Europe`s leading supplier of liquid aluminium

Transcrição

Europe`s leading supplier of liquid aluminium
Oetinger Aluminium – Führender Anbieter
von Flüssigaluminium in Europa
Die Firma Oetinger Aluminium zählt zu
den deutschen Traditionsunternehmen in
Sachen Aluminiumrecycling und Schmel­
zen von hochwertigen Gusslegierungen.
Die Ursprünge des Unternehmens rei­
chen 70 Jahre zurück. Angesichts einer
schwierigen Marktsituation musste Oetin­
ger 2013 Insolvenz anmelden. Heute,
mit zwei Standorten in Weißenhorn und
Neu-Ulm etwas schlanker aufgestellt,
blickt die Geschäftsführung mit Uwe
Baur, Volker Heidtmann und Roland
Keller zuversichtlich in die Zukunft. Die
Geschäfte laufen „rund“ und das Unter­
nehmen sieht gute Chancen, nicht nur mit
dem Markt zu wachsen, sondern auch die
Marktposition weiter auszubauen.
An den beiden Standorten Weißenhorn und
Neu-Ulm produzieren die 290 Mitarbeiter
jährlich rund 170.000 Tonnen Gusslegierun­
gen aus Aluminium. Der Fokus liegt dabei
auf der Belieferung von Gießereien der Auto­
mobilhersteller und 1-Tier-Zulieferer mit
Flüssigaluminium und auf der Verwertung
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der anfallenden Prozessschrotte in einem geschlossenen Kreislauf. Hier spiegelt sich wider,
dass der Aluminiumgussmarkt letztlich von
der Automobilindustrie als Abnehmer dominiert wird. Zum Kundenkreis zählen so die renommierten Premium-OEM sowie namhafte
Gießereien und Komponentenhersteller.
Mit der genannten Produktionsmenge zählt
Oetinger nach wie vor zu den führenden Anbietern von Aluminiumgusslegierungen in
Europa, und zwar von „hochwertigen“ Gusslegierungen, wie die Geschäftsführung betont.
Die Legierungspalette ist breit: Mehr als 60
Prozent der Produktion erstreckt sich auf
die Standardlegierungen 226/231 für Getriebegehäuse und Motorenteile, darüber hinaus
werden Legierungen für Ölwannen, Pumpengehäuse oder Strukturteile, Zylinderköpfe
und Kurbelgehäuse oder Speziallegierungen
für Kolben und Zylinder produziert.
Die Stärke des Unternehmens sieht Keller darin, ein effizienter Fullservice-Partner
für Aluminiumgießereien zu sein. „Mit unse­
ren beiden leistungsstarken Standorten und
kleineren Produktionseinheiten können wir
auf Kundenwünsche und -bedarfe hoch flexi­
bel reagieren. Dazu zählt auch, dass wir Termin- und Temperaturvorgaben äußerst zuverlässig einhalten“, betont er.
Das Kerngeschäft:
die Belieferung mit Flüssigaluminium
Rund 70 Prozent der Produktion wird als
Flüssigaluminium in einem Umkreis von rund
450 Kilometern ausgeliefert. Damit wird der
süddeutsche Raum vollständig erfasst, aber
auch benachbarte Länder wie Österreich,
Tschechien oder Frankreich lassen sich partiell
mit Flüssigmetall versorgen. Technisch ließe
sich auch ein etwas größerer Aktionsradius
als die genannten 450 Kilometer versorgen.
Die Transporttiegel sind heute sehr gut wärme­
isoliert, doch stoßen größere Entfernungen an
wirtschaftliche Grenzen, da dann unter Umständen ein zweiter Fahrer eingesetzt werden
muss, was die Kosten nach oben treibt. Bei
größeren Entfernungen muss stets auch die
Schmelzequalität im Blick behalten werden:
Je größer die Entfernung, desto heißer muss
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fern wir das Material als Block- oder Flüssigmetall an den Kunden erneut aus. So bleibt das
Material, das der Kunde nicht selbst schmelzen
kann, in einem geschlossenen Kreislauf erhalten. Für den Kunden ist unser Kreislaufkonzept sicherlich von Vorteil,“ so Keller. Heidtmann ergänzt: „Das Umarbeitungsgeschäft
hat den Charme, dass für Oetinger kein Preisrisiko besteht. Wir verständigen uns mit dem
Kunden über eine Umarbeitungsprämie und
machen uns so von Metallpreisschwankungen
unabhängig.“ Oetingers Ziel ist, diesen Anteil
weiter zu erhöhen und darüber hinaus auch
die internationale Beschaffung von Schrotten
auszuweiten.
