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Der folgende Bericht ist in RC-MONSTER-ACTION, Ausgabe 1/2008 erschienen. www.rc-monster-action.de 1:8 KIT Kyosho (www.kyosho.de) Inferno ST-RR Text und Fotos: Oliver Tonn Das Bessere ist des Guten Feind – diese alte Redensart kennzeichnet Kyoshos aktuelles Vorhaben sehr treffend. Der überaus erfolgreiche Wettbewerbs-Truggy Inferno ST-R bekommt einen Nachfolger: den STRR. Ob Doppel-R auch doppelte Performance bedeutet? Die Truggy-Klasse hat sich nicht nur in Deutschland fest in der RC-Szene verankert. So fest, dass aktuell diverse Hersteller eine zweite Auflage ihrer Modelle in den Startlöchern sitzen haben. Einer der Ersten war der Kyosho Inferno ST-RR. Nachdem bereits ein Upgrade für den ST-R veröffentlicht worden war, das diverse Veränderungen beinhaltet, wartete man mit Spannung, welche Neuerungen der RR von Haus aus mitbringt. Alles neu? Nach dem Öffnen der Verpackung fällt sofort die neu gestylte, unlackierte Karosserie ins Auge. Diese unterscheidet sich aber nicht nur im Design von der alten, sondern ist vor allem im hinteren Bereich deutlich in die Länge gezogen. Ansonsten ist der Baukasteninhalt Kyosho-typisch: Die verschiedenen Baugruppen sind in Beutel verpackt, die jeweils durch Nummern gekennzeichnet sind. Weiterhin enthalten sind das Chassis, eine komplette Kupplung, die Karosserie, vier weiße Felgen und schließlich die Anleitung. Reifen finden sich nicht, hier ist Kyosho so großzügig, dem neuen Besitzer die Wahl selbst zu überlassen. Der erste Blick richtet sich auf das neue Chassis: Grundsätzlich ist es von der 32 www.rc-monster-action.de Verarbeitung mit dem des ST-R identisch. Es ist harteloxiert und mit Ausfräsungen zur Gewichtsoptimierung versehen. Bei genauerer Betrachtung fällt aber auf, dass das Chassis im hinteren Bereich deutlich länger ist als die alte Variante. Dies ist natürlich auch die Erklärung, warum die eingangs erwähnte neue Karosserie passend dazu geändert wurde. Als Nächstes werden die neuen Stoßdämpfer begutachtet. Diese sind viel voluminöser ausgeführt als die Vorgänger und arbeiten mit grünen Federn zusammen. Zusätzlich wurden die Gummiüberzüge zum Schutz der Dämpferkolben überarbeitet. Die neue Version hat die Form einer Ziehharmonika. Gänzlich neu sind auch die aktuellen Antriebswellen: Wie schon vorher sind sie in Kardan-Bauweise gefertigt, die Wellen an sich aber sind jetzt schwarz und – was Schnelle Lastwechsel konnten das Fahrwerk nicht wirklich beeindrucken. Der ST-RR setzte die Lenkbefehle vielmehr mit stoischer Ruhe ohne Kipp-Tendenzen um, was sicher auch der erhöhten Spurweite zuzuschreiben ist www.rc-monster-action.de 33 1:8 KIT Kyosho (www.kyosho.de) Inferno ST-RR 6 2 1. Optisch und technisch ist Kyoshos Aluminium-Kupplung ein echtes Highlight 2. Die neuen Radmuttern verfügen über eine Kunststoff-Einlage, um unbeabsichtigtes Lösen zu verhindern 3. Viele Neuerungen auf einen Blick: Big-Bore-Stoßdämpfer mit geänderten Schutz-Überzügen, schlanke Kardans, verbreiterte Mitnehmer und selbstsichernde Radmuttern viel entscheidender ist – viel dünner als ihre Vorgänger. Dies ist im Hinblick auf die verminderten rotierenden Massen sehr positiv zu bewerten. Alles? Nicht alles! Der Heckflügel des ST-RR sitzt auf dem, schon aus dem Tuning-Programm bekannten, verlängerten Spoilerhalter. Die Radmuttern werden jetzt durch eine zusätzliche Kunststoffeinlage daran gehindert, sich von den neuen 9-Millimeter-Spurverbreiterun- 4. Auch schnelle Lastwechsel brachten den ST-RR nicht aus der Ruhe 5. Bodenwellen auf der Rennstrecke stellen für das Fahrwerk keine wirkliche Hürde dar 6. Der genaue Blick bringt Klärung: Das Heck des RR ist deutlich länger als beim Vorgänger gen zu lösen. Die Maßangabe meint dabei pro Rad, die Spurweiten vorn und hinten werden also um jeweils 18 Millimeter erhöht. Unter dem Strich ist also klar zu erkennen, dass