Rote Bullen verlieren im Hexenkessel

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Rote Bullen verlieren im Hexenkessel
Sonnabend / Sonntag, 21./22. September 2013 · Seite 29
SPORT
Bundesliga
Boateng-Brüder im
direkten Duell Seite 30
München (dpa). Die SpVgg Greuther
Fürth ist wieder Tabellenführer der 2.
Fußball-Bundesliga. Die Franken gewannen am Freitagabend ein Topspiel
beim bisherigen Spitzenreiter Union
Berlin mit 4:2. In der Tabelle liegt der
Bundesliga-Absteiger aus Fürth drei
Punkte vor den Berlinern.
Aufsteiger Karlsruher SC feierte mit
einem 2:0 gegen Energie Cottbus den
ersten Heimsieg der Saison. Die Gäste
aus der Lausitz warten hingegen nun
seit vier Partien auf einen Sieg. Vor
11 592 Zuschauern im Wildparkstadion
machten Koen van der Biezen mit einem
Foulelfmeter (22.) und Daniel Gordon
per Kopfball (34.) schon in der ersten
Hälfte alles klar. Die zweite Spitzenpartie zwischen dem 1. FC Köln und dem 1.
FC Kaiserslautern wurde erst mit Verspätung angepfiffen und endete 0:0.
SC DHfK
„Einzelkämpfer“ Göde
besonders gefordert
Leipzig. Das wird ein hartes Stück Arbeit für Rico Göde morgen (17 Uhr) in
Nordhorn. Der 31-Jährige ist einziger
gelernter Kreisspieler im Spiel des
Handball-Zweitligisten SC DHfK gegen
den Tabellennachbarn, weil Thomas
Oehlrich, Bastian Roscheck (beide verletzt) und der gesperrte Zugang Alen
Milosevic fehlen. „Rico wird durchspielen. In der Abwehr bekommt er Verschnaufpause“, erklärt Trainer Christian Prokop. Göde ist optimistisch: „Das
kriege ich hin. In Rimpar ging es doch
auch ganz gut.“
Prokop glaubt, etwas Zählbares holen zu können. „Die Nordhorner decken
defensiv. Das dürfte unseren Rückraumspielern liegen, die aber torgefährlicher werden müssen.“
nt
0:1 stand, nahm Lok-Präsident Heiko
Spauke die Zuschauer noch in Schutz:
„Mir tut es leid für die Fans, sie geben
ihr letztes Hemd und werden von der
Mannschaft nicht belohnt.“ Ob er diese
Meinung nach dem Benehmen einiger
Was Trainer Carsten Hänsel nicht so
sieht. „Wir werden am Ende unser Ziel
Klassenerhalt erreichen“, sagte der
30-Jährige, der sichtlich geschockt
nach diesem Dämpfer wirkte, jedoch
sachlich analysierte: „Union hat aufgrund der zweiten Halbzeit verdient
gewonnen, weil wir zu wenig Chancen
erarbeitet haben. Jetzt müssen wir die
Ruhe bewahren.“ Steve Rolleder, einzige Lok-Sturmspitze, war bedient: „Ich
bin nur hoch angespielt worden. Wir
hatten nicht eine Chance. Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumreden: Uns fehlen nach vorn die Ideen“, meinte der 30-Jährige.
Union-Coach Robert Jasbert strahlte.
„Wir haben schwer ins Spiel gefunden,
weil Lok wenig zuließ. Aber unser
glückliches Tor zum 1:0 wirke wie ein
Befreiungsschlag. Danach haben meine
Jungs gut gespielt und verdient gewonnen.“
Norbert Töpfer
Lok: Braunsdorf – Dräger, Krug. Muwanga, Logins
(77. Nika) – Kittler, Seifert – Grandner, Hildebrandt
(60. Bochmann), Trojandt (11. Engler) – Rolleder.
Rote Bullen verlieren im Hexenkessel
Bullen-Barometer
Top in
Form
Großer Kampf, keine Punkte für RB beim 2:3 in Osnabrück
Gut d
rauf
Osnabrück. Wenn beim DFB die Spielpläne für die 3. Liga ausgetüftelt werden, haben die Clubs ein kleines, aber
feines Mitspracherecht. Die Großkopferten des VfL Osnabrück werden
alljährlich mit einem innigen Wunsch
vorstellig: Heimspiele bitte, bitte
möglichst oft am Freitagabend! Warum das so ist, erlebten die Roten
Bullen aus Leipzig gestern hautnah.
