Sally JohnSon | Portfolio | dezember 2011 - WAS /
Transcrição
Sally JohnSon | Portfolio | dezember 2011 - WAS /
Sally Johnson | Portfolio | dezember 2011 Sally JohnSon 040-43 09 42 34 0173-24 25 4 23 [email protected] lebenSlauf geboren 1966 in athen/griechenland 1968 – 1981: aufenthalt in Spanien 1981 – 1994: aufenthalt in grossbritannien seit 1994 in hamburg britische Staatsangehörigkeit ich habe drei Studienabschlüsse: archäologie (ba, universität bristol/gb, 1987), Kunst (ma, universität leeds/gb, 1993) und landschaftsarchitektur (ba, tu berlin, 2011). Seit 1988 arbeite ich als grafikdesignerin. Portfolio dezember 2011 meine Programmkenntnisse beinhalten indesign, Photoshop, illustrator, freehand, QuarkXPress und acrobat. mein tätigkeitsbereich als freiberufliche Print-designerin umfasst hauptsächlich editorial design – zeitschriften, broschüren, Jahresberichte, Kataloge, bücher. die entwicklung von Corporate images und die dazugehörige werbung (anzeigen, Plakate, flyer) ist mir vertraut. ich arbeite gerne in teams, habe aber auch Kunden, die ich direkt betreue. die betreuung reicht von der Konzeption über die gestaltung, layout, Schlussgrafik, reinzeichnung bis zum andruck. Kunden – redaKtionell Kunden – werbung axel Springer – Allegra, Frau von Heute Companions Corporate Publishing – verschiedene Bücherreihen fokus gewinn Verlag – WIN! gesellschaft für wirtschaftsförderung nordrhein-westfalen – Welcome gruner + Jahr – Gala, Living at Home hgb hamburger geschäftsberichte heinrich bauer Verlag, entwicklungsredaktion – Mr X Hugs and Kissses Klambt-Style-Verlag – Grazia Presse fachverlag – dnv, PresseReport, Gazette Prh hamburg – Transport, Wir bei Görtz, ship&shore, DB Schenker logistics Schanze eg – 20 Jahre Schanze eG Stadtkultur hamburg e.V. – Stadtkultur Magazin Stattbau hamburg – Freihaus baumgartner + Partner gPd – global Press distribution hamburg Pride e.V. Kontor21 lange + Partner agentur marken brauerei agentur maßarbeit agentur mess restaurant und weinhandel netzpiloten ag noventa agentur Photo network agentur Produktionsbüro heuck regionalpark rosengarten ricardo.de ag Stattbau hamburg theater mär nis ent ea con ve l agna facin ve uaa adit niam q a amIpsum dign e te dolummy nillan ut wisse r o b o l re tat, vo rcin bla feumsan e doeuiscid uismo nsecte minis 20 Jahre SChanze eg gestaltung + Produktion ∆Alleine, miteinander, mit max-brauer-allee 231, 235, 239, 241 Nachbarn und im Stadtteil. Darüber hinaus ist das Projekt eine Botschaft an das gesamte psychiatrische System. „Ambu lant statt stationär“ ist möglich, auch und gerade bei schwer wiegendem Unterstützungs bedarf und „Heimindikation“. Aber auch die gesunden Nach barn können nur profitieren, wenn sie etwas Toleranz mit bringen: einige der zehn Men schen machen Jobs in der Nachbarschaft, die Berufstätige gar nicht leisten können. Wir danken der Schanze für die Realisierung, den Mut, die hervorragende Zusammen arbeit und gratulieren herzlich zum 20. Geburtstag! Ein Film über das Projekt kann im Inter net angeschaut werden: http:// www.nussknackerhh.de/ ® Max-Brauer-Allee 235. ViaBahrenfeld/Nussknacker e.V. Einem vorübergehenden Passanten wäre am 01. September 2006 nicht viel aufgefallen. Zehn Umzugswagen stauten sich vor der engen Torein fahrt, ein recht gewöhnliches Bild vor einem riesigen Neubauprojekt, das soeben fertiggestellt worden war. Hinter dieser Kulisse passierte aber etwas sehr Einzigartiges und Außergewöhnliches: Zehn Men schen sind mit großen Hoffnungen und auch Ängsten in das Apparte mentHaus von ViaBahrenfeld/Nussknacker e.V. eingezogen. anze eGu n d m e h r f a m i l i e n h ä u s e r 20 Jahrew oSch hnproJekte aft gsba der woh nun ugen osse nsch von St. Pauli bis Wilhelmsburg, von Schnelsen bis Bergedorf, in Altona, Eimsbüttel und St. Georg hnungs 20 Jahre wo baugenoss chanze eg enschaf t s Die Projekte MAx-BrAuer-Allee 231 14 15 Nutzer: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. eigentum: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Architektur: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Projektentwicklung/ Baubetreuung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Gebäude: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Finanzierung/Förderung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Fertigstellung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. 