de
„Echte Praxis
spüren.“
09
10
Service
Ludger Eilhard-Chrobak
bildet bei Accent
Metalltechnik, Rüthen,
Metallbauer mit
Fachrichtung
Konstruktionsmechanik aus
40 Mitarbeiter/innen
Accent fertigt
Spezialmaschinen für
Sägewerke sowie
Strahlanlagen und
Saugbagger für die Sandund Kiesgewinnung
www.accentmetalltechnik.de
Herr Eilhard-Chrobak, Ihr Unternehmen bildet
seit vielen Jahren im Metallhandwerk die Berufe Metallbauer mit Fachrichtung Konstruktionsmechanik aus. Welche Eigenschaften
braucht man dafür? Auf was sollte man lieber
verzichten?
Auszubildende sollten aufgeschlossen sein
und den Willen mitbringen, Neues aufzunehmen und zu lernen. Sie sollten zumindest eine
Drei in Mathematik aufs Zeugnis schaffen, sich
für Technik interessieren und Spaß an handwerklicher Arbeit haben. Schluss ist, wenn
sich jemand nicht in die Mannschaft einfügt.
Wenn jemand mit den gestellten Aufgaben
und Arbeiten absolut und wiederholt nicht
zurecht kommt.
Meterweise Absagen und Frust sind ständiger
Begleiter auf dem Weg ins Berufsleben. Was
machen die meisten falsch?
Bewerbungsunterlagen schicke ich dann sofort
zurück, wenn die Bewerbung nur aus einzelnen Zetteln besteht und nichts sauber und
ordentlich in eine Mappe zusammengeheftet
ist. Wenn das Passbild fehlt oder das
Anschreiben nicht zur Bewerbung paßt, lege
ich die Unterlagen sofort wieder auf den
Stapel, der zurückgeschickt wird. Man erkennt
sofort, ob sich jemand Gedanken und Mühe
gemacht hat. Im Bewerbungsgespräch sollte
man zumindest grob über das Unternehmen
Bescheid wissen. Was produziert der Betrieb
oder welche Leistungen werden angeboten.
Haben Sie ein aktuelles Beispiel parat?
Erst neulich hat sich jemand bei uns um eine
Ausbildungsstelle beworben und im Anschreiben erklärt, dass er schon immer gerne in
einer Küche gearbeitet und gekocht hat.
Hallo? Wir sind ein Metallbetrieb.
„Man erkennt sofort,
ob sich jemand
Mühe gegeben hat.“
Herr Humpert, gibt es so etwas wie den häufigsten Fehler bei Bewerbungen? Was wird immer
wieder falsch gemacht? Was sollten Lehrstellensuchende besser heute als morgen bei der
schriftlichen Bewerbung beherzigen?
Oftmals wird in der sehr allgemein gehaltenen
Bewerbung geschrieben: …Lieblingsfach
Mathematik… und wenn man sich die Noten
anschaut, steht dort nur ein „ausreichend“…
Oder sie schreiben: …da ich mich sehr für den
Beruf interessiere… anstatt dazu zu schreiben, „warum“ sie den Beruf des Bäckers, Konditors oder der Fachverkäuferin im Nahrungs-
„Ein offener und
gerader Blick.“
mittelhandwerk gerne erlernen würden. Positiv
ist auf jeden Fall, wenn jemand seine Bewerbung persönlich bei uns vorbeibringt.
Allerdings sollten die Bewerber nicht „mal
eben“ vorbeikommen, eventuell zu Zeiten, die
für ein Bewerbungsgespräch einfach unpassend sind, sondern sich vorher nach einer passenden Uhrzeit erkundigen, so dass auch wir
uns Zeit für den Bewerber nehmen können.
Gibt es Eigenschaften, bei denen Sie sagen:
Geht nicht, passt nicht zu uns?
Die Bewerber sollten sehr offen sein, von sich
erzählen können, lachen und nicht zu schüchtern sein. Wir erwarten einen sehr freundlichen Umgangston und legen Wert auf einen
„offenen, geraden“ Blick!
Georg Humpert, Inhaber der
Bäckerei Humpert in Werl
und Ausbilder
96 Mitarbeiter/innen,
davon 11 Lehrlinge
Täglich viel Frisches,
Knuspriges und Gesundes
Die Rezepte?
Kennen nur die Mitarbeiter.
Was sollte man bei Ihnen im Praktikum besser
unterlassen, wenn man mit dem Gedanken
spielt, sich hier zu bewerben?
Unausgeschlafen oder überreizt zur Arbeit zu
kommen. Unsauberkeit sollte unbedingt vermieden werden. Unkontrollierte Essverhalten,
nach dem Motto …bleibt eh was über, also
esse ich es gleich auf…
11
12
Schule
Katja Gehlhaar,
Realschullehrerin,
auf Praxissafari
Lehrer
lernen
Der gemeine Lehrer hat in der Regel studiert. Auf Lehramt, wie es heißt, Mathe und Geschichte, Deutsch und Sport und dergleichen mehr. Danach darf er
als Referendar noch lernen, wie es praktisch in der Schule so zugeht, wie der Unterricht im realen Leben aussieht, wie man mit Schülern kommuniziert und
Ausflüge in Museen oder prima Skigebiete organisiert. Eine der wichtigsten Aufgaben eines Lehrers besteht jedoch darin, die Schüler auf das Berufsleben
vorzubereiten, ihnen zu vermitteln, worauf es ankommt und welche Qualifikationen erwartet werden. Und da das Handwerk nun mal einer der ganz großen
Ausbilder und Arbeitgeber ist, scheint es alles andere als verkehrt zu sein, wenn der Lehrer selbst weiß, worauf es ankommt. Und aus diesem Grund hat
die Handwerkskammer Düsseldorf 40 Beratungslehrer eingeladen, sich vor Ort ein Bild über die verschiedenen Gewerke zu machen. Zu Gute kommt dies
nicht zuletzt den Schülern, ist ja klar.
