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Am 6. Januar 2005 las Harry Rowohlt im großen Saal der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. 700 Besucher, ausverkauft, großartige Stimmung und Harry Rowohlt in Bestform. Die Lesung wurde mitgeschnitten. Als Zugabe wurden noch zwei Stücke drangehängt, die bislang im Archiv des Verlags schlummerten, als Harry Rowohlt Gast in dem von Klaus Bittermann betriebenen »Club der letzten Gerechten« war, eine Aufnahme vom 13. Dezember 2003 im ebenfalls ausverkauften Roten Salon der Volksbühne. Außer einer Übersetzung aus dem Hessischen (»Erna, der Baum nadelt« von Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Pit Knorr) liest Harry Rowohlt nur eigene Texte, die in seinen beiden Kolumnenbänden »Pooh’s Corner« enthalten sind. Harry Rowohlt brillierte mit einigen schönen, wenn nicht sogar schönsten Abschweifungen, wie er das schon seit Jahren macht, in denen er sich auf Tingeltour durch Deutschland befindet. Auf diesem Gebiet der Episode ist Harry Rowohlt ein Meister, und er ist ein begnadeter Vorleser, der alle Dialekte und Stimmlagen beherrscht. Harry Rowohlt, so könnte man sagen, hat die Abschweifung zur eigenständigen Kunstform entwickelt, und immer, wenn Harry Rowohlt über seine Brillengläser hinweg ins Publikum guckt und dabei die unscheinbaren Worte fallen läßt »Da fällt mir ein...« oder auch plötzlich und ohne Überleitung abschweift, dann kann man sich schon mal auf eine KlasseAnekdote mit einer geschliffen formulierten Pointe freuen. »Der Paganini der Abschweifung.« Kieler Nachrichten »Der Papageno der Abschweifung.« Veranstalter in Thurnau »Der Paganini der Ausschweifung.« Die Volksbühne »Harry Rowohlt hat einen ausgefeilten Sinn fürs extra Komische.« Der Spiegel »Enfant terrible und erleuchteter Philosoph, der in keine Schublade passen will.« Nürnberger Zeitung »Eine Plauderei über das Leben, geschmacklos, witzig, leider zu kurz. Harry, more, more!« Die Zeit »Der geniale Vorleser Harry Rowohlt mit der tiefergelegten Stimme, die ihn eine in Whiskey gut angelegte Stange Geld gekostet hat, parliert elegant über Gott und die Welt. Bzw. mehr über sich, denn wen interessiert schon Gott, wenn er etwas von Harry Rowohlt über Harry Rowohlt erfahren kann. Und als Erzähler schöner Abschweifungen kann ihm niemand das Wasser reichen.« Klaus Bittermann Aus der Zugabe »Mein erster Preis-Hattrick«: Klaus Bittermann: Harry Rowohlt, »enfant terrible und erleuchteter Philosoph, der in keine Schublade passen will«, wie ihn die Nürnberger Zeitung einmal nannte, hat nach langem Schaffen, Tun und Machen nun endlich auch den bedeutendsten Übersetzerpreis des Landes bekommen, den Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis. Den hast du, glaube ich, auf der Buchmesse verliehen bekommen? Harry Rowohlt: Nicht nur den. Das war diesmal meine erste Buchmesse, auf der ich den Hattrick geschafft habe. Drei Stück. Also 1. habe ich die Platinene Schallplatte bekommen für mehr als 250.000 verkaufte »Pu der Bär«-CDs. Das sind sogar mehr als eine halbe Million, aber weil sich die ganzen Schweinebacken ihre CDs immer selbst brennen, wird das mehr und mehr runtergesetzt. Also, wer mehr als 250.000 CDs verkauft, ist selbst schuld, weil das trophäen-technisch überhaupt nix mehr bringt. Mehr als Platin gibt es nicht. Diamanten wäre vielleicht auch nicht schlecht. Z.B. mein alter Freund Bill Ramsey hat keine einzige Goldene Schallplatte bekommen, weil man damals noch ne Million Schallplatten verkaufen mußte, und von seinem größten Erfolg »Souvenirs Souvenirs« hat er nur 700.000 verkauft, weshalb ich ihm gesagt hab: »Du, Bill, wenn du mal ne Goldene Schallplatte sehen willst, besuch mich mal in meinem Büro.