NiedersachsenMetall report 2/2012

Transcrição

NiedersachsenMetall report 2/2012
Impulse ideen Initiativen 2 2012
IMPRESSUM
Herausgeber
NiedersachsenMetall –
Verband der Metallindustriellen Niedersachsens e.V.
Schiffgraben 36
D-30175 Hannover
Telefon(05 11) 85 05 - 0
Telefax (05 11) 85 05 - 203
www.niedersachsenmetall.de
[email protected]
Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes
Werner Fricke
Redaktion
Werner Fricke, Lothar Steckel
Fotos
Chris Gossmann, Marcus Lorenczat,
Frank Schinski
Konzept und Design
GuS Kommunikation, Bremen
www.gus-bremen.de
Druck
Dieckmann Druck, Hannover
www.dieckmanndruck.de
Erscheinungsweise
vierteljährlich
Wir machen uns für Sie stark
Eingeweiht: Haus der Industrie
Zentrum für Wirtschaft und Kultur 14
2
INHALT
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
die Resonanz auf die „Nummer eins“ unseres neuen Magazins hat uns
positiv überrascht: Sie war nicht nur außergewöhnlich stark, sondern auch
durchgehend mit Zustimmung versehen. Wir wissen: Es war die richtige
Entscheidung, Sie mit einer regelmäßig erscheinenden Publikation auf
dem Laufenden zu halten. NiedersachsenMetall und seine Mitglieder
entwickeln sich ständig weiter – das möchten wir Ihnen auch in dieser Ausgabe an vielen Beispielen zeigen.
Unsere Branche setzt Impulse, entwickelt Ideen und ergreift Initiativen.
Unsere Unternehmen generieren 60 Prozent des deutschen Exports und
sind Weltmarktführer auf zwei Dritteln aller M+E-relevanten Märkte. Mit
anderen Worten: Wir sind das Herz der Wirtschaft! Darauf können wir auch
ein wenig stolz sein. Die Reportagen über die Jensen GmbH (Seite 24) und
den Fahrzeugbauer Krone (Seite 8) zeigen dies besonders eindrucksvoll.
Ihre Kunden kommen aus aller Herren Länder, doch die Wertschöpfung
erfolgt am Standort Niedersachsen.
TARIFRUNDE
4 Bis an die Grenze der Belastbarkeit
Betriebliche Handlungsfreiheit bleibt erhalten
REPORTAGE
8 Bauern und Trucker fahren auf Krone ab
Krone Gruppe setzt Maßstäbe in Landmaschinentechnik
und Nutzfahrzeugbau
24 Mit Archimedes zur weißen Weste
Jensen GmbH baut in Harsum Wäschereimaschinen
für die Welt
4
Wer eine große Industrie mit elf Branchen vertritt, steht vor der Herausforderung, eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen zu vereinen. Die
kürzlich beendete Tarifrunde zeigt, wie schwierig dies ist und wie dringend
notwendig für unsere Firmen Flexibilität und Öffnungsklauseln sind. Das
jüngste Tarifergebnis ist eine Gratwanderung – und für viele von uns gerade
noch verkraftbar (Seite 4).
INTERVIEW
12 Sicherheit in Umweltfragen
Staats- und Verwaltungsrechtler Prof. Dr. Edmund Brandt
im Gespräch
Liebe Leserinnen und Leser, in unserem aktuellen NiedersachsenMetall
report widmen wir uns einer Auswahl von Themen, die erneut die Vielfalt
unserer Aktivitäten vor Augen führt. Er präsentiert Menschen, Ideen und
Projekte.
TITELTHEMA
14 Hier spielt die Musik
NiedersachsenMetall eröffnet Haus der Industrie in Hildesheim
FÜR SIE
8
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
18 Technikum
Warm-up fürs Ingenieurstudium
19 Wer wird Ideenfänger?
Schülerwettbewerb zur IdeenExpo 2013 gestartet
20 Zum Anpfiff in die Bischofsmühle
Jahresversammlung von NiedersachsenMetall
22 Wenn die Belegschaft älter wird
Demografieagentur will Strategien bündeln
RÜCKBLICK
27 Talente suchen Arbeitgeber
Im Speed-Dating zum neuen Job
Wir machen uns für Sie stark
Ihr
Dr. Volker Schmidt
NiedersachsenMetall
Verband der Metallindustriellen
Niedersachsens e. V.
27
TITEL
Der Umbau der historischen Bischofsmühle in Hildesheim zu einem
modernen Zentrum für Wirtschaft
und Kultur ist vollendet. Zur offiziellen
Einweihung kamen mehr als 200 Gäste.
Titelfoto: Chris Gossmann
NiedersachsenMetall
report 2 I 2012
3
4
TARIFRUNDE
TARIFRUNDE
5
Handschlag nach abgeschlossenen
Verhandlungen: NiedersachsenMetallPräsident Wolfgang Niemsch und IG
Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine.
„Der Tarifabschluss sichert
Kompromiss
An der Schmerzgrenze
> hannover
Weithin sichtbar: Die Arbeitgeber
brachten ihre Argumente auf
Spezialfahrzeugen an den Mann.
NiedersachsenMetall
Der Tarifabschluss 2012 ist für manche
Betriebe nur schwer verkraftbar – aber
unternehmerische Handlungsfreiheit
und Flexibilität bleiben gewahrt
K
leine Betriebe mit wenigen Dutzend Mitarbeitern und weltumspannende Konzerne mit Tausenden Beschäftigten, florierende Mittelständler mit vollen Auftragsbüchern und Unternehmen, die täglich kämpfen müssen – die Palette der
NiedersachsenMetall-Mitglieder könnte bunter und vielfältiger nicht sein.
Ihnen allen soll der neue Anzug, den die Tarifpartner geschneidert haben,
passen. Nach vier Verhandlungsrunden ist solide Konfektionsware herausgekommen – ansehnlich zwar und durchaus tragbar, aber an manchen
Stellen doch auf Kante genäht.
Die Gewerkschaft hatte schon lange vor der eigentlichen Tarifrunde
mit ihrer Kombiforderung nach unbefristeter Übernahmegarantie für Azubis
und einem Vetorecht des Betriebsrats gegen den Einsatz von Zeitarbeit die
Entgeltrunde belastet. Damit nicht genug: Noch vor der ersten Verhandlung hatte die IG Metall den Arbeitgebern ein Ultimatum gestellt und mit
Arbeitskampf gedroht. Umso mehr ist es als Erfolg zu bewerten, dass trotz
dieser hoch emotionalisierten Atmosphäre ein Kompromiss gefunden wurde,
der betriebliche Handlungsspielräume wahrt, den Kostenanstieg im Rahmen
hält und dem Fachkräftemangel entgegenwirkt.
