8 Peter-Curdin Conrad Das Verhalten von1001nsassen d er

8
Berner
Herausgegeben
kriminologische
von
Untersuchungen
Prot. Dr. iur. Hans Schultz
Peter-Curdin Conrad
Das Verhalten
von1001nsassen
d er Verwahrungsanstalt
Thorberg
nachihrerEntlassung
Eine kriminologische Untersuchung
von 100 nach Art. 42 StGB
Eingewiesenen
Verlag Paul Hauot Bern und Stuttgart
8
Berner
kriminologische
Untersuchungen
Herausgegeben
Direktor des
von
Kriminalistischen Seminars
Prof. Dr. iur. Hans Schultz
der Universitãt Bern
Berner kri minologische U ntersuchu ngen
Band 8
Die Reihe wird Gelegenheit bieten zur Verôffentlichung der für die Anwendung und
Fortbildung des schweizerischen Strafrechts notwendigen Untersuchungen der tat­
sãchlichen Erscheinungsweise der Kriminalitãt in der Schweiz. lnsbesondere sind
vorgesehen die Darstellung des Verhaltens einzelner Krimineller oder bestimmter
Gruppen von Kriminellen und die Überprüfung der Wirksamkeit der Strafrechtspflege
wie der kriminalrechtlichen Sanktionen. Die Arbeiten beschrãnken sich nicht auf
die Phãnomenologie verbrecherischen Verhaltens einzelner oder bestimmter Grup­
pen, sondern sie versuchen, die Bedingtheit kriminelien Verhaltens zu ermitteln.
In der Reihe werden kriminalbiologische,
kriminalpsychologische und kriminal­
soziologische Forschungen berücksichtigt.
Die ••Berner kriminologischen Untersuchungen» dienen vor allem der Verôffent­
lichung der im Kriminalistischen Seminar der Universitãt Bern entstandenen krimi­
nologischen Arbeiten, stehen aber auch Untersuchungen aus anderen schweizeri­
schen Universitãten offen.
Die Publikationen erscheinen in zwangloser Reihenfolge in deutscher, franzõsischer
oder italienischer Sprache.
Bisher sind erschienen:
Annemarie Blaser. Rückfall und Bewãhrung straffãlliger Jugendlicher im Kanton
Luzern.
2
Markus H. Haefely. Das Verhalten von 200 lnsassen der Arbeitserziehungsanstal­
ten Uitikon a. A. und Witzwil nach ihrer Entlassung. Eine kriminologische Unter
suchung von 200 nach Art. 43 StGB Eingewiesenen.
3
Peter Bürki. Die Stellungnahme von Vermõgensdelinquenten zu ihrer strafrecht­
lichen Verurteilung.
4
6,0 Seiten, kart. Fr./DM 8.80.
Heinz Reinhardt. Die Bestrafung der Unzucht mit Kindern unter besonderer Be­
rücksichtigung des Verhaltens und der Persônlichkeit des Opfers.
96
Seiten,
kart. Fr./DM 13.80.
5
Rolf Stephani. Die Wegnahme von Waren in Selbstbedienungsgeschãften durch
6
Theo Aebersold. Die fahrlãssige Tôtung im StraBenverkehr. Eine kriminologische
Kunden. 72 Seiten, kart. Fr./DM 1 1 .80.
Untersuchung.
7
56 Seiten, kart. Fr./DM 12.80.
Erika Wick. Zur Psychologie der Reue. Beitrag zur Psychologie der Schuldüber­
windung im Ausgang von einer empirischen Untersuchung Strafgefangener.
312 Seiten, kart. Fr./DM 34.-.
8
Peter-Curdin Conrad. Das Verhalten von 100 lnsassen der Verwahrungsanstalt
Thorberg nach ihrer Entlassung. Eine kriminologische Untersuchung von 1 00
nach Art. 42 StGB Eingewiesenen. 100 Seiten, kart. Fr./DM 18.-.
SOZARCH (Zürich)
c1111nnnnnR 1 �RR42
Herausgegeben von Professor Dr . H a n s Sch u ltz
Dan k
Die vor l iegende A rbeit u m fasst u nziih l ige Daten, die von den verschiedensten ,
Ste l len zusammengetragen werden m u sste n . lch m õchte den Behõrden, A mtsstel­
len sowie den Privatpersonen recht herz l ich d a nken, die m i r bei der Samm l u ng
der Materialien in g rossem M ass beh i lflich wa ren .
Besonderen Dank sch ulde ich vor a l lem Herrn Prof. Dr. Hans Schu ltz , der m ir bei
der E rfassung der U nterlagen mit Rat u nd Tat geholfe n hat u nd meine A rbeit auf
iiusserst wertvo l l e Weise u nterstützte.
Alle Rechte vorbehalten
Copy right © 1973 by P a u l Haup t Berne
Printed in Switze rland
5
lnhaltsverzeichnis
11
Ei nleitung
l.
Problemste l l u ng . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1
11.
Aufbau u nd Da rstel l u ng d e r A rbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1 1 1 . Ziel der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3
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l . Absc h n itt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
A.
D ie rechtl ichen Vorau ssetz u ngen der Verwah rung
l.
D ie Verwahrung a l s sichernde Massnah me . . . . . . .
11.
D i e Verwah rung n ach Art. 4 2 StG B . . . . . . . . . . .
1 1 1 . D ie Verwahru ngsprax is der G e richte . . . . . : . . . . .
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15
15
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l.
11.
1 11 .
D e r V o l l z ug der Verwah ru n g . . .
D ie . Strafanstalt Thorberg . . . . .
Thorberg a l s Verwah ru ngsanstalt
D i e Verwaltu ng . . . . . . . . . . . . .
C.
l.
1 1.
D ie Art der U ntersuch u ng . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
D ie Zeitspan ne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
D ie Bewa h ru ng . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
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11. Absch n itt: D ie U ntersuc h u ng anh and der 1 00 Probanden . . . . . . . . . . . . . 27
l.
11.
Zivi lstand der P n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Alte r der P n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
111.
Ehel ichkeit u nd M i l ie u wah ren d der K i ndheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
I V . Konfess i o n der Pn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V.
M i l itard ienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V l . B erufsau sbi l d u ng der Pn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V l l . Psychopath i e der P n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V l l l . Soz iale Stab i l itat
1.
Woh nsitz nach der E ntlassu ng . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.
Wohnortswechsel i n d er Zeitspanne d e r Untersuchu ng . . . . . . . . .
IX . Soz iale Bezieh u ngen d e r P n zu Verwandten u nd Aussenstehenden . . . .
X.
Verei n statig keit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
X l . D ie K r im i na l itat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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43
43
45
47
52
53
7
A.
D ie Vorstrafen u n d d ie vorausgegangenen sichernden
Massnah men
Vorstrafen vor der ersten Verwah rung
1.
2.
Vorstrafen vor der ,letzten ' Verwah r u ng
Verwah rungsphasen
3.
Aus li:isendes De l ikt
4.
Dauer d er G ru ndstrafe
5.
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B.
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D i e D e l i ktsg ruppen
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1 1 1 . Absch nitt: D e r R ückfa l l
l.
l i.
1 11.
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Abkürzu ngen
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Begriffl iches
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1.
Der pi:inolog isch e R ückfa l l sbegriff
Der strafrechtl iche R ückfa l l sbegr iff
...
2.
D er k r i m inolog ische R ückfa l l sbeg riff
.
3.
D ie R ückfa l l igkeit der E ntl asse nen
.
U nterfragen zum R ückfa l l .
.
1.
S i nd R ückfa l l ige Spez i a l i ste n i h rer Tatart?
l st ein Abweichen von der a ngestammten
2.
D e l i nquenzrich tu ng festste l l bar?
l st der R ückfal l nach Verwahrung von
3.
bestimmten Fa ktoren abhangig?
Der R ückfa l l u nd die dazwisch en l iegenden
4.
straffreien U nterb rüche .
Das Prob lem der G efa ng n i seingl iederung
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IV.
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I V . Abschnitt: D ie Prognose
.
P roblemste l l u ng
.
l.
' 1 1.
D ie Entlassu ngsprognose u nd das R esu ltat
1 1 1.
Warum werd en d ie Verwah rten trotz u n bestimmter
Prognose be d ingt entlassen? . . ............ ......... . ........
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V. Absch n itt: Sch l u ssbemerku nge n
D i e Wirku ngsweise des a l te n A rt. 42 StG B u nd des
l.
Massnahmevoll zugs in der Strafansta lt T horberg
Warum neigen d ie Verwahrten so seh r zum R ückfa l l ?
11.
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111.
IV.
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D e r rev id ierte A rt. 42 StG B
D ie Übergangszeit nach der bed ingten E nt lassu ng
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AS
BGE
B G er
BIZ R
Gef.
JB
KantGer
KassGer
K·Stati st i k
O G er
PKG
Pn
R ICPT
RRB
RS
SJZ
StGB
ZbJV
ZStr R
Samml u ng der e idgeni:issischen G esetze (amtl iche Samml u ng )
B u ndesgerich tse ntsch e i d
B u ndesgericht
B latter für Zürcherische Rechtsprech ung
Gefangnis
Statistische Jah rbücher
Kanto nsgericht
Kassat ionsgericht
Schweizerische K r i mi na l statistik, ab 1969,
D ie Strafu rte i l e in der Schweiz
Obergericht
Die Prax i s des Kantonsgerichts G raubü nden
Proband(en)
Revue l nternationale de Cr imi nolog ie et d e Police Tec h n ique
Besch l u ss des bern ischen R eg ie ru ngsrats
Rech tsprech u ng in Strafsachen
Schwe i zerische J u r i stenze itung
Schweizerisches Strafgesetzbu�h
Zeitsch rift des bern ische n J u ristenvere i n s
Schweizerische Zeitsch r ift f ü r Strafrech t
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Literaturverzeichnis ............................................ 91
8
9
Einleitu ng
l.
Problemstel l u ng
Über das Verhalten von strafrech l ich Verurte i lten, nachdem sie aus e i ne r A nsta lt
entlassen worden sind, ist bei uns i n der Schweiz n icht viel nachgeforscht wor­
den . Wir w issen wen ig , inw ieweit sie sich w ieder i n unsere Gese l l schaft e i ng l ie­
dern konnten, ob sie sich u nserer Lebenswe ise angepasst haben oder erneut m it
dem Strafgesetz i n Konf l i kt geraten s i n d .
Steht e i n D e l i nquent vor d e n Schranken des Strafrichters, w i rd se i n Vor leben
gründl ich u ntersucht. H at er d ie auferlegte Strafe abgesesse n , entschwindet er
dem lnteresse des R ichters u nd der Strafvo l lzugsbehi:i rde im selben Augenbl ick,
i n dem das A nstaltstor h i nter se i n em R ücken wieder zuschnappt, und er d ie
ersten Schritte i n d ie w iedererlangte Freiheit wagt. - H ic l ibertas, h ic sa lta ! ­
Wie er nu n tanzt, ob er den R h yth m u s u nserer Zeit gefunden hat, darüber tappen
wir fast vôl l ig i m D u nkel n . Wir w i ssen hi:ichstens anhand der a l lzuv ielen alten
Bekannten, bei denen s ich das G efangn istor - d iesmal aber i n der anderen R ich­
tung - w ieder sch l iesst, d ass sie erneut aus dem Takt gefa l l e n s i nd und s ich i n
d e r F reiheit n icht zu rechtf i nd e n konnte n .
Jede kaufmann ische U nterneh m u ng muss von Gesetzes wegen a m Ende ih res
Geschaftsjahres aufgru nd i h rer B ücher e i n e B i lanz z iehen. D iese bringt es a n den
Tag, ob der gemachte Aufwand sich gelohnt h at. H a lt man sich i n den roten
Zah len aut, m u ss san iert werd e n , m u ss den U rsach e n des M i sserfolges auf den
G r u nd gegangen werd e n . Will man i m harten Kon kurrenzkampf weiterbesteh en,
heisst es a nders anpacke n .
Kommen w i r aber im Strafvol lzug, b e i d e m es u m M itme nsch e n geht, ganz ohne
Überprüfu ng des E rfolges aus?
Ganz so krass, w ie ich es h ier darste l l e , ist d ie Lage al lerd ings n icht.1 Wie
Schultz2 i n der F estsch rift für Oskar Adolf G ermann bemerkt, wurde d i e soeben
abgeschlossene zweite Tei l revision3 des Schweizerischen Strafgesetzbuches du rch
vere i n� elte kri m inolog ische U n tersuchu nge n vorbereitet. Haefely4 h ingegen
mei nt, es werde rev i d i e rt, obgle ich d i e W irksam keit der vom Strafgesetz vorge­
sehenen S a n kt Íonen u nd der zu ih rem Vollzug erforderlichen A nstalten u n be­
kannt sei . lm Ausland sind scho n se it la ngerer Z e it F o l low-u p Stu d i e n ü b l i c h .
D iese kri m i n ologische n E r k e n nt n i sse lassen sich jedoch n icht ohne weiteres auf
unser Land übertrage n, weil sie von anderen soz ialen Verhaltn issen u nd versch ie­
denem Strafvol lzugssystem au sgehen.
11
D i e h ier vorgelegte Arbeit w i l l e inen k l e i n e n Tei l d azu beitrage n , diese Lücke
sch l iessen zu helten.
Autbau u nd D arstel l u ng der Arbeit
11.
M e i ne Arbeit ist d as E rgebnis ei n er k rimi nolog i schen Untersuch u ng an 1 00 Ver­
wahrten der Strat- u nd Verwah rungsanstalt Thorberg u nd g l iedert sich in t ü nt
Absch n itte.
Der erste Absc h n i tt gibt e i ne k u rze Ü bersicht ü ber d ie rechtl ichen G r u nd lagen
und d e n Vollzug der Verwahru ng .
l m zweiten Absch n itt tolgt d ie D arste l l u ng der tabe llarisc h e rfassbaren E igen­
schatten der Pn. D as U ntersuch u ngsmaterial stützt s ich aut tolgende O ue l l e n :
1. R eg isterangabe n :
- B e r n i sches Stratreg i ster
- A u szüge a u s dem Schweizerischen Stratreg iste r
- l nsasse nkartothek d er Stratanstalt Thorberg
2 . l ntormat ionen, di e e i ner l nterpretation bedürfen :
- Au szüge aus den Protokollen des Bernische n R eg ieru ngsrats
- B e richte d es Schutzautsichtsamts
G eri cht su rtei le
- Psych iatri sch e G utach ten
- Füh r u ngsberi c h t e der Strafanstalt Thorberg bei der bedingten Entlassung
der P n .
- A ntwortsch ,r eiben d e r Vormünder a u f mei n e n F ragebogen
- Lebenslaute der Pn
- E ntl assungsgesuche der Pn an d e n Regierungsrat
- Korrespondenz der Pn
3. Au skü ntte u nd Betrag u ngen:
- Fragebogen a n d i e Vormü nder der Pn
- Auskünfte d e r D i rektion u nd Adju n k te d e r Strafanstalt
- Auskunft des B e r n i schen G efangn isinsp ektors
- Persi:i n l iche B efrag u ng einzelner Vormün de r der P n
Ergaben sich U nstimmigke iten i n der Verarbe itu ng des M aterials, musste ich
mich auf d ie l nformationen stützen, d ie mir am g l a u bwürd i g sten sch ienen. E be n­
fal l s . b edu rtte es i n e i n ze l nen F a l len5 gewisser A b l e itu ngen, um d i e zu u nter­
suchenden k r i m i nolog ischen M erkmale statistisch erfassen zu ki:innen. Wei l ich
persi:in l ic h samtl iches A ktenmaterial gesammelt u nd tabellarisc h erfasst habe, ist
in d iesen F a l l e n e i ne gleichgerichtete A uswertu ng gewa h rle i stet. D ie E rgebnisse
wurden i n den e i nze l ne n u ntersuchten P u n kten d i eses Absch n itts mit anderen
-
12
k lassitizierbaren E ige nschaften verg l ichen u nd daraus bestimmte Sch l u sstolge­
·ungen abge leitet. U m diese Vergle iche z u erle ichtern, habe ich die e i nz e l n e n
: i lgri:issen i n den Tabe l le n i n absoluten Werten u nd Prozentzah len angegeben.
Die Prozentangaben sind in a l l e n Tabe l l e n bis mind estens aut e i ne Ste l l e nach
dem Komma berech net word e n , vvas der U ntersu c h u ng , scho n der in e inzelnen
F a l len k l e inen absolu ten Zahlen wegen, k e inestal ls den A nstrich e i ner q u a l i t iz ier­
ten G enau igkeit geben w i l l . Soweit es mi r mi:ig lich war, habe ich d ie Resu ltate
mit entsprechenden A ngaben aus ziti erten Arbeiten verg l ichen.
Die R ückta l l igkeit u nd d ie F rage der . ,p ri sonization" (Gefa ng n i se i ng l iederung)
wird im d ritten Absch n itt behandelt.
Der vierte Absch n itt eri:i rtert d as Problem der p rog nostischen Beurte i l u ng bei der
E i nweisu ng, Rückversetzu ng u nd be i der bed i ngten E ntlassu ng.
1 1 1.
Ziel der Arbeit
D i e vorl iegende Arbeit so l l im letzten Absch n itt ein B i l d über die E nd e der
tünfziger Jahre aus der Strafanstalt Tho rberg bed i ngt entlassenen Verwah rten
gebe n . Sie so l l die W i r k u ngswei se des Art. 4 2 StG B u nd den Stratvo l l z ug d ieser
Ansta lt zeigen u nd als G ru ndlage d ienen, u m mit den gle ichen M aterial ien
Schlüsse auf die 197 1 revi d ie rt e Verwah ru ngsmassnahme z iehen zu ki:innen.
13
l.
A.
Abschnitt
Die rechtlichen Voraussetzungen der Verwahrung
l m ersten Teil d ieses Absc h n itts w i l l ich k u rz aut die gesetz l iche R ege l u ng der
Verwah r u ng im Schweizerischen Strafrecht e i ngehen und e inen Überb l ick ü ber
die E i nweisu ng sprax i s der G er i ch te geben.
l ch darf vorau ssch ick e n , d ass sich m e i ne U ntersuch u ng aut Pn stützt, d ie Ende
der füntz iger Jahre a u s der Verwah r u ng bed i ngt entlassen wurde n . Sie s i nd dem­
zufolge i n d en Jahren 1 950 bis 1 9 57 verwahrt od er rückversetzt word e n . D i e
zeh nja h rige Zeitsp a n ne der U ntersuchu ng erstreckt sich b i s i n s Jah r 1 970, sodass
weder E i nweisu ng noch eventu e l ler Rücktal l u nd R ückve rsetzu ng von der zwei­
ten Te i l revision u nseres Strafgesetzes betroffen w u rde n .
l.
D i e Verwah rung a l s s ichernde Massnah me
l m Schweizerische n Strafgesetzbuch , das a m 1. Jan uar 1942 in Kraft getreten ist,
hat d i e Pion ierarbe it von Stoss6 aut dem Gebiet des Massnah merechts ih ren
N iedersch l ag in den s ichernden M assnahmen der A rt. 42 bis 45 StGB gefunde n .
G r u nd lage z u r A u ssp rech u ng e i ne r s ich ernden M assnahme ist nicht n u r die
sch u ldhafte H a nd l u ng des Taters, sondern ebenso massgebend ist sein i nd iv iduel­
ler Zustand u nd i n sbeso ndere sei ne G etah r l ich keit. 7
Hat s ich eine f rü here Strate a l s u nw ir k sam erwiesen oder k a n n aus anderen
G ründen damit gerech net werd e n , der Tater d e l i n q u iere erneut, oh ne dass e i ne
seiner Tatschuld entsprech ende Strafe genüge, um ih n von weiteren strafbaren
H a nd l u ngen abzu halten, so kan n d er R ichter anste l l e oder ne ben d er Strate
besondere Massnahmen verhangen 8 , wenn e i n besonderer Zustand der Soz ialge­
fah r l ichkeit vorl iegt. Aufgabe der M assnah m e soll se in: .,einerse its R esoz i a l i sie- ·
rung des Taters und a ndere rseits Sicheru ng der me nsch lichen G ese l l schaft". 9 Sie
r ichtet sich dementsp rechend geg e n die G e se l l sch aftsscha d l ich keit des Taters u nd
berücksichtigt dessen Behand l u ng sbedürftigke it.
Aus k r im i nalpol it isch en E rwag u ngen hat das StG B den D ua l i sm u s von Strate u nd
Massnahme abgeschwacht u nd folgt bei d e n s ichernden M assnahmen dem v i ka r ie­
renden System . D as G esetz e rmach tigt d emzufolge vie ltach den R ichter, nach
dem Vol l zug der Massnahme, d i e Strafe ganz oder teilwe ise zu er lasse n . Der
G ewohnheitsverbrecher w i rd nach Art. 4 2 StG B bestraft u nd z u r Verwa h ru ng
15
veru rte i lt. D ie Verwa,hrung tritt h ier sog ar anste l l e der ausgesprochenen F rei­
heitsstrafe. Somit liegt hier , . D u alism u s i m Strafu rte il, im V o l l z ug aber M o n is­
mus vor".10
11.
den, ob d i e Strafe oder d ie Verwahru ng z u v o l l ziehen se i . l st bere its Strafve,· ­
jahrung e i ngetrete n , so ist d ie Verwahru ng nicht mehr zu v o l l z iehen .
D i e Verwahrung nach Art. 4 2 StG B
D i e Verwah ru ng der h ier u ntersuchten Perso nen wurde aut G ru nd von Art . 42
StG B in d er F assu ng, d i e bis E nde Ju ni 1 97 1 galt, a usgesp roche n . Sie lautet:
1 . Wer wegen Verbrech en oder Vergehen schon zahlre iche F reihe itsstraten ver­
büsst h at, e i nen H ang zu Verbrechen oder V ergehen, z u r L i ederl ich keit oder
A rbeitsscheu beku ndet u nd wieder ein m i t F re i h e itsstrate bedrohtes Ver­
brechen o de r Vergehen verü bt, kan n vom R ichte r aut bestimmte Zeit verwahrt
werden . D ie Verwahrung tritt i n diesem F a l l e a n die Ste l l e der ausgesproche­
nen F reiheitsstrate . l st der Verurte ilte A usla nder, so k a n n der R ichter an
Ste l l e der Verwahrung aut Landesverwe i s u ng erke n n e n , d ie nach Verbü ssu ng
der F reihe itsstrate zu voll ziehen ist.
2. D ie Vervva hrung w ird in e i ner A nstalt oder Anstaltsabte i l u ng vollzogen , d ie
aussch l iessl i eh d iesem Zwecke d i e nt.
D ie Verwahrten tragen besond ere A nstaltskle id u ng u n d erhalten A nstaltskost .
D er E m ptang von Besuchen u nd d e r B ri efverkehr d e r Verwahrten sind n u r
u n te r Kontro l l e gestattet.
3. D er Verwahrte w ird zu der Arbeit, d ie i h m zugewiesen w ird , angehalten.
4. D er Verwahrte wird wahrend der Zeit der N achtru he i n der R egel in E i nzel­
h att gehalte n .
5. D er Verwahrte ble ibt m i ndesten s drei Jahre u nd, we n n d i e Stratzeit langer
d au ert, m i ndesten s bis zu i h rem Ablaut in Verwahru ng. N ach d ieser Zeit k a n n
i h n d ie z u sta nd ige Behôrde nach Anhôru ng d e r Beamten der A nstalt f ü r d re i
Jahre bed i ngt entlassen, w e n n sie a n n immt, d i e Verwahru ng sei n icht mehr
notwend i g .
6. D ie z u sta nd ige Behorde ste llt d e n bed i ng t E ntlassenen u nter Sch u tzautsicht.
Sie ka n n ihm bestimmte Weisu ngen ertei l e n (Art. 38, Z iff. 3 ) . Begeht er b i n­
nen drei Jahren neuerd i ng s e i ne strafbare H an d l u ng , oder h andelt er trotz
form l icher M ah n u ng der Schutzautsich tsbehorde d e n erte ilten We i su ngen zu­
w id er, so ka n n ihn d ie z u stan d ige B ehorde neuerd ings vervvahreri. D ie Dauer
der neuen Verwah rung betragt i n der R ege l m ind estens tünt Jahre .
B ewahrt s i c h d e r bed ingt E nt l assene wahrend d re i Jahre n , s o i s t e r endgü ltig
e nt l asse n .
7. Sind seit der Verurteilung mehr als zehn Jahre verflossen, ohne dass die Ver
wahru ng vol lzogen werden kon nte, so h at d ie z u sta nd ige Behorde zu entschei-
16
1 . W i e d i e Strafe ist auch d ie Verwahrung nach Art. 4 2 Ziff. 1 StG B De l i ksfolge
u nd w ird vom Strafrichter ausgesprochen .11 S ie setzt ein m it e i ner F re i he its­
strate bedrohtes Verbrechen oder Vergehen vora us. Dass sie e i n Versch u lden
verlangt, grenzt s i e von der Versorg u ng Z u rech nu ngsu ntah iger1 2 ab. S i e will vor
a l l em sichern; dadurch u nterscheidet sie sich von den Massnahmen gegenüber
Arbeitsscheuen13 Tru n k süchtigen14 und R a u schgiftkra n k e n .15
Sie ist e i ne vorwiegend e l i m i n ierende M assnahme. Das G esetz w i l l sie als u ltima
rat io" angeordnet w isse n .1 6 Som i t kommt sie auch i n nerh a l b der si
rnden
ct��
Massnahmen am Sch l uss z u Zuge, denn das G esetz rii umt den oben erwah nten
resozi a l i s i ere nden Massnah men den Vorrang e i n . 1 7
2 . W i e das M arg i nale lehrt, richtet s ich d ie Verwahru ng gegen G ewohn heitsver­
brecher. Der Veru rte i lte m u ss e i nerseits ,.ei nen H a ng zum Verbrechen u nd Ver­
gehen"18 bek u nd e n , a ndererseits erwiih nt das G esetz a l s g l eichwertige Voraus­
setzu ng d ie .. L iederl ich keit u nd Arbe itssch eu" .1 9 Letzteres fa l l t aber nur i n
Betracht, wenn e s nach gegebenem Verh a l t n is a l s gee ignet ersch e i nt , d e n Tater
dadurch zum Verbrechen zu führe n .20 D ie beiden Vorau ssetz u ngen kônnen
alternativ i n Ersch e i n u ng treten . D as e ine genügt. 21 Di e A l ternativa e ntspricht
dem S i n n des G esetzes, ka n n doch e i n u nverbesserl icher G ewohnheitsverbrecher
schon u nzah l ig e F re i h e i tsstrafen verbüsst h aben u nd trotzdem arbeitsam u nd
t le i ssig se i n .
3 . U nter welchen Voraussetzu ngen d e r Stratrichter d ie Verwahru ng zu vertügen
hat, richtet sich nach i h rem Zwec k . S ie sol l praventiv wirken, a l s M ittel gegen
künftige De:i kte. Obwoh l d as G esetz der R echtssicherh e it wegen a n e i n bereits
ertolgtes Del ikt a n k nüpft, ist d ie M assnah m e in d ie Z u k u nft gerichtet u nd so l l
n icht verd iente Bestratung e i nes U n rechts sei n . 22 .. D ie Verwahrung sol l n icht
vergelten , sie sol l s ichern ". 2 3
D ieser Zweck der M assnah me bestimmt dementsprechend auch d i e D auer der­
selbe n . Sie richtet sich n icht nach der Schu ld , sondern wird aut u nbestimmte
Zeit ausgesproche n . D ie S i ch eru ngs- u nd Behand l u ngsbedürft igk e it ist ihr zeit­
l icher M asssta b , dere n F ortf a l l e n a l l e i n d a s E nd e der Massnahme bestim mt . Aus
S icherungs- und R esoz i a l i s ieru ngsgrü nden versteht sich d ie durch das G esetz be­
sti m mte M i ndestd au er von d re i Jahre n . 24 Theoretisch k a n n sie IE:bensla ng l ich
dauern . l st die im G ru nd u rte i l ausgesprochene Stratzeit l anger als dre i Jahre ,
kan n der Verwah rte frühestens mit Ablauf dieser Zeit bed ingt entlassen wer­
den. 2s
17
4. D i e M assna h m e wird gegen Gewoh n heitsverbrecher ausgesproche n . Dem­
entsprechend verl a ngt d as Gesetz einen Bewe is d ieser Vorau ssetz u ng . E s be­
sch re i bt u nd erschwert sie, indem der Veru rteilte . . wegen. Verbrechen u nd Ver­
geh en sch on zah l reiche F re i he itsstrafen" verbüsst h aben m u ss.26 A l l e i n bei Über­
tretu ngen fa l i t di e Verwahrung ni eh t in Betracht . 27
1 11.
D i e Verwah ru ngsp rax is der Gerichte
1 . D ie Voraussetzu ngen, d ie der Straf richter für se ine Prog nose28 bei der Aus­
sprech u ng der Verwah ru ng zu würdigen h at, lassen sich auf G ru n d des oben ( li)
G esagten unter folgende drei G esichtsp u n k te z u samme nfassen:
- D ie Schwere der v�rbüssten Vo rstrafe n, d ie z u r Verwah rung A n lass gebe n .