Sie kämpften gegen ein enges Stadion, leicht entflammbare Fans, gleißendes Flutlicht und heiße Fußballer.
Am Ende stand nach mitreißender
Partie ein 3:2 (2:1) für den VfL. Sebastian Heidinger und Yussuf Poulsen
trafen für RB.
so
Union gegen Fürth 2:4
und verliert die Spitze
Gekämpft bis zum Umfallen, selbst gut gespielt, aber 0:2 verloren und von Fans beleidigt: Loks Mittelfeldspieler Sebastian Seifert.
Foto: Christian Nitsche
dieser Leute noch vertritt, scheint fraglich. Denn den Spielern muss zugestanden werden, bis zum Abpfiff gekämpft
zu haben. Selbst nach dem 0:2 erarbeiteten sich die Probstheidaer in Unterzahl nach gelb-rot für Gerald Muwanga
(76.) noch eine klare Chance, die aber
Franz Bochmann ungenutzt ließ.
Lok lwar in Hälfte eins gleichwertig,
stand sicher in der Abwehr, erarbeitete
sich aber keine klaren Tormöglichkeiten. In der zweiten Halbzeit wurden
die Berliner stärker, hatten indes bei
ihrer 1:0-Führung (51.) Glück. Den
Freistoß von Eroll Zejnullahu fälschte
Sven Reimann unhaltbar für Keeper
Steven Braunsdorf ab.
Danach wirkte Leipzig hilflos, Union
beherrschte das Geschehen. Das 0:2
(81.) nach herrlicher Kombination
durch David Hollwitz war eine logische
Folge. Der Tabellenletzte war am Ende
mit diesem Ergebnis noch gut bedient
und geht schweren Zeiten entgegen.
Mit dieser Offensivleistung steuert der
1. FC Lok der Oberliga entgegen.
Geht
2. Liga
Probstheidaer gegen junge Berliner zu angriffsschwach / Spieler und Trainer Hänsel nach dem Abpfiff ausgepfiffen
Leipzig. Fußball-Regionalligist 1. FC
Lok musste gestern Abend einen weiteren Rückschlag im Kampf gegen den
Regionalliga-Abstieg hinnehmen. Das
Schlusslicht unterlag vor 1828 Zuschauern der jungen zweiten Mannschaft des 1. FC Union verdient mit 0:2
(0:0), die damit als neuer Tabellenführer übernachteten.
Die Probstheidaer wurden erstmals
in dieser verkorksten Saison mit einem
gellenden Pfeifkonzert verabschiedet –
zu groß war die Enttäuschung der
Fans. Doch eine Gruppe sogenannter
Anhänger schoss übers Ziel hinaus. Als
die meisten Lok-Spieler zu den Zuschauertraversen vor der Tribüne gingen, um die Fans abzuklatschen, wurden sie übelst beschimpft und beleidigt.
Besonders die ehemaligen FC-SachsenAkteure Kevin Kittler und Sebastian
Seifert waren Anfeindungen ausgesetzt. Lok-Coach Carsten Hänsel musste sich erstmals „Hänsel-raus“-Rufe
anhören.
Mitte der zweiten Hälfte, als es nur
r Niv
eau
Gdingen/Stuttgart (dpa). Was für ein
Auftakt! Die deutschen Volleyballer sind
mit einer Sensation in die EM gestartet.
Die Mannschaft von Bundestrainer Vital
Heynen entzauberte gestern im polnischen Gdingen Olympiasieger Russland
überraschend deutlich mit 3:0 (25:20,
25:23, 25:19). Vor ihrem zweiten Spiel
in Gruppe D heute (15 Uhr/Sport1) gegen den Weltranglisten-Neunten Bulgarien haben die DVV-Männer damit das
Ticket für das Achtelfinale schon so gut
wie sicher in der Tasche.
Zwei Jahre nach der blamablen EM
in Tschechien, wo die Deutschen als 15.
nur Vorletzter wurden, präsentierten
sich die Heynen-Schützlinge von Beginn
an hochkonzentriert und feierten vollkommen verdient den ersten Sieg.