Hans-Joachim Scheja, Tarifkommissionsvorsitzender der Bezirksgruppe
Osnabrück-Emsland von NiedersachsenMetall und Personalleiter von KME
Germany in Osnabrück, einem der weltweit größten Hersteller von Produkten aus Kupfer und Kupferlegierungen, bewertet die zurückliegende
Tarifrunde als „überemotionalisiert und mit einem am Ende schwer erzielten
Kompromiss“. Die Gewerkschaft habe mit ihren Forderungen das Klima
eher aufgeheizt, als konstruktiv an Lösungen gearbeitet. Dennoch kann er
mit dem Ergebnis leben. „Der Tarifabschluss bringt unseren Mitarbeitern
ein deutliches Reallohnplus, sichert unseren Betrieben einen Flexibilitätspuffer und hält die Ausbildung auf hohem Niveau.“
e
unseren Betrieben einen
Flexibilitätspuffer und
hält die Ausbildung
auf hohem Niveau.“
Hans-Joachim Scheja,
Tarifkommissionsvorsitzender der Bezirksgruppe
Osnabrück-Emsland und Personalleiter der
KME Germany AG & Co. KG, Osnabrück
report 2 I 2012
6
TARIFRUNDE
TARIFRUNDE
7
Der Tarifabschluss 2012
„Der Arbeitgeber kann selbst
„Wir hätten gern eine längere
bestimmen, für wie viele Auszubil-
Laufzeit des Tarifvertrages
dende die unbefristete Übernahme
gehabt. Ein Abschluss für 24
gilt. Das erhält die Motivation von
Monate wäre aus Gründen der
Azubis und Betrieben.“
Planungssicherheit besser.“
Lothar Murtzen,
Personalleiter KSM Castings GmbH, Hildesheim
Dr. Thomas Reck,
Geschäftsführer Thermo Electron LED GmbH, Osterode
Ein solch hohes Ausbildungsniveau hält das Hildesheimer Traditionsunternehmen KSM Castings seit Jahren. Hervorgegangen aus der 1947 gegründeten Kloth-Senking Metallgießerei, gehört die Gießerei seit einem Jahr
zum chinesischen Industrieinvestor CITIC Dicastal Wheel Manufacturing
Co., Ltd. Insgesamt beschäftigt die KSM Castings Group 2 800 Mitarbeiter.
Sie stellen an sechs Standorten Leichtmetallprodukte für die Automobilindustrie her: Quer- und Längsträger, Teile für die Lenkung und den Rahmen,
Ölwannen, Motor- und Getriebekomponenten und vieles mehr. Sogar einen
Formel 1-Motor haben die Spezialisten schon gegossen.
Personalleiter Lothar Murtzen ist besonders stolz auf die Ausbildungsleistung des Unternehmens am Standort. „60 junge Leute sind permanent
in Hildesheim in Ausbildung: Industriemechaniker, Mechatroniker, Werkzeugmacher, Industriekaufleute, IT-Systemelektroniker. Wir legen viel Wert
auf Praxisnähe, haben eine eigene Ausbildungswerkstatt und übernehmen
am Ende nahezu jeden.“ Dass der aktuelle Tarifabschluss nun eine unbefristete Übernahme vorschreibt, dem Arbeitgeber aber die Möglichkeit gibt,
selbst zu bestimmen, für welche und wie viele Auszubildende das gilt, sieht
er als vertretbaren Kompromiss an.
NiedersachsenMetall
Ähnlich ist auch die Stimmungslage bei Dr. Thomas Reck, Geschäftsführer
der Thermo Electron LED GmbH in Osterode am Harz. Das 320 Mitarbeiter
starke Unternehmen fertigt als Teil des US-amerikanischen Weltkonzerns
Thermo Fisher Scientific Hightech-Zentrifugen für die Medizintechnik.
„Wir sind als Center of Excellence im Bereich Separationstechnologie
einzigartig im gesamten Konzern, stehen aber auch täglich vor der Herausforderung, unsere Leistung wettbewerbsfähig anbieten zu können“, sagt
der Physiker. „Die amerikanische Mutter sagt uns: Wenn ihr schon die
höchsten Lohnkosten habt, dann müsst ihr auch die Besten sein.“ Bisher
ist das gelungen, ein sehr großer Anteil der Produkte aus dem Südharz wird
in alle Welt exportiert. Das funktioniert nur mit höchster Produktivität,
Qualität und Flexibilität. „Eine bedingungslose verpflichtende Azubi-Übernahme wäre kontraproduktiv gewesen“, sagt Reck.
Die jetzt erzielte Einigung beim Entgelt trifft nicht auf sein uneingeschränktes Lob. „Wir hätten aus Gründen der Planungssicherheit lieber
eine längere Laufzeit gehabt. Ein Abschluss für 24 Monate wäre für uns
besser gewesen.“ Das Thema Zeitarbeit sieht Reck gelassen. „Auch wir
beschäftigen Zeitarbeiter zur Bewältigung von Spitzen. Aber wir haben
schon immer Zeitarbeit in unbefristete Einstellungen umgewandelt, allein
22 Mitarbeiter sind in den vergangenen zwei Jahren so zu uns gekommen.“ j
Entgelte: Sie werden rückwirkend zum 1. Mai
um 4,3 Prozent erhöht. Der Vertrag läuft über 13
Monate. Für das laufende Jahr ergibt sich eine
Belastung von 3,41 Prozent, über die gesamte
Laufzeit liegt die Belastung bei vier Prozent.
Zeitarbeit: Zeitarbeitnehmer dürfen für 18
Monate im gleichen Betrieb eingesetzt werden;
nach 24 Monaten muss ein Übernahmeangebot
gemacht werden. Unternehmen können im
Einvernehmen mit ihrem Betriebsrat ohne
Zustimmung der Tarifvertragsparteien davon
abweichen. Die freiwillige Betriebsvereinbarung
ersetzt dann alle anderen Regelungen. Der
Verlust an externer Flexibilität soll dann aber
durch eine Ausweitung der internen Flexibilität
ausgeglichen werden – zum Beispiel durch einen
höheren Anteil der Beschäftigten, die bis zu 40
Wochenstunden arbeiten dürfen.