- D ie Anzah l der Vo rstrafen m i t i h rer zeitl ichen F o lge.
- Die darau s resu l tierende k r i m i n e l l e Vera n l ag u ng des Taters.
Das Gesetz lasst dem R i chter in der Beurte i l u ng d ieser E rfordern isse e i ne n wei­
ten S p i e l raum offen. Die E rm essensbefu g nis füh rt u nverme i d l ich zu erhebl ichen
U ntersch ieden i n der E i nweisu ngspra x i s der G erichte.
a. D i e zweite Strafkamm er des O bergericht s Z ürich 29 verlangte i m Jah r 1 950
e i ne verbüsste Zuchthau sstrafe a l s Voraussetz u ng einer spateren Verwah rung.
Dam it wurde e i ne neue, vom Gesetz n icht vorgeseh ene B e d i n g u ng geschaffen ,
i ne
d ie n icht geb i l l igt werden kan n . V ier Jah re spater anderte das G ericht se
Pra x i s30
ng
D emgegenü ber hat das Kassation sgericht in Genf nie weder d ie Verbüssu
3
1
tzt.
vorausgese
ei ner Zuchth au ssfrafe noch d i e Begeh u ng schwerer D e l i kte
deren zeitl iche
b. Das G esetz sagt n ichts über d ie Anzah l der Vorstraf en u nd
echu ng
echtsspr
R
ie
d
ür
F
F o lge aus. E s sp richt nu r vo n zah l reichen Vorstraf en.
im­
icht
n
genügen
r
ie
v
reich,
l
zah
t
h
sind: d re i verbüsste Vorstraf en noch n ic
2
mer. 3
n icht
Es l iegt im E rm essen des R ich ters, ob d ie Zah l der verbüsste n Strafenigt.
rechtfert
ng
ru
h
Verwa
e
n
ei
Strafen
n u r verha ngte oder au sgesp rochene
z u beurte i l e n erlaube n , o b anzu­
e. D i ese Feststel l u ngen so l len d em R ichter
N eigung zu strafbare m Ver­
ntensive
i
so
ne
i
e
besitze
nehmen sei, der Tater
los
bt . . . E r würdigt d abei c1ie
i
e
l
b
wirkungs
Strafe
neue
ne
halten, dass e i
der D e l i kte sowie i h re
bstiinde
A
ichen
l
zeit
ie
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reiheitsstr
F
der
Schwere
Taters".3 3
des
keit
h
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araus"
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folgert
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u nd dadu rch einen
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ü
nkte
esichtspu
G
ieser
d
en
n
i
e
n
n
a
k
ericht
G
Das
34
m üssen di ese
andern ebenso bedeutend en vernach lassige n . N a eh Moosbrugger
ausgle ichen
g
gegenseiti
sich
Elemente gesamth aft betrachtet werden, weil sie
Tiiters. Zur
des
ld
i
B
richtiges
n
i
e
sich
oder k u m u l ieren k i:i n nen; erst dann ergebe
..
18
richtigen Würd igu ng d ie ser G esichtspu nkte m u ss der Strafrichter i n Wissensge­
b iete vorstossen d i e sich a l l e i n mit j u ristische n Kenntn issen n icht bewa ltigen
lasse n . D eshalb sdl lten Fach ma n ne r herbe igezogen werden, d ie ihm m it G ut­
achten den richtigen Weg verweisen ki:in nen 3 5
D iese H i lfe entb i ndet d e n R ichter n icht von der Aufgabe, s ich eigene krim i no lo­
gische u nd soz iolog ische K en ntn isse zu verschaffen , wenn er n icht darauf ange­
wiesen se i n wi ll, dem e i ngeholten G utachten b l i nd l i ngs folgen zu müssen, oder
ihm gar keine B edeutu ng zuzumesse n .36
2. Gesamtschweizerisch gesehen, lasst s ich in der Zeitsp anne meiner U nter­
suchu ng ein bedeu te nder R ückgang der E in we isu ngen nach A rt. 42 StG B fest­
ste l l e n .37
Jahr
V e r u rte i l u ngen •
1 95 2
Art . 42 StG B
1 8760
1 954
1 50
1 9 578
1 956
1 16
20 1 22
1 04
1 958
2 1 068
1 960
1 19
22003
1 962
1 20
2 2 7 79
1 964
86
1 9763
89
1 966
1 92 54
1 968
75
1 9374
1 969
88
20000
64
*
A l l e Verurte i l u ngen,nach StG B , Verbrechen , Vergehen u n d Übertre t u n g e n , letztere n u r
wenn Haft oder B u sse über 5 0 . - Fran k e n .
Seit 1 96 1 ü b e r 1 00 .- F r a n k e n , AS 1 960, S . 1 3 70
Welche F aktoren h ie r m itsp ielen mi:ige n - se ien es d ie strengeren Vorau ssetz u n­
gen, d ie das Gericht für e i ne Verwah rung verlangt, sei es d ie Veriinderu ng der
Konju nktu rlage- darüber bin ich n ich t in d e r Lage, H in weise geben zu ki:i nnen.
l ch darf n u r darauf aufmerksam m achen, dass sich d ie K r i m i n a l itiit i n der g lei­
chen Zeitspanne in d e n A ltersk lassen der Del i nq uente n verschoben hat. B e i
e i nem l ndex38 v o n 1 00 im Jahr 1 959 h a b e n s ich im folgenden Jah rzehnt d i e
Krim inal itiitsz iffer n d e r A ltersk lassen, b e i d e n e n e ine Verwah;ung i n F rage
kom mt, niim lich d ie m eh r a l s 25ja h r igen, auf 65 bis 70 gese n kt ; in derse l be n Zeit
aber ist d ie Kri m i n a l itiit der 1 4 bis 1 7jiih rigen auf 1 20 bis 1 25 gest iege n . D iese
stat istisch belegte Festste l l u ng m ag , weil die Gesamtk rim i n a litat u ngefii h r g le ich
gebl ieben ist, e i ne te i l we ise E r k lii ru n g des R üc kgangs gebe n . Werren, a l s Vertreter
des Strafvollzugs, m e i nt: ..die Zahl d e r Verwahrten nach Art. 4 2 StG B ist erneut
zurückgegangen, was zweifellos auf die laufenden Verha ndlungen im Parlament
über d ie Revision des Strafgesetzbuches z u rü c kz uführen ist".39
19
Leichter lasst s ich d ie u ntersch ied l iche E i nweisu ngsprax is i n den versch iedenen
Kantonen erklaren .40 H ier dürften sich nicht nur u ng leiche K e n nt n i sse u nd
B.
Der Vollzug der Verwahrung
überlegu nge n in j u r i stischer, k r i m i nolog i scher u nd soz iolog ischer H insicht aus­
wirken, denn nach dem Art. 4 des Kon kordats über d ie Kosten des Strafvo l l ­
zuges m u ss der U rte i lskanton d ie Koste n d e r a u sgesproch enen M assnahme tra­
gen. E s ist n ich t ausgesch losse n, d ass auch f i n a n z i e l l e u nd praktische E rwag u ngen
e i ne n icht zu u n terschatzende R o l le sp ielen.
i.
Di e Strafanstal t T h o rberg
Die Straf- u nd Verwah ru ngsanstalt Thorberg l iegt aut e i nem H ügel in der Nahe
der O rtschaft Krauchth a l . Von Bern aus erreicht man sie im Wagen in ei ner
Viertelstu nde.
1 . l m La u f d e r Jahrhu nderte hat d i e ser Gebaudekomplex versch iedenen Herrn
gedient. Aus dem F eudalsitz der R itterfam i l i e zu T horberg ( erste Daten aus dem
Jah r 1 1 7 6 ) , die als Lehensh erren im D ienst der Za h r i nger u nd H a bsbu rger stan­
den, w urde Thorberg im J ah r 1 397 d u rc h e inen Stiftu ngsbrief z u r .,K arthause
der h e i l igen Pau l a zu T h orberg". N ach der R eformat ion wa r das Sch loss bis i ns
Jah r 1 805 Sitz einer bernisch en La ndvogtei. Das Neue Bern brauch te es in der
F olge als Pfru ndhaus und Zwangserziehu ngsa nstalt. Seit 1 854 wurden d ie ersten
Strafgefangenen i n s . , Korrentionshaus Tho rberg " eingewiese n .41
2. H eute werden a l l e zu Z uchth a u s oder G efa ng nis verurte i lten M anner e i nge­
w iesen, die sich im R ückfa l l bef i nd e n . H inzu kom men d ie z u Zuchth aus oder
Gefangnis Veru rteilten, deren Strafe in Verwahrung auf u nbestim mte Zeit umge­
wande l t w u rde.42
D i e Strafanstalt k a n n - m i t d em A ussenhof B a n n h o l z und den Wohnraumen i n
den landwirtschaftl ichen G ebauden - rund 300 lnsassen aufneh m e n . D ie Straf­
gefangenen werde n je nach A u sb i ld u ng , u nter Berüc ksichtig u ng der F l uchtgefahr,
in anstaltse igenen G ewerbebetrieben und i n der Landwi rtschaft beschattigt.
Straflinge m it geringer F lu ch tgefahr ko nnen in den freieren Au sse nhof Bannholz
verlegt werd e n . Tagsüber wird gearbeitet, i n der F reizeit k a n n der Haft l i ng lese n ,
baste l n , m usizieren o d e r s ich beru f l i c h i n gewissen F ach kurse n weiterb ilden.
Besuche u nd B riefverkehr s i nd k on tro l l i e rt. Zur E ssenszeit befi ndet sich jeder
Strafling in seiner Ze l le.43
11.
Thorberg al s Verwah ru ngsa nsta lt
Als am 1 . Januar 1 94 2 das StG B in Kraft trat, stand dem V o l lzug ke ine beson ­
dere Anstalt oder A nsta l tsabte i l u ng , w ie sie im a lten Art. 42 Z iff. 2 gefordert
wird, zur Verfügung . Es war vorauszusehen, dass sich der Verwi r k lichu ng dieser
Voraussetzu ngen e rh e b l iche Schwie r ig ke iten i n den Weg ste llen würd e n . Desh a l b
bestimmte der aufgehobene Art. 393 StGB Abs . . 1:
20
21
. , Die nach diesem G esetz erford erlich e n Ansta ltsformen sind von den Kan­
tanen innert zwanzig Jah re n nach l n k rafttreten des G esetzes d u rchzuführe n . "
A --·
D e r K a nton B e r n h a t i m J a h r 1 952 diesen Weisu ngen entsproch e n . N a c h einem
B rand in der A nsta lt Thorberg w u rd e ein geso nderter Verwah ru ngstrakt mit
getrenntem Zugang erste l lt. O bwoh l nach Art. 42 Ziff. 4 der Verwah rte wii h re nd
der Zeit der N achtru h e in der R egel in E i nzelh aft gehalten werd e n sol lte, wu rde
eine S u bventionierung d u rch d e n B u n d vom Bau von Viererz e l l e n abhii ngig ge­
macht! Wiihrend der folgend e n sechs Jahre waren die Verwah rten in d iesem
neuerste l l ten Trakt von den übrigen l nsassen getre nnt u ntergebracht. N ach An­
gaben der A nstaltsdirektion füh rte d ie K o nze ntration von . ,gle ichgearteten Men­
sch e n " zu e i nem u n h a l tbaren Zustand , so dass der .,Psychopathengang"44 im
Jahr 1 958 aufgehoben werden musste. Von da an werden sie nach d e n g leichen
Kriterien45 wie die übrigen l nsassen einqua rtiert. Sie werden z u r A rbeit ange­
·
"
-- - -G
l
H
l
Psychiater.
Seelsorger
l
Arz t
AdJunkt 1
Gewerbeme1ster
B-
'
e
AdJunkt 2
F/ � E
Hausmeister
halten (Art. 42, Ziff. 3 ) und konnen Vertrauensposten ein nehmen, die, wie bei
den übrigen l nsassen, nie z u r Ste l l ung eines Vorgesetzten füh ren darf.
Von dem M itinsassen u nterscheiden sie sich nur d u rch e i ne k l eine A nderu ng im
Gewebe der A nsta ltsk leidu ng.46
A-
11 1 .
D i e Verwaltu ng
Aut einen Jahresd urchschnitt von ca. 220 l n sassen fa l len im M itte l 7 5 A ngeste l l ­
te. Sie s i n d wie folgt e ingesetzt:
Leiter der Anstalt, lnhaber der Disziplinargewalt (letzte Disziplinarordnung vom
1 4 . 8. 70)
B -
Direktionsstellvertreter, zustandig für Gewerbe, Buchhaltung, Personal
e -
Fürsorger (seit 1 . 1 1 . 661
D-
ehef des Sicherheitsdienstes
20
Aufseher mit je einem Oberaufseher pro Trakt. Wahrend der Arbeitszeit werden
die gemischten Arbeitsgruppen den Gewerbemeistern übergeben.
E -
Zusüindig für Gebaudeunterhalt und Unterkunft
F­
ehef der Gewerbegetriebe und Landwirtschaft
G bis
1-
22
sind nur periodisch in der Anstalt
23
e.
Die Art der Untersuchung
l.
D i e Zeitsp anne
lm Laufe der zeh n ja h rigen U ntersuchu ngspe riode h aben sich von den 1 00 Pn 24
in diesem S i n n bewah rt . D iese 2 4 % d iente n in den folgenden U ntersuc h u ng e n
als Ausgangsp u n kt für Verg l e iche.
Um festz uste l l e n , ob der a u s einer Strafa n stalt Entl assene sich bewiihrt hat oder
ob er rückfa l l ig wurde, ste l l t s ich d i e F rage, nach welcher Zeit der w iedererla ng·
ten F reih eit von E rfo lg oder M isserfolg der M assnahme gesp rochen werden k a n n .
D i e Dauer d e r Beobachtu ngszeit m u ss s o gewa h lt werden, d ass d ie Wír k u ng d e r
verbüssten Strafe oder M assnahm e m it dem a l lfii l l igen n e u e n D e l i k t i n B ezie h u ng
geb racht werd e n k a n n . Sel bstverstii nd l ich kann sie erst nach der E ntlassu ng an·
gesetzt werd e n .
Z u k u r z darf sie n icht gewiih lt werden, w e i l wie M c C/intoce7 gerade bei der
bed i ngten E ntl assu ng48 nachgewiesen h at, d ie E ntlassenenfürsorge bei bestimm­
ten D e l iq uente nty pen d ie R ückfa l l igkeit h i na u ssch iebt, auf la ngere Zeit aber
n icht wesentl ich verri ngert.
Anderseits sol lte sie vernü nftigerweise nicht al lzu l a nge angesetzt werd e n . M it
R echt fragen sich Hood u nd Sparks49 ,ob e i ne Strafe oder B ewahru ngsfr ist im
A l ter von zwanzig Jahren e inen M a n n auf Lebzeiten gesetzestreu mache n so l l , so
dass man sagen ka n n , d i e Massna h m e h abe versagt, wenn er im A lter vo n fü nfz ig
Jahren erneut veru rte i l t wird ? ".
Meh rere ausliind ische F o l low-up Stu d i e n 50 haben gezeigt, dass nahezu al le E nt­
lassenen, d ie erneut m it dem Strafgesetz in Konfl i kt geraten , binnen fünf Jahren
wieder vor den Schranken des Strafrichters ste h e n . D ie schwe izerischen U nter­
such u ngen 51 kommen zu ii h n l ichen Ergeb n isse n .
Wenn ich i n mei ner Arbeit trotzdem e i ne Zeitsp a n ne v o n zeh n Jahren nach der
bed i ngten E ntl assu ng u ntersuchte, so geschah d ie s aus folgenden G ründen. D ie
Probanden sta nden noch wiih rend drei J ah ren nach der bed i ngten E ntlassu ng
u nter der Kontr o l le des Sch u tzaufsichtsamts u nd der Vormu ndschaft. E i ne
liingere U ntersu ch u ngsperiode erlaubt bestim mte G esetz miissigke iten u nd dom i­
n ierende F a ktoren im R ückfa l l h erau szu lesen . 52
1 1.
D i e B ewah r u ng
Als B ewah rte bezeich nete ich d ieje n igen Probanden, d ie nach der bedi ngten
Entlassu ng bis zum Stichtag nach zeh n J a h re n k e i n Verbreche n oder Vergehen
im S i n ne von Art. 9 StG B bega ngen habe n . 5 3 Ü be rtretu nge n sch e i n e n keine
krim i n e l l e G e s i n n u ng z u offe nbare n , kõnnen aber, wenn sie gehauft auftreten ,
a l s l nd iz ien zu asozia lem Verhalten a ngesehen werd e n . Veru rte i l u ngen nach dem
M i l ita rstrafgesetz h abe ich ebenfa l l s n icht berücksichtigt.
24
25
11.
l.
Abschnitt: Die Untersuchung anhand der 100 Probanden
Z i vilstand d er Pn
Tabelle la
ledig
Zivilstand bei der Entlassung ( 1 956-60)
III I II I I II
52 %
I I I II I I I I I
III I II I I II
II I II I I I I I
1111111111
I!
verheiratet
1111111111
12 %
li
geschieden
I IIIIIIIII
33 %
IIIIIIIIII
I I IIIIIIII
I II
verwitwet
III
1 00 Pn
Tabelle lb
ledig
3 %
1 00 %
Ziv i l stand a m Stichtag ( 1 970)
I I I II I I I II
45 %
li 1111 li l i
I I I III I I I I
I I IIIIIIII
II I II
verheiratet
III IIIIIII
20 %
I I I I I III I I
geschieden
I li III l i I I
32 %
IIIII 11I I I
l i I III I III
li
verwitwet
Ill
1 00 P n
3 %
1 00 %
27
Tabe/le le
ledig
!l i l i I
2 5 ,0 %
verhei ratet
IIIIIIIII
37,5 %
gesch ieden
l i l il i !
29,2 %
verwitwet
li
8,3 %
24 P n
Tabe/le /d
Betrachtet man den Z iv i l stand der Pn bei der E i nweisu ng, bzw. am E ntlassungs­
tag (Tab. l a ) , überrascht d er grosse Proze ntsatz an Led igen u nd G esch iedenen,
wahrend ganze 1 2 % verh e i ratet sind. E i n Verg le ich m it der gesamtschweizeri­
schen ma n n l ichen Woh n bevb l keru ng (Tab. le, K o l o nne d) erg ibt kein e i ndeutiges
B i ld, wei l dar i n samtl iche M a nf"l!:'r vom 1 9. Lebensjahr an aufgeführt sind . Das
D u rchsch n ittsa lter der 1 00 Pn betragt bei der E ntlassu ng (Tab. 11 b) 48 Jahre.
Die kantonal-bern ischen Stat isti ken der Vol kszah l u ng 1 960, die Altersgruppen
u ntersche iden, lasst e i n e n besseren Verg l e ich z u , zumal die meisten P n B erner
sind oder aus dem M itte l land kommen. Verg l e icht man den Z i v i l stand am E nt las­
su ngstag (Tab. l a ) m it dem kantona len D u rchsch nitt (Tab. l e , K o l o n ne e ) , ist die
u ntersch iedliche Verte i l u ng auf die e i nz e l n e n Z i v i lstande frappant. Den 52 %
Ledigen u nter den Verwahrten stehen ganze 1 1 ,7 % u n ter de n Du rch sc h n itts­
bürgern gegenüber. Von den 1 00 Pn sind 33 % gesch ieden und n icht erneut
verheiratet, wah rend der D urchsc h n itt 2 % betragt. 85,5 % der Berner zwischen
40 und 50 Jah re n s i nd verh e iratet - bei de n Pn sind es jedoch nur 1 2 %. D ie
wirkl ichen Werte der G esamtbevb l keru ng bezogen auf die Al tersgruppe der Pn
werden sich zwischen de n A ngaben der Kolonnen d und e bewege n .
D e r übermassige A nte i l a n Ledigen u nd Gesc h i edenen u nter d e n Verwahrten la sst
auf bestimmte ch ara k terliche u nd g e istige M erkmale sch l iesse n , i n denen sich die
Pn von den D urch sch n ittsbürgern u n terscheiden müsse n .
Krimi nologische U ntersuchu ngen zeigen54, dass i n bezug a u f den Z iv i lstand
Zivilstand der Bewahrten am Stichtag
100,0 %
Z i v i l stand der Rückfal l igen am Stichtag
ledig
l I I I I I I li I
I I I li 1111 I
I I l i ! I 11 I I
I 11 I ! I li I
5 1 ,3 %
verhei ratet
IIIIIIIIII
1 4 ,5 %
gesch ieden
I I I Ilili I I
32,9 %
IIIIIIIIII
IIIII
1 ,3 %
verwi twet
76
Tabelle le
1 00,0 %
Pn
Vergleichsangaben zu l a
Bruec k ner
Schachert
Hel l m e r
S. 261
S . 69
5 . 278
a
b
e
Gesamtbev. •
45-49 j.
d
e
48,8 %
37,7 %
56,8 %
38,5 %
1 1,7 %
verhei ratet
8,1 %
1 5 ,9 %
1 2 ,4 %
5 7 ,0 %
85,5 %
gesch ieden
43,1 %
43,5 %
28 ,0 %
2,1 %
2 ,0 %
2 ,9 %
2 ,8 %
2 ,4 %
0,8 %
1 00 ,0 %
1 00, 0 %
1 00 ,0 %
1 00,0 %
ledig
verwitwet
1 00,0 %
•
Z ivi lstand der mehr a l s 1 9j a h r i gen m a n n l ichen Wohnbevõ l k e r u n g, gemass schweizerischer
Volksúi h l u n g 1 960
••
Zivi l stand der 45-49jahrigen ma n n l i chen Bevõl kerung
gaben des kanto n a l e n statistischen Amts. ( 196 0)
28
des Kantons Bern; gemiiss An­
die G esch iedenen u nd in zwe iter L i n i e die Ledigen am me isten an der K rim i na l i ­
tat bete i l igt sind. M a n k a n n h i nter dem Versagen des gegense it igen K ontakts bei
zwischenr-nensc h l ichen Bez ieh u ngen e i ne gewisse krim i n ogen bedeutsame Cha­
rakterdisposition verm uten. D ie U rsache der Schwierigke iten i n den Beziehu ngen
zum a ndern G esch lecht ka n n auch in der H erku nft u nd i n der soz ialen Ste l l u ng
des G ewoh nheitsverbrechers l iege n (vg l . V l l ) . Weil er frü h ze itig m it dem Strafge­
setz in K o nf l ikt trat u nd damit in der Achtu ng se i ner M itmenschen san k , w i rd er
zum A ussenseiter gestempelt, w as d ie Aus l ese des geeigneten Partners nochmals
stark e inschra n kt. Psychopath ische u nd deb i le Kriminelle, die be i den Pn stark
vertreten s i nd (vg l . Tab. V l l a , ) , wah len ihre n E h egatten oft aus dem gle ichen
M i l ieu u nd leben dann i n e i ner u nglückl ichen oder z u m i ndest unerfreu l ichen
Ehe, deren Aussicht, durch Scheidu ng zu ende n , erhoht ist . 55 Alle d iese G ründe
erklaren den seh r grossen A nte i l von 33 % (Tab. l a ) G esc h iedenen .
Ganz abgesehen von den genannten G ründen , welche die hohe Zah l der Gesch ie­
denen zu erk laren vermbgen, m u ss n och folgendes i n Betracht gezogen werden .
Die Stat istiken der a l lgeme inen B evo l keru ng geben de n Z i v i lstand a n e i nem be­
stim mten Stich tag, dem der Vo l ksza h l u ng, bekannt. Wen n dort nur 2, 1 oder
2,0% Geschiedene aufgeführt w erde n (Tab. l e), so sind es die in diesem Ze it­
pu n kt G esch iedenen u nd n icht w ieder Verh e i rateten . D ie Statist i k erte ilt ke i ne
29
Ausku nft über d ie G esch iedenen, welehe sieh w ieder verhe i ratete n ; e ine G ruppe
von Perso nen, welehe, der hohen Sehe idu ngsziffern in der Sehwe i z wegen, reeht
a nseh n l ieh sei n dü rfte. Der geseh iedene Verwah rte h at weg e n der Aufenthalte i n
d e n A nsta lten d e s Straf- u nd M assnahmevo l l zugs wen iger Z e i t z u r Verfügung, u m
sieh w ied er zu verh ei rate n, weswegen d i e A ussieht, geseh ieden zu bleiben, b e i
ihm ebenfa l l s erhoht ist.
Plack 56 sieht in der E h e, mit ih ren Konfl ikten, e i nen a l lgem e i n die K r i m i nal i tat
beg ü n stigenden Um stand. B e i Del i nq uente n u nter 25 Jah re n m ag dies m anehmal
zutreffen, wenn sie naeh ei ner u nbedaehte n, frü h ze itigen H e i rat oder e i ner M uss­
Heirat die f i na n z i e l l e n u nd andern Sehwierig keiten e i ne r j u ngen E he n ieht mehr
bewa ltigen konne n . G egen P laek ' s Ansehau u ng sprieht der U m sta nd , dass u nter
den B ewahrten (Tab. l e ) d i e Verhei ratete n m it 37,5 % vertrete n s i nd u nd d iesen
nu r 25,0 % Led ige gegenübersteh en. D i e geseh i edene n B ewah rten sind m i t
29,2 % ebenfal l s stark vertreten, doeh bef i nd e n sieh die Bewahrten al lgem e i n i n
einem A lter, i ndem e i ne gewisse Abwendu ng v o n d e l i kt i sehen H a nd e l n festste l l ­
bar ist (vgl. T a b . l l e ) . Von d e n neun verhe iratete n P n a m Stiehtag waren v ier
sehon bei der E ntla�su ng verhei ratet u n d kon nten som it be i m Verlasse n der
Ansta l t e i nen A n seh l u ss u nd E i ng l iederu ng i n d ie Gese l l sehaft besser f i n d e n .
F ü nf P n h a b e n s ich spater verheiratet. D ie Tabe l l e l e ze igt, wie e ine spatere
Verh e i ratung ehemal iger Verwah rter e in Merkmal der B ewah rten i st. Auch d ie
Beglei tseh reiben der Vorm ünder spreeh en e i ner spateren Verhe iratung u nd dem
F ü h ren ei ner Ehe e i n e n wesentliehen G ru nd der Bewa h ru ng z u .
D iese F estste l l u ng, d ass d i e E h esch l i essu ng e i ne Besserung b e i soz i a l G efah rdeten
herbe ifüh ren kann, w i rd in der K r i m i no log ie a l lgemein gemach t . 58
Schwab sagt von Straffa l l igen, d ie sieh aueh bei sch leehter P rognose gehalten
haben u nd bei denen sieh spater h erausste l lte, dass sie sieh i nz w i sehen verh e i rate­
ten : .. D i e Ehe wurde damit fü r sie e i ne Sieheru ngsverwah ru ng im besten S i n n des
Wortes!"59
11 .
Alter der Pn
Tabelle /la
Alter bei der ersten Verwahrung
20 - 2 5
III
26 -30
11 IIIIIIII
31 - 35
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII28 %
36-40
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
23 %
4 1 -45
IIIIIIIIIIIIII
14 %
46 - 50
1111111
7 %
5 1 - 55
IIIIIIIII
9 %
56 -
IIII11
6 %
1 00 Pn
1 00 %
Tabel/e l/b
Alter bei der bedingten E ntlassung ( 1 956-60)
20 - 25
4%
26 - 30
lil i
31 - 35
IIIIIII11
9%
36 - 40
IIIIIIIII
9 %
4 1 -45
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
24 %
46 - 50
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
25 %
5 1 - 55
IIIIIII11
56 - 60
11111111111
9 %
11 %
6 1 -65
l i l i li
6 %
66 - 70
111
3%
1 00 %
1 00 P n
Tabelle /le
Alter der Bewãhrten bei der ersten Verwahrung
20 - 25
----
resp.
26 - 30
li
31 - 35
III
1 2 ,5 %
1 0 ,7 %
36-40
1111111
29,2 %
30,4 %
4 1 - 45
li 111
20,8 %
35,7 %
46 - 50
5 1 - 55
1111
56 -
li
24 P n
30
3%
10 %
8,3 %
20,0 %
4,2 %
1 4 ,3 %
1 6,7 %
44,4 %
8,3 %
33,3 %
1 00 ,0 %
31
Tabelle 1/d
Alter der Bewahrten bei der bedinten E ntlassung ( 1 956-60)
20 - 25
resp.
G r u nd l i n ien herauslesen, d i e si eh m i t d en al lgem e i nen E rkenntn issen z u decken
sch e i n e n .
Das m itt l ere A lter d e r 1 00 P n z u r Zeit d e r ersten Verwah rung ( Tab. l i a ) l i egt
26 - 30
31 - 35
36 - 40
4 1 - 45
II1 IIIIII
37,5 %
37,5 %
46 - 50
IIIII
20,8 %
20,0 %
1 2 ,5 %
33,3 %
1 6 ,7 %
37 , 3 %
5 1 - 55
l iI
56 - 60
I 1 1I
6 1 - 65
li
66 - 70
24 Pn
Tabelle /le
li!