Bewährter Anlagenpark
An beiden Produktionsstandorten steht dem
Unternehmen eine breite Palette von Aggregaten zur Verfügung, mit denen die Schrotte
ausbeuteoptimiert und in bester Qualität geschmolzen werden können. Insgesamt verfügt
Oetinger über neun Schmelzöfen an zwei
Standorten. Das reicht von herkömmlichen
Salzbad-Drehtrommelöfen über Drehkipp­
öfen bis hin zu Späneschmelz- und Zweikammerherdöfen. Das Auflegieren und die
Feinreinigung der Schmelze erfolgt nachgeschaltet in Konvertern bzw. Warmhalteöfen,
die Kapazitäten zwischen 16 und 40 Tonnen
aufweisen.
Auf die Frage, ob es Bedarf gibt, in neue
Anlagentechnik zu investieren – sei es zur
Erweiterung oder Modernisierung – erklärt
Heidtmann: „Wir verfügen über eine sehr
bewährte Anlagentechnik zum Einschmelzen
der Schrotte. Die Herdöfen dienen in erster
Linie dem Einschmelzen sehr reiner Schrotte. Die Salzbad-Drehtrommelöfen mit starrer
Achse sind unsere flexibelsten Anlagen. Sie
eignen sich hervorragend zum Einschmelzen
von Spänen, weil die Späne durch das flüssige
Salz schnell im Aluminiumbad untergemischt
werden und vor Oxidation geschützt werden.
Die kippbaren Trommelöfen, die mit einem
deutlich niedrigeren Salzfaktor betrieben
werden, sind besonders gut geeignet, um stark
© Oetinger
die Schmelze abgefüllt werden.
Der Vorteil einer Belieferung mit Flüssigmetall gegenüber Blockmaterial liegt in der
damit verbundenen Energieeinsparung, weil
kein Festmaterial erneut aufgeschmolzen
werden muss. Außerdem lassen sich auf diese
Weise Metallverluste vermeiden, weil kein
Abbrand entsteht. Da die Lieferung von Flüssigmetall just in time erfolgt und das Aluminium direkt eingesetzt werden kann, ergeben
sich zudem Zeit- und Kostenvorteile. „Vor
diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass
wir seit Jahren einen anhaltenden, wenn nicht
sogar verstärkten Trend zur Versorgung der
Gießereien mit Flüssigmetall feststellen“, so
Keller.
Mit Blick auf die Qualitätsanforderungen
für Flüssigaluminium spiele Oetinger in der
ersten Liga, betont die Geschäftsführung. „Die
Qualitätsanforderungen, die es hier gibt, findet man in Blöcken aus dem reinen Commodity-Markt nicht wieder. Das betrifft die
Konstanz der Spezifikationen, die Reinheit
der Schmelze, das Einhalten der Prozessparameter. Wir achten darauf, dass das in einer
stets gleich bleibenden Qualität und vor allem
Konstanz in der Belieferung sowohl logistisch als auch hinsichtlich der Spezifikation erfolgt. Zuverlässige, pünktliche Belieferung ist
heute ein zentraler Wirtschaftsfaktor für die
Gießerei. Denn Stillstand kostet Geld“, sagt
Heidtmann.
Keller führt weiter aus: „Für jedes Legie­
rungselement gibt es ein Toleranzfenster.
Wichtig ist, dass man auch in diesem Toleranzband möglichst konstant ist und es keine
zu großen Ausschläge nach oben und unten
gibt. Wir stellen das durch eine hohe Prozesskontrolle, durch die Temperaturführung und
nicht zuletzt durch ein sehr gut geschultes,
qualifiziertes Personal sicher. Kommt eine
Schmelze mit 30 Elementen im ppm-Bereich
beim Kunden an, genau nach Vorschrift und
just in time, macht er kurz eine Stichprobe und
kann sofort mit dem Gießen beginnen. Wir
können für uns uneingeschränkt sagen, dass
wir in diesen Punkten auf einem sehr hohen
Niveau arbeiten.“
Zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells
ist ein umfassendes Rohstoffmanagement
und kundenorientiertes Entsorgungskonzept.
