Aus HORIZONT 23/2015

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Aus HORIZONT 23/2015
Leben und Sterben
Daten zeigen, wie und
mit welchem Geld
Start-ups überleben
Seite 18
Ein Fest für Gründer
Am Pioneers Festival
buhlten Jungfirmen um
Beachtung und Geld
Seite 19
Alpenpanorama
HORIZONT zeigt, welche
Ideen in Österreich jetzt
an den Start gehen
Seite 20
HORIZONT DOSSIER
Start-ups
Hungrig
nach
Innovation
Banken, Mobilfunker oder Medien
haben Appetit bekommen und
wollen mit Jungfirmen arbeiten. Im
Gegenzug erwartet man sich einen
Push für das eigene Digitalgeschäft
Text von
Jakob Steinschaden
Der große, schwerfällige Tanker und
das flitzige, wendige Rennboot: Dieses Bild wird oft bemüht, wenn es um
das Verhältnis der Old Economy und
der Start-up-Szene geht. Es ist etwas
mehr als eineinhalb Jahre her, dass
die Übernahme von Österreichs Vorzeige-Jungfirma Runtastic durch Axel
Springer viele Manager in österreichischen Großunternehmen wachgerüttelt hat und sie die Frage stellen ließ:
„Brauchen wir nicht auch selbst frischen Wind für unser Business, und
zwar in Form kleiner Firmen, in denen Talente schnell und mit Hilfe
neuer Technologien zu neuen Lösungen kommen?“
Erste Bank, ORF, A1, T-Mobile,
Post, Puls 4, Wirtschaftskammer, die
Stadt Wien und auch Vertreter der
Bundesregierung: Viele Österreicher
in hohen Positionen haben für sich
erkannt, dass sie etwas in dem Bereich unternehmen müssen.
„Für Banken war es früher sehr
einfach, ohne Kunden Geld zu verdienen. Die Finanzkrise hat alles verändert. Wir haben nun verstanden, dass
niemand mehr Banken braucht,
wenn man keinen Service bietet“,
sagte etwa Peter Bosek, Vorstand der
Erste Bank, im Rahmen des Pioneers
Festival vergangene Woche in Wien.
Google, Facebook und Apple seien
drauf und dran, über Apps, Smartphones und Webdienste die direkte
Schnittstelle zum Kunden zu werden,
während die Banken die teure Infrastruktur und Abwicklung im Hintergrund machen müssten. Deswegen
habe die Erste Bank das hauseigene
Innovationslabor „Erste Hub“ gestartet, aus dem das weiterhin stark beworbene Online-Banking „George“
hervorging, dass mittlerweile bei
250.000 Nutzern hält. Laut Erste-HubChef Boris Marte wäre man mit dem
Produkt doppelt so schnell fertig gewesen, wenn man es von Grund auf
und nicht auf den alten Systemen
bauen hätte können. Und Risiko sei es
auch: „Den Kunden smarter machen
ist ein Risiko für eine Bank, weil sie gut
daran verdient, wenn die Menschen
nicht smart sind.“
Ringen um die besten Köpfe
Die Erste Bank ist nicht alleine im
Kampf um die besten Zukunftsideen.
A1 wird am 9. Juni offiziell seinen
„Start Up Campus“ im 20. Wiener Bezirk eröffnen, in dem bereits die Jungfirmen DefectRadar (Mängelmanagement), Flatout (Smart Home), Keynto
(Passwort-Manager), und Parkbob
(intelligente Parkplatzsuche) sitzen
und von dem Telekomunternehmen
Bürofläche, IT-Infrastruktur, Knowhow und Medienarbeit bekommen.
Im Gegenzug erwartet sich A1 einen  Fortsetzung auf Seite 18
VON ÖSTERREICH IN DIE GANZE WELT...
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Hype-Alarm in
Start-up-Land
Glosse von
Jakob Steinschaden
Woran es in Österreich sicher nicht
fehlt, sind die Intermediäre: Jobbörsen, Workshops, Infoabende, Gründerseminare, Lehrgänge, Agenturen,
Beratungen, Pitch-Trainings, Konferenzen, Coworking Spaces, Stammtische – oft scheint es, als würde es mittlerweile mehr Angebote für Start-ups
geben als Start-ups selbst. Das liegt in
der Natur der Sache: Wo es einen
Boom gibt, sehen viele eine Chance
für Neugeschäft als Vermittler. Das ist
einerseits gut, weil es die junge Branche belebt und neue Netzwerke und
Infraskruktur schafft. Die Gefahr aber
besteht, dass in Österreich eine große
Blase um eine kleine Basis wächst.
Und das will wohl keiner: Wenn der
Boom zum Hype wird.
35 JAH
RE
DH
L
Start-ups
Schwierige Integration
„Unternehmen realisieren nur sehr
langsam, wie wichtig die Digitalisierung sein wird“, sagte Österreichs
prominentester Business Angel Hansi
Hansmann vor Kurzem beim Event
Startup Grind. „Meine Angst ist, dass
viele Unternehmen nicht intelligent
genug sind, um richtig mit Start-ups
umzugehen.“ Große Unternehmen,
die in neue kleine Firmen einsteigen,
sehe er immer wieder dieselben
Fehler machen. Sie werden in die tradierten Strukturen integriert, aber da
könne man „nicht die Welt verändern“. Axel Springer habe es nach der
Übernahme von Runtastic richtig gemacht. Dort gebe es nur eine Person,
die die Linzer Fitness-App-Schmiede
ab und zu frage, ob sie Hilfe brau-
von 2005 neu gegründeten
Unternehmen in der marktorientierten Wirtschaft
in Prozent.
88,9
%
73,0
%
Kommunikation führt zum Erfolg
Auch Konica Minolta setzt auf CoInnovation und somit auch auf die
Zusammenarbeit mit Start-ups. Wolfgang Schöffel, Marketing Expert
Corporate Communications Cluster
West Konica Minolta, hat ebenso wie
Schützenauer beobachtet, dass Jungunternehmer, vor allem in der Technologie-Branche, oft wenig Verständnis für Kommunikation haben. „Das
ist auch legitim, nur ohne Kommunikation werden die allermeisten Produkte niemals kommerziellen Erfolg
haben – und damit letztlich schei-
Die öffentliche Hand
als Hauptfinanzier
Vergleich der Investoren im Private-Equity-Bereich
in Europa und Österreich 2013
Europa
Österreich
26,2 % Andere 5,1 %
4,7 % Private Investoren 18,3 %
Unternehmergeist
auf dem Vormarsch
Entwicklung der Unternehmensgründungen in Österreich
1993
14.631
2000
33,5 % Pensionsfonds
9,6 % Versicherungen
23.762
2005
31.001
2010
Staatliche Agenturen
5,2 % 76,6 %
37.125
2014
37.120*
* 2014 vorläufige Daten; mit selbstständigen
Personenbetreuern; Quelle: WKO 2014
10,6 % Fund of Funds
6,7 % Stiftungen
1,1 % Kapitalmarkt
2,4 % Banken
0,1 % Akademische
Institutionen
Quelle: EVCA Yearbook 2014 (Mcd 2014)
Etablierte Unternehmen stehen Start-ups in allen möglichen Belangen zur
Seite – besonders im Bereich der Kommunikation besteht Bedarf
sei dabei, ergänzt er, sie daran zu erinnern, die verschiedenen Dialoggruppen klar zu trennen und zu adressieren und sich mit Werbe-, PR- und
Marketingprofis auszutauschen.
53,2
%
Quelle: Statistik Austria
Kommunikationsnachhilfe
für Jungunternehmer
„Durch den klaren Fokus der Startups auf ihre eigene Entwicklung und
ihre Finanzierung denken sie, aus unserer Sicht, zu spät an Kommunikation“, meint Jochen Schützenauer, der
bei A1 für Corporate und External
Communications zuständig ist. Der
Mobilfunker unterstützt mit seinem
„A1 Start Up Campus“ derzeit DefectRadar, Flatout Technologies, Parkbob
und Keynto, profitiert dadurch, so
Schützenauer, von „neuen Lösungsansätzen und Zugängen“, bietet den
Jungunternehmen aber auch einiges:
„Wir unterstützen ‚unsere‘ Start-ups
dadurch, dass wir die Kommunikation, sei es mit ihren Kunden oder
auch mit der Presse, immer wieder in
den Fokus rücken und sie anregen,
Kommunikation immer mitzudenken“, erzählt Schützenauer. Wichtig
61,6
%
2012
100
%
2010
Innovationsschub für das eigene
Geschäft und kann über eine Beteiligung am Start-up im Falle eines
Verkaufs Profit machen. Auch A1Konkurrent T-Mobile ist auf der Suche
nach IT-Jungfirmen, die sich auf das
Thema Internet of Things (IoT) spezialisiert haben. Ihnen steht in Aussicht,
als Partner der Deutschen Telekom in
acht Ländern vermarktet zu werden.