Siegfried Schrempf, Vizepräsident der
HWK Düsseldorf, sieht eine
wichtige Aufgabe darin, Lehrern das
hohe Leistungsniveau des Handwerks
bewusster zu machen
Auf Wanderschaft
So eine Handwerkskammer ist groß, sehr groß, da lässt es sich leicht verlaufen. Und aus diesem Grund werden die Lehrer in zwei große Gruppen aufgeteilt, von Experten in die Werkstätten begleitet und mit allerhand
Informationen und Anschauungsbeispielen versorgt. Wie bei einem richtigen
Schulausflug, nur dass die Schüler Lehrer sind und nicht zwingend Händchen
halten müssen. „Ich erlebe hier auch eine gewisse Begeisterung bei den
Lehrern, die sich sehr motiviert zeigen“, sagt Siegfried Schrempf (62),
Vizepräsident der Handwerkskammer, der Vertrauen wecken und Werbung fürs
Handwerk machen möchte. „Handwerk ist nicht die Qual der Wahl, Handwerk
ist das erste Unternehmen Deutschlands und das ist leider nicht in den
Köpfen drin.“ Eine ganz wichtige Aufgabe der Lehrer sieht Schrempf darin,
den Schülern zu vermitteln, dass sie es für sich machen. „Und man muss
natürlich auch selbst überzeugt sein, wenn man überzeugen will. In dem
Begriff Ausbildung steckt das Wort Bildung, das heißt, Bildung muss vermittelt werden.“
Das sieht Sven Arne Bartel (34), Lehrer für alles, wie er sagt, ganz ähnlich.
An einer katholischen Hauptschule unterrichtet der jungdynamische
Bildungsbürger, der es ganz allgemein prima findet, wenn die Wirtschaft auf
die Schulen zugeht und sagt, wir unterstützen Schulen sowohl mit unserem
Know-how als auch finanziell. „Wir brauchen natürlich auch in der Schule die
entsprechende Infrastruktur. Es wäre auch toll, wenn ab und an beispielsweise ein Schweißer in die Schule kommt und mit den Schülern arbeitet,
dass sie selbst an der Werkbank unter professioneller Leitung etwas herstellen, denn das motiviert auch. Wir brauchen keine Leute, die Vorträge halten,
da schlafen die Kids ein.“ Aufklärung aber, sagt er, sei wichtig, die Schüler
haben in der Regel keine Ahnung wie die Berufe tatsächlich seien, sie denken oft nur, man mache sich die Hände schmutzig. Und so befürwortet er
auch mehr Praxisanteile, die Schüler sollen selbst etwas machen und nicht
nur zuhören. „Unsere Kids sind ja auch mehr Praktiker und sie wären sicher
ganz tolle Facharbeiter. Aber sie brauchen Zeit und Unterstützung. Ich bin
aber auch nicht das Arbeitsamt, sie müssen es selbst wollen.“
Potenziale nutzen
Katja Gehlhaar (32), Beratungslehrerin für die Berufswahl an einer
Realschule, koordiniert die Kooperation zwischen Handwerkskammer und
Schule. Sie sieht eine solche Veranstaltung durchweg positiv, denn „Lehrer
sind ja auch motiviert sich fortzubilden. So geht der ein oder andere beispielsweise auch in eine Bäckerei, um zu lernen wie alles funktioniert. Und
diese berufspraktischen Erfahrungen kommen dann auch den Schülern zu
Gute.“ Viele Schüler, sagt Gelhaar, wissen nicht einmal genau, welche Berufe
ihre Eltern ausüben, und dass man frühzeitig mit der Beratung anfangen
13
14
Schule
Sven Arne Bartel, Lehrer für alles, will alles wissen
müsse. „Wir wollen auch die Handwerksberufe in den Vordergrund stellen,
denn das sind Berufe mit Zukunft. Die Schüler wissen, was ein Bäcker, KfzMechatroniker oder Friseur ist, die ganzen anderen Berufe kennen sie kaum.“
Auch die Möglichkeiten der Fortbildung sind den wenigsten bewusst, wie sie
sagt.
Mit Begeisterung und Spaß dabei
Dabei sind die angebotenen Technikplätze in ihrer Schule sehr begehrt und
jedes Jahr überbelegt. Und viele Schüler, die zum ersten Mal handwerklich
arbeiten, sind mit Begeisterung und Spaß dabei. Trotzdem: „Von 30 Schülern
wollen 20 in die Oberstufe, aber eigentlich sind nur 7 oder 8 von ihnen geeignet. Vielversprechender und erfolgreicher wäre da in jedem Fall, eine Lehre
zu machen. Denn auch nach der Ausbildung kann ein jeder ja noch weiter
lernen oder auch studieren.“ Deshalb, sagt die engagierte Lehrerin, fange
man in ihrer Schule mit der Berufswahlvorbereitung schon in der 5. Klasse
an. Gleichzeitig zeigt sich die Beratungslehrerin auch selbstkritisch und fordert, dass Schulen die Öffnung nach außen hin noch weiter vorantreiben
müssen und dass auch die Anpassung der Lehrpläne an die Realität erfolgen
muss. „In den Schulen ist in den letzten Jahren noch mehr Bürokratisierung
hinzugekommen, das macht es nicht einfacher.“ Auch beim Handwerk sieht
sie noch ungenutzte Potentiale, den Jugendlichen die Berufe näher zu bringen und schmackhafter zu machen. Und dann sagt sie noch etwas, dass man
eigentlich nicht schreiben darf, aber ausnahmsweise doch mal zu Papier
kommt: „Handfest beispielsweise trägt wirklich dazu bei, in dem es nicht nur
die vielen Möglichkeiten aufzeigt, sondern auch visualisiert, dass das
Handwerk auch gut aussehen kann.“
Anzeige
Caritas
liegt als pdf vor.
achtenstattaechten_motiv03_210x280.pdf
16
Beruf & Karriere
DIE ERFAHRENEN
Text: Stefan Rensch | Fotos: Katja Früh
Dieser Weg wird kein leichter sein, singt der gemeine Pop-Poet unserer Tage. Davon wissen auch andere zu berichten. Junge Unternehmer.
Meister. Präsidenten. Sie alle haben im Handwerk ihre Ausbildung
gemacht. Sie wissen, wovon sie reden. Sie zeigen, wie es war, wie es
ist, wie es geht und was man braucht, um seinen eigenen Weg zu
gehen. Nur Mut.
„
Ich denke und lebe für
die Fotografie, das
Visuelle und die Optik im
weitesten Sinne.
“
Akio Taoka
37 Jahre, Fotograf
Beruflich
Seit meiner Jugend habe ich mich für alles
interessiert, was mit Linsen, Zahnrädern und
Filmen zu tun hat. Da mein Vater Chef einer
Werbeagentur war, bekam ich die Fotografie
hautnah mit und bin damit aufgewachsen.
Das VWL-Studium nach dem Abi habe ich
dann auch schnell wieder abgebrochen und
eine Lehre in einem Fotostudio gemacht. Als
Lehrling durfte man auch Fehler machen,
man sollte ja lernen und ich fand es gut,
Routine zu bekommen. Aber es war teilweise
auch hart und als man damals sagte, wir wollen eine 40-Stunden-Woche, dachte ich,
prima, die habe ich in drei Tagen zusammen.
