fit in e-business - Zum iaw

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fit in e-business - Zum iaw
Institut Arbeit und Wirtschaft
Universität / Arbeitnehmerkammer Bremen
Forschungseinheit:
Qualifikationsforschung
und Kompetenzerwerb
fit in
e-business
Zertifiziert nach
DIN EN ISO 9001:2000
Charlotte Dorn, Brigitte Fietz, Elisabeth Rupprecht (Hrsg.)
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik –
Anspruch und Wirklichkeit
Dokumentation eines Werkstattgesprächs
Gefördert von:
Bundesministerium
für Bildung
und Forschung
Der Senator für Bildung
und Wissenschaft
Freie
Hansestadt
Bremen
Förderung und Laufzeit des Projekts „fit in e-business“
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Projektträger Chancengleichheit/Genderforschung PT-DLR
Senator für Bildung und Wissenschaft Bremen
Arbeitnehmerkammer Bremen
Laufzeit: 01. 02. 2002 – 31. 03. 2005
Projektleitung
Dr. Charlotte Dorn
IAW - Universität Bremen
FVG-Mitte
Postfach 330 440
28334 Bremen
Tel. ++49 | 421 | 218 - 43 87
Fax ++49 | 421 | 218 - 45 60
[email protected]
www.iaw.uni-bremen.de
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
5
Brigitte Fietz, Institut Arbeit und Wirtschaft IAW Bremen
„fit in e-business“ – ein E-Learning-Angebot
zum Thema E-Business für Berufsschullehrerinnen und
Ausbilderinnen im Einzelhandel
7
Regina Eichen, Karin Renges, Schulen ans Netz e.V. Bonn
„LeaNet“ und „LizzyNet“ – virtuelle Lernorte
für Lehrerinnen und Schülerinnen
27
Dr. Ellen Sessar Karpp, INET e.V. Großpösna (Landkreis Leipzig)
„IT- Weiterbildung für Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern“
und „webucation-for-women.net“
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Statement zu den Leitfragen
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Dr. Susann Kluge, gesche.online Bremen
Gendergerechte Website- Gestaltung bei „gesche.online“ –
Bremer Landesportal und Internet-Magazin für Frauen
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Sabine Mellies, Kompetenzzentrum Frauen in
Informationsgesellschaft und Technologie, Bielefeld
“Girl’s Day” und “idee_it”
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Cornelia Lins, Frauen geben Technik neue Impulse e.V./
Frauen ans Netz, Bielefeld
Statement zu den Leitfragen
89
Programm des Werkstattgesprächs am 28.10.2004 in Bremen
97
3
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Genderkompetenz musikalisch untermalt
4
Werkstattgespräch
Vorwort
Vorwort
Auf Initiative der Projekte „fit in e-business“ und „LeaNet“ haben sich im Herbst 2004
Expertinnen aus Bremen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen zu einem Werkstattgespräch über genderorientierte Mediendidaktik getroffen. Beteiligt waren die Projekte
„fit in e-business“ – ein E-Learning-Angebot zum Thema E-Business
für Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen im Einzelhandel aus Bremen
„LeaNet“ – eine Diskussions- und Lernplattform für Frauen in Schule und
Bildung aus Bonn
„LizzyNet“ – eine Online-Community für Mädchen aus Bonn
„IT-Weiterbildung für Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern“ und
„webucation-for-women.net“ – ein IT-Weiterbildungsportal aus Großpösna
bei Leipzig
„gesche.online“ – das Bremer Landesportal für Frauen
„Girls’Day“ – Mädchen Zukunftstag aus Bielefeld
„idee_it“ – ein Ausbildungsprojekt für Mädchen und Frauen aus Bielefeld.
Trotz recht unterschiedlicher Arbeitszusammenhänge hatten sich alle Projekte mit
einem gemeinsamen Thema befasst: der Analyse und Beurteilung der Lernzugänge
und der Nutzung moderner Medien von und durch Frauen. Wie Frauen lernen, an
welchen Inhalten sie interessiert sind und wie diese Inhalte in Sachen Technik und
Design aufbereitet werden, welchen Stellenwert Einzel- und Gruppenlernen und Kommunikation beim Lernen von Frauen haben – all dies sind Fragen, die in der alltäglichen Arbeit dieser Projekte zu beantworten sind. Dementsprechend stehen alle Projekte vor der Herausforderung, einen genderorientierten mediendidaktischen Ansatz
zu entwickeln, der praxisnah die Aus- und Fortbildung von Mädchen und Frauen in
der Nutzung der neuen Medien verbessern hilft.
Erklärtes Anliegen der Expertinnen war es, ihre jeweiligen methodisch-didaktischen
Ansätze zu diskutieren und v.a. ihre Erfahrungen darüber auszutauschen, wie diese
Konzepte in der Praxis umgesetzt werden können. Dabei war allen Beteiligten klar,
dass keines der Projekte mit einem endgültig fertigen Konzept aufwarten konnte. Nicht
umsonst wurde das Forum für die Gesprächsrunde als „Werkstatt“ bezeichnet, die
üblicherweise dann aufgesucht wird, wenn „etwas“ nicht störungsfrei funktioniert oder
wenn es Bedarf an Beratung oder gar Reparatur gibt. In diesem Sinne ging es den
Expertinnen um eine gemeinsame konstruktive Reflexion von Anspruch und Wirklichkeit ihrer Konzepte und dem damit verbundenen Ziel, über den Erfahrungsaustausch
aus unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen Erkenntnisse und Fortschritte für die
eigene Praxis zu gewinnen.
5
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
In der Präsentation ihrer jeweiligen Projekte haben sich die Referentinnen an Leitfragen orientiert, die von den Veranstalterinnen vorgegeben worden waren:
•
Welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern beim Zugang
zu und der Nutzung der neuen Medien? Gibt es sie auch zwischen Frauen in
geschlechtshomogenen und –inhomogenen Gruppen?
•
Welche unterschiedliche Lernstrategien verfolgen Frauen und Männer?
Haben sie unterschiedliche Lern- und Kommunikationsstile?
•
Worin liegen die Gründe für eine noch zu geringe Lernkultur im Netz? Liegt
es an den Zielgruppen? Liegt es an der „Architektur“ der Lernangebote?
Liegt es an der Lernberatung bzw. Lernwegbegleitung? Sind Frauen davon
anders betroffen als Männer?
•
Wie kann man bei der Feststellung von Unterschieden in Zugangsweisen,
Nutzer/Innenverhalten, Lernstrategien, Lern- und Kommunikationsstilen u.ä.
geschlechtsstereotypische Festschreibungen (die Frauen, die Männer) vermeiden helfen?
•
Wie werden diese Unterschiede in den jeweiligen Projekten methodischdidaktisch berücksichtigt?
•
Worin besteht die Besonderheit des jeweiligen methodisch-didaktischen
Ansatzes – auch unter dem Aspekt von Gemeinsamkeiten/Verschiedenheit
zu anderen Ansätzen?
•
Lassen sich aus den verschiedenen Ansätzen Empfehlungen für eine genderorientierte Methodik-Didaktik formulieren?
Zwei Referentinnen haben ergänzend zu den Projektpräsentationen detaillierte Ausführungen zu den Leitfragen formuliert. Diese Statements nehmen wir exemplarisch in
diese Dokumentation mit auf, weil sie unserer Einschätzung nach die Diskussion aus
dem jeweiligen praktischen Erfahrungshintergrund bereichern und richtungweisend
sein können für die Entwicklung von Checklisten und Handreichungen zur Umsetzung genderorientierter mediendidaktischer Konzepte. Denn auch in dieser Runde
wurde deutlich, dass hier kein „fertiges“ Konzept zu verabschieden war, auf das sich
alle Beteiligten einigen konnten. Wesentliches Resultat dieses Werkstattgesprächs
war es vielmehr, dass ein erster Schritt getan wurde, den Erfahrungsaustausch von
Praktikerinnen und Wissenschaftlerinnen auf eine breitere Basis zu stellen und dass
die Entscheidung getroffen wurde, aus dieser Runde der Fachfrauen heraus weitere
Schritte für eine kontinuierliche Zusammenarbeit folgen zu lassen.
Bremen im März 2005
Dr. Charlotte Dorn
Institut Arbeit und Wirtschaft IAW
Forschungseinheit „Qualifikationsforschung und Kompetenzerwerb“
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„fit in e-business“
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Brigitte Fietz
Universität Bremen
Institut Arbeit und Wirtschaft IAW
„fit in e-business“ – ein E-Learning Angebot zum
Thema E-Business für Berufsschullehrerinnen und
Ausbilderinnen im Einzelhandel
Zielsetzung des Projekts „fit in e-business“
Das Projekt „fit in e-business“ startete Anfang 2002 (Laufzeit 01.02.2002 – 31.03.2005).
Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Senator für Bildung
und Wissenschaft, Bremen und der Arbeitnehmerkammer Bremen gefördert.
Aufgabe des Projekts ist es, für Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen im Einzelhandel ein internetgestütztes Fortbildungsangebot zum Thema Electronic Business
zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren.
Das Projektangebot versteht sich als Beitrag zur Qualifizierung des weiblichen Lehrund Ausbildungspersonals des Dualen Systems. Die Qualifizierung im Themenfeld
Electronic Business, konzipiert als Blended Learning-Angebot, will Grundlagen ver7
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
mitteln für neue Aufgaben, vor die sich Berufsschullehrer/innen und Ausbilder/innen
in der Ausbildung von Kaufleuten im Einzelhandel gestellt sehen: Die Abwicklung von
Geschäftsprozessen via Internet – zusammengefasst unter dem Begriff „Electronic
Business“ - stellt veränderte qualifikatorische Anforderungen an das Lehr- und Ausbildungspersonal und den kaufmännischen Nachwuchs.
Es geht also zum einen um die Vermittlung und Aneignung von fachlichen Kenntnissen darüber, wie und in welcher Weise die Nutzung des Internet kaufmännische
Aufgabenfelder im Einzelhandel verändert; zum anderen geht es darum, zur Vermittlung und Aneignung dieser Fachkenntnisse gleichfalls das Internet zu nutzen und die
Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen mit der Lehr-/Lernform des E-Learning
vertraut zu machen, ihre Medienkompetenzen zu fördern und auszubauen. Um diese
Aufgaben zielgruppengerecht zu gestalten, bedurfte es der Entwicklung gendergerechter methodisch-didaktischer Kriterien. Denn noch zum Zeitpunkt des Projektstarts
standen bei der Entwicklung von E-Learning-Angeboten weder die Orientierung an
methodisch-didaktische Kriterien im Vordergrund noch waren die Lerninteressen und
–bedarfe von Frauen angemessen berücksichtigt worden. Allerdings begann mit der
Diskussion um die Verankerung des Gender Mainstreaming in die verschiedenen
gesellschaftlichen Sphären auch die Debatte, wie netzgestützte Bildungsangebote
gestaltet sein müssen, damit Frauen ein gleichberechtigter Zugang ermöglicht wird.
Die Realisierung der Projektziele erfolgt in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft
und Praxis: Der Durchführungsträger, das Arbeiter-Bildungs-Centrum der Arbeitnehmerkammer Bremen, steht im Projekt für den Aufbau der Lernplattform, die Entwicklung von Fortbildungsmodulen zum „Electronic Business“ und die Verknüpfung des ELearning-Angebots mit konventionellen Lernformen, die Organisation des E-Learning
als Blended Learning und die Erprobung von Lernplattform und Modulen.
Das Institut Arbeit und Wirtschaft IAW ist mit der Erhebung der Qualifikationsbedarfe
in Betrieben der Einzelhandelsbranche (vgl. Dorn et al. 2002) und bei den Zielgruppen
befasst sowie mit der Entwicklung gender-orientierter Kriterien und Empfehlungen für
die lernförderliche, didaktische Ausgestaltung des E-Learning-Angebots. Neben der
wissenschaftlichen Begleitung hat das IAW die Evaluation des Lernangebots übernommen.
An der Erprobung des Fortbildungsangebots waren 10 Lehrerinnen aus Bremer
Berufsschulen für den Einzelhandel und 10 Ausbilderinnen aus Klein- und Mittelbetrieben des Bremer Einzelhandels beteiligt. Die einzelnen Phasen wie auch die verschiedenen Bausteine des Projekts wurden prozessbegleitend evaluiert, so dass im
Laufe der Entwicklung des Projekts die durch die beteiligten Berufsschullehrerinnen
und Ausbilderinnen formulierten Veränderungswünsche eingearbeitet werden konnten.
Nach Ende des Projekts wird das Lernangebot bundesweit Instituten der Aus- und
Fortbildung von Berufsschullehrern und -lehrerinnen, Weiterbildungseinrichtungen
des Einzelhandels sowie anderen Interessierten zur Verfügung gestellt werden.
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„fit in e-business“
Bei der Projektentwicklung waren zwei Diskussionsstränge zu berücksichtigen, deren
Resultate es zu verbinden galt: Die Diskussion um die didaktische Gestaltung des ELearning und die Diskussion um die Berücksichtigung der Geschlechterperspektive
bei der Entwicklung von netzgestützten Medienangeboten.
Wie bereits eingangs erwähnt, waren im allgemeinen didaktisch-methodische Überlegungen bei der Entwicklung von netzgestützem E-Learning nicht maßgeblich leitend.
Angesichts der relativen Erfolglosigkeit des E-Learning – die Verbreitung blieb weit
hinter den prognostizierten Zahlen zurück – wurde die Forderung nach veränderten
Maßstäben laut, die an die Konzepte des netzgestützen Lernens anzulegen seien.
Nicht das, was technisch machbar ist, sollte zentral die Qualität eines Angebots
bestimmen, sondern vielmehr eine mediale Ausgestaltung von Lernangeboten, die
inhaltlich, methodisch und situativ an den Lernenden und an ihren Lernbedürfnissen
orientiert ist (vgl. Ehlers 2003, S. 21). Damit wurde auch für das elektronische Lernen die „alte“ pädagogische Frage neu belebt, welche Bedingungen berücksichtigt
werden müssen, damit Individuen – sei es in der Schule, in der beruflichen Aus- und
Weiterbildung oder an Universitäten – lernen und wie sie das am effektivsten tun (vgl.
Kerres 1999, S. 9-21). In diesem Sinne fragt die Mediendidaktik als Teil der allgemeinen Didaktik nach den Möglichkeiten, die der Einsatz von Medien für die Optimierung von Lernprozessen bieten kann; und sie befasst sich dementsprechend mit der
Gestaltung medialer Lernangebote, die das Lernen von Individuen ermöglichen und
fördern.
Diese Forderungen nach einer zielgruppenadäquaten Gestaltung netzbasierter
Lernangebote wurde im Zusammenhang mit der Etablierung des Gender Mainstreaming durch den Gesichtspunkt erweitert, didaktische Gestaltungskriterien darauf hin
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
zu überprüfen, ob sie den Lernbedürfnissen von Frauen und Männern gleichermaßen gerecht werden.
Es gibt eine Reihe empirischer Daten, die belegen, dass Frauen weniger Zugang
zum Internet haben als Männer. Es gibt auf der anderen Seite Erfahrungen, die in
Seminaren, Weiterbildungsangeboten, Projekten etc., gesammelt wurden, die darauf
hinweisen, dass es unterschiedliche Herangehensweisen und Lernpräferenzen auch
im Hinblick auf das Lernen mit den neuen Technologien zwischen Frauen und Männern gibt:
Dennoch kann es u.E. bei einer Didaktik des E-Learning unter Gender-Aspekten für
die berufliche Fort- und Weiterbildung nicht darum gehen, eine „weibliche Didaktik“ zu
fordern (vgl. Schinzel o.J., ohne Seitenangaben, Kapitel 4). Wurde dies noch aus dem
differenztheoretischen Ansatz hergeleitet, wird in der Gender-Forschung heute zurecht
problematisiert, dass in der Betonung einer grundsätzlich „besonderen“, „anderen“
Herangehensweise von Frauen an die neuen Technologien die Gefahr einer weiteren
Polarisierung zwischen den Geschlechtern liegt (vgl. Faulstich-Wieland 2002, S.10).
Um nicht erneut Ausgrenzungsmechanismen in Gang zu setzen, sind demgegenüber
vielfältige Interessen und Voraussetzungen bei Frauen und Männern im Umgang mit
den neuen Medien – zusammengefasst im Begriff „Diversity“ - zu berücksichtigen:
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„fit in e-business“
Für den methodisch-didaktischen Ansatz des monoedukativ durchgeführten Projekts
„fit in e-business“ haben wir aus der Diskussion der Mediendidaktik wie der Frauenbzw. Genderforschung und auf der Grundlage unser eigenen Erfahrungen in der Ausund Weiterbildung von Frauen und Männern den Schluss gezogen, dass im Ausgangspunkt die Medienbiografien, Lernstile, Voraussetzungen und Bedarfe, die die
Zielgruppen mitbringen, betrachtet und in die Projektentwicklung eingebracht werden
müssen. Anstatt also Geschlechterstereotypen fortzuschreiben – Frauen lernen auf
diese, Männer auf jene Weise – werden die Bedarfe und Voraussetzungen erhoben
und entsprechend berücksichtigt.
In diesem Sinne haben wir u.a. die in den Projekten des BMBF-Programms Neue
Medien in der Bildung (vgl. Portal zur BMBF-Förderung Neue Medien in der Bildung,
o.J.) wie auch in seinen verschiedenen Begleitprogrammen zum Gender Mainstreaming (vgl.Wiesner et al. 2003; vgl. Wählisch und Kollatz, Berlin 2003) getroffenen
Aussagen zu einer gender-orientierten Gestaltung der neuen Medien analysiert. Es
wird zwar betont, dass „fertige Vorgehensmodelle“ noch nicht vorliegen (vgl. FaulstichWieland 2002, S. 10), aus den formulierten Vorschlägen und Diskussionsansätzen
lassen sich jedoch richtungsweisende Kriterien für eine gender-orientierte Mediendidaktik entwickeln, wie wir sie für das Projekt „fit in e-business“ erarbeitet und realisiert
haben. In folgenden wird an einigen Punkten dargestellt, wie diese Kriterien für eine
gender-orientierte Methodik-Didaktik im Projekt umgesetzt worden sind und wo es
Nachbesserungsbedarf gegeben hat.
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Die beiden an der Erprobung beteiligten Zielgruppen – Berufsschullehrerinnen und
Ausbilderinnen – brachten sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit. Aber auch
innerhalb der Zielgruppe der Berufsschullehrerinnen wie auch in der der Ausbilderinnen zeigten sich Differenzen, die hier an einigen ausgewählten Befragungspunkten
aufgezeigt werden:
1. Lernfeld „E-Business“
Insgesamt verfügten die Berufsschullehrerinnen über ein breiteres Spektrum an
Vorkenntnissen im Lernfeld. Diese waren vor allem durch Mitwirkung in schulischen
Projekten erworben worden. Bei der isolierten Betrachtung der Zielgruppe der Lehrerinnen zeigten sich allerdings auch hier wiederum erhebliche Unterschiede ebenso
wie bei den beteiligten Ausbilderinnen.