die Neuerungen des ST-RR deutlich über das Upgrade-Kit für den ST-R hinausgehen. An einer Position allerdings wurde hiervon leider abgegangen: Nicht aus der Aufwertung übernommen wurden die gefrästen Lenkhebel. Der ST-RR verfügt leider erneut nur über Bauteile aus gegossenem Aluminium. Die Montage der Teile erfolgt ansonsten wie vom ST-R bekannt. Achsstifte werden mit C-Klipsen fixiert, eine Ausführung, die nicht nur Freunde hat. Allerdings hat die Praxis gezeigt, dass die Klipse weit besser sind als ihr Ruf und in der Regel tadellos funktionieren. Die Schrauben des Modells sind erneut fast ausschließlich mit Kreuzschlitz-Köpfen ausgestattet. Mit einem passenden Schraubendreher hat sich diese Variante als absolut tauglich erwiesen. Im Bereich des Antriebsstrangs setzt Kyosho auf die gewohnte Dreibacken-Kupplung aus Aluminium in Kombination mit einer 13er-Kupplungsglocke. Die Kraftverteilung an die Räder wird dagegen von überarbeiteten Differenzial-Tellerrädern übernommen. Ansonsten ist die Ausstattung wie von einem Truggy gewohnt: Drei Differenziale, 17er-Radmitnehmer, Dämpferbrücken aus Aluminium, der Tank mit einem Inhalt von 150 Milliliter – hier herrscht längst Konformität mit fast allen anderen Modellen der Fahrzeug-Klasse. Die beiliegende Bauanleitung erwies sich als sehr hilfreich. Obwohl sie bei diesem frühen Presse-Modell nur in Englisch beilag, sprechen die Bilder eine derart deutliche Sprache, dass auch Modellbauer, die nicht so gut Englisch können, vor keine Rätsel gestellt werden. Dennoch wird die Verkaufsversion natürlich eine ins Deutsche übersetzte Anleitung beinhalten. Das Setup Verwendete Ausstattung Im Baukasten enthalten sind drei verschiedene Silikonöle für die Differenziale mit Viskositäten von 7.000 für die Front, 10.000 für die Mitte und 3.000 für das Heck. Vorn und mittig weichen diese von den BasisBefüllungen des ST-R ab: Der Vorgänger war noch mit 4.000er/7.000er/3.000er-Ölen auszurüsten. Dies soll offensichtlich die Traktion der Vorderräder verbessern: Das härtere Öl im Mitteldiff sorgt dafür, dass etwas weniger Kraft nach vorn geleitet wird. Gleichzeitig bringt mehr Zähigkeit im Front-Differenzial eine Verringerung der Drehzahlunterschiede zwischen den Vorderrädern mit sich. Dadurch wird verhindert, dass das weniger belastete Rad durchdreht und Vortrieb verloren geht. Für die Stoßdämpfer liegt kein Öl bei. Für den ersten Test wurde hier auf eine Inferno ST-RR Kyosho Basics •Fahrzeugklasse: Verbrenner-Offroad 1:8 •Empfohlener Verkaufspreis: 719 ,– Euro •Bezug: Fachhandel G 4.270 g 372-377 mm Technik •Drei Differenziale •Allradantrieb •Voll kugelgelagert •Zwei Scheibenbremsen Benötigte Teile •Motor mit 3,5 bis 5 ccm •RC-Ausstattung •Sprit 572 mm 34 www.rc-monster-action.de Fazit n mi Zielgruppe max Nach dem Turn ist vor dem Turn. Zuerst standen allerdings Eingriffe in die Abstimmung des Modells an Teile-Qualität max n mi Ausstattung •Motor: R&B S5 •Auspuff: R&B 086 Masterfix •Sender/Empfänger: Graupner XS 6 •Servos: Hitec 945, 925 •Sprit: Graupner Titan RS 25 Pro Viskosität von 500 zurückgegriffen. Bei der „Fühlprobe“ erwies sich diese Wahl als brauchbar, allerdings mit einer leichten Tendenz zur Unterdämpfung: Der Truggy kam etwas schneller aus der Federung als es eigentlich wünschenswert gewesen wäre. Genaueres zeigte aber erst der Praxistest. Nachdem das Chassis fertig zusammengebaut war, wurden die Elektronik-Komponenten verbaut. Hier hat natürlich jeder seine eigenen Vorlieben, grundsätzlich aber sollte ein solches Modell mit sehr hochwertigen Servos ausgestattet werden. Als Motor wurde ein R&B S5 mit passendem Masterfix-Resonanzrohr gewählt. Nach dessen Montage fiel die Verlängerung des neuen Chassis dann so richtig auf: Der Abstand zwischen Engine und hinterer Dämpferbrücke ist deutlich gewachsen. So ging es dann zum Test. Hau rein, Kapelle 375 mm 4 375 mm 5 213 mm 3 430 mm 1 Der