16 Max-Brauer-Allee 231. Hausprojekt Strand9. Seit Herbst 2006 existiert das Hausprojekt Strand9 als Teil des neu erbauten Gebäude komplexes in der MaxBrauerAllee. Wir verstehen uns als Zusammen schluss von mittlerweile 11 Menschen aus verschiedenen Szenen und Bewegungen, die ihre Wohnformen auf unterschiedliche Art und Weise direkt gestalten und verwalten wollen. In dem Bewusstsein, dass Wohnprojekte historisch auch als Produkt eines Niedergangs der radi kalen Linken zu verstehen sind, versteht sich Strand9 weder als explizit politische Kaderschmiede noch als Altersheim für ehemalige Aktive. Wichtig ist für uns das Bewusstsein in widersprüchlichen Verhältnis sen zu leben (sicherlich ist das gesamte MaxBProjekt Teil der fort schreitenden Gentrification des Schanzenviertels), ohne diese jedoch als unveränderlicher Sachzwänge zu verstehen und hinzunehmen. Wir folgen nicht der Illusion, dass ein Wohnprojekt von größerer poli tischer Bedeutung wäre, sehen aber die Formen der Selbstbestim mung als Gewinn für die BewohnerInnen und einen Ansatz in beschissenen politischen Verhältnissen nicht völlig zu vereinzeln und sich den (Wohnungs)Marktgesetzen zumindest ein wenig zu entziehen. Unter diesen Vorzeichen gratulieren wir der Schanze eG herzlich zum 25. Geburtstag und hoffen, dass uns in den nächsten Jahren noch einige Projekte folgen werden! P.S.: Regelmäßige Plena nutzen wir übrigens immer wieder gern zu regem und engagiertem Austausch. So verlebten wir vergnügliche Stunden in basisdemokratischer Diskussion unter dem Motto: wie lässt sich die Außenwand originell gestalten? Der Entscheidungspro zess ist bis heute nicht abgeschlossen… ® Menschen, die durch eine schwere psychische Erkrankung große Einschränkungen in ih rem Alltag erleiden und Hilfe und Unterstützung benötigen, die andererseits aber trotzdem nachbarschaftlich und eigenständig wohnen und leben möchten wie alle anderen a uch. Die Mehrheit dieser Umzugs wagen, nämlich sieben von zehn, hatte also die Route „Psychiatrisches Wohnheim Projekt MaxB“ zurückgelegt. Die übrigen drei Umzugswagen hätten über kurz oder lang den Weg „eigene Wohnungstatio näre psychiatrische Einrichtung“ zurückgelegt. Die Erfahrungen nach gut einem Jahr stimmen überwiegend positiv. Zehn Menschen leben so, wie sie es möchten, ganz selbstverständ lich und mit dem Gefühl von Freiheit und Heimat. ƒ Max-Brauer-Allee 241. Wohnprojekt Max-B Jung und Alt. Was steht heute auf der Pinwand im Treppenhaus? Sonntagmorgen, 11h, Gemein MAx-BrAuer-Allee 239 MAx-BrAuer-Allee 235 Nutzer: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. eigentum: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Architektur: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Projektentwicklung/ Baubetreuung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Gebäude: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Finanzierung/Förderung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Fertigstellung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. 18 schaftsfrühstück. Da lassen wir uns nicht lange bitten. H. hat einen Käse kuchen gebacken, L. kommt mit Melonenscheiben und Schinken, M. mit Kürbissuppe, B. bringt ihren köstlichen Heringssalat, J. hat eine Riesen tüte mit Brötchen mitgebracht, C. kocht Kaffee… Und jetzt wird’s laut und auch ein bisschen chaotisch: „Da will ich sitzen!“ „Das war mein Brötchen!“ „Haben wir irgendwo Butter?“ „Sollen wir den Kicker nicht lieber rausstellen…?“ Zehn Kinder und zwölf Erwachsene in einem 40 Quadratmeter großen Raum, und es sind noch nicht mal alle da. Das Gemeinschaftsfrühstück ist ein Ritual, wir finden nicht oft die Zeit dazu, aber alle 2–3 Monate initiiert es irgendjemand. Außerdem feiert fast jeden Monat eine(r) seinen Geburtstag im Gemeinschaftsraum und „das Haus“ ist einge laden. Dies allein ist schon Grund genug, dass wir uns hier wohlfühlen. Wir sind eine sehr heterogene Gruppe, unsere älteste Mitbewohnerin ist 75, unser jüngster Spross 1 Jahr alt. Es gibt Familien, Alleinstehende mit und ohne Kinder, Jugendliche, Behinderte und Nichtbehinderte und zwei Meerschweinchen im Gemeinschaftsgarten, die zwar einer Familie gehören, an denen sich (fast)alle freuen. Inzwischen gibt es einen Flachbildschirm im Gemeinschaftsraum. Ein Jahr Diskussion um Preis und Größe und ob überhaupt, als die WM anstand, ging es ZackZack. Ein weiterer Grund, dass wir uns hier wohl fühlen, ist das gegenseitige Helfen in Kleinigkeiten, wie Schlüssel dienste, Blumen gießen, Kinder sitten. In besonderen Situationen sind wir erfinderisch: eine Bewohnerin hat Parkinson, sie hat Angst, in der Wohnung zu fallen, und keine Hilfe zu haben. Zwei Nachbarskinder haben ihr eine Uhr gebastelt, die an der Tür hängt und an der sie mor gens und abends einstellt, ob sie zu Hause ist. Sollte der Zeiger einmal nicht gestellt sein, klingelt jemand oder holt den Schlüssel aus dem gemeinsamen Schlüsselkasten, um nach ihr zu sehen. Es ist eine andere Nachbarschaft als in einem guten Mietshaus. Wir können solche und andere „Nöte“ auf unser zweiwöchentliches Haus treffen tragen. Manche allerdings lassen sich nicht so einfach lösen, wie zum Beispiel Folgendes: Ein Erlebnis Dienstagabend: K. musste noch mal durch den Gemeinschaftsraum, es roch aus dem Gemein schaftsklo, nach einem kurzen Blick hinein hätte er am liebsten die Tür gleich wieder fest geschlossen… Auf dem nächsten Treffen muss es nochmal Thema werden: Wer putzt das Klo? Wie ist es mit „Kinder allein im Gemeinschaftsraum“? Es haben sich inzwischen kleinere Gruppen innerhalb der großen gebildet: einige Frauen machen zusammen Yoga, einige haben eine „Kinogruppe“, es gibt einen Männerabend und eine Foodcoop, um nur einige zu nennen. Gut zwei Jahre leben wir jetzt hier zusammen, wir sind einer mehr geworden, keiner