eine zusätzliche chance? - Planet
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eine zusätzliche chance? - Planet
der Berufsberatung H E F T 1 / J A N U A R 2 0 07 Neue Berufsausbildungen im Call-Center: Servicefachkraft für Dialogmarketing Kaufmann/-frau für Dialogmarketing Als Azubi im Ausland Im Profil: Jacqueline Akman „Schule soll Spaß machen!“ Leben in zwei Kulturen: Eine zusätzliche Chance? WWW.MACHS-RICHTIG.DE magazin P I N N WA N D Aktuelle Infos – nicht nur zu den Themen Berufswahl und Bewerbung. CD-ROM und Internet-Seiten, die hier vorgestellt werden, geben auch Tipps zum Verhalten im Alltag. keit. Warum? Die Betriebe müssen sich darauf verlassen können, dass die Auszubildenden die ihnen übertragenen Aufgaben erfüllen – auch ohne ständige Überwachung und Kontrolle. Und wer freundlich ist, hat schneller und leichter Erfolg – bei Kunden, aber auch bei den Kolleginnen und Kollegen. OFFENE UNTERNEHMEN IN SACHSEN Was genau macht ein Bäcker oder eine Buchhändlerin? Eine Malerin oder ein Mechatroniker? Was macht eigentlich eine Fachkraft für Systemgastronomie? Und wie sieht der Tagesablauf einer Umweltschutztechnikerin aus? Vom 12. bis 17. März 2007 kannst du dich während der „Woche der offenen Unternehmen Sachsen“ auf die Suche nach Antworten begeben. In dieser Zeit öffnen Unternehmen, Handwerksbetriebe und Institutionen ihre Türen und laden dazu ein, in den Berufsalltag hineinzuschnuppern. Hier kannst du dich über Anforderungen informieren und dir ganz verschiedene Tätigkeiten in der Praxis anschauen. Mitmachen können alle Schülerinnen und Schüler ab Klasse 7, die sich vorher online anmelden. Viele nützliche Informationen rund um das Thema Berufsorientierung findest du unter: www.schau-rein-sachsen.de. Die Anmeldefrist läuft bis zum 10. März 2007. ONLINE-SPIEL ZUM GIRLS’ DAY Auf der Website vom Girls’ Day gibt’s jetzt ein Computerspiel rund um naturwissenschaftliche und technische Berufe. Das Spiel „Girls’ Planet“ kann direkt online gespielt werden. Die Reise auf Girls’ Planet führt durch sechs Berufsbereiche, die es spielerisch zu erkunden gilt. Zu jedem Beruf gibt es Infos, Spiele und ein Quiz. In jedem Bereich erzählt eine Frau oder ein Mädchen von ihrem Beruf und erklärt eine Aufgabe, die mit dem entsprechenden Berufsbereich zu tun hat. Beispielsweise muss zum Beruf KfzMechatronikerin folgende Aufgabe gelöst werden: Setze die Teile im Motor an die richtige Stelle. Hier geht’s zum Spiel: www.girls-day.de. WAS ERWARTET DIE WIRTSCHAFT VON SCHULABGÄNGERN? Ausbildungsbetriebe legen nicht nur Wert auf gute Schulnoten, sondern auch auf Zuverlässigkeit, Lern- und Leistungsbereitschaft sowie Sorgfalt und Gewissenhaftig- Dies zeigt die Broschüre „Was erwartet die Wirtschaft von Schulabgängern?“, die du unter www.pfalz.ihk24.de herunterladen kannst. Gib einfach im Feld „Volltextsuche“ den Titel der Broschüre ein. Weitere aktuelle Themen findest du in der OnlineAusgabe dieses Magazins im MACH’S RICHTIG Berufswahlportal unter www.machs-richtig.de. Klicke auf den Menüpunkt „Pinnwand“ in der linken Spalte. IMPRESSUM MACH’S RICHTIG – Magazin der Berufsberatung • Herausgeber: Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg • Herausgeberbeirat: Hans Joachim Bähr, Heidi Geserich, Ulrich Gschwender, Waldemar Jonait, Martina Rist-Aichner, Markus Schinner, Jacqueline Stephan-Gäbler, Christian Strijewski • Mitwirkung: Dr. Barbara Dorn (BDA), Wolfgang Oppel (DGB) • Anschrift der Redaktion: dorsch.media, Robinienweg 6, 67134 Birkenheide, Telefon (06237) 9253-20, Fax (06237) 9253-18 • Verlag: Promotion Software GmbH, Karlstraße 3, 72072 Tübingen, Geschäftsführung: Ralph Stock, Chefredaktion: Brigitte Nestle, Telefon (07071) 9167-0, Fax (07071) 9167-44 • Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: Wilfried Dorsch, Silvia Harbord, Werner Hacker, Rita Spatscheck • Fotos und Abbildungen: Gerhard Bayer: Seite 8, Frank Bayh: Titel, Seiten 4-7, Wilfried Dorsch: Seiten 13, 16, Werner Hacker: Seiten 14-15, privat: Seiten 8, 16, Silvia Harbord: Seiten 8-12 • Grafische Gestaltung: Concept Design Plus3 GmbH, Tübingen • Druck: Willmy PrintMedia GmbH, Nürnberg • Gesamtauflage: 909.624 Einzelexemplare sind bei der Berufsberatung der Agenturen für Arbeit erhältlich. Nachdruck nur nach vorheriger Genehmigung von Verlag und Herausgeber gestattet.• ISSN 1436--610X Dieses Magazin enthält Hinweise auf Internet-Seiten außerhalb des Selbstinformationsangebots der Bundesagentur für Arbeit. Die Bundesagentur für Arbeit ist weder verantwortlich für Informationen und Inhalte anderer Anbieter, noch werden diese von der Bundesagentur für Arbeit kontrolliert. TREFFPUNKT VORSTELLUNGSGESPRÄCH: Wie wirkst du auf andere? Den ersten Eindruck über dich gibst du durch dein Erscheinungsbild und dein Verhalten – auch beim Vorstellungsgespräch. Wenn du an dein Vorstellungsgespräch denkst: Worauf musst du bei deinem Verhalten achten? Und: Wie wirst du dich auf dein Vorstellungsgespräch vorbereiten? Das wollten wir in der Ausgabe 6/2006 unseres Magazins wissen. Vielen Dank für eure Briefe. Eine Auswahl drucken wir hier ab.