Materialbuch 2009 "Um Himmels willen"

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Materialbuch 2009 "Um Himmels willen"
um Himmels willen
Dein Reich komme
RKW 2009
Erarbeitet von:
Andreas Wagner, Beate Münster-Zorn, Brigitte Ehlert, Christina Brath, Dr. Kai-Uwe
Socha, Martin Pietsch, Sebastian Aehlig
Karaoke-Liedteil:
Benjamin Aehlig (Percussion), Finn Grunicke (Cello), Marco Staritz (Schlagzeug),
Martin Leue (Posaune, Tuba, Euphonium), Michael Marx (Klarinette), Sebastian Aehlig
(Saxophon, Oboe, Flöte), Thomas Gerlach (Bass), Tobias Aehlig (Klavier, Keyboards,
Trompete, Flöte)
Herausgegeben im Auftrag der Katechetischen Arbeitsgemeinschaft
im Auftrag der Bischöfe der Region Ost
Gefördert durch das Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken /
Diaspora-Kinderhilfe
© St. Benno-Verlag GmbH
Stammerstr. 11, 04159 Leipzig
www.st-benno.de
rkw.st-benno.de
Umschlaggestaltung: Christina Brath, Berlin & Ulrike Vetter, Leipzig
Gesamtherstellung: Arnold & Domnick, Leipzig
Grußwort
Die Religiösen Kinderwochen
sind in unseren Pfarreien und Seelsorgestellen zu einer
wichtigen und segensreichen Tradition geworden.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfahren und erleben
christliche Gemeinschaft, gestalten diese mit allen Sinnen und Kräften
und üben miteinander ein, aus der Quelle unseres Glaubens
das Leben zu gestalten.
Das Reich Gottes ist nicht eine ferne Vision,
es ist schon in unserer Mitte angebrochen – wir sind als Getaufte gerufen,
aus dieser Wirklichkeit zu leben und diese zu bezeugen.
Das will die diesjährige RKW wagen und in vielfältiger Weise
zur frohen Erfahrung werden lassen.
So wünsche ich allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
in den Pfarrgemeinden und Gruppen
bei der Vorbereitung und Durchführung der RKW
frohe, Mut machende und anstiftende Erlebnisse.
Mögen alle durch die gemeinsamen Erfahrungen
auf dem Weg des Glaubens bestärkt werden.
Berlin, im Januar 2009
Erzbischof von Berlin
4 Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Das Anliegen der RKW....................................................................................................5
Übersicht über die RKW-Tage..........................................................................................6
Anmerkungen zu den RKW-Materialien...........................................................................7
Gedanken zum Thema....................................................................................................8
Bildbetrachtung................................................................................................................9
Tabellarische Übersicht..................................................................................................12
Kennenlernen des Bildes mit den Kindern.....................................................................15
1. Tag : Im Garten - Ich staune über deine Schöpfung..................................................18
2. Tag: Zwischen den Stühlen - Ich übe mich in Gerechtigkeit......................................35
3. Tag: Mit gefalteten Händen - Ich finde zu Gott...........................................................58
4. Tag: Im Haus - Ich wage den Frieden........................................................................85
5. Tag: Am Tisch - Ich lebe in Gemeinschaft................................................................103
Abschlussgottesdienst.................................................................................................124
Abkürzungen
K
P
V
TN
A
Katechet / Katechetin
Priester
Vorbeter / Vorbeterin
Teilnehmer
Alle
Einleitung 5
Das Anliegen der RKW
„Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen;
dann wird euch alles andere dazugegeben.“ (Mt 6,33)
Natürlich geht es uns um das Reich Gottes, das wird wohl kaum einer bestreiten.
Schwierig wird es erst, wenn es konkreter wird: Was genau ist denn das Reich Gottes
und was tust du dafür? Woran kann jemand erkennen, dass es dir darum geht?
Da gibt es eine Menge theologischer Sätze, unter denen wohl der vom „schon und
noch nicht“ heraussticht: Das Reich Gottes hat mit Jesus Christus schon angefangen,
aber es ist noch nicht vollendet, diese Vollendung kommt erst noch – und wenn man
hier gleich wieder nach dem wann, wo, wie und für wen fragt, dann wird es bunt.
An dieser Stelle nämlich finden sich viele Bilder, die wir dann aufrufen: Bilder, die
teilweise auch auf die Wände berühmter Kirchen gemalt sind, Bilder, die (fast) alle aus
alter Zeit stammen: vom Gericht, vom Himmel, vom Paradies, vom Hochzeitsmahl.
Manche davon sind mit Farben, manche mit Worten gemalt, allen jedenfalls ist
gemeinsam: Sie sind sehr alt, sie sind großartig, und sie lassen manchmal vergessen,
dass sie nur Bilder sind.
Deshalb möchten wir das alles neu in den Blick nehmen: das „Schon“ des Reiches
Gottes, so wie es bereits unter uns angefangen hat und wie wir es oft viel zu wenig
wahrnehmen, und das „Noch-nicht“ des Reiches Gottes, unsere Vorstellungen von der
Vollkommenheit und das, was wir tun können, wenn es uns wirklich darum geht.
Die Wirklichkeit Gottes wahrnehmen – das wird der erste Schritt sein. Wo hat das Reich
Gottes heute schon unter uns begonnen? Denn wenn es schon da ist, sollte es
erkennbar sein. Sogleich wird jeder aber wohl bei der Suche nach Spuren des Reiches
Gottes auch auf die Brüche aufmerksam werden, auf die Lücken, auf all das, wo der
„Himmel“ noch nicht ist, ja, wo er vielleicht sogar verhindert oder zerstört wird. Und wir
können auch Menschen sehen, die (bewusst oder unbewusst) für das Reich Gottes
wirksam sind, Entwicklungen hin zu mehr Lebensqualität, Frieden und Heilsein. Aus
dieser dreifachen Wahrnehmung (das Schon, das Noch-nicht, Vorbilder) mag dann das
Handeln entspringen, das diese Bewegung hin zum Mehr des Reiches Gottes, sicher
nicht direkt hin zur Vollkommenheit, aber doch „zum Besseren im Horizont des Besten“,
unterstützen kann. Handeln mag manchmal Aktion, manchmal Reaktion und manchmal
auch Kontemplation heißen, kann zwischen Arbeiten, Fragen, Beten und Ertragen
wechseln. Letztendlich kann keiner alles tun, aber viele zusammen so manches. Doch
wird entscheidend sein für die Zeichen des Himmels, die wir setzen wollen, dass wir
unseren Ausgangspunkt nicht verlieren, dass es uns um das Reich Gottes geht in
allem, denn dann wird uns alles andere dazugegeben werden.
6 um Himmels willen
Übersicht über die RKW-Tage
1. Tag: Im Garten – Ich staune über deine Schöpfung
Direkt vor unseren Augen beginnt Gottes Welt. Er hat alles geschaffen und die
unzerstörte Schöpfung lässt vieles von ihrem Schöpfer erahnen. In Gen 2 wird der
Mensch beauftragt, den Garten Gottes zu bebauen und zu behüten. Wie können wir
dem gerecht werden?
2. Tag: Zwischen den Stühlen – Ich übe mich in Gerechtigkeit
Aber auch im menschlichen Miteinander sind wir aufgerufen, die Wege Gottes
nachzugehen, seinem Bild vom Menschen gerecht zu werden. Wir merken jedoch, wie
schwer es ist, gerecht miteinander umzugehen. Wird es einfacher, wenn wir nicht mehr
Forderungen an andere stellen, sondern selbst versuchen zu handeln?
3. Tag: Mit gefalteten Händen – Ich finde zu Gott
In der Kirche (im Gottesdienst) suchen wir das Reich Gottes wohl am ehesten. Und
finden es häufig doch nicht. Vielleicht liegt es (auch) daran, dass wir zu wenig von uns
selbst, von unserem Alltag in die Feier mitbringen, dass wir Gott abseits von unserem
sonstigen Leben suchen. Wo könnte er sonst noch zu finden sein?
4. Tag: Im Haus – Ich wage den Frieden
Reich Gottes bedeutet auch, in Frieden miteinander zu leben, zwischen den Nationen,
in der Schule, bei uns im Haus. Zu den Aposteln kam der Friede, als Jesus in ihre Mitte
trat und ihnen den Frieden zusagte. Ein Friede, der mehr ist als Waffenstillstand. Ein
Friede, der ein Segen ist, der leben lässt. Kann dieser Friede bei uns im Haus
einkehren?
5. Tag: Am Tisch – Ich lebe Gemeinschaft
Das vielleicht bekannteste neutestamentliche Bild vom Reich Gottes ist das Bild des
himmlischen Festmahles: ein Fest der Gemeinschaft, bei dem wir gemeinsam essen
und trinken, das Brot brechen. In dieses Fest fließt alles mit ein, was wir
zusammengetragen und worum wir uns bemüht haben. Ein Fest, das wir feiern.
6. Abschlussgottesdienst
Der verlorene Sohn verlässt das Reich Gottes, um in der Fremde noch mehr Glück zu
suchen. Doch der barmherzige Vater-Gott hält die Türen seines Reiches offen und lädt
den Sohn wieder zu sich ein, als dieser um- und heimkehrt. Auch wir Söhne und
Töchter Gottes dürfen aus all den „Fremden“ dieser Welt, in denen das Reich Gottes
noch unterdrückt, zerstört oder nicht zugelassen wird, immer wieder heimkehren in den
Garten, in das Haus, an den Tisch – zu Gott, der sein Reich für uns offen hält.
Einleitung 7
Anmerkungen zu den RKW-Materialien
Das Materialbuch wurde von uns so gestaltet, dass Sie mit seiner Hilfe eine komplette
RKW bestreiten können. Sie finden Katechesen, liturgische Einheiten für den Beginn
und das Ende des Tages, Gottesdienste, aber auch Bastelvorschläge und Spiele. Die
Spiele sind nicht fest einem Tag zugeordnet, sie können auch anders verwendet
werden. Alle zusätzlichen Materialien haben wir auf die CD-ROM „verbannt“, um die
Lesbarkeit des Materials zu erhöhen.
Jeder Tag hat zwei Überschriften, da wir uns nicht auf eine Linie einigen konnten – und
so nun Ihnen die Möglichkeit bieten, sich auszusuchen, ob Sie lieber die Linie
„Himmelsorte“ (immer der erste Teil der Überschrift) oder die Linie „Himmelstätigkeiten“
(der zweite Teil) über Ihre Tage schreiben wollen. Sie sollten sich aber für eine Reihe
entscheiden.
Der Tag beginnt jeweils mit einem „Liturgischen Einstieg“ und endet mit dem
„Liturgischen Abschluss“. Die Bezeichnungen wurden so gewählt, weil diese Elemente
am Beginn und am Ende des gemeinsamen Tagesprogramms vorgesehen sind - egal,
zu welcher Uhrzeit diese stattfinden.
Auf der CD-ROM finden Sie wieder viele Materialien aus dem Materialbuch als Textoder Bilddateien zur Weiterverarbeitung am eigenen PC, außerdem einige
zusätzliche Materialien und Alternativen zu den vorgeschlagenen Abläufen der
RKW-Tage. Die auf CD vorhandenen Materialien sind im Materialbuch durch
ein Symbol gekennzeichnet. Ein Menü führt Sie zielsicher durch das Material.
Des weiteren befinden sich hier die Partituren einiger Lieder und die KaraokeVersionen, abspielbar mit einem CD-Player.
Das Liedheft ist nicht nur für die Lieder wichtig, denn auf der Rückseite ist das Bild
aufgedruckt, das uns durch die RKW begleiten wird. Es ist also wichtig, dass die Kinder
das Liedheft in die Hand bekommen, der eine oder andere wird sich auch in den freien
Zeiten mit dem Bild beschäftigen.
Als weiteres Material gibt es wieder eine CD mit allen Liedern und die Plakate in DIN
A2 und DIN A3.
Das RKW- Andenken ist ein Schal, auf dem das Titelmotiv aufgedruckt ist. Er wird zum
Abschlussfest benötigt.
Als Schaubild brauchen wir das Hungertuch aus dem Jahr 2000. Wenn das OriginalHungertuch noch in der Gemeinde vorrätig ist, kann es sehr gut dafür verwendet
werden. Bei MISEREOR ist es leider ausverkauft. Das Motiv des Hungertuchs befindet
sich in zwei Varianten auf der CD-ROM: Das Farbbbild kann für den Beamer oder auf
Folie gedruckt mit dem Overheadprojektor verwendet werden. Das Schwarz-Weiß-Bild
dient als Malvorlage.
8 um Himmels willen
Gedanken zum Thema
„Wir sind gewöhnt, vom ‚Reich Gottes‘ zu reden. Normalerweise scheiden sich die
Geister daran, dass die einen sagen: Das Reich Gottes kommt, wenn diese Welt
untergegangen ist. Es ist rein zukünftig. Es löst diese Welt nach dem Ende ihrer
Geschichte ab. Die anderen sagen: Das Reich Gottes ist ein Ausdruck für eine
friedliche und gerechte Menschenwelt, die wir heute und morgen, jedenfalls aber im
Zusammenhang der Menschengeschichte auf dieser Erde verwirklichen sollen. Die
einen verlieren dabei die soziale und politische Dimension, die anderen verlieren das
Drüben und das Künftige.
Es scheint mir kein Zufall zu sein, dass in den Reden Jesu die Gegenwart und die
Zukunft immer wieder ununterscheidbar ineinander fließen, so wie auch das Hier und
das Drüben kaum zu trennen oder auch nur zu unterscheiden sind.
Das Reich Gottes mag man als eine Art ‚Gewebe‘ schildern, das die gröbere Struktur
der Dinge dieser Welt durchzieht, eine geistige Feinstruktur, in der viel Nichtgeahntes
geschehen kann, viel Unerwartetes begegnen, viel Undenkbares Wirklichkeit werden.
So erwarten wir, wenn wir ‚Reich Gottes‘ sagen, beim einfachsten Ding, das wir in die
Hand nehmen, dass es dem Auge eines behutsamen Menschen durchlässig werden
kann für eine feinere, eine geistigere, jedenfalls andere Art von Wirklichkeit.
Wir erwarten, wenn wir Reich Gottes sagen, dass an den sozialen und politischen
Verhältnissen in dieser Welt durchaus einiges sich ändern kann, wenn ein Mensch sich
in den Dienst dieses Reiches stellt. Dass es durchaus sichtbar werden kann, wirksam
und handgreiflich. Dass sich das Bild ändert, das wir uns vom anderen Menschen
machen, von anderen Völkern, und etwas hin und her geht an Güte und Zutrauen, dass
die Taschen aufgehen und auch das Brot von einem zum anderen geht, von dem die
leiblich Hungrigen auf dieser Erde leben sollen.
Wir erwarten, wenn wir Reich Gottes sagen, aber auch, dass das Ende der
Menschengeschichte nicht das Ende der von Gott geschaffenen Welt ist, sondern sich
Gottes Zeit, Gottes Geschichte, Gottes Welt fortsetzt.
Wir stehen in einer grundsätzlich offenen Welt. In einer Welt, die offen ist für das
Geheimnis des göttlichen Wirkens in ihr. In einer Welt, die offen ist zu anderen
Menschen hin und zu ihrem Schicksal. Eine Welt vor allem auch, in der nichts so zu
bleiben braucht, wie es ist, in der wir Christen uns mit Lüge und Gewalt, Terror und
Ausbeutung nicht abzufinden brauchen. Und wir stehen in einer Welt, die nach ihrer
Zukunft hin offen ist, deren Ende nicht ein Abgrund des Untergangs, sondern neue
Schöpfung ist.“ (Jörg Zink)
Die Erfahrung der Nähe Gottes ist Teilhabe an seinem Reich. Das Reich Gottes gibt es
nicht für Zuschauer, nur mitmachen geht: Wer an Jesus glaubt, wird Teil der größten
Sache in der gesamten Weltgeschichte! Wir dürfen nur nicht vergessen, dass wir das
Reich Gottes nicht herstellen, sondern darstellen.
Einleitung 9
Bildbetrachtung
Das Schaubild enthält eine Fülle von Figuren und Situationen. Vor Beginn der RKW
sollte es – möglichst zusammen mit allen Helfern – genau betrachtet werden. Die
folgenden Informationen und Gedanken können dazu verwendet werden. Lassen Sie
zuerst etwas Zeit für eine erste eigene Kontaktaufnahme der Teilnehmer mit dem Bild,
danach können einige Hinweise zum Inhalt des Bildes gegeben werden. Die Fülle des
Bildes ermöglicht es immer, weitere Aspekte zu finden – und dann auch zu
thematisieren. Mit solchen Entdeckungen sollten Sie auch bei den Kindern rechnen! Es
gibt keine vorgeschriebene Betrachtung dieses Bildes.
Das Bild wurde von Suryo Indratno (*1969)
aus Indonesien gemalt. Es zeigt deshalb
auch Erfahrungen und Traditionen des
indonesischen Volkes. Trotzdem können die
Bildelemente verallgemeinert und als
Hintergrund für unser Thema genutzt
werden. Das Bild setzt sich aus vielen
kleinen Szenen zusammen, die wiederum zu
thematisch zusammenhängenden Bereichen
gruppiert werden.
Das Bild ist spiralförmig zu lesen. Der äußere
Ring sind die Teile 1 - 2 - 3, der innere Ring
die Bildteile 4 - 5 - 6. Die Spirale symbolisiert
die Bewegung des Lebens, sie beginnt bei
Gott (oben) und endet am Lebensbaum, der
im Indonesischen für kosmische Harmonie,
bei uns im weiteren Sinne für das
beginnende Friedensreich stehen kann.
1. Akzent: Ins Leben gerufen und Schöpfung bewahren
Gott umfasst die Welt schützend mit seinen Armen. Er hat sie geschaffen und dem
Menschen, der nach seinem Bild geschaffen ist (so kann auch Gott hier ein Gesicht
bekommen), anvertraut. Dies schließt den Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung ein.
Der große Krug zeigt die Ressourcen der Erde an, doch sie sind gefährdet, viele
Landstriche sind schon zerstört. Eine einfache Lösung des Problems der
Umweltzerstörung verbietet sich von selbst, denn wir alle wollen gern die Dinge, die
aus dem Öl und in den großen Fabriken entstehen, haben. Wenn wir die Erde wirklich
schonen wollen, müssen wir lernen, mit weniger zufrieden zu sein.
10 um Himmels willen
2. Akzent: Gerechte Nutzung dessen, was die Erde uns gibt
Während die einen der Erde mühsam alles abringen, was zum Leben nötig ist, können
andere entspannt zusehen, sie brauchen nicht zu arbeiten. Wieder andere protestieren
gegen diese Ungerechtigkeit. Die alte Weisheit von der Verantwortung für seinen Besitz
und die Forderung, dass jeder seinen Fähigkeiten entsprechend mittun soll, sind
zerbrochen. Die Visionen, dass die Arbeiter selbst die Früchte ihrer Arbeit genießen,
stimmen nicht mehr, auch in den reichen Ländern haben nur wenige einen Genuss an
dem, was sie tagtäglich in ihrer Arbeit produzieren. Und in ärmeren Ländern sorgen
Ausbeutung, patriarchale Strukturen, Arbeitslosigkeit, religiöser Fundamentalismus,
Intoleranz religiösen und kulturellen Minderheiten gegenüber und ungerechte
Verteilungsstrukturen für Unfrieden, Not und Hunger.
Dagegen versucht ein Lehrer, die Situation des Volkes zu entschlüsseln. Ein neues
Bewusstsein von Gerechtigkeit und Frieden ist der einzige Weg, der aus Unwissenheit
und einer dumpfen Gleichgültigkeit, die alles hinnimmt, herausführt.
3. Akzent: Schutz und Geborgenheit den Schwachen
Am unteren und linken Bildrand sind viele Personen zu sehen, die gequält, eingesperrt
oder misshandelt werden. Sie stehen am Rand, werden oft vergessen, gehen
zugrunde. Die bedrückenden Szenen der Tyrannei gegen Schwache, die bedrohlichen
Schatten der Generäle am linken Bildrand sind in vielen Teilen der Welt alltägliche
Realität. Sie werden dennoch aufgebrochen durch Zeichen der Hoffnung und der
Solidarität untereinander: Das Volk als Ganzes, Männer und Frauen, trägt den Bambus,
das indonesische Symbol für nationale Identität. Das Recht der Armen, der Schwachen,
der Frauen und Kinder, die Unterwerfung abzuschütteln und sich zu weigern, die Welt
so zu akzeptieren, wie sie im Moment noch ist, steht in der Tradition des biblischen
Jubeljahres. Ein Jahr, das Gott gefällt, ist eines, in dem ungerechte Fesseln gesprengt
werden, in dem Trauer und Verzweiflung in Jubel und Freude gewandelt werden.
4. Akzent: Die Hand zum Frieden reichen
Frieden setzt Gerechtigkeit voraus, gerechten Lohn für schwere Arbeit (die
Lastenträger) und Achtung der Leistung des anderen. Achtung und Respekt
voreinander sind auch gute Voraussetzungen, um Grenzen zu überwinden: Grenzen
der Länder, der Kulturen, der Vergangenheit, der Weltanschauungen, der Hautfarben
(Rassen), der Bildungsstufen, der Gehaltsgruppen, der Fanblöcke usw. Die Menschen
der Gruppe, die dort rechts unten eng beieinanderstehen, haben keine
Berührungsängste, sie reichen einander die Hände. Es gibt „weder Griechen noch
Juden, weder Sklaven noch Freie“, alle sind zusammen und teilen das Leben
miteinander trotz aller Unterschiede in der konkreten Lebenspraxis. Diese
Gemeinschaft zu erreichen, setzt ein positives Denken übereinander voraus, ein gutes
Reden über- und miteinander (gut reden = benedicere = Segen) und an vielen Orten
eine ehrliche und zukunftsöffnende Versöhnung.
Einleitung 11
5. Akzent: Zur Gemeinschaft (Communio) einladen
Wir sehen einen Berg gelb gefärbten Reises, garniert mit allerlei köstlichen Früchten.
Darum herum sitzen im Kreis Männer und Frauen verschiedener Herkunft und
Religionszugehörigkeit. Sie feiern ein Fest. Menschen unterschiedlicher Herkunft um
einen Reisberg herum zu versammeln ist das zentrale Symbol der Reich-Gottes-Vision.
Das Reich Gottes wird auch von Jesus als ein Festmahl vorgestellt. In der Communio
und in der Kommunion wird es hier unter uns schon Wirklichkeit. Zur Communio Gottes
gehören viele Menschen: Kinder, Mütter, Väter, Menschen unterschiedlichster Herkunft,
alle Menschen guten Willens. Sie sagen einander den Friedensgruß und teilen das
Brot / den Reis miteinander. In dieser Gemeinschaft wird das Brot zu Gott selbst, der
sich selbst mitteilt: überfließendes Leben.
6. Akzent: Friede weltweit über Grenzen von Kulturen und Religionen hinweg
Ein Jahr, das Gott gefällt (Jes 61) – eine Zeit, in der Brüche geheilt werden sollen. Die
Brüche verlaufen kreuz und quer über die Erde, zwischen den Menschen und den
Völkern. Sie trennen Familien, sie trennen uns selbst in mehrere Splitter. Zwischen dem
Hunger nach Gerechtigkeit und der Wirklichkeit der Ungerechtigkeit suchen wir unseren
Weg. Zwischen erlebter Gewalt und der Sehnsucht nach einem ruhigen Leben flüchten
wir hin und her. Zwischen dem Wunsch nach diesem und jenem und der Verzweiflung
über eine absterbende Umwelt können wir uns nicht entscheiden. Zwischen der
Hoffnung auf eine heile Familie und eine bergende Gemeinschaft und dem Drang zur
Selbstverwirklichung sind wir zerrissen. Aus all den Kulturen und Religionen, die die
Welt uns bietet, mixen wir uns unseren eigenen Cocktail und wundern uns, wenn er uns
zu Kopfe steigt. Wir wollen die ganze Welt erobern und wissen doch nicht einmal, wo
wir zu Hause sind.
Und vielleicht liegt die Lösung all dieser Fragen, liegt der „Himmel“ gar nicht im
entweder-oder. „Einheit in der Vielfalt“ mag auch für unser Leben gelten. Voraussetzung
für ein lebensfähiges Leben ist allerdings, dass Brücken gebaut und nicht tiefere
Gräben ausgehoben werden. Der Baum des Lebens wächst in den Himmel, die Einheit
der Religionen steht symbolisch für alle Bereiche unseres Lebens und für die
Verantwortung die wir tragen, dass das Leben wachsen kann. Doch wir tragen sie nicht
allein, Gott umfasst auch den Baum des Lebens und alles, was da wächst und gedeiht.
(unter Verwendung der Materialien von MISEREOR zum Hungertuch 2000)
(Nicht wundern: Die Reihenfolge der Bildbetrachtung ist nicht identisch mit den
Tagesthemen der RKW.)
12 um Himmels willen
Tabellarische Übersicht
Nachdem Sie sich mit dem Thema vertraut gemacht haben, geht es nun an die
praktische Umsetzung. Sie finden zu allen fünf Tagen der RKW ein gleich gegliedertes
Material vor:
1. eine theoretische Einleitung zum Tag, die Sie einstimmen und orientieren soll,
2. einen liturgischen Einstieg, mit dem Sie den gemeinsamen Tag beginnen können,
3. die Katechese (inklusive Anspiel, Gruppenarbeiten usw.),
4. Materialien (z. B. Anspiele, Texte usw.),
5. Bastelideen,
6. Spielideen,
7. einen liturgischen Abschluss, der den gemeinsamen Tag beschließt (zu welcher Zeit
das auch sein mag).
Wir haben versucht, alles so zu gestalten, dass Sie es direkt so nacheinander
verwenden können. Dies schließt natürlich nicht aus, dass Sie vielleicht das eine oder
andere überarbeiten oder kürzen möchten. Manches ist auch von der Größe und
Zusammensetzung Ihrer Gruppe und den vorhandenen (z. B. räumlichen und technischen) Möglichkeiten abhängig. Dafür sollen Ihnen die auf der CD-ROM vorhandenen
Dateien eine Hilfe sein. In Ihnen können Sie schnell Veränderungen anbringen und
dann die bearbeiteten Texte für sich ausdrucken.
Ein paar grundlegende Entscheidungen fällen Sie für die gesamte Woche:
- Wie viele Personen können im Anspiel mitwirken? Zu jedem Anspiel haben wir einen
Vorschlag geschrieben, wie ihr es auch mit wenigen (mindestens 2) Personen spielen
könnt. (Für die Tage 2, 4 und 5 können Teile des Anspiels vorher als Video vorbereitet
werden.)
- Wie wird das Schaubild gestaltet? Gibt es das Hungertuch noch in der Pfarrei? Soll
das Bild gemalt werden? Wird es vorher fertig oder wird nur ein Umriss gemalt, der
dann an den Tagen weiter ausgemalt wird – immer der Bereich, der auch an diesem
Tag angeschaut wird? Es kann auch das Bild auf den Rückseiten der Liedhefte
verwendet werden, aber ein großes Bild ist natürlich besser.
- Zu jedem Tag wird uns ein Friedensnobelpreisträger (oder auch mehrere, die den
Preis gemeinsam erhalten haben) vorgestellt. Die Beschäftigung mit diesen Menschen,
die in einem bestimmten Bereich etwas Besonderes vollbracht haben, das für uns (aus
unserer Perspektive als Christen) das Reich Gottes etwas mehr wirklich werden lässt,
kann je nach eigenem Ermessen ausgebaut werden. Man findet viel Material zu diesen
Personen in Lexika und besonders im Internet. Ihr könnt also z. B. mit den älteren
Kindern Plakate gestalten. Oder Ihr habt noch eine andere Idee ...
- Am Ende jeder Katechese sollen Sie eine Idee entwickeln, was Sie am Nachmittag
Konkretes tun können, um das Reich Gottes etwas mehr Wirklichkeit werden zu
Einleitung 13
lassen. In der Katechese sind – immer zu einem bestimmten „Bereich“ des Lebens –
Anfänge des Reiches Gottes, aber auch Brüche und Verhinderungen zur Sprache
gekommen. Durch die Vorstellung eines Friedensnobelpreisträgers wurden auch
Möglichkeiten aufgezeigt, was helfen kann. Es gibt natürlich – zwischen Aktion und
Kontemplation – Vieles, was man tun könnte. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass
unser Tun das Reich Gottes nicht erzeugt und auch nicht mit hundertprozentiger
Sicherheit herbeiführt. Doch wir können das schon unter uns angebrochene Reich
etwas mehr deutlich, erkennbar werden lassen. Es erscheint uns jedenfalls nicht
vollständig, wenn wir nur über das Reich Gottes reden, ohne dann auch entsprechend
zu handeln. Darum entwickeln wir konkrete Ideen, die wir noch am selben Tag
ausführen. Je nach den Möglichkeiten vor Ort und anderen Rahmenbedingungen
werden Sie dies etwas vorbereiten – oder aber sich von den Ideen der Teilnehmer
überraschen lassen.
Die Vorschläge für Gruppenarbeiten passen Sie für Ihre Gruppe an. Nicht immer ist
dabei eine Einteilung in Altersgruppen die Beste, manchmal haben wir bewusst eine
andere Einteilung gewählt.
Ebenso wählen Sie aus den Bastel- und Spielideen das aus, was Sie für Ihre RKW
gebrauchen können.
Viele Bilder finden sich größer als in diesem Buch auf der CD-ROM, Sie können sie für
Ihren Gebrauch passend ausdrucken.
Das Abschlussfest gehört in den 5. Tag hinein. Es ist die konkrete Aktion dieses Tages
(so wie der Gottesdienst die konkrete Aktion des 3. Tages ist). Sollte es dafür bei Ihnen
andere Traditionen geben, müssen Sie diesen Tag für sich anpassen.
Der Abschlussgottesdienst kann sowohl vor dem Abschlussfest als auch am auf die
RKW folgenden Sonntag gefeiert werden. In vielen Gemeinden ist es üblich, den
Abschluss der RKW am Sonntag gemeinsam mit der Gemeinde zu feiern. In diesem
Fall schlagen wir vor – falls zusätzlich am letzten RKW-Tag ein Abschlussgottesdienst
gefeiert werden soll –, eine Dankandacht zu halten, in der Symbole für die von der
Gruppe durchgeführten „Konkreten Aktionen“ zum Altar gebracht werden.
Wenn Sie in Ihrer Gemeinde die Tradition haben, bei der RKW täglich eine hl. Messe zu
feiern, können Sie dafür thematische Anregungen in den Materialien zum MisereorHungertuch 2000 finden, z. B. auch in dem Heft „Frühschichten für Kinder und Jugendliche“.
Am Ende der RKW geben Sie bitte auf www.religioesekinderwoche.de ein Feedback.
Dies ist für die Ersteller des Materials sehr hilfreich. Sie können dort auch von Ihren
„Konkreten Aktionen“ erzählen (oder auch Ideen finden).
Auf der folgenden Seite finden Sie eine tabellarische Übersicht über die RKW, in der
Sie alle wichtigen Infos kompakt vorliegen haben.
14 um Himmels willen
Lieder
Biblischer Text
Seiten
Thema (Tätigkeiten)
Thema (Orte)
Tag
Wo ist mein Platz im Garten
Schöpfung? Was säe ich? Wie
ernte ich?
2, 6, 8
Gen 2,8-15
18 – 34
Ich staune über deine
Schöpfung
Im Garten
1. Tag
2
Bedenken von Worten aus dem
Dtn, Gerechtigkeits-TÜV
3, 5, 7, 19
Gen 18,18-33
35 – 57
Ich übe mich in Gerechtigkeit
Zwischen den Stühlen
2. Tag
4, 5, 8, 9
Mt 22,1-10
58 – 84
Ich finde zu Gott
Mit gefalteten Händen
3. Tag
2, 4, 14, 16, 17
Joh 20,19-22
85 – 102
Ich wage den Frieden
Im Haus
4. Tag
5, 7, 9, 19
Lk 14,15-24
103 – 123
Ich lebe Gemeinschaft
Am Tisch
5. Tag
6
3
5
eine Brotstunde feiern
Katechese
1
Wir bereiten einen Mitmachgottes­ in Arbeitsgruppen den Frieden wa­
dienst vor
gen
Bildteil
Terror, Unterdrückung oder Streit
herrschen
ich mich freue, dass ich lebe, dass
ich mit meinen Freunden schöne
wir (auf der RKW) spielen, singen, wir im Gottesdienst unsere Gebete
ich gesund bin, dass ich viele
Dinge erlebe, wir uns wieder ver­
lachen und glücklich sind
und Lieder zu Gott bringen
Fähigkeiten habe
tragen
wir feiern gemeinsam ein großes
Festmahl
Menschen ausgegrenzt werden
oder zu arm sind
wir zusammen ein Fest feiern und
uns schon vorher darauf freuen
Anton und Hannes zappen Nelson für Soraya ist ein Leben im Papp­
Mandela nicht weg
karton kein Abenteuer
der Gottesdienst langweilig ist und
wir nicht wissen, was wir sagen
sollen
wir lernen Streiten, aktives Zuhö­
ren und wagen die Versöhnung
Nadi und Budi wollen zu einem
Fest gehen
Menschen ausgebeutet werden,
nicht lernen dürfen und arm
bleiben müssen
wir bringen unseren Alltag mit in
den Gottesdienst hinein
Mutter Teresa,
Indien (1979)
Gustav und Heinz lernen, über ih­ Raffi und Gieri bekommen Besuch
ren Gartenzaun zu sehen
von Muhammad Yunus
Das Reich Gottes beginnt,
wo ...
Krankheit, Umweltzerstörung und
Technikwahn das Leben gefährden
wir fangen bei uns an, gerechter
zu handeln
Nelson Mandela, F. W. de Klerk,
Desmond Tutu,
Südafrika (1993)
Anspiel
Das Reich Gottes ist noch
nicht dort, wo ...
wir achten auf unseren Umgang
mit der Umwelt, Müll,
Verpackungen usw.
Die Quäker,
USA (1947)
Was tun wir deshalb?
Muhammad Yunus,
Bangladesh (2006)
Deko für das Fest
Wangari Muta Maathai,
Kenia (2004)
Spiele beim Fest
Friedensnobelpreisträger
kleine Gruppenspiele
Türschild, Friedenstaube,
Seifenblasen, Drachen
Fensterbild, Schatztruhe
Kreuz für die Federtasche
Gebetbuch
Bastelideen
Kundschafter-Spiel
Spiele ohne Verlierer
Spielidee
Kalender,
Gerechtigkeits-Planer
Abschlussgottesdienst
Großfeld-Memory
Versöhnungsgottesdienst
Friedensgruß
Schöpfungs-Litanei
Segensgottesdienst
Gottesdienst
Einleitung 15
Kennenlernen des Bildes mit den Kindern
Vor der ersten thematischen Einheit müssen die Teilnehmer der RKW Zeit haben, das
Schaubild kennenzulernen. Dies kann in einer Abendrunde am Anreisetag (wenn Sie
zur RKW wegfahren) oder auch als liturgischer Tageseinstieg am 1. Tag stattfinden. Es
sollte jedoch in jedem Fall zeitlich getrennt vor der ersten Katechese liegen.
Wählen Sie bitte von den zwei folgenden Möglichkeiten „Spielerisch“ und „Meditativ“
diejenige, die Ihnen im Hinblick auf Ihre Kinder und die Gegebenheiten besser passt.
Wichtig für beide Varianten ist, dass alle Teilnehmer einen guten Blick auf das
Schaubild haben. Wenn Ihr Schaubild dafür zu klein ist, arbeiten Sie an dieser Stelle
mit den Bildern auf den Rückseiten der Liedhefte.
1. Spielerisch
Lied Nr. 2 „Um Himmels willen“
K: Im Mittelpunkt unserer RKW hängt ein Bild. Es wurde von einem Maler aus
Indonesien gemalt. Indonesien ist ein Land in Asien, von uns aus gesehen hinter dem
Irak, hinter China und hinter Vietnam, kurz vor Australien. Dort leben mehr als doppelt
so viele Menschen wie in Deutschland. Die meisten Menschen dort sind arm. Noch vor
kurzem haben die Menschen in Indonesien oft Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung
erleben müssen. Dies könnt ihr auf dem Bild auch erkennen. Doch es gibt auch positive
Dinge darauf zu sehen. Lasst uns sehen, was wir alles entdecken können:
Wer sieht zuerst - die Ananas (es gibt 2!)
- Stacheldraht
- Brot, Reis (wachsend auf den Feldern und als Reisberg)
- Ölfässer, die Waage
- Bambus
- Gott ?
Weitere Fragen:
Pflanzt der Mann den Baum oder reißt er ihn aus?
Hat die Rechenaufgabe auf dem Bild eine Lösung?
Wie viele Löcher für Schnürsenkel hat der Soldatenstiefel?
Wie viele indonesische Hüte könnt ihr sehen?
...
Anschließend sollten Fragen der Kinder zu dem Bild beantwortet werden (soweit dies in
aller Kürze möglich ist).