Oetinger arbeitet ausschließlich mit Sekundärmaterial. Etwa die Hälfte des eingesetzten
Materials bezieht das Unternehmen als Fabrikationsschrotte von Kunden im Rahmen
von Umarbeitungsgeschäften. „Wir holen die
Schrotte vom Kunden ab, sortieren, be- und
verarbeiten sie und sorgen dafür, dass teilweise gemischte Schrotte wieder in Ziellegierungen zurückgeführt werden. Schließlich lie-
Die Geschäftsführung von Oetinger Aluminium (v.l.n.r): Uwe Baur, Volker Heidtmann und Roland Keller
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Abgießen von Flüssigaluminium in einen Transporttiegel
verunreinigte Schrotte mit niedrigen Aluminiumgehalten oder Krätze zu verarbeiten.“ Der
technologische Fortschritt in der Ofentechnik
spiele sich weniger im Ofen selbst als vielmehr
in der Brennertechnologie oder in der Abgastechnologie ab. „Eine immer wichtigere Rolle spielt auch die Konvertertechnologie: Wie
behandele ich die Schmelze im Anschluss?
Wie steuere ich die Temperaturkurve optimal?
Wie kann ich die Schmelze entgasen und reinigen?“
Baur weist zudem darauf hin, „dass auch
in der Vergangenheit an den Standorten Weißenhorn und Neu-Ulm immer wieder modernisiert wurde. Es handelt sich bei den Ofenaggregaten um sehr langlebige Wirtschaftsgüter,
die über viele Jahre betrieben werden können.
Die Öfen werden natürlich regelmäßig gewartet und neu ausgemauert. Wir führen permanent Maßnahmen zur Instandhaltung durch.“
Oetinger Aluminium – Europe’s leading supplier of liquid aluminium
The company Oetinger Aluminium is one of Germany’s traditional companies in the field of aluminium recycling and the melting of high-grade
casting alloys. As the result of a difficult market
situation the company had to declare insolvency
in 2013. Today, somewhat more leanly established with two sites in Weißenhorn and NeuUlm, the management is looking ahead with
confidence. Business is looking good and the
company perceives encouraging opportunities,
not only for growing along with the market
but even further extending its market position.
At the two sites in Weißenhorn and Neu-Ulm a
total of 290 employees produce some 170,000
tonnes of aluminium casting alloys a year. The
focus of activity is delivering liquid aluminium
to the foundries of automobile manufacturers
and first-tier suppliers, and the re-use of process
scrap generated in a closed cycle. This reflects
the fact that the aluminium castings market is
ultimately dominated by the automotive industry as its main customer. Thus, the customer circle includes renowned premium OEMs as well as
noted foundries and component manufacturers.
With the production quantities mentioned
Oetinger is still one of the leading providers
of aluminium casting alloys in Europe, dealing
mainly in “high-grade” casting alloys as the
management stresses. The range of alloys is
broad and extends to alloys for transmission
housings and engine components, oil sumps,
pump housings or structural components, cylinder heads and crank-cases, as well as special
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alloys for pistons and cylinders.
Around 70 percent of the metal produced is
delivered within a radius of some 450 kilometres. This includes the whole of the south-German area but neighbouring countries such as
Austria, the Czech Republic or France can also
in part be provided with liquid metal. The advantage of supplying liquid as opposed to block
metal is the associated saving of energy, since
no solid material has to be remelted. Further, in
this way metal losses can be avoided, because
there is no combustion loss. Since the liquid
metal is delivered ‘just in time’ and the aluminium can be used immediately, there are also
time and cost advantages. “Against this background,” says managing director Roland Keller,
“it is not surprising that for years we have been
seeing a sustained or even increasing trend toward supplying the foundries with liquid metal.”
At the two production sites the company
has a broad range of equipment, with which
the scrap yield is optimised and can be melted
to obtain the best quality. In all, Oetinger has
nine melting furnaces at its two locations.
These range from conventional salt-bath rotary
drum furnaces, through rotary tilting furnaces
to swarf-melting and two-chamber hearth
furnaces. The alloying and refinement of the
melt takes place downstream, in converters or
holding furnaces with capacities between 16 and
40 tonnes.
The hearth furnaces melt very clean scrap.
The salt-bath rotary drum furnaces with fixed
axle are particularly suitable for melting down
swarf – machining chips – because the swarf
is rapidly mixed into and under the aluminium
bath through the molten salt, so that it is protected against oxidation. The tilting drum furnaces, which are operated with a substantially
lower salt factor, are particularly well suited for
processing badly contaminated scrap with low
aluminium content, or dross.
All the equipment is state of the art. Managing director Uwe Baur points out “that at
both our sites, Weißenhorn and Neu-Ulm, we
have constantly invested in modernisation. The
furnace aggregates are very long-lived economic
assets that can be operated for many years. Of
course the furnaces are regularly maintained
and re-lined. We carry out maintenance measures on a permanent basis.”