weniger. Wir wünschen uns, dass es noch lange so bleibt. Max-Brauer-Allee 239. xxxxxxxxxxxxxx. BLINDTEXT: Tat in vel ea feuis auguer incin utatem ip ero odolessed dolore magnisl iuscil do lor sustiniat aliquiscipit ad eriliquam dolorperos delit accum vel in henim vel irit velisit am, conse ming euipsustie exercil dolobor ee tummod ex ea feugait augue magnis dolor alit in euip et, sum dolo borem nisi bla commy nibh eugait utet wis augiatue faciliquisl ute tatie tat. Agna con ulputpat. Lorpercil do od mod dolor sis nostrud do dit veniam, commodio commolobore conumsandrer si blandre dolenit lumsan henisi blaorem volendiat ipit lutet praessent dunt praeseq uating eugueraesto del eugait dolorpero od et ut atuero cor illuptat. Onulputem dolestrud ex exerit veliquam do eros nonsequa tum in ullutate dolorem vel ero odipit lutat, sequiscip endigna con sent am, commy nibh eugait ipis nos dunt nonum in ea feu faciliquat. Dui eratetue min henim amcorem zzriustrud tisim quatue tionsequatum det nullam, susto consequ iscilisi tisi. borem nisi bla commy nibh eugait utet wis augiatue faciliquisl ute Ero eugiamet at. To eu feugiamet at. Ut praesto conulputat. Nutzer: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. eigentum: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Architektur: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Projektentwicklung/ Baubetreuung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Gebäude: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Finanzierung/Förderung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Fertigstellung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. 19 MAx-BrAuer-Allee 241 Nutzer: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. eigentum: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Architektur: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Projektentwicklung/ Baubetreuung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Gebäude: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Finanzierung/Förderung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. Fertigstellung: Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. 17 20 Sally JohnSon | Portfolio | dezember 2011 21 GODE0410_12_Best Ager_sj_Layout 24.06.11 13:45 Seite 14 wir bei görtz (görtz) tranSPort (mercedes) ShiP&Shore (e.r. Schiffahrt) Kunde: Prh hamburg Kommunikation Marken & Metropolen 14 layout TRDE0111_54_NeuerVitoGranada_sj_Layout 1 24.06.11 13:41 Seite 40 Das beste Alter In Deutschland sind bereits 39 Prozent der Menschen älter als 50 Jahre. Damit gewinnt die Classic-Fashion-Zielgruppe für Görtz noch stärker an Bedeutung. Sie soll noch gezielter angesprochen werden S ie sind die „Best Ager“, „Silver Generation“ oder „Generation 50+“. Bereits heute liegt der Anteil der über 50-Jährigen in Deutschland bei 39 Prozent – und er wird nach Schätzungen bis 2025 auf rund 47 Prozent wachsen. Eine Tendenz, der Görtz mit einer stärkeren Fokussierung auf die Zielgruppe Classic Fashion Rechnung tragen will. „Im Herrenbereich haben wir ein kompetentes Classic-Fashion-Angebot in den Filialen, und im Damenbereich haben wir im Segment Mode Potenzial, das wir sukzessiv ausschöpfen“, erklärt Gabriele Schwedux, Division Managerin Görtz. Interessant ist diese Zielgruppe nicht nur durch ihr Volumen, sondern auch aufgrund ihrer Kaufkraft. Die Classic-Kundin legt großen Wert auf Qualität und ist bereit, dafür einen höheren Durchschnittspreis zu zahlen. „Sie ist mittlerweile modisch orientierter als in der Vergangenheit. Um Ihren modischen Ansprüchen gerecht zu werden, ist die Kaufbereitschaft im Verhältnis zu früher deutlich gestiegen“, erzählt Susanne Weidmann. Die Product Managerin Classic Fashion spricht aus Erfahrung, schließlich hat sie bis 2009 als Filialleiterin, unter anderem in Osnabrück, Münster und Köln gearbeitet. Mit modischen Arrangements nimmt Görtz die BestAger-Zielgruppe stärker ins Visier Um Marktanteile in dem Segment zu gewinnen, hat Görtz unter der Führung von Michael Jacobs eine Projektgruppe mit Vertretern aus Produktmanagement, Vertrieb, Visual Merchandising und der Architekturabteilung ins Leben gerufen. „Wir müssen uns grundsätzlich überlegen: Wo stehen wir, wo wollen wir hin und was müssen wir dafür tun?“, so Michael Jacobs. Eine Zahl steht schon im Raum: Über 30 Prozent mehr Umsatz auf alter Fläche bis 2015 in der Stilwelt Classic Fashion. Erste Erfolge gibt es bereits: „Während der vergangenen drei Saisons haben wir das Sortiment stark ausgebaut und deutlich verjüngt“, so Weidmann. Das Ergebnis folgte auf dem Fuße: Der Umsatzanteil von deutlich unter 40 Prozent stieg an Spitzentagen bereits auf 46 Prozent. Das Angebot wurde also innerhalb kürzester Zeit angenommen! Eine stärkere Präsenz der Marken Paul Green, Gabor, Peter Kaiser sowie K+S und Pretty Ballerina im Premiumbereich zielen auf die reife Kundin mit Kaufkraft und modischem Anspruch. Auch das Sortiment Ludwig Görtz wurde von ursprünglich 18 auf jetzt 60 Artikel erweitert und „aufgefrischt“. Den preislichen Unterbau stellt die eigene Marke Di Marzio sicher, etwa