Fotografie heißt auch Leidenschaft, man
muss hinter den Bildern stehen, die man
macht, man sollte Ehrgeiz haben und nicht
alles nur leicht und locker nehmen. Ich
denke und lebe für die Fotografie, das
Visuelle und die Optik im weitesten Sinne.
Wenn ich nach Hause komme, warten da
schon die ganzen Objektive, Linsen, Kameras
und Zahnräder und irgendwie ist das alles
auch mein Spielzeug.
Persönlich
Ich mache seit 24 Jahren Karate und bin also
schon so lange mit dabei, dass ich da nicht
mehr raus kann und will. Denn dazu zählt
auch Verantwortung, Ehrenamt und Verbandsarbeit. Karate ist für mich mehr eine
Philosophie als ein Kampfsport. Es bedeutet,
nicht aufzugeben, sich selbst zu stärken oder
zu perfektionieren und seinen Weg zu gehen.
Diese innere Einstellung versuche ich auch
meinen Schülern weiterzugeben. Dass sie
Karate auch als Ehrensache begreifen, dass
sie ihr Tun, Handeln und Reden nicht bereuen, dass sie Prinzipien haben und stolz sind.
Das heißt, auch wenn ich bei einem Wettkampf weiß, dass ich keine Chance habe zu
gewinnen, werde ich trotzdem kämpfen. Eine
aufgeplatzte Lippe oder Kopfschmerzen zu
haben, ist unangenehm, aber es tut nicht
weh. Menschliche Enttäuschungen tun weh.
Für Philosophen
17
18
Beruf & Karriere
Für Kulturliebhaberer
„
Die Kreativität und die Vielfalt,
mit Farben, Tönen und
Wörtern zu jonglieren ist eine Gabe,
die ich schätze.
“
FRANZ-JOSEF
KNIEPS
65 Jahre, Bäcker- und Konditormeister,
Präsident der Handwerkskammer zu Köln und
des Westdeutschen Handwerkskammertages,
Mitglied des Landtags NRW
Beruflich
Ich kann mich noch sehr gut an meine
Ausbildung erinnern, damals musste man
noch zu Fuß rechnen und auch die ganze
Technik war eine gänzlich andere, da gab es
ja noch keine Computer. Aber ich habe immer
alle Neuerungen mitgemacht und sie nicht
nur wahrgenommen, denn das macht auch
die Spannung im Handwerk aus. Ich kann
auch nur jedem empfehlen, sich ehrenamtlich
zu engagieren, man wird toleranter und es
weitet den Horizont. Und im Handwerk gibt
es unglaublich viele Karrieremöglichkeiten,
auch für Gymnasiasten, die haben mit ihrer
Bildung den Marshallstab im Tornister. Dass
man dabei von den Alten lernen kann, ist
selbstverständlich, aber als Jugendlicher
muss man auch selbst seine Erfahrungen
sammeln und auch mal gegen die Wand rennen. Ich selbst habe im Handwerk meine
Erfüllung gefunden und meine Frau sagt
heute noch: Am liebsten habe ich dich gesehen, wenn du in der Bäckerei gewühlt hast.
Persönlich
Opern, Museen und Theater besuche ich
regelmäßig, Kunst und Kultur im Allgemeinen
wecken grundsätzlich mein Interesse. Die
Kreativität und die Vielfalt, mit Farben,
Tönen und Wörtern zu jonglieren ist eine
Gabe, die ich schätze. Ich höre aber nicht
nur Opern, ich war neulich auch auf einem
Rockkonzert von REM und es hat mir super
gefallen. Meine Frau habe ich auch durch die
Musik kennen gelernt, wir haben damals
Turniere getanzt, Standard und Latein, ich
war Leiter einer Tanzgruppe und meine Frau
bei der Konkurrenz, aber nicht sehr lange.
Heute bin ich begeisterter Opa und ich koche
und backe gerne für die ganze Familie. Zu
Weihnachten kommen da gut und gerne 40
Menschen zusammen und dann geht es rund
in der Küche. Der Zusammenhalt der Familie
ist und bleibt das höchste Gut, das man
haben kann.
19
20
Beruf & Karriere
„
Andere Menschen,
andere Kulturen
und andere Modestile sind
auch beruflich inspirierend.
“
Ulla Meiners
39 Jahre, Schneiderin und Directrice
Beruflich
Ich habe mit 11 oder 12 Jahren angefangen
zu nähen, für mich selbst und für Freunde
und da war natürlich auch schon die erste
eigene Kollektion mit dabei, so wie man sich
das als Kind vorstellt. Nach der 10. Klasse
habe ich dann ein Praktikum bei einem
Herrenschneider und anschließend eine Ausbildung gemacht. Mir hat es natürlich auch
Spaß gemacht, an der Nähmaschine zu sitzen
und schöne Sachen zu gestalten. In der
Ausbildung fehlte mir ein bisschen die kreative Freiheit, also auch eigene Ideen in
Schnitte umzusetzen. Deshalb habe ich
an einer Privatschule die Weiterbildung zur
Directrice gemacht und anschließend für verschiedene Theater und Musicals gearbeitet.
Aber irgendwann wollte ich nicht nur Dienstleister sein, sondern auch meine eigenen
Sachen verkaufen und habe dann mit einer
Freundin eine Ateliergemeinschaft gegründet.
Mittlerweile habe ich einen eigenen Laden
mit meiner eigenen Kollektion „Ursbob“. Das
ist nicht immer ganz einfach, man braucht
nicht nur Ideen, sondern auch Vertriebswege
und einen Geschäftssinn. Dafür ist man aber
auch sein eigener Chef.
Persönlich
Ich mag abstrakte Kunst und Architektur
finde ich auch ganz spannend. Das Visuelle
im Allgemeinen interessiert mich, ich mag
die Mode und den Stil der 60er und 70er
Jahre, organische Formen, aber bitte nichts
verschnörkelt Antikes. Hobbys im klassischen
Sinn habe ich keine, mal abgesehen von ein
bisschen Schwimmen und Wasserski. Dafür
reise ich sehr gerne, zum Beispiel nach Thailand, Mexiko oder Indien. Andere Menschen,
andere Kulturen und andere Modestile sind
dann auch beruflich inspirierend. Ich schaue
mir an, was die Menschen dort tragen, welche Materialien verwendet werden und verarbeite hier und da die Ideen für meine eigene
Kollektion. Und man bekommt nicht zuletzt
auch eine ganz andere Sicht auf die Dinge
und Belange des eigenen Lebens.