2. Medienbiografien
Hier ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Berufsschullehrerinnen insgesamt gesehen
verfügten bereits über ein höheres Maß an Computer- und Internetkompetenzen als
die Ausbilderinnen aus den KMU des Einzelhandels. Die Gruppe der Lehrerinnen
isoliert betrachtet, ergibt aber wiederum ein differenzierteres Bild: In dieser Gruppe
gab es beispielsweise auch Lehrkräfte der Datenverarbeitung mit Programmiererfahrungen, um nur einen Aspekt zu nennen. Dem gegenüber stehen wiederum Frauen,
die bislang nur sehr geringfügig mit dem Internet in Berührung gekommen sind. In der
Gruppe der Ausbilderinnen gab es einige Frauen, die keinerlei Interneterfahrung mitbrachten. Gemeinsam war allen Frauen, dass sie noch nie eine Weiterbildung mittels
E-Learning ausprobiert hatten.
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„fit in e-business“
3. Einstellungen zu den Neuen Medien
Diejenigen Frauen, die das Internet und seine Dienste bereits nutzen, beurteilen es
positiv: Sie betrachten das Internet als Arbeitsmittel, das zweckgerichtet dann genutzt
wird, wenn es gebraucht wird. Spielerische Aspekte oder abendfüllendes Tummeln
im Netz waren allen Frauen unbekannt (keine Zeit!). Skepsis gegenüber der Nutzung
des Internet zeigte sich bei denjenigen, deren Kompetenzen noch weniger ausgeprägt oder noch nicht vorhanden waren. Es ist zu beobachten, dass eine positive
Einstellung zum Internet und seinem Nutzen für das berufliche und private Leben
mit der vorhandenen Kompetenz, dieses Medium als Informations- und Kommunikationsmittel nutzen zu können, wächst.
4. IT-Austattung
Der Zugang zum Internet stellte sich in Berufsschulen und Betrieben unterschiedlich dar. Für die beteiligten Berufsschullehrerinnen existiert die Möglichkeit, auch an
ihrem Arbeitsplatz (in Freistunden) zu lernen. Die beteiligten Berufsschulen verfügen
über eine gute IT-Ausstattung. Für die Ausbilderinnen hingegen existierte diese Möglichkeit kaum. Zwar gibt es in ihren Betrieben in der Regel Zugänge zum Internet, sie
sind jedoch nur für berufliche Tätigkeiten im engeren Sinne zu nutzen. Im übrigen ist
die Internetnutzung nach Aussagen der beteiligten Frauen aus den Klein- und Mittelbetrieben weitgehend „Männersache“.
Bis auf eine Frau verfügten alle Teilnehmer/innen in ihren privaten Haushalten über
einen Internet-Zugang. In verschiedenen Fällen wurde dieser bisher allerdings nur
vom Partner genutzt.
5. Zeitkontingente
Vor allem die Ausbilderinnen verfügten über ein sehr geringes Zeitbudget, das sie für
Weiterbildung nutzen konnten. Die hohe Arbeitsintensität im Einzelhandel gestattete
es darüber hinaus nicht, die mit der netzbasierten Lernform gegebene Möglichkeit,
auch am Arbeitplatz zu lernen, zu nutzen. Die Berufsschullehrerinnen konnten in Freistunden oder nach dem Unterricht in den Schulen die Lernplattform nutzen.
6. Lernstrategien
Hier soll besonders der Wunsch nach kooperierendem Lernen hervorgehoben werden: Der Großteil der an der Erprobung beteiligten Frauen sahen in der netzgestützten
Lernform für sich eine Chance, trotz vielerlei beruflicher und privater Verpflichtungen
an einer Fortbildung teilnehmen zu können, ohne zeitlich festgelegte wöchentliche
Präsenztermine wahrnehmen zu müssen. Andererseits wurde die Befürchtung geäußert, dass der Aspekt des gemeinsamen Lernens und des fachlichen Austauschs in
der Gruppe verloren gehe. Und darauf legte die Mehrheit der Frauen großen Wert.
Es wurde deutlich, dass die Kommunikation über e-Mail oder das kooperative Lernen
über das in die Lernplattform integrierte Forum für die meisten der Frauen keinen
Ersatz für das gemeinsame Lernen in Präsenz darstellte. Von ihnen wurde deutlich
gemacht, dass E-Learning für sie nur im Zusammenspiel mit Präsenztreffen infrage
kommt. Einige Frauen betonten demgegenüber, dass für sie die Kooperation beim
Lernen eine nebengeordnete Rolle spiele.
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
7. Genderkompetenzen
In den Berufsschulen, vor allem aber in den Klein- und Mittelbetrieben war zum Zeitpunkt der Befragung das Thema Gender Mainstreaming mit seinen Zielen nahezu
unbekannt.
Diese hier skizzierten Voraussetzungen der beiden Zielgruppen, ihre Medienbiografien, Kenntnisse im Lernfeld wie auch ihre Lernstrategien zeigen ein inhomogenes
Bild. Im folgenden wird dargestellt, wie bei der Konzeptentwicklung die unterschiedlichen Voraussetzungen der Zielgruppen berücksichtigt worden sind.
•
Internetkurs im Vorfeld der Erprobung
Nicht alle Teilnehmerinnen verfügten bereits im Ausgangspunkt über die Internetkenntnisse, die ein erfolgreiches E-Learning voraussetzt. Deshalb wurde ein Präsenzkurs „Einführung ins Internet“ im Vorfeld der Erprobungsphase angeboten, der
von den Frauen ohne Vorkenntnisse gut angenommen wurde.
•
Inhaltlicher Zuschnitt des Lernstoffs auf die Lernbedarfe der
Teilnehmerinnen aus Berufsschulen und Betrieben
Wie eingangs bereits festgehalten, geht es beim Projekt „fit in e-business“ um die
Qualifizierung des Lehr- und Ausbildungspersonals des Dualen Systems. Es werden Grundlagen im Themenfeld „E-Business“ vermittelt, die für veränderte inhaltliche
Anforderungen in der Lehr- und Ausbilderinnenfunktion nutzbar gemacht werden können.
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„fit in e-business“
Um dieses Ziel zu erreichen, musste das umfangreiche Themenfeld E-Business mit
seinen unterschiedlichen Aspekten so eingegrenzt und aufbereitet werden, dass es
für die beiden Zielgruppen mit ihren je spezifischen Aufgabenstellungen in der beruflichen Ausbildung von Einzelhandelskaufleuten brauchbar wird. Um an den beruflichen Bedarfen anzusetzen, wurde für die inhaltliche Entwicklung der Lernmodule
ein Abgleich mit den Lernfeldern der Rahmenlehr- und Ausbildungsrahmenpläne für
das Berufsbild Kaufmann/-kauffrau im Einzelhandel vorgenommen. Die dort festgehaltenen Themenbereiche wurden auf die Abwicklung im Internet übertragen. Der
Schwerpunkt der Module ist demnach auf die Internetnutzung für betriebliche Zwecke
im Einzelhandel gerichtet und beinhaltet die Kernsegmente der Geschäftsprozesse
Business-to-Business und Business-to-Consumer.
•
Modularisierte Aufbereitung des Lerninhaltes
Auf die unterschiedlichen Vorkenntnisse der Zielgruppen wurde durch die Splittung
des Lernfelds in Module Bezug genommen. Die modularisierte Aufbereitung ermöglicht es den Lernenden, selbstbestimmt zu entscheiden, mit welchem Thema des
Lernangebots sie sich in welcher Intensität befassen wollen, sich also an ihren individuellen Vorkenntnissen, aktuellen Lernbedarfen und ihrem Zeitbudget zu orientieren.
Des weiteren wird im Bereich „Bibliothek“ der Lernplattform zusätzlich Vertiefungsmaterial angeboten. Dadurch werden den Nutzerinnen, die in dem einen oder anderen
Themenbereich bereits Vorkenntnisse mitbringen, Angebote gemacht, sich vertiefend
mit diesen Themen zu befassen.
•
Der Aufbau der Module
Alle Module sind nach dem gleichen Schema gegliedert: Sie beginnen mit einer
Zusammenfassung des zu erwartenden Lernstoffs (Abstract), der Formulierung der
Lernziele und einer Gliederung mit aussagekräftigen Überschriften. Sie stellen thematisch geschlossene Lerneinheiten dar. Die Module sind in sich noch einmal in Lerneinheiten unterteilt. Sie enthalten Grafiken und Anschauungsmaterial, die die textlich
dargebotenen Fachinhalte in anderer Darstellungsform präsentieren und deren Verständnis somit unterstützen.
In die einzelnen Abschnitte sind Verlinkungen integriert. Diese Links bieten praktisches Anschauungsmaterial zu den einzelnen Themen. Gleichzeitig geben sie Anregungen zur Nutzung des Internet. Mit den Links werden den Nutzerinnen Vorschläge
gemacht und Wege aufgezeigt, sich Informationen im Internet zu erschließen und
diese für die individuelle Wissenskonstruktion zu nutzen.
In den Präsenzveranstaltungen wurden einzelne Links kritisch nach ihrem Informationsgehalt und im Hinblick auf ihre Benutzungsfreundlichkeit diskutiert.
Hier gab es Nachbesserungsbedarf!
Rückmeldungen der Nutzerinnen ergaben, dass die Gliederung der Module
als zu großmaschig empfunden wurde. Die Module wurden überarbeitet und
in noch kleinteiligere Segmente untergliedert.
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Die Erarbeitung der Lerneinheiten schließt jeweils mit einem Multiple Choice Test
ab. In den individuellen E-Learning-Phasen ist die unmittelbare Rückmeldung zum
Stand des Lernerfolgs – durch eine Moderatorin oder eine Lehrerin - nicht gegeben. Das kann zu Demotiviation und in der Folge zu Abbrüchen führen. Regelmäßige
Auskünfte über den Lernerfolg sind geeignet, das Selbstbewusstsein und damit die
Motivation zu steigern; darüber hinaus geben sie den Lernenden wichtige Anhaltspunkte, ob und inwieweit sie ihre Lernstrategien optimieren oder verändern müssen,
um zu einem gewünschten Lernergebnis zu kommen. Damit diese Wirkungen erzielt
werden können, sind zeitnahe Rückmeldungen erforderlich.
Neben den Multiple Choice Test wurden für verschiedene Module praxisbezogene
handlungsorientierte Lernaufgaben entwickelt. Die Bearbeitung solcher „Fallbeispiele“ ist geeignet, mit dem Lernstoff zu operieren und mit ihm Lösungen für beruflicher Aufgabenstellungen zu entwickeln. Die Aufgaben wurden von den Teilnehmerinnen in Kleingruppen bearbeitet, die sich darüber per e-Mail verständigten. Die
Arbeitsergebnisse wurden in das Forum eingestellt und so für die jeweils anderen
Gruppen sichtbar gemacht. Abschließend wurden die Lösungen in den Präsenzseminaren diskutiert. Dieses im Projekt gewählte Verfahren der virtuellen Gruppenarbeit
- e-Mail-Kommunikation plus Nutzung des Forums plus abschließender Bearbeitung
in Präsenzseminaren – führt auch Nutzerinnen an die virtuelle Kommunikation und
Kooperation heran, die bisher keine oder nur geringe Erfahrungen im Umgang mit
dem Internet und den Internetdiensten haben und trägt dem Bedürfnis eines großen
Teils der am Projekt beteiligten Frauen nach Phasen gemeinsamen Lernens innerhalb
des E-Learning Rechnung.
Hier gab es Nachbesserungsbedarf!
Das in die Lernplattform integrierte Forum war als Ort der Kommunikation
und Auseinandersetzung zwischen den Nutzerinnen konzipiert worden. Als
solches wurde es nicht angenommen. In der Folge wurde das Forum – wie
oben geschildert – dazu genutzt, Resultate der Gruppenarbeit für die Gesamtgruppe zugänglich zu machen.
Die Modul-Ersteller/innen waren angehalten, die Lerneinheiten sprachlich so einfach
wie möglich zu halten. Die Fachbegriffe des Lernthemas E-Business sind in aller
Regel englischsprachig, was bereits einen Schwierigkeitsgrad für das Verständnis
bedeuten kann. Hinzu kommen notwendigerweise viele betriebswirtschaftliche Fachbegriffe. Um den Nutzerinnen das Verständnis zu erleichtern, wurden die Fachbegriffe in einem Glossar erläutert.
Hier gab es Nachbesserungsbedarf!
Die Nutzerinnen bewerteten das Glossar als sehr hilfreich zum Verständnis
der Fachsprache. Sie bemängelten jedoch, dass darüber hinaus zu viele
unnötige Fremdwörter in den Texten enthalten waren, die das Verständnis
der Texte erschwerten. Die Lerneinheiten wurden daraufhin noch einmal
überarbeitet.
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„fit in e-business“
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Benutzung einer geschlechtergerechten Sprache bei der Aufbereitung eines betriebswirtschaftlichen Lerngegenstands wie E-Business einen „Kraftakt“ bedeutet. Hier wurde deutlich, wie die sprachliche Ausgrenzung
von Frauen in den kaufmännischen Bereichen, des Steuerrechts, des Bürgerlichen
Gesetzbuchs, des Gesellschaftsrechts etc. etc. manifest ist: Dort existieren ausschließlich „Käufer“, „Unternehmer“, „Schuldner“, „Vertragspartner“ und so weiter.
•
Blended Learning:
Verknüpfung des individuellen, netzgestützten Lernens mit
Präsenzseminaren
E-Learning gestattet es den Nutzerinnen und Nutzern, individuell zu entscheiden, an
welchem Lernort, zu welcher Zeit und in welcher Intensität sie sich mit dem Lernstoff
befassen wollen. Darin besteht das Plus des E-Learning gegenüber konventionellen
seminaristischen Fortbildungsangeboten. In der neueren Diskussion um das E-Learning wird jedoch auch hervorgehoben, dass diese individualisierte Form des Lernens
nicht allen Lernbedürfnissen entspricht, was durch den angemeldeten Bedarf der
Zielgruppen nach Präsenzveranstaltungen bestätigt wurde.
„fit in e-business“ hat deshalb in die Phasen des individuellen und kooperativen
netzbasierten Lernens Präsenzseminare integriert. In den Seminaren wurden – insbesondere zu Beginn der Erprobung - technische und organisatorische Fragen
besprochen. Den Schwerpunkt bildete jedoch in der Folge die Bearbeitung themenbezogener Fragenstellungen. Um die Praxisnähe des Lernangebots zu intensivieren,
kamen in den Präsenzseminaren Fachleute des E-Business zu Wort. Beispielsweise
waren Online-Shop-Betreiber/innen eingeladen, die aus der Praxis des E-Business
in Klein- und Mittelbetrieben berichteten oder auch Experten, die das „Banking via
Internet“ beleuchteten.
Das Feedback zu diesen Seminaren durch die Teilnehmerinnen bestätigen die in
vielen anderen E-Learning-Angeboten gemachten Erfahrungen: Der soziale und
fachliche Austausch in Präsenz ist sehr gut geeignet, die individuellen netzgestützen
Lernphasen zu befördern. Die Teilnehmerinnen motivieren sich gegenseitig und der
Methodenwechsel trägt zu Lernerfolgen bei. Verstärkt wurden diese Effekte durch
den Austausch quasi zwischen „Theorie und Praxis“: Die beteiligten Ausbilderinnen
betonten Aspekte des E-Business aus der betrieblichen Praxis, die Berufsschullehrerinnen beleuchteten ein gegebenes Thema aus Sicht des Unterrichts.
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
•
Werkstattgespräch
Lernbegleitung durch eine Tutorin
In den verschiedenen Leitfäden und Checklisten (Jelitto 2003, S. 20) für ein genderorientiertes E-Learning wird auf die Bedeutung einer personalen Betreuung für ein
produktives selbstgesteuertes Lernen hingewiesen:
„Die Betreuung der (virtuellen) Teilnehmer ist das A und O eines Angebots (umfasst
u.a.: Klarheit des Angebots und der Zielerreichung, Moderation, technische Unterstützung, Motivationshilfen), daher didaktischer Aufwand erheblich höher als bei traditionellen Angeboten“. (Schinzel und Ruiz Ben 2002, S. 36)
Dies gilt unseres Erachtens besonders dann, wenn die Zielgruppen in einem ersten
Schritt an das internetgestützte Lernen herangeführt werden. Im Projekt „fit in e-business“ moderierte die Tutorin die Präsenzveranstaltungen, über sie erfolgte das Feedback zu den Multiple Choice Tests sowie zu den Lernaufgaben. Darüber hinaus stand
sie den Teilnehmerinnen für Fragen technischer wie inhaltlicher Art und für die unterstütztende Beratung zur Verfügung. Die Tutorin war für die Teilnehmerinnen innerhalb des E-Learning-Angebots über ein in die Plattform integriertes e-Mail-Formular
erreichbar.
Sehr günstig erscheint uns das Zusammenspiel von fachlichen und methodischen
Kompetenzen für die tutorielle Arbeit, da dadurch eine Vorbildfunktion zum Tragen
kommt, die sich positiv auf die Motivation und damit den Lernerfolg auswirkt.
Um die Teilnehmerinnen zu motivieren, ihre Fragen zu formulieren, ist im Rahmen der
Kursorganisation auch die zeitliche Erreichbarkeit der Tutorin deutlich zu machen und
verbindliche Auskunft darüber zu geben, in welcher Zeit mit einer (e-Mail-)Antwort
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„fit in e-business“
gerechnet werden kann. Unsicherheiten in dieser Hinsicht wirken sich demotivierend
aus.
Die Teilnehmerinnen sollten nach der Devise „dumme Fragen gibt es nicht“ anregt
werden, ohne Ängste oder Vorbehalte alle Fragen auf den Tisch zu bringen. Nach
unseren Erfahrungen erzeugt ein solches Vorgehen durch die Tutorin ein sehr gutes,
produktives Arbeitsklima und motiviert auch eher zurückhaltende Teilnehmerinnen,
ihre offenen Fragen zu formulieren und damit einer Klärung zuzuführen.
•
Informationen zum Gender Mainstreaming
Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen können in ihren Funktionen in der
Berufsausbildung als Multiplikatorinnen wirken, in Berufsschulen und Betrieben die
Anliegen des Gender Mainstreaming zu verbreiten und zu realisieren. Um darüber
zu informieren und sich mit der Thematik auseinander zu setzen, wurden deshalb im
Projekt deshalb verschiedene Angebote gemacht: In Zusammenarbeit mit den Projekten MultiQua (http://www.multiqua.de) und LeaNet (http://www.leanet.de) wurde
der zielgruppenorientierter Workshop „Gender Mainstreaming in der beruflichen Bildung“ durchgeführt. Hier wurden Aspekte des Einsatzes neuer Medien im Unterricht
unter dem Blickwinkel des Gender Mainstreaming diskutiert sowie Möglichkeiten ausgelotet, die Ziele des Gender Mainstreaming in die betriebliche Ausbildung einzubringen.
Des weiteren wurden in den für die am Projekt beteiligten Frauen herausgegebenen
Newsletter auf interessante Links und Veröffentlichungen zum Thema aufmerksam
gemacht.
Außerdem ist im Projekt die Veröffentlichung „Gender Mainstreaming – ein Beitrag
zum Erwerb von Gender Kompetenz“ (Dorn et al. 2003) entstanden, die im Hinblick
auf die Zielgruppen des Projekts konzipiert worden ist.