For the company, business is looking good.
Since 2014 demand for casting alloys has recovered and stabilised very well in southern Europe,
which is also reflected in higher prices. For some
months now, Oetinger has even seen signs of a
shortage in the market.
The long-term prospects also look good. On
the one hand, the trend for the replacement
of grey cast iron by light-metal components
is persisting. And: “The automobile market is
growing, as a whole and in particular with sales
to German customers. With its policy on models
Germany’s automobile industry is very successful
all over the world, and the rising sales values
are reflected in our sales of casting alloys,” says
managing director Volker Heidtmann.
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Die Belieferung der Kunden mit Flüssigaluminium erfolgt in einem Umkreis von rund 450 Kilometern bis in angrenzende Nachbarländer
Und Keller betont mit Blick auf die unterschiedlichen Ofenaggregate: „Der Schwerpunkt unseres Geschäftsmodells liegt auf der
Lieferung von Flüssigmetall. Das erfordert ein
hohes Maß an Flexibilität, um schnelle und
häufige Legierungswechsel vornehmen zu
können. Dafür sind unsere Anlagen sehr gut
geeignet. Anders könnte man dieses Geschäft
auch nicht wirtschaftlich betreiben. Wir müssen den Spagat zwischen großer Flexibilität
und hoher Effizienz leisten und dabei den für
den jeweiligen Schrott optimalen Ofen nutzen. Vor diesem Hintergrund muss unser Anlagenpark anders strukturiert sein als zum
Beispiel bei Firmen, die die immer gleiche
Schrottsorte in großen Mengen schmelzen.“
Zur Metallausbeute beim Einschmelzen
lässt sich angesichts der vielen unterschiedlichen Schrotte, die eingesetzt werden, keine
generelle Aussage treffen. „Aber natürlich
achten wir darauf, dass der Abbrand möglichst
gering ist. Wir haben einen sehr stabilen Befundigungsprozess bei der Eingangskontrolle.
Wir ziehen für jede Schrottpartie eine Probe
und bestimmen dann, wie hoch der Metallgehalt ist, den wir im industriellen Prozess aus
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dem Schrott gewinnen können. Treten hier
zu starke Abweichungen zwischen Soll und
Ist auf, wissen wir, dass es Korrekturbedarf
gibt“, so Keller.
Kurz- und langfristig
gute Geschäftsaussichten
Zur Geschäftssituation seit Anfang letzten
Jahres befragt, erklärt Baur: „Die Herausforderung bestand zunächst darin, aus der
Insolvenz 2013 herauszukommen. Wir waren
auch während der Insolvenz in der Lage, unsere OEM-Kunden mit den beiden Standorten
Weißenhorn und Neu-Ulm nahtlos weiterzubeliefern. Der Jahresumsatz liegt heute bei
300 Mio. Euro. Doch ist diese Zahl isoliert betrachtet wenig aussagekräftig, weil wir einen
hohen Umarbeitungsanteil haben, der sich
nicht im Umsatz niederschlägt. Der Kunde
stellt das Material zur Verfügung und wir bekommen die Wertschöpfung bezahlt.“
Keller erläutert: „Seit 2014 hat sich die
Nachfrage nach Gusslegierungen in Südeuropa deutlich erholt und stabilisiert, was sich
auch in gestiegenen Preisen widerspiegelt.
Seit einigen Monaten spüren wir sogar eher
Knappheiten im Markt. Wir bei Oetinger sind
für die kommenden Monate sehr gut ausgelastet.“
Auch die langfristigen Wachstumsperspektiven scheinen gut. Heidtmann: „Das Wachstum im Gusslegierungsmarkt ist zum einen
stückzahlgetrieben. Zum anderen werden
weiterhin Teile aus Grauguss durch Leichtmetallbauteile substituiert. Der Automobilmarkt
wächst insgesamt und im Besonderen auch
die Verkäufe unsere deutschen Kunden. Die
deutsche Automobilindustrie ist mit ihrer Modellpolitik weltweit sehr erfolgreich und die
steigenden Verkaufszahlen spiegeln sich in
unserem Absatz an Gusslegierungen wider.“
Keller weist darauf hin, dass die deutsche
Aluminiumgussproduktion seit 2005 um 37
Prozent gewachsen ist und allein 2014 von
886.000 auf 994.000 Tonnen, also um mehr
als zehn Prozent zum Vorjahr zugelegt hat.
„Wir als Oetinger sind in diesem Markt sehr
gut eingebettet, insofern partizipieren wir an
dieser Entwicklung heute und in den kommenden Jahren“, so Keller.
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