bulletin 2/11 "Westen" - Credit Suisse Publikationen
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bulletin 2/11 "Westen" - Credit Suisse Publikationen
Seit 1895 das magazin der Credit Suisse Schweizer Ausgabe /Deutsch Juni/Juli Nummer 2 2011 Westen als Lebensphilosophie Immobilienstudie 2011 Tiefe Zinsen treiben die Preise weiter in die Höhe / Asian Investment Conference Hochkarätiges Expertentreffen in Hongkong / Jimmy Wales WikipediaGründer über seinen grossen Traum / Dossier Corporate Volunteering Das neue BMW 6er Cabrio www.bmw.ch Freude am Fahren BEWEGT SCHON IM STILLSTAND. Entdecken Sie ein Fahrzeug, das die Grenzen der Freude neu definiert. Klare Formen und fliessende Bewegungen kreieren pure Ästhetik. Das perfekt abgestimmte Zusammenspiel von Motor und Fahrwerk formt eine Komposition kompromissloser Dynamik. Ein Werk der Perfektion, das man begehren kann. Aber erleben muss. 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Bilderkennung Anleitung und Beschreibung der kooabaAnwendungen Seite 32 QR Code Anleitung für den mobilen Link zum Internet Seite 32 gold Winner gold Winner Mit 17 Jahren war es dann tatsächlich so weit. Wenn auch das Amerika, das ich 1981 als Austauschstudent an einer High School in Flint, Michigan, vorfand, nur wenig mit dem Amerika aus dem Kino gemein hatte, war da selbst mitten in einer der grössten Krisen des Landes dieser unerschütterliche Glaube an sich selbst und an das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wie wohltuend anders war für mich dieser pragmatische Optimismus, der nichts mit dem zermürbenden SichselbstHinterfragen der Europäer gemein hatte. 30 Jahre später scheint der europäische Geist nun auch Amerika eingeholt zu haben. Mehrere Wirtschaftskrisen und militärische Interventionen haben die Gross macht im Westen in Bedrängnis gebracht. Eine gigantische Staatsverschuldung und vielerorts lange vernachlässigte Infrastrukturen trüben nach aussen wie innen den einst so souveränen Auftritt. Gleichzeitig haben sich im letzten Jahrzehnt die aufstrebenden Märkte des Ostens mit ungeheurem Elan aus den Fesseln der Armut gelöst und arbeiten sich mit zweistelligen Wachstumszahlen zu Industrie und Wohlstandsnationen hoch. Und schon geht kein Wirtschaftskongress vorbei, bei dem nicht der wirtschaftliche Untergang des Westens mal in 15 , mal gar in 10 Jahren prognostiziert wird. Natürlich haben auch wir in diesem bulletin mit dem Titel «Westen» die sich abzeichnenden wirtschaftlichen und politischen Machtverschiebungen von Westen nach Osten thematisiert, gleichzeitig aber auch nach kulturellen und wissen schaftlichen Eigenarten des Westens gesucht. Für mich hat sich bei der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema eines klar gezeigt: Ein Weltbild, das mit nur einer Kompassnadel auskommt, die entweder nach Westen oder nach Osten ausschlägt, hat endgültig ausgedient. Multipolarität heisst das Schlagwort des 21. Jahrhunderts. Und dabei – so meine feste Überzeugung – wird der Westen trotz allem noch lange ein wichtiger Pol bleiben. Foto: Laurent Burst Daniel Huber, Chefredaktor bulletin Preisträger Inhalt 3 Invest 12 Aktuelle Analysen und Prognosen Wirtschaft 34_ Immobilienstudie 2011 Tiefe Zinsen treiben die Preise weiter in die Höhe Coverfoto: Dennis Sterne | Foto: Dennis Sterne 39_ Inflation Entscheidend wird sein, wie die einzelnen Zentralbanken reagieren können 42_ Aussenhandelsstudie Wo sind die Zukunfts märkte der Schweizer Exportindustrie? 46_ Renaissance Auch die Industrienationen finden zum Wachstum zurück 48_ Expertengespräch Der westliche Anleger ist vorsichtiger geworden Dossier Westen ist auch ein Lebensgefühl, das sich nicht zuletzt im pulsierenden West End von London manifestiert. In der Reportage über den berühmten Stadtteil von London kommt unter anderem Adele Woodthorpe zu Wort, die in Covent Garden eine Kommunikationsagentur leitet. 4_ Heinrich August Winkler Der deutsche Historiker über die ungebrochene Kraft der westlichen Freiheiten. 9_ Bedrängter Westen Professor Simon J. Evenett räso niert über die neuen Machtverhältnisse im 21. Jahrhundert. 12_ london West End Das weltberühmte Quartier kämpft um seinen Ruf als erste Adresse der Stadt. 22_ Naturgesetze Die westliche Suche nach einer ulti mativen Weltformel sei gescheitert, sagt Robert Laughlin. 26_ Zwölftontechnik Die atonale Musik konnte in östlichen Kulturen nie richtig Fuss fassen – ein Erklärungsversuch. Alle Artikel des Schwerpunkts sind mit der kooaba Paperboy Bilderkennung verknüpft. Jahr der Freiwilligenarbeit Porträt des Corporate Volunteering der Credit Suisse Credit Suisse 50_ Funky Business Kjell A. Nordström begeis tert am Aussenwirtschaftsforum der Osec 52_ Japanische Erholung Dialog mit Experten an der Asian Investment Conference in Hongkong 55_ EmEA Fawzi KyriakosSaad stellt im Interview die Region Europe, Middle East and Africa vor 58_ global Citizens Program Eine neue Initiative fördert das weltweite Corporate Volunteering 60_ Jugendarbeitslosigkeit Bessere Vernetzung dank Podiumsdiskussion der Credit Suisse 62_ SVC Der Swiss Venture Club befindet sich bereits seit zehn Jahren im Aufwind 63_ Bundeshaus Alfred Escher ist, in Form einer Ausstellung, nach Bern zurückgekehrt 64_ Innovation Die EPFL in Lausanne ist ein modernes Forschungs und Bildungszentrum 66_ musikalische landkarte Wo sich ein Besuch für Schweizer Musikfreunde lohnt 68_ Kunst Martin Ziegelmüller in Bern, Solothurn meets Zug – zwei sehenswerte Ausstellungen 70_ David Zinman Der Chefdirigent des Tonhalle Orchesters Zürich wird 75 Jahre jung 72_ Kunst im geschäftsraum Eine wegweisende Publikation der Fachstelle Kunst leader 73_ Roger Federer über seine Stiftung sowie die Chronik des neuen MalawiProjekts 76_ Jimmy Wales Der Wikipedia-Gründer über seine Vision des frei zugänglichen Weltwissens Service 71_ Impressum Ihr Link zu unserem Know-how: www.credit-suisse.com/bulletin Westen Geschichte Fotos: Muster Mustermann | Muster Mustermann 4 bulletin 2/11 Credit Suisse Geschichte Westen 5 Text: Ingo Petz « Geschichte des Westens» steht an der Tür des Raumes 221. Die Tür geht auf. Heraus tritt ein kleiner Mann, weisse Haare, wache Augen. Den Dienst am Institut für Geschichtswissenschaften an der Berliner HumboldtUniversität hat Heinrich August Winkler offiziell 2007 beendet. Aber an Ruhestand ist bei dem rührigen 72 Jährigen, der als einer der renommiertesten Historiker Deutschlands gilt, nicht zu denken. 2009 erschien der erste Band von Winklers epo chaler «Geschichte des Westens». Der zweite Band soll in diesem Jahr vor der Frankfurter Buchmesse veröffentlicht werden. Der dritte ist bereits in Arbeit. Deswegen sind wir hier. Es geht um den Westen, genauer um die westliche Wertegemeinschaft. Was macht sie aus? Wie entstand sie? Wie ist es heute um den Westen bestellt ? Im Fernsehen rechtfertigt sich der deutsche Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg während einer Aktuellen Stunde im Deut schen Bundestag gerade für die Plagiate in seiner Doktorarbeit. Winkler schüttelt den Kopf, schaltet dann den Fernseher aus. Das Gespräch kann beginnen. bulletin: Seit wann spricht man eigentlich vom Westen als Wertegemeinschaft, die wir heute kennen? Heinrich August Winkler: Die Amerikanische Revolution von 1776 und die Französische Revolution von 1789 stehen in einem Zusam menhang, der es erlaubt, von einem transatlantischen oder einem westlichen Projekt zu sprechen. Die Virginia Declaration of Rights vom 12. Juni 1776 hatte grossen Einfluss auf die französische Er klärung der Bürger und Menschenrechte vom 26 . August 1789 . Der Begriff des Westens wird erst an der Wende des 19. zum 20 . Jahrhundert zum politischen Schlagwort – zu einem Zeitpunkt, als man auch in Europa versteht, dass die USA ein Pionier der Mo derne sind und aufgehört haben, ein blosser Ableger Europas zu sein. Durchgesetzt hat sich der Begriff des Westens schliesslich, als sich die USA und die Sowjetunion nach 1945 im Kalten Krieg gegenüberstanden. Richtig. Nicht zu vergessen ist, dass erst nach 1989 mit Ostmittel europa ein alter Teil des Okzidents in die Lage versetzt wurde, zum Westen zurückzukehren. Willy Brandts berühmte Worte vom 10 . No vember 1989, « Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört », bezogen sich ja nicht nur auf Deutschland, sondern auf Europa ins gesamt. Die Wiedervereinigung des alten Okzidents wurde mit dem EU Beitritt von Polen, Ungarn, Tschechien, der Slowakei und den baltischen Staaten im Jahr 2004 bekräftigt. Ihr Buch «Die geschichte des Westens» beginnt mit dem Satz «Am Anfang war der glaube: der glaube an einen gott ». Warum ist der glaube an einen gott der Beginn der westlichen Fotos: Christian Schnur geschichte und nicht etwa die Athenische Demokratie? So sehr die griechischrömische Antike auch auf das Christentum und auf die europäische Geistesgeschichte nach der Zeitenwende eingewirkt hat, eine viel stärkere Kontinuität gibt es, wenn wir uns fragen, welche Folgen es hatte, dass die Menschen begannen, an einen Gott zu glauben. Denn so entstanden die unterschiedlichen Sphären von Gott und Kaiser. Hier sind wir bereits bei der Früh geschichte des normativen, also des normgebenden Projekts des Westens. Der Satz, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich > Credit Suisse bulletin 2/11 gEWAltENtEIlUNg FäHIgKEIt ZUR SElBStKRItIK bulletin 2/11 Credit Suisse Geschichte Westen 7 sind, hat seine theologische Vorform in dem Satz, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Das Wort Jesu «So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist » enthält als Möglich keit bereits die Emanzipation des Menschen und die Säkularisierung der Welt. Das ist ein revolutionärer Satz. In der Unterscheidung zwi schen der göttlichen und der irdischen Sphäre liegt auch die Mög lichkeit, zwischen göttlichem und irdischem Gesetz zu unterscheiden. Was sich ja auch als eine Frühform des Pluralismus deuten liesse … Es ist im Ansatz bereits ein pluralistischer Gedanke. Die Verantwor tung für diese Welt wird dem Menschen überlassen – wobei der Kaiser hier nur eine Metapher für eine weltliche Ordnung ist. Das ist sicher noch keine Stellungnahme für die Demokratie. Aber wenn dann über 1000 Jahre später im Investiturstreit zwischen der päpstlichen und der kaiserlichen beziehungsweise königlichen Gewalt der typisch westliche Dualismus einsetzt, sind wir bereits auf dem Weg der Ge waltenteilung. Wenig später wurden im Okzident des Mittelalters auch die Sphären der Fürsten und der Stände getrennt. Das aus sagekräftigste Dokument ist in dieser Hinsicht die englische Magna Charta von 1215 . Sie meinen die magna Charta als grundstein der Entwicklung von politischen Freiheiten, die Sie ja als integralen teil des alten Okzidents bezeichnen. Wir haben es hier mit einem gesamtwestlichen Phänomen zu tun, zu dem es keine Parallele im orthodoxbyzantinisch geprägten Europa gibt. Dort ist der Dualismus zwischen Papst und Kaiser nicht vor handen. Die geistliche Gewalt blieb dort der weltlichen untergeord net. Der Historiker Otto Hintze hat im Dualismus ein urwestliches Prinzip gesehen, das er beispielsweise auch in dem Nebeneinander von sich selbst verwaltenden Bürgerstädten und dem feudalen Um land verwirklicht sah. Und wenn man es noch weiter fasst, ist hier auch ein Fundament für die Entwicklung des Individualismus und der persönlichen und politischen Freiheiten gelegt worden, die dann im Humanismus und in der Aufklärung weiterentwickelt wurden. Montesquieus Trennung von gesetzgebender, vollziehender und rechtsprechender Gewalt hat also eine Vorgeschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Heinrich August Winkler wurde 1938 in Königsberg geboren. Er studierte geschichte, Philosophie und öffentliches Recht in tübingen, münster und Heidelberg. Winkler habilitierte 1970 an der Freien Universität in Berlin. Ab 1972 lehrte er in Freiburg, um 1991 wieder nach Berlin zurück zukehren, wo er seither an der HumboldtUniversität einen lehrstuhl für Neueste geschichte innehat. gerade Deutschland, Spanien, Portugal oder Italien hatten lange starke Vorbehalte gegenüber den westlichen Werten. Warum kamen die wichtigsten Impulse bei der Ausbildung der parlamentarischen Demokratie vor allem aus den angelsäch Fotos: Christian Schnur sischen ländern? In England und den britischen Kolonien in Nordamerika hat man sehr früh die Bedeutung von «checks and balances» erkannt, von wechselseitigen, sich ausbalancierenden Gegengewichten, die eine Machtkonzentration in einer Hand erschweren sollten. Die Tradition der parlamentarischen Monarchie reicht in England in der Tat bis ins Mittelalter zurück. Das hat auch damit zu tun, dass England eine Insel war und sich nicht wie die Länder des europäischen Kontinents in seiner äusseren Sicherheit bedroht fühlte. England hat im 17. Jahr hundert den Versuch durchkreuzt, ein absolutistisches Regime nach kontinentalem Vorbild zu errichten. Damit einher ging ein Prozess der Parlamentarisierung, der noch längst keine Demokratisierung bedeutete, da nur wenige wählen durften. Aber das ganze 19 . Jahr hundert ist schliesslich geprägt von erfolgreichen Versuchen der Wahlrechtserweiterung. In England haben wir den Prozess einer graduellen Demokratisierung vor uns, während wir in Deutschland von einer ungleichzeitigen Demokratisierung sprechen müssen: > Credit Suisse bulletin 2/11 8 Westen Geschichte auf der einen Seite die sehr frühe Einführung des allgemeinen glei Es gibt auch genügend Beispiele für erfolgreiche Teilverwestli chen Reichstagswahlrechts 1867 im Norddeutschen Bund, 1871 im chungen. Demokratie, Zivilgesellschaft und Rechtsstaat gehören Deutschen Reich, auf der anderen Seite aber die Verweigerung einer zusammen. Das Mehrheitsprinzip und freie Wahlen allein schaffen aber noch keine Demokratie. Und auch die kulturellen und gesell parlamentarischen Verantwortlichkeit der Regierung. schaftlichen Voraussetzungen darf man nie aus dem Blick verlieren. Wie beurteilen Sie eigentlich die Rolle der Schweiz in der Herausbildung der westlichen Wertegemeinschaft ? Bei der Schweiz denkt man gleich an die direkte Demokratie, und damit ist man bei der Grundsatzfrage, ob ein grossräumiger Staat angesichts seiner aussenpolitischen Verflechtungen das Schweizer Modell übernehmen kann. Der Einfluss Englands und Frankreichs wie auch der USA auf die Herausbildung der westlichen Welt ist sicherlich noch grösser als derjenige der Schweiz, die in Deutsch land als demokratisches und friedliches Land bewundert, in Sachen Volksentscheid aber nicht als Modell empfunden wird. Der ehemalige US Präsident george W. Bush war der Ansicht, dass der Irak demokratisiert werden könne. Er verglich den Irak sogar mit der deutschen Situation nach dem Zweiten Weltkrieg. Das war ein irriger Vergleich, deren Folgen dem Westen noch lange zu schaffen machen werden. Bush hat die normative Autorität des Westens durch seine Politik radikal infrage gestellt. Da sich aber die Durchsetzung westlicher Werte nicht erzwingen lässt, kann der Westen nichts Besseres für sie tun, als sich selbstkritisch mit seinen Traditionen auseinanderzusetzen und sich an seine eigenen Werte zu halten, für sie zu werben und dort, wo es möglich ist, den krasses trotz aller positiven Errungenschaften hat der Westen aber ten Verletzungen der Menschenrechte mit allen Mitteln, einschliess auch Rassismus, Kolonialismus, Imperialismus und Völkermord lich humanitärer Interventionen, entgegenzutreten. Die unveräusser hervorgebracht. Ja, aber der Verstoss gegen die Menschenrechte und gegen die lichen Menschenrechte stehen allen Menschen zu, auch wenn sie eigenen Werte widerlegt nicht das normative Projekt des Westens. nur in einem Teil der Welt respektiert werden. An der Widersprüchlichkeit des Westens kommen wir nicht vorbei. Ist der Westen noch eine dominierende macht ? Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist die: Enthält nicht gerade Nein. Die Zahl der Staaten, die sich heute der westlichen Wertege dieses normative Projekt die Pflicht zur ständigen Infragestellung meinschaft zugehörig fühlen, ist überschaubar, aber die politischen und Korrektur der eigenen Praxis? Ein weiteres wichtiges Element Ideen des Westens leuchten noch immer. in der westlichen Kultur ist ein selbstkritischer Umgang mit der ei Wird das Projekt des Westens irgendwann einmal genen Geschichte und der eigenen Schuld in der Geschichte. Schuld vollendet sein? gefühle gehören zur christlichen Prägung des Westens. Die Aus Das glaube ich nicht. Dem normativen Projekt des Westens ist einandersetzung mit den eigenen Fehlern ist ein immanenter Teil es eigen, ein Korrektiv zum Bestehenden zu sein. Es weist immer über das Mass des Erreichten hinaus. So wird es wohl auch in Zu westlicher Kultur. kunft sein. < Ist das Projekt des Westens ein Projekt, das zwangsläufig oder eher zufällig zum Erfolg führte? Das Projekt war weder Zufall noch war es ein Selbstläufer. Es ist entstanden aus höchst heterogenen Einflüssen. Die Puritaner von Massachusetts und die aufgeklärten Freigeister von Virginia unter schieden sich in vielem. Aber sie trafen sich an einem bestimmten Punkt. Und das war die Idee bestimmter Grundfreiheiten und der Menschenwürde. Die Puritaner waren alles andere als religiös tole rant. Die Aufklärer von Virginia waren stark von der europäischen Aufklärung geprägt. Dennoch waren manche von ihnen auch Skla venhalter und Rassisten. Gerade die Südstaatler haben ja den Afro amerikanern die Menschenrechte verweigert. Häufig verstanden die Urheber bestimmter westlicher Rechte und Freiheiten nicht, welche revolutionären Prozesse sie in Gang setzten. Es hat sich eine un geheuer subversive Kraft entwickelt, die sich auch ausserhalb der westlichen Welt entfaltet. Wie wir das gerade in der arabischen Welt erleben … Wer hätte vor einem Jahr geglaubt, dass es revolutionäre Freiheits bewegungen in der arabischislamischen Welt geben würde? Aber auch die früheren Unabhängigkeitsbewegungen des 20 . Jahrhun derts in Asien und Afrika haben sich auf die freiheitlichen Werte des Westens gestützt. Die Strahlkraft westlicher Freiheiten ist unge brochen. Auch die chinesische Menschenrechtserklärung Charta 08 , die unter anderem vom Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo verfasst wurde, ist ein Manifest im Geist der Ideen von 1776 und 1789 . Es ist ein klassisches Dokument, das einer zukünftigen Generation von Chinesen Anlass zum Stolz geben wird. Kann jedes land teil des Westens werden? Theoretisch kann jedes Land dazugehören, das sich der Demokratie, dem Rechtsstaat und vor allem den Menschenrechten verschreibt. bulletin 2/11 Credit Suisse Mehr zum Thema >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Buchtipp Heinrich August Winkler. «Die Geschichte des Westens. Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert ». 1343 Seiten, C. H. Beck Verlag, 38 Euro >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> kooaba Paperboy macht das gedruckte bulletin interaktiv. Mit der App lassen sich Zusatzinfos wie Videos, Bildstrecken und Links auf Ihr Smart phone bringen. >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Politik Westen 9 Foto: AWEN art studio, Yui, Shutterstock Von Simon J. Evenett Mächte, deren relativer Niedergang jedoch mit steigenden Lebens standards einherging. Die Geschichte warnt nachdrücklich vor der Behauptung, ein relativer Niedergang führe zwangsläufig zur Ver armung. China mag eine Exportmacht sein, aber es ist auch einer der weltgrössten Importeure, und die chinesischen Zahlungen für diese Importe finanzieren den Lebensunterhalt unzähliger Menschen im Ausland. Wichtig ist auch, zwischen Beständen und Flüssen zu unterschei den. Der Westen ist vielleicht in einem Abstieg begriffen, wenn man das Volkseinkommen – einen Fluss – betrachtet. Aber in ge wissen Situationen kommt es auf Bestände an, insbesondere auf kumulierte Bestände an Wissen, Kapital und Fachwissen. Auch wenn Chinas Wirtschaft jene der USA überflügeln sollte – was nach neu esten Schätzungen bereits 2030 eintreten könnte –, darf bezweifelt werden, dass China bis dann über dieselbe Anzahl erstklassiger Universitäten verfügen wird wie die USA . Die Investitionen Letzterer Ein relativer Niedergang in ihre Graduiertenschulen und dergleichen werden sich noch über Beginnen wir mit einer vielleicht nahe liegenden, aber dennoch wich Jahrzehnte bezahlt machen. Zahlreiche Vorteile sind fest im Westen tigen Feststellung. Jeder westliche Niedergang in Bezug auf die Wirt verankert, darunter etwa die hochwertige Autoproduktion in Deutsch schaftsleistung ist eher relativ denn absolut. Spanien, Holland und land, Modehäuser in Mailand und Paris oder Investment Banking, Grossbritannien waren zu unterschiedlichen Zeiten dominierende Anwaltswesen und Marketing in London. Hohe Wettbewerbs > In den letzten Jahren ist es Mode geworden, den Niedergang west licher Macht zu kommentieren. Dabei wird auf eine Epoche verwiesen, die ungefähr mit den unermüdlichen Entdeckungsreisen von Heinrich dem Seefahrer im 15 . Jahrhundert einsetzte. Die westliche Dominanz der Weltwirtschaft sollte später folgen und begann mit dem relativen Untergang der asiatischen Giganten China und Indien (siehe Abbil dung auf Seite 10). Diese melden sich jetzt mit aller Macht zurück. Ein rasantes mehrjähriges Wirtschaftswachstum von bis zu 10 Prozent, verbunden mit einer raschen Erholung von der jüngsten globalen Wirtschaftskrise, die sich vorteilhaft von der Leistung vieler gebeu telter Länder des Westens abhebt, hat dazu geführt, dass man in zwischen von schwindender amerikanischer Macht, einem asiati schen Jahrhundert und so weiter spricht. Was sollen Politiker und Analysten von diesen Entwicklungen halten? Sollte sich der Westen Gedanken über seinen Niedergang machen? Credit Suisse bulletin 2/11 10 Westen Politik fähigkeit beruht oft auf vormaligen Investitionen (Beständen), und Die Briten scheiterten immer wieder mit ihren Vorschlägen – sehr es wird noch viele Jahre und anderes mehr brauchen, bevor asia zur Frustration von John Maynard Keynes. Ende der 1940erJahre tische Investitionen (Flüsse) diese Zitadellen westlicher Handels machte zudem ein amerikanisches Veto gegen ehrgeizige Pläne zur dominanz zu Fall bringen werden. Schaffung einer einflussreichen internationalen Handelsorganisation deutlich, dass die USA die Vorhaben anderer Länder jederzeit un Wann ist die relative Position von Belang? gestraft durchkreuzen konnten. Einige mögen gegen die zentrale Bedeutung der dominierenden Nach wie vor bestehen nagende Zweifel darüber, ob der relative Niedergang des Westens weitere Rückschläge ankündigt. Wie Nation in den genannten Beispielen Einspruch erheben. Waren nicht können diese Bedenken am besten artikuliert werden? Die zentrale die Franzosen und Briten Anfang 2011 federführend bei einer Frage lautet sicher: Wann ist in globalen Angelegenheiten die rela von den Vereinten Nationen sanktionierten Intervention in Libyen? tive Position von Belang? Und wann spielt ein Land an zweiter, be Solche Beispiele halten normalerweise keiner Prüfung stand. Bei ziehungsweise dritter oder vierter Stelle eine Rolle? Gibt es ferner genauerer Betrachtung stellen Analysten fest, dass diese Operation Beispiele dafür, dass die Rangierung der Länder ein bestimmender nur mit diplomatischer Unterstützung der Amerikaner möglich war Faktor des Ergebnisses ist ? und sich auf Rüstungsmaterial stützte, das allein die USA so schnell Obwohl es wie gesagt scheint, als spiele eine Zweitplatzierung bereitstellen konnten. Überdies war auch die Einwilligung von Bra in Bezug auf steigende Lebensstandards keine Rolle, bedeutet ein silien, China, Indien und Russland, alles stimmberechtigte Mitglieder zweiter Rang auf militärischem Gebiet oft schlechte Nachrichten. des UN Sicherheitsrates, erforderlich. Es mag stimmen, dass auch Der Unterschied liegt selbstverständlich darin, dass der wirtschaft Mächte aus dem zweiten Glied gelegentlich etwas erreichen können, liche Austausch ein Positivsummenspiel ist, während militärische doch die erleichternden Umstände sind selten ihr eigenes Werk. Eroberungen oft ein Nullsummenspiel sind. Beispielsweise kann es Überzeugender liesse sich gegen diese Beispiele für die Bedeu zu einem Zeitpunkt nur einen Gesamtherrscher geben. Immer dann, tung der relativen Position einwenden, dass im Gegensatz zur Nach wenn die Früchte des Sieges auf Kosten eines anderen Landes ge kriegszeit und vor allem zur Ära seit dem Fall der Berliner Mauer in hen, ist die relative Position von Belang. Dies gilt nicht nur für mili Zukunft mehrere hinreichend schlagkräftige Akteure gleichzeitig tärische Konflikte, sondern auch für die Ernennung der Leiter inter aufsteigen werden und kein einzelnes Land mehr die Bedingungen nationaler Institutionen. Denken wir beispielsweise an die asiatischen diktieren wird. Schliesslich wird China den meisten Prognosen zu Einwände, sobald die Europäer und Amerikaner an ihrer Nachkriegs folge bis 2020 wirtschaftlich schneller wachsen als Indien, doch vereinbarung festhalten, dass der Präsident der Weltbank aus den dürfte Indien danach zulegen. Ausserdem scheinen auch Brasilien USA und der geschäftsführende Direktor des Internationalen Wäh und Russland entschlossen, auf der Weltbühne eine wichtigere Rolle rungsfonds aus Europa kommen soll. zu spielen, obwohl die Grösse ihrer Volkswirtschaften nicht mit jener Die relative Position ist auch wichtig bei der Frage, wer die Regeln Indiens oder Chinas vergleichbar ist. Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob es für für die Weltwirtschaft verfasst. Dank ihrer wirtschaftlichen Vormacht stellung während des Zweiten Weltkrieges gelang es den USA an eine Welt mit (mindestens) vier aufstrebenden Mächten neben den der Konferenz von Bretton Woods im Jahr 1944 , die wesentlich zur USA , der Europäischen Union und Japan überhaupt historische Architektur der Weltwirtschaft nach dem Krieg beitrug, sich über Parallelen gibt. Wenn die Vorherrschaft einer einzelnen Grossmacht jegliche Widerstände gegen die eigenen Pläne hinwegzusetzen. unwahrscheinlich ist, dann dürfte eine Welt, in der mehrere grosse BIP Entwicklung verschiedener Weltregionen China und Indien dominierten die Weltwirtschaft zwischen 1000 und 1820. Während der darauffolgenden 170 Jahre ging ihre wirtschaftliche Bedeutung zurück, bevor sie um 1990 erneut anstieg. Quellen: Angus Maddison, Universität Groningen, «The Economist » Prozentualer BIP-Anteil, Kaufkraftparität 1990, in USD Grossbritannien 60 Italien Deutschland Frankreich 30 USA Japan Indien China 0 1000 1500 bulletin 2/11 Credit Suisse 1600 1700 1820 1870 1900 1913 1940 1970 2008 Politik Westen Nationen um Einfluss buhlen, wie in Europa Mitte des 19 . Jahrhun derts, plausibler erscheinen. Diese Alternative ergibt allerlei inte ressante Möglichkeiten, nicht zuletzt hinsichtlich der Aussichten für einen anhaltenden westlichen Einfluss. Warum sollte jede grosse Frage der internationalen Politik entlang der Trennlinien Osten gegen Westen zerbrechen ? Der Westen könnte sich mit einzelnen auf strebenden Mächten gegen andere verbünden. Bei der Frage, wer sich im 21. Jahrhundert mit wem zusammentut, dürfte sich ein ähn licher Entwicklungsstand allerdings als wenig geeigneter Anhalts punkt erweisen. Die Geschichte lehrt uns, dass einzelne Nationen auch im Nieder gang eine durchaus effektive Rolle spielen, wenn wir zum Beispiel an Metternichs Österreich im 19 . Jahrhundert denken. Im Übrigen scheint es, als ob gewisse Nationen, die es nie zu grosser Macht gebracht haben, in manchen Verhandlungen die besseren Karten hatten. Bei einer fairen Beurteilung gehört das heutige Nordkorea in diese Kategorie, auch wenn ich dies nur ungern erwähne. West liche Strategen, deren Länder im 21. Jahrhundert vor einem relativen Niedergang stehen, können daraus einiges lernen. In einer Welt vieler Mächte könnte es vor allem darauf ankommen, weiterhin «am Spitzentisch» zu bleiben und auf andere Einfluss zu nehmen. Unter diesen Bedingungen sind Ranglisten der nationalen Wirtschaftsleis tung möglicherweise kein verlässlicher Indikator für die Ergebnisse diplomatischer Prozesse, auch wenn sie ein bedeutender Begleit faktor sind. 11 se aufstrebenden Mächte zwingend gegen jede westliche Interven tion stellen würden, insbesondere dann, wenn diese Interventionen keine Gefahr für die direkten Interessen der BRIC Länder (Brasilien, Russland, Indien und China) darstellen. Aus demselben Grund dürfte es jedoch schwieriger werden, weitreichende internationale Abkom men zu unterzeichnen. Ironischerweise könnten die entstehenden Pattsituationen bei den Gesprächen über Handel, Klimawandel und dergleichen die Gültigkeit der westlich geprägten Nachkriegsspiel regeln für die Weltwirtschaft verlängern. Die Angst vor den Reaktionen anderer dürfte die grossen Natio nen eher im Zaum halten als die Angst vor internationalen Gesetzen und Schlichtungsstellen wie jenen der Welthandelsorganisation. Nationale Interessen, Realpolitik und Realismus werden in den Dis kussionen über internationale Beziehungen an Bedeutung gewinnen, während gemeinsame Werte und Ziele sowie die Verantwortung gegenüber anderen in den Hintergrund rücken. Manche werden da rin einen Rückschritt sehen, für andere manifestieren sich auf diese Weise die ewigen Kräfte der Staatskunst. < Foto: Hannes Thalmann Weiterhin hohe lebensstandards Wie sind diese Überlegungen konkret zu verstehen? Sofern sich der Westen nicht in eine haarsträubende Wirtschaftspolitik verstrickt, dürfte der Aufschwung des Ostens nicht mit einem sinkenden Lebensstandard im Westen einhergehen. Dies zeigt eine relativierte Betrachtung. Zu aktuellen Wechselkursen beläuft sich die weltwei te Wirtschaftsleistung auf insgesamt 60 bis 65 Billionen US Dollar pro Jahr. Es ist durchaus denkbar, dass sich diese Summe in den nächsten 30 bis 40 Jahren real auf rund 250 Billionen US Dollar ver vierfachen wird. Angesichts ihrer verankerten Vorteile könnte nur ein völliges Scheitern ihrer Ambitionen die westlichen Länder – auf die ein verhältnismässig geringer Anteil der Weltbevölkerung entfällt – daran hindern, in der Weltwirtschaft eine bedeutende Rolle zu spie len. Und nur bei einem Scheitern würden die Lebensstandards sin ken. Der asiatischen Wirtschaftsdominanz sollte nicht mit Angst begegnet werden. Protektionismus und andere Formen der Aus grenzung sind keine Antworten. Vielmehr gilt es, das asiatische Wachstum als Chance zu betrachten. In militärischer und wissenschaftlicher Hinsicht (insbesondere bezüglich der USA ) dürfte eine relative Wirtschaftskraft über die verankerten westlichen Vorteile hinwegtäuschen. Anders gesagt: Es wird noch viele Jahre – vielleicht Jahrzehnte – dauern, bis die aufstrebenden Mächte Asiens den technologischen Entwicklungs stand gewisser westlicher Unternehmen und Industrien erreichen. Auch wenn China und Indien rasant weiterwachsen – was keines wegs feststeht, denn viele Wachstumsschübe sind in der Vergan genheit wieder verpufft –, sollten sich Analysten bei der Beurteilung westlicher Fähigkeiten nicht vom relativen Wirtschaftseinkommen beeinflussen lassen. Da sich die grösseren Schwellenländer zudem nur ungern in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen scheinen und ihre eigene Souveränität argwöhnisch verteidigen, ist unklar, ob sich die Mehr zum Thema >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Simon J. Evenett ist Direktor MBA Programme und Professor für Aussen wirtschaft und Entwicklung an der Universität St.Gallen sowie CoDirektor des International Trade and Regional Economics Programme am Centre for Economic Policy Research (CEPR ) in London. Er studierte an der Cambridge University und promovierte 1995 an der Yale University. Danach arbeitete er unter anderem für die Weltbank, war Senior Fellow im volkswirtschaft lichen Programm der Brookings Institution in Washington, DC , und lehrte als Professor an der Oxford University. www.evenett.com >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> kooaba Paperboy macht das gedruckte bulletin interaktiv. Mit der App lassen sich Zusatzinfos wie Videos, Bildstrecken und Links auf Ihr Smart phone bringen. >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Credit Suisse bulletin 2/11 West End London Westen Fotografie: Dennis Sterne 13 Adele Woodthorpe Geschäftsführerin von Woodthorpe Communications «Die meisten der grossen Verlage haben sich hier oder in der näheren Umgebung niedergelassen. Auch für den Erfolg der Agentur ist eine zentrale lage entscheidend. Unsere Kunden sollen wissen, dass wir uns bemühen, am Puls der Zeit zu bleiben.» Mittlerweile teilen die Bewohner ihre Lieblingsplätze für den Morgenkaffee oder die legendäre Tea Time mit den vielen Touristen, die tagsüber invasions mässig in den Bezirk einfallen. bulletin 2/11 Credit Suisse West End London Westen 15 Text: Josh Sims Die City mag zwar der Ort sein, wo das Geld in London verdient wird, aber ausgegeben wird es im berühmten West End. Es fliesst in schnelle Autos, Luxuswohnungen, FünfSterne Hotels, Michelin gekrönte Restaurants, prächtige Museen und sülzige Musicals, ganz besonders aber in die Lieblingsbeschäftigung des West End: Shopping. Über Weihnachten wurde an nur zwei Tagen die Rekord summe von 120 Millionen Pfund ausgegeben – und dies trotz Rezession. Geld war allerdings immer schon der entscheidende Faktor für die Entwicklung des West End: Im Jahr 1097, als das Fundament für den späteren WestminsterPalast gelegt wurde, geschah dies flussaufwärts und weiter westlich an der Themse. Umso besser für den Adel, der sich und die Verheissungen des Handels von der ungehobelten Arbeiterschaft an der Flussausweitung im Osten ab grenzen konnte. Ein halbes Jahrtausend später, im Jahr 1666, wur de sein Ruf, ein Ort des gepflegten Umgangs und nicht des Fuss volks zu sein, durch ein Feuer in Mitleidenschaft gezogen: Der Gros se Brand von London zerstörte weite Teile der alten City, und viele ihrer adligen Einwohner kehrten nie wieder zurück, sondern liessen sich stattdessen weiter westlich nieder. Piccadilly, damals noch ein Feldweg, wurde zur Durchgangsstrasse, gesäumt von herrschaft lichen Wohnhäusern. Der Osten mauserte sich unterdessen zur treibenden Kraft der Stadt, wo im Hafenviertel eigene Bezirke – unter anderen White chapel, Wapping und Stepney – sowie sämtliche Armenviertel ent standen. Die Wendung «Going up West » – was so viel bedeutete wie «kurz am Highlife schnuppern» oder «eine schmutzige Zehe in Ruhm und Glanz tunken» – fand schnell Eingang in den modernen Sprach gebrauch. Die Ärmsten kamen, um sich umzuschauen. Die Reichen schauten mit Abscheu zu. Über drei Jahrhunderte später scheint sich nicht viel verändert zu haben. Das West End beeindruckt noch immer. «Es ist das Herz Londons, und allein schon wer sich dort aufhält, wird in gewisser Weise wahrgenommen», befindet Adele Woodthorpe, Geschäftsführerin von Woodthorpe Communications mit Sitz in Covent Garden. «Die Leute schauen auf Ihre Visitenkarte und neh men Sie plötzlich ernst …» Das West End hat zweifellos die teuers ten Wohnungen und Häuser Grossbritanniens; allein in diesem Jahr dürften die Preise schätzungsweise um 40 Prozent steigen. Kein Wunder, sind es vor allem Studenten, die sich Einzimmerwohnungen teilen, und gut Betuchte, die tatsächlich hier leben. Aus dem gleichen Grund ist die Gegend aber auch ständig in Bewegung. Tagsüber strömen Erwerbstätige, Touristen und Vergnügungssuchende herbei, die später in ihre Häuser und Hotels zurückkehren und wie eine Invasionsarmee einige der begehrtesten Bezirke der Hauptstadt frequentieren – darunter Mayfair, Belgravia, St. James, Marylebone und ein frisch aufpoliertes Soho –, bevor sie sich nach geschlagener Schlacht schliesslich zurückziehen. Eigentlich ist es kaum vorstellbar, dass angesichts dieses stän digen Kommens und Gehens in W1, Grossbritanniens begehrtestem Postbezirk, eine echte Gemeinschaft bestehen kann. Aber es gibt sie. «Der Bezirk lockt weiterhin Leute mit einem gewissen Erfolg oder Vermögen an, denn darauf ist man angewiesen, wenn man hier leben will – mehr als die Hälfte aller gekauften Wohnungen werden heute bar bezahlt –, doch diese Leute kennen sich und pflegen Kontakte», meint Bobby Jenkins, Leiter von Mayfair Publishing, einem Verlag für Fachzeitschriften mit Westlondoner Leserschaft. «Im West End ist immer etwas los. Man lebt hier nicht von neun bis fünf Uhr. Und alles, was hier stattfindet, hat irgendwie mit Geschäft zu tun. Es mutet immer noch wie ein Ort an, wo man sich ungezwungen mit gesellschaftlichen Grössen unterhalten kann, ein Ort voller Möglichkeiten.» Doch sein Ruf als