FORUM BioLandbau

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FORUM BioLandbau
FORUM
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Katrin Carrel | Strickhof | Fachstelle Biolandbau | [email protected] | Telefon 058 105 98 90
Der Zürcher Bauer | Nr. 50 | 13. Dezember 2013
BioLandbau
SERIE: GEFR AGTE BIO-PRODUK TE
Bio-Weihnachtsgänse
sind gefragt
Die Aufzucht von Weidegänsen
ist ein neuer Betriebszweig auf
Schweizer Bauernhöfen. Im
Kanton Zürich hat Familie
Strasser-Coray in diesem Jahr
Erfahrungen mit der Haltung
von Bio-Weidegänsen gesammelt
und sieht in den sympathischen
Wasservögeln ein vielversprechendes Potenzial.
Von Katrin Carrel, FS Biolandbau
Der Verein «weidegans.ch»
Das Ziel sei, die Gänsefleischproduktion in der Schweiz zu etablieren, so
Benno Jungo. Der Freiburger ist Präsident und Mitinitiant des im Frühling
2013 gegründeten Vereins «weidegans.ch». «Wir haben zwei Zielgruppen: die Deutschen, denn für sie gehört der Gänsebraten zur Weihnachtstradition. Doch auch die
Schweizer könnten auf den Geschmack kommen.» Der Verein setzt
auf Regionalität, Nachhaltigkeit und
Qualität. Er ging aus einem Schulprojekt der Berner Fachhochschule für
Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften Zollikofen hervor. "Wir
fragten uns, ob es in der Schweiz einen Markt für Gänsefleisch gibt", so
Jungo. Mittlerweile sei klar, dass die
Nachfrage da sei.
Weidegänse in der Bio-Variante
Familie Strasser-Coray hat sich im
Frühjahr dem Verein weidegans.ch
angeschlossen und im Mai eine Herde
von 24 Tieren im Alter von 3 Wochen
auf ihrem Betrieb eingestallt. «Als
Bio-Betrieb konnten wir nicht vom
günstigen Starterfutter des Vereins
profitieren und haben selbst nach der
richtigen Bio-Mischung gesucht», berichtet Fredi Strasser. Fündig wurden
sie dann bei einer Bio-Mischung aus
Junghennen- und Kükenmehl kombiniert mit verschiedenen Körnern.
«Wenn in unserer Region noch mehr
Die «Weinbergweidegänse» von Familie Strasser, Stammheim.
(Bild: Fam. Strasser; zVg)
Bioagenda
V E R A N S TA LT U N G E N
Bioackerbautagung
Dienstag, 14. Januar 2014, FiBL Frick
Neues aus der Forschung zu Ackerkulturen, Nährstoffversorgung, Gründüngungen,
Sorten- und Qualitätsfragen sowie Erfahrungsberichte aus der Praxis.
Tagungsleitung: Hansueli Dierauer, FiBL, Tel. 062 865 72 65,
E-Mail: [email protected]
Auskunft und Anmeldung: Stefanie Leu, FiBL Kurssekretariat, Tel. 062 865 72 74,
E-Mail: [email protected]
Bioobstbautagung
Freitag, 24. Januar 2014, FiBL Frick
Die jährliche Tagung für Forscher, Beraterinnen und Praktiker zum Bioobstbau. Mit
Beiträgen zu Anbautechnik, Pflanzenschutz, Sorten- und Unterlagenwahl sowie der
Entwicklung des Marktes.
Tagungsleitung: Andi Häseli, FiBL Frick
Auskunft und Anmeldung: Stefanie Leu, FiBL Kurssekretariat, Tel. 062 865 72 74,
E-Mail: [email protected]
Umsetzung Massnahmenkatalog Biodiversität im Biolandbau
Dienstag, 28. Januar 2014, 9.30–12.00 Uhr, Strickhof, Lindau
Ab 01.01.2015 gilt die Weisung Biodiversität für alle Bio-Knospe-Betriebe. Aus einem
Katalog mit über 100 Fördermassnahmen müssen 12 ausgewählt und umgesetzt
werden. Wie viele Massnahmen erfülle ich bereits und welche sind auf meinem Betrieb
sinnvoll? Auf diese Fragen erhalten Sie am Kurs Antworten und lernen die Checkliste
zur Selbsteinschätzung kennen.