Lied Nr. 4 „Lass uns eine Welt erträumen“
16 um Himmels willen
2. Meditativ (als liturgischer Beginn oder Abschluss)
Lied Nr. 2 „Um Himmels willen“
Die Teilnehmer werden gebeten, das Bild anzuschauen und den Worten des K auf dem
Bild zu folgen. (eventuell eine leise meditative Musik unterlegen)
K: Gott steht am Anfang,
am Anfang der Welt und am Anfang dieses Bildes.
Er ist die größte Person des ganzen Bildes.
Gottes Hautfarbe ist braun,
so wie die Hautfarbe der meisten Menschen in Indonesien.
Dieses Bild kommt aus Indonesien.
Indonesien liegt in Asien, kurz vor Australien.
Die meisten Menschen dort sind arm.
Die meisten Menschen auf dem Bild sind arm.
Es ist ein Bild vom wirklichen Leben,
wir können uns vorstellen, dass die Menschen,
die hier gemalt worden sind, wirklich leben – in Indonesien.
Wir sehen, dass Gott bei ihnen ist.
Er ist über allem, er umfasst die ganze Welt.
Seine Arme sind so weit, dass sie alles bedecken.
Er schützt die Menschen, die Guten und die Bösen.
Alle zusammen leben sie auf dieser Erde.
Wir sehen arme Bauern, die auf den Feldern Reis ernten.
Wir sehen reiche Bonzen, die sich das Geld einstecken.
Ein Lehrer unterrichtet Kinder und Erwachsene.
Die Waage in seiner Hand neigt sich zur Seite der Ungerechtigkeit.
Zu viele sehen wir, die arm sind, gequält und unterdrückt.
Frauen, Farbige, Mütter ganz besonders
erfahren Unrecht und Leid,
doch ein Mann pflanzt einen Baum,
der zum Zeichen der Hoffnung werden kann.
Viele müssen schwere Lasten tragen
und die Mütter trauern um ihre Söhne.
In den Gefängnissen sitzen viele Unschuldige,
festgehalten und stumm gemacht,
weil sie den Mächtigen unbequem geworden sind.
Einleitung 17
Damit etwas wächst, müssen die Felder Tag für Tag gegossen werden,
auch wenn Boden vom Öl unbrauchbar gemacht wurde,
auch wenn Fabriken große Mengen Müll produzieren,
auf den Feldern reifen die Früchte, von denen wir leben können.
Und mitten in allem blüht ein Baum,
wächst durch das ganze Bild hindurch,
von der Mitte bis hin zu Gott.
Dieser Baum verbindet alles.
An ihm seht ihr die Symbole der großen Religionen.
Dieser Baum verbindet alles.
Stufen führen zu ihm hinauf, denn diese Verbindung ist höher
als das unverbundene Leben.
Höher als die beiden Bonzen sind die Menschen,
die sich die Hände reichen,
die von heute an gemeinsam arbeiten wollen,
die miteinander leben.
Höher ist der, der den Baum pflanzt.
Höher sind die vielen Menschen, die gemeinsam den Bambus tragen,
und am höchsten sind die, die gemeinsam Mahl halten,
die Reis und Früchte essen
und von der Freude des Lebens trinken,
die keinen ausschließen,
die miteinander teilen
und darin Gottes Kinder sind.
Denn wenn ihr das Bild umdreht,
seht ihr, dass Gott wirklich alles trägt.
Die Menschen in Indonesien
und uns.
Stille
Vater unser
Lied Nr. 4 „Lass uns eine Welt erträumen“
18 Ich staune über deine Schöpfung
1. Tag :
Im Garten
Ich staune über deine Schöpfung
1. Einleitung zum Tag
Der 2. Schöpfungsbericht beschreibt die Welt als Garten: „Gott, der Herr, nahm also
den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte.“
(Gen 2,15). In diesem Garten lebe ich und leben alle Menschen. Der Garten hält für
jeden einen (seinen!) Platz bereit. Wo ist mein Platz? Der Garten hält alles bereit, was
ich zum Leben brauche (Nahrung, Arbeit, Entspannung, Begegnung) Was säe ich aus?
Was werde ich ernten?
Unsere Erkundungen beginnen wir direkt vor der Haustür: in der Schöpfung. Wo
beginnt der Himmel schon? Wo ist er noch nicht sichtbar? Was ist „um Himmels willen“
zu tun?
Wir werden
- im Morgengebet die unmittelbare Schöpfung wahrnehmen und begreifen,
- im Anspiel von einem Gärtner hören, der sich sein kleines Paradies auf Erden
geschaffen hat und begreift, dass die Erde (und seine Verantwortung) nicht an seinem
Gartenzaun endet
- in der Katechese von der heilen und kaputten Schöpfung (alltagstauglich und in
greifbarer Nähe) Verschiedenes bedenken
- am Nachmittag etwas von den Fingerabdrücken sehen, die ich selber hinterlasse
- am Abend von kleinen Anfängen mit großer Wirkung hören
2. Liturgischer Einstieg
Zum Morgengebet versammeln sich alle draußen (auch Regen, Wind oder Schnee
sollten uns an diesem Tag nicht gleich davon abhalten).
Lied Nr. 2 „Um Himmels willen“
K: Gehe langsam und alleine über das Gelände/Grundstück. Nimm dir Zeit dazu!
Schau um dich! Schau genau hin! Suche etwas, was du vorher noch nie so gesehen
hast. Stell dir vor, deine Augen sind ein Fotoapparat, und zoome einige Kleinigkeiten
nahe heran.
Lausche in die Umgebung! Höre genau hin! Versuche die Geräusche des menschlichen
Alltags auszufiltern und zieh den Regler für Natur-Geräusche nach oben. Du kannst
dich dazu auch für eine Weile irgendwo hinsetzten.
Ich staune über deine Schöpfung 19
Oder: Zieh deine Schuhe aus und laufe langsam über die Wiese.
Versuche an nichts anderes zu denken. Das ist heute Dein Morgengebet, Dein Lob an
den Schöpfer.
Wenn Du die Glocke hörst, kommst du hierher in den Kreis zurück.
(Wenn alle wieder da sind, einen Kreis bilden.)
K: Guter Gott, wir haben dich heute Morgen mit unseren Sinnen und mit unserem
ganzen Körper gelobt.
Unsere Augen loben dich im Ansehen deiner wunderbaren Schöpfung!
Unsere Ohren preisen dich, mit allem, was sie hören!
Unsere Füße und Hände danken dir für alles, was sie spüren!
Wir danken dir für alles, was wir fühlen und was unser Herz anspricht!
Segne uns an diesem Tag!
Amen.
Lied Nr. 20 „Ein neuer Tag beginnt“
3. Katechese
Lied Nr. 6 „Paradies“
Wie in jedem Jahr haben wir auch diesmal ein paar Begleiter auf
unserer RKW. Sie haben mit dem Schaubild zu tun – schauen wir uns
mal den ersten an:
Anspiel Teil 1
K: Gustav und Heinz haben uns gerade zwei Bilder geliefert: Das
eine Bild zeigt einen schönen Garten, das andere Bild eine Straße mit
Müll. Das kennt ihr sicherlich auch. Wir stellen uns heute die ganze
Erde als einen Garten vor, den Gott für uns angelegt hat. Auf der
Erde gibt es inzwischen an vielen Stellen Müllplätze. Das muss nicht
immer der augenscheinliche Müll sein, das sind auch Dinge, mit
denen der Mensch den Garten verändert hat, ohne an die Folgen zu
denken… (Kinder können Gedanken äußern: Flüsse begradigen,
Abbau von Bodenschätzen, Roden des Urwaldes, Landgewinnung,
Stauseen … auch alltägliche Dinge: Flugzeuge, Wasserverbrauch…).
Die zwei Bilder werden wir nun vom Kopf auf´s Papier bringen.
20 Ich staune über deine Schöpfung
Die Kinder werden in zwei Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 bekommt die
Aufgabe, aus Zeitungen und Zeitschriften eine Collage zum Thema
„heile Schöpfung“ zu gestalten, Gruppe 2 zum Thema „kaputte
Schöpfung“. Für die Collage ist es möglich, neben Bildern auch
Schlagworte auszuschneiden, bzw. die Bilder durch Gemaltes zu
ergänzen. Beide Collagen sollen im gleichen Format gestaltet
werden. (Bei großer Teilnehmerzahl mehr Gruppen bilden.)
Eine zusätzliche Aufgabe könnte sein: Gruppe 1 gestaltet
ausschließlich mit farbigen Bildern, Gruppe 2 nur schwarz-weiß.
Die Gruppen kommen im Plenum zusammen, die Plakate werden
nebeneinander in die Mitte gelegt. Die Kinder haben Zeit, sich die
Plakate anzuschauen, ein Kind aus jeder Gruppe liest die
Schlagwörter laut vor bzw. benennt die Bilder.
Als Überschrift wird nun die Bibelstelle Gen 2,15 über die Collagen
gelegt. Ein Kind liest die Stelle langsam und laut vor.
Und nun sehen wir einmal, wie die Geschichte von Heinz und Gustav
weitergeht:
Anspiel Teil 2 und 3 (hier oder nach der Gruppenarbeit im Plenum)
K: Gustav und Heinz haben etwas sehr wichtiges gelernt … ( Kinder
erklären lassen, was sie gelernt haben …) Ja genau, sie haben
begriffen, dass ihr Paradies, ihr Garten nicht am Zaun aufhört. Sie
wollen etwas bewirken, was für mehr Menschen eine positive
Wirkung hat. Das können wir auch! Dazu gehen wir erst einmal in drei
Kleingruppen und treffen uns nachher wieder, um uns zu berichten,
was das sein kann.
Vertiefung: Die Schöpfung intensiver wahrnehmen
in drei altersspezifischen Gruppen, alle Gruppen sollten von einem
Erwachsenen oder Jugendlichen geleitet werden.
Altersgruppe 1: Schätze der Schöpfung
Die Geschichte vom kleinen Bären wird vorgelesen. Die Kinder basteln nach der Anleitung (siehe Bastelideen) eine eigene Schatzkiste
und machen einen Spaziergang, um Schätze in der Kiste zu
sammeln, bzw. schreiben auf kleine Zettel, welche Schätze der Natur
2 Plakate oder
Stück Tapete,
Zeitungen,
Zeitschriften,
Reise- und
Gartenkataloge,
Kleber, Scheren,
Farbstifte und/
oder Wachsmaler, Ölkreide,
Plakat- oder
Aquarellfarben
Ich staune über deine Schöpfung 21
sie lieben. Evtl. Gespräch über die gesammelten Schätze. Jedes Kind
holt einen Schatz hervor und teilt den anderen mit, warum dieser
Schatz für ihn so wertvoll ist.
Altersgruppe 2: „Wir wollen’s wissen“
Die Kinder dieser Gruppe wollen wissen, wie bestimmte
Gegenstände/Sachen hergestellt werden, woraus sie hergestellt sind,
wo sie auf der Welt schon herumgereist sind und wie sie zu uns
kommen … und vergeben dann ein Schöpfungssiegel mit der
Aufschrift „Schöpfungswarentest“ (sehr gut, gut, mangelhaft,
befriedigend, ausreichend, ungenügend).
z. B. Orangensaft, Jeanshose, Schokolade/Kakao/Zucker, Plastiktüte,
Einkaufstasche …
Dazu können die Kinder in Geschäfte oder ins Internet gehen, um
sich zu informieren. Sie können Leute interviewen und selber
überlegen, wie sie noch zu Fakten kommen … oder sie benutzen zur
Information die Materialien M 4.
Informationen im Internet:
zu Schokolade:
www.schoko-seite.de, www.wikipedia.org/wiki/schokolade,
www.inform24.de/schokki.html, http://de.wikipedia.org/wiki/zucker
zu Orangensaft:
http://babuszak.mynetcologne.de/orange/herstellung.html
Altersgruppe 3: Ausgesagt & Aufgeschnappt
Die Zitate werden kopiert und in Streifen geschnitten. In der Gruppe
sollen die Sprichwörter nach dem folgenden Schema diskutiert
werden:
Ist das Zitat aktuell?
An wen richtet sich das Zitat?
Was will der Autor uns und anderen Menschen sagen?
Enthält das Zitat einen Auftrag an uns oder andere Menschen?
Wie könnte der Auftrag lauten?
Die wichtigsten Ergebnisse werden auf je einem Plakat festgehalten
(4 Plakate, auf denen in der Mitte das Zitat aufgeklebt werden kann).
Die Gruppe einigt sich am Ende auf ein Zitat, das sie besonders
wichtig findet und den anderen Gruppen vorstellen möchte.
22 Ich staune über deine Schöpfung
Was tun wir deshalb?
Treffen im Plenum mit allen Gruppen
Alle Gruppen stellen ihre Ergebnisse vor:
Altersgruppe 1: Welche Schätze in der Schöpfung haben wir
entdeckt? Welche Schätze „passen“ nicht in unsere Schatzkisten?
Altersgruppe 2: Welche Schöpfungssiegel haben wir vergeben und
warum?
Altersgruppe 3: Vorstellen eines der Plakate. Warum ist uns dieser
Ausspruch wichtig?
Abschließend überlegen alle gemeinsam eine „Konkrete Aktion“ für
den Nachmittag.
Lied Nr. 8 „Schritt für Schritt“
4. Materialien
Anspiel Teil 1
2 Personen (Gärtner Gustav und Nachbar Heinz) am Gartenzaun
G:
N:
G:
N:
(müht sich mit dem Spaten im Garten ab und spricht mit sich selber)
Puh, mir läuft schon wieder der Schweiß! Aber das kenne ich ja nun
schon seit Jahren. Ist nicht das erste Mal, dass ich hier in Schweiß
ausbreche, um mir mein kleines Paradies zu schaffen, und bis jetzt
hat es sich immer gelohnt! Nur hier scheint es etwas komplizierter zu
werden …
(erscheint am Zaun/Hecke) Moin, moin, na, Gustav, bist ja schon
wieder am Schindern! Was wird es denn diesmal?
(„wandert“ mit seinem Spaten an den Zaun, zum Nachbarn) Moin,
Heinz. Ich komm mal für ’ne kleine Pause zu dir …
Also, ich möchte diesen kleinen Hang an der Terrasse gestalten, so
eine Art Steingarten stelle ich mir vor. Ist aber gar nicht so einfach …
Na das bekommst du schon hin, du hast deinen Garten schon in eine
wahre Oase verwandelt im Laufe der Jahre.
Ich staune über deine Schöpfung 23
G:
N:
G:
N:
G:
N:
G:
N:
Ja, inzwischen sind es Jahre geworden! Als Gärtner muss man
Geduld haben. Ein Baum braucht Jahre, bevor er groß ist und eine
Hängematte hält! Am Anfang ist es mir sogar schwergefallen, vom
Herbst bis zum Frühjahr zu warten, dass die Zwiebeln, die ich
gesteckt habe, als Frühblüher erscheinen!
Aber es lohnt sich immer wieder! Wir haben es wirklich schön hier!
Das viele Grün! Die Pflanzen und die kleinen und größeren Tiere
direkt vor der Haustür!
Ich schätze es auch, dass ich mich hier in der Hängematte erholen
kann, einfach ein bisschen dösen. Oder mit der Familie und
Freunden grillen …
… und die Kinder haben genug Platz zum Spielen. Ich finde die
Deckenbude von deinen beiden witzig, richtig kreativ …
… und das Gemüse und Obst, das wir inzwischen ernten, ist so
frisch kaum irgendwo zu bekommen und reicht für unsere Familie
und verschenken können wir außerdem noch was …
… sag mal Heinz, was ist denn da vorne in deiner Himmbeerhecke?
(läuft in die Richtung der Hecke …) Tja … sieht aus, als ob da schon
ein paar Blätter braun werden oder was ist das … (bückt sich und
ruft) Ich fasse es nicht, das ist eine Flasche! Wer schmeißt denn hier
eine Flasche über die Hecke?! So weit ist es jetzt schon gekommen!
Auf der Straße sieht es immer doll aus, das ist nichts Neues, was die
Leute da so fallen lassen! Aber hier, in meinem Garten!
… und wir haben extra eine Hecke gepflanzt, um den Müll auf der
Straße nicht zu sehen und hier unsere Ruhe zu haben! Jetzt ist wohl
auch unser kleines Paradies nicht mehr sicher vor dem Müll?!
Anspiel Teil 2
2 Personen (Gärtner Gustav und Friedensnobelpreisträgerin Wangari Muta
Maathai) im Garten
G:
M:
(arbeitet wieder mit dem Spaten an seiner Böschung und grübelt
laut) Das muss doch irgendwie zu machen sein, dass der Boden hier
nicht immer abrutscht. Vielleicht ist zu viel Sand dabei? Dann müsste
ich das betonieren, aber das möchte ich nicht …
(kommt zu ihm) Guten Tag, ich bin einfach durch die Gartentür
gekommen, mein Klingeln hat keiner gehört.
(reicht ihm die Hand) Ich bin Wangari Muta Maathai aus Kenia. Ich
bin gerade zu einem Kongress hier in der Stadt und ihr Garten wurde
24 Ich staune über deine Schöpfung
G:
M:
G:
M:
G:
M:
G:
M:
mir als kleines Paradies beschrieben und das möchte ich mir gerne
anschauen. Wie ich sehe, sind sie gerade wieder am Ackern …
… das ist hier etwas schwierig, ich möchte die Böschung befestigen,
aber immer wieder rutscht der Boden weg! Haben Sie eine Idee?
Pflanzen! Sie müssen die Böschung bepflanzen!
Und das soll dann halten? Rutschen die Pflanzen nicht gleich runter?
Am Anfang brauchen die jungen Pflanzen sicherlich noch Halt durch
Hilfsmittel, aber wenn die Wurzeln die gesamte Erde der Böschung
durchdringen, halten sie die Erde fest und stützen so den Abhang.
Das hätte ich nicht gedacht, dass Pflanzen solche Kraft haben!
Pflanzen können noch viel mehr! Bei uns in Afrika verhindern sie das
Fortschreiten der Wüste und erhalten dadurch Lebensraum für
Mensch und Tier. Vor über 30 Jahren habe ich eine Bewegung
gegründet die sich „Green Belt“, also „Grüner Gürtel“ nennt. Seit der
Gründung haben hunderttausende Frauen in unterschiedlichen
Ländern entlang der Grenze zur Wüste Millionen Bäume gepflanzt.
Die Bäume speichern Wasser und verhindern, dass der Boden
ausdorrt und dann vom Wind weggetragen wird. So kann das
nutzbare Land erhalten bleiben für Landwirtschaft und als
Holzlieferant. Holz brauchen wir zum Bauen und Heizen. Der grüne
Baum-Gürtel ist also sehr wichtig. Ich hoffe, dass sich immer wieder
Menschen finden, die Bäume pflanzen … oh, ich wollte ihnen gar
keinen Vortrag halten …
Das ist sehr interessant! Ich sinniere hier über meinen kleinen Garten
und verliere schon manchmal den Überblick. Sie haben ein riesiges
Projekt in Angriff genommen, das man höchstens aus dem Flugzeug
sehen kann, weil es durch ganz Afrika geht! Ich bin begeistert! Das
bringt mich auf eine Idee – aber erstmal zeige ich ihnen den Garten!
Darauf freue ich mich! (beide gehen)
Anspiel Teil 3 (gleich im Anschluss)
2 Personen (Gärtner Gustav und Nachbar Heinz) am Gartenzaun
Der Nachbar Heinz ist in seinem Garten und liegt schlafend mit einer Zeitung
über dem Gesicht im Liegestuhl. Der Gärtner Gustav läuft an den Zaun und
ruft über den Zaun.
G:
Gustav! Gustav, ich muss dir was erzählen! Ich habe eine Idee!
N:
(verschlafen) Lass mal hören … (gähnt, legt die Zeitung beiseite,
setzt sich langsam auf, und geht, während Heinz redet, langsam zu
ihm an den Zaun)
Ich staune über deine Schöpfung 25
G:
N:
G:
N:
G:
N:
G:
N:
G:
Als ich gerade weitergearbeitet habe, kam die Rettung!
… die Rettung kam … (immer noch leicht verschlafen)
In meinem Garten stand auf einmal Frau Wangari Muta Maathai und
hat gesagt, wenn ich die Böschung bepflanze, halten die
Pflanzenwurzeln den Abhang fest!
… Wurzeln halten den Abhang fest … (spricht langsam)
Sie hat ein sehr großes Baumpflanzprojekt in Afrika auf die Beine
gestellt! Tausende Frauen pflanzen in unterschiedlichen Ländern
Millionen Bäume, so dass ein grüner Gürtel entsteht, der die Wüste
aufhält!
… ein grüner Gürtel hält die Wüste auf… (verwundert, mit „Fragezeichen auf der Stirn“)
Ja, das muss ich dir mal in Ruhe erzählen. Jedenfalls ist mir klar
geworden, dass es wichtig ist, über den eigenen Gartenzaun hinaus
zu schauen, das Ganze zu sehen! Ich habe beschlossen, dass ich
das tun möchte! Ich werde auf der Straße vor meinem Garten anfangen den Müll aufzuheben. Und vielleicht finde ich jemanden, der
mitmacht, Frau Wangari Muta Maathai hat auch klein angefangen!
Ich! Ich mache sofort mit, die Zeitung kann ich später lesen! Unsere
Straße ist mit ihren Bäumen am Straßenrand irgendwie auch so ein
grüner Gürtel! Den pflegen wir jetzt mal ein bisschen! Ich hole eine
Mülltüte, bis gleich … (verschwindet)
Bis gleich! (zu den Kindern) … und zu zweit geht alles besser!
(geht auch los)
zu Altersgruppe 1 :Schatzsuche
Es war mal wieder Samstag. Der kleine Bär langweilte sich schrecklich, denn
am Wochenende konnte er nicht mit seinen Freunden aus der Schule spielen.
Die wohnten nämlich alle weiter weg. Er war richtig unausstehlich, wenn ihm
langweilig war. Dann wollte er auch nicht Karten spielen (war ihm zu
langweilig), nicht Roller fahren (war ihm zu doof alleine), er wollte nicht mal in
seinem Lieblingsbuch lesen, das er zum Geburtstag geschenkt bekommen
hatte. Alles nervte ihn und war sowieso doof an so einem Tag. Eigentlich
spielte er mit Vorliebe stundenlang Karten, und Roller fahren war seine
Lieblingsbeschäftigung. Der große Bär wusste sich keinen Rat mehr, wie er
den kleinen Bären aufmuntern konnte, er hatte einfach zu gar nichts Lust und
nörgelte ständig herum.
26 Ich staune über deine Schöpfung
Doch zu guter Letzt kam ihm doch noch eine Idee: „Hey, kleiner Bär, wie wär´s
mit einer Schatzsuche?“ Der kleine Bär schaute erstaunt auf, das hörte sich ja
tatsächlich spannend an. Wo sollte denn hier ein Schatz versteckt sein, er
kannte die Gegend doch wie seine Westentasche. Na ja, vielleicht hatte der
große Bär etwas versteckt, das er finden sollte. „Es ist aber keine gewöhnliche
Schatzsuche“, fuhr der große Bär fort, „du musst nämlich selbst eine leere
Schatzkiste mitnehmen und die Schätze einsammeln.“ „Das ist ja eine
komische Schatzsuche, Schätze, die irgendwo herumliegen, das geht doch
gar nicht, die hat doch bestimmt längst jemand weggeschnappt.“ Trotzdem
war er neugierig und machte sich rasch auf die Suche nach einem geeigneten
Kästchen, in das er die Schätze hineintun konnte. Dann machten sie sich
gemeinsam auf den Weg. Hinter dem Haus führte ein schmaler Pfad in den
Wald. Neugierig blickte der kleine Bär umher und starrte mit offenen Augen auf
den Weg, um ja keinen Schatz zu verpassen. Nach einer Weile blieb der
große Bär plötzlich stehen und sagte: „Na, hast du ihn schon entdeckt? Wenn
du dich genau umsiehst, kannst du den ersten Schatz schon finden.“ Der
kleine Bär schaute und schaute, aber außer einem Baum konnte er weit und
breit nichts entdecken. „Na, was siehst du?“, fragte der große Bär
erwartungsvoll. „Nichts, nur einen Baum“, antwortete der kleine Bär enttäuscht.
„Das ist aber nicht nur ein Baum. Dieser Baum ist ein Haus. Wenn du genau
hinsiehst, kannst du die Hausbewohner schon kennenlernen.“ „So ein
Quatsch“, dachte der kleine Bär, „so sieht doch kein Haus aus.“ Trotzdem war
er neugierig geworden und lauschte gespannt. Plötzlich hörte er ein leises
Rascheln am Fuße des Baumes, im Laub. Dort schien jemand zu wühlen. Als
er genauer hinsah, erblickte er einen buschigen rotbraunen Schwanz. „Hey du,
hast du hier einen Schatz gesehen?“, fragte der kleine Bär das Eichhörnchen.
Erschrocken blickte es zu ihm auf, denn es war so beschäftigt, dass es ihn gar
nicht hatte kommen hören. „Gerade habe ich alle meine Schätze vergraben,
damit sie mir niemand wegnimmt. Aber, weil du so nett aussiehst, schenke ich
dir einen“, sprach das Eichhörnchen und überreichte ihm stolz eine Haselnuss.
„Es ist das Tollste und Wertvollste, was ich dir geben kann.“ ... (Kinder
befragen, warum die Haselnuss ein Schatz ist.) Der kleine Bär bedankte sich
beim Eichhörnchen und legte behutsam die Nuss in seine Schatzkiste. Dann
verabschiedete sich das Eichhörnchen und flitzte den Baum hoch. „Ui, was für
ein riesiger Baum“, dachte der kleine Bär, als er dem Eichhörnchen hinterherblickte. Oben im Baum hörte er ein Rascheln, dann ein heftiges
Flügelschlagen und dann ein seltsames Geräusch: „U-uh, U-uh!“ tönte es von
oben herab. Und eine Stimme fragte: „Was stehst du da und starrst? Hast du
noch nie eine Eule gesehen?“ „Doch“, stotterte der kleine Bär, als er plötzlich
vor sich auf einem Ast eine große Eule erblickte. Aus seinem Fabelbuch
Ich staune über deine Schöpfung 27
wusste er, dass Eulen sehr weise und kluge Vögel waren. Er fragte die Eule
gleich, ob sie denn einen der Schätze gesehen hätte, die man nur aufzuheben
brauchte. Die Eule rümpfte den Schnabel und rollte mit den Augen: „Du bist
wohl noch nicht oft in der Natur gewesen. Du brauchst nur die Augen zu
schließen und mit der Hand einen Schatz vom Boden aufzuheben.“ Der kleine
Bär versuchte es sofort. Als er die Augen wieder öffnete, war er enttäuscht.
„Nur ein olles Blatt vom Baum“ hielt er in seiner Hand. Gerade wollte er es
wütend zerknüllen, als die Eule ihn anfuhr: „Du hältst da gerade einen Schatz
in der Hand. Weißt du eigentlich, dass dieses Blatt einmalig ist? Ich wette, du
findest keins, das genau gleich ist wie dieses.“ „Pah, nichts leichter als das“,
dachte sich der kleine Bär und machte sich auf die Suche. Eifrig beäugte er
jedes Blatt, das am Boden lag, aber tatsächlich wollte sich kein gleiches finden
lassen, entweder waren die Farbschattierungen ganz unterschiedlich, mal
mehr grün, mal mehr gelb, dann ein bisschen verwelkt ... oder das Blatt der
Eiche hatte weniger Rundungen, war ein bisschen kleiner oder größer ... Nach
gut einer Stunde gab der kleine Bär seine Suche auf und gab sich geschlagen.
„Mensch, das ist ja wirklich phänomenal, jedes Blatt ist anders, wer hat sich
das nur ausgedacht und sich so viel Mühe gemacht?“, dachte er bei sich. Ein
besonders schönes Blatt steckte er in seine Schatzkiste.
Auf seiner Schatzsuche entdeckte der kleine Bär noch viele wundervolle
Naturschätze ...
Z. B. entdeckte er einen kleinen Stein, den er zunächst achtlos vor sich hin
kickte, als er ihn sich genauer ansah, entdeckte er, dass er die Form eines
Dreiecks hatte und interessante Farbschimmer ...
(Martina Taubert)
(Es ist auch möglich, die Geschichte mit Handpuppen oder einem Kuscheltier
zu erzählen.)
Die Weltreise einer Jeans
Um eine moderne Jeans herzustellen, brauchen wir zuerst ein Schnittmuster in
einem aktuellen Design. Dies wird von der Herstellerfirma in Deutschland
angefertigt.
Die Jeans besteht im Wesentlichen aus Baumwolle. Diese Pflanze wächst
z. B. in Kasachstan oder in Indien. Sie wird dort geerntet (teilweise noch von
Hand) und nach China gebracht. In China wird die Baumwolle versponnen.
Das geschieht in großen Ringspinnmaschinen. Solche Maschinen werden in
der Schweiz gebaut.
28 Ich staune über deine Schöpfung
Die klassische Jeans-Farbe heißt Indigo (das ist eine Mischung aus Violett und
Schwarz) und wird künstlich hergestellt. Aus Deutschland wird die Farbe nach
Indonesien geschickt, denn dort wartet schon das frisch gesponnene Garn, um
gefärbt zu werden.
In Polen wird die Jeans dann gewebt. Die Webmaschinen dazu kommen aus
Deutschland. Schließlich wird sie in Indonesien zusammengenäht. Die Jeans
erhält ein Innenfutter und ein Waschetikett - beides kommt aus Frankreich und ein paar Knöpfe oder Nieten - die kommen aus Italien.
Jetzt ist die neue Hose fast fertig. Sie wir noch in Griechenland mit Bimsstein
bearbeitet, damit sie so richtig "stone-washed" aussieht. Dann wird sie in
Deutschland verkauft.
Und wenn du sie einmal nicht mehr tragen willst, wird sie in Holland in einem
großen Betrieb sortiert und dann per Schiff nach Afrika gebracht, wo sie bei
einem Kind in Ghana noch ein zweites Leben haben kann.
(frei nach: Kalender 2007, hrsg. Von Koordination für Gerechtigkeit – Frieden –
Bewahrung der Schöpfung der Franziskaner in Mitteleuropa)
Auf der CD-ROM befinden sich noch weitere Materialien aus diesem Kalender
zu den Themen: Kleidung, Orangen, Zucker, Papier und Wasser. Mit diesen –
oder mit eigener Initiative (Recherche im Internet, in Läden oder unter den
eigenen Sachen) können die TN sich mit der Frage beschäftigen, woher und
unter welchen Bedingungen die Dinge unseres alltäglichen Bedarfs zu uns
kommen, und was daran evtl. auffällt oder nachdenklich macht.
Die TN sollen dabei auch lernen, nicht vorschnell zu urteilen, denn - wie sich
beim Nachdenken zeigen wird - jeder Eingriff in solch einen Entstehungsprozess betrifft eine ganze Reihe von Menschen, die in ihn verflochten sind.
Die Welt besser zu machen ist häufig nicht ganz so einfach, wie wir es uns
wünschen.
(Hilfreich dafür ist eine Weltkarte.)
zu Altersgruppe 3: Ausgesagt & Aufgeschnappt
1. Der Mensch glaubt von sich, er sei die Krone der Schöpfung und er habe
über alles Macht, doch das Jahrhunderthochwasser hat uns wieder mal
gezeigt, wie klein wir sind. Wir begradigen die Flüsse, betonieren die
Überlaufgebiete zu, bauen unsere Häuser nahe am Wasser, weil wir den Blick
auf den Fluss so sehr lieben, und wundern uns dann, wenn er durch unser
Wohnzimmer strömt oder unsere Häuser zerstört.
(Rose von der Au, *1953, deutsche Lyrikerin und Aphoristikerin)
Ich staune über deine Schöpfung 29
2. Die Schöpfung hat dem Menschen zur Wahrnehmung die fünf Sinne
geschenkt: Tastsinn – Gehörsinn – Gesichtssinn – Geruchssinn –
Geschmackssinn. Die Menschen haben im Verlaufe ihrer Existenz auf der
Erde die folgenden fünf noch hinzu addiert: Unsinn – Schwachsinn – Blödsinn
– Stumpfsinn – Wahnsinn.
(Willy Meurer, *1934, deutsch-kanadischer Kaufmann, Aphoristiker und
Publizist)
3. Wenn ihr in den Spiegel schaut, dann seht ihr, dass ihr alle zwei Ohren und
nur einen Mund habt. Das bedeutet, und davon nehme ich mich als Bischof
nicht aus, dass die Schöpfung vorgesehen hat, dass wir doppelt so viel hören
als reden sollen. Als Christ soll man den Mund nicht weiter aufmachen als die
Hand.
(Joachim Meisner, *1933, deutscher katholischer Theologe, Kardinal von Köln)
4. Gliche ein Ei dem anderen, wäre die Schöpfung tatsächlich daneben
gegangen.
(Martin Gerhard Reisenberg, *1949, Diplom-Bibliothekar in Leipzig und Autor)
(evtl. weitere unter www.aphorismen.de, Stichwort „Schöpfung“)
Konkrete Aktion
Am ersten Tag sollte zuerst eine Einführung in die „Aktionen“ gegeben werden.
Zum Thema Schöpfung bieten sich zwei Bereiche an:
1. unseren Umgang mit der Schöpfung verbessern
- überall wird es die Möglichkeit geben, Müll aufzusammeln
- ihr könnt aus Müll z. B. Müllmusikinstrumente oder -skulpturen basteln
- ihr könnt Verpackungen und unseren Umgang damit beobachten (z. B. im
Einpackbereich eines Supermarktes oder in der Küche des Hauses)
- Mülltrennung kennenlernen und beachten
- einen Komposthaufen anlegen
2. die Schönheit der Schöpfung neu erleben und genießen
- Gerüche sammeln
- Fotos von unzerstörter Natur machen, eine Ausstellung gestalten
- Obst oder Gemüse auf einer Platte schön anrichten und zwischendurch
genießen
- bewusst draußen spielen
- das Abendgebet zur Zeit des Sonnenuntergangs am Strand beten
30 Ich staune über deine Schöpfung
Daten zu Wangari Muta Maathai
- geboren am 1. April 1940 in Nyeri (Kenia) als Tochter von verhältnismäßig
wohlhabenden Eltern
- studierte dank eines Stipendiums zunächst am Mount St. Scholastica College
in Atchinson (Kansas), später in Pittsburgh (Pennsylvania) und in
Deutschland
- promovierte trotz erheblicher Bedenken der männlichen Oberschicht an der
Universität Nairobi (Kenia)
- erwarb 1971 als erste Frau Kenias den Ph.D. (vergleichbar mit unserem Dr.
rer. nat.)
- in den 70er Jahren immer stärker in soziale und umweltorientierte Projekte
einbezogen (vor allem durch ihren Mann)
- leitete eine Zeit lang das kenianische Rote Kreuz
- rief 1977 das größte Aufforstungsprojekt Afrikas, das „Green Belt Movement“
ins Leben
- bis 1993 wurden zum Schutz gegen Erosion 30 Millionen Bäume gepflanzt
- ihr Ehemann trennte sich 1980 von ihr mit der Begründung, sie sei „zu
gebildet, zu stark, zu erfolgreich, zu eigensinnig und zu schwer zu
kontrollieren“
- 1984 mit dem alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) geehrt
- geriet in den 90er Jahren wegen ihres starken Engagements für die Umwelt
und die Menschenrechte bei dem korrupten kenianischen Präsidenten Daniel
arap Moi in Ungnade
- landete wiederholt im Gefängnis
- wurde nach dem Parlamentswahlen 2002 Abgeordnete der Grünen Partei
- ist seit 2003 Vize-Umweltministerin ihres Landes
- wurde im April 2004 „für ihre einzigartige Rolle in der afrikanischen Politik, ihr
Engagement und ihr Lebenswerk“ mit dem Petra-Kelly-Preis der Böll-Stiftung
geehrt
- bekam den Friedensnobelpreis 2004 für ihren Einsatz zur Erhaltung der
Umwelt und zur Durchsetzung der Menschenrechte.
„Das ist der Höhepunkt. Es kann nicht besser kommen – höchstens im
Himmel.“
Wangari Maathai anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises
Linktipp: www.greenbeltmovement.org
Ich staune über deine Schöpfung 31
5. Bastelideen
Deko-Ketten oder Fensterbild aus Naturmaterial
Material: Nadel und Sternzwirn, Schnur, Alleskleber oder Heißklebepistole
unterschiedliche Naturmaterialien, ja nach Jahreszeit und Ort: kleine Äste (mit und
ohne Rinde), Strohhalme/Grashalme in Abschnitte ohne Knoten geschnitten, Blätter,
Rinde, Früchte, Steine, Federn, Muscheln, Orangenschalen evtl. mit Ausstechformen
ausgestochen …
auch: Perlen, Papierstreifen, Wollreste,
Korken
Ketten fädeln, Dinge ohne Loch durchbohren
oder mit dem Zwirn umwickeln und
verknoten
für das Fensterbild:
4 Äste zu einem Rahmen legen und an den
Ecken mit Zwirn oder Schnur fest
zusammenbinden. Von oben nach unten ein
paar Zwirnfäden spannen. Dazwischen kann
jetzt mit Gräsern, Halmen, Wolle ein Geflecht
entstehen. Andere Materialien werden mit
der Heißklebepistole oder Alleskleber auf
den Rahmen geklebt.
Schatztruhe
Material: Tonkarton A4, Klebestift, Schere, evtl. Priknadel und Lineal, Musterklammern,
Gummiringe
Vorbereitung: nach Vorlage eine Schablone aus Pappe anfertigen ODER die
Vorlage als Kopiervorlage benutzen und auf den Tonkarton kopieren
Nach Vorlage die Schatzkiste ausschneiden. Die Knickstellen mit Hilfe des Lineals und
der Priknadel leicht einritzen, das erleichtert das Zusammenkleben. Damit die Schätze
in der Truhe sicher sind, zweimal das Seitenteil ausscheiden und mit den sechs
Klebelaschen an die Bogenkante kleben, die zwei Klebelaschen an den Stirnseiten der
Seitenteile an der Vorder- und Rückwand ankleben. Zwei weitere Streifen ca. 23,5 cm
lang als Truhenbänder umlaufend aufkleben. Als Verschluss die zwei Musterklammern
durch die vordere Truhenwand Stecken und im Inneren umbiegen. Die Gummiringe
einmal um die Musterklammern wickeln und zum Schließen um die Truhe legen.
32 Ich staune über deine Schöpfung
6. Spielideen
Großfeld-Memory
Vorbereitungen: Ihr braucht 50 Bilder-Paare (es eignet sich gut ein älteres MemorySpiel, das man dafür auseinandernehmen kann). Die einen Bilder werden zu je 5
zusammengestellt (aufgeklebt oder in einer Schutzfolie verpackt) und an 10
verschiedenen Orten im Gelände aufgehängt (möglichst so, dass es die Mitspieler nicht
mitkriegen). Die anderen Bilder werden beim Spielleiter benötigt, für den an einem gut
zugänglichen Ort ein Tisch steht.
Außerdem braucht ihr für jede Gruppe 10 Zettel, auf denen mit einem Symbol die 10
Orte dargestellt sind, an denen man die Bilder finden kann (z. B. ein Feuer für eine
Feuerstelle o. ä.). Und – wichtig – der Spielleiter braucht eine Übersicht, wo welches
Bild hängt, damit er die Antworten der Gruppen kontrollieren kann.
Variante: Die Bilder hängen nicht an 10 Orten, sondern sind bei 10 Helfern zu finden.
Dann können auf den Zetteln auch die Namen der Helfer stehen.
Spielerklärung: Wir sind inzwischen eine Weile hier, heute machen wir einen Test, ob
sie sich auf dem Gelände auskennen.
Dafür erhaltet ihr einen Stapel Zettel wie diesen hier (einen Zettel zeigen). Die Symbole
darauf bezeichnen Orte auf dem Gelände. Wenn ihr dorthin geht, findet ihr dort
mehrere Bilder wie dieses (ein Memory-Bild zeigen). Jetzt kommt die Spielregel: Diese
Bilder nicht anfassen, nicht abmalen, nicht abfotografieren, nicht elektronisch
einspeichern, nur merken!
Wenn ihr der Meinung seid, eine Reihe Orte gefunden zu haben und euch einige Bilder
gemerkt habt, dann kommt ihr hierher zu mir. Ich sitze hier und werde euch dann fünf
zufällig ausgewählte Bilder zeigen. Wenn ihr mir richtig sagen könnt, wo ein Bild hängt,
bekommt ihr einen Pluspunkt. Wenn ihr es falsch sagt, gibt's einen Minuspunkt. Dabei
muss immer die ganze Gruppe zusammen sein.
Noch mal: Ich möchte dann nicht von euch hören, welche Bilder ihr schon gesehen
habt, sondern die Bilder, die auf dem Tisch liegen, müssen bestimmt werden. Glück
gehört also auch dazu. Ist ein Bild richtig zugeordnet, nehme ich es weg und lege ein
neues dafür hin.
Jede Gruppe hat zum Lösen immer genau 1 Minute Zeit, dann ist die nächste Gruppe
dran. Wenn der Raum/Tisch besetzt ist, muss die folgende Gruppe draußen warten.
Nach einer Stunde schließt das Büro und die Gruppe mit den meisten Punkten gewinnt
einen Preis.
Kurzzusammenfassung: Symbole erkennen – an die Orte gehen – Bilder merken – hier
zum Punkte sammeln die Bilder richtig bestimmen.
Danach werden die Gruppen eingeteilt – immer 4–5 Kinder je Gruppe. Es sollte schnell
gehen. Eine Gruppe, die sich gefunden hat, bekommt sofort ihre Zettel (zur besseren
Unterscheidung jede Gruppe in einer anderen Farbe), und kann sofort anfangen!
Ich staune über deine Schöpfung 33
7. Liturgischer Abschluss
Vorbereitung:
In der Mitte liegen die zwei Collagen vom Vormittag und die Bibelstelle Gen 2,15.
Außerdem liegen um die Collagen große Plakate auf denen folgende Satzanfänge
stehen, die den Kindern erleichtern, bei der Litanei einen Satz zu sagen:
Du hast mich/mir…, Du hast uns…, Ich kann..., Wir dürfen…, Wir danken dir für…
Lied Nr. 1 „Um Himmelswillen“
K: Heute haben wir uns sehr viele Gedanken darüber gemacht, was es heißt, den
Garten Eden heute zu bebauen und zu hüten. Eine kurze Geschichte hören wir jetzt,
von einem Mann, der sich seine ganz eigenen Gedanken gemacht hat …
Ein Weiser mit Namen Choni ging einmal über Land und sah einen Mann einen
Johannesbrotbaum pflanzen. Er fragte: „Wann wird das Bäumchen wohl Früchte
tragen?“ – „In siebzig Jahren.“ Da sprach der Weise: „Du Tor! Denkst du in siebzig
Jahren noch zu leben und die Früchte deiner Arbeit zu genießen? Pflanze lieber einen
Baum der eher Früchte trägt, dass du dich noch daran freust.“
Der Mann antwortete: „Rabbi, als ich zur Welt kam, aß ich von Johannesbrotbäumchen,
ohne dass ich sie gepflanzt hatte, denn das hatten meine Väter getan. Habe ich nun
genossen, wo ich nicht gearbeitet habe, so will ich einen Baum pflanzen für meine
Kinder oder Enkel, dass sie davon genießen. Wir Menschen mögen nur bestehen,
wenn einer dem anderen die Hand reicht.“
(Überlieferung)
K: Heißt das, wir sollten alle anfangen Bäume zu pflanzen?
kurzes Gespräch mit den Kindern
oder:
K: Die Geschichte macht deutlich, dass es für die Zukunft entscheidend ist, was wir
heute tun. Oft werden wir die Wirkung gar nicht spüren, sehen oder erleben, aber wir
dürfen darauf vertrauen, dass unsere Bemühungen auch Früchte tragen. Wir müssen
nicht gleich Bäume pflanzen. Es ist ein Anfang, wenn du darauf achtest, nicht unnötig
viel Wasser zu verbrauchen, oder im Geschäft die kostenlose Tüte dankend ablehnst,
weil du selber eine Tasche dabei hast ... Vielleicht ist es nicht schlimm, einen Apfel zu
essen, der nicht perfekt ist … So können wir im Kleinen Gottes Schöpfung bewahren,
damit sie heil wird und somit für alle Menschen zum Heil wird.
mit der Collage „heile Schöpfung“ die andere Collage zudecken
34 Ich staune über deine Schöpfung
K: Wir wollen gemeinsam einen Teil von Psalm 136 beten. In diesem Psalm wird Gott
für seine Schöpfung gepriesen. Ich (oder…) lese (liest) jeweils den ersten Teil eines
Verses vor. Der zweite Teil des Verses heißt immer „denn seine Huld währt ewig“, so
dass wir ihn zusammen beten können.
1 Danket dem Herrn, denn er ist gütig
Alle: denn seine Huld währt ewig.
2 Danket dem Gott aller Götter
Alle:
3 Danket dem Herrn aller Herren
Alle:
4 Der allein große Wunder tut
5 der den Himmel geschaffen hat in Weisheit
6 der die Erde über den Wassern gegründet hat
7 der die großen Leuchten gemacht hat
8 die Sonne zur Herrschaft über den Tag
9 Mond und Sterne zur Herrschaft über die Nacht
K: Dieser Psalm, den wir gerade gebetet haben ist gleichzeitig eine Litanei. Die Litanei
ist eine Form des gemeinsamen Betens, bei der es einen Vorbeter gibt, der einen
Gebetssatz sagt, auf den die Gemeinde mit einem gleich bleibenden Ruf antwortet.
Diese Form ist eine einfache und meditative Form, die wir heute Abend gemeinsam
probieren wollen. In der Mitte liegen ein paar mögliche Satzanfänge als Hilfe für euch.
Wir alle antworten mit dem Satz: Wir danken dir, Schöpfer des Lebens.
Litanei, z. B.
Kind: Du hast mich wunderbar erschaffen.
Alle: Wir danken dir, Schöpfer des Lebens.
Kind: Du hast mir Augen gegeben.
Kind: Du hast uns Bäume geschenkt.
Kind: Ich kann ...
Kind: Wir dürfen …
Kind: Wir danken dir für …
K:
Guter Gott,
Segne alles Leben, das auf dieser Erde ist.
Segne die Menschen, die gute Ideen haben, wie wir diese Erde bebauen und hüten
können.
Segne uns an diesem Abend und in dieser Nacht.
Segne alle Menschen, die wir lieben und die uns nahe stehen.
So segne uns der gute Gott: der Vater der Schöpfung, der Sohn und der heilige Geist.
Amen.
Ich übe mich in Gerechtigkeit 35
2. Tag:
Zwischen den Stühlen
Ich übe mich in Gerechtigkeit
1. Einleitung zum Tag
Das biblische Nachdenken über menschliche Gerechtigkeit ist geprägt von dem
Leitgedanken der „Nachahmung Gottes“ (Imitatio Dei). Menschen sind aufgerufen, die
Wege Gottes nachzugehen. „Denn ich habe ihn (Abraham) dazu auserwählt, dass er
seinen Söhnen und seinem Haus nach ihm aufträgt, den Weg des Herrn einzuhalten
und zu tun,was gut und recht ist ...“ (Gen 18,19).
Wenn wir uns nach dem Umgang mit der Schöpfung Gottes nun dem Umgang
miteinander zuwenden, werden wir erkennen können, dass wir durch das Tun von
Gerechtigkeit zum Ebenbild Gottes werden. Dass es mit der Gerechtigkeit nicht immer
so leicht ist, man manchmal zwischen den Stühlen sitzt, soll uns nicht entmutigen,
immer wieder den Blick für Gerechtigkeit zu schärfen.
2. Liturgischer Einstieg
Aktion: TN suchen 10 Gründe, Gott (an diesem Morgen) zu danken
Gebet:
Guter Gott, ja, so sprechen wir dich an: Guter Gott. Und wir meinen es auch so. Wir
haben Grund, dir zu danken an diesem Morgen für ..... (einige der 10 Dinge aufzählen).
Du beschenkst uns mit Gutem und dafür sagen wir Danke. Ob wohl jeder auf der Welt
dir heute dieses Danke sagt? Ob die Kinder in Indien, Afrika oder Lateinamerika heute
morgen auch 10 Dinge finden, für die sie dir Danke sagen können? Sagen sie auch
„guter Gott“ zu dir?
Immer wieder hören wir, dass du zu allen Menschen gut bist und dass du für jeden
sorgst. Wir wissen aber auch, dass es nicht allen Menschen auf dieser Welt so gut geht
wie uns. Das ist ungerecht. Auch wissen wir, dass das nicht dein Wille ist, sondern wir
Menschen dafür verantwortlich sind.
Alle Menschen sollen zu dir sagen können: „guter Gott“. Das wünschen wir an diesem
Morgen. Deshalb bitten wir dich: Schenke uns heute einen spannenden Tag und gute
Ideen, wie wir daran mitwirken können, dass es auf dieser Welt gerechter zugeht.
Schenke uns deinen Segen, damit wir gleich heute damit beginnen können, gerecht zu
handeln, hier und heute bei dieser RKW.
36 Zwischen den Stühlen
Dazu segne uns der gute Gott, der Vater, der uns sein Reich schenken will, der Sohn,
der uns in jedem Menschen begegnet, und der Heilige Geist, der uns stärkt bei allem,
was wir in Gottes Namen tun. Amen.
Lied Nr. 8 „Lass uns Schritt für Schritt“
3. Katechese
Anmerkung: Wo es möglich ist, sollten die Frühstückstische unterschiedlich bestückt
sein, um die Ungerechtigkeiten der Nahrungsverteilung in unserer Welt zu
verdeutlichen. Eventuell können die Tische oder Sitzgruppen mit Namen von Ländern
versehen werden. Der Tisch Deutschland ist anders gedeckt als der Tisch Bangladesh.
Dabei beobachten: Wer setzt sich wohin? Gibt jemand etwas ab? Wie gehen die Kinder
mit dem Problem um? Auswertung in der Katechese.
Lied Nr. 4 „Lass uns eine Welt erträumen“
Wenn die TN den Raum betreten, entdecken sie an den Wänden
aufgehängte Worte aus der Sozialgesetzgebung des Buches
Deuteronomium (ohne Angabe der Herkunft, sprich Bibelstelle).
Sie werden zunächst aufgefordert, in Ruhe diese Worte
durchzulesen. Leseunkundigen sollten sie vorgelesen werden.
Was haltet ihr von diesen Worten?
Findet ihr alles richtig und gut? Warum ja? Warum nicht?
Gespräch
Katecheteninformation:
Alle diese Worte finden wir so oder ähnlich formuliert schon in einem
Buch, das etwa 3000 Jahre alt ist. Wer weiß, welches ich meine?
Ja, es ist die Bibel. Im Buch Deuteronomium, in dem viele Gesetze
und Gebote stehen, finden wir diese Regeln über den Umgang der
Menschen untereinander, vor allem mit den Benachteiligten, aber
auch mit Tieren und der gesamten Schöpfung. Soziale Gerechtigkeit
ist ein großes Anliegen der Bibel von Anfang an. Gott will, dass
Menschen gerecht miteinander umgehen. Er möchte, dass wir so
handeln wie er und ihm dadurch ähnlich, zu seinem Ebendbild
werden, zum Beispiel, indem wir gerecht teilen.
auf A4
ausdrucken oder
vergrößern und
im Raum
aufhängen
Ich übe mich in Gerechtigkeit 37
K teilt eine Tafel Schokolade mit seinem Nachbarn gerecht, indem er
sie in der Mitte durchbricht. Der soll seine Hälfte wiederum mit
seinem Nachbarn gerecht teilen usw. Der Letzte wird kaum noch
etwas in den Händen haben.).
K: Ihr bekommt jeder zu Anfang etwas Schokolade. Aber diesmal ein
wenig anders als gewöhnlich.
Was fällt euch dazu ein?
Wo erlebt ihr so etwas in eurem Alltag, auf unserer Welt?
Wir haben bei der Übung mit der Schokolade festgestellt: Wir alle
haben ein inneres Gefühl für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit! Wir
spüren, was gerecht ist.
Oder:
K: Übrigens möchte ich heute Nachmittag ein Eis ausgeben, jedoch
nicht für alle. Nur die Mädchen bekommen eins, nicht die Jungen.
Wenn die Kinder nicht einverstanden sind, bekommen eben die unter
10 Jahren ein Eis, die älteren nicht.
Die TN werden es ungerecht finden und äußern, dass alle gleich
behandelt werden müssten. Dabei wird das Wort (Un-)Gerechtigkeit
fallen.
Gespräch wie Variante 1
Tafel
Schokolade
K: Gibt es überhaupt Gerechtigkeit?
Wo erfahrt ihr Gerechtigkeit? (zu Hause, unter Freunden, Fair
trade ...)
Ergebnisse auf Plakat „Hier geht es gerecht zu“ festhalten
A3-Plakat, Stifte
Die TN betrachten das Schaubild und suchen die Bildausschnitte, die
mit Gerechtigkeit zu tun haben, und entdecken die beiden Dicken mit
den Taschen voller Geld sowie den Mann mit der Waage in der Hand.
Die Dicken aus dem Schaubild treten im Anspiel auf. Eventuell
Waage als Symbol für Gerechtigkeit erklären.
Schaubild
Anspiel 1. Teil
K: Beschreibt die beiden (Raffi und Gieri)?
(satt, nur Geld im Sinn, kein Mitleid)
Falls die Aktion am Frühstückstisch (siehe Anmerkung über der
Katechese) durchgeführt wurde:
Welche Erfahrung habt ihr beim Frühstück gemacht?
38 Zwischen den Stühlen
Was haben diejenigen gedacht, deren Tisch reichlich gedeckt / leer
war?
Wie habt ihr das Problem gelöst?
Seht ihr Parallelen zum Anspiel?
Ich glaube, ihr habt ein gutes Gespür für Ungerechtigkeit. Überlegt
einmal, wo euch überall Ungerechtigkeiten begegnen, ob zuhause, in
der Schule oder der Welt.
Ergebnisse auf Plakat “Das ist aber ungerecht“ festhalten.
A3-Plakat, Stifte
z. B. Alltagserfahrungen in Schule, Familie, Wirtschaft, Globalisierungsproblematik; Erfahrungen des Vor-allem-an-sich-Denkens;
Hauptsache, mir geht es gut.
Anspiel 2. Teil
K: Im Märchen von Frau Holle begegnen uns Pechmarie und
Goldmarie. Die eine wird belohnt, weil sie auf ihrem Weg nicht
einfach blind vorangeht, sondern um sich schaut und auf die Nöte der
anderen achtet. Im Märchen sind es der Apfelbaum, die Brote im
Ofen, und auch Frau Holle, der sie im Haushalt hilft.
Im Anspiel haben wir von Muhammad Yunus gehört, der auch Nöte
gesehen hat und eine Idee zum Helfen hatte. Lasst uns noch einmal
zusammenfassen, was Muhammad Yunus gesehen und wie er
gehandelt hat.
kurzes zusammenfassendes Gespräch
K: Gerechtigkeit kann es nur geben, wenn Menschen bei allem, was
sie tun, im Blick haben, wie sich ihr Tun auf andere auswirkt.
Eine gerechtere Welt kann es nur geben, wenn ich nicht in erster
Linie anderen vorschreibe, was sie zu tun haben, sondern mein
eigenes Denken und Handeln unter die Lupe nehme. Wo und wie
kann ich gerechter handeln und durch mein Tun für gerechtere
Verhältnisse sorgen?
Gruppenarbeit innerhalb der Katechese: Gerechtigkeits-TÜV
Die TN sollen anhand verschiedener Fragen und Situationen ihr
Verständnis von Gerechtigkeit überprüfen. Zunächst jeder für sich mit
einem Tippzettel (Spalte ICH). Bei der Gruppenentscheidung (Spalte
WIR) wäre wichtig, über die Entscheidungen auch ins Gespräch zu
kommen. Die Aufgabe der Helfer ist es, mit Argumenten oder
weitere
Informationen zu
Muhammad
Yunus findet ihr
z. B. bei
Wikipedia
GerechtigkeitsTÜV
Tippscheine für
jeden TN
Ich übe mich in Gerechtigkeit 39
Gegenargumenten das Gespräch lebendig zu gestalten und auch die
Jüngeren ins Gespräch einzubeziehen. Es können je nach
Gruppengröße mehrere Teams (auch altersgemischt) gebildet
werden (1 Helfer, 5–6 Kinder). Interessant wäre der Vergleich
zwischen Einzel- und Gruppenentscheidung in den Kleingruppen.
Sind wir in der Gruppe zu mehr Gerechtigkeit fähig?
Im Plenum nach der Gruppenarbeit wird ein „Gerechtigkeitsprogramm des Tages / der Woche“ erstellt. Kinder lernen Werte nicht
durch Reden, sondern durch Handeln.
K: Wir haben an vielen Beispielen geübt, wie man gerecht handeln
und entscheiden kann. Wir wollen jetzt für uns überlegen: Was kann
ich / können wir eigentlich heute / in dieser Woche tun, damit es
gerechter unter uns zugeht? Wie können wir anfangen, dass es
gerechter wird auf unserer Welt? Denn wir werden nicht gleich die
ganze Welt verändern können, aber das, was in unseren Kräften
steht, heute tun.
Plakat erstellen mit der Überschrift „So üben wir heute Gerechtigkeit“
(z. B. beim Umgang mit Neuen oder Kleinen, am Essenbüfett,
Spinnen leben lassen usw.)
Diese Beispiele des Tuns von Gerechtigkeit (wie auch die anderen
Plakate) sollen zum Gottesdienst am Ende des Tages mitgebracht
werden.
Schlussbetrachtung:
K: Schaut euch noch einmal die Worte aus der Bibel hier im Raum
an. Vergleicht unsere Ergebnisse mit den Forderungen der Bibel!
Sind wir schon gute Nachahmer Gottes?
Sicher haben sich die Verhältnisse geändert, seitdem die Bibelworte
aufgeschrieben wurden. Aber im Grundsatz gelten sie heute noch.
Gerechtigkeit ist überall dort, wo die Beziehungen gut sind: Zwischen
den Menschen, zwischen Mensch und Natur, zwischen Mensch und
Gott. Wo das gelingt, wird etwas vom Reich Gottes sichtbar. Deshalb:
„Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehen“.
Lied Nr. 3 „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“
Wer noch zusätzlich in Kleingruppen arbeiten möchte, möge sich an
den „Aktionen für den Tag“ orientieren.
A3-Plakat, Stifte
40 Zwischen den Stühlen
4. Materialien
Anspiel Teil 1
2 dicke Personen (die Dicken vom Hungertuch, evtl. mit Kissen nachhelfen –
wegen ihrer Raffgier geben wir ihnen die Namen Raffi und Gieri) sitzen am
Tisch und lassen es sich mit leckersten Speisen gut gehen; im Hintergrund
läuft der Fernseher (evtl. Bildschirm aus Pappe gestalten, wer technisch
bewandert ist, kann hier auch ein Video vorbereiten)
Raffi:
Mann, Gieri, ist das wieder lecker heute, dieser herrliche
Rinderbraten.
Gieri: Ja, Raffi, und so reichlich, das werden wir gar nicht alles schaffen,
sonst passt uns dann die Hose nicht mehr oder uns wird schlecht.
Raffi:
Uns geht’s wirklich gut, so stell ich mir den Himmel vor.
Gieri: Na ja, wir haben uns das schließlich hart erarbeitet.
Raffi:
Stimmt, immer das frühe Aufstehen, damit man gleich schauen kann,
ob die Aktien wieder gestiegen sind.
Gieri: Eigentlich muss man den ganzen Tag fernsehen, damit man ja nichts
verpasst. Wenn die Aktien fallen, muss man ja gleich reagieren.
(schauen zum Fernseher)
Sprecher/in im Fernseher:
Und nun zu den neuesten Börsendaten: Mercedes + 2,1 %; BHW
+ 0,8 %; Nokia + 3%; ...
Gieri: Siehst du, alles läuft bestens.
Sprecher/in im Fernseher:
Soeben erreichte uns folgende Meldung: Heute morgen hat ein
verheerender Wirbelsturm die Küsten in Bangladesh verwüstet.
Bäume wurden entwurzelt und tausende Hütten und Häuser zerstört.
Die Felder der Bauern stehen meterhoch unter Wasser. Die gesamte
Ernte wurde vernichtet. Noch gibt es keine Angaben über die Zahl
der Toten.
Raffi:
Mann, das kann einem wirklich das ganze Essen verderben. Immer
diese Katastrophenmeldungen.
Gieri: Die Leute können einem auch leidtun, haben schon nichts zu essen
und dann noch diese Katastrophe.
Raffi:
Zum Glück ist unser Tisch reich gedeckt.
Gieri: Bestimmt geht das bald wieder los mit den Spendenaufrufen.
Raffi:
Die denken immer, wir haben’s ja dicke.
Ich übe mich in Gerechtigkeit 41
Gieri:
Raffi:
Gieri:
Raffi:
Gieri:
Raffi:
Willst du dich lustig machen über mich, weil ich so dick bin?
Quatsch, ich bring doch selber zwei Zentner auf die Waage.
Aber mal im Ernst, würdest du was spenden wollen?
Was heißt spenden, ich würde höchstens investieren. Also ich geb
was von meinem Geld als Kredit und verlange es dann mit Zinsen
zurück. Schließlich muss ich den Aktionären ja gute Renditen bieten.
Das kannst du dir abschminken. Die können doch nie zurückzahlen.
Die sind doch viel zu arm. Wenn du mich fragst: Ich würde dort nicht
investieren. Gebe ich einen Kredit, baut sich jemand ein neues Haus,
und wenn es fertig ist, kommt die nächste Überschwemmung. Dann
guck ich in die Röhre.
Apropos Röhre. Ich hätte zum Nachtisch noch eine schön gebratene
Gans in der Röhre. Magst du?
Anspiel Teil 2
3 Personen (Raffi, Gieri und Muhammad Yunus, evtl. so gekleidet wie der
Mann mit der Waage vom Hungertuch)
(Raffi und Gieri sitzen immer noch bei Tisch, bei der Gans)
Raffi:
Na, schmeckt´s, Gieri?
Gieri: Super. Schön knusprig die Haut.
Raffi:
Ich glaube, wir sollten den Fernseher ausmachen, damit uns nicht
wieder irgendwelche Nachrichten den Appetit verderben. (steht auf
und geht Richtung Fernseher, dabei kommt folgende Nachricht)
Sprecher/in im Fernseher:
Herzlich willkommen zu unserer täglichen Sendung „Was jeder wissen sollte“. Alljährlich werden Menschen mit dem Friedensnobelpreis
ausgezeichnet, die sich in außergewöhnlicher Weise für Frieden und
Gerechtigkeit einsetzen. Wir stellen Ihnen jeden Tag einen dieser
Preisträger der letzten Jahre vor. Heute die Preisträger von 2006:
Mohammad Yunus und die Grameen-Bank aus Bangladesh.
Raffi
He, hast du das gehört? Eine Bank hat den Friedensnobelpreis
bekommen? Na ja, ich schalt mal aus. (schaltet aus und setzt sich
wieder)
(es klingelt)
Raffi:
Mann, hat man denn keine Ruhe? Wer mag das sein? (geht zur Tür,
herein kommt Muhammad Yunus)
Yunus: Guten Tag, ich bin Muhammad Yunus.
42 Zwischen den Stühlen
Gieri:
Yunus:
Raffi:
Yunus:
Gieri:
Yunus:
Raffi:
Yunus:
Gieri:
Muhammad Yunus? Den Namen habe ich doch schon mal gehört.
Waren Sie das nicht, der mit einer Bank zusammen den
Friedensnobelpreis bekommen hat?
Ja, der bin ich.
Setzen Sie sich ruhig. Unser Essen ist leider alle, wir wussten ja
nicht, dass uns noch jemand besuchen kommt. Aber erzählen Sie.
Wie haben Sie es geschafft, den Friedensnobelpreis zu bekommen?
Da kann ich vielleicht meiner Bank einen Tipp geben. Das ist
bestimmt gut fürs Geschäft.
Das will ich euch gern erzählen. Ich habe mir die Leute in unserem
Land angeschaut. Sie haben hart gearbeitet, trotzdem blieben sie
arm. Ich fragte sie: Warum seid ihr so arm, wenn ihr so fleißig seid?
Sie sagten mir, dass sie zu wenig Geld haben, um Material zu
kaufen, wenn sie z. B. Möbel herstellen. Andere kochen an der
Straße und verkaufen dann das Essen, aber sie konnten die Zutaten
für das Essen nicht kaufen. Sie mussten sich Geld leihen bei
Geldverleihern, die hohe Zinsen, oft bis 10 %, verlangten. Das Geld,
was sie beim Verkauf verdienten, mussten sie als Zinsen fast
vollständig an die Geldverleiher zahlen, und es blieb ihnen kaum
etwas übrig.
Geldverleiher sind ja auch das Letzte. Die Leute hätten zu einer
Bank gehen sollen.
Das haben sie ja versucht, aber die Banken gaben ihnen kein Geld.
Sie sagten, davon sehen wir ja nichts mehr wieder. Die Banken
wollten nicht helfen, dabei geht es nur um kleinste Beträge, weniger
als 50 Dollar, manchmal nur einige Pence. Da dachte ich mir:
Vielleicht kann ich Ihnen helfen und lieh den Leuten das Geld. Ich
kannte die Leute und wusste, dass sie mich nicht enttäuschen. Ich
bekam das Geld sogar mit kleinen Zinsen zurück.
Damit kann man aber nicht reich werden.
Ich wollte ja nicht reich werden, ich wollte einfach helfen. Und weil
ich merkte, dass es klappt, habe ich meine eigene Bank gegründet,
die Grameen-Bank, das heißt übersetzt: Dorf-Bank. Ich wusste, ich
werde nicht die ganze Welt ändern, aber ich konnte dort, wo ich
wohnte, etwas ändern. Und jetzt geht es den Menschen besser, weil
sie mehr Geld für sich selbst übrig haben. Mittlerweile gibt es solche
Banken für kleine Kredite schon in über 60 Ländern, sogar in den
USA und in Europa.
(zu Raffi) Hast du davon schon gehört, Raffi? Das kam noch nie in
den Börsennachrichten.
Ich übe mich in Gerechtigkeit 43
Yunus: Ja, meine Herren, noch einmal zum Mitschreiben: Wir wollen nicht
profitieren und Gewinne machen, wir wollen, dass den Menschen
geholfen wird, ein besseres Leben zu führen. Nur so kann es in
unserer Welt gerechter zugehen. Wichtig wäre, dass viele Menschen
so denken, und ich weiß, dass es viele gibt. Vielleicht sogar Sie?
Raffi:
(verunsichert) Reden Sie jetzt von uns? – Ich glaube, wir sollten mal
einen Tag lang drüber nachdenken.
Worte aus der Sozialgesetzgebung des Deuteronomium
Diese Liste stellt eine Zusammenfassung der möglichen Worte als Information
für den Katecheten dar (mit Angabe der Urtexte und der Bibelstelle). Zum
Ausdruck für die Katechese bitte die Materialien auf der CD-ROM benutzen,
da die Teilnehmer nicht von vornherein den biblischen Ursprung erkennen
sollen (bzw. die großgedruckten Sätze abschreiben).
 In jedem dritten Jahr sollst du 10 % deines Jahreseinkommens spenden,
damit auch die gut leben können, die kein eigenes Einkommen haben.
In jedem dritten Jahr sollst du den ganzen Zehnten deiner Jahresernte in deinen
Stadtbereichen abliefern und einlagern, und die Leviten, die ja nicht wie du Landanteil
und Erbbesitz haben, die Fremden, die Waisen und die Witwen, die in deinen
Stadtbereichen wohnen, können kommen, essen und satt werden, damit der Herr, dein
Gott, dich stets segnet bei der Arbeit, die deine Hände tun. (Dtn 14,28-29)
 Du sollst dem Ochsen zum Dreschen keinen Maulkorb anlegen. (Dtn 25,4)
 Beurteile andere Menschen nie nach ihrem Aussehen.
Richter und Listenführer sollst du in allen Stadtbereichen einsetzen, die der Herr, dein
Gott, dir in deinen Stammesgebieten gibt. Sie sollen dem Volk Recht sprechen und
gerechte Urteile fällen. Du sollst das Recht nicht beugen. Du sollst kein Ansehen der
Person kennen. Du sollst keine Bestechung annehmen; denn Bestechung macht Weise
blind und verdreht die Fälle derer, die im Recht sind. Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr
sollst du nachjagen, damit du Leben hast und das Land in Besitz nehmen kannst, das
der Herr, dein Gott, dir gibt. (Dtn 16,18-20)
 Auch dein Beet oder dein Acker muss sich erholen. Deshalb sollst du in
jedem siebenten Jahr nichts aussäen.
Wenn jemand bei dir Schulden hat, dann sollst du ihm diese nach sieben
Jahren erlassen.
In jedem siebten Jahr sollst du die Ackerbrache einhalten. Und so lautet eine
Bestimmung für die Brache: Jeder Gläubiger soll den Teil seines Vermögens, den er
einem andern unter Personalhaftung als Darlehen gegeben hat, brachliegen lassen. Er
soll gegen den andern, falls dieser sein Bruder ist, nicht mit Zwang vorgehen; denn er
hat die Brache für den Herrn verkündet. (Dtn 15,1-2)
44 Zwischen den Stühlen
 Jeder Fremde soll in deiner Stadt ohne Angst wohnen dürfen.
Du sollst einen fremden Untertan, der vor seinem Herrn bei dir Schutz sucht, seinem
Herrn nicht ausliefern. Bei dir soll er wohnen dürfen, in deiner Mitte, in einem Ort, den
er sich in einem deiner Stadtbereiche auswählt, wo es ihm gefällt. Du sollst ihn nicht
ausbeuten. (Dtn 23,16-17)
 Schau nicht weg, wenn jemand in Not ist.
Du sollst nicht untätig zusehen, wie ein Esel oder ein Ochse deines Bruders auf dem
Weg zusammenbricht. Du sollst dann nicht so tun, als gingen sie dich nichts an,
sondern ihm helfen, sie wieder aufzurichten. (Dtn 22,4)
 Wenn du eine Stadt längere Zeit hindurch belagerst, um sie anzugreifen
und zu erobern, dann sollst du ihrem Baumbestand keinen Schaden
zufügen. (Dtn 20,19)
 Wenn jemand seine Rechnung nicht bezahlt, darfst du ihm einen Pfand
wegnehmen, aber nichts Lebenswichtiges.
Du sollst das Recht von Fremden, die Waisen sind, nicht beugen; du sollst das Kleid
einer Witwe nicht als Pfand nehmen. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat
dich der Herr, dein Gott, dort freigekauft. Darum mache ich es dir zur Pflicht, diese
Bestimmung einzuhalten. (Dtn 24,17-18)
Man darf nicht die Handmühle oder den oberen Mühlstein als Pfand nehmen; denn
dann nimmt man das Leben selbst als Pfand. (Dtn 24,6)
Gerechtigkeits-TÜV
Der Tippzettel (s. u. oder auf der CD-ROM) ist am besten als beidseitig bedrucktes A4 Blatt zu nutzen.
Durchführung: Jeder TN erhält Stift und Tippzettel. (Den Jüngsten eventuell
die Fragen vorlesen). Jeder soll zunächst in einer Einzelentscheidung in der
Spalte ICH die seiner Meinung nach gerechteste Antwort ankreuzen. Danach
werden je nach Gruppengröße kleinere Teams/Gesprächsgruppen gebildet,
die sich um einen Helfer scharen. (1 Helfer, 5–6 Kinder). Nun werden alle
Fragen noch einmal durchgesprochen und die gerechteste Lösung diskutiert
und in der Spalte WIR als Gruppenentscheidung angekreuzt. Die Aufgabe der
Helfer ist es, mit Argumenten oder Gegenargumenten das Gespräch lebendig
zu gestalten und auch die Jüngeren ins Gespräch einzubeziehen. Interessant
wäre am Ende der Vergleich zwischen Einzel- und Gruppenentscheidung.
Sind wir in der Gruppe zu mehr Gerechtigkeit fähig?
Ich übe mich in Gerechtigkeit 45
1. Zwei Kinder haben ein Stück Kuchen und wollen es gerecht teilen.
Wie klappt das am gerechtesten?
ICH WIR
a) Das ältere Kind schneidet das Stück und entscheidet, wer welche
Hälfte bekommt.
b) Das eine Kind schneidet, das andere darf zuerst eine Hälfte nehmen.
c) Weil eine gerechte Teilung schlecht möglich ist, versuchen sie, noch
ein zweites Stück Kuchen zu ergattern.
2. Ein Mann schenkt dir eine Handvoll 20-Cent-Stücke für dich und
deine Freundinnen. Außerdem sollst du einen Teil davon an einen
Obdachlosen spenden. Wie teilst du gerecht?
a) Jeder bekommt gleich viele 20-Cent-Stücke. Wenn es nicht genau
aufgeht, behältst du die übrig gebliebenen Geldstücke.
ICH WIR
b) Ihr kauft davon Essen und Trinken, ladet den Obdachlosen ein. Jeder
kann essen und trinken, so viel er will.
c) Du und deine Freundinnen beschließen, alles Geld dem Obdachlosen
zu geben, weil er es am nötigsten hat.
3. Ein Lehrer beurteilt zwei Klassenarbeiten. Ein Schüler hat dafür zwei
Stunden gelernt und eine Zwei bekommen. Der andere hatte viele Tage
gelernt und würde eine Vier bekommen. Der Lehrer weiß das und findet
seine Beurteilung eigentlich ungerecht. Was soll er tun?
a) Er gibt dem schwächeren Schüler auch eine zwei, weil er ja länger
gelernt hat.
ICH WIR
b) Er schreibt zu der Vier eine Beurteilung, die dem Schüler Mut macht,
weiter fleißig zu sein und immer besser zu werden.
c) Er bewertet die Arbeit gar nicht in der Hoffnung, dass beim nächsten
mal der schwächere Schüler eine bessere Note bekommt.