26 -30
IIIIIIII
31 - 35
8,3 %
33,3 %
4 ,2 %
33,3 %
l ll l l l l l l l
3,9 %
früher B eg i n n der Krim i na l itiit für d i e Verwah rte n typ isch se i . Nach Exner63
sind es sogar 73 % der G ewoh nhe itsverbrech er, d ie in j ugend l ichem A lter auf d ie
resp.
1 00,0 %
1 0 ,5 %
80,0 %
32,9 %
89,3 %
2 1 ,1 %
69,6 %
1 1 ,8 %
64,3 %
7 ,9 %
8 5 ,7 %
IIIIIIIIII
36 - 40
l il i !
l l l ll l ll l l
IIIIII
4 1 - 45
111111111
5 1 - 55
l i l i!!
l i! l i
56 -
1 1 1I
46 - 50
76 Pn
Tabel/e 1/f
6 ,6 %
55,6 %
5,3 %
66,6 %
1 00,0 %
Alter der Rückf a l l igen bei der bed i ngten E ntlassung ( 1 956·-60)
26 - 30
IIII
31 - 35
IIIIIIIII
1 1 ,8 %
1 00,0 %
36 - 40
IIIIIIIII
1 1 ,8 %
1 00,0 %
1 9 .7 %
6 2 ,5 %
26,3 %
80,0 %
41 - 45
IIII l i i 1 1 I
5,3 %
resp.
1 00,0 %
11111
46 -50
1 1 1 l i II li I
5 1 - 55
l i! l i l i I II
! l i l iI
56 - 60
1 1 1 1 1 II
6 1 - 65
66
�
70
li 1 1
I!
76 Pn
32
zwisch en 36 u nd 40 Jahren.60 l m Zeitpu nkt der U n tersuchung sind d ie Pn
du rchsch n ittl ich 46 bis 50 Jahre a l t. 6 1 (Tab. l l b) . K napp 213 (64 %) waren bei
ihren ersten E i nweisu ng in d ie Verwa hru ngsan sta lt noch n ich t 40jiihrig. A l l e i n
4 1 % wu rden i m Alter v o n 2 0 b is 3 5 Jahren nach A r t . 4 2 StG B verwah rt. Be·
denkt man, dass e i ne S icheru ngsverwa h ru ng erst nach meh rere n verbüssten Vor·
strafen (vgl. X l ) au sgesp rochen w ird , müssen d iese Pn schon i n j u ngen Jahre n m it
dem G esetz i n Konflikt gerate n se i n . Brückner62 gibt das m ittlere Alter der
ersten Verurtei l u ng für se i n e 2 1 1 P n m it 20,2 Jahren an u nd folgert daraus, dass
1 00,0 %
Alter der Rückfa l l igen bei der ersten Verwahrung
20 - 25
Diese Tabe l l e n ki:innen kein e i ndeutiges E rgebnis zeigen , weil für d ie e i nzelnen
Altersstufen zu k l e i ne ab�o l u te Zahlen vor l iegen. Trotzdem lassen sich e i n ige
7 ,9 %
66,6 %
9 ,2 %
62,7 %
5,3 %
66,6 %
2 ,7 %
66,6 %.
falsche B a h n geraten sind. l nsbesondere d i e F orschu ngen von Frey 64 aut dem
G ebiet der früh krimine l le n R ückfa l l sverbrecher haben den e i ndeutigen Zusam ·
menhang zwischen d e r J uge nd k rim i n al itiit u n d der R ückfa l lskr i m i nal itat ergebe n .
E r schreibt : . .D ie Jugend k r im i na l itiit des ei nzel nen l ndividuums k a n n n icht n u r
Ausdruck v o n E ntwi c k l u ngssc h w ierigkeiten, so ndern dauernder U nfah igkeit i n
sozialer A npassung se i n . D ie Jugend k r i m i n a l itat e i nes solchen l nd iv id u u m s ist
nu r Vorstufe e i ne s c h ro n ischen, u nverbesse r l ichen Gewoh nheitsverbrechers". 6 5
Dies besagt jedoch n icht, d ass der g rosse Te i l der früh k r i m i ne l len Del i nqu enten
zum R ückfa l l neigt; d ie weitaus me isten tu n es aus j ugend l ichem, p ubertiirem
Überm ut.66
Wie meine U ntersuch u ng zeigt (Tab. l l d u nd l l f ) , kon nte sich keiner der jü ngeren
Pn bewahren, obwoh l i n den A l tersklassen bis 40 Jah re 22 % (Tab. l l b ) bed i ngt
entlassen worden sind .
l m Z u sa m m en h ang m it der Bewiih rung sp ielt das A lte r der Del i nq ue nte n m it
ihren versch ied enen Stadien der Persi:i n l ichkeitse ntwick l u ng e i ne bedeute nde
Rolle.67 Die F estste l l u ng, die Moggt""8 wah rend sei ner langjiihrigen Prax is ge­
macht hat, dass s ich bei d en Verwah rten im A lter zwische n 50 u nd 60 Jah ren
eine gewisse Beru h ig u ng e i n ste l l t, sch e i nt..sich zu bestiitigen (Tab. l l d ) .
l nteressanterweise h at sich i h r B eg i nn altersmassig i n meiner U n tersuchung um
ein J a h rzehnt vorverschobe n . E ine E rk laru ng d i eser Gegebe nheit g i bt d i e resoz ia­
l is ierende F u nktion der Ehe (vg l . 2 Absch n itt, 1 ) , denn d rei Pn d ieser Altersklasse
waren schon bei der bedingten E n tlassung verhei ratet u nd v ier Pn haben sich
wahre11d der U ntersu c h u ngsze it verheiratet.
1 00 ,0 %
33
1 1 1.
E h e l ichkeit und M i l i eu wah rend der Kindheit
1.
Die Ehe/ichkeit der Pn
Tabelle /l/ a
vor l iegenden U ntersuch u ng Ste l l u ng bez iehen kann, sch l i esse ich m ich der erstge­
nannten M einu ng an.
2.
l eg i t i m e u n d i \ \ eg i t i m e G e b u rt
ehelich
92 %
li!l i l il I I
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
uIIrrrIll
IliliI!lll
11111IllII
IIIIIIIIII
111111!111
li
u nehelich
III !II II
1 00 %
1 00 P n
Tabelle /1/b
unehel ich
Verg l e ichsangaben
Brueckner
Haefely
S . 69
S. 3 5
6,2 %
7,5 %
Deutsche U nters.
Gesamtbev.
1 , 1 bis
3,8 %
1 1 ,2 %
•
• •
H . Gi:ippinger, Tabe l l e 8, S. 1 8 1
statistische J a h rbücher
Von d e n 1 00 Pn si nd 8 % u nehel ich geboren word e n . U nter den B ewah rten
bef i ndet sich ein Pn u nehel icher Abstammu ng , d ie rest l ichen sieben Pn fallen
u nter d i e R ückfa l l ig e n u nd m achen 9,2 % der letzteren a u s. O b deswegen auf
e i ne geri ngere Bewah ru ngschance geschlossen werden d arf , i st f agl ich . Frey 6 9
m i sst obsch on sich i n se i ner U ntersuc h u ng 1 0,6 % Aussere h e l t ch e u nter den
Rück a l l igen bef i nden, d ieser G egebenheit keine sel b sta ndige krim i nogen Be­
deutu ng zu ; desgleichen Haefely 70 , der d ie Auswirku ngen e iner a ussere h e l t� en
G eburt nur im Zusamm enhang m i t anderen M i l ieufaktoren sieht. G eg e nte i l tger
Ansicht sind Exner 71 Schmid72 u nd Behrens 73 , die dem i l legitimen K i n d e ine
Pradesti n ation zu spaterem krim i nellen Verhalten gebe n . Sowe it ich aus der
Das Milieu wiihrend der Kindheit
D ie perso nl iche U mwelt wah rend d er K i ndheit der Pn kon nte n icht lückenlos
statistisch erfasst werden , w e i l - gerade bei den al tere n u ntersuchten Pn - d u rch
den Zeitablauf bed i ngt, v iele bedeutende F aktore n74 , die ein G esamtbild des
Umweltkom p lexes ergeben, n icht mehr erfassbar s i nd . Som it m u ss ich mich m it
der W i edergabe einiger u m weltbestim mender E i nflüsse begnügen, d i e m i r bei der
Bearbeitung d er versch iedenen Ak te n aufgefa l l e n sind. 75
Wie aus den zum T e i l vorhandenen Lebe nslaufen hervorgeht, mu sste e i ne ni cht
zu u nterschatzende Zahl der Pn in e i ner .,broken home situati o n " 76 aufwachsen,
weil die hausl iche G em ei n schaft etwa wegen Trunkenheit in der Aszendenz,
wegen K r i m inal itat oder wegen der m i ssl i chen wi rtschaftl ichen Lage der d re i ssi­
ger Jah re bee i ntracht igt gewesen war.
Bei den a l teren Pn s i nd mir ein ige Auslandschweizer aufgefallen, deren Fam i l ien
aus politischen G ründen in d ie Schweiz zurückkehren m u ssten u nd h i er u nter
ganz versch iedenen soz ialen Verh a l t n issen neu a nfangen m u sste n . V iele Pn konn­
ten nach beendeter Primarsch u l e n u r i n Fabrik betrieben oder i n der Landwirt­
schaft untergeordnete Arbeit verrichte n . Wegen der wirtschaftlichen Lage i h rer
F am i l ie b l ieb i h nen kei ne andere Arbeitsmogl ichkeit offen. A nd eni hatte n i h re
Lehre bei versta n d n i slosen Lehrme i stern zu abso l v ieren, wo e i n ige nach N oten
ausgenutzt worde n se i n so l l e n . D ie letztgenan nten G esichtspunkte wid ersp iege l n
d ie Ze it der A u sb i ld u ng einse itig aus der S i cht d e r E x p l oranden, w e i l ich h ier
zusammenfassend ihre Ste l l u ngnahme aus den vorl iegenden Lebe nslaufen darge­
stel l t habe. Der G ru nd e i nes Versagens i n der Sch u l e, wie auch in der Lehre, mag
ebenso seh r in dem zum Teil schw ierigen Charakter u nd der frühen D e l i nquenz
der Pn l iegen . 77
�
f
�
�
,
34
35
IV.
Vl.
Konfession der P n
Tabelle l V
Protesta nte n
B erufsausbildung der Pn
Tabe/le V/a
Konfession
11 I 1 1 I I I I I
83 %
Beruf bei d er E i nweisung
!I I I I l i l i I
IIIIIIIIII
IliIIII
IIIIIIIIII
IliI
IIII1 1lIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIliII
IIIIIIIII
gelernt
IIIIIII11I
II 1 1 I I II I I
gelernt, als
11IIIIIliI
U ngelernter tatig
!IIIliIIII
ungelernt
IIIIIII1 1I
IIIIIIli1 1
IIIliIIIII
III
Katho l i ken
andere/ k eine
IIIIIIIIII
14 %
I1 1I
Ili
1 00 P n
59 %
100 P n
100 %
100 %
M i litard ienst
aut G rund der vor l i egende n
Was die Mil itard ienstta uglich keit betrifft konnte ich
sich d i e Anford erun­
Akten ke ine vo l lstandig en Angabe n vorfind en. Auch h aben
nden J a h re stark veran­
gen an die A u shebung im Verlauf e der in F rage komme
e noch geistige Be­
rperlich
kti
dert, wesha l b keine eindeut igen Schlüsse au f die
n.
schaffe nh eit de Explora nden gezogen werden konnte
Tabelle V/b
Beruf d e r Bewiih rten
gelernt
gelernt, al s
1 1 I 1 1 I! I I I
II
4 1,7 %
IIIIIIIIII
11
8,3 %
14,3 %
50,0 %
20,3 %
Ungelernter tiitig
ungelernt
24 P n
Tabe/le V/e
gelernt
gelernt, als
Ungelernter tiitig
u ngelernt
resp.
37 , 0 %
1 00,0 %
Beruf d e r Rückfii l l igen
IIIIIIIIII
IIIIIII
IIIIIIIIII
11
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIII
76 P n
36
14 %
3 %
mit dem D u rchschnitt der
Die prozent uale Verteilu ng stimmt im Wesent lichen
n des statistis chen
bernisch en Gesamtbevo lkerung überein. Denn die Angabe
G eb u rtsjahr d er Pn
Amtes des Kanton s B ern l auten für das Jahr 1 920 ( m ittleres
1 9 1 0 bis 1 9 1 5 :
85,8 %
Protestante n
1 3 ,3 %
Katho l i ken
0,9 %
andere
V.
27 %
2 2 .4 %
15,8 %
6 1 ,8 %
resp.
63,0 %
8 5. 7 %
79,7 %
1 00,0 %
37
Von den 1 00 P n weisen 4 1 P n (Tab. V l a ) e i ne n Beruf aus. 78 D ies mag ü berra­
schen, haben doch nach der schweizerischen V o l k sza h l u ng 1 960 n u r we n ig mehr
e ine abgesch lossen e B erufsausb i l d u ng angegeben. 79
Von d iesen 4 1 % Berufsleuten u nter den Verwah rten haben nur 27 (Tab. V l a )
aut dem erlernten Beruf gearbeitet, d ie übrigen übten eine, i h rer Ausb i l d u ng
nicht entsprech ende u ntergeordnete Tatigkeit a l s G el egenhe its- und Land arbeiter
oder in d e n versch iedensten erden kl ichen Berufen aus. 80
l eben mit der heutigen raschen E ntwick l u ng, den Berufsanforderu ngen i h res er­
lernten Beru fs n icht mehr gewachse n . In den d re issiger Jah ren mag d ie Arbe its­
losigkeit e i ne R o l l e gesp ielt h abe n, im Ze itpu nkt d ieser Untersuch ung, d ie du rch
einen Mangel an Arbe itskraften gekennzeich net i st, darf der Arbe itsnot keine
Bedeutung mehr z ugemesse n werd en.
E i ne besondere N eig u ng des u ngelernten Arbe iters zum d e l ik tischen Verh a l ten
geht aus der gem achten U ntersuch u ng nicht h e rvor. Haefely 81 u nd Meixner H2
wagen ebensowe n ig e i n e solche Sch l u ssfolgeru ng zu ziehen. W i e Mannheim H3
Vl i .
betont, s i nd trotz der Bedeutsam keit des ganzen Kom p l exes von Beruf u nd der
dam it verbundenen soz ialen Sch icht, d ie h ie r bestehenden Verhaltn isse bedauer1 ich wen ig u ntersucht word e n . Dazu kom m t , dass verm utlich andere, für d ie
vermeh rte Begeh u ng strafbarer Hand l u ngen ebenfal l s m assgebende persõ n l iche
E igenschaften di e berufl iche Laufbahn bee infl ussen .
M e i ne Arbeit zeigt aber doch, dass der K r i m i n e l l e m it abgeschlossener B erufsa u s­
bi ldung e i ne n gew issen R esoz i a l i sieru ngsvortei l gegenü be r d em U ngelernten h at .
Wie aus d e n Tabel len V l b u nd V l e hervorgeht, f i n d e n s ich u n ter den B ewah rten
4 1 .7 % gelernte Arbeite r ; u nter d en R ückfa l l ige n j edoch nu r 2 2 .4 %. D e r B ewah­
rungschance von 37,0 % bei den E rsteren steht eine solche von nur 20,3 % der
unqua l if i z ier'ten A rbe iter gege nüber (Tab. V l b ) . Der G rund m ag darin l iegen, d ass
der Entlassene, der ü ber e i ne beruf l iche Ausb i l d u ng verfügt, e i n e bessere A nstel ­
lung bekommt, m it d e m gr6sseren Loh n se inen f i nanz i e l l e n Verpfl ichtu ngen
leichter nach kommen kan n un d s i eh dadu rch le ichter eingl iedert u nd bewa h rt. 84
Aufsch lu ssreich u nd von gewisser krim i noge ner Bedeutu ng ist d i e F estste l l u ng,
dass s ich unter den B ewah rten (Tab. V l b ) n u r zwei P n 8 %, resp. 1 4 ,3 % , bei
den R ückfa l l igen j edoch zw61f P n
1 5 ,8 %, resp . 85.7 % (Tab. V l c) Berufsleute
bef i nd e n , d i e e i ner u ntergeord neten B erufstatigkeit nachgehen u nd somit den
Stand der Arbeit i h re r Ausb i l du ng entsp rechend n icht halte n konnten. Frey 85
ist in se i ner U ntersuch u ng vor a h n l ich en F akten gestanden u nd erklarte sie fol­
gendermasse n : . . D ie g l e ichen A n lagestru kturen, d ie i h re Trager zur U n besta nd ig­
keit u nd U n zuverlassigkeit in der Berufsausübu ng d i sponiere n , d ispon ieren sie
auch z u r R ückfal lskr i m i nal ita t . R ückfa l lsk r i m i nal itat u n d u ngeregelte B erufsver­
h a l t n i sse sind para l lele F olgen ident i scher endogener Vorau ssetzu ngen, wobei d ie
u ngünstigen Berufsverha ltnisse im S inne d es bek a n nten bio-soz iolog i schen c i rcu­
l u s v it iosu s wirksam werden." M e i ner Ansich t nach werden die G ewohnheitsver­
brecher ebenfa l l s d u rch a u ssere U m stande in d i e se n Teufelskreis getriebe n . 86
E i n m a l weist der neue Arbeitgeber dem ,Zuch thau sler ' i n manchen F a l l i m e i nen
u ntergeordneten A rbeitsplatz zu, wenn e r e s m it i h m e i n m a l probiert, anderer­
seits s i nd die Verwah rten wegen i h rer la ngeren A bwese n h e it vom Wirtschafts=
Psychopath i e d er P n
Tabelle VIla typisierte Psychopath i e
norma l , gesund
III II II11I
49 %
IIIIIIIIII
IIII!IIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIII
Pseudolog
III
antisozial
lili li
asozial
IIIIIIII
i nfant i l , prahlerisch
liliIl I
haltlos, debil
IIIIIIIIII
gefüh l rsarm
III
kran khaft lügnerisch
IIIII
3 %
6 %
8 %
7 %
19 %
I11III11I
3 %
5 %
1 00 P n
1 00 %
Tabelle Vllb typisierte Psychopath i e der Bewahrten
=
38
normal , gesund
II1111IIII
65.4 %
resp.
32.7 %
I1111I
Pseudolog
I
antisozial
asozial
li
4,23 %
33,3 %
4,23 %
1 6 ,6 %
8,3 %
25.0 %
i nfantil, prah lerisch
haltlos. deb i l
III
gefühlsarm
I
1 2,5 %
4 ,23 %
1 5 ,8 %
33,3 %
krankhaft lügnerisch
24 Pn
1 00,00 %
39
Tabe/le V/le t y p i s ierte Psychopat h i e der R ück f a l l igen
n o rm a ! , gesund
IIIIII11II
43 ,42 %
res p .
67 ,3 %
IIIIIIIIII
llliii!Ill
lll
Pseudolog
11
2 ,63 %
66,6 %
a n t i so z i a l
!lili
6 ,58 %
8 3 ,4 %
aso z i a l
IIIIII
7 ,89 %
7 5 ,0 %
i n fant i l , p ra h l e r i sch
1111111
9,21 %
1 00 ,0 %
h a l t l o s , debi l
11 l I I I I II I
2 1 ,06 %
84,2 %
IIIIII
gef ü h l sann
11
2 ,63 %
66,6 %
kran k h aft l üg n e r i sch
1 1 1 11
6 ,58 %
1 00 ,0 %
76 Pn
1 00 ,00 %
Als Laie auf dem G eb iete d er Psych iatrie kann ich d ie folgende Bewertu ng
mei ner U ntersuchu ngsergebni sse n u r m it aller Z u rückha ltu ng au ssprec h e n . Weil
das Gesetz vor dem Anord nen der Verw a h r u ng k e i n psych iatrisches G utachten
verl a ngt, feh lten m ir vol lstand ige Unterlage n . \ eh kon nte nur bei etwa 40 % der
Pn ein G u tachten vorf i nden, das ü ber den betreffenden P n m e i stens erst nach
ein- oder mehrmal igem Rückfa\1 nach einer Verwa h r u ng erste l l t wurde. Wei l ich
m ic h nur bei k napp der H a lfte der u ntersuchte n Verwahrten auf e i n G utachten
stützen kon nte u nd anhand d es übrigen Aktenmateria\s n u r , we n n ganz offen­
sich t l i ch e , l e icht erkennbare Sympthome vorlage n , e i ne Psychopath ie annah m ,
\ iess sich e i ne gewis�e U ngenau igkeit der E i ntei l u ng nicht aussch l iesse n .
D ie nach der Typisi eru ng von Schneider 87 erste llten T a bel l e n V I l a b i s V l l c
zeigen folgende E rgeb n i sse : U nter den 1 00 Pn kon nte ich bei 49 Pn (Tab. V I l a )
keine Anzeichen geistiger A bnorm iüit nachweisen u nd h abe s i e desh a \ b a \ s nor­
mal u nd gesu nd bezeich net. 5 1 % m usste ich als p sychopat i sch krank aufführen.
D i e F rage nach e i ne r charakterl ich en S toru ng d e r Gewoh n h e itsverbrecher i m
S i n ne ei ner Psychopatie ist seh r u m stritte n . N ach Koch 88 i st .,jedes l nd iv i d u u m ,
dessen Verh alten aus Vera n l ag u ng oder d u rc h Vera nderu ng vom normale:
D u rch sch nitt 89 der B evo l keru ng abweicht" , a \ s Psychopath zu tax iere n .
S o betrachtet waren som it al l e G ewoh nhe itsverbrecher Psychopathe n . Dukor 90
we i �t darauf h i n , welche u nh<) ltbare F o lgerungen d iese A nsch a u u ng für das Straf­
recht haben würd e. E r sch reibt: .,D er psych iatrische Ansatzpu nkt d er ge i stigen
Abnorm itat ist zu tief. Denn alle R echtsbrecher, i n sbeso nd ere a l l e R üc kfa l l sver·
brecher als geist ig abnorm zu bezeich nen, h i esse das gesamte h eutige Strafrecht
. der 92 d 1' e gei n F rage ste l le n " . 9 1 Vom Strafrecht h e r gesehen gelte n nach B m
woh n l ichen D e l i nque nte n n icht als psychopath isch k r a n k . Er u n tersche idet zwi-
40
schen bana\er u nd schwerer Psych opath ie, d i e i n beiden F ormen auch bei m
Gewoh nhe itsverbrecher anzutreffen sind.
Wie n u n d ie G renze zwischen der banalen u nd schweren Psychopath ie f l i essend
ist, so ist e s au eh zwisch en d en beiden polaren Begriffen ei n er psychopath i schen
Storung d es G e istes u nd der norm a l e n Gesundheit. 93
Je nachdem wo m a n d i e Marche z i eh t , kommt man zu versch iedenen E rgebn i ssen.
D ie A nsichten i n d e n k r i m i no \og isch en U ntersu c h u ngen geh en dementsprechend
au eh ause i nander und bewegen sich zwischen A n nahmen von 1 O % bis 1 00 %
Psychopathen u nter d e n R ückfa l l ig e n . 94 Brückner 95 verz ichtet in se i ner stat isti­
schen Darste l l u ng auf e i ne K l assifiz ieru ng se iner Pn, we i l nach se inen Erh ebu n­
gen die M ehrheit der Verwah rten zwischen den gege nsatz l ichen Begriffen von
,asozi a l ' u nd ,antisoz ial' stü nd e n .
Absch l iessend w i \ 1 ich trotzdem e i nige Sch l u ssfo lgerungen aus meinen U nter­
suchu ngsergebnissen z iehen oder zum m i ndeste n z u samme ngefasst ei nen k u rzen
Ü berb l ick gebe n .
Es fa l l t auf, dass u nter d e n 5 1 % Psychopathen d i e haltlos Debi len weitau s den
grossten A nteil ausmachen (Tab. V i l a) .
Zu den Debilen zah lte ich n u r d ieje nigen, d i e nach den vor \ i egenden G utachten
als deb i l bezeich net wurden, oder aber, wenn e i ndeutig aus den F üh ru ngsberich­
ten der A nstaltsd irektion h ervorg ing, dass der betreffende P n in seinen geistigen
Fah igkeiten besch ra n kt war, gewisse G egebenhe iten zu erfasse n . D abei m u sste
ich bei 1 9 % (Tab. V I l a) D e b i l itat a n neh m e n . N ach den m ir zur Verfügu ng
stehenden U nterlagen m usste ich au f e ine U nterg ruppierung des l nte l l igenzman­
gels verzichte n , doch kann bei den R esu ltaten m e iner U ntersuchung auf Deb i l i tat
mittleren oder schweren G rades gesch lossen werd e n . Eine Berüc ksichtig u ng der
perso n \ ichen Schreiben - wie etwa d ie i m m er vor\ iegenden E ntl assungsgesuche
a n den bern ische n Regieru ngsrat - l iess sich n icht vorneh m e n , weil sie m i r der
immer w iederkehrenden F loske l n u nd A usdrücke wegen nicht in a l l e n F a l l e n
perso n l ich abgefasst sch ienen u nd des we iteren d ie U nterschrift u nd der Text
n icht immer die se \ben Schriftzüge aufwiese n . Die A nstaltsd i rektion hat mir auch
bestatigt, dass so\ che Schre i ben des oftern von schreibgewandteren M i tgefange­
nen red ig iert und gesch r ieben würd e n .
N o c h relativ stark vertreten s i nd d ie prahle risch , i nfantíl vera n l agte n Verwah rte n .
Zusam men machen s i e m e h r a \ s d i e H alfte d e r geistig Abnormen aus. D i e a nti­
soz ialen u nd typ i sch asozialen E l emente h a \ te n sich u ngefa h r die Waage .
Wie n icht · anders zu erwarten war, we isen d ie al s norm a\ und gesu nd beze ich­
neten Pn den besten B ewahru ngskoeffiz ienten auf (Tab. V l l b, 32, 7 %) . E i n­
deutig für den R ückfa \ 1 p radest i n ie rt sch e i nen d ie krankh aften Lügner u nd d i e
i nf a nt i l p rah lerisch Vera n l agte n z u s e i n ( T a b . V l i e ) . E be nf a l l s d en h al t l os D e b i -
41
·
len sowie auch den A ntisoz ialen fa l l t es schwer, sich vom D e l i nq u iere n abzuwen·
den . (Tab. V l l c )
Kom b i nationen v o n Psychopath ieform e n , d ie n ach Frey 96 .,u nzwe ifel haft e i ne
im hohen M asse umweltsta b i l e P rad ispoition zur Dauerk r i m i n a l itat begründen",
sind nach den vo r l i egenden G u tachte n bei den Verwa h rten be sonders haufig
anz utreffen. 97
D ie B eobachtu ng 98 , dass d i e v ie l fach R ückfa l l igen zwei gru ndversch iedenen
Typen angehoren - e i nerseits dem Typus des aktivgefah rl ichen antisoz iale n , u nd
andererseits jenem des passive n , haltlose n , h arml os-lastigen Zustandsverbre­
chers - f i ndet in m ei ner U ntersu chu ng e i n e B estatigung.
In der K r im i no log ie f i nden sich d ie Begri ffe ,asoz ial ' u n d ,antisoz ia l ' a l s E i ntei­
l ungskriterien recht haufig . D ie Begriffserfassu ng u ntersch e idet sich jedoch von
Autor zu Autor, je nach den G esichtsp u n kten, d ie vom betreffenden K r i m i nolo­
gen i n den Vordergru nd geste l l t werd e n . 99
M i t den beiden polaren Begriffen ,asoz ial ' u nd , a nti soz i a l ' k a n n be i sp ielswe i se , so
Brückner 1 00 , .,ein G egensatz gemass l ntell igenz, Begeh u ngsweise der Del i kte,
Schwere der D e l i kte, Tatmotivatio n , Chara kter oder E i n ste l l u ng des Taters z u r
G esell schaft od er z u se i n er K r i m i nal itat geseh en werd e n " .
D ie Tabe l l e V l l g i bt d iese Begriffspaare w ieder, wie sie a u s der S icht des psycho­
log i schen Begutachters zu verstehen s i nd u n d erfasst som it n u r d ie von m ir a l s
Psychopathe n aufgefüh rten Exploranden.
E i n e Systemat i sieru ng a l ler P n ist seh r schwierig, we i l sich n icht a l l e Merkmale
ei ndeutig zuordnen l assen . D i e gemach ten U ntersche id u ng e n s i nd desh a l b mehr
i m S i n ne von Schwerp u nkten für e ine typ i sierende Zuord nu ng a l s von k l assifi­
z ierenden Abgrenz u ngen der beiden G ruppen z u verstehe n . Dabei g i ng ich von
folgenden K r iterien a u s :
L iessen sich i n den A kten H i nweise f i nd e n , d i e auf e i n e G em e i ngefa h r l ichkeit,
auf gese l l sch aftsfe i nd l iches Verhalten u nd w i l lensstarkes, ka lt berech nendes, z iel­
bewusstes Vorgehen beim De l i nq u ieren deute n , beze ich nete ich d e n betreffen­
den Pn a l s antisoz i a les E lement, dem das Verbreche n z u m Beruf w u rde.
