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Ausgabe 21 Automatisierung im Büro Es war einmal Papier ... Scrum: Teamsport Büro?! Digital Natives vs. Digital Immigrants Geht uns im Büro die Arbeit aus? Selten war eine Coverstory unseres contact so spannend wie die zum Thema „Automatisierung der Bürowelt“. Wir wissen, dass erst die gezielte Transformation von Informationen in Wissen ein Unternehmen erfolgreich macht. Wir wissen, dass Wissensarbeit 60 bis 70 % der Jobs in Österreich ausmacht. Und wir wissen, dass die Automatisierung auch diese Bereiche der Arbeitswelt immer mehr für sich einnimmt. Was wir aber nicht wissen: Was kommt da alles auf uns zu? Dazu haben wir einen der interessantesten Vordenker zu diesem Thema interviewt: Prof. Helmut Karner. Neben dieser Story bietet Ihnen das neue contact wieder eine Menge nützlicher Tipps. Sie erfahren, was Büroteams von Rugbyteams lernen können, wie sich Präsentationen spannender gestalten lassen, wie man ein Büro jeden Tag neu gestalten kann und vieles mehr. Natürlich werfen wir auch wieder einen Blick auf einen prominenten Schreibtisch – dieses Mal hat es den eines wirklich außergewöhnlichen Exzentrikers erwischt. Zu guter Letzt zeigt Ihnen noch unser Tischkonzept skill, wie einfach es ist, Zeit und somit Geld zu sparen. Und jetzt wie immer: Viel Vergnügen beim Blättern. Ihr Markus Wiesner Who is Who: feld72 ............................................................... 4 Es war einmal Papier ............................................................. 7 Scrum: Teamsport Büro?! .................................................... 10 Referenzprojekt: Landessonderausstellung 2015 ................ 12 Nützliches für den Büroalltag .............................................. 15 Digital Natives vs. Digital Immigrants ................................. 16 Automatisierung der Bürowelt ............................................ 17 Puzzle mit kreativem Chaos ................................................ 20 What’s on your desk, Gerald Hörhan? ................................. 23 Showroom ........................................................................... 24 Das schwere Los der guten Präsentation ............................ 26 Herausgeber: Wiesner-Hager Möbel GmbH, Linzer Straße 22, A-4950 Altheim, T +43/(0)7723/460-0, [email protected], www.wiesner-hager.com; Konzept/Redaktion: Wiesner-Hager, plenos creative; Layout: plenos creative; Gastautor: Wojciech Czaja; Satz- & Druckfehler vorbehalten; 10/2015. Who is Who Nichts ist so beständig wie der Wandel. Und der Raum. Welche Erkenntnisse haben Sie aus dem IG-ArchitekturWorkshop „Arbeit << >> Raum“ gezogen? Scheich: In unserer Arbeitsgruppe wurde das Thema „Was ist für das Verhältnis zwischen Arbeit und Raum essentiell?“ behandelt. Im Gespräch mit den Teilnehmern kam auf, wie rasant die Entwicklung in der Büroarbeitswelt – bedingt durch den technologischen Fortschritt – im Vergleich zu anderen Architektursparten vor sich geht. Es entstand der Eindruck, dass mit Internet und der mobilen Technik der Raum zur Nebensache geworden ist. Diese Entwicklung wurde kritisch hinterfragt. Welche Dynamik bei interdisziplinären Arbeitsgruppen entsteht, konnten wir kürzlich bei einem Workshop der IG Architektur Wien aus der Reihe „Bitte zu Tisch“ miterleben. Unter dem Titel „Arbeit << >> Raum“ beschäftigten sich Arbeitsgruppen aus Architektur, Wirtschaft, Consulting und Büroeinrichtern mit Zukunftsfragen rund um das Thema Büro. Einer der Tisch-Gastgeber war Richard Scheich vom Architekturbüro feld72. Mit ihm und seinem Firmenpartner Mario Paintner unterhielten wir uns im Anschluss an den Workshop über Status quo und Zukunft bei der Entwicklung von Bürogebäuden. Inwiefern? Scheich: Wir stehen jetzt in einer Phase nach einer extremen Flexibilisierung, in der man geglaubt hat, dass alles losgelöst vom Raum machbar ist. Es braucht aber das Menschliche bzw. die soziale Reibung, um im Wettbewerb einen Schritt vorne zu sein. Das erkennen auch immer mehr Unternehmen. Die Mitarbeiter werden teilweise schon wieder „ins Büro zurückgeholt“. Dabei geht es aber nicht mehr so sehr um den Arbeitsplatz selbst, sondern vielmehr um das Rundherum – um komplette Konzepte von Arbeitswelten, in denen der einzelne Arbeitsplatz nur mehr ein Baustein ist. Wohin verändern sich diese Arbeitswelten? Wie sehen Sie Ihre Rolle als Architekt in Bezug auf die Veränderungen in der Arbeitswelt? Scheich: Zum einen ist die große Herausforderung, eine langfristige Flexibilität des Gebäudes zu schaffen. Redet man von nachhaltigen Immobilien, dann liegt hier wohl unsere Hauptaufgabe. Es geht darum, das © Foto: feld72 An welchen Büroprojekten arbeiten Sie im Moment? Paintner: Wir konnten bereits Büroprojekte für das Land Niederösterreich und ein privates Facilitymanagementunternehmen realisieren. Ein besonders spannendes Projekt, an dem wir gerade in einer Planungspartnerschaft mit Schenker Salvi Weber Architekten arbeiten, ist die Post am Rochus, also die neue Unternehmenszentrale der Österreichischen Post AG in Wien. Die Immobilie, bei der es sich um einen denkmalgeschützten Bau handelt, der durch einen Neubau ergänzt wird, ist 2017 bezugsfertig. Das Unternehmen wurde in den vergangenen Jahren von mehreren Standorten auf eine gemeinsame Zentrale zusammengelegt. Das neue Gebäude am Rochus geht weiter in Richtung aktivitätsbezogenes Arbeiten mit noch offeneren Strukturen. Es ist die digitale Welt, die sich so rasant entwickelt. Der Raum selbst hat gewisse Ansprüche, die sich nie verändern werden. Painter: Früher wurden Mitarbeiter oft arbeitsplatztechnisch entsprechend dem Status und Rang in der Hierarchie ausgestattet. Mittlerweile werden Büros viel stärker tätigkeitsbezogen und offener konzipiert. So versucht man „The Best of Both“ anzubieten: Also zum einen die Vorteile einer offenen Raumstruktur mit hoher Flexibilität, aber auch Elemente wie Konzentrationszellen, Besprechungsräume oder informelle Kommunikationszonen zu integrieren. 4 contact Gebäude so zu konzipieren, dass es allen Kriterien in Bezug auf Raumhöhen, Raumtechnik, Akustik, usw. möglichst so erfüllt, dass es leicht umstrukturierbar bzw. umnutzbar bleibt. Wir erleben dabei eine hohe Veränderungsdynamik: Ein Unternehmen mit tausend Mitarbeitern baut immer irgendwo um. Das Büro darf aber dennoch kein „gesichtsloser Ort“ werden. Die zweite große Aufgabe der Architektur ist folglich Identitätsstiftung. Raumatmosphäre ist ein ganz wesentlicher Aspekt, den ein Büro neben all den technischen Anforderungen erfüllen muss. Wie lief die Planung bzw. Umsetzung bis jetzt? Was sind die Herausforderungen? Paintner: Das Projekt wurde über einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben, unterstützt vom Strategieund Objektberater M.O.O.CON, bei dem alle Anforderungen in ein Raumprogramm übersetzt wurden. Die vertiefende, intensive Auseinandersetzung bauherrenseitig mit der konkreten Bürostruktur und Innenarchitektur entstand aber naturgemäß erst in der Planungsphase nach dem Wettbewerb. Die Verantwortlichen beschäftigten sich sehr intensiv, unter Begleitung weiterer