* ZUR VORBEREITUNG DAS INTERNET NUTZEN AUF DIE KÖRPERSPRACHE KOMMT ES AN Beim Vorstellungsgespräch will ich mich natürlich von meiner besten Seite zeigen. Ich werde also immer freundlich sein, konzentriert zuhören und mir auch Notizen machen. Achten werde ich auch darauf, dass ich mich so hinsetze, dass mein Oberkörper leicht nach vorne geneigt ist. BLICKKONTAK T SUCHEN Trifilli Doga, 14 Jahre, Heitersheim Beim Vorstellungsgespräch will ich mir nicht anmerken lassen, dass ich nervös bin. Ich möchte selbstsicher wirken und bereite mich zum Beispiel mithilfe des Internets vor. Zwar muss ich dann viel lesen, wie ich es richtig machen soll. Aber wenn ich Erfolg habe, hat es sich gelohnt. DAS VORSTELLUNGSGESPRÄCH ÜBEN Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, wie ich auf andere wirke und was sie über mich denken. Ich würde im Vorstellungsgespräch auf ein gepflegtes Äußeres achten und vorher ein „Vor“-Vorstellungsgespräch üben, damit ich es an diesem Tag perfekt hinbekomme. Alexander Beckert, 16 Jahre, Brand-Erbisdorf Merve Uzun, 15 Jahre, Schifferstadt * Die abgedruckten Meinungen geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. ICH WILL FREUNDLICH UND SELBSTSICHER WIRKEN GEWINNER/-INNEN Unter allen Einsendungen haben wir zehn CDs verlost. Gewonnen haben: Alexander Akst Franziska Asam Kathrin Blumenschein Dominique Cebulia Steffi Frenzel Caroli Hansen Serin Ben Hassine Steffen Hermenheit Sandra Mutke Beate Uhmann Wichtig sind im Vorstellungsgespräch sicher eine vernünftige Sitzhaltung, ein gepflegtes Äußeres und der Blickkontakt mit seinem Gegenüber. Ich werde mich auch über den Betrieb informieren und mir Gedanken über mich selbst machen, damit ich auf Fragen vernünftig antworten kann. Agnetha Gronde, 16 Jahre, Schöningen ZUVOR ÜBERLEGEN, WAS ICH FRAGEN MÖCHTE Ich glaube, es ist wichtig, dem möglichen Arbeitgeber in die Augen zu schauen und zu lächeln. Außerdem werde ich mir Notizen machen. Das zeigt mein Interesse. Wichtig finde ich auch, sich über das Unternehmen zu informieren und sich Fragen zu überlegen, die man im Gespräch stellen möchte. Marieke Ritz, 14 Jahre, Hohenfelde Ich bin oft unsicher, wenn ich mit anderen direkt zu tun habe. Bei meinem Vorstellungsgespräch werde ich darauf achten, dass ich freundlich bin, selbstsicher wirke, Interesse zeige und immer lächele. Außerdem werde ich mich auf mein Vorstellungsgespräch gut vorbereiten. Erik Arremba, 15 Jahre, Freiberg TREFFPUNKT 3 Weitere Leserbriefe findest du in der Online-Ausgabe dieses Magazins im MACH’S RICHTIG Berufswahlportal unter www.machs-richtig.de. Klicke auf den Menüpunkt „Treffpunkt“ in der linken Spalte. SCHWERPUNKT Z W E I K U LT U R E N – E I N E Z U SÄT Z L I C H E C H A N C E ? Akzeptable Schulnoten und persönliche Reife sind die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung um eine Ausbildungsstelle. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, ist es sinnvoll, sich zu überlegen, in welchem Bereich man besondere Kompetenzen aufweisen kann. Jugendliche, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, können hier zum Beispiel mit Kenntnissen ihrer Sprache punkten. KISMET: Viel Gespür für türkische Patienten 10.00 Uhr vormittags in Mannheim: In der urologischen Praxis von Dr. Zafer Uysal herrscht Hochbetrieb. Am Empfang wartet ein neuer Patient darauf, dass die Medizinische Fachangestellte Kismet Umdi seine Versicherungskarte entgegennimmt und seine Krankenunterlagen für den Arzt vorbereitet. Zwischendrin klingelt immer wieder das Telefon. Und dann kommt noch ein Patient, der sich über die Wartezeit beschwert. Kismet lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und erklärt ihm freundlich auf Türkisch, dass es einen Notfall gegeben hat. Dann wendet sie sich wieder den neuen Patienten zu und fragt den Kismet achtet darauf, dass der Bogen richtig ausgefüllt wird. Sie kann dem Patienten auch auf Türkisch erklären, worauf er achten muss. 4 SCHWERPUNKT ersten auf Deutsch nach dessen Versicherungskarte. Der Wechsel von einer Sprache in die andere ist für sie Alltag. Der nächste Patient ist ein älterer türkischer Herr. Als Kismet sieht, dass er Probleme beim Gehen hat, begleitet sie ihn persönlich ins Wartezimmer und sorgt dafür, dass er sich dort wohlfühlt. „Ich habe sehr viel Respekt vor älteren Menschen und kümmere mich ganz besonders um sie. So wurde ich erzogen.“ Die Medizinische Fachangestellte ist vor allem für den Empfang zuständig. Kismet vereinbart Termine, betreut Patienten, archiviert Patientendaten, schreibt Überweisungen und organisiert Krankentransporte. Kismet übt ihren Beruf gern aus. „Aber die Ausbildung war hart.