22 November 2013

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22 November 2013
NR. 5, 22. NOVEMBER 2013
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
Die WM 2014 in Brasilien mit Traumbesetzung
Spektakel
garantiert
SEPP BLATTER:
PRIVATAUDIENZ
BEIM PAPST
GUY ROUX:
DER FRANZÖSISCHE
DENKER
FRANCESCO TOTTI:
COMEBACK
FÜR ITALIEN?
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
I N H A LT
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12
Das Wunder von Kairo
Vom politischen Ausnahmezustand in Ägypten ist auch der Fussball
betroffen. In der Liga ruht der Spielbetrieb, Al-Ahly, der bedeutendste
Klub des Landes, darf sein eigenes Stadion nicht nutzen. Trotzdem
gewann er die afrikanische Champions League.
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Die russische Premjer-Liga boomt
Im Schatten der europäischen Top-Ligen ist die russische Meisterschaft zu einem attraktiven Betätigungsfeld geworden. Der
­P­etrodollar rollt, die Klubs setzen auch in Europa Akzente. Selbst
aus Brasilien blickt man interessiert in Richtung Osten.
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Im Interview: Francesco Totti
37 Jahre – und so gut wie in seinen besten Tagen. Francesco Totti
spielt mit der AS Roma in der Serie A eine herausragende Saison.
Das macht ihn auch für Nationaltrainer Cesare Prandelli zu einem
Thema.
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24
37
2
Südamerika
10 Mitglieder
5,5 WM-Plätze
www.conmebol.com
Weekly Top 11
Von München bis Zürich – das Ranking der spektakulärsten Aufholjagden der Fussballgeschichte.
Guy Roux – der ewige Trainer
Er war 44 Jahre Trainer der AJ Auxerre, er lehnte zweimal ein
Angebot des französischen Verbandes ab, sein Wort hat noch heute
Gewicht. Guy Roux erklärt das Rezept für Unvergänglichkeit.
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34
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
3,5 WM-Plätze
www.concacaf.com
Ronaldo und das Fest der Weltmeister
Mit Uruguay qualifizierte sich am Donnerstag die letzte Mannschaft für die WM-Endrunde in Brasilien. Das Feld der 32 Teilnehmer liest sich wie ein Who is Who der Fussball-Geschichte: Alle
acht Weltmeister greifen in Brasilien nach dem Titel. Der herausragende Individualist steht in einem Team, das noch auf den ersten
internationalen Grosserfolg wartet: Cristiano Ronaldo – der König
von Portugal.
Lionel Messi
WM-Titelfavorit mit
Argentinien
epp Blatter zu Besuch beim Papst
S
Der Fussball überwindet ethnische und religiöse Grenzen. Auch weil
er Ideologien keine Plattform bietet. FIFA-Präsident Sepp Blatter
schreibt in seiner Kolumne über seine Einstellung zur Religion und
erzählt von der Privataudienz bei Papst Franziskus.
D ie grosse Lektion fürs Fussball-Mutterland
Vor 60 Jahren spielte sich an einem nebligen Nachmittag auf
dem Wembley-Rasen Geschichtsträchtiges ab: Das ungarische
Wunder-Team demontierte England 6:3. Es war der erste Sieg
einer kontinentaleuropäischen Mannschaft im Fussball-Mutterland.
Qualifiziert
Qualifiziert
USA
Brasilien (Gastgeber)
Costa Rica
Argentinien
Honduras
Ecuador
Mexiko
Chile
Kolumbien
Uruguay
iedergeburt in der Telefonzelle
W
Partys, Joints, Frauen: Wynton Rufer, Ozeaniens Fussballer des
Jahrhunderts, war kein Kind von Traurigkeit. Doch dann erfuhr sein
Leben in den Schweizer Bergen eine überraschende Wende.
T H E F I FA W E E K LY
D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S
Europa
53 Mitglieder
13 WM-Plätze
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
5 WM-Plätze
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
4,5 WM-Plätze
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
0,5 WM-Plätze
www.oceaniafootball.com
Guy Roux
Eine Begegnung
Ferenc Puskas
Erinnerungen an
Ungarns Wunderteam
Kim Jin Su
Auch der Südkoreaner trägt
die Religion auf den Platz
NR. 5, 22. NOVEMBER 2013
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
Die WM 2014 in Brasilien mit Traumbesetzung
Spektakel
garantiert
SEPP BLATTER:
PRIVATAUDIENZ
BEIM PAPST
GUY ROUX:
DER FRANZÖSISCHE
DENKER
FRANCESCO TOTTI:
COMEBACK
FÜR ITALIEN?
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
Spektakel garantiert
Cristiano Ronaldo
sicherte Portugal mit
vier Toren gegen
Schweden das WM-­
Ticket. Jetzt will er
mit seinem Land den
ersten internationalen
Titel holen.
Francesco Totti
Im Interview
Cristiano Ronaldo
Mann der Stunde
Cover: Michael Campanella/EQ Images Inhalt: AFP/Getty Images
Wynton Rufer
Was 1986 geschah
Qualifiziert
Qualifiziert
Qualifiziert
Italien
Algerien
Australien
Niederlande
Elfenbeinküste
Japan
England
Nigeria
Iran
Russland
Kamerun
Korea
Belgien
Ghana
keine Teams qualifizier t
Schweiz
Bosnien-Herzegowina
Deutschland
Spanien
Por tugal
Frankreich
Griechenland
Kroatien
T H E F I FA W E E K LY
3
emirates.com
Tomorrow
brings us
all closer
To new people, new ideas and new states of mind.
Here’s to reaching all the places we’ve never been.
Fly Emirates to 6 continents.
UNCOVERED
Der Einzigartige
Gestylt und bereit für die WM:
Cristiano Ronaldo hat für Brasilien
eingecheckt.
Thomas Renggli
E
Nike
r polarisiert wie kein anderer Fussballer, er
wird vom gegnerischen Publikum bei jeder
Ballberührung ausgepfiffen, denn Bescheidenheit gehört nicht zu seinen grössten
Tugenden: “Die Leute sind neidisch auf
mich, weil ich gut aussehe, reich und ein
grossartiger Fussballer bin”, sagt er. Während
das Aussehen Ansichtssache ist, besteht bei den
anderen beiden Einschätzungen kein Interpretationsspielraum. Mit einem Transferwert von 94
Millionen Euro und einem bei Real Madrid vertraglich zugesicherten Jahresgehalt von 17 Millionen Euro ist er, Cristiano Ronaldo, der teuerste Fussballer der Welt. Und er ist gut – sehr gut.
Dies musste am vergangenen Dienstag im
WM-Playoff selbst Zlatan Ibrahimović anerkennen. Der Schwede, ebenfalls kein Muster an
Demut und Zurückhaltung, applaudierte Ronaldo auf dem Platz der Friends Arena in Solna
unverblümt – in einem Gefühl aus Konsternation, Bewunderung und Ohnmacht.
Ronaldo hatte genau das getan, was er für
Real Madrid Woche für Woche mit einer überwältigender Zuverlässigkeit tut, das angesichts
seiner Selbstdarstellung und Aussenwahrnehmung aber fast ein bisschen in Vergessenheit
gerät: Er erzielte Tor um Tor und entschied das
Spiel praktisch im Alleingang. Mit vier Treffern
in den beiden Playoff-Spielen gegen Schweden
(bei einem Gesamtscore von 4:2) lieferte der
28-jährige Stürmer in den entscheidenden Partien alle Tore zur portugiesischen Qualifikation –
im Hinspiel mit einem grandiosen Flugkopfball
im Rückspiel mit meisterlicher Schusstechnik.
spricht aber gegen ein lusitanisches Sommermärchen auf dem Gebiet der ehemaligen
portugiesischen Kolonie. Wer in der Qualifikationsgruppe an Russland scheitert, wer sich in
der Barrage gegen Schweden nur mit Hängen
und Würgen durchsetzt – und wer derart von
einem einzelnen Spieler abhängig ist, hat über
eine gesamte Endrunde betrachtet möglicherweise nicht die besten Karten. Ronaldo muss
dies nicht stören. Er wird die Weltmeisterschaft so oder so zur persönlichen Show verwandeln. An seine fussballerische Klasse
kommt derzeit niemand heran. Å
In der Übertragung des portugiesischen
Fernsehens entstand das Gefühl, nicht die Auswahl Portugals spiele gegen Schweden – sondern allein Ronaldo. Die Kommentatoren jedenfalls klangen wie Bewegungssensoren einer
Einbruchssicherung. Kam Ronaldo auch nur in
die Nähe des Balles, heulten sie auf.
Dank Ronaldo träumt Portugal in Brasilien
vom grossen Coup. Die sportliche Wahrheit
T H E F I FA W E E K LY
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Der Portugiese Cristiano Ronaldo (l.) erzielt im Playoff-Rückspiel
in Stockholm seinen ersten von drei Treffern gegen Schweden.
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T H E F I FA W E E K LY
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Gipfeltreffen. Das Teilnehmerfeld der Weltmeisterschaft 2014 in
Brasilien steht fest. Es verspricht im Land des Rekordweltmeisters
ein Spektakel der Superlative.
Joel Marklund/Bildbyran/fresh focus
T H E F I FA W E E K LY
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I
Thomas Renggli und Perikles Monioudis
n Paris feiern die Zuschauer, als hätte
die französische Nationalmannschaft
Weltmeisterschaft und Olympische
Spiele gleichzeitig gewonnen: Die Marseillaise im Ohr, die Tricolore vor Augen. Verteidiger Patrick Evra geht in die
Offensive und drückt Trainer Didier
Deschamps einen schmatzenden Kuss
auf die Wange. “Das ist die Magie des
Fussballs”, spricht Deschamps, der
Weltmeister von 1998, später in die
Mikrofone. Aus Deutschland meldet
sich der Ex-Internationale Andreas Möller, Europameister von 1996, zu Wort: “Wer sich mit
einer derartigen Willensleistung im letzten
Moment für die WM qualifiziert, steigt mit
grossem Schwung in die Endrunde. Dieser Erfolg ist für die Teambildung ganz wichtig”, sagt
er über den Auftritt des Rivalen.
Die grosse Ronaldo-Show
Dies gilt für alle europäischen Teams, die
den Umweg über die Playoffs gehen mussten.
Mit Griechenland (gegen Rumänien), Kroatien
(gegen Island) und Portugal (gegen Schweden)
setzten sich ausnahmslos die im FIFA-Ranking
höher dotierten Mannschaften durch. Dass der
Erfolg des portugiesischen Teams gleichwohl in
den Köpfen haften bleibt, ist vor allem auf
einen Mann zurückzuführen: Cristiano Ronaldo, den so genialen wie umstrittenen Goalgetter von Real Madrid.
In einem hochstehenden Duell mit dem
schwedischen Star Zlatan Ibrahimovic (The
FIFA Weekly, Nr. 4/2013) erzielte Ronaldo alle
vier Tore seiner Mannschaft und lässt ganz
Portugal hoffen, dass von dem eigenen Team
im kommenden Juli nicht nur ­melancholische
Fado-Klänge zu hören sind. Sie bestätigten
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Q U A L I F I Z I E R T : Frankreich. Weltmeister 1998. Im Bild: Karim Benzema (l.)
und Mamadou Sakho.
sich als Playoff-Spezialist. Zum dritten Mal in
Folge qualifizierten sie sich über Umwege für
eine Endrunde.
Zwei Wochen vor der Auslosung der Vorrundengruppe im Badeort Costa do Sauipe
sind aus Europa allerdings andere Mannschaft
stärker einzuschätzen. Allen voran das deutsche Team, das auf seinem Sturmlauf durch
die Qualifikation nur zwei Punkte verloren
und mit Abstand am meisten Tore (36) aller
Europäer erzielt hat. Ohne Niederlagen kamen
auch Titelverteidiger Spanien, die Ex-Weltmeister Italien und England sowie die Niederlande (mit Topscorer Robin van Persie), Belgien (The FIFA Weekly, Nr. 2/2013) und die
Schweiz über die Runden.
Die spanische Mannschaft lieferte vor
allem in der Defensive eine nahezu makellose
Leistung ab – mit nur drei Gegentreffern in
acht Spielen. Das gleiche gilt für die belgische
Auswahl, die sich in der unbequemen Gruppe
gegen Kroatien und Serbien überlegen durchsetzte, sowie für die Schweiz, die in zehn Spielen
nur bei drei Unentschieden Punkte einbüsste.
Dank ihren konstanten Leistungen haben sich
Belgien (5.) und die Schweiz (7.) im FIFA-Ranking so weit nach vorn gearbeitet, dass sie auf
Kosten von arrivierten Nationen wie die Niederlande, Italien oder England für die Gruppenauslosung in Topf 1 gesetzt sind.
Bosnien als neue Grösse
Zu den neuen Grössen im europäischen Geschäft zählt Bosnien-Herzegowina. Von den Top
“Wer sich mit einer derartigen
Leistung im letzten Moment für die
WM qualifziert, steigt mit grossem
Schwung in die Endrunde.” Andreas Möller
T H E F I FA W E E K LY
Getty Images
Der Erfolg der Franzosen wertet die 20.
WM-Endrunde zusätzlich auf: Sämtliche acht
Weltmeister der Geschichte spielen im kommenden Juli in Brasilien um den Titel. Bei allem
französischen Überschwang in der Stunde der
Erlösung darf allerdings eines nicht vergessen
werden: Das 3:0 gegen die Ukraine war kein
meisterlicher Auftritt, sondern vorerst nur die
Schadensbegrenzung nach einer enttäuschenden Qualifikationsphase im Allgemeinen und
einer blamablen Vorstellung im Playoff-Hinspiel in Kiew im Speziellen (0:2). Mit dem Erreichen der Endrunde hat Frankreich die Pflicht
erfüllt – mehr nicht. Vom Anspruch, den die
Grand Nation an sich selber stellt, sind die Bleus
noch weit entfernt.
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Q U A L I F I Z I E R T : Italien. Weltmeister 1934, 1938,
Q U A L I F I Z I E R T : Spanien. Weltmeister 2010.