•
Die Gestaltung der Lernplattform unter dem Aspekt der
Nutzerinnenfreundlichkeit
Im folgenden wollen wir anhand einiger Seiten aus der Lernplattform aufzeigen, wie
die hier dargestellten Bausteine im Lernangebot realisiert wurden und dabei auf
Aspekte der Nutzungsfreundlichkeit eingehen.
» Der Einstieg in die Lernplattform
Über die Eingabe der URL-Adresse, dem Einloggen per Benutzerinnen-Name und
Kennwort öffnet sich nach einer kurzen Ladezeit (spart Zeit und Kosten!) die Startseite des Lernangebots. Hinweispfeile führen in den Lernbereich.
Nach dem Eintritt in die Lernplattform werden die Nutzerinnen über die zur Verfügung
stehenden drei Bereiche „Bibliothek“, „Lernmodule“ und „Kommunikation“
informiert. Diese Bereiche werden durch Anklicken aktiviert und geöffnet.
19
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Die Seite ist wie alle folgenden klar und übersichtlich gestaltet. Auch noch ungeübte
Nutzerinnen können sich aufgrund der gegebenen Informationen und Navigationsmöglichkeiten schnell zurechtfinden.
» Der Bereich „Lernmodule“
Unit 03:
Geschäftsmodelle im e-business – Ein
Überblick
20
„fit in e-business“
Die Lernmodule sind – wie oben ausgeführt – nach den Themenschwerpunkten der
Lehr- und Ausbildungsrahmenpläne gegliedert. Sie sind den Nutzerinnen aus ihrem
beruflichen Zusammenhang als Lehrerinnen und Ausbilderinnen bekannt. Sie werden
in dem linken Navigationsframe abgebildet. Die Zuweisung zu den diesen Themen
entsprechenden Modulthemen des E-Business wird beim Überfahren der Themenschwerpunkte mit dem Mauszeiger in eigenen Popup-Fenstern angezeigt.
Dieser Aufbau gestattet eine sichere, problemlose Orientierung; die Nutzerinnen
navigieren sich über bekannte Informationen in die entsprechenden neuen Themenbereiche der Module.
Nach dem Öffnen eines Lernmoduls erscheint zunächst eine Zusammenfassung des
zu erwartenden Inhalts. Darüber hinaus informiert diese Seite über alle Dateien, die
in einem Modul enthalten sind:
21
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Jedes Modul enthält folgende Dateien:
Das Lernmodul: Es liegt im Dateiformat HTML vor und wird in einer eigenen Browserinstanz geöffnet. Somit können auch mehrere Lernmodule parallel bearbeitet bzw.
unterstützend geöffnet werden.
Eine Druckversion: Das entspricht den Usability Kritieren und auch dem Wunsch
der an der Erprobung beteiligten Frauen. Dabei spielen die Kosten für die Internetnutzung ebenso eine Rolle wie das Bedürfnis, auch bei einer Unterbrechung der
Online-Bearbeitung auf die Modulinhalte zugreifen zu können.
Die Checkups (Multiple-Choice): Sie werden über ein Internet-Formular an die Tutorin
gesandt. Von der Tutorin erhalten die Teilnehmerinnen die Rückmeldung zum Lernstand. Das Internet-Formular für die Multiple-Choice-Tests wird in verschiedenen
Dateiformaten angeboten, um die IT-Ausstattung der Teilnehmerinnen zu berücksichtigen.
Die handlungsorientierten Aufgaben (Fallbeispiele: Sie werden in Kleingruppen erarbeitet (Kommunikation über e-Mail). Die Resultate werden von den Teilnehmerinnen
ins Forum eingestellt.
Die einzelnen Module sind identisch im Aufbau, so dass die Lernenden sich nicht
von Seite zu Seite in eine neue Systematik einarbeiten müssen:
Die Module enthalten die Lernziele (Extra-Fenster), eine Zusammenfassung der Lerneinheit und informieren in einer Gliederung über die einzelnen Abschnitte der Lerneinheit.
Die Schriftgröße ist gut lesbar, die farbliche Gestaltung harmonisch. Beides wurde mit
den Teilnehmerinnen abgestimmt.
22
„fit in e-business“
Auf jeder geöffneten Seite werden in der oberen Navigationsleiste die Gliederungspunkte angezeigt, die die Lerneinheit umfasst. Durch die farbliche Hervorhebung wird
verdeutlicht, in welcher Lerneinheit und in welchem Abschnitt der Einheit sich die
Nutzerinnen befinden. Von hier aus können sie sich auch zwischen den einzelnen
Lerneinheiten und deren Kapiteln bewegen:
Im Glossar werden betriebswirtschaftliche sowie Begriffe des E-Business erläutert.
Sie sind im Text blau unterlegt, das Glossar öffnet sich beim Anklicken in einem ExtraFenster:
23
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
» Der Bereich „Bibliothek“
Im Bereich „Bibliothek“ sind Hintergrundmaterialien hinterlegt. Sie enthalten vertiefendes Informationmaterial zu den jeweiligen Modulthemen, die den Nutzerinnen auf
der linken Navigationsleiste angezeigt werden. Sie werden durch das Überfahren mit
dem Curser und das Anklicken aktiviert.
Die Bibliothek stellt außerdem eine Internet-Suchfunktion zur Verfügung, so dass die
Nutzerinnen sich weitere Informationen im Internet erschließen können, ohne die
Plattform verlassen zu müssen.
» Der Bereich Kommunikation
In diesem Bereich können die Teilnehmerinnen Kontakt zur Tutorin über ein e-MailFormular aufnehmen.
Außerdem steht hier das Forum zur Verfügung, das im Projekt für die virtuelle Gruppenarbeit genutzt wurde.
Kontakt:
Brigitte Fietz
www.iaw.uni-bremen.de
bfi[email protected]
[email protected]
24
„fit in e-business“
Literatur
BMBF-Portal o.J.
Portal zur BMBF-Förderung Neue Medien in der Bildung – Gender Mainstreaming.
URL http://www.medien-bildung.net/gender_mainstreaming/
Dorn et al. 2002
Dorn, Lothar und Hellweg, Ilona und Schekerka, Hartmut: Weiterbildungsbedarf im
stationären Einzelhandel im Land Bremen. Bremen 2002
Dorn und Fietz und Rupprecht 2003
Dorn, Charlotte und Fietz, Brigitte und Rupprecht, Elisabeth: Gender Mainstreaming
– ein Beitrag zum Erwerb von Gender-Kompetenz. Bremen 2003,
URL http://www.fit-in-e-business.de
Ehlers 2003
Ehlers, Ulf: Qualität beim E-Learning – Der Lernende als Grundkategorie der
Qualitätssicherung. In: Jürgen Kutscha, (Hrsg.): E-Learning – Die Anwender bestimmen die Qualität. Bielefeld 2003
Faulstich-Wieland 2002
Faulstich-Wieland, Hannelore: Gender Mainstreaming in der Bildung. In: Dokumentation. Workshop: Geschlechtssensible Gestaltung von Lernumgebungen und Lernmedien am 25.04.2002 in Berlin. Begleitprojekt Gender Mainstreaming im BMBFProgramm Neue Medien in der Bildung. Ergolog (Hrsg.), Berlin 2003,
URL http://www.frauen-ans-Netz.de/article/articleprint/385/-1/25/
Jelitto 2003
Jelitto, Marc: Digitale Medien in der Hochschullehre: Gender Mainstreaming und
Evaluation, Forschungsberichte des Fachbereichs Elektrotechnik, Prof. Dr. Ing. B.
Krämer (Hrsg.), Hagen 2003 URL http://www.et-online.fernuni-hagen.de/Forschung
Kerres 1999
Kerres, Michael: Didaktische Konzeption multimedialer und telemedialer Lernumgebungen. In: HDM – Praxis der Wirtschaftsinformatik, Heft 205/1999
Projekt „MultiQuA“
Multimediale Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals unter Einbezug
der Leitlinien des Gender Mainsteaming“, Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet e.V. BWU, Bremen, URL: http://www.multiqua.de
Projekt „LeaNet“
Informationsplattform und Online-Netzwerk zur Unterstützung von GM in Schule und
Bildung, URL http://www.leanet.de
Schinzel o.J.
Schinzel, Britta: e-learning für alle, Gendersensitive Mediendidaktik, Freiburg o.J.
URL.http://www.ubik.ac.at/ leitung/fem/nmtagung/a_aufsatz_schinzel.htm
25
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Schinzel und Ruiz Ben 2002
Schinzel, Britta und Ruiz Ben, Esther: Gendersensitive Gestaltung von Lernmedien
und Mediendidaktik: Von den Ursachen für ihre Notwendigkeit zu konkreten Checklisten. BMBF-Workshop Berlin zu „Gender Mainstreaming in der beruflichen Bildung:
Anforderungen an Medienpädagogik und Medienentwicklung“. Institut für Informatik
und Gesellschaft der Universität Freiburg. Freiburg 2002
Wählisch und Kollatz 2003
Wählisch, Birgitt und Kollatz, Heidemarie: Checkliste zur Berücksichtigung von
Genderperspektiven bei der Entwicklung neuer Lernsoftware. Begleitprojekt Gender
Mainstreaming. BMBF-Programm: Neue Medien in der Bildung – Schule und
Berufliche Bildung. ERGOLOG (Hrsg.). Berlin 2003
Wiesner und Kamphaus und Schelhowe et al. 2004
Wiesner,Heike und Kamphaus, Marion und Schelhowe, Heidi: Leitfaden zur
Umsetzung des Gender Mainstreamining in den „Neuen Medien in der Bildung
– Förderbereich Hochschule“. Bremen/Dortmund, Stand 21.07.2004
URL http://www.medien-bildung.net/pdf/themen_seiten/GMLeitfaden21072004.pdf
26
„Leanet“ und „Lizzynet“
Regina Eichen, Karin Renges
Schulen ans Netz e.V.
LeaNet und LizzyNet –
virtuelle Lernorte für Lehrerinnen und Schülerinnen
Um dem selbst gesteckten Ziel, Internet- und Medieneinsatz zum Unterrichtsalltag in
unseren Schulen werden zu lassen, näher zu kommen, hat Schulen ans Netz e.V. es
sich zur Aufgabe gemacht, Angebote und Methoden zu entwickeln, die Schülerinnen
und Lehrerinnen zur Mediennutzung und -gestaltung motivieren.1 Vor dem Hintergrund der geringen Beteiligung von Lehrerinnen am Prozess der Implementierung
des Internet in Schulen werden bei Schulen ans Netz e.V. seit 1999 Aktionen und
Maßnahmen geplant und durchgeführt, die deren Bedürfnissen und Anforderungen
an Inhalte und Strukturen von Online-Angeboten gerecht werden.
1999 ging mit LeaNet das erste (und bis heute einzige) Online-Netzwerk für Lehrerinnen als Interaktions-, Lern- und Arbeitsplattform ans Netz, gefolgt von LizzyNet
(April 2000), der Online-Community für Mädchen. Beide Angebote beheimaten heute
mehrere Tausend Mitglieder aus der ganzen Bundesrepublik, wurden zu virtuellen
Treffpunkten rund um die Themen Bildung, Frauen/Mädchen und Medien. So konnte
Schulen ans Netz e.V. in den vergangenen Jahren für diese Zielgruppen adäquate
Online-Umgebungen zur selbstständigen Aneignung und Interaktion entwickeln,
konnte Konzepte erproben, um die Entwicklung von Medienkompetenz zielgerichtet
und bedarfsgerecht über unterschiedliche Modelle mediengestützter Fortbildung zu
fördern.
Im Rahmen von LeaNet.de2 wurden in den vergangenen Jahren ein weites Spektrum
von Kurstypen entwickelt und getestet, von der klassischen Präsenz-Veranstaltung
(mit Partnereinrichtungen) über tutoriell betreute Online-Kurse bis zum reinen Selbstlernkurs auf der Plattform. In Hinblick auf die Herausarbeitung genderrelevanter Elemente sind die Ergebnisse der betreuten Online-Kurse besonders aufschlussreich.
Hier werden Wünsche und Bedarfe der Frauen an eine Online-Umgebung und die
damit verbunden Lehr- und Lernmöglichkeiten artikuliert bzw. deutliche Hinweise darauf werden offensichtlich.
Im folgenden wird daher diese Art des Lernens im Kontext LeaNet vorgestellt und
ausgewertet.
27
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Lehrerinnen lernen – online und kooperativ
„Wie geht Onlinelernen? Das hört sich nach viel Technik an, kann ich das als Lehrerin?
Wofür soll ich mich damit überhaupt beschäftigen?“ Fragen, die so manche – nicht
nur Lehrerinnen – davon abhalten, sich mit den Möglichkeiten der digitalen Medien
vertraut zu machen. Aber es geht bei dieser Berufsgruppe nicht allein um die eigene
Medienkompetenz. Sondern um mehr:
1. Lehrerinnen und Lehrer tragen Verantwortung und haben jeweils eine Vorbildrolle, was die Nutzung digitaler Medien angeht.
2. Lehrkräfte müssen Onlinelernen / Lernen mit digtalen Medien selbsttätig
erfahren und reflektieren, damit sie im Anschluß diese Lernformen in ihre
pädagogische Praxis einbinden können (Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz).
3. Lehrkräfte müssen gendersensibel konzipierte Lernangebote kennenlernen,
wenn sie diese Aspekte in ihren Lernszenarien mit digitalen Medien berücksichtigen sollen.
28
„Leanet“ und „Lizzynet“
Angebot und Erfahrungen
LeaNet konzipiert und führt modellhaft Onlinefortbildungen mit tutorieller Begleitung
für Lehrerinnen durch. Bereits erprobte Fortbildungsthemen sind z. B. „Kreative
(Unterrichts-) Methoden mit neuen Medien“ und „Mit Mädchen das WWW entdecken“.
Detailierte Informationen zu den Onlinefortbildungen finden Sie unter http://www.leanet.de/dyn/47448.asp
Lehrerinnen und Pädagoginnen, die ihre eigenen Erfahrungen mit tutoriell begleiteten Onlinefortbildungen machen möchten, äußern an erster Stelle ein inhaltliches
Interesse. Das heißt, die Themen sind für die Fortbildungsinteressierten zentral. Die
Form des Lernens ist eine attraktive Möglichkeit, zum überwiegenden Teil erstmalig,
digitale Medien in diesem Lernkontext zu nutzen. An den LeaNet-Onlinefortbildungen
nahmen im Jahr 2004 78 Pädagoginnen teil - außerschulische und schulische - aus
unterschiedlichen (Bundes-) Ländern, Schultypen und Schulstufen, sowie mit unterschiedlichen Fächerkombinationen. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerinnenzahl je
Fortbildung konnten nicht alle Interessierte berücksichtigt werden.
Das Feedback zu den Onlinefortbildungen zeigt, was Lehrerinnen wichtig ist – unabhängig von den jeweiligen Vorkenntnissen:
•
Praxisbezug des Themas
•
Ergebnisorientierung der Aufgabenstellungen/Fragestellungen
•
Überschaubares Kursmaterial - überschaubarer Zeitaufwand
•
Kombination von selbstgesteuertem und kooperativem Lernen – Schwerpunkt jedoch auf kooperativem Lernen und dabei besonders vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation
•
Rückmeldung zu Lern-/Aufgabenergebnissen durch die Kolleginnen in der
Fortbildung und durch die Tutorinnen
•
Zulassen von fragendem Lernen
•
Einfache Handhabung der Lernplattform / Technologie
•
Zuverlässige und kompetente Betreuung durch die Tutorin
•
Absolvierung der Fortbildung von zuhause aus
Ergebnisse der Onlinefortbildungen
Die Ergebnisse der Onlinefortbildungen lassen sich auf unterschiedlichen Ebenen
beschreiben. Für die Teilnehmerinnen sind es neben den thematisch bezogenen
neuen Kenntnissen ganz besonders die praktisch erprobten Fähigkeiten. Sie beschäftigen sich z. B. theoretisch mit Fragen zum Urheberrecht, während sie eine konkrete
Homepage erstellen. Oder sie erschließen sich in Gruppenarbeit eine kreative Unter-
29
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
richtsmethode für den schulischen Einsatz digitaler Medien anhand einer kreativen
Methode, die sie mit Hilfe der Fortbildungsmaterialien kennengelernt haben.
Entscheidend sind zudem die Kenntnisse, die die Teilnehmerinnen in Bezug auf das
Lernen mit / auf der Online-Lernplattform erwerben. Im Feedback auf die Fortbildungen wird gerade dieses eigene „Erleben des Online-Lernens“ hervorgehoben.
Eine Lehrerin beschreibt zudem, dass es für sie als Teilnehmerin aufschlussreich ist,
selbstgesteuertes, eigenverantwortliches Lernen wieder einmal erleben zu können,
das Verständnis für SchülerInnen und andere Lernende sehr fördert. Neben den Vorzügen des überwiegend zeit- und ortsunabhängigen Lernens wird das über (Bundes-)
Ländergrenzen hinweg, kooperative Lernen mit Kolleginnen als positiv erlebt.
Kriterien gendersensibler Onlinefortbildung
Das Angebot gendersensibler Onlinefortbildungen von LeaNet läßt sich anhand
folgender Kriterien beschreiben:
•
Technologie und Design
Leichte Handhabung und sich selbsterklärende Oberfläche, ermöglicht netzbasiertes kooperatives Lernen, mit normalem Webbrowser zu nutzen
•
Rahmenbedingungen
Online Lernen: Orts- und überwiegend zeitunabhängig, in die Arbeit/Vorbereitung am eigenen Schreibtisch integrierbar; angepasste Dauer der Fortbildung; Uhrzeiten der Onlinetermine an Lebensbedingungen der Zielgruppe
orientiert; Angebot des Austauschs unter Kolleginnen auch außerhalb der
Fortbildung nutzbar
•
Lehr- und Lerninhalte
Themen und Fragestellungen aus der beruflichen Praxis der Zielgruppen;
Stärkung der Medienkompetenz und Erwerb medienpädagogischer Kompetenz; geschlechtergerechte Sprache
•
Didaktik
Handlungs- und Ergebnisorientierung, Subjektorientierung, ganzheitliches
Lernen, kooperatives Lernen; dialogische Lernformen; Teamteaching; gendergerechte Sprache; Tutorinnen als Vorbild im Umgang mit den technischen
Gegebenheiten
•
Methoden
Berücksichtigung verschiedener Kommunikations- und Interaktionsweisen:
synchron & asynchron, individuelle Ansprache und Motivation; Methodenwechsel (Einzel- , Tandem- und Gruppenarbeit); kreative Methoden; Lernen
durch Fragen
Materialien
Fachbegriffe werden erklärt, Umfang ist überschaubar, Anregung und Anleitung zur eigenständigen, weiterführenden / vertiefenden Recherche
•
30
„Leanet“ und „Lizzynet“
Als Folge der Fortbildungen konnte eine regere Teilnahme der Pädagoginnen am
Community-Geschehen verzeichnet werden, da sie nun mit den Kommunikationswerkzeugen vertraut sind. Ein erstes direkt sichtbares Ergebnis praktizierter Medienkompetenz.