Auch die Österreichische Post setzt
seit Kurzem verstärkt auf das Thema,
ProSiebenSat.1 Puls 4 investiert regelmäßig über die Tochter SevenVentures in frische Projekte (meist mit
Media-for-Equity-Deals), und sogar
der altehrwürdige ORF will 2015 nach
dem Einstieg beim Video-StreamingDienst Flimmit Partnerschaften mit
zwei bis drei weiteren Start-ups schließen – und plant darüber hinaus einen
eigenen Start-up-Inkubator.
Wie viele Menschen gründen
in Österreich, woher kommt ihr
Kapital, wie viele Firmen überleben?
Statistiken geben Einblick in die
Rahmenbedingungen von Start-ups
Überlebensquote
2008
! Fortsetzung von Seite 17
Jungunternehmen
in Österreich
2006
Hungrig nach
Innovation
chen, ansonsten könne das Team eigenständig arbeiten.
„Die Start-up-Community ist deutlich professioneller geworden. Durch
die Initiativen bekannter politischer
Akteure wie Außenminister Kurz und
Staatssekretär Mahrer hat das Thema
darüber hinaus viel mehr Öffentlichkeit bekommen“, sagt Christoph
Jeschke von der Initiative AustrianStartups, die als Vernetzer der Szene
agiert und Investoren und Gründer
etwa bei Events zusammenbringt. Vor
allem Mahrer (VP) will das Thema in
Österreich vorantreiben, hat das neue
Crowdfunding-Gesetz in den Ministerrat gepusht, holt sich Inspiration
bei Reisen nach Israel oder London
und legte mit der Gründerland-Strategie ein ambitioniertes Papier vor,
dass weitreichende Reformen in Bereichen wie Patentrecht, Privatinvestitionen, Bildung oder Berufsrecht
will, um Start-ups in Österreich das
Leben zu erleichtern. „Neben den
steuerlichen Anreizen für private Investitionen muss der Unternehmergeist bereits bei den Jüngsten geweckt
und unternehmerisches Denken im
gesamten Bildungsweg vermittelt
werden. Die weitere Vernetzung der
Start-up-Szene und ihre fortschreitende Professionalisierung bleibt ein
Thema“, sagt Jeschke über das Strategiepapier. Einen Hype gebe es, aber:
„Wichtig ist die Qualität der Gründer,
das hat nichts mit Quantität zu tun. Es
gibt mehr Risikokapital am Markt,
also kommt es zu mehr Gründungen.
Das ist eine normale Entwicklung. Es
liegt an allen Beteiligten, die Qualität
und Professionalität zu fördern und
zu fordern“, so Jeschke.
Spannend ist, dass immer mehr
ausländisches Kapital nach Österreich fließt. Der Wiener Risikokapitalgeber SpeedInvest etwa hat fünf Millionen US-Dollar von der global
tätigen Risikokapitalfirma New Enterprise Associates (NEA) bekommen,
die japanische Firma Konica Minolta
arbeitet mit Wikitude aus Salzburg
und Anyline aus Wien zusammen,
und der US-Netzwerkriese Cisco holt
mit seinem Programm „Entrepreuner
in Residence (EIR) regelmäßig ausMÅOEJTDIF4UBSUVQTOBDI8JFO
r
HORIZONT No 23
Daten · Kommunikation
2005
gegründet
18
tern“, gibt er zu bedenken. Hier gilt es
also, den Start-ups mit Ressourcen
und Kommunikationswissen zur
Seite zu stehen. „In Fragen der Kommunikation haben wir Spezialisten
für die unterschiedlichsten Disziplinen. Die Start-ups haben Zugang zu
unserem Know-how, im Bereich der
Kommunikation, aber auch darüber
hinaus“, so Schöffel.