“ In IOL ANDA: Lieber auf Italienisch „Non capisco“, sagt die Frau und hält Iolanda Gatto einen deutschen Arztbrief hin. Die junge Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA), die in der Löwen-Apotheke in Mannheim arbeitet, liest ihn durch und erklärt der Kundin dann geduldig auf Italienisch, welche Diagnose der Arzt im Krankenhaus gestellt hat. Kismet zeigt einigen Patienten einen Artikel in einer Fachzeitschrift. der Berufsschule hatte die Hauptschülerin Probleme. „All die neuen Fächer wie Medizin und Rechnungswesen.“ Sie nahm Nachhilfeunterricht, hat die Ausbildung geschafft und wurde übernommen. Mach dir ein Bild vom Arbeitsalltag in diesem Beruf: Im MACH’S RICHTIG Berufswahlportal unter www.machs-richtig.de, Menüpunkt „Tagesabläufe“ in der rechten Service-Spalte. An dem Verkaufstresen wartet schon eine andere Kundin, auch Italienerin. Sie möchte nur von Iolanda bedient werden. Sie holt Antibiotika ab. Der Arzt hat ihr zwar erklärt, wie man sie einnehmen muss, aber die Kundin möchte sich alle Anweisungen von Iolanda noch einmal in Ruhe wiederholen lassen. Als PTA gibt Iolanda unter Aufsicht von Apothekern Medikamente auf Rezept ab und berät ihre Kunden beim Kauf von rezeptfreien Arzneimitteln – eine verantwortungsvolle Aufgabe und oft eine Herausforderung. „Manche Kunden sind nicht gut drauf, weil sie krank sind. Mein Ziel ist es, dass alle die Apotheke mit einem Lächeln verlassen.“ Und dabei, sagt sie, komme ihr vielleicht auch ihr italienisches Temperament zugute. Iolanda zeigt einer Kundin einen Lipgloss, den sie ihr auf den Handballen aufgetragen hat, um die Farbe besser zeigen zu können. SCHWERPUNKT 5 In der Dermokosmetik kennt sich Iolanda besonders gut aus. Unter Dermokosmetik fasst man Produkte zusammen, die speziell für problematische Haut entwickelt wurden. Iolanda klärt eine junge Diabetikerin über die Funktionsweise eines Blutzuckermessgeräts auf. Iolanda hat eine Weiterbildung als Fachberaterin für Dermokosmetik gemacht und ist nun in der LöwenApotheke für diesen Bereich verantwortlich. Im Wechsel mit ihren Kolleginnen arbeitet Iolanda auch regelmäßig in der Rezeptur. Hier mischt sie nach individueller Verordnung durch den Arzt Salben und Tinkturen oder stellt Kapseln her. Wie das geht, hat sie in ihrer Ausbildung gelernt. Bei der Herstellung von Medikamenten muss sie sich sehr konzentrieren, denn hier kommt es auf absolute Genauigkeit an. „WIR SPRECHEN DIE SPRACHE UNSERER KUNDEN“ „In die Löwen-Apotheke kommen viele Menschen, die aus der Türkei, aus Italien, Spanien, Russland oder anderen Ländern stammen. Sie sprechen oft nur wenig Deutsch. Wir beschäftigen in der Beratung und im Verkauf daher gerne Auszubildende und Fachkräfte, die aus anderen Kulturen stammen, wenn sie freund- YAGMUR: Wie eine Deutsche unter Deutschen Yagmur Bektas bewegt sich mühelos in der deutschen und türkischen Kultur. In ihrem Ausbildungsbetrieb fühlt sie sich wie eine „Deutsche, die unter Deutschen arbeitet“, sagt sie, obwohl sie keine Deutsche ist. Sie arbeitet genauso gerne mit ihren deutschen Kollegen zusammen wie mit Kollegen türkischer Abstammung. Über Langeweile kann lich und gewandt sind und sich schnell auf fremde Menschen einstellen können. Pharmazeutischtechnische Assistenten geben unter Aufsicht von Apothekern zum Beispiel Medikamente ab. Und dabei müssen sie sicherstellen, dass unsere Kunden auch komplizierte Sachverhalte verstehen. Sonst besteht sich Yagmur nicht beklagen. Privat engagiert sie sich sehr in ihrer Gemeinde, einer islamischen Religionsgemeinschaft. Beruflich steckt sie mitten in der Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Baxter Deutschland GmbH in Heidelberg, einem großen internationalen Unter- die Gefahr, dass diese die Medikamente falsch anwenden, und das könnte deren Gesundheit bedrohen. In der eigenen Muttersprache geht die Beratung viel einfacher.“ Joachim Bös, Geschäftsführer der Löwen-Apotheke in Mannheim nehmen, das Medikamente und biotechnische Produkte produziert und vertreibt. Im Augenblick lernt Yagmur in der Abteilung „Impfstoffe“ und kämpft mit vielen miteinander verknüpften Excel-Tabellen. „Excel ist ein digita- Yagmur telefoniert mit einem Kunden und macht sich dabei Notizen. 6 SCHWERPUNKT les Rechenprogramm“, erläutert sie. Die junge Türkin aktualisiert die Budget- und Kostenplanung. Akribisch listet sie alle Ausgaben, zum Beispiel für Marketing und Werbung, auf, vergleicht sie mit den vorhandenen Budgets und errechnet noch vorhandene finanzielle Spielräume. Eine komplexe Aufgabe. „Aber schwierige Aufgaben machen mir Spaß“, sagt sie. „Hauptsache keine Langeweile. Meine Vorgesetzten erwarten von mir, dass ich meine Arbeit effizient und selbstständig organisiere.“ Yagmur hofft, dass sie nach erfolgreicher Prüfung übernommen wird. „Industriekauffrau ist genau der richtige Beruf für mich und Baxter ein Unternehmen, das mir, denke ich, Karrieremöglichkeiten bietet.“ Irgendwann in der Türkei zu arbeiten, das kann sie sich nicht vorstellen. „Meine Familie ist hier und ich bin hier zu Hause.