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UNTERHALTUNG 13 Ausgabe 23 / 13. November 2009 Gesundheit und mehr... SESAMSTRASSE AM RANDE Verrückte Truppe mit pädagogischem Auftrag s ist eine ziemlich verrückte Welt, die vor 40 Jahren in einem Fernsehstudio in den USA geschaffen wurde. Wuschelige Monster philosophierten darin über den Alltag, ein aufgedrehter Frosch quasselte ohne Unterlass, und mittendrin führten erwachsene Menschen lehrreiche Dialoge. Die Sesamstraße ist bunt, manchmal schrill, und sie fundiert auf pädagogischem Ernst. Vor 40 Jahren, am 10. November 1969, strahlte das USFernsehen die erste Folge der bahnbrechenden Sendung aus, die inzwischen Kinderherzen in mehr als 140 Ländern erobert hat. E „Am Anfang war es wie der Flug auf einem Zauberteppich“, erinnert sich der Schauspieler Bob McGrath, der in der ersten US-Folge mitspielte. Bei ihrem Start 1969 sei die Sesamstraße noch ein „ganz außerordentliches Experiment“ gewesen. „Niemand ahnte, dass die Sendung jene Wirkungen haben würde, die sie schließlich hatte.“ Die Wirkung ist unbestritten: Inzwischen ist die Sesamstraße die bekannteste und am längsten laufende Kinderserie aller Zeiten. Am Anfang stand eine für die damalige Zeit revolutionäre Idee. Die CarnegieStiftung stellte acht Millionen Dollar für ein Forscherteam bereit. Der Auf- trag: Die Experten sollten herausfinden, wie sich das neue Massenmedium Fernsehen zum Nutzen von Kindern einsetzen ließe. Das Team um die Wissenschaftlerin Joan Ganz Cooney trug Erkenntnisse von Pädagogik und Kinder- Kinderhirne anregen. Es ging um Wort- und Buchstabenerkennung, Rechenspielchen, Geometrie, Sozialverhalten, Alltagskunde. „Die Sesamstraße wurde um eine bahnbrechende Erkenntnis herum konstruiert: Wenn man die Auf- Völkchen, das die Sesamstraße besiedelt. Ernie und Bert wohnten dort, Kermit der Frosch, der große Vogel Bibo, Graf Zahl, Oskar aus der Tonne, das Krümelmonster und andere Muppet-Figuren aus Hensons Werkstatt. 1973 wurde die First Lady Michelle Obama machte der US-Sesamstraße ihre Aufwartung und erklärte, wie sie Gemüse anbaut. Ernie und Bert hat es gefallen. Fotos: dpa, ddp psychologie zusammen, kreative Köpfe wie der geniale Puppenmacher Jim Henson steuerten bunte Phantasiefiguren bei. Es entstand jener Mix aus Zeichentrick, Puppenspiel, Musik und Spielszenen mit echten Schauspielern, der die Sesamstraße bis heute kennzeichnet. Der bunte Firlefanz sollte möglichst produktiv die merksamkeit von Kindern gewinnt, dann kann man ihnen auch etwas beibringen“, schreibt der Popkultur-Experte Malcolm Gladwell in einem Buch über das Phänomen Sesamstraße. Herausgekommen sei „eine kunstvolle Mischung aus flauschigen Monstern und ernsthaften Erwachsenen“. Es ist tatsächlich ein buntes erste US-Folge synchronisiert in Deutschland ausgestrahlt, später produzierte der NDR eigene deutsche Folgen – mit eigenen Figuren: dem herzensguten Brummelbären Samson, der spröden Tiffy, dem hochnäsigen Herrn von Bödefeldt. Die Sesamstraße wurde nach dem Start 1969 schnell zum Riesenerfolg. Die Kinder liebten die Figuren, und viele Eltern waren froh, endlich ein kindgerechtes Programm für den Nachwuchs zu haben. Doch längst nicht jeder gewöhnte sich schnell an das neue Format: Zu Anfangszeiten kursierte das unbegründete Gerücht, die Sesamstraße könne durch ihre schnellen Szenenschnitte Epilepsie bewirken. Und der USSüdstaat Mississippi wollte die Ausstrahlung verbieten lassen, weil er das Publikum noch nicht für reif genug hielt, um schwarze und weiße Schauspieler in harmonischer Eintracht auf der Bühne zu sehen. Zum 40. Geburtstag häufen sich nun aber die Ehrungen. New York hatte den 10. November zum „Sesamstraßentag“ erklärt und will einen Straßenabschnitt vorübergehend in „Sesamstraße“ umbenennen. First Lady Michelle Obama war bereits in der Sendung zu Gast. Ganz sorgenfrei ist die Sesamstraße zum Jubiläum freilich nicht. Seit den 1990er Jahren gingen in den USA die Einschaltquoten zurück. Konkurrenz kommt von Videofilmen, Computerspielen und Spartensendern, die rund um die Uhr Kinderprogramm senden. Zum Geburtstag will sich die Sesamstraße in den USA deshalb in rundum