begehrtester und lebendigster Stadtteil Londons ist keineswegs gesichert. In den letzten beiden Jahrzehn ten wurde diese dominierende Stellung zunehmend infrage gestellt, ironischerweise als Folge des Geldes. Günstige Mieten und er schwingliche Häuserpreise haben dem Osten der Stadt einen Boom beschert, der nicht nur Wohlhabende – insbesondere solche, die gern in der Nähe des wiedererstarkten Londoner Finanzzentrums wohnen – angelockt hat, sondern auch Kreative und Trendsetter, die weit mehr als nur das nötige Kleingeld mitbringen und den Osten zu einer ausgesprochen «coolen» Gegend gemacht haben. Einstige Tabubezirke sind zu angesagten Orten geworden. Und die jahrhun dertealte Trennung zwischen Westen und Osten lebt wieder auf – der eine formell, der andere modisch; der eine traditionell, der andere progressiv; der eine ganz auf Rampenlicht und Show eingestellt, der andere von dunklen Gassen und Geheimnissen durchzogen. Bedauerlich aus Sicht des West End ist, dass der Radikalismus in Mode gekommen ist – getragen von einer Jugendkultur, auf die sich jetzt sogar bekannte Luxusmarken abstützen; der Osten ist ihre natürliche Heimat wie schon seit Ende des 19 . Jahrhunderts, als sich jüdische, deutsche und russische Freidenker erstmals dort nieder liessen, um der Verfolgung zu entgehen, und seit Lenin und Stalin 1907 in einer Hinterhofkirche von Hoxton am Kongress der Rus sischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei teilnahmen. Das East End mag zwar historisch gesehen eine Brutstätte von Sozialreformen, Krankheiten, Prostitution und, in den 1950 erJahren, der Banden kriminalität der Gebrüder Kray gewesen sein, aber das hat seine Sonderstellung nur untermauert. Heute fliesst mehr Sanierungsgeld in die Gegend, denn immerhin ist sie Austragungsort der nächsten Olympischen Spiele; auch in der nahen City sind rund 135 000 Qua dratmeter Einzelhandelsflächen vorgesehen, die speziell mit dem West End konkurrieren sollen. Verfügt das West End noch über ein überzeugendes Gegenargument, etwa seine Erhabenheit alten Stils gegenüber der Derbheit des East End ? «Ich erinnere mich, wie wir als Kinder das West End besuchten und uns dafür schön anzogen – es war etwas Besonderes. Aber das hat sich grundlegend geändert und die Gegend geniesst heute nicht mehr das Prestige von einst », sagt Helen Franks, Leiterin Commercial Leasing bei Grosvenor Es tate. Und sie muss es wissen, denn Grosvenor ist das Immobilien unternehmen des Herzogs von Westminster, das im West End > Credit Suisse bulletin 2/11 16 Westen West End London bulletin 2/11 Credit Suisse Burlington Arcade (links) und Royal Academy of Arts. Credit Suisse bulletin 2/11 18 Westen West End London Pino Ragona Besitzer des Restaurants Giovanni’s «Am liebsten bin ich in Covent garden, die gegend von West london, die mich richtiggehend magisch anzieht, auch des perfekten Mix von Leuten wegen. Ich finde diesen Stadtteil einfach wunderschön, deshalb verbringe ich auch fast die ganze Zeit meines lebens da.» Je länger, je mehr mischen sich Alt und Neu, aber Tradition und Qualitätsbewusstsein überwiegen nach wie vor und machen den Charme aus. bulletin 2/11 Credit Suisse Bobby Jenkins Leiter von Mayfair Publishing « An mayfair fasziniert mich die mischung von Historischem und modernem: Du gehst die eine Strasse runter und endest beim Buckingham Palace, biegst in die nächste ab und triffst auf das Ritz Hotel.» Luke Sweeney Mitinhaber der Massschneiderei Thom Sweeney «Ich finde die Mount Street hier gleich neben dem Berkeley Square eine sehr interessante Strasse, weil an ihr die unterschiedlichsten geschäfte zu finden sind: Designer, Auto händler, Restaurants, Schneidereien. Und gleich gegenüber befindet sich ein super Pub! » rund 120 Hektar Grundstücksfläche besitzt. Seine einzigartige so ziale Mischung verströmt immer noch eine besondere Energie. Aber es ist zum Beispiel kein familienfreundlicher Ort. Geld hat das ver ändert. Im East End herrscht heute eine ganz andere Atmosphäre – entspannter, zeitgenössischer und aus Sicht vieler Menschen attrak tiver. Die Stadt ist geteilt. Die Trennmauer ist selbstverständlich eher psychologischer denn physischer Art. «Man spürt förmlich, wie sich die Kultur verändert, je weiter man sich in östlicher Richtung vom West End wegbewegt, und sieht es sogar an der Kleidung», meint Luke Sweeney von der Massschneiderei Thom Sweeney in Mayfair. «Das East End ist schräg und originell, während das West End spiessiger und erwachsener wirkt. Deshalb finden Sie dort nach wie vor alle guten Restaurants. Für mich verläuft die wahre Trennlinie zwischen altem und neuem Geld. Im Osten sind es meistens Banker, die ihr Geld ausgeben. Viele unserer hiesigen Kunden haben Väter und Grossväter, die auch schon Kunden eines Massschneiders wa ren – eine Einstellung, die im West End von Generation zu Generation weitergegeben wird.» Diese Kultur ist unverkennbar, auch wenn vie les davon eher für den Tourismus als für den Londoner Alltag von Bedeutung ist. Es ist die Kultur von Hotels wie dem «Claridge’s», dem «Ritz» und dem «Dorchester »; der Royal Academy of Arts, des Auktionshauses Christie’s und des königlichen Kaufhauses Fort num & Mason; der Jermyn Street und Savile Row, wo angesehene viktorianische Unternehmen wie Cadbury’s ihren Hauptsitz hatten (bis sie von den Preisen verdrängt wurden), und der vielen Bot schaftsbüros, die in Mayfair zu finden sind – das Viertel ist aus gu tem Grund die teuerste Adresse auf dem britischen MonopolyBrett. Dass der Stadtteil traditionell von Gentlemen bewohnt wird, zeigt sich vielleicht schon an der Anzahl exklusiver Klubs, die seit Gene rationen im West End zu finden sind, von Garrick bis Carlton. Heut zutage könnte allerdings sogar «Spearmint Rhino» als «Gentlemen’s Club» durchgehen. Aber neben Striptease ist auch die Kunst ein Gradmesser für den zeitlichen Wandel im West End. The White Cube – vielleicht Londons bedeutendste zeitgenössische Galerie, die Künstler wie Damien Hirst und Tracey Emin vertritt – wurde ur sprünglich in St. James eröffnet und zog später an den Hoxton Square im Osten Londons. Vor fünf Jahren wurde dann – wiederum in St. James – eine zweite Galerie eröffnet. Laut Helen Franks ist das West End heute wieder im Aufwind, doch diesmal handelt es sich weniger um ein zusammenhängendes, glitzerndes Gebilde, symbolisiert durch die Lichter des Piccadilly Circus, als vielmehr um «Nischen des Besonderen», wie sie es nennt. Auch wenn die Gegend nicht ganz zu ihrer früheren Eleganz zurück gefunden hat, wurden doch einzelne Strassen zu neuem Leben er weckt, was hauptsächlich auf eine Art von «RetailGentrifizierung» zurückzuführen ist, die ihrerseits neue Bars, Restaurants und Clubs angelockt hat. Es ist einmal mehr die Geschichte vom Weg des Gel des: Auf der Suche nach erschwinglichen Mieten, um einen > Credit Suisse bulletin 2/11 Stacey Smith Modeeinkäuferin für Matches Fashion Group «Mein Favorit im West End ist die Portobello Road, die auf meinem Arbeitsweg liegt. Dort trinke ich jeden Morgen meinen Kaffee.» Simon Thomas Ch efconcierge im Br own’s Hotel «Das West End verändert und entwickelt sich immer wieder weiter. trotzdem ist es aber die Wiege von museen, Kunstgalerien und traditionellen geschäften geblieben. Und das führt zu einem einmaligen und spannenden mix.» immer stärker einzelhandelsorientierten Tourismus zu bedienen, suchen», sagt Simon Thomas. Er arbeitet seit 15 Jahren als Chef haben Marken diese neuen Ecken des West End entdeckt. «Die concierge in der Gegend, zurzeit im Brown’s Hotel zwischen Picca riesigen, klassischen Durchgangsstrassen wie die Bond Street dilly und Bond Street. «Schauen Sie nur, wie die Gebäude in den haben ihren Glanz verloren, dafür sind andere Einkaufsstrassen auf letzten Jahren aufgemöbelt wurden», sagt er. «Sie hatten es auch gekommen», sagt Franks – zum Beispiel Marylebone High Street nötig. Sogar der Buckingham Palace wirkte heruntergekommen. Das oder Mount Street. Und jetzt: Duke und North Audley Streets (beide ist ein Indiz dafür, dass ein frischer Wind durch das Viertel weht, so nördlich der Oxford Street), deren künftige Attraktivität auf einem dass es einerseits seinem historischen Charakter und andererseits Hotelkonzept gründet, das zurzeit mit den Eigentümern des extrem einem moderneren Selbstverständnis besser Rechnung tragen kann. populären Wolseley Restaurant am Piccadilly Circus entwickelt wird. Man findet hier immer noch alle sozialen Schichten. Das Londoner Es geht hier auch um den altbekannten Zyklus von Aufstieg und Fall: West End besitzt weiterhin eine einzigartige Persönlichkeit.» < Anwohner und Ladenbesitzer sind inzwischen zwar besser organisiert, um Neuankömmlinge aufzuhalten, die den Ton in der Gegend ver ändern könnten, doch führt dies unweigerlich zu steigenden Mieten Mehr zum Thema >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> und zur Homogenität der Markengiganten, die sich diese leisten Die sechs Personen erzählen im Film mehr über ihr Leben im können. «Es stimmt, dass die Zukunft des West End in den Händen www.creditsuisse.com/bulletin/westend Londoner West End: der Hauseigentümer liegt. Aber mittlerweile hat das Viertel sicher auch davon profitiert, dass es nicht mehr nur als Bond Street und Regent Street wahrgenommen wird», sagt Stacey Smith, Mode einkäuferin für Matches Fashion Group, einen unabhängigen Mode Einzelhändler, der als eines der ersten Unternehmen nach Maryle bone kam. «Mit anderen Worten: Wenn man bereit ist, Neuland zu betreten, ist das West End eklektischer und unkonventioneller ge worden, was wiederum jüngere Leute in eine Gegend Londons >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> gelockt hat, die allgemein von Älteren bevorzugt wird – mehr Wein bar als trendiger Club. Vorläufig ist das West End von einer positiven kooaba Paperboy macht das gedruckte bulletin interaktiv. Mit der App lassen sich Zusatzinfos Dynamik geprägt.» Daraus dürfte ein zeitgenössischeres, stärker wie Videos, Bildstrecken und Links auf Ihr Smart integrierendes West End hervorgehen, das im Einklang mit der all phone bringen. gemeinen gesellschaftlichen Entwicklung steht. «Sehen Sie sich >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> die Architektur an, wenn Sie nach Anhaltspunkten für die Zukunft bulletin 2/11 Credit Suisse 22 Westen Wissenschaft DER RECHNENDE All mäCH Isaac Newton (1642–1727) tIgE Wissenschaft Westen 23 Naturgesetze sind eine zutiefst westliche Idee. Zwar hat die Physik damit gewaltige Erfolge gefeiert, findet der Nobelpreisträger Robert Laughlin – die Suche nach einer ultimativen Weltformel sei aber gescheitert. Foto: SSPL, Getty Images Text: Mathias Plüss Die Planeten kreisen auf stabilen Bahnen um die Sonne. Die Licht geschwindigkeit ist konstant. Magnetnadeln zeigen zuverlässig nach Norden. Energie geht nie verloren. Naturgesetze sind für uns etwas Selbstverständliches – jedenfalls staunen wir selten darüber. Dabei sind seit der ersten quantitativen Formulierung eines physikalischen Gesetzes erst 400 Jahre vergan gen. Es war Galileo Galilei (1564 –1642 ), der mit seinen Experi menten das Fallgesetz entdeckte: Gegenstände fallen stets gleich schnell, unabhängig von Ort, Zeit, Material und Form. Und er formu lierte auch gleich den Grundsatz, dem die Physik seither nachlebt: Das Universum sei «ein grosses Buch», geschrieben «in der Sprache der Mathematik». Ohne Kenntnis dieser Sprache, so Galilei, «irrt man in einem dunklen Labyrinth herum». Was danach folgte, war eine einzigartige Erfolgsgeschichte. New ton entdeckte die Gravitationsgesetze, Maxwell die Elektrodynamik, Einstein die Relativitätstheorie. Ins ganz Grosse stiess man vor, von den Sternen über die Galaxien bis zu den Schwarzen Löchern, und ins ganz Kleine, von den Molekülen über die Atome bis zu den Quarks. Überall fand man Gesetze, überall liessen sich mathematische For meln aufstellen, das ganze Universum schien berechenbar. Man muss sich zunächst bewusst machen, wie erstaunlich das ist. «Dass es Naturgesetze gibt, ist eine Art Wunder, und jeder denkende Mensch sollte darüber zutiefst beunruhigt sein», sagt Robert Laughlin, Professor an der kalifornischen StanfordUniver sität und PhysikNobelpreisträger von 1998 . Um bei Galileo Galilei zu bleiben: Es könnte ja sein, dass ein Gegenstand in Bern nicht gleich schnell fällt wie in Pisa. Dass ein Stein rascher fällt als ein Stück Metall. Oder dass es überhaupt keine Regularität gibt. So ist es aber nicht. Letztlich gibt es bis heute keine befriedigende Antwort auf die Frage, warum es Naturgesetze gibt. Dass diese Gesetze aber vor nehmlich in Europa entdeckt wurden, dafür gibt es eine Erklärung: Sie passen wunderbar ins Denk und Glaubensgebäude des Westens. «Schon bei den griechischen Stoikern findet man das Konzept des Logos, was gleichzeitig Natur, Gott und Logik bedeutet », sagt Robert Laughlin. «Unsere Kultur ist bis heute durchsetzt von dieser Idee – darum scheint es uns vernünftig, dass die Natur logisch ist, dass es so etwas wie Naturgesetze überhaupt gibt.» Es spricht vieles dafür, dass es vor allem der abendländische Monotheismus war, der die Entdeckung und Akzeptanz der Natur gesetze begünstigte. Schon der Gott des Alten Testamentes tritt als Gesetzgeber auf, der die Winde bewegt, das Land vom Wasser trennt und den TagNachtRhythmus regelt. Von Anfang an dominierte so die Vorstellung einer geordneten, rationalen Natur, während man all das Chaos, das die Welt eben auch beherbergt, grosszügig ausblen dete. Der Monotheismus «begünstigt den Glauben daran, dass die Natur durch die Anordnungen eines allmächtigen und göttlichen Gesetzgebers beherrscht wird», schreibt der englische Astronom John D. Barrow. «Ein Monotheismus, der nichts mit Naturgottheiten und Astrologie zu tun hat, erleichtert die Entwicklung eines starken Glaubens an die Naturgesetze und an die Möglichkeit wissenschaft licher Erforschung der Welt.» Den göttlichen Schöpfungsplan enthüllen So ist es denn nur folgerichtig, dass die wissenschaftliche Revolu tion in Europa stattfand und nicht in China. Rein technisch waren die Chinesen im Mittelalter weiter als wir. Aber die Idee eines all mächtigen Gottes, der der Natur quasi von aussen Gesetze auferlegt, war ihnen zutiefst fremd: Sie hatten eine ganzheitliche Sicht der Natur, in der alles mit allem harmonisch verwoben ist. Darum kamen sie gar nie auf die Idee, nach Naturgesetzen zu suchen. Für die westlichen Physiker, die die Naturgesetze entdeckten, war es bis ins 20. Jahrhundert hinein selbstverständlich, dass sie mit ihrer Arbeit den göttlichen Schöpfungsplan enthüllen würden. «Die Auf gabe der Naturwissenschaft », schrieb Isaac Newton (1642 –1727 ) mitten in seinen «Mathematischen Prinzipien», sei es, «Gottes Werke zu untersuchen». In dieser Sicht belegt jedes entdeckte Naturgesetz von Neuem die Existenz eines intelligenten Schöpfers: Die «bewun dernswürdige Einrichtung der Sonne, der Planeten und Kometen hat nur aus dem Ratschluss und der Herrschaft eines alles einsehen > Credit Suisse bulletin 2/11 24 Westen Wissenschaft Der Begründer der Relativitätstheorie, Albert Einstein, zu Besuch im Mount-Wilson-Observatorium. bulletin 2/11 Credit Suisse wesenden» gefunden werde. Seit bald zwei Jahren nun ist Hawking emeritiert, und von der ersehnten Weltformel ist keine Spur zu finden. Ein einziges Grundgesetz widerspräche dem Wesen der Natur Robert Laughlin plädiert für eine ganz neue Sicht auf die Naturge setze. Spätestens seit seinem Buch «Abschied von der Weltformel» (Piper, 2007 ) gilt er in der Physikerzunft als Rebell, der die Entwick lung der Wissenschaft grundlegend in Frage stellt. «Die Suche nach der Weltformel ist wie die Jagd nach dem Regenbogen», sagt er. «Unterhalb des vermeintlich fundamentalen Gesetzes liegt ein funda mentaleres, und darunter ein noch fundamentaleres und so weiter.» Von dieser Hierarchisierung der Naturgesetze hält Laughlin nichts – für ihn sind sie alle gleichwertig. Die westliche Verehrung der Welt formel hat für ihn religiöse Gründe: «Die fundamentalen Gesetze gelten uns als heilig», sagt Robert Laughlin. «Wir sind so geprägt, dass wir sie mit Gott verbinden.» Die Vorstellung einer durchkomponierten Welt, die sich aus einem einzigen Grundgesetz heraus entwickelt, hat gewiss ihren Reiz. Aber sie wird dem Wesen der Natur nicht gerecht. Das Problem ist dabei nicht einmal so sehr, dass eine Weltformel weit und breit nicht in Sicht ist. Das Problem ist vielmehr, dass sich die allermeisten Ge setze nicht aus anderen herleiten lassen. Es ist gewiss ein biologi sches Gesetz, dass der Hase vor dem Fuchs davonrennt. Aber diese Verhaltensregel ist emergent, das heisst: Man kann sie aus keinem anderen biologischen Gesetz ableiten, geschweige denn aus einem physikalischen. Die Idee, man könne theoretisch alle Wissenschaft, von der Biologie über die Chemie und die Makrophysik bis zur Mikrophysik, auf eine einzige Weltformel zurückführen, verliert aber ihre Bedeutung, wenn sich dieses Programm in der Praxis nicht durchführen lässt. Fotos: Time Life Pictures, Getty Images | Neumann und Rodtmann, Outline, Corbis, Specter den und allmächtigen Wesens hervorgehen können», so Newton. Dass die Naturgesetze in der Sprache der Mathematik geschrieben sind, hat überdies viele Physiker zur Überzeugung gebracht, Gott müsse selbst der höheren Mathematik fähig sein. « Gott rechnet », befand Gauss, und Leibniz schrieb: «Indem Gott rechnet, entsteht die Welt.» So erstaunlich die Erfolge dieser Denkweise auch sind, hat sie dennoch ihre Schattenseiten. Erstens überschätzt sie die Berechen barkeit der Welt. In realen Vorgängen der Natur spielen so viele Faktoren mit, dass man das Geschehen nur in den seltensten Fäl len aus physikalischen Gesetzen ableiten kann. Zweitens hat der religiöse Hintergrund dieser Denkweise zur fixen Vorstellung geführt, die Naturgesetze seien alle eng miteinander verwoben. Indem wir immer tiefer in die Natur eindrängen, fänden wir immer fundamen talere Gesetze, und am Ende stünde ganz an der Spitze eine einzige Weltformel, aus der sich alle anderen ableiten liessen. «Unser Ziel ist », so der schweizerischbritische Physiker Paul Dirac (1902 –1984 ), «eine einzige umfassende Theorie zu erhalten, die die ganze Physik beschreiben wird.» Wenn dieses Ziel erreicht sei, sagte der russischamerikanische Wissenschaftler George Gamow (1904 –1968 ), habe «die Physik ihr Ende erreicht », ihre wei tere Erforschung werde keinerlei Spannung mehr bieten, und alles, was einem Physiker dann noch bleibe, sei «ödes Arbeiten an unbe deutenden Details oder autodidaktisches Studieren und Bewundern der Grossartigkeit des vollendeten Systems». Die Überheblichkeit, die hier mitschwingt, ist nicht untypisch für die erfolgsverwöhnte Physik. Es spreche einiges dafür, sagte Ste phen Hawking bei seiner Antrittsvorlesung in Cambridge 1980, dass eine «vollständige Theorie», die «alle physikalischen Beobachtungen beschreiben würde», noch «innerhalb der Lebenszeit einiger hier An Wissenschaft Westen 25 Physiker-Rebell Robert Laughlin: «Die Suche nach der Weltformel ist wie die Jagd nach dem Regenbogen.» Robert Laughlin nennt als Beispiel die Festigkeit von Festkörpern: «Festigkeit ist ein Naturgesetz», sagt er. « Jedes Mal, wenn wir ein Flugzeug oder ein hohes Gebäude betreten, verlassen wir uns auf die Stabilität fester Körper.» Diese Stabilität ergibt sich aus der hoch präzisen Anordnung der Atome in einem Kristallgitter. Just diese Ordnung aber lässt sich nicht durch die vermeintlich fundamenta lere Quantenmechanik vorhersagen. «Festigkeit ist das Beispiel eines sehr wichtigen Naturgesetzes, das sich nicht aus etwas Grund legenderem herleiten lässt. Festigkeit ist emergent.» Das ganze Bild ist erst aus der Distanz erkennbar Emergente Ordnungen entstehen und verschwinden wie von selbst. Sie beruhen auf kollektiver Selbstorganisation und existieren immer nur in einer bestimmten Grössenskala. Wenn man genauer hinschaut, verschwindet das Phänomen komplett: Die Mikrobiologie offenbart nichts über das Fluchtverhalten des Hasen. Der Blick ins Elektronen mikroskop bringt keine Erkenntnisse über die Festigkeit. «Wenn man zu genau hinschaut, wird das ganze Konzept sinnlos – man kann nicht einmal mehr sagen, ob es sich um eine Flüssigkeit oder einen Fest körper handelt », sagt Laughlin. «Es ist wie bei einem Bild: Wenn man nahe herantritt, findet man nur nichtssagende Farbpunkte. Erst wenn man ein paar Schritte zurückmacht und es als Ganzes anschaut, bekommt es einen Sinn. Das ist typisch für Emergenz.» Solche Gesetze gibt es viele. Robert Laughlin ist sogar der Über zeugung, dass sämtliche Naturgesetze emergent sind. Diese Sicht hat etwas ungemein Erfrischendes. Zum einen befreit sie die Physik vom ideologischen Ballast, den sie seit Jahrhunderten mit sich trägt. Es sind keine abstrakten mathematischmetaphysischen Gesetze, die die Welt ordnen. Vielmehr steckt die Ordnung in der Natur selbst, und diese Ordnung ist es, die in gewissen Bereichen jene Gesetz mässigkeiten hervorbringt, die wir wiederum lesen können. Damit verschwindet auch die doch reichlich seltsame Vorstellung eines Gottes, der die Welt schafft, indem er permanent mathematische Gleichungen löst. Zum anderen können wir getrost auch die ewige Jagd nach der Weltformel ad acta legen. Wenn Naturgesetze keine übernatürlichen Anweisungen sind, sondern sich aus emergenter Ordnung in ver schiedenen Skalen ergeben, dann verschwindet auch die vermeint liche Hierarchie, und alle Gesetze werden gleichwertig – von der Mikrophysik bis zur Verhaltensbiologie. Die Natur sei «ein gewaltiger Turm aus Wahrheiten», sagt Robert Laughlin. «Die Suche nach einer einzigen ultimativen Wahrheit ist an ihr Ende gelangt, aber gleich zeitig gescheitert.» < Mehr zum Thema >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Buchtipp Robert B. Laughlin: «Abschied von der Weltformel – Die Neuerfindung der Physik». Piper März 2009 . 336 Seiten, kartoniert. ISBN: 9783492253727 >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> kooaba Paperboy macht das gedruckte bulletin interaktiv. Mit der App lassen sich Zusatzinfos wie Videos, Bildstrecken und Links auf Ihr Smart phone bringen. >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Credit Suisse bulletin 2/11 26 Westen Atonale Musik bulletin 2/11 Credit Suisse Atonale Musik Westen 27 ICH lUFt VON ANDEREm PlANEtEN Der Wiener Komponist Arnold Schönberg konnte sich 1921 als Entdecker der Zwölftontechnik durchsetzen. Schon vorher sorgten die ungewohnten Klänge seiner atonalen musik für Furore. Heute zählt er längst zu den Klassikern. trotz inter nationaler Verbreitung fasste die Zwölftontechnik in anderen Kulturen aber nie richtig Fuss. Die gründe dafür wurzeln im westlichen Denken, sagt der musikwissenschaftler Roman Brotbeck. Eine Spurensuche. Fotografie: Regina Hügli Credit Suisse bulletin 2/11 28 Westen Atonale Musik Text: Maria Ryser «Man bedenke, welche Enthaltsamkeit dazu gehört, sich so kurz zu fassen. Jeder Blick lässt sich zu einem Gedicht, jeder Seufzer zu einem Roman ausdehnen.» Mit diesen Gedanken versuchte Arnold Schönberg sich den «Sechs Bagatellen für Streichquartett » seines ehemaligen Schülers Anton Webern zu nähern, einem Meisterwerk der atonalen Musik. Ein Versuch, der im 100 . Jubiläumsjahr der «Ba gatellen» auch von den vier Jungmusikern des Asasello Quartetts gewagt wird (siehe Infobox Seite 31). «Die Zwölftontechnik geht aus der Atonalität hervor und bildet die Endstufe einer langen musikalischen Entwicklung, die im 19. Jahr hundert beginnt und die Tonalität zunehmend auflöst », erklärt der Musikwissenschaftler Roman Brotbeck. «Diese Technik möchte die zwölf Halbtöne innerhalb einer Oktave gleichwertig behandeln. Um dies zu erreichen, wurde die Regel aufgestellt, dass ein bestimmter Ton erst wiederholt werden darf, wenn die andern elf Töne erklun gen sind. Das führt zu einer Grundgestalt von zwölf Tönen, die Schönberg eine «Reihe» nannte.» Akkorde bauen folglich nicht wie in der alten Harmonik auf dem Dreiklang auf, sondern ergeben sich aus der Reihe. Die Gleichstufigkeit des Halbtonsystems ist dabei vergleichbar mit der Funktion des Betons in der sich zeitgleich entwickelnden BauhausSchule, mit dem man alles verbinden, alle Formen bauen, Wände wie Böden, Dächer und Fundamente (also vertikal und horizontal) giessen kann. Der politisch konservative, künstlerisch aber revolutionäre Schön berg wollte damit keineswegs die klassischromantische DurMoll Tonalität angreifen, sondern diese in einem rigorosen System zu noch grösserer Ordnung und Klarheit steigern. Demokratische Kontrolle der töne Folgt man den historischen Spuren der Zwölftonmusik, zeichnet sich eine enge Verstrickung mit der europäischen Geschichte ab: In Wien, dieser Schnittstelle zwischen Ost und West und daher so wohl Ort der Vermischung als auch der gezielten Abgrenzung, sehnte sich Schönberg nach dem Ersten Weltkrieg offensichtlich nach einer gewissen Ordnung und mehr «demokratischer » Kontrolle der Töne, wie der Eintrag aus dem Theoriewerk «Komposition mit zwölf Tönen» aufzeigt: «Durch die regelmässige Verwendung einer Reihe von zwölf Tönen werden alle anderen Töne auf die gleiche Weise betont, und dadurch wird der einzelne Ton des Privilegs der Vorherrschaft be raubt.» Der letzte Rest von Hierarchie im musikalischen Raum ging verloren: «In diesem Raum gibt es […] kein absolutes Unten, kein Rechts oder Links, Vor oder Rückwärts.» Das Dritte Reich liess die Zwölftonmusik als «entartete Kunst » verbieten und trieb den «neuen Mozart » ins amerikanische Asyl. Nach 1945 befand sich die Zwölftontechnik quasi im historischen Recht und verkörperte bis ungefähr 1965 die einflussreichste Komposi tionstechnik der westlichen Musik. Dadurch verlor sie aber auch ihr Widerständisches und ihr Neues – zumindest in Westeuropa und den USA . Im totalitären Osten dagegen stiess sie während des Kal ten Krieges durch das auferlegte Verbot bei den dortigen Kompo nisten als Symbol des Widerstands auf reges Interesse. Mit dem Mauerfall sowie dem Zusammenbruch der Sowjetunion löste sich die einstige Attraktivität der Zwölftontechnik jedoch schlagartig auf. Heute wird sie kaum noch benutzt. Was sich hingegen bis auf den heutigen Tag hartnäckig hält, sind die von den Nazis propagierten Vorwürfe einer «kopflastigen, intellektuellen und unsinnlichen > bulletin 2/11 Credit Suisse «Diese Stücke wird nur verstehen, wer dem Glauben angehört, dass sich durch Töne etwas nur durch Töne Sagbares ausdrücken lässt.» Komponist Schönberg über die «Sechs Bagatellen» Credit Suisse bulletin 2/11 30 Westen Atonale Musik «Die Überzeugung, dass diese neuen Klänge den Gesetzen der Natur und den Gesetzen unserer Denkweise gehorchen – die Überzeugung, dass Ordnung, Logik, Fasslichkeit und Form ohne Befolgung dieser Gesetze nicht vorhanden sein können –, treibt den Komponisten auf Entdeckungsreise.» Arnold Schönberg bulletin 2/11 Credit Suisse Atonale Musik Westen 31 Musik». «Die Zwölftöner kreierten eine extrem emotionale, ja über Der ist magisch. Wer sich darauf einlässt, kann fliegen !» Wilhelm schwängliche, erotischsinnliche Musik, die mit ‹kopflastig› gar nichts Furtwängler, konservativer Komponist und kein Freund Schönbergs, zu tun hat », hält Roman Brotbeck dem entgegen und vergleicht spricht dagegen von einem «Gefühl des Ausgeliefertseins»: «An der Schönbergs Stellenwert für die Musik mit dem Stellenwert Freuds Hand des atonalen Musikers geht man daher […] wie durch einen in der Psychologie: «Historisch hat das, was Freud in der Psycho dichten Wald. Am Wege ziehen die merkwürdigsten Blumen und logie bewirkte, nämlich eine positive Bewertung der Triebkräfte, Pflanzen die Aufmerksamkeit auf sich. Selber aber weiss man nicht, Schönberg in der Musik zu realisieren gewagt: Die Befreiung der woher man kommt und wohin man geht. Ein Gefühl des Ausgelie fertseins an die Macht elementaren Seins ergreift den Hörer.» westlichen Musik von bürgerlichen Anstandsvorschriften.» Um dem hohen Perfektionsanspruch Weberns gerecht zu werden, Westlicher Drang nach EinOrdnung und gesetz hat sich Asasello für eine analoge und ungeschnittene VinylAuf Die ungewohnte Klangabfolge forderte ein neues Musikverständnis. nahme entschieden. Quasi ein Massanzug für das Innenleben der Diese Forderung bildete die eigentlich revolutionäre Leistung «Bagatellen» und wohl ganz im Sinne Schönbergs: «Diese Stücke Schönbergs. Den Hauptgrund, die Atonalität und später die Zwölf wird nur verstehen, wer dem Glauben angehört, dass sich durch Töne tontechnik als ein spezifisch westliches Konzept zu verorten, sieht etwas nur durch Töne Sagbares ausdrücken lässt.» Sein Vorwort Roman Brotbeck aber nicht im Moment der Befreiung, was Schön zu den «Bagatellen» führte er mit den Worten «Möge Ihnen diese berg mit dem Gesang « Ich fühle Luft von anderem Planeten» im Stille klingen !» in grösster Ehrfurcht zu Ende. < skandalumwitterten «Zweiten Streichquartett » so treffend auf den Punkt brachte. Der Kern steckt im westlichen Denken. « Durch die radikale Vereinfachung des westlichen Tonhöhen systems in zwölf exakt gleich grosse Halbtöne gliedert sich die Zwölftonmusik ein in jenes westliche Denken, das überall und immer Mehr zum Thema >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> und zuallererst nach Standards, nach Einheitlichkeit, nach EinOrd Bilder im Artikel Regina Hügli (*1975 ) ist freie Fotografin. nung ruft, und zwar in allen Lebensgebieten, also quasi vom Stecker Sie hat sich unter anderem auf Bildsprachen und fotografische Konzepte spezialisiert. Die Bildstrecke zeigt verschiedene über die Salatgrösse bis zu den Mitmenschen. Standards erlauben Übersetzungsversuche von atonaler Musik in fotografische Bilder. leichten Austausch, leichtes Verschieben, leichtes Umziehen und Dabei hat sie sich verschiedener Techniken bedient: der Loch Reisen, aber auch leichtes Installieren und Verdrängen von anderem kartenfotografie ( S. 26 ), der Prismenfotografie ( S. 29 ), dem Foto gramm ( S. 30, oben) und der Lichtzeichnung ( S. 30, unten). und Fremdem.» In diesem Punkt sieht Brotbeck die Leistung und zugleich die Der Film über die Entstehung der Bilder: www.creditsuisse.com/bulletin/12ton Begrenzung der Zwölftontechnik: «Nie vorher gab es eine Kompo sitionstechnik, die so sehr alles verbinden und verknüpfen und alles >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> mit allem in Verwandtschaft bringen konnte. Sie konnte sich – wie Neuaufnahme von Weberns «Bagatellen» das westliche Denken und Handeln generell – sehr schnell inter auf Vinyl Das Asasello Quartett nimmt in Zusammenarbeit mit Manuel Schwiertz vom national ausbreiten. In ihrer sturen EinOrdnung konnte sie andere Label «blinker – Marke für Rezentes» und Ordnungen allerdings gar nicht verstehen, das heisst, sie musste Frank Kämpfer vom Deutschlandfunk das Werk diese verdrängen. Das ist grosso modo eigentlich auch die generelle «Sechs Bagatellen für Streichquartett op. 9» von Anton Webern neu auf. Die analog aufgenommene und Leistung beziehungsweise eben auch der generelle Fluch des west ungeschnittene Einspielung erscheint im Herbst 2011 in einer lichen Denkens im 20 . Jahrhundert.» limitierten Auflage von 500 Stück auf Schallplatte. Schönberg brachte diesen Drang nach EinOrdnung, nach Gesetz www.asaselloquartett.ch und theoretischer Untermauerung der neuen Klänge in seinen Schrif www.blinkerblinker.eu ten klar zum Ausdruck: «Die Überzeugung, dass diese neuen Klän Regina Hügli hat das Quartett bei den Aufnahmen begleitet. Die schöne Fotostrecke dazu: ge den Gesetzen der Natur und den Gesetzen unserer Denkweise www.creditsuisse.com/bulletin/12ton gehorchen – die Überzeugung, dass Ordnung, Logik, Fasslichkeit >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> und Form ohne Befolgung dieser Gesetze nicht vorhanden sein können –, treibt den Komponisten auf Entdeckungsreise.» Rück Werkempfehlungen für atonale musik und Zwölftonmusik blickend auf die Entstehungszeit der «Bagatellen», die noch nicht • Alban Berg: Op. 7 «Wozzeck» (1917–1922 ) «Lyrische Suite für Streichquartett » (1925 – 28 ) dem Gesetz der Zwölftontechnik folgten, hielt auch Webern fest: Arnold Schönberg: «Moses und Aron» (1923 –1937 ) • « Das Gesetz war uns damals noch nicht bewusst, aber es war Op. 30 «Drittes Streichquartett » (1927 ) längst gefühlt.» Foto: blinker Marke für Rezentes magischer Umgang mit der Zeit Mit den Werken von Schönberg und Webern tut man sich bis heute eher schwer. Warum also gerade Weberns «Bagatellen» aufnehmen, sechs Stücke, die durch ihre Kürze irritieren und vom Publikum höchste Aufmerksamkeit verlangen? «Wir betrachten die ‹Bagatellen› als Schlüsselwerk der Quartettliteratur », erklärt Barbara Kuster vom Asasello Quartett. «Klar, es ist keine Musik zum Nachsummen. Das Treppengeländer für den Hörer fehlt. Webern verlangt den Mut, sich fallen zu lassen. Uns fasziniert vor allem sein Umgang mit der Zeit: Op. 37 «Viertes Streichquartett » (1936 ) Op. 46 «A survivor from Warsaw» (1947 ) • Anton Webern: Op. 5 «Fünf Sätze für Streichquartett » (1909 ) Op. 9 «Sechs Bagatellen für Streichquartett » (1911 ) Op. 20 «Streichtrio» (1926 –1927 ), Op. 21 >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> kooaba Paperboy macht das gedruckte bulletin interaktiv. Mit der App lassen sich Zusatzinfos wie Videos, Bildstrecken und Links auf Ihr Smart phone bringen. >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Credit Suisse bulletin 2/11 32 Westen Holen Sie alles aus Ihrem gedruckten bulletin! bulletin Bilderkennung mit kooaba Paperboy holen Sie weiterführende links, Bildstrecken oder Videos auf Ihr Smartphone. mit einem Klick zum Video Ein QR Code führt in drei Schritten direkt zum Video oder zu anderen Informationen im Internet. So gehts: kooabaApp Paperboy gratis laden (iPhone/Android), fotografieren, links erhalten. 1 So einfach funktioniert ein QR Code: Den Beetagg Reader gratis auf das Smartphone laden, Code fotografieren, link erhalten. 1 mit der App eine der gekennzeich neten Seiten fotografieren und per taste «Verwenden» bestätigen. 2 Die kostenlose, für alle Handy typen erhältliche App Beetagg Reader Pro starten. 2 Anschliessend zeigt die App eine liste aller verfügbaren Informatio nen, links und Optionen. 3 Wer ein kostenloses WebKonto bei kooaba besitzt, findet online alle geknipsten Objekte samt Infos. Automatisch öffnet sich ein Browser mit zusätzlichen Inhalten zum thema. > bulletin 2/11 Credit Suisse Fotos: Muster Mustermann | Muster Mustermann 3 Den QR Code fokussieren, bis der Rahmen grün erscheint und das Handy vibriert. Invest Invest Fotos: Mathias Hofstetter | Credit Suisse | Brendan Smialowski, Getty Images Wirtschaft, Märkte und Anlagen Wirtschaft Zinsen und Obligationen Währungen Aktienmärkte Rohstoffe Immobilien Die neuesten Unterneh mensbefragungen deuten auf eine Fortsetzung des Aufschwungs hin. Die Stimmung der Konsumen ten bleibt trotz zunehmen den Preisdrucks gut. Die EZB dürfte die Zinsen im Sommer weiter erhöhen, während die SNB und die Fed abwar ten. Obligationen bleiben unter Druck. Wir erwarten einen schwächeren CHF gegenüber dem EUR. Der USD dürfte sich gegenüber den meisten Währungen weiter abschwächen. Starkes Wirtschafts und Gewinnwachstum dürften Aktien mittelfristig wei terhin stützen. Kurzfristig stellen Zinserhöhungen ein Risiko dar. Die globale Nachfrage nach Rohstoffen nimmt weiter zu. Liquiditäts entzug und politische Unsicherheiten könnten kurzfristig die Volatilität erhöhen. Die Preise für Wohn eigentum haben 2010 kräftig zugelegt. Tiefe Zinsen und eine positive Nettomigration sprechen für einen weiteren Preisanstieg. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaft lern fehlt es den Ökonomen an Labor experimenten, in denen die Wirkungsweise einzelner Faktoren isoliert betrachtet und bestimmt werden kann. Aber manchmal kommen sie dem Bild nahe: Kaum hatte der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke im August 2010 weitere Käufe von Staatsanleihen und damit Liquiditäts spritzen für die US Wirtschaft angekündigt, setzten die Aktienmärkte zu einer lang anhaltenden Rally an, und nur wenig später hatten sich die US Konjunkturindikatoren derart stark erholt, dass alle Diskussionen über ein erneutes Abgleiten in die Rezes sion verstummten. Ende April nun hat Ben Bernanke wie erwartet den Abschluss des Kaufprogramms im Juni angekündigt. Bald wird sich zeigen, ob die anderen Treiber der amerikanischen Konjunktur – vor allem die Investitionen der privaten Unternehmen – stark genug sind, um das Versiegen der zusätzlichen Liquidität zu kompensieren. Wir tippen darauf. Allerdings stimmen die ersten Marktreaktionen – rückläufige Aktien, eine Korrektur der Rohstoffpreise, steigende Obligationenkurse – etwas nach denklich. Aber vielleicht war das ganz ein fach der berühmtberüchtigte MaiFaktor ! Im Juni wissen wir es dann ganz sicher. Dr. Oliver Adler Leiter Global Economics Credit Suisse bulletin 2/11 l ll Invest Wirtschaft Zinsen und Obligationen Währungen Schwächere Umfragedaten, aber Fortsetzung des Aufschwungs Zinserhöhungen setzen sich fort, Fed und SNB warten ab USD ohne Zinsunterstützung Unternehmensbefragungen haben sich glo bal bis auf wenige Ausnahmen weiter leicht abgeschwächt. In einigen Ländern (z.B. USA , GB ) hat sich insbesondere die Stim mung im Dienstleistungssektor eingetrübt. Insgesamt sprechen die Indikatoren jedoch für eine Fortsetzung des globalen Auf schwungs. Die Stimmung der Konsumenten hat sich trotz des Anstiegs der Ölpreise nur wenig verschlechtert, wohl weil sich die Situ ation an den Arbeitsmärkten verbessert hat. Die robusten Unternehmensgewinne deuten auf eine weitere Zunahme der Investitionen und der Beschäftigung hin. Thomas Herrmann Die Inflation ist jüngst weiter gestiegen. Nicht nur in den Schwellen, sondern auch in vielen Industrieländern haben Notenban ken deshalb die Zinsen erhöht. Die Europäi sche Zentralbank ( EZB ) hob den Leitzins im April um 25 Basispunkte auf 1,25% an, und wir erwarten in den kommenden Monaten weitere Zinsschritte. Auch in den Schwellen ländern gab es weitere Zinserhöhungen (z.B. Brasilien auf 12%). Die US Notenbank (Fed) dürfte allerdings nach dem Ende des Anleihenkaufprogramms (QE2 ) im Juni die Zinsen noch einige Quartale nahe bei null belassen, die SNB bis gegen Ende Jahr. Thomas Herrmann Der USD dürfte 2011 gegenüber den meis ten Währungen schwach bleiben oder sich sogar noch weiter abschwächen. Die Kombination von einem anhaltend tiefen US Zinsniveau mit einem Aussenhandels und Fiskaldefizit steht unserer Meinung nach einer Erholung des USD im Weg. Wir erwarten auch, dass sich der strukturelle Aufwertungstrend der Währungen von Schwellenländern im Zug der globalen Kon junkturerholung fortsetzen wird. Asiatische Währungen erscheinen uns attraktiv, da sie aufgrund ihrer Leistungsbilanz überschüsse unter Aufwertungsdruck bleiben dürften. Marcus Hettinger Abnehmende Dynamik im Schweizer Exportsektor Anleihen geringerer Bonität als Beimischung interessant Strategisch «bullish» für EUR /CHF Die Konjunkturindikatoren bleiben trotz der jüngsten Abschwächung des Schweizer Einkaufsmanagerindex insgesamt klar im expansiven Terrain. Obwohl die Exporte auch im März weiter anstiegen, verringerte sich hier allerdings das Tempo, und die Exporteure mussten aufgrund der Franken stärke ihre Margen senken. Wir gehen des halb davon aus, dass das Hauptaugenmerk der SNB auf den starken CHF und die damit verbundenen Risiken für den Export sektor gerichtet bleibt – zumindest so lange, wie die Inflationsraten auf dem der zeitigen tiefen Niveau verharren. Die deutliche Überbewertung des CHF sowie der Zinsvorteil des EUR sprechen für einen schwächeren CHF. Die Fortsetzung der globalen Konjunkturerholung und die allmähliche Eindämmung der EWU Schulden krise dürften zu einem Abflauen oder gar einer Umkehr der Kapitalzuflüsse in die Schweiz führen und den CHF ebenfalls schwächen. Das charttechnische Bild für EUR/CHF zeigt eine langfristige Bodenbil dung an und signalisiert, dass die Franken stärke einen Höhepunkt erreicht hat. Wir erwarten auf 12 Monate einen Anstieg von EUR/CHF in die Mitte der 1.30 erRegion. Fabian Heller Angesichts der eher schwächeren Konjunk turdaten sind die Anleihenrenditen in den vergangenen Wochen wieder etwas gesun ken. Da sich der Aufschwung fortsetzen und die Niedrigzinspolitik zu Ende gehen dürfte, gehen wir jedoch mittelfristig von steigenden Renditen aus. Wir raten deshalb von Investi tionen in Anleihen mit langen Laufzeiten ab. Gleichzeitig erwarten wir, dass die Risikoauf schläge für Unternehmensanleihen weiter zurückgehen, insbesondere bei Emittenten geringerer Bonität. Papiere mit kurzen Lauf zeiten derartiger Schuldner, oder solche von Schwellenländern, stellen deshalb eine inter essante Beimischung dar. Stefan Klein Wachstumsdynamik im Exportsektor im März tiefer Der Markt erwartet im 2. Halbjahr höhere Zinsen Quelle: Datastream, Credit Suisse Quelle: Datastream, Credit Suisse Zinsvorteil spricht für deutliches Aufwärtspotenzial des EUR Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Jahresveränderung in % % EUR/CHF 10 3.0 1.60 0 2.0 –10 1.0 2003 2005 2007 2009 Schweizer Exporte (3-Monats-Durchschnitt) bulletin 2/11 Credit Suisse 2011 1.40 1.0 1.30 1.20 2007 2008 2009 2010 2011 3-Monats-Libor Implizite Markterwartung (aus Futures-Kursen vom 05.05.2011) 2012 % 1.6 1.50 0.0 –20 Marcus Hettinger 0.4 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 EUR/CHF-Wechselkurs 2j. Swap EUR minus CHF (rechte Skala) Invest Aktienmärkte Rohstoffe Immobilien Globale Aktien langfristig weiterhin gestützt Preistrend nach oben, mit starken Schwankungen Schweizer Wohnimmobilien: Weiterer Preisanstieg erwartet Die globalen Aktienmärkte dürften länger fristig weiterhin vom soliden Wirtschafts und Gewinnwachstum gestützt werden. Zudem erscheinen uns die Bewertungen der meisten Märkte immer noch attraktiv. Wir empfehlen daher weiterhin eine strategische Übergewichtung von Aktien. Allerdings muss besonders nach der starken Performance der Märkte in den vergangenen Monaten mit einem gewissen Gegenwind gerechnet werden. Sich verlangsamende Frühindikato ren und das Ende des zweiten quantitativen Lockerungsprogramms in den USA stellen Herausforderungen dar. Roger Signer Die Rohstoffpreise setzten im April ihren Aufwärtstrend fort. Anfang Mai erfolgte dann eine scharfe Korrektur. Aufgrund unse res Szenarios einer anhaltenden globalen Wirtschaftserholung gehen wir jedoch für die meisten industriell benötigten Rohstoffe langfristig von Preissteigerungen aus. Aller dings ist das Risiko von Preisschwankungen wegen politischer Unsicherheiten und ange sichts des anstehenden Liquiditätsentzugs durch die Notenbanken derzeit besonders hoch. Stefan Graber Die Preise für Wohneigentum haben im 4. Quartal des Vorjahres weiter kräftig zugelegt. Die tiefen Zinsen und eine anhaltend starke Zuwanderung treiben die Entwicklung an. In den meisten Regionen liegen die Preise nach wie vor auf einem nachhaltigen Niveau. Ausnah men sind der Genferseeraum, Teile des Grossraums Zürich sowie einzelne touris tische Regionen. Für 2011 erwarten wir einen weiteren soliden Zuwachs der durchschnittlichen Wohnungspreise. Ill Martin Bernhard Der Trend zeigt nach wie vor nach oben Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Wohnungspreise dürften weiter steigen Quelle: Wüest & Partner, Credit Suisse Index (Januar 2007 = 100) Schweizer Aktien sind günstig bewertet Infolge seiner defensiven Sektorausrichtung und des starken CHF ist die Performance des SMI in den ersten Monaten dieses Jah res hinter derjenigen der meisten globalen und europäischen Aktienindizes zurückge blieben. Wir bevorzugen weiterhin zyklische re Märkte, sehen aber dennoch besonders dank den günstigen Bewertungen im Schweizer Markt auf 12 MonatsSicht eini ges Aufwärtspotenzial. Zudem dürfte die jüngst gesehene Fusions und Übernahme tätigkeit anhalten, was auch unseren Heim markt positiv beeinflussen sollte. Roger Signer Schweizer Aktien immer noch günstig bewertet Quelle: Datastream, Credit Suisse 12-Monats-Ausblick KGV 16 12 8 2002 2005 (KGV) SMI Durchschnitt +/– 1 Standardabweichung 2008 Preisindex (1. Quartal 2000 = 100) 140 2011 150 100 130 110 60 2007 2008 2009 2010 Credit Suisse Commodity Benchmark in USD Credit Suisse Commodity Benchmark in CHF Fokus 2011 90 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Eigentumswohnungen Schweiz Einfamilienhäuser Schweiz Wie viel Edelmetall gehört ins Portfolio ? Edelmetalle befinden sich seit Anfang 2009 in einem Aufwärtstrend. Gold und Silber erreichten im April 2011 neue USD/oz . USD/oz. Höchststände. Nach der Korrektur An 1400 40 fang Mai könnte sich der Aufwärtstrend 1000 in einigen Märkten durchaus fortset 20 600 zen. Hauptgründe sind die immer noch 0 200 sehr tiefen Zinsen und gleichzeitig auf 2002 2004 2006 2008 2010 keimende Inflationssorgen. Studien zeigen, dass Edelmetalle und Gold über Silberpreis Goldpreis (rechte Skala) die lange Frist Schutz gegen steigende Konsumentenpreise bieten. Investitio nen in Edelmetalle sind jedoch nicht oh ne Risiken. Beispielsweise sind die Preisschwankungen von Gold vergleichbar mit denjenigen von Aktien, jene von Silber, Platin und Palladium sogar deutlich höher. Die Renditen auf Edelmetallanlagen und vor allem auf Gold sind ebenfalls vergleichbar mit denen von Aktien. Edelmetalle und insbesondere Gold eignen sich als Wertaufbewahrungsmittel in Extremsituationen. Zudem bewegen sich ihre Preise selten im Gleichklang mit Aktien oder Obligationen. Sie weisen also gute Diversifikationseigenschaften auf. Wir empfehlen eine Gewichtung um 2,5%, sei es in physischer Form, durch physisch unterlegte ETFs oder mittels struktu rierter Produkte erstklassiger Emittenten. Stefan Graber Gold und Silberpreise erreichen neue Höchststände Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Credit Suisse bulletin 2/11 lV Invest Performance und Prognosen im Überblick Wichtige Informationen Wichtigste Anlageklassen und Märkte Gesamtrendite in CHF (%) letzte 5 Jahre (p.a.) Erwartete Rendite1 und Risiko (% p.a.) 2011 (bis 05.05.) letzte 3 Jahre (p.a.) 1 Jahr 5 Jahre Risiko2 MSCI World –3.0 –10.5 –7.6 9.5 9.3 17.9 S&P500 –3.9 – 8.5 –6.9 9.0 9.1 16.3 20.9 Aktien Eurostoxx 50 2.3 – 14.4 –9.8 9.5 9.4 SMI –0.7 – 5.1 –3.1 8.0 8.1 19.2 MSCI Emerging Markets –7.6 – 8.0 –1.5 12.0 11.6 28.7 Obligationen3 Schweiz Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von der Credit Suisse per angegebenem Datum erstellt und können sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Der Bericht wurde einzig zu Informationszwecken publiziert und ist weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder ähnlichen Finanz instrumenten oder zur Teilnahme an einer spezifischen Handelsstrategie in irgendeiner Rechtsordnung. Der Bericht wurde ohne Berücksichtigung der Zielsetzungen, der finanziellen Situation oder der Bedürfnisse eines bestimmten Anlegers erstellt. Der Bericht enthält keinerlei Empfehlungen rechtlicher Natur oder hin sichtlich Investitionen, Rechnungslegung oder Steuern. Er stellt auch in keiner Art und Weise eine auf die persönlichen Umstände eines Anlegers zugeschnittene oder für diesen angemessene Investition oder Strategie oder eine andere an einen bestimmten Anleger gerichtete Empfehlung dar. Verweise auf frühere Ent wicklungen sind nicht unbedingt massgebend für künftige Ergeb nisse. – 0.1 4.9 3.5 2.0 2.4 3.0 1.3 –4.3 –0.8 2.5 2.8 4.6 USA –7.5 –2.5 –1.7 1.5 1.9 3.7 Schwellenländer –5.8 1.6 1.1 7.0 6.2 16.7 Geldmarkt (CHF) 0.0 0.6 1.2 0.4 1.4 2.6 Die Informationen stammen aus oder basieren auf Quellen, die die Credit Suisse als zuverlässig erachtet. Dennoch kann keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden. Die Credit Suisse lehnt jede Haftung für Ver luste aus der Verwendung dieses Berichts ab. Eurozone Alternative Anlagen DJ UBS Commodities 6.1 –1.6 4.8 9.0 8.0 17.7 WEDER DER VORLIEGENDE BERICHT NOCH KOPIEN DAVON –3.8 11.4 8.8 9.0 6.0 13.3 DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VERSANDT, DORT Immofonds Schweiz (SIX) 2.8 7.7 4.7 2.0 4.5 7.4 DJ CS Hedge Fund Index –6.4 – 3.5 – 2.1 6.5 6.8 8.6 Gold Konjunktur und Inflation BIPWachstum real (in %) 2010 Inflation (in %) 2011 5 2012 5 2010 2011 5 2012 5 Global 4.9 4.4 4.4 3.2 3.5 2.9 USA 2.9 3.0 2.7 1.6 2.5 1.1 Japan 4.0 0.2 2.6 – 0.9 – 0.4 0.0 Eurozone 1.5 2.3 2.1 1.6 2.6 1.5 Deutschland 3.5 2.7 2.4 1.2 1.6 1.5 Schwellenländer 4 China Schweiz 8.6 7.4 7.2 5.0 5.4 4.5 10.3 8.8 8.5 3.3 4.8 3.6 2.8 1.9 2.2 0.7 1.1 1.8 HIN MITGENOMMEN ODER AN USPERSONEN ABGEGEBEN WERDEN. Örtliche Gesetze oder Vorschriften können die Verteilung von Research Berichten in bestimmten Rechtsordnungen ein schränken. Dieser Bericht wird von der Schweizer Bank Credit Suisse verteilt, die der Zulassung und Regulierung der Eidgenössischen Finanz marktaufsicht untersteht. Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung der Credit Suisse weder ganz noch auszugsweise vervielfältigt werden. Copyright © 2011 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr ver bundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. Zinsen (in %) Kurzfristzinsen (3MLibor) 6 Renditen 10J.Staatsanleihen 6 05.05. in 3M in 12M 05.05. in 3M in 12M USA 0.27 0.4 0.4 3.22 3.6 Deutschland 1.33 1.3 2.1 3.21 3.3 3.4 Grossbritannien 0.83 0.9 1.7 3.39 3.7 3.9 Japan 0.33 0.2 0.2 1.21 1.2 1.3 Schweiz 0.19 0.3 0.7 2.04 2.1 2.3 in 12M 05.05. in 3M in 12M 3.4 Währungen CHF pro Fremdwährung 6 05.05. in 3M pro EUR 6 CHF – – – 1.28 1.31 1.35 Impressum Invest USD 0.86 0.89 0.92 1.48 1.48 1.46 CAD 0.89 0.94 0.96 1.41 1.39 1.40 GBP 1.41 1.48 1.56 0.90 0.89 0.86 JPY 7 1.07 1.03 1.04 118.20 127.28 129.94 CNY 7 13.40 13.70 14.79 9.66 9.56 9.13 Herausgeber Credit Suisse AG , Global Research, Postfach 300, 8070 Zürich EMail publications.research@creditsuisse.com Internet www.creditsuisse.com/research Redaktion Maxime Botteron Beiträge Dr. Oliver Adler, Martin Bernhard, Stefan Graber, Fabian Heller, Thomas Herrmann, Marcus Hettinger, Stefan Klein, Roger Signer Konzept und Layout www.arnold.inhaltundform.com Nachdruck gestattet mit dem Hinweis «Aus dem bulletin der Credit Suisse» Quelle: Credit Suisse, Bloomberg, Datastream 1 Aktien und Obligationen in Lokalwährung, DJ UBS Commodities Index, Gold und DJ CS Hedge Fund Index in USD 2 Erwartete Standardabweichung der Rendite 3 Schweiz: Credit Suisse LSI, Eurozone: Citigroup WGBI EMU govt 5 –7Y., USA: Barclays US Govt Intermediate Bond, Schwellenländer: JPM EMBI+, Geldmarkt (CHF): JPM Cash CHF 1M 4 Acht grösste Schwellenländer 5 Prognosen 6 Prognosen vom 26.04.2011 7 Preis von 100 JPY resp. CNY in CHF bulletin 2/11 Credit Suisse www.creditsuisse.com/bulletin 34 Wirtschaft Immobilienstudie Immobilienmarkt Schweiz Im Westen wird es Das tiefe Zinsniveau lässt die Preise im Schweizer Immobilienmarkt bei Wohneigentum weiterhin ansteigen. In einigen Regionen öffnet sich dabei die Schere zwischen Immobilienpreisen und Haushaltseinkommen bedrohlich. Für den Raum genfersee muss gar von einer ausgewachsenen Preisblase gesprochen werden. 1. Quintil 2. Quintil 3. Quintil 4. Quintil 60% 40% Goldene Regel 5. Quintil 20% 0% 2010 2011 Historischer Durchschnittssatz 1 tragbarkeit von Wohneigentum gefährdet Kanton genf: Anteil der laufenden Kosten für Wohneigentum ( fünfjährige Fixhypothek, 1% Unterhalt) am durchschnittlichen Haushaltseinkommen von fünf Einkommensklassen. Quelle: Credit Suisse Economic Research, Bundesamt für Statistik bulletin 2/11 Credit Suisse Immobilienstudie Wirtschaft heiss 35 Die vollständige Studie «Swiss Issues Immobilien: Immobilienmarkt 2011 – Fakten und trends» finden Sie unter www.creditsuisse.com/immobilienstudie. Foto: Cédric Widmer Text: Fredy Hasenmaile, Economic Research, Credit Suisse Mit Immobilienkrisen ist nicht zu spassen. Von der Immobilienkrise der 1980 er Jahre erholte sich die Schweiz erst gegen Ende der 1990 erJahre. In den USA hat sich der Häu sermarkt auch bald vier Jahre nach Ausbruch der SubprimeKrise noch nicht wieder erholt, was auf das Wirtschaftswachstum drückt. Entsprechend wichtig ist es, Überhitzungen auf Immobilienmärkten frühzeitig zu erken nen und nach Möglichkeit die grössten Über treibungen zu vermeiden. Immobilienblasen sind dadurch charakte risiert, dass das Preisniveau überschiesst, also nicht mehr dem langfristig nachhaltigen Wert der Immobilien entspricht. Zur Beurtei lung der Nachhaltigkeit der erreichten Preis niveaus bietet sich vor allem der Vergleich der Immobilienpreis mit der Einkommens entwicklung an. Dieses in der Forschung breit abgestützte Konzept besagt, dass die Immobilienpreise in der langen Frist nicht stärker ansteigen sollten als die Einkommen der Haushalte. Kurzfristig kann es zwar durch aus zu Abweichungen kommen, früher oder später treten – wie die Geschichte lehrt – jedoch Korrekturen auf, die üblicherweise die Preise wieder auf das mit dem Einkommen im Einklang stehende Mass reduzieren. Nicht selten kommt es in solchen Phasen auch zu einem Überschiessen nach unten. Aufgrund grosser Unterschiede der regionalen Preis entwicklung empfiehlt sich eine nach Region differenzierte Betrachtung. Vergleicht man die Entwicklung der Preise von Eigentums wohnungen mit derjenigen des Einkommens über die letzten 14 Jahre, so zeigt sich, dass in 75 von 106 Schweizer Regionen die Immo bilienpreise weniger stark oder bloss unwe sentlich stärker angestiegen sind als die Ein kommen der Haushalte, was in Abbildung 2 durch eine negative oder nur schwach po sitive Wachstumsdifferenz zum Ausdruck kommt. Hier besteht keine Gefahr für die Bil dung einer Immobilienpreisblase. Dreimal teurer als vor elf Jahren Etwas anders sieht es am Genfersee, rund um Zürich, im Tessin und an einzelnen Touris musstandorten aus. Während sich die Un gleichgewichte im Grossraum Zürich haupt sächlich nur an den begehrtesten Wohnlagen manifestieren und auf eine Wachstumsdiffe renz von nicht mehr als 2,2 Prozentpunkte beschränken, liegen zwischen Genf und Sion mittlerweile beinahe flächendeckend Über hitzungstendenzen vor. Selbst in der Stadt Zürich (+2,2 Prozentpunkte) und in der Re gion Pfannenstiel (+2, 2 Prozentpunkte) wachsen die Ungleichgewichte weniger stark als am Genfersee. So belief sich das Wachs tum der Preise für Eigentumswohnungen im Kanton Genf zwischen 1996 und 2010 auf jährlich 6,7 Prozent, dasjenige der Ein kommen hingegen bloss auf 1,3 Prozent. Das entspricht einer Wachstumsdifferenz von 5,4 Prozentpunkten pro Jahr. Aber auch in den Regionen Lausanne, Vevey/Lavaux, Aigle und Martigny sind hohe Abweichungen von mehr als 2,5 Prozentpunkten zu finden. Alarmierend ist rund um den Genfersee vor allem auch, dass diese Scherenbewegung, gemessen an den Entwicklungen der letzten drei Jahre, noch zunimmt. Schwindelerre gende Niveaus haben die Immobilienpreise besonders im Kanton Genf erreicht. Kostete eine Standard Eigentumswohnung vor elf Jahren in Genf noch etwa 600 000 Franken, so sind heute dafür im Mittel 1,6 Millionen Franken zu bezahlen. Hintergrund dieser ge waltigen Wertvermehrung ist eine grosse > Credit Suisse bulletin 2/11 36 Wirtschaft Immobilienstudie Knappheit von Wohnraum. Diese Knappheit ist hausgemacht, da im Kanton Genf die Neubautätigkeit trotz der lukrativen Preis entwicklung in keiner Weise mit der stürmi schen Nachfrage Schritt halten konnte. Der Anteil der neu erstellten Wohnungen beläuft sich in der ganzen Schweiz jährlich auf ein Prozent, wobei diese Zahl auch Regionen mit einem nur sehr schwachen Bevölke rungswachstum einschliesst. Im Kanton Genf macht der Anteil der Neubauwohnun gen in den letzten acht Jahren dagegen bloss 0,65 Prozent aus. Es entstanden also über Jahre hinweg nur rund die Hälfte der Wohnungen, die der Markt verlangte. So war es möglich, dass sich die Immobilien preise in immer höhere Sphären hievten. Dank den tiefen Zinsen konnten sich in den letzten zwei Jahren dennoch einige Haus halte Wohneigentum leisten. missachtung der Finanzierungsregel Wenn jedoch die Zinsen dereinst zu ihrem historischen Durchschnittswert zurückkeh ren, wird im Kanton Genf nicht nur die unterste Einkommensklasse Mühe bekun den, die goldene Finanzierungsregel ein zuhalten. Diese besagt, dass ein Haushalt nicht mehr als ein Drittel seines Einkom mens zu Wohnzwecken ausgeben sollte. Mit Ausnahme der Haushalte im obersten Fünf tel der Einkommensskala werden alle üb rigen Haushalte diese Regel bei Weitem nicht mehr einhalten können. Ein Haushalt auf der Suche nach Wohnraum wird sich in einem solchen Szenario kaum noch für eine Eigentumswohnung interessieren. Ihm blie be nur die Auswanderung aus dem Kanton oder das Vorliebnehmen mit einer Mietwoh nung, deren Mietpreise seit dem Jahr 2000 auf dem Platz Genf allerdings auch um 83 Prozent zugelegt haben. In jedem Fall dürfte die Nachfrage nach den überteuer ten Eigentumswohnungen einbrechen. Dies müsste schliesslich auch Konsequenzen für das Preisniveau haben. Insofern bleibt nur zu hoffen, dass die erwarteten Zinsanstiege graduell erfolgen werden, was vielleicht ein kontrolliertes Luftablassen aus der Blase erlauben würde. < Baden Wettingen Spreitenbach Dietikon 2 Abkoppelung der Immobilienpreise von den regionalen Haushaltseinkommen Veränderung der Differenz 2007– 2010 Starke Zunahme Leichte Zunahme Starker Rückgang bulletin 2/11 Credit Suisse Gleichbleibend < –1 Leichter Rückgang Quelle: Credit Suisse Economic Research, Bundesamt für Statistik, Bundesamt für Landestopografie, Geostat | Illustration: John Hollander Die Wachstumsdifferenz zwischen den Preisen von Eigentumswohnungen und den regionalen Haushaltseinkommen in der Schweiz zwischen 1996 und 2010. Quelle: Credit Suisse Economic Research Wachstumsdifferenz EWG 96 –10 p. a. in Prozentpunkten >2 1.5 –2 1–1.5 0.5 –1 0 – 0.5 –1– 0 2 1 Immobilienstudie Wirtschaft 37 8 Die vollständige Studie «Swiss Issues Immobilien: Immobilienmarkt 2011 – Regionen» 7 6 9 finden Sie unter www.creditsuisse.com/immobilienstudie. 3 4 5 Kloten Bassersdorf Opfikon IllnauEffretikon Dietlikon Volketswil Dübendorf Schlieren Die Schweizer Städte bekommen ein neues gesicht. In den Agglo merationen entstehen neue Büro komplexe, wo grossunternehmen ihre Beschäftigten zusammen legen. leidtragende der Standort optimierung sind Vermieter in den zentralen geschäftsgebieten, die neue mieter für die oftmals kleinen und teuren Flächen finden müssen. Besonders dynamisch präsentiert sich der Büromarkt im grossraum Zürich. Urdorf Uster Zollikon Kilchberg Bewegung auf dem Schweizer Büroimmo bilienmarkt Küsnacht Rüschlikon thalwil meilen Horgen männedorf Stäfa Wädenswil 1 Dynamischer Büroflächenmarkt im Grossraum Zürich Das Wachstum der Bürobeschäftigung im zentralen (CBD), erweiterten und äusseren geschäftsgebiet von Zürich zwischen 2001 und 2008 sowie grosse im Bau befindliche oder geplante Projekte. in Planung/ im Bau 1 amRietpark 2 WagiAreal 4 HardturmAreal 8 The Circle 3 Westlink 5 Europaallee 4 ToniAreal 4 LöwenbräuAreal 6 Leutschenbachquartier 7 Glattpark 9 RichtiAreal weitgehend realisiert 4 MaagAreal: Prime Tower 4 CoopAreal: FiftyOne Veränderungen der Bürobeschäftigung (pro ha, 2001–2008): > +20 +6 unverändert –6 < –20 Text: Christian Kraft, Economic Research, Credit Suisse Der Büroflächenmarkt im Grossraum Zürich ist in Bewegung – besonders im Westen der Stadt (vgl. Abbildung 1). Von 2001 bis 2008 hat dort die Beschäftigung in Branchen, deren Dienstleistungen fast ausschliesslich in Büro liegenschaften erbracht werden, merklich zu genommen. Der Wachstumstrend setzt sich fort: Dieses Jahr beziehen grosse Unterneh men Quartier im Prime Tower samt Annex gebäuden, ab nächstem Jahr wird die Swiss com das neue Bürogebäude «FiftyOne» als Businesspark für 1600 Mitarbeitende nutzen. Aber auch Bildung und Kultur kommen in ZürichWest nicht zu kurz. Ab 2013 > Credit Suisse bulletin 2/11 38 Wirtschaft Immobilienstudie werden auf dem ToniAreal 91 000 Quadrat meter Nutzfläche für die Zürcher Fachhoch schule, für Veranstaltungen, Gastronomie, Verkaufsflächen und Wohnungen bezugs bereit. Damit entsteht in ZürichWest ein wertschöpfungsintensives Geschäftsviertel. Noch etwas weiter westlich setzt sich der Trend zum Bau von grossdimensionierten Büroflächen mit dem Projekt Westlink am Bahnhof Altstetten, dem neuen Hauptsitz von Sony und dem Projekt Rietpark durch das Limmattal bis nach Schlieren fort. Doch auch ZürichNord wächst dynamisch, und nicht nur in Zürich ist die Liste von Projekten, mit denen besonders Grossunternehmen ihre Belegschaft neu gruppieren, lang. Wie erklärt sich diese Dynamik angesichts des sen, dass die Nachfrage nach neuen Büro flächen gemessen am geringen Beschäfti gungswachstum klassischer Bürobranchen in den vergangenen zwei Jahren mehr als dürftig war? Förderung des Innovationsgeistes Der Hauptgrund liegt in der dezentralen Arbeitsplatzkonzentration grosser Unter nehmen, welche die Büroflächenmärkte seit geraumer Zeit schweizweit prägt und neuer dings eine grosse Breitenwirkung entfaltet. Seien es die Grossbanken in Zürich und Genf, die Pharmaindustrie in Basel oder die Bun desverwaltung in Bern – viele Unternehmen haben zwei grosse Vorteile der Standortzu 2 Kostenunterschiede von Büroflächen Die Kosteneinsparungen von Büros in den äusseren geschäftsgebieten gegenüber der medianmiete im zentralen geschäfts gebiet (CBD) am Beispiel von Zürich, Bern und genf. Quelle: Credit Suisse Economic Research, MetaSys AG Kosteneinsparung gegenüber CBD-Medianmiete % 60 40 20 0 –20 –40 –60 –80 10%Quantil 30%Quantil Median 70%Quantil 90%Quantil Preissegmente der äusseren Geschäftsgebiete Zürich Bern Genf bulletin 2/11 Credit Suisse sammenlegung erkannt. Erstens fördert räumliche Dichte von Beschäftigten innova tive Kräfte. Besonders für unsere Volkswirt schaft, deren Wertschöpfung zunehmend auf Information und Wissen beruht, ist ein hohes Mass von Innovation zum Erhalt der Wett bewerbsfähigkeit zentral. Innovation entsteht aus einer Vielzahl von Interaktionen. Der spontane Austausch einzelner Wissensträger untereinander ist hierbei eine wichtige Kom ponente. Die noch vor zehn Jahren als zu kunftsweisend gepriesenen Kommunika tionslösungen wie etwa Online Meetings können spontane, direkte Kontakte zwecks Verhandlung komplexer Sachverhalte und für den alltäglichen Wissenstransfer nicht er setzen. Solche Interaktionen ergeben sich umso häufiger, je grösser die räumliche Dichte der Beschäftigten eines Unterneh mens ist. Da also der notwendige Fluss von Wissen und Informationen am besten dort stattfinden kann, wo Kommunikation spon tan erfolgt, erscheinen die Vorteile einer Konzentration der Belegschaft an möglichst wenigen Standorten in neuem Licht. Projekt « Espace – Space follows Business» erreichte das Unternehmen eine Einspa rung von jährlich rund 70 Millionen Franken. Von 2004 bis 2006 wurde 80 Prozent der Belegschaft schweizweit in 19 Liegenschaften zusammengelegt, was zu einer Reduktion der Bürofläche um 131 000 Quadratmeter führte. Zentrumspreise unter Druck Für die Zielstandorte sind die Verlagerungs prozesse zumeist ein Gewinn, denn im Sog der Grossunternehmen folgen häufig kleine re Unternehmen, Gastronomie und weitere Dienstleister. An den alten Standorten ver bleiben hingegen nur jene Organisationsein heiten, die für den Kundenkontakt auf re präsentative und zentral gelegene Liegen schaften angewiesen sind. Das bedeutet, dass zumeist der Grossteil der alten Flächen freigesetzt wird. Diese Flächen sind in der Regel klein, befinden sich aber an attraktiven Lagen, sodass sich mittelfristig wieder klei nere Firmen als neue Mieter finden sollten. Doch weil derzeit sehr viele Unternehmen eine Strategie der dezentralen Arbeitsplatz konzentration verfolgen, wird die Neuvermie Sparpotenzial in der Agglomeration tung solcher Flächen in den kommenden Zweitens sind es Einsparungspotenziale im Quartalen nicht einfach sein und die Preise Hinblick auf Miet und Bewirtschaftungskos in den Innenstadtlagen könnten unter Druck ten der Liegenschaften, die Unternehmen zu kommen. In Zürich ist dieser Prozess mit der Standortverlagerungen bewegen. Alleine der Sogwirkung des Westens bereits im Gange, Umzug aus dem zentralen Geschäftsgebiet und wir rechnen mit einer moderaten Preis (CBD) eines der Grosszentren an eine ver korrektur für Büroflächen im CBD. < kehrstechnisch gut erreichbare Randlage kann markante Mietzinseinsparungen brin gen (vgl. Abbildung 2). Zieht ein Unternehmen zum Beispiel aus dem Zürcher CBD in die Flughafenregion, sind Reduktionen der Miet zinsbelastung von 50 Prozent und mehr mög lich. In der neuen Liegenschaft gilt es, gute Rahmenbedingungen für eine hohe Flächen auslastung zu schaffen. Dazu gehört, dass Arbeitsplatzanordnungen personellen Ver änderungen schnell angepasst werden oder dass sich Teams und Abteilungen als Folge organisatorischen Wandels räumlich neu gruppieren können. BenchmarkingTools helfen, die flächenspezifischen Betriebs- und Bewirtschaftungskosten in einem Datenpool mit Durchschnittswerten anderer Liegen schaften zu vergleichen, um im Falle eines schlechten Rankings Gegenmassnahmen einzuleiten. Standortzusammenlegungen sind meistens das Resultat von langjährig opti mierten Immobilienstrategien. So formulierte etwa die Swisscom bereits sehr früh eine Strategie für das Management von Büro flächen und Betriebsgebäuden. Mit dem Inflation Wirtschaft 39 Droht eine globale Inflation? Da derzeit überall die Inflationsraten steigen, wächst auch das Risiko einer anhaltenden globalen Inflation. Doch die längerfristigen Aussichten unterscheiden sich deutlich von Land zu Land. Entscheidend wird sein, wie die Zentralbanken reagieren und welchen Spielraum sie haben, um die Inflation niedrig zu halten. 03 Text: Olivier Adler, Leiter Global Economics & Real Estate Research Die Inflationsraten sind seit Mitte 2009 fast überall gestiegen, am deutlichsten in den Schwellenländern, aber nicht nur dort (siehe Abbildung 1). Wie Abbildung 2 zeigt, haben vor allem höhere Nahrungsmittel- und Ölpreise zur Konsumentenpreisinflation beigetragen. Die Abbildung legt auch einen weiteren Anstieg der Inflation nahe, da die höheren Nahrungsmittel- und Ölpreise noch nicht vollständig auf die Konsumenten abgewälzt worden sind. Die so genannte Kerninflation, von der Nahrungsmittel und Öl ausgenommen sind, ist deutlich weniger stark angestiegen, macht sich aber in den USA und in der Eurozone ebenfalls bemerkbar. Dennoch liefern diese Daten selbstverständlich keine langfristige Inflationsprognose. Zu diesem Zweck gilt es, die grundlegenden Determinanten der Inflation zu betrachten. 04 05 06 07 08 09 10 11 Inflation, % YoY 6.0 4.0 2.0 0 –2.0 EM-8 G3 Grossbritannien Schweiz Foto: Nikada, Getty Images Zwei verschiedene Inflationsarten Angebots- und nachfragegetriebene Inflation unterscheiden sich grundsätzlich. Ereignisse wie der Konflikt in Libyen, die zu einem unvermittelten Rückgang der Ölproduktion führen und den Ölpreis markant ansteigen lassen, gehören eindeutig in die erste Kategorie. Gleiches gilt für die Ernteausfälle von 2010 in Australien, Russland und anderen Ländern. Steigt die Inflation aufgrund solcher Ereignisse, besteht wenig Grund, dies als höheren Inflationstrend zu interpretieren. Vielmehr sind solche Preisschocks in gewissem Sinne deflationär, weil sie die reale Kaufkraft von > 1 Steigende Inflationsraten Die Inflationsraten sind seit Mitte 2009 fast überall gestiegen, am deutlichsten in den Schwellenländern. Quelle: Bloomberg Credit Suisse bulletin 2/11 40 Wirtschaft Inflation Firmen und Haushalten mindern. Aufgrund solcher Preisschocks geht die reale Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen zurück, wodurch sich – ceteris paribus – das Preisniveau insgesamt senkt. Demgegenüber werden besorgniserregende Inflationstrends normalerweise von einer übermässigen Nachfrage getragen. Wenn die Nachfrage kontinuierlich schneller wächst als das Angebot, führt dies zu einem allgemein höheren Preisniveau. Die Preissteigerungen vor den jüngsten Öl- und Nahrungsmittelschocks wurden wahrscheinlich von einer erhöhten Nachfrage im Anschluss an die Finanzkrise getrieben. 2 Nahrungsmittel- und Ölpreise 3 Produktionslücke vs. gewichtete Vor allem höhere Nahrungsmittel- und Ölpreise haben zur steigenden Konsumenten preisinflation beigetragen. Quelle: Datastream YoY% YoY% 4 3 2 1 0 –1 –2 2005 G3 GPI 2006 2007 2008 Brent, rechts 2009 durchschnittliche Kerninflation Starke Korrelation zwischen der Produktions lücke und der gewichteten durchschnittlichen Kerninflation in den USA , dem Euro raum und Japan. Quelle: Credit Suisse, Datastream YoY% 80 2 40 1.5 0 1 –40 0.5 –80 0 2010 % 2 0 –2 –4 –6 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 CRB-Nahrungsmittelindex, rechts G3-Kerninflation G3-Produktionslücke, rechts Ermittlung von Kapazitätsengpässen 5 Realzinsen vs. reales Starke Korrelation zwischen der Kapazitäts auslastung und der gewichteten durchschnittlichen Kerninflation in den USA , dem Euroraum und Japan. Quelle: Credit Suisse, Datastream Die realen Kosten der Kreditaufnahme bei den Zentralbanken liegen überall deutlich unter dem realen BIP -Wachstum, was mittelfristig zu Inflationsdruck führt. Quelle: Bloomberg Kerninflation Standardabweichung vom historischen Durchschnitt seit 1990 BIP-Wachstum %YoY 2.0 2 0 1.5 –1.0 1.0 – 2.0 – 3.0 0.5 – 4.0 0 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 G3-Kapazitätsauslastung G3-Kerninflation, rechts, 1 Jahr verzögert Realzinssatz minus Real-BIP (in %) 0 –2 –4 –6 – 8 –10 –12 Indien China Türkei Indonesien Brasilien bulletin 2/11 Credit Suisse 4 Kapazitätsauslastung vs. Grossbritannien USA Deutschland Japan Kanada Schweiz Frankreich Italien Australien Für eine mittelfristige Inflationsprognose muss deshalb ermittelt werden, ob das Nachfragewachstum die Produktionskapazität übertrifft. Mit anderen Worten: Wir benötigen ein Mass für diese ungenutzte Kapazität. Die umfassendste diesbezügliche Messgrösse ist die so genannte Produktionslücke («output gap»), die das tatsächliche Produktionsniveau in einer Volkswirtschaft mit ihrer Produktionskapazität vergleicht. Die Ermittlung Letzterer ist allerdings nicht einfach. So dürfte die Finanzkrise aufgrund eines Investitionsrückgangs die Produktionskapazität vermindert haben, weil etliche Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit aufgaben oder die Nutzung von Ressourcen in Sektoren, die vor der Krise boomten (z. B. amerikanische Baubranche), nicht leicht in Sektoren verlegt werden kann, die heute eine höhere Nachfrage aufweisen (wie z. B. die amerikanische Exportindustrie). Vor diesem Hintergrund zeigt Abbildung 3 die OECD -Messgrösse der Produktionslücke gegenüber einer gewichteten durchschnittlichen Kerninflation in den USA , dem Euroraum und Japan. Obwohl sich die Produktionslücke inzwischen schliesst, befindet sie sich weiterhin deutlich im negativen Bereich. Dies deutet auf einen nach wie vor gedämpften Inflationsdruck hin. Abbildung 4 zeigt eine ähnliche Messgrösse: die Kapazitätsauslastung. Diese Messgrösse bietet den Vorteil, dass sie auf Umfragen beruht und keine quantitativen Schätzungen beigezogen werden. Der Nachteil ist, dass sie nur den Industriesektor erfasst, der in den meisten hoch entwickelten Ländern nur einen kleinen Teil der gesamten Wirtschaftsleistung ausmacht. Obwohl die Kapazitätsauslastung etwas schneller zugenommen hat als die Produktionslücke, ist sie im historischen Vergleich Industrieländer, 2010 Schwellenländer, 2010 immer noch niedrig und lässt deshalb für die G3 ( USA , EU und Japan) einen begrenzten mittelfristigen Inflationsdruck vermuten. Inflationsdruck in Schwellenländern In den Schwellenländern, in denen die Rezession deutlich kürzer war und die schnell wieder zu einem robusten Wachstum zurückkehrten, zeigt sich ein anderes Bild. Unsere Messgrösse der Kapazitätsauslastung für die acht grössten Schwellenländer ist im letzten Jahr weiter angestiegen und befindet sich heute fast eine Standardabweichung über ihrem (zugegeben kurzen) historischen Durchschnitt. Es überrascht daher nicht, dass der Inflationsdruck in den Schwellenländern bereits ziemlich ausgeprägt ist. Was aber sorgt dafür, dass die Nachfrage stets schneller wächst als das Angebot, und bildet deshalb den entscheidenden Faktor für die Inflation? Die Antwort lieferte Milton Friedman, der uns lehrte, dass Inflation «immer und überall ein monetäres Phänomen» ist. Für eine längerfristige Vorhersage der Inflation müssen wir daher feststellen, ob die Geldpolitik inflationär ist oder nicht. Eine Möglichkeit besteht darin, die Geldmenge zu betrachten, welche die Zentralbanken «drucken» – also deren Bilanzsumme. Seit diese im Kampf gegen die Finanzkrise die Versorgung mit «Basisgeld» massiv erhöhten, befürchten Beobachter, dass dies zu einem Anstieg der Inflation führen wird. Um jedoch Inflation zu erzeugen, muss dieses Geld eine handfeste Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen schaffen. Friedman selbst hielt Notenbankgeld für eine ziemlich unzuverlässige Messgrösse und richtete sein Augen- Inflation Wirtschaft merk stattdessen auf breitere Geldmengenaggregate wie die Kontokorrent- und Sparkonten, die von Haushalten und Unternehmen bei Banken gehalten werden und die enger mit den tatsächlichen Ausgaben zusammenhängen. Zwischen dem Wachstum von solch breiten Geldmengenaggregaten und den Inflationsraten besteht ein offenkundiger Zusammenhang. Statistiken haben gezeigt, dass das längerfristige Wachstum der breiten Geldmenge trotz all der unkonventionellen Massnahmen, welche die Zentralbanken der hoch entwickelten Länder ergriffen haben, bisher gedämpft geblieben ist und die Inflationsrisiken daher begrenzt sind. Die einzige Ausnahme bildet Grossbritannien, wo die höheren Inflationsraten, die derzeit gemessen werden, mit einem deutlichen Geldmengenwachstum einhergehen. Zu lockere Geldpolitik Eine alternative Möglichkeit zur Beurteilung des geldpolitischen Kurses bietet der Preis, den die Zentral- oder Geschäftsbanken für die Vergabe von «Geld» verlangen. Liegt dieser Zinssatz deutlich tiefer als die Renditen, welche die Kreditnehmer erzielen können, dann ist das Geld «zu billig» und das Inflationsrisiko steigt. In Abbildung 5 wird der Realzinssatz, den die Zentralbanken verlangen, zum breitesten Mass für diese Renditen, dem realen Wachstum des Bruttoinlandprodukts ( BIP ), in Beziehung gesetzt. Aus der Abbildung ist ersichtlich, dass die realen Kosten der Kreditaufnahme bei den Zentralbanken überall deutlich unter dem realen BIP -Wachstum liegen. Dies bedeutet, dass das Risiko einer übermässigen Kreditvergabe besteht, dem schliesslich Inflationsdruck folgt. Aufgrund dieser und ähnlicher Messgrössen (wie der bekannten Taylor-Regel) ist die Geldpolitik fast überall inflationär. Der markante Anstieg der Edelmetallpreise ist nach Auffassung der Credit Suisse ebenfalls ein Indiz für eine übermässig lockere Geldpolitik. Die steigenden Preise deuten hier an, dass «zu viel» Geld im Umlauf ist. Bei sehr tiefen oder sogar negativen Realzinsen sind die Opportunitätskosten für den Besitz von Edelmetallen – die keine Verzinsung bieten – niedrig, was ihre Preise in die Höhe treibt. Schlussfolgerung: Obwohl die Inflationsrisiken in den wichtigsten hoch entwickelten Ländern nach wie vor relativ tief sind, deuten einige Kennzahlen – insbesondere niedrige Realzinsen und der Anstieg der Edelmetallpreise – darauf hin, dass sich die Geldpolitik auf einem Inflationspfad befindet. Um einem 41 wird die Europäische Zentralbank versuchen, trotz der Probleme in den hoch verschuldeten Ländern frühzeitig zu handeln. Die Schweizerische Nationalbank ist in noch geringerem Masse Beschränkungen unterworfen, einmal abgesehen von einer starken Währung, die an sich schon inflationsdämpfend wirkt. Nach Auffassung der Credit Suisse werden die meisten Zentralbanken in den Schwellenländern letztlich entschlossen gegen die Inflation vorgehen, obgleich das InEntscheidende Rolle der Zentralbanken flationsniveau schon heute relativ hoch ist. Wir gehen davon aus, dass das amerikani- In den meisten dieser Länder dürfte die Insche Fed noch länger zuwarten wird – nicht flation weder die öffentlichen Finanzen noch zuletzt deshalb, weil die Inflation helfen wür- die Verschuldungssituation positiv beeinflusde, die hohe Verschuldung des privaten und sen. Im Gegenteil: Die Inflation scheint zu öffentlichen Sektors in der amerikanischen den wichtigsten Gefahren für die politische Volkswirtschaft abzubauen. Auch die Bank Stabilität zu gehören, sodass die Politiker von England könnte weiterhin eine ziemlich entschlossene Schritte der Zentralbanken lockere Politik verfolgen. Demgegenüber unterstützen dürften. < inflationären Trend vorzubeugen, muss die Politik deshalb einen Kurswechsel vornehmen; je länger sie zuwartet, desto grösser das Risiko, dass sich die Inflationserwartungen verfestigen. An welchem Punkt sie handelt und wie entschlossen sie einen antiinflationären Pfad verfolgt, hängt letztlich davon ab, wie stark sie von der Bevölkerung und vom politischen System in die eine oder andere Richtung beeinflusst wird. Anzeige Credit Suisse bulletin 2/11 1 Heutige Schweizer Warenexporte nach Destinationen Regionale Anteile an den gesamten Schweizer Warenexporten in Prozenten, 1990 und 2010. Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse Economic Research 1990 5.4% 2010 4.7% grossbritannien 2010 10.1% 1990 7.4% USA 1990 10.1% 2010 7.8% Frankreich 1990 5.4% 2010 10.3% BRIC 1990 64.8% 2010 54.8% EU15 Die Zukunftsmärkte der Schweizer Exportindustrie Der Westen hat nach wie vor eine hohe Bedeutung für die Schweizer Exportindustrie. Doch die Verschiebung in Richtung Osten wird sich in Zukunft verstärken, wie eine neue Studie der Credit Suisse zeigt. Vorausgesetzt, die Schweizer Exporteure sind bereit für den Wandel. Text: Nicole Brändle Schlegel, Economic Research, Credit Suisse Aussenhandel Wirtschaft 1990 23.3% 43 2010 19.4% Deutschland 1990 12.4% 2010 12.4% Übrige länder 1990 4.4% 2010 4.5% Next 11 1990 1.6% 2010 2.8% EUOst 1990 9.5% 2010 8.0% 1990 3.0% 2010 6.4% Italien 1990 2.4% China 2010 3.1% 1990 2.8% Südostasien Illustration: John Hollander golfstaaten 2010 2.9% Credit Suisse bulletin 2/11 44 Wirtschaft Aussenhandel Rest EUOst Südostasien Next 11 golfstaaten BRIC EU15 Italien grossbritannien bulletin 2/11 Credit Suisse Staaten. An Bedeutung verlieren werden ins besondere die EU 15 -Staaten. Vom wirtschaftlichen Aufschwung in den Schwellenländern profitieren immer breitere Schichten, es bildet sich eine neue kaufkräf tige Mittelschicht: Allein in China beispiels weise dürfte diese in den nächsten Jahren um mindestens 300 Millionen Menschen wachsen. Im Zuge dieser Entwicklung stei gen in den jeweiligen Staaten nicht nur die Konsumausgaben markant, sondern auch die 2 Verteilung des Welt BIP 2010 und 2030 Quelle: CEPII , Credit Suisse Economic Research Anteile am Welt-BIP in Prozent % 30 25 20 15 10 5 2010 2030 Übrige Länder Südostasien Next 11 Golfstaaten BRIC China EU-Ost EU-15 Italien Grossbritannien Frankreich 0 Deutschland Es existieren unterschiedliche Definitionen für den Westen. Hier werden die Länder der EU 15, der EFTA und Nordamerika berücksichtigt. 2 Als BRIC Staaten werden Brasilien, Russland, Indien und China bezeichnet. 3 Als die «nächsten elf» bezeichnet man Ägypten, Bangladesch, Indonesien, Iran, Korea, Mexiko, Nigeria, Pakistan, die Philippinen, die Türkei und Vietnam. 1 ten konnte seit 1990 ebenfalls gesteigert werden, wenn auch nur leicht. Demgegen über blieb der Exportanteil nach Südostasien und in die Next11Länder, zu denen unter anderem Indonesien, Südkorea, Mexiko, Vietnam und die Türkei gehören 3, in diesem Zeitraum praktisch unverändert. Die Next11-Länder gelten als «Nachfolger » der BRIC Staaten, nicht zuletzt, weil ihnen aufgrund ihrer Bevölkerungsentwicklung eine ähnliche Wachstumsdynamik zugetraut wird, wie sie die BRIC -Staaten momentan erleben. Der Aufschwung der Schwellenländer wird sich in den kommenden Jahren fortset zen. Insbesondere China wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Gemäss Prognosen des Pariser Zentrums für Zukunftsstudien und internationale Information (CEPII ) dürf ten die USA im Jahr 2030 zwar nach wie vor die grösste Volkswirtschaft der Welt sein, dicht dahinter dürfte aber bereits China fol gen, vor Japan, Indien und Deutschland. China würde somit seinen Welt- BIP Anteil in den nächsten rund 20 Jahren verdoppeln und für rund ein Fünftel der globalen Wirtschafts leistung verantwortlich sein (Abbildung 2). Die vier BRIC -Staaten dürften dann gemeinsam rund 28 Prozent des weltweiten Bruttoin landprodukts ( BIP ) auf sich vereinen. Eben falls klar an Bedeutung gewinnen werden die Next 11 sowie die südostasiatischen USA Die Waren- und Dienstleistungsexporte wa ren – abgesehen vom Krisenjahr 2009 – in den vergangenen Jahren die Triebfedern des Schweizer Wachstums. Ohne die Exportwirt schaft wäre die Schweizer Volkswirtschaft in den meisten Jahren geschrumpft. In einer neuen Studie nehmen wir die Exportindustrie deshalb genauer unter die Lupe (vgl. Seite 42). Der Grossteil der Exporterlöse der Schweiz, mehr als zwei Drittel, geht an Abnehmer aus dem «Westen»1. Dieser Anteil hat aber in den letzten 20 Jahren signifikant abgenommen. 1990 betrug er noch fast drei Viertel. Dieser Bedeutungsverlust ist Spiegelbild der stürmischen wirtschaftlichen Entwick lung der Schwellenländer, die vermehrt und erfolgreich von den Schweizer Exporteuren erobert werden. Insbesondere die BRIC Staaten 2 haben für die Schweizer Exporteure an Bedeutung gewonnen. Der Anteil Chinas an den Schweizer Exporten hat sich seit 1990 sogar beinahe verdoppelt (vgl. Abbil dung 1). Der Anteil der Ausfuhren in die EU Osterweiterungsländer und in die Golfstaa 3 Die Entwicklung der Schweizer Exportmärkte bis 2030 Aussenhandel Wirtschaft 45 Anteile einzelner länder respektive ländergruppen an den Schweizer Exporten in Prozent, 1990 –2030. Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, CEPII , Credit Suisse Economic Research Frankreich Deutschland 19 9 0 19 9 5 20 00 20 05 20 10 20 15 20 20 20 25 20 30 USA Unsere neuste Studie Konsumfreude nimmt rasant zu. Als Folge «Exportindustrie Schweiz – Erfolgsfaktoren und Ausblick» dürften in rund 15 Jahren mehr als die Hälf betrachtet neben den Verschiebungen im Länderportfolio die wichtigsten te aller weltweit angebotenen Kühlschränke, Erfolgsfaktoren der Schweizer Exportwirtschaft und widmet sich den Chancen Computer oder Nahrungsmittel sowie Anund Risiken der Zukunft. züge oder Autos in den neuen Boomregionen Lesen Sie mehr unter www.credit-suisse.com/research. gekauft werden. Für viele westliche Unter nehmen, egal ob Autobauer, Nahrungsmittel produzenten oder Dienstleistungserbringer, unter gewissen Annahmen, ein Wachstums Prozent nimmt sich dieser aber bescheiden bedeutet dies die Entstehung riesiger neuer potenzial für die Schweizer Exporte in die aus. Von den westeuropäischen Staaten wird Absatzmärkte, und die Exporte aus den Indus verschiedenen Märkte abschätzen. dabei vor allem Deutschland als Absatzmarkt triestaaten in die neuen Wachstumsmärkte an Bedeutung verlieren. Ist unser nördliches Bedeutungsverlust Europas werden in den kommenden Jahren markant Nachbarland heute mit rund 23 Prozent der zunehmen. Die Exporte in die BRIC -Länder, nach Süd wichtigste Schweizer Handelspartner, dürfte ostasien und die Next 11 dürften jährlich um dessen Anteil im Jahr 2030 noch knapp 8 Nachfrage nach luxusgütern steigt 11 bis 19 Prozent ansteigen, was bedeutet, Prozent betragen. Diese Betrachtungen über Wie wird die Schweiz von diesen Entwick- dass sich zum Beispiel die Ausfuhren in die solche Anteile täuschen aber darüber hinweg, lungen profitieren ? Die Analyse der histori BRIC Staaten innerhalb von 5 Jahren bei dass ein rückläufiger Exportanteil nicht zwin schen Exportdaten zeigt, dass die Importe nahe verdoppeln und innerhalb von 7 Jahren gend mit rückläufigen Exportvolumina ver von Schweizer Produkten in allen betrachte beinahe verdreifachen. Damit werden die bunden sein muss. ten Ländern deutlich stärker ansteigen als BRIC Länder 2030 einen Anteil an den Die neuen Zukunftsmärkte stellen neue die Wirtschaft insgesamt. Die Schweizer Schweizer Exporten von beinahe 45 Prozent Ansprüche an hiesige Firmen und ihre Arbeit Exportgüter sind damit in der Tendenz eher erreichen (Abbildung 3). Die Golfstaaten dürf nehmenden. Nur wer in der Lage ist, mit den Luxusgüter, also Güter, deren Konsum mit ten ihren Exportanteil auf etwa 7 Prozent in diesen Ländern instabileren Rahmenbe steigendem Einkommen überdurchschnittlich verdoppeln und die Ausfuhren nach Südost dingungen umzugehen und sich auf lokal stark zunimmt. Im Durchschnitt der letzten asien von etwa 2,5 Prozent auf über 8 Pro unterschiedliche Kundenbedürfnisse einzu 20 Jahre haben die Importe aus der Schweiz zent anwachsen. Parallel dazu erleben die lassen, wird in den neuen Märkten Erfolg zwischen rund 2,5 und 3,5 Mal stärker zu EU 15 einen massiven Bedeutungsverlust: haben. Dies erfordert Flexibilität sowohl vom genommen als das Wirtschaftswachstum. In Zwar werden wahrscheinlich auch im Jahr Management als auch von den Arbeitneh Kombination mit dem erwarteten Potenzial 2030 rund ein Viertel der Schweizer Aus menden. Respekt vor anderen Kulturen und wachstum des BIP für die einzelnen Länder fuhren Westeuropa zum Ziel haben, im Ver die Bereitschaft, neue Sprachkompetenzen respektive Ländergruppen lässt sich so, gleich zum heutigen Anteil von knapp 65 zu entwickeln, bilden dabei nur den Anfang. < Economic Research Swiss Issues Branchen Exportindustrie Schweiz – Erfolgsfaktoren und Ausblick Illustration: John Hollander April 2011 Credit Suisse bulletin 2/11 46 Wirtschaft Wachstum Renaissance des Wachstums Nach dem Boom in den Schwellenländern erlebt auch die Wirtschaft in den westlichen Industrienationen einen Aufschwung. In den kommenden monaten ist jedoch mit steigen den Zinsen und anziehenden Inflationsraten zu rechnen. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Reale Anlageklassen wie Aktien, Rohstoffe, Gold oder Immobilien sind in solchen Phasen wesentlich attraktiver als nominale Anlagen. Text: Anja Hochberg, Leiterin Anlagestrategie, Credit Suisse Adrian Zürcher und Florence Lombardo, Strategen Aktien, Emerging Markets, Credit Suisse Es ist seit mehreren Monaten deutlich, dass sich die Weltwirtschaft wieder auf einem ge sunden Wachstumspfad befindet. Sowohl die Industrieproduktion wie auch das Bruttoin landprodukt befinden sich im Aufwärtstrend, die Kreditkonditionen haben sich markant verbessert. Zudem gewinnt die Erholung auf dem Arbeitsmarkt an Dynamik und der glo bale Wohlstand steigt seit dem Tiefpunkt von März 20 09 nachhaltig an (Abbildung 1), was sich auch im Konsumentenvertrauen widerspiegelt. Der Osten, allen voran China, ist das Zugpferd in diesem konjunkturellen Erholungszyklus, doch der Aufschwung hat in den letzten Monaten deutlich an Breite gewonnen und wird nun verstärkt auch durch das Wachstum im Westen getragen. Diese wirtschaftliche Dynamik der Industrienatio nen ist weiterhin mit etlichen Risiken kon frontiert, wie zum Beispiel die hohe Staats verschuldung in der Peripherie Europas oder auch in den USA . Die Liste der Hausaufga ben ist daher sehr umfangreich, solange es den Industrienationen jedoch gelingt, diese Risiken zu kontrollieren, können sie auch weiterhin positiv überraschen. genannt entwickelten Nationen. Dieser asyn chrone Verlauf sorgt für einen deutlichen Wachstumsvorsprung des Ostens auf den Westen, jedoch auch dafür, dass das Infla tionspendel im Osten bereits deutlich nach oben ausgeschlagen hat. Dies zwingt die meisten Zentralbanken der Schwellenländer, ihre geldpolitischen Zügel anzuziehen, indem sie ihre Leitzinsen erhöhen, um so die stei gende Inflation zu dämpfen. Bei dieser geld politischen Drosselung handelt es sich je doch um einen Normalisierungsprozess eines zuvor äusserst lockeren Zinsumfeldes und nicht um restriktive Geldpolitik, die den Konjunkturmotor abzuwürgen droht. Infolge dessen erwarten wir einen monetär gesteu erten Abschwung, der immer noch hohes Wachstum in den Schwellenregionen gene riert, jedoch unter den Spitzenwerten von 2010 liegt. Hingegen überraschten die westlichen Pendants seit Anfang des Jahres mit Wirtschaftsdaten deutlich über den Er wartungen, was zu einem Ausbalancieren der globalen Wirtschaft beiträgt. Insbesondere Deutschland, aber auch die USA konnten überdurchschnittlich hohe Wachstumszah len erzielen. Gleichzeitig nimmt das weiterhin Konjunkturelle Aufholjagd des Westens zahme Inflationsbild im Westen vorerst Druck In früheren Wirtschaftszyklen war der Wachs von den hiesigen Zentralbanken. Angesichts tumsmotor jeweils der Westen. In diesem Zy dieser Wachstumsüberraschungen könnte klus legten die Schwellenländer jedoch einen sich das Augenmerk der Investoren, zumin Blitzstart auf das Parkett und übertrumpften dest über die nächsten Monate, eher auf die mit ihrer dynamischen Entwicklung die so Finanzanlagen in den reifen Märkten richten. bulletin 2/11 Credit Suisse Mit der konjunkturellen Aufholjagd in den letzten Monaten dürfte jedoch in der Zukunft auch hier die Inflation zu einem wichtigen Thema werden. Der Zinszyklus wird unseres Erachtens daher auch im Westen mittelfristig nach oben gerichtet sein. Aktienmärkte profitieren Steigende Zinsen und anziehende Inflations raten dürften damit in den kommenden Mo naten zu einem prägenden Element des Marktumfelds werden, was reale Anlageklas sen wie Aktien, Rohstoffe, Gold oder Immobi lien gegenüber nominalen Anlagen wie An leihen wesentlich attraktiver macht. Wir sind daher überzeugt, dass reale Anlageklassen über die nächsten Jahre trotz aller zu erwar tenden Schwankungen eine deutlich bessere Wertentwicklung aufweisen sollten als nomi nale Anlageklassen wie Staatsanleihen oder Liquidität. Aktien dürften hierbei die interes santeste Anlageklasse stellen. Eine histori sche Perspektive über die letzten 130 Jahre zeigt auf, dass der US Aktienmarkt bei einer Inflationsrate um die vier Prozent jeweils am höchsten bewertet wurde (Abbildung 2). Ein Inflationsanstieg in den USA, aber auch in Europa von den heutigen tiefen Niveaus ist also durchaus eine positive Entwicklung für Aktien. Zusätzlich haben wir die Aktien marktperformance während vergangener Zinserhöhungszyklen analysiert. Abbildung 3 stellt die durchschnittliche Performance der Wachstum Wirtschaft Aktienmärkte in den Monaten vor und nach der ersten Leitzinserhöhung dar. Die wich tigste Erkenntnis ist, dass der Aufwärts trend durch die einsetzenden Zinserhöhun gen nicht gestört wird, zumindest nicht in der Frühphase des Zinsanhebungszyklus. Es dauert in der Regel neun Monate, bis die Aktienmärkte eine erste Verschnauf pause einlegen. Die folgende Korrektur hielt sich jedoch in der Vergangenheit mit einem Minus von durchschnittlich fünf Pro zent in Grenzen. Vergleicht man zudem die Performance der Aktienmärkte seit dem Börsentief im März 2009 mit dem vorheri gen Erholungszyklus von 20 03 , weisen diese eine sehr hohe Korrelation auf (Ab bildung 4). Angesichts der vorherrschenden makroökonomischen Trends stehen die Chancen gut, dass sich das Szenario zwi schen 2003 und 2007 in der Tendenz auch weiterhin wiederholen wird. Schwellenländer langfristig wichtig Aktien mit hohen Dividenden sind im aktu ellen Tiefzinsumfeld für den Investor unse res Erachtens besonders attraktiv. Die Di videndenrenditen der meisten Aktienmärk te sind vielerorts höher als die realen Renditen von Staatspapieren. Dividenden bieten zudem, im Gegensatz zu Anleihen, einen gewissen Inflationsschutz, da die wirtschaftliche Erholung den Gewinnzyklus hochhält, was implizit zu höheren Dividen denzahlungen führt. Die aktuellen Aus schüttungsquoten der Firmen liegen zudem auf sehr tiefem Niveau und bieten somit den Unternehmen mehr Flexibilität, ihre Di videndenausschüttungen zu erhöhen (Ab bildung 5). Auch wenn wir zurzeit eine Wachstums renaissance der westlichen Nationen erle ben: Die langfristigen strukturellen Treiber für das globale Wachstum sind auch wei terhin in den Schwellenländern zu finden. Investoren, die vom höheren Wachstum in den Schwellenländer profitieren möchten, ohne direkt in diesen Ländern zu investie ren, können dies mit westlichen Aktien tun. Unsere Analyse zeigt, dass europäische Fir men, die über 30 Prozent ihres Umsatzes in den Schwellenmärkten erwirtschaften, in den letzten zehn Jahren eine höhere ab solute wie auch risikoadjustierte Rendite erzielt haben als ihr westlicher Vergleichs index, aber auch als Aktien aus Schwellen ländern (Abbildung 6). < 1 Globale Erholung des Wohlstands 2 Die aktuelle Erholung des globalen Wohlstands entspricht dem Aufschwung von 2003. 47 KGV und Inflation seit 1881 Quelle: Credit Suisse, IB Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV ) war jeweils am höchsten bei einer moderaten Inflation bis zu vier Prozent. Quelle: Shiller, Credit Suisse Durchschnittliches KGV (USA, saisonbereinigt) Durchschnittliches KGV (USA , saisonbereinigt) 15 Anfang März 2011 180 10 140 5 Ende April 2011 100 0 1 101 201 301 401 501 601 701 801 901 Tage nach Tiefstand März 2003 März 2009 <–4% –2% 0% 2% 4% 6% 8% 10% >10% Inflation (im Jahresvergleich) 3 Aktienperformance vs. Zinserhöhung 4 Aktienmarkterholung 2003 und 2009 Aktienmärkte stiegen in der Vergangenheit nach dem ersten Zinsschritt der Federal Reserve. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Die Erholung des europäischen Aktienmarktes seit dem tief von 2009 gleicht dem Aufschwung von 2003 –2007. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Index (auf 100 basiert) Index (auf 100 basiert) 110 220 100 180 90 140 80 100 –12 –8 –4 0 4 8 12 0 Monate vor und nach der ersten Zinserhöhung 12 24 36 48 12.3.2003 bis 31.10.2007 9.3.2009 bis 18.3.2011 5 tiefe Dividendenausschüttung 6 Aktien: Westen vs. Schwellenländer Die Unternehmen haben die Flexibilität, ihre Ausschüttungsquoten zu heben. Westliche Aktien mit einem hohen Umsatzanteil in Schwellenländern weisen eine überdurchschnittliche Rendite aus. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Index (auf 100 basiert) Index (auf 100 basiert) 75 400 65 300 55 200 45 35 100 25 0 1976 1984 1992 2000 Dividendenausschüttung in % vom Jahresüberschuss Durchschnitt Durchschnitt +/–1 Standard-Abweichung 2008 2001 2004 2007 2010 EU-Unternehmen mit Umsatzanteil in EM >30% EuroStoxx 50 MSCI Emerging Markets (in EUR) Credit Suisse bulletin 2/11 48 Wirtschaft Anlagestrategien Der westliche Anleger ist vorsichtiger geworden Andreas Russenberger, leiter global mACS (multi Asset Class Solutions) mandates and Funds der Credit Suisse, erklärt, wie sich das typische Anlegerverhalten in der westlichen Welt von demjenigen in der östlichen unterscheidet. Andreas Russenberger: Westen ist grundsätzlich ein sehr veränderlicher Begriff. Wenn ich in der Schweiz lebe, ist für mich Westen Frankreich und die USA . Dagegen ist Westen in Japan in erster Linie China, in Singapur wie derum Europa. So gesehen ist auch die Unterscheidung von nah und fern sehr relativ. Für einen Bewohner von Hongkong ist Australien sehr nah. Das wirkt sich auch auf sein Anlegerverhalten aus. Anleger bevorzugen das Naheliegende. So ist zum Beispiel der australische Dollar sehr beliebt in Hongkong. Dagegen sind in den asiatischen Ländern Produkte wie aktiv gemanagte Aktienmandate mit entsprechend hohen Aktienanteilen sehr beliebt. Wie gross ist im globalen Anlegergeschäft die Interaktion zwischen Westen und Osten? Bei den Wertschriften mag man in Europa für die Diversi fikation nach Osten noch einigermassen offen sein. So werden zum Beispiel Fonds, die auf Investitionen in asiatische Emerging Markets spezialisiert sind, von Europäern noch häufig zwecks Diversifizierung einbezogen. In die umgekehrte Richtung läuft da weniger. Einen reichen Investor im Mittleren Osten oder in Hongkong davon zu über Interessanterweise sprechen wir sowohl auf Deutsch als zeugen, er könnte zwecks Diversifizierung der Risiken noch in ein auch auf Englisch und damit bis an die Westküste der USA von paar europäische Fonds investieren, ist ein schwieriges Unterfangen. Asien als Fernem Osten. Das macht Europa zum Zentrum der Der asiatische Kunde sieht wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht Welt. Wirtschaftlich gesehen dürfte das aber kaum mehr stimmen. wenig Gründe, warum er sein Geld in Schweizer Staatsanleihen in Für einen Chinesen im boomenden Schanghai ist das Zentrum der vestieren soll, die praktisch keine Rendite abwerfen. Schliesslich lebt Welt schon lange nicht mehr das altehrwürdige Europa im fernen er seit Jahrzehnten in einem Umfeld, das von zweistelligem Wachs Westen. Zumal viele asiatische Länder grosse Bestrebungen unter tum geprägt ist. Da mag höchstens noch die politische Stabilität als nehmen, nicht mehr nur über den Export in den Westen, sondern Argument einigermassen überzeugen. immer stärker von innen heraus zu wachsen, also das Wachstum im grundsätzlich dürften auch Anleger im Westen an grösseren Binnenmarkt anzukurbeln. Nehmen wir China oder Indien, die beide Renditen dank grösserem Wachstum interessiert sein. über eine Milliarde Einwohner haben, da wird der Export nach Italien Das ist natürlich so. Trotzdem sind westliche Investoren tendenziell oder Deutschland bald einmal sehr unwichtig. immer noch stärker in westlichen Unternehmen investiert. Rein kultu rell oder sprachlich liegen ihnen diese näher und werden damit als gibt es ein typisch westliches Anlegerverhalten? Sehr vereinfacht gesprochen ist der Westeuropäer empfänglicher vertrauenswürdiger eingestuft. Dinge zu kaufen, die einem fremd und für Diversifikation und geht nicht so gerne Risiken ein. Er bevorzugt unverständlich sind, ist für die meisten Anleger schwierig. Da liegt häufig diversifizierte Produkte in Fonds oder ETF s. Unter Berück einem Europäer die Aktienbeteiligung an einem Unternehmen in Eng sichtigung eines moderaten Risikos gibt er sich mit einer fairen Ren land oder Deutschland immer noch näher. Gleichwohl haben wir im dite von fünf oder sechs Prozent zufrieden. Für ihn ist das Verwalten vergangenen Jahr in unseren Produkten die Gewichtung von Emer und Erhalten des Vermögens im Vordergrund und weniger das Ver ging MarketsAnlagen verdoppelt, wenn auch auf einem tiefen Niveau. mehren. Dagegen agieren asiatische Investoren viel unternehme Wie stark ist für Sie der Westen als Wirtschaftsmacht rischer, kaufen und verkaufen häufig und suchen gerne aktiv die bereits abgeschrieben? Chance. Sie ärgern sich über verpasste Chancen. Und wenn es ab Noch gar nicht. Gerade in den USA , aber auch in Europa wurde in und zu einen Verlust gibt, dann gehört das dazu. den vergangenen zwei Jahrhunderten enorm viel Vermögen akku Waren wir im Westen auch schon mal an diesem Punkt ? muliert. Nun kann man von Wohlstandssättigung und Verweich Absolut. Ende der 1990 erJahre wuchs der Schweizer Aktienmarkt lichung sprechen. Gleichwohl wird es noch lange dauern, bis wir auf teilweise über 50 Prozent. Da gab sich kaum jemand mit irgend dieser Ebene überholt werden – sicher ein, zwei Generationen. Wer welchen Obligationen mit zwei oder drei Prozent zufrieden. Die Krisen allerdings ganz nüchtern die aktuellen Bevölkerungsstrukturen ver des letzten Jahrzehnts haben die Anleger im Westen viel risikobe gleicht und die Wachstumszahlen der letzten Jahre für die nächsten wusster gemacht. Die Unsicherheit ist klar grösser geworden. Das Jahrzehnte hochrechnet, der erkennt eine klare Kehrtwende. Ander sehen wir auch deutlich bei den Risikoprofilen unserer westeuropäi seits hat sich in der Vergangenheit die Schweiz oder auch Amerika schen Kunden. Rund 90 Prozent sind «balanced» und tiefer. Und in Krisenzeiten schon mehrmals neu erfunden und wieder erholt. «balanced» sind Portfolios mit Aktienanteilen von durchschnittlich Kurzum: Verschiebung ja, aber der Westen ist noch lange nicht ab 40 Prozent. Die grosse Mehrheit ist also eher konservativ investiert. geschrieben. Daniel Huber bulletin 2/11 Credit Suisse Foto: Rainer Wolfsberger bulletin: Westen ist in erster linie eine Himmels richtung, aber nicht nur. Wie sehen Sie das? Dossier Corporate Volunteering der Credit Suisse Inhalt 01 02 03 04 05 06 07 Freiwilligeneinsätze in der ganzen Schweiz Bestandteil der unternehmerischen Verantwortung Lauter zufriedene Gesichter im Bilderbogen Zwischenbilanz nach drei Jahren 3 Fragen an 13 Partnerorganisationen Konferenz macht Volunteering sichtbar Stiftung Philias zeichnet Credit Suisse aus Titelbild Credit Suisse Mitarbeitende aus der Zentralschweiz bei der Wanderwegreinigung Seelisberg –Rütli 01 Corporate Volunteering Nationale Partnerorganisationen Schweizerisches Rotes Kreuz – SRK : Blutspendeaktion 2 x Weihnachten Mitten unter uns Stiftung Bergwaldprojekt Schweizer Tafel: Suppentag Begleitung Auslieferungstouren Young Enterprise Switzerland – YES Plusport Behindertensport Schweiz: Plusporttag Torballturniere WWF Schweiz Dampfbahn FurkaBergstrecke Stiftung Kinderdorf Pestalozzi Stiftung St. Jakob Behindertenwerk Ernst Schmidheiny Stiftung ESST Wirtschaftswochen Right To Play Switzerland Love Ride Switzerland Krebsliga Schweiz Regionale Aktivitäten Corporate Volunteering wird in der ganzen Schweiz gelebt Corporate Volunteering der Credit Suisse zu steil» – höchst beeindruckend. Über 5500 Mitarbeitende der Bank haben sich letztes Jahr fast in der ganzen Schweiz für das Wohl der Gemeinschaft und zur eigenen Ertüchtigung und Befriedigung eingesetzt. Diese für die Credit Suisse er freuliche Tatsache ist in erster Linie das Verdienst unserer Partnerorganisationen und ihrer Mitarbeitenden, welche die ent sprechenden Einsätze minutiös vorberei ten und die Volunteers an Ort und Stelle persönlich instruieren und betreuen. Na tional arbeitet die Credit Suisse derzeit mit 13 Partnerorganisationen zusammen, die wir im Artikel 05 vorstellen und zu Wort kommen lassen. Hinzu stossen weit über 40 Organisationen, die eine ganze Palette attraktiver regionaler Aktivitäten ermög lichen. Im laufenden Jahr 2011, dem Europäi schen Jahr der Freiwilligentätigkeit, wird die Credit Suisse in der Schweiz voraus sichtlich noch mehr Corporate Volunteers stellen. Dementsprechend laufen bereits wieder Gespräche mit weiteren möglichen Partnerorganisationen. Das Netz der Ein satzorte wird in Zukunft also noch dichter gestrickt sein. Das sind höchst erfreuliche Aussichten, denn beim Corporate Volun teering profitieren alle Beteiligten. schi Grafik: Credit Suisse | Fotos: Credit Suisse Die Credit Suisse ist in der Schweiz seit über 150 Jahren tätig, und der Heimmarkt hat auch in Zeiten globaler Ausrichtung nichts von seiner Bedeutung verloren. Deshalb ist es der Bank ein Anliegen, sich in der Schweiz möglichst flächende ckend zu engagieren. Dies gilt natürlich in erster Linie für das Filialnetz: In 220 Ge schäftsstellen arbeiten landesweit rund 21 700 Personen, die zwei Millionen Privat kunden und über 100 000 Firmenkunden betreuen. Doch auch die Karte mit allen Einsatzorten des Corporate Volunteering der Credit Suisse ist – ganz nach dem Mot to «Keine Distanz zu gross, kein Berghang 02 Corporate Volunteering Teil der unternehmerischen Verantwortung Unüberhörbar läuteten 25 Treichler am 4. Dezember 2010 in einem Marsch durch die Bundeshauptstadt mit ihren Glocken das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011 ein. Volunteers der Credit Suisse engagieren sich an der Aktion 2 x Weihnachten des SRK . Nationalratspräsident JeanRené Germanier bezeichnete die Freiwilligen arbeit anlässlich der Eröffnung des Europäischen Jahrs der Freiwilligentätig keit 2011 als «Kitt unserer Gesellschaft». Damit drückte er – just am Vorabend des Internationalen Tags der Freiwilligentätig keit – die hohe Wertschätzung aus, die diesem sozialen Engagement gerade in der auf dem Milizsystem aufbauenden Schweiz gebührt. Die Credit Suisse möchte sich in allen Regionen, in denen sie tätig ist, als verantwortungsbewusster Teil der Gemeinschaft erweisen. Unsere entspre chenden Anstrengungen auf den ver schiedensten Ebenen legen wir jeweils im Bericht Unternehmerische Verant wortung dar. Corporate Volunteering, das wir seit 2008 fördern, ist ein wesentlicher Bestandteil davon, entstanden nicht zuletzt aus dem Bedürfnis vieler Mitarbei tender, sich persönlich für die Gesell schaft engagieren zu können. Deshalb stellen wir jedem Mitarbeitenden mindestens einen Arbeitstag pro Jahr zur Verfügung, um in einem unserer Programme Freiwilligenarbeit zu leisten. Ohne kompetente Partner kann das Corporate Volunteering der Credit Suisse jedoch nicht funktionieren. Unseren nationalen und regionalen Partnerorgani sationen sind wir deshalb zu grossem Dank verpflichtet. Wir hoffen, dass aber auch sie von der Zusammenarbeit profitieren. In einer Hinsicht bestimmt: Durch die gemeinsame Arbeit werden Vorurteile abgebaut, und das gegenseitige Verständnis wächst. Erfreulicherweise hat sich das Corporate Volunteering der Credit Suisse weltweit und in der Schweiz laufend weiterentwickelt. 2010 leisteten in der Schweiz über 5500 Mitarbeitende zusammen mehr als 56 000 Arbeits stunden Freiwilligeneinsatz. Dass dieses Engagement nun von kompetenter Seite – der Stiftung Philias – gewürdigt wird, bekräftigt uns in unserer Absicht, diesen Weg weiterzugehen. HansUlrich Meister, CEO Credit Suisse Schweiz Hanspeter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden Credit Suisse Corporate Volunteering der Credit Suisse 03 Corporate Volunteering Sich für die Gemeinschaft einzusetzen, verschafft den Volunteers Befriedigung 5593 Credit Suisse Mitarbeitende im Freiwilligeneinsatz bedeutet 5593 persönliche Erlebnisse, an die man sich gerne erinnert. Unser Bilderbogen zeigt Menschen voller Dynamik und voller Lebensfreude. Auf der Website www.creditsuisse.com/verantwortung finden Sie verschiedene Erfahrungsberichte, die dazu animieren, selbst ein Volunteer zu werden. Die VolunteeringEinsätze am Plusporttag, dem traditionellen Schweizer Behindertensport tag in Magglingen, reichen bis ins Jahr 2001 zurück. Die sportlichen Leistungen der Behinderten sind beeindruckend und deren Lebensfreude ansteckend. Über 1000 Mitarbeitende – darunter viele Lernende – haben seit 2008 einen Einsatz für die Stiftung Bergwaldprojekt geleistet. Die Teamarbeit in der Natur schweisst die Mitarbeitenden zusammen und lässt sie Zusammenhänge zwischen Natur und Lebensräumen erkennen. Ein VolunteeringEinsatz in Kloten bei der Stiftung Pigna – Raum für Menschen mit Behinderung als Beispiel einer sinnstiftenden Zusammenarbeit auf regionaler Ebene. Corporate Volunteering der Credit Suisse Der jährlich stattfindende BenefizEvent Love Ride zugunsten von muskelkranken Kindern zaubert nicht nur den Kindern, sondern auch unseren Volunteers ein Lächeln ins Gesicht. Im Right To Play Schulprojekt erfahren Schweizer Schul kinder von Freiwilligen der Credit Suisse, wie gleichaltrige Kinder in benachteiligten Ländern leben und wie Sport und Spiel ihnen helfen kann, ihr Leben zu verbessern. Nur dank dem Einsatz zahlreicher Freiwilliger, zu denen auch die der Credit Suisse zählen, kann die Dampfbahn FurkaBergstrecke ihren Betrieb aufrechterhalten. Einer der Höhepunkte im vergangenen Jahr war die Zusammenarbeit mit der Krebsliga Schweiz, die ihr 100 jähriges Bestehen feierte. Im Mittelpunkt des Engagements für die Schweizer Tafel steht der FundraisingEvent «Suppentag», der immer im November statt findet. Jedes Jahr organisieren Credit Suisse Mitarbeitende an 20 – 25 Standorten in der Schweiz einen Stand. Fotos : Credit Suisse Der Traum manch eines Teenagers geht in Erfüllung: als CEO eine eigene Firma führen. Möglich ist dies im Rahmen der Wirtschafts wochen der Ernst Schmidheiny Stiftung. Trockenmauerbau in Ardez – eine anstren gende, aber lehrreiche Tätigkeit für die Volunteers in Zusammenarbeit mit dem WWF Schweiz. Eine noch junge, aber sehr wertvolle Partnerschaft besteht mit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. 04 Corporate Volunteering «Corporate Volunteering festigt unsere Unternehmenskultur » bulletin: Frau Darvishi, was versteht man unter Corporate Volunteering? Zahra Darvishi: So bezeichnet man das Engagement von Unternehmen und deren Mitarbeitenden für gemeinnützige Dienste und Einrichtungen, so genannte NonProfitOrganisationen ( NPO). Bei der Credit Suisse bildet das Corpo rate Volunteering einen wichtigen Bestandteil unserer unternehmerischen Verantwortung. Über unsere vielfältigen Programme und Aktivitäten, die wir zusammen mit unseren Partnerorganisa tionen durchführen, können sich unsere Mitarbeitenden direkt für die Gesell schaft und soziale Anliegen engagieren. Die Credit Suisse stellt ihren Mitarbei tenden in der Regel mindestens einen Arbeitstag pro Jahr als Volunteering Tag zur Verfügung. Freiwilligenarbeit gehört allerdings nicht zum Kerngeschäft einer Bank. Wieso setzt sich die Credit Suisse für Freiwilli geneinsätze ihrer Mitarbeitenden ein? Wir sind davon überzeugt, dass bei freiwilligen Arbeitseinsätzen auch ein Mehrwert für die Mitarbeitenden und somit für das Unternehmen selbst entsteht: Indem sich unsere Mitar beitenden unentgeltlich für eine gute Sache einsetzen, werden Sozialkompe tenzen und der Teamgeist gefördert. Beide Fähigkeiten tragen wesentlich zur Stärkung einer Unternehmenskultur bei. Gleichzeitig wird ein interessanter Erfahrungs und Wissensaustausch mit In der Bäckerei St. Jakob stellen die Mitarbeitenden der Credit Suisse ihre Fingerfertigkeit unter Beweis. Corporate Volunteering der Credit Suisse unseren Partnerorganisationen ermög licht. Zudem erhöhen die freiwilligen Arbeitseinsätze den Wert unserer Geldspenden um ein ganz persönliches Engagement. Für uns ebenfalls sehr wichtig ist natürlich auch die Sensi bilisierung unserer Mitarbeitenden für soziale Anliegen und Projekte. Wie und wann ist das Corporate Volunteering in der Schweiz entstanden? In der Schweiz engagieren sich sehr viele Menschen auf privater Basis für gemeinnützige Projekte. Das Corporate Volunteering ist in der Schweiz – im Gegensatz zu den USA – noch ein relativ junges Phänomen. Zwar gab es in der Credit Suisse vereinzelte Sozial oder Umwelteinsätze, beispiels weise im Rahmen der Einführungswoche der Lernenden, das Corporate Volun teering Schweiz wurde jedoch erst vor drei Jahren, im April 2008 , lanciert. Wir haben damals mit sieben Partnern begonnen, heute sind es bereits zwölf. Wegen der stetig steigenden Nachfrage werden wir bis Ende 2011 mit mindes tens 13 nationalen Partnern und über 40 lokalen Organisationen zusam menarbeiten. Letztes Jahr zählten wir über 6700 VolunteeringTage, das heisst, unsere Mitarbeitenden haben über 56 000 Stunden für die Arbeit an gemeinnützigen Projekten aufge wendet. Entscheidend für unsere Arbeit und unseren Erfolg ist unsere dezen trale Struktur. Die zentrale Abteilung in Zürich wird in unseren Schweizer Geschäftsregionen durch so genannte Volunteering Champions und Projekt verantwortliche tatkräftig unterstützt. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen? Fotos: Credit Suisse | Gary Kammerhuber Nicht jeder Trend, der aus den Vereinigten Staaten nach Europa überschwappt, ist so positiv zu werten wie das Corporate Volunteering. In der Schweiz wird es von der Credit Suisse seit drei Jahren systematisch und konsequent betrieben. Wir baten Zahra Darvishi als Verant wortliche für das Corporate Volunteering in der Schweiz um eine Zwischenbilanz. Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern ist sehr produktiv und wirklich gut. Wir konnten bereits viele wert volle Erfahrungen sammeln – und auch unsere Partner von unserem Engage ment überzeugen. Spürten wir zu Beginn noch vereinzelt eine gewisse Skepsis uns «Bankern» gegenüber, so konnten bald schon auf beiden Seiten Vorurteile abgebaut werden. Mittlerweile gelten die Credit Suisse Volunteers bei vielen unserer Partner sogar als besonders fleissig und einsatzfreudig. Zudem waren einige sehr positiv überrascht zu sehen, wie strukturiert wir auch im Bereich Freiwilligenarbeit vorgehen. Das Corporate Volunteering erfreut sich wachsender Beliebtheit. Mittler weile treffen sogar Anfragen von Kunden bei uns ein, die sich nach Möglichkeiten erkundigen, einen Freiwilligeneinsatz mit uns zu leisten. Obwohl das nicht direkt ein Ziel war, auf das wir hin gearbeitet haben, beschäftigen wir uns nun auch mit der Organisation von Aktivitäten, bei denen Kundinnen und Kunden teilnehmen können. Der Bankensektor steht seit der Wirt schaftskrise unter Druck. Ist es schwieri ger geworden, Mitarbeitende für einen ehrenamtlichen Einsatz zu gewinnen? Nein, überhaupt nicht. Wir haben auch in diesen schwierigen Zeiten stets grossen Wert auf unser soziales Engage ment gelegt. Uns ist zudem wichtig, dass sich unsere Partner auf uns verlassen können. Gibt es einen globalen Ansatz, der in Hongkong oder New York genauso gilt wie in Locarno oder Arbon? 2010 haben wir das Corporate Volunteering als Fokusthema im Bereich Verantwortung für die Gesellschaft definiert. Wir ermutigen unsere Mitar beitenden weltweit, freiwillige Arbeits einsätze zu leisten. Um unser soziales Engagement in allen unseren Geschäfts regionen bestmöglich umsetzen zu können, ist es jedoch wichtig, dass wir bei der Auswahl der Partner und der Projekte auch regionale Bedürfnisse und kulturelle Eigenheiten berücksichtigen. Verantwortlich für die Zusammenarbeit mit unseren über 200 Partnerorgani sationen weltweit sind die Stiftungen und Komitees in unseren Geschäftsregionen, die auch das freiwillige Engagement unserer Mitarbeitenden koordinieren. Wir arbeiten zudem auch sehr erfolgreich mit zwei globalen Partnern, Habitat for Humanity International und Junior Achievement Worldwide, zusammen. Darüber hinaus haben wir 2010 das Global Citizens Program für die Bereiche Bildung und Mikrofinanz lanciert, das den Kompetenz und Wissensaustausch zwischen unseren Mitarbeitenden und den sozialen Organisationen ins Zentrum stellt und den Mitarbeitenden ermög licht, ihre Fähigkeiten auch über eine längere Zeit in ein Projekt einzubringen. Können Sie uns einige Zahlen für den Bereich Corporate Volunteering der Credit Suisse weltweit nennen? Wir sollten Zahlen und Statistiken nicht überbewerten, aber es freut uns natürlich sehr, dass 2010 weltweit 1436 Personen mehr als im Vorjahr an unseren Programmen teilgenommen haben. Es sind 15 094 Freiwillige, die während 163 699 Stunden im Einsatz waren. Die Schweiz stellt momentan absolut die meisten Volunteers, aber in Relation zur Beschäftigtenzahl sind wir zahlenmässig noch nicht dort, wo wir eigentlich hinmöchten. Das soll sich in Zukunft ändern. Wie wählen Sie in der Schweiz Ihre Projekte und Partner aus? Inhaltlich konzentrieren wir uns auf die Bereiche Ausbildung, soziales Engagement, Umwelt und Kultur. Wir schauen uns grundsätzlich nach interes santen Projekten um, die Volunteering Möglichkeiten bieten könnten. Bevor wir uns jedoch definitiv und langfristig an einen Partner binden, führen wir diverse Pilotprojekte durch und prüfen die eingehenden Feedbacks. Diese Testphase findet auch im Interesse > Zahra Darvishi ist Leiterin Corporate Citizenship Schweiz und Center of Accessibility Schweiz. Corporate Volunteering in der Schweiz Zentrale in Zürich Zahra Darvishi leitet von Zürich aus das Corporate Volunteering Schweiz und wird dabei von Jessica Feustle, Mina Goffo, Roland Gugerli, Martin Koblet und Beate Kurth sowie den Bereichsverantwortlichen Reto Casutt (Corporate and Institutional Clients), Heiko Marx ( IT ), Klaus Morscher (Finance), Rolf Müller (Corporate and Institutional Sales), Andreas Rieser (Asset Management) und Manfred Stöpper (Operations Private Banking) unterstützt. Volunteering Champions In den sieben Schweizer Geschäfts regionen ausserhalb von Zürich engagieren sich folgende Personen als Regionalverantwortliche des Corporate Volunteering: Patrick Biri (Nordschweiz), Giovanni Bottinelli (Tessin), Michael Fahrni (Mittelland), Robert Martin (Suisse Romande), Bernhard Sutter (Ostschweiz), Hans WittwerMathis (Zentralschweiz), JeanPierre Zimmermann (Genf). Corporate Volunteering der Credit Suisse der NPO statt. Bei unseren nationalen Partnern unterscheiden wir je nach Anzahl Projekte, VolunteeringMöglich keiten und Bekanntheitsgrad drei verschiedene Kategorien. Hinzu kommen, wie bereits erwähnt, Organisationen, mit denen wir ausschliesslich regional oder lokal zusammenarbeiten. Erhalten Sie nach den Freiwilligen einsätzen viele Rückmeldungen von den Mitarbeitenden? Rückmeldungen sind für unsere Arbeit von entscheidender Bedeutung. Daher holen wir nach jedem Event ein schriftliches, strukturiertes Feedback ein. Nur so sind wir in der Lage, die posi tiven und negativen Punkte zu evaluieren und eventuelle Schwachpunkte in Projekten auszumerzen. Meistens fallen die Rückmeldungen jedoch ausgespro chen positiv aus. Die Mitarbeitenden schätzen unser Angebot und fühlen sich nach ihren Einsätzen sehr gut, selbst wenn die Arbeit körperlich durchaus anstrengend sein kann. Ist 2011, das europäische Jahr der Freiwilligenarbeit, auch aus Sicht der Credit Suisse etwas Besonderes? Wir wünschen uns, dass die Wert schätzung der Freiwilligenarbeit in der Gesellschaft weiter zunimmt. Deshalb ist dieses Jahr für uns wichtig: Wir sind gerne bereit, die sich bietende Chance zu nutzen und etwas zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit beizutragen. Die erste Corporate VolunteeringKonferenz im April ist diesbezüglich ein wichtiger Schritt (siehe Artikel 06 ). Wann haben Sie persönlich Ihren letzten Freiwilligeneinsatz geleistet ? Vor wenigen Wochen habe ich in der St. JakobBäckerei in Zürich als Volunteer gearbeitet – es war ein beeindruckendes Erlebnis. Ich nehme jedes Jahr an mehreren Angeboten unserer Partnerorganisationen teil. Auf diese Weise kann ich mich persön lich engagieren und gleichzeitig Rück schlüsse für meine berufliche Tätigkeit ziehen. In meiner Freizeit setze ich mich zudem als Stiftungsrätin bei der Stiftung Braille Without Borders ein und leiste auch dort regelmässig Freiwilligen einsätze. Mandana Razavi Corporate Volunteering der Credit Suisse 05 Corporate Volunteering Mit vereinten Kräften Das Corporate Volunteering der Credit Suisse arbeitet mit 13 nationalen Partnerorganisationen zusammen. Zudem ermöglichen über 40 regionale NPO lokale Einsatzmöglichkeiten. Was bringt Ihnen die Zusammenarbeit mit der Credit Suisse ? Warum bieten Sie Corporate VolunteeringEinsätze an? Können Sie ein speziell schönes oder einprägsames Erlebnis mit Volunteers der Credit Suisse schildern? Behindertensport Schweiz Sport Handicap Suisse Sport Andicap Svizzera Schweizerisches Stiftung Rotes Kreuz – SRK Bergwaldprojekt Schweizer Tafel Young Enterprise Switzerland – YES Plusport Behindertensport Schweiz redcross.ch Partner seit 2008 bergwaldprojekt.ch Partner seit 2008 schweizertafel.ch Partner seit 2001 youngenterprise.ch Partner seit 2008 plusport.ch Partner seit 2001 • 2 x Weihnachten • Blutspendeaktionen • Integrationsprogramm «Mitten unter uns» • Fahrdienst, Redog • Einsatztage im Bergwald • Fundraising-Events • Suppentag • Begleitung Auslieferungstouren • Unsere Gemeinde • Fit für die Wirtschaft • Plusporttag (nationaler Behindertensporttag) • Torball-Turniere für Blinde Der Einsatz von Mitarbeiten den der Credit Suisse zuguns ten des Schweizerischen Roten Kreuzes ist umfassend: Sie spenden Zeit, Anteilnah me, Geld und sogar ihr Blut. Das ist ein wertvoller Beitrag zur Unterstützung von Menschen auf der Schatten seite des Lebens. Wichtige Arbeit wird getan, das Verständnis für das sensible Ökosystem Bergwald und seine Schutzwirkung wächst. Brücken entstehen zwischen Förstern und Bankern, zwischen Büro und Handwerk. Seit der Gründung der Schweizer Tafel vor zehn Jahren ist die Credit Suisse eine starke und wohl wollende Partnerin. Die finanziellen Zuwendungen haben wesentlich zum Aufbau beigetragen und sichern weiterhin den erfolgreichen Fortbestand der Schweizer Tafel. In einem Verein, der die praktische Wirtschaft mit der Schule verknüpft, bilden Freiwillige aus der Geschäfts welt die entsprechende Brücke. Die Credit Suisse bietet ein schweizweites Netzwerk von hoch motivier ten Mitarbeitenden. Für uns als Non Profit Organi sation ist es wichtig, dass wir von grossen Partnern wie der Credit Suisse getragen und nachhaltig unterstützt werden. Durch den Aufbau einer Kooperation mit der Credit Suisse ist eine wirkungsvolle und bereichern de Verbindung zwischen Non Profit und Wirtschaft entstanden. Wir können der Credit Suisse eine Platt form für ihre Corporate Responsibility bieten. Umgekehrt können wir unsere integrativen Ziele mit solchen Projekten realisieren. Viele Projekte könnten ohne die Hilfe von Freiwilligen nicht mehr durchgeführt werden. Im Weiteren bieten Corporate Volunteering Einsätze eine tolle Möglich keit, den Mitarbeitenden von Unternehmen das SRK näher vorzustellen. Die Partnerschaft mit der Credit Suisse ermöglicht dem Bergwaldprojekt, mit Menschen in den Wald zu gehen, die das Bergwald projekt sonst nicht erreicht oder die einen weniger direkten Bezug zum Bergwald haben. Die Tätigkeit der Schweizer Tafel wäre ohne Engagement Freiwilliger – wie auch ohne Geldspenden unserer Hauptpartner, Stiftungen und privater Personen – nicht denkbar. Der Einsatz bei der Schweizer Tafel wird als motivierend und als sinnvolles soziales Engagement empfunden. Professionelle Volunteering Programme in der Bildung sind für alle involvierten Parteien ein Gewinn. Die Schülerinnen und Schüler profitieren von der prakti schen und authentischen Vermittlung der wirtschaft lichen Themen. Die gewon nene Nähe zur praktischen Wirtschaftswelt sowie die Unterstützung im Unterricht werden von den Lehrperso nen sehr geschätzt. Im Zusammenhang mit unserem umfangreichen Sportangebot von Plussport sind wir stets auf freiwillige, engagierte Helferinnen und Helfer angewiesen. Mit der spezifischen Plattform für Credit Suisse Volunteers wollen wir auch die Chance ergreifen, die Gesellschaft für das soziale Engagement und die Gleichstellung und Integration von Menschen zu sensibilisieren. Corporate Volunteering bringt Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnet wären. So diskutierten Mitarbeitende der Credit Suisse beim gemeinsamen Mittagessen mit den Projektverantwortlichen des SRK intensiv über die Hilfeleistungen in Haiti nach dem schweren Erdbeben. Die Credit Suisse und ihre Mitarbeitenden spendeten dafür einen ansehnlichen Betrag. Im Trinser Schutzwald erklärt Förster Hitsch Malär den Young Talents, dass in der Vorwoche das höchste Kader der Schweiz auch hier gearbeitet habe. «Aber mein Chef sicher nicht, der könnte das nie!», antwor tet ein Teilnehmer. Doch zu seinem Erstaunen konnte sich der Förster genau an dessen Namen erinnern und dem Mitarbeiter bestätigen, dass sein Chef auch mitangepackt hat! Zahlreiche Freiwillige der Credit Suisse organisieren den SpendenEvent Suppentag an verschiedenen Standorten in der Schweiz und sind somit im Feld im Einsatz. Eindrücklich war bei verschiedenen Besuchen, wie sonst eher «zurück haltende» Banker das Publikum fast marktschreierisch dazu animierten, eine Suppe zu kosten und für einen guten Zweck zu spenden! Wenn ein Freiwilliger auf dem Markt zwischen Tomaten und Peperoni den Schulleiter davon überzeugt, ein Programm durchzuführen, oder ein Freiwilliger über das Programm hinaus einen Schüler während eines längeren Zeitraums bei der Jobsuche unterstützt, dann sind das berührende Geschichten. Und davon gibt es noch viele weitere. Beim Abschiedsapéro steht allen Freiwilligen die freudige Emotion des Tages ins Gesicht geschrie ben. Es entsteht ein fröhlicher Austausch über die einmaligen Erlebnisse. Das Bankgeschäft ist für einen Tag in den Hintergrund gerückt; was bleibt, ist die ansteckende Lebens freude unserer Behin dertensporttreibenden und der Plan, in einem Jahr wieder dabei zu sein. Corporate Volunteering der Credit Suisse 05 Corporate Volunteering Was bringt Ihnen die Zusammen arbeit mit der Credit Suisse ? Warum bieten Sie Corporate Volunteering Einsätze an ? Können Sie ein speziell schönes oder einpräg sames Erlebnis mit Volunteers der Credit Suisse schildern? Corporate Volunteering der Credit Suisse WWF Schweiz Dampfbahn Stiftung Kinderdorf FurkaBergstrecke Pestalozzi wwf.ch Partner seit 2009 furkabergstrecke.ch Partner seit 2010 pestalozzi.ch Partner seit 2011 • Trockenmauerbau • Trockenwiesenpflege • Erhaltung des Kulturerbes • Handwerkertage Dank der Natureinsätze mit Freiwilligen können wir zu Pflege und Erhalt der Biodiversität in für den W WF prioritären Gebieten beitragen. Zudem fördern wir die lokale Wertschöpfung in den Alpen und eine nachhaltige Nutzung der Natur. Die Unterstützung durch die Credit Suisse Volunteers erfolgt jeweils in einer Zeit, in der unsere eigenen Mitglieder schwer zu mobilisieren sind (Frühling) oder wenn bei ihnen nach den unzähligen Bauarbeiten «die Batterien leer sind» (Herbst). Zudem tragen die Freiwilligen die Idee unseres speziellen Angebots nach aussen und steigern unseren Bekanntheitsgrad. Mit jedem erfolgreich durchgeführten Projekt steigern sich die Reputation und auch die Bekanntheit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi bei einer wichtigen Kundenzielgruppe. Unsere Volunteering-Einsätze bringen die Teilnehmenden zu den Hotspots der Naturviel falt. Ortsansässige Bauern leiten die Einsätze im Auftrag des W WF. Die Unmittelbarkeit der Arbeiten, die Nähe zu Boden, Natur und Landwirt schaft, von denen wir immer noch 1:1 abhängen, wird so erlebbar und beeinflusst die täglichen Entscheidungen eines jeden. Als Eisenbahnunternehmen mit eigener Infrastruktur bewältigen wir die anfallen den Bau - und Unterhalts arbeiten fast ausschliesslich mit Freiwilligen. Da passt das Volunteering Angebot der Credit Suisse bestens in unser Konzept. Wir sind uns gewöhnt, die Freiwilligen so zu betreuen, dass auch Eisenbahn Laien ungewohnte und anspruchsvolle Tätigkei ten anpacken können. Freiwillige sind Multiplikatoren für die Anliegen der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, indem sie ihre Erfahrungen und Eindrücke an andere weiter geben. Bauern, Umweltschützer und Firmenangestellte im angeregten Gespräch miteinander – glückliche Teilnehmende, die mit Wehmut die Sonnenstuben in Ausserberg oder Ardez verlassen, oftmals mit ihrer Familie aber wieder zurückkehren, um die Bauern zu besuchen. Intensive Erlebnisse und Erkenntnisse in der Natur sind die besten Garanten für einen nachhalti geren Lebensstil. Realp im Spätherbst: Das neue Werkstattgebäude ist fertig. Eine riesige Menge von ausgeliehenem Baumaterial muss gereinigt, sortiert und zu den Eigentü mern zurücktransportiert werden. Die Frauen und Männer der Credit Suisse geben alles. Am Freitagabend ist Ordnung – am Samstag morgen liegt eine Schneede cke von 60 cm, die den ganzen Winter über liegen bleibt. Nicht vorstellbar, wie wir das ohne die Credit Suisse Volunteers geschafft hätten. Es ist eine Freude, mit anzusehen, wie die Freiwilli gen auch bei schlechten Wetterverhältnissen mit viel Eifer an die anspruchsvolle körperliche Arbeit gehen und am Abend eine innere Zufriedenheit ausstrahlen. Stiftung St. Jakob Behindertenwerk Ernst Schmidheiny Right To Play Switzerland Stiftung ESST Love Ride Switzerland Krebsliga Schweiz st jakob.ch Partner seit 2011 esst .ch Partner seit 1992 loveride.ch Partner seit 2008 krebsliga.ch Partner seit 2010 • BäckereiEinsätze • Wirtschaftswochen • BenefizEvent Love Ride Dübendorf • Race against Cancer righttoplay.com/ switzerland Partner seit 2010 • Schulprojekt Schweiz Die zahlreichen Volunteering Einsätze mit der Credit Suisse schätzen wir besonders, weil sie gut organisiert sind und die Freiwilligen nach einem Tag Arbeit in unserem Werk meistens als begeister te Botschafter unserer wirtschaftsorientierten Sozialinstitution in der Gesellschaft wirken. Die Wirtschaftswochen, die wir mit den Schweizer Handelskammern an den Mittelschulen durchführen, sind eine Winwinwin Situation: Die Schüler lernen hautnah, was Wirtschaft ist; dem Standort Schweiz tut eine wirtschaftlich gebildete Nachwuchsgeneration gut; die Freiwilligen setzen Expertenwissen und Praxis kenntnisse für die Jugend ein und lernen selbst dabei. Die Unterstützung durch die Freiwilligen der Credit Suisse gibt Right To Play die Möglichkeit, das Schulprojekt weiter auszubauen und damit möglichst vielen Schülern in der Schweiz die Chance zu geben, das Leben von stark benachteiligten Kindern in Afrika und Asien kennenzu lernen und zu erleben, wie wichtig Sport und Spiel für eine gesunde Entwicklung aller Kinder sind. Der Love Ride ist insbesonde re für die Auf und Abbautage, aber auch während des Events selbst, auf eine grosse Anzahl freiwilliger und motivierter Helferinnen und Helfer angewiesen, da der Anlass mit bezahltem Personal jeden sinnvollen Rahmen sprengen würde. Die Credit Suisse ermög lichte der Krebsliga in ihrem Jubiläumsjahr, wichtige Projekte zugunsten K rebs betroffener zu realisieren. Da sich in diesem Bereich kaum Sponsoren finden lassen, war und ist das Engagement der Credit Suisse umso wichtiger. Die während den Einsätzen erbrachte Leistung kommt unserem Werk materiell zugut. Viel grösser ist jedoch die ideelle Wirkung: Unsere Geschützten werden von Menschen aus der ersten Wirtschaft wahrgenommen und können zeigen, dass trotz Handicap eine tolle Leistung möglich ist. Dies wirkt sich positiv auf ihr Selbstwertge fühl aus und gibt ihnen Nähe zur ersten Arbeitswelt. Die Vermittlung von wirtschaftlichen Grundkennt nissen an junge Menschen in der Schweiz ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die wir zusammen mit unseren Partnern – Grossunternehmen wie KMU, Handelskammern und auch Sozialpartnern – gemeinsam umsetzen wollen. Die erfolgreiche Umsetzung der «Right To Play» Projekte in benachteiligten Regionen und Krisengebieten basiert auf der Arbeit der Freiwilligen, welche die Sport und Spiel aktivitäten durchführen. Es ist selbstverständlich für unsere Arbeit in der Schweiz, den gleichen, bewährten Ansatz zu wählen. Der Einsatz von Corporate Volunteers der Credit Suisse am Love Ride ist eine echte WinwinSituation: Dem Love Ride wird tatkräftig geholfen und die Freiwilligen beteiligen sich an einem sinnvollen karitativen Projekt. Die Events der Krebsliga erfordern zahlreiche helfende Hände. Da diese Leistungen der Credit Suisse Volunteers kostenlos erbracht werden und damit das Budget der Krebsliga entlasten, können Spendengelder dort ein gesetzt werden, wo sie direkt und unmittelbar Betroffenen helfen. Das schönste Erlebnis nach einem Einsatz sind immer strahlende Augen, frohes Lachen und auch ein Wiedersehen nach einem Jahr: «Der Funken ist gesprungen.» Zu sehen, wie Teenager eine Woche lang konzentriert und freudig ihre Unternehmen führen und mitfiebern, wie sich ihre Firmen entwickeln – das ist ein einmaliges Erlebnis. Das sind die Wirtschafts wochen. Es ist inspirierend zu sehen, wie die unterschiedlichsten Menschen, getragen von der gleichen Überzeugung, dass durch den eigenen Einsatz Dinge verändert werden können, gemeinsam mit den Kindern spielen und sie in Vorträgen in andere Länder entführen. Das Engagement der Freiwilligen dient uns und den Schülern als Vorbild. Manchmal merkt man schon, dass die Freiwilligen sonst eher einer Bürotätigkeit nachgehen und weniger direkt Hand anlegen. Umso erfreulicher ist es dann, zu sehen und zu merken, dass genau darin die Herausforde rung besteht, die von den Freiwilligen gerne und mit sichtbarer Freude angenom men wird. Unvergessen bleibt der Start der Charity Radtour Race against Cancer in Airolo. Ab 4 Uhr waren die Credit Suisse Volunteers auf den Beinen, hellwach, topmotiviert und immer freundlich. Sie berei teten den Fahrern Frühstück, informierten Interessierte, verteilten Sportnahrung und Sonnencreme. Um 7 Uhr morgens starteten die Fahrer in einen wundervollen Regenbogen, unterstützt während des ganzen Tages von den Helferinnen und Helfern. Corporate Volunteering der Credit Suisse Corporate Volunteering – ein Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und NPO. Eine entspannte, dafür umso interessantere Podiumsdis kussion (von links): Herbert Ammann, Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft, Barbara Keller, Right to Play, Moderator Röbi Koller, Hubert Kausch, SRK Kanton Zürich, Zahra Darvishi, Credit Suisse, und Christian Kuhn, Stiftung St. Jakob. 06 Corporate Volunteering Das Corporate Volunteering ist ein Gewinn für alle Beteiligten Freiwilligenarbeit wird in der Schweiz von jeher grossgeschrieben. Meistens wird sie ganz im Stillen geleistet. Doch in den letz ten Jahren hat sich die Erkenntnis durch gesetzt, dass es sinnvoll ist, die Freiwilligen arbeit in geeigneter Weise öffentlich zu machen, um in einer zunehmend individua lisierten Gesellschaft auf den Wert und die Unentbehrlichkeit der Freiwilligenarbeit aufmerksam zu machen. Dies führte zum Internationalen Tag der Freiwilligenarbeit jeweils am 5. Dezember und nun 2011 auch zum Europäischen Jahr der Freiwilligen tätigkeit. Letzteres wird allgemein genutzt, um auf verschiedene Aspekte dieses sozia len Engagements aufmerksam zu machen. Das Corporate Volunteering, das in der Schweiz noch über keine lange Tradition verfügt, gehört dazu. Deshalb nahmen am 7. April über 140 Vertreterinnen und Ver Corporate Volunteering der Credit Suisse treter verschiedener nationaler und regio gefragt wurden, brauchte es zuerst einmal naler Wohltätigkeitsorganisationen die Ge viel Überzeugungsarbeit, auch innerhalb legenheit wahr, um sich im St. Peter Forum der Organisation», blickte Lukas Sallmann, in Zürich über die Freiwilligentätigkeit und Leiter Marketing und Kommunikation insbesondere das Corporate Volunteering beim Schweizerischen Roten Kreuz, zu zu informieren sowie über deren Vor und rück. «Dies gründet auf der Tatsache, dass Nachteile wie auch Ausbaumöglichkeiten wir als neutrale und unparteiliche Organi zu diskutieren. sation generell nicht gerne mit einem pro fitorientierten Unternehmen in Verbindung Den Partner kennenlernen gebracht werden. Seit den Anfängen vor Beim Corporate Volunteering prallen ver drei Jahren hat sich die Zusammenarbeit schiedene Welten aufeinander. Deshalb ist jedoch so gut entwickelt, dass inzwischen der Beginn der Partnerschaft zwischen auch die letzten Bedenken beseitigt wur Privatwirtschaft und NonProfitOrgani den.» Dieser Aussage konnte Martin Krei sationen ( NPO) trotz des gemeinsamen liger, Geschäftsführer der Stiftung Berg Ziels nicht immer einfach. Dies zeigte sich waldprojekt, nur beipflichten. «Am Anfang im Laufe der Konferenz immer wieder. Es herrschte Skepsis – auf beiden Seiten üb gilt, sich gegenseitig kennenzulernen und rigens –, die sich inzwischen jedoch gelegt Vorurteile zu überwinden. «Als wir von der hat und sogar in Begeisterung gewandelt Credit Suisse für eine Partnerschaft an hat. Denn wir haben gemerkt, dass Corpo Fotos: Martin Stollenwerk Engagiere dich freiwillig – und sprich darüber: Im Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit organisierte die Credit Suisse erstmals eine Konferenz zum Thema Corporate Volunteering. rate Volunteering bei der Credit Suisse keine Marketingstrategie ist, sondern aus einem Gefühl der Verantwortung für die Gesellschaft resultiert. Zudem erreichen wir mit dieser Art von Freiwilligenarbeit Menschen, die sich sonst nicht von uns angesprochen fühlen.» Auch Zahra Dar vishi, Leiterin des Corporate Volunteering der Credit Suisse Schweiz, spürt, wie sich die Einstellung der NPO gegenüber dem Corporate Volunteering zum Positiven verändert und die Zusammenarbeit immer leichter wird. «Klar, gibt es Spannungs felder, denn wir denken nicht alle gleich, aber beide Seiten haben inzwischen er kannt, dass wir zusammen am besten Ziele definieren und erreichen können.» Allein das Resultat zählt Doch ist es wirklich Freiwilligenarbeit, wenn Mitarbeitende bei vollem Gehalt für soziale Projekte freigestellt werden und ihr Engagement – wie es Professor T. Wehner von der ETH Zürich in seinem Vortrag «Das Unternehmen als guter Bür ger » nannte – «fremdinitiiert » ist ? Vieles spricht dafür und ebenso vieles dagegen. Deshalb führte der angeregte Meinungs austausch zu keiner klaren Antwort – ausser der, dass die Beantwortung dieser Frage letztendlich nicht ausschlaggebend ist: Es zählt einzig das Resultat. «Das Corporate Volunteering vermittelt allen Beteiligten wertvolle Erfahrungen und Impulse und führt auf diese Weise zu einem Gewinn für alle», betonte beispiels weise Hubert Kausch, Verantwortlicher Freiwilligenarbeit des SRK Kanton Zürich. Den NPO nützen die Einsätze der Corporate Volunteers, weil diese die eigenen Freiwilligen entlasten. Manche Projekte könnten ohne die Mithilfe der Unternehmen in der geplanten Form gar nicht erst stattfinden. So war beispiels weise am letztjährigen Sternmarsch «Un terwegs gegen Krebs» der Krebsliga Schweiz jeder dritte Freiwillige ein Mit arbeitender der Credit Suisse. Die Unternehmen wiederum profitie ren, weil das Erlebnis, sich für eine gute Sache einzusetzen, die Sozialkompetenz der Mitarbeitenden fördert. «Durch die Freiwilligeneinsätze werden Berührungs ängste überwunden, Vorurteile abgebaut und gegenseitiges Verständnis entwi ckelt », erläuterte Zahra Darvishi. Im bes ten Fall motivieren die sozialen Einsätze die Volunteers dazu, auch in ihrer Freizeit Freiwilligenarbeit zu leisten. Verschiedent erklärte Barbara Keller von der Stiftung lich sind die geknüpften Beziehungen zu Right to Play. Die Unternehmen informieren einer NPO oder zu deren Begünstigten die Corporate Volunteers über die genauen auch auf privater Ebene weitergepflegt Anforderungen, während es Aufgabe der worden. NPO ist, die Teilnehmenden zu schulen und Das Corporate Volunteering wirkt in durch den Tag zu führen. Nur so kann qua irgendeiner Form immer zurück, bilanzier litativ gute Arbeit geleistet werden. te auch Christian Kuhn, Geschäftsführer Und schliesslich ist das persönliche der Stiftung St. Jakob – sowohl auf die Engagement aller ein entscheidender Er NPO und deren Begünstigte als auch folgsfaktor. Corporate Volunteering kann auf die Unternehmen und ihre Freiwilligen. nicht verordnet werden, sondern verlangt «Und so», meinte er schelmisch, «darf es das Herzblut aller – davon ist auch Hans peter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden bei doch auch sein.» der Credit Suisse Schweiz, überzeugt. «Um Professionalität ist gefragt eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, müs Ob aber die Arbeit bezahlt ist oder nicht, sen die Beteiligten mit Überzeugung hinter Professionalität ist immer gefragt. « Frei dem Corporate Volunteering stehen. Wir willigeneinsätze müssen stets genau ge sind seit drei Jahren mit Leidenschaft und plant werden. Dabei wird von beiden Sei vollem Einsatz engagiert und werden es ten Kompetenz und Seriosität verlangt », auch in Zukunft bleiben.» Fabienne de Lannay 1 3 2 Verschiedene Fachreferate boten den Tagungsteilnehmenden eine will kommene Weiterbildung. Hanspeter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden Schweiz der Credit Suisse, unterhält sich mit den Experten Dr. med. Jörg Peltzer, Chefarzt Chirurgie am Hôpital du Jura in Delémont (Bild 1, Mitte) und Martin Kreiliger, Stiftung Bergwaldprojekt (Bild 1, rechts). Viel Applaus erhielt auch Prof. Theo Wehner, ETH Zürich (Bild 2) für seine interessanten Ausführungen. Im Rahmen des Europäischen Jahres der Freiwilligenarbeit lud die Credit Suisse ins St. Peter Forum in Zürich, um das Thema Corporate Volunteering in einem grösseren Rahmen zu diskutieren. Ausgewählte Partnerorganisationen sowie Gastreferenten beleuchteten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. In der Podiumsdiskussion diskutierten alle Be teiligten offen über « Corporate Volunteering – ein Spannungs feld zwischen Wirtschaft und NPO ». Durch den Anlass führte der Journalist und Moderator Röbi Koller. Corporate Volunteering der Credit Suisse 07 Corporate Volunteering Vorbild in der Freiwilligenarbeit 08 Corporate Volunteering der Credit Suisse im Jahr 2010 56 448 Stunden Bettina Ferdman Guerrier, Gründerin und CEO der Stiftung Philias, sowie Vizepräsident 6720 Tage Charles Firmenich ehren die Credit Suisse, vertreten durch Zahra Darvishi (Mitte), für ihr Corporate VolunteeringProgramm. 5593 Volunteers 43 12 nationale Partner organisationen 8 Regionen mit Volunteering Champions «Fit für die Wirtschaft » und «Unsere Gemeinde»: Mitarbeitende der Credit Suisse erteilen stufengerech ten Unterricht. Drei Unternehmen wurden mit dem Swiss Employee Volunteering Award 2011 ausgezeichnet: Credit Suisse (Grossunternehmen), L’Oréal Schweiz (Innovation) und Manor Genf (Newcomer). Im Laufe des Europäischen Jahrs der Freiwilligentätigkeit werden 22 nationale Preise zur Ehrung von Programmen des Corporate Volunteering vergeben. In der Schweiz hat die renommierte Stiftung Philias den Swiss Employee Volunteering Award ins Leben gerufen, um Unternehmen, die erfolgreich Corporate Volunteering Programme durchgeführt haben, in den Kategorien Grossunterneh men, Innovation und Newcomer auszuzeichnen. Die Stiftung Philias mit Sitz in Genf ist den Werten Humanität, Offenheit, Pragmatismus und Unterneh mensgeist verpflichtet. Ihre Gründung geht auf das Jahr 1997 zurück und sie fördert die soziale Verantwortung der Unternehmen (Corporate Social Responsibility) durch konkrete Aktionen und durch das Betreiben eines Unter nehmensnetzwerks, dem 30 Unternehmen angehören. Geleitet wird die Stiftung Philias von der Gründerin Bettina Ferdman Guerrier als Direktorin sowie Philippe Corporate Volunteering der Credit Suisse Nordmann, dem Präsidenten des Stiftungsrats. 2003 führte Philias die erste nationale Konferenz zum Thema Corporate Social Responsibility durch. Internationales Ansehen erlangte die Stiftung Philias im Jahr 2006 mit Humagora, einem in der Schweiz ein maligen Forum, das den Unternehmen und den lokalen Organisationen mit sozialen und humanitären Zielen er laubt, Partnerschaften zu bilden und Kompetenzen aus zutauschen. Die Credit Suisse durfte an der Jahrestagung der Stiftung Philias in Zürich den Swiss Employee Voluntee ring Award in der Kategorie Grossunternehmen in Emp fang nehmen. Dies für ihr Engagement im Rahmen der Bildungsprogramme «Fit für die Wirtschaft » und «Unse re Gemeinde», die sie für die gemeinnützige Organisation Young Enterprise Switzerland (YES) in Schweizer Schu len durchführt. schi Fotos: Martin Stollenwerk regionale Partner organisationen Credit Suisse Credit Suisse 01 02 New York Philharmonic 01 Als Kulturbotschafter auf Besuch in Europa Fotos: Chris Lee | Li Ming Dyao, Tapei Fine Arts Museum | Credit Suisse | Alberto Venzago 03 04 Im Mai waren die New York Philharmonic in Europa zu Gast. Im Verlauf der Tournee, die in Basel begann, spielte das Orchester bekannte sinfonische Werke in neun Städten, zum ersten Mal mit Alan Gilbert als musika lischem Leiter. Zum Reper toire gehörte ein Mahler Programm zum Andenken an den einstigen musikali schen Direktor der Philhar moniker. Weitere Konzerte umfassten neben Beet hovens Sinfonie Nr. 3 auch Lisa Batiashvilis Auffüh rungen von Sibelius’ Violin konzert sowie Bartóks Violinkonzert Nr. 2. «Inter nationale Tourneen sind fester Bestandteil unseres Auftrags», erklärte Gary W. Parr, Chairman der New York Philharmonic. «Wir können unsere Rolle als Kul turbotschafter wahrnehmen, denn wir geniessen die zu verlässige Unterstützung der Credit Suisse als Global Sponsor.» Taipei Fine Arts Museum 02 Das Auge der Zeit Im Taipei Fine Arts Museum ( TFAM ) unterstrich die gleichzeitig mit der erfolgrei 49 Business / Sponsoring / Responsibility chen MonetAusstellung gezeigte Schau «Eye of the Times – Centennial Images of Taiwan» die facetten reichen gemeinsamen Er innerungen einfacher Bürger über die letzten 100 Jahre und bot unvoreingenommene Einblicke in die Entwicklung der taiwanesischen Gesell schaft und Kultur. Die belieb ten TFAM Nights werden weitergeführt: Dank der Zu sammenarbeit mit der Credit Suisse bleibt das Museum samstags länger geöffnet. Verwaltungsrat 03 Neuer Verwaltungs ratspräsident An der diesjährigen General versammlung der Credit Suisse Group AG , die am 29. April in Zürich stattfand, wurde Urs Rohner zum Prä sidenten des Verwaltungsrats gewählt. Urs Rohner war seit April 2009 vollamtlicher Vizepräsident des Verwal tungsrats sowie Mitglied des Chairman’s and Governance Committee und des Risk Committee. Seine Laufbahn bei der Credit Suisse hatte er 2004 als Group General Counsel begonnen. Zwei Jahre später wurde er zum Chief Operating Officer und General Counsel der Credit Suisse ernannt. Bevor er in die Credit Suisse eintrat, war Urs Rohner CEO von ProSiebenSat.1 Media AG und Partner in einer führen den Anwaltskanzlei in Zürich. Urs Rohner löst HansUlrich Doerig ab, der von 2009 bis 2011 Präsident und von 2003 bis 2009 Vizepräsident des Verwaltungsrats war und nach 38 Jahren Tätigkeit bei der Credit Suisse in den Ruhestand geht. HansUlrich Doerig war u. a. Chief Risk Officer der Gruppe sowie Chairman und CEO des Investment Banking. Jahrespublikationen 2010 04 Neu: Online Chronicle Das Unternehmensprofil 2010 gibt einen umfassen den Einblick in die Aktivitäten der drei Bankdivisionen (Private Banking, Investment Banking und Asset Manage ment), der vier Regionen und der fünf unterstützenden SharedServicesFunktionen. Das separate Beiheft Ge schäftsjahr 2010 fasst das Finanzergebnis zusammen. Ergänzend bringt die Bro schüre Zahlen und Fakten die wichtigsten Finanzdaten und liefert Informationen zur Strategie. Der Bericht Unternehmerische Verant wortung 2010 zeigt auf, wie die Credit Suisse als globales Unternehmen ihre Verantwortung im Bankge schäft gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft mit ihren diversen Anspruchs gruppen wahrnimmt. Diese Publikation wird durch einen Online Chronicle mit Artikeln, Videos und Bilder galerien multimedial ergänzt. Der Geschäftsbericht 2010 enthält umfassende Informa tionen zum Betriebs und Finanzergebnis 2010 sowie zur Unternehmensstruktur, Corporate Governance und Vergütungspraxis, Tresorerie und zum Risiko management. Bestellungen mit dem bulletin Talon oder unter www.creditsuisse. com/publikationen. Credit Suisse bulletin 2/11 50 Credit Suisse OsecAussenwirtschaftsforum Text: Fabienne de Lannay Mit Funky Business zum temporären Monopol Um in der globalisierten Welt Erfolg zu haben, müssen sich Unternehmen von der Masse abheben – nicht durch Perfektionierung von bereits Bestehendem, sondern durch originelle und ausser gewöhnliche Ideen. Davon ist der schwedische Wirtschaftsexperte Kjell A. Nordström überzeugt. 