Ausbildung: Weniger Qualifizierte werden im
Rahmen einer neun- bis zwölfmonatigen Einstiegsqualifizierung gefördert, die mit Mitteln
des Vereins für Beschäftigungsförderung – eine
von den Tarifparteien gegründete Einrichtung
– unterstützt wird. NiedersachsenMetall leistet
damit zusätzlich zur Initiative zur Einstellung
von Hauptschülern einen weiteren nachhaltigen
Beitrag zur Förderung von Jugendlichen mit
schlechteren Ausbildungschancen.
Auszubildende: Statt sie für 12 Monate zu
übernehmen, muss das Unternehmen den Ausgebildeten künftig eine unbefristete Stelle
anbieten. Diese Verpflichtung gilt aber nur für
jene Ausgebildeten, die das Unternehmen tatsächlich benötigt. Den tatsächlichen Bedarf
kann der Arbeitgeber festlegen.
report 2 I 2012
8
REPORTAGE
REPORTAGE
9
Täglich ein Häcksler in XXL:
Blick in die „BIG X“-Fertigung.
Bauern und Trucker
fahren auf Krone ab
Die Krone Gruppe im Emsland setzt MaSSstäbe
in der Landmaschinentechnik und beim Fahrzeugbau
> Spelle/Werlte
NiedersachsenMetall
Die Krone Gruppe
E
igentlich wollte Helmut Lange gar nicht so lange bleiben. Nach
der Bundeswehr Geld verdienen, schnell einen Kredit abzahlen
und dann mal weitersehen. Inzwischen sind mehr als 20 Jahre
vergangen und bis heute hält der gelernte Zerspanungsmechaniker der Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH die Treue.
Kein Einzelfall. Das Unternehmen setzt auf seine Mitarbeiter als wichtigsten Erfolgsfaktor, wie Wilhelm Voß, Geschäftsführer des Landmaschinenherstellers, betont. „Wir möchten unsere Fachkräfte möglichst dauerhaft
an uns binden, schließlich wollen wir auch zukünftig erfolgreich sein.“
Krone produziert mit 1 100 Mitarbeitern in Spelle bei Osnabrück
Maschinen rund ums Grünfutter. Ob Gras oder Klee gemäht oder Mais
geerntet werden muss, das familiengeführte Unternehmen liefert die
passenden Geräte dafür. Viele davon werden an Traktoren montiert oder
angehängt. Stars sind zwei selbstfahrende Maschinen: der Mäher „Big M“
und der Feldhäcksler „Big X“.
Das Big kommt nicht von ungefähr. Die Landmaschinen leisten zwischen
500 und 1 100 PS. Der Mäher kann auf einer Breite von 13,20 Metern Gras
schneiden und der Häcksler, die derzeit stärkste Landmaschine der Welt,
14 Reihen Mais auf einmal ernten.
Hohe Flexibilität, exakte Fertigung und Eins-A-Qualität sind für Krone
ein Muss, kurze Entscheidungswege und schnelle Entwicklungszeiten ein
Erfolgsgarant. „Die Entwicklungszyklen werden immer kürzer, darauf haben
wir uns eingestellt“, sagt Geschäftsführer Voß. Das jüngste bahnbrechende
Produkt aus Spelle steht beispielhaft dafür: eine Ballenpresse, die in
einem Arbeitsgang Ballen pressen und wickeln kann – für die Landtechnik
geradezu eine Revolution.
Und noch etwas ist entscheidend für den Erfolg: die Nähe zum Kunden.
„Wir sind ganz nah dran an den Bedürfnissen von Landwirten und Lohnunternehmern“, sagt Voß. Nah dran ist Krone auch am Nachwuchs. Im
Rahmen der „Young Professionals Tour“ fahren die Landtechniker mit
einem 850-PS-Häcksler direkt auf die Schulhöfe der Region und wecken so
die Neugier auf Technik im XXL-Format.
e
Das 1906 gegründete Unternehmen teilt sich in
die Bereiche Landtechnik, Nutzfahrzeuge und
Landtechnik-Handel auf. Insgesamt hat die
Gruppe im Wirtschaftsjahr 2010/2011 (1.8. bis
31.7) rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz mit etwa
2 100 Mitarbeitern erzielt. Davon entfallen rund
800 Millionen Euro auf die Nutzfahrzeugsparte, 410 Millionen Euro auf die Landtechnik und
etwa 100 Millionen Euro auf den Handelsbereich. Das Unternehmen ist in der dritten Generation familiengeführt.
i www.krone.de
„Unsere Mitarbeiter und
unsere Innovationskraft
sind die Erfolgsgaranten
unseres Geschäfts.“
Wilhelm Voß,
Geschäftsführer Maschinenfabrik
Bernard Krone GmbH, Spelle
report 2 I 2012
10
REPORTAGE
IM DIALOG
Der Profi Liner (links) ist das Basismodell der
Pritschenauflieger von Krone. Täglich erreichen
mehr als 100 Metallrahmen das Werk (rechts).
im dialog
Damit unsere Unternehmen im internationalen Wettbewerb
bestehen können, müssen die Rahmenbedingungen am
Standort Niedersachsen stimmen. NiedersachsenMetall berät
die politischen Entscheider über mögliche Folgen der Gesetzgebung für Unternehmen und setzt sich gezielt für die Anliegen
seiner Mitglieder ein.
In wenigen Jahren an die internationale Spitze
„Wir haben mit
Neuentwicklungen und
hoher Produktqualität
eine stabile Marktposition erreicht.“
Dr. Frank Albers,
Vertriebschef Fahrzeugwerk
Bernard Krone GmbH, Werlte
NiedersachsenMetall
In Werlte stellt das Schwesterunternehmen Fahrzeugwerk Bernard Krone
GmbH pro Tag etwa 110 LKW-Sattelauflieger, so genannte Trailer, her.
Ob Pritschen- oder Kühlsattelauflieger, Anhänger, Wechselsysteme oder
Koffersattelauflieger – das Werk im emsländischen Werlte gehört zu den
führenden Trailer-Produzenten weltweit und gilt in der Branche als
Senkrechtstarter.
„Wir haben 1971 mit der Herstellung von Nutzfahrzeugen begonnen“,
sagt Vertriebs- und Marketingchef Dr. Frank Albers. Gerade einmal 100
LKW-Anhänger wurden damals produziert. Nur zehn Jahre später verließen
bereits jährlich 2 000 Einheiten das Werk. „Heute produzieren wir die
fünfzehnfache Zahl an Nutzfahrzeugen und decken dabei eine wesentlich
breitere Produktpalette ab“, setzt Albers hinzu.