“ Yagmur und drei Kolleginnen besprechen mit ihrem Chef die Wochenplanung. NACHGEFRAGT TRÜMPFE IM ÄRMEL Welche Pluspunkte bringen Jugendliche mit nichtdeutscher Muttersprache bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz mit? Wichtig sind zunächst gute deutsche Sprachkenntnisse. Sind diese vorhanden, so haben die Jugendlichen den Vorteil, dass sie neben Deutsch eine weitere Sprache beherrschen und häufig sogar noch Kenntnisse in einer dritten oder vierten Sprache besitzen. Zudem verfügen sie über multikulturelle Erfahrungen, die sie vor allem für global agierende Unternehmen interessant machen. Wie können sie ihre Chancen verbessern? Sie sollten sich, wie deutsche Jugendliche auch, intensiv Gedanken über ihre Interessen und Begabungen machen, sich realistische Berufsziele setzen und gezielte Praktika absolvieren, um Berufe besser kennenzulernen. Je genauer sie über Berufe und Betriebe, bei denen sie sich bewerben wollen, infor- miert sind, je besser ihre Bewerbungsunterlagen vorbereitet und je gezielter die Vorbereitungen auf Tests und Vorstellungsgespräche sind, umso größer sind ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Arbeitgebern ist es zudem wichtig, dass Bewerber über Politik und Gesellschaft informiert sind. Also regelmäßig Zeitung lesen und im Radio und Fernsehen Nachrichten hören und sehen! Sehr positiv ist die Mitarbeit in Netzwerken wie Sportvereinen oder Jugendgruppen. Damit zeigen Jugendliche, dass sie sich integrieren können. Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, sollten sich an ihre Agentur für Arbeit wenden. Hier gibt es spezielle Angebote und Experten für die Beratung und Vermittlung von Jugendlichen mit nichtdeutscher Muttersprache. Uwe Leuck, Berufsberater in der Agentur für Arbeit, Mannheim SCHWERPUNKT 7 „ „ Zugegeben: Meine Noten in Deutsch und Mathematik sind nicht die besten. Trotzdem werde ich einen Ausbildungsplatz bekommen. Mein Onkel besitzt einen Friseursalon und hat mir versprochen, dass er mich nicht im Stich lässt. In der Familie halten wir alle zusammen. Allerdings: Einen guten Hauptschulabschluss muss ich schon haben, sagt mein Onkel. Ceynep (14 Jahre) „ Ich wünsche mir einen Ausbildungsplatz im Handwerk. Irgendwas, mit dem ich mich später in meinem Heimatland – in China – vielleicht selbstständig machen kann. Vorher möchte ich mir, wenn möglich, ansehen, wie sie dort arbeiten. Das hier in Deutschland erworbene Wissen ist auf jeden Fall viel wert. Yuen (16 Jahre) „ “ Ich bin in Griechenland geboren und lebe seit zwölf Jahren in Deutschland. Ich spreche Griechisch und Deutsch gleich gut. Deshalb fragen mich Verwandte, Freunde oder Nachbarn öfter, ob ich ihnen helfe, wenn sie etwas auf Ämtern zu erledigen haben oder in die Schule gehen, um mit einem Lehrer etwas zu besprechen. Ich übersetze von der einen Sprache in die andere und erkläre auch, wenn jemand etwas nicht verstanden hat. Maria (15 Jahre) “ Ich habe schon über 50 Bewerbungen geschrieben und immer noch keinen Ausbildungsplatz. Das liegt aber sicher nicht an meiner Herkunft. Ich bin in Italien geboren, lebe aber schon seit meiner Kindheit hier in Deutschland. Meinen deutschen Freundinnen und Freunden geht es bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz auch nicht anders. Mein Vorteil wird sein, dass ich genauso gut Deutsch wie Italienisch spreche. Und die italienische Mentalität gut kenne. Gianluca (16 Jahre) “ GUTE CHANCEN Berufe, in denen Jugendliche mit nichtdeutscher Muttersprache spezielle Kenntnisse gut einsetzen können.* Import Export: Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Kaufmann/-frau für Speditions- und Logistikdienstleistung Industriekaufmann/-frau Tourismus/Reiseverkehr: Reiseverkehrskaufmann/-frau Luftverkehrskaufmann/-frau Servicekaufmann/-frau im Luftverkehr Kaufmann/-frau für Verkehrsservice Kaufmann/-frau im Eisenbahn- und Straßenverkehr Hotel und Gaststätten: Hotelfachmann/-frau Hotelkaufmann/-frau Restaurantfachmann/-frau Verkauf: Verkäufer/-in Kaufmann/-frau im Einzelhandel Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk 8 SCHWERPUNKT Medizin/Pflege: Medizinische/-r Fachangestellte/-r Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r Gesundheits- und Krankenpfleger/-in Altenpfleger/-in Körperpflege: Friseur/-in Kosmetiker/-in Büroassistenz: Kaufmann/-frau für Bürokommunikation Rechtsanwaltsfachangestellte/-r Handwerklich-technischer Bereich: Kraftfahrzeugmechatroniker/-in Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik *Die Liste wurde zusammengestellt von Berufsberater Uwe Leuck. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. “ BERUFSREPORT N E U : B E RU F SAU S B I L D U N G F Ü R CA L L- C E N T E R Kundenberatung, Hotline-Service oder Reklamationsannahme sind nur einige der Aufgaben, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Call-Centern übernehmen. Neu ist, dass man sich auf diese Aufgaben mit einer Ausbildung vorbereiten kann. MACH’S RICHTIG zeigt, was man lernen muss, wenn man später im Call-Center arbeiten möchte. SERVICEFACHKRAFT FÜR DIALOGMARKETING Zielorientiert telefonieren Das Headset sitzt fest um ihren Kopf. Kaum ein Laut dringt von außen an ihre Ohren. Sonst hätte Uyen Nguyen auch Schwierigkeiten, ihren Gesprächspartner zu verstehen. Denn in dem Büro der Düsseldorfer Firma Living Dialog Marketing GmbH, in dem die angehende Servicefachkraft für Dialogmarketing arbeitet, sitzen 20 weitere Auszubildende. Alle telefonieren. „Am Anfang hat mich vieles irritiert: andere Personen im Raum, ihre Stimmen und Geräusche“, sagt Uyen. „Mich auf mein Gespräch zu konzentrieren, habe ich relativ schnell gelernt, aber es ist für mich auch heute noch nicht einfach, diese Konzentration über den ganzen Arbeitstag hinweg durchzuhalten.