Dom i n ierten aber typ i sche F o rmen der Geme i n last igkeit, wie arbe itsscheues Ver­
halten, Verletzu ng der Unterhaltspfl ichten geg e nüber der F am i l ie oder u ne h e l i ­
chen K i ndern, stand d e r Pn etwa in dauerndem Konfl i kt m i t der Pol izei u nd d e n
Behorde n , weil er s i c h z . B . d u rch sei n H erumvagabu n d ieren d e r A ufsicht e nt­
z iehen konnte, und zeigte sein strafbares Verhalten eher h a rm l ose, n icht e ige nt­
l ich bosartige, kalt berech nende Züge, rei h te ich i h n u nter d i e Asoz i a l e n e i n .
W i e aus d e m gesam ten Aktenmaterial h ervorgeht, gehort so m i t etwa e in Zeh ntel
der Pn e i ndeutig dem e rstere n Typus an, ein bedeutender A nte i l bewegt sich
zwisch e n d r i n , d e r weitaus grosste Anteil aber fii l lt auf den Typus, den ich als
asozia len G e legenheitsverbrecher bezeichnete .
42
V l l l . D i e soziale Stabil ita t d e r P n
1.
Wohnsitz nach der Entlassung
Tabelle V/1/a Wohnort nach
der E n t l assung ( 1 956-601
WS - Wechsel
11III11III
76 %
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
liI11I
IIII
IIIIIIIIII
IIII11
gleicher -WS
IIIIIIIIII
21 %
11 I1 1I III I
I
u n bekannt
liI
3 %
1 00 P n
1 00 %
Tabelle V/1/b Woh n o rt d e r Bewahrten
WS - Wechsel
gleicher - WS
IIIIIIIIII
liIIIII
liI1111
24 Pn
Tabelle V/lle Woh nort der
WS - Wechsel
70,8 %
resp.
29,2 %
2 2 ,36 %
33,33 %
1 00 ,0 %
Rückfa l l igen
IIIIIIIIII
7 7 ,64 %
resp.
7 7 ,64 %
IIIIIIIIII
I11IIII11 I
IIIliI11II
g l e icher - WS
11IIIIIIli
liliII I II
II IIIIII li
1 8 ,42 %
66,66 %
III1 1I I
unbekannt
III
76 P n
3,94 %
1 00,00 %
43
76 % der Pn wohnen nach i h rer bed ingten E ntlassu ng an e i nem a nd eren O rt a l s
d ies bei i h rer E i nweisu ng d e r F a l i w a r . (Tab. V l l l 1 a ) E s erstau nt n icht, dass n u r
2 1 % a n den g l eichen Wohnort z u rück keh ren wol len o d e r ki:i nnen . D ie Verwa hr­
ten werden auf i h re Entlassu ng hin von der Sch utzaufsichtsbehi:irde, un ter Be­
rüc ksichtigu ng der folgenden Kriterien, neu plaz iert. E i nmal m u ss für den E nt­
l assenen eine neue Arbeitsste l l e gefu nden werden, zum zwe iten w i l l man bei
best i m mten D e l i nquenten d u rch Vera nd eru ng der Woh ngegend e i nen M i l i eu­
wec hsel vorneh men, um sie vor sch lechten U m weltse inflüssen zu schütze n . Der
Wo h n s i tzwechsel kann ebenf a l l s durch d ie im c;J r u n d u rte i l au sgesprochene Ne­
benstrafe der Kantonsverweisung bed i ngt se i n , was sich für eine R esoz i a l isieru ng
auch negativ ausw irken kann, i n sbesondere wenn dle Veru rte ilten dad urch ge­
zwu ngen werden, einen Bekan nte n k re i s zu verlasse n , der auf sie gü nstig e i nwirkt.
Andererseits darf man n icht ausser Betracht lasse n , dass im Zeitpu n kt der E nt­
lassung nur 1 2 % verhei ratet waren (Tab. la S . 24) u nd som it a n e inen festen
Wohnort der F a m i l ie z u rückkeh ren konnte n . Wah rend der Ve rwah rung h atten
a l l e rd i ngs von d iesen zwi:i lf F a m i l ie n v ie r i h ren Woh nort gewechse l t . D ie rest·
l ichen 88 Ledigen oder G esch iedenen sind n icht so stark a n e i nen bestim mten
Woh nort gebu nden .
N ach Haefe/y 1 0 1 kehrten 52.7 % der aus e i ner Arbeitserziehu ngsansta l t E ntlas­
senen an i h ren alten Woh nort z u rück. Der hi:i here Anteil i st leicht erk la r l ich , weil
v ie l e der relativ j u ngen P n w ieder be i i h ren E ltern ein Heim f i nden konten. D iese
für den E n tlassenen gü nstige Voraussetzu ng f a l l t bei den meiste n mei ner P n
ausser Betracht, weil sie im D u rch sch n itt u m eine G eneration a lter s i nd , (vgl.
Tab. l l b) wesha l b i h re E ltern nicht mehr leben oder sie aus A l tersgrü nden nicht
mehr aufnehmen ki:innen.
In Bezug auf d i e Bewiih rten lii sst sich d ie g l e iche F estste l l u ng mach e n , d ie duch
1 02
in se i ner U ntersuch u ng gemacht h at . Von den B ewah rten kehrten
Haefely
29,2 % a n i h re n a l ten Woh nort z u rück (Tab. V l l l 1 b ) , von den R üc kfa l l igen
jedoch nu r 1 8.4 % (Ta b . V 111 1 e) . D ies ma g z e igen, wie e i n bekanntes un d günsti­
ges Heim, gerade für ei nen fr isch E ntlassenen, e i ne gewisse Stütze u nd H i lfe für
d ie N e u e i ng l iederung se i n k a n n .
2.
Wohnortwechsel in der Zeitspanne der Untersuchung
Tabel/e V/l l /2a
Wohno rtwechsel
I I I J 11 I I I I
11IIIIIIII
IIIIIIIII
III II II1 1I
IlIIIII11I
I!lII I JIl i
IIIIII
J IJ III!lII
IIIIII!III
IIIIIIIIII
li
!!I
selten oder n i e
õfters
oft
keine Unterlagen
29 %
36 %
32 %
3 %
1 00 %
1 00 P n
Tabel/e Vlll/2b
selten oder n i e
õfters
oft
Wo h n o rtwechsel der Bewahrten
l l l l rii i i i
li
I II II l i II
II
24 Pn.
selten oder n i e
i:ifters
oft
kei ne U nterlagen
resp.
4 1 ,34 %
3 7 ,5 %
25,00 %
8,3 %
6,25 %
4,2 %
kei ne U nterlagen
Tabelle Vlll/2c
50,0 %
1 00,0 %
Wohnortwechsel der Rückfal l igen
IIIIIIIIII
IIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
!I! I!l
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
11
76 P n
23,68 %
resp.
58,66 %
34,22 %
7 5 ,00 %
39.47 %
93.75 %
2 ,63 %
1 00,00 %
Zu den. Tabe l l e n V l l l /2a-c
bis
3 WS-Wechsel i n nert 1 O Jahren
selten oder n i e
= A
4 -
6
õfters
= B
m eh r
44
oft
=C
45
G esamth aft betrachtet fallen d i e Verwah rten d u rch eine g rosse U n steth e it irn
Wohnsitz auf.
l ch m uss vorau ssch icken, dass folgende U m sti:i nde d ie M og l ich keit des Woh­
nu ngswechsels bee influsste n : d i e R ückfa l l ige n , d i e wah re nd d er Zeit d er U nter­
suc h u ng erneut verwah rt werden m u sste n , konnten notgedru ngen für la ngere
Zeit i h re W o h n u ng n icht wechse l n . N icht wen ige der a lteren Pn w u rden nach
i h rer E ntl assu ng in e i n Ü bergangsh eim oder in e i n A ltersh eim e i ngewiese n, wo sie
u nter vermeh rter Kontro l le sta nden.
.
D i e E x p loranden te i l en sich z iem l ich g l eichmassig i n d ie Kategor ien A bis C, in
welchen ich den Wohnsitzwechsel erfasst h abe (Tab. V l l l 2a ) . D ie Bewa h rten
(Tab. V l l l 2b) sind wesentl ich selte ner u mgezogen , obwoh l sie, im G egensatz zu
den R ückfa l l igen, wiih rend der gesamten U ntersuch u ngsz e it dazu G e l egenheit
geh abt hiitte n . D ie Vermutung l iegt auf der H and, dass e i ne gewisse Konstanz im
Woh n sitz verbu nden m it e i nem festen A rbeitsp latz e i n deutliches Zeichen der
Wiedere i ngl iederu ng bedeu tet u nd e i ne g u te Voraussetzu ng für e i ne Bewii h ru ng
ist. D i e l nsta b i l itiit i m Woh nsitz , m i t d e r s i eh d a rau s ergebenden erschwerten
Berufausübu ng, fa l l t bei den R ückfii l l igen auf (Tab. V l l l 2c verbu nden m it
Tab. V l e ) . A l s l l l u stration d ieses Zustandes w i l l ich dazu e i n ige Ste l l u ngnahmen
aus der S icht der Vorm u nde a nfüh ren. Sie sch re iben: .. Vorerst zog e r von Ort zu
Ort, o h ne e i ne r geregelten Arbeit nachzugehen", .. e r h at Wanderb l u t und m ag
n icht arbeite n " , .. er ist w ieder e i nmal fort u nd u n bekan nten A ufenthalts", .,ob­
woh l ich i h m , auf d i e E ntl assu ng h i n , e i n e g ute Arbe itsste l le bei ei nem F reu nd
von m i r h ier in x verschafft h abe, h at er es n icht ganz e i n e n M o nat ausgehalten".
Bei d e n h i er erwah nten Beispielen handelt es sich a l les u m rückfal l ige P n.
D iese Beispiele zeigen deutl ich , d ass d i e H a l t l osigkeit u nd d i e U nfiih ig ke it, sich in
der F re i h eit zu bewegen , ein Merkmal der R ückfa l l igen ist. Ein Z ustand, der i n
e i ne r Strafansta lt m it i h rem streng geord neten Leben n icht bee i nf l u sst werden
kan n
D i e soz ia len Bezie h u ngen d e r P n z u Verwa ndten u nd Ausse n stehenden
IX.
Tabelle IX/1a
Beziehung zu Verwandten
gu t
vor
der E i n we i s u ng
III1111III
45 %
IIllliiiii
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIII
kei ne/sch l echt
IIIIIIIIII
51 %
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
II1 1lIIlJI
u n bekannt
!li!
4 %
1 00 P n
Tabelle JX/1b
gu t
keine/schlecht
Bez ie h u n g der Bewiihrten vor der E i n we i s u n g
11IIIIIlII
11II
IIIIIIIIII
24 P n
Tabelle JX/1c
.
gu t
1 00 %
Beziehung der Rückfii l l igen
IIIIIIIIII
58,33 %
resp.
31 ,1 1 %
1 9 ,59 %
4 1 ,66 %
1 00,00 %
vor
der E i n we i s u n g
40,79 %
resp.
68,89 %
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
I
keine/schlecht
liliIIIIII
53,95 %
80,41 %
Il iIIIIIII
11i l iI liI I
IIIIIIIIII
I
unbekannt
II
II
76 Pn
46
5 ,26 %
1 00,00 %
47
Tabelle IX/1d
gu t
Bez i eh u ng zu Verwandten nach der E n t l assu ng
lI!liIIliI
Tabel/e IX/2a
39 %
gu t
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
I I Il i l iIII
IIIIIIIIII
keine /sch lecht
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIII l il i li
IIIIIIIIII
lili
48.
57 %
IIIIIIIIII
Ill llll ll l
1 00 Pn
der E inweisung
I I II I I I
IIIIIIIIII
!Il i li!
vor
IIIIIIIIII
54 %
llllllilii
u nbekannt
IIIIIIIIII
llllliiiii
lllllliii
k e i n e/sch lecht
Beziehu n g zu Bekannten
7 %
1 00 %
u n be k a n n t
lililiI!
liliI
1 00 Pn
38 %
5 %
1 00 %
49
Tabe/le IX/2d
l ch wollte h ier festste l le n , i n welchem Masse der G ewoh nhe itsverbrecher, der für
liingere Zeit vo n seiner Umwelt abgesondert wird , m it Verwa ndten u nd Aussen­
stehenden i n Kontakt steht. l eh nan nte d ie Bez ieh ungen gut, we n n f!r - was ich
aus B r iefen, A ngaben in sei nem E n tlassu ngsgesuch u nd aus H in we isen auf d ie
P la z ie r u ng im E ntlassu ngsprotokoll des Regieru ngsrats e ntneh men konnte - m it
sei nen E l tern, Verwa ndten u nd Bekan nten verkeh rte u n d sie sich um i h n küm­
Beziehung zu Bekan nten nach der Entlassung
55 %
IIIIIIIIII
gu t
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIII1I
IIIIIIIIII
merte n . D ie Bezieh u ngen zu den A u ssensteh enden war sch wieriger zu erfasse n ,
e i nerse its , weil - we nn es s i c h n i c h t u m E l ter n o d e r B rüder hand elte - nicht
IIIII
40 %
IIIIIIIIII
keine/schlecht
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
5 %
IIIII
unbekannt
1 00 %
1 00 P n
Tabe/le IX/2e
gu t
Beziehung der Bewahrten nach der Entlassung
IIIIIIIIII
79, 1 6 %
resp.
34,55 %
IIIIIIIII
keine/schlecht
unbekannt
1111
24 Pn
Tabe/le 1 X/2f
gu t
1 0,00 %
1 6,67 %
4,1 7 %
I
1 00,00 %
Beziehung de r Rückfiilligen nach der Entlassung
!lI !lilili
4 7 ,3 7 %
resp.
65,45 %
IIIIIIIIII
IIIl iIIIII
IIIIII
keine/schlecht
IIIIIIIIII
4 7 ,37 %
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
IIIIII
unbekannt
lili
76 Pn
50
5,26 %
1 00,00 %
90,00 %
immer feststel l bar war, ob es sich noch um nii here B lu tsverwandte handelte , oder
ob sie zum Bekan nte nk re i s gehi:i rte n , a nd ererseits, we il ich in sbesondere in den
Angaben der Vormünder, soweit s i e d iese F rage beantworten konnte n , oft d ie
Antwort ,zum Teil gut', od er ,je nach M i l ieu gut ' vorfa nd, ohne dass e i n e niihere
Qua l if i kation des M i l ieu angegeben w urde .
Als sch lecht beze i ch nete ich das Verh ii l tnis, wenn der Exp lorand u nd d ie Ver­
wandten n ichts mehr vone i nander w i ssen wo l lte n oder wen n keine Bez ieh u ngen
mehr vorhanden waren, was bei ii l teren Verwah rten d u rch das A bleben der E l ­
tern oder G eschw i ster bed i ngt se i n kon nte . Z u den Aussenstehenden q u a l i f i z ie rte
ich d i e B ez ieh u ngen a l s sch lecht, wenn der Verwah rte als E i nze lgiinger auff i e l ,
kontaktami w ar u n d ke i n e Besuche wii h re nd s e i n e r l nhaftieru n g empfangen
hatte, oder wen n se i n F re u ndeskre i s i n der F reih eit' n u r i n gelege ntl ichen Be­
kan ntschaften bei F estere ien in e iner Kneipe besta n d .
Aus dem h ier G esagte n geh t h e rvor, dass e ine tabellarische E rfassu ng d e r niiheren
Beziehung zur Umwelt einen grossen Ermessen ssp ielraum frei lasst, von starken
subjektiven Mom enten in der Würd igu ng der verschiede nsten Oue l l e n getragen
u nd som i t statistischen F e h lern u nterworfen i st . l ch b i n m ir bewusst, dass d ie
Tabel len N r . I X den tatsiich l ichen G egebe n h e ite n n icht voll entsprech e n . Trotz­
dem setzt d ieser U nterabsch n itt bestim mte Schwerpu n kte, i nsbesondere weil d ie
Angaben, m i te i nander verg l ichen, recht hiiufig ü bere instimmen.
Vor der letzte n E inwe isu ng i n d ie Verwah rung, d . h. vor B eg i n n der. U nter­
suchung u nterh ielten 45 % der E xp loranden (Tab. I X 1 a ) geregelte B ez iehungen
zu Verwandten . N ach der Verwa h r u ng sind e s noch 39 % , d ie i n i h re r Verwandt­
schaft M ensche n f i nden, w elche i h nen e ine Unterstützu ng biete n (Tab. l X 1 d ) .
D ieser R ückgang erg ibt sich aus loseren Bez ieh u ngen z u Verwandte n , d ie nach
der Aburte i l u ng des betreffenden Pn i h re n Konta k t m it dem erneut Straffii l l igen
abgebrochen haben. E i n weiterer G ru nd m ag auch darin l iege n , d ass be i ii l te ren
Pn die Verwandten i n der Zwischenzeit gestorben s i n d . Der U ntersch ied ist
relativ k l e i n , weil h ier fünf P n , d ie s ich in der Zeitspanne der U ntersuchu ng
verhei ratet h aben, g u te Beziehunge n zu ihren neuen Fam i l ien u nterhalten. D ie
Bewiihrten ( T a b . I X 1 b u nd I X 1 e) zeichnen sich d u rch bedeutend bessere Bez ie-
51
h u ngen zu den Verwandten aus u nd i h r Ante i l von 58,33 % ist vor u nd naeh der
E ntlassung gleieh gross.
E rstau nt wa r ieh, dass doeh gut d i e H a l fte der P n vor u nd naeh der Verwa h r u ng
e i n igermassen guten Konta kt zu Aussenstehenden h aben (Tab. I X 2a und I X 2e) .
l nsgesamt konnten si eh 20 d er 24 P o (Tab. l X 1 e verbunden m i t Ta b . l X 2e) m i t
i h ren Sorgen a n e i ne bestimmte , ih nen n a h e r stehende Person wenden, und nur
vier P n m ussten den Weg ins straffre i e Verha lten allein bewa ltigen.
D iese E rfahrung zeigt e inmal mehr, w i e wertv o l l gewisse zwisehenmensc h l iehe
Bezieh ungen , verbunden m it and eren U mweltsbed i ng u ngen, fü r e i ne dauerhafte
R esoz i a l i erung sind. 1 03
E i n prozentualer Verg l e ieh m it der U ntersu eh u ng Haefely 10<1 seheint m ir, so­
woh l des A l tersu nterseh ieds d er P n al s au eh d er d oeh verse h ieden gelagerten
Typen wegen , n ieht a ngebraeh t zu se i n . I n d � n G ru ndzügen sti m m e n se ine E rgeb­
n isse m it den h ier gefundenen übere i n .
A l lgem ein betraehtet zeigt d i e U n tersueh u ng , dass u ngefa h r d ie H a l fte der E xp lo­
randen ke i nen oder seh l eehten K ontakt z u i h re n M itme nsehen habe n . l nsbeson­
dere d ie R ü ekfa l l igen sind oft E i n zelganger u nd vergramte M ensehen, d i e d ie
Seh u l d i h res Versagens gerne bei den M itme nsehen su eh e n . l nw iewe i t d ies - bei
Bezieh u ngen bedarf es j a i m m er zwei e r M e n sehen - im Charakterzug des Ver­
wah rten l iegt oder, ob die vom ihm dargebotene Freundsehaft oft nieht erwidert
wird, wei l er als Del i nq ue nt vom D ureh seh n i ttbürger gem ieden wird, ist unge­
wiss. B eides mag e ine R o l le sp ielen.
X.
D i e Vere i nstatigkeit
Wie aus den oben dargeste l lten zwisehenmenseh liehen B ez ie h u ngen zu erwarten
war, maehen d i e Verwah rten a usserst selten in einem Vere i n m it . E i ne starkere
soz i a l e B i nd u ng, d ie d ureh e i ne Vere i n stat igkeit bed i ngt i st, fa l lt bei den m eisten
Pn aus folgenden G ründen n ieht in Betraeh t : E i nm al we i l sie oft i h re n Woh nsitz
weehseln (v g l . V l l i ) ; z udem gibt es Verei n e, d i e ke ine B ü rger m i t getrü btem
Leum u nd aufneh men wol len, dazu kom m t, dass der grõssere Te i l sehon etliehe
Male verwah rt war oder w iederum verwah rt w u rd e .
l nw iefern d i e Pn i n i h rer J ugendze it i n i rgendeinem Vere i n m itgemaeh t h aben,
lasst sieh des zeitl iehen Abstandes wegen anh and der A kten u nd der Berieh te der
letzten Vormünder n ieht m eh r genau festste l l e n . Als A n h altsp u n kt kann m an d ie
Resultate der U ntersueh u ng von Haefely 10 5 neh men. D i e vorl i egende Arbeit
erfasst nu r e ine Ze itspanne vor und naeh der U ntersuehung.
V o n den 1 00 Pn h a b e n v
o r Beg inn d e r U nter sue hun
.
.
g 1 3 · aYo emm
.
al 1n e mem
Ver ein m itge mae ht . Nae h d
.
.
er Ve rwa h run g smd
.
es noe h 5 o/co , d l e eme
.
Vere 1 nsm 1t.
g l ieds ehaf t aufwe i sen.
Ob s Z u fa " . ist ode r ob es
doe h a l s Mer kma l betr aeh tet
.
wer den kan n, dass d le
Bewah rten Sleh d u reh e ine
erhõ h te M l'tg l l. e d se h a ft ausz
e
lehn
.
en
(5
Pn vor und 3
Pn naeh der Verw ah ru ng ) ,
kan n anh a nd der k l e inen
abs olute n Zah len n ieht
gesagt werd en.
�
Xl .
D i e K r i m i n a l itat
A.
Die Vorstrafen und d ie
vorausgegangenen si che
rnden llilas sna hme n
1.
Vorstrafen vor der ersten
Verwahrung
a.
Vorstrafenzah/
Vor de r erste n E inwe i sung naeh
.
d em al te n Ar t. 42 StG B sm
d d 'le U nte rsu eht en Pn
d urch sch n ittl ieh zu 1 1 8 Vor
.
stra
fen
weg
en
eme
s
Ver bree h ens ode r v erge h ens
'
veru rtei lt worden . Brückn l fY>
.
er
, der i eh auf eme
dop pe lt so gros se Proband enza h l stüt zen kann erre
eh nete
1
e 1
'
Vo
a
w i s n, bev or i e erst ma l s
ver h
ur
.
t
t
n
n
i
r n g m as sge bende F r e i h e itsst
rafe, l iegen se i ne E rm itt l u ng en
mit 1 1 , 3 Vors r f
e h r n a h e b e1 me1 nen E rgeb n lss
· n . 1 07 A uf d l. e Bed eut u ng
der Vor stra fenz ah l im Z usam
men hang m it d er vo
u nde sgen eht gefo rder ten
M inde stza h l von v ie r Vor stra fe
(v ' - S. 5 ) und auf dle stat ist i
sehe Rüe kfal l swa hrseh e i n l iehk eit gem ass der V ors
ra enza 1 w l l l leh h ie r nieh t
..
e
inge
hen we i l d ies i n
.
d e r erst kurz l 1 eh ersc h iene nen
U nter sueh u ng v o n Brückner 1 os '
da rges te 1 1 t ist,
a u f wele he A u sfüh ru ngen verw iese
n w ird.
��� ��� :�: � ;
� ::: �
�
� ; �
b..
.
;
:: � :; �:� �:��:�::� � : � �;
�
�
Dauer der Fre iheitsstrafen
vor der ersten Verwahru
ng
D l e In den Tab el len X l l a u nd
b erfa sste G e sam :str afda uer
.
beru.. eks leht igt d ie
Stra flang e vor der erst en Verw
.
ah
ru
n
g
gem
ass U rte ll ohn e zu u nter su
.
.
e h en, W leVlel d u reh U nter su eh u ng shaf t verb
'
üsst wur de.
See s Pn sind verw ah rt worden ,
bevo r s ie i nsge sam t Frei he itsst
rafe n von m eh r al s
zwe l Jahr en verb üsst h a ben (Tab
. . k Sle .
X l 1 a) B erue
h t1gt man a l l e San ktio nen vor
.
d er erst en Verwa h ru ng , smd es
i n sges amt vier Pn, d ie in d ie
V erwa h ru ng ge­
seh _lekt wurd e n , o h ne dass sie
. .
24 M o nate Fre lhe
ltsen tzug aufw eise n kon nten
(Tab_ X l 1 b) .
�
·
·
.
52
53
Tabelle Xl/1a
Vorstrafendauer (o hne Massnah men )
we n iger a l s 24 Monate
11IIII
6 %
24 - 36 Monate
IIIIIIII
8 %
37 - 48 Monate
IIIIIIIIII
19 %
111111111
IIIIIIIIII
49 - 60 Monate
liliIIllil
e.
A nzah l der überjahrigen Strafen vor der ersten Verwahrung
13 %
Tabe//e Xl/1c
lil
6 1 - 1 20 Monate
Samtl iche sechs Verwah rungsu rte ile l i egen mehr als 1 5 Jahre z u rück
( 1 94 2 - 1 954 ) . Si e s i nd d aher für di e h eu tige E i nweisu ngsp rax is n icht mehr
reprasentativ.
46 %
IIIIIIIIII
A n z a h l der Freiheitsstrafen (ohne Massnah men )
keine langer als 1 Jahr
1 x m i ndestens 1 Jahr
11!1111111
1 2 1 - 1 80 Monate
1111111
1 00 %
Ilililiiii
liIIIIIIII
1 1IJ
Dauer der früheren Sa nkt i onen
weniger a l s 24 Monate
lili
24 - 36 Monate
III11
37 - 4 8 Monate
IIliI11111
3 x
IIIIIIIIII
4 x
5' x
III II JI
7 %
II
2 %
6 x
li
4 %
5 %
II111IIIli
---· -- -------
A n z a h l der S a n k t i o nen
15%
Tabefle Xl/1d
51 %
kei n e l a nger als 1 Jahr
Illli
1 x m i ndestens 1 J a h r
I!Ilililii
Illlllllll
5 %*
22 %
lil i l iII IJ
II II!lili!
I I
11IIII11II
2 x
IIIIIIIIII
IIliiiiiii
28 %
I I II I IIIII
1 2 1 - 1 80 Monate
!IIliiili
9 %
darüber
111I
4 %
1 00 Pn
1 00 %
12%
llili
IIIIIIIIII
10 %
2 %
1 00 P n
li
6 1 - 1 20 Monate
34 %
lili!IIlii
Die gesamte Dauer der verbüssten Frei heitsstrafen vor der ersten Verwa h r u n g betragt i m
49 - 60 Monate
31 %
I
2 x
M i ttel 63 , 1 7 Monate
Tabelle Xl/1b
I!IIIIIIII
IIIIIIIIIJ
7 %
1 %
1 00 Pn
13 %
IIIIIIIIII
lII11I
darüber
IIIIIIIIII
!li
IIIIIIIIII
1 00 %
Die gesamte Dauer der verbüssten früheren San kt ionen betriigt i m M i ttel 8 1 ,08 Monate
III!lili
3 x
IIIIIIIIII
19%
lililili!
4 x
IIIIIIIIII
10 %
5 x
II I II
6 x
IIIIIIII
7 x
I
1 %
8 x
li
2 %
5%
1 00 P n
Al le d iese 5 P n wei sen " i nsgesamt
weit meh r als
24
8%
1 00 %
Monate F re i h e i tsentzug a u t , bevor
sie erstmals verwahrt wurde n .
54
55
Die Vorstrafen vor der ,letzten '
2.
Tabelle Xl/2
Bewiihrte
Rückfii l l ige
Kolonne b
Kolonne e
8
liililililii
resp.
111
11
11
lililiilili
g
III
1 7,86 %
III
III
6
11
7
III
10
Il
11
iII
li1 1I
iII
12
I Il
13
IIII
14
15
lilili
Illliiii
16
IIIIIIII
28 %
29 %
100,00 %
1 ,32 %
1 %
4
. 5
überschritten, sch e i nt e i n B ewiihrung erschwert zu se in, fi ndet sich doch unter
den Bewiihrten nur 1 Pn, der mehr als 20 Vorstrafen hat. Dem entsprec hend nei­
gen die u nteren, bei denen i nsbesondere d i e jüngeren Probanden anzutreffen
sind, u nd d ie oberen G r u ppen zum R ückfa l l .
Verwahrung
Vorstrafen wegen Verbrechen oder Vergehen
Kolonne a
liI
20,83 % l i
liI
1 1 27 ,58 %
l i 33,33 %
Ili
resp.
82, 14 %
1111
111111
1111I
11
Ili
11
60,00 %
l iI
1 9 ,74 %
lililili
1 0 ,58 % / 1 00,00 %
5 %
4 , 1 7%/20,00%1 I I I
5;26 %/ 80,00 %
meh r
1111
4 %
1111
5,26 % /1 00,00 %
1 00 P N
1 00 %
24 P n 1 00,00% 76 P n
I!IIIIIIII
IIIli1
1III
I11IIIIII
IIlI11IlII
3. Verwa h r u ng
3 %
!li
4. Verwah ru ng
2 %
11
darüber
1 00 %
1 00 P n
Tabelle Xl/3b
Bewahrte
erstmals verwahrt
56
16 %
Ilili!