Für Globetrotter
21
22
Beruf & Karriere
Für Kraftfischer
„
Als ich jung war, gab es keine Hilfe und
keine professionelle Unterstützung,
um sich qualifiziert ausbilden zu lassen.
“
Vernon
Knott-Edmund
57 Jahre, Ausbilder für Zimmerer
Beruflich
Bei uns in Trinidad läuft das mit der
Ausbildung etwas anders. Ich habe zum
Beispiel sehr viel von meinem Vater gelernt,
der war Modellbauer und durch ihn habe ich
das Gefühl und Geschick für die handwerkliche Berufung mit auf den Weg bekommen. Aber man darf nie aufhören, besser zu
werden. Ich bin für drei Monate in Deutschland, um viel zu lernen und durch die Lehrer
hier habe ich viel gelernt. Und das möchte
ich weitergeben, an die jungen Menschen in
meiner Heimat, mit denen ich gerne arbeite,
denen ich gerne helfe. Als ich jung war, gab
es keine Hilfe und keine professionelle
Unterstützung, um sich qualifiziert ausbilden
zu lassen und das möchte ich ändern.
Persönlich
Ich habe hier viele nette Menschen kennen
gelernt und die eine oder andere Ausnahme
gibt es wohl überall. Es war sehr interessant,
Deutsche tanzen zu sehen, wir hatten bei
einem Erntedankfest das Vergnügen und jetzt
weiß ich auch, was Schunkeln ist, sehr
schön. Meine Philosophie ist: Behandle die
Menschen so, wie auch du behandelt werden
möchtest. Das ist auch in meiner Familie so,
mit meiner Frau und ihren vier Kindern, von
denen sie sagt, – obwohl ich nicht der leibliche Vater bin – dass es auch meine sind. Und
wenn sie das sagt, wird es wohl stimmen.
Wenn ich abschalten möchte, gehe ich raus,
in die Natur, ich fische sehr gerne und die
Ruhe gibt mir Kraft für die Aufgaben, die vor
mir liegen.
23
24
Beruf & Karriere
„
Durch meine Sprachkenntnisse
schickte man mich später als Gewerkschafter
nach Japan, Brasilien, Südafrika
oder in die USA.
“
Fred Balsam
66 Jahre, KFZ-Elektriker,
Vizepräsident der
Handwerkskammer zu Köln
Beruflich
Meine Lehre als KFZ-Elektriker habe ich 1956
bei Fleischhauer in Köln gemacht, ich wollte
schon immer mit und an Autos arbeiten, mir
aber nicht unbedingt die Hände schmutzig
machen. Damals waren wir 250 Auszubildende mit einer eigenen Werkstatt und da
lernte man Drehen, Schmieden, Schweißen
und Feilen und die Hände wurden natürlich
dreckig, aber es war wunderbar. Durch meinen Wehrdienst kam ich dann nach Wales, wo
ich meine Frau kennen lernte und heiratete.
Ich musste dann natürlich auch Englisch lernen und kann sagen, dass dies der entscheidende Punkt in meiner Karriere war. Denn
durch meine Sprachkenntnisse schickte man
mich später als Gewerkschafter in die große
weite Welt hinaus, nach Japan, Brasilien,
Südafrika oder in die USA. Ich engagiere
mich insbesondere in der beruflichen
Ausbildung und ich wünsche mir
Ausbildungsrichtlinien, die weltweit angewendet werden, um jungen Menschen auf der
ganzen Welt die gleichen Berufschancen zu
ermöglichen.
Persönlich
Mein Engagement in der beruflichen Bildung
ist auch gleichzeitig mein Hobby. Da ist man
viel unterwegs, um jungen Menschen zu helfen, ihnen eine Perspektive zu zeigen. Deshalb gehen wir auch nach Mali oder waren in
Palästina, um Schulungen und Ausbildungsprojekte zu fördern. In so manchen Gegenden
ist es natürlich nicht ganz ungefährlich, aber
das ist wohl auch meine kölsche Art, nicht
weiter darüber nachzudenken. Dass ich für
meine Arbeit das Bundesverdienstkreuz erhalten habe, macht mich natürlich ein Stück
weit stolz. Insgesamt bleibt mir nur wenig
Zeit als begeisterter FC-Fan zu den Spielen zu
gehen. Obwohl oder auch weil ich an dem
Verein hänge, bin ich ein großer Kritiker und
man leidet ja auch mit. Ich kann mich noch
sehr gut an meine aktive Zeit als Verteidiger
erinnern, ich habe damals schon in Wales
gespielt und als ich wieder nach Deutschland
kam, bin ich bei jedem dritten Spiel vom
Platz geflogen. Die Härte kennt man hier ja
nicht so.
Für Verteidiger
26
Beruf & Karriere
Für Baseballer
„
Der Ton auf dem Bau ist durchaus
etwas rauer, aber Handwerker sind
die ehrlichsten Menschen, die ich kenne.
“
Markus Klöcker
29 Jahre, Zentralheizungsund Lüftungsbauer
Beruflich
In meinem Beruf hat man mit Be- und
Entwässerung zu tun, es gibt einen Elektroanteil, man braucht bautechnisches Wissen
und die Zukunftstechnologie, wie zum
Beispiel alternative Energien, sind immer ein
Thema. Ich bin froh, dass ich nicht studiert
habe, ich bin ein Praktiker, der sich aber sehr
wohl für neue Entwicklungen interessiert.
Mich stört ein bisschen das öffentliche
Ansehen, das Handwerker genießen und dazu
tragen auch gewisse Serien oder Berichte im
Fernsehen bei. Die Menschen denken, man ist
ein Dienstleister und muss springen. Es sind
oft die Älteren, die sagen, schön, dass Sie da
sind, möchten Sie einen Kaffee? Der Ton
auf dem Bau ist durchaus etwas rauer, aber
Handwerker sind die ehrlichsten Menschen,
die ich kenne. Und die angeblich schlechte
Bezahlung stimmt nicht. Ein Freund von mir
ist Arzt und verdient gerade mal 250 Euro
mehr im Monat.
Persönlich
Ich bin ein offener und lebensfroher Mensch
und manchmal auch etwas unbequem, weil
ich sehr direkt sein kann. Früher bin ich
Skateboard gefahren und habe Fußball
gespielt, wie fast jeder Junge. Mit 16 bin ich
dann das erste Mal mit Baseball in Berührung
gekommen und der Sport hat mich bis heute
nicht losgelassen. Das Regelwerk ist sehr viel
komplexer als beim Fußball, man steht
manchmal drei Stunden auf dem Platz und ist
ständig konzentriert, da man immer hellwach sein muss, um auf den Punkt genau zu
reagieren. Für mich ist das ein Ausgleich, es
bedeutet Abschalten vom Alltag und natürlich auch ein Treffen mit Freunden. Bei uns
im Verein treffen vor allem unterschiedliche
Charaktere zusammen, da ist alles dabei, vom
HipHop-DJ zum Uhrmacher, vom Studenten
bis zum Bundeswehrsoldaten. Und das macht
es natürlich auch interessant und spannend.