Q U A L I F I Z I E R T : Deutschland. Weltmeister
1982 und 2006. Im Bild: Pablo Daniel Osvaldo.
Im Bild: Sergio Ramos.
1954, 1974 und 1990. Im Bild: Mesut Özil.
4 in der europäischen Torschützenliste gehören
zwei Spieler – Edin Dzeko und Vedad Ibisevic
– zur Mannschaft von Trainer Safet Susic. Die
Aufsteiger der Qualifikationskampagne forderten ihre Opfer: Kein Verband aus Nordeuropa
schaffte den Sprung nach Brasilien. Und auch
aus dem früheren Ostblock glänzen – abgesehen von Russland – alle Mannschaften durch
Abwesenheit. Prominentester Verlierer ist die
tschechische Auswahl, die sich hinter Italien
und Dänemark in ihrer Ausscheidungspoule
mit Platz 3 begnügen musste.
zu den Schlüsselspielern des Coaches Reinaldo
Rueda aus Kolumbien.
über die Playoffs (The FIFA Weekly Nr. 3/2013).
Allein mit den Stürmern Luis Suarez (Liverpool
FC), Edinson Cavani (Paris St-Germain) und
dem Altstar Diego Forlan als Joker müsste Uruguay dem Gegner das Fürchten lehren. Dass
das Team in die Playoffs (gegen Jordanien)
musste, um sich für Brasilien 2014 zu qualifizieren, war für seine Anhänger demütigend.
Allerdings kannten sie das bereits. Auch für die
WM 2010 musste sich Uruguay über die “Hoffnungsrunde” (gegen Costa Rica) empfehlen –
dann aber folgte der dritte Rang im WM-Turnier von Südafrika.
Uruguays Umweg
Die Qualifikation endete nicht nur in Europa ohne allzu grosse Überraschungen. Auch in
den anderen Kontinenten bzw. Konföderationen haben sich jene Verbände durchgesetzt,
von denen man das im Allgemeinen erwartet
hatte – mit wenigen Ausnahmen wie Südafrika.
Kolumbien, die Nummer vier der Welt, war
zuletzt in Frankreich 1998 mit von der Partie
und rückt 2014 zum fünften Mal ins WM-Tableau. Der Stürmer Falcao (AS Monaco) soll einen Marktwert von 60 Millionen Euro haben.
Zuspiele erhält er in Klub wie Nationalteam
vom jungen Mittelfeldspieler James Rodriguez
(22, 32 Millionen). Der Stürmer Jackson Martinez (FC Porto) soll 30 Millionen Euro wert sein,
Chelsea und Arsenal interessieren sich für den
27-Jährigen.
Doch für die grösste Überraschung in der
Conmebol sorgte der zweifache Weltmeister
Uruguay, die Weltnummer sechs: Das Verpassen der direkten Qualifikation und der Umweg
In der Concacaf fanden mit Mexiko, den
USA, Costa Rica und Honduras jene vier Teams
ins WM-Tableau, die man da auch vermutet
hätte. Mexiko allerdings musste den Umweg
über Neuseeland in Kauf nehmen (Playoffs).
Aus der Conmebol mit Brasilien als Gastgeber und Argentinien als zweifachem Weltmeister haben sich auch Chile, Ecuador und Kolumbien für die Endrunde qualifiziert. Chile, die
Nummer 12 im FIFA-Ranking, war 2010 in Südafrika dabei und darf sich in Brasilien über die
neunte Teilnahme an einer WM freuen. Arturo
Vidal (Juventus Turin) im Mittelfeld und der
Rechtsaussen Alexis Sanchez (Barcelona) gehören zu den Teamstützen. Das Freundschaftsspiel beim WM-Gastgeber verlor die Mannschaft des argentinischen Coaches Jorge
Sampaola am vergangenen Mittwoch 1:2.
Ecuador (FIFA-Nr. 22) nimmt zum dritten
Mal an einer Endrunde teil, der Verband war
zuletzt 2006 in Deutschland im Feld. Der Aussenstürmer Antonio Valencia (Manchester United), der Mittelfeldspieler Christian Noboa
(Dinamo Moskau) oder der weitgereiste Skorer
Felipe Caicedo (Lokomotive Moskau) gehören
Q U A L I F I Z I E R T : England. Weltmeister 1966. Im Bild: Wayne Rooney.
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EVERY GASP
EVERY SCREAM
EVERY ROAR
EVERY DIVE
EVERY BALL
E V E RY PAS S
EVERY CHANCE
EVERY STRIKE
E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L
SHALL BE SEEN
SHALL BE HEARD
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Feel the Beauty
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THE NEW 4K LED TV
“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.
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“Wir müssen die Gruppenphase
überstehen.”
US-Trainer Jürgen Klinsmann
Q U A L I F I Z I E R T : Brasilien. Weltmeister 1958, 1962, 1970, 1994 und 2002.
Im Bild: Neymar.
Die USA unter dem deutschen Coach Jürgen
Klinsmann schaffte die “schwere Aufgabe” und
hat das Potenzial in Brasilien die Gruppenphase zu überstehen (The FIFA Weekly Nr. 3/2013).
Q U A L I F I Z I E R T : Uruguay. Weltmeister 1930 und 1950. Im Bild: Luis Suarez.
Keine Überraschung in Asien
Auch in Asien gab es keine grossen Überraschungen. Umso spannender wird es nun
sein, die Teams aus Japan (FIFA-Nr. 44, 5.
WM-Teilnahme) und Südkorea (FIFA-Nr. 56, 9.)
in Brasilien zu verfolgen. Das spielstarke japanische Team besteht praktisch nur aus Professionals, die in Europa unter Vertrag stehen.
Keisuke Honda (Lokomotive Moskau) oder
Shinji Kagawa (Manchester United) zaubern im
Mittelfeld, und der Stürmer Shinji Okazaki
(1. FSV Mainz 05) trifft – insgesamt acht Mal in
der Qualifikation. Das macht den 27-Jährigen
zum besten Torschützen in der AFC. Australien
(FIFA-Nr. 57, 4.) und Iran (FIFA-Nr. 49, 4.) komplettieren die asiatischen Vertreter. Iran schaffte das Kunststück, mit acht erzielten Treffern
in acht Partien die Gruppe zu gewinnen.
Getty Images, Reuters
In Afrika reüssierten Algerien (FIFA-Nr. 32,
4. WM-Teilnahme), Kamerun (59, 7.), Ghana (23,
3.), die Elfenbeinküste (17, 3.) und Nigeria (33, 5.).
Ghana erzielte in sechs Spielen 18 Treffer und
musste in den Playoffs gegen das starke Team
Ägyptens antreten, mit dem man dann allerdings leichtes Spiel hatte. Die sieben WM-Teilnahmen Kameruns bedeuten Afrikarekord.
Q U A L I F I Z I E R T : Argentinien. Weltmeister 1978 und 1986. Im Bild: Lionel Messi.
T H E F I FA W E E K LY
Werden die Letzten die Ersten sein?
Was heisst das alles für den Juli 2014?
Können die Teams von ihren positiven Erlebnissen in der Qualifikation zehren (Deutschland)? Oder werden sich vielmehr jene Teams
sozusagen als Erste erweisen, die sich nun als
Letzte qualifiziert haben (Frankreich, Portugal, Uruguay, Mexiko)? Was ist mit Belgien,
dem europäischen “Wunderkind”? Was mit
Japan, dem asiatischen Powerteam? Freuen
wir uns auf die WM! Å
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BLICK IN DIE LIGEN
I
N
Ägyptische Premier League
D a s Wu n d e r
vo n K a i r o
Mark Gleeson ist ein Südafri­
kanischer Journalist und Fuss­
ball-Kommentator und lebt in
Kapstadt.
Seit Monaten herrscht in
Ägypten der Ausnahmezustand. Fast täglich
kommt es zu schweren Unruhen und gewalttätigen Zusammenstössen. Angst und Unzufriedenheit in der Bevölkerung sind gross.
Doch mitten in dieser verfahrenen Situation
sorgt der Kairoer Spitzenklub Al-Ahly für
eine unerwartete Ablenkung.
Al-Ahly gilt schon lange als bester Klub des
afrikanischen Kontinents und wurde 1999
offiziell zu “Afrikas Klub des Jahrhunderts”
gekürt. Auch in den ersten zehn Jahren des
neuen Jahrtausends vermochte der Klub
diesen Status zu wahren. Der zweite Titel­
gewinn in Folge in der CAF Champions
League – der fünfte in den vergangenen acht
Jahren – kann allerdings als kleines Fussballwunder bezeichnet werden. Al-Ahly sieht
sich gegenwärtig mit Problemen konfrontiert,
die weit über die sportlichen Aspekte hinaus­
gehen: In der nationalen Meisterschaft wird
momentan nicht gespielt und das Heim­
S
I
stadion darf für internationale Spiele nicht
genutzt werden. Dazu kommt der ideolo­
gische Kampf, der hinter den politischen
Unruhen im bevölkerungsreichsten Land
Nordafrikas steht.
Anfang 2012 kamen bei Tumulten im Stadion
von Port Said 74 Zuschauer ums Leben, die
meisten von ihnen Al-Ahly-Fans. Daraufhin
wurde der Ligabetrieb in Ägypten eingestellt
und Zuschauer bei den meisten Spielen
verboten. Nur gelegentlich gab es Genehmigungen für eine (geringe) Zuschaueranzahl.
Doch obwohl dem Team die regelmässige
Spielpraxis fehlte, gewann Al-Ahly erneut den
prestigeträchtigsten Klubwettbewerb des
Kontinents.
Im Februar dieses Jahres wurde der Spiel­
betrieb in der ägyptischen Liga wieder aufgenommen, allerdings galten weiterhin starke
Einschränkungen. Für die Klubs war die
Situation angesichts fehlender Eintrittsgelder
prekär geworden. Al-Ahly überstand die
Vorrunde der Champions League, doch als
das Militär Anfang Juli die Regierung von
Mohammed Mursi absetzte, wurde der Spielbetrieb der Liga erneut ausgesetzt – ausgerechnet kurz vor Beginn der entscheidenden
Playoff-Phase.
Angesichts all dieser Probleme schwanden
die Chancen der Ägypter auf die erfolgreiche
Titelverteidigung. Quasi als Höchststrafe
D
E
erhielt der Klub keine Genehmigung, seine
Spiele in Kairo oder in Alexandria auszutragen. Er wurde in die Anonymität des Touristenortes El Gouna am Roten Meer verbannt.
Das dortige kleine Stadion fasst nur wenige
Tausend Zuschauer. Aus Angst vor weiteren
Gewaltausbrüchen oder politischen Demonstrationen wollte das Militär grosse Menschenmassen verhindern.
“Al-Ahly gilt
schon lange als
bester Klub des
afrikanischen
Kontinents.”
Hinzu kommt, dass das Stadion in El Gouna
nicht über die erforderliche Flutlichtanlage
für die Ausrichtung von Champions-League­Spielen verfügt, die in ganz Afrika übertragen
werden. Daher mussten alle Partien bei
Tageslicht ausgetragen werden – somit oftmals bei glühender Hitze. Zwei Spiele fielen
ausserdem in den Fastenmonat Ramadan.
Die gläubigen Spieler mussten während der
Tagesstunden auf Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verzichten. Trotz aller Widrigkeiten gewann Al-Ahly seine Gruppe und zog
in die Halbfinalrunde ein. Dort setzten sich
die Kairoer gegen Coton Sport aus Kamerun
im Penaltyschiessen durch.
Al-Ahly Fans freuen sich auf das Final-Rückspiel gegen die Orlando Pirates aus Südafrika.
12
T H E F I FA W E E K LY
Khaled Desouki/AFP Photo
Im Finale – mit Hin- und Rückspiel – bezwang
Al-Ahly die Orlando Pirates aus Südafrika mit
einem Gesamtergebnis von 3:1. Das Rückspiel
durfte der Klub dann doch in Kairo austragen, allerdings im etwas kleineren Arab-Contractors-Stadion. Dort bildeten 30 000 euphorisierte Fans den würdigen Rahmen für den
bemerkenswerten Erfolg. Å
Premjer-Liga Russland
Hu l k s Z e n it
“In Hulks Heimat Brasilien geniesst
die Premjer-Liga hohes Ansehen.”
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim «Tagesspiegel»
in Berlin.
Für das europäische Estab­
lishment ist der Osten noch
fern und weitgehend unbekannt. Aber die
Zeiten ändern sich. Für russische Nationalspie­
ler wie Juri Schirkow, Alexander Kokorin (beide
Dynamo Moskau) oder Andrej Ascharwin
(Zenit St. Petersburg) ist die Heimat längst auch
aus finanziellen Gründen eine lohnende Alter­
native zu den traditionell potenten Arbeitge­
bern in England, Spanien oder Italien.
Russlands Klubs zahlen gut und zuverlässig.
Das macht sie auch interessant für internatio­
nales Personal wie den Brasilianer Hulk oder
den Belgier Axel Witsel – beide verdienen
ihr Geld in St. Petersburg. Vor zwei Jahren
schaffte es der russische Milliardär Suleiman
Kerimow mit seinem Geld, den Weltstar
Samuel Eto’o zu einem Engagement bei Anschi
Machatschkala in der südrussischen Provinz
Dagestan zu überreden.
Das Experiment in Machatschkala ist mittler­
weile beendet. Eto’o hat den Klub in diesem
Sommer Richtung FC Chelsea verlassen, aber
das gestiegene Interesse an der Premjer-Liga ist
geblieben. Nach der Hinrunde führt Zenit St.
Petersburg in der Tabelle vor den Mos­kauer
Klubs Lokomotive, Spartak, ZSKA und Dyna­
mo. Daran dürfte sich auch nach dem zweiten
Spieltag der Rückrunde an diesem Wochenende
nichts ändern. Das Heimspiel gegen FK Rostow
ist für den Zweiten der letzten Saison kaum
mehr als eine Ouvertüre für den kommenden
Dienstag, für das Gipfel­treffen in der Cham­
pions League mit Atletico Madrid. Atletico hat
nach vier Siegen in vier Spielen das Viertelfinale
bereits erreicht.