externer Konsulenten, mit dem Thema und besuchten auch verschiedene Referenzprojekte. Besonders ins Auge sticht dabei z. B. auch die Schweizer Post in Bern als Benchmark in Richtung Clean-Desk-Policy – ohne fixe Arbeitsplätze –, die auch das Konzept des papierlosen Büros aufgreift. contact 5 Who is Who Wenn wir gerade von neuen Arbeitsformen sprechen, wie handhaben Sie diese bei feld72? Sie definieren Ihren Zugang zur Architektur als „sozial verantwortlich und nachhaltig“ – was meinen Sie damit? Scheich: Wir sind zwischen 15 und 20 Leute, das pendelt entsprechend der Projektlage. Wir haben eine relativ flach strukturierte Organisation – aus diesem Grund sind auch die räumlichen Verhältnisse sehr offen. Für konzentrierte Besprechungen wurde vor einiger Zeit ein abgetrennter Meeting-Raum nachgerüstet. Bei uns herrscht ständig ein kreativer Prozess und so entspricht die offene Raumsituation der Art, wie wir bei feld72 arbeiten und leben: Man bekommt mit, was nebenbei läuft, Informationen werden schnell und informell kommuniziert. Was etwas fehlt, sind ergänzende Module, wie kleinere Konzentrationsoder Telefonzellen. Scheich: Wir haben ein grundsätzliches Interesse über das architektonische Objekt hinaus und beschäftigen uns sehr stark mit dem öffentlichen Raum. Dabei sind soziale Aspekte – der Mensch, die Gesellschaft – besonders wichtig. Wir fragen uns, was Architektur für den Städtebau leistet und was damit wiederum als Umwelt für den Menschen dienen kann. Das ist wie ein roter Faden, der sich durch unsere Arbeit zieht. Architektur ist für uns ein universeller Anspruch, der viele diskursive Elemente beinhaltet, wie beispielsweise die Entwicklung zu einer sozial verantwortlichen, nachhaltigen Gesellschaft. Paintner: (lacht) Das hat sich so entwickelt. Am Ende des Studiums waren wir gemeinsam mit Kollegen auf der Suche nach einem Atelier. Die idealen Räumlichkeiten dafür haben wir hier in diesem postindustriellen Haus gefunden – daraus ist dann das Büro erwachsen, in dem wir heute noch „leben“, weil es uns alles bietet, was wir brauchen. Neben feld72 befinden sich auch noch andere Architekten, Landschaftsplaner, Designer, ein Tanzstudio und ein Kindergarten im Haus. Dieses Gebäude zeigt, dass eine entsprechende Raumhöhe und eine offene Grundstruktur alle Nutzungen erlaubt, und das kann man auch von solchen Häusern lernen. Es war einmal Papier … Wie ist die derzeitige Situation für Architekturschaffende in Wien? Paintner: Ökonomisch gesehen ist die Wettbewerbskultur ein extrem schwieriges Thema für die gesamte Branche. Für die Qualitätssicherung verteidigen wir Architekturwettbewerbe natürlich weiterhin und stehen auch dazu, aber für die einzelnen Büros ist es phasenweise wirtschaftlich sehr schwierig, den Akquisitionsaufwand durchzutragen. Wünschenswert wäre, dass viel mehr Bauaufgaben, auch aus der Privatwirtschaft, zum Wettbewerb ausgeschrieben werden. Scheich: In puncto Bauvorhaben der öffentlichen Hand sehen wir die zunehmenden PPP-Verfahren (Anm.: Public Private Partnerships) problematisch: Die öffentliche Hand nimmt sich dadurch teilweise aus der Verantwortung als Bauherr zurück. Gerade beim Bildungsbau finden wir das dramatisch, weil die Qualitätssicherung darunter leidet. Und das geht immer zu Lasten der Nutzer und am Ende des Tages auch zu Lasten des Steuerzahlers, der mehr (für weniger Qualität) bezahlen muss – wie in Deutschland bereits nachgewiesen. Die Revolution des papierlosen Büros ist ausgeblieben. Eine gewisse Papierdiät ist aber immerhin festzustellen. Wohin mit den Daten? Was ist dabei zu beachten? Und welche Möglichkeiten tun sich auf den neuen Flächen auf? Ein Essay über den echten und virtuellen Stauraum in unserem Büro. Visualisierung: MISS3 / feld72 Architekten & Schenker Salvi Weber Architekten Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie Ihren Standort gewählt? 6 contact Office Concepts „Unser gesamtes Büro läuft heute mehr oder weniger papierlos“, sagt Andreas Gnesda. Der stets geschniegelte und gestriegelte 49-Jährige führt durch sein 380 Quadratmeter großes Office-Reich in Wien-Mariahilf und verweist auf die Kreativräume, die etwa einem Wiener Kaffeehaus, einem Kaminzimmer oder einem Birkenhain nachempfunden sind. Gnesda arbeitet nonterritorial, sucht sich seinen Arbeitsplatz je nach Anforderung, je nach Lust und Laune jeden Tag, ach was, jede Stunde aufs Neue aus. Und das, meint er, sei nur möglich, wenn man nicht die ganze Zeit mit zehn Ordnern und einem Haufen Zettelwerk herumhantieren muss. „Aber soll ich Ihnen was verraten? Ich bin zwar ein Anhänger des papierlosen, elektronischen Büros, aber so ganz kann und will ich auf Papier auch nicht verzichten.“ Hinter einer der wenigen Türen verbirgt sich die Antwort auf diesen neugierig machenden Trommelwirbel, mit atmosphärischen Fototapeten bis unter die Decke und altrosafarbenen Fauteuils in der Mitte: „Mein liebster Raum bei uns im Büro ist mir immer noch die Bibliothek. Ich finde den Anblick dieser bunten, chaotisch zusammengewürfelten Buchrücken, und wenn es nur eine Tapete ist, einfach inspirierend.“ Die Worte des Immobiliendienstleisters und Consulters Gnesda geben einen guten Einblick in die neuesten Entwicklungen im Bereich der Officecontact 7 Office Concepts Organisation und Arbeitsplatzgestaltung. Große Unternehmen, so der Geschäftsführer von teamgnesda, hätten gar keine andere Wahl als die allmähliche Umrüstung von Papier auf Bits und Bytes. „Die Unternehmen werden immer mobiler und immer dezentraler, die Arbeitsschritte immer differenzierter, die Kommunikationsprozesse immer wichtiger. Hinzu kommt, dass die Menschen häufig ohne fixen Arbeitsplatz im Büro arbeiten – beispielsweise im Home-Office, im Außendienst oder im Shared Space. Mit Unmengen von Papier ist das alles längst nicht mehr zu bewältigen.“ Doch was sind die Folgen, wenn das Papier verbannt wird, wenn die Daten, mit denen man arbeitet, nur noch virtuell verfügbar sind? „Keine Sorge“, beruhigt Bernhard Herzog, Leiter für Forschung und Entwicklung beim Strategieberater M.O.O.CON, „zu 100 Prozent virtuell sind die Daten nicht und werden es auch nie sein. Aber tatsächlich nehme ich bei den Projektentwicklungen, die wir in letzter Zeit begleitet haben, wahr, dass der Papierbedarf bei mittelständischen und größeren Unternehmen um bis zu 75 Prozent zurückgegangen ist.“ Die letzten „25 Prozent Papier“, von denen Herzog spricht, seien im Kreativ- und Ideenfindungsprozess unverzichtbar. Auch heikle Dokumente wie etwa Verträge werde man, solange die technischen und juristischen Knackpunkte noch nicht gelöst sind, im Original unterzeichnen und auch als solche aufbewahren müssen. Und nicht zuletzt gebe es wertvolle Office Concepts „Altlasten“ (O-Ton Herzog), die eine nachträgliche Digitalisierung erschweren: „Historische Pläne, Zeichnungen, Fotografien und ganze Aktensätze aus der Vergangenheit einzuscannen … das ist aufwändig, zeitintensiv und so gesehen auch sehr teuer. Ich denke, in diesen Bereichen wird man für das Papier bis auf Weiteres keinen Ersatz finden.