„Wir sind sehr glücklich, aber ich bin
nicht so überrascht über den Sieg“,
sagte Zuspieler Simon Tischer. „Es ist
das Ergebnis harter Arbeit, unseres
großartigen Spiels in Block und Verteidigung.“
Auch ohne DVV-Kapitän Jochen
Schöps, der das Geschehen wegen einer
Bauchmuskelverletzung nur vom Spielfeldrand verfolgen konnte, waren die
Heynen-Schützlinge von Beginn an da.
Mit einer überraschend starken Leistung konnten sie sich schnell auf 8:3
absetzen.
1. FC Lok steuert nach 0:2 gegen Union-Reserve Kurs Oberliga
Von GUIDO SCHÄFER
Knallharte Zweikämpfe, zig Chancen,
Tore, spitze Schreie, umstrittene Entscheidungen, Theatralik auf dem Rasen
und der Tribüne: Dieser Hochgeschwindigkeits-Kick hatte alles, was Fußball
bieten kann. Aber er hatte aus Leipziger
Sicht den falschen Ausgang. „Wir dürfen das Ding nie verlieren“, sagte RBKapitän Daniel Frahn. Auch sein Coach
Alexander Zorniger trauerte Punkten
hinterher. „Ein Unentschieden hätten
wir mitnehmen müssen.“ Hätten sie, ja.
„Wir haben zwei der drei Gegentore
praktisch selbst erzielt. Für das dritte
war der Schiri zuständig.“
Mit Beginn ging es an der legendären
Bremer Brücke erfrischend unkonventionell zur Sache. Die Profis beider
Teams hatten offenbar bei der Taktikbesprechung weggehört. Heraus kam
ein Spiel , das sich so gut anfühlte wie
ein flauschiger Teddy und weit weg von
den spröden Steiftierchen war, die man
sonst oft in Liga drei zu sehen und fühlen bekommt.
Chancen und Aufreger ohne Ende. 7.
Minute: Keeper Fabio Coltorti rettet bei
einem Freistoß von Daniel Nagy. 9.:
Matthias Morys versemmelt frei vor
VfL-Zerberus Daniel Heuer Fernandes.
13.: Sebastian Heidinger macht nach
toller Henrik-Ernst-Assistenz das 1:0
für RB. Das erste Saisontor für Hundefan Heidemarie. 20.: Das 1:1durch ein
selten dämliches Eigentor. Niklas Hoheneder trifft bei einem Rettungsversuch seinen Kollegen Anthony Jung,
von dem der Ball ins Netz kullert.
Fabio Coltorti, Dominik Kaiser,
Yussuf Poulsen, Tim Sebastian
Henrik Ernst, Timo Röttger,
Sebastian Heidinger, Anthony
Jung, Bastian Schulz, Matthias
Morys
Niklas Hoheneder, Daniel Frahn
Unte
Deutsches Team
sensationell – 3:0
gegen Russland
Zwei Kandidaten für das Amt
des Präsidenten Seite 30
Str
trainafing
Volleyball-EM
Landessportbund
Sitzvolleyballer
um EM-Bronze
Elblag. Die deutschen Sitzvolleyballer haben gestern Abend im EM-Halbfinale im
polnischen Elblag gegen Favorit Russland
mit 1:3 verloren. Damit kämpft das Team
um die Leipziger Christoph Herzog und
Alexander Schiffler heute gegen die Ukraine um Bronze. „Die Medaille war und
bleibt unser Ziel, dafür werfen wir alles in
die Waagschale“, sagte Christoph Herzog.
Das Finale bestreiten Russland und Paralympics-Sieger Bosnien-Herzegowina. r.
Rennbahn Halle
öffnet die Pforten
Vor dem Treffer zum 3:2: RB-Torhüter Fabio Coltorti kann den Ball nicht abwehren.
Die Bremer Brücke bebt, die 8974
stehen im Wortsinn hinter dem Team
von Trainerfuchs Maik Walpurgis. Wenige Minuten später zieht Grimaldi allein aufs Tor, hat aber einen Tunnelblick
und schießt Coltorti an, statt den einschussbereiten Andreas Spann zu bedienen. Glück für RB! In der 31. Minute
lässt Yussuf Poulsen eine Großchance
zur Führung liegen, holt Versäumtes
nach Zauberpass von Timo Röttger kurz
danach mit langem Bein nach. Mit dem
2:1 für RB geht es in die Halbzeit.