neuer Aufmachung präsentieren. Peter Wütherich my Winehouse, Sängerin (26), ist mit ihrer neuen Oberweite offenbar sehr zufrieden. Nach einem chirurgischen Eingriff hat sie jetzt zwei Körbchengrößen mehr als zuvor. Einmal auf den Geschmack gekommen, will sie es allerdings nicht bei der Brustvergrößerung allein belassen. Wie berichtet wird, erwägt die Britin nun angeblich, sich für ein runderes Gesäß noch einmal unters Messer eines Schönheitschirurgen zu legen. Ein Insider verriet: „Amy liebt ihre Brüste. Sie kann gar nicht aufhören, sie zu berühren und sie ihren Freunden zu zeigen. Sie sagt, sie fühle sich viel weiblicher und möchte wieder so kurvig werden, wie sie einmal war. A el Gibson, Schauspieler (53), hat keine Probleme damit, bei seiner neugeborenen Tochter Lucia Anne die Windeln zu wechseln. „Er ist sehr praktisch veranlagt. Er ist ganz vernarrt und sehr liebevoll“, sagte seine Freundin, die russische Sängerin und Pianistin Oksana Grigorieva (39). Kein Wunder, denn Gibson hat ja auch schon Übung. Aus der langjährigen Ehe mit seiner ersten Frau Robyn Moore hat Gibson bereits sieben Kinder. Moore hatte im April nach 28 Jahren Ehe die Scheidung eingereicht. Da die kleine Lucia Anne einen Monat früher kam als geplant, flog Gibson zurück nach Los Angeles, obwohl er in New York einen Film drehte. Gibsons jüngster Nachwuchs wächst bereits zweisprachig auf. „Ich spreche Russisch und Englisch mit ihr und singe Schlaflieder in beiden Sprachen“, so Grigorieva. M AUSSTELLUNG Kunstwelle aus Istanbul schwappt nach Berlin ine Frau, die ins Bordell spaziert oder sich im Dampfbad von einem Mann waschen lässt: Die türkische Künstlerin Sükran Moral traut sich was. Zu sehen sind ihre Videos in der Ausstellungsreihe „Istanbul Next Wave“, die jetzt in Berlin eröffnet hat. Damit präsentiert sich die BosporusMetropole erstmals mit ihrer Kunst in Europa als Kulturhauptstadt 2010. Zugleich feiern Berlin und Istanbul ihre 20-jährige Städtepartnerschaft. E „Es ist eine Ausstellung, die Istanbul von einer ganz neuen Seite in Deutschland vorstellt“, sagte der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck. Regierungschef Klaus Wowereit, der sich als Bürgermeister einer „zum Teil türkischen Stadt“ fühlt, schwärmt: „Ich freue mich, wie sich Istanbul entwi- ckelt hat.“ Sein Amtskollege Kadir Topbas sagte, seine Stadt gehöre zu den modernsten der Welt. Wie lebendig die Kunstszene an der Schnittstelle von Orient und Okzident ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Die Biennale in Istanbul etwa zieht ein ähnliches Publikum an wie die Galerien in Berlin-Mitte. Die Bundesregierung plant am Bosporus ein Künstlerhaus, das mit der Villa Massimo in Rom vergleichbar ist. Kurator Johannes Odenthal erinnert an die berühmten Deutschen, die ihr Exil in der Türkei verbrachten. „Istanbul Next Wave“ (die nächste Welle) zeigt bis zum Januar gleich an drei Orten Ausstellungen. In der Akademie der Künste im Tiergarten steht politische Kunst im Mittelpunkt. Im Martin- Gropius-Bau sind in einer Überblicksschau 80 Werke aus dem Museum Istanbul Modern zu sehen. Die Zeitspanne der Arbeiten dort reicht von den 20er Jahre bis zur Gegenwart, vom impressionistischen Strandgemälde von Ibrahim Calli bis zur jungen Künstlerin Pinar Yolacan. Yolacan porträtiert Menschen, deren „Monument of direct democracy“, ein Werk des türkischen Künstlers Halil Altindere in Berlin. Foto: dpa Haut sie in Fleischstücke wie Pansen oder Eingeweide hüllt. In der Akademie der Künste am Pariser Platz präsentieren sich 17 Künstlerinnen. Der Titel „Boden unter meinen Füßen, nicht den Himmel“ soll an die türkische Frauenbewegung und eine Demonstration von 1987 erinnern. Eine der Pionierinnen der feministischen Kunst, Ipek Duben (68), ist nach Berlin gereist. Für ihr Öl-Bild „Serife“ (1981) hat sie sich von der Putzfrau ihrer Schwester inspirieren lassen. Duben durfte die Frau, die verschämt war, nur von hinten fotografieren. Schließlich stopfte sie Kleider mit Zeitungen aus, um ein Porträt zu schaffen, auf dem die Putzfrau gar nicht zu sehen ist. „Es hat 28 Jahre gedauert, bis die Kunstwelt es anerkannt hat“, sagt Duben. Caroline Bock