4. Eine Schulklasse möchte gern auf Klassenfahrt gehen. Weil einige
Jungen immer wieder negativ aufgefallen sind, will der Lehrer mit dieser
Klasse nicht wegfahren. Die anderen sind sauer, weil sie alle bestraft
werden, obwohl sich nur einige schlecht benommen haben. Kann man
das Problem gerecht lösen, indem ...
ICH WIR
46 Zwischen den Stühlen
a) nur die „braven“ Kinder mitfahren dürfen?
b) keine Klassenfahrt stattfindet?
c) alle fahren, aber die Klasse verspricht, aufeinander aufzupassen,
damit es eine gute Fahrt wird?
5. Der Vater zweier Söhne ist Jurist und sorgt in der Familie für
Gerechtigkeit. Der eine Sohn wünscht sich zu Weihnachten einen MP3Player, der andere ein üppig ausgestattetes Aquarium mit vielen
Fischen. Als die Kinder unter dem Weihnachtsbaum die Geschenke
sehen, stürzt jedes freudig auf das von ihm gewünschte Geschenk zu.
Der Vater jedoch erklärte: Beim Schenken muss es gerecht zugehen.
Der Sohn, der sich das Aquarium wünschte, hat beim vergangenen
Weihnachtsfest schon ein größeres und teureres Geschenk bekommen.
Deshalb bekommt er dieses mal nur den MP3-Player. Der andere soll
das Aquarium erhalten. Beide Kinder sind unglücklich und können sich
über die Geschenke nicht freuen. Aber der Vater achtet darauf, dass sie
nicht heimlich die Sachen vertauschen. Welche Lösung wäre gerecht?
a) Der Vater achtet beim Weihnachtseinkauf genau darauf, dass die
Geschenke für die Kinder gleich viel kosten.
ICH WIR
b) Wenn die Kinder „ihren“ Wunsch erfüllt bekommen, würden sich
beide in gleicher Weise freuen. Deshalb erfüllt der Vater die Wünsche
so, wie die Kinder es sich wünschen.
c) Es gibt keine gerechte Lösung.
6. Beim Spielen während der RKW sollen Mannschaften gebildet
werden. In der Gruppe gibt es einige „Neue“, die man noch nicht so
kennt, und einige, die nicht so geschickt sind. Wenn du zu denen
gehörst, die eine Mannschaft wählen dürfen: Wie wählst du gerecht?
a) Du achtest darauf, dass vor allem deine Freunde/innen in deiner
Mannschaft sind, weil du sicher bist, so zu gewinnen.
b) Du verabredest mit den anderen Mannschaftskapitänen, dass ihr
zuerst die Neuen und weniger Geschickten in den Mannschaften
aufteilt, dann die anderen.
ICH WIR
Ich übe mich in Gerechtigkeit 47
c) Ihr lasst alle Kinder der Größe nach hintereinander aufstellen und teilt
sie dann der Reihe nach in Mannschaften auf.
7. Am Wochenende läuft abends im Fernsehen ein Film, den du gerne
sehen würdest. Deine Eltern schicken dich aber ins Bett, weil es sonst
zu spät für dich wird. Du forderst gleiches Recht für alle. Wenn die
Eltern den Film sehen, willst du ihn auch sehen. Was wäre deiner
Meinung nach gerecht?
a) Die Eltern sagen: Gerecht ist, wenn jeder das bekommt, was ihm
zusteht. Dir steht als Kind mehr Schlaf zu, weil du ihn auch brauchst.
Deshalb musst du auf den Film verzichten.
b) Die Eltern lassen sich von dir überzeugen (erweichen) und lassen
dich fernsehen, obwohl sie ein schlechtes Gewissen dabei haben.
ICH WIR
c) Die Eltern nehmen den Film auf Videorecorder auf und sehen den
Film mit dir ein anderes Mal.
8. Ihr schreibt eine Klassenarbeit und habt alle fleißig gelernt. Am Tag
davor haben zwei Schüler im Klassenbuch, das der Lehrer auf dem
Tisch liegen gelassen hatte, die Aufgaben der Arbeit gesehen und
konnten sich gezielt vorbereiten. Nach der Arbeit erzählt einer von
beiden davon. Der Rest der Klasse sagt das dem Lehrer, weil sie
meinten, es wäre nicht gerecht, wenn zwei einen Vorteil hatten. Was soll
der Lehrer tun?
a) Die Arbeit mit anderen Aufgaben von allen noch einmal schreiben
lassen, damit alle die gleichen Voraussetzungen haben.
ICH WIR
b) Nur die beiden nachschreiben lassen.
c) Die Arbeit so gelten lassen, weil ja im Prinzip alle vorher die Aufgaben
hätten erfahren können.
9. Ihr seid zwei Geschwister, Junge und Mädchen. Eure Eltern fahren
am Wochenende zu eurer Lieblingstante, der sie eine Waschmaschine
bringen wollen. Leider ist im Auto deshalb nur noch ein Platz frei. Sie
müssen entscheiden, wer von euch beiden mitfahren kann. Wie wäre es
am gerechtesten?
- Der Ältere von den Geschwistern bleibt zu Hause, weil er auch gut
alleine klarkommt.
ICH WIR
48 Zwischen den Stühlen
- Sie fragen euch, wer lieber mitfahren möchte, und entscheiden dann.
- Sie nehmen das Mädchen mit, weil man mit Mädchen weniger
Probleme hat.
10. Beim Mittagessen bei der RKW steht schon gut sichtbar ein leckerer
Nachtisch bereit. Einige verzichten deshalb auf das Mittagessen und
essen sich am Nachtisch satt. Leider reicht dieser nun nicht mehr für
alle. Was tun?
- Den Schleckermäulern eine Standpauke halten und über Gerechtigkeit
diskutieren.
ICH WIR
- Den Betreffenden beim nächsten Mal keinen Nachtisch geben.
- Beim nächsten Mal einen Bewacher aufstellen, damit jeder gleich viel
bekommt.
Psalmgebet - Gottesdienst Gerechtigkeit
Das Psalmgebet kann in der gewohnten Form (M5b – Einheitsübersetzung)
gesprochen werden. Möglich ist auch die folgende Form:
M5a nach Psalm 85:
Wir beten im Wechsel:
1. Ich will lauschen, was Gott mir sagt: /
Frieden verkündet der Herr seinem Volk und denen, die ihn lieben,*
den Menschen mit ehrlichem Herzen.
2. Seine Hilfe ist denen nahe, die ihn lieben.*
Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land!
3. Es begegnen einander Güte und Treue,*
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
4. Die Treue wächst auf der Erde;*
die Gerechtigkeit blickt vom Himmel herab.
5. Der Herr gibt alles Gute,*
und unser Land gibt seinen Ertrag.
6. Gerechtigkeit geht vor ihm her,*
und bestimmt den Weg seiner Schritte.
Ich übe mich in Gerechtigkeit 49
7. Die Erde wächst dem Himmel entgegen,
und der Himmel wächst auf uns zu.
8. Er breitet sich unter unseren Füßen aus,
wie Hände, die uns halten.
M5b Psalm 85:
Wir beten im Wechsel:
1. Ich will hören, was Gott redet: /
Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen,*
den Menschen mit redlichem Herzen.
2. Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten.*
Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land!
3. Es begegnen einander Huld und Treue,*
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
4. Treue sprosst aus der Erde hervor;*
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
5. Auch spendet der Herr dann Segen,*
und unser Land gibt seinen Ertrag.
6. Gerechtigkeit geht vor ihm her,*
und Heil folgt der Spur seiner Schritte.
Konkrete Aktion
- Spiele ohne Verlierer (siehe Spielideen auf S. 52)
- für die Woche: Wichteln (jeder zieht den Namen eines RKW-Teilnehmers, für
den er in den nächsten Tagen Wichtel sein soll. Unerkannt Freude machen
(z. B. eine Süßigkeit aufs Kopfkissen legen, den Essensplatz schmücken, mit
ihm spielen usw.)
- Kennenlernen der Menschenrechte der UNO (zu finden im Internet)
- Beschäftigung mit der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen;
Material zu den Kinderrechten findet sich auch unter
http://www.sternsinger.org/index.php?id=122
- Fair trade – Welche Produkte aus fairem Handel finden wir im Supermarkt?
Exkursion
- Gerechtigkeitsgeschichten lesen, nachspielen, besprechen
50 Zwischen den Stühlen
Gerechtigkeitsgeschichten
- Mit Gott zu Mittag gegessen (http://www.zeitzuleben.de/artikel/geschichten/
gott.html)
- Erlebnis (http://www.bistum-dresden-meissen.de/Detailed/2043.html)
- Das Feld der Bruderliebe (ganz am Ende der Website: http://cdithw.hansolo.net/kunden/kirchentag/kirchentag1997/dokumente/ schindler1.html)
- Himmel und Hölle (http://www.himmelschluessel.de/Erfahrungen/
Himmel_und_Holle/body_himmel_und_holle.html)
- Die Gerechtigkeit kommt zu Fuß (http://www.learn-line.nrw.de/angebote/
maerchen/foyer/basar/gerechtf.htm)
- Die Sterntaler (http://www.maerchen.net/classic/g-sterntaler.htm)
Daten zu Muhammad Yunus
- geboren am 28. Juni 1940 in Bangladesh
- erwarb den Ph. D. in Ökonomie an der Vanderbilt Universität (USA)
- lehrte seit 1962 am Chittagong College (Bangladesh)
- 1969-1972 Assistenz-Professor in Tennessee (USA)
- seit 1972 Professor an der Chittagong-Universität (Bangladesh)
- erfand den Mikrokredit und gab so unzähligen Armen die Chance, ihr
Geschick selbst in die Hand zu nehmen: durch die Vergabe von Kleinstkrediten konnten sie ihrer Not entkommen, häufig benötigten sie nur wenige
Pence, um beispielsweise Rohmaterial für die Produkte zu kaufen, die sie
dann herstellen und mit ein wenig Gewinn weiterverkaufen können
- Ursprung war ein Forschungsprojekt, das Yunus 1974 mit Studenten
unternahm: In dem Dorf, das sie besuchten, lebte eine Frau davon,
Bambusstühle herzustellen. Um den dafür nötigen Bambus zu bezahlen,
hatte sie aber kein Geld. Sie musste es leihen und zahlte dafür einem
Geldwucherer zehn Prozent Zinsen pro Woche! Der Zinssatz war so hoch,
dass sie letztlich für einen minimalen Gewinn arbeitete, der eben so zum
Leben reichte.
- Yunus begann, Menschen in ähnlichen Situationen Geld zu leihen, zunächst
aus eigener Tasche. 1983 Gründung der Grameen Bank
- 1975 begann das Grameen-Bank-Projekt
- 1976 wurde Yunus Project Direktor des Grameen-Bank-Projekts und 1983
Managing Direktor der neu gegründeten Grameen Bank
- Heute vergeben Finanzinstitute in mehr als 60 Ländern Kredite nach dem
Grameen-Modell, auch in Europa und den USA. Yunus’ Bank selbst hat seit
Ich übe mich in Gerechtigkeit 51
ihrer Gründung nach eigenen Angaben rund 6 Millionen Kunden betreut und
an sie Kredite in Höhe von mehr als 5 Milliarden US-Dollar vergeben. Und sie
arbeitet – entgegen der Befürchtungen aller Kritiker – profitabel.
- seine Homepage verzeichnet 29 Ehrendoktortitel und 75 andere
Auszeichnungen
- Der größte Erfolg von Yunus ist aber, dass er durch seine Idee unzähligen
Armen eine Möglichkeit eröffnet hat, ihr Geschick selbst in die Hand zu
nehmen. Denn sein Projekt hat inzwischen weltweit Nachahmer gefunden,
und auch in der Entwicklungspolitik sind Mikrokredite längst angekommen.
- 2006 Friedensnobelpreis
Linktipp: www.muhammadyunus.org
5. Bastelideen
Kalender zum Selbermachen (aus dem Buchladen) besorgen (oder mit dem WordKalenderassistenten im PC selbst herstellen - Datei/Neu/Sonstige Dokumente), die
Monatsseiten schön gestalten, bei einem Basar (oder beim RKW-Abschluss) verkaufen
und das Geld spenden, bzw. jemand damit eine Freude bereiten
Gerechtigkeits-Planer für mich oder die Familie
Damit die Erkenntnisse der RKW nicht so schnell verloren gehen, können die TN einen
Gerechtigkeitsplaner für zu Hause erstellen. Dazu benötigt ihr (am besten farbiges)
Kopierpapier in A6-Format, Filzstifte, Wollfäden und Schnur.
Die TN beschriften die einzelnen Papierblätter mit
Vorhaben, die das Gespür für Gerechtigkeit wach halten
sollen. Die Blätter werden dann zusammengerollt, außen
nummeriert und an einer Schnur aufgehängt. Zu Hause
kann die Schnur an einer gut sichtbaren Stelle angebracht
werden. In jeder Woche/ jedem Monat wird ein Röllchen
geöffnet und die darauf formulierte Aufgabe als
Wochenprogramm (vielleicht mit der ganzen Familie) gelebt.
Inhalte für die Röllchen können sich aus dem in der Katechese zu Gerechtigkeit
erstellten Programm ergeben. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vielleicht
auch:
- Wir achten in dieser Woche darauf, fair gehandelte Waren einzukaufen.
- Wir beobachten, ob es bei uns zu Hause (in der Schulklasse) gerecht zugeht.
- Wir machen einen Besuch bei jemand, der sich darüber freut. (Kranke, Oma)
- Wir achten in dieser Woche besonders auf die Nachrichten, um Ungerechtigkeiten zu
erkennen. Wir überlegen, wie wir da helfen können ...
52 Zwischen den Stühlen
6. Spielideen
(nach: Griesbeck, Josef: Spiele ohne Verlierer: Ideen für ein kreatives Miteinander,
Stuttgart: Calwer Verlag, 1996)
Alternatives »Völkerball«-Spiel
Hinweis: im Freien auf einer Spielwiese; ab 8 Jahre; Spannseil; kleine Pflöcke; ein
Spielball; Dauer: mindestens 30 Minuten.
Hintergrund: Immer wieder hieß und heißt es: entweder wir oder die! Aus
verschiedensten Gründen stehen sich zwei Parteien gegenüber und versuchen,
einander zu besiegen. Bei den meisten Spielen ist das ähnlich. Bei diesem Spiel ist es
anders.
Spielverlauf: Zwei Mannschaften bilden. Die einzige Spielfeldbegrenzung ist ein Seil,
das zwischen beiden Gruppen in einer Höhe von etwa 2 Metern gespannt ist.
Das Spiel besteht nun darin, den Ball über das Seil hin und her zu werfen, ohne dass er
auf den Boden fällt. Vor Beginn wird eine Zeit vereinbart (z. B. 15 Minuten), dann wird
gezählt, wie oft der Ball in dieser Zeit den Boden berührt.
Dadurch werden beide Mannschaften zu einem guten Zusammenspiel angeregt, da ein
Fehler immer als Minuspunkt für beide Mannschaften gewertet wird.
Mann kann auch gut ein Turnier daraus machen - wer dann am Ende gewinnt, hat dies
nur mit der Hilfe aller anderen Mannschaften geschafft.
Nachspiel: Am Ende des Spieles sollte kurz über seinen Inhalt gesprochen und ein
Bezug zu anderen Situationen in unserem Leben hergestellt werden. Dann kann das
erlebte Miteinander im Spiel auch in den folgenden Tagen nachwirken (auch, wenn es
dann manchmal wieder "gegeneinander" geht).
Spiel mit mir Essen
Hinweis: Kinder- und Erwachsenengruppen, bei denen ein Fest mit Essen geplant ist;
Dauer: 5–10 Minuten.
Hintergrund: Immer isst jeder für sich allein, auch dann, wenn viele um einen Tisch
herum versammelt sind. Tischsitten und -gebete scheinen nur dazu da, es mir zu
erschweren, von den guten Speisen ganz schnell möglichst viel auf meinen Teller zu
bekommen. Hier setzen folgende Ideen an:
Spielverlauf:
• Während des Essens gibt es auf einmal eine Verlosung: ein halbes gegrilltes
Hähnchen ist zu gewinnen (oder etwas Ähnliches)! Jeder darf ein Los ziehen. Und
wenn alle spannend ihr Los öffnen – wer hat denn wohl das Hähnchen gewonnen –
stellen sie fest, dass auf allen Zetteln "Gewonnen" steht. Jeder gewinnt.
Ich übe mich in Gerechtigkeit 53
• Bevor das Essen beginnt, zieht jeder TN einen Zettel. Auf den Zetteln stehen die
Namen der TN (wer sich selbst zieht, darf noch einmal). Dann wird die Aufgabe gestellt:
Es gilt, die gezogene Person beim nun folgenden Essen zu bedienen. Dafür ist ein
reichhaltiges Büffet vorbereitet worden (Frikadellen, Käsescheiben, Ketchup,
Essiggurken, verschiedene Getränke). Jeder muss also zuerst die Wünsche seines
Zugeteilten erfragen, um ihm dann das Gewünschte zu bringen. Gleichzeitig jedoch
wird auch ihm etwas gebracht!
Nachspiel: Wer es noch einmal thematisieren möchte, kann die folgenden Fragen
stellen: Setzt das Glück der Einen immer das Unglück der Anderen voraus? Oder
können wir besser miteinander glücklich werden?
Chinesische Wahlrede - Ein Stück politische Kultur in Wahlzeiten.
Hinweis: ab 10 Jahre; 7–12 Teilnehmer; besonders sinnvoll unmittelbar vor politischen
Wahlen; eventuell Verkleidungsmöglichkeiten anbieten; Dauer: ca. 1 Stunde.
Hintergrund: Im alten China mussten die Kandidaten für ein öffentliches Amt nicht sich
selbst, sondern den Gegenkandidaten preisen. In unserem Kulturkreis erleben wir fast
nur das genaue Gegenteil: Der andere ist schlecht, sein Programm ist bloß ein
Wahlversprechen, und seine Partei würde unser Volk in den Abgrund führen.
Spielverlauf: Wir spielen zur Abwechslung mal die chinesische Art des Wahlkampfes.
Es gibt zwei Varianten dieses Spieles: Man kann eine fiktive Situation spielen. Zwei
Spieler kandidieren für ein erfundenes Amt, sie halten jeweils eine (kurze) Rede, in der
sie vor allem den anderen Kandidaten preisen sollen – dann wird von allen abgestimmt,
wer das Amt bekommen soll.
Man kann aber auch das Spiel auf eine tatsächliche Wahl anwenden. Vielleicht gibt es
ein (mehr oder weniger notwendiges) Amt, dass auf der RKW zu vergeben ist (z. B. den
Verloser der Tagespläne am letzten Tag). Jetzt gewinnt das Spiel an Realitätsbezug
und an Ernsthaftigkeit. Man kann demokratische Gepflogenheiten genauso üben wie
Fairness und Streitkultur. Ein Spielleiter sollte aber auch einschreiten, wenn "zu dick
aufgetragen" wird und alle schon über die angeblichen "großen Fähigkeiten" des
Kandidaten lachen.
Die Kandidaten sollten sich freiwillig melden und Zeit zur Vorbereitung haben.
Spannender wird das Spiel, wenn die Kandidaten in Rede und Gegenrede aufeinander
eingehen und aus dem ‚Publikum‘ Fragen gestellt werden können.
Nachspiel: Das Spiel wird einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Anders als
gewöhnlich wird nicht zuerst das Gute bei sich selbst und das Schlechte bei den
anderen gesucht. Nicht zuletzt zeigt sich auch, daß Sympathie, Sprachgewandtheit und
Sprachwitz eine wichtige Rolle spielen. Wer seine Sache für jemand anderen gut
macht, ist selbst gut!
54 Zwischen den Stühlen
7. Liturgischer Abschluss
Segensgottesdienst
Was bei der Katechese und am Tag als „Imitatio Dei“ deutlich
geworden ist, soll im Gottesdienst noch einmal aufgegriffen werden
mit der Geschichte der Erwählung Abrahams. Die Erwählung ist an
eine Prüfung gebunden: „Abraham soll zu einem großen, mächtigen
Volk werden, durch ihn sollen alle Völker der Erde Segen erlangen.
Denn ich habe ihn dazu auserwählt, dass er seinen Söhnen und
seinem Haus nach ihm aufträgt, den Weg des Herrn einzuhalten und
zu tun, was gut und recht ist, damit der Herr seine Zusagen an
Abraham erfüllen kann“ (Gen 18,18–19). Von dieser Prüfung der
Gerechtigkeit Abrahams hängt das Überleben der Welt ab.
Abraham hatte den Mut, Gerechtigkeit sogar von Gott zu fordern. So
sind wir aufgerufen, Rechenschaft von jenen zu fordern, die die
Macht missbrauchen, sich über das Recht hinwegsetzen und die
Grundlagen menschlichen Lebens zerstören.
Abraham und seine Nachkommen (also auch wir) sollen Gottes
Stellvertreter sein, um zu gewährleisten, dass die Werte von Recht,
Gerechtigkeit, Mildtätigkeit, Freiheit und Verlässlichkeit auf Erden ihre
Gültigkeit behalten.
Die Kinder sollen einander segnen, diesen Weg zu wagen.
Plakate aus der
Katechese,
Psalmtext für
alle,
Schale mit
(Weih-)Wasser
Lied: Nr. 2 „Um Himmels willen“, Str. 4–6
Begrüßung der Teilnehmer: Kreuzzeichen
Erinnerung an Tagesinhalte durch K:
- heute bewusst gemacht, wie unterschiedlich Menschen auf unserer Welt leben
- wir sind nicht glücklich damit
- haben von Muhammad Yunus gehört, der hilft, Ungerechtigkeit zu bekämpfen
- es gibt viele Menschen, die so handeln, eigentlich müssten alle so denken
- gehören wir dazu?
- wir wollen uns immer mehr darum bemühen, Ungerechtigkeiten zu sehen
- du, Gott, musst uns dabei helfen
Gebet:
Deshalb bitten wir dich, guter Gott,
du hast uns nach deinem Bild geschaffen
und so jeden von uns zu deinem Ebenbild gemacht.
Ich übe mich in Gerechtigkeit 55
Du hast uns ins Herz geschrieben, so gut zu reden und zu handeln wie du.
Du hast uns in deinem Wort der Bibel Gerechtigkeit gelehrt.
Vergib uns, wenn es uns nicht immer gelingt, gerecht zu sein.
Schärfe unseren Blick, damit wir sehen, was nicht gut ist vor dir.
Gib uns den Mut und die Kraft, dir nachzueifern,
heute und alle Tage unseres Lebens.
Amen.
K: Was wir heute über Ungerechtigkeit und die Möglichkeiten des Gerecht-Handelns
erkannt haben, wollen wir noch einmal in unsere Mitte legen (vielleicht auf das
Hungertuch an entsprechender Stelle)
(Ergebnisplakate aus der Katechese werden von TN noch einmal kurz vorgestellt.)
Wir wollen eine Geschichte aus dem Alten Testament hören (Gen 18,17-32):
K sollte vor der Lesung des Textes die Vorgeschichte kurz anreißen (Erwählung
Abrahams, Verheißung der Nachkommen aus Gen 15,6. Gott zu Gast bei Abraham aus
Gen 18,1 ff.) und darauf hinweisen, dass Gott die Städte Sodom und Gomorra wegen
des sündhaften Verhaltens ihrer Bewohner vernichten wollte.
Da sagte sich der Herr: Soll ich Abraham wirklich verschweigen, was ich vorhabe?
Abraham soll doch zu einem großen, mächtigen Volk werden, durch ihn sollen alle
Völker der Erde Segen erlangen. Denn ich habe ihn dazu auserwählt, dass er seinen
Söhnen und seinem Haus nach ihm aufträgt, den Weg des Herrn einzuhalten und zu
tun, was gut und recht ist, damit der Herr seine Zusagen an Abraham erfüllen kann.
Der Herr sprach also: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut
geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer. Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun
wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist. Ich will es wissen. ...
Abraham aber stand noch immer vor dem Herrn.
Er trat näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen?
Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht
doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten dort? ...
Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom, in der Stadt, fünfzig Gerechte finde, werde ich
ihretwegen dem ganzen Ort vergeben.
Abraham antwortete und sprach: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem
Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin.
Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt
vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig
finde. Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er:
Ich werde es der vierzig wegen nicht tun.
Und weiter sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich
dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde.
56 Zwischen den Stühlen
Darauf sagte er: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden.
Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie um der zwanzig
willen nicht vernichten. Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur
noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Und wiederum
sprach er: Ich werde sie um der zehn willen nicht vernichten.
(Wer möchte, kann an dieser Stelle einen Vergleich herstellen zwischen dem Plakat
„Das ist aber ungerecht“ mit der Stadt Sodom, die wegen ihrer Ungerechtigkeit/Sünde
bei Gott in Ungnade gefallen ist. Auf dieses Plakat kann dann die biblische Figur des
Abraham gestellt werden, der mit Gott handelt.)
K: Abraham sieht, dass auch dort wo Ungerechtigkeit herrscht, Menschen sind, die sich
um Gerechtigkeit bemühen. Abraham setzt sich ein für die Gerechten, für Gerechtigkeit.
Er fordert sogar von Gott Gerechtigkeit. Abraham besteht die Prüfung, weil er sich als
gerecht erweist. So wird er zum Segen für alle Völker der Erde. Auch wir sind
Nachfolger Abrahams und sind gerufen, den Weg Gottes zu gehen und gerecht zu
handeln. Wir sind Gottes Stellvertreter auf der Erde. Gott handelt durch uns, wenn wir
im Sinne Gottes handeln. Deshalb sollen wir immer auf Gottes Wort hören, hören was
Gott redet.
Wir beten im Wechsel: (M5a oder M5b)
1. Ich will lauschen, was Gott mir sagt: /
Frieden verkündet der Herr seinem Volk und denen, die ihn lieben,*
den Menschen mit ehrlichem Herzen.
2. Seine Hilfe ist denen nahe, die ihn lieben.*
Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land!
3. Es begegnen einander Güte und Treue,*
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
4. Die Treue wächst auf der Erde;*
die Gerechtigkeit blickt vom Himmel herab.
5. Der Herr gibt alles Gute,*
und unser Land gibt seinen Ertrag.
6. Gerechtigkeit geht vor ihm her,*
und bestimmt den Weg seiner Schritte.
7. Die Erde wächst dem Himmel entgegen,
und der Himmel wächst auf uns zu.
8. Er breitet sich unter unseren Füßen aus,
wie Hände, die uns halten.
Ich übe mich in Gerechtigkeit 57
Fürbitten:
als Ruf nach jeder Bitte eignet sich der Kehrvers von Lied Nr. 3 oder Stille halten
K: Damit Gottes Reich immer sichtbarer unter uns Menschen wird, wollen wir beten:
- Für die, die ihre Macht missbrauchen.
- Für alle, die vor allem an sich selbst denken.
- Für die, die sich mühen, Gott ähnlich zu werden.
- Für die Religionen: dass sie die Sehnsucht nach Gerechtigkeit wach halten.
- Für alle, die unter Ungerechtigkeit leiden.
Segen:
K: Für den Weg der Gerechtigkeit brauchen wir Gottes Segen. Auch gegenseitig wollen
wir uns immer wieder ermuntern, diesen Weg zu gehen. So wollen wir uns nun
gegenseitig segnen, indem wir dem Nachbarn mit Wasser ein Kreuz auf die Stirn
zeichnen und dabei sprechen: Gehe den Weg der Gerechtigkeit. Du sollst ein Segen
sein.
Lied: Nr. 3 „Dein Reich komme“
58 Mit gefalteten Händen
3. Tag:
Mit gefalteten Händen
Ich finde zu Gott
1. Einleitung zum Tag
In der Kirche, in Gebet und Gottesdienst vermuten wir den Himmel eigentlich am
ehesten. Und wir spüren während der RKW auch, dass es manchmal ganz einfach ist,
ihn dort zu suchen. Gemeinsames Singen, Beten, Feiern lässt uns Gottes Nähe
erfahren. Der Gottesdienst wird zum Fest – was er ja auch sein soll. Und wir sind
eingeladen, teilzunehmen und uns beschenken zu lassen.
Dass Gottesdienst ein Fest sein soll, ist nicht mehr selbstverständlich. Zu solch einem
Fest müssen viele Dinge vorbereitet werden. Außerdem müssen wir uns selbst
einbringen, damit das Fest tatsächlich die „Feier unseres Alltags“, der Gipfel unseres
gemeinsamen Lebens und dann auch Quelle für die kommende Zeit werden kann.
Gemeinsam werden wir heute so ein Gottesdienst-Fest vorbereiten, werden uns darauf
vorbereiten und dieses Fest dann feiern.
2. Liturgischer Einstieg
wenn es geht, an die frische Luft gehen und sich dort im Kreis aufstellen
Lied Nr. 20 „Ein neuer Tag beginnt“
Geschichte: Der betende Gaukler (eine französische Legende)
Es war einmal ein Gaukler, der tanzend und springend von Ort zu Ort zog, bis er des
unsteten Lebens müde war. Da gab er all seine Habe hin und trat in das Kloster zu
Clairvaux ein. Aber weil er sein Leben bis dahin mit Springen, Tanzen und Radschlagen
zugebracht hatte, war ihm das Leben der Mönche fremd, und er wusste weder ein
Gebet zu sprechen noch einen Psalter zu singen.
So ging er stumm daher, und wenn er sah, wie jedermann des Gebetes kundig schien,
aus frommen Büchern las und mit im Chor der Messe sang, stand er beschämt dabei:
Ach, er allein, er konnte nichts. “Was tust du hier?“, sprach er zu sich, „ich weiß nicht zu
beten und kann mein Wort nicht machen. Ich bin hier unnütz und der Kutte nicht wert,
in die man mich kleidete.“
In seinem Gram flüchtete er eines Tages, als die Glocke zum Chorgebet rief, in eine
abgelegene Kapelle. „Wenn ich schon nicht mitbeten kann im Konvent der Mönche“,
sagte er vor sich hin, „so will ich doch tun, was ich kann.“
Ich finde zu Gott 59
Rasch streifte er das Mönchsgewand ab und stand da in seinem bunten Röckchen, in
dem er als Gaukler umhergezogen war. Und während vom hohen Chor die
Psalmgebete herüberwehten, begann er mit Leib und Seele zu tanzen, vor- und
rückwärts, links herum und rechts herum. Mal geht er auf seinen Händen durch die
Kapelle, mal überschlägt er sich in der Luft und springt die kühnsten Tänze, um Gott zu
loben. Wie lange auch das Chorgebet der Mönche dauert, er tanzt ununterbrochen, bis
ihm der Atem verschlägt und die Glieder ihren Dienst versagen.
Ein Mönch aber war ihm gefolgt und hatte durch ein Fenster seine Tanzsprünge
mitangesehen und heimlich den Abt geholt. Am anderen Tag ließ dieser den Bruder zu
sich rufen. Der Arme erschrak zutiefst und glaubte, er solle des verpassten Gebetes
wegen bestraft werden. Also fiel er vor dem Abt nieder und sprach: „Ich weiß, Herr,
dass hier meines Bleibens nicht ist. So will ich aus freien Stücken ausziehen und in
Geduld die Unrast der Straße wieder ertragen.“
Doch der Abt neigte sich vor ihm, küsste ihn und bat ihn, für ihn und alle Mönche
einzustehen: „In deinem Tanze hast du Gott mit Leib und Seele geehrt. Uns aber möge
er alle wohlfeilen Worte verzeihen, die über die Lippen kommen, ohne dass unser Herz
sie sendet.“
K: Es gibt sehr viele Formen, Gott zu loben. Die Schöpfung lobt Gott dadurch, dass sie
blüht und wächst. Die Menschen können Gott loben durch Gebet natürlich, durch
Gottesdienst und Gesang. Aber auch dadurch, dass sie einander helfen, dass sie
gerecht miteinander umgehen, dass sie einander vergeben und anderen Gutes tun.
Und auch der Mensch kann Gott loben, wenn er froh und glücklich ist, lebenslustig und
quicklebendig.
Deshalb beten wir heute auf etwas ungewöhnliche Art – so wie der Gaukler, durch
- Tanz
- Gymnastik
- Singen, Musik
- ein Spiel
- Lachen
- einen Spaziergang
- ...
K: Wir beginnen unser Gebet mit dem Kreuzzeichen.
Nun sollte eine der genannten Formen gebetet werden (sehr einfach machen sich ein
paar Bewegungen, die K vormacht und die alle nachmachen/mitmachen), zum Abschluss spricht K das folgende Gebet:
60 Mit gefalteten Händen
Guter Gott,
du schenkst uns die Freude,
du schenkst uns Lachen und Leben,
wir danken dir für die Fröhlichkeit
und dafür, dass wir vor dir tanzen (bzw. spielen, Sport treiben, ...) dürfen.
Nimm heute unseren Lobgesang,
den wir dir mit unserem Körper dargebracht haben, an
und begeite uns an diesem Tag mit deinem Segen.
Amen.
Lied Nr. 19 „Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen“
3. Katechese
Grundgedanke der Katechese ist, dass ein Gottesdienst eigentlich ein Fest ist. (Dazu
findet das Gleichnis vom Festmahl Verwendung – in einer kombinierten Variante mit
Versen aus dem Matthäus- und Versen aus dem Lukas-Evangelium.) Häufig empfinden
wir Gottesdienste aber nicht als Feste, heutige Kinder und Jugendliche wohl noch
weniger als die Erwachsenen. Woran liegt das? Der Gedanke, der heute bearbeitet
werden soll, ist, dass wir zu wenig aus unserem Alltag in das Fest einbringen, so dass
wir uns im Gottesdienst nicht wiederfinden können und deshalb das wirkliche
Miteinander Feiern schwerfällt. Wir werden also gemeinsam einen Gottesdienst,
besser: unseren Gottesdienst vorbereiten und ihn dann gemeinsam feiern.
Das Anspiel hat in dieser Katechese keinen Abschluss, sondern die spielenden
Gestalten treten zuerst mit den Kindern in einen Dialog und organisieren danach die
Vorbereitung des Gottesdienstes. Es ist sicherlich sinnvoll, wenn der K selbst im
Anspiel mitwirkt. Wenn das nicht gewünscht ist, lässt sich das Anspiel auch so
umgestalten, dass es dem üblichen Muster entspricht: Anspiel – Vertiefung –
Gottesdienstvorbereitung.
Die dazugehörigen Bildelemente
Der javanische Bergbaum ist ein traditionelles indonesisches Symbol. Er steht für das
Universum und für die Harmonie zwischen allen Lebewesen, zwischen Menschen und
Gott. Die Treppenstufen gehören zu jedem Berg-Baum: Sie führen hinauf zur göttlichen
Sphäre. Der weiße Vogel, der von oben geflogen kommt, ist ein Friedensvogel. Der
Berg-Baum hat zwei Hüter, die an seinem Eingang wachen. Der eine trägt eine Fackel,
das Zeichen für Motivation und Begeisterung, der andere einen Reisigbesen, der
ausdrücken soll, dass wir nur gemeinsam stark sind: Die einzelne Rippe kann brechen,
das Bündel nicht.
Ich finde zu Gott 61
Der Baum, der Himmel und Erde verbindet, trägt die Symbole der großen Religionen.
Er kann uns ein Symbol für Kirche und Gottesdienst sein. Mitten in der Welt kann der
Mensch zu Gott finden. Ja, noch mehr: Mitten in der Welt hat Gott für uns ein Fest
bereitet, zu dem er uns einlädt.
Lied Nr. 5 „Steck den Kopf nicht in den Sand“
Nadi und Budi (die beiden Wächter, die zu Füßen des Baumes sitzen)
sind zu einem Fest eingeladen. Sie kennen sich aber nicht aus und
überlegen, wie sie sich darauf vorbereiten müssen. Dies diskutieren
sie mit den Kindern und schreiben alles auf ein großes Plakat. Dabei
wird sowohl die Perspektive des Gastes als auch die des Gastgebers
besprochen.
Nachdem vieles genannt worden ist, fällt Nadi und Budi ein, dass sie
noch gar nicht verraten haben, dass das Fest, zu dem sie geladen
sind, ein Gottesdienst sein wird.
Sie fragen die Kinder: Ist ein Gottesdienst ein Fest? Die Kinder
werden unterschiedlicher Meinung sein (falls alle Kinder mit Ja
antworten, vertreten Nadi und Budi die Gegenmeinung).
Nadi und Budi fragen: Wie könnte aus einem Gottesdienst noch mehr
ein Fest werden? Sie vergleichen zusammen mit den Kindern, ob
man zu einem Gottesdienst dieselben Vorbereitungen braucht, wie zu
einem „normalen“ Fest. Änderungen werden mit einer anderen Farbe
auf das Plakat geschrieben.
Nadi und Budi stellen fest, dass sie zur Vorbereitung des
Gottesdienst-Festes einen Fachmann brauchen. Budi ruft seinen
Onkel an, der auch gleich vorbeikommt (wenn genügend Helfer da
sind, kann er ein paar Freunde mitbringen).
Der Onkel gehört zur Gemeinschaft der Quäker. Er stellt sich vor,
berichtet kurz über die Aktivitäten und Grundsätze der Quäker und
schlägt vor, gemeinsam einen Gottesdienst vorzubereiten. Dann stellt
er die Frage: Was wollt ihr eigentlich feiern? Die Antwort der Kinder
hierauf könnte die Überschrift für den Gottesdienst ergeben.