1
Ca. 65 % der Lehrkräfte an allgemeinbildenden deutschen Schulen sind Frauen. Ohne ihre aktive
Beteiligung an der schulischen Mediennutzung kann dieses Ziel nicht erreicht werden.
2 Die Schülerinnen-Plattform LizzyNet.de enthält im Bereich „knowhow“ eine Reihe innovativer und
sehr unterschiedlicher Lernangebote für Mädchen. Tutoriell betreute Kurse finden dort jedoch bislang nicht statt.
31
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
32
Werkstattgespräch
„Leanet“ und „Lizzynet“
Fortsetzung der Präsentation nächste Seite
33
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Kontakt:
Regina Eichen und Karin Renges, Schulen ans Netz e.V.
www.schulen-ans-netz.de
[email protected]
[email protected]
34
Werkstattgespräch
INET e.V und „webucation-for-women.net“
Dr. Ellen Seßar-Karpp
INET e.V.
Das Modellprojekt „IT-Weiterbildung für
Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern“
Das Modellprojekt „IT-Weiterbildung für Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern“ startete 2002 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung,
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit aus Mitteln des Europäischen
Sozialfonds, der Agentur für Arbeit Leipzig sowie regionalen Partnern gefördert. Das
Modellprojekt ist Teil der Gemeinschaftsinitiative EQUAL „Chancengleichheit von
Frauen und Männern am Medienstandort Leipzig“.
Inhalt des Projektes ist der Aufbau des IT-Weiterbildungsportals „webucation-forwomen.net“ mit der Entwicklung gendersensitiver, webbasierter Contents sowie
eines modularen Weiterbildungsangebotes mit zertifiziertem Abschluss. Weiter geht
es um den Transfer des Know-hows an Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern sowie um die Sicherung der Nachhaltigkeit durch den Aufbau eines IT-Servicecenters.
Die Besonderheit des Modellprojektes liegt in seinem gendersensitiven Ansatz: Alle
Contents werden nach gendersensitiven Qualitätskriterien entwickelt. Dieser Ansatz
wird auch durch Öffentlichkeitsarbeit, Fachveranstaltungen und eine Publikation zum
Thema „Genderkompetenz – ein Reader für die Praxis“ (Hg.: INET e.V., erscheint
Ende 2004) bekannt gemacht.
Im Projekt wurden seit 2002 sieben Kompaktcontents mit einem Gesamtvolumen
von 75 Lerneinheiten und 550 Online-Stunden neu entwickelt. Sie beziehen sich auf
die Themenbereiche gendersensitive Mediendidaktik, IT-Kompetenzen und Zusatzqualifikationen. Seit September 2004 stehen die berufsbegleitenden Qualifizierungen „Genderkompetenz im IT-Bereich“ und „IT-Kompetenzen – Kommunikation und
Präsentation“ zur Verfügung, sie wurden durch die Zentralstelle für Fernunterricht
(ZfU), Köln, zertifiziert und sind u. a. über das Weiterbildungsportal www.webucationfor-women.net oder auch über die Weiterbildungsdatenbank des Bundesinstituts für
Berufsbildung www.eldoc.info erreichbar. In Vorbereitung sind englische Module, um
die Besonderheit gendersensitiver Contents auch dem europäischen Markt anbieten
zu können.
Britta Schinzel, Professorin in Freiburg/Br. und Expertin in Fragen gendersensitiver
Mediendidaktik, fasst zusammen, wie sich Gendering in den neuen Medien in Inhalt/
35
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Content und Design darstellt (vgl. B. Schinzel: Gendersensitive Mediendidaktik, in:
Genderkompetenz – ein Reader für die Praxis, a.a.O.):
•
Inhalte, Sprache, Inhaltsrepräsentation und -organisation (Farbe,
Text, Schrift, Ton, Bilder, Visualisierungen, Kartographierungen mit
normierenden Eigenschaften)
•
Paradigmen und Sprache, Metaphern, Leitbilder
•
Ästhetisierungen, Metaphorik der Icons, Symbole
•
Lernplattform- oder Groupwaredesign für Annotation, Interaktion,
Kommunikation und Kooperation
•
Design von Benutzung, Hypertextorganisation, Navigation und
Funktionalität
Weiter stellt sie allgemeine Forderungen für eine gendersensitive Mediendidaktik
auf:
1. „Was“ Lernen
Anforderungen bezüglich der Inhaltsebene:
•
Gendersensitives Unterrichtsmaterial
•
Auswahl und Zusammenstellung des Lehrstoffs, kommentierende
Bewertung, praktische Beispiele, realistische Aufgaben mit mehreren Lösungswegen und möglichen Ergebnissen, Kontexte, Nutzungsbezug
•
Repräsentationen der Inhalte: keine Normierungen, androzentrischen Standardisierungen, Übergeneralisierung, Dekontextualisierung
•
anstatt kanonischer Lehrbuchinformation offene Lernsituationen
Die impliziten Inhalte sollten nicht androzentrisch sein bezüglich Sprache, Vokabular und Metaphern. Semantische und pragmatische Entmutigungen sind zu vermeiden, verwendete Leitbilder nicht gendered.
Verwendete Beispiele sollten das reale Leben z. B. mit sozialen und
ökologischen Zielen widerspiegeln, keine Darstellung von Krieg, Sport,
Gewalt, Action/adventure- oder Kampfspiele. Es soll kein separiertes,
sondern verbundenes Wissen (persönliche Erfahrungen) vermittelt
werden.
Mit vergrößerter Bandbreite und verbesserten multimedialen Technologien wie streaming audio werden multiple Darstellungen von Information und inklusive Designlösungen möglich, so multimodale Designs,
die graphische und dynamische Repräsentationen enthalten.
36
INET e.V und „webucation-for-women.net“
Nicht nur die Information selbst ist in diversifizierter Beschreibung darzustellen, sondern auch der entsprechende Inhalt von verschiedenen
Perspektiven zu beleuchten und die Repräsentation von alledem in
einer Diversität von Formen anzubieten.
Alternative Darstellungen durch linking von verbaler, visueller und
auditiver Information für diverse Lernstile, Vorlieben und Erfahrungen.
(Idiosynkrasien vermeiden!)
2. „Wie“ Lernen
•
Instruktionsebene: Festlegung der Reihenfolge der Bearbeitung,
Mechanismen der Rückmeldung, Lernerfolgskontrolle, Implementierung von Vermittlungs- und Übungskonzepten
•
Kooperationsebene: Einbettung der Kooperation in Lernprozesse,
Regeln zur Abstimmungs- und Entscheidungsunterstützung, Diskursverfahren und Rollenspiele (Kommunikationstools, geteilte
Anwendungen, geteilter Arbeitsraum)
(Britta Schinzel, a.a.O.. Weiter dazu auch B. Schinzel u.a. (Hrsg.):
„Empfehlungen zum Gender Mainstreaming in Projekten zu Neuen
Medien in der Bildung“ in: E-Learning im Hochschulverbund. Wiesbaden 2004)
Bei der Erarbeitung der Contents wurden diese Anforderungen berücksichtigt. Da alle
Contents von Frauen inhaltlich und technisch entwickelt wurden, kann man davon
ausgehen, dass das „doing gender“ hier zugunsten der Interessen von Frauen verläuft.
Zur Überprüfung der Akzeptanz virtueller Lernformen in der Weiterbildung allgemein
und der entwickelten Contents im Besonderen wurde in fünf Transferpoints (Berlin,
Erfurt, Leipzig, Potsdam und Erfurt) eine Evaluation der entwickelten Module zu den
Bereichen Inhalt, Technik und Design, Kommunikation und Kursorganisation durchgeführt. Dabei zeigten sich folgende Ergebnisse bei der Befragung von 36 Teilnehmerinnen:
Inhalt
Die Lernenden anerkennen positiv die Eindeutigkeit der Lernziele, die Klarheit der
Gliederung und die sprachliche Darstellung. Zur gendersensitiven Sprache äußern
sie sich mehrheitlich zustimmend, einige geben an, dass sie ihnen nicht aufgefallen
sei.
Weiterführende Texte, die in Form von Dokumentenboxen verfügbar sind, verstehen
sie als wichtige schriftliche Ergänzung zum virtuellen Lernen und drucken sie häufig
für sich aus (zwei Drittel der Befragten).
Multiple Choice Tests werden unter den Aspekten Aufbau und Funktion der Tests
und Schwierigkeitsgrad (im Fragebogen als offene Frage dargestellt) beurteilt. Die
37
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
meisten Befragten äußern sich positiv, allerdings reichen die Angaben zum Schwierigkeitsgrad von „manchmal zu einfach“ bis zu „schwer“. Dies deutet auf unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen der Teilnehmerinnen hin.
Technik und Design
Navigation und Bedienungshilfe werden gut angenommen. Ebenso finden die farbliche Gestaltung und der Einsatz grafischer Elemente große Zustimmung. Der Wunsch
nach mehr Fotos wird von einigen geäußert.
Auffallend ist das fast einstimmige Ergebnis zur Erweiterung des Angebots von Links:
hieran besteht keinerlei Interesse.
Kommunikation
Ein virtual guide, eine sprechender Begleiter, gibt in den Lerneinheiten Erläuterungen.
Die Hälfte der Befragten findet ihn hilfreich oder angenehm, die andere Hälfte lehnt
ihn als störend ab (er kann im Programm auch ausgeschaltet werden, was möglicherweise nicht hinreichend bekannt war).
Ein Mehr an multimedialer Auflockerung wünschen die meisten Lernenden nicht,
weder mehr musikalische Untermalung, Chats, gesprochene Texte noch Kontakte zu
anderen Lernenden.
Kursorganisation
Die Befragten betonen den Vorteil der selbst bestimmten Zeit- und Ortseinteilung. Nur
wenige schließen sich der Lerngruppe an, die allermeisten lernen allein zuhause. Die
Lerndauer liegt zwischen 20 Minuten und 120 Minuten, im Durchschnitt bei 45 Minuten. Etwas mehr als ein Drittel lernen am Morgen, weitere 20 % abends. Nahezu alle
Befragten geben an, dass sich ihre Selbstlernkompetenz durch das virtuelle Lernen
erheblich gesteigert hat. Sie sind überwiegend mit ihrem Lernerfolg zufrieden und
würden den Kurs weiterempfehlen.
Die Mehrheit der Befragten wurde an die Online-Angebote über Präsenzveranstaltungen im Rahmen von Blended Learning-Angeboten herangeführt. Die Transferpoints
machten dabei unterschiedliche Angebote: Alle führten eine Einführungsveranstaltung durch, bei der die Teilnehmerinnen Grundsätzliches zum Online-Lernen erfuhren,
eine Einführung in die Plattform bekamen, den virtuellen Zugang erhielten und ihre
technischen Fragen abklären konnten. In einigen Transferpoints bestand während
der Kursdauer die Möglichkeit, ein- oder zweimal wöchentlich sich mit der Kursleiterin
zu treffen, Fragen aufzuarbeiten und die Aufgaben durchzusprechen.
Interessanterweise belegt unsere Befragung kein großes Interesse an den Präsenzveranstaltungen. Dies steht im Widerspruch zu den aktuellen Trends, die Blended
Learning, also eine Kombination von Präsenz- und Online-Lernen empfehlen. Offensichtlich haben unsere Befragten (Frauen) nach der einführenden Präsenzveranstaltung die Chancen und Vorteile des neuen Lernparadigmas, gekennzeichnet durch
Virtualität und Selbststeuerung, in vollem Umfang für sich erkannt.
38
INET e.V und „webucation-for-women.net“
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
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Werkstattgespräch
INET e.V und „webucation-for-women.net“
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
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INET e.V und „webucation-for-women.net“
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
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INET e.V und „webucation-for-women.net“
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
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Werkstattgespräch
INET e.V und „webucation-for-women.net“
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
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Werkstattgespräch
INET e.V und „webucation-for-women.net“
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
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Werkstattgespräch
INET e.V und „webucation-for-women.net“
51
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Beitrag zu den Leitfragen:
(Erfahrungen aus unseren Online-Kursen)
1. Welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern beim Zugang
zu und der Nutzung der neuen Medien? Gibt es sie auch zwischen Frauen in
geschlechtshomogenen und –inhomogenen Gruppen?
Selbstvertrauen im Umgang mit Technik ist oft eingeschränkt. Wenig spielerisches
Herangehen, Technik muss funktionieren, wenig originäres Interesse an Technik
an sich, Zeitmangel vieler Frauen.
In Lerngruppen: Es gibt für Online-Lernen geeignete und weniger geeignete Teilnehmer/innen: Geeignet sind solche, die von ihrer Persönlichkeit her selbstständig
sind, selbstbestimmt mit sich umgehen. Weniger geeignet sind Personen, die viel
Anleitung brauchen, oft unsicher nachfragen, viel Lob und Ermutigung benötigen.
Die ersteren kommen nur wenig zu Präsenzphasen, die anderen regelmäßig.
2. Welche unterschiedlichen Lernstrategien verfolgen Frauen und Männer?
Haben sie unterschiedliche Lern- und Kommunikationsstile?
In den Gruppen tauschen sich Frauen viel aus, ermutigen und bestätigen sich
gegenseitig. Den Chat nehmen sie am Anfang – für konkrete Fragen – gern an,
dann nutzen sie im Laufe des Kurses dieses Medium immer weniger.
Frauen in unseren Online-Kursen nutzen begleitend gern Textmaterial und drucken es sich aus. Schwierige Inhalte drucken sie sich ebenfalls aus.
Chats werden genutzt für Wissensfragen, sonst wird zum Austausch mit anderen
Lernenden auch gern das Telefon genutzt.
Die einführende Präsenzveranstaltung (erste und zweite) ist sehr wichtig ( technisch-inhaltliches Heranführen an Modul und Umgang mit der Plattform, Kennenlernen der Lerngruppe und der Tutorin, Festlegen des Lernverfahrens), die
weiteren Präsenzangebote werden weniger genutzt, vorwiegend von Frauen, die
weniger selbstbestimmt lernen und eher ängstlich sind. (s. unter 1.)
3. Worin liegen Gründe für eine noch zu geringe Lernkultur im Netz? Liegt es
an den Zielgruppen? Liegt es an der „Architektur“ der Lernangebote? Liegt
es an der Lernberatung bzw. Lernwegbegleitung? Sind Frauen davon anders
betroffen als Männer?
Je komplizierter das Programm/Modul aufgebaut ist, umso eher wirkt es entmutigend und wird nicht genutzt. Am Anfang sollte das Lernen einfach sein. Die Technik muss funktionieren! Es besteht oft Angst vor Neuem. Es gibt nicht genug gendersensitive Angebote im Netz. Alles muss kostengünstig sein! Frauen haben oft
weniger Zeit und Geld, evtl. auch geringere technische Vorkenntnisse und eingeschränkten Zugang.
52
INET e.V und „webucation-for-women.net“
Modularer, kleinteiliger Aufbau und Tests nach jedem Abschnitt haben sich
bewährt.
Eine klare Struktur, Übersichtlichkeit, eindeutiges Kursprocedere sind wichtig, um
Frauen zu ermutigen.
4. Wie kann man bei der Feststellung von Unterschieden in Zugangsweisen,
Nutzer/Innenverhalten, Lernstrategien, Lern- und Kommunikationsstilen u.ä.
geschlechtsstereotypische Festschreibungen (die Frauen, die Männer) vermeiden helfen?
Der Diversity-Ansatz, der auf die Vielfalt in Verhalten, Lernstilen etc. abhebt, wirkt
einer Geschlechterstereotypisierung entgegen. Es wären mehr Forschungen nötig,
die die tatsächlichen Unterschiede (zwischen Frauen und Männern und innerhalb
geschlechtergetrennten Gruppen) aufzeigen.
5. Wie werden diese Unterschiede in den jeweiligen Projekten methodischdidaktisch berücksichtigt?
Wir nutzen einen gemäßigt konstruktivistischen Ansatz. Damit wird die Selbstlernkompetenz gefördert, aber die Lernenden erhalten auch Orientierung. Es gibt eine
Kontaktperson (Tutorin) und das Arbeiten in der Gruppe wird unterstützt. Kooperatives und kollaboratives Lernen wird ermöglicht. Präsenzangebote werden geboten. In der einführenden Veranstaltung (Präsenz) werden Vorkenntnisse angesprochen, technische Fragen geklärt. Sie dient der Motivierung, Gruppenbildung und
dem Aufbau des Selbstvertrauens.
6. Worin besteht die Besonderheit des jeweiligen methodisch-didaktischen
Ansatzes – auch unter dem Aspekt von Gemeinsamkeiten/Verschiedenheiten zu anderen Ansätzen?
Die Besonderheit unserer Angebote besteht in der Gendersensitivität. Die Evaluation in den Transferpoints zeigt, dass die Contents sehr gut angenommen werden. Bei allen gendersensitiven Qualitätskriterien, die die Contents durchziehen,
erscheint am wichtigsten, dass Frauen selbst (Ingenieurinnen und Quereinsteigerinnen) die Module entwickeln und damit automatisch Inhalt und Design so gestalten, dass sie viele Frauen ansprechen und sie leicht damit arbeiten können.
7. Lassen sich aus den verschiedenen Ansätzen Empfehlungen für eine genderorientierte Methodik-Didaktik formulieren?
Eine genderorientierte Mediendidaktik sollte ganzheitlich sein und sich an den Vorkenntnissen und Interessen von Männern und Frauen orientieren.
Die sprachliche Gleichbehandlung sollte selbstverständlich sein.
53
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Weiter sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:
Lernziel
Klare und zielgruppenorientierte Fomulierung
Lehrstrategie
Gemäßigt konstruktivistisches Lehr-/Lernparadigma
Lernformen
Blended Learning-Angebote, vielfältige Gruppenlernangebote (kooperative und kollaborative Angebote, Chats,
Foren, virtuelle Meetings), vertiefendes Textmaterial zum
Ausdrucken, tutorielle Kursbegleitung (gern von Frauen)
Übersichtlichkeit der Navigationselemente, kein Schnickschnack
Lerninhalte
Anwendungsbezogen und problemorientiert, ganzheitlich,
praxisbezogen und handlungsorientiert, vorurteilsfreie
Sprache und Übungsbeispiele, vielfältig
Lernkontrolle
Unterschiedliche Aufgabenarten mit verschiedenen
Antwortmöglichkeiten, zeitnahes Feedback, Abschlusszertifikat
Sonstiges
Kostengünstige Angebote
Auf unserer Plattform http://www.webucation-for-women.net wird in Kürze das Modul
„Gendersensitive Mediendidaktik als Qualitätsfaktor“ verfügbar sein, das weitere Informationen dazu enthält.
Kontakt:
Dr. Ellen Seßar-Karpp
www.webucation-for-women.net
[email protected]
54
„gesche-online“
Dr. Susann Kluge
gesche.online
Bremer Landesportal für Frauen/
Bremische Zentralstelle für die
Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF)
Gendergerechte Website-Gestaltung
bei gesche.online – Bremer Landesportal und
Internet-Magazin für Frauen –
1. Das Projekt: gesche.online
gesche.online, das Bremer Landesportal und aktuelle Magazin für Frauen im Internet,
ist seit Mai 2003 im Netz. Es ist ein virtueller und realer regionaler Lernort, den Frauen
im Land Bremen sowohl inhaltlich als auch in der technischen Umsetzung selbst
gestalten. Seit dem Relaunch im Mai 2003 steigen die Seitenzugriffe kontinuierlich
und liegen zurzeit bei rund 30.000 Zugriffen pro Monat (Stand: November 2004).