Sowohl A1 als auch Konica Minolta
zählen zum Kundenstamm von
Ketchum Publico – eine Kommunikationsagentur, die selbst ebenso einen Start-up-Schwerpunkt ins Leben
gerufen hat, „weil wir Entrepreneure
unterstützen möchten und begeistert
von der Vielfalt und Energie der Szene
sind“, betont Senior PR Consultant
Klaus Kraigher. Die Agentur arbeitet
mit ausgewählten Jungunternehmen – darunter Flatout, kiweno,
Home Rocket und partyboxes.at –
zusammen und unterstützt diese
phasenweise pro bono. „Im nächsten
Schritt sehen wir uns gemeinsam mit
den Gründern an, ob und wie wir längerfristig in Sachen PR zusammenarbeiten können. Die Begeisterung ist
uns am wichtigsten, aber natürlich
müssen wir – und diese Herausfor-
Jochen Schützenauer, A1 Corporate
und External Communications. © A1
derung kennen Start-ups – am Ende
des Tages auch Geld verdienen“, stellt
Kraigher klar.
Bei Ketchum Publico spielen
Earned und Shared Media eine wichtige Rolle. „Wir entwickeln und verbreiten mit unseren Kunden Geschichten, die so interessant sind,
dass sie von Multiplikatoren wie Journalisten, Bloggern oder Nutzern von
Social Networks weiterverbreitet
werden – ohne, dass dafür gezahlt
wird“, erläutert Kraigher. Eine Strategie, die besonders für Start-ups Sinn
macht, denn so können sie ihre Produkte und Persönlichkeiten ins
rechte Licht rücken, „hocheffizient
für Aufmerksamkeit sorgen, ohne
dass Schaltkosten wie bei klassischer
Werbung anfallen“, erklärt er abschließend.
gg
Wolfgang Schöffel,
Marketing Expert
Corporate Communications Cluster
West Konica Minolta. © Konica Minolta
Klaus Kraigher, Senior PR Consultant
bei Ketchum Publico. © Ketchum Publico
5. Juni 2015
Start-ups
Pioneers Festival
19
Wo Gründer feiern und fluchen
Das Pioneers Festival ist der Höhepunkt des österreichischen Start-up-Jahres. Jungfirmen konnten sich dort
nicht nur Awards und Inspiration holen, sondern sich auch dem kritischen Feedback von Experten aussetzen
Bericht von
Jakob Steinschaden
Anders als in den Vorjahren startete
die diesjährige Start-up-Konferenz in
der Wiener Hofburg nicht mit den üblichen Anfeuerungsrufen und großen
Gesten, sondern mit einem andächtigen Moment. Jürge Furian gedachte
in einer emotionalen Rede dem Anfang Mai mit 28 Jahren verstorbenen
Start-up-Gründer Igor Pajed, dessen
Firma Media Apparat das Pioneers
Festival von Anfang an bei der technischen Gesamtproduktion sowie der
dramaturgischen Eventregie und
Showproduktion betreute. „Danke
Igor, mein guter Freund, dieses Pioneers Festival ist dir gewidmet“, sagte
Furian vor vollem Saal.
Ansonsten unterschied sich das Pioneers Festival kaum von den vorangegangenen: Start-up-Gründer, Investoren, Blogger, Journalisten und
zahlreiche Vertreter großer Unternehmen drängten sich an zwei Tagen
durch die majestätischen Räumlichkeiten der Hofburg, um auf den Gängen unzählige informelle Gespräche
über Ideen, Kooperationen oder Investments zu führen – oder sich über
die Highlights der Veranstaltung oder
den Status quo der eigenen Projekte
auszutauschen. Zwischendurch
konnte man sich tanzende Roboterarme, einen Fallschirmsprung-Simulator und kostenlose Energydrinks zu
Gemüte führen.