Vor allem Neuentwicklungen und die hohe Qualität der Produkte sorgten
für den schnellen Weg an die Spitze der Nutzfahrzeughersteller. So baute
Krone den ersten Trailer, der eine spezielle Mulde zum Transport von Stahlrollen hatte. 1981 entwickelte das Unternehmen die Kurzkupplung, 1990
den Mega Trailer. Der bot bei gleichen äußeren Abmessungen wesentlich
mehr Stauraum als Wettbewerbsmodelle. 1997 führte Krone als weltweit
erstes Trailer-Unternehmen die kathodische Tauchlackierung (KTL) und die
Pulverbeschichtung als Langzeitschutz gegen Rost ein. Es folgten pfiffige
Ladungssicherungssysteme und energieeffiziente Trailer sowie als jüngste
Entwicklung ein vakuumisolierter Kühlsattelauflieger, der bis zu 25 Prozent
an Kühl-, sprich Energiekosten einsparen kann.
In der ländlichen Region Werlte ist Krone ein industrieller Leuchtturm. „Wir bieten bei uns im Werk krisenfeste Arbeitsplätze und arbeiten
mit zahlreichen Unternehmen in der Region zusammen“, sagt Albers. Er
schätzt, dass rund 2 500 Arbeitsplätze an der Wertschöpfung der Nutzfahrzeuge beteiligt sind.
j
11
Präsenz auf
Parteitagen
Politischer
Freitagmittag
Reger Besuch: NiedersachsenMetall
präsentiert sich regelmäßig auf den
politischen Veranstaltungen unterschiedlichster Parteien. Konstruktiver Dialog sorgt für einen Austausch der Positionen und schafft
kurze direkte Wege zu den politischen Entscheidern. Unser Foto zeigt
Bundesarbeitsministerin Dr. Ursula
von der Leyen und Niedersachsens
Ministerpräsident David McAllister
im regen Gedankenaustausch mit
NiedersachsenMetall-Pressesprecher
Werner Fricke.
Austausch über die Umweltpolitik
des Landes: Dr. Stefan Birkner, Umweltminister des Landes, war zu
Gast beim Politischen Freitagmittag
von NiedersachsenMetall. Einziges
Thema: Energiewende. Birkner überzeugte die Zuhörer mit Kompetenz
und zeigte viel Verständnis für die
Sorgen der Industrie. Ein Dankeschön für die Ausführungen und die
anschließende Diskussion mit den
Unternehmensvertretern gab es von
Dr. Volker Schmidt. Umwelt- und
energierechtliche Beratung gehören
übrigens seit kurzem zur Dienstleistung des Verbandes (siehe Seite 12).
report 2 I 2012
12
INTERVIEW
Neues Dienstleistungsangebot
»
Wege durchs Dickicht
des Umwelt- und
Energierecht-Dschungels
«
INTERVIEW
Wie können Sie den Unternehmen helfen?
Wie sieht Ihre Hilfestellung konkret aus?
Prof. Brandt: Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Vorgaben und Richtlinien aufzuarbeiten und verständlich
darzustellen. Ebenso wichtig ist es, frühzeitig über Entwicklungen in der Gesetzgebung zu informieren und
sich entsprechend darauf einzustellen. Ich nenne das
proaktives Handeln. Damit meine ich, dass wir die Unternehmen schon im Vorfeld von Entscheidungen für
bestimmte Entwicklungen sensibilisieren wollen. So
können wir ihnen Wege zum erfolgreichen Umgang mit
rechtlichen Vorgaben aufzeigen und gemeinsam Spielräume gestalten.
Prof. Brandt: Gemeinsam mit den Unternehmen gehen
wir im Betrieb Segment für Segment durch, identifizieren Problemlagen und spielen verschiedene Szenarien
durch. Wie sind die Unternehmen in bestimmten
Bereichen aufgestellt? Welche Probleme ergeben sich?
Wohin geht die Reise? Diese Fragen müssen beantwortet werden, daraus ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen.
Prof. Brandt: Ist es aber nicht, ganz im Gegenteil. Wir
gehen äußerst praxisbezogen an die Aufgaben heran.
So, wie auch unser gesamtes Institut aufgestellt ist. Wir
machen den Betrieben ganz konkrete Vorschläge, da
bleibt keine Frage offen.
Sie brennen zahlreichen Betrieben der Metall- und
Elektro-Industrie unter den Nägeln: Fragen des Umweltund Energierechts. Dabei geht es nicht nur darum,
dass Behörden oft nachträglich umweltrechtliche Anordnungen für bereits genehmigte Anlagen erlassen.
Vielmehr müssen sich die Unternehmen schon heute
mit künftigen Entwicklungen der Gesetzgebung und
der Rechtsprechung und deren Auswirkungen auf ihre
Produktion auseinandersetzen. Ein Thema mit vielen
juristischen Fallstricken. NiedersachsenMetall hat deshalb sein Dienstleistungspaket erweitert und bietet
kompetente Beratung bei Fragen im Umwelt- und
Energierecht an. Mit dem Institut für Rechtswissenschaften der Technischen Universität Braunschweig,
Lehrstuhl Staats- und Verwaltungsrecht sowie Verwaltungswissenschaften, wurde ein kompetenter Kooperations- und Ansprechpartner gewonnen. Der Institutsleiter, Prof. Dr. Edmund Brandt, stand dem NiedersachsenMetall report Rede und Antwort.
Herr Professor Brandt, was kommt
in Sachen Umwelt- und Energierechtsprechung auf die Betriebe zu?
„Wir wollen die Unternehmen schon
im Vorfeld von Entscheidungen
fundiert beraten. So können sie Spielräume selbst gestalten und rechtliche
Vorgaben erfüllen. Ich nenne das
proaktives Handeln.“
Prof. Brandt: Eine ganze Menge. Ich möchte jetzt keine
Horrorszenarien an die Wand malen, aber es zeichnet
sich heute schon ab, dass die Umwelt- und Energierechtgesetzgebung – vor allem veranlasst durch europäische Gesetzgebung – unübersichtlicher und komplizierter werden wird. Stichpunkte sind der Umgang
mit gefährlichen Stoffen, die Steigerung der Energieeffizienz im Wärmesektor und natürlich auch die zu
erwartenden Veränderungen im Immissionsschutzrecht.