“ Fragt sich nur: Wohin mit der ganzen Zellulose? Und vor allem: Wohin mit dem papierlosen Rest? „Die Archivierung und Altablage in Papierform findet nicht mehr im unmittelbaren Bereich des Arbeitsplatzes statt, sondern wird vermehrt in zentrale Stauräume ausgelagert“, erklärt Oliver Pestal von designfunktion. „Je nach räumlichen Gegebenheiten passiert das entweder im Keller, im Kern des Gebäudes oder aber in externen Lagerstätten mit einer entsprechend zugekauften Dienstleistung, die es ermöglicht, dass der Karton XY auf Anfrage aus dem Archiv entnommen, ins Büro geliefert und auf meinem Schreibtisch abgestellt wird.“ Der Vorteil dieser zentralen Verstauräumung: erstens mehr Ästhetik im Büro, zweitens mehr Übersicht über die Akten, und drittens Flächenersparnis bei der Verstauung und letztendlich auch bei der Gesamtmietfläche der Immobilie. „Ich warne davor, die Zentralisierung des Stauraums nur aus Effizienzgründen zu machen“, erklärt Bernhard Kern, Geschäftsführer der Roomware Consulting GmbH. „Natürlich kann ich den Arbeitsplatz effizienter gestalten, wenn ich digital arbeite und nicht mehr mit Zettelwerk und aufgeschlagenen Ordnern ope- Aktenschränke im Büro? Bei digitaler Speicherung auf Servern bzw. in Serverfarmen entfällt dieses Problem. Und es gibt mehr Raum für Gestaltung. 8 contact rieren muss. Aber letztendlich geht es im papierlosen oder papierarmen Großraumbüro nicht darum, dem Mitarbeiter Fläche zu nehmen, sondern ihm einen Mehrwert im Komfort, im Wohlbefinden und in den Wahlmöglichkeiten seines Arbeitsplatzes zu bieten.“ Dem generellen Optimismus der Anhänger des papierlosen und nonterritorialen Büros muss Kern auch auf ganz anderer Ebene Einhalt gebieten: „Es stimmt schon, wir archivieren weniger Papier als früher. Es stimmt aber auch, dass noch nie in der Geschichte der Menschheit so viel Papier gedruckt wurde wie heute. E-Mails samt Anhang und Kommunikationsschweif werden ausgedruckt und anschließend wieder weggeworfen, gewisse Planungs- und Kommunikationsprozesse sind auch heute noch ohne Papier de facto undenkbar, hinzu kommt der exorbitante Anstieg von Papier in der Verpackungs- und Speditionsbranche. Die angekündigte Revolution des Papierrückgangs ist jedenfalls ausgeblieben.“ Um eine reibungslose Orientierung im digitalen Äther zu gewährleisten, sind einige wichtige Schritte zu beachten – und zwar unabhängig davon, ob die Daten im hauseigenen Server oder auf externen Serverfarmen zwischen Wien-Südstadt und Südindien gelagert werden. „Enterprise Content Management“ (ECM) nennt sich das im Fachjargon. „Wenn ich mich für ein papierloses Büro entscheide, dann sollte diese Umrüstung konsequent und durchgreifend erfolgen“, rät Heino Schneider, Geschäftsführer der deutschen bitfarm. „Wichtig ist es, dass die Elektronik das Papier ersetzt und nicht ergänzt – sei es bei Eingangs- und Ausgangsbelegen, bei Planablage oder bei internen Kommunikationsprozessen. Wenn man das Scannen der Rechnungen als Ergänzung macht, dann kommt erfahrungsgemäß irgendwann das Chaos.“ Ein redundantes und somit sicheres System sei auf jeden Fall erforderlich, meint der Chef des 2000 gegründeten Unternehmens, das sich auf die Entwicklung einer eigenen Open-Source-Software sowie auf die damit verbundenen Dienstleistungen spezialisiert hat. „Allerdings rate ich zu einer Redundanz im Sinne einer Abspeicherung auf zwei unterschiedlichen Servern. Wenn der eine ausfällt, kann ich immer noch auf den anderen zugreifen. Papier sollte hier aber nirgends mehr im Spiel sein.“ Zu achten sei außerdem auf das richtige Taggen der Dokumente, auf standardisierte Such- und Findungsprozesse sowie vor allem auf den Faktor Zeit. Schneider: „So eine Umstellung von der papiergebundenen zur elektronischen Ablage geht nicht von 0 auf 100. Da verzetteln sich viele! Ich würde raten, die Umstellung nach Abteilungen oder Formaten zu strukturieren und Step by Step zu machen.“ Bei mittelständischen Firmen benötige so ein Prozess in der Regel drei bis sechs Monate, bei größeren Unternehmen könne die Umrüstung leicht zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. „Die Zukunft wird digital werden, daran führt kein Weg vorbei“, meint Karl Heinz Mosbach, Geschäftsführer der ELO Digital Office GmbH, die Unternehmen in Österreich und Deutschland betreut. „Damit wir diese Zukunft in den Griff kriegen, empfehle ich, Standard-Formate zu verwenden, die die Lesbarkeit der Daten auch nach vielen Jahren sicherstellen, sowie ein ausreichendes Back-up-System.“ Außerdem müssten die Daten in revisionssicheren, also nicht wiederbeschreibbaren Dateiformaten wie etwa TIFF oder PDF/A abgespeichert werden. Mosbach: „Meine Vision ist, dass wir die digitale Speicherung in Zukunft nicht nur als totes Dokumentenarchiv verwenden, sondern auch als Plattform für lebendige, kollaborative, teamorientierte Arbeitsprozesse im Alltag.“ Ob das Papier tatsächlich weniger wird oder nicht – das hängt vom spezifischen Büro-Layout und der Beschaffenheit des Objekts, vor allem aber von der jeweiligen Unternehmenskultur ab. Darin sind sich alle zu diesem Thema Befragten einig. In Zukunft, so die Prognosen, werden die Schreibtische wieder kleiner werden, die Aktenschränke ausgelagert oder aufgelöst und die Daten im digitalen Äther verschwinden. Für die Gestaltung des Arbeitsplatzes und der damit verbundenen Kommunikationswege tun sich damit neue, bislang verstellte Räume auf. Wojciech Czaja contact 9 © Foto: Shutterstock Trendwatching Scrum: Teamsport Büro?! Mit Scrum Management Produkte schneller und flexibler entwickeln. Inspiriert von Spielzügen aus der Sportart Rugby und mit Wurzeln in der IT-Branche, bringt dieser agile Arbeitsansatz frischen Wind in Unternehmen. Morgens halb zehn in Deutschland in der Entwicklungsabteilung eines Softwareunternehmens: Alle Schreibtische sind verlassen, einige Kollegen stehen dicht gedrängt vor einem Bildschirm und unterhalten sich angeregt. Eine andere Gruppe steht einige Meter weiter und ist ebenso in ein Gespräch vertieft. Eine halbe Stunde später hat sich das Bild gewandelt: Die Schreibtische sind besetzt und alle in ihre Arbeit vertieft. Diese Situation beschreibt den typischen Arbeitsvormittag eines Scrum-Teams. Warum eigentlich „Scrum“? Der Begriff Scrum kommt aus dem Englischen und bedeutet Gedränge. Geliehen aus der britischen Sportart Rugby, wo Scrum einen dichten Haufen von Spielern beschreibt, die sich um das Rugby-Ei rangeln, symbolisiert der Begriff im Projektmanagement „Gedränge“ im Sinne von enger Zusammenarbeit der Teammitglieder, die in ständiger Interaktion stehen. Nicht allein der Name stammt aus dem Rugby, Scrum bedient sich auch bewährter Taktiken dieser Sportart, die eine gute Teamarbeit voraussetzen und sorgsam einstudiert werden müssen. Vorbild und Pioniere auf diesem Feld sind IT-Unternehmen (z. B. Xerox, Canon, HP, IBM). Erfahrungswerte haben gezeigt, dass strikte Planungsschritte den Verlauf von Softwareentwicklungen bremsen. Entwicklungsprozesse sind zu komplex, um sie streng nach Plan in aufeinanderfolgenden Phasen abzuar10 contact beiten. Srcum bietet die nötige Flexibilität, um auf Unvorhersehbarkeiten agil und schnell zu reagieren. Mit