Zenit hätte zumindest eine Vorentscheidung
herbeiführen können. Vor zwei Wochen, als der
FC Porto im Petrowski-Stadion an der Newa
gastierte. Es war kein schöner Abend für
Givanildo Vieira de Souza, St. Petersburgs
brasilianischer Stürmer, den alle nur Hulk
nennen. Den Künstlernamen haben ihm die
comicverliebten Japaner gegeben, nach dem
Incredible Hulk, einer fiktiven Figur, die, wenn
sie zornig ist, grün, gross und stark wird. Hulk
hat ein paar Jahre in Japan gespielt, aber zum
Weltstar ist er erst in Porto aufgestiegen. Er
schoss denn auch ein Tor gegen die alten
Freunde, aber es hätte noch ein zweites sein
können, ja sein müssen. Hulk aber scheiterte
mit einem Elfmeter an seinem brasilianischen
Landsmann Helton, und am Ende reichte es für
Zenit nur zu einem 1 : 1.
Hulk hat im Sommer mit Brasilien den Con­
fed-Cup gewonnen, er galt als Wunschkandi­
dat in Chelsea oder Monaco und wechselte
dann doch lieber nach St. Petersburg. 55
Millionen Euro hat Zenit für ihn bezahlt. Noch
ein Zeichen dafür, wie ernst es die Russen mit
ihrem Anspruch meinen, ganz oben in Europa
mitzuspielen. In Hulks Heimat geniesst die
Premjer-Liga schon hohes Ansehen.
Seitdem vor ein paar Jahren Vagner Love bei
ZSKA zum Nationalspieler wurde, registrieren
die Brasilianer sehr genau, was da so alles
passiert zwischen Moskau und St. Petersburg.
Als Hulk im Sommer nach St. Petersburg
wechselte, tat er das in der festen Überzeugung,
dass sein Stammplatz in der Seleção nicht in
Gefahr gerät. Und das im Jahr vor der Welt­
meisterschaft in der Heimat. Å
Argentinien: Primera División
E i n Zy k l o n i s t i m
A nmarsch
JordÍ Punti ist Romanautor und
Verfasser zahlreicher Fussball-­
Features in den spanischen
Medien.
Echte Fussballfans in Argentini­
en müssen auch Experten im Entschlüsseln der
Spitznamen sein, die dort zuhauf für Spieler,
Trainer, Mannschaften und sogar für Stadien
vergeben werden. So könnte man beispielsweise
sagen: Demonio hat für die Academia von Mosta­
za getroffen. Gemeint ist in diesem Fall, dass der
Stürmer Gabriel Hauche ein Tor für seinen Verein
Racing Club de Avellaneda erzielt hat, der von
Reinaldo Merlo trainiert wird. Mit diesem
Spielchen haben die Fans, Radiomoderatoren und
Journalisten eine Parallelwelt erschaffen, die laut
dem Trainer und Philosophen Ángel Cappa die
Essenz des argentinischen und vielleicht des
südamerikanischen Fussballs ist: das Verschau­
keln, Verspotten und die Schalkhaftigkeit, sei es
nun auf dem Spielfeld oder auf den Tribünen.
T H E F I FA W E E K LY
Manchmal basieren diese Spitznamen auf
Jahrzehnte alten Geschichten und haben ihre
ursprüngliche Bedeutung inzwischen einge­
büsst, aber sie belegen in jedem Fall, dass wir
hier von einem Phänomen mit viel Tradition
sprechen. Das ist beispielsweise bei einem der
intensivsten Duelle der argentinischen Liga der
Fall, das in Rosario zwischen den “Leprakran­
ken” (Leprosos) und den “Schurken” (Canallas)
ausgetragen wird und in diesem Jahr entschei­
dende Auswirkungen auf den Verlauf des
Torneo Inicial gehabt zu haben scheint. Unter
dem Beinamen “La Lepra” sind die Newell’s Old
Boys bekannt. Die Geschichte besagt, dass das
Carrasco-Krankenhaus Anfang des 20. Jahrhun­
derts Newell’s und den Club Atlético Rosario
Central bat, ein Benefizspiel zugunsten der
Leprakranken auszutragen. Newell’s sagte zu,
Rosario Central weigerte sich jedoch. Von
diesem Tag an nannten die Fans von Newell’s die
Rivalen von Central “Schurken”. Diese reagier­
ten darauf, in dem sie die Anhänger von Newell’s
als “Leprakranke” bezeichneten.
Nachdem eines der Teams drei Spielzeiten in der
zweiten Liga verbracht hatte, kam es also vor
einem Monat zum Klassiker zwischen den
“Leprakranken” und den “Schurken”. Im Vorfeld
schien das Kräfteverhältnis eindeutig zu sein.
Rosario Central war erst dieses Jahr in die erste
Liga aufgestiegen, während sich Newell’s im
Torneo Final 2013, der Rückrunde der argentini­
schen Meisterschaft, den Titel gesichert hatte.
Aber es ist ja allgemein bekannt, dass es bei
Lokalderbys oft mit dem Teufel zugeht, und in
diesem Fall bot sich den Zuschauern eine schöne
und ausgeglichene Partie, die am Ende das
Heimteam für sich entschied. Ein 2:1 für Rosario
Central stand auf der Anzeigetafel, die Treffer
hatten Flaco Donatti und Sapito Encina erzielt.
Diese Niederlage hatte für Newell’s einen ausge­
sprochen negativen Effekt. Bis zu jenem Spieltag
hatte das Team eine fast perfekte Saison hinge­
legt und rangierte auf dem ersten Platz. Seitdem
gab es für den Klub nur noch drei magere Unent­
schieden und diese Woche dann eine bittere
Niederlage bei Tigre, nach der man auf den
zweiten Platz abrutschte.
Tatsächlich haben diese Turbulenzen ihre
Gründe. Nach dem Weggang von Gerardo
Martino zum FC Barcelona befindet sich
Newell’s in einer Übergangsphase. Der neue
Trainer, Alfredo Berti, möchte den Geist der
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“Goldenen Ära” von Tata Martino aufrechterhalten und hat dafür ein Rezept, das plausibel
erscheint: Er verschrieb sich derselben Spielweise wie sein Vorgänger – mit dem Hauptaugenmerk auf Ballbesitz und einer Offensive über die
Flügel – passte sie jedoch an seine neuen Spieler
an. “El Pelado” Berti kennt dieses System als
Trainer gut, schliesslich war er bei der chilenischen Nationalmannschaft bereits Assistent von
Marcelo Bielsa. Ausserdem hat er ein Team
zusammengestellt, dessen Kombination in der
Regel Erfolg versprechend ist: Junge, fussballhungrige Spieler werden von drei Routiniers
unterstützt, die bereits in Europa aktiv waren
und ihre Erfahrung einbringen. Bei den dreien
handelt es sich um Maxi Rodríguez, Gabriel
Heinze und David Trézéguet, den französischen
Torjäger, der in Argentinien einen zweiten
Frühling erlebt, allerdings gegen Tigre einen
Elfmeter verschoss, der sich noch als entscheidend erweisen könnte.
aus New South Wales in die vierzehn Teams
umfassende I-League, die vor allem halb
professionelle Spieler kennt. Er ist dabei, sich
in Indien einen Namen zu machen. Die Partie
im Balewadi Stadium zu Pune verfolgten
allerdings nur ein paar Hundert Zuschauer.
Zum Vergleich: In der achtgrössten indischen
Metropole ist auch das Cricket-Team Pune
Warriors India zu Hause, es trägt seine
Heimspiele im neuen Subrata Roy Sahara
Stadium aus, das 55 000 Zuschauer fasst.
Cricket ist und bleibt die Nummer eins im
indischen Sport. Der Fussball fristet nicht
etwa ein Mauerblümchen-Dasein. Der FC
Bayern München trat 2008 vor fast 120 000
Fans in Kalkutta auf. Aber auf die Beine
kommt der Fussball im Subkontinent dennoch nicht. Dabei hörte sich schon der vor-
Celebrity Management Group (CMG) vergeben. Zustande kam die Liga dann doch nicht.
Der neuste Versuch wurde soeben verschoben. Der Start einer Indian Super League soll
im September 2014 erfolgen, so der Promoter
IMG-Reliance, und nicht schon in ein paar
Wochen. Es wird gemunkelt, dass die IMG-R
so gar nicht gefasst war auf all die logistischen Vorbereitungen, die zu treffen gewesen
wären. Der Promoter setzte auf einen Hype,
doch der tat kein Wunder. Die Liverpool-­
Legende Kenny Dalglish etwa sagt, er sei für
eine Verpflichtung angefragt, dann aber nie
mehr kontaktiert worden.
Auch die AIFF ist unzufrieden. Die IMG-R
habe sie und die I-League-Klubs im Ungewissen gelassen. Am meisten brüskiert wird sich
Nur drei Spieltage vor dem Ende des Torneo
Inicial, der Hinrunde der argentinischen Meisterschaft, hat Newell’s dafür gesorgt, dass das
Rennen um den Titel wieder völlig offen ist – und
einem “Zyklon (El Ciclón) Tür und Tor geöffnet.
So lautet nämlich der Spitzname des Klubs San
Lorenzo de Almagro, der unter dem Optimismus
versprühenden Trainer Juan Antonio Pizzi
beständige Leistungen bringt. “Das Turnier ist
jetzt packender, mit mehr Spannung und Stress”,
so Pizzi nach dem letzten Sieg seiner Mannschaft. Mit seinen Worten schien er Newell’s ins
Nervenzentrum treffen zu wollen, und das hat er
wohl auch geschafft. Jetzt ist alles wieder offen.
Selbst Lanús, Arsenal und die Boca Juniors
werden ihre Chancen bekommen. Å
I-League Indien
Re ic h e r a l s Ro o n e y
Sean Rooney macht sich als Topskorer
in Indien einen Namen.
Perikles Monioudis ist Redakteur
bei “The FIFA Weekly”.
PD
Ein gewisser Rooney hätte am
9. Spieltag mit einem Treffer
sein Team auf dem zweiten
Tabellenplatz halten können. Doch dem
zweitbesten Torschützen der Liga war im
6-Punktespiel kein Torerfolg vergönnt: Sein
Bengaluru FC verlor beim Pune FC 0 : 1.
Wir sprechen hier nicht von der Premier
League und Wayne Rooney von Manchester
United, sondern von der I-League, der höchsten indischen Liga. Sean Rooney, der 24-jäh­
rige Australier, kam vom Blacktown City FC
letzte Versuch recht vielversprechend an.
Eine Superliga musste her – mit Stars aus
Europa und Südamerika, mit Legenden auf
dem Platz und Legenden an der Seitenlinie.
Um gegen Cricket im TV-Markt halbwegs gut
dazustehen, waren nur die grössten Namen
gut genug – auch als Bezeichnung für die
Liga: Premier League India. Sie hätte parallel
zur I-League der All-India Football Federation
(AIFF) ab Frühjahr 2012 veranstaltet werden
sollen, mit den Aushängeschildern Fabio
Cannavaro, Hernan Crespo, Robert Pires,
Robbie Fowler oder Jay-Jay Okocha. Die fünf
Franchisen für die Klubs wurden von der
T H E F I FA W E E K LY
der TV-Rechtehalter fühlen. Star TV Network
hat die Rechte für die kommenden zehn Jahre
gekauft und sich überdies mit 30 Prozent an
der Indian-Super-League beteiligt. Aber
vielleicht klappt es ja doch noch im September 2014, und der indische Fussball startet
durch.
Bis auf Weiteres allerdings wird die “Forbes”-Liste der hundert reichsten Sportler der
Welt den Cricket-Star Mahendra Singh Dhoni,
Kapitän des indischen Nationalteams, weit
vor Wayne Rooney führen – und nicht etwa
einen indischen Fussballer. Å
15
Name:
Francesco Totti
Geburtsdatum, Geburtsort:
27. September 1976, Rom
AS Roma:
1989 - heute
Erfolge:
Weltmeister 2006
Italienischer Meister 2000/01
Torschützenkönig 2007
Auszeichnungen:
Davide Monteleone/Dukas/Contrasto
Italiens Fussballer des
Jahres 1998 und 2004
16
T H E F I FA W E E K LY
DAS INTERVIEW
“Der Scudetto war emotional
das Grösste”
Als ihn die meisten schon abgeschrieben hatten, kehrte Francesco Totti furios zurück.
Mit 37 Jahren spielt der offensive Mittelfeldspieler bei der AS Roma eine bislang geniale
Saison. Und ganz Italien fragt sich: Kommt Nationalcoach Prandelli um ihn herum?
Francesco Totti, was ist Ihr Geheimnis der
ewigen Jugend?
Francesco Totti: Die Leidenschaft. Fussball
zu spielen macht mir noch immer genauso
viel Spass wie in den jungen Jahren.
Sie hätten ja eigentlich ausgesorgt. Woher
nehmen Sie die Motivation, auch mit 37 Jahren
noch den grossen physischen und mentalen
Aufwand des Fussballerlebens auf sich zu
nehmen? Gegen Spieler, die Ihre Söhne sein
könnten …
Ich fühle mich gesund und fit. Ich kann
noch immer auf hohem Niveau mit den
jungen Spielern mithalten und spielbestim­
mend sein. Wenn der Moment gekommen ist,
in dem diese schnellen Rhythmen zu intensiv
werden für mich, bin ich der Erste, der dies
zugeben wird.
“Sempre Roma” – für Sie sind das keine leeren
Worte. Haben Sie je darüber nachgedacht, die
AS Roma zu verlassen?
Ich bin sicher sehr stolz auf meine Karriere
und auf die Tatsache, immer nur im Tenü des
Clubs gespielt zu haben, den ich verehre und
liebe. Es gab Momente, wo ich sicherlich auch
hätte weggehen können. Heute bin ich aber
sehr froh, bei der AS Roma geblieben zu sein.
Was hätte es gebraucht, dass Sie zu Juventus
oder zu der AC Milan gewechselt wären?
