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Kultur 21
WZ DIENSTAG, 2. AUGUST 2011
„Das will ich, bis ich uralt bin“
INTERVIEW Elle Fanning ist mit 13 Jahren schon
bisschen schüchtern.
eine erfahrene Schauspielerin – ein Gespräch
über Filme, Schulaufgaben und Verkleidungen.
Welcher Hollywood-Kollege hat
Sie bisher am meisten beeindruckt?
Fanning: „Somewhere“ war für
mich wichtig, und ich glaube,
dass Sofia Coppola und ich noch
ewig in Kontakt bleiben werden.
Sie ist wie eine große Schwester
und liebt all die Dinge, die ich
auch liebe, zum Beispiel VintageMode. Sie ist ein echtes Girlie.
Wir haben auch nach dem Dreh
viel Zeit zusammen verbracht, sie
hat mich sogar schon in Los Angeles besucht.
Von Interview führte
Mariam Schaghaghi
Elle Fanning, Sie sind mit Ihren
13 Jahren schon fast ein alter Hase
im Filmgeschäft. Ist es nach da
noch etwas Besonderes für Sie,
eine Rolle in einem Blockbuster
wie „Super 8“ zu ergattern?
Fannung: Ich war völlig aus dem
Häuschen! Regisseur J. J. Abrams
hat mich persönlich angerufen,
schon das hat mich umgehauen.
Er sagte nur: „Hi Elle, hier ist J. J.
Abrams – und ich freue mich sehr
auf die Arbeit mit Dir.“ Ich bin
innerlich explodiert, wollte laut
schreien, habe mich aber gerade
noch so zusammen gerissen –
aber habe lautlos am Telefon einen kleinen Tanz aufgeführt. Erst
als er auflegte, habe ich losgebrüllt.
Was gefiel Ihnen an der Mädchenhauptrolle Alice in „Super 8“?
Fanning: Dass Alice ein richtiger
Wildfang und hart im Nehmen
ist. Sie hat aber auch schon eine
Menge durchgemacht: Ihre Mutter ist weg, ihr Vater trinkt. Als sie
gefragt wird, ob sie Lust hat, einen Zombiefilm auf Super 8 zu
drehen, ist sie sofort dabei. Und
dann nimmt das Ganze aber diese
dramatische Wendung.
Sie sind erst 13, haben aber schon
ein Dutzend Filme gedreht und
werden zu Filmfestivals wie Venedig eingeladen. Wie ist es für Sie,
mit Blitzlichtern, Kameras und Interviews konfrontiert zu sein?
Fanning: Ich finde es total spannend. Das macht doch Spaß, sich
so schön für eine Premiere herauszuputzen und mit dem Rest
der Crew zu amüsieren.
Hause auf Ihren Erfolg?
Fanning: Eigentlich reden wir darüber gar nicht. Schule und andere Sachen sind uns wichtiger.
Aber sobald ein Film mit mir
rauskommt, schauen sie ihn sich
an, um mich zu unterstützen. Sie
sind echt super!
Und Filme sind nie ein Thema?
Fanning: Anders. Wir gehen in
ganz verrückten Kostümen in die
Videothek, als Feen oder mit umgeschnallten Kartons, um uns Filme auszuleihen. Das hat schon
Tradition (lacht). Und es ist ein
Riesenspaß: Wir haben uns sogar
schon wie Filmfiguren verkleidet,
passend zu der DVD, die wir
schauen wollten. Ziemlich schräge Sachen. So sind wir eben drauf.
Können Sie denn ganz normal zur
Schule gehen?
Fanning: Ja, das klappt gut! Ich
gehe in Los Angeles auf dieselbe
Schule wie meine Schwester. Die
sind dort sehr verständnisvoll:
Wenn wir drehen, schicken sie
uns den ganzen Unterrichtsstoff
zu, sodass ich ihn mit einem
Privatlehrer am Set durchnehmen kann. Bisher waren
aber auch zwei Filme pro
Jahr das Höchste, da bin
ich jedes Mal maximal
zwei, drei Monate weg.
Mainz/Hamburg. Helmut Schmidt
zeigt – was sonst – klare Kante.
Deutschlands Lieblings-Altkanzler (92) stößt diesmal für Sandra
Maischberger
messerscharfe
Analysen und blauen Dunst aus.