Genauso wie mein anderes Hobby: Ledig sein.
27
28
Karriere
Freundliche
Übernahme
Wie Familienbetriebe die
Zukunft gestalten
Text: Stefan Rensch
Sie sind Arbeitgeber. Sie sind Manager. Sie
sind Väter, Mütter, Söhne und Töchter.
Verantwortung ist für sie kein Fremdwort.
Billig finden sie nicht geil. Bestechung
und Bespitzelung auch nicht. Sie legen
Wert auf ein gutes Betriebsklima, auf ein
gesundes Wachstum und dass der Betrieb
auch noch für die nächste Generation auf
soliden Füßen steht. Zwei Beispiele, wie
es geht, wie es gehen sollte.
„Im Markt wird der Wettkampf härter und man
muss Nischen finden und nutzen.“
Bernd Rose und Sohn Björn
Rosige Aussichten
Hier also spielten und spielen einige der weltbesten Handballer, in dieser gemütlichen
Ortschaft namens Gummersbach, in der das
Leben etwas weniger hektisch plätschert und
großkupfertes Business-Geplärre kaum Wege
der Entfaltung findet. Hier sind auch die Roses
beheimatet, mit ihrem mittelständischen
Betrieb, mit neun Mitarbeitern, die sich der
elektrischen Berufung verschrieben haben.
Wände voller Aktenordner zeugen von Vollbeschäftigung, doch Zeit für Gäste gibt es immer, denn Plauschen mag man auch hier ganz
gerne. Und zu erzählen gibt es ja so einiges,
wird doch der Familienbetrieb langsam aber
sicher vom Vater auf den Sohn übertragen.
Der Vater, das ist Bernd Rose (62), ein Mann
von wuchtiger Statur und ansteckender
Freundlichkeit, der sich nach oben gearbeitet
hat und als Vizepräsident der Handwerkskammer zu Köln die Geschicke seiner Zunft auch
ehrenamtlich nach außen vertritt. Angefangen
hat der gelernte Elektroinstallateur damals
„im Steinbruch, mit den großen Maschinen,
aber das war mir doch zu staubig.“ Die Ziele
waren eindeutig: Mehr lernen, mehr Verantwortung, mehr Erfolg. Nach dem Meisterbrief
folgte ein Studium der Elektrotechnik, parallel
dazu wurde die Fachhochschulreife nachgeholt, die der ehemalige Volksschüler ebenfalls
bestand.
hochfliegende Träumereien
Die Zeit bei IBM war nur kurz, denn sein
damaliger Ausbildungsbetrieb holte den ehemaligen Lehrling zurück und übergab ihm
nach ein paar Jahren den Betrieb ganz. Den
soll nun der Sohn in zweiter Generation
weiterführen, gleichwohl es keineswegs von
Anfang an so geplant war. Nach dem Abitur
wollte Björn Rose (32) unbedingt etwas
Bodenständiges machen, er hatte mitbekommen, was für merkwürdige und realitätsferne
Gehaltsvorstellungen seine Kameraden bei der
Bundeswehr hatten und mit solchen hochfliegenden Träumereien wollte er nichts zu tun
haben, da sollten eben andere hart landen.
Vielleicht noch ein BWL-Studium nach der
Lehre, der Vater hatte den Sohn ja auch nicht
unbedingt ins Handwerk gedrängt, denn der
wusste aus eigener Erfahrung, dass es auch
harte Arbeit bedeutet und von nichts nun mal
wirklich nichts kommt. Und im väterlichen
Betrieb sollte der Sohn schon mal gar nicht
lernen, er sollte sich seine Sporen mal bitteschön ohne Protektion im freien Wettbewerb
verdienen. Der ließ sich das nicht zweimal
sagen und absolvierte nach seiner Ausbildung
zum Elektroinstallateur auch noch flugs die
Meisterschule in Köln.
Mittlerweile ist Björn Rose im Familienbetrieb
angekommen, der Einkauf läuft komplett über
ihn, aber auch bei der Projektentwicklung, der
Konzeption und Planung mit den Kunden und
beim Bauablauf legt er federführend mit Hand
an. „80 Prozent meiner Arbeit findet allerdings im Büro statt, am Schreibtisch, am
Telefon, mit Kalkulation und Beratung und nur
noch 20 Prozent der Zeit bin ich auf der
Baustelle.“ Und mit welcher Philosophie der
Betrieb geführt wird, macht der Vater eindeutig klar: „Bei uns macht kein Geselle ein
Fehler, wenn etwas schief läuft, dann steht
die Firma dafür gerade, wir lassen niemanden
im Regen stehen. Wir haben hier eine kameradschaftliche Basis und unser Geselle mit der
kürzesten Betriebszugehörigkeit ist jetzt 14
Jahre bei uns.“
Zukunft mit Ideen und Konzepten
Das Berufsbild aber, sagen beide, habe sich in
den Jahrzehnten sehr verändert. Mit dem herkömmlichen Strippenziehen hat es nur noch
wenig zu tun, modernste Technik und EDVVernetzung geben auch in der Elektrotechnik
den Ton an. Trotzdem muss auch für die
Zukunft mit neuen Ideen und Konzepten die
Firma in Stellung gebracht werden, denn: „Im
Markt wird der Wettkampf härter und man
muss Nischen finden und nutzen.“ Über die
Frage, ob es denn einfach ist, den Betrieb
irgendwann ganz dem Sohn zu übergeben,
denkt Bernd Rose nur kurz nach und lehnt sich
gemütlich zurück: „Ich hoffe, dass ich loslassen kann, aber es klappt schon ganz gut und
wenn ich mal keine Lust mehr habe, gehe ich
mittags schon mal nach Hause, auch weil ich
weiß, dass die Firma in Björns Händen gut
aufgehoben ist.“
29
30
Karriere
„Einen Betrieb zu übernehmen bedeutet nicht,
von nun an in Saus und Braus zu leben.“
Persönliche Ansprechpartner
Einfach ist es nicht. Für die Hinterbliebenen.