Kursleitung: Tatjana Hans, Dr. Barbara Stäheli
Kosten: Fr. 40.00 exkl. Unterlagen inkl. Verpflegung
Auskunft: Tatjana Hans, Strickhof Fachstelle Biolandbau, Tel. 058 105 98 45,
[email protected]
Anmeldung: bis 21.01.2014; Strickhof, Kurssekretariat, Postfach, 8315 Lindau,
Tel. 058 105 98 22, www.strickhof.ch
«Fünfzig Gänse fressen so viel Gras wie zwei Kühe». (Bild: B. Jungo, Verein Weidegans; zVg)
Bio-Bauern mit der Weidegans-Produktion anfangen würden, könnten
wir den Kostenpunkt ‹Starterfutter›
sicher deutlich senken, in-dem wir
gemeinsam eine grössere Menge beziehen», meint der Bio-Winzer.
Familie Strasser hat die Gänse in
einem Koppelweidesystem auf ihren
Wiesen und im Rebberg mit einem
mobilen Stall über den Betrieb wandern lassen. Während der Verein Weidegans mit einem Flächenbedarf von
einer Hektare für hundert Tiere rechnet, schätzt Fredi Strasser den Bedarf
auf 1.5 Hektaren für dieselbe Tierzahl. Dies wegen den saisonalen
Schwankungen im Wiesennachwuchs in futterknappen Zeiten und
der Unterwuchsnutzung in Reben
und Obst. Wer Weidegänse halten
will, muss den sonst genügsamen Tieren auf jeder Weideparzelle Wasser
zum Baden zur Verfügung stellen. Bei
Familie Strasser konnten die Gänse
häufig die Quelle und den Weiher des
Betriebs nutzen. Auf Parzellen, die
weder Bach noch Teich zu bieten hatten, wurden grosse Wasserschalen
aufgestellt, in denen ein bis zweimal
täglich das Wasser erneuert wurde.
Es war ein besonderes Schauspiel,
den Gänsen beim Weiden im Rebberg
zuzuschauen. «Wir haben unsere PIWI-Sorten 1,4 Meter hoch erzogen, so
dass die Gänse nicht von den Trauben
naschen konnten», sagt Strasser und
fügt an «die Gänse weideten so sauber, dass sie schon fast einen englischen Rasen zurückliessen.» Weidegänse sind nach Strassers Einschätzung besonders geeignet für Betriebe
mit robusten, und deshalb nicht
gespritzten, Hochstamm-Obstsorten
oder für Rebbau-Betriebe mit PIWISorten. Auch Bio-Gemüsebetriebe,
die 10 % Grünbedeckung einplanen
müssen, könnten auf diesen Flächen
Gänse weiden lassen.
Die Gänse auf dem Bio-Betrieb Strasser erreichten im Durchschnitt ein
Schlachtge-wicht von rund 3 kg, weil
nur sehr wenig Körner zur Ausmast
zugefüttert wurden. «Dies ist gerade
die Grösse, die von Familien nachgefragt wird. Schlussendlich muss der
Braten auch noch in den Ofen passen», stellt Maria Strasser fest. Sie
sieht zur Zeit die beste Vermarktungsmöglichkeit im Direktverkauf.
Damit sich der fi xe Arbeitsaufwand
noch mehr lohnt, will seine Familie
im nächsten Frühling eine deutlich
grössere Herde zukaufen.
Landrasse als Bio-Weidegans?