Preisregen für Jungfirmen
Grund zu feiern (auch auf der Afterparty mit „Game of Thrones“-Schauspieler Kristian Nairn a. k. a. Hodor an
den Turntables) hatten einige der teilnehmenden Start-ups, die sich unter
die rund 3.000 Besucher mischten –
allen voran die bulgarische Jungfirma
Dronamics, die mit Drohnen satte
350 Kilogramm Ladegut transportieren wollen und damit etwa in schwer
zugänglichen Gebieten entlegene
Siedlungen mit Nahrungsmitteln versorgen wollen. Das Brüderpaar Konstantin und Svilen Rangelov konnte
sich bei der „Pioneers Challenge“
gegen Hunderte andere Bewerber
durchsetzen und wurde mit einem
Investment von 100.000 Euro vom
Wiener Risikokapitalgeber SpeedInvest belohnt – die beiden waren so
überrascht über den Sieg, dass sie gar
aufs Jubeln vergaßen. Auch andere
Unternehmen nutzen die Chance,
um mit eigenen Preisen an die Startup-Szene heranzurücken. Die Österreichische Post etwa kürte die drei
österreichischen Jungfirmen kiweno
(Unverträglichkeitstests), Kochabo
(Lebensmittelzustellung) und FoodNotify (Allergenkennzeichnung) mit
Media- und Sendungsvolumen im
Wert von jeweils 45.000 Euro. Die
WKO ehrte Mikme, eine auf hochqua-
Staatssekretär
Harald Mahrer (VP)
nutzte die Bühne
des Pioneers
Festival, um seine
Unterstützung für
die Start-up-Szene
zu betonen.
Im Simulator konnte man
mithilfe von Seilzügen und
Virtual-Reality-Brille testen,
wie sich ein Fallschirmsprung anfühlt. © Pioneers (3)
Das bulgarische Brüderpaar vom Start-up
Dronamics gewann bei der
Pioneers Challenge ein
Investment vom Wiener
Risikokapitalgeber SpeedInvest.
litative Tonaufnahmen spezialisierte
Wiener Firma, mit dem „Austria
Award“ inklusive Mentoring und kostenlosem Büroplatz in Kalifornien im
Rahmen der hauseigenen „Go Silicon
Valley“-Initiative. Und das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) ernannte den Würzburger
IT-Optimierer iTiZZiMO zum „next
Global Player“.
Besonders mutige Start-ups wie
HappyMed aus Wien konnten sich
auch freiwillig der harschen Kritik
von Investoren auf der Bühne aussetzen. Beim Programmpunkt „Roasted!“ wurden Gründer schon mal mit
Feedback wie „das ist eine Lösung für
ein Problem, das keiner hat“ oder „die
Android-Version eurer App ist
Scheiße“ bedacht. Die Lacher auf seiner Seite hatte da immerhin das Startup Mystery Vibe, das seine Sexspielzeuge mit App-Steuerung so humorvoll gegen Einwände der Investoren
verteidigte, dass es zum geheimen
Publikumsliebling des gesamten
Festivals avancierte.
Inspiration made in USA
Wer nicht nur auf der Suche nach
Smalltalk am Gang und Moneytalk in
Hinterzimmern war, der konnte sich
am Pioneers Festival auch gleich mit
Zukunftsvisionen versorgen. Dirk Alborn, CEO von Hyperloop, demonstrierte (leider nur per Video und nicht
live), wie das Transportsystem der
Zukunft aussehen soll. Seine von
Tesla-Chef Elon Musk initiierte Firma
will ab 2016 städteverbindende Röhren testen, in denen Kapseln samt
menschlichen Insassen in Überschallgeschwindigkeit dahinsausen.
„Der Hyperloop ist nichts anderes als
ein U-Bahn-System, das Städte miteinander verbindet und sehr günstige
Ticketpreise bietet“, so Alborn über
die Neuerfindung der Eisenbahn. 16
Milliarden US-Dollar soll es kosten,
um San Francisco und Los Angeles
mit dem Hyperloop zu verbinden.
Fahrzeit: 30 Minuten.