Klingt zunächst theoretisch …
Geballte Kompetenz bei der Auftaktveranstaltung zum Umwelt- und Energierecht in
Hannover: NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt (rechts)
begrüßte gemeinsam mit der Verbandsjuristin Anja Vollbrecht die Professoren der
TU Braunschweig Dr. Andreas Klees (links),
Dr. Hans Walter Louis (Mitte) und
Dr. Edmund Brandt (2.v.r.).
i Anja Vollbrecht, Rechtsanwältin
Wie kann sich der Mitgliedsbetrieb
an Sie wenden, und welche Vorteile
bringt die Kooperation?
Prof. Brandt: Die Unternehmen wenden sich am
besten über den Verband an uns. NiedersachsenMetall
hat außerordentlich kompetente Juristen, die in engem
Kontakt mit unserem Institut stehen. Der Vorteil der
Kooperation, die übrigens meines Wissens nach in
Deutschland bisher einzigartig ist, liegt in der fachlich fundierten und nicht auf einzelne Umweltbereiche
beschränkten Beratung, die obendrein für Mitgliedsunternehmen völlig kostenlos ist.
Telefon 0511 8505-239
Prof. Dr. Edmund Brandt
NiedersachsenMetall
report 2 I 2012
13
14
TITELTHEMA
TITELTHEMA
HIER SPIELT
DIE MUSIK
NiedersachsenMetall eröffnet Haus der Industrie
E
> HILDESHEIM
in Ort mit wechselvoller Geschichte – das
ist die Bischofsmühle im Herzen Hildesheims. Einst gehörte sie dem bischöflichen
Stuhl und wechselte später häufig die
Eigentümer. Öl wurde hier gepresst und Getreide
gemahlen. Der Zweite Weltkrieg hinterließ nur noch
einen Gebäudestumpf. Jetzt hat der Bau eine neue
Bestimmung erhalten: Als „Haus der Industrie“ repräsentiert die Bischofsmühle die regionale Wirtschaft,
dient zahlreichen Arbeitgeberverbänden als Domizil
und steht zugleich der Öffentlichkeit zur Verfügung. e
Freude über das architektonische Meisterstück im Herzen Hildesheims:
NiedersachsenMetall-Präsident Wolfgang Niemsch und der Hildesheimer
Bundestagsabgeordnete Eckart von Klaeden.
NiedersachsenMetall
Mann am Klavier: Jazz-Pianist
Paul Kuhn begeisterte die Gäste.
Symbolische Schlüsselübergabe: Robert Cholewa, Vorsitzender AGV-Hildesheim, Wolfgang Niemsch, Heike Hafenmaier, AGV-Geschäftsführerin,
NiedersachsenMetall-Repräsentant Christoph Putzer, Dr. Volker Schmidt,
Architekt Rainer Lorey und Hildesheims Oberbürgermeister Kurt Machens.
report 2 I 2012
15
16
TITELTHEMA
TITELTHEMA
NiedersachsenMetall hat in rund einjähriger Bauzeit
auf den Mauern der alten Bischofsmühle ein modernes
Zentrum für Wirtschaft und Kultur geschaffen, ideal
positioniert in exponierter Innenstadtlage und durch
die moderne, offene und transparente Architektur überzeugend. Während der offiziellen Einweihungsparty
Ende April betonte NiedersachsenMetall-Präsident
Wolfgang Niemsch die Bedeutung des Hauses: „Wir
sehen unser Engagement als Beitrag zur Verbesserung
des regionalen Wirtschaftsstandortes. Die Arbeitgeberverbände sollen eine stärker sichtbare Repräsentanz
erhalten.“
Das ist voll und ganz gelungen, findet NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt. Der
Verband zeige mit dem architektonischen Meisterwerk,
dass er ein integraler Bestandteil der Gesellschaft sei.
„Es ist nur konsequent, das neue Gebäude verstärkt der
Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.“
Mehr als 200 Gäste überzeugten sich bei frühlingshaftem Wetter vom gelungenen Umbau. Sie genossen
vom Dachgarten den Blick auf die rauschende Innerste,
streiften durch die gläsernen Büros und besichtigten
die großzügigen Veranstaltungsräume. Zum Höhepunkt
des Tages gingen viele in den Keller. Hier hat der Jazzclub „Cyclus 66“ sein neues Domizil erhalten, und hier
spielte Überraschungs- und Ehrengast Paul Kuhn zur
Feier des Tages. Der 84-jährige Jazz-Pianist begeisterte
mit Songs von Duke Ellington und Frank Sinatra, begleitete Sängerin Gaby Goldbeck und zeigte mit Bassist
Gary Todd und Schlagzeuger Gregor Beck, dass Musik
kein Alter kennt.
j
Cyclus 66 –
Kultur für die Stadt
Jazz-Fans: Birgit und Albert Steffen (Jensen GmbH),
Axel Busch (stellvertr. Hauptgeschäftsführer
NiedersachsenMetall) und Hans-Joachim Scheja
(Personalleiter KME Osnabrück).
Oberbürgermeister Kurt Machens
bezeichnete den Bau als Investition
an der richtigen Stelle der Stadt.
Zur Musik in den Keller:
Robert Stafflage und
Dr. Volker Schmidt.
Jazz vom Feinsten: Gaby Goldbeck und
Paul Kuhn verzauberten ihr Publikum.
1966 gründeten junge Schauspieler des Stadttheaters
gemeinsam mit kulturbegeisterten Hildesheimern
den Cyclus 66 e.V. Seit 1971 ist der Verein in der
Bischofsmühle zu Hause. Der Verein hat derzeit
etwa 350 Mitglieder. Sie leisten ehrenamtlich mehr
als 5 000 Arbeitsstunden pro Jahr und ermöglichen
jährlich rund 70 Kulturveranstaltungen. Das Programm umfasst überwiegend Konzerte, aber auch
Veranstaltungen aus den Bereichen Kabarett,
Lesungen und Kleinkunst. Seit 1979 organisiert
der Verein in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater, jetzt Theater für Niedersachsen, die Jazztime Hildesheim. Das dreitägige Jazz-Festival, stets
zu Pfingsten, hat sich wie die Bischofsmühle im
Laufe der Jahre zu einem kulturellen Markenzeichen Hildesheims entwickelt.
i www.cyclus66.de
NiedersachsenMetall
report 2 I 2012
17
18
FÜR SIE
FÜR SIE
teilnehmende
Hochschulen
„Technikum“
Warm-Up fürs Ingenieurstudium
> osnabrück/HANNOVER
E
in weiterer Schritt, dem Fachkräftemangel
aktiv entgegenzuwirken, folgt im Herbst
landesweit: das „Niedersachsen-Technikum“.