Damit hat sich das Portal als Informationsmedium für Frauen in Bremen, Bremerhaven und umzu etabliert und zählt bundesweit zu den erfolgreichsten Frauenportalen.
In enger Verzahnung mit dem Stadtinformationssystem bremen.de und dessen
Datenbank bietet es Frauen einen schnellen Zugriff auf Bremer Einrichtungen und
ermöglicht eine komfortable Suche nach Veranstaltungen, Tipps und vielem mehr.
Frauen können jedoch nicht nur Informationen abrufen, sondern sich auch aktiv an der
Gestaltung des Portals beteiligen, indem sie selbst Artikel, Veranstaltungen, Adressen etc. eingeben und veröffentlichen. Interessierte Frauen treffen sich regelmäßig im
„Offenen Redaktionstreff“. Im Rahmen der freiwilligen Mitarbeit bietet gesche.online
Frauen Schulungen an, um ihre Medienkompetenz zu erhöhen.
Das Portal bietet Frauen somit die Chance miteinander zu lernen, das Internet für
ihre Zwecke zu gestalten und zu nutzen. Der Erwerb von Medienkompetenz ist
ein Schlüssel-Anliegen des Projektes. Mit der Website soll sowohl die Lust auf das
Internet geweckt als auch die Medienkompetenz von Frauen gestärkt werden, um die
Teilhabe von Frauen an den neuen Medien zu fördern. Frauenthemen sollen sichtbar
gemacht und der Männerzentrierung des Internets entgegengewirkt werden. Außerdem soll die Vernetzung und politische Beteiligung von Frauen gefördert werden,
indem ihnen Möglichkeiten für eine eigene Beteiligung gegeben werden. Insgesamt
soll das Internet mit niedrigschwelligen Angeboten, einer erhöhten Benutzungsfreundlichkeit und Übersichtlichkeit verbessert werden. gesche.online will auf diese Weise
einen Beitrag zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an den Neuen Medien, sei
es in beruflicher, politischer oder persönlicher Hinsicht, leisten.
Trägerin des Projektes ist die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der
Gleichberechtigung der Frau (ZGF). Um die Teilhabe von Frauen am Internet sowie
ihre Kompetenz im Umgang mit den neuen Medien zu verbessern, wird gesche.online
mit einer Anschubfinanzierung durch das Landesprogramm „Bremen in t.i.m.e.“ für
55
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
zwei Jahre gefördert. Zwei Online-Redakteurinnen sowie eine Informatikerin haben
das Projekt aufgebaut, organisieren und betreuen es.
Im März 2004 wurde gesche.online für die Entwicklung innovativer Ansätze in der
Erwachsenenbildungsarbeit der Bremer Weiterbildungspreis des Senators für Bildung und Wissenschaft verliehen.
Bevor im vierten Abschnitt gezeigt wird, welche Elemente der Website von gesche.
online einer gendergerechten Gestaltung entsprechen, werden zuvor kurz der Hintergrund des Projektes erläutert und die Angebote von gesche.online vorgestellt. Der
Beitrag schließt mit einem Resümee.
2. Der Hintergrund: Frauen lernen anders
Neue Technologien wie das Internet stellen einen zukunftsweisenden Bereich gesellschaftlicher Entwicklung dar. Sie bieten nicht nur eine wichtige Basis für breite Informationsmöglichkeiten sondern auch für neue Modelle der Zusammenarbeit. Da Frauen
jedoch noch immer unterdurchschnittlich an den Möglichkeiten, die diese Technologien bieten, partizipieren, muss die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an der
aktiven Nutzung und Gestaltung dieser Medien unbedingt vorangetrieben werden.
Viele Studien und Erfahrungen von Fachfrauen zeigen, dass Frauen einen anderen
Zugang zu und Umgang mit Computern und Internet haben als Männer. In Deutschland verfügen mittlerweile 45,6 % der Frauen über einen Internet-Zugang (60,3 % der
Männer). In Bremen ist die Quote der Internet-Nutzerinnen im Vergleich zum Vorjahr
erheblich gestiegen. 2003 bildete Bremen – zusammen mit Meckenburg-Vorpommern – noch das Schlusslicht bei der Internet-Nutzung von Frauen, weil lediglich 36
% der Frauen im Land Bremen online waren (und 58 % der Männer). 2004 sind nun
44,6 % der Frauen (und nur noch 52,3 % der Männer) im Netz. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung für Bremen verbringen Frauen insgesamt immer noch weniger
Zeit im Internet und nutzen auch einen vorhandenen Internet-Zugang deutlich seltener als Männer (siehe (N)Onliner-Atlas 2003 und (N)Onliner-Atlas 2004 von Emnid1,
Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen 20032).
Offliner, also Nicht-Nutzende des Internets, sind deutlich älter und überwiegend weiblich. Sie verfügen über ein formal niedriges Bildungsniveau und ein deutlich niedrigeres Einkommen. Noch immer sind gut zwei Drittel der Frauen, die sich in schwierigen
sozialen Lebenssituationen befinden (Hauptschulabschluss, keine Ausbildung, allein
erziehend, erwerbslos), zu 82 % offline.
Darüber hinaus haben Frauen andere Ansprüche an die Informationen, die sie im
Internet suchen und finden wollen. Sie gehen zielgerichtet und nutzungsorientiert ins
Netz. So achten Sie mehr als Männer auf die Navigation und weniger auf Bilder und
bewegte Elemente3. Das Internet ist jedoch in Struktur und Inhalt immer noch eher auf
männliche Nutzer ausgerichtet. So lehnen zum Beispiel Suchmaschinen wie Google
zum Teil immer noch weibliche Formen von Suchbegriffen – wie Unternehmerin – ab
und frau erhält stattdessen die Nachfrage, ob „Unternehmer“ gemeint sei4. Ein weiteres Beispiel: Bei der Suche nach „Frauen in Osteuropa“ erhält die Userin reihenweise
Hinweise auf Sexangebote.
56
„gesche-online“
Eine weitere Ursache für die nur langsam steigende Netzbeteiligung von Frauen
liegt also in Angeboten, die inhaltlich nicht interessant und zu wenig nutzungsorientiert sind. Es ist daher sinnvoll und notwendig, das Internet für Frauen attraktiver zu
gestalten und die Medienkompetenz von Frauen zu erhöhen – und genau das ist das
Ziel von gesche.online. Auf der Website sollen Frauen nicht nur interessante Inhalte
geboten werden, sie können sich vielmehr selbst an der inhaltlichen und technischen
Gestaltung beteiligen und dabei Medienkompetenz erwerben.
3. Die Angebote von gesche.online
gesche.online bietet außer seiner Funktion als Internetportal für Frauen im Land Bremen ein sehr umfangreiches Online-Magazin. Dabei können sich die Nutzerinnen
nicht nur – passiv – informieren, sondern sich auch aktiv an der inhaltlichen und
technischen Gestaltung beteiligen. Rein formal lassen sich drei Bereiche bei gesche.
online unterscheiden, die sich in der Praxis überschneiden: Information, Online-Magazin und Interaktion.
Abb. 1: Die Startseite von gesche.online
3.1 Information
Auf der Internetseite des Bremer Frauenportals gesche.online wird eine große Palette
an Informationen bereitgehalten:
•
Der Veranstaltungskalender wird täglich mit neuen Terminen gefüllt und ist
chronologisch sortiert.
•
Eine Such-Option ermöglicht nicht nur die gezielte Suche nach bestimmten Veranstaltungsthemen, sondern auch das schnelle Finden der Adressen
57
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
von Frauengruppen und Einrichtungen aus Bremen, Bremerhaven und dem
Umland mit Angeboten, die für Frauen interessant sind. Vor allem die enge
Zusammenarbeit mit dem Stadtinformationssystem bremen.de erlaubt viele
weitere Suchmöglichkeiten. Recherchiert werden kann aber nicht nur nach
Veranstaltungen und Einrichtungen in Bremen und der Region, sondern auch
zu den Themen im Magazinteil.
•
Ergänzt werden die Veranstaltungen und Adressen von Einrichtungen durch
eine Sammlung ausgewählter Links, die mit einem kurzen Kommentar versehen sind, um sich schnell informieren zu können (zu finden sind die Links
zurzeit unter dem Menüpunkt „Service“). Diese Links verweisen nicht nur auf
andere Frauenportale und Online-Magazine. Es finden sich dort neben nationalen auch internationale Internet-Adressen von Berufsnetzwerken, Datenbanken für Frauen sowie weiterführende Linklisten und Suchmaschinen.
Außerdem ist eine umfangreiche Liste mit Internetseiten für Einsteigerinnen
zusammengestellt worden.
•
Mittlerweile beziehen circa 800 Interessentinnen und Interessenten den
monatlichen Newsletter, der die neuesten Informationen enthält und auf
wichtige Termine, Diskussionen und Artikel hinweist. Auch der Newsletter ist
direkt über die Startseite von gesche.online – mit einem Klick auf die Option
„Newsletter“ in der roten Menüleiste – zu erreichen.
3.2 Online-Magazin
Die Verbindung des Bremer Landesportals für Frauen mit einem Internet-Magazin ist
in Deutschland bisher einmalig:
58
•
Auf der Startseite von gesche.online erscheinen automatisch die letzten
sechs Artikel, die eingegeben wurden. Auf diese Weise erhalten die Leserinnen und Leser sofort einen Überblick über die aktuellen Themen.
•
Jeder Artikel wird zudem einem von neun Themenbereichen zugeordnet, die
die wichtigsten Bereiche für Frauen abdecken: Beruf und Bildung, Finanzen,
Gesellschaft und Politik, Multimedia und Technik, Gesundheit, Kultur, Sport
und Freizeit, Leben mit Kindern, Lebenskunst. Die Zuordnung der Artikel zu
den verschiedenen Themenbereichen erleichtert die inhaltliche Recherche.
•
Artikel werden – mit Links zu verwandten Artikeln auf gesche.online und zu
weiterführenden Websites – kontinuierlich ins Netz gestellt.
•
Alle drei Monate erscheint zusätzlich ein Schwerpunktthema mit zahlreichen
Beiträgen zu einem bestimmten thematischen Schwerpunkt. Themen waren
bisher: Vorbilder, Existenzgründung, Gesundheitswirtschaft, „Frau.Macht.
Geld“, „Frauen finden Kultur“, „Frauen in Bewegung“ sowie „Die Europa“ mit
Artikel über Frauen in und aus den neuen zehn EU-Ländern.
„gesche-online“
3.3 Interaktion
Der interaktive Charakter der Website ermöglicht Frauen viele Beteiligungen: Sie können selbst auf Veranstaltungen hinweisen, als freiwillige Redakteurin eigene Beiträge
verfassen oder im Bereich „Forum“ auf dem „Schwarzen Brett“ oder in der Rubrik
„Leserinnenbriefe“ mit anderen Frauen Informationen und Meinungen austauschen
oder einfach Tipps weitergeben.
•
Mit Hilfe einfacher Eingabemasken können interessierte Frauen selbst Veranstaltungen, Einrichtungen und Artikel, die sie geschrieben haben, auf der
gesche.online-Seite eingeben und auf diese Weise die Inhalte selber bestimmen (siehe Abb. 2).
Abb. 2: Eingabemaske für Artikel
•
Fast 200 freiwillige Redakteurinnen beteiligen sich zurzeit an den Offenen
Redaktionstreffen, die einmal monatlich stattfinden, oder stehen mit Artikeln,
Anregungen und Fragen in regelmäßigem Kontakt mit der gesche.onlineRedaktion.
•
Die offenen und geschlossenen Foren laden zur Diskussion und zum Austausch ein. Sie dienen der politischen Partizipation, Meinungsbildung und
Vernetzung. Dabei bieten sie verschiedene Möglichkeiten, miteinander in
direkten Kontakt zu treten. Im offenen Diskussionsforum zur „familienfreundlichen Stadt“ können alle interessierten Frauen Fragen einbringen, Ideen
59
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
äußern, gemeinsam Rahmenbedingungen erörtern und Lösungswege entwickeln. Auf Anfrage können auch geschlossene Foren – wie zum Beispiel
für den Arbeitskreis Frauengesundheit – eingerichtet werden. Hier haben
Frauen nur Zugang, wenn sie sich zuvor für dieses Forum angemeldet
haben. Im Forum „Tipps zu Computer und Internet“ unterstützen sich Rat
suchende Frauen gegenseitig bei den unterschiedlichsten PC-Problemen.
Und auf dem „Schwarzen Brett“ können Interessierte sowohl Reisepartnerinnen als auch eine neue Wohnung suchen oder in der „Bücherecke“ Lesetipps austauschen. Der Einrichtung weiterer Foren sind hier kaum Grenzen
gesetzt, wenn ein entsprechendes Interesse vorliegt. Forengestaltung und
-betreuung erfordern dabei die aktive Beteiligung einzelner Frauen.
•
In Online-Workshops und Schulungen, die von gesche.online-Mitarbeiterinnen durchgeführt werden, können Frauen ihre Medienkompetenz erweitern.
Dabei gibt es sowohl Angebote für Einsteigerinnen (zum Beispiel in Bildbearbeitungsprogramme) als auch für Fortgeschrittene. Interessierte werden
zum Beispiel in so genannten Backend-Schulungen im Content Management
System „SixCMS“ geschult, mit dem alle Daten der gesche.online-Seite verwaltet werden.
4. Gendergerechte Website-Gestaltung von gesche.online
Die wichtigsten Kriterien für eine gendergerechte Website-Gestaltung sind 2003 von
eResult® in der Studie „Woman Online II – Auf die Usability kommt es an!“ in einer
umfangreichen Befragung von 429 Männern und Frauen ermittelt worden5. Anhand
dieser Kriterien soll im Folgenden gezeigt werden, in welchen Punkten gesche.online
bereits einer gendergerechten Website-Gestaltung entspricht – und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.
Die AutorInnen der Studie weisen ausdrücklich auf die speziellen Anforderungen
der weiblichen Nutzerschaft hin: So sollte grundsätzlich berücksichtigt werden, dass
Frauen andere Erwartungen an die formale Gestaltung haben und eine geringere
Webkompetenz aufweisen, weil sie sich seltener und kürzer im Netz aufhalten. Sie
haben eine andere Einstellung zur und andere Erwartungen an die Internetnutzung,
denn es geht ihnen vor allem um Zeitgewinn sowie eine Reduktion der Alltagskomplexität. Außerdem weisen Frauen eine geringere „Computerselbstwirksamkeit“ auf, weil
sie glauben, dass sie weniger gut mit dem Computer umgehen können als Männer.
Insgesamt wird der Nutzungskomfort von ihnen negativer wahrgenommen. Was wiederum nicht überrascht, weil Frauen sehr großen Wert auf Benutzungsfreundlichkeit
legen.
Grundsätzlich erwartet jede Internet-Nutzerin und jeder Internet-User eine möglichst
hohe Benutzungsfreundlichkeit, die den Umgang mit dem Medium nicht nur erleichtert und Zeit spart, sondern auch Spaß macht. Viele Kriterien für eine gendergerechte
Website-Gestaltung sind deshalb auch Männern wichtig – wie die Übersichtlichkeit
und Verständlichkeit der Website, die Aktualität der Informationen, eine schnelle und
einfache Zugänglichkeit der Informationen, eine korrekte Verlinkung oder eine Suchfunktion. Eine ganze Reihe von Gestaltungselementen besitzt jedoch für Frauen eine
größere Bedeutung als für Männer:
60
„gesche-online“
1.
schnelle Ladezeiten (sehr wichtig)
2. eine übersichtliche Startseite (sehr wichtig)
mit vielen Auswahlmöglichkeiten
3. ein umfangreiches Informationsangebot
4. Aktualität der Informationen
5. eine schnelle Kontaktaufnahme zur Sitebetreiberin
6. ein schneller und einfacher Zugang zu Informationen
7.
bei der Navigationsgestaltung: eindeutige Rubrikenbezeichnung,
Anwesenheit einer Sitemap, Darstellung eines Nutzungspfades
8. bei der Contentgestaltung: gut lesbare Schriftgrößen,
aussagekräftige Überschriften, Erklärung von Fachbegriffen
gesche.online verfolgt darüber hinaus zwei weitere wichtige Ziele:
9. Die Internetseite soll Internet-Einsteigerinnen ermutigen, sich mehr
mit diesem Medium zu befassen, und deshalb ein möglichst niedrigschwelliges Angebot darstellen.
10. Das Portal soll den Frauen zahlreiche Möglichkeiten zur Interaktion
bieten, um zum einen die politische und gesellschaftliche Beteiligung
von Frauen zu fördern und zum anderen die Medienkompetenz
durch eigene Aktivitäten zu verbessern.
4.1 Schnelle Ladezeiten: „Zeit ist Geld“
Will man Zeit sparen, müssen nicht nur die Internet-Seiten schnell geladen werden,
sondern die Informationen müssen auch schnell gefunden werden können. Für beide
Anforderungen ist es wichtig, dass die Internet-Seiten nicht mit zu vielen Informationen „überfrachtet“ werden.
Die Seiten müssen vielmehr übersichtlich gestaltet werden, damit Informationen
schnell gefunden werden können (siehe hierzu auch den nächsten Punkt). Und sie
müssen wenig Bilder und Elemente enthalten, die viel Speicherplatz erfordern. Auf
den gesche.online-Seiten werden daher nur Fotos und Bilder mit möglichst kleinen
Speicherkapazitäten veröffentlicht – auch wenn die Qualität eventuell leidet.
4.2 Übersichtliche Startseite mit vielen Auswahlmöglichkeiten
Bei der Startseite von gesche.online ist sehr großer Wert auf eine gute Übersichtlichkeit gelegt worden (siehe Abb. 1):
•
Auf der Navigationsleiste am linken Rand und unterhalb des Kopfbereichs
befinden sich die beiden Menüleisten, die jeweils nur wenige Menüpunkte
61
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
enthalten. Die obere Menüleiste, die Optionen zur Interaktion enthält, ist
zudem in roter Farbe gestaltet und dadurch sehr auffällig. Hier gelangt die
Userin über „Mitmachen“ zu den Formularen, um eigene Artikel und Veranstaltungen einzugeben, sowie zu den verschiedenen Foren. Zurzeit gibt es
noch zwei Pop-Up-Menüs (bei „Themen“ und „Mitmachen“), die jedoch noch
verändert werden, wenn die barrierefreie Version der gesche.online-Seite
installiert wird.
•
In der linken oberen Ecke – zwischen den beiden Menüleisten – findet die
gesche.online-Userin das Feld mit der Suche-Funktion.
•
Die gesche.online-Einstiegshilfe wird in naher Zukunft sowohl über die Figur
im rechten Kopfbereich der Website als auch über die Option in der roten
Menüleiste zu erreichen sein6. Hier erhalten vor allem Internet-Einsteigerinnen sowie Nutzerinnen, die das erste Mal auf den gesche.online-Seiten sind,
Informationen und Hinweise zu den wichtigsten Angeboten der Website
(siehe Abb. 3).