Sprints schneller ans Ziel? Scrum ist eine agile Arbeitsmethode, die auf Selbstorganisation der Mitarbeiter setzt und sich auf wenige und einfache Regeln stützt. Spezifisch dafür sind eine klare Rollenverteilung und der Scrum-Prozess: Zu Beginn wird eine „Wunschliste“ mit allen Anforderungen, Funktionen und Merkmalen des Produkts ausgearbeitet – der Product Backlog. Anfangs ist dieser vage formuliert, wird aber im Projektverlauf immer konkreter. Im nächsten Schritt kommt es zur Prioritätenvergabe: Welche Anforderungen und Elemente sind am wichtigsten? Für den darauf folgenden Sprint Backlog wird das Projekt in Teilaufgaben, sogenannte Sprints, gegliedert. Sprints sind die einzelnen Entwicklungsphasen, die in einem festen Zeitraum von zwei bis maximal vier Wochen erledigt werden. Jedes Teammitglied übernimmt eine To-do-Liste und damit eigenverantwortliche Aufgaben. Innerhalb einer Sprint-Phase treffen sich alle Mitglieder täglich zur gleichen Uhrzeit zum Daily Scrum. Bei diesem Kurzmeeting von 15 Minuten berichtet jedes Teammitglied, was sich seit dem letzten Scrum getan hat, was bis zum nächsten Daily Scrum zu erledigen ist und was ein Fortkommen der Arbeit behindert. Daily Scrums erhöhen den Wissensstand aller Mitarbeiter, wodurch Missverständnisse und doppelte Arbeit vermieden werden. Am Ende jedes Sprints werden die Ergebnisse live präsentiert und es wird Feedback eingeholt, das wieder in den Product Backlog einfließt. Wie im Rugby beginnt das Spiel dann von vorne. Das Spielfeld: Scrum-Büro Bernhard Kern, Geschäftsführer der Roomware Consulting GmbH, beschreibt die Anforderungen an die Büroraumplanung für Scrum-Teams: „Ein ideales Arbeitsumfeld unterstützt die Teammitglieder dabei, schnell agile Vorgehensweisen zu verinnerlichen. Gewöhnlich arbeiten Scrum-Teams in einem gemeinsamen Open-Space-Büro. Daneben entstehen multifunktionale Zonen wie Working Cafés und Lounges für die informelle Kommunikation und kleine Meetings zwischendurch, wie die täglich stattfindenden 15-minütigen Daily Scrums. Für Aufgaben, die hohe Konzentration erfordern, und ruhige Pausen bzw. als persönlicher Rückzugsort stehen Silent Rooms zur Die gesamte Arbeitsumgebung wird im Scrum quasi zu einem Projektbüro. Verfügung. Die gesamte Arbeitsumgebung wird im Scrum quasi zu einem Projektbüro, das auch flexible Sitzordnungen ermöglicht, denn in jeder SprintPhase arbeiten verschiedene Team-Mitglieder enger zusammen. Die offene Umgebung eignet sich sehr gut für eine spontane Zusammenarbeit, da die einzelnen Mitglieder sofort erkennen können, ob die anderen gerade Zeit für sie haben. Kommunikation und Transparenz rücken in den Mittelpunkt. Neben den offenen Raumstrukturen sind auch große Flatscreens typisch für Scrum-Büros. Das liegt zum einen daran, dass die IT Treiber der Entwicklung ist, und zum anderen, weil vermehrt Digital Natives der Generation Y in Scrum-Teams arbeiten, die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind. Außerdem werden die Screens genützt, um den aktuellen Stand des Projekts zu visualisieren. Ein weiteres Charakteristikum ist die radikale Reduktion von Stauräumen, weil vermehrt auf Lösungen zur elektronischen Archivierung von Daten zurückgegriffen wird.“ Auf die Plätze! Fertig! Scrum?! Der Praxistest. Es stellt sich die Frage, ob Rugby auch im Alltag des Projektmanagements funktioniert: Ganzheitliche Betrachtungsweise. Die Einführung von Scrum ist kein Selbstläufer und bringt jede Menge Umstellungen in der Organisation und im Ablauf der Produktentwicklung mit sich. Wichtig ist, Scrum nicht als Individuallösung zu sehen, sondern für einen durchgängigen Einsatz im ganzen Unternehmen bzw. in ganzen Abteilungen zu sorgen. Auf die Unternehmenskultur kommt es an. Die Umstellung auf Scrum Management stellt Unternehmen in der Praxis vor eine große Herausforderung und funktioniert nur in Kombination mit der entsprechenden Unternehmenskultur, die sich durch flache Hierarchien, ein hohes Maß an Selbstorganisation sowie Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter und Vertrauen seitens der Führungspersonen auszeichnet. Wie im Teamsport: Die Chemie muss passen! Die Rollen der Teammitglieder müssen eindeutig definiert sein. Alle Beteiligten agieren auf Augenhöhe und sind im ständigen Austausch. Das setzt voraus, dass das Team menschlich und fachlich gut miteinander interagieren kann. Offene Kommunikation ist ein Muss. Meetings, Meetings, Meetings. Die vielen Meetings sind wahre Zeitfresser, jedoch ersetzt die direkte Abstimmung bei den Treffen in der Regel die aufwändige Erstellung von Projektplänen. Flexibel und dann auch wieder nicht … Oft ist Scrum Management in einem Unternehmen aber auch gar nicht möglich, weil das Projektteam räumlich getrennt arbeitet. In diesem Fall sind technische Lösungen wie Videokonferenzsysteme und Instant Messenger unumgänglich. Virtuelle Meetings dürfen jedoch nicht zur Dauerlösung werden, weil persönliche Interaktion der Teammitglieder essentiell für den Erfolg des Projekts ist. … aber wenn’s dann passt: Unschlagbar! Die Umstellung erfordert Veränderungsbereitschaft und Ausdauer aller Beteiligten, wird aber langfristig die Qualität der Ergebnisse, Produktivität und Zusammenarbeit entscheidend steigern. Durch das gemeinsame Kämpfen, das selbst definierte Sprintziel zu erreichen, breitet sich im Unternehmen zudem ein hohes Maß an Teamspirit aus und die Motivation der Mitarbeiter wird gestärkt. contact 11 © Foto: Shutterstock Referenzprojekt Kunstinstallation: Abgehängte Stühle Künstler: Andreas Strauss Die Landessonderausstellung 2015 setzt sich mit der Entwicklung der sozialen Sicherung und der Geschichte des Sozialstaates auseinander. Wiesner-Hager wurde mit der Möblierung des Cafés inkl. Speisesaal und der gesamten Veranstaltungsräumlichkeiten beauftragt. Wiesner-Hager stattet die Landessonderausstellung 2015 in Gallneukirchen aus. 12 contact Auf fast 1000 Quadratmetern werden die Begriffe „LebensRisiken“ und „LebensChancen“ mit Texten, Symbolen, Grafiken, aktivierenden Materialien und interaktiven Themenzugängen erlebbar gemacht. Besonders eindrucksvoll ist ein interaktiver Rollstuhl- und Kinderwagensimulator, der dem Lenker des Geräts das Gefühl vermittelt, er befände sich tatsächlich auf einer Straße mit allen Hindernissen, Steigungen und Gehsteigkanten. Die Ausstellung findet im ehemaligen Diakonissenhaus Bethanien (kurz: Haus Bethanien) des Diakoniewerkes statt. Das architektonisch herausragende Haus im Zentrum von Gallneukirchen im Mühlviertel war seit seiner Eröffnung 1909 immer dem sozialen Engagement gewidmet. Es war Damenheim, Zufluchtsort für Flüchtlinge und Verwundete, Notkrankenhaus während des 2. Weltkrieges, Beherbergungsstätte für Gäste, kleine Buchhandlung und Wohnort für Schülerinnen der Schwesternvorschule, später auch für die Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz und wurde für die Landessonderausstellung von den Architekten der Luger & Maul ZT GmbH (Projektleitung: Architekt Mag. arch. et art. Franz Josef Maul) adaptiert und contact 13 Trendwatching Nützliches für den Büroalltag © Foto: Rocketbook Praktische kleine Helfer für den Arbeitsalltag gibt es viele. Einzig: Man muss sie kennen. Anbei drei Tipps, die im Büro oder auch auf Dienstreisen von großem Nutzen sein können. 