1 00,00 %
D i e Tabe l l e X l 2 erfasst den Vorstrafentstand z u r Zeit d e r , l etzte n ' Verwah rung ,
d . h . b e i m zeitl ichen A usgangsp u nkt d e r . U n te rsu c h u ng . M it d ie sem Vorgehen
lasst sich prüfen, i n wieweit die Bewah rten sich in der Vorstrafzahl von den
R ückfa l l igen u n terscheiden, u nd nach welcher Anzahl von Vorstrafen ein Ab­
wenden von del iktischem Verhalten ei ngetreten ist.
Die Kolonne a g i bt A u sku nft ü ber den Vorstrafenstand der 1 00 Pn, wobei d i e
Prozentangaben jewe i l s G ru ppen v o n 5 zu 5 V orstrafen u mfasse n.
D ie Bewa h rten sind n icht, wie man erwartet hatte, i n d e n u ntere n G ru ppen m it
ger i ngere r Vorstrafenzah l zu f i nd e n , sond ern i h r H au pta nte i l l iegt m it 4 1 ,67 %,
respektive m it e i nem Ante i l von 40,00 % in der G ruppe, d ie 1 6 bis 20 Vorstrafen
aufwe i st ( K olonne b ) . H aben die Verwah rten eine besti m mte Vorstrafenzahl
39 %
IIIIIIIIII
2 7 ,63 %
II 11I
4 1 ,67 %
40 %
IIIIIII!Il
2 . Verwah r un g
7 2 ,4 2 %
30
I
1IIII
11III11I
I!Illlllll
8 %
I I I 40,00 %
25 %
IIII1
e�stmals verwahrt
lil iI
11111111
11
Verwahru ngsphase n , Stand bei der bedingten E n t lassung ( 1 956-60)
II
25
19
I
Die Verwahrungsphasen
Tabelle Xl/3a
30,26 %
20
18
3.
IIIII
111
l il iI
II11I
1111
17
-
( 1956-60) "
IIIII
2. Verwah r u ng
lI I1
3 . Verwahrung
liI
1111I
1I111
4. Verwa h ru ng
24 P n
45.83 %
37 ,50 %
resp.
27 .50 %
23,08 %
1 2 ,50 %
1 8 ,75 %
4, 1 7 %
33.33 %
1 00 .00 %
.!
l
•
57
Tabe/le X!/3c
R ückf ii l l ige
erst mals verwahrt
2 . Verwa h ru ng
3. Verwa h ru ng
4 . Verwa h ru ng
darüber
1111111111
1111111111
111111111
IIIIJIIIII
I!IIIIIIII
IIIIIIIIII
1111111111
111
li
li
76 Pn
4.
38 . 1 6 %
resp.
Das auslosende De/ikt, auf Grund dessen bei Beginn der Un tersuchung die
72 ,50 %
Verwahrung ausgesprochen wurde
76,92 %
Del i kte gege n :
Tabel/e Xl/4a
39,47 %
A u slosendes D e l i k t bei 88 P n *
L eib und L eben
1 7.1 1 %
Art. 1 23 / 1 24
8 1 ,25 %
2,63 %
66,66 %
2 ,63 %
1 00 ,00 %
1 ,07 %
li
% auf 8 8 P n
Vermogen
Art. 1 37
36,00 ''{,
IIIIIIIIII
6 1 ,36 %
IIIIIIIIII
1 00,00 %
IIIIIIIIII
IIIIIIIIII
II li!III1
Beim zeitlichen Ausgangsp u n kt der U ntersuc h u ng befa nden sich 40 % der Pn
zum ersten Mal i n der Verwah ru ng, 39 % sínd zum zwe iten M a l e i ngew iesen
worden u nd die rest l ichen 21 % verte i l e n sich auf die Verwahru ngsphasen 3 bis
5. (Tab. X\ 3a) Von Phase zu Ph ase ist e i n R ückgang festzu ste l l e n , der nach der
zweiten E i nweisung rapid z u n immt.
U nter den Bewah rten haben d i e erstma l s Verwah rten m it 45,83 % und der
grossten B ewah ru ngsquote von 2 7 ,50 % ( a bgesehen von dem e i n e n P n , der nach
der vierten Verwah rung i n se iner Phase 33,33 % ausm acht) in den folgenden
zeh n Jahren kein Verbrechen oder Vergehen m e h r beg angen (Tab. X l 3b ) .
N ach der zweiten Verw ah ru ng h aben sich neu n P n bewah rt. D iese 3 7 ,5 % B e­
wah rte entsprechen e i ner B ewah rungsq uote von 23 ,08 % . N ac h der d r i tten Ver­
wahru ng sen kte sich d i e Chance e i ner B ewah ru ng auf 1 8 ,75 % . Der e i ne von drei
Pn der v ierten Ph ase, der sich in der F olge straffrei halten kon n te, lasst d ie
B ewahru ngsquote w iederum auf 33,33 % a nsteigen . D ies ist e i n e F estste l lung, d ie
i n kr i m i nolog i schen U ntersuchu ngen a l \gem e i n gemacht w ird , h ie r jedoch der
k l e i ne n abso l u ten Zah len wegen rein zufa l l ig sei n k a n n .
1
lili
Art. 1 39
II
Art. 1 40
liIIliIIII
Art. 1 45
IIIIIIIIII
1 ,33 %
2 ,27 %
9,33 %
1 5 ,90 %
1 0 ,67 %
1 8, 1 8 %
34,00 %
57 ,95 %
lili
lilili
Art. 1 48
I IIIIIIIII
IIIliiiiii
IIIIIIIIII
IIIHIIIII
IIIIIIIIII
I
andere
8 ,67 %
IIIIIIIIII
III
1 50
80,2 1 %
1 00 ,00 %
Freiheit
Art . 1 86
111
2,1 4 %
Sittlichkeit
Art. 1 87
I
Art. 1 9 1
lili!
3,2 1 %
! l i l i! I
3,74 %
I I II I I I II !
8,02 %
6,81 %
Fami/ie
·
Art . 2 1 7
Urkundenfalschung 25 1
IIIII
Rech tsp flege
111
1 87
*
58
1 ,6 1 %
1 00,00 %
Bei 1 2 Pn n u r Widerruf der bedingten E ntl assung d u rch R R B
Bei 1 6 P n tabellarisch erfasstes Del ikt
+
Verweisungsbruch
Bei 31 der 88 Pn, D e l i k t verbunden mit Widerruf d u rch R R B
59
Tabelle Xl/4b
Bewahrte, 23 Pn
Tabelle Xl/4c
•
L eib und L eben I I
De l i k te gege n :
Vermógen
Art. 1 37
resp.
2 8 , 58 %
Illlllllll
1 4,29 %
llllll
1 7, 1 4 %
37 ,50 %
I l l l ll l l l l
40,00 %
2 7 ,4 5 %
8,57 %
2 5 ,00 %
li
Art. 1 45
Art. 1 48
lili
!!l
35
Art. 1 86
Sittlichkeit
Urkundenfalschung 2 5 1
li
III
Rech tspflege
42
.
83,33 %
Art . 1 3 7
Pn Widr. rruf d u rch
2 ,38 %
4,77 %
33,33 %
7, 1 4 %
20,00 %
2 ,38 %
1 4,29 %
8 1 ,48 %
Art. 1 39
1 , 74 %
llllllllll
11I II IJI II
IIIIIIIIII
IIII II I
I
III!I111I
Art. 1 56
andere
115
79,3 1 %
1 00,00 %
1 0 ,43 %
85,7 1 %
8 ,70 %
62,50 %
32,1 7 %
7 2 ,55 %
0,87 %
1 00 ,00 %
7 ,83 %
75 ,00 %
1 00,00 %
Freiheit,
1 00,00 %
111
Art. 1 86
R R B l 2 Pn Verweis u ngsbruch
2,07 %
7 5 ,00 %
liI
2 , 76 %
66,66 %
IIIIII
4,14 %
1 00,00 %
I I I I I I I II I
8 ,2 7 %
80,00 %
2 ,07 %
85,71 %
Sittlict:keit
I
Art. 1 87
D i e A ngaben in den Tabe l l e n X l 4a bis e stützen sich ebenfa l l s auf das Strafre­
g i ster. Sie zeigen d ie D e l i kte, anhand d erer d ie E x p lo randen bei U ntersuchu ngs­
beg i n n in d ie Verwah ru ngsansta lt e i ngewiesen w u rden. D ie Schu ldsp rüche s i nd
aufgeg l iedert dargeste l l t worden.
Dem nach kommen 88 Pn - 1 2 P n s i nd a l l e i n d urch W id erruf der bed i ngten
E ntlassu ng wegen l iederl ichem Lebe nswa ndel verbu nden mit Ü bertretu nge n u nd
N ichtbefo lgen d er auferlegten We isu nge n d er Schutzaufsicht vom bernischen R e­
gieru ngsrat zu rückversetzt worde n - i nsgesamt auf 1 87 E i nweisu ngsde l i kte. 1 6
1 8, 1 8 % s i nd ebenfa l l s wegen Verwe isu ngsbruch (Art. 29 1 StG B ) bestraft
Pn
word e n ; we i l d iese A uswe isu ngspra x i s gegenüber Vorbestrafte n oft a ngewendet
wird, obwoh l der k r i m inalpol itische Zweck d es Kantonsverweise s . i n den m e isten
F a l l e n u nklar ist u nd e in em .Absc h ieben u n l iebsamer E leme nte g l e ich kommt,
h abe ich den Verwe i su ngsbruch n icht in d ie Tabe l l e m it h in e i nbezogen, um
dadu rch n icht eine Verfal sch u ng der p rozentualen Verte i l u ng der anderen Del i k ­
t e z u bewirken.
D i e Tabe l l e X l 4a erfasst d ie K r i m i na l itat der Verwah rten i n ei nem Zeitp u n kt, i n
d e m d a s gesam te ,Aiterssp ektru m " 09 berücksichtig t w i rd . T rotz d e r grossen
V ielfa lt in der Art der D e l i kte fa l l t der H au ptante i l 80,2 1 % a u f das strafbare
Verhalten gege nüber fremdem Vermogen . 1 10
Art. 1 9 1
Fami/ie
Art. 2 1 7
Urkunden­
fatschung
Art. 2 5 1
li
li
Rech tsp flege
145
=
=
60
resp .
llllllllll
II I I I JI I I I
1111
11
IIIIII!JJI
IIIIIIIIIJ
Art. 1 45
25,00 %
38,26 %
IIIIIIIIII
IIIIIIIJIJ
Art. 1 40
1 00,00 %
1 ,38 %
Vermógen
Art. 1 48
Freiheit
Art. 1 9 1
1 8, 5 2 %
5,71 %
Art. 1 40
andere
Rückfa l l ige, 65 P n •
*
1 00 ,00 %
Bei 1 1 Pn n u r Widerruf der bedingten E ntlassung d u rc h R R B
Bei 1 4 P n
+
Verweisungsbruch , Art. 2 9 1
l nnerhalb d ieser Del i ktsgruppe steht der D iebstah l an erster Ste lle ( 3 6 % a l le r
Vermogen sd e l i kte) 1 1 1 , auf d e n Betrug f a l l e n n u r 2 % wen iger, d e r som it 34 %
der 1 50 E inweisu ngsd e l i kte gegenüber fremdem Vermogen ausmacht. U m e i nen
Vergleich m it den U ntersuch u ngsergebnissen von Haefr;!ly 1 1 2 , der ebenfa l ls das
E i nweisu ngsdel i kt erfasst h at, z u ermog l ichen, habe ich d ie 1 50 Vermogens61
5.
del i kte auf d ie 88 verurte i l ten Pn bezogen, u m festzu ste l l e n , wieviel Prozent der
E x p l o randen, i n K o n ku rre nz m it anderen D e l i kten, nach e i nem bestimmte n Ver­
mi:ige n sdel i kt veru rte i l t wurd e n . Somit haben 6 1 ,3 6 % meist in K on k u rrenz m it
einem anderen D e l i k t, den Tatbestand des D iebstah l s u nd 57,59 % d e nj e n igen
des Betrugs erfü l l t . I J 3 Nach Art. 1 40 StG B (Veru ntreu u ng) sind 1 8, 1 8 % ver­
u rte i l t worden. B e i Haefe ly 1 14 verte i len sich d ie Vermõgerisdel i kte w i e folgt:
N ach sei ner Tabe l l e 1 8 1 /a haben 1 1 6 von 200 Pn 58 % den Tatbestand von
Art. 1 37 / 1 38 StG B erfül l t . Auf den Betrug f a l l e n jedoch nur 38 P n
1 9 %.
Obwoh l i n b e i d e n U ntersuch u ngen das E i nweisu ng sd e l i k t e rfasst w u r d e , fa l l t d e r
grosse prozentuale U ntersch ied zwischen D ie be n u nd Betrügern aut. I n der vor­
l iegenden A rbe it h a l ten sie s ich u ngefah r d ie Waage, wah rend s i ch bei Haefely
e i ne Vertei l u ng von u ngefah r sech s zu z we i ergibt. D ie se F estste l l u ng kann a l s
l nd iz gewertet werden, d a s s m it dem z u neh menden A lter der P n eine Versch ie­
bung vom eher gewaltsam en Del inqu iere n gegenüber fremd e m Vermõgen zu
ei nem eher l i st igen Verhalten des Betrugs festste l lbar ist. 1 1 5 D iese Annahme
f i ndet e i n e B estatigu ng bei Brückner 1 1 6 O bwoh l d er A ltersu ntersch ied zwischen
den beiden Zeitpu nkten der E rfassu ng geri nger i st 1 1 7 , verte i lt sich der A ntei l auf
die G esamtk rim i nal itat bei den Vermõge n sd e l i k te n im Z e itp u n kt der ersten Ver­
wah r u ng im Verh a l t n i s von 4 ,3 zu 2,9 auf die beiden Tatbe sta nde von D iebstah l
und B etrug ; i m Zeitp u nkt der U n tersuch u ng , m i t e i n em A nstieg des D urch­
sch n ittsalters der Pn, g l e icht sich die p rozentua l e Verte i l u ng auf 9, 1 z u 8,0
a n . 1 1 8 I n den beiden d eu tschen U ntersuch u ngen von Schachert 1 1 9 u nd He/11 20
mer
f i nden sich weniger B etrüger u nter d e n G ewoh n heitsverbrechern a l s d ies
bei d e n Schweizer Verwah rten der F a l i ist. D ie se F estste l l u ng l regt aber auf der
gleichen L i n ie w ie Hel/mers B eobachtung, d ass der B etrüger, wie auch der S itt­
l ich ke itsd e l i nquent im Süddeutschen- R au m , haufiger anzutreffen sei als in N ord­
deutsch l a nd . 1 2 1
I n Bezug auf d i e Bewa h ru ng ist h ier kau m e i n e G le ichfõrm ig keit oder G esetz­
massigkeit erkennbar. E i nz ig fa l l t auf, d ass u nter d e n B ewah rten d ie B etrüger m it
ei ner R esoz i a l i s ierungsq uote von 2 7 ,4 5 % bedeutend sta rker vertreten sind als
d i e D i ebe m i t e i ner solchen von nur 1 8 ,52 % (Tab. Xl 4b) .
D ie hohe R ückfal l sq u ote von 8 1 ,48 % (Tab . X l 4c) beim D ieb m ag n icht weiter
verwu ndern, ist doch der D iebsta h l um m it Haefely 1 22 z u sprech e n ; ,.das k la ssi­
sche Del i kt des e i nfach e n , ge istig n icht a l l z u h ochsteh e nden Verbrechers, der
mõg l ichst o h ne Mühe zu Geld kommen mõchte " .
=
Die Dauer der bei Beginn der Un tersuchung ausgesprochenen Grundstrafe
Tabelle X//5
Monate
1 -2
Dauer der G r u n dstrafe der 88 verurteilten Pn
Bewahrte
li
Rückf a l l ige
li
2
3
III
4
7
Il
5
1 4 ,28 %
6
6
85,72 %
=
7
8
lili
9
I
10
I!
23
III
I
30,44 %
IIIIIIIIIIIIII
III!
69,46 %
lI11I11Il
13
14
15
IIIIII
16
I
8
21
17
18
111111
38,09 %
IIIIIIIIIIIII
lil i l i
14
6 1 ,9 1 %
11111111
19
20
21
17
22
15
2
1 1 ,7 7 %
23
IIIIIIIIII
24
111111
88,23 %
IIIIIIIIJI
11II
25
26
27
3
2
28
29
30
33,33 %
11
66,66 %
I!
31
32
33
5
4
34
35
36
20,00 %
80,00 %
I11I
3 1 /2 J .
11 l i
4
4 Jahre
IliI
4
2 5 ,00 %
]J]
liII
4 1 /2 J .
5 J a h re
7 5 ,00 %
1 00 00 %
1 00 ,00 %
IJ
2
li
7 Jahre
62
16
11
11
12
11
7
1 00,00 %
1 00 ,00 %
88 P n
23 Pn
65 Pn
D i e Tabe l l e X l 5 g i bt einen Über b l ic k ü ber d i e ausgesp rochenen G ru nd strafen bei
88 Pn, welche d u rch die Verwah ru ng im zeitl ichen A u sgangsp u n kt der U nter­
suchung ersetzt wurde. Auch hier z eichnet sich h i nsichtl ich der B ewahrung oder
R ückfa l l igkeit keine R egelmassigkeit ab. D i e Schwere der K r i m inal itat und das
Mass des Verschu ldens schei nen auf die spatere E ntwick l u ng des Verwahrten
h i nsichtl ich e i n er Resoz i a l i sierung e ine geri nge E i nw i r k u ng bis Ll n bedeutenden
E i nf l u ss z u h abe n . l m m erh i n zeigt es sich, wenn auch - i n sbesondere bei den P n
m it ei ner G ru ndstrafe v o n mehr als zwei J ah re n - anhand seh r k l e i ne r abso l u ter
Zah len , dass sich d ieje n igen Verwahrten am besten bewah rten, dere n G ru nd­
strafe 13 bis 1 8 M o nate betragt. B e i der P n , bei denen das G e r icht ü ber zwei
Jahre gehen m u sste, lasst s ich der k leinen Zahlen wegen k e i ne Schlu ssfolgeru ng
z ie h e n . lch mochte n u r darauf h i nweise n , d ass d i e d rei Pn, deren G ru ndstrafe fünf
u nd mehr Jahre lautete, nach d ieser D a u er der V erwahrung, die de facto dem
norma len Strafvol l zug g leichkom mt 1 23 , sich in den folgenden zeh n Jahren straf­
frei ha lten konnte n .
B e i d e n K l e i nverbrechern aber, deren Versch u ld e n i n k e i n er Weise e i ne n F rei­
heitsentzug solcher D au er rechtfertigen würde, f i nd e n s i eh d i e m e i sten ( 85.72 %)
R ückfa l l i g en. D e r U m stand, dass Ínsbesond ere bei d e n mehrmals Verwahrten
30 % mit ei ner G ru ndstrafe von weniger als e i nem Jahr u nd 51 %, bei dene n d i e
Strafe 1 1 /2 Jahre n icht überschre itet ( T a b . I X . 5 ) , f ü r f ü n f J a h r d ie F reiheit
entzogen w i rd , lost bei vielen ei n gew isses G efüh l der U ngerechtigkeit aus u nd
füh rt zu e i ner Opposition gege nüber der strafenden G e se l l schaft, was sich negativ
auf eine a l lfa l l ige R esoz ia l i s ierung ausw i rkt.
B.
Die Del i ktsgruppen
D i e gesamte k r i m i ne l l e Laufbahn d er Pn v o n ihrer ersten Veru rte i l u ng b i s z u r
Verwa h r u ng i n den Jahren 1 95 1 bis 1 956 w u rd e i n d e r F o lge n a c h D e l i kts­
m u stern geg l iedert u nd in die u nten stehenden G rupen A bis e e i ngete i lt.
G r u pp e A = nur Vermogen sde l ikte m it vorwiegend
- D iebstah l
- B etrug
- Veru ntreu ung
Urku ndenfa l sch u ng
G r u pp e B = n u r Sexu aldeli kte m i t vorw iegend
- N otzucht
- U nz ucht
G r u ppe e = mehrere D e l i ktsarten gem i scht
64
D i e E i ntei l u ng in d ie zwei G ru n dg ruppen A und B erfolgte e i nm a l dann, wenn
eine nach den oben gemachten K athegorien entsprechende homogene Lauf­
bah n 1 24 festge ste l l t werden konnte . Ausserdem w u rden in d ie Gruppen A u nd B
d ie Tater e i ngetei l t, d ie n u r e i n e i n z iges M a l wegen e i ner a nderen Tat veru rte i l t
wurden . N u r w e n n meh re re oder k e i n e De l iktsrichtungen festgeste l lt w u rden,
oder wen n der Tater m eh rm a l s von der Hau ptrichtu ng abwich , wurde er i n die
G ru ppe e ei ngestuft.
Den Hauptantei l m it 63 % machen som it d ie Verwahrten aus, die sich d u rch
anhaltendes rege lmassiges D e l i nq u iren gegenü ber fremdem Vermogen aus­
zeich nen. D i ese 63 P n weisen, u m m it der Typolog ie von Roebuck 1 2 5 zu spre­
chen , das E i nzelm uster der oben erwah nte n G ru ppe A auf.
Wen igstens v ier Verhaftungen wegen Sexu a l d e l i k ten (nur Sexua lde l ikte) konnten
bei d rei Pn gefunden yverd e n , d ie som it als E i nzelm ustertypen der G ruppe B
angehoren.
D ie restl ichen 34 Pn weise n me ist sog. ,Meh rfachmuster' auf, u nd ich habe sie
demzufo lge in der G ruppe e z usammengefasst.
Bei d iesen verb l e i bende n 34 % mit gem i schten D e l i ksarte n haben 2 1 Pn e i n
reines A M u ster. Som it f i nden sich u nte r den untersuchten Pn 84 %, die sich
d urch gehaufte Vermogen sde l i kte auszeich n e n . B erücksichtigt man dazu noch
d ie neun Pn, d ie ebenfa l l s wegen Vermogensde l i kten 1 26 bestraft wu rden, ohne
jedoch ein A M u ster aufzuweisen, kommt m a n auf 93 % .
Bei den S ittl ich keitsd e l i nq uente n der G ru ppe e finden sich neu n P n m it ei nem B
M u ster u nd 1 3 sind ebenfal l s nach dem fünften T itel u nseres StG B s veru rte i l t
worde n .
l nsgesamt haben dementsp rechend 26 % d e r u n te rsuchten P n wegen strafbaren
H a nd l u ngen gegen d ie S ittl ichkeit vor den R ichter treten müsse n . D ie verbl e iben­
den s ieben Pn, bei denen d ie Del i ktsarten gem i scht s i n d , oh ne ein M uster aufzu.
weisen, h atten sich vorw iegend wegen Vermogensd e l i kte n kom b i n iert m it ande­
ren strafbaren H a nd l u ngen ZtJ vera ntworte n .
D ie U ntersuchu ng, verg l ichen m i t dem schweizerischen D urchschn itt, zeigt:
- Die Krim i na l itat der Verwahrten richtet s ich im wese ntl ichen gegen das Ver­
mogen.
- Der prozentuale A nte i l der S i ttl ich keitsd e l i n q uenten übersteigt ebenfa l l s den
Landesdu rchsch n itt.
- G e r i ng ist d ie Anzah l d er Sittl ichkeitsde l i nq uente n , die, w ie die psych iatri­
schen G u tachte n erkennen lasse n , aus sex ueller Psychop ath i e nu r zu Sex u a l ­
del i kten (me istens offentl iche u nzücht ige H a n d l u ngen u nd se ltener Unzucht
m it K i ndern) getrieben w erden .
65
111.
l.
Prozentualer Ante i l der Vergehensgruppen 1 9 69
Übrige Vergehensgruppen
1 2, 9 %
1 0,4 %
óff entliche Gewa l t
Sittl ichkeit
Abschn itt : Der R ückfa l l
Begriffl i ches
Der R ückfa l l sbegriff ist u nbest i m mt u nd i n se i nér A nwend u ng versch ieden, je­
nachdem e in J u r i st, e in K r i m inologe, e in Stati st i ke r oder di e Strafvo l lzugsbe­
rorde i h n gebrauch t.
U er in C h i k ago w irkende Strafrechtsleh rer u nd K r i m i n o loge Morris 1 2 7 h at i n
seinem G enera l bericht für d e n 1 1 1 . l nternation a l e n krim i n ologischen Kongress
1 955 in London k l a rgeste l lt, dass es e i ne e i n he itliche Begriffsbest i m m u ng nicht
geb�n ka n n . Der R ückfa l l se i v ie l m e h r, j e nach d em m it seinem Gebrauch verfolg·
ten Zweck u nd der gesamten E in ste l l u ng der i h n benützenden Person, anders zu
bestimmen.
1. Der pono/ogische Rückfal/sbegriff
1 4,4 %
55,5 %
D i eser von der V o l l z ug sbehorde verwendete R ückfa l l sbegriff grü ndet sich nach
darauf, ob der Strafgefangene bereits vorher e ine F re iheitsstrafe ver­
büsst h at , das A nsta ltsleben kennt u nd d u rch den F reiheitsentzug n icht von ei ner
erneuten Straftat abgeh alte n werd e n konnte, oder ob er noch in kei ner Anstalts­
kartothek aufgeführt ist u nd a l s N e u l ing angesprochen werden kann. 1 29
N ach Mannheim 1 3 0 m u ss d iese B egr iffsanwend u ng auch auf d ieje n igen Straffa l l i­
gen au sgeweitet werden, bei denen - nach e i nmal verbüsster A nstaltshaft - e ine
erneute Strafe au f B ewiih ru ng a u sgesp rochen w u rde, i n sbeso ndere dan n, we nn
i h nen e i ne Bewiih ru ngsh i lfe 1 3 1 z u r Se ite stand od er wenn sie vom Ger icht m it
e i ner bestim mten Auflage belastet w u rd e n .
Morris 1 28
Vermôgen
K-Statist i k , 1 969, S. 1 1
2. Der strafrech t/iche R ückfal/sbegriff
Der strafrechtl iche R ückfa l l sbegriff kan n wesentl ich weiter gefasst werden a l s der
ponolog isch e . Für d iese Begriffsbesti m m u ng ist h ier an sich . , n u r d ie Tatsache
einer vorgehenden Veru rte i l u ng zu ei ner wie auch immer gearteten Strafe we­
sentlich, oh ne dass es auf d eren vo l l ige oder auch te i lweise Verbüssung an­
kiime" . 1 3 2 Som it h a ndelt es sich um eine dogmatische U msch rei b u ng des Be-
66
67
·
griffes, d i e aus dem gegebenen nationalen R echt abz u l e iten i st u n d d urch d ie
Strafgesetzgebu ng versch ieden e i ngesch rii nkt w u rd e . 133
Aus d i esem G r u nd i st der r e c h t l i c he R ückfa l l sbegriff von Land z u Land ver­
sch ied e n . F ü r d i e Schweiz sind d i e i u ristisch-tech n ische B eg r iffserfassung u nd
ihre R echtsfolge für das Schwei zerische Strafgesetzbuch aufgru nd der A rt . 67
StG B u nd 1 08 StG B 1 34 von Hegg 13 5 anal ysiert u n d dargestel l t word e n .
3 . Der kriminologische Rückfal/sbegriff
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A l s u m fassen ste Begriffsbesti m m u ng geht der R ückfa l l , w ie i h n der K r i m i no loge
versteht, ,weder vo n ei ner vorherigen Veru rte i l u ng , Strafverbüssu ng, noch
i rgendwelcher amtl ichen F estste l lung von früher begangen e n D e l i kten a u s. Sie
verlangt n u r i h re tatsii c hl ich e B egeh u ng " . 1 36 D ie K r i m i n o logie versucht den
U rspru ng des strafbaren Verhaltens e i n es M e n schen z u e rgrü nd e n , u m dann fest­
zustel l e n , warum der D e l i nquent trotz kri m i n a l rechtl icher San ktionen weiter
straffii l l ig w i rd . S i e bemüht sich, bestim m te G rü nd e zum d e l i ktische n Verhalten
aufzudecken - wobei sie n icht a n die national verschiedenen R ückfa l lsbegriffe
gebunden se i n w i l l - um dam it w i rksamere M assnahmen z u m Schutz der Gese l l ­
schaft und z u r besseren R esoz i a l i s ierung des Taters vorzu sch lag e n .
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Der h ier verwendete R ückfall sbegriff d eckt sich m it der p o n o l og isch en Begriffs­
anwendu ng M a n n h e i m s. 1 3 7
We i l d ie R ückfii l l igkeit ( 7 6 %) bei den Ve rwahrten so hiiufig ist, i st e i n genauerer
U n tersuch ung a ngezeigt. 13 �
D i e fo lgende Tabe l l e g i bt eine zeitl iche g eg l iederte g rap h i sche D arste l l u ng der
begangenen Del ikte w ieder. Ü be rtretu ngen nach StG B u nd SVG sind a l l e rd i ngs
ebe nfa l l s erfasst worden, o h ne dass d i e se e i n e n Rückfa l l i m S i n ne der gemachten
Begriffsbest imm u ng begründen . 1 39
Als R ückfii l l ige beze ich nete ich d iejen ige n P n , we lch e d i e Anforderungen e i ner
Bewiih rung n icht erfü l lt haben .