Einerseits hätte die Roma tatsächlich
bereit sein müssen, mich zu verkaufen.
Zum anderen hätte es stark davon abgehan­
gen, ob ich selbst Lust verspürt hätte, diesen
Verein zu verlassen. Beides ist aber nie
eingetroffen.
Mit der AS Roma gewannen Sie den Scudetto,
mit Italien die Weltmeisterschaft. Welcher Titel
war emotionaler?
Ich habe es in Vergangenheit schon
gesagt: Mit der Roma die Meisterschaft
zu gewinnen, hat in mir die grössten Emo­
tionen ausgelöst. Ich bin Römer und ein
“Romanista” – ein Fan der AS Roma. Ich
weiss genau, was der Scudetto den Fans
bedeutet. Weltmeister zu werden war aber
gleichermassen schön.
Apropos Nationalmannschaft – nach dem
WM-Titel 2006 erklärten Sie Ihren Rücktritt –
gaben aber Ihr Comeback. Auch jetzt stehen
Sie vor einer spektakulären Rückkehr. Hätten
Sie je daran gedacht, mit fast 38 Jahren noch
an einer WM teilzunehmen?
Im Moment ist mein Comeback ein Thema
in Italien. Ich weiss nicht, ob ein solche
Rückkehr eintreffen wird. Gewisses Entschei­
dungen werden eventuell erst dann getroffen,
wenn sich die Chancen dafür bieten.
Was liegt für Italien nächstes Jahr in Brasilien
drin?
Werden Sie auch im Herbst 2014 als Profi
spielen? Oder ist die WM in Brasilien der
krönende Abschluss?
Das ist weit weg. Eines aber ist sicher:
Solange es mir gut geht, werde ich Fussball­
spielen.
Haben Sie Pläne für Ihre Zeit nach der Aktivkarriere. Wird es je einen Trainer Totti geben?
Ich sehe mich nicht als Trainer. Ich sehe
mich eher als Funktionär, aber es ist noch zu
früh, um darüber zu sprechen.
Der AS Roma werden Sie auf jeden Fall erhalten bleiben …
Ich werde der AS Roma immer verbunden
bleiben. Die AS Roma ist mein Leben. Å
Interview: Giovanni Marti
Ich erwarte eine grossartige Weltmeister­
schaft. Italien hat eine gute Mannschaft und
Cesare Prandelli ist ein ausgezeichneter
Trainer. Ich denke mir, dass es eine erfolgreiche WM für Italien wird.
Welche Gegner muss denn Italien am meisten
fürchten?
Sicherlich den Gastgeber Brasilien und
jene Teams, die immer stark sind. Also Spani­
en, Argentinien und Deutschland.
Zuerst geht’s aber in der Serie A um den Titel.
Was macht die AS Roma in dieser Saison so
stark?
Bis jetzt lief es uns ganz gut. Wir dürfen
uns aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen.
Wir haben ein ausgezeichnetes Team und wir
glauben an unsere Stärken. Wir haben aber
auch grosse Lust, gut zu spielen und wir
haben vor allem einen sehr guten Trainer, der
alles aus uns herausholt.
Wie viel würden Sie auf den Titelgewinn wetten?
Ich wette nicht. Wir müssen arbeiten, um
so weit nach oben zu kommen wie möglich.
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Ein “Heimspiel” für Japan
Am 12. Juni 2014, wenn die WM eröffnet wird,
feiern auch 1,5 Millionen “brasilianische Japaner”
vor Ort den Fussball. Die beiden Länder v­ erbindet
eine besondere Beziehung.
Bruno Sassi und Alan Schweingruber
S
pielt man die euphorische WM-Stimmung in den Strassen von Brasilien vor
seinem geistigen Auge ab, dann sieht
man viele tanzende Brasilianer. Samba
vier Wochen lang. Dazwischen irgendwo
ein paar Deutsche oder Engländer, die
als Fussball-Touristen mitfeiern und warten, bis
ihr Team im Stadion spielt. Was man dabei fast
vergisst: Wie viele fremde Kulturen im Gastgeberland fest vertreten sind. Allen voran Japan.
Über 1,5 Millionen Menschen in Brasilien
sind japanischer Abstammung – sie werden auch
«brasilianische Japaner» genannt. Es ist die
grösste Gemeinde im Ausland. Sehr bekannt ist
der Stadtteil Liberdade in São Paulo, wo viele
Schilder japanisch beschriftet sind und die Feste
auch mal gefeiert werden wie im Land der aufgehenden Sonne. Trainer Alberto Zaccheroni, der
sich mit Japan als erstes Team für die WM qualifiziere, sagt: “Das ist zweifellos eine Zusatzmotivation für unsere Jungs, aber auch eine Verantwortung. Das ist ein wenig, als wäre man zu
Hause.”
kerungsgruppen bald auch auf andere Bereiche
übergriff. Nach einigen Generationen gliederten
sich die Immigranten so gut ein, dass es am Ende
Japaner gab, die brasilianischer waren als die
Brasilianer selbst. Manchmal sogar im Fussball.
Dribblings und Tricks abgeschaut
Stellen Sie sich ein Dribbling von Ronaldinho vor, bei dem er den Ball mit dem Aussenrist
des Fusses auf eine Seite zu befördern scheint
und ihn dann auf halbem Wege auf die andere
Seite schiebt. Man nennt diese Technik auch
“Elástico”. Wo hat er sich diese Technik wohl
abgeschaut? Von Roberto Rivellino vielleicht?
Ja, sicherlich, aber der Erfinder dieser Technik
ist ein anderer. Das Patent dafür hat Sérgio
Echigo, ein sogenannter Nisei, also ein Sohn ja-
panischer Immigranten, der in den 1960er-Jahren für Corinthians spielte. “Bei einem Probetraining sicherte er sich den Ball auf der Flanke
und fing an so zu dribbeln. Er drängte Eduardo,
einen unserer Abwehrspieler, fast bis hinter die
Aus-Linie ab”, erinnert sich Rivellino Jahre später. “Ich starrte ihn überrascht an: ‘Hey, Japaner,
was ist das, was du da machst?’ Und dann hat er
es mir gezeigt.”
Zico schwärmt von den Japanern
Als der japanische Klub Kashima Antlers den
brasilianischen Altstar Zico 1991 zu ihrem Botschafter machte, war der Hauptgrund die Tatsache, dass der Fussball in Brasilien einen so hohen
Stellenwert einnimmt. Aber auch in diesem Fall
kamen beide Seiten so gut miteinander klar, dass
sich aus dieser Zusammenarbeit schnell mehr
entwickelte. Zico, der später Nationalcoach wurde (2002 – 2006), schwärmt: “Ich wurde nur wegen der Leute Trainer. Weil sie mir so dankbar
waren. Da konnte ich einfach nicht ablehnen. Ich
habe dort im Alltag abseits des Spielfelds die
japanische Kultur hautnah erlebt und mich in
diesem Land sehr wohl gefühlt.” Å
Paulo Fridman/Corbis/Dukas
Die Immigration 1908
Eine besondere Beziehung, die eine lange
Vorgeschichte hat. 165 japanische Familien, die
im April 1908 an Bord des Schiffes Kasato Maru
gingen, wussten nicht wirklich, was sie 50 Tage
später in Brasilien erwarten würde. Eines wussten sie allerdings: Sie traten diese Reise an, um
zu arbeiten. Und zwar nicht nur sie, sondern die
insgesamt fast 180 000 Japaner, die bis 1940 im
Hafen von Santos (São Paulo) von Bord gingen.
Die Geschichte der japanischen Immigration
nach Brasilien geht auf folgendes Szenario zurück: Ein Land, in dem dringend Arbeitskräfte
benötigt werden, nimmt Menschen auf, die ihre
Heimat aus unterschiedlichen Gründen – sei es
nun ein Krieg oder eine demographische Krise –
verlassen möchten. Es ist eine Geschichte, in der
die Gastfreundschaft und Flexibilität der Brasilianer auf der einen und der grosse Arbeitseinsatz
und die Disziplin der Japaner auf der anderen
Seite der Gleichung stehen. Diese Symbiose war
so perfekt, dass das Zusammenwirken der Bevöl-
São Paulo: Japanerinnen feiern im Stadtteil Liberdade ein traditionelles Fest.
T H E F I FA W E E K LY
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ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Wembley,
London
Bedeckt. Das FA-Cup-Finale 1923 zwischen
West Ham United und den Bolton Wanderers zieht die Massen an: Offiziell werden
anlässlich der Premiere im fertig gebauten
Wembley 126 047 Zuschauer gemeldet.
Gemäss Schätzungen soll sich die Kulisse
aber auf 150 000 bis 300 000 belaufen
haben. Die Bolton Wanderers gewannen
2:0. Ein Hattrick wurde höchstens vor den
Eingängen oder auf der Tribüne erzielt.
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T H E F I FA W E E K LY
Topical Press/Getty Images
1923
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Olimpijskyj,
Kiew
Sergei Supinsky/AFP
2013
Gedrängt. 90 Jahre später sind Hüte nicht
mehr en vogue. Ungebrochen ist das
Interesse am Fussball. In Kiew belagern
die ukrainischen Fans vor dem Playoff-Hinspiel gegen Frankreich die Kassen
des Olympiastadions. 67 732 Zuschauer
sahen am 15. November den überraschenden 2:0-Sieg des Heimteams. Hätte das
Spiel 45 Jahre früher stattgefunden, wären
noch ein paar mehr Tickets zur Verfügung
gestanden. 1968 bot die Arena nach der
Erweiterung 100 000 Zuschauern Platz
und umfasste unter anderem eine Skisprungschanze.
T H E F I FA W E E K LY
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W E E K LY T O P 11
Magische
Au f h o l ja gd e n
1
Bayern München – Manchester United 1:2
26.05.1999: Im Champions-League-Finale
führt Bayern 1:0, es laufen die letzten
Sekunden, als in der 91. Minute den Eng­
ländern erst das 1:1 und dann gar der Sieges­
treffer gelingen.
Schiedsrichter
sind Luft
Thomas Renggli
A
m Anfang war der Fussball. Dann kamen
die Fouls. Worauf die Gefoulten die
Regeln erfanden. Die ersten Boxregeln
gehen auf das Jahr 1743 zurück. Die
Fussballregeln entstanden 105 Jahre
später an der Universität Cambridge.
Regelüberwacher waren die beiden Mannschaftskapitäne. Als immer mehr Fouls begangen wurden, fühlten sich die Spielführer überfordert und traten ihre Kompetenz an einen
Unparteiischen ab. Dieser wurde im Mutterland des Fussballs Referee genannt und erhielt
als Erkennungsmerkmal (und Berufswerkzeug)
eine Pfeife. Trotz der Möglichkeit, sich dadurch
Gehör zu verschaffen, haben es Schiedsrichter
nicht leicht. Ihr Sozialprestige bewegt sich
zwischen demjenigen von autoritären Hausmeistern und griesgrämigen Türstehern.
Treten Schiedsrichter in den Mittelpunkt, hat
dies meistens nichts Gutes zu bedeuten.
Der Schweizer Gottfried Dienst tat es im
WM-Finale 1966, als er den berühmtesten
Lattenschuss der Sportgeschichte zum Wembley-Tor veredelte, der Ecuadorianer Moreno an
der WM 2002, als er Totti sowie dem restlichen
Italien die Rote Karte zeigte und quasi über
Nacht berühmter wurde als Berlusconi und der
Papst zusammen, und der Uruguayer Jorge
Lorrionda tat es acht Jahre später im Achtelfinale zwischen Deutschland und England, als er
Frank Lampards Ausgleich übersah und damit
(unfrei­w illig) den Steilpass zur Einführung der
Tor­l inien-Technologie spielte.
Schiedsrichter werden ist nicht schwer.
Schiedsrichter sein dagegen sehr. Nur in ganz
seltenen Fällen wollen die vor dem Stadioneingang wartenden Sportfreunde vom Schiedsrichter ein Autogramm. Um die Gefahr für Leib
und Seele auf ein Minimum zu reduzieren, entstand im Verlauf der Jahre die Spezies der
Heimschiedsrichter. Sie ist streng neutral und
entscheidet nach dem Selbstschutzprinzip “in
dubio pro domo”.
Viele Fussballschiedsrichter waren früher
selber Fussballer, brachten es aber kickenderweise auf keinen grünen Zweig. Deshalb wechselten sie die Fronten. Die natürliche Selektion
setzt oft schon auf dem Schulhausplatz ein.
Werden die Mannschaften zusammengestellt,
wird der Kleinste zum Schiedsrichter ernannt
(bzw. degradiert).
Der Volksmund kennt für den Schiedsrichter viele Synonyme. Die meisten stammen aus
“Brehms Tierleben” oder beziehen sich auf Körperteile unter der Gürtellinie. Leider gibt es
dennoch keine Schiedsrichterschutzvereinigung. Und in der ersten verfassungsrecht­lichen
Formulierung der Menschenrechte anno 1776
wurden die Schiedsrichter vergessen.
Vom Reglement her ist der Schiedsrichter
schwer fassbar. Wird er angeschossen und verändert sich dadurch die Flugbahn des Balles,
geht das Spiel einfach weiter. Gemäss Regelwerk ist der Schiedsrichter Luft. Das allerdings
dokumentiert seine Wichtigkeit. Ohne Luft
kann der Mensch nicht leben. Å
2
AC Milan – FC Liverpool 5:6 n.E.
25.05.2005: Beim Stand von 3:0 für die Ita­
liener gleicht Liverpool innerhalb von drei
Minuten aus und gewinnt den Titel im Elfmeterschiessen.
3
Angola – Mali 4:4
10.01.2010: Und auch in Afrika gibt es die
unglaublichen Wenden: 4:0 liegt Angola
vorne, als Mali elf Minuten vor Schluss das
grosse Comeback startet.
4
Bayer Uerdingen – Dynamo Dresden 7:3
19.03.1986: Das Viertelfinal-Rückspiel im
Europapokal der Pokalsieger geht als das
Wunder von der Grotenburg in die Geschichte ein. In 28 Minuten schiesst Uerdingen sechs Tore!