“ Ausbildungsleiter Wolfgang Möthe freut sich über die Fortschritte von Uyen. Er weiß aber, dass sie noch einen weiten Weg vor sich hat: „Es ist schwer, sich mehrere Stunden lang durchgehend zu konzentrieren, mit dynamischer Stimme zu sprechen, und das in einem Büro mit vielen telefonierenden Leuten.“ Wichtige Regeln für eine zielorientierte Gesprächsführung lernte Uyen gleich am Anfang ihrer Ausbildung. Dazu gehört nicht nur ein guter Text, sondern auch eine gelungene Kontaktaufnahme per Telefon. „Wir haben verschiedene Situationen am Telefon simuliert und lernten auf diese Weise, wie man unterschiedlichsten Menschen gegenüber auftritt.“ Heute fühlt sie sich gut gerüstet: „Ruft ein erboster Kunde an, begegne ich ihm mit Geduld und Einfühlungsvermögen“, erklärt sie. Im praktischen Teil ihrer Ausbildung arbeitet Uyen im Be- Im Großraumbüro ist während der Kundengespräche Konzentration gefragt. BERUFSREPORT 9 reich Outbound. Sie kontaktiert bestehende oder neue Kunden und bietet ihnen Produkte und Dienstleistungen an. „Zu einem guten Verkaufsgespräch gehören Regeln“, erläutert Ausbildungsleiter Wolfgang Möthe. „Sich beim Kunden ins rechte Licht zu setzen, ihn in die richtige Stimmung für mein Anliegen zu versetzen, will gelernt sein. Doch im Laufe der Zeit verselbstständigt sich im Gespräch das eine oder andere. Man kommt von seinem (Verkaufs-) Thema ab oder klingt ganz einfach nicht mehr frisch.“ Auch hierauf wird Uyen vorbereitet. Gespräche können auch mitgehört werden, wenn Vorgaben nicht eingehalten werden, im Anschluss gibt’s dann direkt Feedback. „Solche Tipps von ,außen‘ sind wichtig, um sich zu verbessern und auch mit schwierigen Situationen klarzukommen“, so der Ausbildungsleiter. Das Problem, einen Text auch nach dem tausendsten Mal am Telefon frisch und optimistisch rüberzubringen, kennt Uyen als Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr noch Uyens Vorgesetzter erklärt ihr, wie sie Gesprächsergebnisse verständlich und übersichtlich dokumentieren kann. NEUE AUSBILDUNGSBERUFE nicht. Aber Uyen weiß bereits: In ihrem Beruf darf sie sich nicht anmerken lassen, wenn sie mal nicht gut drauf ist. „So etwas kann man sich am Telefon einfach nicht leisten“, sagt sie. „Der Kunde macht sich über den Klang meiner Stimme direkt ein Bild von mir – und das sollte möglichst positiv sein.“ Seit August 2006 gibt es für den Bereich Call-Center zwei Ausbildungsberufe: Servicefachkraft für Dialogmarketing (2-jährige Ausbildung) und Kaufmann/ -frau für Dialogmarketing (3jährige Ausbildung). Neu ist die Möglichkeit, eine Berufsausbildung zu machen. Nicht neu sind die Arbeitsaufgaben. Wer im CallCenter arbeiten wollte, lernte bislang seinen Beruf durch „Training on the Job” und eine Weiterbildung zum Call-Center-Agent. „UNSERE ANFORDERUNG AN DIE MITARBEITER: LEISTUNGEN UNSERES UNTERNEHMENS AM TELEFON VERKAUFEN“ „Wir brauchen Mitarbeiter, die fit im Telefonieren, aber auch in der schriftlichen Kommunikation sind. Schließlich ist die Quelle Bausparkasse ein Direktbaufinanzierer, der keine Niederlassungen hat, sondern seine Produkte ausschließlich über Telefon, Internet und Post anbietet. Pia Kuhnle ist Personalreferentin bei der Quelle Bausparkasse und für die Ausbildung der Servicefachkräfte und Kaufleute für Dialogmarketing zuständig. Die Auszubildenden lernen deshalb vor allem, wie man ein Gespräch mit Kunden führt und mit Menschen umgeht. Unsere Mitarbeiter sind gefordert, die Leistungen unseres Unternehmens kurz und 10 BERUFSREPORT knackig am Telefon darzustellen. Dazu brauchen sie eine gute sprachliche Ausdrucksfähigkeit – mündlich und schriftlich. Sie müssen fähig sein, ein Gespräch zu führen und gleichzeitig am Computer zu arbeiten. Wichtig ist auch, dass sie flexibel sind, sich auf Neues einzustellen. Denn die späteren Aufgaben reichen von der einfachen Bestellannahme bis hin zu komplexen Sachverhalten, in die sich die Fachkräfte gründlich und lange einarbeiten müssen.“ KAUFMANN/-FRAU FÜR DIALOGMARKETING Die Verkaufsrampe im Blick Unter einer „Verkaufsrampe“ stellte Jana Hück sich bis vor kurzem noch eine große Bühne vor, vollgepackt zum Beispiel mit Möbeln. Heute weiß sie, dass eine Verkaufsrampe in ihrem Berufszweig nicht aus Stein oder Holz ist, sondern etwas mit Rhetorik zu tun hat: „Das ist der Leitfaden für ein Kundengespräch“, sagt sie. „Die Verkaufsrampe ist quasi eine Treppe des Dialogs: Sie führt von der Begrüßung bis hin zum Kaufabschluss.