02 03 01 «Popstar » Nordström Auch das Messezentrum Zürich war eine ideale Bühne für Kjell A. Nordström, der es blendend versteht, Fachwissen auf humorvolle und eingängige Art zu vermitteln. Der schwedische Ökonom ist ein Vorbild an Kreativität. 02 Barend Fruithof, Leiter Corporate and Institutional Clients Credit Suisse, ist überzeugt vom gegenseitigen Nutzen der 2009 besie gelten Partnerschaft zwischen Osec und Credit Suisse. 03 Daniel Küng, CEO der Osec, ist eine Lokomotive des Schweizer Exports. bulletin 2 /11 Credit Suisse R «Funky Business» als neuer Standard Wie schaffen es Unternehmen, in diesem nahezu unbegrenzten Markt, der von hohem Wettbewerbsdruck bestimmt ist, mitzuhalten und sich von der Masse abzuheben ? Nord ström beantwortet diese Frage mit seinem Slogan « Funky Business», der Originalität verlangt. Anpassung und Mittelmass genü gen im gegenwärtigen wirtschaftlichen Um feld nicht mehr. Erfolg hätten nur diejenigen Unternehmen, die fähig seien, alte Regeln zu durchbrechen und neue aufzustellen. Dabei weisen Fragen und nicht Antworten die Richtung: «Es wird immer mehr Fragen geben und immer weniger universell gültige Fotos: Marcel Bieri, Keystone | David Schätti, Credit Suisse 01 ussland ist einer der wich tigsten Exporteure von Öl und Kohle, China stellt für die ganze Welt Spielwaren her und Indien ist Standort der grössten Daten und Call center. Wie diese Beispiele zeigen, konzen trieren sich die Märkte für Güter und Dienst leistungen nicht mehr nur auf die westli chen Länder, sondern dehnen sich um den ganzen Globus aus. « Es gibt kein Zentrum der Schwerkraft mehr – es gibt viele», wie Kjell A. Nordström betont, der am Schweizer Aussenwirtschaftsforum der Osec als Gast redner auftrat. «Diese neue Realität betrifft uns alle. Wir können entweder als Zuschauer Platz nehmen oder massgeblich an ihrer Ge staltung mitwirken. Fakt ist jedoch, dass der Wandel mit oder ohne uns stattfindet. Es gibt keinen Weg daran vorbei.» Der Geist ist, wie Nordström veranschaulicht, aus der Flasche entwichen und lässt sich nicht wieder ein sperren. Deshalb lohnt es sich, auf den Zug aufzuspringen und die Erkenntnis dieser neuen Gegebenheiten in Handeln umzuset zen und letztlich auch zum eigenen Vorteil zu nutzen. 04 Credit Suisse 51 Antworten. Nur wer die Fragen schneller als andere stellt, wird die Nase vorn haben», ist Nordström überzeugt. Emotionen sind ausschlaggebend Karaoke hat in der Wirtschaftswelt ausge dient. Neues ist gefragt. Im Gegensatz zu früher müssen Firmen – um einen Wettbe werbsvorteil zu schaffen – nicht über die beste Technologie verfügen, sondern Simp les in etwas Aufregendes verwandeln kön nen. Nur diejenigen Unternehmen, die ihren Produkten mit immateriellen Werten wie Image, Kundendienst oder Design Attrakti vität verleihen, schaffen es, ein temporäres Monopol aufzubauen. «Wir kämpfen nicht um Marktanteile, sondern um Aufmerksamkeit », ist Nordström überzeugt. Dabei spielen Ge fühle eine tragende Rolle. «Die Mechanismen des Marktes lassen sich nur austricksen, wenn man es schafft, die Menschen auf emo tionaler Ebene, nicht auf rationaler Ebene anzusprechen. Dies ist in einer Welt, in der das Angebot grösser ist als die Nachfrage, unerlässlich, denn nur so können Produkte aus der Masse herausstechen.» Die Verantwortung für originelle Produk te liegt bei den Unternehmen, betont Nord 04 JeanClaude Biver, CEO Hublot und kreativer UhrenBauer. 05 Preisübergabe des Osec Export Award (von links): Sergio Dawido wicz und Rolf Sonderer, OVD Kinegram AG , Daniel Küng, CEO Osec, und Marcus Hausser, Baumot. 05 ström: «Umfragen und Marktstudien bringen die Kreativität ermöglichen und fördern.» Die nicht viel, denn wir können vom Kunden nicht Tatsache, dass mit der Ausarbeitung neuer erwarten, dass er sich das Unvorstellbare Ideen immer auch Zerstörung einhergeht – vorstellt. Das ist die Aufgabe der Hersteller man siehe das Beispiel des Möbelhauses eines Produkts. Sie müssen die Gabe haben, Ikea, das mit Eintritt in einen Markt jegliche sich Wunder vorzustellen und diese auch zu Konkurrenz zerschlägt –, macht Innovation erzeugen. Dabei müssen sie jedoch lernen, zu einem Wettbewerbsvorteil demokratischer die Kunden zu ignorieren, wenn auch nicht Länder. So schafft es China zwar, Produkte gleich zu vergessen.» schneller und billiger herzustellen, doch der Unter Innovation versteht er eine Geistes kommunistische Staat bringt kaum kreative haltung, nicht zuletzt, weil neue und kreative Köpfe hervor, die den Markt revolutionieren. Ideen sich nur in einer offenen und liberalen Diesbezüglich befindet sich der Westen noch Gesellschaft entwickeln. «Innovation bedeu für Jahre im Vorsprung. Nun gilt es, diesen tet heute, dass man Bedingungen schafft, zu erkennen und zu nutzen. «Die Osec ist der türöffner ins Chancenland» Die Hälfte der exportorientierten Schweizer KMU erwartet in den nächsten Monaten eine Exportzunahme. Und dies trotz des starken Frankens, der seine Spuren in Form von Auf tragseinbussen und reduzierten Gewinnmar gen hinterlässt. Dank verstärktem Marketing und Produktinnovationen kann dies aber weitgehend kompensiert werden. Die aus ländische Nachfrage nach Schweizer Pro dukten ist so hoch wie zuletzt im Jahr 2000. Dies geht aus dem neusten Exportbarometer der Osec und Credit Suisse hervor. Diese Aufbruchstimmung spürte man auch am Aussenwirtschaftsforum, sowohl bei den über 500 Teilnehmenden als auch bei den Referenten. Es war, als ob Kjell A. Nord ström mit seinem Plädoyer, den Kapitalismus zu geniessen, alle angesteckt hätte. Bei Jean Claude Biver, CEO Hublot, einbrachte, beleuchtete Annette Heimlicher, war dies natürlich nicht nötig, Contrinex AG , praktische Aspekte. denn der – im doppelten Wortsin Schliesslich zeichneten Daniel Küng, CEO ne – UhrenBauer scheut sich als Osec, Barend Fruithof, Leiter Corporate and Frohnatur nicht, neben Schlag Institutional Clients Credit Suisse, sowie wörtern wie Kreativität und Inno Jurypräsident Peter E. Naegeli, Abegglen vation auch von Leidenschaft und Management Consultants AG , zwei KMU mit Liebe zu reden. dem Osec Export Award 2011 aus: die Bau Zum anregenden Programm mot AG , die mit ihren Partikelfiltern für Die trugen neben dem deutschen Wirtschafts selmotoren bestens vorbereitet chinesisches bestsellerautor Peter Kreuz auch erfolg Neuland betritt, sowie die OVD Kinegram AG , reiche Schweizer Exporteure bei, so der die sich als Spezialistin für Sicherheitsmerk Kaffeeröster Daniel Badilatti, der Datencen male auf staatlichen Papieren in Brasilien terfachmann MathiasUlrich Koch, der Fahr durchgesetzt hat. schi zeugortungsspezialist Daniel Thommen, der Drahtseilhersteller Peter Jakob und der Erfinder der scannenden Computermaus Mehrere Videos sowie einen Wettbewerb, Michael Born. Darüber hinaus wurden fünf bei dem insgesamt 35 Kilogramm des exklusiven Workshops durchgeführt, deren zwei durch Käses von JeanClaude Biver zu gewinnen sind, finden Sie unter die Credit Suisse. Im ersten informierte Jürg www.creditsuisse.com/bulletin. Graf über Wachstumsfinanzierungen, wobei Carlo Centonze, CEO HeiQ, die Sichtweise eines innovativen jungen KMU beisteuerte. Im zweiten, geleitet von Charly Suter, ging es um die Herausforderung Internationali sierung. Während Rico Baldegger, Professor HSW Freiburg, wissenschaftliche Argumente Credit Suisse bulletin 2/11 52 Credit Suisse Asian Investment Conference Text: Dan Scott Japanische Erholung,Yuan, Rohstoffe und Welthandel An der Asian Investment Conference (AIC) in Hongkong, an der vom 21. bis 25. März 2011 über 2250 Investoren und 270 Unternehmen teilnahmen, erhielten Kunden der Credit Suisse die einmalige Gelegenheit, Experten meinungen zur Weltwirtschaft einzuholen, sich eingehender über zentrale Anlagethemen zu informieren und Vorträge von weltweiten Vordenkern zu hören. Spitzenleistungen auf dem Sportplatz Den Höhepunkt der Woche bildeten traditionsgemäss die Cathay Pacific/Credit Suisse Hong Kong Sevens, das wohl bekannteste SiebnerRugbyTurnier der Welt, das seit 14 Jahren von der Credit Suisse gesponsert wird. Im Lager der neuseeländischen Fans herrschte überschwänglicher Jubel über den Finalsieg ihrer Mannschaft. bulletin 2/11 Credit Suisse g Foto: IRB, Martin Seras Lima Credit Suisse areth Evans, der frühere Aussenminister Austra liens, äusserte sich an der 14 . Asian Investment Conference vorsichtig op timistisch zu den künfti gen politischen Risiken in der Region Asia Pacific. Seine Rede kam zur rechten Zeit, nur wenige Tage nach der Erdbeben, Tsunami und Nuklearkatastrophe, von der Japan heim gesucht worden war. « Ich bin mir durchaus bewusst, dass man als Optimist in Sachen internationale Politik in der heutigen Welt der wiederkehrenden Katastrophen und Dramen Gefahr läuft, als unwissend, unverbesserlich naiv oder nachgerade verrückt gebrandmarkt zu werden», sagte er. «Dennoch gibt es fü r mich gute Gründe, dieses Risiko einzugehen.» Nord und Südostasien haben in den letzten Jahrzehnten eine erstaunliche Wandlung voll zogen und sich vom grössten Krisenherd der Welt zu der «am wenigsten von Gewalt ge prägten Region des gesamten internationa len Systems» gewandelt. Laut Evans wird die Zukunft der Region in den nächsten Monaten und Jahren von vier kritischen zwischen staatlichen Beziehungen bestimmt werden: China und die USA , China und seine Nach barn, China und Indien sowie China und Pa kistan. «Wenn diese, abgesehen von den üblichen Schwierigkeiten, einigermassen 53 reibungslos aufrechterhalten werden können, kunft zu den SZR Währungen gehören wird», dann ist die Zukunft tatsächlich rosig», er sagte Wenlian. «Er wird auf der ganzen Welt klärte er. «Sollte jedoch eine davon im grös zunehmend akzeptiert und immer häufiger seren Stil Schiffbruch erleiden, dann würden eingesetzt.» Der SZR Währungskorb besteht Sie sich wünschen, Sie hätten Ihr Geld unter zurzeit aus amerikanischen Dollars, Euros, der Matratze versteckt.» Nachdem das poli Yen und britischen Pfunden. tische Umfeld der Region skizziert worden Dong Tao, Chefökonom der Credit Suisse war, beschäftigten sich die Investoren mit für die NonJapanAsiaRegion, wagte eine einigen der drängendsten finanziellen und Prognose, ab wann die chinesische Währung wirtschaftlichen Fragen. frei handelbar sein wird. «Bis 2015 werden 90 bis 95 Prozent der RenminbiKapital Japans Weg zur Erholung bilanz frei konvertierbar sein. Einen histori Hiro Shirakawa, Chefökonom der Credit schen Moment wird es nicht geben», sagte Suisse für Japan, forderte die japanische er und ergänzte, dass Chinas Währung Notenbank auf, den Leitzins auf nahe null zu schrittweise zur Konvertibilität übergehen senken, um den Yen abzuwerten und Japans werde. John Tan, Leiter Global Markets für Erholung nach dem Erdbeben vom 11. März China und CoLeiter Wholesale Banking der anzuschieben. Das Bruttoinlandprodukt ( BIP ) Standard Chartered Bank in China, sagte bis des Landes könnte 2011 um rund 0,6 Pro 2015 eine Verdoppelung voraus des so ge zent fallen, jedoch im Zuge des Wiederauf nannten DimSumObligationenmarktes, auf baus erneut um rund 0,2 bis 0,3 Prozent dem RenminbiObligationen in Hongkong nach oben gedrückt werden. «Die Frage ist, verkauft werden. 2010 wurden DimSum ob dieser Rückgang … durch öffentliche Bau Obligationen im Wert von über 40 Milliarden vorhaben in der Region aufgefangen wird», Renminbi ( 6,1 Milliarden USDollar ) ausgege erklärte Shirakawa und rief die Bank of Ja ben. «Die RenminbiInternationalisierung wird pan zugleich auf, den Tagesgeldsatz, den sie den Geschäftsbanken weltweit zahlreiche den Banken bezahlt, von 0,1 auf 0,01 Prozent neue Geschäftschancen eröffnen», sagte er. zu senken. Die betroffene Region, welche Die Zukunft der Rohstoffmärkte die Präfekturen Iwate, Miyagi, Fukushima und Ibaraki umfasst, macht nur 6,4 Prozent Tom Albanese, CEO des BergbauMischkon des japanischen BIP und 6,8 Prozent der zerns Rio Tinto, gab einen Einblick in die Zu Bevölkerung aus, produzierte jedoch 9, 2 kunft des Rohstoffsektors und sprach über Prozent aller elektronischen Komponenten die tief greifenden Auswirkungen, die Roh und Geräte des Landes. stoffe für die Schwellen und Industrieländer Eine Diskussionsrunde zu Chinas Ren haben werden. Die Industrie ist ein grosses minbi, der auch als Yuan bezeichnet wird, Stück vorangekommen, seit «Newsweek» in gelangte zu dem Schluss, dass die Interna den 1980 erJahren den «Tod des Bergbaus» tionalisierung der Währung zu einem raschen verkündete. «Angesichts der heutigen Nach Boom von Offshore RenminbiKapitalmärk frageentwicklung und des BIP Wachstums, ten führen könnte. Die Internationalisierung das allgemein für China, Indien, Südostasien, des Renminbis hat sich seit 2009 rapide be Brasilien und weitere Schwellenländer pro schleunigt, als China ein Pilotprojekt zur Ab gnostiziert wird, könnten wir uns über die wicklung von Handelsgeschäften in der eige nächsten 20 bis 30 Jahre in einem Umfeld nen Währung ankündigte. Dieses Phänomen wiederfinden, in dem die Welt so viel Kupfer hätte nach Ansicht der Gesprächsteilnehmer verbraucht, wie sie bisher in der gesamten > weitreichende Auswirkungen auf die Finanz welt, von Bereichen wie dem Reservewäh Anzeige rungssystem bis zu den asiatischen Kapital märkten. Laut Cao Wenlian, Generaldirektor des Internationalen Kooperations und Be ratungszentrums für die Öffnung der Natio nalen Kommission für Entwicklung und Re form ( NDRC), bedeutet Chinas wachsender Anteil am Welthandel, dass der Renminbi auf dem Weg sei, in den Währungskorb der Son derziehungsrechte ( SZR ) des Internationalen Währungsfonds aufgenommen zu werden. «Es ist abzusehen, dass der Renminbi in Zu Credit Suisse bulletin 2/11 Credit Suisse 01 Gareth Evans, ehemaliger Aussenminister Australiens, war einer der Redner an der AIC. 01 02 03 Geschichte der Menschheit verbraucht hat. Die gleiche Prognose könnte ich für Stahl, Aluminium und alle unsere übrigen Erzeug nisse abgeben», meinte er. Obwohl das Angebotswachstum über wiegend aus China kommen wird, sagte Alba nese voraus, dass sich die chinesische Nach frage in den nächsten drei bis fünf Jahren verlangsamen werde, während neue Vorkom men aus Indien und Südostasien stammen werden. Es könnte vorübergehend zu einem Angebotsüberhang kommen, der jedoch nach 2015 durch die Nachfrage ausgeglichen würde. Zu den Hauptproblemen, denen sich der Sektor gegenübersieht, gehören Eng pässe in der Versorgung und insbesondere bei den Ressourcen, die erforderlich sind, um den Markt mit Rohstoffen zu beliefern. Ange sichts von Abbautiefe, anforderungsreiche ren Standorten, mangelnder Infrastruktur, schwieriger Regierungsführung, verstärktem Engagement von Anspruchsgruppen und bulletin 2/11 Credit Suisse unter einem schwächeren Augenmerk auf die Preisstabilität und der gewaltigen öffent lichen Verschuldung in den Industrieländern, die zu einer inflationären Finanzierung führ 02 Darüber hinaus ten. Globale Handelsungleichgewichte soll sprachen Tom ten nicht überbewertet werden, da sie immer Albanese, CEO des Bergbau bestehen bleiben, sondern müssten nur un Mischkonzerns ter Kontrolle gehalten werden. «Wir leben in Rio Tinto, einer ungleichen Welt », meinte er. Die Folgen 03 Jagdish Bhagwati, des Krisenmanagements, einschliesslich der Professor für Öko verschiedenen Konjunkturpakete, seien noch nomie und Recht an der Columbia in Entfaltung begriffen. University in New Jagdish Bhagwati, Professor für Ökono York, sowie mie und Recht an der Columbia University, 04 Yaga Venugopal äusserte sich ebenfalls zu globalen Handels Reddy, ehemaliger Gouverneur der ungleichgewichten. Er glaubt, dass «Über Reserve Bank schüsse und Defizite kommen und gehen», of India und emeri tierter Professor und hält die Auffassung, wonach die gegen der University wärtigen Ungleichgewichte bestehen blie of Hyderabad in ben, für kurzsichtig. Viele Kommentatoren Indien. befürchteten zu Beginn der globalen Finanz krise, die Welt stehe vor einem lange währen den Absturz. Doch inzwischen habe sich die Diskussion auf die Frage nach der Form der Erholung verlagert. « In Wirklichkeit findet eine Debatte darüber statt, ob wir es mit ei ner L, V oder Wförmigen Kurve zu tun ha ben. Allmählich gehen uns die Buchstaben aus – vielleicht sollten wir auf das arabische oder chinesische Alphabet zurückgreifen», scherzte er. Zusammenfassend sagte Bhag wati über den Zustand der Weltwirtschaft: «Ich glaube nicht, dass wir einen freien Fall erlebt haben – das ist die gute Nachricht. 04 Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht: Die Schwachstellen bleiben bestehen, und sie «Nicht vor meiner Haustür »Einstellung brau sind besonders schwer einzuschätzen.» chen Unternehmen wie Rio Tinto heute län Positiver Ausblick für die Region ger, um den Markt mit Rohstoffen zu belie fern. Dies hat negative Folgen für die Inves Kurz vor dem Abschluss der Asian Invest titionsausgaben, die zurzeit deutlich höher ment Conference äusserte sich Brady Dou liegen als vor fünf Jahren. Ausserdem müssen gan, CEO der Credit Suisse, zuversichtlich die Unternehmen während mindestens fünf über die asiatischen Märkte in den nächsten Jahren in die Erforschung der Umwelt und fünf Jahren. Osama Abbasi, CEO der Bank Biodiversität investieren. für die Region Asia Pacific, bestätigte diesen Eindruck, hielt aber gleichzeitig fest, dass globale Handelsungleichgewichte wir für die Zukunft gerüstet bleiben müssen: Zwei Experten relativierten derweil die ne «Es besteht kein Zweifel, dass sich Asien in gativen Auswirkungen globaler Handelsun den letzten beiden Jahren deutlich in den gleichgewichte. Für Yaga Venugopal Reddy, Vordergrund gespielt hat – wirtschaftlich, so den ehemaligen Gouverneur der Reserve zial und politisch. Es hat in der globalen Ära Bank of India, ist seit der Finanzkrise in zwei eine neue Führungsrolle übernommen, doch facher Hinsicht ein dramatischer Gesinnungs die nächste Krise kommt bestimmt », meinte und Politikwandel zu beobachten. «Ich rech er. «Die Frage, die wir jetzt zu beantworten ne damit, dass das allgemeine Inflations versuchen, lautet: Wie werden sich diese niveau in Zukunft höher sein wird als vor Krisen auf Asien auswirken, und welche der Krise», erklärte er. Das hänge mit einer Chancen und Risiken ergeben sich daraus Kombination von Faktoren zusammen, dar für unseren Heimmarkt ?» Fotos: Credit Suisse | Alberto Venzago 54 Credit Suisse Fawzi KyriakosSaad CEO Region EMEA 55 Text: Jack Grone Der CEO der Credit Suisse Region Europe, middle East and Africa ( EmEA ), Fawzi KyriakosSaad, weiss aus erster Hand, was für eine entscheidende Rolle die länder CEO s bei der Umsetzung des integrierten Bankmodells spielen. bulletin: Bei der Credit Suisse wird der länder CEO gerne auch als «motor der Integration» bezeichnet. Was versuchen diese Führungskräfte zu erreichen ? «Die länder CEOs sind entscheidend für unsere Strategie der integrierten Bank» Fawzi KyriakosSaad: Die Funktion entwi ckelte sich 2005 im Zuge der Einführung der integrierten Bankstrategie, die auf den Stär ken unserer drei Divisionen Private Banking, Investment Banking und Asset Management beruht. Heute betrachten wir die Funktion des Länder CEO aus Sicht des Kunden. Die Länder CEO s sollen den Kunden in einem beliebigen Land die gesamte Leistungspa lette der Bank anbieten. Ihre Tätigkeit um fasst drei Schwerpunktbereiche: die externe Welt, die sich auf die Kunden konzentriert; die interne Welt, welche die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Geschäftsbereichen fördert, um Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln, und drittens die regulatorische Welt, in der die Länder CEO s als Schnitt stelle zu den lokalen Regulierungsbehörden fungieren. Als früherer CEO für Russland sind Sie bestens mit dieser Funktion vertraut. Welches waren dort die grössten Heraus forderungen und Chancen? Die grösste Chance bestand in der Entwick lung einer ganzheitlichen Strategie für den > Credit Suisse bulletin 2/11 56 Credit Suisse Europe, middle East and Africa Die Credit Suisse ist in allen wichtigen Ländern der EMEA Region im On shore Geschäft präsent und unterhält Niederlassungen in 78 Städten und 26 Ländern. Die Region umfasst sowohl Industrieländer wie Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Grossbritannien als auch Emerging Markets wie Russland, Polen, die Türkei und den Nahen Osten. In der Region arbeiten insgesamt 9200 Mitarbeitende, wobei ein Grossteil im regionalen Geschäftssitz in London tätig ist. Märkten ein hohes Ansehen geniessen. Das heisst, sie sind mit unseren lokalen Kunden vernetzt und gut positioniert, um die talen tiertesten Banker ihrer jeweiligen Länder zu rekrutieren. Wie sehen Sie die Zukunft des integrier ten Bankmodells? Kommt dabei dem regionalen management eine noch grössere Bedeutung zu? Während die Bank ihr kapitaleffizientes und kundenorientiertes Modell umsetzt, wird es immer wichtiger, dass wir unsere Kunden betreuen, anstatt ihnen nur Produkte an zubieten. In diesem Sinne gewinnt die Funk tion von Mitarbeitenden mit Kundenkontakt, darunter die Länder CEO s, tatsächlich an Bedeutung. Die Kunden werden immer anspruchs Fawzi KyriakosSaad wurde im Juli 2010 zum CEO der Region EMEA ernannt und gleichzeitig in die Geschäftsleitung der Credit Suisse aufgenommen. Er nimmt diese Aufgaben von London aus wahr und ist zudem CoLeiter des Global Emerging Markets Council und Vorsitzender des EMEA Operating Committee. Zuvor war Fawzi KyriakosSaad CEO Russland, GUS und Türkei. Ausbau des Privatkundengeschäfts. Für Aussenstehende sieht das einfach aus, aber von innen gesehen ist die Aufgabe kompli zierter. Eine unserer erfolgreichsten Initia tiven in Russland war, dass wir unsere Be ziehungen zu russischen Grossunternehmen und deren Hauptaktionären neu überdachten. Traditionsgemäss war das Investment Ban king für die Unternehmen zuständig,während das Private Banking die Aktionäre betreute, darunter viele sehr vermögende Personen ( UHNWI ) – Personen mit einem verwalteten Vermögen von über 50 Millionen Schweizer Franken ( USD 55 Mio.) oder einem Gesamt vermögen von über 250 Millionen Schweizer Franken. Durch die Zusammenlegung der Kundenbetreuung konnten wir unser Dienst durch formale regionale Managementstruk leistungsangebot deutlich erweitern und in turen als auch durch Organe wie den Global Russland sowohl im Investment Banking als Emerging Markets Council zusammenzubrin auch im Private Banking Marktanteile hinzu gen. Das heisst, wir nutzen unsere Kunden gewinnen. basen in einer Region zugunsten der Kunden Wie fördern Sie die Zusammenarbeit in anderen Regionen. Dazu ein konkretes zwischen den drei Divisionen? Beispiel: Wenn unser CEO in China bedeu Indem wir aufzeigen, dass dem integrierten tende Kapitalexporteure zu seinen Kun Ansatz eine bedeutende Mehrwertkom den zählt, kann er seine Co CEO s im Nahen ponente innewohnt. Oft ist es am überzeu Osten anrufen, die ihm dann helfen, entspre gendsten, wenn Banker aus verschiedenen chende Anlagegelegenheiten zu finden. Divisionen im direkten Gespräch von den Welche Eigenschaften erwarten Sie Kunden erfahren, dass sie von der Credit von einem länder CEO? Suisse ein einheitliches Angebot erwarten Unsere Länder CEO s sind eine bunt ge und nicht drei verschiedene Ansätze. Die mischte Gruppe. Manche bringen Erfahrung Länder CEO s konzentrieren sich auf das Ge aus dem Private Banking mit, andere haben samtbild. Sie wollen Beziehungen aufbauen, sich auf einzelne Bereiche im Investment die gewährleisten, dass wir in einem Land Banking spezialisiert, zum Beispiel Aktien. 80 Prozent des Geschäfts unserer 20 wich Einige unserer CEO s haben im Verlauf ihrer tigsten Kunden abwickeln. Karriere auch bekannte Unternehmen ge Wir verfügen auch über tragfähige Netz führt. Es gibt kein bestimmtes Profil, doch werke, um unsere Länder CEO s sowohl wird erwartet, dass sie in ihren lokalen bulletin 2/11 Credit Suisse voller und betrachten sich als aktive Partner der Bank. Wie verändert das die Aufgabe des länder CEO ? Kunden möchten vor allem die Gewissheit haben, dass es einen Ansprechpartner gibt, der ihnen bei Bedarf hilft, in grösseren Zu sammenhängen zu denken. Ausserdem le gen sie Wert darauf, vom Länder CEO über die von der Bank entwickelten Initiativen informiert zu werden. Ist das geschäftsmodell des länder CEO bei der Credit Suisse einzigartig? Und wenn nicht, wie unterscheidet es sich von jenem einer anderen Bank? Was unsere Mitbewerber im Gespräch über die Credit Suisse anscheinend immer wieder betonen, ist die Fähigkeit unserer Länder CEO s, die Produkte und Dienstleistungen der Bank zu integrieren und zu vereinen. Sie wissen offenbar aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, dies zu erreichen. gibt es angesichts der zunehmenden Bedeutung von Risikomanagement und Kontrolle einheitliche Prozesse und Funk tionsbereiche, die in jedem land An wendung finden? Oder unterhält jedes einzelne land Funktionsbereiche, die dem eigenen regulatorischen Umfeld am besten entsprechen? Der Länder CEO ist nicht nur für das Kun dengeschäft verantwortlich, sondern steht auch an der Spitze der rechtlichen Struktur in seinem Land und amtet somit als Gegen partei der lokalen Regulierungsbehörden. Zu den wichtigsten Aufgaben eines Länder CEO gehört es, dass er den Regulierungs behörden gegenüber rechenschaftspflichtig ist und die Verantwortung für das gesamte Geschäft der Bank im betreffenden Land trägt. Credit Suisse 57 Corporate Responsibility Earth Hour 2011 01 globales lichterlöschen als Klimaaktion Am Samstag, 26 . März, um 20 .30 Uhr gingen in über 5000 Städten für eine Stunde ein Grossteil der Lichter aus – und da es sich jeweils um die Lokalzeit handelte, ging das Lich terlöschen gleichsam als Stafette rund um die Welt. Alles in allem beteiligten sich Hunderte von Millionen Menschen in 135 Ländern ( 2010 : 128 Länder) an dieser globalen Klima aktion, die 2007 als lokale Aktion des WWF Australien in Sydney begann. Im Rahmen der Initiative Credit Suisse Cares for Climate nimmt auch die Bank alljährlich an dieser Aktion teil. Die direkte Energieeinsparung hält sich ange sichts der vorgegebenen Aktionszeit zwar in Grenzen, der Beitrag an die Sensibilisierung der Mitarbeitenden kann aber nicht hoch genug eingeschätzt werden. 01 02 03 www.earthhour.org CEO Leadership Awards 2011 02 Hanspeter Kurzmeyer erhält den AeppliPreis Brady Dougan ehrte im Rahmen der Asian Investment Conference fünf Mitarbeitende der Credit Suisse für heraus ragende Leistungen. Neben Barbara Wentworth (Compliance & Control) und Nitesh Ambastha (Innovation), beide in New York tätig, wurden gleich drei Schweizer ausgezeichnet: Franco Dorizzi, Zürich, gewann den Client Leadership Award, Theodor Schär, Bern, jenen in Diversity. Der höchs te interne Preis, der auf den früheren Verwaltungsrats präsidenten Oswald Aeppli zurückgehende AeppliPreis, wurde Hanspeter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden Schweiz, zugesprochen. Er ist seit 33 Jahren für die Bank tätig, gilt als guter Kommunikator und hat sich unter anderem für den kundenfreundlichen Umbau der Filialen und eine Bank ohne Hindernisse (Accessibility) verdient gemacht. Globales Philanthropie Forum in Singapur 03 gemeinnützige Kundenstiftung auch in Asien Das globale Philanthropie Forum mit über 100 Gästen wurde, dank hochkarätiger Referenten wie Goh Chok Tong, ehemaliger Minister der Republik Singapur, Sir John Major oder der Musiker Peter Buffet, zu einem nachhaltigen Erfolg. Die Tagung vom 7. und 8. April, an der vonseiten der Credit Suisse auch Urs Rohner teilnahm, wurde von Lito Camacho, CEO Credit Suisse Singapur, organisiert. Bei dieser Gelegenheit gab die Bank die Gründung einer gemeinnützigen Kundenstiftung unter dem Namen Sym Asia Foundation Limited bekannt. Sie wird von Professor Tommy Koh, Sonderbotschafter im Aussenministerium Singapurs, geleitet und ist der schweizerischen Stiftung Accentus vergleichbar. Ein ausführlicher Bericht ist zu finden unter www.creditsuisse.com/verantwortung. Erdbeben und Tsunami in Japan 04 Anzeige WANDERN IM BERGSOMMER Fünf Übernachtungen inklusive Frühstück, ein vielfältiges Sport- und Wellnessangebot, “All inclusive“Leistungen mit der Arosa-Card wie kostenlose Fahrt mit den Bergbahnen, freier Eintritt in die Aroser Badi, Pedalofahrten auf dem Obersee, Arosa Ortsbus, etc. und das Valsana-Verwöhnpaket. Gültig Freitag, 17.06 - Freitag, 15.07.2011 Montag, 15.08 - Sonntag, 18.09.2011 ab CHF 608 pro Person im Doppelzimmer LIFESTYLE PUR IN AROSA Fotos: Credit Suisse | Xinhua, Fotofinder 04 mitarbeitende zeigen Solidarität Das Erdbeben in Japan, zusätzlich verstärkt durch einen verheerenden Tsunami und zahllose Nachbeben, hat die Welt erschüttert. Die Credit Suisse ist erleichtert, dass ihre 599 Angestellten in Japan keine direkten Beeinträchtigungen erleiden mussten. Als Sofortmassnahme wurde aus dem Katastrophenhilfe Fonds eine Million US Dollar gespendet. Gleichzeitig begann bei den Mitarbeitenden eine Sammel aktion. Bis zum 4. April spendeten sie 1,5 Millionen US Dollar, die von der Bank im Verhältnis 2:1 ergänzt wurden, sodass zuletzt 5,5 Millionen US Dollar zusammenkamen. CH - 7050 Arosa Tel. +41(0)81 378 63 63 • Fax +41(0)81 378 63 64 www.valsana.ch • [email protected] MEMBER OF TSCHUGGEN HOTEL GROUP Credit Suisse bulletin 2/11 Credit Suisse mitarbeiterengagement Global Citizens Program 2010 lancierte die Credit Suisse zusätzlich zu den bestehenden VolunteeringProgrammen das Pilotprojekt Global Citizens Program. Es bezweckt, den Kompetenz und Wissensaus tausch zwischen den Mitarbeiten den und den Partnerorgani sationen im Entwicklungsbereich zu stärken. Qualifizierte Mitar beitende können damit ihr Fachwissen und ihre beruflichen Kompetenzen in Projekten unserer Partnerorganisationen im Bereich Bildung und Mikro finanz einbringen. Text: Valérie Clapasson Fahrni Elizaveta Timasheva leistete 2010 einen Einsatz zugunsten der glo balen Bildungsinitiative. In Tansania unterstützte sie eine Entwicklungs organisation bei der Erstellung von Marketinginstrumenten. bulletin: Worin bestand Ihr Einsatz ? Elizaveta Timasheva: Ich arbeitete für CARE International in Tansania, wo ich für die Dokumentation der Fortschritte der Schul projekte in Mela, einem MassaiDorf, ver antwortlich war. Um Medien und potenzielle Spender anzusprechen, ist es für Hilfswerke wichtig, über geeignete Werbematerialien zu verfügen, die den Erfolg ihrer Projekte aufzeigen. Wie hat CARE von Ihrem Einsatz profitiert ? Ich habe einen Zeitungsartikel über das Projekt sowie verschiedene Präsentationen zur Organisation erstellt. Die Informationen dafür beschaffte ich mir in Interviews mit Schulkindern, Lehrern, Eltern oder mit den Gemeindevorsitzenden im Dorf. Das Marke tingmaterial hilft der Organisation bei ihrer Spendenarbeit. Ein weiterer Aspekt meiner Aufgabe war der Wissenstransfer. Ich ver brachte viel Zeit damit, weitere Möglichkei ten zur Förderung der Projekte von CARE zu evaluieren und zu diskutieren. Damit die Mit arbeitenden vor Ort ihre Arbeit weiter dokumentieren können, übergab ich ihnen bei meiner Abreise eine Videoausrüstung. Wie werden Ihre Erfahrungen in tansania Ihnen bei der Arbeit in der Credit Suisse helfen? 01 auch meine kommunikativen und meine organisatorischen Fähigkeiten und bin heute disziplinierter, wenn ich neue Aufgaben an gehe. Wie änderte sich Ihr Alltag durch den Einsatz ? Ich überlege mir heute vermehrt, wie sich meine Handlungen auf andere auswirken. Ich habe auch erkannt, dass ich als Einzel person etwas bewirken kann. Ich kann meine Zeit, meine Fähigkeiten und meine Energie einsetzen, um die Arbeit von Ent wicklungsorganisationen zu unterstützen. Warum haben Sie sich für das global Citizens Program beworben? Nachdem ich die Informationen zum Pro gramm gelesen hatte, wollte ich unbedingt teilnehmen. Ich dachte auch, dass ich mit meiner Ausbildung im Marketing und mit meiner Interview Erfahrung die richtigen Kenntnisse für den Einsatz mitbringe. Zudem fand ich es herausfordernd, nach Tansania zu reisen. Der Einsatz in einer MassaiGemeinde gab Was haben Sie Ihren Freunden über mir die Möglichkeit, eine völlig neue Kultur diese Erfahrungen erzählt ? und einen anderen Lebensstil zu entdecken. Ich wollte meine positiven Erlebnisse mit Zudem musste ich teilweise meine « Kom möglichst vielen Personen teilen. Deshalb fortzone» verlassen und konnte sehen, was stellte ich mich an verschiedenen internen ich trotzdem erreichen kann. Das hat mein Credit Suisse Anlässen als Referentin zur Vertrauen in mich gestärkt. Ich verbesserte Verfügung. bulletin 2/11 Credit Suisse Fotos: Ingrid Kimaro | Martin Stollenwerk | Elizaveta Timasheva 58 Credit Suisse 03 59 Engagement für Soziales Freiwilligenarbeit fördern 02 01 Elizaveta tima sheva Die Russin arbeitet als Projekt managerin bei der Credit Suisse in Zürich. Als Marketing expertin leistete sie 2010 zugunsten der globalen Bildungs initiative einen Einsatz für die Entwicklungs organisation CARE in Tansania. 02 Anne Ackermann Die Schweizerin arbeitet als Fund Advisor bei der Credit Suisse in Hongkong. Sie brachte 2010 in einem Einsatz für die Entwicklungsorga nisation ACCION in Bangalore ihr Fach wissen im Bereich Ri sikomanagement ein. 03 Schulkinder in mela, tansania Ein Schul projekt der Entwick lungsorganisation CARE International integriert Kinder aus nomadischen Hirten völkern, wie den Massai, ins allge meine Schulsystem. Anne Ackermann leistete 2010 einen Einsatz zugunsten der Microfinance Capacity Building Initiative. In Indien entwickelte sie für ACCION Inter national eine Schulung im Bereich Risikomanagement. bulletin: Was haben Sie in Ihrem Einsatz genau gemacht ? Anne Ackermann: Ich entwickelte für das ACCION Trainingscenter in Bangalore, das Mitarbeitende verschiedener Mikrofinanz institutionen ausbildet, ein Trainingsmodul im Bereich Risikomanagement. Das westliche Verständnis von Risikomanagement umfasst neben Kreditrisiken auch Bereiche wie Cor porate Governance, Personalrisiken – etwa Korruption oder Ausbeutung – und Umwelt risiken wie Naturkatastrophen. Bei einer Um frage unter den Mikrofinanzinstitutionen kam heraus, dass die Risiken im Kreditbereich meist richtig eingeschätzt werden, hingegen diese anderen Risiken völlig ausser Acht gelassen wurden. Ich entwickelte deshalb mein Training so, dass auch solche Fragen aufgeworfen und umfassende Lösungen im Risikomanagement aufgezeigt werden. Viele der Mitarbeitenden der Credit Suisse setzen freiwillig ihre Zeit und ihr Wissen für eine gute Sache ein. Das steigert nicht nur den Nutzen von Geldspen den um ein Vielfaches, sondern fördert auch persön liche Kompetenz und Teamgeist. Indem jedem Mitarbei tenden die Möglichkeit geboten wird, einen Tag bei vollem Gehalt für gemeinnützige Projekte freigestellt zu werden, möchte sich die Credit Suisse aktiv für die Gesellschaft und für soziale Anliegen engagieren. Neben den beiden globalen VolunteeringProgram men, die in Zusammenarbeit mit den Organisationen Junior Achievement Worldwide und Habitat for Human ity International stetig ausgebaut werden, bestehen auch in allen Geschäftsregionen Partnerschaften mit ausgesuchten Organisationen, mit denen die Frei willigeneinsätze der Mitarbeitenden koordiniert werden. 