5
Werder Bremen – RSC Anderlecht 5:3
08.12.1993: Noch ein Wunder. Bis zur 66. Minute liegt Anderlecht 3:0 vorne, Coach Rehhagel stellt sein Mittelfeld um und prompt
schiesst sein Team fünf Tore.
6
Olympique Marseille – Montpellier 5:4
22.08.1998: Nach 34 Minuten liegt OM gegen
den Underdog 0:4 zurück. Innert 30 Minuten korrigiert der Favorit das Resultat.
7
Borussia Dortmund – Malaga 3:2
09.04.2013: Der deutsche Meister liegt im
Rückspiel des Champions-League-Viertel­
finales gegen Malaga 1:2 zurück. Dann wendet er das Spiel innert 69 Sekunden zum 3:2.
8
Charlton Athletic – Huddersfield Town 7:6
21.12.1957: Huddersfield führte 5:1. Dann
schafft Charltons Summer mit vier Toren
und zwei Vorlagen die Wende fast im Alleingang.
9
Portugal U17 – Kamerun U17 5:5
20.08.2003: Ein irres Comeback. Nach 65
Minuten liegen die Kameruner 0:5 zurück,
dann kehren sie spektakulär zurück.
1 0
Deutschland – Frankreich 8:7 n.E.
08.07.1982: Im WM-Halbfinale in Sevilla
geht Frankreich in der Verlängerung 3:1 in
Führung. Aber Deutschland gewinnt trotzdem.
1 1
Die wöchentliche Kolumne aus der
The-FIFA-Weekly-Redaktion
T H E F I FA W E E K LY
Grasshopper Club – FC Zürich 6:5 n.V.
03.03.2004: Halbfinale des Schweizer Cups.
Sieben Minuten vor Schluss führt der FCZ
5:2, GC gewinnt die Partie in der Verlängerung.
23
BEGEGNUNG
Ort der Ruhe: Etwas ausserhalb von Auxerre
besitzt Guy Roux ein kleines Landhaus mit See.
Hier verbringt der 75-Jährige den Sommer.
24
T H E F I FA W E E K LY
BEGEGNUNG
Frankreichs Denker
Keiner verkörpert den urigen Fussballfachmann so schön wie Guy Roux.
Der Franzose war 44 Jahre lang Trainer der AJ Auxerre. Sein Wort hat
Gewicht. Ein Mittagessen im Burgund.
Alan Schweingruber (Text) und
Francois Wavre (Fotos) aus Auxerre
W
enn eine Legende wie Guy
Roux zum Mittagessen in
seiner Heimat einlädt,
weicht die Unlust wegen des
trüben Wetters und komplizierte Reisen werden zur Nebensache. Je tiefer der Zug in
die französische Provinz
eindringt, desto grösser wird
die Vorfreude auf das Treffen. Es ist ruhig am kleinen
Bahnhof in Auxerre. Zwei
Hunde streunen herum, Kinder spielen, eine
alte Frau sitzt auf einer Bank und liest Zeitung.
Etwas weiter hinten, bei den wenigen Parkplätzen, steht ein Mann neben einem Citroën und
wartet. Er hat die Hände hinter dem Rücken
verschränkt und trägt einen dicken, dunkelblauen Anzug mit Krawatte und Pullover. Als
wir uns nähern, beginnt er zu lächeln. “Willkommen in Auxerre. Steigen Sie ein. Gehen wir
gleich essen. Ich hoffe, Sie haben Hunger.”
Sein Geist schwebt über Auxerre
Guy Roux lenkt den Wagen gemächlich
durchs Städtchen. Hin und wieder winkt er
jemandem zu und er erzählt aus der Kriegszeit,
als Auxerre von Bomben getroffen wurde. Er
kennt die alten Kirchen und Schulen, die historischen Brücken und Plätze der 45 000-Einwohner-Stadt. Roux redet gerne über Geschichte und man vergisst fast, bei wem man
eigentlich im Auto sitzt: Bei der urigsten Trainerlegende, die Frankreich je hervorgebracht
hat. Guy Roux, der Mann mit dem knautschigen Gesicht, war 44 Jahre lang Trainer der AJ
Auxerre. Aus den Niederungen des Amateurfussballs hat er den Klub 1961 geholt und ihn
bis in die europäische Königsklasse geführt.
Auxerre hat mit Roux einen Meistertitel
gewonnen, vier Pokalsiege gefeiert, einen UICup-Triumph realisiert und eben: in der Champions League die Grossen des Fussballs geärgert. AJ Auxerre war Guy Roux. Und Guy Roux
war AJ Auxerre.
Ein bisschen ist das heute noch so. Und es
ist schwierig, den Fussballklub nicht gleich mit
der ganzen Stadt zu verwechseln. Es ist, als
schwebe der Geist von Roux über Auxerre. Wie
bei einem Firmenchef, der seinen Konzern
nach einem halben Jahrhundert dem Sohn vererbt hat und danach trotzdem immer wieder in
den Gängen auftaucht. Die Leute schauen. Sie
grüssen mit Respekt. “Habe ich Ihnen etwa den
letzten Parkplatz weggenommen?”, fragt eine
junge Autolenkerin und macht grosse Augen.
Roux lacht. “Ich hab den Parkplatz nicht gekauft.”
Roux kontrollierte im K lub alles
Roux war in seiner Trainerzeit bekannt
dafür, alles zu kontrollieren. Er wusste über die
renovierungsbedürftigen Ecken im Stadion
trag seines Chefs an gewissen Stellen das Gras
höher wachsen, wenn eine Partie gegen eine
starke Mannschaft anstand. Vorne rechts und
hinten links zum Beispiel. So konnte der Gegner in beiden Halbzeiten nicht von der Schnelligkeit seines rechten Flügelspielers profitieren. Und dann waren natürlich die eigenen
Spieler, über die sich Roux akribisch genau
informierte: Eltern, Hobbys, Essgewohnheiten,
Schlafrhythmen, Freunde, Liebschaften.
Geheim blieb da im privaten Bereich nicht viel.
Roux zog die Fäden und liess, wenn er nicht
gerade schlief, keine Gelegenheit aus, das
Maximum aus irgendeiner Sache rauszuholen.
Es gibt die schöne Geschichte, als er es tatsächlich schaffte, ein Militärflugzeug für den
Transport eines Babys aufzutreiben. Das Kind
eines Spielers war blau angelaufen und
“Ein Trainer muss den Spieler
lieben, mit all seinen Stärken
und Schwächen. Er sollte
sich mit ihm beschäftigen,
versuchen ihn zu verstehen.”
Guy Roux
Bescheid und pumpte vor dem Training die
Bälle. Er beobachtete Junioren und Nachwuchsspieler, kannte deren Väter, Mütter und
Geschwister und reiste selbst ins Ausland,
wenn es darum ging, für die erste Mannschaft
ein geeignetes Hotel zu finden. Gute, vor Lärm
schützende Zimmerfenster waren ihm heilig.
Auch mit den Handwerkern im Stadion pflegte
Roux ein spezielles Verhältnis. Einen Sonderstatus hatte der Platzwart. Der liess im AufT H E F I FA W E E K LY
benötigte ärztliche Hilfe in Paris. Der Notfall
endete dank Roux’ Engagement im Guten.
Es riecht gut im Restaurant. Selbst wenn
das “Rendez-vous” in absehbarer Zeit keinen
Innovationspreis für Inneneinrichtungen gewinnen dürfte, der Duft verspricht gute Küche.
Wir setzen uns, während Roux seine Begrüssungsrunde zu Ende bringt. An einem Tisch
sitzt Bernard Casoni, Trainer der AJ Auxerre.
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BEGEGNUNG
Weiss, wie der Fussball
funktioniert: Guy Roux in
seinem Lieblingsrestaurant
“Rendez-vous” in Auxerre.
Die Szene erinnert an einen Oberarzt, der auf
einen Buben trifft, der vielleicht mal Medizin
studieren will. “Ein guter Trainer”, sagt Roux
und setzt sich zu uns.
Was ist ein guter Trainer, Herr Roux?
Ein guter Trainer. Ein Zitat, so belanglos,
wie eines aus dem Lexikon der belanglosesten
Zitate. Aber das Zitat stammt von einem
Mann, der es sich als Coach erlaube konnte,
dem französischen Fussballverband zweimal
eine Absage zu erteilen. Von einem, den die
Staatspräsidenten Jacques Chirac und Nicolas
Sarkozy persönlich zum Ritter und Offizier der
Ehrenlegion ernannt hatten. Was also, Herr
Roux, ist ein guter Trainer? Und wer ist ein
guter ­Trainer?
Roux bestellt ein Steak, blutig, mit Kartoffeln, dazu ein Glas Rotwein. Ein Irancy Mazelots. Er klappt die Speisekarte zu und sagt: “Es
gibt drei Punkte, die ein Trainer erfüllen muss.
An erster Stelle steht die Liebe zu den Spielern.
Ein Trainer muss den Spieler lieben, mit all seinen Stärken und Schwächen. Egal, aus welchem
Land er kommt oder wie es um seine Glaubensrichtung steht. Er sollte ihn lieben und sich mit
ihm beschäftigen, versuchen ihn zu verstehen.
Es gibt Spieler, die brauchen Aufmerksamkeit,
sonst können sie ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Jupp Heynckes hat bei Bayern München
grossartige Arbeit geleistet mit Franck Ribéry.
Kein komplizierter Mensch, aber man muss mit
Ribéry sensibel arbeiten.”
Name
Guy Roux
Geburtsdatum, Geburtsort
18. Oktober 1938, Colmar
Familie
Verheiratet (lebt getrennt), ein Sohn
AJ Auxerre
Trainer 1961 – 2005
Erfolge
Geliebtes Waldhaus mit See
Der Wein schmeckt vorzüglich und Roux
setzt zu einem kurzen Monolog über die regionalen Winzer an, bevor er zum Thema zurückkehrt. “Punkt zwei ist wichtig: die Kompetenz.
Der Trainer sollte durch und durch kompetent
sein. Im sozialen, im taktischen, sogar im logistischen Bereich des Vereins. Er muss kein guter
Spieler gewesen sein. Ich denke da an Jürgen
26
Meister 1996
Pokalsieger 1994, 1996, 2003 und 2005
Sieger UI-Cup 1997
Auszeichnungen
Französischer Trainer des Jahres:
1986, 1988, 1996
Ritter und Offizier der Ehrenlegion
T H E F I FA W E E K LY
BEGEGNUNG
“Spanien kann es nochmals
machen, sofern es nicht zu
heiss wird in Brasilien.”
Guy Roux
Klopp, an Ottmar Hitzfeld oder an mich selbst.
Wir waren alle nur mittelmässige Fussballer.
Die Spieler mögen die Vorstellung nicht, dass
ihr Trainer einst mal besser gewesen sein
könnte. Und drittens: Der Trainer muss die
Kraft haben, viel zu arbeiten. 355 Tage im Jahr.
Mindestens. Er kann sich nicht erlauben, lange
Ferien zu machen und denken, danach laufe
alles wunderbar weiter. Er muss Kontakt halten
zu seinen Spielern, sich informieren, alles vorantreiben im Klub, sich Gedanken machen.
Über das was war und über das was kommt.”
Die Kellnerin serviert das Fleisch. Es
herrscht Betrieb im “Rendez-vous”, wo man
sich über Mittag trifft oder auch gerne nur auf
einen Pastis vorbeischaut. Im Sommer, erzählt
Roux, wenn die Touristen kommen, hält er sich
nicht gerne im Städtchen auf. Dann verzieht er
sich “in den Wald”, wie er es nennt. 20 Autominuten ausserhalb von Auxerre besitzt Roux
ein kleines Waldhaus mit fünf Hektar Umschwung – See inklusive. Es ist der Ort, an dem
Roux in den nervenaufreibendsten Trainerzeiten Kraft schöpfen konnte. Dort, wo er nach
dem Herzinfarkt und der Bypass-Operation im
Jahr 2001 wieder zur Ruhe fand. Heute? Er geht
gelegentlich fischen und macht lange Spaziergänge. Oder er verbringt Zeit mit seinen drei
Enkelkindern am Swimmingpool. Roux liebt
sein Landhaus.
Fussball-Fachmann der Nation
Es ist erstaunlich, dass Roux’ Handy nie
klingelt an diesem Mittag. Der 75-Jährige arbeitet für den TV-Sender Canal Plus und die
Radiostation Europe 1, da rufen die Moderatoren gerne mal spontan an, wenn seine Meinung zu einem brisanten Thema gefragt ist.
Überhaupt ist seine Person umworben, auch
im achten Jahr seines Ruhestandes. Einer der
genialsten Grundsätze im französischen Fussballgeschäft lautet: Triff nie eine Entscheidung, ohne vorher Guy Roux kontaktiert zu
haben. “Ich gebe gern Ratschläge. Meistens
machen die jungen Spieler dann trotzdem das
Gegenteil.” Er lacht auf und schiebt den leeren
Teller beiseite.
Roux reist seit 1966 an jede WM
Der gebürtige Elsässer nimmt sich Zeit für
den Menschen. Einmal, da weilte er mit seiner
Mannschaft im schweizerischen Wallis, als er
in einer rustikalen Kneipe einen Bauern kennenlernte. Roux kam mit dem Mann ins Plaudern und erfuhr zufälligerweise, dass beim
zwangsrelegierten FC Sion ein Verteidiger
spielte, der vom Spielertyp her ganz gut zur AJ
Auxerre passte. Ein paar Wochen später unterzeichnete Stéphane Grichting im Burgund
einen Vierjahresvertrag. Das Feuer und die
Leidenschaft hat Roux bis heute nicht verloren. Pro Woche schaut er sich sechs bis acht
Fussballspiele an, zwei davon im Stadion. Und
nächstes Jahr reist Roux zum 13. Mal in Folge
an eine Weltmeisterschaft. Er besucht seit
1966 jede Fussball-WM über die volle Länge.