ST-RR folgt der Wettbewerbs-Ausrichtung Kyoshos nochmals deutlicher als sein Vorgänger. Wer ein narrensicheres Modell erwartet, das viele Fahrfehler verzeiht, ist hier falsch. Steht allerdings ein Wettkampf-Truck auf der Wunschliste, der auch das letzte Quäntchen Performance aus sich heraustreiben lässt, ist das Modell erste Wahl. Bei der bis dahin unbekannten Strecke angekommen, wurde sich für eine Reifenausstattung mit mittleren Pins und recht weichen Einlagen entschieden. So ging es dann auf die Piste. Die ersten Fahrversuche zeigten ein bissiges Fahrverhalten mit viel Lenkung trotz des verlängerten Radstands. Die Kraftverteilung unter Last erwies sich als sehr gelungen, die Reifen neigten trotz einer recht weichen Mischung und soften Einlagen kaum zum Balloonen. Dies ist dem härteren Öl im Mitteldiff zuzuschreiben. Etwas weniger gelungen war das Fahrverhalten beim Durchfahren enger Kurven ohne Last, besonders an unebenen Stellen: Hier ging sicht- und fühlbar die Traktion im Heck verloren, der ST-RR neigte verstärkt zum Ausbrechen. Ansonsten aber zeigte sich das neue Modell von seiner besten Seite. Sowohl beim Reinbremsen in als auch beim Rausbeschleunigen aus Kurven verhielt sich das Modell absolut spurtreu. www.rc-monster-action.de 35 1:8 KIT Kyosho (www.kyosho.de) Inferno ST-RR Was uns gefällt + Hohe Passgenauigkeit der Teile + Enorm hohe Lenk-Aggressivität + Perfekt arbeitende Stoßdämpfer + Gesteigerte Spurtreue unter Last durch verlängertes Chassis Was uns nicht gefällt - Lenkhebel aus gegossenem Aluminium - Selbstsichernde Radmuttern neigen zum Fressen Während der Testfahrten wurden verschiedene Setups mit Heckflügeln, Reifen, Fahrwerksfedern und Kupplungskomponenten getestet Die Probleme beschränkten sich also auf den Bereich des Durchrollens von Kurven bis kurz hinter den Scheitelpunkt. Hier mehrte sich der Verdacht, dass das Stoßdämpferöl tatsächlich zu dünn gewählt worden war. Für den zweiten Test wurde in alle vier Stoßdämpfer 700er-Öl eingefüllt und dann ging es erneut auf die Rennstrecke. Bei diesem zweiten Versuch zeigte die Federung dann, dass sie noch deutlich mehr konnte als im ersten Versuch erahnt. Mit dem etwas härteren Öl erfüllten die neuen Big-Bore-Stoßdämpfer ihre Aufgabe deutlich besser und bügelten auch gröbere Unebenheiten tadellos aus. Entgegen der Erwartungen war der ST-RR spürbar kurvenfreudiger als sein kürzerer Vorgänger. Dies mag auch die Erklärung für das immer noch eher leichte Heck sein: Die Vorderräder zwingen dem Modell einfach so radikale Kurvenradien auf, dass das Heck nur schwer folgen kann. Bei der abschließenden Zerlegung des RR nach einer Laufleistung von etwas zwei Liter Sprit zeigte sich ein kaum nennenswerter Verschleiß. Einzig die neuen selbstsichernden Radmuttern bereiteten Probleme: An zwei Rädern waren sie nur noch unter Gewalteinwirkung zu lösen. Als sie schließlich doch heruntergedreht waren, hatten die Gewinde der beiden dazugehörigen Radmitnehmer irreparable Schäden davongetragen. Obwohl sich der ST-RR bei genauer Betrachtung in der Anzahl der geänderten Teile gar nicht so stark vom ST-R unterscheidet, ist durch die Änderungen an den entscheidenden Punkten ein vollkommen Die Platzierung der einzelnen Komponenten wurde eins zu eins vom ST-R übernommen neues Car entstanden. Einerseits hat er an Aggressivität gewonnen, dafür allerdings an Nachsichtigkeit bei Fehlern verloren. Das Modell wurde eindeutig weg von der Einsteigerfreundlichkeit entwickelt, hin zu einem noch kompromissloseren Wettbewerbsracer. Wer schnell mit ihm unterwegs sein will, braucht mehr Übung als zuvor. Sind mindestens fortgeschrittene Skills beim Fahrer vorhanden, so bedankt sich der ST-RR durch Rundenzeiten, die spürbar und messbar unter denen seines Ahnen liegen. In wilder Fahrt auf die nächste Schikane: Der ST-RR ist auf Offroad-Rennstrecken voll in seinem Element 36 www.rc-monster-action.de