2010 lag mit dem Global Citizens Program ein spezieller Fokus auf dem Kompetenz und Wissens austausch mit sozialen Organisationen. Das Programm ermöglicht qualifizierten Mitarbeitenden, ihr Fach wissen und ihre beruflichen Kompetenzen in Projekten der Partnerorganisationen der Credit Suisse in den Bereichen Bildung und Mikrofinanz einzubringen. Mit Einsätzen vor Ort können so die spezifischen Bedürfnisse der Organisationen abgedeckt und mit ihnen Projekte weiterentwickelt werden. Im Bereich Bildung wurden 2010 15 Credit Suisse Mitarbeitende mit 5 Partnerorganisationen für einwöchige Aufenthalte in 10 Länder entsandt. Die Freiwilligen arbeiteten dabei in einem breiten Auf gabengebiet mit den Partnerorganisationen zusammen. Im Bereich Mikrofinanz konnten drei Mitarbeitende bei drei verschiedenen MikrofinanzPartnerorganisa tionen für drei Monate eingesetzt werden. Dabei wurde ein Risikomanagementkurs durchgeführt, der es erlaubt, Mikrofinanzspezialisten der Partnerorganisa tionen vor Ort zu trainieren. Weiter wurde ein Beispiel modell ausgearbeitet, das es den Mikrofinanz institutionen ermöglicht, besser auf die Bedürfnisse der Mikrokreditnehmer abgestimmte Produkte zu entwickeln, und es gab Verbesserungen bei Prozessen und Standards. Das Programm wird weiter ausgebaut. Wie hat ACCION profitiert ? Für jedes Unternehmen ist es wertvoll, von > Credit Suisse bulletin 2/11 60 Credit Suisse einer aussenstehenden Person beurteilt zu werden. Mein Fachwissen über das Risikomanagement, das ich mir in meinem Beruf bei der Credit Suisse angeeignet habe, war von grossem Nutzen, um strukturierte und detaillierte Konzepte für die Trainingsprogramme und das neue Modul zu erstellen. Jugendarbeitslosigkeit Text: Myriam Burkhard Der steinige Weg zur richtigen Stelle Wie haben Sie sich durch den Einsatz als mitarbeitende verändert ? Ich glaube, ich kann heute mehr Innovation, Kreativität und vielleicht auch mehr Führungsqualität in meine Arbeit einbringen. In Indien musste ich sehr offen auf eine mir fremde Kultur zugehen und tolerant sein. Diese Offenheit setze ich heute im Beruf ein. Weiter musste ich durch die unabhängige Arbeitsweise im Projekt immer wieder eigene Lösungen suchen. Das hat meine Entscheidungsfreude gestärkt. Welchen Einfluss hatte der Einsatz auf Ihren regulären Arbeitsalltag? Ich lernte sehr viel über die Funktions- und Wirkungsweise von Mikrofinanzprogrammen. Bei der Credit Suisse berate ich Kunden in Bezug auf Anlagefonds. Darunter sind auch Fonds, die in Mikrofinanzinstitutionen investieren. Seit meiner Rückkehr versuche ich nun, meinen Kunden mehr Einsicht in die Mikrofinanzprogramme zu geben und so meiner Beratung etwas mehr «Farbe» zu verleihen. Hat Ihr Einsatz in Indien Ihre Wahr nehmung der Mikrofinanz verändert ? Ich bin überzeugt von den Vorteilen der Mikrofinanzprogramme. In meinen Feldeinsätzen sprach ich mit vielen Menschen, die regelmässig Kredite aufnehmen, und ich habe gesehen, dass die Programme ihnen tatsächlich helfen. Dies vor allem, weil sie den Kreditgebern vertrauen und das Geld ohne die sonst üblichen extrem hohen Zinsen zurückzahlen können. Mehr über dieses Thema finden Sie im Bericht Unternehmerische Verantwortung (Seiten 22 – 25 ) und unter: www.creditsuisse.com/verantwortung Sehen Sie Videoberichte über das Global Citizens Program im Responsibility Chronicle auf den Seiten 88 und 91 www.creditsuisse.com/chronicle/de bulletin 2/11 Credit Suisse Jugendarbeitslosigkeit bedeutet für Betroffene Ängste, Selbstzweifel und den grossen Wunsch, endlich die passende Anstellung zu finden. Im Februar 2011 diskutierten die Podiumsteilnehmenden der Veranstaltung «Gemeinsam gegen die Jugendarbeitslosigkeit » über Wege aus der vermeintlichen Aussichtlosigkeit. J ugendarbeitslosigkeit scheint auf den ersten Blick in der Schweiz kein 02 grosses Problem zu sein. Die Arbeitslosenquote gehört weltweit zu den tiefsten, und in gewissen Berufen bleiben Lehrstellen sogar unbesetzt. Zudem küm mern sich verschiedene Regionale Arbeitsvermittlungszentren ( RAV ) sowie über 100 Non-Profit-Organisationen mit grossem 01 Engagement um arbeitslose Jugendliche. Doch die rund 22 000 offiziell registrier ten und die etwa nochmal so vielen nicht gemeldeten arbeitslosen Jugendlichen sind nicht einfach statistische Werte. Es handelt sich um Einzelschicksale, die einen berüh ren und mit denen es sich auf unterschied liche Weise auseinanderzusetzen gilt. Für viele Jugendliche beginnen die Pro bildung wurde zum Alptraum. «Alle Absagen bleme erst nach erfolgreichem Abschluss waren darin begründet, dass ich nach drei der Lehre, weil ihnen – mangels Erfah- Jahren Lehre zu wenig Berufserfahrung rung – der Einstieg in das Berufsleben ver hätte. Und niemand war bereit, mir die Be wehrt bleibt. Und aus verschiedenen Grün rufserfahrung zu ermöglichen», beschreibt den sind die Betroffenen schlecht infor Eva Wettler ihre aussichtslose Situation. miert und finden sich alleingelassen und Schliesslich wurde sie arbeitslos. Diese isoliert in einer Situation wieder, «die zum Situation bezeichnet die junge Frau als Verzweifeln ist », so Eva Wettler, die selbst «absolute Katastrophe». Ein Zustand, der mit 19 Jahren plötzlich ohne Arbeit war. bis heute andauert, trotz oder auch wegen ihrer jetzigen Beschäftigung im Service Das Schicksal Jugendarbeitslosigkeit eines Cafés. Dies ist nicht die Arbeit, bei Eva Wettler hat ihre Lehre als Pharma- der sie ihre Stärken, ihre Fähigkeiten und assistentin mit Erfolg abgeschlossen, doch ihr Wissen einbringen kann, und das Geld, im Anschluss daran keine weitergehende das sie so verdient, reicht zum Leben nicht Beschäftigung gefunden. Der Arbeitsmarkt aus. Deshalb ist Eva Wettler noch immer in diesem Bereich sei völlig ausgetrocknet, finanziell von ihren Eltern abhängig. Nicht berichtet sie. Es würden viel mehr Lehr gerade einfach für eine junge Frau, die zu linge ausgebildet, als anschliessend be Beginn ihrer Lehre dachte, nun endlich be schäftigt werden könnten: Ihre Traumaus ginne die Zeit der Freiheit und Eigenstän Credit Suisse 01 Die Podiumsdiskussion der Credit Suisse stösst auf Interesse und stellt eine gute Vernetzungsplattform dar. 02 Nun hat Eva Wettler ihre berufliche Enttäuschung aus eigener Kraft überwunden und berichtet offen über ihre schwierige Situation seit Abschluss ihrer Lehre als Pharmaassistentin. 03 Alenka Ambroz – selbst auch Mutter – leitet die Podiumsdiskussion mit Engagement und Betroffenheit. 04 Selten hört man bei Podiumsdiskussionen so viele Wortmeldungen aus dem Publikum wie bei dieser Veranstaltung. Fotos: Martin Stollenwerk 03 61 erst noch ans Tageslicht gebracht werden müssen. « Oft erfahren die Jugendlichen erst bei uns, wie viele verschiedene Lehr berufe und Möglichkeiten es für sie über haupt gibt », berichtet Jörg Sennrich, Ge schäftsführer der Stiftung Speranza. Wäh rend es etwa vor wenigen Jahren nur eine Automech-Lehre gab, wird heute zwischen sieben verschiedenen Automechanik-Lehr profilen unterschieden. Yvonne Polloni, Pro jektleiterin von Infoklick, zählt eine weitere Massnahme auf. «Wir helfen jungen Arbeits losen, die Zeit bis zu einer neuen Anstellung sinnvoll zu nutzen, indem wir ihnen Weiter bildungen in Freiwilligenarbeit anbieten, die mit einer Zertifizierung abgeschlossen wer den können.» Solche Zertifizierungen, aber auch die Kontakte zu möglichen Arbeitgebern können neue Türen auf dem Bewer bungsmarkt öffnen. Alle an einen tisch bringen 04 digkeit. Doch Eva Wettler geht es vergleichs sem Thema organisierte und von Alenka weise gut, denn sie findet nicht nur finanziell, Ambroz moderierte Podiumsdiskussion, sondern auch moralisch grosse Unterstüt die im Februar 2011 in Zürich stattfand, ein drücklich zeigte. zung bei ihrer Familie. Gemeinsam mit ihrer Mutter suchte sie Schwierige Hilfesuche das RAV auf, wo sie allerdings nur ernüch ternde Auskünfte erhielt, wie sie sich erin Dies ist mit ein Grund, weshalb die Credit nert: «Ich solle doch Journalistin oder Kran Suisse ihre Initiative zur Bekämpfung der kenschwester oder irgendetwas dazwischen Jugendarbeitslosigkeit nicht alleine, sondern werden», lautete, so Wettler, der letztlich zusammen mit einem nationalen Netzwerk wertlose Rat. «Nach diesem Gespräch war kompetenter Partner umsetzt. Die sieben ich noch verzweifelter als zuvor.» ausgewählten Partnerstiftungen – an der Von den schweizweit rund 100 weiteren Podiumsdiskussion waren Speranza und Anlaufstellen im Bereich Jugendarbeitslosig Infoklick vertreten – sind eng mit der Privat keit hatte sie keine Kenntnis – und umge wirtschaft und mit einzelnen Lehrbetrieben kehrt ist es für viele dieser Organisationen verlinkt und damit ausgesprochen praxis schwierig, an die Hilfe benötigenden Jugend- orientiert. Sie ermöglichen Jugendlichen mit lichen heranzukommen. Gerade in diesem unterschiedlichsten Interessen und Fähig Kontext besteht ein riesiges Informations keiten Praxistage in verschiedenen Unter defizit, wie die von der Credit Suisse zu die nehmen – selbst wenn diese Kompetenzen Wie schwer es ist, an die Hilfe benötigenden Jugendlichen heranzukommen, schilderte eine im Publikum sitzende Vertreterin des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks SAH , dem es beispielsweise in Schaffhausen nicht gelingt, die angebotenen Projektplätze zu füllen. Neben den für die nächsten drei bis fünf Jahre gesprochenen 30 Millionen Franken leistet die Credit Suisse auch in der Zusammenführung der beiden Interessengruppen einen Beitrag zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit. «Wir werden unsere Kommunikationstätigkeit in diesem Bereich ausbauen », stellt Lukas Vonesch, Leiter Human Resources der Credit Suisse Schweiz, in Aussicht. Kleine Erfolge lassen sich schon heute nachverfolgen. Durch die Podiums diskussion etwa ist Eva Wettler auf Speranza aufmerksam geworden. «Dies ist genau die Unterstützung, die ich auf meinem Tiefst punkt dringend gebraucht hätte», stellt sie fest. Nach dem Podiumsgespräch will sie mit Jörg Sennrich, mit Blick auf ihren Wunsch, nun eine höhere Ausbildung in Psychologie zu beginnen, ein Gespräch vereinbaren. Letztlich gibt es keine jungen Menschen ohne Potenzial, jedem Jugendlichen kann aus der Arbeitslosigkeit herausgeholfen wer den. «Man hat nicht Potenzial oder man hat es nicht. Jeder Jugendliche hat Potenzial, hat Stärken und Fähigkeiten, sie müssen bloss erweckt und gefördert werden.» Mit diesen Worten zog Fritz Gutbrodt, Leiter der Credit Suisse Initiative gegen Jugend arbeitslosigkeit, ein hoffnungsvolles Fazit. Credit Suisse bulletin 2/11 Credit Suisse SVC Text: Andreas Schiendorfer Das immer dichter werdende Netzwerk der Schweizer Unternehmer 01 Hans Baumgartner, OK Präsident SVC Unternehmerpreis Wirtschaftsraum Zürich und Leiter KMU Geschäft Schweiz der Credit Suisse AG Die ersten SVC Unternehmerpreise dieses Jahres gewannen im Tessin die Helsinn Healthcare SA aus PambioNoranco sowie in Zürich die Open Systems AG aus Zürich. 02 HansUlrich Müller, Präsident Swiss Venture Club und Leiter Region Mittel land der Credit Suisse AG D er Swiss Venture Club konnte am 10. Mai im Bernapark in Stett len sein zehnjähriges Bestehen feiern – unter dem Motto « Ge wi nner ». Dies macht in dreierlei Hinsicht Sinn: Die SVC Unternehmerpreise, die seit 2003 verliehen werden, sind nach wie vor ein zentraler Bestandteil der Aktivitäten des SVC , insbesondere deshalb, weil sie, dank verschiedenen Medienpartnerschaften, von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Gewinner sind aber auch die mittler weile 2500 Mitglieder, die vom Netzwerk und von den verschiedenen Angeboten des Vereins erheblich profitieren konnten. Und schliesslich kann sich der SVC selbst eben falls als Gewinner bezeichnen, denn er hat sich in der Schweizer Wirtschaft und Gesell schaft etablieren und seine Strukturen stetig optimieren können. So wurde beispielsweise 2010 das Angebot um den Bereich SVC Sport mit mehreren Golfturnieren und dem SVC Skiplausch ergänzt, und gleich zu Be ginn des Jahres 2011 konnte sich Präsident HansUlrich Müller mit der Gründung der Anzeige bulletin 2 /11 Credit Suisse 01 02 SVC Stiftung für das Unternehmertum einen aber die übrigen Preisträger zu nennen: die weiteren Traum erfüllen, was schon im letz Clinica Hildebrand, Brissago (Platz 2), die ten Sommer mit der neuen SVC – AG für KMU Rex Articoli Tecnici SA , Mendrisio (Platz 3), Risikokapital der Fall war. Neben diesen Mei sowie die Hupac Intermodal SA , Chiasso, lensteinen im Bereich SVC Finanz sollten die Lombardi SA Ingegneri, Minusio, und aber die vielfältigen Seminar und Workshop die MicroMacinazione SA , Monteggio. angebote im Bereich SVC Bildung sowie der Weit über 2000 Gäste feierten mit OK neue Webauftritt nicht vergessen werden. Präsident Hans Baumgartner die ITSpe Im Zentrum stehen aber nach wie vor zialistin Open Systems AG aus Zürich als die SVC Unternehmerpreise. Blicken wir auf Gewinnerin des SVC Unternehmenspreises 2010 zurück, so konnten folgende vorbild Wirtschaftsraum Zürich und damit Nachfol liche Schweizer KMU ausgezeichnet werden: gerin der Kistler Gruppe, Winterthur ( 2006 ), CSL Behring AG , Bern (Espace Mittelland), und der Auto Form Engineering GmbH, Geistlich Pharma AG , Wolhusen (Zentral Zürich ( 2009 ). Die zwölfköpfige Jury mit schweiz), sowie Oertli Instrumente AG , Bern Urs P. Gauch als Vertreter der Credit Suisse eck (Ostschweiz). Im Palazzi dei Congressi zeichnete die Confiserie Sprüngli AG , Zürich in Lugano wurden nun am 30 . März zum (Rang 2), und die Digitec AG , Zürich (Rang vierten Mal die besten Unternehmen der 3), aus sowie die Bächli Bergsport AG , Vol Südschweiz geehrt. Nach der Precicast SA , ketswil, die Enea GmbH, RapperswilJona, Novazzano ( 2006 ), der Assos of Switzerland und die Hocoma AG , Volketswil. SA , S. Pietro ( 2007 ), und der Medacta Inter national SA ,Castel San Pietro ( 2009 ), zeich nete die neunköpfige Jury, der als Vertreter Eine ausführliche Berichterstattung über die der Credit Suisse OK Präsident Alberto Verleihungen der SVC Unternehmerpreise, Petruzzella angehörte, die Helsinn Health mit aktuellen Bildern und inklusive einer Kunstperformance in Zürich zugunsten der care SA aus, ein sehr erfolgreiches Pharma Roger Federer Foundation, finden Sie unter zieunternehmen aus PambioNoranco. Prak www.creditsuisse.com/infocus tisch auf Augenhöhe mit der Siegerin sind > Swiss Venture Club. Fotos: SVC | Sebastian Schiendorfer 62 Credit Suisse 63 Alfred EscherStiftung Alfred Escher zurück im Bundeshaus I m Jahr 1882 ist Alfred Escher, der Wegbereiter der modernen Schweiz, mit 63 Jahren verstorben. Sieben Jahre später errichtete man dem wegen einer geringfügigen Kostenüberschreitung in Ungnade gefallenen Präsidenten der Gotthardbahn vor dem Hauptbahnhof Zürich ein versöhnlich stimmendes Denk mal. Eine vergleichbare Ehrung ist Alfred Escher von Bundesbern versagt geblieben. Dabei hatte er während 34 Jahren als liberaler Nationalrat das politische Ge schehen weitgehend – und ausgesprochen positiv – geprägt und wurde in Zeiten grösster aussenpolitischer Probleme drei mal zum höchsten Schweizer gewählt. Im demokratischer gewordenen Bundes staat, der zu Recht keine ähnliche Macht fülle und Ämterkumulation mehr vorsah, gingen seine Verdienste jedoch beinahe vergessen. Dank der Publikationen der Alfred EscherStiftung ist er nun aber wie der in der Parlamentsbibliothek – und damit im ehemaligen Nationalratssaal – präsent. Während rund zweier Monate wurde ihm dort sogar eine von Professor Joseph Jung gestaltete Ausstellung gewidmet. schi Credit Suisse bulletin 2 /11 Credit Suisse EPFl lausanne Text: Andreas Schiendorfer EPFL in Ecublens: modernes Zentrum für Forschung und Bildung 01 Die EPFL Lausanne und die Credit Suisse sind eine Partner schaft eingegangen, die bei spielhaft und zukunftweisend ist. Im Fokus steht dabei ein hoch modernes ITEntwicklungszentrum. Darüber hinaus investieren zwei Immobilienfonds der Credit Suisse 225 Millionen Franken in ein Kongresszentrum sowie in Wohn einheiten für Studenten. D ie ETH Zürich wurde 1855 auf In itiative von Alfred Escher als Eid genössisches Polytechnikum ge gründet und wird heute von rund 16 500 Studenten und Doktoranden besucht. Damit ist die ETH Zürich immer noch um einiges grösser als ihr Pendant in der West schweiz. Die Ecole polytechnique fédérale de Lausanne ( EPFL ) beeindruckt jedoch ebenfalls durch eine bemerkenswerte, zu kunftsgerichtete Dynamik. Universitätsstatus erhielt die Bildungs stätte in Lausanne zwar erst im Jahr 1890 als Ecole polytechnique de l’Université de Lausanne ( EPUL ), ihre Anfänge als Privat schule reichen aber sogar ins Jahr 1853 zu rück. 1969 erfolgten die Loslösung von der Universität Lausanne und die Umwandlung in eine eidgenössische Institution. Dabei han delte es sich gewissermassen um eine freund schaftliche Trennung: Der Campus der EPFL schliesst direkt an den Campus der Univer sität an, und zusammen betrachtet bilden sie das grösste Bildungs und Forschungszent rum der Schweiz. Die EPFL, die ihren Stand ort im Städtchen Ecublens 1978 in Betrieb nahm, bietet heute Platz für 7000 Studieren de und 4000 Forschende. Rolex learning Center im mittelpunkt Eine sprunghafte Aufwertung erfuhr die EPFL im Februar 2010 durch die Eröffnung bulletin 2/11 Credit Suisse 02 des Rolex Learning Center, entworfen durch das renommierte japanische Architekturbüro Sanaa. Mit einer 50 0 0 0 0 Bücher umfas senden Bibliothek ist es der kulturelle Kno tenpunkt des Campus. «Das Rolex Learning Center entspricht unserer Vorstellung von der Universität der Zukunft, die keine Schranken zwischen den Disziplinen kennt und in der Mathematiker und Ingenieure zusammen mit Neurowissenschaftlern und Mikrotechno logen an der Entwicklung neuer Technologien arbeiten, die unser Leben leichter machen Arbeitsplätze schaffen werde. «Für unseren werden», erklärt dazu EPFLPräsident Pat langfristigen Erfolg ist der ITSektor funda rick Aebischer. Die Credit Suisse wirkte als mental. Entsprechend nimmt dieser Bereich Finanzierungspartner mit und errichtete im innerhalb der Credit Suisse eine strategisch Rolex Learning Center nicht nur eine neue wichtige Position ein», führt das Geschäfts Geschäftsstelle, sondern unterhält dort auch leitungsmitglied aus. Das neue ITEntwick das Future Banking Laboratory. lungszentrum, das von Hans Martin Graf geleitet wird, reiht sich nahtlos in die Zusam Neues ItEntwicklungszentrum menarbeit der Credit Suisse mit Schweizer Nur ein halbes Jahr später konnte Karl Universitäten und Fachhochschulen im Be Landert, Chief Information Officer der Credit reich IT ein. «Das wissenschaftliche Umfeld Suisse, bekannt geben, dass die Bank in un der EPFL Fakultäten für Informatik und mittelbarer Nähe des Rolex Learning Center Elektrotechnik ist ideal für den Wissens ein ITEntwicklungszentrum einrichten und transfer in unsere Bank», so Landert. Mit der im sogenannten Innovation Park bis zu 250 EPFL sind verschiedene Kooperationen ge Fotos: Credit Suisse 64 Credit Suisse 01 Ende Mai 2011 wurde das ITEntwicklungs zentrum der Credit Suisse eröffnet. 65 plant, zum Beispiel im Bereich Green IT oder sein sollen, befindet sich ein Kongresszen Cloud Computing. Bei Letzterem handelt es trum, das über eine ultramoderne, europa sich um eine ITArchitektur, in der Program weit einmalige Infrastruktur mit insgesamt me und Daten auf ein Netzwerk von externen 3000 Plätzen verfügen wird. Das Auditorium Servern verteilt werden. «Dieses System ist mit 2200 Sitzplätzen kann innerhalb weniger gerade für Banken, die viel Rechenleistung Minuten in eine Halle mit flachem Boden benötigen, besonders interessant », erläutert verwandelt werden. Auf dem gleichen Grund Willy Zwaenepoel, bis vor Kurzem Dekan der stück von knapp 30 0 0 0 Quadratmetern Fakultät für Informatik und Kommunikation entsteht ein Wohngebäude mit 516 Stu an der EPFL. «Es bedingt unter anderem ein dentenwohneinheiten (172 Studios und 30 Überdenken von Problemstellungen, zum Appartements zu zwei bis acht Zimmern). Im Beispiel in den Bereichen Sicherheit und Erdgeschoss wird es 280 0 Quadratmeter Datenbankorganisation.» Letztlich eröffnen Verkaufsfläche aufweisen, die man an mög sich mit dieser Investition vielfältige Möglich lichst innovative und zum CampusUmfeld keiten, qualifizierte Hochschulabgänger und passende Geschäfte vermieten möchte. Die neuen Gebäude werden über die bestehen Fachkräfte zu gewinnen. den unterirdischen Fussgänger und Fahr Kongresszentrum und Wohneinheiten zeugwege optimal mit dem Rest des Campus Anfang 2011 haben die beiden Immobilien verbunden sein. Auf der Basis gleich gearteter Interessen fonds Credit Suisse Real Estate Fund Living Plus und Credit Suisse Real Estate Fund sind die EPFL und die Credit Suisse in Hospitality eine Investition von 225 Millionen Ecublens eine Partnerschaft eingegangen, Franken auf dem EPFL Campus bekannt die in Bezug auf die Nutzung gemeinsamer gegeben. Im Mittelpunkt der geplanten Neu Netzwerke und die daraus resultierenden bauten, die bis Herbst 2013 fertiggestellt Synergieeffekte zukunftsweisend ist. 02 Die Credit Suisse hat im neuen Rolex Learning Center eine Filiale eingerichtet. 03 Zwei Immobilienfonds der Credit Suisse investieren in Ecublens rund 225 Millionen Franken. 03 Anzeige Viva Italia Cucina tradizionale! Bei uns erleben Sie die wahre Italianità mit typischen Spezialitäten, wie man sie normalerweise nur in Italien geniesst: Unsere ausgezeichneten Pizzas, frischen Teigwaren, erlesenen Fleisch- und Fischgerichte sowie feinen Dolci werden Sie begeistern. «Buon appetito!» 17 kulinarische Treffpunkte in der Schweiz: MOLINO Bern Waisenhausplatz 13 3011 Bern Telefon 031/ 311 21 71 MOLINO Genf Place du Molard 7 1204 Genf Telefon 022 / 310 99 88 MOLINO St. Gallen Bohl 1 9000 St. Gallen Telefon 071 / 223 45 03 MOLINO Zermatt Bahnhofstrasse 52 3920 Zermatt Telefon 027 / 966 81 81 MOLINO Dietikon Badenerstrasse 21 8953 Dietikon Telefon 044 / 740 14 18 MOLINO Genf-Carouge Centre La Praille 1227 Carouge Telefon 022 / 307 84 44 MOLINO Uster Poststrasse 20 8610 Uster Telefon 044 / 940 18 48 MOLINO Zürich-Wallisellen Glattzentrum 8304 Wallisellen Telefon 044 / 830 65 36 MOLINO Fribourg 93, rue de Lausanne 1700 Fribourg Telefon 026 / 322 30 65 LE LACUSTRE Genf Quai Général-Guisan 5 1204 Genf Telefon 022 / 317 40 00 MOLINO Vevey Rue du Simplon 45 1800 Vevey Telefon 021 / 925 95 45 MOLINO Zürich Stauffacherstrasse 31 8004 Zürich Telefon 044 / 240 20 40 MOLINO Genf-Thônex 106, Rue de Genève 1226 Thônex Telefon 022 / 860 88 88 MOLINO Montreux Place du Marché 6 1820 Montreux Telefon 021 / 965 13 34 MOLINO Winterthur Marktgasse 45 8400 Winterthur Telefon 052 / 213 02 27 MOLINO Zürich Limmatquai 16 8001 Zürich Telefon 044 / 261 01 17 www. molino . ch MOLINO Frascati Zürich Bellerivestrasse 2 8008 Zürich Telefon 043 / 433 06 06 66 Credit Suisse Festivalsommer Die nächsten Tage bringen uns zahlreiche musikalische Höhepunkte an Klassikfestivals in Avenches, Davos, Luzern, St. Gallen, Winterthur, Zermatt und Zürich, während man sich in Interlaken bereits wieder auf 2012 freut. Das Tonhalle Orchester Zürich, das Orchester der Oper Zürich, das Orchestre de la Suisse Romande, das kammerorchesterbasel und das Musikkollegium Winterthur sorgen dafür, dass die klassi schen Töne nie verklingen. schi Die musikalische Schweizerkarte Schaffhausen Schaffhauser Jazzfestival Basel Winterthur All Blues Classics St. gallen Musikkollegium kammerorchesterbasel All Blues Classics Winterthur Zürich St. Galler Festspiele All Blues Recitals la Chauxde Fonds Tonhalle Orchester Zürich All Blues Classics Live at Sunset Opernhaus Zürich Avenches luzern Opernfestival All Blues Classics Avenches Lucerne Festival Bern All Blues Classics Stans Stanser Musiktage www.avenches.ch www.davosfestival.ch www.interlakenclassics.ch www.kammerorchesterbasel.ch www.musikkollegium.ch www.lucernefestival.ch www.opernhaus.ch www.osr.ch www.stgallerfestspiele.ch www.tonhalle orchester.ch www.zermattfestival.com Davos Davos Festival Interlaken Interlaken Classics genf All Blues Classics Orchestre de la Suisse Romande www.allblues.ch www.jazzfestival.ch www.liveatsunset.ch www.magicblues.ch www.stansermusiktage.ch Valle maggia Valle Maggia Magic Blues Zermatt Zermatt Festival Anzeige Offizielle Sondermünze 2011 Bilderbuchgeschichte Ein kleiner Junge. Eine grosse Glocke. Eine Engadiner Tradition. Dafür steht der Ur-Schellen-Ursli von Alois Carigiet, der die neue Goldmünze ziert. Erhältlich bei Banken, Münzenhandel und www.swissmint.ch. Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Swissmint Limitierte Auflage. Jetzt bestellen: www.swissmint.ch Ich bestelle gegen Vorausrechnung, zzgl. Versandkosten Anzahl Qualität Preis/Stück Schellen-Ursli 50-Franken-Goldmünze Gold 0,900; 11,29 g; Ø 25 mm Polierte Platte im Etui CHF 580.– MWSt-frei Name: Vorname: Strasse: PLZ/Ort: Datum: Unterschrift: Coupon einsenden an Eidgenössische Münzstätte Swissmint, Bernastrasse 28, 3003 Bern. CS Bulletin_D Urs Frauchiger Text: Andreas Schiendorfer Stetes Streben nach dem richtigen Hören Nach zehn Jahren ist Urs Frauchiger aus der Jury des Credit Suisse Young Artist Award zurückgetreten. Aus Altersgründen. Doch in seinen neusten Büchern zeigt sich der bald 75 jährige Autor in jugendlicher Frische. ÖKO TEST Magazin für Gesundheit und Umwelt Foto: Terry Linke N och ein Tag, Vater lag wieder auf dem Sofa, ich liess wieder die Beine baumeln, da brach ein Ton aus dem Radio, ein Strahl aus Klang. Reine Sonnenenergie fiel ein. Das war der Erzengel, und er brachte mehr als eine gute neue Mär – was brachte er denn? «Die Wahrheit », hörte ich den Vater flüstern: «Casals. Das ist jetzt Casals.» Das schreibt Urs Frauchiger heute, ganz zuletzt am Schluss seines Erinne rungsbuches, in dem er seinen Enkeln von seiner Kindheit im Emmental er zählt, davon, wie er zur Musik kam, wie er hören lernte. Man geniesst «damals ganz zuerst am anfang», eine Art Bil dungsroman, und fordert eine Fort setzung. Doch Urs Frauchiger lässt sich nicht mehr drängen, will sich, nach überstandener schwerer Krankheit, nicht festlegen. Vielleicht möchte er uns auch zur Ruhe kommen lassen, uns zum richtigen Lesen ermuntern. Um das richtige Lesen, das richtige Hören geht es ihm. Das Nachdenken darüber, was das in einer Zeit des Lärms bedeutet. Seine aktuellen musi kalischen Essays, erschienen unter dem Titel «ihr Völker hört !», sind ein Plädoyer für einen neuen Umgang mit der Musik. Es liest sich leicht, in angenehm flies sender, melodiöser Sprache über das Cello als zwangloses Organ des Geis tes etwa oder über Musik(fest)wochen. Doch handelt es sich nicht um leichte Kost. Frauchiger zwingt den Leser, in sich hineinzuhorchen, Stellung zu beziehen, still, nur für sich selbst. Man VOLL-WERT-HAUS Empfehlenswert Unser Bild wurde im Dezember 2010 nach der Jurierung in Wien auf genommen. Urs Frauchiger über Nicolas Altstaedt: «Und nun erklang da plötz lich alles, wie Schumann es sich gedacht haben mochte, vollkommen natürlich, in makelloser Schönheit.» kann sich dabei selbst belügen, indes, man merkt es. Besonders interessant ist das Schlusskapitel «Ansätze einer anderen Kulturförderung». Frauchiger legt dar, wie er zu den 3500 Musikpreisen eini ge weitere hinzukonzipierte, mit denen man die ganze Pyramide des Musik schaffens fördern kann. Weil es heute nicht an Talenten, sondern an Persön lichkeiten fehlt, haben beim Credit Suisse Young Artist Award die fünf durch eine hochkarätige Jury Berufe nen nicht nur im Brahmssaal des Musik vereins in Wien vorzuspielen, sondern auch in einem Gespräch ihre Einstel lung zur Musik darzulegen. Es hat sich gelohnt. Urs Frauchiger. « damals ganz zuerst am anfang». Frauenfeld, Huber 2010 . «ihr Völker hört !». Frauenfeld, Huber 2011. Ein ausführliches Interview über den neuen Umgang mit der Musik findet man unter www.creditsuisse.com/bulletin. In jahrzehntelanger Forschung haben wir ein ganzheitliches Konzept für gesundes Wohnen entwickelt, das weit mehr umfasst als schadstoffgeprüfte Materialien: wirkungsvollen Schutz vor Belastungen durch Elektrosmog dank der einzigartigen Xund-E-Schutzebene oder auch ein ausgeglichenes Raumklima aufgrund von atmungsaktiven Aussenwänden. Lassen Sie sich von unseren Gesundheitsexperten beraten. Und von unserer Stilwelten-Kollektion inspirieren: Telefon 033 - 341 10 00, www.baufritz-bu.ch Credit Suisse Kunsthaus Zug Solothurn meets Zug – Höhepunkte zweier Sammlungen Text: Marco Obrist 01 Die Sommerausstellung 2011 führt wichtige Werke aus den profilierten Sammlungen des Kunsthauses Zug und des Kunstmuseums Solothurn zusammen und zeigt die Schwerpunkte beider Kollektionen in einem neuen Licht. Sie dauert vom 11. Juni bis zum 4. September. B ereits 2008 entstand in Zug eine Sammlungsausstellung in Kooperation mit dem Kunstmuseum Luzern, und auch die aktuelle Präsenta tion mit vielen Leihgaben aus Solothurn kann als modellhafte Zusam menarbeit zwischen Schweizer Kunstmuseen mittlerer Grösse angesehen werden. Zwi schen den Zuger Beständen der Wiener Mo derne, des Schweizer Surrealismus und nicht zuletzt der Gegenwartskunst sowie der kon zisen, fein darauf abgestimmten Werkaus wahl aus dem Kunstmuseum Solothurn ent wickeln sich in diesem ungewohnten Kontext überaus erhellende Dialoge und Assoziatio nen, und Solitäre wie auch bekannte Haupt werke offenbaren neue Aspekte. Die Ausstellung bietet die einmalige Ge legenheit, Gemälde von zentralen Vertretern der Schweizer Moderne wie Ferdinand Hod ler, Cuno Amiet und Giovanni Giacometti aus dem Kunstmuseum Solothurn mit Haupt werken von Gustav Klimt, Egon Schiele und Richard Gerstl sowie grafischen Blättern von Edvard Munch aus der Zuger Stiftung Sammlung Kamm zu konfrontieren. Zu ent decken sind selten gezeigte Holzschnitte von Oskar Tröndle und Emil Orlik aus der Jahr hundertwende sowie zahlreiche 2009 neu der Stiftung Sammlung Kamm übergebene Arbeiten der klassischen Moderne, darunter Ausstellung: Solothurn meets Zug. Höhepunkte zweier Sammlungen, 11. Juni – 4. September www.kunsthauszug.ch bulletin 2 /11 Credit Suisse 01 Mehr als bloss ein öster reichischer Heimatkünstler: Richard Gerstl, «Bildnis Alexander von Zemlinsky», Sommer 1907. Öl auf Leinwand, 170,5 x 74,3 cm, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm. 02 Ein Höhepunkt der Sammlung in Solothurn: Ferdinand Hodler, «Silvaplanersee», 1907. Öl auf Leinwand, 60,5 x 73,5 cm, Kunstmuseum Solothurn, DübiMüllerStiftung. 02 eine Werkgruppe von Paul Klee. Erstmalig Surrealismus und Fantastik, Walter Kurt zu sehen ist eine Reihe später Zeichnungen Wiemken, Max von Moos und Friedrich Kuhn Oskar Kokoschkas aus einer anderen Pri bilden seit Jahrzehnten einen Schwerpunkt vatsammlung, die dem Kunsthaus Zug 2010 der Zuger Kunstgesellschaft. In dieses Um überlassen wurde. feld fügen sich markante Arbeiten von Alfred Während Hodler, Giacometti und Amiet in Kubin, Arnulf Rainer, Antoni Tàpies, Dieter der Schweiz oft als Nationalmaler gelten, Roth, André Thomkins, Markus Raetz, Miriam werden Klimt oder Schiele in ihrer Heimat Cahn und Martin Disler aus Zug und Solo gern als typisch österreichische Künstler thurn ein. Während die dem Surrealismus naheste angesehen. Die ungewohnte Gegenüberstel lung in Zug stellt verkürzende Sehgewohn henden Meret Oppenheim und Otto Tschumi heiten und eingeschliffene Konventionen in in beiden Museumssammlungen vertreten Frage und öffnet den Blick auf den grösseren sind, antworten im Bereich der Art brut die künstlerischen und geografischen Kontext, farbigen Ölkreiden der Westschweizerin in dem diese Werke ursprünglich standen. Aloïse Corbaz aus Solothurn auf die Zeich Dass Giacometti und Amiet in München und nungen des Berners Adolf Wölfli aus Zug. Paris studierten und mit den jungen Brücke Vertiefte Einblicke in das zeitgenössische Künstlern in Kontakt standen oder dass Fer Schaffen und in neuere Medien wie Foto dinand Hodler früh in der Wiener Sezession grafie und Video oder in die interaktive Kunst ausstellte, wird allzu oft vergessen. Und die geben schliesslich Arbeiten von Annelies Wiener Moderne wirkte schon zu Beginn Štrba, Roman Signer, Sylvie Défraoui, Shah des 20. Jahrhunderts weit über die Grenzen ryar Nashat, Daniela Keiser oder Monica der heutigen Republik Österreich hinaus. Studer und Christoph van den Berg. Fotos: Kunsthaus Zug | Kunstmuseum Solothurn | Kunstmuseum Bern 68 Credit Suisse 69 03 Kunstmuseum Bern 04 Das Kunstmuseum Bern ist seit 20 Jahren Partner der Credit Suisse Der Berner Maler Martin Ziegelmüller wird bis Mitte August mit einer Doppelausstellung im Kunstmuseum Bern – Städte und Landschaften – beziehungsweise im Kunsthaus Langenthal – Flusslandschaften, Arbeitswelt, Porträts – gewürdigt. R 03 Der Stadtmaler: Martin Ziegelmüller, «Bern», 1972 –76 . Öl auf Leinwand, 110 x 80 cm, Privatsammlung. 04 Der Landschafts maler: Martin Ziegel müller, «Frühling im Auwald», 2010. Öl auf Leinwand, 70 x 80 cm, Privatsammlung. Ausstellung: Weites Feld. Martin Ziegelmüller – Ein Werküberblick 20. Mai – 14 . August (in Langenthal bis 10. Juli) www.kunstmuseumbern.ch www.kunsthauslangenthal.ch etrospektiven haben ihren ganz andersartigen Wirkung des Lichts auseinan besonderen Reiz, denn sie erlau derzusetzen. Haben wir nicht auch schon, ben es, sich den Überblick über das in Gedanken, Stadtszenen gemalt, bis diese Werk eines Malers zu verschaffen, sich in fast impressionistischen Lichter einzelne Schaffensschwerpunkte genauer meeren auflösten? Ziegelmüller hat es, in zu betrachten und seine künstlerische Ent Bern und Fribourg, ausgeführt. Er hat dem wicklung nachzuvollziehen. Doch irgendwie Realismus einen neuen Sinn gegeben, ihm vermitteln Retrospektiven auch das Gefühl das Ideologische und das Banale genommen, des Abgeschlossenen. Bis hierher wars gut, ihm innovative Züge verliehen. Der Berner leider kommt nun nichts mehr. Bei Martin Künstler hat dabei den Mut aufgebracht, Ziegelmüller so etwas anzunehmen, wäre seinen eigenen Weg zu gehen und der fatal. «Du bist », sagt sein Freund und Mäzen ungegenständlichen Avantgarde rund um der ersten Stunden Heinz Trösch, «noch voller Harald Szeemann demonstrativ den Rücken Energie und malst an deinem Alterswerk.» In zuzuwenden. Doch hat er – das brauchte der Tat zeichnet sich Ziegelmüller durch un noch grösseren Mut, noch mutigere Grösse gebrochene Schaffenskraft und Ausdrucks – später erkannt und anerkannt, dass es auch stärke aus. Vielleicht haben Matthias Freh unter den Abstrakten bedeutende Köpfe gibt. ner, Kunstmuseum Bern, und Eveline Suter, Martin Ziegelmüller hat im Frauenfelder Kunsthaus Langenthal, diese Doppelaus WaldgutVerlag zwei Bücher publiziert, die stellung ganz bewusst nicht ins Jahr 2010 sein Schaffen erhellen. «Der Maler auf dem und damit in die Nähe des 75 . Geburtstags Drehstuhl » sowie «Der Maler – le peintre». des Künstlers gelegt, um dem Geruch des Im Zusammenhang mit der Ausstellung ist Endgültigen auszuweichen. nun die erste umfassende Monografie des Vielmehr gilt es, Martin Ziegelmüllers Künstlers erschienen, welche die objektivier Bilderwelt zu geniessen, mit ihm über weite te Innensicht Ziegelmüllers durch die subjek Landschaften, städtische Häusermeere bis tive Aussensicht namhafter Autorinnen und hinauf in den Wolkenhimmel zu blicken, De Autoren ergänzt und uns die Weite des Künst tails wie Wasserstrudel zwischen Steinen, lers und auch des Menschen Martin Ziegel das Gestrüpp des Flussufers oder tote Käfer müller erst so richtig bewusst macht. Ein zu entdecken und sich mit der immer wieder Gewinn. Andreas Schiendorfer Credit Suisse bulletin 2 /11 Credit Suisse David Zinman Text: Andreas Schiendorfer Wahre grösse zeigt sich im Fördern A Die internationale Musikwelt verdankt ihm viel, das Tonhalle Orchester Zürich alles. Fast alles. Am 8. Juli gratuliert das Orchester seinem Chefdirigenten David Zinman zum 75. Geburtstag mit einem Konzert in der Tonhalle. 01 01 Die Musik lebend – David Zinman 2004 auf Tournee durch die USA . 02 Verdiente Ehrung als Artist of the Year 2008 auf der Midem in Cannes. 03 03 Die Liebe zur Musik steigert sich beim Lesen – möglichst verbunden mit einem tiefen Naturerlebnis. 04 Violinisten unter sich: Beethovens Violin konzert mit Christian Tetzlaff wird 2007 mit dem Midem Classical Award belohnt. 05 Der Erfolg liegt im Detail: David Zinman im Gespräch mit seiner SoloCellistin Anita Leuzinger. bulletin 2/11 Credit Suisse 02 04 05 m Tanglewood Music Center entdeckt Pierre Monteux einen 22 jährigen Diri genten, verpflichtet ihn als Assistenten und verschafft ihm erste Auftritte, so beim Hol land Festival: Zinman packt die Chance und wird 1964 Chefdirigent des Nederlands Kamerorkest. Er bleibt bis 1977. Die langjährige Verbundenheit zu Orchester, Haus, Publikum und Stadt wird zum Markenzeichen. Den 13 Jahren in Amsterdam folgen 11 Jahre beim Rochester Philharmonic Orchestra (1974–1985), 13 Jahre beim Baltimore Symphony Orchestra (1985 – 1998), 19 Jahre beim Tonhalle Orchester Zürich (1995 – 2014 ). Diese Treue, die sich – bei gleichzeitiger Of fenheit gegenüber Neuem – auch zu Komponis ten wie Beethoven, Brahms oder Mahler mani festiert, steht in direktem Zusammenhang mit zwei weiteren Eigenschaften: David Zinman ist Perfektionist und Ausbildner. Denken wir nur an das Tonhalle Orchester Zürich. Dieses spielt 1995 auf einem respektablen Niveau; doch ausserhalb der Schweiz nimmt es kaum jemand zur Kenntnis. Zinman benötigt Zeit, um sein Team behutsam und gleichzeitig mit manischer Leidenschaftlichkeit voranzubringen und mit ihm den angestrebten Internationalisierungs schritt vorzunehmen. Erst 2004 beispielsweise wagt er den Sprung nach Amerika. Sein ausserordentliches Charisma ist ge prägt durch Menschenfreundlichkeit. Weil sie ihn als hochbegabten Freund sehen, realisieren die Zürcher Musiker vielleicht gar nicht richtig, wie viel dieser von ihnen verlangt. Es darf ge lacht werden – wenn der Klang stimmt. Zinman und seine Orchester erhalten Aus zeichnungen: 2002 bekommt er, sicher nicht zu früh, den Kunstpreis der Stadt Zürich. Zwei Jahre zuvor verleiht ihm das französische Kultur ministerium den Titel eines Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres. Ein musikalischer Ritter schlag für den Amerikaner, der nie in Frankreich gewirkt hat. Mit zunehmendem Alter wird der Musiker förderer zum Nachwuchsförderer: 24 Jahre lang leitet Zinman das Aspen Music Festival, wo all jährlich 20 junge Kollegen mit professionellen Orchestern zusammenarbeiten können. 