“Das wird spannend”, sagt er. “Spanien kann
es nochmals machen, sofern es nicht zu heiss
wird in Brasilien. Die Mannschaft gehört zu
den älteren am Turnier.”
Analysen aus einem Guss. Mit Wehmut
schauen wir auf die Uhr. Roux bestellt noch
einen Espresso. “Ich bringe Sie gern noch zum
Bahnhof.” Man muss erleben, wie schwer es
einem fallen kann, die französische Provinz
zu verlassen. Å
“Grossartiger Espirt des
Nationalteams”
Guy Roux über das französische Nationalteam: “Ich bin sehr glücklich über die
WM-Qualifikation. Diese Barrage war – wie
ich befürchtet habe – eine nervenaufreibende
Angelegenheit. Dass wir es nach dem 0:2 in
der Ukraine doch noch geschafft haben, liegt
an dem grossartigen Esprit, den die Mannschaft im Stade de France gezeigt hat. Ich bin
auch froh für Trainer Didier Deschamps. Seine
Arbeit schätze ich sehr. Für die WM-Gruppenauslosung vom 6. Dezember sollten wir keine
Wünsche äussern. Ich erinnere mich, dass sich
Frankreich im Vorfeld der Barrage-Auslosung
über die Ukraine als Gegner gefreut hatte.”
T H E F I FA W E E K LY
Guy Roux über Bayern München: “Ein Klub,
der sehr breit abgestützt ist und über gesunde
Strukturen verfügt. Der Zusammenhalt der
ehemaligen Bayern-Spieler im Verein und an
der Klubspitze ist beeindruckend. Bayern wird
noch länger eine führende Rolle in Europa innehaben.”
Guy Roux über Arsène Wenger: “Für mich
der beste Trainer der Welt. Was Wenger bei
Arsenal in 17 Jahren alles auf die Beine gestellt
hat, ist unvergleichbar. Es sind nicht nur seine
guten fussballerischen Kenntnisse, sondern
auch seine nachhaltige Arbeit und seine Visionen, die ihn auszeichnen.” Å
27
DEBAT T E
Fussball und die Religionen:
Der grosse Integrator
Dankesgebet: Die Spieler der syrischen Mannschaft verbeugen sich nach einem Sieg in Richtung Mekka.
Thomas Renggli
Der Fussball als Brückenbauer und Wegbereiter – politisch wie religiös. In kaum einem
Land trifft diese Feststellung besser zu als in
Bosnien-Herzegowina. Der 3,8-Millionen-Staat
in Südosteuropa steht zum ersten Mal im
Tableau einer WM-Endrunde. Und in kaum
einem anderen Land wurde der Erfolg mit
grösserer Hingabe gefeiert. Viele Bosnier und
Herzegowiner erhoffen sich von der WM-Teilnahme eine Wirkung, die weit über den Sport
hinausgeht: die Überwindung des ethnischpolitischen Konflikts im Land.
Sportlich stehen die mannschaftliche
Geschlossenheit und die spielerische Klasse in
der Offensive (vor allem dank den Ausnahme28
stürmern Vedad Ibisevic und Edin Dzeko) für
den Sturmlauf durch die Qualifikation. Abseits
des Terrains aber spiegelt der Erfolg das Zusammenrücken einer Bevölkerung, die aus verschiedenen Ethnien und Religionsgemeinschaften
besteht und noch immer von den Kriegswirren
der 1990er-Jahren gezeichnet ist. Die meisten
Einwohner des Landes werden dem Islam (43
Prozent), den serbisch-orthodoxen Christen (31
Prozent) und den kroatischen römisch-katholischen Christen (17 Prozent) zugeordnet. Während sich die Muslime seit der Neugründung des
Fussballverbands 1992 mit dem Nationalteam
solidarisierten, wendeten sich die serbisch- und
kroatischstämmigen Einwohner anfänglich ab.
So wurden die Partien in den Serbengebieten
lange Zeit nicht im Fernsehen übertragen. Mit
den Erfolgen hat die Stimmung aber gedreht. Die
Nationalmannschaft ist zu einem Integrationsfaktor für die Mehrheit der Einwohner geworden.
Der Fussball hilft nicht nur in Bosnien,
Grenzen zu überwinden. Auch in vielen anderen Auswahlen (Jordanien, Palästina, Syrien
oder Libanon) verfolgen Spieler und Spielerinnen mit unterschiedlichen ethnischen und
religiösen Wurzeln ein gemeinsames Ziel.
T H E F I FA W E E K LY
Gleichzeitig beinhaltet das Regelwerk klare
Vorgaben: Spieler, die beim Torjubel ein T-Shirt
mit religiöser oder politischer Botschaft
präsentieren, werden gemäss Beschluss des
International Football Association Board von
2002 verwarnt. Die FIFA legt Wert darauf, dass
der Sport nicht als Plattform für politische
oder religiöse Botschaften missbraucht wird.
Spieler, die mit dem Finger nach oben
deuten, sich beim Betreten des Platzes bekreuzigen oder im Interview den göttlichen Beistand erwähnen, werden gleichwohl nicht
sanktioniert. Ohnehin wird Gott pro Spiel und
Team so oft angerufen, dass er in den Ausstand
treten müsste, um nicht permanent Überstunden zu leisten. Å
Die Weekly-Debatte.
Was brennt Ihnen unter den Nägeln?
Über welche Themen wollen Sie
diskutieren? Ihre Vorschläge an:
[email protected].
Marwan Naamani/AFP
Der Fussball überwindet ethnische und religiöse Grenzen. Auch,
weil er Ideologien keine
Plattform bietet.
DEBAT T E
“Ich halte es für verwerflich, dass Spieler, die
nach einem Treffer ihrer Freude freien Lauf
lassen, mit der Gelben Karte bestraft werden.
Das ist ein typischer Missstand, das Reglement muss geändert werden. Sonst wird man
noch, wenn man ein Kreuz schlägt, vom Platz
gestellt.”
Ovideo Ban, Timisoara (Rumänien)
“Fussball und Religion weisen Parallelen
auf. Menschen entscheiden sich eines Tages
für einen Verein oder einen Glauben, sie
pilgern ins Stadion oder in die Kirche, singen
Lieder, die seit Generationen überliefert
worden sind, fühlen sich in der Gemeinschaft
aufgehoben und glauben an Wunder. Und auch
die Fanatiker, die ihre Glaubenskriege führen,
gibt es leider sowohl im Fussball als auch in
den Religionen.”
Benjamin Striegan, Viechtach (Deutschland)
“Die Nachricht vom Tod Papst Johannes
Paul II erreichte mich während des Spiels
Lech Poznan gegen Pogon Szczecin. Die Fans
zündeten Leuchtfeuer in Form des heiligen
Kreuzes, und uns allen – vom Spieler bis zum
Fan – standen Tränen in den Augen. Es war
einer der emotionalsten Momente, die ich im
Fussball erlebt habe. Religion und Fussball
gehört für mich ganz klar zusammen. Hier in
Polen sowieso.”
PRESIDENTIAL NOTE
Als Maurice ‘Mo’ Johnston, der zuvor für
Celtic spielte, im Sommer desselben Jahres
zu den Rangers wechselte – und das als
Katholik – stand Glasgow Kopf. Heute ist es
‘normal’, dass Spieler unterschiedlicher
Religion und Herkunft für beide Vereine
spielen. Nicht geliebt, aber geduldet!”
David Stirling, Glasgow (Schottland)
“Religion ist
und bleibt
Privatsache.”
Tomasz Krawczyk, Poznan (Polen)
“Das Verbot der FIFA ist falsch. Meiner
Meinung nach sollten Spieler beim Torjubel
ihr T-Shirt unter dem Trikot zeigen dürfen,
auch wenn darauf eine religiöse Botschaft
zu sehen ist. Schliesslich ist die Religion für
diese Spieler von grosser Bedeutung und
war auf ihrem Weg zum Fussballprofi enorm
wichtig. Das Stichwort ist: Toleranz! Man
soll jeden so akzeptieren, wie er ist. Die
FIFA kann doch nicht wollen, dass Spieler
nach einem Torerfolg emotionslos zurück
in ihre Platzhälfte laufen, als ob nichts
geschehen wäre.”
Julia Prusko, Wallisellen (Schweiz)
“Die Religion hat unsere Stadt sehr lange
geprägt. Rangers ist der Klub der Protestanten, Celtic ist der katholische Verein. Es war
früher undenkbar, dass sich die Konfessionen
vermischen. Bis 1989 verpflichteten die Rangers ausschliesslich protestantische Spieler.
“Das Spiel verbindet – über Religionen
hinweg. In der Schweiz wurde zur Förderung
der interreligiösen Verständigung 2008 der
FC Religionen gegründet. Geistliche unterschiedlicher Religionen spielen hier gemeinsam Fussball: Imame, Rabbiner, Pfarrer und
Priester. Sämtliche Spieler tragen die Nummer 7, weil diese in vielen Religionen eine
heilige Zahl ist. Doch die grösste Gemeinsamkeit ist die Freude am Spiel.”
Zu Besuch beim Papst
D
as mit der Religion ist so eine Sache: Man
kann sie positiv oder negativ nutzen. Das
gilt auch für den Fussball. Marx sagte, die
Religion sei das Opium fürs Volk und wählte
damit den negativen Ansatz. Er hätte auch
sagen können, Religion verbinde über alle
sozialen Grenzen hinweg. Das hätte aber nicht
in seine politische Agenda gepasst.
Camus sagte, dass alles, was er über Moral und
Ethik im Leben wisse, ihm der Fussball beigebracht habe; er legte es positiv aus. Man könnte ihm die Worte im Mund umdrehen und genau das Gegenteil behaupten. Dies verhält sich
nicht anders bei der Religion. Die Geschichte
ist geprägt von Kriegen, die vermeintlich im
Namen Gottes geführt wurden.
Letztlich stellt sich die Frage, wie man im und
zum Leben steht. Die Religion kann völkerverbindend sein. So wie der Fussball auch. Aber
man muss das Gute sehen wollen und danach
streben. Und die Kraft haben, Kritik auszuhalten. Wer das Gute sucht, wird oft des Bösen
beschuldigt: alles doch nur ein Schwindel!
Simon Hofstetter, Bern (Schweiz)
“Ich stosse mich an den Glaubensbekundungen der Spieler. Religion ist und bleibt Privatsache und hat auf dem Fussballplatz nichts
verloren. Ob Christ oder Muslim, Jude oder
Hindu – die Spieler werden bezahlt, um
Fussball zu spielen und nicht, um ihre persönliche Meinung kundzutun. Schliesslich werden
im Stadion auch keine politischen Meinungen
toleriert. Das ist richtig und soll so bleiben.”
Giannis Kasapis, Kos (Griechenland)
“Das Stichwort ist
Toleranz.”
T H E F I FA W E E K LY
Papst Franziskus beeindruckt, wie er Tabus
bricht. Und wie er versucht, alte Denkmuster
zu hinterfragen, Mauern niederzureissen. Es
liegt mir fern, verwegene Vergleiche anzustellen: Aber genau darum geht es doch auch im
Fussball. Brücken bauen, verbinden. Wer nicht
daran glaubt, wird dies belächeln. Für andere
bedeutet es Hoffnung.