14 contact 25-mal kann das Rocketbook in der Mikro welle gelöscht werden, ehe sich erste Gebrauchsspuren zeigen. © Screenshot: www.allyapp.com renoviert. Die Fassade des mit Jugendstil-Elementen erbauten Gebäudes blieb erhalten, das Innere bekam eine komplett neue Gestaltung. Die Möbel sollten zeitlos, hochwertig und, in Hinblick auf die Nachnutzung des Gebäudes, besonders langlebig sein. Im Bistrobereich kamen macao Stühle und Tische sowie n.f.t. Klapptische zum Einsatz. Die Außenbereiche des Cafés wurden mit dem witterungsbeständigen Programm macao outdoor ausgestattet. Um eine möglichst flexible Nutzung des Veranstaltungszentrums zu ermöglichen, wurden für dieses unter anderem nooi Reihenstühle sowie n.f.t. Klapptische ausgewählt. Auch nach der Landessonderausstellung wird das Haus Bethanien ein Ort des sozialen Wirkens sein: Es wird Beschäftigungsangebote für Menschen mit Behinderung im Kunst- und Kulturbereich beherbergen, ebenso eine Tagesbetreuung für Menschen mit Demenz und betreute Wohnungen für Senioren. Weiters bietet das neue Haus auch Räume für die angrenzenden Schulen, die Diakonie-Akademie, für ein Archiv und ein kleines Museum sowie einen Veranstaltungssaal und einen Andachtsraum. Bereits über 100 Städte weltweit sind von ally erfasst. Tendenz: stark steigend. Rocketbook: Das wiederverwendbare Notizbuch Die Innovation für all jene, die doch noch gern zum klassischen Stift greifen: Rocketbook ist ein 100 Seiten starkes Notizbuch, in das man auf herkömmliche Weise schreiben kann. Ist der Block voll, legt man ihn für 30 Sekunden in die Mikrowelle und die Schrift verschwindet. Die hitzeempfindliche Tinte des beiliegenden Stifts macht’s möglich. Mittels einer eigenen App kann vor dem Löschen noch alles bequem digitalisiert und in der Cloud abgelegt werden. Preis: ab 26 Euro. Mehr dazu auf: www.indiegogo.com ally: Einsteigen, durchatmen, entspannt ankommen Stressfrei durch die Stadt von A nach B gelangen – ally macht’s möglich. Die App kennt alle Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs, weiß, wo das nächste CarsharingAuto steht, und eruiert zusätzlich die Taxipreise. Damit geht ally einen wesentlichen Schritt weiter als herkömmliche Nahverkehrs- und Taxi-Apps: Denn kein Programm davor konnte eine Übersicht über Fahrtdauer und -kosten in einem liefern. Preis: kostenlos. Mehr dazu auf: www.allyapp.com Google Übersetzer funktioniert sogar offline, perfekt für Reisen. © Wikipedia-Nutzer Sskz, Verwendung gemäß der Lizenz CC-BYSA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/ Referenzprojekt Google Übersetzer: Beseitigt (fast alle) Sprachbarrieren Google Übersetzer verschriftlicht gesprochenen Text in der Zielsprache und gibt diesen akustisch wieder. Die aktualisierte Version der Übersetzungs-App ist schneller und fließender als bisher und erkennt zudem 90 Sprachen automatisch – die umständliche Sprachauswahl vorab hat sich erledigt. Ein neues Feature ist die WordLens-Funktion. Dabei werden mit der Handykamera aufgenommene Straßenschilder, Warntafeln, Speisekarten, kurze Artikel und Texte übersetzt. Diese Funktion ist so weit in sechs Sprachen möglich. Wo hakt es noch? Die Qualität der App verschlechtert sich wesentlich bei Hintergrundgeräuschen und für ein Telefongespräch bzw. flotte Alltagsdialoge ist sie noch nicht gerüstet. Das dauert dann doch noch zu lange bzw. scheitert an relevanten Details wie Syntax, Redewendungen oder auch Kontext. Preis: kostenlos. Mehr dazu auf: https://play.google.com/store contact 15 Office Life Automatisierung der Bürowelt: Geht uns die Arbeit aus? Das World Wide Web hat umfassenden Einfluss auf diesen Lebensraum genommen – und nicht zuletzt auch auf deren Akteure, die sich grob in zwei Lager teilen lassen: die Digital Natives und die Digital Immigrants*. © Foto: iStock und Shutterstock Digital Natives vs. Digital Immigrants Office Life 16 contact individueller, gehen Schritt für Schritt vor und haben eine strengere Sichtweise auf die Arbeit selbst. Wie zwei Welten voneinander profitieren können. Eine gefährliche Mischung für das Büroklima? Das ist Ansichtssache. Ein guter Mix macht’s aus, dadurch lassen sich die Vorzüge beider Generationen und beider Welten nutzen. Was Digital Immigrants von Digital Natives lernen können: verstärkt die Teamarbeit zu suchen, anstatt alleine zu arbeiten. Leistung auch am Ergebnis zu messen und weniger an der Anzahl der erbrachten Überstunden. Und was die Eingeborenen von den Migranten lernen können: sich konzentriert einem Ziel zu widmen, anstatt mehrere Aufgaben gleichzeitig zu starten. Dabei sollten sie stets die Ressourcen bündeln und im Verhältnis bleiben. Unternehmenswerte sollten sie anerkennen und teilen sowie leben. Auch die Erfahrungen der Älteren sollten sie wertschätzen und nutzen. Also vertragt euch und lernt voneinander! * Die Begriffe und Definitionen der Digital Natives und Immigrants stammen vom amerikanischen Autor und E-Learning-Experten Marc Prensky, der 2001 zum ersten Mal diese Unterscheidung formulierte. Digital Natives – auch als Generation Y bezeichnet – sind ab 1980 geborene Menschen, die mit Computern, Internet, Videospielen, Smartphones, Tablets und Social Media aufgewachsen sind. Derzeit stellen die Natives etwa 28 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Doch bereits 2018 wird die Zahl auf die Hälfte aller Arbeitnehmer angewachsen sein. Den Eingeborenen gegenüber stehen die Digital Immigrants, die digitalen Einwanderer. Zu ihnen zählen die Babyboomer und die Generation X. Diese wuchsen ohne das Internet auf und mussten sich im Erwachsenenalter mit den digitalen Technologien vertraut machen. So viel zur Definition. Doch natürlich haben die unterschiedlichen Hintergründe Auswirkungen auf das Verhalten und die Sichtweisen der jeweiligen Kollegen. Und bestimmen dementsprechend deren Handeln. Digital Natives beispielsweise sind es durch Social Media wie Twitter und WhatsApp gewohnt, Informationen sehr schnell zu erhalten. Sie neigen zum Multitasking und ziehen Grafiken den Texten vor. Vernetzung und direkter Zugriff sind ihnen wichtig. Digital Immigrants hingegen arbeiten ruhiger, Die digitale Transformation verändert alles, auch das Arbeiten von morgen. Einer der interessantesten Vordenker zu diesem Thema ist Prof. Helmut Karner, Unternehmensberater und Mitbegründer des Föhrenbergkreises. Mit ihm hat Wiesner-Hager bereits 2001 die Trends des Arbeitens der Zukunft diskutiert. Für das aktuelle contact haben wir uns mit ihm getroffen, um die Entwicklung der vergangenen 15 Jahre zu reflektieren, den damaligen Prognosen auf den Zahn zu fühlen und um einen neuen Blick in die Kristallkugel zu wagen. contact 17 Office Life Denkt man an Automatisierung, kommen sofort Bilder von Industriemaschinen, Massenfertigung etc. Wie kann man Automatisierung in Bezug auf die Wissensarbeit verstehen? Zur Jahrtausendwende hat der Wandel von der Old zur New Economy in Richtung Digitalisierung der Arbeitswelt