Ganz oder gar nicht
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Ganz oder gar nicht
Hochwertige Präsentation bei Holz-Richter in Lindlar. Ganz oder gar nicht Dr. Markus Richter hat in gut zwei Jahrzehnten sein Unternehmen entscheidend ausgebaut. Doch die Entwicklung scheint noch lange nicht zu Ende. Dr. Markus Richter führt die Regalfluchten in der riesigen Lagerhalle fast bescheiden vor. Immer wieder erläutert er eine Feinheit des Logistikkonzepts, bleibt dann kurz stehen und spricht ein zwei Sätze mit einem seiner Mitarbeiter. Als eine Aushilfskraft sich nicht gleich zurecht findet, schickt er sofort eine erfahrene Kraft, um ihr unter die Arme zu greifen. Abläufe, sagt Markus Richter, Abläufe sind das Entscheidende. Effektive, reibungslose und perfekt aufeinander abgestimmte Prozesse seien die Grundlage für ein erfolgreich geführtes Unternehmen. Das Zentrallager mit seinen rund 42.500 m², durch das der Rundgang führt, wurde 2012 in Betrieb genommen und be10 scherte dem Unternehmen seither ein jährliches Wachstum im deutlich zweitstelligen Bereich. Beliefert werden neben Handwerk und Industrie auch kleinere Holzhändler der Region. Zudem bedienen sich, seit dem Übertritt von Richter zur Eurobaustoff-Kooperation, auch die Baustoffhändler der Region, die Holz führen, bei Holz-Richter. Dabei sind die Kapazitäten des Lagers nach wie vor nicht ausgeschöpft. Weiteres Wachstum ist damit vorprogrammiert. Entsprechend wird auch in diesem Jahr mit einem zweistelligen Wachstum gerechnet. Markus Richter bleibt vor einer weiteren Regalflucht stehen, nicht so mächtig wie die, in denen die Holzbauprodukte lagern. Vielmehr geht es hier kleinteiliger zu. Ordentlich sortiert finden sich die Muster der Bodenbeläge, die über das Internet verschickt werden. Internet, ein Lieblingsthema von Markus Richter: 1996 erzählt er, habe er sich ein Buch zum Thema geschnappt und sei damit in Urlaub gefahren. Anschließend habe er entschieden, dass es noch zu früh sei, sich auf das Thema einzulassen. „Doch Anfang der 2000er Jahre habe ich gemerkt, jetzt wird es Zeit“, sagt Richter. Heute ist er einer der führenden Online-Holzhändler. Ganz oder gar nicht: Das Motto von Dr. Markus Richter, Geschäftsführer von Holz Richter, beweist sich in allen Produktbereichen die angeboten werden wie hier bei Bodenbelägen. 2|2015 Holz-Richter Dieser Bereich teilt sich in zwei Felder: den B2B- und den B2C-Bereich. Im B2B-Bereich ist der Online-Shop mehr oder weniger eine weitere Bestellmöglichkeit neben den etablierten. Hier geht es letztlich darum, Umsatz zu sichern und technisch auf der Höhe der Zeit zu agieren. Anders dagegen im B2C-Bereich: Damit generiert Richter ansehnliche Zusatzumsätze. Während sich die direkte Lieferung in allen Bereichen und an alle Kunden etwa in einem Radius von 100 Kilometer um Lindlar herum bewegt -- dieser Raum umfasst allerdings zusammen mit dem Großraum Köln und dem Ruhrgebiet um die 14 Millionen Menschen -- wird an die Endkunden bundesweit über Speditionen verschickt. Die Kunden, die sich im Netz dann doch noch nicht abschließend für einen bestimmten Boden entscheiden können, haben die Möglichkeit, sich Muster zusenden zu lassen. Mehrere Hundert, erläutert Richter und nimmt eines der Täfelchen aus einem der Kartons, werden von Lindlar aus täglich verschickt. Der Rundgang geht weiter zu dem Platz, wo die LKWs „konfektioniert“ werden. Zwischen 500 bis 700 Aufträge pro Tag werden in Lindlar abgearbeitet, zwischen 10 und 20 Kunden fährt jeder der 30 firmeneigenen LKW pro Tag an; die Touren werden computergesteuert berechnet und optimiert. Einmal mehr betont Richter die Notwendigkeit effektiver Abläufe. Der Rundgang führt anschließend in die Ausstellung mit den Bodenbelägen, großzügig gestaltet mit einzelnen sehr pointiert gestalteten Einrichtungsvorschlägen. „Wir haben ein extrem breites 2|2015 Titel Am Abend werden die firmeneigenen LKW für die Touren am kommenden Tag beladen. und tiefes Sortiment“, betont Richter. „Deshalb hat unsere Ausstellung auch eher einen Messecharakter.