Denn neben der Trauer gibt es noch andere
Dinge zu beachten, zu erledigen. Termine mit
Ämtern, Friedhöfen, Geistlichen, Organisation
der Trauerfeier, Traueranzeigen und -karten,
Blumenschmuck oder Regelungen mit Behörden und Versicherungen. Gut, wenn ein Profi
diese Arbeiten in die Hand nimmt und erledigt. Einer dieser Profis ist Stephanie Withake
vom Bestattungshaus Bertram, einem kleinen
Familienbetrieb in Dortmund.
kleine und große Dinge
Anfangs gehörte noch eine Tischlerei mit zum
Betrieb, bis diese an langjährige Mitarbeiter
überschrieben wurde und sich die Familie auf
das Bestattungsunternehmen konzentriert
hat. Erd-, Feuer- und Seebestattungen werden
organisiert, an alle kleinen und großen Dinge
wird gedacht, um den letzten Weg so würdevoll und schön wie nur möglich zu gestalten.
Gleichwohl Stephanie Withake ein traditionelles Unternehmen führt, sieht sie auch die
Notwendigkeit sich im 21. Jahrhundert mit
den modernen Kommunikationsstrategien auf
dem Markt zu positionieren. „Das eine ist
natürlich das Internet, meine Generation ist
damit auch ein Stück weit groß geworden.
Aber man muss sich auch darstellen können,
man muss aus der Masse herausstechen. Und
karierte Maiglöckchen vom Himmel regnen zu
lassen ist dann doch etwas wenig.“ Und
eigentlich sahen die Planungen für ihren Lebenslauf gänzlich anders aus. Nach dem Abitur
Elke Bertram und Tochter Stephanie Withake
hat sie sich für eine Ausbildung zur Industriekauffrau entschieden und ihre Brötchen bei
der AWO verdient. So richtig wohl gefühlt hat
sie sich in ihrem Beruf aber nicht. Und deshalb ging sie noch einmal in die Ausbildung,
für den Tischlerberuf hat sie sich entschieden
und ist dann in das familiäre Bestattungsunternehmen eingestiegen.
Beruf und Berufung
Nachdem sie anfangs ihrer Mutter beim täglichen Geschäft über die Schulter geschaut
hat, wurden im Laufe der Zeit immer mehr
Aufgaben an sie übertragen. Im Januar 2008
schließlich hat sie den Traditionsbetrieb ganz
übernommen. Bereut hat sie es nie, wie sie
sagt, Trauer ist zu ihrem Beruf geworden, zu
ihrer Berufung, die sie nicht unberührt lässt.
Für die Mutter, Elke Bertram (65), war es auch
nicht ganz einfach sich von dem Betrieb zu
trennen: „Im Laufe der Jahre hat man ja sehr
viele Menschen kennen gelernt, einige sind
Freunde geworden, man kennt sich, man ist
hier Zuhause. Aber irgendwann möchte man
eben auch seinen Ruhestand genießen und
der liegt nun an der Ostsee.“
Einen Betrieb zu übernehmen bedeutet jedoch
nicht, von nun an in Saus und Braus zu leben,
wie Stephanie Withake betont: „Meine Eltern
haben sich alles im Laufe der Jahre aufgebaut,
sie haben sich ihr Auto, ihr Haus und alles
andere erarbeitet. Man kann nicht mit der naiven Vorstellung herangehen, alles sofort auch
zu haben, wofür andere ihr Leben lang brauchen.“
31
32
Hintergrund
Glitzer, Stroh und
Harmonie – eine
Hommage an die
Putzmacherei
Modistin Insa Müller
Mit einem alten, zerlöcherten Strohhut meiner Großmutter begann alles. In der
Verkleidungskiste zwischen all den Röcken, Ketten und Schuhen war er mir immer das
liebste Stück. Die Verkleidungskiste fand sich irgendwann auf dem Dachboden wieder.
Samt Hut. Die Liebe aber blieb.
Heute sitze ich zwischen Stecknadeln, Perlen,
Filzresten und Käsebrot in der Werkstatt des
Hutsalons. Ich mache eine Ausbildung zur
Modistin und erfülle mir damit einen
Kindheitstraum.
In der elften Klasse verbrachte ich mein Schulpraktikum in einem kleinen Oldenburger Hutladen - und war begeistert. Diese familiäre
Atmosphäre, das alte Handwerk, verknüpft mit
einem starken Bewusstsein für Stil und ausgefallene Mode beeindruckten mich. Langsam
nahm der Gedanke Gestalt an: „Ja, diesen
Beruf möchte ich lernen.“
Aber zu jeder Entscheidung gehören auch
Zweifel: „Bist Du Dir sicher? Du hast doch
Abitur. Das ist doch brotlose Kunst!“ Lauter
Sprüche und Kommentare wie diese, ließen
nicht auf sich warten und ehrlich gesagt, fing
ich manchmal selbst an zu schwanken. Letztendlich blieb ich bei meinem Wunsch. Zum
Glück! Meine Bewerbungen verschickte ich
quer durch Deutschland, denn Ausbildungsplätze sind rar. In wie vielen Städten gibt es
heute schon noch Hutgeschäfte mit eigenem
Atelier?
Doch all die Vorstellungsgespräche und Probearbeiten in den Werkstätten haben sich
gelohnt. Die Arbeit macht mir großen Spaß
und ich gehe jeden Tag mit Freude in den
Laden. „Was machst Du dann da? Ich dachte
immer, für Kopfbedeckungen sind Schneider
34
Hintergrund
Ein Rand aus Holz kann ebenfalls zur Hilfe
genommen werden. Es ist aber auch möglich,
ihn aus der Hand zu ziehen. Wenn der Hut
getrocknet ist, sind der Phantasie keine
Grenzen gesetzt. Ein Sprichwort sagt den
Modisten nach: Jede Vertiefung braucht eine
Füllung mit Krimskrams, Schleifchen und
Glitter.
All diese Schächtelchen, Dosen und Kästchen
um uns herum können nun geleert werden. Der
Hut wird „garniert“. Ob ganz klassisch mit
schlichtem Ripsband oder aufwändig verziert
mit vielen Perlen und Paillietten. Die
Möglichkeiten sind unbegrenzt. Selbstverständlich kann ich meiner Kreativität nicht bei
jedem Stück freien Lauf lassen, weil einige
Kunden zu ihrem Hut ganz genaue
Vorstellungen haben.
Gemeinsam mit dem Kunden lassen wir die
Idee reifen, um ihr schließlich eine feste Form
zu geben.
Zuckerplätzchen und Prinzessin
Oft handelt es sich hierbei um kleine „Zuckerplätzchen“ - So nennen wir zierliche und doch
auffallende Kreationen mit Schleier und langen Federn. Die Zuckerplätzchen sind vielleicht nicht immer zweckmäßig, zaubern
jedoch aus jeder Frau in Windeseile eine
Prinzessin. Beim nächsten Kunden geht es
dann wieder nur um einen neutralen Panamastrohhut, dessen Träger Kopfweite 63 hat.