Das Niedersächsische Ministerium für
Wissenschaft und Kultur will damit junge Frauen für
das Studium von MINT-Fächern und für technische
Berufe begeistern. Elf Hochschulen haben bereits ihre
Kooperation zugesagt. Ebenfalls unterstützt wird das
vom Ministerium mit 800 000 Euro geförderte Projekt
von NiedersachsenMetall und der Volkswagen AG.
Das „Niedersachsen-Technikum“ bietet eine Kombination aus Betriebspraxis und Schnupperstudium. Im
Rahmen eines sechsmonatigen Praktikums in einem
Unternehmen besuchen die Teilnehmerinnen einmal
wöchentlich Vorlesungen und Seminare in den beteiligten Hochschulen. Vorteil: Die jungen Frauen können
konkrete Berufe kennenlernen und gleichzeitig die
dazu passenden Studienangebote erkunden.
In Osnabrück sind bereits zwei Probedurchgänge
erfolgreich gelaufen. Zahlreiche Unternehmen der Metallund Elektro-Industrie haben die Pilotphase gemeinsam
mit der Hochschule Osnabrück organisiert. Der Erfolg
spricht für sich: Alle 16 Teilnehmerinnen haben ein Studium oder eine technische Ausbildung aufgenommen.
» Leibniz Universität Hannover
» Hochschule Hannover
» Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
» Jade Hochschule
» TU Clausthal
» HAWK Hildesheim
» Universität Hildesheim
» TU Braunschweig
» Ostfalia Hochschule
» Universität Osnabrück
» Hochschule Osnabrück
» Hochschule Emden/Leer
Ramona Heye ist eine von ihnen. Sie hat ihr „Technikum“
in dem auf Kupferverarbeitung spezialisierten Unternehmen KME in Osnabrück absolviert. Dort durfte sie
verschiedene Abteilungen durchlaufen und überall mit
anpacken. Inzwischen macht sie ein duales Studium an
der Hochschule Osnabrück mit festen Praxisblöcken
bei KME.
Um auch das jetzt startende landesweite „Niedersachsen-Technikum“ zu einem Erfolg zu führen, rühren
NiedersachsenMetall und die Stiftung des Verbands die
Werbetrommel. Stiftungs-Geschäftsführer Olaf Brandes:
„Wir werben in unseren 300 Mitgliedsbetrieben gezielt
für das Technikum.“ Und VW hat bereits 25 vergütete
Praktikumsstellen zugesagt.
NiedersachsenMetall
i
Wer wird
Ideenfänger?
> hannover
Schülerwettbewerb
zur IdeenExpo 2013 gestartet
D
ie Stiftung NiedersachsenMetall hat den
Startschuss für die vierte Runde des
Schülerwettbewerbes zur IdeenExpo
gegeben. Erstmals haben auch Schüler
außerhalb Niedersachsens die Chance, mit ihren kreativen, praktischen und innovativen Ideen für naturwissenschaftlich-technische Erfindungen die Jury zu
überzeugen und damit zum Aussteller auf der IdeenExpo 2013 zu werden. Neu in der vierten Auflage des Wettbewerbs ist, dass das Reportagemagazin GEO und das
Wissenschaftsmagazin für Kinder GEOlino den Ideenfang als Medienpartner unterstützen. Aus „Niedersachsen geht auf Ideenfang“ ist damit „Ideenfang:
Erfinden – Entdecken – Entwickeln“ geworden.
Auch außerhalb Niedersachsens
auf Ideenfang gehen
Am Wettbewerb teilnehmen können alle Schüler allgemein- und berufsbildender Schulen, die sich in einem
Team von mindestens drei Personen zusammenfinden
und gemeinsam mit einer Lehrkraft neue Ideen entwickeln und umsetzen. Die Beiträge aus den Jahrgängen
1-4, 5-9 und 10-13 treten jeweils gegeneinander an.
Die Teams, die mit ihren Ideen die Jury in der Vorund Zwischenrunde überzeugen, bekommen die Chance,
sich in der Endrunde auf der IdeenExpo den neugierigen
Besuchern zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und
einmalige Erfahrungen zu sammeln.
Nach der Vorrunde erhalten die Sieger-Teams
Fördergelder, mit denen sie ihre Projektarbeit weiter
vorantreiben können. Die Schulen, deren Teams es bis
auf die IdeenExpo schaffen, werden nach der Veranstaltung als „Partnerschule der IdeenExpo 2013“ ausgezeichnet. Zudem winken Gewinne von jeweils 2 500
Euro und zusätzlich ein technisches Gruppenevent im
Wert von bis zu 1 000 Euro!
Olaf Brandes, Geschäftsführer
Stiftung NiedersachsenMetall
Telefon 0511 8505-218
www.niedersachsen-technikum.de
i www.stiftung-niedersachsenmetall.de
report 2 I 2012
19
20
FÜR SIE
FÜR SIE
Jahresversammlung wählt Albert
Steffen zum neuen Verhandlungsführer VON NiedersachsenMetall
Zum Anpfiff
in die Bischofsmühle
> Hildesheim
NiedersachsenMetall
E
M-Fieber an der Innerste: Das Fußball-Europameisterschaftsspiel Niederlande – Deutschland bildete den krönenden Abschluss der
Jahresversammlung 2012 von NiedersachsenMetall. Der Verband hatte ins neue „Haus der Industrie“
im Herzen Hildesheims geladen. Bevor Mitglieder und
Gäste sich zum Public Viewing versammelten, waren die
Regularien abzuarbeiten. Die Mitgliederversammlung
stimmte dem Tarifabschluss mit der IG Metall zu. Sie
beschloss, auch 2012 jeden Ausbildungsplatz für Hauptschüler in der niedersächsischen Metall- und ElektroIndustrie mit 5 000 Euro zu fördern. Außerdem stellt der
Verband für die IdeenExpo 2013 insgesamt 1,8 Millionen
Euro zur Verfügung und unterstützt das Land Niedersachsen bei der Einrichtung einer Servicestelle zur
„Offenen Hochschule Niedersachsen“ (OHN). Zum neuen
Verhandlungsführer der Tarifkommission wurde Albert
Steffen, Jensen GmbH in Harsum, gewählt. Rechnungsprüfer ist Lothar Murtzen, KSM Castings, Hildesheim.
report 2 I 2012
21
22
FÜR SIE
FÜR SIE
Der niedersächsische DGB-Vorsitzende
Hartmut Tölle, Ministerpräsident David
McAllister und Dr. Volker Schmidt stellen
die neue Demografie-Agentur vor.