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erneut verwahrt
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Zuchth aus- oder G efii ng n isstrafe o Ü bergangs- oder A ltersh eim
Ü bertret u ngen nach StG B
: A rbeitserz iehu ngsa nstalt, alter Art. 4 3
SVG
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76 P n
Zeitpu n k t d e r erneu ten Verwa h r u ng
Tabelle 1 1 1/1 1 2
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24 %
2 . Jah r
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40,68 %
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2 5 .4 3 %
3 . Jahr
5 %
8 ,47 %
4. Jah r
8 %
1 3 ,57 %
5. Jahr
2 %
3 ,39 %
6. J ah r
2 %
3 ,39 %
7 . J ah r
1 %
1 ,69 %
8. J a h r
1 %
1 ,69 %
1 %
1 ,69 %
1 00 %
1 00 ,00 %
Tabelle 1 11/11 3
=
=
59 P n
Haufigkeit d e s Rückfal l s s e i t de r bedingten E n tlassung ( 1 956-60)
Verwa h ru ng
+ Zuchthaus oder Gefa n g n i s
nie
41 %
24 %
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36 %
33 %
zwe i mal
22 %
31 %
1 %
9 %
d re i m a l
viermal
2 %
fünfmal
1 %
1 00 %
( im siebten J a h r straffa l l ig )
Nach zah l re ichen E i ntragen (vorw iegend wegen Vermogensd e l i kten G ruppe A )
erfolgte i m August 1 960 l etztma l s nach d e r d ri tten Verwah rung auf u nbest i m m ·
t e Z e i t d ie bed i ngte Entlassung. Wahrend der dreijah rigen Z e i t d e r Schutzauf­
sicht h ie l t sich der Pn sch lecht u nd recht. B esond ere Schwierigkeiten bereitete
ihm sei ne A l koholsüchtigke it, welch e in versc h i edenen Kuren m it Antabu stab let­
ten zum Tei l abgeschwacht werden konnte. 1 96 1 verh e i ratete er s ich , u nd der
Grund u nd Verd ienst der Besse r u ng l iegt ei ndeutig bei se iner F rau, d i e bewu n·
dernswürd ig zu i h m gehalten h at . A usser einer Parkbu sse im vierten E ntlassu ngs·
jahr hat sich der Pn bis i n s siebte J a h r straffrei ha lte n konnen. Als Warter e i ner
K l e i nt ierk l in ik ersch ien er pfl ichtwid rig n icht zu se inem Son ntagsd ienst, so ndern
war w iederum auf ei ner ,Su mpfto u r' m it se inen Zec h k u mpanen. Als i h n das Geld
ausg i ng, besch loss er d ie R egistrie rkasse a n seinem Arbeitsort ausz u ra u m e n . Ü ber
Pn Nr. 4
9. Jah r
1 0 . Jahr
M it e i nem p rozentu a len Ante i l von 40,79 % a l l e r R ückfa l l igen sind 3 1 % der Pn
im ersten Jahr nach i h rer bed ingte n E ntl assung e rneut straffa l l ig geworden. I n
den fo lgenden zwei Jahren ist e i n bedeutender R üc kgang auf 1 8 %, resp . 23,68 %
im zweiten u nd 5 %, resp . 6,58 % im d ritten Jah r zu verze ich ne n . Das v ierte Jahr
lasst d ie R ückfa l l sq u ote auf 1 0 %, re sp . 1 3 , 1 6 % ansteigen. B i s u nd m i t dem
fünften E ntlassu ngsj a h r sind ausser fünf Pn, resp . 7 ,9 % a l l e r R ückfa l l igen w iede·
rum m it dem G esetz i n Konfl i k t getrete n . (vg l . Tab. 111 / 1 1 1 )
Von den 1 00 E x p loranden s i nd 59 i n d ie Vervv a h rungsansta lt e i ngewiese n oder
vom R eg ieru ngsrat z u rückversetzt worde n . (vg l . Tab. 1 1 1 / 1 1 2) E benfa l l s h ier ist
e i n Anstieg im vierten E ntl assu ng sj a h r festzuste l l e n .
W i e nach d e n U ntersuchu ngen z u ervvarten war u nd auch versch ied entl ich von
Seiten der Strafvo l l z ugsbeh orde ervv a hnt w u rde, konnte man a n nehmen, dass e in
R ückfa l l prakti sch ni eh t m eh r vorkomme, wenn ei n er sich m indestens fünf Jahre
lang seit der bed i ngte n E ntlassu ng bewa h rt h abe . l m a l lgemeinen bestiitigt m e i ne
U ntersuch u ng d iese F estste l l u ng . Zwar f i nd e n sich noch fünf P n , d i e sich mehr
a l s fünf Jahre l a ng straff rei halten ko n nten u nd d och n icht e ndgültig resoz i a l i siert
waren . D iese E xp loranden si nd erst im . 6 . bis 9. Jahr nach i h rer E ntlassu ng
wiederum straffa l l ig geworde n . D ie ser U m stand rechtfertigt e i ne genauere D ar·
stel l u ng der U m weltsbed ingu ngen d i eser Pn bis zu i h rer e rneuten Aburte i lu ng .
1 00 %
die Verwahrung des Sch lüssels w usste er B esche id . M it e iner Beute von
302 .- F ranken wu rd e d i e F estere i i n e i ner anderen Stadt abgesch losse n .
M it R ücksicht a u f se ine F ra u , sei nen guten A rbeitsq u alif i katio nen u nd u nter
Berücksichtigu ng der e i n m a l igen K u rz sch l u sshand lung wurde die fü nfmo natige
G efang n isstrafe auf Antrag des R eg ieru ngsrates vom G rossen Rat bed i ngt erlas­
sen .
72
73
( i m achten Jahr straffii l l ig )
D er G ruppe C angehore nd hat d er P n vorgii ngig si e ben F reiheitsstrafen b i s zu 3 2
Monaten Zuchthaus abgesesse n, als er im Jahr 1 957 wegen B etrugs u nd D ieb­
sta h l s erstmals verwahrt werd en m u sste. Er w ird i n den A kten als arbeitssch euer,
pfl ichtvergessener H ypochonder dargeste l lt, der scho n in sei n er Jugendzeit das
Vertra uen seiner M u tter arg m i ssbrauchte. lm Jahr 1 953 wurde er von sei ner
F ra u gesch ieden, nachdem e r d i e gesamte Aussteuer verkauft hatte. Di e zwei
K i nder wurden de r M u tter zugesproche n . l n d er F o lge zog e r von Ort z u O rt ,
flüchtete ins A u sl a nd und m u sste versch iedentlich i m P o l i ze ia n zeiger ausgesch rie­
ben werd e n . A l s Tri nker h at er sich des oftern E ntwo h nu ngs k u ren u nterzog e n ,
d ie er jedoch n icht d u rchgestanden h at. Nach se iner bedi ngten E ntlassu ng i m
J a h r 1 960 kon nte er sich sch lecht und recht h alten, wu sste s i c h jedoch i m mer
der Schutzaufsicht zu entz iehen, i nd em e r a l s H i l fsa rbeiter sehr oft d ie Ste l l e u nd
den Woh nort wechselte. Auch war es m ü h sam , d ie 1 00 . - F ranken U nterstüt­
zu ngspfl ichten ei nzutreiben, d ie er monatlich für se ine zwei K i nder e ntrichten
m usste. Der P n verkeh rte des oftern i n h omosexu e l le n K reisen, wo e r sich, we nn
er w ieder e i nm a l mehr kei ner geregelten Arbeit nachg ing, aushalten l ie ss. I n der
W o h n u ng ei nes F reu ndes, zu der er freien Zutritt h atte, e ntwendete e r 50 K u n st­
bliitter, d ie er für 500 . - F ranken verkaufte. lm achten J a h r n ach seiner E ntlas­
sung wurde er verhaftet, des D iebsta h l s u nd Betrugs sch u l d ig erk liirt, zu 1 4
M onaten G efii ngnis veru rte ilt u nd nach A rt. 4 2 StG B erneut verwah rt.
Pn Nr. 16
( i m siebten Jahr straffii l l i g )
N ach zah lreichen E i n tragen w eg e n Vermogensd e l i kten ( G ruppe A ) erfolgte i m
D ezem ber 1 956 d i.e bed i ngte E ntlassu ng aus s e i n e r zweiten Verwah rung. N ach
der E ntlassu ng fan d der P n die besten V orau ssetzu ngen für den W iedere i ntritt i n s
n o r m a l e Leben . E i ne seh r versta nd n isvol le F ra u stan d ihm n icht n u r materiell
m it i h rem Verdienst, sondern auch als M e n sch zur Seite. Mit A u s nah me e i ner
Parkbu sse u nd dem M issachten e ines verkeh rspol i zeich l ich e n H a l tezeiche n s i m
fünften Jahr se it der E ntl assu ng hat s i c h der P n n ichts zu Sch u l d e n k o m m e n
l assen . E r mach te i n d e r F o lge e ine Bekan ntschaft m it einer verwitwete n , seh r
begüterten F ra u , u nd e s k a m z u r Schei d u ng v o n se iner F ra u . D e r P n betrog
wahrend zwei Jahren d ie W itwe scham l os , u nd es lag, w ie d ie e i ngele itete U nter­
suchu ng ergab, e i n k lassischer F a l i von H e i ratsschw indel vor. Der Explora nd
w u rde des fortgesetiten Betrugs sch uld ig erk lart u nd zu drei Jahre n Zuchth a u s
veru rtei l t . D iese Strafe w urde nach Art. 42 StG B i n Verwah rung auf u nbest i m m­
te Zeit u m gewandelt.
Pn Nr. 23
74
(im sechsten Jahr straffiil l ig)
Nach zah lreichen Vermoge nsstrafen (G ruppe A) wurd e der P n im J u l i 1 959 nach
seiner ersten Verwah rung b ed i ng t entlasse n . Als H i lfsa rbe iter hat e r oft d ie Ste l le
und den Woh n sitz gewechselt. Es h a ndelt sich um e i ne n l e icht schwachs i n n ig u nd
Pn Nr. 2 6
depressiv vera n l agten Psychopat h e n . Abgesehen von e i ner Ü bertretung wegen
falscher Nam ensa ngabe im d ritten Jahr nach der E ntl assung kon nte er sich,
obwoh l er a l s E inzelgiinger ke i n e n Kontakt zu Verwandten noch F reunde hatte,
straflos halten. lm sechsten J a h r wu rde er wegen D iesta h l u nd Betrug zu 1 5
M o naten Zuchthaus verurte i l t . W ie e r z u P roto k o l l au ssagt, h abe e r keine F reude
mehr a n der E ntlassung, w e i l e r ja n iemanden i n der F re i he it kenne, d ie i h m
bei stehen konnten n o c h wol lten; e r w isse genau , dass er wieder i n d i e , K i ste '
kom me. So hatte er sich im n eu nten Jahr e r neut wegen D iebstah l s u nd Betrugs
zu verantworten u nd wurde z u e i nem Jahr Zuchth aus, u mgewandelt i n Verwah­
rung auf u nbestim mte Zeit, veru rte ilt. Zum Ze itp u n kt der U ntersu chu ng ist er
u nbekannten A ufenthalts, weil e r aus der A n sta l t entweichen k on nte .
( i m neu nten Jahr straffii l l ig )
D e r P n wurde i m August 1 95 7 n ach se i ner e rste n Verwahru ng bed ingt e ntl asse n .
Vorgiingig h atte e r vorw iegend weg e n Vermogensdel i k te n ( G ruppe A ) zwo lf Ge­
fiing n i s- u nd Zuch th ausstrafen bis zu dreieinhalb Jahre n z u verbüssen . M it 1 7
Jahren war er i n e i ne Jugende rziehu ngsanstalt e i ngewiese n word e n . Schon in
seinen ju ngen Jah ren hatte er k e i ne Beziehu nge n mehr z u den Verwandte n , weil
d iese nach Ameri ka ausgewandert s i nd . Er m u sste 1 956 nach sei ner E ntlassu ng
der Kantonsverweisu ng wegen se ine frü here U mgebung verlasse n . Al s H i lfsarbei­
ter zog er von O rt zu Ort u nd hat sich wiih rend der Zeit der Schutzaufsicht recht
verhalten . I n der F olge verhei ratete er sich m i t e i ner Frau, d i e i h m keine Stütze
sei n konnte . · E r übernahm den Poste n eines R e i se nden-Kaufmanns, war viel
u nterwegs, wodu rch sich auch d ie relativ v ielen SVG Übertretu ngen erkliiren.
D u rch d ie haufige Abwesenheit von der neu gegrü ndeten F a m i l ie e ntstand e i ne
lose Bezieh u ng zu Frau u nd K i n d . F inanz ielle Schwierigke iten führten zu erneu­
tem D e l i nq u iere n . Wegen Veru n treu u ng , w iederholten D iebsta h l s u nd N icht­
bezah lens der M i l itarsteuer veru rte i lte i h n das G ericht im neu nten Jahr nach
sei ner bed i ngten E ntlassung zu zwo lf M onaten G efang nis.
Pn Nr. 78
111.
U nterfragen z u m R ückfal l
Aus den i m zweiten A bsch n i tt 140 u nd d e n im d r i tten Absch n itt 1 4 1 u nter­
suchten P u n kten u nd Strafreg isterauszügen lassen sich a n h a nd dieser Arbeit e i n i ­
g e k r i m i nolog i schen U n terfragen z u m R ückfa l l d e r G ewoh nhe itsverbrecher beantworten .
75
í. Sind Rückfal/ige Spezialisten ihrer Ta tart?
Wie aus der U ntersuch u ng über d ie gesamte k ri m i nelle Laufba h n der 1 00 P n 1 4 2 ,
die a l s G ewoh nheitsverbrech er a l lgem e i n a l s R ückfii l l ige a ngesprochen werd en
dürfe n , h ervorgeht, h a ndelt es sich bei den Verwah rten vorw iegend um Straffii l l i ·
ga, d i e s ie h d u rch regelmiissiges De l i nq u ieren gegenüber f remdem Vermogen aus·
zeich n e n .
I n d e r zehnjii h rigen U nte rsuch u ng speriode ist e i n Abweich en v o n d e r ange·
sta m m ten D e l i nquenzrichtung kaum festste l l ba r .
N a eh Mannheim 143 i s t es jedoch n i e h t stets zu treffend, ..d ass d i e i m m er erneut
Rückfa l l igen Spez i a l i ste n i h re r Tatart s i nd". Auch sei es zweifelh aft, ob, w ie oft
ohne weiteres behauptet werde, d ie G l e ichartigkeit des R ückfa l l s a uf e i n e grosse·
re Gefii h rl ichkeit des Tiiters sch l iessen lasse . Es sche i nt woh l zuzutreffen , d ass
bei gewissen Del i ktsarten (wie i nsb. D iebstah l ) d ie G efah r des R ückfa l l s be·
sonders gross i st. D ies l iegt aber auch daran, dass die in F rage kommend e n
Del i ktsarten al lgem e i n am hiiufig ste n begangen werden. 1 44 Versteht m a n u nter
dem A usdruck ,Spez i a l i st' kein besonders raffi n iertes und k luges Vorgehen beim
Del i nq u ieren - dafür fehlt es den me isten Pn a n l ntel l igenz - sondern d ie Bei be·
haltung der e i n m a l e i ngesc h l agenen D e l i n q u enzrichtung, so sind die P n , i m G e·
gensatz zu der von Mannheim vertretenen A uffassu ng, ,Spezia l i sten'. M an k a n n
v o n ei ner G l eichartig keit des R ückfa l ls sprech e n , d i e keine besondere Gefah r l ich·
keit der Tiiter beku ndet, wie d i es z . B. bei geme i ngefii h r l i ch e n , schwer erfass·
bare n De l i kten d er F a l i wiire.
Pn N r . 7
=
G ruppe A
- zu U n z u c h t m i t K i ndern ( i m 2. Jah r )
- z u U n z u cht m i t K i ndern ( i m 6 . J a h r )
- z u Diebsta h l u n d Veruntreu u n g = A
l i m 1 0 .J a h r )
Pn N r . 8
=
G ruppe A
- zu U n z u c h t m i t K i ndern l i m 2. J a h r )
Pn N r. 1 0
=
G ruppe A
- zu U n z u c h t m i t K i ndern l i m 1 . J a h r )
- z u U n z u c h t m i t K i ndern l i m 8 . J a h r )
Pn N r. 1 4
=
G ruppe A
- zu U n z ucht m i t K i ndern ( i m 4 . J a h r )
Pn N r .60
=
G ruppe A
- zu iiffe ntl i ch e n u n zücht igen H a nd l u ngen u n d
+
D i ebstah l
U n z uc h t m i t K i n dern l i m 1 . J a h r )
- z u iiffentl i c h e n u n züchtigen H a nd l u ngen l i m 1 0. J a h r )
Pn Nr.62
=
G ruppe A
- zu fortgesetzter U n z u cht m i t
dem
eigenen K i n d
( i m 2. J a h r )
- z u U n zu c h t m i t K i ndern l i m 9 . J a h r )
Pn N r.91
=
G ruppe A
- zu U n zucht m i t K i ndern ( i m 2 . Jah r )
- z u D i ebstah l , Betrug, U r k u ndenhilsc h u ng l i m 2 .J a h r )
D iese Anhii ufu ng vo n S ittl i c h k e itsde l ikten, i n sbesondere das Abweichen der
rei nen Vermogensde l i nq u e nte n zum U nzuchtsde l i kt, la sst auf einen sex u e l l e n
Notstand sch l iesse n , d e m die V erwah rten nach ihrem langen F re i he itsentzug
gegenüberste h e n . Verm u tl ich aus Ko ntaktarm ut u nd M iderwertigkeitsgefü h l dem
gleichaltrigen Partner gege nüber - n icht aus sexuell abnormem Tr iebverhalten
heraus, - werden sie zum Sittl ichkeitsverbrecher. D ie drei re inen S ittl ich ke its·
del i nq uenten, d ie aus sexu e l l e r Psychopath i e 1 4 5 zum D e l i k t getr ieben wu rd e n ,
haben sich i n den zeh n Jahren wie fo lgt verha lte n :
2. /st ein A b weichen von der angestamm ten Delinquenzrich tung feststellbar?
Pn N r . 3 0
D i e meisten der 7 6 R üc kfa l l igen sind wiihrend der u ntersuchten z e h n J a h re nach
ihrer bed i ngten E ntl assung i h re r D e l i k tsart treu geb l ieben. Nur bei sieben Pn ·
kon nte e i n Abweiche n von i h re r angesta mm te n D e l i nquenzrichtu ng festgestellt
werden.
=
Gruppe B
- z u wiederholter U n z u c h t m i t K i nder ( i m 4 . J a h r )
Pn N r . 4 2 = G ruppe B
- straffrei ( Kastration v or der letzten E n t l assung)
Pn N r. 66
- Widerruf d u rc h R R B wegen iiffent l ic h e n u n züchtigen
=
G ruppe B
H a n d l u ngen ( i m 1 . J a h r )
- E i n weisung i n die H e i l· u n d Pflegeanstalt nach a l tem A rt . StG B
wegen offe n t l i chen u n züchtigen H a n d l ungen ( i m 7. J a h r )
3. /st der Rückfa/1 nach Verwahrung von bestimmten Fak toren abhangig?
a.
Vorstrafenzahl
Al lgem ein w i rd in den z it i erte n Arbeiten angenom men, dass d ie Rückfii l l swahr·
sch e i n l ich ke it m it vermeh rter Vorstrafenzah l a n steige. M e i n e U ntersuch ung m it
du rch sch n ittl i eh g rosser Vo rstrafe nzah l bestatigte d i e ses E rgebn i s n icht. 1 46
76
77
M i t der Gegenüberstel l u ng der straffre i e n l nterv a l le vor der Verwahrung u nd
denjen igen nach der Verwah ru ng lasst sich d ie W i r k u ng d er sichernden M a ss­
nah m e nach Art . 42 StG B n icht festste l l e n . l ch h abe d ie l nte nsitat des strafbaren
Verha ltens, d . h . , d ie straffre ien U nterbrüche vor der erstm a l ig e n Verwahru ng
m i t denen nach d er Verwa h r u ng verg l ichen u n d kon nte k e i ne R egelmassigke it,
geschweige d e n n e i ne Gesetzm assigkeit festste l l e n .
D i e Verwah ru ng w i rkt je nach Charakter u nd Al ter d e r D e l i nquenten versch ieden
und hangt sta rk davon ab, in welche U mwelt der bed i ngte E nt l a ssene nach
sei nem l a ngeren F reihe itsentzug geb rach t wird .
D i e 40 erstm a l s Verwah rte n 14 7 haben sich i n d er 1 0-jah rigen U ntersuch u ngszeit
wie folgt verh a lten :
straffrei
Verbrechen oder
Verge h e n
erneut verwahrt
IIII11
15%
lili11lli!
111IIIIIII
IIIIIIIIII
25 %
1 7 %)
60 %
59 % )
1 00 %
( 1 00 % )
24 % )
1111
40 Pn
E s l assen sich al so drei G ruppen u ntersch eiden, d ie gewisse d o m i niere nde Züge
ausweise n .
a a . P n , d ie im Strafregister n i c h t mehr erscheinen, sei es, dass d i e M assnahme i h r
Verhalte n bee i n f l u sst hat, sei es, dass s ich i h re U mwe lt i n e i nem f ü r s ie positiven
S i n n gea ndert hat, sei es, dass beides z u sammenw irkte u nd sie den Weg · zu rück
gefu nden h a be n .
a b . P n , d ie sich u nter d e r F ü h ru ng der Schutzaufsicht u nd d e s Vorm unds ausser
Ü bertretu ngen und k le i nerer Vergeh en wiih re nd der P robezeit sch lecht u nd recht
halten konnte n , in der F o lge aber erneut ,schwerer ' straffii l l ig werde n und m it
d u rch sch n ittl i eh gleicher l ntensitiit weiterdel i n q u ieren .
ac. P n , d ie e r neut verwahrt werd en m u ssten . H ier setzte - m i t zwei Ausnahme n ,
.
P n N r . 1 6 ( S . 7 4 ) u nd Pn N r . 2 6 ( S . 7 5 ) - da s verbrecherisc h e Verh al ten me1st
sofort m i t g l eicher, wen n n icht bei einzelnen sogar mit verstiirkter l ntensitiit e i n ,
weil sie sich d u rch den i n i hren Augen u nbegrü ndet l angen E ntzug d e r F re i h e it
u ngerecht behandelt füh lte n u nd sich dafür d u rch erneutes D e l i nq u ieren a n der
strafenden G ese l lschaft riichte n .
78
b . A lter
D i e j ü ngeren P n sch e inen ei ndeutig starker zum Rückfal l zu ne ige n . M i t dem
Alter w i rd d ie Bewah ru ng haufiger. 14�
e.
Zivil�tand
Zum R ückfa l l neigen i n erster L i n ie d ie G e sch iedenen, d a n n d i e Led ige n ; d ie
beste Bewiihru ngschance ze igen d ie Verhei ratete n . 149
d. Beruf
l m Z u sammenh ang m it der beru f l ichen Oual ifikation der E xp l ora nden liisst sich
festste l le n , dass in erster L i n i e B erufsleute, d ie ei ner u n tergeord neten Tiitigkeit
nachgehen müsse n , zum R ückfa l l neige n . G efolgt werd en sie von u ngelernten
Arbeitern. Berufsleute, die ihren Berufsstand be i behalten h aben, bewiih rten sich
am beste n . 1 50
e. Ende der Be wahrungshilfe
Wenn d i e Pn im d ri tten Jahr nach i h rer bed i nten E ntlassu ng a u s der Schutzauf­
sicht entlassen werden und som it auf sich se l bst a ngewiese n s i nd , steigt d ie
Rückfa l l swah rsch e i n l ichkeit w ieder merkl i ch a n . 1 5 1
4. Der Rückfa/1 und die dazwischen liegenden straffreien Un terbrüche
Bei den P n N r . 7 , 1 5 , 1 8 , 4 1 , 5 2 , 54, 6 1 , 67, 69, 72, 90, 9 7 , 99, 1 00, d ie i nnert
zeh n Jahren mehrmals rückfii l l ig w u rd e n , liisst sich eine Verkürzung der straf­
freien U nterbrüche von Del ikt zu Del ikt festste l l en (Tab. 1 1 1 /11, S. 72) .
IV.
D a s Prob lem der Anpassu ng a n das G efiing n i s
D e r e i nzelne D el i nquent, der ü b e r e i n e la ngere Z e i t i n e i n er Gefii ngn i sgeme i n­
schaft leben m uss, ist d ort wiihrend se i ne r H aftzeit e iner ganz best i m mte n , der
Anstalt eigenen K u ltur u n terworfen , der er s ich mit d er Zeit a npasst. Jeder neue
l nsasse m uss sich den R eg e l n u nd Vo rschriften des Ansta ltlebens u nterwerfen
u nd den l nsassenkodex , der u nter den M itgefangenen g i lt, beachte n . M a n kann
h ie r von e i hem Sozi a l isieru ngs- u nd Vergese l l sch aft l i c h u ngsprozess i n e i ne beso n ­
dere M enschengruppe sprech e n . 1 52 Wertbegriffe, Sprache, Ansichten u nd E i n­
ste l lu ngen d ieser Gemei nschaft müssen z u e igen gemacht werd e n . Clemmer 1 53
nen nt d iesen Vorgang .,p rison i saz i o n " u nd defin iert i h n als ,.d ie Ü bernahme der
79
trad itionellen Lebensformen, S i tte n, G ebra uche und al lgemeinen K u ltu r der
Strafa nsta lt i n e inem grb sseren oder ger i ngeren Ausmass" . 154
D u rch die H i n n a h m e e i ner u ngeord neten R o l l e u nd Anp assu ng ans G efa ng n is·
leben w i rd sei n e eigene Persb n l ichkeit zersetzt. Der H aft l i ng passt sich der neuen
Lebensfo rm an u n d w i rd ,priso n i s iert ' , derart, dass, nach C!emmer, e i ne W ieder·
e i n g l iederung in d ie Gemei nschaft ausserh a l b der Zuchth a u smauern nahezu u n ·
mogl ich w i r d .
D iese W i r k u ng des Vollzugs w ird ferner d ad u rch erschwert, dass d i e Anstalt für
U nterku nft, K leid u ng , N ah ru ng u nd A rbe itsmoglich keit sorgt, dem G efangenen
som i t die Verantwortu ng dafü r abnimmt. 1 55
I n welcher We ise u nd welchem Masse d i ese E i nflüsse des Fre ihe itsentzugs sich
bem erkbar mache n , u nd ob sich e i ne eigentliche Subku ltur e ntwickelt, m üsste
durch eine besondere U ntersuchu ng abgek lart werd e n .
Nach Au ssagen von Leu ten d e s Strafvollzugs i s t d i e se E i ng l iederu ng i ns Anstalts·
leben bei den Verwahrten, insbesondere bei mehrmals Verwah rte n, d ie e i ne ge·
rau m e Zeit i h res Lebens im M i l ieu einer Gefangenengem e i n schaft verbracht
haben, verstar k t a nzu treffe n. Es gebe Verwahrte, d ie sich in der F re iheit n icht
meh r zu recht f i nden k b n nte n u nd b e i denen die Anstalt gewi ssermasse n zur
, H e i m at ' geworden se i . D afür sprechen e i n ige in den A kten v orgef u ndene Pol izei·
rapporte, i n de nen di e P n bei erneuter F estnah m e z . B. folgendes aussagten . ,l eh
habe genug , ich w i l l wieder z urück nach T horberg" od er )eh h abe es i n der
, K i ste ' scho ner gehabt als zu H a u se, ich bin froh, w ieder i n s Zuchthaus zu
kommen ".
l nw iefern d iese Person l ich keitswand l u ng wah re nd e i nes l angen F reiheit se ntzugs
einen E i nfluss aut die R ückfal lsd ichte hat, d. h. i nwieweit d ie H after lebnisse der
Straffa l l igen wahrend i h re s A nstaltaufenthalts die R ückfa l l sq uote massgebend
bee i nf l usst, oder ob die Schwierigkeit e iner w i r k l i chen R esoz i a l i sierung der V er·
wah rten nicht eben so stark d urch die dauernde Zurückwe isu ng u nd N ichtaner·
kenn u ng des ,Zuchthau slers' d u rch d ie rechtschaffe nen M itg l i eder der G esel l ·
schaft bed i ngt ist, k a n n n icht festgeste l lt werden. Es ko n nte ebenso g u t z u ·
treffe n, dass d e r Entlassene v o n zwei Ü be l n, d a s i h m m om entan k l e iner er­
sch e inende wah l t u nd som i t ü ber das D e l i k t den fü r i h n l e ichteren Weg z u rück i n
d i e A n stalt f i ndet.