Wiederbeginn, alles wie gehabt, offenes Spiel, offene Visiere. Und: Jetzt
spielt der VfL auf sein Tor. Die erste
Chance hat RB, Poulsen und Dominik
Kaiser haben das 3:1 auf dem Huf. 54.,
ganz Osnabrück flippt aus, das 2:2!
Die Atmosphäre in einer StierkampfArena ist ein Hort der Besinnung gegen
das, was sich in der Folge an der Bre-
Foto: picture point
mer Brücke abspielt. Das Ganze kulminiert in der 81. Minute. Abschlag Fernandes, zu lasche Kopfball-Rückgabe
von Hoheneder, 3:2-Siegtor durch den
dazwischen spritzenden Roman Prokoph. Wie heißt es so schön und so abgehangen: glücklich, aber nicht unverdient.
RB Leipzig: Coltorti – Heidinger, Hoheneder, Sebastian, Jung – Röttger (61. Schulz), Ernst (83. Thomalla), Kaiser – Morys (77. Kammlott), Frahn, Poulsen
Halle. Wenn eine Rennbahn erst am 21.
September zur Saisonpremiere einlädt,
muss das besondere Ursachen haben.
Wenn es sich dabei um Halle handelt,
liegt die Vermutung Hochwasser nahe.
Wieder einmal hat im Juni die Flut die
Passendorfer Wiesen getroffen. Mit viel
Aufwand wurden die Schäden beseitigt.
Heute ab 14 Uhr werden sieben gut besetzte Rennen angeboten. Interessant ist
der über 1350 m führende Ausgleich III.
Der Leipziger Trainer Marco Angermann
sattelt die frische Dresdner Siegerin Not
Allowed der rennsportbegeisterten Leipziger Familie Heyne.
J. S.
Rechtsaußen in der Brandenburgliga
Seit Jahren haben sich Rechtsextreme beim TuS Sachsenhausen eingenistet – der Verein tut sich schwer damit aufzuräumen
Oranienburg. „Wir müssen Gas geben“, hat Angela Merkel kürzlich ihren
Anhängern zugerufen bei ihrem Wahlkampfauftritt in Oranienburg. Im Publikum stand Fred Lange, Manager des
Fußballvereins TuS Sachsenhausen. Er
dachte daran, dass genau diese Worte
seinem Klub seit Monaten unerwünschte Schlagzeilen bescheren. Am 8. Mai,
dem Tag des Kriegsendes, spielte Sachsenhausen gegen Babelsberg im Pokal.
Die heimischen Fans hängten ein
Transparent hinter das Gästetor. „Gas
geben Sachsenhausen“ stand darauf.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es oft
nicht dasselbe. Vor allem, wenn neben
dem Transparent Fans stehen, auf deren Kleidung Codes der rechten Szene
zu sehen sind. Und zu diesen Fans
auch Vereinsmitglieder und Spieler der
dritten Mannschaft gehören.
Sachsenhausen spielt in der sechsten
Liga. Etwa zwei Dutzend Ultras peitschen ihre Mannschaft nach vorne. Die
Gruppe gilt den Behörden als Sammelbecken der rechten Szene in Oranienburg. „Randerscheinung“ steht auf
dem Transparent der SachsenhausenUltras. Das soll wohl Ironie sein.