Wenn die Belegschaft
älter wird
Neue Demografieagentur will
Strategien bündeln und Netzwerke aufbauen
> Hannover/Hameln
Wie man die GesunDheit fördert
und die Produktivität steigert,
zeigt Volvo
A
nfang April hat die „Demografieagentur für die niedersächsische Wirtschaft
GmbH i.G.“ ihre Arbeit aufgenommen.
Sie wurde von NiedersachsenMetall, dem
DGB Niedersachsen, der AOK, dem Bildungswerk der
Niedersächsischen Wirtschaft und der Handwerkskammer
Osnabrück-Emsland gegründet.
Die in Hannover ansässige Agentur will positive
Ansätze für eine „demografiefeste Arbeitswelt“ bündeln
und entwickeln. NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt: „Wir wollen einen Beitrag
leisten für den Erhalt der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit unserer Mitarbeiter. Die Agentur ist ein Beispiel für gelebte Sozialpartnerschaft. Politik, Wirtschaft
und Gewerkschaften gehen in Niedersachsen die demografische Herausforderung gemeinsam an.“ Gefördert
wird das Projekt vom Land Niedersachsen und aus
Mitteln des Europäischen Sozialfonds.
Dass Gesundheitsschutz und Produktivität sich
ergänzen, zeigt ein Beispiel aus Hameln. Dort entwickelt, baut und vermarktet Volvo Construction Equipment, ABG, mit 550 Mitarbeitern schwere Straßenbaumaschinen. Dabei müssen die Mitarbeiter in der Produktion auf fast jeder Fertigungsstufe mit schweren
Werkstücken hantieren.
Kurze Wege – gleiche Höhe: Ralf Klöpfer
greift sich ein Bauteil aus dem direkt
angrenzenden Lager.
NiedersachsenMetall
i
Werner Jesse,
Büroleiter Geschäftsführung
Telefon 0511 8505-287
Erleichtert die Arbeit: Mit einem
schwenkbaren Kran hebt Boris
Rennemann eine Antriebswelle an.
Armin Jandel, Produktionsleiter der Vorfertigung,
erläutert: „Vor allem die Vormontage der Antriebswellen war bis vor einiger Zeit mit hohem körperlichen Einsatz verbunden. Die Mitarbeiter mussten die
schweren Wellen nicht nur selbst bewegen, sondern
auch Lager und Lagerdeckel mit Gummihämmern
festschlagen.“ Das ging auf Knochen und Gelenke und
hatte manchmal Krankmeldungen zur Folge.
Inzwischen wurde gemeinsam mit den Mitarbeitern
der Arbeitsplatz ergonomisch völlig neu gestaltet.
Mit einem flexibel schwenkbaren Kran können die
Wellen angehoben und transportiert werden. Auch
der Hammer hat ausgedient: Zwei automatisch arbeitende Pressen drücken die Lager auf die Wellen. Statt
wie früher Muskelkraft einzusetzen, reicht nun ein
Druck auf den Joystick.
Damit nicht genug: Alle zu verbauenden Teile
befinden sich in einem Regal auf Arbeitshöhe. Der
Boden wurde mit Gummimatten ausgelegt, die das
andauernde Stehen an der Werkbank erleichtern.
Zudem sind alle Teile in Griffweite verfügbar. Mitarbeiter Boris Rennemann findet’s gut: „Nicht mehr
bücken, weniger heben und kürzere Wege. Das ist mit
dem Arbeitsplatz von früher nicht mehr zu vergleichen.“
Auch der Betrieb profitiert. „Die Produktivität
steigt, die Krankmeldungen gehen zurück und die Mitarbeiter sind zufriedener“, freut sich Armin Jandel.
© Sebastian Kaulitzki - Fotolia.com
report 2 I 2012
23
24
REPORTAGE
REPORTAGE
Mit Archimedes
zur weiSSen Weste
Riesige Dimensionen:
Eine Waschstraße
von Jensen kann bis zu
24 Meter lang werden.
Kernkompetenz Trommelproduktion
Arbeit für Spezialisten:
Schweißarbeiten im
Inneren der Trommel
Welche Dimensionen eine Waschstraße von Jensen hat, wird beim Gang
durch die Produktion mit Betriebsleiter Günter Hesse deutlich. Eine 24
Meter lange Drehbank bildet das Herz der Trommelfertigung. Auf ihr können
die größten Waschtrommeln mit bis zu 20 Kammern bearbeitet werden.
Das Zusammenschweißen der einzelnen Kammern zu einer riesigen
Trommel ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. „Eine unserer Kernkompetenzen“, bekräftigt Hesse. „Hier arbeiten nur unsere erfahrensten
Schweißfachleute.“
Jensen GmbH baut in Harsum Wäschereimaschinen
für Kunden in aller Welt
> HARSUM
W
aschen, trocknen, bügeln und zusammenlegen? Ja
bitte! Aber in blütenreiner Qualität, so schonend
wie möglich und natürlich kostengünstig. Derlei
Ansprüche seiner weltweiten Kundschaft kennt
Albert Steffen gut. Der Prokurist und Vertriebsmanager der Jensen
GmbH weiß, was Großwäschereien und deren Abnehmer – Krankenhäuser, Altenheime, Touristikunternehmen – wünschen. „Verbrauchsund wartungsarme Systeme, die so wirtschaftlich wie möglich arbeiten,
höchste Qualität liefern und zudem noch prozessübergreifend gesteuert
werden können“, fasst er zusammen.
In Harsum bei Hildesheim bauen etwa 250 Jensen-Mitarbeiter –
Ingenieure, Techniker und Facharbeiter – genau solche Produkte. Rund
100 Großanlagen verlassen pro Jahr den Betrieb, die meisten davon
gehen in den Export. „Zurzeit bauen wir beispielsweise Anlagen für
Kunden in der Türkei, Italien, Indien und China“, sagt Steffen.
NiedersachsenMetall
Mit Archimedes zum Erfolg
Prinzip aus dem 3. Jahrhundert
vor Christus: die archimedische
Schraube.
Ein Blick ins Innere der Trommel verrät das technische Erfolgsgeheimnis.
Der Transport der Wäsche von einer Kammer zur nächsten und durch die
gesamte Maschine hindurch geschieht nach dem Prinzip der archimedischen Schraube, die sich wie eine Schnecke durch die Maschine windet.