« Das ist ganz schön. Wenn man Besuch hat, führt man den ganz unauffällig ins Büro und wenn er da nicht in die Richtung guckt, dreht man ihn an den Schultern, und wenn er dann immer noch nicht sagt: »Nein, sind das nicht übereinanderhängend eine Goldene und eine Platinene Schallplatte«, dann weiß ich auch nicht mehr. Ich war mal bei Robert Gernhardt zu Besuch, und der sagte beim Frühstück zu mir: »Harry, du kennst doch das Kloster Germerode.« Da sagte ich: »Nein!« Sagte er wieder: »Ich frage mich seit Jahr und Tag, ob das karolingisch oder romanisch ist.« Hab ich gesagt: »Du hast doch da die großartige Brockhaus-Enzyklopädie stehn. Guck doch da mal nach.« Sagt Gernhardt: »Das ist ne gute Idee. Ich schlag’s auf und du liest den entsprechenden Eintrag vor.« Und schräg gegenüber von Germerode steht Gernhardt Komma Robert. Ich war natürlich entsprechend beeindruckt. Dann hab ich gesagt: »Ich bin aber auch ein zu dämliches Arschloch, ich hätte einfach den Eintrag über das Kloster Germerode vorlesen und sagen sollen: ›Na bitte, romanisch.‹ Und das Buch wieder zuklappen.« Da sagte Gernhardt wieder: »Nee du, das haben schon ganz andere versucht.« Harry Rowohlt wurde am 27. März 1945 in Hamburg 13 geboren. Er ist Übersetzer von über hundert Büchern, Sprecher auf zahllosen CDs, geht regelmäßig auf Tingeltour und schauspielert in der »Lindenstraße«. Er wurde u.a. mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, mit dem Heinrich-MariaLedig-Rowohlt-Übersetzerpreis, dem Deutschen Hörbuchpreis und mit dem Satirepreis »Göttinger Elch« ausgezeichnet. Harry Rowohlt wurde außerdem zum »Ambassador of Irish Whiskey« ernannt. Buchveröffentlichungen: Harry Rowohlt »In Schlucken-zwei-Spechte. Harry Rowohlt erzählt Ralf Sotscheck sein Leben von der Wiege bis zur Biege«, Edition Tiamat, Berlin 2002. Harry Rowohlt »John Rock oder der Teufel. Ein kulinarischer Wildwest-Schundroman«, mit Zeichnungen von Peter Gut, Kein & Aber, Zürich 2004. Harry Rowohlt »Pooh’s Corner complett«, herausgegeben von Gerd Haffmans, Zweitausendeins, Frankfurt 2005. Harry Rowohlt »Der Kampf geht weiter. Nicht weggeschmissene Briefe«, herausgegeben von Anna Mikula, Kein & Aber, Zürich 2005. Harry Rowohlt „Der Paganini der Abschweifung“ live 2. CD: 1. Die Anschleimphase 2. John Rock oder der Teufel 3. Eine Ruhrgebietshuldigung 4. John Rock oder der Teufel (Fortsetzung) 5. Bestseller 6. Auf Tingeltour in Göppingen 7. Auf Tingeltour in Wien 8. Opern Sie mir nicht in die Schuhe, Herr! 9. Erna, der Baum nadelt (von Gernhardt, Eilert, Knorr) 14:09 18:11 04:14 06:16 07:49 01:58 03:17 13:08 1. Fünf Witze 2. Blauäugig. Na und? 3. Behaltet euer Neuschreib, ihr Krücken! 4. America the beautiful 5. Hamburger A-Hymne 6. Hamburger B-Hymne Zugabe: 7. Mein erster Preis-Hattrick 8. Ich bin das Ohr eines Mannes aus Connaught 09:25 10:48 10:49 02:10 01:30 01:35 08:28 12:39 11:48 Mit Dank an die Volksbühne, Sabine Zielcke und die Tonabteilung Gemischt und gemastert von Vicente Celi, Phlexton Studios Coverfoto: Bernd Heinz, Ullstein Bilderdienst Innenfotos: Klaus Bittermann und Ulla Rowohlt Gestaltung: Klaus Bittermann © Edition Tiamat, Verlag Klaus Bittermann, Berlin 2005 ISBN: 3-89320-086-X · www.edition-tiamat.de Mundraub/FSR Produktions- und Verlags GmbH Alle Rechte vorbehalten MR 6017-2 1. CD: