Reisebericht Lima

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Reisebericht Lima
Peru, März 2012
Bericht über den Besuch der Stadt Lima und die Hochschule
„Paolo Freire“ in Comas während einer Peru-Reise:
Auf der Jahreshauptversammlung von UNA TERRA am
11.04.2012 wurde ein Bericht über unsere Perureise, von der
wir voller aktueller Eindrücke zurück sind, gewünscht.
Von unserer insgesamt 22-tägigen Rundreise berichten wir kurz
über vier Tage, die wir in Lima verbracht haben.
Unsere Unterkunft war im Hotel Castellana in Miraflores, eine
im spanischen Kolonialstil erbaute Villa, mit sauberen, stilvoll
eingerichteten Zimmern.
Wir erlebten Miraflores als einen modernen und belebten
Stadtteil mit vielen Geschäften, Hotels, Restaurants, Vergnügungsmeilen, Parks und Sportanlagen, alles hoch über der
Steilküste gelegen, mit einem schönen Blick über das Meer. Es
gibt kaum Strände, am Meer entlang verläuft eine Stadtautobahn.
Ein beliebter Platz ist der Parque del Amor, der umgeben von
einer Mauer aus Mosaikfliesen ist, und von dem wir ebenfalls
einen herrlichen Blick über den Pazifik und auf eine vor gelagerte Halbinsel mit einer Heiligenskulptur hatten. Bei näherer
Betrachtung entdeckt man allerdings die Müllentsorgung der
Stadt im Meer, die sichtbare Spuren entlang des Ufersaumes
hinterlässt.
Eine Stadtrundfahrt führte durch verschiedene Stadtviertel, wie
zum Beispiel das Botschaftsviertel San Isidro und endete im
Zentrum von Lima.
Nur wenige Gehminuten weiter und wir standen auf der Plaza
de Armas bzw. Plaza Mayor; ein Platz, umgeben von Prachtbauten aus der Kolonialzeit. Leider steht heute keines der Originalgebäude mehr. Die Kathedrale von Lima wurde 1746 nach einem Erdbeben im Renaissance-Stil wieder neu aufgebaut und
ist nun das älteste Gebäude am Platz.
Die Rekonstruktion der Kirche beruht auf den früheren Plänen.
Ihr Inneres ist von der düsteren Pracht der goldenen und silbernen Altäre bestimmt. Die Spuren der spanischen katholischen Kirche sind nicht zu übersehen.
Gleich neben der Kathedrale steht der Palast des Erzbischofs,
der Placio Arzobispal. Der Palast ist fast eine Originalgetreue
Rekonstruktion und beeindruckt durch seine für das kolonialzeitliche Lima typischen hölzernen Balkone.
Die Franziskanerkirche San Francisco war der nächste Anlaufpunkt.
Die Führung begann am Eingang zum Kloster in einem prachtvollen Kuppelbau mit rotgoldener Wandmalerei und führte uns
bis in die Katakomben wo sich etwa 70.000 „Gräber“ befinden.
Staunen konnten wir über die vielen sortierten Knochenteile,
die dort eingelagert waren. Als eine der wenigen früheren Kolonialkirchen überstand die Iglesia San Francisco mehrere Erdbeben, weil das Fundament aus einer Mischung aus Eiweiß.
Mörtel und Steinen bestand. Leider durften wir hier keine Fotos
machen
Der Tag klingt mit einem lauen, netten Abend im Kennedy Park aus.
Ein Handwerkermarkt zeigt hochwertige Kunstarbeiten, allerdings
auch teuer. Von einem Straßencafe aus haben wir einen köstlichen
Blick auf die Highheels der jungen Damenwelt.
Lima, 1535 von dem Spanier Franzisco Pizzaro gegründet,
(seine Mumie ist in der Kathedrale zu sehen), hat heute
ca. 9 Mill. Einwohner (Peru ca. 29 Mill.) und ist eine heiße,
staubige Wüstenstadt, (Grünes ist nur mit Bewässerung möglich)
durch den kalten Pazifik zu dieser Jahreszeit mit einer hohen
Luftfeuchtigkeit lagebedingt geprägt. (Die Handwäsche im Hotel
wurde nicht trocken).
Außerhalb des modernen Stadtkerns gibt es zum Stadtrand hin
immer ärmer werdende Viertel, bis hin zu den Slums an den
Berghängen im Osten der Stadt, entlang der Straße „Tupac
Amaru“ und der nach Norden und Süden verlaufenden
„Panamerikana“.
Die Stadt leidet unter chronischem Wassermangel, d.h. unregelmäßige Versorgung, der man mit Wassertanks auf jedem
Dach zu begegnen versucht. Überall gibt es einen ungeregelten
Straßenverkauf von Alltagsgegenständen. (Arbeitslosigkeit liegt
bei 5 %, nicht erfasst sind weite Teile der indigene Bevölkerung, und
die vielen Straßenhändler) Übrigens soll es in Peru niemanden
Ebenfalls an der Plaza stehen das Rathaus und der Palacio de
Gobierno, die Residenz des peruanischen Staatsoberhauptes.
Hier konnten wir in der Mittagszeit die Wachablösung einer malerischen Garde miterleben. (Die Zermonie wirkte etwas kurios).
Das eigentliche Schmuckstück befindet sich aber in der Mitte
des Platzes. Es ist der Bronzebrunnen aus dem Jahre 1650.
Im Stadtteil Barranco gab es ein Buffet mit peruanischen Spezialitäten. Von der berühmten Brücke aus konnte man auf einen
Abstieg zum Meer blicken und auf eine Badebucht mit künstlich
angefahrenem Sandstrand, die am Nachmittag voller Badelustiger war, das Meer schien warm genug für Wassersport. Der
Stadtteil machte einen eher mediterranen Eindruck.
geben, der Hunger leidet.
Der innerörtliche öffentliche Verkehr ist fast nur durch Unmengen von uralten, neuen, großen und kleinen Bussen und Taxis
„geregelt“, was zu dauerhaften Staus in den Stoßzeiten führt.
Eine erste kleine S-Bahnstrecke ist im Bau befindlich. Lima ist
stark Erdbeben gefährdet. Sichere Gebäude oder Plätze werden mit einem S gekennzeichnet. Das höchste Hochhaus hat
30 Etagen und steht im Stadtzentrum.
Wir hatten Gelegenheit einen Tag bei der Familie Rolfes de
Franco zu verbringen, die uns mit ihrem Auto auf einer anstrengenden einstündigen Fahrt durch die Stadt in den Stadtteil
Comas im Osten brachte.
Auf dem Programm stand die Besichtigung
 der Hochschule Paolo Freire, in der eine private Primarschule untergebracht ist,
 des Stadtteils Comas
 und ein Besuch bei der Familie.
Wir erlebten ein hochwertiges Schulgebäude im Kontrast zu
dem eher ärmlich wirkenden Stadtviertel, mit angenehm luftigen
Räumen und überzeugender Architektur. In der Grundschule
werden 150 Kinder von 8.30 bis 14.30 Uhr von 7 Lehrkräften
unterrichtet. Es gibt die Klassen 1- 4 und eine 7. u. 8. Klasse,
im Aufbau befindlich sind die Klassenstufen bis 11. Unterrichtet
wird nach dem Konzept des amerikanischen Pädagogen Howard Gardner, einer freien Schule, die auf individuelle Entfaltung jedes Schülers setzt. Wir durften uns frei im Gebäude bewegen und auch kurz am Unterricht der Klassen teilhaben. Die
Schule finanziert sich vorwiegend durch Schulgeld, ca 150 Soles je Kind im Monat.
Beim leckeren Essen am Nachmittag gab es noch viel Gesprächsstoff auch im Austausch mit der jungen Familie von David. Unsere Bewunderung galt Lisa und Manuel, die in Jahrzehnte langer unermütlicher Arbeit für die Schule ein überzeugendes Konzept für die Bildungsarbeit in Peru entwickelt und
fest etabliert haben. Unser Vereinsmitglied Heinz Neuser hat
maßgeblich zum Aufbau der Hochschule in Comas beigetragen.
Der Hochschulbetrieb beginnt erst ab 17.00 Uhr, es sind aktuell
30 Studierende für die Ausbildung zum Erzieher oder Prmarstufenlehrer eingeschrieben.
Auf unserer anschließenden Rundreise durch Peru sind wir mit
dem Bus in Tagesetappen auf der Panamericana Richtung
Süden gefahren. Es ist eine beeindruckende Fahrt, Dürre,
Staub, ärmliche Behausungen, immer wieder riesige Reklame-
wände bestimmen den Ausblick während der Bustour. Nur der
schöne Blick auf den Pazific tröstet das Auge.
Vergleichsweise mit europäischen Autobahnen gibt es wenig
LKW Verkehr, obwohl die Panamericana die einzige ausgebaute Nord-Süd Achse ist. Eisenbahnen für den Güter- und Personenverkehr gibt es nicht.
Einige bewässerte Gebiete (Oasen entlang der Flussläufe) mit
landwirtschaftlichem Anbau sind zu sehen: Baumwolle, Bohnen, Mais, Kartoffeln und weitere Gemüsesorten. Die kleinen
Gehöfte der Bauern wirken auch hier eher bescheiden. Diese
Flussoasen (teilweise verlaufen die Flüsse unterirdisch) sind
seit der Vorinkazeit bekannt und wurden immer schon zur Bewässerung genutzt.
Obst- und Eisstände laden zur Rast ein. Auffallend sind die
Massentierhaltung moderner Geflügelfarmen, niedrige Gebäude in brütender Hitze und eher verfallene Ferien-Domizile, vom
letzten Tsunamie zerstört und nicht wieder hergerichtet.
Im Nationalpark auf der Halbinsel Paracas liegen Wüste und
Meer direkt nebeneinander. Unglaublich! Wunderschön! Eine
leichte Wanderung beschert uns grandiose Ausblicke auf die
Küste mit ihren Höhlen, Felsen und weißen Sandbuchten.
In der Stadt Pisco (gleicher Name wie das Nationalgetränk) lag
unsere nächste Unterkunft. Pisco selbst ist nicht unbedingt sehenswert, oder vielleicht doch!!
Die Stadt wurde vor ca. 5 Jahren durch ein schweres Erdbeben
zerstört und ist heute noch zum großen Teil ein Ruinenfeld. Nur
der Platz im Zentrum und die Kirche sind neu errichtet.
Das Hostal, (wohl das einzige im Ort), ist ganz passabel, mit
ansprechenden Zimmern eingerichtet, aber durch Mauern und
Eisentore geschützt und streng bewacht.
Es ist ein lauer Abend und aus den Gassen dringt fröhliche Musik herüber. Die Menschen scheinen in ihren verfallenen Ruinen nicht nur zu „überleben“.
Dieser starke Lebenswille der Peruaner, ihre Kraft, Beharrlichkeit und Kreativität im Alltag begleiteten uns auf der gesamten
Reise.
Über weitere Stationen unserer Reise, wie Nazca, Arequipa,
Colca Canyon, Puno und Titicacasee, Cuzco, das Heilige Tal
und Machu Picchu berichten wir gern mehr mit Bildern unterstützt.
Sibylle und Dirk Löbbe