Die Vertreter aus den USA zeigten
den vielen anwesenden Europäern
ohnehin gerne, wo die Innovation
herkommt. Während in Europa noch
viel von Apps und Webdiensten die
Rede ist, sind US-Start-ups mit den
Köpfen schon ganz woanders. AgTech
(kurz für „Agricultural Tech“) soll
nicht nur selbstfahrende Traktoren
und Drohnen zur Bewirtschaftung der
Felder einsetzen, sondern auch gleich
komplette Lebensmittel neu erfinden.
Start-ups wie Hampton Creek, Impossible Food, Modern Meadow oder
muufri arbeiten bereits intensiv an
künstlichen Eiern, Fleisch- und
Milchprodukten. Und für all jene, die
noch nach einer zündenden Idee suchen, hatte der in Österreich geborene
Computerspezialist und Risikokapitalgeber Hermann Hauser einen Tipp
parat. „Gesundheit ist die erste Billion-Dollar-Möglichkeit, die mir begegnet ist“, so Hauser, der als „Steve
+PCTWPO&OHMBOEiHFIBOEFMUXJSE r
gründen in wien.
20
Start-ups
Neugründungen im Überblick
HORIZONT No 23
Das große
Start-upPanorama
Ins Land hineinschauen: Events
und Ankündigungen zum
Thema Neugründungen gibt es
in Österreich im Tagesrhythmus.
HORIZONT gibt einen Überblick
© djama/Fotolia
Gesammelt von
Jakob Steinschaden
Die Start-up-Szene, getrieben von
internationalen Entwicklungen und
einer Aufbruchsstimmung unter heimischen Gründungswilligen, ist auch
in Österreich in voller Fahrt. Auch
HORIZONT erreichen fast täglich
Neuigkeiten aus der heimischen
Branche. Hier finden Sie die wichtigsten News der letzten Wochen:
CheckYeti: Das Start-up mit Sitzen in
Wien und Zürich hat die Wintersaison 2014/2015 genutzt, um seinen
Online-Marktplatz für Wintersportangebote mit 300 Skischulen, Skilehrern und Bergführern zu testen.
Dieses Jahr will man in mehr als 50
Skigebiete expandieren.
courseticket Der Online-Marktplatz
für Kurse und Weiterbildungsmöglichkeiten von etwa 2.700 Anbietern
hat ein Investment von Business
Angels (unter anderem Peter Lehner,
Geschäftsführer der OnTec Software
Solutions AG, und TV-Moderator
Christian Clerici) bekannt gegeben.
Mit dem frischen Kapital will man
nach Deutschland expandieren.
crowd-o-moto Die neue OnlinePlattform will den Autohandel und
Konsumenten, die sich für einen
Neuwagen interessieren, vernetzen.
HORIZONT
DIGITAL
MARKETING
DAYS
2015
Entrepreneurship Avenue Die Startup-Konferenz begrüßte am 22. Mai
rund 750 Teilnehmer, 50 Sprecher und
60 Start-ups und sieht sich nun als die
bestbesuchte Unternehmer-Konferenz für Studierende in Europa.
Flink Die Firma vermietet mobile
WLAN-Hotspots (quasi ein MiniRouter mit SIM-Karte und Akku) an
Touristen in Österreich, damit diese
nicht teure Roaming-Gebühren zahlen müssen, wenn sie unterwegs am
Smartphone surfen. Pro Tag kostet
ein Zugang für zehn Personen ab acht
Euro – und das bei unlimitiertem Datenverbrauch.
Jetzt anmelden und
Teilnahme sichern!
www.conferencegroup.de/digital15
ANDERS-SUNDT JENSEN
VOLKSWAGEN
TINA BEUCHLER
OWM/ NESTLÉ DEUTSCHLAND
mit seiner Keynote:
Das Nutzen von Smart Data zum
Management von Konsumentenerwartungen im 21. Jahrhundert
diskutiert u.a. mit Dr. Peter Figge, Jung von
Matt und Christian Scholz, Mindshare,
was die neuen Anforderungen an
(Media-) Agenturen sind und was Werbetreibende von Agenturen erwarten.
+ Learning Day am zweiten Tag mit Praxis-Workshops
Veranstalter:
Partner:
Der Brutkasten Eigentlich schon länger online, promoten Die Presse und
das WirtschaftsBlatt das Online-Portal www.derbrutkasten.at als neues
Medium für die Start-up-Branche.