Abb. 3: Die Einstiegshilfe von gesche.online
Alle wichtigen Funktionen (Menüleisten, Suche sowie Einstiegshilfe) befinden sich
also im linken und oberen Bereich der Website, der unter dem Namen „gesche.online“
liegt und daher gleich ins Auge fällt, wenn die Internet-Nutzerin die Seite aufruft.
•
62
Im Contentbereich, der in der Mitte der Website liegt, findet die gesche.onlineBesucherin auf der Startseite sofort die aktuellen Artikel, die bei gesche.
online veröffentlicht worden sind. Werden verschiedene Menüoptionen aufgerufen – wie zum Beispiel der Veranstaltungskalender, der Schwerpunkt
„gesche-online“
oder verschiedene Themenbereiche –, so erscheinen die Inhalte in diesem
Bereich.
•
Abgerundet wird die Gestaltung der Website durch weitere aktuelle Informationen in der Spalte auf der rechten Seite. Hier finden sich zum Beispiel
Hinweise auf den neuen Schwerpunkt, auf Sonderaktionen wie die „Virtuelle
Kunstausstellung“, auf die elektronischen E-Cards oder die „Angebote rund
ums Buch“. Alle diese Angebote können mit einem Mausklick erreicht werden.
4.3 Umfangreiches Informationsangebot
Im dritten Abschnitt wurden bereits die verschiedenen Angebote von gesche.online
vorgestellt. Jeder Bereich wächst kontinuierlich: Zurzeit befinden sich über 600 Artikel und sieben Schwerpunkte zu den unterschiedlichsten Themenbereichen in der
Datenbank und können abgerufen werden. Bis zu 200 Veranstaltungen werden angekündigt, wenn im Herbst und Frühjahr die neuen Bildungsprogramme erscheinen. Seit
dem Relaunch im Mai 2003 wurden insgesamt bereits über 1.200 Veranstaltungen
veröffentlicht (bis Anfang Dezember 2004). Von über 500 Einrichtungen, Organisationen, Gruppen und Vereinen können Informationen abgerufen werden.
Fast 800 Links können unter dem Menüpunkt „Service“ sowie bei den Artikeln und
Veranstaltungen angeklickt werden. Auf der Foren-Seite stehen den gesche.onlineLeserinnen zurzeit acht offene Foren zur Verfügung. Zwei geschlossene Foren sind
nur nach vorheriger Anmeldung zugänglich. – Darüber hinaus werden bei allen Artikeln und Veranstaltungen Links zu themenverwandten Artikeln, Veranstaltungen,
Websites und Einrichtungen gesetzt.
4.4 Aktualität der Informationen
Artikel und Veranstaltungen werden nicht nur von der gesche.online-Redaktion kontinuierlich auf der Website veröffentlicht. Auch die gesche.online-Leserinnen können
jederzeit Artikel und Veranstaltungen über die Eingabemasken an die Redaktion schicken. Viele freiwillige Mitarbeiterinnen unterstützen die Redaktion dabei, auch Veranstaltungsankündigungen und Artikel, die gesche.online per E-Mail oder Flyer erreichen, möglichst schnell auf der gesche.online-Seite zu veröffentlichen. Wie schon
erwähnt, erscheinen außerdem die letzten sechs Artikel – und damit die aktuellsten
– immer sofort im Contentbereich der Startseite, so dass sich diese jeden Tag verändert. Zusätzlich wird in der rechten Spalte der Website auf besondere Aktionen
verwiesen, die mit einem Mausklick direkt erreicht werden können.
4.5 Schnelle Kontaktaufnahme zur Sitebetreiberin
Über die Option „Kontakt“ in der roten Menüleiste gelangt frau mit einem Mausklick zu
den Adressen der Redaktion – sei es per Post, Telefon oder E-Mail. Außerdem befindet sich hier eine übersichtliche Eingabemaske, mit deren Hilfe eine Nachricht an die
Redaktion eingegeben und sofort abgeschicken werden kann. Sie wird per E-Mail an
die Redaktion weitergeleitet.
63
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
4.6 Schneller und einfacher Zugang zu den Informationen
Wie bereits bei den ersten beiden Kriterien – schnelle Ladezeiten, übersichtliche
Startseite mit vielen Auswahlmöglichkeiten (4.1 und 4.2) – dargestellt, soll die übersichtliche Gestaltung der Website mit zwei Menüleisten, der Suche-Option, der Einstiegshilfe und den aktuellen Artikeln im Content-Bereich, den gesche.online-Leserinnen einen schnellen und einfachen Zugang zu allen Informationen ermöglichen.
Vor allem die Suche-Option erleichtert den Zugang erheblich. Bei der Eingabe eines
Suchbegriffes werden die gefundenen Informationen nach den verschiedenen Bereichen – Seite, Schwerpunktthema, Forum, Artikel, Veranstaltungen und Adressen
– getrennt im Content-Bereich angezeigt. In jedem Bereich werden zunächst die ersten vier Treffer angezeigt. Mit einem Klick gelangt frau zu den einzelnen Beiträgen
oder kann sich alle Treffer eines Bereichs anzeigen lassen (siehe das Beispiel in Abb.
4, bei dem nicht mehr die Angabe zu sehen ist, dass außerdem noch 86 Adressen
gefunden worden sind).
Abb. 4: Ergebnisse bei der Suche nach dem Thema „Gesundheit“
4.7 Navigation: Eindeutige Rubrikenbezeichnung, Sitemap,
Nutzungspfad
Auf gesche.online wird begrifflich klar zwischen den verschiedenen Bereichen der
Website getrennt. Es gibt: Veranstaltungen, Artikel – die verschiedenen Themen oder
Schwerpunkten zugeordnet sind –, Adressen der Einrichtungen und Foren. Während
eine Sitemap zurzeit noch nicht zur Verfügung steht, werden die Nutzungspfade im
oberen Teil des Content-Bereichs angegeben.
Bei Artikeln ist zum Beispiel auf diese Weise erkennbar, welchem Themenbereich oder
Schwerpunkt sie zugeordnet worden sind. Ist ein Artikel überschrieben mit „Thema:
64
„gesche-online“
Beruf & Bildung“, befindet sich dieser Beitrag im Themenbereich „Beruf & Bildung“.
Artikel, die einem Schwerpunktthema zugeordnet worden sind, werden ebenfalls mit
den entsprechenden Zuordnungen überschrieben, zum Beispiel „Schwerpunkt ‚Die
Europa’, Politisch“.
4.8 Contentgestaltung: gut lesbare Schriftgrößen,
aussagekräftige Überschriften, Erklärung von Fachbegriffen
Die Schriftgrößen auf den gesche.online-Seiten sind grundsätzlich so eingestellt,
dass die Schrift gut lesbar ist. Die Schriftgröße kann zusätzlich über jeden Browser
individuell auf spezielle Bedürfnisse eingestellt werden. Darüber hinaus bemühen
sich die gesche.online-Redakteurinnen um aussagekräftige Überschriften – die bei
den Artikeln durch Dachzeilen und einen Vorspann ergänzt werden – sowie die Erläuterung von Fachbegriffen.
4.9 Niedrigschwelliges Angebot für Internet-Einsteigerinnen
Bei der Gestaltung der gesche.online-Seiten standen die Internet-Einsteigerinnen im
Fokus der Aufmerksamkeit. Denn ein sehr wichtiges Ziel von gesche.online ist es, die
Medienkompetenz von Frauen zu erhöhen und mehr Frauen an das Medium Internet
heranzuführen. Natürlich sind die übersichtliche Gestaltung der Website (zwei Menüleisten, Suche-Option etc.) und die Einstiegshilfe auch für Frauen hilfreich, die mit
dem Internet vertraut sind und sich „nur“ einen schnellen Überblick und Einstieg in
gesche.online verschaffen wollen. Diese beiden Elemente sollen jedoch vor allem
Neulingen den Einstieg ins Internet sowie auf die gesche.online-Seiten erleichtern.
Alle Eingabe-Formulare sind deshalb bewusst übersichtlich gestaltet worden und sollen die Frauen ermutigen, aktiv mit dem Medium umzugehen.
Die Redakteurinnen stehen darüber hinaus per E-Mail (Option „Kontakt“ in der roten
Menüleiste“) und Telefon jederzeit für Fragen zur Verfügung und bieten verschiedene
Offline-Angebote. So wird über verschiedene Netzwerke bewusst der Kontakt zu
medienfernen Gruppen (in Mütterzentren, Ausbildungszentren für Migrantinnen etc.)
gesucht, um vor Ort gesche.online vorzustellen. Außerdem stehen in den Redaktionsräumen zwei Computer zur Verfügung, an denen Frauen sich in Ruhe und unabhängig vom gesche.online-Team im Schreiben, im Online-Setzen von Artikeln, im Bilder
einscannen etc. üben können. Die Computer sind während der üblichen Bürozeiten
nach einer kurzen Anmeldung bei der Redaktion zugänglich. (Zur Bedeutung von
Offline-Angeboten siehe auch den fünften Abschnitt.)
4.10 Interaktion: inter/aktive Beteiligung der gesche.online-Leserinnen
Die rote Menüleiste soll durch ihre Farbe den Besucherinnen und Besuchern der
gesche.online-Seite besonders ins Auge fallen, da sie verschiedene Optionen zur
aktiven und interaktiven Beteiligung an gesche.online bietet.
So können über die Option „Mitmachen“ eigene Veranstaltungen, Artikel und Einrichtungen in den sehr übersichtlich und klar gestalteten Formularen eingegeben und
an die Redaktion geschickt werden (siehe Abb. 2). Die gesche.online-Einstiegshilfe
(siehe Abb. 3) sowie die Eingabe-Masken enthalten bei den einzelnen Feldern weitere Hinweise zur Eingabe. So wird auch Internet-Einsteigerinnen ein niedrigschwel65
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
liger Zugang ermöglicht. Die Beiträge werden direkt in die Datenbank von gesche.
online geleitet. Dort werden sie nach einer (meist) kurzen redaktionellen Bearbeitung
– es werden zum Beispiel Schlagworte und Links zugeordnet – von den zuständigen
Redakteurinnen für die Veröffentlichung auf der Website „frei geschaltet“.
Im Bereich „Foren“ stehen zurzeit acht offene Foren für Diskussion, Meinungsaustausch, Tipps, die Suche und das Anbieten verschiedenster Sachen etc. zur Verfügung. Die zwei geschlossenen Foren sind nach vorheriger Anmeldung zugänglich.
Auf jeder Seite der Foren und am Ende jedes einzelnen Beitrages steht ein übersichtliches Eingabeformular zur Verfügung, in dem jede Besucherin und jeder Besucher
einen Beitrag eingeben und abschicken kann. Diese Beiträge erscheinen sofort in
dem Forum, in dem sie eingegeben worden sind, bzw. unterhalb des Beitrages, zu
dem sie eine Antwort darstellen. – Darüber hinaus sind Chats auf der gesche.onlineSeite in Planung.
Die Option „Kontakt“ in der roten Menüleiste ermöglicht – wie bereits unter 4.5 dargestellt – den schnellen Kontakt zu den Sitebetreiberinnen per E-Mail über ein kleines
Eingabeformular.
Der Newsletter – ebenfalls über die rote Menüleiste abrufbar – informiert monatlich
über Neuigkeiten aus der Redaktion sowie die neuesten Artikel und Einrichtungen auf
der Website.
5. Resümee und Ausblick
Abschließend werden verschiedene Erfahrungen – vor allem mit den Offline-Angeboten von gesche.online – resümiert und ein Ausblick gegeben.
5.1 Blended Learning: Offline-Angebote von gesche.online
Nach der ersten Begeisterung über die Möglichkeiten des eLearning, haben zahlreiche Erfahrungen gezeigt, dass reines online-Lernen nicht alle Interessen und Bedürfnisse der Lernenden abdecken kann. Zwar sind die Lernenden beim eLearning zeitlich und räumlich flexibler und können sich an ihrem eigenen Lerntempo orientieren.
Es fehlen jedoch soziale und persönliche Begegnungen, der Erfahrungsaustausch
und die gegenseitige Motivation. Deshalb wird heute das integrierte Lernkonzept des
„Blended Learning“ angewandt, bei dem computergestützte und internet-basierte Elemente mit klassischen Lernformen wie Workshops, Teamarbeit oder Gruppenschulungen kombiniert werden. So können die Vorteile beider Lernwege ergänzt werden,
um einen größtmöglichen Lernerfolg zu erzielen.
Auch in der Arbeit mit den gesche.online-Leserinnen und -Redakteurinnen ist schnell
deutlich geworden, dass neben der Internet-Präsenz ein direkter und persönlicher
Kontakt notwendig ist. Er wird über verschiedene Wege ermöglicht:
66
„gesche-online“
5.1.1. Rückfragen per E-Mail oder Telefon
Die Redaktion steht zu den üblichen Öffnungszeiten allen gesche.online-Leserinnen
und -Lesern für Rückfragen per E-Mail oder Telefon zur Verfügung.
5.1.2. Offener Redaktionstreff und Freiwilligentreff
Die Freiwilligen Redakteurinnen treffen sich bereits seit Beginn des Projektes einmal
pro Monat im so genannten „Offenen Redaktionstreff“. Gemeinsam werden vor allem
die Themen und Artikel für die Schwerpunkte besprochen und Erfahrungen und Tipps
für das Online-Schreiben ausgetauscht. Dazu liefern die Profi-Frauen eine kurze
Einführung und je nach Thema auch kurze schriftliche Anleitungen zum Mitnehmen.
Neben den redaktionell-inhaltlichen Aspekten geht es aber auch um Technik wie den
Gebrauch der Digitalkamera und die Bildbearbeitung, das Scannen, das Einbinden
von Video- und Audiodateien oder das Anfertigen online-gerechter Texte.
Mit den freiwilligen Mitarbeiterinnen, die gesche.online bei der Veranstaltungspflege
unterstützen, das Bildarchiv verwalten etc., findet seit kurzem ebenfalls ein monatlicher Freiwilligen-Treff statt, bei dem sich die Frauen über ihre Erfahrungen in den
verschiedenen Arbeitsbereichen austauschen und unter anderem Ideen zur Verbesserung der gesche.online-Seiten diskutieren.
5.1.3. Schulungen
Das Schulungskonzept hat sich seit dem Beginn des Projekts weiterentwickelt. Zu
Beginn des Projektes wurden alle Interessierten, die für gesche.online schreiben und
Veranstaltungen ankündigen wollten, in dem Content Management-System „SixCMS“
geschult – dem Datenbanksystem, das alle Daten der gesche.online-Seiten enthält.
Es zeigte sich aber, dass viele Frauen nur Veranstaltungen oder Artikel veröffentlichen
oder sich an einem Forum beteiligen möchten. Dafür benötigen sie nur Basiskenntnisse für die Eingabe und nur wenig EDV-Kenntnisse. Für diese Zielgruppe wurden
die Eingabenmasken unter der Option „Mitmachen“ entwickelt.
Weitergehende Schulungen in „SixCMS“ bieten wir den freiwilligen Mitarbeiterinnen und Redakteurinnen an, die an einer regelmäßigen Mitarbeit interessiert sind
und direkt mit dem Datenbanksystem arbeiten,, um die Redaktion bei der Eingabe
und Bearbeitung der Daten zu unterstützen. Sie erhalten einen eigenen passwortgeschützten Zugang zum System.
Je nach Bedarf werden darüber hinaus interessierte Frauen nicht nur individuell, sondern auch in verschiedenen Kursen und Workshops geschult. Themen sind unter
anderem: Bildbearbeitung (Paint Shop Pro), Scannen, Umgang mit der Digital-Kamera
und dem Aufnahmegerät, Online-Schreiben etc.
5.1.4. Redaktionsraum mit frei zugänglichen Computern
In einem separaten Redaktionsraum stehen interessierten Frauen zwei Computer mit
Scanner und Drucker zur Verfügung. Hier kann jede für sich üben und schreiben. Von
der Redaktion werden noch Freiwillige gesucht, die den Frauen direkt vor Ort Tipps
geben und sie zum Beispiel in Word und dem Umgang mit dem Internet schulen
67
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
können. Im separaten Redaktionsraum arbeiten auch viele der freiwilligen Mitarbeiterinnen, die den Veranstaltungskalender und die verschiedenen Archivbereiche (Bild,
Text, Linksammlung) betreuen.
5.1.5. Präsentionen von gesche.online
Um Multiplikatorinnen der Frauenbildung zu erreichen, wird gesche.online bei Projekten und Initiativen im Lande Bremen vorgestellt. Bei den Präsentationen wird Wert
darauf gelegt, die Möglichkeiten des Portals durch Demonstrationen der Artikeleingabe, der Suche, des Veranstaltungskalenders etc. aufzuzeigen. Dabei wird auch
auf Fragen der Interessentinnen zur allgemeinen Funktionsweise des Internets eingegangen.
5.1.6. Resümee zu den Offline-Angeboten
Die Offline-Angebote erfordern viel Zeit und Energie. Folgende Punkte sollten bedacht
werden:
•
Workshops müssen immer wieder angeboten und entsprechend vorbereitet
werden: ein Termin muss festgelegt, ein Seminarort mit vielen Computern
organisiert und Interessierte angefragt werden.
•
Es ist sehr aufwändig, Freiwillige ins Boot zu holen und auf Dauer zu halten.
Vor allem die Fachfrauen sind beruflich meist sehr stark eingebunden und
haben nur wenig Zeit, um sich aktiv an der inhaltlichen Gestaltung der Website zu beteiligen oder in Netzwerken mitzuarbeiten.
•
Viele Freiwillige, die sich engagieren wollen, schauen sich verschiedene
Projekte an und entscheiden erst nach ein paar Wochen, ob sie langfristig
dabei bleiben. In dieser Zeit werden sie jedoch in verschiedene Aufgaben
eingearbeitet – was Arbeitszeit kostet. Je deutlicher den Interessierten daher
zu Beginn erklärt wird, was sie erwartet, umso besser können sie prüfen, ob
sie langfristig an der Mitarbeit interessiert sind.
•
Die Freiwilligen müssen regelmäßig (auch vor Ort) betreut werden und das
Projekt muss immer wieder offen sein für Neue und bereit sein, ihnen das
Projekt und die Arbeiten zu erklären.
•
Da mit gesche.online möglichst viele Frauen angesprochen und erreicht
werden sollen, ist die Nutzerinnengruppe sehr heterogen und reicht von
der Internet-Anfängerin bis zur Expertin. Es müssen also sowohl Neulinge
gewonnen als auch Interessierte weiter gefördert werden.
5.2 Ausblick: kontinuierliche Weiterentwicklung
Die Redaktion sieht gesche.online im Kontext von Projekten, die dazu beitragen, den
Medienstandort Bremen mit seinen innovativen Entwicklungen auch in die Tiefe und
Breite der Bevölkerung zu verankern. Neue Medien benötigen eine solche Verankerung und ständige „Überprüfung“ ihrer Alltagstauglichkeit, damit sie Breitenwirkung
entfalten können. Seit Beginn des Projektes wird daher der intensive Kontakt und Aus68
„gesche-online“
tausch mit den Website-Nutzerinnen gesucht, damit gesche.online ihren Wünschen
und Bedürfnissen entspricht. Dabei wurden bereits wichtige Erfahrungen gewonnen
und umgesetzt. Dies soll kurz an zwei Beispielen verdeutlicht werden.