Sie erinnert in der unterhaltsamen ZDF-Dokumentation „Pershing statt Petting“ an den NatoDoppelbeschluss von 1979, die
Friedensbewegung und das Lebensgefühl der Zeit. Neben Politiker-Statements dürfen Loriots
Sketch über den privaten Atombunker „K2000“ und Stanley Kubricks „Dr. Seltsam“ ebenso wenig fehlen wie Nicole („Ein bisschen Frieden“) und Nena („99
Luftballons“).
„Die Grundstimmung war
Angst“, erinnert sich BAP-Sänger
Wolfgang Niedecken. Die brachte schauderhafte Lieder hervor,
selbst Joseph Beuys hüpfte herum
und sang „Sonne statt Reagan“.
Heute, mit der Gewissheit, dass
vorerst alles gut gegangen ist, erscheint die damalige Furcht vor
einem verheerenden Krieg mitten
in Europa ziemlich seltsam. Aber
unbegründet war sie gewiss nicht:
In keinem anderen Land waren
mehr Atomwaffen stationiert als
im geteilten Deutschland.
ZDF: „Petting statt Pershing“; heute
und am 9. Aug., jeweils 22.45 Uhr
PERSON Mary Elle Fanning (geb.
9. April 1998 in Conyers, US-Bundesstaat Georgia) ist die jüngere
Schwester der Schauspielerin
Dakota Fanning (17). Sie war
bereits als Zweijährige neben
Sean Penn im Kino zu sehen,
wirkte als Kind in Serien wie „CSI
Miami“ und „Dr. House“ mit.
Bereits zweimal stand sie mit Cate
Blanchett und Brad Pitt vor der
Kamera. Im vorigen Jahr spielte
sie eine Hauptrolle in Sofia Coppolas Film „Somewhere“.
Gibt es bei Ihrer Vielseitigkeit einen Plan B, falls es mit der Schauspielerei doch nicht hinhaut?
Fanning: Ich würde gern bis in alle
Ewigkeit als Schauspielerin arbeiten. Aber vielleicht werde
ich ja später, nach
dem College, noch
in einem anderen
Bereich richtig gut
– vielleicht Ballett.
Aber da hat man
nur ein kurzes
Zeitfenster,
in
dem man richtig
gut sein kann. Als
Schauspielerin kann
ich solange weitermachen, wie ich will,
auch wenn ich uralt
bin.
Elle Fanning: „Anderen etwas zu erzählen, war noch nie
ein Problem für mich.“
Foto: dpa
Von Thomas Gehringer
ELLE FANNING
Hat in Ihrem Leben außer Film
FILM „Super 8“ mit Elle Fanning
noch etwas anderes Platz?
als einzigem Mädchen in einer
Fanning: Oh ja, ich interessiere
Jungsclique läuft am Donnerstag
mich für Mode und fertige gern
in den Kinos an.
Modeskizzen an. Ich singe und
nehme Gesangsunterricht, koche
leidenschaftlich gern. Sonst spiele Sind Sie ehrgeizig?
ich Volleyball und mache viel Fanning: Schon, das liegt in der FaBallett.
milie! Meine Eltern sind beide
Leistungssportler gewesen. Meine
Mutter ist sicher enttäuscht, dass
meiner Schwester und ich keine
Tennisspielerinnen
geworden
sind. Sie selbst war Turnierspielerin und hatte durch das Tennis
ein Stipendium fürs College.
Mein Vater hat Baseball gespielt,
mein Großvater war sogar Profi
im American Football.
Hilft Ihnen die Schauspielerei auch in der
Schule, etwa wenn
Sie Referate halten?
Fanning: Anderen
Leuten etwas zu erzählen war noch nie
ein Problem für
mich! Ich war schon
als kleines Mädchen
Wie reagieren Ihre Freunde zu sehr offen und kein
80er Jahre im
ZDF: Pershing
statt Petting
■
Mythen und Metastasen in Salzburg
FESTSPIELE Roland Schimmelpfennigs Uraufführung wird gefeiert.