mit Lederpumps für 69 Euro. Und die ältere, komfortorientierte Kundin mit orthopädischen Einlagen, die keine hohen Absätze mehr tragen kann? „Sie steht bei uns nicht im Fokus, aber auch hier müssen wir etwas anbieten. ‚Modische Problemlöser‘ nenne ich das“, erklärt Schwedux und verweist dabei unter anderem auf die Marke Ara. Die ersten Justierungen sind also vorgenommen. „An anderen Stellschrauben müssen wir noch drehen“, so Jacobs. So können die Shops noch zielgruppenaffiner werden, etwa durch mehr Vorwahlpräsentation. „Ich stelle mir ein persönliches, ruhiges Ambiente vor, in dem die Kundin gern verweilt, mal einen Kaffee bekommt und die Beratung top ist“, so Schwedux. Vorstellbar sei auch, in der Kommunikation eigene Classic-Visuals und -Modebeilagen einzusetzen. „Wir werden weiterhin an allen Stellschrauben drehen, um das Potenzial auszuschöpfen.“ 40 TRANSPORT 1·2011 FAHRZEUG & TECHNIK Exakt auf den Vito ausgelegt Neu sind nicht nur Design, Motoren, Schaltung, Getriebe und Fahrwerk. Neu ist auch das Kraftstoffsystem, hier das speziell konstruierte Fördermodul, das den Sprit im Tank ansaugt 41 Werkstattarbeit und zwei bis drei Bergfahrten am Tag: ein Teil der Mannschaft, die die Erprobung der Kraftstoffanlage des Vito in der Sierra Nevada durchgeführt hat Schöner Transporter, schöne Natur Sonnenuntergänge wie dieser sind eine willkommene Abwechslung zum strapaziösen Testalltag haben sie mehrere Möglichkeiten zur Korrektur. Das reicht von einfachen konstruktiven Maßnahmen wie der Integration einer zusätzlichen Abschirmung bis hin zum Einbau einer Kraftstoffkühlanlage, auf die beim neuen Vito jedoch verzichtet werden konnte. Der Tank nimmt ebenfalls Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Systems. Er muss so konstruiert sein, dass das Fördermodul auch bei äußerst wenig Kraftstoff und extremer Schräglage noch genug Sprit ansaugen und den Motor zuverlässig versorgen kann. Intelligent geformte Querrillen im Boden des Tanks sorgen dafür, dass der Kraftstoff nicht zu stark hin- und herschwappt und sich der Sprit seinen Weg zum Fördermodul automatisch sucht. „Auf ebener Straße mit nur einem Liter Tankinhalt wegfahren, das ist konstruktionsseitig eine Top-Leistung“, so Ziemann. Was ihn allerdings nicht davon abhält, es auch mal mit nur 0,4 Litern zu versuchen. Erfolgreich übrigens, aber keineswegs ratsam für den normalen Nutzer. „Es gibt eine ganze Menge Anpassungen im Vergleich zum Vorgängermodell, mit denen wir die Einsatzsicherheit des neuen Vito auch im extremen Grenzbereich sichergestellt haben“, berichtet Christoph Hartz. Der Diplom-Inge- „WIR STELLEN SICHER, DASS DAS AUTO AUCH IN GRENZSITUATIONEN FAHRBAR BLEIBT“ Peter Ziemann, Entwicklungsingenieur bei Mercedes-Benz nieur ist nicht nur der Chef von Peter Ziemann, sondern leitet auch die Gruppe der Entwickler, die die Ergebnisse des Ziemann-Teams in neue Konstruktionen umsetzt. Kurz: Er übernimmt eine wichtige Schnittstellenfunktion. Zum Beispiel bei der Konstruktion des ebenfalls eigens für den Vito entwickelten Fördermoduls, das sich im Tank befindet und den Diesel ansaugt, sodass der Kraftstoff zum Motor fließen kann. Es arbeitet mit speziell auf den Vito ausgelegten Saugstrahldüsen – so entstehen auch bei niedriger Füllmenge keine Luftblasen. Jeder Tank atmet. Auch der des neuen Vito. Das Be- und Entlüftungsventil muss von der Größe her genau richtig ausgelegt sein. Genau wie der Aktivkohlefilter, der Gase aus dem Kraftstoffkreislauf aufnimmt und wieder in Kraftstoff umwandelt. Der Filter darf nicht übersättigen und muss so dimensioniert sein, dass er exakt zur Kraftstoffanlage des neuen Vito passt. Dazu gehört auch, dass die Tester herausgefunden haben, wie oft der Filter gespült werden sollte. Das wurde dann programmiert und geschieht nun automatisch. Zwischen 15.000 und 20.000 Kilometer sind die Spezialisten für die Kraftstoffanlage allein in der Sierra Nevada mit den Versuchs-Vito gefahren. Doch das ist nur ein Teil des Programms. Zusätzlich geht es im Rahmen der Sommerfahrerprobung noch in ein spezielles Stadtprogramm in Granada. Und dann weiter auf die IDIADA, die berühmte Teststrecke für Hochgeschwindigkeitsfahrten in der Nähe von Barcelona. Entgegengesetzte Bedingungen zur spanischen Hitze bietet die Winterfahrerprobung im schwedischen Arjeplog. Dort, nahe dem Polarkreis, interessiert die Ingenieure das Verhalten des Kraftstoffsystems und seiner Bauteile in extremer Kälte. Was bei Hitze gut ist, zum Beispiel eine zusätzliche Wärmeisolation, verursacht bei 25 Grad minus womöglich Probleme. Die Entwickler müssen deswegen immer einen gangbaren Mittelweg finden. Für die Konstruktion der Leitungen heißt das „kurze Wege, aber nicht zu kurz!