begonnen. In den ersten zehn Jahren ist diese Entwicklung relativ langsam erfolgt, sie hat aber seit 2010 rasant an Fahrt aufgenommen. Das Internet und die mobile Technik (wie Smartphones, Tablets, WLAN, …) wirken wie ein Turbo für die digitale Transformation von Organisationsprozessen. Die Automatisierung der Bürowelt wurde dadurch enorm beschleunigt: Während sich Produktivität und Einkommen lange Zeit gleichermaßen entwickelt haben, so ist seit den 2000er-Jahren die Arbeitsproduktivität aufgrund der zunehmenden Automatisierung doppelt so schnell gestiegen (Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis). Was wir in den vergangenen Jahrzehnten in der Produktion erlebt haben, wird auch in der Wissensarbeit Realität. Amazon, Google und andere sind nicht deshalb so erfolgreich, weil sie die Kunden mit Informationen versorgen, sondern weil sie aufgrund der Analyse von Suchanfragen bereits vor dem Kunden wissen, was er will, und das dann zielgerichtet anbieten. Automatisierung der Wissensarbeit bedeutet, dass in Zeiten von Big Data intelligente IT-Systeme zunehmend Entscheidungen, die analytische Fähigkeiten voraussetzen, besser treffen können als der Mensch selbst. Und das zuverlässig und in Echtzeit. „Amazon, Google und andere sind nicht deshalb so erfolgreich, weil sie die Kunden mit Informationen versorgen, sondern weil sie aufgrund der Analyse von Suchanfragen bereits vor dem Kunden wissen, was er will, und das dann zielgerichtet anbieten“, betont Prof. Helmut Karner. Im Sinne der klassischen Büroarbeit kann Automatisierung auch als Bedrohung verstanden werden: Typische Aufgaben von Sachbearbeitern werden in Zukunft von intelligenten Systemen erledigt. Viele Jobs werden dadurch obsolet. Die Arbeit geht uns aber trotzdem nicht aus: Der Mensch findet seinen Platz künftig zunehmend in konzeptiven und kreativitätsfördernden Bereichen, die Teamarbeit, Emotionen und Empathie mit sich bringen. Mit diesen Fähigkeiten ist der Mensch der Maschine noch immer überlegen. 18 contact Karner: Thomas Davenport (Anm.: amerikanischer Autor und Analytics-Spezialist) spricht in diesem Zusammenhang davon, dass wir das Zeitalter von Analytics 3.0 erreicht haben. Analytics 1.0 beschreibt die klassischen Datenbanksysteme aus den 1970erJahren. Die Daten stammten aus unternehmensinternen Quellen und beschränkten sich auf beschreibende Analysen. Das Aufkommen von Big Data in den 2000er-Jahren war auch der Start von Analytics 2.0, das von riesigen Datenmengen bestimmt wurde. Viele Mitarbeiter waren damit beschäftigt, die Daten zu analysieren, zu verwerten und Schlüsse zu ziehen, um aus den Informationen Wissen zu generieren. Bei Analytics 3.0 wird diese Aufgabe „on the fly“ von Systemen übernommen. Das ermöglicht blitzschnelle Einblicke in Unternehmensprozesse und darauf basierende automatisierte Entscheidungen. Gibt es Beispiele, wo Analytics 3.0 heute schon angewendet wird? Foto: Eva Katarina Friedrich Im Gespräch mit Prof. Helmut Karner: Die digitale Transformation in der Arbeitswelt nimmt an Fahrt auf. Wie sehen Sie die Entwicklung der vergangenen 15 Jahre? Karner: Schon 2001 war klar, dass die Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit, Land oder Rohstoffe durch Wissen ersetzt werden. Wissen nicht im Sinne von Information: Informationen alleine sind kein Wettbewerbsvorteil. Erst die gezielte Transformation von Information in Wissen macht ein Unternehmen erfolgreich. Wissensarbeit macht heute 60 bis 70 Prozent der Jobs in Österreich aus. Neu ist, dass Automatisierung nun auch diese Bereiche der Arbeitswelt für sich einnimmt. Diese Entwicklung hat sich in den vergangenen fünf Jahren nochmals besonders beschleunigt. Karner: Die gibt es natürlich. Der „Intelligent Alert“ von Amazon ist das perfekte Beispiel: Jede Suchanfrage wird auf 40 Kriterien untersucht. Davon werden Ihre Interessengebiete bzw. wird Ihr künftiger Bedarf abgeleitet. Das macht sich beim nächsten Besuch auf Amazon bemerkbar – das System schlägt Ihnen selbstständig Produkte zum Kauf vor, von denen es annimmt, dass diese für Sie interessant sind. Ein weiteres Beispiel sind die Kunden- und Treuekarten der großen Handelsketten, die nach einem ähnlichen Prinzip organisiert sind. Geht uns „Büromenschen“ dann künftig die Arbeit aus? Karner: In den Metropolen Chinas oder in Singapur, wo der Anteil der Wissensarbeit bei über 80 Prozent liegt, ist es jetzt schon so, dass die Jobs, die in der Vergangenheit von Sachbearbeitern erledigt wurden, nun vermehrt von Softwaretools übernommen werden. Das bedeutet natürlich nicht, dass uns die Arbeit ausgehen wird, aber es ist durchaus abzusehen, dass sich die Arbeitsschwerpunkte künftig verschieben werden. Wohin verlagern sich die Arbeitsschwerpunkte dann? Karner: In einigen Gebieten ist der Mensch der Maschine noch immer weit überlegen, dazu gehört allem voran die Kreativität: Der Mensch wird immer einen Platz in konzeptiven Bereichen finden, wenn es um neue Ideen oder Innovationen geht. Teamarbeit wird wichtiger denn je. Mehr Köpfe mit unterschiedlichen Kompetenzen und Problemlösungstaktiken bringen neue Perspektiven ins Spiel. Emotionale bzw. typisch In einigen Gebieten ist der Mensch der Maschine noch immer weit überlegen, dazu gehört allem voran die Kreativität. menschliche Kompetenzen wie Empathie und Motivationsfähigkeit spielen künftig eine ganz zentrale Rolle. Aber auch Geschicklichkeit ist und bleibt ein Schlüsselfaktor. Und welche Auswirkungen hat das auf die Büros der Zukunft? Karner: Die Büros der Zukunft spiegeln diese neuen Arbeitsschwerpunkte wider. Flexibilisierung wird zum Gebot der Stunde. Die Möglichkeit, Teams schnellstmöglich zusammenzustellen – auch räumlich –, entscheidet über den Erfolg von Unternehmungen. Google – als Speerspitze innovativer Büros – setzt im neuen US-Headquarter zum Beispiel auf sogenannte „zufällige Begegnungszonen“. Das sind Lounges oder Working Cafés, die mit dem Ziel konzipiert wurden, dass Wissensarbeiter aus verschiedenen Sparten aufeinandertreffen und sich austauschen, was den Wissensstand beider Seiten steigert. Man kann sich das Büro der Zukunft wie einen „Corporate Campus“ vorstellen, der Leben, Arbeit, Privatsphäre und Öffentlichkeit in sich vereint. Prof. Helmut F. Karner war 35 Jahre lang im Executive Management international tätig (u. a. Generaldirektor von Olivetti, Leiter der weltweiten Olivetti-Company University, Europachef von Northern Telecom). Heute arbeitet er als internationaler Management Consulter für Unternehmen und Institutionen. Zudem nimmt er zahlreiche Lehraufträge an Business Schools im In- und Ausland wahr und agiert als Spiritus Rector des österreichischen Think Tanks Föhrenbergkreis (http://fbkfinanzwirtschaft.wordpress.com/). contact 19 Büros aus aller Welt Der Design Innovation Space in Eindhoven ist nicht nur ein Büro, sondern zugleich der baulich manifeste Auftrag zum Drehen, Schieben und permanenten Weiterentwerfen. Designer Dave Keune hat lediglich die Puzzle-Stücke kreiert. Puzzle mit kreativem Alljährlich im Oktober findet in Eindhoven die Dutch Design Week (DDW) statt. Eine viertel Million Besucher