Der Verein Weidegans nutzt im Moment Hybridrassen, besonders Kreuzungen der Rasse «Emdener» mit einer Zuchtrasse. Astrid Spiri vom
Züchterverein für ursprüngliches
Nutzgeflügel (ZUN) sieht in der Landrasse «Diepholzer Gans» ein ganz be-
sonders interessantes Po-tenzial für
Bio-Betriebe. «Im Moment beschränkt
sich der Bestand schweizweit auf Tiere in Hobby-Haltung. Die Züchter haben jedoch das Interesse am Markt
erkannt und ihre Herden aufgestockt.
Um eine Rasse zu erhalten, muss man
sie nutzen», ist die Präsidentin und
Tiervermittlerin des ZUN überzeugt.
«Die Diepholzer Gans ist eine ProSpecieRara-Rasse.
Mit ihr bewegt man sich im höheren Preissegment.» Um die zur Zeit
noch relativ kleinen Bestände aufzustocken, braucht es Betriebe, welche
bereit wären, Zuchtgruppen von etwa
20-30 Tieren auch über den Winter zu
halten.
Interview mit B. Jungo aus dem Originalartikel; erschienen in den «Freiburger
Nachrichten», Abdruck mit freundlicher
Genehmigung:
www.freiburger-nachrichten.ch/
nachrichten-bern-nachbarschaft/
weihnachtsgaense-sind-gefragt
Weitere Informationen
• Verein Weidegans:
www.weidegans.ch
• Diepholzer Gans:
Astrid Spiri,
Präsidentin ZUN,
9217 Neukirch a. d. Thur
Tel. 071 642 48 11;
[email protected]
WORKSHOP
Klimaschutz in der Landwirtschaft
Die UN-Klimakonferenz in
Warschau 2013 fand vom 11. bis
23. November 2013 statt. Die
Ergebnisse sind unbefriedigend.
Doch die Schweiz verfolgt
trotzdem eine aktive Politik zur
Reduktion der Treibhausgase.
Mit dem revidierten CO2-Gesetz sollen bis ins Jahr 2020 die TreibhausgasEmissionen im Inland um mindestens
20 % gegenüber 1990 sinken. Dieses
Ziel soll auch mit der Reduktion von
Treibhausgasen aus der Landwirtschaft erreicht werden. Doch lohnt
sich das für einen Bio-Betrieb? Welche
Möglichkeiten gibt es, zum Klimaschutz beizutragen? Welche Massnahmen sind einfach und effizient umzusetzen, welche sind aufwendiger und
zeigen erst langfristig einen Effekt?
Was ist richtig für meinen Betrieb?
Zu diesen Thema organisiert das
FiBL am 15. Januar 2014 einen Workshop am Strickhof Wülfl ingen. Dort
werden neueste Informationen vom
FiBL zur Landwirtschaft als Betroffene des Klimawandels, als Verursacherin und als Teil der Lösung angesprochen. Teil der Diskussion ist auch die
reduzierte Bodenbearbeitung und die
neuen Instrumente zum Ressourcenschutz nach AP 2014–17.
Im Workshop werden verschiedene Möglichkeiten für die Bio-Betriebe
vorgestellt, diskutiert und beurteilt.
Als gute Orientierung dient das aktualisierte Merkblatt «Klimaschutz auf
Biobetrieben».
Ziel ist es, das Wissen der Biobauern in dieser Thematik zu verbessern,
Landwirten aufzeigen, wo sie im Rahmen der Möglichkeiten auf dem Betrieb etwas zum Klimaschutz beitragen können und wo heute finanzielle
Anreize geschaffen werden, damit
diese Massnahmen für die Landwirte
interessant sind.
Der Workshop findet am 15. 01.
2014 am Strickhof Wülfl ingen, Kanton Zürich statt. Weitere Informationen dazu finden Sie auf www.fibl.org.
Welche Massnahmen
können Bio-Betriebe
ergreifen, die einfach
und effizient umsetzbar
sind? Auch die neuen
Instrumente zum
Ressourcenschutz nach
AP 2014–17 werden im
Workshop diskutiert.
(Bild: B. Oehen,
FiBL, zVg)