“, so Christoph Hartz. Von zentraler Bedeutung sind die Funktionsprüfungen der Fördersicherheit auf dem Testgelände im niedersächsischen Papenburg. Dort werden auf der Fahrdynamikplatte extreme Kurvenfahrten simuliert, wie sie zum Beispiel auf Autobahnkreuzen tagtäglich vorkommen. Auch die Auswirkung von Schräglagen auf den Kraftstoffkreislauf wird hier getestet. Manchmal ist es für den Laien schwer zu fassen, wie kompliziert scheinbar simple Dinge im Detail sind: zum Beispiel die Einstellung der Füllstandsanzeige im Kombiinstrument. Sie darf nicht zu früh, aber natürlich auch nicht zu spät Reserve anzeigen und den Fahrer zum Tanken auffordern. Deswegen muss der Ableser des Hebelgebers – er ist vergleichbar mit dem Schwimmer einer Toilettenspülung – bei Schräglage „desensibilisiert“ und entsprechend programmiert werden. „Früher war die Tankanzeige einfach. Heute erwartet der Kunde ein präzises Messinstrument“, sagt Peter Ziemann. In Papenburg werden außerdem spezielle Brems- und Beschleunigungsprüfungen durchgeführt. Dabei machen die Tester bei 100 Kilometer pro Stunde eine Vollbremsung und fahren im Anschluss sofort wieder zügig an. Das muss u Sally JohnSon | Portfolio | dezember 2011 stellt sie aus. Seit 20 Jahren protestieren die GuerrillA GirlS in Pumps und Affenmasken gegen dieses ungleichgewicht. Das sieht queer aus, ist aber traditionsbewusst feministisch. »Feminist Future Symposium« mit einem Gorillagastvortrag. Trotzdem verstehen sich die Girls noch immer als Untergrundkämpferinnen. »Guerrilla ist unsere Arbeit insofern, als wir mit Überraschungsangriffen gegen die Mächtigen zu Felde ziehen«, erläutert Kathe Kollwitz. »Wir versuchen, einerseits mit Fakten, andererseits mit grellen Schlagzeilen und Motiven Meinungen zu verändern.« Das F-Wort neu erfinden Ein Dokumentarfilm von Marie Losir porträtiert das Künstlerpaar BrEyEr-P-OrriDgE Zur grellen Bildsprache der Guerrilla Girls gehören neben Live-Auftritten wie im MOMA tender to all gender Der Urschrei der Gorillas ertönte vor zwanzig Jahren. 1989 nahmen ihn New Yorker Passanten erstmals wahr: Auf einigen Omnibussen prangte ein gelbes Werbeplakat. »Müssen Frauen nackt sein, um ins Metropolitan Museum zu kommen?«, war darauf zu lesen. Eine ausgestreckte Schöne – ein Ausschnitt aus dem Gemälde »Die große Odaliske« von Ingres – gab an eine Drag-Nummer. Inhaltlich sind die Girls dagegen traditionell feministisch. Sie wollen »das F-Wort neu erfinden«, wie einer ihrer Claims verrät. Auf Anhieb kann Kathe Kollwitz drei Bedingungen nennen, die zum femi- die Antwort. Sie trug nichts am Leib als eine grobschlächtige Gorillamaske, die ihr ganz offensichtlich nachträglich aufkopiert worden war. Trotz Kriegsrhetorik sind die Aktionen der Guerrilla Girls sehr akademisch. Die wuchtigsten Waffen sind Aufkleber. Alle Cartoons, Zeichnungen, Flyer und Pamphlete können von der Website heruntergeladen werden. Der Mit der Aktion machten die Guerrilla Girls, eine Gruppe feminististischer Künstlerinnen aus New York, ihrem Ärger darüber Luft, dass in Museen, Marschbefehl an die User lautet: ausdrucken, kopieren und in die Welt kleben. Unter anderem ist online eine nistischen Neustart führen: »(1) Erinnere alle daran, dass Frauen in vielen Gegenden der Welt noch keine Bürgerrechte genießen. (2) Tritt das Klischee von der quengeligen und negativen Feministin in die Tonne. Und (3) ermutige jeden Menschen, für das einzutreten, was im wichtig ist – je mehr Aktionen, desto mehr Feminismus!« 888 Film: Noise and Resistance Cr ass not Clash Julia Ostertag und Francesca Araiza Andrade zeigen in ihrem Film die Geschichte des Anarcho-Punks in Europa bis heute Nr.8 • Oktober 2011 zählung« im altehrwürdigen Metropolitan Museum of Art, einem rein privat finanzierten Kunsttempel, hatte eindeutige Zahlen geliefert: 85 Prozent der dargestellten Nackten waren weiblich. Aber nur 5 Prozent der dort präsentierten Werke stammten von Frauen. Ausgerufen hatten die Guerrilla Girls ihren Krieg vier Jahre zuvor. Nur nahm 1985 niemand Notiz davon. Auch damals war der Gegner ein weltberühmter New Yorker Kunsttempel: Das Museum of Modern Art, kurz MOMA. In einer Werkschau der Gegenwartskunst waren unter 169 Ausgestellten 3 Frauen vertreten. Kurator Kynaston McShine bemerkte süffisant, wer nicht ausgewählt worden sei, solle seine bisherige Karriere überdenken. Die wütenden Demonstrantinnen vor dem MOMA fanden nur wenig Zuspruch. »Wir waren völlig irritiert, dass wir keinerlei Eindruck bei den verbirgt. »Wir stellten uns entsetzt die Frage: Warum waren Frauen und Farbige in den 70ern besser dran als in den 80ern?«, ergänzt ein Guerrilla Girl, das sich Meta Fuller nennt. »Gab’s da irgendeinen Rückschlag?