und mehr als 2000 Designer aus dem In- und Ausland finden sich dann zusammen, um den neuesten Trends und Entwicklungen in der Welt des Gestaltens zu frönen. Die Chance, dass sie in dieser Zeit Tischerl rücken und raumhohe Stahlgerüste schieben müssen, ist hoch. Denn die Zentrale der DDW, das sogenannten Design Innovation Space (DIS), wird gleichzeitig als Co-Working Space und öffentlich zugänglicher Design-Think-Tank genutzt. Hier werden die Nutzerinnen und Nutzer dazu aufgefordert, sich ihre optimale Möbelkonfiguration je nach Belieben, je nach Notwendigkeit selbst zusammenzustellen. Rollen an den Enden der Schreibtische, Besprechungstische, Aktenschränke, Pin-Boards und vier Meter hohe Raumteiler machen den Bewegungsauftrag mit einem Handgriff realisierbar. „Ich bin kein Freund von fix eingebauten, schweren Büromöbeln“, sagt der Amsterdamer Designer Dave Keune. „Mit flexiblen, beweglichen Einrichtungsgegenständen ist die Gestaltungsvielfalt um ein Vielfaches größer. Und die Lust an der Nutzung ebenso! Auf diese Weise kann der Raum jeden Tag als ein neuer erlebt und erkundet werden.“ In einem kleinen Booklet, das Keune seinem Auftraggeber bei Fertigstellung des DIS in die Hand gedrückt hat, ist ein Auszug aus unterschiedlichen Konfigurationen dargestellt. Die Grafiken – 14 Varianten mit jeweils 14 Untervarianten, in Summe 196 unterschiedliche Layouts an der Zahl – sollen den hier Arbeitenden als Inspiration dienen. Dann wird im Kreis gesessen, um zu denktanken, oder in Reihen, um einem Vortrag zu lauschen, dann wird alleine gearbeitet oder zu zweit, dann wird gebrainstormt oder an Details getüftelt, still und einsam oder Chaos Ich bin kein Freund von fix eingebauten, schweren Büromöbeln. 20 contact © Foto: Raoul Kramer contact 21 Büros aus aller Welt Rubrik on your desk? What’s 12 08 11 in großer Lautstärke, ja sogar eine Tribüne, die in einem der fast raumhohen Luxus-Baugerüste in die Höhe führt und Überblick bietet, ist Teil des vielfältigen, dynamischen Büropuzzles. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich hier jemand über die von der Büromöbelindustrie in den letzten Jahren mühsam eingeführten Begrifflichkeiten wie Me-Places, We-Places, Mittelzonen und Regenerationsflächen amüsiert, denn der DIS ist das alles und nichts zugleich. Heute so. Und in einer Viertelstunde vielleicht ganz anders. Ort des Geschehens ist ein leerstehendes, denkmalgeschütztes Fabrikgebäude im nordwestlichen Stadtteil Strijp-S. Wo einst elektrische und elektronische Geräte für Philips hergestellt wurden, findet nun die Produktion von kreativen Prozessen statt. Der 20 mal 15 Meter große und mehr als fünf Meter hohe Raum atmet Geschichte. Das spürt man in jeder Wand, in jedem Träger, in jeder vor mehr als hundert Jahren betonierten Pore. „Nachdem die Fabrik unter Denkmalschutz steht, war es theoretisch nicht einmal möglich, eine Schraube in die Wand zu drehen“, sagt der Designer. Allein deshalb schon sei das flexible Konzept unabdingbar. „Wenn Sie so wollen, ist das meine Antwort auf die Frage, wie wir in Zukunft mit wertvoller historischer Bausubstanz umgehen wollen. Der DIS ist modular aufgebaut und Wojciech Czaja 02 09 10 04 © Foto: Raoul Kramer 07 06 05 What’s on your desk, Investment Punk? Gerald Hörhan, auch besser bekannt als Investment Punk, ist so etwas wie ein Enfant terrible der österreichischen Finanzszene. Seit Jahren schon sträubt sich der Manager, Buchautor und Immobilienbesitzer, der an der Harvard University Mathematik und Wirtschaft studierte, gegen die Überbürokratisierung der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsländer. „Es ist die Mittelschicht, die darunter am meisten leidet, indem sie ihren Konsum mit Schulden finanziert“, so Hörhan. „Ich kann zwar nicht kochen, aber immerhin kann ich Leuten beibringen, wie man vernünftig mit Geld umgeht. Und ich weiß, wie man trotz Finanzkrise finanziell unabhängig wird.“ Und das ist er, denn sonst könnte er sich nicht sein 250 Quadratmeter großes Büro in der alten Börse am Schottenring leisten, wie er selbst meint. Hier sitzt er als Vorstand und 50-prozentiger Teilhaber der Pallas Capital Holding, eines Corporate-Finance-Dienstleisters für mittelständische Unternehmen, mit Blick in den Innenhof. „Die Börse ist sicherlich eines der schönsten Gebäude Österreichs“, sagt der Punk, Rock-T-Shirt und Jeans mit ausgerissenen Ecken und Nieten am Leib. „Außerdem ist sie zentral gelegen und obendrein ein gutes Symbol fürs Finanzgeschäft.“ Mit der Gestaltung des Büros hat er eine Innenarchitektin beauftragt. „Ganz ehrlich? Ich habe wenig Verständnis für Architektur und Design. Es muss den Zweck erfüllen und einigermaßen repräsentativ sein. Den Kunden gefallen muss es natürlich auch. Der Rest ist mir wurscht.“ Wir haben den hektischen, kurz angebundenen Zampano in seinem Büro besucht. Wojciech Czaja zu Besuch bei Gerald Hörhan 22 contact 03 01 01 Ich arbeite nur auf dem Laptop. Ich habe keinen großen Hauptcomputer. Nachdem ich 50 Prozent der Zeit unterwegs bin, muss ich mit meinen Daten mobil sein. 02 Das ist mein Recherche-Material. Mit der Zeit reduziert sich der Papierstapel. 03 Mein wichtigstes Nahrungsmittel: Wasser. Ich trinke an die fünf bis sechs Liter Wasser pro Tag. Wenn ich in einem Hotelzimmer bin, ist das Wichtigste eine riesige Flasche Wasser neben meinem Bett. 04 Mein zweitwichtigstes Nahrungsmittel: Bananen. Ich esse viel Obst. Bananen besonders gern. Wollen Sie eine? 05 Die Punk-Gummi-Ente ist ein Geschenk von einem Kunden. Ich denke, das ist eine Anspielung auf meine Person. Ich bin noch immer ein Rebell. Daran wird sich nichts ändern. 06 Die Metallbox hat die Innenarchitektin gekauft. So richtig benutzen tu ich die ehrlich gesagt nicht wirklich. 07 Die hat auch meine Innenarchitektin besorgt. Ich weiß nicht, ob diese Uhr schön ist. Dazu habe ich keinen Bezug. Sie ist praktisch. So viel kann ich sagen. 08 Lampe? Keine Ahnung. Innenarchitektin fragen! 09 Das ist ein roter Coca-Cola-LKW. Den habe ich von einer Speditionsfirma, mit der ich mal zusammengearbeitet habe, geschenkt bekommen. 10 Der Stuhl ist bequem. Aber bitte fragen Sie mich jetzt nicht, ob mir der gefällt! Ich weiß es nicht. Ist so ein Stuhl schön? Finden Sie ihn etwa schön? 11 Am Fensterbrett stehen Kakteen. Außerdem liegt hier ein Engerl. Warum auch nicht. 12 Den Ausblick aus meinem Büro habe ich sehr gern. Ich schaue raus auf den Innenhof, den ich ab und zu selbst nutze, wenn das Wetter schön ist und ich gerade Zeit habe. Ist gut für mich zum Loslassen der Gedanken. contact 23 © Foto: Lisi Specht © Foto: Raoul Kramer lässt sich dadurch in jeden Raum implementieren.“ Die Farben und Materialien nehmen sich bewusst zurück, überlassen die Bühne dem Protagonisten Philips. Ein wenig erinnert die Ästhetik an die hellen, ja fast blassen Entwürfe des britischen Designers Jasper Morrison: weiß lackierter Stahl, Sperrholz, Spanplatten, perforierte Blechpaneele, Aluminium, Kunststoff und grauer Teppichfilz am Boden. Nur ab und zu drängt sich in dieses nüchterne Potpourri ein bisschen Grün, ein bisschen Blau in Form von Ladenfronten, Schränkchen, Rollcontainern. „Der Trick ist, dass wir eigentlich wenig Material verwendet, damit aber große Objekte und Volumina umschlossen haben“, so Keune. „Auf diese Weise ist es gelungen, das Projekt mit geringen Geldmitteln umzusetzen. Bei den Lackierarbeiten in Grün und Blau habe ich sogar selbst Hand angelegt. Das ist billiger und lebendiger.