“ Jana Hück lernt im ersten Jahr den Beruf der Kauffrau im Dialogmarketing bei der Deutschen Telekom AG in Köln: „Ich rede gerne, bin immer ansprechbar und neugierig auf meine Mitmenschen.“ Das sind genau die Eigenschaften, auf die es ankommt im Call-Center-Bereich, sagt ihr Ausbilder Andreas Häger. Mehr Infos zu diesen neuen Berufen im CallCenter findest du unter www.berufenet.arbeitsagentur.de. Ausbilder Andreas Häger erklärt Jana die Angebotspalette des Unternehmens. Zunächst lernte Jana viel Theorie: Wie erfasst man Kundendaten im Computer? Wie gestaltet man eine Präsentation? Und: Welche Verkaufsrampe führt zu welchem Gesprächsergebnis? Dazu kamen Schulungen zu den Produkten und Leistungen des Hauses sowie zum Unternehmen selbst: „Schließlich muss ich grundlegend informiert sein über das, was ich am Telefon anbiete“, sagt sie. „Wenn ich während des Telefonats ins Stocken gerate oder gar nicht mehr weiterweiß, klingt das ja für den Kunden nicht besonders überzeugend.“ Als ausgebildete Kauffrau für Dialogmarketing wird sie vorwiegend Verkaufskampagnen und Projekte steuern und kontrollieren sowie das Dienstleistungsangebot der Telekom professionell vermarkten. Erste Einblicke ins Projektmanagement bekam sie schon. Seit einigen Wochen sitzt Jana nicht mehr im Ausbildungszentrum der Telekom, sondern in der Kundenberatung und -betreuung. Ihr Headset benutzt sie zunächst nur zum Lauschen: „Wir haben jedem Auszubildenden einen erfahrenen W I E S E H E N G A N Z KO N K R E T D I E A R B E I T S B E D I N G U N G E N I N E I N E M C A L L- C E N T E R AU S ? In der Online-Ausgabe berichten zwei Call-Center-Agenten über ihre Arbeit. Auf der Startseite von www.machs-richtig.de findest du rechts in der Servicespalte zwei Tagesabläufe: den Tagesablauf eines Call-Center-Agenten, der Aufgaben ausübt, die zukünftig Servicefachkräfte für Dialogmarketing erledigen. den Tagesablauf eines Call-Center-Agenten, der Aufgaben ausübt, die zukünftig Kaufleute für Dialogmarketing erledigen. Die Dienstleistungen vieler Call-Center werden von Montag bis Sonntag, von früh morgens bis weit nach Mitternacht angeboten und nachgefragt. Klar: Wer in einem Call-Center arbeiten möchte, muss auch bereit sein, abends oder am Wochenende zu arbeiten. BERUFSREPORT 11 Gesprächsanalysen helfen, beim nächsten Gespräch Fehler zu vermeiden. Call-Center-Agenten zur Seite gestellt“, so Ausbilder Andreas Häger, „dem er über die Schulter schaut und beim Sprechen zuhört.“ Von ihrem Mentor Dieter Beuel soll Jana lernen, wie ein gutes Verkaufsgespräch aufgebaut ist. ich ihm bei Problemen oder ich berate ihn bei der Auswahl neuer Produkte. Danach wird das Gespräch schriftlich dokumentiert. Und neben den Anrufen werden auch E-Mails von Kunden beantwortet“, ergänzt der Call-Center-Agent. Dieter Beuel berichtet: „In den zehn Minuten, die ich durchschnittlich für einen Kunden Zeit habe, helfe Am Ende ihrer Ausbildung wird auch Jana diese Aufgaben erfüllen können. Derzeit hört sie sich in die neue Materie hinein. Doch sie hat schon einiges von Dieter Beuel gelernt, zum Beispiel „dass man nie auflegt. Nicht einmal, wenn man angeschrien wird.“ NACHGEFRAGT Wolfgang Schad, Berufsberater in der Agentur für Arbeit, Fulda Warum gibt es die beiden neuen Berufe? Worin unterscheiden sich die beiden neuen Berufe? Die Call-Center-Branche ist ein wachsender Wirtschaftsbereich, der immer höhere Anforderungen an seine Mitarbeiter stellt. Daher gab die Branche selbst den Anstoß für zwei neue Ausbildungsberufe und ist somit nun in der Lage, selber qualifizierte Fachkräfte heranzubilden. Die Servicefachkraft arbeitet vorrangig im operativen Bereich, das heißt, in der Kundenberatung, -betreuung, -gewinnung und in der Kundenbindung. Der Kaufmann für Dialogmarketing erledigt darüber hinaus auch Arbeiten im Hintergrund, er schreibt Angebote und Rechnungen, kümmert sich um Vertrieb und Marketing und sorgt für die kaufmännische Steuerung und Kontrolle von Projekten. 12 BERUFSREPORT AUSBILDUNG A L S A Z U B I I M AU S L A N D Immer mehr deutsche Unternehmen pflegen Geschäftsbeziehungen im Ausland und sind dort mit Produktionsstätten oder Filialen vertreten. Junge Leute haben im Beruf zunehmend mit Menschen aus anderen Ländern zu tun. Die ersten Schritte dazu können bereits in der Ausbildung gemacht werden. KATHRIN: Bürokauffrau in Wales „Ich bin ein offener Mensch, der sich für andere Länder und auch für Fremdsprachen interessiert“, sagt Kathrin Thomer über sich. „Aus diesem Grund hat es mir gleich gefallen, dass zu meiner Ausbildung ein Auslandsaufenthalt gehört.“ Kathrin lernt Bürokauffrau beim weltweit tätigen ABB-Konzern in Mannheim. Mit einer kleinen AzubiGruppe war sie für zwei Monate bei einer Firma in Wales, die Maschinen für Bäckereien herstellt. „Es war toll, dass wir uns schon kannten, aber es war auch schön, in Swansea neue Gesichter kennenzulernen.“ Wie Kathrin erzählt, kamen zwei ihrer Kolleginnen aus Finnland. „Deutsch wurde nur nach Feierabend gesprochen – im Büro lief alles auf Englisch ab: telefonieren, E-Mails und Briefe schreiben.“ Kathrin war überrascht, dass sie nach einer Einweisung in ihre Aufgaben sehr selbstständig arbeiten durfte. „Dass mir die Chefin Vertrauen geschenkt hat, hat mich zusätzlich motiviert. Wir waren ein Team aus vier Leuten. Ich hatte einen eigenen Schreibtisch mit PC und Telefon.“ Redewendungen in der englischsprachigen Geschäftswelt beherrscht sie heute sozusagen wie im Schlaf. „Ich muss im Wörterbuch nicht mehr suchen, wie ein bestimmter kaufmännischer Begriff heißt.“ Obwohl sie schon gut Englisch konnte, brauchte Kathrin doch etwas Anlaufzeit. „An den besonderen Dialekt musste ich mich erst gewöhnen. Jetzt spreche ich selbst wie die Leute in Swansea.“ Sie habe sich hier von Anfang an wohlgefühlt, wie Kathrin betont. „Im Vertrieb der Firma hatte ich Kontakte in viele Länder. Erst war ich noch ziemlich aufgeregt am Telefon. Dann bin ich von Tag zu AUSBILDUNG 13 Tag sicherer geworden. Die Englischprüfung am Ende der beiden Monate in Swansea habe ich ohne Probleme bestanden.“ Die südlich gelegene zweitgrößte Stadt in Wales bot den Azubis auch viele Freizeitmöglichkeiten. „Am Wochenende fuhren wir oft los, um Wales besser kennenzulernen, oder trafen uns mit unseren Kolleginnen aus Deutschland, Finnland, der Schweiz und natürlich aus Swansea“, berichtet Kathrin. „Wenn man sich mit den einheimischen Jugendlichen unterhält, lernt man viel über ein anderes Land. Mein Freund hat mir schon gefehlt, aber die zwei Monate gingen doch schnell vorbei.“ MICHAEL: lernen“, erzählt er vor seinem Arbeitsbeginn in Wald im Allgäu. Koch in Österreich Willkommen über den Dächern von Dorfgastein. Der freundliche Gruß des österreichischen Alpengasthofs Hauserbauer gilt den Gästen, die in der farbenprächtigen Bergwelt ein paar Tage ausspannen oder einen Aktivurlaub verbringen wollen. Der Gruß galt aber auch Michael Babel, als er im zweiten Ausbildungsjahr als Koch war. „Nach dem qualifizierenden Hauptschulabschluss lag es für mich nahe, im elterlichen Ferienhotel einen Gastronomieberuf zu „Unser Berghof sollte Hallenbad und Sauna bekommen. Daher schauten wir uns eine Wellness-Anlage im Salzburger Land an.“ Die Besichtigungstour führte Michael nach Dorfgastein. „Das Hotel mit Restaurant hat mir sofort gefallen. Weil ich ein Jahr meiner Ausbildung im Ausland machen wollte, habe ich den Hotelier höflich gefragt, ob ich bei ihm lernen könne.“ Michael bekam prompt eine Zusage. „Meine Eltern fanden die Idee gut, dass ich auch mal was anderes sehen wollte. Also packte Rationell arbeiten: Michael bereitet das benötigte Gemüse vor. Infos ... im Internet: Internationaler Service der Bundesagentur für Arbeit: www.europaserviceba.de Infos über Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten im europäischen Ausland AusbildungPlus: www.ausbildung-plus.de Infos über internationale Ausbildungsprojekte und Auslandspraktika SESAM: www.sequa.de Infos über das europäische Austauschprogramm für Jugendliche im Handwerk, die ihre Gesellenprüfung bereits abgeschlossen haben InWEnt: www.inwent.org Infos über Austauschprogramme für Jugendliche in einer dualen Ausbildung Wege ins Ausland: www.wege-ins-ausland.de Viele Links zu weiteren Informationen 14 AUSBILDUNG ich meine Koffer.“ Der heute 19Jährige bekam die übliche Ausbildungsvergütung. Zudem waren Kost und Logis frei. So reichte dem Azubi im Ausland das Geld. „Ich wurde in der Küche freundlich aufgenommen und packte gleich mit an“, erinnert er sich noch gut an den Start im neuen Ausbildungsbetrieb. Selbst wenn Michael nicht in der Küche stand, lernte er für seinen heutigen Beruf. „Dorfgastein und Bad Gastein sind große Feriengebiete. Die Leute, die hier leben, haben meist alle mit Tourismus zu tun. Da sitzt man zusammen, tauscht sich aus und wächst in das Geschäft hinein. Selbst wenn im Restaurant viel los ist, dürfen die Gäste nicht lange auf das Essen warten. Daher müssen die Handgriffe in der Küche sitzen. Ich habe mir von den Dorfgasteiner Kollegen viel abgeschaut und lernte bald, unter Zeitdruck zu kochen.“ Im Ausbildungsbetrieb sammelte Michael zusätzliche Erfahrungen. „Am Anfang der Ausbildung – im Betrieb meiner Eltern – hatte ich praktisch nichts mit dem Einkauf zu tun. Beim Hauserbauer war das anders. Ich stellte weitgehend selbstständig Warenlisten zusammen. Bevor ich zum Einkauf gefahren bin, habe ich die Liste mit dem Chef durchgesprochen. Auch mit den anderen Köchen kam ich glänzend aus. Es hat super gepasst!