80
IV.
l.
Absch n itt :
Die
Prognose
Problem stel l u ng
Jede Prognose w i l l d ie z u k ü n ftige E ntwick l u ng e i ner G egebenheit voraussagen.
Sie m uss m it B ed i ng u ngen rech n e n , d ie i n der Z u k u nft l iegen u nd daher noch
u nbekannt s i n d . Je e i nfach er gewisse Ersch e i n u ngen sind, je gesetzmassiger sie
sich verh alten, desto le ichter ist e i ne Vorhe rsage und desto besser st i m m t d ie
Prognose m it dem R esu ltat übere i n . Je kom p l i z ie rter u nd weniger gesetzmassig
d ie Z u sammenha nge l iegen , d esto sch wieriger wird es, vorausz u sehen, wie d ie
E re ig n isse verlaufen werd en .
D ie k r i m i no l og i sche Prognose versucht das Verhalten e i nes Verbrechers in der
Zukunft vorau szu sagen. Weil das Verhalten eines Menschen von v ielen perso n­
l ichen Momenten gepragt 'u nd vo n den verschiedensten U m we l tsfaktoren bee in­
f l usst wird, ist es a u sserst schwierig, Gesetz massig keiten oder auch n u r Wahr­
sch e i n l i c h ke iten herau szuarbe ite n , die Sch lu ssfo lgeru nge n für die Zuku nft
erlaube n . Mannheim 156 m acht d arauf aufmerksam, dass bei so komp l iz ierten
Ersche i n u ngen wie bei Verbrechen u nd Strafe sch on d ie Beantwortu ng der F ra­
ge, was vorauszusagen ist, n icht e i nfach sei . Er fü h rt a u s : ,Wen n wir vor der
Notwend igkeit stehen, dem R echtsbrecher gegenüber bestim mte Massnahmen
anzuwende n , s i nd d ie h ierbe i verfolgten Z iele kei neswegs e i ndeutig. Die Ge­
sch ichte u nd P h i l osoph ie der Strafrechts-, der Strafzumessu ngslehre u nd der
Strafv o l l z ugspra x i s legen h iervon Zeu g n is a b " . 1 57
Aut d i e F rage, wesh a l b der P rog nost i ker etwas voraussagen w i l l , antwortet der
K r i m i n o l oge, dam it die besten Mog l ichkeiten gefu nden werd en, um e inerse its
den Tater zu resoz i a l i sieren u nd andererseits d ie me nsch l iche G ese l l schaft vor
gefahrl ichen D e l i nquenten z u sicher n . Um d ieser F orderu ng besser nach kommen
zu kbnnen, hat die K r i m i no log ie Meth ode n h erausgearbe itet, d ie erlauben sollen,
den Wahrsch e i n l ichke itsgrad e i nes z u k ü nftigen Verhalte ns des e i nzelnen D e l i n ­
quenten o d e r e i nzel ner D e l i nq uente ngruppen besser vorausz u sagen . 1 53
D ie U ntersuch u ng e i ner grossen A n zah l von Del i nq uente n , d ie ei ner bestim mten
strafrechtl ichen Behand l u ng u nterworfen worden waren , darauf h i n , ob sie
rückfa l l ig w u rden oder n icht, so l l erkennen lassen, welche Faktoren gehauft bei
den R ückfa l l igen oder d e n N ichtrückfa l l igen auftrete n . D iese F a ktoren b i lden d ie
G ru nd l age der statist ischen Prognose, d ie immer n u r fü r eine bestimmte G ruppe
gilt und voraussetzt, dass s ich die a l lgeme inen B ed i ng u ngen , w ie G a ng der W i rt·
schaft, Verh a l t n i sse in der Strafverfolgung u nd dem Strafv o l l z ug n icht verander81
ten . Sie ist zu erganzen du rch e i ne i nd iv id u e l le Prognose, d ie vom R ichter oder
vom Beamten des Strafvo l l z uges auf G ru nd seiner Ken ntn isse der Person des
Taters zu geben ist .
D e r Schwerpunkt der Verwendu ng vo n Prognosen l iegt i m B ereich der ger icht­
l ichen E ntsche i d u ngen. Der Strafrichter hat be i se iner prognost ischen Beurtei­
l u ng, w ie sie z . B. be i der Anord nu ng sichernder M assnahmen getroffen werden
m u ss, zu p rüfe n, ob e i n best immtes Verha lten voraussichtl ich d u rch e i ne der
d urch das G esetz vorgesehenen M assnahmen bee i nflu sst werd e n kann. , D ie
Prüfung, ob solche Verh alte nsweisen vorliegen, u nd d ie Beurte i l u ng i h rer zu künf­
t igen Auswirku ngen ste l l en dem Strafr ich ter, verg l ichen m it d � n h erki:i m m l ichen
P f l ichten d e r Er m itt l u ng eines tatbestandsgemassen Sachverhalts u nd a nderer
Vorau ssetzu ngen der Strafbarkeit sowie der Bewertung solchen Verhaltens e i ne
ganz neu art ige Aufgabe. An Ste l l e der vergangenheitsbezogenen B l ickrichtu ng
tritt d er Ausbl i ek in d i e Z u k u nft, an Ste l l e der absch l iessenden soz ialethischen
Bewertung d ie meh r oder wen iger u ngewisse k r i m inologische Prog nose". 1 59
We i l d ie Verha ngu ng u nd d ie p rak tische D u rchfü h r u ng der Strafe u nd verwandter
Massnahmen in den Handen der G erichte u nd der Strafv o l l z ugsorgane l iegen,
sol lten Gericht u nd Beamten des Strafv o l l z uges i m m er z u sam m e na rbeiten, u m
eine Prog nose zu treffen . 160
Wie der Strafrich ter bei der Anord n u ng der sichernden M assnahmen eine Pro­
gnose zu geben h at ( U rte i l sp rog nose) 1 6 1 , so m u ss d i e V o l l zugsbehi:irde e i ne
Prognose ste l le n , wenn sie über e i ne bed i ngte E ntlassu ng der Verwah rten e nt­
sche idet. D i e E ntl assungsp rog nose wirft besondere Probleme auf. D azu i st e i ne
Persi:i n l ichke itsu ntersuch u ng d es zu E ntlasse nden notwend ig, d i e se ine soz ialen
Beziehungen vor der E i nweisu ng i n d ie A nstalt mit e i nsch l iesst. Ausserdem m uss
sei n Verhalten wa h rend des F reih eitsentzugs gewürdigt werd e n . So ist nach
Goeppinger 1 62 das Arbeitsverhalten wah rend der H aft von besonderer B edeu­
tung. N icht m i nder erhebl ich ist se i n F re ize itverhalte n , d. h. wie er die F reizeit
nutzt, ob er ei ner s i n nvollen Tatigkeit nachgeht ( z . B . B a ste l n, M a t e n , F er n k u rse
usw . ) u nd s ich som it auf d i e F reih eit vorbere itet, ci der ob er sich u np roduktiv
u nd g l e ichgültig verha lt. Seine Kontakte i n ne rh a l b der A nstal t wie auch d i e m it
der Aussenwelt, i nsbesondere i n Vorbereitung auf d i e E ntlassu ng h i n , ru nden das
G esamtb i ld des zu Beurte i l e nd e n ab .
11.
D ie E ntlassu ngsprognose der u ntersuch ten P n u nd das Resu l tat
A nh a nd der Auszüge aus den P roto k o l l e n des bern ische n R eg ieru ngsrats z u r
bed i ngten E ntlassu ng d e r P n kon nte i c h d ie von d e r A nsta l tsle itu ng getroffenen
Prognosen statist isch erfasse n .
82
Nach Angaben der A nsta ltsd i rektion werde n d ie Prog r.osen u nter B
erück sichti­
gung folgende r K r iter ien gem ach t :
- A l lgem ei nverhalten
- Konta kte i n der Ansta lt
- K ontakte z u r Ausse nwelt
- Verhalten auf U rlauben
- B ewerbung u m neuen Arbe itsp latz ( Z u k u n ftsp lanu ng)
Für die Vorhersage werden die Adjunkten, Werkführer u nd Werk m e ister herbei­
gezogen. 163
Tabelle l V/11
E ntl assungsprognose de r 1 00 P n
Prognose
Resultat
(wahrend d er 1 0-jah rigen U ntersuchu ngsdauer)
a ) gut
b) u n bestimmt
=
=
25
53
7
=
2
=
16
=
64,00 % verwahrt
14
=
2 6 ,4 2 % bewah rt
8
=
1 5 ,09 % Gefa ngnis oder Zuchthaus
=
58,49 % verwahrt
31
e) letzte C h ance
(sch lecht)
111.
=
22
28,00 % bewahrt
8,00 % Gefiingnis oder Zuchthaus
3
=
7
=
3 1 ,82 % Gefa n g n i s oder Zuchthaus
1 3 ,64 % bewah rt
12
=
54,54 % verwah rt
Warum werden di e Verwah rten trotz u nbestim mter u nd sch lechter .
Prognose bedi ngt e ntlasse n ?
W i e Brückner 164 ausfüh rt, w i rd i m G esetz 1 65 u nd i n d e r Literatu r postu l iert,
der Verwah rte dü rfe erst e ntl assen we rden, wenn d. ie M assnahmen n icht meh r
notwend ig ersche i ne . , D as Postu lat leuchtet e i n , d ie Schwie rigkeit ist b loss, dass
der Wegfall der Sozia lgefa h rl ich keit wah rend des Verwa h ru ngsvo l lzugs n icht er­
m ittel t werden k a n n . D ieser Tatsache - und n icht dem genannten Postu lat ­
tragt d ie heutige E ntlassu ngspra x i s R ech nu ng : D ie Verwahrten werden per io­
d isch in d i e F r e i h e it gesetzt, i h re Sozia lgefa h rl ichkeit dadu rch neu ü berprüft; d ie
Versager werden i n d ie Verwahru ng zurückgeno mmen". 166 Wie der R ückfa l l von
59 % der bed i ngt entla ssenen Pn in d ie Verwahrung z e igt, handelt es sich im
. e igentl ichen S i n n um e i ne p robeweise E ntlassung, um eine a l lfa l l ige B esserung
festzustel len . D e n n , ob e i n Verwah rter w i rk l ich gebessert ist, k a n n , nach dem
über d ie Prognose A u sgefü h rten, auf G ru nd der E rfah ru ngen i n der A nstalt n icht
gesagt werden . 1 6 7
83
l
••
der Tat der Strafe seh r
Oer V o l l zug der Verwah ru ng i n d er Schwe iz , der in
a l t n i smassig kelt, V le l ·
Verh
r
e
d
s
ndsatze
6
ru
a h n l ich i s t 1 � . drangt dazu , dass d e s G
U ngebess erte n ,
chtlich
offensi
ie
d
h
c
u
a
n
wege
leicht sogar d e s Sch u ld p r i nz i pes
a ngl ich zu verwah ren
d ie wegen . ih rer Soz ia lgefah rl ichkeit eigentl ich lebensl
legenhe 1t zu gebe n , d le
waren , period i sch entlass en werden , . . um i h ne n. d ie Ge
.
.. . 1 6 9
Massnah me d urch e i n ige D e l 1 kte neu zu rec h tf ert1gen
v.
l.
Absch n itt : Sch l u ssbemerkungen
Die W i rk u ngsweise des alten Art. 42 StG B u nd des M assnahmevo l l z ugs in
der Strafansta lt T h orberg
1 . Ganz a l lgem e i n kann man der hohen R ückfal lsq uote wegen (76 %) der S iche·
ru ngsverwah rung nach dem alten A rt. 42 StG B keine nennenswerte Ab·
sch rec k u ngs· noch R esoz ial isieru ngsw i r k u ng be i legen . D ie Verwa hrung, d ie für
den gefa h rl ichen G ewoh nheitsverbrecher gedacht war, w u rd e - m it e in igen Aus·
nahmen - z u r M assnahme gegen den lastigen K le i n k r i m i n e l l e n . D ie fetten Karp·
fen im Verbrecherteich verstricken s ich selten im Netz des Art. 4 2 ; die wirkl ich
gefahrl ichen B e rufsverbrecher sind gew itzter, u nd wenn es e i nmal wirkl ich ge·
l i ngt, sie vor den Strafrichter zu b r i ngen, werden sie gewo h n l ic h n icht zur S iche·
rungsverwa.h ru ng veru rte i l t , weil d ie ihnen auferlegten langen F re i he itsstrafen
genügend sichern. 1 70
W i e d ie U ntersuch u ng zeigt, werden me ist d ie k le i nen G elegen h e itsverbrecher i n
d ie Verwah rung, i n sbesond ere i n d i e zweite Verwah r u ng gesch ickt oder rückver·
setzt; eher h arm lose Amateure, d i e sich vor a l l em d urch wiederho lte k le inere
D iebsti:i h l e u nd Betrügereien a u sz e ich nen.
2 . Der v ielen P n wegen, d ie ü ber k u rz od er lang wieder aut dem Tho rberg
ersche in e n , mochte m a n a l l z ugerne gene igt se i n , über das E i ngangstor D a ntes
, lasciate ogn i spera nza voi ch 'e ntrate ' a l s p assenden Le itsp ruch zu setzen . Wie w i r
i n d e r D arste l l u ng der Verwah ru ngsa nsta l t gesehen haben 1 7 1 , f i nd et keine pono·
l og i sche Sonderbeha n d l u ng der Verwah rten statt. M a n verfahrt a h n l ich der M e·
thode des Chem ikers, d er u nangenehme l ngred ienzen m i t neutralen F lüssigke iten
verm ischt, um m it i h ne n so e i nfache r u mgehen z u konnen. D ie s so l l j edoch nicht
a l s Ansch u l d ig u ng gegen d ie A nstaltfüh ru ng aufgefasst werd e n . W i e der Versuch
i n den fü nfz iger Jahren 1 72 gezeigt h at , ist e i ne Konzentration von Verwah rte n,
d i e sch w ierige Leute s i nd u nd d ie verschiede nste n u n a ngenehmen Charakter·
e igenschaften aufweisen , für e i n Ansta l tslebe n u ntragbar, welches aut d i e heuti·
gen M ittel a n Personal u nd Mogl ich keiten der B etreuu ng angewiesen ist. Der
pos itive Aspekt d ieser Verm isch u ng d a rf auch n ic h t ü bersehen werden, we i l da·
du rch ein Kontakt des Verwah rten m i t ,normaleren ' E leme nte n moglich i st u nd
er nicht n u r u nter seinesg l e iche n ist; e i n U msta nd, der sich aut eine spatere
R esoz i a l i s ierung günstig auswirken k a n n .
84
85
11.
Warum neigen d ie Verwah rten so seh r zum R ückfa l l ?
111.
E i n mal l ii sst sich das hiiufige Del i nq u ieren des G ewohnhe itsverbrechers aus den
i n der U ntersuch u ng dargeste l lten U m weltseinflüssen u nd se iner Charakterd is­
pos ition e r k l ii re n . lch mochte h i er n u r noch k u rz auf drei P u n kte h i nweise n , d ie
m i r e i n e E rwah nu ng wert zu sein sch einen.
·
1 . Der Mensch wi rd neben d e r abschrecke nden W i r k u ng e i ner Strafe auch aus
Angst, d u rch d ie Strafe i n der Achtung des M itme nschen z u sinken, vom· Del i n­
qu ieren abgeh alte n . Anders ausged rückt: je hoher jemand in e i ner H ierarch ie
steigt, desto mehr tut er , den erre ichten Posten n icht d u rch e in von der Gese l l ­
schaft nicht to leriertes Verhalten zu verl iere n . 1 73 .. D ie Au ssicht, soz i a l dek l as­
siert zu werden (etwa d ie Beamteneigensch aft zu ver l iere n ) w i rd ", nach
Plack 1 74 , sta rker absch recken a l s jede F re ih e itstrafe. Strafe n sitzt man ab, aber
auf dem Verl u st des B erufes b leibt man sitze n " . B e i m Verbrecher, der nach
sei ner E ntlassu ng spürt, dass er zur u n terste n soz i a l e n Sch icht gehort u nd dem
dies geze igt wird, wenn der g u te Bürger wie mit dem F i nger auf i h n deutet, fii l lt
d i e Sperre des Dek l ass ie rtwerd ens dah i n .
2 . N ach e i ner U nters � chung von Wa/lerstein u nd Wy/er 1 75 haben i n e i n er Befra­
g u ng 91 % e i nes reprasentativen Ante i l s der N ew Yorker Bevo l keru ng gesta nden,
D e l i kte begangen zu h aben, bei d eren E ntdecku ng sie m it G efiing n i s betraft
worden ware n . D ie D u n ke l z iffer ist a l lgeme i n hoch : B e i v ie l e n D u rch sc h n itts­
bürgern i st es som it e i n re iner Zufa l l , dass sie - nach d em Strafreg ister zu schl ies­
sen - m it re iner Weste h eru m l a ufen ko nnen. Bei den R ückfii l l igen aber, d ie
gekennzeich net sind, w i rd das Leben nach i h re r E ntlassu ng strenger kontro l l i e rt.
Sie sind som it dem .Auge des Gesetzes' besonders u nterworfen und i h re D u nk e l ­
z iffer w i r d bedeutend k l einer sei n . A usserdem ist der e inmal Bestrafte der P o l i z e i
nach F i ngerabd rücken u nd m o d u s operand i b e k a n n t u nd k a n n deswegen le ichter
erm ittelt werde n, wenn er erneut d e l i n q u ie rt .
3 . l nsbesondere wah rend einer gewissen Zeit nach ihrer E nt lassung, w e n n sie
s ich w ieder in der ih nen u ngewoh nt gewordenen F re i h e it behaupten m ü ssen u nd
sie des B eistands u nd der F ü h ru ng bedürfen, werden sie a l l z u oft von i h re r U m­
welt gem ieden u nd n icht e rn st genom men . .. F ü r dieses , U nrech t', das zu ver­
stehen . u nd zu bewa ltigen au sserhalb i h re r geist ig e n Mog l i c h k e iten l i egt, revan­
chieren sie sich im D e l i kt". 1 76 Das Problem des V erbrechens red uziert sich h ier
zu einer F rage der m i ssg l ückten A npassung.
86
Der rev id ierte A rt . 42 StG B
1 77
1 . a. N ach der Z iff. 1 des rev idierten Gesetzestextes ist n icht derjen ige Tiiter zu
verwah ren, der z a h l re iche F re i h e itsstrafen verbüsst hat 1 711 , sondern d er Tiiter,
welcher scho n zah l re iche Verb reche n oder Vergehen vorsiitz l ich verübte u nd dem
deswegen d u rch Zuchth au s- oder G efa ngn isstrafen oder d u rch Arbe itserzie h u ng
d ie F reiheit wiih rend m indesten s zwei Jah re n entzogen worden i st, oder d er
bereits als G ewoh nhe itsverbrecher verwah rt gewesen war. D iese Anderu ng w i rd
in der E i nweisu ngsprax i s keine wesentl iche Neueru ng bri ngen. Auf G ru nd der
vorl iegenden , w i e auch der U ntersuchu ng Brückner, verwahrten d i e Gerichte e rst,
wi m n d ie Pn d u rc h sch n ittl ich mehr a l s elf Vorstr·afen aufwiese n . 1 79 D ie meisten
Exploranden haben vor i h rer ersten Verwah r u ng weit la nger als d ie vom . revid ier­
ten Art. 42 Z iff. 1 geforde rte M i ndestdauer von 24 Monaten i n Strafanstalten
geyvei lt. I W Die in der Tabe l l e Xl l a e rfassten Verwah r u ngsurte i l e m it e i ner
Vorstrafendauer u nter 24 Monate n , respektive d ie vier i n der Tabe l le X l 1 b
aufgefüh rten Verwah rungen nach e iner vorgangigen Sanktion sdauer u nter zwei
Jah ren .sind für die h eu tige Verwah rungspra x i s n icht mehr reprasentativ, l iegen
d iese doch mehr a l s fünfzehn Jahre z u rück. I a i D ie Neueru ng w i rd demzufolge
nur die in den letzten Jahre n ausserst selte n aufgetrete ne n H iirtefii l le ver h i ndern.
Begrüsse n swert ist, dass eine straffreie Zeit von fünf J a h ren nach der endgü ltigen
E nt lassung e i ne neue Verwah ru ng aussch l iesst. D iese Best i m m u ng wird jedoch
selten zum Zug kommen, w e i l die R ückfa l l igen bei den Verwah rten i n bedeute nd
kürzeren l nterv a l l e n erneut straffii l l ig werd e n . Von den R ückfii l l igen dieser
U ntersuchung wiire e i ner d e r 76 P n i n den G e n u ss dieser Bestim m u ng gekom­
men. 182
b. D ie neue G esetzesbestim m u ng m acht im Abs. 2 der Z iff. darauf aufmerksa m ,
dass der R ichter den geist igen Zu stand des Taters soweit e rforderlich u nter­
suchen lassen sol l . W i e d i e Arbeit z e igt, m u ss d ies empfo h l e n werde n u nd ist i n
jedem F a l i v o r d e r ersten Verwah ru ng nach Art. 42 StG B gebote n. l ch m ochte
hier nochm á l s a u sd rückl ich betonen, dass d i e psych iatrische E rfassung der Tiiter­
perso n l ichkeit ein G utachten ble ibt, u nd schon der erhebl ichen diag nost ischen
D ifferenzen und des d a m i t verb u nd enen fragl ichen R esu ltats wegen 1 83 immer
nur ein H i lfsm ittel fü r den Straf r ichter se i n darf. Der Psych iather darf n ie zum
R ichter werd e n , i ndem das G e r icht b l i n d l i ngs se i nem G utachten folgt. 1 84
185
, ü berdeutl ich erkennen, dass
2 . D i e Z iff. 2 lasst zwar immer noch , so Schultz
sie weite r h i n zwei gru ndve rsch iedene Taterg ruppen treffen so l l . 1 8 6 ( . . . ) Das
E rgeb n i s w ird se i n , d ass - wie bis jetzt - die Verwahrung n ichts anderes darstellt
als e i ne verla ngerte F reih eitsstrafe, ohne dass auch versucht wird, d ie krimogenen
87
E igensch aften und Verhaltensweisen m i t den he ute z u r Verfügung steh enden
soz ialpsych o l og ischen u nd med iz i n isch en Methoden zu verii nde r n " .
So l l te s i c h a b e r d i e F o rderung, dass d ie Verwa h r u ng i n gesch lossenen u nd neu
konzip ierten offenen A n stalten vol lzogen werd en kann, verw i rk l ichen lassen ­
obwoh l der Gesetzgeber sich l e ider über d ie Art d ieses neuen Strafvo l l zugs aus­
sch weigt - würde d i es eine n icht u nwesent l iche Neuerung da rste l l en. N u r d ie
Versetzung in eine heute bestehende sogenannte otfene Anstalt genügt n icht.
Soweit ich auf G rund der Akten ü berhaupt etwas i n d ieser H i n sicht au ssagen
kann, würde ich annehmen, dass de; grb ssere T e i l , etwa 3/4 bis 4 /s der h ier
u ntersuch ten Verwah rten, d ie, mit Schultz 1 87 z u sprech en, .,eher vor i h rer
eigenen Schwache beschützt werden so l l ten u nd deren U nfah igkeit in der F re i ­
h e i t rechtstreu leben zu kbnnen", ( . . . ) , e i n Merkmal d ie ser Leute i st, i n den
Genuss m od ernerer R esozia l is ieru ngsmethoden kommen so l l t e n .
D o c h ei nmal meh r w i rd es wieder e i ne F rage d e r M ittel und des G e ldes se in, o b
d i e fü r e i ne besondere Beh and l u ng erford erl ich e n A n sta lten geschaffen werd e n ,
u nd ob d a s erforderl iche Persona l , das f ü r e i ne solche A ufgabe ausgebi ldet w u r ­
de, gefunden werden k a n n .
IV.
D i e Übergangszeit nach d e r bed ingte n E n t lassung
D ie U ntersuch u ng zeigt, d ass ü ber 7 0 % der R ückfii l l igen t n den ersten d re i
Jahren nach i h rer bed i ngten E ntl assu ng erneu t e i n Verbrech en od er Vergehen
begangen habe n . 190
F ü r d iese Ü bergangszeit, d ie e i n e w ich tige Phase der R esoz ia l i sierung darste l lt,
sol l ten H e ime geschaffen werde n , i n denen dem Entlassenen m i t R at und Tat
geholfen wird d iese gefa h r l iche Zeit zu ü berbrücke n . N ach Mannheim 1 9 1 haben
sich solche .,hoste l s " , von denen seiner Ansicht nach in E ng land noch v iel zu
wenig zur Verfügu ng stehen, als a u sserst erfol g re ich erwiesen, dem Verbrecher
den Weg i ns straffreie Verh alte n z u erle ichtern .
3 . Ah n l iche Prob lem e w irft d ie neue Z iff. 3 Absatz 2 a u f . A u c h h i e r ste l l t sich
d ie F rage, wo die geeig neten Arbeitsbed i ng u ngen (geog rap h ische Lage der be­
stehenden A nsta lten , B erufsq ua l if i kation des Verwahrte n ) gefu nden werden
kbnnen. Wenn von d iese r M bg l ichkeit, dass d er Verwah rte nach m i ndeste ns der
H a l fte se i ner Strafzeit oder nachdem er m i ndeste ns zwei Jahre in der A nstalt
verbracht h at, auch au sserha l b der Ansta l t beschaftigt werden k a n n , Gebrauch
gem acht wird, w i rd sich d ies sicher positiv auf die W iedere ingl iederung aus­
w i r ke n . l m Wasser lernt man sch w i m m e n ; i n der F r e ih e it dam i t u m zugehen !
4. D i e neue Z iff. 5 bestimmt : .. D ie Verwah rung kann auf Antrag der zusta n d i ­
g e n Behb rden v o m R ich ter au snahmswe i se sch o n v o r E nd e d e r M i ndestdauer von
drei Jahren aufgehoben werden, we n n k e i n G ru nd z u r V e rwahrung mehr besteht
und zwei D r ittel der Strafdauer abge l aufen sind " . 1 88 E i ne w i r k l iche P rognose­
ste l l u ng auf e i n e vorzeitige E ntl assu ng h i n ist n u r m it g rosse n Aufwe nd u ngen
d u rchfüh rbar . Dazu m uss der E rforsch u ng d e r Taterpersb n l ichkeit weit grbsseres
Gewicht beigem essen werden, al s dies mit d e n h eutigen M itte l n d e r F a l i ist. Au eh
h ier sollte, wie es nach Brückner 1 89 fü r best i mmte Kantone zutrifft, m i ndestens
ein psych iatr i sches G u tachten e i ngeh o l t werden.
88
89
Literatu rverzeich n i s
Die Autoren s i n d i n de r A rbe i t m it dem N a me n angegebe n . Bei versch iedenen Werken des
g l eichen Autors ist e in Stichwo rt beigefügt.
Baan P. A. H . , Quelques remarques sur la re la t ion entre la c r i m i n al ité de profession ou
d 'hab i l itude et le déséq u i l ibre m e n t a l , revue de sei e nee. c r i m i n e l l e et de Dro it p é n a l , Paris
1 956 .
Behrens F . , D i e spiitere Straffii l l igkeit eh e ma i P!Jer J u ngtiiter, Giitt i ngen 1 964 .
B i nder H . , Psych iatr i sche P roblem e be i Anwen d u ng d e r Massnah m e n gemiiss Art. 1 4 u n d 1 5
StG B , ZStrR 74 1 95 9 .
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3 A S N r . 2 6 , S . 7 7 7 ff ( 1 97 1 l
4 M . Haefely , S . 9
5 S . 39, 46, 60, 67
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7 E . Hafter , S . 245
8 O. A . German n , Verbreche n , S. 6 2
9 H . Gol lw itzer, S . 4 0 , z i t . bei E . N aege l i , S. 7 1
1 0 V . Schwander, S . 2 5 1 daz u : O . A . Germ a n n , 1 0 Jahre StG B , ZStr R 67 ( 1 952 ) , S . 2 8 ff
derselbe, Massna h m en rech t, ZSt r R 73 ( 1 958) , S. 44
1 1 Admin istrative E i n we i s u ng wegen R ückfa l l igkeit, siehe M . Wa i b l i nger, vo rmu ndschaftl iche u nd strafrech t l iche Mass n a h m e n .
1 2 F rüher Art. 1 4 StG B , jetzt Art . 43 StG B , AS 1 97 1 , S . 777 f f
1 3 F rüher Art. 43 StG B , j e t z t Art. 1 00 bis StG B , a . a . O .
1 4 Art. 44 StG B
1 5 F rüher A rt . 45 StG B, jetzt A r t . 44 StG B Z iff. 6, a. a. O .