« Nein, das war schon immer so: Egal ob Literatur, Musik oder bildende eines Musikgenres mit einer musikalischen Haltung. So entsteht Sookie – und sich ansonsten nur auf die musikalische Traditionslinie des Anarcho-Punk bezieht. der Eindruck, dass Punk, DIY und politische Musik dasselbe wären. Und das stimmt ja so So ist Julia Ostertag mit Filmen wie »Gender X«, »Under the Red Sookie ist toll, das ist gar keine Frage und hat mit ihrem Konzept auch nicht. Aber hier bewegen wir uns im schwer durch- Um die Geschichte zu vervollständigen, fehlt im Film aber die gan- Umbrella« oder »Saila« bekannt für eine feministische, geschulte Perspektive. Sie zeigt, dass die des Quing – eine Mischung aus Queen und King – dem ansonsten meist ziemlich homophoben der verwoben. »Noise and Resistance« zieht die Linie zurück zu ze US-Verwandschaft: DC-Hardcore und die Dead Kennedys, die Kritik der Riot-Grrrls an der chauvinistischen Hardcoreszene der Rap ein queeres Konzept hinzugefügt. Doch warum sie die Ein- schaubaren Spannungsfeld von Politik, Ästhetik, Subkultur und künstlerischer Freiheit, die schon Generationen von Kulturwissenschaftlern beschäf- »Noise and Resistance« von Julia den Anfängen des Anarcho-Punk, zurück zu Crass. Die britischen musikalisch auf den heutigen Hardcore-Punk und anverwandte frühen 90er gefruchtet zu haben scheint, wenn auch auffällt, dass zige inmitten von ausschließlichen Punk- und Hardcore-Bands tigt haben. Dann lieber noch 'ne Runde Crass hören. Ostertag und Regisseurin Francesca Araiza Andrade – beide Teil der Punkrocker Crass, die 1977 ihre erste Platte veröffentlichten, die meisten interviewten Frauen aus nur einem besuchten Land, Punk-Szene – eines besseren belehrt. Denn das altbekannte Häusergraffiti »Punks’ not dead« ist aktueller denn je, vor allem im Angesicht der sich immer mehr waren Verweigerer einer ökonomischen Verwertbarkeit ihrer Musik und die Punk-Band, die die Subgenres mindestens einen ebenso großen Einfluss hatten wie Crass. Aber klar, die auf der anderen Seite des großen Teichs sind wohl eher schwer zu erreichen und einen Anspruch auf Vollständigkeit hat hier keine formuliert. Also Europa. Beeindruckend ist besonders die Episode über eine Moskauer HardcoreBand, die unter staatlichen Re- reich Subkultur das Gleichberechtigungswunderland. Seufz. Etwas verwirrend ist, dass der ist, die zu Wort kommen darf, scheint zufällig. Sie selbst gibt sich ihre Legitimation: Es sollte ja nicht um einen musikalischen Stil gehen, sondern um eine politische Haltung. Aber genau dieser Anrufung wird der Film nicht gerecht: Hier geht es in erster Linie um die Verknüpfung ster Stelle stehen, wie die Ramones, Sex Pistols oder The Clash, hier nichts zu suchen haben. Sie haben sich einfach zu sehr vereinnahmen lassen. derung nicht nur im Bereich der Lohnarbeit, sondern auch im Be- das Gefängnis Körper zu verlassen und dem Einswerden so nahe wie möchten«, erklärt Musiker und Künstler Genesis-P-Orridge (Throb- möglich zu kommen. Der Fokus der Dokumentation der P-Orridges pubertierenden Töch- bing Gristle, Psychic TV) am Anfang der Dokumentation über die französischen Regisseurin Marie Losier liegt allerdings nicht auf ter mit Papas neuen Brustimplantaten umgehen und schreiben an fig verbreiteten, irrigen Meinung Liebe zwischen ihm und seiner Pandrogeny als Konzept, sondern auf der Beziehung von Breyer- beide eine lange, um Verständnis werbende Mail, in der sie er- auf, dass P-Orridge die treibende Kraft hinter dem Pandrogeny- wegten. Ohne sie hätte es Breyer- P-Orridge. In gekonnt miteinander verflochten Versatzstücken aus Interviews, Ausschnitten aus privaten Homevideos und Performancematerial zeichnet sie das Bild einer kreativen, künstlerischen und grenzenlosen Seelenverwandtschaft, die von ihrem Treffen im Jahr 1993 an bis zum plötzlichen Tod von Lady Jaye 2007 ihre transformatorische Kraft entfalten konnte. Eine der großen Stärken Losiers liegt in der unglaublichen Wärme, mit der sie Breyer-P-Orridge betrachtet und die Gefühle zwischen ihren Protagonist_innen fast physisch erfahrbar macht. Dazu tragen viele humorvolle Szenen bei, Situationen, die unterstreichen, wie zärtlich und fürsorglich das Paar miteinander und mit ihrer Umwelt umgeht. Sie machen sich Sorgen, wie wohl klären, dass es um ein Kunstprojekt gehe, was daran wichtig sei und so weiter und so fort. Tochter Caresse Der Film wird präsentiert fragt daraufvon hin nur leicht and genervt von am 20.1 0.2011 ihrem exzenim Passageum 22h45 Mönckeb -Kino, trischen Vaergstr. 17, Hamburg ter: »Heißt das, ich muss dich jetzt Mummy nennen?« Und Jeunesse, die Ältere, beschwert sich: »Was, ihr habt so viel Geld für Brüste ausgegeben, wo ich doch ein neues Auto brauche?« Doch das ist nicht alles. Anhand von Genesis P-Orridge Erzählungen und altem Footage-Material zeichnet der Film auch die Geschichte der britischen Industrial Music und die ihrer Be- gründer, der Avantgarde-Gruppe Throbbing Gristle, nach und zeigt Konzept wäre. Diese/r erklärt, dass es Lady Jaye war, die ihm am ersten Tag ihrer Begegnung ihre Kleidung anzog, den weiblichen Teil seiner Persönlichkeit erkannte und hervorbrachte. Ähnlich wie P-Orridge nie gegeben. Außergewöhnlich ist nicht nur die Liebesgeschichte, sondern auch die Geschichte zwischen dem Paar und der Regisseurin, die nur zufällig einem Konzert der beiden bei- deren Radikalität – sowohl musikalisch als auch gesellschaftlich. So bekamen P-Orridge und seine Kolleg_innen für ihre Performance »Prositution« aus dem Jahr 1976 von einem britischen Parlamentsabgeordneten den Titel »Zerstörer der Zivilisation« verliehen. Deren Auftritte lässt die zeitgleich stattfindende Punk-Bewegung wie eine Gruppe Waldorfschüler_innen beim Eurythmietanz aussehen. Auch die im Mainstream weitaus weniger bekannte Lady Jaye Breyer kommt im Film nicht zu