KURZ NOTIERT
Schwieriges Bad einer Riesen-Nixe
Hamburg. So ganz bequem
liegt sie noch nicht im
Wasser: „Die Badende“,
eine etwa 4 mal 20 Meter
große Skulptur des Künstlers Oliver Voss, hat gestern erstmals das kühle
Nass der Hamburger Binnenalster mit gespitzten
Lippen getestet. Eine entspannte Badewannen-Po- Die Nixe soll entspannt wirken – aber wie
sition hat die Riesen-Nixe geht das mit Knien hinter dem Kopf? (dpa)
aber noch nicht gefunden.
Technische Schwierigkeiten verhinderten zunächst den Transport der Figur zu ihrem vorgesehenen Standpunkt am Ballindamm. Stattdessen planschte sie in ihren Einzelteilen und mit den
Knien hinter dem Kopf vor dem Alsterpavillon. „Es wird fieberhaft daran gearbeitet, die „Badende“ übers Wasser zu transportieren“, sagt Voss. Die Blondine soll es sich für zehn Tage in der Binnenalster gemütlich machen. dpa
Metropolitan Museum
gibt Schätze zurück
Die Luxus-Suite wird
zum Theater
New York. Das Metropolitan
Museum in New York gibt
19 antike Kunstschätze an
Ägypten zurück. Die Werke,
darunter ein Bronzehund,
stammen alle aus dem Grab des
Pharaos Tutanchamuns (um
1330). 1949 hatte das Metropolitan Museum sein Ausstellungshaus in Kairo geschlossen
und die Kunstschätze nach
New York gebracht. Ihre Rückgabe wurde bereits vor einem
halben Jahr beschlossen,
damals noch mit dem Oberhüter aller ägyptischen Altertümer, Zahi Hawass. Begründung des Museums: Die Werke
hätten Ägypten nie verlassen
sollen. Red
Düsseldorf. „Wiedersehen in
Neapel“ heißt das Stück, das
fünf Schauspieler in einer Suite
des Steigenberger Parkhotels in
Düsseldorf aufführen. Der
45-minütige Einakter ist eingebettet in eine Verköstigung:
Vorher gibt es einen Aperitif,
anschließend ein sommerliches
Drei-Gang-Menu in Gesellschaft der Schauspieler. Der
Abend kostet 92 Euro inkl.
Getränke. Die Premiere ist am
Freitag, 5. August. Weitere Termine: 6., 7., 12. bis 14., 19. bis
21. sowie 26. bis 28. August.
Beginn Fr. und Sa. 19.30 Uhr;
So. 18.30 Uhr. Eine Buchung
ist zwingend erforderlich, Tel.
0211/13 81 0. Red
A
Stark im Widerstand
JUGENDBUCH-TIPP
21. Juli 1944: Die 14-jährige Fritzi von Lautlitz
ist fassungslos. Ausgerechnet ihre Familie soll
am Attentat auf den „geliebten Führer“ – so
hat man ihr immer gesagt – beteiligt gewesen sein. Der Anschlag ist misslungen, das
Regime rächt sich auch an den Familien. Für
die gesamte Familie von Lautlitz beginnt
eine Odyssee durch Deutschland – die
Kleinkinder, Fritzi selbst, die Erwachsenen bis hin zur Großmutter werden in Heime und Gefängnisse gesteckt, am Ende sogar in Konzentrationslager. Fesselnd werden die langen Monate der Angst und Entbehrungen geschildert. Basierend auf den Erinnerungen der Familie Stauffenberg ist Anne C. Voorhoeve, die sich bereits einen Namen mit historischen Romanen gemacht hat, mit „Einundzwanzigster Juli“ ein eindrückliches Zeitbild über den gescheiterten Widerstand während des Nationalsozialismus gelungen, das der Leser so schnell nicht vergessen wird. (ane)
Anne C. Voorhoeve; „Einundzwanzigster Juli“; Ravensburger –
Junge Erwachsene, ab 12 Jahre, 416 Seiten, 8,95 Euro.
Von Max Kirschner
Salzburg, Vier Alltagsmenschen
treffen sich in einer Provinzstadt.
Sie kommen aus Norden, Süden,
Osten, Westen und bringen Regen, Schnee, Wind und Gewitter
mit. Ist es Zufall, oder vereint sie
das Schicksal? Das lässt Roland
Schimmelpfennig in seinem neuen Stück „Die vier Himmelsrichtungen“ offen.