Anschließend werden alle in Gruppen aufgeteilt, die verschiedene
Teile für den Gottesdienst vorbereiten (Nadi, Budi und die Quäker
können gut die Leitung in den Gruppen übernehmen).
Lied Nr. 8 „Schritt für Schritt“
Plakate, Stifte
62 Mit gefalteten Händen
Wir alle haben schon die Erfahrung gemacht, dass Gottesdienst eine
langweilige Angelegenheit sein kann – das gilt für Kinder besonders,
weil sie in ihrem Alter nicht so viel hören, sondern mehr etwas selbst
tun wollen. Deshalb haben wir eine Vorlage für einen „Mitmachgottesdienst“ erstellt, bei dem die Kinder ganzheitlicher angesprochen
werden. Diesen Gottesdienst werdet ihr gemeinsam vorbereiten und
dann auch zusammen feiern. So können alle an dem gemeinsamen
Fest noch mehr Anteil haben, und so kann der Gottesdienst noch
mehr ein Fest werden.
Je nach Größe der RKW-Gruppe könnt ihr verschiedene Elemente
des Gottesdienstes selbst vorbereiten, die anderen nehmt ihr aus der
Vorlage. Die verschiedenen Abschnitte sind in der Vorlage gekennzeichnet. Verschiedene Gruppen bereiten die einzelnen Teile vor.
Jede Vorbereitungsgruppe sucht außerdem die Lieder aus, die in
ihrem Teil gebraucht werden (und passend sind).
Die Anregungen, die zu den verschiedenen Teilen des Gottesdienstes
aufgeschrieben sind, sollen bei der eigenen Vorbereitung helfen, dass
es wirklich ein Gottesdienst wird, in dem unsere Anliegen zur Sprache
kommen und unser Leben gefeiert wird.
Am Nachmittag wird der Gottesdienst gefeiert, er ist heute unsere
Aktion, das Reich Gottes unter uns Wirklichkeit werden zu lassen.
4. Materialien
Anspiel Teil 1
2 Personen:
Nadi
der Namen bedeutet „blühen, blühend“
trägt eine Krone und eine Fackel (oder ein anderes Licht), die seine
Motivation und Begeisterung symbolisiert – er ist schwungvoll, will
gleich loslegen, unruhig
Budi
der Name bedeutet „Bemühung, Gütigkeit“
trägt eine Krone und einen Reisigbesen, der die Stärke der
Gemeinschaft symbolisiert – er ist ruhiger, denkt auch an andere, hat
Ideen
Ich finde zu Gott 63
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Kommst du, Budi, wir müssen los. Mach schon, beeil dich!
Ich komme schon, immer mit der Ruhe, es ist doch noch Zeit – oder
etwa nicht?
Na, du wirst die Zeit schon noch vertrödeln. Wir wollen doch
pünktlich sein und nicht schon gleich bei der Ankunft einen
schlechten Eindruck machen.
Bin ja schon da! Ich weiß nur nicht, ob ich auch alles habe!
Wie – alles? Was willst du denn mitnehmen?
Ich weiß auch nicht! Man wird ja nicht alle Tage zu einem Fest
eingeladen!
Da hast du recht. Meine letzte Einladung ist schon ... egal, da haben
wir jetzt keine Zeit für.
Und – hast du alles?
Was denn alles?
Ja, das wollte ich dich ja gerade fragen. Alles, was man zu einem
Fest braucht. Was man so mitnehmen muss.
Wieso mitnehmen? Ist denn nicht alles da bei einem Fest?
Na, wir sind zum Beispiel noch nicht da. Und ohne uns kann das
Fest aber nicht losgehen.
Da hast du recht, also los!
Nein. Das sollte doch nur zeigen, dass nicht alles da ist. Wir müssen
noch was mitbringen.
Was denn mitbringen?
Das frage ich ja gerade!
Du meinst ein Geschenk?
Um Himmels willen – das Geschenk!
(rennt das Geschenk holen)
Oh, das hätte ich fast vergessen!
Na hoffentlich hast du das andere alles.
Was denn noch?
Na zum Beispiel ein Taschentuch, falls die Nase läuft.
Hab ich! (zieht ein altes Taschentuch hervor)
Und ich hab auch einen Flaschenöffner, falls die Flaschen noch
verschlossen sind! (zeigen)
Na, siehste! Hast du aber auch einen Klappstuhl, falls keine
Sitzplätze frei sind? (zeigen)
Nee, dafür hab ich eine Tüte, da kann ich mir vom Büffet was
einpacken!
Das gehört sich aber nicht!
Bei Festen schmeckt´s aber immer so gut!
64 Mit gefalteten Händen
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Ich sehe schon, wir müssen dich noch ein bisschen vorbereiten,
denn du weißt ja gar nicht, wie man sich auf einem Fest benehmen
muss. Hast du dein gutes Benehmen eingepackt?
Na klar! (streckt sich)
Na dann: Wie begrüßt man die Dame des Hauses?
Na, so! (will Budi einen Handkuss geben, der wehrt sich)
Ist schon okay. Was hast du da denn noch? (zeigt auf die Fackel)
Das ist die Begeisterung. Ohne Stimmung ist doch so ´ne Party auch
nix!
Fest, nicht Party. Wir sind zu einem Fest eingeladen, nicht zu einer
Party.
Das ist doch dasselbe.
Ist es nicht.
Ist es doch.
Fragen wir doch mal die Kinder ...
(Beide reden mit den Kindern darüber, ob ein Fest und eine Party dasselbe
sind, und gehen dann recht schnell zu der Frage über, wie sie sich noch auf
das Fest vorbereiten können. Das wird aufgeschrieben. Entweder im
Anschluss oder schon gleichzeitig wird auch die Frage bedacht, was man als
Gastgeber vorbereiten müsste. Auch das wird aufgeschrieben. Wenn beide
Plakate reichlich gefüllt sind, geht es weiter.)
Anspiel Teil 2
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Eines fehlt mir aber doch noch.
Was fehlt dir denn noch?
Das Gesangbuch.
Was denn für ein Gesangbuch?
Na, das Gotteslob. Du weißt doch, das Fest, zu dem wir eingeladen
sind, ist ein Gottesdienst. Da braucht man sein Gesangbuch.
Das Fest ist ein Gottesdienst?
Ja, habe ich dir doch gesagt.
Hast du mir nicht gesagt.
Klar hab ich dir das gesagt.
Hast du nicht.
Na, auch egal, jedenfalls brauchen wir das ...
Hast du nicht, denn dann wäre ich ja gar nicht mitgekommen.
Na komm, nun hab dich mal nicht so. Was passt dir denn jetzt nicht?
Na, ich dachte, wir gehen auf eine Party.
Ich finde zu Gott 65
Budi:
Nadi:
Budi:
Das haben wir nun doch schon geklärt.
Nein, ein Gottesdienst ist kein Fest!
Okay, wir fragen die Kinder.
(Beide reden wieder mit den Kindern über die Fragen: Ist ein Gottesdienst ein
Fest? Wie könnte aus einem Gottesdienst ein Fest werden? Welche
Vorbereitungen braucht man dafür – dieselben wie zu einem „normalen“ Fest?
Dies wird auf die Plakate mit einer anderen Farbe daneben geschrieben.
Danach geht es weiter.)
Anspiel Teil 3
zusätzliche Personen:
Onkel von Budi (Quäker)
gesetzer Herr, einfach, aber festlich gekleidet, evtl.
mit Hut, den er aufbehält, redet ruhig, klar, sicher
weitere Quäker
ähnlich
(wenn nur zwei Darsteller vorhanden sind, dann Nadi und den Onkel von Budi
spielen, Nadi spricht dann den Text von Budi mit)
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
Nadi:
Budi:
So, jetzt müssen wir aber los!
Wir können noch nicht los, es ist doch noch gar nicht alles
vorbereitet. (evtl. ein paar Beispiele von den Plakaten zeigen)
Wie, das willst du jetzt noch alles vorbereiten?
Sonst kann das Fest doch gar nicht anfangen.
(setzt sich) Das schaffen wir nie und nimmer.
Du hast schon recht, es ist eine ganze Menge ...
Sag ich doch ...
Ich hab eine Idee!
Nun sag schon!
Ich habe einen Onkel!
Eben hattest du noch eine Idee, jetzt hast du einen ...
Aber das ist es doch! Der Onkel ist doch die Idee!
Der Onkel ist eine Idee. Aha. Eigentlich heißt es ja, der Onkel hat
eine Idee, aber ...
Versteh doch, ich habe einen Onkel und der ist ein Fachmann!
So. (der Funke springt noch nicht über)
Ja, er ist quasi ein Fachmann für Gottesdienst-Feste!
Ein Gottesdienst-Fachmann. Aha.
Klar, er wird uns helfen bei den Vorbereitungen – das ist meine Idee!
Ich gehe ihn sofort anrufen. (geht)
66 Mit gefalteten Händen
Nadi:
Budi:
Nadi:
Onkel:
Nadi:
Onkel:
Nadi:
Onkel:
Budi:
Onkel:
Nadi:
Onkel:
Nadi:
Onkel:
Nadi:
Onkel:
Geht anrufen. Klar. Fachmann. Gottesdienst-Fachmann. (ihm wird
etwas klar) Na klar, der macht die ganze Vorbereitung dann für uns,
und wir können uns gemütlich zurücklehnen. Genial, Budi!
(kommt wieder, zusammen mit dem Onkel und evtl. anderen
Quäkern) Echt genial, weißt du was, Nadi? Mein Onkel ist sogar hier,
er war gerade auf dem Weg zu mir! Er scheint Gottesdienst-Feste
riechen zu können ...
Oh, guten Tag. Lustiger Hut, den Sie da aufhaben! (zu Budi) Benehmen haben die nicht gelernt, die nehmen ja gar nicht die Hüte ab!
Guten Tag, Nadi! Guten Tag, Kinder! Dass wir die Hüte nicht abnehmen, soll keine Unhöflichkeit sein, sondern ein Zeichen. Früher
musste man seinen Hut vor jeder höhergestellten Person ziehen.
Dem haben wir uns verweigert, weil jeder Mensch vor Gott gleich viel
wert ist.
Na, Christen scheinen sie ja zu sein.
Ja, wir gehören zu einer kleineren christlichen Gemeinschaft, den
Quäkern. Die kommt aus England und ist etwa 350 Jahre alt. Wir
selber nennen uns allerdings lieber die „Gesellschaft der Freunde“.
Okay, Freunde – und wie könnt ihr uns bei unserer Festvorbereitung
helfen?
Davon weiß ich noch gar nichts ...
Na, ganz so schnell konnte ich ja auch nicht alles erklären. Du musst
nämlich wissen, Onkel, wir sind zu einem Fest eingeladen. Zu einem
Gottesdienst-Fest. Und da gibt es noch eine Menge vorzubereiten.
Das schaffen wir gar nicht allein, besonders ohne Priester ...
Und ihr wollt, dass wir euch helfen? Da seid ihr genau richtig. Bei uns
gibt es allerdings keine Priester.
Ein Fachmann für Gottesdienste und kennt nicht einmal einen
Priester – wie soll denn das gehen?
Das geht so, dass bei uns alle Mitglieder der Gemeinde für die
Gestaltung des Gottesdienstes verantwortlich sind. Alle beteiligen
sich daran. Deswegen sind wir ja Fachleute.
Och, man kann nicht einfach in der Bank sitzen und Sudokus lösen?
Nein, dann kann es ja kein Fest werden, wenn du nicht mitmachst.
Wir denken – wie alle Christen eigentlich –, dass Gottes Licht in
jedem Menschen leuchtet. Deshalb wird auch jeder gefragt. Und
dann entscheiden wir gemeinsam, was wir tun.
(zu den Kindern) Und jetzt kommt er bestimmt gleich mit der Idee, wir
sollen das alles gemeinsam vorbereiten.
Genau. Lasst es uns gemeinsam vorbereiten!
Ich finde zu Gott 67
Nadi:
Budi:
Nadi:
Onkel:
Nadi:
Budi:
Onkel:
Budi:
Onkel:
Budi:
Onkel:
Budi:
Onkel:
Budi:
Onkel:
Budi:
Onkel:
Budi:
Onkel:
Einspruch! Ihr seid nämlich gar keine Friedensnobelpreisträger!
Was soll denn das schon wieder?
Na, ich bin doch nicht völlig blöd. Jeder, der hier in den letzten Tagen
etwas bestimmen wollte, war ein Friedensnobelpreisträger. Er da ist
keiner, also hat er nichts zu bestimmen!
Du irrst dich, Nadi. Wir haben den Friedensnobelpreis bekommen.
Das ist schon eine Weile her, es war 1947, lange bevor du geboren
wurdest.
Okay, ich gebs auf.
Das wusste ich ja gar nicht, Onkel. Wofür habt ihr den Preis denn
bekommen?
Im Prinzip für unsere Überzeugung. Wir sagen gern mal: „Lass dein
Leben deine Überzeugungen verkünden!“. Und da uns jeder einzelne
Mensch so wichtig ist, haben wir nach dem 2. Weltkrieg eine Hilfsorganisation gegründet, die insgesamt 8 Millionen Hilfspakete in das
zerstörte Deutschland geschickt hat. Diese CARE-Pakete sind
weltberühmt geworden.
Meine Güte, warst du damals mit dabei?
Nein, Budi, so alt bin auch ich noch nicht. Aber meine Eltern und
viele andere, die ich kenne, waren dabei. Aber wollen wir uns jetzt
eurem Fest zuwenden?
Ja, klar.
Also, meine Meinung ist: Jede Gemeinschaft ist für ihren
Gottesdienst in einem gewissen Rahmen selbst verantwortlich. Und
das, was jeder einzelne über seinen Glauben zu sagen hat, soll
beachtet werden. Und dann einigen wir uns, was wir tun werden. Wir
sehen, was die Menschen bisher getan haben, und bringen hinzu,
was uns wichtig ist. So kann auch unser ganz alltägliches Leben im
Gottesdienst vorkommen. Das finde ich nämlich auch sehr wichtig,
damit es wirklich unser Gottesdienst-Fest wird.
Und wo fangen wir an?
Wir sollten verschiedene Gruppen bilden, da haben wir mehr Ideen
und es gibt nachher für jeden auch noch etwas Überraschendes.
Na, dann los!
Vorher sollten wir uns allerdings noch eine Frage beantworten.
?
Was wollen wir eigentlich feiern?
Du meinst, wenn der Gottesdienst ein Fest ist, muss es einen Anlass
geben?
Ja, was wollen wir denn eigenlich feiern?
68 Mit gefalteten Händen
(Sie klären diese Frage mit den Kindern, die gefundene Überschrift für den
Gottesdienst wird groß angeschrieben. Danach werden alle in Gruppen
aufgeteilt, entsprechend der Planung für die Vorbereitung des
Mitmachgottesdienstes. Da man sich nach der Vorbereitung nicht noch einmal
in der Großgruppe trifft, wird vor dem Auseinandergehen noch ein Lied
gesungen.)
Mitmachgottesdienst
Wenn die Gruppengröße es zulässt, im Kreis sitzen.
Ist kein Priester da, könnt ihr einen Wortgottesdienst feiern.
Die folgende Übersicht muss für den einzelnen Gottesdienst noch angepasst
werden.
Struktur des
Gottesdienstes
Vorschlag für den Mitmachgottesdienst
Einzug
Alle Teilnehmer des Gottesdienstes werden
vor der Kirche vom P erwartet. Der P begrüßt
sie zum gemeinsamen Gottesdienst, der nun
mit dem Einzug beginnt. Sie ziehen
gemeinsam in die Kirche ein, die liturgischen
Dienste zuletzt.
Gesang zur
Eröffnung
Begrüßung
Tipps für die eigene
Gestaltung
Der Gottesdienstraum
kann vorbereitet werden:
ihr könnt ihn reinigen,
gemeinsam einräumen,
das für den Gottesdienst
Benötigte gemeinsam
bereitstellen. Wenn mehr
Zeit vorhanden ist, könnt
Lied Nr. 2 „Um Himmels willen“
ihr Bilder malen (z. B.
Selbstporträts oder Bilder
zum Evangelium), ihr
könnt die Kerzen selbst
Es ist sinnvoll, den Ablauf des
ziehen/gießen und/oder
Gottesdienstes mit einigen (wenigen)
sie gestalten, ihr könnt
Erklärungen zu verdeutlichen. Vor der
eventuell Blumen
offiziellen liturgischen Begrüßung sollte P die pflücken/stecken.
Teilnehmer daran erinnern, dass sie diesen
Gottesdienst gemeinsam vorbereitet haben.
Er nennt das Thema des Gottesdienstes.
Allgemeines
Wenn wir uns jetzt Gott und den anderen
Schuldbekenntnis zuwenden wollen, steht uns unsere
Selbstsucht im Weg. Wir müssen uns ein
wenig von uns selbst losmachen, um
miteinander Gottesdienst feiern zu können.
Ihr könnt Beispiele dafür
suchen, wann wir (ja, wir
ganz konkret!) nicht den
Weg Gottes gehen und
mehr an uns selbst als an
Ich finde zu Gott 69
Die konkrete Schuld, von der im
Schuldbekenntnis gesprochen wird, ist
Ausdruck dieser Selbstsucht. Gegen sie
versuchen wir uns frei zu machen für Gott
und für alle, die mir jetzt nahe sind.
Kyrie
Lied Nr. 8 „Schritt für Schritt“
Gestaltungsvarianten:
1. Gemeinsam das Lied singen.
2. Den Refrain singen, die Strophen werden
dazwischen von drei Kindern vorgelesen.
3. Zwischen Refrains und Strophen werden
folgende Texte gelesen:
Refrain
V: Guter Gott, wir denken oft nur an uns
selbst und sind anderen gegenüber
verschlossen. Wir brauchen Hilfe, um
deinen Weg zu finden.
1. Strophe + Refrain
V: Guter Gott, wir hören oft nicht auf dich und
denken nicht darüber nach, was du mit
uns vorhast. Mach uns jetzt aufmerksamer und offener.
2. Strophe + Refrain
V: Guter Gott, wir möchten eigentlich gern zu
deinen Jüngern gehören und in deiner
Nähe sein. Nimm uns an und bleibe bei
uns jetzt und hier.
3. Strophe + Refrain
Gott und den Nächsten
denken – obwohl genau
das nötig wäre. Dazu
schreibt ihr kurze Texte
und bringt diese
zusammen mit passenden
Symbolen (Steine,
bemalte Steine, Bilder,
Ketten, o. ä.) vor (nicht
auf) den Altar.
Ihr könnt natürlich auch
eigene Texte schreiben
bzw. ein anderes Lied/
einen Liedruf singen.
Der P spricht die Vergebungsbitte und leitet
weiter, dass wir so vorbereitet nun Gott unser
Loblied, das Gloria darbringen können.
Gloria
Auch wenn es ein Werktagsgottesdienst ist,
kann das Gloria gesungen werden:
Lied Nr. 10 „Ehre sei Gott unserm Vater“
Ihr könnt das Gloria mit
Bildern unterlegen: zur 1.
Strophe ein Bild der
blühenden Schöpfung, zur
2. ein Bild von Jesus, zur
3. eine Kirche, zur 4. ein
Bild von Menschen- und
Engelchören. Die Bilder
70 Mit gefalteten Händen
werden zur jeweiligen
Strophe hochgehalten,
anschließend aufgehängt.
Tagesgebet
Bevor der P das Tagesgebet spricht, sollte er
alle dazu einladen, still zu beten (das dies
die Absicht einer kurzen Stille vor dem Gebet
ist, wissen viele nämlich nicht). Wir begrüßen
Gott im Gebet, sagen: da bin ich, und bitten
Gott um seinen Segen und seine Nähe in
dieser Stunde.
Dann spricht der P das Gebet:
Wenn es eine Überschrift
für den Gottesdienst gibt,
sollte das Gebet
entsprechend angepasst
werden.
P: Heiliger Gott, wir haben uns im Namen
deines Sohnes versammelt, und er ist in
unserer Mitte. Lass uns einstimmen in das
Lob, das er dir darbringt und mach uns bereit
für diesen frohen Dienst. Darum bitten wir
durch Jesus Christus, unsern Bruder und
Herrn.
A: Amen.
Wortgottesdienst Ihr könnt statt der Lesung das Evangelium
Lesung
vorspielen. Dann wird der einleitende Satz
weggelassen und nur die zentrale
Geschichte vom König, der ein Fest geben
möchte, gespielt. Im Anschluss wird der Text
vorgelesen mit der Aufgabe an die Hörer,
den einen entscheidenden Unterschied
zwischen dem Vorgespielten und dem
Vorgelesenen zu erkennen. Dass es sich
nämlich bei der Geschichte um ein Gleichnis
für das Himmelreich handelt, wird dann der
Aufhänger für die Predigt.
Alternative, falls ihr auf die gelesene Lesung
nicht verzichten möchtet: Der Sonntag, an
dem das folgende Evangelium gelesen wird
(28. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A), hat
als 1. Lesung Jes 25,6-10a.
Ruf vor dem
Evangelium
Lied Nr. 11 „Halleluja! Gott ist allmächtig“
Mit einigen Kindern das
Vorspielen des
Evangeliums vorbereiten.
(Wenn die Gruppe sehr
klein ist und nur ein Teil für
den Gottesdienst
vorbereitet werden kann,
solltet ihr hier anfangen.
Die Kinder können mit
dem zentralen
Inhalt/Thema des
Gottesdienstes dann am
meisten anfangen)
Ich finde zu Gott 71
Evangelium
zum Hören stellen wir uns ganz entspannt
hin
Höraufgabe stellen: Was ist in der
Geschichte, die wir jetzt hören, anders als in
der Geschichte, die wir gesehen haben?
Mt 22,1.2; Lk 14,17-21; Mt 22,8-10 (Material
M 5)
Predigt
Natürlich im Gespräch mit den Kindern:
Welches war der Unterschied? Es ist ein
Gleichnis für das Himmelreich. Der König ist
Gott, das Fest ist das Himmelreich. Die
eingeladenen Leute sind du und ich.
Was ist das Himmelreich?
Wo ist das Himmelreich? Es kann hier und
heute schon anfangen.
Warum verpassen die eingeladenen Gäste
das Fest? Sie haben andere Dinge zu tun,
die für sie auch wichtig sind.
Geht es uns manchmal auch so? Oft. Wir
haben oft andere Dinge zu tun und
verpassen das Himmelreich, das in einem
Lächeln, in einem guten Wort, in einer
helfenden Tat, in ein wenig Zeit, die ich
jemandem schenke, in einem Ja, mit dem ich
jemanden mitspielen lasse, im gemeinsamen
Singen, Essen, Spielen usw. schon anfangen
kann.
Auch gleich wird uns Jesus wieder zu
diesem Fest einladen, passt mal auf.
Ihr könnt für die Momente,
in denen bei uns das
Himmelreich schon
anfängt, gemalte
Symbole, Bilder oder auch
großformatige Fotos
haben, die gezeigt und
dann aufgehängt werden.
Sie verstärken das
Gesagte. Eine Gruppe
kann das vorbereiten,
sollte aber vorher das
Evangelium lesen.
Natürlich sollten Ideen, wo
das Himmelreich schon
anfängt, die während der
vergangenen Tage
aufgetaucht sind, auch
genannt werden.
Fürbitten
Jeder kennt Menschen, die nicht so gut zum
Fest Gottes kommen können – weil sie krank
sind, weil sie einsam sind, weil sie andere
Sorgen haben. Für sie wollen wir jetzt beten.
Überlegt bitte, wen ihr kennt, der unser
Gebet nötig hat, und sucht euch einen
Namen aus. Wir werden dann nacheinander
laut die Namen sagen und ihr denkt für euch
still, was ihr für denjenigen erbittet.
Ihr könnt die Fürbitten (auf
ähnliche oder auch ganz
andere Art) auch vorher
schreiben und dann von
einigen Kindern vorlesen
lassen.
– kurze Stille –
72 Mit gefalteten Händen
Dann sagt jeder nur einen Namen (einfach
im Kreis herum), nach etwa 5 Namen (je
nach Gruppengröße) Liedruf (z. B. Nr. 1 „Um
Himmelswillen“) bzw. Christus, höre uns.
Gabenbereitung
Gabengebet
Für den Gabengang kann Verschiedenes
vorbereitet werden:
- ihr könnt ein Tischtuch selbst bemalen oder
anders gestalten.
- ihr könnt selbst Kerzen herstellen und/oder
verzieren.
- ihr könnt selbst Blumen pfücken.
- ihr könnt selbst Brot backen und als
Segensbrot zum Altar bringen.
- ihr könnt weitere Dinge, die die uns, RKW
und die Gemeinschaft symbolisieren, zum
Altar bringen.
Zuerst kommen wir selbst: Wir stellen uns
(wenn das möglich ist) um den Altar. Einer
geht mit der Schale herum, und alle legen
ihre Hostie ein. Ein zweiter geht mit einer
anderen Schale (einem Korb) herum und
jeder legt etwas Persönliches von sich hinein
(er bekommt es im Anschluss an den
Gottesdienst zurück). Mit beiden Schalen
bringen wir uns selbst zum Altar, der P nimmt
uns entgegen. Erst danach wird gesungen.
Je nachdem, wie viel im
Gottesdienst sonst
gestaltet wird (ihr solltet
natürlich darauf achten,
dass es nicht zu viel wird),
lässt sich gerade der
Gabengang ausführlich
gestalten – wir bringen
Vieles zu diesem Fest mit
ein (darüber hatten wir am
Vormittag gesprochen). Zu
den verschiedenen
Dingen, die gebracht
werden (Tischtuch,
Kerzen, Blumen, Kreuz,
Brot & Wein), können
kurze Texte geschrieben
werden.
Lied Nr. 9 „Geht hinaus auf die Straßen und
Plätze“
Hochgebet
Passend ist das 3. Hochgebet für Messfeiern
mit Kindern „Wir danken dir, Gott“ mit den
Texten „An allen Tagen“.
Im Material M 6 (auf der CD-ROM) findet
sich eine Vorlage, wie die Teilnehmer das
gesamte Hochgebet mit Bewegungen
begleiten können. Besonders Kinder können
so besser als durch bloßes Zuhören einen
Bezug zum Gesagten finden.
Die Bewegungen drücken aus, was wir
sagen. Wir können durch sie den Text ganz-
Ihr könnt auch mit ein paar
Kindern passend zum Text
des Hochgebetes nach
Bewegungen suchen.
Ich finde zu Gott 73
Präfation
Sanctus
Hochgebet
Kommunion
Vater unser
heitlich verstehen. Wir sind eingeladen, mit
dem ganzen Körper zu beten (wie im
Liturgischen Einstieg angesprochen).
Dafür ist natürlich eine Atmosphäre nötig, in
der das ganze nicht zu Theater oder Gaudi
verkommt. Auf der RKW sollte es möglich
sein, eine solche Atmosphäre herzustellen.
Dann werden alle aufgefordert, ihre Liedhefte
abzulegen und die Bewegungen, die der P
vormacht, mitzumachen.
Material M 6
Lied Nr. 13 „Heilig“
Material M 6
Wir haben gemeinsam gebetet. Wir haben
gemeinsam von Jesus gehört. Wir haben
gemeinsam nachgedacht, was er uns sagen
will. Wir haben unsere Gaben zum Altar
gebracht, und Gott hat sie und uns
gewandelt: Wir sind jetzt seine Gemeinschaft
und er ist mitten unter uns. Deshalb fassen
wir uns an den Händen und beten
gemeinsam:
Vater unser
Friedensgruß
Der Friedensgruß wird dann in der kurzen
Form gegeben (ohne noch extra
„Friedensgrüße“ auszuteilen), da er im
Liturgischen Tagesabschluss noch einmal
Thema sein wird.
Agnus Dei
Das Liedheft enthält nichts Passendes, bitte
kein Friedenslied singen!!
Entweder ihr singt ein bekanntes Lied aus
dem Gotteslob, sprecht den Text oder der P
sagt folgendes:
Wir sind jetzt hier ganz dicht beieinander,
äußerlich und innerlich. Und Jesus ist ganz
dicht bei uns. Er ist wie ein Lamm, weich und
friedlich. Er nimmt unsere Sünde hinweg,
das, was uns trennt von Gott und von den
anderen Menschen. Er bringt uns zu einer
74 Mit gefalteten Händen
festen Gemeinschaft zusammen, die über
diesen Tag hinaus, über diese Woche hinaus
und über den Tod hinaus hält. Er schenkt uns
den Frieden Gottes, in dem wir leben
können.
P: Seht das Lamm Gottes ...
A: Herr, ich bin nicht würdig ...
Kommunion
Auch die Kinder, die nicht katholisch sind
oder noch nicht zur Erstkommunion
gegangen sind, sollten ausdrücklich zur
Teilnahme an der Communio zugelassen
werden – sie erhalten einen Segen, ein
Kreuzzeichen auf die Stirn, wenn möglich
unter Nennung ihres Namens.
Während der Kommunion bleiben alle noch
still im Kreis stehen. Danach gehen alle
(leise) wieder zu ihren Plätzen.
Dank
Lied Nr. 18 „Den Segen Gottes sehn“
Schlussgebet
P: Barmherziger Gott, du hast uns alle mit
dem Brot des Himmels gestärkt. Erfülle uns
mit dem Geist deiner Liebe, damit wir ein
Herz und eine Seele werden. Darum bitten
wir durch Christus, unsern Herrn.
A: Amen.
Entlassung
Etwas sehr Bedeutendes ist in dieser Stunde
geschehen. Hoffentlich habt auch ihr
gemerkt, dass wir ein Fest gefeiert haben.
Vielleicht kann nicht jeder Gottesdienst, den
ihr in Zukunft besuchen werdet, so ein
gelungenes Fest sein. Aber ihr könnt die
Erinnerung, dass Gott uns immer zu so
einem Fest einlädt, mitnehmen. Und ihr
solltet auch anderen von diesem Fest
berichten – euren Eltern, euren Freunden –
und sie zu diesem Fest einladen.
Ihr könnt ein kleines
Erinnerungsgeschenk
vorbereiten, das am
Ausgang verteilt wird und
gelegentlich die
Erinnerung an dieses Fest
wachruft.
Segen
Wenn das Symbol nicht
am folgenden Tag
Schlusssegen
Ich finde zu Gott 75
Schlusslied
Auszug
Lied Nr. 19 „Der Herr wird dich mit seiner
Güte segnen“
Alle ziehen gemeinsam wieder aus der
Kirche aus (die mitgebrachten Dinge dabei
mitnehmen).
verwendet werden soll,
können sich die
Teilnehmer gegenseitig
den Segen geben (jeder
seinem linken Nachbarn),
danach spendet der P den
Segen für alle.
Texte für den Gottesdienst
Kyrie
Refrain (Lied Nr. 8 „Lass uns Schritt für Schritt“)
V: Guter Gott, wir denken oft nur an uns selbst und sind anderen gegenüber
verschlossen. Wir brauchen Hilfe, um deinen Weg zu finden.
1. Strophe + Refrain
V: Guter Gott, wir hören oft nicht auf dich und denken nicht darüber nach, was
du mit uns vorhast. Mach uns jetzt aufmerksamer und offener.
2. Strophe + Refrain
V: Guter Gott, wir möchten eigentlich gern zu deinen Jüngern gehören und in
deiner Nähe sein. Nimm uns an und bleibe bei uns jetzt und hier.
3. Strophe + Refrain
Evangelium
Das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus/Lukas (Mt 22,1.2; Lk 14,17-21;
Mt 22,8-10).
1 Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis:
2 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König,
der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete.
17 Als das Fest beginnen sollte,
schickte er seine Diener
und ließ den Gästen, die er eingeladen hatte, sagen:
Kommt, es steht alles bereit!
18 Aber einer nach dem andern ließ sich entschuldigen.
76 Mit gefalteten Händen
Der erste ließ ihm sagen:
Ich habe einen Acker gekauft und muss jetzt gehen
und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich!
19 Ein anderer sagte:
Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg,
sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich!
20 Wieder ein anderer sagte:
Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen.
21 Die Diener kehrten zurück und berichteten alles ihrem Herrn.
Da wurde der König zornig und sagte zu seinen Dienern:
8 Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet,
aber die Gäste waren es nicht wert (eingeladen zu werden).
9 Geht also hinaus auf die Straßen
und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein.
10 Die Diener gingen auf die Straßen hinaus
und holten alle zusammen, die sie trafen,
Böse und Gute,
und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
Hochgebet mit Bewegungen
Im Idealfall sollte der P die Bewegungen für alle vormachen, dann bleibt die
Konzentration der TN auf die Mitte des Geschehens erhalten. Ist das nicht
gewünscht, kann es auch einen Vorbeter geben. Um eine Überfrachtung zu
vermeiden, sollte auf andere (übliche) Gestaltungselemente (z. B. das Klingeln
zur Wandlung) verzichtet werden. Wenn die Menge an Bewegungen (die der
Menge des Textes geschuldet ist) zu viel erscheint, ist es möglich zu kürzen.
Aus Platzgründen finden Sie das Hochgebet mit Bewegungen nur auf der CDROM.
Daten zu den Quäkern
Obwohl die Quäker in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen einen
Gaststatus haben, ist ihr Bekenntnis zu Jesus als Gott und Heiland doch nicht
so entschieden wie das der christlichen Kirchen.
In England etwa 1649 von George Fox gegründet, versuchten die Quäker
gegen die etablierte anglikanische Staatskirche und den als unaufrichtig
Ich finde zu Gott 77
empfundenen Puritanismus eine „Gesellschaft der Freunde“ (so ihre
Selbstbezeichnung nach Joh 15,15), basierend auf der Überzeugung, das
jedem Menschen das „innere Licht“, eine Stimme Gottes innewohnt (vgl. Joh
1,9). Sie verbreiteten sich dann vor allem in Amerika und haben heute ca.
300.000 Mitglieder.
Die Quäker betonen vor allem, dass die Wirklichkeit Gottes größer ist als alle
menschlichen Aussagen über sie. Und sie messen der Gotteserfahrung des
einzelnen Menschen große Bedeutung bei, sprechen dann vom „Geist der
Wahrheit“, von „das von Gott in jedem Menschen“ und vom „inneren Licht“. Die
persönliche Glaubensüberzeugung des Einzelnen hat in der Gemeinschaft der
Freunde einen hohen Stellenwert. Quäker kennen keine Sakramente, sie
sprechen aber vom „Sakrament des Lebens“. Dementsprechend ist die
Unterscheidung von Heiligem und Profanem in der Tradition der Quäker kaum
verbreitet. Quäker betonen das Priestertum aller Gläubigen, in ihren Gemeinden gibt es keine Pfarrer oder Prediger. Alle Mitglieder der Gemeinde sind für
die Gestaltung des Gottesdienstes gleichermaßen verantwortlich.
Das Verhältnis zur Bibel ist je nach Ausrichtung (liberal oder konservativ) recht
unterschiedlich. Häufiger sprechen die Quäker von den vier wesentlichen
Zeugnissen (Testimonies), die sich im Laufe ihrer Geschichte herausgebildet
haben: das Friedenszeugnis, das Zeugnis der Integrität, das Zeugnis der
Einfachheit und das Zeugnis der Gleichheit. Diese stellen ein Gerüst dar, das
von allen Gemeinden anerkannt wird. Diese Zeugnisse sind allerdings keine
schriftlich fixierten Dokumente, sondern sie stehen in der ständigen Diskussion
innerhalb der Gemeinschaften.
Von Anfang an ist für die Quäker auch soziale Verantwortung und soziales
Handeln sehr wichtig. Manchmal wird auch von einem sozialen Zeugnis
(entsprechend zu den anderen vier Glaubenszeugnissen) gesprochen, und
schon auf ihren Gründer geht der Slogan „Let your lives speak“ (Sinngemäß:
„Lass deine Taten deine Überzeugungen verkünden!“) zurück. Grundlage für
das soziale Engagement ist die oben beschriebene Überzeugung, dass in
jedem Menschen etwas von Gott ist. Daraus leitet sich die Würde eines jeden
Menschen ab und die Verpflichtung, ihm zu helfen. So organisierten die
Quäker auch nach dem 2. Weltkrieg die Hilfe für das Not leidende Deutschland
durch die berühmten CARE-Pakete. CARE steht für Cooperative of American
Relief to Europe, einen Zusammenschluss von 22 Organisationen, die
zwischen August 1946 und Juni 1960 acht Millionen Hilfspakete nach
Deutschland schickten. 1947 erhielten die Quäker dafür den Friedensnobelpreis.
Quäker ziehen vor niemandem den Hut, sie reden alle Menschen mit Du an,
sie lehnen Ehrentitel ab und praktizieren eine schlichte Lebensführung.Sie
78 Mit gefalteten Händen
wenden sich gegen Luxus, leisten keine Eide und engagieren sich besonders
für Pazifismus, Umweltschutz, ökologische oder vegetarische Ernährung,
fairen Handel, ethisches Investment usw.