kurz. Losier räumt mit der weitläu- P-Orridge hatte sich auch Breyer schon vor ihrer Beziehung mit P-Orridge mit Themen wie Gender und Body Mutilation auseinandergesetzt. Schon als 14-Jährige lebte sie in besetzten Häusern in New Yorks Lower Eastside und finanzierte ihre Krankenschwesterausbildung dadurch, dass sie nachts als Domina arbeitete. Sie trat jahrelang mit feministischen Performances auf, in denen sie weibliche Stereotype umkehrte, neue Charaktere und Rollen schuf, die sich außerhalb der körperlichen geschlechtlichen Beschränkung der menschlichen Identität be- wohnte, nur zufällig P-Orridge kurze Zeit später wieder sah und nach einem langen Gespräch von Breyer-P-Orridge ausgesucht wurde, um ihre Liebe und ihr Leben zu dokumentieren. In einem bei Vimeo anzusehenden Video sieht man Losier selbst, wie sie über das Paar spricht. Und man merkt: Hier spricht keine objektive Dokumentarfilmerin, hier spricht eine Freundin. Ehefrau Lady Jaye Breyer, »The Ballad of Genesis and Lady Jaye«. Wahrscheinlich kennt jedes Paar dieses Gefühl, aber die wenigsten werden dieselben Konsequenzen daraus ziehen wie die beiden, die die Energie ihrer Liebe als Vehikel nutzten, um mittels chirurgischer Eingriffe die körperlichen Grenzen ihrer Egos aufzulösen. Pandrogeny nennen sie ihr Konzept, das nicht primär von Gender handelt. P-Orridge erklärt: »Manche haben das Gefühl, sie wären ein Mann, der in einem weiblichen Körper gefangen ist. Andere fühlen, sie wären eine Frau, gefangen in einem Männerkörper. Der Pandrogyn sagt: ›Ich fühle mich in einem Körper gefangen.‹ Der Körper ist nicht mehr als ein Koffer, der uns herumträgt. Pandrogeny dreht sich um das Denken, um das Bewusstsein.« In einer dritten www.noise-resistance.de 888 Text: Stefanie Lohaus Julia Ostertag, Francesca Araiza Andrade: Noise and Resistance – Voices from the DIY Underground, Dokumentarfilm, 2011 pressalien leidet, während gegen die aufstrebenden Neonazis nichts unternommen wird. 888 888 Thema des Artikels Hugs Kisses Sigue Sigue Sputnik Sigue Sigue Sputnik!! Ich bin fast vom Glauben gefallen als ich erfuhr, dass die größte und erfolgreichste Electro- www.balladofgenesisand ladyjaye.com/ballad 888 Punkband aus den 80ern wieder auftritt und auf Tour geht. Klar, nach all den Jahren in einer anderen Besetzung, aber der Kopf und Songwriter der Band, Martin Degville, ist geblieben, und zusammen mit dem fabelhaften Mark Standley an der Gitarre, von der ehemaligen GlamPunkband »V2«, und der exotischen Mandy Minx am Keyboard touren sie nun unter den Namen »Sputnik 2«. Dabei haben sie sich wieder eingereiht in die schrille Kostümierung und Bühnenpräsenz, die schon in den 80er Jahren ausschlaggebend und unvergesslich geblieben sind. Ihre Performance ist das reinste Spektakel aus Glamour, Style und visueller Schrilligkeit und unvergesslich sind auch ihre Hits »Love-Missile F1-11«, »Sex Bomb Boogie«, »Dancerama« und »Success«, um nur einige Songs zu nennen, die aus Text: Stefanie Lohaus 69 den Boxen hämmern und nach wie vor zum Tanzen auffordern. Martin Degville veröffentlichte xo_Sigue Sigue Sputniks Top 10 Playlist kämpfer aus den Niederlanden – wer konsequent an einer Utopie des besseren Lebens mitarbeiten will, ist hier richtig. politische Message »Anarchismus & Pazifismus« am konsquentesten verfolgte. Das erklärt auch, warum Bands, die in sonstigen Punkdokus immer an er- aus Schweden, kommen. Schweden ist anscheinend dank staatlicher Frauen- und Mädchenför- Identität »Breyer-P-Orridge« versuchen die pandrogyn Liebenden fühl, dass sie eins werden wollen, dass sie sich gegenseitig aufessen xo_Film + Buch – tender to all gender verschärfenden globalen Krisen. Denn egal ob Bauwagenbewohner in Berlin, Hardcore-Musiker aus Moskau, Hausbesetzer aus Barcelona oder Gewerkschafts- Kunst – weibliche Kreative haben es seit jeher schwerer ernst genommen zu werden. Deshalb kämpfen die Guerrilla Girls seit bald einem Vierteljahrhundert gegen das Patriarchat im Kunst-Business, vor allem in amerika- Film eine musikalische Ausnahme zeigt – die Berliner Rapperin »Wenn zwei Menschen sich sehr lieben, dann haben sie dieses Ge- xo_Film + Buch Hugs and Kisses Passanten hinterließen«, erinnert sich Kathe Kollwitz, die ihre wahre Identität wie alle Guerrilla Girls hinter dem Namen einer berühmten Künstlerin Der Film gewinnt noch mal dadurch, dass die Macherinnen viele Frauen, queere Aktivistinnen und insbesondere Musikerinnen zu Wort kommen lassen. Harte Musik und politisches Bewusstsein sind eng miteinan- Wer glaubt, Punk wäre, weil jetzt auch Fußballspieler Iros haben, nur noch eine Modebewegung ohne politischen Anspruch, der wird durch den Dokumentarfilm Krieg den Tempeln xo_Kunst 888 Film: Noise and Resistance Galerien und Kunst-Shops Frauen nur als Objekte der Kunst eine Rolle spielen, nur selten als deren Schöpferinnen. Ihre demonstrative »Pimmel- 68 Artikel n– Körper auflöse sen! Grenzen auflö nischen, gelegentlich auch in europäischen Kunstmetropolen. Inzwischen gehören auch die Guerrilla Girls zum Establishment der Underground-Kunst und werden