„Das Prinzip haben wir uns patentieren lassen“, sagt Hesse.
Die computergestützte Steuerung der Wäschereianlagen ist eine
weitere Kernkompetenz. Klar, dass die Entwicklung und Fertigung der
Steuerungen ebenfalls vor Ort erfolgt.
Der Erfolg des Zusammenspiels zwischen Konstruktion, Mechanik und
Elektronik ist messbar. Weil jeder Tropfen Wasser, der wiederverwendet
werden kann, auch genutzt wird, begnügen sich Jensen-Anlagen mit drei
bis acht Litern Wasser pro Kilogramm Wäsche. Zum Vergleich: Maschinen
in Privathaushalten verbrauchen rund 20 Liter für dieselbe Menge Wäsche. e
report 2 I 2012
25
26
REPORTAGE
RÜCKBLICK
27
i Olaf Brandes,
Telefon 0511 8505-218
Im Speed-Dating
zum neuen Job
> Hannover
Prokurist Albert Steffen (links)
und Betriebsleiter Günter Hesse.
Zerspanungsmechaniker
Sebastian Wardyn prüft
einen Klemmring.
Die jensen-Gruppe
Die Jensen-Gruppe hat ihren Ursprung in
einer 1937 auf der dänischen Insel Bornholm
gegründeten Werkstatt. 1960 wurde die erste
Wäsche-Faltmaschine entwickelt. Heute beschäftigt das Unternehmen weltweit 1 170 Mitarbeiter. 2011 erreichte es einen Umsatz
von 216 Millionen Euro. Sechs Produktionsstätten arbeiten in Deutschland, Dänemark,
der Schweiz, Schweden, den USA und China.
Das Hildesheimer Senkingwerk wurde 1998
gekauft, drei Jahre später wurde die Fertigungsstätte nach Harsum verlegt. 250 Mitarbeiter planen, entwickeln, produzieren, installieren und warten Maschinen und Systeme
für Miettextilbetriebe, Industrie-, Zentralsowie Krankenhaus- und Hotelwäschereien.
i www.jensen-group.com
NiedersachsenMetall
Nach dem Waschvorgang wird die Wäsche in Pressen oder Zentrifugen
entwässert und gelangt danach in die Trockner. Am Ende der Bearbeitung steht das Zusammenlegen und Sortieren. „Hier in Harsum bauen wir
Waschmaschinen, Pressen, Zentrifugen und Trockner“, sagt Steffen. „Aber
wir bieten natürlich die gesamte Produktpalette der Jensen-Gruppe an
und unterstützen unsere Kunden auch bei Planung und Bau schlüsselfertiger Projekte.“
Die Wirtschaftskrise 2008 hatte auch Jensen getroffen, aber nun geht
es wieder aufwärts. „Wir sind gut ausgelastet, arbeiten im Zwei- und teilweise Drei-Schichtsystem“, sagt der Betriebsleiter. Auch langfristig sind
die Aussichten positiv: Die Nachfrage der Großwäschereien nach Waschstraßen wird steigen, ist Vertriebschef Steffen überzeugt. Die Gründe dafür
sind vielfältig: Der Tourismus boomt, die Ausgaben für Alten- und Gesundheitspflege gehen in die Höhe, zugleich wird Wasser knapper. Weil auch
Arbeit immer teurer wird, wächst der Bedarf an Wäschereiautomatisierung.
Aber: Auch in diesem Markt kann nur bestehen, wer sich fortwährend
weiterentwickelt. „Deshalb haben wir eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung eingerichtet“, berichtet Steffen. Maschinen von der
Stange gibt’s nicht. „Von den rund 3 000 Anlagen, die wir seit der Übernahme durch die Jensen-Gruppe gebaut haben, ist keine exakt so wie die
andere“, sagt er.
j
W
ährend in vielen Regionen
Europas und
der Welt wirtschaftliches Krisenklima, Strukturschwäche und Arbeitslosigkeit herrschen, mangelt es in Deutschland
an qualifizierten Fachkräften. Sie
zu gewinnen, ist nicht leicht. Die
Metall- und Elektroindustrie geht
daher neue Wege. Der Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall, die
Regionaldirektion NiedersachsenBremen der Bundesagentur für Arbeit, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur
und die Deutsche Messe AG haben
sich anlässlich der diesjährigen
CeBIT etwas Besonderes einfallen
lassen: einen Speed-Dating-Tag für
High Potentials.
Teilnehmer an der innovativen
Jobbörse waren 53 künftige Hochschulabsolventen aus aller Herren
Länder. Die jungen Leute studieren
in Deutschland, stehen kurz vor
ihrem Examen und bringen in der
Regel exzellente Noten mit. Neben
den „Speed-Dates“ mit acht namhaften Unternehmen aus ganz
Deutschland gab es für die künftigen Fach- und Führungskräfte
auf einer angeschlossenen Firmenkontaktmesse die Möglichkeit, mit
mehr als 50 potenziellen Arbeitgebern ungezwungen über Bewerberprofile oder konkrete Stellenangebote zu plaudern.
Die Idee wurde von den Unternehmen begeistert angenommen.
Claudia Mahrendorf, Personalmanagerin bei Wabco Vehicle Control
Systems, sagt: „Wir suchen Talente
mit Persönlichkeit, die genauso international ausgerichtet sind wie
unser Unternehmen. Nur so können
weltweite Netzwerke funktionieren.
Während des Speed-Datings waren
einige Kandidaten dabei.“
Ariane Waschke, Personalentwicklerin bei MAN: „Wenn ein junger
Mensch Tausende von Kilometern
von seiner Heimat entfernt ein Studium aufnimmt, kann eine gewisse
MAN-Personalentwicklerin Ariane Waschke: „Wir suchen
flexible Fachkräfte mit internationalem Background.“
Grundmobilität schon vorausgesetzt
werden. Genau diese Leute suchen
wir, flexibel und mit internationalem
Background.“
Michael Nagel, Manager Forschung und Entwicklung bei den
Amazonen-Werken, sieht auch einen
Imagegewinn für sein Unternehmen:
„Die Amazonen-Werke sind als Landmaschinenhersteller in den letzten
Jahrzehnten zu einem sehr ITund elektroniklastigen Arbeitgeber
geworden. Vielen Studienabsolventen
ist das gar nicht klar. Die Kontaktmesse war eine tolle Möglichkeit,
uns als modernen, internationalen
Konzern mit 80 Prozent Exportanteil
in den Mittelpunkt zu rücken.“
report 2 I 2012