Innerhalb der Gemeinschaft der Freunde laufen verschiedene Strömungen
(liberale und konservative) nebeneinander. Dies wird durch die Struktur der
Organisation ermöglicht: Jede der in sich selbständigen örtlichen Gemeinden
ordnet auf der „Monatsversammlung“ ihre Angelegenheiten zu deren
Verwaltung sie „Aufseher“ oder „Älteste“ bestellt. Mehrere Gemeinden bilden
einen Bezirk mit „Vierteljahresversammlungen“, die Delegierten mehrerer
Bezirke die „Jahresversammlung“, alle 3 Jahre gibt es eine „Weltversammlung“. Auf allen Ebenen gilt immer das Konsensprinzip, d. h. alle
Entscheidungen, die die Gemeinschaft der Freunde betreffen, werden allein im
Suchen nach (Gottes) Wahrheit in Einstimmigkeit gefällt. Ein demokratischer
Kompromiss entspricht nicht ihrem Wahrheitsverständnis. Kann kein Konsens
gefunden werden, wird die Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.
5. Bastelideen
1. Erinnerungsstück – etwas, das uns im Alltag immer wieder an Jesus Christus,
unseren Glauben, die Gemeinde und die Feste, die wir feiern, erinnern kann. Am
besten eignet sich dazu ein Kreuz, es kann aber auch ein anderes Symbol sein. Die TN
können gut ein „Kreuz für die Federtasche“ (zum Hineinlegen oder zum Anhängen an
den Reißverschluss) herstellen, dann ist es für die meisten immer in der Nähe.
Unterschiedliche Materialien bieten sich an (je nach Altersgruppe und Zeitaufwand):
- Im RKW-Material 2003 findet sich eine Anleitung, wie ihr ein Kreuz knüpfen könnt
(M3/15, S. 123).
- Einfach ein Kreuz aus Filz ausschneiden und dekorieren (besticken, bekleben,
bemalen ...)
- Ein Kreuz aus Fimo gestalten und verzieren.
2. (etwas aufwändiger) „Gebetbuch“, in dem wir künftig Gebetstexte, die uns gut gefallen, sammeln.
Variante 1: ein Buch, geheftet wie eine Farbmuster-Vorlage im Baumarkt
- bunten Fotokarton auf gleiche Größe (z. B. 15 x 5 cm) zuschneiden
- wer einen Radiusschneider (gibt es bei pearl.de für 6,90 €) hat, kann die Ecken damit
abrunden
- fest zusammenhalten und dann an einer Ecke lochen
- mit einer Niete zusammenhalten
- Deckblatt dekorieren
Ich finde zu Gott 79
Variante 2: richtiges Buchbinden
Die gesamte Anleitung mit ein paar verdeutlichenden Bildern finden Sie auf der CDROM. Je nach Fähigkeiten der Gruppe und zur Verfügung stehender Zeit kann ein
Buch entweder nur gebunden (Schritte 1–4) oder nur geleimt (Schritte 5–9) oder
sowohl gebunden als auch geleimt (Schritte 1–9) werden:
Materialbedarf für alle Schritte:
- Karton ca. 22 x 32 cm
- Papier A4 (für dünnes Buch 20 Blatt, für dickeres Buch 50 Blatt)
- eine feste Unterlage
- Cuttermesser
- Lineal
Materialbedarf für Schritte 1–4:
- eine Kerze (weiß)
- Bleistift
- Nadel und Faden
Materialbedarf für Schritte 5–9:
- Gazestoff oder ein Stück alter Vorhang, Mullbinde tut es auch
- Kleber Planatol (Dispersionsklebstoff für Buchbindearbeiten)
- Leinen
- Vorsatzpapier oder anderes Papier, das groß genug ist und sich dafür eignet
- Dekoration für den Einband
- Pinsel
1. Papier falten
Immer 4 Blätter aufeinanderlegen und möglichst exakt in der Mitte falten.
Das mit allen Blättern machen, bis die gewünschte Dicke des Buches erreicht ist.
2. Markieren
Die fertig gefalteten Blätter aufeinanderlegen und im Abstand von ca. 2,5 cm mit dem
Bleistift markieren. Darauf achten, dass eine gerade Anzahl von Löchern vorhanden ist,
sonst wird es mit dem Nähen später etwas kompliziert.
3. Lochen
Die markierten Blätter nun auf ein Stück Stoff oder ein gefaltetes Küchenhandtuch
legen. Mit einer dicken Nadel an den markierten Punkten Löcher in das Papier machen.
(oder Prickfilze und -nadeln dafür nehmen)
4. Seiten vernähen
Die Blätterbündel sollten an einem Stück vernäht werden, also einen langen Faden
nehmen. Damit der Faden nicht so verknotet und besser durch das Papier gleitet, kann
der Faden über eine Kerze gezogen werden.
80 Mit gefalteten Händen
Wir fangen unten an mit dem Nähen, das erste Bündel ist relativ einfach, unten den
Faden von außen in das erste Loch, im anderen wieder raus bis wir oben sind (siehe
Abb.) Den Faden oben in das nächste Bündel einführen, innen im nächsten Loch
wieder raus und zurück zum letzen Bündel (siehe Abb.) So geht es weiter, bis man
wieder unten ist. Nach dem letzten Loch eine kleine Schlinge machen (siehe Abb.) Auf
diese Art werden nun alle Bündel zusammen genäht.
5. Buchrücken festigen
Wenn alle Bündel vernäht sind, haben wir schon unser fast fertiges Buch, zumindest
sieht es schon danach aus. Damit das Ganze besser hält, nehmen wir nun einen
dünnen Streifen Gazestoff, Mullbinde oder den Streifen eines alten Vorhanges und
kleben ihn mit Planatol auf den Rücken.
6. Karton zuschneiden
Jetzt wird der Karton zugeschnitten. Der Einband sollte an allen Rändern 3–4 mm
größer sein. Dazu nehmen wir ein Lineal und ein scharfes Messer oder eine Schneide-
Ich finde zu Gott 81
maschine. Ihr braucht 2 Mal den Deckel und einen Streifen, der so dick wie das Buch
ist, für die Mitte.
7. Buch einbinden
Wir brauchen einen etwas breiteren Streifen Leinen für die Mitte des Buches. Darauf
werden die drei Pappteile nebeneinander festgeklebt, wobei darauf zu achten ist, dass
zwischen den Seitenteilen und dem Mittelteil etwas Spielraum bliebt. Das überstehende
Leinen oben und unten mit Kleber einstreichen und auf der Innenseite festkleben.
8. Papier–Einband
Der Buchumschlag kann nun von außen dekoriert werden. Man kann buntes Papier
(z. B. Geschenkpapier) aufkleben, ihn bemalen, bekleben usw. Man kann die Ecken
verstärken, andersfarbig gestalten usw. Jeder macht es, wie es ihm gefällt.
9. Vorsatzpapier zuschneiden und einbinden
Das Vorsatzpapier (welches Buchinhalt und Buchumschlag verbindet) so zuschneiden,
dass es über die Seiten und den Einband reicht. Zuerst wird das Vorsatzpapier auf die
vordere Buchseite geklebt, dabei wird ein schmaler Streifen mit Kleber eingestrichen
(ca. 1 cm mit Kleber einstreichen – nicht die ganze Seite aufkleben). Danach das
Ganze ins Buch einkleben – ein bisschen jonglieren, bis es passt und sitzt.
10. Das Buch ist fertig.
6. Spielideen
Geländespiel: Kundschafter
Wir brauchen
1 Spielleiter (= Mose)
6/7 der Teilnehmer werden Kundschafter - in 3er-Gruppen aufteilen
1 Oberkanaanäer
1/7 der Teilnehmer werden Kannanäer (ältere Kinder bevorzugt)
eine Menge Äpfel (oder anderes Obst, aber Äpfel eignen sich sehr gut [sie kommen
nach dem Spiel zurück, soweit sie nicht aufgegessen wurden] – die genaue Anzahl
ergibt sich aus der Anzahl der Kundschaftergruppen und errechnet sich: Anzahl Kundschaftergruppen x (Anzahl Kundschaftergruppen - 1)= Anzahl Äpfel, z. B. 13 x 12 =
156)
Als Spielfeld eignet sich am besten ein klar abgegrenztes Waldstück.
Die Kanaanäer gehen zuerst in das Waldstück, sie brauchen etwas Vorsprung, da sie –
bevor die Kundschafter kommen – noch die Äpfel kreuz und quer im Wald verteilen
(einfach hinlegen oder anhängen). Danach warten sie auf die Kundschafter.
82 Mit gefalteten Händen
Hinweis: Für die Kanaanäer ist es wichtig, dass sie oft die Informationen, die sie
gesammelt haben, untereinander austauschen. Anschließend brauchen sie etwas
logische Kombinationsgabe, um auf die richtigen Namen zu schließen (diese entwickelt
sich bei den meisten Kindern nicht vor dem 12. Lebensjahr).
Spielerklärung
Im Alten Testament wird die Geschichte berichtet, wie Mose Kundschafter ausschickt,
die das Land Kanaan erkunden sollen. Sie sollen feststellen, ob es für die Israeliten gut
ist, dort einzuziehen, also ob es sich in dem Land gut leben lässt und ob es feindliche
Menschen dort gibt.
Die Namen der 12 Kundschafter, natürlich aus jedem Stamm Israels einer, sind uns
überliefert, aber sie sind so schwer auszusprechen, dass wir hier auf sie verzichten.
Außerdem werden wir nicht unbedingt 12 Kundschafter sein, sondern ..., genauer
Kundschaftergruppen, denn auch damals hatte jeder Mann selbstverständlich seinen
Gehilfen dabei. Jeder Kundschafter muss sich zuerst einen Namen geben, der vom
Spielleiter aufgeschrieben wird. Dieser Name muss ein bekannter Name sein, d. h.
entweder ein ganz normaler Vor- bzw. Nachname, der Name eines bekannten
Künstlers, Fußballers, Politikers, einer Film- oder Comicfigur, eines Märchens usw.
Jedenfalls muss es möglich sein, diesen Namen zu erraten, denn darum geht es u. a.
bei dem Spiel.
Dann machen sich die Kundschafter(-gruppen) auf den Weg in das unerforschte Land.
Davon gibt es heutzutage nicht mehr viel, wir haben aber doch noch eine Ecke
gefunden: sie erstreckt sich von ... bis ... und vom ... bis .... Dieses Gebiet ist noch fast
völlig unerforscht und es wird vermutet, dass viele gefährliche Wesen und sogar einige
Ungeheuer dort wohnen. Mit Sicherheit aber gibt es dort Menschen, Eingeborene.
Die Aufgabe der Kundschafter ist es, die Lebensbedingungen des Landes zu erkunden.
Für den Bericht sind Beweismittel sehr hilfreich. Besonders günstig ist es, Essbares,
Früchte und Gemüse aus dem Land mitzubringen, da man an ihrer Größe und Menge
einschätzen kann, wie gut es sich im Land leben lässt. Mit jeder Frucht, die ihr findet,
müsst ihr sofort zum Bericht: die Früchte sind also einzeln (!) zu Mose (zum Spiel-leiter)
zu bringen, der sie würdigt und sammelt.
Die Gefahr besteht dabei darin, dass ihr auf eurer Erkundung des Landes von
Eingeborenen gesehen werdet. Dies ist solange ungefährlich, wie sie euch nicht als
Fremden erkennen. Kundschafter, die erkannt worden sind, müssen ihren Dienst
aufgeben, da ihre Tarnung aufgeflogen ist. Sie sammeln sich bei Mose (beim
Spielleiter). Damit es aber erst gar nicht so weit kommt, versuchen die Kundschafter
natürlich, sich zu tarnen und die Eingeborenen zu täuschen. Dies ist einfach: wenn sie
von einem Eingeborenen angesprochen und nach ihrem Namen gefragt werden, sagen
sie stets nur einen falschen Namen. Da sie als fromme Israeliten aber nicht lügen, nutzen sie die Formulierung: „Ich bin nicht ...“. Das ist nicht gelogen, aber es verrät auch
nicht zu viel. Damit nun die Eingeborenen nicht zu schnell Verdacht schöpfen, wird der
Ich finde zu Gott 83
Oberkundschafter Mose (= Spielleiter) es so einrichten, dass jeder der vorhandenen
Namen immer nur von einer Kundschaftergruppe genutzt wird und gleichzeitig
innerhalb der Kundschafter wechselt. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht (doch es
ist mit Sicherheit verwirrend). Der Spielleiter sagt einfach jedem, der ihm eine Frucht
bringt, welchen Namen er für die nächste Zeit benutzt, um kundzutun, wer er nicht ist.
Wenn er dann wieder mit einer neuen Frucht zum Spielleiter kommt, erhält er einen
neuen Namen (immer von der anfangs angefertigten Liste) und benutzt dann diesen.
Soweit, so gut. Nun sind die Eingeborenen zwar langsam, aber nicht dumm.
Irgendwann werden sie etwas merken, werden nachdenken und vielleicht ihre Schlüsse
ziehen und entweder durch logisches Kombinieren oder durch pures Glück und Zufall
jemanden mit seinem richtigen Namen ansprechen. Dann ist dieser Kundschafter
enttarnt und muss aus seiner Tätigkeit aussteigen und sich bei Mose (beim Spielleiter)
melden. Der Name wird dann aus dem Kreislauf herausgenommen. Wenn eine
Kundschaftergruppe alle anderen Namen jeweils einmal hatte, ist sie – mit der letzten
Frucht, die sie zu Mose (zum Sammelpunkt) bringt – fertig. Tja, und wenn die
Eingeborenen es schaffen, alle Kundschafter zu benennen, dann haben sie gewonnen,
und die Israeliten müssen wieder nach Hause gehen.
Es ist natürlich erlaubt zu versuchen, den Einheimischen aus dem Weg zu gehen,
wegzulaufen oder sich zu verstecken. Es ist nicht erlaubt, sich mit ihnen zu prügeln, sie
umzuschubsen oder psychische Gewalt anzuwenden. Und wenn ein Eingeborener ein
Mitglied der Kundschaftergruppe antippt, gilt diese als angehalten. Dann muss sie
versuchen, glaubhaft zu schauspielern oder auf ihr Glück vertrauen ...
7. Liturgischer Abschluss
Lied Nr. 4 „Lass uns eine Welt erträumen“
K: Am Ende unseres Tages möchte ich einen Punkt aus unserem Gottesdienst noch
einmal aufgreifen. Wir tun es in jedem Gottesdienst, manchmal mehr, manchmal nur
kurz: wir sagen uns den Frieden zu – Friedensgruß. Bevor wir zusammen Mahl halten,
versöhnen wir uns mit denen, die mit uns feiern. Wir reichen uns die Hände. Wir tun
dies, weil Frieden zu halten nicht einfach ist. Auch wenn wir keinem anderen Menschen
etwas Böses tun, sind wir doch viel mit uns selbst beschäftigt und beeinflussen durch
unser Handeln das Leben anderer Menschen. Und der Frieden, der hier gemeint ist,
wird nicht schon dadurch, dass wir uns nicht hauen. Dieser Frieden meint, dass wir uns
wirklich verstehen, dass wir zueinanderstehen, aneinander denken und auch an Gott.
Dieser Frieden ist so groß, dass wir um ihn immer neu bitten müssen. Dies wollen wir
heute mit einem sehr bekannten Gebet tun:
(Das Gebet kann kopiert und gemeinsam gebetet werden, oder einer liest es vor.)
84 Mit gefalteten Händen
Mach mich zum Werkzeug deines Friedens
O Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, da, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten:
nicht nur, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht nur, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht nur, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer da hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, erwacht zum ewigen Leben.
(Anonym, zuerst belegt in der Normandie, 1912)
K: Wenn wir uns jetzt die Hände reichen zum Friedensgruß, dann können wir es
diesmal vielleicht nicht nur tun, weil alle es machen, sondern wir können versuchen,
wirklich zu meinen, was wir tun. Wir wünschen uns Frieden, Verständnis,
Gemeinschaft. Wir wünschen dies mit jedem, der hier in der Runde steht, mit unseren
Freunden, aber auch mit denen, die wir noch nicht so kennen, nicht ganz so sehr
mögen oder mit denen wir uns manchmal nicht so gut verstehen. Wir wünschen uns
immer wieder den Mut, aufeinander zuzugehen, miteinander neu anzufangen und den
Frieden zu wagen. Dazu wollen wir uns alle an den Händen fassen.
Friedensgruß:
K: Der Herr hat zu seinen Aposteln gesagt: Frieden hinterlasse ich euch, meinen
Frieden gebe ich euch. Deshalb bitten wir: Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere
Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche und schenke ihr nach deinem Willen
Einheit und Frieden.
Der Friede des Herrn sei alle Zeit mit euch.
A: Und mit deinem Geiste.
K: Gebt einander ein Zeichen des Friedens – vielleicht auch dem, bei dem ihr etwas
Mut braucht, ihm die Hand zu reichen.
Lied Nr. 18 „Den Segen Gottes sehn“
Ich wage den Frieden 85
4. Tag:
Im Haus
Ich wage den Frieden
1. Einleitung zum Tag
Himmel bedeutet, in Frieden miteinander zu leben, in der Familie, in der Schule,
zwischen Nationen, Völkern und Generationen. Als Symbol für Orte und
Gemeinschaften steht das Haus, in dem Frieden einkehren möge. Das Haus der
Familie, die Schule, das Welthaus.
Dort, wo Gott zu HAUSe ist, kann Frieden werden. Dort, wo die Menschen ihre Mitte
finden, in der Gott wohnen könnte, da kann Frieden werden.
In Röm 14,17 gibt es eine „Definition“ für das Reich Gottes: „Denn das Reich Gottes ist
nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist“.
Die Kinder entwickeln Visionen für eine friedliche Welt, für ein friedliches ZuHAUSe. Sie
üben das exemplarisch in der Gruppe, sie wagen den Frieden.
2. Liturgischer Einstieg
Lied Nr. 2 „Um Himmels willen“
Gebet:
Guter Gott,
du schenkst uns einen neuen Morgen.
Du schenkst uns offene Augen für den Nachbarn.
Du schenkst uns offene Hände, um sie dem Nachbarn freundlich zu
reichen.
Sei bei uns heute, dass wir Augen und Hände in rechter Weise
gebrauchen und segne uns dazu.
Übung 1
Wir gehen durch den Raum – schweigend –
Der Katechet sagt an:
- wir lächeln uns im Gehen an
- wir ziehen ein mürrisches Gesicht
- wir schauen uns gar nicht an
- wir recken die Nase hoch und sehen uns von oben herab an
- wir lächeln wieder
Sollte es
räumlich nicht
möglich sein,
könnt Ihr auch
einfach Euren
Nachbarn
ansehen.
86 Im Haus
Erfahrung: „Wie man in den Spiegel hineinschaut, so schaut es
heraus“ – mein Gesicht spiegelt sich oft im anderen wider.
oder Übung 2
Durch den Raum gehen und an den entsprechenden Fußspuren das
Gesicht so ziehen, wie es mir die Fußspur „vormacht“
Große Fußspuren auf
Papier malen
und auf den
Fußboden legen
– kreuz und quer
– mit verschiedenen Gesichtern

evtl. Lied Nr. 5 „Steck den Kopf nicht in den Sand“
Gebet:
Guter Gott, du lachst uns an: in der Schönheit deiner Schöpfung, in
dem Menschen neben mir, durch diesen neuen Tag. In diesem
Vertrauen kommen wir zu dir.
Du bist unser aller guter Vater. So beten wir gemeinsam, wie Jesus
uns gelehrt hat:
Vater unser
Segen
Lied Nr. 4 „Lass uns eine Welt erträumen“
oder Nr. 5 „Steck den Kopf nicht in den Sand“
3. Katechese
Lied Nr. 1 „Um Himmelswillen“
Gespräch
Was erlebst du als friedlich in unserer Welt?
ggf. auf Friedenstauben (wenn schon vorgebastelt) oder zunächst auf
weißes Papier schreiben, die später zu Friedenstauben / Kranichen
werden
weißes Papier
oder
vorgefertigte
Friedenstauben
Ich wage den Frieden 87
Anspiel
Aus dem Hungertuch eine Figur kommen lassen ...
Lied Nr. 14 „Shalom“
Es gibt verschiedene Arbeitsgruppen / Workshops (AG) in denen
Kinder / Jugendliche altersgemäß über ihre Möglichkeiten nachdenken, Frieden zu wagen.
AG 1
Sätze überlegen, wie in meinem Zimmer ein Haus des Friedens
entsteht.
„Selig die Frieden stiften“ Mt 5,9 – was heißt das?
Sei friedlich.
Versöhne dich.
Verzeih.
Lass jeden mit einem freundlichen Lächeln herein.
Zeig deinem Gast ein aufgeräumtes Zimmer, damit er nicht
stolpert.
Haus aus Draht
biegen und kl.
Perlen auffädeln
mit symbolischen
Friedensaufgaben
AG 2
Friedensnobelpreisträger – sich damit beschäftigen – „Wandzeitung“
machen – Versöhnungsbereitschaft von Mandela / Tuto / de Klerk
Lesematerial,
Zugang zum
Internet, Bilder,
Plakat, Stifte,
Lebenslauftexte
oder Anspiel für Abendgebet vorbereiten – eine Szene aus dem
Leben von Nelson Mandela
AG 3
Bibelworkshop Joh 20,19-22
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht
vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre
Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da
freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der
Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen:
Empfangt den Heiligen Geist!
Kartons mit
„Kram“
88 Im Haus
- alle sitzen im Kreis – die Mitte ist leer
- in die gedachte Mitte werden Gegenstände / Worte / Sätze gelegt
oder auf Schuhkartons geschrieben und gestapelt, die unser Leben
ausmachen z.B: Schule, Streit, Freunde, Taschengeld, ...
Es muss so viel sein, dass alles voll ist und damit auch der Bauch,
der Kopf ...
- Schriftstelle lesen
Unser Leben ist ausgefüllt mit vielen Aufgaben und Erfahrungen. Das
ist gut so. Manchmal ist es so viel, dass kein Platz mehr für Ruhe,
Stille und Frieden ist. Dann könnte es passieren, dass die vielen
Aufgaben sich in mir streiten.
Wo hat Jesus Platz in meinem Leben, im Leben unserer
Gesellschaft?
- eine Jesuskerze in die Mitte stellen wollen, da aber alles voll ist,
geht das nicht leicht –
Was muss geschehen?
- sich von Kindern helfen lassen, Platz zu schaffen
- Gespräch: Was verändert sich? Es wird Platz, Luft, Freiheit ...
- Bibel noch mal lesen
Dort, wo Jesus in meine Mitte / in die Mitte einer Gruppe tritt, wo Gott
in einer Gesellschaft ist – kann Frieden werden.
AG 4
Bildbetrachtung Sieger Köder zu Jes 11,1 ff.
oder
Malt ein Bild von Menschen, Tieren und der Natur, die im Frieden
miteinander leben, und gebt Gott Platz in eurem Bild. Ihr könnt auch
Collagen aus verschiedenen Materialien erstellen.
Gebt eurem Bild einen Titel.
Organisiert von euren Bildern eine Friedensausstellung für die
Gemeinde.
AG 5
Film oder Fotoserie erstellen von einem klassischen Streit auf dem
Schulhof oder in der Familie, bei Geschwistern – mit Versöhnungszene (nicht zu kitschig, lieber ehrlich – z. B. am Ende den kleinen
Finger reichen, lächeln)
S. Köder: Vision
des Jesaja, Postkarte, erh. im
Schwabenverlag,
SK 220
A3-Papier und
verschiedene
Papiere und
Farben für
Collagen, ggf.
Zeitungsbilder
Kamera oder
Fotoapparat
Ich wage den Frieden 89
AG 6
Zehn Regeln für konstruktive Konfliktlösung besprechen
(zu finden unter www.friedenspädagogik.de)
Sternsingermaterial 2009 „Kinder suchen Frieden“ S. 30
Regeln, Sternsingermaterial
AG 7
Parteiprogramme auf friedensstiftende Sätze durchforsten
Parteiprogramme
AG 8
Friedensgeschichte als Rollenspiel ggf. für ein Abendgebet erarbeiten
Spielideen:
Was macht der Bauer? Wodurch wird sein Frieden deutlich?
z. B. im Bauen, Säen, Pflanzen, in seinem Kind, in der Zärtlichkeit zu
seiner Frau
Was sehen die Feldherren? Spielt die Unterhaltung der Feldherren
nach.
Auch das Hörspiel aus der RKW 2008 ist zum Nachspielen geeignet.
Verkleidung
4. Materialien
Anspiel
9 Personen:
Vater/ Mutter
heutig gekleidet
2 Kinder
Anton & Hannes, heutig gekleidet
Das kursiv Gedruckte könnte auch vorher auf Video aufgenommen werden.
General
blau gekleidet mit Mütze (links im Schaubild) und Stiefeln
2 Frauen
rot gekleidet
Kind
rot gekleidet
Mandela
schwarzer Anzug (ggf. mit Bild vor dem Gesicht, da er ja
Schwarzer ist)
De Klerk
schwarzer Anzug
[In der Großstadt beobachtet, darum nicht ganz so „wortschön“]
2 Kinder sitzen am Tisch
Anton (spielt mit dem Handy)
Hannes (boxt in die Luft) Boh, eh, das hast du draufgekriegt? Cool, da hat er
es dem aber ordentlich gegeben. Da, ja, gleich kriegt er eins auf die
Schnauze und hier da kommt Paul ... gleich ... ich hab’s gesehen,
90 Im Haus
der hat zugeschlagen. Genial, jetzt liegt er ganz unten. Geschieht
ihm recht.
Anton War ganz schön schwierig, das mitzuschneiden, Paul hat´s mitgekriegt und wollte mir das Handy hinterher gleich wegnehmen. Einen
hab ich noch.
Hannes (guckt neugierig auf das Handy) Das war heute auf dem Schulhof,
Kevin hat es erwischt, ja... oh... gib’s ihm, dieses Dreckstück, der ist
immer so eingebildet und soooo blöd... ja, da ... (boxt, als wenn er
dabei wäre)
(die Tür schließt, Vater kommt)
Anton Psst, Papa!
Vater
Na, meine Herren, war der Tag anstrengend? Mutti ist noch nicht zu
Hause?
Anton Mutti hat angerufen, sie muss für ihren Chef länger machen. Das
Essen steht im Kühlschrank.
Vater
(wendet sich ab) Oh, das nervt, kann sie sich nicht richtig um den
Haushalt kümmern, die Jungen machen auch immerzu ihr eigenes
Ding, wozu hab ich bloß geheiratet? Ich hab doch genug bei mir im
Job zu tun und meinen eigenen Streit, heute reicht es mir mal wieder,
der Betriebsrat unserer Firma malt auch schwarz, ich weiß nicht, wie
lange unsere Arbeit noch geht, und so redet kaum noch einer mit
dem anderen ... es ist eine Sch... Stimmung ...
(ruft zu den Kindern) Macht euch selbst was, ich geh noch zu
meinem Kollegen.
Anton O, der Alte ist wieder gut drauf, der geht jetzt in die Kneipe ... es kotzt
mich an ... (dreht den Fernseher lauter)
Im Fernsehen:
(Ihr könnt das Spiel auch auf Video aufnehmen und über den Beamer
abspielen oder ihr schneidet einen TV-Ausschnitt mit.)
(Eine verängstigte Mutter sitzt vorne mit ihrem Kind zusammengekauert auf
dem Fußboden.)
General (sehr herrisch zu einer fiktiven Masse) Stillgestanden. Augen ge–ra–
de aus! Die letzte Reihe – vortreten. Eins zwei, eins zwei. Stillgestanden. Abknallen.
(zeigt in eine andere Richtung) Stillgestanden. Abmarsch zum
Angriff.
(dreht sich zur Seite zu fiktiven Offizieren, wird etwas lockerer, Arm
auf dem Rücken) Meine Herren, begleiten Sie mich ins Casino. Wir
haben einige Strategiespielchen vor uns. Welches Stadtviertel
Ich wage den Frieden 91
nehmen wir als nächstes unter Beschuss, nein, nein, es darf nicht so
aussehen, als wäre es Absicht.
Diese jammernden Zivilisten (stößt mit dem Stiefel in Richtung
Mutter) muss man hier auch langsam aushungern. Die nehmen
einem die ganze Freude am Strategiespiel.
Diese niederen Rassen, diese stinkenden Menschen, ich kann sie
nicht mehr riechen.
Mutter Wohin soll ich mich wenden, meine Hütte zerstört, meinen Mann,
meine Familie haben sie vor unseren Augen erschossen. Das ganze
Dorf. Sie kamen einfach ... zündeten die Hütten an, sperrten die
Männer in die Kirche ein und erschossen sie.
Wir konnten gerade flüchten mit ein paar Frauen – in den Busch.
Mitgenommen haben wir ... nichts. Nun irren wir schon wochenlang
herum. Mein Kind hat Hunger und Durst, ich habe keine Kraft mehr,
mich herumzuschleppen. Die Rebellen haben keinen Respekt vor
einer Mutter. Ich weiß nicht, was sie von ihrer Mutter gelernt haben.
Und warum haben sie Gott vergessen?
Frau
In unserem Land sind die Truppen des Nachbarlandes eingefallen.
Eines Tages standen die Panzer auf der Straße. Sie sagten, sie wollen uns vor dem Terror im eigenen Land bewahren. Sie lügen, was
das Zeug hält. Unser Land hat alle Jungen einberufen. Mein Sohn
musste auch mit. Ich weiß nicht, wo er ist. Es sind doch Kinder ...
Und uns Frauen ... haben sie in die Keller gezerrt ... du weißt
schon ... grausam, gottlos.
Anton O, das ist ja noch schlimmer als zu Hause. Wir haben wenigstens
noch einen vollen Kühlschrank.
Hannes Schalt um ...
(Mandela erscheint im nächsten Programm)
Anton Oh, nee, bei den Schwarzen gibt es auch immer Mord und Totschlag,
das hatten wir gerade. Ich zapp mal weiter.
Mandela Halt, stopp. Schaltet nicht weg. Hört zu. Es geht nicht, dass alle
wegschalten und wegsehen.
„Der Kampf ist mein Leben.“ Das klingt nicht besser als im Film auf
dem anderen Kanal, als in Wirklichkeit in vielen Enden der Erde: in
Somalia, in Afghanistan, im Kaukasus ...(aktualisieren). Bei uns in
Südafrika sind wir Schwarzen zu Hause. Schon immer. Aber eines
Tages haben sich die Weißen hier eingenistet und sich als bessere
Menschen gefühlt. Meine Schwestern und Brüder haben zu allen
Zeiten unter den weißen Menschen gelitten. Leider waren wir auch
oft in Stammesstreitigkeiten verstrickt und uns nicht einig.
92 Im Haus
Mein Leben war immer Kampf für gleiche Rechte. Ich habe Jura
studiert – wurde Rechtsanwalt. Aber denkt nicht, dass ich einfach
tätig sein konnte. Zunächst habe ich es mit meinen Freunden – wir
sind im ANC organisiert – friedlich versucht ... Für gleiche Rechte
einzutreten, das ist uns nicht gelungen. Irgendwann ist uns der
Kragen geplatzt, wir wollten zuschlagen. Ich musste mich immer
verstecken. Und dann wurde ich verraten und gefangen genommen.
Ich wurde beinahe zum Tode verurteilt und dann habe ich 30 Jahre
auf der Insel Robben Island im Gefängnis gelebt. Das war ein hartes
Leben. Die schwarzen Gefangenen erhielten schlechteres Essen, wir
mussten auch im Winter kurze Hosen tragen.
Anton Aber da kommste doch niemals weg, von so einer Insel. Oder haben
ihre Freunde Sie befreit?
Mandela Meine Freunde im ANC haben ein Bildungssystem aufgebaut, damit
die schwarzen Brüder und Schwestern gebildet werden. Bildung ist
wichtig für ein friedliches Miteinander.
Anton Und wie sind Sie da nun rausgekommen?
Mandela Frederik Willem de Klerk wurde 1989 weißer Staatspräsident. Er hat
meine Haftbedingungen erleichtert und mit dem ANC verhandelt. Es
gab viele Verhandlungen über eine Verfassungsänderung. Das hat
lange gedauert. Wir haben vereinbart, dass alle Rassen an der
Regierung teilhaben dürfen – wenigstens erst mal für eine bestimmte
Zeit. Die Welt hat unsere Bemühungen um eine friedliche Lösung
anerkannt und uns den Friedensnobelpreis verliehen. Und 1994 löste
ich de Klerk als Staatspräsident ab.
Hannes Und dann, als Sie die Macht hatten, haben Sie ordentlich
zugeschlagen oder? Jetzt hatten Sie doch die Macht über all die
Quäler, weißen Farmer und so.
Mandela Das hatten manche von uns gehofft. Aber stellt euch das vor. Auge
um Auge, Zahn um Zahn ... Grund genug gab es für viele der
gequälten Schwarzen. Wir haben eine Wahrheits- und Versöhnungskommission eingerichtet. Zum Glück hat uns auch Bischof Tutu
geholfen. Die Demokratie ist der beste Weg zur Wiedergutmachung.
Hannes Also sagen Sie uns: Hinsehen, nicht wegsehen und einander die
Hand reichen und ehrlich miteinander reden?
Mandela ... ja, so könnte man das sagen. Also, nun könnt ihr weiterzappen,
aber achtet darauf, was ihr euch anguckt im Fernsehen und zieht die
richtigen Schlussfolgerungen.
Ich wage den Frieden 93
Friedensgeschichte
Als der Krieg zwischen den beiden benachbarten Völkern unvermeidlich war,
schickten die feindlichen Feldherren Späher aus, um zu erkunden, wo man am
leichtesten in das Nachbarland einfallen könnte. Und die Kundschafter kehrten
zurück und berichteten ungefähr mit den gleichen Worten ihren Vorgesetzten:
Es gäbe nur eine Stelle an der Grenze, um in das andere Land einzubrechen.
„Dort aber“, sagten sie, „wohnt ein braver kleiner Bauer in einem kleinen Haus
mit seiner anmutigen Frau. Sie haben einander lieb, und es heißt, sie seien die
glücklichsten Menschen auf der Welt. Sie haben ein Kind. Wenn wir nun über
das kleine Grundstück ins Feindesland einmarschieren, dann würden wir das
Glück zerstören. Also kann es keinen Krieg geben.“
Das sahen die Feldherren dann auch wohl oder übel ein, und der Krieg
unterblieb, wie jeder Mensch begreifen wird.
Konkrete Aktion: Weitere ÜBUNGEN am Tag
● Aktives Zuhören üben
Die Kinder / Jugendlichen wählen ein Thema, über das sie sprechen
möchten. Erst nachdem der eine Gesprächpartner dem anderen zugehört
und den Inhalt sinngemäß wiedergegeben hat, darf er antworten. Und
umgekehrt.
● Biblische Schriftstellen über die Gewaltfreiheit Jesu suchen, dabei einfach
ein Evangelium von vorne nach hinten durchblättern.
● Was erzählen meine Finger? 5 Finger von der Faust zur offenen Hand –
zum Nächsten
Daumen, über den Daumen gepeilt, pi mal Daumen, greifen und begreifen
Zeigefinger, den Finger in die Wunde legen, auf etwas hinweisen, zeigen,
auch der drohende Zeigefinger
Mittelfinger, nicht der Stinkefinger – sondern den Mittelweg gehen
Ringfinger, Ring der Liebe / Verbindung
Kleiner Finger, den kleinen Finger reichen – ein kleines Angebot
(siehe http://www.w-studio.ch/extremi.html)
● Gesten mit Fingern / Händen
http://www.beltz.de/leseprobe/3-407-36435-0les.pdf
● einander segnen, die Hand auflegen, ein Kreuz in die Hand schreiben
● Segen abends im Bett schenken durch Segenskreuz auf die Stirn
● Friedenskraniche basteln (Japan) – dafür die weißen Blätter aus dem
1. Aufgabenschritt der Katechese verwenden
94 Im Haus
● MISEREOR Fastenaktion 2008 Weltbessermacher gesucht (Das gilt nicht
nur für den „Tag: Ich wage den Frieden“)
http://www.weltbessermacher.de/07-12/home.html
● Wo erlebt ihr Mobbing? Spielerisch Frieden stiften, Streitbeispiele benennen
und Beispielgespräche zur Konfliktlösung üben.
● Auf vielen Handys gibt es Gewaltvideos vom Schulhof. Wer kennt sie?
Geschichten erzählen lassen. Frieden stiften an Beispielen.
„Mustergespräche“ üben, was könnte ich sagen / tun, wenn mich einer
anrempelt / über mich schimpft / mir die Mappe wegnimmt / über mich
Lügen erzählt / über andere Lügen erzählt ...?
● Der Frieden, den Jesus meint, ist Feindesliebe. Geht unser Friedenansatz
so weit? Schriftgespräch:
Mt 5,44: Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch
verfolgen.