Modelle dieser Größe gibt es eben nicht im
Kaufhaus, gibt es nicht von der Stange.
IMPRESSUM
„Ich habe hier einen
alten Strohhut meiner Großmutter. Die
Form gefällt mir gut,
aber die Garnitur ist
mir zu konservativ.“
– ein Fall für die
Modistin
Herausgeber:
Deutscher Handwerkskammertag
Mohrenstr. 20/21
10117 Berlin
Redaktion:
Westdeutscher Handwerkskammertag
Sternwartstr. 27-29
40223 Düsseldorf
Reiner Nolten (V.i.S.d.P.)
Chefredakteur:
Rolf Göbels
zuständig.“ Das höre ich oft. Nun, diese
Vermutung ist gar nicht so falsch. Schließlich
gehört es auch zu unserem Beruf, Mützen und
Kappen zu nähen.
Die Kunden verlangen nach modischer, aber
eben auch praktischer Kleidung, die sie ohne
Probleme in den Rucksack und in die
Handtasche stecken können. Trotzdem fertigen wir natürlich auch noch Stroh- und Filzhüte an. Sie werden aus Rohlingen, die
Stumpen oder Capeline heißen, hergestellt.
Durch Feuchtigkeit und Hitze werden sie formbar und dann über Holzformen gezogen.
Mitarbeiter(-innen) dieser Ausgabe:
Carsten Haack, Gerd Kistenfeger, Sandra Leppin,
Peter Dohmen, Klaus-Dieter Schulz, Andreas Fischer, Ute
Schmitt, Susanne Schmitt, Katja Früh und Stefan Rensch
(www.dielichtung.org)
Anzeigen & Vertrieb:
for mat medienagentur + verlag gmbh
0211/55 80 255
[email protected]
Gestaltung und Lithografie:
for mat medienagentur + verlag gmbh
Markus Kossack
Druck:
VVA Düsseldorf
Mitglied der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW)
Kurz vor 18.00 Uhr - die Türglocke geht noch
einmal. Eine junge Frau betritt den Laden.
„Ich habe hier einen alten Strohhut meiner
Großmutter. Die Form gefällt mir gut, aber die
Garnitur ist mir zu konservativ.“ Ich muss
schmunzeln. Ob er auch vor einiger Zeit in der
Verkleidungskiste für Freude sorgte? „Augenblick, ich schaue mal in der Werkstatt nach.“
Und da, in der Schachtel neben der halbvollen
Tasse mit Orangentee, sehe ich etwas blitzen.
Die junge Frau ist von meinem Vorschlag
begeistert. Niemand würde vermuten, dass
ihre Großmutter den Hut, mit dem sie den
Laden verlässt, einst beim Tanztee trug.
Manchmal liegen Nostalgie und Moderne ganz
nah beieinander.
Auflage:
106.875
Abonnement:
Bezugsabo 10,75 Euro p. a.
Erscheinung: sechsmal jährlich
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.
Für eingesandte Materialien kann keine Gewähr
übernommen werden. Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion.
Papier: Recyclingpapier
handfest wurde in Nordrhein-Westfalen ermöglicht mit Mitteln:
2 x Messenger Bags von
LÄSSIG-Taschen zu gewinnen
Messenger Bags der Office-Line sowie das passende Laptop-Pouch von LÄSSIG-Taschen
Für die aktuelle Bewerbungsrunde und den Start ins Berufsleben gibt es vom Frankfurter
Designerlabel LÄSSIG funktionale und total auffällige Office-Bags, die mit viel Innenleben für
Mappen, Handy und Laptop einen total professionellen Auftritt verschaffen. Die Taschen sind
nicht nur sehr wandelbar, denn ohne das herausnehmbare Innenleben ist noch mehr Platz für
Freizeit und Shopping, sondern auch aus ökologisch unbedenklichem Material gearbeitet.
Einfach eine Mail an
[email protected]
mit dem Betreff: LÄSSIG
Die schnellsten unter euch
haben die Taschen schon
fast in der Tasche!
Anzeige 1/2 Seite
Die Bahn
liegt als pdf vor.
DB_Klassenfahrten2008_handfest.pdf
35
36
Im Gespräch
Peter Fox, Sänger der deutschen Dancehall-Formation SEEED
produziert sein erstes Soloalbum. Gestartet ist Pierre Baigorry - so
Peter Fox mit bürgerlichem Namen - als Klavierschüler mitten in
Berlin. Danach kam das Schlagzeug, einige Bands, Jobben im Plattenladen, Studium, immer
wieder Musik, 1998 dann der Durchbruch mit dem damals sogenannten „Mobilen ReggaeEinsatzkommando“ SEEED, Abbruch des Studiums und jetzt: das Soloprojekt. Danach geht’s
mit SEEED, einer Menge neuer Ideen und sicherlich vielen Überraschungen auf der Bühne
weiter. Musik & Leidenschaft eben: Peter Fox.
PETER FOX
Peter, Profimusiker war und ist ein Traum für Dich. Was musst Du regelmäßig dafür opfern? Oder scheint bei Dir täglich die
Sonne und alle lachen Dir zu? In erster Linie opfert man dafür Zeit und Energie, die vielleicht sonst der eigenen
Gesundheit oder der Familie zugute kommen würde. Aber ich bekomme ja auch viel zurück. Abgesehen davon,
dass ich Geld verdiene mit einer Arbeit, die mir meistens grossen Spass macht, ist es natürlich schon eine
Selbstverwirklichung, von der viele nur träumen können. Besonders bei Konzerten ist es toll, die direkte Reaktion
und oft die Begeisterung der Leute zu sehen oder zu hören.
Wie stellst Du fest, was das Richtige für Dich ist? Woher wusstest Du, eine SEEED - Pause ist absolut angesagt und ein
Soloprojekt passt perfekt? Ich versuche grundsätzlich die Musik zu machen, die ich selber gerne hören würde und
die es vielleicht in der Form noch nicht gibt. Wenn mir das einigermaßen gelingt, dann ist es „das Richtige“.
Was ist der Unterschied zwischen Solo und 11-Mann SEEED? Wie fühlt es sich an? Seeed ist besonders Live eine Macht.
Die Studioarbeit unterscheidet sich gar nicht so doll. Da habe ich vorher auch viel alleine oder in kleinen Teams
gearbeitet, es ist nicht so, dass bei Seeed immer 11 Leute gleichzeitig im Studio rumhängen und ne Party feiern...