“ Trends? Vorlieben? Richter zögert einen Moment und sagt dann: „Wir wollen dem Kunden die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden und geben ihm diese Möglichkeit durch unsere umfassende Sortimentskompetenz.“ Gleich am Eingang der Ausstellung führt eine Treppe nach oben zur Türenausstellung. Auch dort wird klar, dass Markus Richter sein selbst gestecktes Motto „Ganz oder gar nicht“ konsequent umsetzt. Entweder ein Sortimentsbereich wird weitestgehend abgedeckt, oder er wird nicht geführt. „Wir versuchen in allen Bereichen, die wir bieten, der zunehmenden Sortimentskomplexität gerecht zu werden“, sagt Richter. Rund 4.500 m² Ausstellungsfläche stehen dabei für Böden, Türen und Holz im Garten zur Verfügung. Den Grundstein für das Unternehmen legte 1959 sein Vater, Frank Richter. Damals war das Unternehmen noch im Ortskern von Lindlar angesiedelt, das rund 30 Kilometer Luftlinie von Köln entfernt im bergischen Land liegt. 1976 wurde der Betrieb auf ein 24.000 m² großes Grundstück in das damals neu erschlossene Gewerbegebiet Klause am Ortsrand von Lindlar verlegt. Kernstück des Unternehmens war die neu errichtete Halle mit 2.500 m² und verschiedenen Lagerflächen; Kundengruppen waren sowohl Handwerk, Handel, als auch die Industrie. Heute ist die zur Verfügung stehende Grundstücksfläche auf 105.000 m² angewachsen und die Lagerhallenfläche auf 60.000 m2. Die Türenausstellung in der ersten Etage wurde im März noch einmal erweitert. 11 Titel Markus Richter lernte im elterlichen Betrieb die Branche von der Pike auf kennen. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft erweiterte er seinen Horizont durch seine sechsjährige Tätigkeit als Unternehmensberater für McKinsey & Company, für die er im In- und Ausland, unter anderem in Brasilien, tätig war. Seine Doktor-Arbeit trägt den etwas sperrigen Titel „Konzept eines intelligenten sprachverarbeitenden Frühwarnsystems zur Vorhersage von Umweltdiskontinuitäten auf Basis natürlich sprachlicher Systeme“. Im Kern behandelt die Arbeit das Erkennen von Frühindikatoren branchenspezifischer Veränderungen. Diese zu erkennen, weiß Richter, ist eine Kernvoraussetzung, mittel- und langfristig richtige und zukunftsbestimmende Entscheidungen zu treffen. Als er 1991 das Unternehmen übernahm, hatte es zwölf Mitarbeiter, heute sind es gut 250. „Im Nachhinein sieht es so aus, als hätte es eine Art Masterplan gegeben. Im Grunde waren es aber Holz-Richter Sehr großzügig: die Ausstellung der Bodenbeläge. einzelne, wenn auch richtungsweisende Entscheidungen, die das Wachstum ermöglicht haben“, sagt Richter. Konkret meint er damit den Umbau von einem einzelhandels- zu einem großhandels orientierten Unternehmen in mehreren Schritten, und vor allem der Einstieg in den Internethandel. Aber noch zwei weitere wichtige Entwicklungsschritte gab es in den vergangen Jahren: die Eröffnung von Giardino, wo auf rund 3.000 m² Ausstellungsfläche Gartenmöbel, Grills und Sonnenschirme aller relevanten Marken gezeigt werden. Die Geschäftsführung von Giardino hat Anita Richter, die Ehefrau von Markus Richter. Zudem wird mit Speed-Wood ein Service für Profi-Kunden angeboten. Tischler und Schreinern steht damit der Service vorgefertigter Teile für den Möbel- und Messebau zur Verfügung. Q Dr. Markus Richter im Kundengespräch im Giardino, wo auf 3.000 m² Ausstellungsfläche Gartenmöbel, Grills und Sonnenschirme gezeigt werden. 12 2|2015