Mt 5,8: Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Daten zu Nelson Rolihlahla Mandela
- am 18. Juli 1918 im Dorf Qunu in der Nähe von Umtata, Transkei geboren
- Vater Henry Mgdala Mandela war stellvertretender Führer des Thembulands
- schulische Ausbildung in Heraldtown an einem methodistischen Internat
- Anwaltsstudium an der Universität von Fort Hare
- Mitglied des Studentenrats
- nach einem Protestenmarsch 1940 zusammen mit Oliver Tambo, dem
späteren Vorsitzenden des African National Congress (ANC) von der
Universität verbannt
- 1944 Gründung des ANC-Jugendverbands (ANCYL)
- 1952 Eröffnung der ersten schwarzen Anwaltskanzlei mit seinem Partner
Oliver Tambo; Mandela stellte während dieser Zeit fest, dass die
Regierungspolitik der Isolierung, Bantustan genannt, ein politischer
Schwindel war, was, so sagte er voraus, würde zu Verfolgungen, staatlichem
Terror und Deportationen führen würde
- in den späten 1950ern einer der Beschuldigten in dem berühmten Verratsprozess der südafrikanischen Regierung gegen den ANC (der ANC wurde
nach dem Sharpville Massacre von 1960 als politische Partei verboten)
- bis 1961 inhaftiert, nach seiner Freilassung Einsatz für eine neue
Staatsordnung
Ich wage den Frieden 95
- 1961 Gründung von Umkhonto we Sizwe (MK) als militärischer Zweig des
ANC, unter Mandelas Führung Anschläge auf Regierungs- und
Wirtschaftsziele
- 1962 in Angola militärisch ausgebildet., leitete die Ausbildung anderer MKMitglieder
- bei seiner Rückkehr nach Südafrika an der Grenze wegen öffentlicher
Unruhestiftung verhaftet, er führte seine eigene Verteidigung, wurde aber
trotzdem zu fünf Jahren Gefängnisstrafe verurteilt
- während dieser fünf Jahre zusätzlich im Rivonia-Prozess angeklagt, dort
dann zu lebenslänglicher Gefangenschaft verurteilt
- am 11. Februar 1990 nach einer Haft von 27 Jahren entlassen
- in den Folgejahren intensive Verhandlungen zwischen Vertretern aller
Bevölkerungsgruppen über die Zukunft Südafrikas: Kompromiss über eine
Übergangsverfassung, die für eine begrenzte Zeit die Teilnahme aller Rassen
an der Regierung festlegte
- 1993 Friedensnobelpreis, für diesen Mut, neue Wege zu begehen
(zusammen mit F. W. de Klerk)
- April 1994 erste demokratische Wahlen, an der alle Südafrikaner teilnehmen
konnten
- am 10. Mai 1994 Präsident der Republik Südafrika, die neue Demokratie
hatte eine neue Flagge und eine neue Nationalhymne, das Land und seine
Leute hatten Hoffnung, dass die Zukunft viel besser als die schwierige und
schmerzhafte Vergangenheit sein würde
Daten zu Frederik Willem de Klerk
- Geburtsort Mayfair, Johannesburg, am 18. März 1936
- stammt aus einer politisch aktiven Familie
- erhält 1953 in Krugersdorp an der „Hoërskool Monument“ seinen südafrikanischen Schulabschluss (Matrik)
- zeigt bereits früh politisches Interesse und ist aktives Mitglied des Debattierklubs seiner Schule; macht ebenfalls schon früh bei schulischen Theatervorführungen mit
- beginnt nach dem Schulabschluss sein Jurastudium an der Potchefstroom
University und schließt dieses mit „cum laude“ ab
- ist weder Bücherwurm noch ein begeisterter Sportler - das einzige was er je
ernst nahm, ist die Politik
- heiratet kurz nach Abschluss seines Studiums Marike Willemse, eine
Studienkollegin
96 Im Haus
- eröffnet nach einem Referendariat in einer Rechtskanzlei in Pretoria seine
eigene Anwaltskanzlei in Vereeniging
- wird in Vereeniging NP-Mitglied des Parlaments
- wird am 3. April 1978 zum Minister „of posts and telecommunications“
ernannt und kommt somit erstmals ins Kabinett
- mittlerweile ist F. W. de Klerk in seiner Partei gut etabliert und wird ein
stellvertretender Vorsitzender (co-deputy chairman) in Transvaal, eine
Position, die sich für ihn bei den Wahlen der Provinzleitung (provincial
leadership) 1982 als vorteilhaft erweist
- wird am 2. Februar 1989 zum NP-Vorsitzenden gewählt, nachdem der
ehemalige Präsident P. W. Botha als NP-Vorsitzender zurücktritt
- übernimmt am 20. September 1989 das Amt des Staatspräsidenten
- setzt sich während seiner 4 ½-jährigen Präsidentschaft als Schwerpunkt, die
Apartheid abzuschaffen und eine rassengleiche Demokratie zu errichten
- der Übergang reduziert seine Rolle und die seiner Partei, er kann jedoch
trotzdem am 2. Mai 1994 zugeben, dass nun alle Südafrikaner frei seien
- de Klerk übernimmt am 10. Mai 1994 das Amt des stellvertretenden
Vizepräsidenten
Daten zu Desmond Tutu
- 1931 in Südafrika geboren
- studierte und wurde Lehrer
- kurz danach führte die damalige weiße Apartheidsregierung Südafrikas ein
Gesetz ein, nach dem schwarze Kinder eine schlechtere Schulausbildung
erhalten sollten, als weiße – Tutu beschloss daraufhin, Priester zu werden,
und ging nach London, um Theologie zu studieren.
- nach seiner Rückkehr nach Südafrika setzte er sich im Namen aller Kirchen
in Südafrika gegen die Apartheid ein, forderte die internationale
Staatengemeinschaft zu Sanktionen gegen das ungerechte ApartheidRegime auf
- schließlich führten Anfang der 90er Jahre der Widerstand der schwarzen
Bevölkerung Südafrikas, der internationale Druck und die Standhaftigkeit
Tutus und Mandelas zum Ende der Apartheid
- 1994 fanden die ersten demokratischen Wahlen in Südafrika statt, bei denen
N. Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt wurde
- erhielt 1984 den Friedensnobelpreis für seinen friedlichen Kampf gegen das
Unrechtsregime
- in seiner Dankesrede rief er die Welt zu Frieden, Liebe und Brüderlichkeit
zwischen den Völkern auf
Ich wage den Frieden 97
- seit 1986 Erzbischof der Anglikanischen Kirche
- seit 1995 Vorsitz der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die ins Leben
gerufen wurde, um die schlimme Vergangenheit Südafrikas zu bewältigen
- setzt sich weiterhin weltweit für Frieden und Gerechtigkeit ein
„Ich bin menschlich, weil du menschlich bist. Meine Menschlichkeit wird in
deiner vertieft, und wenn du entmenschlicht wirst, werde ich entmenschlicht,
und Zorn und Groll und Vergeltung nagen an diesem großartigen Gut – der
Harmonie, die zwischen Menschen existieren muss.“ (Desmond Tutu)
5. Bastelideen
1. Streichholzschachtel
mit einem Bild von der Friedenstaube und „Hier ist ein Haus des Friedens“-Aufschrift an
die Tür zu Hause / ins Zimmer / über das Weihwasserbecken kleben (mit doppeltem
Klebestreifen)
in die Schachtel (wie in eine Mesusa) einen Zettel
mit Text:
„Hier wird / werden
gewaltfrei gesprochen
nicht geschlagen
gelächelt, humorvoll geredet
keine schmutzigen Witze gemacht
keine Gewaltvideos angesehen
nicht über andere schlecht geredet
hier sind Menschen willkommen
...“
2. Licht für einen Raum der Stille und des Friedens
In eine kleine Holzschachtel – besser ist eine
Metallschachtel – ein Teelicht hineinstellen. In den
Innendeckel ein Spiegelfolie oder Metallfolie kleben.
Vorher mit einem Bleistift ein Kreuz hineindrücken. Auf
den Deckel außen ein Friedenssymbol kleben, z. B.
Friedenstaube. Auf Brandschutz hinweisen!
98 Im Haus
3. Drachen sind oft Zeichen des Friedens.
Material:
1 Stück Tyvek (Drachenfolie) 50*55 cm
2 Stück Ramin-Rundholzstäbe, Durchmesser 4 mm, je 50 cm lang
50 bis 100 m dünne Polyesterschnur (Angelsehne)
Klebeband (z. B. Tesafilm) 19 mm breit)
alte Plastiktüten zum Zuschneiden der Schwänze
1. Ausschneiden
Die Maße des Schnittmusters auf die
Drachenfolie übertragen, sauber
zuschneiden.
2. Bemalen
3. Stäbe aufkleben
Das Segel mit der bemalten Seite auf
den Tisch legen. Die Stäbe werden
nach der Zeichnung mit Tesafilm
aufgeklebt. An den Ecken und an den
Löchern den Tesafilm von vorne nach
hinten um das Segel kleben.
4. Waage anbringen
Die äußeren Ecken werden mit
Klebeband verstärkt. Dann die Ecken
mit dem Dorn so durchbohren, dass
die Schnur durchgesteckt werden
kann. Jetzt wird ein Stück Schnur von
1,5 -1,9 m Länge von der Rolle
abgeschnitten.
Die Enden dieser Schnur werden an den Löchern in den Ecken festgeknotet.
Nun die beiden Ecken des Drachens genau aufeinanderlegen und die Schnur
strammziehen, um die Mitte zu ermitteln. Dort wird dann die Schlaufe in die Schnur
geknotet. Zur Überprüfung an dieser Schlaufe bei exakt aufeinanderliegenden
Segelecken ziehen, beide Schnüre sollten stramm sein, keine darf durchhängen.
5. Schwänze anbauen
Schwänze sind für einen Drachen bei böigem Wind optimal. Die Streifen etwas 2 bis
5 cm breit schneiden. Sie können 1,5 – 3 m lang sein.
6. Steigen lassen
Die Flugleine wird an der Schlaufe (der Profi sagt: Waagenpunkt) befestigt. Etwas
Schnur ausrollen. Der Partner hält den Drachen auf, ein kurzer Ruck.... und er sollte
fliegen.
Ich wage den Frieden 99
4. Welt-Himmel-Mobile
Auf die einzelnen Flammen / Wolken können die Tagesthemen
geschrieben werden. Unten das Bild kann mit einer Erdkugel
versehen werden oder mit einem Bild vom Kind.
Vorlage für eine Flamme:
5. Hut über die Tür hängen – an die Tür kleben – oder kleine
Friedenstaube basteln, ...
Mit folgenden Worten gesegnet: ... (ggf. irischen Segenswunsch aufschreiben)
z. B.
Wen du auch triffst, wenn du über
die Straße gehst, ein freundlicher
Blick von dir möge ihn treffen.
Möge Gott auf dem Weg, den du
gehst, vor dir her eilen.
Mögen in deinen Fußspuren Blumen
blühen, die von Wassertropfen des
Himmels benetzt werden, und
Menschen, die sie pflücken,
Gedanken des Friedens leben.
Hut aus Zeitungspapier mit Krepppapier – Segensspruch auf Krepppapierbänder „Sei
behütet“
100 Im Haus
6. Seifenblasen
Versuchsanleitung (bitte unbedingt vorher probieren, denn es hängt von der
Wasserhärte, von der Seifenart und allem Möglichen ab, ob es gelingt)
4 EL grüne Seife in Wasser auflösen
4 EL Glyzerin aus der Apotheke dazugeben
1 Liter warmes Wasser
1 Blumendraht und feste Wolle zum Umwickeln der Blumendrahtmasche
6. Spielideen
Zuschnappen
Alle stehen oder sitzen im Kreis. Jeder Spieler hält seine rechte Handfläche nach oben
hin offen vor den Oberkörper seines rechten Nachbarn. Mit der Spitze des gestreckten
Zeigefingers seiner linken Hand berührt er vorsichtig die Innenseite der rechten
Handfläche seines linken Nachbarn. Auf ein Kommando schnappen alle Spieler mit der
rechten Handfläche nach dem Zeigefinger des rechten Nachbarn. Sie müssen aber
gleichzeitig den eigenen Zeigefinger ihrer linken Hand schnell nach oben wegziehen
und in Sicherheit bringen, bevor die Hand des linken Nachbarn zuschnappt.
Banane, Banane, Banane
Die Spieler sitzen im Kreis und jeder sucht sich eine Frucht aus. Keine darf doppelt
vorkommen! Ein Spieler beginnt und nennt dreimal hintereinander die Frucht eines
Mitspielers. Derjenige, der sich diese Frucht ausgedacht hat, muss, solange der erste
noch redet, einmal seine Frucht nennen. Schafft er dies, nennt er seinerseits dreimal
die Frucht eines Mitspielers. Schafft er es nicht, scheidet er aus oder muss ein Pfand
abgeben, und der Spieler, der ihn genannt hat, versucht es bei einem anderen.
7. Liturgischer Abschluss
Lied Nr. 2 „Um Himmels willen“
Gebet:
Guter Gott,
du hast uns diesen Tag geschenkt.
Du hast uns offene Augen für den Nachbarn gegeben.
Du hast uns offene Hände geschenkt, wir haben sie dem Nachbarn
gereicht.
(Sei bei uns, wenn wir nun nach Hause gehen.)
Sei bei uns in dieser Nacht, und sei bei allen, die zu uns gehören.
Ich wage den Frieden 101
Wir erzählen einander, was wir gemacht haben.
Psalm 34
In einem 3000 Jahre alten Gebet bittet der Beter um Gottes Frieden.
Er glaubt, dass er ihn nur in Gott findet.
Ich will den Herrn allezeit preisen,
immer sei sein Lob in meinem Mund.
Meine Seele rühme sich des Herrn,
alle sollen es hören und sich freuen.
Verherrlicht mit mir den Herrn,
lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen.
Der Engel des Herrn umschirmt alle,
die ihn fürchten und ehren, und er befreit sie.
Kostet und seht, wie gütig der Herr ist,
wohl dem, der zu ihm sich flüchtet!
Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen,
denn wer ihn fürchtet, leidet keinen Mangel.
Bewahre deine Zunge vor Bösem
und deine Lippen vor falscher Rede!
Meide das Böse, und tu das Gute,
suche Frieden, und jage ihm nach!
Psalmtext für die
Kinder oder zwei
Helfer / Kinder
im Wechsel
vorlesen lassen
Übung
Gewiss – bei einer RKW gibt es meist wenig Streit und Ärger –
manchmal hat man fast das Gefühl, hier ist das Paradies, oder?
Ich lade euch zu einer Übung ein, die das Einschlafen vielleicht auch
nach schwierigen Tagen leicht macht.
Hören wir zunächst einen Auftrag des Apostels Paulus:
Lesung: Eph 4,26
Lasst euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen! Die Sonne soll
über eurem Zorn nicht untergehen.
Übung
Schreibt auf die dunklen Fußspuren, was heute nicht gut war, was
euch geärgert hat, wo ihr Unfrieden erlebt habt ...
Jeder legt seine Fußspur in die Mitte, vor den Altar, es wird nichts
vorgelesen.
Stifte,
dunkle
Fußspuren
102 Im Haus
Lied Nr. 17 „Komm näher, Friede“
Übung
Wir lassen den Unfrieden hier und versöhnen uns.
(über die dunklen Streifen das gelbe Tuch legen)
Diese Übung könnt Ihr zu Hause auch immer machen, damit ihr in
Frieden einschlafen könnt.
Vater unser
Segen
Wen du auch triffst,
wenn du über die Straße gehst,
ein freundlicher Blick von dir
möge ihn treffen.
Möge Gott auf dem Weg,
den du gehst,
vor dir hereilen.
Mögen in deinen Fußspuren Blumen blühen,
die von Wassertropfen des Himmels benetzt werden,
und Menschen, die sie pflücken,
Gedanken des Friedens leben.
Möge alles Böse und Friedlose von dir abperlen.
Und so segne uns und alle, die den Frieden wagen, der gute und
barmherzige Gott + + +
Lied Nr. 19 „Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen“
oder Nr. 14 „Shalom“
gelbe Tücher
Ich lebe in Gemeinschaft 103
5. Tag:
Am Tisch
Ich lebe in Gemeinschaft
1. Einleitung zum Tag
„Das Reich ist schon mitten unter euch“ (Lk 17,21). Mit dieser Zusage macht Jesus
deutlich: Gott ist nicht weit, denn seine Herrschaft ist bereits angebrochen: In diesem
Reich Gottes dürfen wir Menschen leben und zusammen sein und unser Leben
gestalten.
Auch wenn die tägliche Erfahrung zeigt, dass es Vieles gibt, was unvollendet ist – es
gibt auch die Erfahrung des Guten, der Liebe, des Heils.
Der christliche Glaube bringt zum Ausdruck, dass Gott es gut mit den Menschen meint.
Der Ruf in Jesu Nachfolge wie beispielsweise bei Mutter Teresa bedeutet auch, dem
Guten zu immer mehr Recht zu verhelfen. Glaube, Hoffnung und Liebe in der Welt
können immer mehr erkennen lassen, dass das Reich Gottes nahe ist.
Zu Beginn der Katechese führt eine Fantasiereise die Kinder an die menschliche
Sehnsucht nach Glück und Freude. Sie verweist aber auch deutlich darauf, dass
Freude vor allem dann zu empfinden ist, wenn sie nicht allein empfunden wird. Dadurch
wird ein Weiteres klar: Wenn ich mich dem anderen öffne, kann ich Freude empfinden.
Und: Ich kann dadurch am Reich Gottes mitbauen, das Freude und Gottes Heil
bedeutet.
Wir alle sind zum Reich Gottes eingeladen. Wir hören die Einladung und nehmen sie
an, wir machen uns auf den Weg und gehen in Gottes Reich. Wir tragen selbst dazu
bei, dass das Zusammensein mit Gott ein Fest des gerechten Teilens und der
gemeinsamen Freude wird.
Ein schönes Bild für die Gemeinschaft mit Gott ist die Tischgemeinschaft in Form eines
Festmahles. Jeder hat seinen Platz bei Gott, und dies ist doch wohl ein guter Grund,
Gottes freundlicher Einladung zu folgen.
2. Liturgischer Einstieg
Lied Nr. 20 „Ein neuer Tag beginnt“
Gebet:
Guter Gott, du schenkst uns diesen Tag.
Danke für die Nacht.
Danke für die Menschen, die für uns da sind –
Eltern, Geschwister, Großeltern, Freunde, …
104 Am Tisch
Danke für die Gemeinschaft in der Familie.
Danke für diesen neuen Tag.
Amen.
Heute ist unser Abschlusstag / das Abschlussfest der RKW.
Wir sind alle dazu eingeladen.
K erinnert an das Evangelium vom 3. Tag: Das Festmahl (Lk 14,15-24) – wir alle sind
eingeladen zu einem Fest, doch mancher verpasst die Teilnahme. Sind wir für das Fest
bereit? Wie bereiten wir uns vor? Freuen wir uns schon auf das Fest? Gott lädt uns ein,
Gott selbst kommt zu uns. Auch er nimmt an unserem Fest teil.
Übung: Jedes Kind bekommt eine Einladungskarte mit Zusage-Abschnitt.
1. Wie wirst du dich auf das Fest vorbereiten?
2. Was wirst du zum Fest anziehen?
3. Überlege, was du allein oder gemeinsam mit anderen zum Festprogramm beitragen
könntest. Schreibe dies auf den Zusage-Abschnitt.
Nachdem die Zusage-Abschnitte ausgefüllt wurden, sind diese einzusammeln und für
die Planung des Festes zu verwenden.
Gebet:
Guter Gott, danke, dass wir in der Gemeinschaft der RKW hier sind.
Danke für die Menschen, die uns begleiten und uns alles vorbereitet haben.
Lass uns beieinander zu Gast sein und in Frieden leben. Amen
Lied Nr. 9 „Geht hinaus auf die Straßen und Plätze“
3. Katechese
K: Das Reich Gottes können wir mit einem Festmahl vergleichen.
Heute morgen haben wir schon gehört, dass wir eingeladen sind. Es
macht viel Freude, wenn wir in Gemeinschaft sind und zusammen
feiern.
Schaut auf das Schaubild (Bildteil 5)!
Wir sehen einen Berg gelb gefärbten Reises, garniert mit allerlei
köstlichen Früchten. Darum herum sitzen im Kreis Männer und
Frauen verschiedener Herkunft. Sie feiern ein Fest. Menschen unter-
Ich lebe in Gemeinschaft 105
schiedlicher Herkunft um einen Reisberg herum zu sammeln, ist ein
Bild für das Reich Gottes. Das Reich Gottes wird auch von Jesus als
Festmahl vorgestellt. In der Gemeinschaft (in der Kommunion) wird
es hier unter uns schon Wirklichkeit. Zur Gemeinde Gottes gehören
viele Menschen: Kinder, Mütter, Väter, Menschen unterschiedlichster
Herkunft, alle Menschen guten Willens. Sie sagen einander den
Friedensgruß und teilen das Brot / den Reis miteinander.
Nun lade ich euch zu einer Fantasiereise ein.
Eventuell empfiehlt es sich, dazu leise meditative Musik zu spielen.
Alle legen sich auf Decken und schließen die Augen.
Ich gehe durch einen grünen Park voller schöner blühender Bäume
und mit saftigem Gras. Ein Weg schlängelt sich durch den Park. Ich
folge ihm und schaue nach links und rechts. Ich sehe schöne
Blumenbeete, einen kleinen Teich und hohe Sträucher.
Nach einiger Zeit komme ich an ein Haus. Es ist groß und sieht sehr
vornehm aus. Es ist ganz still. Ich sehe es mir genauer an und merke,
dass eine Treppe zu einer offenen Tür führt.
Da merke ich, dass vor dieser Treppe ein Rollstuhl steht und darin ein
Junge sitzt.
„Ich komme da nicht hoch“, sagt er zu mir. Ich spüre nach, wie ihm
zumute ist. Was spürt der Junge im Rollstuhl jetzt wohl?
Ich fasse den Rollstuhl am Griff und ziehe ihn mit großer Anstrengung
die drei Stufen hoch. Gemeinsam gelangen wir durch die offene Tür
ins Haus.
Im Innern ist ein großer dämmeriger Raum, in dessen Mitte eine
Schatztruhe steht. Ich öffne den Deckel und sehe, dass in ihr einige
Schatzkarten liegen. Ich nehme eine heraus und merke, dass ich die
Sprache, in der sie geschrieben ist, nicht verstehe. Bei den anderen
Karten ist es genauso. Was tun?
„Lass mal sehen“, sagt der Junge im Rollstuhl und nimmt sich eine
Karte. „Diese Sprache verstehe ich“, freut er sich. „Komm, wir
nehmen uns eine Karte und suchen zusammen den Schatz!“
Wir verlassen gemeinsam das Haus. Der Junge schafft es nicht
allein, darum helfe ich ihm. Er hat die Karte in der Hand, und wir
folgen dem beschriebenen Weg. Der Weg ist steinig, und wir schaffen
es nur deshalb, weil der Junge die Karte lesen kann und ich ihn mit
seinem Rollstuhl über den schweren Pfad schiebe.
Decken
106 Am Tisch
Gemeinsam finden wir den Schatz: Gold, Silber und Edelsteine und
dazu einen Spiegel, in dem sich unsere beiden Gesichter spiegeln.
Dieser Spiegel ist ein Zauberspiegel. Er kann nämlich Menschen froh
machen, aber nur, wenn er nicht nur mein, sondern auch das Gesicht
eines anderen Menschen spiegelt. Nur gemeinsam macht er froh.
(gefunden in: Eingeladen zum Fest des Glaubens, DKV 2003, S. 71)
Alle öffnen die Augen und setzen sich nach einer kurzen Zeit hin.
K: Nicht immer ist es so einfach, dass alles in Frieden und Gerechtigkeit geht. Es gibt vieles, was uns stört – was die Gemeinschaft
stört.
Auf dem Schaubild ist ein Junge in der Mitte.
Er hat etwas von dem großen Berg in der Mitte bekommen.
Und doch gibt es auf der Welt viel Not.
Seht im Anspiel, welche Hilfe es geben kann.
Zur Vertiefung des Anspiels erstellen wir zwei Plakate. (Je nach
Größe die Gruppe eventuell teilen.)
Plakat 1: Was stört unser Zusammenleben? Nennt Beispiele …
- Armut, Hartz IV, Ausgrenzung
- Naturkatastrophen: zerstörende Wirbelstürme
- Kriege und Vertreibungen von Völkergruppen
- Streit mit anderen Kindern
- Streiche, Verleumdung, bewusste Schädigung anderer
- Missachtung des Nächsten (Mobbing)
- Zerstörung der Welt durch Umweltschädigungen
- Leben ohne Gott
Plakat 2: Wo erfahre ich schon Gemeinschaft? Sucht Beispiele …
- RKW, Weihnachten, Kommunion, Chor
- Hochzeit, Feste, Fahrten, Reisen
- Einladung zum Fest, Freundschaft, Geschenke
- Hl. Messe in der Pfarrgemeinde
- Pfarr- und Familienfeste
- das Leben in der Familie
- Freundschaft
(Die Plakate im Plenum vorstellen.)
Plakate, Stifte
Ich lebe in Gemeinschaft 107
Wir hören eine Geschichte, die auch mit einem Fest zu tun hat.
Achtet darauf, was für ein Fest hier gefeiet wird. Was brauchen wir zu
diesem Fest?
Geschichte von der Brotstunde (erzählen, vorlesen oder gestalten)
Im Anschluss besprechen: Im Mittelpunkt des Festes steht das Brot,
das geteilt wird. In dieser Geste verbinden sich Gemeinschaft,
Tradition (Wiederholung dessen, was früher getan wurde) und
grundlegende Vollzüge des Lebens zu einer Einheit. In so einer
Communio feiern wir die Gegenwart Gottes.
In zwei Arbeitsgruppen kann das Gehörte noch vertieft werden:
AG: Gleichnis vom Großen Fest als Rückengeschichte
(für kleinere Kinder)
AG: Wandzeitung „Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein“
(für größere Kinder) (Wandzeitungen für alle sichtbar aufhängen)
Zeitung, Stifte,
Plakate, Kleber
4. Materialien
Anspiel
Personen:
3 Kinder: Julius, Marie und Soraya (obdachlos),
Mutter Teresa,
eine Gruppe reicher Menschen,
ein bedeutender Mann,
eine einfache Frau,
weitere Ordensschwestern.
Ausstattung: Bühne in der Mitte mit Fernseh-Bildschirm (aus großem Pappkarton - Die Szenen im TV können wieder als Video vorbereitet werden.)
(Kind 1 und Kind 2 sitzen beieinander und unterhalten sich)
Julius: Ich habe mir in den Ferien ein Baumhaus gebaut, so mit Zweigen
und Ästen. Ich habe sogar mit meinem kleinen Bruder Hermann
draußen geschlafen.
Na ja, ein bisschen blöd, wenn die Spinnen aus den Ästen fallen.
108 Am Tisch
Marie:
Julius:
Marie:
Julius:
Marie:
Julius:
Marie:
Julius:
Marie:
Julius:
Marie:
Julius:
Igitt, und die Zecken. Nein, das würde ich nicht mögen. Und hast du
in das Baumhaus eine Decke gegen die Kälte mit reingenommen?
Eigentlich wollte ich den neuen Schlafsack ausprobieren, der ist
nämlich schön warm, aber meine Mutter hatte gesagt, der würde dort
schmutzig werden und so habe ich ein paar gebrauchte Decken aus
der Garage geholt.
Igitt, die Decken sind doch schmutzig, da wird man nach dem
Waschen ja gleich wieder dreckig.
Nein, nein, wir haben uns deshalb ja gar nicht erst gewaschen und
natürlich auch keine Zähne geputzt.
Und das alles hat deine Mutter erlaubt?
Nööö.
Und was gab es bei euch im Baumhaus zu essen?
Eigentlich sollte es frisch gebratenen Fisch geben. Wir waren angeln
… jedoch … hmm … wir haben nichts gefangen.
Also keinen Fisch. Was habt ihr nun gegessen?
Wir hatten zum Glück noch viele Schokoriegel und andere schöne
Dinge in unserem Rucksack.
Am zweiten Abend fing es dann kräftig an zu regnen, da sind wir
dann doch lieber in unsere Wohnung zurückgegangen. Auf einmal
war es draußen ganz kalt geworden.
Ich glaube, unsere Mutter war auch ganz froh, dass wir wieder zu
Hause waren. Als wir dann von unserer Übernachtung im Baumhaus
begeistert erzählten, meinte unsere Mutter. (gestelzt) „In Zukunft hört
aber dieser Unfug auf.“ Und dann hat sie uns ihre schönen warmen
Pfannkuchen gemacht.
Lecker. Hmm.
Irgendwie doch cool, einmal so draußen zu sein. Aber solche
Abenteuerferien für längere Zeit möchte ich nicht machen. Da ist mir
mein kuscheliges Bett zu Hause doch lieber.
Nanu, es beginnt zu regnen. Komm, wir gehen rein und schauen uns
mal etwas im Fernsehen an.
(Kinder1 und 2 sitzen vor dem Fernseher)
Marie: Da schau mal, das ist bestimmt eine Bastelanleitung für ein
recyceltes Ferienhaus; ein Häuschen aus Pappkarton für Kinder!?
Von wegen Papiersparen!
Julius: Ich schalte das weg, das ist doch Quatsch.
Mutter Teresa:
Nein, schalte nicht weg. Schaut doch richtig hin. Das da ist
keine Abenteuerromantik, sondern wirklicher Ernst.
Ich lebe in Gemeinschaft 109
(Auf der Bühne steht ein großer nach vorn geöffneter Pappkarton. Darin
befindet sich ein mit nur alten und schmutzigen Stoffen bekleidetes Kind. Es
ist mit alten Zeitungen bedeckt.
Nun kommt eine jubelnde Gruppe gut gekleideter Menschen an dem Karton
vorbei. Innerhalb der Gruppe wird ein besonders gut gekleideter Mensch laut
bejubelt. [vielleicht Bürgermeister oder Weltmeister oder ein anderer reicher
Mensch]. Als dieser den Pappkarton und das Kind darin sieht, sagt er zu der
Gruppe überheblich:)
Mann: Seht hier, welch ein armes Kind! Wenn es aber fleißig lernt, wird es
ihm später auch gut gehen. Es hat dann einen Beruf und kann sich
selbst ernähren.
(Das Kind streckt ihm die leere Hand entgegen und bittet um eine milde Gabe.
Der Mann klopft dem Kind angeekelt auf die Schulter.)
Mann: Ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft.
Julius: Zukunft, was für eine Zukunft soll das arme Kind haben? Es
verhungert doch da im Pappkarton.
(Als Nächstes kommt eine Frau mit einem Korb an dem Pappkarton vorbei.
Die Frau war auf dem Markt gewesen und hatte einige Kleinigkeiten einkaufen
können. Die Frau sieht das Kind, und es tut ihr leid. Aus dem Korb holt sie
etwas Essbares und reicht es dem Kind. Die Frau sagt dem Kind beim
Weggehen:)
Frau:
Leider kann ich dir nicht mehr geben, denn ich bin nicht reich und
habe eine große Familie zu ernähren.
Mutter Teresa:
Da kommen meine Schwestern, schaut euch an, was sie
mitbringen.
(Nun kommen weißgekleidete Schwestern auf das Kind zu. Sie haben eine
alte Jacke bei sich und etwas zu essen und etwas zu trinken. Sie holen das
Kind aus dem Karton und legen ihm die Jacke über die Schultern. Dann bieten
sie ihm etwas von dem Essen an, was es sofort verschlingt.)
Schwester:
Hier, Kind, du frierst, hier ist ein Jacke, und hier ist eine
kleine Schüssel Reis. Komm raus aus diesem Pappkarton, hier bist
du allein. Wir bringen dich in unser Haus.
Mutter Teresa:
In unserem Haus leben viele elternlose Kinder von der
Straße. Sie werden dort gekleidet. Sie bekommen regelmäßig zu
essen und gehen zum Unterricht in die Schule. Kranke Kinder
werden gesund gepflegt. Später erlernen die Jugendlichen dort einen
Beruf, der sie ernähren kann.
Schwester:
Komm Kind, du kannst ja kaum laufen vor Hunger, wir
tragen dich.
(Der leere Pappkarton bleibt zurück.)
110 Am Tisch
Julius:
Oh, Gott, ich kann das gar nicht mit ansehen. Das ist wirklich kein
Abenteuerurlaub. Stell dir vor, du hast gar nichts zu essen und zum
Anziehen und kein warmes Bett zum Schlafen. Und du kannst auch
nicht so einfach wieder zurück zur Mutter gehen …
Marie: Nein, so ein Leben möchte ich nicht. – Ob es viele solcher armen
Kinder gibt?
Julius: Ach, bestimmt nicht.
Mutter Teresa:
Oh, leider doch! In meinem Land Indien leben heute sehr
viele Kinder, die jeden Tag hungern müssen und nicht ausreichend
zu essen bekommen.
In Afrika, zum Beispiel im Sudan, gibt es auch hungernde Menschen,
wenn der Regen ausbleibt und nichts wächst oder wenn die
Menschen die Lebensmittel im Land nicht gerecht verteilen.
Und ich habe gehört, dass auch in Deutschland so manche Kinder
hungrig zur Schule gehen müssen, weil das Essen zu Hause nicht
reicht. Und sie gehen dann für eine warme Mahlzeit in die
Suppenküchen für Arme. Auf der Welt gibt es viele Millionen
hungernde Menschen und jede Minute stirbt auch heute noch ein
Mensch an Hunger.
Julius: Das ist ja schrecklich.
Marie: Da bin ich aber froh, dass wir nicht vor Hunger sterben müssen.
Julius: Vielleicht sollten wir Gott im Gebet dafür besonders danken, dass wir
nicht Hunger leiden müssen.
Marie: Und vielleicht sollten wir Gott auch dafür danken, dass es Menschen
gibt, die sich um die Hungernden und Hilflosen in der Welt kümmern.
Julius: Ich glaube, das nächste Mal werde ich beim Vaterunser-Beten die
Stelle „… unser tägliches Brot gib uns heute“ viel besser verstehen.
Marie: Und ich denke, ich werde nun in Zukunft nicht nur für unser tägliches
Brot beten, sondern auch um das notwendige Essen für die vielen
Hungernden in der Welt, die jeden Tag nicht genug zu essen haben.
Julius: Am schönsten wäre es wohl, wenn alle Menschen jeden Tag ein
frohes Fest mit reichlich Essen und Trinken feiern könnten, wenn sie
ein warmes zu Hause hätten und gute Freunde, damit sie nicht allein
wären. Das wäre ja fast schon das Reich Gottes!
Marie: Schön, dass wir Freunde sind. Komm lass uns dies fröhlich und
dankbar feiern.
Julius: Ich habe da eine Idee. – Vielleicht hat meine Mutter noch ein paar
leckere Pfannkuchen? Und meinen Bruder und deine Schwester
laden wir zu diesem kleinen Fest ganz einfach noch mit dazu.
Ich lebe in Gemeinschaft 111
Einladungskarte zum Abschlussfest
Geschichte von der Brotstunde
Die kleine Prinzessin Suleika lebt als einziges Kind der Königin und des
Königs in einem großen, prächtigen Schloss. Sie wird von ihnen über alles geliebt und wie ein Schatz behütet. Aus Angst, dass ihrer Tochter etwas zustößt,
lassen sie die Prinzessin nur innerhalb des Schlosses, im großen Park spielen. Noch nie haben sie Suleika außerhalb der Schlossmauern mitgenommen.
Am liebsten spielt Suleika im großen Park. Inmitten der vielen Bäume und
Sträucher, der Blumen und Tiere fühlt sich die Prinzessin wohl. Vögel und
Käfer sind ihre Freunde, und sie versteht ihrer Sprache.
Nur das kleine Gärtnerhaus mitten im Park gefällt ihr noch besser. Hier wohnt
die alte Runa mit ihrem Mann. Nachmittags, jeweils zur selben Zeit, lässt die
Prinzessin alles stehen und liegen. Ein herrlicher Duft strömt aus der
gemütlichen Küche des Gärtnerhauses und durchzieht den ganzen Park.
Runa backt das tägliche Brot für sich und ihren Mann. Niemand im ganzen
Städtchen, auch nicht der berühmte Schlosskoch, weiß so köstliches Brot zu
backen wie die alte Runa.
Suleika sitzt an Runas kleinem Küchentisch. Das heiße, frische Brot muss
noch abkühlen. Das erste Stück davon gehört der Prinzessin. Wie herrlich das
schmeckt. Im Moment gibt es für sie nichts Besseres und Köstlicheres auf der
112 Am Tisch
ganzen Welt. So wird diese Brotstunde jeden Tag etwas ganz Besonderes im
Leben der Prinzessin.
Die Zeit vergeht und Suleika wächst heran. Da entdeckt sie eines Tages beim
Spielen im Park einen wunderschönen, bunten Vogel. Noch nie ist ihr ein so
prächtiges Tier begegnet. Vorsichtig nähert sie sich ihm und fragt leise:
„Woher kommst du denn, schöner Vogel?“ „Von der Welt außerhalb der
Mauer“, antwortet der Vogel. „Gibt es dort noch mehr solch schöne Vögel, wie
du einer bist?“, fragt die Prinzessin verwundert. „Die ganze Welt draußen ist
bunt und wunderschön!“, zwitschert der Vogel weiter.
Suleika wird neugierig. Bis dahin war ihr die Welt außerhalb der Schlossmauer
egal. Doch der Vogel ist verlockend schön. Ob sie wohl mit ihm gehen soll in
die bunte Außenwelt? Die Eltern mag sie nicht um Erlaubnis bitten. Was, wenn
sie ihr verbieten zu gehen?