“ JULIAN: Lebens- und Berufserfahrung sammeln „Die Zeit als Auszubildender im Schweizer Kanton Tessin war für mich hochinteressant. Meine Firma SRI Radio Systems GmbH in Durach bei Kempten im Allgäu hatte mich als auszubildenden Industriekaufmann drei Wochen lang an die Firma Rapelli ‘ausgeliehen‘, um mir eine breit gefächerte Ausbildung zu ermöglichen. Unsere Firma gehört zum Siemens-Konzern und ist inter- national ausgerichtet. Deshalb brauchen sie Fachkräfte, die offen sind und die Bereitschaft mitbringen, sich auf andere Kulturen einzustellen. Rapelli stellt Wurstspezialitäten her. Ich habe dort auch Abteilungen kennengelernt, die es bei der SRI nicht gibt, zum Beispiel das Marketing. Hier las ich Texte einer Werbebroschüre Korrektur. Rechnungskontrolle: Julian überprüft mit einem Kollegen die Vollständigkeit. Dass wir Lebens- und Berufserfahrung in einem anderen Land sammeln können, halte ich für sehr wichtig. Ich bin in dieser Zeit bei- spielsweise selbstständiger geworden. Es ist auch gut für das Unternehmen, wenn das Selbstvertrauen eines Mitarbeiters wächst.“ ALS AZUBI INS AUSL AND Mit der Reform des Berufsbildungsgesetzes im Jahr 2005 ist der Weg ins Ausland ein bisschen einfacher geworden. Demnach können Auszubildende bis zu einem Viertel der Ausbildungszeit im Ausland verbringen und sich diese Zeit auch anrechnen lassen. Stimmen die Kosten? Julian vergleicht die Kostenentwicklung in unterschiedlichen Zeiträumen. DEINE MEINUNG BITTE! Als Azubi ins Ausland: Möchtest du das auch? Azubis wird zunehmend die Möglichkeit gegeben, während ihrer Berufsausbildung eine Zeit lang im Ausland zu lernen und zu arbeiten. Kreuze an, welche Antwort dir am meisten entspricht. Während der Ausbildung ins Ausland zu gehen: Das würde ich ... gerne, weil man eine Fremdsprache am besten dadurch lernt, indem man im entsprechenden Land lebt und arbeitet. gerne, weil ich so den Alltag in einem anderen Land und fremde Menschen kennenlernen kann. nicht so gerne, weil ich Angst habe einsam zu sein, wenn meine Freunde so weit weg sind. Stell dir vor, dein Ausbildungsbetrieb bietet dir die Möglichkeit, für einige Zeit ins Ausland zu gehen. Welche Gedanken verbindest du mit dieser Vorstellung? Bitte schreib’ es uns hier auf: Schicke deinen Brief oder deine Postkarte spätestens bis zum 05.02.2007 an: Redaktion MACH’S RICHTIG – Treffpunkt – Robinienweg 6, 67134 Birkenheide. Bitte Absender, Telefonnummer, Alter und Schule nicht vergessen. Eine Auswahl der Zuschriften veröffentlichen wir im Treffpunkt der nächsten MACH’S RICHTIG-Ausgabe. Du kannst uns deine Meinung auch über den „Treffpunkt“ im MACH’S RICHTIG Berufswahlportal unter www.machs-richtig.de mitteilen. Unter den Einsendern verlosen wir zehn CDs (Top Ten). AUSBILDUNG 15 „Im Profil“ ist der Titel der MACH’S RICHTIGSerie über Menschen, die etwas zu erzählen haben, über ihre Erfahrungen, Werte und Meinungen. www.machs-richtig.de Im Profil: Jacqueline Akman Deshalb engagiere ich mich an meiner Schule Schule soll Spaß machen! Mir ist daher wichtig, dass Anregungen meiner Mitschülerinnen und Mitschüler an die Lehrer weitergegeben werden. Um Vorschläge umzusetzen, ist es notwendig, konstruktiv mit Vertrauenslehrern und der Schulleitung in organisatorischen und rechtlichen Fragen zusammenzuarbeiten. Diese Eigenschaften helfen mir bei meiner Aufgabe Ich bin vielseitig interessiert. Als Schulsprecherin kann ich ein Stück weit hinter die Kulissen der Schule sehen. Zum Beispiel nehme ich an der Schulkonferenz teil. Außerdem übernehme ich gerne Verantwortung. Für mich und für andere. Ich setze da voll auf Teamarbeit. „S C H U L E S O L L S PA S S M A C H E N ! “ Jacqueline Akman geht auf die Realschule Bissingen im württembergischen Bietigheim-Bissingen. Sie ist im 10. Schuljahr und seit ein paar Monaten Schulsprecherin. In solchen Momenten bin ich mit mir zufrieden Wenn ich mit meinen „Kollegen“ von der Schülermitverwaltung ein Problem oder eine Aufgabe gemeistert habe, dann fühle ich mich richtig gut. Zum Beispiel als ich bei der Verabschiedung unseres Schulleiters vor 200 Erwachsenen eine Rede gehalten habe. Glück heißt für mich ... ... eine Familie und Freunde zu haben und gesund zu sein. Diese Ziele will ich erreichen Zunächst einen guten Schulabschluss! Als Schulsprecherin möchte ich bis dahin mehr Veranstaltungen für die Schülerinnen und Schüler auf die Beine stellen als bisher. So finde ich heraus, was mir liegt Durch meine Hobbys und Interessen und durch all die Dinge, für die ich mich engagiere und die mir Spaß machen. Die Arbeit als Schulsprecherin ist spannend und macht Spaß. Manchmal strengt sie auch an. Aber es lohnt sich. Mit meinem Einsatz als Schulsprecherin möchte ich der Schule etwas zurückgeben. Bei der Planung von Veranstaltungen habe ich gemerkt, dass ich in Stresssituationen ruhig bleiben und mit Menschen umgehen kann. Das würde ich gerne an mir ändern Wenn ich etwas an mir ändern würde, dann, dass ich nicht mehr so wählerisch bin und nicht zu streng mit mir umgehe. Vor allem, wenn es um die Noten geht, muss ich noch lernen, dass neben sehr guten auch Noten im Zweierbereich immer noch gut sind. Schon beim Schulstart mit Begeisterung dabei: Jacqueline mit 6 Jahren. So gehe ich mit Rückschlägen um Wenn ich etwas nicht schaffe, zum Beispiel, wenn bei einer Veranstaltung etwas nicht so klappt, wie es soll, versuche ich immer noch das Beste daraus zu machen. Nur nicht aufgeben!