Aber wenn wir auf Tour gehen ist es natürlich eine sehr eingespielte und gleichzeitig grosse Band, die eine spezielle Energie auf die Bühne bringt. Ich werde aber mit dem „peter fox“-projekt auch ein krasses live-konzept an
den Start bringen. Mit vielen Drummern und guter Show...
Die meisten unserer handfest Leserinnen und Leser stehen vor allerhand Entscheidungen. Welcher Beruf passt? Wie finde ich
einen guten Betrieb und welche Alternativen bleiben? Wie bist Du damit umgegangen? Probieren geht über studieren,
finde ich und so habe ich das mein Leben lang eigentlich auch gehandhabt. Bis ich 30 geworden bin und wir mit
Seeed grossen Erfolg hatten, hatte ich mit Musik überhaupt kein Geld verdient (ausser im Plattenladen und ein
bisschen Taschengeld mit DJ-Jobs). Also Geduld gehört auf jeden Fall auch dazu.
Und man sollte schon wissen, was man will. Wenn man ein einigermaßen konkretes Ziel hat, ist es natürlich auch
leichter voranzukommen, als wenn man einfach so planlos rumeiert. Aber manchmal muss man halt auch mal
was „Falsches“ machen um das „Richtige“ zu finden. Also besser etwas ausprobieren, wo man sich nicht ganz
sicher ist als gar nichts zu machen und nur zu zweifeln, denke ich.
Zurück zu Deinem Solo. Alles kommt in deutsch und alles kaum elektronisch – viel Handwerk? Was ist das Schwierige daran?
Ist nicht sooo schwierig - ist nur etwas aufwendiger aufzunehmen. Es sind halt „echte“ Musiker mit Instrumenten,
die man mikrofonieren muss etc – Aber es macht auch mehr Spass als nur mit Sounds aus der Büchse zu arbeiten...
Ein Dreisatz zum Schluss:
SEEED heißt für mich ….eine Art Teilzeit-Ersatz-Familie Mit Handwerk verbinde ich … meine Zeit als Klavierbauer und
aufm Bau, die ich eigentlich ganz gerne mochte (ausser das frühe Aufstehen). Lebe …. Bewusst !
handfest bedankt sich heftig für das Gespräch.
Mitmachen und gewinnen!
Fragen beantworten, Zahlen addieren und die richtige Lösung an: Redaktion handfest,
Drususstraße 13a, 40549 Düsseldorf, per E-Mail: [email protected]. Einsendeschluss ist der
30. September 2008. Eigene Postanschrift und Gewinnwunsch nicht vergessen!
Unsere Fragen:
1. Max und ... Michi (12) | Mona (65) | Moritz (81)
2. Fix und ... Roxi (33) | Toxi (44) | Foxi (55)
3. Tom und ... Jelly (111) | Jenny (112) | Jerry (113)
3 x 2 Tickets für ein exklusives 1LIVE-Radiokonzert
Blind-Date der Extraklasse, denn so nah kommt man seinen Idolen nur selten und wie immer
sind für dieses besondere Event von 1LIVE die Karten nicht zu kaufen, sondern nur zu gewinnen. Schließlich spielen hier die Bands und Künstler wie Gentleman, The Kooks, Beatsticks oder
Fettes Brot exklusiv vor knapp 100 Zuschauern.
3 x Easy Start Italienisch zum Selbstlernen
egal ob in der Freizeit oder im Beruf – Fremdsprachen gehören
heute zum Pflichtprogramm und ein Flirt auf Italienisch ist aufregender als nur ein gestammeltes „un cappuchino per favour“.
Jeder Easy Start-Kurs beinhaltet 10 Lerneinheiten mit wechselnden Aufgaben: ein virtueller
Coach begrüßt seinen User und führt jede Übung anhand eines Videos vor. Man kann vom
Dialog zur Grammatik springen und Problemwörter solange wiederholen bis sie wirklich sitzen.
Das Beste an der Sache: die Experten von Stokes International bieten mit dem interaktiven
Lernprogramm eine Geld-zurück-Garantie. Innerhalb von sechs Monaten bekommt man beim
Kauf eines weiterführenden Programms den vollen Kaufpreis angerechnet und wer sich mit
Italienisch nicht zufrieden gibt, kann mit Japanisch, Portugiesisch, Russisch oder Chinesisch
weitermachen.
3 x Peter Fox
„Alles neu“ – die erste Single von Peter Fox aus seinem Album
„Hunde, Tauben, Stadtaffen“ (Album-VÖ: 26.09.).
Natürlich muss man von Seeed sprechen, wenn man von Peter Fox spricht. Schließlich ist Peter
Fox aka Pierre Baigorry als Enuff eins von 3 Sänger - E´s bei SEEED.
Aber: Jetzt wird aufgeräumt.
Vergiss mal alles, was Du bis jetzt gehört hast! Pop,Reggae, Rock, Hip Hop, Trip Hop, Flip Flop.
Alles uninteressant. Jetzt kommen Drums und Streicher. Baumaschinen und Sirenen. Bagger und
Abrissbirnen. Pauken und Trompeten. Ist ja alles ok, was bis jetzt gelaufen ist. Geht aber besser.
Halleluja!
3x Wii-Abenteuer Wario Land: The Shake Dimension
Ab September im Handel – jetzt bei handfest zu erspielen!
In seinem ersten eigenen Wii-Abenteuer surft Nintendos Lieblingsbösewicht Wario voll auf der
Nostalgiewelle: Mit Wario Land: The Shake Dimension lädt er seine Fans zur Schatzsuche ein.
Doch zwischen ihnen und der fetten Beute steht eine Bande wilder Piraten, die es geschickt
auszutricksen gilt. Ein Glück, dass ihnen dabei die neuen, bewegenden Kräfte der Wii Remote
zur Verfügung stehen!
Wario durchquert auf der Suche nach Königin Midori, die von dem berüchtigten Piraten König
Rüttelbert entführt wurde, actiongeladene Spielwelten, die sich über mehrere Kontinente
erstrecken.
Wario Land: The Shake Dimension ist ein Spiel, das unter dem Retro-Look mit zahlreichen
Innovationen überrascht. Da ist ein gerütteltes Maß an Spielvergnügen garantiert!
37
38
Vorschau
handfest 05 | 2008
DOPPELPACK
EIN BERUF – ZWEI MEINUNGEN.
Anzeige
SIGNAL
liegt als pdf vor.
210x280_Signal.pdf
Anzeige
1LIVE
liegt als pdf bei.
1LIVE SIXPACK 210x280_RZ.pdf

Documentos relacionados