Zu Beginn wurden alle Frauen, die Artikel oder Veranstaltungsankündigungen auf
gesche.online veröffentlichen wollten, sehr aufwändig und komplex in SixCMS
geschult. Viele Frauen benötigten jedoch diese umfangreichen Kenntnisse nicht, weil
sie lediglich Veranstaltungen ankündigen oder Artikel veröffentlichen wollten. Es wurden deshalb die Eingabemasken entwickelt, die nun allen Nutzerinnen eine komfortable Möglichkeit der Mitarbeit bieten.
Anfangs wurden die geschlossenen Foren nicht auf der Forenseite veröffentlicht,
weil sie nicht für alle Frauen zugänglich sind. Die Leserinnen sollten dadurch nicht
das Gefühl bekommen, von einzelnen Bereichen ausgeschlossen zu sein. Dadurch
waren diese Arbeitsgruppen aber auch nicht sichtbar. Zudem war es für die Frauen
der geschlossenen Foren aufwändiger zu ihrem Forum zu gelangen. Sie mussten
immer eine lange, komplexe Adresse eingeben, wenn sie nicht fortwährend am gleichen Computer arbeiten konnten, um einen Favoriten einzurichten. Auf der ForenSeite sind nun auch die geschlossenen Foren für die jeweiligen Mitfrauen der Foren
schnell zugänglich und zudem für weitere Interessentinnen sichtbar.
Und es wird weiterhin Veränderungen auf gesche.online geben, um den Bedürfnissen
der Website-Besucherinnen und -Besuchern gerecht zu werden. Auf dem aktuellen
Arbeitsplan stehen noch einige Aufgaben, mit denen die gesche.online-Seiten verbessert werden sollen:
•
Für die Eingabemasken wird noch – wie bei den E-Cards – eine VorschauFunktion programmiert, damit die Nutzerinnen ihre Eingaben überprüfen und
bei Bedarf korrigieren können.
•
Am Ende der Formulare für die Eingabe eigener Artikel und Veranstaltungen
sollen noch weitere Hilfen für die Eingabe gegeben werden.
•
Seit längerem arbeitet das gesche.online-Team bereits an der Gestaltung
so genannter Lernwelten, die Lernmodule zu verschiedenen Internet-Themen wie die Programmierung mit html oder die Gestaltung eigener Websites
beinhalten.
•
Außerdem sollen Chats den Foren-Bereich auf gesche.online demnächst
ergänzen.
Die rasante Entwicklung der IT-Technologie wird sicherlich noch viele weitere Optionen eröffnen, die das gesche.online-Team seinen Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten will. Aber das Projekt wird stets prüfen, inwiefern diese Angebote einer gendergerechten Website-Gestaltung entsprechen und für die besonderen Wünsche und
Bedürfnisse von Frauen überarbeiten.
69
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
1
Werkstattgespräch
www.nonliner-atlas.de/
2 www.fgw-online.de/Ergebnisse/Strukturdaten_Internet/Strukturdaten_2003-10.pdf
3 Media Analyzer 2002, Studie der Zeitschrift „Werben und Verkaufen“ zur Wahrnehmung von WebSeiten
4
www.brigitte.de/frau/gesellschaft/frauen_google/index.html
5 eResult®: „Woman Online II – Auf die Usability kommt es an! Wichtigkeit von Website-Gestaltungselementen – Männer und Frauen im Vergleich“, Göttingen, August 2003, www.eresult.de
6 Zurzeit ist die gesche.online-Einstiegshilfe noch über die Figur zu erreichen, die im Content-Bereich
nach dem Aufrufen des roten Menüpunktes „Mitmachen“ erscheint.
Kontakt:
www.gesche-online.de
[email protected]
70
„Girls’ Day“ und „Idee_it“
Sabine Mellies
Kompetenzzentrum Frauen in
Informationsgesellschaft und
Technologie, Projekt Girls’ Day
Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag
Projektbeschreibung:
Am vierten Donnerstag im April jeden Jahres öffnen vor allem technische Unternehmen, Betriebe mit technischen Abteilungen und Ausbildungen, Hochschulen und
Forschungszentren ihre Türen für Mädchen der Schulklassen 5 bis 10, um ihnen
durch vielfältige Veranstaltungen Einblicke in die Arbeitswelt zu geben und eine frühzeitige Kontaktaufnahme zu Praktikums- und Personalverantwortlichen zu ermöglichen. Im Jahr 2005 findet der Aktionstag am 28. April statt. Durch die Beteiligung des
gesamten Umfeldes der Mädchen am Girls’ Day – Schule, Familie, Medien und Arbeit
- geber/innen – werden alle Instanzen, die für die Berufswahlentscheidung eine wichtige Rolle spielen, mit einbezogen. Zielgruppenspezifische Informations- und Aktionsmaterialien und ein umfassendes, interaktives Internetportal sowie ein individuelles
Beratungsangebot unterstützen die Umsetzung des Aktionstages. Die Aktion wird
wissenschaftlich begleitet.
Projektziele:
Die Mädchen sollen durch ihre aktive Teilnahme am Girls’ Day motiviert und ermutigt
werden, ihre Wahlmöglichkeiten wahrzunehmen und sich für eine qualifizierte Berufsausbildung oder ein Studium und eine spätere Berufstätigkeit auch in derzeit »frauenuntypischen« Berufsfeldern zu entscheiden. Durch die bundesweite Ausrichtung und
das einheitliche Datum soll der Girls’ Day regional begrenzte Einzelinitiativen bündeln
und eine bislang einmalige Breitenwirkung erzielen.
Projekthintergrund:
Seit rund 20 Jahren werden Modellprojekte und Kampagnen gestartet, um das Berufswahlverhalten von Mädchen und jungen Frauen zu verändern und ihr Berufswahlspektrum zu erweitern. Dennoch entscheiden sich Mädchen im Rahmen ihrer Ausbildungs- und Studienwahl überproportional häufig für »typische weibliche« Berufsfelder
oder tudienfächer. Damit schöpfen sie ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus, andererseits fehlt den Betrieben gerade in technischen Bereichen zunehmend der qualifizierte Nachwuchs. Unternehmen, die erfolgreich spezielle »Mädchen-Technik-Tage«
durchgeführt haben, verzeichnen einen steigenden Anteil junger Frauen in technischen und techniknahen Berufen.
71
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Förderung:
Das Projekt »Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag« wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.
Kooperationspartner/innen:
Das Projekt wird von einem breiten Aktionsbündnis, bestehend aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), der Bundesvereinigung der Deutschen
Arbeitgeberverbände (BDA), dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der Bundesagentur für Arbeit (BA), dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK),
dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Initiative D21, getragen und unterstützt. Vertreter/
innen der Aktionspartner begleiten das Projekt inhaltlich und organisatorisch in einer
Lenkungsgruppe.
KMK = Kultusministerkonferenz | GFMK = Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz
Lenkungsgruppe
BMBF
BDA
DGB
DIHK
BMFSFJ
ZDH
BA
Initiative D 21
FÖRDERER
AKTIONSPARTNER
BDI
KMK
Kompetenzzentrum
GFMK
MULTIPLIKATORINNEN
KOORDINATION
Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie, Projekt Girls‘ Day – Mädchen-Zukunftstag, Stand Dezember 2004
© Frauen geben Technik neue Impulse
Homepage: www.girls-day.de
Zielgruppen: Mädchen der Schulklassen 5 bis 10, Lehrkräfte, Arbeitgeberinnen
und Arbeitgeber, Eltern, Beschäftigte, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren,
Medien.
Schwerpunkte: Aktionslandkarte zu den Girls’ Day -Veranstaltungen, bundesweite Datenbank Berufs- & Studienorientierungstage für Schülerinnen, Übersicht über regionale Arbeitskreise zum Girls’ Day, zielgruppenspezifische Infos
zum Girls’ Day und Berufsinformationen, Diskussionsforum, Geschicklichkeitsund Wissensspiel für Mädchen.
Zugriffe: 113,5 Millionen (März 2001 bis einschl. November 2004), davon allein
im März und April 2004 mehr als 40 Millionen
Newsletter: wird monatlich an mehr als 2476 Abonnentinnen und Abonnenten
verschickt.
72
„Girls’ Day“ und „Idee_it“
Aktionsstart 2001:
Aktionsorte:
• 39 Veranstaltungen mit Angeboten für über 1.800 Mädchen wurden
auf der Aktionslandkarte des Internetauftritts eingetragen, zusätzlich
zahlreiche weitere Veranstaltungen ohne Anmeldung auf der Website.
Aktion 2002:
Aktionsorte:
• 1.267 Veranstaltungen mit Angeboten für über 42.500 Mädchen mit
Eintrag auf der Aktionslandkarte des Internetauftritts, zusätzlich zahlreiche weitere Veranstaltungen ohne Anmeldung auf der Website.
• 83 regionale Arbeitskreise unterstützten aktiv auf Länder- und regionaler Ebene die Umsetzung des Konzeptes.
Medienspiegel:
• über 3.400 Artikel in regionalen und überregionalen Printmedien
• 162 TV-Sendeberichte (Sendezeit: 6,5 Stunden, 23 Millionen
Zuschauerinnen und Zuschauer)
• 78 Rundfunkbeiträge
• über 350 Meldungen in Online-Medien
Aktion 2003:
Aktionsorte:
• 3.905 Unternehmen und Organisationen mit Angeboten für über
101.000 Mädchen sowie 173 regionale
• Girls’Day-Arbeitskreise haben sich auf der Aktionslandkarte und der
Arbeitskreiskarte unter www.girlsday.de eingetragen.
Medienspiegel:
• über 5.000 Artikel in regionalen und überregionalen Printmedien
• 205 TV-Sendeberichte (Sendezeit: 8,75 Stunden, 41,6 Millionen
Zuschauerinnen und Zuschauer)
• 141 Rundfunkbeiträge (9 Stunden 29 Minut en)
• über 1.600 Meldungen in Online-Medien
Aktion 2004:
Aktionsorte:
• 5.303 Unternehmen und Organisationen mit Angeboten für 114.063
Mädchen sowie 210 regionale Girls’ Day-Arbeitskreise haben sich auf
der Aktionslandkarte und der Arbeitskreiskarte unter www.girlsday.de
eingetragen
Medienspiegel:
• über 7.900 Artikel in regionalen und überregionalen Printmedien
• 225 TV-Sendeberichte (Sendezeit: mehr als 7 Stunden 50 Minuten,
59,81 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer)
• 204 Rundfunkbeiträge (Sendezeit: mehr als 12 Stunden 10 Minuten)
• über 1.800 Meldungen in Online-Medien
73
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Evaluation:
•
Veröffentlichung der Evaluationsergebnisse 2002 und 2003 im wbvVerlag, Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag. Berufsorientierung aus
Sicht von Mädchen, Schulen und Betrieben/Institutionen (Evaluationsergebnisse 2002), Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag. Erweiterung des
Berufswahlspektrums von Mä dchen (Evaluationsergebnisse 2003),
Befragung von 5.350 Organisator/innen des Girls’ Day, 3.200 Schulen,
30.000 Mädchen zum Girls’ Day 2004.
Kontakt:
Sabine Mellies
Projekt Girls’ Day – Mädchen Zukunftstag
www.girls-day.de
[email protected]
74
„Girls’ Day“ und „Idee_it“
75
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Fortsetzung der Präsentation nächste Seite
76
„Girls’ Day“ und „Idee_it“
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Fortsetzung der Präsentation nächste Seite
78
„Girls’ Day“ und „Idee_it“
79
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Fortsetzung der Präsentation nächste Seite
80
„Girls’ Day“ und „Idee_it“
81
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Sabine Mellies
Kompetenzzentrum Frauen in
Informationsgesellschaft und
Technologie, Projekt Girl’s Day
Das Projekt idee-it
Projektbeschreibung
»idee_it« ist ein bundesweites Ausbildungsprojekt in Private-Public-Partnership mit
dem vorrangigen Ziel, mehr Mädchen und junge Frauen für eine Ausbildung in den ITund Medienberufen zu gewinnen. Durchgeführt wird das Projekt in Kooperation mit
Wirtschaftsunternehmen, Kammern, Fachverbänden und Einzelpartnern. »idee_it«
wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
(BMFSFJ). Die Koordination liegt beim Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie, Bielefeld, und erfolgt in Kooperation mit der Initiative D21,
dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dem Zentralverband des
Deutschen Handwerks (ZDH) sowie dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Die
Laufzeit des Projekts ist vom 01. April 2000 bis zum 31. März 2005.
Projektziele
Entwicklung sowie Umsetzung und Durchführung innovativer Strategien, um junge
Frauen für die zukunftsweisenden IT-Berufe zu begeistern, ihre Anzahl in der Ausbildung zu erhöhen und ihren Verbleib in Ausbildung und Beruf zu stärken.
Projekthintergrund
Der Anteil von Mädchen und jungen Frauen in den IT- und Medienausbildungen ist
von 748 im Jahre 1997 auf 14.538 in 2003 angestiegen. Trotz dieser erheblichen Steigerung der absoluten Zahlen von Mädchen in IT- und Medienausbildungen beträgt
ihr Anteil seit In-Kraft-Treten der neuen Ausbildungsberufe im Jahre 1997 mit 21,5
% weniger als ein Viertel der Auszubildenden. Gerade den zukunftsweisenden ITBerufen geht damit eine große und leistungsfähige Ressource verloren, denn Mädchen und junge Frauen sind heute hoch qualifiziert und haben sehr gute schulische
Abschlüsse. Mit entsprechenden Impulsen und Strategien unterstützt »idee_it« ausbildende Unternehmen, Institutionen und Organisationen, dieses Potenzial für ihre
Interessen zu gewinnen.
Aktuelle Projekterfolge
Über 6.500 Mädchen bei zwölf »idee_it« Kick-Off Berufsinformationsveranstaltungen
2001 - 2004 Mehr als 6.500 Mädchen nahmen von 2001 – 2004 an zwölf »idee_it«
Kick-Off-Veranstaltungen bundesweit teil. »idee_it« hat mit den Kick-Offs ein eigenes
Veranstaltungsformat entwickelt, das mit einem Mix aus Information, Event, Beratung
82
„Girls’ Day“ und „Idee_it“
und Aktivitäten die Interessen der Mädchen besonders gut trifft. Am 30 September
2004 fand das letzte, sehr erfolgreiche »idee_it« Kick-Off in Frankfurt/Main an der
Fachhochschule mit über 500 Schülerinnen statt.
Datenbank mit über 1.100 Ausbildungsmöglichkeiten auf der Homepage
[www.idee-it.de]
Ein besonderes Angebot auf der Homepage »www.idee-it.de« ist das „Sprungbrett“,
eine Datenbank mit über 1.100 Ausbildungsmöglichkeiten zu IT- und Medienberufen
(einschließlich detaillierter Suchfunktion). »idee_it« Partner werden mit ihren Ausbildungs- und Praktikumsangeboten in die Datenbank aufgenommen. Die Homepage
informiert darüber hinaus zielgruppengerecht über die Ausbildung in den neuen ITund Medienberufen, Verdienstmöglichkeiten und Berufschancen sowie Bewerbungen
und bietet einen interaktiven Austausch mit IT-Fachleuten.
»idee_it« Begleitforschung: 2. Erhebungsrunde mit großer Resonanz
abgeschlossen
Die zweite Befragungsrunde der wissenschaftlichen Begleitforschung wurde vom 01.
Nov. 2003 – 15. Jan. 2004 mit großer Resonanz durchgeführt. 2.000 Auszubildende
sowie Absolventinnen und Absolventen der IT-Berufe aus 540 ausbildenden Unternehmen und Institutionen beteiligten sich an der Online-Erhebung. Bereits an der ersten Befragungsrunde 2002 nahmen 700 weibliche und männliche IT-Auszubildende
teil. Die Untersuchung wird von 2002 – 2004 zum Thema »Frauen und Männer in
IT-Ausbildung und -Beruf« durchgeführt. Die Studien mit den Ergebnissen 2002 und
2003 stehen unter www.idee-it.de/begleitforschung zum Download zur Verfügung.
Fünf Train-the-Trainer-Workshops in 2003 für IT-Ausbilder/innen
Die Erkenntnisse der Begleitforschung stehen den Ausbilderinnen und Ausbildern der
teilnehmenden Unternehmen und Institutionen jährlich exklusiv zur Verfügung. 2003
realisierte »idee_it« fünf Train-the-Trainer-Workshops „Gendersensibilisierung in der
IT-Ausbildungspraxis“ in Berlin, Bonn und Stuttgart mit insgesamt über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Es wurden die Befragungsergebnisse diskutiert, Handlungskonzepte zur Umsetzung der Erkenntnisse erarbeitet sowie Best-Practice-Beispiele
und innovative Ansätze in der Ausbildung vorgestellt.
162 Kooperationspartnerschaften
Als Partner beteiligen sich bei »idee_it« insgesamt 128 Unternehmen und 34 Kammern. Seit Juli 2004 wurden 21 neue »idee_it« Partner gewonnen: Baumgärtel Seminare; Berufskolleg Bergkloster Bestwig; Bundesinstitut für Berufsbildung; Deutsche
Bahn AG Ausbildungsservice Frankfurt am Main; Fernuni Hagen; Fraport AG; Fraunhofer Institut Sichere Telekooperation - SIT; Handwerkskammer Rhein-Main; Initiative
Neue Medien in TWS e.V. HELLWEG online; is:energy GmbH (ausbildender Betrieb
der E.ON Energie AG); Kompetenz für Frauen e.V., München – IT-Clubs für Mädchen;
Landkreis Nienburg/Weser; networker Medienfabrik GmbH; Phoenix Contact GmbH
& Co. KG; Provadis GmbH; rentconcept GmbH; SIGNUM IT; Stadtwerke Kiel AG; TU
Kaiserlautern – Ada Lovelace Projekt; Universität Koblenz – Ada Lovelace Projekt;
Universität Trier – Ada Lovelace Projekt; versiko AG
83
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
84
Werkstattgespräch
„Girls’ Day“ und „Idee_it“
Fortsetzung der Präsentation nächste Seite
85
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
86
Werkstattgespräch
„Girls’ Day“ und „Idee_it“
Fortsetzung der Präsentation nächste Seite
87
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Kontakt:
Christina Mersch
Ulrike Struwe
Projekt idee_it
Kompetenzzentrum Frauen in
Informationsgesellschaft und Technologie
www.idee-it.de
[email protected]
[email protected]
88
Werkstattgespräch
Frauen ans Netz e. V.
Cornelia Lins
„Frauen geben Technik neue
Impulse e. V.“
Statement zu den Leitfragen
1. Welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern beim Zugang
zu und der Nutzung der neuen Medien? Gibt es sie auch zwischen Frauen
in geschlechtshomogenen und inhomogenen Gruppen?
Unterschiede lassen sich bei den Vorerfahrungen, im computerbezogenen Verhalten, bei der Einstellung und Einschätzung der eigenen Kompetenz im Umgang mit
dem Computer sowie bei Lernstrategien und im Lernprozess feststellen.