“ Die genauen Baukosten möchte der Auftraggeber Dutch Design Week für sich behalten. Nur so viel: Man kann den Design Innovation Space getrost in die Riege des Low-Budget-Designs einreihen. „Doch was mir bei diesem Projekt wirklich am Herzen liegt, ist nicht die Tatsache der Dynamik, der Flexibilität, der Reaktionsfähigkeit auf jede einzelne Anforderung, sondern das Bekenntnis zum DIY, zum Do-itYourself.“ Jetzt wird Dave Keune kurz still, blickt um sich, holt tief Luft. „Wissen Sie, die gesamte Industrie baut darauf auf, dem Konsumenten das Denken und Handeln abzunehmen und ihn dadurch abhängig zu machen. Man kann gar nicht anders als konsumieren. Und wenn es nur der Erwerb eines simplen, vorgefertigten Produkts ist.“ Im Design Innovation Space hingegen, in dieser frei beweglichen, mit unendlichen Varianten bespielbaren Hülle, wird der Nutzer selbst zum Designer, avanciert vom Wirtschaftssklaven zum mündigen Gestalter. Hier kann jeder seinen Beitrag leisten. Das ist die Keimzelle von Kreativität. Showroom Showroom mocoba Regalsystem Das Regalsystem mocoba bietet durch zahlreiche Erweiterungen viele Möglichkeiten zur Veränderung im Büro und lässt sich erstaunlich vielfältig und flexibel im Büro integrieren. mocoba lässt sich jederzeit ohne Werkzeug ab- und aufbauen und erweitern – so passt sich das Regalsystem dynamisch an den individuellen Bedarf und die Raumverhältnisse an (Produkt nur in Österreich erhältlich). Die Dreifaltigkeit moderner Office-Architektur: Eleganz, Funktionalität und optische Leichtigkeit. Genau diese Attribute zeichnen auch den skill Konferenztisch, unsere markante nooi Setbank für Warte- und Transitbereiche und das flexible Regalsystem mocoba aus. skill Konferenztischsystem Für statische Meetingräume wurde der skill Konferenztisch mit fixem Untergestell entwickelt: Optisch leicht, im gleichen eleganten Design wie bei den mobilen Falttischen der skill Familie, lassen sich auch große Plattenformate mit einer Breite bis 180 cm umsetzen. Die große Auswahl an Formaten bietet Gestaltungsmöglichkeiten für jede Architektur. Ein durchdachtes Kabelmanagement mit verdeckter Kabelführung und einfachem Plug-in über Tischniveau sorgt für perfekte Medienintegration. nooi Setbank Das nooi Programm wird von einer markanten Setbank für Warte- und Transitbereiche abgerundet. Im typischen nooi Design kann die Bank individuell mit Sitzschalen und Ablageplatten ausgestattet werden. Die Positionen der Elemente auf dem Gestell sind frei wählbar. Die Setbank kann mit bis zu acht Sitzschalen und Ablageplatten konzipiert werden. 24 contact contact 25 Das 1 x 1 einer guten Präsentation Office Life Das schwere Los der guten Präsentation Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Doch die Technik ist nicht alles! Auf die Visualisierung kommt es an. Ein neuer Weg, das Publikum nicht ins Wachkoma wegdämmern zu lassen, ist das Graphic Recording. Mit diversen Tools – wie z. B. Powtoon – lassen sich Präsentationen mit wenig Aufwand in einen animierten Clip umwandeln. Wer keine Kosten und Mühen scheut, kann sich dafür auch einen Live-Zeichner engagieren, der komplexe Inhalte blitzschnell in bunte Bilder übersetzt. Schlafen Sie mir jetzt bitte nicht ein ... Dumm gelaufen: Blockbuster-Regisseur Michael Bay („Transformers“ und „Pearl Harbour“) landete mit einer Präsentation in den Medien, weil er panisch von der Bühne flüchtete, als er seinem eigenen Teleprompter-Text nicht mehr folgen konnte. Doch selbst wenn der Text sitzt, ist das noch lange kein Garant für erfolgreiche Vorträge, Präsentationen und Konferenzen. Es stellt sich die Frage: Mit welchen modernen Präsentationstechniken können Sie das Publikum begeistern? Alles nur eine Frage des Equipments? Gehen wir vom Großen zum Kleinen. State of the Art für Kommunikationsräume sind sogenannte Touchscreen-Monitore. Mit ihnen lassen sich Inhalte effektiv und anschaulich vermitteln. Zudem kann gemeinsam an Dokumenten gearbeitet werden, erstellte Inhalte lassen sich per Knopfdruck digitalisieren. Für die richtige Wirkung sollten es mindestens 55 Zoll sein. Eine Alternative hierzu sind interaktive Whiteboards. Sie dienen einerseits als digitale Projektionsfläche für Präsentationen oder als elektronisches Flipchart. Zunehmend etablieren sich auch kabellose Präsentationssysteme. Dabei lassen sich Beamer oder Monitore direkt von mobilen Endgeräten wie Notebooks, Tablets oder sogar Smartphones über WLAN-Technologien ansteuern. Und dennoch kommt es auf die Worte an. Wie eingangs erwähnt, ist Schweigen nicht immer Gold wert. Die Technik mag stimmen und in die Optik viel Aufwand gesteckt worden sein. Doch wenn der Inhalt das Publikum nicht fesselt, ist alle Mühe vergebens. Erzählen Sie Geschichten! Das Storytelling, eine Erzählmethode, mit der Wissen in Form einer Metapher weitergegeben wird, ist auch in Präsentationen längst angekommen. Betten Sie Ihre relevanten Informationen in eine Geschichte ein, ganz nach dem Motto: Help me and entertain me. Und: Schüren Sie Emotionen, erobern Sie die Herzen – so wie es schon Ironman alias Tony Stark alias Robert Downey Jr. bei der Präsentation seiner neuen Superwaffe macht. Er appelliert an die Leidenschaft seines Publikums, anstatt es mit Fakten und Zahlen zu lähmen. Diese können sie ohnehin im Handout nachlesen bzw. sind nicht mehr relevant, sobald es ordentlich BUMM gemacht hat und sie Feuer gefangen haben. Jahrelang galten PowerPoint-Präsentationen als guter, sicherer Weg für Vorträge. Jüngste Studien berichten, dass die Folien dumm machen. Denn wer eine Folie sieht, hört nicht mehr zu. Nur dass die Folien nach kurzer Zeit auch ignoriert werden und der Nutzen bzw. Mehrwert des Vortrags binnen weniger Minuten gegen null wandert. Folgende Tipps helfen, diese Gefahr zu bannen – denn nicht jede Präsentation muss automatisch in Verdummung oder im Wachkoma enden: Von der Folie ablesen ist absolut tabu – das Publikum beginnt sonst selbst zu lesen und den Sprecher zu ignorieren. Maximale Verweildauer je Folie: 3 Minuten. Kein Fließtext auf Folien – nur Bilder, Grafiken etc. Ausnahme: die letzte Folie, dort können die Key Facts schriftlich wiederholt werden. Zahlen immer in Diagramme einbauen. Ein einheitliches Farbschema einhalten. eschmacksache: zu Beginn des Vortrags die G Agenda durchgehen. Stets dieselbe Animationsart verwenden. Nervöse Hände sollten einen Stift halten, dann sind sie unauffällig beschäftigt. Das Publikum ansehen, im Optimalfall darauf zugehen und es in den Vortrag involvieren. 26 contact contact 27 © Foto: Shutterstock Time is money. Time is skill. 9.00 Uhr 9.05 Uhr Das mobile Tischsystem skill passt sich den rasch ändernden Anforderungen der Kommunikation an. Vom Zweiergespräch bis zur großen Runde. Und das zack, zack! wiesner-hager.com aving e-s A tim clip