Ich freue mich, Papst Franziskus diese Woche
persönlich kennenzulernen. Eine Privataudienz,
die weit über das Private hinausgeht. Å
Ihr Sepp Blatter
29
DAS FIFA-R ANKING
Rang Team
1
2
3
4
5
6
7
8
8
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
44
46
47
47
49
49
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
61
63
64
65
66
67
68
69
70
71
71
73
74
75
76
77
Rang­veränderung Punkte
Spanien
Deutschland
Argentinien
Kolumbien
Belgien
Uruguay
Schweiz
Niederlande
Italien
England
0
1
-1
1
1
1
7
1
-4
7
1513
1311
1266
1178
1175
1164
1138
1136
1136
1080
Brasilien
Chile
USA
Portugal
Griechenland
Bosnien-Herzegowina
Elfenbeinküste
Kroatien
Russland
Ukraine
Frankreich
Ecuador
Ghana
Mexiko
Schweden
Dänemark
Tschechische Republik
Serbien
Rumänien
Slowenien
Costa Rica
Algerien
Nigeria
Honduras
Schottland
Panama
Venezuela
Armenien
Peru
Türkei
Mali
Kap Verde
Ungarn
Japan
Wales
Island
Norwegen
Tunesien
Paraguay
Iran
Ägypten
Burkina Faso
Österreich
Montenegro
Usbekistan
Republik Korea
Australien
Albanien
Kamerun
Republik Irland
Libyen
Südafrika
Finnland
Senegal
Slowakei
Israel
Sambia
Guinea
Polen
Jordanien
Vereinigte Arabische Emirate
Bolivien
Sierra Leone
Kuba
Togo
Bulgarien
Marokko
-3
4
0
-3
-3
2
2
-8
-4
6
4
-2
1
-3
-3
-3
5
15
2
-1
2
-4
3
6
28
-1
-1
17
-5
9
-3
2
-13
-2
8
8
-8
-1
-8
-1
-1
-1
-6
-27
2
2
-4
-13
2
-1
9
7
-7
2
-5
3
4
8
-4
3
11
-9
-1
10
2
-12
-3
1078
1051
1040
1036
983
925
917
901
874
871
870
862
860
854
850
824
783
778
767
752
744
741
724
720
715
702
692
687
686
670
668
662
636
634
634
633
632
632
613
613
610
598
596
584
582
569
564
563
554
550
540
540
538
530
528
515
513
512
503
502
496
496
493
492
488
487
478
Rang
Mai 2013
Juni 2013
Juli 2013
Aug. 2013
Sept. 2013
Okt. 2013
1
-41
-83
-125
-167
-209
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
103
105
106
107
107
109
110
111
112
112
114
115
116
117
118
119
120
121
121
123
124
125
126
127
128
129
129
131
132
133
134
135
136
137
138
139
140
141
141
143
144
Platz 1 Aufsteiger des Monats Dominikanische Republik
Neuseeland
Haiti
Trinidad und Tobago
Jamaika
Belarus
Gabun
Uganda
EJR Mazedonien
DR Kongo
Aserbaidschan
El Salvador
Nordirland
Kongo
Oman
Angola
Benin
Äthiopien
Moldawien
VR China
Botsuana
Estland
Georgien
Saudiarabien
Simbabwe
Litauen
Irak
Katar
Liberia
DVR Korea
Zentralafrikanische Republik
Kuwait
Niger
Kanada
Guatemala
Antigua und Barbuda
Guyana
Mosambik
Tadschikistan
Lettland
Kenia
Äquatorial-Guinea
St. Vincent und die Grenadinen
Libanon
Burundi
Bahrain
Malawi
Turkmenistan
Neukaledonien
Luxemburg
Namibia
Ruanda
Tansania
Suriname
Grenada
Afghanistan
Zypern
Kasachstan
Sudan
Philippinen
St. Lucia
Gambia
Malta
Syrien
Lesotho
Thailand
Tahiti
T H E F I FA W E E K LY
9
-12
-2
4
-4
-3
-1
-4
-11
4
19
4
-4
1
4
-4
-4
-2
33
2
6
-11
-3
8
-1
9
2
3
8
6
-4
0
-8
-5
-12
-1
16
1
1
-2
0
-21
2
-1
3
-2
-2
0
-31
-1
-1
2
-2
4
-13
-1
0
-3
4
4
0
-3
2
2
6
-4
2
Absteiger des Monats
474
470
464
457
456
441
438
431
430
411
407
404
399
394
381
380
378
376
369
365
354
351
350
338
328
323
323
313
312
310
310
307
306
296
294
294
286
282
280
277
274
273
271
267
267
266
263
254
249
247
246
242
242
237
233
223
219
216
215
213
203
202
192
183
183
181
179
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
162
162
162
165
166
167
168
169
170
171
171
173
173
175
176
177
178
178
180
181
182
183
183
185
186
186
188
189
190
191
192
193
193
195
196
197
198
199
200
201
202
202
204
204
206
207
207
207
Belize
Palästina
St. Kitts und Nevis
Hongkong
Myanmar
Kirgisistan
Vietnam
Mauretanien
Nicaragua
Indien
Singapur
Tschad
Malediven
Liechtenstein
Puerto Rico
Malaysia
Bermuda
Indonesien
São Tomé und Príncipe
Bangladesch
Nepal
Sri Lanka
Laos
Pakistan
Dominica
Curaçao
Salomon-Inseln
Guam
Barbados
Aruba
Färöer
Chinese Taipei
Jemen
Samoa
Mauritius
Madagaskar
Guinea-Bissau
Vanuatu
Swasiland
Mongolei
Fidschi
Amerikanisch-Samoa
Tonga
Bahamas
Montserrat
Komoren
Amerikanische Jungferninseln
Cayman-Inseln
Brunei Darussalam
Osttimor
Eritrea
Seychellen
Papua-Neuguinea
Kambodscha
Britische Jungferninseln
Andorra
Somalia
Dschibuti
Cook-Inseln
Südsudan
Macau
Anguilla
Bhutan
San Marino
Turks- und Caicos-Inseln
0
3
-10
0
13
-6
2
-2
0
1
4
2
-5
-2
1
1
-4
8
1
4
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2
5
2
-2
4
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4
-22
-8
7
-1
-4
-1
-1
-1
-1
-1
3
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4
3
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0
-11
-11
0
0
0
1
-2
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0
1
1
1
-2
0
0
0
0
178
175
172
171
169
161
159
158
155
151
149
148
147
141
139
137
127
120
120
120
119
108
105
102
89
88
86
86
82
82
81
79
72
62
62
57
56
53
49
49
47
43
43
40
33
32
30
29
26
26
24
23
21
20
18
16
14
11
11
10
10
3
0
0
0
31
First Love
32
T H E F I FA W E E K LY
Ort: Dehdadi, Afghanistan
Datum: Dienstag, 6. November 2012
Zeit: 16.15 Uhr
Qais Usyan/AFP
T H E F I FA W E E K LY
33
HISTORY
Ungarns Blütezeit,
Ungarns Untergang
Einlauf zur Zeitenwende: Der englische
Kapitän Billy Wright (r.) schreitet mutig voran.
Es ist 60 Jahre her, dass Ferenc Puskas England
zeigte, wie das Fussballspielen geht.
Am 25. November 1953 demontierte Ungarn das
Mutterland des Fussballs im Wembley-Stadion 6:3.
David Winner
P
aradoxerweise zaubern sowohl das Endergebnis als auch das Datum noch heute
Fussballfans beider Länder ein Lächeln ins
Gesicht. Es war ein legendäres Spiel. England hatte noch nie zuvor auf heimischem
Boden gegen ein ausländisches Team verloren. Ungarns Goldene Generation mit den
kirschroten Trikots war der amtierende Olympiasieger. Die Aranycsapat waren seit drei Jahren
ungeschlagen. Hinter den Kulissen stand der
ungarische Trainer Gusztav Sebes allerdings stark
unter Druck. In seinem Heimatland regierten die
Stalinisten. Sie betrachteten das Team als Möglichkeit, den Kommunismus in die Welt hinauszutragen. Eine Niederlage hätten sie nicht hingenommen.
34
Die Begegnung selbst wurde als “Spiel des
Jahrhunderts” bezeichnet. Die Schlacht war
aber in etwa so fair wie ein Kampf zwischen mit
Speeren bewaffneten Einheimischen und britischen Kolonialisten mit Maschinengewehren.
Die hochmütigen Engländer hatten sich jahrzehntelang nur um sich selbst gedreht. Sie
traten in der unflexiblen W-M-Formation an, die
noch auf die 1920er zurückging. Die technisch
weit überlegenen Ungarn spielten hingegen den
Fussball der Zukunft mit schnellen Passfolgen.
Ihr Stil ebnete den Weg für das brasilianische
4-2-4 zu Zeiten Pelés, den niederländischen “Totalen Fussball” sowie das moderne Tiki-Taka
Barcelonas und Spaniens.
Am denkwürdigsten war an jenem nebligen
Nachmittag in London das dritte Tor Ungarns.
T H E F I FA W E E K LY
Der Ball erreichte über acht Stationen den Torjäger Puskas. Dieser düpierte den englischen
Kapitän Billy Wright, indem er den Ball mit der
Fusssohle zurückzog, sich um sich selbst drehte
und dann einschoss.
Die Engländer waren verwirrt angesichts der
feinen ungarischen Spielzüge, der Positionswechsel und der damaligen Version der “falschen Neun”
mit dem aus der Tiefe kommenden Mittelstürmer
Nandor Hidegkuti, der dem Spiel damals mit seinem Hattrick den Stempel aufdrückte. Das Rückspiel in Budapest gewann Ungarn mit 7:1. Englands
Syd Owen meinte damals, gegen Ungarn zu spielen, sei “wie gegen Ausserirdische zu spielen”.
In Ungarn wird das Spiel einfach ganz kurz
als “das 6:3” bezeichnet. Es ist bis heute der grösste Moment in der Sportgeschichte des Landes.
Immer wieder wird darauf Bezug genommen.
Der mitreissende Ferenc Puskas
Zur Aranycsapat, von manchen als bestes
Team aller Zeiten bezeichnet, gehörten so
grossartige Talente wie Sandor Kocsis, Zoltan
Czibor und Jozsef Bozsik. Doch der Star des
HISTORY
Teams war Puskas, der Kapitän und mitreissende Torschütze der Ungaren. Später startete
er im Exil mit Real Madrid eine zweite beeindruckende Karriere. Seit seinem Tod im Jahr
2006 gilt er als Inbegriff des goldenen Fussballzeitalters seines Landes. In Touristenläden in
Budapest werden bis heute Puskas-Andenken
und -Trikots verkauft. Ausserdem trägt das
grösste Stadion der Stadt seinen Namen – genauso wie die FIFA-Puskas-Auszeichnung für
das schönste Tor des Jahres.
erklärt: “Die Partie 1953 war mehr als ein Fussballspiel. Ungarn war fast ein totalitärer Staat.
Das stalinistische System befand sich auf seinem Höhepunkt, und der Fussball war das Einzige, was den Menschen etwas Vergnügen oder
Hoffnung bescherte. Als Ungarn dann das
WM-Finale (1954 in Bern gegen Deutschland)
verlor, wollten die Leute einfach nicht glauben,
dass es sich dabei um ein richtiges Spiel gehandelt hatte. Sie waren absolut davon überzeugt,
dass das Spiel manipuliert worden ist.”
Doch was ist nach jenem grossen Spiel geblieben? Die Engländer waren vor allem schockiert.
Der Fussballredakteur Brian Glanville bezeichnete die Niederlage als kalte Dusche. “Es war der
Moment der Wahrheit, das Ende einer Illusion.”
Der Illusion, dass England immer noch die grösste aller Fussballnationen ist.
Der Historiker Arpad von Klimo meint, das
Regime habe einen grossen Fehler gemacht,
indem es den Fussball zu Propagandazwecken
missbraucht und versucht habe, den Sport zu kontrollieren. “Die Menschen hatten nichts zu essen.
Aber sie hatten diese glanzvolle Fussballmannschaft. Als das Team verlor, brachen alle Dämme.
Es heisst, die Ausschreitungen nach dem Finale
seien der Beginn der Revolution von 1956 gewesen. Zum ersten Mal hatten die Leute keine Angst
vor der Geheimpolizei, dem Verwaltungsapparat
und politischer Repression.”
Rückblickend lässt sich zudem feststellen,
dass dieser Verlust des sportlichen Ansehens mit
dem Abstieg Grossbritanniens als Weltmacht
Hand in Hand ging. Damals fühlten sich die Engländer jedoch immer noch als mächtige Nation.
Sie reagierten daher auf die demütigende Niederlage mit Anerkennung und Bewunderung für die
Ungarn statt mit Verbitterung. Dies war eines der
ersten grossen Spiele, bei denen sich viele Zuschauer vor dem Fernseher versammelten. In der
Londoner Victoria Station fanden sich grosse
Menschenmassen ein, um den “wunderbaren Ungarn” eine gute Heimreise zu wünschen.
Die ungarische Spielweise regte einige Spieler
und zukünftige Trainer dazu an, sich genauer mit
der Taktik zu beschäftigen. Alf Ramsey, Englands
Rechtsverteidiger beim Spiel in Wembley, führte
England später als Nationaltrainer an der Weltmeisterschaft 1966 zum Sieg.
Zwei Jahre später folgte der ungarische Volksaufstand, der zunächst durch sowjetische Panzer
plattgewalzt wurde. Danach flohen 200 000 Ungarn ins Exil, einschliesslich der meisten Spitzenfussballer. Für den ungarischen Fussball begann
der langsame und unerbittliche Abstieg. Aktuell
steht das Land in der Weltrangliste auf Platz 43,
direkt hinter Kap Verde. Im letzten Monat verlor
das Team bei einem WM-Qualifikationsspiel 1:8
gegen die Niederlande.
Die Ungarn denken immer noch mit Freude
an den November 1953 zurück. Doch durch den
nachfolgenden Verfall bekommen die schönen
Nach dem Sieg: Der ungarische Kapitän
Ferenc Puskas (vorne links) im Glück.
Erinnerungen einen faden Beigeschmack. Von
Klimo: “Die Ungarn zählen mit zu den pessimistischsten Völkern der Welt. Aber wir haben
gelernt, auch unsere Niederlagen zu lieben. Vor
dem Hintergrund des 6:3 ist es umso unerträglicher, mit anzusehen, wo Ungarn jetzt steht. Wir
sind nicht wie die Färöer, die nie eine grosse Fussballnation waren. Die Leute schauen zurück und
denken: ‘Wir hatten einmal eine der stärksten
Mannschaften der Welt, doch das ist ein für alle
Mal vorbei.’ Wir blicken mit einem lachenden und
einem weinenden Auge in die Vergangenheit: Wir
sind stolz darauf, aber es schmerzt auch.” Å
United Archives, EFE, Allsport, Keystone
Es wurde allerdings nur wenig unternommen,
um die technischen Schwächen der Engländer
auszugleichen. Wie in einer Fussballversion des
Films “Und täglich grüsst das Murmeltier” durchlebten die Engländer das Drama von 1953 immer
wieder von vorn. So wunderten sie sich jedes Mal
aufs Neue, wenn sie gegen ausländische Mannschaften verloren, die den Ball einfach besser
kontrollieren und passen konnten.
Die Ungarn hatten derweil ganz andere
Sorgen. Der Sieg gegen die Engländer war ein
einzigartiger Triumph. Doch das Team musste
seine Leistungen in einem immer instabileren
politischen Umfeld abrufen. Als im Jahr 1954 die
Goldene Elf überraschend das WM-Finale gegen
die BR Deutschland verlor, strömten in Budapest
die verärgerten Massen auf die Strassen.
Der Schriftsteller Tibor Fischer ist Autor des
Buchs “Under The Frog”. In diesem Roman
beschreibt er mit schwarzem Humor den ungarischen Sport unter den Kommunisten. Er
Ganz in Weiss:
Ferenc Puskas in
Madrid (1959).
T H E F I FA W E E K LY
35
THE SOUND OF FOOTBALL
DAS OBJEK T
Perikles Monioudis
Dr. Leo Francis Hoye begab sich in die
Archive des englischen Fussballverbands und
kehrte mit sich selbst zurück.
Hanspeter Kuenzler
Fussball, Tanz und Musik
sind Künste, die in Brasilien
seit jeher zusammengehören.
“Ich war ein guter Tänzer,
und das half mir beim Fussball”, erklärte Domingos da
Guia, der Mann, der in den
30er- und 40er-Jahren mit
unvergleichlicher Eleganz die
brasilianische Verteidigung
organisierte: “Den Stil von
meinen kurzen Dribblings
mit dem kleinen Hüftschwenker, habe ich vom Samba
gelernt.”