Bei den Vorerfahrungen weisen Männer häufig eine intensivere Nutzung des Computers auf als Frauen. Männliche Personen haben durch den Beruf einen früheren
Einstieg in die Welt der Computer als Frauen und beschäftigen sich somit häufig schon längere Zeit mit dem neuen Medium. Die Einstellung zum Computer,
so haben verschiedene Studien herausgefunden, ist abhängig von der Dauer der
gesammelten Erfahrungen. Die von Dickhäuser (Dickhäuser 2001: 13 ff) bewerteten Studien wurden danach befragt, wie die Einstellungen gegenüber der Computernutzung sind. Folgende Dimensionen wurden betrachtet:
•
Affekt (emotionale Reaktion auf Computer)
•
Überzeugungen hinsichtlich Implikationen von Computern
(z.B. Annahme über negative soziale Auswirkungen),
•
wahrgenommene eigene Fähigkeiten (Kompetenzen) und
•
Stereotypisierung (z. B. die Annahme, dass Männer eher geeignet
seien für den Umgang mit Technik)
Auch wenn auf dem ersten Blick der Eindruck gewonnen werden kann, dass sich
die Geschlechter bei beinahe allen berücksichtigten Dimensionen und Kategorien
des Technologiebezugs unterscheiden, so lassen sich jedoch das Ausmaß der
Geschlechtsunterschiede gemessen an den Effektstärken als mäßig bis gering
einstufen. Die größten Unterschiede bestehen bei den Einstellungen, bei der
Geschlechtstypisierungen von Computern und beim Selbstkonzept eigener Fähigkeiten (Thoma, 2004: 61). Bei der Geschlechtstypisierungen ist interessant, dass
eher Männer computerbezogene Aktivitäten als maskulin wahrnehmen als dies
Frauen tun.
89
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Unterschiede bei der Einschätzung der eigenen Kompetenz im Umgang mit den
neuen Medien werden von der Wissenschaft als auch aus der Praxis bestätigt.
Dickhäuser hat dies sehr schön an dem Beispiel der sich nicht öffnenden Diskette beschrieben. Männliche Personen vermuteten als Ursache, dass die Diskette defekt ist, wogegen weibliche Personen, die Ursache „mangelnder Kenntnis“
zuordneten. Ergebnisse der Ausbildungsbegleitforschung des Projekts idee-it zeigen, dass 40 Prozent der Frauen, aber nur ca. 13 Prozent der Männer Bedenken äußerten, sich für eine Ausbildung in den neuen Berufen zu entscheiden. In
der geringen Selbsteinschätzung wird mit ein Grund für die geringe Beteiligung
der Frauen an den neuen IT-Berufen gesehen (vgl. Frauen geben Technik neue
Impulse 2003: 76). Eine weitere Ursachen sind in unterschiedliche Bekräftigungen
durch Sozialisationspersonen als Ursache für computerbezogenen Einstellungen
zu sehen.
Aus der Weiterbildungspraxis wird berichtet, dass die Frauen ihre Kenntnisse und
Fähigkeiten im Umgang mit dem Computer häufig geringer einschätzen als dies
Männer tun, auch bei einem besserem Kenntnisstand.
Es gibt weitere Faktoren, die im Umgang mit den neuen Medien eine wichtige Rolle
spielen und die Polarisierung der Geschlechter aufheben: Alter, Bildungshintergrund sowie berufliche Erfahrung mit Computern und Einkommen. Beispielsweise
spielt das Alter beim Zugang zum Internet eine entscheidende Rolle. Beim Zugang
zum weltweiten Netz schneiden die jungen Frauen laut (N)ONLINER Atlas 2004
bis 19 Jahren sogar besser ab als die jungen Männer. In dieser Altersstufe nutzen
82,9 % der Frauen und 82,4 % der Männer das Internet. Doch mit zunehmendem
Alter nimmt die Internetbeteiligung ab und die Schere zwischen den Geschlechtern
wird größer. Insgesamt sind 50,4 % online, 42 % Frauen und 60 % Männer. Der
Unterschied bei den Frauen und Männern zwischen 50 und 59 beträgt 18,4 Prozentpunkte. Auch in den höheren Altersklassen nimmt der Anteil der männlichen
und weiblichen Onliner dramatisch ab, wobei die Frauen stärker davon betroffen
sind.
2. Welche unterschiedlichen Lernstrategien verfolgen Frauen und Männer?
Haben sie unterschiedliche Lern- und Kommunikationsstile?
Ausgehend vom Konzept des selbstgesteuerten Lernens wird das Lernen grundsätzlich nur durch das einzelne Individuum selbst vollzogen, wobei die Lernenden
ihre biographischen Erfahrungen sowie ihren lebensweltlichen Kontext einbringen.
Frauen und Männer bringen unterschiedliche Erfahrungen aus unterschiedlichen
Lebenszusammenhänge mit. Wie oben schon erwähnt gibt es einige Unterschiede,
die in den Lernprozess einwirken wie z.B. die eigene Kompetenzeinschätzung.
Auch in der Motivation, eine Weiterbildungen zu machen, kann es Unterschiede
geben. Berufliche Weiterbildungen werden für Frauen häufig nicht nur für das Fortkommen im beruflichen Kontext gesehen, sondern eher ganzheitlich als Persönlichkeitsentwicklung, die auch für den privaten Bereich von Bedeutung ist.
Frauen möchten keinen Unterricht, in dem die Technik im Mittelpunkt steht. Sie
möchten wissen, welchen Gebrauchswert die Technik für sie hat. Sie möchten
gezielt an das Medium herangeführt werden.
90
Frauen ans Netz e. V.
Männliche Lernkultur
Weibliche Lernkultur
•
Tendenz zu dominantem Verhalten im Unterricht
•
Tendenz zu kooperativer Orientierung
•
Häufigere Übernahme der Steuerung von Gesprächsthemen
•
Kürzere Redebeiträge
•
Eher Übernahme der Gesprächsarbeit
•
Offenheit für andere Vorschläge
und größere Kooperationsbereitschaft
•
Häufigere und längere Redebeiträge
•
Häufigeres Entwickeln von Durchsetzungsstrategien
•
Imponiergehabe und Konkurrenzverhalten
•
Diskussionsbereitschaft, Hilfestellung für andere
•
Aufbau und Pflege von Konkurrenzbeziehungen
•
Achten auf gerechte Verteilung
von Aufgaben, Bevorzugung von
Gruppenarbeit
Tab. Lernkultur vgl. Derichs-Kunstmann et al. 1999:184
3. Worin liegen die Gründe für eine noch zu geringe Lernkultur im Netz? Liegt
es an den Zielgruppen? Liegt es an der „Architektur“ der Lernangebote?
Liegt es an der Lernberatung bzw. Lernwegbegleitung? Sind Frauen davon
anders betroffen als Männer?
Frauen und nicht wenige Männer stehen einem subjektorientierten Lernprozess
offener gegenüber, in dem Lerninhalte und Lernstrategien in einem Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten und Lehrenden durch einen interaktiven Prozess
vermittelt werden. Die Lernkultur und Architektur von E-Learning-Angeboten hat
sich in den Anfängen sehr am technisch Machbaren orientiert und weniger an
neueren pädagogischen Ansätzen, die neben kognitiven auch metakognitive
und motivationale Aspekte zum Grundsatz für selbstgesteuertes Lernen in einer
Gesellschaft des lebensbegleitenden Lernens hervorheben. Vielfach wurde in der
wissenschaftlichen und auch ExpertInnen- Diskussion das Vorhandensein von ELearning-Angeboten als Form des selbstgesteuerten Lernens betrachtet, da sich
für die Lernenden die Möglichkeit eröffnet, sich on demand nach eigenen zeitlichen
Bedürfnissen Lerninhalte anzueignen. Diese Sichtweise ist aber wesentlich zu kurz
gegriffen, da die Architektur der E-Learning-Angebote häufig auf ein mechanistisches Verständnis des Lehr-Lern-Prozesses aufbauen, dass die Lernenden den
vorgegebenen Lernstoff nach dem Prinzip des Nürnberger Trichters einfach in sich
aufnehmen. Die Konzeption des selbstgesteuerten Lernen basiert demgegenüber
auf die Eigenverantwortung und aktive Gestaltung des Subjekts für den eigenen
Lernprozess. Selbstgesteuertes Lernen kann nur dann gelingen, wenn die Lernenden ihr Lernverhalten, ihre Lernstrategien und ihren Lernbedarf kennen. Diese
Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen ist per se aber nicht vorhanden, sondern
91
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
ist ein Lernprozess, indem insbesondere durch Anleitung zur Metakognition, eine
Selbstwahrnehmung erlernt wird, die zum Beobachten und Nachdenken der individuellen Lernkompetenz und Motivation anregen. Eine solche Selbstwahrnehmung
zu erlernen, erfordert in der Regel die Mithilfe aufmerksamer Mentorinnen und
Mentoren. Die Begleitung des Lernprozesses muss also vielmehr in den Vordergrund geschoben werden. Blended Learning-Ansätze können in die richtige Richtung weisen, wenn das Subjekt im Lernprozess stärker in den Blick rückt.
4. Wie kann man bei der Feststellung von Unterschieden in Zugangsweisen,
Nutzer/Innenverhalten, Lernstrategien, Lern- und Kommunikationsstilen
u.ä. geschlechtsstereotypische Festschreibungen (die Frauen, die Männer)
vermeiden helfen?
Leitmotiv für die Bildungsarbeit ist das Potenziale-Konzept, das von Metz-Göckel
und Roloff entwickelt wurde. Das Potenziale-Konzept geht davon aus, dass Frauen
und Männer prinzipiell über die gleichen Potenziale verfügen, jedoch die Potenzialentfaltung durch soziale Einflüsse und strukturelle Rahmenbedingungen bedingt
wird. Geschlechtszugehörigkeit besitzt frau oder mann nicht per se, sondern
Geschlechtszugehörigkeit wird in Interaktionsprozesse immer wieder hergestellt.
Dieser Prozess wird durch den Doing-Gender-Ansatz erklärt: Das Geschlechterverhältnis wird als ein interaktiver Prozess der wechselseitigen Herstellung oder
Konstruktion von Geschlecht in der Alltagswelt gesehen.
Konkrete Handlungsleitlinien sind:
•
Bewusster Umgang mit Geschlechterrollenstereotypen als wichtige Qualifikation für Trainer und Trainerinnen, um Stereotypen aufzubrechen
•
Sichtbarmachen von weiblichen Lebensweisen in der Bildung. Dies sollte
in Lerninhalten, in einer gendergerechten Sprache, in Bildern und in Beispielen einfließen.
5. Wie werden diese Unterschiede in den jeweiligen Projekten methodischdidaktisch berücksichtigt?
Frauen ans Netz macht die Unterschiede nicht zum Thema des Kursangebots,
sondern bietet ein didaktisches Konzept für Weiterbildungseinrichtungen an, das
auf die Lernbedürfnissen der Frauen konzipiert ist.
6. Worin besteht die Besonderheit des jeweiligen methodisch-didaktischen
Ansatzes – auch unter dem Aspekt von Gemeinsamkeiten/Verschiedenheit
zu anderen Ansätzen?
Der dreistündige Einführungskurs Frauen ans Netz ist ein niedrigschwelliges
Angebot für Frauen, damit sie ihre Ängste im Umgang mit dem Internet verlieren
können. Sie erfahren, wie das neue Medium ihren Alltag unterstützen kann und
dass die Welt des Internets durch den Weg der kleinen Schritte erlernbar ist.
92
Frauen ans Netz e. V.
Frauen ans Netz baut auf folgende methodisch-didaktische Grundsätze:
•
Kursangebot von Frauen für Frauen anbieten: Trainerinnen als Vorbildfunktion
•
Entwicklung von Qualitätskriterien, die kleine Kursgruppen von 8 bis
höchsten 10 Teilnehmerinnen garantieren und garantiert, dass jede Teilnehmerin einen eigenen PC mit aktueller Technikausstattung erhält.
•
In dem dreistündigen Basiskurs werden bei der Vermittlung von Medienkompetenz vornehmlich die Dimensionen Struktur- und Orientierungswissen sowie Mediennutzung behandelt.
•
Die Trainerinnen werden aufgefordert, für eine angenehme, angstfreie
und motivierende Lernatmosphäre zu sorgen, in denen auch „dumme
Fragen“ gestellt werden können.
•
Die Lerninhalte werden in Bezug zur Lebenspraxis gestellt. Der Nutzen
des neuen Mediums für den Alltag wird klar in den Vordergrund gestellt.
•
Die Theorie wird nur soweit wie nötig eingeführt, technische Begriffe nicht
vorausgesetzt und Erklärungen werden, wenn möglich, aus der Lebenswelt der Lernerinnen erklärt.
•
Die Trainerinnen werden motiviert auf die Lernbedürfnisse und das Tempo
der Teilnehmerinnen einzugehen. Die Devise gilt: weniger Lehrstoff ist
mehr Lernstoff.
•
Transparenter Lernprozess durch Vorstellung des Kurskonzepts zu
Beginn der Veranstaltung als auch durch den modularen Aufbau, der sich
auf den für den Kurs entwickelten Online-Kursseiten wiederspiegelt.
•
Nach einem Lerninhalt folgt eine Übungssequenz, in der das Erlernte
selbst ausprobiert und erfahren werden kann.
•
Öffentliche Räume für Frauen werden durch den FaN-Club geöffnet, in
denen sie sich vorher nicht getraut haben (z. B. in die Internetcafes der
Bibliotheken).
•
Nach Beendigung des Kurses werden die Teilnehmerinnen aufgefordert
an einer Online-Befragung teilzunehmen. Die Evaluation fragt die Teilnehmerinnen, ob sie zufrieden waren mit dem Kurs, und nach den Bedürfnissen und zukünftigen Interessen für das Medium Internet.
93
Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
7. Lassen sich aus den verschiedenen Ansätzen Empfehlungen für eine
genderorientierte Methodik-Didaktik formulieren?
•
Geschlechterstereotypen aufbrechen und Bildungskonzepte entwickeln,
in denen Frauen und Männer gleichermaßen ihre Kompetenzen und
Bedürfnisse entwickeln können.
•
Bei der Auswahl der Lerninhalte, Themen und Beispiele die Lebensrealitäten und Interessen von Frauen und Männern einbeziehen.
•
Neben dem Geschlecht auch Kategorien wie das Alter, Bildungshintergrund, Lebensformen und ethnische Herkunft einbeziehen.
•
Geschlechtergerechte Sprache, Bilder, Beispiele.
•
Nicht die Technik in den Vordergrund rücken, sondern den Nutzen und
das Wissen für die konkrete Alltagstagsbewältigung zur Verfügung stellen.
•
Sensibilität der Unterrichtenden für eigene geschlechtsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen.
•
Rahmenbedingungen an die Lebensrealitäten von Frauen und Männern
anpassen: Auswahl des Veranstaltungsort (Erreichbarkeit), zeitliche Rahmen, räumliche Ausstattung und Zusatzangebote
Literatur:
Thoma, Susanne (2004): Geschlechterperspektive bei der Vermittlung von Computer- und Internetkompetenz. Eine Bestandsaufnahme von Forschungsergebnissen: Hrsg: Frauen geben Technik neue Impulse e.V. Wirkstoff Verlag.
Frauen geben Technik neue Impulse e.V. (Hrsg.) (2003): Frauen und Männer in der
IT-Ausbildung. Bielefeld.
Derichs-Kunstmann, Karin. Auszra, Susanne, Mütihing, Brigitte (1999): Von der
Inszenierung des Geschlechterverhältnisses zur geschlechtsgerechten Didaktik:
Konstitution und Reproduktion des Geschlechterverhältnisses in der Erwachsenenbildung. Bielefeld
Dickhäuser, Oliver (2001): Computernutzung und Geschlecht. Münster Berlin.
(N)ONLINER Atlas 2004. Eine Topographie des digitalen Grabens durch Deutschland. Hrsg. TNS Emnid in Zusammenarbeit mit der Initiative D21.
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Frauen ans Netz e. V.
Kontakt:
Cornelia Lins
„Frauen geben Technik neue Impulse e.V.“
www.frauen-technik-impulse.de
[email protected]
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Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Werkstattgespräch
Werkstattgespräch
Genderorientierte Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit
Veranstalter/-innen:
Universität Bremen, Institut Arbeit und Wirtschaft IAW,
Projekt „fit in e-business“
LeaNet – für Frauen in Schule und Bildung, LeaNet ist
ein Projekt von „Schulen ans Netz e.V.“
Moderation:
Elisabeth Rupprecht, IAW
Tagesordnung
Datum:
28.10.2004
Zeit:
10.00 – 17.00 Uhr
Ort:
Bremische Zentralstelle
für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau ZGF
Knochenhauer Str. 20-25, 28195 Bremen, 2. Etage,
Sitzungszimmer
10.00 h
Begrüßung
Dr. Charlotte Dorn, Universität Bremen, Institut Arbeit und
Wirtschaft IAW, Leiterin der Forschungseinheit Qualifikationsforschung und Kompetenzerwerb
Regina Eichen, Schulen ans Netz e.V., Projektleiterin LeaNet und LizzyNet
Vorstellungsrunde
Projektpräsentationen
Didaktische Ansätze – Ziele – Umsetzung – Diskussionspunkte
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10.15 – 10.45 h
„fit in e-business“ - ein virtuelles Fortbildungsangebot in
e-Business für Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen
im Einzelhandel;
www.fit-in-e-business.de
Brigitte Fietz, Universität Bremen, Institut Arbeit und Wirtschaft IAW, Bremen
10.45 – 11.00 h
Nachfragen – Kurzdiskussion
Tagesordnung
11.00 – 11.30 h
LeaNet – für Frauen in Schule und Bildung; www.leanet.de
Regina Eichen, Karin Renges, Schulen ans Netz e.V., Bonn
11.30 – 11.45 h
Nachfragen – Kurzdiskussion
11.45 – 12.15 h
IT-Weiterbildung für Multiplikatorinnen in den neuen
Bundesländern;
www.frauen-lernen-im-web.de und
www.webucation-for-women.net
Dr. Ellen Sessar-Karpp, INET e.V., Großpösna
(Landkreis Leipzig)
12.15 – 12.30 h
Nachfragen – Kurzdiskussion
12.30 – 14.00 h
Mittagesssen
Fortsetzung der Präsentationen
14.00 – 14.30 h
Gesche.online, Bremer Landesportal für Frauen;
www.gesche.bremen.de
Dr. Susanne Kluge, Christel Schütte; Bremen
14.30 – 14.45 h
Nachfragen – Kurzdiskussion
14.45 – 15.15 h
Projekte Girls’ Day und idee_it;
www.girls-day.de und www.idee-it.de
Sabine Mellies, Kompetenzzentrum Frauen in
Informationsgesellschaft und Technologie, Bielefeld
15.15 – 15.30 h
Nachfragen – Kurzdiskussion
15.30 - 15.45 h
Kaffeepause
15.45 – 16.45 h
Diskussion der methodisch-didaktischen
Projektansätze und –erfahrungen
16.45 – 17.00 h
Zusammenfassung – Festhalten von Resultaten zu
Kriterien einer gender-orientierten Mediendidaktik
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