1 6 A . F . Moosbrugger, S . 4 1
1 7 Nach O . A . Germ a n n , Problem des Massn a h m e n rechts. ZSt r R 60 , s . 1 6 1 , . .lasst s ich
diese Vorrangstel l u ng zwar n i cht a n h and d e r Gesetzessystem a t i k festste l l e n . Der P r i m at
1 894 .
der E rziehung u nd He i l u ng vor dem e l i m i n ierenden Zweck ergibt sich aus den R esozia­
- Die sich ernden Massnahmen , Bemer k u ngen zu Thormanns R e k toratsrede, ZStr R 33 1 920 .
l is i e r u ngsversuchen wiihrend des Voll zugs der Massnahme für Gewoh nhei tsverbrecher
- D ual i s m u s i m Strafrech t , ZStrR 41 1 928.
d a n n auch d urch d i e M bg l ich keit e i n en nach Art. 42 StG B verwahrten Gewoh n h e itsver
- Z u r N a t u r der sichernden Massnahmen , ZSt r R 44 1 93 1 .
brecher nach e i ner M i ndestdauer
Thorberg, diverse Jahresberichte.
Thormann Ph . u n d Overbeck A. V. Schwe izerisches Strafgesetzbuch, Zürich 1 940.
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Wa i b l i nger M . , Das Strafverfahren für den Kanton Bern , Langenthal 1 93 7 .
Weiss 1 . , Schweizerischer Straf- u nd Massn a h me n v o l l z ug d e r Gegenwart i n d e r Perspektive
moderner pbnolog i scher Betrachtu ngsmethod e n , Diss., Zürich 1 97 0 .
von
drei Jahre n
zu
:
entlasse n " . Z i t . be i A. F . Moos­
brugger, S . 1 02
1 8 Art. 42 Z i ff . 1 StG B
1 9 Art. 4 2 Ziff. 1 StG B
20 V . Schwander, S. 262
21
BGE 7 7 IV 78, O Ber Bern i n ZbJV 87 1 94 9 , S . 5 ff
22 O . A . Germa n n , Massnahmen des StG B s , ZSt r R 57 1 943, S . 28 f
23 l . Weiss, S. 35 . , Doch fehlen im übrigen de r Massn ahme stark repressive Momente, noch
entbehrt der Strafe u m ge keh rt jede Ausrich t u ng auf d ie Z u k unft, wie es die sichernden
Massnah m en k e n n zeich net, gehôrt do eh nach Art. 37 StG B nebe n Verg e l t u n g u nd
Sühne auch erzieherische E i n w i r k u ng z u m S i n n der Strafe".
BGE 69 IV 53
24 Art. 42 Z i f f . 5 StG B
92
93
48 A r t . 42 Z i f f . 6 bed i ngte E ntlassung u nter S c h u tzaufsicht
25 Th orman n -Overbec k , a l lg . Te i l , Art . 42
•· 49 R. Hood u n d R. Sparks, S. 1 85
26 A r t . 4 2 Z iff. 1 S t G B
50 F . H . Mc C l intoc k , z i t . bei R . Hood u nd R. Sparks, S. 249 H. M a n n h e i m und L. T.
Anders i m deutschen Strafgesetzbuch , nach welchem e s genügt, dass d e r Tiiter zwe i m a l
W i l k i n s, z i t . bei R . Hood u n d R . Spa rks, S. 249
z u e i n er F re i h e l tsstrafe von Je m i ndestens e i nem Ja hr rech tskrattig veru rte i l t w urde u nd
verwahrt werden m us s .
President's C o m m ission on Law E nforcement and A d m i n istrat i o n of J ustice, .,the c h a l­
Deutsches S t rafgesetzbuch . § 42 e
l ange o f crime i n a f r e e societ·, " . l n T as k Force Report o n Science an d Tech nology,
Washington 1 966, z i t . bei R. Hood + R . Spa rks, S . 249
27 A r t. 42 Z iff. 1 StG B , u nd a usserdem nach Art . 1 03 StG B au sgesch lossen.
Sh . u nd E. G l ueck, After-conduct, J. H e l l mer, D . G. Schachert
28 U rtei l sprognose s . IV Absch n i tt
29 OGer Zürich , in B I Z R 1 950, N r . 1 36
51
30 OG e r Zürich , in B I Z R 1 956, N r . 3 1
52 d ito M. H aefely
31
53 d ito M . H aefely
KassGer Genf, i n R S 1 957 , N r . 1 1
H. R. G a u tsch i , Th Kady , M. Haefe l y , E. F rey , A . Bl aser, Ch. Brückner
54 vg l . A . E. S u t h er l a n d , S. 95 ff
32 B G E e 88 I V 5 7, 75 I V 99, 69 I V 1 0 1
.
Sh . und E. G l u ec k , After conduct, S . 76 ff E . F rey , S. 1 3 ff
33 B G E 69 I V 99
55 E . Frey, S . 244 ff
34 A . F. M oosbrugger, S. 1 04 und dessen Ausfüh rungen, d ie al s G r u n d l age zu dieser
56 A. Plack , S. 1 27 ff
Z usammenfassu ng diente n .
57 So auch bei P n , d i e sich erst nach erfolgtem R ückfall bewahrten u n d so m i t in der
35 KantGer Graubünden, i n P KG 1 963 , N r . 42
A r be i t al s R ückfa l l ige f ig u rieren .
. . O b e i ne Verwahrung s i ch rechtfert ige, entscheidet s i ch n ic h t auf G ru nd der strafbaren
H a nd l u ngen , d i e Gegenstand des U rt eil s b i l d e n . E s ist v i e l m e h r auf die soge nan nte
58 W. A . Sutter, S. 34 u n d d i e dort a ng . U n tersuc h u ngen .
C h arakter- und Lebensfü h r u ngssch u l d abz u ste l l e n , die sich aus zah l re ichen erfolglosen
59 F . Schwab, Die soz iale Prognose bei rückfa l l igen Gewo h n heitsverbrechern . Krirn i n a l i st i ­
Bestrafungen u nd den persii n l ichen Verh ii l t n i ssen ergeben muss. E i ne psychiatrische
s c h e Abhand l u ngen , herau sgegeben v o n F . E x ner, H e f t 4 3 , Leipzig 1 939, S. 5 4 z i t . bei
H . Sch u l t z i n ZbJV 94 1 958, S. 2 59
Begutach tu ng ist, auch wen n sie vom Gesetz n icht vorgesch rieben wird , wegen der
60 vg l . C h . Brückn r, S. 4 5 , m it t leres E rstverwah r u ngsalter 37 ,5 Jahre .
61 vg l . C h . B rüc kner, S. 4 7 , A lter im Ze i tp u n k t der U ntersu c h u ng 44,7 Jahre .
schweren F o lgen der Verwahrung angezeigt ".
36 daz u : H . Sch u l z , i n . . L a préven tion par l a forma t i o n scien tifique d es magistrats jud i ­
cia i re s. La c r i m i no l og i e , b a se d u jegement péna l " , R I CPT Band X l l l , N r . 3 , S . 1 79
6 2 Ch . B rüc kner, S . 1 0
Derselbe, Strafrech t l iche Bewert u n g , ZStr R 1 9 59, S. 260 f
63 F . E x ne r , K r i m i n o l og i e , S . 292
37 K r i m i n a l statisti ken
64 E. F rey , vg l . dazu auch : R. V o u i n u n d J. Léau té, Droit pénal et c r i m i n olog i e , Paris
38 K-Statist i k 1 968, H eft 448, S. 22
1 956, S . 237 ff, zit. bei Moosbrugger, S . 7 6
D i e K r i m i n a l itiit i n den letzten zeh n Jahren (StG B ) von 1 959 bis 1 96 8 , berechnet auf
65 E . F rey , S . 5 5
1 00 000 de r betreffenden Altersk lassen .
66 dazu : A . B l aser, S . 2 7 1 ff
39 Thorberg, Jahresbe richt 1 969, S. 7., H . Werren , D i re k tor der Ansta l t .
S i e g ibt u nter 1 34 s t raffa l l igen Jugend l i ch e n 7 , 5 % schwer R ückfa l l ige a n .
4 0 D i e j ii h rl ichen Verwah rungsu rte i l e nach K ? ntonen gegliedert lassen s i c h d e m stati st i ­
schen Jahrbuch u n d der K-Stat ist i k i n den Tabe l l e n . . N ebenstrafen u nd Massnahmen
E r za h l t u nter 335 F r üh k rim i n e l l e n , wobei schon d i ese eine Auswa h l von 947 Tãtern
E . F rey , S . 6 2
nach Kantonen " e n tnehmen.
41
s i n d ( s . S. 5 7 ) , 20 % spãtere R üc k f a l l ige.
A u s e ine r B roschüre, die 1 9 55 den Tei l n eh mern am 1 . l nternati onalen -Kongress der
67 vg l . F. E x ner, K r i m i no l og i e , S. 1 57 ff
UNO über Verbrechensverhütung u n d Strii f l i ngsbeha nd l u ng von d e r D i re ktion der A n ­
68 F. Mogg i , Langjah riger M i tarbeiter i m bernischen Strafvo l l z u g , heute Bern ischer Ge­
s t a l t überreicht wurde.
fãngn i s i n spektor.
42 M. Waibl i nger, Note 3 zu Art. 363, S . 5 1 7
Verordn u ng
über
den
V o l l zug der
F re i he i t sstrafen
69 E. Frey , S . 7 3 und S. 1 66 f.
u nd
Massnahm en, Thormann­
d i t o , J. H el lm er , S . 207
Overbec k , Band 1 1 1 , S . 96 ff
70 M. Haefe l y , S. 36
43 G e nauere Angaben über den Strafvo l l zu g i n der Schweiz bei l. Weiss.
71
F. E x ner, K r i m i no log i e , S. 229, zit. bei W. A. S utter, S . 69
44 N ach A u ssage von H. Werren, Direktor der Strata'n stalt Thorberg .
7 2 A . Sch m i d , S . 3 5 , zit. bei W . A. S utter, S. 69
45 Je nachdem das Urteil a uf Zuchthaus oder Gefiing n i s l a utet , werden d ie E ingewiesenen
7 3 F. Behrens, S. 52, z i t . bei W . A . Sutter, S . 6 9
i n getrennten Abte i l u ngen u n tergebrach t . A usnahmen b i l de n E i ngewiesene m i t Gefang­
74 Vg l . F . E xner, K r i m i n o l og ie, S . 270 f .
n isstrafe n , d ie aber i h rer F l u chtgefahr wegen i n den Z ucht haustra k t ei nq uartiert wer­
7 5 G e nauere Angaben a u s m ündl icher Befragung seiner P n , b e i C h . Brückner, S . 67-80
den m üsse n .
76 Vg l . Sh. u nd E. G l u ec k , U nravel in g , S . 91 f f .
46 A r t. 42 Z i f f . 2 StG B
7 7 8 . 46 , 8 . 68
47 F . H . Mc C l i n tock, z i t . bei R. Hodd u n d R . Sparks, S. 1 85
95
94
L
1 00"/o .,M an dari d ie These a ufstel l e n . dass a l l e Rückf a l l sverbrecher i m engeren Sin n
78 vg l . C h . Brückner, S. 7 8 , er g i bt in seiner U ntersuch u ng 4 1 ,2 % Pn m i t abgesch lossener
u n d i n sbesondere a l l e Gewo h n h e i tsverbrecher z u r Kathegorie der Psychopathen ge­
Be rufsau sb i l d u ng a n .
7 9 G e mass Angaben d e r schwe i zerischen Vol kszah l u ng 1 960 bes itzen 44,5 % e i n e abge­
sch lossene Berufsa u sb i l d u ng . U n ter den berufstatigen Schweizern dürften es mehr als
50 % sei n , w e i l d i e statistischen Angaben der Vol kszah l u ng ebenfa l l s - d i e vorwiegend
ungel ernten - a u s l a nd ischen Arbeitskriifte erfasst. D ie Beru fsangabe i n der Kartei der
95
97 Al s Beisp iel :
Pn N r . 1 0 , h a l t l o ser, u n steter, gemütsloser, arbeitsscheuer Psychopath .
Pn N r . 97, asoz i a l e r , u n i nte l l igente r-stumpfer, kontaktarmer, trun ksüchtiger Psycho­
l u ng w i rd wah rh eitsgetreuer s e i n .
ten
u nter den Verwahrten und d e r Gesamt bevi:i l k eru ng i n Wi r k l i c h ke i t wese ntl ich
path .
98 H . Sc h u l tz , Strafrecht, K r i m i n o l ogie und Strafrechtsreform, ZbJV 1 958, N r . 94, S. 283
und d i e dort zit ierten AlJtore n .
gri:isser se i n .
derselbe, Zweite T e i l revi s i on , ZbJV 1 06, u n d d i e in F u ssnote 4 5 , S . 2 0 und F u ssnote
8 0 B e i C h . B rückner, S . 7 8 , besitzen, gemass i h re r eigenen Angabe n , 87 P n e i ne abgesc h l os­
sene Berufsausb i l d u n g . N u r 47 von ih nen übten den erlernten B e r u f a u s , was e i n e n
proze nt u a l e n A ntei l v o n 5 7 ,5 % ausmac h t .
81
M . H aefe l y , S . 5 1
8 2 R . M e i x ner, S . 1 2 1 , z i t . bei M . Haefe l y , S . 5 1
'
8 3 H . M a n n h ei m , C r i m i n o l og y , S . 459
84
Das m ittlere Austri ttspek u l i u m me i ner Pn l i egt bei ca . 300 F r . , was natü r l ich e i n em
Tropfen auf ei nen h e i ssen Ste i n g l e i ch kommt, we n n m a n bede n k t , d a ss der E ntlassene
i n vielen F ii l l e n bedeutende p rivatrechtl iche Ansprüche z u beg l e ic h e n h at.
85 E. Frey , S . 243
42, S. 18 z i t . A u toren
99 C H . B rückner, S. 33
dazu : H. Gi:ipp i ng e r , K r i m i n o l og i sche Typo l og i e n , S. 99 ff. H. Kaufma n n , S . 1 82 ff
1 00 C h . B rückner, S. 33
1 01
1 03 vg l . , S. 24 ff
1 04 M. Haefe l y , S . 68 ff
1 05 M . Haefe l y , S. 70 f
87 Typisierung nach K. Sch neider, welche Typolog i e auch M. H aefely i n sei ner Unter­
such u n g , S. 56 f, angewendet h a t .
89 W a s bedeutet n o r m a l e r D urchsch nitt? D e n D u rchschnittsmenschen g i bt es n icht, son­
dern nur eine vom m e n sch l ichen G eist geschaffene F i ktion des ,normalen M ensch e n ' .
So betrachtet e r sch e i n e n al s g eistig abnorm n i c h t n u r negativ, sondern a ue h posi t i v vom
D u rchsch nitt Abwe ichende. S iehe E . Hafter, N o r m a l e Mensc h e n ? , ZStrR Nr. 66, 1 9 5 1 ,
3 1 von 200 P n
�
nach der E n t lassung
1 9 von 200 P n
�
9,5 %
i m me r
20 von 200 P n
�
1 0 ,0 %
1 07 J . Hel lmer, S . 5 5 e r m i ttelte 1 3 ,8 V orstrafen D . G . Schachert, S . 23 k o m m t a u f 1 3 ,4
Vorstrafen
1 08 C h . B rüc kner, S. 36 ff
1 09 l m Gegensatz z u anderen U ntersuch ungen, (z. B . B rückner, Haefel y ) we lche die Del i kte
vor der ersten Ver.wa h ru n g , resp . E i n weisung i n die Arbeitserziehu ngsanstalt berück­
sichtigen , erfasst d ie Tabel l e X l 4a die Del i kte der Pn i n den Jahren 1 956-60 ' im
Z e i t p u n kt ei ne r E i nwei s u ng bei d e r E rstmal ige wie R üc kfii l l ige berüc ksichtig s i n d .
90 B . D u ko r , R i chter u n d Psych iate r , SJZ 1 955, S. 253
U nter diesen Pn bef i nden sich a u c h ii l tere Tiiter.
B. D u kor , Die Z u rech n u ngsfah igkeit, ZStrR 1 95 1 , N r . 66 S . 4 1 9
9 2 H . B i nder, Psychiatrische Probleme, ZStrR 1 959, N r . 74 S . 5 9 f
1 1 0 vg l . , C h . Brückner, S. 1 9
93 vg l . H . Kaufma n n , S. 1 82
111
.,Weil der Psychopath iebegriff im deutschen Sprachraum als abnorme Spielart von
Persi:i n l i c h k e i tsstru k t u ren versta nden w i rd , bei dem es keine scharfe G re nze zwischen
Psychopathen u nd N o rmalen g i bt, ist zum vornherei n e insichtig, dass erhebliche dia­
gnost i sc h e D i fferenzen aufta u chen m üsse n . "
H i lde Kaufmann erwii h n t e i ne stat istische E rh e b u ng von K . Sch neider, . bei der das
E rgeb n i s von 1 98 E rst- u nd Zwe itbegutach tungen m it e i n a n de r verg l i c h e n w u rde n . Das
R e s u ltat des Zweitbegutachters wich in 54,3 % von demjen igen des Vorgutachters ab.
94 1 O % bei P . A . H. B aa n , S . 414 ff , z i t . bei A . F. Moosbrugger, S . 7 7
5 7 ,5 % b e i E . F rey , S . 1 1 3
. ,Weit über d ie Hiilfte" bei R. M e i xner, zit. bei M . Haefely S. 58
69,5 % der P n sind geistig anorma l , M . H aefel y , S. 58
96
1 5 ,5 %
n u r vor der E i nwe i s u ng
1 06 Ch . B rück n e r , Tabe l le 9, S . 1 58, S. 3 5
s. 1 ff
91
M. Haefe l y , S. 82
1 02 M . Haefe l y , S. 82
86 D ies geh t ebenf a l l s aus der Stel l u ngnahme e t l i c h e r V o rmünder h ervor.
88 I n R I C P T , Band X I V , N o . 1 , S . 6 8 , z i t . bei M . Haefel y , a . a . 0 . , S . 5 7
C h . B r ü c k n e r , S . 33
96 E. F rey , S . 1 52
Strafanstalt T h orberg wird nach Angaben der P n erste l l t . Die Angabe bei der Vo! ksziih­
A u s den angegebenen G ründen w i rd der U nterschied zwischen de m A n t e i l der Gelern­
h i:i ren ." E . F rey , S. 1 1 3
�
85,2 % M. Haefe l y , S. 86
�
86 ,00 %
K l e i n e absolute Prozentza h l , we i l meist in Verbi n d u ng m i t e inem anderen Del i kt, i n sb.
Art. 1 45 StG B u nd 1 86 S t G B .
1 1 2 M . H<>efe l y , S. 87 ff
1 1 3 Nach der K-Statist i k 1 959 erfolgten im Jahr 1 959 5747 Veru rtei l u ngen nach Art. 1 37
StG B .
A u f 1 3 504 Vermi:igensdel i kte m ac h t d e r D i e bsta h l somit e i nen Ante i l von 4 2 ,3 % a us.
1 1 4 80 M . Haefe l y , S . 8 5 f
1 1 5 8 1 M . Haefel y , Alter der Pn
�
24 Jah re, S. 3 2 , 44 Jahre in vo r l i egender Untersuch u ng
1 1 6 82 C h . Brüc k n e r , S . 1 6 ff
1 1 7 C h . B rückner, S . 45 u n d S . 47
Alter i m Zeitp u n kt d e r ersten Verwah rung
Alter im Ze itpu n kt der U n tersuc h u n g
�
3 7 ,5 Jah re
�
4 4 , 7 Jahre
7 ,2 Jah re
97
1 48 s. 32 ff
1 1 8 C h . Brückner, S. 1 6 u n d S. 1 9
1 1 9 D . G . Schachert, S . 22
1 49 s. 26 ff
1 20 J. H e l l m er, S. 60
1 50 S . 42 ff
121
derselbe, S . 2 0 4/ 205
1 51
1 22 M. Haefe l y , S . 86
S. 96 und S. 23
1 52 R . Hood u n d R . Spark s , S . 233
1 23 vg l . , S . 20
1 53 D. Cl emmer, R . Hood und R . Spa r k s , S. 233
1 24 A. Vermbgensdel i k te mi t vorwiegend Art . 1 3 7 StG B/Art . 148 S t G B /Art. 1 40 StG B /
1 54 Über d i e versch iedenen Stad i e n der Anpassung wiihrend der l n haftieru ngsze it s i e he R .
Hood u nd R . Sparks, S . 223 f f
Art. 2 5 1 StG B
B. vorwiegend Se xual de l i kte
1 55 vg l . A . O h m , i ns b. S. 82 f f , H . Sch ü l e r-Spri ngo r u m , S. 1 5 7 ff
1 56 H . M a n n h e i m , R üc k fa l l , S. 72
1 25 J. Roebu c k , z i t . bei R . Hood + R . Sparks, S. 1 34
1 26 N i cht nu r e i n m a l iges Verbrechen oder Vergehe n gegen das Vermogen
1 57 vg l . H . M a n n he i ms Darste l l u ng de r gesch ich t l i chen E n twick l u ng , Rückfal l , S. 7 7 f
1 27 N ·. Morris, S u mmary o f Proceed i ngs, S . 50 ff
1 58 Über d i e Methode der Progn osestel l u n g , w ie z . B . a n h a n d von Prognosetafel n , s i ehe
z it.
b ei
H.
M a n n h e i m , S . 40
1 29 Daher d i e i n E ng l a n d üb l i ch e E i nte i l u ng der l n sassen i n . . stars" u n d . . ord i na r ies"
E rstmal ige u nd Rückfa l l ige, H . M a n n h e i m , R ü c kfa l l , S. 4 1
1 59 H . Sch u l t z , Strafrec h t l ic h e Bewe rt u n g ZSt r R 7 5 1 960, S . 249
1 60 H . M a n n h e i m , Deutsche Strafrechtsrefo r m , S. 52, zi.t. Bei M. Haefe l y , S. 20
1 30 H . M a n n h e i m , R üc k f a i i , S . 4 1
1 61
131
1 62 H . Gópp i nger, S. 257 ff
Sch utzaufsicht, Vormu ndschaft
A n al og bei der R üc kversetzu ngsprog nose be i m Regierungsratsbesc h l uss
1 32 H . M a n n h e i m , R ückfa l l , S. 4 1
1 63 S . 22
1 33 Z u den U nterfragen der Begriffsbest i m m u ng s i e he Summary o f Proceed i ngs, Th i rd
1 64 C h . B rüc k n e r , S . 66 und die dort angegebene L i teratur
l nternat i o n a l Cong ress an C r i m i n o l og y , L o nd o n 1 95 5 , p ub l ished 1 95 7 u n d di e gesetz­
1 65 A r t . 4 2 Z if f . 5 StG B
geberischen F ragen H . M a n n h e i m s , wie etwa :
1 66 Ch . Brückner, S . 6 7
welche ode r al le D el i ktsarten ?
1 67 S . 1 1 1 f f , T a b I V / 1 1
gleicher oder u ng l eicher Rückfa l l ?
1 68 S. 20
e ine oder meh rere Vorstrafe n ?
1 69 Ch . Brückne r , S. 67
wan n t r i tt d i e R ückfa l l sverj a h r u ng e i n 7
verg leiche dazu : H . M a n n h ei m , R ückfal l , S. 41 tf
H.
G o p p i nger, S . 238 t t
1 28 a . o . O . S . 4 1
1 70 H . Sch u ltz, Zweite Tei l revis i o n , ZbJV 1 06 1 970, S. 20
1 7 1 s. 20
1 34 Revision vom 1 8 .3 . 7 1 , s.AS 1 97 1 , S. 7 7 7 ff
1 72 S. 2 1
1 35 H . R . Hegg
1 73 S o erkl iirte der oberste R ichter von l l l i n o i s a n der diesjiihrigen Salzburgertag u ng : Je
1 36 A ndere Begriffsbest i m m u ng am 1 1 1 . l nt e r n a t i o n a l e n Congress für C r i m i n o l ogy in L a n ­
hóher er i m R i chteramt gestiegen s e i , desto mehr habe e r u n bewusst Geschwi ndigkeits­
d o n 1 95 5 , : A u sgangsp u n k t b i l det e i n a m t l ich erfasstes Del i kt . s . H . M a n n h e i m , R ü c k ­
fal l , S . 51
1 37 vg l . , S . 8 8
1 38 E s handelt s i c h i n me i ne r U ntersuch u ng u m e r m i ttelte u n d d u rch Straf u rte i l oder
besc h rangu ngen a u f der A utoba h n e i ngehal ten .
1 74 A . Piack, S . 1 1 5
1 75 Bei M . A . E l l iott, S . 3 7 , z i t . bei A . P l ac k , S . 1 1 3
1 76 Ch . Brückner, S . 2 1
R ückversetzung nachgewiesene Del i nq u e n z . Demnach m u ss m i t ei ner D u n ke l ziffer von
1 77 revidierter T ex t siehe A S 1 97 1 , S . 7 7 f f alter Text, S . 1 1
u m bestim mbarer G rosse gerechnet werd e n .
1 78 S . 1 5
1 39 vg l . , D i e Bewah r u n g , S . 25
1 79 S . 68
1 40 S. 26 ff
1 80 S . 69, Nach der
141
S. 88 ff
n e u e n Best i m m ung werden n u n za h l re iche Del i kte geforde rt. Selbst
wenn dies 1 0 oder 20 Taten sein sol l te n , dürfte d ies ohne we i teres erre icht werde n .
1 42 S . 84
181
1 43 H . M a n n h ei m , R ückfa l l , S. 42
1 8 2 Der betreffende Pn N r . 78 wurde zu 1 2 Monaten Zuchthaus verurte i l t . S . 1 00
1 44 S . 86
1 83 F ussnote 93, S. 49
S . 69-70, vg l . Brüc k n e r , S . 40
1 45 S . 8 7
1 84 S. 1 6 f
1 46 S . 7 2
1 85 H . Schultz, Zweite Te i l revisio n , ZbJV 1 06 1 97 0, S . 20
1 47 l c h h a b e n u r d i e 4 0 i n d e n Jah re n 1 953 b i s 1 95 7 erstmals verwa h rte n , zum grossten Tei l
1 86 S. 51 f f
j ü ngeren P n berüc ksichtigt, wei l bei den andere n , der K r i egszeit vvegen (E i n f l uss des
1 87 H . Sch u l t z , Zweite Te i l revisi o n , ZbJV 1 9 70, S . 20
M i l itardie nstes) eine Zas u r im strafbaren Verhal ten festste l l ba r ist, we l che die straf­
freien l n terv a l l e bedeutend bee i n f l u sste.
98
99
haupt-Repetltorlen
1 8 8 O i e Z i f f . 5 ist in erster L i n i e f ü r F ii l l e geme i nt , in denen aus iiusseren G ründen e i n e
Von Dr. Max Rosenkranz wu rde vor Jahren eine «Der Doctorand» betitelte Reihe
weitere Del i nq u e n z a u sgesch l ossen ist. So bei l nv a l i d itiit, be i K r a n k h e i t und bei Se x u a l ­
begründet, die auf sieben Bãndchen anstieg, welche a l le zwischen zwei und fünf
verbrechern n a c h erfo lgter Kastrat i o n .
Nach be rn ischem Strafvo l lzug w i rd s i e ausserdem i n anderen F ii l l e n angewe ndet. M a n
k a n n sich h ie r frag e n , w o d a n n d e r A us nah mecharakter b l e i b t .
1 89 C h . B rückner , S . 6 7
1 90 Tabe l l e 1 1 1 / 1 1 1 , S . 95
1 91
Auflagen erlebten und Tausenden von Studenten zu einer echten Studien- und
Examenshilfe w u rden. Die lieferbaren Bãndchen werden hienach aufgeführt.
Nach dem Tode des Beg ründers der Reihe wird diese nun unter dem neuen Namen
«haupt-Repetitorien" fortgesetzt.
H . M a n n h e i m , R ückfal l , S . -7 6 f.
«Der Doctorand»
Examinatorium aus dem Schweizerischen Zivilgesetzbuch. 402 Fragen und Ant­
worten mit ausführlichem Sachregister. 1 36 Seiten. 4. überarbeitete Auflage.
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bis 1 1 82, mit 352 F ragen und Antworten. 1 25 Seiten. 4. überarbeitete Auflage.
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1 1 1 1 . Examinatori u m aus dem Schweizerischen Strafgesetzbuch. A l lgemeiner Teil
und Verfahrensvorschriften. 1 96 Fragen und Antworten mit ausführlichem Sach­
register. 62 Seiten. 3. Auflage. F r./DM 5.-
1 1 1 2. Examinatori u m aus d e m Schweize rischen Strafgesetzbuch. Besonderer Teil.
Die einzelnen Delikte und ihre Bestrafung. 161 Fragen und Antworten mit aus­
führlichem Sachregister. 56 Seiten. 3. Auflage. Fr./DM 5.IV Examinatori u m
aus
der
Deutschen
und
Schweizerischen
Rechtsgeschichte.
tiffentliches Recht, P rivatrecht, Straf- und P rozeBrecht. 1 99 Fragen und Antwor­
ten mit ausführlichem Sachregister. 77 Seiten. 2. Auflage. Fr./DM 3.80
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Antworten m it ausführlichem Sachregister. 84 Seiten. 4. Auflage. F r./DM 9.80
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6
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hard Gerhards. 1 88 Seiten. Fr./DM 1 4.80
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