Nur zur alten Runa geht sie und erzählt ihr, was sie vorhat. Runa mustert sie
lange schweigend, öffnet dann den hölzernen Küchenschrank und holt ein
frisches Brot hervor. Sie wickelt es in ein sauberes Tuch und reicht es der
Prinzessin mit auf ihren Weg.
Früh am anderen Morgen schleicht Suleika leise aus dem Schloss. Bei einer
Hintertür der Schlossmauer trifft sie den bunten Vogel. Gemeinsam steigen sie
den steilen Hang zum Städtchen hinab. Dort warten sie, bis der Tag anbricht.
Der Vogel führt die Prinzessin auf den Markplatz. Was da alles los ist! Überall
Menschen in farbigen Kleidern. Es wird gekauft, verkauft, bunte Stoffe,
goldene Bänder, glitzrige Perlen, duftende Kräuter und gebratene Würste.
Ausgelassen tanzen Kinder und Erwachsene zur fröhlichen Musik eines
Wandergesellen. Verzaubert schaut Suleika dem Treiben zu. Und obwohl die
Leute die Prinzessin noch nie vorher gesehen haben, wird sie sofort als
Königstochter erkannt. Sie wird eingeladen und wohnt in vornehmen Häusern,
Feste werden für sie bereitet und Suleika denkt nicht im Traum daran, nach
Hause zurückzukehren.
Nachts überkommt sie manchmal etwas Heimweh. Sie fühlt sich verloren in
den großen Häusern der Reichen. Dann holt sie sich den eingewickelten
Brotlaib hervor, den ihr die Runa mitgegeben hat, und bricht sich ein kleines
Stückchen davon ab. So fühlt sie sich getröstet, und es ist ihr, als säße sie in
der Küche des alten Gärtnerhauses.
Der bunte Vogel lockt die Prinzessin immer weiter fort, von einer Stadt zur
anderen. So gelangen sie bald in ein fremdes Land. Der König des kleinen
Reiches lädt Suleika in sein Schloss ein. Als sein Sohn die schöne Prinzessin
sieht, möchte er sie auf der Stelle heiraten. Suleika jedoch weist ihn ab, zu viel
Bewunderung ist ihr zuteil geworden. Niemals würde sie den Prinzen eines so
kleinen Reiches heiraten!
Ich lebe in Gemeinschaft 113
Immer weiter hat sich Suleika von ihrer Heimat entfernt. Niemand kennt sie
mehr, niemand lädt sie ein. Sie verkauft ihren kostbaren Schmuck und die
wertvollen Kleider, um etwas Essen zu bekommen. Nun sieht sie aus wie ein
einfaches Mädchen. Suleika fühlt sich immer schlechter. Ihr Brot ist längst
aufgebraucht. Und als sie den bunten Vogel um Rat fragen will, ist auch dieser
verschwunden. Wie gerne würde sie in ihr Schloss zurückkehren. Aber sie
findet den Weg zurück nicht mehr allein.
Bei einem gutmütigen Bauern findet sie Arbeit und Unterkunft. Lange Zeit
bleibt sie bei ihm als Magd. Traurig und müde denkt sie an ihr Leben im
Schloss zurück. Suleika hat Heimweh!
Eines Tages spürt sie beim Ausruhen nach schwerer Arbeit auf dem Feld einen
sanften Wind in ihrem Haar. Was ist das für ein Geruch? Sie atmet tief ein und wirklich, es riecht nach dem Brot aus der Küche der alten Runa.
Benommen steht Suleika auf und geht dem Duft nach.
Sie wandert viele Tage. Der Brotduft führt sie über Feld und Wald. Bald
erkennt sie die Gegend wieder.
Da entdeckt sie eines Morgens, kurz nach Sonnenaufgang, ihr Schloss.
Vor den Schlossmauern bleibt sie stehen und erschrickt, als sie sieht, wie
verkommen Schloss und Park aussehen. Niemand scheint mehr darin zu
wohnen. Vor dem Tor sitzen einige arme Bettler. Suleika fragt eine alte Frau
nach dem König und der Königin. „Die sind gestorben, nachdem die einzige
Tochter sie verlassen hat!“, erzählt die Frau. „Die Prinzessin ist bis heute nicht
zurückgekehrt, und niemand sonst konnte Königin werden. So ist das Schloss
leer geblieben.“ Nach der alten Runa zu fragen, getraut sich Suleika nicht
mehr, zu traurig ist diese Nachricht, die sie da eben erfahren hat.
Langsam bahnt sich die Prinzessin einen Weg durch den verwilderten Park.
Pflanzen und Sträucher sind so dicht verwachsen ineinander, dass sie kaum
durchkommt. Dornen zerkratzen ihr die Haut. Schon will Suleika aufgeben, da
sieht sie durch das Dickicht ein Licht schimmern. Es ist das Licht des kleinen
Gärtnerhauses. Ermutigt zieht sie weiter.
Die Tür des Hauses steht offen, niemand ist drin. Im Herd glüht das Feuer.
Suleika sieht sich um und entdeckt, dass alles bereit liegt für ein Brot: Mehl,
Salz, Sauerteig und Milch.
Und als hätte sie dies schon immer getan, nimmt sie die Zutaten und knetet
daraus einen Brotteig. Dann stellt sie den Teig an die Wärme und wartet am
kleinen Küchentisch.
Da tritt auf einmal die alte Frau vom Schloss in den Raum. Sie geht auf
Suleika zu und umarmt sie. Erst jetzt erkennt Suleika die alte Runa wieder.
Glücklich wie schon lange nicht mehr, erzählt sie ihr alles, was sie während
dieser langen Zeit erlebt hat. Die Prinzessin schiebt das Brot in den heißen
114 Am Tisch
Ofen. Und als es anfängt zu duften wie früher, weiß Suleika, dass sie wieder
zu Hause ist.
Voller Freude und Dankbarkeit lädt sie alle Bettler vor den Schlossmauern in
die kleine Küche ein. Ein richtiges Fest wird gefeiert. Das Brot ist fertig
gebacken und Runa holt all ihre Vorräte aus dem Schrank.
Suleika wird Königin und Runa ihre wichtigste Ratgeberin. Das Volk liebt seine
Königin, denn sie ist gerecht und weise. Schloss und Park sehen bald wieder
prächtig aus. Jeden Nachmittag zur gleichen Zeit stehen Suleika und Runa in
der großen Schlossküche und backen frisches Brot für sich und die Gäste. Ein
herrlicher Duft strömt durch den Park bis hinunter in das Städtchen. Das ist
das Zeichen der Brotstunde mit der neuen Königin für alle Diener, Bettler und
Leute, die sich in der Nähe des Schlosses aufhalten.
Und bald ist es im ganzen Land Brauch geworden, einmal am Tag gemeinsam
Brot zu teilen unter Freunden, Nachbarn, Wandersleuten, unter groß und klein.
Es ist zum Zeichen geworden, dass sie alle zusammengehören und eine
große Familie sind.
(M. Notter)
Das Gleichnis vom großen Fest
Eine Rückengeschichte
(Rückengeschichten, d. h. Geschichten, die mit den Fingern auf dem Rücken
eines anderen erzählt werden, sind eine schöne Möglichkeit, miteinander in
Kontakt zu kommen und dabei vertraute Geschichten ganz neu zu erleben.
Voraussetzung ist, dass sich zwei Menschen zusammentun, die daran Spaß
haben. Eine/r ist der Schreiber, und eine/r ist die Tafel. Die Tafel legt sich
bequem auf den Bauch oder setzt sich so, dass sie dem anderen den Rücken
zuwendet. Der Schreiber kniet sich so hin, dass er mit seinen Händen den
Rücken des anderen gut erreichen kann. Dann kann es losgehen. Einer
erzählt die Geschichte, und der Schreiber erzählt und malt sie auf den
Rücken.)
Es ist eigentlich eine Geschichte aus dem Alltag. So wie es dem Gastgeber
ergeht, kann es jedem von uns heute auch ergehen. Je nachdem, ob wir uns
in die Rolle des Gastgebers oder des Gastes begeben, führt uns die
Geschichte in unsere Beziehung zu Gott oder unseren Mitmenschen. So will
ich die Geschichte zunächst eng am biblischen Text erzählen, und alle sind
eingeladen, sich selbst als Gäste zu fühlen.
● Wischt zunächst einmal den Rücken vor euch glatt, wie eine Tafel, auf der
etwas Neues gemalt werden soll. Streicht dabei schöne glatte Linien von
Ich lebe in Gemeinschaft 115
innen nach außen und von oben nach untern, damit es sich gut anfühlt.
Wenn alle so weit sind, möchte ich euch eine Geschichte erzählen.
● Stellt euch vor, da ist ein Mann (feste Schritte mit zwei Fingern auf dem
Rücken), der möchte ein großes Fest feiern. Er schickt Boten mit
Einladungen an alle seine Freunde (viele Schritte in alle Richtungen, die
sich von ihm fortbewegen).
● Dann bereitet er das Fest vor. Er deckt einen großen Tisch (malen), stellt
Schüsseln mit Essen (ausmalen: Brot, Wurst, Käse …) und Getränke
bereit.
● Es gibt Musik (Klavierspiel oder Tanzbewegungen) und Spiele (Nachlauf
und Kreisbilden).
● Aber die Boten kommen zurück (langsame Schritte), und einer nach dem
anderen berichtet von Absagen:
● Der, den du eingeladen hast, hat sich gerade ein Stück Land gekauft und
muss es sich ansehen (Fläche umranden, ausmalen und drumherumlaufen).
● Ein anderer Bote kommt (langsame Schritte): Dein Freund kann leider
nicht kommen, er hat sich Ochsengespanne gekauft, mit denen will er
herumfahren, um zu sehen, ob sie etwas taugen (über den ganzen
Rücken preschen).
● Ein nächster Bote kommt (langsame Schritte): Der, den du eingeladen
hast, hat gerade geheiratet und deshalb keine Zeit (Turtelschritte usw.,
eventuell freie Beispiele bringen). Da wurde der Mann, der zum Fest
eingeladen hatte, zornig (stampfende Schritte). Alles war bereit und keiner
kam.
● Deshalb schickte er die Boten wieder weg, sie sollten in die Stadt gehen und
die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen einladen, vielleicht würden
sie auf die Einladung hören und Zeit haben.
● Die Boten gingen (Gehbewegungen nach außen) und brachten viele
Menschen mit: Sie schlichen, schlurften und kamen zögerlich, wurden
geführt oder ertasteten ihren Weg (alles ausmalen mit unterschiedlichen
Schrittbewegungen) und fanden alle Platz am Tisch. Es war sogar noch
Platz frei, deshalb gingen die Boten und suchten weiter nach Menschen, die
auf die Einladung zum Feste hörten. (gehen und kommen).
● Da saßen sie und aßen und tranken und waren froh und glücklich, dass sie
der Einladung gefolgt waren. (Kreis um Tisch, Brot und Kelch malen,
zum Schluss den Kreis nach außen ausstrahlen lassen).
● Und es ist immer noch Platz. Auch zu dir kommt der Bote (Schritte) und lädt
dich ein.
● Bist du neugierig, was für ein Fest das ist? (dickes Fragezeichen).
116 Am Tisch
(Zeit zum Nachklingen lassen, dann wechseln und die Geschichte noch einmal
erzählen.)
In dieser Form kann die Geschichte eine Einladung zur Kommunion sein. Alles
ist bereit, und alle sind von Gott eingeladen, egal wie gut oder schlecht, wie
klug oder dumm, wie arm oder reich jemand ist. Wir müssen nur auf die
Einladung hören und der Stimme im Herzen folgen. Dann kann das Fest
innerlich stärken und froh machen, egal in welchen Umständen wir leben.
(Gerda Maschwitz)
Daten zu Mutter Teresa
- am 27. August 1910 als Agnes Gonxha Bojaxhiu in Skopje geboren, der
heutigen Hauptstadt von Mazedonien
- wuchs in einer wohlhabenden albanisch-katholischen Familie auf, wurde von
ihren Eltern sehr religiös erzogen
- absolvierte ihre Schulausbildung an einer katholischen Mädchenschule in
Shkodra.
- als sie zehn Jahre alt war, starb ihr Vater überraschend; sie widmete sich
daraufhin noch mehr dem Glauben
- etnschied sich schon im Alter von zwölf Jahren für ein Leben als Ordensfrau
und bat im Alter von 18 Jahren um die Aufnahme in die Kongregation der
Loretoschwestern (dieser Orden engagierte sich damals besonders im
Unterrichtswesen in Bengalen/Indien)
- konnte jedoch nicht sofort mit ihrer Arbeit in Indien beginnen, sondern wurde
erst ins Mutterhaus der Loretoschwestern nach Irland geschickt
- reiste am 28. September 1928 aus Skopje nach Irland ab
- nach nur zwei Monaten durfte sie sich ihren Wunsch erfüllen und sich den
Loretoschwestern in Bengalen anschließen
- in Kalkutta erste Profess
- daraufhin 17 Jahre in der St. Mary's School in Kalkutta tätig, wo sie erst als
Lehrerin, dann als Direktorin wirkte
- am 10. September 1946 verspürte sie auf einer ihrer zahlreichen Fahrten
durch die Millionenstadt Kalkutta die göttliche Berufung, den Armen zu helfen
- zwei Jahre später Erlaubnis, die Loretoschwestern zu verlassen
- lebte fortan unter den Ärmsten der Armen in den Slums von Kalkutta, wo sie
zunächst als Einzelperson wirkte, bis sich ihr einige frühere Schülerinnen
anschlossen
- nahm 1948 die indische Staatsbürgerschaft an
Ich lebe in Gemeinschaft 117
- gründete 1950 den Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe“, der Orden
kümmert sich besonders um Sterbende, Waisen und Kranke, sein spezielles
Engagement liegt jedoch in der Betreuung der Leprakranken
- heute gehören über 3000 Ordensschwestern und über 500 Ordensbrüder in
710 Häusern in 133 Ländern der Erde dem Orden von Mutter Teresa an
- für das ihr zugerechnete Wirken erhielt sie zahlreiche Preise: den BalzanPreis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern 1978 und
den Friedensnobelpreis 1979
- starb am 5. September 1997 und wurde unter großer Anteilnahme der
Weltöffentlichkeit in Kalkutta beigesetzt
- Selig- und Heiligsprechungsprozess begann im Juni 1999 mit besonderer
Erlaubnis von Papst Johannes Paul II., da üblicherweise dieser Prozess
frühestens fünf Jahre nach dem Tod eines Menschen eingeleitet werden darf
- Seligsprechung am 19. Oktober 2003, die schnellste Seligsprechung der
Neuzeit
5. Abschlussfest
als „BROTSTUNDE“ feiern (im Sinne einer Agapefeier)
Vorbereitung auf das Fest:
- von jedem Tag werden gelungene Elemente verwendet
- Ausstellung der RKW-Arbeiten (alle Plakate, Wandzeitungen,
Gruppenergebnisse, Fotos und Videos)
- Programmpunkte : Vorführungen der Kinder wie z. B. Tänze und
Lieder (Kinder im Laufe der Woche mehrmals auf das Fest
hinweisen)
- Raum gestalten, schmücken z. B. wie ein Garten, mit Blumengestecken, Tischschmuck (Erinnerung an das Thema „Ich staune
über deine Schöpfung“)
Bastelworkshop:
- Einladungskarten, Origami-Schmetterlinge, Tischkarten, Servietten
falten, Schatzschachtel
Zum Essen:
- Tischkarten, Tischordnung überlegen, feierlich eindecken,
Besteckordnung, gefaltete Servietten, auf Kultur und Tischsitten
achten
118 Am Tisch
- fair gehandelte Sachen wie Schokolade und Obst essen (auf
Gerechtigkeit achten)
- Brot, Kuchen, Pizza selbst backen, reichhaltiger Tisch mit Duft und
Kerzen
Ablauf (Vorschläge):
- Lied Nr. 18 „Den Segen Gottes sehn“
- Tischgebete: Dank an Gott (Erinnerung an das Thema „Mit
gefalteten Händen“)
- beim Essen vorlesen: „Die Steinsuppe“
- Text „Das Brot steckt voller Geschichten“ von Wilhelm Busch
- als „Gewand“ und als späteres Andenken Segens- und
Gebetsschal zum Fest übergeben und zum Essen tragen
Spiele zum Fest:
- „Wenn der Vater seine Söhne zum Fest einlädt“
6. Materialien zum Abschlussfest
Tischgebete
Vor dem Essen
Aus der braunen Erde
wächst unser täglich Brot.
Für Sonne, Wind und Regen
Danken wir, o Gott.
Was auch sprießt auf unserm Land,
alles kommt aus deiner Hand.
Amen.
Nach dem Essen
Herr, wir danken dir für das Essen
und für die Liebe der Menschen,
die es uns bereitet haben.
Segne alle, die sich um das Wohl
ihrer Mitmenschen kümmern.
Amen.
Ich lebe in Gemeinschaft 119
Origami-Schmetterling
Material: bunte quadratische Blätter (z. B. Regenbogenmuster,
ca. 12 x 12 cm)
- zweimal diagonal in der Mitte falten, wieder öffnen
- Rückseite nach oben legen
- zweimal waagerecht in der Mitte falten, wieder öffnen
- Rückseite nach oben legen
- waagerechte Bergfalte nach oben legen (siehe Bild 3 auf der CD), es bildet
sich ein Dreieck
- Spitze über den Papierrand nach oben falten (siehe
Bild 4 auf der CD)
- Rückseite nach oben legen
- mit den oberen Papierlagen schräge Linien falten (siehe
Bild 6 auf der CD)
- an den oberen Spitzen Zickzackfaltung durchführen
(siehe Bild 7 auf der CD)
- rechte Seite zur Rückseite falten (siehe Bild 8 auf der CD)
- mit den oberen Papierlagen eine schräge Linie nach rechts falten
- dasselbe auf der Rückseite wiederholen (siehe Bild 9 auf der CD)
- fertig
Die Steinsuppe
In einem Dorf entdeckte eine Frau einmal einen Fremdling vor ihrer Tür;
offensichtlich wanderte dieser Mann von Dorf zu Dorf, um verschiedene
Sachen zu verkaufen.
Als der Mann die Frau freundlich um ein Mahl bat, wies ihn die Frau schroff
zurück: „Hau ab! Wir wollen keine Fremden hier! Ich habe nichts im Haus!“
Der Mann lies sich aber nicht einschüchtern. „Es macht nichts, wenn du nichts
im Haus hast“, sagte er. „Ich habe hier einen Zauberstein; mit dem kann ich
eine herrliche Suppe kochen. Gib mir nur einen großen Topf mit Wasser und
eine Feuerstelle, und ich will dir die leckerste Suppe der Welt zubereiten.“
Selbstverständlich wurde die Frau neugierig. Sie setzte einen großen Topf mit
Wasser auf das Feuer. Dann lief sie schnell zu ihrer Nachbarin und bat sie die
Sache anzuschauen. Als das Wasser im Topf heiß geworden war, hatten sich
mehrere Frauen um die Feuerstelle versammelt, um zu sehen, wie der
Fremde es wohl fertig bringen würde, mit einem Stein eine herrliche Suppe zu
kochen.
120 Am Tisch
Als das Wasser kochte, legte der Mann vorsichtig, aber dabei recht theatralisch, seinen Stein ins Wasser. Mit einem Löffel rührte er kräftig im Topf herum,
und schließlich probierte er ein wenig von dem Wasser. „Hmm, es schmeckt
ausgezeichnet“, rief er erfreut. „Alles, was noch fehlt, sind ein paar Kartoffeln.“
„Ich hab´ Kartoffeln zu Hause“, wusste eine Frau zu berichten. „Hol´ sie doch
her!“, forderte sie der Fremdling auf; „dadurch wird die Suppe noch köstlicher.“
Als sie tatsächlich nach wenigen Minuten mit den Kartoffeln zurück war,
wurden sie geschnitten und in den Topf getan. Wieder probierte der Fremdling:
„Herrlich!“, stieß er hervor, „jetzt fehlen beinahe nur noch Karotten und Erbsen
und vielleicht noch anderes Gemüse. Hat jemand so etwas zu Hause?“
Tatsächlich, einige Frauen schwärmten aus und brachten das Gewünschte,
das wiederum in die Suppe geschnitten wurde.
Um eine lange Geschichte abzukürzen: Das Gleiche passierte noch mit
Fleisch und dann mit Gewürzen; alles wurde von den Frauen beigesteuert.
Endlich, nach einer weiteren Löffelprobe, rief der Fremde: „Köstlich! Die Suppe
ist fertig! Lasst uns alle Schüsseln nehmen und die Suppe gemeinsam essen!“
Die Frauen liefen wiederum nach Hause, um Schüsseln für sich zu holen; und
einige brachten sogar noch Brot mit und Früchte für den Nachtisch.
Dann saßen sie alle zusammen und aßen die wunderbare „Stein“-Suppe. Alle
waren fröhlich und lachten, denn sie hatten seit langer Zeit in diesem Dorf zum
ersten Mal wieder eine schöne Mahlzeit zusammen.
Was war hier geschehen? Der Stein selbst hat gewiss nicht diese köstliche
Suppe hervorgebracht. Aber er hat misstrauische und vielleicht sogar
verfeindete Menschen zusammengeführt.
(gefunden in: Kinderaktionsmaterial für das Hungertuch 2000)
Das Brot steckt voller Geschichten
Er saß beim Frühstück äußerst grämlich,
da sprach ein Krümchen Brot vernehmlich:
Aha, so ist es mit dem Orden
für diesmal wieder nichts geworden.
Ja, Freund, wer seinen Blick erweitert
und schaut nach hinten und nach vorn,
der preist den Kummer, der ihn läutert.
Ich selber war ein Weizenkorn.
Mit vielen, die mir anverwandt,
lag ich im lauen Ackerland.
Bedrückt von einem Erdenkloß,
macht´ ich mich mutig strebend los.
Ich lebe in Gemeinschaft 121
Gleich kam ein alter Has gehupft
und hat mich an der Nas gezupft,
und als es Winter ward, erfror,
was peinlich ist, mein linkes Ohr,
und als ich reif mit meiner Sippe,
o weh, da hat mit seiner Hippe
der Hans uns rundweg abgesäbelt
und zum Ersticken festgeknebelt
und auf die Tenne fortgeschafft,
wo ihrer vier mit voller Kraft
im regelrechten Flegeltakte
uns klopften, dass die Schwarte knackte.
Ein Esel trug uns in die Mühle.
Ich sage dir, das sind Gefühle,
wenn man, zerrieben und gedrillt,
zum allerfeinsten Staubgebild´,
sich kaum besinnt und fast vergisst,
ob Sonntag oder Montag ist.
Und schließlich schob der Bäckermeister,
nachdem wir erst als zäher Kleister
in seinem Troge baß gehudelt,
vermengt, geknebelt und vernudelt,
uns in des Ofens höchste Glut.
Jetzt sind wir Brot, ist das nicht gut?
Frischauf, du hast genug, mein Lieber,
greif zu und schneide nicht zu knapp
und streiche tüchtig Butter drüber
und gib den andern auch was ab!
(Wilhelm Busch)
Spiele zum Abschlussfest
(aus: Johannes Osberghaus: Spiele zur Bibel, Hänssler-Verlag, S. 126)
Kellner mit Tablett
Material: pro Gruppe 1 Tablett, 10 Holzklötze oder 5 Streichholzschachteln
Jede Gruppe versucht, zehn Holzklötze, die hochkant auf einem Tablett
stehen, über eine bestimmte Strecke zu transportieren. Fällt ein Klotz um,
muss man zurück zum Start.
122 Am Tisch
Alternative: Wenn man keine Holzklötze hat, kann man auch gefüllte
Streichholzschachteln verwenden. Pro Gang dürfen nur fünf Streichholzschachteln transportiert werden. Sieger ist die schnellste Gruppe.
Tisch decken
Material: pro Gruppe jeweils 1 Pappteller, -becher, Plastiklöffel, -gabel,
-messer, Tücher
Einem Spieler jeder Gruppe werden die Augen verbunden. Dann wird das
gesamte Geschirr und Besteck im Raum verteilt. Die Spieler mit den
verbundenen Augen versuchen nun, durch die Zurufe ihrer Gruppe immer ein
Gedeckteil zu finden, zu ihrer Gruppe zu bringen und dort den Tisch zu
decken. Gewonnen hat die Gruppe, die zuerst ihren Tisch komplett gedeckt
hat.
Spaghetti-Essen
Material: pro Gruppe 1 Gabel, 1 Esslöffel, 25 farbige Bindfäden von ca. 70 cm
Länge (pro Gruppe eine Farbe)
Jede Gruppe erhält Bindfäden einer Farbe. Diese werden im Raum verteilt.
Ein Spieler jeder Gruppe versucht nun, die Bindfäden seiner Farbe mit Hilfe
des Löffels auf seine Gabel zu drehen (wie beim Spaghetti-Essen). Wer
innerhalb von zwei Minuten die meisten Bindfäden auf seiner Gabel hat, ist
Sieger.
Abschlusskonzert
Material: je Helfer (max. 3) Glas, Schüssel, Kanne mit Wasser, pro Gruppe
Papier, Stifte
Die Helfer gurgeln die Melodie eines bekannten Liedes. Die Gruppen müssen
herausfinden, um welches Lied es sich handelt, und den Titel auf ihren Zettel
schreiben. Man sollte nicht mehr als zehn Lieder nehmen. Die Gruppe, die die
meisten Lieder erraten hat, hat gewonnen.
7. Liturgischer Abschluss
Impuls
Jesus hat uns eingeladen, mit ihm das Reich Gottes zu „bauen“, damit davon auf Erden
schon etwas spürbar wird.
Lied Nr. 21 „Sei behütet Tag und Nacht“
Bildbetrachtung: Jesus-Torso
Ich lebe in Gemeinschaft 123
Auf diesem Bild hat der gekreuzigte Jesus keine Hände. Du gehörst aber zu Jesus und
sagst in deiner Taufe noch einmal ganz besonders „Ja“ zu ihm.
Deine Hände können das tun, was Jesus möchte.
Denn ohne Hände – wie hier auf dem Bild – braucht er deine Hilfe!
(Bild aus: Eingeladen zum Fest des Glaubens, DKV 2003)
Gebet:
Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit zu tun.
Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.
Male deine Hände hinzu und auch, was du mit deinen Händen für
Jesus tun kannst, und für die Menschen, die zu Gott gehören (wie
Mutter Teresa es getan hat).
Segen
Lied Nr. 19 „Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen“
Plakat, Bild,
Hände
124 Abschlussgottesdienst
6. Abschlussgottesdienst
„... dein Bruder war verloren und ist wiedergefunden – da beginnt der Himmel“
Manches kann veranschaulicht werden, dabei ist es klug auszuwählen, was in eurer
Situation passt. Der Gottesdienst kann auch als Wortgottesdienst gefeiert werden.
Zuviel ist zuviel.
Das Kyrie könnten die Friedensnobelpreisträger sprechen. Die gleichen Sprecher sind
bei den Fürbitten gefragt. Das Kyrie kann von den Orten der Kirche gelesen werden, an
dem Bilder/ Aktionen von den einzelnen Tagen zu sehen sind.
Die Symbole, sofern verwendet, können zur Erinnerung vor den Altar gestellt werden,
daneben werden dann Gebetskerzen bei den Fürbitten angezündet.
Lieder auswählen, das „Hochgebet mit Bewegungen“ kann auch hier genutzt werden.
Begrüßung
Nach einer Woche gemeinsamen Lebens auf der Suche nach dem Reich Gottes, feiern
wir DANKsagung. Und wir hören in einer biblischen Geschichte vom verlorenen
und wiedergewonnenen Reich Gottes.
Kyrie
● Du hast uns diese Welt geschenkt, um sie zu behüten und zu bewahren. Wir gehen
oft achtlos mit ihr um (zertrampeln sie mit Worten und Taten). Um des Himmels
willen – erbarme dich unser. (Symbol Schuhe wird gebracht)
● Wir sind gerufen, als Gottes Ebenbilder gerecht zu handeln. Wir wissen oft genau,
was der andere besser machen könnte. Doch unser eigenes Denken und Handeln
prüfen wir nicht.. Um des Himmels willen – erbarme dich unser. (Symbol Gewand
wird gebracht)
Liedruf
● Wir sind gerufen, dein beginnendes Reich im Gottesdienst zu feiern. Wir erkennen
nicht deine Liebe zu uns. Um des Himmels willen – erbarme dich unser. (Symbol
Zwei Herzen/ Ring wird gebracht)
Liedruf
● Mit dir in der Mitte könnten wir friedlich und behütet miteinander leben. Doch es gibt
viele Kriege in der Welt und zwischen uns Menschen. Um des Himmels willen –
erbarme dich unser. (Symbol Hut wird gebracht)
● Du lädst uns ein, Gemeinschaft mit dir und untereinander zu leben und das Brot zu
teilen. Doch wir sind oft Egoisten. Um des Himmels willen – erbarme dich unser.
(Symbol Brotschale wird gebracht)
Liedruf
da beginnt der Himmel 125
Tagesgebet
Guter Gott,
als Söhne und Töchter eines Vaters haben wir uns auf den Weg gemacht,
den uns oft verloren geglaubten Himmel zu suchen.
Du schenkst ihn uns.
Du legst das neue Gewand in der Taufe um uns,
und steckst uns den Ring der Liebe an.
Um des Himmels willen reichst du uns die Hand.
Das wollen wir dankbar feiern,
heute und bis in Ewigkeit.
Amen.
Lesung (falls üblich, kann auch entfallen) Jes 65,17
Evangelium vom heimgekehrten Sohn Lk 15,11-24
Verfremdetes Anspiel des Evangeliums mit 5 Söhnen (die auch Töchter sein
können), welche die 5 Tage der RKW noch einmal aufgreifen.
Könnte auch als Kyrie verwendet werden.
Es ist auch möglich, das Evangelium unterbrochen zu lesen.
Die Texte ggf. an die Erfahrungen der Woche anpassen oder die Söhne / Töchter zu
den Symbolen stellen.
Höraufgabe: Bei unseren 5 Söhnen gibt es Gemeinsamkeiten mit dem folgenden
Evangelium. Welche?
Bei unterbrochenem Lesen nach Lk 15,12a möglich
Sohn 1: Wir haben eine wunderbare Welt geschenkt bekommen. Ja, fast paradiesisch,
vielleicht ein bisschen langweilig. Mir ist gesagt, dass ich die Welt
beherrschen und sie mir untertan machen soll. Meine Firma produziert Papier,
unsere Hauptabnehmer sitzen in Europa, die brauchen es immer besonders
preiswert. Das sind die wahren Freunde. Woher ich das Rohmaterial
bekomme? Aus Brasilien. Und wo meine Firma steht? Hm ... in China.
Wirklich günstig.
Sohn 2 Alles soll gerecht verteilt werden, dabei kommen doch die zu kurz, die mehr
brauchen, die besser sind. Ich mache mich auf den Weg. Ich werde Fabriken
bauen.
Sohn 3 Immer soll ich meinen Gott feiern. Ich soll sagen: Gott ist groß. Gott ist gut.
Ich mag nicht mehr. Ich will losziehen und den Gott suchen, der zu mir passt.
Außerdem muss ich jetzt die ganze Woche arbeiten, da habe ich für den
Sonntag keine Zeit.
126 Abschlussgottesdienst
Sohn 4 Ich habe es satt, mich immerzu mit meinen Brüdern zu vertragen und nett zu
sein. Warum eigentlich? Wir können doch messen, wer besser, stärker und
gescheiter ist. Eine Religion muss doch die richtige sein. Einer muss das
Sagen haben, Warum aber immer der Älteste?
Sohn 5 Unsere Familie versammelt sich jeden Tag um den Tisch. Wir teilen das Brot.
Ich will raus aus diesem Einerlei, dem Sicheinordnen, ich will raus hier.
Nach Lk 15,19 möglich
Sohn 1 Die letzten Bäume sind verbraucht, die Flüsse verseucht – um Himmels
willen, ich muss heimkehren – umkehren. Gottes Welt ist zerstört.
Sohn 2 Die Schwachen verhungern. Ich werde immer dicker und krank. Um Himmels
willen – ich will umkehren und den Armen eine Chance geben.
Sohn 3 Ich habe entdeckt, dass unser Gott wirklich groß und gut ist. Mir fehlt es, mit
anderen zu feiern, andere Menschen zu treffen. Ohne Sonntag ist jeder Tag
Alltag, so kann kein Himmel, kein Gottesreich hier beginnen.
Sohn 4 Ohne Gott, der der Größte ist, streiten sich die Menschen um ihre eigene
Größe, um ihr eigenes Recht. Das habe ich erlebt. Ich will heimkehren, weil
dort, wo unser Gott im Haus wohnt, Frieden um des Himmels willen ist.
Sohn 5 Ich habe Hunger nach dem Duft des Brotes, das meine Mutter bäckt. Ich habe
Sehnsucht nach den Menschen, die mir wichtig geworden sind. Darum will ich
umkehren, damit Gottes Reich hier und heute beginnt.
Katechese
Gemeinsamkeiten: weggehen, nachdenken, erkennen, umkehren (sehen, urteilen,
handeln). Es gibt Menschen, die die Einheit mit dem Vater aus verschiedensten
Gründen verloren haben. Die Sehnsucht nach dem Himmel / dem Reich Gottes, nach
der Einheit mit dem Vater kann uns die Augen öffnen, sich auf den Weg zu machen, zu
handeln, damit der Himmel schon heute beginnt. Das haben wir in der RKW versucht.
Ggf. konkrete Aktionen benennen.
Manchmal sind wir vielleicht auch wie der zu Hause gebliebene Sohn. Wir meinen, den
Himmel gepachtet zu haben, und sehen ihn doch nicht.
Fürbitten
Es könnte für jede Bitte ein Licht angezündet werden und zum Symbol gelegt werden.
Als Töchter und Söhne eines Vaters kommen wir und bitten
V: Um des Himmels willen: Dein Reich komme.
A: Dein Reich komme.
1. Öffne allen Menschen die Augen für die Schönheit deiner Schöpfung.
2. Lehre die Menschen die du als deine Ebenbilder geschaffen hast, gerecht zu
teilen und fair zu handeln.
da beginnt der Himmel 127
3.
4.
Öffne allen Menschen Herz und Seele für dich.
Schenke den Familien, den Schülern in ihren Schulen, den Menschen in den
Betrieben und den Völkern der Welt deinen Frieden.
5. Nimm die Verstorbenen in dein Reich auf, wo sie mit dir für immer leben
können.
Zieht ihm Schuhe an, steckt ihm den Ring an, gebt ihm ein Gewand, setzt ihm einen
Hut auf, damit er von Gott behütet sei, schließt ihn mit ganzem Herzen in die Arme,
liebt ihn mit einem Kuss und feiert ein Fest, bei dem ihr das Brot teilt.
Gabengebet
Gott unseres Lebens,
du schenkst in deiner Güte mit vollen Händen.
Du bietest immer wieder den Himmel an.
Nimm mit Brot und Wein alle unsere Bemühungen an,
einander Leben und Himmel zu ermöglichen
und miteinander die Grundlagen des Lebens zu teilen,
und hilf uns durch deinen Geist zu ergänzen, was noch fehlt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
Hochgebet Versöhnung
Dankgebet
Barmherziger Gott,
mit dem Mahl deiner Liebe
hast du uns wieder neu den Himmel, dein Reich gezeigt.
Wie der Vater sich seinen Söhnen zugeneigt hat,
hast du dich uns in den Geschichten der Heiligen Schrift
und im Brot des Lebens gegeben.
Wir danken dir.
Hilf uns, dass wir den scheinbar verlorenen Himmel leben,
weil du dich uns zuneigst,
weil du uns die Hand und das Brot reichst,
heute und bis in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Quellenverzeichnis
S. 8:
„Wir sind gewöhnt, vom ,Reich Gottes‘ zu reden ...“ Aus: Jörg Zink, Eine
Handvoll Hoffnung, © Kreuz Verlag, Stuttgart 1999, S. 83–84
S. 25:
Martina Taubert, Schatzsuche. Aus: www.bistum-speyer.de/schulabteilung/
sonderschule/Schoepfung.htm, © bei der Autorin
S. 111: Geschichte von der Brotstunde. Aus: Marlis Notter, Suleika. Ein Brotmärchen,
rex verlag, Luzern 2004
S. 114: Gerda Maschwitz, Das Gleichnis vom großen Fest. Eine Rückengeschichte,
Aus: www.kindergottesdienst.org/cat9145.html, © bei der Autorin
Bildnachweis
S. 9:
Misereor-Hungertuch 2000, © KNA-Bild, Bonn
Literaturtipps
Johannes Füllenbach, Dein Reich komme, Vier Türme Verlag Münsterschwarzach
2007, ISBN 3-87868-664-4
Sternsinger-Materialien 2009 (besonders das Werkheft)
Internettipps
www.religioesekinderwoche.de (alles zur RKW)
rkw.st-benno.de (Bestellmöglichkeit für das RKW-Material)
www.buttinette.de (Versandhandel für Bastelmaterial)

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