Redaktionell betreut wird es von Theresa Sophie Breitsching.
Eversport Die Buchungsplattform für
Sportaktivitäten hat mit dem tennisfinder eine separate Webseite ins Leben gerufen, auf der sich nicht nur
Tennisplätze, sondern auch Spielpartner finden lassen können sollen.
13./14. Juli 2015 l Steigenberger Hotel am Kanzleramt l Berlin
Erleben Sie auf der Bühne u.a.:
Nutzer, die sich für dasselbe Modell
begeistern, können sich zu Gruppen
zusammenschließen und sollen so
bessere Preise bekommen.
Medienpartner:
hotel-crowdfunding.com Eine
Nische wollen der Hoteleinrichter
furniRent und die CrowdfundingPlattform Conda ausgemacht haben:
Unter www.hotel-crowdfunding.com
können ab sofort Privatpersonen in
aufstrebende Hotels in Österreich
investieren.
Home Rocket Die Gründer der steirischen Crowdfunding-Plattform
Green Rocket wollen in den Immobilienbereich. Auf www.homerocket.
com können Kleinanleger zwischen
250 und 50.000 Euro in Bauvorhaben
investieren.
JobSwipr Das Wiener Start-up will
die Jobsuche sexy machen und es
Nutzern seiner App künftig erlauben,
Stellenangebote wie bei der Flirt-App
Tinder zu durchsuchen. Wischt man
nach rechts, kann man sich für den
Job bewerben, ein Wisch nach links
verwirft die Anzeige und holt das
nächste Angebot auf das Smartphone-Display.
kiweno Das Start-up rund um CEO
Bianca Gfrei hat sich Österreichs
beliebtesten Business Angel Hansi
Hansmann als Investor schnappen
können. kiweno will seinen Kunden
Selbsttests zur Feststellung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten im
eigenen Onlineshop verkaufen (Kostenpunkt derzeit: 99 Euro).
nextSalesroom Und noch ein neuer
Online-Marktplatz. Hier geht es um
die Vermietung freier Geschäftsflächen, in die sich so genannte Pop-upStores (kurzzeitige Geschäfte) schnell
und einfach einmieten können. Die
Expansion ins Ausland soll ebenfalls
anstehen.
Noki Das intelligente Schloss aus
Graz, das Türen mittels Smartphone
öffnen lässt, war der Hit beim Start
der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Innerhalb eines Tages konnte
man das angepeilte Spendenziel von
125.000 Euro locker erfüllen und
steuert mittlerweile auf die 300.000
Euro zu.
Startup Day Vienna Die Wirtschaftsagentur Wien veranstaltet am 12.
Juni einen eigenen Tag für Start-ups
in der österreichischen Hauptstadt,
an dem mit Spaziergängen durch bestimmte Bezirke Jungfirmen in ihren
Büros besucht werden können. Außerdem soll es an ausgewählten Locations Pitching Sessions, Podiumsdiskussionen und Workshops geben
– alles mit dem Ziel, den Standort
Wien als Hub für Start-ups in den
Vordergrund zu rücken.
TeamEcho Das Start-up aus Linz will
es Betrieben mit einer Onlinelösung
ermöglichen, schnell und einfach
die Mitarbeiterzufriedenheit zu analysieren. Wichtig aus Sicht der Mitarbeiter: Die Stimmabgaben sollen
komplett anonym gemacht werden
können.
WeAreDevelopers.org Die Digitalagentur Vienna Digital hat eine neue
Online-Community ins Leben gerufen, bei der sich Web- und MobileEntwickler vernetzen können. Auf
einer Konferenz am 11. Juni in der
Burg Perchtoldsdorf soll der Austausch auch offline stattfinden.
zoomsquare Die Immobilien-Plattform bietet in einem neuen Wohnpreisrechner eine interaktive Karte
für Immobilienpreise. Die erhobenen
Marktdaten, die zoomsquare durch
die Analyse von 100.000 Online-Inseraten generiert, sollen anderen Firmen (teilweise kostenpflichtig) zuHÅOHMJDIHFNBDIUXFSEFO
r