Der Ortsteilklub TuS Sachsenhausen
ist ein „renommierter, beliebter Verein“, sagt Oranienburgs Stadtsprecher
Björn Lüttmann, „eine Stütze der
Stadt“. Die aber wankt seit Monaten
gehörig. Was macht ein Fußballklub,
der rechts außen ein Problem hat? Wie
weit darf Verständnis gehen, was muss
die Öffentlichkeit alles wissen? Welche
Hilfe ist erwünscht? Der TuS Sachsenhausen ist kein Einzelfall im Amateurfußball, weder in Brandenburg noch
bundesweit. „Rechtsextreme suchen
sich Strukturen, wo sie glauben, Fuß
fassen zu können“, sagt Michael Hillmann, Geschäftsführer des FußballLandesverbandes Brandenburg. In
Sachsenhausen hat das anscheinend
über Jahre geklappt. Nun schauen alle
hin, schließlich trägt der Verein einen
sehr symbolischen Namen. Der Umgang der Klubspitze mit dem Rampenlicht aber ist reichlich unbeholfen. Die
meisten Menschen verbinden mit Sachsenhausen etwas anderes als einen
Stadtteil von Oranienburg oder einen
Fußballklub, der weithin für seine Jugendarbeit gelobt wird. Sie denken an
das Konzentrationslager, in dem zwi-
schen 1936 und 1945 mehr als 200 000
Menschen inhaftiert waren. Bei Auswärtsspielen des TuS Sachsenhausen
gibt es regelmäßig geschmacklose
Scherze über den Verein.
Ein Verein, in dem ein Spieler der
dritten Mannschaft auffiel, weil er auf
den Waden eine „88“ tätowiert hatte,
v8. Maiden Code für „Heil Hitler“. Und
der auch hinter dem „Gas geben“Transparent stand. Die Verantwortlichen des Vereins versuchten zunächst,
die Verantwortung abzuschieben: Die
Aktion sei von Fans des Berliner Vereins BFC Dynamo ausgegangen. Ganz
falsch war das nicht, denn die Urheber
gehen auch gerne zu Dynamo-Spielen.
Doch die Klubspitze kennt eigentlich
8. Mai: Heimische Fans hinter dem Gäste-Tor.
Foto: Jan Kuppert
ihre Pappenheimer.
In Sachsenhausens dritter Mannschaft habe sich ein „Klima ausgebreitet“, in dem rechtsextreme Provokationen
gedeihen
können,
sagt
Stadtsprecher Lüttmann. Für das in
der Lokalpresse abgedruckte Mannschaftsfoto der aktuellen Saison zog
sich die Dritte braune Trikots an, Sponsor und Ex-Spieler Maik Albrecht hält
grinsend die Rückennummer 18 in die
Kamera – Szenecode für „Adolf Hitler“.
Staatsschutz und Verfassungsschutz
sind beim Verein aufgelaufen, haben
ihre Erkenntnisse geteilt. Albrecht ist
polizeibekanntes Mitglied der rechten
Szene, er gehört inzwischen nicht mehr
dem Verein an. Er ist indes nicht der
einzige bekannte Rechtsextreme. Das
brandenburgische Innenministerium
spricht von mehreren „Einzelerkenntnissen aus dem Umfeld des Vereins“.
Fred Lange will den Ruf seines Klubs
retten. „Der Verein ist nicht rechts“,
betont er mehrfach. Das hat aber auch
nie jemand behauptet. Doch er sagt
auch: „Die Jungs sind nicht rechts“,
trotz der Aktenlage. „Wir können nicht
jedes Wort umdrehen“, sagt Lange
noch heute über den Vorfall vom 8.
Mai.
Der Verein hat einem Spieler angeboten, die Kosten für den Tätowierer
zu bezahlen, damit die „88“ verschwindet. Aus einer 8 ist so ein Bärchen geworden. Gab es auch Vereinsausschlüsse? „Ja“. Lange kann sehr
einsilbig sein. Mehrere Wochen lang
äußerte sich die Vereinsführung überhaupt nicht mehr öffentlich zu den Vorfällen. „Schweigen kann besser sein als
Reden“, glaubt Lange heute noch.
Im Rathaus waren sie stinksauer auf
die TuS-Klubführung, hätten sich schon
nach dem ersten Vorfall klare Ansagen
gewünscht. „Karten auf den Tisch, aufräumen“, fordert Lüttmann.
Seit dem 1:0-Sieg im Oranienburger
Derby vor einer Woche ist Sachsenhausen Tabellenführer der Brandenburgliga. Euphorisch rannten die Spieler danach zum Ultra-Block, ließen sich
feiern, klatschten ihre Fans und Klubkameraden auf der anderen Seite der
Bande ab – alle, und einige besonders
herzlich. Im Jubelknäuel verdeckt war
das Transparent mit dem Aufdruck
„Randerscheinung“.
Jan Sternberg