wohlwollend beachtet. So durften sie 2005 mit ihren Propagandaplakaten die Biennale in Venedig eröffnen. Selbst das feministisch unsensible MOMA schmückte 2007 ein auch Demonstrationen vor Galerien und Ausstellungshallen. Stets tragen die Aktivistinnen große Gorillamasken, oft hochhackige Schuhe und Netzstrumpfhosen. Der selbstironische Auftritt im Kunstpelz erinnert Nr.7 • April 2011 • 4 Euro 888 Film: The Ballad of Genesis and Lady Jaye Guerrilla Girls am Hebel Gorill asFrauen machen Kunst. Aber kaum ein Museum Hugs Kisses and 888 888 Guerrilla Girls 70 71 76 Sally JohnSon | Portfolio | dezember 2011 seit 2003 eine Reihe neuer Alben und plant für das Jahr 2009 ein neues Bandprojekt namens »Sci-Fi-Superstars«, das eine weitere Entwicklung aus glitzerndem und glamourösem high-tech ElectroPunk Rock’n’Roll verspricht. »Hugs and Kisses« traf die Urgesteine des Elektropunkrocks in Berlin und sprach mit Mark Standley über seine persönlichen Top-Ten-Hits: 1. T.Rex – »Metal Guru« Ahhh, Marc Bolan, mein erster Held. T.Rex waren die ersten wirklichen Popstars, die ich 1972 live gesehen habe als dieses Lied in den Charts war. Es war eine Offenbarung! Die Menschenmasse, die Hysterie, die Frauen!! Ich konnte es nicht fassen, dass ich mich im selben Raum mit jemandem aus dem Fernsehen befand. Eine großartige Erinnerung! 2. David Bowie – »Cracked Actor« Die Ziggy Stardust Tour. Mein zweiter Liveauftritt ein Jahr später. Das war unglaublich. Ich dachte: »Dieser Kerl kann nicht menschlich sein.« Diese Musik, die ich bis dahin noch nicht gehört hatte, war fantastisch. Die Bühnenshow, das Licht, Mick Ronsons Gitarrengekreische und das Echo überall in der Halle etc. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ein bedeutender Moment in meinem Leben. 3. The Clash – »Career Opportunities« Obwohl die Sex Pistols meine Lieblingspunkband waren (ich war mit einer der Wenigen, der ihr allerletztes Konzert überhaupt in England am Weihnachtstag 1977 in Huddersfield gesehen hatte), war dies das erste Album, das mein persönliches Leben anzusprechen schien. 4. Joy Division – »Disorder« Joy Division probten gewöhnlich über meiner ersten Band »V2«, www.v2.shorturl.com, und unterstützen uns eine Zeitlang. Ich hatte gerade meine erste Dosis von Magic Mushrooms in mir, als ein Freund die Testpressung von »Unknown Pleasures« anmachte. Ich konnte es nicht fassen, dass das die Kerle von oben drüber waren! An nur einem Nachmittag verwandelte ich mich vom Rivalen zum Fan! 5. The Smiths – »I know it’s over« Schwer, meinen Lieblingsong von »The Smiths« rauszusuchen. Ich kannte Mike Joyce, als er noch 15 Jahre alt war und öfter vorbeikam und mit »V2« herumhing. Ein paar Jahre später brachte mir ein Freund eine Kopie von »Hand in Glove« vorbei und sagte, dass dies Mikes neue Band wäre. Ich erwartete einen recht ordentlich, typischen Lokalband-Sound, aber als ich es spielte, wusste ich sofort, dass sie ein riesen Ding waren. der »Manchester Szene« berühmt, wobei sie aber nie wirklich ihr Potenzial ausgefüllt haben. Allerdings haben sie einige großartige Songs und Erinnerungen hinterlassen. Hör mal in das Album »Quality Street«. 7. Suede – »Metal Mickey« Als sich die »Smiths« auflösten, gab es keine wirkliche Musik, die ich so richtig mochte, bis ich das erste »Suede«-Album in einer Nacht hörte, als ich voll drauf war. Ich musste so lachen, dass ich es gleich zweimal spielte! Eine große, überzeugte, rotzfreche Scheibe tuntigen Rock’n’Rolls. Irgendwie eine Mischung aus »Bowie« und »The Smiths«. Wie konnte ich das nicht mögen? Ich sah sie einige Male live und sie waren einer der besten Liveacts, die ich je gesehen hatte. Sigue Sigue Sputniks 8. Top 1 Clearlake – »I want to live in a Dream« Ich weiss nicht wirklich viel über diese Band, aber ich sah sie einmal im Fernsehen und liebte dieses Lied. In etwa, wie dieses »Morrisseyesque« Gefühl zu den Texten und das sagt wirklich schon alles. Playlist 9 . Ich denke, dass dies der beste Song über Depressionen ist, den ich je gehört habe. Er ist so traurig, dass es dich wieder aufmuntert! 2007 wirkte ich bei einer DVDDokumentation namens »Inside the Smiths« mit, die über Mike Joyce und Andy Rourkes Zeiten in der Band berichtet und auf Platz 1 der DVD-Charts in England und Amerika kam, was wirklich toll war. 6. World of Twist – »Jelly Baby« Ein anderer »V2«-Fan wurde Popstar! Tony Ogden, der traurigerweise schon gestorben ist, schrieb einige große, ausgefallene englische Songs. Sie wurden 1989 in Electric Six – »Gay Bar« Ich liebe diesen Song für die »Fuck you«-Einstellung und seinen tollen Rock-and-Roll-Sound. Großartig auch, um jeden Heterosexuellen damit zu nerven! 10. Ian Brown – »Fear« Ein weiterer alter »V2«-Fan. Ian Brown von den »Stone Roses«. Ich hörte dieses Lied auf dem Glastonbury Festival 2005. Großartige Texte und ein ungewöhnlicher und hypnotischer Sound mit schweren, satten Streichern. Nun, hier hast Du sie! Meine Lieblingslieder von heute, gestern und wer weiß noch wann!! xo_Sigue Sigue Sputnik 888 xo_Film + Buch hugS and KiSSeS gestaltung, layout + reinzeichnung 77