Person vereint als das BallGenie Edson Arantes do Nascimento alias Pelé. Die schönste
Pelé-Hymne heisst “O Nome do
Rei é Pelé” und stammt vom
Altmeister Jorge Ben (seit 1988
Jorge Ben Jor). “Samba Nova”
nannte der grosse Erneuerer
seinen Stil, als er in den 70er­Jahren anfing, jazzigen Bossa
Nova mit Rock, Soul und Funk
zu vereinen. Mit “O Nome Do
Rei e Pelé” erschuf er dem Ballzauberer ein würdiges Denkmal.
Die brasilianischen Fans
waren es auch, die in den 40er­
Jahren als erste anfingen, die
Tribünen mit Tanz, Musik und
Kostümen in einen Mini-Karneval zu verwandeln. Entsprechend ernst genommen wird
Fussball von den Musikern des
Landes als Inspiration für ihre
Lieder.
Nicht minder leidenschaftlich und doch ganz anders besingt Jackson do Pandeiro die
Talente des “O Rei, Pelé”. Der
1982 verstorbene Do Pandeiro
war ein Vertreter des im Nordosten des Landes populären
Forro, der ein beschwingtes Akkordeon
mit
Perkussion
zusammenbringt. Zwischen
Bossa Nova und amerikanischem Singer-Songwritertum
angesiedelt ist das “Pelé”-Tribut
Und kein Fussballer hat
mehr Lobeshymnen auf seiner
36
von Palavra Cantada, derweil
die Künstler Aracatuba im
Namen von Pelé einen wahren
Perkussionssturm auslösen (zu
finden auf dem 2003 erschienenen Sammelalbum “Musica
de Futebol”). Selbst das amerikanisch-deutsche Schlagersternchen Peggy March hat
sich Pelé angenommen – “Pelé”
findet sich auf der B-Seite ihrer
1972 erschienenen Single “The
Beatles – John, Paul, George
und Ringo”, die damit den Zeitgeist perfekt auf zwei VinylSeiten einfängt.
Aber Achtung: Nicht alles,
was Pele heisst, meint Pelé den
Fussballer: Im Albumtitel
“Boys for Pele” der amerikanischen Künstlerin Tori Amos
geht es um die furchteinflössende hawaiianische Göttin der
Vulkane. Æ
T H E F I FA W E E K LY
Der kleine Leo posierte mit dem Maskottchen, das die englische WM 1966 feiern sollte,
für die Weltpresse – mit dem ersten Maskottchen für eine Fussball-WM, für einen Sportanlass
überhaupt.
Willie
wurde
auf
Tassen, Handtüchern, Tellern, Mützen, Shirts
usw. abgebildet und löste eine Begeisterungswelle für derartige Artefakte aus. Heute spricht
man in diesem Zusammenhang von Merchandising, und das Geschäft mit Souvenirs und
Logos generiert Millionenumsätze.
World Cup Willie fasziniert Leo noch heute.
Man kann es als Selbstsuche auffassen, wenn
der Linguist am Centennial College der University of Hong Kong der Hervorbringung seines
Vaters nachgeht. In den Archiven der FA suchte er weiteres Material aufzustöbern, das sein
abgewandeltes Abbild weiter grundiert und
mithin sein Leben als Willie ein klein wenig
weiter erklärt. “World Cup Willie: The Story of
a Mascot, A Game, An Era” lautet Leos Arbeit,
an der er – Gott sei Dank – noch immer schreibt.
Glück hatte auch die FIFA, als sie neulich
einen Original-Willie auf Ebay ersteigern konnte.
Er
führt
eine
lange
Reihe
einschlägiger Nachfahren auf dem Regal dort
hinten an. Kannst du ihn sehen, Leo? Å
Photo: Gian Paul Lozza, Illustration: Sion Ap Tomos
“Pelé, Held der Lieder”
Er kannte das Gefühl schon. Sein Vater, der
Zeichner Reg Hoye, hatte World Cup Willie
nach dem 12-jährigen Leo entworfen, einen
handzahmen Löwen im Union-Jack-Shirt und
mit Strubbelhaaren – oder doch der Beatles-Frisur der 60er-Jahre.
TURNING POINT
“Meine Wiedergeburt
in der Telefonzelle”
In seiner Zeit als Spieler feierte der Neuseeländer Wynton Rufer (50) wilde Partys. Bis eine
Begegnung mit einem Heilsarmee-Soldaten in den Schweizer Bergen 1986 sein Leben veränderte.
I
Name
m November 1986 veränderte sich
mein Leben von einer Minute auf
die andere. Es war während eines
Telefongesprächs mit meiner zukünftigen Frau Lisa.
Wynton Rufer
Nationalität
Neuseeland/Schweiz
Geburtsdatum
29. Dezember 1962
Nationalteam Neuseeland
Lisa und ich hatten uns ein
Jahr zuvor durch einen Zufall
kennengelernt. Es war in einem
­
Hotel in Wellington, wo ich eigentlich gar nicht hätte sein dürfen.
Mein Verein, der FC Zürich, hatte
mir die Reise zum WM-Qualifikationsspiel gegen Australien verboten. Das Neuseeländische Nationalteam lag mir aber so am Herzen,
dass ich die Busse in Kauf nahm
(10 000 Schweizer Franken) und
mich trotzdem ins Flugzeug setzte.
Christian Schroedter/Imago
Und da sass sie nun, Lisa, an der
Hotelbar, mit ihren Eltern. Gerade
mal 18 Jahre alt war sie und von der
halben Neuseeländischen Mannschaft in der Bar umworben. Nicht
gerade eine einfache Situation um
mit einer Person in Kontakt zu treten. Als ihr Vater zu den Toiletten
verschwand, bin ich ihm gefolgt
und habe ihn in ein Gespräch verwickelt. Ich verhielt mich bescheiden, obwohl
ich damals einer der bekanntesten Spieler im
Team war. Offenbar hat ihm das – so viel weiss
ich heute – grossen Eindruck gemacht. Er stellte mich Lisa vor, wir beide verliebten uns und
vierzehn Monate später, am 7. Dezember 1986,
planten wir zu heiraten.
23 Einsätze
Erfolge
· 174 Spiele, 59 Tore für Werder
Bremen
· Deutscher Meister 1993 (Bremen)
· Auszeichnung zu “Ozeaniens
Fussballer des Jahrhunderts”
Alles gut, könnte man meinen. Ich war
23 Jahre alt, hatte einen Profivertrag in der
­Tasche, verdiente genug Geld und stand vor der
Hochzeit mit der wunderbarsten Frau der Welt.
Und trotzdem war ich nicht glücklich. Etwas
fehlte in meinem Leben. Es war die Bekanntschaft mit Jesus.
Vorfreude in das einzige Restaurant im Dorf.
Auch ich sehnte mich nach guter Küche und
einem Glas Wein. Aber es kam anders. An meinem Tisch sass ein Heilsarmee-Soldat, mit dem
ich schnell ins Gespräch kam. Der Mann erzählte mir in einer langen Unterhaltung die Geschichte von Jesus, von der Kraft der Liebe zu
Jesus und von der Bibel. Ich war überwältigt.
Begeistert lief ich aus dem Restaurant zu einer
Telefonzelle, um Lisa anzurufen. Kaum stand
die Leitung nach Neuseeland, wo der Tag gerade
begonnen hatte, übermannte mich ein intensiver Weinkrampf. Drei Minuten lang brachte ich
kein Wort über die Lippen. Ein unglaublicher
Moment. Es war wie eine Wiedergeburt.
Diese machte ich, als ich im November 1986
mit dem Schweizer Militär in den Bergen weilte.
Unser Vorgesetzter gewährte uns einen freien
Abend und die ganze Kompanie steuerte mit
Auf einen Schlag hatte sich mein Leben verändert. Ich hatte fortan keine Lust mehr auf die
wilden Zeiten neben dem Fussballfeld, für die
ich so bekannt war. Ich verzichtete auf die
T H E F I FA W E E K LY
Disco­besuche und auch auf meine gelegentlichen Joints. An jenem Novemberabend fand
ich die Liebe zu Jesus, und die erfüllte mich
vollkommen.
Meinen neuen Weg schlug ich natürlich mit
meiner Ehefrau Lisa ein. Wir lieben uns noch
heute und haben zwei erwachsene Söhne. Mit
dem Heilsarmee-Soldat bin ich übrigens seit
dem Gespräch in den Schweizer Bergen eng
­befreundet. Å
Aufgezeichnet von Alan Schweingruber
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen
von einem wegweisenden Moment in
ihrem Leben.
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Impressum
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Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football
Association (FIFA)
Diesmal geht es um rettendes Gemüse und zwei deutsche Kapitäne. Raten Sie mit!
Internet:
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Herausgeberin:
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1
Ich habe den World Cup gerettet! Mein Name?
Präsident:
Joseph S. Blatter
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
F
N
L
W
Direktor Kommunikation und
Öffentlichkeitsarbeit:
Walter De Gregorio
Chefredakteur:
Thomas Renggli
Art Director:
Markus Nowak
2
Redaktion:
Perikles Monioudis (Stv. Chefred.),
Alan Schweingruber, Sarah Steiner
Ständige Mitarbeiter:
Jordí Punti, Barcelona; David Winner,
London; Hanspeter Kuenzler, London;
Roland Zorn, Frankfurt/M.;
Sven Goldmann, Berlin;
Sérgio Xavier Filho, São Paulo;
Luigi Garlando, Mailand
In welchem Stadion fanden bereits zwei Endspiele der Fussball-WM der Männer statt?
A Olympiastadion
E Stade de France
I Estadio Azteca
O Stadio Olimpico
Bildredaktion:
Peggy Knotz
Produktion:
Hans-Peter Frei (Leitung),
Richie Krönert, Philipp Mahrer,
Marianne Crittin, Mirijam Ziegler,
Peter Utz, Olivier Honauer
3
Wann gab es für die Auslosung der Gruppenphase in der WM-Endrunde keine gesetzten
Mannschaften?
F 1998 N 1958 Korrektorat:
Nena Morf
Redaktionelle Mitarbeit
in dieser Nummer:
Giovanni Marti, Honey Thaljieh,
Dominik Petermann
Redaktionssekretariat:
Loraine Mcdouall
K 1978 T 1938
Waren das noch Zeiten! Wann nahmen erstmals zwei Mannschaften
aus Deutschland an der Qualifikation zu einer WM teil?
4
Übersetzung:
Sportstranslations.com
Projektmanagement:
Bernd Fisa, Christian Schaub
Druck:
Zofinger Tagblatt AG
Kontakt:
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www.ztonline.ch
Der Nachdruck von Fotos und
Artikeln aus dem The FIFA Weekly –
auch auszugsweise – ist nur mit
Genehmigung der Redaktion
und unter Quellenangabe
(© The FIFA Weekly, 2013) erlaubt.
Die Redaktion ist nicht verpflichtet,
unaufgefordert eingesandte
Manuskripte und Fotos zu
publizieren. Das FIFA-Logo ist ein
eingetragenes Warenzeichen. In der
Schweiz hergestellt und gedruckt.
E 1953/54 K 1957/58 A 1961/62 X 1965/66
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: COLD (ausführliche Erklärungen auf FIFA.com/theweekly).
Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 27. November 2013 an
feedback-­[email protected]. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel
bis am 31. Dezember 2013 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für den FIFA Ballon d’Or 2013 am 13. Januar 2014 teil. Vor der
Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen
und akzeptieren, die unter folgendem Link zur Ansicht bereit stehen:
de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf
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FR AGEN SIE DIE FIFA!
UMFR AGE DER WOCHE
Sind 32 Mannschaften an der WM genug oder
soll man das Teilnehmerfeld aufstocken?
Antwort von Thomas Renggli,
Chefredaktor: Neben Griechenland kann auch Frankreich das
“Urheberrecht” an den Olympischen Spielen geltend machen.
Denn der französische Pädagoge
Pierre de Coubertin war es, der
die Spiele 1896 (in Athen) zu
neuem Leben erweckte. Vier Jahre
später fanden die zweiten Spiele
der Neuzeit in Paris statt. Dem
Olympischen Gedanken verdanken
auch viele Sportklubs – wie etwa
Olympique de Marseille oder
Olympique Lyonnais – ihre Namen.
Antworten Sie unter: [email protected]
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE:
34+22+20177
An wen geht der FIFA
Ballon d’Or 2013?
 CRISTIANO RONALDO
 FRANCK RIBÉRY
 ZLATAN IBRAHIMOVIĆ
 LIONEL MESSI
 ÜBRIGE
7%
17%
34%
20%
22%
The FIFA Weekly erscheint jede Woche
freitags – als Printausgabe sowie als
E-Magazin (www.Fifa.com/TheWeekly).
Neben Berichterstattungen über Stars
und Tore steht der Doppelpass mit den
Lesern im Zentrum. Nehmen Sie an der
Diskussion teil.
Reaktionen an:
[email protected]
-mal war die Aus-
die englische National-
wahl von Bosnien-Her-
mannschaft auf einen
zegowina bisher an einer
Sieg gegen Chile. Am
WM. Unter anderem
vergangenen Freitag
dank den Goalgetter-Qua-
verlor sie in London
litäten von Edin Dzeko (im
gegen die Südamerikaner
47
Bild) feiert sie im kommen-
0:2. Für die Mannschaft
sche ­Ausnahmekönner selbst
den Sommer die Premiere. Am
von Roy Hodgson endete
nach verpasster WM-Teilnah-
anderen Ende der Skala steht der
damit eine Serie von
me in bester Gesellschaft.
Gastgeber. Brasilien war als einziges
zehn Spielen ohne
Günter Netzer lebt auf
Team an allen 19 Endrunden dabei.
Niederlage.
ebenso grossem Fuss.
0 60
VOR DER PREMIERE
AM WAR TEN
Jahre schon wartet
40
DAS NEUE FUSSBALL-MAGA ZIN
AUF GROSSEM FUSS
ist die Schuhgrösse von
Zlatan Ibrahimovic. Damit
befindet sich der schwedi-
T H E F I FA W E E K LY
Keystone; Imago, Getty Images
Wie kommt Olympique de
Marseille zu olympischen Ehren?
Ulla Margareta Jansen,
Vejbystrand (Schweden)

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