2010 führt er einen ersten internationalen Dirigier kurs in Zürich durch. Nun folgt der zweite einer hoffentlich langen Reihe … Für David Zinman indes gilt an seinem 75 . Geburtstag und darüber hinaus: Der wahre Grosse ist ein fordernder Förderer und arbeitet stets daran, sich ersetzlich zu machen. Fotos: Priska Ketterer | Kornel Magyar | Adair, Stücker 70 Credit Suisse 71 gastkommentar Nachhall, Widerhall und Nachhaltigkeit Das Tonhalle Orchester Zürich, das älteste Schweizer Sinfonieorchester, wurde 1868 gegründet. Mit der Eröff nung der Zürcher Tonhalle 1895 erhielt es einen der schönsten und besten Konzertsäle der Welt. Spätestens seit 1999 , als ihm für die Gesamtein spielung der Sinfonien Beethovens der «Preis der deutschen Schallplatten kritik» zugesprochen wurde, erfreut es sich globaler Beachtung. Inzwischen sind weit über eine Million Beethoven CD s verkauft worden. Epochale mahlerEinspielung Es ist nicht anzunehmen, dass sich die Sinfonien von Gustav Mahler, deren Einspielung das Orchester soeben abgeschlossen hat, in vergleichbarer Weise verkaufen. Doch die Fach welt zeigt sich zu Recht begeistert. Allein die Einladung ans Internationale MahlerFestival nach Leipzig, wo das Tonhalle Orchester Zürich unter der Leitung von David Zinman am 24. Mai Mahlers Sechste aufführen durfte, ist einem musikalischen Ritterschlag gleichzusetzen: zehn Sinfonien, zehn Weltklasseorchester. Vielleicht nicht die zehn Besten, aber ganz sicher zehn der Besten. Engagement für Japan Bemerkenswert ist das Benefizkonzert für die Opfer der Naturkatastrophen in Japan. Dank dem unentgeltlichen Auftritt aller Musiker, des Dirigenten Christoph von Dohnányi sowie der Violinistin Julia Fischer resultierten am 12. April über 130 000 Franken – eine beispielhafte Zusammenarbeit des Ton halle Orchesters Zürich, des Orches ters der Oper Zürich und des Zürcher Kammerorchesters. Andreas Schiendorfer Impressum 117. Jahrgang, 5 x jährlich, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch HERAUSgEBER: Credit Suisse AG Postfach 2, CH 8070 Zürich, Telefon +41 44 333 11 11 REDAKtION: Daniel Huber (dhu; Leitung), Andreas Schiendorfer (schi), Stefan Behmer (sb), Regula Brechbühl (rb), Dorothee Enskog (de), Michael Krobath (mk), Mandana Razavi (mar). mitarbeit Fabienne de Lannay, Valérie Clapasson Fahrni, Beate Kurth / Zahra Darvishi (Dossier Corporate Volunteering) Kontakt redaktion.bulletin@ credit suisse.com Dr. Elmar Weingarten Intendant der tonhalle gesellschaft Zürich E s ist unbestrit ten: Musik, und insbesondere die klassische Musik, ist we sentlicher Teil unserer überlieferten Kultur. Ihr Wesen erschöpft sich nicht darin, wie die Griechen meinten, Freude zu machen. Sie spiegelt die Gefühlswelt einer mensch lichen Gemeinschaft wider, mit all ihren Widersprüchen und Konflikten. Sie ist das sinnliche Gegenüber zur oft allzu sachlichen Organisation unseres alltäglichen Lebens. In unserer Zeit hat es die klassische Musik schwer, meint man. Doch dem widerspricht, dass es so viele Menschen gibt – auch in der Jugend –, die ihr ganzes Leben der Vervoll kommnung ihrer musikalischen Fähigkeiten widmen und Musik zu ihrem Beruf machen. Ein Orchester ist der Zusammenschluss der art motivierter Menschen. Es ist wesentlicher Bestandteil des kulturellen Haushalts einer Gemeinde und seine Qualität sagt auch et was aus über den Stellenwert der Kultur in einer Gemeinschaft. Das Tonhalle Orchester Zürich hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Nachhall, den seine Konzerte auslösen, nachzuspüren, den Widerhall bei den Men schen, für die es spielt, zu nutzen und Nach haltigkeit der Musikerlebnisse zu bewirken. gEStAltUNg UND REAlISAtION: www.arnold.inhaltundform. com Korrektorat Carola Bächi (Arnold. Inhalt und Form), Claudia Marolf (notabene) Übersetzungen Credit Suisse Druck Swissprinters Zürich AG mEDIADAtEN/KONtAKt: marketing Veronica Zimnic WEMF-Auflage 2009 145 504 Registrierung ISSN 14231360 Internet www.creditsuisse.com /bulletin Inserate printad kretz gmbh, Telefon +41 44 924 20 70, [email protected] mutationen siehe Talon Nachdruck von texten gestattet mit Hinweis «Aus dem bulletin der Credit Suisse». Musikvermittlung ist das Zau berwort geworden. Es geht von der schlichten Überle gung aus, dass je mehr man weiss, worum es der Musik geht und was ihren Zauber ausmacht, desto tiefer und eben nachhaltiger ist das Mu sikerlebnis. Mit David Zinman hat das Tonhalle Orchester Zürich einen Chefdirigenten, dem die Ver mittlung eine Herzensangelegenheit ist. Nur weniger erläuternder Worte bedarf es, um das Verständnis für ein Musikwerk zu vertiefen, um eine Erfahrung zu machen, die neugierig macht auf weitere Erfahrungen. tonhalle LATE, das Programm des Tonhalle Orchesters Zürich, in dem die Verknüpfung unterschied licher Musikwelten gelingt – der klassischen und der aktuellen Popmusikwelt –, ist ein erfolgreiches Beispiel. Hierzu bedarf es Partner, die – wie die Credit Suisse – am glei chen Strang ziehen. Erst seit Kurzem hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass dieje nigen, die die Musik machen, besonders ge eignet sind, das Wissen um ihr Wesen selbst zu vermitteln. Die Musiker besitzen die nöti ge Leidenschaft, um jungen Menschen und den Jüngsten, die ja noch ein völlig unver krampftes Verhältnis zur Musik haben, zu helfen, Musik zu verstehen und letzten Endes auch zu lieben. Ganz so, wie sie es tun. REDAKtIONSKOmmISSION Richard Bachem, Nicole Brändle Schlegel, René Buholzer, Urs P. Gauch, Fritz Gutbrodt, Anja Hochberg, Angelika Jahn, Bettina Junker Kränzle, Hanspeter Kurzmeyer, Andrés Luther, Charles Naylor Diese Publikation dient zu Informationszwecken. Sie bedeutet kein Angebot und keine Aufforderung seitens der Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertschriften. Hinweise auf die frühere Performance garantieren keine positiven Entwicklungen in Zukunft. Die Analysen und Schlussfolgerungen wurden durch die Credit Suisse erarbeitet und könnten vor ihrer Weitergabe an die Kunden bereits für Transaktionen von Gesellschaften der Credit Suisse Group verwendet worden sein. Die vertretenen Ansichten sind die der Credit Suisse zum Zeitpunkt der Drucklegung. (Änderungen vorbehalten.) Credit Suisse ist eine Schweizer Bank. Credit Suisse bulletin 2/11 72 Credit Suisse Sammlung Credit Suisse Kunst im Geschäftsumfeld Eine Publikation stellt erstmals die Sammlung Credit Suisse einer breiten Öffentlichkeit vor. Im Zentrum des neuen Buches stehen die Erwerbungen und Projekte der letzten zehn Jahre. bulletin 2/11 Credit Suisse ches ist, dass die Kunstwerke nicht in einen neutralmusealen Kontext herausgehoben, sondern in ihrer realen Präsentation in den Geschäftsräumlichkeiten der Bank darge stellt werden. Dadurch ergeben sich nicht zuletzt spannende Verbindungen zwischen Architektur und zeitgenössischer Kunst. André Rogger, leiter Fachstelle Kunst Pierre Schwerzmann Ohne titel 2007 Acryl auf Leinwand, 120 × 90 cm, Inv. 2009 /11963 Ohne titel 2009 (links im Hintergrund) Acryl auf Leinwand, 130 × 114 cm, Inv. 2009 /11962 Installationsaufnahme aus der Geschäftsstelle Freiburg. «Die Sammlung Credit Suisse – Kunst im geschäftsumfeld» Herausgegeben von André Rogger und Barbara Hatebur, Fachstelle Kunst der Credit Suisse. Mit Beiträgen von Maria Becker, UrsBeat Frei, Barbara Hatebur, Giulia Passalacqua, Magdalena Plüss, André Rogger u. a. sowie einem Vorwort von HansUlrich Doerig. Texte Deutsch/Englisch. Gebunden, 464 Seiten, mit 300 farbigen Tafeln im Hauptteil und 150 schwarzweissen Abbildungen im Anhang, 20 x 27,2 cm. Verlag Scheidegger & Spiess, ISBN 9783858813244 . Erhältlich im Buchhandel. CHF 99 , EU 83 . Wir verlosen fünf Exemplare Deutsch/Englisch: www.creditsuisse.com/bulletin Fotos: Yves André, St. AubinSauges | Andreas Meier D ie Credit Suisse sammelt seit 1975 schweizerische Gegenwartskunst. Der Schwerpunkt liegt beim En gagement für das junge Schaffen, und das Spektrum der langfristig aufgebauten Werk gruppen umfasst alle künstlerischen Me dien. Ebenso werden jedes Jahr mehrere KunstundBauProjekte realisiert. Jetzt wird die Sammlung der Credit Suisse erstmals in Buchform präsentiert: Nach einer Einführung zum Kern der Samm lung am Hauptsitz ZürichParadeplatz werden 16 ortsspezifische Projekte und 30 Werkgruppen von zentralen Künstlerinnen und Künstlern in Text und Bild vorgestellt. Eine Werkliste im Anhang vervollständigt den Überblick über die jüngere Samm lungstätigkeit. Speziell am Konzept des Bu Roger Federer leader 73 Roger über seine Stiftung mit 22 Jahren entschloss sich Roger Federer, eine Stiftung zur Unterstützung minderbemittelter Kinder zu gründen. Im gespräch erzählt der tennisstar von den menschen, die ihn dazu inspirierten, sowie von den Schwierigkeiten und Herausforderungen, denen sich seine Stiftung stellen muss. Credit Suisse bulletin 2 /11 leader Roger Federer Chronologie des neuen MalawiProjekts 12/2009 Im Dezember 2009 wird im Rahmen der neu eingegangenen SponsoringPartnerschaft mit Roger Federer eine Zusammenarbeit mit der Roger Federer Foundation (RFF ) vereinbart. Die Credit Suisse unterstützt die RFF während zehn Jahren mit einer Million US-Dollar pro Jahr. 01/2010 Im Januar 2010 kommen bei einer ersten gemeinsamen Sitzung Vertreter der RFF und der Credit Suisse überein, dass die zusätzlichen Mittel hauptsächlich zur Lancierung einer neuen, langjährigen Bildungsinitiative in Afrika verwendet werden sollten. bulletin: Viele junge Stars der musik und Sportwelt kaufen sich mit ihrem ersten grossen geld einen Ferrari. Sie haben Ihr geld in eine Stiftung gesteckt. Warum? Roger Federer: Ich war wirklich noch sehr jung, als ich an Weihnachten 2003 meine Stiftung gründete. In dieser Beziehung war aber sicher André Agassi mein grosses Vorbild. Und der hat einmal gesagt, dass er es heute bedaure, dass er sein gesellschaftliches Engagement erst mit 28 Jahren begonnen habe. Wichtig waren auch meine Eltern, insbesondere meine Mutter, die ja aus Südafrika stammt. Durch sie reiste ich oft nach Südafrika und war begeistert von der Schönheit dieses Landes. Aber natürlich wurde ich auch mit der Armut dort konfrontiert. Meine Mutter ermunterte mich immer: «Tue Gutes, wenn du kannst.» Und das versuche ich jetzt. Und wie schwierig war es, die Stiftung 04/2010 Im April 2010 treffen sich je ein Vertreter der RFF und der Credit Suisse zu einem Workshop mit drei externen Experten. Ziel ist, das weite Feld von Möglichkeiten im Bereich von Bildungsinitiativen in Afrika einzugrenzen. Es keimt die Idee eines langfristig angelegten Projekts im Bereich der frühkindlichen Bildung. 07/2010 Ende Juli 2010 entscheidet der RFFStiftungsrat in einer Sitzung, dass die zusätzlichen Mittel durch die Partnerschaft mit der Credit Suisse für die Lancierung und Betreibung eines neuen, zehnjährigen Programms im 06/2010 Bereich frühkindlicher Im Juni 2010 kommt Bildung in Malawi es zu einem zweiten verwendet werden. Workshop, bei dem Für Malawi spricht das geografische das Erfüllen der Wirkungsfeld eines Richtlinien der so gross angelegten Stiftung, da Malawi in Projekts diskutiert Afrika liegt und zu wird. Daraus resultieren schliesslich zwei den ärmsten Ländern der Welt gehört. Empfehlungen für Weitere Punkte sind den Stiftungsrat. die schon seit Längerem stabile politische Lage, die Grösse des Landes, das zwölf Millionen Einwohner zählt und somit relativ überschaubar ist, die gute Erreichbarkeit und die weit ver- Stiftung mit deinem Namen, jetzt musst du auch etwas daraus machen.» Zu Beginn musste ich sehr viel dazulernen. Heute kann ich schon auf etwas mehr Erfahrung zurückblicken. grundsätzlich dürfte Ihr terminkalender als Tennisprofi bereits sehr voll sein. Welche Rolle können Sie in der Stiftung zurzeit überhaupt spielen? Ich bin Stiftungsratspräsident und nehme an allen Stiftungsratssitzungen teil. Auch Mirka und meine Eltern sind nebst externen Mitgliedern im Stiftungsrat. Wir sind ein gutes Team. Wir diskutieren über alle neuen Projekte und verfolgen die Entwicklung der laufenden Programme. Diese Treffen sind wichtig, da wir uns so regelmässig über die Strategie und die Richtung unserer Arbeit verständigen können. Können Sie uns etwas mehr darüber erzählen, durch welche mittel die zu gründen? Stiftung nebst Ihren eigenen Beiträgen Es war tatsächlich nicht ganz einfach, in so jungen Jahren eine Stiftung zu gründen. Der reine Akt der Gründung ist eines, aber dann sagte ich mir: « Jetzt hast du eine Die Stiftung wird von vielen meiner Sponso ren, wie zum Beispiel der Credit Suisse, unterstützt. Sie hat auch private Spender, bulletin 2/11 Credit Suisse finanziert wird. breitete englische Amtssprache. Zudem hat die Regierung die Notwendigkeit der frühkindlichen Entwicklung bereits erkannt und sie hat entsprechende Massnahmen schon ergriffen, wenn auch mangels notwendiger Mittel nur unzureichend umgesetzt. Recherchen zeigen in einem nächsten Schritt, dass in Malawi bereits 44 lokale Organisationen im Bereich frühkindliche Bildung aktiv sind. Eine Auswahl der grössten und etabliertesten Organisationen wird seitens der RFF gebeten, per Ende September 2010 Konzeptvorschläge für ein Zehn-JahresProgramm zu erstellen. denen ich sehr dankbar bin und deren Vertrauen mich ehrt. Ansonsten kommen die Mittel direkt von mir oder indirekt auch aus der Vermarktung von RF Produkten sowie aus ein paar anderen Quellen. Mit Veranstaltungen wie dem kürzlich organisierten «Match for Africa» eröffnen sich der Foundation zudem ganz neue Finanzierungsperspektiven. Wohin fliesst das Geld der Stiftung zum Beispiel bei einem Bildungsprojekt ? In die Infrastruktur, die löhne, das Essen? Wie sieht die Aufteilung konkret aus? Wir setzen uns ganz generell für die Ver besserung der Bildungsqualität ein. Dies umfasst die Ausbildung der Lehrer, aber auch die Hygiene oder die Infrastruktur und natürlich die Bereitstellung von Unterrichts material. Einigen Kindern wird ganz ein fach der Schulbesuch ermöglicht. Manch mal muss zudem eine Schule gebaut oder renoviert werden. Oder dann haben wir zum Beispiel in Äthiopien neben der Schule noch einen Brunnen gebaut. Unsere Tätigkeiten umfassen also die verschie densten Massnahmen. Was wir explizit Foto: Jeffrey Barbee 74 Roger Federer leader 09/2010 Ende September 2010 wird eine engere Auswahl der eingereichten Vorschläge erstellt und einem Expertengremium vorgelegt. Daraus resultiert eine Zweierempfehlung mit einem klaren Favoriten. 10/2010 Ende Oktober 2010 entscheidet sich der RFF-Stiftungsrat für den Konzeptvorschlag von Actionaid International Malawi. Diese ganz und gar lokale Organisation ist seit über 20 Jahren im Land aktiv und eingebettet in einer internationalen Föderation von über 40 nationalen Organisationen. Der Sitz der Föderation befindet sich in Johannesburg, Südafrika. 11/2010 Actionaid erhält Mitte November 2010 den Auftrag, bis Ende Januar 2011 eine so genannte Baseline Study – zu Deutsch Ist-Analyse – zu erstellen. In der Folge werden die im Konzept vorgesehenen 80 Kleinkinderzentren in 6 Distrikten (von total 28) von Malawi besucht und analysiert – es wird also eine Art Bestandesaufnahme der heutigen Situation gemacht. Die Resultate der Baseline Study sind wichtig, um möglichst realitätsnahe und damit wirkungsvolle Massnahmenpakete zu definieren. nicht finanzieren, sind die Gehälter der Lehrkräfte. Nach unserer Auffassung ist die Bezahlung der Lehrkräfte nicht nachhaltig. Solche Löhne gehören zu den zentralen Aufgaben des Staates. Der Staat muss für den Bildungssektor aufkommen, sonst wird die Schulbildung privatisiert. Und wir befürworten das öffentliche Schulwesen. Ausrüstung, Material, Infra struktur und Ausbildung der Lehrer sind uns wichtig. mit welchen Organisationen arbeiten Sie zusammen und wie kontrollieren Sie sie? Wir arbeiten mit lokalen und nationalen NGOs zusammen und stehen mit diesen sowie mit den zuständigen Projektverant wortlichen vor Ort im ständigen Dialog. Ich halte diesen Kontakt für sehr wichtig. Dann holen wir vorab Referenzen bei anderen Organisationen und Stiftungen ein. Wir kennen so die Erfahrungen anderer Geldgeber. Wir unternehmen wirklich sehr viel, damit das Geld richtig eingesetzt wird und möglichst nichts schiefgeht. Doch wer in Afrika tätig ist, muss auch immer gewisse Risiken in Kauf nehmen. Dieser 15/03/2011 Am 15. März 2011 reicht die Partnerorganisation Actionaid einen konkreten Programmvorschlag für die erste Phase über drei Jahre ein. 03/2011 Ende März 2011 reist die RFF-Geschäftsführerin Janine Händel in Begleitung des Stiftungsratsmitglieds Christoph Schmocker nach Malawi, um sich vor Ort einen Eindruck von der Ausgangslage zu machen und den Programmvorschlag mit den Verantwortlichen von Actionaid zu diskutieren. 07/04/2011 Am 7. April 2011 informiert Janine Händel in einer Sitzung des RFFStiftungsrats über ihre Eindrücke in Malawi und den Stand des Projekts. Erst jetzt erteilt dieser das definitive «GO» für die Umsetzung der Initiative, und ein erster substanzieller Geldbetrag wird zugunsten von Actionaid nach Malawi überwiesen. 01/05/2011 Am 1. Mai 2011 erfolgt in Malawi der offizielle Start des bislang grössten Projekts der Roger Federer Foundation. Dieses soll in einem der ärmsten Länder der Welt in den nächsten zehn Jahren die frühkindliche Bildung für rund 54 000 Kinder direkt entscheidend verbessern und ihnen damit einen besseren Start in ein selbstbestimmtes Leben erlauben. Möglich wurde das Projekt dank der langfristigen Partnerschaft mit der Credit Suisse. Risiken muss man sich bewusst sein und entsprechende, präventive Massnahmen treffen. Wir machen auch selber regelmässig Besuche, pflegen Kontakte und analysieren die Fortschritte. Dazu muss periodisch der Istzustand erfasst werden und Ziele für die nächsten zwei, drei oder fünf Jahre müssen festgelegt werden. Anderenfalls lassen sich kaum Fortschritte oder auch Rückschritte feststellen. Das nehmen wir sehr ernst. Es geht nicht darum, die Leute unnötig zu kontrollieren, sondern ihnen – und auch uns – zu helfen. Grund, weshalb wir dort ein Projekt unterstützen. Viele Spender, darunter nationale Hilfswerke und staatliche Agenturen, mussten sich aufgrund politischer Restriktionen aus Simbabwe zurückziehen. Manchmal bietet sich Familienstiftungen oder privaten Spen dern die Chance, in die Bresche zu springen. Unser Projekt liegt zudem weit von der Hauptstadt Harare entfernt und kein politischer Akteur ist gegen Projekte für elementare Schul bildung. Sie haben auch ein Projekt in Simbabwe. Welches sind Ihre Ziele und Visionen Ist es angesichts der politischen für Ihre Stiftung in den nächsten fünf Probleme in diesem land nicht schwierig, Jahren? dort präsent zu sein? In den nächsten fünf oder zehn Jahren kann sich vieles ändern. Da ich noch nicht weiss, wann ich meine sportliche Karriere beenden werde – und ich hoffe noch lange nicht –, müssen wir vorläufig schrittweise vorgehen. Aber wir wollen in den nächsten Jahren sicher die Zahl der Projekte und die Finanzierung erhöhen, und dann sehen wir weiter. dhu Ich glaube nicht, dass man wegen der Situation auf höchster Ebene vor einem Engagement zurückschrecken sollte. Meiner Ansicht nach kann man an der Basis durch aus noch etwas bewirken. Und deshalb scheuen wir uns nicht, nach Simbabwe zu gehen. Meine Eltern waren kürzlich dort und haben mit eigenen Augen gesehen, dass man etwas tun kann. Das ist auch der 75 Credit Suisse bulletin 2/11 76 leader Jimmy Wales Anmelden / Benutzerkonto erstellen Titelbild Diskussion Jimmy Wales bulletin 2 /11 Credit Suisse Lesen Bearbeiten Versionsgeschichte Wissen für alle Suche Jimmy Wales leader 77 Credit Suisse bulletin 2 /11 78 leader Jimmy Wales Anmelden / Benutzerkonto erstellen Artikel Diskussion Lesen Bearbeiten Versionsgeschichte Suche Jimmy Wales Jimmy Wales ist Mitbegründer und Förderer von Wikipedia. Er bearbeitet Wikipedia regelmässig unter dem Pseudonym Jimbo Wales. Wales, der einen MasterAbschluss in Finanzwissenschaften besitzt, war zunächst in Chicago als InvestmentBanker im Futures und Optionenhandel tätig, bevor er im Jahr 2000 die OpenContentEnzyklopädie Nupedia gründete. Dieses Projekt basierte auf einem umfassenden PeerReviewProzess und akademischen Experten, die sämtliche Einträge vor der Veröffentlichung prüften. Aufgrund des mühseligen Einreichungsverfahrens stieg die Zahl der Einträge jedoch nur langsam, und nach drei Jahren musste Nupedia geschlossen werden. 2001 starteten Jimmy Wales und Larry Sanger ein konkurrierendes Projekt um eine OnlineEnzyklopädie auf der Basis des WikiModells – ein Modell, das den Redaktoren erlaubt, gleichzeitig und schrittweise Beiträge zu bearbeiten. Dies war der Beginn von Wikipedia. titel Jimmy Wales, 2010. [Bearbeiten] Freier Zugang für alle zum Wissen dieser Welt lead Jimmy Wales, 2010, arbeitet, um aktiv zu bleiben und Spass zu haben, selbst als «Jimbo Wales» an einigen Biografien auf Wikipedia. [Bearbeiten] Der traum von Jimmy Wales, allen menschen Zugang zu einer kostenlosen OnlineEnzyklopädie in ihrer eigenen Sprache zu bieten, wird langsam, aber sicher Wirklichkeit. Vor zehn Jahren gegründet, existiert Wikipedia heute in 280 Sprachen mit insgesamt mehr als 18 millionen online verfügbaren Artikeln. [Bearbeiten] bulletin: Haben Sie in Ihren kühnsten träumen je mit dem überwältigenden Erfolg von Wikipedia gerechnet ? Jimmy Wales: Ich war immer Optimist, was die Möglich keiten von Wikipedia angeht. Als ich einmal auf einer Liste der 100 Top Websites nachschaute, fand ich um Platz 50 eine Enzyklopädie. Ich dachte mir, wenn wir gute Arbeit leisten, könnten wir es unter die ersten 100 schaffen. Heute ist sie die am fünftmeisten angezeigte Website der Welt. Wie hat Wikipedia die Welt verändert ? Sie hat die Welt in vielerlei Hinsicht verändert. In den wohlhabenden Industrieländern werden wir heute mit zu vielen Informationen konfrontiert. Wikipedia bietet einen schnellen Zugang zu grundlegenden und allgemein verständlichen Informationen. In den Entwicklungsländern verschafft sie Menschen, die online gehen, Zugang zu Wissen, das ihnen bisher nie zugänglich war. Oft ist es sogar das erste Mal, dass Wissen in ihrer eigenen Sprache verfügbar ist. Beispielsweise existierte noch nie eine brauchbare Enzyklopädie auf Suaheli. Wikipedia bulletin 2 /11 Credit Suisse Suaheli hat heute über 20 000 Einträge. Vor Kurzem be suchte ich ein Elendsviertel in der Dominikanischen Repu blik, wo es bis vor drei Jahren keinen Strom gab. Seither wurden in dem Gebiet Computerräume eingerichtet, und die Kinder surfen jetzt mittels Google, Youtube, Wikipedia usw. im Internet. Diesen Kindern, die vor dem Internet zugang nur ihre engere Umgebung kannten, hat sich die Welt im wahrsten Sinne aufgetan. Welches sind die grössten Stärken von Wikipedia? Ihre Neutralität. Wikipedia versucht, so unvoreinge nommen wie möglich zu sein. Eine weitere Stärke liegt in der Geschwindigkeit der Aktualisierungen. Nahezu jede neue Information wird bei Wikipedia rasch integriert. Nehmen Sie zum Beispiel eine Präsidentschaftswahl. Wenn Sie wissen möchten, wer gewonnen hat, können Sie dies auf Wikipedia nachschauen. Die Informationen werden innert Stunden oder Tagen aktualisiert. Und die Schwächen? Es handelt sich um ein offenes, öffentliches Projekt, einen stetigen Arbeitsprozess, der sich weiterentwickelt Fotos: Marc Wetli | Mathias Hofstetter | Wikipedia Interview: Dorothee Enskog Jimmy Wales leader 79 Anmelden / Benutzerkonto erstellen Artikel Diskussion und verändert. Dabei können Fehler auftreten. Diese werden in der Regel ziemlich schnell behoben. Das ist Teil des Prozesses. Wikipedia bezahlt keinen einzigen mitarbeitenden für Schreibarbeit oder Redaktion. Was motiviert die menschen, bei Wikipedia mitzuwirken? Wahrscheinlich gibt es dafür zwei Hauptgründe: Erstens sind wir ein wohltätiges, humanitäres Projekt, das kostenlos Wissen für alle anbietet. Das inspiriert die Leute; es ist eine Sache, für die sich der Einsatz lohnt. Zweitens macht es Spass. Den Leuten gefällt der Prozess, Wikipedia zu verfassen und zu bearbeiten. Wenn sie es als Arbeit betrachteten, würden sie es nicht tun. Das Projekt ist attraktiv, weil die Mitwirkenden virtuell andere interessante Menschen «kennenlernen» können. Wir versuchen auch, Konflikte zu vermeiden, und fördern ein kooperatives und nicht kompetitives Umfeld. Wie sieht das typische Profil Ihrer Mitwirkenden aus? Es ist eine ziemlich breite Mischung. Das Durchschnittsalter unserer Mitwirkenden liegt bei 26 Jahren – immer noch viel höher als bei den Nutzern anderer Websites. Der Anteil der Promovierten ist doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölke rung. Es ist also eine ziemlich gebildete Gruppe. Vor Kurzem traf ich in New York eine Frau, die als «Shell Lady» bekannt ist. Eine pensionierte Biologieprofessorin, deren Fachgebiet Schneckenhäuser und Weichtiere sind. Sie hat auf diesem Gebiet wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. Heute bearbeitet sie viele Beiträge auf Wikipedia zu diesem Spezial thema und arbeitet eng mit Studierenden und anderen Inte ressierten zusammen. «Wiki» ist das hawaiische Wort für «schnell». Wie lange dauert es eigentlich, bis ein eingereichter Beitrag erscheint ? Das geschieht augenblicklich. Die Beiträge werden mit wenigen Ausnahmen – wenn es sich zum Beispiel um Beiträge von neuen Mitgliedern oder zu riskanten Themen handelt – sofort aufge schaltet. Das deutschsprachige Wikipedia stellt die Ausnahme von dieser Regel dar. Hier wird jeder Beitrag geprüft, bevor er aufgeschaltet wird. müssen Sie oft mitwirkende wegen der Übermittlung falscher oder verzerrter Informationen sperren? Wir erteilen jeden Tag vielen Leuten ein Bearbeitungsverbot. Manch einer kann es einfach nicht glauben, dass er auf Wikipedia frei bearbeiten darf, und schaltet deshalb zu Test zwecken Unsinn auf. Diese Leute werden zunächst verwarnt und dann für 24 Stunden oder länger gesperrt, wenn sie weiteren Nonsens liefern. Wie schützt sich Wikipedia vor Verleumdungsklagen? Hat es schon welche gegeben? Es bestehen sehr strenge Regeln, insbesondere bezüglich Biografien. Für einen negativen Eintrag in einer Biografie muss eine verlässliche Quelle vorliegen. Wenn verleumderische Tiraden gepostet werden, reagiert die Gemeinschaft umgehend – der sicherste Weg, sich ein Bearbeitungsverbot einzuhandeln. Solche Einträge werden ziemlich schnell gelöscht. Es gab einige Ver leumdungsklagen, die sich jedoch nicht gegen den Internetdienst anbieter Wikipedia per se richteten, sondern gegen einzelne Mitwirkende. Lesen Bearbeiten Versionsgeschichte Suche Auf der englischen Wikipedia schlüpfen Sie manchmal in die Rolle des Schiedsrichters. Können Sie uns ein aktuelles Beispiel nennen? Vor Kurzem testeten wir neue Softwarefunktionen. Es kam zu langen Diskussionen, wie das Projekt durchgeführt werden sollte. Dabei musste ich den Rahmen festlegen, um Unklarheiten zu vermeiden. Ihr eigener WikipediaEintrag ist ziemlich lang. Haben Sie teile davon verfasst ? Es verstösst nicht gegen die Regeln, die eigene Biografie zu bearbeiten. Aber bei meiner eigenen habe ich dies nicht getan. Dafür bearbeite ich auf Wikipedia täglich Themen, die mich interessieren. Kontroverse Bereiche versuche ich zu meiden, arbeite aber unter dem Pseudonym Jimbo Wales an einigen Biografien, um aktiv zu bleiben und Spass zu haben. Können Sie uns einige kontroverse themen nennen? Es handelt sich um kontroverse Grossthemen: der IsraelPaläs tinaKonflikt, der Klimawandel oder George W. Bush. Diese Themen lösen innerhalb der Gemeinschaft im Allgemeinen keine grösseren Kontroversen aus, da die Nutzer wissen, was unsere Philosophie ist. Es ist eher ein Problem für Aussenstehende. Quote [Bearbeiten] «Wenn verleumderische Tiraden gepostet werden, reagiert die Gemeinschaft umgehend.» Interview (Forts.) [Bearbeiten] gibt es innerhalb der aktiven gemeinschaft wirklich keine kontroversen themen? Manchmal werden unklare redaktionelle Fragen innerhalb der WikipediaGemeinschaft kontrovers diskutiert. Wie umfas send soll Wikipedia sein? Wann ist etwas bedeutend genug, um berücksichtigt zu werden? Fragen wie diese werden meistens mit dem Verweis auf zuverlässige Drittressourcen geklärt. Aber am Rande wird es schwierig zu sagen, ob ein Eintrag gerecht fertigt ist oder nicht. Das ist oft eine Frage der menschlichen Würde. Es kann 20 Zeitungsartikel zu einer Person geben, auch wenn diese nur für ein dummes Verbrechen bekannt ist, das einen Tag lang das Interesse der Medien weckte. Das ist wahr scheinlich keinen Enzyklopädie Eintrag wert. Wir debattieren ständig darüber, wo die Grenzen zu ziehen sind. Welches sind die aktuellen WikipediaRegeln in Bezug auf Einträge über lebende Personen? Unsere Biografie Regeln sind die strengsten. Jede negative Aussage in einer Biografie muss durch eine Quelle gesichert sein. Wer sich ohne Quellenangabe negativ über eine lebende Person äussert, kann gesperrt werden. Anders liegt der Fall, wenn > Credit Suisse bulletin 2 /11 80 leader Jimmy Wales Anmelden / Benutzerkonto erstellen Artikel Diskussion Lesen Bearbeiten Versionsgeschichte man über einen Politiker aus dem 12 . Jahrhundert schreibt. Auch hier sollte eine Quelle vorliegen, aber sie hat nicht dieselbe Bedeutung. Welches sind die Kriterien, um in Ihre Enzyklopädie aufgenommen zu werden? Es gibt sehr detaillierte Bedeutungsrichtlinien. Sie sind je nach Kategorie unterschiedlich. Für den Eintrag als Musiker reicht es zum Beispiel nicht, in einer Schul oder Garagenband zu spie len. Etwas anderes ist es, wenn die Medien darüber berichtet haben oder Auszeichnungen verliehen wurden. Warum ist Wikimedia, die Stiftung hinter Wikipedia, eine gemeinnützige Non-Profit-Organisation? Sie soll etwas ganz Spezielles sein, ein Ort der Schönheit, des Nachdenkens und des Lernens. Als Enzyklopädie, die von Freiwilligen geschrieben wird, soll der Dienst ohne Werbung finanziert werden. Suche Wikipedia wurde am 15. Januar 2001 aufgeschaltet. Ein Jahrzehnt später existiert sie in 280 Sprachen1 mit mehr als 18 Millionen Einträgen, die kostenlos im Web verfügbar sind. 2 Die englischsprachige Wikipedia ist mit mehr als 3,6 Millionen Einträgen3 die mit Abstand grösste Enzyklopädie, gefolgt von der deutschen Version mit 1,2 Millionen Einträgen4 und der französischen Version mit 1,1 Millionen Einträgen5. Selbst Afar, das am Horn von Afrika (Äthiopien, Dschibuti und Eritrea 6 ) von weniger als 1,5 Millionen Menschen gesprochen wird, hat eine eigene Version, auch wenn nur sechs7 Artikel aufgeschaltet sind. Nach eigener Auskunft sind die Druck und OnlineAusgaben der «Encyclopædia Britannica» und des «World Book» Wikipedias grösste Konkurrenten. 8 Die neusten interessanten Fakten sind zu finden auf http://meta.wikimedia. org/wiki/Wikimedia_News#October_2010. http://meta.wikimedia.org/wiki/List_of_Wikipedias http://orvillejenkins.com/profiles/afar.html 7 http://meta.wikimedia.org/wiki/List_of_Wikipedias 8 http://meta.wikimedia.org/wiki/English_Wikipedia 1– 5 6 Wie finanziert sich Wikipedia? Wir führen jedes Jahr im November eine Spendenkampagne durch. Wir erhalten Zuwendungen aus aller Welt, aber das meiste Geld kommt aus den USA , aus Europa und Japan. Eine durch schnittliche Spende beträgt 35 US Dollar. Wir werden auch von einigen bedeutenden Gönnern und philanthropischen Stiftungen unterstützt, aber der Grossteil der Mittel stammt von kleinen Spendern. Dies hilft uns, die Integrität des Projekts zu wahren, denn wir müssen uns nicht um etwaige Ansprüche unserer Spender kümmern. Auf diese Weise bleiben wir unabhängig. Haben Sie schon einmal daran gedacht, Wikipedia zu verkaufen? Nein (lacht). Das wäre wie der Verkauf des Roten Kreuzes. Sie sind auch gründer von Wikia, das den Nutzern ermöglicht, eigene gemeinschaften zu schaffen. Im gegensatz zu Wiki überwacht. Ich halte ihre Arbeit für mutig und bewundernswert. Das inspiriert mich. In ästhetischer Hinsicht bewundere ich die Produktsensibilität von Steve Jobs. Seine Produkte sind funk tionell und schön, eine Quelle der Inspiration für die Gestaltung unserer Webseiten. Was braucht es, um eine Führungsfigur zu sein? Die Aufgabe einer Führungsfigur ist es, zu organisieren, Kon flikte zu lösen und eine gemeinsame Stossrichtung zu definieren. Dazu gehört es, Kompromisse zu finden, sämtliche Einwände ernsthaft zu prüfen und Lösungen zu suchen. Letztlich geht es darum, die Menschen als Individuen zu respektieren, ihre Ziele zu verstehen und ihnen zu helfen, diese zu erreichen. In welchen Bereichen benötigt die menschheit Ihrer Ansicht pedia ist es ein gewinnorientiertes Unternehmen, das sich durch nach weitere Fortschritte und Innovationen? Werbung finanziert. Weshalb wurde es gegründet ? Sind die Es gibt eine bestimmte wissenschaftliche Betrachtungsweise der Welt, die ungemein nützlich ist. Dieser Standpunkt wird jedoch nicht in allen Teilen der Welt akzeptiert. Das ist problematisch. Viele Gewalt und Terrorakte, die sich auf der ganzen Welt ereig nen, sind vollkommen sinnlos und haben ihre Ursache in lösbaren Problemen. Die ultimative langfristige Lösung für den Frieden liegt in der Schaffung von Chancen, um den Menschen Wohlstand und Bildung zu ermöglichen. Wer keine Aussicht auf Fortschritt und Wohlstand hat, lässt sich leicht dazu verleiten, schlimme Dinge zu tun. In diesem Bereich gibt es keine einfache technische oder soziale Lösung, aber sicherlich ist er reif für weitere Innova tionen, welche die Gesellschaft so verändern, dass die Menschen nach Wohlstand streben können. beiden nicht potenzielle Konkurrenten? Uns geht es keineswegs um eine Konkurrenzierung von Wiki pedia, sondern um eine Ergänzung dazu. Wikipedia ist eine Enzyklopädie, die nicht eine ganze Bibliothek füllt. Wikia ergänzt sie mit anderen Themen, an denen die Leute arbeiten möchten. Wikipedia ist neutral, während Wikia politisch engagierte Seiten, Gemeinschaften zu Videospielen und vertieftes Wissen zu allen möglichen Themen bietet. Dazu gehört zum Beispiel «Lostpedia» über die Fernsehserie «Lost » mit rund 7000 Artikeln. Im Ge gensatz zu Wikipedia enthält Wikia auch Vermutungen, da keine Quellenangaben erforderlich sind. Es ist stärker erweiterbar. Haben Sie jemals bedauert, «mr. Wikipedia» geworden zu sein? Nein. Es ist ein gutes Gefühl, Einfluss zu haben. Betrachten Sie sich als Vorbild oder Führungsfigur ? Ich denke nicht in diesen Kategorien. Ich sehe mich weniger als Architekten denn als Zimmermann, als jemanden, der gern etwas baut. Haben Sie Vorbilder ? Mich inspirieren viele Menschen, beispielsweise die Leute, die Wikipedia Farsi im Iran bearbeiten. Sie gehen enorme Risiken ein für das, was sie schreiben, denn das Internet wird dort scharf bulletin 2 /11 Credit Suisse Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus? Ich konzentriere mich vermehrt auf die Entwicklungs und Schwellenländer sowie auf die zunehmende Wissensvermittlung in diesen Ländern. In Indien haben wir zum Beispiel bereits mehr als 20 Wikipedias in indischen Sprachen. Es ist ein häufiges Missverständnis über Indien, dass alle lese und schreibkundigen Menschen dort Englisch sprechen. Das ist mit Sicherheit nicht der Fall. Rund 95 Prozent der Einwohner, die lesen und schreiben können, verstehen kein Englisch. Diese Menschen gehen jetzt zum ersten Mal ins Internet. < Haute Couture Das neue BRABUS Veredelungsprogramm für Ihren Mercedes-Benz CLS Heckschürze und Sportauspuffanlage Schwellerverkleidung mit LED-Beleuchtung Sportkotflügel und Leichtmetallräder bis 20“ Highend Tuning und Lifestyle für Mercedes-Benz - Hochleistungsmotoren - Hochleistungsbremsanlagen - Sportfahrwerke - Leichtmetallräder Aerodynamik-Komponenten - Sportauspuffanlagen - Fine Leather Interieur - Multimedia-Ausstattungen - BRABUS by Sahli & Frei AG Industriestrasse 2 8307 Effretikon Infoline: +41 (0)52 355 30 60 Y&R GRuppe WC-Modell: Geberit AquaClean 8000plus Die schönste Art zeitgemässer Körperpflege. Mit Geberit AquaClean erleben Sie unvergleichlichen Komfort: Der warme Duschstrahl reinigt Sie schonend und wohltuend. Eine intelligente Toilette, die auch mit ihrem Design Akzente setzt. Ob einfach oder luxuriös ausgestattet – das bestimmen Sie. 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