Irritation, die in beklemmende
Spannung umschlägt
Was so harmlos in einer Schotterlandschaft mit dudelndem Kofferradio beginnt, endet für einen
schmächtigen Mann jedenfalls
tödlich – unerwartet, durch den
Faustschlag eines kräftigen Gegenspielers auf die Brust.
Irritation, die in geheimnisvoll
beklemmende Spannung umschlägt – das bietet der vielfach
preisgekrönte und meist gespielte
deutsche Gegenwartsdramatiker
auch in diesem Opus. Von
Schimmelpfennig selbst inszeniert, wurde es bei der FestspielUraufführung im Salzburger
Landestheater begeistert gefeiert.
Wie häufig, so greift der ungemein produktive Autor – allein
drei Uraufführungen im vorigen
Jahr – auch hier zu Metaphern
wie Riesenrad und wuchernde
Metastasen sowie antike Mythen
wie das schlangenbewehrte
Der Clown (Ulrich Matthes, l.) wird von dem Lastwagenfahrer (Andreas Döhler)
nicht nur spielerisch bedroht.
Foto: Neumayr/Berger
Haupt der Medusa. Und er komponiert das Drama wie ein Musikstück – ein Thema mit Variationen. Sätze wie „Du bist Medusa, ich bin Perseus“, lässt er die
Darsteller wiederholen, abwandeln und steigern.
Der Autor arbeitet mit grotesken
und fantastischen Einsprengeln
Wer sich auf die anfangs künstlich wirkende Erzählform einlässt
und keine Entwicklung von Charakteren erwartet, dem werden in
diesem 100-Minuten-Stück gro-
teske und fantastische Einsprengsel des Autors gefallen, zumal sie
vier erstklassige Mimen des Deutschen Theaters Berlin über die
Rampe bringen. Ulrich Matthes
fasziniert als Clown und Gummitierbastler Perseus, Kathleen
Morgeneyer (bis 2009 in Düsseldorf) als lockige Medusa, Almut
Zilcher als Wahrsagerin und Andreas Döhler als mordender
LKW-Fahrer.
Bis 6. August täglich um 19.30 Uhr in
Salzburg, ab 18. Okt. im Deutschen
Theater Berlin.
Streit um die neue
Künstler-Akademie
Heike Makatsch dreht
Kinderfilm „Huck Finn“
Berlin. Die CDU-Kulturexpertin Monika Grütters hat davor
gewarnt, die geplante Künstlerakademie in Istanbul unter
staatliche Leitung zu stellen.
„Wenn es eine Lehre aus den
Abgründen unserer Geschichte
gibt, dann ist das die Freiheit
der Kunst“, sagte die Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses. „Bei einem so
wichtigen Projekt darf nicht
der Eindruck entstehen, als ob
die Politik die Künstler an ein
zu enges Gängelband legt.“
Die Staatsministerin im
Auswärtigen Amt, Cornelia
Pieper (FDP), hatte angekündigt, die Künstlerakademie
Tarabya werde nicht nur auf
dem Gelände, sondern auch
organisatorisch an die Botschaft angebunden, nur die
künstlerische Betreuung solle
eine Kuratorin übernehmen.
Grütters forderte dagegen eine
„kuratorische Gesamtverantwortung“. In Tarabya sollen
deutsche Künstler die Möglichkeit bekommen, für ein halbes
Jahr mit einem Stipendium in
der Türkei zu leben, um Kontakte zur ihren dortigen Kollegen aufzubauen. dpa
Neuruppin. „Tom Sawyer“, die
erste deutsche Kinoverfilmung
von Mark Twains Abenteuergeschichte, ist noch gar nicht
im Kino, da dreht Heike
Makatsch bereits die Fortsetzung „Huck Finn“. Mit August
Diehl als Hucks Vater und
Henry Hübchen als skrupellosem Sklavenjäger steht sie derzeit im brandenburgischen
Neuruppin vor der Kamera.
Regie führt Hermine Huntgeburth („Die weiße Massai“,
„Bibi Blocksberg“). „Tom
Sawyer“ startet am 17. November in den Kino. „Huck Finn“
soll im Winter 2012/2013
anlaufen. dpa
Heike Makatsch spielt Tom Sawyers
Tante Polly.
Foto: dpa

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